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Vergleichendes Handbuch
der
Symbolik der Freimauerei
Band II.
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Vergleichendes Handbuch
der
Symbolik der Freimaurerei,
mit besonderer Rücksicht
auf die
Mythologieen und Mysterien des Alterthums,


Band II.


Schaffhausen.:
Verlag der Fr.Hurter’schen Buchhandlung.
1861.
[]

Schnellpressendruck der J. G. Sprandel’schen Buchdruckerei in Stuttgart.

[V]

Vorrede.



Lenau sagt im Savonarola*) vom Weihnachtsgottesdienste zu Rom:

Die Ceremonie wird als Fratze
Gedankenlos nur ausgekramt;
Ein Affe, sie mit Kopf und Tatze
Tiefsinnige Geberden ahmt.
Und die Gemeinde geistverlassen
Und herzverödet, drängt und gafft.

Dass die maurerischen Ceremonien und Symbole nicht gleichfalls ein bloses Fratzen- und Affenspiel vor der geistverlassenen und herzverödeten, drängenden und gaffenden Gemeinde sein und werden möchten, war meine unausgesetzte Aufgabe, so lange ich als Maurer reden, schreiben und wirken konnte und geredet, geschrieben und gewirkt habe, und in dieser Absicht namentlich strebte ich durch jahrelange, unermüdliche Studien den einstens in den Ceremonien und Symbolen der Maurerei lebenden Sinn und Geist zu ergründen und vielleicht wiederzuerwecken. Lenau fügte seiner Klage tröstend bei:

Doch sollt ihr nicht dem Kummer glauben.
Kein Wort des Heilands wird verwehn:
Gott lässt sich seine Welt nicht rauben,
Und seine Kirche wird erstehn.

Ob euren modernden Gebeinen
Wird dann hinwandern eine Schaar
Von Priestern, wahren, frommen, reinen
Und würdig dienen am Altar.

[VI]

Die Herzen werden sich versöhnen
Einst unter einem Freudenzelt,
Und die Natur wird sich verschönen,
In Liebe athmen wird die Welt.

Die Herzen werden sich verbünden,
Sich bringen jeden Gottesgruss,
Von Brust in Brust hinübermünden
Wird, Gott entströmt, ein Freudenfluss.

Und finden werden sie gemeinsam
Den Weg, das Leben und das Licht.

Was ich in dieser erhebenden Hoffnung gesucht und gefunden, glaubte ich, als nur das Licht und die Wahrheit erstrebend, zum Frommen Aller veröffentlichen zu dürfen, unbekümmert um das Wehe und die Leiden, welche Dem drohen, der die Todten in ihrer trägen Ruhe zu stören und aus dem langen Staube aufzu rütteln wagt. Mit vom Schmerze zerrissenen Herzen muss und darf ich klagen, dass mein durchaus reines und uneigennütziges Bestreben, indem ich die Herausgabe einer vergleichenden Symbolik der Freimaurerei unternahm und dafür auch die nichtmaurerische Gelehrtenwelt anzuregen versuchte, als ein vorgeblicher Bruch des Geheimnisses und des darauf abgelegten Eides nur mit Undank und Verfolgung gelohnt wurde. Obwohl von den maurerischen Gebräuchen und Ritualen längst in allen Ländern unendlich mehr gedruckt ist, als in rein wissenschaftlicher Absicht in meinem Werke berührt und mitgetheilt wird, – obwohl in den Logen die Gebräuche und Rituale leider gewöhnlich ohne alle und jede geistvolle Deutung geübt werden und für Jeden blos der Geist darin liegt, den er selbst hineinzulegen vermag, – obwohl zugleich Alle stündlich und täglich in den mannichfachsten Beziehungen das sog. unverbrüchliche Geheimniss theils unter sich selbst, theils gegen Fremde brechen: sollte ich dennoch einVerräther sein, weil ich Gedrucktes und anderwärts Erfahrenes öffentlich besprach. Eine verblendete und irregeleitete Mehrheit schrie, wie einst der Papst, zu dem Augustinermönche Mariano über Savónarola ausgerufen:

[VII]

Gehe hin und schlage diesen Schwärmer
Mit des Verstandes blankem Schwert,
Schaff’ mir vom Leib den wilden Lärmer,
Der mir an meinem Mantel zerrt!

Savonarola wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, aber mit seiner Asche konnte der zerfetzte Papstmantel nicht wieder hergestellt werden und bald werden diese Fetzen nach allen vier Weltgegenden durch die freien Lüfte getragen werden. Meinen Richtern verzeihe ich, denn sie wussten nicht, was sie thaten, und werden früher oder später ihren Irrthum und ihr Unrecht erkennen. Der feierliche Eid des Stillschweigens aber, welcher auch jetzt noch allerdings von jedem Neuaufzunehmenden geleistet und von ihm bei jeder Beförderung in einen höhern Grad wiederholt werden muss, und den ich verletzt haben soll, ist ein völlig widersinniges und gar nicht mehr zu erfüllendes Ueberbleibsel früherer Zeiten und besonders jener Zeiten, in denen in England die Maurerei zum Deckmantel politischer Pläne und Verschwörungen missbraucht wurde. Dieser politische Eid schloss nach dem ältern englischen Lehrlingsfragstücke mit den ächt englischen Matrosenworten:

„Alles dieses schwöre ich mit dem festen und unerschütterlichen Entschluss, es zu halten ohne allen Wankelmuth, inneren Vorbehalt, oder was immer für eine selbstersonnene Ausflucht; unter keiner geringern Strafe, als dass mir mein Hals durchschnitten, meine Zunge bei der Wurzel ausgerissen und diese vergraben werde im Sande des Meeres bei niedrigem Wasserstande, ein Cabeltau weit vom Ufer, wo Ebbe und Fluth zweimal in 24 Stunden darüber geht. So helfe mir Gott und erhalte mich standhaft in dieser meiner Lehrlingsverpflichtung1).“

In Uebereinstimmung mit diesem, im 17. Jahrhundert in [VIII] England aufgebrachten Eide stand es, dass man das uralte Halszeichen, einen mit der rechten Hand von der linken Schulter zur rechten und von hier abwärts zu beschreibenden rechten Winkel als Symbol des zu erstrebenden rechten Handelns und Wandelns, nunmehr auf das an dem Verräther zu vollziehende Halsabschneiden deutete, wie es in England und in Frankreich leider noch dermalen geschieht. Auch ist in England und in Frankreich jene Eidesformel im Wesentlichen nicht blos beibehalten, sondern in England theilweise selbst verschärft worden, wofür auf „das Freimaurerthum in seinen 7 Graden“, Leipzig 1857, S. 7, 16, 60 u. s. w., sowie auf Ragon, rituel de l’apprenti maçon, Paris 1860 S. 54 unten und S. 61, verwiesen wird. Wenn anders das von einem englischen königlichen Bogenmaurer (Royal-Arch-Mason) angeblich nach den Archiven der englischen Grossloge verfasste Freimaurerthum Glauben verdient, wird dem Neuaufzunehmenden nach dem jetzigen Rituale bei seiner Einführung in die Loge und vor dem abgelegten eigentlichen Eide auch noch der weihende Stich also gegeben (S. 12): „Ungefähr auf der Mitte der Schwelle drückt ihm der jüngere Aufseher die Spitze des Zirkels auf die linke1) Brust und fragt ihn: „Fühlen Sie etwas, Candidat?“ Antw.: „Eine Marter fühle ich.“ Der jüngere Aufseher: „So wie dieser Stich eine Marter für Ihr Fleisch ist, so mag Ihr Herz und Gewissen ewig gemartert werden, wenn Sie je die Geheimnisse des Freimaurerthums zu enthüllen versuchen sollten.“ – In Deutschland und in der Schweiz dagegen ist die englische Eidesformel seit längerer Zeit bedeutend verändert und gemildert: allein bei einem jetzt nur auf Selbstveredlung, Freundschaft und Wohlthun berechneten Vereine möchte jeder derartige Eid überflüssig, wenn nicht thöricht erscheinen, wesshalb auch Krause, a. a. O., I. 2 S. 337 ffg., sich mit allem Nachdrucke dagegen erklärt hat, wie [IX] es vor ihm von Fessler geschehen war. Schon das Bedenken steht dem Eide entgegen, dass er abgenommen wird, ehe und bevor der Schwörende dessen Bedeutung kennt und man ihm entweder noch gar Nichts oder nur sehr Weniges mitgetheilt hat; einzig in der (niemals erfüllten und zu erfüllenden) Erwartung, der zu erfahrenden wichtigen Geheimnisse wird der geforderte Eid geschworen. Ferner kann man unmöglich zu verschweigen geloben, was seit Jahrzehnten in vielen aus- und inländischen Büchern von Jedem gedruckt zu lesen und nicht selten aus diesen Büchern nur abgeschrieben ist; wenn Jemand Das, was er aus solchen öffentlichen Büchern erfahren, weiter mittheilt, verräth er begreiflich Nichts aus der Loge. Vielen Logen und Tausenden von Brüdern fällt das Schweigen so ausserordentlich leicht, weil ihnen das Reden die schwerste königliche Kunst wäre. Nachdem nun die Maurer vollständig aufgehört haben, irgend welche politische, wissenschaftliche oder technische (Kunst-) Geheimnisse zu bewahren und zu besitzen, wollte bereits der um die Umgestaltung und Bessergestaltung der neueren Maurerei so verdiente Br. Fessler (Schriften III., S. 79-80) den früheren Maurereid blos zur historischen Kunde der Brüder gebracht wissen: „weil wir nicht mehr in der wirklichen Baukunst arbeitende freie Maurer, mithin auch nicht mehr in der Nothwendigkeit unserer würdigen Vorfahren sind, die besondern Vortheile und Handgriffe der Kunst geheim zu halten, oder, aus Furcht vor Entheiligung, Kerker und Scheiterhaufen zu verbergen. Unsere Gebräuche sind durch den Druck der Welt bekannt geworden: ihre Geheimhaltung kann also durch keinen Eid mehr versprochen worden. Das einzige Geheimniss, was noch in der Bruderschaft liegt, ist das Wesen und die Tendenz der Freimaurerei, und die Geschichte ihres Ursprungs und ihrer Fortschritte. Wer das Wesen und die Tendenz der Freimaurerei unter Leitung unserer Symbole in seinem Innersten gefunden hat, der kann es durch Aussprechung nicht entheiligen; denn er wird von Denen, die es [X] noch suchen, nicht verstanden. Wer durch eigene Forschungen zur Erkenntniss des Ursprungs und der Fortschritte der Freimaurerei gelangt ist, der kann zur Verschweigung seiner Entdeckungen durch keinen Eid verpflichtet werden.“ – Krause, I. 2, S. 348, bestätigt dieses mit den Worten: „Nie habe ich irgendwo ein Gelöbniss abgelegt, allgemein menschliche Wahrheiten zu verschweigen, und die Aussicht auf die Schmähungen und Verläumdungen der Unwissenheit und der Hehlsucht verpflichtet mich insbesondere, Gott und dem Gewissen allein zu gehorchen.“ – In dem gleichen Sinne mit Fessler und Krause hatte schon früher Kant, zerstreute Aufsätze, Frankfurt und Leipzig 1793, S.32, ganz unbedingt gelehrt, dass ein jeder Vertrag (und auch ein abgeforderter und gegebener Eid des Stillschweigens ist ein Vertrag) wodurch die freie Forschung und Aufklärung beschränkt und gehemmt werden solle, schlechterdings nichtig sei. Das maurerische Verbot des öffentlichen Forschens und Redens ist ganz gleichbedeutend mit dem allgemein getadelten und verworfenen Verbote der Brahmanen und der katholischen Priester, die heiligen Schriften, die Veden und die Bibel, zu lesen und zu erörtern; der Çudra, welcher dennoch die heilige Schriften liest, wird stumm werden1), die christlichen Maurer dagegen werden stumm zur Strafe ihres Nichtlesens.

Das Entscheidendste dürfte aber hier sein, dass unter den Verhältnissen der Gegenwart der strenge Eid der Verschwiegenheit nur eine arge und unverzeihliche Täuschung der Neueintretenden ist, indem dadurch in diesen nothwendig die Erwartung auf die erst mitzutheilenden heiligen Geheimnisse geweckt und von Grad zu Grad höher gespannt wird, bis sie am Ende ihrer maurerischen Laufbahn und angekommen im letzten und innersten Grade schmerzlich enttäuscht erfahren, das einzige wahre Geheimniss der heutigen Freimaurerei bestehe darin, kein Geheimniss zu besitzen. Diejenigen, welche [XI] dieses inhaltslose Geheimniss aufzudecken sieh erlauben und den Wahnglauben zerstören, durch welchen nur zu lange unter der Oberleitung der Grosslogen die Massen gebunden und gegängelt worden sind, sind keine Verräther, sondern die treuen und kühnen Freunde des Lichts und der freien Wahrheit. Der grosse Geist des 18. Jahrhunderts, welcher die Völker des ganzen Erdkreises aufgerüttelt und befreiet hat, ist spurlos über die Freimaurer dahingegangen und sie stehen heute noch in derselben Verfassung und geistigen Lage der Abhängigkeit und Unaufgeklärtheit, in welchen sie vor einem Jahrhundert standen, wenn sie nicht noch darunter gesunken sind. Diese höchst aufffallende geschichtliche Thatsache erklärt sich dennoch sehr leicht daraus, dass die Verfassung des Freimaurerbundes eine wesentlich aristokratische ist und mit den gewöhnlichen Mitteln der aristokratischen Herrschaften erhalten wird. Die festeste Stütze der maurerischen Aristokratie sind dabei die gebeugten Massen selbst in dem Gefühle und in dem Bewusstsein, Alles zu verlieren, wenn ihnen der falsche Schein der von ihnen verborgenen und verschwiegenen Geheimnisse geraubt würde.

Das Geheimthun der schweizerischen und der deutschen Logen und ihr Anfeinden der Oeffentlichkeit ist das gerade Gegentheil des Verfahrens der englischen, nordamerikanischen und französischen Maurerei, welche der unbeschränkten Oeffentlichkeit in der Literatur und selbst in öffentlichen Aufzügen u. s. w. seit langen Zeiten huldigen, wie namentlich die neuenglische Grossloge selbst einige Jahre nach ihrer Gründung im J. 1717 ihr Constitutionenbuch durch Anderson im öffentlichen Drucke herausgegeben hat. Unter Zustimmung und mit Aufmunterung der höchsten dortigen maurerischen Behörden veröffentlicht in diesem Augenblicke der nun 80jährige Br. Ragon zu Paris bei Collignon in 15 Heften 18 Rituale, d. h. die vollständigen Rituale der 33 französischen Grade, soweit dieselben wirklich bearbeitet und feierlich ertheilt werden, nebst den Ritualen der Trauerloge, der Aufnahme eines Luftons, der Ein- [XII] führung eines Jungen Ehepaares, der Adoptions- oder Frauenlogen u. s. w. Ragon hatte mit Recht seinen Veröffentlichungen das Motto vorgesetzt:
„Faire connaitre la Maçonnerie, c’est la faire aimer.“
Der schweizerische Streit gegen die Oeffentlichkeit gleicht somit dem Kampfe jenes bekannten spanischen Ritters gegen die Windmühlen. Die literarische Empfänglichkeit und Dankbarkeit der Maurer stand übrigens stets im schlechten Geruche, wie auch Goethe (III. S. 16) dieselben geisselt:

Will Einer in die Wüste pred’gen
Der mag sich von sich selbst erled’gen.
Spricht aber Einer zu seinen Brüdern,
Dem werden sie’s oft schlecht erwiedern!

Dieser Klage reihte aber Goethe unmittelbar den Trost an:

Lass Neid und Missgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren!
Denn Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.


Ebenso hat Goethe seine eigenen Logengedichte und Logenvorträge, z. B. seine Trauerrede auf Wieland, unbedenklich in der Cotta’schen Gesammtausgabe seiner Werke (VI. S. 3 ff. und XXVII. S. 422 ff.) abdrucken lassen, wie Andere vor und nach ihm bis herab auf Bischof Draeseke, Hottinger und Lewis auch öffentlich geschrieben haben. Selbst bildliche Darstellungen der Symbole und Gebräuche der Freimaurerei sind sehr häufig, besonders in England und Frankreich. Unter den diessfälligen Werken mag nur erwähnt werden:
(
Clavel, histoire pittoresque de la Francmaçonnerie avec 25 gravures représentant les réceptions et cérémonies maçonniques déerites dans le texte. Paris 1843.)

In den Bildern zu dem Conversationslexikon sind gleichfalls solche Abbildungen gegeben.

Es gehört unter solchen Umständen in der That und Wahrheit eine grosse Kühnheit dazu, um auch gegenwärtig maurerische Geheimnisse zu behaupten, und eine noch grössere literarische Unwissenheit, um dieselben ernstlich glauben und in [XIII] dem Wahne sich beglückt und reich fühlen zu können. Diese Wahrnehmung hatte Charles de Bussy zu dem in seiner Allgegemeinheit freilich höehst ungerechten Ausspruche verleitet, dass der Freimaurerbund une réunion de dupes, ein Verein von Thoren sei.1) Die freie und öffentliche Forschung, die freie maurerische Presse, die Wissenschaft kann und wird allein solchen Urtheilen und Vorwürfen ihren letzten Scheingrund nehmen. Die wissenschaftliche Prüfung und Oeffentlichkeit ist aber ganz vorzüglich und wesentlich auf die Rituale und Symbole auszudehnen, indem sie ja das täglich Geübte und Gebrauchte sind und daher um so nachtheiliger wirken und lasten, wenn sie entweder gar nicht oder ganz falsch verstanden werden und so, einer vernünftigen Fort- und Umbildung entbehren müssen. Der kaum glaubliche und doch gedruckt zu lesende Unsinn, welcher noch besonders im Helldunkel der englischen und französischen höhern Grade herrscht und getrieben wird, wird nicht eher aufhören, als bis er schonungslos und unermüdlich vor den Richterstuhl der öffentlichen Meinung gezogen wird. Nicht die höhern Grade an sich, aber die Thorheiten und Fehler der höhern wie der niedern Grade sollen mit allen Mitteln bekämpft werden. Das Gute wird und muss im Feuer des Lichtes nur schöner glänzen und strahlen, das Schlechte aber darin erkannt werden und zu Grunde gehen.

Endlich sollte bei der Beurtheilung der Sache doch gewiss auch einige Rücksicht darauf genommen werden, in welcher Absicht und in welcher Weise die öffentlichen Geheimnisse der Freimaurerei von einem Maurer besprochen werden. Jede eigennützige oder gar böse Absicht war mir bei der Abfassung und Veröffentlichung meines Werkes fremd; ich wollte nützen und brachte für diesen Zweck grosse Opfer an Zeit und Geld. Eben so ist ein Werk von 90 – 100 Druckbogen im Ganzen und mit rein wissenschaftlicher Richtung nicht der Gefahr ausgesetzt, in [XIV] die Hände des grossen, blos neugierigen Publicums zu fallen, da solche Bücher ja oft kaum hinreichende gelehrte Leser finden. Habe ich in der wohlwollendsten Meinung geirrt, dann ist nach maurerischen Grundsätzen der Fehler verzeihlich, nicht aber rücksichtslos strafbar. Ohne mich entfernt dem im Jahre 1291 verstorbenen szufitischen Dichter Musslihheddin Saadi1) vergleichen zu wollen, möchte ich dennoch mein schwaches Werk mit den Worten schliessen, mit denen Saadi seinen berühmten Rosengarten (Gülistan im Persischen) schloss:

Ich hab’ gesagt, wozu mein Geist mich hat getrieben,
Ich habe manche Stund an diesem Buch geschrieben.
Drum mag’s gefallen da dem Leser oder nicht,
Genug – ich hab’ erfüllt nun meine Botenpflicht. 2)

Derselbe Saadi sagte:

Den halte nicht für deinen Freund, der in dem Glück
Dein Freund zu sein sich rühmt und der sich Bruder heisst.
Der ist ein Freund nur, der in Noth und Missgeschick
Die Händ dir bietet und dem Unglück dich entreisst.3)

Vor einem, der in hohen Würden steht,
Die Schmeichler sich zu Füssen werfen hin;
Doch hat des Schicksals Ungunst ihn gestürzt,
Wird alle Welt mit Füssen treten ihn.4)

Der eine Meerbefahrer kehrt
Nach Haus mit Gold in jeder Hand,
Den andern wirft todt eines Tags
Die Meereswoge an den Strand.

Möchten die Worte des heiligen Bernhard:

Bonum est hic esse,
Nam homo vivit hic purius,
Quiescit securius,
Cadit rarius,
resurgit facilius,
incedit cautius, moritur fidentius, purgatur citius, praemiatur copiosius.

die Aufschrift der Maurerei und jeder einzelnen Loge bleiben dürfen!!!

[]

Verzeichniss der einzelnen Abhandlungen.



Seite
XXXVII.Die Trauerloge und das Totengericht1
XXXVIII.Die Bekräftigung des Bundes mit dem Blute53
XXXIX.Der Ring der Ewigkeit64
XL.Der Todesschlaf und das ewige Leben96
XLI.Das Denkmal der Meister109
XLII.Die dreimal drei Schlage des Maurermeisters115
XLIII.Warum haben Sie sich zu Maurermeister aufnehmen lassen?119
XLIV.Ueber die Symbolik des salomonischen Tempels125
XLV.Die semitischen Namen und heiligen Worte der Maurer; Hiram188
XLVI.Die dienenden Brüder; die Beamten und das Beamtencollegium; die römischen Collegien, die Johannisjünger225
XLVII.Der Tempelvortrag als Wechselvortrag293
XLVIII.Die Fünfzahl und das Fünfeck325
XLIX.Die Siebenzahl395
[]
XVI
Seite
L.Die Vierzahl481
LI.Die Zwölfzahl. Thales und Anaximander, Pherekydes und Pythagoras. Die Orphiker und das orphische Gedicht. Das Symbol des Löwen560
LII.Die Hirammythe753

XXXVII.
Die Trauerloge und das Todtengericht.

[1]

Einer der sinnvollsten, erhebendsten und zugleich alterthümlichsten Gebräuche sind die Trauerlogen, welche bald nach dem Absterben eines jeden Bruders zur Feier des Andenkens desselben mit grösseren oder geringeren Feierlichkeiten je nach dem Grade und den besonderen Verdiensten desselben abgehalten zu werden pflegen. Alle Trauerlogen beginnen mit einer Art Gericht über den Verstorbenen, mit einem förmlichen ägyptischen Todtengerichte und erst, nachdem der Verstorbene der Ehre einer Trauerloge für würdig erklärt worden ist, folgt die eigentliche Todtenfeier, welche in drei Haupttheile nicht unsachgemäss getheilt werden dürfte, nämlich die Trauerrede oder die kurze Schilderung des bürgerlichen und maurerischen Lebens des Dahingeschiedenen, – das Anzünden der Lampe vor dem symbolischen Sarkophage des Verewigten und das Schmücken des Sarkophages mit Blumen durch alle anwesenden Brüder in drei Zügen und Umgängen, worauf die ganze Feierlichkeit mit der Bildung der Bruderkette und mit der Ertheilung des Bruderkusses schliesst. In England und Amerika, woselbst überhaupt die Maurerei nicht selten in Prunkaufzügen, in maurerischen Prozessionen in die öffentliche Welt hinaustritt,1) werden häufig auch die verstorbenen Brüder, besonders wenn dieselben in dem Maurerkreise eine hervorragende [2] Stellung eingenommen oder ein wichtiges Logenamt bekleidet haben, maurerisch beerdigt, d. h. ihr Leichnam wird feierlich durch die maurerisch bekleideten Brüder zum Grabe begleitet. Schlözer in seinem Briefwechsel, Thl. V, H. 29, Nro. 38 hat aus dem Tagebuche von dem ersten Feldzuge der Braunschweiger in Canada im J. 1776 eine Beschreibung eines solchen amerikanischen maurerischen Leichenbegängnisses gegeben, wie auch in Prestons oben angeführten Illustrations die Gebräuche der englischen maurerischen Leichenbegängnisse beschrieben sind, von welcher Beschreibung im Magazine für Freimaurer Stk.1, S. 103 bis 115 eine Uebersetzung enthalten ist. Die Schlözer’sche, Beschreibung theilt Mossdorf in dem Artikel „Trauerloge“ mit und dieselbe lautet im Auszuge:

„Am 25. September hatte ich in Quebeck Gelegenheit, einen Freimaurer öffentlich begraben zu sehen. Zwei Maurer mit Trauerfahnen eröffneten den Zug. Diesen folgten die Mitglieder der Loge paarweise, nach dem Alter ihrer Aufnahme und nach Massgabe ihrer Logenämter, in ihrem völligen Maurerputz, mit feinen weissen ledernen Schürzen vor den Knieen und mit Maurerkellen an der Brust. Der furchtbare (vorbereitende) Bruder hatte ein entblösstes Schwert in der Hand. Alle Maurer waren schwarz gekleidet; statt der Trauermäntel hatten sie aber eine zwei Hände breite weisse Leibbinde von der rechten Schulter zur linken hangen, und von der rechten Seite des Huts hing ein weisses zusammengefaltetes Tuch, statt eines Flors, auf 1 ½ Ellen herunter. Hinter den Logenmitgliedern gingen zwei englische Prediger in gleichem Traueranzuge. Auf dem Sarge, welchen dienende Brüder trugen, lagen des Verstorbenen Degen und maurerische Bekleidung.“

Wenn wir es auch kaum billigen möchten, dass die Maurer einen verstorbenen Bruder in solcher Weise zum Grabe begleiten, sollten es doch jedenfalls alle Maurer als ihre heiligste Pflicht betrachten, dem Leichenbegängnisse eines verstorbenen Bruders beizuwohnen und seinem Sarg dem letzten Gange zu folgen, indem dieses doch wohl nur der geringste Beweis der so gerühmten brüderlichen Liebe und Treue sein möchte. Dass dieses wenigstens geschehe, [3] darüber sollten alle Stuhlmeister mit Ernst und Strenge wachen.

Der wichtigste Theil der eigentlichen Trauerloge scheint uns das darin enthaltene, aber leider bis auf einige schwache Züge erloschene Todtengericht zu sein, welches wir zugleich entschieden als ägyptischen Ursprunges betrachten. Glädicke, Freimaurer-Lexikon unter Trauerloge, sagt in dieser Beziehung: „Eine solche Loge ist zwar nicht ein vollkommenes Todtengericht, aber sie ist für Jeden, der ihr beiwohnt, sehr rührend und ein starker Antrieb, als Maurer immer so zu handeln, dass die Brüder einmal wirklich Ursache haben, seinen Abschied von der Welt zu beklagen.“1) Diesem Ausspruche Gädicke’s stimmen wir nicht blos aus vollem Herzen bei, sondern wünschen dringend, es möchte der richtende Theil der Trauerlogen, welche je nach dem verschiedenen Gebrauche der Logen entweder als eine Gesammttrauerloge, gleichsam als ein Allerseelenfest für alle im Laufe des Jahres verstorbenen Brüder oder, was unbedingt vorzuziehen ist, nur für einen einzelnen oder doch wenigstens nur für einzelne Brüder abgehalten werden, wieder mehr betont und belebt werden. Wo die Leichenreden noch üblich sind, wie besonders bei den Katholiken, gestalten sich auch diese unwillkürlich zu einer Art Todtengericht, da es nicht vermieden werden kann, bei der üblichen Hervorhebung der Tugenden und Verdienste des Abgeschiedenen auch seine Fehler mehr oder weniger zu berühren. Diese Todtengerichte und Leichenreden, recht behandelt, sind weniger der Todten als der Lebenden wegen zu halten, denen sie am ernsten Rande des Todes und des Grabes ein Antrieb zum Guten und eine Warnung vor dem Bösen werden sollen und können, wie Jeder bestätigen wird, der mit fühlendem Herzen Leichenbegängnissen und Trauerlogen angewohnt hat und deren tiefe Eindrücke kennt. In Aegypten frägt noch heute bei jedem Leichenbegängnisse der Iman die Leidtragenden: „Nicht wahr, auch dieser (der Verstorbene) war von den Gerechten?“, worauf die Umstehenden in der Regel mit Ja antworten. Braun, Geschichte der Kunst, [4] I. S. 4, hält diese Leichensitte für einen Ueberrest des uralten ägyptischen Todtengerichtes, was sie leicht sein könnte, zumal die Gerichtsfrage des Iman in einer merkwürdigen Weise mit den ähnlichen maurerischen Fragen bei der Eröffnung der Trauerloge zusammentrifft.

Aus dem Glauben der alten Aegypter an die Fortdauer des Lebens nach dem Tode, an die Unsterblichkeit der Seele und die Bestrafung des Bösen und die Belohnung des Guten in jener Welt, in der Unterwelt erzeugten sich folgende weitere Vorstellungen über das Schicksal der Seele nach dem Tode:

Nach dem Tode steigt die Seele im Westen mit der sinkenden Sonne hinab unter die Erde und der Tod erscheint somit sehr schön und tief bedeutungsvoll nur als ein Sonnenuntergang, dem die Wiederauferstehung folgen soll und gewiss auch wird. Am Thore der Unterwelt oder des Amentes, welcher letztere nach Uhlemann, das Todtengericht bei den alten Aegyptern, Berlin 1854, S. 10, einen dunkelen Ort unter der Erde von den koptischen Wurzeln ham-en-to bezeichnet, sitzt der Wächter oder der Verschlinger der Unterwelt, ein Ungethüm mit weit aufgesperrtem Rachen, als das Symbol des Alles verschlingenden, furchtbaren Todes. In dem Vorhofe der Unterwelt, in dem doppelten Saale der strafenden und lohnenden ewigen Gerechtigkeit, hält Osiris, umgeben von den 42 Todtenrichtern, über die ankommende Seele Gericht; 42 Todtenrichter sind, weil die Aegypter 42 Todsünden annahmen, von welchen allen der Verstorbene sich in dem letzten Gerichte zu reinigen hatte, indem er versicherte, keine Bosheit geübt, nicht gestohlen, Niemanden mit Absicht getödtet zu haben u. s. w. Nachdem der Todte sich auf diese Weise von den 42 Todsünden gereinigt und seine Unschuld betheuert hat,1) wird sein Herz auf der Wage der Gerechtigkeit gewogen, wobei das Herz, d. h. die guten und die schlechten Thaten des Verstorbenen, in der einen Wagschale und in der andern Wagschale als der prüfende Gewichtstein die Straussfeder des Rechtes und der Wahrheit liegen. An der einen Seite der Todtenwage steht [5] Anubis mit dem Kopfe eines Schakals, wohl nur eines anders gestalteten Symbols der grausen Todesmacht, an der andern Seite der spürköpfige Horus, und Thot sitzt mit dem Schreibzeuge dabei, um das Ergebniss der Abwägung und den darauf gegründeten Richterspruch aufzuzeichnen. Ist das Herz des Todten als das Herz eines Sünders auf der Wage der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu leicht erfunden worden, wird er aus dem Vorhofe der Unterwelt und des Gerichtes in das Reich der Finsterniss, in die Hölle, an den Ort der Strafe und Vergeltung verwiesen. In dem Grabe Ramses IV. ist diese Hölle der Aegypter dargestellt und trägt hier die Aufschrift: „Diese feindlichen Seelen schauen den Sonnengott nicht, wenn er die Strahlen seiner Scheibe leuchten lässt.“ Die Hölle der Aegypter hat 75 Abtheilungen für die verschiedenen Klassen der Sünder, welche Zahl der Abtheilungen auffallend ist, indem man nur 42 erwarten sollte nach der Zahl der 42 Todsünden; einer jeden Höllenabtheilung steht ein furchtbarer mit einem Schwerte bewaffneter Dämon vor. Auf den vorhandenen Darstellungen werden die Seelen in der Hölle schwarz abgebildet und sind an Pfähle gebunden, während sie von ihren Wächtern mit Schwertern zerfleischt werden und was dergleichen Bilder der Höllenqualen mehr sind, worin die Priester aller Länder, die christlichen nicht ausgenommen, miteinander wahrhaft wetteifern. Die Seelen Derer, welche im Gerichte des Osiris gerecht erfunden worden sind, erhalten die Straussfeder als Symbol der Gerechtigkeit und die Göttinnen Hathor und Nutpe giessen von ihren Lebensbäumen der Persea und Sykomore das Wasser des ewigen Lebens und der Reinigung auf sie herab. So gestärkt und gereinigt, durchschreiten sie die Unterwelt gefahrlos an den dort befindlichen, schrecklichsten Thieren und Ungethümen, Schlangen und Krokodillen vorüber, bis sie im Osten in die Gefilde des Sonnengottes Phra gelangen. Die Aufschrift über dem Reiche des Phra in dem Grabe des Ramses lautet: „Diese haben Gnade gefunden vor den Augen des grossen Gottes, sie wohnen in den Wohnungen des Ruhmes, wo das himmlische Leben gelebt wird; die Leiber, welche sie verlassen haben, werden für immer in ihren Gräbern ruhen.“ –

[6]

Wie die Qualen der Hölle bildlich dargestellt werden, so auch die Freuden der Gerechten und der Seligen. Man sieht diese Seelen Korn schneiden auf den Feldern, sie pflücken Blumen und Früchte, lustwandeln in schattigen Laubgängen und baden und schwimmen in einem Bassin. Der Sonnengott spricht zu ihnen: „Nehmet eure Sicheln, erntet die Frucht der Felder, die euer Theil sind, tragt sie in eure Wohnungen und geniesst sie und bringt sie den Göttern als reine Gaben dar von der Frucht des Feldes der Herrlichkeit.“1) Es erhellt, dass die Beschäftigungen und Freuden des Reiches der Seligen bei den Aegyptern denen der Erde vollständig nachgebildet waren und dass sogar im Himmel noch den Göttern geopfert werden musste, was gerade keine erhabenen Vorstellungen sind.

Dem Gerichte, welches Osiris nach dem Tode eines Verstorbenen in der Unterwelt über die dort ankommenden Seelen desselben hielt und worin Osiris entschied, ob die Seele des Verstorbenen sofort zur ewigen Freude in den Himmel, zu Gott oder Osiris eingehen dürfe, oder welche Strafen, welche Reinigungen und Besserungen die Seele zuvor noch in der Hölle, oder durch weitere Wanderungen auf der Erde zu bestehen habe, ging bei den Aegyptern in spätern Zeiten hier auf Erden ein Gericht, das Todtengericht voraus, worin auf Grundlage des Lebens und Handelns des Verstorbenen geurtheilt wurde, ob der Verstorbene eines ehrenvollen Begräbnisses würdig sei, ob er verdiene, vor den Richterstuhl des Osiris durch die Beerdigung geführt zu werden. Von diesem Todtengerichte der Aegypter hat unter den ältern Schriftstellern Diodor, I. 76, eine ausführliche Beschreibung hinterlassen und unter den neuern Schriftstellern findet man die besten Mittheilungen bei Heeren, ldeen II. S. 682, – Beck , Anleitung, Thl. I. 1. S. 717 und 759, – Creuzer, Symbolik, I. S. 411, 416 und 425; Uhlemann in der oben genannten Rehabilitationsrede über das Todtengericht bei den alten Aegyptern, [7] ferner in seinen drei Tagen zu Memphis, S. 50 ff., und ägyptische Alterthumskunde, II. S. 220 ff., – derselbe, Thot, S. 125 ff. Nach der Erzählung des Diodor meldeten, bevor ein Verstorbener bestattet wurde, die Verwandten den Richtern, Verwandten und Freunden desselben den Tag des Begräbnisses mit den Worten: „N. N. will über den See fahren.“ Darauf versammeln sich die 42 Todtenrichter; dass es so viele waren, ergeben die vielen von dem Todtengerichte auf den Mumien und Mumienkasten vorhandenen Abbildungen, wie sich z. B. in dem brittischen Museum zu London allein 30 Mumienkasten mit verschiedenen Darstellungen des Todtengerichtes und des Todtencultus befinden1) und wie auch Uhlemann seiner Abhandlung eine solche Darstellung beigegeben hat. Die Richter setzten sich in einen Halbkreis in der Nähe eines Sees (vermuthlich des Sees Moeris in der Nähe von Meinphis, oder des Niles) und das zur Ueberfahrt bestimmte Fahrzeug, dessen Fährmann in ägyptischer Sprache Charon heisst, fährt auf dem See. Bevor aber der Sarg mit dem Leichnam in das Fahrzeug gebracht wurde, stand Jedem gesetzlich frei, den Verstorbenen bei den Richtern, deren Zahl Diodor nur als über 40 betragend nennt, anzuklagen. Konnte Jemand nachweisen, dass derselbe ein schlechtes Leben geführt habe, so gaben die Richter ihr Urtheil ab, und dem Leichnam wurde die gewöhnliche Bestattung versagt; ergab sich dagegen, dass der Kläger den Verstorbenen ungerechter Weise angeklagt habe, so verfiel jener selbst in grosse Strafe ganz übereinstimmend mit dem weltlichen Gericht, wo einen falschen, böswilligen Ankläger die Strafe des erdichteten Verbrechens traf. Meldete sich jedoch überhaupt kein Ankläger oder wurden die vorgebrachten Anklagen grundlos befunden, so legten die Verwandten des Verstorbenen die Trauerkleider ab und hielten Lobgesänge auf ihn, wobei sie nicht die Geburt oder hohe Abkunft desselben, sondern seinen rechtschaffenen und tugendhaften Lebenswandel priesen und die Götter der Unterwelt anflehten, ihn unter die Frommen aufzunehmen. Hierauf, d. h. nach der Lobrede auf den Ver- [8] storbenen und dem Gebete an die Götter, wurde unter dem Beifallsjauchzen der versammelten Menge der Leichnam des Verstorbenen in dem Erbbegräbnisse der Familie beigesetzt, wozu er in dem geschmückten Todtenschiffe unter feierlicher Begleitung über den See geführt wurde, wie dieses die Abbildungen bei Wilkinson näher zeigen. Wem jedoch in dem Todtengerichte die Ehre des Begräbnisses versagt worden war, der wurde in dem Hause der Nachkommen. oder Verwandten beigesetzt und seine Mumie, in dem Sarge stehend, an die Wand gelehnt. Jedoch stand es später immer den Verwandten oder Kindern des Verstorbenen frei, seine Schulden zu bezahlen oder seine übrigen Vergebungen mit Geld zu sühnen und ihm auf diese Weise die Ehre des Begräbnisses auszuwirken. – Das Todtengericht, die Ehre des Begräbnisses klingt auch noch in den griechischen Todtengebräuchen nach und die Ehre des Begräbnisses wurde bei den Griechen nur Demjenigen versagt, der Verrath am Vaterlande geübt oder eines todwürdigen Verbrechens sich schuldig gemacht hatte.1) Schon in der homerischen Zeit galt es als der erste Liebesdienst, dem Verstorbenen die Augen und die Lippen zuzudrücken. Den alten attischen Gebrauch, die Erde, welche den Leichnam umhüllte, mit Getreide zu besäen, betrachten wir als ein schönes Symbol des Glaubens an die Unsterblichkeit , an das dem Verstorbenen neu erblühende Leben, während Guhl und Koner sagen: „denn die nährende Erde, mit welcher man den Todten verhüllte und in deren Furche man Getreidekörner warf, sollte, nach dem Glauben der Alten, den vergehenden Leib besänftigen.“ Bei dem Todtenmahle, welches der Beerdigung folgte, wurde von den Angehörigen der wahre Werth des Verstorbenen gepriesen, derselbe also gerichtet, nam mentiri nefas habebatur. Auch wurde dem Todten ein Obolus als Fährgeld ( [...]) für den Charon in den Mund gesteckt. In Athen war es eine gesetzliche Bestimmung, dass kein Grabmal prächtiger errichtet werden durfte, als zehn Menschen innerhalb dreier Tage herzustellen vermochten. Zu Athen wurde drei [9] Tage nach der Beerdigung das erste Todtenopfer [...], am neunten das zweite ( [...]) am Grabe dargebracht und am dreissigsten Tage beschloss ein drittes Opfer ( [...]) die Zeit der Trauer, welche mithin ein Trauermonat war. Die Sitte, dem Verstorbenen einen Obolus für den Charon mitzugeben, war auch in dem spätern griechischen oder wiedererbauten Carthago heimisch, jedoch wurde hier der Obolus in eine Grablampe gethan.1)

Die maurerische Trauerloge ist nun wohl ganz unzweifelhaft das ägyptische Todtengericht oder stammt von demselben her. Diese maurerische Trauerloge mit ihrem ganzen Rituale kann unmöglich ganz neu von den Maurern erfunden, erdacht oder erst in England bei der Entstehung der blos symbolischen Maurerei eingeschoben worden sein, sondern steht gewiss, obwohl es bis jetzt nicht urkundlich nachgewiesen zu werden vermag, im unmittelbaren Zusammenhange mit dem Todtengerichte der alten Aegypter. Es würde ein ganz ausserordentliches und zur Zeit der Stiftung der jetzigen symbolischen Maurerei nach dem damaligen Stande der historischen Forschungen und Wissenschaften, und besonders ehe durch die grosse wissenschaftliche Expedition Napoleons die ägyptischen Tempelruinen, Pyramiden und Gräber zugänglich geworden und geöffnet worden waren, geradezu unmögliches Unternehmen gewesen sein, das noch heute gebräuchliche Ritual der maurerischen Trauerloge neu zu erdenken und zusammenzusetzen. In diesem Rituale klingen Jahrtausende nach, beurkundet sich jedem Denkenden und sachkundig Vergleichenden das alte Todtengericht der Aegypter, worin entschieden wird, ob Verstorbene nach seinen Thaten der Ehre des feierlichen Begräbnisses, der Ehre einer Trauerloge würdig sei. Im höheren Interesse der Wissenschaft ist es zu beklagen, dass dieses Ritual hier nicht mitgetheilt werden darf, obwohl dessen Veröffentlichung wegen des dasselbe durchwehenden höheren Geistes den Freimaurern nur Ehre bringen könnte, auch sonst nicbt der geringste Grund zu dessen Geheimhaltung vorliegt. Wie in Aegypten dem Unwürdigen, dem mit Recht Angeklagten und Schuldig [10] Befundenen die Beerdigung, die Ueberfahrt über den See versagt wurde, könnte und sollte auch bei den Maurern dem Unwürdigen die „Ehre“ einer Trauerloge versagt werden. Jedoch der Maurer richtet milde, in der Hoffnung nach Schiller’s1) unsterblichem Gedichte, dass Gott über dem Sternenzelte richten werde, wie wir allhier gerichtet. Uebrigens ist es ein höchst erhebender und die Ueberlebenden zu den edelsten Thaten, zur Uebung nur des Guten und zur Vermeidung alles Bösen anspornender Gebrauch, dass nach dem Tode eines Menschen, eines Maurers sein Leben und seine Thaten von uns selbst menschlich, mit milder Strenge und im Bewusstsein der eigenen Schwäche gerichtet und so der Verstorbene uns ein Vorbild oder eine Warnung werde.

Die ägyptische wirkliche Fahrt über den See, welche nur ein Nachklang einer gemeinsamen Vorstellung der Urmenschheit des von der Seele des Verstorbenen zu übersetzenden Wolken- und Himmelmeeres ist, erscheint in der deutschen Mythologie2) als eine Fahrt des Verstorbenen in der Unterwelt, ähnlich wie dieses auch in der griechischen Mythologie der Fall ist. In der deutschen [11] Mythologie fordert der Fährmann, der über den Todtenfluss die Seele setzt, als Fährlohn Hände und Füsse, und deshalb pflegte man Hände und Füsse in den Sarg der Verstorbenen zu legen, damit sie bei der Ueberfahrt den Zoll entrichten könnten. Ueber die die Unterwelt umgebenden Ströme führt nach der deutschen Mythologie1) eine Brücke, welche durch eine Jungfrau Môdpuhr (Seelenkampf) bewacht wird; den der Unterwelt Nahenden hält diese Jungfrau ihre Werke, ihre guten und bösen Werke gleich einem Spiegel vor und verbietet und erlaubt durch sie den Uebergang über die Brücke, den Eingang in die Unterwelt. Diese die Himmelsbrücke bewachende Jungfrau ist nur eine andere Gestaltung des parsischen, bei der Brücke Chinavat wachehaltenden Hundes und des ägyptischen Todtengerichtes. Auch ist es eine den Baktrern und Indern, den Aegyptern und Juden, Griechen und Römern, Kelten und Germanen gemeinsame Vorstellung, sich die Hölle, den Strafort der Bösen, den baktrischen Duzakh, jüdischen Scheel, ägyptischen Amentes, griechischen Hades und Tartarus u. s. w. als einen er schreckend finsteren und dunkelen Ort tief unter der Erde oder im tiefen Innern der Erde zu denken und den dort sich aufhaltenden Geistern dieselbe Farbe zu ertheilen, während umgekehrt die Wohnung der Gerechten, der Gereinigten und Lichten in das Himmelslicht verlegt wird. So erblickt auch Johannes im dritten Kapitel seiner Offenbarung die mit weissen Röcken Bekleideten im Himmel, und als er sie erschauet und fraget, wer diese seien und woher sie gekommen, wird ihm geantwortet: „Es sind Die, die aus der grossen Trübsal gekommen sind, und ihre Röcke gewaschen, und ihre Kleider mit dem Blute des Lamms weiss gemacht haben.“ In diesem Sinne spricht Johannes weiter: „So bedenke nun, wie du gelehrt worden und was du gehört hast; und. halte es und thue Busse. So du nun nicht wachen wirst, so werde ich über dich kommen wie ein Dieb und du wirst nicht wissen zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Du hast auch zu Sardes Wenige, welche ihre Kleider nicht besudelt [12] haben; und diese werden mit mir in weissen Kleidern wandeln, denn sie sind es werth. Wer überwindet, der wird mit weissen Kleidern bekleidet werden; ich will seinen Namen aus dem Buche des Lebens nicht austilgen, und will seinen Namen vor meinem Vater und seinen Engeln bekennen. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

Sobald die Sehnsucht nach Unsterblichkeit der Seele, der Glaube an die Fortdauer des Ichs nach dem Tode, bei den Völkern hervortritt, dringt sich ihnen mit Nothwendigkeit auch der Gedanke auf, dass aus dem gegenwärtigen Leben das künftige entstehe, – dieses nur die Fortsetzung und Fortdauer Dessen sei, was der Mensch hier geworden und begonnen habe. Dauert des Menschen Geist als solcher unsterblich fort und ist der Tod nur der Uebergang zum weiteren Leben: dann dauert mit dem unsterblichen und fortlebenden Geiste auch seine gute und böse That, die ihm gegebene Eigenschaft und Natur, der ausgestreute Samen als die reifende Frucht fort. War der Mensch gut und wandelte er auf dem rechten Wege, muss auch das neue und fortgesetzte Leben ein gutes und gerechtes sein, und umgekehrt, wenn der Mensch böse war und handelte. Das das Gute belohnt und das Böse bestraft werde, dass das gegenwärtige Leben das künftige bedinge, dieses zum guten oder schlechten Leben mache, ist die unumgängliche Folgerung aus dem Glauben an die Fortdauer und Unsterblichkeit des Ichs. Der Sterbende vergehet nicht, er wandert nur hinüber zu einem neuen Leben an einem andern Orte; aber dieser Ort oder wenigstens und jedenfalls das daselbst fortzusetzende Leben wird bestimmt durch das diesseitige Leben, – durch das Gute oder Böse, welches der Mensch hier vollbracht, da doch die Fortsetzung sich an den Anfang reihen muss und das begonnene geistige Leben nicht mehr erlöschen soll. Die einfache Grundvorstellung der ältesten Völker und Menschheit ist: dass die Guten oder Reinen. und Lichten zu dem Lichte, zu dem Himmel, in die lichtstrahlenden Höhen zurückkehren und eingehen werden, wo der Ewige thront und woher sie ausgesandt worden sind, – dass sie durch ihre guten Werke wie von Geistern und Engeln zu Gottes [13] Thron in das ewige Licht und Leben emporgetragen werden. Die Bösen und Schwarzen dagegen werden in die Finsterniss, in die dunkle Unterwelt, in das im Innern der Erde brennende ewige Feuer, in die Hölle verstossen, um dort bestraft und gereinigt zu werden. Himmel und Hölle werden dabei nur im gesteigerten Masse mit den Freuden und Leiden ausgestattet, welche jedes Volk in seinem Lande und auf seiner Bildungsstufe kennt, liebt und fürchtet; Himmel und Hölle sind nur das vergrösserte Spiegelbild des jedesmaligen irdischen Lebens. Die guten und die bösen Thaten schliessen aber an und für sich den Lohn und die Bestrafung, den Himmel und die Hölle in sich; es gibt blos eine Fortdauer, ein Fortleben und damit dauert und lebet Jedem sein Himmel und seine Hölle; der Mensch ist durch seine Thaten sein eigener Richter, Belohner und Bestrafer, und was er hier geworden ist und gesäet hat, wird er jenseits sein und ernten. Der kindliche und dichterische Sinn der ersten Menschheit fasste diesen scharfen Gedanken nicht; obwohl der Zendavesta sagt: „Ihr Lohn wird in ihren Thaten liegen“ und Moses: „Dann wird Jeder erhalten, was seine Thaten werth sind.“ Er löste die Frucht von dem Baume, das Gericht und Urtheil von der That und lässt die That durch einen göttlichen Todtenrichter nach dem Absterben des Menschen bei seiner Ankunft in dem Jenseit oder auf dem Wege dahin gerichtet werden. Das Sterben des Menschen ist nunmehr seine Abberufung und sein Erscheinen vor dem ewigen Richter, vor dem himmlischen Gerichte, um den Lohn und die Strafe seiner Thaten zu hören und zu empfangen; dem letzten Gerichte kann Niemand entgehen, wohin er sich auch wenden und flüchten möge; unerbittlich sind die Todtengötter, weil, was lebt, auch sterben muss, und dieses Schicksal, das Weltgesetz Zeus selbst nicht ändern kann und darf, – die Allmacht der Götter eine gesetzliche ist.

Das sogenannte Zendvolk scheint nach einzelnen Andeutungen des Vendidad angenommen zu haben, dass vor dem Uebergange der Seele in das andere Leben über sie Gericht gehalten, ihre guten und bösen Thaten zur Fällung des entscheidenden Richterspruches gegen einander [14] abgewogen werden. Der Uebergang in das andere Leben ist das Gericht, ist bei dem Zendvolke das Eingehen in den Himmel über die Brücke Chinavat oder das Herabstürzen von derselben in den unter ihr geöffneten Höllenschlund, den Duzahk. Nach Haug in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. XI. S. 691, bezeichnet die Brücke cinvat nur die Richterbrücke, über welche der Reine und der Fromme wird ungehindert und ungefährdet gehen können, während der Gottlose sie umgehen und meiden muss, um auf ewig in der Wohnung des Truges und der Lüge zu sein; der Böse hat gleichsam sich selbst um den Himmel betrogen und gelogen. In einer, wenn auch möglicher Weise später beigesetzten Stelle des Vendidad, Farg. X, 14 – 19, wird in dem Gedanken, dass der Mensch nur der Schöpfer seines künftigen Schicksales sei, sich selbst über die Richterbrücke zum Himmel geleite oder von ihr hinab zur Hölle werfe, – dem reinen Verstande oder dem verständigen Denken die Kraft beigelegt, dass er von Sünden reinige, das Herz weit mache und an der Brücke Chinavat Verdienste gewähre, – dass er uns erlangen lasse den Ort, die Reinheit und das Gute des Paradieses. Das nach dem Tode über die Seele des Verstorbenen bei ihrer Ankunft an der Brücke Chinavat gehaltene Gericht wird im Vendidad, Farg. XIX, 89 ff., also geschildert:


„Schöpfer! wo sind diese Gerichte, wo gehen diese Gerichte vor sich, wo versammeln sich diese Gerichte, wo kommen die Gerichte zusammen, welche der Mensch der mit Körper begabten Welt für seine Seele ablegt?“


„Darauf entgegnete Ahura-mazda: Nachdem der Mensch gestorben, nachdem der Mensch hinübergegangen ist, nach dem Weggange wirken die schlechten, Uebles wissenden Daevas.“


In der dritten Nacht, nach dem Kommen und Leuchten der Morgenröthe.“


„Und wenn auf die Berge mit reinem Glanze der siegreiche Mithra sich setzt.“


„Und die glänzende Sonne aufgeht.“


Dann führt der Daeva Vîzaresho mit Namen, o heiliger [15] Zarathustra, die Seele gebunden, die sündlich lebende der schlechten, die Daevas verehrenden Menschen.“


„Zu den Wegen, welche von der Zeit geschaffen sind, kommt, wer für das Gottlose und wer für, das Heilige ist.“


„An die Brücke Chinvat kommt er, die von Ahura-mazda geschaffene, wo sie das Lebensbewusstsein und die Seele um den Wandel befragen.“


„Den geführten in der mit Körper begabten Welt.“


„Diese schöne, wohlgeschaffene, schnelle, wohlgewachsene kommt.“


„Mit dem Hund, mit Entscheidung, mit Vieh (?), mit Stärke, mit Tugend.“


„Diese bringt die Seelen der Reinen über den Haraberezaiti (Alborj) hinweg.“


„Ueber die Brücke Chinvat bringt sie das Heer der himmlischen Yazatas.“


„Es steht auf Vohu-manô von seinem goldenen Throne.“


„Es spricht Vohu-manô: Wie bist du, o Reiner, hierher gekommen?“


„Aus der vergänglichen Welt zu der unvergänglichen Welt.“


„Zufrieden gegen die reinen Seelen.“


Zu Ahura-mazdas zu der Amesha-çpenthas Thronen, den goldenen.“


„Zum Garo-nemâna, der Wohnung Ahura-mazdas, der Wohnung der Amesha-çpentas, der Wohnung der andern Reinen.“


„Der sich reinigende Reine – nach dem Tode fürchten die schlechten, Uebles wissenden Daevas so seineu Geruch.“

In diesen gewiss sehr alten Stellen ist der anfängliche Glaube des Zendvolkes über das Schicksal der Seele nach dem Tode enthalten und noch wenig in seinen einzelnen Theilen phantasiereich ausgebildet; in den späteren parsischen Schriften ist dieses geschehen und, wie schon früher berührt, erscheinen dem Frommen auf seinem Wege zum Himmel seine eigenen guten Werke in der Gestalt eines schönen Mädchens und geleiten ihn zum Himmel, wo er [16] von Vohu-manô (Bahman) aufgenommen wird. Dem Bösen erscheinen die schlechten Thaten in Gestalt eines hässlichen Mädchens, er wird zur tiefsten Hölle geschleppt, wo Agra-mainyus und seine Daevas ihn mit Spottnamen empfangen und durch alle erdenklichen Qualen zu peinigen geloben1).

Bei den Indern ist Jamas oder Jas, der Sohn der Sonne, in der Unterwelt Jamapuram, der Richter über die Seelen der Todten. Jamas, wörtlich der Bändiger, oder auch Vamanas, der Beruhiger, der Bezähmer, ist die Personification des Todes, – der Beherrscher der Todten, der Geister aller Abgestorbenen, der guten wie der bösen, daher sein Beiname Antakas oder Kritântas, der das Ende Bereitende, – Pretapatis oder Pretarâdschâ, der Todtenkönig, – Guptis, der Verberger, – Dadhnas, der Das, was er hat, festhält, – Dschiwitecas, der Herr des Lebens, – Kâlas, die Zeit oder der Tod. Als Todtenrichter ist Jamas Feind der Bösen und Gott der Gerechtigkeit, wie die Namen Dharmas , Gerechtigkeit, – Dharmarâdschâ, König der Gerechtigkeit, – Kinâças, Zerstörer, der Schlechte, – Bhimaçasanas, dessen Gebote fürchterlich sind, – Samawarti, der Alles Ausgleichende, – Kankas und Karmakaras, der Werkthätige, beweisen. Die Seelen der Verstorbenen werden von den Dienern Jamas’ geholt, indem sie dieselben aus den Leichnamen ziehen, mit Stricken binden und fortführen. Bei ganz besonders frommen Menschen holt Jamas die Seele selbst. Wenn die Boten Jamas’ nun eine Seele vor den Todtenrichter gebracht haben, so befiehlt dieser seinem ersten Diener oder Schreiber, Namens Tschitraguptas oder Tschandraguptas, das Verzeiehniss aller guten und schlechten Thaten des Verstorbenen, über welche er ein Buch führt, das Ugrasandhâmi genannt wird, vorzulesen, und nach Verhältniss und Art und Weise derselben wird die Seele entweder im Paradiese belohnt oder in eine der Höllen gebracht[2)]. – Jamas heisst auch Dhamas, der Blasende, welche Benennung vielleicht in Beziehung zu der Idee steht, nach wel- [17] cher am Tage der Vergeltung der Richterengel die Posaune bläst, welche Posaune des letzten Gerichtes auch noch in andern Glaubenskreisen, z. B. bei den Juden und Germanen erscheint. Bei den Germanen stösst Heimdall in das Giallarhorn, wenn die dem Weltuntergange unmittelbar vorangehende Götterschlacht beginnt, dass man es durch alle Welten hört. Der Posaunenstoss des Heimdall ist der Donnerschlag, weshalb auch das Giallarhorn unter dem himmelhohen, heiligen Baume, d. h. dem Wetterbaume verborgen ist.1) Im Evang. Matthäi 24, 31 heisst es: „Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden , von einem Ende des Himmels zu dem andern.“ Nach Paulus im ersten Briefe an die Corinther 15, 52 wird zur Zeit der letzten Posaunen die Posaune erschallen und die Todten werden auferstehen unverweslich und wir werden verwandelt werden. Zufolge des ersten Briefes Pauli an die Thessalonicher 4, 16 wird der Herr selbst dereinst mit der Posaune Gottes vom Himmel hernieder kommen und die Todten in Christo werden auferstehen zuerst. Ebenso posaunen in der Vision des Johannes beim letzten Gericht die 7 Engel; „Und der siebente Engel posaunete, und es wurden grosse Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit (11, 15).“ Sonst wird in der Genesis, z. B. 45, 29 u. 31, in griechischer Weise von der „Unterwelt“ als dem Aufenthaltsorte der Verstorbenen geredet, wohin die Sterbenden zu ihren vorausgegangenen Vätern und Stammgenossen, den Pitris, versammelt werden. Die Unterwelt, hebräisch Sche’ ol, griechisch Hades, wird unter der Erde gedacht und dort führen nach volksthümlicher Vorstellung die abgeschiedenen Seelen ein schlafähnliches Dasein.

In der maurerischen Trauerloge folgt dem formellen Todtengerichte, in welchem den Verstorbenen die Ehre einer feierlichen Trauerloge bewilligt wurde, die Trauerrede, welche von einem dem Verstorbenen besonders Nahegestandenen pflegt gehalten zu werden. Diese Trauerrede [18] ist das materielle oder wirkliche Todteingericht und oft selbst ein Gericht über die Lebendigen, wenn der Verstorbene sie durch seine Werke und Tugenden zu beschämen vermag. In die Macht des Trauerredners und seine geschickte Lösung der ihm gestellten Aufgabe ist es besonders gegeben, die Trauerloge zu einem erhebenden, tiefwirkenden Todtengerichte zu machen; wir lassen hier eine solche wirklich gehaltene Trauerrede um so eher folgen, als dieselbe zugleich den Vorzug der Kürze haben dürfte:

„Mit aufrichtiger Bereitwilligkeit habe ich den Auftrag übernommen, an der Stelle des sehr ehrw. Br. BI. dem in den ewigen Osten vorausgegangenen Br. K. die Grabesrede zu halten, die Worte der letzten Erinnerung zu sprechen. Lassen Sie den verstorbenen stillen, aber dennoch äusserst treuen, gerne helfenden und selten fehlenden Br. K. im Geiste wieder in Ihre Mitte zurückkehren und sein Bild lebendig in Ihnen aufleben. Dort in der Mitternachtskolonne sehe ich den guten Br. K. noch sitzen und ganz unvergesslich ist er mir, gedenke ich der Meisterlogen. Unter den wenigen Brüdern, welche den Meisterlogen bei zuwohnen pflegten, befand sich gewiss auch Br. K., weshalb ihm auch regelmässig die Mitbewachung des Sarges übertragen wurde. Vielen Brüdern, welche jetzt den wirklichen Sarg des Br. K. umstehen, bewachte einst Br. K. den symbolischen Sarg; aus dem Sarge hat das Wort des Meisters der Meister, des Ewigen, des Jehovah Sie zum Leben erweckt und wir glauben und hoffen, dass ebenso Br. K. durch die Pforte des Grabes hinübergegangen sei in das Reich des ewigen, Lichtes und Lebens. Die Unsterblichkeit des Geistes, welche die Meisterloge so oft symbolisch dem Br. K. verkündete und versprach, hat er sicher jetzt in der That und Wahrheit gefunden und er ruft aus dem Reiche der Geister beseligt herab: „Deponens aliena, ascendit unus, – wenn der Leib in Staub zerfällt, schwingt sich der Geist zum Himmel auf!“

Br. Heinrich K. war im J. 1796 zu Illnau von armen Eltern geboren und die Dürftigkeit seiner Eltern, so wie die damaligen politischen Verhältnisse bestimmten, beschränkten und drückten die Schicksale seines Jugendlebens. Seine Schulbildung war höchst mangelhaft und [19] schon in früher Jugend war Br. K. gezwungen, in dem Handwerke seinem Vater hülfreiche Hand zu leisten. Nachdem Br. K. das väterliche Handwerk erlernt und das Jünglingsalter erreicht hatte, wurden ihm das väterliche Haus und die Heimath bald zu enge und es zog ihn hinaus in fremde Länder und zu andern Menschen. Das nächste Ziel der Reisen des Br. K. war Paris, wo er längere Zeit verweilte und in seinem Berufe sich best möglich vervollkommnete. Von Paris führte den Br. K. seine Wanderlust über das Meer nach London. In London eröffneten dem Br. K. im J. 1824 sein biederer Charakter, sein Fleiss und seine Liebe zur Arbeit die Pforten der dortigen Loge la Confidence und von nun an blieb die Maurerei die freundliche und treue Lebensbegleiterin des Br. K. bis zu seinem Grabe. Aus London kehrte Br. K. über Paris nach Zürich zurück, wo er sich niederliess und verheirathete und ein ebenso braver als zärtlicher Familienvater wurde. Von seiner Gattin wurden dem Br. K. zwei Knaben geboren, von denen jedoch der eine sehr jung verstarb. Die ganze Liebe und Sorgfalt des Vaters wandte sich nun dem überlebenden einzigen Sohne zu und in der Erinnerung an die leider entbehrte bessere Erziehung und Bildung war er unablässig bemüht, jetzt dem Sohne die möglichste Schulbildung zu geben. Durch unermüdlichen Fleiss, langjährige Anstrengung und grosse Sparsamkeit gelang es Br. K., sich ein mässiges Vermögen zu erwerben, welches ihm in spätern Jahren, als Auge und Hand den Dienst zu versagen anfingen, erlaubte, sorgenfrei in bescheidenen Verhältnissen zu leben. Der Abend seines Lebens wurde getrübt durch ein fortwährendes Kränkeln seiner geliebten und getreuen Gattin; der Verlust derselbem erschütterte ihn tief und führte ihn schneller dem eigenen Tode zu. Der einzige Sohn des Br. K. war nach Brasilien gegangen und hatte sich dort, nach dem Wunsche des Vaters, in den Freimaurerbund aufnehmen lassen. Den Sohn und Bruder nochmals zu sehen und zu umarmen, war der letzte und sehnlichste Wunsch. des dem Grabe nahen Vaters und diesen Wunsch hat ihm der allmächtige Baumeister der Welt erfüllt. Der Vater sah den theuren Sohn wieder und war so glücklich, mit dem Sohne und [20] Bruder im vorigen Jahre in unserm Tempel ein Maurerfest zu feiern. Die schönen Tage und Wochen, welche Br. K. mit seinem Sohne in Liebe und Freundschaft zusammenn verlebte, waren das letzte irdische Geschenk des gütigen Himmels, denn nur wenige Zeit nach der Abreise seines Sohnes begleiteten die BBr. seine Leiche zum Grabe. Tief gerührt hat es den fernen Sohn, zu vernehmen, welche zahlreiche BBr. den Vater zu seiner Ruhestätte gefolgt seien und für ihn das letzte Gebet gebetet haben; um den Brüdern dankbar zu sein und um das maurische Andenken des Vaters zu ehren, sandte der Sohn 100 Franken für den Stiftungsfond verewigter Brüder. Ja, meine Brüder, das Andenken des Br. K. bleibe uns heilig; er war der ganzen Loge und allen einzelnen Brüdern ein treuer Bruder, wie er seiner Gattin und seinem Sohne ein treuer Gatte und Vater gewesen. Er war an seinem schwachen Orte, was er sein sollte und sein konnte; wohl, drei Mal uns, wenn auch über uns einstens der Todtenrichter also urtheilt.“

Die Trauerloge ist die geeignetste Stätte und Gelegenheit zum Vortrag der praktischen Tugendlehre oder Ethik, der goldenen Regeln des Pythagoras und der Maurerei, indem wohl das Leben eines jeden Menschen und Maurers lehren wird, welche Tugend mit Erfolg geübt werden könne und welche Fehler vorzüglich zu meiden seien. Das Leben eines jeden Menschen, auch des scheinbar unbedeutendsten, wird nach irgend einer Seite hin sich als eine Lehre von den guten Sitten und Werken betrachten und anwenden lassen. Solch’ eine Lehre ist auch ein alter, im J. 1521 erschienener und in dem weimarischen Jahrbuch für deutsche Sprache, III. S. 420 ff. wieder abgedruckter Druck : „wye Eyn weiser man seynem Sun eyn lere geben soll von gutten sitten vnd werken.“ Darin beisst es unter Anderm:

„bedechte mancher wer er were,
seiner hoffart er wol entbere.
mancher wänt, er sei ein herr:
so ist er von adel eim buben nit ferr.
wer da wänt, dass er der beste sei,
dem wonet fast die narheit bei.
der sich mit hoffart übertreit,
wirt er zu spot, wem ist es leit?

[21]

wer sich beruembt grosser kunst,
der hat doch gar ein clein vernunft.
weise wort und dörecht werk
treibent die von Gauchsberk.“

ferner:

„Alter on weisheit,
weisbeit on werk,
hoffarth on reichthum,
adel on gut,
reichthum on eere,
herschaft on lant,
stet on gericht,
gewalt on genad,
jugent on forcht,
frauen on scham,
geistlich orden in frenden spil:
die stück bringen ungemachs vil.“

Ein alter Erfurter Spruch bei Vrîdank p. 54 lautet:

swer tugende hät, der ist wol geborn
ân tugend ist edele gar verlorn.

Derselbe Vrîdank hat ein ganzes Kapitel S. 164:

ez hânt die übelen zungen
die guoten ûz gedrungen.

Cassel im weimarischen Jahrbuch, I. S. 471, meint, in unserer Zeit sei solche Klage überflüssig, wie man nicht über das schlechte Wetter und die Theurung klage, wenn sie zur Gewissheit geworden sind. Bei Tertullian heisst es in einer Stelle: eum alicujus defuncti recordaris, misellum. Vocas cum, non uti de bono vitae creptum, sed ut poenae et judicio jam adseriptum.“

In dem II. Hefte der Freimaurer-Anakekten ist eine vollständige Beschreibung der Todtenfeier Wieland’s am 18. Februar 1813 in der Loge Amalia zu Weimar mit allen dabei gesprochenen Reden enthalten, welche Beschreibung auch besonders gedruckt wurde. Goethe hielt bei dieser Feier die Trauerrede, worin er sich aber vorzüglich mit der literarischen Thätigkeit und Bedeutung Wieland’s beschäftigte. Ueber das Verhältniss Wieland’s zur Maurerei, in welche er sich in seinem 76. Jahre am 4. April 1809 noch hatte aufnehmen lassen, äussert sich [22] Goethe dahin: „Denn zu unserer Brüderschaft hatte sich in ihm eine vertrauensvolle Neigung aufgethan. Schon als Jüngling mit Demjenigen bekannt, was uns von den Mysterien der Alten historisch überliefert worden, floh er zwar nach seiner heitern, klaren Sinnesart jene trüben Geheimnisse, aber verleugnete sich nicht, dass gerade unter diesen, vielleicht seltsamen Hüllen zuerst unter die rohen und sinnlichen Menschen höhere Begriffe eingeführt, durch ahnungsvolle Symbole mächtige, leuchtende Ideen erweckt, der Glaube an einen über Alles waltenden Gott eingeleitet, die Tugend wünschenswerther dargestellt, und die Hoffnung auf die Fortdauer unseres Daseins sowohl von falschen Schrecknissen eines trüben Aberglaubens, als von den oben so falschen Forderungen: einer lebenslustigen Sinnlichkeit gereinigt worden. Nun als Greis von so vielen Freunden und Zeitgenossen auf der Erde zurückgelassen, sich in manchem Sinne einsam fühlend, näherte er sich unserm theuren Bunde. Wie froh er in denselben getreten, wie anhaltend er unsere Versammlungen besucht, unsern Angelegenheiten seine Aufmerksamkeit gegönnt, sich der Aufnahme vorzüglicher junger Männer erfreut, unsern ehrbaren Gastmahlen beigewohnt, und sich nicht enthalten, über manche wichtige Angelegenheiten seine Gedanken zu eröffnen, davon sind wir alle Zeugen, wir haben es freundlich und dankbar anerkannt. Ja wenn dieser altgegründete und nach manchem Zeitwechsel oft wieder hergestellte Bund eines Zeugnisses bedürfte, so würde hier das vollkommenste bereit sein, indem ein talentreicher Mann, verständig, vorsichtig, umsichtig, erfahren, wohldenkend und mässig, bei uns seines Gleichen zu finden glaubte, sich bei uns in einer Gesellschaft fühlte, die er, der besten gewohnt, als Vollendung seiner menschlichen und geselligen Wünsche so gern anerkannte.“

Der Sarg Wieland’s wurde auf dem ihm früher angehörenden Gute Osmannstädt bei Weimar am 25. Januar 1813 in Tüchern an Handhaben von 15 Brüdern abwechselnd zum Grabe getragen und dort an der Seite seiner ihm im Tode vorausgegangenen Gattin und einer auch dort beerdigten jüngern Freundin nach einem von ihm ausgesprochenen Wunsche beigesetzt. Auf dem Sarge lag [23] ein Band von Wieland’s Werken, von einem grossen Lorbeerkranze umgeben. Sämmtliche Brüder der Loge Amalia zu Weimar hatten ihm das letzte Geleit gegeben.

Die Trauerloge Wieland’s wurde in Anwesenheit des ganzen weimarischen Hofes also eröffnet:

Meister: Ehrw. Br. erster Aufseher, warum ist diese ehrw. und hochachtbare Gesellschaft hier versammelt?

Erster Aufseher: Um das Andenken des theuren verstorbenen Bruders Wieland mit dankbarer Liebe zu feiern.

Meister: Ist um uns her die gehörige Ruhe, und dürfen wir hoffen, dass die feierliche Stimmung unserer Herzen durch keinen Eindruck von aussen gestört werde?

Erster Aufseher: S. E. M.! Alles ist still, wie es die Trauer des Abends und der Anwesenden Würde gebeut.

Dann folgte nachfolgendes Gebet der stehenden Versammlung:

Uns umweh’n des Grabes Schauer!
Mit der Wehmuth tiefer Trauer
Klagen wir ob unsers Bruders Tod;
Der getreu den Maurerpflichten lebte,
Rastlos mit uns nach dein Ziele strebte,
An dem Wahrheit ihren Kranz ihm bot:
Heimgegangen ist er, und kein Sehnen
Bringt ihn wieder unsern stillen Thränen.
Blick herab aus liebter Ferne,
Aus dem schönsten aller Sterne,
Wo die hellre Wahrheit dich umgibt;
Einen Blick noch gönn’ uns, Theurer, wieder,
Einen Strahl des Lichtes sende nieder
Auf der Edlen Kreis, die Dich geliebt! –
Dass zum Ziel wir fördern unsere Schritte,
Schwebe freundlich hier in unsrer Mitte.

Als am 7. December 1860 zu Leipzig Br. F. L. Meissner, Grossmeister der grossen Landesloge von Sachsen, zu Grabe getragen wurde, gingen zwölf Palmenträger voraus und vier Stuhlmeister, denen Brüder Schaffner mit bekränzten und beflorten Stäben zur Seite gingen, hielten die vier Zipfel des schwarzen Leichentuches.1) Ebenso [24] hielten bei der neulichen Beerdigung des Königs Friedrich, Wilhelm IV. von Preussen vier Ritter des schwarzen Adlerordens die vier Zipfel des über den Wagen liegenden Leichentuches, zwölf Generalmajore trugen den Baldachin über dem Sarge und vier Generallieutenants die vier Cordons des Baldachins.1)

An die Trauerrede schliesst sich das Entzünden der im Osten vor dem symbolischen Sarge des Verstorbenen stehenden Spirituslampe zum gläubigen Symbole, dass der Verstorbene in den ewigen Osten, in das ewige Licht und Leben eingehen möge. Sinnvoll beginnt und schliesst mit einer Lichtertheilung das maurerische Leben; das Licht, welches im Leben der Maurer redlich gesucht, hofft er im Tode im Himmel zu finden und wenn das Licht zu finden ist, darf es gewiss zu finden hoffen, wer lichtvoll gelebt hat und lichtvoll gestorben ist. Aber alles Licht und aller Segen kommt aus Osten, kommt von Oben und wird nicht hier, sondern nur dort gefunden, wo keine Dunkelheit mehr ist. Sterben heisst, so hoffen und glauben wir, zum Lichte geführt werden, in das Licht eingehen. Der Vendidad, 5, 68, sagt: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen worden, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch Heiligkeit des Gedankens, durch Heiligkeit des Worts und durch Heiligkeit der That. – Siehe da das Gesetz.“ – In der Beobachtung des Lichtgesetzes hat der Mensch das Mittel, das Böse und den Tod, – den Ahriman, durch welchen allein nach dem parsischen Glauben das Böse und der Tod in die Welt gekommen, zu überwinden. Der Mensch muss das Böse ablegen, weil es das Böse, ein ihm Fremdes ist und sein Licht verfinstert, – und das Gute üben, weil nur dieses mit seiner frühern und ursprünglichen, an sich reinen und heiligen Natur übereinstimmt. Der Glaube so vieler Völker an eine besondere Hölle als Straf- und Reinigungsort ist nur eine Fortsetzung des Gedankens an ein eignes Todtengericht, ist nur die Personification der Nothwendigkeit für den noch nicht ganz gereinigten und lichtvollen Menschen, sich in [25] sich selbst zu reinigen und zu bessern, da es keine andere Reinigung und Besserung an sich geben kann, wie ja das Böse auch nur in uns selbst liegt, nur unser eigenes Werk ist. Eigenthümlich und nur aus der Grundvorstellung eines Todtenrichters, der Strenge und Milde nach Belieben üben kann, entsprungen, ist der Glaube mancher Völker, z. B. der Sinesen, der Inder, der Baktrer und selbst der Katholiken, dass die in der Hölle oder in dem Fegfeuer Befindlichen von ihren Strafen durch die Gebete und frommen Werke ihrer Kinder und anderer Zurückgelassenen befreiet und erlöset zu werden vermögen, weshalb es bei einzelnen Völkern und vorzüglich bei den Indern so wichtig ist, einen Sohn zu hinterlassen, der das Befreiungs- und Erlösungswerk des verstorbenen Vaters übernehme und betreibe. Vor der Vernunft können begreiflich alle diese frommen Todtendienste. nicht bestehen und ein Jeder muss, oder soll sich selbst befreien und erlösen. Der Vendidad, Farg. 5, 178, sagt in diesem Sinne: „Diejenigen, die böse sind, machen den Ort, der für die Schlechten bestimmt ist, – den finstern Ort, der von Finsterniss kommt, – die Finsterniss durch ihre eigenen Thaten und eigenes Gesetz, zum schlechtesten Orte.“ Die Seelen der Menschen sind zufolge der Auffassung des Zendvolkes gleich dem göttlichen Geiste oder Ormuzd von Ewigkeit her erschaffen, was die spätern griechischen Philosophen, besonders Pythagoras und Platon als die Präexistenz der Seele bezeichneten; da die Seelen Licht sind, nur Ausstrahlungen oder Emanationen des ewigen Lichtes, müssen sie mit diesem gleich ewig und unsterblich sein. Also nicht der Mensch, sondern seine Seele, sein Urbild, sein Ferner, sein Genius ist von Ewigkeit her und der Mensch ist blos unsterblich, indem seine Seele in das ewige Reich, in das Lichtreich wieder zurückkehrt, woher sie zur Erde in den menschlichen Körper herabgestiegen war.1) Da man in der Seele einen Funken oder ein Theil des ewigen Geistes erblickte, dachte man sich die Menschenseelen als reine Lichtwesen von Urbeginn an von Ormuzd und mit ihm erschaffen, bei ihm im ewigen Lichtreiche auf dem festen Hlimmels- [26] gewölbe weilend. Die 7 Planeten, die 7 Hauptlichtkörper sind nicht allein die Quellen des wirklichen Lichts, sondern auch als die 7 Amchaspands (Erzengel) Ormuzd, Bahman, Ardibehescht, Schariver, Sapandomad, Kordad und Amardad die Beherrscher, Oberhäupter oder Anführer des Geisterreiches, des Reiches der Seelen, welche die Menschen und alle Lichtschöpfungen durchdringen und beleben.1) Das Erdenleben einer ewigen Seele beginnt, indem dieselbe von dem Himmel zur Erde herabsteigt und in einen menschlichen Körper sich einkleidet, sich einschliesst; der Mensch wird geboren, sobald die Seele zu dem vollendeten Körper herabgestiegen ist, und insofern wird erst im Augenblick der Geburt nach der Vorstellung des Zendavesta der Mensch beseelt. Es heisst z. B.: „Nachdem der Menschenkörper im Mutterleibe gebildet ist, kommt die Seele vom Himmel und belebt ihn. So lange er durch sie lebt und sich bewegt, begleitet sie ihn unablässig. Wenn der Mensch stirbt, so wird sein Leib Staub und die Seele kehrt in den Himmel zurück.“2) Da nach der Vorstellung des Zendavesta Körperschönheit durch Seelenschönheit bedingt ist oder vielmehr eine jede Seele sich ihren entsprechenden Körper bildet, sollte man eher die Ansicht erwarten, dass die Beseelung des Menschen im Augenblicke der Zeugung erfolge und damit allein die Seele die Möglichkeit erlange, sich ihren Körper zu bilden. Dunkel mag in dem Zendvolke, dessen naturwissenschaftliche und philosophische Kenntnisse sehr beschränkt und unvollkommen waren, die Ansicht gewaltet haben, dass die Beseelung im Augenblicke der Zeugung stattfinde, insofern nach ihm Mithra, d. i. das Licht überhaupt oder nach der spätern besehränktern Auffassung die Sonne, die Aufsicht über die Seelen, Feruers oder Luftgeister bei ihrer Vereinigung mit Körpern führt, d. h. alle Zeugungen in der Thier- und Pflanzenwelt unter seinem besondern Schutze stehen, – alles Erzeugte, Mensch, Thier und Pflanze unter seiner Leitung beseelt wird, einen Feruer erhält. Irrig glaubte Rhode,3) es sei ursprünglich [27] der Planet Venus Mithra gewesen. Mithra ist der Befruchter der Erde, Quell alles Lebens, Mehrer aller Keime, der Keim der Keime nach dem Zendavesta.1) Mithra ist übrigens nur die zeugende Seite des Ormuzd, des Ewigen selbst, welcher im Jescht-Ormuzd von sich sagt: „Mein Name ist: Liebe gefragt zu werden; Grund und Mittelpunkt aller Dinge; Reinigkeit; Grundkeim alles Guten in Ormuzd-Geschöpfen; Verstand, höchste Weisheit, Wissenschaft, Geber der Wissenschaft, Herrlichkeit, der Herrlichkeit gibt; Gesundheit, Priester, König, der Grosse, höchster Glanz, höchster Beschützer, Wachthaber, Richter der Gerechtigkeit; der Alles weiss; Grund der Möglichkeit und Wirklichkeit; der nicht trägt und nicht trägen kann, Zerstörer der Weltübel, das Jetzt, Alles und Halter des Alls; Fülle der Seeligkeit, reiner Wille des Guten u. s. w.2)“ Alles dieses ist das Licht im kosmischen und übersinnlichen Sinne und dieses Licht ist auch der Erzeuger Mithra, der indische Sonnengott Savitri.

Das Erdenleben der Seele ist nach dem Zendavesta und auch ähnlich näch dem ägyptischen Glauben die Prüfungszeit derselben, – ihr Wanderleben hier ist ihre Entfernung aus dem glücklichen und seligen Leben im Himmel: daher die unauslöschliche Sehnsucht der Seele zurück nach dem heimathlichen Himmel und ihre Freude, wenn die Fesseln des Körpers brechen und der Leib in Staub zerfällt. Die Seele als Lichtschöpfung des Ormuzd ist rein und steigt rein von dem Himmel zur Erde in den menschlichen Körper nieder, weshalb insofern alle Menschen rein und gut geboren sind. Nicht immer aber ist der Mensch er selbst, folgt seiner reinen und guten Seele (Feruer); Ahriman betrügt, belügt und verlockt ihn und der Mensch gibt diesem fremden Einflusse sich hin, der Mensch wird gleichsam zu einem widerspruchsvollen Doppelwesen, theilt sich zwischen Ormuzd und Ahriman, zwischen Licht und Finsterniss, zwischen der himmlischen Seele und zwischen den irdischen und sinnlichen Verführungen, zwischen seinem guten und bösen. Ich, Feruer oder Genius.

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Darauf beruht es, dass, obwohl der Mensch und seine gute Seele (göttliche Vernunft), sein Schutzgeist, sonst dieselben und nicht von einander verschieden sind, sie jetzt doch von einander getrennt und die gute Seele mit der bösen um den Menschen sich streitend gedacht werden. Aber dieser Streit des Ormuzd und Ahriman, zwischen den beiden Genien ist nur ein Bild des Kampfes, welchen der Mensch in dem eigenen Innern zwischen dem Guten und Bösen kämpfet und der hier kaum endet, da er auch noch jenseits wird fortgerungen werden müssen, wenigstens von Denen, die hier diesen Kampf nicht siegreichdurchgekämpft haben.

Auch nach dem brahmanischen Religionssystem, wie dasselbe in den durch Hollwohl bekannt gemachten Fragmenten des Schasta enthalten ist, sind alle Seelen der Menschen und Thiere ursprünglich gefallene Geister, der jetzige Zustand der Menschen ist daher nur eine Folge einer in der Geisterwelt vorausgegangenen Uebertretung, eines Falles in dem himmlischen Reiche. Der Urheber jenes ursprünglichen Falles ist noch jetzt der Hauptfeind und Verführer der Menschen. Zur Wiedererlangung seines verlornen Zustandes bedarf der Mensch des Beistandes höherer Wesen. Zwischen dem Tode und der vollkommenen Wiederherstellung der frühern Reinheit und Göttliehkeit der Seele gibt es noch sieben Perioden der Läuterung.1)

In dem germanischen Volksglauben spricht sich gleichfalls die Ansicht aus, dass die Menschenseelen aus dem himmlischen Lichte stammen, besonders in den allerwärts verbreiteten Sagen von den Kindsbrunnen; denn diese Kindsbrunnen sind eben nur der Wolkenhimmel, das Wolkenmeer, worin die Kinderseelen auf dem Schosse der Göttin Holda weilen und woher sie der Storch oder der Marienkäfer den gebärenden Müttern zur Geburt auf die Erde herabträgt.2) Darnach glaubten also auch die Germanen gleich den Baktrern, dass die Beseelung des Menschen erst im Augenblicke der Geburt durch den Eintritt [29] einer himmlischen Seele in den menschlichen Körper erfolge. Die Wolkengöttin Holda mit ihren Seelenbrunnen in den Wolken wurde späterhin nach einem besonders in der griechischen und germanischen Mythologie so häufig erscheinenden Vorgange von dem Himmel auf die Erde versetzt, irdisch localisirt, so dass in Deutschland wenigstens noch jetzt fast jede Stadt und jedes Dorf ihren Kindsbrunnen haben, woher die Hebammen die Kinder holen und den gebärenden Müttern zutragen. Zu dem Hergottvögelein (coccinella) wird gesungen:

Hergottsmogggela flieg auf,
flieg mir in den Himmel nauf,
bring a goldis schüssela runder
und a goldis wickelkindla runder.

Hieran schliesst sich die von Aristoteles ausdrücklich als orphisch oder pythagoreisch bezeichnete, d. h., wie er sich genau ausdrückt, in dem sog. orphischen Gedichte vorgetragene Vorstellung, dass die Seelen aus dem Weltall von den Winden herbeigetragen und von den Neugebornen aufgenommen werden. Umgekehrt werden nach dem germanischen Volksglauben dann wieder der Neugebornen Sprüche von den vier Winden nach allen Weltgegenden getragen. In diesen Sagenzügen drückt sich nur der allgemeine Glaube an das ätherische Wesen der Seele, – an die Seele als ein nach allen Seiten und also namentlich nach den vier Weltgegenden leuchtendes Lichtwesen aus, wie eben deshalb auch die Licht- und Sonnengötter gewöhnlich auf einem von vier weissen oder auch rothen Rossen gezogenen Wagen an dem Himmel dahinfahren. Nach dem Mihir Yast fährt z. B. Mithra auf einem von vier weissen Rennern gezogenen Wagen. Damit in Uebereinstimmung stehend heisst es dann im Vendidad Farg. 19, 52: „Ich preise den Mithra, der ein grosses Gebiet hat, den Siegreichen, den Glänzendsten der Siegreichen, den Siegreichsten der Siegreichen.“ Mithra wird der Unbesiegliche auf den Mithradenkmalen genannt, indem dieselben die beständige Aufschrift haben: Deo Soli invicto Mithrae. Unbesieglieh ist Mithra, weil die Finsterniss niemals bleibend das Licht zu überwinden vermag, die anbrechende Morgensonne stets die Nacht verscheucht. Zum [30] Symbole hatten mit Hinsicht auf Mithra die Perser einen weissen mit Blumen bekränzten, von vier weissen nisäischen Rossen gezogenen Sonnenwagen.1) Die vier kleinern Planeten, welche dem Mithra untergeordnet sind, werden in den Zendschriften unter dem Sinnbilde der vier mächtigen und reinen weissen Himmelsvögel mit Goldfüssen dargestellt. Das weisse Pferd war bei den Persern wie bei andern indo-germanischen Völkern der Sonne geweiht und Herodot erzählt, dass Kyrus auf seinem Kriegszuge gegen Babylon heilige weisse Rosse mit sich geführt habe.2) – Der indische Surya, Suria, der Gott des Lichtes und der Sonne, sowie der ihm verwandte griechische Apollo werden auf einem von vier weissen Rossen gezogenen Wagen dargestellt. Bei den Indern fährt die vedische Ushas, die Göttin der Morgenröthe, auf einem mit rothen Kühen oder Pferden bespannten Wagen,3) – Agni auf einem von rothen Stuten gezogenen Wagen.4) Als Sonnengott wird Brahma von den Indern roth dargeetellt. – Wenn der germanische Thôrr in seinen rothen Bart bläst oder ruft, dann hallt die ganze Welt von Gewittergetöse (der Posaune) wieder. In deutschen Sagen erscheint öfter ein Reiter mit rothem Banner auf rothem Ross u. s. w. , den man mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Thunar deutet.5) Wegen ihrer rothen Farbe waren dem Thôrr geheiligt der Fuchs, das Eichhörnchen, das Rothkelchen, – die Donnerziege genannte Schnepfe, deren Flug das Gewitter verkündigte, – der Hirschkäfer, auch Feuerschröter und Donnerpuppe genannt;6) unter den Bäumen ausser der Eiche die Vogelbeere mit ihren rothen Früchten, – unter den Pflanzen die Hauswurz (Donnerbart), die Donnerdistel mit rothen Blüthen, die Donner- oder Alpenrose mit eben solchen Blüthen u. s. w.

Forschen wir nur nach dem letzten Grunde und Ur- [31] sprunge dieses der Urmenschheit, den Urvölkern gemeinschaftlichen Glaubens von dem Entstehen der Seelen und ihrem Herabkommen aus dem himmlischen Lichte, wie wir ihn bei den Baktrern und Indern, bei den Griechen und Germanen, bei den Aegyptern u. s. w. treffen, möchte es einfach der unendliche blaue, Alles umfassende Himmelsäther sein, welchen man, besonders in der stillen und sternenerleuchteten Nacht nicht betrachten konnte, ohne darin das Walten und den Sitz höherer Wesen, Gottes und der von ihm von Anbeginn an geschaffenen seligen Geister zu ahnen und zu erkennen. Ormuzd und Ahriman, welche anfänglich unverbunden, d. h. ohne unter einem letzten Urgrunde über ihnen zu stehen, bei den Baktrern erscheinen, sind nichts Anderes als der ewige Wechsel von Tag und Nacht und in weiterer Ausdehnung von Sommer und Winter, welche sich in dem unendlichen Himmelsraume und auf der Erde in niemals endendem Kampfe vollziehen. Erst später bemächtigte sich die philosophische Speculation der ursprünglichen dunkelen und blosen Naturanschauung und suchte sie begrifflich zu gestalten, indem man Zaruana akarana, d. i. das unerschaffene (akarana) Umfassende, das Alles in sich Passende oder die das Weltall räumlich und zeitlich umfassende Unendlichkeit, den unendlichen Raum und die anfangslose Zeit als Dasjenige setzte, welches Ormuzd und Ahriman geschaffen habe, welche dann wieder im Anfange der Dinge die Welt und die Wesen des Lichts und die Welt und die Wesen der Finsterniss hervorgebracht haben.1) Ein grosser speculativer Fortschritt liegt aber dennoch nicht darin, denn Zaruana akarana ist eigentlich doch nur Ormuzd, das ewige und unendliche. Alles in sich fassende und beseelende Licht, weshalb auch der Begriff der Zaruana akarana dem eigentlichen Volksbewusstsein fremd und mehr nur eine todte Speculation der Priester und ihrer Schriften geblieben ist. An den der Himmelsbetrachtung eutsprungenen zendischen Monotheismus erinnert übrigens bei den Indern im Kreise der vedischen Götter noch sehr lebhaft Varunas, der „Umfassende“ als das allesumfassende und umspan- [32] nende Himmelsgewölbe und zugleich Ursprung des Alles erleuchtenden, durchdringenden und schaffenden Lichtes. Nach dem Rig-Vêda bereitet Varunas der Sonne ihre Pfade, Mond und Sonne wandeln nach seinen Gesetzen, er leitet den Lauf der Monate und der Jahre; in ihm ruhen alle Lebenskeime, er gibt den Pflanzen Luft, Milch den Kühen, den Rossen Kraft, die Seele den Menschen. Varunas ist der griechische Ouranos.

Dass man die Seelen anstatt ursprünglich durch die Lüfte und die Winde herabtragen, durch die Milchstrasse herab- und wieder zurücksteigen liess, wie die Baktrer, Aegypter1) und Germanen,2) so dass die Milchstrasse zum förmlichen Seelenwege wurde, welchen Namen ihr auch die Pythagoräer und Finnen wirklich beilegen,3) ist blos die umgestaltende Wirkung der inzwischen erlangten astronomischen Kenntnisse. Verwandt damit ist es, dass bei den Wallachen der letzte Schimmer der Abendrüthe Sorile morzilor, die Sonne der Todten heisst.4) Die Phantasie der Urvölker folgte sinnend der Sonne, dem Lichte gleichsam in seinen Ursitz, zu seiner letzten Quelle und hier mussten Gott, die Geister und die Seelen der Verstorbenen wohnen, – von hier mussten die Menschenseelen, wie alles Licht und Leben, ausgehen und ausgegangen sein und hierher mussten sie wieder zurückkehren, wenn sie die Erde verliessen. Das Verbrennen der Leichname hing bei den Germanen, Kelten, Indern, Griechen und Römern u. s. w. gleichfalls mit dem Glauben zusammen, dass die Seelen der Verstorbenen durch die von dem Scheiterhaufen aufsteigenden Rauchsäulen zu dem Himmel emporgewirbelt werden.5) Auch in der Sage des griechischen Prometheus, welcher die ersten Menschen aus Thon bildete und sie mit dem von dem Himmel geraubten Feuer belebte, ist nur ausgesprochen, dass des Menschen Geist Licht und Feuer sei und von dem Himmel stamme, das Himmels- [33] feuer, der Geist zur Erde und zur Materie herabgebracht werden müsse, um sie zu beleben und beseelen; Gott ist das Licht, der Geist und das Leben, und was da ist und lebt, muss von dem göttlichen Geiste und Leben erfüllt sein.1) Der dem Menschen von Gott gegebene Geist soll leben und nimmer vergehen, wenn auch der Leib in Staub zerfällt oder zu Asche verbrannt wird. So kann nach seiner tieferen und höheren Auffassung der Tod nicht schrecken, denn für die himmlische Seele ist er kein Tod und nur die Erlösung von dem Erdenstaube, die Rückkehr in das Himmelsland, auf welchem Gedanken zugleich der Begriff des so vielfach erscheinenden himmlischen Befreiers und Erlösers beruht, da dieser Befreier und Erlöser nur der in die Himmelsheimath zurückgeleitende Tod selbst ist. Das Entzünden der Spiritusflamme vor dem Sarkophage des Verstorbenen bei den Maurern ist blos eine andere Gestalt des Denkmals der Meister, worauf mit Flammenschrift geschrieben steht: Deponens aliena, ascendit unus, – vom Erdenstaub befreiet, schwingt froh der Geist sich zu dem Himmel auf. Und während die Flamme brennt und den freien unsterblichen Geist zurückträgt, legen die Brüder hoffend und glaubend die letzten Blumen auf dem Sarge nieder, denn im Blumenlande, im Lande des ewigen Lebens soll der Verstorbene wieder erwachen.

Die Blume, besonders die Rose und die blühende Akazie sind das vielbedeutendste und tiefsinnigste Symbol der Maurer. Die Blume, die Rose schmücken den Säugling und die holde Braut, aber auch den kalten Leichnam und den schwarzumhüllten Sarg; die Blume, die Rose ist am Johannistage, am höchsten Freudenfeste der theuerste Schmuck des Maurers und dieselbe Blume trägt er als letztes Liebeszeichen trauernd und doch still hoffend zu dem Sarge des abgeschiedenen Bruders. Die Akazie blühet über dem Grabe und über der Wiege des Hiram, – sie ist das Zeichen des Todes, wie des ewigen Lebens, der Unsterblichkeit. So heisst es von den Hyperboreern in der Sage, sie stürzten sich, von langem Leben gesättigt, mit Kränzen umwunden von einem Felsen in das [34] Meer herab.1) Ebenso darf hieher der allgemeine, bei den Indern, Griechen und Römern, bei den Germanen u. s. w. übliche Gebrauch gezogen werden, die Opferthiere mit Kränzen geschmückt zum Opfertode zu führen. Ja die Blumenopfer selbst, wie dieselben besonders bei den Brahmanen vorkommen, reihen sich an. In einem Vasengemälde trägt auch der untergehende Stern oder Bruder der Dioskuren einen Kranz.2)

Bei den Griechen schmückten mit frischen Myrthen- und Epheukränzen liebende Hände das Haupt und die Bahre des Todten, welche verwelkliche Blumengewinde später durch unvergängliche goldene ersetzt wurden. Solche aus dünnem Goldblech gearbeitete Todtenkränze sind denn auch mehrfach in Gräbern aufgefunden worden. Die Ausgrabungen in den Ruinen des alten Pantikapaion haben mehrere höchst zierliche Lorbeer- und Aehrenkränze zu Tage gefördert; ein in Gold nachgebildeter Myrthenkranz wurde in einem Grabe auf Ithaka entdeckt und in manchen unserer Museen werden solche Kränze aufbewahrt. Vor allem aber verdient jener zu Armento, einem Dorfe der Basilicata, gefundene und gegenwärtig in München befindliche goldene Kranz Erwähnung. Ein Eichenzweig bildet hier die Grundlage, zwischen dessen Blättern mit blauem Schmelz ausgefüllte Astern und Convolvolus, sowie Narcissen, Epheu, Rosen und Myrthen sinnig unter einander verschlungen hervorblicken. Dieses Blumengewinde trägt zuoberst eine geflügelte Göttin, über deren mit Gräsern verziertem Haupte auf zartem Stengel eine Rose schwebt. Vier geflügelte männliche und zwei weibliche, in ein Sternengewand gekleidete Genien, welche auf Blumen sich wiegen, zeigen auf die Göttin hin. Diese aber steht auf einem von Blumen getragenen Postamente, welches die Inschrift trägt: [...]3) – Auch trugen bei den Griechen die Redner, die Sieger in den Wettkämpfen und die Kitharöden stets Kränze, [35] der Todtenkranz aber darf namentlich ebenfalls als ein Siegeskranz, als das Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod betrachtet werden; selbst ein Kitharöde oder Sänger ist der Sterbende, denn er singt sterbend seinen Schwanengesang und das Todtenkleid ist das Festgewand des Kitharöden. – Da die Maurerschürze und andere maurerische Dekorationen auch mit Rosen geschmückt sind, darf behauptet werden, dass nach der ursprünglichen Vorstellung der Maurer nur mit reinen Händen, reinen Kleidern und reinen oder reinigenden Blumen1) die Loge, den Tempel betreten solle, weshalb bei den Griechen auch der Missethäter von dem Rechte ausgeschlossen war, den Kranz beim Opfer tragen zu dürfen, d. h. an der religiösen Gemeinschaft nicht Antheil nehmen durfte. Mit dem Kranze war bei den Griechen gleichbedeutend die wollene Binde, die maurerische Schürze. Rein und geschmückt wie zum Gottesdienste und zum Opfer sollte nach der allgemeinen Vorstellung des Alterthums der Verstorbene auch in das Grab, in die Ewigkeit eingehen. Aus derselben Ansicht ist die Sitte des Alterthums entsprungen, die Todten am Fusse von Bäumen beizusetzen, wie nach der Genesis 35, 8, verglichen mit I. Könige 31, 13, Debora unter einer Eiche begraben wurde. Der das Grab zierende Baum ist der Todtenkranz, unter dem der Verstorbene dem ewigen Leben entgegenschläft, und ganz dasselbe Symbol sind die Bäume und Blumen auf den Gräbern, die Schmetterlinge und ähnliche Bilder auf den Grabsteinen. Ein blühender Garten, ein Rosengarten und Rosenhain sei die Stätte des Todes.2) Selbst die bei so vielen Völkern des Alterthums, namentlich auch bei den Juden vorkommenden Felsengräber, wie auch Christus von Joseph von Arimathia ineinem solchen Felsengrabe beigesetzt wurde,3) mögen die symbolische Bedeutung des ewigen Lebens, der [36] erwarteten ewigen Wohnung gehabt haben und hatten dieselbe jedenfalls bei den Aegyptern, indem sie ihr Haus als die vorübergehende, das Grab als die bleibende und ewige Wohnung betrachteten und bauten. Wenn es von dem Sterben in dem alten Testamente1) und auch anderwärts heisst, zu den Vätern oder auch zu den Vorfahren versammelt werden, heisst dieses zunächst nur in der gemeinsamen Familienfelsengruft bestattet werden.

Auch gehört hierher, dass bei fast allen Völkern der Erde das Entgegentragen oder Entgegenhalten von grünen Zweigen, z. B. von Palmen, und der weissen Farbe, also von weissen Tüchern, wie in Folge einer allgemeinen Verabredung als ein Zeichen des Friedens und friedlicher Gesinnungen gilt, so dass schon Georg Forster, Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778) S. 127, die Vermuthung ausgesprochen hat, es möchte die diesfällige allgemeine Uebereinstimmung der Völker vor ihrer Zerstreuung über die Erde entstanden sein. Auch bei den Völkern auf Neu-Seeland und Otahiti, auf den Societätsinseln, auf den freundschaftlichen Inseln u. s. w. traf Forster diese Sitte; auch Gras tragen diese Völker in derselben symbolischen Friedensbedeutung entgegen;2) auf californischen Inseln wurden Cook als Friedenszeichen auch Federn oder einige Hände voll rothen Staubes oder Pulvers entgegengeworfen.3) Zugleich ist hieraus zu entnehmen, dass Georg Forster mit Haller, Linné, Buffon, Cuvier, Blumenbach, Kant, Herder, Steffens, Rudolph und Andreas Wagner, Willbrand, Burdach, Swainson, Wisemann, Marcel de Serres, Weber (die Lehre von den Ur- und Racenformen der Schädel und Becken der Menschen, Düsseldorf 1830), A. W. Schlegel (Vorrede zu Prichard’s ägyptischer Mythologie, S. VIII), Furtwängler (Idee des Todes, S. XVII oben und S. 104, Anm. unten), Rhode, Kanne, Wollheim da Fonseca (Mythologie des alten Indien, Berlin 1856, S. 2), Alexander von Humboldt (Kosmos, I. S. 379 ff.), [37] Bailly, Bjönstjerna, Bunsen (Aegyptens Stelle, V. S. 22 ff.), Max Müller, Lepsius, Fr. Schlegel (Philosophie der Geschichte, I. S. 16), Schelling (Einleitung in die Philosophie der Mythologie, Stuttgart 1856, I. S. 97 und 98), Pfaff (Schöpfungsgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des biblischen Schöpfungsberichtes , Frankfurt a. M. 1855, Kap. 14 und 25), Lawrence (Lectures on Comparative Anatomy and the Natural History of Man), Prichard und vielen Andern1) an die Einheit der Abstammung des menschlichen Geschlechts und folgeweise auch an eine Ursprache glaubt. Dass die vergleichende Sprachwissenschaft auf ihrem dermaligen Standpunkte und mit ihren jetzigen Hülfsmitteln die weitere Verwandtschaft mit den übrigen sogenannten schlechthin nichtstammverwandten Sprachen noch nicht aufgefunden hat, liegt blos in ihrer Schwäche und in ihrer Beschränktheit, aber keineswegs in den dennoch verwandten Sprachen und Völkern selbst, welche miteinander verwandt bleiben, obgleich es die vergleichenden Sprachforscher noch nicht nachzuweisen im Stande sind. Niemand kann beweisen , dass es einen Gott gebe, und doch glauben alle Menschen, die guten wie die bösen, und selbst die Gottesleugner an ihn. Es soll damit der vergleichenden Sprachwissenschaft durchaus kein Vorwurf gemacht werden, im Gegentheil wird Jeder bereitwillig anerkennen, welches Ausserordentliche und vor einem Jahrhundert kaum Geahnte diese geleistet und entdeckt habe; aber gerade deshalb kann sie fortschreiten und noch Grösseres leisten, dass das kommende Jahrhundert uns ebenso sehr überragen wird, wie wir das verflossene überragen. Dass jedenfalls die drei Haupt- oder Urstämme der Menschheit, nämlich der indo-germanische, japhetische, oder schöne, weisse, helle, – der semitische oder braune und der chamitische, äthiopische, sonnverbrannte, dunkle oder schwarze, in Sprache und Mythologie urverwandt und auf Hochasien oder Nordasien als ihr gemeinschaftliches Urstammland [38] zurückzuführen seien,1) möchte aber schon jetzt als feststehend angesehen werden dürfen und somit die Genesis Wahrheit berichten, indem sie (IX, 18 und 19) erzählt: „Die Söhne Noah’s, die aus der Arche gingen, sind diese: „Sem, Cham und Japhet. Cham aber ist der Vater Canaans. Das sind die drei Söhne Noah’s und von diesen aus ward die ganze Erde bevölkert“ und (XI, 1): „Es hatte aber alle Welt Eine Sprache und Einerlei Worte.“ – Die Sprachverwandtschaft der indo-germanischen Völker zwingt und berechtigt wenigstens, den indo-germanischen Völkern auch gemeinschaftliche Ursitze zuzuschreiben, welche Lassen, a. a. O., I. S. 527, in das Gebiet zwischen dem kaspischen Meere und dem Belustag und Mustag, dem heiligen Berg Berezat (Borg), der in dem Zendavesta als Urquell der Gewässer angerufen wird, verlegt. Erst die sprachlichen Entdeckungen der englischen Gelehrten, besonders eines W. Jones, im Laufe des vorigen Jahrhunderts haben die vergleichende Sprachwissenschaft in den Stand gesetzt, die Einheit der indo-germanischen Sprachen und damit der nördlichen Inder, der Baktrer , Meder, Perser, der Kleinasiaten,2) Griechen, Römer (Etrusker), Germanen, Slaven, Kimmeriern (Cimbern und Teutonen), Kelten, Thracier, Lithauer u. s. w. unumstösslich nachzuweisen.3) Ob zu den indo-germanischen Völkern auch die alten Iberer mit den Finnen gehört haben, ist noch bestritten und unentschieden, doch dürften auch sie dahin zu rechnen sein. Jak. Grimm, über die Namen des Donners, Berlin 1855, S. 3, sagt von der Sprache der Finnen: „Ich hebe an mit den Finnen, ihre wohllautige, reiche Sprache steht zwar ausserhalb dem Kreise der uns urver- [39] wandten, dennoch zu ihnen und namentlich der deutschen in unleugbarer Berührung, deren erste Ursachen noch verhüllt liegen. Wenn unsere und ihre Flexionen auf allen Wegen von einander laufen, erzeigt sich in den Wurzeln der Wörter dafür häufig überraschendes Zusammentreffen, wie es auch der östlichen Grenze finnischer und lappischer Stämme an die gothischen und nordischen angemessen erscheint.“ Jedenfalls haben auch die Semiten, die mit den Indo-Germanen zur kaukasischen Völkerfamilie gehören, in dem iranischen Hochlande als ihrem gemeinsamen Stammlande zusammengewohnt.1) Eben so haben genaue Forschungen und strengwissenschaftliche Untersuchungen der Mumien unzweifelhaft ergeben, dass die Aegypter ein Zweig des kankasischen Menschenstammes sind.2) Jüngst sind weiter die armenische, albanische und nicht blos die Iykische Sprache auf den Urstamm zurückgeführt worden. Es ist sonach die Einheit der menschlichen Sprachen und Völker zu behaupten und anzunehmen, obwohl noch neuerlich Pott in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. (1855) S. 405, sowie 1856 in einer besonderen Schrift: „Die Ungleichheit menschlicher Raçen, hauptsächlich vom sprachwissenschaftlichen Standpunkte, ein etymologischer Versuch,“ entgegen Bunsen und Max Müller auszuführen gesucht hat, welches die wahren Kennzeichen der Sprachverwandtschaft seien und dass es unter den bis jetzt bekannten vielleicht tausend menschlichen Sprachen stammverwandte und schlechthin nicht stammverwandte gebe, eine menschliche Ursprache aber so wenig jemals entdeckt werde als ein erstes Menschenpaar. Die Einheit des Alphabets, der ursprünglichen Bilderschrift möchte doch schon jetzt dargethan sein, weshalb auf Lepsius, über die Anordnung und Verwandtschaft des semitischen, indischen, äthiopischen, alt-persischen und alt-ägyptischen Alphabets, Berlin 1836, und auf Böttcher, unseres Alphabetes Ursprünge, Dresden 1860, besonders verwiesen werden darf. Das phönicische oder chaldäische [40] Alphabet soll nach Seyffarth namentlich auch der ägyptischen hieroglyphischen, hieratischen und demotischen Schrift zu Grunde liegen,1) wogegen Uhlemann mit allem Rechte den Aegyptern das Verdienst der ersten Erfindung des Alphabets in dem Sinne zuschreibt, dass von den Aegyptern das Alphabet an die Phönicier und Hebräer übergegangen sei. Für diese Ansicht führt Uhlemann an, dass bei den Israeliten vor ihrem Einzuge in Aegypten keine Spur von einer Schrift sich finde, während sie sogleich nach dem Auszuge mit der Schrift bekannt erscheinen und dieselbe gebrauchen. Den semitischen Ursprung des indischen Alphabets hat Weber in der Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft Bd. X. S. 389 ff. erwiesen und ebenso Parrat, les tons chinois sont sémitiques, Porentruy 1854, denjenigen des sinesischen. Auch die Assyrier redeten zufolge der neuesten Entzifferungen der Keilinschriften die semitische Sprache.2) Ganz genau ist der Weg der Arier nach Indien angegeben bei Lassen, a. a. O., I. S. 515, wobei Lassen zugleich erklärt, dass die arischen Inder mit den iranischen oder nach Spiegel eranischen Völkern am längsten in dem gemeinschaftlichen Ursitze zusammengewohnt haben müssen. Kruger, Assyrier, S. 198 ff., betrachtet die Tyrrhener als identisch mit den Turaniern oder es sind dieselben aus Turanien über Lydien nach Italien gezogen. Bunsen, a. a. O., V. S. 37 nimmt folgende Hauptreihe der sprachlichen Bildung an:


Die unorganischen Sprachen, die Wurzelsprache, oder Wortstamm- und Partikelsprache, – der Sinismus;


die ältesten turanischen Bildungen, oder der Tibetanismus;


die ältesten semitisch-iranischen Bildungen, oder der Khamismus (die ägyptische Sprache);


die letzte Vorstufe: die westliche oder der Semitismus, und die östliche, die vorgerückten turanischen Bildungen, der Finnismus;


der Iranismus oder die harmonische Bildung des Sprachorganismus.

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Diese fünf geschichtlichen Erscheinungen stellen aber wirklich die grossen Knotenpunkte einer einzigen Entwickelung nach Bunsen dar. Die erste, die unorganische Sprache, ist die Wurzel, die allgemeine Grundlage, die Natur oder Substanz, welche vom Geiste verbraucht wird. Die übrigen sind der Stamm mit jenen vier Knotenpunkten.


ist die unorganische, formlose Sprache, in welcher jede Sylbe ein Wort, jedes Wort ein Vollsinn, also ein Satz ist.


ist das Aneinandersetzen solcher Vollworte zur Einheit eines Wortes als Redetheil, wobei der Kern (Nennwort, Zeitwort) unbetheiligt bleibt. Das Lebenszeichen ist also Einheit des Worttones oder Accents.


ist das Anfangen der Betheiligung der Wurzel, besonders in der Abwandlung des Eigenschaftsbegriffes der Zeitwörter, mit Vorwalten des nennwörtlichen Ausdruckes, der Copula durch das persönliche Fürwort der dritten Person.


ist die weitere Ausbildung der Betheiligung der Wurzel, besonders in der Abwandlung des Eigenschaftsbegriffes der Zeitwörter, mit Vorwalten des nennwörtlichen Ausdruckes der Copula durch das persönliche Fürwort der dritten Person.


ist der vollständige symmetrische Organismus als Werkzeug des bewusst schaffenden Geistes. Frei von den Fesseln einseitiger Bildung, steigt er zur vollkommensten syntaktischen Satzbildung auf, als der kunstgerechter.en Form des freien, bewussten Gedankens.

Die Sinesen sind das älteste Culturvolk Asiens, dessen staatliche und gewerbliche Bildung mit historischer Sicherheit hoch in das dritte Jahrtausend vor Chr. hinaufreicht und das von Gebirgen aus der Nähe des Zendvolkes, aus dem weissen Turanien nach Osten hinabstieg, um aus einem Hirtenvolke in uralter Zeit ein ackerbautreibendes Volk zu werden, wie noch im sinesischen Kultus der Ackerbau heilig gehalten wird.1) Die arischen Inder, das Sanskritvolk, zogen erst lange nach den Sinesen, welche zu dem mongolischen Stamme gerechnet werden, von Hochasien [42] nach Süden aus und wohnten nach den erhaltenen ältesten astronomischen Beobachtungen im 14. Jahrhundert vor Chr. im nördlichen Indien,1) welches sie aber schon von dem schwarzen (dekhanischen) Volksstamme besetzt fanden, den sie allmählig verdrängten oder unterwarfen.2) Aus dem Ursitze nach Westen wandten sich die semitischen oder aramäischen Völker, also die Völker in Syrien, in Palästina, Mesopotamien, Assyrien, Susiana und Arabien, so wie am frühesten in Aegypten. Bunsen, a. a. O., Va, S. 455 und 462, lässt die Urmenschheit den westlichen Zug nach dem Nilthale aus dem oberen oder unteren Eupratthale machen, jedoch wahrscheinlicher aus dem oberen, durch Aramäa und weiter über Palästina. Gfrörer, a. a. O., I. S. 103 ff., hat wohl kaum die Wahrheit getroffen, wenn er die Chamiten, Schwarzen oder Aethiopen aus Südindien über Caramanien, Babylonien, Arabien, das rothe Meer und Aethiopien nach Aegypten ziehen lässt. Es darf als geschichtlich festgestellt betrachtet werden, dass die ägyptischen Könige schon 4000 vor unserer Zeitrechnung Bauwerke aufgeführt und dieselben mit Hieroglyphen (so alt ist nach Bunsen der Gebrauch dieser Schrift) geschmückt haben.3) Die Blüthezeit der assyrischen Kunst fällt in das 14. Jahrhundert vor Chr.4)

Von tiefer Bedeutung ist auch, um wieder zu den Blumen und Kränzen zurückzuwenden, die griechische Mythe, dass, nach Narcissen greifend, die Kore von Aides getäuscht und in die Unterwelt entführt wird; mit Narcissen sind daher auch Kore und ihre Mutter Demeter, die Unterweltsgöttinnen, bekränzt.5) – Auch zum Zeichen der Unschuld und Reinheit wurde die Rose dargereicht, wie Briedel in seinen Reisen durch Bünden, schweizerisches [43] Museum, V. Jahrgang, 12tes Heft, IV. Aufsatz von der alten Sitte der Engadiner erzählt, dass einem Unschuldigangeklagten bei seiner öffentlichen Lossprechung von einem jungen Mädchen eine Rose, die Unschuldsrose genannt, übergeben worden sei, welche Sitte jetzt aufgehört habe. Diese Unschuldsrose ist aber auch nur eine Lebensrose, denn in das Leben geht ein, wer frei und rein von Schuld und Fehle ist. So darf im letzten Blumenschmuck des Maurersarges auch der Glaube und die Hoffnung erblidkt werden, dass den Abgestorbenen. keine schwere Schuld beflecke und drücke und ihm den Weg und Eingang in den himmlischen Blumen- und Rosengarten verschliesse; so streuten mit siebenfachen Händen auch die Aegypter dem Verstorbenen Blumen auf den letzten Weg; selbst das Grab noch decken die Blumen und nur Blumen und Blumenkränze können wir den Abgeschiedenen darbringen. „Schlafe sanft im Blüthengrabe, im Rosenbette!“ ist der stets sich erneuernde Nachruf der Ueberlebenden. Die in die Eleusinien Eingeweihten glaubten, dass die Seligen dort in einem Myrthenhaine weilen, und trugen daher schon hier als Symbole ihres Glaubens an ein ewiges Leben, als Symbol der Einweihung Myrthenkränze,1) wie auch damit die Todten und die Gräber geschmückt wurden. Die Pythagoräer verordneten sterbend, ihren Körper in Myrthen, Oliven und Pappelzweige einzuhüllen; dieser letztere Baum und die Weide bildeten, wie man glaubte, die heiligen Haine der Persephone, nahe bei den Ufern des Styx und des Cocytus. Diejenigen, welche fromm gelebt hatten, lebten auch in der Unterwelt auf Wiesen, prangend in purpurnen Rosen, weshalb auch mit Rosen und andern Blumen von dieser Farbe, ebenso mit Safran die Gräber bestreut wurden.2) Die eleusinischen Weihen, die durch sie geweckten Gesinnungen und Thaten, sollten der Weg in das ewige Myrthen- und Rosenland sein und wie sich der Zeit ihrer Feier nach die kleinen zu den grossen Eleusinien oder Mysterien gleich der Saat zur Ernte, der Früh- [44] ling zu dem Herbst verhielten,1) sollte das irdische Leben überhaupt die Saatzeit sein, um das ewige Leben, das Mysterium der Mysterien zu ernten und das Räthsel der Räthsel zu lösen, um den Schleier von dem Bilde der Neith zu Sais zu heben.

Es ist ein tiefergreifender und wahrhaft geisterhafter Zug in dem Glauben der Urmenschheit, besonders der indogermanischen Völker, der Baktrer, der Griechen, Kelten, Germanen und Slaven, dass sie in der Sage und in dem Volksliede die Seele der Verstorbenen in Blumen, zumal in die weissen Lilien und Rosen, auch in Reben und Bäume übergehen und in diesen unsterblich fortleben, klagen und lieben lassen, so dass, was das Leben getrennt und geschieden, der Tod in den Blumen und Bäumen des Grabes vereint, und umschlingt. Vor Allem ist hier über die schöne Abhandlung von A. Koberstein: „Ueber die in Sage und Dichtung gangbare Vorstellung von dem Fortleben abgeschiedener menschlicher Seelen in der Pflanzenwelt“ in dem weimarischen Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, I. S. 73 ff., nachzulesen. Matthison singt in diesem Sinne des alten Volksliedes:

Einst, o Wunder! entblüht auf meinem Grabe
Eine Blume der Asche meines Herzens;
Deutlich schimmert auf jedem Purpurblättchen!
Adelaide.

Ein altes Volkslied bei Uhland, alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder, I. S. 220 ff., schliesst:

Man legt den Ritter zu ihr inn Sarg,
Begräbt sie wohl unter die Linde,
Da wuchsen nach Dreivierteljahr’n
Aus ihrem Grab drei Lilien.

Das Lied: „Der Herr und die Maid“, welches die Wenden in der Lausitz singen, endet:

Und auf dem Blatt da s Schriftlein:
Sie wären beid’ im Himmel.

[45]

Dagegen heisst es zu Ende einer verwandten schwedischen Ueberlieferung:

Da wächset eine Lind’ auf beider Grab,
Die stehet allda bis zum jüngsten Tag.

Die Linde sie wächst über’s Kirchendach,
Das eine Blatt nimmt das andre in Arm.

In dem deutschen, weit verbreiteten Liede vom Grafen Friedrich wird gesagt:

Was wuchs der Braut aus dem Grabe?
Drei Lilien mit goldnen Buchstaben:
Geht, grabt meinen Bräutigam aus,
Bringt ihn zu mir in’s Gotteshaus!

Die Fortdauer der treuen Liebe im Tode malt unendlich einfach und anmuthig ein wendisches Lied:

Begrabt nun uns beide
Dort unter der Linde.

Pflanzt auf uns zwei Reben,
Zwei Reben des Weinstocks.

Die Reben sie wuchsen
Und trugen viel Trauben.

Sie liebten sich beide,
In Eines verflochten.

Das schwedische Lied: „Klein Rosa“ lässt den dem Bunde der Liebenden entgegen gestandenen Vater und König rufen:

„Und hätt’ ich geglaubt ihre Liebe so hold,
In Ehren und Zucht,
Nicht hätt’ ich getrennt sie für rothestes Gold.“
Es wachsen wohl, es wachsen wohl Lilien und Rosen zusammen.

In einem geistlichen Liede von Benjamin Schmolk ruft die Stimme eines Kindes aus dem Grabe:

Der letzte Frühlingstag wird meine Blätter zeigen,
Da werd’ ich voller Glanz im Himmelsgarten stehn,
Wenn eine Blume wird aus meinem Grabe steigen,
Vor der die Rose selbst wird blass und schamroth stehn!

Ein kleines legendeartiges deutsches Gedicht des 13. Jahrhunderts berichtet: Ein Ritter begab sich, als er alt ge- [46] worden, in ein Kloster. Er konnte nichts mehr erlernen als die einzigen Worte: Ave Maria; sie aber sprach er, wo er ging und stand. Als er starb, wuchs eine Lilie aus seinem Grabe, und auf jedem ihrer Blätter stand mit goldenen Buchstaben: Ave Maria. Man grub nach und fand, dass die Blume im Munde des Todten wurzelte. – In Volksliedern der Lithauer erscheint die Rose entschieden als die Seele der Verstorbenen. Ein Mädchen bricht die Rose auf dem Grabe des Jünglings, und wie sie dieselbe der Mutter bringt, spricht diese:

Das ist ja die Rose nicht!
Ist des Jünglings Seele,
Welchem brach sein Angesicht
Durch den Gram der Liebe.

Koberstein, S. 97, glaubt, dass diesen Sagen offenbar die Vorstellung zu Grunde liege, dass die Seele, die ihren Leib verlässt, in eine Blume, sei es vorübergehend oder dauernd wandere, um darin wie in einem Leibe zu verweilen. In Erweiterung dieses Glaubens verwandelten sich dann, besonders in den griechischen Mythen, die Menschen mit ihrem Leibe und mit ihrer Seele [in Gewächse], wie Daphne zum Lorbeer wird, Syrinx zum Rohr, Phaetons Schwestern zu Pappeln, Philemon und Baucis zu Bäumen, Narkissos zu Narzisse u. s. w. In den deutschen Gedichten und Sagen ist es vorzüglich die weisse Lilie und Rose, welche die den Leidenschaften der Menschenwelt entrückte und schuldentsühnte, reine Seele in sich aufnimmt und birgt. Und wer könnte auf dem Grabe seiner Lieben eine Blume brechen, ohne sich von Geisterhauch umweht zu fühlen, – ohne zu denken, dass die Grabesblumen aus dem Seelenreiche herüberreichen. Wenn die Maurer mit blühenden Blumen, mit weissen Lilien und Rosen den Sarg eines dahingeschiedenen Bruders umkleiden, dürfen auch sie den hoffenden Gedanken hegen, dass der Abgeschiedene im ewigen Garten Gottes als eine reine Lilie und Rose erblühen möge und dass auch uns einst vergönnt werde, in diesem Garten zu blühen und nicht mehr zu welken. Der Blumenkranz auf dem Leichname und dem Sarge der Todten soll die Todten mit den Lebenden, den Himmel mit der Erde leuchtend und liebend vereinen.

[47]

Zu dem sinnigen Aufsatze von Koberstein hat Reinhold Köhler, a. a. O., S. 479, einen Nachtrag geliefert, woraus wir noch hervorheben: In den bekannten Balladen von William und Margareth und Lord Thomas and fair Anet heisst es:

In der Marienkirche begruben sie ihn
Und sie im Marienchor;
Aus ihrem Grab ein roth Röslein sprosst,
Aus seinem ein Weissdorn hervor.

Die neigten sich, die verzweigten sich,
Wär’n gern einander recht nah;
Dass Jeder es gleich erkennen konnt’:
Zwei Liebende ruhten allda.

In einem bretagnischen Volksliede geräth Junker Nann im Walde in eine Feengrotte, die Fee verlangt ihn zum Gatten, sonst soll er am dritten Tage sterben. Junker Nann verschmäht die Fee, treu seiner erst seit Jahresfrist ihm vermählten Gattin, und stirbt wirklich am dritten Tage. Als seine Gattin es vernimmt:

Auf beide Kniee fiel sie drob,
Und nimmermehr sie sich erhob.

Da war’s zu schauen wunderbar,
Als jener Tag vorüber war,
In einem Grabe lag das Paar.

Da wuchsen aus der neuen Gruft
Zwei Eichen mächtig in die Luft.

Auf ihren Zweigen wonniglich
Zwei weisse Tauben schnäbeln sich.

Sie sangen bis zum Momen dort,
Dann flogen sie zum Himmel fort!

Im deutschen Minnegesang sendet der persönlich gedachte Mai den Schmuck des Waldes und der Haide als seine Boten voraus in die Lande, um seine Ankunft zu melden und gleich einem Könige, der nach langer Abwesenheit siegreich heimkehrt, kündigt er sich durch Briefe an, welce die Nachtigall liest.1) Angelangt, setzt er sich [48] auf einen grünen Zweig, wie auf seinen Thron. Oder der Mai selbst ist der Bote des vertrieben gewesenen Sommers, durch den dieser seine Rückkehr kund thut; dann erscheint der Sommer und befiehlt dem Walde, dem Anger und der Haide, reiche Kleider anzulegen, die der April anmisst und der Mai fertigt; die Vögel preisen wetteifernd diese Freigebigkeit, die Nachtigall flötet dazu, und wer recht aufmerken will, kann wahrnehmen, wie die Blumen unter sich flüstern, als bewegten sie sich im Tanze.

Zu dem Symbole der aus dem Grabe hervorblühenden Blumen, des aus dem Grabe entspriessenden neuen Lebens darf wohl auch das Symbol des indischen Çiwa gestellt werden als eines Todtenschädels, aus dessen hohlen Augen Feuerflammen hervorbrechen und aus dessen kahlem Schädel eine Lotosblume erblüht, denn Çiwa ist ja auch der Besieger des Todes durch das Leben, der Tod öffnet die verschlossenen Pforten des Lebens, in welchem Sinne die Todesgottheiten so oft den Schlüssel tragen. Noch mehr aber gehört hierher eine der ältesten, wenn nicht die älteste Beerdigungsweise, wornach der Körper des Verstorbenen in den möglichst kleinsten Raum zusammengelegt oder zusammengerollt wurde, wie er als Kind in dem Mutterschosse ruhte, und die sich im alten Babylon, in der Schweiz und besonders im Kanton Waadt,1) in Peru, bei den Patagonen, im nördlichen Amerika, in Türingen, an den Ufern der Rhone, bei den Hottentoten, bei den Guaneben der eanarischen Inseln, in Aethiopien u. s. w. findet. Troyon, a. a. O., für 1856, S. 21 ff., sucht die Ansicht zu begründen, deren auch Grimm in der zweiten Ausgabe seiner Mythologie (1844), S. 1220, gedenkt, dass die Leichname in solcher Gestalt dem Schosse der Mutter Erde in dem Glauben an die Wiederauferstehung (résurrection des corps), an die Wiedergeburt übergeben worden seien. Ist diese Ansicht begründet, und sie hat allerdings sehr Vieles für sich, dann ist diese Beerdigungsweise mit dem Glauben an die Wiederauferstehung der Todten von den alten Baktrern ausgegangen, denn ihnen gehört die Lehre von [49] der Wiederauferstehung der Todten ursprünglich an, wie geschichtlich ganz feststeht. Auch bei einzelnen indischen Volksstämmen wird der Todte also beerdigt und die Mutter, welche dem Todten die Lage in dem Mutterschosse gibt, giesst ihre Milch auf das Grab, welcher letztere Gebrauch nach Troyon sich in einem Alpenthale (aux Ormonts) des Kantons Waadt bis auf unsere Tage erhalten hat.

Von alten deutschen Sprichwörtern gehören hierher:

Lern leiden, wenn du willt auch endlich überwinden;
Lern sterben, wenn du willt das rechte Leben finden.

Das Leben dieser Welt ist mit dem Tod umgeben,
Und der in Christo stirbt, find’t erst das rechte Leben.

Was in der Sterblichkeit wir Menschen Leben nennen,
Ist mehr vor einem Tod als Leben zu erkennen.

An den in den obigen Volksliedern sich aussprechenden Baumcultus reiht es sich, dass die Inder die Bäume förmlich mit einander vermählen und sich nicht ausreden lassen, dass diese Staude die Braut jenes Strauchs, dieser Baum der Gemahl jenes Baumes werden müsse.1) In der indischen Heldensage Nal und Damajanti irrt die Königin Damajanti im Walde umher, den Bergen und Flüssen, den Bäumen und Blumen ihr Herzeleid klagend. Sie kommt an den duftenden, reichblühenden Asoka, d. i. Kummerlos, den E. Meier als Linde übersetzt.

„Dass Linderung ich erlange,
O Linde, das gewähre!
Linde, weil Leid du linderst,
Mach’ deinem Namen. Ehre!“

Auch in Deutschland sind die Linden noch dermalen neben den Eichen geheiligte Bäume, und Gude und Grube wollen die sanfte Linde als Braut in indischer Weise der starken Eiche gatten. Bei den Griechen war wirklich die Eiche dem Zeus und die Linde der Aphrodite geweiht. Den alten deutschen Dichtern war das Lindenblatt wegen seiner [50] Herzform und seiner innigen Grüne das Symbol der Liebe und Treue und ging als solches auf die Wappen und Denkmäler über. – Der Kranz, die Mithraskrone, welche den in die Mithrasmysterien Einzuweihenden dargereicht wurde, war wohl auch ein Symbol des den Geweihten verheissenen ewigen Lebens und es würde also dieser Kranz ganz dem Blumenkranze um den Sarg des Maurers entsprechen. Den Mithraskranz vermuthet Amiet auch auf einem im J. 1806 zu Bellach bei Solothurn aufgefundenen keltischen Gefässe, da der Mithrasdienst mit den Römern auch in die Schweiz eingedrungen war;1) selbst von dem Isisdienste finden sich in der Schweiz Spuren, namentlich bei Wettingen im Kanton Aargau. Der in die Mysterien der Isis neu Eingeweihte soll auf dem Haupte eine Palmenkrone und in der Rechten eine grosse Fackel getragen haben, deren Blätter eine Art von Glorie bildeten;2) bei den Dionysien trugen die Mysten Myrthenkränze und bei den Bacchanalien Epheukränze.3) In dem Heräon bei Argos und Mykenae trug die Himmelskönigin einen Kranz aus ohne Zweifel gelben Blumen, die man Asterion nannte und die also auf den Sternenhimmel deuteten, wie sonst der der Hera beigegebene Pfau durch seinen besternten Schweif darauf deutete (Welker, II. S. 323).

Das Reterbüchlein, gedruckt zu Cöln 1562, enthält auch folgendes hierher bezügliche Räthsel über die Todtenbahre oder den Sarg:

Der es macht, der bedarf’s nicht;
der es kauft, der will’s nicht, und
der es braucht, der weiss es nicht.4)

Wir könnten schliessen mit den Worten einer geistreichen, aber höchst unglücklichen Frau, der Frau von Kalb,5)[51] welche einstens in dem Dichterkreise zu Weimar glänzte: „Nie hat mir der Zusammenhang dieses oder jenes Lebens klarer vor Sinn und Augen gestanden; es ist ein Strahl des Lebens, der. von dem ersten Lebenstage durch alle Ewigkeiten trägt; er geht aus von Gott und führt zu Gott.“

Mit dem Entzünden der Flamme vor dem maurerischen Sarkophage als dem Symbole des durch den Verstorbenen nun erreichten ewigen Lichtes und Lebens darf vielleicht ein symbolischer Ostergebrauch in Verbindung und Vorgleichung gebracht werden, welcher noch dermalen alljährlich am Ostersamstage zu Jerusalem bei den christlichen Griechen und Armeniern stattfindet und sich zugleich innigst mit den germanischen Frühlingsfeuern berührt. Aus einem Loche in der Kapelle des heiligen Grabes zu Jerusalem schlägt jährlich, im Beisein des türkischen Pascha zur Verhütung von Unordnungen und Streitigkeiten, die heilige Flamme neu hervor, woran alsdann die vorher alle gelöschtenLichter wieder entzündet werden, indem das Feuer mit bereit gehaltenen Fackeln schnell von einem Gläubigen zu dem andern getragen wird.1) Dieses Entzünden der jährlichen heiligen Osterflamme ist zunächst nur ein Symbol des sich jährlich neu entzündeten Blitzes- und Gewitterfeuers und des dadurch geweckten neuen Natur- und Frühlingslebens und sodann des ewigen himmlischen Lichtes, welches Christus gebracht hat und das die ihm Folgenden im Tode finden sollen. Das Symbol der Flamme als Zeichen des erwachten Frühlingslebens und der Jahresfruchtbarkeit findet sich auch bereits in dem Cultus des thrakischen Dionysos und des sogenannten kretischen oder idäischen Zeus, dessen eigentlicher asiatischer Name den Griechen verloren gegangen ist, indem sie den asiatischen, jährlich neu geborenen Sohn der Rhea ihrem davon völlig verschiedenen Zeus gleichstellten.2) Der jerusalemische Gebrauch ist vermuthlich ein Ueberrest oder eine Umgestaltung des alten kretischen Gebrauches. Aus der heiligen Bierenhöhle auf Kreta, worin Rhea den Zeus geboren [52] haben sollte und die Keiner, weder ein Gott noch ein Sterblicher betreten durfte, leuchtete nach der Sage jährlich im Frühling zu einer bestimmten Zeit viel Feuer hervor und dieses geschehe, wann das Blut des Zeus von der Geburt hervorquelle. Das in der idäischen Höhle in Feuer und unter dem lärmenden Waffentanze (der Purriche) der Kureten jährlich neugeborene Zeuskind ist der Sonnengott, welcher im ersten donnernden und leuchtenden Frühlingsgewitter wieder geboren wird, ist das zurückkehrende Frühlingsgewitter selbst.1) Die grosse Berggöttin und Mutter Rhea ist die Göttin des Wolkenberges. Schwarz, s. 88, fasste sogar die Ehe ( [...]) zwischen Zeus und Hera nur als ein ursprüngliches Frühlingsgewitter auf. Der erhebende und rettende Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an ein Jenseits, an die Ewigkeit spricht sich seit den ältesten Zeiten der Menschheit in den mannigfachsten Zügen und Gebräuchen aus; denn, wie Immermann es so schön vergleicht, ist das menschliche Dasein nur ein langes, leeres A-B-C, von dem die Buchstaben X. Y. Z. in der Ewigkeit stehen.2) Bei Jeremia 9, 23.ff. spricht der Ewige:

Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit,
ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke:
Ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthums –
Sondern dessen rühme sich, wer sich rühmen will,
dass er mich erkenne und wisse, dass ich der Ewige bin,
der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden:
Denn daran habe ich Wohlgefallen, ist des Ewigen Spruch.

Derselbe Jeremia 17, 7 sagt:

Gesegnet ist der Mann, der auf den Ewigen sich verlasst,
Und dessen Zuversicht der Ewige ist,
Der wird sein wie ein Baum, gepflanzet am Wasser,
der am Bache seine Wurzeln treibt;
er fürchtet sich nicht, wenn die Hitze kommt,
sondern seine Blätter bleiben grün:

[53]

Und im Jahr der Dürre wird ihm nicht bange,
noch hört er auf, Früchte zu tragen. – –
Ich der Ewige, erforsche das Herz, prüfe die Nieren:
Und gebe einem Jeden nach seinem Wandel,
nach den Früchten seiner Thaten.

XXXVIII.
Die Bekräftigung des Bundes mit dem Blute.


Es finden sich in den Ritualen einzelner maurerischer Systeme nicht undeutliche Spuren, dass einstens der Bruderbund der Maurer symbolisch mit dem Blute besiegelt worden sei. Man schloss ein Bündniss bei den Scythen, indem die Anwesenden aus einer Wunde, die sie sich beigebracht, Blut in einen mit Wein gefüllten Kelch laufen liessen und mit dem Weine tranken. Lanze, Pfeil und Bogen ward nach Lucian darin eingetaucht, ohne das Bluttrinken. Beim Schwur wird der Brauch von andern Völkern berichtet, so bei den Griechen und Kariern, Römern und in neuerer Zeit bei den Magyaren. Den eigentlichen Sinn davon lässt Toxaris bei Lucian in einer schönen Stelle hervortreten. Wenn zwei Freunde werden und sich Treue angeloben, sagt er, schneiden sie sich in die Finger, lassen das Blut in den Becher laufen und trinken es; „von diesem Augenblicke an ist nichts mehr, was sie trennen kann; aber mehr als drei dürfen diesen Bund nicht beschwören.“ Es war der Bund der unauslöschlichen Freundschaft und des gegenseitigen Zusammenhaltens in Noth und Gefahr den man geschlossen hatte. Schon Tertullian erinnert daher daran, dass Catilina sich und seine Verschwornen durch einen solchen Blutweintrunk verpflichtet habe.1) Salust. Catil. 22 sagt: fuere qui dicerent Catilinam, cum ad jusjurandum popularis sceleris sui adigeret, humani corporis sanguinem vino permixtum in pateris circumtulisse, inde cum post exsecrationem omnes degustavissent.

[54]

Im Psalm 16, 4 heisst es: „Aber Jene, die einem Andern nacheilen, werden grosses Herzeleid haben: ich will ihres Trankopfers mit dem Blute nicht opfern, noch ihren Namen in meinem Munde führen.“ Aus dieser Stelle des Psalmisten erhellt, dass Opfer von Wein und Blut gemischt dargebracht wurden, an welchen heidnischen Opfern der Psalmist keinen Antheil nehmen will. Nach dem Evangelium Matthäi 16, 27 u. 28 nahm bei dem letzten Abendessen mit seinen Jüngern Jesus, nachdem er das Brod gebrochen und seinen Jüngern zu essen gegeben hatte, auch den Kelch und gab ihnen denselben, damit sie alle daraus trinken möchten, mit den Worten: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, welches vergossen wird, für Viele zur Vergebung der Sünden.“ – Die Heiden haben, indem sie die Christen des Kindermords und des Bluttrinkens anklagten, die Worte der Abendmahlslehre missverstanden und den Gebrauch des Blutes als eine Weihung der christlichen Brüderschaft ausgelegt.1) Spätere gelehrte christliche Ausleger haben denselben alten Gebrauch im Sinne, wenn sie sagen, dass mit Bezug auf ihn Christus den Kelch erhoben und mit jenem Tranke den neuen Bund der Völker eingewiesen habe; er habe sich ihrer Sitte accommodirt: mori et captui accommodavit gentium in foedus exoptandarum.

Der tiefere Grund der altasiatischen Sitte, dass die als treue Freunde und Brüder im Leben und im Tod sich Verbündenden ihr Blut gegenseitig mischten und tranken, besteht wohl darin, dass das Blut als der Sitz des Lebens und der Seele galt,2) so dass also Diejenigen, welche ihr Blut gemischt und getheilt hatten, auch das Leben und die Seelen ausgetauscht und zusammenverschmolzen hatten, nur noch Ein Leben und Eine Seele ausmachten. Freunde, Brüder im wahren und höchsten Sinne, im Sinne des Alterthums sind demnach Diejenigen, welche Herz und Seele getheilt haben, welche nur Ein Herz und Eine Seele ausmachen, gerade wie treue Ehe- [55] gatten nur Einen Leib und Eine Seele haben sollen.1) Ein Nachklang der uralten Sitte des heiligen, aus Wein und Blut gemischten Trankes ist es, dass noch heute die Brüderschaft, der Schmolles nach dem Studentenausdrueke getrunken und ein Trunk vielfach, namentlich auch in den Gesellenbrüderschaften, dem Fremdlinge dargebracht wird zum Zeichen des Willkommenseins, der Liebe und der Freundschaft. Das gemeinsame Essen und Trinken, die gemeinsamen Opfermahle, die Theilung des Tisches und des Glases sind und waren das Symbol der Freundschaft und der Liebe, der Verbrüderung – und bei Eheleuten, welche noch das Bett theilen, der Verehelichung. Die äussere Gemeinsamkeit kann und soll aber nur eine Folge und Wirkung der inneren Gemeinsamkeit und Einheit sein. Die maurerischen Tafellogen im reinen und höhern Sinne sind daher blosse Brudermahle, Mahle der Liebe und Freundschaft. Nach der Sage waren einst unter der Regierung des Maximianus zwei Ritter, von denen Einer zu dem Andern sagte: „Willst du mit mir einen Bund machen, so mag ein jeder von uns aus seinem rechten Arm Blut fliessen lassen: ich will dein Blut trinken und du magst mit dem meinen dasselbe thun, und so wird keiner von uns den andern weder in Glück noch Unglück verlassen und was einer von uns gewonnen haben wird, wird auch der andere haben.“ – Bei den Germanen scheint es nach Grimm, Lieder der ältern Edda S. 237, und in der Uebersetzung von Simrok S. 176, dass man bei dem Eidschwure sich verwundet und das Blut (mit Wein vermischt) statt es zu trinken in der Fussspur habe ineinanderlaufen und sich vermischen lassen, um dadurch auch die Herzen und die Seelen unauflöslich zu vereinen. Bei Saxo Gramm. I. heisst es: siquidem icturi foedus veteres vestigia sua mutui ganguinis aspersione perfundere consueverant, amicitiarum pignus alterni cruoris commercio firmaturi. Die das Blut in solcher Weise vereinigt haben, sind freiwillige förmliche Blutsverwandte geworden und sollen gegen einander dieselben Pflichten der Liebe und Treue üben wie die natürlichen Blutsverwandten und Blutsfreunde. [56] Gleich der Verwandtschaft soll auch die Freundschaft auf der Einheit des Blutes ruhen. Ganz denselben Gedanken drückt es auch aus, wenn Freunde und Verbündete sich Brüder und Schwestern nennen, ohne natürliche Brüder und Schwestern zu sein, oder wenn Freunde an Fremden die Stelle des Vaters und der Mutter vertreten. Das reine, von jeder Sinnlichkeit und Eigennutz freie Freundschaftsverhältniss zwischen zwei Personen verschiedenen Geschlechts wissen wir auch nicht anders zu bezeichnen als, dass sie sich gleich Schwester und Bruder lieben oder geliebt haben. Selig Cassel im weimar. Jahrb., II. S. 420 ff., bezieht auch noch hierher, dass nach so vielen seit den Zeiten des christlichen Mittelalters aufgekommenen Sagen Diejenigen, welche mit dem Teufel ein Bündniss oder einen Vertrag abschlossen, sich mit einigen Tropfen (gewöhnlich mit drei) des eigenen Blutes verschreiben mussten; der sich Verschreibende gab mit seiner blutigen Unterschrift, mit seinem Blute sein Leben und seine Seele dem Teufel dahin, – er verfiel der Hölle, er wurde gleichsam selbst ein Teufel. Jedoch wird auch im guten Sinne noch heute gesagt: Jemandem sein Gut und Blut verschreiben, Weihen oder geloben. Eltern werden zum Mitleiden und zu Opfern für ihre Kinder durch die Erinnerung aufgefordert, dass dieselben ihr eigenes Fleisch und Blut seien. Selig Cassel und Simrock, Mythol. S. 502, zufolge entstammt derselben Idee von dem Blute als der Seele des Menschen auch die bekannte Ansicht, dass das Blut eines Erschlagenen zu fliessen anfange, wenn der Mörder die Wunde berühre, als wenn die Sage den Ausdruck der Schrift. „die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zum Himmel“ wörtlich genommen hätte;1) in dem Blute lebe noch die, erkennende Kraft Dessen, der gemordet ward; – eigenthümlich sei der Bericht von jenem Schmidt, dem, als er ein Messerheft aus Knochen arbeiten sollte, diese unter der Hand Blut zu schwitzen anfingen, weil es die Gebeine eines Menschen waren, den er erschlagen; so beantworte sich die Volkstradition die Frage des Zusammenhanges von [57] Seele und Körper. So singt man auch von der ermordeten Braut in Schlesien:

Was wuchs aus ihrem Grabe?
Eine Lilie schön weiss und roth
Mit zweien Herzen.
Es konnte sehen Jedermann,
Junggesellen oder Herrn,
Thät sich nicht färben.

Als nun der Geselle kam
Und schaut die Lilie an
Mit zweien Herzen,
Da färbt’ sich die weisse roth,
Färbte sich die weisse roth,
Fing an zu bluten.1)

Auch möchten hierher gehören die sog. Blutkugeln, Freikugeln, welche in der heiligen Nacht gegossen werden und das Blut des Jagdthieres oder des Jägers fordern.2)

Die äusserste Verkehrung des alten biblischen Satzes, dass das Blut die Seele alles Fleisches sei, worauf bei den Juden das so oft wiederholte Verbot beruht, Blut zu essen, aufzufassen, um den Uebergang des thierischen Charakters und der thierischen Wildheit auf die Blut Geniessenden zu verhindern, ist der uralte, namentlich auch schon bei den Aegyptern (da der Aussatz oder die Elephantiasis eine ursprüngliche ägyptische Krankheit war3) erscheinende und noch in vielen deutschen Sagen, z. B. bei Rochholz, erhaltene Aberglaube, dass Aussätzige, Kranke und sittliche Schuldige, indem die körperliche Krankheit nur die äussere Wirkung der inneren Schuld ist, durch den Genuss von unschuldigem Blute, durch ein Bad in unschuldigem und reinem Blute die körperliche und sittliche Gesundheit wieder erlangen können. Es ist hierüber vorzüglich nachzulesen, was Selig Cassel im weimarischen Jahrbuche, I. S. 408 ff., über die Heilung des Aussatzes durch Menschenblut zum Armen Heinrich von Hartmann von Aue beigebracht und ausgeführt hat. Bei Rochholz findet sich z. B. [58] eine Sage, dass einem Unholden das Blut von zwölf Jungfrauen Gesundheit und Erlösung bringin solle; schon hat er eilf Jungfrauen getödtet und ihre Leichname im Walde aufgehangen, aber, als er die letzte und zwölfte rauben will, naht die Stunde der Strafe. Auch gehört ganz in diesen Sagenkreis die alte jüdische Sage, dass Noah der Erfinder des Weinstocks, den Wein, welchen er bitter fand, mit dem Blute von vier Thieren, eines Löwen, Lammes, Schweines und Affen vermischt habe, woraus denn natürlich ist, dass die Menschen, welche ihn bis zum Rausche geniessen, leicht die Naturen dieser Thiere annahmen. Das Blut des unschuldigen Lammes reinigt aber in dem alten und neuen Testamente vorzüglich von der Schuld und Sünde. So wurde auch im Mittelalter der Pelican, welcher solche Liebe zu seinen Jungen trägt, dass er sich selbst die Brust aufreisst und mit seinem Blute seine Jungen nährt, zu einem Symbol Cbristi, der mit seinem Blute die Welt ernährt und zugleich heilt.1) So ist auch Christus auf einem sehr alten Holzbilde dargestellt, welches ehemals den Erfurter Rathsaal schmückte. Im heiligen Graal wird das Blut eines Mädchens verlangt, das Tochter eines Königs und einer Königin sei.2) Das Blut Hingerichteter wurde früher mit Gier aufgefangen und genossen, weil man es zur Heilung nützlich hielt;3) bis zum J. 1848 hat sich dieser Aberglaube in einzelnen Beispielen erhalten. Das Blut der Hingerichteten wurde für heilkräftig gehalten, weil sie durch den erlittenen Straftod gesühnt und gereinigt worden waren, ihr Blut also dem Blute eines unschuldigen Kindes sich gleichstellte.

Dem deutschen Worte Blut liegt bekanntlich die Wurzel blühen zu Grunde und das Blut berührt sich mit der Blume,4) weshalb wir mit Hinsicht auf die alte Bluttheilung der Freunde sagen dürfen, dass die treuen Freunde, die Blutsfreunde gleich den Blumen in Liebe und Freude erblühen sollen; die Freundschaft sei ein reiches Blumen- [59] und Blüthenleben, das niemals welken möge. Die Freundschaft ist das reinste und geistigste Gefühl, daher auch Gott selbst vielfach als der Freund der Menschen bezeichnet wird; so Mithra bei den Baktrern, Indra bei den Indern und Asklepios bei den Griechen. Als die Heiden den Asklepios als einen Heiler und Heiland Christus entgegenzusetzen versuchten, nannten sie den Asklepios auch den Menschenfreund ( [...]1) und machten ihn zu einem Sohne des Zeus statt des Apollo. Ein altes deutsches Sprichwort sagt:

Lieber todt als freundelos.2)

Oder:

Tod ist besser als leben ohne Freunde.

Ferner:

Alte Freund und alte Schwert,
Sind in der Noth ihres Geldes werth.

Schiller sang:

Wem der grosse Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja – wer auch nur Eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!

Nach Grimm, Rechtsalterthümer, S. 192, liessen bei der Eingebung der Brüderschaft beide Freunde ihr Blut in eine Grube (spor) zusammenrinnen, dass es sich mit der Erde vermischte. Das hiess blanda bôdi saman oder bôdi î spor renna. S. 118 beschreibt Grimm dies näher dahin: „In Scandinavien wurde aber nicht sowohl auf die Erde, als unter der Erde geschworen. Das Stück Erde hiess torfa oder iardar men (Erdstreife von men, ahd. mani, monile, lingula); schwörende Bundesbrüder schnitten einen langen Streif grasbewachsener Erde auf, doch so, daas er an beiden Enden am Grunde hängen blieb. In [60] der Mitte wurde durch einen untergestellten Spiess der Wasen in die Höhe gehoben. Unter diesen Wasen traten sie, jeder stach oder schnitt sich in die Fusssohlen oder inwendige Hand, das herausfliessende und zusammenlaufende Blut mischte sich mit der Erde. Dann fielen sie zu Knie und riefen die Götter an, dass sie einer des andern Tod, wie Brüder, rächen wollten. Die feierliche Handlung hiess: unter den Rasen gehen (gânga undir iardar men) oder Rasen schneiden (iardar men skerda), war aber auch noch für andere Gelegenheiten gebräuchlich.“ – Es war hibernische Sitte: cum Hiberni foedera jungunt, sanguinem sponte ad hoc fusum uterque alterius bibit; ebenso eine armenisch-iberische nach Tatitus ann. 12, 47 u. s. w. Auch die Komanen liessen bei ihren Bündnissen Blut aus den Adern in einen Becher rinnen und tranken es gegenseitig. Bei den Bewohnern der schottischen Inseln kommt ein blosses Eintauchen der Hände in Blut vor. Auch erwähnt Grimm hierbei noch des altnordischen Symbols, beim Friedensschluss nicht das Blut, sondern den Speichel zu mischen. Wenn bei den Griechen der feierliche, bindende Eid an geweihter Stätte vor dem Altare oder dem Götterbilde vollzogen wurde, indem der Schwörende diese berührte oder die Hand in das Blut des Opferthiers eintauchte,1) so lag bei dem letztern Gebrauche der Gedanke zu Grunde, dass das Blut des etwaigen Meineidigen vergossen werden solle, gleichwie jetzt das Blut des Opferthieres vergossen worden sei. In einem ähnlichen Sinne wurde auch bei dem Beschwören von Bündnissen das Opferthier bei den Römern erschlagen oder gar zerschnitten und dabei der künftige Bundbrüchige mit der Formel verflucht, dass, wie der Schwörende jetzt das Opferschwein erschlagen, so möge Jupiter den Bundbrilchigen erschlagen.2) Ebenso ist mit dem uralten heiligsten römischen Eidschwur beim Jupiter Stein, beim Steine und Blitze schleudernden Jupiter ursprünglich der Fluch verbunden zu denken, dass den Meineidigen Jupiter mit dem Steine oder Blitze erschlagen möge, gerade wie im [61] Volksleben noch mit dem Fluche geschworen wird, dass den Meineidigen der Teufel holen solle. Bei den Römern wurde dieser Eid vor dem Kriegsspeere, dem Bilde des Jupiter geschworen, indem der stehende Schwörende einen Stein in der Rechten hielt, und nachdem er damit das Opferthier niedergeschlagen, die Worte sprach: wenn ich wissentlich betrüge, so möge der Lichtvater, wohlbewahrend Burg und Stadt, mich von Haus und Hof auswerfen, wie ich diesen Stein.1) – Auch bei den Juden wurde in der Weise der Bund beschworen, dass ein Opferthier in Stücke zerschnitten wurde und dann die Schwörenden zwischen den Stücken hindurchgingen mit dem Gelöbnisse und in dem Sinne, dass es den Eidbrüchigen ergehen solle, wie es dem Opferthiere ergangen sei. So heisst es bei Jeremia 34, 18: „Und die Männer, die meinen Bund übertreten, die nicht gehalten haben die Worte des Bundes, den sie vor mir geschlossen, will ich dem Kalbe gleich machen, welches sie entzwei geschnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchgingen: die Obersten von Juda und die Obersten von Jerusalem, die Kämmerer und die Priester und alles Volk des Landes, die hindurchgegangen zwischen den Stücken des Kalbes, die will ich geben in die Hand ihrer Feinde und in die Hand Derer, die ihnen nach dem Leben trachten, dass ihre Leichname ein Frass seien für die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde.“ Derselbe Gebrauch wird schon in der Genesis 15, 10 und 17 erwähnt und dort von Abraham geübt, ist somit ein uralter und aus dem Stammsitze hergebrachter.

Mit der Sitte, den Bundes- und Freundschaftsbund und den Schwur mit dem Blute als dem Sitze der Seele und der Gefühle zu besiegeln, hängt es auch zusammen, bei seinem eigenen Blute oder auch beim Blute Gottes und des Heilandes zu betheuren, zu schwören und selbst zu fluchen.2) Ebenso gehören hierher die Redensarten: Jemanden mit warmem Blute oder wie sein eigenes Blut lieben, – für Etwas Gut und Blut einsetzen, mit Gut und [62] Blut für Etwas stehen, den letzten Blutstropfen für Jemanden verspritzen, – mit treuem Blute anhängen. Mit dem Blute vererben sich die edlen Gesinnungen und die Geistesgaben, so dass die Reinheit und das Alter des Blutes der Prüfstein und der Massstab des Adels ist. Man sagt daher, von edlem Blute, vom Fürstenblute, vom Götterblute entsprossen und abstammend; selbst auf die Thiere, besonders auf die Pferde, wird dieses übertragen und die Araber erzählen die Stammbäume ihrer Pferde sorgfältiger und genauer als fast ihre eigenen. Schwab ruft:

„Ganz der Alte, das treue Heldenblut.“

Ebenso wird das Bild von den Weinen gebraucht: Bringt mir Blut der edlen Reben, – der Traube süsses Sonnenblut, – des rothen Asmannhäusers Blut, – goldenes Muskatellerblut, – in der Traube goldenem Blut. Blutige Thränen sind die Thränen des bittersten Wehes und Schmerzes.

Mit dem Gedanken der Reinheit des Blutes steht die merkwürdige Bestimmung des öffentlichen Erbrechts vieler Staaten Mittelafrikas in Verbindung, dass die Regierung, der Thron nicht auf die Söhne des Herrschers selbst, sondern auf den ältesten Sohn seiner ältesten Schwester vererbt wird und dieser sonach als der Kronprinz gilt, weil man glaubt, dass das fürstliche Blut sich noch eher und gewisser bei den Söhnen der Schwester, als bei den eigenen Söhnen des Herrschers finde, welche leicht von einem Fremden bei der Unzuverlässigkeit der Frauen erzeugt sein können.1)

Bei den Griechen waren die bis zum Tode getreuen und unzertrennlichen Dioskuren die Beschützer der Heldenbrüderschaft, der Bruderliebe und Freundestreue,2) und insbesondere wurden ihnen die Göttergastmahle, die religiösen Freundes- und Liebesmahle, Theoxenien, gefeiert, welche Theoxenien an die germanischen Gilden oder Opfermahle erinnern. Das spartanische Symbol der Zusammen- [63] gehörigkeit und Unzertrennlichkeit der Zwillinge, nämlich zwei parallele, durch zwei querlaufende Hölzer verbundene Balken ( [...]1), ist schon berührt worden.2) Die Göttermahle wurden innerhalb des Tempelperibolos begangen.3) Die Mythe der beiden unzertrennlichen Brüder und Freunde ist darin sehr sinnreich und tiefsinnig, dass sie in dem unsterblichen Polydeukes die Bruderliebe und Freundschaft in das Geisterreich, in die Unsterblichkeit hinüberreichen lässt; der gleiche Gedanke wird auch durch das schwarze und weisse Ross, durch den abwärts und aufwärts gerichteten Kopf der Dioskuren u. s. w. ausgedrückt. Die Bruderliebe, die treue Freundschaft sind zugleich das St. Elmsfeuer, die beiden Sterne, welche rettend das sturmgepeitschte Schiff durch die schwersten Stürme hindurchgeleiten;4) in der Sturmesgefahr, wo alle Hülfe und Rettung unmöglich erscheint, dauert die Bruderliebe und treue Freundschaft leuchtend fort und klammert an Mast und Segel sich an. Möge der Sturmbedrohte niemals vergeblich zu den Dioskuren, zu den Brüdern und Freunden um Hülfe und Rettung flehen!

Dem spartanischen Einigkeitssymbol schliesst sich au das Symbol der Einheit des Mannes und des Weibes in dem ehelichen Bunde bei den Indern. Ein Mannweib als Symbol des vereinigten oder zu vereinigenden Mannes und Weibes steht in dem vierbauchigen Weltbecken, aus welchem zwei Wasserstrahlen herabströmen und zwei Feuerflammen emporlodern, das also das männliche zeugende Feuer und das weibliche empfangende Wasser vereinigt enthält.5) Müller, S. 600, will die vier Bäuche des Weltbeckens auf die vier Weltgegenden beziehen, jedoch dürften dieselben eher auf die vier Elemente zu beziehen sein, aus welchen der Mensch geschaffen ist und unter welchen hier das Feuer und das Wasser besonders hervorgehoben werden. Das Weltbecken ist vorn mit einem Stier- [64] kopfphallus bezeichnet, wobei vielleicht der Stier zugleich auf das Element der Erde hinweiset, in welchem das Feuer zeugend und das Wasser empfangend wirken; die Wolken, in welchen Maja über dem Mannweibe mit dem auf dasselbe herabgesenkten Schleier der Täuschung schwebt, könnte alsdann auf die Luft bezogen werden. Das Mannweib hat einen männlichen und einen weiblichen Kopf und vier Arme, von welchen zwei zum Gebete gefaltet und zwei den Verlobungs- und Verbindungsring um die beiden Köpfe auf dem einen Körper halten. Auf diese Weise stellt sich die Ehe dar als der innigste Bund, als die Einheit des Mannes und des Weibes, im physischen Sinne zur Zeugung und Fortpflanzung, im ethischen Sinne zur Verehrung Gottes; erst im Ethischen und Geistigen, nach Oben spaltet sich das Mannweib in Mann und Weib, welche beide gespaltene Wesen und Geister sich aber durch den freien Willen und die freie Zuneigung, durch den selbst gehaltenen Ring wieder zur Einheit verbinden. Nicht der Ring verbindet, sondern die liebenden Herzen der Menschen müssen zu einem unsichtbaren Ringe zusammenschmelzen. Auf den lnseln des Südmeeres ist es nach Forster, Geschichte der Seereisen, B. IV, eine ganz allgemeine Sitte, dass zwischen zwei Personen zum Zeichen des abgeschlossenen Preundschaftsbundes die Namen gegenseitig ausgetauscht und bleibend getragen werden (vergl. z. B. a. a. O., S. 316). Dieser Namenstausch kommt vollkommen mit dem Austausche und der Verbindung des Bluts überein.

XXXIX.
Der Ring der Ewigkeit.


Ein in dem Alterthume und bei den Maurern vielgebrauchtes Symbol der Ewigkeit oder vielmehr des ewigen Gottes ohne Anfang und ohne Ende ist eine sich ringelnde oder schlingende Schlange, welche mit dem Kopfe das [65] Ende erfasst und so weder Anfang noch Ende darbietet. Das Symbol ist darin von der höchsten Bedeutung, weil es den erhabensten Begriff der Gottheit des einzigen ewigen Gottes in sich schliesst und von ihm die schönen Worte der indischen Bagavad-Gítá gelten.

Nicht Ende, noch Mitte, noch irgend Anfang dir
schau ich, Allherrscher, Allgestaltiger.

In verwandtem Sinne beginnen die Vêdas mit den Worten: „Es gibt nur einen einigen Gott, Brahma, allmächtig, ewig, allgegenwärtig, die grosse Seele, von welcher alle übrigen Götter nur Theile sind.“ – Bei den Indern erscheint der Ring der Ewigkeit zugleich besonders in der Gestalt der Perlenschnur der Welten, welche die Götter in der Hand tragen, wie darauf auch das Perlenhalsband der Götter und Göttinnen zu beziehen ist. Bei den Parsen der späteren Zeit ist derselbe Gottesbegriff ausgedrückt in Zaruana akarana oder Zervane akarene, die unerschaffene Zeit, welche im Urbeginn der Wesen Ormuzd und Ahriman erschaffen hat und wodurch der ursprünglich dem Parsismus zu Grunde liegende Dualismus des Lichtes und der Finsterniss, des Guten und des Bösen in einem höheren Begriff versöhnt und vereinigt werden sollte.1) Diesem parsisischen Gottesbegriffe der unerschaffenen und anfanglosen Zeit als dem Schöpfer von Ormuzd und Ahriman entspricht vollkommen die Trimurti der Griechen oder Kronos, die Zeit, welcher aus dem Chaos den Aether (den Tag, das Licht, Ormuzd) und Erebos (die Nacht, die Finsterniss, Ahriman) erschuf. In der Monatsschrift des wissenschaftlichen Vereins in Zürich, 1856, S. 283, leitet Hitzig zarvan von demselben Sanskritstamme ab wie [...]. Die Aegypter haben nach den Ausführungen von Röth Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 131 ff., eine vierfache Urgottheit, nämlich 1.) den Urgeist Kneph, der als Glied der verborgenen Urgottheit auch häufig Amun (der Verborgene) –Kneph, der verborgene Geist genannt wird; 2.) die Neith, [66] verwandt mit der Athene der Griechen, obwohl der Name Athene nach Vielen nicht von Neith abzuleiten ist,1) die Urmaterie, das Chaos, als ein mit Erdtheilchen vermischtes, schlammiges Wasser gedacht und die grosse Mutter genannt, weil aus ihr das Weltall hervorgegangen; 3.) die uranfängliche Zeit, Sevech, Sevek, der Kronos der Griechen, als deren Emanation oder Verkörperung die Sonne galt und die von den Aegyptern gleich dem indischen Çiwa, der Zerstörer, als eine wesentlich übelthätige Gottheit gedacht worden zu sein scheint, indem die Zeit nicht blos Alles hervorbringt, sondern auch Alles wieder zerstört, – die Zeit die Wiege und das Grab alles Lebens ist, schaffend zerstört und zerstörend schafft; 4) die unendliche Ausdehnung, der unendliche Raum, welcher das All umfasst und trägt.

Unser Ring der Ewigkeit kann nun entweder auf die untheilbare ewige und unerschaffene Gottheit und Macht oder auf eine der göttlichen Eigenschaften, besonders die unendliche Zeit und den unendlichen Raum bezogen und ist wirklich darauf bezogen worden, obgleich nur die erstere Deutung an sich eine angemessene, eine wahrhaft göttliche ist. Dem im J. 500 – 300 vor Chr. von den Brahmanen im Gegensatze zu den Buddhisten ausgebildeten Vischnu, dem Gotte „in den buntfarbigen hellen Wolken,“ dem Gotte des, blauen Himmels, wird auch eine grosse Schlange Ananta, d. i. die Schlangeohne Ende, neben dem Lotusblatte als Ruhebett zugetheilt, weil die Natur sich jährlich wie die Schlange häutet, weil der Kreislauf des Naturlebens sich endlos stets von Neuem wiederholt.2) Die sich in den Schwanz beissende, einen Kreis bildende Schlange ist daher bei den orientalischen Völkern allgemein das Symbol des ewigen Kreislaufes der Zeit oder einfach der Zeit.3) Nach Polak ruht Vischnu vor der Schöpfung auf der Schlange Adischehen, als das Bild der unermesslichen Vorzeit. In der germanischen Mythologie [67] erzeugt Loki, altn. lok, consummatio, d. i. nach Uhland der Endiger, das Ende aller Dinge, mit dem Riesenweibe Angrboda, Angurdoda, d. h. nach Uhland Angstbotin, aus Jötunheim auch die grosses [Unheil] drohende Midgardschlange, weshalb Allvater die Schlange in die tiefe See warf, welche alle Länder umgibt, wo die Schlange zu solcher Grösse erwuchs, dass sie mitten im Meere um alle Länder liegt und sich in den Schwanz beisst.1) Diese germanische Midgarschlange war offenbar ursprünglich der allesumspannende und allesumfassende unendliche Himmelsraum, der blaue Aether, das himmlische Gewässer, wie Vischnu dieses selbst ist; später wurde jedoch der Himmelsraum irdisch localisirt, das Himmelsgewässer, – nach Schwartz , Ursprung der Mythologie, S. 79, das heulende Thier des Gewittersturmes, – zum irdischen Meere, welches sich um alle Länder schlingt und in der Midgardschlange nur in seiner zerstörenden und feindlichen Wirkung gedacht ist. Aehnlich ist der griechische Poseidon, der Gott des Erdmeeres, ursprünglich der Gott des Himmelsmeeres oder Vischnu. Noch tiefer aufgefasst ist die von Loki, dem zerstörenden Weltfeuer, erzeugte Schlange nur er selbst, und er und die Schhlange werden gefesselt, um den drohenden Weltuntergang durch das Feuer der Zerstörung abzuwenden. Loki, nach Simrok von liuhan , lucere und womit lux, das Licht, Lynkeus, der weitschauende, [...] der weitsichtbare oder weitleuchtende, Licht, Leuchten und Leben verwandt sind, ist blos das Feuer in seiner zerstörenden Wirkung und wird wegen der schwankenden oder sich schlängelnden Bewegung bei den Parsen, den Juden (z. B. Il. Könige 18, 4) und bei den Germanen mit einer Schlange verglichen, als die Schlange des Bösen symbolisirt. Im entgegengesetzten Sinne, als Symbol des Lebensfeuers erscheint die Schlange als Heilsschlange, als die Schlange des Lebens und der Gesundheit. Im wohlthätigen Sinne wird bei den Griechen Erechtheus, der Sohn der Athena, mit dem Schlangensymbole oder mit Schlangenbeinen dargestellt und erscheint überhaupt die Schlange im Cultus der Athene, der blitzenden Göttin des [68] leuchtenden Himmelsäthers und Himmelsfeuers.1) Ebenso war die Schlange wegen ihrer Selbstverjüngung das gewöhnliche Symbol des Asklepios.2) Artemis mit Jagdstiefelchen neben Apollo hat in beiden Händen und auf der Stirn Schlangen wie Hekate auf einer Vase von Ruvo.3) Eine dreileibige Erzfigur (der Hekate) aus Aegina mit Schlangen in den Händen und mit einem mit drei Monden geschmückten Kalathos bedeckt, wurde von Stackelberg, Gräber der Hellenen, Taf. 72, 6, gezeichnet. Bei der bekannten kleinen dreigestaltigen capitolinischen Erzfigur der Artemis, Selene und Persephone hat das eine Bild in Händen ein Schwert und eine durchschnittene Schlange, dabei eine phrygische Mütze auf; das andere hält zwei Fackeln und hat auf der Stirn eine mit einer Lotosblume verbundene Mondsichel; das dritte, mit Eichenlaub bekränzt, hat einen grossen Schlüssel in der Hand, in Bezug auf die Unterwelt, in der andern einen Strick, da die Alten die Schlösser auch zubanden.4) Schon Sophokles stellte in den Rhizotomen neben Helios als den Mond das heilige Feuer, den Strahl der Enodia (der auf dem Wege stehenden und wachenden) Hekate, den sie in Fülle durch den Himmel ( [...]) trägt und der Erde heilige Dreiwege bewohnt, bekränzt mit Eichenlaub und mit umringelnden Schlangen.5) In einer von Seguin edirten Münze des Philippus Junior haben alle drei Figuren der dreigestaltigen Hekate den Modius, die mittlere zwei Fackeln, die andere Schlange und Schlüssel, die dritte Peitsche oder Schwert; ein Hund fehlt nicht. Auf Münzen von Azani in Phrygien ist die Dreigestaltige abgebildet mit Fackeln und Schlangen. – Bildsäulen der Herkyna, d. i. Orcina (Kore) und des Trophonios mit schlangenumwundenen Stäben standen in der heiligen Höhle6) am Flusse Herkyna. Auf einer Münze von Selinunt sehen wir Persephone mit einer [69] Schlange in der Hand, auf der Rückseite den Stier (Dionysos).1) Die Mutter des kretischen Zagreus ist Persephone, mit welcher Zeus als Drache den stiergestalteten Sohn erzeugt, wie Clemens berichtet, indem er diese Mysterien, deren Symbol den Eingeweihten der durch den Busen gezogene Drache war, Sabazische nennt. Lenning, Encyklopädie unter Schlange, sieht mit Sikler die Schlange im Dienste der Proserpina als die Fruchtschlange, als die Hieroglyphe des in der Erde aufgelöseten Samens an, die daher dargestellt worden sei, wie sie sich aus der Cista mystica oder dem mystischen Kasten gleich dem aus der Finsterniss der Erde zur Pflanze emporsteigenden Samen erhebt.2) Stieglitz, von altdeutscher Baukunst, S. 238 ff., betrachtet nach Bellermann die Schlange als die Hieroglyphe der Klugheit und des belehrenden Verstandes; und die beiden Schlangen des Basilides deuten auf [...], den in Eins vereinten Verstand und Willen, und auf [...], Wort, Lehre, Vernunft.3) Auch unter den Symbolen des Serapis als eines Heilsgottes erscheint die Schlange.4) Bei den Aegyptern ist die Schlange ein Symbol des Kneph als des in dem Weltall sich offenbarenden verborgenen Urgeistes und dieser serpens uraeus hiess [...], der Wohlthäter der Welt und der Menschen.5) Nach Zoega soll von den Orphikern der Himmel Ophion, Ophioneus oder schlangenartig genannt worden sein, wegen einer gewissen Aehnlichkeit, welche die Metaphoristen zwischen der Bewegung des Himmels und der Himmelskörper und den Wendungen einer Schlange fanden, und auch zwischen den Sternen selbst und den leuchtenden und wechselnden Schuppen gewisser Schlangen, wie Horapollo andeute.6) Bei den Römern wie bei den Griechen war das gewöhnliehe Bild der Genien eine Schlange (serpens draco), weshalb man dieselben gerne bei sich in den Häusern und in [70] Schlafzimmern hielt und man sie auch auf Gräbern angebracht findet;1) unverkennbar sind hier die Schlangen Symbole des Lebens. Im Sinne des Lebens und der Zeugung wird auch die römische Fauna, die bona Dea, die deutsche Hulda, die Mutter Erde von Faunus in der Gestalt einer Schlange, der Gewitterschlange, befruchtet.2) Auch bei dem Bilde der bona Dea sah man eine Schlange, während andere zahme Schlangen von der Art, wie sie in Rom sehr häufig waren, in ihrem Tempel gehalten wurden.3) In dem Haine der Juno Lanuvina oder Sospita befand sich eine Höhle, in welcher eine Schlange hauste, vermuthlich als Symbol der Juno Junonis, d. h. des Genius der Juno, welcher alljährlich im Frühjahre von einer Jungfrau ein Opferkuchen dargebracht wurde, wobei sie mit verbundenen Augen in die Höhle geführt wurde. Genoss die Schlange von diesem Opfer, so galt dieses als ein Beweis der Reinheit des Mädchens und der Fruchtbarkeit des Jahres, verschmähte sie es, so war das Mädchen nicht rein gewesen.4) – In deutschen Sagen zeigen sich die Elben oft in Gestalt eines Drachen oder einer Schlange, welche geküsst werden muss.5) Bei den Deutschen ist sie überhaupt noch aus der Heidenzeit ein mit Ehrfurcht umgebenes Thier. Insbesondere sind die Hausnattern als glückbringend beliebt und dürfen nicht gereizt oder beleidigt werden. Die Krone des Schlangenkönigs oder der Königin ist ein sehr gesuchtes Gut, weil sie Glück und Reichthum verleiht. Darum erscheinen in den meisten Schatzsagen Schlangen, welche den Schatz hüten oder den Schlüssel dazu überreichen; oder aber die Jungfrau verwandelt sich während der Erlösungsprobe in eine Schlange.6) Neuerlich hat am ausführlichsten Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 26 ff., von den Schlangen- [71] und Drachengottheiten gehandelt, welche alle auf Blitz und Gewittergottheiten zurückgeführt werden. Schwartz erinnert dabei an Schillers Worte:

Unter allen Schlangen ist eine
Auf Erden nicht gezeugt,
Mit der an Schnelle keine,
An Wuth sich keine vergleicht.

Die Longobarden verehrten eine Schlange als summus deus; Odhin führte die alten Schlangennamen Ofnir und Svâfnir. Die alten Preussen unterhielten ihrem Protimpus eine grosse Schlange; von den Litthauern erzählt Adam von Bremen, dass sie geflügelte Drachen verehrten und ihnen Menschen opferten. Diesen Schlangencultus, sowie denjenigen der Indogermanen überhaupt, der Phönicier, Babylonier, der Aegypter, bei den Negern Afrika’s, bei den Urbewohnern Amerika’s u. s. w. leitet Schwartz von dem Bilde des Blitzes ab. Auch das Weltei der griechischen und indischen Mythologie, – das Schlangenei der Allentaken, der Esthen, der Kelten, – den eirunden milchweissen Opal, der einst die deutsche Königskrone geschmückt und bei Nacht geglänzt haben soll, sieht Schwartz für die ursprüngliche Frühlingssonne an. Ein (Gewitter-) Drache zierte auch die Fahnen der griechischen Helden oder diente ihnen sonst zum Feldzeichen, sowie die Fahnen der römischen Kaiser, Siegfrieds, Fasolds, der Sachsen und später die der Könige von England, bis der Drache zum Satan der Christen wird, den der heilige Georg bezwingt. Ein solcher Drache war auch der griechische Typhon, welcher bald als ein Sohn der Erde, bald der Himmelsgöttin Hera bezeichnet wird, da die Gewitterwolken von der Erde zu dem Himmel aufsteigen. Auch das wilde Heer, welches Odhin anführt, sind nur die Sturmwinde und Sturmeswolken, wie der indische Wolkengott Indra von dem Maruts begleitet wird, welche gleichfalls blosse Personificationen der Sturmwinde sind. Man dachte sich die Maruts reich mit goldenen Armspangen, hellen Waffen und leuchtenden Panzern, geschmückt, auf rehbespannten Wagen, durch die Luft fahrend. Sie lassen lauten Gesang ertönen, wobei Himmel und Erde erbeben, die Berge zittern, die [72] Bäume stürzen und die Wolken zerstieben. Ihre Schaar ergänzt sich, wie diejenige Odhins, aus den Geistern der Verstorbenen.1) Ebenso sind die 21 bellenden Hündinnen der Frau Gaude und die Hunde Odhins nur die donnernden Gewitterwolken.2) Auch der schlangenfüssige Boreas am Kasten des Kypselos und die schlangenfüssige Hekate schliessen sich an;3) die leuchtende Fackel der Hekate erklärt Schwartz für den ursprünglichen Blitz, ebenso bei der fackeltragenden Demeter und Artemis, die Fackel in den Athene- und Hephästosmythen. Ferner hängt damit die heilige Schlange in dem Tempel der eleusinischen Fruchtgöttin Demeter4) und der Athene zusammen, welche letztere als eine Art Palladium galt. Das Milchtrinken der Schlangen bei den Schweizern und Deutschen, den Letten bezieht Schwartz, S. 44, auf die weissen Wolken als himmlische Milch. Allein die milchtrinkende Schlange ist zugleich ein Symbol des Menschen, der nach dem Tranke des Lebens und der Gesundheit verlangt und diesen besonders von Aeseulap und seiner Tochter Hugiea erhält. In diesem Sinne trägt auch auf einem römischen, jetzt zu Sitten im Wallis als Reliquiarium benützten Elfenbeinbilde, die mit einer Schlange in der rechten Hand neben dem Vater Aesculap mit dem Schlangenstabe stehende Hugiea auf dem rechten Arme eine Schüssel mit dem Futter der Schlange. 5) – Welker, II. S. 632 unten, erklärt die Schlange des Asklepios daraus, dass ursprünglich alle Arzneikunst Wahrsagung und deren Symbol die Schlange gewesen sei; die Schlange als Sinnbild der Verjüngung wegen ihrer oftmaligen Häutung sei bei den Alten kaum bekannt und ihre Vergleichung mit Flüssen selten und an sich unbedeutend.

Die Schlange in dem Eingangs erwähnten Ewigkeitssymbole ist wohl entschieden keine Gewitterschlange, wenn gleich auch diese zu einem Ringe sich aufrollen könnte, sondern jene ist einem davon ganz verschiedenen Vor- [73] stellungskreise, der höheren Vorstellung von dem unendlichen und das All umfassenden Raume als einer Weltschlange entlehnt. Diesem letzteren Vorstellungskreise gehört es noch an, dass Zeus und die ihm in Natur und Eigenschaften gleiche Tochter Athene als [...]1) als die höher stehenden oder vielmehr als die über dem All stehenden Götter bezeichnet werden, gerade wie die Lichtgötter die Allsehenden, Allwissenden und Allgegenwärtigen heissen. In der Maurerei wird Gott zu nächst und vorzugsweise als der allschaffende, allbauende, – als der allmächtige Baumeister der Welt betrachtet und das hierauf bezügliche Hauptsymbol des göttlichen Baumeisters ist der Hammer mit den übrigen Bauwerkzeugen. Die Schöpfung des Alls, der Welt und der Menschheit und ihre Regierung und Erhaltung ist auch wirklich der Urlogos, der Urgedanke und die Urthat Gottes, worin alle übrigen denkbaren göttlichen Eigenschaften enthalten und gesetzt sind. Dem einen allmächtigen Schöpfer gehört es auch an, dass er die Schöpfung regiert, umfasst und erfüllt, – über derselben steht ( [...]) und dieses drückt der höchsten Wahrscheinlichkeit nach die den Aegyptern angehörende Schlange als das Symbol des Gottes Kneph, des Urgeistes aus, da er nach der ägyptischen Vorstellung das All, die Welt gleichsam in seinem Schosse trägt. Gleichfalls ägyptisch und demselben Vorstellungskreise angehörig sind das Auge der Vorsehung, die strahlende Sonne, das strahlende Dreieck und das strahlende Fünfeck als die Symbole des ewigen, allsehenden und allwissenden Lichtes. Mit dem Schlangenkreise berührt sich unter den Werkzeugen der geöffnete Zirkel in der Hand des allmächtigen Baumeisters, indem ja auch der Zirkel das All umfasst und dieses auf Gott als seinen Mittelpunkt zurückführt, der allen Welten und allen Menschen den Kreis vorschreibt, den sie laufen sollen. Die Maurer fassen aber den Zirkel hauptsächlich als das Symbol der allumfassenden göttlichen und menschlichen Liebe auf auf der einem Jeden vorgeschriebenen Bahn und innerhalb der Schranken derselben. Die leuchtende Sonne als das Auge der Gott- [74] heit, des Osiris, tragen noch heute ausserordentlich zahlreiche Baudenkmale der Aegypter, wie dieses Strahlenauge von ihnen auch zu den Christen gebracht worden ist.

Werden der Hammer und die Schlange zu einem Symbole verbunden, erhalten wir zwei aufrechtstehende Schlangen (den Schöpfer), welche gemeinsam ein Ei (die Schöpfung) tragen und gleichfalls ein sehr altes, auch maurerisches Symbol sind. In der letztern Einsicht vergleiche man in Nr. 1 des Temple mystique, Paris 1854, die Lithographie: Le Genêt mystique. Auf einer kleinen Erhöhung steht eine neunsprossige Palme mit je drei Zweigen auf jedem der drei Hauptzweige und über der Palme strahlen neun, unten aber zur rechten Seite der Palme sieben und zur linken Seite zwölf Sterne. Die die Palme tragende Erhöhung bezeichnet ohne Zweifel das dreimonatliche Grab des Hiram, aus welchem die neun Monate des Lebens und des Lichtes hervorgehen. Nach Bachofen, Gräbersymbolik, S. 137 ff., woselbst zugleich mehrere antike Bildwerke mit den zwei ein Ei tragenden Schlangen beschrieben werden, wären die zwei Schlangen als Hugiea und Aesculap, als die vereinigte weibliche und männliche Zeugungskraft, und das Ei als [...], als das Erzeugte zu denken, welcher Gledanke zugegeben werden kann, sobald zunächst er nur rein kosmogonisch. verstanden wird. In diesem kosmogonischen Sinne geht aus dem Munde des ägyptischen Kneph, aus dem göttlichen Odem und Worte das Weltei hervor.1) Wollte man das von zwei Schlangen emporgetragene und geschaffene Ei in dem freilich mystischen Mysteriensinne von Bachofen deuten, würde es die aus der Weihe und dem Tode hervorgehende Hoffnung des neuen und ewigen Lebens bezeichnen, – die Schlange wäre zu gleicher Zeit [...] und [...], wie das Wasser, welchem die Schlange in ihrer tiefsten Stufe angehört, Sitz des Todes und Ursprung des Lebens sei, – wie die Dioskuren die Nacht und den Tag heraufführen und die Aegypter nicht allein das böse, sondern auch das gute Prinzip in Schlangengestalt kleiden.2) In Athen legte man den Kindern aus Gold getriebene Schlangen, [75] wohl als Symbol des ihnen zu verleihenden gesunden und langen Lebens, an, wie Erichthonios in seinem Kasten mit denselben umwanden gefunden wurde; nach Preller, griech. Mythologie, I. S. 143, wäre jenes Anlegen der Schlangen erfolgt in Erinnerung der wunderbaren Geschichte des Erichthonios, aber welches war die Veranlassung zu dieser letztern Mythe? Erichthonios ist gleich allen Menschen ein Lichtgeborener, ein Feuergeborener, wie auch Mithra und Dionysos, welche daher [...] heissen; die Schlangen sind die Symbole des Lichtes und des Feuers, des Blitzes. Auch das Asklepios-Kind ist vom Blitzglanze umflossen; es ist die Waberlohe, in welche Siegfried zur Brunhilde dringt, – es ist das Feuer, welches den Neugebornen die Unsterblichkeit und die Göttlichkeit verleiht, weshalb auch Demophon oder Triptolemos von der Demeter, Achilleus von der Thetis u. s. w. in das Feuer gelegt werden.1) Achilleus hiess daher auch [...]. In Amerika und Ostindien werden noch jetzt die neugebornen Kinder durch das Feuer gezogen oder getragen. Schon in der griechischen Mythe weckt Asklepios die Todten wieder durch das Licht. – Die Schlange, welche sich zum Ringe auf der Ewigkeit zusammenfasst, ist der griechische [...] [...], der indische oder sanskritische Varunas, die griechische Athene und Hestia, – der gestirnte Nachthimmel worin die Urmenschheit zuerst Gott, die Unendlichkeit und Ewigkeit erkannt, – der Himmel und das Himmelsfeuer, – der gute Geist, dem Schiller in der Freude das Trankopfer darbringt. Die heiligen Tempelschlangen als Symbole der Schutzgottheit, des Schutzgeistes der Stadt und des Landes stellen sich zur Seite der Hestia, dem ewigen Feuer, das in dem Tempel und in der Welt brennen soll, wie die Hausschlangen, die Hausgenien dem Herdfeuer und die Wiegen- und Kindesschlange der Seele, dem einzelnen Lebensgeiste. Dem Genius und der Hestia oder Histia, dem heiligen Herdfeuer und Herdgeiste, welche die Vereinten in der Familie, in der Stadt und in dem Staate, sowie in jeder ähnlichen Verbindung vereinte und versammelte, wurde bei den Griechen betend [76] stets zuerst und zuletzt Wein gespendet.1) Daher war es auch einer der Sprüche der sieben Weisen, dass man den Herd und die auf ihm beruhenden häuslichen und staatlichen Verbindungen und Sitten ehren und heilig halten solle.

Die antiken Bilder, welche Bachofen bespricht, sind nachfolgende:


Ein Cameo im Florentiner Museum abgebildet bei Gori 2. 23. 4. und nochmals von Passeri, thesaurus gemmarum astriferarum vol. 3, tab. 123, und vol. 2, p. 148 bis 150; ein Ei zwischen zwei aufgerichteten Drachen oder Schlangen, das beide mit ihrem Rachen zu halten scheinen. Ueber demselben das Zeichen des Halbmondes, zu beiden Seiten, den zwei Schlangen entsprechend, zwei Sterne. Unter dem Ei, zwischen den Drachenleibern aufgerichtet, der Flügelstab, den eine dritte Schlange in drei Windungen umkreist. Rechts und links im Felde gleich vertheilt vier Buchstaben, die das Wort [...] bilden.


Eine Karneol-Gemme in der Berliner Sammlung und beschrieben bei Tölken, Verzeichniss der antiken vertieft geschnittenen Steine, Berlin 1835, S. 217; zwei aufgerichtete Schlangen und zwischen ihnen ein Ei.


Eben daselbst eine braune antike Paste; zwei ähnliche aufgerichtete Schlangen, welche ein Ei zwischen sich halten, über ihnen der Mond und zwei Sterne, unter dem Ei der von der Schlange umwundene Stab Aeseulaps; umher die Inschrift [...].


Eben daselbst ein mystisches Monogramm aus zwei ineinandergefügten [...] zusammengesetzt, welche die Buchstaben [...] bilden, statt [...] oder [...].

Die letztern drei Stücke stammen aus der Stoch’schen Sammlung und werden auch von Winkelmann, description des pierres gravées du feu Baron de Stoch, Florence 1760, beschrieben, wobei jedoch das Wort [...] durch unrichtige Zusammenstellung der Buchstaben [...] gegeben wird.


Ein Grabmonument, welches Fabretti, inscriptiones domesticae, p. 28 Nr. 17 mittheilt und also beschreibt: vir libamen ex patera efundens et gemini ad utrumque [77] latus serpentes cristati et erecti, ovum [ore] apprehendentes. Fabretti muthmasste, dass dieses Monument entweder den Wunsch um ein langes Leben ausdrücke oder den Kindersegen für einen bisher unfruchtbaren Mutterschoss erflehe wogegen sich jedoch Bachofen mit Grund erklärt, als der Bestimmung eines Funerärsteines nicht entsprechend; die Salus, an welche hier allein gedacht werden könne, sei eine höhere, welche jenseits der Grenzen der leiblichen Existenz und des tellurischen Daseins liegt; es seien nova salutis curricula, welche Apulejus als den höhern Inhalt der Mysterien darstellt. Die beiden Schlangen auf dem Grabmonumente bezeichnen daher in dem von ihnen gehaltenen Eie, als dem Symbole des Lebens, die Hoffnung und den Keim des höhern Lebens, der Unsterblichkeit, welchen der Verstorbene entgegenzugehen glaubt, – es ist gleichsam ein maurerisches Denkmal des Meisters; es bezeichnet die pythagoreische Hugiea, die ewige Gesundheit und das ewige Leben.

Der pythagoreische Buchstaben Y, die pythagoreische Hugiea erscheint nun auch noch heute in der Maurerei, besonders in den höhern Graden, indem der Aufzunehmende mit den Füssen einen nach Aussen geöffneten Winkel, d. h. den Buchstaben Y bildet, um anzudeuten, dass er die Hugiea, die Unsterblichkeit zu erlangen hoffe. Auf dem Titelkupfer von Jachin und Boaz in der Ausgabe von 1800, mitgetheilt von Krause, I. 1. S. 238, ist daher über der Säule Jachin und unterhalb der strahlenden Sonne der Buchstabe Y (Ypsilon) angebracht, worüber die aber ungenügenden Bemerkungen von Krause, I. 1. S. 310, Anm.*, und S. 313, Anm.*, sowie I. 2. S. 355 zu vergleichen sind und den ursprünglich alle Aufzunehmenden zu bilden hatten, indem erst später mit der Ausbildung der verschiedenen Einweihungsgrade auch verschiedene Antrittsstellungen festgesetzt wurden. Jetzt wurde gesagt, dass der Lehrlingstritt oder Schritt die Figur eines Winkelmasses, – der Gesellentritt und Schritt die Figur einer Setzwage und der Meistertritt und Schritt einen offenen Zirkel, ein Y bilden müsse, ähnlich wie der Lehrling mit entblösstem linken Knie, der Geselle mit dem rechten und der Meister mit beiden Knieen bei der Ablegung des [78] Schwures am Altare niederknieen soll.1) Ueber die eigentliche Mysterienbedeutung des Buchstabens Y und der durch ihn bezeichneten Hugiea geben die antiken Schlangenbilder Aufschluss und die Schlange wie das Ei sind das gleicher Symbol der Gesundheit, der Verjüngung, der ewigen Jugend und des ewigen Lebens. Nach Krause verband Pythagoras mit dem Buchstaben Y die sittenlehrliche Bedeutung: „Er zeige das Leben eines Menschen an, der im Anfange in der unschuldigen Kindheit einen ebenen und geraden Weg vor sich habe; wenn er aber das verständige Alter erreicht, den Scheideweg der Tugend und des Lasters vor sich sehe, wo er alle Ursache habe, zu bedenken, welchen der beiden er einschlagen wolle, weil sie zu einem gar ungleichen Ausgange führen.“ Darnach wäre der in dem pythagoreischen Buchstaben, im Y stehende Aufzunehmende, der den nach zwei Seiten geöffneten Winkel bildende Mensch Herakles am Scheidewege der Tugend und des Lasters, der zwischen den zwei parsischen Schicksalswegen oder zwischen den ägyptischen Wegen der doppelten Gerechtigkeit Wählende: allein so ansprechend diese Deutung des Symbols an sich ist, bleibt dagegen doch zu erwägen, dass das Symbol ein Unsterblichkeitssymbol, ein eigentliches Mysteriensymbol, – ein Symbol nicht des Lebenden, sondern des Sterbenden ist und deshalb die Hugiea gerade auf Grabmonumenten erscheint, wie noch jetzt bei den Maurern wenigstens des rectificirten schottischen Systems im Meistergrade, welcher die Wiederauferstehung und Unsterblichkeit zum Gegenstande hat. Mossdorf in der Encyklopädie, III. S. 636 und I. S. 109, schliesst sich zwar auch hier unbedingt an Krause an und bezieht den pythagoreischen Buchstaben Y, den sog. Triangel, auf das menschliche Leben: aber er muss auf das menschliche Sterben bezogen werden, womit auch Creuzer, Symbolik, IV. S. 541, Anm. 407 übereinstimmt, indem er die Gesundheit in dem religiösen Sinn von Seelenheil versteht. Der Tod, das Sterben war den Pythagoräern im Geiste der ägyptischen Priester das eigentliche Gesundwerden, die Wiedergeburt, die wahre Geburt ( [...]) [79] des Menschen. während sie die erste Geburt ( [...] [...]) als eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Mackeln ansahen.1) Die Genesis ist nur die Geburt auf Erden, dagegen die Genesia die Geburt im Himmel und im reinen Lichte, die Wiedergeburt der Todten. In diesem Sinne steht der pythagoreische Buchstaben Y unter der aufgehenden Sonne auf dem Titelkupfer von Jachin und Boaz, bezeichnet den Wiederauferstehungsmorgen, den Eingang in den ewigen Osten, indem sich der Ring der Ewigkeit um den Todten schliesst. Der Ring der Ewigkeit in seinem letzten und höchsten Sinne bezeichnet also den Himmel, das ewige Leben, in welches der sterbende Mensch durch den Tod hinüberzugehen hofft; der Sterbende ist gleichsam selbst die Schlange, die sich zum Ringe der Ewigkeit schliesst, indem sie das irdische Ende, den Tod, zum himmlischen Anfange erfasst, – indem sie ad nova salutis curricula wiedergeboren wird. So trägt auf einer Münze der ältern Faustina bei Spanheim, de usu et praestant. numism. I. p. 415, die Schlange neben einander Aehre und Mohn, die Symbole der leben- und der todbringenden Gewalt, wie denn auch zwei Schlangen der Demeter beigegeben sind und zwei Säulen vor dem salomonischen Tempel stehen. Im ewigen Wechsel zwischen Leben und Tod, Geburt und Grab, Tag und Nacht kreiset die unsterbliche Macht der Gottheit und der Menschheit, der Geist; nur der Staub vergeht, deponitur, der Geist aber besteht, ascendit. Die aufsteigenden Schlangen halten das Ei, das Leben, in welches der aus dem Erdensfaub aufsteigende Mensch eingeht, und in diesem Sinne ist das Schlangenei nicht von dem Schlangenkreise verschieden, – das Schlangenei ist auch ein Schlangenkreis. Die Schlange im Hause, und im Tempel, die Schlangen in der Wiege des Kindes und auf seinem Grabe bedeuten alle blos das ewige Heil und Leben, nach welchem hier der Mensch ringt und strebt und das ihm dort erst wirklich wird. Der christliche heilige Georg auf dem weissen Pferde, welcher den feindlichen Drachen erlegt, ist im höhern Sinne der [80] unsterbliche göttliche Geist, welcher die Materie und den Tod überwindet. Die königliche und göttliche Schlange, [...], welche auch der ägyptische König ( [...]) trägt,1) ist das tiefste Symbol alles Lebens, des unsterblichen Geistes; darum umschlingt die Schlange den Stab des Aesculap als des Gottes, von dem alles Leben kommt und der selbst der Schlangensohn des Apollo, die Gesundheit bringende Blitzesschlange oder der Reiniger und Helfer, der Retter Apollo ist.2) So wurde auch im J. 291 vor Chr. nach einer schweren Pest die heilige, heilende und rettende Schlange des Aesculap von Epidauros auf den Rath der [sibyllinischen] Bücher nach Rom geholt und gebracht.3) Die Schlange ist das Symbol des nie erlöschenden Feuers, des ewigen Lichtes, das aufwärts gerichtete Dreieck, weshalb auch bei den Maurern an die Stelle des pythagoreischen Buchstaben Y dieses Dreieck tritt, d. h. das Feuer ist die Gesundheit, die Hugiea selbst.4) Dieses Dreieck ist auch das strahlende Auge der Vorsehung,5) der fünfeckige flammende Stern des Pythagoras. Nach Plutarch de Is. et. Os. 47 liessen die alten Parsen aus einem grossen Eie die 24 guten und bösen Götter, also Ormuzd und Ahriman, die Lichtwelt und das Reich der Finsterniss hervorgehen, indem die 24 bösen Götter zuerst die Schale des Eies durchbrachen. So finden wir das Ei auch umgeben von den beiden Laren, zu Delphi von den beiden Adlern, auf den Denaren der gens Eppia und Rubria von einer Doppelherme;6) ebenso gehen Ledas Söhne in der Zweizahl aus dem Mutterei hervor, wie auch zwei Drachen als Schlangenhüter erscheinen.

Die hier berührten Symbole und namentlich die Bildung des Y, des eigentlichen Fusszeichens der Maurer,7) sind übrigens in ihrem ganzen Wesen so antik oder alter- [81] thümlich, dass sie der Maurerei seit den ältesten Zeiten angehört haben müssen und dieser nur von dem Alterthume, von den alten Baumeistern selbst überliefert sein können. Wir wären höchst begierig von Jenen, welche jeden unmittelbaren Zusammenhang zwischen den germanischen Bauleuten und dem Alterthume leugnen und bestreiten, zu vernehmen, ob z. B. auch der pythagoreische Buchstabe und die pythagoreische Hugíeía auf dem deutschen Boden entstanden seien und wie sie sich den harmonischen Zusammenhang dieser Symbole mit den übrigen maurerischen Symbolen und besonders auch mit den ältesten Lehrlingsfragstücken, den ganzen von demselben Geiste durchdrungenen und nicht von einem einzigen widerstrebenden Bestandtheile entstellten oder gestörten Gliedbau, das organische Ganze der Maurerei erklären. Die Maurer suchen und glauben das nach der Vorstellung des Alterthums im Osten wohnende ewige Licht und Leben mit der Wiedergeburt des individuellen Geistes, und diesem Grundbestreben und Grundglaubenssatze sind alle einzelnen Gebräuche, Symbole und Lehren untergeordnet. Alles Gute kommt bei den Maurern daher aus Osten oder befindet sich im Osten und sogar der Wind bläst aus Osten, der lebende Maurer aber wandert nach Osten und der sterbende geht in den Osten ein. In die genau von Osten nach Westen gelegene Loge und vor den im Osten stehenden Meister und Altar mit den drei grossen Lichtern tritt nach Prichard Masonry disseceted der Maurer nur, um

Nicht zu thun den eigenen Willen,
Sondern die Leidenschaft zu stillen,
Den Regeln der Maurerei nachzuleben,
Und täglich in ihr noch weiter zu streben.1)

Bei Browne, Master-Key, mit dem Motto: Sit lux et lux fuit, wird, gefragt:

Woher kommen Sie als Maurer?
A. Von Westen.

Wohin nehmen Sie Ihren Weg?
A. Nach Osten.

[82]

Was bestimmt Sie, Westen zu verlassen und nach Osten zu reisen?
A. Einen Meister zu suchen und von ihm Unterricht zu erhalten.

Wer sind Sie, dass Sie Unterricht bedürfen?
A. Ein freier und angenommener Maurer.

Was für ein Mann muss ein freier und angenommener Maurer sein?
A. Ein freier Mann, von einem freien Weibe geboren, der Bruder eines Königs, der Genoss eines Fürsten oder der Gesellschafter eines Bettlers, wenn er ein Maurer ist.

Warum diese Gleichheiten unter den Maurern?
A. Wir sind alle Brüder von der Schöpfung her, aber noch viel mehr sind wir es durch die Exaft eines innigen Bundes.1)

Dass man nicht etwa zu behaupten geneigt sein möchte, der pythagoreische Buchstabe sei erst seit der Stiftung der neuenglischen Grossloge oder mit dem Jahre 1717 den maurerischen Symbolen eingefügt worden, bemerken wir, dass schon in dem im Jahr 1725 zu London gegen diese Grossloge von. einem Anhänger der alten Maurerei herausgegebenen: The grand Mystery of the Freemasons discover’d, unter den Zeichen, einen echten Freimaurer zu erkennen, aufgeführt wird: „Man beschreibt einen rechten Winkel, indem man die Haken zusammensetzt, und die Zehen beider Füsse auswärts, in einiger Entfernung, oder durch eine andere Art von Triangel.2) Diese andere Art von Triangel der Füsse ist der Triangel oder pythagoreische Buchstabe. Der dort auch mitgetheilte Gruss des besuchenden Maurers und Bruders: „Die Meister und Genossen der ehrwürdigen Gesellschaft, von welcher ich komme, grüssen Euch alle schön,“ worauf geantwortet wird: „Gott grüsse schön die Meister und Genossen der ehrwürdigen Gesellschaft, von welcher Ihr kommt,“ ist der uralte Gruss der alten Schenk- oder Grussmaurer, wie Jeder weiss und erkennt, der jemals eine deutsche Hand- [83] werksordnung gelesen hat. Bei Prichard spricht der eintretende Grüssende: „Die Empfehlungen, die ich von den sehr ehrwürdigen Brüdern und Genossen der sehr ehrwürdigen und heiligen Loge des heiligen Johannes mitbringe, woher ich komme; sie grüssen euch dreimal von Herzen auf’s schönste.“1)

Der griechische Geist und die griechische Sitte, die griechische Hugieia tritt uns übrigens in dem ältesten englischen Lehrlingsfragestücke noch in einem andern, höchst überraschenden Zuge entgegen. Bei den Griechen schloss die Mahlzeit beim Kreisen des Bechers mit einer Libation von ungemischtem oder reinem Weine, welche entweder dem guten Geiste ( [...]) oder auch der Gesundheit, d. h. der Schlange als dem Symbole des guten Geistes, des Genius und der Gesundheit dargebracht wurde.2) Ein zweites Trankopfer, die [...], bildete den Uebergang von der eigentlichen Mahlzeit zu dem Symposion, oder zu der der Mahlzeit beim Weine nachfolgenden heitern und geistreichen geselligen Unterhaltung. Diese unter Anstimmung eines Lobgesangs und dem Klange der Flöte vollzogene Libation sollte dem Symposion gleichsam den Stempel der Weihe aufdrücken. Das jetzt so dunkele und ganz aus dem ursprünglichen Zusammenhange heraus gerissene: Funde merum (scil. vinum oder reinen Wein) Genio! ist nun ein solches griechisches Trankopfer, welches bei oder vielmehr nach der maurerischen Mahlzeit dem guten Geiste oder der Gesundheit, dem von den Göttern zu verleihenden Glücke und Segen dargebracht wurde. In dem englischen Lehrlingsfragstücke folgt die Einladung an den Neuaufgenommenen, dem Genius eine Libation, ein Opfer von reinem Weine darzubringen, unmittelbar auf die Ablegung des Eides, so dass entweder die Aufnahme und die Beeidigung als ursprünglich beim Mahle erfolgt, oder das Mahl und das Trankopfer am Schlusse des Mahles, der Aufnahme und der Beeidigung nachfolgend gedacht werden muss, welches Letztere das allein Glaubwürdige ist. In mehreren englischen Schriften wird näm- [84] lich nach den Worten des Lehrlingsfragestückes: Funde merum genio! die Bemerkung beigefügt: „Nach dieser Verpflichtung (der Beeidigung des Neuaufgenommenen) trinken sie (die Maurer) einen Toast dem Herzen, das verhehlt, und der Zunge, die nimmer erzählt. Der Meister vom Stuhle bringt ihn aus, und sie Alle sprechen dieses nach, und ziehen ihre Gläser an ihren Hälsen vorbei, wie zuvor gesagt,“ was eben nur bei der Tafelloge geschieht und geschehen kann; es ist dieses dermalen einfach der Toast, welcher bei der Tafelloge dem lieben neuaufgenommenen Bruder dargebracht wird und wobei dieser in den älteren Zeiten aufgefordert worden zu sein scheint, den ihm dargebrachten Toast und seine heutige Aufnahme zum Maurer durch ein dem guten Geiste darzubringendes Trankopfer zu verdanken. Jetzt wird dieser .[Toast] nur noch der aufnehmenden Loge selbst von dem Neuaufgenommenen verdankt.

Die Schlange als Symbol des Lebens, hat sich auch in manchen deutschen Gegenden und namentlich im Kanton Aargau in den Broden und Kuchen erhalten, welche unter dem Namen und in oder blos in der Gestalt von Schlangen zu gewissen Zeiten des Jahres, besonders zur Neujahrszeit, gebacken werden und mit der allgemeinen Vorstellung von den fruchtbringenden Schlangen zusammenhängen, worüber Schwartz, a. a. O., S. 73 ff. und zunächst S. 73 Anm. 2, nachzusehen ist. Wie man in dem salomonischen Tempel durch die Darbringung des Brodes das tägliche Brod erflehte, wurden daher auch bei den Griechen, z. B. in Epirus, und bei den Römern, z. B. zu Lanuvium, im Anfange des Jahres oder zur Frühlingszeit den Drachen Kuchen dargebracht als Symbol des gehofften Jahressegens.1)

Die eben so reiche als tiefdurchdachte indisch-brahmanische Religionsymbolik blieb bisher absichtlich zur Seite, jedoch verdient dieselbe die höchste Beachtung und es ist deshalb besonders auf die von Müller, Glauben, Wissen und Kunst der.alten Hindus, auf vier Tafeln gegebenen Abbildungen mit den Erläuterungen dazu, S. 547 ff., zu [85] verweisen. Das in sich selbst verschlungene Brahm, der Urgeist vor seiner Offenbarung in der Schöpfung und in der Welt, der unerforschliche Ewige ist der in einen Mantel gehüllte Ring der Emigkeit (die ägyptische Sphinx mit dem Schleiernetze vor der Brust, das verschleierte Bild zu Sais), gebildet durch einen lichtstrahlenden Gott, welcher mit dem Munde seinen Fuss erfasst hat. Wirklich ein erhabenes Bild1) des unbegreiflichen Urgeistes, welches wohl unter die Symbole der Freimaurerei aufgenommen werden dürfte. – Das Brahmbild nach dem Dherma-Schaster2) zeigt eine blosse Wolkengestalt im Strahlenglanze, weil Brahm, die Gottheit, undarstellbar ist und kein wirkliches Bild von ihm gegeben werden kann und darf. Die Augen des Wolkengebildes bilden zwei Wasserlilien, hier vermuthlich Symbole der Lichtschöpfung, der Sterne und besonders der Sonne und des Mondes, welche den Augen der Gottheit verglichen werden. Im Schosse des Gottheitsgebildes ruht, umgeben von der Ewigkeitsschlange Ananda oder Abiseschen, das vierzehnstreifige Weltei (Brahmandam) und aus dem Munde der Gottheit hervor strömt auf das Weltei herab das dreigestaltete, das dreifache Schöpfungswort Oum, Om, – oder das Weltall, das Weltei ist der ewige Logos und die ewige That der Gottheit; im Uranfange war der Geist, das Wort und die That, und der Geist, das Wort und die That war bei Gott, war Gott. Die Ewigkeitsschlange, welche die Welt trägt und umfasst, ist der Schoss Gottes und Gott selbst; aus Gott kommt Alles und zu ihm geht Alles, er gibt das irdische und himmlische Leben. Aehnlich dachten sich die Aegypter den Urgeist Kneph und der Grund der so merkwürdigen Uebereinstimmung des indischen und ägyptischen Gottesglaubens und Gottessymbolik ist ein noch zu lösendes geschichtliches Räthsel. Das indische göttliche Wolkengebilde hat ferner vier Arme, zwei erhobene und zwei gesenkte, was sofort an die ähnlichen vier Flügel der babylonisch-assyrischen und phönicischen Gottheiten erinnert. Die gesenkte rechte Hand ruht auf dem Welteie und trägt be- [86] deutungsvoll die Perlenschnur der Welten. In der erhobenen rechten Hand trägt das Gebilde das daraus herabfliessende Wasser des Lebens und deutet damit an, dass der Geist und das Wort, die That und das Leben vom Himmel stamme, von Oben komme. Die gesenkte linke Hand reicht eine beschriebene Olla mit dem Auge Gottes oben darüber oder ein Palmblatt als Symbol der vier Veden, der göttlichen Lehre herab, denn auch alles Wissen ist ein Geschenk des Himmels. Die erhobene linke Hand hält das speichenlose Feuerrad Wischnus, den Blitzstern, Kiakra, Tschakra oder Schakran genannt, welches sich ewig in sich selbst umschwingt und der Gottheit lebendigstes Bild ist. Abwärts gerichtet sind die Symbole dreier Hände, der Urquell des Wassers und des Lebens, die Perlenschnur der Welten und das viergetheilte heilige Buch; einzig das Feuerrad Wischnus wird emporgetragen, gewiss zum ahnungsvollen Symbole, dass von der Erde auf, aus der Welt der Mensch nach Gottes Willen und Lehre in den Himmel zurückkehren solle. Fra Paolino berichtet, dass die ältesten indischen Könige sich des Feuerrades als eines Seepters bedient und daher den Namen Kiakrarartri, Radlenker, Weltlenker getragen haben. Der Lenker der Welten, der Lenker des Weltrades, der Führer, der König der Könige und der Meister ist Gott, – das Licht, das da war, da ist und da sein wird. Verständlicher und doch kürzer als Bücher reden die Symbole der Brahmanen. Zugleich liegt hier ganz unzweifelhaft vor, dass wenigstens bei den Indern die Ewigkeitschlange nicht das Geringste mit dem Blitze zu thun habe, indem dieselbe ja schon das Weltei, den Weltkeim, die ideale Schöpfung umfasst oder vor Brahma, vor der Schöpfung mit dem Blitze da ist. Deshalb finden wir auch auf anderen Bildern, z. B. Müller, Taf. I. Fig. 3, die das Weltei umschlingende Schlange noch schlafend. Auf einem andern Brahmbilde, worauf Brahm über die Möglichkeit der Schöpfung nachsinnt, liegt das Weltei goldstrahlend im wogenden Weltmeere oder Chaos und darüber erhebt sich, schwebt gleichsam die Ewigkeitsschlange, der Geist Gottes.1) Auf diesem Bilde hat ausser- [87] dem Brahm eine konische Spitzkappe, als Symbol des letzten Zusammenlaufens des Alls in den Punkt der Einheit. Der Spitze der ägyptischen Pyramiden darf dieselbe symbolische Bedeutung beigelegt werden. Die Maja oder Adamaja (Allmutter) mit dem geliebten Sohne Kama, dem Liebesgotte, auf dem Arme, führt als Standarte den Radkreis der Schöpfung, eine andere Gestalt der Ewigkeitsschlange, und darin das Auge der Allvorsehung.1) Auch das Spinnengewebe der Maja als der ewigen Weberin der täuschenden Sinnenwelt umringt die Ewigkeitsschlange.2) – Höchst merkwürdig ist ein Symbolbild von Jotma oder Jotna, der göttlichen Allmacht, eine geflügelte Ewigkeitsschlange mit dem Kopfe eines Löwen, welcher Stierhörner trägt, in der innern Mitte des Schlangenkreises; aus dem geöffneten Rachen des so gestalteten Stierschlangenlöwen mit den Adlerflügeln geht seine Tochter Pirkirti, die urmütterliche Güte der Gottheit, in der Gestalt einer Kuh hervor, von deren Brust sich Bienen die süssen Honigbringerinnen ablösen.3) Zuvörderst ist hier zu beachten die symbolische Zusammensetzung des Allmachtbildes der Gottheit aus Löwe, Stier, Schlange und Adler, was mit den verwandten Symbolthieren der Assyrier und Aegypter und besonders aueh mit dem jüdischen Cherub sich berührt. Die bedeutungsvolle Tochter und Schöpfung dieser göttlichen Allmacht ist die nährende und süsse Güte der Gottheitt als deren Symbole die Kuh und die Biene erscheinen. Noch grössere Beachtung aber verdient es, dass die süssen Bienen aus dem Löwen geboren werden, wie bei den Juden aus dem Löwen des Simson. Die Verbindung der Bienen mit dem Löwen ist überhaupt bei den Indern eine gewöhnliche und innige; denn auf einem andern Bilde reitet der den Bienenbogen tragende Kama in der Weise auf dem Löwen, dass der Löwe aus dem Köcher, auf welchem der kleine Kama sitzt, hervorspringt und eine Biene den Köcher mit dem Löwen und dem jugendlichen Liebesgotte trägt.4) An dieses schöne Bild schliessen sich wieder die [88] griechischen und römischen Darstellungen des von Amor gezähmten Löwen. – Ein Brahmbild, welches Müller, S. 567, das hindustische Cherubimbild nennt, ist zusammengesetzt aus dem Kopfe einer Jungfrau mit einem Adlerkopfe darüber und rechts ein Löwenkopf, sowie links ein Stierkopf; dabei trägt es vier Flügel, zwei erhoben und zwei niedergelassen, und wird dreimal von der Ewigkeitsschlange umschlungen, ohne dass diese jedoch den Schwanz erfasst hat oder einen geschlossenen Ring bildet.1) Indessen gibt es auch Brahmbilder, auf denen fünf göttliche Eigenschaften symbolisirt sind, die Weisheit durch einen Menschen mit dem Strahlennimbus, die Stärke durch einen gleich den übrigen Thieren geflügelten Löwen, die Allsicht durch einen Adler, die Zeugungskraft und auch Tugend im Allgemeinen durch einen Stier und der Zeugungsaffect durch einen Ziegenbock.2) Müller hält diese indischen Symbolthiere ohne Grund für den Prototyp der vier Thiere der christlichen Evangelisten, des Adlers des Johannes (Alldurchschau), des Stiers des Markus (Allerzeugung), des Löwen des Lukas (ungedämmte Stärke und Macht) und des Menschenantlitzes des Matthäus (der fruchtbare Verstand des Brahm). Die Schaktitrimurti oder die drei Gemahlinnen der indischen Trimurti oder göttlichen Dreieinheit, nämlich die Saraswadi, die Gemahlin des Brahma, welche in der Mitte steht, eine Perlenkrone über einem Schleier trägt und in der Linken als Lohn der Weisheit, und Tugend eine Krone hält, – die Lakschmini, die holdselig liebreiche Gemahlin des Wischnu, welche in der Linken eine Vase mit dem Glückseligkeits- und Unsterblichkeitstrank (Amrita, Amritam, Amrda, Amrdam) trägt und deren Kniee zwei Kinder als die Stellvertreter der durch sie beglückten Menschheit3)) umspielen, und Bhawani, die Mutter des physischen Lebens und des Weltbestandes durch die Wiedergeburt, die Gemahlin des Çiwa mit Pfeil und Bogen, vergleicht Müller mit den drei Charitinnen der Hellenen und mit den drei christlichen Cardi- [89] naltugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei Saraswadi den Glauben, Bhawani (als Pflanzerin der Lebenskeime in dem Schosse des Grabes und zugleich als Thatenvergelterin jenseits) die Hoffnung und Lakschmini – ihrer ganzen symbolischen Natur gemäss – die Liebe, also eine eigentliche Charitas repräsentire. – Auch die Schlange des Bösen kennen die Inder. So theilt z. B. Müller, Taf. I. Fig. 115, ein Bild mit, welches den Kampf zwischen dem guten und dem bösen Genius um die Seele des Menschen darstellt. Aus dem Genius des Bösen wächst eine Schlange hervor und streckt sich drohend über das Haupt empor; der böse Genius ist aber selbst die böse Schlange, die böse Lust und Leidenschaft, der Kakodämon in des Menschen Brust. Sonderbarer Weise will aber Müller auch hier die Schlange als einen Agathodämon betrachten, der in Prüfung der Tugend ihren Werth erhöhe und dieselbe zum Kampf reize, um ihren Sieg zu verherrliehen und die Macht der moralischen Freiheit, die Allgewalt des sittlichen Willensvermögens zu erproben.

Das Ei ist nur ein anderes Symbol des irdischen Lebens, – der Materie oder Erde, aus welcher Alles kommt, wie auch noch viele Ueberreste des deutschen Aberglaubens beweisen. Hühner aus Gründonnerstags- (Frühlings-) Eiern werden sehr hübsch buntscheckig und verändern alle Jahre ihre Farbe. Wer am Charfreitage nüchtern ein Ei isst, das am grünen Donnerstage gelegt wurde, bleibt für dieses Jahr vor Leibschaden bewahrt. Bei den Indern legt die Pirkirti, die göttliche Güte in Gestalt einer Henne mit einem Kuhkopfe das Weltei.1) Auf einem andern Oumbilde, Haranguerbehahbilde wird in der siebentheiligen Unterweltshöhle dieses Weltei von der geflügelten, zum Kreise geringelten giftigen, feuergekrönten Schlange des Bösen mit dem Rachen erfasst2) und diese Schlange ist nur das Symbol des Irdischen, in welches die himmlischen Lichtseelen zu ihrer Prüfung herabsteigen müssen. Deshalb erhebt sich über der Unterwelt und Oberwelt, über der Erde und dem Irdischen die Gottheit als der vierzehn- [90] köpfige Baum des ewigen Lebens, als die Seele aller Seelen, in deren Lichtschosse und Lichtmeere die einzelnen Menschenseelen als Lichtfunken schwimmen und ruhen; dieses geistige Milchmeer, als Lebensbaum gestaltet, ist gekrönt von der dreistrahligen Gottheit, bildet den Thron derselben. Das Bild selbst ist zugleich dreigetheilt, bildet gleichsam einen Hauptaltar, den himmlischen reinen Lebensbaum, das Geisterreich mit der bösen Erde und den bösen Menschen, und zwei Nebenaltäre , auf denen vor einem Feuerleuchter der Urmann und das Urweib, Adam und Eva, Meschia und Meschiane, anbetend knieen, unter dem Weibe die Symbole des empfangenden Wassers und unter dem Manne des zeugenden Feuers. Der ganze brahmanische Gott- und Menschenglauben, seine tiefste Metaphysik ist in diesem Bilde niedergelegt. Eben so bedeutungsvoll ist ein Prajagatbild,1) der Symboltypus des göttlichen Weltbildungstriebes, der göttlichen Weltbaumeisterslust mit Selbst-Ich-Erkenntniss, Ahankar. Es trägt in dem Schosse das geborstene Weltei, aus welchem das zwölfgetheilte Sonneinzeitbild strahlend hervorbricht und auf welches der dreigetheilte Schöpfungs- und Belebungshauch niederfällt; auf dem Weltei stehen oder knieen die daraus hervorgegangenen guten und bösen göttlichen Geister (die Dewtas und Djenian’s) und der Mensch oder der Mann und das Weib. Ferner schliesst sich an ein Trimurtibild, auf dem sich aus dem in dem Weltmeere schwimmenden Weltei der dreiästige Lebensbaum mit einer Sonne in jedem Aste als Symbol der Trimurti erhebt; die drei Aeste umstrahlt und umfasst zugleich vereinigend eine Sonne, die Dreisonne der Trinität, welche die dreimal grössere Brahmsonne hier zur Tetras vollendet,2) Noch näher in unsern Vorstellumskreis tritt, das Symbol der göttlichen Zeugungskraft, ein von zwei mit Zweigen umwundenen gekrönten Schlangen getragener Weltlingam, woran unten in den zu einem Knoten verschlungenen Schwänzen der Schlangen das Fünfeck des Wischnu hängt.3) Diesem [91] Symbole Verehrung und Opfer unter Erflehung von Gesundheit, Glück und langem Leben darzubringen, wird der Schlangendienst (Naguputsche), auch Abischegam genannt; es ist der griechische Asklepiosdienst. In gewissem Sinne ein Gegenbild ist der achtarmige Todtengott Jama, Schawa, Zamo-Çiwa, der auf einem Büffel reitet, dessen Brust ein Kranz von Todtenschädeln schmückt und dem sich um jeden Arm eine zischende Schlange schlingt. Das Schaberaketuch ziert ein Todtenschädel über zwei kreuzweis gelegten Todtenknochen und in einem der Arme hält Jama die Wage der ewigen Gerechtigkeit, wie auch Çiwa eine solche Wage trägt.1) – Auch die Buddhisten stellen den vierhändigen Meister des Universums dar sitzend mit der drei fachen Weltkrone über dem Haupt auf einem Throne, dem das im wogenden Weltmeere schimmernde Weltei zum Schemel, zur Unterlage dient,2) so dass also das biblische Bild von der Erde, von der Welt als dem Fussschemel der Gottheit als ein altes asiatisches erscheint. Der Ewige mit lichtumstrahltem Haupte sitzt in einem länglichen Vierecke, wohl wieder ein Symbol der Welt, darüber wölbt sich oben ein Halbkreis, in welchem drei betende Genien symmetrisch gruppirt erscheinen; den Halbkreis aber krönt ein von dem Lichtnimbus umflossenes gleichseitiges Dreieck als das Symbol der göttlichen Dreieinheit. Das Bild, welches Adi-Natha genannt wird, findet sich auch im Tempel zu Ellora. Wie hier der Ewige von dem Welteie getragen wird, wird die Durga, in der Gestalt der heiligen weissen Weihe, von einer Schlange getragen,3) so dass das Weltei, die Schlange und der jüdische Cherub gleichmässig als die Träger der Gottheit erscheinen. Die Eule als Symbol der Göttin der Weisheit steht gleichfalls auf dem Weltei.4) So steht auch Pran, der göttliche Lebensgeist und Lebensodem, im Sternengewande und mit der strahlenden Sonne auf dem Haupte und dem leuchtenden Monde auf der Brust, mit geflügelten Armen und Beinen auf dem von der Ewigkeitsschlange getragenen Weltei; [92] aus dem Weltei brechen durch fünf Oeffnungen hervor fünf Lebensströme zur Bezeichnung der fünf Sinne und Elemente und zugleich ist das Ei von dem Thierkreise, Rasischiakra, umgeben.1) Leider fehlen alle Mittheilungen über das auch nur vermuthliche Alter des Bildes, weshalb daraus auch keine Schlüsse über das Alter des Thierkreises in Indien gezogen werden können. Die umschlingende Ewigkeitsschlange verwandelt sich auf andern Bildern auch in die Perlenschnur der Welten, oder nach dem Ausdrucke Müllers in die Allwesenkette, z. B. bei einem Pranbilde, wovon Müller, Taf. III. Fig. 30, eine Abbildung gibt und wodurch alle Zweifel über die eigentliche Bedeutung der Ewigkeitsschlange entfernt werden. Der Thierkreis befindet sich übrigens auch in dem schon berührten Tempel des göttlichen Baumeisters, Wismakarma oder Wismakarman, zu Ellora über dessen Haupte, worüber noch Müller, S. 591 und 592 und Fig. 94, Taf. III, zu vergleichen ist. Ganesa (der röm. Janus), der Gott der Weisheit und Klugheit, trägt in der linken gesenkten Hand seiner vier, theils erhobenen und theils gesenkten Hände einen Sphärenkreis und schwingt siegreich in der erhobenen rechten Hand die gelöseten und gebrochenen Fesseln der Sinnlichkeit, während die gesenkte Rechte das Scepter der Selbstbeherrschung hält und die erhobene Linke das Kampfbeil der Dualität trägt. In maurerischer Beziehung bieten diese Ganesabilder2) die überraschendsten Vergleichungspunkte und stellen symbolisch dar, dass dem Menschen die Vernunft, die Weisheit und Stärke, als eine Streitaxt und ein Schwert gegen die Bande der Sinnlichkeit verliehen sei; um siegreich diesen Kampf zu kämpfen, muss der Mensch sich selbst beherrschen, das weise Mass halten. Ganesa sitzt in einem aufgerichteten länglichen Vierecke, welches über seinem Haupte in einen gothischen Spitzbogen ausläuft und von zwei anbetenden knieenden Frauen mit zwei von ihnen abgewandten Löwen gekrönt wird. Wie der Elephant des Indra das Symbol der Stärke durch die Weisheit ist, so sind die Löwen des elephantenhäuptigen [93] Ganesa neben den betenden Frauen das Symbol, dass allein die Frömmigkeit, das feste Gottvertrauen, die in Weisheit sich bescheidende Demuth Stärke gewähre; alle menschliche Stärke und Weisheit soll und wird vor Gott anbetend in den Staub sinken. Unmittelbar über dem Haupte des Ganesa und zu seiner Krone wölbet sich das Sternenzelt in einem Kreisabschnitte, das blaue Himmelszelt der Maurerloge; ihm zur Seite aber stehen, wieder ganz nach der maurerischen Anordnung, die leuchtende Sonne und der leuchtende Mond. Auf der untern rechten Seite des tragenden Thronthieres grünet ein Palmbaum, die maurerische Akazie, welchen Baum Müller auf die Geistesfruchtbarkeit des Ganesa deuten will, wohl aber das einfache Lebenssymbol ist; rechts dem Baume entsprechend stehen zwei schlanke enge Säulen, welche eine Querdecke mit einem Halbkuppeldache tragen und worüber auffallender Weise Müller Nichts bemerkt hat. Mit den gelöseten Fesseln der Begierde und dem Seepter der Selbstbeherrschung trifft endlich noch zusammen, dass dem Elephantenhaupte des Ganesa auch der Stosszahn der Begierde abgebrochen ist. Den gelöseten, den zerrissenen Fesseln des Ganesa stehen entgegen die Fesseln oder zwei Schlangen der Sinnlichkeit und des Bösen, welche auf einem Bilde des Sana, einer Çiwa-Jama-Modification, den Sana um schlingen und zugleich den Sünder als seine Gewissensbisse zwischen ihren Rachen emportragen1) wie sie sonst das Ei halten. Diese Schlangen des Sana bestätigen zugleich die oben von dem Symbole der Fessel, versuchte Schlangendeutung. So trägt auch die schwarze und böse Mundewi, als die Göttin des Unfriedens, des Unheils und Lebenshasses, ein Schlangenhaar über der Krone und Schlangen umwinden ihre beiden Arme; sie reitet auf einem Esel, im ganzen Oriente dem Symbole des rohen Muthes und der bösen Lust, – Todtenköpfe, zieren ihren fliegenden Mantel, die sie umgebende Leibbinde und in der Fahne führt sie einen Raben, als Symbol des dunkelen Todes.2) Es dürfte bei den Indern kaum ein Symbol [94] geben, welches häufiger gebraucht wird als dasjenige der Schlange, und zwar bald im guten, bald im bösen Sinne. Als Schlange des Lebens und der Gesundheit umschlingt sie wieder auf einem Bilde des Danawantri, einer äskulapischen Incarnation des Wischnu, den Berg Mandara, vor welchem Danawantri oder Wischnu, mit einer Amritabüchse in der rechten Hand, aus dem frischgequirlten Milchmeere emporsteigt, welchem auch die bis zum Gipfel des Berges sich hinaufschwinngende Schlange Wasughi entsteigt.1) Diese Schlange Wasughi ist nur ein anderes Symbol des Unsterblichkeitstrankes, des Amrita, – ja des Wischnu oder Welterhalters selbst. Auch der Luki, der Göttin des Getreides und überhaupt der Erdfruchtbarkeit und einer Gestalt der Bhawani, mit der Sichel in der Rechten und einem Aehrenbunde und einer Spate in der Linken, ist die belebende Schlange beigegeben.2) Vor der beglückenden Mohene-Maja, einer Verkörperung des Wischnu, aus dem Milchmeere aufsteigend und in der Rechten eine Amritaflasche haltend, steht der Berg Mandara mit der ihn umgürtenden Schlange Wasughi.3) Der flötenblasende Krischna, als Symbol der Weltharmonie bezähmt den wilden Tiger und die dreitäuptige Schlange, dass sie seinen Tönen lauschen.4) Eine Schlange windet sich auch oft um den Dreizack des Çiwa, z. B. bei Müller, Taf. IV. Fig. 34 und 39. Oben in der Randverzierung eines Trimurtibildes, bei Müller, Taf. IV. Fig. 42, befinden sieh zwei von Schlangen niedergeworfene Pfauen, deren Bedeutung unklar ist und die Müller, S. 603. nicht zu deuten wagt; unten an demselben Bilde und den zwei oberen Pfauen entsprechend, als ihr Gegenbild sind zwei geflügelte, behaubte Frauenbilder angebracht welche an die geflügelten Sphinxe mahnen; vielleicht weisen die zwei von Schlangen niedergeworfenen Pfauen auf die in die Banden der Sinnlichkeit verstrickte Schöpfung und Geisteswelt.

Die schönste und lebens- und zugleich liebesvollste [95] Kette der Ewigkeit, welche die Maurer bilden und Menschen überhaupt bilden können, ist die Kette der treu und fest verbundenen Hände, die von allen Brüdern der Loge am Sehlusse derselben gewöhnlich gebildet wird1) und wobei das fromme Gebet zum Himmel emporsteigt, dass, wie hier unsere Hände verschlungen seien, so in alle Ewigkeit unauflöslich unsere Herzen verbunden bleiben mögen. Nachdem der dreifache Bruderkuss durch die Kette gelaufen und mit ihm der Bund der Bruderherzen neu besiegelt ist, wird die Kette gelöset. Sicherlich wird niemals ein Bruder in diesen Ring und Kette der ewigen Freundschaft und Liebe eingeschlossen gewesen sein, ohne vom tiefsten Gefühle durchdrungen und durchglüht zu werden und ohne den Groll und Hass abzulegen, der noch etwa in seinem Busen gegen einen Bruder, gegen ein Kettenglied haftete. Wenn die geweckten Empfindungen der allgemeinen brüderlichen Gessinnung und Liebe auch nur auf Tage, ja selbst nur auf Stunden in den Herzen nachwirken und nachklingen, welch’ eine Milde und göttliche Menschlichkeit oder menschliche Göttlichkeit muss nicht über das Leben ausgegossen werden. Auch ist es ein schöner und erhebender Gebrauch einzelner Logen besonders derjenigen des Schröder’schen Systems, vor dem neuaufgenommenen Bruder, wenn die verhüllende Binde endlich von den Augen sinkt, in der Bruderkette zu stehen; der erste Blick des neuaufgenommenen Bruders fällt in das Reich der ewigen Liebe und Treue, in die zu einem Ringe verbundenen Bruderherzen, welche auch nach dem Tode noch fortschlagen. Mit Wahrheit wird in der Bruderkette gebetet, dass sie in das Geisterreich hinüberreiche und durch keinen Tod getrennt werde. Auch diese Kette ist übrigens ein alterthümlicher Gebrauch und findet sieh schon in einzelnen Mysterien des Alterthums; von dieser Kette, die gesammte Menschheit umschliessend, singt freudetrunken Schiller:

Seid umschlungen Millionen, diesen Kuss der ganzen Welt!

In die Kette, zu dem heiligen Tempel auf dem Berge Moriah, zu der Anschauung und Uebung des Gött- [96] lichen in dem Menschlichen,1) führen die drei essäischen Thore: Gottliebe, Tugendliebe und Menschenliebe, oder die drei Sprossen der auf der Bibel ruhenden und bis zum Himmel reichenden Jakobsleiter: Glaube, Liebe, Hoffnung; wenn du an Gott glaubest, liebe die Menschheit, und wenn du die Menschheit geliebt, darfst du auf die Ewigkeit hoffen, – wer Gott und die Menschheit verloren, wird im Tode untergehen. Geschlossen wird die Kette vor dem symbolischen Altare des allmächtigen Baumeisters der Welt und auf des Tempels heiligem Grunde, welchen nach dem Statutenbuche der Loge von Essingen oder der York-Maurer der Aufzunehmende nur unbeschuhet betreten darf;2) geschmiedet aber wird die Kette durch die Bruderliebe, den svmbolischen Kitt,3) welchen die Hände als die Kellen darreichen.

XL.
Der Todesschlaf und das ewige Leben.


Die Lehrlings- und die Meisteraufnahme führen aus der Nacht in das Licht und in das Leben, jene in das irdische und diese in das ewige. Die Lehrlingsaufnahme ist der irdische Geburtstag und es steigt in ihr die Seele von dem Himmel zu der Erde, zu dem Körper herab; die Meisteraufnahme aber ist der irdische Todestag und zu gleich der himmlische Geburtstag, die Seele wirft die irdische Hülle wieder ab und kehret in den Himmel zu Gott zurück. Zwischen Geburt und Tod, zwischen Wiege und Grab mitten inne liegt der Weg und Gang zum Grabe, das mühsame und sorgenvolle Leben, der Gesellengrad. Die Lehrlingsaufnahme ist der lichte und frohe Geburtsmorgen, der Gesellengrad der heisse und drückende Lebenstag, die Meisteraufnahme der düstere Lebensabend, die [97] dunkele Todesnacht. Die Nacht umschliesst als der Anfang und das Ende das irdische Leben, aus der Nacht entsteht das Leben und in der Nacht erstirbt dasselbe, aber der Nacht folgt auch das Leben und der Todesnacht das ewige Leben und Licht, verliehen durch Gottes Liebe und Gnade, das einzig aus dem Grabe wiedererweckende Wort.

Wer Ohren hat zu hören, dem ruft das Sterben Hirams und sein Wiedererstehen aus dem Grabe zu: „Lebe, um zu sterben; sterbe, um zu leben!“ Was lebt, muss sterben, und was wir das Leben nennen, ist nur ein fortgesetztes und langsames Sterben, das Wandern zu dem Grabe. Fast ein jeder Tag reisst einen unserer Lieben, Freunde und Bekannten uns von der Seite und von dem Herzen, dass wir zuletzt ganz vereinsammt selbst bei dem Grabe angelangen und gerne dahin den Vorausgegangenen und dort schon Schlafenden nachfolgen. Blicke ein Jeder auf den Anfang seines Lebens zurück und frage sich, wo die lieben Eltern und Geschwister, die frohen Genossen unserer Kindheit und Jugend hingekommen, und er wird schmerzlich seufzen, dass die kalte Erde sie decke und man kaum noch die Stelle kenne, wo sie ruhen. Wie mit den Eltern, Geschwistern und Freunden geht es mit den schönen Idealen und Träumen, die einst im raschen Geistesfluge den Jüngling emporgetragen, – mit den Gefühlen, die sein Herz bewegt und beseelt. Was um und in uns besteht, vergeht und das höchste Leben vergeht am schnellsten; ein grosses Todtenfeld, das Grab nur alles Lebens ist die Erde. Aber der Tod ist doch kein Tod, kein Aufhören, sondern blos ein Schlafen, aus welchem der Schlafende wieder erwacht; – ist das irdische Leben die Wiege des Todes, ist auch der irdische Tod die Pforte des ewigen Lebens. Ein szufitischer Dichter sagt daher:

Betrachtest Gehn du recht, ist’s auch ein Kommen.

Der Schlaf wird schon von den Griechen der Bruder des Todes genannt, weil nicht nur der Tod blos ein Schlaf ist, sondern wir auch allein aus dem Schlafe den Zustand der Seele nach dem Tode, das Wesen des unsterblichen Geistes zu ahnen vermögen. Wie die Seele im Schlafe [98] das Bewusstsein ihrer selbst, das Bewusstsein des Schlafes, die Zurückerinnerung an das wahre Leben bewahrt, wird sie dieses Bewusstsein auch in dem Grabe und nach dem Tode bewahren, so dass das gegenwärtige Leben nothwendig in das jenseitige hinüberreicht und dieses nur fortsetzt, was jenes begonnen, – dass der Mensch drüben nur sein wird, was er hier geworden. Durch den Tod werden wir jedoch die hemmenden Fesseln des Körpers abgelegt haben, wir werden durch den Leib und durch die mit ihm verbundene Sinnlichkeit nicht mehr gehindert sein und uns als ätherische Wesen, als Lichtwesen zu dem Himmel, zu Gott aufschwingen, wie wir schon im Schlafe gleichsam den Körper abgelegt haben und nur Seele sind. Der Tod ist das Losringen der Seele von dem Leibe, von der Erde; ist die Freiwerdung des Geistes, das Erlangen des reinen geistigen Lebens. Dass der Leib den Himmelsflug, den freien Aufschwung des Geistes hemme, den Geist an die Erde binde und zu ihr herabziehe, fühlen wir oft deutlich und drückend im Traume und das Erwachen aus dem Traume ist nur die Rückkehr der Seele zu der Erde, in den Leib. Der Tod ist also nur ein Zeitliches, ein Formenwechsel, welcher das wahre Leben und den Geist nicht berührt, nicht aufhebt und vernichtet. Aehnlich sterben und vergehen auch die Völker und Staaten, die Sprachen und Religionen, aber die Menschheit, der Staat, die Sprache und die Religion bleiben. Homer und Aristoteles, die ganze Kunst und Wissenschaft der Griechen sind nicht gestorben, denn ihr Geist lebt in jugendlicher Frische noch heute unsterblich fort. An dem Helden Achilleus begeisterte sich Alexander der Grosse zu dem Verbindungs- und Eroberungszuge aus Europa nach Asien; Alexander wurde dann wieder das Vorbild, das Ideal des Caesar und Caesar und Alexander des Napoleon, so dass Alexander, Caesar und Napoleon die Schüler, die Jünger des homerischen Achilleus genannt werden dürfen. Homer begeisterte wieder den Ennius und Virgil zur Schöpfung der römischen Literatur und an Virgil erstarkte das Genie des Dante, dass er der Schöpfer der italienischen und der gesammten modernen Literatur wurde.

Wie im Schlafe oder Traume fühlt sich auch im Ge- [99] bete1) der Menseh der Gottheit näher und freier von der Erde Banden, und die tröstende Kraft des Gebetes besteht allein darin, dass im Gebete der Mensch mehr die Nichtigkeit und Vergängliehkeit der irdischen Dinge, des irdischen Wehes und Jammers, sowie die Unverletzlichkeit und Unvergängliehkeit des göttlichen Geistes fühlt und erkennt. Das Gebet ist die Erhebung des Menschen über die Erde und von der Erde zu Gott und deshalb beten alle Menschen und alle Völker, welche an Gott glauben. – Mahommed soll gesagt haben: „Der Gläubige ist Gott am nächsten, wenn er betet.“2) Bei den Indern heisst Brahma das Gebet und Gott, welchen letztern der Inder durch das erstere zu erreichen und herbeizuziehen strebt; die Brahmanen sind die Betenden.3) Dass ein Gott sei und Alles lenke und richte, ist der Inhalt aller Gebete und beten heisst nur, Gott bekennen und anrufen. Im Gebete fällt die Scheidewand zwischen Zeit und Ewigkeit, zwischen der Menschheit und der Gottheit; der betende Mensch ruht gleichsam an dem Herzen und in dem Geiste Gottes und schöpft dort die Liebe und die Wahrheit, Vergebung und Hoffnung. Wen das Unglück und die Sünde niederbeugen, den richtet das aufrichtige und gottinnige Gebet wieder empor, da er weiss, dass der allgütige Gott das Unglück hinwegnehmen und dem Bereuenden vergeben wird. Göthe singt unendlich wahr:

Wer nie sein Brod in Thränen ass,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend sass,
Der kennt euch nicht, ihr himmel’schen Mächte!

Der Spruch, dass Gott Diejenigen züchtige und strafe, welche er liebe, beruht auf der Erfahrung, dass der Glückliche Gott ganz in seinem Uebermuthe vergisst und nur noch der Unglückliche auf ihn als seinen Schützer [100] und Erretter vertrauet und bauet. Das Unglück und Unrecht, welches wir hienieden erdulden müssen, ist auch der Pfleger des Glaubens an die Unsterblichkeit, an die lohnende und strafende Gerechtigkeit, denn weil ein gerechter Gott und Vater lebt, muss das hier Unausgeglichene dort ausgeglichen werden und die irdischen Reichen könnten leicht die himmlischen Armen sein. Bei dem Aristoteliker Simplicius wird der wahrhaft philosophische Gedanke entwickelt: Nicht Gott wende sich, wenn wir sündigen, von uns hinweg und nicht er wende sich, wenn wir bereuen, wieder zu uns; sondern wir entfernen uns von Gott und wir kehren wieder zu ihm zurück. Und dieses, dass wir uns wieder zu Gott hinwenden, bezeichnen wir so, als wenn er zu uns sich hinwende. Wie man von einem Felsen herab mit einem Seile ein Boot heranziehe, und die Leute im Boote meinten, dass nicht sie zu dem Felsen, sondern der Fels zu ihnen komme. Reue, Busse, Gebet seien mit jenem Seile zu vergleichen, und das Gebet sei wie das Auswerfen eines Ankers auf einem festen Grund habe der Anker gefasst, so glaube man zwar, Gott zu sich heranziehen, in Wahrheit aber ziehe man sich nur zu Gott hinan (Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 148). – Noch tiefer und höher betrachtet, ist das Gebet, d. h. der Gedanke Gottes und der verehrende Ausspruch dieses Gedankens in der Sprache, in dem Gebete, das göttliche Vorrecht des Menschen.1) Schon der jüdische [101] Philosoph Philo von Alexandrien hatte daher, ähnlich wie Plato und Aristoteles, den eigenthümlichen Vorzug des Menschen in die Fähigkeit gesetzt, das Seiende, Gott zu verehren ( [...]); die Menschen und nur die Menschen sind Gottesverehrer, Therapeuten , – Beter, Brahmanen, die Frommen, Essäer. Nur der Mensch vermag Gott zu denken, zu nennen und zu verehren, weil nur in ihm der Geist lebt, der von Gott stammet und von Gott zeuget. Das Gebet, d. h. Gott und der göttliche Geist ist das Wort und ( [...] und [...]), welches von dem ersten Anfange bei den Menschen war und der göttliche Mensch oder der Mensch gewordene Gott selbst ist. In dem Gebete, in dem Gedanken und Worte des dankbaren und hülfesuchenden Kindes an den allgütigen und allbarmherzigen Vater ist daher der Mensch bei Gott und dieser bei jenem, und der Betende darf versichert sein, dass Gott ihn höret und erhöret. Das Gebet ist nichts Anderes als die Erhebung des Menschengeistes zu Gott und das Verweilen, das Sein desselben bei ihm; der Betende, der Brahmane, ist in und bei Gott oder Brahma. Darin liegt zugleich der spycholische und historische Erklärungsgrund, weshalb die Menschen, besonders die Buddhisten so viel und zu viel beten, – sich so gern und vielfach dem Mysticismus und dem blos beschaulichen Leben in der Einsamkeit der Wüste, der Wälder oder der Klöster ergeben; das Gebet ist dem Menschen der höchste geistige Genuss, eine himmlische Freude und Beruhigung, denn der Betende ruht ja in Gottes Geist, Hand und Schoss, – flüchtet sich, alles Erdenleid und Erdenweh vergessend und zurücklassend, in den Himmel. Wie man den Schlaf den

[102]

Bruder des Todes nennt, dürfte man das Gebet der himmlischen Seligkeit verschwistert nennen, wie es auch die Mystiker thun und daher diese durch die Versenkung in Gott oder die Vereinigung mit ihm suchen. Das Gebet des Unglücklichen und Bedrängten aber, der leidenden und gebeugten Menschheit ist der Klageruf, der Seufzer, die Hoffnung des Erdensohnes an den himmlischen Vater, an die himmlische Gerechtigkeit und Gnade, an die jenseits kommende Erlösung und Vergeltung. Man muss unglücklich gewesen sein oder noch sein, man muss schon gottvertrauend gebetet haben und noch beten, um zu fühlen und zu wissen, worin die Natur und die Kraft des Gebetes bestehe; man muss als Gotteskind und Sohn sich fühlen und wissen, um von Gott dem Vater Schutz, Hülfe und Gnade erflehen und hoffen zu können. Der Vaterlose wird nicht nach dem Vater rufen; wie aber das Kind dem Schutz und der Hülfe des nahen und wachenden Vaters und Freundes ruhig vertrauet, so auch vertrauet und bauet der Betende auf den Angebeteten. Das Beten hilft schon, weil es Hoffnung, Vertrauen und Stärke gibt, weil göttlich ist, wer mit und in Gott sein will. Unendlich wichtig und bedeutungsvoll, ja als das grösste geoffenbarte göttliche Geheimniss erscheint aber das gemeinsame Gebet, der gemeinsame Gottesdienst, denn in ihm fühlen, denken und nennen sich alle Menschen als des gleichen göttlichen Geistes, als die Kinder des Einen Gottes und Geistes und deshalb reden sie auch Eine Sprache, beten Ein Gebet. Die Menschen allein können miteinander reden und beten, verstehen und begreifen sich als Dieselben und die Gleichen, weil in allen Menschen nur Ein Geist und Ein Gott lebt und durch die Eine Sprache sich verkündet. Die gleiche Sprache umschliesst überall den gleichen Glauben und das gleiche Wissen, denselben Geist und Gott, die nämliche Erde und den nämlichen Himmel; in dem mit ihm dieselbe Sprache Sprechenden, mit der gleichen Zunge Redenden erkennt der Mensch froh bewegt in der weitesten Ferne den Bruder aus dem gleichen irdischen und himmlischen Vaterhause und Vaterlande. Die Sprachen, die Religionen, die Kirchen, die Logen sind die Gottheit in der Menschheit, – die laute Verkündigung und Anbetung [103] des Einen Gottes durch die Völker und die Menschen; einstens wird nur Eine Sprache, Eine Religion, Eine Kirche und Loge sein, weil nur Ein Gott ist und sein kann; wenn alle Menschen und alle Völker Eine Sprache reden, Ein Gebet boten, Einen Gott glauben und nennen, Eine vereinigte Kirche und Loge des einzigen Gottes bilden, dann ist auf Erden der Messias erschienen, welchen die jüdischen Propheten verkündet haben und mit Recht die Juden noch erwarten. In der Einen Sprache und Einen Kirche wird der Eine Gott dereinst die ganze und Eine Menschheit umfassen. Die Sprache ist der Hauch (hebr. rouach1)) und das Wort Gottes, welches aus der menschlichen Seele und dem menschlichen Geiste lebendig hervorströmt und diese selbst ist; die menschlichen Sprachen sind die geistigen Winde, die Geister, welche die Menschheit durchwehen, und daher nannte Pythagoras die Worte nach Diogenes Laertius, VIII. 30, die Sturmwinde, die Rauche der Seele ( [...]). Mit der Sprache und durch dieselbe wird der Mensch zum Mitgliede seines Volkes und der Menschheit aufgenommen, erhält einen Glauben und ein Wissen, ein Herz und einen Geist, – eine Geschichte oder Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Ueber die Gesinnung oder das Herz, womit gebetet werden solle, darf wohl eine Stelle aus dem Lehrgedichte Mesnewi des oben schon berührten Dschelaleddin Rumi mitgetheilt werden.

Da nun gleichfalls unsrer Lüst’ Geruch aufsteigt,
Hilft’s dem Sünder nichts, wenn er die Sünd’ verschweigt.
Wie der Zwiebel Stank durch alle Worte dringt,
Also auch die Lust durch jede Handlung stinkt.
Dann auch nur fürwahr ist Gott Gebeten feind,
Wenn im graden Beten krummes Herz erscheint.
Ist das Wort krumm und das Herz recht, Freunde wisst!
Solche Krümm’ Gott lieber als Gradheit ist.
Der Gebetsausrufer B’lal trotz aller Müh’
Hei! stets beim Gebetsausruf statt Bhai schrie.
Die Gemeind’ drauf klagend zum Propheten geht
Unser Glaub’ mit solchem Stammeln nicht besteht.

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O Prophet! Rasch solchem Stammeln Einhalt thu’,
Bauern nur sagt jenes Hei des Stammlers zu.
Zorn im Herz Muhammeds glüht, mit Ernst er spricht:
Seiner Gnade tief Geheimniss kennt ihr nicht.
Wisst, dass unserm Gotte dieses Stammlers Hei
Schöner als die schönste Red’ und Aussprach’ sei.
Wem ein reiner Hauch nun beim Gebete fehlt,
Fleh’ zum Reinheitsquell, bis dass er ihn erhält.
Da vor Gott einst Moses zum Gebet hintrat,
Also Gott zu ihm voll Ernst gesprochen hat:
Mose! nur mit solchem Munde ruf’ mich an,
Der noch nie ’ne Sünde hat vor mir gethan!
Moses tief im Geist erschreckt, mit Beben spricht:
Weh’ mir dann! Ich habe solche Lippen nicht.
Gott darauf: Ein Mund bei mir in Gnaden steht,
Schuldlos ist der Mund, der um Vergebung fleht.
Wiss’ o Mose! Schuldig sind die Lippen nicht,
Drauf ohn’ Unterlass Gebet um Gnade liegt.1)

In einem andern szufitischen Gedichte heisst es:

Nur wer der Reinheit Sam’ in’s Herze sä’te,
Nur dem zu Gott gestattet sind Gebete.
Hast du nicht ganz dein eignes Ich verspielet,
Was Beten ist hast nimmer du gefühlet.
Nur weinn dein ganzes Sein frei von Befleckung,
Nur dann das Beten wird fürwahr Erquickung.2)

Bei den Indern ist Gott, Brahma, der Herr des Gebetes, Brihaspati oder Brahman’ aspati, und Herr der Rede, Vâk’ aspati,3) d. h. das Gebet und alle Rede, das Wort ( [...]) ist göttlich, ist eine Regung, eine That des göttlichen Geistes in uns. Wir beten zu Gott, wir nennen und bekennen Gott, wenn er unser Herz und unsern Geist bewegt und erfüllt. Daher haben die Inder die Rede vergöttlicht und rufen dieselbe als Sarasvati, als die Erregerin wahrer Reden und guter Gedanken an, und ebenso den Lobgesang Ilâ oder Id’â.4) Der Redende, der Betende und der Lobsingende, – das Wort und der Gesang sind die Verkündigung Gottes durch den Menschen, der gött- [105] liche Geist und das göttliche Wort in den Menschen, Gott Brahma, Vâk, Ilâ1)

Auch die prophetische Gabe,2) das Wissen des in Raum und Zeit Entfernten, welche das ganze Alterthum der Seele beilegte, gehört hierher. Nach Plato waren die menschlichen Seelen, weil sie göttlicher Natur sind, anfänglich von dem Zwange der Zeit nicht umschlossen; erst seit sie in einem vorirdischen Leben gesündigt haben, in die irdische Geburt herabgestürzt und mit Körpern verbunden und vermischt sind, sei ihre ursprüngliche Sehkraft getrübt; gänzlich verloren aber haben sie dieselbe nicht, denn sie ist ihnen eingeboren und unverlierbar. Plutarch sagt: „Wie die Sonne nicht erst dann, wenn sie aus den Wolken hervortritt, glänzend wird, sondern es immer ist, und nur wegen der Dünste, die sie umgeben, uns finster vorkommt, so erhält auch die Seele nicht erst dann, wenn sie aus dem Körper wie aus einer Wolke hervorgeht, das Vermögen in die Zukunft zu sehen, sondern besitzt dieses schon jetzt, ist aber durch ihre gegenwärtige Vermischung mit dem Sterblichen gleichsam. geblendet.“ Da ihr also die manifestirende Kraft angeboren und unvertilgbar inwohne und im gewöhnlichen Zustand des Lebens nur verborgen oder verdeckt sei: so könne sie auch, erregt von einer höhern Macht, oder wenn wodurch immer die Macht des Körpers geschwächt und vermindert sei, in einzelnen lichten Momenten des gegenwärtigen Lebens manifest werden, vorzüglich in solchen, in denen die Seele am wenigsten Gemeinschaft mit dem Körper habe, von seinen hemmenden Fesseln so viel möglich befreit und fähig sei, das Wesen der Dinge zu schauen. Solche lucida intervalla in der Nacht des gegenwärtigen Lebens treten oft im Schlaf und Traum, in der Nähe des Todes, und in den verschiedenen ekstatischen Zuständen ein: welche letzteren theils durch göttliche Einwirkung, theils durch [106] physische Einflüsse, begeisternde Quellen und Erddünste hervorgebracht werden könnten. Ihren letzten Grund haben alle diese erhöhten Seelenzustände nach dem Glauben der Vorwelt in dem Willen der Gottheit, welche darin die Seele an ihrem eigenen göttlichen Wesen Theil nehmen lässt, sie je nach dem Grade ihrer Fähigkeit bewegt und ihr Bilder der Zukunft zeigt. Die göttliche Mania, sagt Aristides, besteht darin, dass erstlich der Geist von den gewöhnlichen und gemeinen Dingen abgewendet werde, und dass der abgewendete und darüber hinausdenkende Geist mit Gott zusammenkomme und eben darum die gewöhnliche Denkweise überrage. Zur Erklärung des anscheinend Widersprechenden, wie das Zukünftige als ein noch nicht Seiendes vorhergewusst werden könne, hat schon Cieero mit Recht bemerkt, dass es sich hier nicht um ein schlechthin Nichtseiendes handle, sondern nur von einem noch nicht manifest Seienden; denn es ist, sagt er, Alles, nur ist es noch nicht in die Zeit getreten und zeitlich gegenwärtig. Gleichwie aber im Samen die Potenz der Dinge liegt, die daraus erzeugt werden, so liegt in den Ursachen das Zukünftige verborgen und dass dieses kommen wird, schauet eben der innerlich erregte oder im Schlafe entbundene Geist, oder Vernunft und Muthmassung fühlen es voraus. Lasaulx, die prophetische Gabe, S. 33, sagt: „Wie das Leben des Menschen, vom ersten Augenblicke seiner Empfängniss bis zum letzten Hauche des sterbenden Greises, nur ein Ganzes ist, welches jeden Tag in periodischem Wechsel von Schlafen und Wachen sich involvirt und evolvirt: so ist die Zeit durch alle ihre Stadien, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, deren jede, sobald man sie fixirt, wieder in alle drei sich erschliesst, nur ein einziges zusammenhängendes Ganzes. Was implicite in ihrem Anfange ist, erscheint explicite in ihrem Fortgange, der seinerseits wieder den impliciten Beginn jedes folgenden Momentes in sich hat: so dass zwischen Anfang und Ende eine continuirliche Spannung herrscht. Das Gegenwärtige, von dem Vergangenen geschwängert, gebiert das Zukünftige; die Gegenwart, wie sie die Tochter ihrer Vergangenheit ist, ist selbst wieder die Mutter ihrer Zukunft: sie hat, wie jede Mitte, ihrer Natur nach an [107] beiden Extremen Theil, hat die Vergangenheit noch, und die Zukunft schon in sich: so dass wer in sie die rechte Insicht, den wahren Einblick hat, in ihr und aus ihr die Vergangenheit noch und die Zukunft schon zu diviniren vermag.“ Auch ist es ein guter Gedanke Plutarchs, wenn er darauf aufmerksam macht, dass die mantische oder voraussehende Kraft der Seele im Grunde nicht wunderbarer sei, als die mnemonische oder zurückerinnernde Kraft der selben, d. h. dass es eben so natürlich zugehe, wenn die Seele das noch nicht daseiende Zukünftige vorausempfinde, als wenn sie das nicht mehr daseiende Vergangene nachempfinde. Der [...], dem Voraussehen gerade entgegengesetzt, spricht er, ist die [...], die Zurückerinnerung, jenes wunderbare Vermögen der Seele, wodurch sie das Vergangene bewahrt und gegenwärtig erhält. Denn alles Geschehene ist nicht mehr, – Alles in der Welt, Handlungen, Worte und Affecte entstehen und vergehen, indem die Zeit gleich einem Strome Alles mit sich fortreisst: aber die Gedächtnisskraft der Seele fasst, man weiss nicht wie, das Alles wieder auf und gibt ihm, ob es gleich nicht mehr zugegen ist, das Ansehen und den Schein des Gegenwärtigen, so dass uns das Gedächtniss gleichsam das Gehör für stumme (lautlose) und ein Gesicht für blinde (unsichtbare) Dinge ist. Daher es auch nicht zu verwundern ist, dass die Seele, die über Das, was nicht mehr existirt, so mit viel Gewalt hat, auch Manches, das noch nicht ist, mit dazu nimmt, zumal ihr Letzteres weit angemessener und mit ihrer Neigung übereinstimmender ist. Denn alles Dichten und Trachten der Seele ist ja auf die Zukunft gerichtet, mit der Vergangenheit hat sie nichts weiter zu thun, als dass sie sich ihrer erinnert. Und so schwach und stumpf dieses den Seelen eingeborene Vermögen sein mag so geschieht es doch zuweilen, dass eine aufblühet und davon in Träumen oder bei Mysterien Gebrauch macht.1)

Die wunderbare Gabe der Seele, das Vergangene wieder in sich entstehen zu lassen, von welcher hier Plutarch spricht und die er mit der verwandten Gabe der [108] Seele vergleicht, das Zukünftige vorauszusehen, prophetiseh zu erblicken, tritt gleichfalls besonders im Traume, in dem ven der Gewalt des Körpers mehr befreiten Zustande hervor. Wie oft werden wir im Traume in die Zeiten, Wohnplätze und Umgebungen unserer vergangenen Jugendzeit, ja selbst der frühesten Kindheit zurückversetzt, welche sonst in der Erinnerung schon längst vergessen; wir werden noch einmal zum Jünglinge, zum Kinde und bewegen uns in der alten Heimath unter lange verstorbenen Anverwandten, Freunden und Bekannten. Wenn nun die Seele in höherer Kraft und körperloser geworden, gleichsam das Grab zu öffnen vermag, kann sie auch in seltenen ächten Augenblicken den dunkelen Schleier der verborgenen Zukunft heben, das Zukünftige erschauen. Die Rückerinnerung an das Vergangene und das Voraussehen oder Vorauswissen der Zukunft sind die gleiche göttliche Kraft der Seele, welche sich frei über die Schranken des Raumes und der Zeit erhebt, das Endliche durchbricht und zum Unendlichen hindurchdringt. Und wenn einstens durch den Tod die Seele ganz von der körperlichen Hülle und den Fesseln des Leibes befreit sein wird, liegen auch geöffnet vor ihr Vergangenheit und Zukunft und sie wird theilhaftig der göttlichen Allwissenheit, des göttlichen Wesens und Lichtes. Schon hierin liegt auch das Wiederfinden und Wiedersehen alles Dessen, was wir hier verloren und geliebet. Weit entfernt, schreckhaft und vernichtend zu sein, ist daher der Tod nur die Geburt zum göttlichen Leben, zum reinen Geistesleben, zur himmlischen Seligkeit und Wonne, welche wir Unsterblichkeit nennen und die nur das göttliche Sein und Wesen ist. Das Irdische und Menschliche muss vergehen und abgelegt werden, damit ein Gott geboren, das Göttliche befreiet und herrschend werde. Der Tod des Menschen ist der Aufgang Gottes in der Seele, – oder, wie die morgenländischen Mystiker sagen, der Sinne Untergang ist der Wahrheit Aufgang.1) Daher könnte die Aufschrift auf dem Denkmale der Meister auch dahin gefasst werden:

Deponens aliena, ascendit deus.

[109]

Der szufitische Madmud sagt:

Das Reine geht zum Reinen, Staub zum Staube.

und Sajib:

Fort mit dir du Kleid aus Staube, hurtig wirst du abgelegt. –
Himmelstroph krystallhell war ich, Erdenstaub liess mich nicht rein,
Nun geborgen werd’ ich, setz’ mich in des Demants Herz hinein.

XLI.
Das Denkmal der Meister.


Auch dem nur flüchtig Beobachtenden und Nachdenkenden wird es kaum entgehen, dass im Gegensatze zu dem Gesellengrade, welcher das thätige Leben, die Lebenskunst, die menschliche Baukunst umfasst, der Meistergrad sich mit dem Menschen im Tode und nach dem Tode beschäftige, die maurerische Lehre von den letzten Dingen enthalte. Der Geselle lernt leben, der Meister aber soll sterben lernen und er kann es, wenn er ein rechter Geselle gewesen. Deshalb ruft den Maurern der Meistergrad zukächst zu: „Memento mori! Gedenke deines Todes und bereite dich durch ein würdiges Leben dazu vor!“ Wer könnte aber des Todes gedenken, ohne zugleich mit Br. Salis zu sprechen:

Das Grab ist tief und stille,
Und schauderhaft sein Rand,
Es deckt mit schwarzer Hülle
Ein unbekanntes Land.

So richten gewiss auch die Meistermaurer den Blick über das tiefe stille Grab hinaus und möchten erfahren, was jenes unbekannte Land berge, was jenseits des Grabes liege, und zu hoffen oder zu fürchten stehe. Die Maurerei überhört die forschende Frage nicht und ertheilt darauf die Antwort durch das Denkmal der Meister, auf welchem mit Flammenschrift geschrieben steht: „Deponens aliena ascen- [110] dit unus; von der Erdenlast befreit, schwingt sich der Geist zum Himmel auf!“ Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, von der Unvergänglichkeit des Geistes und seinem dereinstigen Eingehen in das ewige Licht ist somit die grosse Grundlehre des Meistergrades und ihr ist das einzige Denkmal der Meister geweiht. Beim Eintritte in das maurerische Leben wird dem Maurerlehrlinge verkündet, dass nur ein einziger Gott sei, welcher durch sein allmächtiges Wort die Welt und den Menschen erschaffen der sterbende Meister nimmt die frohe Verheissung mit sich in das Grab, dass er unsterblich daraus sich wieder erheben werde. Gott ist der Anfang und das Ende der Maurerei, da die Unsterblichkeit der Seele blos die Rückkehr zu Gott, der Einzug in den Himmel ist. Sterben im eigentlichen Sinne heisst dem Maurer, die irdische Hülle abwerfen und eingehen in das ewige Licht, in den ewigen Osten. Diese Auffassung der Unsterblichkeit der Seele als das Werden und Sein im reinsten Lichte, im ewigen Geiste, in der himmlischen Klarheit und Wahrheit, ist die erhabenste, welche gedacht zu werden vermag, und sichert der Maurerei ihren unvergänglichen Werth, macht sie wesentlich zum Lichtglauben und zur Lichtlehre. Dem Inder ist der Tod nur das Erlangen der ewigen Ruhe; die Seligkeit besteht nach seiner Anschauung in der ewigen Ruhe, wie es schon in diesem Leben seine höchste Aufgabe ist, durch Bezwingung und Ablegung aller Leidenschaften und jeder sinnlichen Regung sich die möglichste Ruhe zu verschaffen. Dieser Wunsch des Inders nach Ruhe in diesem und in jenem Leben beruht in dem heissen Klima Indiens wenigstens theilweise auf einem natürlichen Bedürfnisse, auf natürlicher Trägheit und Mangel an Thätigkeit.1) Jene indische Vorstellung von der Seligkeit als der ewigen Ruhe ist indessen auch den Christen nicht ganz fremd. Den Völkern unter dem nicht erschlaffenden und regern Himmel des Nordens, besonders dem Zendvolke ist dagegen die Seligkeit das Erschauen des ewigen Lichtes, das Lichtund Geistsein, das Abstreifen des Irdischen und Menschlichen und das Gott ähnlich Werden. Auch der Maurer [111] geht nicht zur ewigen Ruhe ein, wo alles Leiden und alles Leben aufhört, sondern aus dem dahinfallenden Leibe des Maurers steigt seine freigewordene Seele zu dem ewigen Himmelslichte hinauf, wo jede Finsterniss und jeder Irrthum schwindet. Die Seligkeit des Maurers ist das ewige Leben bei Gott, das ewige Sein in dem Lichte, ein ewiger Morgen oder Osten in dem Himmel. Die Aufgabe des Maurers in diesem Leben ist ebenso nicht das Ertödten des Fleisches und jeder Sinnlichkeit, ist nicht ein langsamer Selbstmord, sondern das unablässige Suchen des Lichtes oder der Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. Der Mensch ist Licht, stammt aus dem ewigen Lichte und soll durch ein lichtvolles Leben und Sterben wieder zu dem Lichte zurückkehren. Schon der Vendidad, das zoroastrische Gesetzbuch des Zendvolkes, sagt in dieser Hinsicht: „Wie der Mensch rein und des Himmels würdig erschaffen ist, so wird er wieder rein durch das Gesetz der Ormuzddiener, das die Reinigkeit selbst ist, wenn er sich reinigt durch die Heiligkeit des Gedankens, durch die Heiligkeit des Worts und durch die Heiligkeit der That. Siehe da das Gesetz. Das Gesetz der Ormuzddiener nimmt alle schlechten Gedanken, Worte und Handlungen in ähnlicher Weise hinweg, wie der starke, schnelle Wind den Himmel von der rechten Seite her reinigt.“ –

In verwandtem Sinne lautet die Inschrift auf dem Denkmale der Meister: Deponens aliena, ascendit unus, d. h. um in das ewige Licht aufgenommen zu werden, um als reiner Geist aufzusteigen, um der Unsterblichkeit theilhaftig zu werden, muss die Seele zuvor von allem Irdischen, Fremdartigen, Bösen und Unreinen befreit und gereinigt sein. Die Seelenreinigung, die Tugend, das Gute und Reine, oder das Licht in Gedanken, Worten und Werken, ist der einzige Weg und die einzige Pforte, auf welchem und durch welche der Mensch in das ewige Licht, zu Gott und in den Himmel zu dringen vermag. Der Mensch ist unsterblich, heisst genauer und strenger aufgefasst, dass der Mensch durch ein reines Leben, durch seine guten Thaten, durch sein lichtvolles Sterben sich selbst unsterblich machen müsse. Das gute Leben soll das Denkmal des wahren Meisters sein, – nur wenn er dieses Denkmal sich gesetzt, wird [112] Unsterblichkeit ihn lohnen; nur der Meister, welcher recht gelebt hat und gestorben ist, wird wieder aus dem Grabe zum ewigen Leben erwachen. Nicht das Wort, die That allein sprengt die Grabesdecke und erweckt die Todten. In dem memento mori und bei dem Denkmale der Meister empfängt daher der Maurer die ernste Mahnung an das letzte Gericht, – an die Belohnung des Guten und die Bestrafung des Bösen, welches hier der Mensch gethan. Das letzte Gericht ist das Loos, welches den Menschen nach seinem Tode zufolge seiner eigenen guten oder schlechten Thaten in diesem Leben trifft und nothwendig treffen muss, weil es ein Gutes und ein Böses gibt, – jenes den Lohn, dieses die Strafe in sich selbst trägt. Dass das Gute belohnt und das Böse bestraft werde, drückt nur aus, dass das Gute gut und das Böse bös sei, dass das Licht zum Lichte und die Finsterniss zur Finsterniss führe, dass das Göttliche und Himmlische allein zu Gott und in den Himmel aufgenommen werden könne. Durch seine freie That fällt der Mensch sich selbst das letzte Urtheil, bereitet sich das Leben dort durch das Leben hier, – hat in der eigenen Wahl den Weg zu zweien Schicksalen, zum Himmel und zur Hölle, offen. Dass der sterbende Mensch durch seine guten Handlungen sich selbst in die Unsterblichkeit hinüberführe, wird in dem Zendavesta ausserordentlich schön also dargestellt.

„Nach der Loslösung von dem Körper empfindet die Seele des Gerechten einen Wohlgeruch und erblickt ein jungfräuliches Lichtwesen, rein, wie das Reine in dieser Welt. Die Seele des Gerechten spricht zu ihm: „Wer bist du? Unter allen Wesen, die mit Leibern umgeben sind, habe ich niemals ein reineres als dich gesehen.“ Das jungfräuliche Lichtwesen antwortet: Ich bin dein eigenes Gesetz; – ich bin, was du Reines gesucht hast, dein reiner Gedanke, dein reines Wort, dein reines Wirken; – ich bin von dir selbst, – der du einem reinern Gesetze folgtest, so lange du im Leben warest. Dem zufolge, was du gethan hast, bin ich jetzt so vortrefflich, so heilig, so rein, von so edlem Dufte, siegend, über alle Furcht hinaus; deinem Streben zufolge, wornach du das Gute suchtest im guten Denken, im guten Reden und guten Handeln, bin [113] ich jetzt rein, von edlem Dufte, über alle Furcht hinaus. – Die Seele des Gerechten thut dann einen Schritt und setzt sich an den Ort des reinen Gedankens; die Seele des Gerechten thut einen zweiten Schritt und setzt sich an den Ort des reinen Wortes; die Seele des Gerechten thut einen dritten Schritt und setzt sich an den Ort der reinen That; die Seele des Gerechten thut einen vierten Schritt und geht damit in das Urlicht ein.“

Diese Lehre des alten Zendvolkes ist auch die einzige die erste und die letzte Lehre der Maurerei, sie will des Menschen Geist durch das Licht seines Lebens und Sterbens in das Urlicht zurückgeleiten. Auf dem Denkmale der Meister löst die Seele des Gerechten sich von dem Leibe, von dem Staube los und steigt durch ihre eigenen Thaten, durch ihr eigenes reines Gesetz, als zum Lichte durch sich selbst geworden, zum Urlichte empor. Das weisse Kleid, welches der Maurerlehrling, der Lehrling der Weisheit als das Symbol seines Strebens nach der Reinheit der Gedanken, Worte und Werke empfängt, muss in dem Grabe des Maurermeisters in der That und Wahrheit das Kleid, das Wesen seiner Seele sein, damit diesem reinen Lichtwesen der Himmel sich öffne. Der Lehrling und Geselle suchen das Licht auf Erden; der Maurermeister muss es in dem Himmel finden, wenn nicht die Finsterniss ihn auf die Erde, in dem Grabe bannen soll. Das Licht in sich selbst soll in dem Leben hier der Maurer pflegen und treu bewahren, dann wird nach dem Tode ihn das ewige Licht und Leben umfangen. Das Licht allein, der reine Geist, das reine Ich ist unvergänglich und ewig, lebt unsterblich wie das Denkmal der Meister spricht. Deponens aliena, unus ascendit; also die Seele, der Geist, das individuelle Wesen, der Eine dauert fort.1) Die Unsterblichkeit des Geistes ist dem Maurer nicht das indische Vergehen und [114] Verwehen der Seele in der ewigen Ruhe, in der allgemeinen Weltseele, in dem Aufhören des Ichs, sondern das unsterbliche individuelle Fortleben in dem ewigen Lichte. Das indische Büsser- oder Waldsiedlerleben, d. i. das Streben durch die Vernichtung alles sinnlichen Lebens und aller sinnlichen Begierden reiner Geist zu werden, mit Brahma wieder vereinigt zu sein, ist nur eine Art Selbstmord, die Tödtung und Aufhebung des Ich bei lebendem Leibe. Das Wiedergeborenwerden ist die eigentliche Höllenstrafe der Inder und nur das Aufhören, das Verschwinden des Ich ohne Wiedergeburt die Seligkeit. Die ganze Lehre des Buddha beruht darauf, dass der Mensch durch Besiegung und Tödtung alles sinnlichen und geistigen Lebens, der Begierden, Leidenschaften und Vorstellungen aufhören solle zu fühlen und zu denken, um in das Nichts einzugehen, um nicht fortzudauern, um nicht wiedergeboren zu werden.1) Das eigentliche Denkmal des Maurermeisters ist daher er selbst, seine der Himmelsheimath zufliegende Seele; was von uns übrig bleibt, nimmt der gütige Himmel auf und ist in ihm allein wieder zu finden. Der Unsterblichkeitsglaube des Maurers schliesst desshalb auch die feste Hoffnung des Wiedersehens der Seinen, der Brüder in sich. Auch der szufitische Dichter Feridoddin singt:

An dem Auferstehungsmorgen giebt’s dereinst ein Wiedersehen.

Ja, die Maurerbrüder sehen sich sicher in dem Lichte wieder, wenn sie lichtvoll gelebt haben und gestorben sind; die Bruderkette reichet, wie die Maurer glaubend beten, durch das Geisterreich; die Guten, die Lichter, die Geister bleiben ewig sich verbunden und verschwistert. Von dem Denkmale der Meister aus den Himmelslüften herab rufen die Dahingeschiedenen den Zurückgebliebenen tröstend zu, dass wir dereinst uns wiedersehen dürfen und wiedersehen werden, wenn wir nicht von dem Lichtgesetze, nicht vom Winkelmass und Zirkel weichen. Wer dem Maurerbunde zugeschworen und den Schwur durch ein lichtvolles Leben und Sterben besiegelt, bleibt den Brüdern in Zeit und Ewigkeit untrennbar verbunden. Es ist der höchste und [115] geistigste Gedanke des unsterblichen Geistes, sich im irdischen und himmlischen Leben treue Gefährten, Brüder sein zu wollen. Bei den Indern und bei den Hebräern schon heisst desshalb sterben nur, zu seinen Vätern eingehen, – zu seinen Vätern und Stammgenossen, zu seinen Brüdern versammelt werden, und in ähnlichem Sinne betrachteten die Römer das Sterben. Die dem Alterthume, dem Morgenlande angehörende Verehrung der Verstorbenen, der indischen Väter und der römischen Manen, ist die Verehrung des Lichtes des Himmels, in welches die Verstorbenen uns vorangegangen sind.

Das Schönste, was hienieden uns erscheinet,
Ist immer noch mit rohem Stoff verwebt.
Ihr, die nach dem, was ewig uns vereinet,
Nach Freundschaft, die unendlich dauert, strebt,
Nach einem Wiederfinden all’ der Seinen,
Die man vor uns und einst nach uns begräbt,
Durchdringt die Wolke, die das Grab umdüstert:
Die Edeln bleiben ewig sich verschwistert.
Hoch über Sternen, kennet das Vertrauen
Den Sammelplatz dess, was siel; hier verlor;
Nichts trennt die Geister – Eine hehre Halle
Die Welt des Herrn, fasst und umfängt uns Alle.

Maurer fliegt von euren Sitzen, reicht die Hand zur Bruderkette und schwöret es, bis zum Urlichte der Tugend und dem Bunde treu zu sein.

XLII.
Die drei Mal drei Schläge des Maurermeisters,
Eine Meisteransprache.

Meine würdigen neu aufgenommenen BBr. Meister! Drei Mal drei Schläge bilden den Schlag des Meisters und eine mögliche symbolische Bedeutung dieses Schlages werden Sie faggen, wenn Sie Ihr maurerisches Wandern und Leben nochmals an der treuen Erinnerung vorübergehen [116] lassen. Gedenken Sie der Stunde noch, als Sie dereinst in der Kammer des stillen Nachdenkens mit bange schlagendem Herzen und mit noch verbundenen Augen der beginnenden Aufnahme in den Maurerbund entgegenharrten? Es erschallten bald nach Ihrem Eintritte in die Kammer des stillen Nachdenkens die ersten drei maurerischen Schläge zum Zeichen, dass Sie nun die Binde lösen dürfen. Die Binde fiel; neben Ihnen stand das Gerippe des Todes und vor Ihnen lagen, Antwort fordernd, die drei inhaltschweren Fragen:

I.

Glauben Sie an das Dasein eines einigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde, der einzigen Grundursache von Allem, an seine Vorsehung. und an die Unsterblichkeit der Seele, und welche Folgerungen ziehen Sie aus diesen Glaubenssätzen?

II.

Was für Begriffe haben Sie von der Tugend und der Moral? Welche Verpflichtungen legt uns die Moral gegen Gott, gegen uns selbst und gegen unsere Mitmenschen auf?

III.

Auf welche Art glauben Sie, dass der Mensch seinen Mitmenschen am nützlichsten werden könne und auf die würdigste Weise den Zweck seiner Bestimmung erreiche?

Diese drei Fragen, gleichsam vom Tode an das Leben gestellt, seien die ersten drei Schläge des neunfachen Schlages des Maurermeisters und je öfter der Schlag ertönet, eine je bessere und lebendigere Antwort ertheilen Sie in Herz, Geist und That auf die drei Fragen. Diese drei Fragen sollen den Maurer unzertrennlich auf seiner Bahn bis zum Grabe begleiten, – ihre Lösung sei seine unausgesetzte Aufgabe, weshalb auch beim Eintritt in die höhern Grade, ja in den höchsten, immer wieder gefragt werden muss, was schon der Lehrling gefragt worden. Nur wer durch sein Leben die drei Fragen genügend be- [117] antwortet, ist ein wahrer Maurer, mag er die Maurerschüze tragen oder nicht.

Und zum zweiten Male erdröhnten an der Pforte des Tempels drei schwere Schläge mit der Bitte um Einlass für den Fremdling, welcher noch in der Finsterniss wandle, aber das Licht suche und daher in den Freimaurerverbund aufgenommen zu werden wünsche. Der in der Finsterniss wandernde Fremdling durfte in den Tempel eintreten und nach dem Lichte suchen; die drei Schläge hatten ihm die verschlossene Pforte des Tempels geöffnet, „denn,“ sagt der Lehrlingscatechismus, „begehrt, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgethan.“ Endlich rief der Meister vom Stuhle: „Es werde Licht;“ die Binde sank von dem begierigen Auge und es strahlten dem Maurerlehrlinge die drei grossen Lichter der Maurerei, die Bibel, das Winkelmass und der Zirkel, d. h. die Symbole der Gottheit, der Tugend und der Menschenliebe entgegen. Die drei grossen Lichter sind die zweiten drei Schläge des neunfachen Schlages der Meister, mit ihnen sollen und können wir allein die drei Fragen beantworten.

Der Mensch erkennt, dass er auf Erden in Dunkelheit und Finsterniss lebe; er verlangt nach dem Himmelslichte, zu der Wahrheit und Reinheit. In diesem Verlangen wendet er sich an die Maurerpforte und ruft: „Ich suche das Licht, ich möchte in den Himmel eingehen; wie find’ ich diese?“ Er empfängt in dem Maurertempel die Antwort: „Greife zur Bibel, zum Winkelmasse und zum Zirkel, d. h. glaube an Gott, übe die Tugend und liebe den Menschen, dann wirst du das Licht finden und von ihm in den Himmel geleitet werden.“

Der Lehrling und der Geselle hat der Stimme vertrauet, – er hat die Bibel, das Winkelmass und den Zirkel sich als Lichter vorleuchten lassen und emsig an dem rohen und kubischen Steine gearbeitet: aber dennoch hat er das gesuchte Licht nicht gefunden und will das Werk sich nicht in Weisheit, Stärke und Schönheit vollenden. Jetzt klopft der Geselle mit verdoppelten Schlägen an die Pforte seiner Loge und bittet um endliche Ertheilung des Lichtes, um Aufnahme unter die Meister. Der Meister vom Stuhl [118] verspricht, den Wunsch zu erfüllen, und ertheilt dem Maurergesellen drei Schläge auf die Schultern und die Stirne, dass er als Leichnam in den Sarg zurückstürzt und die Grabesnacht ihn umhüllt. Die drei letzten Schläge des neunfachen Meisterschlages führen zum Tode, aber auch zur Erkenntniss, zum Lichte. Das Licht, welches wir auf Erden suchen, finden wir erst im Tode und durch den Tod; die rechte Antwort auf die drei Fragen, welche in der Kammer des stillen Nachdenkens der Todte dem Lebendigen zu stellen scheint, gibt allein unser Sterben, das Grab, das Jenseits. Wir werden im Grabe das Licht erschauen, wenn wirklich die drei grossen Lichter der Bibel, des Winkelmasses und des Zirkels unser Leben erleuchtet, – wenn wir Gott nicht verlassen haben, wenn wir tugendhaft gewesen sind und liebend die Menschheit umschlungen haben. Das Grab ist das Gericht des Gesellen; dort wird er das Licht erhalten, welches er sich selbst mit der Bibel, mit dem Winkelmasse und dem Zirkel gesucht und gesammelt hat. Nicht der Meister vom Stuhl kann das Licht verleihen, der Maurer muss es sich selbst erringen; er muss durch ein lichtvolles Leben in das Grab hinabsteigen und Gott wird dann aus dem Grabe ihn zu dem Lichte emporrufen. Im Grabe soll die Antwort auf die drei Fragen das ewige Leben, die Wiederauferstehung zu dem Leben sein, welche Denen nicht fehlen werden, die von der Bibel, dem Winkelmasse und dem Zirkel zu Grabe begleitet worden sind. Der neunfachen Meisterschlages bedeutet den durch die Bibel, das Winkelmass und den Zirkel in den Tod und das Licht eingehenden Maurer. – Meine würdigen neu aufgenommenen BBr.! Zwei grosse Lehren verkündet der Meisterschlag, möchten dieselben niemals von Ihnen vergessen werden. Er lehret zuerst: Lebe, um zu sterben, d. h. lebe so, dass du den Tod nicht zu fürchten hast, – dass du jeden Augenblick die tödtlichen drei Schläge empfangen und vor dem ewigen Meister erscheinen darfst. Im reichsten Leben gedenken Sie des Todes, damit das Leben sich des Todes nicht zu schämen habe, – damit der Meistertod der Lohn des Lehrlings- und Gesellenlebens sei. Eilen Sie, das Leben zu gebrauchen, sonst könnte der Tod kommen, ehe Sie gelebt haben. [119] Leben Sie ein unsterbliches Leben, dann wird nur der Leib in Staub und Asche zerfallen.

Der Meisterschlag ruft aber auch: Stirb, um zu leben, d. h. lege alles Unvollkommene und Schlechte ab, wirf zurück das Irdische und Sterbliche, werde Licht und unsterblich. Nur Deponens aliena, ascendit unus! Das wahre Denkmal des Meisters, welches er sich selber setzet, soll sein aus dem Grabe sich erhebender, reiner und unsterblicher Geist sein. Ein indischer Brahmane singt:

Nichts Besseres kann der Mensch hienieden thun als treten
Äus sich und aus der Welt und auf zum Himmel beten.
Es sollen ein Gebet die Worte nicht allein,
Es sollen ein Gebet auch die Gedanken sein.
Es sollen ein Gebet die Werke auch,
Damit das Leben rein aufgeh’ in einem Hauch.

XLIII.
Warum haben Sie sich zum Maurermeister aufnehmen lassen?
Eine Meisteransprache.

Meine würdigen neu aufgenommenen BBr. Meister!

In unserm Meisterkatechismus, den Sie nun gewiss mit allem Fleisse lesen und erwägen werden, finde ich auch folgende Fragen und Antworten:

Fr. Warum haben Sie sich zum Meister aufnehmen lassen?
A. Um den eigentlichen Sinn des Buchstabens G kennen zu lernen, den ich im flammenden Sterne sah.

Fr. Was bedeutet dieser Buchstabe?
A. Grösse und Ruhm, die nur Gott angehören, als dem ersten Urquell alles Lichtes.

Fr. Was ist der Zweck Ihrer Arbeit?
A. Um mit Hülfe des grossen Baumeisters der Welt und mit dem Beistand des Bundes das wahre Meisterwort zu finden, um davon einen würdigen Gebrauch zu machen.

Nachdem Sie jetzt die Meisterweihe empfangen haben [120] und selbst zu antworten vermögen, richte ich mit dem Meisterkatechismus auch an Sie die erste und ernste Frage:

Warum haben Sie sich zum Meistermaurer aufnehmen lassen?

Ueberdenken Sie mit einfachem Sinne und Gefühle die Gebräuche der Aufnahme zum Meister, Ihre symbolische Grablegung und Ihre Wiedererweckung aus dem Grabe, so werden Sie auf meine Frage schnell entgegnen: dass Sie sich haben zum Meister aufnehmen lassen, um ein besserer Mensch zu werden, – um die alten Gebrechen Irrthümer und Fehler dem Grabe zu übergeben und dagegen das Licht und die Reinheit des Herzens, der Gedanken und Thaten zu gewinnen, – um zu sterben und vollkommener wieder aufzuerstehen. Ich heisse Sie auf richtig willkommen im Kreise der Meister und preise Sie glücklich, wenn Sie meine Frage aus voller Ueberzeugung und mit klarem Bewusstsein in solcher Weise erwidern, dann darf ich die Hoffhung hegen, dass Sie den wahren Weg zur Meisterschaft betreten haben. Die Aufnahme zum Maurer und besonders zum Meistermaurer soll gleich der Aufnahme in die uralten Mysterien nur eine geistige Neugeburt, das Begraben des alten gebrechlichen und die Erweckung eines neuen bessern Menschen sein. Dieser, ihrer Bedeutung nach darf die Maurerweihe der religiösen Weihe verglichen werden, wodurch in Indien seit den ältesten Zeiten die herangewachsenen jungen Leute vom achten, eilften und zwölften Lebensjahre an in die drei höhern Kasten der Geistlichen, der Krieger und der Bauern auf genommen werden, indem man ihnen eine von der linken Schulter quer über die Brust zu tragende Schnur, Zenaar genannt, anlegte und anlegt. Diese religiöse Weihe, diese Aufnahme in die Kaste wird von den arischen Indern wesentlich als eine Art geistiger Geburt, als eine zweite, höhere und geistige Geburt betrachtet, wesshalb der Aufgenommene ein Zweifachgeborner, ein gleichsam zum zweiten Mal Geborner, Drig’a, genannt wird. Die heilige Schnur, durch deren Anlegung bei den Indern die Aufnahme in die drei Kasten erfolgt, ist für jede Kaste eine andere und erinnert dadurch an die damit verwandte Schnur oder das Band der verschiedenen maurerischen [121] weltlichen Grade, – der verschiedenen geistlichen und Ritterorden. Bei den heutigen Parsen wird noch in ähnlicher Art durch den Kosti oder den heiligen Gürtel im siebenten oder zehnten Jahre in den heiligen Verband aufgenommen. Auch in Iran trug man die heilige Schnur, jedoch scheint dieselbe dort nicht wie in Indien für die verschiedenen Stände verschieden gewesen zu sein. Vorzüglich aber war man in den ägyptischen Mysterien darauf bedacht, die Aufnahme in dieselben als eine neue Geburt zum Lichte, als eine Lichtwerdung und Lichterlangung darzustellen. Unzweifelhaft ägyptischen Ursprungs und aus den ägyptischen Mysterien an die griechischen Orphiker und die Priester der eleusinischen Geheimnisse, an die Pythagoräer, an die Essäer und Therapeuten, an die geistlichen und weltlichen Orden des Mittelalters, zumal auch an den im Jahr 1118 zu Jerusalem gestifteten Orden der Tempelherren übergegangen ist die Sitte, der symbolische Gebrauch, dass die neu aufgenommenen, die Neugebornen, die Neulinge oder Neophyten einerseits eine neue Kleidung und zwar eine weisse, bei den Aegyptern, Pythagoräern, Essäern und Therapeuten, sowie bei den Tempelherren eine weisse leinene Kleidung, einen weissen leinenen Mantel, und anderseits einen neuen Namen erhalten. Indem man den Neuaufgenommenen eine ganz neue Kleidung und sogar einen ganz neuen Namen ertheilte, sollten sie ihr bisheriges unvollkommenes Leben in aller Hinsicht hinter sich werfen, jede äussere Erinnerung daran vertilgen und mit der neuen Kleidung und dem neuen Namen auch einen neuen innern Menschen, ein neues reines Herz und einen neuen lichten Geist erwerben. Es ist wirklich ein erhabener Gedanke, ein grosses Bestreben, eine Umgeburt und Neugeburt des Menschen dadurch schaffen und erreichen zu wollen, dass man ihn, den alten unvollkommenen und mit Irrthümern und Fehlern behafteten Mensehen symbolisch beerdigt und einen andern, bessern, reinern und vollkommeneren Menschen in neuer lichtvoller Kleidung und mit neuem Namen aus dem Grabe erwecken und hervorgehen lassen will. Die neue Ordenskleidung und der neue Ordensname, welche dem Neophyten gegeben wird, soll für ihn nach ihrer wahren und tiefern Bedeutung [122] eine unterbrochene Mahnung und Aufforderung sein, innerlich ein anderer und besserer Mensch zu werden, das bei der Aufnahme in den Orden abgelegte Gelübde durch die Reinheit und Heiligkeit seiner Gedanken, Worte und Werke zu erfüllen. In den höhern Graden der Maurerei, in der ritterlichen Maurerei, also namentlich in der stricten Observanz und in dem rectificirten Systeme derselben, trugen und tragen in dem bezeichneten Sinne die Mitglieder gleichfalls besondere Ordensnamen, wie dieses bekanntlich auch bei den Illuminanten der Fall gewesen.

Die neue weisse Kleidung und der neue Name als Symbole der angestrebten sittlichen und geistigen Neugeburt der Aufzunehmenden ergaben sich in den Mysterien und den daraus hervorgegangenen Verbindungen natürlich oder von selbst aus dem Naturereignisse, aus dem Naturfeste oder der Jahresfeier, woran die ganze Aufnahme angelehnt war. Der Aufzunehmende wird als ein Bild der im Winterschlafe befangenen Natur, der im Winter entfernten und erstorbenen Sonne und Sonnenkraft in das Grab gelegt und soll gleich der wiederkehrenden Frühlingssonne, gleich der neu aufkeimenden und aufblühenden Frühlingserde, sich mit neuem Lichte, mit neuer Pracht und Kraft, mit dem Kleide der neu strahlenden Sonne und der wieder blühenden Blumen aus dem Grabe erheben. Beerdigt wird der todte Winter, die durch den Winter getödtete Natur, die abgestorbene Sonne; aus dem Grabe aufersteht der blühende Frühling, die wieder auflebende Frühlingserde, die zurückkehrende und neues Leben gewinnende Sonne. Die Aufnahme ist ein Frühlingsfest, das Fest des wiedererwachenden Frühlings, das Fest der nie ersterbenden und ewig sich verjüngenden Naturkraft; die Aufnahme ist in der That und Wahrheit ein Osterfest, das Fest der Wiederauferstehung der Natur und des Geistes. Das verlorne Meisterwort ist zunächst die im Herbst und Winter ersterbeilde und erstorbene Natur- und Sonnenkraft, welche im Frühlinge schöner und mächtiger wiederkehren und neues Leben über die ganze Erde ausgiessen wird.

Das verlorne Meisterwort, welches wieder gefunden werden muss, ist der erschlagene Meister, die geschwundene [123] Sonne und Natur, der höchste Sonnengott selbst, welcher Sonnen- oder Feuergott bei den semitischen Völkern auch Jao, Jau, Jahu, Jahveh, Jehovah hiess und ganz gleichbedeutend mit dem ägyptischen Osiris war. Das Grab der Sonne, des Jehovah, des Hiram, wird an dem von ihm ausstrahlenden Lichte entdeckt und daraus dann im Frühlinge reich geschmückt in den grossen Tempel der Erde und der Welt zurückgebracht. Wie nun ursprünglich alle Religion blos eine Naturreligion ist und der Mensch Gott nur in seiner Schöpfung, in der Natur erkennt oder dem Menschen Gott nur Derjenige ist, welcher Himmel und Erde geschaffen hat, – wie das irdische und himmlische Licht sich zu Einem Lichte vereinigen, indem in dem unendlichen blauen Himmelsäther der Mensch den unendlichen und ewigen Schöpfer, den Himmelsgott und das Himmelslicht ahnet: so feiert der Mensch in dem Feste des Wiederauflebens der Natur- und Sonnenkraft, der unvergänglichen und unbesieglichen Sonne (Sol invictus), des unverlierbaren Meisterwortes zugleich das Fest seines eigenen unsterblichen Geistes, seine Unvergänglichkeit, seine wiederauferstehung von den Todten. Der Mensch stirbt nicht, weil die ganze Natur nicht stirbt; der Mensch steht aus dem Grabe wieder auf, weil auch die Natur nicht darin eingeschlossen bleibt. Der erschlagene Meister ist nicht allein die geschwundene und sicher wiederkehrende Sonne, er ist auch der gestorbene und aus dem Tode sich wieder erhebende Mensch. Hiram ist Gott und Mensch, der Gottmensch, der göttliche und unsterbliche Geist im Menschen, der menschgewordene Gott oder Sohn Gottes, Jesus. Der Aufgenommene ist noch nicht wirklich, er ist nur symbolisch wiedergeboren; die Aufnahme ertheilt ihm blos die Versicherung, den Glauben, dass sich dereinst über ihm das Grab nicht für immer schliessen, sondern wieder öffnen werde, – dass die Todten auferstehen, wenn sie recht gelebt haben und tugendhaft gestorben sind. In den ägyptischen und eleusinischen Geheimnissen wurden daher dem Aufzunehmenden auch die Qualen des Tartarus und die Freuden Elisiums, die Schrecken der Hölle und die Wonne des Himmels , die Strafe des Lasters und der Lohn der Tugend bildlich dargestellt, um ihn vor dem [124] Bösen zu bewahren und zu dem Guten anzuspornen. Insofern war die Aufnahme zum Meister nur die Lehre oder Anweisung zum guten und vernünftigen, zum göttlich-menschlichen Leben; der Meister erhielt als sein Meisterdiplom nur einen Lehrbrief. Vernehmen Sie aus dem Munde unsers in den ewigen Osten vorausgegangenen Bruders Goethe Ihren Lehrbrief:

„Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urtheil schwierig, die Gelegenheit flüchtig. Handeln ist leicht, denken schwer; nach dem Gedachten handeln unbequem. Aller Anfang ist heiter, die Schwelle ist der Platz der Erwartung. Der Knabe staunt, der Eindruck bestimmt ihn, er lernt spielend, der Ernst überrascht ihn, die Nachahmung ist uns angeboren, das Nachzuahmende wird nicht leicht erkannt. Selten wird das Treffliche gefunden, seltener geschätzt. Die Höhe reizt uns, nicht die Stufen, den Gipfel im Auge wandern wir gerne in der Ebene. Nur ein Theil der Kunst kann gelehrt werden, der Künstler braucht sie ganz. Wer sie halb kennt, ist immer irre und redet viel; wer sie ganz besitzt, mag nur thun und redet selten oder spät. Jene haben keine Geheimnisse und keine Kraft, ihre Lehre ist wie gebackenes Brod, schmackhaft und sättigend für einen Tag; aber Mehl kann man nicht säen und die Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden. Die Worte sind gut, sie sind aber nicht das Beste. Das Beste wird nicht deutlich durch Worte. Der Geist, aus dem wir handeln, ist das Höchste. Die Handlung wird nur vom Geiste begriffen und wieder dargestellt. Niemand weiss, was er thut, wenn er recht handelt; aber des Unrechten sind wir uns immer bewusst!“

Jetzt frage ich Sie nochmals: Warum haben Sie sich zum Maurermeister aufnehmen lassen?

Um Lehrlinge zu werden, um den Lehrbrief zu empfangen und zu erfüllen.

Gottes Segen walte über Ihnen und über Ihrem Bestreben!

Bedenke, dass ein Gott in deinem Leibe wohnt,
Und vor Entweihung sei der Tempel stets verschont!

XLIV.
Ueber die Symbolik des salomonischen Tempels.

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In dem von Krause als das älteste bezeichneten englischen Lehrlingsfragstücke wird der salomonische Tempel als solcher nur ein einziges Mal symbolisch erwähnt, indem darin in der Antwort auf die 71ste Frage, als der zweite Grund, weshalb drei Mitglieder eine Loge ausmachen, angegeben wird, weil drei grosse Maurer bei dem Baue des salomonischen Tempels waren. Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 200 Anm. 90, folgert hieraus, dass man im Geiste des alten Rituals den salomonischen Tempel nicht als ein maurerisches Grundsymbol anerkennen könne; den Bau der Menschheit als den Bau des salomonischen Tempels vorzustellen, halte die Prüfung der Vernunft und des Schönheitssinnes nicht aus. Dagegen meint Gädicke, Freimaurer-Lexikon unter „Salomonischer Tempel“ mit Recht, dieser sei den Freimaurern als Symbol sehr bedeutend, da er zu seiner Zeit für das regelmässigste und prachtvollste Gebäude gegolten habe. Obwohl der hier von Gädicke angegebene Grund nicht historisch zutreffend, bleibt dennoch der salomonische Tempel ein unumgänglich zu erörterndes Symbol theils an und für sich, theils weil er einerseits durch seine Symbolik, wie die beiden Säulen Jakin und Boaz, den 7armigen Leuchter, die Drei- und die Zwölfzahl u. s. w., andererseits durch seinen phönicischen Baumeister Hiram aus dem Stamme Napthali oder nach einer andern Sage Dan und dessen mythische Leidens- und Sterbensgeschichte tief in die maurerische Symbolik hineingreift. In diesem Sinne bemerkt auch Mossdorf in der Encyklopädie unter „Salomo’s Tempel“, dieser sei ein Hauptgegenstand in den neueren maurerischen Ritualen, weshalb jeder Freimaurer dessen Entstehung, Bauart, Bestimmung u. s. w. genau kennen sollte, um die Allegorie der ihm in dieser Beziehung sich darbietenden Symbole leichter zu erfassen; allerdings sei er in dem altenglischen Rituale kein Symbol, jedoch sei die Vergeistigung desselben in und ausserhalb der Freimaurerbrüderschaft sehr alt, womit dann auch wörtlich Krause, [126] a. a. O., I. 2. S. 464, übereinstimmt und wofür er Mehreres anführt, sowie S. 138 ff.

Bezüglich der bildlichen Vorstellungen, welche man sich von dem salomonischen Tempelbaue und den darin und dabei angewandten Geräthen macht, muss zunächst auf ältere Ausgaben der Bibel, des alten und des neuen Testamentes, z. B. auf die zu Basel im J. 1729 mit einer Vorrede des zürcherischen Professors Job. Jac. Ulrich, verwiesen werden. Sodann befindet sich in dem Kunstkabinette zu Dresden ein Modell des salomonischen Tempels, aus Cedernholz, welches nach der Beschreibung davon im alten Testamente und in andern berühmten Schriftstellern gemacht ist und 12,000 Kronen gekostet hat. Es stellt die Bundeslade, das Sanctum Sanctorum , die Opferungen und alle andern Gebräuche des mosaischen Gesetzes vor.1) Unter den neueren Bildwerken möchte besonders Kopp, der Tempel Salomo’s, neue Ausgabe Stuttgart 1839, zu empfehlen sein. Neben der architektonischen Vorstellung, die Kopp, gestützt auf die Bibelübersetzung von Augusti und de Wette sich selbst von dem salomonischen Tempel macht, theilt er noch diejenigen von Fr. v. Meyer,2) Hirt3) und Stieglitz4) mit, welche, wie es auch Grüneisen in seiner Revision und Kritik im Kunstblatte zum Morgenblatte für 1831 Nr. 73 ff. ausgeführt hat, von den ältern Tempeldarstellungen allein eine nähere Beachtung verdienen. Neben den allgemeinen hierher gehörigen Werken von Kugler, Schnaase,5) Braun und Semper ist sodann besonders hervorzuheben und wird im Nachfolgenden vorzüglich berücksichtigt werden: Baehr, der salomonische Tempel, Karlsruhe 1848. Bei Baehr, S. 11 ff., wird die frühere Literatur über den salomonischen Tempel genannt und besprochen. Sehr verdienstlich in architektonischer Beziehung, während Baehr besonders die theologisch-religiöse oder symbolische Seite des salomonischen Tempels [127] behandelt, ist Keil der Tempel Salomo’s, eine archäolo gische Untersuchung, Dorpat 1839, – und Merz, Bemerkungen über den Tempel Salomo’s, im Kunstblatt für 1844 Nr. 97 – 102. Endlich ist noch zu nennen die Planographie von Jerusalem von Dr. Titus Tobler, Gotha 1857, und der Plan der Stadt Jerusalem von Van de Velde, Gotha 1858.

Das jüdische Volk hatte, wie nur Einen Gott, so auch nur Ein Gotteshaus, niemals mehrere zugleich.1) Die sogenannte Stiftahütte war das erste, auf sie folgte der von Salomo erbaute Tempel, hierauf der Serubabel’sche und zuletzt der Herodianische Tempel. Die Stiftshütte war nur ein bewegliches Zeit, wie das aus Aegypten nach dem ihm von Jehova verhiessenen Lande der Väter ausziehende und wandernde Volk der Israeliten noch kein anderes Gotteshaus haben konnte. Salomo zuerst bauete Gott ein festes Haus, was nach der bleibenden Eroberung von fast ganz Kanaan schon König David hatte thun wollen und wozu dieser viele Baumaterialien und einen grossen Schatz zur Bestreitung der Kosten seinem Sohne Salomo hinterlassen haben soll.2) Der um das J. 1014 begonnene, in sieben Jahren vollendete und aus behauenen oder aus Quadersteinen erbaute salomonische Tempel bestand aus dem eigentlichen Tempel mit dem Allerheiligsten darin als dem Symbole der Wohnung Gottes und den beiden grossen, sich einander umschliessenden Vorhöfen, zunächst dem innern und kleineren Vorhofe für die Priester und sodann dem äussern und grössern Vorhofe für das Volk. Der ganze, mit seinen beiden Vorhöfen die Wohnung Gottes und die Wohnung des Volkes mit seinen Priestern umfassende Tempel war also gleich der frühern Stiftshütte, welche dabei wesentlich und in allen Theilen zum Vorbilde genommen worden war, das Symbol des Bundes zwischen dem einzigen und allmächtigen Jehova und seinem auserwählten Volke Israel, zwischen Gott und der (auserwählten) Menschheit, zwischen Himmel und Erde, zwischen dem Unsichtbaren und Sichtbaren; Jehova sollte [128] bei seinem Volke wohnen, in seine Mitte herabsteigen und das Volk sollte bei Gott wohnen, Jehova allein anbeten und lobpreisen, sich ihm ganz weihen, sich und sein Leben heiligen. Von dem salomonischen Tempel gilt in dieser Hinsicht, was dem Johannes, da er in seiner Vision 21, 3 das himmlische Jerusalem, die neue heilige Stadt erblickt, durch eine starke Stimme aus dem Himmel zugerufen wird: „Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen und er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk und er Gott selbst wird bei ihnen sein ihr Gott.“ – Ebenso spricht Jehova bei Ezechiel 37, 26: „Ich schliesse mit ihnen einen Bund des Friedens, ein ewiger Bund soll mit ihnen sein. Und ich setze sie fest und wahre sie und lasse mein Heiligthum in ihrer Mitte bleiben ewiglich. Und meine Wohnung soll bei ihnen sein und sie sollen mein Volk sein.“ – Im Buche der Könige I. 6, 13 verheisst Jehova dem David: „Und ich will unter den Kindern Israels wohnen und will mein Volk Israel nicht verlassen.“ Der salomonische Tempel ist daher das Symbol, das Pfand, das heilige Palladium des Bundes zwischen Gott und dem Volke Israel; er ist bis auf seinen kleinsten Theil der vollkommenste Ausdruck des Gottesbegriffes, der reineren und höheren Gottesanschauung der Israeliten. Das feste Gotteshaus im Gegensatze zu dem beweglichen Zelte der Wanderung ist zugleich ein Dankes- und Ruhmesdenkmal der bewährten Treue und der erfüllten Verheissungen Jehova’s, der seinem Volke das Land geschenkt, welches er ihm beim Auszuge aus Aegypten gelobt hatte. Die Israeliten erbauten Gott ein Haus in dem ihnen verliehenen Lande, um dankbar und jubelnd zu bekennen, dass sie an den Einzigen Gott als Führer und Beschützer glauben und unverbrüchlich seine Gebote erfüllen wollen, wie er sein Wort gehalten hatte, weshalb auch die Gebote Gottes, die Tafeln mit den zehn Geboten den einzigen Inhalt der Bundeslade, des Allerheiligsten ausmachten. Die Israeliten sollten und wollten nur in Gott leben, göttlich denken und handeln; der salomonische Tempel sollte die Israeliten auf den Weg und in das Reich Gottes führen und so lange sie auf diesem Wege wandeln, auch ihr Wohl und Glück hienieden begründen und erhalten. Wie bei keinem andern Volke [129] des Alterthums und der ganzen Erde umfasst und vereinigt der jüdische Tempel das innere und äussere Sein, den Glauben und das Thun, die Grösse und den Untergang, den Himmel und die Hölle des jüdischen Volkes. Die Geschichte des jüdischen Tempels ist nicht allein die Geschichte eines weltgeschichtlichen Volkes, sondern an ihn knüpft sich auch die ganze Geschichte der neuern Menschheit, der Christenheit an, weil von dort und von Jerusalem die Boten und Verkündiger Christi nach allen Ländern hinauszogen und um die Wiedereroberung und den Besitz der heiligen Stadt und des heiligen Landes im Mittelalter Jahrhunderte lang weltgestaltende Kämpfe gekämpft wurden, wie sie vielleicht bald wieder gekämpft werden. Nicht als Kunstwerk, in welcher Beziehung die griechischen und selbst die römischen Göttertempel den salomonischen weit übertreffen, aber als religions-geschichtliches Werk, als Symbol eines erhabenen Gottesbegriffes und Gottesbewusstseins darf der salomonische Tempel das wichtigste und bedeutendste Heiligthum des gesammten vorchristlichen Alterthums genannt werden. In dem salomonischen Tempel culminirt die Idee eines israelischen Gotteshauses und der spätere Serubabel’sche und Herodianische Tempel sind nur unvollkommene Nachbildungen desselben; wie die Stiftshütte nach dem salomonischen Tempel als nach ihrem Ziele hindeutet und hinstrebet, weisen auf ihn der Serubabel’sche und Herodianische Tempel als das vergangene und nicht mehr erreichbare Schönere zurück.1) Mit seinem Tempel im J. 73 nach Christus stürzte auch das jüdische Volk zusammen und ward in alle Länder und unter alle Völker zerstreut, ohne jemals wieder eine Wohnung Johova’s erbauet und gehabt zu haben.

Das salomonische Tempelgebäude lag im Westen von Jerusalem auf dem Berge Moria, Moriah oder Morijah2)[130] und hatte nach Keil’s ungefährer Berechnung im Ganzen einen Umfang von 900 Quadratellen. Ueber die Grösse der EIle, nach welcher der salomonische Tempel und seine Geräthe gemessen sind, herrschen bis zur Stunde verschiedene Ansichten; jedoch berechtigt die eben so gründliche als scharfsinnige Abhandlung von Thenius über die althebräischen Längen- und Hohlmasse (in den Studien und Kritiken von Ullmann und Umbreit, Heft 1, S. 73 – 114), zu der Annahme, dass die alte sechspalmige Elle der Hebräer 1 Fuss 6 Zoll rhein.- oder 1 Fuss 5 Zoll Pariser Masses betragen habe.1) Um für das weite Tempelgebäude auf dem Berge Moria die nöthige Fläche zu gewinnen, waren Untermauerungen oder Substructionen erforderlich nach Baehr’s Vermuthung, S. 22, aber nur auf der Ostseite, wo eine starke Mauer aufgeführt ward. Nach Lundius, jüdische Heiligthümer, II. Cap. 5, und nach Andern wäre, weil der Berg Moria an drei Seiten, gegen Morgen, Mittag und Mitternacht tiefe Thäler gehabt, derselbe an diesen Seiten mit dicken Mauern und Pfeilern eingefasst worden, so dass der Tempel auf der höchsten Ebene und die Vorhöfe auf den Abhängen des Berges gelegen hätten und man auf Treppen von einem Vorhofe zum andern und aus dem letzten Vorhofe zum Tempel habe aufsteigen müssen. Nach Semper, der Stil, I. S. 399, waren die Substructionen des salomonischen Tempels nach demselben Prinzipe ausgeführt, das wir an den assyrischen Substructionen wahrnehmen; sie waren gleichsam ein Gewebe von Quadermauern, die in Zwischenräumen theils parallel neben einander liefen, theils einander durchkreuzten. Ihre Intervallen waren zur Verstärkung der Masse mit Schutt ausgefüllt mit Ausnahme einiger von ihnen, die als gewölbte unterirdische Passagen oder zu anderen Zwecken offen blieben. Das Ganze habe ein sogenanntes Kästelgemäuer gebildet. Das eigentliche Mauerwerk diente nämlich nur zur Bekleidung und zur Vertheilung des Drucks der Erdmassen, die den Hauptbestandtheil der „moles“ bilden; eine tra-

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ditionelle Constructionsmethode asiatischen Ursprungs, welche die Römer, als die treuen Wahrer und Wiederhersteller asiatischer Technik, bei ihren Quaderwerken stets befolgten.

Was die Gestalt des Tempels in Hinsicht des Baustyls an sich betrifft, so nöthigt nach Kopp der Mangel irgend einer schriftlichen Nachricht oder eines damaligen israelitisehen oder phönicischen Baudenkmals, den Baustyl der Aegypter als dem damaligen allgemeinen Stand der Baukunst überhaupt entsprechend und mit welchem Volke ohnedem die Israeliten früher in Berührung gekommen waren, in Anwendung zu bringen; obwohl hierbei auch die mehr eigenthümliche Bauweise der phönicischen Werk- und Baumeister des Tempels bei den verschiedenen Holz- und Metallbekleidungen eine nähere Berücksichtigung und Anwendung verlange. Hirt legte dem Tempel den klassisch-antiken, griechisch-römischen Charakter bei. Stieglitz betrachtet den salomonischen Tempel als das Product einer Vermischung phönicischer und ägyptischer Architektur.1) Villalpando (+ 1608) und seine Nachfolger construirten den salomonischen Tempel mit Hülfe des Vitruv als einen ungeheuren Palast im römisch-griechischen Styl mit korinthischen Säulen, dass, wie Baehr, S. 13, sich ausdrückt, das entworfene Bild dem orientalischen Bau so wenig gleicht als die Nacht dem Tage. Nach Gädike soll dann dieser Tempel 1500 Säulen von dem schönsten Marmor und noch zweimal so viel Pfeiler, welche die Altäre, Chöre und Verdecke unterstützten, gehabt haben; zur Erleuchtung seien gegen dritthalbtausend Fenster vorhanden gewesen, diejenigen ungerechnet, die sich auf dem Estrich befanden. In einem englischen Werke (von Noorthouk) heisst es gar: „Das Ganze schmückten 1453 Säulen von parischem Marmor, die entweder gewunden, oder geschnitzt, oder schneckenförmig ausgehöhlet waren, nebst 2906 mit prachtvollen Capitälen (Knäufen) verzierten Pfeilern und ungefähr doppelt sovielen Fenstern, ohne das zierliche Estrich in Anschlag zu bringen.“2) – Solchen [132] phantastischen und unsalomonischen Darstellungen gemäss hat z. B. auf der Tempelabbildung in der Basler Bibel der Tempel, welcher ganz aus weissen Marmorsteinen vom Berge Libanon gebauet, eine 120 Ellen hohe, vierstöckige Vorhalle, die obersten Stockwerke mit je zwei Reihen Fenster; ebenso soll über dem Tempel selbst ein grosser Saal mit zwei Reihen von Fenstern sich befunden haben, dass dieses Gebäude kein Mensch für den salomonischen Tempel halten würde, wenn es nicht ausdrücklich sich bemerkt fände. Auch befand sich am ganzen salomonischen Tempel mit Ausnahme der beiden aus Erz gegossenen Säulen Jakin und Boaz nicht Eine Säule.1) Mit Hinsicht auf den letztern Umstand, ferner auf die Verwendung des Holzes und der Metalle beim salomonischen Tempelbau, sowie überhaupt den ganzen Grundplan desselben, seine Einrichtung und Ausführung hat daher Baehr, S. 239 ff., sich mit Kugler unbedingt dagegen ausgesprochen, dass die ägyptische Architektur bei dem salomonischen Tempelbau irgendwie zum Vorbilde gedient habe, vielmehr sei dieser Tempelbau specifisch davon verschieden und weise auf asiatische Architektur hin. Ebenso erklärt es, S. 260, unten, Baehr für völlig unhaltbar, dass der salomonische Tempel ein Product der phönicischen Tempelarchitektur gewesen sei, da die nur Handel treibenden Phönicier niemals eine grossartige heilige Architektur entwickelt und besessen haben; von dem Volke der Phönicier, welches in der Architektur gegen andere alte Völker, besonders aber gegen die Aegypter, so weit zurückstanden, könne Salomo unmöglich den Plan und Grundriss des Tempels entlehnt haben, der der einzige in Israel war und zugleich ein Denkmal der Grösse und der Herrlichkeit des Reiches sein sollte; die Phönicier erscheinen blos als die geschicktesten Werkmeister und Ausführer des Baues, wozu David oder Salomo den Plan und Grundriss entworfen; so werde insbesondere I. Könige 7, 13 von Hiram gesagt: „Hiram war voll Einsicht und Kunde, zu machen allerlei Werke in Erz. und er kam zu Salomo und machte alle seine (d. i. Salomo’s) Werke,“ wie auch zu dem Sommerpalaste des [133] persischen Königs zu Ekbatana und zu dem grossen Palaste zu Persepolis ägyptische Künstler, Techniker verwandt worden sein sollen, obwohl sich an beiden Palästen sonst Nichts von ägyptischer Architektur finde: der von David dem Salomo überlieferte Plan des Tempels sei kein anderer als derjenige der Stiftshütte gewesen, der nur insoferne eine Abänderung erlitten, als statt des Zeltes nun ein Haus gebauet werden sollte. Braun, Geschichte der Kunsti I. S. 403 ff., glaubt den salomonischen Tempelbau, besonders auch seine Vergoldung und seinen Vorhang mit den Cherubin oder Wunderthieren aus assyrisch-persischen Formen, sollte wohl geschichtlicher heissen assyrisch-phönicischen, erklären zu können.1)

Der eigentliche Tempel Salomos war ein längliches Viereck und hatte eine Länge von 60 Ellen, eine Breite von 20 Ellen und eine Höhe von vermuthlich gleichfalls 20 Ellen; mit diesen Massen würde sich der salomonische Tempel einfach als die verdoppelte oder in allen Theilen um einmal vergrösserte Stiftshütte darstellen. Einige, wie z. B. Kopp und Schnaase, ertheilen dem ganzen salomonischen Tempel wegen der Stelle im I. Buche der Könige 6, 2 eine Höhe von 30 Ellen, was aber wegen des alsdann über dem Allerheiligsten, wenn dasselbe wirklich mit dem Heiligen gleich hoch und nicht etwa nach Br. Stieglitz und Grüneisen, sowie Braun (I. S. 405) 10 Ellen niedriger als dasselbe gewesen, entstehenden, völlig unbegreiflichen, leeren und überflüssigen Raumes von 10 Ellen nicht gebilligt werden kann.2) In der erwähnten Basler Bibel wird das Verhältniss des Allerheiligsten zu dem Heiligen, welchen beiden die Höhe von 30 Ellen ertheilt wird, also gedacht: „Die Scheidewand, die zwischen dem Heiligen und Allerheiligsten stand, war 10 Ellen niedriger als die übrigen Wände, und nach 1. Könige 6, 20 nur 20 Ellen hoch und war aus eine Elle dicken, cedernen aneinander gefügten Balken verfertigt, welche Balken durch starke dicke goldene Stangen oder Riegel (l. Könige 6, 21), die mitten durch die Balken gingen, von einem Ende zum an- [134] dern, zusammengehalten wurden und übrigens mit Gold überzogen waren wie die andern Wände. Oben über dieser Wand soll nach der Hebräer Anmerkungen zu Il. Chronik, 3, 16 bis an die Decke hinauf ein ganz goldenes Netz-, Gitter- oder Strickwerk, hin und wieder mit Edelsteinen besetzt, gewesen sein, damit der Geruch des Rauchwerks dahin in das Allerheiligste dringen könne.“ – Aehnlich ist auch die neuere Auffassung von Keil, Hirt und Kopp, sowie mit einer kleinen Abänderung von Schnaase (a. a. O., I. S. 273).

Die Vorderseite oder der Eingang des Tempels war nach Osten gekehrt, so dass das Allerheiligste nach Westen lag, während sonst fast allgemein und namentlich auch in den christlichen Kirchen das Allerheiligste, die Bildnisse der Götter, die Altäre im Osten standen, weil das Licht als aus Osten kommend und die Götter als im Osten wohnend gedacht wurden. Diese etwas auffallende Eigenthümlichkeit des salomonischen Tempels war vielleicht durch die Beschaffenheit des zu dem Tempelbaue benutzten Bergraumes bedingt, welcher zu dem auf der höchsten Bergeshöhe anzulegenden Tempel nur von der östlichen Seite her einen bequemen und natürlichen Zugang dargeboten haben mochte.

Der salomonische Tempel hatte vermuthlich nach der Art des Orients ein flaches Dach, welches aus Cedernbalken bestand und mit Brettern von Cedernholz im Innern verkleidet, aussen aber mit einer Brustwehr versehen war. Andere, wie besonders Br. Stieglitz und Hirt nehmen ein giebelförmiges Dach an, ähnlich wie bei den griechischen Tempeln. Mit Lundius gibt auch die Basler Bibelausgabe sowohl der Vorhalle, als dem eigentlichen Tempel ein giebelförmiges, in der Mitte etwa vier Ellen hohes und überall mit Gold überzogenes Dach, von welchen Dächern das Wasser in einer Röhre abgeflossen sei. Bei Kopp heisst es in dieser Beziehung wörtlich:

„Hinsichtlich der Tempelbedeckung sagt I. Könige 6, 9: „und er wölbete das Haus mit Tafelwerk von Cedern.“ Wenn nun auch das Wölben hier mehr als eine Redefigur anzunehmen sein dürfte, obwohl den phönicischen Werkmeistern schon vermöge ihrer Kenntnisse im

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Schiffbau ein Biegen oder ein wölbeförmiges Zusammensetzen des Holzes im Allgemeinen nicht abzusprechen ist, so lässt sich dagegen wohl eher annehmen, dass diese Bedachung an sich möglichst einfach, selbst, nach jetziger Ansicht, holzverschwendend verbunden und, um dem Gebäude ein morgenländisches, auch ein der Stiftshütte mehr gleichendes Ansehen zu lassen, nicht, wie es Hirt und Stieglitz annimmt, mit einem erhöhten Dach, sondern nach Meyer in ganz flacher Form ausgeführt war. Demnach habe ich die Decke aus Balken an Balken, welche mit Döbeln unter sich verbunden, zusammengesetzt, worauf dann oberhalb andere, nach den Enden zu abgesehrägte Balken, theils zur Verstärkung der Tragkraft der Decke, theils zur Formirung der Dachflächen gelegt und die letztern selbst aus Metallplatten gedacht sind. Bei dieser Construction würde auch der I. Könige 6, 15 mit vorkommende Ausdruck: „bis an die Wände der Decke“ in Anwendung treten, weil eine solche Decke, auf dieselbe Weise wie die innern Tempelwände oder die Wände der Stiftshütte verbunden, gleichsam eine liegende Wand bildete und leicht die Anbringung von Schnitzwerk ohne, oder, da selbst der Fussboden mit Gold überzogen war, mit einem Ueberzug von Gold zuliess.“

Nicht blos die Decke des Tempels, sondern auch die sämmtlichen innern Wände waren ganz mit Brettern von Cedernholz, auf welchen Cherubim, Palmen und Blumen ausgeschnitten waren, gedeckt oder getäfelt; auch der Fussboden des Tempels war mit Brettern von Cypressenholz belegt und ebenso waren die Thürpfosten und die Thüren von verschiedenartigem, durch seine Härte und Dauerhaftigkeit sich auszeichnendem Holze und gleich den Wänden und der Decke mit Schnitzwerk geziert. Der Salomonische Tempel war mithin im Innern ein durchaus hölzernes Gebäude und nur die äussern Umfassungsmauern dieses Gebäudes waren von Stein oder aus Quadern, von weissem Steine oder Marmor ( [...]1), um das Holz vor Zerstörung zu schützen. Daher wird [136] auch in dem Buche der Könige I. 6, 18 gesagt: „Inwendig aber war das ganze Haus von Cedern, mit gedrehten Knöpfen und ausgestochenem Blumenwerk, alles war Cedern, also dass man keine Steine sah.“ Die innern Holzwände mit den Figuren darauf waren sodann sämmtlich mit Goldblech überzogen, durch welchen Goldüberzug die Figuren keineswegs verdeckt waren, vielmehr deutlich hervortraten.1) Nach der ihn in übertriebener und krankhafter Weise beherrschenden Inkrustationsidee war übrigens gemäss Semper auch das Aeussere des salomonischen Tempels, wie das Innere, mit Holz getäfelt und in Folge dessen mit reichem Goldschmuck geziert, wofür er sich auf I. Könige 6, 29 – 30 und II. Chronik 3, 5 – 6 glaubt berufen zu können und wobei er Kugler tadelt, dass er in seiner Geschichte der Baukunst, I. S. 125 ff., auf die diesfälligen Nachrichten des Josephus gar keine Rücksicht nehme. Dennoch hat Kugler ganz den Kunstgeschmack für sich, wenn er nicht glaubt, dass Salomo einen Tempel von kostbarem Marmor erbauet habe, um diesen herrlichen und natürlichen Schmuck weder im Aeussern noch im Innern den Augen bloszulegen. Uebrigens hatten schon Michaelis, Stieglitz, Grüneisen und Schnaase (l. S. 266 ff.) ähnliche Ansichten wie Semper aufgestellt und vertheidigt, wogegen sich mit aller Entschiedenheit auch Baehr, Seite 25 ff., ausspricht.

Der eigentliche oder innere Tempel zerfiel in zwei Haupttheile, in das Heilige (cella) im östlichen Vordergrunde mit einer Länge von 40 Ellen und in das Allerheiligste (sanctuarium) im westlichen Hintergrunde mit einer Länge von 20 Ellen. Das jedenfalls fensterlose, somit dunkele und verborgene, unsichtbare Allerheiligste bildete, wie schon in der Stiftshütte, einen vollkommenen Cubus, war eine Kaaba oder ein Viereck von gleicher Länge, Höhe und Breite, indem der Cubus das Symbol der Welt, der Loge und des Tempels und die Welt, die Loge, der Tempel die Wohnung Gottes ist. Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der Tempel im eng- [137] sten und höchsten Sinne ist nichts Anderes als das sichtbare Symbol und Bild der Schöpfung des unsichtbaren Schöpfers, des Ewigen, – das oder ein Gotteshaus, Bêth’el; der Begriff dieses Gotteshauses, des Allerheiligsten, ist der beherrschende und bestimmende Grundgedanke des salomonischen Tempelbaues, der Grundcubus und das Grundquadrat, von welchem alle übrigen Theile des Gebäudes ausgehen und wohin sie wieder zurückkehren; er ist gleichsam der Mittelpunkt in dem Tempelkreise. Der 60 Ellen lange salomonische Tempel hatte dreimal die Länge des ihm zu Grunde liegenden Cubus, welche Dreizahl ohne allen Zweifel eine symbolische Beziehung hat auf Jehovah oder den Gott, der da ist, da war und da sein wird, – auf Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, durch welche Bedeutung der dreitheilige Tempelbau sich mit dem Symbole der beiden vor dem Tempel aufgestellt gewesenen Säulen Jakin und Boaz berühren würde. Das Heilige, somit der Tempel hatte eine nach Vornen offene, jedoch bedeckte Vorhalle von 20 Ellen Breite (nach der Breite des Hauses), 10 Ellen Tiefe und höchst bestrittener Höhe; möglicher, aber nicht wahrscheinlicher Weise ragte die Vorhalle durch ihre grössere Höhe gleich einem Thurme über den übrigen Tempelbau empor, über das Mass dieses höheren Emporragens jedoch gehen die Meinungen auseinander. Dass die Vorhalle nicht, wie Il. Chronik 3, 3 angegeben wird, die ganz unförmige Höhe von 120 Ellen gehabt habe, darüber sind die Neuern ziemlich allgemein einverstanden, Z. B. Baehr, S. 35, Keil; Hirt, Meyer, Kopp; nur Stieglitz wollte die Halle nach Art der ägyptischen Pylonen in zwei thurmähnlichen Vorbauen sich bis zur Höhe von 60 Ellen erheben lassen, welche zweimal 60 Ellen die 120 Ellen der Chronik ausmachen sollen. Kopp und Schnaase lassen die Vorhalle den Tempel gar nicht überragen. Braun, a. a. O., I. S. 404, glaubt, dass die Vorhalle, dem Uebrigen entsprechend, einige 20 Ellen hoch werden dürfte; nach Baehr vielleicht 30. Diese Vorhalle bestand nach Merz aus einer aus drei Steinschichten aufgeführten, jedenfalls vier Ellen hohen Grundmauer, auf welcher senkrechte Cedernbalken mit einem Dache von [138] Cedernholz ruhten,1) welche Ansicht im Wesentlichen auch Baehr, S. 40, theilt. Die Vorhalle war kein wesentlicher Bestandtheil des Tempels,2) nicht einmal darauf berechnet, denselben besonders noch zu schmücken; vielmehr scheint Kopp die Hinzufügung dieser Vorhalle an die früheren Stiftshüttenräume selbst zunächst von der Nothwendigkeit geboten, den Tempeldienst gegen die nachtheiligen Einwirkungen der Witterung zu schützen; daher theilt auch die Vorhalle nicht den Baustyl des Tempels, ist nicht nach der äusseren Seite ganz von Quadersteinen aufgeführt, sondern ist gleich den Umfassungen der Vorhöfe theilweiser Holzbau. Vor der Vorhalle und nahe bei ihr, mithin auf der östlichen Seite des Tempels standen frei die mehr berührten, beiden ehernen, 23 Ellen hohen Säulen Jakin und Boaz, und zwar rechts Jakin, links Boaz; die Säulenschäfte massen 18 Ellen, ihre Capitäle fünf Ellen, von denen höchst wahrscheinlich drei auf das Lilienwerk kamen.3) Die Ansicht Einiger, z. B. von Meyer, Grüneisen, Braun (I. S. 404 und 407) und Merz, dass die ehernen Säulen, welche zugleich die einzigen Säulen bei dem ganzen Gebäude waren, das Vordach getragen haben, wird mit allem Grunde von Hirt, Stieglitz, Kopp, Kugler, Romberg, Keil, Schnaase und Baehr (S. 35 ff.) verworfen. Kopp, S. 3, hat noch besonders ausführlich zu begränden gesucht, dass die zwei Säulen eine augenfällige und symbolische Verzierung des Tempels gewesen. Als Hauptgründe hiefür macht Kopp geltend:


dass die Form und die Construction, welche die Säulen urkundlich hatten, gar nicht zum Tragen geeignet war, zu welcher letzten Ansicht auch der Umstand mit leitet, dass


diese Säulen aus Kupfer oder einem ähnlichen Metalle, mithin aus einem zum Tragen von Gebäudetheilen ganz ungewöhnlichen Material gebildet waren, welchen Grund auch Baehr, S. 36, anzieht und womit zusammenhängt, dass die Säulen nicht etwa bei der Beschreibung [139] des Tempelbaues, sondern bei den Geräthen vorkommen;


dass die den Säulen beigelegte Benennung wenigstens einen symbolischen Werth voraussetzt, wie dieses auch Kugler hervorhebt;


dass zwei Säulen in die Stelle gewöhnlicher Tragestützen gestellt, dem Tempel nur ein mageres, kleinliches Ansehen geben und dass, wenn dem Tempel eine Säulenzierde hätte gegeben werden sollen, eine aus mehreren Reihen Säulen bestehende Vorhalle hinzugefügt worden sein würde, wozu keineswegs die Mittel fehlten, wie ja Salomo auch in solcher Weise sein Haus hergestellt hatte;


dass die Beharrlichkeit der Israeliten in ihren den Cultus betreffenden Angelegenheiten auch eine mögliche Beibehaltung der Räume an sich von der geheiligten Stiftshütte voraussetzt, und überhaupt dem neuen Tempel nur Dasjenige hinzufügen lassen mochte, was dessen Dauerhaftigkeit (massige Umfassungsmauern) oder sonstige Pracht (kostbare Ausschmückung des Innern) erhöhte, oder was ein erweiterter und vor den Einwirkungen der Witterung mehr gesicherter Cultusdienst (Umgänge, verschliessbare Vorhalle) verlangte;


dass der nach dem Texte anzunehmende äussere Thürverschluss der Halle sich nur unbequem mit der Zulässigkeit von Säulen an dieser Stelle vereinbaren lässt.

Diese Gründe und die schon früher gelegentlich beigebrachten sollten wohl jeden ferneren Zweifel über die Natur der Säulen als frei stehender, monumentaler ausschliessen. Schnaase meint in diesem Sinne von den Säulen: „Vielleicht waren sie nichts als gleichsam ein Triumphzeichen, das Salomo nach der Vollendung des Baues errichtete, in Erinnerung der Worte, die David zu ihm gesprochen, nachdem er ihn zum Baue des Gotteshauses ermahnt: „Sei fest und stark und richte es aus.“ – Auch die älteren Bibelherausgeber zweifelten mit Lundius, a. a. O., Kap. 12, nicht daran, dass die beiden Säulen vor der Halle des salomonischen Tempels gestanden seien.

An den beiden Langseiten des Tempels und bei der Vorhalle beginnend, sowie an der Hinterseite des Tempels zog sich aussen ein Nebenbau von drei Stockwerken hin, [140] welcher aber nicht die Höhe des Hauptgebäudes erreichte, um die in der Höhe angebrachten Fenster des Heiligen frei zu lassen, und deshalb auch ein flaches Dach hatte. Die Fenster am Hause, über deren Anlage nichts Näheres bemerkt wird, waren nach I. Könige 6, 4 verschlossen. „Nimmt man an,“ sagt Kopp, S. 2, oben, „dass solche nicht sowohl die Bestimmung haben mochten, in das Innere des Tempels Licht einzubringen, weil nämlich das Heilige mit 70 Lampen erhellt wurde, als vielmehr um frische Luft einzuführen und den Dampf der Lampen und das Räuchern abzuleiten, so entspricht diesem „verschlossen“ am geeignetsten die Auslegung des Gesenius: Fenster von geschlossenem Gebälk- oder Gitterwerk. Was die Lage dieser Oeffnungen selbst anbelangt, so konnten solche, wegen der Höhe der äusseren Umgänge, nur in dem oberen Theil der Tempelwände vorhanden sein, wo solche auch ganz für den vorgedachten Zweck entsprechend lagen.“ Jedes, Stockwerk des äussern Nebengebäudes hatte seine Kammern, worin wahrscheinlich Tempelgeräthe und andere Schätze aufbewahrt wurden. Der ganze Anbau hatte blos einen Eingang auf der Südseite und zwar von Aussen her, mit einer Thüre von Sandelholz. Eine Wendeltreppe führte nach I. Könige 6, 8 auf den mittelsten und dritten Gang.1) Von Aussen angesehen, erhob sich der Nebenbau ganz senkrecht, nach Innen aber war das zweite Stockwerk eine Elle breiter als das untere, das fünf Ellen mass , und das dritte Stockwerk wieder eine Elle breiter als das zweite, also sieben Ellen. Dies setzt dann voraus, dass der Hauptbau, das Haus, an seinen Aussenseiten Absätze hatte, deren jeder eine Elle breit war; auf diesen Absätzen lagen die Balken auf, die zur Decke jedes Stockwerkes dienten, denn nach der ausdrücklichen Bemerkung des Textes I. Könige 6, 6 sollten diese Balken nicht in die Mauern des Hauses eingreifen. Kopp gibt den drei Stockwerken des Umganges je die Höhe von fünf Ellen; Stieglitz dagegen von je sechs Ellen. Nach Keil’s Combination hatte jedes Stockwerk des Nebenbaues auf jeder Langseite 12, auf der Rückseite 6, im Ganzen also 30 Kammern, womit [141] auch Kopp übereinkommt und welche mit Ausnahme der Eckgemache eine ganz gleichmässige Grösse von vier Ellen Länge gewähren. Da über die Zahl dieser Kammern keinerlei bestimmte Nachrichten gegeben sind und da kein Grund zu so vielen kleinen Kammern vorliegt, im Gegentheil blosse Aufbewahrungsräume möglichst gross angelegt zu werden pflegen, scheint die Combination von Keil und Kopp keinen Beifall zu verdienen; jedoch ist dieser Nebengegenstand völlig gleichgültig und berührt die symbolische Idee des Tempels nicht. – In dem Tempel selbst, in dem Hause Gottes entstand das Allerheiligste und diente nur, um die dahin zu stellende und gestellte Bundeslade, mit der Bundesurkunde, – mit den zehn Geboten auf den zwei steinernen Tafeln, welche Moses bei Horeb darein gelegt hatte, als der Herr mit den Kindern Israels einen Bund machte, da sie aus Aegypten ausgezogen waren , – mit dem Worte Gottes als das Heiligste zu verhüllen, zu verdecken.1) Das Allerheiligste war daher nur durch eine Bretterwand von Cedernholz, an welcher goldene Ketten zum Zeichen des Abgeschlossen- und Vorborgenseins hingen,2) von dem Heiligen abgesondert. Die stets offene Flügelthüre von wildem Oelbaumholz, welche aus dem Heiligen in das Allerheiligste geleitete, war wohl nicht ohne symbolische Bedeutung vier Ellen breit, wie schon bei der Stiftshütte der Eingang zu dem Allerheiligsten durch vier mit Gold überzogene Säulen bezeichnet war.3) Der Eingang zu dem Heiligen war dagegen fünf Ellen breit und darin weniger vollkommen; auch bei der frühern Stiftshütte hatte der Eingang zum Heiligen fünf Säulen. Die drei Grundtheile des Tempels, des Allerheiligsten und des Heiligen, verbunden mit den Säulen oder Thüren ihrer Eingänge, geben die mehrfach bei dem salomonischen Tempel angewandte symbolische Zwölfzahl. Hinter dem Eingange zu dem Allerheiligsten und vor der darin befindlichen Bundeslade hing fortwährend und ganz entsprechend dem Vorbange der Stiftshütte ein Vorhang [142] von blauer und rother Seide mit Cherumbildern herab, so dass man aus dem Heiligen selbst die Bundeslade nicht sehen konnte, sondern dieselbe eben verdeckt, verhüllt war. Bei dem Tode Christi zerriss dieser Vorhang zum Zeichen, dass nun der Thron der Gnade nicht mehr verdeckt und verhüllt, sondern der Zugang zu ihm durch den Tod Christi Allen geöffnet sei. Im Evangelium Matthäi 27, 50 und 51 heisst es: „Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe da, der Vorhang in dem Tempel zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten.“ Nach dem Temple mystique, Paris 1855, Nro. 6, p. 120, wäre der entzweigerissene Schleier in Frankreich auch ein bei der Meisteraufnahme gebräuchliches Symbol und soll die Vollendung der Aufnahme bezeichnen, woran die zerrissene Fessel, die gebrochene Kette (la ehaîne brisée) als Symbol der abgelegten Vorurtheile sich schliesst. Der entzweigerissene Schleier wäre das Symbol der höchsten Weihe und Vollendung ( [...]) und dürfte noch sinnvoller in der Trauerloge auf den Sarkophag des Dahingegangenen gelegt werden, zum Zeichen, dass nun der Schleier zerrissen und gehoben sei, der bisher das Göttliche, die Ewigkeit verhüllte. – In dem verborgenen Dunkel des Allerheiligsten thronte und wohnte wie in einer Wolke1) Jehovah der Unsichtbare, in welcher Vorstellung oder in welchem Symbole das beredteste Zeugniss für die hohe und tiefsinnige Gottesanschauung der Israeliten enthalten ist. So erzählt auch das I. Buch der Könige 8, 10 von der Einweihung des Tempels durch Salomo: „Als aber die Priester (nachdem sie die Bundeslade in das Allerheiligste gebracht hatten) aus dem Heiligthum hinausgegangen waren, erfüllte eine Wolke das Haus des Herrn und es konnten die Priester nicht wegen der Wolke dastehen, ihren Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Häus. Da, sprach Salomo: Der Herr hat also geredet, er wolle im Dunkeln wohnen. So habe ich nun ein’Haus gebauet, dir zur Wohnung; einen Sitz, dass du da wohnest ewiglich.“ – Gleichmässig wohnten auch die ägyptischen Götter oder standen ihre Bilder im Dunkel, im Verborgenen und Un- [143] nahbaren.1) Der allmächtige und unendliche Gott wurde natürlich nicht als in dem engen Hause wirklich wohnend gedacht, vielmehr war er hier den Betenden nur besonders nahe und gegenwärtig; nur der Aberglaube konnte den Tempel oder auch das Götterbild ( [...]) wie vielfach, bei den Griechen und oft bei den Katholiken als den wirklichen Sitz und die Wohnstätte des Gottes betrachten,2) mit Rücksicht, worauf Aristoteles Metaph. 4, 7 sagte: [...], oder 8, 6: [...].3) Salomo seinen Tempel weihend, spricht in diesem Sinne a. a. O. weiter: „Aber doch sollte Gott wahrhaftig auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel mögen dich nicht fassen, wie sollte es dieses Haus thun, das ich gebauet habe. Wende dich aber zum Gebete deines Knechts und zu seinem Flehen, o Herr, mein Gott! dass du hörest das Flehen und das Gebet, welches dein Knecht heute vor dir thut. Dass deine Augen Tag und Nacht offen stehen über das Haus, über diesen Ort, wovon du gesagt hast: Mein Name soll daselbst sein. Dass du hören wollest das Gebet, welches dein Knecht an diesem Orte thut. Und wollest das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel erhören, das sie an diesem Orte thun werden: Ja, du wollest es erhören an dem Orte deiner Wohnung im Himmel, und, wenn du es erhörest, gnädig sein. – Wenn auch ein Fremder, der nicht von deinem Volke Israel ist, aus fernem Lande um deines Namens willen kommt (denn sie werden hören von deinem grossen Namen und von deiner mächtigen Hand, und von deinem ausgestreckten Arm); und kommt, dass er in diesem Hause bete: so wollest du hören in deiner Wohnung im Himmel, und thun Alles, um was dich der Fremde anruft, dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen, dass sie dich auch fürchten, wie dein Volk Israel; und dass sie erfahren, wie dieses Haus, das ich gebauet habe, nach deinem Namen genannt sei.“

[144]

In dem Allerheiligsten des salomonischen Tempels standen aufrecht neben der quer oder von Norden nach Süden stehenden1) Bundeslade zwei kolossale Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln. Sie waren von wildem Oelbaumholz geschnitzt und noch wie Alles in dem Allerheiligsten und Heiligen, oder wie die Decke, die Wände und der Fussbaden, mit starkem Goldblech oder mit Goldtafeln überzogen,2) so dass, wie das Buch der Könige I. 6, 21 ff. sagte das ganze Haus mit Gold überzogen war. Das Gold ist aber hier nur das Symbol des Lichtes; die Wohnung strahlt im Golde, weil Gott im ewigen Lichte wohnt, das ewige Licht ist. Schon nach dem Zendavesta sitzen am Ormuzd und Bahman auf einem goldenen Thron und Bahman hat einen Goldrock. Bei den Indern trägt der vedische Gott Varuna, der Gott des himmlischen Gewässers, des blauen Aethers, ein goldenes Panzer.3) In der griechischen Mythologie schmückt Zeus den Apollo nach seiner Geburt mit goldener Mitra und Lyra. Die griechische Hera wird die goldthronende ( [...]) genannt.4) Auch die christliche Maria trägt als Himmelskönigin eine goldene Krone. Das verhüllte und verschlossene vergoldete Allerheiligste des salomonischen Tempels soll also nur den grossen Gedanken symbolisch ausdrücken, dass Gott das unsichtbare und unnahbare ewige Licht ist. In Uebereinstimmung hiermit steht es, dass Johannes, da er im Geiste den Thron Gottes in dem Himmel erschauet, eigentlich nur ein unendlich strahlendes Licht sieht, welches Licht eben der Thron Gottes, Gott selbst ist. Johannes sagt in seiner Offenbarung: „Und alsbald war ich im Geiste: und siehe, ein Thron stand in dem Himmel; und auf dem Thron sass Einer. Und der darauf sass, war wie der Stein Jaspis und Sardis anzusehen; und ein Regenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd.“ – Der salomonische Tempel war durchaus nur eine Verherrlichung Gottes, eine mög-

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lichst prachtvolle symbolische Darstellung der Wohnung und des Thrones Gottes, ein bleibender herrlicher Lobgesang auf den Ewigen, Allmächtigen und Allbarmherzigen, ähnlich wie Jesaja 49, 13 ruft:

„Jubelt, ihr Himmel, und frohlocke, du Erde,
brecht aus, ihr Berge, in Jubel:
Denn der Ewige tröstet sein Volk,
und seiner Elenden erbarmet er sich.

Jede der beiden kolossalen Cherubimstatuen, welche links und rechts von der Bundeslade standen und über diese ihre Flügel ausbreiteten, hatte eine Höhe von zehn Ellen und nahm, da jeder der zwei ausgebreiteten Flügel fünf Ellen mass, auch in der Breite einen Raum von zehn Ellen ein. Beide Cherubim, deren Gesichter dem Heiligen zugekehrt gewesen,1) waren so neben einander gestellt, dass sie sich mit den Flügeln gegenseitig berührten2) und somit den ganzen zwanzig Ellen breiten Raum des Allerheiligsten ausfüllten.

Die Cherubim3) sind der ägyptischen Sphinx und noch mehr dem assyrischen geflügelten Stiere4) und dem assyrischen, übrigens auch auf etruskischen Tempeln vorkommenden geflügelten Löwen und ähnlichen orientalischen Wunder- und Fabelthieren verwandt und ohne allen Zweifel nach deren Vorbild unter deren Einfluss entstanden. In dem Tempel des rein geistigen und unvorstellbaren Jehovah erscheinen eigentlich die Cherubim als etwas Fremdartiges und Unzulässiges: allein ganz konnte das Bildliche zum Tempelschmucke nicht entbehrt werden und die Cherubim, wie die zwölf Stiere am ehernen Meere und die vier Stierhörner am Räucheraltare, hatten wohl früher in dem Glauben und der religiösen Symbolik der Hebräer eine bedeutendere Stelle eingenommen, erscheinen mithin an dem [146] salomonischen Tempel als ein später mehr und mehr verhallender Nachklang. Der Cherub war ein Symbol des Weltschöpfers und der Weltschöpfung und viergestaltig, welche Vierzahl etwas dunkeler Deutung ist und auf die vier Elemente, auf den ägyptischen viereinigen Gottesbegriff, selbst auf die vier Zeiten des Jahres, die vier Himmelsgegenden und Aehnliches bezogen werden könnte. Stier, Löwe, Adler und Mensch bilden mit einander vereinigt das Wesen und den Körper des Cherubs, der sonach nichts Wirkliches, sondern blos etwas Fingirtes und Mythisches, ein blosses religiöses Symbol ist. Die Zusammensetzungsweise der vier Wesen war keine festbestimmte, sondern eine wandelbare und verschiedenartige; jedoch hatte, ähnlich wie die ägyptische Sphinx und die assyrischen Stiere und Löwen, der Cherub wohl in der Regel oder in seiner vollkommenen Darstellung einen menschlichen Kopf und Oberleib. Namentlich den beiden Cherubim bei der Bundeslade wird allgemein die menschliche Gestalt beigelegt, z. B. von Keil (der Tempel Salomo’s, S. 107), von Braun (I. S. 409), von Kopp, in der Basler Bibelausgabe u. s. w. Die Flügel des Cherubs sollten an den Adler erinnern; sein Unterleib war demjenigen des Löwen nachgebildet und seine Füsse waren dem Stiere entlehnt. Von dieser viertheiligen Zusammensetzung des Cherubs sagt die jüdische Theologie: „Vier sind die höchsten in der Schöpfung: der Löwe unter dem Wild, der Stier unter dem Zahmvieh, der Adler unter den Vögeln, der Mensch ist über Alle, Gott aber ist der Allerhöchste.“ – Der Cherub ist somit der Complex, der Inbegriff der höchsten Geschöpfe, über dem nur Gott als der Schöpfer steht, auf dem er wohnt und thront. Die ganze lebende Schöpfung ist in dem Cherub wie in einer Spitze, in einem einzigen vereinten Wesen zusammengefasst; der Cherub ist das symbolische Geschöpf aller lebenden Geschöpfe, animans animantium, die lebende Welt, die Eine Schöpfung, wie Jehovah nur der Eine Gott und Schöpfer ist. Neben dem Cherub, hat der Mosaismus kein zweites Symbol der Schöpfung und des Schöpfers. Der Cherub als das Symbol der lebenden Schöpfung steht in der Wohnung, in dem Tempel Gottes bei seinem Throne; die Schöpfung ist der untrennbare,

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Begleiter, der Verkünder, die Offenbarung und Verherrlichung, die Wohnung und der Thron Gottes, weshalb auch vermuthlich alle inneren Tempelräume mit goldenen Cherubimbildern zwischen Palmen und aufbrechenden Blumen1) bedeckt waren; Gott, das Licht spiegelte sich gleichsam, strahlte wieder in seiner unendlichen Welt und Schöpfung. Die volle Gottesidee, welche der salomonische Tempel und besonders in seinem Allerheiligsten ausspricht, ist daher, dass Gott das unsichtbare ewige Licht sei, welcher alles Leben und die ganze Welt geschaffen hat, erhält und regiert, – der allein in seiner Schöpfung sich offenbart und erkannt zu werden vermag. Der Cherub ist das Symbol der Schöpfung und Offenbarung Gottes, die individualisirte und personificirte Schöpfung und Offenbarung. Die wahre Bedeutung des Cherub erhellt aus der Offenbarung Johannis, Kap. 4. Johannes erblickt mit ahnendem Geiste den Thron Gottes, und rings um den Thron waren vier Thiere, voll Augen, vorn und hinten. Das erste Thier war gleich einem Löwen, und das zweite war gleich einem Stiere, und das dritte Thier hatte ein Angesicht wie ein Mensch und das vierte Thier war gleich einem fliegenden Adler. Und ein jedes dieser Thiere hatte sechs Flügel rings herum, und inwendig voll Augen; und sie haben keine Ruhe, weder Tags noch Nachts und sprechen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott, der Allmächtige, der da war, der da ist, und der da kommt.“ Und wenn die Thiere Dem, der auf dem Throne sitzet und von Ewigkeit zu Ewigkeit lebet, Herrlichkeit und Ehre und Dankbarkeit geben, so fallen die 24 Aeltesten, welche in weissen Kleidern und mit goldenen Kronen auf dem Haupte den Thron Gottes umsitzen, nieder vor Dem, der auf dem Throne sitzet, und beten Den an, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebet, und werfen ihre Kronen vor den Thron und sprechen: „Herr, du bist würdig, die Herrschaft und die Ehre und die Kraft zu empfangen: denn du hast alle Dinge erschaffen, und durch deinen Willen sind sie und [148] sind erschaffen worden.“ – Ebenso könnte es als eine Erklärung des Symbols des Cherubs angesehen werden, wenn der Evangelist Johannes 1, 3 von dem Worte Gottes, von dem ewigen Logos sagt: „Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ – Das eben so alte als bei der ersten Erscheinung auffallende Symbol der vier christlichen Evangelisten, nämlich ein Engel, Löwe, Stier und Adler sind durchaus nur der auseinander gelegte jüdische Cherub, die vier Thiere der Offenbarung Johannis am Throne Gottes; umgekehrt ist der jüdische Cherub auch die Zusammenfassung der vier Genien des Osiris in ein Wesen, wie bei Gelegenheit der Vierzahl weiter dargelegt werden soll. Die Deutung, welche der heilige Hieronymus dem Symbole der vier Evangelisten gegeben hat, dass Christus von Geburt ein Mensch, sterbend ein Opferstier, Löwe in der Auferstehung, Adler in seiner Himmelfahrt sei, ist eben so ungeschichtlich als verkehrt. Christus mit den vier Evaugelisten ist das das ganze Weltall erfüllende und belebende göttliche Licht, das ewige Licht und Leben, der in seiner Schöpfung sich offenbarende Gott.

Die Bundeslade, welche von Bezaleel aus Akazien- oder Sittimholz für die Stiftshütte angefertigt worden war, behielt Salomo in seinem Tempel unverändert bei.1) Braun (l. S. 409) lässt dieselbe in der Axenrichtung aufgestellt sein und ihre Tragstangen, für die der Platz nicht hinreichte, in den Raum des Heiligen hinausragen. Die Bundeslade war 2 ½ Ellen lang, 1 ½ Ellen breit und 1 ½ Ellen hoch, inwendig und auswendig mit Gold überzogen;2) in den vier Ecken derselben waren 4 Ringe angebracht, zum Durchstecken der Tragstangen, die von demselben Holz gemacht und gleichfalls mit Gold überzogen waren. Oben auf der Bundeslade lag eine massiv goldene Platte von gleicher Länge und Breite wie die Lade; aus der Platte heraus an ihren beiden Enden erhoben sich zwei kleinere goldene Cherubimbilder, deren Angesichter gegen einander und auf die Platte selbst gerichtet waren, letztere zugleich mit [149] ihren Flügeln überdeckend.1) Schon Lancret, deseript. de l’ Eg. antiqq. I. p. 26, hatte die von geflügelten goldenen Figuren beschattete Bundeslade aus Akazien-, Sittim- oder Setimholz, welche Leviten in weissen leinenen Kleidern trugen, als ägyptischen Ursprungs erklärt, indem auch in Aegypten bei den Processionen, besonders der Isis, solche Götterbilder und göttliche Heiligthümer umhergetragen wurden;2) an diese Ansicht von Lancret hat sich neuerlich Braun angeschlossen. Die goldene Platte, über welcher die zwei Cherubim standen und unter der das Gesetz, die zwei steinernen Tafeln mit den zehn Geboten Gottes lagen,3) wurde symbolisch als der Thron, als der Sitz Gottes gedacht, von welchem herab Gott zwischen den zwei Cherubim zu Moses redet und Israel seine Befehle ertheilt, also sich als König des Volkes erweiset. Im zweiten Buche Mosis 25, 22 und 23 wird gesagt: „Und du sollst den Gnadendeckel oben über die Lade thun, und das Zeugniss, das ich dir geben werde, in die Lade legen. Daselbst will ich zu dir kommen, und mich mit dir besprechen, und mit dir reden, von dem Gnadendeckel herab, zwischen den zwei Cherubim, die auf der Lade des Zeugnisses sein werden, über alles, was ich dir an die Kinder Israels befehlen will.“ – Gott wohnt und thront über der Bundesurkunde, über seinem Gesetze, oder vielmehr Gott ist in seinem Gesetze, durch sein Wort in der Bundeslade und mit dieser in dem Allerheiligsten wirklich gegenwärtig; aus dem Gesetze, von der Bundeslade herab vernahm das Volk Israels das Wort und Gebot Gottes und Gott wohnte bei ihm, wenn und so lange es dem göttlichen Worte und Gebote getreu blieb und nicht bundesbrüchig wurde. Erst mit dem Gesetze, – mit der Bundeslade, worin das Gesetz liegt, mit dem feierlichen Gelöbniss der Juden, das Gesetz Jehovah’s heilig halten und niemals verletzen zu wollen, zieht Jehovah in seinen Tempel ein, wohnt nunmehr bleibend darin, wie bei dem ganzen Volke Israels und bei jedem einzelnen Israeliten. Der wahre Tempel [150] Gottes, der allein unzerstörbare salomonische Tempel ist der Mensch, das Volk und die Menschheit auf Gottes Wegen, in der Erfüllung des göttlichen Gebotes und in der Erstrebung des göttlichen Geistes und Lebens; diesen geistigen salomonischen Tempel, diesen Gottestempel, dessen Bausteine die Völker und die Menschen mit ihren Thaten sind, wollen die Christen und auch die Maurer bauen, wiedererbauen, nachdem der erste wirkliche salomonische Tempel durch Schuld und Abfall zerstört worden ist. Indem Salomo den festen Tempel zur Aufnahme und unwandelbaren Bewahrung der Bundeslade baute und mit dieser feierlich weihete, weihete er und alles jüdische Volk sich dem Dienste Jehovah’s, heiligten sich und wurden zu göttlichen Priestern und Dienern. Der Tempel, – der Geist, welcher den Tempel gebauet und geweihet hatte, war die eigentliche und höhere Bundesurkunde, war der Schutzgeist und das Unterpfand des jüdischen Volkes und seines Glückes, – war das lebendige Symbol des jüdischen Reiches und seiner Schicksale. Der salomonische Tempel durch den Geist, dem er dienen sollte, und durch die erhabene Gottesidee, die er verkündet und welche aus allen Stürmen und Verirrungen stets nur reiner und siegreicher sich erhob, ist das weltgeschichtlichste und geistigste Gebäude, welches jemals gebauet worden ist und das eben deshalb auch nicht bleibend gebrochen werden konnte und nimmer kann. Wo die Bundeslade mit dem Gesetze steht, befindet sich das Allerheiligste und wohnt Gott, d. h. der Tempel Gottes steht überall, wo die Menschen und die Völker ihn gläubig verehren und auf seinen Pfaden wandeln. Der salomonische, serubabel’sche und herodianische Tempel liegen seit Jahrhunderten und Jahrtausenden in Trümmern und über diesen Trümmern steht jetzt und seit dem Jahr 686 auf dem Berge Moriah die berühmte Moschee el-Aksa, nächst Mekka der heiligste Ort der Muhammedaner,1) mit ihrem Garten: aber aus den Trümmern der [151] zerstörten jüdischen Tempel und aus dem mit ihnen verbreiteten gereinigten Glauben ist nicht blos die Moschee el-Aksa, sondern sind die Moscheen und die Kirchen aller Länder und Völker, das Christenthum und der Muhamedanismus erbauet worden und so wurde der zerstörte, aber geistig wiedererbaute und wiederzuerbauende salomonische Tempel von selbst zum Symbole des unzerstörbaren Wortes und Geistes Gottes, der Gottheit, der Gottmenschheit. Dem zerstörten Tempel steht die gebrochene Säule gleich und auch der zerstörte Tempel, die gebrochene Säule steht noch unerschütterlich in ihrem Geiste und Grunde (adhuc stat). Auch schliesst sich daran das Quadrat oder vielmehr der Cubus des irdischen und himmlischen Jerusalems oder Gottestempels, der maurerische cubische Stein, von welchem Vitringa erläuternd bemerkt: id (der Cubus) vero mystice figurat ecclesiae firmitatem et statum ejus immotum, [...] enim situm non facile mutant. Ein solcher rechtwinkeliger und wohlbehauener Stein, ein Culus, ein wahrer Gottestempel, ein salomonischer Bau soll, sich selber richtend, behauend und bauend, ein jeder Mensch und Maurer sein, dann werden die Stürme und Leiden des Lebens ihn nicht bewegen, ihn nicht stürzen und brechen. Der cubische Stein ist das Symbol des Makro- und des Mikrokosmus, der grossen Welt und des kleinen Menschen; der Cubus ist der Kosmos, das ewige Gesetz der Schöpfung, die Schöpfung des formenden und gesetzgebenden Winkelmasses oder des Rechten und des Richtenden, weshalb auf dem Cubus das Winkelmass oben aufliegt. Wenn aber die Menschheit und der Mensch, der Tempel in der Menschheit und in jedem einzelnen Menschen die Welt sein soll, müssen sie das All liebend umfassen, allgemein-menschlichen oder weltbürgerlichen Sinnes sein; wie Keil, der Tempel Salomo’s, S. 139 – 142 es ausdrückt, hat das in der Welt beflindliche und durch das irdische Heiligthum abgebildete Reich Gottes die Bestimmung, die ganze Welt zu umfassen und in sich aufzunehmen.

Die Bundeslade in der Centralstadt und in dem Central-

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tempel des ganzen jüdischen Volkes, der 12 Stämme Israels, war das sichtbare Symbol, dass Gott bei seinem Volke und dieses in ihm und nach seinem Gesetze wohnen wolle. Der Tempel und alle darin gethanenen Gebete und gebrachten Opfer waren nur das Flehen der 12 Stämme Israels, dass Gott mit ihnen und sie mit Gott sein möchten; der Hohepriester namentlich, der allein der Bundeslade und dem Throne des Unsichtbaren in seinem dunkelen Allerheiligsten sich nahen darf, ist nur der symbolische Vertreter der zwölf Stämme Israels und trägt daher ihren Namen auf seinem Brustschilde. Gott allein soll über Israel herrschen und Israel allein will Gottes Volk sein, ihn nennen und bekennen. Doch Gott ist nicht allein das Gesetz, er ist auch die Liebe und Gnade, welche sühnend und verzeihend hinwegnimmt die Sünden und die Schuld des Volkes Israel, weshalb der Thron Gottes über der Bundeslade und über dem Gesetze im letzten und höchsten Sinne der Gnadendeckel, der Deckel der Sühne und Vergebung, Kapporeth heisst.1) Der Tempel ist mithin wesentlich auch der Ort, wo Gott um Verzeihung und Gnade für die Sünden angerufen, wo die Sühn- und Bittopfer dargebracht werden; das Allerheiligste aber ist die Stätte der höchsten Gnade, Barmherzigkeit und Vergebung Gottes, – der Thron Gottes; Gott selbst ist nur die göttliche Gnade und Güte, welche alle Sünden der Menschen hinwegnimmt und tilgt, sobald der Mensch sie bereuet und zu Gott zurückkehrt. An dem, von Israeliten jährlich gefeierten grossen Sühnetag wurde ein dreifacher Sühneact vollzogen: zuerst geschah die Sühne des Heiligthums und seiner Geräthe, dann die Sühne des Hohepriesters und der Priesterfamilie, endlich die Sühne des ganzen Volkes. Jeder dieser drei Sühneacte wurde einzeln vorgenommen und zwar dadurch, dass der Hohepriester die Blutsprengung auf oder vor dem Gnadendeckel, der Kapporeth verriehtete.2) Aehnlich wurde z. B. auch bei den Griechen in [153] alten Tagen an dem Jahresfeste des Apollo (Katharsios) durch ein Sühnopfer die allgemeine Straffälligkeit von den Gemeinden gebüsst;1) als ein Sühnfest wird selbst die in Delos durch Chöre und Spiele von den Kykladen gefeierte Panegyris aufgefasst.

In dem Heiligen befand sich der Räucheraltar, welcher unmittelbar vor der Bundeslade stand, jedoch getrennt von ihr durch den herabhängenden Vorhang des Allerheiligsten, von Holz mit Gold überzogen, viereckt, mit vier Stierhörnern an den vier Ecken, mit einem Rande an der Oberfläche versehen und mit einem Kranze in der Mitte geschmückt.2) Das Räucherwerk, das auf ihm angezündet wurde, bestand aus vier zu einem Ganzen gemischten Ingredienzen, war mithin eine Wendung und Beziehung des viergestaltigen Cherub. Links und rechts von dem Räucheraltar standen in dem Heiligen zehn Leuchter, fünf auf jeder Seite, ganz von Gold und inwendig hohl; aus einem Postamente erhob sich der Stock des einzelnen Leuchters, von welchem auf jeder Seite drei Arme oder Zweige ausgingen, in gerader Linie mit dem Stock, so dass der Leuchter sieben Lampen in einer Reihe trug; an Stock und Zweigen waren zur Zierde Mandelblüthenkelche, Knäufe und Blumen angebracht. Die rabbinische Meinung, es seien 11 Leuchter gewesen, nämlich der alte mosaische und zu dessen beiden Seiten je fünf neue, hat Keil, der Tempel Salomos S. 109 , nach Baehr mit Recht als textwidrig zurückgewiesen. Ebenso standen in dem salomonischen Tempel auf jeder Seite des Räucheraltars je fünf oder im Ganzen zehn Tische von Holz mit Gold überzogen, viereckt und zwar nach dem Allerheiligsten wohl vollkommen quadratförmig, mit einem Kranze unterhalb des Tischblattes. Auf jedem Tische lagen in zwei Reihen zwölf ungesäuerte Brode, die sog. Schaubrode.3) In der zum Vorbilde des salomonischen Tempels gebrauchten Stifts- [154] hütte hatte nur ein siebenarmiger Leuchter und nur ein Schaubrodtisch sich befunden. Die Zehnzahl der Leuchter und der Schaubrodtische, welche Zehnzahl zugleich die architektonische Grundzahl des salomonischen Baues ist, hat zunächst und zugleich symbolischen Bezug auf die zehn göttlichen Gebote der Bundeslade oder der Gesetzestafeln.1) Die Zehnzahl ist die Grund- und Normalzahl des salomonischen Tempels und seiner Geräthe, wie die zehn Gebote die Unterlage des israelitischen Staates und Volkes bilden. Der Tempel, die Kirche und das Volk, der Staat ruhen auf dem gleichen sichern göttlichen Grunde. Da übrigens die Zwölfzahl der Schaubrode, welche Zwölfzahl uns urkundlich in dem salomonischen Tempel hier zuerst begegnet, d. h. aus der Stiftshütte herübergetragen ist, zuletzt und in ihrem obersten Grunde astronomisch ist, auf die zwölf Theile des Thierkreises und des Jahres sich bezieht, – da ferner auch der siebenarmige Leuchter in seiner astronomischen Grundbedeutung auf die sieben Planeten des Alterthums mit ihren sieben Sphären und mit den sieben Wochentagen hinweiset: muss auch wohl die in dem salomonischen Tempel damit nah verbundene Zehnzahl und Vierzahl eine verwandte astronomische Natur haben und hat sie wirklich, indem die Zehnzahl die Decadenzahl und die Vierzahl die Zahl der vier Haupttheile der Sonnenbahn und des Jahres ist. Selbst die Dreizahl würde hier nur als die Zahl der drei Decaden eines Thierkreisbildes oder Monats erscheinen. Baehr, S. 100, erklärt die Zehnzahl, wie auch schon in seiner Symbolik des mosai. Cultus, I. S. 181, bei den Hebräern als die Zahl der Vollkommenheit; sie sei, weil die allumfassende, auch die vollkommenste. Die Zehnzahl in diesem Sinne gehört der Mathematik und Astronomie an und bildet mit den übrigen sie umgebenden Zahlen ein dem gleichen Boden entsprungenes, nicht zu trennendes Ganze. Die oberste Zahl, die eigentliche Grundzahl, von welcher ausgegangen werden muss und der gegenüber alle übrigen Zahlen nur als abgeleitete erscheinen, ist die Zwölf als die Zahl der Zwölfgetheilten 360gradigen Sonnenbahn, welche 360 Grade der [155] Sonnenbahn und Tage des Jahres, jedoch mit den fünf Zusatztagen, daher auch in den 365 Glöcklein an dem Rocke des Hohepriesters, wie die Zwölfzahl auf seinem Brustschilde und zugleich in der Zwölfzahl der bei Darbringung eines Opfers regelmässig beschäftigten Priester, auftreten. Die Zwölfzahl ist die volle, die vollkommene und daher auch die höchste göttliche und priesterliche Zahl; die Jahreszahl. Die Fünf- und die Siebenzahl erscheinen hier nur als Theile der Zwölf- oder der Jahreszahl und zwar die Fünfzahl als die Zahl des höchsten Lichts und der höchsten Sonnenkraft und Macht, als die Sommerzahl, weshalb sie auch bei den beiden Cherubim des Allerheiligsten, so wie bei den siebenarmigen Leuchtern und den Schaubrodtischen des Heiligen angewandt ist, denn die Zehnzahl ist ganz deutlich im ganzen salomonischen Tempel, namentlich bei den Leuchtern, Schaubrodtischen und Wasserbecken nur eine Verdoppelung der Fünfzahl, nur zwei Mal fünf, wie selbst die zehn Gebote Gottes nur zwei Fünfgebote auf zwei Tafeln sind. Es ist ein ansprechender Gedanke der Basler Bibelausgabe, dass sie auf ihrer Abbildung des Allerheiligsten dessen drei Wände (die vierte und östliche Wand nahm die Thüre mit dem Vorhänge ein) mit je vier anbetenden Cherubim schmückt, wodurch alsdann die Zwölfzahl gleichmässig mit und über der Fünfzahl in dem Allerheiligsten, Heiligen und in dem Priestervorhofe in den zwölf Cherubim, zwölf Schaubroden und zwölf Stieren dargestellt wäre. Die gleiche Bibelausgabe ertheilt auch den beiden Langwänden des Heiligen auf dem diesfälligen Bilde je sechs anbetende Cherubim. In der Betrachtung oder vielmehr Beschreibung des Heiligen nimmt die Basler Bibel den Eingang aus dem Heiligen in das Allerheiligste, mit seinen zwei stets offen stehenden und in goldenen Angeln ruhenden Thürflügeln von wildem Oelbaumholz gleich den beiden kolossalen Cherubim, fünfeckig, d. h. lässt ihn mit einem das fünfte Eck über dem Thürvierecke bildenden Thürgiebel versehen sein, und berührt zugleich, dass aus der Vision des Ezechiel 41, 3: „Und er ging inwendig hinein (in das Allerheiligste des visionären Tempels) und mass die Thür zwo Ellen (die Oberschwelle der Thür) und die Thür hatte sechs Ellen, und [156] die Weite der Thür sieben Ellen.“ Einige muthmassen, die Thür des Allerheiligsten im salomonischen Tempel sei sechs Ellen hoch und sieben Ellen breit gewesen.

Die Siebenzahl wäre die winterliche Zahl, die Zahl der sieben Winter- und Todesmonate im Gegensatze zur Fünfzahl des Sommers und des Lebens, aber zugleich auch die Wochenzahl, die Zahl der sieben Planeten und Tage. Der siebenmonatliche Winter selbst ist eigentlich nur eine siebentägige Winter- und Trauerwoche. Fünf je siebenarmige brennende Leuchter symbolisiren die Siebenzahl in dem Heiligen und führen die Schöpfung, den Tod in das ewige Licht und Leben, in das Allerheiligste vor den Gnadenthron des Ewigen. Durch die zehn Leuchter erhebt sich die Siebenzahl auf die für den mosaischen Cultus bedeutungsvolle Siebenzigzahl und erinnert namentlich an die 70 Seelen des Hauses Jakob, welche zufolge Genesis 47, 27 nach Aegypten eingewandert sein sollen, – an die 70 Tage, welche die Aegypter nach Genesis 50, 3 um den verstorbenen Jakob weinten, – an die 70 Palmbäumeneben den zwölf Brunnen in Elim nach Exodus 15, 27, – an die 70 Aeltesten Israels, – die 70 Männer Zerub-Baal in Richter 9, 2 und 5, – die 70 Söhne des Ahab in Samaria nach II. Könige 10, 1, – die 70 Wochen bei Daniel 9, 24, nach denen dem Uebertreten gewährt, die Sünde zugesiegelt, die Missethat vergeben und die ewige Gerechtigkeit gebracht und der Allerheiligste gesalbet werden soll u. s. w.

Die Vierzahl ist das Vierteljahr, der vierte Theil des Jahres mit je drei Monaten, welche Viertheile durch das quadratische Viereck wieder zu einem Ganzen, zur vollen Zwölfzahl verbunden werden. Der viergestaltige Cherub im Quadrate und Cubus des Allerheiligsten, die vier Stierhörner am vermuthlich quadratischen Räucheraltar, die quadratischen oder nur viereckten Schaubrodtische mit je zwölf Schaubroden, – die zwölf Stiere des ehernen Meeres, welche ein vierecktes oder auch quadratisches ehernes Untergestell trugen, auf welchem erst das meerähnliche oder kolossale runde oder sonnenförmige Wasserbecken ruhte, – selbst der viereckte Brandopferaltar mit den vier Stierhörnern wären sonach die gleichen Symbole der Vier- [157] zahl und gewöhnlich zugleich der Zwölfzahl. Quadratisch war auch die Umwallung des alten Babylon und anderer mesopotamisehen Städte, sowie der ägyptischen Städte Sais, Tanis, Heliopolis, Denderah, Ilithyia, Ombos u. s. w. (Braun I. S. 183).

Die Dreissig- und die Dreizahl mit der Zehnzahl sind die Monatszahlen, die drei Decaden oder drei Theile des 30tägigen Monats und des 30gradigen Zeichens des Thierkreißes. Die Zwanzig- und die Sechszigzahl in dem salomonischen Tempel sind blose Verdoppelungen der Zahlen 10 und 30 der vorbildlichen Stiftshütte. Die Dreizahl, welche sonst so leicht mystisch missdeutet und namentlich mit dem christlichen Dreieinigkeitsbegriffe in Zusammenhang gebracht wird, ist mithin eine einfache Theilungszahl, die Zahl, wodurch der 30theilige Sonnenmonat in drei gleiche Theile zerlegt wird. In der Stiftshütte und in dem salomonischen Tempel entspringt Jedem sichtlich die Dreizahl durch die Theilung der Dreissig und ihrer Verdoppelung, der Sechszig. Die Stiftshütte hat die symbolische Länge eines Zeichens des Thierkreises mit 30 Ellen, ist ein Sonnenhaus, eine Wohnung des Sonnengottes, und der salomonische Tempel enthält in seinen 60 Ellen Länge blos das doppelte Mass der Stiftshütte. Von den 30 oder zwei Mal 30 Ellen des Gottes- und Sonnenhauses wird eine Decade für das Allerheiligste, für den symbolischen Thron Gottes auf dem Gesetze oder auf der Bundeslade abgesondert und zu einem Cubus gestaltet, wird die Bundeslade als das Allerheiligste darin verdeckt und verhüllt. Gewiss ist es kein blosser Zufall, dass die zehn Leuchter und zehn Schaubrodtische des Heiligen und die zehn Wasserbecken im Priestervorhofe des salomonischen Tempels drei Decaden und damit in ihrer Vereinigung die Dreissig-, die Monatszahl bilden. Hieran würden sich reihen die zwölf Stiere des ehernen Meeres im Priestervorhofe, die zwölf Schaubrode auf den Tischen des Heiligen und die zwölf Cherubim an den drei Wänden des Allerheiligsten, wenn diese nach der Vermuthung wirklich vorhanden waren, als die drei Mal 12 oder 36 Symbole der 36 Decane der ganzen Sonnenbahn. Diese Verknüpfung ist um so zulässiger, als die Wasserwaschbecken des Priestervorhofes durch die [158] auf ihnen in halb erhabener Arbeit urkundlich abgebildeten Cherubimbilder von selbst mit den Cherubim des Allerheiligsten in Verbindung treten. So hatte z. B. auch der indische Tempel zu Chalambron 36 Säulen, hinweisend auf die 36 Decane, und der Tempel zu Branbanam zählte 56 Säulen, entsprechend den 56 heiligen Weltregionen, deren die indischen Purana’s gedenken.1)

Ist diese astronomische oder solarische Deutung der Zahlensymbolik des salomonischen Tempels richtig, dann wird auch den beiden Säulen Jakin und Boaz2) eine ganz bestimmte, gleichfalls astronomiseh-solarische Bedeutung beizulegen sein. Sie sind die Symbole der beiden Sonnenwenden und trugen zugleich gewiss die Symbole des Sommers und des Winters, des Lebens und des Todes, der Fünf- und der Siebenzahl; von der Siebenzahl ist es berichtet, von der Fünfzabl aber steht es zu vermuthen. Nach Baehr S. 197 symbolisiren die beiden starken Säulen in Verbindung mit dem Hause das ewig dauernde feste Verhältniss, in welchem Jehovah zu dem Volke stand, das er sich erkoren und unter dem er sich niedergelassen. Rabbi Levi Ben Gerson will die eine Säule auf die Sostitien, die andern auf die Aequinoctien bezogen wissen. Ghillany bezog die Säulen auf die zeugende und empfangende, männliche und weibliche Naturkraft, den Baal und die Aschera. Nach Vatke waren die beiden Säulen aus dem Heraklestempel zu Tyrus entlehnt. Gerlach hält sie für Symbole der schaffenden und erhaltenden Kraft Gottes u. s. w. Nach dem Temple mystique, Paris 1854, Nr. 1. p. 4, welcher zugleich den König David und Salomo zu Memphis in die ägyptischen Mysterien eingeweiht werden lässt, bot der salomonische Tempel l’image symbolique de l’univers; son système numerique était entièrement lié au culte du grand roi.

Die Anwendbarkeit der versuchten symbolischen Deutung auf die Symbole der Maurerei ergibt sich für jeden kundigen Maurer von selbst. Der Grund, weshalb in dem salomonischen Tempel die Zahlen und Masse so bedeutungs- [159] voll, ist der, dass er ein Abbild der Welt sein sollte, in welcher, wie das Buch der Weisheit 11, 21 sagt, Gott Alles mit Mass, Zahl und Gewicht geordnet hat. Zu Hiob 381 4 ff. spricht der Herr: „Wo warst du, da ich die Erde gründete? Sage mirs, bist so klug. Weissest du, wer ihr das Mass gesetzet hat? Oder wer über sie eine Richtschnur gezogen hat? Oder worauf stehen ihre Füsse versenket?“1)

Der unter dem doppelten Einflusse der Chaldäer und der Aegypter, der Astronomen des Alterthums, und mehr oder weniger nach dem Vorbilde ihrer Tempel erbaute salomonische Tempel befolgte auch die dabei übliche chaldäisch-ägyptische astronomische Symbolik, wenngleich dieselbe nur David und seinen Priestern, nicht auch dem ganzen jüdischen Volke klar und verständlich sein mochte. Jedenfalls waren die beigezogenen phönicischen Techniker und vor allen Hiram mit dieser astronomischen, auch bei ihnen gebräuchlichen Symbolik, vertraut und ihre Aufgabe war es, dieselbe an den einzelnen passenden Orten, besonders bei den Gussarbeiten, bei den Leuchtern, bei den beiden Säulen, bei dem ehernen Meere und bei den dazu gehörenden Gestühlen mit Wasserbecken anzubringen und anzuwenden, wie es in der That auch geschehen ist. Schwierig ist bisher das Verständniss des Säulenschmuckes, der Säulenknäufe geblieben, wegen der unklaren Beschreibung, welche davon im ersten Buche der Könige 7, 17 ff. gegeben wird;2) immerhin scheint dabei die Vier- und Siebenzahl angewandt gewesen zu sein. Die beiden Säulen hatten oben ein Ketten- oder Gitterwerk, das aus sieben Ketten geflochten war.

Ueber die symbolische Bedeutung der drei Geräthe des Heiligen werden sehr verschiedene und abweichende Meinungen aufgestellt;3) sie, dürften etwa dahin zu deuten sein:

Der vor dem Throne Jehovah’s, – vor dem Vorhange,

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welcher über der Zeugnisslade hängt,1) als das unzweifelhafte Hauptgeräthe des Heiligen stehende Räucheraltar sollte auf seinem Feuer und Rauche die Gebete und Bitten, die Wünsche und Klagen des Volkes Israel zu dem Throne seines Gottes im Himmel emportragen; er war der Altar des zum Himmel betenden und flehenden Volkes der Israeliten. Daher sieht Johannes in seiner Vision 8, 3 einen Engel kommen und sich zum Räucheraltar stellen; „der hatte ein goldenes Rauchfass, und ihm ward viel Rauchwerk gegeben, damit er es den Gebeten aller Heiligen gebe, auf dem goldenen Aftare, der vor dem Throne ist. Und der Rauch des Rauchwerkes mit den Gebeten der Heiligen ist aus des Engels Hand vor Gott gestiegen.“ – Daran schliesst es sich, dass später 11, 1 dem Johannes von einem Engel ein Rohr gleich einem Stabe gegeben und zu ihm gesagt wird: „Stehe auf, und miss den Tempel Gottes, und den Altar und die darin anbeten.“ Der Rauchaltar, – das Feuer, welches von dem Rauchaltare aufsteiget, ist der Bote der Menschen zu Gott, der Mittler zwischen der Menschheit und der Gottheit, zwischen der Erde und dem Himmel. In dem gleichen Sinne trägt Agni, das Feuer, als die Gebetzunge (Mantradschiwas) die Wünsche und Gebete der Menschen von den Opferspenden zu den Göttern hinauf und wird zum Mittler zwischen beiden, zum Herold der Götter, der sie zum Opfer zusammenruft, zum Priester unter den Göttern und zum Gotte der Priester. Aehnlich wird noch bei den Katholiken jeder feierliche Gottesdienst mit Räucherungen unter Spendung des Segens durch den Priester begonnen und geschlossen; der Rauch soll das erste und das letzte Gebet der Gläubigen vor den Vater in dem Himmel tragen. Völlig unbegreiflich erscheint wenigstens uns die Ansicht von Baehr, dass der in der Wohnung Jehovah’s verbreitete Wohlgeruch den göttlichen Odem bedeute, welcher in Jehovah’s Wohnung wohne und ohne welchen kein Licht und kein Leben (Brod) sei, – er sei das eigent- [161] lich schaffende Princip in Gott, indem Jehovah athme, bezeuge er, dass er sei, – durch sein Athmen gehe von ihm Licht und Leben aus, – weil Jehovah nur Einer sei, stehe auch nur Ein Altar des Odems in der Mitte des Heiligen. Nach Hengstenberg und Keil soll der Räucheraltar den lsraeliten zurufen: „Betet ohne Unterlass!“, der Leuchter: „Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen!“ – Auch Mithra, der Gott des Lichtes überhaupt und des Sonnenlichtes insbesondere, wird von den Baktrern der Mittler genannt, weil alle Segnungen des Ormuzd dem Menschengeschlechte erst durch Vermittelung der Sonne, des Lichtes und der Wärme zukommen; Mithra selbst bedeutet daher den Freund (der Menschen). Ebenso ist auch der im ewigen Wechsel zwischen Licht und Finsterniss, Tag und Nacht sich umschwingende griechische Hermes der Bote des Zeus.1) – Die Bitten und Gebete, welche von dem Rauchaltare des salomonischen Tempels aufsteigen zu Gott im Himmel um Erhörung, sind das Flehen um das irdische und himmlische Leben und Licht. Darum umstehen den Rauch-, den Gebetsaltar die zwölfbrodigen Schaubrodtische und die siebenarinigen Leuchter, um dadurch anzudeuten, dass Gott der Geber und Spender alles Lebens und alles Lichtes sei. Von den Schaubrodtischen ertönt gleichsam das christliche Gebet: „Gib, o Herr, uns unser tägliches Brod!“ Nach Hengstenberg sollen die Schaubrodtische das Volk auffordern, Gott sein tägliches Brod zu geben, und dieser Aufforderung werde genügt, wenn die Gemeinde fleissig in guten Werken Gott Dasjenige darbringe, wozu er Kraft, Segen und Gedeihen gegeben.2) Zwölf Schaubrode sind es entweder mit Hinsicht auf die zwölf Stämme Israels, welche nach Brod verlangen, oder die zwölf Monate des Jahres, in denen Gott allen Jahressegen verleiht, oder endlich mit Hinsicht auf Beides zugleich. Auf Gott als den Verleiher des Lebens, des Heiles und der Freude, deuten gleichmässig die goldenen, ewig grünen Palmen [162] und die aufblühenden Blumen hin, welche neben den Cherubim die Wände des Tempels Gottes schmückten. Besonders die in jedem Monate neu sprossende Palme war das Symbol des niemals ersterbenden und stets fortdauernden irdischen und himmlischen Lebens, des unzerstörbaren Grüns auf Erden und im Himmel. Wie Gott das tägliche Brod und allen, Segen während der zwölf Monate des Jahres den Kindern Israels verleihet, leuchtet er auch durch die sieben Himmel der Planeten und die sieben Tage der Woche, wie dieses der siebenarmige Leuchter ausspricht. So gehen auch aus dem Munde des indischen Agnis sieben Strahlen als sieben Zungen und er heisst daher der Siebenzungige, Saptaschiwas, und ist zugleich siebenarmig. Der von den alten Arabern unter dem Bilde eines greisen Mannes, Hobal genannt, verehrte Saturn trägt sieben Pfeile in der Hand als Symbol der den sieben Wochentagen vorstehenden sieben Planeten. Ganz ebenso sind die sieben brennenden Lichter auf dem Einen Leuchter der Stiftshütte und des salomonischen Tempels das Alles erleuchtende Licht, das vereinigte siebenfache Licht der sieben Planeten des Einen Lichtgebers und Gottes, die sieben göttlichen Lichter und Augen (vgl. oben I. S. 169). Nach der Offenbarung Johannis1) trägt Christus in dem Himmel in der rechten Hand sieben Sterne, welche die Engel der sieben christlichen Gemeinden, d. h. der ganzen Christenheit in Asien sind und bedeuten. Christus als dem siegreichen Lamme des Lichts ertheilt Johannes sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sein sollen, die auf das ganze Erdreich gesendet sind; dieses geschlachtete Lamm löset durch seinen Tod in der Hand Gottes das Buch des letzten Gerichtes mit den sieben Siegeln. Es gibt kaum eine andere Zahl, welche bei den Israeliten und bei allen übrigen Völkern des Alterthums so häufig symbolisch gebraucht wird, als die Siebenzahl und doch gehört diese Zahl bei den lsraeliten nicht dem reinen Jehovahglauben und Cultus an, sondern ist entweder ein Ueberrest oder eine fremdartige Einmengung aus dem [163] Glauben und Cultus der sieben Planeten, der sieben schöpferischen Grundkräfte, der sieben Kabiren und Patäken. Die von Noah zum zweiten Male ausgesandte Taube kehrt nach der Genesis 8, 10 nach sieben Tagen wieder in die Arche zurück. Zufolge Genesis 7, 10 kam nach sieben Tagen das Gewässer der grossen Fluth auf die Erde. Das mosaische Fünf- oder Zehngebot schreibt den Juden vor, am Passah- oder Osterfeste sieben Tage lang ungesäuertes Brod zu essen. Die mosaischen Urkunden zählen gleichfalls sieben Erzväter.1) Nach Jesaja 11, 15 schwingt der Ewige seine Hand wider den Strom Euphrat in der Gluth seines Zornes und schlägt ihn zu sieben Bächen, dass man mit Schuhen hindurchgehen kann. In 3, 1 droht Jesaja den Frauen für den Fall der Zerstörung Jerusalems, dass an jenem Tage sieben Weiber Einen Mann haben und sich verzweifelnd unter seinen Schutz stellen werden. Psalm 12 wird Gott angerufen, den Nachbarn der Juden siebenfach in ihrem Busen den Hohn zu vergelten, womit sie Jehovah gehöhnt haben. Das Herbst- oder Laubhüttenfest wurde im siebenten Monat des hebräischen Jahres vom 14. bis zum 21. Tage desselben gefeiert. Die Einweihung zum jüdischen Tempel- und Priesterdienste währte sieben Tage hindurch. Bei dem jährlichen grossen Sühnopfer sollte der Hohepriester mit seinem Finger in das Blut tauchen und sieben Mal damit gegen die Bundeslade oder gegen Jehovah sprengen; sieben Tage dauern die Gebräuche der Priester bei ihrem Füllopfer; sieben Tage währte das Passah- und das Succothfest, das Ostern- und das Hüttenfest; bei der Einweihung des Tempels Salomo’s wurde sieben Tage lang geopfert und am siebenten Tage des siebenten Monats im siebenten Jahre nach seinem Beginnen soll der Tempel eingeweiht worden sein; Kain soll sieben Mal, Lamech aber 70 Mal sieben Mal gerochen werden; in der Genesis befiehlt der Herr Noah, aus allem reinen Vieh und den Vögeln des Himmels je sieben und sieben, das Männlein und das Weibchen zu sich zu nehmen; Abraham. gab dem Abimelech sieben Lämmer; bei [164] sieben Brunnen (Berseba), welche er gegraben hatte, schliesst Abraham Verträge mit den Kanaanitern; sieben Jahre dient Jakob um die Rahel und sieben andere um die Lea; sieben Mal beugte Jakob vor dem ältern Bruder sich zur Erde; sieben magere und sieben fette Kühe erschienen; eine Frau, welche einen Knaben geboren hatte, blieb sieben Tage und zwei Mal sieben Tage wegen der Geburt eines Mädchens unrein; wer ein Grab und wohl auch einen Todten berührte, sollte nach Numeri 19, 16 für sieben Tage unrein sein; die Samariter, welche als eine jüdische Religionssecte zu betrachten sind, feierten sieben kirchliche Feste und sieben Tage dauerte auch ihr Oster- und Laubhüttenfest; der siebente Monat begann bei ihnen mit dem Neujahrsfeste. „Siebenen,“ sich bei sieben heiligen Dingen verpflichten, hiess bei den Hebräern schwören. Ebenso wurden bei den alten arabischen Stämmen Bündnisse über sieben Steinen beschworen, indem die Schwörenden sich ihre Hände aufritzten und die Steine mit ihrem Blute bestrichen, was darauf beruht, dass auch sie gleich den übrigen Semiten von den Ariern, von den Chaldäern die Verehrung der sieben Wandelsterne als lebendiger Geister, als Herrscher über die Natur und die Geschicke der Menschen angenommen hatten. – Die sieben noachidischen Gebote der Juden1) waren: zu meiden Gotteslästerung, den Gestirndienst, die Blutschande sammt der Pedärastie, den Mord, den Raub und Diebstahl, den Ungehorsam und die Widersetzlichkeit gegen die jüdische Obrigkeit und den Genuss lebend ausgeschnittener (noch blutender) Thierstücke. Nach dem Vorbilde dieser sieben noa- [165] chidischen Gebote sind die sieben Todsünden der Christen geschaffen worden. – Sieben Tage trauerte Joseph in Kanaan um seinen Vater Jakob; ebenso trauerten die Einwohner von Jabes und Gilead sieben Tage lang um den Tod des Königs Saul. Sieben Tage dauerte zufolge dem Buche der Richter 14, 12 ff. das Hochzeitsmahl des sieben Haarlocken tragenden Simson im Lande der Philister und am siebten Tage löseten die Philister das von ihm aufgegebene Räthsel:

„Von dem Verzehrenden (von dem durch Simson getödteten Löwen) ging aus Zehrung und aus dem Beissenden (Löwen) kam Süsses (der Honig der Bienen in dem Leichnam des Löwen)“

mit Simsons eigener Auflösung, welches ihnen seine Braut mitgetheilt hatte:

Was ist süsser als Honig?
Und was beisst mehr als Löwe?

Jethro, der Priester von Midian, hatte sieben Töchter, von denen Moses die eine, Zippora, zum Weibe nahm. Nach II. Mosis 21 , 2 soll der hebräische Knecht, welcher verkauft wird, sechs Jahre dienen und im siebten Jahr als Freier ausgehen. Zufolge Moses III. 25, 8 ff. soll nach sieben Mal sieben oder 49 Jahren das 50. Jahr ein Jubeljahr sein und am zehnten Tage des siebten Monats soll die Hallposaune durch das ganze Land ergehen, damit Alle, die im Lande wohnen, ihre Freiheit erhalten und Jeglicher wieder zu seinem Eigenthum und zu seinem Geschlechte komme. Bileam errichtete sieben Altäre und opferte auf jedem Altare Gott einen Farren oder Widder. Oefters wird vorgeschrieben, dem Ewigen sieben- oder vierzehnjährige Lämmer zu opfern. Zehnmal sieben Söhne hatte Gideon. Es wird im Buche Josua, Kap. 6, erzählt, dass auf Befehl Jehovah’s das ganze Heer der Hebräer sechs Tage hinter einander gerüstet um die Stadt Jericho gezogen sei, die Lade Jehovah’s und sieben Priester mit Jubelposaunen vor derselben mitten im Zuge. Als bei dem Zuge des siebenten Tages, an welchem allein die Stadt umzogen wurde, die sieben Priester in die sieben Jubelposaunen stiessen, seien die Mauern Jericho’s ein- [166] gestürzt und das Volk habg die Stadt eingenommen. – Es waren sieben Sünden, für welche als Strafe der Aussatz eintrat, nämlich Hochmuth, das Vergiessen unschuldigen Blutes, – ein Herz, das auf unrechte Gedanken sinnt, – die Eilfertigkeit zum Bösen, falsches Zeugniss und Ausstreuung von Zwietracht unter Freunden; deshalb wird auch der Genesende, der von der Krankheit und von der Sündenschuld zu Reinigende sieben Mal mit Blut besprengt, worauf er noch sieben Tage sich waschen und reinigen musste und am achten Tage ein Lamm opferte, mit dessen Blut der Priester auf sein rechtes Ohr, auf den Daumen der rechten Hand und des Fusses strich.1) Von andern Lehrern werden zehn Sünden angegeben, wofür Plagen mit dem Aussatz einzutreffen pflegen. – Nach der grossen Dürre, welche der Ewige unter der Regierung des Königs Ahab zur Strafe verhängt hatte, weil Israel von ihm abgefallen war und Baalen und Astarten dienete, sendet der den Dienst des Ewigen wieder herstellende Prophet Elisa seinein Diener sieben Mal auf die Höhe des Berges Karmel, um nach dem Meere zu schauen, ob kein Regen im Anzuge sei, und bei dem siebten Male sprach der Diener Elisa’s: „Siehe, es steiget auf aus dem Meere eine kleine Wolke, wie Mannes Hand,“ worauf alsbald ein starker Regen niederfiel (Könige I. 13, 41 ff.). Bei der weitern Bestrafung des ungetreuen Israel lässt der Ewige tausend Mal sieben übrig bleiben, nämlich alle Kniee, welche sich nicht gebeugt haben vor dem Baal, und jeden Mund, der ihn nicht geküsset hat (l. Könige 19, 18). – Sieben Tage lang lagern die Heere der Israeliten und Aramäer einander gegenüber; am siebten aber wurden sie handgemein und die Kinder Israel schlugen die Aramäer, 100,000 Mann Fussvolks auf Einen Tag und die Uebriggebliebenen flohen gen Aphek in die Stadt; und die Mauer fiel auf 27,000 Mann, die übrig geblieben waren (I. Könige 20, 29 und 30). – Von dem sie belagernden Nahas, dem Könige der Ammoniter, erbitten sich die Einwohner von Jabes in Gilead eine Frist von sieben Tagen, dass sie Boten senden durch alle Marken Israels; sei dann Niemand, der ihnen helfe,

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so wollen sie zu ihm hinausgehen (l. Samuel 11, 3). Da der Richter Samuel den von ihm eben zum König von Israel gesalbten Saul entlässt, spricht er: „Sieben Tage sollst du harren, bis ich zu dir komme und dir kund thue, was du thun sollst (l. Samuel 10, 16).“ – Nach den Berechnungen der Rabbinen soll Josua das Land Kanaan diesseits des Jordan in sieben Jahren erobert haben (Bunsen zu Kap. 11 des Buches Josua). – In dem Dankesliede der Mutter Samuels an den Ewigen der Heerschaaren gebiert die bis dahin unfruchtbare Frau sieben Kinder und die Kinderlose welket hin (l. Samuel 2, 5). Der von dem König David mit dem Weibe Urias erzeugte Knabe stirbt zur Strafe am siebten Tage nach seiner Geburt (II. Samuel 12, 15 ff.). David muss zur Versöhnung der Rache der Gibeoniten sieben Kinder und sieben Enkel Sauls hingeben, um sie dem Ewigen zu Gibea Sauls zu hängen (II. Samuel 21, 1 ff.). Als der Prophet Elisa den verstorbenen Knaben der Sunamitin wieder auferweckte, niesete der Knabe sieben Mal; darnach that er seine Augen auf (II. Könige 4, 35). Der Prophet Elisa heilt Naemann, den Feldhauptmann des Königs von Aram, dadurch von dem Aussatze, dass er ihn sieben Mal im Jordan baden lässt (II. Könige 5, 1 ff.). Das Pfingstfest war bei den Juden wie bei den Christen noch heute, das Fest der sieben Wochen. Die reinen Worte Jehovah’s werden in den Psalmen I. 12, 7 mit siebenfach geläutertem Silber verglichen: „Die Worte Jehovah’s sind reine Worte, Silber, gereinigt von der Erde im Tiegel. Geläutert siebenfach!“ Sechs Tage sollst du das Werk thun, aber den siebten sollst da feiern (II. Moses 23, 12). Das Erstlingsschaf soll man sieben Tage bei seiner Mutter lassen und am achten dem Ewigen opfern (II. Moses 22, 30). Der Samstag, der jüdische Sabath von sheba, sieben, nach ägyptisch-chaldäischem Sprachgebrauche, septima dies, lat. septem, griech. [...]1) war bei den Ursemiten als der dem höchsten Gotte, dem Saturn geweihte Tag der erste Wochetag; Moses jedoch hatte wohl seiner Schöpfungsmythe wegen den alten ersten Wochetag in den siebten umgekehrt, an welchem Gott [168] nach vollbrachter Schöpfung einer höchst menschlichen und kindlichen Vorstellung zufolge gleich einem Menschen von schwerer Arbeit ausruhte. Nunmehr also war der alte Saturntag, der Tag des Herrn, der Sabath, der siebte Tag. Die Auffassung des Saturn als die zusammenfassende und beherrschende Einheit der sieben Planetenwelten bei den Ursemiten beweiset übrigens, dass die Religion aller Semiten, also nicht blos der Juden, eine monotheistische gewesen und erst später durch den baktrisch-chaldäischen und den asiatisch-phönicischen Naturdienst getrübt worden sei.1) Im Englischen wird der Samstag noch jetzt Saturntag, Saturday genannt, im Westphälischen Söterdag und im Münsterlande, sowie in Ostfriesland und Oldenburg Saterdag. Die Christen haben sodann wieder, um sich von den Juden zu unterscheiden, den alten zweiten Wochetag, den Tag der Sonne, zum Tag des Herrn oder zum siebenten Wochetage gemacht. Der christliche Sonntag muss deshalb als der siebente und nicht als der erste betrachtet werden, weil die Christen die mosaische Schöpfungsmythe angenommen haben und somit der Sonntag der Tag des Ausruhens Gottes oder der siebente Wochetag ist. – Bei Jeremia 15, 9 wird gesagt, dass die Mutter verschmachte, welche sieben Söhne geboren hat. Nach Jeremia 28, 17 stirbt der falsche Prophet Hananja im siebenten Monate des Jahres. Wenn Jeremia wiederholt weissaget, es solle die Gefangenschaft zu Babylon 70 Jahre währen, heisst dieses nur: lange. Zum Zeichen der Wiederherstellung Israels kauft Jeremia einen Acker zu Anathoth um siebenzehn Sekel Silbers, (32, 9).

Was nun die beiden Vorhöfe des salomonischen Tempels endlich noch angeht, war die Form derselben nach Baehr, S. 41, ohne allen Zweifel die viereckte, wie dieses die Analogie der Stiftshütte sowohl als des Ezechielschen Tempels und die überall auch sonst bei dem Heiligthum streng festgehaltene viereckte Form mit sich bringt. Kopp, S. 4, übergeht die Hofräume und die sonstigen Gebäude, die den Tempel umgaben, weil selbst das Wenige, [169] was der Text hierüber sagt, dunkel ist; es muss überhaupt zugestanden und bemerkt werden, dass wir das Innere und die innere Ausstattung des salomonischen Tempels weit genauer, vollständiger und zuverlässiger aus den darüber vorhandenen urkundlichen Nachrichten kennen als dessen äussere Form und Gestalt oder das Tempelgebäude an sich weshalb eben über das letztere die Ansichten so sehr auseinander gehen oder auch die entgegengesetztesten Ansichten mit dem gleichen Rechte vertheidigt werden können, indem, wo die Urkunden schweigen, den Vermuthungen und blossen Phantasiegebilden der freieste und weiteste Spielraum gelassen ist. Romberg und Steger, Geschichte der Baukunst, I. S. 26, sagen in dieser Rücksicht nicht ohne Grund: „Man hat häufig versucht, dies merkwürdige Gebäude zu restauriren, ohne dass bis jetzt eine Ansicht zum Vorschein gekommen wäre, die hätte befriedigen können. Dies kann auch nicht anders sein. So wenig man einen Menschen, dessen Geripp in einer ziemlich vollständigen Zeichnung vorliegt, nach diesem Anhaltspunkte so darzustellen vermag, wie er in Fleisch und Blut gelebt hat, eben so wenig wird es je gelingen, einen Bau, auf dessen Baustyl sich nur ungewisse Schlüsse machen lassen, der Wirklichkeit entsprechend darzustellen.“ In der Note dazu wird beigefügt: „Aus diesem Grunde sehen wir uns auch genöthigt, eine übrigens sehr gelungene Ansicht des Tempels, die uns ein wackerer junger Künstler zuschickte, zu unterdrücken.“ – Baehr in dem Vorworte, S. IV und V, bemerkt in Bestätigung des hier Gesagten: „Anfangs hatte ich vor, auch Abbildungen beizugeben, nämlich eine Reihe der bildlichen Darstellungen des Tempels, wie sie seit Villatpand versucht wurden, um durch die total verschiedene, ja sich widersprechende und gegenseitig geradezu aufhebende Auffassung darzuthun, dass eine sichere bildliche Darstellung der äusseren Formen des Baues unmöglich sei.“ – Beide Vorhöfe waren gepflastert. Der äussere und grössere Vorhof des Volkes soll eine Länge von 300 und eine Breite von 250 oder gleichfalls 300 Ellen gehabt haben. Der Priestervorhof oder der innere und unmittelbar vor der östlichen Seite des Tempels gelegene Vorhof scheint etwas höher gelegen gewesen zu [170] sein, damit das Volk die im innern Priestervorhofe vorgenommenen Verrichtungen der Priester besser beobachten konnte. Die Wand, welche den Priestervorhof von dem äusßeren Volksvorhof schied, war aus drei Reihen Quadersteinen und einer Reihe von Cedernbalken erbaut.1) Kopp, S. 4, aber verwirft diese Ansicht, welcher auch Stieglitz beigetreten ist, und glaubt vielmehr, ähnlich wie Hirt, dass hier, unbeschadet etwaiger Erhöhung des inneren Tempelhofes gegen den äusseren, der Text I. Könige 6, 36 – mit Beziehung und Vergleichung von I. Könige 7, 12, wo unter dem Ausdruck: „und der Halle des Hauses,“ nachdem vorher das Haus Jehovah’s näher bezeichnet, wohl nur die unter I. Könige 7, 6 erwähnte Säulenhalle an Salomo’s Hause zu verstehen sei – mehr sachgemässer Säulengänge, die nach dem Tempel zu aus drei Reihen Steinen (Säulen) und aus einer Rückwand von einer dicht geschlosseuen Reihe Cedernbalken bestanden, zulasse, wo nicht selbst bedinge. – Im Priestervorhofe stand etwas vor den beiden Säulen Jakin und Boaz, jedoch nicht in gerader Linie mit dem Eingang in das Haus, sondern etwas mehr rechts,2) das sogenannte eherne Meer, ein grosses mit Wasser gefülltes, aus Erz gegossenes und von zwölf ehernen Stieren getragenes Becken mit ausgebogenem Rand und in der Form eines aufgeblühetenLilienkelchs. Den Rand des ehernen Meeres sollen zwei Reihen Blumenknospen geziert haben, deren je zehn auf eine Elle kamen. Die zwölf Stiere, welche zunächst das Symbol der zwölf Stämme Israels waren,3) waren so gestellt, dass immer drei mit einander eine Gruppe ausmachten, die nach einer der vier Himmelsgegenden blickte. Auf den Capitälen der beiden Säulen Jakin und Boaz waren in gleicher Weise die ein jedes Capitäl umgebenden zwei Reihen von je hundert Granatäpfeln in vier Gruppen von je vierundzwanzig Aepfeln so abgetheilt, dass jedesmal der fünfundzwanzigste Granatapfel die Gruppe schloss und nach einer [171] Himmelsgegend aussah. Die Höhe des ehernen Meeres betrug fünf Ellen, seine obere Weite oder sein oberer Durchmesser zehn Ellen und der ganze obere runde Umfang ungenau 30 Ellen.1) Nach Lundius, a. a. O., II. Kap. 13 Nr. 14, soll das eherne Meer unten viereckigt gewesen sein, weil es in dieser Gestalt von den zwölf Stieren am besten und festesten auf ihrem Rücken habe getragen werden können, wie dafür auch allerdings die vier Gruppen, gleichsam das Viereck der Stiere zu sprechen scheint. Abbildungen des ehernen Meeres findet man in jeder ältern mit Kupfern versehenen Bibelausgabe; die genannte Basler Bibelausgabe lässt um den untern Theil des ehernen Meeres in zwei Reihen 32, also acht auf jeder der vier Seiten, Ochsen- und Stierköpfe herumlaufen, aus welchen beständig Wasser geflossen sein soll, was jedoch mit der angeführten jüdischen Tradition in Widerspruch steht. Zufolge Lundius, a. a. O., Nr. 23, und 24, sollen inwendig in den Fässen der Stiere Röhren gewesen sein, durch die aus dem Brunnen Etham Wasser in das eherne Meer geleitet worden sei und dieser ein beständig laufender Brunnen, eine Art Wasserkunst gewesen wäre.

Noch weiter nach der vordern Seite im Priestervorhofe, aber in gerader Richtung mit dem Eingange des Hauses, also auch mit dem Rauchaltare und mit der Bundeslade, stand der zwanzig Ellen lange und breite (mithin ein vollkommenes Quadrat bildende und dadurch an das Allerheiligste erinnernde) und zehn Ellen hohe, aus ehernen Platten zusammengesetzte Brandopferaltar des Volkes Israel mit vier Stierhörnern; die Mitte der den Brandopferaltar bildenden Platten war mit Erde oder wahrscheinlicher mit Steinen ausgefüllt.2) Rechts und links von dem Brandopferaltar, welcher ohne Zweifel einen Absatz oder sonst eine Vorrichtung zum Hinaufsteigen der Priester hatte, waren je fünf, also im Ganzen zehn eherne, auf mit vier Rädern versehenen und daher beweglichen Gestühlen ruhende Wasserbecken aufgestellt, um darin die Opfertheile des [172] zu verbrennenden Opferthieres waschen zu können.1) Auch von diesen Wasserbecken geben die alten Bibelausgaben Abbildungen. Die Basler Bibelausgabe denkt sich das auf vier Rädern laufende eherne Gestell viereckig und darauf das eherne kesselförmige Wasserbecken ruhend, womit im Wesentlichen auch die Neuern, besonders Grüneisen und Thenius übereinstimmen. Der eherne Kasten oder das Gestell des Wasserbeckens, die Mechona, hatte vier Ellen in der Länge, vier Ellen in der Breite und drei Ellen in der Höhe; die Mechona, der Untersatz, war so eingerichtet, dass in sie das Wasser aus dem darüber befindlichen Becken herabgelassen werden konnte, sobald man darin Etwas waschen wollte.2) Auf den vier Flächen des Kastens befanden sich in erhabener Arbeit Gebilde von Palmen, Löwen, Stieren, Cherubim und darunter Hängewerk von Kränzen; die vier Kastenwände wurden durch Eckleisten zusammengehalten, welche Eckleisten gleichfalls mit Bildwerk geschmückt waren. Auf dem Bilde der Basler Bibel steht in zwei über einander befindlichen Reihen je zwischen zwei Palmen ein Cherub mit erhobenen Flügeln und mit zum Gebet gefalteten Händen und dem Cherub zur Seite, wieder zwischen zwei Palmen, so dass jede Gruppe vier Palmen zählt, ein Löwe und Stier, oder ein Stier und ein Löwe, auf den Cherub zuschreitend. Gewiss hatten diese Gebilde eine symbolische Bedeutung und der Stier und Löwe sind wohl der Sonnenstier und Sonnenlöwe oder die Sonne im Sternbilde des Stieren und Löwen, welche hier nicht blos als der Bringer und Verleiher alles Naturlebens, sondern besonders auch des Regens und des befruchtenden und reinigenden Wassers gedacht war. Dass Baehr, S. 230, hier den Löwen und den Stier nur als vereinzelte Bestandtheile des Cherubs betrachten will, möchte nicht zu billigen sein; eben so wenig haben, wie er meint, die zwölf Löwen am Throne Salomo’s und die zwölf Stiere am ehernen Meer nur Beziehung auf die zwölf Stämme Israels, denn diese zwölf Stämme waren selbst blos ein Symbol oder fallen mit den zwölf [173] Löwen und zwölf Stieren zusammen. Diese Symbolik war allerdings in dem Jehovahcultus eine fremdartige, weshalb diese Josephus Antiq. 8, 2, p. 272, auch an Salomo als eine Verirrung und als eine Verletzung des göttlichen Gesetzes tadelt, welchen Tadel Baehr, S. 235, ohne Grund wissbilligt; Josephus war darin ein berufenerer Richter als Baehr.

Das zu den sämmtlichen Geräthen des Priestervorhofes verwandte Metall war das Erz als der irdische Abglanz des in dem Hause. Gottes erscheinenden Goldes.1) Die drei Hauptgeräthe des ganzen Tempels, die Bundeslade des Allerheiligsten, der Räucheraltar des Heiligen und der Brandopferaltar des Priestervorhofes standen unverkennbar schon durch ihre gleichförmige Lage oder Stellung mit einander in inniger Beziehung.2) – Auch bei den Griechen befand sich übrigens der Brandopferaltar, welcher gewöhnlich viereckt gestaltet war, vor dem Tempel mit dem Gottesbilde im Freien, jedoch innerhalb des Peribolos oder des abgegrenzten heiligen Tempelraumes. Die Brandopfer wurden bei den Griechen so dargebracht, dass das Bild der Gottheit, der sie bestimmt waren, durch die weit geöffnete Tempelpforte auf den Brandopferaltar hinblicken konnte. Im Innern des Tempels oder der Cella wurden zwar auch mitunter Altäre aufgestellt, aber auf denselben nur unblutige Spenden dargebracht. Auf einem zu Athen aufgefundenen bemalten Thongefäss ist ein Altar dargestellt, auf welchem ein Opfer zu Ehren des Zeus zu brennen scheint. Zu Athen fand Stuart, einen achteckigen Altar, der mit Blumengewinden und Stierschädeln geziert war. Einen runden Altar aus weissem Marmor, der ganz ähnlich verziert ist, fand man zu Delos. Die Abbildung dieser beiden Altäre ist bei Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer nach antiken Bildwerken, Berlin 1860, S. 51 und 52, mitgetheilt.

In der schon angeführten Ausgabe der „Constitutionen“ von Noorthouk, S. 24 – 26, wird über die Zahl der bei dem salomonischen Tempelbaue beschäftigt gewesenen Ar- [174] beiter und ihre Stellung folgendes gesagt: „Um dieses erstaunliche Werk desto gemächlicher und schneller zu betreiben, liess Salomo alle dabei angestellten Zunftgenossen sowohl die inländischen, als die fremden, zählen und in folgende Classen eintheilen:

1)Die Harodim , oberste Vorgesetzte oder Pröbste (provosts)300
2)die Menatzschim, Aufseher, die ihre Untergebenen zur Arbeit* anhielten und erfahrene Meistermaurer waren3,300
3)die Ghiblim, Steinhauer, Polirer und Bildhauer, die Isch Chotzeb, Steinbrecher, und die Benai, Setzer, Leger oder Bauleute, welche geschickte und kunstreiche Gesellen waren80,000
4)die aus den Israeliten zur Arbeit auf dem Libanon ausgehobene Mannschaft, von welcher drei Monate lang 10,000 in jedem Monate unter der Leitung des edlen Adoniram, des jüngern Grossaufsehers arbeiteten30,000
Es waren mithin an dem Tempelbaue, mit Ausnahme der beiden Grossaufseher113,600


Freimaurer angestellt, ausser den Isch Sabbal, oder Lastträgern, die noch von den alten Canaanitern übrig waren, und 70,000 Mann ausmachten, unter die Masonen aber nicht mit cerechnet wurden.“ 1) Natürlich ist hier das ganze masonische Gewand, in welches besonders die Engländer seit Anderson die Geschichte hineinzwängen, abzustreifen; die Zahl der bis gegen 200,000 ansteigenden Arbeiter ist jedoch richtig, angegeben. Da der salomonische Tempel an und für sich, wie Braun (l. S. 404) sich ausdrückt, kaum unsern mässigsten Kirchen gleichkommt, weiss er diese ausserordentliche Arbeiterzahl nicht anders zu erklären als durch den grossartigen Unterbau der Terrasse, welcher allerdings Menschenkräfte genug in Anspruch möchte genommen haben. Auch ist es möglich, dass der Volksvorhof nicht allein mit sehr weiten Umfassungsmauern zur Aufnahme einer möglichst grossen [175] Volksmenge, sondern auch mit mancherlei anderweitigen Gebäuden und Einrichtungen für die Bedürfnisse des versammelten Volkes versehen war, wie darüber allerdings Andeutungen erhalten sind.1) Gädike, Freimaurer-Lexikon, S. 427, lässt den Tempelraum 300,000 Menschen fassen.

Möge dieser Versuch einer Erklärung der symbolischen und historischen Bedeutung des salomonischen Tempelbaues die Kundigen veranlassen, unsern vaterländischen Bauten des gothischen oder deutschen Styls stets grössere Aufmerksamkeit und Beachtung zuzuwenden, indem in ihnen ebenso viel Symbolik als Geschichte niedergelegt ist. So glaubt, um nur Eines zu erwähnen, der bekannte Architekt Heideloff in der nach ihm im Jahre 1325 von 248 Adelichen aus allen deutschen Landen gegründeten deutschen, höchst ausgezeichneten Ritterkapelle unserer lieben Frau und des Ritters St. Georg zu Hassfurt a. M., welche dermalen unter seiner Leitung und nach seinem Plane wiederhergestellt und vollendet wird, das architektonische Denkmal der im J. 1325 erfolgten Versöhnung der beiden deutschen Gegenkaiser, Ludwigs von Baiern und Friedrichs von Oesterreich, entdeckt zu haben, wie er demnächst in einem besondern ausführlichen Werke dem deutschen Vaterlande mit den Abbildungen der 248 Adelswappen, welche das Aeussere und Innere der Kapelle oder vielmehr Kirche schmücken, darlegen wird.2) Der Berichterstatter über den Wiederherstellungsplan ruft den Deutschen im Süden und Norden, im Osten und Westen mahnend zu:

Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
In keiner Noth uns trennen und Gefahr.

O dass des Sängers Worte die deutschen Herzen entflammen und ihre Arme stählen könnten, um sie zu vermögen, dem deutschen Erbfeinde das so schmählich geraubte schönste Denkmal der deutschen Baukunst, den Dom von Strassburg, mit Stadt und Land wieder zu entreissen. Sollten die Deutschen als ein einziges Volk von Brüdern [176] dieses Werk der strafenden Vergeltung vollbringen, dann mögen sie vor dem Dome zu Strassburg zwei Ruhmessäulen, die Säulen Jakin und Boaz zum Zeichen aufpflanzen, dass das Volk aufgestanden und gesiegt. Strassburg werde wenigstens wieder der Eingang zum herrlichen deutschen Vaterlande, auch einem geistigen Tempel Salomo’s! Wie der salomonische Tempel gleichsam das Siegesdenkmal der bleibenden Eroberung Kanaans durch die Juden, das vereinigende Heiligthum des ganzen jüdischen Volkes war, sollte die Wiedereroberung des Erwin’schen Domes das heilige Banner sein, unter dem alle deutschen Bruderstämme sich zum Kriege und zum Siege sammeln.

Von selbst bietet sich hier noch als die Schlussfrage dar, von welchem vorbildlichen Einflusse der salomonische, der jüdische Tempelbau bei und neben dem sonstigen erwiesenen und unbestrittenen weltgeschichtlichen Zusammenhange zwischen dem Judenthum und dem Christenthum gewesen sei. Hierauf kann geantwortet werden, dass zwischen dem salomonischen und überhaupt dem jüdischen Tempelbau und dem christlichen Kirchenbau keinerlei weder äusserer noch innerer Zusammenhang bestehe, da beide wesentlich auf einer ganz verschiedenen Grundidee und einem entgegengesetzten Baustyle, Bauprincipe beruhen.1)

Was zunächst die zu verwirklichende, gestaltende und tragende Grundidee des jüdischeii Tempelbaues und des christlichen Kirchenbaues betrifft, darf das Unterscheidende zwischen jenem und diesem wohl darin gesetzt werden, dass der jüdische Tempel von dem beweglichen Gotteszelte oder der Stiftshütte an bis zu dem festen Hause Salomo’s, von welchem der Serubal’sche und Herodianische Tempel nur Nachbildungen und Nachahmungen gewesen, die verschlossene und unnahbare Wohnung und das Haus des Ewigen (Bêth’ el), der Thron Jehovah’s über seinem in seinem Hause niedergelegten Gesetze, über seinem mit dem Volke Israel abgeschlossenen Bunde gewesen sei, wogegen die christliche Kirche, [...] [...], domus ecclesiae, welches in der alten Kirche eine ganz gewöhnliche Benennung für das Kirchengebäude ge- [177] wesen,1) [...], ecclesia , d. i. nach Baehr , S. 304, Anm. „Kirche,“ der gemeinsame Versammlungsort der Gemeinde zur Verehrung und zur Anbetung Gottes, sowie zur Feier des liebenden Gedächtnisses seines Sohnes, – das gottesdienstliche Gemeindehaus ist. In dem jüdischen Gotteshause wohnt und thront Jehovah allein und nur in dem Vorhofe desselben versammeln sich seine Priester und sein Volk, um ihm Opfer darzubringen; das dunkele Allerheiligste, worin das Gesetz, der Bund und der Thron des Ewigen sich befindet, darf einzig der Hohepriester betreten und auch dieses nur an dem jährlichen grossen Sühne- oder Versöhnungstage, eingehüllt in eine Rauchwolke. In der Kirche versammelt sieh vor dem in dem hellsten Lichte strahlenden Altare Gottes die ganze christliche Gemeinde, um zu Gott im Himmel oben ihre gemeinsamen Gebete emporzusenden, die Lehre seines ihm zur Rechten sitzenden Sohnes zu hören und dessen Gedächtniss als des Erlösers aller Menschen und des siegreichen Ueberwinders der Sünde und des Todes zu feiern, In diesen völligen Gegensätzen des jüdischen Gotteshauses. des dunkelen und unbetretbaren jüdischen Allerheiligsten, und des christlichen lichten, der ganzen Gemeinde geöffneten Volkshauses verkündet sich zugleich der grosse Gedanke, welcher mit Christus in die Welt gekommen ist und der das Judenthum, wie noch mehr das polytheistische Heidenthum überwunden hat. Gott hat kein enges Haus auf Erden, sein jüdisches Haus mit dem Bunde darin ist gebrochen und zerstört; denn Gott wohnt allein in dem All, in dem Himmel oben, aber dieser grosse Baumeister des Weltalls, Gott im Himmel ist der liebevolle Vater aller Menschen und aller Völker, welche an ihn glauben und nach seinem Gesetze handeln und leben; nicht blos das Volk Israel, sondern die ganze Menschheit ist auserwählt, welche in und mit Gott ist. Die Menschheit in Gott, die in dem göttlichen Geiste und nach dem göttlichen Worte strebende und lebende Menschheit, – die Christenheit in der That und Wahrheit ist der einzige Tempel, welchen Gott auf Erden sich selber bauet und die Menschen mit [178] ihm bauen sollen;1) die Menschheit soll sein ein heiliges geistiges oder geistliches Haus Gottes, – ein heiliges Priesterthum zu opfern christliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christum. Paulus in seinem zweiten Briefe an die Corinther 6, 16 – 18 ruft im Gegensatz der alttestamentalisehen Theokratie der christlichen Gemeinde zu: „Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ich will in ihnen wohnen und wandeln, und ich will ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein. Darum gehet hinweg von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr.“ Gott in der Menschheit und die Menschheit in der Gottheit ist der neue salomonische Tempel, die neue geistige und unsichtbare Gottesstadt, an denen alle Menschen und alle Völker zu bauen berufen sind, ohne den Bau jemals vollenden zu können; Salomo baute mit Steinen, die Christen sollen im Geiste und in der Wahrheit, mit christlichen Opfern und mit christlichen Werken, in göttlicher Menschenliebe dem Gotte der Liebe bauen. Salomo’s Tempel als ein Werk von Menschenhänden fiel in Trümmer; der neue salomonische Tempel als ein geistiger und göttlicher wird unzerstörbar stehen. Der erste Märtyrer des Christenthums, Stephanus, erklärte freimüthig dem jüdischen hohen Rath: „Salomo bauete Gott ein Haus; aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Menschen Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meiner Füsse Schemel.“2) – In dem gleichen Sinne schreibt Paulus in seinem zweiten Briefe an die Corinther 5, 1: „Wir wissen aber, so unser irdisch Haus dieser Hütten zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben, von Gott erbauet, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“ Die Colosser ermahnt Paulus 2, 6, dass sie in Christus befestigt und erbauet sein und im Glauben nicht wanken möchten, wie sie gelehrt worden seien. End- [179] lich sprach Paulus nach Apostelgesch., 20, 32 zu den Aeltesten der Gemeinde Ephesus: „Und nun, liebe Brüder, ich befehle euch Gott, und dem Worte seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen, und zu geben das Erbe unter Allen, die geheiliget werden.“

Dem Uebersinnlichen und rein geistigen christlichen Glauben und salomonischen Bauen entspricht nun der Kirchenbau; er ist das steingewordene christliche Suchen des göttlichen Lichtes, das Suchen und Anbeten Gottes in dem Himmel oben, – er strebt vorwärts und aufwärts zum himmlischen Lichte und Vater. Die auszeichnende Eigenthümliebkeit des Kirchenbaues und besonders des gothischen oder französisch-deutschen, ist ein Vorwärtsstreben nach dem gewöhnlich im Osten gelegenen Chore und Altare, verbunden mit dem gleichzeitigen Emporheben bis zu den kühnsten Höhen. Bei den Christen war es seit den frühesten Zeiten Regel, den Kirchen die Richtung nach Osten zu geben, so dass also der Eingang mit der Schmalseite gegen Westen blickte, die das Gebäude abschliessende Koncha oder Apsis, der halbrunde gewölbte Halbkreis und spätere Chor aber gegen Osten.1) Der lainggestreckte Kirchenbau, das Langschiff mit den niederen Seitenschiffen in der anfänglichen Rund- und späteren Spitzbogenform sind fortwogende Bewegung bis zur Altarnische (Koncha oder Apsis) hin, woselbst erst das betrachtende Auge die Ruhe und das Ziel der sammelnden Betrachtung und Erholung findet. Im Wogendrange wird gleichsam das Schiff als die Kirche Christi, wie man frühzeitig das Langhaus in der doppelten Erinnerung an das Schiff, welches Christus getragen,2) und an die rettende Arche Noah nannte, dem ewigen Osten, Lichte und Leben sicher und erlösend entgegengetragen.3) Innig verbunden mit dieser wogenden Fortbewegung der christlichen Kirche nach dem Altare, nach Osten, ist ihr immer höheres und höheres Aufwärtsstreben, ihr Erheben nach Oben und zu dem Himmel in dem Grade, dass die Bewegung nach Oben die [180] vorherrschende, die Grundbewegung ist, welche den ganzen Kirchenbau bis in seine einzelnen Theile durchdringt und beherrscht. Man betrachte eine einzige grössere und schönere Kirche oder gar einen unserer vielen herrlichen Dome auch nur mit flüchtigem Auge, um von dem in ihm lebenden, ihn beseelenden Streben und Bewegen ergriffen und fortgerissen zu werden. Mit der zweifachen Bewegung des Kirchenbaues nach der Altarnische und nach Oben hängt es ferner zusammen, dass die Kirchen ihr hauptsächlichstes Licht, ihre eigentliche Beleuchtung entweder von Osten her aus dem dort gelegenen Chore mit seinen hohen und zahlreichen Fenstern, oder von Oben herab durch die in dem obern Theile des über die Seitenschiffe emporragenden Mittelschiffes angebrachten Fenster oder in ähnlicher Weise empfingen und empfangen. Am wenigsten hell pflegen die Seitenschiffe, heller das Mittelschiff zu sein und jm hellsten Lichte leuchtet der Chor, worin der Altar steht und nach dem alle Blicke sich betend wenden müssen. So erscheinen die hohen christlichen und nach Osten gerichteten Kirchen als die dem tiefsten Glauben und dem fühlendsten Herzen entsprungenen Symbole, dass Gott das ewige Licht sei, nach welchem die Seele hoffend emporstrebe und in das sie dereinst durch Jesum Christum, durch ein christliches Leben und Sterben eingehen werde. Alle Beschreibungen, welche wir von den ältesten Kirchen haben, sowohl den occidentalischen als orientalischen, heben ausdrücklich ihre „himmelanstrebende“ Höhe hervor.1) Dieser Kirchenbau beginnt und entwickelt sich schon im Anfange des dritten und noch mehr im Anfange des vierten Jahrhunderts in Rom und Griechenland und ist nach diesem seinem Ursprungslande natürlich und nothwendig ein römisch-griechischer, ein romanisch-byzantinischer, der Basiliken-Bau2) mit dem Grundgedanken des gottesdienstlichen Gemeinde- [181] hauses. Ob der christliche Basiliken-Bau, das christliche gottesdienstliche Gemeindehaus sich neu und selbstständig aus dem Christenthum und seinen Gemeindebedürfnissen herausgebildet habe, wie neuerlich Zestermann und Hübsch zu begründen versuchten, im Wesentlichen auch Messmer und Lübke wollen, oder ob die christlichen Basiliken, die Kirchenbasiliken nach der bisher gewöhnlichen Meinung an die heidnischen Stoen (Säulenhallen) und besonders die Gerichtsbasiliken sich anlehnen,1) mag dahingestellt sein und werden spätere Forschungen entscheiden; möchte aber für die Hauptfrage der Eigenthümlichkeit des christlichen Basilikenbaues, des Kirchenbaues ziemlich gleichgültig sein, denn dieser ist einmal und ist unter allen Umständen von Griechenland und Rom auf Grundlage und mit Hülfe der griechisch-römischen Baukunst und ihrer Hülfskünste ausgegangen.2) Die griechischen und römischen Christen bauten die ersten Kirchen, die ersten Basiliken und konnten sie nur bauen mit der griechischen und römischen Baukunst und Technik, anfänglich vermuthlich nur durch heidnische Baumeister und Bauleute, wenn auch das christliche Bedürfniss die Bauten in das Leben rief und der christliche Glaube und Geist ihre Einrichtung und Ausführung bestimmte. Sogar theilweise aus den Trümmern und Ueberresten, namentlich mit Säulen des Alterthums wurden die christlichen Kirchen oft und nicht ohne architektonische und technische Mängel erbaut. Durch sein vorherrschendes Prinzip der Bewegung nach Oben tritt der Kirchenbaustyl, zumal der gothische oder französisch-deutsche, in einen entschiedenen Gegensatz zur gesammten antiken Architektur, besonders auch zu dem jüdischen Tempelbau, in welchem die horizontale Richtung überwiegt, und dem das platte Dach, wie dem salomonischen Tempel, oder doch ein niederes Giebeldach, wie den griechischen und römischen Tempeln, angehört, – und er allein schon beurkundet die höhere geistige, die himmlische und göttliche Gesinnung, welche das Christenthum über das Heidenthum [182] und selbst das Judenthum hoch erhebt, – die christliche Sehnsucht und das christliche Streben nach dem Vater im Himmel oben, nach der reinen und über Alles erhabenen Gottheit. Das Aufstreben des Kirchenbaues in die Höhe will die Worte des Apostels gleichsam verwirklichen: „Suchet, was droben ist, da Christus ist sitzend zur Rechten Gottes; trachtet nach Dem, was droben ist, nicht nach Dem, was auf Erden ist.“ (Paulus an die Col. 3, 1 ff.1)) Noch bewusst symbolischer gestaltete sich der Kirchenbau, nachdem das vor dem Mittelschiffe und den Seitenschiffen gelegene Querschiff, mit dem Altare darin oder später vor dem Altare im Chore und dem Tische des heiligen gemeinschaftlichen Liebesmahles, der Communion, der [...], sowie mit den beiden Ambonen oder Kanzeln zum Vortrag der Epistel und des Evangeliums, auf das Kreuz als die Grundgestalt der Kirche in Erinnerung an das Kreuz, an welchem Christus den Erlösungstod gestorben und das alle Christen tragen sollen, um von der Sünde und dem Tode erlöset zu werden, schon im 4. Jahrhundert geleitet hatte.2) Die Kirche in Kreuzesform war nun die eigentlich und wahrhaft christliche, das Symbol der christlichen Kirche und Religion. Zugleich ist allein und in der geschichtlichen Entwicklungsreihe zum ersten Male die christliche Kirche eine im Innern gegliederte, eine zur Aufnahme der verschiedenen.männlichen und weiblichen Theile und Stände der christlichen Gemeinde eingerichtete und abgetheilte, was die heidnischen und der salomonische Tempel nicht waren, da sie blos das Götterbild oder die Bundesurkunde aufzunehmen und zu bewahren hatten und daher mehr nach Aussen sich wandten, nach der Bezeichnung von Kugler nur eine Architektur des Aeussern sind.3) Erfüllen den salomonischen Tempel nur die Cherubim als die todten Symbole des Lebens, beleben die christlichen Kirchen die Gemeinden als der lebendige Leib Christi und als die lebendige Kirche und der lebendige Tempel Gottes. Was man von einer Dreitheilung, Trichotomie der ältern christlichen Kirchen als dem salo- [183] monischen Tempel entlehnt und nachgeahmt redet und schreibt, entbehrt jedes Grundes und jeder innern Wahrheit;1) nicht einmal der salomonische Tempel war wirklich dreigetheilt, sondern allein zweigetheilt in das Allerheiligste und Heilige. Höchstens könnten die Palmen und Palmzweige, welche auf den Deckengemälden im gewölbten Halbkreise der ältesten christlichen Basiliken erscheinen, sowie die vier um den Thron befindlichen [...], d. i. Lebendigen (nicht Thiere), an den jüdischen Tempel mahnen;2) die Mosaikgemälde sind übrigens auf kräftig blauem oder auf Goldgrund aufgetragen.

Die gothische oder germanische Baukunst, welche auch die städtische oder bürgerliche Baukunst genannt werden dürfte und womit zugleich die Entwickelung der Zünfte oder vielmehr Zümfte (von zeman, zemen, ziemen, wie Vernunft von vernemen3) Hand in Hand geht, vollendet den Gegensatz des vertikalen Kirchenbaues zu dem antiken horizontalen Tempelbaue.4) Man möchte die Erfindung und Ausbildung der germanischen Baukunst das Meisterstück nennen, welches die germanischen Bauleute nach rühmlicher Vollendung der romanischen Wanderschaft, des romanischen Baustyls, abgelegt und verfertigt haben und wie kein zweites Meisterstück je wieder abgelegt und verfertigt werden wird.

Unzweifelhaft nach dem Vorbilde der jüdischen Bundeslade wird auch in den muhammedanischen Moscheen in dem innersten Heiligthum der Halle des Gebetes (Kiblah) der Koran aufbewahrt. Im Uebrigen steht der muhammedanische Moscheenbau in demselben grundsätzlichen Gegensatze zu dem antiken Tempelbaue, wie die christliche Kirchenbaukunst, denn auch der Moscheenbau ist nur eine Art Kirchenbau, Moscheen und Kirchen sind Gemeindehäuser; dort soll das Volk, die Gemeinde zu dem Ewigen beten.5) Die Grundbedingungen, aus denen die, im wesent- [184] lichen an die byzantinische Architektur sich anschliessende Moschee sich aufbauet, sind ein grosser Hof für die von der Andacht vorzunehmenden Waschungen und eine Halle (Mihrah) für die Verrichtung der Gebete. In welcher Lage, in welchem Verhältniss diese Theile zu einander stehen sollen, darüber gibt es keine feste Regel. Nur die eine Vorschrift ist bindend, dass der betende Gläubige sich nach Mekka zu wenden habe, weshalb eine kleinere Halle (Kiblah) zur Bezeichnung dieser Richtung angeordnet ist. In dem Gebäude muss zugleich eine Kanzel (Mimbar) stehen, von welcher herab die Priester zu den Gläubigen reden, und ebenso muss im Aeusseren die Moschee einen schlanken Thurm (Minaret) erhalten, von welchem der Muezzin die Stunden des Gebetes verkündigt.1) Auf dem. übereinstimmenden Bedürfnisse der Muhammedaner und Christen beruht es auch, dass zu Damaskus die Basilika des heiligen Johannes auf Befehl des Kalifen Omar den Muhammedanern und den Christen zur gemeinschaftlichen Benützung, jenen der östliche und diesen der westliche Theil überwiesen wurde,2) wie eben aus diesem Grunde auch leicht die justinianische Sophienkirche in eine türkische Moschee umgewandelt werden konnte.3) Auch ist bekannt, dass der Spitzbogen am frühesten in den arabischen Moscheen in Aegypten auftritt, obwohl die wahre architektonische Anwendung und Ausbildung des Spitzbogens erst der germanischen Baukunst angehört. Den Spitzbogen findet man zu Kairo an der im Jahr 885 gegründeten Moschee Ibn Tulun, ja schon an der im Jahr 643 erbauten Moschee des Amru in Alt-Kairo, obgleich hier der Spitzbogen auch erst im 9. Jahrhundert hinzugekommen sein könnte.4) Bei den monumentalen indischen muhammedanischen Bauten herrscht der geschweifte Spitzbogen oder der Kielbogen vor. So scheinen die Muhammedaner zwar den Spitzbogen erfunden zu haben: aber sie haben, wie Lübke sich ausspricht, denselben blos als Spielzeug müssiger Laune anzuwenden vermocht. Selbst die Kreuzesform [185] findet man bei den Moscheen gebraucht, z. B. bei der prachtvollen Moschee des Sultans Hassan vom Jahr 1356 in Aegypten zu Kairo. Umgekehrt wurden auch wieder Moscheen in Kirchen verwandelt, so z. B. die im Jahr 786 begonnene Moschee zu Cordova nach der Eroberung der Stadt im Jahr 1236.1)

Aus dem griechischen Alterthum könnte mit den christlichen Kirchen und den muhammedanischen Moscheen nur der Einweihungstempel zu Eleusis verglichen werden, indem auch er seinem ganzen Zwecke und seiner Anlage nach ausnahmsweise zur Aufnahme einer grössern Volksmasse, der versammelten Eingeweihten und Einzuweihenden bestimmt war.2) Nach der Zerstörung des älteren Tempels durch die Perser war der neuere unter Perikles sehr grossartig im dorischen Baustyle durch den berühmten Iktinos, den Baumeister des Parthenon, aufgeführt worden. Er lag mit dem Eingange gegen Osten gerichtet und die Breite der Tempelzelle betrug beinahe 150’; die Länge, wenn man den Pronaos und den Porticus mit einrechnet, 216’; Guhl und Koner geben die Länge des grossen Vierecks zu 212 – 216’ und die Breite zu 178’ an. Der Peribolos war 387’ lang von Norden nach Süden, 328’ breit von Osten nach Westen; die Winkel dieser letzteren Seite endigten sich in einer geraden Linie. Sehr merkwürdig ist, dass der Tempel zu Eleusis einen zweifachen, einen äussern und innern Peribolos, je mit besondern Propyläen hatte, welche bei Guhl und Koner durch Abbildungen oder Grundrisse dargestellt sind und wovon wohl jedenfalls die innern Propyläen schon zu den Einweihungsgebräuchen dienten. Den äussern Propyläen zu Eleusis hatten die Propyläen bei der Akropolis zu Athen zum Vorbilde gedient. Diesen äussern und innern Vorhof finden wir auch bei den alten fürstlichen Privatwohnungen, wie dieselben von Ho- [186] mer geschildert werden.1) Auch die Vorhalle des salomonischen Tempels stimmt mit der Vorhalle (Pronaos) der griechischen Tempel und der Vorhalle (Prodomos) der griechischen Privatgebäude zusammen. Lübke, a. a. O.,S. 114, bezeichnet den Tempel zu Eleusis als einen quadratischen Bau von 166’ 6’’ im Lichten, welcher durch vier Reihen von je sieben dorischen Säulen in fünf Schiffe getheilt war, die auffallender Weise in der Queraxe des Gebäudes sich erstreckten. Koroebos hatte die unteren Säulenstellungen errichtet. Auf ihnen erhoben sich obere Säulenreihen, welche über den Nebenschiffen Galerien bildeten und von Metagenes ausgeführt waren; diese Galerien erinnern an die ähnlichen, den byzantinischen Kirchen eigenthümlichen und für das weibliche Geschlecht bestimmten Galerien, obwohl solche mitunter auch in abendländischen Kirchen vorkommen. Das Mittelschiff bei einer lichten Weite von 60’ hatte ein Opaion, welches dem Bau das erforderliche Licht zuführte und bei der beträchtlichen Breite besondere Schwierigkeiten für die Construktion darbieten mochte, die Xenokles, der Baumeister des Daches, jedoch zu lösen wusste. Später um 318 v. Chr. liess Demetrius Phalereus dem Tempel einen Prostylos von zwölf dorischen Säulen hinzufügen, woher der Tempel den Namen Dodekastylos, zwölfsäulig trug, wie ein Tempel mit vier, sechs oder zehn Säulen in der Façade Tetrastylos, Hexastylos und Dekastylos hiess. Der berühmteste Dekastylos des griechischen Alterthums war der zugleich einen Dipteros bildende oder mit einem doppelten Säulengange umgebene ionische Tempel des Apollo Didymaeos zu Milet, welchen nach seiner Zerstörung durch die Perser mit erneuter Pracht die milesischen Baumeister Paeonios und Daphnis wiederhergestellt hatten.2) Kallistratos endlich baute die grosse Mauer des äussern Peribolos zu Eleusis, die bestimmt war, alle Eingeweihten oder Solche, die auf die Einweihung in die grossen Mysterien Anspruch machten, aufzunehmen, bevor sie zu der Zelle oder im Innern des Tempels zugelassen wurden. Aristides bemerkt mit Nachdruck, dass [187] unter allen religiösen und politischen Versammlungen Griechenlands allein die Eingeweihten zu Eleusis sich in einem Gebäude versammelt haben.

Volksgebäude in dem hier in Frage stehenden Sinne sind auch die indischen Pagoden, ein Ausdruck, wie es scheint, aus dem indischen Worte Bhagu-wati, d. h. heiliges Haus, entstanden.1)

Wollte man den Gegensatz zwischen dem jüdischen, griechischen und römischen Tempelcultus und dem Kirchen-, Moscheen- und Pagodendienste der Christen, der Muhammedaner und der Inder kurz zusammenfassen, dürfte vielleicht gesagt werden, dass sich die Juden, Griechen und Römer vor dem Tempel opfernd versammelten und den Blick nach dem Tempel mit dem Götterbilde wandten, während die Christen, Muhammedaner und Inder in den Kirchen, Moscheen und Pagoden zu Gott im Himmel beten.

Zum Schlusse noch die Bemerkung, dass der salomonische Tempelbau in der Freimaurerei, besonders für die höheren Grade, leider zur unerschöpflichen Quelle der Fabeln und Sagen geworden ist, mit denen ganze Bücher gefüllt werden könnten und weshalb wir blos auf den Aufsatz über die schottischen Hochgrade nach Oliver und Laurie in Bd. XIX. S. 32 ff. der Latomia als das Neueste verweisen. Hier werden z. B. die Steinmetzzeichen (marks), dergleichen in den Ruinen von Herculanum, in Aegypten und Griechenland, – auf den Inseln des Zab, eines Nebenflusses des Tigris, aufgefunden worden sind und ebenso an den alten Bauten in Italien, Frankreich, Schottland, England, Irland, Schweden, Portugal und Deutschland sich vorfinden, gleichfalls als eine Anordnung Salomo’s bei seinem Tempelbaue dargestellt (S. 34 und 35). Nebenbei ersieht man übrigens aus dieser Abhandlung (z. B. S. 47), dass auch nach den am 28. Dezember 1598 durch eine allgemeine Versammlung aufgestellten, allgemein verbindlichen Statuten in Schottland die Gesellen gehalten waren, ihre Zeichen in Logenbücher eintragen zu lassen. In manchen alten Logen, welche zur grossen Loge von Schottland halten wird die Instruktion des alten Systems der [188] Freimaurer noch gebraucht und werden die Zeichen der Genossen noch in die Listen der Logen eingetragen, wie in der Loge St. John von Glasgow, S. Ninian zu Brechin, Journeymen-Masons zu Edinburg u. s. w. In den alten Urkunden mancher Logen sind diese Zeichen sorgfältig mit dem Datum ihrer Verleihung eingetragen. In der Loge Edinburgs „Mary’s Chapel“ sind die Namen der Gesellen in den Protokollen eingetragen, wann sie ihre Beiträge entrichtet haben und das Zeichen empfingen.1) Es bestehen nämlich in Schottland noch jetzt Logen von wirklichen Werkmaurern.

XLV.
Die semitischen Namen und heiligen Worte der Maurer;
Hiram.


Die Mysteriensprache der Maurer aller Systeme und aller Grade ist in dem Sinne die semitische, beziehungsweise die hebräische, dass daraus die Benennungen der Mitglieder der verschiedenen Grade, die heiligen Worte, die Erkennungsworte u. s. w. entlehnt sind und bei etwa neu zu gründenden Systemen und Graden daraus entlehnt werden. Zuvörderst könnte diese Wahl einer semitischen Sprache als die geheime und heilige Sprache der Maurer aus dem allgemeinen Bedürfnisse aller Mysterienverbindungen erklärt werden, eine geheime (mysteriöse) oder nicht jedem sogleich verständliche und zugängliche Sprache, gleichsam eine alterthümliche oder archaische Sprache zu haben, wie das Sanskrit in dieser Weise die heilige Sprache der Brahmanen und der nördlichen und jüngeren Buddhisten ist; – die Palisprache, eine der ältesten Töchtersprachen des Sanskrit, ja angeblich älter als das Sanskrit und aus Beher, dem alten Magadha stammend, diejenige der südlichen und älteren Buddhisten,

[189]

namentlich noch heute auf Ceylon, in Barma und Siam, während dieselbe in ihrem Heimathlande ganz vergessen ist;1) das Lateinische der katholischen Priester und Kirche aller Länder u. s. w. Diese heiligen, dem Volke und der Masse unverständlichen und geheimnissvollen Sprachen haben nicht wenig zur Ausbreitung und Befestigung der brahmanischen, buddhistischen, katholischen u. s. w. Religion, der religiösen Mysterien beigetragen, indem sie ihre Verkünder als höhere Wesen und die von ihnen verkündigten Lehren als geoffenbarte Mysterien erscheinen liessen, – indem sie ihre Verkünder hoch emporhoben und gleichsam heiligten, zumal diese Sprachen in der Regel die Sprachen der Wissenschaft, der Mathematik, Astronomie, Chronologie, Geographie, Grammatik, Philosophie, Rechtswissenschaft, Arzneiwissenschaft u. s. f. waren und somit alles Wissen und Können, eine wirkliche Macht und Herrschergewalt in sich schlossen.2) Schon das fremde Wort, die fremde Sprache an sich erweckt in dem bisher damit Unbekannten oder ihrer Nichtmächtigen sehr leicht die Vorstellung, dass darin etwas Höheres, ein Geheimniss enthalten und verborgen liege, welches man theilweise wenigstens bereits errungen und erreicht zu haben wähnt, wenn man auch nur das leere, meistens nicht einmal verstandene Wort besitzen sollte; nicht selten sogar wird das vermeintliche Mysterium um so höher angeschlagen und um so theurer bewahrt, je weniger man die erhaltenen fremden Worte versteht und begreift. Eine fremde, eine schwer verständliche Sprache ist daher auch die Sprache aller Zauberer und das Zaubernde, das Bezaubernde und Verblendende ist gerade das Unverstandene, der Unverstand des Hörenden; in der Allen verständlichen Sprache könnte unmöglich zu zaubern versucht und gewagt werden, weil man die gebrauchten Zaubersprüche verstehen und erkennen würde,

[190]

dass sie nichts Geheimes und Ausserordentliches enthalten, nichts Uebernatürliches zu bewirken vermögen und bei ihrem stündlichen oder täglichen Gebrauche bewirken. Der tiefste und letzte Grund der räthselhaften, der segnenden und heilenden, der zaubernden Macht und Kraft der fremden Worte, der Sprache und des Gesanges, des gesungenen Wortes, überhaupt ist aber die dem göttlichen Worte, dem ägyptischen Tet, Thoth,1) dem parsischen Honover und dem indischen Vac, dem griechischen [...], bei den Aegyptern, den Baktrern, Indern, Juden, Griechen, Germanen u. s. w. zugeschriebene schöpferische Kraft, übernatürliche und zauberische, göttliche Gewalt; das Wort, die Rede, der Gesang, das Gebet ist die That, die Schöpfung und durch diese der Zauber.2) In dem indischen Melodram „Urwasi und der Held“, welches in dessen Eingange wohl mit Unrecht dem Kalidasa beigelegt wird und jünger als dieser oder vielmehr als der Verfasser der Sakuntala ist, wird in dem Segensspruche nach der Uebersetzung von B. Hirzel (Frauenfeld 1838, S. 8) von Çiwa gesagt:

Wer durch Himmel und Erde dringet, und da heisst
Im heil’gen Buch Ein’ger Geist;
Wem allein nur der Name Meister in der Welt
Zukömmt, dem Wort gleich die That.

Die Sarasvati, die Beredtsamkeit, die Rede, ist die Gattin und Tochter oder die personificirte Kraft des männlichen Brahma, wie das Wort, der Logos Gottes Sohn ist. Die Wissenschaft ist die Brahmawissenschaft, d. h. das Erkennen und Bewusstwerden des Göttlichen, des unpersönlichen Brahma, – das Vereinigtsein und Aufgehen in ihm.

Um gewisser Massen die Menschen zu bezaubern, um sie magisch zu beherrschen, um sie zu segnen und zu heilen, um ihnen doch ein wirkliches Geheimniss darbieten zu können, mussten daher die Mysterien des Alterthums, wie der Neuzeit entweder eine ganz fremde oder doch wenigstens eine alterthümliche, eine archaische, im Volks- [191] leben nicht mehr gebräuchliche und verständliche Sprache zu ihrer Mysteriensprache wählen, – sie mussten sich Zauberworte und Zaubersprüehe, besondere und heilige Namen und Worte schaffen und mit deren Besitz, Erfindung und Reichthum wuchsen sie empor, wurden sie selbst. Zaubern heisst aus Nichts Etwas machen, – mit dem Geiste, mit dem Hauche, mit dem Worte schaffen; der Zauberer, der Magier und Hexenmeister, der Weissager und Wisser ist ein Sprecher (in den Zendschriften maretan), daher das Zauberwort, der Zauberspruch, die Bespreehung, die Zauberformel, der Zaubergesang, die Weissagung, die Weissage, das Orakel. Der Sprecher und Zauberer ist zugleich ein Weiser (uçig im Weda), ein segnender Heiler und Arzt, ein Sänger und Sängerin, ein Seher und Prophet oder Orakelpriester, Kawi im Weda genannt,1) – ein höherer Mensch, ein Priester und eine Priesterin, ein Gott und eine Göttin. Der neueste Forscher über den Buddhismus, Wasslijew in Petersburg, hält die buddhistischen Zauberformeln, mit denen man geistige Wesen zu schlagen vermag, für persische; jedoch tritt die Macht des Wortes (Vac, Wort, Rede) auch schon in den Veden durch Besprechungen und Zauberformeln hervor und dieselbe zaubernde Macht wird darin dem Gesange, den Hymnen, d. i. den gesungenen Worten und Reden zugeschrieben.2) Der älteste religiöse Reformator und Philosoph, der weit über 2000 Jahre v. Chr. lebende3)baktrische Zarathustra ist wörtlich der vortreffliche Sänger und Dichter (Zarath-ustra), – der die heiligen Gebete (mantra’s) Sprechende (mâthran), ein Opferer (râtam) mit den heiligen Gebeten, der Hochheilige (çpitama), ein Orakelpriester und Prophet, – der Feueranzünder und Lichtbringer (Çaoskjanto), der Bote (dûta) Ahuramazda’s und zuletzt oder später, wie dieses auch Buddha und andere Religionsverkünder wurden, selbst ein Gott, ein Weltherr und Weltherrscher, ein lebendiger und ewiger Weiser (ahura Mazda), ein Unsterblicher (Amesha çpenta, im [192] Sanskrit Aditjâ). Seine heiligen Sprüche und Lieder sind die Offenbarungen, die Worte Ahuramazda’s selbst, welche geheime Kräfte verleihen, und in deren Recitiren, Abbeten und Absingen daher der Gottesdienst besteht, die in den heiligen Schriften gesammelt und aufbewahrt werden. Sie sind der Weg des guten Sinnes (Vohû-manô), des Wahren (asha, sansk. rta), der Unsterblichkeit (ameretât), – das grosse Gut oder der grosse Schatz (maga maz) und die Besitzer desselben sind die magava’s, die Magier, die Schatzreichen und Mächtigen, die Zauberer.1) Der Streit des Zarathustra mit den Priestern und Anhängern des somatrinkenden und somaberauschten Indra, d. h. des geistigen und bauenden Feuerdienstes mit dem Naturdienste, mit dem Somacultus, – des beginnenden Ackerbaues und Häuser-, Dörfer- und Städtebaues mit der daran sich anschliessenden Bildung gegen das wilde und rohe Nomadenleben ist eigentlich ein Priesterstreit über die gegenseitige Kraft der Zauberworte und Zauberlieder (baktr. dâenâ’s), wie auch Moses und Aaron mit den ägyptischen Priestern im Zaubern ringen, da an dem stärkeren Zauber der starkere Gott erkannt werden soll. Der Himmel selbst ist zufolge Haug, Il. S. 258, nur die Liederwohnung, Garô-demanâ, wo die Schaaren seliger Geister Loblieder singen und Ahuramazda wohnt, zu dem die Magava’s, die erleuchteten Freunde Zavathustra’s kommen und ihm Lob und Preis darbringen. Als der nordische Asmund von Haddings Schwert besiegt und tödtlich verwundet zu Boden fiel, warf er sterbend dem Sieger vor, nur durch seiner Verse Zauber gesiegt zu haben.2) Die Poesie der ältesten Isländer hatte, wie auch die ersten Buchstaben und Schriften, die Runen Odhins, eine magische Kraft; ein heiliges Wort, ein heiliger Vers, die Segens- und Heilssprüche (in den Zendschriften afähmâni), auf einem Blatte oder einem Täfelchen geschrieben und getragen, machten stark, siegreich und unverwundbar. Die Schamanen, die im ganzen Norden verbreiteten Priester und Zauberer, glaubt Ritter, die Vorhalle europäischer Völkergeschichten, Seite [193] 236 den indischen Samanäern oder den Buddhisten entstammend, wie bei ihnen Vischnu auch Schama, Jineswara (d. i. Tschin, der Genius, und Schama) gleich Buddha heisst.1) Die einmal gewählten und bestimmten Zauber- und Mysterienworte, Sprüche, Formeln, Lieder oder Gesänge u. s. w., welche als das heiligste priesterliche Geheimniss ertheilt und bewahrt wurden, dienten nicht allein als Erkennungszeichen und Erkennungsmittel der Eingeweihten, der Priester, sondern verliehen dem ganzen Bunde erst dauernde Festigkeit, zumal in einer fremden oder schon veralteten Sprache, indem diese nicht den Bewegungen, Zweideutigkeiten und Veränderlichkeiten der lebendigen Volkssprache unterworfen waren und durch ihr Alter, durch ihr Abgestorbensein etwas Ehrfurcht und Bewunderung Gebietendes hatten, gerade wie man deshalb die Alten, die Abgeschiedenen, die Vorfahren und die Väter, die Todten heilig hielt und verehrte. Die verschiedenen Weihe- und Mysteriengrade wurden gebildet und unterschieden durch die Verschiedenheit der ihnen bestimmten und mitgetheilten Mysterienworte u. s. w. Bei den Çrivaishnava, einer von Râmânuga im Dekhan in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gestifteten brahmanischen Religionssekte,2) ist die wichtigste Ceremonie die Einweihung durch Mittheilung der mantra oder Gebete vom Lehrer an die Schüler; dieses geschieht durch Zuflüstern; nur die gehörig vorbereiteten und des vollen Vertrauens der Lehrer würdig befundenen Schüler erfreuen sich dieser Gunst und Mittheilung. Die Formel lautet: „om Râmâjah namah, d. h. om! Heil dem Râma!“3) Diese Formel, welche so ziemlich allen Einweihungsformeln, auch den maurerischen gleicht, scheint an sich kein grosses und wichtiges Geheinmiss zu bergen und dennoch ist ihre Mittheilung die Mittheilung des wichtigsten Geheimnisses [194] jener brahmanischen Religionssekte, welche als ihre vier Grade die vier Stadien des brahmanischen Lebens anerkennt und bei welcher jene Männer die grösste Verehrung geniessen, die in dem vierten oder letzten Stadium sich befinden und Sannjâsin genannt werden.1) Zu den letztern gehören auch die Tridandis, so genannt von den drei Stäben, oder Gerten, welche sie als Zeichen ihrer Enthaltsamkeit tragen, wie der Stab überhaupt bei den indischen Büssern das Symbol der Selbstbeherrschung ist. Die Erkennungszeichen, die Geheimnisse der einzelnen Grade sind nothwendig ein Willkührliches und Aeusserliches, aber sie werden zum Innerlichen und Werthvollen, sobald sie in den betreffenden Grad eingeführt und die damit verbundenen Verdienste und Rechte und Pflichten ertheilt haben, ähnlich wie die verschiedenen Orden und Ehrenzeichen und die Stufen derselben; Râma ist hier die siebte lncarnation Vischnu’s, in welcher er als gewaltiger Held dem Wechselreiche der Priester und Krieger ein Ende machte, Ceylon eroberte u. s. w.2) und in der ihn das Ramajana verherrlicht; der Einzuweihende wird sonach durch die Einweihungsformel dem besonderen Dienste Vischnu’s geweiht, wie die maurerischen Einweihungsformeln von dem gemeinsamen Gedanken durchdrungen und erfüllt sind, den Eingeweihten dem symbolischen salomonischen Tempelbaue, dem Baue der Gottheit in der Menschheit als einen thätigen Mitbauenden sowohl, als einen brauchbaren Baustein zu weihen und zu bilden, – und wie in der christlichen Kirche bei der Taufe, Firmung und Confirmation oder auch Communion der Christ durch den Namen Christi dem Dienste Gottes und seines menschgewordenen Sohnes zugeführt wird. Wie verschieden und mannigfach auch die Einweihungsformeln und Namen sind, das letzte und wahre Ziel aller Weihen ist doch zuletzt dasselbe, Gott. Den höchsten und letzten Grad in den Weihen erreichen und nehmen Diejenigen ein, welche der Erde und ihren täuschenden Genüssen und Reizen entsagt haben und nur [195] noch nach Gott und einem Himmel Verlangen fühlen, – die gleichsam auf Erden Gott erschauen und in ihm auf gehen; dies sind die indischen Sannjâsin und Yogi, die maurerischen Meister. – Bei den Buddhisten geht der Aufnahme in den geistlichen Orden der Unterricht vorher; der Çramanera, der Novize, erhält darauf die erste, upasanpadâ genannte Weihe, die ihm erst nach vollendetem zwanzigsten Jahre ertheilt werden darf. Diese Aufnahme geschieht vor dem sangha, der Versammlung, von welcher dem Novizen Fragen vorgelegt werden über alle Bedingungen, von welchen seine Aufnahme abhängt. Er erhält dann den Titel Çramana oder Bhixu. Ihre Gesammtheit bildete die Versammlung, den sangha oder Bhixusangha. In ihr erhielten ihre Mitglieder ihren Rang nach ihrem Alter; die vornehmsten wurden deshalb Sthavira, die Greise (der maurerische Orient) genannt und die ältesten unter ihnen Sthavirâh Sthavirânâm, die Alten der Alten. Ihnen übertrug der Gründer des Buddhismus den Unterricht im Gesetze, wenn er denselben nicht selbst ertheilte.1) Der buddhistische Novize wird vor seiner Aufnahme in den Orden vor der Versammlung besonders geprüft, ob er nicht durch körperliche Gebrechen oder durch seine persönliche Verhältnisse unfähig sei, in das Kloster aufgenommen zu werden; er muss seinem Besitze entsagen, den Almosentopf nehmen und darf keinen Bart tragen, wie er auch die Kopfhaare abschneiden muss oder diese ihm abgeschnitten werden (Tonsur). Die Buddhapriester auf Ceylon, welche zu der höhern Stufe der Priester-Kahlköpfe gehören, werden Sangatar genannt; diese Stufe muss ein Sanctus erst erreichen, bevor er selbst ein Buddha werden , d. i. die Apotheose erlangen kann. Auch die buddhistischen Kolonien in der Bucharei und in Khorasmien tragen das Haupt geschoren.2) Die Sitte der Priester, der Frommen, das Haupt- oder auch das Barthaar abzuschneiden, scheint in Asien und besonders auch bei den Ariern uralt zu sein, indem auch schon Herodot IV. 23 von den Argippäern berichtet, dass sie von den Skythen Kahlköpfe ( [...][196] [...]) genannt werden. Eben so hatten alle ägyptischen Priester ohne Ausnahme das Haupt glatt geschoren,1) Der Beschneidung, welche gleichfalls bei den ägyptischen Priestern, bei den Juden, theilweise bei den Phöniciern und bei andern semitischen Volksstämmen üblich war, – dem Abschneiden des Haupt- und des Barthaares und allen ähnlichen Gebräuchen, liegt der gemeinsame Gedanke eines der Gottheit darzubringenden und den Darbringenden weihenden und heiligenden Opfers zu Grunde, wie in Griechenland von Jünglingen und Mädchen ihr Haarschmuck oder einzelne Haarlocken den Göttern, besonders den unterirdischen geopfert wurden und bei den Buddhisten auf Ceylon noch geopfert werden. Auch liegt in dem Hingeben des Haupthaares und des Barthaares oder auch nur eines Theiles derselben eine Demüthigung, eine Unterwerfung, eine Entsagung und hiermit muss beginnen, wer sein Leben dem Dienste der Gottheit widmen und ihr Priester werden will, weshalb auch unterworfene und unterjochte Völker oft zum Zeichen der Knechtschaft sich das Haar abscheeren mussten oder keine langen Haare tragen durften.2)

Wie die Buddhisten bezüglich der Tonsur das Vorbild der katholischen Mönche und Priester geworden sind, so auch wohl bezüglich des Gebrauches der Glocken. In den buddhistischen Klöstern waren seit sehr frühen Zeiten die Glocken im allgemeinen Gebrauche und für dieselben von grosser Bedeutung; insbesondere wurde in diesen Klöstern (vihâra) auch das Zeichen zur Versammlung und zu der Mahlzeit mit der Glocke gegeben.3)

Die Mysterien und die auf ihnen ruhenden Religionen des Alterthums haben wie ihre heilige und geheime Sprache und Schrift auch ihre heilige Architektur und ihre heiligen Gebäude, wenn gleich die letztern nach der Natur der Sache etwas mehr aus dem engen Mysterienkreise heraus vor die Augen des ganzen Volkes treten; immerhin aber bleibt auch die Architektur insofern eine geheime und [197] heilige, als die mit ihr verbundene Symbolik, die in ihr Stein gewordenen Symbole doch nur die eigentlichen Eingeweihten zu fassen und zu begreifen vermögen. Um einen tieferen Einblick und das wahre Verständniss der alten Mysterien zu gewinnen, müssen daher dieselben stets in Verbindung mit der Sprache und Schrift, mit der Baukunst und allen ihren Nebenkünsten, namentlich der Musik, der Malerei und der bildenden Kunst, betrachtet und erforscht werden. Den mysteriösen und mystischen, den symbolischen Charakter legten die Baukunst und die übrigen Künste erst alsdann und in demselben Verhältniss ab, als sie sich dem ausschliesslichen Besitze und der vorherrschenden Leitung der Priesterschaften, der Mysterien, des Religions- und Kirchendienstes entwanden und verweltlichten, eine freie Volkssache wurden. So betrachten wir auch die Baukunst von der ägyptischen, phönicischen und jüdischen einerseits an und der assyrisch-babylonischen und indischen andererseits durch die Griechen, Römer und Romanen herab bis auf die Nordfranzosen, Niederländer und Süddeutschen als eine in ihrer letzten Grundlage und in ihrem Grundcharakter religiöse und priesterliche, als eine symbolische und die Bauenden als Priester, als Religiosen, als die priesterlichen Eingeweihten, so dass z. B. die maurerischen Aufnahmsrituale und Katechismen auch als ursprüngliche priesterliche Einweihungsrituale und die Katechismen der priesterlich Geweihten erscheinen. Ausserordentlich erweitert sich auf diese Weise der Forschungs- und Verständnisskreis und vieles scheinbar Dunkele und Unerklärliche wird licht und leicht verständlich. Der salomonische Tempelbau wurde in die Baukunst und Maurerei als der vorherrschende erst eingeführt, als die Baukünstler sich zum Christenthum bekehrten und unter die leitende Herrschaft der christlichen Priester und Mönche geriethen, – an der Stelle der alten heidnischen Tempel christliche Kirchen und Klöster aufgeführt wurden. So möchten wir nicht die Maurerei und Baukunst an und für sich, aber den salomonischen Theil derselben, die salomonische Maurerei als erst mit dem Christenthum und zur christlichen Zeit entstanden ansehen. Anfänglich mochte diese salomonische Maurerei den Baukünstlern so fremdartig sein [198] und erscheinen als das ganze Christenthum selbst, aber allmälig verschmolz sie sich mit dem alten heidnischen Glaubens- und Wissenskreise, mit der heidnischen Symbolik zu dem jetzt vorliegenden Ganzen. In welcher Weise dieser Vermischungs- und Umgestaltungsprozess vor sich gegangen sei, darüber können nur leise Vermuthungen geäussert werden; das Wahrscheinlichste aber ist, dass man die alte Sache im Ganzen gelassen, jedoch an die Stelle der römisch-griechischen Namen und Götter biblische oder auch rein-christliche und namentlich die beiden Johannes und Christus gesetzt habe. Insbesondere würden darnach Hiram, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer als der christlich umgetaufte und benannte heidnische Natur- und Sonnengott erscheinen, [welchem] erstern zugleich die von dem letztern vorhandene Legende, so weit und so gut es gehen mochte, angepasst wurde. Auf diese Weise wird auch der sonderbare heidnische oder der natürliche und rein geistige oder christliche Zwiespalt und Dualisunis begreiflich, der uns bei jedem tiefern Eindringen in die alte maurerische Symbolik unverkennbar mehr oder weniger begegnet. Die semitische, die hebräische Sprache ist sonach keineswegs die ursprüngliche heilige Sprache der Baukünstler und Maurer, sondern blos die Sprache der christlich gewordenen heidnischen, der christlich-germanischen Baukünstler. Den christlich-germanischen Baukünstlern konnte unmöglich ein anderes Symbol als der salomonische Tempelbau mit seinem Baumeister Hiram gegeben werden, weil die neuen Christen durchaus noch keine Bauten und keine ausgezeichneten Baumeister hatten und in der ganzen vorchristlichen jüdischen Geschichte die Erbauung des salomonischen Tempels durch den phönicischen Hiram der einzige bemerkenswerthe und hervorragende Bau war. Die Einführung des salomonischen Tempelbaues und seines tyrischen Baumeisters Hiram oder Iliram Abif, wie ihn die Yorker Constitution vom Jahr 926 nennt,1) mochte auch dadurch erleichtert werden, dass von diesem Tempelbau die Sagen und Urkunden der Bauleute bereits Meldung thaten, woran nur erweiternd und mit Zurück- [199] drängung des anderweitigen Inhaltes der Sagen und Urkunden angeknüpft werden durfte. Die ganze Yorker Constitution, wenn dieselbe mit Krause für ächt zu halten d. h. bis auf das Jahr 926 zurückzuführen ist, muss dann als die älteste christlich-maurerische Urkunde angesehen werden, worin die Baukunst auch mit der heiligen Baukunst der Phönicier, – mit Hiram von Tyrus, einer Wittwe Solin, und mit dem Tempel, welchen der weise König Salomo dem wahren Gotte zu Ehren in Jerusalem aufführen liess, in nähere Verbindung gebracht wird. Nach der Yorker Constitution waren alle Arbeiter bei dem salomonischen Tempelbaue durch Hiram in gewisse Ordnungen eingetheilt, welche Salomo genehmigt hatte, und so wurde bei diesem grossen Baue zuerst eine würdige (venerabilis) Gesellschaft der Baukünstler (societas architectonica) begründet, welche Einrichtungen hernach die Griechen und Römer nachahmten und von den Römern sodann über das Meer aus Italien und Gallien, nach England kamen, nachdem der salomonische Tempel in sieben Jahren und sechs Monaten vollendet und diese Vollendung durch ein allgemeines Fest gefeiert worden war, starb Hiram Abif und man begrub ihn vor dem Tempel, von Allen betrauert. In dieser christlichen Bausage ist es jedenfalls ein offenbarer und unwahrer abändernder Zusatz, dass die Bauzünfte, die zunftmässige Eintheilung der Bauleute zuerst bei dem salomonischen Tempelbaue von Hiram mit Genehmigung des Königs Salomo eingeführt und sodann diese neuen Einrichtungen auf die Griechen und Römer und die ihnen nachfolgenden romanischen und germanischen Völker übergegangen seien, wie denn jene Behauptung auch mit dem übrigen Inhalte der Yorker Constitution selbst in Widerspruch sieht, indem sie anerkennt, dass schon vor Salomo die Baukunst in Chaldäa, in Assyrien, in Aegypten und in Phönicien und selbst in Kanaan geblüht habe, weshalb in diesen Ländern auch schon vor Salomo Bauzünfte oder diesen ähnliche Einrichtungen bestanden haben müssen und nicht erst ganz neu bei dem salomonischen Tempelbaue eingeführt worden sein können. Zur grössern Verherrlichung des Judenthums und des Christenthums lässt aber die Urkunde auch den Abraham [200] alle Künste und Wissenschaften aus Chaldäa nach Aegypten verpflanzen, „wo er vorzüglich an Hermes einen so geschickten Schüler fand, dass dieser endlich der Trismegistus der Wissenschaften genannt wurde, denn er war auch zugleich Priester und Naturforscher in Aegypten und durch ihn und einen Schüler von ihm erhielten die Aegypter die ersten guten Gesetze und alle Wissenschaften, worin Abraham unterrichtet hatte; in der Folge fasste Euclid die Hauptwissenschaften zusammen und nannte sie Geometrie, alle zusammen nannten aber die Griechen und Römer Architektur.“1) In Uebereinstimmung mit dieser eben so ungeschickten als unhistorischen christlichen Sage steht es, dass die von Moses und seinen jüdischen Baukünstlern bei der „hochberühmten Stiftshütte, welche von Holz und Eisen , Gold und Gewirktem“ erbaut war, angewandte heilige Baukunst über die Baukunst aller übrigen damaligen Völker hinausging.2) Diese Behauptungen der Yorker Urkunde sind blos darin belehrend, dass sie zeigen, in welcher gewaltsamen Weise die christlichen Priester und Mönche mit der Geschichte zum Ruhme Christi und der jüdischen Patriarchen umgegangen seien und dass ihnen auch das ganze Hebräerthum, Salomo und Hiram, in der jetzigen Maurerei angehöre. Deshalb heisst es auch in der Yorker Urkunde: „Tubalkain hatte auch schon die Kunst, in Eisen zu bauen, Jubal die Musik, seine Schwester Naahmah die Kunst des Webens, und sein Bruder Jabal die Viehzucht, den Feldbau und die Feldhütten, die man hernach auch in den Krieg einführte, zur Vollkommenheit gebracht. Alle Nachkommen bewahrten diese Künste, bis endlich Noah auch den Weinbau erfand, und von Gott in den ersten Gesetzen der Menschen, seit Erschaffung der Welt, zugleich auch darinnen unterrichtet wurde, ein schwimmendes grosses Gebäude aus Holz zu bauen, wodurch der Schiffbau begründet wurde, den hernach zuerst die Völker aus Soria (Phönicier) trieben.3) Die Maurerlehrlinge erhielten darnach als Bauleute den Namen Tubal- [201] kain, und ebendaher stammen bei den Maurern die Noachiten und die noachitischen Gebote, worüber Krause an den im Register angeführten Stellen, besonders II. 2. S. 324 ff., und Lenning, Encyklopädie, unter Noah, noachit. Gebote und Noachite nachzusehen ist. Noah (d. i. Trost, Erquickung) ist ein in den höhern maurerischen Graden bedeutendes Wort. Wie sieben noachitische Gebote sind, geht auch Noah mit seinen drei Söhnen und ihren vier Weibern nach Noorthouek im Jahr 2348 vor Chr. in die Arche; von diesen vier Masonen oder Grossbeamten (Noah und seinen drei Söhnen, von denen der eine deputirter Meister und.die beiden andern Aufseher waren) stammt das ganze gegenwärtige Menschengeschlecht ab; die Maurer wurden anfangs Noachiten genannt, und was dergleichen Dinge oder Undinge mehr sind, deren blosse Erwähnung schon zu viel ist. Uebrigens ist nach Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 61 und 71, in der biblischen Noahmythe nur die indische Mythe von Sati-auratal dem Sohne der Sonne (Suria), dem Günstlinge des Wischnu, dem Erretter der Völker aus den Wassern enthalten. So wird namentlich in der indischen Sinfluthsage dem Satiaurata von dem Gotte geboten, mit seinen sieben Söhnen in die Arche einzugehen und diese werden die sieben Rischis, Rachusen genannt, welche von den Commentaren der Veden als die sieben Patriarchen der Brahmanen, als die sieben Brahmanen erklärt werden (Ritter, S. 102). Der tiefere und letzte mythologische Gedanke der mosaischen, babylonischen und indischen Sinfluthsage und aller ähnlichen Sagen möchte sein, dass das Wasser, das Meer, die Allmutter, die Mutter, die Gebärerin und Allernährerin ( [...] oder [...], Mäetis, Metis, Thetbys, Maja, Maha-mai, Magna Mater, Kolias-Aphrodite u. s. w.) der Menschen und der Völker sei, welche aus ihrem Schosse (der Arche) hervorgehen und über die Erde sich ausbreiten.1) Der aus dem Wasser erzeugende und schaffende, der die Menschen erhaltende und rettende Gott ist bei den Indern Wischnu (der Erhalter) und bei den [202] Juden Jahveb, Jehovah, der Beschützer des frommen Noah. Sieben Menschen gehen in die Arche ein und daraus hervor, in sieben Tagen werden nach den Puranas durch die Wasserfluthen die drei Welten in den Ocean des Todes versenkt,1) weil Gott der über den sieben Planeten und Himmeln wohnende und thronende, der siebenäugige Gott ist, da die sieben Planeten als die sieben Augen Gottes, wie Sonne und Mond als seine zwei Augen und zugleich zwei Säulen betrachtet wurden. Die gebärende und rettende Arche ist die [...] (proereatrix a [...]), und die Arche landet an dem höchsten Bergesgipfel (des Kaukasus – nach Ritter, Vorhalle, S. 300, Kauk-asos und asos = heilig, – des Ararat oder eines andern Berges), weil die ersten Menschen auf den zuerst aus den Wassern hervorragenden Bergen wohnten und von da in die von dem allmählich zurückweichenden Meere befreiten Ebene herabstiegen. Die gebärende Mutter wird deshalb auch selbst zur grossen oder guten Mutter vom Gebirge bei den Phrygiern und ähnlich nehmen auch bei den Indern, Griechen u. s. w die Götter auf den Bergen ihren Sitz; ganz gleich wird auch die Göttin aus dem Schaume des Milchmeeres, des Meeres geboren, so die [Lakschemi] oder Sita, die Gattin des Wischnu, bei den Indern und die Aphrodite anadyomene bei den Griechen. Die Noachiten sind das älteste wasser- und erdgeborene Menschengeschlecht und der Glaube und die Sitten und Gesetze dieses Geschlechtes der Urglaube und die Urgesetzgebung der Menschheit, welche diese gleichsam noch von der Gottheit selbst als seine Uroffenbarung empfangen hatte. Die Paradiesesschlange, die Schlange des Wischnu ist zunächst das Symbol des unendlichen Schöpfers selbst, d. h. der lebendigen Schöpfung des Lebens und. sie heisst Ananta, [...], Zaruana akarana, die anfangslose Zeit, die nimmer alternde Zeit, weil wir weder den Anfang noch das Ende der Schöpfung kennen, die Schöpfung anfangs- und endlos ist.2) Aber die Schlange des Lebens und der Schöpfung ist auch die Schlange des Todes und des Bösen, weil der Tod und das Böse mit [203] dem Leben und der Schöpfung selbst in die Welt, in die Zeit kamen. so dass die Zeit als der Gott des Todes und der Zerstörung (Çiwa bei den Indern, Sevek bei den Aegyptern) erscheint. Hiram ist der Kronos, die Zeit, Çiwa, Sevek, aber nach der orphischen Lehre auch Herakles, weil er siegreich den Tod überwindet und aus dem Tode das neue Leben schafft. Das Symbol dieses orphischen Herakles ist eine dreihauptige Schlange, eine Schlange mit dem Haupte eines Stieres und eines Löwen, als Symbole der Sonne und des Mondes, und mit dem Gesichte eines Gottes in der Mitte, welcher orphischen Trimurti die maurerischen drei grossen oder drei kleinen Lichter der Sonne und des Mondes und des Meisters oder Gottes gleichstehen. Die Mutter ( [...]) Isis ist ursprünglich nicht das Meer und die Erde, sondern die Urnacht (Athor) und die Urmaterie, das Chaos, welches das Urlicht und der Urgeist die Sonne (Osiris) liebend und schaffend umfasst. – Monotheistisch muss der Glaube der Urmenschheit insofern gewesen sein, als sie anfänglich eben nur den allgemeinen und einfachen Gottglauben hatte und dieser erst mit der Ausbildung verschiedener Volksstümme und Völker gleich der Sprache sich spaltete.

Ausserdem ist aus der Yorker Urkunde noch diese Stelle wegen ihrer Beziehungen zur maurerischen Symbolik hervorzuheben: „Kain’s Sohn, Enoch war besonders ein grosser Baumeister und Sternhundiger. Er sahe in den Sternen voraus, dass die Welt einmal durch Wasser und ein andermal durch Feuer untergehen würde, und setzte daher zwei grosse Säulen, eine von Stein, die andere von Thon, auf welche er die Grundlehren der Künste schrieb, damit die Wissenschaften Adams und seiner Nachkommen nicht verloren gehen möchten.“ Dieses sind also die Seth’s Säulen1) oder Enoch’s Säulen, wie die beiden Säulen Jakin und Boaz auch genannt werden, ohne dass jedoch in der heutigen Maurerei von dieser jüdisch-maurerischen Mythe ein grösserer Gebrauch gemacht würde. Die zwei Säulen ( [...]) der Sonne und des Mondes, denen auch bei Indern die beiden Königsgesehlechter der Sonne und des [204] Mondes, die Sonnen- und Mondskinder, die Kurus, und Pândavas des Mahâbhârata, entsprechen, sind uralte asiatische Lichtsymbole, Symbole des Sonnen- und Feuercultus, des Hestia- oder Tabiti-Vestadienstes und finden sich als die Bildsäulen der Schutzgötter Anerges und Astara auch an dem Denkmale der Bosporanen-Königin Komosarye,1) bei welchem Heiligthume die Skythen ihren heiligsten Schwur schworen ( [...]). Die Königin Komosarye lebte um das Jahr 320 v. Chr. Ebenso sind die zwei nach Osten gleich des Memnons tönender Statue in der Thebais und gleich den beiden Bildsäulen in dem Monumente der Komosarye schauenden zwei Steinkolosse zu Baumean (Bamiyan) im alten baktrischen Lande, welche thurmhoch aus dem Felsen gehauen sind und von den jetzigen Persern der Rothe- und Graue-Buddh (Surkh-Bùt und Chingk-Bùt) genannt werden, Idole des Sonnendienstes.2) Für solche Sonnenkolosse hält Ritter auch die hellenischen Kolosse zu Rhodos, Apollonia, Tarent und anderwärts, welche dem Zeus, Herakles, vorzüglich aber dem Helios geweiht waren; ja Ritter vermuthet, die Kolosse, die kolossalen Standbilder der Hellenen möchten ihren Namen nur von [...], Kyrus, d. i. Sonne oder Sonnengott, das Licht oder der Lichtgott, tragen. Vielleicht ist selbst die griechische Kore, Proserpina, wörtlich die Sonne, wie Koros zu Dionysos, Jacchos, Apollo, Liber, Osiris, Phanes, Teutanes u. s. w. geworden sein soll. Ebenso sollen die ältesten arkadischen Pelasger nach Ritter in den Hermen oder in der Steinsäule ( [...]) nur die Sonne und den Mond verehrt haben. Dionysos, [...] soll Dava-nichi, ein alter indischer Sonnengott, Osiris, Sol sein.3) Zwei Sonnensäulen (solis columnas nach Festus Avienus), gleichsam die beiden Säulen des Hereules, nannten auch die Bewohner der schweizerischen Alpen die beiden Zacken der Furka (Bicornus) am eisigen Gottesberge oder Gott- [205] hard,1) welche Säulen der Furka zugleich die Säulen des Julier erklären: diese und jene waren Sonnensäulen und es hätte sich sonach derselbe zweisäulige und zweigestaltige Sonnencultus von Indien, Syrien und Phönicien und Aegypten bis auf die höchsten Schweizeralpen ausgedehnt, mit den indogermanischen und kaukasischen Volksstämmen und Völkern, welche von Hoch- und Mittelasien aus die umliegenden Länder und Erdtheile eingenommen und bevölkert hatten. An die zwei kegelförmigen Grabhügel, welche auf dem Schlachtfelde bei Leuktra stehen,2) darf wenigstens erinnert werden. Auch auf dem Plateau von Rhodope im Norden von Gallipoli stehen zwei kolossale Tamuli, von denen man nach Osten und nach Westen die ganzee thracische Ebene überschauen kann. Wie häufig bei den kanaanitischen Völkern solche Säulen gewesen sein müssen, ergibt sich aus Moses IV. 33, 50 ff., indem dort den erobernden Israeliten aufgetragen wird, alle diese Säulen und alle gegossenen Bilder zu vernichten. Ebenso erscheinen die zwei heiligen Säulen bei dem Hochsitze des alten nordischen Hausvaters, noch heute in Island.3) Ferner dürfen hierher bezogen werden, der Ormuzd und Ahriman der Baktrer, der Biel bog (weisser, guter Geist) und Czerny bog (schwarzer, böser Geist) der Slaven4) u. s. w. Vor den buddhistischen Felsengrotten zu Kanari bei Bombay stehen zwei kolossale Buddhabilder.5) Im Tululande auf der Westküste Vorindiens erscheinen zwei Stiere vor den Tempeln als Symbole des Çiwa am Eingange.6) Sogar die beiden Ziegenböcke beim grossen Sühnfeste der Israeliten (III. Moses 16) und die zwei Büffelkälber der Badagals bei ihren Leichenbegängnissen,7) auf deren einen oder eines die Sünden des Volkes, beziehungsweise des Verstorbenen und seines Geschlechts geladen werden, [206] um dieselben in die Wüste zu tragen, – dürfen hierher bezogen werden. Die zwei Säulen der Sonne und des Mondes, von Sol und Luna, Apollo und Artemis fasst Ritter ursprünglich als Koros und Menes, als Koro-manes auf; die gaditanischen Säulen, die Hörner der Furka waren gleichsam die naturgeschaffenen gemeinschaftlichen Altäre und Tempel der Sonne und des Mondes, wie man in Griechenland den Apollo und die Artemis, den Dionysos und die Kore, – in Italien den Liber und die Libera, den Faunus und die Pauna, – in Aegypten den Osiris und die Isis, bei den Babyloniern den Bel und die Beltis oder Baaltis, – bei den Christen und Buddhisten Christus oder Buddha mit ihrer holdseligen Mutter zugleich verehrte und wofür jedes Götterpaar oder auch jede zweigeschlechtige Gottheit (Mannweib) eintreten kann. Auch Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer, – Christus und Johannes der Täufer finden hier als die beiden Jahressäulen, als Winter- und Sommersonnenwende, als Aufgang und Niedergang, Morgen und Abend, ihre Stelle; den Jahressternen aber steht das Tag- und Nachtgestirn, der Stern der Dioskuren gleich und die Zwillingsbrüder sind nur eine andere Gestalt von Bruder und Schwester und von der zweigeschlechtigen Gottheit.1)

Indem die christlichen Priester und Mönche die heidnischen Bauleute und Bauverbindungen zu dem Christenthum hinüberzuleiten strebten und wenigstens die heidnischen Götternamen durch christliche und jüdische, durch neu- oder alttestamentalische verdrängten, erzeugten sie unabsichtlich einen eigenthümlichen neuen Gährungsprocess und eine neue vereinigende Gestaltung des Geistes, der Lehren und der Symbole der Bauleute und der Bauverbindungen, welche Neugestaltung mit der Gnosis die grösste Aehnlichkeit und Verwandtschaft hat und nicht genug beachtet werden kann. Ist anders unsere historische Auffassung eine begründete, ist die ursprüngliche und allgemeinste Enterlage der mittelalterlichen Bauzünfte und Baubrüderschaften eine alterthümliche, – eine ägptisch-phönicisch-griechisch-römische Mysterienverbindung, in welche zur [207] Zeit des entstehenden und sich ausbreitenden Christenthums als neue Elemente das Christenthum und das Judenthum eintraten. Wie bei der Gnosis,1) sind also bei der heutigen Maurerei das Heidenthum, das Judenthum und das Christenthum die integrirenden Elemente, aus welchen den reinen und höhern Begriff der Gottheit und der Menschheit, die allein wahre Religion oder die Religion, der Religionen kritisch und versöhnend zu gewinnen bemüht war. Die Bauleute waren keine dogmatischen oder orthodoxen Heiden, Juden oder Christen, sondern nahmen von ihnen blos auf, was sie an innerem Werthe, an reinem Gottglauben und an wahrer Religiosität besassen, und deshalb konnten in dem Vereine der Bauleute friedlich und als Brüder Heiden, Juden und Christen zusammenleben, sobald sie nicht an die Formen, sondern an den Geist und inneren Gehalt sich binden wollten. Die Baulente wollten wohl Christen sein, d. h. an Gott als den Vater aller Völker und aller Menschen glauben, aber sie sträubten sich dagegen, in dem Sinne Katholiken und Päbstler zu sein, dass diese den alleinseligmachenden Glauben besitzen und alle Andersgläubigen mit unerbittlicher Strenge hassen und verfolgen sollen. Dieses ist der einzig wahre salomonische Tempel der Bauleute, der Maurer, in welchem alle Völker und alle Menschen, die wahrhaft an den ewigen und einzigen Gott glauben, seinen Willen erfüllen und jeden Menschen wie sich selbst lieben und achten wollen, als in einer heiligen Gottesstadt sich versammeln und zu dem gemeinsamen Vater beten sollen, wie es Christus lehret: in diesem biblischen Grundsatze, in diesem Lichte der Lichter, liegt die maurerische Gnosis eingeschlossen.2) Dem Heidenthume haben die Bauleute, die Maurer den Brudernamen, den Menschen, – dem Judenthum oder Salomo den Tempel, die Gottesstadt Jerusalem und dem Christenthum oder Christus Gott entlehnt und diesen Gott zu dem Gotte aller Menschen, aller Brüder in dem Maurertempel gemacht, Dieser Maurertempel ist zu- [208] gleich nur die Menschheit selbst und ihn erbauet Gott und nach seinem Plane die Menschen; Gott ist der Baumeister, der Meister der Meister, der Demiurg, und seine Bausteine, wie seine Gehülfen, seine Lehrlinge und Gesellen sind die Menschen, die Maurer. Die Krone des Tempels ist der Glaube an die Unsterblichkeit, an das göttliche Lichtreich, in welches alle Diejenigen belohnt und erlöset eingehen werden, die wirklich gebauet haben und zu einem brauchbaren Bausteine des unsichtbaren Gottes und Menschentempels geworden sind. Wollte man die Vergleichung mit den verschiedenen gnostischen Systemen, mit dem sogenannten Doketismus weiter führen, könnte man im maurerischen Geiste sagen, dass die verschiedenen Religionsformen und menschlichen Kirchen nur vergänglicher Schein seien und einzig sei und bleibe der göttliche Geist und Glaube, die göttliche That; nur die letztere führet die Geister zu dem Lichtreiche zurück, verleiht die Unsterblichkeit; Gott ist nur in dem Geiste und des Menschen Körper muss zerbrochen werden, damit sein Geist wieder göttlich werde, – der Tod ist der Auferstehungsmorgen, der Eingang in den ewigen Osten. Dass der Weg zum Himmel und zur Erlösung der gerade, der rechtwinkelige, die Gerechtigkeit sei, darin stimmen die Gnostiker und die Maurer, die Buddhisten und Christen überein. Nach dem gnostischen System der Ophiten ist die Geburt des Menschen sein Fall, indem der Mensch, sobald er geboren wird, seines geistigen Prinzips verlustig geht;1) sich von dem Falle zu erheben und das verlorene geistige Leben und Wesen wieder zu erringen, ist die Bestimmung und die Aufgabe des Menschen und besonders des Maurers. Diese gnostische Ansicht von dem Falle des Menschen durch seine Geburt ist im Grunde nicht verschieden von der alten indischen und ägyptischen, pythagoreischen, platonischen und neuplatonischen Lehre, dass der Mensch hier nur zur Strafe und Besserung geboren sei und in seinem dermaligen Zustande blos die Folgen eines vorausgegangenen Vergehens trage, wie durch jenen wieder der künftige Zustand der Seele bedingt [209] werde. Die Inder nennen in ihrer heiligen Sprache den Körper eigentlich Befleckung, deha.1) Die Seligkeit des Inders gestaltete sich daher auch ganz folgerichtig zur Befreiung von der Wiedergeburt auf dieser Erde, von der Strafe und Befleckung, von den Fesseln, welche Befreiung die mukti oder der moxa genannt wird.2) Buddha wird auch Muktasvasmin, nach Lassen, III. S. 1002, richtiger Muktisvâmin, genannt als der Besitzer der Befreiung von allen Fesseln. des sansâra, des unaufhörlichen Kreislaufes der weltlichen Dinge. Auch im Koran ist die Sünde ein vorweltliches Verhängniss, in Folge eines früheren Abfalls der Seele,3) welche Ansicht wohl zunächst von den alexandrinischen Griechen aufgenommen worden war.

Wenngleich nunmehr die Mysteriensprache der Maurerei die semitische, die hebräische ist, ist es dennoch nicht die ganze Mysterieneinrichtung selbst und namentlich nicht die Hirammythe, sondern diese sind, wie wohl durch alle bisherigen Äusführungen überzeugend nachgewiesen ist, ägyptisch. Unsere Behauptung, dass das Maurerkleid, die Maurerschürze die ägyptische ursprüngliche Kleidung und Schürze, shenti dort genannt, sei, wird besonders noch dadurch bestätigt, dass im Griechischen aus dem ägyptischen shenti [...] die Baumwolle, das feine gewebte baumwollene und linnene Kleid, vielleicht das weisse Mysterienkleid,4) geworden ist. Diese griechische Benennung beweiset, dass die Griechen von den Aegyptern nicht blos den Namen, sondern mit ihm auch die Sache, den Stoff und das Kleid erhalten und eben deshalb dem ägyptischen Stoffe und dem ägyptischen Kleide auch den ägyptischen Namen beigelegt haben. Gesenius wollte den griechischen [...] mit Movers von dem hebräischen sâdin ableiten, welches ursprünglich aus Wolle oder Flachs verfertigte Hemden und später überhaupt feine Gewebe bezeichnete. Horner [210] gebraucht [...] für weisse, feine Leinwand und aus ihr verfertigte Kleider für Frauen. Lassen wollte früher unter [...] nur indische oder sindische Baumwollstoffe undKleider nach dem Sprachgebrauche von Herodot verstehen, so dass die [...] sich ähnlich wie der Indigo1) verhalten würden. Im Aegyptischen bezeichnet shenti zunächst die Schürze und sodann die aus den in Aegypten wild wachsenden Arten des Gossypium herbaceum, des die Baumwolle erzeugenden Baumes, verfertigten Kleidungsstücke: Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, II. S. 286, hebt hervor, dass der Name des Leibrocks sich übereinstimmend bei fast allen alten Völkern finde und als Stoffname auch in neuere Sprachen übergegangen sei. Er hiess ägyptisch sten, hebr. kethoneth, syr. kethono, griech. [...], lat. mit Umstellung der Consonanten tunica und es entsprechen ihm arab. kutnun, franz. coton, engl. cotton und deutsch Kattun. Dieser Rock, welcher über der Hüfte mit einem Gürtel zusammengehalten wurde, reichte den Denkmälern nach bei den Männern bis an das Knie, bei den Frauen dagegen bis an die Knöchel.

Hiram2) in der maurerischen Bedeutung ist nicht der historische oder biblische, vielmehr ein rein mythischer und allegorischer, das Symbol oder die Personification des jährlichen Natur- und Sonnenlebens, welcher mythische Hirarn als Natur- und Sonnengott dem ägyptisch-phönicischen Osiris-Adonis, dem griechischen Dionysos-Zagreus oder Jakchos, dem phrygischen Attes-Sabacius oder Korybas, dem samothracischen Hermes-Kadmilos, oder auch Adam, d. i. dem auch zu Berytus verehrten phönicischen Kabiren Esmun, dem kretischen Zeus u. s. w. ganz gleichsteht. Dem alten Mysteriengotte der Bauleute den semetischen Namen Hiram beizulegen, wenn es nicht bereits von den alten Bauleuten geschehen war, lag den christlichen Mönchen und Geistlichen um so näher, als seiner ganzen Abstammung und Natur nach der alte Gott schon auf Phönicien und Syrien hinwies und nach Bunsen, Aegyptens Stelle,

[211]

in der Weltgeschichte, Va. S. 9 – 15, der Name des ägyptischen Osiris nur der missverstandene oder verderbte phönicische Asar, Azar, Adar, der Gewaltige, der Starke ist. Wie nach der ägyptischen Vorstellung der Selige, der Gerechtfertigte, der Reine und rein Verstorbene in das Reich des Osiris eingeht und mit diesem vereinigt, d. h. ein Theil des Osiris oder selbst Osiris wird, gehört es durchaus derselben Anschauung von dem Verhältnisse des Menschen zu Gott, von der Einheit des menschlichen und des göttlichen Geistes an, den Menschen zum Symbole des göttlichen Mysteriums, des leidenden und sterbenden Unsterblichen, des Osiris-Hiram zu machen. Dieser Mysteriengebrauch als solcher ist durchaus ein ägyptischer und als solcher der englischen Bauleuten und Steinmetzen überliefert, nie und nimmer aber von ihnen erst worden Die Aegypter waren nach den Ueberlieferungen der Griechen die ersten Lehrer der Unsterblichkeit. An den phönicischen Hiram schliesst sieh auch der phönicische Name Kasia, Kassia an, welcher in der deutschen Uebersetzung der vierten Ausgabe des Constitutionenbuches von Anderson, Frankfurt a. M. 1783, I. S. 577, aus der zergliederten Freimaurerei , dem Meistermaurer beigelegt wird und eigentlich den wild wachsenden Zimmetbaum (Laurus Cassia, Cassia), Indien’s besonders, bezeichnet.1) Die Cassia von Farnese oder Cassia der Levante (Acaeia Farnesiana) gehört zu den Leguminosen und ist indischen Ursprungs. Im südlichen Frankreich, z. B. in der Nähe von Cannes, gedeiht sie im Freien und wird wegen ihrer wohlduftenden gelben, für Parfümerien viel gebrauchten Blüthen häufig gepflanzt; im Norden gedeiht diese Cassia nur als Zier- und Treibhauspflanze.2) Wie der Maurermeister zu dem jetzt nicht mehr gebräuchlichen Namen Kasia gekommen, ist schwer zu erklären; vielleicht war es der Name des heiligen Baumes, des Baumes des Lebens, welcher Name auf den Meister übertragen worden sein müsste. um seine Hoffnung an das ewige Leben oder [212] die Unsterblichkeit auszudrücken. Mit Unrecht hat man in der Hirammythe den Tod des Königs Karl I. von England oder auch den Untergang des Tempelherrnordens verborgen geglaubt,1) während es nur die Mythe des Naturlebens und des Naturgottes ist und sein kann, wenn anders die Mysterien der Bauleute den allgemeinen Mysteriencharakter haben und bewahren sollten; das Leiden und der Tod des Mysteriengottes ist der nothwendige und stets wiederkehrende Inhalt aller Mysterien, ja aller Religionen, wie davon Ragon, S. 142 Anm. 1, ein freilich unvollständiges Verzeichnis entworfen hat. Die Akazie, die Kasia ist dabei das Symbol der Wiederauferweckung des getödteten oder gestorbenen Gottes. Die drei ungetreuen Gesellen erklärt Ragon, S. 147, für die Sternbilder der Wage, des Scorpions und des Schützen, in welchen die Sonne auf ihrem zwölfgliedrigen und zwölfmonatlichen Laufe während der drei Wintermonate steht und aus denen sie zu neuem Leben als Sol novus, mit dem nicht geraubten und treu bewahrten Meisterworte, hervorgeht; um die Mitte des Herbstes befinde sich die Wage gegen den Untergang der Sonne oder im Westen, der Scorpion zur rechten Seite ihres Aufganges oder im Süden und der Schütze fange an, im Aufgange zu erscheinen, was bei Hiram durch die östliche Pforte dargestellt werde, bei welcher er sterbe und unmittelbar im Steinbocke wiedererstehe. Diese drei Gesellen des Hiram vergleicht Ragon mit Judas, Petrus und Thomas, den drei Jüngern von Christus, von denen der Erstere den Herrn verräth, der Zweite drei Mal verleugnet und der Dritte dessen Wiederauferstehung bezweifelt. Die 30 Silberlinge des Judas erklärt auch Ragon, S. 148, für die 30 Tage eines Monats. Am siebenten Tage, am Tage der Sonne, werde der Leichnam des erschlagenen Hiram nach sechs Tagen oder Monaten des Suchens aufgefunden. Paris soll zufolge Ragon, S. 151 Anm., das Schiff der Isis, bar-Isis sein, wie dieses Schiff noch heute in dem Wappen der Stadt Paris enthalten sei und wobei man nur an die Stelle der Isis die heilige [213] Genevève gesetzt habe. Br. Dumast bringt sogar den schottischen Hochruf Huzza (houzé) mit der arabischen Akaziengöttin Uzza, welche auch die Akazie selbst bezeichnet. in Verbindung.1) Ragon betrachtet weiter den Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad als die Symbole des Frühlings, des Sommers und des Herbstes, welche drei Symbole der Tod des Hiram als der Winter zum Abschlusse des Jahres bringe. Sacerdotes sind Ragon, S. 155 Anm. 1, die mit dem heiligen Wissen oder den heiligen Gaben (sacris dotibus) ausgestatteten Eingeweihten und der Meister sollte den Namen Giblim, oder richtiger Ghiblim2) empfangen, um anzudeuten, dass er auf der Spitze, beim Ende (Giblim) des Unterrichtes und des Wissens angekommen sei; die historischen Giblim wohnten am Berge Libanon, welche Salomo verwendet hatte, um die Steine für den Bau seines Tempels zu behauen. Die Mittags- und Mitternachtskolonne symbolisiren Ragon, S. 156 unten, die beiden Wendekreise, welche die Sonne, Herakles, niemals überschreitet und worauf sich auch die beiden Säulen des Seth und des Enoch beziehen sollen. Das Blut des Stieres, welches am 25. März die Priester des Mithra vergossen, und das Blut des Lammes oder Widders, welches sie um dieselbe Zeit vergiessen, symbolisire gleich den blutrothen Ostereiern das Blut des im Frühlingsaequinoctium sterbenden, aber auch neugebarenen Jahresgottes; dem Tode und der Verwesung (Macbenah) entsprieset stets das neue Leben (Jehovah); Hiram im Grabe verweset und stirbt (macbenah), um unsterblich als Jehovah wiederzuerstehen. Hiram, im Buche der Könige Chiram ( [...]) geschrieben und in den Paralipomenen Chouram, bedeutet nach Ragon das höhere oder wohl ewige Leben (vic elevée), weiss (candide, blauc). – Nach Jachin und Boaz hiessen die drei urigetreuen Gesellen des Hiram: Jubela, Jubelo und Jubelum; in dem französischen schottischen System: Giblon, Giblas und Giblos, 3) welche Namen un- [214] zweifelhaft dem Giblim nachgebildet sind; anderwärts und besonders in Deutschland: Abhiram, Romvel (Cromwel), Gravelot – oder Hobbden, Sterkê (Stärke) oder Sterkin, und Austerfuth (Vorderthüre) oder Oterfut. – Dass die Indien und Aethiopien angehörende und zur Zeit des römischen Kaiserreichs einen bedeutenden und theuren Einfuhrartikel neben dem eigentlichen Zimmet oder Kinnamonon bildende Kassia der Akazie, welche als der ursprüngliche Lebensbaum der Aegypter zu betrachten ist, untergeschoben und dadurch dem Maurer oder Maurermeister zugleich der Name Kassia verschafft wurde, beruht vielleicht und vormuthlich auf der Aehnlichkeit des Wortes Akazie mit der Kassia und enthält jedenfalls zugleich den Beweis für den Durchgang der ägyptischen Mysterien der Bauleute durch das römische Reich. Es wäre jedenfalls nicht ohne Interesse von den kritischen maurerischen Geschichtschreibern zu vernehmen, wie die Kassia auf anderem Wege in die alten maurerischen Rituale gekommen sei und gekommen sein könne. Sonderbarer Weise findet man in den Schriften von Krause, Mossdorf1) und Gädicke über Kassia nicht die geringste Bemerkung. In der oben genannten Uebersetzung des Constitutionenbuches von Anderson, I. S. 615, wird jedoch nebenbei aus Herodot angeführt, dass bei der Einbalsamirung der Leichname jederzeit Kassia gebraucht worden sei und darauf beziehe es sich, dass auch ein Zweig von Kassia (also hier gleichstehend der Akazia) zur Bezeichnung der Leichenstelle des Hiram verwandt worden sei; zugleich werden aus Ovidii metamorph., XV. 395 ff., die Verse über den sieh selbst verbrennenden Phönix angeführt:

Haec ubi quinque suae complevit saecula vitae,
Ilicis (sonst ilicet) in ramis tremulaeque cacmine palmae
Unguibus et duro (sonst puro) nidum sibi construit ore.
Quo simul ae casias et nardi lenis aristas,
Quassaque cum fulva substravit cinnama myrrha (sonst murra),
Se super imponit, finitque in odoribus aevum.

[215]

Pfitz (Stuttgart 1833) übersetzt:

Wenn nur dieser sein Alter auf fünf Jahrhunderte brachte:
Dann auf Aeste der Eich’ und den Wipfel der schwankenden Palme
Baut er ein Nest mit den Klauen sich auf und gebogenem Schnabel.
Und wenn er Kasia dort und Aehren der lieblichen Narde
Untergestreut und zerstossenen Zimmt sammt gelblicher Myrrhe:
Setzt er sich oben darauf, und endet das Leben in Düften.

Dass der maurerische Hiram eine blos mythische Person sei und nur die Lichtschöpfung, das Leben und Sterben des Lichtes symbolisire und personificire, hatte übrigens schon Cordiner of Banff in seinen im Jahr 1745 zu London erschienenen Remarkable Ruins and romantic Prospects of Northbritain erkannt und dargelegt. Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 439 ff., hat die betreffende Stelle in Original und in Uebersetzung mitgetheilt und verdient vollständig nachgelesen zu werden. Cordiner of Banff glaubt die Hirammythe und die daran sich anlehnenden Gebräuche der maurerischen Meisteraufnahme den eleusinischen, beziehungsweise den ägyptischen Geheimnissen enthoben, was von seinem Standpunkte aus freilich Krause für unerweislich erklärt und sogar meint, dass, wenn auch Hiram wirklich Dionysos-Osiris sein sollte, dennoch die maurerischen Gebräuche der Aufnahme zum Meister verwerflich und unwürdig seien, worin wohl nur Wenige mit Krause übereinstimmen dürften, indem allein die unverstandene Hirammythe etwas Anstössiges hat, von dem Lichte durchleuchtet, dieselbe aber anziehet und erfreuet. Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele, an die Ewigkeit des Geistes ist unzweifelhaft ein erhebender und tröstlicher, und es steht durchaus Nichts entgegen, die Rituale der maurerischen Meisteraufnahme so umzubilden, dass dieser Glaube als der höchste und eigentliche Inhalt der Hirammythe erscheine, – dass das Symbol nicht ein todtes Wort, sondern nur eine geistige Hülle sei. Sehr passend könnte z. B. mit folgenden Worten die Meisteraufnahme schliessen:

„Mein Bruder! Bedenken Sie oft den tiefern Sinn der Gebräuche und Symbole der Meisteraufnahme. Sie werden daraus den tröstenden Glauben an die Unsterblichkeit, die feste Ueberzeugung schöpfen, dass der Tod

[216]

kein Tod sei und nur in das ewige Licht und Leben hinübergeleite, – dass Sie gleich Hiram sich wieder erheben und das verlorene Meisterwort wieder finden werden. Hiram ist ursprünglich nur das Bild der im Wechsel des Jahreslaufes dahinsterbenden, jedoch ewig sich wieder verjüngenden Sonnen- und Naturkraft, welche dem Menschen die Bürgschaft gibt, dass auch er im Grabe nicht vergehen, sondern zu neuem und schöneren Leben sich erheben werde. Das Geheimniss, welches die drei ungetreuen Gesellen selbst durch einen gewaltsamen Mord nicht zu rauben vermochten, ist der sichere Lohn der Entsagung und der Tugend, die lohnende Frucht des säenden Verdienstes. Sterben Sie, wenn es sein muss, gleich Hiram für ihre Pflichten und Sie werden durch das dunkele Grab in das ewige Licht und Leben eingehen.“

Vielleicht und sehr wahrscheinlich wurde die Hirammythe d. h. die Mythe von Hiram als einem lebenden, sterbenden und wiederauferstehenden Natur- und Sonnengotte erst dann verdunkelt und durch die wirkliche oder erdichtete Geschichte des biblischen Hiram, des Erbauers des salomonischen Tempels ersetzt, als der symbolische Bau des salomonischen Tempels als des unsichtbaren Baues der Menschheit durch die Gottheit zum Grundgedanken der Maurerei erhoben wurde, – als im Laufe der Jahrhunderte die Bauleute in Steinen Tempel, Kirchen und Dome zu bauen aufgehört hatten und jetzt nur noch die Menschen die grosse Idee der freien und gleichen Menschheit pflegten und bauten. Die Entwickelung dieses symbolischen salomonischen Tempelbaues ist gleichbedeutend mit der Entwickelung der symbolischen Maurerei überhaupt, deren eigentliche Zeit im Jahr 1717 mit der Gründung der englischen Grossloge durch vier Logen in London beginnt und welche während des 17. Jahrhunderts vorbereitet worden war. Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 465, vermuthet, dass als Quellen zu diesem symbolischen salomonischen Tempelbaue vorzüglich benützt worden seien:


1. Seldeni jus naturae et gentium, more Ebraeorum, Lips. et Francof. 1795, worin, von Seite 300 an, [217] viele Schriftsteller über den salomonischen Tempelbau verzeichnet stehen;1)


2. Bunyan, Salomons temple spiritualized, dessen achte Ausgabe zu Dublin 1754 erschienen ist;


3. Johann Amos Comenius, geboren 1592 und gestorben 1670, welcher sein Urbild eines reinmenschlichen und zugleieh gottinnigen Zustandes in seiner (im Jahr 1702 wiederum erschienenen) Panegersia und in seinen pansophischen Arbeiten, conatuum pansophicorum dilucidatio (die in seinen operibus didacticis, Amstelod. 1657, fol., stehen), in das Lehrbild des Salomon’schen und Ezechiel’schen Tempels einkleidete.2)

Zu diesem salomonischen Tempelbaue des Comenius, welcher besonders den Stiftern des neu-englischen Grossmeisterthums vorschwebte und womit auch Baco’s Dichtung vom salomonischen Hause auf der neuen Insel Atlantis (Works III. S. 235) übereinkommt, passte der historische Hiram, zumal mit den wenigen Nachrichten, welche wir über denselben besitzen, gar nicht, weshalb jetzt dessen Geschichte nach Bedürfniss und nach Belieben zur Fabel umgestaltet und leider die erdichtete Fabel als Geschichte vorgetragen und von den Unkundigen geglaubt wurde. Auf diese Weise zerfällt jetzt die Hirammythe, wenn unter dieser alles bei den Maurern von Hiram Erzählte verstanden wird, in drei der Zeit wie dem Inhalte nach gleich verschiedene Bestandtheile:


A. die eigentliche Mythe des Natur- und Sonnengottes, welcher phönicisch-ägyptisch-griechisch-römische Gott Adon Hiram, Adonis-Hiram aber erst zu den Zeiten des Christenthums in den tyrischen Baumeister und Künstler Hiram, Hiram Abif umgetauft und umgewandelt wurde;


B. der biblische oder historische Hiram, Hiram Abif mit einer äusserst dürftigen Geschichte,3) welchen die christlichen Mönche und Priester mit dem Christen- [218] thume und der Bibel den griechisch-römischen Bauleuten überbrachten;


C. der fabelhafte und planmässig erlogene Hiram, aufgekommen während des 17. Jahrhunderts und stets vermehrt fortgebildet bis zum Schlusse des 18. Jahrhunderts, indem die Hiramfabel und Hirammythe die Namen, die Worte und den Stoff liefern musste für alle möglichen maurerischen Systeme und Grade, welche gleich einem Wucherkraute während des 18. Jahrhunderts aus der Erde bervorsprossten und dieselbe theilweise noch bedecken, besonders in dem 33stöckigen französischen Gebäude ohne Fundament.

Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass für uns nur der mythische Hiram wahres Interesse und zugleich historischen Werth habe, weil die Mythe der historische Vorläufer der wirklichen Geschichte ist. Im Grunde aber ist in der Hirammythe das Mythische die Mythe ohne Namen und das Geschichtliche der Name ohne Mythe und Geschichte; Mythe und Geschichte müssen jedoch vor der Fabel und Lüge erbleichen, diese bilden die Élus der 33 nordamerikanisch-französischen Grade; hängen die Auserwählten fest, werden sie zuletzt zu Fürsten und Souveränen, freilich nur der Thorheit, in der falschen Maurersprache Salomo, Beherrscher von Jerusalem, genannt. Wirft man allen Menschen- und Erdenstaub zur Seite, bleibt das Mythische, das Göttliche, womit zugleich geschichtlich bestimmt ist, was unter der Mythe zu begreifen sei; die Hirammythe ist der ursprünglichste Glaube der Menschheit an Gott, der Urgott und darum auch [Hiram], weil er die Menschheit trägt und erbauet hat. Der salomonische Tempel im ältesten Jerusalem ist der Glaube an Gott und den aus ihm stammenden menschlichen Geist.

Auf kritischem Wege kann ziemlich genau der ägyptische Hiram oder vielmehr der unter dem Namen des Hiram verborgene ursprüngliche mythische Gott, welcher vermuthlich bei den Bauleuten Ptah, Daedalos, Hephaestos oder Vulcanus hiess, erkannt werden und nur diesem Gotte gehört an, was von dem Erschlagenwerden, von dem Leiden und Sterben und von der Wiederauferstehung des Hiram gesagt und erzählt wird, indem hievon bei dem [219] historischen Hiram, d. h. in den von ihm allein handelnden Stellen I. Könige 7, 13 – 15, – II. Chronik 2, 13 und 14 und 4, 6, sowie Josephus, Antiq. Jud., VIII. 3, auch nicht die leiseste Spur sich findet, sondern dieser Hiram eines ganz natürlichen Todes stirbt. Das von dem alten mythischen Natur- und Sonnengotte in der Tradition bei der Einführung des Christenthums noch Uebrige und Rettbare wurde, so gut oder so schlecht es immerhin gehen mochte, in die Geschichte des biblischen Hiram aufgenommen und verflochten, wozu gerade deren Dürftigkeit sich vortrefflich. eignete und was durch die Nothwendigkeit, eine Mysterienweihe und eine Mysterienfeier auch fernerhin zu haben, gebeten war. Mit andern Worten die hergebrachte Mysterienweihe und Mysterienfeier bestand auch in den christlichen Zeiten und bei den christlich gewordenen Bauleuten an sich noch unverändert fort, nur wurde sie nunmehr auf den biblischen Hiram bezogen, mochte auch dieser dadurch zu einer ganz andern Persönlichkeit; werden, die Geschichte des Hiram in eine Hirammythe sich umwandeln, wie sie dieses wesentlich noch dermalen ist. Diese Hirammythe bildet aber darin den schlagendsten Beweis, dass die Freimaurerei, die Mysterienverbindung der Bauleute in ihrem letzten Ursprunge in die mythischen Zeiten hinaufreiche. Unläugbar hat die Freimaurerei mythische und, wenn man den Ausdruck vorzieht, heidnische Bestandtheile, welche begriffen und erklärt werden müssen. Wir können in dem Versuche des Begreifens und der Erklärung leicht irren, aber dennoch ist Vieles gewonnen, wenn nur einmal die Thatsache eines vorhandenen Mythischen und eines als rein mythisch zu Begreifenden und zu Erklärenden allgemeiner zugestanden wird. Die Freimaurerei hat nicht blos eine Geschichte, sondern auch eine Mythologie und die Geschichte selbst bleibt ein nothwendiges Stückwerk ohne Anfang, wenn und so lange sie nicht von der Mythologie ausgeht. Innerhalb des streng geschichtlichen Kreises haben die neuern maurerischen Geschichtschreiber vollkommen Recht, wenn sie dem Mythologischen die geschichtliche Berechtigung und Beglaubigung versagen: aber sie haben zugleich darin eben so entschieden Unrecht, dass sie das doch vorhandene Mytho- [220] logische und insofern gleichfalls Historische ganz ausscheiden, als ob eine Geschichte der Inder und Sinesen, der Babylonier und Assyrier, der Phönicier und Aegypter, der Griechen und Römer, der Kelten und Germanen u. s. w. ohne Rücksicht auf ihre Mythologie geschrieben werden könnte und als ob nicht in der Sprache und Sitte der mythologische Glauben unvertilgbar bis auf heute fortlebte. Eine Geschichte ohne Mythologie ist gleich einem Menschen ohne das fühlende Herz und ohne den beseelenden und lenkenden Geist. Ein Grimm, Wolf, Kuhn, Mannhardt, Rochholz, Quitzmann, Hocker, Zingerle, Panzer, Looprechting, Schönwerth, Vernaleken, Baader, Sehwartz, Lajard u. s. w. fehlen noch der maurerischen Geschichtschreibung und die Mythen und Sagen, selbst die Mährchen der Maurer müssen noch erst gesammelt und herausgegeben werden; diese Mythen-, Sagen- und Mährchensammlungen der Maurer werden das Eigenthümliche haben, nicht allein locale, sondern universale, kosmopolitische zu sein. Unberührt und unbeachtet im Ganzen und Wesentlichen von dem neuen christlichen Geiste, von der Christianisirung blieben die eigentlichen Bausymbole, die geometrischen Symbole und die Zahlensymbole, so dass die diesfälligen maurerischen Lehren neben dem Vorzuge des höchsten Alterthums auch den der ursprünglichen Reinheit und geringsten Entstellung und Umbildung an sich tragen möchten. In die Hirammythe, in die Meisterweihe ist deshalb die Zwölf-, die Neun-, die Sieben-, Fünf- und Dreizahl in der alten heidnischen oder vorchristlichen Bedeutung und Weise mehrfach aufgenommen.

Mit der Akazie und der Kasia als Baum des irdischen und des ewigen Lebens berührt sich in der jüdischen und in der matirerischen Symbolik die Granate (gr. [...], lat. malum punicum, weil die Römer die Granaten vorzüglich aus Carthago bezogen), welche auf den Capitälen der beiden Säulen Jakin und Boaz1) und an dem Saume des Amtskleides des jüdischen Hohepriesters angebracht war.2) In derselben Bedeutung erscheinen [221] auch die Granatzweige und die Granatäpfel in dem Kybelekultus.1) Ganz in denselben Vorstellungskreis gehört es, dass auf dem berühmten Harpyenmonumente von Xanthos die Granate die Hoffnung und die Keime des neuen Lebens, der Unsterblichkeit bezeichnet.2) Dass die Granate bei den Griechen besonders zum Symbole der Brautnacht, der Ehe und der Fruchtbarkeit, – der glühenden und fruchtbaren Liebe wird, wie namentlich in den Mythen von der Hera und der Persephone,3) ist nur eine besondere Seite und Beziehung der allgemeinen symbolischen Lebensbedeutung der Granate. In dem Tempel des Zeus Kasios bei Pelusium stand Zeus als jugendlicher Gott, in der Rechten einen Granatapfel haltend; in den Mysterien wurde gelehrt, dass der (rothe) Granatapfel einem Blutstropfen des Bakchos entsprossen sei.4) Mit Recht erklärt es Keller für ebenso unnatürlich als unwahr, dass Baehr (Symbolik des mosaischen Cultus, S. 123) und Friedrich (Symbolik und Mythologie der Natur, S. 230 ff.) die Granate auf das Wort und die Gebote Gottes deuten wollten. Dagegen möchten wir die goldene Rose hierher beziehen, welche noch jetzt der Papst zu Rom in jedem Frühling am Sonntag Laetare. am Rosensonntag, welcher in die Octave der Himmelfahrt Christi fällt, zum Symbole der Ankunft des heiligen Geistes, der neuen Zeit und des neuen Geistes feierlich weiht und dann an einen christlich verdienten Fürsten schenkt. Einstens wurden an diesem Sonntage blühende Rosen unter das Volk von der Höhe des Tempels ausgestreuet. – Am bedeutungsvollsten ist für uns der Zeus Kasios. Den Beinamen Kasios hat hier Zeus, weil ihm die Kasia oder Kassia, der Kassienlorbeer, wie in den griechischen Wörterbüchern gewöhnlich übersetzt wird, geheiligt war, und der Zeus Kasios ist mithin gleich dem Hiram Kasios. [...] hiess ein Berg in Unterägypten [222] und Phrygien, ohne Zweifel weil dort die Kasia vorzüglich gedieh und wohl von dort nach Griechenland gekommen, weshalb auch den Maurern der Hiram Kasios oder Kassia entweder aus Aegypten oder aus Phrygien zugekommen sein wird. Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten S. 465, hält es für möglich, dass der kasische Berg gleichbedeutend sei mit Kauk-Asos, der Asen Sitz, das Asa-Land, die Heimath Odins, des ältesten der Asen, wie Khor-asan, Land des Koros, Sonnenland sei; auch müsse am Kauk-asos das As-gard (wie As-kerta), das Asaland des skandinavischen Nordens gesucht und gefunden werden; selbst an den römischen Gottesaltar Asa, der später erst Ara geheissen, wird erinnert. Vielleicht könnte übrigens auch Kor-inth hierher gerechnet werden als die Sonnenstadt, wie Korokandame am Pontus. Ob wohl der monte Cassino bei Neapel, auf welchem ums Jahr 530 der heilige Benedict den Benedictinerorden gründete,1) auch hierher bezogen werden könnte?

Voll einigen maurerischen Schriftstellern, z. B. von Fallou, a. a. O., S. 240 – 42, und von Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 75, ist die Meinung geäussert worden, es sei unter Beibehaltung des ursprünglich aus den Klöstern herrührenden Ceremoniels das maurerische Aufnahmsritual unverkennbar eine Nachahmung der Ordensweihe der Benedictiner. Wir müssen derartige Meinungen für durchaus verfehlte und ungeschichtliche ansehen, weil die maurerische Meisterweihe als das symbolische Sterben und Wiedergeborenwerden des Hiram, des Osiris, des Sonnengottes und der Sonne, ohne allen und jeden Zweifel nicht christlich und älter als die Benedictiner, d. h. heidnisch und ägyptisch ist.2) Ebenso wenig ist die Akazie oder auch die Kassia als der Baum des Lebens, des niemals sterbenden Sonnengottes u. s. w. als ein Symbol der Benedictiner zu begreifen und zu erklären. Schon ehe das Christenthum und die christlichen Benedictiner aufkamen und bauten, bauten die Aegypter und Phönicier, die Griechen und Römer und [223] hatten ihre längst bestehenden Bauverbindungen, Baumysterien, so dass die Benedictiner, wenn sie Derartiges aufnahmen und wirklich hatten, es nur aus dem Alterthume überkommen haben können. Der Baumkultus, soweit er sich in einzelnen Spuren bis auf den heutigen Tag in der Freimaurerei erhalten hat, möchte vorzüglich von dem römischen Collegium Dendrophorum oder der Baumträger stammen,1) welches die Römer aus Griechenland bei sich eingeführt hatten, zuerst als eine besondere Abtheilung allen Collegien und Mysterien zugetheilt war, später aber in ein einziges Corpus verbunden und zuletzt mit den Collegien der Fabrorum, der römischen Bauleute, verschmolzen wurde. Die römischen Bauleute sollen nach Heldmann, S. 93, besonders den Silvanus , d. h. den Pan der Dendrophoren (Heldmann, S. 77), verehrt haben, da die Griechen den römischen Silvanus, den Gott der Bäume und Wälder und der Baum- und Waldcultur mit Pan und den Panisken identificirten.2) Dieser Silvanus oder Pan war aber wohl bei den Dendrophoren und den römischen Bauleuten (Structores, Aedificiorum Artifices, Operarii, Materiarii) gleich dem späteren Hiram zu einem Baumeister, zu einem Lehrer und Beschützer der Baukunst gestaltet; er hatte den Menschen die Kunst der Ausrodung der Wälder und der Ansiedelung durch Erbauung von Häusern gebracht und war in diesem Sinne Silvanus domesticus, der Erbauer und Beschützer des Hauses.

Bei der ausserordentlichen Dürftigkeit der maurerischen Geschichtsquellen und da die eigentlichen Mysterien- oder Weihegebräuche wohl niemals niedergeschrieben waren, sondern blos traditionell oder mündlich mitgetheilt und bewahrt wurden: ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich. die ursprüngliche und alterthümliche maurerische Weihe zu erkennen, jedoch darf im Hinblicke auf den Grundgedanken vieler andern Mysterienweihen die jetzige Meisterweihe, das Wiedergeborenwerden als ein neuer Mensch und zu einem neuen unsterblichen Leben als die eigentliche und ursprüngliche Weihe angesehen werden,

[224]

so dass also die Geweihten die Wiedergeborenen, die Neugeborenen, die Zweimalgeborenen sind, wie sie dieses bei den Aegyptern, bei den Indern und Persern, bei den Griechen und Kelten u. s. w. gewiss waren. Der maurerische Kultus, der Kultus der Bauleute als ein Klage- und Todtendienst mit endlichem Freudenfeste über das Wiederfinden und Wiederauferstehen stellt sich dadurch den übrigen Mysteriendiensten des Alterthums erst gleich, oder wird nur dadurch zu einem Mysteriendienste. Das Werden, Vergehen und Wiedererstehen des Natur- und Sonnenlebens als ein Bild des menschlichen und geistigen Lebens ist das einzige, aber vielgestaltige Mysterium der Urmenschheit, niedergelegt in der Sprache und Dichtkunst, in den Religionen oder Mythologieen und den Mysterien aller Völker und aller Zeiten; der Gott- und Unsterblichkeitsglaube als Sittengesetz ist das der Menschheit Gemeinsame und Unzerstörbare, aber ausserordentlich verschieden sind die Formen seines Erscheinens und seiner Aeusserung. Das Symbol der Wiedergeburt und des ewigen Lebens ist der Baum, die Akazie1) oder Kassia, und die Geweihten waren insofern Deudrophoren, im christlichen Mittelalter vielleicht Kassia genannt. Als Bauende, als Bauleute hiessen sie im Mittelalter wohl Tubalkain, wozu später auch der Name Giblim, vielleicht entsprechend den beiden Säulen Jakin und Boaz, gekommen sein mag. Der Name Tubalkain ist der alterthümliche, der weltgeschichtliche und biblische, während der Name Giblim nur von einem tyrischen, nach I. Könige 5, 18 beim salomonischen Tempelbaue beschäftigten Volksstamme entlehnt ist.2) Ganz bedeutungslos und nur ein Erzeugniss der neueren Zeit ist der dem Meister auch beigelegte Name Gabaon (der Ort, wo die Israeliten in Kriegszeiten die Bundeslade verbargen.3) Ragon, a. a. O., S. 204, sagt, dass der Meister, indem er den Namen Gabaon, hebr. [225] Ghibbon, Collis erhalte, die Verpflichtung übernehme, die Bundesgeheimnisse mit der Treue in seinem Herzen zu bewahren, mit welcher die Gabaoniten einstens die Bundeslade bewahrt haben. Winzer, a. a. O., S. 129, hält die Kassia und Akazia, Schiboleth als das Passwort des Meisters, Macbenak als das Meisterwort und den ganzen meisterlichen Tod u. s. w. für eine neu-englische Erfindung; die alten Steinmetzen haben nicht mit dem Tode gespielt; den italienischen Namen Loge für Bauhütte soll in England erst Inigo Jones aufgebracht haben (S. 95 1). Dass aber die Hirammythe eine uralte sei, beweisen schon die oben (l. S. 505) berührten höchst merkwürdigen französischen Gesellenbrüderschaften.

XLVI.
Die dienenden Brüder; die Beamten und das Beamtencollegium; die römischen Collegien; die Johannis-Jünger.


Der rein menschliche, der göttlich-menschliche Geist und Zweck der Freimaurerei leuchtet tief ansprechend und überzeugend auch besonders aus ihrer Einrichtung des Dienstverhältnisses, der dienenden Brüder hervor. Selbst das Dienstverhältniss ist den Maurern ein brüderliches, ihre Diener sind ihre Brüder und die unentbehrlichen Dienste werden nur als Bruderdienste gefordert und geleistet. Die Anerkennung und die Achtung der allgemeinen Menschenwürde und des allgemeinen, an sich gleichen Menschenrechtes konnte sich nicht stärker und lebendiger bethätigen, als dass sie selbst die Diener in den Bruderbund aufnimmt und einschliesst, selbst diese noch als Brüder betrachtet und behandelt; jede rohe und harte, kränkende und herabwürdigende Behandlung der Diener wurde leichter und wirksamer als durch alle Lehren und Gebote durch den Umstand ausgeschlossen, dass auch die Diener [226] Bundesmitglieder waren und nur als Brüder angeredet werden konnten, wie umgekehrt die Diener dem Herrn zur brüderlichen Liebe und Treue bis zum Tode durch den Bruderbund und Bundesschwur verpflichtet sind. Das maurerische Dienstverhältniss tritt durch diese seine Natur auf das Innigste sofort an alle jene indo-germanischen Familien-, Gemeinde- und Staatsverbindungen hinan, welche zum Symbole ein gemeinschaftliches Feuer und Licht haben und beim Familienheerde, beim Gemeindeheerde eingegangen und beschworen werden. Der Diener ist Feuer- und Lichtgenosse und wird blos dadurch auch zum Haus- und Logengenossen, ja zum Diener selbst; das ganze Dienstverhältniss ist vom ersten Anfange an und wesentlich ein geheiligtes, – unter den göttlichen Schutz, unter den Schutz des Zeus Herkeios gestellt, dem alle Lichter der Maurerloge brennen und dessen Altar im Osten steht. Die wahre und höhere Absicht dieser Heiligung des Dienstverhältnisses ist die Beschützung und Emporhebung des Dieners selbst und diese Absicht ist wirklich seit den ältesten christlich-germanischen Zeiten in weitem Umfange durch die dienenden Brüder der Klöster erstrebt und erreicht worden. Jedoch ist die letzte, die weltgeschichtliche Unterlage dieses Verhältnisses die Gesetzgebungs- und Verwaltungspolitik oder Kunst der staatsbeherrschenden Priesterschaften des Alterthums und besonders der ägyptischen Priester, denen für uns zunächst die keltischen Priester oder die Druiden sich anreihen. Das grosse Geheimniss der Herrschaft und der Gründung, Ausdehnung und Erhaltung dieser Herrschaft bei den Priesterherrschaften des Alterthums, an deren Spitze das ägyptische Priesterflium steht und durch allen Wechsel der Ereignisse sich Jahrtausende erhalten hat, war, alles Wissen und Können von dem niedrigsten Handwerke an bis hinauf zur höchsten Himmels- und Sternkunde in stets sich verengenden concentrischen Kreisen oder Einweihungsgraden, – in einem pyramidalen Baue, an dessen Spitze der Hohepriester dem grossen Haufen unsichtbar stand, leitete und herrschte, an sich zu fesseln, sich unterthänig zu machen und als sein bewahrtes urd zu bewahrendes Geheimniss nur an Bewährte, an Geprüfte und Eingeweihte, an Brüder zu ertheilen.

[227]

Dieses Geheimniss der ägyptischen Priester hatte in Aegypten selbst, Pythagoras1) in zweiundzwanzig Jahren angestrengten und mühevollen Studiums erlernt und erhalten und in seinem Bunde den Versuch gemacht, das ägptische Priestergeheimniss der geheimen geistigen Herrschaft auch auf dem griechischen Boden unter ihm selbst als ägyptisch-griechischem Oberpriester, thronend auf der Pyramidenspitze des Bundes und der Bundesgrade, zu verwirklichen und zu üben. Allein schon waren die Griechen in Unteritalien oder in Grossgriechenland zu gebildet und zu einsichtig, um die geheime Herrschaftsabsicht des Pythagoras nicht alsbald mehr oder weniger klar zu erkennen und zu fühlen und ihr durch die gewaltsame Zertrümmerung seines Bundes und seiner durch ihn beginnenden Herrschaft entgegenzutreten. Es ist unbegreiflich, dass bisher der letzte und höchste, der verborgenste Zweck der geistlichen Mysterieneinrichtungen des Alterthums, zumal Aegyp- [228] tens und des pythagoreischen Bundes so wenig erkannt und verstanden worden ist, dass man noch dermalen darüber streiten und sogar beharrlich verschiedener Ansicht sein kann, ob auch der geheime Bund der Essäer und Therapeuten und des Pythagoras geheime Pläne und Absichten gehabt habe. Wer irgend einen allgemeinen Zweck, und besonders die Herrschaft unbemerkt und geheim erreichen will, kann dieses natürlich und nothwendig allein durch einen geheimen, zweckmässig gegliederten Bund; die theoretischen und praktischen Meister dieser geheimen Herrscherverbindungen waren die ägyptischen Priester, sie sind die praktischen Lehrer der geheimen priesterlichen Staatskunst und Herrschaft, die wahren Machiavelle des Alterthums, weshalb zu ihrer Form auch gegriffen und greifen musste, wer in der Vergangenheit und Gegenwart auf ähnlichem Wege ähnliche Zwecke erstrebte. Die christlichen Mönchsorden und Klöster sind die weltgeschichtlichen Erben und Fortpflanzer des ägyptischen Priestergeheimnisses und durch dasselbe herrschte Jahrhunderte lang die christliche Priesterschaft gleich der ägyptischen, bis endlich ihr in der allgemeinern Volksbildung das Geheimniss und die Herrschaft für immer entschlüpfte. Von den gallischen Kelten sagt Diefenbach, Origines Europaeae, S. 123, dass hier der Staat und die Gesellschaft von den obersten aristokratischen Schichten bis zu den niedersten Massen herab in den boaartigen Umschlingungen der Kirche sich befunden habe; die Religion sei zu Superstition verzerrt, deren Gespensterfurcht die Aemter des Herrschers wie des Richters, des Arztes und des Seelsorgers in die geweihte Hand des Priesters gebe; dieser habe die waltenden Götter im Himmel und auf Erden geschaffen, oder habe sich selbst unter dieselben erhoben und sein Haupt sei manches Mal mit dem Herrscherschmucke beider Welten geziert gewesen. Die bewährte und einzig brauchbare Form ist geblieben, nur ist dieselbe anderen und reineren Zwecken dienstbar geworden und statt der selbstsüchtigen Herrschaft und Beknechtung des Volkes erstreben besonders die Freimaurer unter der ägyptischen Hülle und in dem ägyptischen Gewande blos die Idee der allgemeinen Menschen- und Bruderliebe.

[229]

Es müssten zwischen der ägyptischen Priesterherrschaft und der Gegenwart nicht Jahrtausende, nicht die gesammte germanische Entwicklungs- und Weltgeschichte liegen, wollte man in der Freimaurerei heute andere Zwecke anstreben; und selbst wenn die Freimaurerei sich unreinen Herrscherzwecken hingeben wollte, sie könnte es nicht, weil ihr die Mittel dazu fehlen und sie selbst durch die ausser ihr stehende und herrschende allgemeine Gelehrten- und Volksbildung beherrscht und an jedem feindlichen und schädlichen Streben und Wirken gehindert wird. Auch ist die Freimaurerei kein Geheimniss und keine geheime Verbindung mehr, sondern was sie will, geschieht vor aller Augen und kann von Jedem beobachtet und überwacht werden, so dass nur in Umkehrung aller geschichtlichen und persönlichen Verhältnisse auch heute noch der Freimaurerei die Herrscherabsichten der ägyptischen und spätern christlichen Mönche, Priester und Ritter untergeschoben werden können. So wenig in der That und Wahrheit heute noch die alten Maltheser- oder Johanniterritter bestehen und wie von deren Macht und Herrschaft nur der grosse leere Name übrig geblieben ist, ebenso und noch weit weniger sind die heutigen Freimaurer allwissende und allein wissende ägyptische Priester und Herrscher.

Die dienenden Brüder der alten Mysterien und der christlichen Mönchsorden und Klöster waren Diejenigen, welche blos noch die niedrigsten Weihen oder auch nur den ersten Weihegrad empfangen hatten, und in diesem Sinne, sind nicht blos die eigentlichen dienenden Brüder (fratres servientes, engl. servants1)) der Maurer dienende Brüder, sondern es gehören dahin auch alle Lehrlinge und Gesellen im Gegensatze der Meister und höhern Eingeweihten, oder selbst die jüngern Meister, Jungmeister, und jüngeren Gesellen, Junggesellen, gleichsam die Studentenfüchse, im Gegensatze zu den ältern Meistern und Gesellen, Altmeistern und Altgesellen,2) insofern, als von ihnen gewisse Dienstleistungen, wie sie in der Natur und [230] Stellung der niedern Grade und der jüngern Graduirten liegen, gefordert werden dürfen und wirklich gefordert werden, und als sie an der eigentlichen Bundesregierung noch keinen Antheil haben, weshalb namentlich apprentifs im Deutschen mit Diener übersetzt wird.1) Die Schüler, Akolythen der Geistlichen, wurden im deutschen Mittelalter ihre „lêrnknaben“ genannt, z. B. im Reinhart 1487. Diener, Dâsa, hiessen in den indischen Râgaputra-Familien, z. B. in Mewar, die vertrauteren und gut behandelten Angestellten.2) Die gemeine deutsche Steinmetzordnung vom J. 1459 nennt die Lehrknaben Diener.3) Wo in einem Vereine oder Bunde verschiedene Grade bestehen, müssen diese sich auch in einer Verschiedenheit der Rechte und Pflichten, der Stellung und der Leistungen geltend machen: nur muss diese Ungleichheit und Verschiedenheit nicht mit dem allgemeinen menschlichen Zwecke aller Grade im Widerspruche stehen und darf Nichts enthalten, was eines gebildeten und freien Mannes unwürdig ist, wie sich auch etwas Derartiges jetzt gar nicht auf die Dauer würde erhalten können. Dass so viele gebildete und grosse Männer durch die verschiedenen Grade der Freimaurerei hindurchgegangen sind oder ihnen auch jetzt noch angehören, gewährt die sicherste und unwiderlegteste Bürgschaft dafür, dass auch dem Maurer des niedrigsten Grades nichts Unwürdiges zugemuthet, sondern er blos in mildester Form an Gehorsam und Unterordnung gewöhnt werde, an sich aber und als Bruder auch dem Höchsten im Bunde gleichstehe. Bei den alten Bauzünften hatten die dienenden Brüder, die Lehrlinge und Gesellen, natürlich die Bedeutung der dem den Bau leitenden Meister untergeordneten Arbeiter;4) jetzt ist das Dienen der Lehrlinge und Gesellen gleich der gesammten Maurerei oder Baukunst nur noch ein symbolisches, ein moralisches oder rein humanes. Die dienenden Brüder aber im heu- [231] tigen eigentlichen und engern Sinne, welche die Loge in Ordnung zu halten, die Circulare zu vertragen und bei den geselligen Zusammenkünften die Bedienung zu besorgen haben, sollen die Maurer trotz des Dienstverhältnisses als Brüder, als Menschen, als die Kinder des gleichen göttlichen Schöpfers und Vaters achten und lieben. Deshalb müssen sie auch am Sommerjohannisfeste bei dem allgemeinen Maurertoaste an der Tafelloge unter allen übrigen Brüdern Platz nehmen und mit ihnen auf das Glück und Wohl aller anwesenden und abwesenden Maurer trinken, – den Minnetrunk trinken. Viele Religionen des Alterthums und darunter besonders auch die jüdische haben durch besondere religiöse Vorschriften und Gebräuche in gleicher Weise das Gefühl und die Ansicht zu wecken gesucht, dass auch die Dienenden und die Armen Menschen, Kinder Gottes seien. So hatte Moses II. 21, 2, verordnet, dass, wenn Jemand einen hebräischen Knecht kaufe, derselbe sechs Jahre dienen und im siebenten Jahre frei ausgeben solle. Dasselbe wird bei Moses V. 15, 16, für den Fall bestimmt, dass sich ein hebräischer Knecht oder eine hebräische Magd selbst verkaufen sollte; jedoch wurden diese Gesetze schlecht gehalten, wie aus Jeremia 34, 8 ff., zu ersehen ist. Unter König Zedekia in den Zeiten der Noth wurde daher verfügt, dass die Juden unter einander die Freiheit verkündigen und ein Jeder seinen Knecht und seine Magd freilassen solle, damit Niemand mehr einen Juden, seinen Bruder, leibeigen halte, was aber gleichfalls umgangen wurde. In dem Geiste, welcher diese Gesetze geboten, sagt der älteste Prophet Joel 3, 5:

Und Jeder, der den Namen des Ewigen anruft, soll errettet werden!

d. h. der Himmel ist kein Vorrecht der Reichen, sondern einzig der Gläubigen und Gottesfürchtigen. Bei Sacharja 7, 9 heisst es daher:

So spricht der Ewige der Heerschaaren:
Wahrhaften Rechtsspruch fället,
und Liebe und Erbarmen übet, Einer gegen den Andern!
Wittwe und Waise, Fremdling und Elenden unterdriieket nicht,
Und sinnet nicht Einer auf des Andern Unglück in eurem Herzen!

[232]

An diese alttestamentalischen Aussprüche darf eine Verordnung der Halliwell’schen Urkunde angeschlossen werden:

Dass Die, welche die Künste können und üben,
Gott und die Kirche sollen lieben,
Und den Meister auch, unter dem er steht,
Zu Land, zu Meer, wohin er auch geht:
Auch sollst du lieben die Genossen dein,
Denn es will die Kunst, so soll es sein.

Artikel 8 derselben Urkunde legt Allen, die im Handwerk sind, den Höhen wie den Niedern, die heilige Pflicht auf, sich nicht einander zu widerstreben, entgegen zu sein, sondern wie Bruder und Schwester zu leben. Die trotz der von Br. Kloss dagegen erhobenen Zweifel doch wohl ächte Yorker Urkunde vom Jahr 9261) enthält unter den von Prinz Edwin auferlegten Gesetzen und Pflichten:


Gegen alle Menschen sollt ihr dienstfertig sein, und so viel ihr könnt, treue Freundschaft stiften, euch auch nicht daran kehren, wenn sie einer andern Religion oder Meinung zugethan sind.


Besonders aber sollt ihr auch immer treu gegen einander sein, einander redlich lehren, und in der Kunst beistehen, einander nicht verleumden, sondern euch untereinander thun, wie ihr wollt, dass euch Andere thun sollen.

Nach der buddhistischen Lehre auf Ceylon dienen die Almosen, zumal an die Priester, der abgesehiedenen Seele als Boote, um sie über den furchtbaren See der Unterwelt aus Blut und Feuer an das jenseitige Ufer des Landes der Glückseligkeit zu bringen.2) Auch an den römischen Saturnalien und den griechischen Kronien sollte in Erinnerung an die goldene saturnische Zeit der allgemeinen Freiheit und Gleichheit ein jeder Ständeunterschied aufgehoben sein, daher die Sklaven von den Herrn wie ihres Gleichen behandelt, vor der Herrschaft oder mit ihr gespeist, oder wohl gar von derselben bei der Tafel bedient wurden und sich überhaupt sehr viel [233] herausnehmen durften.1) Ebenso herrschten an dem babylonischen Feste der Sakäen, welches von den Babyloniern am Anfange ihres Jahres vom 9. bis 14. Juli, d. h. an den fünf Zusatztagen des Jahres von 360 Tagen gefeiert wurde und mit den römischen Saturnalien einige Aehnlichkeit hat, die Sklaven über ihre Gebieter und wählten sich einen König, dem unter allerlei Possen gehuldigt wurde.2) An den römischen Saturnalien trug der Sklave seines Herrn Kleider und als Zeichen der Freiheit den Hut des freien Mannes.3) In der kretensischen Stadt Kydonia wurden gleichfalls gewisse herkömmliche Feste gefeiert, welche alle Freigeborne verliessen und wobei die Sklaven gänzlich Meister von Allem waren ( [...]), sogar das Recht hatten, die Freien, denen sie etwa auf der Strasse begegneten, zu schlagen.4) Diese Gebräuche sollten übereinstimmend darauf hinweisen, dass der Gott Ahuramasda, Saturn u. s. w., dessen Andenken festlich begangen wurde, der Eröser, und Erretter von allen Leiden und Fesseln sei. Auch schliessen sich hieran die deutschen Rechtsgebräuche des Mittelalters, wodurch das Dienstverhältniss von dem Herrn erleichtert werden sollte und worüber Grimm, Rechtsalterthümer, S. 394, zu vergleichen ist. So bestimmt z. B. das Essener Hofrecht vom Jahr 1322: „Item, die boumester des veihoves sall hebben van der scholasterschen 1 par hanschen, ind sal den ersten dans mit der scholastersehen dansen (sed rehabebit par chirothecarum et chorizabit unam choream cum. scholastica5).“ Bei der Geburt eines Kindes erhält der Vater häufig ein Klafter Holz und ähnliche Begünstigungen, zuweilen auch die Mutter selbst.6) Ebenso darf nach dem hier in Frage stehenden allgemeinen menschlichen Gesichtspunkte hierher bezogen werden [234] die allgemeine rechtliche Verpflichtung der Nachbarn, sich erforderlichen Falls gegenseitig zu beerdigen.1) Bei den Indern ist das Ahutam eines der fünf grossen Opfer und besteht in Ernährung aller geschaffenen organischen Wesen und ganz besonders der Gastfreunde. Die Gastfreundschaft und Wohlthätigkeit selbst galten als Opfer, so heisst es z. B. im Krijâjogasâras, Kap. 29, V. 2 ff.: „Von den beiden (Tugenden): Büssungen und Wohlthätigkeit, wird die Wohlthätigkeit als die bessere genannt; die Busse ist vergänglich, bei der Wohlthätigkeit dagegen gibt es keine Vergänglichkeit. Die Busse (Tapas) ist im Kritajug das Beste, das Nachdenken im Tretajug, die Andacht im Dwâparajug, Wohlthätigkeit aber ist das Beste im Kalijug oder Karmadschas (d. i. in dem jetzigen Zeitalter der Welt). Darum sollen im Kalijug die das Paradies anstrebenden Frommen aus Ehrfurcht vor dem Kamatâ-Gatten wohlthätig sein. Wie der Mond nach und nach immer um ein Kleines zunimmt, so soll es auch mit dem Fortschritte der Menschen in Wohlthätigkeit und Busse der Fall sein. Ansammlung von Reichthilmern ist mit Eifer zu beschaffen; den gesammten Reichthum verwende der Weise aber zu Werken der Wohlthätigkeit. Der Sterbliche, welcher den erworbenen Reichthum nicht geniesst und nicht ausgibt, der ist als ein des Genusses des Gebens beraubter Armer zu betrachten.“2)

In dem Ausdrucke und Begriffe der dienendenBrüder liegt ein grosser und der ursprünglichste Theil der Welt- und Menschengeschicbte eingeschlossen, so dass derselbe kaum vielseitig und tief genug erwogen und betrachtet zu werden vermag; zugleich und besonders aber enthält dieser Ausdruck und Begriff auch die Urgeschichte der Baubrüderschaften, Baucorporationen, Bauzünfte und der Freimaurerei. Der Ausdruck und Begriff der dienenden Brüder ist unverkennbar ein religiöser, – ein priesterlicher in der guten und schlechten Bedeutung, welche nur immer gedacht und gefunden werden mag. Das Religiöse, das rein Göttliche und Menschliche ist dabei [235] der Ausspruch und die Anerkennung, dass alle Menschen als die gleichen Kinder des Einen grossen Gottes und Vaters auch gleich berufen, gleich berechtigt und gleich zu lieben und zu achten seien bis herab zu dem Niedrigsten der Diener. Sobald die Mensebheit und die Völker begannen, sich ihr VerhäItniss zu Gott als ein elterliches, Gott als den grossen und guten Vater und die Göttin als die liebende und gütige Mutter zu denken, war es eine nothwendige Folge dieses Gedankens, dass auch die Mensehen selbst sich unter einander als Brüder und Schwestern ansahen und nannten. Es ist daher der menschliche Bruder- und Schwestername jedenfalls mit dem göttlichen Vater- und Mutternamen gleich alt und gleich gebräuchlich, was nicht zu vergessen ist. In der griechischen Thierfabel redet daher wenigstens einmal der Esel den Wolf an [...] und [...], gleichsam wie den Zeus, wie sich überhaupt in der Thierfabel die menschlichen Verhältnisse widerspiegeln.1) Höchst merkwürdig ist, dass Cook auf den Sandwichsinseln auch eine Art Adonisklage in Gebrauch fand, indem in einem Trauergesange die Worte: Aweh meduah! Aweh Tane! Ach mein Vater! Ach mein Gatte! den vorzüglichsten und oft wiederholten Refrain bildeten.2) Auf den Marquesas-Inseln, welche G. Forster mit Cook im Jahr 1774 besuchte und woselbst ihnen zum Zeichen des Friedens Pfefferwurzeln und Zweige von Tamannuh (calophyllum inophyllum Linn.) entgegengetragen wurden, nannten und betrachteten sich alle Einwohner als Brüder (teina), als eine grosse Familie.3) In dem gleichen Sinne betrachten sich wenigstens noch die Geistlichkeiten der verschiedenen Völker und besonders die Genossen eines Klosters bei den Christen und bei den Buddhisten, sowie eines ganzen religiösen Ordens und Bundes als eine eng und innig verbundene Familie, als das heilige Gottesheer, wie die Mönche im Reinhart V. 1023 genannt werden; im Pfaf Chuonrad heissen die christlichen Kämpfer [236] Gottes Heerstrangen. – Auf dem buddhistischen Ceylon werden, um die Hinfälligkeit der Erdengütter zu zeigen, die Leichname der verstorbenen Könige bestäubt herumgeführt, wobei das Klageweib folgt und ausruft: „O Männer, seht euren König! gestern euer Herr, nun ist seine Herrlichkeit dahin! Der Richter des Todes hat seine Seele genommen; zählt nicht auf die Hoffnungen des Lebens.“ Nach Herodot, IV. 71, wurden in dem gleichen Sinne am kimmerischen Dosporus die mit Wachs überzogenen und einbalsamirten Leichen der Skythenkönige von Ort zu Ort herumgefahren, um den königlichen Körper noch vielfach zu verwunden.1) Der höhere Gottheits- und Menschheitsbegriff gehört namentlich den ägyptischen Priestern an und durchwehet am höchsten und reinsten als die Stimme der Propheten und des Ewigen, als der messianische Gotteshauch und Gotteswort, – als der ewige Logos, welcher in Christus und in der Christenheit zur Erde herabgekommen ist, das jüdische Leben, Dichten und Hoffen. So z. B. spricht Ezechiel 11, 15:

Menschensohn, deine Brüder, deine Brüder,
die Leute deiner Verwandtschaft und das Haus Israel insgesammt sind es:
Zu welchen u. s. w.

Ezechiel erläutert hier in gewissem Sinne, wer die Brüder des Menschen, des Juden seien, nämlich seine eigentlichen Blutsverwandten und das gesammte Haus Israel; der Christ und der Freimaurer würden noch die ganze Menschheit und Welt hinzugefügt haben und in dieser wirklichen Hinzufügung liegt der Fortschritt und die Entwickelung von dem blos nationalen Judenthum zu dem universalen, humanen oder kosmopolitischen Christenthum. Prophetisch sagt Jeremia 4, 1 und 2:

Willst du zurückkehren, Israel, ist des Ewigen Spruch, zu mir zurückkehren:
Und willst du deine Greuel wegschaffen von meinem Angesichte, und nicht umherschweifen –
Sondern schwören, „So wahr der Ewige lebt!“
mit Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit:

[237]

So werden, wie es heisst,Völker (die Menschheit) in ihm sich gesegnet preisen
und sein sich rühmen,

In gleicher Weise spricht Jeremia 10, 6:

Gar Keiner ist wie du, o Ewiger!
Gross bist du, und gross ist dein Name durch mächtige That.
Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker?

Amos 4, 13 fügt bei:

Denn siehe, der die Berge bildete und den Wind schuf,
und den Menschen kund thut, was Gottes Gedanke ist,
der die Morgenröthe, zur Finsterniss macht,
und auf den Höhen einherschreitet:
Ewiger, Gott der Heerschaaren ist sein Name.

In einem jüdischen gottesdienstlichen Liede heisst es:

„Wie der Thon in der Hand des Töpfers,
wie das Silber in der Hand des Goldschmieds,
so sind wir in der Hand des Schöpfers.“

Jedoch dem göttlichen Brudernamen ist eine nähere menschliche Bezeichnung, eine menschliche Bestimmung beigesetzt; die Brüder werden der Priesterherrschaft unterworfen und zu dienenden Brüdern. Die dienenden Brüder, die dienenden Völker und Menschheit verkünden und bezeugen die Herrschaft, die Knechtschaft, welche in dem heiligen Namen Gottes so lange, so oft und so drückend von seinen Priestern über seine Kinder oder die Menschen geübt worden ist und theilweise noch geübt wird oder geübt werden will. Die Benennung seiner Mitmenschen und Mitbrüder als der Diener geht nur von dem Herrn, von den priesterlichen Herrschern aus und die ägyptischen herrschenden Priester und nach ihnen die christlichen haben unzweifelhaft zuerst die dienenden Brüder und Brüderschaften, das geistliche Herrschafts- und Beknechtungsmysterium begründet und am dauerndsten und längsten in ihren Banden und Mysterien festgehalten. Die ägyptischen Mysterien und mehr oder weniger alle Mysterien des Alterthums, von dieser Seite betrachtet, sind nur die heiligen und unsichtbaren Bande, mit denen die Priesterherrschaft die Menschen und die Völker umschlingt und [238] bindet; die verschiedenen Mysteriengrade sind blos die verschiedenen Stufen der Herrschaft und Knechtschaft, des Herrschens und Dienens. Dass die dienenden Brüder in den maurerischen Mysterien bis auf die Gegenwart lebendig, sich forterhalten haben, ist nicht der schwächste urkundliche Beweis für den Zusammenhang dieser Mysterien mit den ägyptischen Mysterien und mit der ägyptischen Priesterschaft, wenngleich der Maurerdienst jetzt nur ein rein idealer und humaner ist und Niemanden und Nichts gedient wird und werden soll als der grossen und allumfassenden Idee der Gottheit und der Menschheit, dem göttlichen Geiste und der Liebe zu Gott und allen Menschen. Das ausschliessliche und eigennützige höhere Priestermysterium ist nun gebrochen und das Mysterium das uneigennützige und liebevolle Gemeingut der freien Menschheit geworden; an die Stelle der alten Priestermysterien und priesterlichen Bruderschaften sind die freien Geheimbünde der Männer und der Menschen getreten, – der Priester ist zum Menschen und der menschliche Diener zum Alleinherrscher geworden; früher schürzte das Band des Bundes die Herrschaft und Gewalt, jetzt das Herz und der Geist, die Liebe. Die Grundgesetze des neuenglischen Grossmeisterthums bestimmen daher ausdrücklich, dass aller Vorzug, d. h. aller Unterschied unter den Maurern sich einzig auf wahren Werth und selbsteigenes Verdienst gründe (Preferement among Masons is grounded upon real Worth and personal Merit only.1)) Seit dem Jahr 1717 ist die Freimaurerei, wie man sich auszudrücken pflegt, eine rein geistige (speculative) im Gegensatze zu der früheren wirklichen Baukunst, Werkmaurerei (operative Masonry).

Was hier aus dem Begriffe der dienenden Brüder abgeleitet worden ist, wird geschichtlich auch noch dadurch bestätigt, dass die freigewählten Vorsteher des freiwillig geschlossenen und stets durch den einfachen Zurücktritt lösbaren maurerischen Bundes den Namen der Beamten führen und in ihrer Gesammtheit das leitende und herrschende Beamtencollegium der Loge (collegii) bilden. Der Name Beamten und Beamtencollegium weisen darauf hin, [239] dass einstens und ursprünglich die Beamten staatliche, bürgerliche und ihre Gewalt eine amtliche, ein Staatsamt gewesen seien, wie wir noch wirklich im Staatsleben Bezirksamtmänner, Stadtamtmänner, Gemeindeamtmänner u. s. w. besitzen und alle Staatsdiener Staatsbeamte und ihre Stellen Staatsämter, oder auch schlechthin die Beamten, das Amt und die Aemter genannt werden. In den englischen maurerischen Urkunden werden die Beamten Officers genannt,1) welcher Ausdruck nur der gleichbedeutende romanische für die deutschen Beamten, wie Office, Officium für Amt ist. Das Wort Beamter stammt vermuthlieh aus dem Keltischen ambactus, goth. andbahts, ahd. ambaht, welches Wort ganz lateinisch lautet, als Particip von ambigere, von welchem Worte es auch ganz gut abstammen könnte.2) Holzmann vermuthet eine Wurzel bah = facere. In der zweifelhaften Yorker Constitution vom Jahr 926 erscheinen die Meister und Vorsteher der Logen als magistri et curatores, d. i. ministri conductores ahd. ambahti, ambaht, amphat, ampht. Die Strassburger Bauhütte, errichtet im Jahr 1275, stand unter dem dirigirenden Baumeister und einigen Amtsmeistern.3) In der Woche Johannes des Täufers des Jahrs 1439 wurden das Kreuz und der Knopf, sammt einem schönen Marienbilde, endlich auf den Heim des Münsterthurmes zu Strassburg gesetzt. Hültz von Cöln wurde im Jahre 1338 nach dem Tode Johannes von Steinbach, des Sohnes des im Jahr 1318 verstorbenen Erwin’s von Steinbach, als Werkmeister des Thurmbaues oder Gubernator Fabricae bestellt. Als der Thurm in der Woche Johannes des Täufers im Jahr 1439 vollendet wurde, hatte man am Thurm 163 und am ganzen Münster 670 Jahre gebauet.4) Die Bauhütte zu Strassburg [240] war nicht allein die Vermittlerin in allen Streitigkeiten ihrer Mitglieder unter sich,1) sondern war im Jahr 1461 als ein förmliches Gericht mit einer eigenen Gerichtsordnung und mit einem rechtskundigen Schreiber bestellt und im Jahr 1490 bestätigt worden,2) bis es im Jahr 1620 wegen Missbrauchs seiner Amtsgewalt aufgehoben wurde. Die Bauhütte und Bauzunft zu Strassburg war sonach ein förmliches Amt im strengsten staatsrechtlichen Sinne, ein Amtsgericht, womit es gewiss und allein zusammenhängt, dass z. B. nnl. ambacht auch das Handwerk, dän. amt auch die Zunft bedeutet. Die Urtheile der Bauhütte, des Bauamtes und Baugerichtes zu Strassburg wurden Hüttenbriefe, lettres de loge geheissen. Eine Hauptpflicht der Mysterien-, Zunft- und Bundesbeamten, besonders aber des Br. Ceremonienmeisters, des Poliers oder Parlierers (parabolator 3)), war und ist es auch, gegen die fremden und besuchenden Brüder die Pflichten der Gastfreundschaft zu üben und ihnen vorzüglich aus den schon bei den römischen Baucorporationen üblich gewesenen Zunftbechern oder Zunftpokalen in der heiligen Dreizahl sehr ceremoniell den Willkommenstrunk zuzutrinken und darzubringen.4) Das Trinken aus dem gleichen Becher,5) die [241] Theilung des Weines und überhaupt des Trunkes galt stets und gilt noch heute bei dem ganzen deutschen Volke als erstes und höchstes Zeichen der Liebe und Freundschaft, der innig verschlungenen Herzen, und könnte sehr leicht nur als ein symbolischer Gebrauch für die ursprüngliche Bluttheilung entstanden und eingeführt worden sein. Es ist blos eine Ausdehnung des Trinkens aus dem gleichen Becher, dass bei den inaurerischen Tafellogen und im Volksleben nicht selten auch Ein Becher von dem Vorsitzenden um die ganze Tafel bis wieder zu ihm zurück kreiset und so gleichsam eine magische Kette um alle Tischgenossen und Freunde schlinget. Dass alle Anwesenden zugleich aus ihren Gläsern grüssend oder liebend trinken, ist nur eine andere Form des von Mann zu Mann erfolgenden Trinkens aus Einem Pokale. In diesen durch den Pokal mit dem goldenen Weine geflochtenen Ring der Freundschaft und der Ewigkeit werden bei den Maurern auch die dienenden Brüder eingeschlossen, gerade wie man in allen rechten Familien und Häusern die Dienstboten, überhaupt die Bediensteten an den Haus- und Familienfesten und Freuden Antheil nehmen lässt, die selben auch in dieser Hinsicht als wirkliche Haus- und Familiengenossen, als Heerd- und Feuergenossen behandelt. Wie oft müssen die Bediensteten mit der Herrschaft die Schmerzen und Leiden theilen, deshalb sollten sie auch nicht mindern Antheil an dem Glücke und den Freuden haben. Das schönste aller maurerischen Logenämter, ein Ehrenamt (dignitas) ist, im Namen der Loge den besuchenden und den dienenden Brüdern die brüderliche Freund schaft und Liebe zu bezeugen, – mit ihnen den Minnetrunk zu Ehren des Vaters und Schöpfers aller Welten und aller Menschen zu trinken. Nach dem von Krause, II. 2. S. 260, theilweise mitgetheilten Gebrauche der Handwerksmaurer zu Altenburg1) sprach hierbei der fremde Handwerksgeselle namentlich:

„Veste Dinge dieser Erde müssen unverändert sein; willst Du jetzt mein Bruder werden, es gescheh’ bei Bier und Wein, so musst Du mit Mund und Hand ewig

[242]

halten Bruderschaft. Sonn und Mond die stehen ewig, erstere ist ganz unbeweglich: also wirst Du auch nun sein, ewig bleiben Bruder mein. Die Maurerarbeit ist von Stein und Kalk; kein Feuer sie verzehren kann: drum bleibet unsere Bruderschaft ein vestes Ding; durch Schnee und Eis bin ich gereist!“1)

Die Beamten erscheinen aber blos in ihrem Vergleiche mit den tiefer und den ausser den Aemtern stehenden Brüdern als höher Berechtigte, als Leitende und Führer; im Vergleiche zu dem Ganzen, zu dem herrschenden Gesammtwillen sind auch sie eigentlich nur dienende Brüder und ihre Amtsleistungen Dienstleistungen, gerade wie die Staatsbeamten auch Staatsdiener und die Staatsämter Staatsdienste, – goth. andbahtjan, amhd. ambahten, altn. norw. embätta servire, dienen und amt minister, ministerium heissen. Ja die ganze Baukorporation, Baubrüderschaft war nur ein untergeordneter Nebentheil des grossen und ällumfassenden ägyptischen und christlichen Priestergebäudes, wie dieses wohl ebenmässig bei den Druiden der [243] Fall war. Das Innungswesen, die Innungen erscheinen auch in den indischen Staaten sehr ausgebildet und die Vorsteher der Innungen waren nicht ohne politischen Einfluss, bildeten mit den Priestern eine Art allgemeiner Volksversammlung, die besonders den neuen Herrscher anerkennen und bestätigen musste.1) Auf Java wird im 13. Jahrhundert eine Gilde der pândi oder der Eisenschmiede erwähnt,2) deren Vorsteher ein unebenbürtiger königlicher Prinz war. Der Vorsteher einer Innung heisst çresthin.3) Zur Zeit des Megasthenes führte in den einzelnen Städten eine Kommission von fünf Personen die Aufsicht über die Handwerke, und das Gesetzbuch hatte bei Strafen genau vorgeschrieben, wie die Gewerbe von den betreffenden Ilandwerkern ausgeübt werden sollen.4) Selbst die Handwerker in dem von Ladislas Magyar besuchten Negerreiche Bihé beobachten eine gewisse Zunftordnung, denn die Arbeitstheilung hat bereits begonnen. Den Meistern oder Essene werden die Lehrlinge oder Katungissa im Alter von 10-12 Jahren gegen ein Lehrgeld von etwa zwanzig Ellen Zeug und einer Ziege übergeben, und die Freisprechung erfolgt mit dem Impemba-Zeichen, welches auf das Opferblut gemacht wird, womit man den Lehrling bestreicht.5) – Das maur. Beamtencollegium möchte ein geschichtlicher Nachklang der auch in England eingeführten römischen collegialischen Gewerbs- und Zunftverfassung sein, worüber besonders Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 94 ff., und Heldmann, S. 57 ff., zu vergleichen ist und die bekanntlich von König Numa ausgegangen sein soll. Nach L. 20 C. Theodos. de pagan. bestand die römische Zünftigkeit (sodalitas) besonders darin, dass die Collegia an festgesetzten Tagen zusammenkommen, sich zusammen über die Angelegenheiten ihres Gewerbes und über das Beste der Collegien berathen und auf gemeinsame Unkosten, zusammen speisen durften. Eine Gesellschaft mit diesen Rechten nannten die Griechen [244] Hetaireia, eine Genossenschaft, Brüderschaft, Verbrüderung. Zu dem Ende hatte ein jedes Collegium seine Vorgesetzten, wovon Einige die eigentlichen Geschäfte leitetene Andere den Schatz (fisci rationes conficerent) besorgten. Daher fanden sich in den alten Inschriften: Magistri quinquennales Coll. Fabr. tignarior; Magistri (Meister) quinuennales Aurificum; Honorati et Seribae Fabrorum tignariorum (der Zimmerleute) u. s. w. Zugleich hatte jedes Colleg einen Schutzherrn (patronus) aus den Patriciern und dem Adel, welcher sie bei dem Senate und dem Volke vertreten sollte. Jedes Colleg hatte eine Zunftkasse, welche im römischen Rechte und in Inschriften Lade (arca communis) genannt wird, wie auch jedes Colleg nach der Anordnung des Numa seine besondere Schutzgottheit (genius), und besondere religiöse Gebräuche und Feste hatte, so namentlich die Fabri, die Stein- und Metallarbeiter aller Art; die Fabri scheinen vorzüglich den Baumcultus, den maurerischen Akaziencultus geübt zu haben und hiessen daher Baumträger, Dendrophoren. Honorius untersagte den Collegien im Jahr 399 n. Chr. die Opfer und Opferschmäuse. Die Mitglieder der Collegien wurden verderbt (corrupte) Frataleas, Brüder genannt,1) – auch Collegiati, Collegen, wie dieser Ausdruck noch heute von den gleichen Berufsgenossen gebraucht wird. Die Collegien wandten sich besonders gerne dem fremden Cultus und den fremden Mysterien zu, wie z. B. in einer Inschrift das Collegium des Serapis und der Isis erwähnt wird.2) Unter dem Kaiser Commodus gegen das Ende des zweiten Jahrhunderts nach Chr. werden die Architekten neben den fabri (Holz- und Metallarbeitern), structores s. aedificatores (Maurern oder Bauleuten), lapidarii (Steinbrechern) als ein eigenes collegium genannt und unter die Befreieten (immunes) gerechnet;3) im Jahr 337 wurden die Architekten und die structores i. e. aedificatores, sowie die sculptores ligni (die Holzschnitzer) durch Constantin von allen Staatslasten befreiet (ab universis muneribus vacare praecipi- [245] mus). Ebenso erklärten im Jahr 344 die Kaiser Constantin und Constans die Geometer und Baumeister, welche die Anordnungen aller Theile, und die Kenntniss aller Abschnitte der Säulenordnungen aufbewahren, und durch Angabe der Masse, sowie durch ihre Anordnungen an den Bauten geschäftig sind, für steuerfrei. Schon Romulus soll zwei Priestercollegien, das Collegium Fratrum Arvalium und das Collegium sodalium Titiorum eingerichtet haben. Die genaue Betrachtung der von Marini vollständig dargelegten Verfassung, der inneren und äusseren Rechte, der Gebräuche des Collegium der Fratrum Arvalium macht es höchst wahrscheinlich, dass dasselbe allen übrigen später gestifteten Collegien in den erwähnten Dingen zum Muster gedient habe. Die älteste dergleichen Gesellschaften war die Priesterschaft der Lupercorum (sodalitas Lupercorum), welche noch vor der Erbauung Roms in jenen Gegenden durch den Arkadier Evander eingeführt worden sein soll,1) so dass also die religiöse griechische Collegienverfassung von den Römern nachgeahmt worden zu sein scheint. Die gewerblichen Collegien gehörten zu den collegia privata und nach I. 1 §. 2 D. de coll. et corp. durfte Niemand zugleich Mitglied zweier oder mehrerer Collegien sein, wie die ähnliche Vorschrift auch heute noch für die Maurer gilt. Die Gewerbszünfte waren durchaus nach dem Vorbilde des römischen Staates eingerichtet. Schon die römischen Zünfte hatten die Gewohnheit, auch Nichtgewerbsgenossen als Mitglieder aufzunehmen, wie wir dieses noch besonders bei den mittelalterlichen Bauzünften in den accepted Masons sehen. Ihre Versammlungsorte nannten die Collegia Curia, Phretrium s. Phetrium. Die meisten Collegien hatten eigene Schulen (scholas) für Zöglinge oder Lehrlinge (alumni), deren Beschaffenheit und Bestimmung mit den in der Yorker Constitution erwähnten Logen (Lodges, logia, collegia) der Baukorporationen genau übereinstimmt.2) In ihren Curien hatten die Zünfte auch ihre Archive (archivas, tabularia); auch führten sie eigene Siegel (sigilla) und Fahnen und Schilde (vexilla), [246] deren sie sich vorzüglich bei öffentlichen Prachtaufzügen bedienten. Für ihre inneren Angelegenheiten besassen sie eigene Gerichtsbarkeit und Richter. Gegen einander übten sie Gastfreundschaft, das sogenannte jus sodalitium, welches auch die gegenseitige Unterstützungspflicht überhaupt in sich schloss. Höchst wahrscheinlich hatten die Zünfte ähnliche besondere Constitutionen, wie die nach ihnen gebildete Yorker Constitution.1) Gemeinsame Festfeiern der Zunftmitglieder unter sich sowohl, als mit andern Zünften waren sehr gewöhnlich und beliebt. Die Mitglieder zahlten an die Zunftkasse monatliche Beiträge. Ebenso hatten sie Ehrenfrauen (honoratae oder matronae.2) Auch waren für alle Collegien besondere Priester und deren Gehülfen unentbehrlich (sacerdotes collegii, qui a sacris sunt, et eorum apparitores, qui sacerdotibus apparent seu praesto sunt). Auf ähnliche Weise hat die grosse Loge von England und Schottland einen eigenen Logenprediger, welche besonders auch bei öffentlichen Gelegenheiten und bei Begräbnissen maurerisch-religiöse Vorträge halten. 3) Die verschiedenen Zunftbeamten bildeten das Beamtencollegium (ordinem 4)). Nach römischem Vorgange erhielten die mittelalterlichen Bauzünfte den heiligen Johannes zu ihrem allgemeinen kirchlichen Patrone.5) Die römischen Zünfte hatten auch mehrere dienende Mitbrüder als Einsammler der monatlichen Beiträge (eranistas) und Bedienten (viatores), sowie eigene Sklaven (servos) und Fahnenträger und Träger der Bildnisse der Götter (signiferos s. vexilliferos). Da sich die Collegien nach dem Vorbilde einer Familie ausbildeten, finden sich ausser den Benennungen Vater, Mutter, Söhne, Töchter und Schwestern ausdrücklich auch hin und wieder der Name Bruder für die Mitglieder eines Collegiums.6) Ueber den symbolischen Gebrauch der Werkzeuge und Zunftgeräthe konnte Krause [247] nichts Bestimmtes entdecken, ausser dass auf einigen Grabmälern von Zimmerleuten und Maurern ihre wichtigsten Geräthschaften und Werkzeuge, z. B. Zirkel, Winkelmass, Senkblei, Massstab, Kelle und Spitzhammer ganz nach der jetzigen Weise abgebildet sind.1) Für einen symbolischen Gebrauch scheinen die beiden Schuhe mit darauf liegenden, halb geöffneten Zirkeln zu sprechen; denn wahrscheinlich deutet dies Symbol auf einen rechtschaffenen geselligen Wandel, oder auf eheliche Treue. Auch dürften einige römische Innungen den Gebrauch der Haus- oder vielmehr Fabrikmarken gehabt haben; wenigstens möchten wir die Zeichen, welche z. B. in Rheinbaiern unten auf zu Rheinzabern aufgefundenem Töpfergeschirr bemerkt worden sind,2) für solche Marken halten. Wieder in Nachahmung der römischen Staatsverfassung und Staatseinrichtung zählten die Collegia ihr Alter nach Lustren, einem Zeitraume von fünf Jahren, nach dessen Ablauf sie eine feierliche Lustration hielten, ihre Zunftlisten bereinigten und in Ordnung brachten, ihre vorzüglichsten Beamten, die somit in der Regel ein Lustrum im Amte standen oder fünfjährige waren, erneuerten und öffentliche Spiele feierten.3) Auch fand Krause ein Beispiel, dass ein Collegium jährlich seinen Stiftungstag (diem natalem collegii) durch ein Gastmahl und Spiele feierte. Nachdem die Collegicn in ihren Versammlungen die Zunftangelegenheiten erledigt hatten, beschlossen sie in der Regel den Tag mit einem Gastmahle (epulis), wobei sie sich künstlicher Armleuchter mit Wachskerzen und eines grossen, auf dem Tische stehen- [248] den Zunftbechers bedienten. Jedes Collegium hatte gewöhnlich seine gemeinsame Grabstätte, bei denen sie auch kleine Tempel (aediculas) errichteten, die Opfergebräuche begingen und die Leichenschmäuse hielten. Arme Mitglieder liessen sie auf Kosten der Gesellschaft beerdigen1) und verdienstvolle ehrten sie durch Grabdenkmale, jährliche Gedächtnissfeiern u. s. f. Auch mehrere deutsche Zünfte waren darnach Begräbnissgesellschaften und unterhielten gemeinsame Begräbnisskapellen. Die Grabmäler wurden mit Rosen und Lilien geschmückt; auch pflegten die Gräber sorgfältig gereinigt und unterhalten zu werden, so dass die Collegien sich in jeder Richtung durch ihren Todtencultus auszeichneten oder bis nach dem Tode die collegialischste Treue und Liebe bewahrten. Ebenso eigenthümlich war den Römern wie den Griechen der Geniendienst.2) Nach Plutarch war das gleichschenkelige Dreieck das Symbol des Genius, wie das gleichseitige Gottes und das ungleichseitige des Menschen. Auch Krause, S. 172, und Heldmann, S. 72, erblickten schon in dem: funde merum genio, ein Ueberbleibsel des römischen Geniendienstes. Dem Genius musste in weissem Gewande geopfert werden. Krause S. 174 vermuthet, dass die geheimen Namen der Genien als Losungsworte gedient haben und daher die maurerischen Losungsworte abzuleiten seien. Nach einer Seite hin waren die römischen Collegien gleich den noch heute bestehenden religiösen Brüder- und Schwesterschaften der katholischen Kirche, z. B. der heiligen Maria [249] oder irgend eines andern Kirchenheiligen in Cöln, München und Wien, entweder ausschliesslich oder doch vorzugsweise religiöse, diesem oder jenem auswärtigen Gotte und Mysteriendienste bei dem allmähligen Absterben des Glaubens an die einheimischen Götter gewidmeten Vereine, wie die Juden sich in die Collegien mit ihren eigenen Tempeln oder Synagogen retteten und die Christen sich vergeblich zu retten versuchten oder nicht die Bewilligung erhalten konnten, christliche Collegien zu bilden. Noch mehr, in dem römischen Reiche waren die im Ganzen freien und selbständigen Collegien und die Mysteriendienste derselben die Zufluchts- und Bergungstätten, das Mittel und die Form eines reineren und freieren Gottglaubens, – die römischen Freimaurerlogen, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Vorzüglich die gebildeten und deshalb freidenkenden und freigläubigen Architekten oder Baukünstler fanden in den ihnen durch ihren Beruf und ihre Beschäftigung am nächsten stehenden Collegien der baulichen Gewerke, deren Patrone oder Vorsteher sie zu sein pflegten, die Gelegenfieit und den Ort zur Verheimlichung und zur Verbreitung ihres religiösen Freisinns und Freiglaubens, besonders unter der Hülle der Bauwerkzeuge und Bauausdrücke, die nur zu leicht kosmopolitisch oder im des grossen Baues der Gottheit und der Menschheit jerstanden und ausgelegt werden konnten, wie wir dieses aus den Schriften des Vitruvius, des reinsten und grössten römischen Bausymbolikers ersehen. Alles wohl erwogen, werden wir daher gleichsam dazu gedrängt, die germanisehen Bauzünfte und spätere Freimaurerei der Form wie der Sache nach an die römischen Architekten, Baukünstler und Baukollegien anzuknüpfen und mit ihnen in einen unmittelbaren geschichtlichen und dazu sehr innigen Zusammenhang zu bringen, wie es nach dem allgemeinen Entwickelungsgange der Völker- und der Menschengeschichte gar nicht anders sein kann und wie es vollständigst erwiesen vorliegt. Die römisch-griechische Bildung und die römisch-griechischen Einrichtungen kamen den Germanen theils unmittelbar von den Römern selbst, theils und noch mehr durch das Mittel der für fremde Bildung äusserst empfänglichen Kelten in Gallien und Britannien zu, und [250] namentlich gilt dieses von der Zunftverfassung und dem Mysteriendienste, für welches Letztere ganz besonders das pythagoreische Pentagramm, der Drudenfuss zeugt. Die Architektur des Alterthums ist wesentlich der heilige Tempelbau und fällt durchaus mit der Religionsgeschichte zusammen, aus dem doppelten Grunde, weil der gläubige Mensch zuerst darauf bedacht ist, die Gottheit in einem ihrer würdigen Gebäude, in einem Prachtgebäude, in einem göttlichen Gebäude zu verherrlichen, und sodann weil die Priester zuerst bauen lernten und lehrten, daher die ältesten Gebäude überall priesterliche sind. Kunst und Wissen fesselten die Architekten, die Bauleute und Bauzünfte gleich stark an die Priesterschaft, an die Tempel und die Klöster oder Kirchen. Die schönsten, die grössten und die dauerhaftesten Gebäude, die göttlichen und himmlischen Gebäude bauete von den ägyptischen Pyramiden und Tempeln an bis herab zu den gothischen Kirchen, Domen und Thürmen der fromme Glaube, die Gottesbegeisterung. Die Römer suchten die Kelten, besonders in Britannien unter Agricola, sich dadurch zu unterwerfen und dieselben zu entwildern, dass sie bauen lehrten, dieselben gleichsam einbauten.1) Zur Zeit des Eumenius gegen das Ende des dritten Jahrhunderts nach Chr. war Britannien äusserst reich an den besten Künstlern.2) Krause, a. a. O., S. 212 ff., hat den Beweis zu führen versucht, dass die Freimaurerbrüderschaft seit den Römerzeiten auf den britischen Inseln als Collegia Fabrum und [Caementariorum], dann unter dem Namen Masons und Free-Masons ununterbrochen fortbestanden habe. Dafür, dass die Kelten die Gewerbe und Handwerke durch die Römer haben kennen lernen, überhaupt erst durch sie cultivirt worden seien, darf wohl auch angeführt werden, dass das keltische Wort Carpentum, der Wagen, carrum pompaticum, womit ital. ecrpentiere, span. carpintero, port. carpenteiro, prov. carpentier, franz. charpentier, d. i. Wagner, Zimbermann und zuletzt jeder Holzarbeiter (omnis faber lignarius), römischen Ursprungs, – das [251] römische carpentum, woher carpentarius, zu sein scheint.1) Grimm, Myth. S. 1223, hat die alte lat. Deutung aus carpere viam adoptirt und vergleicht die Verwandtschaft von Wagen und Weg. Diefenbach neigt sich jedoch zur keltischen Abstammung des Wortes, das die Römer früh von den cisalpinischen Galliern empfangen haben mögen und wofür ihm der gallische Stadtnamen Carpentoracte und der britannische [...], vielleicht auch der schottische Cairpentaloch sprechen. Ueber das verwandte Carrus, Carrum, Carra f. vergl. Diefenbach, S. 283 Nr. 91. Dem Lateinischen argentum, sanskr. rag-ata, zend. crezata, von rang (leuchtend), haben die keltischen Sprachen ihre Benennungen des Silbers und des Geldes, weil Silbergeld das gewöhnlichste war, entlehnt: irisch und gölisch [airgiod] Silber und Geld, franz. argent, – coreisch gueidvur argans, argentarius, – gäl. airgiodh ruadh (lit. red money) Copper: aes, – airgod beò (mit beò 1. lebendig, 2. lebhaft, engl. quick, woher quicksilber) Quecksilber, walach. argentu vivu (argentum vivum), – toskisch [...], gegisch [...]2) Welche Stellung die griechischen Colonisten zu Massilia den Kelten gegenüber eingenommen haben, geht am besten daraus hervor, dass die Rhone, Rhodanus, vermuthlich von dem griechischen [...] (schlank, schwankend) oder ’Po-, [...] den Namen tragen könnte.3) – Bei der Beurtheilung der Frage über das Entstehen der Bauzünfte und der ihnen eigenthümlichen Symbole und Lehren ist auch niemals ausser Acht zu lassen, dass noch im 12. Jahrhundert nach Christus fast alle Gelehrsamkeit einzig im Schosse des geistlichen Standes zu suchen ist4) und daher die aus oder vor dieser Zeit vorhandenen maurerischen Urkunden, wie namentlich die Yorker Constitution nur von Geistlichen verfasst worden sein können. Die römische Zunftverfassung möchte zunächst von Gallien und Italien her (nicht im 10. Jahrhundert aus Constantinopel in alle Gegenden des [252] Abendlandes, besonders nach Deutschland und Frankreich, wie Heldmann, S. 98 u. S. 155, theilweise meint) an den Rhein und in das südliche Deutschland vorgedrungen sein, wie auch Grimm, a. a. O. S. CXV, die Vermuthung geäussert hat, es möchte von dort her in frühester Zeit das südliche Deutschland günstige Einflüsse erfahren haben, die es zu geistiger Bildung früher reif machten. Hiermit stimmen auch die vier Haupthütten der gemeinen deutschen Steinmetzordnung, Cöln, Strassburg, Zürich (später Bern) und Wien, und noch mehr das Entstehen und Aufblühen der gothischen oder germanischen Baukunst im nördlichen Gallien und südlichen Deutschland zusammen. Denselben Blüthesitz haben auch die französische und die deutsche Dichtkunst und selbst die politische Geschichte; im Norden lag seit den Zeiten des Mittelalters die Kraft des französischen Reiches und im südlichen Deutschland blühten die Hohenstaufen, die Zähringer und die Habsburger mit vielen andern edlen und berühmten Geschlechtern. Vom Süden aus wurde das mittlere und nördliche Deutschland zuerst durch die Franken dem christlichen Germanenthum unterworfen. Es würde gewiss viele geschichtliche Aufschlüsse gewähren und manches noch Dunkele aufklären, wollte und könnte man genauer die Wege, Sitze, Ursachen und Träger der eigentlichen französischen und deutschen, der franzosisch-deutschen Bildung in Sprache, Dichtkunst, Baukunst mit allen Hülfskünsten, und in den gesammten bürgerlichen und staatlichen Einrichtungen erforschen; schon in der hochdeutschen Sprache als der gemeinsamen Schriftsprache, als der Sprache aller Gebildeten liegt der Entwickelungsgang und die heimathliche Wiege der deutschen Bildung aufgeschlossen bis herab auf Göthe und Schiller, die grössten Dichter des südlichen und des gesammten Deutschlands. Der stärkste und unwiderleglichste Beweis für die Fortdauer und den Uebergang der römischen Bildung und Wissenschaft, der römischen Baukunst und Bauzünfte bei den christlich-germanischen Völkern liegt in den romanischen Sprachen und niemals hätten die Römer nach der politischen Vernichtung und Unterwerfung die germanischen Eroberer in Spanien und Portugal, in Gallien und Italien, in England u. s. w. nochmals sprach- [253] lich bezwingen und sich unterwerfen können, wenn nicht noch die römische Bildung und römischen Einrichtungen Überwiegend und beherrschend in den eroberten Ländern sich forterhalten gehabt und mit diesen die germanischen Eroberer sich angeeignet hätten. Wie und weshalb die reine lateinische Sprache sich in die romanischen Sprachen umgestaltete und umwandelte, so und aus dem gleichen Grunde ging auch der römische Baustyl allmählig in den gothischen, in den französisch-deutschen über; jener ist der Baustyl der Eroberten und des Alterthums, der gebildeten Alten und Vorchristen, dieser der Eroberer und des Mittelalters, der neugebildeten und christlichen Germanen. Mit dem Christen- und Kirchenthume selbst empfingen aus der Hand der Römer die Germanen auch die Kirchen, den römischen Baustyl, die römische Baukunst und Bauzünfte. Rom beherrschte die Welt, die Germania, und die Germanen zuerst mit dem Schwerte und dann durch die Kirche, durch den Geist, das Wort und die Schrift, und die letztere Herrschaft war und ist die bleibendere und dauerndere, die tiefer wirkende und greifende, weil sie die geistigere war und ist. Wer den unmittelbaren Zusammenhang der germanischen Bildung, der mittelalterlichen Baukunst und Bauzünfte, der heutigen Freimaurerei mit dem Alterthume und namentlich mit dem Römer- und Griechenthume zu bezweifeln und zu bestreiten vermag, kennt die Welt- und Völkergeschichte, die Geschichte seines eigenen Volkes nicht. Vergl. auch bei Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 212 ff. (vergl. mit S. 345 ff.): Sammlung von Nachrichten aus englischen und andern Schriftstellern, welche das ununterbrochene Dasein der Freimaurerbrüderschaft, vorzüglich in den britischen Inseln bis zu dem 18. Jahrhunderte beweisen. Die Geschichte der europäischen Kunst, in Steinen und besonders steinerne Kirchen, Klöster u. s. w. zu bauen, ist auch die Geschichte der Freimaurerei. In Deutschland scheint der im Jahr 1015 begonnene Bau des Münsters in Strassburg der erste grössere steinerne Kirchenbau durch eine förmlich eingerichtete Bauhütte (tabernaculum, lapidariorum societas, fraternitas, sodalitas, collegium) gewesen und dadurch die Strassburger Bauhütte als die älteste und die erste [254] zur Haupthütte (nach Grandidier grande loge, loge métropole) von ganz Deutschland geworden zu sein, wie Schöpflin sagt: A principibus bis fabricis, quas tabernacula vocant, reliquae omnes civitatum Germaniae ab antiquo pendebant.1) Vorher hatte Schöpflin von dem judicium lapidariorum Argentinensium gesagt: imo hodieque inter lapidarios Germaniae omnes locum occupat supremum. Ueber den Zusammenhang des deutschen Innungswesens überhaupt mit den römischen Einrichtungen spricht sich Eichhorn, Staats- und Rechtsgeschichte, §. 313, also aus: „Ausserdem hat die Entstehung der Innungen wahrscheinlieh auch eine Beziehung auf den römischen Ursprung einzelner Städte; freie Handwerker waren in römischen Städten häufig in solche Genossenschaften vereinigt, und da es eine römische Polizeieinrichtung war, für allen feilen Verkauf, gewisse Plätze zum Zweck der Polizeiaufsicht anzuweisen, mit welcher die Vereinigung der Handwerker, die an diesen Plätzen feil halten durften, in eine Genossenschuft zusammenhing, so waren Handwerksinnungen in allen ursprünglich römischen Städten wohl ein wesentlicher Bestandtheil der Polizeiverfassung.“ – In §. 25, a. a. O., sagt Eichhorn: „In den Gegenden, welche burgundisch oder westgothisch gewesen, oder von den Franken erst seit Chlodwig erobert worden waren, ebenso in Churrhätien lässt sich die Erhaltung der römischen Städteverfassung in vielen Städten nicht bezweifeln.“2) Nach Gaupp war es nicht blos in Frankreich und besonders im Süden desselben das zum grösseren Theile römisch bleibende Volksthum, welches der Fortdauer des römischen Rechts zur Grundlage diente, sondern auch alle germanischen Länder sind mehr oder weniger romanisirt worden, und man darf sicherlich behaupten, dass die in England und in den deutschen Donau- und Rheinprovinzen gepflanzte Saat römischen Lebens niemals gänzlich zerstört worden ist; offenbar aber sind die Städte aus römischer Zeit auch hier das hauptsächlichste Bindeglied zwischen der antiken und der spä- [255] tern Welt gewesen und die Wurzel der germanischen Municipalverfassung erscheint antik; nächstdem erfolgte die Romanisirung in allen diesen Ländern durch das auf Rom gestützte christliche Kirchenthum, denn die römische Kirche des Mittelalters ist in den mannigfaltigen Beziehungen als ein Denkmal römischer Sitten und Einrichtungen aus den Jahrhunderten der Kaiserregierung zu betrachten.1) Gegen die von Eichhorn und Gaupp behauptete Fortdauer römischer Städteverfassung hat sich mit Hüllmann und Wilda freilich Hegel, Städteverfassung, II. S. 379 – 465, erklärt, und Walter, deutsche Rechtsgeschichte, Bonn 1853, S. 234, dieses gebilligt: allein kaum mit genügendem Grunde. Mannert, Geschichte der alten Deutschen, besonders der Franken , I. S. 374, sich anschliessend an die Forschungen von Savigny und Eichhorn, nimmt gleichfalls an, dass jedenfalls in Gallien die ältern Einrichtungen der römischen Städte unverrückt geblieben seien, weil die Franken nichts Besseres an ihre Stelle zu setzen wussten. Ebenso erklärt Aug. Thierry, récits Mérowingiens , 2me ed. Paris 1842, die Korporationen oder Vereine des Handwerks für römischen Ursprungs,2) auf welche dann die Gilde, wie auf die Stadtgemeinde selbst, angewandt wurde. Aus welcher Wurzel sich aber die deutschen Städte und Handwerksinnungen, ob aus einer römischen oder einer rein germanischen, entwickelt haben möchten, die Entwickelung der Bauverbindungen, der Bruderschaften der Baukünstler und der Baukunst, blieben daneben als eine eigenthümliche und ursprünglich römische dennoch bestehen. Savigny hat besonders in dem zweiten Bande seiner Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter den Beweis für die Fortdauer des römischen Rechts bei den einzelnen germanischen Völkern in den dunkelen sechs Jahrhunderten von dem Untergange des westlichen römischen Reiches bis auf Irnerius zu führen versucht, worauf hier nicht näher eingetreten werden kann. Mit Savigny stimmt bezüglich des fränkischen Reiches im Ganzen und Wesentlichen überein Waitz, deutsche Verfassungsge- [256] schichte, II. S. 287 ff., indem er glaubt, dass die römischen städtischen Einrichtungen in Gallien aus älterer Zeit bestehen blieben, vielleicht ohne in den Formen viel zu verlieren, aber in einer Weise die ihnen doch alle politische höhere Wichtigkeit raubte und welche sieh mit der Einordnung in das allgemeine System der Reicbsverwaltung unter den fränkischen Königen vertrug, dass sie dann später eine grössere Bedeutung wieder erlangen und auf die Entwickelung einer neuen städtischen Verfassung einen Einfluss ausüben konnten. Dieselben Ansichten, nur etwas bestimmter, stellt auf Warnkönig, französische Staatsgeschichte, Basel 1846, S. 143 ff., dass nämlich die germanischen Eroberer Galliens die städtischen Einrichtungen haben fortbestehen lassen, im Laufe der Zeiten aber sich die römische Städteverfassung allmählig verloren und in der germanischen aufgelöset habe, wie dieses Savigny, a. a. O., I. S. 887, und Raynouard, histoire du droit municipal en France, Paris 1828, II. S. 23, annehmen; die häufigsten Beweise der Fortdauer der römischen Municipalverfassung während der fränkischen Periode liefern die Formelsammlungen, indem nach denselben die meisten feierlichen Rechtsgeschäfte vor städtischen Magistraten nach alter Weise eingegangen werden. Zufolge Thierry, a. a. O., haben sich die Stadtgilden zuerst in Nordfrankreich, zu Cambray, Lille u. s. w. ausgebildet und sich alsdann von da nach Deutschland, diesseits und jenseits des Rheines, ausgebreitet; die Strassburger Stadtordnung von 1100 wäre eine der ersten derartigen in Deutschland.

Die maurerische besondere und geheime Schrift1) war wohl auch den Kelten und Druiden bekannt und eigenthümlich. Eine alte Schrift (Geheimschrift) der Iren hiess ogham, oghum, von welcher vielleicht erst als Eponymos „Ogma, Elathani filius“, [...] hergeleitet ist.2) Die germanische Runa, Raune bezeichnet auch das religiöse Hysterium und sodann die geheime, auch alterthümliche [257] Schrift, altn. runa f. linea neben rûn litera, kymr. rhin f. mysterium, brit. rin, pl. rinyou m. mysterium, incantatio, – gadh. rûn, pl. rûintean, mysteriuni, consilium, – ruine f. secretum, silentium, – finn. runo carmen.1) Mit allen Mysterien ist nothwendig auch eine nur den Eingeweihten mitzutheilende und verständliche Geheimschrift verbunden, wie dieselben ihre besondern und geheimen Erkennungsworte und Erkennungszeichen haben; die Eingeweihten erkennen einander an dem Worte, an den Zeichen der Hand und des Fusses, oder an der Schrift. Bei den Grussmauern des Mittelalters bestand diese Geheimschrift darin, dass die Vocale a, e, i, o und u mit den Zahlen 1, 2, 3, 4 und 5 bezeichnet und der erste Buchstabe allezeit vor den letzten Buchstaben des Wortes gesetzt wurden; c3h 2rh4ffv2 heisst daher: ich verhoffe. Ursprünglich war alle Schrift, wie überhaupt alles Wissen, insofern ein Geheimniss, ein Mysterium, eine Rune, als sie nur den Eingeweihten gelehrt und mitgetheilt wurde. Finn. heisst daher rudnet dicere, loqui, – rund artificium, scientia, – rundak sapiens, altn. ryndr literatus, magus; lett. runnât loqui, runnas collegium, sermo.2) Wer das Mysterium, die Rune besitzt, ist ein Weiser, hat die Kunst und Wissenschaft, kann reden und schreiben, ist ein Zauberer und Meister, ein Künstler. Auf diese Weise fällt im Alterthume lange Zeit die Ausbreitung der Bildung und des Wissens mit der Ausbreitung der Mysterien, mit dem Eingeweihtwerden zusammen und die höhere Geschichte der Menschheit ist mehr oder weniger gleichbedeutend mit der Geschichte der Mysterien. Die Kunst, mit den Händen Zeichen zu geben, war schon bei den Römern sehr ausgebildet und vermuthlich auch bei den römischen Baucorporafionen geübt worden, wie sie in den Klöstern des Mittelalters gebräuchlich war.3) Obwohl das Wissen der Mysterien ein geheimes, ein nur den Eingeweihten an gehörendes oder bevorrechtetes (privilegium) war, lag dennoch darin ein bedeutendes Moment der allgemeinen Frei- [258] heit, des weltbürgerlichen Sinnes, des höheren Menschengeistes und zwar nach einer doppelten Richtung hin. Unter den Eingeweihten selbst musste in ihrem eigenen Interesse dem erleuchteteren Geiste und der stärkeren Tüchtigkeit die Herrschaft und Leitung zugestanden, darnach allein der einzunehmende Mysteriengrad bestimmt und ertheilt werden, so dass die Mysterien sich hierin als die Herrschaft der Besseren und Besten im pythagoreischen und platonischen Sinne, – als die Aristokratie der Bildung und des Geistes oder auch als eine geistige Demokratie darstellen. Noch demokratischer gestaltete sich die Priesterschaft, wenn wie bei den Buddhisten, wie bei der Sekte des für das südliche Indien so einflussreichen Râmânuga im 12. Jahrhundert1) und bei der christlichen Geistlichkeit ohne Rücksicht auf die Geburt oder die Kaste, worauf die ägyptische und jüdische Geistlichkeit mit den Brahmanen abgestellt hatte, der Eintritt jedem geistig Befähigten und Berufenen gestattet und ihm der Weg zu den höchsten Stufen geöffnet war. Auf diese Weise verschmolz die Geistlichkeit, die Priesterschaft alle Emporstrebenden im ganzen Volke mit sich, entfernte die Unzufriedenen und entzog dem Volke die möglichen Führer und Häupter. des Widerstandes und der Empörung, wie noch heute die Monarchie und Aristokratie die Demokratie dadurch zu überwinden strebt, dass sie die hervorragenden Demokraten zu den Ihrigen hinüberzieht, durch Aufnahme in ihre Mitte ihren Absichten und Interessen dienstbar macht. Wurden sodann durch die Aufnahme, oder gar durch Einrichtung gleicher Mysterienanstalten, priesterlicher Geheimbünde, die Mysterien nicht allein über alle Provinzen und Theile des eigenen Landes getragen, sondern auch nach fremden Ländern ausgebreitet, wie die Mysterien der Isis und des Serapis, des Mithra nach Rom und nach allen Provinzen des weiten römischen Reiches, wurden damit ein gewisser weltbürgerlicher Glaube und weltbürgerlicher Sinn gepflegt und gepflanzet, der einem reineren Kosmopolitismus, dem Christenthum den Weg bahnte und in der äusseren Zerrissenheit und Getheiltheit die Einheit in grösserem oder [259] geringerem Umfange erhielt. In dieser Beziehung stellt sich die Verbreitung der Mysterien des Alterthums in ihren Wirkungen durchaus gleich der Verbreitung der symbolischen und kosmopolitischen Freimaurerei seit dem Jahr 1717 über alle Völker und Länder der Erde, wie denn eigentlich in der Menschengeschichte sich nichts Neues begibt und Alles nur in neuer Gestalt und Form sich wiederholt. An die Mysterienstädte, an die allgemeine Büssungs- und Reinigungsorte, an die Wallfahrtsorte (die indischen tirtha, für welche oft die kostspieligsten Einrichtungen getroffen wurden1), an die heiligen Wanderungen und Versammlungen schliessen sich daher auch die allgemeine Welt- und Völkerkunde und noch mehr der allgemeine Welthandel,2) der Karawanenhandel, die Messen und Dulden (von den damit verbundenen Indulden oder Ablässen) besonders, innigst an. Mysterieneingeweihte namentlich waren in Griechenland die ersten Geographen und Völker- und Geschichtskundigen; in Asien die chinesischen und die arabischen frommen Pilger, welche noch jetzt unschätzbar sind. Schon vor Muhammed’s Auftreten unter den Arabern war mit den jährlichen, vier Monate dauernden Versammlungen der arabischen Volksstämme zu Mekka, während welchen die Blutrache ruhte und bei denen die poetischen Wettkämpfe stattfanden und in der Kaaba die als Götterbilder dienenden Steine geweiht wurden, eine zwanzigtägige Messe bei Okaz verbunden.3) Alle diese Bildungswege pflegen freilich in der gewöhnlichen Geschichtschreibung wenig beachtet zu werden und noch weniger Berückaichtigung schenken denselben die jetzigen maurerischen kritischen Geschichtschreiber, welchen unter der strengen Kritik der Weltgeist und die Weltgeschichte selbst verloren gegangen ist; aber dessen ungeachtet bestehen sie und werden dereinstens mehr erforscht und erkannt werden. Die ägyptische und griechische Bildung, Wissen- [260] schaft und Kunst, die Dichtung und die Baukunst, und eben so die mittelalterliche Bildung in allen ihren Theilen und Richtungen sind durchaus religiöse, priesterliche, mysteriöse, – ein Mysterium, eine Rune. Ein arabisches Sprichwort bezeichnete auch schon den Handel geradezu als „unzertrennlich von dem Glauben.“ Die grossen und grössten Ideen, welche heute die Menschheit und die Weltgeschichte tragen, waren zuerst nur das Erzeugniss und das Eigenthum einzelner besonders begabter Geister, gingen sodann auf einzelne bevorzugte Schüler als ein Geheimniss über und verdichteten sich nur allmählig zu einem Gemeingute der Völker und der Menschheit, wie z. B. der grosse pythagoreische Lehrsatz.1) Damit die Kritik die Weltgeschichte und den Weltgeist verlieren konnte, mussten dieselben ihr vorausgegangen sein; die Gegenwart ist nur, weil eine Vergangenheit war, wie die Zukunft aus der Gegenwart und so die ganze Geschichte entsteht; psychologisch erscheint jede frühere menschliche geistige Arbeit in der gegenwärtigen enthalten und verwerthet und wir sind die geistigen Erben aller Völker und aller Zeiten. Ein Erbe zu sein, kann die Beschränktheit und Undankbarkeit leugnen; das grosse Testament, welches die Erbschaft stets fort und fort eröffnet und gibt, ist vorzüglich die Sprache und die Schrift, weshalb auch sie den Völkern des Alterthums überaus heilige waren. In der grossen Weltloge sind wir alle dienende Brüder und der Meister vom Stuhl ist der ewige Weltgeist, Gott; die drei Säulen der Weltloge sind die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, – sie sind der dreifache Schlag des Weltmeisters, welcher die Diener zur Ordnung und stets neuer Thätigkeit ruft und selbst die Todten (Hiram) wiedererweckt, – sie sind das unverlierbare, in Tod und Leben gleiche Meisterwort, – sie sind der für die Menschheit sich selbst opfernde Sohn, – sie sind die Weltenuhr, die stets von Neuem aufgezogen wird, ohne jemals abgelaufen zu sein. Schliesslich möge noch eine an einen dienenden Bru- [261] der (im engern Sinne) gehaltene Ansprache hier beigefügt werden:

„In Berücksichtigung der bisher von Ihnen bewährten guten Eigenschaften, besonders Ihrer Thätigkeit und Ihrer Anhänglichkeit an die Loge, sind Sie nun zum dienenden Br. aufgenommen worden. Diese Aufnahme sei daher Ihnen eine Aufmunterung, Ihre guten Eigenschaften nicht nur zu bewahren, sondern noch zu kräftigen und zu vermehren. Drei Tugenden sollen vorzüglich einen dienenden Br. zieren:

„Seien Sie zunächst mit unwandelbarer Treue der Loge und jedem einzelnen Mitgliede derselben ergeben. Sie sind in den Bund der Brüder als Bruder aufgenommen worden und haben sich damit feierlich verpflichtet, allen Brüdern in jeder Lage als treuer Bruder zu dienen. Erfüllen Sie unverbrüchlich diese heilige Pflicht, dann dürfen Sie auch versichert sein, dass wir in Wort und That niemals vergessen werden, dass Sie unser Br. sind. Von heute an gehören Sie zu den Unsern, sind ein Angehöriger unserer Loge und sollen dieses bis zu Ihrem Tode sein und bleiben, indem Sie durch Ihr ganzes Leben das eben gegebene Versprechen lösen und von sich selbst, von Ihrem Worte nicht weichen. Nicht allein gegenüber der Loge, sondern hauptsächlich auch vor der profanen Welt bewähren Sie durch Ihr Handeln und Ihr Verhalten, dass die erste maurerische Tugend, die aber dennoch auch von dem geringsten Maurer geübt zu werden vermag, die brüderliche Liebe und die brüderliche Treue sei. In der Volksklasse, in welcher Sie zu leben pflegen, herrscht die Ansicht, der Maurerbund sei ein Bund von Männern, die unter keinen Verhältnissen von einander lassen und in der Noth Alles mit einander theilen; beweisen Sie jener Volksklasse jedenfalls, dass der maurerische Diener der treueste Diener sei.

„Die zweite Tugend, welche Sie sich vorzüglich aneignen sollen, ist das Stillschweigen über alle und jede Vorgänge in der Loge. Haben Sie Augen, ohne zu sehen, und Ohren, ohne zu hören. Die profane Neugierde pflegt am meisten an die dienenden Brüder sich zu drängen und deshalb müssen Sie Ihre Aufmerksamkeit verdoppeln,

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durch Miene und Wort Nichts zu verrathen. Schwatzhaftigkeit, Verrath der ihm anvertrauten Geheimnisse entehrt jeden Mann, voraus aber denjenigen, der mit einem Eidschwure zu schweigen gelobet hat. Sollte jemals das Stillschweigen von Ihnen gebrochen und das Geheimniss treulos verrathen werden, die Entlassung aus dem Bunde und aus dem Dienste müsste sofort erfolgen. Beherrschen Sie Ihre Zunge streng, wenn Sie die Herrschaft über sich selbst und Ihr Geschick nicht verlieren wollen; das einmal dem Munde entflohene Wort kehrt nicht wieder zurück.

„Der maurerisehen Treue und dem maurerischen Stillschweigen fügen Sie als die dritte Haupttugend des dienenden Br. die Aufmerksamkeit bei und zwar Aufmerksamkeit in einem doppelten Sinne. Vollziehen Sie mit der pünktlichsten Aufmerksamkeit alle Aufträge, welche der Meister vom Stuhl, die Brüder Beamten oder andere dazu berechtigte Brüder Ihnen ertheilen werden. Verschieben Sie niemals einen aufgetragenen Dienst, denn das Verschobene wird später entweder nur schlecht oder gar nicht besorgt; der schnell vollzogene Auftrag ist wenigstens nicht vergessen worden und kann am leichtesten genau und gut, vollzogen werden. Seien Sie aber auch aufmerksam auf Alles, was innerhalb und ausserhalb der Loge sich begibt und deren Wohl zu fördern oder, ihr Nachtheil zu bringen im Stande ist. Als dienender Br. seien Sie besonders ein Wächter des Logengebäudes und lassen Sie dasselbe von Uneingeweihten nicht betreten. Merken Sie sich, um die Uneingeweihten von den Eingeweihten unterscheiden und erkennen zu können, sorgfältig die Erkennungszeichen und Erkennungsworte, welche der Meister vom Stuhl Ihnen gegeben hat, vorzüglich das Halszeichen, den Händedruck und das heilige Wort. Wünschbar wäre es, wenn auch das von dem Grossmeister der Alpina jedes einzelne Jahr bestimmte Passwort den dienenden Brüdern mitgetheilt würde, um daran die Mitglieder des schweizerischen Logenvereins zu erkennen. –

„Endlich sollen Sie einigermassen mit den in der Loge befindlichen Symbolen sich vertraut machen, um die Loge mit Sachkenntniss den besuchenden Maurern zeigen und

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dabei wieder den wirklichen Maurer prüfen zu können. In diesem Sinne mache ich Sie noch besonders auf den Teppich oder den Tapis aufmerksam, welcher die sämmtlichen maurerischen Symbole umfasst.“


Doch noch einmal sei es wiederholt, dass alle Maurer insofern dienende Brüder sind, als sie sich dem Dienste der Verwirklichung der Idee der Gottheit in der Menschheit, – dem Dienste der Idee des Wahren, Guten und Schönen als heilige Streiter gewidmet haben. Mit dem Zurufe: gajatu, d. i. er siege, er gedeihe, werden die indischen Könige begrüsst,1) und mit Hinsicht auf den unternommenen und gelobten heiligen Kampf dürften ähnlich die Maurer begrüsst werden. Die Çrivaishnava, eine Religionssekte des südlichen Indiens oder im Dhekan, welche sich unter einander überhaupt der grössten Höflichkeit befleissigen, begrüssen sich mit den Worten, wenn sie sich begegnen: „dâso ’smi, ich bin dein Diener,“2) ohne Zweifel, um sich zu erinnern, dass sie gegenseitig stets zu allen erforderlichen Dienstleistungen bereit sein sollen; ebenso sollten alle Menschen, wenigstens die Christen und die Maurer, sich mit den Worten begrüssen: „Ich bin dein Bruder und dein Diener.“ Freilich sind dieses zunächst blosse Worte, aber oft wird und muss dem Worte auch die That folgen und schwerer wird der Bruderdienst versagt werden, nachdem man sich eben erst dem Bruder als seinen Diener anerboten hat; der Grad der Menschlichkeit, des Rechtes und der Liebe, welche je bei einem Volke herrschen, kann auch schon nach den äusseren Begrüssungsformen ermessen und bestimmt werden; welcher Zauber und welche Macht liegt unter Liebenden und unter Freunden nicht schon in dem traulichen Du. Auf einer in dem westlichen Vorderindien aufgefundenen Inschrift vom Jahr 752 n. Chr. wird von einem Fürsten gerühmt, dass er durch sein versöhnliches (dienstfertiges) Benehmen sich die Freundschaft seiner Feinde erworben. und die Zunei- [264] gung seiner Freunde bewahrt habe,1) und gleichmässig, sollen alle Maurer wegen ihres Benehmens gegen alle Menschen die Feinde wie die Freunde, gerühmt werden können. – Das Land zwischen dem Zusammenflusse der östlich strömenden Jamunâ und der südlich fliessenden Gangâ hiess mit historischer Berechtigung [wegen den] dort oft an Geistliche und Arme ergangenen königlichen Geschenke die Stätte der Almosen, Dhanamandala2) und eine solche königliche Stätte der Bruderliebe und Mildthätigkeit sei eine jede maurerische Loge; die königliche Kunst sei die Kunst, den Armen gleich Königen wohlzuthun. Die Stadt Medina wird von den Arabern das Heiligthum, das Haus der Gerechten, das Haus der Guten, das Haus des Gesetzes, das Haus des Heils, das Haus des Guten, das Haus der Sicherheit, die Sicherheit, die bereichernde, der feste Panzer, die Stadt der Helfer, der Eingang der Wahrheit, die heilende, die siegreiche, die begnadigte, die beglückte, die zuverlässige, die gläubige, – die zerbrechende, welche die Macht ihrer Feinde zerbricht u. s. w.3) genannt und alle diese Benennungen sollten auch den maurerischen Logen beigelegt werden können und dürfen.

Johannes der Täufer4) scheint wegen seiner lichtgläubigen und sabäischen Lehren in die Mysterien der alten Bauleute Eingang gefunden zu haben und von ihnen als Schutzheiliger anerkannt worden zu sein. In Basra gibt es noch dermalen eine Gemeinde baptistischer Sabäer, welche Johannes den Täufer als Religionsstifter verehren.5) Von dem Lichtschöpfer wird in den Schriften der Johannis-Jünger gesagt: „Alles ist von dem König des Lichts geschaffen; und wäre unser Mund dem Meere gleich und unsere Zunge den Felsen der Vorgebirge, und unsere Lippen dem Gestade, wir vermöchten nicht seine [265] Macht zu bestimmen und auszusprechen. Heil Dem, der ihn kennt! Für sein Licht hat keine Sprache Namen, es ist ewig, unvergänglich; er selbst ist ewig, hat keinen Vater, keinen älteren Bruder, keinen Zwillingsbruder, er ist immer heiter und glücklich, ohne Leidenschaft, Furcht und Lüge.“ Den Johannis-Jüngern wird vor Allem der Dienst der sieben Planeten und der zwölf Sterne des Thierkreises geboten; sie sollen sich weiss kleiden, gleich den Genien, nicht in die Farben der Finsterniss; sie sollen sich gegenseitig lieben und treu sein; täglich beten und zu gewissen Zeiten fasten; sie sollen nicht trauern um die Verstorbenen, denn diese seien in das Lichtreich eingegangen, und keine Waffen tragen als die Waffen der Wahrheit, des Rechts und der Tugend; wenn die rechte Hand Almosen ertheilet, soll die linke nicht wissen, was die rechte thut, und Alles, was ihr wollet, dass man euch thue, das thut auch Andern. – Auch bei El Markad östlich vom Libanon leben noch solche Johannischristen. – Die Beherrscher Abyssiniens werden in mittelalterlichen Quellen die „Erzpriester Johannis“ genannt.1) Krause, Kunsturkunden, I. 2. s. 303, hält es für unrichtig, die Gemeinde der alten Sabier (Sabaei) Johanneschristen zu nennen, weil, soweit sich ihr Dasein geschichtlich verfolgen lasse, sie wider die Christen eine feindselige Stellung einnehmen und ihren Meister Johannes weit über Christus erheben. Krause theilt, um die Schriften der Johannis-Jünger als aller Beachtung werth darzustellen, folgende Stelle daraus mit: „Im Namen des höchsten, ersten Lebens, des Höchsten der Lichtgeschöpfe, das an Erhabenheit alle Werke übertrifft. – Wohin ich komme als Gesandter (Bote, apostolus) des Lichtes, wende ich mich zu dir, o König des Lichts! Lob über mich (?), und (denn) ich erleuchte die finstern Herzen mit meiner Stimme. Selig sind die Friedfertigen, die sich alles Bösen enthalten! Ich (Johannes) bin der Bote des Lichtes, den der Herr in die Welt gesandt hat. Ich bin der wahre Gesandte, in dem keine Lüge ist. Wer den Namen (die Lehre) des Lichts annimmt, der wird erfüllt vom Lichte, [266] und sein Antlitz wird erfüllt mit Glorie und sein Herz mit Weisheit. – Es sei gepriesen der erhabene König des Lichtes, der Gott der Wahrheit, der reine, gute, erbarmende Glanz! Wer seinen Namen mit Wahrheit preiset, wird nicht fallen. Es leuchtet das Licht allen Geschöpfen, die vor ihm stehen, und die in ihrem Lichte strahlen und in dem grossen Lichte, welches über ihnen wohnet; die da stehen in den Wolken des Lichtes, anbetend und bekennend den Herrn in der Höhe: selig gesprochen sei er mit allen Seligsprechungen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er ist ganz Leben; er ist ganz Gerechtigkeit, unveränderlicher Glanz, unvergängliches Licht, ein Lebender über jeden Lebenden, ein Glanz über jedem Glanze, ein Licht, worin kein Schatten, ein Leben, worin kein Tod, ein Guter, in dem kein Böses, ein Sanfter, in dem keine Bitterkeit: der da segnet alle gerechte und getreue Geschöpfe, in deren Mund sein Name ist; ein König der lebendigen Stadt.“ Schon hieraus ist zu entnehmen, dass die Johannis-Jünger, deren Verhältnisse und Geschichte übrigens noch keineswegs genügend aufgeklärt sind und worüber noch besonders der betreffende Artikel von Gesenius in der Encyklopädie von Ersch und Gruber nachzusehen, eine christlich zoroastrische, wesentlich lichtgläubige syrische Sekte seien, welche zugleich mit den Essäern in demselben Zusammenhange stehen wie Johannes selbst.1) Ob auf Johannes und seine Jünger auch indische und namentlich buddhistische Einflüsse, das indische Büsserleben eingewirkt haben, ist gleichfalls unermittelt, jedoch wäre es an sich nicht unmöglich; eine gewisse johanneische und zugleich maurerische Beziehung hat es jedenfalls, wenn z. B. in den Veden (welche ihren Namen von dem Wissen tragen) zu Varuna gebetet wird:

So höre jetzt, o Varuna,
Hör meinen Ruf und segne mich,
Schutzflehend ruf ich dich herbei.

Du Weiser bist der Herr des Alls,
Des Himmels und der Erde Herr,
Auf deinem Wege höre mich.

[267]

Auf dass wir leben, löse uns
Den Strick vom Hals, nimm weg den Strick
Von unserem Leib, von unserem Fuss.

Oder:

Lass mich noch nicht, o Varuna,
Eingehen in des Staubes Haus,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade.

Ich ging, du starker lichter Gott,
Aus Schwachheit auf den falschen Weg,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!

Ob ich in Wassers Mitte stand,
Kam über mich des Durstes Noth,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!

Wann dein Gesetz wir brechen je,
Gedankenlos in Schuld verstrickt,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!1)

Um die Verse bezüglich des Strickes zu verstehen, ist zu bemerken, dass Varuna Fesseln und Stricke hat, um die Uebertreter zu binden und Jeglichen innerhalb seiner Grenzen zu halten; er ist der Herr über Leben und Tod, er bestraft das Unrecht und belohnt das Gute, er hält die sittliche Weltordnung aufrecht, indem er jeden Gedanken und jede That durchschaut; er ist der Wächter der Unsterblichkeit. In Psalm 18, 5 wird gesagt:

Es umgaben mich Stricke (Wogen) des Todes.2)

Judith, als sie in das Lager des Holofernes gehen will, betet: „Verschaffe du, Herr, dass des Feindes Hochmuth mit seinem eignen Schwert gedämmt werde: dass er mi dem Stricke seiner eignen Augen in mir gefangen werde, und dass du ihn mit den Lippen meiner Liebe schlagest.“ – Buddha sagte:

Wer alle Fesseln hat zersprengt und vor nichts erzittert je,
Den Bandenlosen, wahrhaft Freien, diesen nenn’ ich Brahmanen.

Um Varuna sind die Lichtgenien versammelt, die Aditjas, die Ewigen, den Amchaspands der Parsen verwandt, Mitra, der Freund, Arjaman, der Ehrwürdige, Bhaga, der Segner,

[268]

Daschka, der Einsichtige, und Andere; sie sind ganz hell und rein, sie sind die im Licht, dem Quell des Lebens, offenbare geistige Wesenheit, die persönlichen Principien aller sittlichen Begriffe und Verhältnisse für den einzelnen Menschen wie für die gesammte Menschheit. Sie heissen nicht blos die ewigen, sondern auch die geisigen, Asuren.1) Und wenn bei Homer die Götter als die Uranionen angerufen werden, bei den Germanen als die Tyvar und Vanen, die Lichten und Glänzenden, – wenn die Perser den Einen wahren Gott Ahura-masda nennen und einem idealen Lichtkultus huldigen, so werden wir in dieser Uebereinstimmung auf ein Urgemeinsames hingewiesen und dürfen in dem Allumfasser Varuna und in den um ihn versammelten Wohlthätern als Ausstrahlungen seiner Macht und Herrlichkeit die älteste Gottesanschauung der Veden erkennen.

An die drei Welten der Inder, die drei Regionen des Lichts, des Luftmeeres und der Erde, an das dreifache Leben der Brahmanen klingt es an, wenn es in den Schriften der Johannisjünger heisst: „Es stand Johannes in dem Orte alles Glanzes und alles Lichtes, und sprach: euch bitte ich, erstes Leben, und zweites Leben, und drittes Leben, dass zu dem Orte des Lichtes, in welchen ich gestellt worden bin, alle Gerechten aufsteigen mögen.“2) Ebenso erinnert es an die indischen Aditjas, wenn in denselben Schriften von dem Lichtschöpfer auch gesagt wird: „Von ihm geschaffen sind die übrigen Könige des Himmels, Engel des Lichts, die in unendlicher Zahl, weise, jung, ewig, seinen Thron umgeben, mit Gebet, Hymnen und heiligen Dingen beschäftigt. Sie wohnen tausendmal tausend Parasangen von einander; aber sie sind schnell wie ein Gedanke, wie ein Sonnenstrahl. Er ruft einen und ihrer tausend sind da. Ihre Wohnungen sind lichtglänzend von Perlen und Edelsteinen, und sie trinken Unsterblichkeit aus Jordanen ätherischen Wassers.“3) Von der Ankunft Johannes des Täufers, des Lichtboten und Lichtengels heisst es: „Als der Lebensbote dem Erdkreis [269] erschien in seinem Glanze, da floh das Meer, der Jordan wich zurück, die Berge sprangen auf wie Hirsche, die Hügel erhoben gleich den Vögeln die Stimme, die Berggipfel brachen in Hymnen aus, die Cedern des Libanon zerbrachen. Die Erde bebte, der König des Meeres floh. O Meer, vor wem fliehst du? Jordan, vor wem weichst du zurück. Berge, vor wem spranget ihr auf? – Vor dem Glanz und dem Lichte des Lebensboten.“1) Johannes ist gleichsam die goldene Morgenröthe, Usha bei den Indern, welche den beiden Asvinen, dem Castor und Pollux der Griechen und Römer, den ersten Lichtstrahlen erscheint und von der in den Veden gesungen wird:

Strahlend kommt sie gleich dem jungen Weibe,
Weckt zum Tagewerke die Lebendigen;
Feuer zünden wir auf dem Altare.
Und ihr Licht verscheucht die Finsternisse!
Wie sie wächst in Schönheit, glanzbekleidet
Sie die Glückliche! Sie bringt des Gottes
Auge (die Sonne), bringt das Ross, das sonnenhelle,
Ihre Schätze spendend allerwegen. – –
Bring herbei das Schöne, Menschenfreundin,
Du der Götter Mutter, Auge der Erde,
Opferbotin, aller Wesen Wonne,
Gib uns Heil, und segnet uns, ihr Ew’gen.

Die Morgenröthe (Johannes) ist der Vorläufer und Verkündiger des kommenden Grössern und Herrlichsten, – des erzeugenden (Savitar), bildenden (Tvaschtar) und leuchtenden (Surya) Sonnengottes, welcher letztere auch von den Indern als Reiniger, Schützer und König des Weltalls, als der Vorsitzende der Götter durch Majestät, herrlich im unverletzlichen Licht, angerufen wird. Wie den Wagen die Achse, so trägt und hält die Sonne alles Unsterbliche und der lenkende Gott waltet über ihr: Wenn die Sonne (Hiram) auch untersinkt und die Nacht ihren Schleier webt, weiss der Weise doch die Macht des Gottes nicht erloschen und dass er am Morgen wiederkehren, das verlorene Wort wieder gefunden werden wird. Der Lichtgott wird nach einer Seite, als die im Gewitter sich offenbarende Gottesmacht, zum Indra, dem Blauen oder dem Regnenden (Ju- [270] piter pluvius) und wenn der siegreiche Blitz- und Donnergott Indra in seinem Glanze auftritt, erbeben die Wogen des Himmels und fragen sich: Was ist dies Wunder?1) Johannes gleicht auch diesem im Donner des Gewitters erscheinenden und die Erde in den Tiefen der Meere und in den Höhen der Berge erschütternden Indra. Wenn Indra, der deutsche Thôrr den goldrothen Bart (die Blitzesflamme) schüttelt, erbebt die Erde mit ihren Bergen; der von ihm geschleuderte Blitz, sein ehernes Geschoss kehrt stets wieder in seine Hand zurück. Weil aber Indra doch nur der Allumfasser Varuna ist, wird von ihm gesagt:

Wenn Indra hundert Himmel dir wären und hundert Erden auch,
Nicht tausend Sonnen, o Blitzschleuderer, fassen dich,
Nicht das Geschaffene, Welten nicht.

Mit Varuna und Indra fällt auch wieder Rudra zusammen, .der glänzende Himmelseber, welcher mit dem Blitze wie mit einer Geisel gleich Osiris und andern Göttern die regentriefende Wolkenmasse peitschet.2) Himmel und Erde, Zeus und Dione, Ouranos und Gäa, sind der Vater und die Mutter aller Götter und Menschen, aller himmlischen und irdischen Wesen, – von Allem, was sich beweget und reget, und zu ihnen wird in den Veden geflehet:

Wie liebe Eltern treu ihr Kind bewahren,
Bewahrt vor Uebel uns, o Erd’ und Himmel!

Das Feuer des Himmels und der Erde, die Himmels- und die Herdflamme wird zum reinen und reinigenden, hellen und leuchtenden starken Jünglinge Agni.

Zu dem menschenholden, wahrhaftigen,
Dem Gebieter des wahren Lichts,
Zum ewigen Feuer flehen wir.
In geliebten Wohnungen strahlt
Des Gewordenen und Werdenden Liebe,
Agni als einziger Herr.

In dem berühmten, in dem sogenannten modernen normannisch gothischen Style am Ende des 14. Jahrhun- [271] derts von Johann I., Könige von Portugal, erbauten Kloster zu Batalha findet sich oft das Motto wiederholt: Tanyas erey, welches ein portugiesischer Schriftsteller erklärt: „Suche, so wirst du finden!“1) Dieselbe Aufschrift könnten die dem Lichtboten Johannes dem Täufer geweihten Maurerlogen, die Johannis- oder Lichtlogen tragen. Da die mit gothischen Buchstaben geschriebenen Worte zu Batalha mit einem Kreise in einander verschlungener Ringe umgeben sind, könnte die Deutung noch bestimmter dahin gefasst werden, dass die Maurer das gesuchte Licht jenseits des Grabes in der Ewigkeit finden werden.

Es ist eine grosse Streitfrage,2) ob blos die englischen Bauhütten oder auch die deutschen Steinmetzen Johannes den Täufer zum Schutzheiligen gehabt haben. Winzer, a. a. O. S. 113, verneint dieses, weil in der gemeinen deutschen Steinmetzordnung vom Jahr 1459 die Gekrönten, deren Todestag am 8. November das Hauptfest gewesen und noch heute von der Wiener Haupthütte gefeiert werde, als die Schutzheiligen angerufen werden; auch seien in Strassburg noch die Marienfeste gefeiert worden. Winzer hat diese Ansichten nur von Fallou, S. 73 und S. 115, aufgenommen. Diese Meinung und Behauptung von Fallou und Winzer ist schon darum auffallend, weil doch beide die englischen Bauhütten und englischen Steinmetzen von den deutschen oder gothischen Steinmetzen ableiten und deshalb das einzig Glaubliche ist, dass die letztern auch in England den Schutzheiligen beibehalten und verehrt haben, welchen sie in ihrem Vaterlande verehrten. Wir glauben, dass Johannes der Täufer der allgemeine oder gemeinsame Schutzheilige der christlich-germanischen Bauleute und Steinmetzen gewesen sei, womit es aber sehr wohl vereinbar ist, dass einzelne Bauhütten oder auch die sämmtlichen Bauhütten eines einzelnen Landes daneben ihren besondern Schutzheiligen, wählten, wie z. B. die Hütten zu Strassburg und Wien die vier Gekrönten und die schottischen Bauhütten den heili- [272] gen Andreas.1) Für dieses spricht zunächst, dass in der Woche des Täufers im Jahr 1439 zu Strassburg das Fest der endlichen Vollendung des Thurmbaues am Dome durch Aufpflanzung des Kreuzes und des Knopfes auf dem Helme des Thurmes gefeiert wurde, wie schon oben es gesagt und hervorgehoben worden. Sodann wird berichtet, dass Kaiser Maximilian 1. der Strassburger Steinmetzbrüderschaft als Wappen vier goldene Zirkel im blauen Felde und den Adler des Evangelisten S. Johannes auf dem Helme verliehen habe.2) Freilich erscheint hier Johannes der Evangelist anstatt des Täufers, allein auch in England berühren sich die beiden Johannes und gehen vielfach in einander über, woraus bei den heutigen Freimaurern die gleichzeitige Feier des Winter- und des Sommerjohannisfestes, das Fest Johannes des Evangelisten und des Täufers, das alte Julfest und Mitsommerfest hervorgegangen ist. Sodann behaupten Fallou und mit ihm Winzer, das eigentliche Wappen der Strassburger Haupthütte sei gleich dem bischöflichen roth mit einem silbernen Schrägbalken gewesen, in welchem sich zwei goldene Hämmer befinden, sowie in dem oberen rothen Felde eine Setzwage, im untern ein goldener Zirkel. Als alte bischöfliche Bauhütte hatte dieselbe begreiflich und zuerst das bischöfliche Wappen: allein als gemein-deutsche Haupthütte musste sie ein anderes Wappen haben. Die Verbindung der Bauleute, der Steinmetzen Deutschlands wenigstens mit Johannes dem Evangelisten beweiset auch die Ablegung des Eides auf dessen Evangelium, wie auch manche Steinmetzwappen mit dem Attribute desselben, einem Adler mit der Feder im Schnabel geziert gewesen sein sollen und auf manchen Kirchenglocken des 13. Jahrhunderts sich die Inschrift findet:

„In principio erat verbum
(Im Anfange war das Wort.“3))

Endlich beziehen wir hierher das schon berührte Minnetrinken, sowie das Symbol der Rose,4) besonders bei den [273] Gastmalen, wovon schon Stuck, Antiquitatum Convivalium libr. 3. ed. seeunda Tiguri 1547, p. 387 das Sprichwort anführt:

Was wir hie kosend
das bleyb under der Rosen.

und welches selbst Winzer, S. 130, als ein altes Symbol der deutschen Steinmetzen zugesteht. Das Gewichtigste und Entscheidenste bleibt aber noch anzuführen übrig und besteht darin, dass nach Heldmann, a. a. O. S. 193, die Bauleute am Münster zu Strassburg vor dem Jahre 1440 Johannisbrüder hiessen, d. h. eine dem heiligen Johannes gewidmete oder diesen als ihren Schutzheiligen verehrende und feiernde Brüderschaft bildeten. Gestützt auf die Weihezeit des Münsterthurmes zu Strassburg in der Woche des Täufers darf ohne alles und jedes Bedenken angenommen werden, dass wenigstens bis zum Jahre 1439 oder 1440 der Schutzheilige der Baubrüderschaft zu Strassburg Johannes der Täufer gewesen sei, woraus von selbst folgt, dass die Feier des Johannisfestes das jährliche kirchliche Hauptfest der Brüderschaft gewesen sei. In mehr als einer Beziehung darf diese geschichtliche Thatsache als von hoher Bedeutung betrachtet werden, besonders aber wird dadurch die Verwandtschaft und Uebereinstimmung der deutschen und der englischen Steinmetzen und ihrer Bruderschaften, ihres Kirchendienstes und dessen vorchristlicher Hintergrund hergestellt, wie dieses auch der allgemeine Entwickelungsgang der germanischen Völkerbildung und alle sonstige besondere Nachrichten und Verhältnisse erfordern.

Noch ist eine sehr wichtige geschichtliche Bemerkung an die römischen Baucollegien, Bauzünfte anzuknüpfen, welche besonders für das richtige Verständniss der englischen Baulogen nicht ausser Acht gelassen werden darf. Gewöhnlich werden die Bauzünfte gleich den übrigen Zünften innigst mit der Verfassung einer einzelnen und bestimmten Stadt verbunden und verwachsen, der Stadt incorporirt, einen Theil des städtischen Gemeinwesens bildend gedacht, was im Allgemeinen und der Regel nach auch wahr, jedoch nicht nothwendig und daher auch [274]nicht immer der Fall ist. Zum Wesen einer Bauhütte, einer Loge im rechtlichen oder collegialischen Sinne gehört nur, dass eine Anzahl von physischen Personen das Recht erhalten habe, eine künstliche, geistige oder moralische Person oder Einheit, universitas, collegium, fraternitas, Loge oder Bauhütte mit eigenen Beamten und Organen und mit eigenem Vermögen, mit einer Kasse zu bilden, welcher Collegien in jeder Stadt eine beliebige Anzahl zu verschiedenen oder gleichen Zwecken und ohne alle nähere Beziehung und Verbindung mit dem städtischen Gemeinwesen sich bilden und bestehen können. Insonderheit wurden und werden die eigentlichen Bauhütten nur durch unternommene grössere Bauten, kirchliche oder weltliche, in das Leben gerufen und erloschen deshalb oft wieder, sobald der Bau, die Ursache ihres Entstehens und Bestehensi vollendet war; jedoch mochte neben diesen beweglichen und vergänglichen Bauhütten für die ausserordentlichen und vorübergehenden Bauten auch eine feste und bleibende Bauhütte, Bauzunft in der Stadt zur Besorgung der stets wiederkehrenden gewöhnlichen städtischen Bauten bestehen, sei es, dass sie schon aus älteren Zeiten vorhanden und mit der Stadt selbst emporgewachsen war, oder dass die ursprünglich bewegliche und vorübergehende Bauhütte eine feste Stätte gewann. Die in der gemeinen deutschen Steinmetzordnung genannten vier Haupthütten von Strassburg, Cöln, Wien und Zürich sind unverkennbar keine eigentlichen Zünfte (gildated or incorporate Masons) der betreffenden Städte, sondern nur diejenigen Bauhütten, welche durch die grossen Kirchen- und Thurmbauten jener Städte geschaffen worden waren und die ursprünglich und zunächst nur aus Nichtstädtern des In- und des Auslandes zusammengesetzt werden konnten. Gerade auf dem letztern Umstande beruht der nothwendige und eigenthümliche weltbürgerliche, nicht an die Abstammung und den bestimmten Glauben geknüpfte, sondern blos die bauliche Tüchtigkeit, die Arbeit beachtende Charakter der Verfassung und der Einrichtung der Bauhütten, der Logen. Die grossen Kirchen- und Thurmbauten zu Strassburg, Cöln, Wien und Zürich weckten natürlich den Eifer und das Verlangen der umliegenden Städte und Gegenden, ähnliche oder auch [275] gleiche Kirchen und Thürme zu erbauen und zu besitzen, bei welchen nachahmenden Bauten man sich zugleich eines Theils der ältern Bauhütten bediente und diesem die Rechte einer eigenen Bauhütte ertheilte. So wurden Strassburg, Cöln, Wien und Zürich von selbst und auf ganz natürlichem Wege zu den Haupt- und Mutterhütten oder Logen ihrer Gegenden, so dass die spätere gemeine deutsche Steinmetzordnung in dieser Beziehung nicht etwas ganz Neues schuf, sondern blos den schon längst bestehenden factischend Zustand rechtlich anerkannte. Die schweizerische Haupthütte ist von Bern nach Zürich verlegt worden, nachdem dort der im Jahr 1421 begonnene Dombau beendigt war, weshalb auch die gar nicht eigentlich an die Stadt geknüpfte schweizerische Bauhütte in Zürich keine urkundlichen Spuren irgend welcher Art zurückgelassen hat und es ähnlich sich auch mit der Berner Haupthütte verhält.1) Ganz in Uebereinstimmung damit steht, dass der Kirchen- und Thurmbau zu Zürich und Bern sich weniger anregend für das umliegende Land erwiesen, und weil sie dieses nicht vermochten, gingen sie auch bald wieder unter. Anders war dieses bei Strassburg namentlich, und an dem dortigen Dome hörte das Bauen kaum jemals vollständig auf, abgesehen davon, dass um und in Strassburg sich Bauten auf Bauten folgten. Kaum richtig möchte übrigens die Behauptung Findels, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 80, sein, dass die sächsischen Steinmetzen noch heutigen Tags die Strassburger Hütte als ihre Haupthütte anerkennen. Die geschichtlich so bedeutsam und wirksam gewordenen Bauhütten Londons in dem hier vorliegenden Sinne lehnen an den Neubau der Paulskirche zu London und der ganzen Stadt London nach dem grossen Brande im Jahre 1666 unter Christopher Wren am Ende des 17. Jahrhunderts an und sind durchaus verschieden von der in London eingebürgerten alten städtischen Bauzunft, welcher allein Masonhall, die Zunfthalle angehörte und die den übrigen durch die Neubauten veranlassten neuen Logen nur zuweilen aus Gefälligkeit die Benützung ihres Zunft- [276] gebäudes gestattete.1) Sonst mussten die neuen Logen zu London und anderwärts ihre Zusammenkünfte an den ihnen sich zufällig als geeignet darbietenden Orten, in Wirthshäusern, in Klöstern, in ihren eigenen Bauhütten und selbst im Freien bei gutem Weiter auf Hügeln halten.2) Die freien Maurer (Free-Masons) waren wohl ursprünglich die nicht eigentlich städtischen und zünftigen, die von der eigentlichen Stadt- und Staatsgewalt befreiten und aus den verschiedensten Ländern zur Ausführung einer grossen Baute versammelten Baukünstler und Bauleute. Ganz verfehlt und ungeschichtlich ist es, dass Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 264, welchem auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 94, beizustimmen scheint, wie es vor ihm Winzer gethan hatte, Freemason ableiten will von Free-stone-mason, d. i. Freistein- oder Quadermaurer, auch glatte Maurer oder Steinmetzen genannt, im Gegensatze von Rough-stone-mason, d. i. Bruchstein- oder rauher Maurer. Nicht von der Arbeitsweise, der Art der bearbeiteten Steine, sondern von den ihnen ertheilten Freiheiten, Privilegien, Freibriefen tragen die Maurer, die freien Masonen den Namen.3) Zufolge Heldmann, die drey ältesten geschichtlichen Denkmale der teutschen Freyinaurerbrüderschaft, S. 193, hat die Baugesellschaft des Strassburger Münsters sich in Deutschland zuerst den Namen freier Maurer beigelegt, da hingegen die früher unter der Leitung der Mönche gestandenen Baugesellschaften blos Brüderschaften dieses oder jenes Heiligen hiessen und selbst die Bauleute am Strassburger Münster vor dem Jahr 1440 den Namen der Johannisbrüder geführt hatten. An den Klöstern und an den Bischofssitzen wuchs aus der Hörigkeit und Unfreiheit die bürgerliche und städtische Freiheit empor und erstarkten namentlich die unfreien klösterlichen und kirchlichen Brüderschaften der Handwerker zu befreiten und freien Zünften der Stadtbürger, wie dieses die Verfassungsgeschichte von beinahe unzähligen Städten, von Strassburg, Bamberg, Cöln, Mainz, Magde- [277] burg, Augsburg, St. Gallen, Lucern, Basel, Genf u. s. w., beurkundet und bezeugt. Die gemeine deutsche Steinmetzordnung aus dem 15. und 16. Jahrhundert spricht von „gefreyeten“ oder „gefrygeten“ Meistern;1) ferner wird in dieser Ordnung einem jeden Wandergesellen geboten, die altherkömmlichen Ordnungen und Freiheiten der Bauhütten zu halten. In Deutschland war es zuerst Br. Fessler, welcher in seinem Versuche einer kritischen Geschichte der Freimaurerei von den ältesten Zeiten bis auf das Jahr 1812 die Abstammung der Freimaurerei von den befreieten Baucorporationen des Mittelalters historisch nachzuweisen versucht hat. Die Rechte der Handwerker und ihrer Innungen sind gleichbedeutend mit ihren Freiheiten, mit ihren Privilegien. So heisst es z. B. in den neuen Statuten der thüringischen Stadt Arnstadt vom Jahr 1543, Art. 61, unter der Aufschrift: Innunge vnd freyheiten der hantwerge:

„Auch haben die rethe macht die hantwerge vnd innunge pei iren freiheiten vnd innungsbriefen vnd hantwergsgewonhaiten zw erhalten vnd zuhanthaben.“2)

Maurer und Maurerei ist eine ganz unpassende und herabwürdigende Verdeutschung des romanischen Mason und Masonry, in welchen romanischen Benennungen zugleich die ganze Geschichte, der Ursprung der Freimaurerei für jeden Sprach- und Geschichtskundigen angedeutet liegt.3) Etymologisch oder von der indo-germanischen Wurzel m-t, m-s, mas (Mass, messen, und der Mond, woran man die Zeit, den Monat mass und der das Zeitmass, der Monat selbst war) bezeichnet Mason, lat. mensor, den Messer, den Messkünstler, den Baukünstler und Bauenden, den Künstler überhaupt, und Masonry, Masonei die Messkunst, die Geometrie, die Baukunst, die Kunst, die Messung und das Mass. Ein Freimaurer ist sonach ein freier Künstler und die Freimaurerei eine freie Kunst (ars liberalis), wie, sie sich auch selbst in ihren Urkunden als die fünfte der [278] sieben alten freien Künste aufzählt. Auf die angegebene Wurzel ist wohl auch das Wort Steinmetz, Metz oder Metzer, niederdeutsch Metselaer, Metzelaer, niederl. metser, metselaer, metselen zurückzuführen, weil der Steinmetz den Stein zu messen, zu metzen, alth. mëzen, hat.1) Verwandten Stammes und Sinnes mit Mason ist auch der Mann und der Mensch, vermuthlich auch der Meister, franz. maitre. Im Sanskrit bedeutet man, men sprechen und denken; der Mann, der Mensch, sanskr. Manu, Menu, grieeh. Minos, Menes und der Manes der persischen Manichäer, ist somit das denkende und redende Wesen, der Denker und Sprecher, der Sinn, die Seele, im Sanskrit manas (das Vorstellungsvermögen, die Vorstellung, der Gedanke), manotar (im Weda, Erfinder, Ersinner) und mati (die Meinung), baktrisch manê, mainis (Denkungsart, Gedanke), manô (Sinn, Gedanke), demâna (Haus), – griech. [...], – lat. und roman. mens, memini, memoria, mansa und mansus, mansio, massa (ital.), massum, masa, masada, maison (franz. das Haus) u. s. f.2) Die Masonen im letzten und höchsten Sinne sind also die Denkenden und Redenden, die Männer und die Menschen und besonders die Hausbauenden, die Messenden und Bauenden, – und Masonry, Freemasonry, Francmaçonnerie, Freimaurerei ist der Gedanke und die Sprache, der freie Gedanke und die freie Sprache, der freie Geist und die geistige Freiheit. Man hat viele dicke Bücher über die sogenannten Zwecke der Freimaurerei bis herab auf Kloss und Seydel3) geschrieben, während der Zweck und Begriff schon in dem Namen und noch mehr in der Geschichte und den Lichtsymbolen deutlich und unabänderlich vorgezeiehnet lag. Mit dem Namen der Masonen hängt zugleich auch derjenige der römischen Minerva oder Menerva, auf etruskischen Denkmalen Menerfa, Menrfa, zusammen4) und Mi- [279] nerva ist die Göttin des Denkens und des Wissens, des Geistes und des Lichts, der Wissenschaft, des Masses und der Zahl, der Masonry oder Freimaurerei, – ist nur der personificirte mens und memoria, die personificirte Masonry, so dass das Dreieck und die Dreizahl auch das gemeinsame Attribut der Masonry und Minerva sind. Weil bei den Römern die Zahl als eine Erfindung der Minerva galt, wurde auch der Jahresnagel auf dem Capitolium zwischen ihrer cella und derjenigen des Jupiter eingeschlagen. Ducange in seinem Glossarium unter Macio, Mattio, Machio, gall. Maçon, Latomus, welches man bei Krause ausgezogen findet, leitete unrichtig Machiones, die Masonen, von den Maschinen ab, auf denen sie wegen der Höhe der Mauern stehen und arbeiten müssen (a machinis, quibus insistunt propter altitudinem parietum). Meister, maitre, engl. mastre, ital. maëstro, möchte auch blos der Messer (mensor), der Meiner (von sanskr. mati, die Meinung), der Reder und Redner (sonst Parlierer, Polier genannt) sein und die Meister sind zugleich die Genossen, die Freunde, die Gesellschafter, socii, Aequales, welche Bedeutung Mat, Mate in den germanischen Sprachen vorzüglich hat.1) Einen zum Meister aufnehmen heisst, einen in die Gesellschaft, in die Bruderschaft (Maatschappy holl.) aufnehmen.

Die Bildung und die Freiheiten, vielleicht auch die Geselligkeit der Masonen hatten in England während des 17. Jahrhunderts und besonders nach dem grossen Brande in London im Jahre 1666 viele Nichtmaurer bewogen, sich bei den Freimaurern aufnehmen und annehmen zu lassen, wofür nun der Ausdruck freie und angenommene Maurer (Free and accepted Masons) aufkam. So war der berühmte und ausgezeichnete Philosoph, Chemiker und Alterthumsforscher Ashmole,2) welcher im Jahre 1692 nach Bekleidung mehrerer wichtiger Staatsämter im Alter von 76 Jahren verstarb, schon im Jahr 1646 zum Freimaurer aufgenommen worden und ihn, der auch das nach ihm benannte Museum zu Oxford im Jahr 1683 gegründet hatte, [280] wollten daher einige maurerische Schriftsteller zum Stifter der Freimaurerei in ihrer dermaligen Gestalt machen. Indessen muss man, um die spätere und bald folgende Entstehung der englischen Grossloge im Jahr 1717 zu London zu begreifen und gleichsam vorgehen zu sehen, davon ausgehen, dass zu London in den neuen Bauhütten mit Mitgliedern aus allen Theilen Englands und des Festlandes ein frisches und freieres geistiges Leben und Streben in Verbindung mit der allgemeinen Zeit- und Geistesentfaltung erwacht war, – dass schon am Ende des 17. Jahrhunderts der Weltgeist seine Schwingen regte, welchen wir den grossen Geist des 18. Jahrhunderts nennen und der endlich die weltumwälzende französische Revolution erzeugte und gebar. Nachdem die grossen Londoner Neubauten und darunter vorzüglich die Paulskirche beendigt waren und gewiss viele der dazu herbeigekommenen Bauleute wieder London verlassen hatten und nach ihrer Heimath zurueckgewandert waren, auch ihr bisheriger Träger und Leiter Wren im höchsten Alter stand und bald verstarb, wären die neuen Logen wieder eingegangen und verschwunden, wenn nicht die blossen angenommenen Maurer sie in geeigneter Weise umgestaltet und forterhalten hätten. Sehr nahe lag es diesen blossen angenommenen Maurern, die wirkliche Baukunst und die wirklichen Baukünstler als solche ganz fallen zu lassen und sich unabhängig von denselben in der hergebrachten Form und Weise zu einer freien, rein geistigen Verbindung zu verbinden. In der von Noorthouck besorgten Ausgabe des englischen Constitutionenbuches vom Jahr 1794 wird nun die Stiftung der neuen englischen Grossloge für die blos symbolische Freimaurerei also vorgetragen: „König Georg I. kam am 20. September 1714 in London an. Da nun die wenigen Logen in London eines thätigen Patrons ermangelten, wegen Christopher Wren’s Unvermögen (denn der König war ein Freimaurer und noch dazu der Landessprache unkundig), so erkannten sie es für zweckmässig, den Mittelpunkt der Vereinigung und der Harmonie unter einem Grossmeister zu befestigen. Zu dem Ende versammelten sich die Logen 1) zur Gans und zum Rost, in St. Paul’s Church-Yard, 2) zur Krone, in Parker’s Lane, [281] ohnweit Drury-Lane, 3) im Weinhause zum Apfelbaum, in Charles-street, bei Covent-garden, 4) im Weinhause zum Römer und zu den Trauben, in Channel-row zu Westminster, mit einigen alten Brüdern, in dem genannten Apfelbaume; und nachdem sie den ältesten Meistermaurer, der auch Meister einer Loge war, in den Stuhl gesetzt hatten, so constituirten sie sich selbst zu einer Grossloge, pro tempore, in gehöriger Form. Sie beschlossen, die vierteljährigen Mittheilungen (Zusammenkünfte) der Logenbeamten zu erneuern, die jährliche Versammlung und Fest zu halten, und dann einen Grossmeister aus ihrer Mitte zu erwäblen, bis sie die Ehre haben würden, einen hochadligen Bruder an ihrer Spitze zu haben. Demnach wurde im Jahre des Herrn 1717 an St. Johannes des Täufers Tage die Versammlung und das Fest der freien und angenommenen Maurer (the Assembly and Feast of the free and accepted Masons) in dem vorerwähnten Hause zur Gans und zum Roste, in St. Paul’s Church-Yard, gehalten. Vor dem Mittagsmahle trug der älteste Meistermanrer, der zugleich Meister einer Loge war, vom (grossmeisterlichen) Stuhle ein Verzeichniss schicklicher Kandidaten vor und die Brüder wählten durch die Mehrheit der aufgehobenen Hände der Wohlgebornen Anton Sayer zum Grossmeister der Maurer.“1) Dieses ist der Anfang und Ausgang der Freimaurerei im engern und eigentlichen Sinne, deren weitere Entwickelung aber zur Seite gelassen werden muss. Seitdem sind die Masonen, die Maurer nur noch symbolische oder sittliche Messkünstler, Geometer, Künstler. Von den Engländern, z. B. von Stephen Jones bei Mossdorf, Mittheilungen für denkende Freimaurer, Dresden 1818, S. 137, wird diese neue Freimaurerei allgemein als die speculative oder wissenschaftliche im Gegensatze zur operativen oder Werkmaurerei bezeichnet. Die Geometrie, der Buchstabe G in dem fünfeckigen flammenden Sterne, ist dem symbolischen und heutigen Maurer die Kunst, seinen Gedanken, Worten und Werken das gehörige Mass zu ertheilen, – die Kunst, recht zu denken, [282] zu reden und zu handeln, – die Kunst, das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, – der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, – die Kunst des Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, – die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwange, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Im Anklange hieran lässt schon der Szufi Dschelaleddin Gott von sich sagen:

Ich bin der Kalk, die Kelle, der Meister und der Riss,
Der Grundstein und der Giebel, der Bau und sein Verfall.

Der rohe Stein und der cubische Stein, an welchem der Maurerlehrling und Maurergeselle, die Maurer unablässig arbeiten sollen, sind die Symbole ihrer selbst, indem sie aus ihren Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheiden und in das rechte Mass bringen müssen, um als taugliche und wohlbehauene Steine eingefügt werden zu können in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren geistigen Tempel der Gottheit.

Neben Ashmole wird die Gründung der neuen Freimaurerei, besonders Christoph Wren, geb. am 20. October 1632 und verstorben am 25. Februar 1723, Doctor der Rechte, Oberaufseher der königlichen Gebäude und Wiedererbauer der niedergebrannten Stadt London, besonders der St. Paulskirche daselbst , – Magister der Künste vom Wadham Collegium, Professor der Astronomie zu Gresham und Oxford, – Ritter und Präsident der königl. Gesellschaft der Wissenschaften, zugeschrieben,1) wie unter den Deutschen es vorzüglich Lessing in Ernst und Falk gethan [283] hat. Wren war lange Jahre entweder Grossaufseher, oder Grossmeister oder dessen Deputirter bei den alten Logen in London und hatte allerdings der von ihm ausgeführten Bauten wegen die maurerische Tugend der Duldung und derAchtung auch Andersgläubiger zuerst im Leben und im umfassendsten Masse geübt, wie dieses Ashmole zugleich philosophisch oder theoretisch in seiner im Jahr 1658 erschienenen Schrift: the Way to Bliss, der Weg zur Glückseligkeit, zu begründen versuchte. Wren’s Leichnam liegt in den Gewölben der Paulskirche begraben und sein gleichnamiger Sohn liess auf einem Pfeiler seines Grabmales folgende Inschrift anbringen:

„Subtus conditur hujus ecclesiae et urbis conditor, Christophorus Wren, qui vixit ultra nonaginta non sibi, sed bono publico. – Lector, si monumentum requiris: circumspice! Obiit 25. Febr. Anno 1723, aet. 91.“

„Dieser Kirche und dieser Stadt Erbauer ruhet hier. Ueber 90 Jahre hat er nicht sich, sondern dem Gemeinwohle gelebt. – Leser, suchst du sein Denkmal: so blick’ umher.“

Die durch Wren in den Londoner Logen freundlich und brüderlich Vereinten mochten mit Wahrheit von sich rühmen, dass Tempelbau ihr Zweck sei; Wren war der grosse Meister dieses wirklichen Tempelbaues. Im Uebtigen sind über die maurerische Wirksamkeit des sogenannten augustischen Baumeisters Wren besonders die Constitutionenbücher von Anderson zu vergleichen. Aus Ahiman Rezon dürfte geschlossen werden, dass Wren zuletzt von dem Könige Georg I. mit Undank belohnt und seiner Stelle zu Gunsten des William Benson entsetzt wurde und nur in Verletzung über diese Behandlung sich auch von der Theilnahme an dem Logenleben zurückzog. Bei der Gründung der Grossloge der sogenannten modernen Maurer im Jahr 1717 mochte auch Wren als damaliger Grossmeister der alten Maurer, der York-Maurer willkührlich oder unter dem Vorwande seiner Absetzung übergangen worden sein, obwohl selbst die modernen Maurer mit den alten Maurern die Yorker Constitution als ächt1) aner- [284] kannten und mithin auch hätten beachten sollen. Ahiman Rezon vindicirt den Namen der freien und angenommenen Maurer nur für die York-Maurer und nennt die modernen Maurer blos die Freimaurer von England.1) Jedenfalls ist die Stiftung und Verkündigung der symbolischen Freimaurerei und der sie tragenden Grundidee:

„Es ist Ein Gott, weil Eine Vernunft in Natur und Geschichte und in der einzelnen Seele, und dieser Gott ist die ewige Güte: Liebe ist der ewige Gedanke und Wille der Schöpfung.“

weder von Ashmole, noch von Wren, noch selbst von der ganzen neu-englischen Grossloge, ausgegangen, sondern ist der allmählig gereifte und erstarkte Gedanke der Jahrhunderte und der Jahrtausende, der gesammten Weltgeschichte; ist der göttliche Weltgedanke oder Urlogos, durch welchen zugleich auch in der geschlossensten und gedecktesten Loge die Maurer in der Menschheit und auf der Weltbühne stehen. Die neu-englische Maurerei wurde nur deshalb zu einer Welteinrichtung, umspannt den ganzen Erdkreis, weil in ihr der Weltgeist, die Liebe lebt; was alle Sprachen in allen Theilen der Erde verkünden und bekennen, muss das Menschliche, das Göttliche, der Geist sein. Ueber alle Angriffe des furchtsamen Unverstandes und der bewussten Verleumdung hat die Freimaurerei zum Voraus durch ihre Geschichte, durch ihren Weltgang gesiegt; dies ist das reine Licht, welches überall unvergänglich leuchtet. Die neu-englische symbolische Freimaurerei, die Freimaurerei des 18. Jahrhunderts ist wesentlich auch die christliche, weil ihr Grundgedanke des Einen Gottes der Liebe und der Einen von diesem Gotte erfüllten Menschheit auch der Grundgedanke alles wahren Christenthums ist und weil die Freimaurerei den ihrigen nur Christus, nur der Bibel, dem Buche der Bücher entlehnt hat. Nicht einzelne Menschen machen die Weltgeschichte und den Geist der Zeiten, sondern der göttliche Geist offenbart sich in den Menschen und der Menschheit und schaffet die Zeit und die Menschheit zum Spiegelbilde, sei- [285] ner selbst. Von dem Christenthum und von der Freimaurerei gilt gleichmässig das alte Kirchenlied:

Vater deines Geistes Wehen
Durch die ganze Christenheit
Lässt uns schon von ferne sehen
Deines Reiches Herrlichkeit.
Denn dein Wort wird ausgespendet
Durch die ganze, weite Welt,
Millionenweis’ entsendet
Auf das grosse Ackerfeld.

Dieser Same wird bald blühen
Allenthalben hoch und hehr:
Denn Evangelisten ziehen
Ueber Inseln, Land und Meer,
Um die Saaten zu begiessen.
Geist der Pfingsten, komm herab!
Lass die Lebensströme fliessen
Bis zum Grabe tief hinab.

Sei gegrüsst du ew’ger Morgen!
Steige Sonne bald empor,
Weicht nun all’ ihr bange Sorgen,
Tagsverkünder, tritt hervor.
Seht der Berge Spitzen glühen
Schon im ew’gen Morgenlicht,
Und die Frühlingsblumen blühen:
Theure Brüder, sorget nicht.1)

Ja der Morgen der allgemeinen Bruder- und Menschenliebe,2) welcher am Anfange des 18. Jahrhunderts mit der symbolischen Maurerei der Menschheit und der Erde angebrochen ist, und erst noch die fernen Bergesgipfel vergoldet, wird vielleicht dereinst als die allleuchtende und allerwärmende Mittagssonne sich in die tiefsten Thäler herabsenken; und wenn es Hochmittag geworden und vor dem lichten Tage die Morgenröthe erbleichet ist, dann dürfen die Maurer von ihrer Arbeit ausruhen und dem tröstlichen Gefühle sich beglückt hingeben, dass das Licht und das Wort vom Morgen aus in die Welt gekommen sei. Auf [286] den maurerischen salomonischen Tempel darf der Gesang der böhmischen Brüder bezogen werden:

Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herrn,
Der seiner Menschen Jammer wehrt
Und sammelt draus zu seinen Ehren
Sich eine ew’ge Kirch’ auf Erd’:
Die er von Anfang schön erbauet
Als seine auserwählte Stadt,
Die allezeit auf ihn vertrauet,
Sich tröstet seiner grossen Gnad’!

Sie ist gebaut auf rechtem Grunde,
Der Jünger und Propheten, Lehr’.
Wie hoch bezeugt mit Einem Munde
Der Auserwählten heil’ges Heer;
Von edlen und lebend’gen Steinen
Gefüget durch des Geistes Trieb,
Der wahre Leib des Ewig Einen,
Erfüllt mit Treu’, Glaub’, Huld und Lieb’.

Am Ueberraschendsten aber tritt uns die innige Verwandtschaft der Freimaurerei mit dem Christenthume darin entgegen, dass das Maurer- und das Kirchenjahr nichts Anderes sind als die sinn- und deutungsvolle Durchwanderung und Darstellung des von Sonnenwende zu Sonnenwende im ewigen Kreislaufe auf- und niedersteigenden Sonnenjahres und Sonnenlebens. Daher sagt auch Bunsen, a. a. O., I. S. 131: „Wenn du in der Gemeinde lebst, so begreifst du von selbst, dass unser Sonnenjahr als Gemeindejahr die Geschichte Gottes unter den Menschen im Kreislaufe durchwandert. Du weisst, dass das Gemeindejahr der Christenheit seinen festen Mittelpunkt hat im Leben Jesu, welches dir von Weihnachten (der Wintersonnenwende) bis zum Ende der Osterzeit (der Frühlings-Tagundnachtgleiche) vorgeführt wird.“ Es ist dieses keineswegs ein Sonnen- und Naturdienst, sondern die Anerkennung des in der Natur- und in der Menschenwelt, ausser uns und in uns waltenden Einen göttlichen Geistes und Gesetzes, welcher im niemals endenden Umschwunge zwischen Geburt und Grab, Entstehen und Vergehen, Kommen und Scheiden, Tag und Nacht, Freude und Leiden zur Ewigkeit fortschreitet,

[287]

das ewige Leben selbst ist. Nicht die Natur und Schöpfung, vielmehr der in der Natur und Schöpfung sich offenbarende und herrschende Gott ist erkannt und verehrt worden; der Geist soll sich selbst und die äussere Natur sich unterwerfen und dadurch die sittliche Freiheit, die Sitte erringen; der sich selbst und die Natur beherrschende Geist ist der göttliche. Derselbe Gott, welcher die Blumen blühen und welken heisst, lässt auch die Geschlechter der Menschen entstehen und vergehen: aber aus jedem Grabe erblühen neue Blumen und werden neue Geschlechter geboren, denn die zeugende Kraft, die Seele, der Geist sind unvergänglich und dauern ewig. Nicht allein die Menschheit, sondern die ganze Welt ist Eine, weil Gott (Jahveh, Jehova) Einer ist, war und sein wird. Der Gedanke und Geist Gottes in der Natur ist das ewige und unabänderliche Naturgesetz, das Gesetz und die Kraft. – in der Menschen- und Geisterwelt aber die sittliche Ordnung, das Sittengesetz, der Geist und die Wahrheit und die Gerechtigkeit, – die göttliche Weltordnung; das Naturgesetz, die natürliche Ordnung anerkennen alle Menschen, weil es ausser ihnen unverkennbar liegt; weniger erkannt ist das Sittengesetz, die sittliche Ordnung, welches wir in uns selbst erkennen und verwirklichen sollen. Die welche vor Andern das Sittengesetz, Gott, den Ewigen erschauen und verkünden, sind bei den Juden die in förmlichen Propheten-Schulen gebildeten, nach Eichhorn, Bunsen, und Andern auch geweihten Propheten, die begeisterten Seher,1) – bei den Griechen die Orakel, im Alterthume überhaupt die Eingeweihten. Theilweise folgend dem Propheten Baruch, dem Schüler des Propheten Jeremias, des Knechtes Gottes, worunter man früher unrichtig Jesus verstand,2) mögen in den Worten des Jeremias 44, 23 und 24: „Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen schwören und sagen: Nur im Herrn ist Gerechtigkeit und Stärke,“ das Christenthum und die Freimaurerei eine unwillkührliche Weissagung ihres [288] über alle Völker und alle Zungen errungenen Sieges erblicken; freilich wäre hier die Weissagung und ihr Prophet, wie es bei der Auslegung der Schriften des alten Testamentes nur zu häufig der Fall ist, blos die Schöpfung der deutelnden Nachwelt. Auch können die Worte des Jesaja 56, 7 hierher bezogen werden:

Mein Haus wird heissen ein Bethaus allen Völkern.

Psalm 8, 10:

Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde.

Ebenso Psalm 24, 1:

Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist.

Für die kosmopolitische oder weltbürgerliche Grundidee der symbolischen oder neu-englischen Freimaurerei ist es nicht tief genug zu beklagen, dass sie dieser Grundidee in ihrer äusseren Verfassung und Regierung durch eine einzige, die Logen aller Völker und aller Länder umfassende Grossloge als oberste gesetzgebende und verwaltende Bundesbehörde Oeinen lebendigen Ausdruck zu verleihen vermochte, obwohl das Bestreben der neu-englischen Grossloge lange Zeit darauf gerichtet war, die Eine Centralbehörde aller nach dem neu-englischen Systeme arbeitenden Logen auf dem ganzen Erdkreise zu werden und zu sein und in der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch den natürlichen Gang der Gründung und Ausbreitung der neu-englischen Freimaurerei von dem Muttersitze London aus schon Vieles zur Verwirklichung dieses Planes geschehen war. Dieselben Ursachen und Verhältnisse, welche die Bauhütte von Strassburg zuerst faktisch und sodann auch rechtlich zur gemeinsamen Haupthütte von ganz Deutschland erhoben hatten, würden auch allmählig mehr oder weniger die neu-englische Grossloge zu London zur Grossloge, zur Haupthütte aller Länder oder der ganzen maurerischen Erde erhoben haben, wenn nicht schon im ersten Anfange die Maurer in England selbst in die alten Maurer unter der Grossloge von York und in die neuen Maurer unter der Grossloge von London sich gespalten und sogar bis zum Jahr 1813 feindlich bekämpft [289] hätten,1) namentlich nicht auch bald eine sehr achtbare und wirksame schottische und irische (gegründet im Jahr 1730 zu Dublin, wogegen die schottische im Jahr 1736 zu Edinburg gestiftet wurde), wozu im Jahr 1739 beziehungsweise 17722) in England selbst die Grossloge der sogen. alten oder York-Maurer kam, Grossloge entgegengetreten wären, und wenn nicht die späteren politischen Ereignisse, namentlich die Losreissung der nordamerikanischen Colonien Englands, wieder zerstört und gebrochen hätten, was auf dem friedlichen Gebiete der Maurerei gegründet und vereinigt war.3) Ebenso liessen die politischen Entzweiungen und Feindschaften zwischen den Staaten von England und Frankreich nicht zu, dass, auch wenn die maurerischen Systeme der beiden Staaten dieselben und nicht völlig verschieden gewesen wären, die französischen Logen sich in irgend ein bleibendes Unterwerfungsverhältniss zur neu-englischen Grossloge begeben hätten, und die französischen Logen der verschiedenen Systeme bildeten daher ihre eigenen französischen Grosslogen und maurerischen Oberbehörden. Aehnlich ging es in Deutschland, in Holland, in Dänemark und Schweden, in der Schweiz und in andern Ländern, so dass im Ganzen überall wenigstens äusserlich auch die weltbürgerliche Freimaurerei den politischen Scheidungen und Trennungen folgte und folgen musste. In Deutschland vorzüglich gab und gibt sich der völlige Mangel an jedem allgemeinen Volksgefühle und Volksgeiste sogar im weltbürgerlichen Reiche der Freimaurerei kund und die Kleinstaaterei, Spiessbürgerlichkeit und Entzweiung tritt nicht allein in einer königlich hannoverischen, königlich sächsischen, grossherzoglich darmstädtischen oder armstädtischen Grossloge (zur Eintracht! genannt, wie eine Berliner Grossloge die grosse Landesloge von Deutschland) u. s. w. hervor, sondern Berlin, die deutsche und weltbürgerliche Stadt, zählt sogar drei Grosslogen neben einander, welche drei Grosslogen noch immer mit der eng- [290] lischen Grossloge unterhandeln, ob sie sich bei ihr durch nur einen gemeinsamen Repräsentanten, wie die englische Grossloge will, vertreten lassen dürfen oder aber durch drei, was beharrlich, aber vergeblich die Berliner Grosslogen verlangen.1) Nicht einmal zu einem deutschen allgemeinen Maurervereine mit jährlichen Zusammenkünften haben es bis jetzt die deutschen Weltbürger bringen können und vergeblich waren bisher alle Bemühungen, dass ein solcher wissenschaftlicher Verein der deutschen Freimaurer im Geiste und nach der Art der deutschen morgenländischen Gesellschaft gestiftet werde. Dieser Mangel an praktischem Gemeinsinn der deutschen Freimaurer ist ein Massstab für den praktischen politischen Gemeinsinn des deutschen Volkes, wenn auch neuerlich Vinke und seine polnischen Genossen zur Schmach von ganz Deutschland dieses nicht in einem feierlichen Kammerbeschlusse beurkundet hätten. Es gibt kaum deutsche Maurer und deutsche Freigesinnte, sondern ihre weiteste Welt ist ihr enges Heimathsland, Ländchen und Städtchen. Eine erfreuliche, aber für die deutschen Logen und Naurer nicht belehrende Ausnahme machen und machten in dieser Hinsicht die schweizerischen Maurer und Logen in der am 22. Juni des Jahrs 1844 gegründeten allgemeinen schweizerischen Grossloge Alpina, welche Ausnahme um so vaterländischer und weltbürgerlicher erscheint, als nicht allein die Logen der verschiedenen schweizerischen Kantone, sondern auch der verschiedenen Sprachen, der Deutschen und Franzosen, in Eine vaterländische oder schweizerische Grossloge vereinigt werden mussten und konnten. Der vaterländische Bund der schweizerischen Logen unter einer gemeinsamen Bundesbehörde war der bedeutungsvolle und in dem Volksgeiste, in den Volksgesinnungen und Volksbestrebungen begründete Vorläufer der schweizerischen Bundesverfassung vom zwölften Herbstmonat 1848 mit gemeinsamen gesetzgebenden Räthen, mit dem Bundesrathe als der gemeinsamen obersten Verwaltungsbehörde und einem gemeinsamen Bundesgerichte. An der schweizerischen Grossloge ist blos auszusetzen, dass [291] dieselbe allzusehr nach den vorhandenen alten und veralteten Vorbildern dem Aeussern, den Formen hingegeben sei und es nicht versucht und bis jetzt verstanden habe, sich zu einer geistig eingreifenden und geistig vereinigenden Macht zu gestalten und zu erheben, weshalb auch die beiden Nationalitäten, die deutschen und französischen Logen, im Ganzen noch immer unvermittelt und sich widerstrebend neben einander bestehen und besonders in den deutschen Logen von manchem wohlmeinenden und strebenden Bruder schon die anklagende Frage aufgeworfen worden, was denn auch für das eigentliche maurerische Leben, für das innere Logenleben die theure Grossloge nütze und ob sie wirklich die dafür jährlich zu bringenden grosse Geldopfer werth sei. Bisher hat die Vaterlandsliebe und der vaterländische Sinn die Opfer in der Hoffnung des kommenden Bessern nicht gescheuet. Im Uebrigen können die Grosslogen hier nicht weiter in Betrachtung gezogen werden und wir verweisen einfach neben Heldmann, a. a. O., S. 440 ff., und dessen Akazienblüthen, Aarau 1819, wo ein Verzeichniss sämmtlicher Grosslogen und ihrer Vorsteher in Europa mit einem Verzeichnisse aller bekannten, wirklich in Thätigkeit befindlichen St. Joh. Logen gegeben ist, – auf Lenning’s Encyklopädie III. S. 54 unter Orient, – A. F. Polik, Verzeichniss sämmtlicher in Deutschland seit dem Jahr 1737 gegründeten, erloschenen und noch bestehenden Gross- und Provinziallogen, Johannislogen, Schottenlogen und Capitel, sowie der bekannten Winkellogen; mit historischen Notizen unter Angaben des betreffenden Logenbundes, der Zeit der Gründung, Veränderung und des Erlöschens, Leipzig 1860, – Th. Merzdorf, Geschichte der Freimaurer-Bruderschaft in Schottland, nach Laurie’s „history“ etc. frei bearbeitet, Cassel 1861 – u. s. w.

Möge doch bald und endlich die gleiche Vaterlandsliebe, die gleiche Bruder- und Menschenliebe das deutscheVolk und die deutschen Maurer zu Einem Bunde, zu Einer Kette und zu Einem Herzen verbinden:

Zum Guss vereinigt sich das Eisen nur heiss mit heissem.1)

[292]

die maurerischen Schwesternfeste sind, um dieselben noch kurz zu berühren, nur ein Ueberrest des Gebrauches der alten deutschen Handwerksinnungen und Handwerkszünfte bei ihren jährlichen Hauptversammlungen, der hohen Morgensprache,1) zu dem Gelage, zu der Zeche, zu der Schmauserei auch die Weiber und Töchter der Innungsgenossen, der Brüder, als Schwestern beizuziehen.2) Eben so ist das maurerische Viaticum, welches durch den Meister vom Stuhl aus der Logenkasse dem dürftigen fremden Bruder verabreicht wird, nur das Geschenk, die gastfreundliche Aufnahme, die gastfreundliche Begrüssung mit dem Willkommenstrunk aus dem Zunftpokale, welche den besuchenden fremden Meistern und Gesellen, den besuchenden Brüdern bei den alten deutschen Handwerkern, wie gewiss auch bei den römischen nicht versagt werden durfte. Gastfreundschaft, Kranken- und Armenpflege, die Leichenbestattung sind die schönsten und heiligsten Bruderdienste. Die Hausgenossen des Meisters, bei welchem der wandernde Geselle gastfreundliche Aufnahme gefunden, begrüsste er als Vater, Mutter, Bruder und Schwester und selbst den Herbergen standen ein Herbergsvater und eine Herbergsmutter u. s. w. vor. Der Willkommens- und Ehrentrunk, sowie der Abdanketrunk wird in den Gesellenbruderschaften, wie bei den maurerischen Tafellogen, in drei Zügen oder Absätzen getrunken, indem der dazu dienende Zunftpokal mit weissen Handschuhen, oder mit einem reinen weissen Taschentuche, niemals mit blosser Hand ergriffen wird; bei einzelnen Brüderschaften wird beim Aufheben und beim Niedersetzen des Pokales zugleich mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf den Tisch getupft.3)

XLVII.
Der Tempelvortrag als Wechselvortrag.

[293]

Wie wir besonders an dem katholischen Gottesdienste noch erkennen, bestand der ursprüngliche Gottesdienst wesentlich in einem Wechselgesange zwischen dem dienstthuenden Priester und der Gemeinde, jenem als dem eröffnenden und fragenden, dieser als der schliessenden oder der antwortenden, – oder auch zwischen den einzelnen Theilen der Gemeinde, z. B. zwischen zwei Männerchören, dem Chore der Alten und der Jungen, oder auch zwischen einem männlichen und einem weiblichen Chore. Die grosse Regel war der Wechselgesang zwischen dem dienstthuenden oder celebrirenden Priester und der versammelten Gemeinde. Ein solcher Wechselgesang, eine solche Wechselrede war namentlich auch der jüdische, der salomonische Tempeldienst und die Psalmen sind eine Sammlung der jüdischen Wechselgesänge und Wechselreden von David bis auf die Makkabäer, also aus einer Zeit von über acht Jahrhunderten.1) Die Psalmen sind zweichörige, mit Blech- und Saitenmusik begleitete Tempellieder. Der Tempel- und Kirchendienst konnte sich durchaus nicht anders gestalten und deshalb war auch der Mysteriendienst, eine Art nur des allgemeinen Tempel- und Kirchendienstes, gleichmässig eingerichtet. Nicht immer aber übernimmt die Gemeinde selbst den Gegengesang, die Gegenrede, den antwortenden Gesang und die antwortende Rede, sondern an ihre Stelle kann auch ein untergeordneter Priester, der katholische Messdiener und Schullehrer oder irgend ein anderes Organ und anderer Stellvertreter der Gemeinde, bei den Maurern der erste und zweite Vorsteher treten, an welche letztere der Meister vom Stuhl, der vorstehende und vorsitzende Priester, sich je nach Umständen abwechselnd auftragend und fragend wendet. Immerhin aber bleibt als Grundgedanke der Priester und die Gemeinde, die Gottheit und die Menschheit, und diese, nicht auch jene können durch andere Menschen vertreten werden; der leitende Priester [294] ist und bleibt der einzige Vertreter Gottes. Nach demselben natürlichen Grundsatze ist auch der ganze maurerische Tempeldienst geordnet und gefügt, und es ist derselbe insofern blos eine Wechselrede zwischen dem Meister vom Stuhl und den beiden ersten Vorstehern als den Vertretern der Brüder, der maurerischen Gemeinde. Auch in dieser Form des Logen- und Tempeldienstes beurkundet sich die Alterthümlichkeit der Freimaurerei und je moderner eine kirchliche Einrichtung, eine Kirche ist, um so weniger trägt sie jenen alterthümlichen Charakter an sich und der Priester wird gleichsam von der anbetenden Gerneinde abgelöset und getrennt, wie der protestantische Gottesdienst in die einseitige priesterliche Rede, in die Predigt zusammengeschrumpft und abgestorben ist. Es darf für den Religionscultus, für den Tempel- und Kirchendienst unbedingt der geschichtliche Erfahrungssatz aufgestellt und kann zugleich sehr leicht philosophisch als ein nothwendiger, als ein vernünftiger begründet werden, dass je inniger die Verbindung zwischen Priester und Gemeinde, zwischen der Gottheit und der Menschheit ist, um so göttlicher und religiöser sich auch der Menschendienst, der menschliche Gottesdienst darstelle. Es darf aus diesem Gesichtspunkte auch als ein Grundsatz der religiösen Gesetzgebung, der Gesetzgebung des Tempel- und des Kirchendienstes, des Logendienstes aufgestellt werden, dass dabei möglichst die ganze Gemeinde betheiligt und bethätigt werden müsse und solle. Die Betheiligung und Bethätigung der Gemeinde kann dabei sein und ist eine zweifache, je nachdem sie mit dem Munde durch Gesang und Rede, – oder durch ein anderes Körperglied und durch körperliche Bewegung, z. B. der Hände, Arme und Füsse, durch Aufstehen und Niedersitzen oder Niederknieen, durch das Entblössen oder Bedecken des Hauptes, durch das Erheben oder Senken der Degen u. s. w. betheiligt und bethätigt wird. Die Mysterienweihe ist gleichfalls ein fortgesetzter Wechsel von Handlungen, hauptsächlich der prüfenden Rede zwischen dem Einweihenden und dem Einzuweihenden und auch ihre zweckmässige Einrichtung unterliegt dem vorangegebenen Grundsatze der Cultusgesetzgebung. Die musikalische Begleitung der religiö [295] sen Wechselrede und des religiösen Wechselgesanges, religiösen Drama’s ist zwar an sich oder ihrer Natur nach nur die Nebensache: allein dennoch wird der Kultus, der Tempel-, Kirchen- und Logendienst um so eindrucks- und gemüthvoller, um so erhebender und beseelender sein, je mehr und je passender die musikalische Begleitung in den selben eingeflochten und mit ihm zu einem schönen Ganzen verbunden wird. Durch seine regelmässige und grössere musikalische Begleitung, durch die Orgelbegleitung besonders, ist der katholische Gottesdienst an gemüth- und seelenvollem Eindrucke nach dem Urtheile und der Erfahrung aller Kundigen und Unbefangenen dem protestantischen, zumal dem kahlen und kalten reformirten Gottesdienste weit voranstehend.

Das hier über die Einrichtung des Tempel-, Kirchen- und Logendienstes im Allgemeinen Bemerkte gilt auch von den gemeinsamen Opfermahlen, von den maurerischen Tafellogen, bei denen die Hauptabsicht darauf gerichtet sein muss, sie vor dem Herabsinken und Ausarten in unreligiöse und profane Trinkgelage zu bewahren. Der Gesang und die Musik können hier als ein Hauptmittel der Zügelung und der Erhebung, der reineren Freude und Begeisterung angewandt werden und werden namentlich bei den maurerischen Tafellogen also angewandt, wie dieses in der Macht und Hand des vorsitzenden Leiters und Meisters steht. Auch die Maurerlogen haben ihre Psalmensammlung, ihre Sammlung von maurerischen Logen- und Tafelliedern. Die Tafelloge muss vorzüglich rituell, d. h. in gesetzmässiger und vorgeschriebener Ordnung, ohne durch deren Uebermass und allzu grosse Strenge lästig zu werden und zu ermüden, gehalten werden und wird ihre höhere Absicht um so vollkommener erreichen, je mehr und je länger sie eine rituelle ist und bleibt. Die niemals ganz zu vermeidenden Trinkgelage pflegen erst nach der aufgehobenen rituellen Tafelloge einzureissen, können aber auch hier noch durch gemeinsamen Gesang oder musikalische Vorträge und selbst durch einfache Reden gehemmt und gezügelt werden.

Die Rituale sind nun nichts Anderes als die Aufzeichnung und Vorschrift der bei dem Tempel-, Kirchen- [296] und Logendienste, in den förmlichen Logen und bei den förmlichen Tafellogen, bei den Aufnahmen besonders, zu haltenden Wechselreden, Wechselgesänge und besonders die ägyptischen, indischen und parsischen Priester waren frühzeitig darauf bedacht, derartige umfassende Rituale zu entwerfen, wie solche zum Theil noch jetzt in den Veden und in den parsischen Schriften, besonders auch bei den Katholiken vorhanden sind. In den katholischen Ländern besitzt das Volk eigene lateinische Ritual- und namentlich Messbücher, worin vom Anfange bis zum Ende die einzelnen Kultushandlungen des Gottes- und Kirchendienstes mit dem priesterlichen Gesange und mit der priesterlichen Rede, mit der von dem Volke oder der Gemeinde darauf singend oder redend zu ertheilenden Antwort verzeichnet und gedruckt sind. Nur das Bestreben nach Bewahrung des Geheimnisses hat es bei den Maurern verhindert, dass die Brüder der verschiedenen Grade nicht auch solche katholische Ritual- und Messbücher empfangen oder doch empfangen können, obwohl dieses das allgemeine Verständniss des Logendienstes sehr fördern würde. Dennoch sind die sogenannten Katechismen der verschiedenen Grade, welche ein jeder Lehrling, Geselle und Meister sich abschreiben soll, etwas durchaus Aehnliches und sie sind ein ursprünglicher Bestandtheil des Lehrlings-, Gesellen- und Meisterrituals, wie aus den bei Krause und Andern abgedruckten Ritualen leicht zu erkennen ist. Der Lehrlingskatechismus u. s. w., die Lehrlingslection ist nur der Unterricht, welcher ursprünglich sogleich nach seiner Aufnahme dem neuaufgenommenen Lehrlinge von dem vorsitzenden Meister ertheilt wurde (the entered Apprentice’s Lecture1)); jetzt ist dieser Unterricht aus der Loge, aus dem Lehrlingsritual in ein besonderes Heft, in den Lehrlingskatechismus verwiesen und abgesondert, theils um bleibender und leichter dem Gedächtnisse eingeprägt zu werden, theils weil in der Loge und bei der eigentlichen Aufnahme seine Ertheilung, sein Vortrag zu zeitraubend und für den schon Unterrichteten kaum zu ertragen wäre. Es bleibt aber immerhin die Aufgabe des [297] Logenredners in seiner Instructions- oder Aufnahmsrede ein geeignetes Stück des betreffenden Katechismus herauszugreifen und passend, namentlich geschichtlich und vergleichend zu erläutern, um so mehr als die Vorträge des Redners bei der grossen Mehrzahl der Maurer das Einzige zu sein pflegen, was dieselbe über die Symbolik und Geschichte der Freimaurerei erfahren und selbst dieses nur mit einem gewissen Widerstreben, weil es von der angenehmeren und leichteren Tafelloge noch abhält. Deshalb auch ist ohne alle Frage das Redneramt das wichtigste und einflussreichste Logenamt, denn der Redner ist in dem Sinne das Herz und der Kopf der Loge, dass ihm allein die Bildung der Herzen und der Köpfe der meisten Brüder anvertraut und anheimgegeben ist, – besonders durch seinen Mund und durch seine Rede die ganze Literatur, alles geistige Wissen in die Loge eingeführt und darin lebendig erhalten werden soll. Auch soll der Redner niemals ermüden, zur Pflege und zur Uebung der Bruder- und der Menschenliebe, der Barmherzigkeit und Mildthätigkeit gegen die Armen und Nothleidenden aufzufordern; der schönste Lohn des Redners sind die reichsten Armenspenden, die getrockneten Thränen der Armuth und des Kummers.

Wer sein Ohr verstopfet vor dem Schreien des Armen,
Der wird auch rufen und nicht erhöret werden. Sprüche 21, 13.

In einem maurerischen Armenliede heisst es:

Bewegt durch süsse Freuden,
Empfindet unser Herz
So leicht den fremden Schmerz;
Denn in der sanft bewegten Brust
Erzeuget sich des Wohlthuns Lust.

Gedenket also der Armen,
Vermindert ihre Noth,
Und theilet voll Erbarmen,
Mit ihnen Kleid und Brot;
Denn wer auch nur eine Thräne stillt,
Hat das Gesetz der Lieb’ erfüllt.

Rückert sagt:

Wer Lieb mit Lieb erfüllt, und selbst den Hass nicht hasst,
Der ist zu Hause dort, hier auf der Welt ein Gast!

[298]

Die Wechselrede als die Grundform des maurerischen Logen- und Weihedienstes bildet für uns mit allem schon Vorgebrachten und noch Vorzubringenden gleichfalls einen Beweis, und zwar keineswegs den schwächsten, für die Alterthümlichkeit der Freimaurerei d. h. für die unmittelbare und ununterbrochene Entwickelung der Freimaurerei aus dem Mysterienbunde des Alterthums, – der Aegypter und Phönicier, der Griechen und Römer. Auch der neueste Geschichtsschreiber der Freimaurerei, Br. Findel, der verdienstvolle Herausgeber der Bauhütte, bestreitet (I. S. 18 und 19) diese Ansicht mit den Worten:

„Der Freimaurerbund ist von ziemlich jungem Datum (d. h. er ist aus den Baugenossenschaften des Mittelalters entstanden nach S. 16 oben); die Freimaurerei dagegen ist nicht blos symbolisch, sondern auch in der That so alt wie die Welt. Sie ist nichts Willkürliches und Zufälliges, sondern ein unabweisbares inneres Bedürfniss, welches von jeher Gleichgestimmte und Gleichgesinnte zu gleichem Zwecke zusammengeführt. Die Sache der Maurerei war da, ehe sie als Kunst im heutigen Sinne hervor zutreten begann. So taucht auch die Idee derselben schon im grauen Alterthum als dunkle Ahnung auf und kleidete sich in Formen, die denen der Freimaurerbrüderschaft in mancher Hinsicht sehr ähnlich waren. Diese Aehnlichkeit hat manche maurerische Schriftsteller, wie W. A. Laurie, Rösler, J. Schauberg u. A., zu der irrigen Ansicht verleitet, der Bund der Masonen verdanke seinen Ursprung den indischen, ägyptischen und eleusinischen Mysterien oder wenigstens den Orden der Pythagoräer oder Essener. Alle derartigen Behauptungen jedoch müssen nach dem gegen wärtigen Stande der Wissenschaft als nicht mehr auf ge schichtlichem Boden fussend und demgemäss als unrichtig abgewiesen werden; denn ein unmittelbarer geschichtlicher Zusammenhang des Freimaurerbundes mit den erwähnten Instituten wird nirgends bestätigt und Alles spricht dagegen.“

Unser ganzes Werk darf als eine fortlaufende Widerlegung dieser Behauptung betrachtet werden, wobei zugleich der verehrte Br. Findel die abweichenden, von ihm verworfenen Ansichten, wenigstens die meinigen, nicht genau aufgefasst und dargestellt hat. Die Mysterienverbin-

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dung der blos symbolischen Freimaurer als solche ist mit ihren Gebräuchen und Symbolen aus den Mysterienverbindungen der wirklichen Bauleute entstanden und die mittelalterlichen Bauzünfte sind die unmittelbare geschiehtliche Vorstufe, die Wiege der neu-englischen Freimaurerlogen; insoweit sind alle maurerischen Geschichtsforscher einverstanden. Aber ich füge noch weiter hinzu, dass die Mysterienverbindungen der wirklichen mittelalterlichen Bauleute, die Bauzünfte nicht aus sich selbst mit allen ihren Einrichtungen, Gebräuchen und Symbolen hervorgegangen seien, sondern, gleich der mitttelalterlichen, gothischen oder französisch-deutschen Baukunst selbst, nothwendig wieder eine geschichtliche Vorstufe und Wiege, die griechisch-römischen Baumysterien haben,1) wie diese zuletzt in den phönicisch-ägyptischen Baumysterien wurzeln und zugleich die Einwirkungen des zoroastrischen Lichtglaubens, sowie vielleicht und gewiss des Buddhismus erfahren haben.2) Wie die Gegenwart die Tochter und Erbin nicht blos des germanischen Mittelalters, sondern der gesammten Vorzeit und des gesammten Alterthums ist, so auch die Freimaurerei und die Bauzünfte mit der Baukunst; in Aegypten (und Phönicien) entstanden mit der Baukunst die Baumysterien mit den Bausymbolen und mit dem Glauben an Gott als den Einen und allmächtigen Baumeister, Regierer und Richter der Welt und der Menschen, und pflanzten sich durch die Griechen und Römer [300] fort zu den Germanen. Besonders auch auf die Rituale der Freimaurer und der Bauleute ist dieses anzuwenden und auszudehnen. Findel , a. a. O., I. S. 50, entgegnet noch: Allein von dem auf deutscher Sitte und Lebensweise beruhenden Gebrauchthume deutscher und englischer Steinmetzen findet sich bei den römischen Baucorporationen keine Spur. Ebenso wenig ist irgend ein Beweis dafür vorhanden, dass sich die römischen Baucorporationen in ununterbrochener Folgenreihe erhalten und in den deutschen und englischen Steinmetzverbrüderungen fortgesetzt hätten. Abgesehen davon, dass sie keine Brüderschaft kannten und dass ihnen der Reisegruss (Wanderung fand nicht statt1)) oder der Ausweis der Wandergesellen unbekannt war, gibt es der Gründe noch mehr,2) welche die Abstammung der Freimaurer von denselben unwahrscheinlich machen. Der Glaube an einen direkten Zusammenhang des Masonenthums mit dem heidnischen Alterthum überhaupt ist ein Aberglaube.“ – Ein englischer Spötter glaubte, das Masonenthum, die Masonry stamme ab von Mase, welches Wort nach Chaucer eine Grille, eine Erfindung, eine Träumerei bezeichne, und die Masonen seien somit Grillenfänger oder Träumer;3) wenigstens wären dieses nach Br. Findel diejenigen Masonen, welche glauben einen wahrhaft historischen Ursprung der Freimaurerei nachweisen zu können. Auch das sanskritische mâna, Anmassung, Hochmuth, und mada, Stolz, Aufgeblasenheit, könnte gleichmässig anzuwenden versucht werden. Die Kunst der deutschen und überhaupt der germanischen Bauleute war ursprünglich und längere Zeit hindurch durchaus griechisch-römisch, beziehungsweise rein römisch, d. h. die Römer hatten sie den Germanen überbracht, hatten den Germanen bauen (aedificare, domum extruere,

[301]

maçonner) gelehrt, und mit der Baukunst hingen auf das Unzertrennlichste und Innigste auch die Einrichtungen, die Verbindungen, das Recht (jus) der Bauleute oder Baukünstler, der Masonen zusammen; im vollsten Sinne des Wortes wohnten die Germanen, die romanischen Masonen in dem Reiche und dem Hause oder der Loge der Römer. Die germanischen Maurer haben einen romanischen Namen (Maçons, in lat. Urkunden Maçonerii1)) und ein romanisches Haus (la loge, the lodge, ital. loggia, und einen semitischen Gott (Hiram) und dürfen sich selbst sogar Semiten, Tubalkain nennen, – auch öffnet ihnen nicht das deutsche Wort und die deutsche Treue, sondern blos das falsch gesprochene fremde Wort des Tempels Pforte; wahrlich des ächten Deutschthums Urbild. Und diese deutschen Bauleute, welche in allen fremden Zungen Iallen, sollen die deutsche Baukunst aus dem Nichts geschaffen haben? Aberglaube; der stolze Römer wanderte und diente nicht, er machte wandern und unterwarf sich die dienende Germania. Wenn Creuzer’s Deutungen begründet sind,2) ist dieser Sieg des Römerthums über das Deutschthum durch ein am Mittelrheine sehr häufiges Denkmal verewigt worden, auf dem ein römischer Reiter oder Ritter mit geschwungenem Siegesschwerte die schon am Boden liegende Germania noch tiefer legt. Vielleicht findet sich auch ein solches Römerdenkmal im deutschen Kammernationalmuseum zu Berlin oder zu Gotha.

In der Erforschung der Geschichte der Freimaurerei und der mittelalterlichen Baugenossenschaften muss wesentlich mitberücksichtigt werden, dass die Baugenossenschaften durchaus, wie dieses neuerlich namentlich Fallou behauptet hat, keine blossen Handwerksverbindungen, keine blossen mittelalterlichen Zünfte, sondern Künstlervereine, religiös-wissenschaftliche Vereine sind, welche über allen Handwerken und Zünften standen, sich stets durch höheres Wissen und einen geläuterteren und freieren Glauben auszeichnen mussten und ausgezeichnet haben, und die [302] und eine ihrer Bildung und Kunst angemessene Stellung Behandlung in dem Staate beansprechen durften, auch wirklich als freie und befreite Künstler sogar in den despotischsten Zeiten des römischen Reiches anerkannt wurden und sich erhalten haben. Wollte man jedoch auch einräumen, dass die Freimaurerei nur von den Bauhandwerkern und nicht von den Baukünstlern ihren Ursprung abzuleiten habe, müsste selbst dieser handwerksmässige Ursprung über das germanische Mittelalter hinaufsteigen, weil die Bauhandwerke von den Germanen nicht völlig neu erfunden, sondern von den ihnen unmittelbar vorangehenden Culturvölkern entlehnt wurden. Die christlichen Mönche und Priester bedurften die römischen Baukünstler zu ihren Kloster- und Kirchenbauten, waren mehr oder weniger von ihnen abhängig und mussten dieselben durch eine schonendere und bessere Behandlung und Stellung für sieh zu gewinnen suchen, so dass der gewöhnliche streng-christliche, der mönchische und priesterliche, der orthodoxe Massstab bei ihnen nicht angelegt und angewandt werden durfte, und bei den Baukünstlern und in der Baukunst sich vieles Heidnisches oder Griechisch-Römisches, Alterthümliches in den Einrichtungen und Ansichten erhielt, was anderwärts verfolgt wurde und unterging. Die freie Baukunst und die freien Baukünstler waren gleichsam die letzte feste und einzig erhaltene Burg der römischen Gesittung, weshalb auch römisch, romanisch die erste Kirchen- und Priesterbaukunst ist; die römische Baukunst aber konnte nur gerettet und erhalten werden, wenn die sie bewahrenden und übenden römischen Baucollegien, Baumysterien fortgeduldet und geschützt wurden. Die christlichen Mönche und Priester sprachen, sangen und beteten, bauten zuerst römisch, lateinisch, weil das Christenthum, die christliche Kirche aus dem römischen Kaiserthum hervorging. Zugleich war das Mönchswesen, das beschauliche Priester- und Büsserleben in Klöstern dem Abendlande aus Aegypten zugekommen, weshalb auch die ursprünglichen Einrichtungen der Mönche, ihre Aufnahmsgebräuche gewiss ägyptische waren. Es ist daher gar nicht zu bezweifeln und wird durch spätere Forschungen stets mehr und mehr festgestellt werden, dass [303] in ununterbrochenem Zusammenh und in stetiger Fortentwickelung aus der römischen Baukunst und den römischen Baucollegien zunächst die romanische Kirchenbaukunst und die klösterlichen Brüderschaften der Baukünstler und Bauleute, sodann die französisch-deutsche (bürgerliche) Baukunst, die Steinmetzenkunst mit den bürgerlichen Steinmetzenzünften, mit den Bauhütten, – mit den Kunstvereinen der Bauleute, wie Heldmann, S. 242, mit Grund dieselben nennt, – und endlich die Freimaurerei als etwas rein Menschliches und Geistiges, Symbolisches oder Speculatives nach dem Ausdrucke der englischen maurerischen Urkunden hervorgegangen sei. Es ist nicht unmöglich und steht nach der Natur der Sache mit aller Sicherheit zu vermuthen, dass zu allen Zeiten, bei allen Völkern und in allen Ländern in den Baugenossenschaften, Bauinnungen die eigentlichen Baukünstler und Baumeister eine engere und höhere Verbindung, einen höheren und den höchsten Verbindungsgrad mit besonderen Weihen, Symbolen u. s. w. gebildet, in welchen Künstler- und Meistergrad als einen mehr geistigen, deshalb auch schon bei den Römern,1) wie im 17. Jahrhundert bei den Engländern auch Nichtbaukünstler und auch in Deutschland bei den Brüderschaften der Steinmetzen schon früher blosse Liebhaber2) zahlreich sich aufnehmen liessen, bis im Verlaufe der Zeiten und zu Anfang des 18. Jahrhunderts dieser Künstler- und Meistergrad sich von den eigentlichen Bauverbindungen vollständig ablösete. Diese Ablösung war keine willkürliche und zufällige, sondern eine geschichtlich nothwendige und organische, nachdem in Folge der stets mehr fortgeschrittenen und allgemeiner gewordenen Bildung und Wissenschaft die blossen ausübenden Bauleute, die blossen Steinmetzen zu tief und zu ungleich unter die wissenschaftlichen und gebildeten Künstler herabgestiegen und herabgesunken waren, und nachdem stets mehr Gebildete zu dem Künstler- und Meistervereine sich hinzudrängten. Wie die Wissenschaft und der Staat sich allmählig und in langen Kämpfen von der Kirche losge- [304] rungen und befreiet haben, ähnlich und aus den gleichen Gründen befreite sich auch die Freimaurerei von den Steinmetzenzünften, denn Freiheit ist das Ziel und Losungswort aller Bildung und Wissenschaft; ein Freimaurer ist nunmehr ein von den Maurern befreiter Gebildeter. Für Den, der Augen hat zu sehen, ist die Geschichte der Freimaurerei keineswegs so ausserordentlich dunkel.

Der Zersetzungs- und Ausscheidungsprocess und Kampf hatte in den Steinmetzbrüderschaften, in den Bauhütten übrigens schon vor dem Ausscheiden der eigentlichen Freimaurer in England insofern längst und jedenfalls seit dem 15. Jahrhundert in Frankreich und in Deutschland1) begonnen als die Meisterverbindungen der Städte, die städtischen Meister in den durch sie gebildeten städtischen Zünften sich ausgeschieden hatten von den wandernden und beweglichen Gesellen, welche für sich eigene Gesellenbrüderschaften mit besonderen Weihen, Beamten und Kassen, sowie Versammlungen und Gelagen bildeten2) und

den Stab zu führen bin ich zu schlecht,
ich will erst lernen mein Handwerk recht;

Hierauf sei ihm von seinem Pathen eine launige Aufnahmsrede mit Lehren über sein gutes Verhalten als Geselle gehalten und zuletzt ihm von dem Altgesellen ein leichter Backenstreich mit den Worten versetzt werden: „Dies leide von mir, hinfüro von keinem andern.“ – Woher Fallou diese höchst interessanten Angaben gesehöpft hat, erfährt man nicht und noch weniger hat er sich zu irgend einer vergleichenden Bemerkung veranlasst gesehen, obgleich das Wegwerfen der Krone in den Mithrasmysterien und der Ritterschlag so nahe lagen. Die Geschichte der Bildung der Städte und Zünfte, wie dieselbe Fallou entworfen hat, hat nicht den geringsten historischen Werth, was jeder Kenner der mittelalterlichen Geschichte und des mittelalterlichen Rechtes bestätigen wird. Dennoch konnte das [305] nicht selten im Kampf und Streit mit den Meistern standen wegen des verlangten höheren Lohnes oder wegen sonstiger Beschwerden über erlittene Unbilden. Das eigentliche Bauhüttenleben, die werktägige Steinmetzkunst und Maurerei musste überhaupt sich ändern und erlöschen, sobald in den einzelnen Ländern und Gegenden die grossen Kirchenbauten nach den Zeiten der Reformation hier früher und dort später erloschen. Das Entstehen der Freimaurerei, wenn auf dem Gebiete der menschlichen Geschichte derartige Vermuthungen erlaubt sind, wäre wohl niemals erfolgt und es wären auch die Bauzünfte und Baubrüderschaften gleich allen üblichen ähnlichen Verbindungen in dem weiten Grabe der Zeiten spurlos untergegangen, wenn nicht der grosse Brand von London im Jahr 1666 noch einmal die schon fast abgestorbenen Bauhütten oder Baulogen zu London in das Leben zurückgerufen hätte, aus den Trümmern welches neuen letzten und ausser ordentlichen Lebens sodann in London die eigentlichen Freimaurerlogen hervorgingen und übrig blieben. Es liegt hierin zugleich ein gewichtiger geschichtlicher Fingerzeig, dass die Entwickelung und Geschichte der Freimaurerei und der Bauverbindungen überhaupt nicht von der Bau kunst getrennt werden dürfe und beide innigst zusammenhängen.

Noch eine andere Bemerkung über die Benützung der unberufene and unbegründete Werk von Fallou, dem noch dazu eine zweite Ausgabe buchhändlerisch angelogen wurde, sich insofern ein gewisses Ansehen verschaffen, als diesen ungeschichtlichen Geschichtschreiber nun die Geschichtsforscher des gleichen Geistes und der gleichen Tiefe als Gewährsmann anrufen. Nomina odiosa, sed nova sunt! Um eine Probe der klassischen Geschichtschreibung von Fallou zu geben, so sagt er S. 147 von den Handwerkern: „Soviel nun ihr geselliges Leben als Gildengenossen überhaupt betrifft, so lag ihnen das Schema zu ihrer Verfassung in allgemeinen Umrissen bereits vor. Denn Gilden bestanden schon in Deutschland, ehe man noch an Handwerksgilden dachte. Es gab bereits eine Ritterzunft, deren Ursprung schon in den Gefolgschaften der germanischen Fürsten zu suchen ist; es gab bereits eine Schützengilde, die Schutzwehr der neuen Städte, und dass es schon zu Karls des Grossen Zeit, noch vor Begründung der Städte, eine Menge sogenannter Eidverbrüderungen (conjurationes) gab, geht daraus hervor, dass er im Jahr 779 – solche Verbindungen verbot.“

[306]

Urkunden und überhaupt über die Schreibung der Geschichte der Freimaurerei mag hier eine Stelle finden. Die Baukünstler, die Architekten, die kirchenbauenden Steinmetzen müssen hier der leitende Gedanke sein und was nur die ganz untergeordneten und niedrigen Handwerke, z. B. der Steinhauer, der Maurer betrifft, gehört nur sehr entfernt in die Geschichte der Baukünstler, der Freimaurerei als einer wirklichen oder symbolischen freien Kunst. Demnach ist wohl falsch, wenn z. B. Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 94, gestützt auf die Parlamentsakte vom Jahr 1350 und die an dieselbe sich anschliessenden Verordnungen behauptet, die Freemason, die Free-stone-mason, die Steinmetzen seien in England bis in das 17. Jahrhundert gleich, allen übrigen Handwerkern behandelt worden und an die Scholle gebundene Hörige gewesen. Diese Steinmetzen sind keine Freimaurer, keine freien Maurer und Leute, sondern eben allerdings blosse hörige Handwerker, aber eben deshalb begriffen sie auch nicht die Baukünstler, nicht Bauunternehmer in sich, welche ja privilegirte Bauhütten und Logen bildeten. Die Richtigkeit dieser Bemerkung wird dadurch bestätigt, dass die neuerlich von dem Alterthumsforscher Halliwell im britischen Museum aufgefundene Urkunde, welche ihr Entdecker in die Zeit von 1350 – 1400 versetzt, während dieselbe Kloss in die Jahre von 1427 – 1445 herabrücken will, die Aufschrift trägt: Hic incipiunt constitutiones artis Gemetricae secundum Euclidem, also sich selbst als eine Kunsturkunde, als die Constitution der Bau- und Messkünstler, der Geometer, der Masonen bezeichnet. Noch schlagender ist, dass in Art. 4 diese Urkunde, welche auch Findel, I. S. 89 ff. auszugsweise mittheilt, den Meistern, gleich der Yorker Urkunde, verbietet, einen unfreien Mann zum Lehrling zu machen; denn

Um zu sichern die Billigkeit und das Recht,
Sei der Lehrling durchaus von gutem Geschlecht.
In alten Zeiten geschrieben ich fand:
Es sei der Lehrling von edlem Stand;
Und so zu Zeiten selbst grosse Herrn
Der edlen Geometrie Huldigten gern.

[307]

Heldmann hat, Krause folgend, ganz entschieden die Ansicht aufgestellt und zu begründen versucht, dass die Yorker Constitution, welche er mit Krause als aus dem Jahre 926 herrührend betrachtet, aus den altrömischen und griechischen Constitutionen der Bauleute hervorgegangen sei und mit der noch ältern englischen Lehrlingslection viele Lehren des Vitruv enthalte (S. 242, 148 und 149, 146, 578 und anderwärts); von den deutschen Steinmetzordnungen, obwohl dieselben im Wesentlichen mit den englischen übereinstimmen, im Ganzen mit ihnen einer gemeinsamen Quelle entflossen sind, vermuthet Heldmann, dass ihnen höchst wahrscheinlich die Statuten der alten Kloster- oder Mönchslogen, Bruderschaften zu Grunde lagen, auf die der unfreie Geist des Pabstthums längst schon seinen Einfluss geübt. Es werden noch weiter unten ausführlicher mehrere solcher unzweifelhaft alterthümlichen oder vorchristlichen Bestandtheile der ältesten englischen Lehrlingslection berührt und nachgewiesen werden. Das eigentliche Ritual der Aufnahme und der Haltung der Logen soll nach den Erkundigungen von Heldmann (S. 247) auf der Haupthütte zu Strassburg weder gedruckt noch in Abschrift vorhanden gewesen sein, indem es nicht gedruckt und geschrieben werden durfte, vielmehr blos durch mündlichen Unterricht (wie auch der als Erkennungszeichen dienende Gruss der Handwerksgesellen1)) fortgepflanzt wurde, wie dieses auch dermalen bei manchen englischen Freimaurerlogen der Fall ist. Das Ritual soll nach Heldmann in zwei Abtheilungen bestanden haben, wovon die eine den Meistern und Gesellen gemeinschaftlich, die andern aber blos den Vorstehern und etwa den ältesten Meistern bekannt gewesen; die Lehrlinge waren von allen Ritualübungen ausgeschlossen.

Die tiefere Betrachtung und Zerlegung des Rituals der maurerischen Meisterweihe, zu welcher die Lehrlings- und Gesellenweihe nur die vorbereitenden und einleitenden Stufen sind, lässt darin zwei wesentlich verschiedene Grundbestandtheile, zwei Grundansichten über das Schicksal der Seele im Tode und nach dem Tode erkennen, [308] welche wir wohl als die ägyptische und indische am treffendsten bezeichnen. Die Meisterweihe ist zunächst der Gang in den Sarg und das Grab, die Versenkung des Leichnams als solchen in das Grab, woran sich genau das Todtenschiff, die Ueberfahrt der Seele über den Todtenstrom auschliesst, Alles ganz in Uebereinstimmung mit den ägyptischen Vorstellungen und Todtengebräuchen; noch ägyptischer erscheint dieser grössere und beherrschende Theil der Meisterweihe, wenn wir uns, wie es geschehen muss, das Sterben und Erschlagenwerden des Hiram, dessen Symbol der einzuweibende Meister ja nur ist, als den Tod und Untergang des Sonnengottes nach der Tag- und Herbstnachtgleiche vergegenwärtigen. Der Leichnam des Hiram erhebt sich aber neubelebt und neubelebend aus seinem dreitägigen oder dreimonatlichen Grabe, womit nicht allein die Unsterblichkeit und Wiederauferstehung des Sonnengottes angedeutet ist, sondern auch des einzelnen Menschen, die Rückkehr seiner Seele in den verlassenen Leib zu neuem Leben nach drei tausend Jahren, wie dieses die ägyptische Priesterlehre gewesen ist und weshalb eben die Leichname einbalsamirt und als Mumien für die künftige Wiederbelebung und Wiederauferstehung in den Felsengräbern, in den königlichen Pyramyden beigesetzt und aufbewahrt wurden.1) Der Tod ist nach dieser ägyptischen Vorstellung, welche mehr oder weniger auch die Juden getheilt zu haben scheinen und daher gleichfalls die unversehrten Leichname von Abraham und Jakob an bis herab auf Christus in Felsengräbern,2) wie auch die Phönicier und Carthager und die Araber,3) beisetzten, – nur das vorübergehende Auswandern der Seele aus ihrem Körper bis zur Wiederauferstehung der Todten und der Glaube an ihre Wiederauferstehung in den alten Leibern darf überhaupt [der ursemitische] genannt werden, [indem er] sich auch in Babylon4) und Ninive, an den [309] Ufern des Euphrat und Tigris, sowie in den Ländern und Felsen Kleinasiens,1) besonders in Lydien, Phrygien und Lykien, allgemein findet. Die merkwürdige und berühmte Felsenhöhle Makpelah, von den Moslems el-Haram genannt, gegenüber Mamre in Palästina, worin die Särge der jüdischen Patriarchen, Abraham, Isaak und Jakob mit ihren Weibern Sarah, Rebekka und Lea ruhen, ist noch heute vollkommen erhalten und wird von den Moslems, die eine Moschee darüber erbauet haben, hoch verehrt.2) Es möchte dieses sogar die Sitte und der Glaube der Urmenschheit gewesen sein, weil sie auch bei den alten Baktrern, bei den Ariern, in Iran gleichmässig vorkommt, wenngleich seit den Zeiten des Zoroaster oder Zarathustra die Arier die Todten weder beerdigten noch verbrannten, um die reinen Elemente der Erde, des Wassers und des Feuers nicht zu verunreinigen, sondern die Leichname den Vögeln und wilden Thieren aussetzten, damit sie deren Fleisch verzehrten und, nur die Knochen übrig liessen; aber am Tage der Wiederauferstehung der Todten wurden diese Knochen zu neuen Körpern oder vielmehr zu neuem Leben versammelt. Die Seelenwanderung in diesem Sinne und auf dieser Grundlage ist somit die gemeinsame Vorstellung der Urmenschheit. Eben solche Felsengräber finden sich auf der Insel Sardinien, welche für die ältesten Denkmale, mit den auf dieser Gebirgsinsel vorhandenen weitläufigen Felsenwohnungen gehalten werden3) und wohl von Semiten herrühren dürften, während Ritter an Arier, an Inder denkt. Eine Umgestaltung erlitt diese Vorstellung bei den arischen Indern im Gangeslande oder auch schon am Indus in Folge des indischen Pantheismus und des Verlangens der Inder nach Wiedervereinigung der Seele mit der Allseele, mit der Gottheit durch ihre Befreiung von der Strafe der Wanderung und eines neuen Lebens. Nunmehr hatte die Erhaltung des Leichnams oder auch nur seiner Knochenüberreste keine weitere Bedeutung, der [310] Leichnam wurde verbrannt und seine Asche in den Ganges gestreuet, womit man den Glauben an die Wiederauferstehung der Todten als eine tröstende Grundlehre, als die ewige Hoffnung aufgegeben hatte.1) Bei den Griechen, bei den Römern, bei den Kelten, – im ganzen alten, mitteleuropäischen, germanischen Norden findet sich mit, neben und nach der Beerdigung der ganzen Leichname zwar auch deren Verbrennen, jedoch werden die Brandüberreste der Knochen in Todtenurnen gesammelt und in Grabhügeln an heiliger Stätte beigesetzt. Das maurerische Denkmal der Meister ist nun offenbar dem Verbrennungsdienste derTodten entlehnt und in dem Beerdigungscultus des Hiram ein völlig fremdartiger, ja geradezu unpassender Bestandtheil, da auf diese Weise die Seele in zwei Gestalten, auf zwei Wegen dem Todten- und Himmelsreiche zugeführt wird: durch das Schiff über den Todtenstrom und durch das verzehrende und reinigende Feuer des Holzstosses, worauf der Leichnam verbrannt wird. Wollte und dürfte man das Denkmal der Meister mit dem Entzünden der Spiritusflamme in der Trauerloge in einen inneren Zusammenhang bringen, könnte das letztere auch als das symbolische Entzünden des Holzstosses bei der Leichenverbrennuug durch den innigsten Freund des Verstorbenen aufgefasst werden und das: deponens aliena ascendit unus wäre die deutende Aufschrift dieses Holzstosses selbst. Wann später das Denkmal der Meister in den Beerdigungsdienst des Hiram eingefügt worden sei, lässt sich auch nur annähernd nicht mehr ermitteln; es kann erst im Jahr 1717 und selbst noch später beigesetzt worden sein, jedoch ist es wahrscheinlich, dass die alten Bauleute dieses Denkmal errichteten, nachdem sie in ein Land und zu einem Volke gekommen waren, wo nicht die Leichenbestattung, sondern die Leichenverbrennung Sitte gewesen, was gleichmässig zur Römer-, zur Kelten- und Germanengeist im römischen Reiche, in den keltischen und germanischen Landen d. h. in Gallien, England und Deutschland an sich geschehen sein könnte. Die lateinische Inschrift des Denkmals der Meister in Verbindung mit der [311] Aufschrift des Todtenschiffes: in silentio et spe fortitudo mea, und mit der Aufschrift der ganzen dunklen Meisterloge: memento mori, lassen eher römischen Ursprung vermuthen. Ist diese Vermuthung begründet, dann ist, wie der geschichtliche Entwickelungsgang es verlangt, das jetzige Ritual der Meisterweihe ein Gemisch und eine Zusammensetzung von ägyptisch-phönicischen, griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Bestandtheilen, deren vollständigere Ausscheidung weiterer Forschung nicht unmöglich sein sollte. Das Denkmal der Meister in der Maurerei namentlich wäre nur ein Ausfluss des gesammten römischen Volkslebens, da bei den Römern, welche nach Plinius hist. nat. VII, 55 früher ihre Todten in die Erde begruben (terra condebantur) später auch das Verbrennen der Leichen eingeführt wurde.

Um zu beweisen, dass selbst der Buddhismuss nicht blos rein geistig oder durch seine in den Gnosticismus und in die Lehre der Manichäer übergegangenen philosophischen Ansichten und Systeme auf die Baugenossenschaften des römisch-griechischen Reiches und des Mittelalters eingewirkt habe, sondern sich selbst in dem eigentlichen Rituale erkennen lasse, sollen blos zwei Punkte hier berührt werden. Der Name und der Begriff der Loge als des Weltalls, wie derselbe lange vor dem Jahre 1717 in den englischen maurerischen Urkunden und namentlich in den [] ältesten englischen Lehrlingslectionen enthalten ist, mit daran sich anschliessenden symbolischen Vierecke möchte [dem]Buddhismus entsprungen und entlehnt worden sein; die jüngern (nicht die alten) birmanischen Buddhisten in Hinterindien nämlich nennen das Weltall „Logha“ und dieses heisst in ihrer Sprache selbst schon so viel als: „Genetische Zerstörung und Wiederentwickelung“, weil die Welt nach allen Sturm-, Wasser- und Feuerkämpfen sich immer von selbst wieder erneuert, worüber ihre Systeme sich weitläufig auslassen.1) Es würde sonach das Symbol der Loge sich innig und ergänzend mit demi Symbole des Hiram und selbst der beiden Säulen verbinden und sie würden das Vergehen und Wiederentstehen der Welt, der [312] Menschheit und der Menschen im ewigen Umschwunge und Kreislaufe, im Ringe und Schosse der allumspannenden Ewigkeit bezeichnen. Aus dem Symbole der Loge als des Weltalls, des Kosmos wird zugleich die Allgemeinheit, das Kosmopolitische, die allgemeine Menschenliebe in der Maurerei abgeleitet, wie die allgemeine Wesenliebe der Grundgedanke der buddhistischen Morallehre ist.1) Ragon, a. a. O., S. 131, erklärt gar die Loge für den Ort, worin der Logos, das Wort, gegeben und erklärt werde, wie im Parsischen Jéhan gleichbedeutend mit Loge und daher Loge des heiligen Johannis (Jéhan) eigentlich ein Pleonasmns sei. In dem alten maurerischen Aufnahmsgebete könnte das letzte Erflehen der allgemeinen Liebe zu der Bruderliebe2) gleichfalls ein buddhistischer Anklang sein, obschon dieser Theil des Aufnahmegebetes zunächst dem zweiten Briefe Petri 1, 5 – 7 entnommen ist. Das älteste positive Dogma des Buddhismus ist nach Koeppen, S. 220, wohl dasjenige der vier geistlichen oder erhabenen Wahrheiten (Aryâni satyâni) des Schmerzes, der Erzeugung des Schmerzes, der Vernichtung des Schmerzes und des Weges, welcher zur Vernichtung des Schmerzes führt; der Weg zur Vernichtung des Schmerzes hat acht Theile: den rechten Blick, den rechten Sinn, die rechte Sprache, die rechte Handlungsweise, den rechten Stand, die rechte Energie, das rechte Gedächtniss und die rechte Beschaulichkeit. Der Weg zur Vernichtung des Schmerzes wird auch also definirt: „Alles Bösen Unterlassung, des Guten Vollbringung, Bezähmung der eigenen Gedanken, das ist die Lehre des Budhha.“ Die Lehre des Çâkjasohnes, des wahrhaft Erschienenen wird auch kurz der „Weg“ genannt. – Die auch hierher bezüglichen drei Kleinodien werden anderwärts besprochen werden. Auch die drei Zustände des aufzunehmenden Lehrlings möchten ein Nachklang der indischen Lehre der Vedântaphilosophie von den drei Zuständen der Seele im Schlafe, im Traume und im Wachen sein und jene nur bedeuten, dass der Einzuweihende aus dem Dunkel und [313] Halbdunkel des Schlafes und des Traumes in das bewusste Licht des Wachens hinübergeführt werden solle;1) jedoch selbst dieses irdische Bewusstsein und Licht ist nur eine Täuschung, eine Unvollkommenheit und muss daher zum ewigen und reinsten Bewusstsein oder Lichte sich erheben und auflösen. Das irdische Sein, der Körper ist der Schleier und die Fessel der himmlischen oder göttlichen Seele, welcher Schleier gehoben und welche Fessel gelöset werden muss.2) Merkwürdig ist auch noch, dass in dem mehr angeführten indischen Drama, S. 56, die vier Stadien des brahmanischen Lebens als Brahmachârin, Grihastha, Vanaprastha und Sannyâsin3) die vier Orden genannt werden und überhaupt die religiösen Verbindungen und Secten diesen Namen erhalten,4) wie bekanntlich früher der Freimaurerbund der Freimaurerorden und der pythagoreische Bund oder Orden genannt zu werden pflegte. Die Elemente werden später erwähnt werden. Den drei Zuständen der Seele entsprechen zugleich die von der indischen Philosophie aufgestellten drei Cardinalqualitäten der Erkenntniss[, tamas] (Finsterniss), sattva (Wahrheit) und in der Mitte zwischen beiden rajas (Staub, Leidenschaftlichkeit). Auch wird bei den Indern das Beiwort königlich zur Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft, der Göttlichkeit dieser Eigenschaft gebraucht; so wird z. B. in dem Drama Prabodha-Chandrodaya gesagt:

„Kâpâlika! Lehrer oder vielmehr königlicher Lehrer!5)

Es wird hierdurch die so häufige Behauptung, z. B. von Schneider,6) Krause, Winzer, Fallou und Andern, widerlegt, dass die Maurerei, die Baukunst erst im 17. Jahrhundert den Namen einer königlichen Kunst empfangen habe, um die Maurer, die Bauleute als Anhänger des Königthums zu bezeichnen; der alten Benennung ist nur vorübergehend und vereinzelt eine solche Bedeutung beigelegt worden, wie auch andere Benennungen, z. B.

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den Kindern der Wittwe als Anhängern der Königswittwe, oder dem Hiram als Symbol des enthaupteten Königs. Die wahre geschichtliche königliche (herrschende und beglückende) Kunst war allein die Baukunst, welche den germanischen Völkern ihre Kirchen und Dome mit den Städten, Burgen, Palästen, Brücken u. s. f. erbaute. – Selbst das Bild von dem christlichen Schiffe mit der Christenheit, welches Christus durch die Stürme lenkt, finden wir bei den Indern, wie es in dem Drama Prabodha-Chandrodaya von dem heiligen Vischnu heisst, „der das Schiff durch das Meer des Lebens lenkt.“1) Am überraschendsten und stärksten weiset aber auf Einwirkungen der indischen Philosophie das sogenannte Freimaurerverhör von Heinrich VI.2) hin, indem es die Maurer auch die Kunst, die Fertigkeit, die Fähigkeit und Kraft verbergen lässt, gut und vollkommen zu werden, ohne die Hülfe (oder ohne die Antriebe) der Furcht und der Hoffnung.3) Die in dieser Urkunde vorgetragene, aber nur kurz und dunkel angedeutete Lehre, dass der Mensch leidenschaftslos, d. h. unbekümmert um den Erfolg, unbekümmert um Schmerz und Freude, gleichgültig gegen Strafe und Lohn handeln solle, ist durchaus nicht christlich, sondern rein indisch und verbirgt nur den andern Satz, dass die bestehende Welt mit ihren Leidenschaften, mit ihren Schmerzen und Freuden, mit ihrer Strafe und ihrem Lohne nur ein leerer Schein sei, den der Weise erkennen und überwinden müsse, indem er ruhig und leidenschaftlos, gefühllos und ohne Furcht und Hoffnung wird. In dieser Hinsicht dürfte man sich besonders leicht ans dem angezogenen Drama Prabodha-Chandrodaya und aus der Bhagavad-Gítá4) unterrichten können. In dem erstern Drama heisst es z. B.:

Das beste Mittel gegen gewaltige Trauer über plötzliches Unglück, welches die Seele ergreift, besteht darin, dass man nicht an den Gegenstand des Schmerzes denkt.

Thoren kasteien ihren Körper, indem sie über den Tod des Vaters, Sohnes oder Freundes trauern, der

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Weise aber gelangt in dieser wesenlosen Welt, in der das Nichtige sich verändert, durch die Trennung zur Leidenschaftlosigkeit, welche das Glück der Ruhe bringt.1)

Durch die Nähe der Leidenschaftlosigkeit ist er (der Weise) unbekümmert um den Lohn, den er hier oder jenseits erwerben könnte. Er fürchtet sich vor der Strafe für das Böse, wie vor der Hölle, aber eben so vor dem Lohne für das Gute, da er vergänglich ist. So denkt er nicht an fromme Werke, da er frei von Wünschen ist.2)

Dieses also ist der tiefere Sinn jener so oft angeführten und kaum jemals recht verstandenen Stelle des Freimaurerverhörs, wobei das Eindringen dieser indischen Lehre, welche der wahren Freimaurerei in aller und jeder Beziehung fremd ist, kaum geschichtlich genügend zu erklären sein dürfte, jedoch allem Vermuthen nach mit der Gnosis über Alexandrien dem Abendlande zugekommen ist. – Die indischen Handwerker, welche sich die Fünf Gewerker nennen, d. h. nach den von ihnen bearbeiteten fünf Stoffen des Eisens, Holzes, Messings, Steines und Goldes in fünf Handwerke theilen, haben sogar ihren Hiram, indem sie sich als die Kinder und Nachfolger des Visvakarma, des himmlischen Baumeisters, bezeichnen.3) Die indischen Fürif-Gewerker sind somit die biblischen Tubalkain.

Wen die Rituale der französischen Maurerei und ihrer vielen Grade interessiren, kann das grosse Geheimniss zu Paris öffentlich in fast jeder Buchhandlung beziehen, wie dieses auch schon Heldmann, a. a. O., S. 546, bemerkt hat: aber dessenungeachtet wollen und sollen die deutschen Maurer das Geheimniss noch bewahren oder klagen gar den Bruder als Verräther an, welcher eine öffentliche Sache zu besprechen sich erkühnt. Die neuenglische Grossloge hatte ihr durch Anderson bearbeitetes Constitutionenbuch vom ersten Anfange an durch den Buchhandel veröffentlicht. Bei den Berliner Antiquaren,

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z. B. W. Adolph \& Comp. Nr. 59 unter den Linden, sind neben den maurerischen französischen und deutschen Werken auch alle Bücher zu haben, welche nur als Manuscript für die deutschen Brüder gedruckt zu werden pflegen, d. h. dem Titel nach für brüderliche Leser, bestimmt; sogar Mitgliederverzeichnisse einzelner Logen können dort gekauft werden. In dem von dieser Antiquariatshandlung im J. 1860 ausgegebenen antiquarischen Bücherverzeichnisse Nr. XV steht z. B.:

  • Beschreibung der Säcularfeier der Aufnahme Friedrichs des Grossen in den Freimaurerbund. Berlin 1838. Gedruckt als Manuseript für Brüder.
  • Heinze, Rede, gesprochen am Jahresschlusse in der Loge zur gekrönten Schlange im Oriente zu Görlitz den 31. Dez. 1810. Als Manuseript für Brüder.
  • Instructionsarbeit, die festliche, der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit im Orient von Magdeburg am 22. November 1853. Manuseript für Brüder.
  • Krieg, Bemerkungen eines Freimaurers zu den Statuten der Freimaurer der grossen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln vom J. 1841. Manuseript für Brüder.
  • Maurerreden, sechs, geh. in d. g. u. v. [...] z. Einigkeit im Orient zu Frankfurt a. M. 5809. Frankfurt a. M. Als Manuseript für Brüder.
  • Mitgliederverzeichniss der St. Johannis-Freimaurer-Loge Ferdinand zur Glückseligkeit und der damit verb. deleg. Altsch. Loge Friedrich zur grünen Linde zu Magdeburg.
  • Rechenschaftsbericht d. verfl. Maurerjahres v. d. L. z. d. 3 Verbündeten im O. zu Düsseldorf. Als Manuscript gedruckt. Düsseldorf 1844. Dabei ist noch bemerkt: Mit den eigenh. Unterschriften: Baum, M. v. St. – Zolling, Deput. M. – Klenz, 1. Vorst., – Zellern, 2. Vorst. – Oné, Sekr.
  • Sachse, Traumgesicht e. Maurers. Vortrag geh. am Johannesfeste 1826 i. d. g. u. v. St. Johannesloge Archimedes zu den drei Reisbrettern in Altenburg. Als Manuseript für Br.
  • Statuten des Bundes der Freimaurer d. gr. Nat.-Mutterloge d. pr. Staaten. Berlin.
  • Ueber freimaur. Arbeitsversammlungen. Als Manuser. f. Br.
  • Verzeichniss d. Theilnehmer u. Mitglied. des innern Orients der grossen Nat.-Mutter-Loge zu den 3 Weltkugeln. Berlin 1844.
  • Wendt, über den Zweck und Mittel, Gegenwart und Zukunft der Freimaur. A. Man. f. B. Leipzig 1828.
  • Zacharias, Numotheca numismatica latomorum. Dresden 1841 – 43.
  • Schlemm, Gesch. d. Freimaur. in Halberst. Als Manuscript f. L. u. Br. Halberstadt 1846.
  • Uebersicht, allgemeine, v. Altschottisch. Logenbunde. Berl. 1836 – 37.
  • Peucer, Mosaiksteine aus der ger. u. v. [...] Amalie zu Weimar. Manuseript f. Br. Weimar 1836.

Sogar Maurerdiplome und Maurercertifieate von Brüdern und Schwestern werden von den genannten Berliner Antiquaren zum Verkaufe ausgeboten. Ueberhaupt besitzt diese einzige Antiquariatshandlung mehr an werthvollen maurerischen Schriften als manche Logenbibliothek. Aehnliches gilt von den Buchhandlungen in Leipzig und in einem Kataloge der Kössling’schen Buchhandlung vom J. 1860 steht z. B. die Bestandliste der Provinzialloge von Mecklenburg, Parchim 1820; – die Feier des 3. September 1825 in der Loge Amalia zu Weimar, Manuscript für Brüder, Weimar 1825; – Feier der Stiftung des Freimaurer-Bundes zur Eintracht und des St. Johannes-Festes, begangen von der Grossloge zur Eintracht im Orient zu Mainz am 28. Juni 1846; – Fortegnelse over den de forenede Loger i Kiöbenhavn tilhörende mureriske Bogsamling, Manuser. f. Brödre. Durch den gleichen Katalog erhielt ich auch Kenntniss von dem Bestehen des nachfolgenden, mir bisher ganz unbekannten Werkes:

G. Schulz, der Hammer in seiner symbolischen Bedeutung, mit Tafeln. Naumburg 1825.

Da der antiquarische Preis des Buches auf einen Thaler angesetzt ist, scheint es entweder ein grösseres oder ein werthyolleres zu sein. – L. Wachler, freimüthige Worte über die allerneueste teutsche Literatur, II (Breslau 1818). S. 83, sprach schon damals die gewichtigen Worte: „Von Geheimnissen der Maurerey in Worten, Zeichen, Beschäftigungen und Feierlichkeiten sollte kaum mehr die

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Rede seyn; solch’ eine Menge öffentlicher Verhandlungen darüber ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden; und den Schutz, welchen die preussische Regierung, wahrscheinlich auch andere, dem Bunde angedeihen lassen, verdanket die Freymaurerei zunächst der Oeffentlichkeit. Diese verwahret sie auch am entscheidendsten gegen den Verdacht politischer Gefährlichkeit.“ – Daran knüpft alsdann Wachler eine warme Schutzrede für den fortdauernden Werth und Bedürfniss der Freimaurerei, welche zu geben bestimmt sei, was Staat und öffentliches gesellschaftliches Leben nicht allein nicht geben, sondern sogar schwächen, zurückdrängen, verkümmern, bedrohen. Indessen in dem gleichen Jahre 1818, in welchem Wachler die vorgehenden Worte sprach, wurde durch Beschluss des altschottischen Directoriums der grossen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin der dortige Buchhändler Br. Gaedike wegen der Herausgabe seines Freimaurerlexikons excludirt,1) wie es früher Krause und Mossdorf in Dresden ähnlich ergangen war.

Die Rituale, welche den gegen das Ende des 11. Jahrhunderts bei den Benedictinern, besonders zu Corvey und Hirschau an der Nagold, aufgekommenen und bald auch auf die Cistereienser zu Maulbronn u. s. w. übergegangenen baulichen Laienbrüderschaften2) ertheilt wurden, haben auf die jetzt noch vorhandenen Rituale der mittelalterlichen weltlichen Baukünstler, sowie auf die Rituale der spätern Freimaurer kaum einen stärkeren Einfluss geübt, weil solche Laienbrüder eben nicht zu den eigentlichen Baukünstlern und Eingeweihten gehörten und mehr nur in einem dienenden und ganz untergeordneten Verhältnisse zu ihnen oder vielmehr zu dem betreffenden Kloster standen. Die Verbindungen, Weihen und Mysterien der Baukünstler sind ganz ausserhalb und über den Laienbrüderschaften zu denken und sind zugleich jedenfalls weit älter als diese; die Benedictiner, um das Bauen zu erlernen, um die Baumysterien zu erfahren, mögen sich selbst in die ältern Baumysterien der Römer und Griechen [319] haben einweihen lassen und hatten nur dadurch die Möglichkeit erlangt, mit den Baukünstlern der übrigen Länder in Verbindung zu treten und diese an sich zu ziehen. Deshalb gingen auch die alten römischen Baumysterien, Baucorporationen in den Mönchsorden des Mittelalters, vorzüglich der Benedictiner und der späten Cistercienser, keineswegs auf oder unter, sondern bestanden als solche fort, wenn auch ihr Glaube jetzt der christliche geworden war, und traten selbständig oder als besondere Verbindungen hervor, zumal bei den weltlichen oder Profanbauten. Die Laienbrüderschaften nahmen zu den Baumysterien, zu den Baukünstlern, zu der leitenden Bauhütte gewiss dieselbe Stellung ein, wie später bei dem Entstehen der Städte bei den bischöflichen Sitzen die niedern Bauhandwerke, welche überdem meistens von Unfreien, von Hörigen betrieben wurden. Handwerksinnungen, Bruderschaften (Gilden, Zünfte) der Handwerker sind daher wesentlich von dem Bunde, von der Brüderschaft der freien Baukünstler verschieden, obwohl sie allerdings vielfach in Berührung mit einander traten und nachdem die Handwerksgenossenschaften als Zünfte Antheil an der Verwaltung und Regierung der Städte, an dem Stadtregimente erlangt hatten und aus blossen Handwerksgenossenschaften zu politischen Genossenschaften geworden waren, die Baukünstler freiwillig oder gezwungen sich auch in die Bauzünfte aufnehmen liessen, wenn nicht die alte Banhütte in die Stadtverfassung als eine eigene Zunft aufgenommen wurde. Die Bauhütte, die Verbindung der Baukünster, wenngleich eine Genossenschaft und selbst eine Brüderschaft, ist dennoch keine blosse oder gewöhnliche Handwerkergenossenschaft, Handwerkergilde oder spätere politische (städtische) Zunft, kann aber die politischen Rechte einer Zunft erwerben oder selbst zur Zunft werden, sich in der Zunft verbergen. Die Brüderschaft, die Genossenschaft hatte nur eine Bruderweihe, eine Aufnahme in die Genossenschaft der Meister oder der Gesellen, nachdem die Brüderschaften der Meister und Gesellen sich getrennt hatten; mit der politischen städtischen Zunft hatten weder die Gesellen noch die Lehrlinge etwas zu thun, da diese nur von den in dieselbe aufgenommenen städtischen Meistern [320] gebildet wurde;1) jedoch war der Meister vor seiner Aufnahme als Meister in die Zunft Geselle, d. h. Genosse der Gesellenbrüderschaft gewesen, – hatte die Gesellenweihe erhalten. Die Lehrlinge standen völlig ausserhalb der Genossenschaft der Gesellen und der Meister und namentlich der Zunft. Die Zünfte der Städte des Mittelalters haben daher an der Entwickelung der Freimaurerei keinerlei Antheil, so wenig als die Handwerkerinnungen, und jene wenigstens könnte man völlig mit Stillschweigen übergehen. Um die Freimaurerei, um das Logenleben und Logeneinrichtungen, besonders die drei Weihen und Grade des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters und selbst noch höhere Weihen und Grade an sich, wie historisch zu verstehen und zu begreifen, muss man sich eine thätige, eine wirklich bauende Bauhütte, Bauverbindung in Aegypten, Syrien, Griechenland und im römischen Reiche oder in einem mittelalterlichen romanisch-germanisehen und rein germanischen Lande und Stadt denken, wobei viele Meister, Gesellen und Lehrlinge zur Ausführung eines oder mehrerer grossen Tempel-, Kirchen-, Pyramiden-, Stadtbauten versammelt sind und wo es gilt, den einmal unternommenen Bau durch die vereinten Kräfte Aller schnell und sicher zu vollenden. Hier zum heiligen Baue und ernsten Werke werden Alle vom Lehrlinge bis zu den Meistern in der Bauhütte verbunden, geweiht und eingereiht, und es müssen Versammlungen, Feiern und vielleicht selbst Berathungen aller Arbeiter, aller Thätigen und Bauenden gehalten werden, weshalb in der Bauhütte, in der Loge, bei dem Bauen die drei maurerischen Grade und Weihen nothwendig und uralt sind, obwohl nach Fallou, S. 284, die drei Stufen erst zur Zeit der Revolution unter Cromwell eingeführt und dann von der neu-englischen Grossloge beibehalten worden sein [321] sollen, nur die Lehrlingsaufnahme wäre die alte ächte, der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft und in den Benedictinerorden nachgebildete Aufnahme in die maurerisehe Brüderschaft (S. 243), dagegen das Ritual des Meistergrades mit demjenigen des Gesellengrades ein von den Engländern in politischer Absicht seit 1650 gemachter königlicher Zusatz, – die Kinder der Wittwe sollen nur die Anhänger der Königswittwe und die Wiederherstellung des salomonischen Tempels mit dem gesuchten verlorenen Meisterworte die Wiederherstellung des Königthums unter dem alten Kronprinzen sein (S. 273 1)). Krause, welchem hierin Fallou nur nachgefolgt ist, führt doch selbst an, dass schon in mittelalterlichen päpstlichen Bullen die Baukünstler mit den Erbauern des salomonischen Tempels verglichen werden, welche dem einzigen Gotte neue Tempel erbauten und das Christenthum ausbreiten halfen. Gewisse Grade hatten wohl auch einzelne Gilden, wie Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 40 oben, von den Cirkelern zu Lübeck im Jahre 1379 anführt, dass dieselben sich in Herren, die gewählten und gewesenen Vorsteher und in Brüder und Gesellen getheilt haben. Winzer, a. a. O., S. 93, glaubt, dass, abweichend von den deutschen Einrichtungen in England in den Bruderbund auch die Lehrlinge zugelassen worden seien, so dass also im Bruderbunde drei Grade gewesen sein mussten, indem kaum die Lehrlinge, Gesellen und Meister sich werden gleichgestanden und alle dieselbe Weihe werden empfangen haben. Diese Bauleute sind mehr als Handwerker, denn ihr Werk ist ein grosser, vielleicht Jahrzehnde und Jahrhunderte erfordernder Bau, – und auch keine Zünfter, denn ihnen liegt unendlich fern die Stadt oder des Städtchens kleine Welt, sie bauen ein ewiges Gotteshaus. Der Baumeister und Baukünstler kann auch vielleicht einen Handwerker bei dem Baue gebrauchen, aber dieser bleibt, was er ist, und wird nicht zum Bauenden, zum Meister; ebenso kann der Baukünstler, können die Baubrüder sich einzünften lassen, politische Zünfter werden, wenngleich das Zünfteln mit dem Bauen nicht zusammenhängt. Die [322] Bauhütte ist eine theoretisch-praktische Bauschule, eine Kunstschule, welche alle Bauschüler und Bauleute von dem jüngsten Lehrlinge bis zum ältesten und erfahrensten Meister durch ein brüderliches Band, durch den zu vollendenden grossen Bau umschlingt und vereint. Die Bauzunft als solche hat keine Lehrlinge und Gesellen, sondern blos die einzelnen Zünfter, jedoch kann an die politische Zunft die Bauhütte angelehnt und namentlich der Zunft die Baupolizei, die Aufsicht über das Gesellen- und Lehrlingswesen, besonders über die Gesellenvereine übertragen werden. Ebenso können die Zünfter mit den Gesellen und Lehrlingen, mit ihren Frauen und Töchtern zu gemeinsamen Versammlungen und Festen aller Zunftgenossen im weitern Sinne in dem Zunfthause zusammentreten und dieselben Zunftgenossen können zugleich eine besondere geistliche Brüderschaft, eine Laienbrüderschaft mit eigenen Kirchenheiligen und Kirchenfesten, – Altären, Kapellen und selbst Kirchen, – Kirchenfahnen und Geistlichen, – Krankenhäusern, Sterbe- und Wittwenkassen, Begräbnissplätzen u. s. w. bilden,1) so dass hier ein ausserordentlich vielgestaltiges und reiches genossenschaftliches Leben sich entfaltete und wirklich lange bestand, oder auch theilweise noch besteht. Das Wandern des Gesellen, des entlassenen und ausgelernten Bauhütten-, Steinmetzenlehrlings ist nichts Wesentliches, obwohl ein Gewöhnliches. Auch ist die Bedingung der freien Geburt des Lehrlings, des aufzunehmenden Bruders bei den Römern, wie bei den Germanen keine ursprüngliche, indem bei ihnen Freie und Unfreie, Sklaven, Freigelassene, Leibeigene, Hörige zu den handwerklichen Genossenschaften, Verbindungen und Innungen gehörten, namentlich bei den Deutschen aus den bischöflichen Grundhörigen, Unfreien sich hauptsächlich in langen und schweren Kämpfen die freien städtischen Handwerker mit den (freien) Städten selbst entwickelt haben. Die Handwerkszünfte, besonders aber die Genossenschaft der Bauleute und Steinmetzen, sind auch nicht aus den alten Gilden und Bruderschaften [323] hervorgegangen, wie dieses vorzüglich Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, Giessen 1859, darzuthun versuchte, denn die Gilden1) waren Bruderschaften zu ganz andern Zwecken als denjenigen des Handwerkes und beabsichtigten später im Allgemeinen gegenseitigen Schutz und gegenseitige Unterstützung in jeder Lage des Lebens, zumal in Noth und Gefahr, Krankheit und Tod der Verbündeten (congildae) und ihrer Angehörigen, der Brüder und deren Frauen als Schwestern, was auch die von Winzer, S. 147 ff., mitgetheilten Gildenstatute zeigen; aber die entstehenden Handwerksgenossenschaften konnten sich und haben sich in gildenweise, in der Form einer Gilde verbunden und bildeten nunmehr ganz neue Handwerksgilden, wie sie sich noch später zu den politischen Zünften gestaltet haben, bis die Zunftverfassung der Gewerbsfreiheit unterlag. Die Bruderweihe, die Gesellen- und Meisterweihe der Bauleute, der Steinmetzen ist entschieden nicht den alten Gilden entlehnt, indem dieselben eine solche nicht hatten und haben konnten, wohl aber sind es zum grösseren Theile die gemeinschaftlichen Mahle mit den dabei üblichen Gebräuchen besonders des Minnetrinkens. Das Gildenstatut des seligen Königs Erich zu Ringstaden Art. 43 bestimmt z. B. in der letztern Beziehung:

„Das sind die Gesetze über die minnae der Brüder: zuerst ist zu singen dem seligen Erich, nachher dem Heiland, dann der seligen Jungfrau und bei jedem dieser minnae müssen die Brüder die Becher im Sitzen ergreifen und nachdem sie die einzelnen Becher ergriffen, müssen sie alle zugleich aufstehen und anfangen die minnae zu singen.“

Auch gehören hierher Art. 6 und 9 derselben Statuten:

„Kein Bruder darf einen Bruder bei einem Mächtigen verklagen oder einen Prozess, d. i. waeriaemal gegen ihn anhängen an irgend welchem Orte und ihn in Schaden oder Schande mit grosser Plage verfolgen.“

„Keiner darf den Andern beim König oder der Sy- [324] node oder dem plaeitum oder dem Bischof verklagen ohne Erlaubniss des seniors und der Gilde.“

Die Patrone1) und Ehrenmitglieder, die nichtbaulichen Mitglieder der Baugenossenschaften müssen wohl als eine römische Einrichtung betrachtet werden, wie das ganze Recht der corporatio, universitas. Die Gildehäuser sind die spätern Zunfthäuser; in London heisst das Rathhaus noch heute die Gildenhalle,2) welche unter König Heinrich IV. erbauet wurde. Die maurerische Sitte, die Serviette auf den linken Arm oder die linke Schulter zu legen, scheint nach der diesfälligen Vorschrift des Erasmus3) ein alter deutscher Tischgebrauch zu sein. Den Handwerksgilden traten aus leicht begreiflichen Gründen übrigens wiederholt kaiserliche Verbote entgegen, so von Heinrich im Jahr 1235 zu Worms: irritamus nihilominus et cassamus cujuslibet artificii confraternitates et societates quocunque nomíne vulgariter appellantur.4) Winzer, S. 47, sagt wörtlich: „Klöster und Kaiser waren es wohl zuerst, die römisches Handwerk nach Deutschland brachten und zuerst unter Anleitung römischer Handwerker oder kundiger Brüder von ihren Hintersassen Paläste und Kirchen aufbauen liessen,“ und gibt zugleich die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit zu, dass die ältesten deutschen Baugenossenschaften den römischen Zünften nachgebildet waren: da aber dieses Verbindungen Höriger gewesen, sollen sie auf Schwurgenossenschaften, die Brüderschaften der Freien keinen Einfluss geübt haben. Dass die Gilde, die Schwurgenossenschaft nur eine Einkleidungs- und Befestigungsform der Zünfte, der Handwerksverbindungen gewesen sei, ersieht man besonders aus dem nach Bluntschli, Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, I. S. 234, vermuthlich in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts fallenden züricherischen Richtbriefe, indem darin 43 verboten ist: „daz nieman kein zunft noch geselleschaft noch meisterschaft mit eiden

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machen sol in dirre stat Zürich.1) Nach dem geschworenen Briefe zählte Zürich 13 Zünfte, worunter die Zimmerleute, Maurer, Wagner, Drechsler, Holzkäufer, Fassbinder und Rebleute zusammen eine Zunft bildeten; zwei Handwerke, das der Kammmacher und „Vffbisewer“, bildeten zwei Gesellschaften, aber keine Zunft und mussten dem Bürgermeister und dem Stadtbanner warten, verblieben somit ziemlich in derselben Lage, in welcher früher alle Handwerksinnungen gewesen waren.2)

XLVIII.
Die Fünfzahl und das Fünfeck.


Die Fünfzahl und das Fünfeck mit dem Buchstaben G darin sind bei den Maurern dem Gesellengrade eigenthümlich, indem der Schritt des Gesellen fünffach ist und fünf Altersjahre dem Gesellen beigelegt werden, der fünfeckige flammende Stern aber mit dem Buchstaben G darin unverkennbar das Hauptsymbol des Gesellengrades sein soll, – bei ihm an die Stelle des flammenden, aufwärts gerichteten gleichseitigen Dreiecks mit der Inschrift: „Et tenebrae eam non comprehenderunt!“ das flammende aus drei verschränkten Dreiecken zusammengesetzte oder hervorgegangene Fünfeck tritt. Die Dreizahl und das Dreieck sind das Grundsymbol des Lehrlings- und die Fünfzahl und das Fünfeck dasjenige des Gesellengrades. Der fünffache Schritt des Gesellen erscheint zugleich, was wesentlich zu beachten ist in zwei Abstufungen, in zwei Theilen von je drei und zwei Schritten; die maurerische Fünfzahl ist daher keine Grundzahl, sondern eine zusammengesetzte, die Vereinigung und Vermählung der Drei mit der Zwei, wodurch wir sogleich mitten in die Zahlensymbolik des Alterthums hineingeführt werden. Die Drei galt dem Alterthum als die männliche und schöpferische göttliche Zahl,

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als der symbolische Schöpfer und Gott, weshalb sie oder (und) ein ihr entsprechendes Symbol, wie das gleichseitige Dreieck, ein dreifacher Phallus, ein Dreizack, ein Dreifuss, drei Gesichter, drei Augen, drei Arme u. s. w. fast allen schöpferischen männlichen, ja selbst den schöpferischen weiblichen Gottheiten beigelegt werden,1) wie dem Osiris, Brahma, Vischnu, Çiva, – Zeus, Poseidon, Dionysos, – Thôrr , – der Minerva u. s. w. Wie Bachofen sagt, wird die Eins zur Drei durch ihren Eintritt in den Stoff, durch ihre Vereinigung mit dem Stoffe, der Zwei, dessen belebendes und bewegendes Prineip, den Lebensgeist und das Lebensfeuer sie fortan bildet; die Drei ist die in dem Stoffe, der Zwei, schaffende und gestaltende Kraft, der Geist, die Einheit. Osiris hat als Attribut ein dreifaches Zeugungsglied, – Çiva, Zeus, Poseidon2) und Thôrr den Dreizack, – Vischnu und Viva und Minerva das Dreieck, – Brahma drei Häupter und drei Arme, – Zeus zu Dodona, Apollo zu Delphi und Dionysos einen Dreifuss.3) Zu Argos in Griechenland stand noch spät der dreiäugige Zeus, Zeus Triopas, ein Schnitzbild, welches ein drittes Auge auf der Stirn hatte und die vorhellenische oder pelasgische Zusammenfassung der nachher unter drei Götter vertheilten drei Weltreiche des Himmels, der Erde und des Meeres versinnlichte;4) dieser Zeus Triopas ist der spätere Zeus als blosser Beherrscher des Himmels mit seinen beiden Brüdern Poseidon, als dem Beherrscher des Meeres, und Aïdes, als dem Beherrscher des Todtenreiches.5) In dem gleichen Sinne wie der pelasgische Zeus wurde auch die Hekate, d. h. die fernwirkende, eine Mondsgöttin, dreigestaltig oder dreiköpfig abgebildet, als die im Himmel, auf Erden und auf dem Meere wirksame Göttin des nächtlichen Gestirns und zugleich mit Bezug auf die dreifache Gestalt des Mondes, auf die drei Mondsphasen. Mit Hinsicht auf die drei Mondsphasen wird die ägyptische Monds- [327] göttin Bubastis, die griechische Artemis und lateinische Diana die Diva triformis, die dreigestaltige Göttin genannt.1) Die Bubastis, eine andere Gestalt der Isis, ist zugleich die Geburtsgöttin Eileithyia, welcher nach Eusebius der dritte Tag in jedem Mondswandel geheiligt war.2) Wegen der drei Mondsphasen erhielten die Statuen der dreigestaltigen Mondsgüttinnen in Aegypten auch zuweilen drei Häupter. Zu Athen stand die Athena Tritomenis den drei Monatsdekaden vor und sollte am dritten Tage des Monats geboren sein, woher sie auch [...] genannt sein könnte,3) wenn man den Beinamen [...] nicht mit Welker, Preller4) und Anderen von [...], dem Wasser, der Urfluth, dem Flusse Triton ableiten will. Die auf den parthischen Agathokles-Münzen erscheinende fackeltragende dreiköpfige Göttin bezieht sich gleichfalls auf die Verehrung der sogenannten persischen Artemis in Baktrien und sollte die drei Mondsphasen symbolisiren, welche im Zendavesta neben dem Monde selbständig verehrt werden.5) Mit den in drei Reichen herrschenden Göttern oder drei Göttern hängt es bei den Griechen auch zusammen, dass es für ein vollkommenes Opfer ( [...]) galt, drei männliche dreijährige Thiere ( [...]) zusammen zu opfern: einen Widder, Stier und Eber, oder zwei Schafe und einen Stier, – oder ein Schwein, einen Bock und Widder, – oder einen Stier, ein Schwein und Ziege u. s. w.;6) ähnlich glaubt man auch noch heute, die Gottheit dreimal anrufen zu müssen, um sie ganz und vollständig angerufen zu haben. – Auch gehört es dahin, dass in ausserordentlich vielen, namentlich auch schweizerischen Sagen, die verwünschten Jungfrauen nur durch einen dreifachen Kuss, als Symbol der hingebenden Treue und Liebe ihres Befreiers, erlöset werden können. Ueber die er- [328] erlösende Macht des dreifachen Kusses mögen bei Rochholz, Schweizersagen, z. B. Nr. 167, 170 b und d, 181 a nachgesehen werden. Um sich sodann zu überzeugen, welche Fülle von Ableitungen die Wörter tres und tertius in den romanischen Sprachen gewähren, vergl. Fuchs, die romanischen Sprachen in ihrem Verhältnisse zum Lateinischen, Halle 1849, S. 158 und 63. In Indien führt besonders Viva den Dreizack, triçûla, und wird deshalb Tricûlin, Dreizackführer geheissen,1) auch mit drei Köpfen, z. B. in den Felsentempeln von Ellora und Elephanta abgebildet;2) ebenso mit drei Augen und mit drei oder vielmehr sechs Armen. Lassen bezieht die Dreifachheit des Viva auf die göttliche Dreieinheit, Trimurti, der Schöpfung (Brahma), Erhaltung (Vischnu) und Zerstörung (Çiva selbst). Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, deutet S. 434 und 565 den Dreizack des Çiva und des Vischnu auf die Beherrschung der drei Welten der Sonne, des Mondes und der Erde, oder des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Beide Deutungen sind an sich zulässig und richtig und zwar ist diejenige von Müller historisch die ältere und ursprüngliche, diejenige von Lassen die jüngere und höhere, die rein speculative, da die Lehre von der Trimurti eine spätere brahmanische Speculation zur Bekämpfung und Vereinigung des einseitigen Çiva und Vischnudienstes ist, woraus es sich zugleich erklärt, dass der höchste und zusammenfassende Gott Brahma, der Gott der blossen Speculation der Brahmanen, eigentlich gar keinen Volkscultus hat, neben Çiva und Vischnu vom Volke eigentlich nicht verehrt wird. Im spätern speculativen Sinne der Brahmanen bezeichnen die Dreizahl, das Dreieck, der Dreizack, die Fünfzahl und das Fünfeck gleichmässig den Schöpfer und die Schöpfung, die dreifach wirkende Gottheit und die dreifach wirkenden Götter, Gott in dem All, die Weltseele in der Welt, den Unsichtbaren in dem Sichtbaren, den Ewigen in der Zeit, den Unendlichen in der Endlichkeit. Bei den Indern gehen daher aus dem gleichseitigen Dreiecke der grossen Götter- [329] mutter Bhavani die drei grossen Dejota’s: Brahma, Vischnu und Çiva hervor.1) Auch das Dreieck der Athene oder Minerva2) muss als das Symbol der Schöpfung betrachtet werden, womit es mythologisch zusammenstimmt, dass Fulgentius der Minerva einen siebenfältigen Schild beilegt, auf welchem sie den Prometheus zu dem Himmel emporhebt, d. h. die Minerva ist die Beherrscherin der sieben Planetensphären.3) Bei den Indern wird die Dreieinheit von Brahma, Vischnu und Çiva durch einen Kreis in einem Dreiecke symbolisirt. Auch gehört hierher die sogenannte Triquetra, welche auf sizilischen Münzen nicht selten ist und auf einem numidischen Denkmale als Symbol des Baal-Chon sich findet. Es ist ein Kopf, an dem drei im Kniee gebogene Beine sich befinden, die von der Linken zur Rechten herumzuschlagen und in fortwährendem Laufe sich fortzubewegen scheinen, ohne Zweifel ein Symbol des Baal als Zeit- und Jahresgottes und seiner diesfalsigen Trimurti. In dem arithmetischen und geometrischen System der Pythagoräer war die Dreizahl und das Dreieck als Minerva in der Art personificirt, dass diese Philosophen das gleichseitige Dreieck, eingetheilt in sechs rechtwinkelige Dreiecke oder Elemente, Athene Tritogeneia nannten.4) Zwei in einander geschobene gleichseitige Dreiecke, das Dreieck des Çiva und dasjenige des Vischnu als die Symbole des schöpferischen Feuers und Wassers, bilden auch einen maurerischen flammenden Stern oder das Hexagon, das salomonische Siegel, den Schild Davids als Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Geistes und des Stoffes, des Himmels und der Erde, der Sonne und des Mondes, auch des unendlichen Raumes und der unendliehen Zeit, welches Symbol aus dem Oriente stammt und als Zeichen, als Hieroglyphe namentlich auch bei den Aegyptern und nach ihnen bei den Essäern gebräuchlich war und noch heute bei den Katholiken zur Monstranz gebraucht wird. Den Essäern war das gleichseitige Dreieck [330] auch Symbol der Dreieinigkeit und ist von ihnen in diesem Sinne gewiss der ägyptischen Symbolik entlehnt. Nach Plutarch wurde nämlich bei den Aegyptern das gleichseitige Dreieck so gedeutet, dass die eine Seite des Dreiecks auf das männliche und die andere Seite desselben auf das weibliche göttliche Wesen und die Grundlinie auf den Erzeugten bezogen wurde.1) Das Körper gewordene gleichseitige Dreieck ist der einfachste regelmässige und deshalb vollkommenste Körper, in welcher Eigenschaft es ebenso zum Symbole des Kosmos dient, wie das Quadrat und der Cubus. Das aus drei verschränkten Dreiecken bestehende Fünfeck wird dadurch auch zum Symbole des dreifach herrschenden und thätigen Gottes, – des dreigetheilten und dreieinigen dreifach thätigen Gottes, des Brahma, Vischnu und Viva, – des Osiris, der Isis und des Horus u. s. w. Nach der heidnischen und besonders indischen Symbolik wurden auch in der alten christlichen Kirche die Dreieinigkeit, die drei göttlichen Personen nicht selten durch drei zusammengewachsene Angesichter dargestellt.2) Der Dreizack des Viva una noch mehr des Vischnu und des Poseidon als des zeugenden Himmels- und Erdmeeres, Himmels- und Erdwassers sind durchaus gleichbedeutend mit dem dreifachen Zeugungsgliede des Osiris, da der Lingam oder Phallus gleichfalls ein bekanntes Symbol des Çiva war und nur eine andere Form des ihm zugehörigen Stieres Nandi, des dem Osiris geheiligten Apisstieres ist. Der Phallus und der Stier, der parsische Urstier (gâus hudhao, gosurun) und der Urmensch (gayo-maratha, nâ asava,3)) womit sich zugleich die heiligen Kühe als Symbole der grossen Mutter Erde, der Isis berühren, sind das gleiche Symbol des Schöpfers und der Schöpfung, des Zeugers und der Zeugung. Die dreiständigen oder dreifach ausgezackten Blätter der den Göttern heiligen Pflanzen4) müssen in dem gleichen oder doch ähnlichen Sinne betrachtet und zunächst auf den dreigezackten zeu- [331] genden Blitz bezogen werden, obwohl der dreigezackte Blitz selbst wieder nur ein Symbol des dreiweltlichen und zugleich dreieinigen Gottes der Schöpfung, der Erhaltung und Zerstörung ist, So ist auch der ältere oder ursprängliehe Stab, der Zauberstab, die Wünschelruthe des griechischen Hermes dreisprossig oder dreiblätterig, [...], gleich dem dreiblätterigen Klee, [...]. Der dreisprossige oder dreigezackte Stab, [...], des Götterboten Hermes ist von dieser Seite der Dreizack des Çiva, Vischnu, Poseidon und Thôrr der dreigezackte Blitz, der Gott Agni selbst, der freundliche Mittler (wie Mithra) zwischen den Göttern und den Menschen, zwischen Himmel und Erde, als in dem Blitze herabsteigend und in der Opferflamme wieder aufsteigend. Agni ist gleich dem griechischen Hermes [...], der Bote Gottes oder des Zeus, der Engel, angelus.1) Jedoch der Feuerstab, der dreifache Blitz des Hermes, der Blitzträger Hermes ist auch erzeugend, das dreifache Zeugungsglied des Osiris, der Stier Nandi und Apis, da der Blitz die befruchtenden Gewitter bringt.2) Dass Hermes mit seinem dreizachigen Stabe, von welchen Zacken die eine die Handhabe bildet und beiden andern, oben gabelförmig auslaufenden zu einem verschiedenartig gestalteten Knoten zusammengeschürzt sind , auch die Seelen der Verstorbenen leitet und treibt oder Psuchopompos ist, beruht auf der uralten Anschauung, dass der Wolkenhimmel der Wohnort der Seelen und der Verstorbenen sei, welchen Wohnort der Blitz den Verstorbenen öffnet. Dieses erinnert zugleich an den Hammer Thôrrs, womit er Baldurs Scheiterhaufen einweiht, – an den etruskischen Seelenführer mit dem Hammer, – an die Steinbeile oder Steinhämmer in den keltischen Gräbern und an die Statue mit Hammer und Beil in dem Erdhügel zu Pouilly sur Saone.3) Die Flügel des Hermesstabes leitet Kuhn von den Flügeln des blitzetragenden Vogels ab. Endlich gehört es in den hier berührten Vorstellungs- [332] kreis, dass der ägyptische König bei vielen, nicht mehr näher zu bestimmenden Handlungen und Vorkommnissen einen nur ihm eigenthümlichen Schurz in Form eines Dreiecks trug.1)

Die Zwei, die Dyas, wurde als die weibliche göttliche Zahl, als der leidende Stoff, die empfangende und gebärende Urmaterie, oder Urwasser, der untergeordnete Urraum, die Urnacht und das Chaos betrachtet und die Schöpfung entsteht, wird, indem die Drei oder eigentlicher die Monas, der Ur-Eine, die Urgottheit, der Urgeist, und das Dreieck, der Schöpfer, der Feuergeist, die Materie, das Werdende schaffend, beseelend und gestaltend erfasst, – indem Zeus mit Hera oder Demeter, Osiris mit der Isis u. s. w., der Himmel mit der Erde sich liebend verbindet.2) Das Gewordene, die Schöpfung, der Sohn der Drei und der Zwei ist die Fünfzahl ( [...]) mit dem Fünfecke. Die Dreizahl und die Zweizahl sind nicht entfernt als etwas Reales oder Wirkliches gedacht, sondern sind blosse Symbole oder Bilder für den Urgeist und die Urmaterie oder den unbegrenzten und ungeordneten Raum, welchen der Urgeist und das Urlicht erleuchten, begrenzen, gestalten, bilden und ordnen soll. Die Monas oder der Ureine ( [...]) wird als Dreiheit, Trias symbolisirt, weil er als Dreiheit die Zweiheit wieder zur Einheit zurückführt, oder schaffend und herrschend die Einheit und die Zweiheit in sich fasst. Der Urgeist ist also die Monas und die Tirias als der Schöpfer und Beherrscher der Dyas, – er ist der Unendliche und Endliche, die Ewigkeit und die Zeit, der Unsichtbare und Sichtbare, der Ausserweltliche und Innenweltliche, der Vater und der Sohn, der in der Vielheit sich ewig Gleiche und Eine, – der Unbewegliche und Unveränderliche und doch Alles Bewegende und Verändernde, der Unerschaffene und dennoch von Ewigkeit Schaffende. Der Urgeist, die Monas und die Trias, ist der allmächtige Baumeister, Bildner und Weber, welcher in dem Urraum seit anfangsloser Zeit die Welt und die Menschheit erbauet, indem er sprach: Es [333] werde Licht, es werde, es sei. Der Urgeist ist der Urlogos, das Urwort und die Urthat, weshalb bei den Indern die Gemahlin des Brahma die Sarasvati, wörtlich die Wasserbegabte, weil sie aus dem Wasser als Urstoff hervortrat, oder Vâk, die Rede, ist;1) die weise Saraswati ist die Vâk selbst, d. h. die Schöpfung ist das Wort, die Sprache, die Rede und die Weisheit, die ewige Harmonie und der Gesang, das Spiel Gottes.2)

Der Buchstabe G in dem flammenden fünfeckigen Sterne, welchen wir von [...] ableiten, wird von den Maurern gewöhnlich auf die Geometrie als die fünfte der sieben freien Künste gedeutet. In den französischen maurerischen Schriften, z. B. bei Ragon, cours philosophique et interprétatif des initiations anciennes et modernes p. 129, wird dabei noch hervorgehoben, dass der Buchstabe G im Alphabete der fünfte Consonant sei, was jedoch jetzt blos zufällig und gewiss nicht symbolisch ist. Im phönicisch-ägyptischen Alphabete, welches Böttger das kanaanitische nennt, ist der Buchstabe Gimel mit dem ursprünglichen Bilde eines Joches, das griechische Gamma, das lateinische G und auch C, das deutsche G, in der Gesammtreihenfolge der dritte Buchstabe und der zweite Consonant. Wäre aber der Buchstabe G auf den God der Britten und den Gott der deutschen Sprache zu beziehen, will ihn Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 30 ff. und S. 188, mit dem ältern Buddh oder Boda der Inder in Verbindung bringen, denn dieser soll der God der Britten, Gott der deutschen Sprache, der Goito Syr der Skythen ( [...] nach Herodot IV, 59), Vod-her der Wenden, Bogh der Sklaven, Odin der Sachsen und Skandinavier, Wodan der Germanen und Khoda der Perser sein und der englische Wednes-day, Wodanstag, Odinstag, Dies Mercurii, Mittwoch gleichstehen dem Tage des Buddha, des Friedensgottes, im Kalender der Brahmanen und Buddhisten u. s. w.; selbst der Bodensee soll als See des Wodan oder Buddha, mit dem bottnischen Meere dahin ge- [334] hören; ebenso wäre der Glaube der Völker an die Wiedergeburt buddhistisch. – Wir können jetzt den flammenden Stern überhaupt als das Symbol des von der Maurerei gesuchten und gehofften irdischen und ewigen Lichtes, als den leuchtenden Stern alles Himmelslichtes, als den im Osten aufgegangenen Stern des Christenthums, der christlichen Liebe und Wahrheit, als den niemals erlöschenden Gottesstern und das göttliche Licht deuten.1) So lange die Logen Vereine wirklicher Bauleute, theoretisch-praktische Bauschulen gewesen, hatten die Bauleute und Maurer sich natürlich hauptsächlich und zuerst mit der Geometrie zu beschäftigen. Nach der sogenannten ältesten englischen Lehrlingslection ist die Geometrie die Kunst zu messen, und es wird in Antw. 81 erläuternd beigefügt: „wodurch die Aegypter ihre Ländereien wieder ausfindig machten, nämlich eben so grosse Stücke derselben, als sie vor der Ueberschwemmung des Nilstromes gehabt hatten, welcher ihr Land oft unter Wasser setzte; wo sie dann in die Gebirge flohen, bis das Wasser abgelaufen war; und das verursachte unter ihnen beständige Streitigkeiten über ihre Ländereien. Denn jeder glaubte, er werde verkürzt, und erhielte nicht sein Recht, bis Euklid die Geometrie erfand und Jedem das Seine zumass, und ihnen Grundrisse von Jedermanns Besitzungen gab, worauf die Grösse Dessen, was Jedem gehörte, genau angegeben war; dann waren sie Alle zufrieden gestellt; und eben diese Regel (Verfahren) ist dann bei allen Völkern bis auf den heutigen Tag beibehalten worden.“2) – Die englische Lehrlingslection deutet hier, freilich sehr ungeschickt und ungeschichtlich, die geschichtliche Thatsache an, dass die ägyptischen Priester neben andern Wissenschaften auch die Geometrie zunächst ausgebildet haben und dass dann dieselbe von ihnen, besonders durch ihre Schüler Thales von Milet und Pythagoras den Griechen überliefert worden sei, unter welchen letzteren um 300 v. Chr. zur Zeit des Königs Ptolemäus Soter Euklides als der gründlichste und berühmteste Lehrer und Schriftsteller der Mathematik und Geometrie blühte.

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Schon sehr frühzeitig d. h. Jahrtausende vor Chr. müssen die ägyptischen Priester, durch die besonderen Verhältnisse ihres Landes dazu veranlasst, eine grosse Menge geometrischer Kenntnisse und Erfahrungen sich angeeignet und zur förmlichen Wissenschaft gestaltet haben, indem sie ohne dieselben unmöglich ihre riesenhaften Bauwerke, Pyramiden, Tempel, Paläste und Kanäle hätten ausführen und ihre Landkarten und Grundrisse über die einzelnen Provinzen, Städte und Dörfer, öffentlichen Gebäude und über die Grenzen des Grundbesitzes hätten anfertigen können. In den bekannten, für die Masse der Alten so wichtigen Fragmenten des Heron von Alexandrien, welche bei Fenneberg, Untersuchungen über die Längen-, Feld und Wegemasse der Völker des Alterthums, Berlin 1859, S. 42 ff., im griechischen Originaltexte und in Uebersetzung mitgetheilt sind, kommt folgende auch von Lepsius, Hieroglyphenschrift am Tempel zu Edfu, S. 102 aus der Pariser Handschrift 1670 ( [...]) angeführte, und bei Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, II. S. 84, berührte Stelle vor (§. 1 des zweiten Fragmentes):

„Zuerst beschäftigte sich die Feldmesskunst, wie uns die alte Erzählung lehrt, mit der Feldvermessung und Vertheilung, woher auch der Name kommt. Die Erfindung des Messens ist bei den Aegyptern gemacht worden wegen des Austretens des Niles. Viele Aecker nämlich, welche vor seinem Austreten sichtbar waren, machte er durch das Austreten unsichtbar, viele wurden nach dem Austreten erst sichtbar, und es war nicht mehr möglich, dass ein Jeder seine eigenen wieder erkannte. Deswegen erfanden die Aegypter dieses Vermessen des von dem Nile zurückgelassenen Landes. Man bedient sich zum Messen einer jeden Seite des Ackers theils des genannten Ackers, theils der Ruthe, theils auch der Elle, theils auch anderer Masse. Da die Sache den Menschen nützlich war, so wurde sie, einmal entstanden, weiter geführt, so dass das Gebiet des Messens und Vertheilens sich auch auf andere Körper erstreckte.“

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Die heronischen Fragmente oder Tafeln, jedoch nur die zwei ersten derselben, wurden zuerst von den Benediktinern ,durch Montfaucon in den Analectis graecis sive variis opusculis hactenus non editis, Paris 1681, veröffentlicht und nach Montfaucon hat dieselben dann Jomard im Anfang zu seiner Exposition du Systéme métrique des anciens Égyptiens wieder abdrucken lassen. Alle drei heronischen Fragmente finden sich in dem grossen Werke von Letronne, Recherches critiques ete. sur les fragments d’Héron, publiées par Vincent, Paris 1851, und sonst nirgends, weshalb dieselben jetzt Fenneberg auf die Anregung von Boeck hat nach Letronne abdrucken lassen und erläutert. Aus Heron hat also das englische Lehrlingsfragestück seine ähnliche Nachricht nicht geschöpft, jedoch könnte sie auf den verwandten Berichten von Herodot II, 109, – Strabo XVI, 1098, – Clemens Alex. Stromm. I. 16, p. 361, – Diodor, Tatian, Servius und Andern beruhen. Herodot fügt seinem Berichte über das übliche Vermessen der von dem Nile überschwemmten Grundstücke die Bemerkung bei, dass seines Erachtens daraus die Geometrie sich bei den Aegyptern entwickelt habe und von ihnen auf die Griechen übergegangen sei.

Seitdem die Masonen aus wirklichen Bauleuten zu blos symbolischen geworden sind, mithin seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts, sind sie auch nur noch symbolische oder sittliche Messkünstler, Geometer. Die Geometrie, der Buchstabe G in dem flammenden Sterne, ist dem symbolischen und heutigen Maurer die Kunst, seinen Gedanken, Worten und Werken das gehörige Mass zu ertheilen, – die Kunst recht zu denken, zu reden und zu handeln, – die Kunst das Leben und die Zeit richtig zu theilen und zu gebrauchen, – der Lebensmassstab und die Lebenskunst. Die Geometrie ist jetzt die Kunst, das menschliche Leben zu messen und zu theilen, – die Kunst des

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Menschen, im rechten Masse, im rechten Winkel zu denken, zu reden und zu handeln, die schwerste aller Künste, die menschliche Kunst. Die Maurerei ist die sittliche Messkunst, der sittliche Massstab, das sittliche Gesetz und Leben. Die Messwerkzeuge, der Zirkel, das Winkelmass, die Bleiwage, der 24zöllige Massstab u. s. w., welche einst der wirkliche Maurer zum Bearbeiten der Steine und zur Ausführung der Bauwerke bedurfte, sind nunmehr die Symbole des sittlichen Lebens, welches der Mensch in sich selbst und in der Menschheit schafft und bauet. Der cubische Stein, an welchem der Maurergeselle arbeitet, ist er selbst, indem er aus seinen Gedanken, Worten und Werken alles Rohe und Unregelmässige ausscheidet und dieselben in das rechte Mass bringet, damit der regelmässige, wohlbehauene Stein eingefügt werden könne in den grossen Bau der Menschheit, in den unsichtbaren Tempel des Lichtes und des Geistes. Die Maurerei ist ein geistiger Tempelbau, die Wiederaufführung des zerstörten salomonischen Tempels der Menschheit und der Gottheit, die Zurückführung der Menschheit durch ein gemessenes und gesetzliches Leben zur Gottheit, zum Himmel. Die Maurerei ist die auf das menschliche Leben angewandte Geometrie, die Symbolisirung der Geometrie. Schon die ältesten Masonen fassten die Geometrie zugleich als Symbolik des menschlichen Lebens und Strebens, betrachteten die Bauwerke als Verherrlichung und Verwirklichung des Geistes, erkannten den Zusammenhang des äusseren und des inneren Lebens, der Natur und des Geistes, und darauf beruht der eigenthümliche Charakter, der geistige und symbolische Zauber, welche über alle maurerischen Urkunden und Schriften der frühern und frühesten Zeit mehr oder weniger ausgegossen sind. Ganz unvermerkt durchdringen sich die wirkliche und die nur symbolische Maurerei; die Messwerkzeuge sind Werkzeuge der Bauleute und Symbole der Menschen; der Maurer will auch ein Mensch sein.

Wie die Dreizahl des Lehrlings sich zur Fünfzahl des Gesellen steigert, in der Fünfzahl das volle Leben erhält, vollendet sich wieder die Fünfzahl des Gesellen in der Siebenzahl des Meisters und die drei ersten unge- [338] raden Zahlen sind somit die Grundzahlen der ganzen Schöpfung und der Menschheit, – die Zahlen, in welchen die ewige und unveränderliche Monas oder Einheit in die Welt der Erscheinungen eintritt, – in der Schöpfung und in der Menschheit sich verwirklicht und offenbaret, – die Zahlen, in welchen der ewige und allmächtige Baumeister in der Endlichkeit und Veränderlichkeit die Welt und die Menschheit bauet. Das szufitische Buch Gülschen Ras, Rosenbeet des Geheimnisses aus dem Jahre 1339 v. Chr. sagt:

In Zahlen aller Art kreist nur der Einer.

Die Drei und die Fünf sind die Schöpfungszahlen, die Zahlen des Schöpfers und der Schöpfung und die Sieben, die sieben Planeten und ihre Harmonie und Ordnung sind das ewige Gesetz, nach welchem die ganze Schöpfung sich bewegt, welches alles Geschaffene beherrscht und zur irdischen Einheit, zum Kosmos verbindet.1) Vom rein menschlichen und maurerischen Standpunkte aus erscheint die Zahl Drei als die Zahl des Werdens, als die Schöpfungszahl, als der Anfang, – die Fünf als die Zahl des Bestehens und Lebens, als die Mitte und die Sieben als die Zahl des Vergehens und der Auflösung, als das irdische. Ende und der himmlische Anfang, als das Erringen des Lebens durch den Tod. In der Stunde der Geburt, in der Kammer des stillen Nachdenkens erblickt daher bedeutungsvoll der Aufzunehmende schon die Bilder des Todes und diese rufen ihm zu: „Du hast dich dem Tode soeben unterzogen; das Leben war befleckt, aber der Tod hat das Leben wieder gut gemacht.“ Ja alles irdische Werden und Leben ist nur der Anfang des irdischen Todes, nur der Weg zum Tode und erst im Tode beginnt dasewige Leben. Die Drei geht durch Fünf und Sieben zum ewigen Lichte ein, alles Irdische und Geschaffene, die Drei und Fünf in der Sieben, auf der Wanderung durch die sieben Planetensphären zu Gott und in den Himmel abstreifend. Die Mahnung an den Tod wiederholen dem Aufzunehmenden nochmals die Elemente, aus denen sein, [339] Leib geworden und in die er sich wieder auflösen muss; geboren werden heisst, in die Elemente eintreten, einen irdischen Leib erhalten und annehmen, und sterben heisst, die Elemente den Elementen, den Staub der Erde zurückgeben, in die fünf Elemente nach dem Ausdrucke der lnder zurückgehen1) und nach der Sprache der Maurer deponere aliena. Den ewigen Kreislauf und Umschwung zwischen Leben und Tod, Werden und Vergehen verkünden auch die beiden Säulen und die aufgehende Sonne und der untergehende Mond; die Fünf, die Schöpfung und das Leben, schwingt sich ewig um zwischen Drei und Sieben, Geburt und Tod, Wiege und Grab, Licht und Finsterniss, Morgen und Abend, Tag und Nacht, Anfang und Ende mit dem Wiederanfang und dem ewigen Morgen. Mit den Mysterien des Alterthums theilt die Maurerer die erhabene Aufgabe, den Menschen durch die Hoffnung und den Glauben an die Unsterblichkeit sterben zu lernen, ihn zu ermahnen, im Tode das Leben und das ewige Licht zu erringen, das Leben dort oben durch das Leben hienieden zu verdienen, durch das hier gesuchte und gefundene Licht sich selbst durch die Nacht des Grabes und des Todes hinüberzuleuchten.

Nach den Ritualen sollen eine Meisterloge, d. h. die Wiederauferstehungsloge des Hiram, den ewigen Osten fünfzehn Lichter erleuchten, welche der Ceremonienmeister auch pünktlich anzündet, aber die erleuchteten Brüder vor lauter Dunkelheit weder sehen noch zählen. Diese 15 Lichter erhält man nun schon einfach dadurch, dass man die 3, 5 und 7 Altersjahre des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters zusammenzählt, weshalb diese 15 Lichter Polak, die Tapis, S. 38 und 39, die Zahl der höchsten und letzten Vollendung, der Vollendung in der Ewigkeit sind, was allerdings ein sehr schöner Gedanke der Unsterblichkeit, des ewigen Lichtes, welches die 15 Lichter der Wiederauferstehungsloge symbolisiren sollen, ist. Polak will in der Zahl 15, dieselbe hebräisch durch das [...](Jot), zehn, und das [...] (Hoh), fünf, geschrieben, die Zahl des Jehovah, die heilige Gotteszahl und den abge- [340] kürzten Namen Gottes erblicken. Es wäre sonach die maurerische Fünfzehnzahl eine Art pythagoreischer Tetraktys. Zufolge Ahiman Rezon sind nach altem Maurerrechte zur Bildung einer gesetzlichen Grossloge die fünf Meister von fünf gerechten und vollkommenen Logen mit je zwei ersten Vorbstehern, also im Ganzen 15 Logenbeamte erforderlich.1) Auch der Segen Gottes, welchen die Priester auf das Volk Israel legten, soll nach Polak aus 15 Worten in drei Absätzen von 3, 5 und 7 Worten bestanden haben; der Sinn dieses Segens sei gewesen: „Der Ewige segne und behüte dich; der Ewige lasse dir sein Antlitz leuchten und sei dir gnädig; der Ewige wende dir sein Antlitz zu und gebe dir den Frieden.“2) – Die 15 mosaischen Segensworte wären den 21 Worten des heiligsten Gebetes (Honover) der Parsen, wornach zugleich die heiligen Schriften der Parsen 21 Theile zählen, zu vergleichen.3) Indessen dürften die 15 Lichter der Meisterloge nicht die Zusammenfassung oder Addition der Zahlen 3, 5 und 7 sein, sondern die Multiplication der Dreizahl des Lehrlings mit der Fünfzahl des Gesellen, ähnlich wie das Fünfeck aus drei Dreiecken zusammengeschlungen wird, der Schlag des Gesellen und des Meisters die Verdoppelung und Verdreifachung des Lehrlingsschlages ist. Die Zahlen 3, 5, 7 und 154) gehören innig zusammen und symbolisiren Gott (die Drei) als den Schöpfer und Bringer des irdischen Lebens und Todes, der Fünf und der Sieben, des irdischen und himmlischen Lichtes, der Drei und der Fünfzehn; das himmlische Licht (die Drei) erreicht der Mensch (die Fünf) durch die Auflösung im Tode (die Sieben) und durch die Wiederauferstehung von dem Tode (die Fünfzehn). Die Drei führt den Menschen in das irdische und himmlische Leben, in die Fünf und die Fünfzehn, in die Elemente und aus den Elementen; auf die Erde und von der Erde; das himmlische Licht und Leben, die Fünfzehn, ist die Verklärung und Vergöttlichung des Irdischen, der Fünf durch [341] die Drei unter dem Bilde der Multiplication, der Steigerung und Erhebung in sich, der Befreiung der göttlichen Seele von der irdischen Hülle und Fessel, von der Erde und dem Staube. Die Fünf ist das Symbol der Erde und die vergöttlichte, die durch die Gnade und Güte Gottes (die Drei) befreiete und erlöste Fünf, die Fünfzehn, ist das Symbol des Himmels, des ewigen Lichtes und Morgens, der Seligkeit. Der Initiirte, der Geselle, die Fünf, wird durch den Tod, die Sieben, von dem gütigen Gotte, der Trias, zur höchsten und göttlichen Vollendung, zur Wohnung Gottes aus und über dem Grabe, der Sieben, emporgehoben. Die Dreizahl ist die Zahl des Heiles und des Heilandes , [...] und des [...], wie sich namentlich auch in dem Sprichworte: „Der Dritte hilft“ kundgibt.1) Den 15 Lichtern der Wiederauferstehungsloge des Hiram steht, ganz gleich das eumanische hölzerne Apollobild von 15 Fuss Höhe, welches Bachofen, a. a. O., Anm. 1, berührt; ein Vasenbild bei Gerhard enthält den Herakles, schiessend in einen Schwarm von 15 (stymphalischen) Vögeln.2) Die Fünfzahl oder das Ei, das E war an die Wand des Lichtgottes Apollo zu Delphi geschrieben, wie es in den fünf Ecken des fünfeckigen Sternes an die Wand der Maurerloge geschrieben steht, zum Symbole, dass der Mensch, die fünf [...] oder fünf vornehmsten Priester aus den fünf Priestergeschlechtern, welche das Orakel des Lichtgottes zu Delphi verwalteten, – die fünf idäischen Dactylen, – die fünf Epheben bei den drei Mysterieneiern des von Bachofen erörterten pamfilischen Grabbildes, – der fünfjährige Maurergeselle, in das ewige Licht einzugehen, zur Fünfzehn vergöttlicht zu werden [342] hoffen. Plutarch in der Abhandlung: [...] irrt sicherlich, trotz der ihm von Götte, das delphische Orakel, Leipzig 1889, S. 52, ertheilten Zustimmung, dass [...] an der delphischen Tempelwand nicht das Zahlzeichen [...] fünf, sondern [...] (Du – Gott – bist) bedeutet habe, indem ja schon die fünf [...] und die ganze apollinische Fünfzahl das Gegentheil darthun. Uebrigens ist die Plutarch’sche Deutung blos eine Hypothese seines Lehrers Ammonius, eines Eklektikers aus der Zeit der Kaiser Nero und Vespasian; wäre die Hypothese des Ammonius begründet, würden die älteren Griechen selbst darüber berichtet haben. Auch spricht gegen die Wahrheit der Deutung des Ammonius und Plutarch besonders noch der darin sich verkündende Monotheismus, wie ihn die polytheistischen Erbauer und Ausschmücker von Delphi nicht gekannt haben. Die Auffassung und Symbolisirung der Fünfzahl durch Pythagoras und seine Schüler dient gleichfalls zur Erläuterung des [...]oder [...] (der Fünf) der delphischen Tempelwand, wie überhaupt Pythagoras sich die delphischen Sprüche, die Spruchweisheit der sieben Weisen, welche in Delphi zusammengekommen sein sollen, namentlich die Sprüche [...] (erkenne dich selbst), [...] [...] (nicht allzu sehr oder allzu viel), [...] (vollbringe das Ganze, thue nichts Halbes), [...] (die Meisten, Alle sind schlecht), sich angeeignet hatte.1) In der Abhandlung über das Orakel in der Encyklopädie von Ersch und Gruber ist mit Recht die Deutung des [...] oder [...] zu Delphi durch Ammonius nicht einmal erwähnt. Das [...] drückt ein szufitisches Gedicht dahin aus:

Hör vom Abbas das herrliche Geständniss:
Das höchste aller Ding ist Selbsterkenntniss.

Die Selbsterkenntniss ist hier aber gleichbedeutend mit Erkenntniss Gottes, welche der Mensch nur in dem eigenen Innern seines Geistes und Herzens zu finden vermag. Daher haben die Muhammedaner die sinnvolle Sage, dass Abraham zuerst die Sterne, dann den Mond, und als dieser [343] unterging, die Sonne angebetet, und als auch die Sonne unterging, ausgerufen habe: „Ich liebe nicht die Untergehenden!“, worauf er sich in das Innerste seines Herzens gekehrt, um dort den wahren Gott anzubeten.1)

In Uebereinstimmung mit dem tieferen Sinne der Fünfzahl oder der Hoffnung des Menschen, der Fünf, auf die unsterbliche Fortdauer nach dem Tode umgeben bei den Mauern den fünfeckigen Stern Lichtstrahlen, die Himmelsflamme und es darf der maurerische flammende Stern mit dem Buchstaben G darin nunmehr auf den Lichtgott selbst, auf die Güte und Gnade Gottes, welche dem Menschen das ewige Leben schenkt, – auf die Himmelsglorie gedeutet und bezogen werden. Die Siebenzahl ist daher gleichmässig das Symbol des Todes und des Lebens, denn das Grab und der Himmel haben sieben Stufen. Den schon erwähnten siebenstufigen Grabdenkmalen, Pyramiden, sind besonders noch die römischen Septizonien anzureihen. Nach Stieglitz, die Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 245, war das Septizonium ein grosses Gebäude zu Rom, welches sieben Reihen Säulen übereinander soll gehabt haben. Es war viereckig und in jedem Stockwerke waren die Säulen zurückgezogen, so dass vor denselben um das ganze Stockwerk herum, ein freier Gang sich befand. Inwendig sollen Säle gewesen sein, die Bestimmung der Gebäude ist nicht bekannt. Vielleicht war es nur ein Prachtgebäude, vielleicht aber auch ein Grabdenkmal, denn es stand noch ein anderes solches Gebäude in Rom, welches der Kaiser Septimius Severus anlegte und es zu seinem und seiner Familie Grabdenkmale bestimmte. Semper, der Stil, I. S. 377, bemerkt, dass solche Septizonien und Septa ein gewöhnliches römisches monumentales Motiv nach dem Vorbilde des Scheiterhaufens oder Rogus gewesen seien. Die Gebräuche der maurerischen Meisteraufnahme rufen dem Menschen nicht blos zu: „Memento mori!“, sondern noch weit mehr: „Glaube und hoffe das ewige Leben, die Unsterblichkeit.“ Die Pythagoräer erklärten daher den Tod für eine zweite Genesung, was sie [344] durch gewisse Symbole, worunter die bekannte [...] war“ andeuteten. Daher nannten sie auch den Tod das Geburtsfest ( [...]) der Menschen, weil jetzt erst das wahre Leben und die wahre Gesundheit des Menschen ihren Anfang nehmen; jene frühere Geburt sei eine Geburt im Trüben und Finstern und befleckt mit allen irdischen Makeln. Aehnlich feiert die katholische Kirche in dem Tage des irdischen Todes eines Märtyrers zugleich den Tag seiner himmlischen Geburt, besonders bei Johannes dem Täufer. – Die indische Bhagavad-Gítá lehrt als einen Hauptsatz, dass die Körper der ihnen innewohnenden Seele endlich und veränderlich seien, wie die ewig strömenden Elemente, aus denen sie bestehen; die Seele aber sei ewig, unvernichtbar, fest und unveränderhöh.1) Es wird darin z. B. gesagt:

Die Seel’ ist unverletzlich stets im Körper Jedes, Bháratas,
Darum auch der Wesen Allzahl auch du nimmer doch bejammern musst.

Die Seelen Derer die das Leben in gereifter Wesenheit verlassen, erheben sich aufwärts zu den fleckenlosen Welten Jener, die das Höchste kennen.2) Dem herrlichen Orte und der Gemeinschaft mit den Göttern entsprechend, nehmen auch die Seligen eine verklärte Gestalt, einen Geisterleib an. Der Mensch, die Seele soll hier und dort durch ihr Licht leuchten, Licht sein. Daher wird z. B. im Mahâbhârata der Vater des Königs Garâsandha geschildert als ein Mann, von dessen edlen Tugenden die Erde wie von den Strahlen der Sonne umfangen werde.3) Auch in der deutschen Mythologie wird z. B. von der Schwanhilde erzählt, sie habe durch die Säle ihrer Mutter wie ein Sonnenstrahl geleuchtet, wovon sie auch wohl den Namen trägt, denn Schwanhilde bedeutet die Lichtfarbe.4) Wenn es eines Beweises für die Unsterblichkeit der Seele bedarf, kann man ihn nach indischer Weise durch den Satz führen, dass des Menschen Geist sei und nichts ein- [345] mal Seiendes zu sein aufhöre, Sein nicht in Nichtsein übergehen könne. Auch die Materie, der Stoff vergeht ebenso wenig und wechselt – blos die Formen seines Daseins, ohne an sich auch nur den geringsten Theil zu verlieren. Was wir Vergehen, Sterben nennen, ist daher im Grunde kein Vergehen, sondern nur ein Umwandeln in eine andere und neue Gestalt. Der Tod des Menschen hat nichts Furchtbares und Trostloses, denn er ist nur eine Neugestaltung des Menschen, der Hinübergang in ein besseres und schöneres Leben. Der Tod ist nur der Uebergang aus dem irdischen zu dem ewigen Leben, ist nur ein Lebenswechsel, nur die Fortsetzung des Lebens oder die Pforte, der Verbindungsweg zwischen zwei verschiedenen Weisen des Daseins der Seele. In der indischen Trimurti steht daher der Zerstörer Çiva dem Schöpfer Brahma ganz gleich oder vielmehr Brahma ist selbst Çiva, indem er durch den Tod und die Auflösung das neue Leben schafft. Uebrigens muss der Mensch in Demuth sich bescheiden, Gott zu begreifen und zu wissen; er soll an ihn glauben. Deshalb ist in dem Schastah des indischen Brahma das Grübeln und Forschen über die göttlichen Dinge mit folgenden Worten ausdrücklich untersagt: „Forsche nicht nach über das Wesen und die Natur des Ewigen, noch über die Gesetze, wornach er regiert, beides ist eitel und, strafbar. Genug, dass du Tag für Tag und Nacht für Nacht seine Weisheit, seine Macht und Güte an seinen Werken schauest – das sei dir Heil!“ Ein szufitischer Dichter bemerkte in einem im Jahr 1339 verfassten Gedichte:

Wem Gott nicht selbst sich selber offenbart hat,
Dem Logik nie die Räthsel je erklärt hat.
Wenn Philosoph im Forschen schier sich abmüht,
Als höchste Frucht die Möglichkeit er einsieht.
Was möglich ist, das hält er dann für wirklich,
Was wirklich ist, das dünkt ihm dann unmöglich.
Jetzt läuft getäuscht er um sich selbst im Kreis her,
Jetzt wird in eigner Schlusskett er Gefangener –
Da sein Verstand vom Sein ihn weit entfernt hält,
Sein Fuss, in Schlusskett’ festgestrickt, zur Erd’ fällt. –
Wer was Gott ist bespeculirt, der sündigt,
Wer was Cott gibt bespeculirt, der huldigt.

[346]

Aehnlich ruft Lenau dem Faust zu:

„Lass nicht den Flammenwunsch im Herzen lodern.
Der Schöpfung ihr Geheimniss abzufordern;
O wolle nicht mit Gott zusammen fallen,
So lang dein Loos auf Erden ist zu wallen.
Das Land der Sehnsucht ist die Erde nur;
Was Gott dir liebend in die Seele schwur,
Empfängst du erst im Lande der Verheissung,
Nach deiner Hülle fröhlicher Zerreissung!“ –

Die Beschränktheit des menschlichen Denkens tritt besonders deutlich selbst in den Worten hervor, die ihm zur Bezeichnung seiner Begriffe dienen müssen. Die umgeschaffene Zeit, die unendliche Zeit und der unendliche Raum widersprechen sich, heben sich in sich auf, weil die Zeit erst durch und mit der Schöpfung entsteht, jede Zeit eine geschaffene ist, und wir zu dem Begriffe des unendlichen Raumes nur gelangen, indem wir ihn denkend begrenzen. Wir können den Begriff des Ewigen und Höchsten nur geben, indem wir ihn von allen Schranken und Banden des Raumes und der Zeit entkleiden, indem wir bei ihm alle Eigenschaften verneinen, welche das Geschaffene bezeichnen; er ist daher ohne Anfang und Ende, unerschaffen, unendlich, ewig, allmächtig, allwissend, allgütig, allbarmherzig, allweise, der Herr der Herren, der König der Könige, der Allvater u. s. w., – in ihm sind Geist, Wort und That nicht verschieden, sondern vom Uranfange dieselben, – er ist nicht blos, er war auch und wird sein. Das Pentagramm, von Goethe in einem Festgedichte das Fünfwinkelzeichen genannt, – der maurerische fünfeckige Stern mit der Fünfzahl ist ein uraltes Symbol, worüber im Vorgehenden schon Mehreres beigebracht wurde, was hier nunmehr als bekannt vorausgesetzt werden darf. Das Pentagramm, welches namentlich auch schon in sehr alten Zeiten bei den Indern und bei den Chinesen erscheint und jetzt noch gebräuchlich ist, ist wohl dem Abendlande aus Aegypten mit dem Sechsecke oder Hexagon besonders durch Vermittelung der Pythagoräer, Essäer und Therapeuten, – und sodann der Klosterbauleute, zumal der Benedictiner und Cistereienser zugekommen. Jedoch mögen zur Verbreitung des Fünf- und Sechsecks [347] als eines heiligen und mystischen Zeichens in dem Abendlande namentlich auch die Druiden beigetragen haben, da ihnen dieselben gleichfalls bekannt waren und von ihnen zufolge unserer und der gemeinen Meinung der Drudenfuss des deutschen Mittelalters seinen Namen trägt. Neuerlich hat sich zwar noch Diefenbach, Origines Europaeae, S. 319, gegen diese auch von Holzmann gebilligte Ableitung erklärt und behauptet, dass der Drudenfuss von der Valkyrie thrûdhr herstamme. Das Fünf- und das Sechseck hängen zugleich mit der Siebenzahl, mit der Planetenzahl, mit der Astronomie zusammen, was nicht übersehen werden darf. Umschreibt man z. B. das Sechseck mit einem Zirkel oder Kreise, entstehen in demselben sieben besondere Punkte, mit Hinzuziehung des mittleren, welche sieben Punkte, die heilige Siebenzahl bezeichnen. Das Pentagramm war den ägyptischen Priestern ein sehr altes Symbol und findet sich unzählige Mal in den ägyptischen Tempeln angebracht, weshalb auch Br. Oppel, Kemi oder Aegyptens Bedeutung für die Kulturentwickelung der Menschheit, Frankfurt a. M. 1859, S. 22, die Griechen dasselbe unbedingt in Aegypten holen und es Hygieia, bei den Römern Salus benennen lässt, weil sie ihm gesund machende, jeden bösen Zauber abhaltende Kräfte zugeschrieben haben. Auch Grotefend in Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S. 485 b, womit sein Aufsatz über die Fünfzahl in Böttigers Amalthea, II. Seite 91 ff., zu vergleichen ist, hält Aegypten für das eigentliche Vaterland der mysteriösen Fünfzahl, indem in Aegypten nach Plutarch darauf die Lehre von den fünf Gattungen des Lebens gebaut war und dort Hermes der Isis die fünf Ergänzungstage des Jahres abgewann. Die Gallier und Germanen aber haben zufolge Grotefend die Fünfzahl unmittelbar aus Asien empfangen. Schon die Babylonier feierten, ganz wie die Aegypter ihre fünf Zusatztage am Ende des Jahres vor dem Aufgange des Rundssternes (vom 15. bis 20. Juli) als ein grosses Nilfest begingen, ein fünftägiges Fest vom 9. bis 14. Juli, das einige Aehnlichkeit mit den römischen Saturnalien hatte. Die Sklaven wählten sich nämlich an diesem Tage einen König, dem mit allerlei Possen gehuldigt wurde, und herrschten über ihre [348] Gebieter. Das Fest selbst führte den Namen der Sakeen.1) Der Hundsstern geht natürlich in Babylonien eher auf als in Aegyten, im Uebrigen aber entspricht dieses fünftägige Fest am Ende des Jahres bis zum Aufgange des Sirius den ägyptischen Einschubtagen so genau, dass hierdurch der ursprüngliche Jahresanfang mit diesem Aufgange und die 360 Tage des übrigen Jahres wohl gesichert werden. Das Sternbild des Orion, das bekanntlich in der Nähe des Sirius steht, heisst auf ägyptisch (hieroglyphisch) Sek, auf armenisch Hayk und Böttcher (Arica p. 16) schliesst daraus, dass dieses Sternbild in einem dem Sanskrit näher stehenden Dialekte, der auch in Babylon (neben dem Semitischen) heimisch gewesen, sahki (zd. hakhi) gelautet und dass davon das Fest der Sakeen ( [...]) den Namen erhalten haben möge. Am Ende des Festes errichtete man einen Scheiterhaufen und verbrannte darauf das Bildniss des Sonnengottes, des assyrischen Sardan, Sardanapal, Herakles;2) das Fest war sonach das dramatische Gedächtnissfest des auf dem Scheiterhaufen sieh selbst verbrennenden Sonnen- und Jahresgottes, des endenden und des neuerstehenden Jahres. Die Parsen und das unter den Sassaniten wiederhergestellte persische Reich feierten in sechs Jahresfesten von je fünf Tagen die sechs göttlichen Schöpfungstage und zwar am Schlusse des Jahres nach dem letzten Monat Çpenta Armaiti in den fünf Tagen, welche den zwölf Monaten von 30 Tagen zugesetzt werden, die Erschaffung des Menschen als ein Fest aller Seelen. An diesen fünf Zusatztagen, also zu einer ungewöhnlichen und ausserordentlichen Zeit, sollten die Seelen der Verstorbenen wieder auf die Erde kommen und ihre Familien besuchen. Ahuramasda sollte an den fünf Zusatztagen des Jahres die Hölle ausleeren und die Seelen der Sünder, welche Busse thäten, aus der Wohnung der Drudscha erlösen und ihre eigenen und ihrer Nachkommen Verdienste ihnen anrechnen. Den Tag theilten die Parsen in fünf Zeiten, welche fünf Schutzgeistern untergeordnet wurden, wie auch jeder [349] Tag des Jahres seinen besondern Schutzgeist hatte.1) Nach Oppel sollen die Pythagoräer das Pentagramm, aus Silber gefertigt, als Erkennungszeichen bei sich getragen haben, welches Letztere auch Creuzer, Symbolik IV. Seite 541 Anm. 407 behauptet. Oppel und Creuzer folgen hierbei einer kaum zuverlässigen Angabe des Lucian, welcher noch beifügt, dass ohne jenes Erkenntnisszeichen oder Kleinod Niemand habe den Versammlungsort betreten dürfen und dass dasselbe beim Eintritte dem Archonten (ersten Vorsteher) habe mit den Worten vorgezeigt werden müssen: „Siehe das Zeichen meiner Arbeit und meines Strebens, lass mich dabei, du siehest einen Geweihten.“ Grävell, Betrachtungen S. 233, glaubt, das Sechseck habe ursprünglich den auf Gottes Auge und Geist zu deutenden flammenden Stern gebildet und erst später sei an dessen Stelle das Fünfeck, der Druden- oder eigentlich Druidenfuss, das Alpkreuz getreten. Mit Nicolai findet das pythagoreische Fünfeck Grävell auch in dem Baphomet der Tempelherrn und erklärt die dagegen von Hammer erhobenen Einwendungen für grundlos. Uebrigens hat Oppel keinerlei selbständige Forschungen gemacht und stellt sich S. 12 ff. als ein unbedingter Anhänger von Röth dar. Die ältesten Etrusker betrachtet er mit Röth als aus Aegypten ausgetriebene und nach Italien übergesiedelte Phönicier, indem die ägyptische Färbung hetrurischer Bildung weder in der Malerei, noch in der Baukunst und Religion zu verkennen sei. Die ältesten etruskischen Bildwerke in der Sammlung hetrurischer Alterthümer zu Volterra sollen den ägyptischen zum Verwechseln gleichen. Sogar die Chaldäer erklärt Oppel, a. a. O., S. 16, für blosse ägyptische Kolonisten. Obwohl wir hierüber anders denken, glauben wir dennoch, dass das Fünfeck und überhaupt alle architektonischen Symbole, also namentlich der Hammer, das Winkelmass, das rechtseitige und das rechtwinkelige Dreieck, der rohe und der cubische Stein u. s. w. phönicisch-ägyptischen Ursprunges oder bei den ältesten Architekten aufgekommen seien. Jedenfalls war lange vor den Zeiten des Pythagoras die praktische Mathe- [350] matik und ihre Anwendung auf die Baukunst, die Kenntnies besonders des rechten Winkels und des rechtwinkeligen Dreiecks, vorzüglich des im Verhältniss von 3, 4 und 5 construirten, bei den Aegyptern sehr ausgebildet, indem sie sonst ihre bis in das höchste Alterthum hinaufreichenden Riesenbauten nicht hätten aufführen können. Der sogenannte pythagoreische Lehrsatz, dass bei den rechtwinkeligen und mit seinen Seiten nach dem Verhäliniss von 3, 4 und 5 construirten Dreiecke das Quadrat der Hypotenuse gleich dem Quadrate der beiden Katheten sei, – der sogenannte magister matheseos ist eine alte ägyptische Lehre,1) wie Plutarch de Isid. et Osir. cap. 56 ausführlich berichtet.2) In diesem rechtwinkeligen Dreiecke, ähnlich wie in dem gleichseitigen Dreiecke, dachten sich die Aegypter die auf der Grundlinie senkrecht stehende Linie als den Mann, die Grundlinie als die Frau und die zwischen den Enden jener beiden Linien liegende als das von den beiden erzeugte (den Erzeugern gleiche, 4² + 3² = 5²) Kind.

Dass die Pythagoräer das Pentagon Gesundheit, Hygiea, genannt haben, will Creuzer, Symbolik IV. S. 541, Anm. 407, in religiösem Sinne für Seelenheil verstehen, wie in diesem Sinne Gesundheit auch in der eleusinischen Lehre von Jasion und Aesculapius vorkomme. Das Seelenheil würde also wohl durch die Mysterienlehre, das Mysterienlicht gebracht werden und die pythagoreischen Eingeweihten wären Seelenärzte, Therapeuten gewesen. Der letzte Seelenarzt und Retter, [...], der Erlöser, würde aber Gott, das in dem flammenden Sterne sich verkündende göttliche Licht sein. Die in der Unterwelt über die Seelen der Verstorbenen, d. h. über ihre Reinigung entscheidenden Gottheiten, wornach die Seele entweder in den Himmel zurückkehren durfte oder wiedergeboren werden musste, waren Demeter, Persephone und Dionysos und sie hiessen auch die erlösenden Gottheiten ( [...]) und namentlich Persephone, [351] die erlösende Jungfrau ( [...]1)) Eben so wird Dionysos der Erlöser ( [...]), der Heiland, der Erretter ( [...]) genannt. Der Erlöser hatte jedoch ursprünglich blos die physikalische oder natürliche Bedeutung des von der Noth des Winters und allen Sorgen und Mühen desselben befreienden Frühlings, des wiederkehrenden oder wiedergeborenen Frühlings- oder Sonnengottes. In diesem Sinne wurde zu Athen im Monat März ein Fest des Dionysos [...] gefeiert.2) Jesus, wie Josua und der griechische Jason, Aison von [...], Heilung, bezeichnen alle wörtlich den Heiler3) im körperlichen wie im geistigen Sinne, indem ja namentlich auch Jesus die Kranken heilt, selbst die Todten auferweckt, – ein wahrer Therapeute ist und wohl auch (ein jüdischer Essäer) war. So wäre also das göttliche Licht, der flammende Stern (l’ étoile flamboyante), der die Seele von dem Erdenleiden und dem irdischen Tode erlösende und errettende Heiler und Heiland. – Wenn sodann Creuzer das pythagoreische Pentagon und die pythagoreischen Lehrsätze sich bis nach Gallien zu den Druiden fortpflanzen und verbreiten lässt, ist dieses die Kehrseite von Brosi, welcher die Pythagoräer zu den Schülern der Druiden macht. Nach Creuzer, a. a. O., II. S. 196 Anm. 170, finden sich Spuren des Pentagon auf Münzen von Pitane in Mysien, wo es an der Stelle der Hygiea steht, die auf andern Münzen dieser Stadt vorkommt; ingleichen auf Münzen von Velia Nuceria, auf Münzen der Ptolemäer und auf gallischen Münzen. Daraus, wie aus andern Nachrichten glaubt Creuzer schliessen zu dürfen, dass pythagoreische Lehren zu den Druiden nach Gallien fortgepflanzt worden seien und dass das Pentagon auf gallischen Münzen gleichfalls eine religiöse Bedeutung habe. Die Griechen in Massilia haben gewiss das Münzen und die Münzzeichen nach Gallien gebracht, vielleicht auch mehr oder weniger pythagoreische Philosophie unter den Druiden verbreitet. In Gallien oder auf den dortigen Münzen lernten die Deutschen das Pentagon zu- [352] erst kennen und nannten es daher sehr natürlich den Drudenfuss. Für den Einfluss der griechischen Bildung durch die in Gallien angesiedelten griechischen Colonisten, deren Hauptstadt Massilia war, auf die Druiden spricht vorzüglich und unbestreitbar der Umstand, dass die Druiden zur Schrift die griechischen Buchstaben angenommen hatten,1) so dass, wenn sie der griechischen Buchstaben sich bedienten, sie auch griechische Schriften möglicher Weise lasen und studirten. Nach Caesar, de bell. gall., I. 29, sind in dem Lager der Helvetier zwar in keltischer Sprache, aber mit dem griechischen Alphabete geschriebene Verzeichnisse (ln castris Helvetiorum tabulae repertae sunt litteris Graecis confectae) der verschiedenen Völkerklassen, welche vom Hause zum Kriege ausgezogen waren, gefunden worden. Fr. Kraner in Berlin in seiner Ausbe der Commentare Caesars über den gallischen Krieg bemerkt zu dieser Stelle, dass aus dem Gebrauche des griechischen Alphabetes bei den Kelten Kenntniss der griechischen Sprache nicht gefolgert werden dürfe, zumal da hier nur von einem blossen Namensverzeichnisse die Rede sei. Diese Ansicht dürfte jedoch darum nicht zu billigen sein, weil die massilischen Griechen den Druiden die Schreibkunst gelehrt haben, was jedenfalls einen weiter gehenden wissenschaftlichen Verkehr voraussetzt. So scheint auch das Neujahrblatt der Brugger Bezirksgesellschaft für vaterländische Cultur für 1820, welches Helvetiens Urgeschichte behandelt, S. 20 die Sache aufzufassen. Dazu kommt, dass die Kelten von den massilischen Griechen sich auch die Kunst des Münzprägens angeeignet hatten und auf ihren Münzen sich gleichfalls der griechischen Buchstaben und Münzzeichen bedienten. Caesar sagt VI, 14: „cum (Druides) in reliquis fere rebus, publicis privatisque rationibus Graecis litteris utantur.“ Kraner wiederholt hier seine früher gemachte Bemerkung und fügt noch bei, man habe auch gemeint, dass es eigenthümliche Charaktere gewesen seien, welche die Römer für griechische hielten. Zu dieser Ansicht neigt sich auch Eckermann,

[353]

a. a. O., I. S. 14, indem er vermuthet, das Wort „graecis“ sei von einem Abschreiber in den Text bei Caesar eingeschoben worden; zugleich behauptet Eckermann, dass die Druiden neben der Schrift, welcher sie sich in profanen Dingen bedienten, für ihre Mysterien noch eine besondere Geheimschrift gehabt haben. Dass selbst die keltischen Helvetier sehr frühe mit Massilia in Berührung gekommen seien, wird z. B. dadurch bewiesen, dass im Jahr 1848 in der Enge zu Bern in alten keltischen Reihengräbern auch eine altmassilische Silbermünze aus der Zeit von 400 – 460 v. Chr. aufgefunden worden ist.1) Die eigentliche Kunst der Glasbereitung, d. h. der Anfertigung von Schmucksachen aus Glas, haben die gallischen und helvetischen Kelten durch Vermittelung der Massillioten oder theilweise vielleicht auch unmittelbar von den Phöniciern überkommen und erlernt.

Die Heiligkeit der Fünfzahl und ihr Gebrauch bei den Völkern des Alterthums ist schon früher berührt geworden, und wir fügen den schon gegebenen Beispielen noch bei: In Farg. III. des Vendidad werden auf Zarathustra’s Befragen fünf Dinge aufgezählt, die dieser Erde am angenehmsten sind (§. 1 – 20); dann folgen fünf Dinge, die ihr am unangenehmsten sind (§. 21 – 37) und dann die fünf, welche vornehmlich die Zufriedenheit der Erde erregen (§. 38 bis zu Ende). Die Dinge, welche der Erde am angenehmsten, und die, welche ihr am unangenehmsten sind, werden auch im Minokhired aufgezählt (p. 105 ff.), jedoch ist ihre Zahl hier auf das Doppelte gebracht, weil das frühere Verzeichnisi nach Spiegel, Avesta, I. S. 78, in der spätern Zeit nicht mehr genügte. Nach dem Minokhired und nach dem Vendidad sind folgende fünf Dinge der Erde am angenehmsten:

Jene Erde (Land) ist am frohesten, wo ein heiliger rechtsprechender Mann seine Wohnung aufschlägt;
wo man Plätze für das Feuer einrichtet;
wo grosses und kleines Vieh schläft (seinen Lagerplatz hat); [354]
wo man unbebautes, unbearbeitetes Land wieder bearbeitet und bebaut;
wo man die Höhlen der Karfesters (schädlichen, Thiere) ausgräbt.

Unter den fünf neuen guten Dingen, welche der Minokhired noch beifügt, erscheinen: wo die Guten über die Bösen Herr werden, und wo man die Früchte mit Yazatas und den Guten theilt, also Opfer darbringt und mildthätig ist.

Die von Con-fu-tse1) verfassten heiligen Schriften der Sinesen zerfallen in fünf Theile und heissen der Y-king, Tsehu-king, Tschi-king, Li-king und Tschun-tsien. Der Inhalt derselben besteht in Lehren der Moral und der bürgerlichen Pflichten, in Gedichten und in Darstellung der älteren Geschichte Sina’s.2) Nach Confutsee sind das erste Gesetz der Monarchie die Vorschriften über die fünf Ordnungen, d. h. das Verhältniss der Unterthanen zum Herrscher, der Kinder zum Hausvater, der Gatten zu einander, der Jüngern zu den Aeltern und der Freunde zu einander. Die Fünfzahl beherrscht überhaupt das ganze chinesische Gesetz und Leben, ähnlich wie die Siebenzahl diejenigen des Zendvolkes, der Inder, der Germanen, der Juden u. s. w. Auf Japan besteht der höchste Reichsrath aus fünf Personen des höchsten Adels, neben welchem drei Prinzen von Geblüt eine Art höchstes Tribunal bilden.3)

Aus Indien sind die fünf Gebote des Buddha schon mitgetheilt und mit den jüdischen verglichen worden (I. S. 177). Auch gab es in Indien einen Fünfstrom oder Fünffluss, Punjund, im Sanskrit Pank’ anada, welcher sich mit dem Indus vereinigt.4) Man spricht da- [355] her von einem Fünfstromlande oder der Pentapotamie, dem Punjaub, Penjab, Pandschab, wie es z. B. in Ungarn ähnlich eine Stadt Fünfkirchen gibt. Der indische Gott Amor, Kâmas genannt von kam, lieben, trägt einen Bogen von Zuckerrohr, dessen Sehne eine Reihe Bienen bildet zum Symbole des Stachels der Liebe, und einen Köcher angefüllt mit fünf Blumenpfeilen nach der Zahl der menschlichen Sinne. Die Zeitewigkeitsschlange Ananta, auch Seschen, Wasughi, Sangha genannt, wird auch mit fünf Häuptern, wie mit einem, mit vier und sieben Häuptern1) dargestellt. Die Fünfzahl deutet auf den Menschen mit seinen fünf Sinnen, die Siebenzahl auf Gott mit seinen sieben Himmeln. Die fünf Geschosse des Kama, des Gottes der Liebe, welcher auch Madana (Betäuber), Manasidscha (Herzinwohner) und Kandarpa (Seelenbrenner) heisst, sollen namentlich bezeichnen, dass die Liebe alle (5) Sinne des Menschen besiege und betäube. Ein fünffaches, d. h. alle fünf Sinne erfreuendes Mahl ist nach den indischen Dichtern ein königliches.2) Die indischen Hochzeiten dauern jetzt fünf Tage, was an die gleich zu erwähnenden fünf römischen Hochzeitsfackeln mahnt. Der Punsch, pank’a, in Indien seit alten Zeiten ein berauschendes Getränk und aus Indien nach Europa übergegangen, ist aus fünf Bestandtheilen zusammengesetzt und hat daher seinen Namen. – Ein verwandtes Getränk hatten die Griechen. Die 18 indischen heiligen Puranen (purana = alt) behandeln jedes fünf Gegenstände: 1) die Schöpfung; 2) die Zerstörung und Erneuerung der Welten; 3) die Genealogie der Götter und Heroen; 4) die Regierung des Manu und 5) diejenige seiner Nachkommen. Nach der Lehre des Râmânuga aus dem Anfange des 12. Jahrhunderts offenbart sich die höchste Gottheit (Vischnu) unter fünf Gestalten, in fünf Epiphanien, welchen die fünf Arten der ihr dargebrachten Verehrung entsprechen, von denen jede folgende eine höhere Stufe auf der Leiter der Vollkommenheit bezeichnet; nach diesen fünf Graden der Gottesverehrung sind auch die Belohnungen im künftigen Leben normirt. Am niedrigsten [356] unter den Arten der Gottesverehrung steht die Reinigung der Tempel, das Schmücken der Götterbilder und ähnliche Handlungen; den höchsten Platz nimmt natürlich der joga, die Versenkung in die Beschaulichkeit, ein.1) Dem Brahmanen sind fünf tägliche Religionswerke zur Pflicht gemacht, welche zusammengefasst mahâjag-nas heissen, d. i. die Prinzipalverehrung, gleichsam die fünf Sacramente, wie sie Colebroke nannte. Diese sind: 1) Studium der Veden zur Ehre der Weisen, brahmajag’nas, auch ahuta (nicht geopfert) genannt; 2) Opfer nach Vorschrift zur Ehre der Götter, huta (Geopfertes) genannt; 3) Uebung der Todtenfeier (craddha, Gehorsam, von crat, altes Particip von cri, hören und dha, setzen – au-di-o, – welches zur Weiterformation der Wurzeln dient) zur Ehre der Manen, prâsita (gut gegessen) genannt; 4) Darbringung des Bali zur Ehre der Geister (prahuta, gut geopfert) und 5) Gastopfer zur Ehre der Menschen (brâhmja-huta genannt2)). Die indischen Büsser setzen sich auch fünf Feuern aus, d. h. in der heissen Jahreszeit vier angezündeten Scheiterhaufen und der Sonne.3) Der indische Tempel zu Branbanam hat fünf Vorhöfe, wie auch der chinesische Haupttempel solche fünf Vorhöfe hat.4) Ein indisches Opfer, genannt agnishtoma, bestand aus an fünf Tagen im Feuer verrichteten Opfern.5) Der im Anfange des 7. Jahrhunderts herrschende buddhistische König Cîlâditja berief alle fünf Jahre eine grosse Versammlung der Befreiung.6) Fünf heilige Orte sind zum Reinigungsbade im Ganges, wo sich derselbe mit andern Strömen vereinigt (prajâgas); der heiligste dieser Zusammenflüsse ist bei Allahabad, wo sich der Ganges mit der Jamuna und nach der indischen Annahme mit der Sarasvati verbindet. Vielleicht hängt auch damit zusammen, dass Buddha, nachdem er sich aus der Velt in die Einsamkeit zurückgezogen hatte und über [357] Alter, Krankheit, Tod und das priesterliche Leben nachzudenken anfing, zuerst fünf Schüler zählte.1) Buddha wurde in Kambodja in Hinterindien dargestellt mit fünf Köpfen; der dortige König hatte fünf Frauen und 3000 bis 5000 Concubinen. Fünfhundert durch ihre Kenntnisse und Tugenden bewährte Rhixu oder Bettler bildeten nach dem Tode des Bhuddha die erste buddhistische Versammlung oder Synode.2) Die zweite Synode der Buddhisten war aus 700 Bhixu zusammengesetzt und diese heisst daher die der 700, wie die erste die der 500.3) Die dritte Synode unter König Açoka, welche die Synode der 1000 genannt wird, weil ihr 1000 Bhixu beiwohnten, soll in sieben Tagen einberufen und versammelt worden sein.4) Der äussere glockenförmige goldene Behälter, in welchem zu Kandy auf Ceylon noch heute ein angeblicher Zahn des Buddha verwahrt wird, ist 5’ hoch mit einem Durchmesser von 3’; er schliesst vier kleine goldene Behälter in sich und erst im fünften befindet sich der Zahn. Die auf dem höchsten Berge von Ceylon befindliche im Felsen abgedrückte Fussstapfe des Buddha, nach den Muhammedanern des Adam, ist 5’ lang.5) Das berühmte Grabmal Akbar’s, des grossen muhammedanischen Herrschers, zu Secundra bei Agra besteht aus fünf quadratförmigen Stockwerken, und das letzte Stockwerk von weissem Marmor mit eilf Fenstern nach jeder der vier Seiten umschliesst in seiner Mitte das Cenotaph des Königs, gleichfalls von Marmor.6) Akbar hat dieses Grabmal, welches 52 Jahre zu seiner Vollendung bedurfte, sich selbst errichtet. Das schönste noch heute erhaltene Denkmal muhammedanischer Baukunst in Indien befindet sich zu Agra selbst und ist das gleichfalls quadrat’sche oder eigentlich achteckige Grabdenkmal aus weissem Marmor, welches in der Mitte des 17. Jahrhunderts Shah Jehan, ein Nachfolger Akbar’s auf dem Mo- [358] gulthrone, seiner geliebten Gemahlin Moomtaz Mahal unter dem Namen Taje Mahal und demselben gegenüber in ganz gleicher Weise sich selbst errichtet hat. Jede der vier Hauptfronten dieser beiden Grabdenkmale hat drei, beziehungsweise fünf Nischen, nämlich eine hohe Nische in der Mitte, das Thor mit gegittertem Marmorwerk umfassend, daneben auf jeder Seite zwei Nischen.

Görtz, a. a. O., S. 503 sagt: „Zwei Dinge ausser Europa sind hoher Bewunderung werth, der Niagarafall und das Taje Mahal, aber jener lässt das Herz kalt, während dieses den unauslöschlichen Eindruck eines verlornen Paradieses in Dem hinterlässt, der geringe Hoffnung hat, es noch einmal in diesem Leben wieder zu erblicken.“ – In den buddhistischen Felsentempeln von Adjunta, nördlich von Ellora, finden sich in dem letzten Gemache der einzelnen 29 Tempel mitunter die fünf kolossalen Reliefs der fünf göttlichen Buddha’s.1) Wie der Zahn des Buddha in fünf Behältern verwahrt wird, wird im Pentamerome die Leiche Schneewittehens (dorten die Küchenmagd, la schiovatella) in sieben in einander gesteckte Glaskisten verschlossen; die Glaskisten wachsen mit dem scheintodt darin liegenden Mädchen.2) – Ein indischer Provinzialvorsteher scheint um das Jahr 700 v. Chr. fünf Distriktsvorsteher unter sich gehabt zu haben, wie wohl daraus geschlossen werden darf, dass nach den Gesetzen Manu’s VII, 118 – 121 ein Distriktsvorsteher mit dem Ertrage einer Oberfläche besoldet werden soll, wozu 12, und ein Provinzialvorsteher mit dem Ertrage einer Ackerfläche, wozu 5 Mal 12 Stiere erforderlich sind. In Japan haben noch dermalen je fünf Häuser oder wohl Familien einen besonderen Vorstand.3) Die alten indischen Behörden der Heer- und der Städteverwaltung bestehen gewöhnlich aus fünf Mitgliedern.4) Zur Aufnahme in die Religion der Sikhs (çikshâs, Schüler) genügen fünf Sikhs, denn Guru Govinda, [359] ein um 1700 lebender Lehrer und Stifter dieser deistischen Religionssekte, soll sterbend gesagt haben: „Wo immer fünf Sikhs versammelt sind, werde ich unter ihnen sein.“

Die Völkertafel der Genesis 10, 22 , worüber besonders die ausgezeichnete Abhandlung von Knobel zu vergleichen ist, gibt dem Noachiden Sem fünf Söhne: Elam, Assur, Arpachsad, Lud und Aram.1) Zufolge Genesis 10, 7 hat auch Chus 5 Kinder: Seba, Hevila, Sabtha, Raema und Sabtecha. Die alten Philistäer, die Nachbarn und Feinde des Stammes Dan, hatten fünf Städtegebiete mit fünf Fürsten: Ekron, Gad, Asdod, Askalon und Gazal2) weshalb dieselben zusammen Pentapolis von den Griechen genannt wurden. Ebenso wurde Cyrene, die provincia Cyrenaica in Africa, nach fünf Hauptstädten Pentapolis Cyrenaica genannt; Plinius his. nat. lib. V. cap. 6 sagt darüber: „Cyrenaica eadem Pentapolitana regio illustratur Ammonis oraculo, urbibus maxime quinque, Berenice, Arsinoë, Ptolemaide, Appollonia, ipsa Cyrene.“3) Die Asgar, ein semitischer oder Berberstamm im nördlichen innern Afrika in der Nähe von Rhat, bilden noch heute eine Kriegeraristokratie, welche aus fünf Familien bestehend, in 30 Unterabtheilungen oder „feia’s“ zerfällt.4) Der Stamm der Amanakólen, der Königlichen, darf nicht mehr als zehn Familienhäupter zählen. Ferner wurde Pentapolis ein Ort jenseits des Ganges, 700 Stadien von der östlichen Mündung desselben, in dem nordöstlichen Winkel des Sinus Gangeticus genannt. Doris, der dorische Staat und Bund, hiess nach Herodot I, 144 gleichfalls Pentapolis, früher Hexapolis und gewöhnlich Tetrapolis, je nachdem zu dem dorischen Bunde 5, 6 oder auch nur 4 Städte gezählt wurden; Hauptort war stets Cytinium. – Im alten Carthago war eine Behörde von fünf Personen ( [...]) [360] die höchste Behörde nach den Suffeten. – Zufolge Böttger, die Ursprünge unseres Alphabetes, Dresden 1860, S. 41 ff., ist auch das ursprüngliche phönicisch-ägyptische Alphabet, welches im Ganzen zwanzig Buchstaben zählte, nach der Zahl der menschlichen Finger aus zwei Zehnden und vier Gefünften zusammengesetzt. Dabei erinnert Böttger an den allgemeinen Gebrauch der Fünf- und Zehnzahl in der ganzen alten Welt, wofür er als Beispiele anführt: die Aegypter steuerten Fünftheile, die Hebräer Zehntheile als Abgabe; die Griechen sandten Geschwader zu zehn Schiffen aus, wählten Archonten auf zehn Jahre, hatten neben zwölf- auch zehngliederige Städtebündnisse u. s. w. Nach Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, V. S. 399, hatte das phönicische Alphabet ursprünglich nur 14 Zeichen und später sollen es nur 19 gewesen sein. – Auch die Muhammedaner haben fünf gesetzliche Zeiten des täglichen Gebetes, welche Zeiten von den Minarets herab ausgerufen werden.1) Moses II. 22. 1 schreibt vor, dass wenn Jemand einen Ochsen oder ein Schaf stehle, und schlachte oder verkaufe, er fünf Ochsen für einen Ochsen und vier Schafe für ein Schaf geben solle. Ebenso müssen die Philister nach dem Ausspruche ihrer Priester bei Samuel I. 6, 4, als sie nach sieben Monaten die ihnen verderbenbringende Bundeslade zurücksenden wollen, ein Schuldopfer von fünf goldenen Mäusen u. s. w. als den Symbolen der über sie verhängten Plagen geben, mit der Bundeslade sollen durch ein Opfer auch die Landesplagen entfernt werden. – Alexandria hiess quinque vertex, die Fünfhügelstadt, wie Rom die Siebenhügelstadt, septemplex: Den fünf Hügeln entsprechen die fünf ersten Buchstaben des Alphabets, welche der neugegründeten Stadt Mauern und ihre fünf Quartiere tragen.2) Wir haben also hier wieder das E von Delphi als höchste Zahl. – Auf den Monumenten des Museo Campana begegnet die Fünfzahl ebenfalls sehr häufig, z. B. fünf Krieger, fünf tanzende Figuren, fünf Pferdeköpfe, fünf ionische Säulen, fünf geflügelte Sphinxe, fünf Blumen und auch [361] Gegenstände anderer Art. – Die chinesischen Annalisten zählen fünf blonde und blauäugige Volksstämme des Orients.1) – Die bengalischen Brahmanen oder die Gauda hatten fünf ursprünglich eingewanderte Geschlechter oder fünf Stammhäupter, welche bei Lassen, III. S. 718, namentlich aufgeführt werden und die mit dem heiligen Feuer und mit ihren Opfergeräthen zuerst in Bengalen eingewandert waren; König Adisûra liess für sie fünf Städte erbauen. Zur Stadt Agmir führen fünf hohe, starke und im schönen Style erbaute Thore.2) – Bei den Parsen sind die noch vorhandenen, von Haug neuerlich ausgezeichnet übersetzten und erläuterten fünf Gâthâs fünf Sammlungen theils ganzer Lieder, theils einzelner Liederverse, die oft den Charakter von Sprüchen tragen. Den liturgischen Grund dieser fünffachen, an Umfang sehr ungleichen Abtheilungen der alten Lieder und Liederverse findet Haug, II. S. 220, darin, dass sie bestimmt waren, in den fünf Tageszeiten der Parsen hergesagt zu werden. – Zu Tschirakal im südwestlichen Vorderindien müssen noch jetzt fünf Radjas zugleich regieren, welche in fünf Höfen neben einander wohnen;3) bei ihnen, bei den Malabaren und überhaupt im Dekhan und bei indischen Völkern findet sich auch das schon oben berührte Schwestersohns-Erbrecht,4) welches Erbrecht wohl aus Asien, aus Indien nach Arabien und überhaupt nach Afrika getragen wurde und nicht umgekehrt, wie Graul anzunehmen geneigt ist. In Malabar bilden die Handwerker oder Kammâler fünf Häuser,5) worunter der Zimmermann und Schreiner (Atschari) das erste Haus bildet und den Brahminen verglichen wird, auch geradezu Priester (Atschari) heisst, weil er jedes neue Haus einsegnet; dazu muss das ganze Haus und der ganze Hausrath der Brahminen und der Edelen im Sinne der alten Schastra’s gefertigt sein. In einer im Jahre 1840 an die englische Re- [362] gierung zu Madras von ihnen gemachten Eingabe erklären die Kammâlar oder Fünf-Gewerker, dass sich aus den fünf Vedas [...] sowohl als aus ihren Schastras unwiderleglich ergebe, dass sie Nachkommen der fünf Rischis seien, die aus den fünf Gesichtern Brahma’s entsprungen mit der Fähigkeit, in Eisen, Holz, Messing, Stein und Gold zu arbeiten, und dass sie in alter Zeit, selbst unter der Regierung der Kschatrija Könige, als Purôhita’s (Hauspriester) heiligen Dienst verrichtet haben.1) Noch bestimmter bezeichnen sic die Kammaler als die Kinder und Nachfolger des Visvakarma, des indischen Hiram2) und himmlischen Baumeisters.

Die keltische Lyra hatte fünf Saiten wie auch der Finnen fünfsaitige Harfe der höchste Gott Wäinämöinen aus dem Haupthaare Kalevas (nach Platens Uebersetzung) bildet. Nach Leonbardi, rhätische Sitten und Gebräuche, St. Gallen 1844, S. 7, hat das Kind zu Castasegna fünf Pathen, mit denen der Vater dasselbe in die Kirche zur Taufe trägt. Die Rechtssatzung des Graubündner Münsterthales nennt fünf Ehescheidungsgründe.3) Zufolge Diodor V, 32 wurden bei den Kelten Verbrecher fünf Jahre aufbewahrt, um bei einem vermuthlich alle fünf Jahre gefeierten Feste geopfert zu werden.4) Nach altbritischer Vorstellung gibt es fünf Zonen auf der Erde, zwei sind kalt und eine heiss und unbewohnt, die vierte umschliesst die Bewohner des Paradieses und die fünfte Zone die Wohnsitze der sterblichen Menschen. Diese letzte zerfällt in drei Theile: Asien, Africa und Europa. Daraus folgert Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 39, dass die Hölle in den beiden kalten und in der heissen Zone gewesen sei, welche von Menschen unbewohnt sind, während das Purgatorium in schauerlicher Tiefe innerhalb der Erde sich befindet, wozu an verschiedenen Orten der bewohnten Erde Eingänge sind. – Die gallischen Senatoren blieben fünf Jahre im [363] Amte und traten alsdann in den Stand des Adels mit Beibekaltung des Titels Senatoren.1) In einer Sage bei Rochholz, Schweizersagen Nro. 202, wirken fünf Finger voll Spinneweben zauberhaft. Auf einer zu Petinesca aufgefundenen bronzenen Anticaglie sind fünf keltische Disken [...]eingegraben.2)

Bei den Griechen sind die Fünfzahlen ausserordent lich häufig. Sie hatten ein Fünffingerkraut ( [...] oder [...]), bei den Italiern quinquefolium und bei den Galliern [...], pompedulon, kymr. pumdalen, pumbys, pumnalen, brit. pempdeil, pempiz, pempez,3) – Ströme mit fünf Mündungen ( [...]), Pflanzen mit fünf Blättern ( [...]), Strophen von fünf Versen ( [...]), einen Fünffuss ( [...]), fünf Ruderbänke ( [...]), fünf Spannen und fünf Stadien lang ( [...] [...] u. s. w. Auf den Pentameter, den fünffüssigen Vers darf wohl nicht erst aufmerksam gemacht werden. Ferner hatten die Griechen Pentadrachinen, Münzen im Gewichte von fünf Drachmen. Pentathlon (bei den Römern Quinquertium) hiess die Verbindung von fünf Uebungen bei den Wettkämpfen der Männer: Springen, Werfen des Discus und des Wurfspiesses, Laufen und Ringen und Pankration (Verbindung des Ringens und des Faustkampfes4). [...] oder [...] [...] war ein Spiel der griechischen Mädchen, bei dem man fünf Steinchen, Scherben u. s. w. mit dem Rücken der umgekehrten Hand in die Höhe warf und sie mit der innern Fläche der schnell gewendeten Hand wieder auffing. [...] ist ein Becher, gefüllt mit etwas Wein, Honig, Käse, Gerstengraupen und etwas Oel, welcher dem Sieger im skirischen Spiele zu Athen gereicht wurde. Die attischen Thesmophorien, welche zu Ehren der Demeter blos von den Frauen begangen wurden, wur- [364] den an fünf Tagen vom 9. bis zum 13. Panepsion gefeiert; zu Pallene dauerte die Thesmophorienfeier sieben Tage, an andern Orten blos drei Tage.1) Der fünfte Monatstag galt auch bei den Griechen als ein böser, denn da wandeln die Erinyen umher; der siebte Monatstag wurde dagegen nach Hesiod als der Geburtstag des Apollo für günstig und glückbringend gehalten.2) Bei den Griechen wie den Römern waren auch die fünfjährigen Zeiträume gebräuchlich und für das Staats- und Privatleben sehr einflussreich. Bei den Griechen hiess ein solcher fünfjähriger Zeitraum [...] und namentlich waren die olympischen Spiele seit ihrer Erneuerung durch Iphitus und Lykurg ein pentaeterisches Fest, d. h. es wurde nach vierjährigen Perioden in jedem fünften Jahre im Hochsommer in der Vollmondswoche nach der Sonnenwende gefeiert und fiel bald in den Monat Parthenius zu Ende, bald in den Monat Apollonius zu Anfang des Jahres. Das Fest sollte in der Folge mindestens fünf Tage dauern, wurde aber vielleicht sogar auf sechs und sieben Tage ausgedehnt.3) Da bei dem olympischen pentaeterischen Zeusfeste das gesammte griechische Volk zusammenkam, hiess das Fest auch [...] (Versammlung des ganzen Volkes) und [...], certainen quinquennale, waren insofern bei den Griechen gleichbedeutend. Bei den Römern war an das quinquennium namentlich die grosse Ordnung der Censur geknüpft und zum Zwecke der Censur wurde das gesammte römische Volk je das fünfte Jahr (quinto quoque anno redeunte) versammelt. Da bei dieser Versammlung zugleich das Volk gereinigt und entsündigt, lustrirt wurde, – mit der Versammlung auch eine Lustration verbunden war, hiess das quinqennium auch lustrum.4) Ueber das lustrum als Periode, als Zeitraum und Zeiteintheilung, Periode und Epoche hat besonders ausführlich Schultz, Grundlegung zu einer geschichtlichen Staatswissenschaft der Römer, Köln 1839,

[365]

S. 3 – 126 gehandelt. Schultz, S. 47 findet den historischen Grund des fünfjährigen Census, des Lustrums darin, dass in Italien, ja im südlichen Europa überhaupt, der Ackerbau auf einen fünfjährigen Cyklus der Bewirthschaftung (auf eine Fünffelderwirthschaft ähnlich der deutschen Dreifelderwirthschaft) basirt gewesen sei, wie nach dem Berichte von Reisenden noch jetzt namentlich in der Umgegend von Rom ein fünfjähriger Turnus in der Bestellung der Ackerfrüchte stattfinde; dieser fünfjährige Cyklus der Landbewirthschaftung habe die Verpachtungen und Abrechnungen über die Einnahmen und Ausgaben des Landbaues von je fünf zu fünf Jahren nöthig gemacht, woraus dann, da der Landbau die Grundlage des bürgerlichen Bestehens gewesen, die Lustralperioden und Epochen mit ihrem ganzen politischen Gewichte hervorgegangen zu sein scheinen. In der mosaischen Gesetzgebung erscheint in Uebereinstimmung mit der das Judenthum überhaupt beherrschenden Siebenzahl auch ein siebenjähriges Lustrum, indem namentlich alle sieben Jahre das ganze jüdische Volk sich bei dem Tempel vor Jehovah versammeln und die Vorlesung des göttlichen Gesetzes anhören soll. Auch das mosaische Erlassjahr scheint gleich dem römischen Census mit dem Ackerbau zusammenzuhängen und aus Rücksichten für denselben entsprungen zu sein. In dem zweiten Buche Mosis 23, 10 und 11 wird gesagt: „Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln. Aber im siebenten Jahre sollst du es ruhen und liegen lassen, dass die Armen unter deinem Volke davon essen; und was übrig bleibet, lass das Gewild auf dem Felde essen. Also sollst du es auch mit deinem Weinberge und mit deinen Oelbäumen thun.“ Offenbar ist hier der siebente Ruhetag der Woche zu einem Ruhejahr des Feldes gemacht, weshalb auch a. a. O. in V. 14 unmittelbar fortgefahren wird: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit thun, aber am siebenten Tage sollst du ruhen, dass dein Ochs und Esel ruhen, und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich erquicken mögen.“ – Zu Sparta gab es fünf jährlich neu gewählte Ephoren als die höchsten Leiter, Verwalter und Richter des Staates. Bei der Eleusinienfeier zu Andania in Messenien hatten Fünfmänner, [...],

[366]

die ökonomischen Angelegenheiten des Festes zu besorgen und die obersten Leiter waren Zehnmänner.1) In dem Tempel der Athena Kranaia bei den Elateern sowie zu Tegea wurde das Priesteramt immer fünf Jahre lang vor dem Eintritt in das Ephebenalter verwaltet.2) Mit fünf Begleitern kamen nach Herodot 4, 32 bis 33 zwei hyperboreische Jungfrauen nach Delos, um der Eileithyia ihre Weihgeschenke darzabringen.3) Den lokrischen Ajax begleitet ein zahmer Drache von fünf Ellen Länge wie ein Hund.4) Der berühmte Kasten des Kvpselos, wahrscheinlich aus dem Anfange der Olympiadenrechnung stammend und aus Cedernholz in eliptischer Gestalt verfertigt, war mit mythologischen Darstellungen geschmückt, welche theils in Holz geschnitzt, theils mit Gold und Elfenbein eingelegt, in fünf über einander laufenden Streifen den Kasten rings umgaben.5) Nach dem ersten Bade erhielt das neugeborene Kind am fünften oder am siebenten Tage dadurch die läuternde Weihe, dass die Hebamme mit demselben auf dem Arme mehrere Male den Hausaltar umschritt, weshalb dieser Tag als [...] [...] und die Handlung selbst als das Umlaufsfest, [...] [...], bezeichnet wurde. Ein Festmahl versammelte an diesem Tage die Hausgenossen in der Wohnung, deren Thüren bei der Geburt eines Knaben durch einen Olivenkranz, bei der eines Mädchens mit Wolle geschmückt zu werden pflegten, ähnlich wie in der Schweiz und namentlich in dem Kantone Zürich noch dermalen die Geburt eines Knaben oder eines Mädchens den Verwandten und Freunden durch ein sauber gekleidetes Mädchen oder Frau mit einem verschiedenartig geschmückten Kranze an gezeigt wird. Dieser Feier folgte am zehnten Tage das Fest der Namengebung, die [...], durch welches zugleich die Anerkennung des Kindes von Seiten des Vaters als eheliches festgestellt wurde.6) - Die Einweihung in die [367] grossen Eleusinien scheint fünf Jahre nach dem Empfange der Weihe in die kleinern ertheilt worden zu sein.1)

Die Fünfzahl war bei den Römern der Minerva heilig und deshalb dauert das Minervafest, ein Fest tuskischen Ursprungs, Quinquatrus genannt, fünf Tage. So ist ferner, da die Minerva gleich der griechischen Pallas eine jungfräuliche ist, der fünfte Tag im Monat ein unfruchtbarer, an welchem die Römer niemals eine Ehe abschlossen.2) Nach Bodemeyer nimmt im römischen Rechte die Fünfzahl die bedeutendste Stelle ein; sie werde nicht allein für die Zeugen gefunden, sondern auch als eine der wichtigsten Verjährungsfristen; sie begegne sowohl in dem jus publicum, wie in dem jus privatum; sie ziehe sich durch das ganze Rechtsgebiet in so verschiedenen Beziehungen hindurch, dass man dieselbe die politische nennen möchte, was dann Bodemeyer, S. 39 ff., durch Nachweisungen zu begründen sucht. Die Römer hatten Quinqueviri und Quindecimviri, d. h. Behörden von 5 und von dreimal 5 oder 15 Männern. lnsbesondere waren seit Sulla 15 Priester, sacerdotes Sibyllini, interpretes Sibyllae, Quindecimviri zur Aufsicht, Durchforschung und Erklärung der für Roms Religion und ganze Geschichte so bedeutenden sibyllinischen Bücher. Fünf Männer oder Quinqueviri gab es zu Rom agro dividendo (für die Vertheilung der Ländereien3)), – muris turribusque reficiendis (für die Ausbesserung der Stadtmauern und Stadtthürme,4) – mensarii oder aerarii (für die Regulirung des Schuldenwesens5), – qui scriberent leges de imperio consulari (zur Entwerfung der Gesetze über das Amt der Consuln6), – minuendis publicis sumtibus (für Regulirung und Beschränkung der Abgaben, der Staatsausgaben7). Auch gab es 15 oder 3 Mal 5 Flamines, welche 15 Flamines wenigstens einiger Massen [368] an die 15 Lichter der Meisterloge erinnern. Romulus hatte für den öffentlichen Cultus 60 Priester eingesetzt, welche 50 Jahre alt sein mussten. – Fünf Jahre lang musste man die sacra minora lernen, ehe man zu den sacra majora übergehen konnte.1) Zwischen zwei zur Cultur bestimmten Grundstücken soll ein Grenzrain von fünf Fuss unbeackert liegen bleiben und der Eigenthümer soll rings um sein Gebäude einen Raum von 2½ Fuss unbebauet lassen.2) Den Diis terrestribus wird auf der Erde, den Diis inferis in der Erde und den Diis superis über der Erde auf einem 2½ Fuss hohen Altare geopfert. Der Grundeigenthümer muss das Herüberhängen der Aeste des nachbarlichen Grundstückes, welche über 15 Fuss von der Erde von den Bäumen auslaufen, dulden und kann das Abhauen der überragenden Aeste bis auf die Höhe von 15 Fuss erzwingen oder im Falle beharrlicher Weigerung selbst vornehmen.3) – Den allgemeinen Hochzeitsgebrauch (pompa) der Römer, eine neu verheirathete Jungfrau mit fünf Fackeln in das Haus des Mannes einzuführen (deductio in domum mariti) will Bodemeyer S. 55 daraus erklären, dass hier die fünf Fackeln die servianischen fünf Klassen des römischen Volkes repräsentiren, unter dessen Schutz ja die Ehe eingegangen werde; möglicher Weise lasse sich aber die Fünfzahl der Fackeln auch mit den fünf Göttern in Verbindung bringen, welche die Neuvermählten vor der Besteigung des torus um ihren Segen anzuflehen pflegten, nämlich die Virginensis dea, Prema dea, die dea Pertunda, die dea Venus und den deus Priapus. Es ist hier schon eine andere Deutung der fünf Hochzeitsfackeln gegeben worden, nämlich als das Symbol der Vereinigung der männlichen Dreizahl mit der weiblichen Zweizahl. Auch im deutschen Mittelalter noch war das sogenannte Heimzünden der Braut wenigstens bei Personen der höheren Stände Sitte. Als der Bayernherzog Georg mit der Polin Hedwig sich vermählte, wurden der Braut 24 farbige Kerzen nach der Zahl ihrer Altersjahre beim [369] Kirchgange vorangetragen.1) So viel Lebensjahre das Kind zählt, so viele Lichtlein stellt man ihm auf den Geburtstagkuchen; nur darf man diese nicht ausblasen, sondern lässt sie ruhig zu Ende brennen.2) Die Christnacht oder vielmehr der Christtagsmorgen ist das wahre Lampen- und Lebensfest Christi bei den Katholiken, indem alsdann nicht nur Jedermann in der Christmette eine Wachskerze vor sich entzündet und brennt, sondern auch in allen Häusern beim ersten Erwachen der Kinder die Christbäume entzündet und den Kindern die Christgeschenke dargebracht werden. Sinniger könnte der beglückende Morgen des Geburtstages des Herrn nicht gefeiert werden und ähnlich wurde einst im alten Aegypten zu Sais und durch ganz Aegypten an dem Feste der Neith die Wiederauferstehung des zu Sais begrabenen Osiris begangen.3) – Die wendisch-preussischen Hochzeitsjungfrauen müssen noch jetzt brennende Lichter tragen. Bei elsässischen Hochzeiten dauert der Tanz so lange, als eine eigens dazu aufgestellte Festkerze brennt. Sobald dieses Licht erlischt, ruft der Ceremonienmeister „Todt“ und damit hat das neue Ehepaar nun zum letzten Mal mit Andern getanzt. Dieser Lichtausblaser, Puut de Lamp ût, reitet bei den wendisch-preussischen Hochzeiten mit einem Breithute auf einem Schimmel und Müllenhof hat darin die ursprüngliche Gestalt des Odhin erkannt. Die Hochzeitsfackeln sind die Symbole des Lebens und berühren sich mit den Weihnachts-, Jul- oder Sonnenwendlichtern, – mit den brennenden Kerzen der katholischen Konfirmanden, – mit dem Julblocke und mit der Osterkerze und noch mehr mit den leuchtenden Fackeln und Lichtern, welche in der Sage von Hero und Leander und in vielen ähnlichen Sagen die Geliebte dem zu ihr schwimmenden Geliebten brennt und deren Erlöschen dem kühnen Schwimmer Verderben und Tod bringt.4) Auch gehört hierher das finnische Symbol, dass das Brautpaar einge- [370] segnet wurde, während der Vater der Braut mit einem Stahle Feuer schlug; der geschlagene Feuerfunke, gleichsam ein Nothfeuer, ein neu entzündetes reines Feuer ist das Symbol des von den Brautleuten zu beginnenden neuen und reinen Lebens, wie in dem gleichen Sinne die Finnen den Todten auch Feuerstein und Stahl mit in den Sarg und das Grab gaben.1) In den Piccolomini von Schiller sagt der Astrolog Seni von der heiligen Fünfzahl:

„Fünf ist
Des Menschen Seele. Wie der Mensch aus Gutem
Und Bösem ist gemischt, so ist die Fünfe
Die erste Zahl aus Grad und Ungerade.“

Vorher bemerkt Seni:

„Eilf! Eine böse Zahl. Zwölf Stühle setzt!
Zwölf Zeichen hat der Thierkreis, Fünf und Sieben;
Die heil’gen Zahlen liegen in der Zwölfe.“

Nicht bis fünf zählen zu können (nich bet fîwe tellen können), bezeichnet in den Fürstenthümern Göttingen und Grubenhagen und anderwärts die Dummheit.2) Ein Kindervers, der dort namentlich als Erwiderung nicht bis fünf zählen zu können, oft gebraucht wird, lautet also: „Hunger un dost, Hitte un frost, Nits in’n lîwe, Dat sint fîwe.“ Die sieben Faulen, de sêben fulen, d. i. wohl die sieben Todten nennt zugleich das Volk die sogehannten Rathsarbeiter in den Städten.3) In dem Panteisticum des Irländers Toland, welcher nach Br. Merzdorf (in Nr. 43 der Bauhütte für 1860) auf die Lehren der im J. 1717 zu London entstandenen neuen englischen Grossloge nicht ohne wesentlichen Einfluss gewesen sein soll, wird auf die Frage: „Was ist die Folge der Nachforschungen über die Ursachen der Dinge?“ geantwortet:

„Stärke im Unglück, Mässigung im Glücke, Befreiung, Heiterkeit im Leben, Ruhe im Tode.“

Daran schliesst sich die Antwort auf die Frage, was uns [371] die Philosophie lehre, deren einziges Gesetz die Vernunft sei:

„Sowie das Laster sich selbst straft, so ist auch Tugend sich selbst Lohn.“

und die Lehre, dass der höchste Wunsch des Weisen eine gesunde Seele in einem gesunden Körper sein solle. Die Fünfzahl ist hier nur die fortschreitende Dreizahl, von welchen Trilogien schon früher Beispiele gegeben sind und denen noch angefügt werden mögen:

Das w uns bringen gar viel Pein: die Weiber, Würfel und der Wein.
Nicht zu schnell, nicht zu hell und grell.
In Etwas leben, weben und schweben.
Mit Munde, Halme und Galme.
Halsen, küssen und grüssen.
Mök, Mok und Pfarrer Uol erhielten Rôtwil dein heiligen Stuol.
Dein Pferd, dein Schwert und dein Leib leihe nicht her.
Sengen, brennen und morden.
Sorgen und worgen, laufen und schnaufen mit Fleiss und Schweiss.
Stehler, Hehler und Befehler sind drei Diebe.
Trink und iss, Gottes nicht vergiss.
Wie jung, wie stark, wie mächtig: wir sind alle übernächtig.
Stôzen, streifen, stechen.
Verligen, versizen und verslâfen.
Scharren, schinden und schaben.
Ein Schlund, Schelm und Schüll.
Singen, sagen und sprechen.
Ueber Stauden, Stock und Stein.
Tod für Tod, Mass für Mass, Gleiches mit Gleichem.
Verschmitzt, verschlagen und verrucht.
Witzig, weis’ und wolgelârt.
Sô wird ez verendet, verburget und verphändet.
Verwaset, verdornet und vergraset.
Ueber Bock, Block und Stock.
Oben filzin, unden hülzin, in der Mitte pilzin.
Alt, kalt, öd, blöd, flau und faul.
Pfeffer, Kappe und Kalk verdecken manchen Schalk.
Mund auf Mund, Mann an Mann, Hand in Hand.
Strô im Schuh, Spill im Sack, Hûr im Haus, gucken allwêg ins Blaue rauss.
Lâss schrôten, lâss riben, lâss malen.
Bad, Tisch und Bette mit einander theilen.

[372]

Dreigliedrig war auch der Gruss der Steinmetzgesellen, wodurch sich dieselben, wie die Maurer durch das heilige Wort, als rechte Gesellen zu erkennen geben mussten und der aus dem 15. Jahrhundert noch erhalten ist: „Got grüsse euch, got weise euch, got lone euch, euch obermeister, palier und euch hübschen gesellen!1) Bei den Auflagen, den gemeinschaftlichen Brudergelagen der Hufschmiede, eröffnete dieselben der Altgeselle durch einen dreifachen Hammerschlag.2) Bei diesen Auflagen war auch, was uns sehr bemerkenswerth erscheint, das Klatschen nach dem Takt, besonders beim Singen üblich.3) Der Fuchs der deutschen Thierfabel springt oft dreimal über 9füssige Mauern; mythisch werden dem Fuchse sogar neun Schwänze beigelegt.4) Im Reinardus wird von der alten Salaura gesagt, dass sie mehr als 15 Eicheln gefressen habe und schlauer als neun Aebte sei.5) – Bei den Bambarras, einem Negerstamme in Afrika, besteht die Namengebung darin, dass der Sänger den zukünftigen Namen dem Kinde dreimal zuschreit.6) Bei den Buddhisten heisst, dem triratna, ratnatraja, den drei Schätzen ergeben sein, ergeben sein dem Buddha, dem dharma, dem Gesetze, und dem sangha, der Versammlung der Geistlichkeit;7) diese drei Schätze werden auch dieKleinodien genannt, wie bekanntlich auch die Maurer drei bewegliche und drei unbewegliche Kleinodien (engl iewels oder Regalia, franz. Bijoux) haben,8) welche leicht eine Entlehnung oder Nachahmung der buddhistischen sein könnten. Die drei beweglichen sind das Winkelmass, das Richtscheit und die Bleiwage, welche als die Symbole der Sittlichkeit, der Gleichheit und der Gradheit und Aufrichtigkeit durch das ganze Leben ge- [373] deutet werden und zugleich die Kleinodien oder der auszeichnende Schmuck des Meisters vom Stuhl und der beiden Aufseher sind. Weil diese Kleinodien von den drei ersten Beamten der Loge beweglich auf der Brust getragen werden, sollen sie die beweglichen heissen und als die unbeweglichen oder niemals aus den Augen zu verlierenden werden ihnen entgegengesetzt: das Reissbrett für den Meister; der rauhe Bruchstein für den angetretenen Lehrling, um daran zu hauen, und Zeichen und Einschnitte zu machen; und der vollkommene oder cubische Bruchstein für den erfahrenen Arbeiter, um darauf seine Kleinode zu prüfen und in Ordnung zu bringen. Die wahre Bedeutung der Kleinodien lernt man nur aus der buddhistischen Lehre kennen. Sie, d. h. das unerschütterliche Vertrauen zu Gott (Buddha, Adi-Buddha), zu seinem Gesetze und zu seiner Kirche mit einem dem entsprechenden gerechten, reinen und verdienstvollen Leben, sind das einzige Mittel, um den Menschen von den Fesseln. des irdischen Daseins und der Materie, von der Wiedergeburt zur Busse und Reinigung zu befreien und ihm die höchste Stufe der Erkenntniss, die Versenkung in die Gottheit (nirvâna) zu verschaffen; sie sind das Mittel, sich der ewigen Bewegung oder dem ewigen Kreislaufe (sansâra) der Materie und der Wiedergeburten zu entziehen und reines Licht und reiner Geist zu werden. Mit den drei buddhistischen Kleinodien berührt sich zugleich, dass die mit den Buddhisten verwandten und wohl selbst in Verbindung stehenden Gnostiker den Menschen aus Geist ( [...]), Seele ( [...]) und Materie ( [...]) zusammengesetzt sein liessen und je nach dem Vorherrschen eines dieser drei Grundstoffe die Menschen in drei Klassen: [...] und [...] oder [...] eintheilten, womit wieder die drei guna oder die drei Klassen der Menschen bestimmenden Eigenschaften: sattva, Wesenheit, ragas, Leidenschaft, und tamas Finsterniss, der Sânkja-Philosophie des Kapila übereinstimmen.1) Der Finsterniss und den Leidenschaften der Materie und des Herzens sich entwindend soll der Mensch als freier Geist ( [...]) die Wesenheit (sattva), das Licht daß Licht erfassen.

[374]

An die drei buddhistischen guna erinnern sodann wieder die drei sonst schwer erklärlichen Zustände des aufzunehmenden Lehrlings als des Suchenden und Beharrenden und des Leidenden. Das Wahrscheinlichste ist wohl hier, dass die unzweifelhaft ältere indische Philosophie zunächst auf den Gnosticismus zu Alexandria durch des Handels wegen dahin gekommene Inder1) und dann dieser auf die griechisch-römischen Baucorporationen eingewirkt habe; der Syrer Bardesanes, auch ein Gnostiker, verdankte seine Bekanntschaft mit dem Leben und mit den Lehren der Brahmanen und Samanäer oder Buddhisten2) seinem Verkehre mit den an den Kaiser Antonius Pius gesandten indischen Botschaftern; aus diesen Quellen floss die genauere Bekanntschaft mit dem Brahmanenthum und der Religion Buddha’s oder Çâkjamuni’s, welche einige Kirchenväter, wie Clemens von Alexandria und Origines, an den Tag legen. Neben der Religion Çâkjamuni’s und der Philosophie Kapila’s hat übrigens auch der Zoroastrische Dualismus von Licht und Finsterniss, Gutem und Bösem auf den Gnosticismus und durch diesen auf die Baucorporationen eingewirkt; wie das ganze Lichtsuchen der Maurer nichts Anderes als die umgestaltete und fortgebildete Lehre Zoroasters ist. Dieser Dualismus ist auch dem Buddhismus nicht ganz unbekannt und namentlich ist in dem Mythus von der reinen oder unbefleckten Geburt des Buddha eigentlich nur die Menschwerdung des göttlichen Lichtes ausgedrückt, indem der in Gestalt eines fünffarbigen Strahles, oder nach der am besten beglaubigten Erzählung in einer glänzenden, einem jungen weissen Elephanten ähnlichen Gestalt in den Leib seiner jungfräulichen Mutter niedersteigende Buddha aus deren rechter Seite geboren wird.3) Mit dem Buddhismus stimmt in der Hauptsache auch der Manichäismus überein und dieser weicht von jenem nur insofern ab, als ein darin noch dem Buddhismus fremder und der zoroastrischen Religion angehöriger [375] Bestandtheil aufgenommen ist.1) Lassen, III. S. 441, spricht die gewiss begründete Vermuthung aus, dass eine Bekanntschaft mit dem Büsserleben der brahmanischen Einsiedler und mit dem Klosterleben der buddhistischen Mönche einen Einfluss auf die im dritten und vierten Jahrhundert zunächst von Aegypten ausgegangene Entstehung des Mönchthums bei den Christen ausgeübt habe.

Wenn der Kukuk (im Sanskrit Kokila) zu schreien anfängt, regnet es nach Hesiod, Tagewerke 456, ununterbrochen drei Tage oder beginnen die Frühlingsregen und der Frühling; der Kukuk ist nach Nikander der Frühlingsvogel. In einem alten deutschen Mailiede heisst es:

„Der Kukuk mit seinem Schreien macht fröhlich Jedermann.“2)

Nach Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 111, ist das alte Testament eine dreitheilige Schriftensammlung, ein jüdischer Dreikorb als Gesetz, als Propheten und als Schriften erbaulicher Geschichte, Dichtung und Betrachtung. – Nach Vorschrift der gemeinen deutschen Steinmetzordnung vom Jahr 1459 gehören zu einem gesetzlichen Maurerstrafgerichte ausser den am Orte der Klage arbeitenden Gesellen drei Meister.3) Bei wichtigen Handwerksstreitigkeiten pflegte man früher die Handwerkserkenntnisse aus dreier Herren Länder einzuholen.4) – Nach Virgil, Ecl. VIII, 73 ff., trug man das Bild der Götter bei den Opfern dreimal um ihren Altar und umwand diesen mit einer dreifachen Schnur von drei verschiedenen Farben:

Terna tibi haec primum triplici diversa colore
Licia circumdo, terque haec altaria circum
Effigiem duco. Numero deus impare gaudet.

Zufolge Ovid, metam. VII, 182 ff., geht die Zauberin Medea beim Vollmond aus dem Palaste, wendet sich drei- [376] mal gegen die Sterne, besprengt dreimal ihr Haar und wiederholt dreimal ihre Zauberformeln. In Deutschland wirft man sich beim Vernehmen des ersten Schreies des Kukuks in einzelnen Gegenden zur Erde und wälzt sich dreimal auf dem Rücken, um sieh in diesem Jahre vor Rückenschmerzen zu bewahren oder aus ähnlichen abergläubigen Gründen. Der Todtentanz, eine Steinmetzarbeit, welche Herzog Georg der Bärtige im Jahr 1534 für sein neues Residenzschloss fertigen liess, besteht aus je drei Figuren auf neun Feldern, unverkennbar aus 3 + 3 + 3.1) Bei den heidnischen Deutschen wurde der neugewählte König dreimal auf einem Schilde in der Volksversammlung herumgetragen; ebenso bei den Slaven und bis gegenwärtig bei den Ungarn.2) Dreimal pflegte auch das Sistrum bei den Festen der Isis zu Ehren des erschlagenen und wieder gefundenen Osiris gerührt zu werden.3) – Auf der uralten deutschen Sitte, keinen Gast länger als drei Tage gastfreundlich zu behalten, beruht die sächsische Landesverordnung vom Jahr 1482, I. 8, dass kein Kretschmar (Gastwirth) einen Müssiggänger über drei Nächte beherbergen solle.

Grimm, Rechtsalterthümer, S. 212, spricht die keineswegs ganz begründete Ansicht aus, dass in dem deutschen Rechte die Fünfzahl fast gar keine Anwendung finde, und führt als Beispiel derselben nur an, dass nach alemannischem Gesetze mit fünf Personen (quinque nominatis) geschworen werden solle, in den Weisthümern auch wohl fünf Urtheilsfinder genannt werden, man ferner nur auf fünf Schritte sich nähern solle u. s. w. Im alten Nürenberg gab es ein Fünffergericht (Quinqueviri) und man sagte, dass man vor der Fünffe sitze.4) In den Fürstenthümern Göttingen und Grubenhagen sind die sesmaennere (sexviri) die sechs Beisitzer, welche die Gildengenossen aus ihrer Mitte erwählen, um mit den zwei Gildenmeistern die Angelegenheiten der Gilde zu besorgen und deren Vermögen zu [377] verwalten.1) Nach Schmeller, bayer. Wörterbuch, I. S. 538, dürfte der beliebte Spottausdruck Bauernfünfer vielleicht Bezug haben auf die ältern Schrannengerichte, bei welchen wenigstens „fünf erber man, oder fünf Biedermann, oder fünf geschworner gelewmter man“ als geschworne Rechtsprecher sassen, die auf dem Lande aus Bauern genommen wurden. Zu Basel bildete sich im Anfange des 14. Jahrhunderts ein ganz neues Gericht, das hauptsächlich den Interessen des Handwerkstandes diente: die Fünfe über die Bauten, das Baugericht.2) Der Rath hatte das Gericht aus baupolizeilichen Gründen eingesetzt und dasselbe bestand aus einem Ritter, zwei Bürgern und zwei Handwerkern. Die von den Fünfen ausgefallten Urtheile worden die Fünferbriefe genannt. An das Fünfergericht reiht sich das Zehner-, d. i. das Schultheissen- oder das Stadtgericht, dessen Mitglieder aber bald auf zwölf vermehrt wurden.3) Ein lateinisches, Deutschland angehöriges Gedicht des Mittelalters, welches E. Sommer in Haupt’s Zeitschrift für deutsches Alterthum, II. S. 523 ff., hat abdrucken lassen, zählt fünfzehn Zeichen des jüngsten Gerichtes auf. Nach dem Vorgange von Grossbasel hatte auch Kleinbasel ein Fünfergericht über die Bausachen.4) Auch erhielt im Jahre 1373 Basel die sogen. fünf Heimlicher, d. i. eine Commission von fünf Mitgliedern des Grossen Raths, welche mit der Leitung der geheim zu haltenden Kriegs- und Rathsangelegenheiten beauftragt waren.5) Ebenso oder mit ähnlichen Befugnissen erscheinen zu Strassburg und Basel XV Collegien.6) Zu Metz sonderte die zahlreiche Genossenschaft altfreier Franken sich schon frühe in fünf paraiges, d. i. parentés, Parentelen,7) Durch diese fünf paraiges kamen die Rechte der altfreien Gemeinde bei der Besetzung der Stadtbehör- [378] den, namentlich der tredecim (eine keltische Zahl) jurati, li Trezes jureis de la paix, zur Erscheinung. Heusler glaubt, dass die paraiges vielleicht uralte, an jenen Orten angesiedelte grosse Parentelen seien; wir glauben, die ursprünglichste Gemeinde sei nach indo-germanischer Weise von fünf Familien gebildet worden, welche sich dann im Laufe der Zeiten zu fünf Parentelen, gleichsam fünf Stämmen oder doch Geschlechtern erweiterten. Die Stadt oder das Bisthum Metz hatte hiermit zusammenhängend auch fünf Abteien. Die fünf paraiges erhielten später die Bezeichnung nobles, d. h. bildeten das Patriciat im Gegensatze des (sechsten) paraige du commun, der einfachen Bürgergemeinde. Entfernt verwandt ist hiemit, dass die christlichen Basiliken 3, 5 und selbst 7 Schiffe oder neben dem Hauptschiff, Langhaus 2, 4 und 6 Nebenschiffe haben, was aber allerdings nicht symbolisch ist, sondern einfach aus der baulichen Construction hervorgeht. Eine fünf schiffige Basilika war z. B. schon die von Constantin erbaute Peterskirche zu Rom;1) ebenso die Paulskirche (S. Paole) zu Rom, die etwas später unter Theodosius von 386 – 400 angelegt worden und im J. 1823 abgebrannt ist; ferner der im vorigen Jahrhundert neu aufgeführte Dom zu Ravenna;2) die von der Helena, der Mutter des Kaisers Constantin, erbaute und noch erhaltene Basilika zu Bethlehem.3) – England hat einen Lord Warden of the cinque Ports, d. h. Aufseher der fünf Häfen an der Ostküste Frankreich gegenüber, nämlich Hastings, Romney, Hythe. Dover und Sandwich, denen später noch Winchelsea und Rhe beigefügt wurden. Auf königlichen englischen Goldmünzen, und zwar auf dem Avers sowohl als auf dem Revers, findet sich eine fünfblätterige Rose angebracht.4) In der Schweiz ist die Mitgliederzahl der Gerichts- und der Verwaltungsbehörden sehr häufig 5, oder auch 7, 9 und 12. Die friesischen Landrechte bestimmen, dass wer eines andern Haus bei Nacht in Brand steckt [379] und all sein Hab und Gut verbrennt, soll, wenn er geständig ist, jede Ecke seines Hauses und ausserdem die Herdstätte besonders, also fünffach büssen; wenn er aber leugnet, so soll er um die vier Ecken mit 4 barschienigen Kämpfen und um die Herdstätte mit dem fünften streiten, denn man soll Mord mit Mord kühlen.1) Nach dem Sendrechte des westerlauwerschen Frieslands gab es fünf Gottesurtheile, worunter der gerichtliche Zweikampf. In einem angelsächsischen Gesetze Alfreds des Grossen ist dem Kläger gestattet, in fünf Kirchen, d. h. einen fünffachen Eid zu schwören, worauf sich der Beklagte durch einen Eid in zwölf Kirchen befreien kann.2) Nach Schmid, schwäbisches Wörterbuch, S. 624 , hat man in Schwaben das Sprichwort: „Er will das Tuch an fünf Zipfeln,“ d. h. er verlangt zuviel, er will die Sache zu gewiss haben. Nach dem bischöflichen Rechte der Stadt Strassburg mussten die einzelnen Bürger fünf Tage lang Herrendienst leisten (in dominico opere operari). Die Röuste von Zürich führten, eine fünfblätterige weisse Rose im blauen Felde als Wappen.

Da das Pentalpha aus drei verschlungenen Dreiecken zusammengesetzt ist, also aus der dreifachen Dreizahl oder [drei × drei] besteht, galt es auch als Symbol der dem Gotte Frô heiligen Neunzahl.3) Hierdurch stellt sich das pythagoreische Pentalpha auch dar als das Symbol der neun getreuen und der drei ungetreuen Gesellen, der neun Lebens- und der drei Todesmonate des Hiram und zuletzt des ganzen Jahreslaufes oder der Zwölfzahl. Auf das Letztere deutet es wohl oder könnte es doch deuten, dass von den Bauleuten, von den Bausymbolikern des Mittelalters das Pentalpha auch dargestellt wird in einem Kreise, wie z. B. nach Fallou, a. a. O., an einem Spitzgiebel des Thurmes über der Hauptkirche zu Hannover und an der Barfusserkirche zu Erfurt. Auch erscheint das Pentalpha gleichsam wieder aufgelöset in seine drei Drei- [380] ecke in drei selbständigen Dreiecken, umgeben von drei Kreisen, in der Spindel der künstlichen Windeltreppe zur Empore der südlichen Abseite in der Marienkirche zu Zwickau, wovon Fallou, Taf. II Fig. 5, eine Abbildung gegeben hat. In der Stiftskirche zu Budissin erscheint eine Fensterrose, gebildet aus fünf dreifachen oder dreigezackten Blättern mit einem Fünfecke in der Mitte (Fallou, Taf. II, Fig. 9), in einem doppelten Kreise. Diese Figur ist deshalb besonders beachtenswerth, weil sie die 15 oder dreimal fünf Lichter der Meisterloge zugleich in einem Steindenkmale enthält. Auch finden sich Fensterrosen von sechs dreigezackten blättern um ein mittleres Sechseck (Fallou, Taf. II, Fig. 7). Das Pentagon und Hexagon, das Fünf- und Sechseck, mit dem Dreiecke verbunden, werden also gleichmässig gebraucht. Die Figuren mit dem Sechsecke enthalten eine unverkennbare Beziehung zu der Zwölfzahl, mag man nun die sechs Blätter des Umkreises zu dem sechseckigen Mittelkreise, oder die Achtzehnzahl des Umkreises zu der Sechszahl des Mittelbildes hinzurechnen. Sehr häufig, z. B. in den Dorfkirchen um Rochlitz, kommen in einem Doppelkreise Rosen von drei dreigezackten Blättern um ein mittleres Dreieck vor (Fallou, Taf. II, Fig. 6), was also die Dreizahl, die Neunzahl und die Zwölfzahl in ihrem ewigen Kreislaufe und Umschwunge zugleich darstellt. Diese Steindenkmale belegen somit urkundlich und unwiderleglich, was hier über die Zahlen 3, 5, 9, 12 und 15 bemerkt worden ist, und zeigt den Zusammenhang und gegenseitigen Uebergang dieser Zahlen. Zu den von der Neunzahl zerstreut gegebenen Beispielen1) mögen weiter beigefügt werden: Nach der Klingnauer Gerichtsordnung im Kanton Aargau soll „was über die neunte laubrissi ohne rechtliche ansprach sich erstrekhen thuet, niemandt kein recht mehr gehalten werden“;2) im bassellandschaftlichen Schönhardswalde gibt es eine Alp Neunbrunnen3) mit einer Felshöhle, in welcher neun Quellen sprudeln; Novempopulana war im 4. Jahrhundert eine [381] Provinz Galliens welche das eigentliche Aquitania, das Land zwischen der Garonne und den Pyrenäen begriff; novendiale sc. sacrum hiess bei den Römern das Opfer, welches am neunten Tage nach dem Tode Jemandes pflegte dargebracht zu werden; wenn man feierliche Spiele dabei anstellte, hiessen diese ludi novendiales; – [...], Neunbrunnen, früher Kalliorroe war zu Athen ein berühmter Springbrunnen mit neun Quellen oder Röhren; die Nôn, Nônzeit, die None oder Neunzeit (hora nona diei) bezeichnete im deutschen Mittelalter die neunte Stunde des Tages, diesen vom Aufgang der Sonne, im Durchschnitt 6 Uhr Morgens nach unserer Rechnung, an genommen, also 3 Uhr nach Mittag, zu welcher Zeit Christus gestorben war;1) in Rheinbayern gibt es einen Ort Neunkirchen und im Kanton Schaffhausen ein Neunkirch, im Thurgau ein Neunforn; bei Basel-Augst liegt ein Feld Neunthürmen;2) der Neunen heisst der Alpberg und Felsstock in der Stockhornkette im Kanton Bern; der Neuntödter muss nach dem Volksglauben im Monat Juli an jedem Morgen neun Thiere tödten;3) ein irisches Volkslied sagt: „Der Eiche Heil, dem irischen Baum und irischen Herzen dreimal drei;“4) Hesiod schreibt der Krähe das Leben von neun Altern der Menschen zu;5) Br. Leutbecher sagt in Nr. 44 der Bauhütte für 1860: „In den Ruinen der Tempelstadt Bhavaneswara in Vorderindien tragen Architrave neun sitzende Figuren, die Nava Graha oder neun Sterne, die sieben Planetengeister und die zwei aufsteigenden und absteigenden Knoten des bei Eclipsen vorkommenden Monddrachen, Ragn und Katu genannt;“ dreimal neun Knaben und Jungfrauen singen bei den tarentinischen Spielen die Festgesänge für das Heil der Städte des römischen Reiches; der Bund der Alamannen wurde ursprünglich von neun Volksstämmen abgeschlossen, die sämmtlich als Suêvi (d. i. etwa Freie, Selbstständige) bezeichnet werden [382] können und welche nach der Behauptung von Grimm wenigstens theilweise schon in Asien diesen Namen getragen haben; diese neun Volksstämme hatten längere Zeit auch neun Häuptlinge, reges, reguli von den Römern geheissen;1) zu Athen gab es neun Archonten;2) Ovid hat wahrscheinlich bei der Feier der frommen Ceres in Cypern die römische im Auge, wenn die Matronen bei neunnächtlicher Entfernung von den Männern, mit Aehren bekränzt, die Erstlinge darbringen;3) Platon gibt im Phädros unter den neun Stufen der Lebensstellungen die fünfte einem mantischen oder telestischen Leben; zu Delphi wurde jedes neunte Jahr das Fest der Hinaufführung der Semele aus dem Hades in den Himmel durch ihren Sohn Dionysos gefeiert, welcher Himmelseinführung auf Bildern des Mittelalters nachgebildet zu sein scheint, dass auch Christus seine Mutter Maria in den Himmel bringt;4) nach Theocrit setzte man der sterblichen Semele drei Altäre, wenn dem Dionysos neun gesetzt wurden, gewiss in symbolischer Hinweisung auf die Zwölfzahl der Jahresmonate.5) Die drei Altäre, welche der bei der Erzeugung des Dionysos im Blitze versterbenden Semele errichtet werden, entsprechen den drei Nymphen, welche nach der naxischen Sage das auf Naxos geborne Dionysoskind erziehen. In dem vordern und dem hintern Giebelfelde des delphischen Tempels standen sich die ursprünglich einen Frühlingsgötter, Apollo mit den neun Musen und Dionysos mit den vermuthlich verdreifachten drei Bakchen einander gegenüber.6) – Die kräftigste Reinigung der Parsen, welche eine jede Befleckung, auch die schlimmste aufhebt, ist diejenige der neun Nächte, wobei in den Reinigungsplatz neun Löcher in die Erde gegraben und um dieselben zwölf Furchen gezogen werden.7)[383] Das Messer, womit der Reinigungspriester die zwölf Furchen zieht, wird noch heute an einen Stock mit neun Knoten gebunden. Nach Vollendung der Ceremonie enthält sich der Gereinigte, dessen Reinigung vorzüglich mit Kuhurin, mit fünfzehn Händen voll Erde und mit einem Runde vollzogen wird, noch neun Nächte lang der Gemeinschaft mit den Menschen;1) Dunker bemerkt noch, dass der zu Reinigende fünfzehn Mal mit Erde, also wohl jedes Mal mit einer Hand voll Erde, abgerieben werde. Nach dem Shâh-nâme kämpfte Kereçâçpa mit dem von ihm bezwungenen und im Meere befindlich gewesenen Dämon Zairi-pâshna neun Tage und neun Nächte.2) Nach dem Ardâc-Virâf-nâme konnte von Ardashér Babegan die neue persische Monarchie nur begründet werden durch die Hinrichtung von 90 Einzelnkönigen, die ihn nicht anerkennen wollten. Zur Wiederherstellung der durch die Eroberung Alexander’s untergegangenen Schriften berief er hierauf alle Priester der mazdayacnischbn Religion 40,000 an der Zahl, welche durch eine Commission von 4000, resp. 400, resp. 40 und endlich von sieben Mitgliedern die verlorene Schriften des Avesta wiederherstellen und sammeln liessen.3) – In dem 16. Jahrhundert baute der letzte unabhängige Monarch Orissa’s einen neunstöckigen Palast, wovon noch zur Zeit Akbery’s der grössere Theil erhalten war.4) In der Hauptstadt von Kamboga ruhten die Brücken auf Bogen, welche die Form von neunköpfigen Schlangen hatten;5) über den Thoren waren grosse steinerne Statuen mit fünf Gesichtern aufgestellt; diese waren gegen Westen gerichtet und das mittlere mit Gold geschmückt. – Die den Barmanen in Hinterindien eigenthümlichen Stockaden sind aus den Stämmen der starken Tek-Bäume aufgeführte, viereckige, schanzenähnliche Gebäude, mit neun Ausgängen und mit Schiessscharten versehen.6) An dem Hofe des [384] berühmten Königs Vikramâditja um die Zeit vor Christi Geburt lebten neun in den Wissenschaften und in der Dichtkunst ausgezeichnete Männer, welche die neun Juwelen seines Hofes genannt werden.1) – Die Körper werden von den Indern neunthorige Städte genannt wegen. ihrer neun Oeffnungen: Ohren, Nasenlöcher u. s. f.2) Auch sprechen die lnder von neun Welttheilen.3) – Auf Celebes schickt der Alfurische Bräutigam noch heute seiner Auserwählten als erstes Geschenk, eingewickelt in ein Stück rothen bengalischen Kattuns (Laka), neun junge Pinang- oder Arengfrüchte, neun Früchte der Betelstaude mit einigen Schnüren länglichter goldener oder silberner Korallen (Manie-manie4)). Die Farbensymbolik ist zugleich hier zu beachten und erscheint schon in den ägyptischen Hieroglyphen, worüber folgende Bemerkung des Aegyptologen Ampère im Auslande für 1849, S. 136 b. enthalten ist: „Ein ebenso merkwürdiges Studium ist das der Farbe der Hieroglyphen, die ohne gerade constant zu sein, doch hinreichend constant ist, um gewisse Regeln festzustellen, woran man, so viel ich weiss, noch nicht gedacht hat. So habe ich bemerkt, dass die Hieroglyphen, welche einen Theil des Körpers darstellen, roth sind, z. B. Arme, Beine u. s. w. Wirklich ist die Farbe der auf den Denkmalen abgebildeten Aegypter röthlich. Die feuerrothe Farbe wird Allem gegeben, was brennt; das Räucherwerk im Rauchgefäss ist roth dargestellt, so dass hier die Farbe selbst zur Hieroglyphe wird, und „rothes Räucherwerk“ so viel als „brennendes Räucherwerk“ ist. Schwarz ist die Farbe der Hieroglyphen, welche Aegypten bezeichnen, das „schwarze Land,“ das in der That sehr schwarz ist und seinen alten Namen „Chemi“, die schwarze, verdient. Wenn das Zeichen der ägyptischen Länder schwarz ist, während dasjenige, welches den Namen anderer Länder begleitet, roth ist, so kommt diess daher, dass Aegypten ein fruchtbares Land ist, aus schwarzem Schlamm gebildet,

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während die umliegenden Länder mit glühendem Sand bedeckt sind.1) Die Hieroglyphe des Wassers ist blau, denn in einem Lande, wo es keine Wolken gibt, wirft das Wasser, wenn es rein ist, immer einen azurblauen Himmel zurück. Das Gelbe ist die natürliche Farbe der Zeichen, die sich auf Licht beziehen. Diese Farbe ist manchmal durch das Roth ersetzt, was sich leicht begreifen lässt, wenn man die röthlichen Tinten eines ägyptischen Himmels gesehen hat. Einmal sah ich, dass die Hieroglyphe der Sonne weiss war, statt gelb, und in der That hatte die Weisse des Lichts unter nubischem Himmel mich mehr als einmal in Erstaunen gesetzt. Die Farbe, wie die Form kann auf die Bilderetymologie dieser sichtbaren Hieroglyphensprache, die zu den Augen spricht, hinweisen. Die Beispiele dieser Erklärungen des Sinns eines Zeichens wären ohne die Hülfe farbiger Bilder nicht leicht zu verstehen, und ich deute nur die Grundzüge einer besonderen Arbeit deswegen hier an, weil ich die meisten in den unterirdischen Sälen von Ibsambul gefunden habe.“

Ueber das Löwensymbol äussert sich Ampère, a. a. O., S. 120 b, dahin: „Die Wahl dieses Thieres hatte ihren Grund in dem hieroglyphischen System. Der Löwe oder der Kopf des Löwen war eine Hieroglyphe, welche die Wachsamkeit ausdrückt, weil, wie man sagt, dies Thier mit offenen Augen schläft; darum sind meiner Ansicht nach häufig die Löwen an den Eingang der Monumente hingestellt (der Löwe scheint im alten Aegypten ein zur Wache der Pharaonen bestimmtes Hausthier gewesen zu sein, wie Ramses der Grosse gewöhnlich in Begleitung seines Löwen dargestellt wird). Zu Dakke (in Aegypten) sind auf beiden Seiten eines Thores, das wahrscheinlich in den Schatz führte, zwei Löwen ausgehauen. Diese Löwen sind die ausgehauenen Hieroglyphen, welche die Idee der Wachsamkeit darstellen, die die Schwelle hütet. Im britischen Museum ist man auf den ägyptischen Gedanken eingegangen, indem man an dem Eingang der Galerie, welche den Namen „ägyptischer Saal“ führt, zwei [386] Löwen aufstellte. Aber nicht blos in Aegypten sieht man die Löwen als Hüter der Thore aufgestellt. In Indien liegen am Eingange der Grotten von Ellora zwei Löwen; in China stehen sie aufrecht vor dem kleinen Tempel zu Macao. In Assyrien sah Layard zwei Löwen am Eingang eines von ihm entdeckten Denkmals. In Griechenland endlich hüten zwei Löwen das berühmte Thor von Mycene. Zwei Löwen standen vor einem Thore zu Ancyra, und wenn man bis ins Mittelalter herabsteigt findet man Löwen am Portal der Kirchen. Auf dem Siegel der Könige von England sieht man bis ins 15. Jahrhundert zwei Löwen an beiden Seiten des Throns, da im Mittelalter sich der Gebrauch gebildet hatte, am Thor der Kirche „inter leones“ (zwischen den Löwen) Recht zu sprechen.“

Mit der Farbensymbolik der Hieroglyphen verwandt ist die Farbensymbolik der Thierfabel und der Fuchs ist von der Farbe seiner Haare das rothe Thier (Rousel, Royel, Rouvel, der Rothe) und daher das rothe Thier und der rothe Mensch der Listige, der Falsche und Untreue, der Verräther Judas.1) Darauf bezieht sich auch das Sprichwort:

Rothbart ein gut wart.

Die drei Gesellen, welche den Hiram treulos erschlagen, müssen als die rothen und typhonischen, als die teuflischen Gesellen, als die Füchse gedacht werden. Diese Füchse sind zugleich die Schliefenden und Schlüpfenden, die leise Schleichenden und die falschen Schlangen,2) die heimlichen und schleichenden Diebe, die boshaften Lügner; die Füchse sind auch Wölfe und Hunde und umgekehrt. Die Wölfe gehen auch in das Kloster und werden Grauröcke oder Mönche, oder vielmehr die Mönche sind oft nur Wölfe in dem heiligen Gewande, – Füchse und Wölfe im Schafskleide; dem Gehen des grauen, des greisen Wolfes in das Kloster3) liegt ebenso die Vorstellung nahe, dass der junge Sünder ein alter Betbruder und Heiliger werde; die Mönche sind Fuchsschwänzer (caudae vulpium). Aus der [387] Fabel von Reinhart hat auch die deutsche Baukunst nicht selten Darstellungen entlehnt. Das Strassburger Münster hatte gegenüber der Kanzel, unter den Capitälern zweier Pfeiler, in Stein gehauene Thiergestalten, die offenbar zu der Fabel von Reinhart gehörten und nach Grimm, S. CCXVIII, nichts Anderes als das Todtenamt für den seheintodten Fuchs und den feierlichen Leichenzug darstellten.1)) Der (lateinische) Reinardus hat überhaupt insofern eine gewisse maurerische Bedeutung, als sich daraus die damals begonnenen Streitigkeiten zwischen den Benediktinern nach der alten Regel von Cluniaeum (Clugny) in Burgund, zwischen den Pflegern eines reinern Christenthums, und den Cistereiensern von Claraevallis (Clairvaux), den heuchlerischen Wölfen der Fabel, der päbstlichen Geistlichkeit und dem Pabstthum, mehr oder weniger erkennen lassen.2) Uebrigens findet sich die Thierfabel auch bei den Negern und Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 180, vermuthet, dass dieselbe dort wie bei uns aus den Zeiten stamme, in welchen man den Thieren höhere Verstandeskräfte zugeschrieben.

In dem Tempel des Jupiter Ammon in der Siwah-Oase sind an dem Dache auf mit Sternen besäetem Grunde hintereinander fliegende Adler und Geier abgebildet mit ausgestreckten Flügeln, die alle, nach den noch vorhandenen Farbenspuren zu schliessen, ursprünglich roth uncl blau bemalt waren.3) Die obige Farbensymbolik ist somit hier nicht überall anwendbar; der Adler jedoch ist roth mit Hinsicht auf den rothen Blitz und die Sonne, der Geier entweder mit Hinsicht auf den blauen Blitz oder den blauen Himmelsäther. Auf dem im Jahr 1711 zu Paris unter der Kathedrale an altheiliger Stelle aufgefundenen Denkmale der Nautae Parisiaci sind dem keltischen Donner- und Stiergotte, Taran, Taranis, Esus, – dem Donnerstiere drei Kraniche beigegeben, daher er die Aufschrift trägt Tarvos trigaranus von kymr. tarw, korn. tarow, taro, brit. tarv,

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tarô, gadh. tarbh, altn. tarfr, gr. [...], lat. taurus, umbr. turuf, slav. tur, pers. tura, aramäisch taurô, tôra, Stier, – von tri, drei, und von neuklt. garan, gr. [...], germ. kran, lat. grus (nach Kuhn aus grans), litau. gérwe, slav. zeravly, Kranich.1) Glück erinnert bei dem keltischen Taran an den Jupiter tonans und Grimm vergleicht ihn mit Thôrr. Ragon, cours philosophique et interprétatif des initations anciennes et modernes, p. 146 ff. und besonders 160 ff., indem er, im Allgemeinen mit Kauffmann und Cherpin, a. a. O., p. 167 ff., und mit dem Temple mystique, Paris 1854, I. S. 15, übereinstimmend, in Hiram das Symbol des jährlichen Sonnenund Naturlaufes erblickt, erklärt die Zeichen der Wage, des Scorpions und des Schützen im Thierkreise für die drei bösen Gesellen, welche den Hiram erschlagen, und die neun Meister, welche den vermissten Hiram aufsuchen und wiederfinden, deutet Ragon, S. 163, auf die neun Sternbilder Perseus, Phaeton, Orion, Cepheus, Hercules, Bootes, den Centauren, Schlangenträger und Scorpion, welche die in dem Sternbilde des Widders schwindende Sonne umgeben und bis zu ihrem Wiedererscheinen begleiten. Vielleicht darf es auch hierher bezogen werden, dass in den ältern englischen Lehrlingsfragestücken der Zunge die Länge von neun Zoll ertheilt wird.2) In einem Volksmährchen erscheinen Füchse mit 2 – 9 Schwänzen, d. h. von doppelter bis zu neunfacher Fuchselist. Einen Menschen von ausserordentlichen Geistesgaben nannte man ehemals neunherzig, der übertraf an verstand und gemut die gewöhnlichen Menschen wohl um das Neunfache.3) Die spätere Zeit hat diesen symbolischen Ausdruck in dem Geschlechtsnamen Neunherz festgehalten und zugleich, ihn ganz symbolisch auffassend, ein grausenhaftes Zaubermittel daraus abgeleitet: „Wer von neun Herzen noch ungeborner Knaben gegessen, konnte, welchen Diebstahl oder sonstiges Verbrechen er immer begehen mochte, dabei nicht er- [389] griffen werden, und wenn er dennoch durch einen Zufall in die Gewalt seiner Gegner gerathen sollte, sich unsichtbar machen und so seinen Banden sich wieder entziehen. Man sagt auch neungescheid und siebengescheid nach Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 607, vielleicht in Bezug auf die ehemals in der Zahl 9 und 7 gewählten sachverständigen Schiedsrichter bei verschiedenen Gelegenheiten, so z. B. die Nenner beim Scheibenschiessen. – Im Russischen bezeichnet Dewyntêwis, neun Väter habend, ein Hurenkind, und die Schwarzwurz heisst dewesyl, Neunkraut.1) Nach deutschem Rechtsgebrauche musste Derjenige welcher eine Leibeigene zur Frau hatte, neun Schritte von den Gerichtsschranken stehen bleiben.2) Neun Thore hatte Walhalla; mit neun Riesenjungfrauen hatte Odhin den Himmelswächter Heimdal erzeugt. Bei den salischen Franken hatte der Angeklagte neun Tage zur Verantwortung (Fallou S. 436). Ein vor 60 Jahren in einem Hauskeller zu Wyl im Kanton Bern aufgefundenes und noch erhaltenes Basrelief-Bildwerk, auf einem Granitblocke, der zu einem alten Altare gedient zu haben scheint, welches Jahn, der Kanton Bern, S. 401 Anm., der frühern römischkeltischen Zeit zuschreibt und mit Haller für eine Darstellung des Sonnengottes Belenus hält, trägt abwärts vom Kopfe neun Ringe, die Jahn auf den Sonnendiskus, den Ring der Ewigkeit und die sieben Disken der sieben Planeten deutet.3) Nach der Zendsage trägt der heilige Stier Saroseok neun Stämme der auswandernden Eranier über den Zaré Ferakhant (das persische Meer?4)). König Numa soll das römische Volk in neun Zünfte oder Collegia eingetheilt haben, welche bei Heldmann, a. a. O., S. 59, einzeln aufgezählt werden.

Der maurerische Satz, dass wenigstens fünf Mitglieder erforderlich sind, um eine (unvollkommene Loge) zu bilden, wird von Gädicke, Freimaurerlexikon unter Fünf, aus den fünf Sinnen abgeleitet, indem die zu einer Loge [390] vereinigten Menschen gleichsam so vollendet im Ganzen sein sollen, als ein einzelner mit gesunden Sinnen begabter Mensch. Fessler in seinen Schriften über Freimaurerei, III. S. 87, sagt ebenso: „Die zu einer Loge versammelten Brüder sollen so innig vereinigt sein, dass sie gleichsam einen einzigen Menschen ausmachen. Der Mensch ist ein vollendetes Ganze, dem jedoch fünf verschiedene Sinne den Stoff zu seinen geistigen Wirkungen zuführen müssen.“ – Diese Sätze sind nur Umschreibungen und Erläuterungen der Antwort, welche in dem sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragstücke auf die 72. Frage: „Warum machen fünf eine Loge?“ dahin ertheilt wird, „weil der Mensch mit fünf Sinnen begabt ist.“1) Ragon, cours philosophique et interprétatif des initations anciennes et modernes, p. 114, bringt die Fünfzahl des Gesellengrades mit der fünfjährigen Dauer des Unterrichtes bis zur Einweihung bei den Alten, besonders in der Schule des Pythagoras, in Verbindung und erinnert bei dieser Gelegenheit daran, dass das pythagoreische Pentagon eigentlich Decagon heissen sollte, da es fünf innere und fünf äussere Winkel habe, also zehn Winkel im Ganzen; der fünfeckige pythagoreische und maurerisehe Stern sei auch für den Orden der Ehrenlegion gewählt worden, „quand Napoléon pensa á décorer ses compagnons de gloire.“ In dem neuenglischen Systeme der Maurerei wird die Fünfzahl auch auf fünf Säulenordnungen gedeutet.2) Die französiBchen Maurer haben den Satz: Trois personnes gouvernent la loge, cinq la composent, sept la rendent juste et parfaite. Auf die Frage, weshalb sieben Personen eine gerechte und vollkommene Lage machen, wird geantwortet: Parce qu’il y a sept officiers principaux dans un atelier et aussi parce ce que ce nombre renferme en lui de grands et sublimes mystéres. Il rapelle les 7 jours que le sublime Architecte des mondes employa à la création de l’univers, les 7 sphères célestes auxquelles [correspondent] les 7 jours de la semaine, les 7 couleurs primitives et les [391] 7 tons harmoniques. –1) Die sieben „allegorischen’ Schritte des Meisters werden gedeutet. Force, travail, sciense, vertu, pureté, lumière, verité.2) In der ältesten Gestalt des englischen Lehrlingsfragestückes bei Krause, I. 2. S. 43 und 409 ff., werden als die fünf maurerischen eigentlichen Punkte genannt: Fuss an Fuss, Knie an Knie, Hand an Hand, Herz an Herz und Ohr an Ohr (beziehungsweise Hand an den Rücken), was nun in den Meistergrad ausschliesslich übergegangen ist. Eben so werden fünf Säulenordnungen angegeben: die toskanische, dorische, ionische, corinthische und composita. Von den fünf besonderen Punkten wurden die nachfolgenden besondernErklärungen gegeben:

Erstens: Hand in Hand ist, dass ich allezeit meine Hand rühren will, einem Bruder zu dienen, soweit es in meiner Macht liegt.

Zweitens: Fuss an Fass ist, dass ich mich nie scheue, einen Schritt aus meinem Wege zu weichen, den ich gehe, wenn es darauf ankommt, meinem Bruder zu dienen.

Drittens: Knie an Knie ist, dass, wenn ich niederknie zum Gebet, ich nimmer vergessen soll, für meinen Bruder so gut, als für mich selbst zu beten.

Viertens: Brust an Brust ist, zu zeigen, dass ich meines Bruders Geheimnisse, wie meine eigenen bewahren will.

Fünftens: Die linke Hand den Rücken unterstützend ist, dass ich allezeit willig sein will, einen Bruder zu unterstützen, sofern es in meiner Macht liegt.

Mit diesen fünf Punkten werden Hiram und alle Meister aufgehoben, wenn sie das neue Meisterwort in das Ohr empfangen. Die fünf Punkte und die fünf Säulenordnungen werden auch mit den fünf Sinnen in Verbindung gebracht. Nach Krause, I. 2. S. 414, waren die fünf Punkte ursprünglich nur eine innige Begrüssung, vielleicht mit einem Kusse verbunden.

In der Kapelle des königlichen Collegiums zu Cambridge, welches der Eingeweihte oder Freimaurer John Wafel mit 60 Gesellen, mit seiner Loge erbaute, waren [392] in symbolischer Hinweisung auf den Schritt, das Alter und die Stufen der drei Johannisgrade im südlichen Theile der Kapelle drei Stufen, an dem westlichen Theile fünf und in dem nördlichen Theile sieben angebracht.1) Grävell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, S. 139, hat sich mit allem Rechte auf dieses unbestreitbare und als maurerisch allgemein anerkannte Baudenkmal berufen, um die Behauptung Krause’s zu widerlegen, dass die maurerischen Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters erst eine entstellende Erfindung der neuen englischen Grossloge seien. Die Ansicht Krause’s erscheint um so unbegründeter, als die alten wie die neuen englischen Maurer die drei Grade haben und folgeweise die letztern nicht erst mit dem neu-englischen Systeme im Jahr 1717 aufgekommen sein können.

Die Fünfzahl ( [...]) brachte Pythagoras zunächst mit den fünf Elementen des Aethers, des Feuers, der Luft, des Wassers und der Erde in Verbindung, und nannte die Fünfzahl Vermählung ( [...]) oder auch Aphrodite, weil alle Dinge, das All, aus den fünf Elementen ( [...]) durch die Einwirkung des Geistes (des Aethers) auf die vier übrigen Elemente entstehen. Im Grunde nahm aber Pythagoras gleich Zoroaster doch nur vier Elemente an, welche durch das sogenannte fünfte Element, den Geist oder Aether, belebt und beseelt, geformt und gestaltet werden;2) der Aether, der Geist ist nach Pythagoras das die Weltkugel in Umschwung Setzende ( [...]), das ewig Selbstbewegte und Bewegende, das ewige Leben. Die Weltseele ist der Aether, d. h.. ein ätherisches, licht- und feuerähnliches Wesen, das Licht, worauf im Alterthume alle Vorstellungen und Bilder der Gottheit hinauslaufen. Den fünf Elementen sollen sodann nach Pythagoras die fünf Sinne des Menschen entsprechen; offenbar das Sehen dem Feuer oder dem Lichte, das Hören dem Aether, das Riechen der Luft, das Schmecken dem Wasser, dem Flüssigen, das Tasten und Fühlen der Erde, dem [393] Starren. Aegyptisch-pythagoreisch ist unverkennbar in dem sogenannten ältesten englischen Lehrlingsfragestücke die 72. Frage und Antwort:

Warum machen fünf eine Loge?
Weil jeder Mensch mit fünf Sinnen begabt ist.

Ebenso die 69. Frage und Antwort:

Welche Zahl macht eine Loge?
Drei, Fünf, Sieben und Eilf.

Die letztere Antwort beruht auf der Meinung des Alterthums und namentlich auch des Pythagoras, dass die ungeraden Zahlen die vollkommenen, die männlichen seien. So berichtet Festus: „Imparem numerum antiqui prosperiorem hominibus esse crediderunt.“ – Plinius nat. hist. 28, 5 sagt: „lmpares numeros ad omnia vehementiores credimus“ und Virgilius Eclog. 8, 75. „Numero deus impare gaudet.“1) In Uebereinstimmung hiermit steht und ist gleichsam nur eine Uebersetzung davon die 15. Frage und Antwort eines noch ältern englischpn Lehrlingsfragestückes:2)

Warum machen ungerade Zahlen eine Loge?
Weil alle ungeraden Zahlen dem Menschen glückbringend sind.

Schon durch diese wenigen Fragen und Antworten steht ganz unwiderleglich fest, dass die Verfasser der ältesten und ursprünglichen maurerischen Rituale und die Maurer selbst mit den Lehren und Ansichten des Alterthums und insonderheit des Pythagoras in solchem Masse vertraut gewesen seien, um diese sogar in die Rituale niederzulegen und als maurerische Sätze festzuhalten. Krause machte zu der 15. Frage und Antwort des älteren englischen Lehrlingsfragestückes die unzureichende Bemerkung: „Eine Spur astrologisch-cabalistischen Aberglaubens, der wohl aus dem 11. Jahrhunderte schon herrühren kann.“ – Alexander von Humboldt, Kosmos III. S. 11, hält es für möglich, dass die Hypothese von vier oder fünf stoffartig verschiedenen Elementen, welche seit dem Lehrgedichte des Empedokles an bis in die spätesten Zeiten allen [394] Naturphilosophemen beigemengt geblieben, ursprünglich indisch sei. Müller in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. VI. S. 18, meint, wenn die griechische Tradition von den Reisen der ältesten Philosophen nach Indien1) sich auf irgend eine Autorität stützte, würde eine solche Annahme viel für sich haben, besonders in Bezug auf die Fünfzahl der Elemente. Aehnlich wie Pythagoras bringen übrigens auch die Inder die fünf Elemente mit den fünf Sinnen in Zusammenhang, indem sie glauben, dass die Organe der sinnlichen Wahrnehmung aus denselben Substanzen bestehen wie die wahrgenommenen Dinge. Unter den fünf Sinnen bot sich den Indern das Licht (oder das Feuer) für das Sehen des Auges, Wasser für das Schmecken der Zunge, Luft für das Fühlen der Haut und Erde für das Riechen der Nase dar. Nun war aber noch ein fünftes Element für das Gehör nöthig. Am natürlichsten wäre es wohl gewesen, die Luft für das Medium des Hörens zu erklären. Die Inder hatten aber offenbar die Beobachtung gemacht, dass der Schall durch die dichtesten Gegenstände dringen könne, welche der Luft vollkommen undurchdringlich sind. Der Schall durchdringt nicht nur das Licht, sondern auch das Wasser und selbst die dichtesten Materien, z. B. das Gold, setzen ihm keinen Widerstand entgegen. Das fünfte Element der Inder, Akâça, hat daher die Eigenschaft des Tones, es ist einfach, alldurchdringend und ewig. Den Tod betrachten die Inder als eine Auflösung, als ein Zurückgehen des Menschen in die fünf Elemente; „zur Fünfheit gegangen“ heisst gestorben.2) Das Todtengericht erscheint daher als das Gericht der fünf Elemente oder bei den fünf Elementen, denn, wenn der indische Todtenrichter [395] Yama das Urtheil über die Seele des Verstorbenen spricht, ruft er zu Zeugen des Gerichtes Surya (die Sonne), Chandra (den Mond), Payana (den Wind), Agni (das Feuer), Akâça (den Aether), Prit’ hivi (die Erde) und Varuna (das Wasser). Aehnlich schwuren die Griechen unter Anrufung der Elemente.1) Die Inder nahmen auch fünf Organe des Handelns an: Mund, Hände, Füsse, Hintern und Geschlechtsorgane, sowie fünf (nach Andern zehn) vitale Functionen: Ein- und Ausathmen u. s. f.2)

Die Lehrzeit der deutschen Steinmetzlehrlinge war seit den ältesten Zeiten auf fünf Jahre festgesetzt.3) Fünffach ist der Schritt, der Schlag, das Reisen und das Alter des jetzigen Freimaurergesellen. Nach der deutschen gemeinen Steinmetzordnung4) darf ein Meister nicht mehr als fünf Lehrlinge annehmen, vermuthlich weil er nicht mehr gehörig unterrichten und bilden könnte; hatte der Meister nur einen einzigen Bau, durfte er nicht mehr als drei Lehrlinge zugleich haben. Die Handwerksmaurer müssen drei Jahre lernen und zwei Jahre wandern,5) können also nicht vor fünf Jahren Meister werden, wie die Steinmetzen nicht vor sieben Jahren, indem auch sie wenigstens zwei Jahre wandern sollen. Die englischen Steinmetzen brauchen zwar nicht zu wandern, müssen aber dagegen sieben Jahre lernen, wodurch sie den deutschen Steinmetzen doch gleichgestellt werden.6) Gewöhnlich müssen die deutschen Steinmetzen sogar drei Jahre wandern und können somit nicht vor acht Jahren Meister sein.

XLIX.
Die Siebenzahl.


Die in dem ganzen Alterthume sowie in der Maurerei unendlich viel gebrauchten Fünf- und Siebenzahlen sind

[396]

wesentlich die planetarischen, gleichsam die Weltzahlen, je nachdem die Zahlen nur auf die fünf Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur ohne die Sonne und den Mond, oder auf die sieben Planeten mit der Sonne und dem Monde bezogen werden. Die vollkommene Weltzahl ist natürlich nur die Siebenzahl, sie ist die Urschöpfung, der alle übrigen Schöpfungen nur nachgebildet sind und nachgebildet werden können, – sie ist nach Cicero’s Bemerkung rerum omnium fere nodus, der indische Manus oder Brahma, welcher aus den sieben feinen Körperelementen sieben unermesslich starker Geister, Puruschas (der fünf Elemente und des Selbstgefühls und der grossen Seele), das Weltall mit Allem, was darin ist, schafft.1) Brahma trägt in der Fülle seines göttlichen Wesens insgesammt die Urformen alles lebendigen Daseins, die der Welten und der denselben zur Hut bestellten, später geschaffenen geistigen Mächte, wie auch die des Lebens der Menschen, zusammt mit dem Wissen darum. Er liess in der Siebenzahl die grosse Seele, die Bewusstheit und die fünf Urformen des Leidens und Thuns hervorgehen. Diese sieben Bewegungen durchdringen das gesammte Weltall im Kleinsten und Grössten; in die Offenbarlichkeit aber treten sechs davon ein, die Bewusstheit nämlich und die fünf Urformen des Leidens und Thuns, die in der sichtbaren Welt erscheinend sich abspiegeln an den Organen, von denen die fünf Sinne leidend empfangen, die fünf Werkzeuge aber, als nämlich die Stimme, die Hände, die Füsse, das der Ausleerung und das der Zeugung wirksam sind, und denen die fünf werkthätigen Kräfte des Naturlebens entsprechen.2) Diese kosmogonische Lehre der Inder ist bei den Maurern zu der Lehre geworden, dass sieben oder mehr Brüder eine vollkommene Loge ausmachen, welche maurerische Lehre durchaus unverständlich. und unerklärlich ist, ohne die von den Ariern und den Semiten (den Babyloniern) zunächst und hauptsächlich ausgegangene Ansicht des Alterthums von den fünf oder sieben Planeten.

[397]

Von den sieben Planeten, welche den Maurern auch die sieben Stufen des Altars und die sieben, beziehungsweise fünf Altersjahre, Reisen und Schritte sowie die sieben Ordensgesundheiten1) gegeben haben, stammen ferner:

1. Bei dem Zendvolke zunächst wohl nach dem Vorbilde der sieben obersten göttlichen Diener und Berather des Baal,2) weshalb dieser Sonnenkönig Baal auf einem palmyrenischen Altare mit einem siebenstrahligen Lichtkranze um das Haupt dargestellt ist, – die sieben obersten Götter des Lichts oder Amehaspands, im Zend améschacpenta, d. i. nach Haug3) die unsterblichen Heiligen oder nach Müller4) die stets wachen Heiligen, mit Ormuzd, Ahuramazda, d. i. nach Müller dem geistigen Wesen, als dem obersten Lichtgotte an der Spitze, welchen Lichtgöttern und deren Lichtreiche sieben Götter der Finsterniss, sieben Erzteufel (in der Zendsprache Daêvas, im Neupersischen dêvs, das indische dêya, das griech. [...] und das lateinische deus, Gott) unter der Leitung des Ahrimann entgegenstehen. Die sieben Lichtgötter und die sieben Götter der Finsterniss sind blosse Personificationen der dem göttlichen Wesen beigelegten guten oder bösen Eigenschaften, der sieben Haupttugenden und der sieben Hauptlasten, indem sich entgegenstehen Gutherz und Schlechtherz, der Alleshervorbringende und der Zerstörer, der Unsterblichmachende und der Verheerer, der wahrste Wahrhaftige und der Unwahre, der Lügner, die beste Reinheit und die Unreinheil u, s. w.5) Zufolge Kruger, die Assyrier und lranier, Frankfurt a. M. 1856, S. 414, wären die Amschaspands und Daêvas zugleich als Zodiakalgötter, als die sechs guten und schlimmen Monate des Jahres anzusehen.6) Auch die heutigen und die weisse Farbe vor- [398] züglich liebenden Jezidi, die Teufelsanbeter oder Verehrer des Ahriman, bei Mosul im alten Assyrien, welche gewiss mit der Religion Zoroasters zusammenhängen und daher das Feuer, die Sonne und das Wasser besonders heilig halten, verehren sieben Erzengel,1) welche mit den jüdischen und christlichen ziemlich dem Namen nach übereinstimmen. Die Jezidi tragen ihren Namen wohl von den alten persischen Izeds oder göttlichen Wesen, den Engeln. Sie taufen und beschneiden womöglich innerhalb sieben Tagen nach der Geburt. Wie die Siebenzahl das himmlische und höllische Reich bei dem Zendvolke beherrschte, so auch beherrschte es den ganzen persischen Staatsorganismus und das persische Staatsleben.2) Das persische Volk zerfiel z. B. in sieben Stämme, Stände oder Abtheilungen, in sieben, Statthalterschaften und hatte sieben Grosse oder Stammfürsten, welche die sieben Perser genannt wurden;3) vermuthlich hatte der König auch sieben Minister, wie überhaupt sieben Begleiter, sieben Diener und Dienerinnen, sieben Gesandte, sieben Oberste der Verschnittenen vorkommen, namentlich aber der parsische Priester (Zaota), welcher die heiligen Texte recitirt und auch die heiligen Handlungen vornimmt, sieben Diener haben sollte.4) Ebenso hatte das persische Reich sie- 779[399] ben oberste königliche Richter.1) Die Erde bestand nach dem Vendidad, Farg. XIX. 43, aus sieben Theilen oder Kerschvars; die siebentheilige oder siebenfache Erde (haptaihja) wird auch erwähnt in den Gâthâs, Kap. 32, V. 3.2) Der prosaische, aber alte Jaçna haptanhaiti ist der aus sieben Kapiteln bestehende Jaçna, ein Theil des Zendavesta.3) Der heilige Baum oder der Baum des Lebens wurde bei den Persern mit Blumen von je sieben Blumenblättern dargestellt, wie Layard eine solche Darstellung in Assyrien bei Nimrud aufgefunden und in seinem bekannten Werke über die Ausgrabungen zu Niniveh unter Fig. 30 mitgetheilt hat.4) Von den Assyriern ging das Blumenblatt des Lebensbaums als eine der geschmackvollsten Verzierungen in die ionische Baukunst über, welche letztere eben nur die weiter entwickelte assyrisch-babylonische ist.5) Die heiligen Schriften der Parsen, der Avesta, zählten dreimal sieben oder 21 Theile , Nosken. König Xerxes soll zu Susa im Hofe des Gartens des königlichen Palastes sieben Tage lang das ganze Volk vom Grössten bis zum Niedrigsten bewirthet haben.6) Die medische Stadt Ekbatana war von siebenfachen, vermuthlieh nach den Farben der sieben Planeten verschieden gefärbten Mauern umgeben; von den Mauerringen soll je der innere den äussern an Höhe überragt haben und der letzte Mauerring, welcher vergoldete Zinnen hatte, die Königsburg und den Schatz geschützt haben.7) Solche Königsstädte mit sieben Mauern, deren innerste oder siebente die königliche Burg umschloss, waren im Morgenlande [400] überhaupt nicht selten. Der Tempel zu Siringham in Indien hat daher sieben in einander stehende Vorhöfe. Die sieben Vorhöfe, durch welche man hier und auch bei andern indischen und chinesischen Tempeln zu dem Heiligthum gelangt, sollen nur symbolisch ausdrücken, dass man durch die sieben Planetensphären in den Himmel eingehen müsse,1) wie man in den Königsstädten durch sieben Ringmauern hindurch zum Könige, zu dem irdischen Gotte gelangt. Der chinesische Haupttempel hat nur fünf Vorhöfe,2) wie immer die Zahlen 5 und 7 in einander übergehen. Selbst übrigens in Deutschland finden sich mythische Spuren von mit siebenfachen Mauern befestigten Burgen. Auf dem Christenberge in Hessen, welcher durch Natur und Kunst stark befestigt war, wohnte der Sage nach ein Riese mit seiner weissagenden Tochter. Karl der Grosse belagerte die Burg lange Zeit vergebens, als aber die Schaar der Krieger mit grünen Maibüschen vor die siebenfachen Befestigungswerke rückte, da glaubte die Seherin, dass nun Alles verloren sei, weshalb sie zu ihrem Vater sagte:

„Vater, gebt euch gefangen,
der grüne Wald kommt gegangen.“

Auf Grund dieser Rede ist aus Karl dem Grossen oder einem noch frühern, volksmässigen Helden oder Halbgotte ein König Grünewald gemacht worden.3) Dieses erinnert an die Verkündigung der Erscheinung in Shakspeare’s Macbeth:

„Sei löwenkühn und stolz; nichts darfst du scheuen,
Wer tobt, wer knirscht, und ob Verräther dräuen:
Maebeth wird nie besiegt, bis einst hinan
Der grosse Birnams Wald zum Dunsinan
Feindlich emporsteigt.“

worauf Macbeth erfreuet bemerkt:

„Das kann nimmer werden –
Wer wirbt den Wald? heisst Bäume von der Erden
Die Wurzel lösen? Wie der Spruch entzückt.

[401]

Aufruhr ist todt, bis Birnanns Waldung rückt
Bergan, und unser Macbeth hochgemuth
Lebt bis ans Ziel der Tage, zahlt Tribut
Nur der Natur und Zeit. –

Vergeblich warnten den Maebeth noch die acht Königsgeister mit dem Spiegel und zu spät beginnet er den Doppelsinn des bösen Feinds zu merken. – Auch die Resi.denz des Taikun, des grossen Monarchen zu Jeddo auf Japan ist mit sieben massiven Wällen umgeben.1) Nach einer Schweizersage bei Rochholz (Nr. 478) wollte ein Wettinger Mönch in die Kirche zu Oberschneisingen, eine Glocke stiften, deren heimathlicher Klang zwei Stunden weit durch die sieben Mauern seiner Klausur vernehmbar sein sollte. – Im 7. Jahrhundert liess König Lalita Indra: Keçari in Orissa eine grosse und stark befestigte Residenzstadt mit sieben Quartieren und 32 Strassen erbauen,2) in der Nähe des Tempels Lingarâja Bhuvaneçvara. Es darf als eine ziemlich allgemeine Ansicht des Morgenlandes betrachtet werden, dass der höchste Gott in oder über dem höchsten oder siebten Himmel wohne und zwar in einer festen Burg, in einem wohlverwahrten Schlosse, z. B. bei den Babyloniern und Phöniciern, bei den Neupersern und Arabern; Gott heisst daher [...] [...].3) Darnach hatte das Grabmal des Königs Kyros, des Gründers des persischen Reiches, zu Pasargadä einen Unterbau von sieben Stufen.4) Am siebten Tage nach der Tödtung der falschen Smerdis bei Sonnenaufgang ward Dareios durch das Loos König der Perser. Auch nach jüngern jüdischen Vorstellungen hat Gott seinen Thron in dem siebten Himmel in einer unnahbaren Feuerburg.5) Ueberhaupt war die Religion Zovoasters, der Licht- und Feuerdienst besonders in der babylonischen Gefangenschaft und unter der babylonischen und persischen Herrschaft von grossem Ein- [402] flusse auf die jüdische Religion und bei den Juden sind aus den sieben Amchaspands die sieben Erzengel, nämlich Uriel, d. i. das Licht Gottes, Chasdiel, d. i. die Gnade Gottes u. s. w. geworden, bilden mithin die personifizirten Eigenschaften oder Kräfte Gottes. Ahriman wurde zum Satan und die parsischen Ferwers zu Schutzengeln, deren einem jeden Menschen einer beigegeben ist. Da die Sieben dem Mithra geheiligt war und noch heute ihn die Parsen im siebten Monate ihres Jahres, welches mit dem Frühlingsäquinoctum beginnt, in dem Miragân feiern,1) hatten die persischen Mithrasmysterien gleich den ägyptischen sieben Grade und die Mitglieder des höchsten Grades hiessen Väter ( [...]) d. h. wohl Väter des Lichtes, die im Lichte Weilenden, wie daher auch Djupiter, Jupiter genannt wird, denn piter ist pater, oder wie Zeus auch [...] heisst.2) Auf syrischen Basreliefs aus der Zeit der römischen Herrschaft wurde Mithra zwischen sieben Cypressen als den Symbolen der sieben Planeten dargestellt und ähnlich wird auch die syrische Göttin oder Venus abgebildet.3) Das persische Symbol des Eingangs der Seele des Verstorbenen in den Himmel durch die sieben Planetensphären hindurch soll eine zu sieben verschiedenen Thüren führende Treppe oder Leiter gewesen sein. Die erste dieser Thüren war von Blei, die zweite von Zinn, die dritte von Erz, die vierte von Eisen, die fünfte von Bronçe, die sechste von Silber und die siebte von Gold.4) Nach Origines wurde, [403] bei den Aegyptern durch ein ähnliches Symbol das Herabsteigen der himmlischen Seelen in der Milchstrasse durch die sieben Planetensphären dargestellt, nämlich durch eine Leiter, die vom Himmel zur Erde reichte und in sieben Stufen, eine jede mit einem Thore, abgetheilt war; über den sieben Stufen und sieben Thoren befand sich an der bis zur Sphäre des Himmelsgewölbes reichenden Leiter ein achtes Thor, welches aus dem Himmel herausführte und das Menschenthor hiess. Es gab auch noch einen andern Pfad für das Hinaufsteigen der Seelen von der Erde zum Himmel, an dessen Ende sich ein anderes Thor befand, welches das Götterthor hiess.1) Die Leiter, welche Jakob in dem bekannten Traume sah und die gleichfalls von der Erde bis zum Himmel reichte, war wohl diese ägyptische Leiter, welche die Menschenseelen aus dem Himmel auf die Erde herab und von da wieder in den Himmel zurückführte, welche somit nicht blos drei Stufen hatte.2) Jene beiden Thore, das Menschen- und das Götterthor, wurden als in der Milchstrasse liegend geglaubt; das nördliche Menschenthor lag im Zeichen des Krebses und die Götterpforte oder das südliche Thor im Zeichen des Steinbocks; das eine Thor berührte die Milchstrasse, welche der Tisch der Gatter heisst, von der einen Seite, das andere von der andern. Zwei Hunde bewachten die beiden Thore,3) welche zwei Hunde, vermuthlich aber nur ein Hund, der Hundstern, der ägyptische Sothis waren. Aus dem ursprünglichen einen Hunde, dem Rundsstern als dem Sternenwächter, sind bei den Aegyptern zwei Hunde, zwei Wölfe oder Schakale geworden, als der Hund auch der Sonne und der Sonnengottheit zum Wächter beigegeben wurde, aus dem Wächter der Sterne zum blossen Wächter der Sonne herabsank. Da die Sonne ein wechselndes Leben zwischen Tag und Nacht, zwischen der Ober- und der Unterwelt, zwischen der oberen und der unteren Hemi- [404] sphäre, zwischen der Winter- und Sommersonnenwende, zwischen der lichten und der dunkelen Seite des Jahres zu führen scheint, erhielt bei den Aegyptern, wie bei den Indern, mit Rücksicht hierauf die Sonne und der Sonnengott auch zwei Hunde, welche zwei Hunde eben nur das Doppelleben, die lichte und die dunkele Seite der Sonne, des Jahresgottes, des Gottes des Lebens und des Todes oder des Diesseits und des Jenseits andeuten sollen, wie die zwei Gesichter des Janus, die zwei Göttersäulen, die weisse und die schwarze Farbe der deutschen Hel und der ägyptischen geierköpfigen Mut (Mutter, göttlieben Mutter1)), semit. Racham, der Aphrodite oder Hathor mit der ihr geheiligten Akazie, – wohl auch die zwei Raben des Odhin, – die zwei Götterpferde, zumal wenn dieselben verschieden oder weiss und schwarz gefärbt sind, – die beiden Dioskuren, von welchen der eine unsterblich und der andere sterblich ist u. s. w.2) Der Hund, Wolf und Seliakal sind daher auch die Hieroglyphen der Sonne, des Sonnengottes und seiner Priester und sollen Gott als den Alles Bewachenden, Erspürenden und Erforschenden, daher auch Richtenden und Bestrafenden bezeichnen. Die Hunds- und Hundesymbolik ist eine durchaus natürliche und einfaebe, sobald man sich nur in die bildliche Denkweise der Urvölker zurückzuversetzen vermag. Dem Hunde tritt bei den Indern die Katze und die Ratte als Symbol der Wachsamkeit zur Seite und namentlich ist dieselbe dem Indra mit dem Sterneilgewande, mit den vielen Augen, dem parsischen Mithra und griechischen Argos, neben dem Dreirüsselephanten beigegeben.3) Nabb. dem Zendavesta erbaute Ormuzd eine Brücke Tschinewad, die Milchstrasse oder vielleicht auch den Regenbogen, von dem Berge Albors bis zum Himmelsgewölbe. An den Fuss derselben setzte er als Wächter den Hund Sura oder den Stern Sirius im Sternbilde des grossen Hundes am einen Ende der Milchstrasse. Ueber diese Brücke, die Richterbrücke Tschinewad, bei welcher die ankommenden Seelen die drei [405] Todtenrichter Mihr, Crosh und Rhasnrâçt erwarten und richten,1) indem Rasn-râçt ganz wie im ägyptischen und indischen Todtengerichte auf einer grossen Wage die guten und die schlechten Thaten der Verstorbenen gegen einander abwägt, – müssen alle Seelen, welche in den Himmel eingehen wollen. Die Bösen werden darüber hinabgestürzt in den Höllenschlund Duzakk, der sich unterhalb der Brücke befand und am Beginne des Weltherbstes von Ahrimari geöffnet worden war.2) Die Auffassung und Verehrung des Sirius als eines die Herden der Sterne mit seinem Alles sehenden und niemals schlafenden Auge treu bewachenden Hundes kann nur bei einem Hirtenvolke, bei dem Urvolke der Menschheit auf den hohen Bergen Asiens aus der sinnenden Betrachtung des nächtlich leuchtenden Sternenhimmels hervorgegangen sein und ist von hier aus entweder von den Aegyptern mit in das Nilland genommen oder noch weit wahrscheinlicher ihnen mit der gesammten Astronomie und Chronologie von den Chaldäern oder Babyloniern, vielleicht auch von Hyksos überliefert worden. Auf dem bekannten babylonischen Denkmale von Tak-Khesan glaubt man eine Hinweisung auf den Thierkreis zu erkennen und deutet den auf dem Denkmale erscheinenden Hund als beim Eingange in den Thierkreis, in die Milchstrasse stehend, um den Eingang zu bewachen und die Seelen zu geleiten.3) Die ursprüngliche und uranfängliche Anschauung war diese: In dem den strahlenden Nachthimmel betrachtenden Hirten wurde der Gedanke an Gott und an die zu ihm zurückkehrenden Verstorbenen rege; als Seelen- und Todtenweg, als Himmelsstrasse dachte er sich die Milchstrasse; der unter allen Sternen so hellleuchtende und deshalb am nächsten erscheinende Sirius, wie er wirklich der nächste Fixstern ist schien beim Eingange der Milchstrasse, des Götterweges zu stehen und ihn zu bewachen; Sirius ist daher der Wächter des Sternenweges, des Himmels und Diejenigen, welche den Himmelsweg betreten dürfen, ziehen unter [406] seinem Auge und Schutze, unter seinen Strahlen dahin; er ist somit auch der Seelenbeschützer und Seelenführer. Sehr leicht und bald trat der Sirius auch mit dem Monde, mit dem Mondsgotte oder der Mondsgöttin in Verbindung, indem der Mond, noch mehr als der Hundsstern selbst, als der König oder die Königin der, Nacht, des nächtlichen Sternenhimmels und namentlich auch des Sternen- oder des Himmelsweges sich dem Naturmenschen im Anfange der Geschichte darstellen musste. So wurde die reine und keusche, die strenge und unerbittliche Mondsgottheit zum Beherrscher des Todtenreiches, welches Todtenreich aber ursprünglich durchaus im Sternenhimmel und keineswegs unter der Erde war. Die Unterwelt mit dem dieselbe beherrschenden unterweltlichen Gotte oder unterweltlichen Göttin und dem Hunde als Wächter dieser Unterwelt sind erst eine spätere Vorstellung und eine Folge der allgemeinen Herabziehung der himmlischen Götter und des himmlischen Reiches zur Erde. Der Hund, der Hundsstern wurde ebenso natürlich zum Begleiter, zum Gehülfen, Abwäger und Schreiber des Todtenrichters und der Todtenrichterin, als er den Schutz und die Führung der Seelen bekommen hatte, denn, wenn der Mond leuchtet und richtet, leuchtet auch der Hundsstern, begleitet ihn und hilft ihm. Die Aemter und Thätigkeiten des ägyptischen Thot-Anubis, des personificirten Hundssternes, im Todtenreiche, am Nachthimmel sind demnach sehr einfach aus dem nächtlichen Sternenverhältniss des Hundssternes und des Mondes zu erklären.1) Wie die Nacht göttlicher und himmlischer als der Tag und die Sonne ist, d. h. inniger und tiefer an Gott und den Himmel erinnert lag darin auch die für uns bei dem ersten Anblicke etwas befremdende Veranlassung, dass in Asien und in Aegypten die nächtliche Mondsgöttin eigentlich zur höchsten Göttin wurde und über dem Sonnen- und Tagesgotte, z. B. die Isis über dem Osiris stand.2) Einer viel spätern Zeit der Menschengeschichte gehört es an, den Sirius auch astronomisch zu betrachten und wirken zu lassen. In Aegypten wurde der [407] Sirius, die göttliche Sothis, als der Stern der Isis und als Gebieterin der Schutzsterne oder der 36 Decangottheiten,1) in den fernsten Zeiten der Quell der Himmelskunde, der Zeiteintheilung, der Jahreskunde und das Unterpfand des Jahressegens oder der Ueberschwemmungen des Niles, da diese mit seinem Aufgange zusammentrafen, – also der eintheilende und ordnende, bestimmende und fatalistische Stern.2) Der Sirius hat eine ähnliche, jedoch allerdings weit weniger allgemeine und culturhistorische Bedeutung wie der Mond, dessen untergeordneter Begleiter und Diener er deshalb ist. Verdoppelen konnte der Sirius sich leicht auch insofern, als er einerseits auf die von der Erde bei der Himmelsstrasse, bei dem Horizonte Angelangenden und andererseits auf die den Himmelsweg Dahinziehenden blickte, ein Janus mit dem Doppelhaupte war. Bei den Indern ging der Blick vor- und rückwärts, das doppelte Haupt, in die zwei Hunde des Todtengottes Yama, die beiden Sâramejau, den çjama (schwarzen) und çabala (buntscheckigen, nach den Scholiasten karbura, gr. Kerberos3) auseinander, wie bei den Aegyptern in die zwei Schützer des südlichen und des nördlichen Sonnenpfades mit dem Namen Tap-Heru. Im Rig-Vêda heisst es von den beiden Hunden des Yama: „den beiden Runden, o Yama, deinen Wächtern, den vieräugigen, den Pfadhütern, welchen die Menschen bekannt sind, übergib ihn (den Todten),“ oder „schläfre die wechselweis gesehenen; nicht aufwachend mögen sie ruhn.“ – Am Aetna war ein Tempel des Hephästos, dessen Hunde die mit Verbrechen Beladenen, welche sich ihm naheten, zerrissen.4) In dem Theater zu Smyrna stand Herakles unter dem Namen [...], mit einem Molosserhunde neben sich.5)

Aus dem Werthe, welchen der starke und wachsame Hund für die erste Menschheit, für das ursprüngliche [408] Hirtenvolk der Menschheit auf seinen an Wölfen reichen Bergen hatte, erklären sich auch die umfassenden und strengen Strafbestimmungen, welche der baktrische Vendidad besonders in Farg. 13 gegen die unangemessene Behandlung der Hunde enthält. So heisst es z. B. Farg. 13, 21 ff.: „Wer von diesen Hunden einen schlägt, welche zum Vieh, zum Dorfe gehören, oder von denen, die aufs Blut gehen, und die, welche abgerichtet sind: dessen Seele geht grauenvoll und krank von dieser unserer Welt hin zur überirdischen, wie ein Wolf, der zu verwunden vermag in einem grossen Walde. Nicht befreundet sich seiner Seele eine andere abgestorbene wegen ihres Grausens und ihres Elendes; nicht befreunden sich ihr die abgestorbenen Runde, die vor Vergehen schützen und die Brücke bewachen, wegen des Grauens und der Schrecklichkeit derselben.“ Es war daher ganz natürlich und lag in der ganzen Anschauungs- und Vorstellungsweise der weidenden Urmenschheit, den Hund, den treuen Wächter des Menschen und seines Hauses, seiner Heerden auf Erden, auch zum Wächter und Beschützer des himmlischen Hauses und der Himmelsbewohner, der Sterne und der Seelen, der Götter und der Abgeschiedenen zu erheben. Die guten Seelen gelangen unter dem Schutze des Hundes Sura zur Brücke Tschinewad, die bösen werden durch die Höllengeister oder Devs dahin geschleppt, um alsdann gerichtet zu werden.1) Rhode, a. a. O., S. 93 und 299, vermuthet, dass der Name des Hundes Sura, des Sirius mit dem hebräischen or, ur, Licht, Feuer zusammenhängen möchte, und erinnert zugleich an den indischen Sonnengott Surjas. Die todtenbeschützenden und geleitenden Hunde der Baktrer und Inder sind bei den Aegyptern zum hundeköpfigen Seelenführer Thot-Anubis personificirt2) und der im ägyptischen Todtengerichte und bei der Todtenwage so thätige Anubis findet in der urasiatischen Hirtenanschauung von dem Hunde seine vollkommene Erklärung, wobei auch ein sehr eigenthümlicher und wichtiger Zug der ägyptischen reli- [409] giösen Symbolik hervortritt. Die Inder besonders und in der spätern höhern und künstlerischen Zeit ganz vorzüglich die Griechen geben den menschlich gebildeten Göttern die Symbolthiere gewöhnlich selbständig bei, wogegen in der Regel die Aegypter und theilweise auch die Inder und die Griechen, die letztern zumal in den ältern Zeiten, dieselben mit dem Körper der Gottheit selbst verbinden, namentlich das Thier der Gottheit auf das Haupt setzen. Es scheinen diese thiergestaltigen Gottheiten von den Babyloniern und Assyriern ausgegangen zu sein (die alten Baktrer durften nach der Lehre des Zarathustra keine Götterbilder haben und hatten daher auch keine eigentlichen Tempel, sondern brannten nur auf Altären Feuer zum Symbole des ewigen Lichtes) und sich von ihnen südlich zu den Indern und westlich durch die Phönicier zu den Aegyptern und Griechen verbreitet zu haben. Den Babyloniern und Phönieiern gehören besonders die Fischgottheiten, die Wasser- und Seeurgethüme an und von ihnen haben sie die griechischen Inseln und die Küstenstädte des Festlandes erhalten, wofür vorzüglich auf Gaedechens Glaukos als die neueste und ausführliehste Schrift über die griechischen Seegotthiten verwiesen wird. Die Griechen haben bei den Götterdarstellungen im Ganzen die Thiergestalt und den Thiercultus überwunden und die Götter in der reinen und erhabensten Menschengestalt dargestellt; die Aegypter vermochten sich nicht auf diese höhere und menschlichere Stufe zu erheben und sind dem Thierdienste, der Thiersymbolik zuletzt ganz unterlegen. Auch viele andere Völker sind über die missgestalteten Thiergötter niemals hinausgelangt, worüber z. B. die Abbildungen bei Vollmer, allgemeines Wörterbuch der Mythologie, und die zu Yukatan in Peru neu aufgefundenen Götterbilder in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde von Neumann verglichen werden mögen. Die religiöse Symbolik, durch alle drei Naturreiche hindurch vom rohen Steine und Holze, von den Blumen und blühenden Bäumen, den Thieren jeder Art, den thiergestaltigen und missgestalteten Menschen an bis hinauf zur reinen und höchsten menschlich-göttlichen Gestalt, – ist der innerste und sicherste Massstab des niederen oder höheren Gottes?

[410]

bewusstseins und Gottesbegriffes, überhaupt der Gesammteultur der Völker.

An den Haushund, den ursprünglichen Hund des Hirten und Jägers, schliesst innigst der Haushahn bei den Iraniern sich an und er genoss mit jenem den gleichen Schutz und die gleiche Verehrung, wie Vendidad, Farg. XVIII, 33 ff. darthut. Der Haushahn, welchen nur die übelredenden Menschen Kahrkatâs, Kikeriki nannten und der eigentlich Parôdars heisst,1) erhebt bei jeder göttlichen Morgenröthe seine Stimme:

„Stehet auf, ihr Menschen, preiset die beste Reinheit, vertreibet die Daêva. Es läuft an euch hin der Daêva Bushyançta-darêgho-gava. Dieser schläfert die ganze mit Körper begabte Welt, wenn sie aufgewacht ist, wieder ein. Langer Schlaf, o Mensch, ziemt sich nicht für dich. Wendet euch nicht von den drei besten Dingen: dem guten Denken, Sprechen und Handeln. Wendet euch von den drei schlechten Dingen ab, dem schlechten Denken, Sprechen und Handeln.“2)

Später spricht der Parôdars zu Denen, die auf dem Lager liegen:

„Freund, stehe auf! Erhebe dich, es tagt. Wer zuerst aufsteht, der kommt in das Paradies. Wer zuerst zum Feuer (dem Sohne) Ahura-mazdas reines Brennholz hinbringt mit gewaschenen Händen, den wird das Feuer segnen, zufrieden ohne Hass, und gesättigt. Bei dir möge sich eine Heerde von Vieh erheben, und eine Fülle von Männern. Möge es nach Wunsch deines Sinnes gehen, nach Wunsch deiner Seele. Wachse, lebe dein Leben die ganze Zeit, so lange du leben wirst.“ Dies ist der Segenswunsch des Feuers für Den, welcher ihm Brennholz bringt, trockenes, brennendes, altes, wegen des Segens der Reinheit für die Reinen.3)

Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass der Hund und der Hahn die Ursymbole der treuen und niemals ermüden- [411] den Wachsamkeit seien, dass sie bei Tage und bei Nacht den Menschen beschützen und bewachen. Bei den Germanen war der Hahn dem glückbringenden oder dem Wunschgotte Odhin geweiht und das Hahnengesehrei galt für ein glückbringendes Zeichen, womit auch das Sprüchwort zusammenhängt, dass die Morgenstunde Gold, d. i. das Sonnengold im Munde habe. Da die Ostara die Göttin des Jahresmorgens, des Frühlings war und zu ihren Attributen deshalb vielleicht gleichfalls der Hahn gehörte, sind z. B. in Hessen bis auf den heutigen Tag mit dem Osterfeste auch Wettspiele oder Wettkämpfe um Hahnen verbunden.1) Dass die Hunde bei den Baktern, den Indern, Germanen, Aegyptern, Griechen und Römern das Todtenreich bewachen oder die Seelen der Verstorbenen dahin geleiten, ist dem gleichen Vorstellungskreise eines Urhirtenvolkes entsprungen. In den Vedas gehen zwei vieraugige und buntscheckige Hunde, Sârameyau, als Boten des Yama zu den Sterblichen, um diese zu geleiten.2) Nach dem Vendidad, Farg. VIII, 38 ff., sollen die durch das Darübertragen von Leichnamen verunreinigten Wege dadurch wieder gereinigt werden, dass ein vieräugiger und buntscheckiger Hund 3, 6 oder auch 9 Mal den Weg geführt wird. Auch bei den Griechen waren Hunde ein Reinigungsopfer, besonders gegen die Anfechtungen der Hekate, und der Hund ist das uralte Opferthier der Hekate, zumal der schwarze.3) Bei den Makedoniern wurden Hunde zur Lustration des Heeres gebraucht, welches zwischen den zu beiden Seiten des Weges gelegten Stücken des Opfers hindurch marschirte.4) In dem ägyptischen Todtenbuche, Taf. I, sitzt vor dem Todtenrichter Osiris unmittelbar der Höllenhund, das Vorbild des griechischen Kerberos, welcher Kerberos zugleich nur der indische buntscheckige (Hund), cabala ist.5) Der Name des Kerberos kommt zwar bei Homer noch nicht vor, jedoch nennt [412] Athene in der Ilia. VIII, 368 „den Hund des graulichen Aïs“, welchen Herakles von Erebos und vom stygischen Strome des Entsetzens dem Euristheas habe holen und bringen müssen. Dagegen ist sehr hervorzuheben, dass sich bei der homerischen Unterwelt Spuren der beiden ägyptischen Pforten des Thierkreises finden,1) was zugleich einen neuen Beweis dagegen bildet, dass die Aegypter den Thierkreis nicht erst in weit späterer Zeit von den Griechen erhalten haben. – Zu Persepolis in dem von dem Könige Dareios erbauten Palaste2) sind über dem Throne des Königs je sechs Hunde angebracht, welche Hunde, Dunker, a. a. O., II. S. 600 unten, als die Thiere des Ahura-mazda bezeichnet. – Auch bei den Germanen bewacht bellend ein Hund mit buntgefleckter Brust und klaffendem Rachen, der Gamr, den Eingang der Unterwelt, der Hel. „In grossem Hause wohnt sie selbst; Elend (Eljudhnir) heisst ihr Saal; Hunger ihre Schüssel, Gier (sultr) ihr Messer; Träg (Gánglati) ihr Knecht; Langsam (Gánglöt) ihre Magd, Einsturz (fallanda forat) ihre Schwelle; ihr Lager Krankenbett (Kör) und ihr Vorhang dräuendes Uebel (b ikjanda-böl). Rings umher liegen die Wohnungen ihres Gesindes, das sich aus allen Denen bildet, die an Alter oder Krankheiten sterben. Den Sterbenden erscheinen Hels dienende Mädchen mit grausigen Winken und legen ihnen harte und halte Fesseln an. Während sie die Sonne, das Tageslicht sich trauernd verbergen sehen, hören sie schon schwer in den Angeln Hels Pforten erdröhnen. Damit die Seele jene Dornenhaide nicht barfuss zu überschreiten habe, gab man den Todten ein Paar Schuhe ins Grab mit. Von dieser Sitte hiess im Hennebergischen das Leichenbegängniss. Totenschuh und im Norden ein zu solchem Gebrauche verwandter Schuh helskô (Helschuh). Wer in diesem Leben einem Armen ein Paar Schuhe geschenkt hatte, fand sie in jener Welt wieder, wenn er über das Dornen- [413] feld wandern mußte;1) und ebenso fand Derjenige, welcher die Dürftigen mit Brod gespeiset halte, dasselbe im Jenseit wieder, um es dem Höllenhunde in den Rachen zu werfen. Wer den Armen auf Erden eine Kuh geschenkt hat, wird nicht straucheln und schwindlig werden, wenn er die Gjallarbrücke überschreitet muss. Denn dort findet er eine Kuh, welche seine Seele über die Todtenbrücke geleitet. Es war daher einst sowohl in Schweden und Dänemark, als in England, Ober- und Niederdeutschland Sitte, beim Leichenbegängnisse eine Kuh hinter dem Sarge her bis auf den Kirchhof mitgehen zu lassen. Diese alte Sitte wurde theilweise bis in die neueste Zeit fortgeübt und dadurch motivirt, dass man dem Geistlichen die Kuh für die Seelmesse oder die Leichenpredigt schenke. Sie war aber bereits in vedischer Zeit vorhanden und legt – wie es Mannhardt scheint – ein nicht unwichtiges Zeugniss für Hella-Hels ehemals himmlische Natur ab.“2) Auf den Bildern der Nehalennia, welche bei den germanisch-keltischen Belgiern verehrt wurde und mit der deutschen Isis, Holda und Burchta identisch zu sein scheint, sitzt neben derselben ein Hund, was nach Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, I. S. 150, auf die Unterwelt, auf den Gegensatz von Leben und Tod hinweiset. Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 263, vergleicht dagegen die Nehalennia mit der britischen Erd- und Mondgöttin Ceridwen und glaubt, dass der Name der Nehalennia, Nehaea von nere, neza, spinnen, nicht ohne Grund abgeleitet werde, denn die Spindel mit Beziehung auf den Tod und die Unterwelt sei ein stetiges Symbol der gallischen Feen. Mag auch die Nehalennia nach ihrer keltischen Seite der briti- [414] schen Ceridwen1) zunächst verwandt sein, so stellen sich beide und besonders die erstere dennoch der germanischen Isis und Holda, ja selbst der ägyptischen Isis zur Seite. An die ägyptische Isis erinnert durch Namen und Wesen nicht allein die deutsche Isis, sondern auch die indische Göttermutter Bhavani, indem sie den Beinamen Isi und Isani trägt, d. i. die Frau, gleich Hera und Frouwa.2) In dem deutschen Ortsnamen Isenberg, Isebuk u. s. w. bezeichnet jedoch zufolge Rochholz, a. a. O., II. S. 300 Anm., Ise, Wasserströmung, Flussgefälle. Durch das Schiff, welches der Nehalennia wie der Ceridwen als Symbol beigetheilt ist, treten dieselben mit den deutschen Wolkengöttinnen in noch nähere Berührung. Wenn eine belgische Steintafel einen Eber mit einem denselben anbellenden Hunde und die Inschrift zeigt: Bellicus Surbur,3) so möchte dieselbe, wie überhaupt das bei den britischen Kelten so viel gebrauchte Symbol der Eberjagd, als dem Mithrasdienste entlehnt zu betrachten und auf den Kampf des Lichtes und des Guten gegen die Finsterniss und das Böse zu beziehen sein.

Gemäss einer Moselsage beschreibt ein Kind die Unterweltsgöttin, die Mutter, dass sie ein Licht getragen habe und ein weisses Hündlein neben ihr gelaufen sei.4) Der König im Fahrenberg ruht mit seinen Füssen auf einem Hunde, während ein zweiter vor der Thüre Wache hält.5) In baierischen Sagen folgt der Hund, welcher gewöhnlich von schwarzer Farbe ist, den drei Fräulein, den drei Normen, oder auch der einen von ihnen, der weissen Jungfrau und Frau; ebenso erscheint er unzählige Male in deutschen und schweizerischen Sagen, sei es, dass er als Hüter eines Schatzes auftritt, oder dass er überhaupt nur geistert.6) Die Hunde, welche bei den Griechen der Mondsgöttin [415] Artemis und Hekate beigegeben sind, haben durchaus ursprünglich keinen Bezug auf die Jagd, sondern auf den Hund oder den Stern Sirius als den Begleiter des Mondes, auf seiner nächtlichen Bahn an dem Himmel und als den Wächter des Himmels- und des Todtenreiches. Die Artemis und die Hekate, von Hunden begleitet, sind die Himmelskönigin, die Königin der Nacht, die Beherrscherin des Todtenreiches, die Venus Urania, die phönicische Astarte und die ägyptische Isis.1) Pythagoras soll auch die Planeten die Hunde, die Trabanten der Persephone, des Mondes genannt haben, worüber die Nachweisungen und Bemerkungen von Preller, Demeter und Persephone, S. 369, nachzusehen sind. Der griechische Kerberos, ein Sohn des Tyhon und der Schlange Echidna, ein grässliches Ungeheuer, welches bald mit 50, bald mit 100 Köpfen gedacht, selten aber mit mehr als dreien dargestellt wird, bewachte die Schatten der Unterwelt, indem er Keinen, der einmal dahin gelangt war, wieder zurückkehren liess.2) Auch das Heiligthum des Zeus auf Kreta bewachte ein goldener Hund.3) Eben so wurden die Rinderheerden des Gerynoeus auf dem okeanischen Eilande Eurytheia von dem Hunde Orthos, d. i. dem bissigen Schäferhunde bewacht.4) Selbst die amerikanisAen Völker kennen einen das Todtenreich hütenden Hund.5) Bei den Neuseeländern und in Volkssagen des indischen Archipels bewachen gleichfalls Hunde den Zugang zur Unterwelt, welche Hunde Schwartz, a. a. O., Seite 276, auf die Sturmeswolken deuten will. Dass den Himmel des indischen Indra dessen Elephant Airavata bewacht,6) ist eine spätere, erst in dem Gangeslande bei den Elephanten aufgekommene und daher den Indern eigenthümliche Umgestaltung der ursprünglichen gemeinsamen Vorstellung von [416] dem Hunde. Zu den besonderen Ansichten von Braun, deren er manche hat, gehört es, dass er, Geschichte der Kunst, I. S. 84, in dem wachehaltenden Hund des ägyptischen Todtengerichtes die Hathor, die Herrin des Westens und die Göttin der Unterwelt, und in dem Ueberbau, worauf der Hund oder nach ihm die Hathor sitzt, die halbversunkene Pforte der Unterwelt erblickt. Bei den Griechen bewachen auch Skyllen mit Kentauren und andern Ungethümen die Pforten des Todtenreiches, was blosse poetische Fortbildungen und Ausschmückungen des Grundbildes sind.1) In ganz Armorika herrscht noch aus der keltischen Zeit der Volksglaube, dass die Seelen der Verstorbenen sich im Augenblicke ihrer irdischen Auflösung zu dem Pfarrer von Braspar begeben, dessen Hund sie nach Britannien begleite.2) In manchen schweizerischen Sagen finden sich auch unverkennbare Spuren von den drei Normen, so in einer Sage des Oberhaslethales, welche Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 715, von dem Greise mittheilt, welchem drei schöne Töchter verflucht worden sind und die der Erlösung harren. Zuerst im Gauligletscher haust das Gauliweiblein und erscheint von einem Hündlein begleitet, oft den Sennen in dem hintern Urbachthal. Zum Zweiten irrt das Aengstlenfräulein an der Aengstlenalp zuhinterst in dem Gentelthal, und von den Hirten gar viele Mal gesehen. Zum Dritten weilt das Gaismaidlein auf den Höhen des schönen Haslibergs, und hat wohl öfter schon einsame Knaben angelockt zum Buhlen. Doch, als noch vor Kurzem (vor 1817) es mit einem stillgearteten Jungen auf den Heuboden einer Scheune steigen wollte, liess es ein paar Gaisfüsse seh’n, und der bangerschrockene Jüngling schlich sich seitab von dannen, weil es ihm nicht mehr geheuer war.

Bei den Griechen wird Zeus Gelchanos dargestellt, einen sitzenden Hahn auf seinem Schosse haltend, welcher Hahn nach einer von Welker, griech. Götterlehre, II. S. 244, für nicht ungeschickt gehaltenen Annahme zum Orakelgeben diente, jedoch vermuthlich hier auf die Sonne [417] deutet, deren Ankunft er verkündet. Idomeneus aus dem Geschlechte des Helios hat zum Schildzeichen an seiner Statue in Olympia einen Hahn. Der Hahn an dem Helm der Athiene an ihrer goldelfenbeinernen Statue zu Elis deutet auf Kampflust.1) Auch war der Hahn bei der friedlichen Athene, der Athene Ergane oder Operosa bei Horaz, nach Plutarch das Sinnbild des Fleisses vom frühesten Morgen an.2) In verwandtem Sinne hiess diese Athene auch Stathmia von dem Richtmasse des Zimmermanns, weil sie Alles gehörig einrichten und vollbringen lehrte. Der Schild des Idomeneus trug das Bild eines Hahnes mit Hinblick auf seine Abstammung von Helios, dem der Hahn geweiht war.3) Auf einem griephischen Vasenbilde dient auch ein Hahn drei Epheben zum Ziel beim Bogenschiessen.4) In appulischen Vasengemälden trägt die Kore unter einem Aehrenkranze neben dem ährenbekränzten Pluton auch den Hahn, der der Demeter von Eleusis heilig war.5) Nach Platon opferte Socrates am Tage seines Todes dem Asklepios einen Hahn, was zufolge Welker, II. S. 745, auf die Gesundheit gedeutet werden kann, die der Weise von dem Aufgehen eines andern Lebens hoffte, wenn er von der Noth des jetzigen Lebens befreit wäre. Es kommen Tempel vor, die zwischen Herakles und Hebe getheilt waren, wie zwischen Demeter und Kore, wie in Rom zwischen Mais und Venus, indem in der einen Abtheilung Hahnen, in der andern Hennen gehalten wurden.6) Im Reinhart Fuchs, 1943, will der Hahn für sein Weib sterben:

„ezzet mich, und lâzet si genesen!“

Der Hahn ist in der französischen Thierfabel Chanteclers oder Chanteclins, der Hellsingende oder der im Gesang Blinzende (clinant, clignant, clinal); hano von einem alten hanan (canere, singen); er ist praeco diei, [...], sein [418] Krähen zeigt die entweichende Nacht an; er heisst auch im lat. Reinardus: horarum custos, tempora tam lucis quam tenebrosa canens.1)

Mit dem Hahnen einiger Massen verwandt ist der Hase als Gestalt der römischen Grablampen, wie solche Grablampen z. B. in Rheinbaiern neuerlich aufgefunden, worden sind.2) Da die Alten schon wussten, dass der Hase mit offenen Augen schlafe, wurde er ihnen ein Symbol des leichten Erwachens, des baldigen Wiedererwachens aus dem Tode. Immerhin aber möchten diese Darstellungen selten sein. Auf einem zu Rheinzabern in Rheinbaiern aufgefundenen Lararium, von Säulen getragen, mit den vier Göttern Mercurius, Pallas, Vulcanus und Apollo sitzt auf dem erhobenen Botenstabe des Mercurius ein Hahn3) und hinter ihm zu seinen Füssen ruht ein Widder. Auch ein kleiner Hahn wurde in Rheinzabern aufgefunden.4) – Die Priester auf Ceylon, welche den dämonischen Kultus besorgen, die jetzt Da-tschün-tas; (Dajuntas) heissen, oder Tschin, Gian und deren oberster Jacco ist, den die Europäer den Teufel nennen, opfern bei Krankheiten einen rothen Hahn.5) – Hähne und Hennen in treuester und doch stylgerechter Nachahmung der Natur finden sich auch auf einem kleinern Fries aus den Mauern von Xanthos in Kleinasien im britischen Museum zu London.6) – In den indischen Dämonentempeln der schwarzen Tulu bei Mangalore in Vorderindien werden noch Hahnen geopfert und zwar, wie es scheint, je fünf.7)

Nach der Völuspa (Simrok, S. 7) singt unter der Erde in den Sälen Hels der schwarzrothe Hahn. Der Hahn wäre sonach gleich dem Hunde als ein Wächter des Todtenreiches anzusehen. Zufolge Hocker, Stammsagen, S. 32, steht es mit dieser Auffassung in Verbindung, dass bei [419] dem grossen Todtenopfer zu Lethra Hähne dargebracht wurden und dass das Zauberweib, welches den König Hading in die Unterwelt führte, einen Hahn opferte. Dem Teufel, dem entarteten Todesgott, welcher mit der rothen Hahnenfeder und auch mit dem Hahnenfusse erscheint, wird in vielen Volkssagen ein schwarzer Hahn oder eine schwarze Henne dargebracht. In Baiern wird noch dermalen bei dem Offertorium bei Todtenämtern von Laien ein schwarzes Huhn gleichsam als Todtenopfer hingegeben. In dem Thale bei Quedlinburg musste ehemals alljährlich man einen schwarzen Hahn in die Bode werfen; unterliess man es, so ertrank in demselben Jahre Einer. Die in vielen Theilen Deutschlands und der Schweiz vorkommenden Sagen, dass der Fluss oder der See ein jedes Jahr einen Menschen haben oder verschlingen müsse, beruhen vielleicht auf vordem üblichen und in spätern Zeiten durch Hähne ersetzten Menschenopfern. Die Hähne auf den christlichen Kirchen, welche im J. 925 zuerst in St. Gallen erwähnt werden,1) sind jedenfalls heidnischen Ursprunges und von der christlichen Kirche herübergenommen, um die sich daran knüpfenden heidnischen Vorstellungen zu verdrängen, wie aus dem gleichen Grunde so häufig auf alten heidnischen Cultstätten Kapellen, Kirchen, Wallfahrtorte und Klöster angelegt, – die kirchlichen Festtage in die heidnischen Festzeiten verlegt, – die heidnischen Götter und Göttinen in die Kirchenheiligen mit aufgenommen wurden u. s. w. Den Christen sollen die Hähne das Symbol sein, dass wachsam sein und früh und spät kämpfen und ringen müsse, wer in das himmlische Reich eingehen wolle; die christlichen Hähne sind weniger die Wächter, als die Führer, Warner und Boten des himmlischen Reiches, – sie sind gleichsam Christus und seine warnenden Lehren selbst. Auf dem künstlichen, das ganze Planetensystem vorüberführenden, nunmehr durch den mechanischen deutschen Künstler Schwilge, französirt gleich dem ganzen Elsass und dem Strassburger Dome Schwilgué, wiederhergestellten Uhrwerke in dem Dome zu Strassburg erscheint um 12 Uhr des Mittags [420] auch ein Hahn und krähet laut drei Mal wohl in Erinnerung an Petrus, von welchem der Herr verkündet hatte: „Ehe der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen.“1) Besonders oft erscheint der Hahn in den deutschen Sagen von den drei Fräulein (Nornen) und von versunkenen Schlössern, also von der Unterwelt, welche sie bewachen. Der Lintwurm, das sagenhafte Ungeheuer, welches für einen verzauberten. Riesen angesehen werden kann und ein Hauptgegenstand der Heldenkämpfe ist, wird aus dem Eie eines zwölfjährigen Hahnes ausgebrütet und ist gleich den Schlangen Schatzhüter, welche Schätze man ihm besonders im Monat Merz, wo sich die (Gewitter- und Wolken-) Schätze sonnen, entreissen kann. Der Hahn steht hier offenbar in Verbindung mit dem jedes Frühjahr wiederkehrenden Blitz- und Donnergotte Donar, Thôrr und der rothe Hahn ist dieser Gott und sein Blitz selbst, wie auch der spätere Meister Hämmerling und der rothe Teufel mit der rothen Hahnenfeder. Auch in Schweizersagen, z. B. bei Rochholz Nr. 119, kommt der Hahn vor. Auf dem Jensberg im Berner Seelande fand man aus Sandstein wohl erhaltene Kopfbilder eines Hahns und eines Löwen, wie ein Schlangenschnitzbild, welche Jahn, der Kanton Bern, S. 38, als mithrische Denkmale ansieht aus der Zeit der einst dort gelegenen keltisch-römischen Stadt Petinesca, an der grossen Heerstrasse von Aventicum nach Salodurum und Vindonisssa. Bei Rochholz, a. a. O., Nr. 133, kommt der Hahn sogar in Verbindung mit dem Hunde als Schatzhüter vor. Ein Geselle erblickt nämlich im Gewölbe einen Hahn mit feurigem Kamme, der sich auf dem Rücken eines gewaltigen Zottelhundes ausspreizt; der Hund aber kauert knurrend auf einer grossen Kiste, während der Hahn dazu kräht, dass er sich selber fast überpurzelt. Der schwarzrothe Hahn der Unterwelt steht gleich der schwarzweissen Krähe und Hel selbst und deutet auf das doppelte Leben des Tages und der Nacht, des Lichtes und der Finsterniss, des Frühlings und des Sommers, und des Herbstes und des Winters. Der rothe Hahn isf eigentlich der Bote und Verkünder der Morgenräthe des Tages und [421] des Jahres, ist die Morgenröthe des Tages und des Jahres selbst. Namentlich aber ist der rothe Hahn in den Sagen gleich der Schwalbe und dem Kukuk der Bote des Frühlings, franz. printemps oder primun tempus, des deutschen Jahres, gr. [...] und lat. ver.1) In diesem Sinne ist auch Christus besonders als der Bringer eines neuen Lebens und der Erwecker zum Leben aus dem Tode dem Hahne zu vergleichen und deshalb wurden auf den ältesten christlichen Grabsteinen Hahnenbilder eingemeisselt oder auch solche Bilder mit in das Grab gegeben, wie man z. B. bei Winterthur ein solches Bild ausgegraben hat. Auf dem Portale an der Altstädter Kirche zu Pforzheim befindet sich ein Hahn, der zuerst mit einem Löwen kämpft und dann auf einem gefesselten Löwen steht, welches Bild Wackernagel, S. 9, dahin deutet, dass Christus der Hahn sei im siegreichen Kampfe mit seinem Feinde, mit dem, der umhergeht wie ein brüllender Löwe und suchet, was er verschlinge. Wir möchtn diese Deutung als eine ganz richtige bezweifeln und halten es nicht für unwahrscheinlich, dass jenes Bild ein mithrisches sei, darstellend allerdings den siegreichen Kampf des Lichtes (des Parôdars, des Mithra, des Sonneggottes) gegen die Finsterniss und das Böse, welches uralte Bild die mittelalterlichen Bauleute unbedenklich auch bei den christlichen Kirchen beibehielten und anbrachten. Der Löwe wird übrigens auch durch andere Thiere oder Ungethüme vertreten, wie z. B. in der Enge zu Bern keltisch-römische Scherbenstücke aus Siegelerde seit dem Jahre 1843 aufgefunden worden sind, welche in Reliefdarstellung einen Greifen mit einem Hahn zeigen.2) Auch darf wohl aus der Oeffnung von Mülheim im Kanton Thurgau vom J. 1475 die Bestimmung hervorgehoben werden: „Item, welcher der von Landenberg zehenden inhat, der soll den von Mülheimb ein gugelhan haben.“3) Auch ist der Hahn ein Wappenthier und hier besonders an den gallischen Hahn zu erinnern; die Freiherrn von Güttingen am Bodensee trugen als Helmzier einen goldenen Hahn mit rothem Kamm und Schnabel; [422] das Wappen der züricherischen Ritter Maness im Hard waren zwei goldene Hahnenköpfe mit rothem Kamm in schwarzem Feld; das Wappen des aus Constanz und St. Gallen stammenden Rittergeschlechts der Blarer hat im Schilde und zur Helmzier einen rothen Hahnen; den Helm der Ritter von Zuckenriet im Kanton St. Gallen zierte ein schwarzer Hahn mit rothem Kamm und rothen Füssen.1) Wie übrigens der Hahn auf oder in den christlichen Gräbern das Symbol der gehofften Unsterblichkeit, des erwarteten ewigen Morgens und Lebens ist, so sind es nicht nur die Rosen und Blumen, sondern auch die Schlüssel, welche in römisch-helvetischen Gräbern nicht selten gefunden werden.2) Diese Schlüssel sind ein Attribut des Licht- und Sonnengottes, des Jahresgottes, welcher das Licht hinwegnimmt und wiederbringt, welcher die Thore des Lichtes schliesst und wieder öffnet, wie namentlich der Schlüssel in dieser Bedeutung ein Attribut des römischen Janus gewesen3) und von ihm vermuthlich auf den christlichen Petrus als den Himmelspförtner übergegangen ist. – Im Berner Oberlande glaubt das Volk durch einen dabei befindlichenweissen Hahn das weidende Vieh zu schützen, dass ihm nicht von den fabelhaften Stollwürmern die Milch ausgesogen wird.4)

Bei den helvetischen Kelten scheinen nach den Ausgrabungen, die man neuerlich im Kanton Bern in ihren Gräbern gemacht hat, den Verstorbenen nicht blos Pferde, sondern auch Hunde mitgegeben oder diese mit ihnen beerdigt worden zu sein.5)

Neben der Milchstrasse dient den Urvölkern auch der Regenbogen, um darauf die Götter und die Seelen von dem Himmel zu der Erde herab- und wieder zurücksteigen zu lassen. Da der Regenbogen auffallender ist als die Milchstrasse und auch wirklich die Erde mit dem Himmel zu verbinden, die Erde und den Himmel zugleich zu be- [423] rühren scheint, möchte das Symbol des Regenbogens das älteste und ursprünglichste, die lichte Himmelsbrücke des Tages sein, während die Milchstrasse der Nacht anheimfällt. In diesem Sinne möchte es zu verstehen sein, dass Gott in der Genesis 9, 8 ff., nach der Sinfluth und nach der Landung des Noah denselben zum Zeichen des Bundes zwischen ihm und der Erde oder den Menschen setzt; der Regenbogen ist das Band des Bundes selbst. In der deutschen Mythologie wird der Regenbogen als die Brücke Bifröst, wörtlich die bebende Rast oder Wegstrecke vorgestellt, welche Himmel und Erde verbindet und über die die Asen oder Himmelsgötter auf- und niedersteigen.1) Die Brücke, sei es nun der Regenbogen oder die Milchstrasse, hängt übrigens auf das Innigste zusammen mit dem Todten- oder Wolkenstrome und Meere, welche nach den Vorstellungen des Zendvolkes und der Inder, der Griechen und Römer, der Aegypter u. s. w. die Seelen der Verstorbenen durchschiffen mussten, um in das über dem Luftraum und den sieben Planetensphäreil, jenseits des Himmelsokeanos gelegene Lichtreich zu gelangen. Brücke, Schiff und Meer sind aber natürlich verhältnissmässig sehr späte und schon gebildetere Vorstellungen, da, um solche zu fassen, die Urvölker an den Meeresküsten Asiens oder wenigstens an dessen grösseren Strömen angekommen sein und die Schifffahrt kennen mussten. Das Uranfänglichste war ein blosser Steg, eine einfache Leiter, da die blossen Gebirgsvölker zum Herab- und Hinaufsteigen noch kein an- [424] deres Mittel kennen, und diese Himmelsleiter, Jakobsleiter erscheint bei den Baktern und Indern, bei den Aegyptern und Juden. Mit der Todtenleiter verwandt und nur etwas später ist das Todtenross, auf dem die Verstorbenen in das Todtenreich reiten, so namentlich die Kelten, die Germanen, die Inder u. s. f., wie dieses Todtenpferd Furtwängler, a. a. O., S. 3 – 164 (der zweiten hier stets benützten Ausgabe) ausführlich, gründlich und geistvoll dargelegt hat. Die Pferde, welche bei den indo-germanischen Völkern so oft mit den Leichen verbrannt oder auch beerdigt wurden, sollten sie jenseits tragen, wie alle Grabesgaben auf die andere Welt berechnet und für diese bestimmt waren, das Jenseits nur als das höhere Diesseits gedacht wurde. Der Sterbende trat nur eine Reise nach einem fernen und unbekannten Lande an und wurde reichlich mit Allem ausgestattet, was er dort nach den diesseitigen Begriffen, Bedürfnissen und Neigungen zu bedürfen schien; besonders dem Krieger folgten seine Waffen, sein Pferd, seine Sklaven, Freunde oder Begleiter und selbst seine Gattin in den Tod. Auch die Speisen sowie das Fährgeld in den spätern Zeiten für den Todtenschiffer wurden nicht vergessen; das unbekannte Land, von dessen Rand noch niemals ein Sterblicher zurückgekehrt, ist in aller und jeder Hinsicht nur das treue Abbild des irdischen Lebens, des bekannten Landes; dort wird nur gleichsam in überirdischem oder göttlichem Masse geritten und gestritten, gesungen und getanzt, gegessen und getrunken, gelitten und genossen, wie hier. Wie Gott vermenschlicht, zum Gottmenschen wird, wird auch der Himmel zum irdischen Himmel oder zur himmlischen Erde, denn sonst könnte man ja unmöglich herab- und hinaufsteigen, hinüber- und herüberschiffen, – der Gott und die Göttin mit den Menschen sich verbinden, – die Gottheit mit der Menschheit einen ewigen Bund und Frieden schliessen. Die kindlichste Naturanschauung trifft darin mit der tiefsten Philosophie, das dunkelste Gefühl mit der schärfsten und bewusstesten Speculation und Metaphysik, der Naturalismus mit dem Supernaturalismus, der Materialismus mit dem Spiritualismus zusammen, dass Gott in den Menschen und auf Erden sei

[425]

und die Menschen in Gott und in dem Himmel sein solten. Das treffendste Bild dieses göttlich-menschlichen und menschlich-göttlichen Seins ist der bunte Regenbogen; er scheinet in sieben Farben und Strahlen und ist doch nur der Eine Lichtstrahl; das irdische Leben ist die zur Vielheit auseinander gegangene Einheit und der Himmel die die Vielheit wieder aufhebende und einigende Einheit; auf Erden waiden die Schafe und im Himmel die Eine Heerde, und Gott ist der Eine Hirte der Schafe und der Einen Heerde, – der Beherrscher des irdischen und himmlischen Jerusalems, der irdischen Trümmer und der himmlischen Siegesfahne, des schwarzen und des weissen Lammes.

2. Die Sinesen haben sieben mythische Könige, Gesetzgeber und Lehrer.1) Nach Ritter, Erdkunde von Asien, I. S. 199, war China vor dem Kaiser Schi-Hoangti in sieben Provinzen getheilt. Schon in grauer Vorzeit und wenigstens 1100 – 2390 Jahre vor Christus hatte China ein sehr geordnetes Staatsleben mit vermuthlich sieben und nicht blos sechs Ministerien an der Spitze.2) Bei den Sinesen auf Java wird die Frau im siebten Monate ihrer Schwangerschaft in sieben Arten von Blumenwassern gebadet. An dem bei denselben Sinesen vierzehn Tage nach ihrem Neujahre oder am 12. Februar gefeierten Feste der Freude (Tjap-Go-meh) müssen nach altem Regierungsgesetze alle verheiratheten Frauen im Mondschein spazieren gehen und dürfen nicht eher wieder heimkehren, als bis sie über sieben Brücken gegangen sind.3) Einige, und namentlich Ideler, behaupten, dass die siebentägige Woche mit dem siebten Tage, als der Verehrung Gottes geweiht, bei den Sinesen (und selbst bei den Peruanern) uralt sei; wenigstens soll im Schu-king folgende Nachricht enthalten sein: „Am siebten (Wochen-) Tage, der grosse Tag genannt, liessen die alten Könige von China die Thüren der Häuser schliessen; es durfte an diesem Tage kein Handel getrieben und kein Gericht gehalten werden.“ – Nach [426] dem Schöpfungsmythus der den Sinesen benachbarten, jedoch nach der Ansicht von Klaproth, Kämpfer, Golowin, Siebold und Andern mit ihnen nicht gemeinschaftlich abstammenden, sondern entweder von den tartarischen Horden des nordöstlichen Asiens oder von den ersten Bewohnern Babylons abzuleitenden Japaner, da ihre Religion eine Art Parsismus oder Lichtdienst ist und wesentlich in der Verehrung der Sonne oder des heiligen Feuers besteht, wurde das aus dem Chaos neugeschaffene Universum zuerst und mehrere Miriaden von Jahren hindurch von sieben aufeinanderfolgenden Göttern regiert.1) Der in die japanischen Mysterien aufzunehmende Kandidat muss sieben Mal täglich baden. Die holländische Kompagnie auf der Insel Dezima im Hafen von Nangasaki ist auf sieben Personen beschränkt. – Bei den Kirgisen im nördlichen Asien dauern die Trauerfeierlichkeiten bei der Beerdigung eines Häuptlings sieben Tage, worauf am achten die Beerdigung stattfindet.2)

3. Bei den Indern, d. i. bei den Saindhava oder Anwohnern des Sindhu, des Stromes, zerfiel der Himmel, die Hölle und die Erde je in sieben Theile oder dvîpas, sie zählten also 21 Welten, wovon Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, Mainz 1822, Taf. I*, II* und III* Abbildungen gegeben hat. Müller, a. a. O., S. 245, vermuthet, dass die Ammoniter und Moabiter darnach ihrer Hölle, Moloch, Molchon, Melech, sieben glühende Kammern gegeben haben. Der vedische Trita (der persische Thraêtâtônô) erschlägt einen dreiköpfigen Drachen mit sieben Schwänzen.3) Nach Roth’s Vermuthung in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. VI. S. 75, zählten die Inder ursprünglich sieben Aditjas, d. h. sieben unverletzliche, unvergängliche, ewige und unantastbare Lichtgottheiten, welche später nach den zwölf Monaten des Jahres auf zwölf Sonnengötter vermehrt wurden und herabsanken. An der Spitze dieser sieben oder zwölf [427] Lichtgottheiten standen Varuna und Mitra, der Freund, d. i. des ewige Licht der Nacht und des Tages. Varuna ist nach Roth der gemeinsame indogermanische oberste Gott Varuna-Ormuzd-Ouranos. Auch der Koran nennt sieben Höllen. Indien selbst hat sieben heilige Städte1) und sieben heilige Ströme, und das alte Indien, das Penjab heisst Siebenindien, das Land der sieben Ströme, Hapta-Hendu in den Zendschriften;2) diese sieben Ströme des Penjab sind die Sindhu mit ihren fünf Zuflüssen und die Jamunâ oder Sarasvatî als siebter Strom. Die Gangâ, die Sarasvatî und die Gôdavari dachte man sich als siebenfache Ströme, d. h. aus sieben Zuflüssen entstehend und nannte sie daher Sapta-Gangâ, Sapta-Sârasvata und Sapta-Gôdâvara.3) Im Samaveda von Benfey, II. 4, 1, 9, heisst es. „Die siebengeschwisterte schöne Sarasvati.“ Dem Indus werden sieben Mündungen zugeschrieben, von denen jedoch in späteren Zeiten nur die mittlere schiffbar war; die Meeresbucht an der Nordspitze der Halbinsel Guzerat, welche vom Alexandrinischen Periegeten Barakes genannt wird, enthielt sieben Eilande.4) Auch hat Indien ein Siebengebirge, worunter am wahrscheinlichsten das nepalesische Siebengebirge zu verstehen ist;5) dasselbe hing wohl mit der dort herrschenden Vorstellung zusammen, dass die Gandakî und die Kauçiki aus sieben Quell;strömen zusammenfliessen. An das deutsche Siebengebirge oberhalb Bonn auf der rechten Seite des Rheins braucht kaum erinnert zu werden. Bei Hameln liegt ein Dorf Siebenbergen und noch mehr gehört das Land Siebenbürgen hierher. Das nepalesische Siebengebirge war von sieben Fürsten beherrscht. Eben so gehören hierher die Septem Fratres der Römer, eine siebenfache Reihe von Bergen in Mauretanien, hinter dem Abyla, Gribraltar gegenüber, – Septem Aquae, nach Eini- [428] gen sieben grössere und kleinere Seen im Lande der Sabiner, – Septem Arae, ein Städtchen in Lusitanien, zwischen Olisippo und Emerita, – Septem Maria, beim Herodian die sieben Mündungen des Poflusses, während Plinius darunter Sümpfe im Lande der Atrianer versteht, welche der Po bildete. Ebenso war der Timavus ein Fluss, welcher nach den Angaben der Alten aus sieben oder neun Quellen an der Grenze der illyrischen Japydier entspringt. Ferner sind zu erwähnen die Glashütte Siebenstein im Fürstenthum Corvei, – Siebensiesen im frühern Herzogthum Berg, – der Kreis der sieben Gemeinden bei Primolano in Tyrol, – die sieben vereinigten ionischen Inseln u. s. w. Bei Mone, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, I. S. 323, wird in einer Urkunde vom J. 1191 ein Ort Sibinhaich, Sibeneich genannt. Das Berner Oberland hat ein Siebenthal. Im Tululande auf der Westküste Vorderindiens bezeichnen noch heute die Eingebornen die ganze Westküste mit Sapta- (Sieben) Concanam,1) vermuthlich eine Erinnerung und ein Nachklang des nördlicheren Sieben-Indiens. Bei Toghulhatty in derselben Gegend heisst ein Berg die Siebenmeilenspitze (Seven miles top). Nach der Sinfluthsage, welche den Indern mit den arischen Völkern und mit den Semiten gemein ist, jedoch die Aegypter und Sinesen nicht kennen, weshalb die letztern vor der Sinfluth aus dem gemeinschaftlichen Ursitze ausgezogen sein müssen, soll Brahma dem Manu anbefohlen haben, ein Schiff zu bauen und dasselbe mit sieben heiligen Männern und mit Samen und Thieren aller Art zu besteigen; dieses Schiff soll auf einem der Gipfel des Himalaja gelandet und darauf Manu, der indische Noah, zum Stammvater aller Menschen geworden sein.2) Aus dem Munde, des Gottes Agni, des Gottes des Feuers, gehen sieben Strahlen als seine sieben Zungen und er heisst daher der Siebenzungige, Saptaschiwas, und ist zugleich siebenarmig; er hat sieben Söhne und sieben Brüder, auch sieben Opfer- [429] arten.1) Buddha wird auch dargestellt mit sieben Häuptern.2) Ebenso wird auf einem Subramanjabild der Gott, d. i. Çiva selbst, sitzend auf einem Pfaue, dargestellt mit sieben Häuptern und mit vierzehn Armen, auf dem Haupte eine vierschossige Weltkrone.3) Die Inder nehmen auch sieben Bhavanimodificationen an, welche die sieben Mütter, Sapta Mâdara heissen.4) Die zwei vorgestreckte Fackeln in den Händen tragende Aruni, die Göttin der Morgenröthe, schwebt über einem siebenhäuptigen geflügelten Rosse.5) In einem Manwantaram oder einer grossen Weltdauer erscheinen vierzehn Indras, mit deren letztem immer eine neue Weltschöpfung beginnt.6) Surjas (der Himmlische), der Sonnengott, fährt auf einem Wagen, welcher von sieben rothen oder gelben Rossen oder von einem Rosse mit sieben Häuptern gezogen wird.7) Arunas, d. i. die Morgenröthe, ist der Wagenlenker des Sonnengottes Surjas. Die Inder schreiben der Sonne wie dem Feuer sieben Strahlen zu. Deshalb lautet bei ihnen das Schlussgebet an die Sonne also: „Feuer, sieben sind deine Zunder; sieben sind deine Zungen; sieben sind deine heiligen Weisen; sieben sind deine geliebten Wohnstätten; auf sieben Wegen beten dich deine Opferer an; sieben sind deine Quellen. Begnüge dich mit dieser geläuterten Butter.“8) – Die endlose Schlange, auf deren Ringen der schlummernde Wischnu im Ocean ruht, wird ebenfalls mit sieben Köpfen, die einen Baldachin über Wischnu bilden, dargestellt. Die indische Sage verehrt unter dem Namen der sieben Rishi’s die ersten Stammväter oder Patriarchen des menschlichen Geschlechts, die sieben grossen Heiligen als Muster der Weisheit wie als Vorbilder menschlicher Büssungen.9) Benfey bei Ersch [430] und Gruberl Encykl., II. Bd. XVII. S. 182, erklärt die sieben Rhishi’s als ursprünglich mit den baktrischen sieben [amesha çpenta] identisch. Als Gestirngötter wohnen die sieben Rishi’s in dem Siebengestirn oder dem grossen Bären und nach ihnen pflegen auch die indischen Könige sieben Minister zu haben.1) Auch nehmen die Inder sieben Nanu’s an.2) Nach der Vorschrift der von den Brahmanen dem Manu beigelegten Gesetze, VII. 54, soll der König sieben oder acht Minister wählen. Der König, sein Rath, seine Hauptstadt, sein Land, sein Schatz, sein Heer und seine Verbündeten sind nach Manu’s Gesetz die sieben Theile des Reiches, die sich gegenseitig unterstützen und erhalten müssen. Die Brahmanen theilen sich in sieben Klassen, welche nach den sieben Rishi’s benannt sind; diese sieben Grade der indischen Priester kommen also mit den sieben Graden der ägyptischen Mysterien überein. Die in Bengalen zuerst eingewanderten Brahmanen wollen aus 700 Familien bestanden haben und nennen sich Saptaçati (7003)). Die alten abendländischen Schriftsteller legen den Indern oft auch sieben Stände oder Kasten bei; bekanntlich berichtet auch Herodot II. 164, dass es in Aegypten sieben Kasten gebe ( [...]). – Bei der Weihe des neuen Königs musste derselbe drei oder sieben Mal den Altar umschreiten und erst hierauf bestieg er den von zwei Löwenbildern getragenen Thronsitz; nach der Weihe fuhr er in einem von vier Pferden gezogenen Wagen nach dem Palast zurück. Benfey bei Ersch, a. a. O., S. 226 b, sagt, die Königsweihe habe einfach darin bestanden, dass der Einzuweihende drei oder sieben Mal das heilige Feuer oder ein Gefäss mit geweihtem Wasser umgangen habe, wobei der Oberpriester etwas gerösteten Reis auf sein Diadem streute. Im Mahâbhârata werden auch sieben Fürsten der Kiratâ am Berge lndraparvata erwähnt4) und ebenso werden darin den Pândava sieben „von verschiedenartigen Bannern erfüll- [431] ten“ Heere zugeschrieben,1) welches letztere auffallend mit den sieben deutschen Heerschilden zusammenstimmt. Vor dem Lingam als dem Symbole des Weltschöpfers und des allerzeugenden Gottes zünden die Brahmanen sieben Lampen an, welche den siebenarmigen Leuchtern der Juden gleichen sollen, die man zu Rom am Siegesbogen des Titus erblickt2) und welche auch in den jüdischen Katakomben oder Begräbnissstätten zu Rom häufig angetroffen werden.3) – Die indischen Pagoden haben immer vier Thore, jedes nach einer Weltgegend gerichtet, und über jedem derselben erhebt sich ein Pyramidalbau mit sieben Absätzen.4) Dem Brihaspati, d. i. dem Herrn des Gebetes, Brahma, wird ein siebenfacher Mund beigelegt5) und ein siebenzackiger Strahl oder Blitz. Der königliche Oberrichter in Indien darf zu seinem Gerichte nicht mehr als sieben Beisitzer haben.6) – Bei den indischen Hochzeitsgebräuchen ist der wesentlichste oder derjenige, durch welchen die Ehe eingegangen wird, der der sieben Schritte, indem mit sieben Schritten die Braut in die Ehe treten soll und mit dem siebten Schritte Frau wird. Der Bräutigam führt nämlich die Braut nach einander durch sieben Kreise und spricht: „Möge dich Wischnu leiten einen Schritt, um Nahrung zu erhalten; möge dich Wischnu leiten zwei, um Stärke zu erhalten, drei zu den feierlichen Uebungen der Religion, vier Schritte zum Glück, fünf Schritte zum Zuchtvieh, sechs Schritte zum Reichthum, sieben Schritte zu dem opfernden Priester. Wenn du sieben Schritte vollendet, sei mein Gefährte.“ Der Freund des Bräutigams (der Brautführer) geht sodann zur Stelle, wo der siebente Schritt vollendet wurde, und giesst Wasser über die Brautleute aus.7) – Bei dem indischen, sich bis nach Kamboga und Siam, Barma in Hinterindien ausdeh- [432] nenden1) Gottesurtheile der Feuerprobe – seit uralten Zeiten und his heute sind nämlich im indischen Strafprocesse die Gottesurtheile (divja, göttlicher Ausspruch, oder parikshâ, Entscheidung, Untersuchung genannt) sehr gebräuchlich,2) wie diese Gottesurtheile auch bei den Parsen,3) bei den Kelten und bei den Germanen gebräuchlich, also wohl ein aus dem gemeinsamen Ursitze Mitgebrachtes waren,4) – muss der Angeklagte, indem er seinen Blick nach Osten, woher das Licht kommt und wo Gott wohnt, zu richten hat, ein glühendes Stück Eisen sieben Schritte in den mit sieben oder auch mit dreimal sieben Blättern umwickelten Händen über sieben Kreise, die den zu durchlaufenden Raum umfassen, tragen. Die Blätter sind mit sieben weissen Fäden an die Hände festgebunden und nach überstandener Probe muss er sieben Mal die Hände mit Reis waschen, um zu entdecken, ob die Hände kein Brandmal tragen. Aehnlich hat der Angeklagte bei der Giftprobe sieben Gerstenkörner Gift, vermischt mit Butter, zu geniessen.5) Hatte Jemand in Schuldsachen und ähnlichen Fällen ein Zeugniss abgelegt und es traf ihn innerhalb sieben Tagen danach ein Missgeschick, wie Krankheit, Brand, Tod eines Blutfreundes, so musste er die Schuld und eine Strafe bezahlen. – Die Aermeren, welche sich nicht durch die üblichen Geschenke an den Vater eine Frau erwerben können, erwerben dieselbe durch sieben- [433] jährigen Knechtsdienst bei dem Vater.1) Der Somatrank, das älteste Hauptopfer bei den Indern, wurde mit Milch von drei Mal sieben Kühen gemischt.2) Sôma von su, welches ausser der Bedeutung erzeugen, gebähren, in dem Vêda auch die besondere, den Saft auspressen, hat, bedeutet zuerst den Saft der Sômapflanze, welcher, nachdem er mit Molken, Gerstenmehl und einer wildwachsenden Kornart gemischt und gährend gemacht worden ist, eine starke, berauschende Aufregung bewirkt. Dem Trinken des Saftes werden viele Wirkungen zugeschrieben: er gibt Nahrung, Gesundheit, Schutz und Unsterblichkeit und führt zum Himmel. Auch die Götter werden durch ihn erfreut und berauscht, wie Indra, die Marut, die Açvin und Agni; der erste verrichtet, durch ihn begeistert, seine Thaten. Sôma wird aber in dem Vêda zugleich als ein Trank und als Gott des Trankes, wie bei den Parsen und ähnlich bei den Christen das Brod und das Fleisch, der Wein und das Blut des Herrn, dargestellt und ihm nicht nur alle Wirkungen des Opfers, sondern auch viele Eigenschaften eines höchsten Gottes zugeschrieben. Der Name Sôma ist später auf den Gott des Mondes übertragen worden; er bezeichnet die befruchtende und belebende Kraft der Natur, welche sich besonders in den Pflanzen wirksam zeigt; er wird daher der Herr der Pflanze genannt. – Der neugeborne Buddha macht zuerst sieben Schritte nach allen sechs Punkten des Horizonts, d. h. nach den vier Himmelsgegenden, nach oben und nach unten, während unter seinen Füssen Lotusblumen erblühen, und verkündet mit lauter Stimme seine eigene Uebergöttlichkeit und die nahende Erlösung: „Ich der Erhabenste in der Welt; ich bin der Führer der Welt; das ist meine letzte Geburt; ich werde der Geburt, dem Alter, der Krankheit und dem Tode ein Ziel setzen; ich werde den Versucher und seine Heerschaaren besiegen u. s. w.“3)

[434]

Die Mutter des Buddha stirbt am siebten Tage nach der Geburt des Sohnes. Nach seiner Flucht aus dem älterlichen Hause, um das Einsiedlerleben anzutreten, verbirgt sich Buddha sieben Tage, damit die etwa zu seiner Heimholung ausgesandten Boten ihn nicht finden. Ehe Buddha, d. h. der zu Bûddhi oder der zur vollkommenen Weisheit Gelangte, der Erleuchtete, der Wissende,1) sich auf die Bitten der Götter entschliesst, das Prophetenamt anzutreten, verbringt er zweifelnd an sieben verschiedenen Stellen sieben Mal sieben Tage. Als nach zwölfjähriger Abwesenheit aus dem väterlichen Hause Buddha dahin zurückkehrt, sandte er seinem Vater die Botschaft voraus, dass sein Sohn ihn in sieben Tagen besuchen werde.2) Nachdem Buddha gestorben, dauern die Vorbereitungen zur Errichtung des Scheiterhaufens sieben Tage und am siebten Tage entzündet sich der Holzstoss von selbst, indem die Flamme der Beschauung aus der Brust des Leichnams schlägt und den Holzstoss ergreift. Der Sarg ist sieben Mal um die Stadt getragen worden3) und sieben Tage hindurch dauern die Trauerfeierlichkeiten.4) Der bei der Nachricht von dem Tode Buddha’s schwer erkrankte König Agâtacatru wird dadurch gerettet, dass er erst in sechs mit frischer Butter gefüllte Tröge und in einen siebenten mit kostbarem Sandelholze gefüllten gelegt wird.5) Als Nigrodha den König Açoka zum Buddhismus bekehrte, soll er erst sieben Jahre alt gewesen sein.6) Das erste Concil der Buddhisten soll sieben Monate gedauert haben, und als dasselbe sein Werk vollendet hatte, soll die Erde sieben Mal bis in die Tiefe erbebt haben.7) Sieben unvergängliche Vorschriften soll Buddha nicht lange vor seinem Entschwinden seinen Schülern ge- 3)[435] geben haben. Die Buddhisten haben sieben Kleinodien, d. h. sieben kostbare Stoffe, mit welchen die Reliquien und Reliquienbehälter geschmückt werden und vorschriftmassig geschmückt werden sollen; nach einem Verzeichnisse sind diese Kleinodien: Gold, Silber, Lasurstein, Krystall reiche Perlen Diamant und Koralle.1) Die buddhistischen Könige von Siam führen in ihrem Wappen sieben übereinander gespannte Sonnenschirme und in ihrem Audienzsaale erheben sich zwei siebenfache und zwischen ihnen ein neunfacher Sonnenschirm.2) Der buddhistische König von Kambodja in Hinderindien, über welchen um 616 nach Chr. berichtet wird, empfing alle drei Tage seinen Hofstaat, indem er auf einem Divan sass, der mit fünf Arten Gewürzen und mit sieben Arten Edelsteinen geschmückt war.3) Sieben Tage und sieben Jahre, der siebente Tag und das siebente Jahr erscheinen überhaupt in den verschiedensten Anwendungen bei den Buddhisten, so dass die Sieben als die allgemeine Zeit- und Fristenzahl sich darstellt. Die Königin Tishjaraxita erbittet sich von ihrem Gemahl Açoka die Gunst, sieben Tage die königliche Gewalt ausüben zu dürfen, und benützt dieselbe nur, um einem ihr verhassten königlichen Prinzen, welcher ihre Liebeszumuthungen zurückgewiesen hatte, die Augen ausreissen zu lassen.4) – Auch auf den Münzen der alten indischen Sinha-Könige finden sich sieben Sterne, dargestellt;5) der mittlere der sieben Sterne ist die Sonne und die Münzträger sollen daher nach Lassen Verehrer der Sonne gewesen sein.

Dass die Inder die siebentägige Woche und die Namen sowie die Verehrung der sieben Planeten, den Thierkreis (Solarzodiakus) und die Bilder und die Namen dieser Bilder der zwölf Zeichen des Thierkreises6) erst seit dem [436] Jahr 170 v. Chr. erhalten und die Griechen die Bilder des Thierkreises erfunden haben, wie Benfey bei Ersch und Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S. 265 ff. auszuführen versucht hat,1) ist eine völlig unbegründete und unhaltbare Ansicht, gleich der damit zusammenhängenden weiteren Behauptung von Benfey, dass die 27 oder 28 Mondhäuser, Lunarstationen, naksatra, den Indern eigenthümlich seien. Die sieben Wochentage und die ihnen vorstehenden oder sie durch ihre astralen Einflüsse beherrschenden sieben Planeten und Planetengötter sind durchaus chaldäisch, babyloniseh oder arisch-semitisch, und haben die Griechen und die Inder neben und mit andern Völkern, besonders den Phöniciern und Aegyptern, von den Chaldäern oder Babyloniern, den Semiten empfangen. Lassen, III. S. 83, ist der Ansicht, dass die Eintheilung des Jahres in Wochen und die Benennung der einzelnen Tage derselben nach den sieben Planeten den Aegyptern angehöre, bei ihnen sehr alt sei und von ihnen den Griechen und Römern mitgetheilt worden sei, welche letzteren sie dann während der Zeit der Blüthe des römisch-griechischen, des alexandrinischen Handels den Indern überbracht haben. Auch die Juden, bei welchen im Jahr 63 vor Chr. G. Pompejus bei der Einnahme von Jerusalem sie im Gebrauche fand, würden diese Eintheilung nur von den Aegyptern erhalten haben, wie die Javaner von den Indern. Unter Berufung auf Weber’s indische Studien, II. S. 666, behauptet Lassen, dass bei den Indern die älteste Erwähnung der Namen der Wochentage in den Schriften des Varâha Mihira, also erst im Anfange des 6. Jahrhunderts sich finde und dass es gar keinem Zweifel unterliege, dass die Inder sie von den Kaufleuten erhalten haben, die des Handels wegen ihr Vaterland besuchten. Neuerlichst hat sodann gegen Biot (und gegen Lassen) Weber, die vedischen Nachrichten von den naxatra (Mondstationen), [437] Berlin 1860, darzuthun versucht, dass bei den Indern die Mondstationen (naxatra) früher beglaubigt seien als die sinesischen sieou und dass die letztern die Sinesen von den Indern überkommen haben; die Inder aber selbst sollen nach S. 316 ff. die naxatra aus Westasien, von den Arabern, d. h. doch wohl mit diesen von den Babyloniern erhalten haben, wie wir dieses schon in der ersten Abhandlung des vorliegenden Werkes ausgesprochen. Die eigentliche Ansicht Weber’s scheint aber zu sein, dass die Inder von den Arabern nur ihre eigenen umgebildeten Mondsstationen zurückempfangen haben. Die bei allen Völkern erscheinende und so tief eingreifende Siebenzahl und die freilich weniger häufige und nachweisbare Zwölfzahl machen es sogar sehr wahrscheinlich, dass die siebentägige Woche und das zwölfmonatliche Monds- oder auch Sonnenjahr die Urmenschheit in ihren ersten Anfängen oder Grundzügen schon vor ihrer Trennung und Auseinanderscheidung in verschiedene Stämme und Völker gekannt habe, indem sonst unmöglich allen Menschenstämmen und Völkern die Sieben- und die Zwölfzahl gleich heilig sein, bei ihnen den Himmel und die Erde beherrschen könnten. Die vergleichende Wissenschaft der heiligen Zahlen ist deshalb für die Geschichte, die Verwandtschaft und den Zusammenhang der gesammten Menschheit und der menschlichen Völker kaum minder wichtig und belehrend als die vergleichende Sprachwissenschaft. Der Ursitz der menschlichen Kultur ist in Uebereinstimmung mit dem asiatischen Ursitze und Ausgangspunkte der ganzen Menschheit selbst, Mesopotamien, beziehungsweise Babylon und von diesem Centralpunkte, Kreispunkte aus verbreitete sich die Kultur, besonders auch die wissenschaftliche Astronomie, die Planetenwoche und der Thierkreis, nach den vier Gegenden und Theilen des umgebenden Kreises, vorzüglich nach dem östlichen Sina, dem südlichen Indien, (spätern) nördlichen Ninive und Assyrien und westlichen Syrien, Phönicien und Aegypten. Der weltgeschichtliche Gang der Verbreitung der höhern menschlichen Kultur und Wissenschaft, gleichsam das Verbreitungsgesetz ist namentlich der Gang von Osten nach Westen, von dem Oriente nach dem Occidente und im Grossen niemals umgekehrt, indem eben die [438] Menschheit und ihre Bildung voran- und nicht rückwärts schreiten. Noch neuerlich hat daher Weiss, Kostümkunde, S. 171 ff., vergl. mit S. 194 ff., hervorgehoben und nachgewiesen, dass im westlichen Asien bei den Babyloniern, Assyriern und Phöniciern, theilweise auch Lydiern sich eine gewerbliche Kultur bei weitem früher entwickelt hatte als bei den Aegyptern (und Aethiopiern), so dass dann diese seit ihrer engeren Verbindung mit jenen Völkern sich schnell zu der kostümlichen Pracht erheben konnten, welche die Epoche des neuen ägyptischen Reiches so bestimmt charakterisirt. Bis auf die Zeiten des neuen Reiches und dessen Bekanntschaft mit der verhüllenden Bekleidungsweise, den Hemden der Assyrier und Babylonier, war bei den Aegyptern namentlich der Schurz das allgemeine und wesentlich einzige oder Hauptgewand, selbst bei den Vornehmeren geblieben, wie die noch erhaltenen Denkmale und deren Abbildungen besonders bei Wilkinson, manners and customs of the ancient Egyptians, 6 Bde., im Ganzen, unwiderleglich darthun, auch Weiss in seiner Kostümkunde, S. 33 ff., mit bildlichen Darstellungen ausgeführt hat. Selbst im neuen ägyptischen Reiche oder nach 1600 vor Chr. blieb aber der männliche Theil der niederen, abhängigen und wenig bemittelten Bevölkerung, zu dem auch die Handwerker und Künstler gehörten, fast einzig auf die einfache Schurzbekleidung der früheren Zeit beschränkt. Bei dem weiblichen Geschlechte verhielt es sich ähnlich, nur kamen mehr oder weniger fast durchsichtige Gewänder hinzu. – Dass die astronomischen Beobachtungen der Chaldäer die ältesten seien und namentlich die Zwölftheilung der Sonnenbahn, des Thierkreises ihnen angehöre, wird allgemein namentlich auch von Letronne, auf welchen sich Benfey bezieht, zugestanden und deshalb ist es auch nothwendig und das allein Natürliche und Begreifliche, ihnen die Erfindung der Sternbilder überhaupt und besonders der Bilder des Thierkreises anstatt ihren weit jüngern Schülern, den Griechen zuzuschreiben. Die Eintheilung des Thierkreises in zwölf Theile, die genauere Beobachtung des Himmels und der Bewegung und des Laufes der Gestirne war ja nur möglich und ausführbar mit Hülfe der Sternbilder; die Sternbilder [439] sind wesentlich die Beobachtung und Theilung des Himmels, – der Bahnen der Sonne, des Mondes und der übrigen Planeten. So alt die letztere bei den Chaldäern und bei den Indern sind, so alt sind auch die Sonnen- und die Mondhäuser oder Stationen, der Thierkreis. Bei den Indern sind z. B. die sieben Rishi und das Siebengestirn, welches mit jenen gleichbedeutend ist, uralt, mithin auch die sieben Planeten. In Ramajana werden die Sternbilder des Krebses (karkat’a) und der Jungfrau (kanja) ausdrücklich erwähnt, wie im ägyptischen Todtenbuche die Sternbilder behandelt werden, und dennoch sollen die Inder und Aegypter die Sternbilder von den Griechen als eine griechische Erfindung bekommen haben. Um dieses glaublicher zu machen, wollte Stuhr den Krebs und die Jungfrau aus dem Ramajana wegkrebsen, euphem. emendiren, was aber selbst Benfey nicht statthaft erachtet, sondern aus noch frühern griechischen Einflüssen und Einwirkungen glaubt erklären zu können. Cassini, Bailly, Gentil und [Playfair] behaupteten, dass es hinduische Beobachtungen gebe, welche länger als 3000 Jahre vor Chr. gemacht sein müssen und einen schon damals erreichten hohen Grad astronomischer Kenntniss beurkunden. Bentley in der nach seinem Tode herausgegebenen Geschichte der Astronomie (history of the astronomy) sagt, dass die von den Hindus vorgenommene Eintheilung der Ekliptik in 27 Lunar-Abtheilungen 1442 vor Chr. gemacht sein müsse. Nach Davis, asiatic researches, vol. II. p. 288, hat der berühmte hinduische Astronom Parasara, nach den von ihm angestellten Beobachtungen zu schliessen, 1391 Jahre vor Chr. gelebt, so dass Björnstjerna, die Theogonie, Philosophie und Kosmogonie der Hindus S. 36, zufolge der von Bentley, la Place und Delambre gemachten Berechnungen den Indern wenigstens schon in der Zeit von 1400 Jahren vor Chr. eine höhere Astronomie glaubt beilegen zu dürfen. Gemäss Björnstjerna sollen auch die astronomischen Tabellen der Inder dieselbe jährliche Variation des Mondes angeben, welche Tycho Brahe entdeckte, eine Variation, welche der alexandrinischen Schule, sowie den Arabern, die den Berechnungen dieser Schule folgten, unbekannt gewesen. Dass unsere sogenannten arabischen Zahlen aus Indien [440] stammen und von den Arabern dorther uns überbracht worden seien, weiss Jedermann.1) Der erste Buchstaben oder die beiden ersten Buchstaben eines Wortes, welches irgend eine Zahl bedeutet, wird zur Bezeichnung derselben verwandt, also z. B., da êka eins heisst, ê = 1, da tri drei, tr = 3 u. s. w. Nach Benfey soll der älteste Gebrauch dieser Zahlzeichen in Indien im Jahr 225 nach Chr. erscheinen. Auch um die Algebra haben die Inder, besonders Brahmagupta, der im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. lebte, und Bhashara Acharja, welcher im Jahr 1114 nach Chr. geboren wurde, sich grosse Verdienste erworben und Libri urtheilte von den algebraischen Untersuchungen jener indischen Mathematiker: „dass man trotz unseres occidentalischen Stolzes gestehen müsse, dass, wenn die erwähnten Werke 60 oder 80 Jahre früher in Europa bekannt geworden wären, ihre Erscheinung, selbst nach dem Tode Newton’s und während der Lebzeiten Euler’s, bei uns den Fortschritt der algebraischen Analysen hätte beschleunigen können.“ – Die diatonische Musikscala von sieben Tönen ist gleichfalls eine Erfindung der Inder und die sieben Töne hiessen bei ihnen shadg’a, rishabha, gândhâra, madhjama, pank’ ama, dhaivata und nishâda, welche für den Gebrauch in die ersten Sylben sha, ri, ga, ma, pa, dha, ni abgekürzt wurden. Als die Perser die indische Tonleiter annahmen, lauteten in ihrer Sprache die sieben abgekürzten Töne: da, re, mi, fa, sa, la, be. Bei den Persern lernten die Araber die Tonleiter kennen und brachten dieselbe von ihnen nach Europa, wo sie von Guido von Arezzo in die europäische Musik (do, re, mi, fa, sol, la, si) eingeführt wurde.2) – Nach der Stammsage der Bantiker auf Celebes wohnten im Himmel in sieben gleichen Zimmern sieben himmlische Schwestern, gleichsam sieben Schwanjungfrauen, welche zur Erde herabkamen, um sich in einem Brunnen zu baden, wobei der einen von einem Sterblichen das Ueberkleid entwendet wurde, dass sie bei ihm auf der Erde zurückbleiben musste, und mit ihm einen Sohn erzeugte.3) – Im 16. Jahrhundert besass der König von Siam sieben treffliche weisse [441] Elephanten, um deren Besitz der König von Pegu mit ihm einen blutigen Krieg führte.1) Das ganze Reich von Kamboga war in 21 Provinzen getheilt, die von Statthaltern verwaltet wurden.2) Der König von Kokhin-China hat sieben Minister.3) Der Beherrseher von Siam hat sieben Reichssiegel, welche verschiedene Gestalten und Embleme haben; das erste hat die Gestalt eines Löwen, welche Form ohne Zweifel deshalb gewählt worden ist, weil nach indischem Sprachgebrauch sinha, Löwe, einen Mann höchsten Ranges bezeichnet; dieses Siegels bedient sich der Monarch der Siamesen bei Schreiben an fürstliche Personen, der übrigen bei Schreiben, die an Personen niedrigeren Ranges gerichtet sind.4) Die Talain oder Peguaner werden in sieben Klassen,5) die Bewohner anderer hinterindischer Reiche, z. B. von Siam , wie auch die Beamten oder Mandarinen sonst nur in fünf Klassen getheilt.6) – Den merkwürdigen, im Jahre 1344 erbauten und auf sechs Terrassen ruhenden Tempel Boro Budor auf Java glaubt Lassen, a. a. O., IV. S. 512, auf die sieben Buddha beziehen zu dürfen, die nicht nur in Nepâla, sondern auch im westlichen Indien verehrt worden sind;7) in dem an sie gerichteten Hymnus erhält der erste Buddha den Namen Ginendra, Fürst der Gina, der nach Lassen von Adi Buddha nicht verschieden sein wird, welchem der in Rede stehende Tempel geweiht sein dürfte. – Das bekannte epische Gedicht Râmâjana von Valmîki ist in sieben Kânda oder Bücher eingetheilt, jedoch in der Uebertragung in die Kavî-Sprache auf der Insel Bali in 25, sarga genannte Abtheilungen.8) Ebenso verdient hier das auch bei dem deutschen Volke in Umlauf befindliche indische alte Fabelbuch: Die Geschichte der sieben Vezire oder Die der sieben weisen Männer Erwähnung;9) Sindibâd [442] soll dasselbe verfasst haben. – Der grosse buddhistische König Cîlâditja schenkte im 8. Jahrhundert an einer allgemeinen Versammlung den Geistlichen auch sieben goldene Wasserkrüge,1) welche unwillkührlich an die ähnlichen Wasserkrüge bei Christus mahnen. Als im Jahr 1017 Madmûd von Ghazna mit einem feindlichen Heere vor Kanjâkubga oder Kanog zog, erblickten seine Krieger am Ufer des Ganges sieben hohe Burgen,2) welchen die Inder das fabelhafte Alter von 40,000 Jahren zuschrieben; Mahmûd nahm sie an einem Tage ein und besetzte darnach die Hauptstadt Kanjâkubga, welche er verwüstete. Auf der Malabar-Küste wird im 8. Jahrhundert von den sieben Kramuka und den sieben Konkana als einer Landeintheilung gesprochen, ohne dass jedoch etwas Näheres darüber angegeben werden könnte.3) – Im russischen nördlichen Asien gibt es einen Ort, welcher die sieben Paläste (Semipalatinsk) genannt wird.4) – Der sagenhafte König Viçmâmitra verflucht die bei dem von ihm veranstalteten Opfer nicht erschienenen Vaçishthiden, dass sie zu Asche und nach 700 Generationen als hundefleischfressende Todtengräber wiedergeboren werden.5) Paulin, voyage aux Indes orientales, I. S. 101, berichtet, dass an Festtagen in den indischen Tempeln eine Fahne von 70 Ellenbogenlängen am Tempelgewölbe aufgezogen werde.

4. Den Babyloniern sollen sieben Fischmenschen die Gesetze, alle Künste und Kenntnisse, namentlich auch die Feldmesskunst gelehrt haben, wornach wohl die babylonische Priesterschaft frühzeitig ihre Lehre und Wissenschaft in sieben heiligen Büchern niedergelegt hatte.6) Diese Sage von den Fischmenschen oder von dem Fischmenschen Oannes hat bekanntlich zu der gewiss ganz unbegründeten und noch neuerlich besonders von Braun, [443] Geschichte der Kunst, I. S. 181 ff., vertheidigten Behauptung Veranlassung gegeben, dass durch ägyptische Schiffe oder über das Meer aus Aegypten den Babyloniern und durch sie den Assyriern ihre ganze Kultur und namentlich auch die Architektur zugebracht worden sei. Darnach betrachtet z. B. Braun, a. a. O., I. S. 167 ff., den Belustempel zu Babylon gleich einer ägyptischen Pyramide nur für das Grab des Belus. Nebucadnezar soll nach Braun die alte Pyramide nur mit ihrem neuesten und besten Stufenmantel bekleidet und ausgebauet haben. Der siebenstufige Belustempel wäre also verwandt dem Grabdenkmale Heft-ten, die sieben Leichname, welches unweit Schîrâz in Iran auf Befehl des Khans Kérim sieben frommen Derwischen errichtet wurde,1) und dem siebenstufigen. Grabdenkmale des persischen Königs Cyrus, wovon Lübke, Geschichte der Architektur, S. 34, eine Abbildung mittheilt. Der babylonische Belustempel war jedoch ein planetarisches und besonders dem Saturn (Bel) als dem höchsten und fernsten der Planeten geweihtes Gebäude, wie sich solche siebenstufige heilige Gebäude und Pyramiden besonders auch bei den alten Peruanern fanden und vor allen die Pyramide von [Papantla] genannt zu werden verdient, wovon die Apostelgeschichte des Geistes, II. S. 9, eine Abbildung gegeben hat. Die sieben oder achtabsätzigen oder stufigen, besonders in Ostasien häufig vorkommenden heiligen Gebäude sollen nur die sieben Planetensphären, die sieben Himmel bezeichnen, durch welche man zum Allerheiligsten, zu der wirklichen Wohnung Gottes über den sieben Himmeln gelangt.2) Zufolge Braun, a. a. O., I. S. 215, gab es auch sieben planetarische babylonische und assyrische Gottheiten. Nach den Berechnungen der Chaldäer bestand das grosse Weltjahr aus 7777 Jahren und dann kehrten alle Gestirne zu ihrer ursprünglichen Stelle zurück.3) Von der Woche und besonders von der uralten Trauerwoche, den Adonien, welche letztere auch durch die [444] christliche Oster- und Trauerwoche hindurchleuchtet,1) ist schon im Vorgehenden gehandelt worden, weshalb dieselbe jetzt hier nicht weiter berührt wird. – Noch mag hier angereiht werden, dass in dem Gebirge bei Tripoli sieben heilige Kapellen, el Hhararât genannt, liegen.2)

5. Die Aegypter verehrten sieben heilige Kühe und sieben Jungfrauen waren zur Bedienung des heiligen Bockes zu Mendes bestellt. Nach der Siebenzahl zählten auch die heiligen, dem Thot Hermes beigelegten und daher auch die hermetischen genannten Schriften der Aegypter sieben Theile, wie die der Parsen 21 und die der Babylonier sieben. Vierzehn Bücher zählten auch die christlichen sibyllischen Bücher,3) deren Grundwerk wohl ursprünglich von einem Juden in Alexandrien um das Jahr 124 v. Chr. in griechischer Sprache verfasst worden war.4) Der grösste und beinahe vollständige Theil dieser jüdisch-ägyptischen geheimnissvollen Weissagung ist in der christlichen Schrift, Buch III. Z. 97 – 828 ent- und erhalten. Das Grundwerk ist eine mit politischen messianischen Hoffnungen erfüllte Weissagung nach Art oder in Nachahmung der Erythräischen oder der Kumäischen Sibylle.5) Die jüdische Sibylle wird für die Schwiegertochter Noah’s ausgegeben und hat sich mit ihm durch die Sintfluth gerettet. Eine Weissagung dieser durch den einzigen Gott begeisterten und durch ihn getriebenen jüdischen Sibylle ist:

Aber wenn einst sich vollenden die drohenden Worte des Grossen
Gottes gesprochen den Sterblichen, welche den Thurm sich erbauten
In dem assyrischen Lande:
Dann also wird Gott senden vom Himmel herab einen König:
Der wird Jeglichen richten mit Blut und mit Feuer.

Das zweite sibyllische Buch ist um das Jahr 80 nach Christus von einem theilweisen Essäer in Syrien nach Ewald [445] S. 44 ff. verfasst; die Frommen und deren Frömmigkeit, welche das Gedicht berührt, sind die Essäer. Ewald leitet den Namen der Essäer von dem Syrischen, fromm, ab. Für die Geschichte des religiösen Glaubens der Essäer ist das zweite Sibyllengedicht sehr beachtenswerth. Das dritte Sibyllengedicht ist wieder von einem griechisch gebildeten Juden in Aegypten geschrieben. Die dritte Sibylle wird als eine Schwester der Isis geschildert. Das vierte Sibyllengedicht vom J. 138 nach Chr. ist sodann von einem Christen, Judenchristen oder Nazarän verfasst.1) Dieser Sibyllendichter war zufolge Ewald, S. 66, wohl der Erste, welcher die Zeiten aller Weltgeschichte der Erscheinung Christus gemäss eintheilte. Jetzt war die Sibyllendichtung zu den Christen gekommen, um schliesslich bei ihnen zu bleiben, ja in den Dienst der grossen und endlich herrschenden Kirche zu treten.2) Die Judenchristen in Aegypten theilten die Zeit vor der Erscheinung Christi in sieben Zeitalter oder Geschlechter,3) woran sich später schloss, dass nach sieben nachchristlichen Zeitaltern sich endlich die alten messianischen Hoffnungen erfüllen sollten;4) nach einem christlichen sibyllischen Gedichte sollen diese sieben Zeitalter auf Bitten der Jungfrau Maria als eine Frist der Reue bewilligt worden sein. – Bei dem Suchen des vermissten Osiris um die Zeit der Wintersonnenwende wurde eine Kuh sieben Mal um den Tempel geführt, weil die Sonne von der Wintersonnenwende im siebten Monat zur Sommersonnenwende gelangt, gleichsam sieben Stufen zu ersteigen, sieben Schritte zurückzulegen oder sieben Reisen zu machen hat.5) Sieben Tage lang wurde zu Memphis das Fest der Auffindung eines neuen Apis oder das Geburtsfest des heiligen Stiers gefeiert und während dieser sieben Festtage sollten die Krokodille, die Thiere des Seth, unschädlich sein. Die heiligen Weihen oder Mysterien der Aegypter [446] hatten vermuthlich sieben Grade, drei niedere und vier höhere, ähnlich wie das schottische rectificirte System der Maurer solche sieben Grade und auch die Mithramysterien sieben Grade hatten. Sieben bildet die Grundzahl der ägyptischen Göttersysteme, wozu ein Achter, Esmun, als Vater hinzutritt. Die Isis wird mit sieben Brüsten, oder wie auch die griechische Demeter in ländlichen Idolen mit vielen Brüsten1) dargestellt und am siebten des Monats Tybi, am 4. Januar wurde das Fest der Zurückkunft der Isis aus Phönicien, wo sie den Osiris gesucht und aufgefunden hatte, gefeiert. Die Mysterien der Isis wurden in Aegypten, wie diejenigen der Demeter zu Athen, nach dem Vollmonde im siebten Monat gefeiert. Am Feste der Isis fand eine allgemeine Reinigung durch ein Bad im Meere statt mit siebenmaligem Untertauchen,2) Auch sangen an ihrem Feste ihre Priester sieben Töne anstatt des Hymnus zu Ehren des Thot-Hermes, als des Erfinders der mit sieben Saiten bespannten Lyra, des Barbiton, ab.3)

Sieben oder sechs Mal sieben Tage währten die Reinigungen, welchen die ägyptischen Priester vor den grössern religiösen Festen sich zu unterwerfen hatten.4) In der Mythe der Isis erscheinen auch sieben himmlische Skorpionen, vermuthlich astronomischer Bedeutung, deren Verhältniss zu dem Sterne der Isis, der Sothis oder dem Sirius, noch unaufgeklärt ist.5) Sieben Mündungen wurden im Alterthume dem Nil zugeschrieben, also auch der Nil war ein siebenfacher gleich den ähnlichen indischen Strömen. Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis, das Land oberhalb der sieben Nilmündungen oder sieben Nilarme hiess nach Ptolemaeus [...] (der Siebengau), was wieder mit Siebenindien übereinkommt. Dass nach der Sage der getödtete Osiris von Typhon in vierzehn Stücke zerschnitten wird, deutet Eckermann, a. a. O., I. 1. S. 83, dahin, dass der Nil (Osiris) bei seiner Einmündung [447] in das ihn verschlingende Meer (Typhon) sich ursprünglich in vierzehn Arme getheilt habe; der Nil hat aber jedenfalls blos sieben Arme. Auf einem Basrelief des Tempels zu Essebuak (wörtlich: die Löwen) werden vierzehn Töchter des grossen Ramses mit ihren Namen aufgeführt;1) zu dem Tempel führte eine Doppelreihe noch jetzt vorhandener steinerner Löwen. Sechs Mal sieben oder 42 Richter zählte bei den Aegyptern das irdische und das himmlische Todtengericht. In dem Supplementbande der second series of the manners and customes of the ancient Egyptians, London 1841, Taf. 62, gibt Wilkinson eine Abbildung der 42 Todtenrichter und ein eben solche Abbildung hat auch Uhlemann, das Todtengericht bei den alten Aegyptern, Berlin 1854, gegeben. Höchst beachtenswerth ist ferner bei Wilkinson, a. a. O., Taf. 33, eine Abbildung des Leichenbegängnisses eines königlichen Schreibers zu Theben. Voraus gehen hier sieben Männer mit Tragkörben, gefüllt mit Palmenzweigen; diesen folgen sieben Klageweiber, an welche sich der Sargwagen anschliesst, der von vier weissen Kühen und sieben Männern in weissen Schürzen, welche letzteren alle Personen tragen, gezogen wird. Oben an dem Sargwagen befindet sich eine dreifache Lotusblume, so dass also bei der Anordnung des ganzen Leichenbegängnisses die Zahlensymbolik beobachtet und angewandt ist.2) Eine Abbildung des Kerberos, um dieses bei deser Gelegenheit anzuführen, gibt Wilkinson Taf. 63 und der vier Genien des Osiris im Amentes oder in der Unterwelt Taf. 61. – Siebenzig Tage lang wurden die einzubalsamirenden Leichname der Vornehmeren in Holzessig gelegt, um jeder Fäulniss vorzubeugen.3) In der mosaischen Völkertafel, Genesis 10, 13, und 14, werden sieben Söhne Mizraim’s aufgeführt: Ludim, Anamim, Lehabim, Naptuchim, Patrusim, Kasluchim und Kaphatorim.4) Der feindliche Typhon, als der beim Mondscheine jagend den von der Isis verborgenen Leichnam des Osiris ent- [448] deckt zerschneidet oder zerreisst denselben in zwei Mal sieben oder vierzehn Theile, welche er im Lande umherstreuet,1) in welcher Mythe nur verborgen liegt, dass der Sonnengott, das schönere, lichtere und reichere Sonnenleben während sieben Monaten todt sei, durch die sieben rauhen Jahresmonate überwunden und getödtet werde, bis es zu neuem Leben sich erhebe. In einer Sage wird ebenso der griechische Dionysos von sieben Titanen in sieben Stücke zerrissen. Nach sieben Monaten der Abwesenheit, des Schlafes und des Todes während des Winters oder auch im siebenten Monate kehren die Sonnengötter, Mithra, Osiris, Apollo, Odysseus, Herakles, die weissen Frauen,2) zurück, erwachen wieder, werden wieder geboren und wieder gefunden. Die siebentägige Trauerwoche und siebentägigen Trauerfeste sind daher zugleich das Symbol der sieben Grabes- oder Wintermonate. Wegen der Uebereinstimmung, die sich in den diesfälligen Mythen bei den Parsen oder Ariern, bei den Aegyptern, bei den Griechen und bei den Germanen findet, darf die historische Vermuthung aufgestellt werden, dass in dem gemeinschaftlichen Ursitze der Menschheit das gemässigte Klima, ein siebenmonatlicher Winter und ein fünfmonatlicher Sommer geherrscht habe. Nach den Zendschriften soll die erste Auswanderung der Arier aus ihrem gebirgigen und glücklichen Urlande, aus Airyana-Vaêja, durch eine eingetretene Veränderung des Klimas veranlasst worden sein, indem die Dauer des Winters auf zehn Monate stieg und diejenige des Sommers auf zwei Monate in Folge der allmähligen grössern Erkältung und Abkühlung des Erdkörpers herabsank.3) Dass Welker, griechische Götterlehre, I. S. 431 Anm. 41, in Uebereinstimmung mit Schwenk, slavische Mythologie, S. 148, für die germanische und slavische Mythologie fünf Winter- und sieben Sommermonate annehmen will, halte ich nicht für richtig und glaube, dass mit [449] Hinsicht auf die oben berührten Mythen das Umgekehrte geschehen müsse. Jedenfallg weiss der Vendidad nichts von sieben Sommer- und fünf Wintermonaten, sondern dieselben sind durch spätere Ausleger fälschlich hineingetragen worden.1) Die Sieben ist ganz unzweifelhaft die Todeszahl, die Zahl des Winters in den Mythologieen des Alterthums, namentlich auch bei den Aegyptern und die Fünf folgeweise diejenige des Lebens, des Sommers und deshalb zugleich das Symbol des ewigen Lebens, der unsterblichen Seele, der Wiederauferstehung von dem Tode und der Unsterblichkeit. Die von Hammer in dem fünften Bande seiner Fundgruben des Orients beschriebenen Darstellungen der Todtenreise und Todtenschicksale des Verstorbenen auf dem Sarge einer weiblichen Mumie im Antikenkabinet zu Wien ist hier von der grössten Bedeutung, indem darin die Siebenzahl als die in den Tod führende, gleichsam als die tödtliche, und die Fünfzahl als die Zahl des ewigen Lebens, als die belebende deutlich genug erscheint. Bei dem Eingange in das Grab auf dem ersten Bilde steht eine Grabsäule mit sieben gestreiften heiligen Binden oder Stolen behangen, eine Art Leichengerüst, wie dasselbe auf griechischen Vasen vorkommt.2) Auf dem zweiten Bilde bewacht der Kerberos, nach Hammer ein Wolf, in der liegenden Stellung der Sphinx den Eingang zur Unterwelt, neben ihm das Auge des Osiris oder der Vorsehung und die heilige Schlange Uräus als Symbol des Weltengeistes, des Herrn über Leben und Tod. In zehn Bildern, welche je zu fünf den innern und äussern Sargdeckel zieren, erscheint die Seele des Verstorbenen fünf Mal. In dem achten und Hauptbilde wird die gerichtete Seele vor die über vier Stufen thronende Isis, als Beherrscherin der Unterwelt, durch drei Götter (nach Hammer den Osiris, Anubis und Serapis?) geführt und Anubis oder Thot scheint aus der Schreibtafel, die er in der Hand hält, das Ergeb- [450] niss des Abwägens der guten und der schlechten Handlungen, welches auf dem siebten Bilde dargestellt ist, vorzulesen. Vor der eingeführten Seele steht ein Opferaltar und neben diesem, nach der Seite der Isis eine Cypresse; über dem Opferaltar schwebt, auch der Isis zugewandt, eine fünfblätterige Lotusblume, als Symbol der Auferstehung, indem des Nachts die Lotusblume in das Wasser sinkt und mit der aufgehenden Sonne sich wieder daraus hervorhebt. Auf dem Opferaltare steht ein Trinkbecher oder eine Opferschaale (Hammer meint ein Opferkorb) und liegt ein Brod. Ueber dem Schosse der Isis auf einem wagerechten Stabe befindet sich ein gleiches Gefäss, wie auf dem Opferaltare, mit einem Brode zu jeder Seite. Indem ich einen Trinkbecher bei der Isis und auf Opferaltare annehme, glaube ich, es solle damit auf den Unsterblichheitstrank hingewiesen werden, welcher in dem sechsten Bilde von einer bei dem Baume des Lebens stehenden Göttin, wohl der Isis selbst, der in dem Todtenreiche ankommenden Seele zugossen wird und wodurch diese die Unsterblichkeit mit dem Vergessen ihrer irdischen Gebrechen empfängt. Die Brode bei der Isis und auf dem Altare sind keine gewöhnlichen Opferbrode, sondern Früchte von dem Baume des ewigen Lebens, Götterspeise, Ambrosia. Die drei in das himmlische Reich einführenden, die Unsterblichkeit verleihenden Götter, zwischen denen sich die Seele mit der fünfblätterigen Blume der Unsterblichkeit, das Symbol der unsterblichen Seele selbst, befindet, machen die Wohnung, den Tempel der Isis, zur wahren und einzigen himmlischen Meisterloge, zum Himmel, zum Reiche der Seligen und bestätigen vollkommen alles früher Vorgetragene und Vermuthete.

Nach den deutschen Mythen und Sagen von der weissen Frau, welche unter verschiedenen Namen und Gestalten als Nerthus und Freyja, als Bertha, Berchta und Perchta, die Weisse, Leuchtende und Glänzende im schneeigen Gewande, – als Beatrix, die an Glück und Segen Reiche, als Chrimhilde, Hel, Holla , Holda, die Dunkele, Verborgene, als die Frau vom Rosen- oder Wolkenberge, Todtenreiche, – als Isis u. s. w. erscheint und die grosse Mutter Erde, terra mater, bona dea, die Bringerin alles Lebens [451] und Todes ist, kann es nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass bei den Germanen der Winter ursprünglich sieben und der Sommer fünf Monate gedauert habe, weil alle sieben Jahre die Erdgöttin aus der Unterwelt, aus der Hel, aus dem Holdenland (woher Holland1)) zur Oberwelt zurückkehrt und diese mit Blumen und Schätzen beglücket und segnet. Die Blumen und Blüthen des Frühlings, welche bald zu goldenen Früchten reifen, sind zugleich die Schätze, die in vielen deutschen Sagen von Hunden bewacht werden und welche alle sieben Jahre erscheinen.2) Im Schlossgewölbe bei Wolfertsweiler liegt ein Schatz verborgen, dessen wegen alle sieben Jahre,wenn die Maiblumen blühen, eine weisse Jungfrau erscheint; sie trägt ein weisses Gewand mit goldenem Gürtel, an der Seite oder in der einen Hand einen Gebund Schlüssel, in der andern einen Strauss Maiblumen.3) Die Jungfrauen, welche alle sieben Jahre erlöset werden sollen, wie die Melusina z. B., sind die aus der Unterwelt zu befreienden Erdgötter, die von dem Schlafe und den Leiden des Winters zu erlösende Erde selbst. Hakelberg, welcher alle sieben Jahre durch das Land zieht,4) ist gleich dem im siebten Monat geborenen Lichtgotte Apollo. Sieben Jahre jagt der Greenjette der Meerfrau nach.5) Alle sieben Jahre zieht der wilde Jäger über die sieben Bergstädte.6) Das Kloster Muri muss dem Stiefelreiter (Wuotan oder Odhin) als seinen Dienstenlohn alle sieben Jahre ein Paar neue, grossmächtige Stiefel machen lassen7) und einen prächtigen Schimmel geben. Seiner Schafheerde band dieser Zwerg Stiefeli die schönsten Maienkränze auf. Alle sieben Jahre verbraucht auch der Geist zu Neustadt an der Hard in Rheinbaiern ein Paar bleierne Schuhe [452] und legt seine durchgelaufenen auf dem dortigen Bleifelsen aus.1) Die verbrauchten Schuhe sind wie die durchtanzten Schuhe der zwölf Mädchen und die getödteten zwölf Kinder der Niobe die abgelaufenen sieben Monate des Winters oder die zwölf Monate des Jahres. Die sieben Wintermonate sind der Siebenmeilenstiefel Wuotans2) und Wuotan selbst ist zugleich der wandernde ewige Jude der Sagen, – viator indefessus bei Saxo Grammat., – Vëgtmr, Gângrâdr, Gângleri, der wegesmüde oder unermüdliche Wanderer in der Edda.3) Der Wanderjude, der ewige Jäger, der Weltjäger Odhin ruht nur am Weihnachtabend aus, wenn er dann noch auf dem Felde einen Pflug findet: darauf allein darf er ausruhen. Die Wanderungen der Sonnengötter am Himmel durch den Thierkreis und die Milchstrasse werden überall auf die Erde verlegt, so bei Odhin, – bei Zeus, Hermes und Poseidon und bei Herakles, – bei Osiris, – bei dem indischen Brahma und Wischnu, bei dem lithauischen Perkunos u. s. f. Den Namen Buttadeus, welcher dem Ahasverus gegeben wird, will Rochholz auf Buddha deuten, so dass also Buddha-Wuotan stehen würde, wie bei den Indern oder im Sanskrit der Mittwoch, der Wodanstag, nach Buddha auch Budhuveras heisse. Im Heidenhügel bei Sarmenstorf ini Kanton Aargau sollen siebensäulige Opferaltäre sich befinden.4) In den französischen Alpen ist ein Trank aus sieben verschiedenen Quellen ein untrügliches Heilmittel in den verschiedensten Krankheiten.5) Das Dorfthier von Lütweil im Kanton Aargau läuft, wenn der Jahrgang recht fruchtbar werden soll, mit seinen sieben Jungen, weissen und schwarzen Katzen, nächtlich herum.6) Die Königsbank zwei Stunden von Coblenz, welche den Kelten zugeschrieben wird, ist eine heptagonale Platte, welche auf sieben Pfeilern ruht und wobei nach der Vermuthung von [453] Eckermann (III. 2. S. 28) die Austrasier ihre Meifelder gehalten haben. „Die Kapelle U. L. Frau zu den sieben Eichen“ bei Mullen, im Kanton Bern, bezieht Jahn, der Kanton Bern, Bern 1850, S. 20, auf einen ursprünglichen keltischen Eichendienst. Bei den Kelten durfte allein der König ein Kleid von sieben Farben tragen, um seinen höchsten Rang anzudeuten.1) Auf keltischen Gefässen, welche im Bieler See aufgefunden wurden, finden sich häufig Gruppen von sieben Sonnendisken und anderen seltsamen astronomisch-symbolischen Zeichen.2) Im bernischen Archwalde unweit der Grenze des Kantons Solothurn befindet sich die Siebenmatt, eine Feldgemarkung.3) In der Gegend von Thun liegt das Siebenthal,4) urkundl. 1175 Septem Valles. Auf dem Schaftansatze einer im Jahr 1847 auf der Einigen-Allmende bei Thun aufgefundenen und sehr schön erhaltenen Lanzenspitze befinden sich als Verzierung sieben gleich weit von einander abstehende Disken mit einem achten, isolirt stehenden Diskus,5) was an phönicisch-ägyptische Vorstellungen erinnert. Zur Hebung des Schatzes muss sieben Mal hintereinander geniesst werden. Die weisse Frau zu Mannheim sagte den Tod an, der sieben Tage nach ihrem Erscheinen erfolgte; Spörkels Kathrin, eine rheinische Gestalt der Schnee und Unwetter bringenden Wintergöttin, schüttelt ihre 77 Röcke.6) Bis zum siebten Jahre bleibt Genovefa im Walde u. s. w. Auch ist es noch ein sehr bedeutsamer Zug der Sagen, dass die Hebung des Schatzes oder die Befreiung der Jungfrau oft durch Blumen, besonders durch weisse und gelbe bewirkt worden muss, welche Blumen mit dem gleichen Rechte auf die Frühlingssonne und den Frühlingsblitz, wie auf die weissen und gelben Blumen der Frühlingserde gedeutet werden können, indem die Sonne, die Blitze, die befruchtenden Gewitter und Regen, [454] so wie die Blumen des Frühlings unzertrennliche Gesellschafter, die letztern die Zeugungen der erstern sind.1) Die Sagen selbst localisirten Alles auf der Erde, aber ihren letzten Ursprung und ihre tiefere Erklärung finden sie an dem Himmel, in den Wolken, wie das eigentliche Land der Engel und der ewig grünenden blühenden Rosen nicht in England und nicht in Grön- oder Grünland, sondern nur im Himmel zu suchen ist und nur die Sagen und Mährchen es dorthin verlegen. – Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient die Melusine (Ilse oder Else), die Ahnfrau sowohl des Hauses Lusignan, als auch der Grafen von Luxemburg,2) welche auch alle sieben Jahre erscheint, um zu ihrer Erlösung aufzufordern, in weisser Kleidung und in theilweiser Gestalt einer Schlange, einen goldenen Schlüssel zwischen den Zähnen haltend, mit dem der Kerker der Verwünschten geöffnet und ihr Zauber gelöset werden soll. Diese Melusine ist ursprünglich die erstarrte Winterwolke, welcher der Blitz fehlt, um zur Gewitterwolke werden zu können; diesen Blitz trägt die Frühlingswolke wieder in sich und wenn es blitzet und donnert und der Regen niederströmt, ist der Schatz gehoben oder Melusine erlöset. Die erlösete Melusine ist der Blitz, welcher nun wieder geschleudert wird, und der befruchtende Gewitterregen selbst, weshalb sie halb Weib, halb Schlange, – oder auch nach andern Sagen halb weiss und schwarz ist.3) Die doppelgestaltige und doppelfarbige Melusine ist die Göttin der Ober- und der Unterwelt, des Lebens und des Todes, des lichten und des dunkelen Theiles des Jahres, – der leuchtende und der schlafende Sonnengott, Siegfried und Hagen. Das Schneekleid der von ihrem Gemahle, dem blühenden Sonnengotte Freyr oder Siegfried verlassenen, der klagenden oder weinenden Freyja und Chrimhilde ist das ursprünglichste weisse Wittwen- und zugleich Todtenkleid.4)

[455]

Den siebenmonatlichen Winter und zugleich die Siebenzahl als die Zahl der Unterwelt und des Todes beweisen auch die sieben Walküren der Deutschen,1) indem diese sieben Walküren nichts Anderes als Vervielfältigungen der Freyja, der Erdgöttin selbst sind, welche als Todesgöttin, als weisse Frau, als Persephone sich sieben Monate in der Unterwelt aufhält und dann als Lebensgöttin, zur Oberwelt, zu der trauernden Mutter Demeter zurückkehrt. Die zwölf Walküren, welche sich den zwölf Zodiakalgöttern, den zwölf Asen, den zwölf Aposteln u. s. f. gleichstellen, sind die Freyja als die Herrin des Lebens und des Todes während des ganzen Jahres oder durch alle zwölf Monate. Wie der eine Jahres- und Sonnengott in zwölf Götter auseinandergeht, so auch seine weibliche Seite oder die Erdgöttin. Den sieben Walküren sind die sieben Musen verwandt, welche anstatt der gewöhnlichen Neunzahl der Musen sehr bezeichnend auf Lesbos, der Geburtsinsel des im siebenten Monate gebornen Apollo, erscheinen.2) Die Siebenzahl und nicht die Neunzahl der Musen ist die ursprüngliche und der Apollomythe entsprechende.3) Auch in der Travestie des Beilagers des Herakles und der Hebe von Epicharm singen nur sieben Musen das Hochzeitlied. Die sieben griechischen Musen sind die lauen Frühjahrswinde, welche nach dem abgelaufenen siebenmonatlichen Winter, den Apollo nach Delos tragen, d. h. die Erde wieder in Blüthen und Blumen kleiden, denn die Musen tragen ihren Namen von [...], wehen, stürmen, zunächst im natürlichen und dann im geistigen Sinne. Wie die sieben und die zwölf Walküren nur die Freyja selbst sind, so sind auch die sieben Musen nur ein anderes Bild des Apollo und daher seine steten Begleiterinnen, sein Gefolge. Die sieben Walküren und die sieben Musen können zugleich auch auf die sieben Planetensphären bezogen werden, wie auch der deutsche Hackelberg, welcher alle sieben Jahre herumkommen soll, der Weltjäger heisst, weil er das Weltall, die Welten der [456] sieben Planeten umjaget.1) Der höchste Musengesang wäre die Weltharmonie, der Weltaccord, der Sphärengesang. Auch die Lyra des Apollo hat daher sieben und nur sieben , nicht neun Saiten. Nach Schwartz, Ursprung der Mythologie S. 167, ist die Bedeutung der Musen als Windgottheiten ziemlich unzweifelhaft, sie sind die Winde, als die himmlischen Sängerinnen und Tänzerinnen [...]. Diese Musen sind zugleich die singenden weissen Schwäne des Apollo, die weissen Wolken, welche mit ihm im Frühling nach Lesbos ziehen.2) Der Schwanengesang als Sterbegesang, als Gesang vor dem nahenden Tode ist der Gesang der sich auflösenden weissen Wolken. Wenn die Musen gewöhnlich als begeisternde Quell- und Flussnymphen aufgefasst werden und besonders die Lydier die Musen Nymphen genannt haben sollen, ist dieses insofern richtig, als die Musen ursprünglich Wolkengöttinnen, Göttinnen des himmlischen Wolkenmeeres waren, deren Sitz später nach dem ganz allgemeinen Verlaufe der griechischen Mythologie an die Quellen und Flüsse der Erde verlegt, irdisch localisirt wurde; auf die Weise entstand die Vielzahl der blossen Localmusen, der begeisternden Quellen so mannichfacher Orte. Sehr unmythologisch wäre es, wollte man die olympischen Musen als eine Vergeistigung und Erhebung der irdischen betrachten, wie Buttmann, a. a. O. S. 288, von einer Idealisirung der Musen-Nymphen in die olympischen Musen spricht. Nach dem Gange der Mythologie werden die Götter nicht erst verhimmlischt, idealisirt, sondern humanisirt und localisirt, d. h. von dem Himmel als Menschen unter die Menschen auf die Erde herabgezogen. Den Apollo aus dem Norden zurückbringenden wehenden und singenden Musen, einer anderen Gestalt der dunkeln Wolkenmutter Leto oder Latona, schliesst sich an der römische Gott des Monats April, des das Wachsthum der Pflanzen und die Erde selbst wieder eröffnenden (aperire eröffnen) Monats, indem er auf antiken Denkmälern als mit einer Klapper und Hirtenpfeife hin- und her- [457] springender oder tanzender Jüngling dargestellt wird,1) also offenbar der singende Frühlingswind ist, welcher mit der Klapper, wohl hier der Donner, den Winter vertreibt. Die Klapper erscheint somit in derselben vertreibenden und zurückbringenden Bedeutung bei den Aegyptern, bei den Römern und bei den Germanen und kann gewiss auch noch bei andern Völkern nachgewiesen werden.

6. Nach der griechischen Sage umkreisten bei der Geburt des Apollo auf Delos die sangreichen Schwäne des Pactolus sieben Mal die Insel und noch hatten sie den achten Gesang nicht angestimmt, als der jugendliche Gott an das Licht hervortrat. Der göttliche Knabe bezog nun nach Callimachus die göttliche Lyra mit eben so viel Saiten, so viel Mal die Schwäne zu der Mutter Geburtswehen ihren Gesang angestimmt hatten. Wie Apollo die siebensaitige Lyra erfunden haben sollte, so Pan die siebensaitige Flöte oder Pfeife, die Rohrpfeife (Syrinx).2) Auch die von dem Mechaniker Ktesibios nach dem Princip der Syrinx erfundene und construirte Wasserorgel ( [...], organon hydraulicum) enthielt sieben Pfeifen theils von Bronce, theils von Rohr, in welchen mittelst Wasser die Luftsäulen in Bewegung gesetzt und so die Töne erzeugt wurden.3) Die sieben Saiten der Lyra des Apollo oder des Orpheus und die sieben Röhren und Töne der Flöte des Pan bedeuten die pythagoreische Sphärenmusik, d. h. der sieben Planeten liebliches, obwohl uns unhörbares Einklingen in Akkorden, indem sie ihre Reigen an dem Himmel tanzen. Die siebensaitige Lyra der Weltharmonie, angefertigt. aus einer Schildkrötenschaale und zwar bei den Griechen von Hermes, tragen auch die indischen Gottheiten, besonders die Saraswadi, die Gemahlin Brahma’s und Wischmi’s; Brahma und Wischnu sind also die Meister der Sternen- und Sphärenharmonie und Musik.4) Auch, die im parsischen Gottes- [458] dienste noch heute gebräuchliche Flöte möchte ursprünglich nur eine siebenlöcherige Flöte gewesen sein.1) Die keltische Lyra hatte nur fünf Saiten, wohl weil dabei die Sonne und der Mond nicht berücksichtigt waren. – Apollo hiess zugleich der am siebenten Tage Geborne, [...] [...] oder auch [...]2) und der siebente Monatstag war bei den Griechen ihm geweiht.3) Zu Delphi galt der siebente Tag des Monats Bysios, Pysios oder Pythios, welcher in den Anfang des Frühlings um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche fiel, für den Geburtstag des Apollo.4) Apollo und Artemis wurden nach einer Legende bei Pausanias in Sikyon wegen der Seuche durch sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen versöhnt.5) Zu Korinth wurden der Burggöttin ( [...]) Hera sieben Knaben und eben so viele Mädchen geweiht und mussten ein Jahr lang in ihrem Tempel dienen.6) Minos soll dem von ihm eroberten Athen die Busse auferlegt haben, alle acht Jahre sieben Knaben und sieben Mädchen nach Kreta zu senden, wo sie in das Labyrinth eingesperrt und dann dem Minotauros, dem Baal Moloch geopfert wurden, bis Perseus diesen tödtete.7) Zeus nimmt zur siebenten und letzten Gemahlin die Hera.8) Bei dem Dolichos oder langen Laufe in den Wettläufen zu Ehren des olympischen Zeus zu Olympia mussten die Läufer sieben Mal das Stadion oder die Rennbahn, welche eine Länge von 600 olympischen Fuss hatte, durchlaufen.9) Aus der Odyssee ist die lnsel Dreispitz ( [...]) bekannt, die man später auf Sicilien deutete. Da weideten dem Helios sieben Heerden von je 50 Kühen und sieben Heerden Lämmer, jede zu 50 Stück, die sich nicht vermehren und vermindern. Aristo- [459] teles deutete die sieben Mal 50 Rinder als die Tage, die gleichzähligen Schafe als die Nächte des Mondjahres.1) Bei den Indern sind die 50 Jahreswochen die 50 Töchter des Gottes Dakscha.2) Auch Nereus hat nach Hesiod, Pindar und Sophokles 50 Töchter mit der Okeanine Doris erzeugt.3) – Die Mondsgöttin Medea hatte von dem Argonauten Jason sieben Knaben und sieben Mädchen geboren.4) Auch die Niobe, die Gemahlin des Amphion, des Gründers von Theben, hatte diesem sieben Söhne und sieben Töchter geboren; die kleinasiatische Niobe hatte nur sechs Söhne und sechs Töchter,5) die sechs lichten und sechs dunkelen Monate des Jahres. Theben, die Stadt der Sieben,6) hatte sieben Thore und wurde von sieben argivischen Helden belagert; nachdem diese gefallen waren, wurden ihre Leichnahme auf sieben Scheiterhaufen verbrannt.7) – Im trojanischen Kriege trägt der griechische Held Aias einen ungeheuren Schild von sieben Häuten ( [...]), welche Art Schilde bei den alten Griechen überhaupt nicht ungebräuchlich war.8) Dem Orest und dem Sonnenhelden Herakles wird die Grösse von sieben Ellen ( [...]) beigelegt. Ares wird bei Homer in der Iliade so gross geschildert, dass er sieben Hufen Landes bedeckt; in einer isländischen Sage scheinen zwei Männer so gross, dass sie von Fünfen den Raum einnahmen.9) Sieben Kyklopen, sieben Kentaurinen, – sieben achäische Heroen, – sieben Thetissprösslinge mit Achill als dem siebenten und vollendetsten Sprössling u. s. w. waren. An dem Morde Agamenmons sind sieben Personen betheiligt, wie in Persien die sieben Stammfürsten unter der Anführung des Dareios den falschen Smerdes ermorden. – Wie zufolge Götte, das delphische [460] Orakel, S. 181, die alten Araber sieben gekrönte Dichter hatten, deren Gedichte zwischen den Teppichen der Kaaba hingen, so zählte Griechenland sieben Weise, nämlich (nach Röth, a. a. O., II. S. 100) Thales in Milet, Bias in Priene, Pittakos in Mitylene, Solon in Athen, Periander in Korinth, Chilon in Sparta und Kleoboulos zu Lindos auf Rhodos. Sieben sind auch die hochverständigen rhodischen Heliaden, wie sieben Plejaden ( [...] für [...], Tauben) und Hyaden als die sieben Töchter des Atlas sind,1) welche nach Pindar fünf oder sieben Jahre (Monate) von dem Jäger Orion verfolgt werden, bis sie und den Orion Zeus an den Himmel versetzt, dass sie dort das Jahr abtheilen sollten. Ebenso wurde die Bärin ( [...]), d. i. der grosse Bär, von den römischen Landleuten unter dem Bilde einer Tenne gedacht, auf welcher sieben Dreschochsen (septem triones) herumgehen.2) Siebenjährig, [...] [...], (siebenmonatlich) ist die apollinische Chäriklea (d. h. Apollo selbst), deren Liebesroman Heliodor in den Aethiopica erzählt. Nach der Ermordung des Agamemnon herrschte der Mörder Aegisthos (der Winter) sieben Jahre lang im goldreichen Mykene, bis im achten Orestes aus Athen zurückkehrte und den arglistigen Mörder seines Vaters sammt der mitschuldigen Mutter Klytämnestra tödtete.3) Sieben Jahre weilt Odysseus auf der Insel Ogygia bei der Okeanine Kalypso wie in einem Venusberge und in ähnlicher Weise irrt Menelaos sieben Jahre mit der wieder gefundenen Gattin Helena umher, als er nach der Zerstörung Troja’s in die Heimath zurückkehren will. Da Odysseus zuletzt die Insel Ogygia und die Kalypso auf einem Flosse, das er selbst gezimmert hatte, verlässt, erblickt er nach einer Fahrt von 17 Tagen die Insel der Phäaken; die Fahrt von 17 Tagen ist hier wohl nur eine andere Wendung des siebenjährigen Inselaufenthaltes. Dass die Leiche des Achilleus während 17, diejenige des Hektor während neun Tagen ausgesetzt wurde, muss nur als eine Umgestaltung der alten Trauerwoche angesehen werden. Der thebanische blinde Seher Thire- [461] sias der erblindete und erstorbene Sommer soll sieben Menschenalter gelebt haben. Sieben Tage regnet es nicht auf Thera. Als der berühmte Sagenheld Meleager sieben Tage alt war, traten die Mören zu dessen Mutter Althäa und sprachen: „Dann wird dein Kind sterben, wenn jenes auf dem Heerde brennende Scheit von der Flamme verzehrt ist.“1) Plutarch (de solert. animal. cap. 35) nennt den Eisvogel ( [...]), dessen Personification die Plejade Alkyone ist, das weiseste und von den Göttern geliebteste unter den Seethieren, denn für den brütenden Eisvogel machen die Götter um die Zeit der Wintersonnenwende das ganze Meer wellenlos und unbewegt, dass alsdann die Menschen im strengsten Winter furchtlos sieben Tage und sieben Nächte das Meer durchschiffen können; wie in ähnlicher Weise während der siebentägigen Geburtsfeier des Apis (des Osiris) zu Memphis die Krokodille nicht schaden. Die ägyptischen Baukünstler Trophonios und Agamedes, die Erbauer der ältesten (ägyptischen) Tempelanlagen zu Delphi, belohnte Apollo dadurch, dass er ihnen am siebenten Tage nach vollendeter Arbeit, als sie noch in der vollen Festfeier begriffen waren, einen sanften Tod sandte.2) Hier ist mythisch der Winter als der Erbauer des Tempels und der Wohnung des Sommers, des sommerlichen Apollo gedacht und der Erbauer stirbt allmählich im siebenten Wintermonate, indem der fünf Monate lebende Sommer oder Apollo geboren wird. So werden auch die Plejaden, die römischen Vergelien (das Büschelgestirn, griech. [...], die gedrängte Sterngruppe), welche bei ihrem Aufgange in der Mitte des Monats Mai dem Zeus die Taubenbotschaft der nahenden Ernte bringen, bei ihrem Untergange zu Ende des Monats Oktober zu Regenbringern (Hyaden), zu Bringern der Winterstürme und zugleich nach der dodonischen Sage als sieben dodonische Nymphen zu Pflegerinnen des Dionysoskindes, welcher zum starken Sonnenhelden erwachsen ist, wenn sie selbst im kommenden Frühling als die Plejaden wiedererstehen. Eine der Hyaden, die Erdgöttin Dione, ist [462] die Gemahlin des dodonischen Zeus und die Mutter des jedes Jahr neugebornen und wieder erschlagenen oder zerrissenen Dionysos; nach Gerlach, Dodona, S. 20, trägt Dodona auch seinen Namen von der Dione, wie sie selbst wohl nur nach Dionysos benannt ist. – Zu Pellene in Achaja wurde der Demeter Mysia ein siebentägiges Fest gefeiert.1) – An den [Anthesterien] zu Athen bestand der feierlichste Act des ganzen Festes darin, dass die Gattin des Archon Basileus, die Königin, unter Hülfe von 14 vereideten Frauen, die Ehrwürdigen oder [...] genannt, dem Dionysos angetrauet wurde.2) – Hesiod in den Tagwerken heisst die Trauben vor dem Keltern zehn Tage unter der Sonne und fünf im Schatten auslegen. Die Oschophorien zu Athen sollte Theseus zu Ehren der naxischen Ariadne und des Dionysos am 7ten Pyanepsion bei seiner Rückkehr aus Kreta gestiftet haben.3)

7. Rom, die ewige Stadt, ruhte auf sieben Hügeln und hatte eben so viele heilige Unterpfänder ihres Glückes und ihrer Fortdauer, nämlich den konischen Stein, den thönernen Jupiterwagen von Veji, die Asche des Orestes, das Scepter des Priamus, den Schleier der Helena, das vom Jupiter vom Himmel herabgeworfene Schild oder Ancile und das Palladium. Sieben Mal drei oder 21 Tribus hatte Rom,4) ebenso Septemviri epulonum. Mummius hatte drei Mal sieben Schilde nach Korinths Zerstörung zu Olympia geweiht. Sieben süsse Küsse (septem savia suavia) verspricht Venus Demjenigen, der ihr die entlaufene Psyche zurückbringen sollte. In dem alten Rom musste der Leichnam sieben Tage lang ausgestellt werden und wurde erst am neunten Tage beerdigt.5) Sieben Eier und sieben neptunische Delphine, Symbole der Zeugung, der zeugenden Natur- und Wasserkraft, waren im römischen Circus auf einem von zwei oder vier Säulen getragenen Gerüste oder hohen Baum aufgestellt und darnach wurden sieben Umläufe der Wettrennenden (septem metis [463] certamen omne peragitur, in similitudinem hebdomatis reciprocae – der sieben Planetensphären – sagt davon Cassiodor) um die zwei Meten, die Sonnen- und Zeugungssäulen oder Phallen, zugleich gezählt, indem nach jedem vollendeten Umlaufe ein Ei herabgenommen wurde, bis alle sieben Eier herabgenommen und damit das Wettrennen beendigt war. Die Eier waren den Castoren oder Dioskuren, den aus dem Eie gebornen Zwillingsbrüdern des Lebens und des Todes, des Tages und der Nacht, des Morgens und des Abends, geweiht und zu ihrer Ehre nach Tertullian in dem Circus aufgestellt (ova honori Castorum attribuunt). Die Pferde waren auch Symbole Neptuns, des schnell dahineilenden Wassers und im Angesichte des Tiberflusses flogen sie im Circus dahin. Die circensischen Spiele oder Wettrennen mit den Eiern, den Delphinen und den Meten am vorüberrauschenden stürmenden Flusse stellten also den gemeinsamen Grundgedanken dar von dem ewigen, mit der höchsten Schnelligkeit erfolgenden Kreislaufe des Lebens und des Todes nach dem planetarischen Weltgesetze. Die bei der circensischen Pompa gebräuchliche Lyra hatte auch sieben Saiten und sieben war die höchste Zahl der neben einander gespannten Pferde (septem equi). Severus hatte beim Circus ein Septizonium erbauet.1) – Der Stern, welchen die Tausend ihrem Führer Garibaldi neuerlichst schenkten, hat sieben Strahlen; in der Mitte ist ein blaues Feld von Email, auf dem die symbolische Trinacria vorgestellt ist, von einem dreifarbigen Bande umgeben. – Nach einer rabbinischen Thierfabel soll dem Kaiser Titus eine Fliege durch die Nase in das Gehirn gekrochen sein und ihn sieben Jahre geplagt haben; Andere erzählen dieses von Nimrod.2) – Auf römischen Denkmalen finden sich häufig Darstellungen der Gottheiten der sieben Wochentage, wie z. B. das Antiquarium zu Speier drei solcher Steine besitzt.3)

8. Indem wir zu Deutschen, d. i. thiudisks, die [464] deutlich Redenden oder die Redenden schlechthin, also genannt vielleicht im Gegensatze zu dem slavischen, über ganz Osteuropa verbreiteten Njemec (Stummer), wenn nicht die Deutschen nur die einheimischen Leute, Volksgenossen, gentiles, von thiuda, diota, gens, keineswegs von Tuisco, sind,1) übergehen, muss zunächst das lateinische Gedicht des Scholasticus Rudolf von Radegg, im Kloster Einsiedeln, Cappella Heremitarum (Einsiedler-Kapelle) oder Gesta Johannis abbatis Heremitarum (Johannes von Schwanden, Abt in Einsiedeln, und seine Zeit) aus dem Anfange des 14ten Jahrhunderts berührt werden, indem in dessen zweitem Buche die damaligen sieben priesterlichen Conventherren zu Einsiedeln unter weitläufigen astronomischen Erörterungen mit den sieben Planeten verglichen werden, worauf in Buch III. ein breites Lob der Siebenzahl (commendatio hujus septenarii numeri) folgt. P. Gallus Morel zu Einsiedeln hat das Gedicht mit einer Einleitung und mit Anmerkungen in dem Geschichtfreund, Mittheilungen des historischen Vereins der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, X. (Einsiedeln 1854) S. 170 ff., aus der einzigen vorhandenen Handschrift des 15ten Jahrhunderts zum grösseren Theile, diplomatisch genau abdrucken lassen. lm Abdrucke ist das Lob der Siebenzahl leider übergangen worden. – Auch gehört hierher, dass am Niederrhein, wenn im Monat Februar Schneegestöber und Regenschauer mit Schneegestöber und Sonnenblicken wechseln, gesagt wird: „Spörkels (der Februar heisst nämlich auch Spörkel, nach Henninger ohne Zweifel von den Spurcalien) Kathrin schüttelt ihre 77 Röcke,“ was an das Bettmachen der Frau Holle erinnert, die vor Fastnacht mit den Spinnerinnen nicht fertig wird. – Nach Tacitus Germ. 1 hat die Donau, welcher Name gleich demjenigen des Rheines oder vielmehr Reines aus dem Keltischen stammt und den (Fluss) von raschem Laufe bezeichnet,2) sieben Mündungen. – Auf einem Zueignungsbilde einer Handschrift der Homilien Gregors aus [465] dem 11ten Jahrhundert in der Bibliothek zu Bamberg an Kaiser Heinrich II. (1002 – 1024), welches Bild Jaeck, viele Alphabete und ganze Schriftmuster vom VIII. bis XVI. Jahrh. aus den Handschriften der öffentlichen Bibliothek zu Bamberg, Heft 1 Bamberg 1833, in einem Zinkabdrucke mittheilt, – sitzt der das Buch für die Bibliothek zu Bamberg aus den Händen eines Benediktiners empfangende Kaiser mit einer dreifachen Krone, worin sieben Nadeln oder Stifte, je drei auf den beiden Seiten der dreistufigen Krone und einer in der mittleren Spitze der Krone, stecken. – Der mythische angelsächsische König Vôden erzeugt mit seiner Gemahlin Frealâf sieben Söhne.1) Die Angelsachsen in England hatten ein Siebenreich mit sieben Fürsten gegründet. – Sieben Jahre lang, d. h. die sieben Wintermonate hindurch verfolgt der deutsche Wodan mit dem wilden Heere ein geisterhaftes Weib mit langen schneeweissen Brüsten, die von dem Sturmwinde dahingetriebene weisse Wolke, die Windsbraut.2) Auch begegnet uns die Siebenzahl in alten Räthseln, z. B. bei Keller, Fastnachtsspiele S. 558, und daraus im weimarischen Jahrbuche, V. S. 346. Hier spricht der Frager:

Sag mir, welcher vogel hat kein kragen
und welcher vogel hat kein magen?
Sag, welcher vogel kat kein mut
und welcher Vogel hat kein plut,
und welcher vogel hat kein zungen?
welcher vogel seugt seine jungen
und welcher vogel hat keine gallen?
Wie mag dir das von mir gefallen?

Darauf wird geantwortet:

Nu merk, der strauss hat kein magen,
so hat die muck kein kragen,
so hat die eul kein freud und mut,
so hat die pin furwar kein plut,
so hat furwar der storch kein zungen,
ein Fledermaus seuget ihre jungen,
so hat die turteltaub kein gallen.
Wie tut dir hie mein kunst gefallen?

[466]

Nach der Pariser Handschrift der deutschen Liederdichter hatte der Minnesänger von Trostberg als Wappen einen blauen Schild, worin ein silberner siebenspitziger Stern mit einem rothen Kreise in der Mitte. Ferner begegnen uns in Deutschland vor Allen die sieben Churfürsten, die sieben Grossen oder Stammfürsten des persischen Reiches, die sieben Minister der chinesischen, persischen und indischen Könige, welche nach der goldenen Bulle ihren Eid auf das Evangelium Johannis ablegen müssen. Grimm, Rechtsalterthümer, S. 213, führt an, dass nach den Kenningar sieben eine Sögn (curia?) bilden; nach der lex Salica gehören sieben zu einem convivium, zu einer Gilde, zu einer Loge; ebenso müssen nach dem salischen und ripuarischen Gesetze sieben Schöffen und sieben Rachimburgen sein (septem scabini ad omnia praeesse debet); zurgehörigen Besetzung des Vehmgerichtes waren sieben Vehmrichter oder Freie erforderlich;1) am Gerichtsplatze stehen sieben Eichen nach der Zahl der sieben Richter. Nach dem Sachsenspiegel I. 3. wird das ganze deutsche Volk in sieben Heerschilde, die sieben Abtheilungen des persischen Volkes, eingetheilt und so wie der Heerschild mit dem siebenten schliesst, so geht auch die Sippe oder die nach dem Gesetze zur Erbschaft berufene Blutsverwandtschaft mit der siebenten zu Ende. Die diesfälligen Bestimmungen des Sachsenspiegels lauten: „Origines weissagte hiebevor, dass sechs Welten sein würden, die Welt zu einem Jahrtausend angenommen, und in dem siebenten würde sie untergehen. Nun ist uns kundig aus der heiligen Schrift, dass mit Adam die erste begann, mit Noa die andere, mit Abraham die dritte, mit Moses die vierte, mit David die fünfte, mit Gottes Geburt die sechste. In der siebenten sind wir jetzt ohne gewisse Zahl. Nach derselben Weise sind die Heerschilde ausgelegt. Den ersten hat der König; die Bischöfe und die Aebte und Aebtissinen haben den andern; die Laienfürsten den dritten, seit sie der Bischöfe Mannen geworden; die freien Herren den vierten; die schöffenbaren Leute und Mannen [467] der freien Herren den fünften; ihre Mannen den sechsten. – Gleichwie aber die Christenheit an der siebenten Welt keine Beständigkeit kennt, wie lange sie stehen werde, also weiss man auch nicht bei dem siebenten Heerschild, ob ihm Lehnrecht oder der Heerschild zukommen möge.“ – Wer an Grund und Boden sieben Schuhe vor und hinter sich hat, muss in der Gerichtsversammlung erscheinen; die gerichtlichen Fristen betragen häufig sieben oder vierzehn Nächte, indem die alten Deutschen gleich den Indern1) und gleich dem Avesta2) nicht nach Tagen, sondern nach Nächten zählen; die vierzehntägige Frist, wie überhaupt die Vierzehnzahl, z. B. der Schöffen, ist nur eine Verdoppelung der siebentägigen und wird mit einem Zusatz- oder Zugabstage zur fünfzehntägigen;3) auch die Kelten zählten nach Caesar de B. G. VI, 18 nach Nächten; die ahd. Woche: „acht Tage“, auch franz. „huit jours“, ist bei den Kymren wythnos f. d. i. Achtnacht, bei den Angelsachsen, mit anderer Zahl, seofonniht engl. sevennight, und in altdeutschen Gesetzen gelten Formeln, wie „super noctes septem“.4) Vielleicht darf auch dahin gezogen werden, dass nach Jona 2, 1 der Prophet Jona drei Tage und drei Nächte im Leibe des Fisches zubrachte. – Nach der Offnung von Burgau bei Grimm, a. a. O., I. S. 301, gilt, was der Vogt sagt, gleich der Aussage von sieben Zeugen. Mit sieben Zeugen muss man namentlich gegenüber einem Eide5) beweisen, daher übersiebenen für mit Zeugen beweisen oder überführen; es gab sieben Frieden, für Haus, Weg, Ding oder Gericht, Kirche, Wagen, Pflug und Teich; Friesland zerfiel noch im 10. Jahrhundert in sieben Landschaften; in Friesland gab es sieben Strassen, vier Wasser und drei Landstrassen; Hennegau hatte sieben Landstrassen des Königs, wovon vier mit rothen und drei mit schwarzen Steinen gepflastert waren; das Hundsding soll nach [468] dem Ravensburger Weisthum der Probst alle sieben Jahre besetzen; in einem Mährchen bei Panzer, Beiträge I. Seite 193, schlägt ein Held mit einer, Haselgerte dem Drachen sieben Köpfe ab; den Sarg nennen die Dichter das Haus von sieben Füssen; nach der Nibelungenklage 1200 wird von den Landleuten ein grosses, gemeinsames Grab gegraben, sieben Speerschäfte weit und sieben Speerschäfte tief; die angelsächsischen Könige hatten sieben Stammväter, welche Brüder und sämmtlich Söhne des Wodan oder der Freyja waren; bei der Krönung des Kaisers Maximilian II. zu Frankfurt a. M. im Jahr 1562 war dessen Sitz sieben Stufen höher als die übrigen Sitze, wie überhaupt die Ehrensitze sieben Stufen zu haben pflegten; bei den päbstlichen feierlichen Mahlen nahm der Pabst einen solchen Ehrensitz ein.1) Ebenso gehören hierher die bekannten sieben Wunder der Welt (septern miracula mundi), obwohl dieselben schon dem Alterthume angehören, aber durch das ganze Mittelalter herab bis auf die Gegenwart sich im Redegebrauche erhalten haben; die Mönche des 8. und 9. Jahrh. zählten zu diesen Weltwundern auch das Absterben und Aufblähen des Pflanzenreiches und erblickten darin ein Bild der Auferstehung.2) Auch darf wohl hierher gezogen werden das Siebengestirn, wie schon der jüdische Prophet Amos aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts v. Chr. 5, 8 unzweifelhaft nach chaldäischem Vorgange von dem Ewigen rühmt:

„Der geschaffen hat Siebengestirn und Orion
und umwandelt in Morgenlicht den Todesschatten,
und den Tag verdunkelt in Nacht:
Er ruft die Gewässer des Meeres, und giesset sie über der Erde Fläche,
Ewiger ist sein Name.“

Eine Frist von sechs Wochen, eine sog. sächsische Frist, ist eigentlich eine solche von drei Mal vierzehn Tagen.3) Opferbare Thiere, – Thiere, welche geopfert (offerri) [469] werden dürfen, sind vierzehnjährige.1) – Im flämischen Reinaert wird dem kranken Löwen als Thierkönig,von dem Fuchs als Arzt die Leber eines siebenjährigen Wolfs zur Wiedererlangung seiner Gesundheit verordnet.2) Im Reinhart 86 ff. heisst es:

dicke wir vernomen hân,
daz sich erscheinet, daz ist wâr
manec troum über siben jâr,

Der endlich am königlichen Hofe des Löwen erschienene und als Arzt von Salerno zurückkehrende

Reinhart sprach vil manec dorn
hät mich in den fuoz gestochen
in disen siben wochen.

Der junge Wolf rühmt von dem alten:

du kanst sô mangen alten list,
ich bin des worden inne,
daz die siben sinne
beschlossen alle sint in dir.

Eine deutsche Sage erzählt: Einst ging Christus mit einigen seiner Jünger an einem Bäckerladen vorbei und bat um Brod; der geizige Bäcker aber schlug es ab, jedoch die Bäckersfrau und ihre sechs Töchter gaben jede ein Brod her; dafür wurden sie als Siebengestirn an den Himmel versetzt, der Bäcker aber ward in einen Kukuk verwandelt, der so lange das Siebengestirn am Himmel sichtbar ist, seinen Namen rufen muss.3) Diese Thierfabel ist vielleicht in Griechenland entstanden, wo mit dem Aufgange des Sirius, bei uns um die Johanniszeit, der Kukuk verstummt und unsichtbar wird.4) – Der Isländer Harald Hildetant liess sieben Jahre voraus dem schlangenäugigen Sigurd die Schlacht ansagen; 42,000 Krieger fielen im grossen Zweikampf auf Bravalla’s Haide, bis der alte ehrwürdige Harald über Leichenhaufen fiel, die [470] seines Wagens Pferde deckten1) Da gab Sigurd das Zeichen zum Abzug und der Krieg war zu Ende. – Sieben Jahre musste der deutsche Knappe dienen, bevor er zum Ritter geschlagen werden konnte. Die alten Friesen führten sieben Seeblätter im Schilde; Hs Simon von Bodman soll sieben Werkschuhe gemessen haben. Auch in der katholischen Kirche ist die Siebenzahl häufig und neben den Christusbildern mit sieben Sternen oder mit einer beliebigen Anzahl von Sternen über dem Haupte und mit sieben Schafen zu seinen Füssen erscheinen auf mittelalterlichen Bildern zuweilen Christus und die Maria dargestellt, das Haupt von sieben Tauben umgeben, zur Bezeichnung der sieben Gaben des heiligen Geistes, der sieben christlichen Kardinaltugenden im Gegensatze zu den sieben Todsünden oder sieben Hauptlastern. Ebenso anerkannte die katholische Kirche seit dem 12. Jahrhundert sieben Sakramente, nämlich die Taufe, die Firmung, die Eucharistie oder das Abendmahl, die Busse, die letzte Oelung, die Ehe und die Priesterweihe; der Priesterweihen sind sieben: zum Ostiarius, Lector, Ecorcisten, Akolythen, Subdiacon, Diacon und Priester. Ferner sind siebenarmige Leuchter in den Kirchen des Mittelalters sehr gewöhnlich. Auf Christus als den guten Hirten darf man beziehen, wenn bei Jeremia, dem überhaupt das Bild von dem göttlichen Hirten und von der Menschheit als der Heerde Gottes sehr geläufig ist, 3, 15 der Ewige spricht:

Und ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen,
Die sollen euch weiden mit Einsicht und Weisheit.

Jeremia 10, 21 droht der Ewige Juda, dass seine ganze Heerde werde zerstreuet werden, denn die Hirten sind unvernünftig geworden und nach dem Ewigen fragen sie nicht. Als die Völker von Norden her erobernd und zerstörend über Juda hereinbrechen, ruft Jeremia 18, 20:

Wo ist die Heerde, die dir befohlen war,
deine herrlichen Schafe?

ebenso 23, 1:

‘Wehe den Hirten, so die Schafe meiner Weide zu Grunde richten und zerstreuen!’

[471] Tröstend spricht Jeremia 31, 10:

Höret des Ewigen Wort, ihr Heiden,
und verkündet es auf den Inseln in der Ferne:
Sprechet, Der Israel zerstreute, wird es sammeln,
und es hüten, wie ein Hirt seine Heerde.

Ezechiel 341 20 ff. wird gesagt: „Darum spricht so der Herr, der Ewige zu ihnen, Siehe, da bin Ich selber, und ich richte zwischen den fetten Schafen und den magern Schafen. Weil ihr mit Seite und Schulter dränget und mit euren Hörnern alle die schwachen stosset, so will ich meinen Schafen helfen, dass sie nicht mehr zum Raube seien, und will richten zwischen Schaf und Schaf. Und ich will einen Hirten über sie setzen, der sie weiden soll, meinen Knecht David, der soll sie weiden und ihr Hirte sein. Und ich der Ewige will ihr Gott sein, und mein Knecht David soll Fürst in ihrer Mitte sein: Ich, der Ewige, habe es geredet. – – – Ja, ihr meine Schafe, Schafe meiner Weide, Menschen seid ihr: Ich bin euer Gott! ist des Herrn, des Ewigen Spruch.“ – Bei Micha 2, 12 verpricht der Ewige:

Sammeln will ich dich, Jakob, ganz,
schaaren zu Hauf den Ueberrest Israels,
zusammen ihn bringen wie Schafe in die Hürde:
Wie eine Heerde inmitten ihrer Trift;
sie werden lärmen vor Menschenmenge.

Derselbe Prophet Micha sagt 5, 4:

Sollte Assur in unser Land kommen,
ja sollte er unsere Paläste betreten;
so stellen wir auf wider ihn sieben Hirten
und acht Merischengebieter.

Diese sieben Hirten sind wohl gleichbedeutend mit den sieben Augen des Ewigen als den Sinnbildern der schützenden Vorsehung, welche Sacharja 3, 9 im Geiste auf einem Steine abgebildet sieht1) und wovon Sacharja 4, 10 erklärt, dass sie die ganze Erde durchschweifen. – In Psalm 110 heisst es:

[472]

Unser Leben währet siebenzig Jahr,
und wenn’s hoch kommt, so sind es achtzig Jahr,
und was köstlich darin erschien, war doch nur Müh’ und Eitelkeit.

Nach Ktesias hatte man im alten Hochasien magische Ringe, aus 77 Edelsteinen zusammengesetzt, welche Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 126, die ältesten Rosenkränze nennt. Mit dem alten asiatischen Glauben an die magische Kraft der Gemmen und Edelsteine bringt es Ritter auch in Zusammenhang (S. 128), dass die orphischen Fragmente den Eingeweihten vorschreiben, mit dem durchleuchtenden Krystalle in der Hand ( [...] [...]), dem Zeichen der Reinheit und Keuschheit, sich dem Tempel der Gottheit zu nahen, um erhört zu werden. Indessen hatte dieser symbolische Gebrauch bei den Griechen zunächst wohl nur die Bedeutung der weissen Handschuhe und Schürze der Maurer, wie ähnlich der weisse Elephant vorherrschend und durchgängig in allen Legendenbildern und Wandgemälden, selbst in den Sculpturen und Ornamenten der Buddhatempel, z. B. zu Carli bei Bombay, erscheint.1) Auch heisst der Berg Meru oft der weisse Elephant. Wenn in dem bekannten und oben weiter besprochenen Freimaurerverhöre von den Maurern gesagt wird, dass sie auch den Weg, die Kraft des Abrak zu gewinnen, verbergen,2) möchte damit nur bezeichnet sein, dass der alte orientalische Edelsteincultus3) und der Glaube an die magischen Kräfte der Edelsteine auch in die mittelalterlichen Bauhütten oder wohl noch früher in die römischen Baucorporationen eingedrungen war. Der Weg oder die Kunst, die Kraft des Abrak zu gewinnen, kann nichts sein, als die Edelsteine, worunter besonders der azurblaue Sapphir mit seinen goldenen Kiesspunkten (die Sterne im Himmelblau genannt; stellae, pyrites, Sa-pyr, Sap-phir?), derLapis Lazuli, welcher das Ultramarin gibt und den Epiphanius den königlichen Stein nennt (regius aureis punetis varius [...]), sich auszeichnete, so zu schleifen und zu fassen, dass sie die ihnen zugeschriebenen [473] magischen Kräfte besassen und zu magischen Zwecken, besonders als Talismane, gebraucht werden konnten. Die Maurer waren gewiss selbst weniger abergläubisch, als dass sie dem Aberglauben, dem Zauberglauben jener Zeiten dienten und daraus ihren Vortheil zogen, wodurch sie aber selbst in den Verdacht der Magie und Nekromantie geriethen. Dass der Edelsteincultus schon zu den Römern und den römischen Baucorporationen eingedrungen war, ist deshalb höchst wahrscheinlich, weil nach dem Berichte des Plinius durch den Sieg des Pompejus über den König Mithridates am Pontus die Römer zuerst mit den (indischen) Edelsteinen und Perlen bekannt geworden waren und eine grosse Beute derselben nach Rom brachten.1) Aus dem erbeuteten Schatze des Mithridates an Perlen und Edelsteinen erhielt der capitolinische Jupiter zu Rom ausser unzähligen andern Kostbarkeiten, ein ganzes Museum aus Perlen (museum margaritarum), das Brustbild des Siegers aus Perlen und überdem noch 33 Kronen aus Perlen, als Weihgeschenk. Auch bei den Griechen waren nach Ritter sicher die Edelsteine nicht ohne mythologische Bedeutung, welche im hieratischen, vielleicht auch im äginitischen Style vorkommen. Im Orient wurde besonders der Rubin zu den Augen der Kolossalbilder der indischen Statuen am Ganges gebraucht. In den ältesten, sogenannten milesischen Gräbern (tumuli) am Bosporus wurden Rubinen als Augenzierde der Schlangen auf schweren, massivgoldenen Armspangen ausgegraben;2) ganz auf gleiche Weise eingefasst, machten sie das einzige Ornament goldener Lingams auf der Insel Java aus, die man dort aus den Tempelruinen in den ältesten Zeiten ausgegraben hat. Ritter vermuthet auch, dass auf dem Gipfel des Adamspik auf Ceylon, einem berühmten buddhistischen Wallfahrtsorte wegen des dort befindlichen Abdruckes des Fusstrittes (Parabat3)) des Buddha, welchen Gipfel zugleich das dem Buddha ausschliesslich geweihte Rhododendron mit seinen wunder- [474] herrlichen purpurrothen Blüthen umwuchert, das Heiligthum mit drei grossen rothen Hyacinthos gewesen sein möge, von dem Kosmos Indicopleustes wie von einem Wundersteine erfuhr, dass er in der Berglandschaft auf dem Tempel beim Sonnenglanze weithin strahle und erglänze. Wer den himmelblauen Sapphirus trug, sollte nach der Ansicht der Buddhisten über Trug und Neid erhaben sein und Gleiehmuth der Seele in jeder Gefahr erlangen; durch diesen Stein öffnen sich verschlossene Pforten und Wohnungen, er erwirbt die Versöhnung der Gottheit und Erhörung des Gebetes, er dient den Frieden zu vermitteln; er dient mehr als irgend eine andere Gemme der Necromantie, aber wer ihn tragen will, muss ein reines und keusches Leben führen. Der Sapphir wurde später die Hauptzierde palästinischer, byzantinischer und römischer Kirchen, Kanzeln, Bischofsstühle, Heiligenbilder u. s. w., wie Epiphanius von einem Tempel des Bacchus in Indien erzählt, zu welchem 365 Stufen aus Sapphir als Symbole der 365 Jahrestage geleitet haben. Die Edelsteine hatten somit im orientalischen wie in dem occidentalischen Kultus eine ausserordentlieh heilige Bedeutung und diese Bedeutung, die Kraft des Abrax, ihnen zu geben und abzugewinnen verstanden auch die Maurer, indem sie Abraxe anfertigten. Uebrigens vergleiche auch noch über die indischen Edelsteine und Perlen Lassen, indische Alterthumskunde, III. S. 304 ff. vergl. mit S. 12 ff.; Paulin, 11. 204 ff.

Der indische Edelsteinkultus zeigt sich weiter in den Attributen, womit die einzelnen Götter ausgestattet und geschmückt werden. So trägt Vischnu an einer seiner vier Hände den magischen Ring Sudarsun mit hellem Glanze und um Brust und Schulter ein Gehänge (Kosathemuk), das wie der Ring Licht gibt und mit demselben den Himmel des Vischnu, Beikend genannt, erleuchtet.1) Ebenso tragen fast alle indischen Gottheiten den Schmuck der Perlen um Hals und Brust, auf dem Haupte oder an der Krone, in der Hand oder an den Armen u. s. w. Vischnu ist zugleich ein lichtstrahlender blauer Jüngling und die Pfeile von seinem Bogen Saran, welche gleich dem Ge- [475] schoosse Apollons niemals fehlen, kehren von selbst in die Hand ihres Gebieters zurück. Auch der Fusstritt des Buddha, Brabat oder Siri-pade (parvat im Sanskrit ist heiliger Berg, – pad, pado im Sanskrit heisst Fuss), welcher nach den genauesten Angaben Davy’s 5’ 4’’ lang und 2 ½’ breit ist und womit Ritter, a. a. O. S. 334 ff., den von Herodot IV. 82 gemeldeten Fusstapfen des Herakles am pontischen Gestade in einem Felsen beim Flusse Tyres (Dniester), den Fusstapfen des Herakles in Japygia bei Pandosia,1) sowie die heiligen Fusstritte Christi auf dem Berg Tabor am obern Jordan, den Fusstapfen in der Kapelle Santa Maria delle Plante (Planta pedis) und anderwärts vergleicht, selbst davon abzuleiten geneigt ist, ist mit einem Metallrahmen und mit Edelsteinen, zumal Rubinen, eingefasst. – In dem Kalidasa beigelegten Melodram Urwasi und der Held vermag nur der aus Lakschmi’s Fussfarbe entsprossene Edelstein, der Vereinigungsstein, den Zauber zu lösen und die verzauberte und geliebte Urwasi in ihrer wahren Gestalt dem Könige Pupurawas zurückzugeben.

Hier dein Antlitz, beleuchtet
Von dem funkelnden Licht des Steines nah an der Stirn,
Gibt dir den Liebreiz des Lotos,
Der erglüht in der jugendlichen Sonne!

spricht der König, indem er den Edelstein an Urwasi’s Stirn befestiget.2) Mit Urwasi auf immer vereinigt, erflehet der König von Indra die Gnade:

Glück und Wissenschaft mag künftig,
Sei das Bündniss auch noch so schwer,
Für sie, die stets im Streit leben,
Guten zum Frommen einig sein.
Jeder besiege sein Mühsal!
Jeder erschaue Segen nur!
Jeder finde, was ihm lieb ist!
Jeder jedenorts freue sich!3)

Von dem Göttlichen wird bei Rosenkranz in dem Drama Prabodha-Chandrodaya, S. 53, gesagt, dass sein Licht- [476] glanz, sein Leuchten dem Krystalle gleiche, der niemals sich verändert, und in diesem Leuchten der Krystalle lag also ihr mystisches Wesen. – Die katholischen Kirchen haben im Innern häufig auf jeder Seite 7 Pfeiler und 7 Fenster, im Dome zu Regensburg 5, im Dome zu Strassburg 9. Ebenso führen zum Hochaltare 5, 7 oder 9 Stufen und mindestens 3; sie richten sich nach der bei dem Kirchenbaue befolgten Grundzahl. In der Stiftskirche zu Berchtesgaden steigt man aus dem Schiff in das Chor auf 7 Stufen, 2 beim Lettner, 5 bei den Chorstühlen. Im Münster zu Freiburg erhebt sich der Chor auf 9 Stufen (4 und 5). Die meisten Kathedralen haben auch 7 Glocken.1) Auch zum Sanctuario des ausgegrabenen Isistempels zu Pompeji führten sieben Stufen.2)

Die sieben Planeten leuchteten auch den alten Maurern und beurkunden durch sich schon, besonders aber in Verbindung mit der Sonne und dem Monde, das hohe Alter, den vorchristlichen oder heidnischen Ursprung der Maurerei. Wer nur jemals mit geistigem Auge die manrerische Tapis betrachtete und an deren Spitze die Sonne und den Mond, die sieben Sterne leuchten sah, – wer ferner die durch die sieben Sterne bestimmten sieben Stufen des Altares, die zur Bildung und Erhaltung einer gerechten und vollkommenen Loge erforderlichen sieben Mitglieder, die sieben Schritte und Jahre des Meisters, die wohl ursprünglich sieben Beamten der Loge u. s. w. erwägt, wird auch zugestehen, dass diese maurerische Symbolik und mit ihr die Freimaurerei selbst nur dem höchsten heidnischen Alterthume angehören könne. Die neun Sterne, welche oft an der Stelle der nur sieben Sterne vorkommen,3) sind entweder eine blosse missverstandene Neuerung der neuern Zeiten – und dieses ist in Vergleichung mit allen übrigen maurerischen Gebräuchen, Symbolen und Ritualen das einzig Glaubwürdige – oder müssen mit den neun treuen Gesellen des Hiram in Zusammenhang gebracht werden. Wenn Grävell meint, es seien sieben oder neun Sterne, [477] nachdem nach den Statuten des einen oder des andern maurerischen Systems sieben oder neun Brüder zu einer Loge erforderlich seien, ist hiermit nicht das Geringste erklärt, denn diese Statutenbestimmung ist selbst eine blos abgeleitete, eine blosse Folge, weshalb der oberste Grund dargelegt werden muss und dieser ist der Gestirnglaube, die Planetenverehrung des ganzen Alterthums. Nach der der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehörendeu Halliwell’schen Urkunde soll ein Lehrling sieben Jahre lernen, da er diese Zeit zu einer tüchtigen Ausbildung gebrauche. Die am 21. November 1724 von der englischen Grossloge niedergesetzte Armenkommission bestand aus sieben Mitgliedern.1) Das Directorium der grossen National-Mutterloge der preussischen Staaten zu Berlin besteht aus sieben Brüdern. Das maurerische Alter von sieben Jahren ist in den indo-germanischen Rechten das Alter der Kindheit und der Unzurechnungsfähigkeit. Der Parse in Indien kann bis zu seinem siebenten Jahre nichts Uebles thun; thut er etwas, fällt die Schuld davon auf seine Eltern. Mit dem aus 72 Fäden bestehenden und nicht aus schwarzer Wolle anzufertigenden Kosti wird der Parse in Indien im siebenten Jahre und in Kirman im zehnten bekleidet.2) Der Vendidad, Farg. VI. 125, schreibt vor, man solle sechs Monate lang die jungen Hunde, sieben Jahre lang die Kinder beschützen; nach dem gleichen Gesetze erhalten die Runde ihr eigenes Brod, wenn sie zweimal um sieben Wohnungen laufen können. Auf Malabar wird der junge Najer, der Kriegersohn, vom siebenten Jahre an in die Ring- und Fechtschule geschickt,3) und nachdem er die 18 Waffenübungen erlernt, wird ihm von seinem Lehnsherrn ein Schwert mit den Worten umgegürtet: „Schütze Brahminen und Kühe.“ Bei den Römern galt der Mensch bis zum siebenten Jahre als verstandloses Kind (infantiae proxumus) und ähnlich war es bei den alten Deutschen,4) da- [478] her es in den Gesetzen des Mittelalters häufig heisst: „gewachsen ze siben jâ’ren tagen.“ Die sieben Jahre sind mithin die anni discretionis, anni intelligibeles; mit ihnen erlangen die Kinder Willensfähigkeit, Erkenntniss. Bei den Deutschen wurden mit dem siebenten Jahre die Kinder von der Mutter genommen und von Männern erzogen; von dem siebenten Jahre fängt das Kind an zu lernen. Kinder unter sieben Jahren lässt die deutsche Volkssage auf folgende Art prüfen: es wird ihnen ein Apfel und ein Goldstück vorgehalten, greifen sie nach dem Apfel, kann ihnen ihre That noch nicht zugerechnet werden. Mit vierzehn Jahren wurden die Jünglinge bei den Deutschen mündig und mussten daher dem Herrn schwören1) und auch zu Gericht geladen werden.2) Bei den Römern wurden mit zwei Mal sieben Jahren die Pubertät oder Reifheit des männlichen Geschlechts und mit zehn Mal sieben Jahren das Greisenalter, senectus, bestimmt, welches von sämmtlichen persönlichen Lasten und Aemtern (muneribus personalibus) befreiete. Auch nach dem Landbuche von Davos in Graubünden S. 21 sind siebzigjährige Männer vom Gemeinwerk befreiet. Bei den Indern hört die religiöse Pflicht zu gottesdienstlichen Handlungen und besonders zur Darbringung von Opfern mit der Nacht Bhîmarathî, d. i. mit der siebten Nacht des siebten Monats des 77sten Lebensjahres auf.3) Man vermuthet, und zwar namentlich Huschke, dass bei den alten Etruskern, einem gleichfalls arischen Volksstamme, das ganze Menschenalter in zwölf Siebenheiten, gewiss in symbolischer Beziehung auf die zwölfgetheilte Sonnenbahn und die Bahnen der sieben Planeten, zerlegt worden sei. Die sieben Jahre der Kindheit, die vierzehn Jahre der männlichen Reife, die 21 Jahre der Volljährigkeit und die 70 Jahre des Greisenalters des römischen Rechtes müssten somit auf die gemeinsame etruskische Quelle zurückgeführt werden. Nach dem Sachsenspiegel I. 42 ist man mit 21 Jahren zu seinen Tagen [479] gekommen, d. h. volljährig, und ebenso nach dem ältern und jetzigen französischen Rechte. – Die maurerischen sieben Kardinaltugenden sind: Weisheit, Stärke, Schönheit, Sanftmuth, Bruderliebe, Hülfeleistung und Treue. Auch ist die in der alexandrinischen Schule entsprungene und durch das ganze Mittelalter herrschende Eintheilung der Wissenschaften in sieben Hauptzweige, in die sog. sieben freien Künste, artes liberales, nämlich Grammatik, Dialektik, Rhetorik, Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie nach dem bekannten Denkverse:

Gram loquitur, Dia verba docet, Rhe verba ministrat,
Mus canit, Ar numerat, Ge ponderat, As colit astra.

in die maurerischen Kunsturkunden aufgenommen.1) Zur Rechtmässigkeit der Gesellengerichte der Brüderschaften müssen noch heute sieben Personen erscheinen, zwei Meister, zwei Altgesellen und drei andere Genossen.2) In dem Examen des fremden Gesellen nach dem Handwerksgebrauche zu Altenburg haben die Maurer sieben Worte und siebenfach ist der Gesellengruss;3) Krause vermuthet, dass aus den sieben Anfangsbuchstaben der sieben freien Künste ein Erkennungswort gebildet gewesen sei. Die zehnte Pflicht der Yorker Constitution schreibt für die Lehrlinge der Baukunst sieben Lehrjahre vor, die gemeine deutsche Steinmetzordnung aber nur fünf.4) – Nach der Halliwell’schen Urkunde hat der babylonische Thurm sieben Meilen hoch die Sonne beschattet.5) – Die im Jahre 1736 am Andreastage in der St. Mary’s Kapelle zu Edinburg gegründete schottische Grossloge hatte sieben Grossbeamte,6) und bestimmte als Tag ihrer jährlichen Hauptversammlung den Andreastag oder 30. November. Auch mag hierbei erwähnt werden, dass es zu Edinburg Sitte ist, den Grundstein zu allen öffentlichen Gebäuden durch die Grossmeister und die Grossbeamten in feierlicher maurerischer [480] Procession legen zu lassen und zu legen. Nach den von der schottischen Grossloge angenommenen sog. alten Pflichten können in der Hauptstadt Edinburg und ihren Vorstädten nicht weniger als 21 Brüder und auf dem Lande nicht weniger als sieben Brüder eine Loge errichten.1) Von der schottischen Grossloge ist namentlich die Maurerei in Schweden und Dänemark ausgegangen. Nicht fünf Grade, wie Heldmann S. 565 oben angegeben hat, sondern sieben hatte das rectifieirte schottische System nach den Beschlüssen des Wilhelmsbader maurerischen Kongresses vom J. 1782, indem zwischen dem schottischen Meister und dem Ritter der heiligen Stadt (dem historischen oder vielmehr symbolischen Tempelritter) der Novize und über dem kriegerischen Ritter der geistliche Ritter (eques professus) stand, welcher siebte und letzte Grad wegen seiner Geistlichkeit oder katholischen Färbung in protestantischen Ländern wohl niemals viel bearbeitet und ertheilt wurde. Dieser siebte Grad des rectifleirten schottischen Systems erscheint als ein zeitliches oder vorübergehendes Zugeständniss an das gleichzeitig bestandene und kämpfende System der Clermont’schen Cleriker (nach Heldmann, S. 562, ohne allen Zweifel – ? – der Jesuiten). Die nordamerikanischen sog. ritterlichen Grosslager (Grand Encampment) beweisen doch sicher, dass man nicht der Jesuiten zu Thorheiten bedürfe. – Nach Fallou, a. a. O., S. 71 unten, sprachen in jeder Kreishütte bei den Quartalsitzungen die sieben ältesten Meister als Schöppen das Recht und der Jungmeister besorgte als Schaffner die Aufwartung. Die Gesellengerichte der Handwerksmaurer bestehen aus zwei Meistern, zwei Altgesellen und drei andern Gesellen, welche wenigstens drei Jahre gewandert sein müssen. Die Zahl 7 ist zur Rechtsbeständigkeit der Beschlüsse durchaus unerlässlich.2) – Die Prüfung des von Anderson entworfenen Konstitutionenbuches der neu-englischen Grossloge wurde durch einen Grosslogenbeschluss vom 27. Dezember 1721 einer Commission von vierzehn Brüdern übertragen. Die Royal-Arch-Maurerei hat sieben Grade.

L.
Das Viereck und die Vierzahl.

[481]

Das Viereck hat zunächst keine symbolische Bedeutung trotz der geäusserten abweichenden Ansichten, besonders von Br. Krause in den Kunsturkunden, I. 2. S. 455 ff., und Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 157 ff. Baehr fasst in dem salomonischen Tempel S. 96 nochmals seine Ansichten in die Worte zusammen: „Das Viereck ist also die Himmelsform, der Himmelstypus, das Raumgesetz für den Himmel.“ Vergl. ebendaselbst S. 277 ff., wo Baehr sagt: „Das Viereck, als die dem grossen Hause der Gottheit (Welt oder Himmel) zu Grunde liegende Form erbot sich daher sozusagen von selbst zu der Form für den kleinen Umschliessungsraum der mit dem Idol verbundenen Gottheit, für den Tempel. Und in der That zeigt sich mit merkwürdiger Uebereinstimmung von den ältesten Zeiten an in Asien, wie in Afrika, in Europa wie in Amerika das Viereck und namentlich das vollkommene Viereck oder Quadrat als die Grundform der Götterwohnungen, wobei sich der kosmische Charakter dieser Form in den meisten Fällen noch namentlich darin ausspricht, dass das Tempelviereck orientirt, d. h. dem Himmelsviereck parallel gestellt oder gerichtet ist.“ Baehr wendet sodann dieses als Beispiel auf die Römer und die ihnen vorbildlichen Etrusker an, bei denen mit dem Worte Templum ursprünglich der Himmelsraum bezeichnet worden sei, insofern er behufs der Auspicien in besondere regiones einund abgetheilt gewesen. Allein das Viereck und sogar das längliche rechtwinkelige Viereck, als die Gestalt der heiligen Gebäude und der Gebäude überhaupt, war und ist durchaus natürlich und entspringt dem einfachsten Kunstsinne der Vergangenheit und Gegenwart, wie es sicher auch in der Zukunft oder für alle Zeiten der Fall sein wird. Sobald man heilige oder Privatgebäude einmal aufführte, war man bedacht, denselben eine zweckmässige [482] und regelmässige Gestalt zu geben, welche im Ganzen und Wesentlichen nur eine zweifache, die viereckige oder die kreisrunde sein konnte, wovon alle übrigen Gestaltungen der Gebäude entweder als blosse Ausnahmen oder als blosse Umgestaltungen erscheinen, z. B. wenn das Viereck zu beiden Seiten nach vorn oder nach hinten theilweise verlängert wird oder Seitenflügel erhält, – oder wenn das Viereck in der Mitte theilweise nach vorn und hinten verlängert wird, wodurch ein sogenanntes lateinisches oder griechisches Kreuz entsteht, jenes, wenn der eine Mittelflügel länger ist als der andere, dieses, wenn die beiden Mittelflügel gleich lang sind, – oder wenn auf den Seiten des Vierecks oder auch in dessen Mitte runde Thürme oder auch nur ein Thurm angebracht werden, – das Viereck in seinem Innern Kuppeln erhält – wenn Halbkreise aus dem Viereck hervorspringen oder auch das Viereck abschliessen u. s. w. Aus nahe liegenden Gründen des Zweekmässigen und selbst des Schönen ist indess überall das rechtwinkelige und längliche Viereck zur überwiegenden und vorherrschenden, ja fast ausschliesslichen Gestalt der heiligen und nichtheiligen Gebäude geworden, wovon Jeder, der nur Augen hat, sich überzeugen kann. Wie noch neuerlich Guhl und Koner, a. a. O., S. 43 ff., dargethan haben, ist die Grundform der schönsten griechischen Tempel das längliche Viereck, beruht aber an sich nicht entfernt auf irgend einem symbolischen Gedanken, sondern blos auf dem Gefühle und Sinne für das Schöne. Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 100, vergl. mit S. 107, 110, 113, 137 und 451, behauptet, dass die Griechen die viereckige Gestalt des Tempels und überhaupt den ganzen Tempelbaustyl den Aegyptern entlehnt haben.

Stieglitz, Baukunst der Alten, Leipzig 1796, S. 77, sagt, die Gestalt der alten Tempel sei länglich viereckig gewesen, aber unter den Griechen sei es auch gebräuchlich geworden, den Tempeln bisweilen eine runde Gestalt zu geben. Auch die Römer hatten runde Tempel, wenn gleich sie nur die seltene Ausnahme von den viereckigen Tempeln bilden, z. B. der Tempel der Vesta. Kreisförmig waren auch die Schatzhäuser der alten griechischen Fürsten, z. B. zu Mycenae, zu Orchomenos, ge- [483] staltet; ferner die Quellhäuser, z. B. auf der Insel Kos.1) Ferner war kreisrund der alte Apaturia-Tempel, dessen Ruinen La Motraye am kimmerischen Bosporus gegen dem Fuss des Kaukasus entdeckt hat.2) Runde Steintempel gibt es auch in Indien, z. B. im Lande der Badaga’s.3) Der Tempel der Kybele in Phrygien war ein Rundtempel.4) In einem antiken Gemälde, welches die Apotheose des Kaisers Titus darstellt und worüber Böttiger, kleine Schriften, II. S. 231 ff., kurz berichtet, sitzt der Kaiser mit einem goldenen Nimbus ums Haupt unter einem kleinen von vier Säulen getragenen Rundtempel, um den Kopf ein Diadem, über der linken Schulter und rechten Hüfte einen himmelblauen Mantel, übrigens aber ganz nackend. Ueber die eigentliche Natur der Trümmer des sogenannten Tempels der Minerva Medica zu Rom, nach dem Pantheon des grössten Rundtempels, waltet Streit.5) Auf Münzen aus der Zeit des Kaisers Trebonianus und seines Sohnes Volusianus um das J. 251, sitzt die Juno Martialis, die bewaffnete argivische Juno, in einem rundenTempelchen.6) Das Viereck ist daher auch das Urbild, die Urhieroglyphe eines Hauses, eines Tempels, einer Kirche und einer Loge in jeder Bilderschrift und in der Hieroglyphik, zumal in der ägyptischen. Der Kreis wird als solches Bild niemals gebraucht, weil eben die runden Gebäude nur Ausnahmen von der grossen und allgemeinen Regel des Vierecks sind, weshalb auch schon Vitruvius lehrte, dass alle nicht runden Tempel längliche Vierecke bilden und die Altäre der Götter immer nach Morgen stehen, auch nicht zu hoch sein sollen, da der Betende gegen Morgen blicke.7) Es ist demnach gewiss nicht zulässig und nicht gerechtfertigt, überall eine symbolische Andeutung und Beziehung darin zu suchen und zu finden, wenn die heiligen Gebäude dem Alterthums gleich den Grundstücken längliche Vier- [484] ecke oder auch förmliche Quadrate bilden,1) oder wenn zur Bezeichnung, zum Bilde eines heiligen Gebäudes, ein längliches Viereck, ein Quadrat gebraucht wird, indem es ja fast unmöglich ist, hierzu ein anderes Bild anzuwenden. Wenn im Mittelalter ein Viereck mit einem gleichseitigen Dreiecke darüber oder ein Viereck mit einem Kreuze darüber als Symbol der christlichen Kirche oder auch einzelner Kirchen gebraucht werden, erscheint darin das Symbol mit dem blossen Bilde vereinigt, indem das längliche Viereck reines Bild, das gleichseitige Dreieck aber Symbol des christlichen Glaubens an den dreieinigen Gott und das Kreuz Symbol des Glaubens an den Gekreuzigteu ist. Wenn ebenso bei den Aegyptern ein Viereck mit der Sonne oder einem Kreise darin vorkommt, um das sogenannte Haus der Sonne, den Stand der Sonne in einem bestimmten Sternbilde zu bezeichnen, ist auch dieses weniger Symbolik, als Bilderschrift. Erst wenn das Viereck zum Symbole der Welt erhoben wird, was allerdings geschehen kann und namentlich schon frühe in der Maurerei geschehen ist, wird das längliche Viereck mit dem Kreise darin zum Symbole der durch die Sonne, durch den Sonnengott erleuchteten und beherrschten Welt, – des mit dem Auge der Vorsehung die Welt regierenden Gottes, wie in diesem symbolischen Sinne auf keltischen oder druidischen Denkmalen auch das Viereck mit zwei Sceptern oder mit Sonne und Mond darin als den Symbolen des ewigen Lichtes, der allmächtigen und allweisen Vorsehung erscheint.2) Ebenso kann in die in einem länglichen Vierecke erbauten heiligen Gebäude eine gewisse Symbolik hineingetragen oder eingeflochten werden, z. B. wenn dieselben ganz genau nach Osten gerichtet3) und im Osten die Götterbilder und Altäre aufgestellt werden, um symbolisch anzudeuten, dass die Götter im Osten wohnen, das Licht aus Osten komme, die Götter die Lichtbringer [485] seien, oder dass der Mensch an die östlichen Götter glaube und dereinst in den ewigen Osten einzugehen hoffe. Alsdann ist nicht das Viereck des heiligen Gebäudes selbst symbolisch, wohl aber dessen Lage und Richtung nach Osten, oder die Aufstellung der Götterbilder und Altäre im Osten u. s. w. Im entgegengesetzten symbolischen Sinne können auch die heiligen Gebäude gegen Abend gewandt oder die Götterbilder und Altäre im Abend errichtet werden, weshalb oben jedesmal erforscht und bestimmt werden muss, was an einem heiligen Gebäude symbolischer Natur und in welchem Sinne es dieses sei. In dem Vorhofe der Unterwelt oder des Amentes, d. i. nach Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 71 Anm., der untergehenden Sonne oder der verborgenen Nacht, in dem Saale der doppelten oder der lohnenden und strafenden Gerechfigkeit hielt Osiris das Gericht über die Todten, und nach diesem Grundgedanken über die Lage des Wohnsitzes und der Gerichtsstätte der unterirdischen oder todtenweltlichen Götter bestimmte sich auch die Richtung ihrer heiligen Gebäude und ihrer Idole. Sind bei den Indern, Baktern, Babyloniern, Aegyptern und Christen die heiligen Gebäude, die Tempel und die Kirchen genau orientirt, darf diese Orientirung als ein symbolischer Ausdruck angesehen werden, obgleich auch gar nichts Symbolisches darin liegen und die Orientirung aus dem einfachen Gedanken hervorgegangen sein könnte, es solle das Viereck den vier Himmelsgegenden entsprechen. Das nach den vier Himmelsgegenden gerichtete Viereck und besonders das gleichseitige Viereck mit dem daran sich anschliessenden Cubus und mit der Vierzahl konnte aber dennoch sehr leicht wieder symbolisch benützt werden, besonders als Symbol des nach den vier Himmelsgegenden, über die ganze Erde und die ganze Welt sich gleichmässig ausbreitenden und gleichmässig herrschenden Lichtes und Gottes. Selbst die Tempelpyramiden des alten Amerika’s, z. B. zu Papantla, sind, wohl orientirt.1) So öffnet sich dem Viereck und der Vierzahl ein sehr weiter symbolischer Vorstellungskreis, [486] zumal da mit dem Vierecke, mit dem Cubus auch noch die Dreizahl und das längliche Viereck verbunden werden kann und namentlich in den drei Theilen des salomonischen Tempels, dem Allerheiligsten, Heiligen und der Vorhalle mit dem Vorraume vielleicht verbunden war, noch mehr aber in dem 20 Ellen langen Allerheiligsten und den 40 Ellen des Heiligen oder in den dreimal 20 Ellen des eigentlichen Tempels erschien,1) und selbst in dem Tempel mit seinen beiden Vorhöfen, dem Priester- und Volkshofe gefunden werden dürfte.

Das von dem Viereeke Bemerkte gilt im Wesentlichen auch von dem Kreise, mag derselbe nun bei der Grundgestalt des heiligen Gebäudes und Platzes, oder als Kreis und Kugel im aufrechten Gebäude angewandt werden. Symbolisch wurde der Kreis gleich dem Vierecke wohl zunächst im Licht- und Sonnenkultus, indem der Kreis als Symbol des Sonnenrades, der runden Sonnenscheibe gebraucht werden konnte und wirklich gebraucht worden ist, so vorzüglich von den Kelten bei ihren heiligen Steinkreisen,2) besonders bei dem berühmten und noch jetzt stehenden Stonehenge in der Ebene von Salisbury,3) wie sich auch auf den Nilagiris oder blauen Bergen im westlichen Vorderindien Grabdenkmale mit Steinkreisen von unbehauenen Steinen finden, welche den sogenannten Cairn’s der alten Kelten gleichen und von einem mit denselben verwandten indischen Urvolke, den Vorfahren der jetzigen Todava’s, nach Congreve herrühren sollen.4) Die Todava’s haben noch heute fast dieselbe Beerdigungsweise und geben ihren Todten noch Messer, Pfeilspitzen, Lappen u. s. w. mit, indem sie mit grossen Steinplatten die Mitte des Grabmals decken. Dennoch ist selbst bei den Steinkreisen der Kelten nicht ausser Acht zu lassen, dass sie ohne alle symbolische Beziehung so zufällig entstanden sein können, wie Kinder, wenn sie ungeordnete Steine in eine gewisse Ordnung bringen wollen, gewiss dieselben zunächst im Kreise ordnen, indem es sich ja noch erst um ein blosses [487] Ordnen von Steinen handelt und dieses am natürlichsten und leichtesten deshalb im Kreise geschieht, weil alsdann der im Innern oder im Mittelpunkte des Kreises Thätige nach allen Seiten gleich weit hat, alle Seiten bequemer übersieht. Aus diesem Grunde sind auch die keltischen, durch einen Damm von zusammengetragenen Steinen befestigten Lagerplätze in einem mehr oder weniger vollkommenen Kreise angelegt, wie z. B. die bis auf heute ziemlich vollkommen erhaltene sogenannte Teufelsmauer auf dem nördlichen Vorberge bei Dürkheim in Rheinbaiern mit einem 12 Fuss hohen Opfersteine oder Opferaltare, welcher auch der Teufelsstein heisst und den nach der Volkssage der Teufel fallen liess, als er damit das nahe gelegene Kloster Limburg zerschmettern, dessen Erbauung eigentlich verhindern wollte, – auf hochgelegener südlicher Stelle mit weiter Fernsicht. Die Stelle des Altars erscheint nach den örtlichen Verhältnissen als die natürlichste obwohl diese Altarstätte auch mit Absicht auf den Sonnenkultus gewählt und der Opferstein, ein grosser Steinkoloss mit oben ausgehauener Vertiefung zum Opfern und Schlachten der Menschen oder Thiere, absichtlich dahin gebracht sein könnte. Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 27, bezeichnet den Opferstein als einen Menhir oder künstlich aufgerichtoten Spitzstein, welche Bezeichnung aber kaum vollkommen zutreffend sein möchte. Eine ähnliche Aushöhlung zum Auffangen des Opferblutes, wie der Teufelsstein, hat auch einer der zwei Steinblöcke im Genfer See bei Prè de l’Evèque und Porto de Rive. Cooper hat bekanntlich dem Dürkheimer keltischen Steindenkmale einen eigenen Roman gewidmet, wie es denn wegen seiner schönen Aussicht von Fremden und Einheimischen gleich oft besucht wird. Diesen Teufelsstein , an welchen sich auch der benachbarte und höher gelegene Heidenfels anschliesst, betrachtet besonders wegen der Rinne zum Blutabflusse bis heute in der Stille des Waldes die Jugend mit Schauer. Noch zu Römerzeiten muss übrigens das Teufelslager eine keltische Wohnstätte (oppidum) gewesen sein, weil darin auch römische Münzen gefunden werden. Der grösste und schönste umwallte runde Opferplatz ist übrigens neuerlich durch Dr. Wagner zwischen Schlieben und Malitsch- [488] kendorf am Ausflusse der schwarzen Elster in Sachsen in einem Sumpfe entdeckt worden. 1)

Die in dem buddhistischen Tempel-, Stupen- und Grottenbau so vielfach angewandte Halbkugel wird bekanntlich auf die Wasserblase gedeutet, den Buddhisten das Symbol der Vergänglichkeit und Hinfälligkeit der menschlichen Dinge.2) Nach der ihnen eigenthümlichen Welt- und Lebensanschaung zeigen die Buddhisten in der Architektur eine ganz besondere Vorliebe für die Rundung, für die Wölbung und Bogenlinie, namentlich für den weit ausgeschweiften Hufeisenbogen. Gemäss der buddhistischen Welt- und Lebensansicht gibt es kein festes, bestimmtes Sein, sondern Alles rollt und kreist im unaufhörlichen Weehsel und Wandel: darum ist das Rad das liebste Symbol der Buddhisten. Das Rad und die Kugel passen indess blos für die Ornamentik, doch nicht als selbständige Formen für die Architektur. In dem ewigen Umschwunge und Kreislaufe des Entstehens und Vergehens bewährt sich aber eben die innere Nichtigkeit, Hohlheit und Leerheit aller Dinge, jeder Existenz, jeder lndividualität. Diese Hohlheit und Leerheit, welche der Kern jeder Erscheinung ist, liess sich nur sinnlich und bildlich durch die Höhlung der Form, d. h. durch die Wölbung, durch die Bogenlinie und Kuppelform darstellen. Ein sehr beliebtes Bild. für die Leere (Çûnga), in der alles Wesen beruht, ist in den buddhistischen Schriften die Wasserblase; gern vergleicht man namentlich mit dieser den menschlichen Körper, der da auftaucht und zerplatzt wie die Blasen, welche das Wasser aufwirft. Es beruht hierauf, dass die Grabmonumente oder die Reliquienbehälter, die sogenannten Topen, Shûpa’s oder Stuba’s der alten Buddhisten regelmässig die Kuppelform erhielten oder halbkugelförmig gewölbt wurden , d. h. die Gestalt einer Wasserblase bekamen, um symbolisch die Unbeständigkeit und Beweglichkeit, das ewige Zerrinnen und Zerfallen des menschlichen Daseins und aller Dinge auszudrücken.

[489]

Noch ist zu erwähnen, dass bei den Kelten auch für die Wohnungen und Vertheidigungswerke, besonders bei den Galliern und Briten, die ursprüngliche Grundform der Kreis war.1) Ebenso ist die Grundform der keltischen Grabhügel in der Regel der Kreis. Gegenstände, im Kreise zusammengelegt oder geordnet, werden nicht selten in den keltischen Ländern aufgefunden.2) Ferner waren nach der Vermuthung von Troyon die ältesten Pfahlhütten in den Seen kreisförmig (circulaires3)), wie solche Pfahlbauten nicht nur in den schweizerischen Seen, sondern auch in denienigen von Savoyen, Irland, England und anderer europäischer Länder sich finden und zu ihrer Zeit ganz allgemein verbreitet gewesen zu sein scheinen. Auch das Charakteristische der keltischen Thongefässe ist die möglichste Einhaltung der Kugelform, soweit es das Aufstellen der Gefässe erlaubte.4) Die Broncegeräthe tragen sehr häufig die symbolische oder solarische Ring- oder Radform.5) Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 58, bezieht den heiligen Steinkreis der Druiden auf den Zodiakus oder mindestens auf astronomische Cyklen, wie schon die häufige Wiederkehr von 12, 19, 30 und 60 Steinen in den zirkelförmigen Monumenten beweise. Es ist schon berührt, dass unser Wort Kirche von Einigen, namentlich von Jahn,6) von dem keltischen Cyrch, Kerrig, Kerk abgeleitet werde, mit welchem Worte die Kelten ihre heiligen Tempelsteinkreise bezeichneten und womit wohl lat. circulus, deutsch Zirkel, gr. [...], franz. cerele, ital. circolo, engl. circle – nach Ritter, Vorhalle, S. 171, das alte Kor, Koros (die Sonne), – ägypt. kar, karr (Kreislauf), hebr. kikkar statt kirkar (Kreis) zusammenhängt. – Somit wäre also die Kirche ursprünglich das Symbol der Sonne und des Sonnengottes. Nach Jahn soll [490] cylch, cyrch auch einen hervorragenden Punkt, einen Hügel bezeichnen, um welchen man sich sammelt, und daher die hochgelegenen Orte Kilchberg im Kanton Bern und am untern Züricher See den Namen tragen. Mit dem keltischen kylch, cyrch, berührt sich auch circius, cercius, ein besonderer gallischer Wind, prov. katal. cers, altfr. cierce, span. cierzo Mistral, Nord-, Nordostwind. Adelung gibt sogar ein brit. cyrq, Sturmwind, und Thierry kirk, aber nach Diefenbach, a. a. O., S. 299 Nr. 110, schwerlich richtig. Endlich gehört hierher die keltische Cetra, ein runder Schild, wofür auf Diefenbach, S. 994 Nr. 103, zu verweisen ist. Auch die Sommerwohnungen der Tschuktschen in Nordostasien fand Cook kreisförmig nach Forster, Geschichte der Seereisen, VII. S. 137.

Höchst beachtenswerth ist die Erfahrung, dass, wie die heiligen Gebäude entweder im Vierecke oder im Kreise angelegt werden, eben diese Doppelgestalt die heiligen oder religiösen Tänze zu haben pflegen. Bei den Griechen namentlich erhielten die viereckige Aufstellung (die [...]) und ihre Evolutionen, was die Kunst betrifft, bald ein grosses Uebergewicht über die kyklischen Chöre die Kreistänze im Dithyramb und um die Altäre einiger andern Götter. Chorsteller, Stesichoros, wurde Name eines Amtes und zugleich berühmter Dichter, die in Geschlechtsfolgen die Kunst des Chorstellers ( [...] [...] ausübten.1) In manchen Gegenden Deutschlands führten am Weihnachtstage Jünglinge und Mädchen in der Kirche selbst um eine auf dem Altare aufgestellte Puppe, die den Neugebornen vorstellen sollte, Tänze auf, während die Alten den Tanz mit Gesang begleiteten. Diese christlichen Weihnachtstänze stehen mit den einst gebräuchlichen Weihnachtsspielen in Verbindung.2) Die Kaffern begleiten bis auf den heutigen Tag ihre Gesänge und körperlichen Bewegungen gleichfalls mit Händeklatsehen.3) Ebenso ist es auszulegen, wenn Ezechiel 25, 6 [491] spricht: „Weil du mit den Händen geklatschet und mit den Füssen gestampft und dich gefreut hast.“ Ezechiel 6, 11 wird gesagt:

So spricht der Herr, der Ewige,
Schlage in deine Hände und stampfe mit deinem Fusse,
und sprich, Wehe! über alle die Gräuel des Hauses Israel:
Dass sie durch das Schwert, durch Hunger und durch Pest fallen werden;

wornach also das Händeklatschen und Füssestampfen auch ein Trauer- und Verzweiflungszeichen gewesen zu sein scheint. Damit hängt es zugleich zusammen, mit entblössten Häuptern und mit entblössten Füssen zum Zeichen der Trauer und der Unterwerfung zu erscheinen, wie z. B. auf diese Weise im Jahr 712 mehrere indische Volksstämme am Indus vor dem siegreichen Feldherrn des Khalifen erschienen und ihre Unterwerfung unter die muselmännische Herrschaft anboten.1)

Die Rundtänze, welche gewiss bei den korybantischen Mysterien des Attis nach Rinck, II. S. 366 Anm. 1, und wahrscheinlich auch in den Eleusinien mit dem Weiheacte verbunden waren, hatten eine symbolische Bedeutung und sollten den ewigen Kreislauf des Lebens dem Einzuweihenden vergegenwärtigen. Diese Rundtänze waren demnach lebendige Ringe der Ewigkeit. Die Rundtänze sind zugleich ganz gleichbedeutend mit dem Mysteriensymbole des Rades, welches man zuweilen auf Vasenmalereien sieht.2) Auch stellen sich die weihenden Rundtänze der Bruderkette gleich, welche sich um den einzuweihenden Maurerlehrling nach dem Schröder’schen Systeme oder Rituale schlingt, wenn die verhüllende Binde sinkt.

Vielleicht möchte die Vermuthung eine berechtigte sein, dass die kreisförmigen Chöre und Tänze, gleichsam die keltischen Steinkreise, die ursprünglichen und mehr natürlichen, dagegen die späteren viereckigen die mehr durchdachten, künstlerischen und symbolischen seien. Der jedesmalige Bildungsstand und Grad, welcher sich am getreuesten in dem Tempel- und Kirchenbaue der einzelnen [492] Völker ausprägt, würde sich also auch in den religiösen Tänzen, wenn auch weniger wahrnehmbar, und mehr noch und überhaupt in den bildenden Künsten, in dem Epos, der Lyrik, der Tragödie und Komödie, dem Gesange und der Musik, der Malerei und Skulptur verkünden, welche in den Dienst der Religion treten und durch sie ihre erste und höchste Pflege und Entwicklung, ihre göttliche Weihe, den göttlichen Geist erhalten. Deshalb wird auch die Erfindung dieser Künste den Göttern, dem Apollo und der Athene, der Minerva, dem Odhin und Baldur, dem Thot-Hermes, – der indischen weissen Saraswati, der Glattin und Tochter Brahmâ’s, indem sie, wie die Athene aus dem Haupte des Zeus, aus dem Haupte Brahmâ’s entsprang, auch Widja (Wissenschaft, Kenntniss, Weisheit), genannt und daher Erfinderin der Dewânagara-Schrift und der Sanskrit-Sprache, – der Parajani (Nachdenkenden) oder Mahalakschmis (der grossen Lakschmis1)) u. s. w. zugeschrieben, sie waren die Lehrer der Menschen darin. Es ist der göttlich-menschlichste Zug der Völkergeschichte, dass alles Geistige, das Schönste und Höchste, welches die Menschen erringen, sie als eine Gabe und ein Geschenk der Gottheit erkennen und dankbar dem göttlichen Dienste, der Lobpreisung und Verherrlichung Gottes widmen. Diese Gottesbegeisterung, der fromme Gottglaube ist zugleich der ächte Erzeuger und Träger der höheren Kunst und der Gegenwart fehlt wohl meist aus dem Grunde ein höherer und eigenthümlicher Kunststyl und besonders Baustyl, weil der göttliche Glaube und Geist, die zeugende göttliche Idee erkaltet und geschwunden sind. Winkelmann sagte: „Den Weg zum Göttlichen durch die Kunst kannten im Alterthum nur die Griechen.“ Homer und Phidias sind die gleichen göttlichen Dichter und Künstler. Nach Welker, a. a. O., II. s. 102, ist es nicht unmöglich, dass, so unabhängig hellenisch auch von Anfang an die griechischen Götterbilder waren , doch auf die früheste Ausführung in Marmor der Anblick ägyptischer Steingütter in einigen Dingen, die sich trotz aller charakteristischen Verschiedenheiten anwenden und nachahmen liessen, Ein- [493] fluss gehabt hat; die Sage von dem nach ägyptischem Kanon1) berechneten Apollo des Theodoros und Telekles von Samos könnte dann, meint Welker, als ein nur unglaubhaft zugestuztes Ueberbleibsel einer Tradition über diesen vorübergehenden Zusammenhang angesehen werden. Die berühmten samischen Künstler Theodoros und Telekles, die Söhne des Rhökos, des Erfinders des Erzgusses, welche im 6. Jahrhundert vor Chr. blühten, sollen sich nämlich in Aegypten gebildet haben,2) und von ihnen wird berichtet, dass sie ein Holzbild, das des pythischen Apollo zu Samos nach ägyptischem Kanon gefertigt hätten (in zwei Hälften, jeder die seinige an anderm Orte, die aber der strengen Gesetzlichkeit des ägyptischen Styles gemäss vollkommen auf einander gepasst hätten3). Mehrere alterthümliche Apollostatuen, welche Kugler, a. a. O., I. S. 122, bespricht und wovon sich eine, aus Tenea bei Korinth stammend, jetzt in der Glyptothek zu München befindet, sind als Nachbildungen ägyptischer Kunst höchst merkwürdig, da sie nicht blos in der Stellung und in dem Style, sondern auch in dem Kopfschmucke als noch durchaus ägyptisch erscheinen. Bei Kugler ist eine Abbildung der Münchener Statue gegeben, wie auch Lübke in seinem Grundrisse der Kunstgeschichte deren Abbildung mittheilt. Für ägyptisch sind wohl die Sigillarien oder Götterbilder mit geschlossenen Beinen ( [...]) und kreuzweis liegenden Armen (brachia decussatim composita) zu halten, welche Lord Aberdeen in geöffneten sehr alten attischen Gräbern gefunden hat4) und die nach Ritter wahrhafte antedädalische Sculpturen genannt zu werden verdienen. Man hielt sie für alte Steinbilder der Aphrodite, derjenigen, die älter als Zeus war, die angebetet wurden und hat sie mit der Steinsculptur des ägyptischen Agathodämon verglichen, während Ritter darin eine Nachahmung der weitverbreiteten indischen Götterdarstellungen erblicken will; die gekreuzten Arme der [494] Götterbilder sollen sich nicht nur auf Java, sondern vom pontischen Gestade ostwärts bis zum Baikalsee unter dem Namen der steinernen Frauen (Kammennie babi) auf den kegelförmigen Grabhügeln (Kurganen der dortigen Nomaden) finden. Nach Böttiger, Kunstmythol. II. S. 318, ist es bei den Griechen und Römern eine blosse Nachahmung der Isis mit dem Horus an der Brust, auch eine kindsäugende Hera in der Plastik darzustellen; Winkelmann hielt das Kind für den Herakles. Böttiger besonders anerkennt die ägyptisch-phönicischen Einflüsse auf die griechische Mythologie.

Als Erfinder des Tanzes und der pantomimischen Darstellung erscheint bei den Indern Tandus, nach der Bezeichnung von Wollheim, a. a. O. S. 78, der erste Kämmerer des Gottes Çiwas. Allein Tandus ist die blosse Porsonification des Tanzes selbst, indisch tândawa von der Wurzel Tand, woher das deutsche Tanz mit dem Suffix s und das Dänische Dands (Tanz) und womit im Deutschen auch der Tand und tändeln zusammenhängen. Diesen Tanz (Tândawas), welcher in einem rasenden Wirbeln und Umdrehen bestand, tanzt Çiwas, durch ihn hat er nach der Lehre seiner Priester die Welt geschaffen, und, um dieses darzustellen, führten die Priester den Tanz bei gewissen Gelegenheiten aus. Dieser Tanz und seine Bedeutung erinnert an die Bewegungen der tanzenden Derwische, welche das Erstaunen der europäischen Reisenden erregen; die tanzenden Derwische rufen dabei beständig: La alla illa allah (es ist kein Gott ausser Allah), bis sie ganz heisser sind.1) Den Tanz des Çiwas begleitet sein kahlköpfiger Diener Çalankâjanas, auch Nâdîdehas oder Nandî mit Musik, weshalb er auch Thâdawatâlikas heisst, und Çiwas selbst galt unter dem Namen Nateçwaras als Beschützer der Tänzer.

Auch die Urbewohner von Nordafrika, besonders in Barka, scheinen sich nach Art der Kelten zur Opferstätte der Steinkreise bedient zu haben und noch heute werden häufig solche Steinkreise im nördlichen Afrika gefunden.2)[495] Dabei darf wohl die allgemeine Vermuthung gewagt werden, dass wenn und wo mit dem Kultus auch heilige Tänze oder überhaupt feierliche Aufstellungen von Personen vereinigt sind, diese dieselbe Gestaltung annehmen, wie die heiligen Gebäude oder Anlagen selbst, da die heiligen Tänze und die heiligen Orte derselbe Gedanke durch dringt und gestaltet. Wenigstens bei den Maurern wird diese Vermuthung bestätigt, indem, wenn bei den alten Steinmetzen, z. B. bei Besuchen von fremden Genossen, sich die Gesellen der Steinmetzhütte geordnet aufzustellen hatten, dieses in der Regel in einem länglichen, nach Vornen oder nach Osten, wo sich der Vorsteher und Sprecher befand oder stand, geöffneten Vierecke zu geschehen hatte,1) wie ja die in der Loge Versammelten noch ganz in der selben Weise stehen oder sitzen. Das über die Gestalt und Form der religiösen Tänze Bemerkte leidet auch auf die Form und Gestalt der Privatwohnungen Anwendung, und wenn die Städte im Viereck erbauet und angelegt sind, haben dieselben regelmässig vier Thore, wie z. B. Rhat und Bhrakat im Innern des nördlichen Afrikas.2) Zu Agades umstand nach Barth, a. a. O., I. S. 466 unten, die Tanzenden ein Ring von Zuschauern und begleitete dieselben mit energischem Händeklatschen. – Nach den neuerlich erhaltenen Nachrichten bildet auch die Stadt Peking (Hof des Norden), ähnlich wie das viereckige alte Babylon3) mit je 25 ehernen Thoren nach den vier Weltgegenden und mit Parallelstrassen, ein vollständiges Quadrat von 45 Kilometern in der Länge und mit zwei innern Quadraten; das innerste Quadrat, King-Tching genannt, die verbotene oder heilige rothe Stadt bildet den Sitz des Kaisers. Den Namen der heiligen Stadt darf der Sinese nicht aussprechen, ohne doppelte Verbeugung. Carthago (pun. Kart-hadascht, Neustadt) oder Byrsa (die Festung, die Burg) hatte eine kreisförmige Gestalt (en cercle4)), jedoch in dem Sinne, dass die eigentliche Burg,

[496]

um welche herum die weitere Stadt allmählig entstanden und angelegt war, ein Rechteck auf einem Hügel bildete. Der Handelshafen (der äussere Hafen) zu Carthago, bei den Griechen Carchedon, bildete ein Rechteck, während der (innere) Kriegshafen vollkommen kreisrund war.1) Auch finden sich zu Carthago die römischen Ruinen eines Rundtempels, welcher möglicher Weise der Demeter und Proserpina geweiht war2) und der im Innern von 12 viereckigen Pfeilern getragen wurde. An das Letztere schliessen sich die aufgefundenen Ueberreste eines römischen Mosaikbodens, welcher die zwölf personificirten Monate des Jahres in byzantinischer Tracht, mit lateinischen Namen darstellt.3) Im Innern der Befestigungen von Byrsa war der Halbkreis angewandt,4) wie zu Malta und Gozzo. Nach einigen zu Carthago von ihm aufgefundenen Friesornamenten spricht Beulé auch, S. 657 die Vermuthung aus, es könnten die Araber die sogenannte Arabeske von den Phöniciern entlehnt haben, indem sie Nichts erfunden, sondern blos die Erbschaft der Byzantiner und des alten Orientes umgestaltet haben. Uebrigens war nicht allein zu Carthago der Hafen, auch Choton nach Gesenius von Kethon (schneiden, graben) genannt, kreisförmig ( [...]) angelegt, sondern auch derjenige von Tyrus und Utica, so wie von Side in Pamphylien und einer der Häfen zu Ostia; Beulé (S. 110 oben) glaubt, dass das Letztere vielleicht in Erinnerung oder in Nachahmung von Carthago geschehen sei. Rechtwinkelig sind dagegen die Felsengräber in der alten Todtenstadt von Carthago,5) welche in der Anlage und Einrichtung mit den römischen Katakomben sehr viele Aehnlichkeit, besonders ein förmliches Strassensystem hat. Das Symbol einer erhobenen Hand findet sich zuweilen in den carthagischen Gräbern, auf Basreliefs und Stelen, welches Symbol keineswegs treffend, Beulé (S. 140 oben) dahin deutet, dass die Hand vielleicht die bösen Geister [497] habe beschwören sollen: wie noch heute durch eine solche der böse Blick bei den Arabern beschworen werde. – Dass bei den Semiten die Vierzahl geheiligt gewesen sei, ersehen wir aus Ezechiel 14, 21: „Wenn ich auch meine vier bösen Strafgerichte, Schwert und Hunger und Raubthiere und Pest, wider Jerusalem sende,“ und aus Jeremia 15, 3:

Und ich verhänge über sie vier Arten (von Strafen), ist des Ewigen Spruch,
Das Schwert zum Würgen, die Hunde zum Umherschleifen:
Die Vögel des Himmels und die Thiere der Erde zum Fressen und zum Vernichten.

Bei Jesaja 11, 12 werden die vier Säume des Landes erwähnt und ebenso bei Ezechiel 7, 2. Der Ewige droht Elam bei Jeremia 49, 36:

Und ich bringe über Elam vier Winde von vier Enden des Himmels
und zerstreue sie nach all diesen Winden,
Dass kein Volk sein soll, wohin nicht werden die Versprengten Elams.

Ezeehiel 1, 4 ff., wiederholt 10, 8 ff., erzählt: „Und ich schaute hin, und siehe, ein Sturmwind kam von Mitternacht, mit starkem Gewölk, voll wirbelnden Feuers, und Glanz war darum, und inwendig, in der Mitte des Feuers, war es anzusehen wie blinkendes Erz. Und inwendig erschien die Gestalt von vier Thieren und ihr Ansehen war dieses: sie hatten Menschengestalt. Und ein jegliches hatte vier Antlitze, und vier Flügel hatte, ein jegliches von ihnen. Und ihre Füsse waren gerade und ihre Fussballen wie die Ballen von Rinderfüssen. Und sie glänzten gleichwie geschliffenes Erz. Und Menschenhände waren unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; und jedes von den vieren hatte seine Antlitze und seine Flügel besonders. Und ihre Flügel rührten je einer an den andern. Wenn sie gingen, lenkten sie nicht um, sie gingen ein jegliches stracks vor sich hin. Und die Gestalt ihrer Antlitze war: vorn das Antlitz eines Menschen, und rechts eines Löwen Antlitz bei allen vieren, und links eines Stieres Antlitz bei allen vieren, und hinten eines Adlers Antlitz bei allen vieren. Also waren ihre Antlitze. Und ihre Flügel waren [498] ausgebreitet nach oben, und sie rührten mit je zwei Flügeln einander; mit zweien aber bedeckten sie ihre Leiber. Und sie gingen ein jegliches stracks vor sich hin; wohin der Geist sie trieb zu gehen, gingen sie; nicht lenkten sie um in ihrem Gange. Und das Aussehen dieser Thiergestalten war wie feurige Kohlen und sie brannten gleichwie Fackeln; dasselbige Feuer fuhr umher zwischen den Thieren und es hatte Glanz; und aus dem Feuer schossen Blitze hervor. Und die Thiere liefen hin und her, dass es aussah wie Blitzstrahlen. Und ich sah die Thiere, und siehe, je ein Rad stand auf dem Boden neben den Thieren, nach seinen vier Seiten.“ Dass diese vier Thiere, welche Ezechiel vor dem Ewigen hier erblickt, assyrisch-babylonisch seien, ist unverkennbar. Ein jedes der Räder bestand aus zwei Rädern, welche einander rechtwinkelig durchschnitten, so dass auch die Räder nach allen vier Seiten gehen konnten. Das nach der babylonischen Gefangenschaft neu gegründete Reich Israel will zufolge Sacharja 2, 10 der Ewige ausbreiten nach den vier Winden des Himmels. Ebenso sagt Sacharja 2, 1 ff.: „Und ich hob meine Augen auf und schaute, und siehe da waren vier Hörner. Da sprach ich zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese? und er sprach zu mir: Das sind die Hörner, welche Juda, Israel und Jerusalem zerstört haben. Und der Ewige zeigte mir vier Schmiede. Und ich sprach: Was wollen diese thun? und er sprach also: Jenes sind die Hörner, welche Juda zerstreut haben, dermassen dass Niemand sein Haupt erhob, und nun kommen diese, Schrecken über selbige zu bringen, abzuschlagen die Hörner der Heiden, welche das Horn erhoben haben wider das Land Juda, seine Bewohner zu zerstreuen.“ In seinem siebenten Gesichte 6, 1 ff. fährt er fort: „Und ich wandte mich und hob meine Augen auf und schaute, und siehe, vier Wagen kamen zwischen den zwei Bergen hervor; und die Berge waren eherne Berge. An dem ersten Wagen waren röthliche Rosse, am zweiten schwarze Rosse; am dritten Wagen weisse Rosse, und am vierten Wagen schekige, hochrothe Rosse. Und ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese, mein Herr? Und der Engel hob an und sprach zu mir: „Das [499] sind die vier Winde des Himmels, welche ausziehen, nachdem sie sich gestellt haben vor dem Herrscher der ganzen Erde. An welchem die schwarzen Rosse sind, die ziehen aus nach dem Lande gen Mitternacht, die weissen ziehen hinter ihnen drein; die schekigen aber ziehen aus nach dem Lande gen Mittag.“ Und die hochrothen zogen aus und trachteten zu gehen, dass sie die Erde durchzögen: da sprach er: „Gehet, durchziehet die Erde!“ und so durchzogen sie die Erde.“ – Das in der Huzvarêschsprache abgefasste Bahman-yascht beginnt also: „Wie aus dem Çtutgar heryorgeht, verlangte Zartusht von Ormazd die Unsterblichkeit; darauf zeigte Ormazd dem Zartusht den allwissenden Verstand; dadurch sah derselbe einen Baum mit Wurzel, an dem vier Theile (?) waren: ein goldener, ein silberner, ein stählerner, ein eiserner. Es schien ihm, als ob er es im Schlafe sähe; als er erwachte, sprach Zartusht: O Herr des Himmels und der Welten, ich habe die Wurzel eines Baumes gesehen, daran vier Theile waren. Ormazd sprach zu dem heiligen Zartusht: Die Baumwurzel, die du gesehen hast, und vier Theile – das sind die vier Zeiten, die da kommen werden; die goldene (ist), wenn ich und du mit einander verkehren und Vistâçp-shâh das Gesetz annimmt und die Körper der Dévs zerbrechen, unsichtbar werden. Der silberne Theil (bedeutet) die Herrschaft Ardashér Kai shâh, der stählerne die des Anosha-revân (Nushirvân) Choçru, des Sohnes des Kobâd, – der mit Eisen vermischte Theil die schlechte Herrschaft der Dévs und Vacart-varç’s, des von Aêshma Abstammenden, wenn das zehnte Hundert (Jahre) gegen tausend hin zu Ende gehen wird, o heiliger Zartusht.“1) – Von den Juden werden Hebron, Jerusalem, Tiberias und Safed als die vier heiligen Städte Palästina’s genannt.2) – Die Religionslehre der ältesten Chinesen nahm vier Meere und vier Flüsse und fünf Hauptgebirge an,3) deren Geister heilig verehrt wurden.

[500]

Die altperuanischen Gräber, d. h. die Gräber der alten ausgestorbenen Race der vorzugsweise die Gegend und den Titicacasee bewohnenden Amyaras, welche noch neuerlich von Bibra untersucht und in dem zweiten Theile seiner Reise in Südamerika, S. 229 ff., vgl. mit S. 288, beschrieben worden sind, sind alle ziemlich von kreisrunder Form und darin befanden sich die Skelette aufrecht, in sitzender Stellung, die Kniee an die Brust gezogen, die Hände an das Kinn gestützt, und die Arme fest an die Schenkel geschlossen. Das Gesicht war bei der Beerdigung nicht nach einer bestimmten Himmelsgegend gerichtet. Die meisten der Skelette waren mit einem Steinkranze umgeben, wie sich ein solcher auch bei den alten keltischen Gräbern findet. Den Todten pflegten verschiedene Gegenstände mitgegeben zu werden, wie z. B. kleine Kürbisschalen, Netze, Töpfergeschirr, Waffen oder Messer von Feuerstein, Harpunen von Knochen und andere Knochengeräthe. Bibra (S.242) spricht sich übrigens gleichfalls für die Abstammung der alten amerikanischen Culturvölker von den ältesten Völkern der alten Welt aus. Wie Bibra noch berichtet, hat v. Maienfisch, Conservator der fürstlichen Gallerie zu Sigmaringen neuerlich unweit Sigmaringen in alten Gräbern Skelette aufgefunden, deren Schädel fast unzweifelhaft mit den Schädeln der von Bibra in Südamerika entdeckten alten Skelette identisch sein sollen und die weder keltisch noch germanisch seien. Eines jener Skelette wurde in sitzender Stellung angetroffen, die andern aber lagen.

Ist einmal die Gestalt des Tempels eine symbolische, sei es die runde, oder die viereckige und namentlich die quadratische, pflegt dieselbe symbolische Gestalt auch den Altären, den Tempelgeräthen und Tempeleinrichtungen überhaupt ertheilt zu werden.1)

Das Allerheiligste (sanctuarium) des salomonischen Tempels, worin Jehovah selbst wohnend, thronend und sich offenbarend gedacht und geglaubt wurde, war ein Cubus von 20 Ellen in der Höhe, Länge und Breite, wie ein solcher Cubus schon die Stiftshütte und darnach viel- [501] leicht auch später die arabische Kaaba gewesen ist. Baehr S. 241 leitet die cubische Gestalt der Kaaba und der ähnlichen Gebäude von den darin als göttliche Idole verehrten cubischen Steinen, Bätylien oder Allüot [...] ab. Sainte-Croix, a. a. O., S. 65, nennt als die Symbole der gnossischen Mysterien: die Würfel (wohl cubische Symbole), den Ball, das Rad, die Kugel, den Spiegel und die geschorne Wolle, welche nach ihm bedeutet haben sollen, dass die Kureten auf Kreta zuerst die Verehrung des Zeus eingeführt haben. Von dem hier erscheinenden Ball des Zeuskindes will Böttiger, K. M. II. S. 10, den deutschen Reichsapfel ableiten. Der salomonische Tempel ist in seinem Höhe-, Längen- und Breitenverhältniss nur das verdoppelte Zelt, indem die beiden mit symbolischer Hinweisung auf den Dekalog oder die zehn Gebote, den mit Gott von dem Volke Israel abgeschlossenen Bundesvertrag, zu Grunde liegende Zehnzahl1) bei dem festen Hause Salomos nur verdoppelt ist, – die zehn Ellen der Länge, der Breite und Höhe des Zeltes bei dem salomonischen Tempel auf zwanzig Ellen erhöht sind.2) Das Allerheiligste des salomonischen Tempels, der dasselbe bildende Cubus ist also das Symbol der Welt und diese Welt die Wohnung und Offenbarung des Ewigen. Weil die Juden den Cubus als Symbol der Welt betrachteten, legt auch Johannes in seiner Vision 21, 16 dem neuen oder himmlischen Jerusalem die cubische Gestalt bei, indem er sagt: „Und die Stadt liegt viereckigt; und ihre Länge ist so gross als die Breite. Und er mass die Stadt mit dem Rohr auf zwölf tausend Mannsläufe; ihre Länge und ihre Breite sind gleich.“ Der Cubus ist aber nicht blos das Symbol der Welt und der Wohnung, des Hauses Gottes, sondern auch der Gottheit selbst, weshalb im alten Asien und in Griechenland vielfach auch kubische oder konische Steine, welche heilige oder göttliche Steine, [...] und auch Bätylien von Bêlh’ el = Haus, Hütte Gottes, des Starken, hiessen, angebetet und verehrt wurden,3)[502] namentlich auch in der Kaaba zu Mekka sich ein solcher heiliger, in Silber gefasster schwarzer Stein, welcher vom Himmel gefallen sein sollte, befand, den zu küssen und zu berühren für die Gläubigen bei ihrem siebenmaligen Umlaufe um die Kaaba als die höchste Wohlthat gilt.1) Dreissig Steine von viereckiger Form galten zu Pharae in Achaia als Symbole von ebenso vielen Göttern und wurden heilig verehrt. Die im Quadrate als dem Symbole der Welt oder gar in der Cubusgestalt erbauten heiligen Gebäude sind also symbolische Gebäude, wie ein solches symbolisches Gebäude auch das Labyrinth in Aegypten war, indem es durch seine zwölf grossen Säle oder vielmehr zwölf palastartigen Tempel, sechs über der Erde und sechs unter der Erde,2) und zwölf Pforten u. s. w. auf die scheinbare Bahn der Sonne durch die zwölf Bilder oder Theile des Thierkreises hinwies, und wie das Heiligthum zu Chalambron 36 Säulen hat, hinweisend auf die 36 Decane, in welche der Himmel abgetheilt ist.3) In Uebereinstimmung mit seinem Grundgedanken hatte auch das Labyrinth nach den 360 Graden der Sonnenbahn 360 Stufen, 180 über und 180 unter der Erde, und soll nach Herodot im Ganzen 3000 einzelne Zimmer enthalten haben, wovon wieder die Hälfte über und die Hälfte unter der Erde lag. Bei den Buddhisten bilden die Vihârâs im engern, spätern Sinne, d. h. die Tempel, worin der Cultus geübt wird, mit ihren Aussenwänden immer ein regelmässiges Viereck, häufig ein Quadrat, häufiger aber noch ein Oblongum und zwar so, dass die vier Seiten genau nach den vier Himmelsgegenden gerichtet sind. Das Innere hat die Form der Basilika: in der Mitte das Schiff, welches durch Säulenreihen von den Nebenhallen zu beiden Seiten getrennt wird. Im Hintergrunde desselben, dem Eingange gerade gegenüber, ist das Sanctuarium mit den Heiligenbildern und dem Altare, oft in nischenartiger Vertiefung.4) – Seit den Zeiten des zum Buddhismus übergetretenen Königs [503] Açôka (260 – 223 oder 263 – 227 vor Chr.) erhielt der eigentliche Sitz des indischen Reiches bis auf unsere Tage den Namen Vihâra (Behar).1) Des Zusammenhangs wegen mag sogleich angereiht werden, dass gemäss den heiligen Schriften der Buddhisten nach den Stufen der Erkenntniss es vier geistliche Weihen gibt, nämlich Arhan, die oberste Weihe, bhikshu, welche nur von Almosen leben, k’ailaka, welche das buddhistische Gewand tragen, und endlich çrâvaka, die Hörer, wohl ursprünglich Novizen.2) In den indischen Legenden wird oft auch des vierfachen Gefolges oder der vier Klassen von Verehrern des wahrhaft erschienenen Buddha gedacht; damit sind gemeint die Bhixu und Bhixuni, die Upâsakas und Upasïkas. In einer indischen, wahrscheinlich unter christlichen Einflüssen entstandenen Legende in dem Kârma-Purana wird berichtet, dass Çiva im Anfange des Kalijuga erschien, um die Brahmanen zu bekehren, sich im Himâlaja aufhielt, wo er das Joga-System vortrug und vier Schüler, Namens Çveta (weiss), Çvethâçva (Weisspferd), Cvetaçikha (Weisshaar) und Çvetalohita (Weissblut) hatte.3) Diese vier Hauptschüler hatten wieder je sieben oder im Ganzen 28 Schüler, bildeten gleichsam vier gerechte und vollkommene Logen. Vier Cherubim gehen bei Ezechiel vor dem Herrn einher. Im Anschlusse an die Lehre von der Seelenwanderung, vermöge welcher die Schicksale jeder Existenz durch die Thaten einer frühern bedingt gelten, fasste Buddha seine Lehre in folgende vier Hauptsätze:


Vergänglichkeit, Trennung und Schmerz sind nothwendig mit jeder Existenz verbunden.


Die Entstehung jeder Existenz ist verursacht durch Leidenschaft in einer frühern Existenz.


Die Unterdrückung der Leidenschaft ist somit das einzige Mittel, der ferneren Existenz und somit dem Schmerze zu entgehen.


Die Hindernisse, die sich dieser Unterdrückung in den Weg stellen, müssen beseitigt werden.4)

[504]

Abweichend von dem baktrisch- oder persisch-indischen, wohl den Chaldäern entlehnten Gebrauche, die Welt in sieben Theile (Keshvars, Dvîpa) in Uebereinstimmung mit den sieben Planeten und der siebentägigen Woche zu theilen, nehmen die Buddhisten, die nördlichen sowohl als die südlichen, nur vier Dvîpa an.1)

Der Cubus oder der Würfel ist ein von sechs gleichen Quadratflächen begränzter Körper, daher er zwölf Kanten und acht Ecken hat, von denen eine jede der andern gleich und weswegen er ein regulärer Körper ist und zwar der einzige, welcher von sechs Flächen begränzt wird.2) Da in dem salomonischen Tempel auch die Zwölfzahl symbolisch gebraucht wird, besonders in den zwölf Schaubroden, in den zwölf Stieren des ehernen Meeres und in den zwölf Steinen des Brustschildes des Ilohepriesters, ja die zwölf Stämme Jakobs gewiss gleichfalls nur ein astralisches Symbol sind oder auf die zwölf Bilder, Zeichen des Thierkreises Bezug haben, könnte auch der Cubus mit seinen zwölf Kanten aus dem gleichen symbolischen Grunde zum Symbole der Wohnung Gottes, des Sonnengottes gewählt sein. Wie die gleichseitige Pyramide ( [...]) oder die Pyramide, welche ein gleichseitiges Dreieck zur Grundfläche hat, als die Körper gewordene Dreizahl, als das verkörperte Dreieck und als der erste vollkommene und regelmässige Körper, gleichsam als der Urkörper erscheint, bildet der Cubus die Körper gewordene Vierzahl und die verkörperte, die wirklich oder real gewordene, Quadratfläche, die pythagoreische [...] (von [...] und [...]). Ueber die wirklich oder real gewordene Vier-, beziehungsweise Zehnzahl ( [...]) der Pythagoräer sagt Sextus: „Tetraktys heisse die Zahl, welche die vier ersten Zahlen, nämlich 1, 2, 3 und 4, in sich enthaltend, die vollendetste Zahl, die Zehnzahl bildet. Wenn wir zu Zehn gekommen, betrachten wir sie wieder als zusammenfassende Einheit und fangen von vorn zu zählen an. Die Tetraktys, heisst [505] es, hat die Quelle und die Wurzel der ewigen Natur in sich, weil sie der Logos des Universums des Geistigen und des Körperlichen ist.“ Die Vierzahl und der daraus hervorgegangeine Cubus,1) die Tetraktys, als die Verkörperung der Vierzahl, sind die vollkommenste Zahl und der vollkommenste Körper, und daher ist auch zugleich der Cubus das Symbol der Weltharmonie und Weltordnung, des Kosmos, der Welt, und noch weiter der Festigkeit, Unwandelbarkeit und Unveränderlichkeit. Durch seine Natur und die ihm wesentlich angehörenden Eigenschaften wird der Cubus zum Symbole der Welt, nicht aber kann dazu jemals das längliche und in der Länge ganz unbestimmte, gewissermassen unregelmässige Viereck dienen. Der Cubus ist das eigentliche Gotteshaus, das festeste Haus, gleichsam das Haus schlechthin und im Gegensatze zu dem unsteten Nomadenleben nur ein Symbol der festen Niederlassung, gleich der Hestia, eigentlich Histia von [...], feststehen,2) welche als das ewige Licht in allen Tempeln der Götter und auf allen Herden der Häuser ihren Wohnsitz hatte und unauslöschlich brennen sollte. Der Apis, der göttliche Stier des Osiris, musste auf der Stirn ein weisses Viereck tragen.3) Der aus sich heraustretende, sich schaffende oder der thätige (agirende) Punkt bildet nach Pythagoras die Linie; die sich fortbewegende Linie die Fläche und die sich zum Körper gestaltende Fläche, die Quadratfläche, den Körper, den Cubus. Der Inhalt des Cubus ist die drei Mal mit sich selbst multiplicirte Vier, die drei Mal mit sich selbst multiplicirte Zahl der Theile einer Seite, und seine Berechnung führt zu den Quadrat- und Cubikzahlen, zu den Quadrat- und Cubikwurzeln. Die chaldäischen Priester, Mathematiker und Astronomen, denen auch die Erfindung des Thierkreises oder die Berechnung der Sonnenbahn mit ihrer Eintheilung angehört,4) sind. die Ersten, welche die mathematischen Eigenschaften [506] des Cubus erkannten, erforschten und auch practisch anwandten, indem sie namentlich das ganze Münz-, Mass-Gewichtssystem darauf gründeten. Ein Cubus Regenwasser von mehr als 92 Pfund unseres Gewichts (822,000 Pariser Gramme) war das babylonische Talent, welches in 60 gleiche Theile, Minen, zerlegt wurde. Die Phönizier nahmen dieses Gewicht an wie die Hebräer, welche das babylonische Talent Kikar (Scheibe) nannten und jede Mine wieder in 50 Sekel theilten, so dass das Talent 3000 Sekel ( [...]) hatte. Von den Phöniziern kam dieses System zu den hellenischen Städten in Kleinasien und auf die Inseln, von diesen in das Mutterland, wo zuerst um das Jahr 750 vor Chr. zu Argos und Aegina nach babylonischem Gewicht halbe Sekel, Drachmen ausgeprägt wurden, 6000 auf das Talent, welches dem babylonischen gleich war. Aber die euböischen Städte Chalkis und Eretria, welche in der ältern Zeit vorzugsweise mit den Kolonien in Asien in Verkehr standen, setzten das babylonische Talent um ein Sechstel des Gewichts herab (auf etwa 78 Pfund), und als Solon späterhin eine Umwandlung des Münzfusses in Athen vornahm, reducirte er das babylonische Talent auf drei Fünftheil seines Gewichts (56 Pfund). Das Gewicht des Talentes bestimmte auch die Längenmasse der Chaldäer. Die Quadratfläche jenes Wassercubus mass an jeder Seite eine babylonische Elle (234 Pariser Linien); zwei Dritttheile dieser Elle (156 P. L.) mass der babylonische Fuss. Dieser Elle bedienten sich auch die Perser. Die Aeginäer gaben dem griechischen Fuss nur 136 Linien, da sie neben dem Talent die Gewichtseinheit eines Cubus von 40 Minen oder 80 Pfunden aufstellten, dessen Grundlinie dadurch etwa um den achten Theil kürzer sein musste (204 P. L.) als die des babylonischen Cubus. Das äginäische Pfund, welches mit den griechischen Ansiedelungen nach Sizilien und Unteritalien kam, setzte Servius Tullius um ein Zehntel herab; wodurch auch das römische Längenmass um den 25sten Theil kürzer wurde als der griechische Fuss (131 P. L.)1) Auch in dieser Richtung zeigt sich also das weltgeschichtliche [507] Wirken der Chaldäer und es begreift sich, wie bei Pythagoras und bei den Maurern der cubische Stein, der Cubus zu einem der wichtigsten Symbole werden konnte und musste. Sehr bedeutsam kommt dabei der Cubus in dem das thätige Menschenleben, – die Erfindungen, Künste und Wissenschaften der Menschen umfassenden Gesellengrade der Maurer vor und schliesst sich hier innigst an die Metalle, an die Kunst, die Metalle zu graben und zu bearbeiten, an. Die Mathematik könnte die Wissenschaft des Cubus, – der Münzen, des Masses und des Gewichtes genannt werden, und daher bezeichnet, in Verbindung mit dem Buchstaben G in dem fünfeckigen flammenden Sterne, der Cubus in dem Gesellengrade der Maurer die Geometrie und die Mathematik als die Hauptaufgabe der Bauleute, wie sie dieses auch wohl bei den Pythagoräern für deren zweiten Grad oder die Mathematiker thaten. Die Pythagoräer hatten zugleich den Cubus zum Symbole gewählt wegen seiner Beziehungen zu der ihnen überaus heiligen Vierzahl als des Symboles der von ihnen den Aegyptern entlehnten viereinigen Gottheit, des Urgeistes und der Urmaterie, des Urraumes und der Urzeit. Die Pythagoräer stellten ferner die Vierzahl, Tetras, als die vollendetere Dreizahl, Trias, dar, wegen der Uebereinstimmung der Vierzahl mit den vier Elementen, den physikalischen und chemischen, mit den vier Weltgegenden u. s. w. Die Vierzahl und das Viereck war ihnen mithin das Symbol der Natur, des Weltalls, Gottes und seiner Schöpfung, die Wurzel und die Quelle aller Dinge, – nach des Pythagoras eigenen Worten die heilige Vierfaltigkeit, die der ewig strömenden Schöpfung Wurzel enthält und Quell,1) die göttliche Urzahl, die Urgottheit (Tetraktys). Bunsen, Gott in der Gesch., II. S. 294, äussert sich über die pythagoreische Grundzahl dahin: „Als pythagoreischer Spruch stand in Delphi der Buchstabe E, welcher so früh die Alten selbst beschäftigt hat, wie Plutarchs eigene Schrift beweist, und zwar Allen in die Augen fallend, neben dem: „Erkenne dich selbst“ und „Nichts zu sehr.“ Jener [508] Buchstabe nun kann unmöglich eine Anspielung auf den Fünfkampf oder die fünfjährige Periode sein: nichts wäre sinnloser, und wir haben hier doch nicht mit Wandkritzeleien unserer Kapellen zu thun, sondern mit eingegrabenen, also genehmigten, des Heiligthums würdigen, Sprüchen. Es dürfte aber nichts so nahe liegen, als hier ein pythagoreisches Zahlenräthsel zu sehen: und dann doch wohl von Pythagoras selbst. Der Buchstabe, welchen wir Epsilon (dünnes E) nennen, der fünfte des Alphabets, hiess bei den Griechen ursprünglich Ei wie Ph, Ch, Phei, Chei genannt wurden; daher der Name jenes Zeichens: „Das Ei in Delphi.“ Dieser also bedeutet das Fünffache der Einheit: nun ist die Zehn, die Dekas, die vollkommene Zahl, bereits enthalten in der Vierzahl (nämlich als Summe von 1 + 2 + 3 + 4 = 10) und deshalb ist den Pythagoräern, nach ihren Aussprüchen, die Vierzahl hochheilig. Daneben aber steht fest, dass die Einheit, das Ungetheilte, Ewige, allen anderen Zahlen gegenüber gestellt ist. Verbinden wir Beides, so ist 4 + 1 Gott und das All, und Fünf das Zeichen des Ganzen: Gott-Weltall. Mit andern Worten, wir haben hier den Ursprung des pythagoreischen Pentagramms, in seiner ältesten Form, die so einfach und anschaulich ist, dass die spätern griechischen Gelehrten sie nicht erkannten, während das bekannte Pentagramm (die drei verschlungenen Dreiecke, der Drudenfuss) schon von Lucian als uraltes pythagoreisches Symbol der Gesundheit angegeben und erklärt wird.“ Man wird die Erfindung dieses keineswegs pythagoreischen Räthsels gerne Bunsen überlassen. – Rinck, Religion der Hellenen, II. S. 490, erklärt E für [...], du bist.

Die pythagoreischen Beziehungen des cubischen Steines zu der Vierzahl klingen auch noch in dem maurerischen Gesellengrade nach und diese Nachklänge sind die gewichtigsten Zeugnisse für das hohe Alter der Maurerei, z. B. in den Fragen und Antworten:

Fr. Was bedeuten die vier obersten Ecken an dem kubischen Stein?
A. Die Allgemeinheit des Ordens und die vier Welttheile, in welchen sie verbreitet ist.

[509]

Fr. Was bedeuten die vier untern Winkel?
A. Die vier Tugenden, welche den Grundstein unseres Ordens ausmachen.

Die in der letzten Antwort berührten vier Haupttugenden nennt schon Plato in seiner Republik als die Weisheit, Stärke, Mässigung und Gerechtigkeit und sie heissen auch die Quadratur der Tugenden. Bei den Brahmanen sind die vier Haupttugenden Sanftmuth, Duldung, Selbstbeherrschung und dann Freigebigkeit und opfermässige Grossherzigkeit,1) und sie sind bei ihnen zu vier Gottheiten personificirt worden. In der verschiedenen Bezeichnung der vier Haupttugenden bei den Griechen und Indern spricht sich zugleich die tiefe Verschiedenheit des Denkens, Seins, Lebens und Strebens der beiden grossen Völker aus. Der Grieche liebt die Wissenschaften (und Künste), den Krieg und die durch das rechte Mass geordnete und geschützte Freiheit; der Inder duldet das Joch der eigenen und fremden Unterdrücker, scheuet jedes Blutvergiessen, gibt Almosen und büsset bis zur Selbstvernichtung. Die Quadratur der Tugenden findet sich in dem Systeme der rectificirten schottischen Maurerei als Gerechtigkeit, Mässigkeit, Klugkeit und Stärke (Löwenmuth in einem höheren Grade), justitia, temperantia, prudentia et fortitudo; die Tugenden der drei Johannisgrade sind Gerechtigkeit, Mässigkeit und Klugkeit, und diese Trias der Tugenden vollendet sich in dem folgenden Grade durch die Stärke zur Tetras, zur Quadratur. Hiemit steht es in Uebereinstimmung, dass in den höhern, vollendenden maurerischen Graden überhaupt an die Stelle des symbolischen Dreiecks das Quadrat oder Viereck und an die Stelle der Dreizahl die Vierzahl tritt, z. B. beim Hammerschlag, beim Händeschlag, beim Niedersetzen des Glases u. s. f. Diese Quadratur ist zugleich auch die Vollendung und nur eine andere Wendung der drei Pfeiler, welche die Loge stützen und tragen. An die Quadratur der Tugenden schliessen sich die vier höchsten Wahrheiten der Buddhisten an, nämlich dass alles Daseiende den Schmerzen der Geburt, des Todes und anderen unterworfen sei, dass daher die Sehnsucht [510] entstehe, welche mit Freude und der Leidenschaft verbunbunden ist, sie durch dieses oder jenes Mittel zu befriedigen, dass die Befreiung von den stets neu gebornen Schmerzen nur durch die vollständige Unterdrückung und Vernichtung der Sehnsucht bewirkt werden könne, dass das Mittel, welches zu dieser Vernichtung führe, aus acht Theilen bestehe: aus der rechten Ansicht, dem Willen, der Anstrengung, der Thätigkeit, dem Leben, der Sprache, dem Gedanken und der wahren Meditation.1) Die vier höchsten Güter oder platonischen Ideen der Chinesen sind das Gute, Schöne, Nützliche und Wahre, wie dieselben das J-King als die Vorbilder der menschlichen Tugend nennt. – Auf mittelalterlichen Bildern werden die vier Haupttugenden häufig mit den vier Paradiesesströmen2) zusammengestellt, wodurch symbolisch angedeutet wird, dass sie die ganze Menschheit in allen vier Weltgegenden schmücken und zieren sollen. Es ist die Allgemeinheit der Freimaurerei und der menschlichen Tugenden. Ebenso wird in den Katakomben zu Rom der strahlende Christus dargestellt, auf einem Berge stehend, aus welchem nach den Weltgegenden vier Flüsse strömen, welche vier Flüsse auch auf die vier Paradiesesströme bezogen werden und diese zugleich bedeuten. Ja die vier Evangelisten und die vier Evangelien, – die vier Gekrönten der katholischen Kirche,3) nämlich die Märtyrer Severus, Severianus, Carpophorus und Victorinus, die quatuor coronati palma martyrum, – die vier Frauen und die vier Lehrer, Gregorius, Augusti- [511] nus, Hieronymus und Ambrosius – die vier Begleiter oder Genien des Osiris, – die vier Horen als Begleiter des Zeus, der Hera, der Aphrodite und des Apollo,1) – die vier Gehülfen oder Epimeleten des Archonten-Königs2) und die vier obersten Priester, der Hierophant, Daduchos, Epibomios und Hieroceryx (Herold) zu Eleusis,3) – die vier erblichen Hausämter des Marschalks, des Truchsessen, des Kämmerers und des Schenken des Mittelalters,4) – die vier indischen Vêdas, – die vier ersten Jünger Mahommeds, – die Viergespanne der Licht- und Sonnengötter, – die viergestaltigen Symbolthiere, – die vier Häupter, vier Augen, vier Arme und vier Flügel der Götter u. s. w. bezeichnen alle nur denselben Gedanken der vier Weltgegenden, in welche das göttliche Licht, die göttliche Macht und Wahrheit ausströmen und sich verbreiten sollen. Die vier Flügel können dabei zugleich noch näher gedeutet werden auf die Allgegenwart und Allschnelligkeit, die vier Gesichter auf das Allsehen und Allwissen, die vier Arme auf die Allmacht, die vier Evangelien und die vier Veden auf die Allweisheit, die vier Jünger und Schüler auf das allgemeine Lehramt Gottes u. s. w. Die vier prototypysirenden Strahlen, welche auf indischen Oumbildern, z. B. bei Müller, a. a. O., Taf. IV. Fig. 16, dem Munde der Gottheit entstrahlen, deutet Müller S. 575 auf die vierfachen Gestaltungsarten der Zeit, der Elemente, des Gefühls und des Verstandes. Dieser vierfache Urlebenshauch ist zugleich geflügelt. Die vier Hände des Brahmbildes umfassen die Urbilder des elementarischen Alls, Wasser und Feuer, Luft und Erde mit Höhe und Tiefe. Vierhändig [512] werden auch, sich mit einander vermählend, auf Oumbildern das weibliche Urwasser und das männliche oder zeugende Urfeuer dargestellt.1) In einer vierfachen Strahlenkrone schwebt auch der bewegende Urgeist (Narajena) über dem Urgewässer.2) Auf das von der dreigeschwänzten, die vier Wedas im Maule habenden Weltkuh getragene und von der Ewigkeitsschlange umschlungene Weltviereck strömt das dreigetheilie Urschöpfungswort nieder und in dem Weltvierecke erhebt sich wieder das gleichseitige Feuerdreieck mit dem Fünfecke (Müller, Taf. II. Fig. 17). Selbst die himmlischen Apsaras oder Tänzer werden vierbändig gedacht.3) Der vierhändige Agni steht mit drei Beinen auf einem feuerumloderten Dreifusse.4)

Nach der maurerischen Sprache drückt diese Vierzahl die Allgemeinheit des Lichtes und der Wahrheit, des Gottglaubens und der göttlichen Liebe, – das Allumfassende der Gottheit und der Menschheit, – nach Schiller das Umschlingen der Millionen aus. Die vier Seiten der orientirten christlichen Kirchen und heidnischen Tempel können nunmehr den vier Evangelien und vier Veden u. s. f. ganz gleichgestellt werden; von allen Seiten strömen die Gläubigen zur Verehrung und Anbetung Gottes nach der Kirche und zu dem Tempel zusammen und tragen wieder von hier nach allen Seiten den Geist und das Wort, den Glauben und den Segen Gottes. Wie die Ströme die dürstenden Länder und Fluren, von den Bergen herabströmend, erhalten, ernähren und erquicken: so nähret, erhält und segnet das dem Himmel entstammende göttliche Licht und Wort, die Gnade und die Liebe Gottes die Menschheit, die Menschen und die Völker. In der germanischen Weltkuh Audhumbla (nasser Reichthum) ist dieser Gedanke besonders schön und einfach ausgesprochen, indem aus ihrem Euter vier Milchströme (Licht- und Lebensströme) fliessen sollen, wovon sich der Riese Ymir (die Urmenschheit) nährt.5) Diese germanische Weltkuh ist [513] zugleich die asiatische Kuh (die Aphrodite, die Erde), welche liebend ein Kalb säugt, und die in so vielen Gestalten und bei so vielen Völkern erscheinende Mutter (Maria, Lakschmi, Isis, Demeter u. s. w.) mit dem säugenden Kinde, – die Urmutter Erde, besonders die ägyptische Mouth, kopt. Mautho, und die eleusinische Demeter und Persephone mammosa nach Lucretius.1) Daher ist auch die säugende und nährende Kuh das älteste Symbol der mütterlichen Erd- und Mondgöttin, wie umgekehrt der Stier des zeugenden Hinnnels- und Sonnengottes, welcher Kuh und welchem Stiere unter den Vögeln die Taube und der Adler verwandt sind. Bei den Mysterienprocessionen des Isis wurde auch von einem Priester ein wie eine Brust gestaltetes Gefäss getragen, aus welchem Milch floss.2) In der mehr ethischen christlichen Symbolik wird der Hirsch schon frühe als das Symbol der christlichen Sehnsucht gebraucht mit Beziehung auf die Worte des Psalms: „Wie der Hirsch ruft nach frischem Wasser, so schreit meine Seele zu dir.“ – Um die Erhabenheit, grössere Wahrheit und Reinheit der Lehre und des Lichtes, welches mit Christus in die Welt gekommen, im Gegensatze zu den alten heidnischen Göttern und Religionen symbolisch anzudeuten, wird gesagt, dass der neu erschienene Christus das Wasser in Wein verwandelt habe. Deshalb wird nach deutschen Volkssagen zur Zeit der Wintersonnenwende, nordisch jul (das Rad), um Mitternacht in der Geburtsstunde der neuen Sonne und des Christkindleins alles Wasser in Wein verwandelt. „In der Nacht der Weihen“ ruft ein Knabe der Sage, „wird alles Wasser Wein.“3),3) Ein neues und anderes, ein höheres Leben beginnt, wenn Christus, die neue Sonne, geboren wird, den Tod. überwindet und stirbt. Ueberhaupt ist die alte heidnische heilige Julzeit mit allen [514] sich daran anschliessenden Gebräuchen und namentlich die Zwölfte, die deutschen Nächte von Weihnachten bis Epiphanias, in welchen die alten Götter, besonders Odhin und Holda, Frouwa, Freyja, Bertha, ihren Umzug auf der Erde halten, in christlichem Sinne umzugestalten versucht worden.1) In der Zwölften wird der Kalender für das folgende Jahr gemacht, d. h. die zwölf Nächte gelten für dasselbe als vorbedeutend, – wie das Weiter in den zwölf Tagen ist, wird es in den folgenden zwölf Monaten sein; auch was man in ihnen träumt, trifft ein.2) Hieran schliessen sich die vedischen Ribhus, ursprünglieb Arbhus, woher auch der griechische Orpheus seinen Namen tragen soll, d. i. die Kunstfertigen, die Künstler, welche um die Zeit der Sonnenwende, wenn finstere Schatten das Licht der kurzen Tage trüben, zwölf Tage im Hause des dennoch nicht zu verbergenden Sonnengottes schlafen; darauf erwachen sie und „schaffen herrliche Fluren; die Ströme führen sie herbei; auf dem Lande erstehen die Kräuter und in den Tiefen die Gewässer.“3) Die Ribhus und der Götterkünstler, Tvashtar, d. i. die Frühlingsgewitter, haben namentlich dem Indra den leuchtenden Donnerkeil geschaffen. – Der Primas des schottischen Tempelherrnordens hat ebenfalls vier Generalcoadjutoren.4) In Kleinasien hatten die Kelten ein Vierfürstenthum gegründet;5) sie haben daher Tetrarchen, und zwar waren deren zwölf, wohl drei in jeder Tetrarchie, mit einer Volksversammlung von 300 (nach Strabo) im [...].

Auch auf der Hochzeit zu Kana wird das Wasser durch Christus symbolisch in Wein verwandelt, und nach den Darstellungen auf goldemaillirten Gläsern in den römischen Katakomben trinkt diesen christlichen Wein die [515] Christenheit aus sieben Steinkrügen, wobei zugleich die Gefässe mit dem Trank das Symbol der Trinkenden, der sieben Schafe zu den Füssen des göttlichen Hirten selbst sind.1) Den sieben Steinkrügen und sieben Schafen stehen in den Malereien der römischen Katakomben auch die sieben Männer gleich, welche nach der Erzählung des Johannes, Offenb. Kap. 21, an einem Tische sitzen und Brod und Fisch geniessen.2) Der Wein, das Brod und der Fisch, welche die Christenheit, die sieben christlichen Männer und Kirchen, die Christen in den sieben Theilen der Erde geniessen und womit dieselben von Christus wunderbar gespeist werden, sind alle nur Symbole der neuen erhebenden, heilenden und erlösenden Lehre Christi, – des neuen Meisterwortes, welches nach dem Tode und bei der Wiederauferstehung des Hiram die Maurer suchen und finden. Auch die Verwandlung des Brodes und des Weines des katholischen Priesters in den Leib und das Blut des Herrn gehört wenigstens ursprünglich dieser Symbolik an, war ein blosses Symbol, bis auch hier das Symbol vergessen und für die Sache selbst genommen, wörtlich verstanden wurde, wie die Aegypter die symbolischen Thiere zuletzt als die Götter selbst verehrten und anbeteten, aus dem Gottesdienste in den Thierdienst herabsanken. Die erste Zahl, welche in der christlichen Kirche in der ersten christlichen Gemeinde zu Jerusalem wirklich erscheint, war übrigens die Siebenzahl; denn, als nach der Apostelgeschichte 6, 1 ff. die Apostel wegen entstandener Unzufriedenheit sich nicht mehr mit der Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten der Gemeinde befassen wollten, schlugen sie der Gemeinde vor, dazu sieben Männer von gutem Zeugnisse, voll heiligen Geistes und Weisheit zu erwählen.

Wie das göttliche Wort nach allen vier Weltgegen den durch die vier Evangelisten getragen und gebracht wird, so tragen auch nach der Sage die vier Winde der Neugebornen Sprüche nach allen Gegenden. Auch gehört hierher, dass die Bauern in die vier Ecken ihrer [516] Aecker, um dieselben vor Schaden zu bewahren, vier Kreuze pflügen.1) Auf asiatischen, besonders auf syrischen und kleinasiatischen, und auf griechischen Münzen erscheinen die zeugenden Göttinnen öfters sitzend in einem von vier Säulen getragenen Tempel, welche vier Säulen Lajard, recherches sur le culte du cyprès pyramidal, S. 228, auf die vier Elemente, welche die Schöpfung tragen, beziehen will; sie können jedoch besser auf die vier Weltgegenden und Winde, auf die vier germanischen schmiedenden Zwerge gedeutet werden. Die zeugenden Göttinnen weben sich selber ihr Gewand, verfertigen sich selbst ihren Gürtel und Halssehmuck und tragen als die vier Säulen ihren eigenen Bau und Tempel. So trägt auch der deutsche Odhin, gleich dem ägyptischen Osiris, den Beinamen Wafudr, Weber. Auch sind diesem Vorstellungskreise entsprungen die vier hohen Säulen, welche bei den Phöniciern die Welt stützen und halten, – die vier Riesenelephanten, welche bei den Indern die Welt tragen, – die vier Säulen, auf denen der Baldachin des indischen Sonnengottes Surya oder Surja [ruht] und die vier Arme dieses Gottes selbst, – die vier Häupter der grossen Weltschlange Ananda, der Endlosen, des gewöhnlichen Ruhekissens Wischnu’s, – die vier Rüssel des den vierarmigen Wolken- und Donnergott Indra tragenden weissen Elephanten Iravat, die vier Pfauen des Indra, – die vier Söhne des Çiva, die vier Riesenbäume, welche auf den vier Gipfeln des mythischen Berges Meru stehen, und die vier Ströme, welche von diesen vier Gipfeln herabströmen, – die vier Hände der Riesen Asprîân und Schrûtan im Liede vom Rosengarten, – die vier Ellenbogen des Heime in der altschwedischen Vilkina-saga, – die vier Läufer in den Wettläufen des olympischen Zeus zu Olympia, – die vier Säulen, mit denen nach Pindar Delos, die schwimmende Geburtsinsel des Apollo, im Grunde des Meeres befestigt wird, – die vier Widderköpfe des ägyptischen Sonnengottes Neph, Kneph oder Chnubis, – die vier Gesichter (nach einer Angabe des [517] Eustathius) des babylonisch-phönicischen Baal, die vier Widderhörner an den vier Ecken des Räucheraltars in dem Heiligen des salomonischen Tempels, – die vier Tauben der assyrischen Mylitta,1) – die vier goldenen Wendehälse oder Jynxbilder, welche nach Philostrat, vita Apollonii I, 25, zu Babylon in dem richterlichen Gemache des Königs von der Decke herabhingen, um ihn an die Adrastea zu erinnern und vor Hoffahrt zu warnen, welche die Magier [...] nannten, – die vier Hündinnen an dem Wagen der deutschen Wolkengöttin Holda,2) – die vier Stierhörner der mythischen Löwen und Stiere, so wie der Götter selbst zu Niniveh,3) – die vier goldenen, mit Edelsteinen besetzten Säulen, welche zufolge Athenäus (XII, cap. 8) den goldenen Thron des Perserkönigs umstanden, – die vier Pfauenschweife an den vier Ecken des Thronsessels des heutigen Kirgisen-Sultans Batyr zum Zeichen, dass, er ein Abkömmling von Timurlenk sei,4) – die vier Blätter eines jeden Ringes oder Kranzes der dreifachen päpstlichen Krone, – die vier goldenen Bögen der Churhüte, – die vier Felder der Wappenschilder, – die vier Stäbe, welche über dem Haupte eines zum Tode Verurtheilten gebrochen und nach allen vier Weligegenden geschleudert wurden, – die vier Bänke des Gerichtes, – die vier grossen Wege, welche das alte England durchschnitten5) u. s. w. Bei den Aegyptern sind vier Genien des Osiris, Kebh-senuf mit dem Falkenkopfe dem Osten, Siu-mutef mit dem Schakalkopfe dem Westen, Hapi mit dem Affenkopfe dem Norden und Amset mit dem Menschenkopfe dem Süden vorgesetzt, sie sind also die vier Vorsteher der vier Weltgegenden, und stehen auch im Todtenreiche vor dem Throne des Osiris. Die vier dickbäuchigen Krüge, in denen die Eingeweide des einbalsamirten Leichnams um oder unter die Bahre gestellt wurden, tragen die Köpfe dieser Geister. Der Krug [518] des Kebh-senuf birgt Gallenblase und Leber, der des Siumutef Lunge und Herz, der des Hapi die kleinen Eingeweide und der des Amset den Magen und die grossen Eingeweide1) u. s. w. – Im Rig-Veda I. 31, 13 wird Agni genannt Sâyana d. i. vieräugig.

Der cubische Stein als das Symbol der Welt ist zugleich das Symbol des ewigen Gesetzes, der ewigen Ordnung und Harmonie, worin und wodurch die Welt besteht, erhalten und regiert wird. Die wirklichen und symbolischen Bauleute konnten kein tiefsinnigeres und bedeutsameres Symbol erwählen, um anzudeuten, dass ein jeder Bau und vor allem der grosse Bau der Menschheit nur gelingen könne, wenn er nach dem Gesetze, nach der Ordnung und Schönheit gestaltet und geleitet werde. Deshalb war auch die Vierzahl, das Viereck, der Kosmos den Pythagoräern das Symbol der ewigen Gerechtigkeit ( [...] [...]), denn das Gesetz muss in der physischen wie in der geistigen Welt, im Himmel und auf Erden gleichmässig walten; das Gesetz, welches der göttliche Geist selbst ist, ist der Schlüsselhalter des Alls,2) die alles Verschiedene und Einzelne verbindende Einheit, die absolute Monas, [...] nach Plato im Timãos. Die Vierzahl sollen die Pythagoräer die Gerechtigkeit genannt haben, namentlich Telauges, der Sohn des Pythagoras, weil sie die erste zwei Mal gleiche Zahl (zwei Mal zwei) sei, das Wesen der Gerechtigkeit aber in der Gleichheit und gleichmässigen Wiedervergeltung liege.3) Ebenso nannte Telanges die Achtzahl als den ersten Kubus (2 x 2 x 2) die Unerschütterliche und auch Poseidon, denn Poseidon heisst auch der Unerschütterliche.4) Es darf der cubische Stein das Symbol der Symbole der Maurer genannt werden. Das Winkelmass welches im Gesellengrade auf dem cubischen Steine liegt, deutet nicht blos an, dass mit seiner Hülfe der rohe Stein (der Mensch, der Lehrling) zum cubischen Steine, zum brauchbaren Bausteine sich formen [519] und gestalten solle, sondern noch weit mehr, dass der ewige Richter einem Jeden nach seinen Thaten den Lohn und die Strafe zumessen, die rechten Bausteine auswählen und die schlechten verwerfen werde. Als das Symbol des ewigen Richters und Messers, des höchsten Baumeisters trägt daher bei den Maurern der Meister vom Stuhl zum Zeichen seines Amtes das Winkelmass, wie auch z. B. auf den Münzen der Smyrnäer die Nemesis als ihr Attribut ein Richtscheit hält, – ja, ohne jedes Attribut, durch einen sprechenden Geist als die Göttin des Masses in der Kunst sich zu erkennen gibt, indem sie mit der linken Hand ihr Gewand gegen die Brust heraufhebt und dadurch mit ihrem Arme das Mass abbildet, welches die Griechen Elle nannten. Daher sagt auch ein Dichter von der Nemesis:

„Und missest stets am Mass der Sterblichen Leben ab.“

Wollten die Maurer diese Symbolik fortsetzen, dann könnte die Nemesis durch das Halszeichen andeuten, dass ein ewiger Richter walte, welcher das Gute belohnt und bestraft, die Thaten Aller einst abmessen wird. Diese richtende symbolische Bedeutung des cubischen Steines hat sich bei den Maurern nur noch schwach erhalten, obwohl er die Dauerhaftigkeit der Maurerarbeiten nach den Grundsätzen und Pflichten, die der Bund vorschreibt, bedeuten soll. Das Sinnbild der Gesellenloge ist ein cubischer Stein, auf welchem das Winkelmass mit den Worten liegt: „Dirigit obliqua,“ und dieses Sinnbild soll den Zweck und die Vollkommenheit der Arbeiten des Bundes, d. h. das göttliche Gesetz und die göttliche Gerechtigkeit, bezeichnen.

Frisch Gesellen! seid zur Hand.
Von der Stirne heiss
Rinnen muss der Schweiss,
Soll das Werk den Meister loben?
Doch der Segen kommt von oben.

Salomo im Prediger, Kap. 12 sagt: „Gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Kraft, ehe denn die bösen Tage kommen, und sich nahen die Jahre, von denen du sagen wirst: sie gefallen mir nicht.- – Denn es wandert der Mensch in sein ewiges Haus und es gehen umher auf [520] den Strassen die Klageweiber.“ Lenau lässt seinen Savonarola zu dem Medicäer Lorenzo sprechen:

Versäume nicht die kurze Stunde,
So lang du weilst im Erdenthal,
Lass dringen dir zum Herzensgrunde
Der Gnade milden Sonnenstrahl.

Das Halszeichen, womit die sich begegnenden Maurer sich begrüssen, sei ihnen also ein Memento mori, wie mit dem Zurufe: „Memento mori!“ sich einstens die Klostermönche begrüssten, wenn sie in der Einsamkeit zusammentrafen, um sich an die Hinfälligkeit des Lebens und aller menschlichen Dinge zu erinnern.

Auch die Kaaba der Araber in der Moschee zu Mekka, dieses uralte, dem Einen Gotte geweihte Volksheiligthum, ist nur ein cubischer Stein, der Cubus. Kaaba, zusammenhängend mit dem hebräischen Worte Kaba und dem griechischen Kybe, Kybos = Cubus, woher zugleich die in einem viereckigen Steine zu Pessinus verehrte mütterliche Urgöttin Kybele Vorderasiens den Namen trägt, bezeichnet die viereckige Gestalt des (nach der Tradition) von Abraham zu Mekka aufgerichteten gemeinschaftlichen Tempels, oder doch die viereckige Gestalt seines Grundsteins, wobei die metaphorische Bedeutung des in die Höhe Gerichteten, also des Hohen, Erhabenen, Würdevollen, nicht ausgeschlossen ist.1) Die Kaaba, das Haus Gottes, brachten nach der Legende des Islams die Engel schon bei der Erschaffung der Welt vom Himmel, als ein Abbild des himmlischen Tabernakels, welches umkreisend die Schaaren der Engel dem Herrn der Herrn lobsingen; bei der Sintfluth ward sie in den Himmel zurückgenommen und Abraham baute an derselben Stelle das würfelförmige Haus Gottes, welches schon vor dem Islam der Sammelplatz der Andacht und des Handels Arabiens, seitdem der Mittelpunkt der den Gläubigen vorgeschriebenen Wallfahrt ist, deren Hauptpflicht in dem siebenmaligen Umgange um die Kaaba besteht. Vor dem Islam bauten die Araber kein viereckiges Haus aus Ehrfurcht vor der Kaaba; ihr heiligster Schwur [521] war: „Bei der Kaaba!“ oder „Bei dem Herrn der Kaaba.“1)

Es wäre nicht unmöglich, dass auch die maurerische Tapis, der sogenannte salomonische Tempel, d. h. das Symbol oder die Hieroglyphe der Loge, ursprünglich ein Quadrat gewesen sei und besondern Bezug guf Hiram als Sonnen-und Jahresgott gehabt, – das Sonnenhaus und die Sonnenbahn symbolisirt habe. Die drei geöffneten oder lichten, leuchtenden Thore oder Fenster des Quadrats gegen Morgen, Mittag und Abend, und das geschlossene, dunkle, nicht leuchtende Thor oder Fenster des Quadrates gegen Mitternacht, welche jedenfalls zu dem wirklichen salomonischen Tempel, der einen einzigen östlichen oder nach Baehr vordern Eingang hatte, nicht entfernt passen, bezeichnen die vier Theile der Sonnenbahn und des Jahres, die drei Theile des Lebens und des Lichtes, oder den Frühling, Sommer und Herbst, – die neun Lebensmonate und neun getreuen Gesellen des Hiram, und den Theil des Todes und der Dunkelheit, den Winter, die drei Grabestage oder Monate und die drei ungetreuen Gesellen, welche den Hiram erschlagen, ihm aber das Meisterwort, die nie ersterbende und sich stets wieder erhebende innere Kraft, nicht rauben können. Der Sonnen- und Jahresgott Hiram stirbt in der Tag- und Nachtgleiche des Herbstes, indem er dem nahenden Winter erliegt, um sich zur Zeit der Wintersonnenwende als neue und unbesiegbare Sonne, Sol novus et invictus wieder aus dem Grabe zu erheben.2) Nach Polak, a. a. O., S. 118, um der Sonderbarkeit wegen dieses anzuführen, deuten die drei lichten Fenster offenbar auf historisches Licht, auf geschichtlichen Unterricht (des Lehrlings), denn wie viele Jahrtausende besassen wir nicht bereits die Annalen historischer Begebenheiten von Osten, Süden und Westen, bevor Jornandes uns die Geschichte des eisigen Nordens aufgezeichnet hatte! Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 366 ff.,

[522]

erblickt in den drei lichten Fenstern des Logenvierecks, der Tapis, womit nach ihm die drei grossen oder kleinen Lichter (jene nach dem neu-englischen, aber hierin uralten Systeme, diese nach dem christianisirten Systeme der York-Maurer) und die drei ersten Vorsteher der Maurer zusammenhängen, die drei Fenster der alten Bauhütten im Osten, Süden und Westen, bei denen die Aufseher des einfallenden Sonnenlichtes wegen sassen und bei welchen drei grosse Kerzen (jetzt die drei um die Tapis aufgestellten Kerzen) aufgestellt wurden, wenn des Nachts gearbeitet werden musste. Diese Ansicht, welche keine ernstliche Widerlegung ihrer Gehaltlosigkeit und Ungeschichtlichkeit wegen verdient, hat schon Grävell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, S. 169 ff., gründlich widerlegt. – Dem maurerischen Hiram, dem ägyptischen Osiris und dem griechischen Dionysos, Jacchos, Baechos, steht namentlich auch gleich der germanische Licht- und Sonnengott Baldr, welcher gleichfalls von dem Bruder Hödhr, der winterlichen und rauhen Seite des Jahres getödtet wird, dessen Tod aber die neugeborne Sonne, Bui, Ali oder Vali (Horus), bald an Hödhr rächt.1) Baldr stirbt am dritten Tage an der von Hödr erhaltenen Wunde, nachdem ihm die Unterweltsgöttin [Hel] erschienen war und seinen Tod vorausgesagt hatte. Auch der indische Wischnu schläft von dem 12. oder 15. des Mondsmonats Asharha , der mit dem December übereinstimmt, bis zum 12. oder 15. Kandika, der dem April gleichstehet. Die Hindus beobachten am 11. des zunehmenden Mondes im Sravana, Bhadra und Kartika ein strenges Fasten und legen überhaupt für die Todes- und Trauerzeit des Wischnu Bussgelübde ab. An dem ersten jener Tage legt sich Wischnu schlafen, am zweiten wendet er sich, auf die andere Seite und am dritten wacht er auf.2) Weil Hiram durch die neun Monate seines Lebens allmählig seine Kraft verliert, gleich Herakles bei der lydischen Omphale, welche ihm die Löwenhaut (die Locken des Simson und Apollo, das Meisterwort) raubt, schwach wird, umgeben auch in der [523] Meisterloge die die Wände deckenden Todtenköpfe drei Mal drei oder neun Thränen, denn novenario dissolvitur. Diese Thränen weint die verlassene und trauernde Mutter Erde des Winters, die Isis, die Demeter, die Ariadne, die Freyja, Frau Hulla u. s. w.1) Wenn der Sonnen- und Naturgott länger als drei Tage oder drei Monate schlafend und ruhend gedacht wird, ersteht er nicht zur Zeit der Wintersonnenwende, sondern erst im Frühlinge aus seinem Grabe, wie der griechische Apollo, der römische Mars u. s. w., und kehret mit den tödtenden Pfeilen, mit den tödtenden Blitzen und Lichtstrahlen zurück. Nach der scharfsinnigen Vermuthung von Menzel, Odin, S. 162 und 340, ist vielleicht selbst der schweizerische, jedenfalls rein mythische Befreier und Erlöser Tell nur der mit den Sonnenpfeilen siegende Frühlingsgott.

In der ägyptischen Architektur ist die symbolische Vierzahl gleichfalls angewandt. Eine Säulenform ist nämlich der vegetativen Natur nachgebildet, indem vier kolossale Pflanzenstengel mit geschlossenen Lotoskelchen durch einen Bund zusammengebunden werden und über ihren Kelchen eine Deckplatte tragen. Diese Säulenform soll nach Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte, dritte Ausgabe, I. (Stuttgart 1856), S. 57, die aufstrebende Kraft der irdischen Welt versinnbildlichen. In den Tempelbauten zu Luxor aus dem Ende der achtzehnten Dynastie ist diese Säulenform am vollständigsten ausgebildet und hier besteht die Lotossäule aus 12, mehrfach umgürteten Lotosstengeln, Braun, Geschichte der Kunst, I. 41 und 69, sieht die vierstengel’sche ägyptische Pflanzensäule als aus dem viereckigen Pfeiler hervorgegangen an, wornach alsdann die Vierzahl ihre symbolische Bedeutung verlieren würde. Wir können Braun nicht zustimmen und sehen die Vier- und Zwölfzahl der Pflanzensäule als eine symbolische an, zumal die vierstengel’sche Pflanzensäule über dem Capitäl auch noch mit vier Masken der Göttin Hathor geschmückt erscheint, so dass durch die ganze Säule hindurch von ihrer Basis bis über das Capitäl hinauf die Vierzahl als Symbol der ägyptischen viereinigen Gottheit [524] des Urgeistes und der Urmaterie, des Urraumes und der Urzeit besonders betont erscheint. Die Zwölfzahl der Stengel weiset auf die zwölf Zodiakalgötter, auf die zwölf Monate des Jahres hin, wie die Zwölfzahl in dem salomonischen Tempel und in den christlichen Kirchen, in welchen letztern aus den alten zwölf Zodiakalgöttern die zwölf Apostel hervorgegangen sind. Besonders auffallend und unzweifelhaft in symbolisch astraler Bedeutung erscheint die Zwölfzahl in dem grossen Prachtsaale, wohl dem königlichen Empfangsaale zu Persepolis, 1) auf welchen die ägyptische Baukunst und ägyptische Symbolik von unverkennbarem und mächtigem Einflusse gewesen ist. Den Hauptsaal, die Haupthalle bilden 36 Säulen, aufgestellt in sechs Reihen von je sechs Säulen; an den Hauptsaal oder die Haupthalle schliessen sich dann auf den drei Seiten nach Osten, Norden und Westen drei Nebenhallen von je zwölf Säulen, geordnet in zwei Reihen von je sechs Säulen, an. Die 36 Säulen der Haupthalle und die 72 Säulen der Haupthalle mit den drei Nebenhallen enthalten eine symbolische Hinweisung auf die 36 Dekane und die 72 Halbdekane, die 72 Gesellen oder Gehülfen des Typhon, des den Osiris, die Jahressonne tödtenden alten Jahres. Die Typhonsgestalten erscheinen nun auch als Schmuck über den ägyptischen vierstengel’schen Säulen.2) Die Säule Boaz, welche in dem Dome zu Würzburg noch heute steht, ist aus vier verschränkten Säulen zusammengesetzt, hinweisend nach Stieglitz, Beiträge zur Geschichte der Ausbildung der Baukunst, Thl. II. S. 112, auf das Viereck und auf Körperverhältnisse, die aus dem Quadrate durch die Diagonale hervorgehen; zwei Binden habe Boaz wegen der Körperverhältnisse, wo zwischen zwei ähnlichen Grössen mittlere Proportionalzahlen stehen. Die Säule Jakin ist aus acht Säulen gebildet, wodurch sie infolge Stieglitz auf das Achteck und auf Flächenverhältnisse deuten soll; eine Binde habe Jakin in Hinsicht auf Flächenverhältnisse, wo zwischen zwei ähnlichen Grössen eine mittlere Proportionalzahl stattfindet. Bernewitz in Schreibers Taschenbuch [525] für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland, Freiburg 1841, S. 371 ff.“ will in der dreitheiligen und in der Mitte wieder in sich selbst zurückehrenden Säule Boaz das Symbol des dreieinigen Gottes ohne Anfang und Ende und in der zweitheiligen Säule Jakin das Symbol des Leibes und der Seele des Menschen erblicken, welche gleich den beiden Theilen der Säule durch ein vieltheiliges, verschlungenes, magisches Band zusammengehalten werden; der untere Theil als Symbol des Leibes steige von der Erde auf und kehre wieder dahin zurück, wogegen der obere Theil, als Symbol des ewigen Geistes, der Vereinigung mit ewigen Geistern harre und die Ewigkeit umfasse. Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 226, hält die beiden Säulen für die Symbole der Stärke und Schönheit als der Grundbedingungen eines jeden Bauwerkes und zugleich mit Bernewitz für die Symbole des aus Geist, Seele und Körper nach Aristoteles bestehenden Gottes und Menschen. Dieallgemeine symbolische Bedeutung der zwei Säulen in und vor den Tempeln des Alterthums haben wir wiederholt besprochen und brauchen nicht darauf zurückzukommen; es ist einfach die Zweiheit, der Gegensatz, wobei allerdings auch die Gottheit der Menschheit, der Geist dem Körper, der Himmel der Erde entgegengestellt werden kann. Die besondere Form der zwei Säulen zu Würzburg ist gewiss der ägyptischen Symbolik ursprünglich entlehnt und soll durch die Vier- und die Achtzahl hinzeigen auf die Vierzahl besonders auch der Elemente und auf den Cubus mit seinen acht Ecken und acht Göttern; die beiden Säulen gehören zusammen und drücken den einen Gedanken der Schöpfung, der thätigen oder verkörperten Vierzahl, der pythagoreischen Tetrakes und des in ihr herrschenden ewigen Wechsels aus. Das Symbol der Schöpfung und des Weltbaumeisters war aber zugleich das Symbol der irdischen Bauleute, deren Bauten auch nach dem Gesetze der Ordnung und Schönheit, der ewigen Harmonie ausgeführt werden sollen und müssen. – Bemerkenswerth ist sodann noch, dass ähnlich den beiden Säulen beim Dome zu Würzburg, wie Rochholz, Schweizersagen I. S. 341, anführt, zwei steinerne Kröten, hier Symbole der Erdgöttin Holda, den Eingang des Bamberger Domes bilden. Da- [526] bei erwähnt Rochholz der in Hormayr’s historischem Taschenbuche für 1845 mitgetheiltan Anekdote, dass ein Schwärmer zu Soissons eine Kröte getauft und ihr den Namen Johannes gegeben habe. – Es verdient kaum berührt, geschweige denn widerlegt zu werden, dass es aller Kunstgeschichte widerspreche, wenn das Statutenbuch der Loge von Essingen1) und mit ihm Grävell, Betrachtungen, Seite 210, die Säule Jachin von toscanischer oder dorischer und die Säule Boaz von ionischer Ordnung sein lassen; richtiger hält Grävell, S. 209, dafür, dass die beiden Säulen vor dem salomonischen Tempel den Tag und die Nacht, oder das Licht des Tages und der Nacht, Sonne und Mond bezeichnet haben und dass mit Grund vermuthet werde,2) es sei die Hirammythe nur eine Wiederholung der Mythe des Osiris oder das Leben und Sterben des Hiram blos das Leben und Sterben des Osiris. Das Netzwerk an den Säulen soll wegen seiner Maschen Eintracht und deren Granatäpfel Ueberfluss bedeuten. Grandidier bringt ohne Grund die zwei Säulen sogar mit den zwei Meistern oder zwei Gesellen in Berührung, welche sich nach der Grundsteinlegung des Thurmbaues zu Strassburg so sehr entzweiten, dass einer den andern mit der Schaufel erschlug.3) Das Sinnbild der Gottheiten der Alfuren auf Celebes oder durch eine Verwechselung ihre Gottheiten selbst bestehen aus zwei grossen Steinen, welche sie „männliches und weibliches Geschlecht“ nennen und die in der Alfur’schen Sprache Tambarukan und Parang seraija heissen, und aus noch drei kleinern .4) Auch in einer alten georgischen Kirche sind in der Nähe der steinernen Kanzel zwei Säulen, auf deren einer eine unleserliehe georgische Inschrift ausgehauen ist.5) Sodann ist noch hier anzureihen, dass die Isisklapper, das bekannte Sistron, ägypt. Kemkem, womit bei allen Jammer- und Jubellitaneien im Dienste der Isis und des Osiris durch dreimaliges Heben und Schlagen der Takt angegeben [527] wurde, vier Querstäbchen zur Andeutung der vier Elemente (nach Bötticher, kleine Schriften, II. S. 222) oder viel wahrscheinlicher des ägyptischen viereinigen Gottesbegriffes, der viereinigen Gottheit haben musste.

[528] dratige Kreuzesform blos der Grundgedanke, die Grundidee, welche die schaffende Baukunst darzustellen hatte und in freier künstlerischer Schöpfung und Gestaltung in den Nebentheilen ausführen mochte und wirklich ausgeführt hat.1) Zur Symbolik der Grundform oder des Grundrisses der Kirche trat begreiflich auch die Zahlensymbolik in der innern und äussern Einrichtung und Ausstattung der Kirche, z. B. durch drei Altäre, – 5, 7 und 9 und mehr Kranzkapellen des Chores,2) – drei oder fünf Seitenschiffe, drei Querschiffe, – sechs d. h. zwölf, sieben J. h. vierzehn Pfeiler und Säulen, – zwei oder drei Thürme3) u. s. w., hinzu. Unter den Kirchenbauten aus der vorkarolingischen Zeit ist besonders der Dom zu Trier hervorzuheben, welcher um 550 von dem Bischof Nicetius mif grosser Pracht aufgeführt wurde und ein vollkommenes Quadrat von 120 Fuss Länge mit einem centralen Quadrate vom 52 Fuss lichter Weite bildete.4) In einer dem Quadrate sich annähernden Grundform sind noch die byzantinischen Kirchenbauten, besonders die berühmte Sophienkirche zu Constantinopel, die letztere erbauet durch den Kaiser Justinian von 530 – 537 durch die Baumeister Anthemios und Isidor,5) aufgeführt, wie. z. B. auch die Kirche S. Sergius und Bacchus zu Constantinopel.6) Ebenso hat die armenische Kirche zu Pitzounda einen quadratischen Grundriss;7) ferner bildet diejenige zu Vagharschabad ein längliches Rechteck, das jedoch die Quadratform nur wenig überschreitet, gleich den übrigen armenischen Kirchen.

Um nun noch einzelne Beispiele der Vierzahl, deren Hauptformen sich bei Diefenbach, Origines Europaeae, S. 397, Nr. 252, zusammengestellt finden, zu geben, sei angeführt.

I. Der mythische König Gylfi von Schweden schenkte [529] der jungfräulichen Göttin Gifjon zum Lohne für ihren schönen Gesang so viel Pflugland in seinem Lande, als vier Ochsen in einem Tage und in einer Nacht umpflügen könnten. Sie pflügte dann mit vier Riesenochsen, d. h. mit den brüllenden Wogen der See, die Insel Seeland ab und in Schweden entstand an der Stelle des ausgepflügten Landes der Mälarsee.1) Wenn man mit Haselgerten den Staub aus allen vier Ecken des Hauses zusammenfegt, in einen Sack thut und darauf schlägt, bewältigt man die Hexen.2) Wer ein vierblätteriges Kleeblatt findet, hat desselben Tages sich irgend eines Glückes zu erfreuen und vermag besonders auch Zauberei zu erkennen.3) Nach dem Vorbilde des von vier Rossen an den Himmel emporgetragenen Sonnengottes, des nach den vier Himmelsgegenden gleich herrschenden und wirkenden Himmelskönigs galt im Alterthume für die menschlichen religiösen und weltlichen Herrschaften der allgemeine, durch das ganze Mittelalter bis herab auf die Gegenwart höchst wirksame Grundsatz, dass auch ein jeder vollkommene menschliche Herrscher vier Unterherrscher oder Herrschaften unter sich haben müsse; darnach sollten also einem Kaiser vier Könige, einem König vier Unterkönige oder Herzoge, einem Oberfeldherrn vier Unterfeldherrn, einem Erzbischofe vier Bischöfe, einem Obergerichte vier Untergeriehte, einer Grossloge vier Johannislogen, einem Meister vom Stuhl wenigstens vier Maurer untergeben sein, wie eben deshalb auch Çiva vier Schüler, Buddha vier Klassen von Verehrern, lndra vier Pfauen als seine Symbolvögel, Osiris vier Begleiter oder Genien, Jesus vier erste Schüler oder Evangelisten, Mahomed vier erste Jünger u. s. w. hat. Daher stellte die mittelalterliche Heraldik die bestimmte Regel auf: „Neminem posse esse imperatorem, nisi quatuor reges sub se haberet; neminem regem, nisi quatuor duces etc.“4) Hiermit hängt auch zusammen,

[530]

dass die deutschen Churfürsten, weil ihnen königliche Vorrechte zustanden, ihre Mütze oder den Churhut mit vier goldenen, oben mit Perlen besetzten Bögen zierten, auf deren Mitte eine goldene Kugel mit dem Kreuze stand. Indem die übrigen Reichsfürsten die Churfürsten nachahmten, wurde der Churhut überhaupt zum Fürstenhute. In derselben Weise bestehen oft die Kronen aus vier Blättern, sind die Wappenschilde in vier Felder eingetheilt u. s. w.; namentlich hat jeder Ring oder Kranz der dreifachen päpstlichen Krone oder Tiare vier Blätter. Die alten Deutschen drückten die obige heraldische Regel dahin aus, dass sie zu einem Gefolge vier Personen verlangten. Nach der maurerischen Fassung dieser Regel gehören zu einer Loge fünf Personen, der Meister vom Stuhl, die beiden Aufseher und zwei Gesellen. Hierauf bezieht sich z. B. ein am Ruprechtsbaue des Schlosses zu Heidelberg befindliches sinnvolles maurerisches Symbol. Ein geöffneter Zirkel steht hier in eineni Kranze von fünf ein Fünfeck (eine Loge) bildenden, durch Laubwerk mit einander verschlungenen Rosen (Mysteriengenossen, Baubrüdern). Ausgeführt oder verwirklicht wurde dieser Grundsatz der Vierherrschaft oder Tetrarchie, indem man das Land, die Provinz, die Stadt, die Landgemeinde, das Dorf u. s. w. viertheilte oder durchkreuzte und jedem Viertheile (Quartiere) einen Gebieter oder Leiter, einen Tetrarchen oder Vierer unter einem gemeinsamen Oberleiter oder Oberführer, unter einem gemeinsamen Oberherrscher vorsetzte. Nach der Sage eroberten z. B. vier Pandioniden oder vier Söhne des Pandion Attika und theilten es in vier Theile, und Athen, die Hauptstadt aller vier Theile, hiess die Vierstadt, Tetrapolis.1) Rom wurde von Servius Tullius in vier Theile und wahrscheinlich in Verbindung damit das ganze römische Gebiet in 16 (4 X 4) Theile getheilt; mit dieser Eintheilung, die vielleicht schon vor Servius Tullius bestand, hängt zuverlässig auch zusammen, dass nach der ältern Gewohnheit immer vier Legionen auf einmal in das Feld gestellt wurden, indem man wahrscheinlich aus jedem Stadtviertel eine aushob. Helvetien [531] umfasste zu Caesars Zeiten vier grosse Gaue (de belle gall. I. 12). Das transalpinische Gallien wurde anfänglich von den Römern oder von August in vier Hauptprovinzen eingetheilt.1) Ganz an die Eintheilung, welche namentlich auch zu militärischen Zwecken schon Servius Tullius der Stadt Rom gegeben hatte, erinnert, dass z. B. die bischöfliche Stadt Basel schon seit dem J. 1388 in Viertheile geordnet und zu jedem Theile ein Hauptmann gesetzt war, „um dass jedermann wisse, wohin er gehöre, wenn gestürmt wird.“ Diese Quartiere, oder, wie sie genannt wurden, die vier Banner waren St. Peter und St. Johann mit dem Fischmarkt als Sammelplatz, St. Leonhard (beim Richtbrunnen), St. Alban und St. Ulrich (an den Schwellen beim Spital) und St. Martin (am Kornmarkt). Während eine Verordnung von 1392 diese Eintheilung für Feuersnoth und Kriegsgefahr festhielt, wurde sie nach einer spätern Verordnung v. J. 1410 blos für den Fall von Krieg aufrecht erhalten.2) – Nach den vier Himmelsgegenden war auch das altperuanische Reich der Incas viergetheilt,3) von Cuzco aus gerechnet; die vier Theile des Reiches wurden jedoch nicht nach den vier Weltgegenden, sondern nach den vier Provinzen und Volksstämmen benannt, welche in diesen Weltgegenden sich befanden. Die Schneekette der Antis oder Andes wurde darnach als eine Ostkette betrachtet.

Es ist vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprechend und nicht völlig erschöpfend, diese Eintheilungen an die vier Himmelsgegenden anzuknüpfen, wie es allerdings geschehen kann und nach den Benennungen von Ost und West, Nord und Süd auch wirklich geschieht und theilweise selbst geschehen muss. Die vier Himmelsgegenden nämlich möchten keineswegs der letzte und ursprünglichste Theilungsgrund sein, sondern können ebenfalls auf einen höhern Grund der Theilung zurückgeführt werden, – sind selbst erst durch die Theilung entstanden oder ein ab- [532]geleitetes Verhältniss. Es ist die einfachste und natürlichste Art, irgend ein Ganzes zu theilen, dass man dasselbe durch einen Kreuzschnitt in vier Theile theilt oder zerlegt, indem man es zunächst nur in zwei Theile scheidet und dann diese Zweitheilung beliebig fortsetzt, wenn die zuerst erhaltenen (zwei) Theile noch etwas zu gross gefunden werden, wodurch alsdann vier Theile entstehen. In solcher Weise erscheinen für die Theilungen die geometrisch fortschreitenden Zahlenreihen 2, 4, 8, 16, 32 u. s. w. als die natürlichen. Das häufige Vorkommen der Viertheilungen könnte dabei auch noch etwa davon hergeleitet werden, dass vier Theile sich ergeben, die vier Himmelsgegenden entstehen, sobald der Mensch das Land zu theilen, zu benennen begann und bei dieser Theilung oder Benennung von sich selbst als dem Theilenden und Benennenden ausging, wie dieses das einzig Natürliche und Begreifliche ist. Der also theilende und benennende Mensch erhält einen Theil vor und den andern hintern sich, den dritten und vierten aber auf seiner rechten und linken Seite. In solcher Gestalt mit vor- und rückwärts, rechts und links werden auch allgemein in alten und neuen Urkunden die Anstösse und Grenzen bei Grundstücken bezeichnet. Einen symbolischen Charakter nahm diese Theilung zugleich an, wenn die rechte Seite zur lichtbringenden, zur östlichen, zur glückverkündenden und die linke zur nächtlichen, zur westlichen, zur Todtenwohnung gemacht wurde, indem der Theilende seine Theilungsstellung gegen Norden einnahm.

Die im deutschen Rechte so ausserordentlich oft vorkommenden Vierer1) oder Viermänner sind vermuthlich daraus entstanden, dass ursprünglich jedes Dorf mit dem dazu gehörenden Lande in vier Theile nach den vier Weltgegenden zerfiel und jeder Theil einen besondern Vorsteher hatte. So wurde auch bis in die neuere Zeit der Kanton Neuenburg in vier Bügerschaften, eine jede mit einem Bürgermeister an der Spitze, eingetheilt, nämlich Landeron, Valendis, Neuen- [533] burg und Voudry. Die züricherische Notariatskanzlei Mönchhof besteht noch jetzt aus vier Wachten; eine andere Notariatskanzlei hat förmlich den Namen der vier Wachten. Im Peitingauer Ehehaft §. 20 wird geredet von ausserhalb der vier Wälde und im Bilfrigheimer Weisthume vom Reisen über die Wasser und über die vier Wälde; ebenso kommt die Redensart vor: Einen über das vierte Land minnen, – an allen vier Ecken und Enden. Matthias von Miechow aus dem Anfange des sechszehnten Jahrh. zählt vier Hauptvölker oder vier Hauptmundarten des litauischen Stammes auf: „Quatuor ergo gentes; Pruteni, Jaczwingi, Lithuani eum Samagitis, et Lotihali (i. e. Letgali, Letti nach Zeus S. 674) habent propria linguagia, valde in paucis consonantia et convenientia.“1) Bei den Mauern des Mittelalters wird die Triangulatur und Quadratur als der rechte Grund des Steinmetzen bezeichnet2) und die Vierzahl scheint von ihnen besonders mit den vier Gekrönten und mit dem Zirkel, Winkelmass, Masstab und der Wage in Verbindung gebracht worden zu sein. Die Meistertafel in Basel trägt auf jeder Seite einen der vier Gekrönten und darunter nachfolgende vier Unterschriften:


Cirkels Kunst und Gerechtigkeit
Den, on Gott niemand usleit.


Das Winkelmes hat Kunst genug
Wenn man es brucht an Ortes Fug.


Der Massstab hat Kunst manigfalt
Wirt auch gebrucht von jung und alt.


Die Wog ist gar hoch zu loben
Sie zeigt an den rechten Kloben.

An der Steinmetzlade zu Hamburg (die nach dem Todedes letzten Steinmetzen Witgreff mit dem Bruderbuche u. s. w. an die Hütte zu Wien überging) fanden sich 1841 noch dieselben Sprüche in folgender Ordnung und Fassung, welche offenbar neuer ist:

[534]

Das Winkelmass hat Kunst genueg
Wenn man es allzeit braucht mit Fueg.


Die Schrootwag zeigt an den rechten Globen
Darum ist es hoch zu loben.


Die Gerechtigkeit und des Cirkels Kunst
Die beide zu ergründen ist umsunst.


Der Massstab ist kunstreich und fein
Und wird gebraucht gross und klein.

Die vier Grossen oder Vornehmen der salischen Franken (proceres ipsius gentis), Wisogast, Bodogast, Salegast und Widogast, haben die lex Salica verfasst1) und vier Logen verbanden sich, um im J. 1717 die englische Grossloge zu gründen, wie auch später die belgische Grossloge von vier Logen gegründet wurde. Wer als Knappe in den schottischen Templerorden aufgenommen zu worden wünscht, hat seinen Adel bis in das vierte Glied nachzuweisen; Nullus ad novitiam armigerorum accedit, nisi genere in quarto gradu sit nobilis;“2) nur der Grossmeister kann diesen Nachweis erlassen. Das in der maurerischen Symbolik, nebeneinander gebräuchliche Viereck, gleichviel ob ein Quadrat oder ein [Parallelogramm], und das Kreuz haben wenigstens ursprünglich dieselbe Bedeutung, indem die vier Seiten des Vierecks und die vier Arme des Kreuzes ganz zusammenfallen und gleichmässig das Ganze, das Allgemeine, die Welt, das Unendliche bezeichnen; erst, nachdem das Kreuz eine besondere christliche Bedeutung erhalten hatte, konnte es dem Vierecke entgegengesetzt oder auch über das Viereck gestellt werden, um eine christliche Loge, die Christenheit, die christliche Maurerei anzudeuten. Die über der Brust gekreuzten Arme, welche schon sehr häufig bei den ägyptischen Götterfiguren gefunden werden, z. B. bei den Steinfiguren (nach Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 81, Osirisfiguren) im Memno- [535] nium Ramses II. zu Theben, – in dem grossen Tempel von Medinet Habu bei Theben (Braun, I. S. 89), – in dem Höhlentempel aus der Zeit des Rhamses-Sesostris zu Gerf Hussein in Nubien (Braun, I. S. 108); – in dem Tempel zu Abu Simbel in Nubien (Braun, I. S. 111; Ampère im Morgenblatt für 1849, S. 132 a), sollen nur die vollkommene Unterwerfung und Ergebung in den Willen Gottes ausdrücken, wie es bei vielen Völkern, z. B. Russlands, noch heute das Zeichen der Unterthänigkeit und des Gehorsams gegen den weltlichen Fürsten ist. Bei den Christen ist das Kreuzen der Arme in demselben Sinne zum Zeichen der Demüthigung vor dem christlichen Gotte, vor Christus geworden. Mit dem Kreuzen der Arme vor dem weltlichen Fürsten verwandt ist die Sitte, vor ihm die Schultern zu entblössen, welche z. B. G. Forster auf O-Tahiti traf.1) – Den vierräderigen Wagen (bigae, gall. Petorritum, in welchem letztern Worte jedenfalls die Vierzahl versteckt ist) als gallisches Produkt mit gallischem Namen scheinen die Römer frühe von den cisalpinischen Galliern angenommen zu haben. Ob in dem Worte Petorritum ritum Rad bedeute, ist zweifelhaft; der vielleicht erst aus lat. rota entlehnte neukeltische Name des Rades lautet kymr. rhod, brit. rôd f, korn. roz, gadh. roth, selten roith m.2) – Nach dem Renart 11, 238 lagert der Löwe im tiefen Thal zwischen vier spitzen Felsen. Auf einer Münze des Mainzer Erzbischofs Conrad, welche im Jahr 1846 in dem Dorfe Limbach bei Homburg in Rheinbaiern aufgefunden wurde, ist das Wappenschild in vier gleiche Felder abgetheilt, deren jedes einen springenden Löwen zeigt.3) Bei dieser Gelegenheit mag noch die Bemerkung einfliessen, dass auf rheinischen mittelalterlichen Münzen nicht selten Johannes der Täufer mit der Umschrift: S. Joannes B., gefunden wird. 4) – Nach Aul. Gellius, Noct. Attic.IX. cap. 4, hatten die Sauromaten immer den vierten Tag einen Fasttag (cibum capere semper diebus [536] tertiis, medio abstinere); die Sarmaten, Sauramaten waren ein arischer, ein den Deutschen und den Kelten verwandter, Volksstamm. 1) – Noch im Jahr 1551 wurden auf dem Stephansthurm zu Wien vier Hirschhörner als Schmuck und als vermuthliches Symbol der vier Zeiten des Jahres angebracht, indem der Hirsch bei den Alten und in vielen deutschen Sagen, namentlich in der Genovefasage,2) als ein Bild der Zeit und besonders der im Winter unzerstörbaren Naturkraft, Jahreskraft, neben der ägyptischen zwölftheiligen Paline erscheint, wie noch neuerlich Menzel in Nr. 22 des Literaturblattes für 1861 gegen Zacher, der den Hirsch gleich der Ziege Amaltheia des Zeus und der Wölfin des Romulus und Remus als die nährende Gewitterwolke deuten wollte, ausgeführt hat. – Die sogenannten Säulthürme (Round-Towers, irisch fiadh Nemeadh) Irlands, etwas pyramidalisch und rund aufgeführt in der Höhe von 100 – 120 Fuss aus grossen Feld- und Quadersteinen, welche als uralte Licht- oder Feuersäulen angesehen werden, haben in der Nähe der Spitze gewöhnlich vier enge kleine Fensterlöcher, die genau nach den vier Himmelsgegenden gewendet sind.3) Beim ersten Anblicke erinnern diese Säulenthürme Irlands an die Minarets der Mohamedaner, finden sich jedoch auch ähnlich in Persien, namentlich in der Provinz Masanderan, und in Indien. Es ist wahrscheinlich, dass diese irischen Rundthürme Feuertempel, Pyreas, gewesen, zu deren vier Fenster vier Flammen herausloderten. Gewöhnlich liegen um solche Rundthürme sieben christliche Kirchen, welche von Griechenland aus nach der Vermuthung Einiger gestiftet worden sein und eine Anspielung auf jene berühmten ökumenischen Kathedralen des Orients, der Offenbarung Jo- [537] hannis enthalten sollen. Dagegen geben fünf Söhne Delas Irland die bleibende Eintheilung in fünf Gebiete mit dem alle fünf Theile berührenden Nabelsteine.1) Die vorberührten irischen Säulthürme, von Müller Obelisken, [...] [...], d. i. Pfeil, Spiess, Säule, aber auch Strahl, namentlich Sonnenstrahl) genannt, finden sich in geringerer Anzahl auch in Schottland, woraus Müller (S. 200) ableiten will, dass Diejenigen, welche sie errichtet, den Steinbau erst in Schottland begonnen und sodann in Irland fortgesetzt haben. Wohnten sie zuerst in England, dann, neuen Völkerzügen weichend, in Schottland, endlich,auch von hier vertrieben, in Irland: so entspricht die Annahme den drei Stufen in der Baukunst, des alleinigen Holzbaues, des beginnenden und dann des vorherrschenden Steinbaues. – Nach dem englischen Rechte gilt ein Kind als in der Ehe erzeugt, wenn es innerhalb zwölf Monate nach der Entfernung des Mannes von Hause geboren wird, vorausgesetzt, dass der Ehemann innerhalb der vier Meere geblieben ist, d. h. sich nicht von dem englischen Festlande entfernt hat.2)

II. Das Fest des delischen Apollo wurde von den ursprünglichen zwölf ionischen Städten alle vier Jahre zu Delos gefeiert,3) und zwar im Beginn des Frühlings, wenn die Nachtigall in den Bergen schlug. Zeus, hatte zu Tegea ein viereckiges Bild4) und Pausanias nennt sechs Götter der Art in einem Peribolos zu Mantinea. Bei den Griechen in Lakonien war Apollo mit vier Händen und vier Ohren dargestellt.5) Dem Helios soll zu Rhodos alljährlich ein Viergespann in das Meer gestürzt worden sein, ebenso in Illiricum jedes neunte Jahr dem Poseidon Hippios.6) Vermuthlich hatte es die gleiche symbolische Beziehung, dass bei den Wettläufen zu Ehren des olympischen Zeus zu Olympia jedes Mal vier Läufer miteinander wett- [538] liefen.1) Die Rosswettkämpfe bei den alle fünf Jahre gefeierten olympischen Spielen geschahen nach ihrer ersten Einführung in der 25. Olympiade mit einem Viergespann und die Rennwagen, wenn sie mit ausgewachsenen Pferden bespannt waren, mussten den Lauf um das am Ende des Rennplatzes oder Hippodromes stehende Ziel bis wieder zum Anfange zwölf Mal zurücklegen. Die Olympioniken oder die Sieger in den olympischen Spielen hielten bei ihrer Heimkunft auf einem Viergespann weisser Rosse in pürpurnem Prachtkleide den Einzug in ihre Vaterstadt. Den Darstellungen auf panatheneischen Preisvasen zufolge mussten beim Wettlaufe die Wettkämpfenden zuerst in Abtheilungen ( [...]) von je vier kämpfen und nur Diejenigen, welche in diesem Vierkampfe gesiegt hatten, durften am letzten allgemeinen Weitlaufe Theil nehmen.2) Nach der griechischen Mythe hatte der Titane Japetos vier Söhne, den Atlas, den Menötios, Epimetheus und Prometheus,3) durch welche vier Söhne des Stammvaters des Menschengeschlechts zugleich die vier Hauptcharaktere der Menschen ausgedrückt sind. Atlas heisst der hartmuthige ( [...]), der standhafte menschliche Dulder, welcher ohne Wehklage seine Last und seine Leiden trägt; Menötios ist der überstolze, [...], wie die Achäer einmal in der Ilias betitelt werden. Nach Welker gehen Atlas und Menötios das Gemüth oder [...] an, wogegen Epimetheus und Prometheus den Verstand oder [...]. Atlas drückt aus [...], welchem die Mören [...] [...] nach II. 24, 49 gaben, Ertragen, Ausdauer, Ausharren, Aushalten, Strebsamkeit und Geduld, wodurch besonders ausgezeichnet Herakles und Odysseus waren. Insofern auch der Maurer das ihm vom Schicksal Bestimmte und Auferlegte standhaft tragen soll, mochte Anderson den Atlas seinem Constitutionenbuche zum Titelkupfer und maurerischen Vorbilde geben. Vergl. auch A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, I. S. 176 ff., und Wetter, der Mythus vom Atlas und seine neueren Deutungen, Mainz [539] 1858. Wie Wetter selbst den Namen des Japetos für semitisch und den Griechen aus Asien oder Kleinasien überbracht betrachtet, sieht er auch den Namen des Atlas für phönicisch an und glaubt mit allem Rechte, dass der Berg Atlas, das atlandische Meer u. s. w. ihren Namen von den Phöniciern als den ältesten Seefahrern und Geographen und durchaus nicht von den spätern Griechen erhalten haben, da diese in der Beziehung nur die Schüler und Nachfolger der Phönicier sind, welche zugleich zahlreich sich unter ihnen niedergelassen hatten, wie nach Herodot I. 170 selbst der Philosoph Thales phönicischer Abkunft war. Die griechische Atlassage ist nur die griechische dichterische Gestaltung der phönicischen Nachrichten über den in die Wolken ragenden wirklichen Berg Atlas im äussersten Westen von Nordafrika, welcher gleich einer Säule den Himmel zu stützen und zu tragen schien. Das Bild und Symbol der Säule und der Säulen ist wesentlich ein phönicisches, ein asiatisches. Das Wort Atlas bedeutet im Semitischen nach Wetter, S. 33, altus, excelsus, eminens, ascendens, locus editus, specula (Warte, Sternwarte), speculatio, speculator, observatorium, horoscopus, siderum inspectio, intuitio, consideratio, scientia, cognitio, intellectus, perspectio arcanorum, ortus (siderum, solis, lunae) ete. 1) Nach den durch Humboldt mitgetheilten Vermuthungen von Ideler, Vater, wären der phönicische Atlas der Pic von Teneriffa auf den canarischen Inseln und diese canarischen Inseln selbst die Inseln der Glückseligen, die elysäischen Gefilde des Homer und Hesiod. Humboldt bemerkt diesen Vermuthungen entgegen, dass nach Plinius und Solin der Atlas aus der Sandwüste (e medio arenarum) hervorsteigt und Elephanten, die Teneriffa gewiss nie kannte, an seinem Abhange weiden. In der an die Mythe von den Japetiden sich anknüpfenden Mythe von Prometheus und von der Pandora erblickt Welker, I. S. 761, nur eine Umgestaltung der mosaischen Sage von dem Sündenfalle und von der Eva; übrigens soll die Prometheussage auch noch dermalen sich bei einigen iranischen Stämmen am Kaukasus finden, wie dieselbe nach Bunsen, Aegyptens [540] Stelle, V. S. 264, auch den turanischen Stämmen an anzugehören scheint. Nach der Sage der Osseten soll zur Strafe eines versuchten Diebstahls in dem mit ewigem Schnee bedeckten Berge Brutsum-Veli in einer Höhle ein Mann in Ketten liegen, mit einem an einem Silberfaden über seinem Haupte aufgehängten Schwert; ein Vogel besucht ihn, der an seinen Eingeweiden nagt. Dem gefesselten Prometheus wächst alle drei Tage die Leber neu, um dann von dem Adler des Zeus abgefressen zu werden.1) Das Schwert an einem Silberfaden in der Höhle erinnert an die ähnlichen deutschen Sagen, in welchen die Höhle durch einen an einem Faden hängenden Felsblock verschlossen wird, was oben in der Abhandlung von der Fessel berührt worden ist. Aeschylos hatte nach der Vermuthung von Welker von der kaukasischen Sage Kenntniss, indem er die Strafe des Prometheus an den Kaukasus, von dem er ein im Allgemeinen treffendes Bild zeichnet, versetzte. – Für das Standbild der Here zu Olympia hatte eine Corporation von 16 oder 4 Mal 4 Matronen die Aufgabe, den Peplos zu weben. Das Standbild der Artemis zu Ephesus, deren Namen Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 105, von dem persischen artim, d. i. gross, nach Herodot VI, 98 ableiten will, trug neben der Mauerkrone und einem Kranze auf dem Haupte einen Schleier mit vier Hirschköpfen, zufolge Rinck vielleicht mit Beziehung auf die vier Wandlungen des Mondes. Vor jedem Pfeiler des Thrones des olympischen Zeus von Phidias tanzten vier Siegesgöttinnen.2) An dem zu Ehren der Athene gefeierten Feste der Arrhephoria trugen vier Mädchen in weissen Kleidern und goldenen Zierrathen vom siebenten bis zum eilften Jahre in Kisten die Geheimnisse der Göttin in Procession umher. 3) Das Fest der Hera zu Olympia wurde zugleich alle vier Jahre gefeiert.4)

Plato im Cratyl. und Kallimachus legen dem Apollo vier Hauptgaben bei, Musike, Mantike, Jatrike und [541] Toxike, oder die Musik mit der Poesie, die Wahrsagung, die Ileilkunst und die Bogenkunst.1) Sonst kommt bei den Griechen noch vor: [...], aus vier Büchern besßtehend, Titel einer Schrift des Ptolemäos; [...], ein Stück von vier Aeckern, ein Mass Landes, das man in einem Tage umpflügen kann; [...], in einer Tetrarchie, unter einem Vierfürsten leben; [...] [...], junge Leute, die am vierten Tage des Monats zu sammenkamen und schmausten, – Menschen, die mit grossen Mühen zu kämpfen haben, wie Herakles, der am vierten Tage eines Monats geboren sein sollte; [...], ein Siegeslied mit wohl viereckigem Tanze, dem Herakles geweiht; [...] vier zusammengehörende Dörfer; [...], ein Vierdrachmenstück, wie man früher in der Schweiz Vierbatzenstücke hatte; [...], die regelmässige dreiseitige Pyramide, das verkörperte Dreieck;2) [...], ein Zeitraum von vier Jahren; [...], mit vier Thüren; mit vier Hörnern; [...], vierköpfig; r [...], mit vier Säulen; [...], vier dramatische Stücke, drei Tragödien und ein Satyrstück, womit ein tragischer Dichter sich in den Wettkampf einliess; [...], Kreuzweg, Vierweg u. s. w. Der Kreuzweg, quadrivium, wird auch bei den Römern und Germanen beachtet; bei den Germanen werden auf dem quadrivium verschiedene Rechtsfeierlichkeiten vorgenommen,3) z. B. die Manumission nach der lex Rothar. c. 225, indem sie dem Sklaven die Freiheit ertheilte, auf den vier Wegen zu gehen, wohin er wollte; noch bedeutungsvoller aber erscheint der Kreuzweg in den germanischen Geister- und Hexensagen. Damit mag es zusammenhängen, dass bei den Germanen, Griechen und Römern der Kreuz- oder Weissdorn Zauber und Spuck abwehrt.4) In Samos opferten nach dem pseudoherodotischen Leben Homers die Weiber der Kurotrophos (Hekate Eileithyia) auf den [542]Dreiwegen.1) Am Abende jedes Dreissigsten, der in Athen dem Verstorbenen gefeiert wurde, trug man der Hekate an die Dreiwege ein Mahl hinaus, – der Hkate und den abwehrenden Dämonen, sagt Plutarch. Diese Hekatemahle, welche aus gekneteten, vermuthlich symbolisch gestalteten Broden ( [...] von [...], kneten) bestanden, galten als ein symbolisches Reinigungsmittel oder Katharma. Auch ein Hund wurde nach Aristophanes auf den Dreiweg geschickt (oder drei junge Hunde, wie anderwärts gesagt wird) und diente nach Plutarch zur Abwendung und Reinigung.2) In den Wurzelgräbern des Sophokles sucht Medea, das Urbild der Zauberinnen, die heiligen Dreiwege auf und schneidet Zauberwurzeln, bekränzt mit Eichen und vielem Geringel von grimmen Schlangen, wie Hekate selbst. – In Attika bestand bis auf Solon die Grundlage des Staatsorganismus in vier Volksstämmen; durch die solonische Verfassung wurde das ganze Volk nach dem Vermögen in vier Klassen getheilt. 3) – Das Rad des homerischen Streitwagens hat acht, der Streitwagen der spätern Wettkämpfe und Vasenbilder vier Speichen ( [...], daher [...]).4) Dem Hermes als dem Gotte der Verstandesentwickelung war die Vier- und das Viereck geheiligt. Die Vier hatte vor andern Zahlen den Vorzug, dass sie, mit der Sieben, des zeitmessenden Helios verbunden, die vier Wochen des Mondmonats bestimmte. Die Tage waren von Zeus, heilige Tage aber zuerst der erste, vierte und siebente, wie Hesiod in den Tagwerken 767 lehrt, und der vierte gut, wichtige Dinge anzufangen, als ein Weib in das Haus einzuführen, ein Schiff zu bauen, ein Fass zu öffnen. In Athen war der vierte Tag dem Hermes geweiht, an dem er einen Kuchen erhielt und auf welchen sein Geburtsfest fiel, wie dasjenige des Apollo auf den siebenten. Er hatte das alte [543] peloponnesisehe Tetrachord erfunden, das [...] den [...]; bei vier Farben und den vier Mal vier Buchstaben dachte man vermuthlich auch an ihn und man nannte den Würfel Hermes und den Hermes [...], und sagte, Hermes sei im Stein. Die pythagoreische Symbolik gab dem Hermes als dem wahrhaften [...] das Quadrat. Es ist daher wohl keinem Zweifel unterworfen, dass mit Bezug auf seine heilige Vier dem Hermes die ursprünglich ihm ausschliesslich angehörende viereckige Säule geweiht worden ist, von der gewiss die Heiligung der Vierzahl nicht ausgegangen. Viereckt kam auch im figürlichen Gebrauch für das in seiner Art Vollkommene, nicht blos für das Geregelte, Gesetzmässige auf. Dass in Pharae um einen Hermes in Hermengestalt auf dem Markt 30 Steine umherstanden, hatte vermuthlich auch auf den Zähler oder Rechner Hermes Bezug,1) – die 30 Steine sind das Symbol des zum Sonnenmonate erweiterten ursprünglichen vierwöchentlichen Mondsmonates. In dem maurerischen Gesellengrade ist der Cubus mit dem Fünfecke und dem blos zuhörend zu beobachtenden Stillschweigen wohl ohne allen Zweifel den pythagoreischen Gebräuchen, dem griechischen Hermesdienst entlehnt und die maurerischen Gesellen sind rein die pythagoreischen Akustiker, die schweigsamen Hörer. Daher wird in dem Statutenbuche der Loge von Essingen, von dem ältern Lehrlinge auf die Frage, was seine Verrichtung sei, geantwortet: Unterricht zu hören und zu empfangen,2) welche Antwort aus dem Lehrlingsfragstücke bei Prichard entlehnt ist.3) Die erzürnt aus dem Olymp hinweggegangene Demeter zeigt zu Eleusis vier Vorstehern und Gerichtsherrn der Gemeinde ihre Mysterien; die vier sind Triptolemos, der rossepeitschende Diokles, die Gewalt des Eumolpos (Gutsängers) und des Keleos, Anführer der Völker.4) Von diesen eleusinischen Geheimnissen wird in dem homerischen Hymnus gesagt:

[544]

Selig wer diese geschaut hat der Menschenkinder auf Erden:
Wer ungeweiht und des Heil’gen untheilhaft, nimmer wird gleiches Loos
der haben, nachdem er verschied, im schaurigen Dunkel.

Aeschylos betet in den Fröschen des Aristophanes:

Demeter, die du auferzogest meinen Geist,
Gib, dass ich würdig deiner heiligen Weihen sei.

Sophokles sagte:

Wie dreimal selig die
Der Menschen die, nachdem sie diese Weih’n geschaut,
Zum Hades gehn; denn diesen allein ist verlieh’n
Zu leben und den Andern nichts als Elend dort.

Im Philoktet sagt der zu Eleusis eingeweihte Herakles, die Frömmigkeit stirbt nicht mit den Menschen, d. h. begleitet sie in das jenseitige Leben, ihre Werke folgen den Frommen nach. – Auch mag hier beigefügt werden, dass sieben mächtige Platanen in einer weiten Ebene bei Bujukdere unweit Constantinopel, worunter Gottfried von Bouillon gerastet haben soll, in runder Zahl die „40 Bäume“ oder auch die „sieben Brüder“ genannt werden. Die Zahl der Cedern des Cedernwäldchens auf dem Libanon wird gewöhnlich zu 365 angegeben.1) Goethe, sämmtliche Werke (Stuttgart und Tübingen 1840), IV. S. 282, glaubt die symbolische Vierzigzahl bei den Juden dem Beschauen, Erwarten, vorzüglich aber der Absonderung gewidmet. Die Sintfluth, welche Noah und die Seinen von aller übrigen Welt absondern sollte, nimmt 40 Tage zu; nachdem die Gewässer genugsam gestanden, verlaufen sie während 40 Tagen und so lange noch hält Noah den Schalter der Arche verschlossen. Gleiche Zeit verweilt Moses zweimal auf dem Sinai, abgesondert vom Volke; die Kundschafter bleiben eben so lange in Canaan, und so so denn auch das ganze Volk durch so viel mühselige Jahre abgesondert von allen Völkern, gleichen Zeitraum bestätigt und geheiligt haben. Ja in das neue Testament geht die Bedeutung dieser Zahl in ihrem vollen Werth hinüber; Christus bleibt 40 Tage in der Wüste, um den Versucher [545] abzuwarten. Die Vierzigzahl ist jedenfalls nur die durch die Zehnzahl verstärkte Vierzahl (4 x 10), wie schon daran zu ersehen, dass der triumphirende Cäsar auf seinein vierspännigen Triumphwagen des Abends von 40 Elephanten mit grossen Armleuchtern den Zug nach dem Capitole rechts und links begleiten liess.1) Die vier Strassen, welche das alte England durchschnitten, Ermingestrete, Ikenildstrete, Watlingstrete und Fosse, sind als vier Kreuzwege zu denken, so wie es auch hierauf zu beziehen ist, wenn z. B. das Obernbreiter Weisthum von dem Vogte auf den vier Strassen spricht. Die vier Fallthore oder Feldthore, welche nach dem Lengfurter Weisthum geschlossen werden sollen, müssen nach den vier Himmelsgegenden oder im Kreuze liegen; von den quatuor anguli terrae der lex Salica und Bajuv. gilt dasselbe. In der Offnung der Probstei Wagenhausen im Thurgau (Zürcher Stadtbibl. Msc. L. Nr. 16, S. 105, wornach Grimm, Weisthümer, I. S. 290 zu berichtigen ist) heisst es: „Stirbt aber eine Frauw vnd hat ain vnberathen tachter, die die vier wend ansieht, so gibt sy kainen vahl.“ Die Offnung von Rorschach vom J. 1469 (Grimm, Weisthümer, I. S. 233) nimmt vier Capitalverbrechen an. Ebenso verhält es sich mit der Bestimmung des rügischen Rechtes, dass wer in Rügen eines Edelmanns Tochter Gewalt anthue, geviertheilt und an die vier Orte des Landes ein Theil auf einen Baum, 18’ hoch über die Erde, aufgehängt werden solle. Die vier Bänke des Gerichtes, 4 Steine, 4 Eichen u. s. w. sind gleichmässig zu stellen. Die vier Himmelsgegenden berühren sich übrigens mit den vier Jahreszeiten und so kommen z. B. vier Gerichte, vierteljährliche Gerichte und andere Versammlungen vor. Das englische Schwurgericht versammelt sich regelmässig alle Vierteljahre und ebenso die ihm nachäffenden französischen und deutschen Schwurgerichte. Eben dahin gehören die Quartalversammlungen, das Quartal der deutschen Innungen und Handwerkszünfte.2) Die Strassburger Haupthütte hatte jährlich Hauptversammlungen an den vier Fron- [546] fasten (Frauenfasten). Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 92, erklärt die das ganze Mittelalter durchziehende Vorstellung des Kampfes des siegreichen Kreuzes gegen den auch schon in der Apocalypse erwähnten Drachen als entsprungen dem Bilde von dem mit dem Gewitterdrachen kämpfenden Blitze. Das Kreuzeszeichen, welches segnet, – welches Hexen und Teufel vertreibt, daher in der ersten Mainacht an die Thürpfosten gezeichnet und auch an den Wiegen neugeborner Kinder, so lange die Taufe nichl erfolgt ist, nicht gespart wird, ist zufolge Schwartz, S. 219, Anm. 2, das alte Hammerzeichen Thôrr’s, beziehungsweise das Symbol des Blitzes. – Bei Lenau heiss es von der Verkündigung des von dem Papste über Savonarola verhängten Bannspruches:

Vier Fackeln werden angezündet
Und ausgelöscht mit einem Fluch.

Vier Fackeln haben sie gezündet
Und ausgelöscht mit einem Fluch,
Und haben so der Welt verkündet
Des Kirchenbau’s Zusammenbruch.

Sie zeigten, ihre eignen Richter,
Dass frevelnd in der Welt des Herrn
Sie löschen möchten, wie die Lichter,
Die vier Evangelisten gern.

Der zu Goslar unter dem Namen des Krodo-Altars aufbewahrte und dahin von der Sachsenburg gebrachte Kasten, welchen Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde, S. 323, wegen des auf seiner Platte befindlichen Kreuzes für einen dem Dienste des Thôrr gewidmeten Räucheraltar hält, wird von vier ehernen knieenden Figuren, deren nähere Beschreibung Klemm, S. 352, mit einer Abbildung auf Taf. XVIII. Fig. 3 gibt, getragen. Es sind knieende bärtige Figuren, welche die beiden Hände nach oben erheben und auf dem Kopfe anscheinend eine enganliegende Bedeckung tragen; auf Kopf und Händen muss der Altar ruhen. Klemm hält den Kopf für unbedeckt und die Figuren für persepolitanische oder orientalische, die auf unbekannte Weise nach Deutschland gekommen seien. Hochhuth, Erinnerungen an die Vor- [547] zeit und Gegenwart der Stadt Eschwege (Eschenwege, Wege durch Eschen), Leipzig 1826, S. 2, erklärt den Krodo für einen Zeitgott und es würden unter dieser Voraussetzung die vier Figuren die vier Jahreszeiten, das viergetheilte Jahr andeuten. Der Taufkessel im Dome zu Bremen wird von vier auf Löwen reitenden Männern getragen, die in der Bekleidung und Gesichtsbildung sehr an die Träger des Krodo-Altars erinnern. An den vier Füssen des Thrones des olympischen Zeus von Phidias waren vier tanzende Siegesgöttinnen angebracht und zwei andere rechts und links am Fussschemmel neben zwei Löwen.1) – In dem fünften französischen Grade des Maitre Parfait sind in den vier Ecken der Loge je vier Säulen und vier Lichter angebracht, welche erleuchtete 16 Säulen die zwölf Monate des Jahres und die vier Zeiten desselben bezeichnen sollen. Auch macht der Aufzunehmende vier Reisen mit Eindeutung auf die vier Theile oder Quadranten der Sonnenbahn.2)

III. Der römische Janus, nach Varro der Alles überschauende Himmels- und Lichtgott, war zu Falerii in Etrurien mit vier Gesichtern abgebildet und vierköpfige Bilder des Janus auf Schwibbögen und Durchgängen erscheinen häufig.3) Aehnlich gehört bei den Römern zum kapitolinischen Jupiter wesentlich ein Viergespann (quadriga); nach dem Vorbilde der quadriga Jovis wurde auch der Triumphwagen seit Camillus gewöhnlich von vier weissen Rossen gezogen.4) Es soll Manasse ein Bild des Jupiter mit gleichfalls vier Gesichtern im Tempel zu Jertisalem aufgestellt haben.5) Auch der griechische Todtengott Hades fährt auf einem schwarzen6) Zwei- oder Viergespann und wird daher [...], der rosse-berühmte genannt; in ähnlichem Sinne war dem Osiris zu Memphis ein weisses Viergespann geweiht. Paulus [548] Aemilius opferte bei seinem Triumphe dem capitolinischen Jupiter eine Hecatombe von 120 weissen, festlich geschmückten Stieren, was wohl nicht ohne Nachahmung blieb. Ein weisses Ross, welches noch keinen Zügel getragen, wurde bei den Griechen und Massageten der Sonne geopfert.1) Den Dioskuren, welche bei den Griechen sehr häufig auf weissen Rossen dargestellt worden, wurden von den Schiffern weisse Lämmer geopfert. Ein schimmernd weisser Stier ist auf Kreta das Symbol des Zeus Asterios, d. h. des Herrn des gestirnten Himmels und der Sonne, so wie eine schimmernd weisse Kuli das Bild der Pasiphoe, der Mondgöttin.2) Einen weissen Stier lässt Pindar von Bellerophon dem Pferdebändiger Poseidon opfern, jedoch werden ihm auch schwarze Stiere geopfert oder in das Wasser versenkt. 3) Der zu Heliopolis oder On unter dem Namen Mnevis als Symbol der Sonne verehrte Stier war weiss und gelb und eine Nachbildung desselben war das goldene Kalb, welches die Israeliten in der Wüste anbeteten. Selênê fährt nach Ovid mit zwei weissen Stieren, nach Andern mit zwei weissen Pferden. Nach der Volkssage in Schwaben ist der wilde Jäger Berchtold (Odhin) weiss gekleidet, auf weissem Rosse und mit weissen Hunden am Stricke geführt. Dem weissen Odhin steht der schwarze Teufel auf schwarzem Rosse entgegen,4) dem auch ein schwarzes Schaf oder Huhn, ein schwarzer Geisbock u. s. w. geopfert werden, wie den Lichtgöttern weisse Thiere. Dieselbe Beziehung zur Unterwelt haben die weissen Schwäne und die Schwanhemde, welche die Valkyren, die Elfen, die verwunschenen Jungfrauen und selbst die christliche Maria in den Sagen tragen und anlegen.5) Auch der heilige Georg, der christliche, aus Syrien stammende Drachenkämpfer reitet auf einem weissen Pferde, ist der candidi equi miles.6) Der indische Kuwera, der Gott der [549] unterirdischen Schätze und des Reichthums, fährt auf einem mit vier weissen Pferden bespannten Wagen oder reitet auf einem weissen Pferde; der Mondsgott Schandra auf einem Wagen mit zwei weissen Rossen. In Griechenland war bei Männern und Frauen bei den mantelartigen Kleidern, bei den Ueberwürfen oder Epiblemata die weisse Farbe die vorherrschende; die frühern Archeologen hatten sogar die Behauptung aufgestellt, dass in Griechenland die weisse Farbe die allgemein übliche gewesen sei, buntfarbige Gewänder dagegen als ein Zeichen leichtfertiger Sitten gegolten haben.1) In der deutschen Mythologie wird der Gegensatz von Licht und Finsterniss, der zarathustrische oder uralte indogermanische Gegensatz von Licht und Finsterniss durch die dem Niördr und Odhin vermählte Skadi, d. i. die theils weisse und theils schwarze Elster, die Tochter der Nacht, ausgedrückt, welche sich als die Nacht und der Winter mit dem Lichtgotte verbindet, aber im ewigen Wechsel sich wieder von ihm trennt und die einstens ganz weiss, wie Ahriman, werden muss. Die weisse und schwarze Elster (pica) ist das Sinnbild der gegenwärtigen, vom Gegensatze getragenen Weltperiode und wird dereinstens die Elster ganz weiss, so ist das Böse und das Nächtliche, die Schlange des Ahriman und der Eva, in der Welt überwunden und es beginnt eine neue Zeitperiode ohne die Wiederkehr der Nacht im ewig ungestörten Lichte; dann hat Skadi dem von ihr allein gewünschten Baldur, dem Gott des ewigen Lichtes sich vermählt, – sie ist eingegangen in den ewigen Osten.2) – Das Stirnzeichen Oder tilaka der Çrivaishnava, der durch Râmânuga im Anfange des zwölften Jahrhunderts im südlichen Indien oder im Dekhan gestifteten Religionssekte, durch welches bekanntlich sich die Religionssekten von einander unterscheiden, besteht in zwei senkrechten weissen Linien, die von dem Haare nach jedem Auge gezogen sind; durch eine wagrechte Linie werden sie über der Nase verbunden; in der Mitte be- [550] findet sich ein rother Strich.1) – Der Phratrie der Eteo-Butaden in Athen stand der Vorrang zu, an dem Feste der Skirophorien ( [...]) den weissen Sonnenschirm ( [...], umbella, das deutsche Schirm) zu tragen, welcher, sagt Ritter, Vorhalle S. 403, als Zeichen galt, dass es nun wieder Zeit sei, Häuser zu bauen, gewiss aber ein Symbol des Sonnendienstes, der die Sonnenschirme nöthig machenden Sonne war,2) wie denn auch Ritter selbst darin einen Rest altasiatischen Sonnen-Kultus aufbewahrt findet. Die Skira wurden nach Preller, griech. Mythol., I. S. 137, der Athena Ergane, der Spinnerin und Weberin Bertha der deutschen Mythologie, in den letzten Tagen des Saatmonats Pyanepsion, d. h. in der Herbstzeit (nach Rinck am 12ten des Monats Skirophorion oder am 9. Juni) gefeiert und der Sonnenschirm war wohl das Symbol, dass die Sonne, hier die Athena als Erd- und Erntegöttin, als Demeter gefasst, die Saat beschützen und gedeihen lassen möge. Hiermit stimmt zusammen, dass man an diesem Feste das Gewebe am Peplos der Athena, dem Symbole der Saat selbst, begann und dass dieser Peplos an den Panathenäen, d. h. im Monate der Ernte dargebracht wurde. – Das Mithrasdenkmal von Heddernheim stellt das Leben der Menschheit und des geweihten Menschen auf einem Bande über dem Hauptbilde in vier Stadien oder Perioden mit drei Lebensbäumen dazwischen dar. Zuerst erscheint der halbentwickelte Mensch, wie in der Wiege, im Herzen eines unentwickelten Baumes, die Geburt des Lehrlings. Hierauf folgt die zweite Periode, die der Arbeit und des Kampfes gegen das Böse; der Eingeweihte schleppt mühevoll auf dem Rücken einen Stier dahin, hinter welchem eine Schlange zu dem Baume des Lebens aufspringt, d. h. er ringt mit dem Bösen, mit der Erdenlast. Dem siegreich Ringenden, dem Gesellen wird als Meister auf dem dritten Bilde von einem geflügelten menschgestalteten Genius die Krone des Mithra auf das Haupt gesetzt. Auf dem vierten Bilde endlich [551] kommt der von dem Erdentand befreite, nackte und ge reinigte Mensch im ewigen Lichte an, indem er auf dem rechten Fusse vor Mithra kniet und dieser den Knieenden an der Rechten zu sich emporhebt. Den äussersten Rand des ganzen Denkmals schmücken vier Hermesköpfe, zwischen denen wieder je vier Bilder oder Bildchen stehen, nämlich die vier Jahres- und vier Tageszeiten, das Sonnen- und Naturleben in seinen vier jährlichen und täglichen Abschnitten.1) – Auch muss hierher bezogen werden, dass in seinem Lararium vier zu Verehrende, gleichsam vier Gekrönte, nämlich Abraham, Orpheus, Apollonius und Christus, von dem Kaiser Alexander Severus aufgestellt wurden.2) – Vierseitig war auch der Holzstoss, auf welchem der Leichnam verbrannt wurde, indem der Holzstoss als ein Altar angesehen wurde, worauf der Todte als Opfer des Pluto brannte. 3) – Alessandria, Parma u. s. w. sind viergetheilt. Die italienischen Städte hatten ursprünglich oft vier Consuln (Raumer, VI. Seite 125. 155. 169. 174. 194).

IV. Der Thron des Königs Vikramâditja im letzten Jahrhundert vor Chr. soll nach der Sage von 8 Mal 4 oder 32 Säulen in der Gestalt von jungen Mädchen, verfluchten Apsarasen, getragen worden sein, auf deren Köpfe Der treten musste, der auf den Thron sich setzen Wollte. 4) Vier Kasten zählten die Inder und auch die Aegypter und Sinesen nach der Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 93 und S. 158. Der Krönungswagen der indischen Könige wird von 4 Pferden gezogen.5) Brahma (der Schöpfer) wird mit einer vierfachen Krone, oder vierköpfig, oder gleich Indra, dem vier Pfauen als seine Symbolvögel beigegeben sind und der von dem Dreirüsselephaanten Irawat getragen wird,6) und Wischnu (dem Erhalter), Çiva (dem Zerstörer), – Krischna oder dem indischen Herakles als einer Verkör- [552] perung (avatâra) des Wischnu,1) – Ganesa oder dem Gotte der Künste, der Klugheit und der Ueberwindung von Schwierigkeiten,2) welcher von der auch der Ilithyja, der Hathor und der Leto geheiligten Ratte oder einer grossen Maus getragen wird und den gewöhnlich, hindeutend auf seine Weisheit und Klugheit, eine Schlange umwindet, – dem Sonnengotte Surya oder Surja, – dem keulentragenden Rama3) u. s. w. vierarmig dargestellt. Die grosse Weltschlange Ananda, das gewöhnliche Ruhekissen Wischnu’s, ist vierhäuptig und ähnlich hat der den vierarmigen Donner- und Wolkengott Indra tragende weisse Elephant Irawat, das Symbol der Weisheit und Stärke, auch vier Rüssel. Der Papst trägt ähnlich, wie Brahma, eine vierfache, eine dreifache Krone; Osiris eine zweifache als König von Ober- und Unterägypten und Christus eine siebenfache. Vier Stadien (âcrama) des Lebens nehmen die Inder an4) und ebenso vier Welthüter (Lôkapâla), welche durch das Gesetzbuch des Manu auf acht vermehrt wurden.5) Ebenso gehört in diesen Vorstellungskreis, dass die Juden an den vier Ecken ihres Mantels vier Quasten tragen mussten, was daran erinnert, dass bei Leichenbegängnissen die vier Zipfel des Sargtuches von vier Personen feierlich getragen zu werden pflegen. Auch die Neu-Seeländer trugen bei ihrer ersten Berührung mit den Europäern im vorigen Jahrhundert an den vier Ecken ihres Mantels Verzierungen;6) ebenso tragen noch heute die Juden in Holland an den vier Ecken ihrer weissen wollenen oder damastenen Mäntel vier gleichmässig gebundene, längliche Wollfadenbüschel.7) Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, I. S. 47, berührt in dieser Richtung auch die phrygische Mütze mit den zwei oder vier bald [553] herunterhängenden, bald hinaufgebundenen Lappen (redimicula bei Virgil), indem diese Mütze, gleich dem parsischen Penom, eigentlich zum Verbinden des Mundes bestimmt gewesen sei. Krischna als Wischnuawatara wird dargestellt stehend in zwei verschränkten, von einem Kreise umschlossenen und ein Achteck bildenden Quadraten,1) welche hindeuten auf die acht Weltstützen, auf die acht Wischnu’s, auf die acht welttragenden Elephanten und überhaupt auf die Welt als ein Gebäude, auf Brahma’s Haus, auf Wischnu’s grosses Rad. Die Kardinalpunkte sind durch vier hervorschlagende Flammen bemerkt, und zwischen ihnen sind die Repräsentanten der belebten Thierwelt der vier Elemente angedeutet durch einen Pfau (Vogel, Luft), Stier (Erde), Fisch (Wasser) und ein Krokodil (Wasser und Erde). Auch wird Wischnu als viergestaltiger Gott, als Tetras, nämlich als Brahm, Brahma, Krischna und Çiwa abgebildet.2) Der von sieben in vier Reihen gespannten Rossen gezogene Sonnengott Surja sitzt unter einem von vier Säulen getragenen Baldachin und ist zugleich vierarmig mit zwei erhobenen und zwei gesenkten Armen. 3) In zwei Händen hält er Tshakras, wovon wahrscheinlich der eine die Weltregierung, der andere aber die Kreisfahrt durch den Thierkreis symbolisiren sollen; die dritte Hand ist mit dem Schwerte zur Bekämpfung alles Nächtlichen bewaffnet und die vierte hält das Rosengewinde, von dessen Abstrahl sich der Morgen und der Abend in Purpur malen. Das diesfällige, von Müller mitgetheilte Bild soll auf einer grossen, mit silbernen Glöckchen gezierten goldenen Scheibe en Email angebracht sein und bei Verrichtung der Gebete in den verschiedenen Tageszeiten zur Schelle gedient haben. – Auf vier Säulen ruht der Thron des Mondsgottes Schandra4) und ist oben mit vier Fahnen geziert. – Der Mensch, der kleine Gott, die kleine Weit wird in einem Quadrate,

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das von einem Lichtkreise umgeben ist, dargestellt, indem er mit den Händen und Füssen ein Andreaskreuz bildet, und das Haupt von einem Lichtnimbus umgeben; die ausgestreckten Arme und Hände deuten auf das Ausgreifen und Feststehen, das Bauen und Zertreten. 1) Kopf, Brust und Zeugungstheile bilden die menschliche Trias, Geist, Seele, Begierde, – Licht, Wärme und Glut, – Sonne, Mond und Erde; also die Vierzahl der ausgestreckten Extremitäten und diese Dreizahl des Leibes die heilige Siebenzahl. – Auch gehört es hierher, dass die eigentliche indische Schlachtordnung eine viergliedrige (k’aturanga) ist, oder aus Elephanten, Reitern, Wagen und Fussgängern besteht und in dieser Weise schon der indische König Porus am Indus gegen Alexander den Grossen gestritten hatte.2) Nach diesen vier Theilen ihres Heeres haben die Inder das Schachspiel (k’aturanga) erfunden und gebildet.3) – Diese indische Symbolik erinnert an die Denkmünze, welche die Loge zur wahren Eintracht im J. 1813 zu ihrer 25jährigen Stiftungsfeier in Eisen hat giessen lassen und die Zacharias in der Numotheca numismatica Latomorum, Heft IV. Nro. 4, mittheilt. Auf dem Avers dieser Denkmünze bilden in einem dreifachen Randkreise der Zirkel und das Winkelmass, als die Symbole der Liebe und des Rechts, ein Quadrat, in dessen Mitte sich der fünfeckige flammende Stern befindet. – Auch die Kriegsmacht des Negerstammes der Bambarras in Afrika ist in vier Abtheilungen getheilt, mit je einem Ober- und Unterbefühlshaber.4) Die ihnen verwandten Mandingos theilen die Tage in vier Theile und das Jahr in zwölf Mondmonate und in siebentägige Wochen;5) als glückliche Tage gelten ihnen der erste Monatstag, die geraden Monatstage, in denen sechs nicht vorkommt, und die ungeraden, in welchen fünf enthalten [555] ist.1) Der Pallast des Königs Jajâti zu Gajapura in Orissa aus dem 5ten Jahrh. n. Chr. hiess Katudvâra, weil er vier Pforten hatte, und von welchem noch Ueberreste vorhanden sind.2) Der Brahmeçara ist ein prachtvoller, von vier Hallen umgebener Tempel Çiva’s in Orissa.3) Orissa hat zugleich vier Xêtra (Felder) oder heilige Gebiete, welche nach den Göttern, denen der Haupttempel gewidmet ist, benannt werden;4) das berühmteste unter diesen vier Xêtra ist wohl die sog. schwarze Pagode (entstellt aus bhâgavata), welche im J. 1241 erbauet wurde und jetzt verfallen ist; nach dem Sonnengotte (Arka) hiess dieses Gefilde Arkaxêtra und der an der Küste bei Kanarak gelegene Tempel wird die schwarze Pagode genannt, weil seine Ruinen den vorübersegelnden Seefahrern schwarz erscheinen. In dem alten Orissa bekleideten 16 der vornehmsten Grundbesitzer und Vasallen, die Sâmanta, ganz wie im deutschen Mittelalter erblich die obersten Kronämter und hatten darin bei feierlichen Gelegenheiten Ehrendienste zu leisten. Einer von ihnen trug das Staatsschwert, ein zweiter den Schild des Königs, ein dritter die königliche Standarte, ein vierter reichte dem Monarchen die Sandalen dar und ein fünfter fächelte ihm mit dem kâmana oder dem Fliegenwedel Kühlung zu.5) Auch in Kâluhja waren vier der höchsten Aemter des königlichen Hauses den vier vornehmsten Vasallen erblich übertragen,4) welche letztere den vier Hauptvolksstämmen angehörten. Das in einem Tempel auf Lankâ oder Ceylon aufbewahrt gewesene heilige Trinkgefäss Buddhas hatten nach der Legende vier Berggottheiten angefertigt, indem sie vier Gefässe verfertigten, und diese dem Buddha brachten, welcher ihnen erklärte, dass ihm ein einziges genüge; er stellte demnach alle vier einzelnen Gefässe in einander, so dass sie nur ein einziges bildeten. Sie waren grösstentheils aus Sapphir verfertigt. Der Glaube ist,

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dass dieses heilige Gefäss 5000 Jahre bis zur Ankunft des künftigen Buddha und Erlösers, Maitreja, erhalten werde.1) Diese buddhistische Sage von den vier schmiedenden Berggottheiten stimmt übrigens auffallend mit der ähnlichen, schon berührten deutschen Sage zusammen. – Die. vornehmsten Beamten in Kamboga besassen das Vorrecht, über sich vier Sonnenschirme halten zu lassen;2) den Beamten zweiten Ranges gebührten nur drei, denen dritten Ranges nur zwei und denen vierten Ranges nur ein einziger Sonnenschirm und zwar je mit goldenem Griffe; an den Sonnenschirmen der Beamten fünften Ranges durfte der Griff nicht von Gold sein. In Siam sind die Städte des Reiches in vier Klassen eingetheilt.3) – Der höchste Staatsrath des barmanischen Königs zählt vier Mitglieder,4) genannt Vankri, d. i. Träger hoher Würden; ebenso zählt der zweite oder geheime Staatsrath vier Mitglieder. – Auf Java wird Buddha auch der Beiname Amarârja, d. h. der unsterbliche Arja, der unsterbliche Ehrwürdige beigelegt und bezeichnet diesen Gott als das Muster der Arja oder Solcher, welche die vier höchsten Wahrheiten des Buddhismus erkannt haben und ihr Leben darnach regeln.5) – Die vier Hauptgesetze der Buddhisten sind: Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lügen sich niemals zu Schulden kommen zu lassen. Diese Sünden werden daher parâgika oder die aus dem sangha, der Versammlung der Geistlichen, austreibenden und ausschliessenden genannt. Die ahinsâ, d. h. die Nichtverletzung lebender Wesen, bildet das Hauptgesetz des Buddhismus und Buddha verwarf die von den Brahmanen zugelassenen blutigen Opfer. Die Ehelosigkeit war den in Klöstern lebenden Mönchen und Nonnen auferlegt. Das erste, zweite und dritte dieser Gesetze entsprechen genau den drei signanda der Manichäer. Das signandum oris schreibt Reinheit in Worten und Gedanken vor. Das zweite, das [557] signandum manus, schliesst jede Verletzung des Thier- und Pflanzenlebens in sich und trifft genau mit der buddhistischen ahinsâ zusammen. Das dritte, das signandum sinus, macht den Manichäern die Keuschheit und die Enthaltung von der Ehe zur Pflicht, eine Enthaltsamkeit, die zwar nur von einem Theile der Anhänger Buddha’s befolgt wird, aber nichts desto weniger einen Beweis des innigen Zusammenhangs des Manichäismus und des Buddhismus darbietet.1) – Von indischen Königen wird auf Inschriften gerühmt, dass sie die vier Weltgegenden oder vier Meere mit dem Ruhme ihrer Tugenden erfüllt haben.2) – In dem westlichen Indien und besonders auf der Halbinsel Guzerat gab es vier Feuergeschlechter (agnikula), welche ihren Ursprung von Agni, dem Gotte des Feuers, ableiteten und deren Stammvater daher auch Kâhumâna, der Beschützer des Feuers, genannt wird.3) – Auf Java dürfen nur die Sultane vier Pikenträger haben,4) ähnlich wie es anderwärts ein Vorrecht war oder ist, mit vier Pferden am Wagen fahren zu dürfen. – Sindh war, gleich andern indischen Reichen, ursprünglich in vier Provinzen eingetheilt.5) Der buddhistische König Cîlâditja machte bei den jährlichen allgemeinen Versammlungen der Çramana oder buddhistischen frommen Geistlichen allen an jedem dritten und siebenten Tage vier Geschenke.6) Auch speiste er auf seinen Reisen durch sein weites Reich jeden Tag 1000 buddhistische Geistliche und 500 Brahmanen. – Die vier nöthigen Dinge sind nach buddhistischer Lehre: Kleider, Speisen nebst Getränken, Bettzeug und Heilmittel.7) – In einigen indischen Staaten, z. B. in Mewar,8) sind vier höchste Beamten oder vier Minister. – Im Uebrigen dürfte der über Persien und Babylon (die Manichäer) nach Syrien und zu den Juden und von [558] hier weiter in das römische Reich und in das deutsche Mittelalter eingedrungene und wirksame Einfluss des Buddhismus, der indischen Bildung noch zu wenig erkannt, beachtet und erforscht worden sein, wie namentlich ein grosser Theil indischer Mährchen und Legenden, besonders die Legende von der unbefleckten Geburt Buddha’s über Mesopotamien, Syrien und das römische Reich nach Deutschland gekommen ist.1) – Die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge im südwestlichen Vorderindien zerfallen in vier Districte und nach ihrer Ueberlieferung wanderten zuerst vier Brüder ein, die sich an vier verschiedenen Orten ansiedelten.2) Die Badaga’s entsandten einmal vier aus ihrer Mitte nach den vier Himmelsgegenden, um bis an das Meer zu wandern und die dort gelegenen Länder zu erkunden. Die nach Osten, Süden und Westen Gezogenen erreichten bald das nahe gelegene Meer und kehrten zurück; den nach Norden Ausgegangenen sah man aber niemals wieder, weshalb die Badaga’s nun nach Norden die Unendlichkeit und den Himmel verlegen. Vermuthlich ist diese Mythe die geschichtliche Erinnerung an die Einwanderung der Badaga’s aus Nordasien und vielleicht aus Baktrien, wofür ihre Verehrung der Sonne und des Mondes und der Sterne, sowie ihre Heilighaltung des Wassers, das sie auch alle Jahre feierlichst mit Milch speisen, ihm ein Milchopfer darbringen, spricht; 3) ebenso haben die Badaga’s einen mythischen Himmelsberg, den Nilagiri, einen einzelnen Bergkegel der blauen Berge. Dort am Nilagiri liegt der Kanagiri, d. i. der unsichtbare Berg zugleich mit dem Flusse, welcher die untere Sterbenswelt mit der himmlischen Welt verbindet und über den nur ein dünner Faden als Brücke hinwegführt; der Böse, welcher diese Brücke, überschreiten will, wird durch Feuerflammen und Ungeheuer zurückgeschreckt. Diesseits des Flusses hält ein Verstorbener die Brückenwache in einer Art [559] Zollhaus.1) Zur Besänftigung eines sehr reissenden Armes des Khundaflusses werden von den Badaga’s jährlich als Opfer in denselben vier kleine Geldstücke (Groschen sagt Graul, I. S. 300) geworfen. – Die Inder haben auch vier Hauptarten der Gottesurtheile: durch die Wage, durch das Feuer, durch das Wasser und durch das Gift.2) Selbst die Götter bedienen sich der Gottesurtheile. Bei der Probe der Wage muss der Priester, der das Amt verrichtet, eine auf die Umstände der in Frage stehenden That bezügliche und verfertigte Strophe vier Mal absingen. – Buddha sagt:

Wer Ehrfurcht begt in seinem Sinn und immer ehrt die ihm voran,
Dem wachsen diese vier: das Alter, Schönheit, Freude, Macht.

In der von Rückert übersetzten indischen Geschichte: Nal und Damajanti (Frankfurt a. M. 1845) S. 20 nennen sich Indra, Varuna, Agni und Jama (der Erdgrundleger) die Vierfürsten des Vierelements. Von den göttlichen Vierfürsten werden dem Könige Nal an seinem Hochzeitstage mit der Damajanti vier göttliche Gaben zum Geschenke verliehen. – Uebrigens ist das Gottesurtheil des Feuers und des Trankes oder Wassers auch den Negern in Congo, bekannt.3) – Aus dem berühmten Tempel des (natürlichen) ewigen Feuers (Atesch-gah) der Guebern auf der Halbinsel Apscheron, etwa drei Stunden von der Stadt Baku am kaspischen Meere, schlagen die vier grössten Flammen in wunderbarer Pracht aus vier thurmartigen Röhren hervor.4)

V. Die Chinesen haben vier Meere, vier Berge, vier Jahreszeiten, vier barbarische Nationen u. s. w., dagegen fünf, Elemente, fünf Farben, fünf Planeten, fünf Rang- [560] stufen, fünf Arten Korn, fünf Eingeweide u. s. w.,1) sechs Ministerien oder Räthe, sechs Arten von Unglück und so fort bis zur Zahl hundert, welches die Zahl der chinesischen Familien ist, und bis zur Zahl zehntausend, welche die Gesammtheit der Dinge bedeutet. Das Letztere erinnert einigermassen an Homer Ilias V. 785. 860, wornach Hera wie 50, Ares wie 10,000 Krieger schreiet.

LI.
Die Zwölfzahl. Thales und Anaximander, Pherekydes und Pythagoras. Die Orphiker und das orphische Gedicht. Das Symbol des Löwen.


Am Grabe Hiram’s begegnet uns in den drei Johannisgraden zum ersten Mal die Zwölfzahl, indem drei böse Gesellen den Hiram erschlagen und neun Meister ausgesandt werden, dessen Leichnam aufzusuchen und zurückzubringen. Auch auf dem unteren Theile des Denkmales der Meister erscheint die Zwölfzahl in dem Ausspruche: „ternario formatur, novenario dissolvitur.“ Ferner befinden sich in der Meisterloge an der östlichen, südlichen und nördlichen Seite der Wandtapete drei Todtenköpfe, umgeben von je neun Thränen, was wieder eine symbolische Beziehung auf die Zwölfzahl neben der Drei- und der Neunzahl hat. Auch die Unterlage des Denkmals der Meister oder vielmehr des Hiram enthält die Zwölfzahl, indem sie ein dreistufiges Dreieck mit je drei Kugeln in jedem der drei Ecke bilden soll. An dieser Zwölfzahl ist sofort Hiram als das blosse Symbol des Jahreslaufes und des Jahresschicksales, als eine symbolische Jahresgottheit zu erkennen, wie es alle Gottheiten des Alterthums sind, deren Attribut die Zwölfzahl ist. Bei den Griechen tritt als eine solche Jahresgottheit besonders Dionysos2) ent- [561] gegen und er und sein reinerer Dienst kommt in einzelner Hinsicht überraschend mit Hiram und seinem Dienste überein, so dass er zur Aufklärung und Beleuchtung des letztern wesentlich dienen kann. Wie alles endliche Leben entsteht, besteht und vergeht, dreigestaltig oder dreigetheilt durch Geburt, Leben und Tod ist, kann auch das Jahr und die Jahresgottheit als das Symbol desselben nur dreigestaltig und dreigetheilt sein oder der Jahresgott hat drei Schicksale, drei Lebensabschnitte und Epochen: er wird geboren, er lebt und wirkt, er leidet und stirbt. Die drei Lebensschicksale und Lebensepochen des Hiram sind zu den drei Graden der Maurer geworden und bilden den besondern Gegenstand der Aufnahme in jedem einzelne Grad. Die Lehrlingsaufnahme ist aber dadurch etwas verdunkelt, dass sie blos mit der Geburt sich befasst und nach der Natur der Sache sich befassen kann, während es im Grunde eine Wiedergeburt aus dem Tode ist, die aber erst begriffen und dargestellt zu werden vermag, nachdem Hiram gestorben und dessen Leiden und Sterben an dem Meister vorübergegangen ist. Zugleich folgten die dionysischen Feste der Griechen dem natürlichen Laufe der Jahreszeiten, wie alle ähnlichen Naturfeste der Alten, erhielten also schon durch die Jahreszeit einen bestimmtenindem der Vorschlag A. ausfiel, wie die Saracenen aus Adon in Spanien Don machten, und indem Donysos in Dionysos umgebeugt wurde, um ihn mehr an Zeus ( [...]), den Vater der Götter und Menschen, anzuschliessen. Auch soll Adonis der [...] oder [...] der griechischen Kirchenväter, der hebräi. Javoh oder Jehovah, der [...] der Dorier sein, wie die Aegypter ihrem Thoyth iaoeaou und die griechischen Bacchanten [...] auch [...] gesungen und gesagt haben; sogar das Prädikat [...] langmüthig, sei dem griechischen Dionysos nach dem hebräischen Javoh (Javeh) beigelegt worden. Endlich hält Rinck dafür, dass Dionysos und Apollo nur verschiedene Namen eines und desselben ägyptisch-phönicischen Gottes, des Adon Bel seien, wie auch der pelasgische Krios nur der Hebräi. EI, der Starke, der ägyptische Widdergott und der kretische Minotauros oder Sonnenstier sei; Adon sei der schwache sterbende Gott (gleichsam der Johannes) und Bel der starke wiedererstehende, welcher Gedanke d. h. die Einheit beider Götter dadurch sinnig angedeutet werde, dass zu Delphi die Gebeine des Dionysos neben dem goldenen Standbilde des Apollo begraben liegen.

[562]

Inhalt und Charakter, in der äussern Natur ihren natürlichen Erklärer und Begleiter, während die maurerischen Feste und Aufnahmen nunmehr ganz von der Natur losgerissen, gar kein Naturdienst mehr, sondern blosse dem alten Naturdienste entlehnte Symbole des Reingeistigen und Reinethischen, daher schwerer verständlich und vieldeutiger sind. Auch bei den Griechen hatte der Naturdienst stets mehr, wenigstens bei den Gebildeten, seine natürliche und ursprüngliche Bedeutung abgelegt, war als solcher nach und nach vollständig abgeschwächt und abgestorben und durch geistige und ethische Ideen verdrängt worden. Das Christenthum hätte bei den Griechen und Römern, in dem römischen Reiche niemals aufkommen und durchdringen können, wenn nicht bereits die alten eigentlichen Naturreligionen in sich zusammengebrochen und ein neues geistiges und ethisches Reich vorbereitet gewesen wäre. Das Christenthum trat unter den Juden in dem römischen Reiche hervor, als seine Zeit gekommen und vorbereitet war, nur als der letzte kühne und geistigste, vollkommenste und volks- oder vielmehr menschheitsgemässeste Ausspruch und Ausdruck des damaligen Zeit- und Weltgeistes. Geschichtlich wird das Entstehen des Christenthums aber immer in ein gewisses Dunkel eingehüllt bleiben, weil zu seinem Entstehen wesentlich die alten Mysterien mit dem Bunde der Pythagoräer, Essäer und Therapeuten, die eleusinischen Geheimnisse und die Mithramysterien beigetragen hatten und wir von allen diesen Mysterien, weil es eben Mysterien waren, kaum mehr als den Namen und durchaus nur das Aeussere, das Exoterische, keineswegs die innere Lehre, das Esoterische, wissen. Der Dionysosdienst und die Dionysosmythe des Volkes war namentlich dem Pythagoras und den an ihn sich anlehnenden oder von ihm ausgegangenen höhern orphischen Mysterien nur der äussere Anknüpfungspunkt, der förmliche Deckmantel, unter welchem die geistigere und freiere Lehre, besonders auch die Lehre der praktischen Moral verborgen wurde. Nach den sogenannten sieben Weisen, von welchen bei den Griechen die Spruchweisheit geschaffen wurde, war Pythagoras der erste griechische Lehrer der praktischen Moral, der Lebensweisheit, [563] und aus seiner Lehre in Verbindung mit der späteren platonischen Philosophie und Lehre wurde dann zuerst zu Alexandrien eine Art System der Philosophie, zumal durch den unmittelbar vor Christus hergehenden Juden Philo geschaffen. Philo, welcher nach der wahrscheinlichster Meinung 30 Jahre vor Christus geboren wurde, und schrieb, als Jesus gerade heranwuchs, verdient in der Geschichte der jüdischen Moral eine der ersten Stellen und man lese nur z. B. die Darstellung seiner Moral bei Stäudlin, Geschichte der Sittenlehre Jesu, I. S. 490 ff., um die darauf folgende Morallehre Jesu und seiner Apostel, vorzüglich darunter des grossen Paulus, zu verstehen und gerecht zu würdigen.

Weil nun Dionysos ein Jahresgott war, wurde bei den grossen oder städtischen Dionysien zu Athen der Priesterdienst durch zwölf Frauen von unbescholteneniRufe besorgt, welche in hohem Ansehen standen und die Ehrwürdigen oder Hochwürdigen, Gerairai, genannt wurden.1) Ein Hauptgegenstand der verschiedenen und über ganz Griechenland verbreiteten Dionysosfeiern, aus welchen neben dem Apollodienste hauptsächlich der Religionscultus der Griechen bestand und die besonders von dem niedern Volke der Gebirge und den Frauen mit vieler wilder und trunkener Leidenschaft, nicht selten mit beklagenswerthen Ausschweifungen gefeiert wurden,2) war die Geburt und der Tod des zeugenden Früchte- und vorzüglich des feurigen Weingottes. Die Horen als Göttinnen der drei oder vier Jahreszeiten und besonders der Lust, der Freude und des Reichthums des Jahres, des Jahressegens gehörten auch zur Begleitung des Dionysos. Das Leiden und Sterben des Dionysos war an sich nur das Leiden und Sterben der Natur beim herannahenden Sturm des Winters, aber bei den Dionysosfeiern sollte vielfach dieses Leiden und Sterben den Menschen anschaulich in dem Leiden und Sterben eines Menschen oder Thieres dargestellt werden, was [564] zu Menschenopfern, zum Zerreissen der Menschen und Thiere und zum Essen wenigstens des rohen Thierfleisches das verirrte Volk führte. Dionysos sollte nicht blos symbolisch oder bildlich ein gequälter, verfolgter und getödteter Gott sein, sondern diese Qualen und Verfolgungen sollte man bis zum Tode mit leiblichen Augen sehen, ungefähr wie man sich zuweilen in den katholischen Kirchen in den erschrecklichen Darstellungen der Leiden und des Todes Christi gefällt. Diese blutigen Feiern und Dienste führten zugleich zu der wilden Aufregung, besonders der Frauen, der Mänaden, welche den Dionysosdienst entstellte und schändete. Zur Andeutung der Leiden, welche im Winter die schöpferische Natur auszustehen hatte, - zur Andeutung der angeblichen Zerreissung des Dionysos durch die wilden Titanen wurden bei den dionysischen Todtenfeiern manche Waldthiere, wie Hirschkälber, junge Wölfe, Böcke u. s. f. zerrissen und ihr rohes Fleisch von den Feiernden gegessen.1) Anfänglich wurden auch Menschen geopfert und zerrissen, wie noch unter Themistokles drei persische Jünglinge geopfert wurden. Jedoch auch die Wiedererweckung des Gottes, welche man von dem Frühling hoffte, wurde symbolisch angedeutet, auf dem Parnass durch jene allegorische Auferweckung des Dionysos [...]. Von dem düstern, schauerlichen Totaleffect der ganzen Feier geben die Dichter oft sehr lebendige Schilderungen, ausser Euripides besonders Aesehylos. Preller sagt daher: „Kurz es war der tiefste Erden- und Naturschmerz, die wildeste Verzweiflung des von den Agonieen des Winters beängstigten Gemüths, nur von dem Hoffnungsschimmer des Frühlings durchleuchtet, dass er doch wiederkommen müsse und mit ihm der Gott der Jugend, der Lust, der ewig schaffenden und quellenden Naturkrift.“ - Dieses war die höhere und geistige Seite des Dionysosdienstes, an sie knüpfte Pythagoras die orphischen oder die Einweihungsmysterien in seinen Bund an, wie auch sie allein in die Mysterien des Hiram aufgenommen ist.

Wie der keimende und blühende Frühling alle Herzen mit Lust und Freude erfüllt und hoch beseligt, muss [565] das dahinfallende welke Laub des Herbstes, die kalte und starre Eisdecke des Winters auch jedes fühlende Herz zur Trauer und zum Schmerze über die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge stimmen und an den eigenen, bald und sicher kommenden Tod mahnen. Die sterbende Natur, der sterbende Dionysos und Hiram soll also den Eingeweihten nur zurufen: „Memento mori, gedenke des Todes!“; denn wer des Todes gedenkt, wird so leben, um den Tod nicht fürchten zu müssen. Unser ganzes Leben ist eigentlich nur ein Sterben, nur der Weg und die Vorbereitung zum Tode; das Grab und der Tod ist das Ziel alles Lebens. Dieses wird auf dem Denkmale der Meister durch den Satz angedeutet: „Novenario dissolvitur“, indem die hier berührten neun Monate die gesammten Lebens- und Sterbensmonate der Natur und des Hiram sind. Es liegt in diesem Satze eine tiefe Wahrheit und ernste Mahnung besonders an die Jugend, da auch sie nur dem Tode entgegenwandelt, auch sie des Todes sich erinnern und nicht wähnen soll, dass sie nicht vergehen und zerfallen müsse. Es ist die Jugend die schöne Blume des Feldes, die Rose, die am Morgen blühet, am Mittag schon welket und des Abends verdorrt in den Ofen geworfen wird. Dass Vergänglichkeit und Tod das einzige Loos alles Erdenlebens und Erdenglückes seien, ruft nicht allein der welkende Herbst und der eisige Winter uns zu, sondern noch weit mehr der blühendste und schönste Frühling, Adonis und Hyakinthos. Der Myste, der Eingeweihte soll daher leben, um zu sterben, da hier nicht unseres Bleibens ist, die Erde und unsere irdische Wohnung nach der ägyptischen Vorstellung blos eine Herberge ist, welche wir vorübergehend als Erdenreisende bewohnen. Doch diesem Memento mori fügt die Natur, fügt Hiram auch eine tröstliche Hoffnung, eine göttliche Verheissung bei. Wie die Natur die Decke ihres Grabes durch ihre inwohnende unsterbliche Schöpfungskraft siegreich zerbricht und bald wieder zu neuem schönerem Leben aufblühet, so wird der unsterbliche Menschengeist nach Ablegung der Erdenhülle aus dem Grabe wieder hervor und in das ewige Licht und Leben eingehen. Das Grab ist die Wiege des Lebens, ternario formatur; die Natur, Dionysos und Hiram, der Mensch [566] schlafen in dem Grabe nur dem Auferstehungsmorgen entgegen. Deshalb steht auf dem Denkmale der Meister über dem Grabe der Auflösung und des Todesschlafes in Flammenschrift geschrieben: „Deponens aliena, ascendit unus! Der Mensch vergeht nur, um zum Leben zu erwachen, - das Grab ist nicht das Ende, sondern der Anfang des wahren Lebens. So wird die klagende Todtenfeier des Dionysos-Hiram zum frohen Wiederauferstehungsfeste, zur wahren Osterfeier, zum himmlischen Mai- oder Frühlingsfeste. Die Zwölfzahl der Dionysospriesterinnen verwandelt sich am Feste der Ostara zum freudigen Osterspiele, zum Schwerttanze, den die zwölf Gesellen des Friedebold aufführen,1) und die Grabesfahrt ist nur eine Ostfahrt,2) eine Ostarfahrt, das Eingehen in den ewigen Osten, zur Ostara. Meines Herzens Osterspiel oder Ostertag, welches als Schmeichelwort die höchste Wonne für die Geliebte einst ausdrückte, drückt jetzt im höheren und höchsten Sinne die Hoffnung der Eingeweihten auf die Unsterblichkeit und Wiederauferstehung aus; das Sterben soll nur ein Auferstehungsmorgen, ein Ostertag sein, - die Sterbenden sollen zu Oestlichen werden.

Höchst wahrscheinlich war nach Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 595 ff., der pythagoreische Weihedienst ein geläuterter ägyptisch-orphischer Weihedienst, ein Sühn- und Todtencult zur Verehrung des Osiris-Dionysos, ähnlich wie die maurerische Meisteraufnahme. Schon in Phönicien, wohin Pythagoras3) getragen und deshalb auch ein Sohn des Apollo, des pythischen geheissen haben. nach Röth um das Jahr 548 v. Chr. und zwar zunächst nachl Sidon ging, soll er sich in alle bedeutenderen Weihedienste, zu Tyrus, zu Byblus u. s. w. haben aufnehmen lassen. Um in das Priestercollegium zu Theben (Diospolis) aufgenommen zu werden, unterwarf sich Pythagoras der Beschneidung; und er soll der einzige Fremde gewesen sein, welcher jemals aufgenommen wurde, was er einer [567] von Polykrates, dem Tyrannen von Samos, für ihn bei dem Könige Amasis von Aegypten ausgewirkten Empfehlung verdankte. Der Oberprophet Sonchis zu Theben wurde sein Lehrer. Pythagoras soll besonders auf den Rath des zur Zeit, als er mit Pythagoras in Berührung kam, schon 89jährigen Thales von Milet1) sich nach Aegypten begeben haben, um bei den ägyptischen Priestern, besonders zu Memphis und Diospolis, an der Quelle zu schöpfen, aus welcher auch Thales sein Wissen geschöpft hatte. So weit es, wie die Berichte sagen, sein hohes Alter und seine abnehmenden Körperkräfte zuliessen, hatte Thales dem Pythagoras sein Wissen mitgetheilt. Der Mittelpunkt von des Thales wissenschaftlicher Thätigkeit war die Beobachtung des Himmels, die Ausübung der Sternkunde und neben ihr die Anfänge der aus der schärferen Bestimmung der Himmelserscheinungen hervorgehenden und ihr dienenden mathematischen Forschungen, welche er wie sein ganzes Wissen ebenfalls von den Aegyptern sich angeeignet hatte. Thales war unter den Griechen der erste Pfleger der wissenschaftlichen Sternkunde und ihr verdankte er vorzüglich seinen Ruf.

Von den Aegyptern hatte Thales entlehnt und den Griechen gebracht z. B. die Bestimmung des Jahres zu 365 Tagen, das Sonnenjahr im Gegensatze zu dem bei den Griechen gebräuchlichen Mondsjahre, und die damit zusammenhängende genauere Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen und der Sonnenwenden, die Fähigkeit, Sonnenfinsternisse vorauszusagen, u. s. w. Nach Diogenes Laertius und Proclus hatte Thales namentlich die Geometrie bei den Aegyptern erlernt. Thales, sagt Plutarch, lehrte zuerst, dass eine Sonnenfinsterniss eintrete, wenn der Mond in gerader Linie vor der Sonne vorübergehe, da er ein erdähnlicher, kugelförmiger Körper sei; dass ferner der Mond von der Sonne erleuchtet werde, also nicht sein eigenes Licht habe, und dass endlich auch die Sonne und die Sterne erdähnliche, aber feurige, leuchtende Körper seien. Der zweite dieser Sätze ergibt sich unmittelbar aus dem [568] ersten, denn hätte der Mond sein eigenes Licht, so könnte die bei einer Sonnenfinsterniss vor die Sonne tretende Mondscheibe nicht dunkel sein. Auch die Unsterblichkeit der Seele und die Seelenwanderung hat Thales nach den Aegyptern gelehrt.1) Herodot II, 123 schreibt: Die Aegypter sind es, die auch zuerst gelehrt haben, dass die Seele des Menschen unsterblich sei, und während der Leib verwese, in ein anderes, gerade zur Welt kommendes Geschöpf hineingehe, bis sie alle Land- und Seethiere und Vögel durchwandert habe, und wieder in einen menschlichen Leib zurückkehre; welche Durchwanderung sie in 3000 Jahren vollendete. Diese Lehre haben auch einige der Hellenen angenommen, die Einen früher, die Andern später; deren Namen ich weiss, aber nicht aufschreiben will.“ - In der Annahme der ägyptischen Unsterblichkeitslehre der Seele folgten dem Thales auch Pherekydes und Pythagoras. Mit Thales hatte Pythagoras nach Röth zu Milet um das Jahr 549 v. Chr. auch dessen Schüler und Freund Anaximander kennen lernen und hatte sich von ihm in seinem Wissenskreise unterrichten lassen.

Anaximander war der Erste, welcher eine astronomische Sphäre zusammensetzte, d. h. eine Himmelskugel, auf welcher die zur Bestimmung der Himmelssphären ersonnenen Linien verzeichnet sind; auch soll er zu Sparta die erste Sonnenuhr aufgestellt haben, wie er überhaupt der Erste gewesen sein soll, welcher zur Messung der Sonnenhöhen Gnonome gebrauchte, um durch deren Schatten die Sonnenwenden, die Tag- und Nachtgleichen u. s. w. zu bestimmen. Endlich machte sich auch Anaximander um die wissensehaftliche Ausbildung der Erdkunde verdient, indem er die ersten Erdtafeln, auf Erzplatten eingegraben, anfertigte. Ebenso war Anaximander mit einer der Ersten, welche die wissenschaftliche Prosa ausbildeten, so dass ihn Röth, a. a. O., II. S. 137, als den ersten eigentlichen philo- [569]sophischen Schriftsteller betrachten will. Nach Anaximander ist der Ursprung des Vorhandenen das Unendliche d. h. die ägyptische Urgottheit, welche die Welt umfasst und regiert. Anaximander und Thales nehmen mit der mosaischen Urkunde eine Urmaterie, das Urgewässer an, aus welchem der Urgeist die endliche Welt, - die Himmelskugel mit der Erde als ihrem festen Mittelpunkte geschaffen hat. Nach Anaximander entstand die Welt aus dem Flüssigen durch die Wirkung des Feuers.

Der Philosoph Pherekydes, zu welchem sich Pythagoras um 550 vor Chr. nach Lesbos begeben hatte und der sich ganz in ägyptischen Religionsanschauungen bewegte, war der eigentliche Lehrer des Pythagoras und bestimmte dessen eigenthümliche Geistesrichtung. Pherekydes starb nach Röth, a. a. O., II. S. 161 und 63, im Alter von 85 Jahren im Winter von 513 oder 512 v. Chr. und soll sich seines Unterrichtes wegen in den Jahren 575 - 565 v. Chr. in Aegypten aufgehalten haben. Um 560 v. Chr. soll Pherekydes sein Werk: „Die Siebenhallen“ veröffentlicht haben. Als Pythagoras in einem Alter von 56 Jahren um das Jahr 513 v. Chr., wie Röth annimmt, nach Samos von seinen langen Reisen zurückkehrte, hatte er die Freude noch seine hochbetagten Eltern und seinen Lehrer Pherekydes am Leben anzutreffen; Thales und Anaximander dagegen waren schon seit über 30 Jahren verstorben. Dem 85 Jahr alten Pherekydes auf Delos schloss Pythagoras die Augen und zwar vermuthlich im Herbst des Jahrs 513 v. Chr. Pherekydes war geboren auf der Insel Syros, einer der Cykladen in der Nähe von Delos, und lebte später zu Delos selbst; er war neben den beiden Geschichtschreibern Hekataeos von Milet, und Kadmos von Milet, der erste griechische Schriftsteller in Prosa.1) In Folge seiner ägyptischen Bildung lehrte er die Seelenwanderung, soll aber zugleich mit der Weisheit der Phönicier und Chaldäer bekannt gewesen sein.

Pythagoras selbst war nach Röth, a. a. O., II. S. 208, im Jahr 569, nach Andern aber schon im Jahr 584 vor Christo geboren; Lenning, Encyklopädie unter Bund (der [570] pythagoreische) setzt sogar die Stiftung des pythagoreischen Bundes um das Jahr 600 v. Chr. an. Pythagoras, dessen Bund auch Gädike, Freimaurerlexikon, S. 399, Gütergemeinschaft zuschreibt, wie Halem, Kreil und Andere die politischen Absichten und Einflüsse, war der Sohn eines sehr wohlhabenden Kaufmanns von Samos und auf einer Reise desselben zu Tyrus geboren; er genoss, gleich Göthe, eine sehr sorgfältige Erziehung, namentlich auch in der Musik. Mit dem 18. Jahre verliess er Samos, wohl weniger wegen der Tyrannei des Polykrates, wie z. B. Peter, Zeittafeln S. 36, behauptet, als um sich wissenschaftlich auszubilden. Nachdem er Jonien und Phönicien durchreist hatte, begab er sich nach Aegypten, woselbst er nach Röth im Jahr 547 v. Chr. ankam und 22 Jahre im Unterrichte der ägyptischen Priester zubrachte. Bei der Einnahme Aegyptens im Jahr 525 v. Chr. durch Kambyses soll Pythagoras mit andern ägyptischen Gefangenen nach Babylon geführt worden sein und dort zwölf Jahre in Gefangenschaft gelebt haben. In Babylon wurde Pythagoras mit den chaldäischen Magern bekannt und erlernte auch ihre Mathematik, Astronomie und Medicin. Pythagoras soll zu Babylon die drei letzten Jahre der Regierung des Kambyses, die kurze Zwischenherrschaft des falschen Smerdes und die neun ersten Jahre nach der Thronbesteigung des Darius verbracht haben, bis Gillos, ein verbannter Tarentiner ihm im Jahr 515 v. Chr. im 56. Jahre seines Alters die Freilassung von Darius verschaffte. Wie innig Pythagoras mit den ägptischen Priestern verbunden, ja dass er förmlich zu einem der Ihrigen geworden war, beweist am besten der Umstand, dass er mit vielen andern ägyptischen Priestern durch Kambyses nach der alten Politik der assyrischen und bäbylonischen Herrscher aus Aegypten nach Babylon versetzt wurde, welches seit seiner Eroberung durch die Perser zu deren Winterresidenz gemacht worden war oder neben Susa und Ekbatana eine der drei Hauptstädte des persischen Reiches bildete. Die Beschneidung, welcher sich Pythagoras bei den ägyptischen Priestern unterwerfen musste, war bei ihnen uralt und soll nach Herodot von ihnen zu den Hebräern, Syrern, Phönikern und Kolchern gekommen sein, so weit die letz- [571] tern von den Aegyptern abstammten oder mit ihnen in Verbindung standen. Die mit den Griechen verkehrenden Phöniker hatten die Beschneidung nach den Ansichten der Griechen entweder nicht angenommen oder aufgegeben. Zur Zeit der Geburt des Pythagoras war Samos neben Milet und Aegina die bedeutendste der damaligen griechischen Seestädte und alle drei Städte verkehrten besonders mit Aegypten, hatten zu Naukratis in Aegypten ihre eigenen Niederlassungen.

Nach Samos, welches seit 519 v. Chr. seine Selbstständigkeit verloren hatte und unter persische Herrschaft gefallen war, zurückgekehrt, reisete Pythagoras im Jahr 512 zunächst nach Kreta, wo er sich wahrscheinlich von dem jüngern, durch Plato erwähnten Epimenides in die Mysterien des kretischen Zeus einführen liess, und von da über Sparta nach Elis, um der Feier der olympischen Spiele beizuwohnen. Dann ging Pythagoras zu dem Apolloheiligthum nach Delphi, wo er viel mit den dortigen Priestern und besonders auch mit einer Priesterin Themistoklea verkehrte. Endlich begab sich Pythagoras nach den alttrakischen Libethri, dem Ursitze der jetzt über ganz Griechenland verbreiteten orgiastischen Dionysien, wo er sich durch einen Weihepriester Aglaophamos1) in die den Orphikern zu zugeschriebenen Mysterien des Dionysos aufnehmen liess. Von Libethri oder Libethra kehrte Pythagoras vielleicht über die Insel Samothrace, dessen Weihedienste er ebenfalls gekannt haben soll,2) nach Samos zurück. Den blühendsten und mächtigsten Theil Griechenlands bildeten jetzt nicht mehr die ionischen, sondern die unteritalischen und sicilischen Pflanzstädte, die sich über den ganzen untern Fuss Italiens und das dicht daran stossende Dreieck Siciliens in grosser Zahl ausbreiteten und das sogenannte Grossgriechenland, Grosshellas bildeten. Von Samos siedelte nach Röth Pythagoras im Jahr 510 nach Unteritalien über, wo damals die griechischen Pflanz- [572] stätten aus dem 7. und 8. Jahrhundert v. Chr., mit einziger Ausnahme des schon um 1050 v. Chr. von dem damals zur See herrschenden Chalkis in Euböa gegründeten Kyme oder Cumae im spätern Campanien, in höchster Blüthe standen.1) Die Veranlassung zu dieser Uebersiedelung gab, dass theils Pythagoras mit seiner symbolischen Lehrweise bei den Samiern keinen Beifall fand, theils, dass er keine öffentlichen Aemter begleiten wollte, wie ihm als einem reichen und angesehenen Bürger zugemuthet worden war und zugemuthet werden durfte. Kroton war während der Zeit, die Pythagoras daselbst verlebte, von seiner Ankunft und der bald darauf folgenden Zerstörung von Sybaris2) bis zum Ausbruch der kylonischen Bürgerfehden, die den Pythagoras von dort vertrieben, von 510 - 490 v. Chr. die erste Stadt Grossgriechenlands, ja Griechenlands überhaupt, in der das Sprichwort entstand: „Der letzte der Krotoniaten sei der erste der Griechen.“ - Milo aus Kroton, der Ueberwinder von Sybaris, siegte sechs Mal an den olympischen, sechs Mal an den pythischen, zehn Mal an den istmischen und neun Mal an den nemeischen Kampfspielen.

Gegründet in der Glanzperiode Krotons, wird die pythagoreische Schule auch von dessen bürgerlichen Fehden zerrüttet und von der demokratischen Partei als eine aristokratische Stiftung und Einrichtung gebrochen; lebt mit der Glanzzeit Tarents unter Archytas wieder auf, um mit der politischen Selbstständigkeit der unteritalischen Städte fast zugleich zu erlöschen. Denn ihr letzter Vorsteher, Diodoros Aspendios, lebt in den letzten Zeiten der [573] italiotischen Selbstständigkeit (von 330 - 300 v. Chr. ungefähr) als Zeitgenosse des Agathokles in Sicilien, des Demetrios in Athen und des Ptolemaeos in Aegypten; im Jahre 301 v. Chr. mischten sich aber schon die Römer in die italiotischen Händel, und 25 Jahre später waren Kroton, Lokri und Tarent unter römischer Botmässigkeit. Bei der Ankunft des Pythagoras in Italien um 510 v. Chr. waren besonders Sybaris und Kroton durch ihre Ueppigkeit, welche eine Folge ihres grossen Reichthums war, berüchtigt; Justin sagt ausdrücklich, dass die Krotoniaten erst durch Pythagoras ihrer Ueppigkeit entrissen worden seien. Pythagoras, welcher zuerst in Sybaris gelandet war, mochte sich deshalb nach Kroton gewandt haben, weil er dort, wo unter dem Krotoniaden Demokedes, dem gewesenen Leibarzte des persischen Königs Darius, eine sehr angesehene Aerzteschule blühte, für seine Wissenschaft mehr und eher Empfänglichkeit erwarten durfte. Pythagoras war mit Demokedes in der gemeinsamen Gefangenschaft zu Babylon bekannt und befreundet geworden. Zu Kroton verehlichte sich Pythagoras, obgleich schon vorgerückteren Alters, mit der Dichterin und Schriftstellerin Theano, einer Tochter seines Gastfreundes Brontinos, welche ihm sieben Kinder gebar, drei Söhne und vier Töchter, und selbst später auch der Schule ihres Gatten vorstand.

Pythagoras soll seiner Schule in Italien 39 Jahre vorgestanden sein, wovon er 20 Jahre zu Kroton, oder auf seinem Landgute in dem vormaligen sybaritischen Gebiete zubrachte. Nach Plutarch war Pythagoras damals auch in dem angrenzenden Italien so geehrt, dass ihm die Römer ihr Bürgerrecht ertheilt haben sollen. Während dieser Zeit soll seine Schule eine wahre Pflanzstätte orthodoxer aristokratischer Gesinnung gewesen sein; die Schüler müssen stolz und eingebildet gewesen sein, ähnlich wie es die neuern, in den Schullehrerseminarien gebildeten Volksschullehrer oft zu sein pflegen. Neben seinen bekannten Antrittsreden, welche den Einfluss des Pythagoras zu Kroton begründet und gesichert hatten, hielt derselbe auch zu Kroton des Abends vor einem weitern und gemischten Kreise populäre Vorträge, besonders über die Unsterblichkeit der Seele und die Vergeltung nach dem Tode in [574] der Form der Seelenwanderung. Seinen eigentlichen Schülern, nach Röth , a. a. O., II S. 452, Mathematiker genannt, trug er vorzüglich die Mathesis oder die Grössen- und Zahlenlehre vor, worunter er aber nicht blos die eigentliche Mathematik, sondern auch die theoretische Musik und die Astronomie begriff. Um das Jahr 490 v. Chr. brachen jedoch in Kroton bürgerliche Unruhen aus, welche den Sturz der dort bis dahin herrschenden Aristokratie und der durch sie begünstigten pythagoreischen Schule zur Folge hatten. Das feste und treue Zusammenhalten der pythagoreischen Schüler in politischen Dingen und ihr Stehen an der Spitze der Staatsverwaltung zu Kroton mag den Hass und Neid der Volkspartei und des Volkes zunächst erregt zu haben. Selbst der Aristokratie scheint der pythagoreische Bund durch seine enge Verbindung mit Gütergemeinschaft und durch seine strenge Absonderung vor allen andern verhasst und gefahrdrohend geworden zu sein. Die besonderen Aufwiegler des Volkes gegen die Pythagoräer waren aber die beiden Aristokraten Hippasos und Kylon, von denen der Erstere von den Pythagoräern ausgeschlossen, der Letztere vermuthlich bei seiner Bewerbung um die Aufnahme zurückgewiesen worden war. Diese Ehrenkränkung brachte bei Kylon eine um so grössere Erbitterung hervor, als er nach Jamblichus und Porphyrius nicht blos durch Geschlecht, Ansehen und Reichthum einer der Ersten zu Kroton war, sondern auch von Natur heftig, gewaltthätig, tobsüchtig und tyrannisch, so dass seine durch den verletzten Ehrgeiz aufgestachelte Rachgier, untertützt durch die Macht seines grossen Reichthums und seines zahlreichen Anhanges, eine der bedeutendsten Mitursachen des leidenschaftlichen und langdauernden Kampfes gegen die Pythagoräer gewesen ist. In der wegen des Sturzes der Pythagoräer und trotz ihres Widerstandes dagegen zu Kroton abgehaltenen Volksversammlung wurde zur Aufregung des Volkes besonders eine von Hippasos verfasste falsche „heilige Sage“ der Pythagoräer benützt, indem dadurch dieselben als durchaus volksfeindlich und herrschsüchtig dargestellt wurden. Indessen kam es in dieser Volksversammlung noch zu keinem bestimmten Beschlusse, was die pythagoreische Partei [575] sorglos gemacht zu haben scheint, so dass sie nach einigen Tagen wie gewöhnlich ihr jährliches Musenfest, die Erinnerungsfeier der Ankunft des Pythagoras zu Kroton vor nun 20 Jahren beging. Durch dieses höchst unzeitig und unklug mit allem üblichen Prunke gefeierte Fest kam die Volkswuth zum Ausbruch, indem das Volk die zur Feier des Festes versammelten und darauf gar nicht achtenden Pythagoräer überfiel und aus der Stadt vertrieb, worauf die demokratische Partei die bisherige aristokratische Verfassung aufhob und eine demokratische an ihre Stelle setzte. Vergeblich griffen die zersprengten und wieder versammelten Pythagoräer zu den Waffen, und ein bestochenes Schiedsgericht aus den Städten Tarent, Metapont und Kaulonia verurtheilte sie zuletzt zur Verbannung, worauf die Güter aller nach, und nach ausgetriebenen Aristokraten eingezogen wurden. Die aus Kroton ausgetriebenen Pythagoräer trugen den Streit von da auch in die übrigen Städte und Staaten Grossgriechenlands, indem sie sich hier durch die Stiftung von pythagoreischen Klubs, Hetärien und Synedrien zu stärken und zu halten suchten, bis sie abermals verfolgt und vertrieben wurden. In Folge des Sturzes seiner Partei und seiner Schüler zu Kroton musste auch der 80jährige Pythagoras mit seiner Familie und Schule auswandern und in der Fremde einem ungewissen Schicksale entgegengehen. Nachdem dem Pythagoras zu Kaulonia und Lokri die Aufnahme verweigert worden war, wandte er sich nach Tarent, wo er gastlich aufgenommen wurde. Die Lokrer, so erzählt Dikäarch, schickten ihm einige ihrer Aeltesten bis an die Grenzen ihres Gebietes entgegen, um ihm zu sagen, sie hätten zwar vernommen, was für ein weiser und gewaltiger Mann er wäre; sie seien aber mit ihrer bisherigen Verfassung völlig zufrieden und wollten versuchen, bei ihren jetzigen Zuständen auch fernerhin zu verbleiben; er möge also lieber anders wohin gehen; sie wollten ihn mit Allem versehen, was er etwa gerade nöthig habe. Die Aufnahme zu Tarent verdankte Pythagoras seinen dortigen Schülern und Anhängern; Pythagoras konnte jetzt seinen Aufenthaltsort nicht nach Neigung wählen, sonst würde er schwerlich dazu das durch seine damalige Ueppigkeit berüchtigte Tarent gewählt haben.

[576]

Nicht des Pythagoras Mahnung noch seine schweigenden Jahre
Hemmten des Tarentiners Oebalius üppigen Luxus,

sagt Claudian. Zu Tarent soll Pythagoras noch eine langwierige und mühsame gelehrte Arbeit, eine geographische Tafel der damals bekannten Erde auf Erz vollendet haben, wie solche geographische Erztafeln oder Landcharten seit Anaximander in Griechenland aufkamen und verbreitet wurden. Durch seine weiten Reisen und selbst gemachten Erfahrungen war Pythagoras zu einer solchen Arbeit besonders befähigt. Mit der pythagoreischen Schule war Tarent auch der Sitz der griechischen Wissenschaft geworden, zumal zu Kroton mit der pythagoreischen Schule auch die ärztliche Schule des Demokedes, welcher als Haupt der Aristokratie gegolten und gekämpft hatte und gefallen war, zertrümmert worden war. In Kroton errichtete nun der von den Pythagoräern ausgestossene Hippasos, welcher blosser Akusmatiker oder Zuhörer des Pythagoras gewesen, eine neue Schule, welche nicht ohne sehr bedeutenden Einfluss auf die griechische Bildung blieb. Hippasos machte durch seine Schule besonders die mathematischen Wissenschaften Allen zugänglich, während Pythagoras dieselben als strenges Geheimniss seiner Schüler und Eingeweihten bewahren wollte. Erst die Schule des Hippasos war eine wahrhaft öffentliche Unterrichtsanstalt, eine Schule in unserem Sinne, bei welcher jeder Lernbegierige ohne Weihen Zutritt hatte; die Schule des Pythagoras war aristokratisch und geheim, diejenige des Hippasos demokratisch und öffentlich, zugleich war jene in ihrem Glauben und in ihrer Gotteslehre ägyptisch, diese zarathustrisch. Hippasos lehrte sein mathematisches Wissen nicht blos allgemein, sondern veröffentlichte es auch in Schriften, welche natürlich Aufsehen machten und begierig ergriffen wurden. Ueber die Veröffentlichung, über den Bruch des Geheimnisses durch Hippasos waren begreiflich die Pythagoriker ausserordentlich erbittert und erklärten sein späteres Ertrinken in dem Meere als die gerechte und verdiente Strafe des Verrathes. Zu den berühmten Schülern des Hippasos gehörten die Mathematiker und Philosophen, oder vielmehr die mathematischen Philosophen Philolaos und Heraklit. Mit dieser Schule des Hippasos, [577] d. h. mit der von ihm veröffentlichten Wissenschaft des Pythagoras hängen durch Philolaos und Heraklit auch Archytas, Timäus, Plato und Speusippus zusammen, indem sie es sind, welche den eigentlich speculativ-methaphysischen Ideenkreis ausgebildet haben, den dann Aristoteles in so grosser Vollendung darstellt; während die engere pythagoreische Schule, durch die Schranken ihrer Organisation verhindert, an dieser Richtung nicht Theil nahm. Von dem universalhistorischen oder humanistischen Standpunkte war daher der schnelle Sturz der pythagoreischen Schule durchaus nothwendig und wohlthätig; das ägyptische Geheimniss, die dunkele Hieroglyphe durfte in dem schönen, freien und lichten Griechenland keine Stätte finden; in Griechenland war der Gott ein Mensch und jeder Mensch ein Priester Gottes. Der Zauber, die Höhe, das Unerreichbare und ewig Verlorene des griechischen Lebens besteht in seiner innigen Vereinigung und gegenseitigen Durchdringung des Göttlichen und des Menschlichen, des Geistes und der Natur, des Himmels und der Erde; die griechischen Götter stiegen zu der Erde herab, um sich mit den Menschen zu verbinden, und die Menschen wurden von der Erde in den Himmel erhoben.

Neben Tarent und Kroton als geheimen und öffentlichen Sitzen der Wissenschaft erhob sich EIea an der italischen Küste als dritter, höchst wirksamer Sitz der Wissenschaft und zwar durch zwei verbannte Pythagoräer, Aminias und Diochätes, welche dem sie beschützenden Freunde Parmenides, der von dem gleichfalls ägyptisch gebildeten Xenophanes seine ersten wissenschaftlichen Anregungen empfangen hatte, die Weihen in den pythagoreischen Bund, in das pythagoreische Wissen ertheilten, worauf sodann Zeno und Melissus, des Parmenides Schüler und jüngern Freunde, weiter bauten. Den wissenschaftlichen ägyptisch-pythagoreischen Geheimschulen und Geheimbünden sind auch anzureihen die griechischen rein priesterlichen Asklepiadenorden, welche von Aegypten aus gegründet worden waren und ihr ärztliches Wissen als ein heiliges Priestergeheimniss bewahrten und übten. Das berühmte, noch in seinen Grundzügen bei den medicinischen Doctorpromotionen heute gebräuchliche jusjurandum [578] Hippocratis ist eigentlich der Mysterieneid der Asklepiaden, der priesterlichen Aerzte des ägyptisch-griechisch-römischen Alterthums.1) Wie die Asklepiaden die Arzneikunde als Priestergeheimniss besassen und bewahrten, so die Bauleute die Baukunst mit ihren Hülfskünsten, und die Geschichte der Wissenschaften und Künste ist recht eigentlich ursprünglich und lange Jahrhunderte hindurch die Geschichte der Mysterien, der Religionen und ihrer Priester. Was den Bauleuten als Symbol das ewige Licht war und ist, das war den Asklepiaden die heilige Schlange, welche zu Epidauros in der Mutterloge sich befand und woher die Töchterlogen, z. B. in Rom auf der Tiberinsel, die ihrige erhielten. Auf den Inseln des Archipelagus sind die Mönche des heiligen Cosmas und Damianus noch jetzt Aerzte und Nachfolger der Asklepiaden.2)

Pythagoras hat sich wohl zu Tarent vom Jahr 490 bis 474 v. Chr. aufgehalten. In dem letzten Jahre wurde auch zu Tarent die Aristokratie durch die Demokratie niedergeworfen; die Pythagoräer aber, welche der Umwandlung entgegengetreten waren, wurden verbannt und mussten mit dem 96jährigen Pythagoras auswandern. Das nahe gelegene Metapont nahm sie gastlich auf, da hier sich gleichfalls viele Schüler des Pythagoras befanden. Auch Hiero, welcher im Jahr 478 v. Chr. seinem Bruder Gelo in der Herrschaft von Syrakus nachgefolgt war, soll dem Pythagoras eine Zufluchtstätte angeboten haben, welche aber Pythagoras ablehnte. Auch zu Metapont erregten die aristokratischen Pythagoräer den Hass des Volkes und im Jahr 471 v. Chr. wurde dort in einem Volksauflaufe das Versammlungshaus der Pythagoräer überfallen und niedergebrannt, wobei gegen 40 im Feuer den Tod fanden und nur zwei jüngere Leute, Lysis und Archippus (Hipparch?) sich retten konnten. Obwohl auch Pythagoras durch die heldenmüthige Aufopferung seiner Schüler entgangen war, so zog er sich nach Dikäarch durch den Gram und Kummer über den Verlust seiner Freunde im 99. Jahre seines Lebens kurz darauf den Tod zu. Sei- [579] nen Schillern soll er noch auf seinem Sterbebette die Fortsetzung der von ihm gepflegten wissenschaftlichen Forschungen, besonders seines Lieblingstudiums, der mathematischen Musik, an das Herz gelegt haben. Bei dem Tode des Pythagoras sollen die Metapontiner Theilnahme und Trauer bezeigt haben, und später wenigstens weihten sie sein Haus zu einem Heiligthum der Demeter und nannten den Platz, worauf es stand, das Museum. Noch Cicero suchte bei seiner Durchreise durch Metapont die ehemalige Wohnung des Pythagoras auf. Die Familie des Pythagoras scheint nach seinem Tode das griechische Gebiet von Unteritalien ganz verlassen zu haben und nach Rhegion übergesiedelt zu sein, wo auch die Mehrzahl der übrigen Pythagoräer sich zusammenfand und die Schule zunächst unter Theano, der Wittwe des Pythagoras, und dann unter eigenen Vorstehern, bis zur spätern Zurückberufung der Schule nach Kroton, sich fortsetzte.

An das durch Pythagoras und seine Schüler in Griechenland geweckte und verbreitete wissenschaftliche Leben schliesst sich innigst die weitere Thatsache an, dass zur Zeit des Pythagoras die ersten öffentlichen Bibliotheken angelegt wurden und zwar zu Samos durch Polykrates und zu Athen durch die Pisistratiden. Sobald nach dem Tode Alexanders des Grossen Aegypten unter die Herrschaft der Ptolemäer kam und diese Alexandrien, ihre Residenz, zu einem Mittelpunkte griechischer Bildung und Gelehrsamkeit machten, legte der Stifter der neuen Dynastie, Ptolemäus Lagi, den Grund zu der berühmten Bibliothek von Alexandrien, welche schon unter seinem Nachfolger, Ptolemäus Philadelphus, 100,000 Bände stark war und später bei der Einnahme Alexandriens durch Caesar, nach Eusebius einen Umfang von 700,000 Bänden erreicht hatte.

Pythagoras war wesentlich ein gelehrter griechisch-ägyptischer Priester und seine Schule, sein Bund war die getreue, den Verhältnissen mit den nöthigen Abänderungen angepasste Uebertragung der ägyptischen Priesterschulen in das Griechische. Pythagoras war ein griechisch-ägyptischer Oberpriester, ein Prophet, ein Papst, dessen Wort untrüglich und die letzte und höchste Entscheidung war, und seine Schüler sollten griechisch-ägyptische Priester sein. [580] Der ägyptische Priester war zugleich der einzig Wissende und deshalb mit Recht der Berather des Königs und der Leiter, Verwalter und Richter des Staates, des Volkes; auch die Pythagoräer wollten wissen und regieren. Das ausschliessliche Wissen war das Mittel zum ausschliesslichen Regieren, daher musste jenes auf die Bevorrechteten beschränkt bleiben, d. h. durfte den Nichtberechtigten nicht mitgetheilt werden, war für sie ein Geheimniss. Die Aufnahme in den Stand und Bund der Priester, der Wissenden und Regenten, - der chaldäisch-persischen Mager, der griechischen Pythagoräer, der gallischen Druiden, war eine Priesterweihe, von den Pythagoräern die orphische Weihe genannt, weil der Thracier Orpheus, nach Aristoteles keine historische, sondern eine blos mythische Person,1) der Gründer und Stifter des zur Zeit des Auftretens des Pythagoras in Griechenland vorherrschenden Dionysoskultus und der dionysischen Mysterien sein sollte, und hieran Pyth. mit politischer Einsicht und Absicht seine priesterlichen Weihen anlehnte. Wollte Pyth. in Griechenland mit seinem ägyptischen Wissen und Streben Eingang gewinnen, musste er sich und seine Lehre und Schule in die griechische Sprache, Form und Begriffe einkleiden, und um dieses thun zu können, hatte der Aegypter Pythagoras nachträglich und kurz vor dem Antritte seines Lehramtes, seines Prophetenamtes sich noch zu Kreta und Libethri, sowie vermuthlieh auch zu Samothrace einweihen lassen, gleichsam die griechische Sprache und Religionsübung erlernt. Der Name und die Form, Dionysos, ist griechisch, aber der lnhalt ist ägyptisch, ist Osiris, ist die ägyptische Kosmogonie, Theologie, Philosophie, Moral und Symbolik. Je tiefer man durch das sorgfältigste Studium in die pythagoreische Geschichte eindringen wird, um so mehr wird man diese einfachen Sätze, diese Grundsätze bestätigt und bewahrheitet finden; der pythagoreische Bund fiel und wurde zerstört, weil und insofern er ägyptisch, ausländisch, fremdartig war; der Geist aber, der aus der [581] fremden Gestalt, selbst in deren Feinde eindrang, blieb das fruchtbare Gemeingut der Griechen und der spätern Menschheit. Mag das Haus, die Form zerfallen, der Geist lebt in uns Allen; der pytbagoreische Bund überlebte seinen Stifter nicht, das Wort und der Geist des Pythagoras sind unsterblich gleich dem himmlischen oder göttlichen Geiste und Aether; das Aetherische, das Göttliche ist unzerstörbar und ewig, wie Pythagoras selbst lehrte. In dem orphischen Gedichte, dessen Abfassung Röth dem Pyth. selbst zuschreibt und das von Pyth. schon in Aegypten nach unmittelbaren ägyptischen Quellen entworfen sein könnte, wird der Begriff des Einen Gottes also ausgedrückt:

Eine Macht ist, Ein Gott der gewaltige Urgrund des Weltalls;
Einer Er, sein selbst Quell; aus dem Einen stammt alles Geschaffene.
Darin tritt er hervor; denn ihn selbst ist der Sterblichen Keiner
Anzuschauen im Stand; Er ist in Dunkel gehüllet,
Und wir Sterbliche haben nur blöde sterbliche Augen,
Zu schwach ihn zu erblicken, den Gott der Alles regieret.
Denn auf das eherne Gewölbe des Himmels hat er errichtet
Seinen goldenen Thron, und die Erde liegt ihm zu Füssen.1)

Wie die Aegypter und nach ihnen Moses in der Genesis, noch mehr Salomo in seinem Tempel, fasste auch Pythagoras die Urgottheit als eine unsichtbare oder verborgene, Amun daher bei den Aegyptern genannt. Nach der Vorstellung der Aegypter hat nämlich die Urgottheit ausserhalb der Weltkugel, oder ausserhalb des ehernen und undurchsichtigen Fixsterngewölbes in dem denselben umgebenden unendlichen Raume ihren Sitz und wird also durch das Himmelsgewölbe verdeckt, verborgen, verhüllt, unsichtbar gemacht, zum Symbole welcher Verhüllung und Unsichtbarkeit wohl auch in dem salomonischen Tempel die Bundeslade mit dem Throne Gottes, das Allerbeiligste mit dem Ewigen, die Wohnung Gottes stets verhüllt war und nicht gesehen oder betreten werden durfte. Diese im undurchdringlichen Dunkel, im unendlichen Raume jenseits des ehernen Himmelsgewölbes und auf diesem wohnende und thronende Urgottheit nannte Pythagoras in seiner [582] Schule Zeus, um sie den gangbaren Religionsbegriffen und religiösen Vorstellungen der Griechen anzupassen. Bei der Aufnahme zum Pythagoriker, zum Orphiker durch die orphische Weihe, - bei der Weihe zu einem weissgekleideten pythagoreischen Priester mit allen weitern Verpflichtungen des diesfälligen priesterlichen Lebens wurde namentlich und wesentlich von Pythagoras dem Eingeweihten der wahre und reine Gottesbegriff, die letzte und höchste Lehre als das heiligste und wichtigste Geheimniss mitgetheilt und dieses Geheimniss haben auch seine Schüler bis nach dem gänzlichen Untergange des Bundes wirklich treu bewahrt, so dass noch Dikäarch gestehen musste : „Was Pythagoras seinen vertrauten Schülern gelehrt, könne nicht ein einziger mit Sicherheit sagen, denn ihre Verschwiegenheit sei nicht die alltägliche.“ Die Mittheilung des Gottesbegriffes war das Ziel der ganzen pythagoreischen Erziehung, der Lohn des würdigen und bewährten Schülers des Pythagoras. Mit dem Gottesbegriffe war die Unsterblichkeitslehre innigst verbunden, denn die Unsterblichkeit und Unvergänglichkeit ist nur eine Eigenschaft, die Natur und das Wesen des in dem Menschen lebenden göttlichen Geistes, alles Göttlichen. Der Dionysoscultus mit seinen Gebräuchen des wiedergeborenen Naturgottes, der stets sich verjüngenden und unsterblichen Naturkraft, war durchaus geeignet, die pythagoreische oder ägyptische Unsterblichkeitslehre in sich aufzunehmen, da ja nur die Wiedergeburt der Natur auf die Wiedergeburt des Geistes übertragen, jene zum Symbole der letztern gemacht werden durfte.1) Wie Pythagoras verfuhr auch später die christliche Kirche, indem sie das alte Osterfest, das blosse Fest der Wiederauferstehung der Natur zugleich zum Feste der Wiederauferstehung des Geistes machte, den Glauben an die Unsterblichkeit des Geistes und dessen Wiederaufer- [583] stehung aus dem Tode auf die Thatsache der steten Wiedererneuerung des Naturlebens stützte. Die orphischen Lehren sind die ägyptischen Lehren über Gott, die Welt und den Menschen, welche Pythagoras mit aus Aegypten nach Griechenland gebracht und auf den griechischen Boden verpflanzt hat; die Orphiker aber sind die Schüler des Pythagoras, die sogenannten Pythagoriker, welche nach vorausgegangener Mysterienweihe diese Lehren von Pythagoras nach und nach mitgetheilt erhielten. Herodot nimmt daher Orphiker und Pythagoriker als durchaus gleichbedeutende Bezeichnungen derselben Schule oder Klasse und ebenso muss orphisch im engern oder geistigen Sinne, man dürfte sagen im schöneren griechischen und nicht tracischen oder böotischen Sinne, als gleichbedeutend mit pythagoreisch-ägyptisch genommen werden. Pythagoras hatte seine religiöse Grundlehre, seine Gotteslehre, seine Dogmatik oder sein theologisches System, wie sie bei den Einweihungen und für die Eingeweihten vorgetragen werden sollte und wurde, in einem epischen Gedichte in Hexametern schriftlich niedergelegt, welches Gedicht im Alterthume allgemein fälschlich dem Orpheus beigelegt wurde, während es nur ein Gedicht des Pythagoras für seine Vertrauten oder Schüler, die Orphiker war.1) Die alexandrinische Schule anerkannte vollständig den Pythagoras als den Verfasser des orphischen Gedichtes, der orphischen Hymnen oder Epen. Das Gedicht bestand nach Suidas Angabe aus 24 Gesängen oder Rapsodien, war also eine förmliche Epopäe, von dem Umfange der Ilias und Odyssee.2) Das im Alterthume im höchsten Ansehen stehende, als ein heiliges Buch und als eine Art göttliche Offenbarung geltende Gedicht hiess die „orphische Theologie“ oder auch „die orphische Epopöe und Theologie’ und ihr Verfasser selbst der Theologe. Natürlich wurde bei der Aufnahme zum Orphiker oder Pythagoriker nicht das ganze Gedicht vorgelesen, sondern das Gedicht bildete gleichsam das heilige Buch, den Katechismus, des [584] Orphikers, welches er vermuthlich auswendig zu lernen hatte und worüber Pythagoras gewiss erläuternde Vorträge hielt, wie Jeder weiss, der einige Kenntniss des Mysterienwesens besitzt. Das Gedicht begann mit der Lehre von der Urgottheit und der Weltentstehung, und schloss mit einer Lehre von den letzten Dingen, einer Darstellung von von Unterwelt und des Lebens nach dem Tode. Namentlich. muss man daher das orphische Gedicht nicht etwa als gleichbedeutend mit der heiligen Sage des Dionysos, mit der Hirammythe betrachten, welche bei der orphischen Weihe selbst vorgetragen wurde und einen Bestandtheil des ganz unentbehrlichen Aufnahmerituals bildete; wenn das orphische Gedicht auch den Namen der heiligen Sage, [...], erhält, ist dieses in weiterem Sinne als die Religionslehre, heilige Lehre des Pythagoras zu verstehen, wovon sodann die Dionysosmythe wieder einen Theil ausmacht, - der [...], der heilige Vortrag, der Mysterienvortrag, das Mysterium im eigentlichen und engern Sinne ist.1) Das orphische Gedicht war die Grundlage, das Textbuch für den gesammten religiösen Unterricht der Orphiker, der Pythagoriker, gerade wie es die Bibel für die Christen und der Koran für die Mahommedaner sind. Für die Aufnahmsweihe dagegen hatte aller Wahrscheinlichkeit nach, ja durchaus nothwendig, Pythagoras, nach ägyptischem Vorbilde bestimmte und wohl kurze, wenn auch feierliche Rituale entworfen; kurz mussten diese Rituale deshalb sein, weil zur Zeit seiner Blüthe der pythagoreische Bund verhältnissmässig viele Mitglieder zählte und daher auch sehr oft Aufnahmen erfolgten, die nicht zu lange währen durften, wenn sie die für den eigentlichen Unterricht so nöthige und theure Zeit nicht nutzlos rauben sollten. Auch darf die Vermuthung ausgesprochen werden, dass die Aufnahme in den pythagoreischen Bund, in die pythagoreische Schule nicht einzeln, sondern als Promotion der ganzen tüchtig erfundenen Klasse, wenigstens in der Regel stattgehabt haben werde. Nach der Versprengung des eigentlichen pythagoreischen oder orphischen Bundes erlitten die Orphiker, die orphischen Weihen,

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das orphische Gedicht und die orphischen Lehren die vorschiedensten und missbräuchlichsten Umgestaltungen und Zusätze, welche nicht auf Rechnung des Pythagoras zu setzen, aber schwer von dem ächten Pythagoras und seinen Lehren und Einrichtungen zu unterscheiden sind, gerade wie in die Freimaurerei und ihre Formen im Laufe des 18. Jahrhunderts und bis herab auf die Gegenwart auch unendlich viel Fremdartiges und Unwahres hineingetragen worden ist. Es gibt eine wahre Maurerei (die pythagorische oder orphische [...]), aber viele falsche Maurer (Orpheotelesten) und ungerechte und unvollkommene Logen trotz ihrer entgegengesetzten Selbstbezeichnung.

Die orphische Weihe war ein gereinigter und veredelter Todtencult des Osiris-Dionysos-Hiram, wobei also das Leiden und der Tod mit der darauf folgenden Wiederauferstehung des Dionysos theils in wirklichem Bilde, theils in blosser eingeflochtener erläuternder und ergänzender Erzählung dargestellt wurde, der Einzuweihende selbst durch einen symbolischen Tod hindurchging, um aus dem Tode neu, wiedergeboren zu werden, als ein gereinigter und geweihter Mensch zu erstehen. Die orpbische Weihe ( [...]) war wesentlich eine Neugeburt, eine Reinigung und Sühnung ( [...]) des Einzuweihenden, eine Art christlicher Konfirmation des gereiften Schülers.1) Bei Jambl. de vit. Pyth. S. 151 heisst es: „Pythagoras soll ganz und gar ein Nacheiferer der orphischen Anordnung und Auslegung (der Dionysien nämlich) gewesen sein, und den Gottesdienst auf ganz gleiche Weise, wie Orpheus ein gerichtet haben.“ Möglicher Weise war die Weihe eine nächtliche, eine Weihnacht ( [...]), wie nach Plutarch, de Isid. et Osirid. c. 35, eine solche Weihnacht, Nacht der Weihe, einen Hauptbestandtheil der trieterischen oder dreijährigen Dionysien ausmachte; jedenfalls aber fand der Todteneult in einem dunkelen Raum mit künstlicher Beleuchtung statt, wie ebenso der Todtencult des Hiram gefeiert wird und durchaus nicht anders gefeiert werden kann. Röth, a. a. O., II. S. 598 ff., beschreibt die orphische Weihe also:

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Wie die trieterischen Orphika zerfielen daher auch die pythagoreischen Weihen in zwei einander ungleiche Theile, in einen ernsten und düstern Nachtdienst, der den Tod des Gottes betrauerte, und in einen heitern und freudigen Tagdienst, der dessen glückliche Wiederauferweckung feierte. Jenes war eine förmliche Todtenklage. Sie begann in nachahmender Darstellung mit der Verfolgung des Gottes durch die in Hirschfelle vermummten Titanen; - woher die Verhüllung der Feiernden in Felle von Rehen und Hirschkälbern. Sie ging dann zur Tödtung, Zerstücklung und Verzehrung des Gottes durch seine Feinde über, worauf sich offenbar der im Folgenden vorkommende symbolische Gebrauch bezog: das Rohessen eines Stückes Opferfleisches ( [...]), der auch in den Trieterien vor kam1) und der noch in dem katholischen Messopfer dunkel nachklingt, da nach der strengen Lehre die Katholiken glauben sollen, wirklich den Leib des Herrn in dem Brode zu essen und in dem Wein sein Blut zu trinken. Es ist dieses die Lehre von der Umwandelung oder Transsubstantiation, worüber so viel gestritten und so viel Menschenblut geflossen ist. So wenig man die Maurerei mit ihren Symbolen, Gebräuchen und Lehren anders als aus dem heidnischen Alterthume zu erklären und zu begreifen vermag, ebenso und vielleicht noch weit mehr das Christenthum. Das gemeinschaftliche Essen des Opfers sollte die Opfernden mit dem sterbenden Gotte selbst in Gemeinschaft setzen, seiner und seiner Unsterblichkeit theilhaftig machen, was auch Welker, II. Seite 631,

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Anm. 172, für den Kern des Zerreissens und Essens des dionysischen Opfers ansieht. Wohl auch nur im Sinne der Unsterblichkeit, der Wiederauferstehung waren die zerrissenen Glieder des Dionysos in einem Sarge ( [...]) bei dem Dreifusse des Apollo, bei dem goldenen Apollo zu Delphi beigesetzt. Das Fest der Wiederauferstehung, der Wiedergeburt des Wiegenkindes oder Liknites wurde jährlich zu Delphi von den fünf Hosiern und der Oberpriesterin als eine Art Christ- oder Osterfest gefeiert, worüber auch Welker, II. S. 632 ff., zu vergleichen ist.

Unmöglich kann man Gladisch, das Mysterium, S. 46 zustimmen, das Zerreissen des Osiris (und des Dionysos) durch Typhon und das Sammeln seiner Glieder durch die Isis svmbolisire das Zerrissenwerden der Gottheit aus der Einheit in die Vielheit und die Rückkehr derselben aus der Vielheit in die Einheit. Solche abstracte Philosopheme einer spätern Zeit waren der alten Naturreligion des Volkes bei den Aegyptern und bei den Griechen, so wie bei den Römern, so weit diese Culte bei ihnen Eingang gefunden hatten, gewiss völlig fremd, ganz abgesehen von dem philosophischen Satze an und für sich. Der ägyptische Gott mit den erst zusammengewachsenen und dann getrennten Gliedern drückt nach Gladisch S. 45 denselben philosophischen Gedanken aus und die uralten oder bis in die Mitte des vierten Jahrtausends v. Chr. hinaufreichenden Pyramiden auf der viereckten Grundfläche mit dem Zusammenlaufen der vier Seitenflächen in die Pyramidenspitze und die Obelisken mit den Pyramiden darauf drücken nur das Mysterium aus des Auseinandergehens der Einheit in die Vierheit (d. h. in die vier Elemente und in die aus den vier Elementen bestehenden Körper) und das Zusammengehen der Vierheit in die Einheit (S. 39 und 49). Nur wenn Jahrtausende unberücksichtigt bleiben, kann man sich in derartigen Philosophemen und philosophischen Träumen ergehen. Das Zerreissen des Osiris durch Typhon, des Dionysos durch die Titanen und des Dionysos-Zagreus auf Kreta durch dieselben Titanen,1) das Erschlagen des Hiram durch die drei feindlichen Ge- [588] sellen, das Tödten des Adonis1) durch den wilden Eber des Mars, das Zerreissen des Knaben Linos zur Zeit der Hundstage durch die Hunde,2) das Todtwerfen des Jünglings Narkissos mit dem Diskos durch Apollo3) u. s. w. drücken alle zunächst blos aus, dass das blühende Erdleben, die Blumen des Feldes entweder von der versengenden Gluth des Sommers oder von den kalten Stürmen des Herbstes und des Winters getödtet, entblättert und zerrissen werden. Das Sammeln der Glieder des Osiris durch die Isis, die Erde, das Land Aegypten, und das Sammeln der Glieder des zerrissenen Dionysos-Zagreus4) durch Apollo, damit er, nach Clemens Alexandrinus, dieselben auf dem Parnass bestatte, - das Aufsuchen der entführten Kore durch die klagende Mutter Demeter, - das Aufsuchen des Leichnams des Hiram und die Beerdigung seines aufgefundenen Leichnams, - das Beweinen und Suchen des entschwundenen Odhin durch die liebende und goldene Thränen weinende Gattin Freyja, 5) wel-

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cher zugleich ihr köstlicher Halsschmuck Brinsingamen (das Halsband der phönicischen Harmonia) durch die eisigen Riesen geraubt wird,1) wie die goldenen Aepfel Idhunns im Winter durch den Riesen Thjassi geraubt werden2) und der haarschönen Sif, der Gemahlin Thôrrs, im Winter von dem bösen Loki die Goldhaare, die Sonnenstrahlen oder auch die goldenen Blitze, abgeschnitten werden, - das Weinen und Suchen der Frau Hulla nach dem entschwundenen Gatten u. s. f. ist nur das Symbol, dass die wiederbelebende Kraft, der ewige Lebenskeim, das verlorene Meisterwort im Schosse der Erde und im Berge der Wolken geborgen werde, um im neuen Jahre daraus verjüngt wieder zu erstehen. Durch den Blitz und das Licht, den in Schlangengestalt zu der in der dunkelen Höhle der Wolken verborgenen Persephone eindringenden Zeus, - durch den in der Gestalt des Goldregens den dunklen Thurm der Erd- und Wolkengöttin Danae sich öffnenden Zeus, - durch den in Schwanengestalt der Wolkennacht, der Leda nahenden Zeus, - durch den als Schlange des Lebens und des Blitzes in den Wolkenberg der Gunnlöd einschlüpfenden und den köstlichen Med Odhrörir trinkenden Odhin3) u. s. f., wird die belebende Naturkraft, Dionysos-Zagreus, Perseus u. s. w. d. i. Zeus selbst wiedergeboren, das verlorene Meisterwort wiedergefunden, die Freyja wieder mit dem Halsbande und die Sif wieder mit dem goldenen Haare geschmückt, erhält Idhunn die goldenen Aepfel wieder und kehrt das Blumenmädchen Kore zurück, - die Mutter, hat die Tochter und die Gattin den Gatten wieder in den Armen, es herrscht die Liebe, die Lust und das Gold, der Blitz und das Licht. Die Uebereinstimmung des griechischen Zeus mit dem deutschen Odhin, welche beide als die Blitzesschlange in das Wolkendunkel eindringen und durch den alsdann strömenden Regen die Erde befruchten, schmücken und trösten, beweisen die aus dem asiatischen Ursitze stam-

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mende gemeinsame Naturanschauung. Die neun heumähenden Knechte des Baugi, welche der auf den Raub des Odlirörir ausziehende Odhin trifft und denen er einen Wetzstein, den Blitzstein gibt, um ihre Sicheln zu schärfen, worauf sich diese im Streite um den Wetzstein alle selbst mit ihren Sicheln die Hälse abschneiden, müssen auf die neun Lebensmonate des ablaufenden Jahres um so unzweifelhafter bezogen werden, als drei Nächte, die drei Tage oder Monate des Grabes, Odhin bei der Gunnlöd ruht und er in drei Zügen den in drei Gefässen in der Tiefe verborgenen Meth austrinkt. Die neun sich selbst tödtenden Knechte des Baugi sind der im Herbste sterbende Sonnengott Odhin selbst und stehen dem sich selbst verbrennenden Herakles gleich. Eine andere Gestalt des Odhrörir, des Himmels- und Unsterblichkeitstrankes, welchen auch Zeus als Nektar trinket, sind die die Gabe der Unsterblichkeit verleihenden Aepfel der Idhunn. Selbst das noch zuckende Herz des Dionysos-Zagreus, nach Rinck, I. S. 238 der Natur im Spätherbst, welches die Artemis den Titanen entreissen und in den Olymp zu Zeus, dem ewigen Erhalter, emportragen kann, ist hierher zu beziehen; denn auch dieses gerettete Herz bezeichnet die unsterbliche Lebenskraft und die Zerstörung ist der Same einer neuen Welt, der Tod die Geburt eines neuen Lebens. In dem gleichen Sinne wird nach einer andern Sage das Zeugungsglied, die Zeugungskraft des getödteten Dionysos in einer Kiste oder in einem Sarge, d. h. im Schosse der Erde geborgen.1)

Dem Zerreissen des Osiris durch Typhon und des Dionysos durch die Titanen ist verwandt, dass nach der korinthischen Mythe auch Glaukos-Poseidon, ein Bild des leuchtenden und blauen himmlischen (Wolken-) und irdischen Meeres, die männliche Seite der Athene Glaukopis,2) von seinen eigenen rasend gewordenen Rossen (d. i. von den wilden Wolken- und Meereswogen), von seinen aus dem [591] Flecken Potniae in Böotien, welcher im Alterthum durch seine Pferdezucht berühmt war, stammenden Rossen zerrissen und verzehrt wird.1) Das Schicksal dieses Glaukos hatte Aeschylos in seinem Trauerspiele [...], besungen, von welchem nur wenige Fragmente auf uns gekommen sind, die aber noch durch einige darauf bezügliche Anspielungen beim Aristophanes ergänzt werden. Auch Demeter und Proserpina führten den Beinamen der potnischen Göttinnen,2) d. h. wurden zugleich unter dem Bilde des Meeres oder als das Meer gedacht, und es war ihnen zu Potniae ein Brunnen heilig, der die Kraft hatte, die Trinkenden rasend zu machen, und aus welchem eben, die Pferde des Glaukos getrunken haben sollten.3) Dieser potnische Brunnen ist das Wolken- und Erdmeer, welches im Herbst und besonders zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche heftig zu stürmen, zu rasen beginnt, und dieses brausenden Wolken und Wogen, die Aequinoktialstürme, die rasenden Rosse und wilden Titanen zerreissen den Glaukos4) und den Dionysos, den Himmel, das Meer und die Erde, - führen das Leben zum Tode, machen die überweltliche Aphrodite zur unterweltlichen Proserpina oder Persephone, - rauben der Mutter Erde die blühende Tochter und den Sohn (Hiram). So treten Osiris, Dionysos, Glaukos und Hiram in die innigste Verwandtschaft und sind alle nur Bilder des den Herbststürmen unterliegenden Naturlebens. Der sich selbst in seiner Raserei, in den Herbststürmen in das Meer stürzende und dort unsterblich fortlebende Glaukos steht gleichfalls wieder dem auf dem Scheiterhaufen sich selbst verbrennenden Herakles oder dem in seinem eigenen Neste verbrannten Vogel Phönix5) zur Seite. Preller, griech. Mythol., II. S. 53, vergleicht treffend den von seinen Rossen zerrissenen Glau-

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kos noch mit dem von seinen eigenen Hunden zerfleischten Aktäon. Glaukos ist auch wieder das stürmende, die Rosse erschreckende Meer selbst und wird daher [...], der die Pferde Erschreckende und Scheuchende genannt. Endlich gehört auch hierher Diomedes, der Sohn des Atlas und der Asterie, welchen seine eigenen Rosse getödtet haben sollen.1)

In dem Dionysosdienste folgte auf die Zerreissung des Dionysos die eigentliche Leichenklage, ganz in ägyp tisch-orientalischer Weise (besonders von Frauen) begangen mit Jammern und Wehrufen, auf dem Boden sitzend und die Gesichter mit Lehm und Kleien beschmiert; offenbar auch zugleich eine sinnbildliche Darstellung des eigenen befleckten und sündhaften Zustandes. Sie endigte, da eine Leichenfeier nach orientalischen Begriffen verunreinigt, mit Sühnungen und Reinigungen durch Gebete und Waschungen oder Räucherungen. „Ich entrann dem Uebel und fand das Bessere,“ riefen nun die Gesühnten und Gereinigten, unverkennbar mit Hinsicht auf den jetzigen Zustand eines Geweihten und dem Schutze und der Obhut des Todtenbeherrschers Untergegebenen in Vergleich zu dem früheren unheiligen und Bündhaften Zustand eines Uneingeweihten. Ohne Zweifel hatte die Formel neben dem religiösen auch noch einen moralischen Sinn: vom Beginne eines besseren, sittlich reineren Lebens, das „nach Vollendung so langjähriger Reinigungen von den im Gemüthe haftenden Schmutzflecken jetzt endlich eintrat,“ wie sich Lysis in einem Briefe ausdrückt, indem er von den Vorbereitungen und Vorweihen spricht, welche die Schüler des Pythagoras zu durchgehen hatten, ehe sie durch die Orphica in den Kreis der inneren Schule aufgenommen wurden. Den Schluss bildeten wohl die nachahmenden Gebräuche eines Leichenmahles: das hochheilige Mahl ( [...] [...]), das nach feierlichen Weinspenden ( [...]), Libationen für den verstorbenen Gott, den Geber des Weines, der Hauptsache nach im Kosten eines rohen Stückes [593] Fleisch von dem zerrissenen Opferthiere ( [...]) und eines Opfergerichtes aus Bohnen - des üblichen Leichenopfers - bestanden haben muss. Dabei wurde, als sinnbildliche Mahnung an jene künftige Speisung und Tränkung durch Dyonisos-Osiris nach dem Todtengerichte in der Unterwelt, auch noch ein Opferkuchen oder das Brod gebrochen und Wein gereicht.1) Auf diese Weise lässt sich begreifen, warum die in die Orphica Aufgenommenen aus frommer Scheu vor den heiligen Bräuehen ihrer Weihe sich aller dieser Dinge: des Essens der Bohnen, des Genusses der Fleischspeisen, des Brodbrechens und Weintrinkens im gewöhnlichen Leben fortan enthielten. Das Brodbrechen und Weintrinken war übrigens auch ein Gebrauch bei den jüdischen Todtenfeierlichkeiten, da Jeremia 16, 7 sagt:

Und man bricht nicht ihretwegen Brod bei der Trauer,
Einen zu trösten über den Todten:
Noch gibt man Einem den Trostbecher zu trinken
Ueber seinen Vater und seine Mutter.

Der Name des Bakchos ist vermuthlich aus dem Phönicischen abzuleiten und bedeutet weinen, wehklagen.2) Der als zweiter Theil des Kultes auf diese nächtliche Feier folgende Tagdienst war nun fröhlicher Art, denn er knüpfte sich an die Wiederauferweckung des Gottes und seine jetzige Herrschaft in der Unterwelt, wo er dem Todtengerichte, der davon abhängigen Belohnung und Bestrafung der Seelen und ihrer endlichen Erlösung vorstand. Fröhlich aber war dieser Theil des Kultes offenbar auch mit Bezug auf die Hoffnungen einer künftigen Seligkeit, die man nach der Angabe der Alten ausdrücklich als das glückliche Loos der Eingeweihten in der Unterwelt betrachtete. Als nunmehr geheiligte Dionysosdiener ( [...] [...]) mit Weisspappel und Fenchel bekränzt, während. die begleitende Menge Nartheken und Kistoszweige [594] (wir würden sagen Palmzweige) in den Händen trug: - „Viel der Narthenträger und wenig geweihte Bakchen,“ wie es in dem orphischen Verse heisst, versammelten sich nun die Eingeweihten, und unter dem Jubelrufen: „Hyes Attes, Attes Hyes“ „Es lebt der Vermisste (Dionysos nämlich), der Vermisste lebt,“ begaben sie sich in Festzügen zu den Tempeln, um Dankopfer darzubringen; wie ein solches ja auch von den „Heiligen“ in Delphi an demselben Tag verrichtet wurde, wo die Thyiaden das Auferweckungsfest des Liknites, des Dionysoskindes begingen.

Mag auch gegen die Richtigkeit dieser Darstellung des leider der Wissenschaft durch frühzeitigen Tod entrissenen Röth in einzelnen Theilen gerechter Zweifel erhoben werden, im Ganzen und Wesentlichen darf dieselbe dennoch auf historische Wahrheit Anspruch machen.1) Die höchste Beachtung unter den Gebräuchen der orphischen Weihe verdient das Brechen des Brodes und das Trinken des Weines, welches uns als ein ähnlicher religiöser Gebrauch schon mehrmals, namentlich in den Mithramysterien und bei den heutigen Parsenpriestern begegnet ist. Das christliche Abendmahl in einer oder in zwei Gestalten gehört wohl in seinem letzten Ursprunge den alten Todtenculten, besonders dem Kulte des Osiris-Dionysos an und wäre nur das Symbol der einstigen Befriedigung unserer verlangenden Seele, der nach der himmlischen Speise gleichsam hungernden und dürstenden Seele durch das ewige Licht, durch das Reich Gottes nach überstandenem Tode und letztem Gerichte; es wäre die Speisung der Seele mit den Früchten von dem Baume des ewigen Lebens, wie dieselbe auf ägyptischen Mumienbildern, zumal auf dem Deckel eines Mumienkastens zu Wien erscheint. Höchst merkwürdig ist, dass auch die alten Peruaner an dem Feste, welches sie im Monat Juni dem Pachacamac, dem Vater des Feuers und des Lichtes und dem Schöpfer aller Dinge, als dessen Hauptfest feierten, ein heiliges Brod, das einzige, welches in Peru gegessen wurde, assen und das hier wohl, wie die Schaubrote in dem salomoni- [595] schen Tempel, die Bedeutung hatte, dass Gott der Spender und Verleiher alles Brodes und Lebens sei. Für die Ynkas oder für den König und die übrigen Mitglieder des königlichen Geschlechtes wurde das heilige Brod durch die Sonnenjungfrauen, die peruanischen Vestalinen zubereitet.1) Das in den Mysterien gegessene Brod und der getrunkene Wein sind, noch tiefer aufgefasst, das Symbol der Erlösung von dem Büssungszustande, von der Seelenwanderung durch den milden Spruch des Todtenrichters und der damit verbundenen Wiederaufnahme in das Reich der Seligen, in die alte Heimath. In diesem erlösenden Sinne wird auch in der christlichen Kirche das Brod gegessen und der Wein getrunken. Die Erlösungs- und Unsterblichkeitslehre, die Lehre von einer Vergeltung nach dem Tode ist durchaus ägyptisch und Osiris ist der erste Erlöser und Heiland. Alle erlösenden und unterweltlichen richtenden Gottheiten der Griechen sind nur Nach- und Umbildungen des Osiris; vorzüglich aber gilt dieses von Dionysos und aus ihm ist wohl auch unter der Hand der alexandrinischen Judenchristen oder jüdisch-christlichen Gelehrten die Mythe von dem Tode, der Wiederauferstehung und der Himmelfahrt Jesu hervorgegangen, da bekanntlich die älteren Schriften des alten Testamentes, besonders die mosaischen, die Lehre der Unsterblichkeit und von der Vergeltung nach demTode noch nicht kennen.2) Nicht genug kann der Einfluss beachtet werden, den die alexandrinischen Gelehrten schon vor Christus auf das Judenthum und die jüdischen Secten der Pharisäer, Saducäer und Essäer und unmittelbar nach Christus auf das Christenthum und besonders auf die Ausbildung der christlichen Mythengeschichte aus griechisch-ägyptischen Quellen und nach deren Vorbildern ausgeübt haben. Nach dem Berichte des Justin sagten die Griechen [596] namentlich von Dîonysos, dem Sohne der Semele und des Zeus, dem Erfinder des Weines, er sei zwar von den Titanen zerrissen worden, aber nach seinem Tode wieder auferstanden ( [...]) und in den Himmel wieder ernporgestiegen ( [...]1)) und dieses wurde wohl in Alexandrien in veränderter Form auf Christus übertragen und seinem Lebensschicksale angepasst. Der Demeter, Persophone und dem Dionysos, den erlösenden Gottheiten ( [...]) der Griechen steht bei den Christen gegenüber der erlösende Christus und die erlösende Maria; die Maria gleichet der Demeter, und ist wie Persephone Erlöserin ( [...]). Die Beinamen des Dionysos unser Herr ( [...]), der Erlöser ( [...]) - der Heiland, der Erretter ( [...]) sind zu Beinamen Christi geworden und er und Maria thronen und richten im christlichen Todtenreiche, wie Demeter, Persephone und Dionysos im griechischen. Darauf bezieht es sich auch, wenn die Christen in dem Vaterunser beten: „Herr, erlöse uns von dem Uebel, Amen“ und in dem Ave Maria: „Heilige Maria, Mutter der Gnaden, bitt’ für uns arme Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes, Amen.“ Aehnlich sagt auch ein orphisches oder pythagoreisches Fragment von dem Schicksale der Seele:

„Niemand vermag es zu ändern, als nur die erlösenden Götter,
Denen auch Zeus auftrug, in Wanderungen buntesten Wechsels
Und im Kreislauf der Noth umherzutreiben die Seelen.“ -

Nur sie können die Seelen vom:

„Kreislauf wieder entbinden und Ausspann gönnen vom Elend.“2)

In einem andern orphischen Fragmente heisst es von Dionysos

„Dir wird das Menschengeschlecht vollkommene Festhekatomben
Weihen durch alle Zeiten in wiederkehrenden Jahren,
Und Sühnfeier begehen, von der Ahnen Frevel Erlösung
Suchend. Und über sie hast du die Macht, du wirst sie, wenn Du es
Willst, aus drückender Pein und unendlichem Jammer erlösen.3)

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Ein alexaradrinischer Dichter aus der ptolemäischen Zeit redet den Dionysos an: „Erretter Bakchos aus bestandener Noth und Pein.“ Jesus und Maria sind auch dem Osiris und der Isis der Aegypter, als den Göttern der Todtenwelt, des unterirdischen Reiches, des letzten Gerichtes, zu vergleichen. Die ägyptische Vorstellung von einer Unterwelt, von dem Todtenreiche hatte Moses sich angeeignet, indessen davon in seiner Morallehre oder zu moralischen Triebfedern keinen weitern Gebrauch gemacht. Nach der ägyptisch-orphischen oder pythagoräischen Lehre ist unser Leben hier nur ein Leben der Strafe und der Busse für die in dem frühern Leben begangenen Unthaten (ob scelera suscepta in vita superiore poenarum luendarum causa nati sumus, sagt Cicero) und hat nur den Zweck der Läuterung, um als dann geläutert und gereinigt in den Himmel zurückzukehren und an der Gemeinschaft der Götter wieder Theil zu nehmen,1) wie auch Plato lehrte, welcher gleichfalls zu Heliopolis in die ägyptischen Mysterien sich hatte einweihen lassen. Drei der schönsten Dialogen des Pfote sind der Unsterblichkeit gewidmet, indem der Phädrus die Präexistenz der Seele, das Gastmahl den Einfluss der Unsterblichkeit auf die Verhältnisse des gegenwärtigen Lebens, der Phädon den Tod als den Vermittler einer seligen Zukunft darstellt. Das gegenwärtige Leben ist nach Plato zugleich nicht nur die Frucht eines frühern, sondern auch der Keim eines spätern Lebens und wie das jetzige Schicksal des Menschen durch sein vorausgegangenes Leben, so ist auch sein künftiges Loos bestimmt durch sein gegenwärtiges Vorhalten. Seinem höhern oder religiösen Bestreben zufolge war der orphisch-pythagoreische Bund eine Erziehungsanstalt zur Unsterblichkeit, zur Seelenreinigung, zum tugendhaften Leben, weshalb auch der oberste Satz der pythagoreischen Erziehungslehre war, sich selbst zu erkennen, d. h. durch Selbsterkenntniss sich von seinen Fehlern und Gebrechen zu reinigen. Ob die religiösen Brüderschaften, welche in Griechenland, wie z. B. die [598] Deliasten,1) vorkommen, mit den Mysterien zusammenhängen, ist unermittelt. Durch ein Gottesmahl, die [...], und die unausprechlichen Opfer, [...], scheinen bei den Pythagoräern, bei den Oluntiern auf Kreta, und zu Athen diese Brüderschaften gefeiert und besiegelt worden zu sein. [...], auch [...] (lat. fratria, sodalitas) hiess bei den Griechen ein zu Ehren einer bestimmten Gottheit gestifteter Verein, um gemeinsam dieser Gottheit, besonders dem Bakchos, Opfer darzubringen und andere Festlichkeiten zu feiern; der Name wurde dann auch auf das zu Ehren der Gottheit gehaltene Mahl, den getanzten Reigen und das ganze festliche Gefolge ausgedehnt, wie namentlich [...] das schwärmende Gefolge des Bakchos genannt wurde. [...] hiess das Mitglied eines solchen religiösen Vereines, einer solchen religiösen Brüderschaft.2) Diese Brüderschaften sollen von den Griechen über Grossgriechenland, über Unteritalien und Sicilien, nach Wassenaer zu den Römern gedrungen und ihnen die mittelalterlichen geistlichen Brüderschaften nachgebildet sein. L. 4 D. de collegiis et corporibus (47, 22) stellt nach einem solonischen Gesetze die [...], die [...] (die Mitglieder einer fratria), die [...] u. s. w. den sodalibus gleich, qui ejusdem collegii sunt, quam Graeei [...] vocant, und ertheilt diesen Collegiengliedern das Recht, sich selbst einzurichten, wenn nur ihre Einrichtungen nicht dem öffentlichen Rechte zuwiderlaufen. Die frommen Brüderschaften des Mittelalters werden in englischen Königsurkunden Gilda und Fraternitas genannt, z. B. eine solche von Brüdern und Schwestern des heiligen Georg des Martyrers zu Norwich, eine solche zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit zu Bristol u. s. w.3) Noch jetzt bestehen zu Rom ähnliche Confraternitäten oder Archiconfraternitäten. In Frankreich hiess eine Stiftung der Art Confrairie, Confraternitas; in der Kirche St. Barthelemy zu Paris waren drei Confrairies, eine der heiligen Katharina, eine des heiligen Sebastian und heiligen Rochus, und eine dritte des heiligen [599] Sacraments. In der Stadt Orleans war eine Confrairie des heiligen Namens Jesu. Die Mitglieder einer Gilde in England hiessen gewöhnlich Brüder oder Mitbrüder (fratres, confratres). Durch die griechischen Opfermahle ( [...]) sollte die religiöse Gemeinschaft der Menschen mit Gott vermittelt werden, insofern die Opfernden alle von dem selben Fleisch, von welchem die Erstlinge der Gottheit verbrannten, und von demselben Weine tranken, wovon man den Unsterblichen libirte.1) Dass die christliche Communion mit diesen Opfermahlen in Zusammenhang stehe, bedarf kaum bemerkt zu werden. Durch das gemeinschaftliche Essen und Trinken, durch die Communion wurde bei den, Griechen und wird noch heute bei den Christen der Bund der Brüder unter sich und zugleich mit der Gottheit bekräftigt und erneuert. Man sagte daher z. B. im Panionium mitopfern ( [...]), anstatt zur ionischen Gemeinschaft oder Brüderschaft gehören. Auch die Hebräer hatten bei ihren Dankopfern solche Familienmahlzeiten. Bei den Opfermahlzeiten an dem Feste des Poseidon auf der Insel Aegina musste Stillschweigen beobachtet werden und die Theilnehmer mussten sich selbst unter einander bedienen, da die Knechte entfernt gehalten wurden.2)

Dionysos ist wesentlich die zeugende und früchtebringende Natur- und Sonnenkraft, der Gott der Früchte und besonders des begeisternden, aber auch berauschenden Weines; der Gott des Herbstes, der Gott der Ackerbauer und besonders der Weinbauern, weshalb dem Dionisoskultus auch etwas Sinnliches, Geniessendes und Bäurisches, Berauschtes und Ueberschweifendes mehr oder weniger stets anklebte. Wie die Feiernden, so die Feier und die weiblichen Feiernden, die Ernteschnitterinnen und Herbstwinzerinnen mit ihren poetischen oder unpoetischen Freiheiten leben noch heute, während der mythologische Dionysos vor dem christlichen Lichte fast erbleichet ist. Seiner Natur nach berührte sich Dionysos innigst mit der Aphrodite oder Kore, der Frühlingsblumengöttin, und [600] mit ihrer Mutter Demeter, der Erntegöttin, so dass diese drei Blumen und Früchte bringenden, zeugenden Naturgottheiten in dem eleusinischen Dienste gleichsam zur dreieinigen Naturgottheit, Blumen- und Früchtegottheit vereint waren. Nach einer ganz andern Seite wird die Sonnen- und Naturkraft, der Jahresgott in Herakles bei den Griechen gefasst und unter, hier wenigstens allgemein zugestandener, orientalischer, beziehungsweise phönicisch-assyrischer Einwirkung, dargestellt. Herakles ist die streitende und ringende, die die Naturübel bekämpfende und besiegende Naturkraft, der Sonnenkämpfer und Sonnenheld, der löwenstarke und löwenmuthige Keulenträger und Führer. Herakles ist der Sonnenlöwe im Gegensatze zum Stiere des Dionysos. Herakles ist somit der Gott der Ringer und Streiter, der Helden oder Heroen, der göttlichen Menschen und menschlichen Götter. Wie die Kore, Demeter und Dionysos, - der Frühling, Sommer und Herbst, - die Gärtner, die Fruchtbauern und Weinbauern eine Dreiheit der Götter und Menschen bilden, so auch Dionysos, Herakles und Apollo (deren weibliche Seiten wieder Demeter, Athene und Artemis sind) als Götter des Nähr-, Wehr- und Lehrstandes, - der Landleute, Krieger oder Helden, Sänger und Weisen, - des Epheu und der Rebe, der Keule und der Lyra. Apollo und sein Kultus ist der höchste und der im schönsten Sinne griechische, sowie zugleich geschichtlich der letzte. Zuerst liessen die Hirten sich nieder und bebauten das Land, anfangs an den Küsten und in den Ebenen, und später an den Hügeln und Bergen, wo der Weinstock gedieh; dann rangen die Land- und Rebenbesitzenden, die Fürsten und Helden mit einander, bis Orpheus und Apollo in die Leyer schlugen und durch ihren Gesang, durch den Geist Thiere, Bauern und selbst die Helden bezwangen. Dionysos, Herakles und Apollo, - der pflügende Stier, der streitende Löwe und der singende Schwan sind die drei griechischen Kasten, wie die Baktrer, Inder, Aegypter, die Kelten und Germanen ihre drei Kasten oder Stände haben. Der Streit des Apollo und des Herakles um den Dreifuss zu Delphi,1)

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worüber so verschiedene Aufklärungen und Auslegungen versucht worden, ist ein Symbol des auch in Griechenland wie in Aegypten, Indien, bei den Germanen u. s. w., zwischen dem Krieger- und dem Priesterstande gekämpften Kampfes, ob die rohe Gewalt oder die Einsicht gebieten und herrschen solle; die rohe Gewalt unterliegt und muss den Zwecken der Einsicht dienen, was man mythologisch so ausdrückt, dass Herakles und Apollo zuerst mit einander streiten und dann befreundet werden. Herakles ist der fahrende Ritter des frühesten griechischen Mittelalters, der Gott und Ahnherr der griechischen Helden- und Fürstengesehlechter, besonders der dorischen Herakliden. Als eine feste Staatsordnung eintrat, als durch den Apollocultus und die apollinischen Orakel höhere Bildung und Weisheit Einfluss zu gewinnen begann, mussten die ritterlichen Kriegsfahrten und Faustkämpfe aufhören und nicht Herakles, sondern der schwächliche Eurystheus erhält die Herrschaft über Argos und nach dem Ausspruche des Orakels zu Delphi muss diesem zur Sühne seiner Gewaltthaten, seiner Verbrechen Herakles eine Enneateris, neun Jahre, die mythischen neun Monate dienen.1) Athena als Göttin auch des Krieges, des Ritterthums ist die schützende Freundin des ritterlichen Herakles, aber die gesetzliche Hera ist seine unversöhnliche Feindin. Die Heraklessage2) oder vielmehr die Heraklessagen sind deshalb bei den Griechen stets umfassender und ausgedehnter geworden, weil der zum irdischen Ritter und Streiter verkörperte Sonnengott die Gesammtgeschichte der griechischen Sagenhelden in sich aufnehmen, seine Sage zur Sage der Sagen und er selbst zum Helden der Helden, der ritterlichen Herrgeschlechter und Städte werden musste. Die Heraklesmythe ist die Sammlung der verschiedenen Heldensagen der Griechen und selbst des Auslandes, besonders der asiatischen Helden,3)

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gewissermassen eine Universalheldensage. Welchem Zeitalter des griechischen Volkes und der griechischen Geschichte, beziehungsweise des menschlichen Geschlechtes und der menschlichen Geschichte, der ursprüngliche Herakles angehöre, ist aus seiner Kleidung in eine blosse Löwenhaut und aus der Keule oder auch dem Bogen mit den Pfeilen als seinen Waffen zu erkennen.1) Diese Kleidung und Bewaffnung behielt Herakles bei den Ackerbau und Weinbau treibenden und Städte bewohnenden griechischen Kriegern und Rittern bei; die jagenden Krieger kämpften gegen die wilden Thiere des Feldes und des Waldes und wurden durch deren Erlegung und Ausrottung die Wohlthäter und Retter des Landes. Auch die (urweltlichen) Riesen der deutschen Mythe und Sagen tragen keine ritterlichen Waffen, sondern ein junger Fichtenstamm und Steine dienen ihnen zur Vertheidigung.2) Ebenso trägt der indische Bala-Rama oder Bala-Patren nicht allein die Keule, sondern auch die Löwenhaut und Pfeil und Bogen3) und stellt sich auch in seinen Eigenschaften und Thätigkeiten sonst dem griechischen Herakles gleich, ohne dass man jedoch den Bala-Rama (nach Sonnerat die siebente Incarnation Wischnu’s) mit Müller und Andern als das Vorbild des Herakles betrachten dürfte; beide Götterbilder sind nicht nach einander, sondern neben einander aus der allgemeinen Anschauung des Alterthums und der Indogermanen entstanden. Ebenso führt Schrirama oder Parassurama, nach Sonnerat die achte Wischnuincarnation, ein Blitzfeuer- und Sonnenfeuerheld, zufolge Müller ein Theseus-Perseus, die Keule, Pfeil und Bogen. Ferner wird die Stierkeule im Zendavesta und im Schahnameh als Attribut dem Mithra zugetheilt.4) Die alten Parsenkönige erschienen bei grossen Jahres- oder Reichsfesten auf einem Stier oder einer Kuh, auf dem Haupte die Sonnenkrone.

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Im Jesht-Mithra heisst es: „Er hat die Keule in der Hand, die Goldkeule des Verstandes.“ - Im Neaisch des Mittags wird gesagt: „Ich erhebe hoch Mithras mächtige Keule,“ und an einer andern Stelle: „Mit der trefflichen ewigen Keule schlägt der stets wache, ewige Mithra die Diwe (bösen Geister).“ Der Zendavesta preist dreimal die Keule als Mithras Waffe; des Dolches, der Lanze und des Pfeilbogens geschieht nur einmal Erwähnung. Nach Diefenbach, Origines Europaeae, S. 117, verflochten die Griechen die von den ligurischen Völkern um Massilia vernommenen Stammsagen in ihre eigenen, vorzüglich in die von Herakles; vergl. Aeschylos (und Posidonios) bei Strab. IV. p. 183 und bei Dion. Hal. I. 41, welcher die Sage auf die Kämpfe der Ligyen gegen die eindringenden Hellenen deutet. Der Schauplatz der Sage ist in der Nähe von Arles zu suchen, auf dem Steinfelde, das noch jetzt den keltischen Namen la Crau (aus crag, lapis, rupes) führt. In den Sagen bei Amm. Marc. XV, 9 tritt an die Stelle des Eponymos Ligys ein Tauriscus, der uns an die Ligyrisker als Synonymen der Taurisker erinnert; ein von dem lat. taurus verschiedener Stamm Taur kommt öfters auf ligurischem, sodann auf illyrischem oder kleinasiatischem Gebiete vor. Mit der Heraklessage verbanden sich auch etymologische Ableitungen ligurischer Völker, worüber z. B. Plinius , H. nat. III. c. 17. 20, zu vergleichen ist. Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 129 ff., sieht den Herakles für den Melkarth der Tyrier und Karthager an und glaubt, dass Herakles, den ursprünglichen Begriff der Sonne festhaltend, mit dem griechischen Hyperion als dem Herumwandelnden gleichbedeutend sei; aus dem ursprünglichen Eigenschaftswort habe der Polytheismus einen eigenen Gott gebildet und denselben dem Zeus untergeordnet. Die Hesperiden pflücken nach Rinck die drei Aepfel als die Symbole der drei Jahreszeiten von dem Baume der Zeit und des Lebens, bringen die Zeit zur Erscheinung und überreichen sie opfernd und huldigend dem Herakles als dem Herrn der Zeit. Auf einem Vasengemälde habe der von der Schlange umwundene Baum nur drei Aepfel und Herakles, den man auf der Kehrseite als Himmelsträger erblicke, werde von einer Hesperide vor dem [604] Baume bewillkommt. Daher habe Herakles den Beinamen [...] und [...], in welcher Eigenschaft er auf ägyptischen Münzen, auf einer Grablampe und auf einer alten Himmelskugel als Hercules Ingeniculus einen Zweig mit drei Aepfeln in der Hand habe und in Böotien durch ein Opfer von Aepfeln geehrt worden sei. Auch der dunkle Ausdruck: Zeus [...], welchen man am Eingang einer Felsengrotte auf einem Berggipfel auf Naxos geschrieben gefunden, sei daher zu erklären. Auf einer Vase von Pästum und einer ändern verwandten sei der Begriff der Jahreszeiten auf vier Hesperiden vertheilt und also eine Erweiterung des Fabelkreises ersichtlich; auf beiden Vasen werde die Lebenschlange aus einer Patera, auf der ersten durch die Okeanine Kalypso, auf der andern durch die Hesperide als Frühling gefüttert, da das Leben neue Nahrung gewinne, weshalb auch neben ihr eine Pflanze aufschiesset; auf der ersten Vase ist die Frühlingshesperide durch Bänder in den Haaren ausgezeichnet, und durch einen Spiegel in der Linken als Sinnbild der sich verjüngenden Schöpfung. Frucht hat sie noch keine in der Hand. Beigeschrieben ist der Name [...], welcher an die sicilische [...], Gattin des Helios und Mutter der zwei Hüterinnen der Sonnenheerden in Sicilien, erinnere. Ueber ihr ist der Kopf der Athene, Vorsteherin dieser Jahreszeit, mit dem Diadem und dem Namen [...]. Der Sommer pflücket auf beiden Vasen Aepfel von dem Baume; das Gewand dieser Hesperide ist auf der zweiten Vase offen, ihr Haar fliegend und sie allein unbeschuhet. Neben ihr steht auf der ersten Vase der Schwan und ihr Name [...], von dem Vorsteher ihrer Jahreszeit, Hermes genommen, dessen bekränztes Haupt mit dem Schlangenstab über ihr abgebildet ist. In der Mitte der Neäsa und Hermesa steht auf der ersten Vase Herakles als jugendlicher Gott mit Diadem, Keule, Köcher und Bogen und der Löwenhaut, in der Hand einen Apfel und mit dem rechten Fuss auf der Weltkugel. Auf der andern Seite des Bechers stehen die beiden andern Hesperiden. Der Herbst wird auf der zweiten Vase durch viele Aepfel, die er in sein Gewand sammelt, auf der ersten durch die mystische Binde in der Rechten zur Erinnerung an die My- [605] sterien in dieser Jahreszeit, durch einen Apfel in der Linken, durch den Namen [...] und durch den verhüllten Kopf der Here, [...] genannt, ausgezeichnet. Der Winter endlich ist auf beiden Denkmalen verschleiert, um die düstere Herrschaft des Nachtreiches zu bezeichnen. Auf dem zweiten Denkmale bewahrt diese Hesperide die Aepfel in einem Mysterienkästehen auf, um anzudeuten, dass die Natur im Winter in sich verschlossen den Samen sammle, gleichsam in einem Kasten niederlege und zum nächsten Jahressegen verwabre. Es gab aber Mysterien des Herakles (wobei die Männer in Frauentracht erschienen, wie bei der Festfeier des Hermes und der Aphrodite) und die Hesperidenäpfel werden unter den geheimen Zeichen in den Mysterienkästchen genannt. Auf der ersten Vase ist diese Hesperide mit Namen [...] die hagerste, im Zustande der Schwachheit auf die vorige Schwester gestützt, ohne Apfel und allein ohne Halsschmuck: ihre herabfallende Locke erinnert an Harpocrates. Ueber ihr ist Pan mit Bockshörnern, das Sternbild des Steinbocks bezeichnend. - Der mit der Schlange umwundene Baum kommt häufig auf italienischen Grabesdenkmalen als Sinnbild des wechselvollen Lebens vor mit Hinweisung auf die Fortdauer der allgemeinen Lebenskraft. Uns berühren in der Heraklessage bloss ihre Verwandtschaften und Uebereinstimmungen mit der Hirammythe.

Gleich Hiram wird auch Herakles ternario oder in drei Nächten, d. h. in den drei Wintermonaten erzeugt1) (und geboren), weshalb er den Beinamen des [...] [...]2) des in der Dreinacht erzeugten Löwen erhält. Diese Dreinacht und der Zeitraum von neun Jahren, welchen Herakles dem Eurystheus dienet, beurkunden den [606] zwölfmonatlichen Jahresgott, den Sohn des Zeus, den Zeus selbst und stehen gleich den drei bösen und neun treuen Gesellen des Hiram, den drei Todesmonaten und neun Lebensmonaten des Sonnengottes. Der dreimonatliche Winterschlaf, Todesschlaf ist die Zeugung und Wiedererzeugung des Natur- und Sonnengottes. - Herakles ist, noch genauer und im engsten Sinne betrachtet, die Sonnenkraft im Sternbilde des Löwen, der Sonnenlöwe, - die stärkste und höchste Kraft, welche zur Zeit der ersten Einführung des Thierkreises die Sonne im Sternbilde des Löwen erreichte.1) So ist auch der Löwenmonat, Shinamasa von Sinha, Löwe, in Indien die heisseste Sommerzeit, die letzte Julihälfte und erste Augusthälfte.2) Der Löwe ist daher das uralte chaldäisch-ägyptische, zu Sardes, wie in Assyrien und im Dienste des Melkart vorkommende, - nach Welker, griechische Götterlehre II. S. 621 erst später aus Lydien in Griechenland eingeführte Symbol der zeugenden Natur- und Sonnenkraft der zeugenden Natur- und Sonnengötter und Göttinnen des höchsten und stärksten schaffenden Lichtes des starken Gottes und Schöpfers. Als der starke junge Sonnengott erwürgt Herakles gleich nach seiner Geburt die ihn bedrohenden Drachen oder Schlangen,3) wie der neugeborene Apollo den Drachen Python erlegt, d. h. das siegreiche Sonnenlicht zerstreuet oder erschlägt auch mit dem Blitze die schwarzen Gewitterwolken, und trocknet zugleich die Sümpfe aus, worin auf der Erde (der Mutter Hera) die Schlangen und Drachen hausen,4) weshalb Herakles und Apollo5) auch gleichmässig den [607] Bogen mit den Pfeilen führen oder die Sonnenstrahlen senden und die Blitze schleudern. Ebenso tödten Apollo und Herakles als die Sonnengluth, als die versengende Sonnenhitze den Sänger Linos, d. i. das Frühlingslied und die Frühlingsblume,1) und berühren sich hierin mit dem Eber des Mars, der den schönen Adonis, den Liebling der Aphrodite oder Mutter Erde tödtet. Ueberhaupt gehören der Jahresgott Mars, welchem als Gott und Bringer des Frühlings der den Frühling verkündende Specht geheiligt war,2) mit seinen zwölfgliederigen Priestercollegien, den palatinischen Saliern und den agonalischen oder collinischen Saliern, und mit den zwölf Ancilien,3) sowie Janus mit seinen zwölf Altären4) ganz in den hier besprochenen Vorstellungskreis; ferner der römische Consul und Dictator mit den vorausgehenden zwölf und vierundzwanzig Lictoren, die zwölf Tafelgesetze, die zwölf Begleiter des Königs Numa, - die zwölf Geier, denen Romulus das Königthum verdankte und die mit dem Aufgange der Sonne geflogen kamen, - die zwölf Mitglieder der Priestercollegien der Luperci Fabiani und Quintiliani5) u. s. w. Die Sage von dem böotischen Herakles, dass er seine eigenen Kinder in Geistesverwirrung, in der Raserei getödtet habe, ist ein uns schon bekanntes Bild und soll nur ausdrücken, dass das ablaufende Jahr, die Zeit, seine eigenen Kinder tödte und verschlinge, indem die Gegenwart die Vergangenheit, begräbt, um wieder selbst vergehend die Zukunft zu erzeugen, wie Herakles auch auf einem Scheiterhaufen des Oeta sich selbst verbrennt, um gleich dem Phönix aus seiner Asche verjüngt und als unsterblicher Gott wieder zu erstehen.6) Auf den Münzen der phönicischen Colo-

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nienstadt Tarsos, wo jährlich ein grosser Scheiterhaufen erbauet und die Selbstverbrennung des Herakles vorgestellt wurde, steigt von dem Scheiterhaufen ein Adler einpor. Der kindertötende rasende Herakles, - der sich selbst verbrennende Herakles auf dem Oeta, zu Tyrus, Tarsos und Sardes,1) - die Selbstentmannung des Attes-Sabacius oder Korybas in Phrygien und des Kabiren Esmun in Phönicien, das Tödten des Osiris durch die 72 Gesellen des Typhon und des Dionysos durch die Titanen, sowie des Hiram durch die drei ungetreuen Gesellen u. s. w. sind blos verschiedene Wendungen, verschiedene Ausdrücke der gleichen Sache, desselben Jahresereignisses, des Sterbens und Vergehens der alten Natur und des alten Jahres. Das mit dem Samen und dem Blute des von ihm mit den Sonnenpfeilen getödteten Kentauren Nessos (der durch die Sonnenkraft zerstreuten dunkelen Wolke) getränkte Gewand, welches den Herakles zu verzweifelnder Wuth bringt und ihm den Tod bereitet, sind die herbstlichen Dünste und Nebel, die endlich die Sonne nicht mehr zu überwinden vermag und die den heitern Himmel in ein düsteres Gewand hüllen. Da im Grunde auch diese herbstlichen Dünste und Nebel durch die Sonne selbst hervorgelockt und erzeugt werden, ist es die eigene Gattin Deïaneira , welche dem Herakles das vergiftete und tödtliche Gewand darreicht. Schon im Frühling oder Sommer wollte die Wolke, der Kentauer Nessos die Sonne verdunkeln, der Deïaneira Gewalt anthun,2) gleich wie Ixion der Hera und Orion der Artemis: alle in damals war die Sonne noch stark und siegreich und Herakles tödtet daher mit seinem Pfeile, mit seinen Strahlen am ätolischen Flusse Euenos, am Wolkenhimmel den Frevler Nessos. Nessos ist seinem Namen nach vermuthlich nur der Wolkenfluss, das Wolkennass und knüpfet sich an sanskr. nada m. und nadî f. Fluss (vom rauschen, nad), oder an holl. nat (das Nass, allerhand Flüssigkeiten, z. B. Brühe), nat = ahd. naz (madidus, humidus), goth. natja (irrigare) und ahd. nazjan,

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nässen, netzen. - Nessos berühren sich auch Nestor, Neleus, die Athene Nedousia und der Fluss Nedon in Messenien, Nereus und seine 50 Töchter, die Nereiden mit der Aphrodite als Herrin und Chorführerin an der Spitze ( [...], Aeschyl.), sowie an dere ähnlich benannte Flüsse und Wolkengottheiten. An die 50 Nereiden mahnen die Centimanen Kottus, Briareus und Gyges, die wachenden Diener des Zeus, mit je 50 Köpfen auf dem Haupte und 100 Armen.2) Ferner gehört hierher die Sage, dass Herakles in einer Nacht (einem Jahre) die 50 Töchter des Thestius befruchtet habe; einer andern Erzählung zufolge befruchtete er 49 derselben und machte die widerstrebende 50ste zu seiner Priesterin. 3) Endymion, König von Elis, sollte mit Selene 50 Töchter erzeugt haben. Hesiod (Theog. 312) gibt dem Kerberos 50 und Horaz (Od. II. 13, 34) 100 Köpfe. Die zwölf Arbeiten, welche der argivische Herakles im Dienste des Eurystheus verrichtet und die am Zeustempel zu Olympia dargestellt, sind keine zufällige, durch Pisander aufgekommene Zahl, wie Preller (a. a. O., II. S. 118 und 129, vergl. mit I. S. 74) zu meinen scheint, sondern beruhen auf der Natur des Herakles als des zwölfmonatlichen Jahresgottes. Diese zwölf Arbeiten des griechischen Herakles waren wohl eine Nachbildung der zwölf Arbeiten des phönicischen Melkart, die z. B. auf den Thüren des Tempels desselben zu Gades dargestellt waren. Aus dem phönicischen Melkart ist bei den Griechen auch Melikertes-Palaemon geworden und Melikertes ist der junge Frühlingsgott, ähnlich dem römischen Mars, und seine Mutter Ino-Leucothea ist die Frühlingsgöttin;4) das Meer aber, in welches die verfolgte Mutter mit dem Kinde sich rettet, ist das Frühlingsgewitter, das Wolekenmeer des Frühlingshimmels. 5) Deshalb wird auch in der böotischen Sage Ino-Leucothea [610] zur Pflegerin des jungen Bakehoskindes und hat Melikertes den gleichen Klage- und Freudendienst wie Bakchos oder Dionysos. Auch mit dem phönicischen Glaukos-Poseidon berührt sich Melikertes1) und ebenso müssen hierher bezogen worden die Mythe von der Danae mit dem Perseuskinde und von der Auge mit ihrem von Herakles geborenen Kinde Telephos,2) d. i. fernhin leuchtend, indem diese ebenfalls dem Meere übergeben werden; dem Meere aber steht wieder gleich der Wald, der Wolkenwald, wohin z. B. das Kind der Auge und der ihr verwandten deutschen Genoveta geborgen oder geflüchtet und dort von einer Hirschkuh als dem Symbole der Wolke gesäugt und genährt wird. Preller deutet die gehörnte Hirschkuh auf den Mond, d. i. die Mutter Auge, die Strahlende selbst; dann ist aber auch der Sohn Telephos wieder der in die Ferne leuchtende und strahlende Mond. Ebenso gehört hierher Tales oder Kalos, der Verwandte und Schüler des Dädalos, welcher von diesem aus Neid von der Akropolis herabgestürzt wird; der alte auch in den deutschen Sagen wiederkehrende Zug von dem (himmlischen) Schmied oder Baumeister, der seinen Lehrjungen aus Neid (im Blitze) herabstürzt oder erschlägt, dem analog dann auf Kreta (der glänzenden oder weissen - lnsel - von den Kreidefelsen oder der Kreide3)) erzählt wurde, dass Kres (der Glänzende wie der Karier), der Vater des Talos, der Erzieher und Lehrmeister des Zeus gewesen, aber von diesem in der Hitze getödtet worden sei.4) Alle diese Sagen sind nur sehr alte Bilder der Gewitterkämpfe, der Wolken- und Himmelserscheinungen, besonders im Frühjahre und Herbste, und ein eben solches, nur in der gegenseitigen Stellung der Personen umgekehrtes, Bild ist auch der von drei Gesellen erschlagene oder herabgestürzte Baumeister Hiram, sowie der vom Himmel herabgeschleu-

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derte Hephaestos. Auch Dionysos selbst taucht vor dem Lykurgos in das Meer, wo ihn die Thetis aufnimmt, wie den Hephästos.1) Die Brasier erdichteten, dass Dionysos in einem Kasten mit der Mutter Semele bei ihnen angekommen und hier begraben worden sei.2) Das Wolkenmeer ist das winterliche Grab, die Bergungsstätte der Natur- und Wolkengötter, woraus sie im Frühlinge wieder erstehen und das wärmende Sonnenlicht und die befruchtenden Gewitter mit den Blitzen, die Blumen und die Früchte wiederbringen. Den goldenen Thron, welchen der erzürnte Hephästos aus der Wohnung der Thetis seiner Mutter Hera zusendet und der sie mit unsichtbaren Fesseln festhält, deutet Welker, II. S. 687, auf die im Winterfroste, wenn die Wärme entfernt ist und gleichsam zürnt, erstarrte Erde; der Frühlingsgott Dionysos, der Frühling bringt endlich den Löser der Bande zurück, indem die Wärme die Eisdecke sprengt und schmelzt; als ein Seitenstüek dieser gefesselten Hera betrachtet Welker die in Zorn und Trauer auf dem Stein des Nichtlachens sitzende und die zurückkehrende Kore erwartende Demeter. Hephästos oder Dädalos ist zugleich das ewige Feuer, welche im Tempel der Demeter und der Kora zu Mantinea brannte,3) - das ewige und niemals erlöschende Licht. - Steinthal, Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, II. S. 28 und 163, indem er mit allem Grunde darauf hinweist, dass mit dem Leben Moses Mythen von einem Sonnengotte verknüpft seien, bezeichnet als solche (Wolken-) Mythen namentlich, dass Moses gleich nach der Geburt in einer Kiste auf das Wasser gesetzt werde und das Moses über das Meer seine Hand mit dem Stabe ausstrecke und es spalte, dass die Wasser zu beiden Seiten wie Mauern stehen. Darin dürfte jedoch Steinthal (S. 167) zuweit gehen, dass er selbst den Abraham mit Movers nur für eine rein mythische Persönlichkeit, für El, den alten Stammgott der Semiten, und dessen Enkel Israel für den semitischen Herakles Palaimon ansehen will; das Letztere [612] kann zugegeben werden, aber Abraham ist eine geschichtliche Person, wie dieses namentlich auch Bunsen annimmt.

Mit den zwölf Arbeiten und Leiden des phönicischen Melkart hängen wohl auch zunächst die zwölf Prüfungen zusammen, welche man auf Mithrasdenkmalen, z. B. auf einem tyrolischen,1) dargestellt findet, denen sich die in die verschiedenen Grade Einzuweihenden zu unterwerfen hatten und woraus auch die zwölf mittelalterlichen, noch jetzt an dem Fronleichnamsfeste mit zwölf Altären bei den Katholiken vielfach zur Anwendung kommenden zwölf Leidensstationen Christi auf den Calvarienberg hervorgegangen zu sein scheinen. Bei den Katholiken pflegen auf den Bergen zwölf Kapellen mit zwölf Leidensscenen aus der Leidensgeschichte Christi erbauet zu werden, wie z. B. solche zwölf Kapellen auf dem Berge bei Kissingen noch heute stehen; am Fronleichnamstage werden dann bei den zwölf Kapellen unter Laubzweigen und Blumen-, besonders Rosenkränzen zwölf Altäre errichtet und die auf den Berg hinaufziehende feierliche Procession hält bei jedem einzelnen Altare an, um dort zu beten und den Segen zu empfangen. N. Müller, Mithras, S. 11, glaubt, dass die zwölf Bilder, welche mehrere Mithrasdenkmale, auch das bekannte priscellische Herakleum umranden, entweder zwölf Mystengrade oder zwölf Arbeiten des Sonnenhelden vorstellen. Jedenfalls treten die zwölf Leiden und Arbeiten von Herakles, Mithra und Christus in die innigste Berührung mit den zwölf Altären des Janus und der griechischen Götter, mit den zwölf Ancilien oder Schilden des Mars u. s. w. Der älteste bekannte bei den Griechen den zwölf Göttern gesetzte Altar ist der in Athen, welchen nach Thukydides 6, 54 der jüngere Pisistratus, unter Hippias dem Nachfolger des ältern, als Archon in der Agora errichtete und das Volk später durch Anbau erweiterte. Den zwölf Göttern des Solon aber weiht eine Inschrift von Salamis, aus der Nähe des Hafens eine Mauer, und es scheint daher, dass von diesem in Athen jene Satzung [613] ausgegangen war. In dem heiligen Heine zu Olympia standen sechs angeblich von Herakles errichtete Doppelaltäre, das sogenannte Dodekatheon, von welchen der erste dem Zeus und Poseidon, der zweite der Hera und Athene, der dritte dem Apollo und Hermes, der vierte dem Dionysos und den Charitinnen, der fünfte der Artemis und dem Alpheos, der sechste dem Kronos und der Rhea geweiht waren.1) - Das Heer Alexanders des Grossen war in zwölf Phalangen eingetheilt und als er auf dem Feldzuge nach Indien wegen des Unmuthes und Widerstandes des Heeres die Umkehr hatte beschliessen müssen, liess er nach Diodor 17, 19 zum Andenken seiner Thaten, gleichsam seiner zwölf herakleischen Arbeiten, zwölf hohe, thurmähnliche Altäre aus Quadersteinen, von jeder der zwölf Phalangen einen errichten. An die zwölf indischen Altäre Alexanders erinnern auch die zwölf Steine, welche Josua (nach Josua, Kap. 4) zum Andenken des Ueberganges über den Jordan bei der Eroberung des gelobten Landes im Jordan soll haben errichten lassen und die zur Zeit der Abfassung des Buches Josua noch gestanden haben sollen. Ebenso riehtete Josua zwölf Steine zu Gilgal auf. - Auf das berühmte mantuanische Gefäss oder auf die im herzoglichen Museum zu Braunschweig aufbewahrte grosse Onyxvase sind zwölf Figuren als Cameo erhaben geschnitten, welche sich auf die Feier der Eleusinien beziehen.2) - Auch der japanische Sonnengott hat die Natur und die Ungeheuer zu bekämpfen, welche Kämpfe in der Umgebung des Tempels des Sonnengottes in zwölf Bildern geschildert sind. Ebenso gehören hierher die zwölf Göttersysteme der Inder (und vielleicht auch der Baktrer), der Aegypter, der Griechen und Römer, der Germanen, der Amerikaner u. s. w.; die indischen zwölf Sonnengötter, möglicher Weise auch die Amchaspands und Daëvas der Baktrer,3) die zwölf Götter zweiter Ordnung bei den Aegyptern, die zwölf [614] Titanen und die zwölf olympischen (sechs männliche und sechs weibliche) Götter bei den Griechen, die Consentes Dii oder Complices, d. i. die zwölf obersten Gottheiten der Etrurier und Römer, welche nach Varro und Suetonius den Rath Jupiters bildeten,1) - das zwölf Fuss hohe Standbild, welches zu Sparta vor dem Ausbruche des zweiten messenischen Krieges dem Zeus geweiht wurde,2) - die 12 Altäre zu Pompeji, die 12 Asen und Asinnen der Germanen u. s. w. sind alle nur der eine und in 12 Monats- oder Zodiakalgötter, in zwölf Eigenschaften oder Thätigkeiten und Arbeiten auseinander gegangene und zerlegte Sonnen- und Jahresgott. Die verschiedenen Dodekalogieen und Trilogieen der nordischen und der deutschen Mythologie finden sich zusammengestellt bei Simrok, deutsche Mythologie, S. 189 ff. und S. 108. Selbst die Juden scheinen in uralter Zeit und vor ihrem Herabsteigen in die Ebene des Euphrat und Tigris und in das Jordanland zwölf Zodiakal- und Monatsgötter verehrt zu haben, wovon die zwölf Stämme, die zwölf Steine des Brustschildes des Hohepriesters, die zwölf Schaubrode und die zwölf Stiere am ehernen Meer des salomonischen Tempels, die zwölf Arbeiten des Simson u. s. w. noch ein Nachklang waren. Die Schiiten in Persien verehren in zwölf Gebeten zwölf Imane.3) Der dänische Held Svend Faeling, welchen Grimm als den deutschen Sonnenhelden Siegfried nachgewiesen hat, gewinnt aus dem Wolkentrunke die Stärke von zwölf Männern, 4) was an die grosse Trinklust des Indra, des deutschen Thôrr und an die Ess- und Trinklust des Herakles mahnt, wodurch blos symbolisch angedeutet worden soll, dass diese Gewitter- und Regengötter das Wolkennass in dem reichsten Masse in sich aufnehmen müssen, um ihre göttlichen Thaten vollbringen, um die befruchtenden Gewitter und Regen zur Erde niederströmen lassen zu können. Die Grimhilde, d. i. die verborgene, die verlarvte, die in der Unterwelt [615] befindliche Hilde, Hilda, Hulda, Holla,1) kann in dem gleichen Sinne auch nur von dem Helden Siegfried befreiet und als die leuchtende und strahlende Frühlingsgöttin, als die schöne und liebliche Freyja siegreich zurückgebracht werden. Die zwölf Katzen, welche nach einer Sage in der alten Harzburg hausen (oben I. S. 131), sind nur ein mythischer Nachklang der zwölf Asinnen, welche unter der Freyja oder Frigg standen, und Freyja selbst ist die weibliche Seite des Odhin mit seinen zwölf Asen, die zwölf monatliche Sonnen- und Erdgöttin und wird deshalb als Grimhilde in dem bekannten Gedichte vom grossen Rosengarten in diesem Garten bei Worms von zwölf Helden bewacht. Der Rosengarten ist nur die Unterwelt, in welcher die Freyja abwesend ist und woher sie bald wiederkehren wird. Den zwölf Katzen verwandt sind die zwölf Reiterinnen, welche in der nordischen Helgimythe bei Nacht Helgi erblickt.2) Zu Metz zündete man früher jedes Jahr auf der Esplanade das Johannisfeuer an, wobei sechs Katzen auf dem Holzstoss verbrannt wurden, ohne Zweifel zu Ehren der vor der Einführung des Christenthums hier verehrten Freyja, indem ihr die Katzen geheiligt waren, 3) wie in Aegypten der Bubastis, einer besondern Gestalt der Isis. Schon durch die Katze, wie auch zwei Katzen ihren Wagen ziehen,4) stellt stelt die Freyja als die Göttin des Hauses und der Hausfrauen dar, weshalb wer die Katzen liebt, auch Glück in der Liebe und bei den Weibern haben soll. In baierischen Sagen tanzen zwölf Katzen Ringa Reiha. Nach einer Sage bei Perz, monumenta VI. S. 761, soll der Welfenherzog Eticho mit zwölf Mannen in den Berg, in den Wolkenberg, in die Unterwelt gegangen sein und Hocker, Stammsagen, S. 48, glaubt annehmen zu dürfen, dass sich der Name der zwölf Welfen, Wölfe, Hunde von ihrer Beziehung zur [616] Unterwelt ableite. Die Katzen der Freyja, Frouwa, Holda, stehen gleich den Wölfen und Hunden Odhins und gehen selbst in diese über. In der Saga Harald des Schönhaarigen geht König Herlaug mit zwölf Mannen in den Hügel, weil er sich der Alleinherrschaft Haralds nicht unterwerfen will.1) In den Berg oder in den Hügel gehen, heisst im Norden sterben, ähnlich wie das Gehen in den Rosengarten. In der Tiroler Sage hat König Oswald zwölf Goldschmiede bei sich, welche den Zauberhirsch, auch ein unterweltliches Thier, mit Gold belegen, und zum Wirthe von Glurns kommen am Martiniabend zwölf Reiter, welche Bocksfüsse haben und deren Rosse sich in Böcke verwandeln. Zwölf schwarze Männer kommen zu dem ruchlosen Wirth von Altenmarkt gefahren und im Untersberge sitzt der Zwergkönig, umgeben von zwölf bewaffneten Zwergen. Zwölf Spieler finden sich im Ochsenkopf, zwölf Geistermäher auf der Geissenwiese bei Waldthurm, zwölf Geister auf der Flossenburg, zwölf geisternde Brautpaare in österreichischen Sagen u. s. f.

Ein armer Schuster findet im Zauberhause im Walde 12 Herren, welche über die Vorgänge in der Welt berathschlagen und Vorwitzige bestrafen. 2) 12 Stühle werden beim Coronagebet, um in Geldnoth Hülfe zu erlangen, um den frischgedechten Tisch gestellt.3) Nach uraltem Gebrauche müssen die 36 Hofbesitzer in der Jachenau in Baiern jährlich wechselweise zu Ostern einen Widder zum Besten geben, welcher mit einem Kranze von Buchs geziert und an den Hörnern vergoldet wird.4) Das Schiff der deutschen Erd- und Wolkengöttin Nehalennia, (- Nerthus, Holda) wurde in den Niederlanden im J. 1133 durch die Weber 12 Tage lang im Lande herumgezogen. 5) Die 12 Hauptbalken im Upsalatompel deutete man gleichfalls auf die 12 Äsen.6) Die Burgfrau von Milow (Freyja) mit ihren 11 Töchtern erscheint in der Sage als eine Sau [617] mit 11 Perkeln;1) in einer Sage bei Rochholz (Nr. 85) ein Mutterschwein, die Moor Moritz, mit ihren 10 Ferkeln; das Mutterschwein und die Ferkel sind schwarz und weiss von Farbe.2) Mit dem Namen nâwerschop, gew. naâverschaft, ags. neawest, wird in Einbeck ein eigenthümliches Volksfest bezeichnet, welches im J. 1838 zuletzt gefeiert wurde; zu dem Ende war die Stadt in 12 Nachbarschaften eingeteilt und in jeder dauerten die Festlichkeiten drei Tage; dabei wurde folgender Vers gesprochen:

„Dat is mãl wat! Wër Einbeek noch nicht kennt, -
Dâ hebbet se en fest, Dat nâwerschaft sek nennt.
Dâ gelt nich vedder un frû wâse;
Wër dâ nich nâver segt, Mot in de büssen blâsen.“3)

Eine Recension des Rosengartenliedes legt dem Siegfried 12 Schwerter bei, wovon eines Balmunc genannt wird, welche Recension Grimm als richtig bezweifelt, Wackernagel dagegen zulässt.4) - Auf der Universität zu Altorf studiriten auf Kosten der Stadt Nürnberg 12 arme Studenten, die bei dem Universitätsgottesdienste singen mussten.5) - An der Weihnacht oder am Altjahrsabend (Sylvester) legt man in 12 Zwiebelschälchen Salz und sieht daraus, welche Monate feucht oder tröcken sein werden.6) Das alte Stadtgericht zu Prag, das Gericht der vier Bänke, sass auf vier Bänken und wurde von dem Richter mit 12 Schöffen gebildet.7)

Die symbolische Bedeutung des Löwen8) ist eine [618] doppelte und ganz entgegengesetzte, eine göttliche und wohlthätige und eine dämonische und verderbliche, welche beide Bedeutungen genau und scharf getrennt werden müssen und in der Heraklessage in Griechenland unter dem doppelten Einflusse der Phönicier und Aegypter einerseits und der Assyrier und Babylonier, wie der Kleinasiaten andererseits sich offenbar allmählig vermengt oder zu einem Mythenganzen gestaltet haben. In Aegypten war der Löwe blos ein göttliches Symbol, das Symbol des Sonnenlöwen, des Himmelskönigs und der Himmelskönigin, des Osiris-Ra und der Isis, der höchsten göttlichen Macht und Kraft, des stärksten und überwindenden Sonnenlichtes. Die in Aegypten noch heute sich zahlreich vorfindenden Löwensphinxe, welche häufig die Zugänge zu den Tempeln bewachten, sind Symbole des Sonnengottes Ra, des Osiris als Ra, und deshalb wurden nach Aelian XII, 7 in den Propyläen des Sonnengottes zu Heliopolis sogar lebendige Löwen gehalten, denen man prophetische Gaben zuschrieb1) und die nichts Anderes als die heiligen Thiere des Sonnengottes waren, wie sonst besonders der Stier dem Osiris und die Kuh der Isis, - dem Erzeuger, dem Vater und der Gebärerin, der Mutter Erde gewidmet wurden. Als Himmelskönigin, als Göttin der Unterwelt wurde die Isis auch zuweilen selbst löwenköpfig2) gleich der Urgöttin Pascht, der grossen Herrin des Feuers zu Senem, dargestellt. Die Löwen auf der linken Wand des libyschen Ammontempels zu Umebeda bezieht Rink, a. a. O., I. S. 180, auf die gute Göttin Rhea, welche dort neben ihrem Gemahle Kronos erscheinen soll. Die Isis als Unterweltsgöttin hatte siegreich den Tod überwunden und die Pascht als das Urfeuer die Urfinsterniss. In diesem d. i. den zum Tempeldienst geheiligten, auf allen vier Tatzen liegenden altägyptischen, in der Sphinxhieroglyphe fortgebildet; 2) den bewachenden Löwen, mit aufstehenden Vorderfüssen, griechisch (so schon am Cyclopenthore von Mycenae, die ägyptische Hieroglyphe hellenisirt); 3) den fortschreitenden Löwen, vorzüglich im Dienste der carthagischen Urania, dessen schönstes Vorbild der Barberinische ist; 4) den kämpfenden in der bekannten Gruppe auf dem Capitol und in mehreren Bruchstücken.
[619] gleichen überwindenden Sinne trug daher bei den Aegyptern auch die Todtenbahre, wie zahlreiche Mumiengemälde, namentlich auch die Gemälde auf dem Mumiensargdeckel im Antikenkabinet zu Wien1) bezeugen, gewöhnlich die Gestalt eines Löwen, um symbolisch anzudeuten, dass der Verstorbene zur Wiedervereinigung mit Osiris hinübergegangen, gleichsam selbst ein Sonnenlöwe geworden und in das hellste Licht eingezogen sei. Dass die Tempelschlüssel in Aegypten Löwenköpfe trugen, wenn die Sonne in ihrem Hause, in dem Sternbilde des Löwen stand, kann wohl blos die Bedeutung gehabt haben, dass man nur durch Verehrung der Götter, durch ein gottgefälliges Leben, durch die königliche Kunst (ars boni et aequi) in das Himmelreich, in die Wohnung Gottes einzugehen vormöge, - dass man im Tempel Gottes auf Erden sich den Tempel Gottes im Himmel öffnen müsse. Die Tempelschlüssel mit den Löwenköpfen, woran sich die noch später weiter zu berührenden und am besten von Böttiger, Kunstmythologie, I. S. 247 ff., unter Mittheilung zahlreicher Abbildungen besprochenen, symbolischen Schlüssel auch des römischen Janus und des christlichen Petrus anschliessen, in ihrer letzten und höchsten Bedeutung sind ein Attribut des Löwengottes, des Osiris selbst als des Beherrschers des Todtenreiches, als des Eröffners und Schliessers der Wohnung der Todten und der Seligen. So wird gleich dem Aïdes2) auch die griechische Hekate dargestellt als Göttin der Unterwelt mit einem oder mit mehreren Schlüsseln3) und ganz dieselbe Bedeutung neben der eigentlichen Blitzbedeutung4) hat ursprünglich der Gebund Schlüssel, der goldene Schlüssel, welchen in den deutschen Mythen und Sagen so oft die weissen Frauen tragen und die die Volkssage auf die von den weissen Frauen bewachten und bewahrten Schätze später bezog.5)

[620]

Wenn im Frühjahre die weisse Frau die Unterwelt, den Wolkenberg mit ihrem Blitze öffnet, strömen in den Regen auch ihre Schätze zu der Erde nieder, was z. B. eine Sage bei Baader, Volkssagen 71, 80 dahin wendet, dass der Brunnen zu Vörenbach entsprungen sei, als eine heilige Märtyrerjungfrau sieben goldene Schlüssel zur Erde geworfen. Auch die ägyptischen Götter und besonders die Isis mit dem Schlüssel, dem gehenkelten Kreuze, crux ansata in den Händen, sind solche Schlüssel- und Blitzgottheiten, welche gleichmässig den Nil und das Leben strömen lassen, aber auch das Licht und das Todtenreich verschliessen. Viele Statuen der ägyptischen Schlüsseljungfrau aus sog. ägyptischem Basalt mit dem Horus auf dem Schoosse wurden nach Einführung des Christenthums im römischen Reiche in Marienbilder, Vierges noires umgewandelt.1) Mit der Vorstellung des eröffnenden Blitzes hängt auch noch zusammen der Volksglaube, dass der Donnerkeil mit dem einschlagenden Blitze tief in die Erde hineinfahre, aber dann wieder zur Oberfläche aufsteige, bis er dieselbe nach sieben Jahren (den sieben Wintermonaten) erreiche, d. h. der Blitz, der Donnergott, Thôrr, Odhin und Apollo schlafen sieben Monate, sind sieben Monate abwesend und der blitzenden Kraft beraubt, dann kehren sie zurück. Sehr ansprechend sind auch die Sagen, welche Rochholz, Schweizersagen unter Nro. 167 von der Schlüsseljungfrau (Holda oder Berchta) von Tegerfelden gesammelt hat und in denen neben dem schätzebergenden grossen Goldschlüssel und dem Schlüsselbunde, so wie neben dem Strausse von Weidenröschen, die bis in die Stiele hinein wie mit einem rothen Hauche überzogen waren, auch ein Paar neue Schuhe erscheinen, mit deren Durchlaufung die Jungfrau zu wandern aufhören wird. Auffallend und vermuthlich keltischen Ursprungs sind in diesen Sagen der Rosenstock mit 19 blühenden weissen Rosen und das Brandmal von 19 grossen Hausschlüsseln; auch umreitet die Jungfrau auf einem schneeweissen Edelhirsche 19 Mal auf allen Trümmern im Kreise das Schloss. Diese symbolische Neunzehnzahl erscheint im keltischen [621] Helvetien sehr oft, z. B, auf einem in der Gegend von Thun aufgefundenen Ringe und auf zwei glatten, radförmig durchbrochenen Scheibchen mit 16 Speichen, deren je zwei immer näher beisammen stehen.1) In einer belgischen Sage begleitet ein Löwe den König Ottavian, den er erzogen hat, 19 Jahre lang als sein treuer Beschützer.2) Die Stadt Metz theilte sich im Mittelalter in 19 Parochieen, welche später zugleich politische Bedeutung erhielten,3) Jene Jungfrau von Tegerfelden mit den Gänsefüssen, die sich mit dem Goldkamme das Lockenhaar scheitelt und es mit Erlenhonig bestreicht, betrachtet sich auch im Spiegel4) des mondhellen Wassers, wie weit die Haare [622] den Rücken hinabwallen. Tief bedeutungsvoll ist dabei auch die Schicksalserle, welche zur Wiege eines Kindes umgehauen werden muss, damit die Jungfrau erlöset werde. Der Spiegel kommt auch vor in der Sage vom Sennenzwerge zu Muri,1) indem der Sennendienste verrichtende Zwerg nicht mehr Senn sein will, nachdem er in einem ihm hingelegten neuen Sennenkleide sich in einem dazu gestellten Spiegelein betrachtet hat. Der Stolz und die Eitelkeit entfremdet ihn der gewohnten Arbeit, ist der Sinn dieses Zuges der Sage. - In dem alten Petinesea arn Bieler See im Kanton Bern fand man auch einen 4’’ 6’’’ langen eisernen Schlüssel mit sechskantigem bronzenen Griffe, der sich in einen Löwenkopf beiden salomonischen Säulen mahnen, sowie an die beiden Dioskuren vor den Thüren oder auch bei der Mündung des Hafens in Griechenland (Welker, griech. Götterl., II. S. 430). Das ganze Bild in der letztern Rücksicht betrachtet Müller, S. 600, als das Symbol der Trimurti in elementarischer Offenbarung. Endlich trägt auch Wischnu auf Trimurtibildern in einer seiner vier Händen einen Spiegel, z. B. bei Müller, Taf. IV. Fig. 41. Die Spiegel, welche z. B. auch in den griechischen Felsgräbern gefunden werden, sind von Bronce oder waren blankpolirte Metallspiegel (vergl. z. B. Guhl und Kohner, a. a. O., S. 91 oben und S. 199). Ebenso erscheint der Spiegel auf der Darstellung einer Amphora (Guhl und Koner, S. 155). Dionysos hatte sein Bild in einem Spiegel gesehen, es verfolgt und sich so in dem Weltall zerstreut; des Schöpfers Bild ist somit in unendlicher Strahlenbrechung in der Schöpfung abgespiegelt. Dieses ist der Weltspiegel (Rinck, Religion der Hellenen, Zürich 1855, II. S. 373, vergl. mit I. S. 237) und die Welt wurde wie ein Bild des sich spiegelnden Gottes aufgefasst, wie auch die einzelne Seele sich in ihrem Körper als in ihrer Welt spiegelte. Die schöne Mythe von Eros und Psyche scheint nur eine andere Gestalt der in der Sinnenwelt sich spiegelnden Seele zu sein (vergl. Rinck, I. S. 245). - Auch die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge, im südwestlichen Vorderindien, welche Verehrer giwa’s sind, verehren unter Anderm einen Spiegel heilig, - wie Graul, Reise in Ostindien, I. S. 290, meint, sogar als Götzen oder Fetisch. Nach Müller, Mithras (Wiesbaden 1833), S. 35, sollen auf dem reinindishen Thierkreise die Dekane des Monats September durch den von dem Affenkönig Hanuman gehaltenen grossen Weltspiegel, die der See entsteigende Lotus und durch die nächtliche Spinnerin des Schicksalfadens (Ilithyia, Proserpina, Maja) bezeichnet werden.
[623] endigt.1) Ueber die weitere Bestimmung dieses in dem Löwenmotive jedenfalls symbolischen Schlüssels kann natürlich nicht einmal eine Vermuthung aufgestellt werden, jedoch verdient beigefügt zu werden, dass im J. 1749 auf dem Schlosshügel zu Burgdorf im Kanton Bern ein in Stein gearbeiteter Isiskopf aufgefunden worden ist.2) Dass im römischen Helvetien neben dem Mithrasdienste3) und manchen andern von den Römern angenommenen ausländischen Kulten auch derjenige der ägyptischen Isis im Schwange gewesen sei, ist eine unbestreitbare historische Thatsache. Sogar auf dem grossen St. Bernhard oder Mont Joux in dem Kantone Wallis wurde an der dortigen Römerstrasse eine Isis mit dem Modius bedeckt im etruskischen Style aufgefunden.4) Runge, der Berchtoldstag in der Schweiz, S. 21 oben, hält es für möglich, dass der am 2. Januar gefeierte Tag der Perchta mit dem Isiseultus in Verbindung stehe, - der Tag der Isis sei.

Verwandt mit der Löwengestalt der Bahre ist die Löwengestalt des Königsthrones zum Symbole, dass der König das höchste Licht und die höchste Macht der Erde sei. So hat in dem Vorgemache einer der Pyramiden am Berge Barkal in Neu-Dongola der Thron des Königs, welche Sculptur vermuthlich ein äthiopisches Werk ist, die Gestalt eines Löwen.5) Ueberhaupt nahmen die ägyptischen Könige, welche ihre Abstammung auf Osiris, den Sonnen- und Löwengott zurückführten und sich die Söhne der Sonne, des Osiris und seines Sohnes Horus nannten, auch deren Symbole und besonders den Löwen als das Symbol der Stärke, des Muthes und des Sieges an und der Löwe ist das königliche Thier, das königliche Symbol, die königliche Hieroglyphe des Himmels und der Erde, der Himmels- und der Erdengötter. Löwen umlagern oder tragen den Thron des Himmels- wie des Erdenfürsten, z. B. bei dem berühmten Bilde des Zeus [624] von Phidias zu Olympia, beim Apollo zu Patara, am Throne der Dea Phasiana, in deren Heiligthum an der Mündung des Phasis bei den Kolchiern,1) beim Throne Salomos u. s. w. Wie zu Heliopolis oder in On, der Sonnenstadt, lebendige Löwen als göttliche Thiere erscheinen, wurden ähnlich an den orientalischen Höfen, besonders in Indien, Mesopotamien und Kleinasien Löwen gehalten, wie sogar noch in unsern Tagen Napoleon III. bei seiner Landung aus England in Frankreich bei Boulogne einen lebendigen Adler in einem Kasten auf dem Schiffe mit sich führte als Symbol seines künftigen, aber auch gleich dem Adler sterblichen Glückes. Bei einer feierlichen Audienz an dem Hofe eines arabischen Fürsten zu Bagdad waren einstens 100 Löwen mit ihren Wächtern beim Throne aufgestellt.2) In Aegypten waren der Löwenkopf und die Löwenfüsse, die Löwengestalt, ein später sehr beliebtes Motiv zu den kirchlichen und häuslichen Geräthen, weshalb blos auf die von Wilkinson gegebenen Abbildungen verwiesen werden darf. Als Motiv zu den Geräthen ist der Löwe auch bei den Assyriern verwandt worden, da man zu Khorsabad bei Niniveh z. B. Trinkgefässe in der Gestalt eines hohlen Löwen aufgefunden hat, wie solche auch in Griechenland und Etrurien vorkommen.3) Die von Layard zu Nimrud und Khorsabad bei Niniveh gemachten Ausgrabungen ergeben die vollkommene Uebereinstimmung der ägyptischen und assyrischen Löwengeräthe, wenn dieser Ausdruck statthaft ist, besonders der Throne, Armstühle, Fussschemel u. s. w.4) Es ist dieses in aller und jeder Hinsicht eine höchst wichtige und folgenreiche geschichtliche Thatsache und öffnet einen tiefen Blick in die Geschichte der gegenseitigen Verhältnisse zwischen Babylonien mit Assyrien und zwischen Aegypten. Es darf nämlich mit vieler Gewissheit angenommen werden, dass das Löwenmotiv, d. h. das Sternbild des Löwen und [625] die Löwengottheiten. Götter und Göttinnen, woraus diese hervorgegangen sind und worauf sie nur anspielen, den Aegyptern von den Babyloniern und den Assyriern, von den Chaldäern in uralter Zeit zugekommen seien und nicht umgekehrt dieselben die letzteren von den ersteren entlehnt haben. Was von dem Löwen gilt, gilt auch von dem Stiere und den Stiergottheiten u. s. w., überhaupt von dem ganzen Thierkreise mit allen seinen Zeichen und Bildern und allem sich Anreihenden, wie schon in der ersten Abhandlung der Thierkreis für chaldäisch und zugleich für uralt erklärt wurde. Man werfe nur einen oberflächlichen Blick auf die Thiersymbolik der ägyptischen Gottheiten und der Tempel- und Hausgeräthschaften in den Abbildungen der Steingebilde bei Wilkinson und auf die bei Niniveh durch Botta und Layard gemachten Ausgrabungen, um zu wissen, woher die Thiersymbolik in Aegypten abzuleiten und wie alt dieselbe dort sei.1) Wenn der chaldäische Thierkreis nicht schon in sehr alten Zeiten vor Chr. in Aegypten eingeführt und allgemein bekannt war, ist die ganze ägyptische Mythologie mit ihren Thiersymbolen und besonders mit den Widder-, Stier- und Löwengottheiten rein unbegreiflich. Alle diese Gottheiten bezeichnen dieselbe Jahressonne, blos in einem andern Sternbilde und daher auch unter einem andern Thierbilde. Zur Zeit der Einführung des Thierkreises in Babylonien oder Chaldäa, war der Stier das Zeichen des Frühlings, der Frühlingstag- und Nachtgleiche, und der Löwe des höchsten Standes der Sonne, der Sommersonnenwende, wovon gleichmässig für die asiatisehe und ägyptische Mythologie ausgegangen werden muss.2) Die ägyptische Frühlings- oder Stiergottheit war die Nephthys oder Hathor, Isis, - der Sonnengott, der Löwengott, der Sonnenlöwe Amon-Ra, Osiris und Horus.3) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 70 und 84 ff., datirt den [626] ägyptischen Kalender mit dem Jahre von 365 Tagen (und mit den grossen chronologischen Ausgleichungscyclen1) nach Ideler aus dem Jahre 2782 vor Chr., was doch unmöglich ohne die genauesten astronomischen Beobachtungen und Berechnungen, beziehungsweise ohne den Thierkreis festgestellt werden konnte. Auf einem in den Gräbern der Könige gefundenen Relief finden sich als Thierzeichen ein Stier, ein Löwe und ein Skorpion, und auf einer im J. 1855 veröffentlichten altägyptischen Kupferplatte, welche eine Constellation aus dem J. 1573 v. Chr. enthalten soll, stehen deutlich das Zeichen der Fische, des Steinbocks und die im Wasser wachsende Lothusblüthe, um das Zeichen des Wassermanns anzudeuten. 2) Junker, Untersuchungen über die ägyptischen Sothisperioden, Leipzig 1859, S. 1 glaubt, dass schon wohl 3000 Jahre v. Chr. den Aegyptern ein geordnetes Jahr von 365 Tagen bekannt gewesen sei; es habe dasselbe aus zwölf Monaten zu 30 Tagen und aus fünf Ergänzungstagen (Epagomenen) bestanden und sei in drei Tetramenien oder Jahreszeiten zu je vier Monaten oder 120 Tagen eingetheilt worden, die Zeit der blühenden Flur, die Zeit trockner Hitze und diejenige der Ueberschwemmung; die Reihenfolge der Monate sei gewesen: Thoth, Paophi, Athyr oder Hathor, Choiak, Tybi oder Tobi, Mechir, Phamenoth, Pharmuthi, Pachon, Payni oder Paôni, Epiphi und Mesori.3) Als Fixpunkt und zugleich als erster Tag des Jahres galt der Frühaufgang des Sirius oder Hundssternes am 20. Juli zu Heliopolis oder On, dem Hauptsitze der priesterlichen Astronomen. Lepsius, Chronologie, S. 64, ist sogar der Ansicht, dass die fünf Zusatztage zur Zeit der vier grossen Pyramiden, also bald nach dem J. 3400 v. Chr. nach seiner Zeitrechnung, in den ägyptischen Kalender aufgenommen worden seien. Bunsen endlich erklärt den ägyptischen Kalender für älter als die Pyramiden, also noch über 3400 Jahre v. Chr. hinaufreichend. Den chaldäischen [627] siebentägigen Wochencyklus jedoch haben die Aegypter erst später bei sich eingeführt und derselbe wird jedenfalls schon im ersten Kapitel des Todtenbuches erwähnt.1) Ausserdem ist die früheste wohlbeglaubte Erwähnung des Wochencyklus aus dem J. 63 v. Chr., indem in diesem Jahre Pompejus bei der Einnahme Jerusalems die Woche bei den Juden im Gebrauche fand.

Selbst in den von den Römern eroberten Ländern wird das Löwenmotiv bei den Gerathschaften sehr häufig gefunden. So sind z. B. bei Muri im Kanton Bern aus dem zweiten Jahrhundert nach Chr. oder aus der römisch-helvetischen Zeit Fussgestelle zu Göttererzstatuetten mit Löwenfüssen ausgegraben worden.2) Eine Münze Antonins des Frommen enthält einen umstrahlten Löwen.3) Auf dem grossen St. Bernhard oder Mont Joux an der über denselben führenden alten Römerstrasse sind kleine Thierfiguren von Löwen und Hunden gefunden worden.4) Heute noch ist der Löwenkopf, der Löwenrachen und der Löwenfuss, ja der Löwe selbst in der Architektur, Skulptur und Technik das gleich angewandte und beliebte Motivi nicht mehr Symbol. Dagegen ist der Löwe allerdings noch ein bedeutendes symbolisches und mythisches Wappenthier; man dürfte fast behaupten, das Wappen enthalte die Mythe, die Stammsage.

Auch bei der asiatischen Himmelskönigin und Erdmutter, z. B. bei der phrygischen und lydischen Kybele (eigentlich Agdistis, Agdestis, Argidestis),5) der phönicischen Astarte, ist der Löwe mit dem Stiere, der stiertödtende ( [...]) Löwe6) als Symbol beigegeben und zwar nach Lajard, recherches sur le culte du cyprès [628] pyramidal, der Löwe als Symbol der Sonne und des zeugenden Feuers, der Stier als Symbol des Mondes und des empfangenden und gebärenden Wassers. Dass bei den Griechen und Römern die Flussgötter Stierform hatten, ist bekannt und es bezieht sich dieses Symbol ausdrücklich auf die Fruchtbarkeit des Wassers.1) Auch der zeugende Dionysos wurde als Stier gedacht und als solcher zerrissen. So beteten namentlich die Frauen in Elis: „Komm, o Herr, in deinen Tempel zu Elis, komm mit den Chariten in deinen heiligen Tempel, tobend mit dem Stierfusse!“2) Auch in einer baierischen Sage erscheint Donar unter der Gestalt eines Stieres und gibt der Wöchnerin einen Hammer, mit dem sie auf sein Geheiss Felsen erschüttert.3) Ebenso ist mit Apollon als Frühlingsgott auf Münzen von Phokis ein Ochsenkopf verbunden.4) Dionysos, welcher bei den Argeiern den Beinamen der [...], der Stier- oder Wassergeborne, hatte oder auch unter dem Symbole des Phallus gleich Hermes5) verehrt wurde, hiess auch Anthios, Antheus und Dendrites, indem er als Frühlingsgott die Blume bringt und die Bäume blühen macht,6) wie mit dem aus dem Grabe wiedererstehenden Hiram die blühende Akazie wiederkehrt. Daran reiht sich der Frühlingsstier, mit den sieben Hyaden darüber, der die drei Chariten auf den Hörnern trägt. Der Baumgott ( [...]) wird bei den Böotiern auch [...] genannt. Auf dem Kasten der Kypselos trägt er Apfel- und Granatzweige mit Früchten und Theocrit nennt die Hesperidenäpfel des Dionysos. Steinthal, Zeitschrift für Völkerspychologie und Sprachwissenschaft, II. S. 26 oben, vergleicht den neugebornen ( [...]) Dionysos mit dem neugebornen Agni (Feuerfunken), dessen Wiege das Holz bilde, dem durch den Bohrer der Feuerfunken und das Feuer reibend entlockt werde. Aehnlich erblickt N. Müller, [629] Mithras, S. 37. und 49, in dem felsgebornen Mithra, in dem Mithra als dem Sohne des Steines, nur die Personification des dem Kieselsteine entlockten Feuerfunkens. In dessen ist im letzten Sinne der neugeborne Frühlingsgott Dionysos und Agni der Blitz, den die Frühlingswolken und Frühlingsgewitter, gleichsam die Wiegen der Frühlingsgötter, mit dem befruchtenden Regen und mit den Blumen und Früchten wiederbringen und womit der Stab (der Blitz) des mythischen Moses sich berühren, mit dem er die Quelle aus dem Wolkenfelsen sprudeln macht, so wie der quellenerzeugende Hufschlag des griechischen Blitz- und Donnerrosses oder der Dreizack des Poseidon Petraios, womit er das Ross Areion aus dem (Wolken-) Felsen herausschlägt.1) In gewissem Sinne gehört auch Hephästos, der vom Himmel gefallene und von diesem Falle lahm oder hinkend gewordene Blitz, der indische Kyavana (der Herabgefallene)2) hierher. Böttiger fasst den quellenauffindenden Stab und den damit verwandten Dreizack des Poseidon oder eigentlich [...], d. i. Quellengabe, nur als unsere Wasserruthe, deren Ursprung schon auf den ältesten Bergbau der Phönicier zurückgeführt werden könne und die die Griechen von den Phöniciern empfangen haben. Dagegen schreibt das Schlüsselwesen und das Sehlosserhandwerk Böttiger wohl mit Recht den Phöniciern zu, obwohl auch hier frühzeitig die ägyptische Cultur Einfluss gewann. Zur Unterstützung seiner Ansicht führt Böttiger jene zuerst von Segouin veröffentlichte Münze von Thessalonich an mit einer Figur, die einen Hammer in der Linken, einen Schlüssel in der Rechten und die Unterschrift: [...] hat. Die ursprünglichsten Kabiren, die grossen und mächtigen Götter, sind Sonne und Mond, denen sich sodann noch die fünf andern Planeten anschlossen.3)

Auch Indra wird in den Veden häufig als Stier angerufen:

[630]

Wahrhaftig ja da bist der Stier,
Du bist der stierstürmische Hort!

Der Stier ist das Sinnbild der Stärke, der befruchtenden und erzeugenden Lebenskraft. - Die pythischen Spiele wurden zu Delphi in dem Monat Bukatios, d. i. Monat der Stieropfer gefeiert, dessen Jahreszeit aber sehr streitig ist und den Schoemann, a. a. O., II. S. 61 oben, mit Andern in den Spätsommer oder in den Anfang des Herbstes verlegen will. Auch Mithra wird als der Sonnenstier und Sonnenlöwe aufgefasst und stier- und löwenhauptig in der spätern Abraxenzeit dargestellt,, wie Dionysos vielfältig mit Stierhörnern oder auch ganz in Stiergestalt gebildet wurde. 2)

Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde, S. 209 und 364, glaubt, dass das Stiergespann eine Auszeichnung der germanischen Könige gewesen sei, wie ja auch die Göttermutter auf einem mit Kühen bespannten Wagen bei ihrem Jahresfeste umhergefahren worden. Dadurch werde auch der kleine goldene Stierkopf3) erklärt, der in dem Grabe Childerichs zu Tournay gefunden worden sei, indem dieser wahrscheinlich ein Sinnbild der königlichen Würde gewesen. Die Cimbern und Teutonen haben Stierbilder als Feldzeichen nach ägyptischer Weise geführt. Preller, a. a. O., I. S. 411, deutet bei der Kybele oder Rhea den Löwen, der den Stier bezwingt, auf die herrschende Obmacht der Göttin über alles Wilde und Unbändige, namentlich über zerstörende Fluthen, von denen man in Kleinasien viel erzählte. Der Löwe der Erdgöttin ist aber die obsiegende, die siegreich streitende höchste Natur- und Sonnenkraft, der Sonnenlöwe, wie der griechische Herakles und der tyrische Melkart es ist; dort ist die Kraft nur zur Göttin und hier zum Gotte gestaltet. Auch auf Münzen von Sardes findet sich der Löwe, den Stier würgend;4) auf Münzen von Samos und Messana stehen die Köpfe von Löwe und Stier. Kybele, Astarte, [631] Mithra, Melkart, Herakles, Dionysos, Bakchos und Osiris sind alle die gleichen erobernden, löwenstarken Wohlthäter der Erde und der Menschen; sie gründen den Ackerbau, den Weinbau und die Städte, indem sie deren Naturfeinde bezwingen und besiegen; ihre Wanderungen über die ganze Erde, die zwölf Arbeiten des Herakles sind die Wanderungen der Sonne durch die zwölf Sternbilder des Himmels mit den sie begleitenden wohlthätigen Wirkungen für das Natur- und Erd-, für das Menselienleben. Daher trägt z. B. auch die Kybele die Mauerkrone, die Stadtkrone und ihr gewöhnlicher Beiname ist mater turrita oder turrigera.1) Der phrygischen und lydischen Kybele entspricht ganz die indische Durgâ Gaurî, die Gemahlin des Çiva, wovon Wollheim da Fonseca, Mythol. des alten Indien, Berlin 1856, als Titelkupfer nach einer Statue des Hamburger ethnographishen Museums eine sehr schöne Abbildung gegeben hat. Die weissgekrönte und mit von der Rechten zur Linken laufender weisser Binde geschmückte gelbe und vierarmige Durgâ sitzt im rothen Oberkleide auf einem weissen Löwen, welcher letztere selbst wieder von einem liegenden falben oder braunen Elephanten mit gerötheten Augen und Ohren und mit geröthetem Rüssel getragen wird. Es ist hier eine wahre Häufung der Thier- und Farbensymbolik, um die höchste Sonnen- und Erdenkraft, Zeugungskraft auszudrücken. Die zwölf Sonnengötter, den zwölfmonatlichen zeugenden Sonnengott verehrten die alten Inder auch in der Gestalt von zwölf Lingams, wie die zeugende und empfangende, die männliche und weibliche Kraft überhaupt in der Gestalt der vereinigten männlichen und weiblichen Geschlechtstheile. Der indische Skanda, das Bild der göttlichen Siegeskraft über das sittliche Böse und über rohe Naturgewalten, ein göttlicher Licht- und Sonnenheld, trägt die siegreichen Waffen in seinen zwölf Armen und ihm zur Seite steht die Erde in zwei Hemisphären, zwei Weiber geschmückt mit der Lotusblume.2) Auch gehört hierher die auf ihrem himm- [632] lischen Löwen den Moisasur in Gestalt eines Büffels mit einem Schlangenschwanze siegreich bekämpfende Durgâ.1) Ebenso reiten die Bhawani und Prithiwi, die Hertha - Kybele, mit einer Thurmkrone geschmückt, auf einem Löwen, oder auch wilden Stiere und Tiger.2)

Sehr verwandt mit der Darstellung der indischen Durgâ in der vorgehenden Beschreibung ist die ägyptische Göttin Atesch oder Satesch, Venus-Hathor, Venus-Mylitta, Venus-Astarte, d. h. Isis, welche nach einer ägyptischen Kalksteinstele im Museum des Louvre zu Paris Lajard, recherches, Taf. XI., zum ersten Mal in der Originalgrösse herausgegeben hat. Die nackte röthliche Göttin, mit röthlichen Kuhhörnern auf dem Haupte, zwischen denen die röthliche Mondscheibe (nach Lajard, S. 172) ruht, steht auf einem nach der linken Seite gewandten Löwen mit röthlicher Mähne. Lajard hält die Göttin wegen des Mondes auf dem Haupte und wegen des sie tragenden Sonnenlöwen für eine androgyne oder doppelgeschlechtige Göttin, für eine Monds- und Sonnengöttin, was zwar nicht schlechthin ausgeschlossen, jedoch nach den sonstigen Götterdarstellungen der Aegypter schon nicht sehr wahrscheinlich, hier aber deshalb ganz unglaublich ist, weil der Göttin auf dem Löwen zwei männliche Götter zur Seite stehen. Offenbar ist hier der mit der empfangenden und gebärenden Erde sich vereinigende Himmelsgott, die Verehelichung des Osiris mit der Isis, des Zeus mit der Hera und ihre Zeugung durch eine Götterdreiheit dargestellt und die Gruppe ist wohl: der ityphallische Osiris, Amon-Ra, mit der dreifachen Geissel in der erhobenen Rechten und mit einer blühenden Lotusblume zwischen zwei kleineren Cypressen auf einem Altare neben ihm, als dem wiederholten Symbole des dreieinigen Schöpfers und der Schöpfung, zur rechten Seite des von ihm ausgehenden Sonnen- und Zeugungslöwen; Horus, Renpou nach Rougé, mit einer Lanze, vermuthlich als dem Symbole des Lichtes, in der Rechten und dem Henkelkreuze als dem Symbole des göttlichen Lebens in der Linken; zwischen Osiris und [633] Horus sehr bezeichnend die Gattin und Mutter Isis. Die Scheibe zwischen den Kuh- oder Mondshörnern der Isis ist die Sonnenscheibe und deshalb röthlich, wie die Mähne des Sonnenlöwen und wie der Körper der von der Sonne erleuchteten und befruchteten Erde. Auch steht oben über dem ganzen thürgestaltigen Bilde eine grosse Scheibe, die Sonnenscheibe, und am Fusse des Bildes knieen zwei anbetende weibliche Figuren mit erhobenen Händen. Die Göttin trägt weiter in der ausgestreckten rechten Hand eine dreifache Lotusblume mit zwei Knospen daran und hält mit dem ausgestreckten linken Arme, dessen obern Theil ein dreifacher Ring umgibt, eine Schlange. Die nackte Göttin trägt um die Lenden einen schmalen gemalten Gürtel mit einem kleinen verhüllenden dreieckigen Schurze daran, welchen Gürtel sonderbarer Weise Lajard mit dem Kosti der Parsen, dem [...] der Griechen und dem cestus der Latiner vergleicht, obgleich der Kosti ein Brust- und kein Schamgürtel war, welches letztere er hier allein ist. Rougé, Director des Museums des Louvre, in einem von Lajard, S. 174 ff., mitgetheilten Briefe hält diese ägyptische Göttin für eine ursprünglich asiatische, welche in Folge der Eroberungszüge der 18. Königsdynastie nach Aegypten verpflanzt worden sei. Nach Rougé steht bei dem Haupte der Göttin hieroglyphisch geschrieben: „Atesch (oder Satesch), Herrin des Himmels, Beherrscherin aller Götter.“ Eine ähnliche Stele wie im Louvre zu Paris befindet sich im britischen Museum zu London; nur steht hier die bekleidete Isis oder Hathor auf einer Löwin1) und hält in der linken Hand zwei Schlangen; Amon und Renpou oder Osiris und Horus sind dieselben. Auf der britischen Stele befindet sich sodann noch eine zweite Darstellung, worin die Isis zur förmlichen Kriegsgöttin wird, indem sie in der linken Hand eine Lanze und in der rechten eine Streitaxt trägt und Anta genannt wird, wodurch sie mit den ähnlichen asiatischen Kriegsgöttinnen und Kriegsgöttern, mit der Omphale und Semiramis, mit Sandon, Sardanapal und Melkart zusammentrifft. - Eine dritte solche Stele [634] befindet sich zu Turin aus der Zeit der 19. Dynastie und von Theben herrührend.1) Die Namen Atesch und Anta, welche der Göttin beigelegt werden, sind nach Rougé von asiatischen Städten entlehnt, die auf ihren Kriegszügen die Aegypter berührt hatten und wo die Göttin, die Erdgöttin und Himmelsherrscherin, besonders verehrt worden zu sein scheint. Lajard, S. 182, folgert aus diesen drei Stelen, dass die ägyptische Venus, Isis oder Hathor, nur eine sehr frühe oder alte Nachbildung der assyrischen und phönicischen Venus sei. Auch die Isis mit einem Kuhkopfe auf dem Haupte und dem kleinen Horus auf dem Schosse (Vollmer, allgemeines Wörterbuch, Taf. LIII) ist nur die ägyptische Umbildung der asiatischen Aphrodite in der Gestalt einer Kuh, welche ein Kalb säugt.

Zu Theben in einem der Säle des Palastes von Ramses II. sind auf einem Basrelief der Decke die zwölf Monatsgötter des Jahres dargestellt; ebenso auf verschiedenen Gemälden in einem Tempel zu Edfu.2) Der Frühlingsmonat, der Monat der Tag- und Nachtgleiche, der Monat des Amon-Horus oder der Tobi nach Champollion, ist auf dem Gemälde zu Theben durch einen ityphallischen Gott und zwei Cypressen über einem Altare, von welchen letztern Lajard Taf. X, Fig. 3 eine Abbildung gibt, angedeutet. Auf den zwei entsprechenden Gemälden im Tempel zu Edfu wird derselbe Gedanke durch einen Gott ausgedrückt, welcher in der rechten Hand eine Cypresse und in der linken Hand ein Henkelkreuz, zwei gleiche Symbole des Lebens trägt. 3) Diese Cypressen stehen gleich dem blühenden Akazienzweige auf dem Sarge des Hiram, denn auch er ist nur das Symbol des wiedererstehenden Naturlebens, der Wiederauferstehung des Natur- und Son-

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nengottes Hiram, des mit dem Frühlinge neu beginnenden Jahres.

Die zwölf Löwen, welche nach dem I. Buche der Könige 10, 20 auf den sechs Stufen des salomonischen Thrones standen: „Und zwölf Löwen standen auf den zwölf Staffeln, auf beiden Seiten. Solches ist niemals in einigen Königreichen gemacht worden,“ waren durchaus das Symbol der zwölf Jahresmonate, der zwölf Zodiakalgottheiten, und die goldenen Trinkgeschirre im Hause des Waldes Libanon, deren die angeführte Stelle des Buches der Könige gleichfalls gedenkt, waren gewiss nach dem Löwenmotive gebildet, vielleicht hohle Löwenköpfe, wie die ähnlichen Trinkgefässe der Assyrier und Aegypter und wie auch zwei Löwen an den Lehnen des salomonischen Thrones standen. Löwen- und Stiergottheiten gleich denjenigen der vorberührten ägyptischen Stelen hat Layard in den Felsen des christlichen Dorfes Malthaijah bei Niniveh eingehauen gefunden.1)

Die Juno Caelestis oder Virgo Caelistis von Karthago, die alte Burggöttin Dido, die phönicische Astarte, welche im dritten punischen Kriege evocirt und nach Rom übertragen wurde, thront auf einem laufenden Löwen.2) Der Erd- und Wassergöttin oder auch Mondsgöttin Astarte, der paphischen Aphrodite war als Frühlingsvogel und als Frühlingsbote zugleich die Taube geheiligt. Die wilden Tauben sind Zugvögel; sie ziehen in der rauhen Jahreszeit nach Africa hinüber, und wenn sie wiederkehren, fliegt eine schöne rothe Taube an der Spitze, den Zug zu führen. Die rothe Taube, welche den holden Frühling, den goldenen Jahresmorgen zurückbringt, ist die Aphrodite selbst, die heilige Beschützerin des Vogels ( [...], [...])3). Die kleinasiatische Kybele fährt auf einem von zwei Löwen gezogenen Wagen mit einer Mauerkrone auf dem Haupte, einem Zweige in der rechten und einer Handtrommel, welche sie erfunden haben sollte, in der linken Hand, wie die von Creuzer, Symbolik Taf. II, und von Voll-

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mer, vollständiges Wörterbuch der Myth. Taf. XIX, gegebene Abbildung zeigt. Auch soll die neugeborene und ausgesetzte Kybele von Panthern und Löwen, welche sich hier mit der Hirschkuh berühren, im Gebirge ernährt worden sein. Ebenso erscheint Dionysos häufig auf einem Löwen oder Panther reitend oder diese wilden Thiere folgen sonst bezähmt seinem Triumphzuge. Der kleine Amor, welcher blos eine andere Seite seiner Mutter Aphrodite, der blühenden Erdgöttin ist, erscheint auf einem Löwen reitend (Vollmer Taf. III, Fig. 2) oder wird von einern Widder getragen (Lajard Taf. III, Fig. 2). Auf einer berühmten antiken Gemme fährt die Demeter auf einem von zwei Elephanten gezogenen Wagen, in der linken Hand ein Füllhorn haltend (Vollmer, Taf. XXIV), was gleiehmässig an die indische Durgâ und an die phrygisch-lydische Kybele erinnert und überhaupt nur eine asiatische Vorstellung ist. Auch Indra reitet auf einem Elephanten (Vollmer Taf. L) und Agni auf einem Widder;1) in Rig-Vedra wird Indra noch gewaltiger Stier genannt und häufig selbst als Stier angerufen. Hekate, um ihre Herrschaft über den Himmel, das Meer und die Erde anzudeuten, wurde dargestellt mit dem Kopfe eines Hundes, eines Pferdes und eines Löwen.2) Wenn Demeter auch auf einem von zwei Drachen geführten Wagen erscheint (Vollmer, Taf. XXII) oder auch mit diesem Drachengespanne und mit der ganzen Kunst der Landwirthschaft den Triptolemos, den Sohn des Königs Keleos zu Eleusis, beschenkt, 3) ist in dieser Mythe die Sonne, der Blitz gedacht als die Gewitterdrachen überwindend und dadurch den Anbau und die Fruchtbarkeit der Erde bereitend. Ueberhaupt sind alle die Ungeheuer von Löwen, Drachen, Schlangen u. s. w., welche Apollo, Herakles, Perseus, Dellerophon u. s. f. bekämpfen und besiegen, zunächst und ursprünglich Gewitter- und Wolkendämone und erst die spätere Sage localisirte [637] dieselben auf der Erde, womit auch ihre Bekämpfer und Besieger zur Erde herabsteigen mussten. Pott, Studien zur griechischen Mythologie S. 301 unten, sieht als die Grundidee des Triptolemos an den Wechsel der drei alten griechischen Jahreszeiten und der Menschen Kampf ( [...] [...]) mit ihm. Preller, a. a. O., S. 286, erklärt mit Welker, a. a. O. , II. S. 211 ff.,1) dagegen den Triptolemos für den Dreimalpflüger und leitet die Schlangen an dem Wagen der Demeter und des Triptolemos davon ab, dass sie das gewöhnliche Symbol der chtonischen oder unterirdischen Götter gewesen seien; die Schlangen seien gleichsam die Kinder der Erde, [...]. Für unsere Deutung spricht noch der Umstand, dass in der Kunst bald der Wagen, bald das Schlangenpaar geflügelt, somit Demeter und Triptolemos als in der Höhe oder in den Lüften wirkend dargestellt werden. Die Gewitterdrachen und Schlangen werden der Demeter und dem Triptolemos dienstbar gemacht; müssen gleichsam ihren Wagen, die Pflugschaar, ziehen und die Erde anbauen und befruchten. Auf dem archaisirenden Relief der Ara Colonna trägt sogar Triptolemos selbst Flügel an den Füssen wie Hermes und Perseus, d. h. als Blitzesgott. - Auch die Rhea, nur eine andere Gestalt der Kybele, reitet auf einem Löwen, in der rechten Hand eine Lanze und vor der Spitze desselben das Neumondsviertel, in der linken Hand aber eine Handtrommel (Vollmer, Taf. XCIII). Die (asiatische) Artemis auf dem Kasten des Kypselos, die mit Flügeln an den Schultern dargestellt war, hielt einen Panther in der rechten und einen Löwen in der linken Hand.2) Das Standbild der allernährenden, vielbrüstigen ( [...], polymammia) Mutter Artemis zu Ephesus trug zum Symbole ihrer Unüberwindlichkeit und Unsterblichkeit auf beiden Schultern je zwei Löwen und über dem Krebse, der im Krebse rückwärts schreitenden Sonne, auf ihrer Brust zwei Siegesgöttinnen mit einem Kranze. 3)

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Eine ganz eigenthümliche und wenig beachtete symbolische Bedeutung hat der Löwe bei den Aegyptern noch dadurch erhalten, dass die für Aegypten so wichtigen, ja ihm das Leben und die Nahrung verleihenden Nilüberschwemmungen regelmässig um die Zeit der alten Sonnenwende, um die Zeit begannen und eintraten, wenn die Sonne in dem Sternbilde des Löwen kulminirte, so dass dem Aegypter der Löwe auch zum Symbole der reinigenden und nährenden Nilfluth, des irdischen Lebenswassers wurde, wie Osiris die Sonne und der Nil, Isis der Mond und das Land Aegypten, die Erde ist. Creuzer, I. S. 502 Anm. 284, spricht daher die Vermuthung aus, dass der Löwe in den Mithrasmysterien und in den Mysterien der Griechen das reinigende und weihende Wasser, das Weihwasser, und den Labetrank auch für die Todten symbolisirt habe. Anlehnend an Creuzer, glaubt Jäger in dem ersten Jahreshprichte des historischen Vereins der Pfalz, S. 63, dass eine jetzt in dem Antiquarium zu Speyer aufbewahrte römische Grablampe in Form eines liegenden Stiers, auf dem ein kleiner Löwe schreitet, den Sieg der Psyche über das Leibliche ebenso andeute, wie das in dem Bilde des aus der Raupe sich loswindenden Schmetterlings geschehe. Dieser Vermuthung möchte nicht zugestimmt werden können, weil der ägyptische Sonnen- und Nillöwe ein dem Lande Aegypten durchaus eigenthümlicher, ein rein localer ist und die Grundbedeutung des Löwen, namentlich in seinem asiatischen Vaterlande, immer die Licht- und Sonnenkraft im natürlichen und ethischen Sinne, die Kraft und die Stärke, der Muth und die Tapferkeit waren, welche Grundbedeutung der Löwe auch in den Mysterien und besonders des Mithra und des Hiram beibehielt, wie selbst Jäger jene Grablampe mit dem nach den Rheinlanden gedrungenen Mithrasdienst in Verbindung bringt. Immerhin aber ist es eine scheinbar auffallende und für die Ansicht Creuzer’s allerdings sprechende Thatsache, dass der Löwe nicht blos bei den Aegyptern, sondern auch bei den Griechen und Römern, bei den Arabern in Spanien und wohl auch in andern Ländern, bei den Germanen seit den Zeiten des Mittelalters bis auf die Gegenwart herab als das eigentliche Brunnen- und Wasserthier erscheint, indem sehr [639] häufig Löwen den Brunnenstock krönen oder als Träger des Brunnens und Brunnenbeckens angebracht sind, - aus Löwenrachen das Wasser strömt,1) - Löwenköpfe als Schmuck beigefügt sind u. s. w. Indessen ist auch hier der Löwe nur der starke Spender und Wächter des himmlischen und irdischen Wassers, der Oeffner und Beschliesser der Wasserquellen, wie ganz in dem gleichen Sinne der Löwe auch auf Thoren und Thüren der Städte, Burgen, Schlösser und Pitvatwohnungen, Gärten u. s. w. vorkommt. Dass selbst den Aegyptern der Löwe wesentlich nur das Symbol des Muthes und der Stärke, des starken Muthes und der muthigen Stärke, der Menschheit gewesen sei, beweiset die ägyptische Bilderschrift oder Hieroglyphik, womit zugleich die Bilderschriften der übrigen Völker zusammentreffen,2) indem nach Horapollo oder Horus Apollo die ältesten Aegypter durch das Bild eines Löwen den Zorn und den Muth, die Stärke durch eine Löwenbrust und die Wachsamkeit durch einen Löwenkopf ausgedrückt haben sollen.3) Das Gegentheil dieser Löwen- und Tapferkeitssymbolik war bei den Aegyptern schon der Hase, da er die besiegten Feinde, die feige Flucht u. s. w. bezeichnete.4) Die ganze Thiersymbolik gehört in ihrem letzten Ursprunge den Hirtenvölkern mit dem beginnenden Landbaue an und je natürlicher und einfacher, je volksgemässer alle Thiersymbole verstanden und ausgelegt worden, um so näher wird man der geschichtlichen Wahrheit stehen. Philosophische Sätze und Speculationen sind in dieser Thiersymbolik und auch noch in der natürlich späteren Thierfabel ausgeschlossen. Wie in der Abhandlung von dem Symbole des Schwertes versucht wurde, die Götter in drei Klassen einzureihen, könnte dieses auch hinsichtlich der göttlichen Symbole geschehen, indem die Thiersymbole den friedlichen Hirten und Acker-

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bauern, die Waffensymbole den wilden Jägern und Kriegern, und die architektonischen und astronomischen Symbole den städtebewohnenden Architekten und Astronomen, den Erbauern der Städte und des Himmels oder der Welt angehören. Dem Hirten und Landmann folgen dieThiere mit dem treibenden und wachenden Hunde, - der Jäger und Krieger tragen, führen und schleudern das tödtliche Geschoss, die niederschmetternde Waffe - und der Hammer, der Maurer bauet den Tempel und die Städte, die Erden- und die Himmelsstadt, in welcher der Hirte mit seinen Heerden und der kriegerische Jäger mit seinen Waffen geschützt und schützend wohnen und Gott verehren, selbst den Göttern gleichen können und sollen.

Endlich spricht für den Herakles, äg. Chonsu, Chunsu, gr. Chôns, als den Löwengott auch noch der Umstand, dass nach ihm bei der sehr alten Einrichtung und Einführung des ägyptischen Kalenders der Monat Juli, der heisseste Jahresmonat Pachôn, Pachôns, Paschôns genannt wurde.1)

Dem Löwen in der bisher erörterten Bedeutung ähnlich, wenngleich nicht dem Kreise der vierfüssigen Thiere entlehnt, ist der Adler,2) welcher sich unter allen Vögeln am höchsten bis zur Sonne erhebt, auch an Stärke unter den Vögeln hervorragt, wie der Löwe oder der Elephant unter den vierfüssigen Thieren, so dass auch der Adler zum passenden Symbole des Höchsten im Himmel und auf Erden, des himmlischen und irdischen Herrschers und Königs sich darbot. So ist z. B. auf dem capitolinischen Altare zu Rom aus Palmyra in Syrien dem Bel, Malachbel, Soli sanctissimo, dem Himmelskönig ,3) - bei den Assyriern dem Nisroch, - bei den Phöniciern dem Melkart , - bei den Griechen dem Zeus und bei den Römern dem Jupiter, bei den Germanen dem Odhin als dem Gotte der Windstürme4) u. s. f. der Adler geheiligt. Wie Herakles der [641] Löwengott ist, ist Aias der Adlerheld von [...], der Adler.1) Auch die Himjariten im südlichen Arabien verehrten die Sonne in Gestalt eines Adlers, den Gott Nasr.2) Der Adler auf ägyptischen Lagidenmünzen ist nicht Symbol eines Gottes, sondern der Lagidenkönige, 3) wie denn in den Kriegszeichen, Waffen und Wappen der spätern Fürsten und Adlichen der Adler sehr oft vorkommt.4) Dass der Adler auch in die maurerische Symbolik übergegangen sei, ist schon berührt worden.5) Der Adler war das hieroglyphische Sinnbild der Städte Heliopolis, Emesus, Antiochien und Tyrus und unter den Attributen des Königthums, welche die Etrurier einst den Römern übersandten, befand sieh auch ein Scepter von Elfenbein mit einem Adler darauf, woher der Adler zum bleibenden Attribute des römischen Reiches geworden und es selbst unter den Kaisern geblieben ist. Der goldene Adler als Heerzeichen kommt zuerst bei den Persern vor, jedoch soll bei den Juden auch schon der Stamm Dan einen Adler, wie der Stamm Juda einen Löwen, der Stamm Ephraim einen Stier und der Stamm Ruben einen Menschen zum Heerzeichen geführt haben. Dem Amun-Ra, welchem auch die Obelisken vorzugsweise geheiligt gewesen, dem lichtblauen Himmelsgotte soll zu Theben ein heiliger Adler gehalten worden sein.6) Zwei goldene Adler standen zu Delphi bei dem Omphalos, den als den Mittelpunkt zwei von Zeus von Osten und Westen zugleich ausgeflogenen Adler bestimmt hatten.7) Bei den Römern war der Adler anfänglich von Holz, sodann von Silber mit goldenem Blitzstrahl, unter Caesar und seinen Nachfolgern aber ganz von Gold, jedoch ohne Blitzstrahl. Der doppelköpfige Adler war zuerst bei den Kaisern des Orients üblich, welche damit ihren Anspruch auf das morgen- und abendländische Reich [642] bezeichneten;1) vom Orient kam er auf den occidentalischen Kaiser und an Oesterreich. Unter den Ritterorden machte ihn der deutsche, der älteste von allen, zu seiner Decoration; seitdem folgten viele andern, wie der schwarze und rothe Adlerorden in Preussen, der weisse und St. Stanislaus-Orden in Polen, der St. Andreas- und St. Alexander-Orden in Russland, der Cincinnatus-Orden in Nordamerika, der französische Orden der Ehrenlegion (Adler mit dem Donnerkeil).

Nach Pindar Pyth. 1, 10 sitzt auf des Königs Scepter ein Adler, wie auch Phidias ihn auf den Scepter seines Olympiers stellte, und ebenso war bei den Franken auf dei Spitze des Speeres ein sitzender Falke angebracht, welcher urthefocal, orthofocal, ordfocal, der Speervogel hiess.2) In ihrem Tempel zu Argos war Hera dargestellt, sitzend auf einem (goldenen) Throne mit einem Scepter, worauf ein Kukuk (als Bringer des Frühlings) angebracht war, und in der andern Hand einen Granatapfel (als Samenbehälter3)). Auch war der Pfau mit seiner stolzen Farbenpracht der Hera geheiligt. Zufolge Porphyrius heissen in den Mithrasmysterien die Diener Raben und auf sie bezieht Windischmann, Mithra, S. 70, die auf den Mithrasdenkmalen vorkommenden Raben. Auf einem indischen Brahmbilde bei Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, Taf. I. Fig. 6, senkt sich ein Adler auf einen Löwen, die Allsicht auf die Allmacht Gottes herab. Der blitzetragende Adler ist der in der Gestalt eines Vogels und besonders eines Adlers und Falken von dem Himmel zur Erde niederfliegende Blitz, welcher Vogel (bei den Indern Agni) an dem Himmel auf dem Wolken- und Wetterbaume sitzt.4) Da nach dem Ausspruche des Dichters

dehein creatiure lebet âne meisterschaft,

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ist in der Poesie und besonders in der Thierfabel auch die ganze Thierwelt monarchisch eingerichtet und Königen unterstellt worden: die Bienen einer Königin, die Ameisen einem Burgherrn, die Vögel dem Adler ( [...]) und die gesammte Thierwelt dem Löwen, wie die Rose die Königin der Blumen und die stolze Ceder des Libanon die Königin der Bäume ist.1) Auch die majestätische Lerche erscheint als Königin und ein Zaunkönig, küneclin, roitelet, regulus. In der indischen Sage vertritt der Vogel, das Reitthier (garudha) des Wischnu die Stelle des Adlers. Die Araber sollen Albasil, eine Benennung des Löwen, aus dem gr. [...] geschöpft haben. Mehrere Stellen machen es wahrscheinlich, dass in Deutschland an dem Platze des ausländischen Löwen ursprünglich dem Bären das Thierkönigthum zugestanden habe. Der Löwe gibt dem Bären den Namen: Herr Bruder, biax doz frere.2) Den Ostjaken ist der Bär heilig und sie schwören feierlich, indem sie auf eine Bärenhaut knieen; die Lappen rechnen den Bären nicht unter die Thiere, sondern legen ihm menschliche Natur bei, - sie nennen ihn Gottes Hund und glauben, dass in ihm die Stärke von 10, der Verstand von 12 Männern wohne.3) Bei den Griechen ist der Adler, der vollkommenste oder der König der Vögel, auch des Götterkönigs schicksalverkündender Bote. 4) Im Uebrigen sind noch zu vergleichen:

  • W. Grimm, Thierfabeln bei den Meistersängern, Berl. 1855.
  • Weber, über den Zusammenhang indischer Fabeln mit griechischen, Berlin 1855, welche kritische Abhandlung aus Webers indischen Studien, III. 2 und 3, besonders abgedruckt ist.
  • H. Jaede, die Thiere im Leben des Menschen, Leipzig
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  • 1861, worin bis jetzt die Ziege, der Steinbock, das Schwein, der Esel, das Maulthier, das Schaf, der Affe, der Bär, das Kameel, der Löwe und der Elephant volksthümlich historisch behandelt sind.

Auf den Münzen von Chili erschien der Condor, als Symbol der Kraft, gleich nach der ersten Erklärung der politischen Unabhängigkeit des Landes. 1)

Noch eine ganz andere, nicht astronomische und naturreligiöse Bedeutung erhielt das Symbol des Löwen besonders bei den Assyriern unter dem Einflusse der zarathustrischen Religionsreformation mit ihrem doppelten Principe des Lichtes und der Finsterniss, des Guten und des Bösen, und mit der daraus für den Ormuzdiener hervorgehenden Verpflichtung, die Mächte und die Wesen der Finsterniss und des Bösen, des Ahriman, in der Natur- und Geisteswelt zu bekämpfen und zu vernichten.

Der Löwe wurde nämlich gleichfalls zu einem Thiere des Ahriman, zum Symbole des zu bekämpfenden und zu vernichtenden Finstern und Bösen, weshalb bei den Assyriern sehr viele bildliche Darstellungen sich finden, auf denen, besonders von dem Könige als dem Vorbilde der irdischen Streiter, ein Löwe entweder mit dem Dolche getödtet, oder auch in den Armen erdrückt und erwürgt wird. Dieser Löwe der Assyrier ist ganz dasselbe mythische Bild wie die biblische Schlange, welcher von dem Menschen der Kopf zertreten werden soll, oder wie die Drachen, welche von den christlichen Lichthelden und Heiligen siegreich überwunden werden und wogegen auch bei den Griechen besonders Herakles kämpfet. Bei Meissner, a. a. O., Fig. 28, wird auch aus dem britischen Museum das Fragment eines lykischen Monumentes mitgetheilt, auf dem ein solcher Löwe durch einen Dolchstoss in den Bauch, wie es scheint, getödtet wird. Auf einem bei Heddernheim im Herzogthum Nassau aufgefundenen mithrischen Denkmale, welches Müller, Mithras, S. 39 ff., als einen Löwenträger beschreibt, wird von einem Menschen in der gewölmlichen Mithraskleidung, mit Kappe und wallender Glamys, ein nach unten gekehrter Löwe rückwärts nach-

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geschleppt. Das Bild ist vielleicht ein Symbol der Einweihung in den zweiten der sieben Grade der Mithrasmysterien, welcher der Löwengrad, Leontica hiess und worin der Eingeweihte muthig und stark selbst den Löwen des Bösen zu überwinden lernen sollte; kaum aber ist mit Müller daran zu denken, dass der in den zweiten Grad Einzuweihende durch einen wirklichen oder auch nur bildlichen Löwenkampf geprüft worden sei. Jedoch nicht blos mit Löwen, sondern auch mit andern Thierungeheuern kämpfen auf den Mithrasdenkmalen die Lichthelden, wie es die Abbildungen bei Lajard, Taf. XVI, Nr. 5, Taf. XVIII, Nr. 1 und 3 zeigen. Auf dem Bilde Nr. 3, Taf. XVIII kämpft ein Krieger zu Fuss, mit einer Lanze bewaffnet und von einem Hunde unterstützt, gegen einen ungeheuren Eber, was nach Lajard, S. 284, vielleicht den Kampf des Meleager gegen den kaledonischen Eber darstellt; Taf. XVI, Nr. 5, kämpft ein Reiter gegen einen Eber und Taf. XVIII, Nr. 1, ein Reiter gegen einen Löwen und einen Wolf. Der so gefrässige und verschlingende Eber soll nach Furtwängler, Idee des Todes, S. 286, in den ältesten Zeiten ein nicht ungewöhnliches Symbol des verschlingenden Todes gewesen sein; jedenfalls kommt er so bei den Baktrern vor.1) Die Kämpfe oder Arbeiten ( [...]) des Herakles, besonders derjenige mit dem nemeischen Löwen,2) scheinen ursprünglich ebenfalls nur solche orientalische, zarathustrische oder assyrische, physisch-ethische Kämpfe gewesen zu sein, aus denen jedoch das Ethische bei den Griechen mehr in den Hintergrund getreten oder auch selbst ganz weggefallen ist. Dass Heralkles den nemeischen Löwen in seinen Armen erwürgt, ist nicht griechisch, sondern assyrisch.3) Herakles trägt die Löwenhaut ursprünglich nicht von dem nemeischen Löwen, sondern er überwindet diesen, weil er selbst der löwenstarke oder der Sonnenlöwe ist. Preller deutet den neme-

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sischen Löwen auf die Gluthhitze. Die neunköpfige lernäische Schlange1) mit einem unsterblichen Haupte darunter, ist wohl nur die dunkele und böse Jahresseite in den neun Dienst- und Lebensmonaten; das Gute und das Böse des Jahres, des menschlichen Lebens sind gleich unsterblich, erneuern sich mit jedem Jahre, weshalb die abgeschlagenen Köpfe der Schlange auch stets wieder durch neue ersetzt werden. Schwartz, a. a. O., S. 81, sieht die lernäische Hydra nur als den Gewitterdrachen und ihre abgeschlagenen Häupter als Gewitterwolken an. Auch die gewöhnlichen pierischen neun Musen des Apollo, sowohl nach Homer als nach Hesiod,2) treten in diesen Kreis, indem sie in ihrer Neunzahl vermuthlich nur die neun, das Gute und Schöne, den begeisterten Gesang der Natur und der Menschheit wirkenden Lebensmonate des Jahres bedeuten. Die fünfzig Köpfe der lernäischen Schlange, von welchen Simonides redet, wären in einer geraden Zahl die 50 Wochen des Mondjahres3) nach ihrer bösen Seite. Den Stall des Augeias, des reinen und leuchtenden Himmels, der 12 Sonnenstiere, der 12 dem Helios geweihten glänzend weissen Stiere4) oder der 12 Theile der Sonnenbahn, reinigt Herakles in einem Tage, d. h. in einem Jahre oder das ganze Jahr hindurch, indem er als die siegreiche Sonne die dunkelen Wolken vertreibt und ableitet. Aehnlich läuft Herakles als die Tagessonne das Jahr hindurch der gehörnten und gleich dem Hirsche schnellen Mondskuh vergeblich oder ohne sie zu erreichen nach. 5) Das Letztere ist nur eine andere Wendung und Ausdehnung der kretischen Sage, dass Minos (die Sonne) neun Monate der Britomartis, der kretischen Artemis, dem Monde erfolglos nachjage, oder neun Monate (Jahre) in der Höhle (im lichten Himmelsgewölbe) des Zeus weile, worauf er nach uralter orientalischer Vorstellung in den drei Wintermonaten schläft, todt oder gebunden ist. 6)

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Wir begegnen hier einer der uranfänglichsten und kindlichsten Vorstellungen der weidenden Urmenschheit. Den täglichen Untergang der Gestirne und besonders der Sonne und des Mondes, so wie vorzüglich die vorübergehenden Verfinsterungen der Sonne und des Mondes wusste man sich nicht anders zu erklären, als dass sie am Himmel beständig ein grosser Wolf oder auch Hund und Drache verfolge und zu verschlingen drohe, aber doch niemals ganz erreichen könne. Wo in der Edda von der Sonnenfinsterniss die Rede ist, heisst es: „dass der Riesenwolf Skold, welcher der Sonne nachstrebe, um sie zu verschlingen, der scheinenden Gottheit in die dämmernde Fluth folge.“ - Nach einer oberpfälzischen Sage flicht im Monde ein altes Weib einen Korb, während neben ihr ein grosser Hund (der Mânagarmr oder Mondwolf der nordischen Mythologie) lauert, bis er fertig wird, um über ihn herzufallen; dies gibt Mondsverfinsterung; zerreisst er ihn aber gänzlich, geht die Welt unter.1) - Ferner gehört hierher das Sprichwort: „ehe der Wolf die Sonne auffrisst.“ Nachdem Kärtner Volksglauben entsteht die Sonnenfinsterniss dadurch, dass ein Drache - der Teufel - mit der Sonne rauft; verschlingt er sie, so ist das Weltende da.2) In ähnlicher Weise sieht man auf alten Kalendern die Verfinsterung der Gestirne dadurch angezeigt, dass Drachen die Sonne oder den Mond im Rachen haben. Bei den Letten kam der Priester Dietrich blos deshalb in Lebensgefahr, weil sie glaubten, er habe die Sonne verschlungen. Auch die Sinesen glauben noch, dass bei den Sonnenfinsternissen ein Drache die Sonne ganz oder theilweise verschlinge und rühren daher dabei Paris 1848 Creuzer, a a. O., IV. S. 99 Anm. 171. Auch gehört hierher, dass Penelope, die Weberin, drei Jahre lang das Leichengewand wob und des Nachts wieder auflösete. Vergl. Welker, II. S. 657. Diese Penelope ist die ewige Weberin Natur, wie auch Göthe sie nennt, welche das neunmonatliche Kleid des Lebens webt und wieder zerreisst, wie sie das dreimonatliche Kleid des Todes, des Winters webt und auch wieder auflöset zum neuen Lebenskleide. Ebenso reiht sich an der hinkende ( [...]) oder der krummbeinige ( [...]) Hephaestos des Hesiod (Rinck, a. a. O., I. S. 104).
[648] in allen Tempeln die Gongs, Pauken und Glocken, um den Drachen dadurch zu erschrecken und zu verscheuchen.1) Die Nondsfinsternisse und die Kometen werden aus dem gleichen Gesichtspunkte betrachtet. Derartige abergläubische Volksgebräuche wie in Sina bestanden oder bestehen noch auch bei andern Völkern, z. B. bei den Indern 2) und Tibetanern, bei dem Zendvolke3) und bei den Aegyptern,4) bei den Griechen und Römern. Die Welt geht somit unter, wenn der verfolgende und grimmige Wolf, bei den Germanen der Wolf Fenrir, wirklich sein Ziel erreicht und die Sonne in seinen ungeheuren Rachen, welcher von der Erde bis zum Himmel reicht, verschlingt. 5) Die drei Ketten, von welchen erst die dritte, aus sechserlei Dingen bereitete Kette den Fenrir fesselt und bindet, dürfte ein dem Jahreslaufe entlehnter Mythus sein und ausdrücken, dass erst in den drei Wintermonaten Alles, der Verfolgte und Verfolger ruhe, oder durch die neun Lebensmonate des Jahres der Fenrir allein gebunden und der Ruhe, dem Grabe zugeführt werden könne. Die Neunzahl ist das Wesentliche und die drei Ketten und sechs Mittel sind poetische Ausschmückung. Damit muss in Verbindung gebracht werden der gewiss aus der vorchristlichen Zeit stammende und nur christlich umgebildete hessische Gebrauch, wornach am Gründonnerstage jede sorgsame Hausfrau wo möglich ein Gemüse von neunerlei grünen Kräutern kocht und wornach auch ein stärkender Kräutertrank aus neunerlei Frühlingskräutern bereitet wird; welches Letztere auch bei den Bauern in Liefland geschieht.6) Vielleicht war das Gemüse einst ein den Frühlings- und Jahresgottheiten dargebrachtes Opfer; das neunfache grüne Gemüse und der neunfache heilende Kräutertrank sind ein Symbol des wiedergekehrten und wieder neu ergrünenden neunmonatlichen Erd- und Naturlebens. In den Fürstenthümern Göttingen und Gruben-

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hagen heisst der aus neun verschiedenen Pflanzen gekochte Kohl nêgensterke und nach Seemans Bonplandia sind es folgende neun Pflanzen: 1) Taube Nessel, 2) Spinat, 3) Körbel, 4) Pinipinelle, 5) Geschel, 6) Sauerrampfer, 7) Brauner Kohl, 8) Kuhblume und 9) Porre.1) In den gleichen Herzogthümern wird das Gemüse des grünen Donnerstags auch als sêbensterke gegessen, d. h. blos aus sieben Pflanzen zubereitet.2) Daran mag angefügt werden, dass dort der letzte von sieben einer Familie geborenen Knaben sêbenpfûster heisst und die Gabe besitzen soll, ein krankes Auge durch Anblasen mit dem Munde wieder gesund zu machen. In einem verwandten Sinne mit dem neunfachen Gemüse des grünenden Frühlings hat der nordische Heimdallr neun Mütter, die neun um den Hiram geweinten mütterlichen Thränen, und wird auch der Johanniskranz aus neunerlei Blumen gewunden. Verfehlt möchte es sicherlich sein, dass Mülhause, die Urreligion des deutschen Volkes, S. 140, hier die Neunzahl auf neun Welten deuten will, an welche die Germanen geglaubt haben. Im germanischen Volksglauben waren niemals neun, sondern blos drei Himmel angenommen und die neun Himmel, welche Skaldskaparmal Cap. 75 aufzählt, hält Simrok, Myth, S. 51, mit allem Rechte nur für dichterische Bezeichnungen, denen mythischer Gehalt abgeht. Werden aber auch die neun Welten von den neun Himmeln unterschieden, wie dies Simrok, S. 43 ff., zu thun versucht hat, sind die neun Welten so überaus künstliche Begriffe und Dinge, dass dieselben als solche niemals dem Volksglauben angehört haben können. Die Vorstellung und auch die Mythen des zwölfmonatlichen Jahres waren dagegen volksmässige. Die zwölf Himmelsburgen oder Götterwohnungen, welche Grimnismal nennt, beziehen sich jedenfalls gleich den zwölf Asen auf die zwölf Monate des Jahres, sind das Wohnen des Sonnengottes in den zwölf einzelnen Monaten, in den zwölf Theilen der Sonnenbahn und vielleicht in den zwölf Bildern und Häusern des Thierkreises, wie schon Finn Magnusen richtig erkannt und . [650] wofür auch Simrok, S. 51, Einiges angeführt hat. Aber wie alt sind diese zwölf Himmelsburgen und Sonnenhäuser und sind dieselben von den Germanen aus dem asiatischen Ursitze mitgebracht? Vermuthlich und gewiss, weil daher auch die zwölf Asen und ihre zwölf Richterstühle gebracht sind. Nach dem Raube ihrer Tochter Kore durch Aïdoneus sucht auch die wehklagende Mutter Demeter dieselbe neun Tage lang durch alle Länder mit leuchtender Fackel, ohne Speise, ohne Trank, ohne zu baden, bis am zehnten Tage ihr Hekate begegnet und sie erinnert, Helios werde Auskunft geben können. Preller, Demeter und Persephone, S. 89, verrnuthet, das neuntägige Suchen beziehe sich auf die neuntägigen Vorbereitungen bei den grossen Eleusinien, welchen durch den Genuss des sogenannten Kykeon (des Mischtrankes) ein Ende gemacht wurde, welche Vermuthung aber jedenfalls falsch ist, weil sie die Folge in den Grund umkehrt oder diesen aus jener ableitet. In Erinnerung an das neuntägige Suchen der Demeter mussten die in ihre Mysterien Einzuweihenden sich auch neuntägigen Vorbereitungen unterwerfen, gleichsam auch neun Tage lang suchen, wie die Neunzahl, zumal der Reisen des Meisters (der Wanderungen des Herakles und der Jo, der Sonne und des Mondes), in den Mysterien des Hiram durch die neun guten Gesellen, durch seine neun Lebensmonate oder seine, neunmonatliche Wanderung bedingt ist. 1) Der Mischtrank der eleusinischen Geheimnisse, welcher bei den Oschophorien aus Wein, Honig, Mehl, Wasser und Käse bestand, also ein fünffach gemischter war, schliesst sich übrigens ganz an das gemischte Gemüse und den gemischten Trank des grünen Donnerstags an und erinnert weiter an den Haomatrank der Parsen, den Saomatrank der Inder, den [...] der ägyptischen Mysterien, den Meth der Germanen u. s. w. Die Fackeln, mit denen Demeter und Hekate, obwohl es Tag ist, umherirren, sind gleichfalls symbolisch, ein Cultsymbol, das Symbol des in den Eleusinien gefeierten Todtencultus, der nächtlichen Festfeier, wie darauf auch die Lichter und der gestirnte Himmel der Maurer hinweisen. Die änicht erlöschende [651] ewige Licht, mit welchem und in dem die gesuchte Kore wieder gefunden werden wird, und die eleusinischen Geheimnisse sind die Feier des irdischen Todes und der himmlischen Wiederauferstehung. Die Demeter ist die Stifterin des eleusinischen Gottesdienstes,1) d. h. ihr Suchen und ihr Wehklagen, das Verschwinden und das Wiederfinden der Kore2) sind, der Gegenstand der Eleusinien, die Eleusinien sind die Erinnerungsfeier des Leidens und Lebens der Demeter und ihrer Tochter Kore, des Jahreslaufes. Mit Hinsicht auf das neuntägige Suchen der Demeter scheint angenommen zu werden dürfen, dass eigentlich auch die Kore nur drei Monate in der Unterwelt bei ihrem Gemahle Aïdoneus abwesend war oder im Grabe bis zu ihrer Rückkehr ruhte. Die Zustände ( [...]) der Persephone sind die wechselnden Zustände oder Zeiten der Erdvegation des Jahres, welcher Jahreszeiten auch die Griechen nach Preller, a. a. O., S. 117 ff.,3) vier annah- [652] men nämlich zwei Haupt- und zwei Nebenjahreszeiten; die Hauptzeiten waren Winter und Sommer, die Nebenzeiten Frühjahr und Späisommer. Die kleinen Eleusinien feierten im Frühjahre, im Blumenmonate Anthesterion, sobald die ersten Blumen blühten, die Zurückkunft oder den Aufgang ( [...], auch [...], Ankunft, woher das Fest und der Tempel, wie die Stadt ihren Namen trugen1) der Persophone durch Blumenpflücken und Kränzewinden auf der Frühlingswiese; der Aufgang der Kore aus der Unterwelt war zugleich das Vorbild der in ihrem unterweltlichen Reiche weilenden Seelen der Verstorbenen und dadurch wurde das Frühlingsfest der Kore wie auch ihr Herbstfest zu einer Art von Allerseelenfest, welches sich auch bei den Römern findet.2) Die grossen Eleusinien, das Fest des Niederganges ( [...]). der Persephone fiel in das Spätjahr, wenn die Früchte und die Blumen von den Feldern schwanden ( [...]); der Niedergang wurde dabei durch mimische Darstellungen aufgeführt, wie z. B. zu Rom eine Priesterin die verschwindende Kore darstellte.3) Eusebius und Clemens von Alexandrien nannten die grossen eleusinischen Feste die Feste der Särge und der Todten. In der Kunst wird die Kore beim Aufgange dargestellt auf einem Wagen mit weissen Rossen fahrend und beim Niedergange auf einem Wagen mit schwarzen Rossen. Mit dem Auf-welcher nur eine Dreitheilung des Jahres bei den Griechen, wie bei den Indern und nach Tacitus bei den Germanen annimmt, von welchen drei Jahrestheilen die Tochter zwei mit der Mutter im Olympe, einen bei Hades zubringe, wie auch in Delphi Dionysos vier Wintermonate, Apollo die acht Sommermonate gehabt habe. Jedoch anerkennt Welker, dass in der Odyssee II, 192 und bei Alkman zu den drei Horen, Frühling, Sommer und Winter, die [...] hinzugefügt, also die Viertheilung des Jahres hergestellt sei.
[653] steigen und Niedersteigen der Lebens- und Todesgöttinnen zur Zeit des Frühlings und des Herbstes aus der Unterwelt oder der Erde und zu der Unterwelt oder Erde ist zugleich der natürliche Gedanken verbunden, dass alsdann das Todtenreich geöffnet sei und ein besonderer Verkehr zwischen den Abgeschiedenen und Lebenden stattfinde.1) Dieser Gedanke mit daran sich anschliessenden Gebräuchen, Opfern, Sagen u. s. w. findet sich in einer merkwürdigen Uebereinstimmung bei den Griechen, Römern und Germanen und sie fielen von selbst in die Zeiten der Sonnenwenden, des Frühlings und des Herbstes. Preller hebt dabei mit Recht hervor, dass das Pflanzenleben das Vorbild des menschlichen Lebens sei und dass die Menschen und ihre Geschlechter gleich den Pflanzen entstehen und vergehen, blühen und welken, kommen und gehen. - Den Mummelsee auf dem Schwarzwalde sucht ein Württemberger Herzog vergeblich durch ein neunerlei Zwirnnetz zu ergründen.2) In der finnischen Mythe werden die Krankheiten, Schmerzen und schädlichen Thiere von einer alten Frau als neun Knaben auf einem Wassersteine nach einer Schwangerschaft von 30 Sommern und eben so vielen Wintern geboren.3) Nach althessischem Volksglauben bestanden die Krankheiten ebenso aus neun Brüdern, nach altslavischem aus neun Schwestern.4) Die finnische Jungfrau Impi wohnt im hohen Norden und als sie einst im Meere badete, zeugte Meri-Turisas, der Meergott, neun schlimme Söhne mit ihr.5) Bei den Ehsten ist Pohjolen-Emändä Königin des Nordens und Mutter von neun hässlichen ungestalteten Söhnen. Durch den Blitz, ein rothes Garn, werden die neun Kinder aus dem harten und eisigen dreimonatlichen Winter, Grabe und Mutterschosse geboren; das Himmelsfeuer muss sich mit dem irdischen Wasser gatten, damit die Erde blühe und den ringenden, leidenden [654] Menschen Früchte trage.1) Die Menschen sind des Brodmanns Söhne, müssen mühevoll ihr Brod erwerben. Der finnische Tontu ist der Hausgott, welcher sich in der Nacht bei den Wohnungen zeigte und jeden Morgen eine Schale mit Speise erhielt; wer neun Mal um eine Küche ging, dem erschien Tontu und fragte nach seinem Wunsche, und nun bekam man, was man verlangte, es mochte Geld oder etwas Anderes sein.2) Hier erscheint offenbar der Sonnengott während der neun Monate seines Lebens in seinen wohlthätigen Wirkungen für das Haus und Hauswesen; wer ihn verehrt durch Fleiss und Arbeit, wird gesegnet. Haltia ist der Schutzgeist jedes Menschen; auch jedes Haus, Wald, See und Berg hatte einen solchen Schutzgeist. Auf dem hohen finnischen Berge Kippumäki befanden sich in dem mittelsten Felsen neun Höhlen, von welchen jede neun Klafter tief war; in diese Klüfte bannten die Zauberer die Schmerzen und Plagen der Menschen. Dort wohnte die Furie Hita mit schlangenumzischtem Haupte und die Furie Kiwutar, Wäinämoinens Tochter, welche das Feuer anschürte und die Plagen kochte, sowie noch andere Unholde.3) Wenn Jemand sich eine Verrenkung zugezogen hat, wendet der schottische Aberglaube den gewundenen Faden an, welcher aus schwarzer Wolle gesponnen, mit neun Knoten versehen und mit einem Zauberspruche um das verrenkte Bein oder Arm gebunden wird.4) Wenn Apollo neun Musen nach Pieros in Thespiae5) in Böotien zu seinen treuen Begleiterinnen und darnach eine Leyer mit neun Saiten, d. h. neun Lebensmonate gegeben werden, kann er alsdann natürlich nur drei Monate todt oder bei den Hyperboräern abwesend sein, wie dieses wirklich auch eine Sage erzählt. Ebenso gibt Kallimachus dem Chore der Artemis, der Zwillingsschwester des Apollo, in Dian. 13 neunjährige Okoaninen und Nymphen des [655] Amnisos. Noch inniger sehliesst sich hieran, dass die Geburtswehen der Mutter des Apollo und der Artemis neun Tage und neun Nächte dauern,1) und sie endlich gebiert, die heilige Palme, das Symbol des 12monatlichen Jahres umfassend. Die Eileithyia erhält für die der Leto bei der Geburt geleisteten Dienste ein prächtiges Halsband ( [...] [...]) von neun Ellen, was Pott für ein Symbol der Nabelschnur hält, mittelst deren der Embryo neun Monate lang aus dem Leibe der Mutter Nahrung und Wachsthum empfängt. Uebrigens ist Leto nicht allein die Nacht, aus welcher das neue Jahreslicht geboren wird, sondern die Urnacht und das Chaos, aus welcher überhaupt das Licht, die Sterne und die Welten hervorgingen. Delos ist nach der ansprechenden Bemerkung von Pott die Insel, worauf das Licht zur Welt kam und gleichsam offenbar ( [...]) wurde. 2) Nereus der Alte ( [...]) umkreiset neunmal wirbelnd die Erde und das Meer und fällt dann in das Meer; sein zehnter äusserster Arm ist die Styx, welche lange unter der Erde fliesst.3) Nach Hesiods Theogonie 722 ff. würde neun Tage und Nächte lang ein Ambos vom Himmel auf die Erde fallen, und eben so lange von der Erde bis in den Tartarus.4) Schiller singt von der Persephone:

Die von ihren Gütern nichts berühren,
Fesselt kein Gesetz der Zeit.
Wollt ihr schon auf Erden Göttern gleichen,
Frei sein in des Todes Reichen,
Brechet nicht von seines Gartens Frucht!
Selbst der Styx, der neunfach sie umwindet,
Wehrt die Rückkehr Ceres Tochter nicht;
Nach dem Apfel greift sie, und es bindet
Ewig sie des Orkus Pflicht.

Der Apfel, der sinnliche Genuss, verbannte auch Adam und Eva, die Urmenschheit aus dem Garten Gottes und [656] umschlang sie mit allen Banden des Erdenleidens. Die himmelstürmenden Giganten Otus und Ephialtes, Söhne des Poseidon und der lphimedeia, waren nach Homer neun Ellen lang und doch nicht ausgewachsen.1) - Beim stygischen Fluss schwören Götter und Menschen; Zeus selbst, um in jenem Fall die Wahrheit an das Licht zu bringen, stellt eine Wasserprobe an. Er lässt durch Iris ein goldenes Gefäss voll von dem stygischen Wasser heraufbringen; wer von den streitenden Theilen, dasselbe trinkend, meineidig wird, verliert auf lange Zeit seine göttlichen Rechte; er liegt ein Jahr lang ohne Ambrosia und Nektar athem- und sprachlos in tiefem Schlaf versunken und muss weitere neun Jahre einen Kampf nach dem andern bestehen, bevor er wieder der Göttergemeinschaft einverleibt werden kann. Eine ähnliche Wasserprobe findet sich IV. Mosis 5, 17, um den Ehebruch einer Frau zu ermitteln.2) Plato im Phaedr. setzt neunerlei Lebensstufen, welche die aus dem Himmel zur Erde herabsinkende Seele einnehme,3) worunter auf der vornehmsten der Freund der Weisheit oder Schönheit, oder der Musen und der Liebe steht, auf der zweiten der König, der nach Gesetzen regiert oder Krieg führt u. s. w. bis zur neunten Stufe, auf welcher der Tyrann steht. - Auf Samothrace sollen sich neun Korybanten, Söhne des Apollo und der Rhytia, oder der Thalia, oder nach Andern des Zeus und der Kalliope, niedergelassen haben.4) Herodot theilte nach der Zahl der neun Musen seine Geschichte in neun Bücher. - Bei einem Poseidonfeste zu Pylus wurden neun Reihen Bänke ausgestellt und auf jeder sassen 500, und für eine jede Reihe wurden neun Stiere geopfert, also im Ganzen 81 für 4500 Menschen.5) - Bei der germanischen Probe des glühenden Eisens musste dieses 3 Mal 3’ getragen und dabei mit dem rechten Fusse ausgeschritten werden. - Die Völuspa nach der kopenhagener Handschrift Str. 2 sagt: [657]

Neun Welten kenn’ ich, neun Hölzer weiss ich,
Mächtigen Mittelbaum im Staube der Erde.1)

In den spätern Zeiten waren bei den olympischen Spielen neun Kampfordner und Kampfrichter, Hellanodiken genannt, bestellt, nämlich drei für die Rosswettrennen, drei für das Pentathlon und drei für die übrigen Kampfarten;2) noch später waren zwölf Hellanodiken nach den zwölf topischen Phylen in Elis. Vor der Einführung der pentaeterischen pythischen Feste wurde zu Delphi dem Apollo in jedem neunten Jahre, d. h. nach Ablauf einer achtjährigen Schaltperiode ein Hauptfest gefeiert.3) Auf Lemnos ward ein jährliches Reinigungsfest begangen: alles Feuer auf der Insel, als verunreinigt durch die Versündigungen der Menschen, wurde ausgelöscht und nach neun Tagen erst kam neues Feuer, von Delos hergeholt, an seine Stelle.4) - Auch das noch in Pausania’s Zeit, also noch im 2. Jahrhundert nach Christus auf der Höhe des lykäischen Berges gefeierte Fest des lykäischen Zeus, wobei Menschen geopfert wurden, scheint je das neunte Jahr gefeiert worden oder ein ennaeterisches gewesen zu sein und Derjenige, dem das Loos gefallen war, den Menschen zu opfern, musste wahrscheinlich auf neun Jahre das Land meiden.5) Am neunten oder auch schon am siebten Tage nach der Geburt wurde das neugeborene Kind, welches gewöhnlich zugleich den Namen erhielt, und am vierzehnten Tage die Kindbetterin gereinigt.6) Athen hatte ein Collegium von neun Archonten und dem zweiten derselben, dem Basileus, als dem Oberaufseher des gesammten Staatscultus war die äussere Anordnung der Eleusinien übertragen ;7) ihm waren vier Epimeleten beigeordnet, zwei aus der gesammten Bürgerschaft, zwei aus den eleusinischen Geschlechtern der Eumolpiden und Keryken durch [658] Cheirotonie oder die Mehrheit der aufgehobenen Hände erwählt. Der Titel Archon Basileus, welcher Königstitel in vielen griechischen Staaten auch nach dem Untergange des Königsthums demjenigen Beamten verblieb, welchem die Ueberwachung und Besorgung des Staatscultus oblag, beweiset, dass einst die alten Könige die weltliche und geistliche Herrschaftsgewalt in ihrer Hand vereinigten, - der König auch gleichsam summus episcopus war.1) Das Fest des Apollo Karneios, des Apollo als Heerdengottes, des die Vermehrung und das Gedeihen der Heerden verleihenden Sommergottes wurde zu Sparta im zweiten Jahrhundert vor Chr. neun Tage lang vom 7. bis 15. des Monats gefeiert, wobei an neun ohne Zweifel dicht bei ein ander gelegenen Plätzen Zelte oder Lauben ( [...]) für je neun Mann, oder für je drei Phratrien errichtet wurden, so dass also damals zu Sparta 27 Phratrien gewesen sein müssen.2) Auch wurden dem Apollo zu Delphi alle neun Jahre die Septerien mit einer sich daran schliessenden Procession nach Tempe gefeiert, zur Erinnerung an seinen Kampf mit dem Drachen Python oder Delphyne;3) bei dem Feste wurde dieser Kampf bildlich dargestellt und Apollo durch einen auserlesenen Knaben, dessen beide Eltern noch lebten, vertreten. In Böotien, namentlich zu Theben, wurden dem Apollo Daphnephorien oder Feste mit lorbeertragenden Prozessionen ennaeterisch oder alle neun Jahre gefeiert. Ebenso bei dem Apollofeste zu Theben wurde Apollo, der hier nach der Lage seines Heiligthums den Beinamen Ismenios trug, durch einen Knaben mit goldenem Kranze auf dem Haupte und langem wallenden Haare, wie in glänzendem Gewande, den sogegenannten Daphnephoros dargestellt; dieser Knabe hielt mit seinem nächsten Anverwandten einen mit Lorbeerzweigen und Blumen umwundenen Olivenstab als Symbol des Apollo als Jahresgottes, weshalb an dem Stabe (Kopo) 354, und nachdem an der Stelle des Mondjahres von nur 354 Tagen das Sonnenjahr von 365 Tagen eingeführt [659] worden war, 365 Purpurbänder hingen und an demselben zugleich Kugeln als Symbole der Sonne, des Mondes und der Sterne angebracht waren.1) In Sicilien auf dem Berge Eryx feierte man jührlich die Abreise der (phönicischen Aphrodite nach Libyen und nach neun Tagen ihre Rückkehr.2) An dem Jahresfeste des Dionysos [...] (Herrschers) zu Paträ verrichteten den nächsten Dienst neun vom Volke erwählte angesehene Männer und neun Frauen,3) und in dessen Tempel wurden aus einem andern benachbarten Tempel drei Bildsäulen des Dionysos Merateus, Antheus und Aroeus gebracht. - Nach Ragon rituel d’une pompe funèbre maÇonnique, Paris 1860, S. 3, soll im Umkreise die Trauerloge durch 27 gelbe Wachslichter erleuchtet werden, geordnet in neun Gruppen von je drei. Der stellvertretende Grossmeister soll durch neun und der wirkliche Grossmeister durch fünfzehn Brüder in die Loge eingeführt, bei seiner Einführung das Stahlgewölbe gebildet und von den drei ersten Vorstehern mit den Hämmern die Batterie geschlagen werden;4) die Grosswürdenträger und die Ehren-Grossbeamten werden durch sieben Brüder in die Loge eingeführt. - Bei der Aufnahme in den 32. der französischen Grade oder zum prince de royal secret soll die Loge durch 81 Lichter erleuchtet sein.5) Im 29. Grad wird dem Grand Écossais de Saint - André d’Écosse oder Patriarche des Croisades das Alter von 81 Jahren beigelegt.6) Der Schlag des 30. Grads, des Kadosch oder des Ritters vom weissen und schwarzen Adler ist neunfach, [...] + 1, wobei die umgelegte 8 die endlose maurerische Kette andeuten soll, welche alle Maurer der ganzen Erde umschlingt, und die abgesonderte 1 die Einheit der Ansichten und Bestrebungen.7) Zum Ver- [660] ständniss des französischen Systems der 33 Grade, des sogenannten rite écossais ancien et accepté mag übrigens hier die nicht zu übersehende Bemerkung gemacht werden, dass bis zum 31. Grade eigentlich nur fünf Grade wirklich bearbeitet und feierlich ertheilt werden, nämlich die drei ersten oder die sogenannten symbolischen Grade, der 18. Grad (Rose-Croix) und der 30. (Kadosch); die übrigen oder die dazwischen liegenden Grade werden durch ihre blosse Beschreibung bei Gelegenheit des Rose-Croix oder Kadosch mitgetheilt. - Wie dem Helios nach Theokrit 11, 8 zwölf grosse Stiere weiden, so umstrahlen sein Haupt auch 12 Strahlen und diese 12 Stiere und 12 Strahlen umfassen die gesammte Zeit des Lebens und des Todes, der Anwesenheit und der Abwesenheit des Apollo. Mitunter zählt der Strahlenkranz des Helios-Apollo auch nur sieben Strahlen, wobei also das Leben auf sieben Monate und der Tod oder die Abwesenheit auf fünf Monate ausgedehnt wird und mit Hinsicht, worauf Proclus den Helios den Siebenstrahligen ( [...]) nennt,1) was nach den Mithradenkmalen auch Mithra war. Sehr merkwürdig sind in dieser Richtung auch Swantewit und Rugewit, die zusammengehörenden Götter der alten Rugier und Wenden in Pommern. 2) Zu Arkona auf der Insel Rügen stand das riesengrosse Bild des Swantewit und bildete den Centralpunkt für die heidnische Gottesverehrung der ganzen südlichen Küste des baltischen Meeres, bis es Waldemar I. zerstörte und mit dem blutigen Schwerte die Heiden zum Christenthum bekehrte. Gleich vielen indischen Göttern hatte Swantewit, Svetovitü, sveto = sanctus, welchen altslavischen Obergott Zeus mit Brahma vergleicht,3) wie er auch dem deutschen Odhin gleichsteht, vier Häupter, um nach den vier Weltgegenden Alles er- [661] leuchten und überschauen zu können, und trug in der rechten Hand ein Füllhorn mit Blumen und in der linken einen Bogen, womit er den Blitz und die Sonnenstrahlen versandte und der nach Schwarz vielleicht auch auf den Regenbogen Bezug hat. Sein Bild in Rhetra hatte noch ein fünftes langbartiges Haupt auf der Brust und er selbst wird dadurch zum Symbol der fünf Sommermonate, gleich dem griechischen Apollo und der römischen Flora, der Gott des Reichthums und der Weissagung, des begeisterten und in der Begeisterung weissagenden Gesanges. Zu weissagenden Göttern wurden wohl Zeus, Apollo, Swantewit und andere Licht- oder Sonnengötter, weil sie als die allleuchtende und allsehende Sonne Alles wissen und daher auch darüber befragt werden können, zugleich aber auch, weil sie durch ihr Verhalten als Frühlingsgötter, durch die Frühlingswitterung den guten oder schlechten Sommer und Herbst nach dem Volksglauben und nach den Wetterpropheten, nach den Bauernregeln vorausverkünden. Das fünfte Haupt auf der Brust des Swantewit1) ist ohne Zweifel ein späterer Zusatz, nachdem durch den Anbau des Landes der nordische Sommer länger oder das ganze Klima milder geworden war, man durch Fleiss der Erde noch einen Sommermonat abgewonnen hatte; eben so ist der Wein, welcher später bei dem Jahresfeste des Swantewit aus seinem Füllhorn als ein Göttertrank getrunken wurde, nicht ursprünglich; ursprünglich war es natürlich Meth.2) - Rugewit stand als kolossales Stein- oder Holzbild häufig in den Städten, hatte sieben Köpfe, trug an einem Wehrgehänge sieben Schwerter, vier auf der rechten und drei auf der linken Seite und in der rechten Hand ein achtes entblöstes Schwert; er war also der acht- oder siebenmonatliche Winter- und Kriegsgott. Die sieben Häupter auf dem einen Halse waren, abweichend von der sonst in dieser Beziehung üblichen Darstellungsweise, in drei Reihen über einander von 4, 2 und 1 nach oben ge- [662] ordnet; der siebente und oberste Kopf trug einen grossen runden Hut, wohl als Symbol der verhüllenden Winterwolken. Alle sieben Köpfe des Rugewit haben einen Bart, während die vier Köpfe des Swantewit bartlos sind, dieser daher die Jahresjugend, jener das Jahresalter bezeichnet. Dem Rugewit soll die Schwalbe geheiligt gewesen sein, was nur ausdrücken könnte, dass Rugewit zum Swantewit werde, wenn die Schwalben zurückkehren.

Die drei Aepfel der Hesperiden, welche Herakles von dem Baume des Lebens entweder selbst pflückt oder auch durch den Atlas pflücken lässt,1) sind nur ein anderes und wahrscheinlich ursprünglich orientalisches Bild der drei Wintermonate, welche Herakles im Grabe schläft, oder des Scheiterhaufens, auf dem er sich selbst verbrennt, um als der unsterbliche Sonnen- und Naturgott verjüngt wieder zu erstehen. Den drei Aepfeln der Hesperiden würden also auch die drei ungetreuen Gesellen, die drei Tage des Grabes des Hiram gleichstehen. Das Holen der fetten Rinderheerden des dreileibigen und dreiköpfigen Riesen Gerynoeus oder Geryon von den Fluren des abendlichen Okeanos, wo auch der Garten der Hesperiden liegt, durch Herakles2) - ist in aller Hinsicht mit dem Holen der Aepfel gleichbedeutend; in den Rinderheerden, den Wolken, des erschlagenen Riesen und in den Aepfeln holte Herakles sich die Kraft des neu zu beginnenden Lebensjahres. Creuzer, Symbolik, II. S. 220, deutet die drei Aepfel des Herakles auf die drei alten Jahreszeiten des Frühlings, Sommers und Winters. Die Dreizahl der Aepfel ergibt sich aus der Neunzahl der Dienstjahre des Herakles und den neun treuen Gesellen des Hiram. Die drei Aepfel, welche Herakles aus dem Göttergarten geraubt hatte, müssen dahin zurückgebracht werden, damit Herakles sie stets von neuem rauben und mit ihnen sich siegreich verjüngen könne. Derselbe Gedanke wird bei Herakles dadurch ausgedrückt, dass ihn die Haut des nemeischen Löwen unverwundbar macht,3) und bei Hiram, dass ihn die drei [663] ungetreuen Gesellen zwar erschlagen, aber ihm das Meisterwort dennoch nicht rauben können, weshalb auch allein ein neues Meisterwort gefunden zu werden, ein neues Jahr wieder zu beginnen vermag. Dem griechischen Herakles im Löwenfelle ist übrigens auch der Zom (der Starke) der Aegypter oder der ägyptische Molech, d. i. der Kämpfer (Mars), wie ja auch Herakles der [...], der starke Ringer, oder [...], der Krieger, und bei Homer und Hesiod [...], der Löwenmuthige, heisst,1) welchem sein Vater Jupiter Ammon, als er ihn durchaus sehen wollte, zuletzt sich nach Herodot II, 42 in einem Widderfelle mit verhüllendem Kopfe zeigte,2) damit er den Anblick ertragen könne. Der Gott im Löwenfelle und der Gott im Widderfelle, der Sohn und der Vater, sind derselbe Sonnen- und Naturgott, blos in einem andern Gewande, in einem andern Sternbilde. - Der dem Herakles verwandte hörnene Siegfried ist eigentlich nicht der unverwundbare, der mit einer Hornhaut versehene Siegfried, sondern der zeugende, von hörnen = zeugen, und er erlangt die zeugende Kraft durch das Bad in dem Fette des von ihm getödteten Gewitterdrachen.3) Die höchste und bedeutungsvollste Arbeit des Herakles als des Symboles der göttlichen Kraft und des ewigen Lichtes ist seine Ueberwindung des Kerberos, der Schrecken des Todes und der Unterwelt.4) Nach der Mysteriensage soll Herakles in die eleusinischen Geheimnisse, besonders in die für Fremde gestifteten von Agrä (wie auch in diejenigen von Samothrace)5) eingeweiht gewesen und deshalb ihm als einem Gereinigten von den Göttern der Unterwelt der Kerberos freiwillig überlassen worden sein, d. h. wohl , dass man nur durch ein reines und gottgefälliges Leben den Tod zu überwinden vermöge. Das irdische Leben des Herakles beim Eurystheus und bei der lydischen Omphale war selbst nur ein Leben der [664] Busse und der Sühnung, der Leiden.- Der Drachen und Eidechsentödter Apollo ist eine andere und geistigere Gestaltung des Herakles, 1) denn er führt nicht blos Pfeil und Bogen, sondern spielt auch die Lyra.

Da wir aus dem allgemeinen Vorkommen der Zwölfzahl bei fast allen Völkern der Erde, - bei den Chamiten, Semiten und Japhetiden, - bei den Chinesen, Indern, bei dem Zendvolke, bei den Juden, bei den Aegyptern, bei den Griechen, Etruskern, Römern und Sabinern, 2) - bei den Germanen und Kelten, bei den Amerikanern u. s. w. glauben mit Schoemann schliessen zu dürfen, dass schon in ihrem Ursitze die Menschheit das zwölfmonatliche Jahr wenigstens als Mondsjahr gekannt und aus diesem mit sich über die Erde nach den verschiedenen Ländern getragen habe, sollen nun neben den schon an verschiedenen Orten gegebenen Beispielen der Zwölfzahl noch weitere mitgetheilt werden:

I. Die uralte sinesische Zeitrechnung beruht auf einer ihr eigenthümlichen übereinkömmlichen Grundlage der Bindung des Mondjahres durch einen 60jährigen Cyklus, welcher dem ganzen Hochasien mit den Chaldäern gemein ist, wahrscheinlieh (da er sich auch in Indien findet) zugleich mit den Baktriern, und diese Grundlage ist geschichtlich. Die Mittheilung fand statt, ehe die Chaldäer den 600jährigen Cyklus erfunden hatten. Die sinesische Beobachtung beruht auf dem Gebrauche des babylonischen Gnomon. 3) Das Sonnenjahr von 365¼ Tagen begannen die Sinesen von dem Tage der Wintersonnenwende, welchen sie durch die Beobachtung des längsten

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Mittagsschattens am Gnomon bestimmten; sie hatten vier Jahreszeiten und die siebentägige Woche nach einer gewissen Reihenfolge der Planeten zum astrologischen Gebrauche. Der Tag fing in der zweiten Dynastie mit dem Mittag an, was der Aufmerksamkeit keines Maurers entgehen wird; Wou-wang, im J. 1122 v. Chr. Gründer der dritten Dynastie, setzte ihn auf Mitternacht.1) Mit dem Sonnendienste, mit der Verehrung der Sonne als des Symboles des göttlichen Lichtes, - der Wahrheit, Gerechtigkeit und Treue hängt es zusammen, dass die Urmenschheit zu allen, besonders wichtigeren Geschäften das Sonnenlicht, gleichsam den göttlichen Zeugen verlangte. Beim Sonnenlichte wurde gebetet und geschworen, erworben und gerichtet, gehandelt und gewandelt, Gott gelobt, wie dieses oben in der Abhandlung über den Osten schon nachgewiesen wurde. Die rechte Zeit, die höchste Zeit zum Arbeiten war daher der Urmenschheit, den Lichtgläubigen, den Sonnendienern, wenn die Sonne ihren höchsten täglichen Standpunkt erreicht hatte, im Scheitelpunkte stand und den Hochmittag verkündigte. Dass in uralter Zeit die Chinesen und folgeweise die Urmenschheit den (rechten) Tag mit der Mittagszeit angefangen haben, ist eine unbestreitbare geschichtliche Thatsache, und wenn nun auch heute noch die Maurer ihre Arbeiten erst am Hochmittage symbolisch beginnen und um Hochmitternacht symbolisch schliessen, welche Tagesstunde es auch wirklich sein möge, ist dieses ein Umstand, welcher alle Aufmerksamkeit des Geschichtsforschers und besonders des denkenden Maurers beanspruchen darf. Dass dieser Gebrauch, dieses Symbol erst im 18. Jahrhundert erdacht und in die freimaurerischen Rituale hineingetragen worden sei, möchte besonders mit Rücksicht auf den Stand der Alterthumskunde, der Geschichts- und Sprachforschung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für ganz unmöglich zu halten sein, und wird diese Unmöglichkeit zugegeben, erscheint es als ein uralter traditioneller Mysteriengebrauch, als ein geschichtlicher Ueberrest des Glaubens und der Sitten [666] der Urmenschheit. - Bei dem grossen Frühlingsackerfeste, welches der Kaiser von Sina alljährlich feiert, wird derselbe von zwölf hochgestellten Männern begleitet, welche nach ihm ackern müssen.1) Der 50 Fuss hohe Hügel, auf welchem bei diesem Feste der Kaiser das Opfer darbringt, hat unzweifelhaft eine symbolische Beziehung auf die 50 Mondmonate des Jahres, wie in derselben Bedeutung besonders bei den Griechen die Fünfzigzahl nicht selten vorkommt. - Die zwölf Theile des Himmels, welche neben den ältern 28 Mondstationen erscheinen, heissen die zwölf Paläste der Sonne, wornach die Sinesen die vier Jahreszeiten ordneten, die Sonnenfinsternisse vorausbestimmten und die Stellen der Planeten und Fixsterne berechneten.2) - Der mythische Kaiser Hoangti, welcher um das Jahr 2637 v. Chr. im 61. Jahre seiner Regierung den 60jährigen Mondcyklus eingeführt und auch die musikalischen Noten erfunden haben soll, goss zuerst zwölf Glocken; 3)seine Gemahlin gründete die Seidenzucht und wob prächtige Gewänder. - Der historische grosse Kaiser Schihoang-ti, der Erbauer der grossen chinesischen Mauer, des achten Wunders der alten Welt, theilte gegen das Ende des dritten Jahrh. v. Chr. das Reich in drei Mal 12 oder 36 Provinzen .4) Confutsee umgibt entsprechend den vier Gebirgen, welche nach alter Sage das Land der Mitte durchziehen, und entsprechend den vier Meeren, welche es begrenzen, den Kaiser mit vier Säulen der Thore als Augen und Ohren. Unter diesen vier obersten Reichswürdenträgern, denn das sind die vier Säulen, stehen 12 Mou oder Hirten, Minister der Provinzen, und zugleich sieben Minister,5) darunter ein eigener Minister der Musik, welche in der chinesischen Volkserziehung eine sehr wichtige Stelle einnimmt. 6) Nach Deguignes heisst es im Schu-king: „La musique étoit la base de toutes les scien- [667] ces, et surtout de la morale et du gouvernement.“ Im Li-ki heisst es: „Avec le cérémoniel et la musique rieu est difficile dans l’empire“ und weiter: „Le sage est naturellement musicien; il distingue par la musique, qui domine, si un état est bien reglé ou proche de sa ruine.“ - In der Mythologie der Japanesen erscheinen zwölf grosse Hauptgötter, welche aus dem über allen stehenden Tenjo-Daisin hervorgegangen sind. Diese zwölf japanischen Götter sind wohl die zwölf Sonnengötter, in welche bei den Indern der Sonnengott, Sura, Surja, der Himmlische, oder auch Savitri, der Erzeuger genannt, - sich später gespalten hat.1) Die indischen zwölf und früher blos sieben Aditya als Götter des himmlischen Lichts, die Brüder der Uschas oder Morgenröthe, der griech. Eos, Auos, lat. aurora, lith. ausz-ra, sind die Sonne in ihren verschiedenen Ständen zum Thierkreise.2)

II. Bei den Indern wird Buddha oft mit zwölf Augen dargestellt; ebenso werden bei den Buddhisten die heiligen Schriften gewöhnlich in zwölf Arten eingetheilt und zwölf Grade der Gelahrheit scheinen sie bei ihren Mönchen zu unterscheiden. Damit hängt es zusammen, dass es herkömmlich, ja bei den nördlichen Buddhisten fast kirchliche Satzung geworden ist, die Lebensgeschichte des Buddha in zwölf Abschnitte zu theilen. In den indischen Dörfern finden sich fast durchgehends zwölf Gemeindsbeamte und Gemeindsangestellte.3) Das jetzige Delhi, eine Schöpfung des prachtliebenden Shah Jehan und nach ihm Shahjena bad genannt, hat zwölf Thore von prachtvoller, solider Bauart. Alle zwölf Jahre findet die grosse Wallfahrt nach der heiligen Stadt Hurdwar an den Ganges-Quellen statt wobei manches Mal sich eine Million Mensehen versammelt. Von Müller, Taf. IV, Fig. 46 - 57, werden zwölf, in einem Quadrate je drei und drei vielleicht ritualiter zusammengestellte Trimurtibilder mitgetheilt. Die indischen Magar, von welchen die Gorkha abstammen, zerfielen in zwölf Thumm oder Stämme (Glaus). Die Um- [668] brittae auf dem Ostufer des Indus bestanden nach Megasthenes aus zwölf Stämmen, deren jeder zwei Städte besass.1) Amarasinha, der Verfasser des ältesten noch erhaltenen, nach wissenschaftlichen Grundsätzen geordneten Wörterbuchs der Sanskritsprache und einer der neun Edelsteine am Hofe Vikramâditja’s, lebte zwölf Jahre als Büsser in dem Walde, um sich den göttlichen Buddha geneigt zu machen.2) Wer einen Brahmanen erschlagen hat, kann nicht eher Vergebung erhalten, als bis er zwölf Jahre lang, die Hirnschale des Erschlagenen in der Hand, als ein büssender Pilgrim Almosen gesammelt, und alle Speisen, die er durch die Mildthätigkeit anderer Menschen erhalten, aus eben diesem Schädel zu sich genommen hat.3)

III. In den germanischen Rechts- und Staatsverhältnissen kehrt die Zwölfzahl in den verschiedensten Richtungen bei Land und Leuten wieder; die Zwölfzahl ist die irdische und menschliche, wie die himmlische und göttliche. Auch darf wohl hierher bezogen werden, dass der König von O-Tahiti zwölf Kammerherrn (Hoa) hatte;4) in einem Heiligthume zu Owaihi fand Cook zwölf in einem Halbkreise aufgestellte Götterbilder; 5) in einem andern Heiligthume wurde Cook von einem höheren Priester mit zwölf Begleitern empfangen, 6) so dass die Zwölfzahl in der Religion dieser Südseeinsulaner die heiligste gewesen zu sein scheint. - In einer neuerlich bekannt gemachten Inschrift aus dem Dekhan vom J. 1193 ertheilt der König Bhogadeva von Kâlukja dem Kronprinzen den Auftrag, täglich zwölf Brahmanen im Dorfe KaÇeligrâma mit den nöthigen Lebensmitteln zu versehen.7) In der im J. 1565 zwischen den muselmännischen Fürsten des Dekhan und dem indischen Fürsten Râmarâja geschlagenen Schlacht wurden den drei Abtheilungen des muselmänni- [669] schen Heeres je zwölf Standarten vorgetragen zu Ehren der zwölf Imân oder Hauptpriester, die durch ihre Gebete die Muslim zum Kampfe begeisterten.1) Ibn Batûtah fand in der Mitte des 14. Jahrhunderts das Gebiet der Küste von Malabar unter zwölf nichtmuselmännische Sultaue getheilt.2) Das grosse Fest Nanmangon wird in Malabar alle zwölf Jahre gefeiert;’3) ob diese Feier mit den ursprünglichen dekhanischen Gottheiten, zu welchen auch die durch eine Art Karneval gefeierte Göttin Holi und die in der Gestalt eines linga oder eines Phallus angebetete, die Mutter der Götter genannte Mahâsahâ gehörte,4) oder mit dem in das südliche Indien eingedrungenen Buddhismus zusammenhänge, ist nicht zu entscheiden. Für das Letztere spricht jedoch, dass auch auf Lankh oder Ceylon die dortigen buddhistischen Herrscher zur Zeit des Devânâmprija-Tishja jedes zwölfte Jahr dem Boddhi-Baume ein grosses Fest zu begehen pflegten.5) König Prakamabahu, welcher im 12. Jahrhundert über Lankâ herrschte, liess für eine buddhistische Brüderschaft ein Gebäude von zwölf Stockwerken erbauen.6) - Auf einem Berge bei der Residenzstadt von Kamboga standen 24 steinerne Topen, nebst einer, die mit goldenen Platten belegt war; die zwei vor ihnen aufgestellten vergoldeten Löwen beziehen sich auf den Namen Buddha’s als Çâhjasinha.7) Sinhâsana, Löwensitz, heisst im Sanskrit auch der Thron und die indischen Fürsten und Grossen sitzen häufig auf Löwenfellen, oder der Fürst, wie der König von Siam, wird auf goldenen Löwen gekrönt.8) Die Bewohner von Kamboga, welche nach indischem Vorgange das Jahr in zwölf Monate und den Monat in vier siebentägige Wochen theilten, bedienten sich auch des zwölfjährigen (nach Lassen indischen) Cyklus;9) die Kamboga begannen ihr Jahr um die Mitte [670] des Monats März, wie die Bewohner Vorderindiens. - Der Tempel von Kottu auf der Insel Java, welcher zwischen 1448 und 1456 dem Mahâdeva oder Çiva erbauet und geweiht wurde, besteht aus zwölf Terrassen und die letzten Treppen führen zu dem Tempel; an den Seitenwänden dieser Terrassen sind Thiere, Schlangen, Löwen, Tiger und andere ausgehauen und auf den Terrassen selbst sind Statuen aufgestellt, namentlich des Çiva, nebst Abbildungen des linga.1) - In Tripura, dem bengalischen Grenzlande, wurden zwölf Gottheiten angebetet.2) Nach einer in Uggajini aufgefundenen Inschrift vom J. 1143 war der Sohn des dortigen Königs JaÇovarman mit zwölf Bezirken belehnt,3) wobei noch die Bemerkung gemacht werden mag, dass auch die indischen Könige jener Zeit gleich den deutschen Fürsten den Gebrauch hatten, die öffentlichen Urkunden, und besonders die Urkunden über Schenkungen an die Geistlichkeit, durch ihre ersten Beamten, z. B. den purohita oder Hauspriester, die Minister und andere vornehme Männer als Zeugen mitunterzeichnen zu lassen. - Die oberste Behörde der heutigen Parsengemeinde zu Bombay darf nicht unter 24 und nicht über 36 Mitglieder zählen.4) - Auf den Nilagaris oder den blauen Bergen im südwestlichen Vorderindien finden sich bei Aschenny zwölf alte Steine, von denen drei oder vier mit Sculpturen bedeckt sind und die als ein Sieges- oder Grabdenkmal der alten Djaina-Könige in Madura angesehen werden.5) Auf dem Hauptsteine sind 24 männliche und weibliche Figuren; die Männer schwingen Waffen, die Frauen scheinen zu tanzen. Glorien um dieses oder jenes Haupt scheinen allerdings auf Djainathum hinzudeuten. - Die Buddhisten nehmen zwölf Ursachen des kreatürlichen Seins an, welche von Bunsen, Gott in der Geschichte, III. S. 427 ff., mitgetheilt werden. - Weil die Zahl heilig war, ist es eine Gnade der Götter, dass sie [671] den Jokur mit 12 Fingern geboren werden liessen; Thô’rr selbst trug eine Krone mit 12 Sternen. Gefeierte Helden haben 12 Söhne oder Begleiter; der König verheisst seinen Söhnen 12 Paläste oder 12 Burgen; 12 Grafen, 12 Mönche, 12 Jarle begleiten und bewachen eine edle Jungfrau. 12 Edle, 12 Grafen u. s. w. kommen als Gesandte, bringen eine Botschaft, unterhandeln um den Frieden oder werden zur Schlichtung eines Streites als Schiedsrichter bestellt. 12 Schafe bildeten eine Heerde; auch 12 Rosse und 12 Schweine wurden mit einem gemeinsamen Namen bezeichnet. 12 Männer bildeten durchgängig den Rath, das Gericht, die Regierung, die Heerführer, die Eidhelfer, erwählten den König u. s. w. Dabei sind die Zahlen 11, 12 und 13 gleichbedeutende Zahlen, nämlich die Verminderung der 12 und die Vermehrung der 12. um eins; ist von 11 Schöffen die Rede, so ist der Richter als der 12te zugefügt und zu Zwölfen gibt er die 13te Gerichtsperson. Daher 12 oder 11 Schöffen1) und 12 Eidlielfer, z. B. in Art. 39 des Gildestatuts des seligen Königs Erich zu Ringstaden vom Jahr 1266.2) Die Zahlen 24, 36, 48, 60, 72 u. s. f. sind nur 2, 3, 4, 5, 6 u. s. f. Mal 12. Z. B. kommen 24 Heimburgen des Gerichtes vor, - ferner 24, 36 und 72 Eidhelfer, sowie in den Liedern 72 Dienstleute, 72 Länder und 72 Sprachen, eine Flotte von 72 Schiffen, eine Burg mit 72 Schlössern, 72 Jünger (Lucas 10, 1 und 17) und 72 Namen Christi, 72 Teufel als Lehrer des Zauberers Virgilius; der Gralstempel hatte 72 Chöre;3) in einem Volksliede bei Simrock, die deutschen Volkslieder, S. 27, heisst es:

Man leuchtet ihr zum Schlafkämmerlein,
mit zwei und siebenzig Kerzelein.

Die oben erscheinenden 72 Sprachen sind die Sprachen, in welche einst zu Babel bei dem Abfalle von dem rechten Glauben die Eine Sprache sich gespalten haben [672] soll.1) Drei 3 Mal 12 bildeten das Landgericht auf dem nordischen Gulething in früheren wie in späteren Zeiten. Im 15ten Jahrhundert erscheinen bei den Dittmarsen Achtundvierziger. Im Norden musste jede der vier Reichsprovinzen oder Fylki 12 Schiffe zur Flotte stellen, so dass also die ganze Flotte aus 48 Schiffen bestand. Wenn von 13 Valkyrien in der Edda und im Grimnismal geredet wird, vermuthen mit Grund darin Müllenhof und Waitz eine Göttin mit ihren 12 Begleitern. Bei den Longobarden sollen 12 Herzoge 12 Jahre ohne einen König die Herrschaft geführt haben, was ein offenbarer mythischer Anklang an die 12 Götter der 12 Jahresmonate ist. Die Zwölfzahl oder ein Dutzend bildete überhaupt die erste Grössen- oder Zahleneinheit und schritt in solchen Einheiten fort bis zum grossen hundert von ursprünglich 12 Mal 12 oder 144, später aber, nachdem die Germanen von dem römischen Decimalsysteme berührt worden waren, nur noch 10 Mal 12 oder 120; die Hälfte dieses späteren grossen Hunderts oder 60 wird das Schock, Schuck, Geschock, Geschuck genannt oder mit diesem Namen wurde eine Zahl von 60 Stücken, sexagena, bezeichnet.2) Die alten Germanen hatten also nicht das Decimal-, sondern das Duodecimalsystem, was man wesentlich beachten muss, um die ganze germanische Gauverfassung und die Strafzahlen der alten deutschen Gesetze zu verstehen.3) In dem Dutzend, mittellat. dozena, dozina für duodecim, - ital. dozzina, span. dozena, franz. douzaine, niederl. dozijn, engl. dozen, schwed. dussin, dän. dusin, russ. duischina, [673] hat sich als Einheit von 12 Stücken bis auf den heutigen Tag das ursprüngliche germanische Duodeeimalsystem forterhalten.1) Fünf Dutzend machen also ein Schock oder halbes Hundert im spätern Sinne. Gewicht und Mass werden noch heute nach dem Duodecimalsysteine bestimmt, z. B. 120 Pfund sind ein Centner. Das grosse Tausend betrug 1440 oder 10 Mal 144. Weil 12 die Zahleneinheit bildet, beginnen wir nach der 12 mit einer neuen Wortform (dreizehn u. s. w.) zu zählen, gerade wie wegen desselben Systems die französische Sprache nur bis 60 oder bis zur Hälfte des grossen Hunderts mit regelmässigen Zahlwörtern zählt. 12 Jucharten Landes sollen, wenigstens nach bernerischen Urkunden des 15ten Jahrhunderts,2) eine Schuppose (scoposa) bilden und vier Schupposen, also 48 Jucharten gehören zu einer Hube, zu einem Gute (huba, mansus). Mit Schuppose gleichbedeutend ist der Ausdruck lunagia, lunaris. Auch bei den Römern deuten die 12 Tafeln, die 12 Lictoren, die 12 Ancilien, die Eintheilung des Asses in 12 Unciae, das grosse Hundert von 1203) auf den frühern Gebrauch des Duodecimalsystems; ebenso die Sitte, dass bei Mahlzeiten niemals mehr als 12 Personen an einer Tafel bei einander sitzen durften, und man hatte selbst das Sprichwort: septem convivium, novem convitium.4) Das Duodecimalsystem5) ist nichts anderes als die Anwendung der Zahl [674] des 12monatlichen Monds - und Sonnenjahres auf die menschlichen und staatlichen Verhältnisse und bildet daher auch die Grundlage der germanischen Gauverfassung, Landeintheilung zum Zwecke der Verwaltung, des Rechts und des Krieges, besonders im Norden. Das Reich zerfiel zunächst nach den vier Himmelsgegenden in vier Provinzen, in eine Tetrarchie und zugleich nach dem Duodecimalsysteme in 12 grössere Bezirke, Gaue, nordisch Syssel, bei den Angelsachsen Shires und bei den Deutschen Grafschaften, so dass auf eine jede der vier Provinzen drei Bezirke fielen. Der deutsche Ausdruck Gau wird jedoch nicht blos zur Bezeichnung des Bezirkes, sondern auch der Provinz gebraucht, hat sonach eine engere und eine weitere Bedeutung. Jeder Bezirk umfasste wieder wenigstens ursprünglich 12 Hundertschaften oder Centenen in der Weise, dass je vier Hundertschaften im Norden eine Härad, im fränkischen Reiche ein Vicariat oder Vicecomitat, eine Gaugrafschaft oder einen pagus minor im Gegensatz zu dem pagus major oder dem Bezirke, dem Syssel bildeten. Die 12 Decanien oder vielmehr Zwölfschaften einer Hundertschaft wurden im Norden in vier Sochnas mit je drei Zwölfschaften eingetheilt. Ein Reich zerfiel somit nach dem Duodecimalsysteme in vier Provinzen, 12 Syssel oder Bezirke, 36 Unterbezirke oder Härards und Vicecomitate, 144 Hundertschaften, 576 Zwölfschaftsbezirke oder Sochnas und in 1728 Zwölfschaften.1) Das im Jahr 861 durch den skandinavischen Seeräuber Nadod entdeckte Island zerfiel zunächst in vier Viertel und jedes Viertel ward in drei Bezirke getheilt;2) jeder Bezirk zerfiel wieder in 30 Aemter, so dass ganz Island 120 Aemter zählte mit fünf erstinstanzlichen Richtern. An diese nordische und deutsche Landeintheilung mahnt zuvörderst, dass die Jonier in Athen und in Asien nach dem Sonnenlaufe oder Thierkreise, vier Phylen oder Stämme, 12 Phratrieen (auch [...], Drittelsstamm, wie ihr Vorsteher [...][675] genannt1) und 360 Geschlechter ( [...]) zählten; ferner, dass Aegypten schon von Sesostris in 36 Nomen oder Bezirke eingetheilt worden sein soll, welche unter sog. Nomarchen standen,2) so wie Aegypten zur Zeit der Dodekarchie, der Herrschaft der 12 Fürsten, in 12 Fürstenthümer oder Provinzen zerfiel,3) deren Vertreter sich in dem 12palastigen neueren oder wiederhergestellten Labyrinthe versammelten, bis Psammetich (663 - 610 v. Chr.) mit Hülfe der ionischen karischen Seeräuber der Dodekarchie nach einem 15jährigen Bestande durch die Schlacht bei Memphis ein Ende machte.4) Seyffarth, Beiträge zur Kenntniss des alten Aegyptens, Heft 1 - 5 (Leipzig 1833), S. XVIII. und S. 356 und 357, besonders aber S. 90, und Heft 6 (Leipzig 1834) S. 23 und 44 hat zu erweisen gesucht, dass nach astronomischen Grundsätzen das Land bei den Aegyptern, Sinesen, Japanern, lndern, Israeliten, Joniern, Achäern u. s. w. nicht nur in 12 Gaue, sondern auch in 36 Bezirke eingetheilt worden sei, wozu Sachsse, a. a. O., S. 102 ff. in Anm. 51 und 52 wenigstens bezüglich der Zwölfzahl noch viele Beispiele beibringt. Nach IV. Moses 2 waren die 12 Stämme der Juden auf dem Zuge durch die Wüste oder im Lager so geordnet, dass je drei Stämme nach den vier Himmelsgegenden zusammenzogen und lagerten, gerade wie die 12 Stiere an dem ehernen Meer des salomonischen Tempels gestellt waren.5) Bei den Etruriern trifft man schon in deren älterer Ansiedelung in Oberitalien 12 Landschaften, eine jede mit einem Lukumo, welcher an den altnordischen Lögmann und an die 12 Asegen (Richter) der Friesen in den sieben Seelanden erinnert. Auch die von den Etru- [676] riern in Campanien gestifteten Colonieen, deren Hauptstadt Capua, das alte Vulturnum, war, bestand aus 12 Städten. Das alte Belgien umfasste 12 Völker, welche vermuthlich je zu drei eine Provinz bildeten. Polen hatte um das J. 695 12 Woiwodschaften; Böhmen war in 12 Kreise eingetheilt. Die Aragonier übertrugen im J. 842 die Regierung des Landes 12 Magnaten oder Senioren. In Thüringen soll Karl der Grosse dem Landgrafen 12 Comites untergeordnet haben. Im fränkischen Reiche werden oft 12 Comites zusammen, z. B. unter einem Dux erwähnt. Der Primas von Deutschland, der Erzbischof zu Mainz, hatte 12 Sufraganbischöfe und ebenso in Frankreich der Erzbischof von Rheims und Tours. Der Erzbischof Adelbert von Hamburg beabsichtigte die Bildung von 12 Bisthümern. In der Urkunde, in welcher im Jahr 968 Magdeburg zu einem Erzbisthume erhoben wird, wird daher auch die Weihe von 12 Cardinalpriestern vorgeschrieben. Frankreich hatte anfänglich nur 12 Pairs, sechs geistliche und sechs weltliche, wie 12 Gouvernemente und Parlamente.1) Bei den Franken wird in Uebereinstimmung mit dem geschilderten Duodecimalsysteme die Ansicht ausgesprochen, dass 12 Grafschaften ein Herzogthum bilden und 12 Bisthümer ein Erzbisthum; Pippin beschenkt daher seinen Bruder more ducum mit 12 Grafschaften in Neustrien , d. h. er macht ihn dadurch zum Herzoge.2) In Durchführung. und Festhaltung dieser Ansicht sollten auch 12 Herzogthümer ein Königreich bilden und 12 Herzoge, Churfürsten den König wählen und seine Begleiter sein, und ähnlich sollte das Kaiserthum sich zu den Königreichen und den Königen verhalten. Da aber nach den hier zu Grunde liegenden astronomischen und Naturanschauungen sich die Zwölfzahl in sieben und fünf theilt, ist auch die Siebenzahl im Gericht oder bei den Schöffen und im Staate oder bei den Herzogen häufig an die Stelle der vollen Zwölfzahl getreten; die sieben deutschen Churfürsten, wenn sie nicht auf die Planetenzahl bezogen werden wollen, können auf diese Weise erklärt werden. [677] Auch das den Papst wählende und ihn berathende Cardinalcllegium ist nach der Siebenzahl gestaltet, da es wohl aus den sieben kirchlichen Bezirken oder Regionen hervorgegangen ist, in welche schon um das J. 210 Papst Fabian die Stadt Rom eingetheilt haben soll. Wegen der 12 Jünger und Apostel hätte es jedoch näher gelegen, den Rath des Papstes, das Cardinalcollegium entweder nur aus 12 Mitgliedern oder wenigstens nach einer Vermehrung der Zwölfzahl zusammenzusetzen, wie in der That das Concil zu Basel in seiner 23sten Sitzung die Zahl der Cardinäle auf 24 beschränkt hatte.1) Durch eine noch in Kraft bestehende Bulle von Sixtus V. ist im J. 1586 die Zahl der Cardinäle auf 70 bestimmt worden. An der Spitze der (katholischen) Maroniten in Syrien stehen nach der Synodal-Constitution vom J. 1736 ein Patriarch und 12 Bischöfe. - Der Chronist Robertus spricht noch den alten Grundsatz in den Worten aus: „provincia (ein Herzogthum) est, quae unum habet metropolitanum (Herzog), duodecim consules (Grafen) et unum regem.“ Auch in den nordischen Sagen finden sich Ueberlieferungen, nach denen ein Land aus 12 Reichen bestanden haben soll. Deutschland, heisst es in der Hervarasaga, umfasste wie Norwegen 12 Königreiche; 12 Abtheilungen soll Schweden gehabt haben und aus dem fränkischen Burgund ziehen einmal 12 Herzoge zusammen in den Krieg. Dietrich, der deutsche Herakles, hatte 12 Helden und der ihm gleiche oder verwandte Siegfried 12 (wie Rugewit sieben) Schwerter und, wenn er die Tarnkappe, den Stärkegürtel des Thôrr, trägt, die Kraft von 12 Männern. Im Nibelungenlied IV. 336 - 339 heisst es:

„Alsô der starke Sîfrit die tarnkappe truoc,
so hêt er dar inne Krefte genuoc
zwelf manne sterke zuô sin selbes lip.“

Entgegengesetzt betrauert die Nibelungenklage 12 Erschlagene, wohl die abgelaufenen 12 Jahresmonate. Die Tarnkappe und der Stärkegürtel sind hier vielleicht der [678] 12getheilte Thierkreis, der 12monatliche Jahreslauf, indem sie ausserdem nicht die volle und ganze Kraft, die Kraft von 12 Männern oder die Kraft des ungetheilten Sonnengottes verleihen könnten. Sonst ist freilich die Tarnkappe, der unsichtbar machende Helm des Hades, des Perseus und der Athene die verhüllende und bergende Gewitterwolke und berührt sich mit der furchtbaren Aegis des Zeus, der Athene und des Apollo, dem Gorgonen- und Medusenhaupte.1) Auch der Gürtel der Aphrodite, der Athene und Harmonia, wie der Halsschmuck Brinsingamen der deutschen Freyja = der Schönen oder Holden, indem sie auch Holda, Frigaholda genannt wird, - sind entweder der Thierkreis überhaupt, die Perlenschnur der Welten, das 12monatliche Jahr, indem ja alle diese Göttinnen blos der weibliche Theil, die Gattin, Schwester oder Tochter des Jahresgottes sind, - oder dann unter allen und jeden Umständen die fünf Blüthenmonate, die fünf Sommermonate, die fünf schönen und liebreizenden Monate des Jahres, das strahlende Blüthenkleid der Erde. Der Gürtel und das Halsband, der Schmuck der Schönheit, der Liebe, ist die zu liebende Schönheit selbst und die Freyja hiess daher Bertha,2) weil sie in Schönheit und Gnade leuchten sollte. Im ägyptischen Todtenbuche nennt Osiris den Thierkreis oder nach der gewöhnlichen Ansicht die Milchstrasse den von ihm gewebten sternenbesäeten Gürtel, wie für das den ganzen Himmel, das ganze Himmelsgewölbe nach der Vorstellung des Alterthums Umspannende und Umgebende durchaus kein anderes Bild gebraucht werden kann. Das Volk nannte die ihm sichtbare Milchstrasse und die Astronomen, die Priester, welche die eigentliche Mythologie schufen und gestalteten, nannten den von ihnen erdachten oder ihnen bekannten Thierkreis, die Bahn der Sonne am Himmel, den Himmelsgürtel, den Gürtel des Osiris, das Halsband der Harmonia, [679] den Stärkegürtel des Tôbrr (Freyr), das Halsband oder den Schönheitsschmuck (seiner Gemahlin) der Freyja u. s. w. Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 116 ff., erblickt aber hier überall ganz unpassender und unvolksmässiger Weise d en Regenbogen, wie bei den Karaiben der Regenbogen als Schmuck des Juluka dargestellt werde. Abgesehen davon, dass die Karaiben wohl kaum als eine Erklärungsquelle der indo-germanischen Mythologieen benutzt werden dürften, mit schwarzem Stillschweigen in dieser Beziehung übergangen werden können, ist der Grundfehler der Hypothesen von Schwartz, dass sie auf die ganz vorübergehende und im Oriente gewiss seltene Erscheinung des Regenbogens gegründet werden, während in den Mythologieen sich die Eindrücke und Empfindungen wiederspiegeln und darin niedergelegt sind, welche die Urvölker bei dem täglichen Anblicke des Himmels und besonders des nächtlichen Himmels empfingen; in den sternhellen ruhigen Nächten ahnte und erkannte die Urmenschheit zuerst aus dem unendlichen Weltenraume und Sternenheere den Unendlichen und Ewigen. Der Ursprung der Mythologie von Schwartz ist zwar ein sehr fleissiges und gelehrtes Werk, aber ohne tieferes Naturgefühl und Naturwissen. Der Ursprung der Mythologie, die Urmythologie muss, man dürfte sagen dem Kinde oder doch dem Hirten einleuchtend und begreiflich sein, weil in der Kindheit der Menschheit oder bei den Urhirten die Mythologie entsprungen ist. Dabei ist es sehr wesentlich, dass nicht im Geräusche und im Lichte des Tages, sondern in der Stille und in dem Dunkel der Nacht der Glaube an Gott, an den Geist und die Geister, die Theologie und Dämonologie entsteht; in der Nacht gibt es keine Regenbogen, sondern einzig das leuchtende Heer der Sterne, die himmlischen Heerschaaren und deren Herrscher (Zebaoth oder Zaba). Der Perlenschmuck, womit die Götter und Göttinnen der Inder wahrhaft überladen sind, kann nur sich auf die Sterne beziehen, sind die Perlenschnüre der Sterne und Welten und eine andere Gestalt des sternenbesäeten Mantels oder Kleides, womit gleichfalls die Götter geschmückt werden.

Nunmehr erst können die Bestimmungen des ältern [680] englischen Lehrlingsfragestückes, Frage 69 ff.,1) über die Zahl der Glieder, welche eine Loge bilden, vollständig begriffen und erklärt werden. Die Fragen und die darauf ertheilten Antworten, so weit sie hierher gehören, lauten:

  • Fr. Ich bitte, welche Zahl macht eine Loge?
    A. Drei, Fünf, Sieben und Eilf.2)
  • Fr. Warum machen Drei eine Loge, Bruder?
    A. Weil drei grosse Maurer die Welt und so auch dies edle Werk der Architektur, den Menschen, erbaut haben, welche in ihren Verhältnissen so vollkommen sind, dass die Alten ihrer Baukunst dieselben Regeln zum Grunde legten.
  • Fr. Warum machen Fünf eine Loge?
    A. Weil jeder Mensch mit fünf Sinnen begabt ist.
  • Fr. Warum sollen Sieben eine Loge machen?
    A. Weil es sieben freie Wissenschaften gibt.
  • Fr. Warum sollen Eilf eine Loge machen, Bruder?
    A. Es waren eilf Patriarchen, als Joseph nach Aegypten verkauft und für verloren geachtet wurde.
  • Fr. Der zweite Grund, Bruder?
    A. Es waren nur eilf Apostel, als Judas Christum verrathen hatte.

Werden diese Fragen und Antworten von dem Bildlichen und Mythischen entkleidet, liegt hier mit seltener Klarheit und Bestimmtheit das astronomische Duodecimalsystem der Urmenschheit vor, um welches die ganze Symbolik des alten Maurerthums sich harmonisch bewegt und dessen Entwickelung, Auseinanderlegung und nähere Bestimmung die übrigen Symbole nur enthalten. In der Gestaltung der Loge, der Welt und des Jahres, - in den Welt- und Jahreszahlen, - den Welt-, Jahres- und Logengliedern entwickelt, entfaltet und offenbaret sich der Schöpfer- und Jahresgott, die Drei und die Zwölf zugleich, und sein Schritt ist der dreifache Schritt der Zeit, des Irdischen, des Erdenmeisters durch Geburt (Drei), Leben (Fünf) und Tod [681] (Sieben). Das Leben vollendet sich im Tode, indem die Fünf in der Sieben endigt und zur Zwölfzahl sich vereinigt, um verjüngt zum höhern Leben, zur Unsterblichkeit emporzusteigen. Die Zwölfzahl ist die Einheit; mit der Zwölf kehrt die in die Zeit und den Raum eingefretene, die Erde und Mensch gewordene Drei in sich selbst oder in die Ewigkeit, in das Licht zurück und so auch der Mensch, das Ebenbild und der Abglanz der Drei oder der Gottheit. Wenn die 12 Stunden der Erdennacht von Hochmittag bis Hochmitternacht abgelaufen sind, endigen und schliessen die Erden-, die Logenarbeiten und sollen die Arbeiter den Lohn ihrer Thaten empfangen bei den beiden Säulen Jakin und Boaz, den Symbolen Gottes und der ewigen Gerechtigkeit, der unwandelbaren und unvergänglichen Liebe. Christus legt 12 Leidensstationen zurück, hat 12 Jünger und 12 Apostel und seine Grabeshöhle zu Jerusalem scbmückten 12 Säulen, welche Constantin mit silbernen Gefässen darauf ihm hatte setzen lassen,1) wie schon der Thron des olympischen Zeus von Phidias auf einem Untersatze von 12 Fuss Höhe stand und wie sonst noch oft 12 Säulen oder Pfeiler die christlichen Kirchen tragen, weil auch Christus durch das Erdenleben, durch das Erdenjahr und die Sonnenbahn in die in das Reich Gottes hinübergegangen ist. Unsterblichkeit, Per ardua ad astra, durch 12 Leidensstationen fährt der Erdenweg zu den Sternen. Derselbe Gedanken ist ausgedrückt, wenn bei den Aegyptern in einem Tempel von Ramses III. auf der Westseite von Theben den zu krönenden König 12 Prinzen tragen.2) Nach der Offenbarung oder Vision Johannis, Cap. 21, hat auch das himmlische Jerusalem 12 Thore und auf den Thoren 12 Engel und 12 eingegrabene Namen, welche die Namen der 12 Stämme der Kinder Israels sind; die Mauer der Stadt hat 12 Grundsteine und auf denselben die Namen der 12 Apostel des Lammes; die 12 Thore waren 12 Perlen und ein jedes Thor war aus einer Perle. Die Thore werden am Tage [682] nicht zugeschlossen, denn die Nacht wird daselbst nicht mehr sein, wie die Stadt auch keinen Tempel mehr Gott, denn Gott der Herr, der Allmächtige, ist ihr Tempel und das Lamm. Er, der der Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega, oder der Erste und der Letzte ist, wird alles neu und unsterblich machen, indem er die Dürstenden aus dem Brunnen des Lebens tränket, welcher klar wie Crystall von dem Throne Gottes und des Lammes ausfliesset, und die Hungernden von dem Baume des Lebens speiset, der 12erlei Früchte trägt und seine Frucht jeglichem Monat gibt. Selig werden, welche die Gebote erfüllen und den rechten Weg wandeln, damit sie zu den Thoren der Gottesstadt gelangen, durch diese in den Himmel eingehen und von dem Baume des ewigen Lebens essen.

Diese Vision oder Weissagung des Johannes ist blos eine begeisterte Vergeistigung des wirklichen Jerusalems, welches als die Centralstadt, als der Centraltempel der 12 Stämme Israels 12 Thore hatte, durch welche man zu dem Tempel des Ewigen ging, um ihm als dem Geber des Jahressegens, der 12 Monate und 12 Brode zu danken. Dass in den obigen Antworten des englischen Lehrlingsfragestückes aber die Zwölfzahl durch die Eilfzahl ersetzt worden ist, hat darin seinen Grund und seine Erklärung, dass Judas den Herrn verkauft und verrathen hatte, daher nur eilf getreue Jünger waren und später Judas nicht mehr unter ihnen Platz nehmen durfte. In der Legende von der Tafelrunde (tabula rotunda) des englischen Königs Arthur, gestiftet zum Schutze des heiligen Graels (des goldenen Kelches mit dem Blute Christi) zu Carduel (Carlisle) musste daher auch stets ein Platz zum Andenken an Judas leer bleiben.1) Eine ähnliche Tafelrunde von 12 Rittern hatte schon der Ostgothenkönig Theodorich und nach einer russischen Volkssage auch Czaar Castaws. Die Zahl der Mitglieder der Bauhütte zu Strassburg war anfänglich auf 13 beschränkt und erst später erweitert worden. 2) Zufolge Ragon, rituel du grade de maitre, [683] Paris 1861, S. 27, werden dem Grabe Hirams 3’ Breite, 5’ Tiefe und 7’ Länge beigelegt.

Nach den 12 Theilen des Thierkreises oder der Sonnenbahn mit den ursprünglichen vier oder späteren drei (z. B. in Indien, in Aegypten) Theilen und Zeiten des Jahres, nach den 12 Monats- oder Zodiakalgöttern, wurde das Erdenreich getheilt und regiert. Wie die Sonnenbahn und das Jahr in vier Theilen oder Zeiten 12 weitere Theile oder Monate umfasste, so umfasste das Reich in vier Provinzen 12 Hauptbezirke und die Vorsteher oder Leiter der 12 Bezirke bildeten den Rath und die Wähler des obersten und gemeinsamen Vorstehers und Leiters, des Königs, des Fürsten, des Herzogs, des Grafen, und wie das weltliche Reich war auch das priesterliche eingerichtet, ja die Priester waren ursprünglich die einzigen Leiter und Richter der 12 staatlichen Bezirke; nur die Heerführung und in den christlichen Zeiten der Blutbann lag aus schliesslich in weltlichen Händen. Das Priesterthum war namentlich auch bei den Germanen und Kelten innigst mit dem Staatswesen, der Staatsregierung verbunden und die Stätten der Volksversammlung, die Gerichtsstätten waren zugleich Kultusstätten; erst wurden die Opfer dargebracht, dann wurde über Krieg und Frieden berathen und gerichtet.1) Besonders merkwürdig ist in dieser Beziehung die Verfassung und Einrichtung Islands, welche dort im 9ten Jahrhundert durch die ausgewanderten Norweger gegründet wurde, die sich der despotischen Gewalt des Königs Harald Harfagar nicht hatten unterwerfen wollen. Diese isländische Gesetzgebung ist in dem wohl im 13. Jahrhundert verfassten Landnamabuch, oder in den ausführlichen Annalen Islands beschrieben und darnach enthielt Island ursprünglich vier Viertheile oder vier Pro- [684] vinzen mit 12 Bezirken oder Sysseln und in jedem Viertheile drei Ding- oder Gerichtsstätten und in den letzteren drei Opferplätze oder Haupthöfe. Diesen wurden Männer zur Aufsicht über die Höfe vorgesetzt, um zu züchtigen und das Recht zu schützen. Sie sollten im Gerichte ihren Rath ertheilen und hindern, dass Niemandem sein Recht entzogen würde; darum hiessen sie die Guten (Godar), d. i. Priester. Nach Sachsse waren auch die Sachibarones oder Saksoknar, nach Waitz und Grimm Sacebarones der Lex salica, welcher in jedem Grafengerichte nicht mehr als drei sein durften, solche Härardspriester und Richter oder vielmehr rechtskundige Berather.2) - Ganz ähnlich wie Island, war auch Sachsen nach Kap. 55 der Mansfeldischen Chronika von Cyriakus Spangenberg aus dem 16. Jahrhundert eingetheilt, da es in vier Tetrarchieen zerfiel, aus welchen vier Vierfürstenthümern 12 der vornehmsten Edelen als Vierfürsten erwählt wurden und diese Vierfürsten sodann wieder aus ihrer Mitte den Obersten erwählten, der sich aber nicht des königlichen Namens bedienen durfte. Ebenso hatte der Kirchenstaat vier Provinzen, welche von vier päpstlichen Legaten verwaltet wurden und welche vier Legationen wieder in 12 kleinere Bezirke zerfielen. Dieselbe Verfassung der Vierherrschaft in Verbindung mit der Zwölfherrschaft hatte auch das durch normannische Eroberer gegründete Königreich Neapel und die vier und 1212 Lazzaroni, welche am Neujahrstage dem Könige vier und 12 blühende Nelkenstöcke überreichen und die wir oben schon berührt haben, finden hier zugleich ihre historische Erklärung.

Die Geistlichen wurden später aus der Regierung und den Gerichten entweder ganz verdrängt oder mussten wenigstens den Einfluss mit den weltlichen Fürsten und Herrschern theilen. So hat Deutschland unter seinen sieben Churfürsten vier weltliche und drei geistliche, Frankreich aber unter seinen 12 Pairs (pares Franciae, [685] Pairs de France) sechs weltliche und sechs geistliche.1) Von Schottland berichten englische Chronisten um das J. 1295, dass die Schotten sich 12 Pairs, vier Bischöfe, vier Grafen und vier Barone erwählt haben. Dies erinnert zugleich an die vier deutschen Völker, vier Königreiche, vier Landgrafschaften, so wie an die Viergrafen und Vierritter, 2) ja selbst an die heute bestehenden vier freien Städte. In Soest finden sich 12 Burrichter auf vier Gerichtsbänken;3) ähnlich zu Prag. Worms theilte sich in vier Parochieen mit vier Heimburgschaften in jeder Parochie; auch Cöln war in vier Theile oder Parochieen getheilt und jeder Theil hatte 12 Officiati oder Senatoren.4) Dass eine Loge, eine geistliche Bauhütte, was sie ursprünglich gewesen, 12 Mitglieder zählen sollte, beruhte schon auf den weltlichen und geistlichen Grundanschauungen jener früheren Zeiten, wie ein Erzbisthum 12 Bisthümer in sich begreifen sollte. Auf das Letztere bezieht Sachsse, a. a. O., S. 257, es, dass, als Willibrod, der erste Bischof von Utrecht, zu den Friesen gesandt wurde, man ihm 12 Geistliche mitgab, da er offenbar 12 Bisthümer habe gründen sollen. So kamen auch 12 Schüler des heiligen Philipp und Jacobus zur Einführung des Christenthums nach Britannien. Auf gleiche Weise begibt sich Bischof Robert von Worms, da er aus seinem Bisthume vertrieben worden war, mit 12 Geistlichen nach Baiern und nachdem er der Kirche daselbst durch die Taufe des Herzogs Theudo neuen Raum gesichert hat, nimmt er im J. 582 seinen Sitz zu Salzburg, wo bald darauf ein Erzbisthum errichtet wird. Die Eilfzahl in dem englischen Lehrlingsfragestücke ist unzweifelhaft nur gesetzt, um die Reihenfolge der ungeraden Zahlen nicht zu unterbrechen; die Neunzahl konnte aber hier keine Stelle finden. [686] Von dem alten Duodecimalsysteme finden sich in den maurerischen Symbolen und Traditionen aber auch noch anderweitige unverkennbare Spuren. Dahin gehört insbesondere das aus sechzig Fäden, also aus einem Schock oder halben grossen Hundert von Fäden bestehende Gebund Stricke, welches entweder der Meister vom Stuhl oder der gewesene Meister vom Stuhl zum Symbole der später gewöhnlichen und ohne dringende Gründe nicht zu überschreitenden Zahl der sechzig Mitglieder einer Loge am Halse trug,1) Wie in dem gesammten Rechtsleben der alten Germanen das germanische Duodecimalsystem mit dem römischen Decimalsysteme in beständigem Kampfe lag, bis zuletzt das römische System überwog, erscheint auch hier dieser Kampf in dem maurerisehen Grundsatze, dass eine Loge aus 50 oder 5 Mal 10 Mitgliedern nach dem Decimalsysteme oder aus 60, d. h. 6 Mal 10, 5 Mal 12 nach dem Duodecimalsysteme bestehen solle. Die Zahl 60 könnte übrigens auch aus 6 Mal 10 bestehen, zumal die Zehnheiten, die Decurien der römischen Corporationen oder Collegien,2) die oben erwähnten pythagoreischen [...] (Speisegesellschaften von je Zehn) nach dem Decimalsysteme auch in der alten maurerischen Zunftverfassung nicht unbekannt waren und Krause II. 2, S. 355 (oben) berichtet, dass früher in England über je neun Arbeiter der zehnte regierte oder die Aufsicht hatte. Die Zahl 60 war übrigens in der alten Maurerei eine praktische; denn so soll z. B. die berühmte Capelle des königl. Collegiums zu Cambridge der Mason Wafel mit 60 Gesellen erbaut haben. Auf jeder Seite derselben streben 12 aus vielen Säulen bestehende Pfeiler empor, die, ohne durch ein gemeinsames Kapitäl verbunden zu sein, in 12 Ribben, deren mittlere allemal die stärkste ist, ausstrahlen, und sich in vier Absätzen, in parobolischer Krümmung, etwa unter einem Winkel von 30 Graden, in die Decke ergiessen, wo sie mit der mittlern Ribbe zusammenstossen; von beiden Seiten treffen sie in geraden Linien [687] zusammen.1) Anzuführen ist auch eine lustige griechische Genossenschaft, die ihre Zusammenkünfte in dem diomeischen Heiligthum des Herakles hielt und auf die Zahl von 60 Mitgliedern beschränkt war;2) die Gesellschaft bestand schon zu des Aristophanes Zeit. Wie Schubert, Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft, 3te Auflage, Stuttgart 1835, S. 27 Anm., anführt, ist die Zahl 60 bei allen bekannten asiatischen Völkern und selbst bei den Römern als Zeit- und Raumeintheilungszahl gewöhnlich und werde von Einigen von dem Planeten Jupiter hergeleitet, der sich dann jedesmal in Beziehung auf die Erde wieder an derselben Stelle des Himmels befinde; die Periode von 10 Mal 60 oder 600 Jahren werde von einem jüdischen Schriftsteller, der sich dabei auf Manethon und Berosus berufe, schon den Patriarchen vor der Sündfluth zugeschrieben. Die Babylonier theilten die Zeit, ohne Zweifel aus astronomischen Gründen, in Sosen von 60, Neren von 600 und Saren von 3600 Sonnenjahren.3) In Babel war nach Niebuhr der Sossus nicht allein eine astronomische Periode, sondern auch das Hundert des Zahlensystems (S. 239). Ist diese Behauptung begründet, stellten sich die 60 Mitglieder einer alten maurerischen Loge oder Bauhütte dar als den Nachklang des uralten babylonischen Hunderts, zusammengesetzt aus 5 x 12 oder 2 x 30. Dass die Sosen, Neren und Saren Cyklen von tropischen oder von Sonnenjahren und keine Mondcyklen seien, was Bunsen annimmt und Niebuhr mit Recht verwirft, ergibt schon 3600 als Zahl der Sare, eines grossen Sonnen- und Weltjahres; das Jahr im Cyklus muss stets ein Sonnenjahr, d. h. ein natürlich bestimmtes sein, wie es das willkührliche Mondjahr nicht ist. Der Mondlauf kann zwar den einzelnen Monat, nicht aber an sich das Jahr messen. Die Sare (annus major) ist wohl aus 12 halben [688] Neren von je 300 Jahren, d. h. aus 12 grossen Monaten von 30 grossen Tagen zusammengesetzt. Niebuhr lässt sein den Quellen völlig fremdes grosses Jahr aus 12 Saren sich bilden. - Ueberhaupt ist die ganze deutsche Zunftverfassung, sind die eigentlichen Handwerke römischen Ursprungs und die Länder, welche den Uebergang der römischen Zunftverfassung und Handwerke an die Germanen vermittelt haben, sind Britannien und noch mehr Gallien oder überhaupt die Kelten. Fragmente von Inscriptionen bezeugen in Gallien z. B. folgende Zunftcorporationen: Wir finden die Nautae Parisiaci, welche sich durch das ganze Mittelalter als privilegirte Kaufleute erhalten und den Seidenhandel ausschliesslich betrieben haben, ferner die Nautae der Saone, die Navicularii von Aix und der Duranice, die Fabri von Narbonne, die Ferrifabri von Cimiez, die Fabri zu Lyon u. s. w. Mit Rücksicht hierauf bemerkt daher Warnkönig, französische Staatsgeschichte, S. 54, entgegen Wilda, das Gildenwesen im Mittelalter, s. 239, mit Grund, dass dieser Schriftsteller den römischen Ursprung der Zünfte nicht genug gewürdigt habe. Zu Thun oder vielmehr zu Amsoldingen bei Thun im jetzigen Kanton Bern bestand zur Römerzeit eine Zunft der Zimmerleute (corpus fabrorum tignariorum), zu welcher auch die Goldschmiede gehörten.1) Die Zunft der Aarflösser ist schon oben berührt worden. Das neuenburgische Dorf Ligniers scheint seinen Namen von einer Niederlassung römischer Zimmerleute und Holzhändler, (lignarii, nämlich fabri und negatiatores) erhalten zu haben, welche hier die bei den Römern zum Schiffbau so gesuchten und aus dem Bielersee in die Aar und in den Rhein geflössten Juratannen fällten und spedirten.2) Jene zu Amsoldingen bei Thun aufgefundene Inschrift enthält: „Amill. Polynices natione Lydus artis aurifex corporis fabr. tignariorum apud eosdem omnib honoribus functus,“ woraus also hervorgeht, dass der Lydier und Goldarbeiter Amillius Polynices der Zunft der Zimmerleute angehört und [689] darin alle Ehrenämter begleitet hatte.1) Das alte Lehenbuch des Bisthum Basel erwähnt ein officium carpentariorum, officium cementarioruin, officium fabrile, officium picariorum, officium campsorum, und einen magister pistorum,2) die Handwerker gehörten also noch damals unmittelbar zu dem bischöflichen Haushalte, waren Dienstmannen und Hörige desselben. Namentlich aber gehörten die Goldarbeiter, die Wechsler und Münzer seit den ältesten Zeiten zur Familia, zu den Hausgenossen des Bischofs und haben z. B. zu Basel bis auf den heutigen Tag als Zunft diesen Namen bewahrt.3) Leider hat Heusler bei dem Stande der Quellen nicht zu untersuchen vermocht, welche Ueberreste sich in dem keltisch-römischen Robur, seit dem Jahr 374 n. Chr., oder seit dem damaligen Aufenthalte des römischen Kaisers Valentinian I. zu Robur, [...], d. i. Basel, genannt,4) aus der Römerzeit von den Handwerken und ihrer ursprünglichen Verfassung erhalten hatten. Noch am Ende des dreizehnten Jahrhunderts stand urkundlich die Wechsler- und die Bäckerinnung unter der ausschliesslichen Leitung des bischöflichen Münz- und Brodmeisters und sie betrieben ihre Gewerbe als bischöfliche; die Handwerke waren bischöfliche Bannrechte, Vorrechte des Grundherrn. Die Geschichte des Entstehens der eigentlichen Zünfte ist zugleich die Geschichte der bürgerlichen Freiheit, der freien Städte durch Abwerfung der klösterlichen und bischöflichen Gewalt und Herrschaft; anstatt dass in den alten Zeiten die hörigen Handwerker für die Klöster und Bischöfe arbeiten mussten, durften die frei gewordenen Handwerker, die Bürger für sich selbst arbeiten, aber zwischen den Ausgangszünften der Hörigkeit und dem Ziel- und Endpunkte der bürgerlichen Freiheit liegen viele und lange Zwischenstufen. Nitzsch bezeichnet den Entwicklungsgang als die Erhebung aus dem cottidie servire zum foro rerum venalium studere. Bei den Zünf- [690] fen der Bauleute ist aber noch wesentlich zu berücksichtigen, dass das Bauen nicht sowohl ein Handwerk, als eine von der Kirche hochgeschätzte und von den Kirchlichen selbst geübte Kunst gewesen ist. Heusler, S. 116, glaubt zwar, dass zu den ältesten Zünften in allen Städten die Wollenweber, die Grautücher gehören: indessen möchten es der Sache, wenn auch nicht der urkundlichen Zeit nach die Bauzünfte sein. Die Zunft der Zimmerleute und Maurer zu Basel hiess nach ihrem Zunfthause die Spinwetternzunft. Hervorgehoben verdient in dieser Beziehung noch zu werden, dass in der Schweiz sogar die Musiker, die Pfeifer eine Zunft, eine Brüderschaft gebildet zu haben scheinen und dass das Obermeisterthum dieser Zunft, das Pfeiferkönigthum im Kanton Zürich als ein förmliches Lehen vergeben wurde, z. B. nach einer vorhandenen Urkunde noch im J. 14301) und 1502. Den germanischen Zünften, vom deutschen zem-ian, lat. domare, gr. [...], zähmen, dämmen, stehen übrigens die griechischen Demen ( [...]) sprachlich wie sachlich zur Seite und die Zünfte wie Demen, z. B. die [...] bezeichnen feste gebundene Genossenschaften.2) Weber stellt mit [...], dom-are, dom-inu-s einerseits, noch andererseits [...] (ich baue), [...]; (Bau, Gestalt), [...] (Haus), dom-u-s u. s. w. dem Begriffe nach zusammen; das Vermittelnde zwischen bauen und bändigen, zwischen Haus und Herr liege in der Bedeutung von [...], das eine abgegrenzte Gemeinde bezeichne; aus dem Begriffe des Begrenzens, Einschränkens folge der innere Begriff des Bauens einerseits, einer umschränkten Form, und der des Begrenzens, Einschränkens einer Kraft, einer starken Gewalt andererseits, der in [...] und den zugehörigen Wörtern liege; die Wurzel sei [...], ich binde, sanskr. dâ-man (funis) und dâ-ma (vinculum). Dass auch die deutsche Städteverfassung innigst mit den römischen Einrichtungen zusammenhänge, darf kaum bemerkt werden [691] und wir berufen uns in dieser Hinsicht blos noch auf die kurzen Bemerkungen Mone’s mit den dazu gehörigen Urkunden in seiner Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. IV. S. 129 ff. Eine jede gründliche und geschichtliche Geschichte der Freimaurerei muss daher in ihr Bereich nothwendig die Geschichte der britannischen und gallischen, sowie der italienischen und besonders lombardischen Zünfte und Städte ziehen, was bis jetzt noch nicht geschehen ist und weshalb man bei der blossen Berücksichtigung des Deutschen zu der Ansicht verleitet worden ist, dass die Freimaurerei, d. h. die Verfassung und Gebräuche der deutschen Steinmetzen und Bauleute sammt der deutschen Baukunst rein deutschen Ursprunges seien.

IV. Das keltische Helvetien zerfiel zur Zeit Cäsars in vier Gaue mit 12 befestigten Wohnplätzen (oppida1)). Ebenso theilten sich die nach Galatia in Kleinasien in Verbindung mit Germanen eingewanderten Kelten in drei Hauptstämme und jeder dieser drei Theile hatte wieder vier Gaue oder Tetrarchien, welchen ein Tetrarch vorstand.2) Die Zahl der aufgerichteten Steine bei den keltischen heiligen Orten und sogenannten Tempelsteinkreisen ist 7, 12, 19, 20, 30 und 60.3) Das Feenschloss oder die Feengrotte in der Nähe von Tours am östlichen Ufer der Choisille in der Gemeinde Metray und St. Antoine-du-Roche ist aus 12 rohen Steinen erbaut.4) Auf dem kleinen St. Bernhard befinden sich 12. Granitblöcke, welche vermuthlich in einem Kreise aufgestellt waren und worauf die Generale von Hannibals Kriegsrath gesessen haben sollen.5) Das grossartigste keltische Steindenkmal ist das Steingehege bei Quiberon oder bei Carnac am Meeresufer [692] in Morbihan und besteht aus 4000 Obelisken von 4 - 25 Fuss Höhe, welche in 11 gleichlaufenden Reihen oder Kreisen aufgestellt sind, indem sie ohne jedes Fundament im Gleichgewichte stehen und daher noch viele (einst vielleicht alle) im Winde sich bewegen.1) Eckermann bezieht die 11 Kreise auf den Thierkreis, weil wir nicht einmal wissen, ob das Monument vollendet oder unvollendet geblieben sei, und weil die ältesten Astronomen auch nur 11 Zeichen (oder Bilder) des Thierkreises anerkannt und die Griechen diesen erst auf 12 Zeichen gebracht haben, indem sie die Wage an die Stelle der Scheere des Skorpions setzten, und diese an den Platz, welchen früher sein Schwanz eingenommen hatte. Das Steingehege von Carnac, welches die Bretonen Ti-Goriquet oder Cornandonet (Zwergenhaus als von Zwergen erbaut) nennen, hat jedenfalls mit den Bildern des Thierkreises nichts zu schaffen, sondern bezieht sich wohl auf ein Zwölfgöttersystem, welche 12 Götter den 12 Theilen des Thierkreises oder Jahres vorstanden. Ebenso ist auch das Denkmal gewiss ein vollendetes gewesen; welches aber der symbolische Grund sei, dass nur 11 Götter angedeutet sind, vermag mit irgend einer Bestimmtheit nicht angegeben zu werden. Vermuthlich ist der oberste Sonnengott, der Zusammenfassende und Vereinigende, der Unsichtbare und vielleicht auch Undarstellbare als der zwölfte, hinzudenken, wie in den märkischen Sagen bei Kuhn auch das Mutterschwein (die Sonne) nur mit 11 Jungen erscheint. Carnac war übrigens nicht blos ein Hauptsitz der Druiden, wie Antun, Dreux, Chartres, Montmartre, Lyon, Bordeaux, Toulouse, der Wald von Marseille u. s. w. , sondern es soll auch zufolge der Tradition der Haupttempel des Landes gewesen sein, wie Armorica überhaupt der berühmteste und mächtigste Sitz der Druiden gewesen ist. Vielleicht könnte auch der 12te und letzte Kreis bei dem Gottesdienste durch das umstehende Volk gebildet worden sein. - Die Hauptstätte aller Götter (Crum Cruah oder Ceann-Croithi) in Bresin in der irischen Grafschaft Cavan liegt in einem Tempel [693] von 12 Säulen auf dem Magsleacht, d. h. dem Felde der Anbetung.1) - An vielen alten gallischen Gerichtsplätzen standen 12 steinerne Sitze für die 12 Richter und Druiden, welche das Gericht gewöhnlich bildeten. Auch schreiben z. B. die Handvesten der Stadt Thun vom Jahr 1264 und von Burgdorf vom Jahr 1316 vor, dass der Schultheiss, mit 12 Scheffen oder Geschworenen (jurati) richten solle. Zu Glarus gab es in den ältesten Zeiten 12 Geschlechter freier Wappengenossen, 12 ritterbürtige Geschlechter.2) In den beiden ältesten deutschen Jahrbüchern der Stadt Zürich, herausgegeben Zürich 1844 von Ettmüller, heisst es S. 49: „Man sol auch wizzen, daz in der christenheit xxlllj rechter Küngreiche sind,“ deren Namen sodann aufgezählt und wobei Irland vier Königreiche zugetheilt werden. Die zäringische Stadt Freiburg im Breisgau hatte ein unter dem Vorsitze des dux oder des causidicus, judex, advocatus oder scultetus (des Schuldheuscher nach Grimm, Weisthümer I. S. 109) thätiges Schöffencollegium von 24 Mitgliedern oder Geschworenen (conjuratores fori, conjurati, consules), welche im Jahr 1248 verdoppelt wurden und die eine gerichtliche und verwaltende Behörde zugleich waren.3) Bekanntlich sind viele Stadtrechte der Schweiz demjenigen von Freiburg im Breisgau nachgebildet, wie dieses selbst wieder dem cölnischen Stadtrechte nachgebildet war, worüber die Nachweisungen von Gaupp, a. a. O., zu vergleichen sind; zu den Tochterstadtrechten von Freiburg gehört neben Thun und Burgdorf z. B. dasjenige von Bern vom Jahr 1218, von Laupen von 1275, von Freiburg im Uechtland von 1249, der Stadt Erlach von 1274, von Büren von 1288, von Murten4) u. s. w. Das alte Stadtrecht von Freiburg vom Jahr 1120 ist auch besonders deshalb beachtenswerth, weil es die älteste Urkunde ist, worin ein städtischer Rath (consules) genannt wird.5) Der Stadtrath hatte namentlich die Aufsicht über [694] Mass und Gewicht, über den Markt, über Handel und Wandel, welcher letztere den Lebensnerv der neuen Städte bildete; die freien Städte waren wesentlich Freistätten des Handels, weshalb auch mit den Städten der Handel, der Verkehr und Reichthum und mit diesen die Bildung, die Freiheit emporblühet. Die Geschichte der Gründung der deutschen Städte ist wesentlich auch die Geschichte der deutschen Kunst und Wissenschaft, der bürgerlichen und politischen Freiheit, des deutschen Geistes, wie er in engeren Genossenschaften sich allein entwickelt und zu erstarken sucht. Den Mangel der politischen Einheit und Stärke lässt Deutschland rühmlich vergessen durch das selbstständige deutsche Leben, welches in Hunderten von Städten und Staaten blühet; in Frankreich, England, Spanien u. s. w. ist der Staat und die Hauptstadt gross und allmächtig, allherrschend auf Kosten des Vollkes und der Städte, in Deutschland überwiegen das Volk, die Städte und Hauptstädte über den König und Kaiser mit der einzigen Hauptstadt. Ein Volk kann nicht zugleich gross und stark sein, blos die zusammenfassenden und niederdrückenden Fürsten vermögen Beides. Deshalb ist der Deutschen Zerrissenheit und Vielköpfigkeit die wahre deutsche Grösse, das ächte Deutschthum. Das Privilegium oder das Stadtrecht der Stadt Freiburg beschwor der Stifter Herzog Conrad von Zäringen mit seinen zwölf angesehensten Beamten (cum duodecim nominatissimis ministerialibus) auf die Heiligen (super sancta sanctorum) und gab hierauf einem freien Manne und sämmtlichen Geschworenen seine rechte Hand, zum Zeichen, dass er sich durch keine Nothwendigkeit zum Bruch des geleisteten Eides werde bewegen lassen. - In Hinsicht der Mündigkeit hat das Freiburger Privilegium §. 48. 49 den alten fränkischen Termin von 12 Jahren, wie er schon im salischen Gesetze 24, 1. 5. (ed. Merkel) angetroffen wird und offenbar bei den meisten germanischen Stämmen angenommen war. Namentlich hatten ihn auch die Sachsen und der Sachsenspiegel versteht Zwölfjährigkeit unter dem zu seinen Jahren kommen. Nach Gaupp, a. a. O., II. S. 16, wäre auch bei den anni discretionis in § 20 des Freiburger Stadtrechtes nur an Zwölfjährigkeit [695] und darüber zu denken. Unter dem Einflusse des römischen Rechtes wurde später in den deutschen Rechten das Alter der Mündigkeit allgemein auf 14 Jahre bestimmt. Ganz alterthümlich keltisch ist die nachfolgende Bestimmung der Offnung von Embrach im Kanton Zürich vom J. 1518:

‘„Item der bropst oder sin amman fürendt den stab vnnd setzend die gotzhuslütt vss den 4 quartten 12 richter zu inen, namlich die in der kilchhöry Embrach dry man, die zwüschent der Thur vnd Thöss dry man, die zwüschent der Thöss vnd Glatt dry man, die zwüschent der Glatt vnd Lindmagt dry man; diss 12 richter der brobst zu meyen vnd herbst berüffen mag, vnd was sy von gemeiner gotzhuslüten wegen handlent, söll jegklicher den andern zu wüssen thün in seiner quart, vnd bestan als ob sy das alles gemeinlich gehandlet hettind.“1)

Nach der Offnung von Niderbüren im Kanton St. Gallen vom J. 1469 ist das Gericht gleichfalls mit 12 Richtern zu besetzen. 2) Nach dem Dingrodel von St. Peter, östlich von Freiburg, zwischen 1453 - 1484, ist das Gericht mit 24 Mannen zu besetzen.3) Das Gericht des württembergischen Städtchens Dornstetten auf dem Schwarzwalde, welches seinen Oberhof zu Freiburg hatte, zählte 12 Mitglieder;4) ebenso das zu Saspach in der Ortenau,5) das zu Cappel in der Ortenau.6) Zu Freiburg im Uechtlande bilden die eigentliche Gemeindsbehörde die 24 Jurati, Consiliatores, Consiliarii oder Consules.7) Wer zu Freiburg ein casale (Hofstätte, area) besass, musste alljährlich davon am Feste des heiligen Martin 12 Denare Zins dem Herrn entrichten; anderwärts betrug dieser Grundzins nur 6 Denare.8) Aus dem Murtener Stadtrechte ist als mit dem Vorgehenden zusammenhängend noch zu berühren, [696] dass vor das Haus Desjenigen, welcher gerichtlichen Citationen einen beharrlichen Ungehorsam entgegensetzt, zuletzt ein Faden gespannt wurde, um ihn bei schwerer Strafe am Ein- und Ausgehen zu verhindern.1) Auch gehört hierher, was in Shakspeare’s Kaufmann von Venedig Gratiano zu Shylock spricht:

Zum Christenthum hast du der Pathen zwei;
Wär’ ich dein Richter, hätt’st du zehen mehr,
Die brächten dich zum Galgen, nicht zur Taufe.

d. h. 12 Geschworene würden dich zum Galgen verdammen, was in England ein alter Scherz gewesen zu sein scheint. Zu Basel2) bestand seit der ältesten noch vorhandenen Handveste des Bischofs Johann Senn von Münsingen vom J. 1337 der Rath vermuthlich aus 12 Mitgliedern, nämlich 4 Rittern und 8 Bürgern.3) Auch der seit dem J. 1273 zu Klein-Basel entstandene Rath war aus 12 Mitgliedern (consules) gebildet,4) und zugleich erscheint das Duodecimalsystem in den Rechts- und Lebensverhältnisgen durchgreifend. Seit den ältesten Zeiten war z. B. die für den Verkehr geprägte Münze der Pfenning und 12 Pfenninge machten einen Schilling.5) Ebenso zählten die Vorstände der einzelnen Zünfte insofern je 12 Mitglieder, als die neuen Sechser bei sehr vielen Geschäften die alten Sechser beizuziehen pflegten, gerade wie die neuen Stadträthe die alten;6) die Sechser aller 15 Zünfte bildeten den grossen Rath, so dass also der letztere aus 15 X 12 oder 180 Mitgliedern bestand, welche durch die Mitglieder des Schultheissengerichts von Gross- und Klein-Basel sich auf 200 erhöhten. Ferner hatte Basel seit dem 15. Jahrhundert ein mit ausserordentlicher Gewalt, beson- [697] ders in Kriegszeiten ausgerüstetes XIII Raths-Collegium; Strassburg hatte gleichfalls ein XIII Collegium. Das Civilgericht von Basel besteht noch heute aus 12 Richtern. - Frankreich zerfiel seit den ältesten Zeiten in 12 grosse Regierungsbezirke (gouvernemens), wornach noch im Jahr 1614 die Reichsversammlung (Etats généraux) gebildet und in 12 Sectionen, eine jede mit einer Stimme, getheilt wurde.1) - Der Reinardus aus der Mitte des 13. und aus dem 14. Jahrhundert ist in 12 oder in einer Handschrift in 24 Abenteuer abgetheilt;2) in dem 12. und letzten Abenteuer stirbt der unglückliche Wolf. Die Zeit der ursprünglichen Abfassung des Reinardus im nördlichen Flandern setzt Grimm zwischen 1150 und 1155. Der Wolf Isengrimus, d. i. der gleich dem schneidenden Schwert Scharfe oder Grausame, hat darin 11 Gesellen,3) worunter z. B. ein septemgula (Siebenschlund), gehenna minor (kleine Hölle), arvernus major (grosse Hölle), triventer (Dreibauch, Dreimagen) u. s. w. Eben darin werden dem Hahne 12 Hennen zugeschrieben und er rühmt von sich: „conjugibus bis sex impero solus ego, quaelibet et nimium non audet tangere granum me nisi mandetur praecipiente prius.4)

Das Ueberraschendste ist jedoch, dass wir bei den gallischen Kelten einen Gott, von den Römern als Merkur oder auch Teutates (d. i. nach Einigen des Volkes Vater von teut, Volk, und tata, Vater) bezeichnet finden, völlig in der Gestalt des Herakles der Griechen.5) Jahn, der Kanton Bern, S. 350 Anm., leitet den bei den gallischen Kelten so verbreiteten Cultus des Teutates, oder des Handelsgottes Merkur nach ihm, auf die in Südfrankreich an- [698] gesiedelten Phönicier zurück und hält den Teutates als wahrscheinlich mit dem phönicischen Taaut, dem ägyptischen Thot-Hermes, für identisch. Zeus, die Deutschen, S. 5 und 54, hält den Poeninus, abstammend von penn, d. i. Spitz, Fels, Höhe, mit Teutates und Taran für denselben Gott.1) Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 256 ff., stellt den Teutates als Stiergott dem britischen Hu mit dem Stiere gleich, wogegen Leo, etymologische Vergleichung der deutschen Götternamen, in Haupt’s Zeitschrift für deutsches Alterthum, II. S. 224 ff., eher an einen Donnergott zu denken scheint. Im Welschen bedeutet z. B. taran Donnerschlag, taranu wettern; im Gälischen torann oder torunn Donner; die Gallier hatten einen Gott Taranus oder Tarannucus, wobei Leo an den deutschen Thôrr erinnert. Auf keltischen Bildnissen des sogenannten Merkur oder Teutates erscheint derselbe nach der von Lucian gegebenen Beschreibung als ein Greis mit wenigen grauen Haaren und braungebrannter Haut, bekleidet mit einem Löwenfelle, in der Rechten die Keule und in der Linken den gespannten Bogen.2) Die Aehnlichkeit zwischen dem griechischen Herakles und dem gallischen Merkur, dem höchsten Gotte der Gallier, ist zu gross, um nicht auf den Gedanken zu verfallen, dass die Gallier das Bild ihres Gottes, die bildliche Darstellung desselben von den Griechen in Massilia entlehnt und erhalten haben. Bildnisse des Herakles mit der Löwenhaut und mit und ohne die Keule finden sich aus der Römerzeit vielfach in der Schweiz und sogar auf der Spitze des grossen St. Bernhard (Mont-Joux) in Wallis an der über denselben führenden alten Römerstrasse.3) Ebenso werden in Deutschland selbst häufig kleine Heraklesidole aus Bronce stehend und knieend mit der geschwungenen Keule ge- [699] funden, wovon Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde, Taf. XX und XXI, Abbildungen gegeben hat und die er S. 354 ff. näher beschreibt. Es sind rohe römisch-gallische Erzeugnisse oder Nachahmungen. Als die gallischen Kelten Bildnisse ihres Gottes zu erhalten wünschten, bedienten sie sich zu deren Anfertigung zuerst der geschickteren griechischen und später der römischen Künstler, welche diese Bilder weniger nach den eigentlichen keltischen als nach den ihnen geläufigen griechischen und römischen Vorstellungen anfertigten, sobald nur diese Vorstellungen mit den keltischen eine gewisse grössere oder geringere Aehnliehkeit oder Uebereinstimmung besassen. Aehnlich mögen sich die ältesten Griechen, die Pelasger, zur Erbauung ihrer ersten Tempel und zur Anfertigung ihrer ersten Götterbilder der ägyptischen Baumeister und Künstler, Erzgiesser und Bildhauer bedient und dadurch selbst ungesucht und wider Willen mit der ägyptischen Kunst auch die ägyptischen Religionsbegriffe und religiösen Vorstellungen verschafft haben, obwohl noch neuerlich Pott, Studien zur griechischen Mythologie, Seite 338 ff., sich mit der grössten Lebhaftigkeit gegen die ägyptischen Einflüsse in der griechischen Mythologie ausgesprochen hat, ungeachtet gerade die Erfahrungen bei den Kelten ihm entgegenstehen und ihn widerlegen. Um bezüglich der Kelten ein genaueres und umfassenderes Urtheil fällen zu können, sollte man wenigstens wissen, in welchen Gegenden Galliens sich jene Merkurbilder befunden haben, welchem Zeitalter und Kunststyle dieselben angehören u. s. w., was man nicht weiss. Nur im Allgemeinen kann und darf bemerkt werden, dass, da die gallischen Kelten den Griechen die Münzprägekunst und die Buchstaben entlehnt haben, sie jedenfalls auch die Sculptur bei ihnen erlernten, wenn nicht die Griechen unmittelbar. oder selbst die Götterbilder für sie angefertigt haben. Selbst phönicische Einflüsse sind dabei sehr wahrscheinlich, da die Kelten den Glasguss, die Glaskünste entweder unmittelbar oder durch Vermittlung der Griechen von den Phöniciern und Aegyptern empfangen haben, wie die Griechen selbst die Kunst, Gefässe aus Glas zu bereiten, erst in späterer Zeit aus dem Orient und vorzugs- [700] weise aus Aegypten empfangen zu haben scheinen,1) - und viele Glasgegenstände, welche von den Kelten in der Schweiz und in Frankreich schon aufgefunden worden sind und leicht noch aufgefunden werden können, gewiss sogar von den Phöniciern und Aegyptern selbst angefertigt und auf dem Wege des Handels bei den Kelten in Gallien und Helvetien eingeführt worden sind. Als wenig gebildet, waren die Kelten überhaupt fremden Einflüssen sehr unterworfen, wie namentlich bei den Galaten in Kleinasien jüdische Einwirkungen nicht zu verkennen sind; dahin gehört ausser dem Verbote des Schweinefleisches das Trinken des verlobten Paares aus Einem Becher im Tempel und vielleicht die ganze druidische Seelenwanderungslehre, indem diese der pythagoreischen weit ferner steht als der pharisäisch christlichen. In Pessinus war der Gallier Brogitarus nach Cieero Kybelepriester und die „Galli“ in Kybeles Dienste waren wohl wirkliche Gallier.2) Die Schwärmereien und Träumereien über den hohen Grad der keltischen oder druidischen Bildung lassen ganz unberücksichtigt, wie viele der ausgegrabenen Gegenstände blosse fremde Handelswaaren oder sonstige fremde Erzeugnisse sind. Jedenfalls haben später die Römer für die Gallier Merkur- und andere Götterbilder verfertigen müssen; nach Plinius XXXIV, 14 verfertigte z. B. unter Nero für die Averner Zenodorus einen Merkur von kolossaler Grösse zu Clermont, welcher vier Millionen Sesterzien kostete und woran Zenodorus 10 Jahre gearbeitet haben soll. Der keltische Gott, welcher unter dem Namen des Merkur verborgen ist, könnte um so eher ein Jahres- oder Sonnengott, eine Art Herakles gewesen sein, als auch Belin, Belen, 3) Abelio, der sogenannte Apollo ein solcher war und namentlich der Name Belenos astronomisch die 365 Tage des Jahres bedeutet4) nämlich: [701] [...] Ueberhaupt ist der Belenus entweder ganz identisch mit dem sogenannten Teutates oder blos eine andere Gestalt desselben. Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 162, erklärt den gallischen Beli als identisch mit dem britischen Gott Hu worüber er S. 157 - 189 zwar ausführlich, jedoch durchaus nicht befriedigend handelt, indem es bei ihm überall an einer geordneten historischen Entwickelung fehlt und er die verschiedensten Zeiten und Quellen bunt unter einander mengt. Hu ist nach Eckermann der den Winter und die Finsterniss, den Tod überwindende löwenstarke Licht- und Sonnengott Aeddon (Adonis), welcher stirbt und auf der Insel Mona begraben ist, aber wieder geboren wird. Hu ist daher als der Haupttodte, gleich Osiris, Dionysos-Zagreus, Persephone, Jama, Christus u. s. w., auch Todtenrichter und strenger Vergelter; Hu ist ebenso der gerechte Beschützer aller Gerechten, welcher sie alle erlöset hat von langen Beschwerden auf dem Weltmeer, nachdem er sie geprüft und ihre Reinheit erkannt hatte. Alljährlich wurde auf dem schwarzen ungastlichen Mona, dem Inselgrabe des Hu, der Oberdruide unter dem gött- 4)[702] lichen Namen des Aeddon bildlich oder symbolisch im Cromlech begraben und der Mard-nadd Aeddon o vôn ist das Weihelied bei diesem religiösen Drama. So viel aus der unklaren Darstellung von Eckermann zu entnehmen ist, wurde Aeddon, der sterbende Sonnen- und Naturgott in das Grab der neun Jungfrauen versenkt, um sich daraus (nach dreimonatlicher Grabesruhe) zu neuem Leben zu erheben (S. 175). Hu und sein Mysteriendienst1) scheint somit in jeder Hinsicht mit Hiram und dessen Todesfeier zusammenzutreffen, weshalb weitere und genauere Aufschlüsse ausserordentlich willkommen sein müssten. Was die Akazie im Dienste Hiram’s ist, scheint die Birke des Hu zu sein; mit der Birke erheben sich Hu und der ihn symbolisirende Druide, Gott und der Mensch gleich unsterblich wieder aus dem Grabe empor. Auch die druidische Initation war die Beerdigung des alten Menschen und die Wiedererweekung eines neuen und reinern, eines gereinigten. Nach Eckermann, S. 252 soll Belen, breton. melen, blond heissen und Belenus-Hesus, Heu, Heus, Esus, Hu sein.2) Er wurde mit Strahlen rings um das Haupt, oder auch als Jüngling mit gelockten Haaren abgebildet. Auf dem Denkmal zu Paris in der Notre-Dame hauet Esus Aeste von einem Baume mit drei Aesten; die Pariser Schifferzunft hat das Denkmal unter Tiberius gesetzt. Ein Manuscript von Nantes spricht von einem Standbilde des Gottes mit drei Gesichtern und der Inschrift: [...], d. i. Anfang, Mitte und Ende, - Entstehen, Bestehen und Vergehen. [703] Auch müssen hier die zwei räthselhaften, 4 Fuss hohen alten Juliersäulen auf der höchsten Spitze des Julierpasses berührt werden, welche noch neuerlich Brügger von Curwald in Nr. 3 des Anzeigers für schweizerische Geschichte und Alterthümer vom J. 1860, S. 129 ff., besprochen und zu erklären versucht hat. Salis-Sewis glaubte, weil die Chronisten des 16. und 17. Jahrhunderts von drei getrennten gleich langen Säulenstücken berichten, welche damals sämmtlich oder bis auf eines am Boden lagen, - in Uebereinstimmung mit Tschudi und Campell (einem Engadiner des 16. Jahrh.), diese drei Säulen, wovon eine erst nach dem Jahr 1617 abhanden gekommen, seien die Bruchstücke einer einzigen, ursprünglich aufrecht gestandenen, später dann (erst nach 1407) umgestürzten Säule, welche somit eine Höhe von 12 Fuss gehabt hätte und wobei die Zwölfzahl als die symbolische Zahl des 12monatlichen Jahres betrachtet werden müsste. Indessen möchte diese Vermuthung deshalb unbegründet sein, weil es doch höchst unwahrscheinlich ist, dass eine umgestürzte Säule gerade in drei gleich lange und wohl auch gleich abgespitzte Stücke zerbrochen sei. Brügger stellt daher eine andere Ansicht auf, zumal da die ältesten Berichte von einem vorhanden gewesenen „Marmelstein“ reden, die zwei jetzigen Juliersäulen nach den Minerallogen A. Escher und B. Studer aber eine Art Lavezstein, eine schwarze serpentin-ähnliche Grundmasse mit grünlichem Talk übermengt seien, welche vielleicht aus Chiavenna oder aus dem Feetthale stammen. Hieraus folgert Brügger, dass der eigentliche „Marmelstein“ auf dem Julier, von dem die ältesten Berichte reden, längst verloren gegangen und wohl eine grosse Marmor- oder Kalksteinplatte (ein Gestein, das sich in der Nähe findet) gewesen sei, welche horizontal über die drei oder vier aufrechtstehenden, als Stützen dienenden Säulen gelegt war und so eine Art Opferaltar bildete; diese Deckplatte müsse entweder durch Verwitterung oder durch Menschenhände zwischen 1407 und 1538 zerstört oder entfernt worden sein und die Chronisten des 16. Jahrhunderts, welche die alten Urkunden gekannt, haben voreilig die noch vorhandenen drei Säulen für die Bruchstücke einer einzigen, des „Marmels“ von 1396 gehalten. - Die [704] Juliersäulen sind nun gewiss ein uraltes heidnisches oder druidisches Steindenkmal und zwar waren es entweder drei frei stehende und Nichts tragende Säulen, wie auch das Schlachtfeld von Grandson noch heute drei und längst vor der Schlacht vorhanden gewesene druidische Felsen zieren, oder es waren, was wahrscheinlicher ist, zwei, die dritte tragende Säulen zum Symbole des die Welt tragenden Gottes, des doppelgestaltigen Tragebalkens der Welt. Auf den Marmelstein ist kein grosses Gewicht zu legen, indem im Jahr 1396 ein der Mineralogie nicht Kundiger auch den schwarzen Serpentin für schwarzen Marmor ansehen und nur von einem Steine reden konnte, wenn es drei mit einander zu einem Werke verbundene Steine waren. Den Marmorstein, welchen Brügger im Auge hat, hat kaum Jemand von der Spitze des Julier fortgebracht und ebenso ist es nicht glaublich, dass man nur die Stütze für einen solchen Stein aus weiter Ferne herbeigeholt habe. An die zwei Säulen des Juliers, der rätischen Kelten (nach Zeus die Deutschen und ihre Nachbarstämme, S. 238 ff., waren die Rätier wie die Vindelicier zum grössten Theile Kelten) würde es sich genau anschliessen, dass die Kelten dem Belisenus am 1. Mai, der von ihm la Bealtaine hiess, zwei Feuer einander gegenüber anzündeten, so dass man sprichwörtlich sagte: zwischen zwei Belsfeuern sitzen, anstatt in grosser Gefahr sein, welches Bild sich merkwürdiger Weise auch bei Ezechiel 15, 7 findet:

‘wenn sie dein einen Feuer entgehen, soll das andere sie verzehren.’

wie auch die griechische Skylla und Charybdis dahin gehören. Auch in der Mitte des Sommers zur Zeit der Sonnenwende und am Ende des October wurden dem Belisenus zu Ehren Feuer angezündet.1) H. Meyer, die römischen Alpenstrassen (Zürich 1861), S. 17 ff., neigt sich zu der Ansicht, dass es eine dem Jul oder der Sonne geheiligte Säule gewesen sei, woher auch derBerg selbst, gleich dem Monat Juli,2) den Namen trage, welche Ansicht die vorhandenen geschichtlichen Nach- [705] richten von einem Steine oder einer Säule für sich zu haben scheint. Auch hält es Meyer nicht für unwahrscheinlich, dass der Berg Julier die Columna Solis sei, von welcher Avienus in seinem geographischen Gedichte über die Küste Spaniens rede. Sonnensäulen erwähnt übrigens Ezechiel 6, 6 auch bei den Juden.

Endlich erwähnen wir hier noch die dreizehn Gemeinden, i tredici Communi, welche zur Zeit der Republik Venedig das sogenannte Vicariato de’ Monti des Gebietes von Verona gebildet haben und die Graf Henkel von Donnersmark, bei Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S. 395 ff., für mösogothisch-germanische oder teutsche, - andere für rhätische, cimbrische oder tiguriner’sche Ueberreste halten. Ebenso darf hierher gezogen werden die Sage von den 12 Rheinfeldner Rathsherrn, welche Rochholz in seinen Schweizersagen aus dem Aargau unter Nro. 513 mittheilt. Zur Zeit der verheerenden Pest, welche der schwarze Tod genannt wurde, um die Mitte des 14. Jahrhunderts starben zu Rheinfelden alle Leute bis auf 12 alte Männer, denen ein Vögelein vom Himmel herab Heilkräuter verkündete und welche sodann eine noch bestehende Todtenbruderschaft zur Pflege der Kranken und zur Beerdigung der Todten bildeten. Das Andenken der Erscheinung jenes Vögeleins wird noch durch 12 Rathsherren und namentlich auch durch einen von ihnen um die Mitternachtsstunde der Weihnachtsnacht mit Laternen zu haltenden Umzug gefeiert. In einer andern Sage (Rochholz Nr. 310 a) führen die Geister von 12 Weinverfälschern mit 12 brennenden Kerzen einen Handwerksburschen, der ihnen zuvor 12 Gläser Wein zu trinken gegeben hatte, tief in einen Keller hinab und zeigen ihm hier in drei über einander gestellten Druhen das Geld, welches sie 12 Menschenalter hindurch durch betrügliche Weinverfähchung erworben hatten. Einem Aussätzigen wird von dem bösen Geiste eingegeben, dass er sich reinigen und von seinem Uebel befreien könne, wenn er sich in dem Blute von 7 oder 12 tugendhaften Jungfrauen bade.1) Nach der ältesten Offnung der Stadt Luzern, nach [706] Kopp aus dem Jahr 1291 oder 92, soll die Stange des Abtes sein „zwelf tumelen (Daumenellen) lang.“1) Die Zahl der Räthe der Stadt Luzern scheint ursprünglich schon je 18 neue und alte gewesen zu sein.2) Im Jahr 1845 wurde zu Bern beim Abgraben einer Gasse ein merkwürdiges Götterbildchen von gebrannter röthlich gelber Erde aus römisch-keltischer Zeit aufgefunden, welches Jahn, der Kanton Bern, S. 174, für ein Symbol des Belenus und des durch ihn in 12 Theile geetheilten Jahres hält. Es stellt einen roh gebildeten jugendlichen Kopf mit flacher Stirne, breitem Gesicht und weit geöffneten Augen dar; statt der Haare sind zu beiden Seiten des Gesichts je sechs runde Knäufe angebracht. Das Bildchen könnte jedoch auch ein Erzeugniss der Bildnerei des Mittelalters sein. Unzweifelhaft keltisch und zugleich astronomisch ist ein anderes in der Enge zu Bern aufgefundenes Thongebilde aus feiner gelblicher Erde, welches, in Grösse und Form einem kleinen Geldstücke ähnlich und auf der einen Seite flach, auf der andern in der Peripherie einen Kreis von 12 Reliefbuckeln, innerhalb desselben einen zweiten von 7 und in der Mitte Einen solchen Reliefbuckel aufweist.3) Verwandt hiermit ist, dass die serbische Vile, eine Art Artemis, die aus der Luft ihre tödtlich verwundenden Pfeile (die Blitze) auf die Menschen schiesst, auf einem 7jährigen Hirch reitet, der mit Schlangen (des Blitzes) gezäumt ist. 4) Die Kunst des Münzprägens, oder wenigstens die Münzbilder hatten die Kelten, gleich den Phöniciern. auf Sicilien, 5) von den Griechen angenommen, wie auch die lnder.

V. Gemäss der Lehre der ägyptischen Priester, welche nach Herodot II. 4 zuerst 12 Götter verehrten, worunter Herakles gewesen, und diese 12 Götter sodann auf die Griechen übertrugen, - regierten die Welt zuerst die [707] Götter und Halbgötter 12 Sothisperioden oder 17,520 Jahre hindurch, also ein grosses Götterjahr mit 12 Monaten von je 1460 julianischen Jahren.1) Man sollte erwarten, dass die 12 Zodiakalgötter oder die 12 ägyptischen Götter zweiter Ordnung in 12 gleichen Zeiträumen herrschen würden allein die ägyptischen Priester liessen die 7 grossen Götter Ptah, Ra, Mu, Seb, Osiris, Typhon und Horus zuerst regieren und dann folgten diesen die 12 Götter der zweiten Ordnung, Thot, Chunsu, Anubis u. s. w. und zwar in absteigender Länge der Regierung, so dass Ptah 9000 Jahre und der letzte Gott nur 70 Jahre regierte; diesen 19 oder 7 und 12 Göttern erster und zweiter Ordnung liessen hierauf die Priester 30 Halbgötter in der Regierung folgen, deren jedem das Zwölftel einer Sothisperiode zugemessen wurde. Welches astronoinische Prinzip hier zu Grunde liege, ist schwer auch nur zu vermuthen, geschweige denn zu errathen; dass aber ein astronomisches Prinzip zu Grunde gelegen habe, dürfte aus der Anwendung der Sothisperiode und aus dem ganzen astronomischen Wissen und Verfahren der ägyptischen Priester geschlossen werden. Auch wird es nicht entgehen, dass in der ägyptischen mythischen Grötterregierung und in den keltischen Steinkreisen sich gleichmässig die Zahlen 7, 12, 19 und 30 finden. Da das ägyptische bürgerliche Jahr nur aus 365 Tagen ohne Schalttage und Schaltmonate bestand, also um 6 Stunden zu kurz war und schon nach 4 Jahren um einen ganzen Tag hinter der wirklichen oder astronomischen Zeit zurückblieb, gebrauchten die ägyptischen Priester die Sothisperiode (annus canicularis, annus solaris, annus magnus, annus Dei, - [...] [...] und [...]) von 1460 julianischen Jahren dazu, um also das ganze fehlende Jahr einzuschalten oder ein bürgerliches Jahr ungezählt zu lassen, so dass nach 1461 beweglichen Jahren dieses wieder am 20. Juli genau mit dem Jahresanfange des astronomischen Jahres oder mit dem Frühaufgange des Sirius oder der Sothis zu Heliopolis, wornach der ganze ägyptische Kalender eingerichtet war, zusammentraf. Der Früh- [708] aufgang des Sirius zu Heliopolis, die Beobachtungen und Bestimmungen der priesterlicben Astronomen zu Heliopolis waren also in demselben Masse für ganz Aegypten massgebend, wie jetzt für uns der Meridian von Ferro oder von Greenwich. Innerhalb der astronomischen Sothisperiode durchwanderten die Jahresfeste der Aegypter, welche an bestimmte Monatstage geknüpft waren, allmählich alle Zeiten des Jahres, was für das Verständniss der gefeierten welche doch meistens auf den Sonnenlauf sich bezogen, sehr verwirrend war.1) Bunsen hat aus astronomischen Gründen darzulegen versucht, dass der Hundssternnkreis nicht später als 2300 und nicht früher als 3300 vor Chr. errichtet sein könne. Die Bezeichnung und Benennung des Jahres bei den ägyptischen Priestern durch das Viertel eines Morgen Landes (vergl. I. S. 192) bringt Bunsen, a. a. O., S. 60, mit dem in jedem bürgerlichen Jahre fehlenden Viertelstage in Verbindung, so dass zu dem grossen Gottesjahre von 365 Tagen 1460 Viertelstage erforderlich sind, welche eben das Gottesjahr oder die Sothisperiode bilden. Das Symbol dieses Gottesjahres könnte nach der Vermuthung von Lepsius sein der Palmzweig, - die in jedem Monat neu treibende Palme, als Symbol des Jahres, gepflanzt in einem Vierecke als Symbol eines aus 4 Viertelstagen zusammengesetzten und in 4 Jahren fehlenden ganzen Tages.2)

Die ägyptische, der chinesischen ähnliche3) Lehre von der uranfänglichen Herrschaft der Götter und Halbgötter auf Erden, worauf erst die menschlichen, sterblichen und gebrechlichen Regierungen folgen, ist nichts Anderes als der fast allen Völkern der Erde und besonders den indo-germanischen gemeinsame Traum von dem goldenen und glücklichen Zeitalter, welches ohne Mühen und Leiden und ohne schmerzhaften Tod, ohne Böses und ohne Unrecht einst im Uraufange der Menschheit bestanden haben soll, und die alte schwere Klage über die Unvollkommenheit [709] und Verderbtheit der jetzigen Welt. Da jenes schöne Zeitalter verschwunden und dahingegangen ist, wurde es mit seinen göttlichen Vorzügen und mit seinem göttlichen und unsterblichen Leben zum Lande der Seligen, zum elysischen Gefilde, zum Lande der Phäaken,1) zum Paradiese gemacht, welches wir verloren haben und nach dem Tode wieder zu erreichen wünschen und hoffen. Fichite, Bestimmung des Gelehrten (1794), S. 117, bemerkte in dieser Hinsicht sehr treffend, es sei eine in der Vorwelt häufig vorkommende Erscheinung, dass Das, was wir werden sollen, geschildert werde als Etwas, was wir schon gewesen, und Das, was wir zu erreichen hoffen, vorgestellt als etwas Verlorenes. Die Idee von 4 Weltzeitaltern, von den 4 Weltjahreszeiten, welche nicht blos bei den Indern und Persern, bei den Griechen (denn die beiden ersten Geschlechter des Hesiod sind nur die erste Regierungszeit der guten und der bösen Götter, des Ormuzd und des Ahriman), sondern sogar bei den Mexikanern sich finden,2) stammt aus dem Ursitze der Menschheit, wo es wegen des dort herrschenden gemässigten Klimas 4 Jahreszeiten gab. Ebenso ist der Todtenstrom, der Luft- und Wolkenstrom, über welchen nach der Vorstellung der Aeggypter und der lndogermanen die Todten hinüberschiffen oder auf einer Brücke hinübergehen, aus der Zeit der Urmenschheit, welche Gott und den Himmel in den Wolken und in den Sternen suchte, während das Land und die Insel der Seligen erst später bei der Trübung und Abschwächung des [710] ursprünglichen Bergglaubens an den Gestaden des Meeres in die Gegend der untergehenden Sonne jenseits des Meeres, des Okeanos verlegt wurde. Von einer Insel der Seligen kann die auf den Hochbergen und Hochflächen des innern Asiens wohnende Menschheit schon darum nichts gewusst und geglaubt haben, weil sie weder Meere noch Inseln kannte. Man dürfte den geschichtlichen Grundsatz aussprechen, dass der Gottesglaube der Urmenschheit und der Urvölker in demselben Verhältniss an Erhabenheit verloren und sich von den Sternen, von dem einzigen Gotte und von dem Himmel entfernt habe, in welchem sie von den Bergeshöhen in die Flussebenen und an die Meeresufer herabstiegen; in den Ebenen der Flüsse, am Euphrat und Tigris, Indus und Ganges, an den beiden grossen chinesischen Strömen, Hoangho und Jantsekiang, am Nil, am Rheine u. s. f., - an den Küsten des chinesischen, indischen, mittelländischen, atlandischen, nordischen Meeres u. s. w. wurde die Menschheit eine andere, - gebildeter, aber auch polytheistischer, sinnlicher und irdischer. Früher als die Griechen wohnten die Babylonier und Assyrier, die Aegypter und Phönicier in der Ebene, an den Fluss- und Meeresufern und deshalb musste ihr Glaube und ihre Sitte auf die später angekommenen griechischen Bewohner der Küsten und Inseln des mittelländischen Meeres ein- und zurückwirken; die Griechen Übernahmen von den Phöniciern die theilweise Herrschaft über das mittelländische Meer, aber auch die Heeresgötter, den Poseidon-Glaukos,1) Melikertes u. s. w. Die Meeresgötter, besonders Poseidon, die Schifffahrt, mussten aber begreiflich später der Wissenschaft und dem Geiste, der Athene und Apollo sich unterordnen. Nicht das Pferd oder das Schiff des Poseidon und nicht der Stier und die Rebe des Dionysos, vielmehr der Oelbaum und das Gewebe der Athene, der Gesang und die Musen Apollo’s haben Athen und Griechenland den olympischen Siegeskranz gewunden. [711] Wenn man daher babylonisch-assyrische und ägyptisch- phönicische Einwirkungen behauptet und zugibt, wird dadurch das wahre Griechenthum nicht nur nicht geschmälert, sondern gehoben und vergrössert. Das Räthsel der Sphinx hatten die Aegypter gestellt, die Griechen gelöset; dem phönicischen Moloch brannten die fürchterlichen Menschenopfer, dem griechischen Apollo und Zeus und der Athene ertönten neben den ihnen errichteten herrlichen Tempeln und Bildsäulen die unsterblichen Gesänge eines Aeschylos, Sophokles, Euripides u. s. w.; die Phönicier gruben und holten das Gold und Silber in und aus dem fernen Spanien, die Griechen in dem eigenen Lande und Geiste.

Die zwölf Fürsten der Phäaken (wie auch 12 Titanen nach Hesiod sind1) unter dem Alkinoos als ihrem Oberhaupte auf der mythischen Insel Scheria2) deuten sofort darauf hin, dass auch der Mythus von den Phäaken, wie der Mythus des Osiris, Dionysos, Herakles, Hiram u. s. w., wieder nur an das Bild des Jahreslaufes anlehne und unter diesem Bilde den Menschen in ein neues Jahr, in das schönere und glücklichere Todtenreich verheissend hinübergeleite. Welker hält die Phäaken für die Fährmänner der Todten, welche Fährmänner wohl besonders nach ägyptischen (Welker glaubt, nach nordischen3)) Sagen die seefahrenden Phönicier den seefahrenden Griechen gebracht haben. Die Phäaken selbst sind schon durch das 12monatliche Lebensjahr in das Land der Glückseligen hinübergesteuert und bringen nun unter ihren 12 Fürsten auf ihren Schiffen, den eilenden Wolken, auch alle Abgeschiedenen dahin, sie sind die gefahrlosen Geleiter und Heimführer von Allen, [...].4) Der in den Mythus der Phäaken so bedeutsam verflochtene Odysseus, welcher endlich in der Nacht schlafend nach seiner so lange vergeblich gesuchten Heimathinsel Ithaka [712] von ihnen zurückgebracht wird, ist wieder nur eine andere Darstellung des so viel gebrauchten Grundbildes. Was aber für die Maurer von dem grössten Interesse ist, das geisterhafte Schiff ohne Steuer und Steuerruder, ist schon bei Homer Od. VIII., 558 das Todtenschiff der Phäaken, welches ohne Steuer und Steuerruder die Menschen eben so schnell als sicher nach dem von ihnen ersehnten Lande trägt. Dieses steuer- und ruderlose Todtenschiff, dessen Stärke nach der Lehre der Maurer nur seine stille Hoffnung ist (in silentio et spe fortitudo mea), ist die Seele des Verstorbenen selbst, deren feste Hoffnung im Tode erfüllt wird und die aus den Wolken und den Nebeln des Erdendunkels zu dem Himmelslichte emporsteigt. Auch das Todten- und Geisterross,1) so wie der griechische Delphin als Todtenträger und selbst der deutsche Schwan mit dem von ihm gezogenen Schwanenritter (dem griechischen Apollo) gehören hierher und sind nur eine andere Gestaltung des auch in den germanischen Sagen des Mittelalters noch so häufig erscheinenden Todten- und Geisterschiffes;2) die Todten reiten und fahren gar schnell. In Bürgers Leonore heisst es daher:

„Und immer weiter, hop, hop, hop!
Ging’s fort im sausenden Galopp,
Dass Ross und Reiter schnoben,
Und Kies und Funken stoben.“

und:

„Der Mond scheint hell!
Hurrah, die Todten reiten schnell!“

Homer, Od. VIII. 557 ff., sagt:

Nicht der Fäaker Schiffe ja sind der Piloten bedürftig,
Noch der Steuer einmal, wie sie andern Schiffen gebaut sind,
Nein sie wissen von selbst den Sinn und Gedanken der Männer,
Wissen nah und ferne die Städt’ und fruchtbaren Aecker
Jeglichen Volks und Fluten des Meers durchlaufen sie schleunig,
Eingehüllt in Nebel und Nacht; auch fürchtet man niemals,
Dass, sie das Meer entweder beschädige, oder vertilge.

[713]

Preller fasst die Phäaken blos als eine Personification der günstigen Meereswinde, welche leicht und sicher in die Heimath geleiten, und allerdings ist Aeolus, des Hippotes Sohn, welcher nach Homer, Od. X. 1 ff., mit 12 Kindern, sechs lieblichen Töchtern und sechs aufblühenden Söhnen, auf der äolischen Insel im Westen wohnt und den Odysseus mit günstigem Westwinde entsendet, scheinbar nur der auch die Winde erregende Meeresgott Poseidon; allein auch Aeolus steht in Beziehung zum Todtenreiche und deshalb wieder zum Odysseus.1) Ein schneeweisses Todtenschiff, das ohne Mast und Segel schnell und still daherfährt, erscheint noch bei Asmus, Lübeck’s Volkssagen Nro. 114.2) Weil die Phäaken die Genossen der Götter sind, erscheinen diese auch bei ihren Mahlen nach Homer, Od. VII. 200 - 203:

Stets ja von Alters her erscheinen Unsterbliche sichtbar
Uns, wann wir sie ehren mit heiligen Festhekatomben,
Sitzen an unserm Mahl, und essen mit uns, wie wir Andere.

Da das Schiff ohne Steuer und Ruder für die Maurer so bedeutungs- und beziehungsvoll ist, theilen wir hier noch einige darauf bezügliche deutsche Sagen mit, welche zugleich durch ihre höchst auffallende Uebereinstimmung mit der griechischen Phäaken- und Odysseussage zu der Vermuthung leiten, dass die Germanen und die Griechen diese Sagen aus dem asiatischen Stammsitze mit nach Europa gebracht haben. Nach der Sage der Angeln, die vom sächsischen Stamme waren, trieb einmal in alten Zeiten, als noch wenige Menschen im Lande lebten, ein Schiff ohne Steuer und Ruder die Schlei herauf, darin lag ein eben geborner Knabe, nackt und schlafend, mit dem Kopfe auf einer Garbe und um ihn her Waffen aller Art und viel edles Geschmeide. Niemand kannte ihn und wusste, woher er gekommen sei (das Mädchen aus der Fremde von Schiller); aber man nahm ihn wie ein Wunder auf, pflegte und erzog ihn, bis er erwachsen war, und weil man glaubte, dass ein Gott ihn gesendet habe, und [714] die Herrlichkeit des Jünglings sah, wählte man ihn zum ersten Könige über die Angeln und nannte ihn Skeaf oder Schoof, weil man ihn schlafend auf einem Schoof, einem Bündel Stroh gefunden hatte. Skeaf aber wohnte an dem Orte, der von Alters her Schleswig heisst, und herrschte lange ruhmvoll über sein Volk. Sein Sohn hiess Skild, d. i. Schild. Aber lange blieb er ohne Nachkommen, bis ihm im hohen Alter ein Sohn Beowulf oder Beaw geboren ward. Dessen Ruhm verbreitete sich schnell in den Skedelanden zwischen den beiden Meeren.1) Alle einzelnen mythischen Bezüge dieser Sage sind nicht ganz klar, aber immerhin ist der schlafende Knabe der von den Phäaken, von den Hyperboreern, aus der Unterwelt durch die lichten Wolken, den weissen Schwan, zurückgebrachte Frühlingsgott, der griechische Apollo und Odysseus, der germanische Schwanenritter,2) die erlösete weisse Frau, die zurückkehrendePersephone oder Aphrodite. Schlafend kehrt er wieder, weil er aus dem Todesschlafe erwacht und aus dem Todtenlande kommt, aus dem Grabe gleich Hiram blühend wieder aufersteht;3) der weisse Schwan des Apollo und des Schwanenritters, das weisse Kleid und der weisse Schleier der weissen Frau, das weisse Sargtuch des Hiram sind alle nur das abgeworfene oder abzuwerfende weisse Kleid des Winters, in dem am weissen Sonntage, am angebrochenen Frühlingstage deshalb auch die christlichen Neophyten zum letzten Mal erscheinen sollen.4) Bald herrscht der junge Frühlings- und Gewittergott, er wird herangewachsen der Herrscher und König und sein Sohn und Schild ist der Gewitterschild, die starke Gewitterwolke, wie der Schild (und Helm) der Athene, des Zeus und Apollo, - das furchtbare Gorgonen- oder Medusenhaupt, - das Götterpferd Pegasus und Sleipnir und der indische Götterelephant Airavâta,5) - die Götterstiere, die Gewitterbullen und Götter- oder Sonnenlöwen. Beim [715] nahenden Winter kehrt der Frühlingsgott in die Unterwelt, in das Land der Hyperboreer, in das nordische Eisland zurück, und Hocker, a. a. O., erzählt daher die Sage also weiter nach Müllenhof, Sagen aus Schleswig Nro. 1: „Als dem alten Könige nun das Schicksal nahte und er dahin ging, brachte sein Gesinde die theure Leiche zum Ufer, wie er selbst befohlen hatte, da er noch lebte. Zur Ausfahrt stand sein Schiff bereit, glänzend wie Eis: da hinein legten sie trauernd den Fürsten, mit dem Haupte zum Maste. Kein Schiff war je prächtiger ausgerüstet, eine Menge von Schätzen und Kleinodien, Waffen und Kriegsgewändern lagen umher, wie einst in dem Schiffe, das den Skeaf zum Lande getragen hatte (im Frühjahre kommt und im Herbste kehrt der Gott mit der Blitzes- und mit den Gewitterwaffen zurück). Hoch an dem Mast band man ein goldenes Banner als königliches Zeichen (wohl den Blitz) und überliess es dann steuerlos dem Spiel der (Wolken-) Fluthen.“ - Das steuerlose, nicht bewegte Schiff ist die Sonne unmittelbar nach der Sommersonnenwende, indem alsdann die Sonne eine Zeit lang stille zu stehen scheint, und auf diese Weise wird der verstorbene König von Schleswig zum Licht- und Sonnengotte Baldur, der ja auch nur die dem versengenden Sonnenbrande, der Riesin Hyrrokin, in der Sommersonnenwende unterliegende Sonnen- und Naturkraft, das Blüthenleben der Erde ist; auch sein Scheiterhaufen, das Gewitter gleich dem Scheiterhaufen des Herakles,1) auf dem sich zugleich die vor Schmerz vergehende Gattin Nanna, die Blüthe, mit dem Leichname des Gatten verbrennen lässt, wird auf dem Schiffe Hringhorn entzündet und es fährt dieses flammend in Sonnenglut dahin, aber es trägt nur noch die Leiche seines Gottes.2) Eine schwedische Sage lässt Odhin die Seelen der in der Brâvallaschlacht gefallenen Krieger auf goldenem Schiffe nach Vallhöll fahren und es war im Norden ein häufiger Gebrauch, die Leichen in einem Schiffe dem Meere zu überlassen.3) Nach dem [716] Engelland fahren oder schiffen heisst in das Todtenreich, in das Land der Engel hinübergehen. Auch fahren der indische Indra und Varuna, wie der deutsche Thôrr1) und wie die ägyptischen Götter2) dem Schiffe zu vergleichen. In einem goldenen Kahn fährt ferner Herakles nach den Rindern, in einem goldenen Kahn kommt er mit ihnen zurück; der goldene Kahn des Herakles erscheint aber als ein goldener Becher oder eine goldene Schaale.4) Nach Hocker, Stammsagen, S. 55, symbolisirt der in den deutschen Sagen vom Schwanenritter so oft erscheinende Becher die nährende Kraft der Wolken, d. h. er bezeichnet den Gott als Bringer der Gewitter und Regen, als Jupiter pluvius; zugleich will Hocker den Schwanenritter, den Seelandskönig Skiöld oderSkeaf dem Freir und die weisse Frau sowohl, als auch die Beatrix von Cleve der Freia gleichstellen, zumal der Freia der Schwan heilig gewesen sei, den sie von ihrem Vater Niördhr überkommen hatte. Schiff und Becher nimmt Hocker für ganz gleichbedeutend. Das Schiff, griech. Skaphos, aus dem die Römer Scapha machten, gothisch Sceff (Skeaf hiess der Knabe, der auf einem Schiffe im Lande der Angeln landete), lässt sich als Göttersitz durch vielfache Stellen der Alten nachweisen. Dieses Wort berührt sich mit dem persischen Konac (pocalum) und mit unserer Kanne, während die flachen Nachen, Schalden genannt, an unsere Trinkgeschirre oder Schalen erinnern. Im griechischen Mythos durchschifft Holios auf goldenem Becher Nachts den Okeanos.5) Die Schalen auf Samothrace waren nach Uschold keine Weihgeschenke der Seefahrer, sondern Symbole des Sonnenbechers, auf welchem der Sonnengott, [717] wenn er am Abend seine Fahrt vollendet hatte, nach dem fernen Osten zurückschiffte. Wie dem Parsen der Becher heilig war und als Symbol des Weltbechers Dschemschids galt, der in Persien den Ackerbau einführte, so kommen auch bei den Slaven geheiligte Becher vor. Swantewit hielt mit Bezug auf seine Eigenschaft als Sonneingott, der der Erde Fruchtbarkeit verleiht, ein Fruchthorn in der Hand, das die Gestalt eines Bechers hatte und aus welchem zur Festzeit die Vornehmen (nobiles) tranken. Auch Dionysos führte einen Becher,1) aber auch einen Spiegel, und mit kleinen Spiegeln war der Fruchtbaum behängt, welcher dem Urbanus, der an die Stelle des Odhin getreten2) zu Nürnberg vorgetragen wurde, wie auch eine ihm zur Seite gehende Frau einen Korb mit Spiegeln trug.

Das Götter- und das Seelenschiff, das Todtenschiff, der Todtenbaum gehört in seinem letzten Ursprunge den seeumwohnenden und seefahrenden Völkern, also besonders den Phöniciern, von welchen die niemals die Meerschifffahrt liebenden Aegypter diese Vorstellungen erhalten. Das Hauptfest des blau-grünen Jupiter-Ammon in Aegypten wurde durch Umhertragung eines Schiffes begangen. Die Orakel in den Ammontempeln zu Meroe, Ammonium und in der syrischen Halbinsel Hierapolis sollen zufolge Eckermann, a. a. O., I. 1. S. 75, durch ein Schiff gegeben worden sein, welches die Priester auf den Schultern herumgetragen haben, damit die Gottheit spreche. - Bei den meerumwohnenden Skandinaviern möchte es die älteste Beerdigungsweise gewesen sein, den Leichnam in einem Schiffe oder Nachen oder blos in einem ausgehöhlten Baumstamme, ohne Führer und daher auch ohne Ruder, Mast und Segel, den Meereswellen zu übergeben, damit sie oder vielmehr die Götter selbst den Verstorbenen in das unbekannte Reich des Todes hinüberführen und hinübertragen. Als die skandinavischen Germanen die Meeresküste verlassen hatten und ihnen das Meer zur Todtenbestattung unerreichbar war, übergaben sie, gleich den gallischen Kelten, welche ihre Todten der Rhone über- [718] gaben, um nach dem vermeintlichen Elysium zu Arles getragen zu werden,1) die Leichname entweder auch den Flüssen oder behielten wenigstens die Schiffsgestalt noch lange für den Sarg und das Grab bei. Der letzte Ausläufer der früher üblichen Schiffbestattung war aber z. B. bei den Baiern der noch im 16. und 17. Jahrhundert übliche Gebrauch, Selbstmörder in eine Tonne zu schlagen und dieselbe mit der Aufschrift „lass rynnen“ den Fluthen zu übergeben. Auch war es in Alemannien und Lothringen ein damit verwandter Rechtsgebrauch, Verbrecher in steuer- und ruderlosen Schiffen den Wellen zu übergeben.2) Die Oberpfälzer Sage kennt auch das Todtenschiff und nach der Legende trägt ein Schiff ohne menschliche Leitung die Leiche des heiligen Heimram durch die Isar und Donau bis nach Regensburg im schnellsten Laufe. - Nach einer Sage bei Rochholz, Schweizersagen Nro. 9, kam die heilige Verena auf einem Stein von Solothurn die Aare herab nach Koblenz im Aargau gefahren und dieser Stein ist noch heute in die Kirchmauer zu Koblenz hinter einem Gitter eingemauert zu sehen, mit der Inschrift über dem Steine:

Auf diesem Stein hier auf der Aaren
Die heilig Verena ist gefahren,
Ohne Ruder, Schiff und Schalten,
Wie solches geglaubt die frommen Alten.

Diese Verenalegende, d. h. das Schiffen auf Steinen scheint aus dem Keltenthume entsprungen zu sein, denn nach den irischen Legenden sind auch die Heiligen Kiaran, Fechin und Aend auf Steinen sicher und wohlbehalten über den Ocean, über Seen und Flüssen wie auf Schiffen gesegelt.3) Die finnischen Ostjaeken begraben gleichfalls ihre Todten nicht in Särgen, sondern in Kähnen; selbst die Wiegen sind bei den Lappländern schiffähnliche ausgehöhlte Hölzer, welche nur ein Loch in der Mitte für den Kopf des Kindes haben. Das Schiff hat also seine Bedeutung bei der Geburt wie beim Tode; das durch dieses Schiff symboli- [719] sirte Wolkenmeer ist der Mutterleib, der Brunnen, aus welchem das Kind geboren wird, und das Land, das Rosenland, wohin es nach seinem Tode wieder zurückkehren muss.1) Das Geburtsschiff erscheint auch in deutschen Sagen und Mährchen, worüber besonders Rochholz, Schweizersagen, I. S. 50 ff., sehr Beachtenswerthes mitgetheilt hat und wobei er bemerkt: „Das Schiff ist unser erstes und letztes Geschirr, wie die anlautende Formel Schiff und Geschirr es selbst schon besagt. Unser Milchgeschirr, aus dem man unmündige Kinder stillt, führt den Namen des Schiffleins. Unserer Frau Holle, welche die Wickelkinder stillt und ihnen aufs Neujahr sechs neue weisse Hemden bringt, muss dieses Schiff sonst auch eigen gewesen sein, gerade wie das Glas, woraus man Gertrudenminne trinkt, die Form eines Schiffchens hatte, oder wie das Bildniss der deutschen Göttin Nehalennia ein Schiff zum Symbol hat. Zu Cortyk kommen die Kinder, anstatt mit dem Storche oder aus dem Kinderbrunnen, zu Schiffe herbei.“ - Da die Fischerkähne der Lappländer ähnlich wie die Kinderwiegen grössten Theils gebauet sind und einer Mondsichel gleichen, glaubt Eckermann auch ihnen eine symbolische Bedeutung, die Beziehung auf Geburt und Tod beilegen zu dürfen. Die Todten kommen in das Todtenreich Tuonala, wo sie Bier trinken, und Fische und Wildpret essen, weshalb sie auch Bogen und Pfeile dahin mitnehmen. lst es dann der Seele verstattet, auf die Schultern (des Gestirns) des grossen Bären zu treten, so kommt sie in den höchsten Himmel (nach finnischer Vorstellung gibt es zehn Himmel) und zieht in die grösste Seligkeit ein. Der Bär ist also der grosse Empfänger der Seelen, er ist der Seelenherr Wäinämoinen selbst, denn er geht nie unter, er ist ewig von Anbeginn der Dinge und, ohne zu altern, bewahrt er stets die frische Jugendkraft. Daher ist er Ukko und Wanha genannt und nach diesem Gestirn ist das Saiteninstrument des höchsten Gottes gebildet und die Zeit durch die Sieben- [720] zahl getheilt. Des Bären Gattin ist die Sonne, denn die Ehe der Nacht und des Tages ist unauflöslich.

Ferner wird in jüngeren keltischen Sagen Vieles von den Todtenschiffern erzählt, welche zur Nachtzeit auf am Ufer schon bereit stehenden, fremden Schiffen die Seelen der Verstorbenen nach dem Lande und der Insel der Seligen hinüberfahren, weshalb vorzüglich auf Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 29 ff., verwiesen wird. Wie aus den Mündungen des Rheines bei den Deutschen die Todten hinüberschiffen nach dem Engellande, nach dem Grönlande, nach dem Rosenlande, so die gallischen Kelten von den französischen Küsten und besonders von den Küsten der Bretagne nach Brittia, nicht nach Britannien, - oder nach der Bretagner Sage nach dem Apfellande, Ile d’Avalon, nach der Insel der Hesperiden. Nachklänge der Sage finden sich noch in dem altfranzösischen Romane Lancelot du Lac, wo die Demoiselle d’Escalot verfügt, wie es mit ihrem Leichname gehalten werden solle. Ihr Körper soll in ein reich geschmücktes Schiff gebracht werden, welches dann ohne Führer den Winden übergeben werden soll. Es herrschte also der Glaube, dass die Leiche, dem heiligen Meere und den Winden übergeben, von selbst einlaufe in das menschlicher Führung unnahbare Land, und der höchste und letzte Gedanke von dem führer-, mast-, segel- und steuerlosen Todtenschiffe ist der, dass die göttliche Fügung, die göttliche Liebe und Gnade dessen einziger Führer, Mast, Segel und Steuer sein solle und könne. Diese stille Hoffnung ist der mächtige Trost (fortitudo) der Lebenden und Sterbenden. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 37, meint, Amerika sei den Druiden die Insel und die Wohnung der Seligen gewesen: allein an Amerika haben die Druiden sicher nicht gedacht, sondern das Land der Seligen war ihnen ursprünglich ein unbekanntes, sagenhaftes und blos mythisches Land im fernen Westen und Norden,jenseits des bekannten Meeres, und wenn und sobald sie es irdisch localisirten, verlegten sie es entweder hinter und über dem Brittenlande und der Britteninsel oder auch nach diesem selbst, woher eben das Land der Seligen den Namen Brittia trägt, wie vielfach auch bei den Deutschen England das Engelland ist und Grön- [721] land zum Grünland wurde. Das keltische Brittia ist von dem deutschen Engellande nicht wesentlich verschieden. Eine kleine Quelle rieselte dort, die Seelen tranken daraus und kehrten dadurch in das Leben zurück; Jeder fand dort die Seinigen wieder und es herrschte ewiger Gesang und Freude. In einem dort stehenden gläsernen Palaste weilen die seligen Helden und Heroen und dahin fährt auch Merddin Emrys mit seinen neun Barden. Nach Taliesin fahren in einem Glasschiffe selbst die Todten nach dem Glaspalaste, dem deutschen Glasberge, d. i. in den Wolkenhimmel. Am Flusse Treguier in der bretagnischen Gemeinde Plouguel herrscht bis auf den heutigen Tag die Sitte, die Leichen in einem Nachen nach dem Kirchhofe über einen kleinen Arm des Meeres, passage de l’enfer genannt, zu schiffen, statt sie den kürzeren Landweg dahin zu tragen.

Ganz besonders gehört auch hierher das germanische Todtenschiff Naglfar, welches aus den Nägeln der Todten gemacht ist und das beim Weltende oder Weltuntergange loskommt, weshalb den Verstorbenen die Nägel beschnitten werden sollten, um die Vollendung des Schiffes und damit den Weltuntergang zu verzögern.1) Nach Grimm, Mythol., S. 775, ist das Schiff Naglfar aus den Nägeln der Todten zusammengesetzt, um die ungeheure Ferne und das langsame Zustandekommen des Weltendes auszudrücken; bis ein solches Schiff aus schmalen Nägelspitzen der Todten vollendet werden kann, verstreicht lange, lange Zeit, zumal wenn die Vorschrift, den Todten vor der Beerdigung die Nägel abzuschneiden, sorgfältig beobachtet wird. Auf dem Schiffe Naglfar sollen beim nahenden Weltende die zerstörenden Naturmächte heranschiffen und Frostriese Hrym wird dessen Steuermann sein. Erfüllen die Lebenden ihre Pflichten gegen die Verstorbenen stets getreu, wird das Weltende lange ferne bleiben; erst wenn diese Pflichten nicht mehr erfüllt, den Verstorbenen die Nägel nicht mehr geschnitten werden, also das Böse herr- [722] schend geworden ist, naht auch das Weltende, wird das Schiff vollendet und flott.

Auch die Schiffe der Sintfluthsagen, z. B. der mosaischen, der babylonischcn und indischen,1) können hierher bezogen werden, indem sie nur eine andere Gestaltung und Wendung des grossen Geburts- und Wolkenschiffes sind, welches die Menschen auf die Erde bringt. Nach dem Mahâbhârata befiehlt Brahma in Gestalt eines Fisches dem frommen Weisen Manus Waiwaswatas, dem indischen Noah, ein festes Schiff zu zimmern, die sieben Rischi’s (heilige Weise) und Samen von allen Gattungen mit in das Schiff zu nehmen; wenn dann die Fluth hereinbräche, würde er (der Fisch) ihn an einem Horne durch die Fluth ziehen und vor dem Untergange retten. Und so geschah es; als die bald hereingebrochene Fluth fiel, befestigte der Fisch das Schiff an den Gipfel eines Berges, welcher nach der Erzählung noch heute Naubandhanam, d. i. die Schiffsanbindung genannt wird. Nach andern Sagen ist Wischnu der Retter in Fischgestalt. Wie hier Manus sieben Richis mit sich nimmt, so nimmt Noah seine Frau, seine drei Söhne und Schwiegertöchter, also gleichfalls sieben Personen mit sich, ausserdem von den reinen Thieren und Vögeln sieben Paare und sieben Tage regnet es. Am ähnlichsten der indischen und der biblischen Fluthsage ist die keltische vom Hu, auf dessen Anordnung sich allein zwei Menschen aus der Fluth retteten, indem sie ein Schiff bauten, in das sie alle Thiergattungen mit sich nahmen, und endlich durch die Stiere des Hu aus dem Wasser gezogen wurden. Auch in Amerika bei den Karaiben, Mexikanern, Peruanern (wo namentlich gleichfalls sieben Menschen aus der Fluth gerettet wurden), Brasilianern, so wie in Australien lebt die Fluthsage.

Den Mittelpunkt des grossen Panathenäenfestzuges am 28. Hekathombäon oder am dritten Festtage bildete ein auf Rollen ruhendes Schiff, an welchem segelartig der grosse, von den attischen Jungfrauen gewebte und mit reicher Stickerei geschmückte Peplos der Athene, mit welchem das alte Xoanon der Göttin auf der Burg be- [723] kleidet wurde, befestigt war.1) Auch gehören hierher die Kähne oder Schiffe, in welchen die ägyptischen Götter stehend den Himmel durchziehen oder durchschiffen; ferner die auf römischen Denkmalen so oft erscheinenden segelnden, oder auf einer Amphora schiffenden Amorinen, welche nach Böttiger, Kunstmythol., II. S. 486 Anm., ein Symbol der zu den glücklichen Inseln (insulis fortunatis) schiffenden Kinderleichen zu sein scheinen. Auf einem Carneol fährt Psyche auf einem Ruderschiffchen, dessen Steuer sie selbst regiert, von zwei Delphinen gezogen, zu den elysischen Sitzen.2)

Auch sogar bei den Typie’s auf den Marquesas-Inseln wird der Tod als ein Hinüberrudern im Canoe nach dem Reiche des Segens und der Brodfrüchte gedacht und Melville, vier Monate auf den Marquesas-Inseln, aus dem Englischen übersetzt von Garrigue, II. (Leipzig 1847) S. 84 ff., beschreibt ein in diesem Sinne einem verstorbenen Häuptling errichtetes Todtendenkmal. In seinem Canoe rudert der Verstorbene hinüber, ihm gegenüber auf der Spitze des Canoes ein polirter Todtenschädel.

Je vielseitiger und tiefer man die maurerische Hirammythe und die daran sich anschliessenden Symbole betrachtet, um so alterthümlicher und harmonischer stellt sich das ganze Gebäude des Mythus und der Symbole dar. Wäre die Symbolik der Maurerei, wie man sich dieses häufig vorzustellen bemüht ist, erst im Anfange des 18ten Jahrhunderts aus ganz willkührlichen und getrennten Bestandtheilen zusammengelesen und zusammengesetzt worden, könnte nicht der harmonische symbolische Bau entstanden sein, auf welchem noch dermalen die Freimaurerei ruht und den sie ungefährdet oder ohne sich selbst aufzuheben nicht verlassen darf. Jene Geschichtsforscher sollten doch einmal ihre Behauptungen dadurch nicht erweisen, sondern nur einigermassen glaublich und möglich machen, dass sie die Quelle nachweisen, aus welcher die Hirammythe und zumal das tiefsinnige und seltene Symbol des mast-, steuer- [724] und segellosen ruhigen Schiffes habe entlehnt werden können, wenn dieselben der Maurerei nicht seit den ältesten Zeiten angehört haben.

Da die vier Weltalter nur den vier Jahreszeiten nachgebildet sind, ist ihre natürliche Bezeichnung diejenige nach dem Frühling, Sommer, Herbst und Winter der Natur oder nach der Kindheit, dem Jünglings-, Mannes- und Greisenalter des Menschen und diese natürliche Bezeichnung leuchtet aus den verschiedenen Gestaltungen des Mythus von den vier Weltaltern überall hervor. Bei den Griechen hat jedoch Hesiod die vier Metalle des Goldes und des Silbers, des Erzes und des Eisens gewählt, um die Stufenfolge und den Werth der vier Weltzeitalter auszudrücken.1) Bleiben wir bei vier Weltzeitaltern stehen, dann würde das Gold der Kindheit der Menschheit zufallen, in welcher die Götter noch sichtbar auf der Erde erschienen und mit den Sterblichen des Mahles sich erfreuten; das silberne Zeitalter wäre die Jünglings- und Heroenzeit, - das Zeitalter der Halbgötter, der Herakliden, da Herakles das Urbild aller göttlich-menschlichen Helden bei den Griechen ist; das Erz und das Eisen würden die reingeschichtliche Menschenzeit in ihrem Fortschreiten von dem Gebrauche der ehernen Waffen zu dem der eisernen bezeichnen. Dass die Menschheit zugleich ethisch in dem gleichen Masse herabsank, in welchem die Götter und die Halbgötter sich aus ihr zurückzogen und sie von diesen sich entfernte, verstand sich von selbst. Das Lebensalter soll nach demselben Verhältniss herabgesunken sein oder Krankheit und Tod einen stets weiteren Spielraum und Einfluss gewonnen haben. Welker, griech. Götterlehre, I. S. 725 und 726, sieht mit Buttmann und Rinck (I. S. 144) das Zeitalter der Heroen, bei Hesiod das vierte, als von Hesiod in die ursprüngliche Sage von den vier Weltaltern, des griechischen Heroenthums und Heroencultus wegen, eingeflochten an; Andere sehen es wieder anders an, wie bei Welker selbst deren Meinungen mitgetheilt werden. Den von Welker angeführten verschiedenen Auffassungen der Menschengeschlechter des Hesiod ist noch beizufügen [725] Furtwaengler, die Idee des Todes, S. 211 - 220, Bunsen, Gott in der Gesch. II. S. 219 ff. und Roth, in der obigen Abhandlung, S. 5 - 20. Nach Roth bilden die beiden ersten Geschlechter des Hesiod, das goldene und das silberne, die Vorstufe der Menschheit, die vorgeschichtliche Menschheit, welche dazu berufen war, das Geisterreich, das Hesiodische Reich der Genieen zu füllen, nachdem ihre Zeit auf Erden abgelaufen war; das dritte eherne Gesehlecht, das vierte Geschlecht der Heroen und das fünfte und gegenwärtige eiserne Geschlecht aber stellen in einem besondern Kreise, die Epochen der geschichtlichen Menschheit dar; und zwar das erste derselben die Anfänge, das zweite den Höhepunkt und das dritte den Niedergang. Da Hesiod von dem fünften Geschlechte sagt:

Häte doch ich nicht länger zu leben im fünften Geschlecht!
Wär ich eher gestorben nur, oder auch später geboren!

soll er damit die Aussicht auf eine neue und bessere Ordnung der Dinge andeuten. - Zufolge Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 68 und S. 109 Anm. und S. 130, ist das eherne und vielleicht auch das goldene Geschlecht nach der ursprünglichen Auffassung eine blosse Gewitterschöpfung und Vorstellung.

Nach parsischer Lebre, wie dieselbe im Bundehesch I. und XXXIV. dargestellt ist, beschloss die ewige Zeit beim Beginn der Zeugung der Wesen einen Zeitcyklus von 12 Jahrtausenden zum Um- und Ablauf aller Zeit und Jahre, zum Endschluss der Dinge dieser Welt. Die ersten drei Jahrtausende waren allein Licht, ohne Verdunkelung durch Ahriman; in den zweiten regierte Ormuzd noch allein und Ahriman vermochte nicht durch seine Söhne die himmlische Welt zu zerrütten, doch erfolgte am Ende der selben schon das Verderben Kaiomorts, des Urkeims der Menschheit; in den folgenden 3000 Jahren ist Licht und Finsterniss im Zweikampf, und das letzte Viertheil der begrenzten Zeit ist Ahriman vom Ewigen gegeben; darin aber soll er sich mit dem Heer seiner Genossen aufreiben. Nach dem Zendavesta wird das Böse sich von selbst auf- [726] reiben.1) Es ist unverkennbar, dass die Parsen bei ihren vier gleichen Weltaltern von je 3000 Jahren einfach dem Jahreslaufe der Sonne und ihrer leuchtenden Kraft folgen, aber das Licht zugleich als das Symbol des Guten und die abnehmende Sonnen- und Lichtkraft, die zunehmende Finsterniss als das Symbol des Bösen nehmen. Mit der Wintersonnenwende beginnt daher das Reich des Ormuzd und er herrscht allein bis zur Sommersonnenwende; nach dieser beginnt das Reich des Ahriman und er herrscht im Kampfe mit Ormuzd bis zur Herbst-Tag- und Nachtgleiche, womit die Winterszeit und die ausschliesslielie Herrschaft des Ahriman anhebt. Der Mythus der Parsen, welche sich unter den arischen Völkern am wenigsten aus und von dem Ursitze entfernten, ist deshalb auch der ursprünglichste und natürlichste. - Mit Hinsicht darauf, dass der Kampf zwischen Ormuzd und Ahriman 12,000 Jahre oder ein grosses Weltjahr dauerte, sollen die zoroastrischen Schriften auf 12,000 Kuhhäuten nach dem Berichte eines arabischen Geschichtsschreibers geschrieben gewesen sein. Wie Lassen, III. S. 441 Anm., vermuthet, waren es vermuthlich 12,000 auf aus Kuhhäuten zubereitetem Pergament geschriebene Bände, deren jeder 10,000 Verse oder eher Zeilen enthielt.

Bei den Indern, welche den ursprünglichen Mythus von den vier Weltaltern mit den Baktrern und mit den Griechen gemein hatten, weil sie aus dem gleichen Ursitze ausgezogen sind, hat der Mythus durch die speculirenden Brahmanen eine ganz veränderte und speculative Gestaltung erhalten und in dieser Gestalt ist der Mythus bei den Indern jünger als bei den Griechen, selbst jünger als Hesiod. Dieses Letztere darf man zufolge der Ausführungen von Roth, a. a. O., S. 21 - 33, zugeben, jedoch nicht mehr, also namentlich nicht etwa, dass den Mythus die Brahmanen, so weit er noch ihrem philosophisch-historischen Satze zu Grunde liegt, nicht als einen alten vorgefunden, sondern neu erdacht oder anders- [727] woher angenommen haben. Die vier Lebensabschnitte und die sonst bei den Indern so häufige Vierzahl, wie dieselbe schon oben dargelegt wurde, beweist die Ursprünglichkeit auch der vier Abschnitte oder Zeiten des Natur- und des Weltjahres bei ihnen. Das Wort juga, mit welchem die vier ungleichen Zeitabschnitte bezeichnet werden und das auch wirklich einen Zeitraum, ein Zeitalter gleich dem lateinischen aetas bezeichnet, ist nach Roth kein anderes als das griech. [...] und das lat. jugum, eigentlich das Joch von der Wurzel jug’, jungo u. s. w.; in der vedischen Literatur werde das Jugasystem noch nicht gefunden; die vier juga: Krita,1) Trêtâ, Dvâpara und Kali tragen ihren Namen von dem mit 4, 3, 2 und 1 Augen bezeichneten Würfel und treten in ihrer vollen Ausdehnung auf im Manugesetzbuch, im Mahâbhârata und Ramâjana und in der ganzen späteren wissenschaftlichen und Purâna-Literatur, sie gehören somit der ausgebildeten brahmanischen Kosmologie an das von dem Würfel entlehnte Zahlenverhältniss (wobei es aber doch höchst unwahrscheinlich ist, dass der sechsseitige Würfel nicht auch wie in Aegypten sechs Zahlen getragen habe) von 4, 3, 2 und 1 soll nur das Verhältniss bezeichnen, in welchem in jedem der vier Zeitalter das Recht oder das Gute herrscht und anerkannt wird, denn im ersten Weltalter herrscht das volle oder 4/4-Recht, im zweiten nur 3/4, im dritten 2/4 und im vierten 1/4 (aber nach dem gleichen Verhältniss bestimmt sich auch die Länge der Lebensalter der jedesmaligen Menschen, selbst die Grösse der Tugenden und der Weltzeiträume). Gegen Weber, indische Studien, I. S. 283, weleher in Uebereinstimmung mit M. Müller (und Lassen) die vier Juga von den vier Mondsphasen ableiten will, indem sie bedeuten: erstes Viertel, zweites, drittes und Absterben, - macht S. 28 Roth die unglaubliche Bemerkung, dass seines Erachtens sich dem menschlichen (es handelt sich auch zugleich um das Auge des priesterlichen Astronomen) Auge nur zwei Mondsphasen, der Neumond und Vollmond, darbieten, deren reines Gegentheil also für Roth unsichtbar sind. Wenn dann Roth noch [728] einwirft: „Nimmt man dazu noch das widerstrebende Verhältniss, dass der Mondwechsel nicht herabsteigt, sondern auf- und ab- und aufsteigt, so wird man das unvollkommene Gleichniss gern aufgeben,“ misskennt er damit ganz das Wesen der Symbolik, welche das Symbol nur nach Aehnlichkeiten, nach gewissen Vergleichungsseiten, aber niemals nach absoluter Gleichheit wählt und wählen kann. Wir glauben zwar auch nicht, dass den vier Weltaltern der Mondslauf, der blosse Monat zu Grunde liege, sondern legen das Sonnenjahr und den Sonnenlauf zu Grunde; aber dennoch könnte das erste Mondsviertel als der goldene und unschuldige Anfang, als die Kindheit und der Frühling der Welt bildlich gefasst werden, wie doch jeder Mensch zugeben wird, dass seines Lebens goldene Zeit die schuldlose Zeit der Kindheit sei. Roth macht aller Poesie mit den Worten ein Ende, dass er eines (solchen) Gleichnisses gar nicht bedürfe, denn man brauche nur die Eins in zwei Hälften und sodann wieder jede Hälfte zu theilen, so erhalte man 4/4 : die Rechnung ist unbestreitbar, aber weshalb machte man 4 und nicht 8 oder 16 Theile? Auch war es nach der mythologischen Darstellungsweise der Inder keine grössere Absurdität, das Kali-Juga durch ein vierfüssiges Thier mit nur noch einem Beine symbolisch darzustellen, als es z. B. eine ist, wenn sie Brahma mit vier Häuptern, vier Armen u. s. w. darstellen, da ja diese Art der Symbolik selbst den geistvollen Griechen nicht fremd war. Es war ein den Indern vor nun Jahrtausenden erlaubtes Bild und Gleichniss, dass das Laster und die Thorheit so sehr gewachsen sei, um nicht mehr feststehen oder sich aufrecht erhalten zu können, um in seinem eigenen Uebermasse zu wanken und zusammenzubrechen; es gleiche einer Pyramide, welche anstatt auf ihrer Basis auf der Spitze ruhte. Auch darin hat Roth entschieden Unrecht, dass die Inder keine Mythe von den vier Weltaltern gleich den Griechen oder Hesiod haben; denn einmal sind die vier Weltalter doch gewiss eine Mythe und sodann ist eine noch grössere Mythe die Schilderung und Ausmalung der erdichteten Zustände der vier erdichteten Weltzeitalter. Man dürfte Roth nicht durch das Urtheil zu nahe treten, dass er ein ausgezeich- [729] neter Sanskritphilologe, aber kein guter Philosoph über die indische Mythologie sei; non omnes omnia possumus!

Bunsen, Aegyptens Stelle, V a S. 144 ff., betrachtet es als durch ihn festgestellt, dass die vier indischen Weltalter brahmanische Entstellung wirklicher oder geschichtlicher vier Zeitalter waren, die Kataklysmen aber nichts als Zwischenreiche, Auflösungsperioden, und dass das Viele oder Wenige, was von geschichtlichem Gehalte sich in den epischen Gedichten findet, im Grossen und Ganzen innerhalb der drei ersten Zeitalter sich bewegt und in diesen organisch fortschreitet. Die brahmanischen vier Weltalter sind aber gewiss nicht entfernt eine verfälschte Geschichte, sondern entweder eine ganz neue Mythe oder eine alte Mythe im neuen Gewande; was Bunsen den geschichtlichen Kern nennt, ist eine Mythe der Mythe. Gibt doch Bunsen, a. a. O., V a S. 243 ff., selbst zu, dass die hellenischen Ueberlieferungen von den Weltaltern wesentlich auf ganz idealem Grunde und Boden stehen; aber freilich hat Bunsen aus dem Ideale des Hesiod ein neues Ideal von drei vor- und zwei nachfluthigen Menschengeschlechtern herausgefunden, d. h. er unterlegt unbemerkt dem Gedichte die Geschichte.

Auch die Etrusker haben das grosse Weltjahr von 12,000 Jahren oder 12 Weltmonaten in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Baktrern oder Parsen, indem sie 6000 Jahre der Weltschöpfung und 6000 Jahre dem Bestande der Welt geben,1) d. h. in den zwei ersten Zeiten, in den sechs ersten Monaten (bei Moses Tagen) des Weltjahres wir die Welt und die Menschheit geschaffen, um in den beiden letzten Zeiten, in den letzten sechs Monaten des Jahres zu bestehen und vorgehen. Nach etruskischer Lehre bildete der Schöpfer im ersten Jahrtausend Himmel und Erde, im zweiten das sichtbare Firmament, im dritten das Meer und alle andern Gewässer, im vierten Sonne, Mond und Sterne, im fünften die Thiere und im sechsten die Menschen.2) Nach der parsischen Mythe erfolgte die Schöpfung in der Weise, dass in den ersten [730] drei Jahrtausenden Himmel, Wasser und Erde, - in den drei folgenden Pflanzen, Thiere und Menschen durch das blose Wort (-Honover) erschaffen wurden.1) Die volle Uebereinstimmung der parsischen, etruskischen und mosaischen Schöpfungsmythe wird Niemanden entgehen. Die vier Weltalter tragen bei den Parsen ihren Namen von Behram (nach Kruger, a. a. O., S. 419, Frühling), Mithra (Sommer), Serosch (Herbst) und Taschter (Winter, stets nach Kruger) und jedem der 12 Jahrtausende, der 12 Weltmonate ist in der Reihenfolge der Bilder des Thierkreises ein solches Bild vorgesetzt. An dem Feste der Schöpfung des Menschen, welches als der sechste und letzte Scliöpfungstag von den Parsen am Schlusse des Jahres in den fünf Zusatztagen gefeiert wurde, die den 12 Monaten von 30 Tagen hinzugefügt worden waren, sollte täglich 12,000 Mal das Gebet: „Reinheit und Herrlichkeit ist für den Gerechten, der rein ist“ und eben so oft das Gebet: „Das ist der Wille Ahuramasda’s“ gesprochen werden.2) Das Fest war eine Art Allerseelenfest.

Einen höchst merkwürdigen Anklang an die Schöpfungslehren der Arier, besonders aber der Baktrer und Germanen, finden wir im Kap. XX der Offenbarung Johannis. Im Eingange des Kapitels heisst es zunächst:

‘„Und ich habe einen Engel gesehen aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes, und in seiner Hand eine grosse Kette. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, welche der Teufel und Satan ist; und band ihn auf 1000 Jahre und warf ihn in den Abgrund, und verschloss und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Heiden verführete, bis die tausend Jahre vollendet wären. Und nach denselben muss er auf kurze Zeit losgelassen werden.“’

Wer könnte hier den parsischen Ahriman und den germanischen Wolf Fenrir, die im Innern der Erde tobenden und gefesselten vulkanischen Feuerkräfte, verkennen, welche [731] am Ende der Dinge sich losreissen und hervorbrechen werden, um den Untergang der Welt, den allgemeinen Weltbrand herbeizuführen. Johannes fährt fort:

‘„Und wann die 1000 Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnisse losgelassen werden. Und er wird ausgehen, die Heiden zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, nämlich den Gog und Magog, sie zum Streite zu versammeln, deren Zahl wie der Sand des Meeres ist. Und sie zogen hinauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Aber das Feuer fiel von Gott aus dem Himmel herab und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführt, ward in den Teich des Feuers und Schwefels geworfen, da das Thier und der falsche Prophet war; und sie werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit gepeinigt werden.“ ’

Die letztere Stelle ist eine reine Uebertragung der parsischen Lehre mit jüdischen und unchristlichen, wie unparsischen Modificationen, wohin besonders die Ewigkeit der Höllenstrafen gehört. - Auch hat das Zend-Avesta den alten Mythus, „als habe die schaffende Urkraft aus dem heiligen Stierblute 120,000 Pflanzengestalten hervorgerufen,“ was nach A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 120 unten, nicht weit hinter der Wirklichkeit zurückstehen dürfte.

Obwohl man gewöhnlich behauptet, dass das Rechnungssystem der Aegypter das Decimalsystem nach den zehn Fingern, nach welchen man ursprünglich nach Homer, Od. IV. 411, zählte, gewesen sei,1) scheint entweder ursprünglich allein oder neben dem Decimalsystem auch das astronomische Duodecimalsystem in Geltung sich befunden zu haben; jenes war wohl das volksmässige, dieses das wissenschaftliche Rechnungssystem. Dass 12 eine Einheit gebildet habe, ist durch viele Beispiele zu erweisen. Nach Herodot, II. 168, besass zu seiner Zeit ein jeder einzelne Krieger mit seiner Familie 12 Aruren, jede zu 10,000 [...] Ellen steuerfrei. Der gemeine oder kleine ägyptische Fuss hatte 12 Zoll und zerfiel wieder in drei Palmen oder Handbreiten von je vier [732] Zoll; der göttliche Fuss hatte 14 Zoll oder war eine halbe Palme grösser. Zwei kleine, oder zwei göttliche Fuss, also 24 oder 28 Zoll 4 x 6 oder 4 x 7 Zoll bildeten die kleine oder gemeine und die göttliche, königliche oder heilige, mystische Elle.1) Da nun die Elle altäg. amahe, kopt. mahe, ihren Namen von messen hat, scheint das ursprünglichste Mass die 24zöllige Elle oder der doppelte Fuss gewesen zu sein. Diese ägyptische Elle ist der 24zöllige maurerische Massstab, als der 12 Stunden des Tages und der Nacht; die Elle, der Massstab enthalten zwei Fuss oder 24 Zoll, weil sie die 12 Stunden des Tages und die 12 Stunden der Nacht in sich begreifen. Auch die ägyptischen Hohlmasse beruhen auf dem Duodecimalsysteme; denn

  • hebr. bath, ägypt. pat, griech. [...], etwa eine römische Amphora, ist = 18 Kannen;
  • hebr. hin, ägypt. hin, kopt. Imo, = griech. [...], [...] = 1/6 Bath oder 3 Kannen;
  • hebr. log, kopt. lok = 1/12 Hin, 1/72 Bath.2)

Da auch die ägyptische Waage, [...], gleich dem 24zölligen Massstabe oder der Elle, ihren Namen von messen hat, muss auch nach dem Duodecimalsysteme gewogen worden sein.

Die griechische Art, das Feldmass einzutheilen, unterscheidet sich dadurch von der römischen, dass jene auf dem Decimal-, diese auf dem Duodecimalsysteme beruht.3) Bei den Griechen mass man den Acker nach dem Plethrum, welches ein Quadrat von 10,000 Quadratfuss enthielt, so dass jede Seite 100 Fuss hatte. Das dem griechischen entsprechende Feldmass der Römer war der Actus, welcher [733] aber nach dem Duodeeimalsysteme 14,400 [...] enthielt, so dass jede Seite des Quadrats 120’ mass, Auch bei den königlichen Ländereien in Cyrenä, welche der letzte ptolemäische König Apion dem römischen Volke testamentarisch vermacht hatte, galt das Duodecimalsystem, indem dieselben in Medimnen, d. h. in Quadrate, jugera, von 28,800 ptolemäischen [...], die Quadratseite mit der Länge von 720’, eingetheilt waren.1) Ein kleineres römisches Feldmass war eine Pertica von 12’ im Gevierte.2) Später wurde auch bei den Griechen unter dem Einflusse der Römer die Duodecimaleintheilung des Feldmasses eingeführt, aber nicht nach römischen, sondern nach griechischen Fussen.3) Selbst noch in der dem Ezechiel nachgeahmten Vision Johannis 21, 17 leuchtet aus dem Masse der Mauern des neuen Jerusalems von 144 Ellen das Duodecimalsystem mit 12 X 12 hervor.4)

VI. Von den Babyloniern und Assyriern kann, da ihre Geschichtsquellen erst jetzt aus dem Schosse der Erde erhoben werden, nur Weniges oder Nichts berichtet werden. Nach Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 314, bestätigen die zu Niniveh aufgefundenen Inschriften, dass die Assyrier das 12 Göttersystem hatten, wie es unbedingt die Chaldäer in Babylon, die Urastronomen der Erde hatten. Das astronomische Zwölfsystem der Chaldäer findet sich nach ihnen bei den benachbarten und stammverwandten Baktern und Juden; die Juden waren stamm- und sprachverwandt mit dem semitschen babylonischen Volke, die Baktrer stammverwandt mit den chaldäischen oder ursprünglich arischen Priestern, Magiern zu Babylon. Die himmlischen Heerschaaren, das Sternenheer, welches den Babyloniern, Baktrern und Juden völlig gemeinsam ist und als deren Beherrscher und Führer Gott der Herr der Heerschaaren genannt wird, scheint eine förmliche militärische Eintheilung und Führung gehabt zu haben, wovon besonders auch bei den Parsen Spuren erhalten sind und die gewiss nicht allein von der Eintheilung des Himmels, sondern [734] auch der Erde, der Gemeinds- und Heerverfassung galt, wie bei den Aegyptern und Germanen. Bei der Schöpfung des Himmels im ersten Weltmonate des Weltfrühlings Behram theilte Ahuramazda oder Ormuzd sein Lichtheer oder das Heer der Sterne in 12 Heerhaufen mit je 18 Unterabtheilungen von 6400 grossen und 24,000 kleinern Sternen; über alle setzte er vier Heerführer, unter denen besonders Haftorang, nach Kruger das Siebengestirn, hervortritt.1) Die 12 Heerhaufen sind die 12 Theile des Thierkreises, mit den in jedem Theile befindlichen grossen und kleinen Sternen; die vier Heerführer sind die Vierfürsten, die Herrscher der vier Haupttheile der Sonnenbahn mit je drei Zwölftheilen des Heeres unter sich. Diese, himmlische Heereintheilung soll Ormuzd im Uranfange der Schöpfung gemacht haben, wodurch nicht blos das hohe Alter dieser Eintheilung angedeutet, sondern noch mehr als der Grundgedanke und die Grundaufgabe der Welt und der Menschheit der Kampf des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Böse ausgesprochen wird. Vom Uranfange ihrer Schöpfung an sollten die leuchtenden Sterne die dunkeln bekämpfen und die Menschen gleich den Sternen leuchten und ringen, damit sie der Nacht und dem Bösen nicht unterliegen. Das irdische Abbild des zwölfgetheilten himmlischen Heeres Gottes sind die 12 Theile, Heerhaufen oder Stämme der Juden als des Volkes Gottes, mit ihren 12 Stammfürsten und Heerführern, weshalb sie auch das heilige Land in 12 Theile unter sich vertheilen.2) Da noch das Heer Alexanders des Grossen in 12 Stämme oder Phalangen eingetheilt war, darf vermuthet werden, dass auch das alte Makedonien die Zwölfstämmeverfassung hatte, besonders da das alte makedonische Reich von einem Herakliden, einem Sohne des Herakles gegründet sein sollte.3) Die Galater in Kleinasien bestanden nach Strabo aus drei Stämmen, welche dieselbe Sprache redeten und sonst durchaus sich nicht unterschieden; jeder Stamm war in vier Theile, Tetrarchien getheilt; jede Tetrarchie hatte [735] ihren eigenen Tetrarchen, und diesem untergeordnet einen Richter, einen Heereswächter, Stratophylax, und zwei Hypostraphylakes; den 12 Tetrarchen war ein Rath von 300 Gliedern zugegeben; der Versammlungsort war der sogenannte Drynemetos, welches in dem griechisch-deutschen Wörterbuche von Jacobitz und Seiler, Leipzig 1850, einfach für einen Ort Galatiens erklärt wird.1) An den Vierfürsten oder Tetrarchen Herodes2) wird man sich leicht erinnern. Wenn in Lycien 23 Bundesstädte genannt werden, ist dieses wohl blos eine Verdoppelung der ursprünglichen Zwölfzahl solcher Städtebünde.3) Der Aegypter Cekrops sollte Attika nach dem Vorbilde der 12 ägyptischen Regionen in 12 Demen oder Distrikte getheilt haben,4) deren jeder seine besondere Regierung, seinen Rath u. s. w. hatte. Die gemeinsamen Zusammenkünfte ( [...]) solcher griechischen Staaten- und Städtevereine waren stets auch mit einer gemeinsamen Gottesverehrung, einem religiösen Gesammtfeste verbunden; Gott und die Opfer, die Freude und die Spiele, der Handel und die Märkte (die christlichen Messen), der rechtliche Frieden und der Krieg schürzten Ein gemeinsames Band um die Verbündeten, so namentlich auch bei dem Bunde der Amphiktyonen mit 12 Völkerschaften5) und bei dem Panionium oder der Gesammtversammlung der 12 ionischen Städte und Städtebewohner zu Mykale, - bei dem dorischen, äolischen6) und achäischen Bunde u. s. w. Der ursprünglich auch nur aus 12 Städten oder Staaten bestehende achäische Bund7) begriff nach seiner Erneuerung durch Aratus den ganzen Pelopenes in sich; auch hatten [736] die Achäer einerlei Mass, Gewicht und Münzen, ebenso einen Erzpriester mit gemeinschaftlichen Tempeln der Demeter und Athene, wie die 12 Stämme der Juden Einen Hohepriester und EinenTempel hatten. Der arkadische Bund hatte eine gemeinschaftliche Hestia und gemeinschaftliche Spiele zu Ehren des Zeus Lykäos.1) Zur Zeit des Thukydides hatte der böotische Bund 11 Böotarchen,2) was auch auf ein Zwölfsystem der obersten jährlichen Leiter und Führer des Bundes zu schliessen berechtiget.3) 22 Städte oder Flecken sollen den phocischen Bund gebildet haben.4)

Auch werden bei den Griechen Felsengräber für 12 Personen gefunden, z. B. das Heroon des Chamylos auf der Insel Kos, welches Ross entdeckt hat.5) Die FaÇade eines Felsengrabes zu Sindos auf der Insel Rhodos hat 12 dorische Säulen. Die Pyramide, welche das Grabmal des Königs Mausolus in Karien krönt, zählt 24 Stufen und trägt auf ihrem Gipfel die kolossale Gruppe eines mit vier Rossen bespannten Wagens6) mit der Bildsäule des Königs, welche von dem griechischen Bildhauer Pythis gearbeitet war. Umgekehrt singen in dem Brautliede der Helena des Theokrit in dem Königspalaste Menelaos des Blonden zu Sparta die 12 ersten Frauen der Stadt, die Krone lakonischer Weiber, im Chor an der neuverzierten Kammer, tragend im weichen Gelock hyazinthene Kränze, unter Tänzen das Brautlied. Im Hause des Odysseus sind an den 12 Handmühlen eben so viele kräftige Sklavinnen angestellt, welche den ganzen Tag über Gerste und Waizen für die zahlreichen Gäste zu mahlen hatten. Bei Homer werden bald 12, bald 99 Stiere geopfert,7) wobei die auch bei den Germanen erscheinende Zahl 99 schwer zu erklären ist; entweder ist dieselbe die der Neunzahl zu Ge- [737] fallen um eines verminderte Hundert oder spätere Hekatombe oder es ist die 9, 3 x 3 zehn Mal genommen, an welches Letztere sich anschliessen würde, dass bei dem Opfer nach Homer II. 1. 458 ff. die Jünglinge den Fünfzack halten. Von diesen Opfern bemerkt übrigens der Prophet Micha VI, 7 ff.:

Hat wohl der Ewige Gefallen an viel tausend Widdern,
all Zehntausenden von Strömen Oels?
„Soll ich hingeben ineinen Erstgebornen für meine Uebertretung,
meines Leibes Frucht für die Sünde meiner Seele?“ Man hat dir verkündiget, o Mensch, was gut ist,
und was der Ewige von dir fordert:
Nichts weiter als Recht thun und Liebe üben
und demüthig wandeln vor deinem Gott

Bei den Indern werden öfters die 99 Wolkenburgen des Çambara genannt, welche Indra zerstört, z. B. Rig-Veda IV, 26, 3, - IV, 30, 20, - VI, 31,4, - VII, 19, 5.1) Im Rieneker Weisthume werden 99 Jahre bestimmt, welche Grimm, Rechtsalterthümer, S. 942, für 100 - 1 erklärt. Die im deutschen Rechte zuweilen erscheinende Zahl 63 ist = 7 x 9 oder 3 x 21 ;2) die Gudrun erwähnt 63 Jungfrauen und 63 Degen. Ebenso kann die Zahl 72 aus 8 Mal 9 entstanden sein. Die 900häuptige Grossmutter des Teufels, ein verstärktes Bild des dreimonatlichen Winters (der drei bösen Gesellen) in der deutschen Mythologie,3) ist schon früher berührt worden. - Nachdem zu Sparta die Chthonien, das der Demeter gefeierte Trauerfest, elf Tage gedauert hatten, wurden sie am zwölften Tage aufgehoben und wurde der Demeter geopfert.4) - Eleusis wird die Zwölfstadt genannt.5) - Aristoteles stellte im Peplos die Eleusinien voran in einer Reihe von 12 Agonen in Hellas, als einen Agon wegen der Furcht der Demeter.6) - In [738] Kolone führte das Orakel zu Delphi einen Wettlauf ein von 12 Jungfrauen, Dionysaden genannt.1) Die rothe Farbe der Dionysosbilder2) muss gleichfalls auf die aufgebende Jahressonne gedeutet werden, obwohl Welker, II. S. 630 Anm. 168, abweichender Ansicht ist und die rothe Farbe der Kleidung des Dionysos, welche auch auf Pluton übergeht, auf den Tod beziehen will. Die Auslegung Welker’s ist zwar nicht schlechthin verwerflich, aber in dem Kreise der Symbolik des Sonnengottes, des feuergezeugten Gottes Dionysos fremdartig und unnatürlich, während die rothe Farbe als das Symbol der auf- oder wenigstens der untergehenden Sonne sich gleichsam von selbst darbietet. Uebrigens ist auch der Tod ein Sonnenuntergang, aber freilich im Sinne des eleusinischen oder chthonischen Dionysos-Zagreus, des Jakchos mehr ein Sonnenaufgang, der Anfang des neuen hehren Lebens ( [...] [...]). - Die Anthesterien, die ältern Dionysien, begannen mit dem 12. Anthesterion3) und das Skirophorienfest am 12. Tage des nach ihm benannten Monats.4) Der dem Jahreslaufe des Mondes und später der Sonne entlehnten Zwölfzahl in dem Dionysoskulte steht die Fünfzigzahl gleich, indem diese auf die fünfzig Wochen sich bezieht, welche dem Mondsjahre gegeben wurden; darnach bestanden zu Athen an den grossen Dinoysien die dithyrambischen Chöre aus 50 Tänzern.5) - Die tragischen Chöre pflegten später allgemein aus 50 Personen zu bestehen und dieser Chöre waren für drei zusammengehörige Tragödien (Trilogie) sammt dem darauf folgenden Satyrdrama wenigstens drei; die komischen Chöre bestanden aus je 24 Personen, und es wurden gewöhnlich fünf solcher Chöre, aber auch sieben bestellt.6) - Nestor hat 11 Brüder, welche im Kampfe mit dem thebischen Herakles fallen.7) - Die unter den illyrischen Völkern genannten Siculotae [739] waren ein Völkchen von 24 Dekurien und neben ihnen die Vaedaei von nur 20 Dekurien.1) - Im J. 573 nach Erbauung der Stadt Rom soll man daselbst nach Plutarch einen Sarg mit 12 von Numa geschriebenen Büchern aufgefunden haben.2) - Die Griechen feierten am 12. des ersten attischen Monats Hekatombäon (im Juli) dem Kronos zu Ehren die Kronia, von welchem Feste der Monat Hekatombäon früher [...] hiess.3) In der Mitte des Vorhofes der von Kaiser Justinian erbauten und noch heute erhaltenen Sophienkirche zu Constantinopel stand ein Wasserbecken von Jaspis, und zum Waschen für die Priester waren im Innern 12 Muscheln, die das Regenwasser auffingen, und 12 Löwen, 12 Panther und 12 Dammhirsche, die dasselbe wieder ausspieen.4) Die blendendweissen Ziegel zu dem Kuppelgewölbe, in Rhodus gefertigt, waren so leicht, dass erst 12 einem gewöhnlichen Ziegel an Gewicht gleichkamen; es wurden immer 12 gelegt und nach jeder Lage Reliquien eingemauert, während die Priester Gebete für die lange Dauer des Gebäudes sangen. Vier Pfeiler in der Mitte des Gebäudes tragen die Kuppel. Das Gebäude selbst nimmt einen 288 Fuss breiten und 250 Fuss langen, viereckigen Raum ein, welcher der Länge nach in drei Schiffe geschieden wird. Der Name [...] oder [...] bedeutet ein Opfer von 12, wie [...] oder [...] eins von drei Thieren.5) Nach Apulejus gehörte es in Griechenland zu den Einweihungsgebräuchen der dort später weit verbreiteten Isismysterien, dass dem Eingeweihten 12 Stolen angelegt wurden;6) zugleich trug er in der rechten Hand eine brennende Fackel und auf dem Haupte eine Krone von Palmen, deren Blätter gleich Strahlen vorstanden; der Einweihung folgte gleichsam zur Geburtstagfeier ein festliches Mahl. Am 15. Elophebolion [740] (Anf. April) brachten in Attika die Landleute dem Kronos runde Opferkuchen mit 12 Hervorragungen als eine Hinweisung auf die 12 Monate des Jahres dar.1) Bei Homer hat der Windgott Aeolos auch 12 Söhne und 12 Töchter, welche er miteinander vermählt. Auf dem Pallassturze oder dem Trümmerüberreste der Marmorstatue der Athene im Antikenkabinette zu Dresden trägt die Tunica, der Peplos, das Prachtgewand einen von der Brust herabgehenden 2 Zoll breiten, hochaufgebauschten Streifen in 11 noch sichtbaren Feldern, von denen unten das zwölfte Feld wahrscheinlich abgebrochen ist, auf welchen 12 Feldern die 12 olympischen Götter im Kampfe mit den Giganten dargestellt waren, wie dieser Gigantenkampf auch auf dem am grossen Panathenäenfeste durch die athenischen Jungfrauen der Athene dargebrachten Peplos nach Euripides gestickt zu sein pflegte.2) Bötticher (III. S. 260 Anm.**) leitet den Faltenbausch des Peplos der athenischen Athene von dem ägyptischen Statuenkostüme der Isis her, wie er denn überhaupt nur diese in jener erblickt.3) Beim Miserere in der heiligen Woche zu Rom brennen sechs Lichter am Hochaltare und sechs über dem Gegitter, die allmälig ausgelöscht worden; ferner 15 Lichter als Symbole der 15 abzusingenden Psalmen, die gelöscht werden je mit einem abgesungenen Psalmen.4)

VII. Der alte semitische Sonnengott und Sonnenheld Mellkart-Herakles, die niemals ersterbende und stets siegreiche Licht- und Naturkraft, ist bei den Juden in die Sage von Simson umgestaltet und darin erhalten worden.5)[741] Die Simsonsage ist bei den Hebräern offenbar nur der Ueberrest und die Gestalt des den Semiten mit den Indogermanen gemeinsamen uralten Licht- und Sonnengottes, zwölfmonatlichen Jahresgottes, welcher bei den Tyriern Melkart, bei den Assyriern und Lydern Sandan oder Sandon, bei den Hebräern Simson, bei den Griechen Herakles u. s. w. genannt wurde. Da der Ursemitismus, die Urmythen bei den Hebräern während ihres Aufenthaltes in Aegypten sehr erbleicht und vergessen sein mochten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auf die Simsonsage die Phönicier und besonders die Tyrier mit ihrer verwandten Sage gestaltend einwirkten, gewiss aber war dieses nicht bei den philistäischen Volksstämmen der Fall, mit denen die Hebräer und ihr Held Simson vielmehr einen unaufhörlichen Kampf um Leben und Tod rangen.1) Simson, d. i. der Starke, nach Steinthal, S. 143, und Andern2) aber der Sonnengott, die Sonne, war der Sage nach gleich dem ihm verwandten Hiram aus dem Stamme Dan, aus dem Löwenstamme, von welchem Moses V. 33, 22 sprach: „Dan ist ein junger Löwe, er wird von Basan aufspringen.“ Simson ist also gleich Herakles der löwenstarke und löwenmuthige, der löwenüberwindende Gott und Held, welcher 12 Thaten vollbringt, d. h. die 12 Jahresmonate gleich Melkart, Herakles und Hiram durchkämpft.3) Die Zwölfzahl der Thaten des Simson, wie des Herakles, welche Ewald und Roskoff annehmen, betrachtet zwar Steinthal für keine so ursprüngliche und unablösliche: aber dennoch ist sie bei dem Zodiakal- und Jahresgotte Simson eine durchaus wesentliche und nothwendige, weshalb auch Simson unter die 12 Richter oder Helden Israels eingereiht wird. Die 12 Stämme und 12 Richter Israels, die 12 Söhne Jakobs und 12 Gesellen Hirams, wie die 12 Thaten Simsons stehen in den innigsten Beziehungen zu einander oder sind nur verschiedne Ausdrucksformen eines und desselben symbolischen Grundgedankens. Die Delila, d. i. Schwächende, - nach Gesenius infirma, desiderio confecta, [742] - also nach Steinthal die Schmachtende, - nach Bertheau die Zarte, ist durchaus nur die Erde, die Hera, welche der Sonnengott Simson-Zeus liebend und zeugend umfasst, bis der winterliche Schlaf und Tod naht, so dass die Delila auch die Tödtende, die Todbringende, der Tod und der Winter selbst, die lydische Omphale und die weinende Mutter des erschlagenen Hiram ist. Die erste und höchste That des Simson ist, dass er gleich Herakles den Löwen mit den Armen erwürget und tödtet, welcher nur die Sonne im Sternbilde des Löwen, der Sonnenlöwe, mithin eigentlich Simson selbst ist, der als die Gluthhitze von der wieder milder werdenden Sonne, welche Pythagoras [...] und Macrobius (I. 20) die virtus Dei regentis nennt, überwunden wird. Von Simson, Herakles und Hiram gilt das Gebet zu dem tyrischen Baal oder Melkart:

‘„Herakles, mit dem Sternengewande bekleidet, Feuerbeherrscher, Weltgebietender, Helios, des sterblichen Lebens weitschallender Hirte, der du in kreisender Bahn deinen Lauf vollendest, und den Sohn der Zeit, das zwölfmonatliche Jahr, hinrollend, Kreis fortwälzest auf Kreis.1)

Der Sohn der Zeit, das zwölfmonatliche Jahr, ist der Sonnengott, die Sonne selbst, welche im ewigen Kreislauf zwischen Leben und Tod unsterblich ihre Bahn am Himmel vollendet, - Kreis auf Kreis und Jahr auf Jahr abrollt, - in der Sommersonnenwende als Johannes stirbt, um in der Wintersonnenwende als der stärkere Christus zu erstehen; - es ist der ägyptische Dsom, Som, Sem, Dsom ennuti, virtus Deorum, Sol invictus, - der griechische Herakles [...], - der phönicische Baal oder Himmelsherr, - der Melkart von Tyrus, in dessen Tempel zwei Säulen, die eine von Gold, die andere von Smaragd als die Symbole der Sonne und des Mondes standen, um abwechselnd bei Tage und bei Nacht zu leuchten, - das unverlierbare, das alte und das neue Meisterwort, die un- [743] sterbliche Kraft und das ewige Licht. Sehr scharfsinnig hat Steinthal S. 130 ff. das selbst in der Bibel nicht gelösete Räthsel Simsons : „Vom Esser kommt Essen und vom Starken Süsses“ dahin gelöset, dass Simson, indem er den Sonnenlöwen tödtet, die versengende Gluthhitze abwendet, der milde Aristäos sei, welcher die Insel Kos von dem Löwen rettet, 1) - der Beschützer der Bienenzucht und des Honigbaues, welcher, wenn die Sonne im Löwen steht, am ergiebigsten sei; so komme süsse Speise von dem starken Fresser.

Ein sehr bedeutsamer und rein mythischer Bezug in der Simsonsage ist es sodann, dass Simson vier Mal bei dem Philistern gebunden wird und dass er stets wieder stark und siegreich die Bande zerreisst. Das Gebundenwerden der Natur- und Sonnengötter ist das Symbol ihres Gebundenseins, ihres Todes in dem winterlichen Grabe der Erde, bis der nahende Frühling durch seine Wärme die Eisdecke zersprengt und die Fesseln löset. Da der alte Natur- und Sonnengott aber zu einem javistischen starken Helden geworden ist, der als ein Gottgeweihter oder Nasir (nazir) die Feinde Judas bekriegt und besiegt, wird nun der unterliegende Gottesheld gebunden. Einmal wird Simson mit sieben ganz frischen Stricken gebunden, jedoch er zerreisst dieselben, wie Werg zerstiebt, wenn es vom Feuer (von dem Blitzes- und Sonnenfeuer) ergriffen wird. Diese sieben Stricke fallen mit den sieben Haarlocken Simsons, die seine Stärke ausmachen, zusammen und stellen sich als die sieben Lebens- und Sommermonate im Gegensatze zu den fünf Todes- und Wintermonaten dar; hat Simson sieben Monate als das blühende Grün der Erde, als die zeugende Sommerwärme gelebt, dann sinkt seine Kraft und sein Leben im beginnenden Winter dahin, die sieben Blüthen und Lebensmonate überliefern ihn dem erstarrenden und fesselnden Winter, sind nunmehr selbst seine sieben Bande. Die sieben Lebensmonate, die sieben Bande sind auch die sieben Haarlocken und die Augen, das strahlende Licht und die schaffende Wärme des Sonnengottes; schneidet die winterliche Delila [744] ihm die Locken ab und stechen die kalten Philister ihm die Augen aus, ist der Sonnenheld besiegt und kraftlos; aber der Frühling, die Stärke kehrt wieder, - die Blumen und die Haare wachsen wieder. Da die Juden zur Zeit der Entstehung der Simsonsage die Bedeutung des alten Natursymbols der langen goldenen Haare als der Sonnenstrahlen nicht mehr verstanden, sagten sie, Simson habe als ein Nasir oder Gottgeweihter sich das Haar wachsen lassen, obwohl die Stärke des Simson an den Besitz und das Wachsen seiner Haare geknüpft blieb.1) Dass abgeschnittene Haare nach der Ansicht so vieler Völker, namentlich der Germanen, als Zeichen der Ergebung, der Strafe, des Schmerzes und der Knechtschaft gelten, schliesst sich genau an jene mythologische Ansicht an. Der gallische Herakles wird gleichfalls nach den davon nach Deutschland gekommenen kleinen Bronceidolen mit langem starkem Haare dargestellt.2) In der megarischen Sage von der Skylla wird ebenfalls die Eroberung der Stadt an das purpurne oder goldene Haar ihres Vaters Nisos geknüpft, das sie dem Minos zu Liebe ihm auszieht.3) Durch das Ausheben der Stadtthore von Gaza in der Nacht stellt sich Simson als den Eröffner der dunkelen Pforten der Nacht und den Bringer des Lichtes dar, wie auch der römische Janus am Morgen des Tages, des Monats und des Jahres die Thore des Lichtes öffnet und am Abend wieder schliesset, so dass er als der Gott der Lichtthore, des Lichtes erscheint. Zu Mykalesus am Meeresgestade war ein Tempel der Demeter, welchen nach der Sage Herakles, einer der idäischen Daktylen, alle Nacht schliesst und wieder öffnet.4) Steinthal, S. 139, hält es für wahrscheinlich, dass wir es hier mit einem entstellten Mythos zu thun haben, der mit dem Hinabsteigen des Herakles in die Unterwelt5) verwandt gewesen und ursprünglich dahin gelautet habe, [745] Simgon habe die Thore des wohlverriegelten ( [...]) Hades ausgebrochen. Die erstere Deutung möchte aber vorzuziehen sein als der allgemeinen Natur des Lichtgottes Simson entsprechender; die Thore von Gaza in der Hand des Simson sind die erhobene Fackel oder Fackeln des Lichts, der Morgenstern, die Morgenröthe und die Frühlingssonne.

Die 30 erschlagenen Philister (Monatstage), deren ausgezogene Gewänder Simson den 30 Gesellen der Philister übergibt, sind nur ein anderes Bild des von ihm überwundenen Sonnenlöwen, des Gluthmonats; die 30 Philister, 30 Gewänder und 30 Gesellen sind durchaus gleichbedeutend und die 30 Gewänder werden zurückgegeben, um im ewigen Kreislaufe des Jahreswechsels im nächsten Jahre wieder angelegt und wieder ausgezogen zu werden, Auch der nemeische Löwe, welchen schon die Alten auf den Thierkreis bezogen, wurde während, 30 Tagen gejagt und erlegt.1) Die 30 Gluthtage sind zugleich die 300 Füchse, der Sonnenbrand (robigo), wodurch Simson die Felder der Philister verbrennt.2) Der rothe Fuchs mit dem rothen oder feurigen Schwanze steht gleich dem rothen Löwen mit der rothen Mähne. Wenn die Gluthhitze überwunden ist und die Philister erschlagen sind, verleihen die Wolken, die Kinnbahöhe, welche vom Blitze (Kinnbacken3)) gespalten werden, dem dürstenden Simson und der dürstenden Erde Regen, eine Quelle. Die Kluft des Felsen Aetam in Juda, in welche sich Simson vor den Philistern verbirgt und rettet und die anklingt an den Berg Oeta in Thessalien, auf dem sich Herakles selbst verbrennt, ist das Wintergrab, in welchem der Sonnengott ruht und schläft und in das auch der von den drei ungetreuen Gesellen oder den drei Wintermonaten erschlagene Hiram versenkt wird. Durch die letzten 30 Tage des Jahres, d. h. durch die 3000 furchtsamen und feigen Judäer, seine eigenen Leute, wird Simson den Philistern, dem Winter ausgeliefert, aber sie versprechen ihm, ihn nicht zu tödten; er wird im neuen Jahre durch [746] das neue Leben wieder frei. Drei Tage lang errathen die Philister vergeblich das ihnen von Simson aufgegebene Räthsel, dass aus dem Tode Leben, aus dem Speiser Speise und aus dem Sauren Süsses ausgegangen sei; sie mussen des Räthsels Lösung mittelbar von ihm selbst erfahren oder nur der schlafende Gott selbst kann das Räthsel, die Fessel und die Grabesdecke lösen, das Meisterwort geht nicht verloren und die Sonne ist unbesieglich (invictus). Die 3000 Judäer, welche den Simson ausliefern, sind auch dem Judas gleich, welcher um 30 Silberlinge den Herrn verräth, und den 11 Söhnen Jakobs, die den zwölften nach Aegypten verkaufen. Indem Simson im Dagontempel die zwei Säulen beim Freudenfeste einreisst und die Philister begräbt, setzt er nur den Tod und das Leben in Bewegung und lässt der Freude die Trauer, dem Leben den Tod folgen, damit aus dem Tode wieder neues Leben hervorgehe. Der Tod ist Rache für das geraubte Augen- und Sonnenlicht oder vielmehr der Tod ist nur das geraubte Licht, die Finsterniss, und Licht und Finsterniss senden die Himmlischen, weshalb der blinde Simson nach E. Meier auch zu dem Ewigen betet:

„O merke mich doch
Und stärke mich doch
Nur diesmal noch
O du mein Gott!
Damit ich nehme
Auf einmal Rache
Für meine zwei Augen
An den Philistern.“

Es liegt nahe mit den zwei von Simson umgestürzten tödtlichen Säulen seine zwei ausgerissenen Augen zu vergleichen, denn nur, weil das Licht, Sonne und Mond, nicht mehr leuchten und wärmen, tritt Erstarrung und Tod ein. Steinthal, S. 141, erinnert auch an die beiden Säulen des phönikischen Herakles im äussersten Westen, welche seiner Wanderung und seinem Leben ein Ziel setzen.

Indem es genügt, die mythischen Grundzüge der Simsonsage, welche mit der Hiramssage die innigste Verwandtschaft hat, dargelegt zu haben, mag nur noch angeführt werden, dass Bunsen, Bibelwerk I. S. CCLI., den [747] geschichtlichen Volkshelden Simson um die Zeit von 1099 vor Chr. setzt, sonach erst nach dieser Zeit die Simsonssage entstanden sein könnte; wahrscheinlicher aber hat es gar niemals einen wirklichen Simson gegeben1) und er ist nur in die Richterzeit verlegt worden, weil er in keine andere verlegt werden konnte. Richter 15, 20 wird ihm übrigens ein 20jähriges Richteramt zugeschrieben. Um die Entstehungszeit der Simsonsage müssen zugleich die Juden wenigstens im Allgemeinen mit dem chaldäischen Thierkreise bekannt gewesen sein, da Simson als ein Zodiakalgott erscheint.

Andere Beispiele der Zwölfzahl bei den Juden sind noch: Nach Moses I. 37, 9 träumte dem Joseph, dass Sonne und Mond und 11 Sterne vor ihm sich verneigten. Zufolge Moses IV, 17, 2 ff. legte Moses 12 Stäbe, bezeichnet mit den Namen der 12 Hauptleute der Stämme, vor dem Herrn in der Hütte des Zeugnisses, indem der Stab Desjenigen blühen sollte, den Gott zum Priesteramte erwählen würde; am Morgen aber, als Moses in die Hütte, des Zeugnisses ging, siehe, da blühte der Stab Aarons, des Hauses Levi, und er hatte ausgeschlagen, und die Blume war aufgegangen und er trug Mandel. - Evangelium Matthäi 26, 53 sagt Jesus: „Oder meinst du, dass ich nicht könnte meinen Vater bitten, dass er mir mehr denn 12 Legionen Engel zuschickte.“ - Bei der wunderbaren Speisung des Volkes durch Jesus mit fünf Broden und zwei Fischen bleiben noch 12 Körbe mit Brocken oder Brodstücken übrig.2) Im Evangelium Matthäi 19, 28 sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Wahrlich, ich sage euch, dass ihr, die ihr mir seid nachgefolget, in der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Stuhle seiner Herrlichkeit, auch werdet sitzen auf 12 Stühlen und richten die 12 Geschlechter Israels.“ - In der Vision des Johannes 21, 16 ist die heilige Stadt ein Cubus im Masse von 12,000 Mannsläufen. Nach Moses II. 15, 27 finden die Kinder Israels in Elim in Arabien auf dem Zuge aus Aegypten 12 Wasserbrunnen und 70 Palm- [748] bäume. Dem Buche der Richter 19, 29 zufolge zerschneidet ein Levit sein Kebsweib in 12 Stücke und versendet an jeden der 12 Stämme Israel ein Stück, um sie zum Rachekampfe aufzubieten. Im I. Buche der Könige 4, 7 wird erzählt, dass Salomo über ganz Israel 12 Amtleute gesetzt hatte, welche den König und sein Haus versorgeten; ein jeder Amtmann hatte es einen Monat lang zu versorgen. - Man zählt auch 12 kleine Propheten. König David theilte die Priesterschaft in 24 Klassen und vermuthlich sind die 24 Vorsteher dieser 24 Klassen mit dem Hohepriester als pater patrum die 25 Männer, welche Ezechiel 8, 16 im Geiste im innern Vorhofe stehen sieht. Bei der grossen Marienkirche zu Bethlehem, einer kreuzförmigen Basilika, wird der Oberbau von 24, in vier Reihen aufgestellten Marmorsäulen getragen.1) - Das kolossale, von 12 ehernen Stieren getragene Meer des salomonischen Tempels erinnert jedenfalls an die ähnlichen Weihekessel aus Erz z. B. in dem Tempel des Zeus, Orios am Eingange des Pontus Euxinus zum thracischen Bosporus, welchen Pausanius des Kleombrotus Sohn weihte, der 600 Amphoren gehalten und sechs Finger dicke Erzwände gehabt haben soll,2) - an den Kessel der Kimbern, den sie als ihr grösstes Heiligthum an den Kaiser Augustus ausliefern mussten und womit wohl der eherne Stier zusammenhängt, bei dem die Kimbern zu des Marius Zeit ihren heiligsten Schwur thaten und der nach ihrer Niederlage nach Rom gebracht wurde, - an das dodonäische Kesselorakel, - an das magische Hexenkesselwesen nordischer Völker, - an den alten Weihekessel in Mittelasien oder in Turkestan,3) - an den kolossalen ehernen Krater oder Weibkessel auf dem buddhistischen Ararat (Chaisa-ghar) der Solimangebirge, an welchem nach der Sinffuth die Arche (Argha) landete;4) in diesem noch heute vorhandenen Kessel der Buddhisten sollen zu gleicher Zeit 100 Körbe Nahrung zubereitet werden können. [749] Vielleicht sollte das eherne Meer des salomonischen Tempels mit seinen 12 Stieren auf Jehovah als den Spender alles befruchtenden und zugleich auch reinigenden Jahresregens (Jupiter pluvius) deuten, wie die 12 Schaubrode ihn als Verleiher des Brodes und der Früchte bezeichneten. Entfernt gehört hierher, dass zu Athen im Tempel der Athene der hausbeschützenden Schlange ( [...] [...]) monatlich ein Opfer von Honigkuchen dargebracht wurde.1)

VIII. Bei den Serben oder Slaven wurde das Jahr in 12 nach den Naturerscheinungen benannte Monate eingetheilt;2) ebenso bei den alten Lithauern und Preussen. Bei den Letten, Lieven und Ehsten, welche auch eine heidnische Taufe hatten, indem sie die Kinder nach der Geburt mit Wasser besprengten und ihnen den Namen gaben, fiel das Neujahr auf den kürzesten Tag, welcher bei ihnen Joula und daher der ganze Monat Dezember Jouloku hiess, offenbar vom skandinavischen Joulafest.3) Wochentagsnamen waren und sind ihnen unbekannt; sie zählen blos die Tage. In Finnland trug Jumala, der Gott der Biarmier, eine mit 12 Edelsteinen besetzte Krone; sein Ring war 360 Mark werth, seine Schale und das Gold darin so hoch und weit, dass vier Mann sich davon satt trinken konnten. Auch sein Gewand war kostbar und mehr als drei der reichsten Schiffsladungen werth.4) Die finnischen Zauberrunen oder Zauberlieder sind alle dreigegliedert.5) Die Zauberkunst vererbt sich in Finnland von Geschlecht zu Geschlecht und der Zauberlehrling wird vor der Annahme an einem Wasserfälle umgetauft, um die christliche Taufe abzuwaschen. Sein Sitz ist in diesem Falle ein grosser, mitten unter dem Wassersturze stehender Stein. Es ist vorgekommen, dass die Finnmarken den Schiffern den Wind in einem Seile mit drei Knoten verkauft haben. [750] Knüpfte man den ersten auf, so war der Wind günstig und mässig; die Lösung des zweiten machte den Wind stärker, liess ihn aber günstig; die Lösung des dritten Knoten jedoch hatte augenblicklich Sturm und Ungewitter zur Folge.1) Bei den Magyaren soll es sich ähnlich verhalten, weshalb Eckermann dieselben den Finnen stammverwandt glaubt. Besonders ist den Magyaren auch die Dreizahl heilig, wie sie z. B. ihr Haar dreifach gelockt herabhängen liessen und drei Klassen von Priestern hatten, magos, pythonissas2) und haruspices. Finnen und Magyaren haben auch den gemeinsamen Glauben, dass die Seelen und die Geister in der Gestalt von Vögeln dahinfliegen; der Seelenweg ist ihnen der Vogelweg, finnisch Linnua rata und litthauisch Paukszcziw Kieles.3) Merkwürdig ist es, dass in der finnischen Stammsage, in dem Liede von der Meerfrau etwas den fünf Hesiodischen Geschlechtern sehr Aehnliches erscheint, nämlich ein Goldmann (mit goldenem Mund, goldenem Harnisch auf den Schultern, goldenen Handschuhen auf den Händen, goldenen Ringen unter den Handschuhen und goldenen Sporen an den Fersen), - darauf ein Silbermann, ein Kupfermann, ein Eisenmann und endlich ein Brodmann, mit Mund von Brod und Schläfen von Brod, Handschuhen, Harnisch, Ringen und Sporen von Brod. Unter den fünf freienden Männern wählt Annika nach Schicksal und Weissagung nur den Brodmann zum Manne, denn dazu hat sie die Altfrau gewieget und die Grossmutter eingelullt.4) - Der Magyarenherzog und König Arpod schickte nach der Sage an den König von Mähren einen Boten mit 12 weissen Rossen, eben so vielen Kameelen und Kumanischen Knaben (also, [751] 3 Mal 12 Geschenke), seiner Gemahlin dagegen eine gleiche Anzahl russischer Mädchen, Hermelinpelze, Zobel, goldgestickte Mäntel, wofür der Mährenkönig Swiatopolk zum Zeichen seiner Unterwerfung dem Boten zwei Gefässe mit Donauwasser und einen Sack mit Garn (sonst gewöhnlich Erde oder Erde und Gras) mitgeben sollte.1) - Den bei allen finnischen Stämmen sich findenden Namen Jumala für Gott oder die Gottheit überhaupt betrachtet Eckermann als wahrscheinlich mit [...] verwandt und dieser Gott zerfällt bei den alten Lappländern in die Dreiheit der Lichtgottheiten Storjunkare (der grosse Junker oder Herr, Adonis, Adon-Hiram), Tiermes und Baiwe, vielleicht Odhin, Donar und Freyja. Tiermes führt jedenfalls den Blitz oder Hammer und den Bogen des Sonnenlichtes oder den Regenbogen, wie Schwartz dieselben ebenso dem griechischen Apollo beilegen will; auch ist Tiermes der Gott oder der Alte vom Berge wie der deutsche Odhin, der finnische Wäinämoinen-Wanha, oder W.-Ukko, der indische Viva und der olympische Zeus. Der strahlenumkränzte Tiermes steht auch dem Indra und Mitbra gleich und kämpft mit ihnen die selben Kämpfe gegen die Wolken? und Winterdämonen, - ist der Bringer des Lichtes, der Wärme und des Jahressegens. Mit Unrecht meint Eckermann, dass der lappländische Tiermes sein Strahlenhaupt jedenfalls erst mit der Einführung des Christenthums erhalten habe, denn die orientalischen Strahlengottheiten sind weit älter als die christlichen und das Christenthum hat die Heidengötter nicht nur nicht erst verklärt, sondern zu Teufeln und Unholden herabgesetzt, gleichsam in die Hölle aus dem Himmel verwiesen. Auch Vögel, die Symbole der Licht- und Himmelsgötter, erscheinen auf finnischen Siegeln von dem Lichtscheine, nicht Heiligenschein, wie Eckermann, S. 198, sagt, umgeben. Natürlich sind die lappländischen Naturgötter Götter des Lebens wie des Todes und Tiermes herrscht mit der Mutter Jabmo Akko (Demeter, Persephone, Holda, Hel, lsis) auch im Todtenreiche. Jabmo Akko lässt die Todten an ihren Brüsten trinken, bis Tiermes dieselben mit seiner Fackel in das Reich des Lichtes [752] und des ewigen seligen Lebens hinübergeführt hat, d. h. der Mensch ruht im Schoosse der Erde und an ihrer Brust bis zum Auferstehungsmorgen. Der lappländischen Sonnengöttin Baiwe entspricht der finnische Sonnengott Päiwe mit der Päiwätar, der Göttin der Morgenröthe, als seiner beständigen Begleiterin.1) - Die russische Handelsgesellschaft auf Kamschatka bestand ursprünglich aus 12 Personen.2)

IX. Bei den Indianern Nordamerikas galt es nach der Lehre einzelner Prediger als ein Mittel der Reinigung von der Sünde, sich von der Fusssohle bis an den Hals mit 12 verschiedenen Stöcken prügeln zu lassen, um die Sünde zum Halse hinaus zu jagen.3 Bei den Delawaren musste ein Mädchen seine erste Menstruation ausser dem Dorfe in einer abgesonderten Hütte abwarten, wobei ihr der Kopf 12 Tage lang verhüllt wurde, dass sie Niemanden sehen konnte.4) Die jungen Jnka in Peru, welche zur Jünglingsweihe zugelassen werden wollten, mussten neben vielen andern Prüfungen auch 10 oder 12 Nächte hinter einander Schildwache stehen, um zu sehen, ob sie auch den Schlaf zu bekämpfen wüssten. 5) - Das Thal von Shemba in Congo auf der Westküste von Afrika zählt 12 Dörfer, die von vier so Monofuma oder Königen beherrscht werden;6) die vier Könige wählen unter sich einen regelmässig wechselnden Oberkönig. Nach dem Glauben der Neger in Congo bleibt der Geist eines verstorbenen Königs noch 12 Monate über der Erde, weshalb stets nach dem Tode eines Königs ein 12monatliches Zwischenreich eintritt und erst nach dem Ablaufe desselben der Thronerbe den Thron besteigen darf.7) Der neue König wurde früher durch eine aus den Gesandten von 12 Stämmen beschickte Versammlung gewählt und [753] der Platz, worauf dieses geschah, heisst noch jetzt in San Salvador, der Hauptstadt von Congo, aus den Zeiten der Portugiesen her Fazenda de Rey.1) Der Thron vererbt sich in Verbindung mit dem Wahlrechte oder der Bestätigung durch die Volksversammlung übrigens nicht in dem Mannsstamme, sondern, um die Reinheit des Stammes zu wahren, auch hier auf die Söhne der Schwestern des Königs, wie nach dem of Tanistry auch bei den Picten und Scoten bei zweifelhafter Nachfolge die Wahl auf den Nächstberechtigten aus der weiblichen Linie fiel.2) Stämme zählen auch die Bengo-Buschmänner, welche die Insel Corisco an der Westküste von Afrika, eine der Guineainseln bewohnen.

LII.
Die Hirammythe.


Die Hirammythe im engern und eigentlichen Sinne ist die Personification, die personificirte Geschichte, die Mythe des Sonnenlebens von der Herbstnachtgleiche an, mit welcher die Sonne in den dreitägigen oder dreimonatlichen Schlaf und Tod des Winters versinkt, bis zur Wintersonnenwende, in welcher die Sonne aus ihrem Grabe neu geboren, wiedergeboren wird. Die Hirammythe ist die Mythe von dem Tode und der Wiedergeburt des Sonnengottes Hiram und hat ursprünglich blos eine astronomische, eine zodiakale Bedeutung, kann daher nur in den schon späteren Zeiten der Menschheit und der Menschengeschichte, bei einem Volke entstanden sein, welches die Astronomie und den Thierkreis, die Beobachtung und die Kenntniss des Sternenhimmels, das blaue Himmelszelt gefunden hatte und besass. Die Hirammythe ist die Vollendung und der [754] höhere wissenschaftliche Abschluss der Mythe von dem in allmächtigen Baumeister der Welt, – ist die Mythe von dem Weltleben des Weltenschöpfers, von dem Bauen des Baumeisters, indem sie das niemals endende und ewig sich erneuernde, das unsterbliche Leben und Bauen des Schöpfers und der Schöpfung in der unwandelbaren Bahn der Sterne vorgezeichnet und geschrieben erkannte. Das Volk, welches zuerst in den Sternen las und mass, hatte die Ewigkeit des Schöpfers und die Unsterblichkeit der Schöpfung, besonders aber des Menschengeistes, – das bisdahin verborgene höchste Mysterium gefunden. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und die Stiftung der Mysterien als eines religiösen Dienstes, in welchem jene Lehre vorgetragen und vorgestellt wurde, muss an die Sternkunde angeknüpft werden und ist deren schönste und reichste, Tochter, – ist die astronomische, astrale und zodiakale Mythologie, d. h. der höhere Gottesglaube, welchen man aus den Sternen schöpfte und auf sie gründete. In dem religiösen oder mythologischen Leben der einzelnen Völker des Alterthums, besonders der uns am nächsten liegenden und berührenden Römer, Griechen und Aegypter, sind die Mysterien, der Mysteriendienst die höchste und zugleich letzte Entwickelungsstufe, welche die heidnischen Völker nicht zu überschreiten vermögen, auf der sie untergeben und woraus und worüber das neue christliche Leben hervorgeht, indem es den unsterblichen Menschen den Einen Gott und die Eine Menschheit, den Gottmenschen Christus verkündet und bringt. Die alten Mysterien standen nicht ausserhalb der Volksreligion, sondern bildeten den innersten Mittelpunkt und die Spitze derselben, indem sie das höchste und tröstlichste Geheimniss, Symbol dieser Religion bewahrten, pflegten und allen aus dem Volke dafür Empfänglichen und dazu Geeigneten mittheilten. Bei den Aegyptern und Griechen wenigstens, nicht so bei den Römern, bildeten die Mysterien die eigentliche Staatskirche, waren förmliche Staatseinrichtungen und lehrten unter dem Schutze des Staates dessen höhern Glauben und Wissen; jedoch hatten schon die Griechen das ungetheilte ägyptiche Priestermysterium gelöst, und getheilt und in die eigentlichen religiösen Mygterien und die freien Künste [755] und Wissenschaften auseinander gelegt, wodurch an die Stelle der Alles wissenden und thuenden Staatspriester die Dichter, Philosophen, Künstler, Geschichtschreiber, Astronomen, Mathematiker, Aerzte, Naturforscher u. s. f. des Volkes traten und die schönere menschliche Kunst und Wissenschaft, das Menschen- und Volksleben emporblühte. Im Verhältniss zu den Griechen haben in gewissem beschränkten Sinne die Römer keine Mysterien, keine Kunst und keine Wissenschaft, nur das blutige Schwert und das kalte Recht, den geregelten und grundsätzlich betriebenen Krieg (Process) nach Aussen und im Innern. Die Germanen aber sind über die Griechen hinausgegangen und haben an der Schwelle der freien und allgemeinen christlichen Kirche die religiösen Mysterienanstalten zertrümmert und abgelegt; Eine Menschheit mit Einer Kirche und Einem Staate ist das ideale germanische Lebensziel.

Der maurerischen Meisterweihe liegt die Darstellung des letzten Viertheils der scheinbaren Sonnenbahn, des sterbenden und wiedererstehenden Sonnengottes zu Grunde und der neu aufzunehmende Meister ist der Darsteller, gleichsam ein astronomisches Symbol. Der neu aufzunehmende Meister soll ein Bild der Sonne in der Herbsttag- und Nachtgleiche und in der Wintersonnenwende sein und diesem Grundbild entsprechend sind die Gebräuche der Meisteraufnahme gestaltet und auch zu deuten:

1. Das Einführen des zum Meister zu befördernden, zu erhebenden Gesellen in die schwarz behangene und dunkle Meisterloge geschieht in Frankreich und nach dem rectifieirten schottischen Systeme rückwärts, um das Zurückweichen der Sonne, um ihr Versinken in das dunkele Wintergrab zu bezeichnen.1) Wird dem rückwärts aufgestellten Gesellen unmittelbar nach seiner Ankunft in der Loge die weisse oder lichte Sehürze abgerissen, soll auch dieses nur andeuten, dass jetzt in der Herbsttag- und Nachtgleiche die Sonne ihre erleuchtende und erwärmende Kraft ganz verliere. Auf den sterbenden Sonnengott [756] Osiris-Hiram wies auch hin der ihm geheiligte schwarze Stier Mnevis, welcher ein besonderes Tempelgemach zu Heliopolis hatte.1) Osiris selbst als in der Unterwelt befindlich, als Gott der Unterwelt wurde bei den Aegyptern mit schwarzen Farben angemalt2) und dem schwarzen Osiris soll der schwarz gekleidete Geselle gleichen, er soll ein vollkommenes Bild des Todes und seine Wohnung das dunkle und stumme Grab sein. Auch die deutsche Hel, die schwarze Greet, erscheint in schwarzem Kleide auf weissem Ross.3) Ebenso werden Çiwa, seine Gattin Kali und Jama schwarz dargestellt als Todesmächte. Ehe die Sonne bei der Herbsttag- und Nachtgleiclie ankommt und diese überschreitet, legt sie drei Mal drei Schritte durch die drei ersten Quadranten des Thierkreises zurück und deshalb wandert auch deren Symbol, der neu aufzunehmende Meister in drei Mal drei Schritten über den Sarg, über den Aequator in das letzte Viertheil der Sonnenbahn.4) Diese drei Schritte erinnern zugleich an die oben berührten drei Freudensprünge der Sonne am Ostermorgen oder am Auffahrtstage,5) oder nach dem Volksglauben in Westphalen an der Pfingsten.6) In Niedersachsen hat sich jetzt der diesfällige Volksglauben dahin umgestaltet, dass, wenn man am ersten Ostertage durch ein schwarzes seidenes Tuch gegen die Sonne sehe, man in ihr das Osterlamm tanzend erblicke.7) Die neun letzten Aehren, welche nach beendigtem Kornschnitt auf dem Acker stehen bleiben, heissen im Kanton Aargau das Glückskorn;8) auch die neun Schritte des Meisters sind seine letzten und sollen insofern seine glücklichen sein, als sie ihn durch seine eigenen Saaten und Früchte in das ewige Licht und Leben führen. Neun Tage lang sendet zufolge Homer II. 1. 53 Apollo auf die Bitte seines [757] Priesters Chryses Tod und Verderben auf die Achäer herab und 12 Jünglinge der Troer tödtet später Achilleus zum Sühnopfer für Patroklos, wie er auch 12 Tage lang den Leichnam des Hektor misshandelt und zu dessen Bestattung eine 12tägige Waffenruhe bewilligt. Neun Tage hindurch sammeln die Troer Holz für Hektors Scheiterhaufen. Neunfach umströmte nach der gewöhnlichen Vorstellung der Styx die Unterwelt1) und hier richten die drei Todtenrichter Minos (der indische Manus und parsische Jima) Rhadamanthys (der indische Jama) und Aeakos.2) Jedoch erscheinen in der Unterwelt auch 12 Herrscher, wenn die 12 Unterkönige der Phäaken (nach Hartung der Lichtelben gleichsam oder Hellen), mit welchen wieder die 12 Söhne und 12 Töchter des Aeolos vezwandt sind, als solche betrachtet werden wollen und können. Diese seelengeleitenden Pliäaken, die Winde, welche die luftigen oder ätherischen Seelen der Verstorbenen zunächst aufnehmen und zu ihrem weitern Aufenthaltsorte forttragen, wohnen in der Nähe des seelenrichtenden „blonden“ Rhadamanthys, der Unterwelt, des Elysiums.3) Den griechischen [...] erklärt Hartung, S. 7, als identisch mit dem indischen Jama und dem parsischen Jima, Dschem-schid, d. h. für einen Gott der Unterwelt, womit auch Müller, Myth., II. S. 124 ff., übereinkommt. In einer Eifelsage4) trägt der Schimmelreiter, Odhin oder Wuotan als Todtengott, einen dreieckigen Hut und wird 12’ hoch; der heilige Christophorus, eine Gestalt Donars, ist wenigstens 12 Ellen hoch.5) Vielleicht darf auch hierher gestellt werden, dass auf Starkenburg an der Bergstrasse in der Burgkapelle die 12 Bilder der Apostel aus reinem Silber begraben liegen; [758] ebenso liegen auf dem Heiligenberg bei Heidelberg unter den Klostertrümmern und in einem unterirdischen Gange zu Friedberg 12 Apostelbilder.1) – In Perigord werden am Allerseelentage neunerlei Speisen für die Seelen der Verstorbenen, welche zum Besuche erwartet werden, auf den Tisch gesetzt. In der Perchtnacht werden auch für die Bergmännchen, die gleichfalls Seelen der Verstorbenen sind, Tische mit Speisen gedeckt und dazu neun Messer aufgelegt.2) Das Aufstellen der Speisen für die Geister der Verstorbenen erscheint bei den Indern als ein den Vorfahren dargebrachtes Opfer, Vighasa genannt, und entsprang dem arischen Glauben, dass das himmlische Leben nur eine schönere und reichere Fortsetzung und Wiederholung des irdischen sei; nach diesem Glauben wurde der Verstorbene schon bei seiner Beerdigung oder Verbrennung von den Indern, Kelten, Germanen u. s. w. und noch mehr seine künftige bleibende Wohnung ausgestattet. Es ist dieser Glaube an sich nicht ganz verwerflich, indem der Anfang dort an das hier, d. h. an das hier abgeschiedene moralische und geistige Wesen anknüpfen muss, wie es auch in der Traumwelt geschieht. – In einer chinesischen und deutschen Sage erscheinen neun Quellen der Unterwelt und Liebrecht fragt,3) ob vielleicht auch ursprünglich die neun Quellen bei Athen, die früher Kalirrhoe und später Enneakrunos hiessen, unterweltliche gewesen seien? Eine Alp im Kanton Basellandschaft wird der Neunbrunnen genannt. Ein Neunkirchen, eine Neunkirche im Elsass hat daher seinen Namen und seine Entstehung, dass zu der Stelle, auf welcher die Kirche nachher erbauet wurde, ein fortgebrachtes Muttergottesbild neun Mal durch sich selbst zurückkehrte und dadurch zu erkennen gab, dass es auf dieser Stelle verehrt sein wolle. Die höchste Stelle des Kaiserstuhls im Badischen heisst Neunlinden, denn neun Töchter eines Ritters, welche wider das Verbot des Vaters die Bergspitze bestiegen hatten, wurden hier in neun Linden verwandelt.4) Ein Bach im [759] Münsterthal heisst Neunmagen. Ebenso möchten die neun Kegel, welches Spiel mit goldenen Kegeln und Kugeln die Götter im goldenen Himmel spielen, mythisch sein. 1) Der Sage der Ceylonesen gemäss ist Buddha von dem Pik Adam oder Salmala auf Ceylon nach 990 Seelenwanderungen zum Himmel aufgestiegen.2) Die letztere Anzahl ist eine vermehrende blosse Umgestaltung der Neunzahl, wie sie so häufig begegnet und auch schon hier gelegentlich berührt wurde. Im Rig-V. I. 54, 6 zerstört Indra 99 Wolkenburgen und Rig-V. I. 53, 9 zermalmet er mit seinem schweren Wagenrade 20 feindliche Könige und ihre 60,099 Mann. Die Muhammedaner nehmen 99 Eigenschaften Gottes an, welche in arabischer Sprache besonders den Talismanen (Edelsteinen oder Metallplättchen) aufgeschrieben werden.3) In Tyrol herrscht der Aberglaube, dass, wenn man sich in der Christnacht auf eine Bank von neunerlei Holz vor die Kirchthüre setze, man alle Hexen kenne, die ein- und ausgehen.4) Nach dem Aberglauben in Franken kann man in der Christnacht den künftigen Bräutigam erschauen und man stellt alsdann neunerlei Essen auf den Tisch oder man schneidet neunerlei Holz und macht daraus ein Feuer. Neunerlei Gerichte werden auch zu Stendal am Neujahrstage gegessen und in Coburg bei der Bräutigamsschau.5) Diese Neunzahlen scheinen auf den Sonnengott Frô Bezug zu haben.6) – Ein Bauer, welcher die wilde Jagd einer Göttin gehöhnt hatte, fand nach einer Sage der Normandie am andern Morgen einen halben Menschenleib an seiner Thür aufgehängt, der fortgetragen stets wiederkehrte; erst am neunten Tage holte die Jägerin das Fleisch ab.7) Die christliche Anschauung nimmt neun Chöre der Engel an und Wolf glaubt, es seien wohl neun Chöre der Licht- [760] elben gewesen.1) Nach einer Sage aus Pyrmont verspricht ein Graf einer wunderschönen Frau, einer Elbin, neun Tage mit ihr im Wasser zu wohnen und nur am zehnten auf die Erde heraufzukommen.2) Es ist dieses eine Umbildung der Mythe von Njördr und Skadi, welche, abwechselnd neun Nächte auf den waldigen Höhen in Thrymheim und drei in Noatun, im Meere verbringen. In der schottischen Ballade wird jung Tamlan von der schönen Elbin mit in ihr Reich gezogen und erst im neunten Jahr reitet er zu seinem Oheim.3) – Ein Knecht in Tyrol, welcher eine melkende Elbin mit seinem Bergstoek erschlug, wurde wahnsinnig; am folgenden Abend hörte er eine Stimme, die rief: „Alle neun Reiche auf! Elbe (?) ist todt!“ Da stürzte er sich in den See.4) – Vermuthlich hatte es auch einen religiösen oder symbolischen Grund, dass nach der dem König Numa zugeschriebenen Einführung und Eintheilung der römischen Zünfte neun Zünfte waren.5)

An die Gebräuche der maurerischen Meisteraufnahme schliessen sich aus den heidnischen Zeiten noch erhaltene deutsche Volksgebräuche erläuternd an. Die Sonne kehrt sich nicht erst in der Herbsttag- und Nachtgleiche um, sondern hat sich schon in der Sommersonnenwende, am Johannistage gewendet, umgekehrt. In dem oberharzischen Bergdorfe Lerbach werden zu Johanni von den Kindern kleine Tannenbäume ausgeschmückt; diese drehen sie von der Linken zur Rechten (wie die Sonne geht) und singen dazu: „Die Jungfer (die Sonne) hat sich umgedreht.“ Aehnliche Umdrehungslieder, verbunden mit entsprechenden Kinderspielen, werden in andern Gegenden des Harzes gesungen,6) wie die Sonnenwenden, besonders auch die heilige Julzeit,7) nur von dem Umwenden [761] oder Umkehren den Namen führen. Ebenso wird am Tage der Sommersonnenwende häufig gesungen, dass die Sonne über den Rain, d. i. über die Grenze, über die Grenzscheide fliegen solle, um fortan wieder abwärts zu steigen.1) Dieser Rain ist in der Hirammythe zu dem zu überschreitenden Sarge geworden. Auch möchte hierher bezogen werden, dass bei Wolf, hessische Sagen Nro. 42, das weisse Frauchen, in Gestalt einer Schlange mit einem Schlüsselbunde im Maule, klagt, sie könne jetzt nicht eher erlöst werden, bis das kleine Eichbäumchen am Niedernberg beim Rodenstein so gross geworden sei, dass ein Sarg (in vielen andern ähnlichen Sagen ist es eine Wiege) daraus gemacht werden könne. Im Scharfenstein in Hessen schläft eine schöne Jungfrau, welche nur nach sieben Jahren erwacht und das Grab des Felsens verlässt; dann niesst sie sieben Mal und wer ihr sieben Mal ein Gotthelf zuruft, wird sie erlösen.2)

2. Drei Mal wird ausgesendet, um das Grab und den Leichnam des Hiram aufzusuchen, und das dritte Mal erst werden sie wirklich aufgefunden, weil die drei Monate des Winters von der Herbsttag- und Nachtgleiche bis zur Wintersonnenwende abgelaufen sein müssen, bevor das Grab sich zu öffnen und Hiram daraus hervorzugehen vermag. Drei Mal drei Meister, die neun verlassenen Lebensmonate, die neun Thränen weinende Mutter Erde suchen den verschwundenen und vermissten Hiram. Mit der Lebenszahl Fünf, durch die sog. fünf eigentlichen Punkte3) wird Hiram von dem Meister zum neuen Leben geweckt. Nach einer andern und ursprünglicheren, noch nicht astronomischen Anschauung und Betrachtung wurde nämlich das 12monatliche Monds- oder Sonnenjahr blos eingetheilt in den siebenmonatlichen Winter und in den fünfmonatlichen Sommer, so dass allein die Ankunft des Sommers, das sommerliche Erfassen der erstarrten Wintererde diese neu beleben, – den allerfreuenden und erlösenden Licht- und Sonnengott aus dem kalten Norden, dem Lande der [762] Hyperboreer, nach dem warmen Süden zurüekbringen konnte. Einzig sinnig gefasst, erscheint dieser Gedanke bei Wolf, hessische Sagen, Leipzig 1853, Nro. 2: „Die Höhle im Altkönig.“ Eine Frau gelangte mit ihrem Töchterchen auf dem Altkönig in eine vorher nie gesehene Höhle, worin sieben greise Männer1) mit langen Bärten um einen Tisch sassen und die ganz voll Gold und Silber war. Die Frau füllte ihren Korb mit den Schätzen, vergisst aber beim Fortgehen ihr Kind mitzunehmen und dieses wird in den Berg eingeschlossen. Da auch die Frau in dem Korbe das Kraut nicht beachtet hatte, womit die Höhle hätte geöffnet werden können (der Blitz, die Springwurzel), muss das Kind sieben Jahre im Berg bleiben; da findet es die Mutter oben schlafend, noch eben so jung, frisch und blühend. – Die Astronomen in Folge der 4- und 12getheilten Sonnenbahn verkürzten das alte volksthümliche Winteralter um vier Monate, welche sie dem Sommer, dem Sonnenleben beifügten, – oder vielmehr anstatt blos zwei Jahreszeiten führten sie vier derselben ein. Auf diese Weise durchdringen sich in der Hirammythe, wie in den ähnlichen Mythen, die blosse Natur- und Volksanschauung und die astronomische Auffassung, und es treten zwei Zahlenreihen, 12, 7 und 5 als die älteren und natürlichen, und 12, 9, 3 und 4 als die jüngeren und astronomischen Zahlen des Jahres, neben einander, welche genau auseinander gehalten werden müssen, um nicht zu falschen Deutungen und Schlüssen verleitet zu werden. Nur in der zu theilenden Zwölfzahl stimmen beide Reihen zusammen, denn 12 Monate zählt das Monds- wie das dieses verbessernde und verdrängende Sonnenjahr von 360 und bald 365 Tagen; 12 Monate, 12 die Monate leitende Götter gehören somit der älte- [763] sten, noch ungetheilten Menschheit an, – tragen gleichsam als 12 Säulen oder Tragebalken das Jahr am Himmel und auf der Erde, – den Himmel und die Erde. Nach dem arabischen Massoudi, welcher sein Werk über die Universalgeschichte im zehnten Jahrhundert verfasste, wurde unter der Regierung Brahma’s, des ersten mythischen Königs, ein Tempel mit 12 Thürmen gebaut, welche die 12 Zeichen des Thierkreises vorstellten, und in welchen alle Sterne eben so verzeichnet waren.1) Die Oelbäume in der Ebene des Flusses Cephissus bei Athen, welche so heilig und unverletzlich waren, dass die absichtliche Entwurzelung eines derselben mit dem Tode bedroht war, sollten nach der Sage durch 12 Absenker vom heiligen Oelbaume der göttlichen Athene auf der Burg gepflanzt sein.2) Nach der Lehre der Brahmanen soll ein König 36 (3 x 12) gute Eigenschaften haben.3) Im Jahre 1246 lässt Jans Enenkel den Zauberer Virgilius von 72 (6 x 12) in einer Flasche verschlossenen Teufeln unterrichtet werden,4) was an die 72 typhonisehen Gesellen erinnert. 72 Länder kennen schon Horapollo hierogl. 1, 14, p. 28, de Pauw und Recognitiones Clementis 2, 42, p. 519.5) Den vierten Mysteriengrad der Brahmanen, denjenigen des Sannjâsin, konnte man nicht vor dem 72. Lebensjahre erlangen.6) Der heilige Maternus, der Apostel des Elsasses, soll 72 Klöster gestiftet haben.7) 72 Fäden zählt der parsische Kosti.8) Nach einem Gesetze sollte innerhalb 10 Meilen von einer alten Cisterzienser Abtei keine neue errichtet werden und zu jeder neuen wenigstens die Zahl von 60 (5 x 12) Mönchen vorhanden sein,9) wie eine Maurerloge regelmässig aus 60 Mitgliedern bestehen soll. [764] Die französischen Maurer scheinen die Loge von 12 Säulen getragen werden zu lassen, nämlich ausser den beiden Säulen Jakin und Boaz noch von 12 an den Seiten der Loge angebrachten.1) Bei den mittelalterlichen Bauleuten wurden die Zahlen durch den sog. Achtort bestimmt, weleben im 13ten Jahrhundert Albertus Argentinus, ein Benedictinermönch zu Strassburg, erfunden haben soll. Die Zahlen des Achtorts sind 1, 3, 4, 5, 7, 9, 10 und 12, welche alle im Zirkel liegen. Aus 1 entspringt Drei und aus Drei Vier, der in fast allen Sprachen aus vier Buchstaben bestehende Name Gottes.2)

3. 15 Lichter erleuchten die Meisterloge bei der Wiederauferstehung des Hiram, die drei Lichter des Meisters vom Stuhl und der beiden ersten Vorsteher und 12 Lichter an der nördlichen und südlichen Seite der Loge in vier Gruppen von je drei Lichtern.3) Die leuchtende Fünfzehnzahl ist demnach unverkennbar zusammengesetzt aus 3 und 12 , d. h. um die 12 Monate und die vier Zeiten des Jahres neu beginnen und neu erleuchten zu können, muss Hiram in das dreimonatliche Grab hinabsteigen und wieder daraus hervorgehen. Mit 12 Jahren erscheint Jesus zum ersten Mal in der Welt, wird gleichsam für die Welt geboren; nach 30 Lebensjahren, vielleicht einer andern Gestaltung der drei Grabestage oder Monate beginnt er sein Lehramt. In einer hessischen Sage (bei Wolf Nro. 183) bedarf es, um einen Schatz zu heben, 12 kühner und unerschrockener Männer. Nach rheinischer Sage sind in der Christnacht um 12 Uhr alle Wasser Wein und alle Bäume Rosmarin.4) Das Aufsuchen des Hiram in den maurerischen Mysterien ist ohne Zweifel dem Aufsuchen des Osiris durch die Isis, der Kore durch die Demeter u. s. w. nachgebildet und sein Wiederfinden ist das Finden eines Meisterwortes, eines neuen Lichtes und Jahres, so dass, was am Sarge des Osiris-Hiram als ein dunkles Trauerfest begonnen [765] hatte, an der Wiege des neugebornen Sonnengottes Horus-Hiram als ein leuchtendes Freudenfest schliesst. Hiram stirbt, opfert sich selbst, wird geopfert und getödtet, um durch seinen Tod das neue Leben zu begründen, um sterbend den Tod siegreich zu überwinden. Der in der Herbsttag- und Nachtgleiche sterbende und getödtete Osiris-Dionysos-Hiram steht ganz gleich dem in der Frühlingsgleiche getödteten Mithrasstiere und dem geschlachteten Lamme (Widder) der Christen.1) Der Mithrasstier und das christliche Lamm sind die Sonne, durch das Sternbild des Stieres oder des Lammes hindurchgehend und durch diesen Hindurchgang den Stier und das Lamm gleichsam tödtend, um auf der fortschreitenden Bahn noch grössere Kraft und Macht entfalten und mit neuen Blumen und Früchten die Erde bedecken zu können. Der hinsterbende Mithrasstier, dem das neue Erdleben entspringt, – das Grab, aus dem die Akazie neu emporblüht, – der Todtenschädel, auf dem ein Schmetterling sich fröhlich wiegt, – der Todtenschädel, aus welchem das leuchtende und belebende Feuer in mächtigen Flammen schlägt, sind die gleichen tröstlichen Symbole des Todes und der Unsterblichkeit, des dem Tode entspriessenden und durch diesen errungenen neuen und schönern Lebens, – des durch das ewige Leben besiegten Todes. Würde über die ursprüngliche und eigentliche Bedeutung des christlichen Oster- und Opferlammes irgend ein Zweifel herrschen, müsste derselbe durch die indischen Opfergebräuche gelöst werden. Nach Paulin, voyage, I. S. 397 und 398 und Il. S. 102, heisst auf der Küste von Malabar Yaga oder Jaga das Opfer eines rothen Ziegenbockes, im Sanskrit Menda (woher Paulin den ägyptischen Mendes ableiten will), welches der Sonne dargebracht wird, wenn dieselbe gegen den Anfang des Monats April in das Zeichen des Widders tritt und damit das astronomische Jahr neu beginnt. Sonst wird noch bezeichnender in Indien der in dem Sternbilde des Widders angekommenen Sonne ein Schaf, ein Lämmchen oder ein Widder geopfert,2)[766] und alle diese Opferthiere sind nur ein Symbol der Sonne selbst. Liesse sich die Entstehungszeit des Jaga-Opfers mit auch nur einiger Zuverlässigkeit ermitteln, wäre damit das so bestrittene Alter des indischen Thierkreises entschieden und festgestellt. Den grossen Bären (Vachista), das Gestirn der sieben Rishi’s, kennen die Inder seit sehr alten Zeiten und ebenso die 27 oder 28 Gestirnconstellationen, welche der Mond auf seiner Bahn durchläuft, da sie nach den letztern die Tage des Mondmonats zählen.1) Zugleich ist die Bhagavadi, d. i. die glückspendende (Monds-) Göttin, die Gemahlin des Mithra und später des Çiwa (der Sonne), die erste und älteste Göttin des indischen Volkes,2) weil oben der Anblick der stillen Sternennacht mit dem leuchtenden Monde, als der Königin der Nacht, die ersten Ahnungen und Gedanken der Gottheit erweckte. Jones und Paulin, II. S. 310, wollen daher den Thierkreis der Menschheit schon vor ihrer Trennung in verschiedene Völker zuschreiben und Abt Hervas betrachtet ihn wenigstens als vorsinfluthlich.

Dem Grabe Hiram’s ertheilt die französische Maurersage 7’ Länge, 5’ Breite und 3’ Tiefe,3) offenbar, um die Fünfzehnzahl des Meistergrades zu erhalten, allein diese Zusammensetzung der Fünfzehn ist unzulässig und eben so willkührlich dürfte man sich darauf berufen, dass es im Sanskrit sieben, im Lateinischen fünf und im Griechischen drei Declinationen gebe. Aehnlich wird dem neu aufgenommenen Gesellen nach dem jetzigen englischen Gesellenritual4) eine (jedenfalls doch erst in den Meistergrad gehörende) Wendeltreppe von 15 Stufen gezeigt, abgetheilt in 3, 5 und 7 Stufen, um daran die Symbolik der Zahlen 3, 5 und 7 anknüpfen zu können. Eher noch könnte die Fünfzehn als die Verdreifachung der Fünf dargestellt werden. Nach dem Mahâbhârata hat Bhisma, der grösste Held der Kuru’s, in seiner Fahne, die von [767] einem goldenen Palmenstamme herabwehte, fünf silberne Sterne.1) Pandu, der Sonnensohn, hat in demselben epischen Gedichte fünf Söhne. Als ein fünffarbiger Lichtstrahl in Gestalt eines weissen Elephanten senkt sich Buddha aus dem vierten Götterhimmel in den jungfräulichen Leib seiner Mutter Mâjâdêvi herab.2) Rama muss nach dem Râmâjana 15 Jahre in der Verbannung leben. Die Wehrwölfe müssen nach den schwedischen Sagen 15 Jahre gehen. 3) Eine durch die erbitterte Stiefmutter in eine Nachtigall verwandelte ägyptische Königstochter wird nach 15 Jahren erlöst.4) Ein Jäger lebte mit einer Schwanjungfrau, der er das Schwanhemd weggenommen hatte, 15 Jahre lang, als sich ihr Schwanhemd wiederfand und sie davonflog.5) Nach der kirchlichen Ueberlieferung des Mittelalters wird der jüngste Tag durch 15 Zeichen angekündigt werden.6) In der alten römischen Kirche kommt auch ein ausserordentlicher, aus 15 benachbarten Bischöfen gebildeter Gerichtshof vor.7) Damit Buddha vor seiner Verheirathung sich in den Künsten erprobe, wird auf den siebenten Tag ein grosses Kampfspiel angesetzt und Buddha ringt mit 500 Jünglingen siegreich in allen Künsten.8) Indra heisst im Rig-Veda I. 7, 9 Beherrscher der fünf Wohnungen, d. i. zufolge der von Benfey seiner Uebersetzung im ersten Bande des Orients und Occidents beigefügten Erläuterung, der ganzen Welt. Bei Homer, II. II, 403 und VII, 315 wird dem starken Kronion ein fünfjähriger und feister Stier geopfert; ebenso wird nach Odyss. XIV, 419 ff. ein fünfjähriges Mastschwein zum Opfer für den Gast aus der Fremde und zur Speise geopfert; das bereitete der Sauhirt:

‘„Siebenfach nun Alles nach richtigem Mass zertheilt er.“’
[768]

Neben dem östlichen Eingange der Todtenkirche zu Meiches in Hessen steht ein alter schönerTaufstein, auf dem ein Crucifix, St. Georg und ein fünfstrahliger Stern mit einem Eichelzweige ausgehauen ist.1) An der Südseite der Kirche zu Battenfeld befindet sich ein sechsseitiger Stern mit zwei halben Monden, der Sage zufolge das Wappen einer mit einem Herrn von Biedenfeld verehlichten vornehmen Türkin. Die Drusen hoffen noch immer, es werde Hahim beamrihi in Begleitung der fünf edeln Endpunkte (Erzengel) zur Verkündigung der Einheit Gottes wiederkehren.2) Nach Heideloff, die Bauhütte, S. 26, durften in eine mittelalterliche Bauhütte niemals mehr als fünf Candidaten zusammen aufgenommen werden, um zu ihrem ersten Unterricht hinlänglich Zeit zu haben; ebenso soll nach der gemeinen deutschen Steinmetzordnung von 1459 ein Meister nicht mehr als drei und höchstens fünf Lehrlinge (Diener) haben, je nachdem er einen oder mehrere Bauten auszuführen hat. Im Paradiese Indra’s stehen fünf ewig blühende Bäume, in deren Schatten die Seligen ruhen, den Unsterblichkeitstrank trinken und den himmlischen Gesängen und Tänzen lauschen.3) Körner riefen die fünf Eichen vor Dellwitz zu:

Alles Grosse muss im Tod bestehen! –
Deutsches Volk, du herrlichstes vor allen,
Deine Eichen steh’n, du bist gefallen!

Der Glaube, dass die letzte Stunde des ablaufenden Jahres die Gräber öffne, ist lebendig und sinnvoll in einer Sage des Münsters von Strassburg erhalten, welche Stöber, die Sagen des Elsasses, St. Gallen 1858, unter Nro. 356 mittheilt und die hier ihres maurerischen Inhaltes wegen nicht übergangen werden darf. Der Johannistag war von jeher auf und in dem Münster ein hoher Festtag, zumal da am Tage Johannis des Täufers im J. 1007 das alte Münster bis auf den Grund durch einschlagenden Blitz niedergebrannt und in der Woche des Täufers im J. 1439 [769] des Thurmes wundervolle Spitze durch Meister Johannes Hültz von Cöln vollendet und mit dem Marienbilde gekrönt worden war.1) In der Johannisnacht nun, wenn es Mitternacht von dem Thurme niederhallet, erheben sich aus ihren Gräbern die alten Meister, welche das Münster erbauet haben, mit ihren Gesellen und Gehülfen; die den Grüften entsteigenden Meister tragen den Meisterstab und Zirkel, die Steinmetzen das Richtscheit in Händen und begrüssen sich mit traulichem Händedrucke, sich des minniglichen Wiedersehens freuend. Ein unendliches Geisterwogen erfüllet das Münster und strömt zum Portale hinaus, dort den Münsterbau umziehend und umschwebend. Eine Jungfrau (Sabina2)) in weissem Gewande, den Meissel in der Linken und den Hammer in der Rechten, umkreiset Erwin’s luftigen Vorderbau und erhebt sich auf- und niedersteigend bis zu dessen höchster Spitze. Doch wenn die erste Morgenstunde schlägt, kehren im Nu die Geister in das kühle Grab der Erde zurück, um darin wieder bis zur nächsten Johannisnacht zu schlafen. – Der Tag Johannis des Täufers hatte auch bei der Abtei Zürich insofern eine gewisse Bedeutung, als an ihm von den Tavernen der Aebtissin gezinset werden musste.3) Im Elsass ist der Glaube nicht selten, dass gewisse Flüsse und Seen alljährlich am Johannistage einen Menschen zum Opfer verlangen und zwar meistens ein unschuldiges Kind, was [770] auf wirkliche, in uralter Zeit dargebrachte Menschenopfer hinweist.1) Derselbe Glaube findet sich in Rheinhessen.2)

Die Dreizahl besonders steht auch in Volksbräuchen und in der Volkssage mit dem Tode und mit dem Geisterreiche in Verbindung. Nach dem Volksglauben in der Bretagne und in Hessen muss, wenn zwei Leute in einem Reviere oder in einer Woche sterben, noch ein Drittes sterben, damit die Zahl Drei voll werde.3) Drei Leichen zugleich kommen in den altschwedischen Volksliedern nicht selten vor, z. B. bei Mohnike, altschwedische Balladen, S. 67, 71, 114:

Nun grub er ein Grab so tief und breit
Drinn legte er nieder die Leichen drei.

Das friesische Recht nimmt drei Hauptnöthe an, in welchen die Mutter des unmündigen Kindes Erbe verkaufen darf, um sein Leben zu fristen, nämlich Hunger, Naktheit, Obdachlosigkeit im Winter.4) Der den Rosengarten der Grimhilde zu Worms mitbewachende Held Herwart trug an seinem Schilde drei goldene Rosen.5) In dem altchristlichen von vier oder sechs Säulen getragenen Altare schwebte unter der Decke mit dem geschmückten und leuchtenden Crucifixe darauf (Ciborium) an drei goldenen Kettchen die weisse Taube, welche die heilige Eucharistie umschloss (columba eucharistica6)). Wolf deutet schön diese Taube auf Maria, welche den Herrn in ihrem Schosse trug. Nach der Vorrede des von Ficker zu Innsbruck 1859 herausgegebenen Spiegels deutscher Leute, welcher dem Schwabenspiegel zur Grundlage diente, sollen nur drei christliche Patriarchen nach dem Vorbilde der drei jüdischen Patriarchen sein, nämlich zu Constantinopel, zu Antiochia und in Indien, wohin Thomas gegangen ist, welcher Gott in seine Wunden gegriffen hat. Die Bau- [771] hütten haben nicht selten drei Schutzpatrone, z. B. Claudius, Christerius und Significanus als gekrönte Märtyrer, – Claudius, Castorius und Simblicus als Gekrönte, – eben so St. Rolandus, Wunibaldus und Modualdus,1) deren Häupter stets Heiligenscheine umgeben . Die thüringisch sächsische Steinmetzordnung vom Jahre 1462 spricht sogar von dem „alden Haubtenrechte, das do haben gemacht die Hegligen wirdigen gekrönten Mertern, genannt Claudius, Christorius, Singnificamus, der heiligen Dreyfaltigkeit vnd mariam der himmlischen Königin zu lobe und zu ehre.“ – Çiwa als Sonnengott steigt drei Monate zur Unterwelt nieder und kehrt alsdann, siegreich die Welt errettend und erlösend, zurück.2) Auf Malabar darf nach dem Absterben eine Person aus dem königlichen Geschlechte oder von dem königlichen Hofe drei Tage lang in den Flüssen nicht gefischt werden, weil die Inder es für möglich halten, dass die Seele des Verstorbenen in einen Fisch ein gehen könne.3) Zum Zeichen des Verbotenseins des Fischens wird ein Baumzweig im Flusse aufgesteckt, welcher 8 – 10 Tage stehen bleibt, während welcher Zeit die Seele ihre neue Wohnung gefunden hat. – Die indischen Wittwen pflegen drei Tage nach dem Tode ihres Mannes sich mit seinem Leichname verbrennen zu lassen, wobei sie weiss gekleidet und mit Blumen geschmückt sind, auch ihren ganzen Schmuck am Halse und in den Ohren tragen, welchen letzteren sie jedoch vor dem Verbrennen an ihre Verwandten und Freunde verschenken. Die deutsche Sage lässt Denjenigen, welchem Frau Hulda sich gezeigt hat, nach drei oder nach dreimal drei Tagen versterben.4) Auch dürfen die dreibeinigen Geisterthiere der deutschen Sagen, z. B. die oft erscheinenden dreibeinigen Hasen hieher bezogen werden,5) sowie die drei, die verwünschten Jungfrauen erlösenden Küsse.6) In der [772] schottischen Romanze: der Kämpen (Kempion) bei Walter Scott, III. Seite 27, heisst es:

Ich wandle dich um in ein feurig Thier,
Und nimmer wirst du werden erlöst,
Als bis der Ritter, der Königssohn,
Dich umhalset und dreimal küsst.

Bei Wolf, hessische Sagen, Nr. 44, kann das Edelfräulein von Rodenstein nur dadurch erlöst werden, dass sie drei Tage hinter einander in drei verschiedenen Gestalten, von Jemand dreimal auf die beiden Augen und den Mund geküsst wird. Ein Hirte, welcher sie erlösen wollte, brachte es blos zu sechs Küssen und jetzt kann sie nicht anders erlöst werden als durch einen Knaben, der in einer Wiege liegt, die aus dem Holze eines Nussbaumes gemacht worden ist, welcher aus einer Nuss von dem auf dem Schlosshofe stehenden Nussbaume gewachsen ist.1) – Wenn dem Adler vor Alter die Flügel schwer und die Augen trüb geworden, sucht er – nach der deutschen und nach der syrischen Sage – eine lautere Quelle, fleugt hoch empor der Sonne zu, verbrennt sich die Fittige und der Augen Umhüllung, stürzt hinab in den hellen Brunnen und wird, nachdem er sich dreimal gebadet, wieder jung und erneut.2) Drei Tage nach der Hochzeit stirbt in einer hessischen Sage zur Strafe ein Müller, welcher geschworen hatte, sich mit dieser Person nicht zu verehelichen.3) Die Seele eines Verstorbenen verbringt die erste Nacht bei der h. Gertrude (Freyja), die zweite bei den Erzengeln und gelangt erst in der dritten an ihren Bestimmungsort.4) Ehe Hektor durch Achilleus getödtet wird, treibt ihn dieser dreimal um die Mauern von Troja herum; aus der Schlacht [773] zurückgekehrt, lässt Achilleus seine Myrmidonen dreimal den Leichnam des Patroklos, welchen Hektor getödtet hatte, umfahren und beklagen. Ferner möchte zu berühren sein Homer Od. VII 154:

„Dreimal selig dein Vater fürwahr und die würdige Mutter,
Dreimal selig die Brüder zugleich.“

und Od. V, 306:

„Dreimal selig und viermal, o Danaer, die ihr in Troja’s
Weitem Gefild’ umkamt, für Atreus Söhne euch beeifrend.

Nach Homer II. VI, 173 ff. gab dem als Gast ankommenden Bellerofontes der weiten Lykia König einen neuntägigen Schmaus und schlachtete ihm neun Stiere zum Opfer. Das Açinpaar, mit dreisitzigem Gespanne, oder dreimal des Tages zum Opfer kommend, wird im Rig.-V. I. 34 angerufen, mit den dreimal eilf Göttern zum Honig- oder Somatrinken zu kommen. Agni wird im Rig-V. I. 42, 2 gleichfalls gebeten, die 33 Götter herbeizubringen, deren König Indra ist. Mit Hindeutung auf ihre Trimurti gebrauchen die Inder drei Finger, wenn sie bei ihren Reinigungen sich mit Wasser besprengen. Nachdem bei der Taufe in Indien der dienstthuende Brahmane dem Vater den Namen des Kindes genannt hat, ruft dieser den Namen dreimal dem Kinde zu, was an den christlichen Taufgebrauch erinnert, unter Anrufung der drei göttlichen Personen und mit Beifügung des Kreuzzeichens dem Kinde den Namen zu ertheilen. Der Kindsbrunnen bei Darmstadt heisst der Dreibrunnen. Am Harze werden den Kindern drei Kreuze auf die Wiege gemacht, damit der Stepke (Teufel) nicht komme und ihnen die Augen aussauge. Ganz besonders aber möchten wir die Mythe von den drei grossen goldenen Haaren, welche dem an ödem und dunklem Orte weilenden Teufel (Loki) zu seiner Ueberwältigung ausgezogen werden müssen und [774] die an das wallende Lockenhaar der Lichtgötter erinnern,1) hervorheben und fragen, ob die Dreizahl der Haare nicht die drei Wintermonate sein möchten, welche der kommende Frühlingsgott verdrängt und vernichtet. Wie die göttliche Weltherrschaft unter drei Personen, wird auch häufig die Herrschaft eines irdischen Reiches oder eines Volkes unter drei Brüder getheilt.2) Nach Arrians indischen Nachrichten cap. 11 soll demjenigen Brahmanen, welcher dreimal falsch weissagte, ewiges Stillschweigen auferlegt werden.

In ähnlicher Weise wird auch die Siebenzahl angewandt: Im Kastenwald bei Andolsheim im Elsass liegen sieben Hügel, welche einem ungeheuren Riesen zur Gruft dienen.3) Dass die Zahl Sieben bei Hünengräbern öfters vorkommt, hat Nork, die Sitten und Gebräuche der Deutschen, Stuttgart 1848, S. 766, nachgewiesen. Milton in dem verlorenen Paradiese XII, 255 ff., lässt das Paradies durch sieben Lampen erleuchtet werden,

die, Sternen gleich, den Thron umfünkeln, und
im Himmelsfeuer, wie der Thierkreis, schimmern.

Schneiders Buchonia IV. 1. 127, nennt eine Höhe über sieben Brunnen den Helleberg, den Berg der Unterweltgöttin Hel. Vielleicht dürfen auch die 14 heiligen Nothhelfer hierher bezogen werden. In einer hessischen Sage, bei Wolf Nr. 23, wird zur Erlösung des Geistes gebraucht ein Sack, gesponnen von einem Mädchen unter sieben Jahren,4) eine neue Hacke und ein noch ungebrauchtes Grabscheit. Nach hessischem Glauben soll man zu Säetüchern und Säcken Leinwand nehmen, welche ein Mädeben unter sieben Jahren gesponnen hat.5) Die ersten Halme lässt man bei der Ernte von einem Kinde unter fünf Jahren schneiden, das erste Strohseil zu den Garben von einem Kinde unter sieben Jahren winden. In bedenklichen Krankheiten ist es nach hessischem Glauben [775] gut, Wasser zu trinken, welches ein Kind unter sieben Jahren schöpfte.1) Nach einer dänischen Sage, Herzog Freudenburg, bei Mohnike S. 227, heisst es:

In sieben Stücke schneiden sie ihm das Herz,
Und auf jedwedem Stücke der Name Jesus steht.

Die Mädchen von fünf und sieben Jahren verwandeln sich in den deutschen Sagen auch in fünf und sieben Jungfrauen, wie noch häufiger drei Jungfrauen erscheinen.2) In einem altschwedischen Volksliede trifft nach sieben Jahren den treulosen Ritter die Strafe der Wiedervergeltung, indem er auf dem Hofe der verstossenen Geliebten als Bettler um Brod bitten muss, welches ihm seine eigenen zwei Söhne reichen.3) Nach einem andern dunklen schwedischen Volksliede wird eine Jungfrau in ein fernes Land über das Meer zu sieben glänzenden Goldbergen zu einer andern Jungfrau entführt und 12 kleine Mädchen werden ihr zum Dienste bestimmt (Mohnike Nr. 31). In einer schwedischen Ballade4) verwandelt eine feindliche Stiefmutter den Stiefsohn in einen Bären, als sie nach sieben Jahren einmal im Rosenhain sich ergeht, trifft sie der Bär, tödtet sie, trinkt ihr Herzblut und wird wieder zum Menschen. Eine Kröte (nach dem Volksglauben sind Kröten büssende Seelen) brauchte sieben Jahre, um von Leifers nach Weissenstein zu kommen, wo ein berühmtes Marienbild verehrt wird; als die Kröte das Ziel der Wallfahrt erreicht hatte, war sie erlöst und flog in Gestalt einer weissen Taube gegen Himmel.5) Auf dem Höllacker zwischen Melbach und Steinfurt in Hessen brennt alle sieben oder nach Andern alle neun Jahre ein Feuerchen. 6) In einem Mährchen aus Schlesien erlöst ein wandernder und suchender Jüngling (der Sonnengott) 14 in 14 Betten schlafende Mädchen, worunter seine Schwester sich be- [776] findet, aus der finstern Welt.1) Die am Grabe des Anchises bei Vrgil Aen. V. 84 erscheinende Schlange machte sieben Windungen:

Dixerat haec, adytis quum lubricus anguis ab imis
Septem ingens gyros, septena volamina traxit.

Im Rig-Veda I. 32 lässt Indra, nachdem er mit dem Blitze den Wolkendämon Vritra erschlagen hat, die sieben Ströme los fliessen. Zu den Ribhus wird Rig-V. I. 20, 6 gebetet:

„Spendet ihr uns Kleinodien! dreimal sieben
dem (Soma-) Pressenden hintereinander ob schönen Lobs.“

Nach der Legende ist der h. Maternus, der Apostel des Elsasses, 30 Tage lang im Grabe gelegen, als er durch den Stab und das Gebet des h. Petrus daraus erweckt wird.2) Als man 30 Jahre nach der Beerdigung der treuen Amme der heiligen Odilia im Elsass zufällig deren Grab öffnete, fand man ihren Leib ganz verwest und nur die rechte Brust, womit sie die heilige Odilia gepflegt hatte, war unversehrt geblieben.3) In dem von Simrok in dem kleinen Heldenbuche, Stuttgart und Tübingen 1844, S. 3 bis 79 aus dem Lateinischen des Mönchs Eckhart übersetzten, wahrscheinlich von einem Elsässer verfassten Gedichte: „Walther und Hildegunde“, in zwölf Abenteuern, kämpft der mythische Held Walther auf dem Wasgenstein im Elsass mit den 12 Helden, mit denen ihm der habsüchtige König Gunther von Worms nachgeeilt ist, um ihm seine Schätze, den Hort aus dem Hunenlande zu rauben. Eilf der Helden und Verfolger tödtet Walther, im siegreichen Kampfe, da naht sein Freund Hagen zum zwölften und letzten Kampfe. Neunmal greifen diese Helden hintereinander sich heftig an, bevor ein verwundender und entscheidender Streich fällt; nun verwunden sich die Streitenden gegenseitig hart, schliessen dann aber Frieden und Hildegunde, die liebende Braut Walthers, verbindet sie mit Linnentüchern und credenzt ihnen den [777] Labewein.1) In der Nibelungennoth 2304 ff. (nach Lachmann) erscheint Hagen insofern mit Hiram vergleichbar, als er stirbt, weil er an Kriemhilde nicht verrathen wollte, wo der Nibelungenhort verborgen sei.2) Auch gehört es mit in unsern Mythenkreis, dass Kriemhilde im siebenten Jahre dem König Etzel den Sohn Ortlieb gebar. – Nach Homer Od. VIII, 59 gibt Alkinoos, der König der Phäaken, 12 weidliche Schafe zum Opfer und zufolge II. VI, 93 sollen in dem Tempel der Athene 12 untadige, jährige und ungezähmte Kühe zu heiligen gelobt werden. In einem Petersberge bei Sylbitz sitzt eine goldene Gans über 12 goldenen Eiern.3) In einer altschwedischen Sage bei Mohnike, altschwedische Balladen, Mährchen und Schwänke, Stuttgart 1836, S. 69, stirbt nach einer schon als Jungfrau erhaltenen Weissagung die treue Gattin, welche in eilf vollen Jahren eilf kleine Kinder dem Gatten geboren, bei der Niederkunft mit dem zwölften Kinde und es folgten ihr der Gatte und die älteste Tochter vor Qual in den Sarg. Die h. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen, welche auch auf Helgoland vorkommt, ist nur die zwölf getheilte Jahresgöttin Holda, Freyja.4) In einem altschwedischen Volksliede5) entführt der Räuber Brun auf seinem blauen Mantel eine zwölfte Jungfrau durch die Lüfte, nachdem er schon 11 Jungfrauen ähnlich entführt und getödtet hatte; als er auf dem Schosse der letzten Jungfrau entschlafen, tödtet ihn diese mit ihrem Goldmesserlein, denn am, sie will bewahren ihren Jungfrauenschatz und noch tragen ihren Jungfrauenschuh. Dieses Lied dient zugleich den am Rheine noch heute vorkommenden Hochzeitsgebrauch, dass der Braut der Schuh ausgezogen und daraus getrunken wird,6) zu erläutern. In einem Odenwälder Mährchen tödtet ein göttlicher Bärensohn in drei Schlössern 6,

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12 und 18 Riesen und erlöst drei Königstöchter, deren eine er endlich durch drei Eier erlangt.1) Die drei Königstöchter sind vielleicht eine Umgestaltung der drei Nornen, wie die h. Ursula mit ihren 11,000 Jungfrauen der Freyja, Valfreyja mit den 11 Valkyrien, welche den Einherien in Walhalla Oel kredenzen, die gefallenen Helden auf Allvaters Geheiss vom Schlachtfeld abholen oder auch selbst mit ihnen kämpfen. Die 12 Valkyrien waren 12 weibliche Zodiakalgottheiten, wie die 12 Asen und wie ihre 12 im Grimnismal genannten Burgen2) von Finn Magnusen und von Leinburg3) als die 12 Zeichen des Thierkreises gedeutet werden, welche Deutung auch Simrok nicht verwirft.

Obwohl Hiram, d. h. der später also umgenannte heidnische Gott, wesentlich der Sonnen- und Jahresgott, der das Jahr und die Zeit beherrschende und theilende Gott ist, wird er in der Hirammythe doch vorzugsweise als eine sogenannte chthonische,4) unterweltliche oder Todesgottheit, – als die dunkele Nacht des Todes in der Natur wie in der Menschenwelt aufgefasst und sein Dienst ist daher ein klagender Todtendienst mit der Hoffnung der Wiederauferstehung und der Erlösung von dem Tode. Das Grab des Hiram, die Unterwelt als sein Reich, wurde auch bei den Maurern, wie bei den Aegyptern und bei den Griechen, im Westen, im dunkelen Abend oder in der Nacht gedacht, und [...] und [...], unterweltlich und nächtlich, dunkel sind gleichbedeutende Eigenschaften, – die Todten schlafen im dunkelen Schoss der Erde, in der Finsterniss, im [...], in der Tiefe, in der mittelalterlichen Krypta.5) Der Unterwelt, der Meisterloge steht die Oberwelt, die Loge mit dem blauen Himnielszelte, mit dem lichten Himmel entgegen; die Todten, die Unterweltlichen, die Westlichen sollen wieder aufer- [779] stehen zu dem Lichte des Ostens zurückkehren und dann unsterblich in ihm wohnen. Die Unterwelt und der Todtenrichter sind ein so nothwendiger Bestandtheil jedes alterthümlichen Gottglaubens, eines jeden Mysteriendienstes, dass sie auch bei den alten Bauleuten nicht gefehlt haben können und es als eine wirklich gedankenlose, völlig ungeschichtliche Behauptung erscheint, es sei die chthosche Mythe erst im 17. Jahrhundert in England der Maurerei zur Verschleierung politischer Pläne und Umtriebe aufgepfropft worden. Das gewaltsame Erschlagen des Hiram (des Lebenden) symbolisirt nur die alles bezwingende Macht des Todes, den [...] der Griechen; alle Menschen, die grossen wie die kleinen, die reichen wie die armen, die alten wie die jungen werden einst die Beute des Todes. Sadi spricht:

Der stolze Fürst, der Nationen fesselt,
Der Derwisch, der sein täglich Brod erbettelt, –
Sie werden, wenn die Todesstund’ wird schlagen,
Aus dieser Welt nichts als das Leintuch tragen.
Gilt es zu wandern in das Todtenreich,
Ist Armuth besser als ein Königreich.1)

Die dramatische Darstellung des Leidens und Sterbens des Hiram ist durchaus alterthümlich und war in verwandter Weise namentlich einstens auch an dem ennaeterischen oder neunjährigen, zur Zeit des Sommersolstitiums gefeierten Hauptfeste des Zeus bei dem achäischen Stamme gebräuchlich.2) Dem [...] verwandt ist der Dionysos Zagreus (der Jäger3)) und die Persephone Thera (Jägerin), wie der Ares Thereitas (Jäger4)), indem die jagenden Todesgottheiten nur ein Bild des alleserjagenden und erreichenden Todes sind; selbst die allesrächenden Eumeniden erscheinen bei Aeschylos Eum. 69 ff. als Jägerinnen. Diese jagenden Todesgottheiten, denen auch die Walküren beigesellt werden dürfen, sind die jagenden und heulenden Stürme der Lüfte, die Sturmeswinde, daher [780] auch die heulenden und lärmenden Hunde in ihrer Begleitung zu sein pflegen, wie bei Indra, bei Wodan und Frau Holla oder Frigga.

Mit der Zwölfzahl als Zahl der Jahresmonate berühren sich die Zahl 50 als runde Zahl der Monate des uranfänglichen Mondjahres und 360 als Zahl der Tage des älteren Sonnenjahres, welches später durch fünf Zusatztage ergänzt und verbessert wird. In der ältesten ägyptischen Geschichte nach den Zauber- und Wunderzählungen der Araber wird erzählt, dass Joseph in der Gegend von el-Fajjûm 360 Dörfer angelegt habe, so dass jedes Dorf an einem Tage des Jahres für die Stadt Miçr den Bedarf an Frucht liefern konnte.1) Die Fünfzigzahl, welche öfter in der griechischen und auch in der indischen Mythologie vorkommt und namentlich den ganzen Danaïdemythus durchdringt, da Danaos 50 Töchter hat, 50 Jahre regiert und fünfjährige Spiele gründet,2) – möchte durchgehends oder überall auf die runde Zahl der Mondwochen des Jahres zu deuten sein, jedoch worden gewöhnlich die 50 Hunde des Aktaion auf die 50 Tage, wo der Hundsstern, gr. [...], lat. canicula herrschte,3) und die 50 Wolfssöhne oder Wölfe des Lykaon gleichfalls auf die 50 Canicular- oder Hundstage gedeutet.4) Die Winterstürme, die heulenden Hunde tödten jährlich, also in der Fünfzigzahl, die Frühlings- und Sommervegetation und die als solche personificirten Gottheiten; jene sind das eigentliche wilde Heer Wodans. Wenn nun aber auch ein Frühlings und Sommergott nicht gerade im Herbste oder bei dem beginnenden Winter starb, sondern schon im Frühling oder Sommer, dachte man ihn doch durch die fünfzig tödtlichen (winterlichen) Jahreshunde getödtet, während z. B. die Gluthhitze, die Hundstage kaum als wüthende und heulende Hunde vorgestellt werden konnten; Preller, I. S. 308 , lässt zwar die Hunde des Aktaion von der Hundswuth ergriffen werden. In unserem Sinne erscheint [781] auch die Fünfzigzahl in einem von Rochholz bei Wolf, Zeitschrift, I. S. 146, mitgetheilten Räthsel über das Jahr:

E lange, lange Baum
mit zweue feufzig Näst,
uf jede Nast es Nest,
i jede siben eier,
i jedem ei es gel’s
mit vierezwänzig dottre.

Nach Reinmar von Zweter ist das Jahr ein zwölfrädriger Wagen mit 52 Frauen besetzt, von 14 halb weissen, halb schwarzen Rossen gezogen. Cleobulus von Lindus soll das verwandte Räthsel aufgegeben haben : Ein Vater hat 12 Kinder, jedes Kind hat 30 Töchter, deren eine Hälfte weiss, deren andere Hälfte schwarz ist, – die alle sterben und dennoch fortwährend am Leben bleiben. – Die 49 Marut’s, welche nach Sâyana die Inder zählen,1) dürfen auch hierher gestellt werden, da wohl Indra, der Gebieter der Marut’s, der fünfzigste ist. Indra ist auch der Fürst der 33 Götter, und gewiss selbst einer dieser 33. Vielleicht auch sind die 540 Thore, welche nach Grimnismal 23 dem Walhalla zugeschrieben werden, eigentlich nur 54 Thore oder die Zahl der Jahreswochen, verwandt den 12 Himmelsburgen und 12 Stühlen der 12 Götterrichter als den 12 Monaten des Jahres. Der in die Mithramysterien Aufzunehmende soll 50 Tage im strengen Fasten haben zubringen müssen.2) Der christliche Presbyter, d. i. Aelteste, sollte ursprünglich das Alter von 50 Jahren haben, welche aber bald auf 30 herabgesetzt werden mussten.3)

4. Hiram, das Licht stirbt und geht unter, wenn und weil die Finsterniss, das Böse im physischen und auch, im ethischen Sinne die Uebermacht erlangt hat, und der Tod des Hiram soll der Welt, sie von der Finsterniss und der Sünde erlösend, das Licht und die Tugend wieder bringen. Die ethische, die sittlich erlösende Natur des Hiram tritt jedoch wenig bemerkbar hervor und des- [782] halb wird sie auch leichter übersehen: aber sie ist unverkennbar vorhanden, indem der Aufzunehmende sich von der Schuld reinigen und ein neues Meisterwort, an dem die Guten und die Getreuen sich erkennen sollen, gefunden werden muss. Die bösen Gesellen kehren nicht wieder und verrathen durch ihr böses Gewissen sich selbst dem forschenden und strafenden Richter; eine neue bessere Zeit soll beginnen. Dass das Ethische in der Hirammythe so wenig und unmittelbar gar nicht hervortritt, ist der sicherste und unangreifbarste Beweis für das hohe Alter und die erhaltene Reinheit der Mythe, indem es der allgemeine Entwickelungsgang der alten Mythologien und Religionen, besonders der indogermanischen gewesen, von dem blos Natürlichen, von der Himmels- und Erdbetrachtung auszugehen und von diesem zu dem rein Geistigen, zu dem Ethischen aufzusteigen, so dass das Christenthum als die Religion des reinen und freien Geistes seine Herrschaft entfaltete und entfalten konnte, nachdem der Zersetzungsprozess der ältern Naturreligionen vollendet war, obgleich selbst das Christenthum sich anfänglich noch in das mythische Naturgewand kleiden musste und der hergebrachten Sprache, Bilder und Gebräuche nicht völlig entbehren konnte. In einer soeben zu Brüssel von Paul Renand herausgegebenen Schrift: Christianisme et paganisme. Identité de leurs origines ou nouvelle symbolique, ist dieser geschichtliche Satz gleichfalls zu erweisen gesucht worden, wenngleich der Verfasser die astronomische Erklärung der Mythen in der französischen, auch auf dem Gebiete der Maurerei nicht unbekannten Weise allzusehr übertreibt, z. B. bei der Heraklesmythe, bei der Mythe der Geburt Christi von einer unbefleckten (verehelichten) Jungfrau, und man deshalb in vielem Einzelnen ihm nicht beistimmen kann. Renand stützt sich vorzüglich auf die ältere Schrift von Dupuis: Origine de tous les cultes, worin alle Religionen und religiösen Symbole auf ein Naturprinzip (un principe purement naturaliste) zurückgeführt werden und dem schon Volney in seinen Ruinen gefolgt war. Renand nennt das Christenthum: la dernière et suprême forme que revêtirent les anciennes [783] mythologies.1) Die 12 Arbeiten des Herakles sind nur 12 verschiedene Stellungen der Sonne zu den Sternbildern des Himmels auf ihrer jährlichen Bahn.2)

Im ethischen Sinne ist das verlorene und wiederzufindende Meisterwort das Recht und die Wahrheit, die Reinheit und Unschuld. Das rechte und noch zu suchende Wort erscheint übrigens auch in einer Moselsage. Auf dem Tiefenthal an der Mosel sitzen nämlich drei alte Männer, in einem Saal, deren Bärte um den Tisch gewachsen sind und die erst dann erlöst werden können, wenn ihre Bärte neun Mal um den Tisch gewachsen; wer dann das rechte Wort findet, um dem bei ihnen auf einer Kiste liegenden Hunde den Schlüssel aus dem Maule zu nehmen, der erhält den Schatz und kann sie damit erlösen.3)

Auch die Hirammythe, die Dädalossage selbst4) findet sich in höchst merkwürdiger Weise als deutsche Bausage bei Wolf, hessische Sagen, Nro. 224 unter der Aufschrift: „Das Fenster in Oppenheim.“ Die kurze Sage lautet: „In der Kirche zu Oppenheim ist ein prächtiges Fenster, welches sich vor den andern durch seine Schönheit auszeichnet. Man, erzählt von demselben, dass der Meister mit seinem Gesellen gewettet habe, er wolle das schönste aller Fenster in der Kirche machen. Jetzt ging’s frisch an die Arbeit, aber als Beide fertig waren, zeigte sich, dass des Meisters Fenster wohl schön, das des Gesellen jedoch bei Weitem besser und künstlicher ausgearbeitet war. Das ärgerte den Meister so sehr, dass er den Gesellen vom Gerüste herunterstürzte.“ – Für die Geschichte der Baukunst und der Freimaurerei ist diese griechische Sage an den Ufern des deutschen Rheines von unschätzbarern aufhellenden Werthe und bestätigt als ein würdiger Schluss unsere Forschungen und Vermuthungen. Die Sage ist nicht auf dem todten Wege der Gelehrten und der Bücher an den Rhein getragen worden, sondern
[784] durch den lebendigen Mund des Volkes, der Bauleute. – Ebenso ist als hierher gehörig zu betrachten der einzige Sohn einer Wittwe, welcher in einer durch Hocker veröffentlichten Eifelsage erscheint, mit drei Böcken reitet und an einem ihm um den Leib gebundenen seidenen Faden in das Wasser von Thôrr hinabgelassen wird, um für diesen aus einer Kiste, – in der Erde den goldenen (Sonnen-) Becher mit andern Schätzen in der Mitternachtsstunde zu holen, d. h. Thôrr selbst befreiet mit dem Blitze die in den Winterwolken eingeschlossene goldene Sonne.1) Beachtenswerth ist, dass der Sohn der Wittwe sich drei Mal oder bei drei Personen um den Weg nach seiner Heimath erkundigt, ehe er Jemanden, den Uralten, den Urgrossvater (Atli2)) findet, der ihm denselben zeigt und ihn auf drei Böcken gegen Mitternacht in die Heimath bringt. Der Ring, den der Uralte dem Sohne der Wittwe an den Finger steckt, um den auf der Kiste liegenden zottigen Hund mit glühenden Augen zu berühren und zu vertreiben, ist ein anderes zauberndes Symbol des Blitzes, des seidenen Fadens oder vielleicht auch der Sonne selbst. Der Jüngling, nachdem er den goldenen Becher geholt und gebracht, trifft seine Mutter beim Frühstücke (im Frühling) und wird im Handel (im Sommer und Herbst) ein reicher Mann. Noch ein bedeutungsvoller Zug der Sage ist, dass der Jüngling beim Heraustritte aus der unterirdischen und schätzebergenden Höhle auf der Schwelle durch die zuschlagende eiserne Thüre an der Ferse verwundet wird, indem schon die Stunde abgelaufen ist, um die Schätze zu holen; doch der Uralte heilt schnell die verwundete Ferse. Diese Verwundung der Ferse, an welcher der Sonnengott wohl gleich dem Achilleus allein verwundbar war gewesen, vertritt die Stelle des Todes, welchen der Sonnengott im Winter und durch diesen erleidet.

Auf Thôrr als den den Blitz und die Frühlingssonne wiederbringenden Gott weist noch ein anderer deutscher Volksgebrauch hin, welcher in Westphalen als ein Ueber- [785] rest des am 22. Februar, am Tage von Petri Stuhlfeier (cathedra s. Petri Antiochiae) dort gefeierten Thunar- oder Frühlingsfestes sich erhalten hat. Die Hirtenbuben stellen an diesem Tage die Erschlagung des Winterriesen mit dem Hammer dar. Thôrr, der Sohn der im Winter verlassenen oder verwittweten Mutter Erde (Nerthus, Tamfana oder vielleicht Tamfa, Zampe oder Zimbe, Spurke, woher die Spurcalia in Februario, wie sie im indiculus superstitionum genannt werden), erschlägt mit seinem Hammer oder Blitze den Winterriesen,1) wie in der maurerischen Sage der lichte Sonnen- und Sommergott von den Herbstgewittern erschlagen wird. Auch in der Mark wird am Petritage der Schluss und das Unterliegen des harten Winters dem siegreichen Thôrr, dem blitzenden Frühlingsgotte in Brauch und Sang gefeiert, namentlich am frühen Morgen, mit Hämmern an die Hausposten geklopft, um dieselben vor Getreideschaden und Viehkrankheiten durch den Hammergott bewahren zu lassen.

Selbst das Sonnenhaus, die maurerische Tapis, der sogenannte salomonische Tempel mit den drei lichten Thoren möchte nur der alten heidnischen deutschen Symbolik entlehnt sein.2) So hat die durch ihre alten Cultusbilder merkwürdige Kapelle zu Belsen bei Rottenburg in Württemberg wohl nach der etruskisch-römischen Symbolik Thüren gegen Süden, Westen und Osten; nur gegen Norden, die unselige Gegend, hat sie keine. Wolf in den Beiträgen zur deutschen Mythologie, I. S. 108, scheint den Grund oder wenigstens eine Analogie darin finden zu wollen, dass der Hochsitz Wuotans mit der Rücklehne gegen Norden gestanden sei, indem Wuotan dem Lichte, dem Süden entgegenschaute, woher einst durch Surtr den Göttern der Untergang, aber auch die Wiederverjüngung gebracht werden sollte.3) Die Nordseite ist die winterliche, die dunkle Seite der drei Wintermonate und somit nur ein anderes Bild der drei [786] bösen Gesellen, welche den Hiram-Frô erschlagen.1) Wolf, S. 110, erblickt jedoch in der Form der Belsener Kirche nicht ein Symbol des Jahres-, sondern des Tageslaufes der Sonne, da die Kirche mit ihren Thüren nach Aufgang, nach Mittag und nach Untergang den ersten, den höchsten und den letzten Strahl des Gestirns empfange. Die drei lichten Thore oder vielmehr nur die drei Thore der zugleich mit zwei grösseren und drei kleineren Stierhäuptern geschmückten2) Kirche zu Belsen sind ganz dasselbe Symbol wie das Rad mit neun Speichen auf dem goldenen Stierhaupte, welches man im Jahre 1653 in dem Grabe Childerichs zu Doornyk fand.

5. Der Schritt, mit welchem der Maurermeister dem Grabe und dem Tode entgegengeht,3) beweiset, dass die Maurer in pythagoräischem Sinne den Tod als ein Gesundwerden, als die Erlangung des wahren Lebens betrachteten. Diese pythagoräische Lehre ist dem Pythagoras kaum eigenthümlich, sondern von ihm entweder den ägyptischen Mysterien oder einer andern orientalischen ältern Quelle entlehnt. Das Padmapurânam im Uttarakhandas, Kap. 1. V. 3, nennt den Tod bhavarogeikabheschadscha, d. i. das einzige Heilmittel der Lebenskrankheit. 4) Dennoch ist es sicherlich unbegründet, dass die indischen Mysterienanstalten die ältesten seien und von ihnen alle übrigen auf der Erde abstammen, wie dieses noch neuerlichst der gelehrte Br. Dr. Leutbecher5) behauptet hat; selbst die Mythe des maurerischen Meistergrades 6) mit dem neuen Meisterworte, maka bak, d. i. das grosse Wort,7) soll aus den indischen Mysterien herübergebracht sein. Die drei lichten Thore auf dem maurerischen Teppich deutet Leutbecher (S. 30) nach dem [787] Vorgange Polaks, dessen bekannte Ansichten und Schriften im Grunde nur kurz dargestellt und wiederholt werden, auf den Gang der menschlichen Bildung, welche von Osten ausgegangen und sich nach Süden und Westen verbreitet habe, während vom dunkeln Norden her keine Menschenbildung gekommen sei. Darin aber darf man Leutbecher und Polak unbedingt zustimmen, dass Gott sich einzig und allein durch seine Schöpfung dem menschlichen Geiste offenbart habe und offenbare, daher der Mensch Gott auch allein in sich und in der Welt zu erkennen vermöge.

Mit dem rückwärts schreitenden dunkelen Hiram, mit dem in das Wintergrab hinabsteigenden Sonnengotte sind auch verwandt die durch Hermes dem Apollo geraubten und rückwärts in die finstere Höhle eingetriebenen Rinder, – die Rinder des Geryoneus, welche der Riese Cacus an den Schwänzen rückwärts in seine Höhle zieht, um dieselben dem vorübertreibenden Herakles zu entwenden und verbergen, – die Rinder des Helios, an welche die Gefährten des Wintergottes Odysseus sich wagen. So weit es sich hier um ein Bild und Symbol des Herbstes und des Winters und nicht blos der Nacht handelt, werden die lichten Wolken durch die Herbststürme aus Osten nach Westen, an den dunkelen Abend, in die düstere Höhle zurückgetrieben gedacht.1) Zugleich wird durch den Raub und durch das Abwenden von der gewohnten Bahn die Gewalt und Uebermacht des Todes angedeutet, welche erst in der Christnacht durch den neugebornen Sonnengott gebrochen und überwunden wird. Dieses versinnlicht eine elsässische Sage von dem in der Christnacht aufblühenden Rosenknopfe,2) ähnlich der in der Christnacht sich öffnenden Rose von Jericho. In einem elsässischen Dorfe, unweit Mariastein, steht ein Rosenknopf, welcher nimmer verblüht; das Jahr über ist er geschlossen, aber in der Christnacht entfaltet er sich und wirft weithinduftend, einen lichten Schein um sich.

[788]

Er kommt von dem Rosenhurste her, an welchen die h. Maria die Windeln aufgehangen, bei der Flucht nach Aegypten. Je länger er blüht, um so fruchtbarer wird das Jahr. Auf Island wird erzählt, dass man früher den Vogelbeerbaum (reynir), welcher auch der heilige Baum genannt wird, in der Christnacht an allen Zweigen mit brennenden Lichtern besetzt gefunden habe, welche nicht erloschen, mochte der Wind auch noch so stark wehen.1) Maurer will in diesem Baume, kaum begründet, das Vorbild des Christbaumes erkennen. In einer hessischen Sage bei Wolf, Nr. 214, steht bei dem Flecken Trebur in dem Mersheimer Feld ein Apfelbaum, welcher alle Jahr in der Christnacht Aepfel trug, die durch ihre verschiedene Grösse die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit des kommenden Jahres verkündeten. In einer Stunde hat der Baum Keime, Blüthen und Früchte bekommen. Eine elsässische Sage lässt auch den Hopfen in der Christnacht zwischen 11 und 12 also hervorsprossen. Eine solche Blüthe der Christnacht ist die maurerische Akazie über dem Grabe des Hiram; möge sie niemals verdorren und stets die schönsten und reichsten Zeiten bringen!!!

Appendix A REGISTER

[789]
  • Abaris603.
  • A – B – CII, 52.
  • Abendmahl52.
  • Abkürzungszeichen 92.
  • Abrak II, 472, 700 Anm. 4.
  • Achat 531; II, 503.
  • Açwin 188, 406; II, 269.
  • Adad und Adargatis 115, 139, 410.
  • Adler 30, 164; II, 624, 640.
  • Adlergott 254.
  • Adon-Hiram 195, 608; II, 217.
  • Adonis 87, 195, 608; II, 560 Anm.; 701. Aufsuchen des A. 607.
  • Adonien 195, 607, 609.
  • Adonisgärtchen 610.
  • Aehre 611, 612; II, 78.
  • Aeolus II, 713, 740, 757.
  • Aepfel, goldene 156.
  • Agdistis 611; II, 627.
  • Agni 272, 273; II. 30, 270, 331, 428, 512, 518, 557.
  • Ahura-Mazda 140, 184, 185, 246, 257, 272, 322.
  • Akazie 149; II, 33, 93, 149. Akâça II, 394.
  • Akustiker II, 543, 576.
  • Alahirzi 420.
  • Alahtrut 420.
  • Albordj 246.
  • Alhambra 456.
  • Alilat 256.
  • Alphabet 484; II, 39, 360.
  • Ambarvalien 460.
  • Amchaspands II, 26, 397.
  • Amentes II, 4, 485.
  • Amor 50, 155 ; II, 636.
  • Amtszeichen 143, 415.
  • Aeneas 515.
  • Anahid 193, 256.
  • Ananda II, 66, 85, 202, 355, 516.
  • Auta II, 633.
  • Anaximander II, 568.
  • Anthesterien 433; II. 462.
  • Apaturien 274.
  • Apollo 35, 37, 48, 54, 161, 424, 440; II, 186, 537, 540, 654. Agyieus
    250. Didymaeos II, 186. Geburt II, 457 und 458. Ismenios
    II, 658. Karneios II, 658. Kynnios 127. Statuen II, 493.
  • Apothekerzeichen 320.
  • Architekten II, 244, 245 , 301, 306, 318. Archonten II, 658.
  • Arier 520; II, 38.
  • Artemis II, 68, 415, 458, 540, 542 Anm. 1. 637, 646, 654. Ortygia
    150. Polymammia II, 637. Weidengefesselte 349.
  • Arvalische Brüder 460; II, 245.
  • Ashmole II, 279, 283.
  • Asklepiadenorden II, 80, 577.
  • Asklepios II, 68, 72, 74, 80.
  • Astarte 235, 303, 413, 609 Anm.; II, 627, 635.
  • Astrologie 16.
  • Atharva 429, 586.
  • Athene 27, 28, 161; II, 73, 710. Ergane 27; II, 417, 550. Kranaia
    II, 366. Nedousia II, 609. Stathmia II, 417. Telchinia 28.
    Tritogeneia II, 327. Tritomenis 303; II, 327.
  • Atlas 66; II, 538, 662.
  • Atys 47, 157, 220, 608, 611; II, 491.
  • Audhumbla 128; II, 512.
  • Auferstehung 41, 393, 464; II, 48, 114, 308, 309.
  • Auge. Des Tages und der Nacht 207. Der Vorsehung 237; II, 73, 80.
  • Aurora 393; II, 667.
  • Baal, Bel 168, 234, 253, 268, 271, 413, 462; II, 397, 443, 517.
  • Baaltis 609.
  • Backwerk 399, 401; II, 84.
  • Badaga’s II, 558.
  • Baer II, 643.
  • Baldur 184, 230, 267; II, 522, 715.
  • Bamyan II, 204.
  • Bandhja (Bonze) 532.
  • Barbar 353, 520.
  • Bardenorden 631.
  • Bardesanes II, 374.
  • Bärengestirn II. 719, 766.
  • Basilika II, 180.
  • Bätylien II, 501.
  • Batalha II, 271.
  • Bauen des Maurers 378.
  • Bauhütte 299, 362, 365, 587. Haupthütten II. 252, 274. Londons
    II, 275. Rechtsbegriff II, 274. Zu Strassburg II, 239, 253,
    275, 307, 319, 682.
  • Baucorporationen, römische 53, 57, 62, 90, 216; II, 223, 243. Pa-
    trone II, 244.
  • Baum. Cultus II, 49, 223. Heiliger 149. Der Kirchweihe 617. Des
    Lebens 150, 314, 396; II, 90, 93. Des Menschen 155, 509 Anm.
  • Baumeister, der göttliche 25, 113, 134, 138, 233, 305; II, 73, 208.
  • Baumeister, deutsche 361. Etrusk. 360.
  • Baustyl. Der Basiliken II, 180. Deutsch-franz. II, 179, 183, 253.
    Der Kirchen 351; II, 176. Kreuzform II, 182, 184. Moscheen
    II, 183, Der Tempel 351.
  • Bauweihe 510.
  • Bauzünfte 216, 364, 365; II, 206, 273, 322.
  • Beamten II, 238. Ableitung II, 239.
  • Beamtencollegium II, 243.
  • Beanus 490.
  • Beauseant 479.
  • Beerdigung. Maurer. II, 2. Richtung nach Osten 414. Im Schiff
    II, 717. In Steinen 471. Sitzende II, 48, 308, 590.
  • Belenus II, 700, 706. Feuer 11, 704.
  • Benediktiner 364; II, 222, 318, 387. Beschneidung II, 196, 566, 570. Bewillkommnungstrunk 489; II, 55, 240, 292.
  • Bhavani II, 88, 94, 329, 429, 632.
  • Bibel. Als Licht 280.
  • Bibliotheken II, 579.
  • Binden, heilige 334, 343; II, 35.
  • Birke II, 702.
  • Blume. Leib des Verstorbenen II, 44. Neujahrsgabe 51. Schmuck
    des Sarges 471; II, 33. Symbol der Vergänglichkeit 196,
    II, 565.
  • Bluttrinken 508; II, 53, 241.
  • Bosrâ 108, 575.
  • Brahma II, 99, 104, 328.
  • Brahmandam (Weltei) II, 85, 90, 91. Brinsingamen II, 678.
  • Bruderkette II, 95. 491.
  • Brudername 89, 216; II, 56, 82, 207, 235, 244, 246.
  • Brücke II, 11. Der Badaga’s II, 558. Bifröst 264; II, 423. Tschine-
    vad 264, 597; II, 14, 404, 423.
  • Brüder, lautere 375, 579.
  • Brüderschaften 216. Baubrüdersch. 346, 365; 11, 206, 255. Religiöse
    der Griechen II, 597.
  • Bubenschenkel 401.
  • Buch des Todtengerichtes 344, 345; II, 16, 162.
  • Buchstabe, G 105; II, 77, 119, 281, 333. Y II, 77.
  • Buddha 173, 462, 478, 518; II, 209. 356, 433. Darstellung II, 29,
    667.
    Drei Formeln 238. Fussstapfe II, 357, 473, 475. Geburt II, 374. Vierfaches Ge-
    folge II, 503. Vier Hauptsätze II,
    503.
    Synoden II, 357. Trinkgefäss II, 555. Weg II, 312.
  • Bundeslade 153; II, 148, 151, 157.
  • Büsserleben. Aegypt. II, 302. Indisches 628; II, 266.
  • Carli 210.
  • Carpentum II, 250.
  • Carthago II, 495.
  • Ceridwen II, 413.
  • Chalambron II, 502.
  • Chaldäer 5.
  • Charon 165; II, 7, 8.
  • Cheiron 110 Anm.
  • Chemi 320.
  • Cherubim II, 144 ff.
  • Christbaum 396; II, 788.
  • Christl. Maurerei 287, 350.
  • Cistercienser II, 318, 387.
  • Çiwa 257, 475; II, 93, 94, 190, 203, 828, 503.
  • Cobibhi-Druid 605.
  • Collegium Dendrophorum II, 223, 244.
  • Collegium Fabrorum II, 223, 244, 250. Confucius 186, 438; II, 354, 666. Çrivaishnava II, 194, 549.
  • Cubus II, 485, 500, 504, 518, 543.
  • Culdeer 503.
  • Cypresse 59, 153, 159, 213, 235.
  • Dactyli 111.
  • Daduch 137, 233; II, 511.
  • Daedalos 29, 31, 74; II, 219, 610, 611, 783.
  • Daruns 52.
  • Degen. Gottes 46, 54, 288. Recht Degen zu tragen 54.
  • Dekalog 177.
  • Dekane 14, 16, 21.
  • Delila II, 741, 743.
  • Demawend 428.
  • Demen II, 690.
  • Demeter 463; II, 201, 350, 496, 513, 543, 611, 636, 650.
  • Demokedes II, 573, 576.
  • Denkmal der Meister 469; II, 109, 310.
  • Deposition. Akademische 490, 507. Der Buchdrucker 499.
  • Depositor 493, 500.
  • Destur 524.
  • Dido II, 635.
  • Dienende Brüder II, 225, 229, 234.
  • Dietrich II, 677.
  • Dionysos 161, 343, 498, 527; II, 350, 560, 599, 622 Anm. Ableitung
    611; II, 204, 560 Anm. 1, 611.
  • Dioskuren II, 62. Symbol der 114.
  • Dodekatheon II, 613.
  • Dodona 139, 157, 160, 209, 516; II, 462.
  • Donnergötter 248.
  • Donnerkinder 252.
  • Drama 389, 476.
  • Dreibeinige Thiere 302, 480, 508.
  • Dreieck 434, 628; II, 73, 80, 91, 279, 329. Symbol des Genius 248.
  • Dreihundertsechzig 13, 21, 45, 119; II, 474, 544, 658, 675, 700, 780.
  • Dreikorb 475; II, 375.
  • Dreizack 35, 267, 302, 473, 483; II, 348, 629.
  • Dreizahl 92, 117, 473; II, 157, 279, 325, 371, 770.
  • Drudenfuss 416, 605, 606; II, 250, 347, 352.
  • Druiades 564, 527.
  • Druiden 174, 440, 447, 503, 565, 584; II, 226, 347. Ableitung 440,
    584.
    Abzeichen 606. Schrift II, 256, 352. Schulen 602.
  • Dschami 178, 576.
  • Dschelaleddin Rumi 575, 612; II, 103, 282.
  • Durga II, 631.
  • Dutzend II, 672.
  • E oder Ei zu Delphi 424; II, 341, 507.
  • Eber 618; II, 643.
  • Edelsteincultus II, 472.
  • Ehu 50.
  • Ei 397, 405, Der Parsen II, 80. Schlangenei 605; II, 74.
  • Eiche 160.
  • Einheit des Mannes und des Weibes. Symbol II, 63.
  • Ekbatana 6; II, 399, 570.
  • Elemente 472; II, 92, 392, 516, 525, 553.
  • Elle 144. Aegypt. 135; II, 732. Hebräi. II, 130.
  • Eleusinien II, 652.
  • Eleusis. Einweihungstempel II, 185.
  • Ellora 68, 141.
  • Epibomios 137, 233; II, 511.
  • Epimenides II, 571.
  • Epiphanienfest 607.
  • Erbrecht der Schwestersöhne II, 62, 361, 753
  • Erde. Reinigungsmittel 469.
  • Erechtheus II, 67, 75.
  • Erlösende Küsse II, 771.
  • Erlöser 185; II, 33, 209, 351, 433.
  • Eros 50, 155.
  • Erwin 352.
  • Esoteriker 529, 532.
  • Essäer 89, 470, 536, 544. Ob Christus? 557. Dreieck II, 329. Theilnehmende Frauen 562. Heilige Schriften 568.
  • [...]270, 426; II, 505. [...]274.
  • Evangelisten. Symbolthiere 600; II, 88, 148.
  • Exoteriker 529, 531.
  • Fackel, als Symbol 213, 344.
  • Fackelläufe 271.
  • Fastenbretzeln 405.
  • Felsengräber 70, 519; II, 33, 308, 496, 736.
  • Felsentempel 67, 70.
  • Feridoddin Attar 517; II, 114.
  • Ferwer 596.
  • Fessel. Des Ganesa II, 92. Des Simson II, 743. Symbol 321, 338;
    II, 240 Anm. 5.
    Des Varuna II, 266.
  • Fetialen 514.
  • Feuer. Entzünden eines neuen 426, 432. Johannisfeuer 394. Osterf. 394.
    Reinigungsmittel 451, 461, 468, 511, 514. Symbol 240, 261, 269.
  • Feuerprobe 278.
  • Feuertempel 276.
  • Fides 334, 443.
  • Flammenrad 267; II, 86, 553.
  • Floralien 197.
  • Fragen, drei 477, 482; II, 116.
  • Frauen in den Mysterien 562, 563.
  • Freiburg II, 693.
  • Freimaurerei. Rechtsbegriff II, 276, Zeiträume 365.
  • Freimaurerverhör 367; II, 314.
  • Friedenszeichen II, 35.
  • Frô 345, 399, 403, 498, 501, 618; II, 454.
  • Fronleichnamsfest 200.
  • Fünfeck 419, 529; II, 73, 80, 325, 346, 379. Auf Münzen II, 351,
    Des Wischnu 90.
  • Fünfgebote 177.
  • Fünfgewerker II, 315, 361.
  • Fünfzahl 177, 422, 436; II, 155, 325, 353, 766. Der Logenmitglieder
    II, 389.
  • Fünfzehn II, 22, 339, 367, 372, 377, 380, 383, 764.
  • Fünzig II, 458, 609, 646, 738, 780.
  • Fuss, blosser 446, 585, 608; II, 491. Fusszeichen II, 80.
  • Fylgien 591, 599.
  • Gabaon II, 223.
  • Gaedicke II, 318.
  • Gallerieen zu Eleusis II, 186. In den Kirchen 562.
  • Gallicenen 605.
  • Gamr II, 415, 647.
  • Ganesa II, 92, 552.
  • Gâthâs II, 361.
  • Gau II, 674.
  • Gebet 315, 411; II, 99. Gemeinsames II, 102.
  • Geburtsschiff II, 718.
  • Geheimschrift. Der Kelten II, 256. Der Maurer II, 256.
  • Geissel 35, 463; II, 270.
  • Gekrönte II, 510, 533.
  • Genius 591, 593; II, 654. Ableitung 599. Dreieck, dessen Symbol
    II, 248. Der Maurer 599. Des Sokrates 596. Schwur bei
    dem G. 598, 601. Spende dem G. 601 ; II, 76, 83. Schlange
    des G. II, 69.
  • Genovefa II, 536, 610.
  • Geometrie II, 334.
  • Geselle 32, 104, 325, 348, 421. Gesellenbrudersch. 504; II, 304.
    Gesellenmachen 487. Name der 3 Gesellen des Hiram II, 213,
    388.
    Gruss der Steinmetzges., II, 372, 479. Symbol der Ge-
    sellenloge II, 519.
  • Gewissen als Winkelmass 348.
  • Gewölbebau 360; II, 134.
  • Giblim II, 174, 213, 224.
  • Gilde 490, 641; II, 62, 323. Bierg. 642. Kalandsg 644.
  • Glasberg 268; II, 721.
  • Glasheim 131.
  • Glaukos II, 590, 610.
  • Glocke 251; 11, 196, 553. Zu Dodona 209, Des jüd. Hohepriesters
    45; II, 155. Der kathol. Kirchen II, 476.
  • Gnosis II, 206, 315, 375, 394 Anm.
  • Goten 488; II, 684.
  • Gottesbegriff. Arischer 224, 243. Jüd.225.
  • Gottesfriede 298.
  • Gottheiten. Bauende 25, 113, 134, 138, 233, 305; II, 208. Benen-
    nungen 224, 243, Bergg. 246. Donnerg. 248. Feuer- und
    Hammerg. 28. Feuerthron 228. Hirteng. 28; II, 470. Kriegs-
    gott 33. Mondsg. 256. Thiergestaltige II, 409. Webende 27.
    Wolkeng. 166.
  • Göttertrank 160, 314; II, 88, 94, 450.
  • Grabdenkmal. Akbar’s II, 357. Des Königs Hiram 412. Des Kyros
    11, 401, 443. Des Porsena 209. Tahe Mahal II, 358.
  • Grade. Aegypt. 210; II, 445. Des Bardenordens in Wales 631. Alt-
    bretoni. 630. Der Buddhisten II, 503. Der Çrivaishnava II,
    194.
    Eleus. 478. Der Essäer 551. Ind. 624. Maurer. 325;
    II, 320, 561.
    Mithr. 43, 524. Des Pythag. 582.
  • Granate 156, 157; II, 170, 220.
  • Grossloge 365; II, 288, 534.
  • Grottentempel in Indien 67.
  • Grussmaurer II, 82, 372.
  • Haare. Symbol 261; II, 743. Opfer II, 196.
  • Hahn II, 410, 416.
  • Halliwell’sche Urkunde II, 232, 305.
  • Halbkugel als Symbol der Buddhisten II, 488.
  • Hammer 136; II, 73, 331. Hammergotth. 28, 233. Des Todes 513.
    Des Thôrr 250.
  • Hämmerling 252, 513; II, 420.
  • Hand 110; II, 496. Der lsis 111. Verschlungene 95, 113, 115; II,
    621 Anm.
  • Handschlag 276, 435.
  • Händeklatschen 116; II, 316, 372, 490, 495.
  • Handwerksgenossenschaften. In Africa und Indien II, 243, 361.
    Bei den Römern II, 243.
  • Haoma, Soma 162, 307, 314; II, 433.
  • Hase II, 418, 639.
  • Hassfurt. Ritterkapelle II, 175.
  • Hausmarke 95, 485; II, 247.
  • Heerschilde II, 466.
  • Hekate II, 68, 72, 326, 415, 463, 541, 636.
  • Hel 257; II, 412, 522.
  • Helden 54.
  • Heliopolis (Baalbek) 63, 66.
  • Hephästus 342; II, 611, 629, 647 Anm.
  • Herakles 104, 304, 343, 425; II, 78, 213, 407, 495, 541, 600, 630, 662.
  • Hermen 210, 255.
  • Hermes 168; II, 331, 347, 457, 542.
  • Hermetische Bücher 83, 223, 319; II, 444.
  • Heron II, 335.
  • Hesperiden II, 662, 720.
  • Hexagon II, 329, 346, 380.
  • Hierophant 137, 233, 526; II, 511. Hierophantis 564.
  • Himmelszelt 79, 248, 253; II, 93.
  • Hippasos II, 574, 576.
  • Hiram 31, 117, 133, 149, 306, 504; II, 132, 198, 210, 308, 610. Ab-
    stammung II, 125. Mythe 60, 63, 222, 310; II, 209, 212, 218,
    521, 560, 723, 753.
    Namen II, 213. Suchen 607.
  • Hirsch 619; II, 513, 536, 610, 615, 620, 636, 646, 706.
  • Hobal II, 162.
  • Hobeln der Bauernbursche 500.
  • Hochmittag II, 665.
  • Hochzeitsfackeln II, 368.
  • Hödur 267; II, 522.
  • Hohepriester. Aegypt. 525; II, 226. Druid. 605. Jüd. 45, 169, 177;
    II, 152, 155.
    Der Kybele 525. Parsi. 524.
  • Höhle. Der Druiden 602. Der Götter 58. Idäi 62; II, 51. Der
    Maurer 56. Des Mithra 52, 57. Der Sinesen 630.
  • Holda 268, 400, 420, 593, 618; II, 28, 72, 450, 454, 517, 615, 620, 678.
  • Holi 398; II, 669.
  • Honig 401, 403.
  • Honover 306, 315; II, 340, 730.
  • Horen 168; II, 511, 563, 652 Anm.
  • Horus 127, 303, 339.
  • Hottinger 376.
  • Hu II, 698, 701, 722.
  • Hund II, 403, 542, 615,.647, 779.
  • Hut 52; II, 233.
  • Hyakinthos 48, 195.
  • Hyakinthien 128.
  • Hydranos 455.
  • Hygieia II, 72, 74, 76, 78, 83, 350.
  • [...]222, 310. Der Orphiker 310; II, 584.
  • Indra 37, 414; II, 269, 429, 516.
  • Innungen in Indien II, 243, 361.
  • Isis 50, 83, 87, 111, 222, 405, 462; II, 203, 212, 414, 449, 513, 618,
    620, 632, 739. Deutsche 229. In der Schweiz II, 50, 623.
    Klapper II, 526.
  • Ixion 423.
  • Jahresfeste 180; II, 286.
  • Jahreshieroglyphe 192; II, 708.
  • Jakobsleiter 478, 657; II, 96, 403.
  • Jama 107, 307; II, 16. Darstellung II, 90, 93.
  • Janus 150, 210; II, 422, 547.
  • Jao 316; II, 123.
  • Japetos II, 538.
  • Jehovah 93, 168, 306; II, 202.
  • Jezidis 408, 414, 447; II, 398.
  • Johannes der Evangelist. 192, 477. Segen 618, 639.
  • Johannes der Täufer 150, 201, 280, 555. Ob Essäer? 556. Als Gen-
    ius 599, II, 264, 271. Fest 180. Johannisfeuer 394. Jo-
    hannisgesundh. 646. Auf Münzen II, 535.
  • Johannisgebräuche 450, 458, 462.
  • Johannisjünger, II, 264, 273.
  • Johanniskranz II, 649.
  • Johanniter 259, 332, 556.
  • Julblock 396, 604.
  • Juleber 399.
  • Julräder 403.
  • Jumala II, 751.
  • Jünglingsweihe. Des Inka 452. Der Indianer 638.
  • Juno. Lanuvia II, 70. Martialis II, 483.
  • Kaaba 60, 255, 456; II, 259, 460, 502, 520.
  • Kabiren 139, 220, 252, 525 ; II, 629.
  • Kadosch 258; II, 659.
  • Kaiser, schlafende 424, 509, 513; II, 615.
  • Kama II, 87, 355. Todtenklage 627.
  • Kammer des Nachdenkens 56, 105, 602.
  • Kanon, ägypt. II. 493.
  • Kappareth II, 149, 152.
  • Kasia II, 211. 212, 214, 225. Zeus Kasios 221.
  • Katakomben 70.
  • Katechismen 475; II, 296.
  • Katze 619; II, 615.
  • Kaufmannszeichen 102.
  • Kerberos 343; II, 407, 411, 415, 663.
  • Keule 34, 426; II, 600.
  • Kilwinning 362.
  • Kindsbrunnen 189; II, 28.
  • Kirche 199, 457; II, 179, 314. Ableitung 67; II, 489. Kreuzes-
    form II, 527. Gründung einer neuen 426. Richtung nach
    Osten 413, 415; II, 179. Schiff 199. Symbol II, 484, 489.
    Thürme 205, 352.
  • Kirchenjahr II, 286.
  • Kirchweihbaum 398, 617.
  • Kirchweihfeier 615.
  • Kitt der Bruderliebe II, 96.
  • Klage. Des Dionysos II, 592. Des Linos 86; II, 235. Des Mane-
    ros 86.
  • Klagefrauen 125, 610; II, 236, 592.
  • Klappern 125; II, 457.
  • Kleidung. Blaue 79, 253. Der Confirmanden 52. Rothe 259, 414,
    525; II, 30, 384, 738.
    Schwarze 79, 254, 526, Anm, 5; II,
    384, 756.
    Weisse gottesdienstl. 77, 256.
  • Kleinodien 476; II, 372.
  • Klosterschulen 364, 503.
  • Kneph 335; II, 65, 73, 74, 85, 516.
  • Kopo II, 658.
  • Koran 282, 291, 296; II, 183.
  • Kosti 336; II, 119, 477, 633.
  • Krause 375.
  • Kreis II, 486.
  • Kreuz 21, 117, 411, 484, 510, 627; II, 242 Anm., 247. Rosenkr. 203. Kreuzen der Arme II, 493, 534.
  • Kreuzweg II, 541, 545.
  • Kreuzzeichen 477; II, 516, 546.
  • Kriobolien 633.
  • Krischna II, 551, 553. Flötenblasend II, 94. Gelockt 261.
  • Krodo II, 546.
  • Krokon 334.
  • Kroton II, 572.
  • Kröte II, 525.
  • Krypta 70.
  • Kuh II, 513, 618, 630, 634.
  • Kunst. Kirchenbauk. 349. Königl. 82, 444; II, 313. Der Leidenschaftlosigkeit II, 314. Steinmetzkunst 349.
  • Kuss der Aufnahme 486.
  • Kybele 47, 157, 525, 611; II, 202, 483, 627, 630, 635, 700. Ableitung II, 520.
  • Kykeon II, 650.
  • Kyklopen 423.
  • Labyrinth 14; II, 502, 675.
  • Lakschmi II, 88, 202, 475, 513.
  • Latona 58; II, 655.
  • Lebkuchen 399.
  • Lehrbrief II, 124.
  • Lehrling 31, 52, 56, 96, 251, 325, 652.
  • Lehrweise, Maurer. 170, Des Pythag. 170,
  • Lessing 369, 431.
  • Leutbecher 544, 624; II, 786.
  • Licht. Bibel 280. Entzünden eines neuen 426. Schwur 277. Sym-
    bol 240, 269.
  • Lichter, drei 62, 117, 137, 205, 214, 215, 232, 242.
  • Lichtglaube bei den Ariern 262.
  • Lîhham 593.
  • Linde 619; II, 45, 49.
  • Linea sanctitatis 416, 437.
  • Lippert 549.
  • Locke 368, 430.
  • Loge. Dunkle 56. Gründung einer neuen 426. Richtung nach Osten
    \>415. Symbol der Loge II, 521. Symbol der Welt 649; II, 311.
  • Logenzeichen 77, 95.
  • Logoslehre 477.
  • Lohaprâsâda 137.
  • Loki 511, 513; II, 67.
  • Löwe 60, 343, 518; II, 87, 92, 385, 535, 547, 617.
  • Lustrum II, 364.
  • Macbenak II, 223, 225.
  • Magier II, 192.
  • Mahmud 582.
  • Maibäume 398.
  • Maitre parfait II, 547.
  • Maja 343; II, 87, 201.
  • Makpelah II, 309.
  • Manichäer II, 556.
  • Manuscripte für Brüder II, 316.
  • Maria. Mit dem Kinde 49; II, 513, 620. Als Königin 83, 231. Im
    Rosenhaag 200.
  • Mariahand 111.
  • Mars 36. Eber des 610.
  • Maruts II, 71, 781.
  • Mason. Ableitung II, 277. Freier und angenommener II, 245, 279,
    284, 301, 303.
  • Massstab, 24zölliger 126; II, 732. Mathematiker II, 574.
  • Matrosentaufe 501.
  • Maubad 524.
  • Maurerdiplome II, 317.
  • Mäuse II, 360.
  • Medina II, 264.
  • Medusenhaupt 164, 464; II, 678, 714.
  • Meer, ehernes 454, 456; II, 170.
  • Meister 325. Ableitung II, 278, 279. Sterben des 221, 631; II, 755.
  • Meisteraufnahme 91; II, 96, 307, 755.
  • Meisterloge II, 115.
  • Melikertes II, 609.
  • Melusine II, 454.
  • Melkart 206, 207, 447; II, 609, 612, 630.
  • Mensch. Baumgeboren 155. Tempel Gottes 144; II, 178, Einheit
    des Geschlechts II, 36.
  • Mexikaner 191, 452, 453; II, 709, 722.
  • Midgarschlange II, 67.
  • Mihragân 45; II, 402.
  • Milchstrasse 264, 597; II, 32, 403.
  • Mildthätigkeit 555; II, 297, 412.
  • Milo 529; II, 572.
  • Minerva II, 278, 329, 367, 483.
  • Minnetrinken 640, 641, 643; II, 231, 241, 323.
  • Mistel 158, 603, 606.
  • Mitgliederverzeichnisse II, 316.
  • Mithra 276; II, 27, 29, 161. Denkmale 18, 42, 59, 213, 303, 401,
    419; II, 550, 612, 644.
    Grade 43, 401, 524; II, 402, 645.
    Höhlen 42, 57. Krone 44; II, 50, 304 Anm. Mysterien 41, 57,
    305, 431 Anm., 523.
    Pater patrum 45, 524. Prüfungen 44,
    472.
    Reinigungsmittel 401. Stier II, 765. Sünde 277.
  • Monas II, 332.
  • Mönchthum. Aus Aegypten 562; II, 375.
  • Mond. Gotth. 256; II, 406. Häuser 17; II, 436. Zeittheiler 2.
  • Mondsverfinsterung II, 647.
  • Mören 166.
  • Moscheen 518; II, 183.
  • Moses II, 611.
  • Musen II, 455, 646, 654.
  • Mysterien. Aegypt. 219, 448, 635. Zu Andania 455, 564. Bedeutung
    215, 221. In Congo 637. Dionys. 108, 448; II, 562. Der
    Druiden 585. Eleus. 137, 221, 333, 343, 431 Anm., 455; II,
    543, 652.
    Gnossische II, 501. Indi. 624. Orphi. II, 562. In
    Virginien 637.
  • Mysterieneid 114.
  • Mysteriensprache II, 188.
  • Mythologie der Freimaurerei II, 219.
  • Naglfar II, 721.
  • Namensaustausch II, 64.
  • Narajena, II, 512.
  • Narkissos 87, 109.
  • Nasr II, 641.
  • Nehallenia II, 413, 616.
  • Nemesis 168, 388, 442; II, 519.
  • Nereus II, 609.
  • Neujahrswünschen 403.
  • Neunundneunzig II, 736, 759.
  • Neunzahl 116, 128; II, 74, 380, 590, 646, 648, 653, 721, 736, 756.
  • Neunzehnzahl II, 489, 620.
  • Neuruzfest 51, 432.
  • Niobe 425.
  • Noah II, 201.
  • Noachiten II, 201.
  • Noachitische Gebote II, 164, 201.
  • Nornen 166, 480, 512.
  • Nothfeuer 120, 394, 423, 618.
  • Nothzeichen 294.
  • Novenario dissolvitur II, 565.
  • Obelisken 205, 254; II, 537.
  • Odhin 37, 99, 156, 164, 253, 267, 403, 565; II, 71, 369, 389, 451,
    452, 516, 548, 785.
    Rabengott 164.
  • Odysseus 424; II, 460, 538, 711, 736.
  • Oedipus 353.
  • Olymp. Spiele II, 537.
  • Om 315, 628; II, 85.
  • Omphale 425; II, 633, 663, 742.
  • On 316.
  • Ophias 611.
  • Orakel 613; II, 191, 717.
  • Ordalien 278; II, 432, 559, 650, 656.
  • Orden II, 313.
  • Ordensgesundheiten 648.
  • Orion 287; II, 348, 460.
  • Orphisches Gedicht II, 583.
  • Orphische Weihe II, 566, 585.
  • Osiris 15, 20, 48, 50, 82, 85, 88, 91, 125, 136, 142, 222, 225, 256,
    526 Anm. 5, 542; II, 203, 222, 249, 547, 678.
    Auffinden 607.
    Genien II, 517. Namen II, 211. Todtengericht II, 4.
  • Ostara 394; II, 411, 566.
  • Osten 261, 332, 407, 421, 510; II, 5, 24, 81, 185, 204, 483, 484.
  • Ostereier 397, 405.
  • Osterfeuer 394, 508; II, 51.
  • Osterhase 397, 399, 405.
  • Osterkerze 394; II, 51.
  • Osterkuss 607.
  • Osterlamm II, 765.
  • Ostertag II, 566.
  • Oswald 508.
  • Pagode II, 187, 555.
  • Palmyra (Tadmor) 63, 355.
  • Papantla II, 485
  • Parcen 166, 168.
  • Paris II, 212.
  • Parmenides II, 577.
  • Pascht II, 618.
  • Paten 487.
  • Peking II, 495.
  • Pater patrum 45, 524.
  • Peleiaden 516; II, 461
  • Pentalpha 416, 605, 606; II, 250, 346, 508.
  • Pentapolis II, 359.
  • [...]168; II, 722, 740.
  • Perlenschnur der Welten 335; II, 65, 86, 92.
  • Persephone II, 68, 204, 221, 351, 496, 513, 651.
  • Persepolis II, 524.
  • Perseus 107, 165, 425; II, 636.
  • Peruaner 5 Anm. 5, 34, 276, 452; II, 500, 531, 722.
  • Pfeil. Und Bogen 35, 232; II, 602. Heiliger 277.
  • Pfeiler, drei 66, 117, 137, 214, 237, 337. Pflanzensäule II, 523.
  • Pferd. Donner- und Wolkenpferd 162. Des heil.Georg II, 79. Der
    Sonne 235. Des Wischnu 188.
  • Pharaonen 261.
  • Phäaken II, 711, 757.
  • Pherekydes II, 569.
  • Philo II, 563.
  • Phönix 183.
  • Pippala 157, 159.
  • Planeten 5, 59; II, 396, 476.
  • Planetenthurm, babyl. 6; II, 443.
  • Plato II, 597.
  • Polack 69, 372.
  • Posaune 249, 341; II, 17.
  • Poseidon 189, 473, 483; II, 518, 548, 710.
  • Priesterliche Weihe 506; II, 470.
  • Prometheus 28, 31; II, 32, 538, 539. Ableitung 32. Sarkophag 344.
  • Prophetenschulen 612; II, 287.
  • Prophetische Gabe II, 105.
  • Ptah 229, 233, 268.
  • Punkte, fünf besondere II, 391.
  • Pyramiden 254.
  • Pythagoras 19, 106, 170, 448, 502; II, 227, 392, 562. Ableitung
    II, 566 Anm. Buchstabe II, 77. Bund 527. Gütergem. 533; II,
    570.
    Lehrs. II, 350. Goldene Regeln 311. Schuleinrichtungen
    540. Sissitien 544. Sphärenmusik 543. Todtengebräuche 542.
  • Quadratur der Tugenden II, 509.
  • Quartal II, 480, 545.
  • Quicke 158.
  • Raben 164, 509, 600; II, 642.
  • Ragon 69, 422; II, 388, 390.
  • Regenbogen 35, 264; II, 422.
  • Ribhus II, 514, 776.
  • Rhea II, 52.
  • Richardis 278.
  • Ring. Der Ewigkeit 355, II, 64. Gebrochener 348. Am Knöchel 336.
  • Ritterorden 297, 485.
  • Ritterschlag 54, 482, 485; II, 304 Anm.
  • Rituale II, 295, 318.
  • Römisches Recht II, 254.
  • Rose 194; II, 33, 42, 46. Des Geheimnisses 203; II, 272. Des
    Todes 197, II, 770.
  • Rosenfest 193.
  • Rosengarten 198, 471.
  • Rubin II, 473.
  • Rugewit II, 661.
  • Rundthürme II, 536.
  • Runen 98; II, 192, 256.
  • Saat. Unsterblichkeitssymbol II, 8, 13.
  • Sakäen II, 233, 347.
  • Salis 333.
  • SalomonischerTempel II, 125. Abbildungen II, 126, 131, 169. Aller-
    heiligstes II, 136, 141, 500. Arbeiterzahl II, 174. Brandopfer-
    altar II. 171. Goldüberzug II, 136, 144. Heiliges II, 137.
    Leuchter 169; II, 153, 162, 431. Nebenbau II, 139. Räucher-
    altar II, 153, 160, 517. Schaubrodtische II, 153, 161. Symbol
    II, 197, 216. Vorhang 168; II, 141. Vorhöfe II, 127, 168,
    185.
    Wasserbecken II, 171. Zither 169.
  • Salz 495, 498.
  • Samstag II, 167.
  • Sängerzünfte 630.
  • Sanguen 47.
  • Sannjâsin 629; II, 194.
  • Sapphir II, 472, 474, 555.
  • Saramejau II, 407.
  • Sarasvati II, 88, 104, 190, 333, 457, 492.
  • Satesch II, 632.
  • Satiaurata II, 201.
  • Saturnalien 402; II, 132.
  • Savitri 408; II, 27.
  • Säule. Jakin und B. 64, 74, 205, 518, 650; II, 138, 158, 170. In
    Afrika 65, Der beiden Aufseher 211. Des Enoch und Set
    208, 275; II, 203, 213. Der Furka II, 204. Des Julier II,
    205, 703.
    Pyramidale 255. Zu Tyrus 412. Zu Würzburg 64,
    75, 210; II, 524.
  • Schachspiel II, 554.
  • Schamanen II, 192.
  • Schauspiele, kirchliche 223, 620. In Tibet 622. Zur Weihnachtszeit
    II, 490.
  • Schiboleth II, 255.
  • Schiff ohne Steuer II, 712.
  • Schifferzunft 484.
  • Schicksalsseil 593.
  • Schiller II, 10.
  • Schlange. Anauda 66. Des Bösen 67, 89, 93. Ei 605 ; II, 74. Ei-
    tragende II, 74. Gebäcke II, 84. Des Genius II, 69. Der
    Inder II, 84. Des Lebens II, 67. Midgarschl. II, 67. Milch-
    trinken II, 72. Der deutschen Sage II, 70. Symbol II, 64.
  • Schlüssel II, 68, 422, 619, 634 Anm. 3.
  • Schnur, heilige 625, 633.
  • Schock II, 672, 673, 686.
  • Schriften, heilige. Zu Andania 587. Der Druiden 587. Der Essäer
    568. Der Inder 318. Zu Pheneos 568. Der Sinesen 317; II, 354.
  • Schritt 433, 435.
  • Schuh. Ausziehen 488. In Gräbern II, 412, Niedertreten 446. Sym-
    bol II, 247, 452, 620.
  • Schürze 71, 565; II, 209, 438. Der Pharaonen 73, 75; II, 332.
  • Schwanenritter II, 712, 714, 716.
  • Schwert. Symbol 22, 36, 232, II, 617. In der linken Hand 449.
    Träger 56.
  • Schwesternfeste II, 292.
  • Schwur. Beim Blute II, 61. Beim Feuer und Licht 276, 443. Beim
    Jupiter Stein 443; II, 60. Bei der Kaaba II, 521.
  • Seelenwanderung 422, 588, 592; II, 309, 568.
  • Seelenzopf 400.
  • Seidenfaden 346; II, 540, 696, 784.
  • Seller 448, 517.
  • Semitische Namen und heiligen Worte II, 188.
  • Senkblei 446.
  • Septizonien II, 343, 398 Anm., 463.
  • Serapis 230 Anm. 5.
  • Sibyllische Bücher 476; II, 444. Sibyllendichter 614.
  • Siebenbürgen II. 398 Anm.
  • Siebenjahrgarn 346.
  • Siebenzahl 15, 59, 66, 67, 132, 135, 169, 179, 265, 346, 424, 436,
    450, 515; II, 156, 162, 395, 620, 719.
    Der Logenglieder 265;
    II, 369, 466, 480.
  • Siebenzigzahl II, 156, 163, 165, 168, 447, 671.
  • Siegfried II, 663, 677.
  • Silvanus II, 223.
  • Simson II, 740.
  • Sinesen 10, 91, 438, 479; II, 41, 559, 664.
  • Sinne, fünf II, 92, 355, 389.
  • Sintfluthsage II, 201, 722.
  • Sirius 208, 247, 265; II, 404. Jahresanfang 12, 127.
  • Sistron II, 526.
  • Skadi II, 549.
  • Skanda II, 631.
  • Skeaf II, 714, 716.
  • Skira II, 550.
  • Sleipnir 163, 404, 511; II, 714.
  • Sonne. Bahn 7. Jungfrauen 260. Und Mond 212. Sprünge 481.
    Symbol 260, 554.
  • Sonnenbecher II, 716, 784.
  • Sonnenkind 49.
  • Sonnenwendfeste 192; II, 513.
  • Sonntag 272. Palms. 47. Weisser 47. Wochent. II, 168.
  • Sosiosch 185, 464.
  • Sothis 207; II, 403, 407, 446.
  • Sothisperiode 13, 595 Anm.; II, 247 Anm. 3, 707.
  • Sphinx 239, 595 Anm.; II, 618, 711.
  • Spiegel 104, 344, 493, 500, 501, 573, 578, 586, 630; II, 401 604,
    621.
    Des Dionysos 343. Des Jama 107, 344. Des Uranus II, 717.
  • Spitzbogen II, 184.
  • Sprechfähigkeit II, 100 Anm.
  • Stadien des Lebens 624; II, 552.
  • Stahlgewölbe 55; II, 659.
  • Stein, cubischer 104; II, 151.
  • Steinkreis 602; II, 446, 489, 494.
  • Steinmetz II, 278.
  • Steinmetzkunst 305, 366, 367.
  • Steinmetzordnung 101, 300, 436.
  • Steinmetzzeichen 95, 103; II, 187.
  • Stern, fünfeckiger 105, 416, 605, 606.
  • Stier 11, 129, 235, 239 ; II, 618, 625, 627. Stierschlangenlöwe II, 87.
  • Strahlenkranz 230.
  • Streithammer 34.
  • Studentenweihen 487, 539.
  • Sündenfall 152; II, 28, 105, 208, 209.
  • Swantewit II, 660.
  • Sybaris II, 572. 573.
  • Szufismus 568, 572, 575.
  • Talos II, 610.
  • Tammûz 609.
  • Tandus II, 494.
  • Tanfana 270.
  • Tänze, religiöse II, 490.
  • Tapis 514; II, 521, 785.
  • Taran 248; II, 387, 698.
  • Tarnkappe 165; II, 678.
  • Taube II, 635.
  • Taurobolien 633.
  • Tell 513; II, 523.
  • Templer. Banner 258, 479, 517, 527. Masony 370. Ordenskleidung
    258; II, 121. Schwur 479.
  • Templum II, 481.
  • Teufel. Bündniss II, 56.
  • Teufelsmauer bei Dürkheim II, 487.
  • Teutates II, 697.
  • Thales II, 539, 567.
  • Theano II, 573, 579.
  • Thetis 463.
  • Thiere, weisse und schwarze II, 547.
  • Thierkreis. Chald. 7, 10; II, 437, 505, 625. Zu Denderah 8, 595 Anm.
    Indi. II, 92.
  • Thiermasken 620, 623.
  • Tiermes II, 751.
  • Tilaka 627; II, 549.
  • Tinylkums 638.
  • Todsünde 179; II, 4,
  • Todten. Richtung nach Osten 414. Waschen 459. Todtenbahre II, 619.
  • Todtenbruderschaft II, 705.
  • Todtengotth. 165, 306.
  • Totenklage 627.
  • Todtenleiter II, 402, 423.
  • Todtenopfer II, 9, 25.
  • Todtenpferd 188; II, 424.
  • Todtenreich 165, 199, 264.
  • Todtenschädel als Symbol II, 48.
  • Todtenschiff 199; II, 423, 417.
  • Todtenschiffer II, 720.
  • Todtenschlaf II, 96, 713.
  • Todtenschreiber II, 5, 16, 449.
  • Todtenströme 470; II, 10, 709.
  • Tonleiter II, 440.
  • Tonsur 260, 506, 532; II, 195.
  • Trauerloge 200; II, 1.
  • Trauerrede II, 17.
  • Trauerwoche 265, 266, 609.
  • Triaden 174, 482, 589; II, 371.
  • Triangel II, 78, 82.
  • Triangulatur II, 533.
  • Trilogieen der Götter 303.
  • Triptolemos 463, 516; II, 75, 543, 636. Ableitung II, 637.
  • Triquetra II, 329.
  • Tubalkain 31, 63, 74; II, 200, 224, 315. Tvashtar 31.
  • Typhon 339, 428, 609; II, 71, 524.
  • Tyr 36, 112, 119, 243.
[805]
  • Uebersiebenen II, 467 vergl. mit II, 164.
  • Ukko II, 719, 751.
  • Universitäten 363.
  • Urim und Thummim 144.
  • Ushas 406, 407; II, 269.
  • Uzza 154; II, 212.
  • Valkyrien 420, 454, 480, 512, 593; II, 455, 548, 672.
  • Varuna 263; II, 31, 266, 271, 427. Strick desselben 334; II, 267.
  • Vêdas 318, 475.
  • Verbrennen der Leichname 273, 462; II, 32, 310.
  • Vesta 270, 394, 443, 448.
  • Vestalis maxima 527.
  • Viaticum II, 292.
  • Viçvakarma 68, 140, 233; II, 362.
  • Vierfaltigkeit in Aegypten II, 65, 506.
  • Viereck 518; II, 311, 481, 504.
  • Vierer II, 530, 532.
  • Viergespann II, 29, 529, 537, 547
  • Vierherrschaften II, 529.
  • Vierung II, 527.
  • Vierzahl 128, 518; II, 146, 156, 481, 528.
  • Vierzigzahl II, 544.
  • Vihârâ II, 502.
  • Völkerrecht 293.
  • Voltaire 430.
  • Vorsteher, drei ersten 137, 474.
  • Wachtel 150.
  • Wage 21, 142, 445; II, 4, 14, 405.
  • Wald, kommender II, 400.
  • Walhalla 37.
  • Wappen 260, 519, 592. Der Urner 348.
  • Wasser 451, 454, 457, 461, 491; II, 5, 638. Bildzeichen 484.
  • Wasserblase als Symbol II, 488.
  • Wasserkrug 162, 343.
  • Wasserprobe II, 656.
  • Wechselvortrag II, 293.
  • Wehrhaftmachung 54, 453, 487, 490.
  • Weihkessel 456, 457.
  • Weihnachtsfeier 399, 655.
  • Wein. Und Brod II, 594, 515. Umwandlung des Wassers in Wein
    II, 513.
  • Welt. Benennung 231.
  • Weltbürgerrecht 660.
  • Weltei II, 85, 90. 91.
  • Weltende 185, 464, 513.
  • Weltzeitalter 184, 187, 594 Anm. 4; II, 499, 709, 724.
  • Widder. Hörner 129. Sternbild II, 50. Tragender Gott 163.
  • Wiedersehen II, 114.
  • Wieland 431; II, 21.
  • Winkelmass 143, 384, 434, 437, 441; II, 518.
  • Wischnu 49, 188, 341, 473; II. 68, 86, 90, 94, 193, 194, 201, 314,
    355, 474, 522.
    Fünfeck II, 90.
  • Wochentage 7; II, 627, 665.
  • Wort, heiliges 301, 306; II, 190.
  • Wren, Christopher II, 275, 280, 282.
  • Würdig, als Benennung 520.
  • Yggdrasil 121, 154, 156, 510.
  • Y-king 317, 428; II, 354.
  • Yogalehre 568; II, 356.
  • Yorker Constitution II, 198, 232, 289, 246, 251, 288, 307.
  • Zahlen 1; II, 393.
  • Zahlzeichen II, 439.
  • Zarathustra 38, 524; II, 191, 374. Ableitung 322. Alter 320. Ge-
    burtsort 321.
  • Zaruana akarana 265; II, 31, 65, 202.
  • Zauberer II, 189.
  • Zauberspruch II, 191.
  • Zehnzahl II, 154, 501, 504, 508.
  • Zendavesta 84, 309, 476. Alter 320.
  • Zeus. Asterios II, 548. Gelchanos II, 416. Herkeios II, 226. Ka-
    sios II, 221. Lykaios II, 657. Triopas II, 326.
  • Ziegeldecker 529.
  • Zirkel II, 73.
  • Zunft 217, 484, 490, 504; II, 183, 319, 322, 688. Bauzunft 364, 365,
    643; II, 273, 690.
    Römische II, 243. Sängerzunft 630.
  • Zunftbecher II, 240, 248, 292.
  • Zunftmahle II, 247, 292, 295, 322.
  • Zustände, drei des Lehrlings 472; II, 312, 372, 373, 476.
  • Zweifachgeborner 633; II, 120, 223.
  • Zweizahl II, 332.
  • Zweiundsiebzigzahl 27; II, 524, 671, 763.
  • Zwölfzahl 3, 15, 51, 61, 130, 169, 364, 456; II, 23, 154, 186, 496,
    524, 560, 757.
  • Zwölfgöttersystem 3; II, 613, 692, 733.
  • Zwölfte II, 514.
  • Zwölfzahlsystem II, 672, 696, 731, 732.

Appendix B Druckfehler.

[807]

Appendix B.1 Band I.


Es ist zu lesen:

Seite 19 [...]. S. 26 Anm. und noch an andern Orten: der Stil. S. 29 „Kadmeischen“. S. 38 Zeile 3 von unten ist zu streichen: unter den Baktrern. S. 63 Z. 12 von unten: Tadmor. S. 72 Z. 7 v. oben ist nach „tiefer“ das Komma zu streichen. S. 113 Z. 4 v. o.: Horapollo. S. 118 Audhumbla. S. 121 Z. 13 v. U.: Heimthursen. S. 156 Z. 7 v. o.: 1) S. 161 Z. 5 v. o.: [...]. S. 181 Z. 1. u. : Ullmann. S. 193 Z. 7 v. u.: Erisa. S. 218 Z. 5 v. o.: gazumft u. s. w. S. 270 Tabiti. S. 274 [...]. S. 275 Z. 11 v. u.: [...]. S. 279 Z. 7 v. u.: Maurergebete. S. 335 Z. 3 v. o.: des. S. 361 Z. 5 v. u.: Orvieto. S. 398 Z. 10 v. u.: Holi. S. 405 Anm. 2: Bison. S. 411 Z. 11 v. u.: [...]. S. 414 Z. 5 v. o.: coelestia. S. 427 Z. 3 v. u.: arischen. S. 431 Z. 1 v. o.: Cambacerès. S. 460 Z. 14 v. u.: Suovetaurilien. S. 463 Z. 8 v. o.: Keleus. S. 463 Z. 5 v. u.: Rinder. S. 488 Z. 9 v. o.: gudjinassus. S. 508 Z. 9 v. o.: Thursen. S. 544: [...]. S. 548 Z. 5 v. o.: Sein (für Ham). S. 555 Z. 5 v. o.: Josephus. S. 556 Z. 2 v. o.: Theologen. S. 567 Z. 16 v. u.: sibyllinischer. S. 627: Tilaka. S. 635 Z. 13 v. u.: Thesmophoros. S. 642 Z. 8 v. u.: Christenthums. S. 643 Z. 23 v. u.: convenientiam faciant, nemo in hoc.

Appendix B.2 Band II.


S. 16 Z. 3 v. U.: 1). S. 44 Anm. Z. 1 v. u.: [...]. S. 46 Z. 20 v. u.: in Gewächse. S. 52 i [...]. S. 67 Z. 4 v. u.: Unheil. S. 77 Z. 1 o.: ore. S. so Z. 12 v. o.: sibyllinischen. S. 84 Z. 16 v. o.: Toast (für Dank). S. 198 Z. 14 v. o.: welchem erstern. S. 202 Z. 16 v. u.: Lakschemi. S. 218 Z. 12 v. u.: Hiram. S. 250 Z. 10 v. u.: Caementariorum. S. 250 Z. 3 v. u. fehlt: zusammenhängt. S. 251 Z. 14 v. o.: airgiod. S. 264 Z. 6 v. o.: wegen der. S. 289 Z. 6 v. o. ist die Parenthese bis nach „kam“ auszudehnen. S. 808 Z. 2 v. u.: der ursemitiscbe. S. 308 Z. 1 v. u.: indem er. S. 311 Z. 13 v. u. muss: „dem“ in Z. 12 hinabgeschoben, und „dem“ auch der Z. 11 vorgesetzt werden. S. 313 Z. 15 v. u.: ist ein Komma vor tamas zu setzen. S. 342 Z. 15 v. u.: [...]. S. 379 Z. 13 v. u.: 3 X 3. S. 390 Z. 2 v. u.: Loge. S. 390 Z. 2 v. u.: correspondent. S. 430 Z. 3 v. o.: amesha çpenta. S. 430 Z. v. u.: [...]. S. 439 in der Mitte: Playfair. S. 443 Z. 14 v. u.: Papantla. S. 462 Z. 7 v. u.: Anthesterien. S. 505 Z. 17 v. o.: [...]. S. 516 Z. 18 v. u.: ruht. S. 522 Z. 15 v.u.: Hel. S. 534 Parallelogramm.

[][][][][]
Notes
*)
Stuttgart und Tübingen 1849, S. 44.
1).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 162 und 63.
1).
Dem aufzunehmenden Gesellen wird die Spitze dann auf die rechte Brust, und dem Meister werden die beiden Zirkelspitzen auf die linke und die rechte Brust gedrückt.
1).
Dunker, Gesch. des Alterth., II. S. 83.
1).
Berthold-Dupré, Isis ou l’Initiation maçonnique, Fribourg en Suisse 1859, S. I.
1).
Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenl. Mystik, S. 225.
2).
Dr. Phil. Wolff, Saadi’s Rosengarten, aus dem Persischen, Stuttgart, 1841. S. 328.
3).
Wolff, S. 57.
4).
Wolff, S. 59.
1).
Lenning, Encyklopädie unter Prozession und Trauerloge.
1).
Vergl. auch Fessler, Rückblicke, Abth. 1, S. 301 – 312.
1).
Vergl. Bunsen, Aegyptens Stelle, Va. S. 549 ff.
1).
Dunker, Geschichte des Alterthums, I. 8. 61 ff.; Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, I. S. 176 ff.; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 224 ff.; Mühlhause, Urreligion des deutschen Volkes, S. 326.
1).
H. Meyer, ein Besuch im brit. Museurn, Zürich 1857, S. 130.
1).
Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer, S. 317 ff.
1).
Beuh, Fouilles de Carthage, S. 47.
1).
Schiller war nicht in eine Loge als Mitglied aufgenommen, also nicht förmlicher Freimaurer, aber er war im Jahr 1784 durch Körner, den Vater des Dichters Körner, in bewundernder Anerkennung seines Dichtergenius von Mannheim nach Leipzig gezogen und von ihm auf das Wärmste in jeder Hinsicht unterstützt worden. Körner war ein ebenso eifriger als wahrer Freimanrer, wie gerade die Unterstützung Schillers aus diesem maurerischen Geiste und aus dieser maurerischen Gesinnung hervorgegangen war. Durch Körner zunächst wurde Schiller mit den Bestrebungen und Grundsätzen der Maurerei bekannt und die unmittelbare Frucht dieser Bekanntschaft war sein herrliches Lied an die Freude, welches aller Vermuthung nach speciell für die Freimaurer gedichtet wurde, wie schon für sich allein die ganze Haltung des Liedes beweist. Noch mehr aber ist der Marquis Posa in dem damals von Schiller zu Leipzig umgearbeiteten Don Carlos das Schiller’sche Bild, die ideale Personification des Freimaurers, des begeisterten Freundes der ganzen Menschheit. Ein zweiter Freimaurer, Br. Göthe, verschaffte Schiller seine Anstellung an der Hochschule zu Jena als Professor der Geschichte und begründete dadurch dessen festes und sorgenloses Leben. Zu Jena schrieb Schiller in dem freimaurerischen Geiste besonders seinen Aufsatz über die ästhetische Erziehung des Menschen.

2).
Simrok, Mythol, S. 299 und 460.
1).
Simrok, a. a. O., S. 351.
1).
Spiegel, Avesta. I. S. 248.
1).
Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.
2).
Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 105 ff.
1).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 202.
1).
Bauhütte für 1860, 8. 407 b.
1).
Allgemeine Zeitung für 1861 Nr. 10, S. 147 b.
1).
Röth, a. a. O., I. S. 219 in den Noten.
1).
Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 174.
2).
Rhode, a. a. O., S. 396.
3).
Vergl. a. a. O., S. 285 u. 289.
1).
Rhode, S. 340, vgl. mit S. 173 ff.
2).
Rhode, S. 327.
1).
Claudius Werke, III. (Canstadt 1835) S. 89.
2).
Mannhardt, germanische Mythen, S. 80 u. 255 ff.
1).
Kleuker, Zendavesta, Il. S. 264.
2).
Rhode, a. a. O., S. 474 ff.
3).
Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 762.
4).
Lassen, a. a. O., I. S. 760.
5).
Mannhardt, a. a. O., S. 124.
6).
Simrok, Mythol. S. 284; Mannhardt S. 138.
1).
Röth, a. a. O., I. S. 393.
1).
Röth, a, a. O., I. S. 176.
2).
Menzel, Odin, S. 151.
3).
Menzel, a. a. O., S, 229.
4).
Menzel, S. 178.
5).
Simrok, Mythologie, S. 367.
1).
Görres, Mythol. der asiatischen Welt, I. S. 26.
1).
Müller, Dorier, I. (1844). S. 281,
2).
Welker, a. a. O., IL S. 427.
3).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 194 und 195, woselbst auch eine Abbildung des Kranzes gegeben ist.
1).
Vergl. Guhl und Koner, S. 311 und 315.
2).
Vergl. auch über die sinnvolle Lage der Gräberstätte des alten Carthago Beulé, Fouilles de Carthage, S. 124; sie war eine Oase in der Wüste des Lebens, welche nach Beulé Millionen Gräber umschloss.
3).
Beulé a. a. O., S. 126 ff.
1).
Beulé, S. 137.
2).
Forster, a. a. O., IV. S. 128 und S. 193, S. 283 unten und S. 295 oben, S. 318 und S. 441.
3).
Forster, a. a. O., VII. S. 9 vergl. mit S. 73 und S. 75.
1).
Die ältere Literatur über den Ursitz, die gemeinschaftliche Abstammung und die Ursprache des Menschengesehleehts siehe bei Beck, Anleitung zur genauern Kenntniss der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, Thl. I (Leipzig 1813), S. 110 ff.
1).
Gfrörer, Urgeschichte, I. S. 156 und S. 170.
2).
Vergl. Lassen, über die lykischen Inschriften und die alten Sprachen Kleinasiens, in der Zeitschrift der d. m. Ges., Bd. X. S. 329 ff.
3).
Vergl. Gförer, Urgeschichte, I. S. 68 und S. 158 ff.; Fr. Schlegel, Philosophie der Geschichte, I. S. 206 ff.; Bopp, vergleichende Grammatik des Sanskrit, Zend, Griechischen, Lateinischen, Gothischen und Teutschen, Berlin 1833-37; Pott, etymologische Forschungen auf dem Gebiete der indo-germanischen Sprachen, Lemgo 1833-36, zweite Ausgabe 1856.
1).
Lassen, a. a. O., I. S. 528 und 529.
2).
Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 95; Ahrens, juristische Encyklopädie, Wien 1835, S. 219.
1).
Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, I. S. 78 ff. und S. 126, Il. S. 229 ff.
2).
Zeitschrift der d. m. Gesellschaft, X. S. 729 ff.
1).
Gfrörer, Urgeschichte, I. S. 211 ff.
1).
Lassen, a. a. O. I. S. 747 vergl. mit S. 511 ff. und mit Gfrörer, I. S. 180 ff.
2).
Vergl. Lassen, I. S. 360 ff.
3).
Die ältere Literatur über den sogenannten äthiopischen Ursprung der Aegypter siehe bei Bock, a. a. O., I. S. 265 ff. und besonders 277; Dunker, Geschichte des Alterthums I. S. 1 ff.
4).
H. Meyer, ein Besuch im britischen Museum, S. 119 ff; Niebuhr, Geschichte Assurs und Babels seit Phul, Berlin 1857.
5).
Welker, a. a. O. II. S. 475.
1).
Sainte-Croix, a. a. O., S. 170 und 171.
2).
Sainte-Croix, S. 173 oben.
1).
Vergl. Sainte-Croix, S. 174 ff. Es verdient hervorge hoben, dass die in die kleinen Mysterien Einzuweihenden zur Reinigung auch auf Felle von Thieren treten mussten, und zwar nach Hesychius, s. v. [...], nur mit dem linken Fusse.
1).
Weimarisches Jahrbuch, V. S. 146.
1).
Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1855, S. 11 ff.
1).
Vergl. Gude und Grube, Unterhaltungen und Studien aus dem Natur- und Menschenleben, N. F. erster Jahrgang, Magdeburg 1856, S. 95 ff.
1).
Vergl. Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde für 1860, Nr. 4, S. 140 ff.
2).
Sainte-Croix, a. a. O., S. 319.
3).
Sainte-Croix, S. 279. Vergl. auch Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 130.
4).
Vergl. Hoffmann von Fallersieben, die älteste Räthselsammlung, im weimarischen Jahrbuch, II. S. 231 ff.
5).
Weimarisches Jahrbuch, II. S. 372 ff.: Charlotte von Kalb, von Hermann Sauppe.
1).
Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 378.
2).
Welker, griech. Götterlehre, I. S. 428 und II. S. 222.
1).
Welker, II. S. 231; Schwarz, Ursprung der Mythologie, S. 131, Anm. 1, und S. 134 unten.
2).
Vergl. auch Sanders, vollständiges Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 1859, unter A.
1).
Weimarisches Jahrbuch, II. S. 417; Grimm, Rechtsalterthümer, S. 194.
1).
Weimarisches Jahrbuch, a. a. O., Anm. 31.
2).
Vergl. auch Mülhause, Urreligion, S. 324.
1).
Vergl. Weimarisches Jahrbuch, II. S. 419.
1).
1) Grimm, Wörterbuch, II. S. 172.
1).
Weimarisches Jahrbuch, I. S. 81; Grimm, deutsche Rechtsalterthümer, S. 930 ff.
2).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 29.
3).
Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, II. S. 46 und 260.
1).
Weimarisches Jahrbuch, I. S. 439.
2).
Vergl. Grimm, der arme Heinrich, Berlin 1815, S. 187 ff.
3).
Weimarisches Jahrbuch, 1. S. 441.
4).
Vergl. Grimm, Wörterbuch unter Blut.
1).
Weimar. Jahrbuch, I. S. 433.
2).
Verg. Hoffmann von Fallersleben; die ältesten deutschen Sprichwörtersammlungen im weimarischen Jahrbuch, II. S. 173 ff.
1).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 312.
2).
Lasaulx, Studien, S. 216.
1).
Lasaulx. Studien, S. 215, oben; Preller, röm. Mythologie, S. 220 ff.
2).
Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache, unter Blut.
1).
Barth, a. a. O., I. S. 374.
2).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 421 ff.
1).
Welker, a. a. O., II. S. 420.
2).
Oben I. S. 114.
3).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 49.
4).
Vergl. Welker II. S. 429 ff.
5).
Müller, Taf. IV, Fig, 32.
1).
Vergl. Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 170 und S. 348
1).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 315 und 316.
2).
Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 211 (der ersten Ausgabe).
3).
Polak, Urreligion, S. 30.
1).
Simrok, Mythol., S. 114 ff.
1).
Vergl. auch Welker, Il. S. 288 ff.
2).
Preller, griech. Mythol., II. S. 326; röm. Mythol., S. 606 ff.
3).
Welker, a. a. O., II. S. 404.
4).
Welker, a. a. O., II. S. 406.
5).
Welker, a. a. O., Il. S. 410 oben.
6).
Welker, II. S. 490 oben.
1).
Welker, II. S. 640 oben.
2).
Creuzer, Symbolik, IV., S. 192, Anm.
3).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 144.
4).
Creuzer, Symbolik, I. S. 312 ff.; Preller, röm. Mythol., Anm. 1.
5).
Creuzer, a. a. O., I. S. 504 ff.
6).
Creuzer, III. S. 299, Anm. 12.
1).
Preller, röm. Mythol., S. 566 ff.; Gerhard, Mythologie, Berlin 1854, §. 156.
2).
Preller, a. a. O., S. 340 unten.
3).
Preller, S. 350.
4).
Preller, a. a. O., S. 246.
5).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 166.
6).
Quitzmann, S. 245 und 246; Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 43 ff.
1).
Mannhardt, germanische Mythen, S. 49.
2).
Schwartz, S. 35 oben.
3).
Schwartz, S. 37.
4).
Preller, griech. Mythol., I. S. 493.
5).
Anzeiger für schweizerische Geschichte für 1857, S. 32 ff.
1).
Welker, Il. S. 282.
1).
Bachofen, a. a. O, S. 139 unten und S. 143.
2).
Bachofen, S. 146.
1).
Vergl. Schwartz, S. 122 und 123.
1).
Welker, II. S. 693 und 696.
1).
Krause, I. 1. S. 313.
1).
Creuzer, a. a. O., I. S. 407, Anm.
1).
Bachofen, S. 156.
2).
Schwartz, S. 104.
3).
Preller, röm. Mythol., S. 606 ff.
4).
Vergl. Krause, I. 1. S. 311, Anm.
5).
Krause, I. 2. S. 37, Anm.
6).
Bachofen, S. 420.
7).
Vergl. auch Krause, I. 2. S. 33 und I. 1. S. 316, sowie I. 2. S. 454 ; Grävell, Betrachtungen, S. 334.
1).
Krause, I. 2. S. 65.
1).
Krause, I. 2. 8. 117.
2).
Krause, I. 2. S. 47.
1).
Krause, I. 2. S. 65, womit zu vergleichen S. 121 und S. 416.
2).
Vergl. Guhl und Koner, a. a. O., S. 291.
1).
Schwartz, S. 75.
1).
Müller, Taf, I. Fig. 1.
2).
Müller, Taf. I. Fig. 2, vergl. mit Taf. II. Fig, 16.
1).
Müller, Taf. I. Fig. 4.
1).
Müller, Taf. I. Fig 7.
2).
Müller, Taf. I. Fig. 9.
3).
Müller, Taf. I. Fig. 12.
4).
Müller, Taf. I. Fig. 11.
1).
Müller, Taf. I. Fig. 112.
2).
Müller, Taf. I. Fig. 113.
3).
Müller, Taf. I. Fig. 114.
1).
Müller, Taf. II. F. 13.
2).
Müller, TaL II. Fig. 19, vergl. mit Fig. 20.
1).
Müller, Taf. II. Fig. 21.
2).
Müller, Taf. Il. Fig. 44, vergl. mit Fig. 45.
3).
Müller, Taf. II. Fig. 58.
1).
Müller, Taf. IL Fig. 61 und 60.
2).
Müller, Taf. II. Fig. 131.
3).
Müller, Taf. II. Fig. 135.
4).
Müller, Taf. II. Fig. 136.
1).
Müller, Taf. III. Fig. 25, vergl. mit Fig. 26.
2).
Müller, a. a. O., S. 593 und Taf. III. Fig. 97.
1).
Müller. Taf. III. Fig. 99.
2).
Müller, Taf. III. Fig. 100.
1).
Müller, Taf. III. S. 104.
2).
Müller, Taf. III. Fig. 105.
3).
Müller. Taf. III. Fig. 106.
4).
Müller, Taf. III. Fig. 152.
1).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 275 und I. 2. S. 353 und S. 483.
1).
Vergl. auch Grävell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, S. 198.
2).
Krause, I. 1. S. 311, vergl. mit S. 139 und 186; Grävell, a. a. O., S. 207 unten.
3).
Grävell, S. 204.
1).
Verzl. besonders Lasaulx, die Gebete der Griechen und Römer, in den Studien des klassischen Alterthums, S. 137 – 158.
2).
Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 52.
3).
Vergl. Roth. Brahma und die Brahmanen, in der Zeitschrift d. d. m. Gesch., I. S. 66 ff.; Lassen, a. a. O. I. S. 766.
1).
Vergl. auch Schubert, Geschichte der Seele, §, 42; Bibliothèque universelle, Revue suisse et étrangere, LXIIIme année, Tome II. p. 5 seqq. : „De l’Origine da Langage ;“ Renan, de l’Origine du Langage, 2me edit., Paris 1858. In der Bibliothèque universelle wird von Debrit der Satz aufgestellt, dass die ersten Menschen, dieMenschheit als eine denkende und redende geschaffen worden sei (L’Homme a done été créé pensant et parlant), S. 42, mithin die Gottheit ihr eine Ursprache verliehen gehabt habe, aus weleher alle übrigen sich durch Entartung und Fortbildung zugleichgebildet haben. Wir können diese Ansicht nicht theilen, sondern glauben, dass die Urmenschheit blos die Fähigkeit zu denken und zu reden hatte, und erst denken, reden und schreiben lernen musste. Die Bibliothèque universelle, p. 25, stattet die Urmenschheit sogar mit einer Urschrift aus: „je serais porté à croire que le système de signes donné au premier homme devait être d’une ex-
5).
treme simplicité.“ Mit denselben Gründen, mit welchen die Nothwendigkeit einer Ursprache und Urschrift für die Urrnenschheit dargethan werden will, könnte man auch eine Urbaukunst, Urmusik u. s. w. fordern; es war an dem göttlichen Geiste, an dem Himmelsfeuer genug, an welchem alles Menschliche entzündet werden konnte. Nur die Menscheit ist von Gott geschaffen und mit Allem, was sie besitzt, hat die Menschheit vermöge des ihr verliehenen göttlichen Geistes sich selbst ausgestattet. Auch nach Schubert kommt mit dem Geiste, mit der höheren Begeisterung die Sprache als der Ausdruck und die Schöpfung des Geistes.
1).
Bibliothèque universelle, a. a. O., S. 10.
1).
Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 159
2).
Tholuk. a. a. O., S. 208.
3).
Lassen. a. a. O., I. S. 766 und 767.
4).
Lassen, a. a. O., I. S. 767.
1).
Vergl. auch Nägelsbach, nachhomerische Theologie, Seite 211 – 221; Welker, griech. Götterlehre, II. S. 61 ff.
2).
Vergl. Lasaulx, die prophetische Gabe der menschlichen Seele in Dichtern und Denkern, München 1858; Leibnitz, deutsche Schriften, II. S. 48 und 49.
1).
Lasaulx, Studien, S. 286 ff.
1).
Vergl. z. B. Tholuk, Blüthensammlung, S. 279 und 294.
1).
Lassen, indische Alterthurnskunde, I. S. 412.
1).
Besonders hatten auch die alten Kelten den Glauben an die individuelle Fortdauer des Menschen nach dem Tode, an das himmlische Leben als einer blossen Fortsetzung des irdischen und auf diesem Glauben beruhen die keltischen Todtenbestattungsgebräuche, wornach der Todte auch für das künftige Leben mit Allem versehen wurde, was er hier bedurft und geliebt hatte (Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. III, S. 69 ff.).
1).
Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 182 ff.
1).
Lenning, Encyklopädie, III. S. 303 Anm.
2).
Der Tempel Salomo’s, Berlin 1830.
3).
Der Tempel Salomo’s, Berlin 1809.
4).
Geschichte der Baukunst, Nürnberg 1827.
5).
Geschichte der bildenden Künste, I. S. 242 – 246 u. S. 264 – 286.
1).
Baehr, S. 1 ff.
2).
Gädicke, a. a. O.; Lenning, Encykl., III, S. 299 u. 301.
1).
Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 411 ff.
2).
\>Vergl. Lenning’s Encyklopädie unter Moriah, welches Wort in den höhern Graden der Maurerei ein bedeutendes ist. Nach Comenius soll Moriah das Anschauen Gottes bedeuten, worüber Krause, a. a. O., I. 2. S. 140, zu vergleichen ist. Der Berg Moriah liegt auf der westlichen Seite des Kidronthales und gegenüber den
1).
Baehr, S. 23, Anm.
02.
Gräbern Jehoshaphat, Absalon und Zechariah, hart an der heutigen Stadtmauer und in der Nähe des Stephanthores.
1).
Stieglitz, Geschichte der Baukunst, S. 125 und S. 136.
2).
Lenning, Encyklopädie, III. S. 302 b.
1).
Baehr. S. 248.
1).
Vergl. auch Baehr, S. 108.
2).
Vergl, Baehr, S. 28 ff.
1).
Semper, der Stil, I. S. 402.
1).
Baehr, S. 24 und S.108 ff.; Kopp, S. 2; I. Könige 6, 21 ff.; Semper, der Stil, I. S. 402.
1).
Vergl. I. Könige 7, 12.
2).
Merz im Kunstblatt für 1844, S. 406.
3).
Baehr, S. 40; I. Könige 7, 15, 45 und 46.
1).
Kopp, S. 2; Baehr, S. 41 ff.
1).
Vergl. Baehr, S. 128 ff.
2).
Baehr, S. 142 und 143.
3).
Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 392; Baehr, S. 144 ff.
1).
Baehr, S. 132.
1).
Braun, I. S.104, 111 und 119, 131 und 133; Baehr, S. 283 und S. 290.
2).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 121 ff.
3).
Vergl. auch Baehr, S. 271 ff,
1).
I. Könige, 8, 8; Baehr, S. 160.
2).
Baehr, S. 110 und 111.
3).
Lassen. indische Alterthumskunde, I. S. 759.
4).
Crenzer, Symbolik, II., S. 566, Anm. 192.
1).
II. Chronik, 3, 13.
2).
I. Könige 6, 27.
3).
Vergl. Baehr, S. 113 ff. und S. 160 ff.
4).
Braun, I. S. 217. Dass Braun, S. 409, den Cherubim bei der Bundeslade die Höhe von 15 Ellen ertheilt, beruht auf einem Irrthum, wenn nicht auf einern Druckfehler; denn I. Könige 6, 26 wird die Höhe dieser Cherubim ganz bestimmt zu 10 Ellen angegeben.
1).
Ueber das Symbol der Palmen und Blumen vergl. Baehr, S. 120 ff. Nach Baehr ist die Palme im salomonischen Tempel das Symbol der Judaea victrix.
1).
I. Könige 8, 3 ff.
2).
Exodus 25, 10 ff.
1).
Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 377 ff.
2).
Vergl. auch Creuzer, Symbolik, I. S. 249 ff.
3).
Deut. 4, 13; Exod. 34, 28.
1).
Vergl. Braun, 1. S. 402 ff.; Lübke, Geschichte der Architektur, S. 223 und 224. Die Moschee ist in einem Achtecke, wovon Lübke den Grundriss mittheilt, durch byzantinische Baumeister erbauet und im Innern durch zwei concentrische, aus Säulen und
1).
Pfeilern gebildete Kreise getheilt. Es ist eine Art byzantinischen Kuppelbaues.
1).
Umbreit, in den Studien und Kritiken, 1843. II. S. 155; Baehr, S. 165 ff. Theilweise abweichend, jedoch im Sühnegedanken übereinstimmend, sind Hengstenberg, Beiträge III. S. 640 ff., und Keil, der Tempel Salomo’s, S. 145 ff.
2).
Baehr, S. 170.
1).
Welker, griech. Götterlehre, IL S. 375.
2).
Baehr, S. 178.
3).
Baehr, S. 178 u. 179; II. Chronik 4, 8, welche Angabe des Chronisten Meyer, Hoffmann und Winer ohne Grund für irrig halten wollten.
1).
Vergl. Baehr, S. 99 ff.
1).
Baehr, S. 285.
2).
Vergl. noch darüber Baehr, S. 190 ff.
1).
Vergl. oben I. S. 146 und Baehr, S. 148 ff.
2).
Vergl. Braun, I, S. 407 ff; Kopp, S 3.
3).
Vergl. Baehr, S. 179 ff.
1).
Exod. 30, 1 – 6 heisst es: „Und stelle ihn (den Altar) vor den Vorhang. welcher über der Lade des Zeugnisses hängt, vor die Kapporeth über dem Zeugniss, wo ich mit dir zusammenkomme.“
1).
Welker, griech. Götterlehre, I. S. 345 ff.
2).
Hengstenberg, Beiträge zur Einleitung in das A. T., III. S. 644 – 650; Keil, der Tempel Salomo’s, S, 148 – 153.
1).
V. 1, 5 u. 6; VIII, 2 u. 6; XV. 7; I. 4, 11, 12, 13, 16 u. 20.
1).
Bunsen, Bibelwerk, V. S. 307.
1).
Vergl. auch Grävell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, Cottbus 1843, S. 134 ff., obwohl dieses Buch, welches die Widerlegung Krause’s beabsichtigt und die Geschichte der Freimaurerei auf Grundlage der zweifelhaften Yorker Constitution vorträgt, zwar wenig eigentlichen geschichtlichen Werth hat, jedoch immerhin schätzenswerth ist und in einzelnen Punkten mit Grund Krause widerspricht, z.B. bezüglich des höhern Alters der in allen Mysterien gleichmässig vorkommenden Graden. Die Kölner Urkunde vom J. 1535 hielt Grävell, S. 240 (unten), noch mit Heldmann für ächt, während jetzt ihre Unächtheit kaum von irgend Jemand mehr bezweifelt wird.
1).
Weimarisches Jahrbuch, I. S. 430 unten und S. 428.
1).
Kanne, allgemeine Mythologie, S. 39 und 75.
1).
Movers, die Phönicier, I. S. 314.
1).
Baehr, S. 44.
2).
II. Chronik 4, 10; Lundius, jüdische Heiligthürner, Il. Kap. 13; Baehr, S. 214 ff.
3).
Baehr, S. 233 ff
1).
I. Könige 7, 23; II. Chronik 4, 2 ff.
2).
Baehr, S. 226 ff., vergl. mit S. 213.
1).
II. Chronik 4, 6; Baehr, S. 218 ff.
2).
Baehr, S. 228.
1).
Baehr, S. 227 vergl. mit S. 155 ff.
2).
Baehr, S. 223 ff.
1).
Lenning, a. a. O., III. S. 300; L a t o m i a, XIX. S. 32.
1).
Baehr, S. 44 unten und S. 149, 158; Kopp, S. 4.
2).
Gartenlaube für 1860, Nr. 48, woselbst auch eine Abbildung der wiederherzustellenden Kirche nach Heideloff gegeben ist.
1).
Vergl. Baehr, S. 296 ff.
1).
Baehr, S. 302, Anm.
1).
Vergl. oben, S. 144 ff.
2).
Apostelgeschichte 7, 447 ff.
1).
Baehr, S. 311, Anm. 2; oben I. S. 419 ff.
2).
Evangelium Matthäi 8, 24 ff.
3).
Vergl. auch Baehr, S. 312 und 313.
1).
Baehr, S. 314; Bunsen, die Basiliken des christlichen Roms, S. 44, 65, 31, 32 und 35, woselbst die Beweisstellen gesammelt sind.
2).
Ueber den altchristlichen Basiliken-Bau vergl. auch Lübke, Geschichte der Architektur, S. 173 ff., woselbst auch einige Grundrisse und Abbildungen von Basiliken mitgetheilt sind.
1).
Vergl. z. B. Guhl und Koner, a. a. O., S. 117 und 118.
2).
Baehr, S. 331 ff; Kinkel, Geschichte der bildenden Künste bei den christlichen Völkern, I. S. 14.
1).
Vergl. auch Baehr, S. 313 unten ff.
2).
Baehr, S. 316 ff.
3).
Baehr, S. 321 und 329; Lübke, a. a. O., S. 173 und 177.
1).
Baehr, S. 329 und 330.
2).
Baehr, S. 335, unten.
3).
Schade, weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 450.
4).
Vergl. Lübke, a. a. O., S. 377 ff., über den gothischen Styl.
5).
Lübke, S. 213 ff.
1).
Lübke, S. 216.
2).
Lübke, S. 215 und 224.
3).
Lübke, S. 240.
4).
Lübke, S. 225, oben.
1).
Lübke, S. 227.
2).
Vergl. über den Tempel zu Eleusis: Sainte-Croix, Versuch über die alten Mysterien, übersetzt von Lenz, S. 94 ff.; Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer nach antiken Bildwerken, Berlin 1860, S. 47 ff. und S. 54 ff., woselbst zwei Grundrisse des Tempels und seiner Peribolen gegeben sind.
1).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 73.
2).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 39 ff.
1).
Lübke, S. 15.
1).
Vergl. auch Latomia, a. a. O., S. 62 ff.; wo ziemlich vollständig die neuere Literatur über die Hausmarke angegeben ist.
1).
Spiegel, im Auslande für 1860, S. 986 a, Auch die heutigen Parsen und sogar deren Priester zu Bombay verstehen nach Graul, Reise in Ostindien 1 (Leipzig 1854). S. 93, welcher zugleich den Parsen Manackdji Cursedji Meister in der dortigen Freimaurerloge sein lässt, nicht mehr die Sprache ihrer heiligen Schriften.
2).
Lassen, indische Alterthumskunde, III. S. 301.
1).
Bunsen, Gott in der Geschichte Il. S. 30; Alpina für 1860, S. 183.
2).
Ausland für 1860, S. 1015 a.
1).
Haug, die Gâthâs des Zarathustra, II. S. 238.
2).
Ausland, a a. O., S. 1233 a.
3).
Haug, a. a. O., Il. S. 244, und oben I. S. 320 ff.
1).
Haug, a. a. O, II. S. 245 ff.
2).
Bonstetten, neue Schriften, Kopenhagen 1797, II. S. 185.
1).
Ritter, a. a. O., S. 349.
2).
Derselben Zeit und derselben religiösen Änsicht gehört auch das von Rosenkranz in deutscher Uebersetzung, Königsberg 1842, herausgegebene theologisch – philosophische Drama: Prabodha – Chandrodaya, oder die Geburt des Begriffs von Krishna-Miçra, an.
3).
Lassen, a. a. O., IV. S. 128.
1).
Rosenkranz, a. a. O., S. 160, Anm. 26.
2).
Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythologie, S. 1544 und Taf. XCIII, Fig. 3, Taf. CXXII.
1).
Lassen, II. S. 450, und III. S. 368.
2).
Ritter, Erdkunde (stets erste Ausgabe), II. S. 628
1).
Ritter, Vorhalle, S, 292.
2).
Ritter, Vorhalle, S. 293.
3).
Lassen, III. S. 367.
1).
Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 72 oben.
1).
Krause, II. 1. S. 66 und 67.
2).
Krause, II. 1. S. 70.
3).
Krause, II. 1, S. 64 und 65.
1).
Vergl. auch Ritter, a. a. O., S. 161 ff.; Creuzer, Symbolik, II. S. 6 ff.
1).
Ritter, Vorhalle, S. 333.
2).
Ritter, S, 170 und 171.
1).
Vergl. darüber Krause, II. 1. S. 63 und 138 ff.
1).
Ritter, a. a. O., S. 91 und 216 ff.
2).
Ritter, S. 103 und 104, vergl. mit 200 und 338; Baumean hat man das Theben des Buddha-Orientes genannt.
3).
Ritter, S. 106.
1).
Ritter, S. 142.
2).
Ritter, Vorhalle, S. 250 und 252.
3).
Winzer, a. a. O., S. 122; Bonstetten, neue Schriften, II. S. 299 ff. und die dazu gehörende Abbildung.
4).
Haug, die Gâthâs des Zarathustra, II. S. 98.
5).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 124.
6).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 193.
7).
Graul, I. S. 296 ff.
1).
Vergl. auch Ritter, S. 143.
1).
Vergl. Lassen, III. S. 380.
2).
Vergl. auch Baur, die christliche Gnosis oder die christliche Religionsphilosophie, S, 18 ff.
1).
Lassen, III. S. 401.
1).
Lassen, III. S, 418 oben.
2).
Lassen, III. S. 428.
3).
Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 179.
4).
Vergl. auch Lassen, III. S. 1182 unten, vergl. mit S. 23 ff.; Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 45 ff.
1).
Lassen, III. S. 32.
2).
Vergl. auch Lenning, Encyklopädie, unter Hiram.
1).
Lassen, I. S. 281 und Anm., III. S. 35.
2).
Ausland für 1861, S. 212 ff.: Die Cultur der Cassia und des Jasmin im südlichen Frankreich.
1).
Ragon, a. a. O., S. 141 Anm., vergl. mit Lenning, Encyklopädie, II. S. 67, und Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 447.
1).
Ragon, S. 152, Anm.; Krause, Kunsturkunden, I. 1. S.286.
2).
vergl. darüber auch Lenning, Encyklopädie unter Giblim.
3).
Ragon, S. 164 Anm. Diese drei Namen erinnern unwillkürlich an die drei samothracischen Gottheiten: Axieros, Axiokersos, Axiokersa.
1).
Selbst über die Akazie sagt Mossdorf in seiner Encyklopgdie so gut wie Nichts und Alles beschränkt sich eigentlich auf die Bemerkung, dass im Griechischen unter der [...] die Unschuld oder die Abwesenheit böser Triebe verstanden werde.
1).
Krause, II. 2. S. 483.
2).
Vergl. die Auszüge aus Comenius bei Krause, L 2. Seite 140 ff.
3).
Vergl. Krause, I. 2. S. 447.
1).
II. Könige 25, 17.
2).
Vergl. O. Keller, die Granate im Alterthum, im Ausland für 1860, S. 1037 ff.
1).
Müller und Osterley, Denkmäler alter Kunst, II. S. 63 und S. 817.
2).
Overbeck, Geschichte der griechischen Plastik, I. S. 140 und 141.
3).
Preller, Demeter und Persephone, S. 116 ff.
4).
Keller, a. a. O., S. 1039 a.
1).
Fallou, S. 187.
2).
Vergl. auch Findel selbst, a. a. O., I. S. 29.
1).
Vergl. darüber Heidmann, a. a. O., S. 76 ff.
2).
Preller, röm. Mythologie, S. 350 unten.
1).
Vergl. auch noch Ragon , a. a. O. , S. 148 ff., welcher die Dornakazie mit der Dornenkrone Christi in Verbindung und Vergleichung bringt.
2).
Vergl. Lenning, Encyklopädie, unter Giblim; Winzer a. a. O., S. 127.
3).
Vergl. Lenning, a. a. O., unter Gabaon.
1).
Ueber Inigo Jones vergl. Lenning, a. a. O., unter diesem Worte; Mossdorf, Mittheilungen, S. 167.
1).
Die kleine Abhandlung von Oppel, Redner der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit: Pythagoras und die Freimaurerei, Frankfurt a. M. 1861, ist zwar wohl gemeint, jedoch nicht nur ohne allen wissenschaflichen Werth, sondern voll grober geschichtlicher Irrthümer. Nach Oppel ist Pythagoras im Jahre 586 v. Chr. geboren und starb um das Jahr 504 v. Chr. Die letzten Spuren des pythagoreischen Bundes, welcher namentlich auch durch Apollonios von Tyana in Kappadocien hohes Ansehen erlangte, finden wir um das J. 300 n. Chr. Geburt, nachdem er mit Unterbrechungen 800 Jahre geblüht hatte. Erst Pythagoras brachte bei den Griechen Spaziergänge zur Pflege der Gesundheit auf. Pythagoras und seine Schüler erwarben sich hohe medicinische Kenntnisse, um sich jedoch mit den Ansichten seines Volkes nicht in schroffen Widerspruch zu setzen, musste er Beschwörungen und dergleichen vornehmen, wie auch noch heutigen Tages die Aerzte Manches thun, wovon sie selbst heinen andern Nutzen erwarten, als den, dass der Kranke befriedigt wird. Pythagoras hatte keine Gütergemeinschaft eingeführt, die Freundschaft seiner Jünger, welche bei den Alten sprichwörtlich geworden war, that das in rührendster Weise. Der pythagoreische Bund war ein politischerOrden und zu Kroton liefen täglich von allen Weltgegenden Nachrichten und Anfragen ein: Sollen wir dieses Bündnis abschliessen? Auf wessen Hülfe könnten wir bei ausbrechendem Kriege rechnen? Auf wessen Seite sollen wir uns wenden? Die Abhandlung schliesst nach Aristoxenes mit einer Fabel, welehe den lieben Frankfurter Brüdern und standhaften Sokratikern als ein wahres Beispiel der treuen pythagoreischen Freundschaft dargelegt und empfohlen wird.
1).
Krause, Kunsturkunden, II. 2, S. 258, Anm.; Heldmann, a. a. O., S. 226.
2).
Fallou, a. a. O., S. 27.
1).
Krause, II. 2. S. 247.
2).
Lassen, III. S. 982.
3).
Holdmann, a. a. O., S. 226; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 89.
4).
Vergl. auch Krause, a. a. O., II. 1. S. 174 und 284 ff.
1).
Vergl. darüber auch Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 107 ff.
2).
Ritter, Vorhalle, S. 112.
1).
Preller. röm. Mythol., S. 414; Schoemann, II. S. 413.
2).
Knötel, Cheops, S. 106, oben.
3).
Marbach, die heilige Weihnachtszeit, Frankfurt a. M. 1859, S. 16, unten.
4).
Creuzer, Symbolik, II, S. 217 und 218.
5).
Hochzeitsbegünstigungen z. B. bei Grimm, Weisthümer, I. S. 238.
6).
Grimm, a. a. O., I. S. 10. 96. 141. 307. 417 und 425, II. S. 119, oben.
1).
Grimm, a. a. O., I. S. 417.
2).
Wollheim, Mythologie des alten Indien, S. 189.
1).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. XXIX.
2).
Forster, Geschichte der Seereisen, VII. S. 331.
3).
Forster, a. a. O., V. S. 24, oben, und S. 26, vergl. mit S. 70 oben, und S. 125, unten.
1).
Ritter, Vorhalle europäischer Völkergeschichten, S. 247.
1).
Krause, Kunsturktinden, II. 1. S. 200.
1).
Krause, a. a. O., I. 1. S. 183.
2).
Diefenbach, Origines Europaeae, S. 226 ff.; Grimm, Rechtsalterthümer, S. 304; Kraner, C. Julii Caesaris commentarii de bello gallico, S. 234 (der zweiten Auflage). Kraner, hält andbaths, ampaht für ein ursprünglich germanisches Wort = minister, [...], nach Ennius = servus, nach Schneider = servus circum-actus (von am, amb = circum und agere).
3).
Krause, II. 2. S. 236, Anm.
4).
Krause, II. 2. S. 241.
1).
Krause, II. 2. S. 247.
2).
Krause, II. 2. S. 245.
3).
Heldmann, die drei ältesten geschichtlichen Denkmale der Freimaurerbrüderschäft, S. 213, 225 und 276; Fallou, a. a. O., S. 44 und 233; Winzer, a. a. O., S. 133.
4).
Krause, II. 2. S. 255 ff.
5).
Auf Java nehmen die Verlobten, sitzend auf einer Decke oder einer Matte, zum ersten feierlichen Zeichen der Vereinigung und Einheit den beliebten Siri-Sirang aus einer Dose. Vergl. Ausland für 1849, S. 536 a. Wie Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 271, oben, berichtet, erfolgt bei den Nairar in Malabar die Trauung einfach dadurch, dass der Bräutigam einen Strick um den Hals der Braut bindet; bei der niedrigen Kaste der Poliar dagegen erfolgt die Trauung dadurch, dass der Bräutigam der Braut einen Ring auf den Finger steckt (Lassen, IV. S. 271, unten\>. Auch gehört hieher ein sinniger Gebrauch, den Vollmer in seinem Natur und Sittengemälde der Tropenländer, München 1829, S. 234, mittheilt: „Am Ende der Mahlzeit nahm mein Wirth, der Kazike Atahuaco, eine schöne Ananas, zerschnitt sie und reichte mir die eine Hälfte, indem er mir durch den Dolmetscher zu verstehen gab, sowie er diese Frucht mit mir theile, wolle er fortan sein Lehen mit mir theilen.“
1).
Vergl. auch Fallou, S. 65 ff. und S. 351 ff.
1).
Einen ganz ähnlichen Gruss hatten noch im Jahr 1810 die Maurergesellen zu Dresden, den Krause, a. a. O., S. 256 mittheilt. Bei dem darauf folgenden Examen wurden die Massstäbe über das Kreuz gelegt, was auch in England vorkommt. In diesem Examen wurde auch gefragt, woran man den Maurer erkenne, und darauf geantwortet: „An der Ehrbarkeit!“ Merkwürdig ist übrigens, dass auch der Hosenbandorden nach Krause, II. 2. S.481, ein rothes Buch mit zwei kreuzweise gelegten Federn (cross-pens) hatte, welches der Vater von Chr. Wren, Registrator des Hosenbandordens, bewahrte. Diesem Orden soll die Feier und die ganze Einrichtung des sogenannten maurerischen Grossfestes nachgebildet sein. Bei der Aufnahme in die westphälische Vehme musste der Schwur über zwei kreuzweis übereinander gelegten Schwertern abgelegt werden, wie es noch heute Sitte ist, bei der Aufnahme in die deutschen Studentenverbindungen das Gelübde auf zwei kreuzweise übereinander liegenden Schlägern abzulegen. Die Mitglieder der Vehme erhielten bei der Aufnahme auch ein Nothwort neben dem Griffe, dem Zeichen mit dein Grusse und der Loosung. Vergl. Winzer, a. a. O., S. 159. Das allgemeine Zeichen, gleichsam das allgemeine Wappen der Steinmetzen und der Freimaurer ist ein ausgespannter Zirkel und ein kreuzweise darüber gelegtes WinVelmass und findet sich nach Fallou, S. 231, und Winzer, S. 130, schon auf dem Grabmale des Meisters Hugo Libergier, der 1229 die Kirche St. Nicaise zu Rheims erbaute und dort begraben liegt.
1).
Vergl. z. B. Lassen., IV. S. 349,
2).
Lassen, IV. S. 478.
3).
Lassen, III. S. 981.
4).
Lassen, II. S. 716.
5).
Ausland für 1860, S. 878 b.
1).
Vergl. du Cange unter Fratria und Fratres de Gilda.
2).
Krause, II. 2. S. 107.
3).
Krause, S. 112 und 113.
1).
Krause, S. 129.
2).
Krause, S. 140.
1).
Krause, S. 142 oben.
2).
Krause, 8. 147 und 148, S. 156.
3).
Krause, S. 149; Heldmann, S. 72 und 73.
4).
Krause, S. 162.
5).
Krause, S. 161.
6).
Krause, S. 166.
1).
Krause, S. 166 und 167, mit den Anmerkungen.
2).
Erster Jahresbericht des historischen Vereins der Pfalz, Seite 65, vergl. mit S. 68.
3).
Neuerlich hat der britische Astronom Henry Hennessy sogar die Behauptung aufgestellt, dass die ägyptische Sothisperiode nicht eine Periode von 1461 Jahren, sondern nur von 1461 Tagen, oder 365 ¼ Tage multiplicirt mit 4 gewesen sei und dass eine Sethisperiode der griechischen Olympiade entsprochen habe. Nach Hennessy wäre nicht zu bezweiflen, dass den ursprünglichen Anstoss zu den olympischen Festen die Einschaltung und die populäre Anerkennung des Tages gegeben habe, den wir jetzt alle vier Jahre dem Monate Februar einschalten. Vergl. Ausland für 1860, S. 1224 b.
1).
Ueber die ähnlichen Verpflichtungen der deutschen Handwerksinnungen vergl. Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 15. Das Gildestatut des seligen Königs Erich zu Ringstaden vom Jahr 1266, Art. 25 (bei Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S, 150), macht es zur Pflicht, sterbende und todte Brüder zu besuchen.
2).
Krause, S. 171, Anm. d.; Fr. A. Ukert, über dieDämonen, Heroen und Genien, in den Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der k. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, I. (Leipzig 1850). S. 137 ff. Bei Orelli Inscr. Nr. 941 und 1705 erscheint ein Genius collegii, anderwärts ein Genius nautarum, ein Genius vexillariorum et imaginiferum, ein Genius beneficiariorum (erster Jahresbericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer 1842, 39).
1).
Tacitus, vit. Agricol., cap. 21.
2).
Krause, S. 203, Anm.
1).
Vergl. Diefenbach, a. a. O., S. 281, Nr. 90.
2).
Pott in der Zeitschrift für Völkerpsychologie, II. S. 120 ff.
3).
Diefenbach, Origines Europ., S. 408.
4).
Vergl. Grimm, Reinhart Fuchs, S. XCIX.
1).
Krause, II. 2. S.242.
2).
Vergl. auch Gaupp, die germanischen Ansiedlungen und Landtheilungen in den Provinzen des römischen Westreiches. Breslau 1844.
1).
Gaupp, a. a. O., S. 5 und 6.
2).
Vergl. auch Winzer, a. a. O., S, 160 ff.
1).
Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 257, Anm. a; Ragon, cours philosophique et interprétatif des initiations anciennes et moderns, p. 179; Heldmann, a. a. O., S. 9.
2).
Diefenbach, Origines Europ., S. 391, Nr. 237.
1).
Diefenbach, a. a. O., S. 410.
2).
Diefenbach, a. a. O.
3).
Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 67, Anm.
1).
Lassen, a. a. O., IV. S. 130.
1).
Vergl. z. B. Lassen, IV. S. 82.
2).
Vergl. Kiesselbach, der Gang und die Entwickelung des europäischen Völkerlebens im Mittelalter, Stuttgart 1860, und die Anzeige dieses Werkes in der Beilage von Nro. 29 und 30 der allgemeinen Zeitung für 1861; Büttiger, Kunstmythol., I. S. 151.
3).
Lassen, III. S. 614.
1).
Vergl. Verdichtung des Denkens in der Geschichte, ein Fragment, in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, II. S. 54 ff.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 116 Anm. 1.
2).
Lassen, a. a O., IV. S. 128.
1).
Lassen, III. S. 554.
2).
Lassen, III. S. 703.
3).
Wüstenfeld, Geschichte der Stadt Medina, Göttingen 1860, S. 9 und 10.
4).
Vergl. über dessen Verehrung: Paciaudius, de cultu S. Joannis Baptistae, 1750; Fabricii Bibliotheca antiquar. S. 475.
5).
Ausland für 1860, S. 1115 b. Vergl. auch Hottinger, über die Jähannis-Jünger, in der Alpina für 1859, S. 33 ff.
1).
Ausland für 1860, S. 1150 b.
1).
Vergl. auch den Artikel über Johannes den Täufer in Lenning’s Encyklopädie.
1).
Carriere im Auslande für 1860, S. 1180 b.
2).
Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 366. R. Weber übersetzt: „Mich umbrandeten Wogen des Todes,“
1).
Carriere, a. O., S. 1215 b.
2).
Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 305.
3).
Alpina für 1859, S. 38.
1).
Alpina, a. a. O.
1).
Ausland, a. a. O., S. 1216 b.
2).
Ausland, a. a. O., S. 1230 b.
1).
Krause, II. 2, S. 264 und 265.
2).
Vergl. besonders Lenning, Encyklopädie, unter Johannes der Täufer.
1).
Lenning, a. a. O., unter Andreas.
2).
Fallou, S. 231; Winzer, S. 130.
3).
Fallou, S. 242.
4).
Vergl. darüber auch noch Winzer, S. 152 ff.
1).
Vergl. Heldmann, S. 299.
1).
Krause, II. 2, S. 350. Anm. a.
2).
Krause, II. 2, S. 350.
3).
Krause, II. 2. S. 251 und 354 Anm. a., S. 381 und 433.
1).
Heldmann, a. a. O., S. 256; Findel, a. a. O., I. S. 84.
2).
Michelsen, Rechtsdenkmale aus Thüringen, Lieferung I. Jena 1852, S. 54.
3).
Vergl. besonders Krause, II. 2. S. 360 ff.
1).
Krause, II. 2. S. 362.
2).
Krause, II. 2. S. 398 ff.
3).
Reden über Freimaurerei an denkende Nicht-Maurer, Leipzig 1859, deren philosophische Begriffsbestimmun, Findel an die Spitze seiner Geschichte der Freimaurerei gestellt hat.
4).
Preller, röm. Mythologie, S. 258.
1).
Krause, II. 2. S. 403 ff.
2).
Vergl. darüber Krause, II. 2. S. 277 ff.; Lenning Encyklopädie, unter Ashmole.
1).
Krause, II. 2. S. 316 ff.; Lenning, Encyklopädie, unter Sayer; Fallou, a. a. O., S. 270 ff.
1).
Vergl. Lenning, a. a. O., unter Wren und Paulskirche; Krause, II. 2. S. 473.
1).
Krause, II. 2. S. 469.
1).
Krause, a. a. O., S. 479.
2).
Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 99.
1).
Bunsen, a. a. O., I. S. 134.
2).
Ueber das Völkerrecht des Alterthums, welchem ein jeder Fremder (peregrinus) gleichbedeutend mit Feind (hostis) war, vergl. auch noch Gaupp, a. a. O., S. 17 ff., der sehr lesenswerthe Bemerkungen über die Behandlung der eroberten Länder und bekriegten Völker mittheilt.
1).
Bunsen, a. a. O., I. S. 118.
1).
Vergl. darüber Bunsen, a. a. O., I. S. 141 ff. und S. 188ff., S. 323.
2).
Bunsen, I. S. 201 ff.
1).
Mossdorf, Mittheilungen, S. 210 ff.
2).
Heldmann, S. 421 und 442.
3).
Heldmann, S. 453 ff.
1).
Bauhütte für 1861, S. 72.
1).
Hirzel, Urwasi und der Held, S. 52.
1).
Fallou, Mysterien, S. 19.
2).
Fallou, a. a. O., S. 27 ff. und S. 148 ff.; Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 31.
3).
Fallou, S. 62, S. 75 und 76, 150.
1).
Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 439 ff.; Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, I. S. 44.
1).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 135.
1).
Dieses ist z. B. auch die Ansicht von Heldmann, a. a. O., S. 45, worin er dem Br. Schneider folgte und die sich von Br. Schneider auch Krause angeeignet hatte und in seinen Kunsturkunden am gründlichsten und umfassendsten darlegte.
2).
Ueber die möglichen buddhistischen Einflüsse auf die europäische Bildung vergl. besonders Ritter, die Vorhalle europäischer, Völkergeschichten, Berlin 1820, wenn gleich Ritter in seinen diesfälligen historischen Vermuthungen viel zu weit gegangen, wie schon an seiner auf S. 5 niedergelegten allgemeinen Ansicht zu erkennen ist. Dabei setzt Ritter, ähnlich wie z. B. Böttiger, ganz unrichtig S. 11 die Geburt des Zoroaster in das Jahr 625 v. Chr., was seine ganze Auffassung und Darstellung der betreffenden Völkerverhältnisse und Völkergeschichten verrückt. Die pontische Bildung, für welche Ritter schwärmt, ist allerdings insofern nachgewiesen, als sie eine buddhistische Wasserblase ist, welche der nordischen Weisheit der Pythagoräer nach Menzel gleichet.
1).
Die englischen Steihmetzen wanderten ja auch nicht, was Findel, S. 96 selbst anführt, aber hier ausser Acht zu lassen für gut erachtet. Uebrigens waren die römischen Bauleute vermöge ihres Berufes Wanderer und zogen auf Kosten und Lasten der Steuerpflichtigen im ganzen römischen Reiche frei umher, wo man ihrer zu Bauten bedurfte. Vergl. Heldmann, S. 91.
2).
Fallou, a. a. O., S. 295 und 429.
3).
Krause, II. S. 399.
1).
Heldmann, a. a. O., S. 156.
2).
Erster Jahresbericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer 1842, S. 48.
1).
Heldmann, a. a. O., S. 70.
2).
Findel, a. a. O., I. S. 73.
1).
Vergl. Findel, I. S. 74.
2).
Fallou, a. a. O., S. 30 ff. und S. 52, S. 57 ff. Unrichtig hat übrigens Fallou behauptet, dass in Zürich noch eine Gesellenbrüderschaft bestehe. Bei Demjenigen, was Fallou über die Gebräuche der Gesellenbrüderschaften mittheilt, ist zu bedauern, dass weder die Quellen noch die Zeiten, noch die einzelnen Handwerke genau angegeben sind, weshalb seine Mittheilungen auch oben bei den Gesellenweihen unberücksichtigt gelassen werden mussten. Von der Gesellenweihe der Schlosser erzählt z. B. Fallou: Der Altgeselle habe dem Einzuweihenden den Gesellenstab dargereicht, er musste ihn aber mit den Worten zurückweisen:
1).
Fallou, a. a. O., S. 70 unten und S. 168 oben.
1).
Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, II. S. 311 ff., vergl. mit S. 227 und 228; Röth, Geschichte unserer abendländ. Philos., I. S. 176 ff.
2).
Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 396 ff.
3).
Braun, a. a. O., I. S. 361, 428, 433, 445.
4).
Braun, a. a. O., S. 180 ff.
1).
Semper, der Stil , I. S. 426 ff.; Lübke, Geschichte der Architektur, S. 41 ff.
2).
Van de Velde, Reise durch Syrien und Palästina, II S. 97 ff.
3).
Ritter, Vorhalle, S. 360.
1).
Vergl. auch Ritter, Vorhalle, S. 244 und 445.
1).
Ritter, Vorhalle, S. 444.
1).
Köppen, die Religion des Buddha, S. 213 ff.
2).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 149.
1).
Vergl. Rosenkranz, a. O., S. 156 Anm. 26.
2).
Rosenkranz, S. 155 Anm. 22.
3).
Vergl. oben, I. S. 624 ff.
4).
Rosenkranz, S. 180 und 185.
5).
Rosenkranz, S. 93.
6).
Lenning, Encyklopädie, unter Kunst.
1).
Rosenkranz, S. 112.
2).
Oben I. S. 367 ff.
3).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 27.
4).
Vergl. oben 1. S. 569 ff.
1).
Rosenkranz, S. 122 und 123.
2).
Rosenkranz, S. 128 und 129.
3).
Graul, Reise in Ostindien, III. S. 83 und 353 Anm. 33.
1).
Lenning, Encyklopädie, unter Gaedike.
2).
Fallou, S. 196 ff.
1).
Vergl. in Weiske’s Rechtslexikon, VII. S. 190 ff., den Art. Meister von Herold, an dessen Schluss auch die Literatur des Rechtes der Handwerker angegeben ist; Bluntschli, deutsches Privatrecht, §. 40; Walter, System des gemeinen deutschen Privatrechts, §. 481 und 482 ; Beseler, System des gemeinen deutschen Privatrechts, 240; Gerber, System des deutschen Privatrechts, §. 55 – 57.
1).
Vergl. Krause, I. 1. S. 155 Anm. 41 und S. 200 Anm. 90.
1).
Vergl. Besoldi, thesaurus practicus, I. und II. unter Brüderschaft (confraternitas).
1).
Vergl. oben I. S. 640 ff.
2).
Winzer, S. 151.
1).
Vergl. Lenning, Encykl., unter Patrone.
2).
Mossdorf, Mittheilungen, S. 154.
3).
Winzer, a. a. O., S. 156 oben.
4).
Pertz, monumenta IV. S. 285.
1).
Benecke, mittelhochdeutsches Wörterbuch unter Zunft.
2).
Bluntschli, a. a. O., I. 324.
1).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 ff.
2).
Welker, griech. Götterlehre, I. S. 628 ff. und 640 oben.
3).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 225.
4).
Döllinger, Judenthum und Heidenthum, S. 59.
5).
Welker, a. a. O., I. S. 161 ff.
1).
Prichard, ägypt. Mythologie, S. 117 und 122.
2).
Prichard, a. a. O., S. 120.
3).
Welker, a. a. O., I. S. 305 ff. und S. 555 ff.
4).
Preller, griech. Mythologie, I. S. 126.
5).
Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 65; Windischmann, Mithra, S. 65.
6).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 249 Anm. 2.
1).
Lassen, a. a. O., II. S. 845 ff. und S. 929.
2).
Lassen, a. a. O., II. S. 846 Anm. 2 und S. 1089.
1).
Creuzer, Symbolik, II. S. 667.
2).
Preller, römische Mythologie, S. 260.
3).
Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 333.
4).
Creuzer, Symbolik, II. S. 706.
1).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 455 Anm. a.
2).
Mone, Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins, III. S. 7.
3).
Windischmann, Mithra, S. 73 ff.
4).
Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 237 ff.
1).
Kuhn, a. a. O., S. 238; Welker, griech. Götterlehre, II. S. 444; Haug, die Gâthâs, II. S. 100.
2).
Vergl. Preller, griech. Mythol., I. S. 259 und 260.
3).
Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 55 ff.
1).
Weiss, Kostümkunde, Stuttgart 1860, S. 47.
2).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 29 und S. 259 ff.
1).
Benfey bei Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 176 a.
2).
Vergl. auch Wollheim, Mythologie des alten Indien, S. 81; Lassen, III. S, 422.
1).
Fallou, S. 216.
2).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 205 ff.
1).
Diese Stelle mit dem ganzen zweiten klassischen heronischen
1).
Fragmente rührt vermuthlich von demjenigen der drei Heron her, welcher unter Ptolemaeus II. Euergetes (147 – 115), also zur Zeit der Erwerbung des pergamenischen Reiches, zu Alexandrien blühte. Vergl. Fenneberg, a. a. O., S. 76 und 82, 131. Er war besonders wegen seiner Kenntnisse in der Mechanik berühmt.
1).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 246 ff.
1).
Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, Bd. Vl. S. 24.
1).
Krause, II. 2. S. 468.
2).
Polak, die Tapis, S. 38 und 39.
3).
Spiegel, Avesta, I. S. 13 und S. 286.
4).
Ueber die Zahlensymbolik vergl. auch Fallou, S. 217 ff.
1).
Vergl. Bachofen, Gräbersymbolik, S. 254. Bachofen legt zwar oft, wie es auch die spätern Pythagoräer in Abweichung von Pythagoras selbst, namentlich schon der eigene Sohn des letztern, Telauges, gethan haben, in die Zahlen zu viel und zu tiefsinnige Symbolik, wird mystisch: aber das vernichtende Urtheil, welches in Nr. 27 des literarischen Contralblattes für 1860 über sein Werk gefällt worden ist, hat er gewiss nicht verdient. Wer keinen symbolischen und mythologischen Sinn und Glauben besitzt, vermag derartige Schriften nicht gerecht zu beurtheilen.
2).
Vergl. Welker, II. S. 757, Anm. 19.
1).
Röth, a. a. O., II. S. 490 ff.
1).
Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 204.
1).
Humboldt, Bhagavad-Gítá, S. 4 und. 5.
2).
Humboldt, a. a. O., S. 41.
3).
Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 607.
4).
Menzel, Odin, S, 300.
1).
Knötel, Cheops der Pyramidenerbauer, Leipzig 1861, S. 106.
2).
Vergl. Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., I. S. 123 und 24.
1).
Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 360 und 361.
1).
Vergl. Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. S. 318 ff.
2).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 251 und S. 259 ff.
1).
Röth, a. a. O., II. S. 713 und 715.
2).
Preller, griech. Mythol., I. S. 421
3).
Lasaulx, Studien, S. 256 Anm. 150.
1).
Warnkönig, französische Staatsgeschichte, Basel 1846, S. 38 oben und S. 41 Anm. 3.
1).
Jahn, der Kanton Bern, S, 189.
1).
Zufolge Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 256 und 257, lebte Confutsee von 551 – 479 v. Chr., womit Weber, die vedischen Nachrichten von den naxatra, Berlin 1860, S. 296, insofern übereinstimmt, dass Confucius 480 v. Chr. verstarb.
2).
Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 166; Gfrörer, a. a. O., I. S. 271.
3).
Ausland für 1860, S. 311 b oben.
4).
Ersch und Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S 57; Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 3 und 17.
1).
Müller, S. 598 und Taf. III. Fig. 147.
2).
Hirzel, Urwasi und der Held, S. 35.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 129 und 130.
2).
Ersch und Gruber, Encyklopädie, II. Bd. XVII. S. 186 a; Lassen, III. S. 502.
3).
Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 580.
4).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 154 oben.
5).
Lassen, III. S. 652.
6).
Lassen, III. S. 676.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 69.
2).
Lassen, a. a. O., II. S. 79.
3).
Lassen, II. S. 87.
4).
Lassen, II. S. 232.
5).
Görtz, Reise um die Welt, III. S. 326 und 327.
6).
Görtz, a. a. O., III. S. 491 ff.
1).
Görtz, a. a. O., 600.
2).
Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, II. S. 133.
3).
Heine, Reise um die Welt nach Japan, Leipzig 1859, II. S. 255 ff.
4).
Lassen, a. a. O., II. S. 685, 716 und 720.
1).
Siehe auch Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Gechlechts, I. S. 87 ff.
2).
Josua 13, 3 und Buch der Richter 3, 3.
3).
Ueber die Gründung von Cyrene auf Befehl des Orakels zu Delphi vergl. Götte, das delphisehe Orakel, S. 246 ff.
4).
Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 250.
1).
Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, XIII. S. 672.
2).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 416.
1).
Diefenbach, Origines Europaeae, S. 41 ff.
2).
Lassen, III. S. 959.
3).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 219.
4).
Vergl. darüber Graul, a. a. O., I. S. 320 Anm. 3 und Seite 231, 221 oben.
5).
Graul, I. S. 237.
1).
Graul, a. a. O., III S. 353.
2).
Graul, III. S. 83.
3).
Leonhardi, a. a. O., S. 48.
4).
Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. Bd. XXVII. S.496 a; Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 39 unten.
1).
Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 51 unten.
2).
Jahn, der Kanton Bern, S. 47.
3).
Diefenbach, Origines Europ., S. 395, Nro. 249, welcher höchst beachtenswerthe weitere Sprachnachweise über die Namen der Fünfzahl gibt, so wie zugleich über das Fünfblatt.
4).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 247 ff.
1).
Preller, Demeter und Persephone, S. 339 ff.
2).
Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 329.
3).
Schoemann, a. a. O., II. S. 49.
4).
Funke, Realschullexikon, unter Lustrum.
1).
Sauppe, die Mysterieninschrift zu Andania, S 39 und 35.
2).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 294 Anm. 67.
3).
Welker, II. S. 350.
4).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 40.
5).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 145.
6).
Guhl und Koner, S. 214.
1).
Welker, II. S. 540.
2).
Bodemeyer, die Zahlen des römischen Rechts, Göttingen 1855, S. 41.
3).
Livus lib. VI. 21.
4).
Livius lib. XXV. 7.
5).
Livius lib. VII. 21.
6).
Livius lib. III. 9.
7).
Plinius epist. lib. II. ep. 1; cap. 9.
1).
Bodemeyer, a. a. O., S. 62.
2).
Bodemeyer, S. 63.
3).
Seuffert, practisches Pandectenrecht, §. 123.
1).
Rochholz, Schweizersagen, I. S. 350.
2).
Kuhn, norddeutsche Sagen, S. 431.
3).
Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 176.
4).
Rochholz, Schweizersagen, I. S. 33 ff.
1).
Eckermann, a. a. O., IV. 1. S. 205.
2).
Schambach, Wörterbuch der niederdeutschen Mundart, 269.
3).
Schambach, a. a. O., S. 188.
1).
Aus Eiselein, die reimhaften, anklingenden und ablautartigen Formeln der hochdeutschen Sprache, Constanz 1841. Ueber die Drei- und die Neunzabl in dem Alter der Thiere vergl. J. Grimm, Reinhart Fuchs, Berlin 1834, S. IV. Anm. *
1).
Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Literatur und Kunst, IV. S. 306 unten.
2).
Ebendaselbst, S. 313.
3).
Ebendaselbst, S. 325.
4).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. XLI.
5).
Grimm, a. a. O., S. LXXVII.
6).
Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 123.
7).
Lassen, IV. S. 378 und III. S. 395 Anm. 1 und S. 514.
8).
Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 92 und 369; Lenning, Encyklopädie, unter Kleinode.
1).
Lassen, III. S. 398 und 399.
1).
Lassen, III. S. 404 und 405.
2).
Lassen, III. 356,
3).
Lassen, III. S. 409 und 411.
1).
Lassen, III. S. 413 oben.
2).
Vergl.: „Der Kukuk in der Sage“ im Ausland für 1860, Seite 946; Mannhardt, Angang des Kukuks im Frühling, in Haupt’s Zeitschrift für das deutsche Alterthum, XII. S. 400 ff.
3).
Heldmann, a. a. O., S. 220 und 221 ; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 87 unten.
4).
Fallou, a. a O., S. 26.
1).
Fallou, S. 220.
2).
Fallou, S. 318 und 435.
3).
Fallou, S. 408 und 434.
4).
Besoldi, thesaurus practicus, tom. II. unter „Fünffe.“
1).
Schambach, a. a. O., S. 190.
2).
Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, Basel 1860, S. 185 und 186.
3).
Heusler, a. a. O., S. 208.
4).
Heusler, S. 360.
5).
Heusler, S, 384.
6).
Heusler, S. 390.
7).
Heusler, S. 467.
1).
Lübke, Geschichte der Architektur, S. 179.
2).
Lübke, a. a. O., S. 182.
3).
Lübke, S. 184.
4).
Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, S. 26.
1).
Unger, der gerichtliche Zweikampf, Göttingen 1847, S. 9.
2).
Unger, a. a. O., S. 21.
3).
Fallou, die Mysterien der Freimaurer, S. 443 (der angeblich zweiten Ausgabe).
1).
Vergl. auch Grimm, Rechtsalterthümer, S. 215.
2).
Rochholz, Schweizersagen, I. S. 80 oben.
3).
Rochholz, I. S. 95.
1).
Schmeller, bayerisches Wörterbuch, II. S. 697.
2).
Rochholz, I. S. 250.
3).
Schambach, a. a. O., S. 144.
4).
Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 85.
5).
Vergl. Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860. S. 10.
1).
Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthümer für 1855, S. 41 ff.
2).
Welker, a. a. O., II. S. 458 ff.
3).
Welker, II. S. 211 oben.
4).
Welker, II. S. 583.
5).
Welker, II. S. 584.
6).
Welker, II. S. 610.
7).
Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 400 und 401; Spiegel, Avesta II. Einleitung S. LXXXV ff.
1).
Spiegel, a. a. O., S. XC.
2).
Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 160.
3).
Spiegel, a. a. O., S. 121.
4).
Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 59, Anm. 2.
5).
Lassen, IV. S. 399.
6).
Lassen, IV. S. 455 unten.
1).
Lassen, II. S 806 und III. S. 849.
2).
Rosenkranz, Prabodha-Chandrodaya, S. 156 Anm. 24.
3).
Rosenkranz, S. 163.
4).
Ausland für 1849, S. 273 a. unten.
1).
Aus dem gleichen Grunde ist der ägyptische Typhon, die versengende Hitze der Wüste, roth.
1).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. XXIX und XXX.
2).
Grimm, a. a. O., S. XXXI.
3).
Grimm, S. CXCI ff.
1).
Vergl. Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 237 Anm. und S. 267 ff.
2).
Grimm, a. a. O., S. CCLVI.
3).
Ausland für 1849, S. 490 a.
1).
Vergl. Diefenbach, Origines Europ., S. 423, Nro. 307, und S. 425, Nro. 309.
2).
Vergl. Krause, I. 2. S. 131 und 77.
3).
Wackernagel in Haupt’s Zeitschrift für deutsches Alterthum. II. S. 541.
1).
Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 322.
2).
Fallou, S. 317.
3).
Vergl. auch Wyss, Reise ins Berner Oberland, S. 259 Anm.**
4).
Knötel, Cheops, S. 119.
1).
Alpina für 1860, S. 145 ff.
2).
Vergl. Lenning, Encyklopädie, unter Fünf und unter Ordnungen.
1).
Temple mystique, Paris 1855, Nr. 2. p. 61.
2).
Temple mystique, Nr. 6, p. 120.
1).
Krause, a. a. O., I. 2. S. 282 und 33.
2).
Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie, II. 840 ff.
1).
Bodemeyer, die Zahlen des römischen Rechts, S. 3 ff.
2).
Krause, Kunsturkunden, I. 2. S. 37.
1).
Vergl. darüber Lassen, a. a. O., III. S. 3 79 ff. Jedenfalls hat weder Lykorgos noch Pythagoras Indien besucht; auch von Demokritos ist es zu bezweifeln; nur Pyrrhon, der Gründer einer ältern skeptischen Schule, möchte in Indien gewesen sein, ohne dass sich jedoch in seinen Lehren eine Spur von indischen wahrnehmen liesse. Dagegen ist eine Einwirkung der indischen theologischen und philosophischen Ansichten auf die Ausbildung der Gnosis nicht nur möglieh, sondern auch wahrscheinlich.
2).
Müller in der Zeitschrift d. d. in. G., Bd. VI. S. 24.
1).
Prichard, ägypt. Mythol., S. 181.
2).
Rosenkranz, a. a. O., S. 157.
3).
Fallou, S. 40; Heldmann, S. 227 und 284 ff.
4).
Heldmann, S. 262 und 263.
5).
Fallou, S. 53.
6).
Fallou, S. 40.
1).
W. Humboldt, über die Bhagavad-Gítá, Berlin 1826, S. 29.
2).
Stuhr, die chinesische Reichsreligion und die Systeme der indischen Philosophie, Berlin 1835, S. 48 und 49.
1).
Vergl. Nr. 5, Freimaurerzeitung für 1859.
2).
Lajard, recherches sur le culte du cyprès pyramidal, Paris 1854, p. 14, Anm. 8.
3).
Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX,
4).
Ebendaselbst, Bd. VI. S. 69.
5).
Röth, Geschichte unserer abendländ. Philosophie, I. S. 400.
6).
Nach Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 174 und 179, bezeichneten die Amchaspands ursprünglich höchst währschein-
1).
Meissner, Layard’s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 129.
2).
Heeren, Ideen über die Politik, den Verkehr und den Handel der alten Welt, 2te Auflage, Göttingen 1805, Theil I. S. 526, Anm.
3).
Auch die Ungarn oder vielmehr nach ihrer eigenen Benennung die Magyaren haben sieben Stammheerführer, sieben Magyaren, Hetumoyer in der Volkssprache. Sehe Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. S. 158. Ebenso hatten die Kumanen in Russland, welche sich vergeblich der Einwanderung der Magyaren zu widersetzen suchten, sieben Heerführer. Von sieben durch die sieben Heerführer der erobernden Magyaren auf sieben Bergen und an sieben Flüssen erbauten Burgen soll Siebenbürgen seinen Namen haben. Als die Ungarn unter ihren sieben Heerführern auszogen, gossen diese ihr Blut in ein Gefäss, worauf dieselben den Eid der Treue gegen einander ablegten (Eckermann. S. 202).
4).
Spiegel, Avesta, II. Einleitung, S. XVIII.
779
lich die sieben Planeten, denen in den sieben Erzdêvs Ahriman sieben Kometen entgegensetzte.
1).
Dunker, Geschichte des Alterthums, II. S. 479.
2).
Vergl. die Note von Haug bei Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, Va. S. 109; Haug, die Gâthâs des Zarathustra, I. Leipzig 1858, S. 162.
3).
Haug, a. a. O., II. (Leipzig 1860) S. 219.
4).
Vergl. auch Meissner, Layards populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, Leipzig 1852, S. 35.
5).
Vergl. auch Semper, der Stil, I, S. 383.
6).
Weiss, Kostümkunde, S. 292.
7).
Kruger, a. a. O., S. 57ff. und S.355; Dunker, Geschichte des Alterthums, II. (1855) S. 427 und 433 ff.; Weiss, Kostümkunde, S. 290.
1).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 284 und 285.
2).
Baehr, a. a. O., S. 154.
3).
Mühlhause, die Urreligion des deutschen Volkes, S. 257.
1).
Ausland für 1860, Nro. 8, S. 169 b.
2).
Lassen, a. a. O., IV. S. 11.
3).
Movers, die Phönicier, I. S. 270.
4).
Dunker, a. a. O., II. S. 526.
5).
Movers, die Phönicier, I. S. 258.
1).
Windischmann, Mithra, S. 57.
2).
Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 755; Creuzer, Symbolik, I. S. 754 ff.; Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 289.
3).
Lajard, récherches sar le culte du cyprès pyramidal, Taf. VIII. Nr. 4. Die syrische Göttin sitzt in einem von vier Säulen getragenen Tempel, zu dessen Seiten zwei grössere Cypressen als die Symbole der Sonne und des Mondes stehen; hinter dem Gibeldache des Tempels stehen fünf kleinere Cypressen als Symbole der übrigen Planeten.
4).
Origine de la Maçonnerie Adonhiramite, Helyopolis 1787, S. 84, Anm. 33; Creuzer, Symbolik, I. S.756; Windischmann, Mithra, S. 71. Auch in den Mithramysterien war dieses Symbol gebräuchlich und Windischmann theilt darüber eine uns erhaltene, steile aus Celsus (zu Hadrians Zeit) mit.
1).
Prichard, ägyptische Mythologie, S. 177.
2).
Prichard, a. a. O., S. 176, Anm.3; Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. X, S. 687 oben.
3).
Creuzer, Symbolik, III. S. 430 verglichen mit S. 426, Anm. 58.
1).
Knötel, Cheops, S. 117.
2).
Vergl. Knötel, a. a. O., S. 103 ff.
3).
Müller, Taf. III. Fig. 147.
1).
Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. LVII ff.
2).
Kruger, Geschichte der Assyrier und Iranier, S. 122.
3).
Furtwängler, die Idee des Todes, S. 322.
1).
Furtwängler, a. a. O., S. 314 ff.
2).
Furtwängler, a. a. O., S. 314, Anm. 10.
1).
Brugsch in der Zeitschrift d. m. Gesellschaft, Bd. IX. Seite 513 ff.
2).
Creuzer, Symbolik, I. S. 371.
3).
Knötel, Cheops, S. 119.
4).
Welker, II. S. 690 unten.
5).
Welker, II. S. 792.
1).
Rhode, die heilige Sage des Zendvolkes, S. 197, 235, 298 ff. und 307.
2).
Furtwängler, a, a. O., S. 322.
1).
Vendidad, Farg. XVIII, 33 und 34; Dunker, a. a. O. II. S. 368.
2).
Vendidad, Farg. XVIII, 37 – 42.
3).
Vendidad, Farg. XVIII, 53 – 63.
1).
Mühlhause, Urreligion, S. 167 ff.
2).
Spiegel, Avesta, I. S. 143, Anm. 1.
3).
Welker, a. a. O., II. S. 415 und 416.
4).
Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 327.
5).
Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. CXV.
1).
Furtwängler, a. a. O., S. 180 ff., 227 Anm. 17, und 324.
2).
Vergl. darüber Weiss, Kostümkunde, S. 293 ff.; Lübke, Geschichte der Architektur, S. 36 ff.
1).
Auch nach dem Glauben in Yorkshire ist es gut, einmal im Leben einem Armen ein Paar Schuhe gegeben zu haben, denn nach dem Tode führt der Weg durch eine lange Ebene, welche mit Dornen und Ginster angefüllt ist, und hat man dieser Pflicht genügt, so steht am Rande der Wiese ein alter Mann mit denselben Schuhen, welche man im Leben verschenkt hat. Also beschuhet, geht man ungefährdet durch Dick und Dünn, ohne Riss und Narben. Vergl. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 24.
2).
Mannhardt, die Götterwelt; der deutschen und nordischen Völker, I. S. 320 vergl. mit 52.
1).
Vergl. darüber Eckermann, III. 2. S. 190 ff.
2).
Vergl. Hocker, Stammsagen, S. 139; Quitzmann, a, a. O., S. 117 ff.; Simrok, Mythologie, S. 398 ff.
3).
Ekermann, III, 2. S. 263,
4).
Hocker, Moselsagen, Nr. 51.
5).
Quitzmann, a. a. O., S. 49.
6).
Quitzmann, S. 243 oben; Rochholz, II. S. 27 ff. und besonders S. 38 Anm.
1).
Furtwängler, a. a. O., S. 323.
2).
Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythologie, unter Kerberos.
3).
Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 146.
4).
Preller, griech. Mythologie, II. S. 148.
5).
Müller, Urreligionen Amerika’s, S. 78 ff.
6).
Furtwängler, a. a. O., S. 227.
1).
Gaedechens, Glaukos, S. 92.
2).
Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 43.
1).
Welker, II. S. 295.
2).
Welker, II. S. 298.
3).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 265 unten.
4).
Guhl und Koner, S. 272.
5).
Welker, II. S, 532 unten.
6).
Welker, II. S. 792.
1).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCXXXVI.
2).
Erster Jahresbericht des historischen Vereins für die Pfalz, S. 63, Nr. 4.
3).
Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, Speyer1847, S. 18 und Taf. IV. Fig. 5.
4).
A. a. O., S. 20.
5).
Ritter, Vorhalle europ. Völkergeschichten, S. 122.
6).
Semper, der Stil, I. S. 434 unten.
7).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 179 und S. 185.
1).
Pertz, monum. Germ. histor., II. 105.
1).
Evangel. Matthäi XXVI, 75.
1).
Wackernagel, Epea pteroenta, Basel 1860, S. 7 ff.
2).
Jahn, a. a. O., S. 222.
3).
Grimm, Weisthümer, I. S. 263.
1).
Vergl. Fr. v. Wyss, über den Ursprung und Bedeutung der Wappen, in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VI. S. 1 ff.
2).
Jahn, der Kanton Bern, S. 411.
3).
Preller, römische Mythologie, S. 157 unten.
4).
Wyss, Reise in das Berner Oberland, S. 424.
5).
Jahn, der Kanton Bern, S. 188, 209.
1).
Simrok, deutsche Mythologie, S. 30; Menzel, Odin, S. 233. Ueber die in Schweizer- und deutschen Sagen nicht selten erscheinenden ledernen und Drahtbrücken, welche auch zu förmlichen Todesbrücken werden, vergl. Rochholz, a. a. O., II. S. 216 ff. Von einer solchen drahtschmalen Höllenbrücke, die dünner als ein Haar, schärfer als die Schwertschneide und mit Dornen auf beiden Seiten besetzt ist, reden auch Juden und Mohammedaner. Das Bild des Lebens als einer Wanderung auf schwankendem und schmalemStege stammt vermuthlich daher. In spätern nordenglischen Liedern, welche man sonst bei der Leichenwache sang, geschieht gleichfalls der Angstbrücke Erwähnung, nicht breiter als ein Draht (the bridge of dread no brader than a thread), über welche die Seele zu schreiten hat, und welche zwischen dem Purgatorium und Paradies liegt. Vergl. Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 28.
1).
Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 232 ff.
2).
Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Band IX. S. 247, und Bd. VII. S. 145 ff.
3).
Obige Zeitschrift IX. S. 815 und 819.
1).
Wilh. Heine, Reise um die Welt nach Japan, Leipzig 1856, 255 ff.
2).
Ausland für 1860, S. 994 b.
3).
Spiegel, Avesta, I. S. 7.
1).
Lassen, a. a. O., I. S. 165 Anm.
2).
Spiegel, Avesta, I. S. 66.
3).
Lassen, a. a. O, I. S. 565 Anm. 2, S. 593 Anm. 2 u. 733 bis 35; Benfey in der Encyklopädie von Ersch und Gruber, Sect. II. Bd. XVII. S. 13.
4).
Lassen, III. S. 64 und 65.
5).
Lassen, a. a. O., II. S. 913 und 966.
1).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 332, Anm. 75, und S. 282.
2).
Wernike, Geschichte des Alterthums, 2te Auflage, Berlin 1855, S. 7; Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, Va S. 140 ff.; Ersch und Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S. 177 a.
1).
Müller, Glauben der alten Hindus. S. 435.
2).
Creuzer, Symbolik, I. S. 579.
3).
Müller, a. a. O., Taf. III. Fig. 98.
4).
Müller, S. 595.
5).
Müller, Taf. III. Fig. 146.
6).
Wollheim, Mythologie des alten Indien, S. 191 Anm.
7).
Lassen,III. S. 521.
8).
Wiener Jahrbücher der Literatur, 1818, Bd. II. S.307; Müller, Glauben der alten Hindus, S. 502 Anm.
9).
Dunker, a. a, O., II. S, 90, erste Ausgabe.
1).
Lassen, I. S. 765, 766 und 805, II. S. 274; Dunker, a. a. O., II (1855), S. 103.
2).
Lassen, a. a. O., I. S. 519, Anm. 3.
3).
Ersch und Guber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 219 a.
4).
Lassen, a. a. O., I. S. 549.
1).
Lassen, a. a. O., I. S, 693 Anm. 1.
2).
Müller, Glauben der alten Hindus, S. 319.
3).
Rose, rsp. Spenser Northcote, die römischen Katakomben, Köln 1860, S. 17 und 18.
4).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.
5).
Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, I. S. 79.
6).
Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 230 a.
7).
Wiener Jahrbücher, a. a. O., S. 309.
1).
Lassen, IV. S. 407 und 443, 457, und III. S. 364 ff.
2).
Stenzler, die indischen Gottesurtheile, in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. IX. S. 661 ff.
3).
Spiegel, Avesta, II. S. LVII und CXII, Anm. 1.
4).
Uebrigens waren oder sind die Gottesgerichte z. B. auch bei den Negern in Benin auf der Westküste von Africa gebräuchlich und bestanden darin, eine Hahnenfeder durch die Zunge zu stechen, Hahnenfedern aus einern Erdklumpen zu ziehen, beissende Kräuter in die Augen zu speien, glühendes Eisen zu halten oder einenFluss zu durchschwimmen, der Jeden Schuldigen in seine Wirbeln fortrisse (Ausland für 1860, Nr. 8, S. 172 a).
5).
Ueber die indischen Gottesurtheile vergl. auch noch Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII S. 230; über die keltischen Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 53 ff. SpiegeL im Auslande für 1860, S. 182 b, hält die Gottesurtheile allen indogermanischen Völkern gemeinsam.
1).
Ersch, a. a. O., S. 242 b.
2).
Dunker, a. a. O., II. S. 28; Lassen, a. a. O., I. S. 789ff.
3).
Koeppen, Religion des Buddha, S. 77. Die Lehre von einem zu erwartenden Erlöser oder einem zu erwartenden neuen Buddha mit Namen Maitreya, den Çakyamuni selbst verkündet haben soll, ist bei den Buddhisten des Nordens und des Südens gleich aus-
1).
Koeppen, a. a. O., S. 90.
2).
Lassen, a. a. O., II. S. 74 oben.
3).
Koeppen, a. a. O., S. 116.
4).
Lassen, a. a. O., II. S. 73.
5).
Lassen, a. a. O., II. S. 77 Anm. 2.
6).
Lassen, II. S. 224.
7).
Koeppen, a. a. O., S. 141.
3).
gebildet und war gewiss von grossem Einfluss auf die jüdische Lehre von dem kommenden Messias. Vergl. Spiegel, Avesta, I. S. 37.
1).
Koeppen, a. a. O., S. 541.
2).
Koeppen, S. 548 Anm. 4.
3).
Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 321 b.
4).
Lassen, a.a. O., II. S. 271.
5).
Lassen, II. S. 777 und 78.
6).
Eine Abbildung des indischen Thierkreises ist in Creuzer’s Abbildungen zur Symbolik Taf. XXXI enthalten und wird in der Symbolik, I. S. 580 erklärt.
1).
Vergl. auch Holzmann über den griechischen Ursprung des indischen Thierkreises, Karlsruhe 1842; A. W. Schlegel, über die Sternbilder des Thierkreises im alten Indien, in der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, I. S. 354 ff.; derselbe in der gleichen Zeitschrift, III. S. 369, de zodiaci antiquitate et origine.
1).
Ersch und Gruber, a. a. O., S. 264.
2).
Ersch und Gruber, a. a. O., S. 299, und S.454ff.
3).
Ausland für 1849, S. 279 b ff.
1).
Lassen, IV. S. 380.
2).
Lassen, IV. S. 406.
3).
Lassen, IV. S. 427.
4).
Lassen, Vl. S. 486.
5).
Lassen, IV. 8. 446.
6).
Lassen, IV. S. 434 und 436.
7).
Lassen, III. S. 314 Anm. 3.
8).
Lassen, IV. S. 526.
9).
Lassen, III. S. 489.
1).
Lassen, III. S. 698.
2).
Lassen, III. S. 738.
3).
Lassen, III. S. 994.
4).
Ausland für 1860, S. 991 b.
5).
Rosenkranz, a. a. O., S. 166.
6).
Dunker, a. a. O., I. S. 117 ff.; Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 151.
1).
Lajard, recheres, S. 300.
2).
Bohlen, das alte Indien, II. S. 105.
3).
Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 40.
1).
Brugsch, die Adonisklage, S. 5.
2).
Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 45 unten.
3).
Ewald, Abhandlung über Entstehung, Inhalt und Werth der sibyllischen Bücher, Göttingen 1858, S. 7 und 98.
4).
Ewald, a. a. O.,S. 9ff.
5).
Ewald, S. 24.
1).
Ewald, S. 63 ff.
2).
Ewald, 8. 70 ff.
3).
Ewald, S. 66.
4).
Ewald, S. 72.
5).
Prichard, ägypt. Mythol., S, 59 und S. 84 ff.; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 199; Bachofen, Gräbersymbolik, S. 270 Anm. 2.
1).
Welker, a. a. O., II. S. 470 unten.
2).
Weimarisches Jahrbuch, Vl. S. 320.
3).
Fallou, S. 434.
4).
Prichard, a. a. O., S. 327.
5).
Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, Bd. X. S, 688.
1).
Ausland für 1849, S. 120 a unten.
2).
Vergl. auch Uhlemann, a. a. O., II. S. 326 und 327.
3).
Uhlemann, II. S. 316.
4).
Gfrörer, Urgeschichte des menschl. Geschlechts, I. S. 118 ff.
1).
Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 107; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 160 unten.
2).
Vergl. Hocker, die Stammsagen der Hohenzollern und Welfen, Köln 1857, S. 1 ff.: „Die Sage von der weissen Frau.“
3).
Vergl. meine Alpina für 1860, S. LXVI; Vendidad Farg. I. 1 ff.
1).
Vorgl. Haug bei Bunsen, Aegyptens Stelle, Va S. 106; Spiegel, Avesta, I. S. 61 und 62; Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 526 Anm.
2).
Vergl. auch Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 113 ff., woselbst drei Bilder mitgetheilt werden.
1).
Hocker, a. a. O., S. 25.
2).
Hocker, a. a. O., S. 17.
3).
Grimm, deutsche Mythologie, S. 914; Hocker, Stammsagen, S. 135.
4).
Hocker, S. 18.
5).
Grimm, Mythologie, S. 896.
6).
Simrok, Mythol., S. 251.
7).
Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau, Nr. 377, vergl. mit der Einleitung zu Bd. II. S. XXI ff. und S. 119 Anm.
1).
Rochholz, a. a. O., II. S. 120.
2).
Vergl. auch noch Rochholz, II. S. 307 Anm.
3).
Simrok, Mythol., S. 210 und S. 250 ff.
4).
Rochholz, a. a. O., I. S. 32 Anm.
5).
Eckermann, a. a. O., III. 1. S. 77.
6).
Rochholz, I. S. 99.
1).
Ersch und Gruber, Encykl., I. Bd. XXVII. S.488 b unten.
2).
Jahn, a. a. O., S. 84.
3).
Jahn, S. 111.
4).
Jahn, S. 270 und 288 ff.
5).
Jahn, S. 272.
6).
Hocker, S. 29.
1).
Vergl. auch Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 213. Mannhardt, germanische Mythen, S. 153, 204.
2).
Hocker, Moselsagen, Nr. 12.
3).
Hocker, Stammsagen, S. 12 und 18.
4).
Hocker, Stammsagen, S. 29.
1).
Simrok, Mythol., S. 392.
2).
Preller, griech. Mythologie, I. S. 285.
3).
Vergl. Buttmann (nach Hermann), über die mythologische Vorstellung der Musen, im Mythologus, I. S. 273 ff.
1).
Simrock, Mythol. S. 245.
2).
Schwartz, a. a. O., S. 195.
1).
Mülhause, die Naturreligion, der alten Deutschen, S. 143.
2).
Furtwängler, Idee des Todes, S. 473; Guhl und Koner, a. a. O., S. 226.
3).
Guhl und Koner, S. 232.
4).
Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 426 Anm.
1).
Spiegel, Avesta II., Einleitung, S. LXXVI.
2).
Creuzer, Symbolik, II. S. 144.
3).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 275.
4).
Schoemann, a. a. O., II. S. 28.
5).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 397 und 378; Bachofen, a. a. O., S. 278.
6).
Schoemann, a. a. O., II. S. 457.
7).
Preller, griech. Myth., II. S. 196 ff.
8).
Welker, a. a. O., II. S. 248.
9).
Schoemann, a. a. O., II. S. 457.
1).
Preller, a. a. O., I. S. 291.
2).
Müller, a. a. O., S. 441.
3).
Preller, I. S. 344.
4).
Preller, II. S. 217.
5).
Preller, II. S. 268.
6).
Kanne, allgemeine Mythol., S 39.
7).
Preller, Il. S. 252.
8).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 265.
9).
K. V. Bonstetten, neue Schriften, II. S. 300.
1).
Preller, I. S. 311 ff.
2).
Preller, I. S. 315.
3).
Preller, II. S. 319.
1).
Preller, II. S. 206.
2).
Preller, II. S. 347.
1).
Welker, a. a. O., II. S. 506.
2).
Welker, II. S. 647.
3).
Welker, II. S. 650.
4).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 70.
5).
Preller, römische Mythol., S. 480.
1).
Bachofen, a. a. O., S. 221 ff.
2).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCLXXXII.
3).
Erster Jahresber. des historischen Vereins der Pfalz (Speyer 1842), S. 41, woselbst zugleich Taf. II. Fig. 3 die Abbildung eines solchen Steines mitgetheilt ist.
1).
Diefenbach, a. a. O., S. 191.
2).
H. Schweitzer, Bemerkungen zu Taeitus Germania, Zürich 1860, S. 4.
1).
Mannhardt, germanische Mythen, S. 153.
2).
Mannhardt, a. a. O., S. 111 und 140.
1).
Winzer, die deutschen Bruderschaften des Mittelalters, S. 144 oben.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 587 Anm. 2 und S. 824 Anm. 4.
2).
Spiegel, Avesta, II. Einleitung S. XCIII.
3).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 217 unten.
4).
Diefenbach, Origines Europaeae, Frankfurt a, M. 1861, S. 185.
5).
Grimm, Weisthümer, I. S. 48.
1).
Winzer, die deutschen Bruderschaften, S. 154.
2).
Welker, a. a. O., II. S. 514.
3).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 821; Waitz, Verfassungsgeschichte, I. S..57; Kraner, a. a. O., S. 236 ad. cap. 18.
1).
Grimm, Weisthümer, I. S. 424 unten.
2).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. CLIII.
3).
Ausland für 1860, S. 948 b.
4).
Aristot. hist. anim. 6, 7.
1).
K. V. Bonstetten, neue Schriften, Kopenhagen 1799, II. S. 183 und 255, 282.
1).
Vergl. Bunsen, Bibelwerk zu dieser Stelle.
1).
Ritter, a. a. O., S. 120.
2).
Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 27.
3).
Ritter, Erdkunde, II. S. 554, und derselbe, Vorhalle, S.124ff.
1).
Ritter, Erdkunde, II. S. 500, 814 und 896.
2).
Ritter, Vorhalle, S. 229 und 30; vergl. mit desselben Erdkunde, II. S. 618 ff.
3).
Ritter, Erdkunde, I. S. 693; derselbe, Vorhalle, S. 334 ff.
1).
Ritter, Vorhalle, S. 198.
1).
Ritter, a. a. O., S. 351.
2).
Hirzel, Urwasi und der Held, S. 134.
3).
Hirzel, a. a. O., S. 164.
1).
Fallou, S. 217.
2).
Fallou, S. 219.
3).
Graevell, a. a. O., S. 181.
1).
Keller, Geschichte der Freimaurerei in Deutschland, Giessen 1859, S. 79, oben.
2).
Spiegel, Avesta I. S. 9 und II. S. XX ff.
3).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 231 und S. 340 Anm. 80.
4).
Grimm, Reichsalterthümer, S. 410 ff.
1).
Grimm, Weisthümer, I. 3. 34. 38. 64. 169. 170. 202. 284. 278. 311. 369. 373. 395. 424. 434.
2).
Grimm, a. a. O., I. S. 226
3).
Wollheim, a. a. O., S. 196.
1).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 201 und II. 1. S. 133 ff.
2).
Fallou, Mysterien der Freimaurer, S. 70.
3).
Krause, II. 2. S. 261 und 62.
4).
Holdmann, a. a. O., S. 227.
5).
Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 105.
6).
Heldmann, a. a. O., S. 432.
1).
Heldmann, S 434.
2).
Fallou, a. a. O., S. 76.
1).
Gahl und Koner, S. 74 ff.
2).
Ritter, Vorhalle, S. 214.
3).
Graul, a. a. O., I. S. 304 unten; Paulin, II. 382 ff.
4).
Böttiger, K. M., I. S. 290 unten.
5).
Böttiger, kleine Schriften, II. S. 345.
6).
Böttiger, Kunst-Mythol., II. S.,285.
7).
Krause, a. a. O., I. 2. S. 459 Anm. a.
1).
Vergl. z. B. nur Baehr, der salomonische Tempel, S. 96 ff. und S. 276 ff.
2).
Krause, a. a. O., I. 2. S. 462.
3).
Vergl. die diesfälligeZusammenstellung bei Baehr, Symbolik des mosaischen Cultus, I. S. 235 – 52 und S. 156 ff.
1).
A. v. Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 212.
1).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 98.
2).
Jahn, keltische Alterthümer, S. 5 und 6.
3).
Krause, Kunsturkunden, II 2. S. 200.
4).
Graul, Reise in Ostindien, S. 283 mit den Anmerkungen dazu.
1).
Klemm, germanische Alterthumskunde, S. 844 ff.
2).
Köppen, Religion des Buddha, S. 534 ff., besonders auch S. 547.
1).
Jahn, a. a. O., S. 7 und 8; Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 199 und 251.
2).
Anzeiger für schweizerische Geschichte für 1856, S. 45.
3).
A. a. O. für 1858, S. 27 oben und S. 28.
4).
Jahn, a. a. O., S. 12.
5).
Jahn, a. a. O, S. 16.
6).
Der Kanton Bern, S. 338, vergl. S. 458 Anm.
1).
Welker, griech. Gatterlehre, II. S. 84.
2).
Vergl. Schröer, ein Weihnachtsspiel in Ungarn, im Weimarischen Jahrbuch, III. S. 391 ff.
3).
Ausland für 1860, Nro. 6, S. 103 a.
1).
Lassen, III. S. 626.
2).
Rink, Religion der Hellenen, II. S. 374.
1).
Wollheim, Mythologie des alten Indien, S. 81.
1).
Vergl. auch Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 33.
2).
Röth, Geschichte unserer abendländischen Philosophie , II. S. 295; Böttiger, Kunstmythol., II. S. 299 ff.
3).
Kugler, Kunstgeschichte, I. S. 108.
4).
Ritter, Vorhalle, S. 233.
1).
Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 12.
2).
Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika, I. S. 290.
1).
Vergl. z. B. Latomia, Bd. XIX. S. 37 oben.
2).
Barth, a. a. O., I. S. 268 oben.
3).
Beck, Anleitung, S. 183 ff.
4).
Beulé, Fouilles à Carthage, Paris 1861, S. 3 und 5, 28.
1).
Beulé, a. a. O., S. 30 und S. 90 ff. vergl. mit S. 103.
2).
Beulé, S. 44, Anm. 4.
3).
Beulé, S. 37 oben.
4).
Beulé, S. 61.
5).
Beulé, S. 126 ff. und Taf. VI.
1).
Spiegel, die traditionelle Literatur der Parsen, Wien 1860, S. 129
2).
Van de Velde, a. a. O., II. S. 101.
3).
Stuhr, die chinesische Reichsreligion, S. 10.
1).
Vgl. auch Schoemann, II. S. 172.
1).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 99.
2).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 95 ff.
3).
Baehr, a. a. O., S. 279; Schoemann, II. S. 159 ff.; Böttiger, K. M. II. S. 15 ff.
1).
Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 357.
2).
Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 113.
3).
Baehr, der salomonische Tempel, S. 285.
4).
Koeppen, die Religion des Buddha, S. 562.
1).
Ersch u. Gruber, Encyklopädie, Sect. II. Bd. XVII. S. 71.
2).
Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 205 b.
3).
Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 1099 ff.
4).
Weber, indische Skizzen, S. 48 ff.
1).
Weber, a. a. O., S. 108, Anm. 2.
2).
Mit den sechs Flächen, acht Winkeln und zwölf Kanten des Cubtis brachte auch schon der Pythagoräer Philoiaos die harmonische Proportion: 12 – 8 : 8 – 6 = 12 : 6, – in Verbindung (Röth, a. a. O., II. S. 902).
1).
Vgl. auch in Lenning’s Encyklopädie die Artikel Vier und Viereck.
2).
Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 303 ff.
3).
Rinck, I. S. 332.
4).
Dunker, Gesch. des Alterthums, I. S. 127.
1).
Dunker, a. a. O., I. S. 126 und 127,
1).
Röth, a. a. O., II. S. 873.
1).
Müller, Glauben der alten Hindu’s, S. 424.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 491.
2).
Vgl. darüber auch Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 58.
3).
Auch in der Halliwell’schen Urkunde aus dem 14ten oder 15ten Jahrhundert werden die vier Gekrönten als die Schutzheiligen der englischen Steinmetzen genannt. In der Latomia, Bd. XIX. S. 39 Anm., werden als die von der Baugesellschaft zu Antwerpen verehrten vier Gekrönten angegeben: Claudius, Nycostratus, Simphorianus und Castorius. Vgl. auch: Wattenbach, passio Sanctorum quatuor coronatorum aus einer Handschrift der herzoglichen Bibliothek in Coburg, Wien 1853. Darin wird herausgehoben, dass die vier christlichen Bildhauer zwar alle möglichen Bildwerke von Sieges- und Liebesgöttern verfertigen, aber lieber dem Martyrium sich unterwerfen, als eine Statue des Asclepios, des heidnischen Herrn und Heilandes ( [...]) unter ihren Meissel nehmen wollten.
1).
Preller, griech. Mythol., I. S. 274.
2).
Auch Euclides war dieses nach Sainte-Croix S. 167.
3).
Sainte-Croix, a. a. O., S. 131 und 132. Sophokles hatte zwei Mal das Amt eines Daduchen bekleidet (Sainte-Croix S. 38). Themistokles war ebenfalls Daduch gewesen. Die vier genannten obersten Priester trugen als Priester der unterweltlichen Götter einen Schlüssel auf den Schultern (Sainte-Croix S. 141). Auch die Ceres selbst wurde mit einem Schlüssel auf der Schulter dargestellt (Sainte-Croix S. 148) oder vielmehr trugen ihre Priesterinnen solche Schlüssel.
4).
Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, Basel 1860, S. 76 ff.
1).
Müller, Taf. II. Fig. 17.
2).
Müller, Taf. II. Fig. 14.
3).
Müller, Taf. II. Fig. 124.
4).
Müller, Taf. II. Fig. 140
5).
Simrock, Mythol., S. 16; Menzel, Odin, S. 9.
1).
Sainte-Croix, S. 124.
2).
Sainte-Croix, a. a. O., S. 315. Den Spiegeln, welche bei diesen Processionen gleichfalls von Einigen herumgetragen wurden, legt Sainte-Croix unrichtig die Bestimmung bei, dass die Göttin darin Diejenigen habe sollen sehen können, welche ihr nachfolgten. Nach Sainte-Croix, S. 319, soll der in die Mysterien der Isis Eingeweihte 12 Kleidungsstücke getragen haben.
3).
Menzel, Odin S. 44; Rochholz, Schweizersagen, I. S. 337.
3).
Menzel, Odin S. 44; Rochholz, Schweizersagen, I. S. 337.
1).
Ueber den Christ- oder Tannenbaum vgl. noch Schade im weimarischen Jahrbuch, II. S. 133 Anm., so wie die ganze Abhandlung von Schade: „Klopfan, ein Beitrag zur Geschichte der Neujahrsfeier,“ a. a. O. S. 75 ff., nachzusehen ist.
2).
Mannhardt, die Götterwelt, I. S. 140; Schwarz, a. a. O., S. 17 Anm. 2; Wolf, Zeitschr. I. S. 238, 243 und 402, 240 Nr. 11 u. 12.
3).
Mannhardt, a. a. O., I. s. 50.
4).
Latomia, Bd. XIX. S. 23.
5).
Diefenbach, Origines Europaeae, S. 142 und S.322 No. 140.
1).
Vgl. auch Northcote, die römischen Katakomben, S. 77.
2).
Northcote, S. 71 ff.
1).
Grimm, Mythologie, S. 1057; Schwartz, Urspr. der Mythologie, S. 219 Anm. 2. Vergl. auch Stöber, elsässische Sagen, S. 290.
1).
Lajard, recherches, S. 59.
2).
Mannhard, die Götterwelt, I. S. 124.
3).
Dunker, a. a. O., I. S. 298, vgl. mit S. 295.
4).
Ausland für 1860, S. 994
5).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 211.
1).
Knötel, Cheops, S. 121.
2).
Röth, a. a. O., II. S. 872 und 873.
3).
Röth, a. a. O., II. S. 889.
4).
Röth, a. a. O., II. S. 890.
1).
Berlepsch, Chronik der Maurer und Steinmetzen, S. 83.
1).
Zeitschrift der deutschen morgenl. Gesellschaft, Bd. V. S. 179.
2).
Vergl. auch Polak, die Tapis, S. 59 und die vorausgehende Begründung der daselbst von dem Tempel Schelomo gegebenen Begriffsbestimmung.
1).
Mannhardt, die Götterwelt, I. S. 255.
2).
Prichard, ägypt. Mythol., S. 236 und 237.
1).
Grimm, Mythol., S. 282.
2).
Braun, a. a. O., S, 42.
1).
Krause, a. a. O., I. 1.S. 322 und 23.
2).
Krause, a. a. O., I. 2. S. 426 und II. 2. S. 443.
3).
Krause, II. 2. S. 251 Anm. a.
4).
Ausland für 1849, S. 278 a.
5).
Ausland, a. a. O., S. 226 b unten.
1).
Vergl. auch Fallou, a. a. O., S. 439 ff. (stets der 2. Auflage).
2).
Lübke, a. a. O., S. 391.
3).
Lübke, a. a. O., S. 265 ff.
4).
Lübke, S. 203.
5).
Lübke, S. 192.
6).
Lübke, S. 191.
7).
Lübke, S. 207.
1).
Mannhardt, Götterlehre, I. S. 311; W. Müller, Geschichte und System der altdeutschen Religion, Göttingen 1844, S. 280.
2).
Menzel, Odin, S. 155.
3).
Mülhause, Urreligion, S. 311.
4).
Vergl. Sachse, historische Grundlagen des deutschen Rechts- und Staatslebens, S. 10 ff.; Grimm, Rechtsalterthümer, S. 211; Runde, deutsches eheliches Güterrecht, S. 41.
1).
Preller, griechische Mythol., II. S. 103.
1).
Warnkönig, französische Staats- und Rechtsgeschichte (Basel 1846), S. 43 ff.
2).
Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, S. 247.
3).
Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 368 ff.
1).
Grimm, Weisthümer, I. S. 111, 114, 132, 176 179, 180, 211, 217, 258, 261, 264, 282, 335, 378 u. s. w.; Sachse. a. a. O., S. 72 ff., S. 195, 227, 235, 247 und 281.
1).
Diefenbach, a. a. O., S. 203.
2).
Latomia Bd. XIX, S. 61, vergl. mit S. 40.
1).
Waitz, das alte Recht der salischen Franken, Kiel 1846, S. 67
2).
Latomia, a. a. O., S. 22, vergl. mit Grimm, Weisthümer, I. S. 258, wo von einem Freien mit vier Ahnen geredet wird. Bei manchen deutschen Innungen verlangte man zufolge Fallou, a. a. O., S. 18, für den neu anzunehmenden Lehrling sogar den Nachweis der ehelichen Geburt bis zum vierten Grade.
1).
Geschichte der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778), S. 246 ff.
2).
Diefenbach, a. a. O., S. 398.
3).
Zweiter Bericht des historischen Vereins der Pfalz, S. 24.
4).
A. a. O., S. 25.
1).
Vergl. Diefenbach, Origines Europ., S. 88 ff. Eine eigene Ansicht hat Ritter, Vorhalle, S. 264, über die Sarmaten, indem sie darnach mehr eine wandernde priesterliche Kaste, eine Art Brüderschaft oder fahrende Mission mit eigener Lebensregel sein sollen.
2).
Vergl. Zacher, die Historie der Pfalzgräfin Genovefa. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte und Mythologie. Königsberg 1860.
3).
Müller, das nordische Griechenthum, S. 162 ff.
1).
Müller, a. a. O., S. 180 unten.
2).
Ausland für 1833, S. 968 b.
3).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 342 ff.
4).
Welker, II. S. 317 und 457.
5).
Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 162.
6).
Welker, I. S. 633.
1).
Schoemann, a. a. O., II. S. 51.
2).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 239 unten.
3).
Welker, I. S. 743 ff.; Gfrörer, I. S. 84.
1).
Vergl. auch Rinck, a. a. O., I. S. 134 und 138.
1).
Welker, II. S. 263.
2).
Rinck, I. S. 300.
3).
Rinck, II. S. 67.
4).
Rinck, II. S. 136.
1).
Welker, II. S. 365.
2).
Vergl. Krause, Kunsturkunden, I. 2, S. 466 Anm. a und II. 2, S. 266.
3).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 211 unten.
4).
Kuhn, Herabkunft des Feuers, S. 237.
1).
Welker, a. a. O., II. S. 403, vergl. mit S. 409. Mit dem Dreiweg ( [...], trivium) berührt sich das Dreiblatt (trifolium), mit welchem die Rosse der Artemis gefüttert wurden.
2).
Welker, a. a. O., II. S. 411 und 412.
3).
Peter, Zeittafeln zur griechischen Gesch., Halle 1858, S. 32, Anm. 68.
4).
Guhl und Kohner, a. a. O., S. 275.
1).
Welker, a. a. O., II. S. 448.
2).
Krause, a. a. O., I. 1. S. 321.
3).
Krause, I. 2. S. 75, vergl. mit Grävell, Betrachtungen, S. 191.
4).
Welker, II. S. 512.
1).
Ausland für 1861, S. 312 b.
1).
Böttiger, Kunstmythologie, II. S. 200.
2).
Fallou, a. a. O., S. 19 und 45.
1).
Büttiger, K. M., II. S. 177.
2).
Ragon, Ordre chapitral, nouveau grade de Rose-Croix, Paris 1861, S. 2.
3).
Böttiger, Ideen zur Kunstmyth., I. S. 22 Anm.
4).
Böttiger, II. S. 197 ff.
5).
Movers, die Phönicier, I. S. 541.
6).
Schwartz, a. a. O., S. 67.
1).
Kauffmann et Cherpin, histoire, p. 142.
2).
Preller, griech. Mythol., II. S. 84.
3).
Welker, griech. Götterl., II. S. 674 unten.
4).
Simrok, Mythol., S. 502 und 503.
5).
Simrok, S. 420 und 390.
6).
Schwartz, S. 94; Wolf, Beiträge I. S. 54.
1).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 180 ff.
2).
Menzel, Odin, S. 32 ff.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 128.
2).
Rinck, II. S. 62 ff.
1).
Müller, Mithras, Fig. 21, vergl. mit S. 106 ff.
2).
Böttiger, Ideen zur Kunstmythol., I. S. 21.
3).
Büttiger, kleine Schriften, III. S. 18 unten.
4).
Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 807 Anm.
5).
Dunker, II. S. 129.
6).
Müller, a. a. O., Taf. III. Fig. 96.
1).
Lassen, II. S. 1088 und 1107.
2).
Lassen, II. S. 1087; Müller, Taf. III. Fig. 97.
3).
Müller, Taf. III. Fig. 149, 150 und 152.
4).
Lassen, I. S. 580, Anm. 2.
5).
Lassen, I. S. 736, Anm. 3 und S. 771.
6).
G. Forster, Gesch. der Seereisen und Entdeckungen im Südmeer, IV. (Berlin 1778) S. 161.
7).
Gartenlaube für 1861, Nro. 6, S, 82 a. unten.
1).
Müller. Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, Taf. I. Fig. 78.
2).
Müller, a. a. O., Taf. I, Fig. 77.
3).
Müller, Taf. I. Fig. 79.
4).
Müller, Taf. I. Fig. 93.
1).
Müller, Taf. II. Fig. 72.
2).
Ersch und Gruber, Encykl., II. Bd. XVII. S. 50 a; Lassen, III. S. 954 und II. S. 715; Paulin, II. S. 28.
3).
Ersch und Gruber, a. a. O., S. 245 a.
4).
Th. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, II. S. 163.
5).
Waitz, a. a. O., II. S. 175.
1).
Waitz, II. S. 201.
2).
Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 6.
3).
Lassen, a. a. O., S. 9.
4).
Lassen, I. S. 187 Anm. und IV. S. 30.
5).
Lassen, a. a. O., IV. S. 65 und 66.
4).
Lassen, IV, S. 109 und 110.
1).
Lassen, IV. S. 299. Anm 1.
2).
Lassen, IV. S. 403.
3).
Lassen, IV. S. 436.
4).
Lassen, IV. S. 450 und 451.
5).
Lassen, IV. S. 467.
1).
Lassen, III. S. 414
2).
Lassen, III. S. 513 und 870.
3).
Lassen, III. S. 464 Anm., S. 555 und 572.
4).
Ausland für 1849, S. 356 a. oben.
5).
Lassen, III. S. 596.
6).
Lassen, III. S. 676 und 677.
7).
Lassen, III. S. 688.
8).
Lassen, III. S. 977 und 979.
1).
Vergl. auch Spiegel, im Ausland für 1860, S. 1014 b; Weber, indische Skizzen, S. 28, 29 und 37.
2).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 288.
3).
Graul, a a. O., I. S. 290 und 291.
1).
Graul, I. S. 291 ff. und S. 197.
2).
Spangenberg, Beitrag zur Kunde der peinlichen Rechtspflege in Ostindien, in Bezug auf die dort üblichen Gottesurtheile; in der kritischen Zeitschrift für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung des Auslandes, VI. S. 232 ff. Ueber die griechischen Gottesurtbeile vergl. Schoemann, II. S. 242 und 243.
3).
Bastian, ein Besuch in San Salvador, S. 85 oben und S. 90, 203.
4).
Bodenstedt, die Völker des Kaukasus, S. 187 ff.; Ausland von 1834, Nro. 152 ff.
1).
Ausland für 1834, S. 315 b.
2).
Zufolge Rinck, a. a. O., I. S. 169 vergl. mit S. 171, wäre [...] oder [...] Herr von Nysa und mit Adonis verwandt,
1).
Vollmer, vollständiges Wörterbuch der mythologie, unter Dionysia.
2).
Vergl. darüber Preller, griech. Mythologie, I. S. 412 ff.; Welker, griech, Götterlehre, S. 424 ff.
1).
Preller, a. a. O., I. S. 131 und 132; Welker, I. S. 442 ff
1).
Simrok, deutsche Mythol., S. 407.
2).
Simrok, a. a. O., S. 280.
3).
Nach Ritter, Vorhalle, S. 276, welcher den Pythagoras zugleich in die nordischen d. i. altasiatischen, altbuddhistischen Weihen eingeweiht sein lässt und hierbei einer Angabe des Jamblichus folgt, soll Pythagoras seinen Namen von dem Geschlechte [...]
1).
Ueber Thales vergl. auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 189 ff.
1).
Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 561 ff., welcher mit Cicero (Tusc. 1, 14) annimmt, Perekydes habe zuerst gesagt und Pythagoras, dessen Schüler, am meisten bestätigt, dass die Seelen immerdauernd seien, und zwar soll Pythagoras unter dem Einflusse eleusinischer Anregungen gelebt und gehandelt haben.
1).
Vergl. auch Peter, Zeittafeln der griech. Geschichte, S. 34.
1).
Vergl. auch Lobeck, Aglaophanios, Königsberg 1829; Preller, griech. Mythol., I. S. 280.
2).
In die samothracischen Geheimnisse war auch Herodot eingeweiht. Vergl. Röth, a. a. O., II. S. 609.
1).
Nach Diefenbach, Origines Europaeae, S. 104, begannen die Einwanderungen der Griechen nach Unteritalien vermuthlich über ein Jahrtausend v. Chr., so dass daselbst bei der Ankunft des Pythagoras zu Kroton (statt Kreston) die griechische Bildung jedenfalls eine sehr alte war.
2).
Der Name der Stadt Sybaris hängt vielleicht mit der Sanskritwurzel Çubh, splendere (Bopp gloss. scr.), wovon cubh-ra, splendidus, und mit Nasalirung der Wurzel Çumbh, lucere, splendere. Das Ç weist hier auf ein ursprüngliches s zurück, wie ahd. sûb-ar (purus), nhd. saub-er, ags. syf-r und lat. sob-r-iu-s zeigen. Vergl. Hugo Weber, etymologische Studien, I. (Halle 1861) S. 24.
1).
Böttiger, kleine Schriften, I. S. 100 ff.
2).
Böttiger, a. a. O., I. S. 122 Anm. *.
1).
Vergl. die diesfällige Literatur bei Beck, Anleitung zur genauern Kenntniss der Welt- und Völkergeschichte, I. 1. S. 802.
1).
Röth, a. a. O., II.. S. 637 und 638.
1).
Vergl. auch Döllinger, Heidenthum und Judenthum, Seite 131 ff. Gerhard in einer der preuss. Akademie der Wissenschaften neuerlich vorgetragenen Abhandlung über Orpheus und die Orphiker (in dem Monatsbericht für Januar 1861, S. 1 ff.) will dagegen den orphischen Unsterblichkeitsglauben der Griechen von den Thraciern und den Geten ableiten.
1).
Röth, a. a. O., II. S. 611 ff.; Schoemann, II. S. 330 ff.: „Orphiker und Orpheotelesten.“
2).
Röth, a. a. O., II. S. 623 ff.
1).
Vergl. auch Schoemann, II. S. 332.
1).
Röth, a. a. O., II., S. 395.
1).
So zerfleischten die Kreter (alle als Isodäten) mit den Zähnen einen lebendigen (lebendig in Stücke zerrissenen) Stier (Stierkalb), wie in Tenedos im grausamen jährlichen Festmahl. Vergl. Welker, II. S. 639, und Schoemann, II. S. 445. Anderwärts wurden anstatt der Stiere Böcke noch schreiend mit blutigen Zähnen zerrissen (Rinck, II. S. 407). Rinck hält eine Ideenverbindung zwischen dem Mithrasstier der Perser, der Zerstückelung des Osiris der Aegypter und des Dionysosstieres der Hellenen für unverkennbar. Das Zerreissen des Stieres, das Grab des Dionysos bedeute, dass ein göttliches Leben in der Natur ist, welches in Folge der Zersplitterung des Gottes und seiner Lebensfülle in dem Prisma der mancherlei organischen Wesen sich offenbart, wenn die kräftiger werdende Sonne das Himmelszeiehen des Stiers mit ihren Strahlen verdeckt.
1).
Furtwängler, a. a. O., S. 331.
1).
Hinsichtlich des Adonis, in Syrien und bei den Juden, überhaupt bei den Semiten Tamûz genannt, welcher Name auch auf den Sommersonnenwendemonat übertragen war, hat neuerlich Chwolson, Tamûtz und die Menschenverehrung bei den alten Babyloniern, Petersburg 1860, die gewiss nicht haltbare Behauptung zu begründen versucht, dass Tamûz kein Gott, sondern ein bei den Babyloniern göttlich verehrter Mensch, ein alter babylonischer Heiliger gewesen sei. Es hängt diese Behauptung mit seiner frühern vermeintlichen Entdeckung über das hohe Alter des babylonischen Buches von der nabathäischen Landwirthschaft zusammen, worüber er in den Mémoir. des Sav. étrang. der kaiserl. Akad. der Wissensch. in St, Petersburg, B. VIII., S. 330 - 526 unter dem Titel: „Ueber die Ueberreste der altbabylonischen Literatur in arabischen Uebersetzungen“ gehandelt hat, wogegen aber besonders Ewald und Renan, also die beiden grössten Kenner der semitischen Sprachwissenschaft, sich erklärt haben, sowie neuerlich noch Gutschmid in d. d. in. Z. XV. S. 1 ff.
2).
Preller, Demeter und Persephone, S. 257.
3).
Preller, a. a. O., S. 258 ff.
4).
Zagreus bezeichnet den Tod oder Todesgott als den grossen Jäger, welcher Alles erlegt und verschlingt. Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 630 ff. Es ist ein verfehlter Gedanke, dass Böttiger, Ideen zur Kunstmyth., I. S. 24 ff., das Zerreissen des Dionysos-Zagreus, des Orpheus und die Erschlagung des Meister Hiram auf stattgehabte Religions- und Priesterkämpfe deuten will.
5).
Grimm, Mythol., S. 282.
1).
Mannhardt, die Götterwelt, I. S. 309 und 310.
2).
Mannhardt, a. a. O., S. 313.
3).
Menzel, Odin, S. 50 ff. vergl. mit dem daselbst S. 56 ff. über die Oda Gesagten; Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 149 ff.
1).
Rinck, I. S. 238 ff.
2).
Vergl. darüber Alpina für 1860, S. 267 ; Vischer, Bellerophon S. 90; Hugo Weber, etymologische Untersuchungen, S. 91, ff. [...] ist der mit den grauweissen, silberfarbenen, glänzenden und schimmernden Augen von der Wurzel [...] = glänzen, leuchten.
1).
Gaedechens, Glaukos, S. 198 ff.
2).
Preller, Demeter und Persephone, S. 194 Anm. 24.
3).
Funke, Real-Schullexikon unter Potniae deae; Gaedechens, a. a. O., S. 201 Anm. 2.
4).
Ueber den bakchischen Charakter des Glaukos vergl. Gaedechens, S. 113 ff.
5).
Kanne, allgemeine Mythol., S. 292; Dunker, Geschichte des Alterthms, I. S. 58.
1).
Funke, a. a. O., unter Diomedes; Gaedechens, S. 200. Vollmer, vollständiges Wörterbuch der Mythol. unter Diomedes; Preller, griech. Mythol., II. S. 140.
1).
Vergl. auch Röth, a. a. O., II. S. 500,
2).
Rinck, I. S. 241.
1).
Vergl. auch noch Lenning’s Encyklopädie unter Pythagoras; Findel, Geschichte der Freimaurerei, I. S. 35 ff.
1).
Apostelgeschichte des Geistes, II. S. 29.
2).
Stäudlin, Geschichte der Sittenlehre Jesu, I. S. 153 ff., S. 273, 277, 280, 402; Gladisch, das Mysterium, S. 19 Anm. unten. Gladisch vergleicht diese trostlose Ansicht der alten heiligen Urkunden der Israeliten vom Jenseits mit der Philosophie des Anaxagoras. Ferner ist noch nachzusehen Polak, Geschichte der Urreligion, S. 187 ff.; Böttiger, Kunstmythol., II. S. 476 ff.
1).
Röth, a. a. O., II. S. 711.
2).
Röth, a. a. O., II. S. 713.
3).
Röth, a. a. O., II. S. 714.
1).
Röth, a. a. O., II. S. 712.
1).
Welker, Götterlehre, II. S. 34 oben und S. 636.
2).
Krause, II. 2. S. 365 ff.; Schoemann, II. S. 480 ff.
3).
Krause, II. 2. S. 383 ff.
1).
Rinck, II. S. 20 und 21.
2).
Schoemann, II. S. 455.
1).
Preller, griech. Mythol., II. S. 108.
1).
Preller, a. a. O., II. S. 105 und 110 S. 126.
2).
Vergl. Böttiger, Kunstmythol., II. S. 389 ff.
3).
Vergl. auch Preller, a.a. O., II. S. 116; Welker, a. a. O., II. S. 749 ff., welcher letztere den Herakles besonders mit dem parsischen Rustem vergleicht, wie namentlich auch Rustem die Streitkeule führe und wie in den rumänischen Liedern die Walachen und in der Ilias Nestor von einem Keulenmann, [...], reden.
1).
vergl. auch Preller, II. S. 129.
2).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 186 und 187.
3).
Müller, a. a. O., Taf. I. Fig. 168 vergl. mit Taf. IIII, Fig. 150 und den Bernerkungen dazu S. 599.
4).
Müller, Mithras, S. 65 ff.
1).
Preller, a. a. O., II , S. 121.
2).
Ueber die verschiedenen Beinamen des Herakles vergl. Vogel in der Encykl. von Ersch und Gruber, II. Bd. VI. S. 41. Auch verdient Beachtung Buttmann, über den Mythos des Herakles im Mythologus, I (Berlin 1828) S. 246 ff. Buttmann erblickt in Herakles das poetische Ideal menschlicher Vollkommenheit im Sinne des heroischen Zeitalters, geweiht dem Dienste und Heile der Mensehen. Herakles ist der vom Weibe, von einer Sterblichen geborene Sohn des höchsten Gottes, ein Gottmensch, ein Heiland (Alexikakos).
1).
Creuzer, Symbolik, I. S. 323 Anm. 67, S. 345 Anm. 68 und S. 502 Anm. 284.
2).
Müller, Mithras, S. 122.
3).
Preller, griech. Mythol., II. S. 121 Anm. ++, vergl. mit I. S. 155 unten.
4).
Schoemann, II. S. 278.
5).
Unter den reichen Geschenken des Krösos an das apollinische Orakel zu Delphi befand sich oben darauf ein zehn Talente schwerer goldener Löwe (Welker, griech. Götterlehre, II. S. 12 Anm. 9). Rinck, a. a. O., I. S. 175 und 176, will gewiss unpassend die von Apollo erlegte Schlange Python auf die schlangenanbetenden Ureinwohner von Pytho deuten, welche von den Anhängern des neuen Gottes theils verjagt, theils getödtet worden seien.
1).
Preller, a. a. O., II. S. 122 und I, S. 310.
2).
Ueber den Specht, als Frühlingsvogel und den heiligen Vogel des Mars, vergl. Ausland für 1860, S. 166 ff. Auch die finnischen Wotjäken verehrten den baumhackenden Specht, das Symbol des Donnergottes Tharapita oder dieser selbst, damit er ihren Wäldern nicht schade, wie aus Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythol., IV. 1. S. 198 zu ersehen ist.
3).
Preller, röm. Mythol., S. 314 ff.
4).
Preller, a. a. O., S. 159.
5).
Preller, a. a. O., S. 343.
6).
Böttiger, kleine Schriften, III. S. 19.
1).
Preller, griech. Mythol., II. S. 112.
2).
Vergl. Schwartz. a. a. O., S. 82 und 83.
1)Studien zur griechischen Mythologie, S. 313 und 314
2).
Rinck, a. a. O., I. S. 197.
3).
Rinck, II. S. 195.
4).
Vergl. Preller, I. S. 377; Furtwängler, die Idee des Todes, S. 189 Anm. 4.
5).
Vergl. auch Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 198.
1).
Gaedechens, Glaukos der Meergott, Göttingen 1860, Seite 211 ff.
2).
Preller, II. S. 167 ff.; Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 331.
3).
Hugo Weber, etym. Untersuchungen, S. 21.
4).
Schwartz, S. 109 Anm.
1).
Schwartz, S. 121 unten.
2).
Welker, a. a. O., II. S. 584 oben.
3).
Welker, II. S. 689.
1).
Hormayr, Geschichte von Tyrol, I. S..127; Creuzer, Symbolik, I. S. 764; Müller, Mithras, Fig. 2 vergl. mit S. 10 und 103 ff.
1).
Vergl. über die griechischen zwölf Götter Welker, griech. Götterlehre, II. S. 163 ff.; Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 41 und 42, 181.
2).
Böttiger, kleine Schriften, II. S. 306.
3).
Kruger, Geschichte der Assyrier iind Iranier, S. 414.
1).
Vergl. Welker, a. a. O., II. S. 177 Anm, 41; Rinck, I. S. 264.
2).
Welker, II. S. 180 unten.
3).
Zeitschrift d. d. m. Gesellschaft, II. S. 74 ff.
4).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 203.
1).
Hocker, Stammsagen, S. 62.
2).
Menzel, Odin, S. 287.
3).
Hocker, Stammsagen, S. 46; Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 244; Rochholz, Schweizersagen, II. S. 288 Anm.
4).
Mannhardt, die Götterwelt, I. S. 309.
1).
Simrok, Mythologie, S. 366.
2).
Zingerle, Tirol. Märchen, Nro. 13.
3).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 14
4).
Quitzmann, a. a. O., S. 246.
5).
Rochholz, Schweizersagen, I. S. 52 oben.
6).
Rochholz, a. a. O., I. 74 Anm.
2).
Vergl. auch Jahn, der Kanton Bern, S. 328. Anm. **, woselbst die dem Grindelwaldthale gehende Sage von der Muttersau Rochelmore als aus dem keltischen Religionsglauben entsprungen vermuthet wird.
3).
Schambach, Wörterbuch der niederdeutschen Mundart, S. 143.
4).
Haupt’s Zeitschrift für deutsches Alterthum, II. S. 540.
5).
Weimarisches Jahrbuch, VI. S. 331.
6).
Runge, derBerchtoldstag in der Schweiz, Zürich 1857, S.11.
7).
Rössler, das altprager Stadtrecht aus dem XIV. Jahrhundert, Prag 1845, S. LV.
8).
Vergl. auch Böttiger, kleine Schriften, II. S. 40 ff.: „Die ägyptischen Löwen.“ Böttiger unterscheidet vier Arten der mythologischen oder symbolischen Löwen: 1) den dienenden Löwen,
1).
Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 169.
2).
Uhlemann, a. a. O., unten.
1).
Apostelgesch. des Geistes, I. S. 114.
2).
Preller, griech. Mythol., I. S. 361.
3).
Gaedechens, Glaukos, S. 92.
4).
Bei Aeschylos Eumen. 817 ff. sagt Athene: „Ich allein unter den Göttern kenne die Schlüssel zu den Wohnungen, worin der Blitzstrahl versiegelt ist,“ d. h. sie allein hat den Schlüssel, welcher der Blitz selbst ist.
5).
Hocker, Stammsagen, S. 11, 12, 13, 17 und 19.
1).
Böttiger, kleine Schriften, III. S. 271, Anm. *.
1).
Jahn, der Kanton Bern, S. 249 und 258.
2).
Eckermann, a. a. O, III. 2. S. 266.
3).
Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, S. 467.
4).
Diesen Spiegel hält ein indisches Brahmbild (bei Müller, a. a. O., Tafel I. Fig. 157 b) als den Spiegel unbefleckter Klarheit in der Mitte eines Siegesbogens in der Rechten. Auf einem indischen Symbolbilde der Menschenschöpfung erscheint diese Schöpfung als das Bild der darin sich spiegelnden Brahmasonne mit dem heiligen Dreiecke in der Mitte (Müller, Taf. IV. Fig. 31): dem goldenen Brahmspiegel gegenüber reicht eine Brahmahand eine in einen männlichen und weiblichen Theil gespaltene Erbse, als Symbol des Mannes und des Weibes, einer aus den Wolken hinaufreichenden Brahmahand herab. Die beiden Hände tragen, gewiss nicht ohne symbolische Bedeutung, unten am Arme ein Armband mit einer Perlenschnur darauf. Die zwei die Menschenschöpfung umfassenden Hände sind wohl als die schaffende Hand des Himmels und der Erde in der letzten Bedeutung aufzufassen, welche sich zur Schöpfung und in dem Wesen des Menschen vereinigen, da der Mensch mit dem Geiste dem Himmel und mit dem Körper der Erde angehört. Auf einem Brahm-Schekirbilde, d. i. einem Bilde der aus Brahm und Maja, aus Himmel und Erde, Geist und Materie, Unvergänglichkeit und Vergänglichkeit gemischten Welt, verschlingen sich zu beiden Seiten des kreisförmigen Bildes in dem sternenerfüllten Weltraume je die Hand des Brahm mit der Hand der Maja (Müller, Taf. IV. Fig. 33) und verkünden so die eigentliche Bedeutung des uralten Symbols der zwei verschlungenen Hände. Ueber dem Bilde leuchten die Sonne und der Mond, auch gleichsam zwei verschlungene Hände, das Symbol des Feuers und des Wassers. In der Mitte des Bildes steht der mythische Weltberg Meru, in dessen Gipfel die männlicher Feuerflammen emporschlagen und aus dem weiter unten die weiblichen Urgewässer in drei Strömen sich herabgiessen. Am Fusse des Berges stehen zwei blühende Lotos, welche von selbst an die
1).
Rochholz, Nro. 201.
1).
Jahn, a. a. O., S. 47.
2).
Jahn, S. 427, vergl. mit S. 476 Anm.
3).
Jahn, S. 63 und 500, sowie 507.
4).
Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Bd. XIII., über die römischen Alpenstrassen, S. 10 und Taf. Il. Fig. 5.
5).
Braun, Gesch. der Kunst, I. S. 118.
1).
Ritter, Vorhalle, S. 202, und derselbe, Erdkunde, II. S. 914.
2).
Braun, a. a. O., I. S. 147.
3).
Braun, I. S. 195.
4).
Vergl. Layard’s populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh, von Meissner, Leipzig 1852, S. 68 und 113, sowie Fig. 34, 36. 37 und 38.
1).
Vergl. auch Knötel. Cheops der Pyramidenerbauer, Leipzig 1861, S. 97 ff., obwohl die Hauptansicht von Knötel über die Pyramidenerbauer gewiss falsch ist.
2).
Vergl. auch Lajard, recherches, S. 187, Anm. 2; Uhlemann, a. a. O., II. S. 164 ff.
3).
Uhlemann, II. S. 176 und 177.
1).
Uhlemann, II. S. 240 ff.; derselbe, Thoth, S. 223.
2).
Uhlemann, a. a. O., II. S. 239.
3).
Vergl. auch Uhlemann, Thoth, S. 223 ff.; Bunsen, Aegyptens Stelle, IV. S. 43 ff.
1).
Uhlemann. Thoth, S. 224; derselbe, ägypt. Alterthumskunde, II, S. 82.
2).
Jahn, der Kanton Bern, S. 390.
3).
Welker, griech. Götterl., II. S. 621 Anm.
4).
Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, Bd. XIII., über die römischen Alpenstrassen, S. 10.
5).
Böttiger, K. M., I. S. 288 ff.
6).
Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 48. In Aegypten hat man beide Symbole mit einander verschmolzen, da man in Oberägypten in den Ueberresten eines Tempels zwei Löwen mit Stierköpfen fand, die nach England gebracht wurden.
1).
Menzel, Odin. S. 130.
2).
Preller, griech. Mythol., I. S. 432; Schoemann, II. S. 443.
3).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 233 oben.
4).
Welker, a. a. O., II. S. 598 oben.
5).
Schoemann, II. S. 160.
6).
Welker, II. S. 598 ff.
1).
Preller, griech. Mythol., I. S. 369; Steinthal, a. a. O., II. S. 28 und 29; Böttiger, Kunstmythol., I. S. 269, Anm, 3 und S. 271, Anm. 11.
2).
Steinthal, II. S. 10 und 27.
3).
Vergl. auch Böttiger, a. a. O., I. S, 394, Anm. 23.
1)Müller, Mithras, S. 67.
2)Schoemann, II. S. 158.
3).
Abgebildet bei Klemm, Taf. XXII.
4).
Welker, II. S, 622, Anm. 147.
1).
Preller, a. a. O., I. S. 404 und 411.
2).
Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, S. 431.
1).
Müller, a. a. O., Taf. II. Fig. 59.
2).
Müller, Taf. II. Fig. 137.
1).
Lajard, a. a. O., S. 179.
1).
Lajard, a. a. O., S. 180.
2).
Lajard, a. a. O., S. 183.
3).
Lajard, a. a. O., Taf. X., Fig.4 und 5. Böttiger, Kunstmythologie, I. S. 248, erblickt in dem Krummstabe des Osiris und in dem gehenkelten Kreuze, der crux ansata oder dem Tau der lsis, ursprünglich einen Schlüssel als Symbol der Herrschaft über Himmel und Erde, über die Ober- und Unterwelt, über den Aufgang und Niedergang. Vergl. auch Böttiger, kleine Schriften, III. S. 264 Anm. ** und 270 Anm. +
1).
Meissner, a. a. O., S.112 und Fig.23; Lajard, S.168 Anm.6.
2).
Preller, röm. Mythol., S. 753; Eckermann, a. a. O., I. 1. S. 105 ff.; Böttiger, Kunstmythol., II., S. 217 ff.
3).
Eckermann, I. 1. S. 116.
1).
Lajard, a. a. O., S. 32 Anm. 3.
2).
Gaedechens, Glaukos, S. 90 und 91; Furtwängler, a. a. O., S. 314.
3).
Vollmer, Taf. CIV und Creuzer Taf. XIII; Furtwängler, Taf. VI; Preller, Demeter und Persephone, S. 310 ff.; Guhl und Koner, a. a. O., S. 155.
1).
Welker leitet Triptoloinos ab von [...], da ihm Krieg, selbst in seiner spätern Stellung unter den Heroen von Eleusis fremd sei.
2).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 390.
3).
Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 105.
1).
Vergl. auch Furtwängler, a. a. O., Taf. V.
2).
Vergl. Meiners, Geschichte der hieroglyphischen Schrift, in Meiners und Spittler, göttingisches historisches Magazin, Bd III. S. 456 ff.
3).
Meiners und Spittler, a, a. O., S. 476.
4).
Uhlemann, Agypt. Alterthumskunde, I. S. 35 oben.
1).
Bunsen, Aegyptens Stelle, IV. S. 45 Anm.
2).
Vergl. über die Aëtolatrie oder Adleranbetung überhaupt Böttiger, Ideen zur Kunstmythologie, II. S. 31 ff.
3).
Lajard, recherches Taf. I.
4).
Hocker, Stammsagen, S. 79.
1).
Preller, griech. Mythol., I. S. 162.
2).
Dunker, Gesch. des Alterthums, I. S. 143.
3).
Uhlemann, a a. O., II. S. 89.
4).
Vergl. Rotteck’s Staatslexikon unter Adler.
5).
Vergl. Ragon, nouveau rituel de Kadosch, Paris 1861, S. 166 ff.
6).
Knötel, Cheops, S. 116.
7).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 13 unten.
1).
Vergl. Besoldi thesaurus practicus, I. p. 16 s. v. Adler.
2).
Grimm in der Vorrede zu Merkel , lex Salica, Berlin 1850, S. XXIV.
3).
Rinck, I., S. 203.
4).
Steinthal, Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft, II. 21 ff.
1).
Grimm, Reinhart Fuchs. S. XLIII ff.
2).
Grimm, a. a. O., S. XLVII. Mit dem Bären berührt sich als Symbol des Muthes und der Tapferkeit der Wolf, von welchern deshalb auch viele tapfere Männer und Geschlechter bei den germanischen Volksstämmen den Namen tragen; die Wölfin ist die Mutter schon des Romulus und Remus, wie vieler deutschen Helden. Vergl. W. Grimm, die mythische Bedeutung des Wolfes, in Haupt’s Zeitschrift für das deutsche Alterth., XII. S. 203 ff.
3).
Grimm, a. a. O., Nachträge zu S. LVI.
4).
Schoemann, II. S. 252 und 53.
1)Humboldt, Ansichten der Natur, II. S. 55.
1).
Vergl. oben, I. S. 43, Vers 127.
2).
Preller, griech. Mythol., II. S. 131 ff. und S. 163; Furtwängler, a. a. O., S. 284 ff., sowie besonders auch der von Furtwängler angeführte Raoul-Rochette.
3).
Vergl. die Abbildung bei Vollmer, Taf. XLI und bei Weiss, Kostümkunde.
1).
Preller, a. a. O.. II. S. 133 ff.
2).
Preller, II. S. 284.
3).
Welker, griech. Götterlehre, I. S. 405.
4).
Preller, II. S. 138.
5).
Preller, I. S. 136.
6).
R. Rochette, mémoires sur l’Hercule Assyrien et Phénicien,
1).
Vergl. auch Grimm, Mythol., S. 224 und 25.
2).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 199. Vergl. auch Panzer, bayerische Sagen, II. S. 331 ff.
1).
Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 207.
2).
Grimm, Mythol., S. 669 und 70.
3).
Rhode, die heilige Sage, S. 365.
4).
Schwartz, a. a. O., S. 78 und 79.
5).
Simrok, Mythol., S. 120.
6).
Pott, Studien zu griechischen Mythologie, S. 322.
1).
Vergl. Schambach, Wörterbuch der niederdeutschen Mundart, Hannover 1858, S. 144.
2).
Schambach, a. a. O. 188
1).
Ueber die Eleusinien vergl. auch Schoemann, II. S. 338 ff., und Preller in Pauly’s Realencyklopädie, III.
2).
Den Namen [...] (Jungfrau) und [...](Jüngling) leitet Hugo Weber, etyniologische Studien, I. S. 32 unten, ab von der Wurzel [...], cer, d. i. vom hellen glänzenden und frischen Aussehen. In dieser Abstammung würde [...] sich berühren mit [...], der Tod, woher die Keren, die tödtenden Göttinnen, indem auch dieser [...] seinen Namen von der bleichen (Todes-) Farbe trägt. Auch Ceres soll nach Weber gebildet sein aus cer-, [...] (glänzen, schimmern) durch das sanskr. Suffix -as, lat. us, -ur, -es, -er und soll die glänzende Frucht bedeuten. Rinck, a. a. O., I. S. 109, lässt das lat. Ceres von Axiokersa, dem samothracischen Namen der Persephone, stammen; die Kore war nach ihm (S. 140) in ihrer Grundbedeutung der ausgestreute Samen, denn in der Menschenwelt gehe es wie bei einem Saatfelde; wenn sie ihre Frucht gebracht hat, werde sie eingethan durch die Hand der Schnitter; deshalb sei auch der Erntekranz, den man beim Erntefest umhergetragen, einem Verstorbenen, einem schon Eingebrachten zu Ehren aufgehängt worden; daher erkläre sich ferner die Verbindung der Targelia als des Erntefestes mit der Lustration von Athen; der orphische Hymnus nenne die Persephone „Leben allein und Tod für die mühebeladenen Menschen.“ Bedeutungsvoll gebiert nach Hesiod Th. 214 ff. die dunkle Nacht von sich das Schicksal ( [...]), das schwarze Verhängniss ( [...]), den Tod ( [...]), den Schlaf ( [...]) und die Träume ( [...]); sie alle ruhen in der Erde dunklem Schosse, in der Unterwelt, in dem Reiche der Persephone (Rinck, I. S 147).
3).
Vergl. auch Welker, a. a. O., II. S. 476 ff. und S. 511 ff.,
1).
H. Müller, das nordische Griechenthum, Mainz 1844, S. 50; Schömann, Il. S. 357.
2).
Preller, a. a. O., S. 228 ff.; Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 150 ff., welcher letztere die eleusinischen Mysterien mit den Lehren Christi in Vergleichung bringt. Die kleinen Eleusinien können jedenfalls mit der christlichen Adventzeit, der Vorbereitungsfeier der Ankunft ( [...], adventus) des Herrn der neuen Sonne, des neuen geistigen Lebens verglichen werden.
3).
Preller, a. a. O., S. 120 ff.
1).
Preller, a. a. O., S. 228 ff.
2).
Rochholz, Schweizersagen, I. S.9 Anm.; Grimm, D. S., I. S. 75.
3).
Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. 1. S. 149 und 183.
4).
Mülhause, die Urreligion des deutschen Volkes, S. 310.
5).
Eckermann, a. a. O., IV. S. 176 und 183, 189.
1).
Vergl. aueh Rochholz, I. S. 340.
2).
Eckermann, IV. 1. S. 191.
3).
Eckermann, IV. 1. S. 209.
4).
Eckermann, III. 1. S. 77.
5).
Welker, II. S. 43; Rinck, S. 143 und 290.
1).
Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 322.
2).
Deutsche m. Zeitschrift, XIII. S. 371 Anm. 1.
3).
Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 53 oben.
4).
Rinck, a. a. O., I. S. 133 und 206.
1).
Rinck, I. S. 178 und 79.
2).
Rinck, I. S. 202; Schömann, II. S. 243.
3).
Rinck, I. S. 244.
4).
Rinck, I. S. 250.
5).
Rinck, II. S. 4,
1).
Bunsen, Gott in der Geschichte, III. S. 498.
2).
Schömann, a. a. O., II. S. 55.
3).
Schömann, II. S. 59.
4).
Schömann, II. S. 197 unten und 461.
5).
Schömann, II. S, 223 und 24; Böttiger, kleine Schriften, I. S. 141 ff.
6).
Schömann, II. S. 326 und 499: Rinck, II. S. 204 ff.
7).
Schömann. II. S. 340.
1).
Vergl. Schömann, II. S. 367 ff.
2).
Schömann, II. S. 405.
3).
Schömann, II. S. 407.
1).
Schömann, II. S. 409 und 410; Rinck, II. S. 155.
2).
Schömann, II. S. 465.
3).
Rinck, a. a. O., II. S. 151.
4).
Ragon, rituel de l’apprenti maÇon, Paris 1860, S. 19 und S. 20 oben.
5).
Ragon, rituels du grand inspecteur ect., S. 10 unten.
6).
Ragon, nouveau rituel de Kadosch, Paris 1861, S. 6.
7).
Ragon, a. a., S. 100 oben.
1).
Welker, Götterlehre, I. S. 411.
2).
Vollmer, a. a. O., S. 1405, vergl. mit Taf. XCIII, und S. 1463, vergl. mit Taf. XCIX.
3).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCLII. Anm. ** leitet den siavischen Svetopolk, Svjetopulk von pulk, Volk, Schar ab, erklärt ihn also für den heiligen Anführer und verwirft die von Mone vorgeschlagene Ableitung von swaty wlk (heiliger Wolf).
1).
Hocker, Stammsagen, S. 66, fasst Swantewit, Swiatowit gleich Sonne nach Hanusch, denn Swantewit als Mithras sei der Vertreiber der winterlichen Kälte oder des Todes der Natur.
2).
Mülhause, Urreligion, S. 302.
1).
Preller, griech. Mythol., II. S. 149 ff.
2).
Preller, a. a. O., II. S. 142 ff.
3).
Preller, a. a. O., II. S. 130.
1).
Preller, a. a. O., II. S. 151; Creuzer, Abbildungen zur Symbolik, Taf. XVII, Fig. 3 und S. 7, so wie Taf. LV. und S. 8.
2).
Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 171.
3).
Hocker, Stammsagen, S. 66 und 67.
4).
Preller, a. a. O., II. S. 153; Purtwängler, a. a. O., S. 286 ff. und S. 412 ff.
5).
Welker, II. S. 774.
1).
Furtwängler, a. a. O., S. 288 ff.
2).
Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 122.
3).
Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, Va. S. 300; Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 214 ff. und S. 234. Weber, die vedischen Nachrichten von den naxatra, Berlin 1860, S. 302 Anm. und S. 307 ff., hält es für ziemlieh sicher, dass die Sinesen die Dodekatemorie, die kung, die Zwölftheilung des Himmels, welche zuerst in einem chinesischen Werke aus dem Anfange des 5. Jahrhunderts erwähnt zu werden scheint, durch die Serenstrassen aus Babylon empfangen haben, wie dieses auch Ideler annimmt.
1).
Bunsen, a. a. O., Va. S. 282ff.; Weber, a. a. O., S. 287 Anm. 3.
1).
Apostelgeschichte des Geistes, I. S. 168.
2).
Apostelgeschiehte des Geistes, a. a, O.
3).
Gfrörer, a. a. O., I. S. 234.
4).
Gfrörer, a. a. O., I. S. 260.
5).
Gfrörer, a. a. O., I. S. 274.
6).
Gladisch, das Mysterium der ägyptischen Pyramiden und Obelisken, S. 7, Anm. 3.
1).
Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 129.
2).
Pott, Studien zur griech. Mythol., S. 341.
3).
Ersch und Gruber, Encyklop., II. Bd. XVII. S. 228 a.
1).
Lassen, indische Alterthumskunde, II. S. 690.
2).
Lassen, a. a. O., II. S. 1154.
3).
Meiners und Spittler, neues götting. historisches Magazin, I. S. 512.
4).
G. Forster, Gesch. der Seereisen, IV. S. 248 unten.
5).
A. a. O., VII. S. 208.
6).
A. a. O., VII. S. 214.
7).
Lassen, indische Alterthumsk., IV. S. 118.
1).
Lassen, IV. S. 224.
2).
Lassen, IV. S. 258.
3).
Lassen, IV. S. 272.
4).
Lassen, IV. S. 265.
5).
Lassen, IV. S. 288.
6).
Lassen, IV. S. 317.
7).
Lassen, IV. S. 399.
8).
Lassen, IV. S. 432.
9).
Lassen, IV. S. 413.
1).
Lassen, IV. S. 512 ff.
2).
Lassen, III. S. 769.
3).
Lassen, III. S. 862 unten und 863.
4).
Graul, Reise in Ostindien, I. S. 95.
5).
Graul, a. a. O., I. S. 283 und S. 345, Anm. 109.
1).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 217 ff. und besonders Waitz, deutsche Verfassungsgeschichte, I. (Kiel 1844) S. 275 ff.
2).
Winzer, die deutsehen Bruderschaften des Mittelalters, S. 151.
3).
Weimar. Jahrbuch, V. S. 339.
1).
Wüstenfeld, Gesch. der Stadt Medina, S. 25 und 26.
2).
Schmeller, bayerisches Wörterbuch, Theil III. S. 320; Ziemann, mittelhochdeutsches Wörterbuch, unter Schok.
3).
Vergl. vorzüglich Sachse, historische Grundlagen des deutschen Rechts- und Staatslebens, Heidelberg 1844, S. 247 ff. Es ist eine unhaltbare Behauptung Spiegel’s im Auslande für 1860, S. 1082 a, dass alle Indogermanen, einige unbedeutende Ausnahmen abgerechnet, wo fremder Einfluss erweislich sei, dem Decimalsystem folgen. Gerechtfertigter ist die weitere Behauptung von Spiegel, dass die indogermanischen Völker vor ihrer Trennung nur bis auf 900 haben zählen können, weil nur so weit die sprachlichen Benennungen übereinstimmen, bezüglich tausend alle Sprachen, ausgenommen das Baktrische und Indische, aber abweichen.
1).
Grimm, deutsches Wörterbuch, unter Dutzend.
2).
Vergl. Anzeiger für schweizerische Gesch. für 1859, S. 22 ff.
3).
Böttiger, kleine Schriften, III. S. 305.
4).
Böttiger, kleine Schriften, III. S., 208.
5).
Ueber das dekadische oder Decimal-Zahlensystem nach den zwei Mal fünf Fingern (zwei Mal V = X) vergl. KIenze, historischpolitischer Versuch, die Lehre von dem Organismus des Staatsbaues zu begründen, I. (Hamburg 1837) S. 473 ff. Das dekadische System findet man z.B. in China, bei den Mongolen, bei den Israeliten, den Griechen und Römern. Nach Klenze ist die Zehn oder die Decanie als die unterste Ordnung, als die Grundform und der Typus der Socialformen überhaupt anzusehen. Die deutschen Einheitszahlen Eilf und Zwölf, welche sich auch noch bei den Engländern, Dänen und Schweden finden, erklärt Klenze für reineAdditionalzahlen, welche die sociale Dechnalordnung vielmehr unabweislich darthun.
1).
Vergl. auch Sachsse, a. a. O., S. 250.
2).
K. V. Bonstetten, neue Schriften, Kopenhagen 1799, II. S. 166.
1).
Rinck, II. S. 207. Vergl. auch über den Begriff von [...] Buttmann im Mythologus II. S. 304 ff.; über die Benennung aber Graevell, Betrachtungen über die Symbolik der Freimaurerei, Cotbus 1843, S. 121 ff.
2).
Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 23 ff.
3).
Vergl. auch die Literatur bei Beck, Anleitung zur genaueren Kenntniss der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, I. 1. S. 721.
4).
Uhlemann, a. a. O., III. S. 238 ff.
5).
Vergl. über die jüdische Lagerordnung nach Num. 2 Bunsen, Bibelwerk, I. S. CCCLXVI.
1).
Sachsse, a. a. O., S. 289.
2).
Waitz, a. a. O., S. 285 ff.
1).
Walter, Lehrbuch des Kirchenrechts, 137 und 138; Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts, S. 202 ff.
1).
Vergl. Hocker, Stammsagen, S. 69 ff.
2).
Zacher, die Historie der Pfalzgräfin Genovefa. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte und Mythologie. Königsberg 1860. - Zacher betrachtet die Genovefa als eine Gestalt der Frigg oder Freyja, um welche im Winter der Wintergott Uller, der Verräther Golo, während der Abwesenheit ihres Gatten Odhin buhlte.
1).
Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 196 ff.
2).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 942, erwähnt Eilfmänner und fügt erklärend bei: d. i. zehn und der Schreiber.
1).
Braun, Geschichte der Kunst, I. S. 380.
2).
Braun, a. a. O., I. S. 314; Dunker, Gesch. des Alterthums, I. S. 93.
1).
Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 149 ff.
2).
Krause, II. 2, S. 247.
1).
Vergl. Sachsse, a, a. O., S. 285 ff. und S. 259, Anm. 20. Dem römischen Gallien diente Lyon, wo ein herrlicher Centraltempel stand, zur Versammlung seines jährlichen Gesammtprovinciallandtages, wo namentlich der geistliche Vorsteher, der sog. Priester der drei Provinzen erwählt wurde, welcher dann auf dem Hauptaltare, um dessen Fuss die Bildsäulen der sämmtlichen stimmberechtigten Provinzen gereiht waren, ein feierliches Opfer für ganz Gallien darbrachte. Vergl. Mommsen, die Schweiz in helvetischer Zeit, S. 8.
2).
Vergl. Waitz, das Recht der salischen Franken, Kiel 1846, S. 140 ff.; Maurer, Gesch. des öffentlich-mündlichen Gerichtsverfahrens, S. 19 ff.
1).
Sachsse, a. a. O., S. 297; Warnkoenig, französische Staatsgeschichte, Basel 1846, S. 341 ff. Warnkoenig glaubt, vielleicht habe zur Feststellung der Zwölfzahl der Pairs noch die auch durch die Troubadours der Zeit verbreitete Sage beigetragen, dass Carl der Grosse ein solches Gericht von 12 Paladinen gehabt habe.
2).
Sachsse, a, a. O., S. 72 ff. und S. 83, Anm. 2.
3).
Sachsse, a. a. O., S. 280.
4).
Sachsse, a. a. O., S. 306.
1).
Krause, Kunsturkunden, I, 1. S. 264 Anm. * und II. 1. S. 108, Nr. 4.
2).
Krause, Kunsturkunden, II. 2. S. 164.
1).
Krause, I. 2. S. 442 Anm. b.
2).
Schoemann, II. S. 481.
3).
Ueber die babylonische Zeitrechnung vergl. besonders Niebuhr, Geschichte Assur’s und Babel’s, Berlin1857, S. 237 ff.; Bunsen, Aegyptens Stelle, IV. S. 309 ff.; Ideler, Handbuch, I. Seite 165 ff.; Beck, Anleitung, S. 187 und 188.
1).
Mommsen, die Schweiz in römischer Zeit, S. 24; Heldmann, S 106 ff.
2).
Jahn, der Kanton Bern, S. 79.
1).
Jahn, a. a. O., S. 265.
2).
Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, Basel 1860, S. 83 ff. und S. 114 ff., S 166.
3).
Heusler, a. a O., S. 58.
4).
Heusler, S. 1 ff.
1).
Anzeiger für schweizerische Geschichte für 1856, S. 28 und für 1859, S. 25.
2).
Hugo Weber, etymologische Untersuchungen, I. (Halle 1861) S. 8.
1).
Cäsar, de bell gall., I. cap. 5 und 12.
2).
Eckermann, a. a. O., III. 2. S. 11.
3).
Eckermann, III. 2. S. 32. Die Zahl Neunzehn ist wohl, wie bei den Aegyptern, nur die Zusammensetzung von 7 und 12. Vgl. oben I. S. 16 unten. Neunzehn Stufen hat auch der sogenannte Kreuzberg in der angeblichen heiligen Grabkirche zu Jerusalem (Van de Velde, Reise durch Syrien und Palästina, II. S. 25).
4).
Eckermann, III. 2. S. 35.
5).
Eckermann, III. 2. S. 45.
1).
Eckermann, III. 2. S. 52 ff.; Ersch und Gruber, Encyklopädie, I. B. XXVII. S. 495 b.
1).
Eckermann, III. 2. S. 71.
2).
Archiv für schweizerische Geschichte, III. S. 45 ff.
3).
Gaupp, deutsche Stadtrechte des Mittelalters, II (Breslau 1852). S. 7 ff.
4).
Gaupp, II. S. 142 ff.
5).
Gaupp, a. a. O., II. S. 8
1).
Grimm, Weisthümer, I. S. 112 und 116.
2).
Grimm, a. a. O., I. S. 220.
3).
Grimm, I. S. 350.
4).
Grimm, I. S. 381.
5).
Grimm, I. S. 413.
6).
Grimm, I. S. 417 und 418.
7).
Gaupp, a. a. O., II. S. 63.
8).
Gaupp, II. S. 67.
1).
Gaupp, II. S. 150.
2).
Aus Missverstand hielt Adelung Basel, Basilea für den keltischen Namen der Eiche. Vergl. Diefenbach, Origines Europaeae, S. 252, Nr. 54.
3).
Heusler, Verfassungsgesch. der Stadt Basel, S. 156.
4).
Heusler, S. 357.
5).
Heusler, S. 228.
6).
Heusler, S. 376 ff.
1).
Warnkönig, französische Staatsgeschichte, S. 531 und Urkundenbuch dazu, S. 64, ebenso die zweite Karte.
2).
Grimm, Reinhart Fuchs, S. LXXVII.
3).
Grimm, a. a. O., S. CCXXIII und CCXXXI.
4).
Grimm, S. CCXXXVI.
5).
Vergl. über den Herakles der Kelten auch Ritter, Vorhalle, S. 368 ff., nach welchem er von dem Og-mios des Lukian herstammen und der Grenzgott, der Furchenzieher, Weggott, Merker, Marker sein soll, von [...] im Griech. Linie, Weg, Furche, - - occa lat. nach Columella die Egge, occare, eggen, im Keltisehen ogedi.
1).
Vergl. auch Dieffenbach, Origines Europaeae, S. 396 unter Peninus.
2).
Richter bei Ersch und Gruber, Encykl., 1. Bd. XXVII. S. 393 b.
3).
Mittheilungen der züricherischen antiquarischen Gesellschaft, Bd. XIII, über die römischen Alpenstrassen (Zürich 1861), S. 10 und Taf. 11. Fig. 1 und 8.
1).
Guhl und Koner, S. 168.
2).
Diefenbach, Origines Europaeae, S. 182 ff.
3).
Vergl. über Belenus und [...] oder herba Apollinaris besonders Diefenbach, Origines Europaeae, S. 258, Nr. 62.
4).
Richter, a. a. O., S. 494 b. Auch aus den Buchstaben des in den maurerischen Urkunden vorkommenden Wortes Abrak, wel-
4).
ches nach Bellennann und Grävell, Betrachtungen, S. 232, heisst: „der gebenedeite Name, oder anbetungswürdig ist das Wort“ und das aus der Religion der Brahmanen stammt, späterhin aber durch den Gnostiker Bisilides und seine Schüler mit einer Sylbenversetzung in Abrasax umgestaltet wurde, wurde kabbalistisch die Zahl der Jahrestage oder 365 zusammengezählt. Vergl. über Abrak noch Lenning’s Encyklopädie s. h. v.; Gädike, Freimaurerlexikon s. h. v.; Krause, a. a. O., I. 1. S. 27 und S. 75 - 77, und II. 2. S. 484. Das Wort Abrak, Abraxas ist gleich dem Worte Om der mystische Name des höchsten Gottes, von dem der erstgeborene Geist als Vater des ewigen Logos gezeugt ist, und wurde besonders in dem dritten christlichen Jahrhundert auf Talismanen oder Amuleten getragen. Auf solchen Gemmen oder Steinen bedeutet nach griechischer Schreibart
[...] Vergl. auch Mauch, über den Gebrauch arabischer Ziffern und die Veränderungen derselben, im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit für 1861, Nr. 2 ff.
1).
Vergl. auch Ebert, Jahrbuch für romanische und englische Literatur, Berlin 1860, in dessen erstem Hefte sich eine Abhandlung von Ebert befindet: „Die englischen Mysterien, mit besonderer Berücksichtigung der Townelei.“
2).
Belen, Apollo wird auch von dem semitischen Baal, Belus abgeleitet und Belen dem Atpili und Coios gleichgestellt, welcher auf den griechisch-keltischen Orgetorixmünzen vorkommt. Vergl. Anzeiger für schweizerische Geschichte für 1859, S. 11 ff. und Seite 27 ff. In der französischen Thierfabel ist Belinus, Belin der Name des Widders von beler, lat. balare, ital. belare blöcken, wie er noch heute belier heisst, in französischen Dialekten das Lamm belin. Vergl, Grimm, Reinhart Fuchs, S. CCXXXIV.
1).
Richter, a. a. O., S. 4.
2).
Grimm, Geschichte der deutschen Sprache, S. 107.
1).
Rochholz, a. a. O, Nr. 14 und 15.
1).
Segesser, Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern, (Luzern 1851). S 81, Anm. 1.
2).
Segesser, a. a. O., I. S. 95.
3).
Jahn, a. a. O., S. 215.
4).
Grimm, Mythol., S. 407.
5).
Beulé, Fouilles de Carthage, S. 57 und S. 104 und 109; H. Meyer, die römischen Alpenstrassen (Zürich 1861), S. 10 unten.
1).
Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 85.
1).
Junker, Untersuchungen über die Sothisperioden, S. 2 und 3; Bunsen, Aegyptens Stelle in der Weltgeschichte, IV. S. 41 ff.
2).
Bunsen, a. a. O, IV. S. 61, Anm. 20.
3).
Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 231.
1).
Vergl. darüber Furtwängler, die ldee desTodes, S. 180 ff.; Crusius, Wörterbuch über die Gedichte des Homeros. Hannover 1839, unter [...].
2).
Welker, griech Götterlehre, I. S. 721 und 22; Humboldt, Ansichten der Natur, I. S. 212. Humboldt hält deshalb einen alten Verkehr zwischen den Westamerikanern und den Ostasiaten für mehr als wahrscheinlich. Nach Humboldt (l. S. 215) kennen wir die amerikanischen Sprachen noch zu wenig, als dass man bei ihrer grossen Mannigfaltigkeit die Hoffnung ganz aufgeben könnte, einst ein Ideom zu entdecken, das mit gewissen Modificationen im Inneren von Südamerika und in Inner-Asien zugleich gesprochen würde, oder wenigstens eine alte Verwandtschaft ahnen liesse; eine solche Entdeckung wäre gewiss eine der glänzendsten, die man in der Geschichte des menschlichen Geschlechts erwarten dürfte.
1).
Vergl. Gädechens, Glaukos der Meeresgott , S. 1 ff. Mit Gädechens stimmt vorzüglich Gerhard: Ueber Ursprung, Wesen und Geltung des Poseidon, in den Abhandlungen der Berliner kgl. Gesellschaft der Wissenschaft, 1856, S. 158 - 198, überein.
1).
Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 41 und II. S. 530.
2).
Homer, Odyss. VIII. 390 ff.; Preller, griech. Mythologie, I. S. 392 ff.
3).
Dagegen spricht sich Preller, a. a. O., I. S. 393 aus.
4).
Vergl. auch Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 19 Anm. 1 vergl. mit S. 15.
1).
Vergl. Menzel, Odin, S. 217 ff.
2).
Menzel, a. a. O., S. 176 ff.; Hocker, Stammsagen, S. 52.
1).
Furtwaengler, a. a. O., S. 79.
2).
Menzel, a. a. O., S. 182.
1).
Hocker, Stammsagen, S. 52.
2).
Ueber die Sage vom Schwanenritter vergl. besonders Hocker, die Stammsalgen, S. 39 ff.
3).
Hocker, a. a. O., S. 53.
4).
Bd. I. S. 52.
5).
Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 251.
1).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 258.
2).
Simrock, deutsche Mythol., S. 95.
3).
Mannhardt, germanische Mythen, S. 357; Schwartz, a. a. O., S. 273; Hocker, Stammsagen, S. 53.
1).
Mannhardt, a. a. O., S. 147 und 234.
2).
Sehe z. B. die Abbildungen des ägyptischen Thierkreises bei auf Schiffen durch das Himmelsmeer dahin. Ebenso ist die siebenköpfige Schlange und das Lotusblatt, auf welchem Vischnu im Meere ruht,3)Rhode, Versuch über das Alter des Thierkreises und den Ursprung der Sternbilder, Breslau 1809.
3).
Abbildungen zu Creuzers Symbolik, Taf, XXIV. und XXI.
4).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 186; Hocker, Stammsagen, S. 99 unten und ff.
5).
Hocker, a. a. O., S. 100.
1).
Creuzer, Symbolik, III. 409.
2).
Hocker, a. a. O., S. 97 ff.
1).
Menzel, Odin, S. 179.
2).
Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 264.
3).
Eckermann, III. 2. S. 54.
1).
Vergl. Eckermann, Lehrbuch der Religionsgesch. und der Mythol IV. 1. S. 207 ff.
1).
Simrock, Mythol., S. 142 ff.; Mannhardt, germanische Mythen, S. 626 ff.
1).
Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 27 ff.
1).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 316; Schoemann, II. S. 414.
2).
Böttiger, a. a. O.. II. S. 500 ff.
1).
Roth, Mythus v. d. 5 M. A., S. 12 unten und ff.
1).
Vergl. Furtwaengler, die Idee des Todes, S. 219, Anm. 54;
1).
Das Kritajuga wird auch Devajuga, das Götteralter genannt.
1).
Kruger, a. a. O., S. 68.
2).
Kruger, a. a. O., S. 418: Volney, ruines, chap, 21.
1).
Kruger, a. a. O., S. 419 ff.; Röth, Gesch. unserer abendländischen Pliilosophie, I. S. 392 ff.
2).
Dunker, a. a. O., II. S. 362 unten.
1).
Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 252.
1).
Uhlemann, a. a. O., II. S. 85. Anders, jedoch schwerlich richtig, stellt Fenneberg, Untersuchungen über die Längen-, Feld- und Wegemasse der Völker des Alterthums, Berlin 1859, S. 28 und 68, die Sache dar. Fenneberg meint, dass der Fuss entweder gar nicht bei den Griechen existirt oder 4/7 der Elle betragen habe, welche beide Verrnuthungen gleich falsch sein dürften, obwohl auch Thenius und der ältere Bernard behaupten, dass die alten Orientalen, die Aegypter eingeschlossen, den Gebrauch des Fussmasses nicht gekannt haben.
2).
Uhlemann, a. a. O., II. S. 86.
3).
Fenneberg, a. a. O., S, 77.
1).
Fenneberg, a. a. O., S. 80.
2).
Fenneberg, 8. 85.
3).
Fenneberg, S. 86.
4).
Fenneberg, S. 93.
1).
Kruger, Geschichte der Assyrier und Iranier, S. 419.
2).
2)Vergl. besonders Bunsen, die Bibel, Thl. I. S. CCCLIX ff.
3).
Beck, Anleitung, I. 1. S. 803.
1).
Vergl. Tittmann, Darstellung der griechischen Staatsverfassungen, Leipzig 1822, S. 739.
2).
Evangelium Matthäi, Kap. XIV. 1.
3).
Tittmann, a. a. O., S, 738 vergl. mit S. 667 ff., woselbst Tittmann die griechischen Bundesverhältnisse überhaupt behandelt.
4).
Uhlemann, Thot, S. 10; Gfrörer, Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, I. S. 126.
5).
Schoemann, a. a. O., II. S. 27 ff.
6).
Rinck, I. S. 317; Schoemann, II. S. 101 ff.
7).
Hermann, griech. Staatsalterthümer, §. 185 ff.; Schoemann, II. S. 106 ff.
1).
Tittmann, a. a. O., S. 689.
2).
Tittrnann, a. a. O., S. 711 unten.
3).
Vergl. Herrmann, griech. Staatsalterthümer, §. 179 Anm. 12.
4).
Tittmann, a. a. O., S. 709.
5).
Guhl und Koner, a. a. O., S. 93.
6).
Guhl und Koner, S. 104.
7).
Guhl und Koner, S. 314 oben
1).
Vergl. Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 140.
2).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 220.
3).
Simrok, Mythol., S. 311. 346.
4).
Welker, a. a. O., II. S. 487.
5).
Welker, II. S. 515.
6).
Welker, II. S. 541.
1).
Welker, II. S. 610.
2).
Welker, II. S. 615 Anm.
3).
Welker, II. S. 646.
4).
Schoemann, II. S. 419.
5).
Schoemann, II. S. 437.
6).
Schoemann, II. S. 438.
7).
Welker, II. S. 760.
1).
Dieffenbach, Origines Europaeae, S. 99 oben.
2).
Krause, Kunsturkunden, II 2, S. 95 Anm.
3).
Rinck, Religion der Hellenen, I. S. 44.
4).
Wernicke, Geschichte des Mittelalters, 2te Aufl. Berl. 1859, S. 39.
5).
Schoemann, II. S. 215.
6).
Schoemann, II. S. 364.
1).
Schoemann, II. S. 411.
2).
Böttiger, kleine Schriften, II. S. 51 und 352.
3).
Böttiger, Kunstmyth., II. S. 73.
4).
Waiblinger’s gesammelte Werke, IV. S. 43 und 45.
5).
Roskoff, die Simsonssage und der Heraklesmythus, Leipzig 1860; Steinthal, die Sage von Simson, in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, II. S. 129 ff. In derselben Zeitsehrift, II. S. 110 ff., ist zugleich eine höchst ungünstige und wegwerfende, aber ungerechtfertigte Recension von Steinthal über die Roskoff’sche Schrift enthalten, wie auch diese Schrift in mehreren andern kritischen Blättern eine anerkennende Beurtheilung erfahren hat.
1).
Vergl. auch Roskoff, S. 100; Steinthal, S. 132.
2).
Roskoff, S. 109 unten.
3).
Roskoff, S. 21 ff.
1).
Anders theilt die Stelle mit Rinck, II. S. 529, nach Nonnus Dionys. XL, 369 ff. Wir haben die Stelle gernäss der Uebersetzung von Movers, die Phönicier, I. S. 182, gegeben. Vergl. oben I. S. 253.
1).
Vergl. noch Rinck, II. S. 209 ff.
2).
Klemm, german. Alterthumskunde, Taf. XX.
3).
Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 64 oben.
4).
Rinck, II. S. 157.
5).
Welker, griech. Götterlehre, II. S. 776 ; Preller, griech. Mythol., II. S. 154 und 167; Movers, die Phönicier, I. S. 442.
1).
Movers, die Phönicier, I. S. 438.
2).
Steinthal, S. 134 ff.
3).
Steinthal, S. 137 unten.
1).
Vergl. Steinthal, S. 149 ff.
2).
Evangelium Matthäi 14, 20.
1).
Ausland für 1849, S. 527 a.
2).
Ritter, Vorhalle, S. 345 ff.
3).
Ritter, Erdkunde, II. S. 652.
4).
Ritter, Vorhalle, S. 347.
1).
Ritter, Vorhalle, S. 407.
2).
Eckermann, Lehrbuch der Religionsgeschichte und Mythologie, IV. 1. S. 78 oben und S. 100, 111.
3).
Eckermann, a. a. O., IV. 1. S. 111.
4).
Eckermann, IV. 1. S. 120 unten.
5).
Eckermann, IV, 1. S. 147 ff.
1).
Eckermann, IV. 1. S, 140.
2).
Diese Pythonissae, Pythiae sind zugleich die spätern Druiden, Hexen, - die ursprünglichen Druidenpriesterinnen. Eckermann, III. 1. S. 9
3).
Eckermann, IV. 1. S. 153 und 154 vergl. mit S. 194 und 195. Die Dreizahl beruht bei dem finnischen oder tschudischen Volksstamme, wie bei den Griechen, hauptsächlich auf den drei Elementen des Feuers, des Wassers und der Erde, oder den drei Welten des Himmels, des Meeres und der Erde.
4).
Eckermann, IV. 1. S. 155 ff.; Rückert, brahman. Erzähl., S. 45.
1).
Eckermann, IV. 1. S. 158.
1).
Eckermann, IV. 1. S. 170.
2).
Forster, Gesch. der Seereisen, VII. S. 456.
3.
)Weimarisches Jahrbuch. Vl. S. 254, Anm. 13.
4).
A. a. 0., S. 257 oben.
5).
A. a. 0., S. 264.
6).
Bastian, ein Besuch in San Salvador, Bremen 1859, S. 51 und 57.
7).
Bastian, a a. O., S. 119 und 164 unten.
1).
Bastian, S. 124.
2).
Bastian, S. 70, 167, 119 und 173; hier S. 62.
1).
Clavel, histoire pittoresque de la Francmaçonnerie, avec 25 gravures représentant les réceptions et cérémonies maçonniques decrites dans le texte, Paris 1843; Berchtold-Beaupré, Isis ou L’initiatioin maçonnique, Fribourg en Suisse 1859, S. 34.
1).
Uhlemann, ägypt. Alterthumsk., II. S. 169.
2).
Bachofen, Gräbersymbolik, S. 8; oben I. S. 526, Anm. 5.
3).
Wolf, Beitr. I. S. 203.
4).
Berchtold, S. 36 und Clavel.
5).
Oben I. S. 481.
6).
Wolf, Zeitschr. I. S. 392, Anm. *.
7).
Wolf, a. a. O., I. S. 80.
8).
Wolf, I. S. 139 Anm.
1).
D. Müller, Mythol, der griechischen Stämme, II. S. 49 ff.; Preller, griech. Mythol., I. S. 29.
2).
Preller, II. S. 515; Windischmann, Ursagen der arischen Völker, S. 11. Von Renand ist Rhadamanthys als König des Amentes gedeutet worden und der Name wäre sonach ägyptischen Ursprungs.
3).
Vergl. Hartung, über die Dämonen, Schleusingen 1861, S. 16 und 17.
4).
Wolf, Zeitschr., I. S. 317.
5).
Wolf, Beiträge,I, S. 98, Anm. 1.
1).
Wolf, hessische Sagen, Nro. 189 und S. 205.
2).
Mannhardt, germanische Mythen, S. 725, Anm. 4.
3).
Bei Benfey, Orient und Occident, I. S. 136.
4).
Schnetzler, badisches Sagenbuch, I. S. 76.
1).
Wolf, Beitr. II. S. 118.
2).
Paulin, voyage aux Indes orientales, II. S. 492.
3).
Benfey, Orient und Occident, I. S. 315.
4).
Wolf, Zeitschr., I. S. 236.
5).
xWolf, Beiträge, I. S. 123; oben I. S. 120.
6).
Wolf, a. a. O. I. S. 127.
7).
Wolf, a. a. O., II. S. 166.
1).
Wolf, Il. S. 231.
2).
Wolf, II. S. 234.
3).
Wolf, II. S. 258.
4).
Wolf, II. S. 280.
5).
Vergl. H. Göll, Handwerker, Fabrikanten und Zünfte bei den Griechen und Römern, in Nro. 34 und 35 des Auslandes für 1861.
6).
Wolf, Zeitschr. für deutsche Mythologie, I. S. 81.
7).
Oben I. S. 193.
1).
Oben I. S. 267.
2).
Wolf, hessische Sagen, Nro. 151.
3).
Krause, I. 2. S. 43 und 409 ff.; oben S. 391.
1).
Auch in der Burg Gottschee sieht ein Jäger sieben Greise, mit kahlen Häuptern, welche Siebenzahl der Götter Wolf, Beiträge, II. S. 70, für jünger hält als die Drei- und Zwölfzahl, denn der Götter seien 12 gewesen. Die sitzenden Männer haben oft ein Buch oder etwas Aehnliches vor sich, was Wolf auf das Buch des Schicksals oder des Gerichtes deutet. Das Buch wird übrigens auch bei bildlichen Darstellungen einer oder zweien der Nornen in die Hand gegeben, worüber Wolf, Beiträge, II. S. 171, zu vergleichen ist.
1).
G. Forster, Robertson’s historische Untersuchungen Über die Kenntniss der Alten von Indien, Berlin 1792, S. 232.
2).
Schöll zu Herodot, VIII. 55.
3).
Paulin, voyage aux Indes orientales, II. (Paris 1808), S. 140 ff.
4).
Pfeiffer, Germania, IV. S. 277; oben I. S. 119.
5).
Vergl. auch Massmann zu Eraclius, p.482, über die Zahl 72.
6).
Oben I. S. 629.
7).
Stöber, Sagen des Elsasses, S. 145 unten.
8).
Oben S. 477.
9).
Raumer, Gesch. der Hohenstaufen, VI. S. 406.
1).
Berchtold, S. 11.
2).
Heideloff, die Bauhütte, S. 15 und 101 ff.
3).
Vergl. oben S. 339.
4).
Wolf, Beiträge, I. S. 230 und II. S. 124.
1).
Berchtold, S. 279.
2).
Paulin, I. S. 351 Anm., II. S 314 und III. S 239 und 257.
1).
Paulin, I. S. 459 Anm.
2).
Paulin, I. S. 420.
3).
Berchtold, S. 4 oben; oben S. 682.
4).
Das Freimaurerthum in seinen sieben Graden, von einem Royal-Arch-Mason nach den Archiven der grossen Loge, Englands, Leipzig 1857, S. 67.
1).
Dunker, a. a. O., II. S. 41 oben.
2).
Koeppen, a. a. O., S. 76.
3).
Mohnike, altschwed. Balladen, S. 264.
4).
Mohnike, Nro. 38.
5).
Wolf, Beiträge, II. S. 213.
6).
Simrock, Mythol., S. 162.
7).
Hüllmann, Grundzüge der Kirchenverfassung, S. 86.
8).
Koeppen, S. 80.
1).
Wolf, hessische Sagen, Nro. 174.
2).
Menzel, Literaturblatt für 1861, Nro. 66.
3).
Wollheim, S. 15.
1).
Lübke, Gesch. der Architektur, S. 460.
2).
Sabina galt bisher stets als die ausgezeichnete Tochter des grossen Erwin von Steinbach: allein neuerlich hat Dr. Schneegans, Stadtarchivar zu Strassburg, diese Ueberlieferung als durchaus irrig angegriffen und behauptet, dass Erwin weder eine Tochter Sabina noch einen Sohn Johannes hatte, und dass die berühmte Bildhauerin Sabina 100 Jahre vor Erwin gelebt habe. Vergl. Stöber, a. a. O., S. 482 und 496; Klemm, die Frauen, V. (Dresden 1858) und die götting. gelehrt. Anzeigen für 1861 nennen noch die Sabina eine Tochter Erwin’s von Steinbach. Heideloff in seiner in der maurerischen Literatur leider sehr wenig beachteten „Bauhütte des Mittelalters in Deutschland,“ Nürnberg 1844, S. 14 oben und 20, hat das Verhältniss nicht berührt und berichtet blos, dass Erwin im J. 1270 aus der berühmten Bauschule des Benediktinermönches Albertus Argentinus hervorgegangen sei und sich mit seiner Familie in Strassburg niedergelassen habe.
3).
Mittheilungen der antiq. Gesellsch. in Zürich, VIII. S. 56 oben.
1).
Stöber, S. 109.
2).
Wolf, hessische Sagen, Nr. 203.
3).
Wolf, Beiträge I. S. 213, Nro. 127.
4).
Grimm, Rechtsalterthümer, S. 49.
5).
Pfeifer, Germania, IV. S. 25.
6).
Wolf, Beitr. II. S. 206.
1).
Heideloff, die Bauhütte, S. 24.
2).
Renand, nouvelle symbolique, S. 253.
3).
Paulin, I. S. 237 und 454.
4).
Wolf, Zeitschrift, I. S.27 und 28; derselbe, hessische Sagen, Nro 37.
5).
Oben I. S. 302 und 508; Stöber Nro. 247.
6).
Stöber, Nr. 277 und S. 357; Wolf, Beitr. II. S. 246.
1).
Aehnlich ist die Sage Nro. 46 und 49 bei Wolf. Seltener vorkommend sind die bei Wolf Nro. 64 und 65 erscheinenden weissen Männer. Ueber den Baum vergl. noch Wolf, Beitr. II. Seite 247 ff. Durch den Baum soll nur die schwer zu erfüllende Bedingung der Erlösung bezeichnet werden und zugleich ist es der Baum, den die Jungfrau bewohnt und woran ihr Leben geknüpft ist.
2).
Wolf, Zeitschrift für die deutsche Mythol., I. S. 320.
3).
Wolf, hessische Sagen, Nro. 156.
4).
Wolf, Beitr., II. S. 108.
1)Vergl. oben S. 544.
2)Paulin, I. S. 20 Anm.
3)Vergl. oben S. 372.
4)Wolf, Beitr., I. S. 164.
5)Wolf, Beitr., I. S. 137.
1).
Oben I. S. 261 und II. S. 196.
2).
Renand, nouvelle symbolique, S. 66.
3).
Stöber, a. a. O., S. 88.
4).
Oben I. S. 346.
5).
Wolf, Beitr., I. S. 218.
1).
Wolf, Beitr., I. S. 219.
2).
Wolf, Beitr., II. S. 35.
3).
Mohnike, altschwedische Balladen, Nr. 29.
4).
Mohnike, S. 158.
5).
Wolf, Zeitschr., I. S. 9.
6).
Wolf, hessische Sagen, Nr. 181.
1).
Wolf, Zeitschr., I. S. 310 ff.
2).
Stöber, Nr. 122.
3).
Stöber, S. 172 oben.
1).
Stöber, Nr. 159.
2).
Kurz, Leitfaden der Gesch. der deutschen Literatur, Leipzig 1860, S. 62.
3).
Wolf, Beitr. zur deut. Mythol., I. S. 84.
4).
Vergl. Wolf, Beitr. II. S. 38 und 203.
5).
Mohnike, Nro. 33.
6).
Wolf, Beitr., I. S. 211, Nr. 98.
1).
Wolf, Beitr., II. S. 67.
2).
Simrok, Mythol., S. 46 ff.
3).
Hausschatz der schwedischen Poesie, III (Leipzig 1860) S. 353.
4).
Vergl. über den Begriff des Chthonischen Müller, a. a. O., II. S. 34 ff.
5).
Vergl. oben I. S. 70.
1).
Wolf, Sadi’s Rosengarten, Stuttgart 1841. S. 142.
2).
Müller, II. S. 191 ff.
3).
Preller, griech. Mythol., 1. S. 499 Anm.
4).
Müller, III. S. 113 ff.
1).
Benfey, Orient und Occident, I. S. 337.
2).
Bachofen, Mutterrecht, §. LXXI.
3).
Müller, II. S. 110 ff.
4).
Müller, II. S. 121.
1).
Benfey, Orient und Occident, I. S. 390, Anm. 253.
2).
Renand, S. 255.
3).
Hüllmann, Ursprünge der Kirchenverfassung, S. 20.
1).
Renand, S. VII.
2).
Renand, S. 32.
3).
Wolf, Zeitschrift, I. S. 192.
4).
Preller, griech. Mythol., II. S. 346 oben.
1).
Wolf, Zeitschrift I. S. 317.
2).
Mannhardt, germ. Mythen, S. 121; oben I. S. 249.
1).
Wolf, Zeitschrift, I. S. 389, vergl. mit desselben Beiträge, I. S. 86 ff.
2).
Vergl. oben I. S. 514.
3).
Wolf, Beitr., I. S. 25.
1).
Vergl. oben I. S. 530.
2).
Vergl. die Abbildungen bei Wolf, Beiträge, I. Taf. II.-IV.
3).
Oben S. 77.
4).
Wollheim, S. 13.
5).
Der Teppich der Masonen, Amsterdam und Leipzig 1361, S. 4 ff.
6).
Leutbecher, S. 16.
7).
Leutbecher, S. 11.
1).
Vergl. auch Schwartz, S. 185 und 186; Preller, griech, Mythol., II. S. 141 ff.
2).
Wolf, Zeitschrift, I. S. 402.
1).
Maurer, isländische Volkssagen, S. 148 ff.

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 1. Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei. Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bj1f.0