[][][][][][][[I]]
METALLURGISCHE
PROBIRKUNST

ZUM
GEBRAUCHE BEI VORLESUNGEN UND ZUM
SELBSTSTUDIUM.


MIT 8 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN.

LEIPZIG.:
VERLAG VON ARTHUR FELIX.
1866.

[[II]]
[[III]]

Herrn
Carl August von Linsingen,
Berghauptmann des Harzes, Commandeur des Königl. Hannoverschen
Guelphenordens,


ehrerbietigst gewidmet
vom
Verfasser.


[[IV]][[V]]

Vorwort.


Diese Schrift soll Anleitung zur quantitativen Untersuchung
von Erzeugnissen des Bergbau- und Hüttenbetriebes auf die
darin enthaltenen technisch nutzbaren Stoffe nach bewährten
Methoden geben. Wo hierzu der gewöhnliche dokimastische,
trockne Weg nicht ausreicht, sind aus der grossen Anzahl mass-
und gewichtsanalytischer, nasser Proben nur wirklich empfehlungs-
werthe und thunlichst einfache ausgewählt.


Die detaillirte Beschreibung der Manipulationen, Werkzeuge,
Apparate etc. des Probirers wird für das Selbststudium nicht
unwillkommen sein und die Wahl des metrischen Masses für
die beigefügten Figuren bedarf bei den Bestrebungen der Neu-
zeit dafür gewiss keiner Rechtfertigung. Kommen bei Gewichts-
angaben, was nicht ganz zu vermeiden war, andere als solche
nach Grammgewicht vor, so sind sie doch auf dieses bezogen.


Möge dieser Schrift gleich freundliche Aufnahme zu Theil
werden, wie sie meine frühere Bearbeitung der Bodemann’schen
Anleitung zur berg- und hüttenmännischen Probirkunst ge-
funden hat.


Clausthal, im Mai 1866.


B. Kerl.


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Inhaltsverzeichniss.


  • Einleitung.
  • Seite
  • §. 1. Metallurgische Probirkunst und deren Hülfswissenschaften 1
  • Zweck der Probirkunst 1. Trockne Proben 1. Nasse Proben 2.
    Analyt. chem. Proben 2. Volumetr. Proben 2. Colorimetr.
    Proben 3. Löthrohrprobirkunst 3. Geschichtliches 3. Literatur 3.
  • §. 2. Eintheilung der metallurgischen Probirkunst 5
  • Allgemeiner und specieller Theil 5.
  • Allgemeiner Theil
    der metallurgischen Probirkunst.
  • §. 3. Inhalt 6
  • Operationen des Probirers, Probiröfen etc. 6.
    I. Abschnitt.
    Operationen des Probirers.
  • §. 4. Allgemeines 6
  • Mechan. u. chem. Operationen 6. Angabe der Probirresultate 6.
  • 1. Kapitel.
    Mechanische Arbeiten des Probirers.
  • A. Probenehmen und Zurichten des Probirgutes.
  • §. 5. Allgemeines 8
  • Erforderniss richtiger Durchschnittsproben 8. Methoden des Pro-
    benehmens 8.
  • §. 6. Probenehmen von Substanzen, welche weder Metalle
    noch Metalllegirungen sind 8
  • Methoden 8. Probenehmen von Stücken bei Haufwerken von gleich-
    mässiger Zusammensetzung 8, bei Haufwerken von ungleichmässiger
    Zusammensetzung 9. Probenehmen von Schliegen 11. Methoden
    in Freiberg und am Oberharz 11. Probenehmen von feurig-flüs-
    sigen Producten 12.
  • Seite
  • §. 7. Probenehmen von Metallen und Legirungen 12
  • Ungleiche Zusammensetzung der Legirungen 12. Aushiebprobe 13.
    Bohrprobe 14. Spanprobe 14. Schöpfprobe 14. Granalien-
    probe 14.
  • §. 8. Zurichten des Probirgutes 15
  • Verfahren für Metalle, Metalllegirungen und Substanzen, welche
    keins von beiden sind 15. Nässprobe 16. Trocknen des Pro-
    birgutes 16. Feinreiben und Sieben 17. Schlämmen oder
    Sichern 18.
  • B. Einwägen des Probirgutes.
  • §. 9. Allgemeines 19
  • Regeln beim Wägen 19. Verfahren für pulverförm. Subst. 20.
    Verf. für Metalle und Legirungen 21.
  • C. Beschicken des Probirgutes.
  • §. 10. Allgemeines 21
  • Verfahren 21. Zweck 22. Theorie der Schlackenbildung 22.
  • 2. Kapitel.
    Chemische Arbeiten des Probirers.
  • §. 11. Allgemeines 26
  • Classification der Operationen 26.
  • A. Chemische Operationen auf trocknem Wege.
  • §. 12. Allgemeines 26
  • Verschiedene Operationen 26.
  • §. 13. Glühen, Brennen, Calciniren 27
  • Zweck 27. Verfahren 27.
  • §. 14. Rösten 27
  • Zweck 27. Verfahren 28.
  • §. 15. Schmelzen 30
  • Zweck 30. Oxydirendes Schm. 31. Reducirendes Schm. 31. Sol-
    virendes Schm. 32. Präcipit. Schm. 33. Mischendes Schm. 33.
    Umschmelzen 33. Saigerschm. 33.
  • §. 16. Sublimiren und Destilliren 33
  • Verfahren 33.
  • B. Chemische Operationen auf nassem Wege.
  • §. 17. Allgemeines 33
  • Auflösen 34. Abdampfen 35. Fällen 35. Filtriren und Decan-
    tiren 36. Trocknen und Glühen der Niederschläge 37. Mass-
    analytische Operationen, als: Titerstellung 38. Titriren 39.
  • II. Abschnitt.
    Apparate zur Wärmeerzeugung.
  • §. 18. Allgemeines 40
  • Apparate zur Erzeugung höherer und minderer Temperaturen 40.
  • Seite
  • 1. Kapitel.
    Vorrichtungen zur Erzeugung höherer Temperaturen (Probiröfen).
  • §. 19. Allgemeines 41
  • Eintheilung 41.
  • A. Muffelöfen.
  • §. 20. Allgemeines 41
  • Wesen eines Muffelofens 41. Constructionsverschiedenheiten 41.
  • §. 21. Holzkohlenmuffelöfen 42
  • Transportable 42. Festgemauerte 43. Oefen mit oder ohne Rost
    44. Oefen mit thönerner oder gusseiserner Muffel 44.
  • §. 22. Koksmuffelöfen 45
  • Oefen mit und ohne Rost 45.
  • §. 23. Steinkohlenmuffelöfen 46
  • Vergleichung mit anderen Oefen 46. Oefen mit Schürloch an der
    Vorderseite 47. Oefen mit Schürloch an der Hinterseite 49.
  • §. 24. Arbeiten bei Muffelöfen 50
  • Anfeuern 50. Temperaturleitung 50. Reparaturen 51. Ein- und
    Austragen der Probirgefässe 51.
  • B. Zug- oder Windöfen.
  • §. 25. Allgemeines 51
  • Construction 51. Eintheilung 52.
  • §. 26. Windöfen für verkohltes Brennmaterial 52
  • Brennmaterial 52. Festgemauerte Oefen 52. Oefen für mindere
    Temperaturen 55. Oefen für höhere Temperaturen 56. Trans-
    portable Windöfen 57. Arbeiten bei den Windöfen: Einsetzen
    der Probirgefässe 58. Anfeuern 58. Temperaturregulirung 59.
    Herausnehmen der Gefässe 59. Reparaturen 59.
  • §. 27. Windöfen für flammegebendes Brennmaterial 60
  • Construction 60. Beispiele 60. Arbeiten bei Steinkohlenwind-
    öfen 60.
  • C. Gebläseöfen.
  • §. 28. Allgemeines 61
  • Anwendbarkeit 61. Effect 61.
  • §. 29. Feststehende Gebläseöfen (Probiressen) 62
  • Einrichtung 62. Beispiele 62.
  • §. 30. Transportable Gebläseöfen 63
  • Vortheile 63. Sefström’s Ofen 63. Rachette’s Ofen 64. De-
    ville
    ’s Ofen 64.
  • §. 31. Arbeiten bei Gebläseöfen 65
  • Einsetzen der Tiegel 65. Befeuern des Ofens 65. Ausheben der
    Tiegel 66. Reparaturen 66.
  • D. Sublimir- und Destilliröfen.
  • §. 32. Allgemeines 66
  • Constructionen 66. Windöfen 66. Gebläseofen 66. Idrianer
    Quecksilberofen 66.
  • Seite
  • 2. Kapitel.
    Vorrichtungen zur Erzeugung niedriger Temperaturen (Digerir-,
    dampf- und Trockenvorrichtungen).
  • §. 33. Allgemeines 67
  • Sandbäder 67. Freies Feuer 67. Wasserbäder 68. Luftbäder 68.
    Trockenscheibe 69.
  • 3. Kapitel.
    Einrichtung von Probirlaboratorien.
  • §. 34. Probirlaboratorien 69
  • Einrichtung 69. Beispiele: Przibram 70. Berlin 72. Clausthal
    73. Pariser Bergschule 74. Cornisches Kupferprobenlaborat. 74.
    Goldprobenlaborat. 74.
  • III. Abschnitt.
    Probirgefässe.
  • §. 35. Allgemeines 75
  • Gefässe für trockne und nasse Proben 75.
  • 1. Kapitel.
    Probirgefässe für trockne Proben.
  • A. Probirgefässe von Thon.
  • §. 36. Allgemeines 75
  • Erfordernisse für Thongefässe 75. Zubereitung des Thones 80.
    Herstellung der Probirgefässe 80.
  • §. 37. Probirscherben 81
  • Röstscherben 81. Ansiedescherben 81. Gaarscherben 81.
  • §. 38. Schmelztiegel mit Fuss (Tuten) 82
  • Blei- und Kupfertuten 82. Eisentuten 82.
  • §. 39. Schmelztiegel ohne Fuss 83
  • Oberharzer Bleischerben 83. Goldprobentiegelchen 84. Eisen-
    steinsschmelztiegel 84. Hessische Tiegel 84. Engl. Tiegel 84.
    Französ. Tiegel 85. Graphittiegel 85.
  • §. 40. Retorten und Röhren 86
  • Eigenschaften 86. Herstellung 86.
  • §. 41. Muffeln 86
  • Anfertigung 86.
  • B. Probirgefässe aus Kalk, Thonerde oder Kohle.
  • §. 42. Allgemeines 87
  • Kalktiegel 87. Thonerdetiegel 87. Kohlentiegel und Kokseapellen 87.
  • C. Probirgefässe aus Eisen.
  • §. 43. Allgemeines 88
  • Anwendung 88. Bleiprobentiegel 88. Röhren und Retorten 88.
    Muffeln 89.
  • Seite
  • D. Probirgefässe aus Knochenmehl, Aescher etc. (Capellen).
  • §. 44. Allgemeines 89
  • Anwendung 89. Eigenschaften 89. Material 89. Knochenmehl 89.
    Asche 91. Aescher 91. Anfertigung 92. Trocknen 94. Grösse
    94. Beispiele 94.
  • 2. Kapitel.
    Probirgefässe für nasse Proben.
  • §. 45. Allgemeines 95
  • Gefässe für nasse Proben überhaupt 95, für colorimetrische Pr. 96,
    für massanalytische Pr. 96.
  • IV. Abschnitt.
    Instrumente und Geräthschaften.
  • §. 46. Allgemeines 98
  • §. 47. Probirwagen nebst Zubehör 98
  • Eigenschaften einer guten Wage 98. Richtigkeit 98. Empfind-
    lichkeit 99. Aufstellung 99. Kornwage 99. Münzwage 100.
    Vorwage 101. Apothekerwage 101. Handwage 101.
  • §. 48. Gewichte 101
  • Material dazu 101. Gewichte für Erze und Legirungen unedler
    Metalle: Grammgew. 102. Centnergew. 102. Engl. Graingew.
    102. Gewichte für Legirungen edler Metalle: Grammgew. 104.
    Mark- und Karatgew. 104. Richtpfenniggew. 104. Apotheker-
    oder Medicinalgew. 105.
  • §. 49. Werkzeuge zur Bedienung der Probiröfen 105
  • Verschiedene Geräthschaften 105.
  • §. 50. Geräthe zur Vorbereitung des Probirgutes 106
  • Geräthe b. Probenehmen 106; z. Trocknen 106; z. Zerkleinern
    106; z. Sieben 107; z. Schlämmen 107; z. Einwägen 107; z.
    Beschicken 108.
  • §. 51. Geräthschaften zum Transport der Probirgefässe in und
    aus dem Ofen und zum Manipuliren im Ofen 109
  • Geräthe zum Anfassen der Probirgefässe 109; z. Manipuliren im
    Ofen 109.
  • §. 52. Geräthschaften zur Aufnahme und weitern Zubereitung
    der aus dem Ofen genommenen glühenden Proben 109
  • Geräthe zur Aufnahme der heissen Gefässe 109; z. weitern Zu-
    bereitung der heissen Proben 110.
  • §. 53. Geräthschaften für nasse Proben 111
  • Diverse Geräthe 111.
  • V. Abschnitt.
    Probirreagentien.
  • §. 54. Allgemeines 111
  • Hauptzuschläge 111.
  • Seite
  • 1. Kapitel.
    Reagentien auf trocknem Wege.
  • §. 55. Allgemeines 111
  • Wirkung d. Reag. 111. Aufbewahrung 112.
  • §. 56. Reducirende Zuschläge 112
  • Holzkohle 112. Koks- u. Anthracitpulver 112. Graphit 112.
    Weizenmehl 113. Stärkemehl 113. Potasche u. Mehl 113. Ko-
    lophonium, Talg, Zucker 114. Cyankalium 114. Weinstein 114.
  • §. 57. Oxydirende Zuschläge 114
  • Kalisalpeter 114. Salpeterproben von Huss, Pelouze und Reich
    115. Natronsalpeter 118. Bleioxyd 119. Bleiweiss 120.
  • §. 58. Solvirende Zuschläge 120
  • 1) Saure Zuschläge: Quarz 120. Glas 120. Borax 121. Phos-
    phorsalz 121. Thon 121.
    2) Basische Zuschläge: Potasche 122. Soda 125. Soda und Pot-
    asche 125. Aetzkali u. Aetznatron 126. Schwarzer Fluss
    126. Potasche oder Soda und Mehl 126. Weisser Fluss
    127. Aetzkalk und kohlensaurer Kalk 127. Flusspath 128.
    Glätte, Mennige oder Bleiweiss 128. Eisenoxyd 128.
  • §. 59. Präcipitirende oder entschwefelnde Zuschläge 128
  • Eisen 129. Blutlaugensalz 129. Cyankalium 129. Glätte 129.
    Aetzende und kohlensaure Alkalien 129. Salpeter 130.
  • §. 60. Concentrirende Zuschläge 130
  • Antimon 130. Arsen 130. Blei 131. Glätte 132. Gold 132.
    Silber 133. Schwefelkies 134. Schwefel 134.
  • §. 61. Zersetzend-verflüchtigende Zuschläge 134
  • Kohlens. Ammoniak 134. Kohle 134. Graphit 134. Kochsalz 134.
  • §. 62. Luftabschliessende Zuschläge 135
  • Kochsalz 135. Glas 136. Eisenhohofenschlacken 136.
  • 2. Kapitel.
    Reagentien auf nassem Wege.
  • §. 63. Allgemeines 136
  • Wirkungsweise 136.
  • A. Reagentien zu gewichtsanalytischen Proben.
  • §. 64. Säuren und sonstige Lösungsmittel 137
  • Salpetersäure 137. Salzsäure 137. Königswasser 138. Schwefel-
    säure 138. Essigsäure 138. Alkohol 138. Destillirtes Wasser
    138. Schwefelwasserstoff 138.
  • §. 65. Basen und Salze 138
  • Aetzammoniak 138. Kohlens. Ammoniak 138. Chlors. Kali 139.
    Eisenvitriol 139. Unterschwefligs. Natron 139. Schwefelna-
    trium 139.
  • §. 66. Metalle 139
  • Eisen 139. Zink 140. Kupfer 140.
  • B. Reagentien zu massanalytischen Proben.
  • §. 67. Allgemeines 141
  • Nöthige Reagentien 141.
  • Seite
  • §. 68. Reagentien zu Normallösungen 141
  • Uebermangansaures Kali (Chamäleon) 141. Schwefelnatrium 142.
    Cyankalium 143. Chlornatrium 143. Chlorbarium 143. Jod-
    kalium 143. Unterschwefligs. Natron 143. Kupferchlorür 144.
    Eisenchlorid 144.
  • §. 69. Indicatorsubstanzen 144
  • Wirkungsweise 144.
  • Specieller Theil.
    der metallurgischen Probirkunst.
  • I. Blei.
  • §. 70. Allgemeines 146
  • Mängel der trocknen Bleiproben 146. Nasse Proben 147.
  • §. 71. Classification der Bleiproben 148
  • Proben für geschwefelte und oxydirte Substanzen 148. 49 Proben
    für Legirungen 150.
  • I. Abschnitt.
    Geschwefelte Erze und Producte.
  • §. 72. Allgemeines 150
  • Auswahl einer Probirmethode 150.
  • 1. Kapitel.
    Geschwefelte Substanzen ohne wesentliche Mengen fremder
    Schwefelmetalle und ohne ein Uebermass von Erden.
  • §. 73. Allgemeines 151
  • Theorie der Proben 151. Beste Proben 151.
  • §. 74. Probe für reinsten Bleiglanz in eisernen Schalen ohne
    Zuschläge 151
  • Verfahren in England 151.
  • §. 75. Oberharzer oder Ilsemannsche Potaschenprobe 152
  • Verfahren 152. Beurtheilung d. Pr. 153. Werth d. Pr. 154. Mo-
    dificationen: Schmelzen mit Cyankalium, mit Potasche und Mehl
    oder schwarzem Fluss 154.
  • §. 76. Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen (Nieder-
    schlagsprobe) 155
  • Theorie 155.
    1) Schmelzen mit Eisen in Thongefässen (Freiberger Probe) 156.
    Verfahren 156. Beispiele: Freiberg 156. Oberharz 157. Tar-
    nowitz 158. Przibram 158. Joachimsthal 158. Französ. u.
    engl. Hütten 159.
    2) Schmelzen in Eisentiegeln (Belgische Probe). Werth der Probe
    160. Beispiele: England 160. Belgien 161. Carthagena 161.
    Tarnowitz 161.
    3) Levol’s Pro be mit Cyankalium 162. Belgien 162.
  • Seite
  • 2. Kapitel.
    Geschwefelte Substanzen mit einem grossen Gehalt an fremden
    Schwefel- und Arsenmetallen ohne ein Uebermass von Erden.
  • §. 77. Allgemeines 162
  • Probirmethoden 162.
  • §. 78. Röstreductionsprobe 162
  • Verfahren 162. Mängel derselben 163. Beispiele: Communion-
    Unterharz 193. Schemnitz 164.
  • §. 79. Schwefelsäureprobe 164
  • Antimonfreie Substanzen 164. Antimonhaltige Subst. 164.
  • 3. Kapitel.
    Bleiarme geschwefelte Substanzen mit einem grossen Ueber-
    schuss von erdigen Beimengungen.
  • §. 80. Allgemeines 165
  • Unsicherheit der Proben 165. Probirmethoden 165.
  • II. Abschnitt.
    Oxydirte Erze und Producte.
  • §. 81. Allgemeines 166
  • Probirmethoden 166.
  • §. 82. Schmelzmethoden 166
  • 1) Reduc. Schm. mit schwarzem Fluss 166. Beispiele: Glätte,
    Mennige, Abstrich, Weiss-, Gelb-, Roth-, Grün- und Scheelblei-
    erz 167.
    2) Reduc. und solvir. Schm. 167. Beispiele: Herd, Schlacken 167.
    3) Reduc., solvir. u. präcipit. Schm. 168. Beispiele: Schwefel-
    und arsenhaltige Substanzen, als Abzug, Bleirauch, Bleivitriol,
    Geschur, Flammofenrückstände, Glätte, Herd, Abstrich, Blei-
    schlacken 168.
  • III. Abschnitt.
    Bleilegirungen.
  • §. 83. Allgemeines 168
  • Probirmethoden 168.
  • §. 84. Schwefelsäureprobe 168
  • Antimon- und zinnfreie Leg. 168. Antimonhalt. Legir. 169. Zinn-
    halt. Legir. 169.
  • II. Kupfer.
  • §. 85. Allgemeines 169
  • Eintheilung der Proben 169.
  • §. 86. Classification der Kupferproben 169
  • Trockne Pr. 169. Nasse Pr. 170.
  • Seite
  • I. Abschnitt.
    Trockne Proben.
  • §. 87. Allgemeines 171
  • Werth der Proben 171. Eintheilung 172.
  • 1. Kapitel.
    Deutsche Kupferprobe.
  • §. 88. Allgemeines 172
  • Theorie 172. Modificationen 172.
  • §. 89. Rösten von schwefel-, antimon- und arsenhaltigen Sub-
    stanzen 174
  • Strengflüssige Subst. 174. Leichtschmelzige Subst. 174. Gesäuerte
    Subst. 175.
  • §. 90. Reduc. solvir. Schmelzen auf Schwarzkupfer (Schwarz-
    machen) 175
  • Theorie 176. Solvirungsmittel 176. Ansammlungsmittel 176.
    Glätte 177. Arsen 177. Antimonoxyd oder Antimon 177. Bei-
    spiele für Beschickungen 178. Leitung des Schmelzens 179.
    Beurtheilung des Ausfalls der Proben 180.
  • §. 91. Gaarmachen des Schwarzkupfers 181
  • Modific. bei reinerem und unreinerem Schw. 181. Theorie d.
    Gaarens 181. Einfluss fremder Beimengungen 181. Gaarmachen
    mit Blei auf der Capelle und mit Borax auf dem Scherben 182.
    Auswägen des Gaarkupfers 183.
  • A.Gaarmachen mit Blei 183.
    1) Auf der Capelle 183. Bleifreies oder bleiärmeres Kupfer
    183. Bleireiches Kupfer 184.
    2) Auf dem Scherben 185. Beispiele 185.
  • B.Gaarmachen mit Borax auf dem Scherben 185. Modi-
    ficationen 185. Antimonhalt. Schwarzk. 185. Arsenhalt. Schwarzk.
    187. Bleihalt. Schwarzk. 188. Beispiele 189.
  • 2. Kapitel.
    Englische oder cornische Kupferprobe.
  • §. 92. Allgemeines 189
  • Werth der Probe 189. Grösse der Einwage 189. Modificationen 189.
  • §. 93. Manipulationen 190
  • Rösten 190. Schmelzen auf Rohstein 191. Rohsteinrösten 193.
    Schwarzmachen 194. Schwarzkupferwaschen 194. Gaaren 195.
    Schlackenschmelzen 196.
  • 2. Kapitel.
    Probeschmelzen im Grossen.
  • §. 94. Allgemeines 196
  • Verfahren im Mansfeldschen 196.
  • Seite
  • II. Abschnitt.
    Nasse Proben.
  • §. 95. Allgemeines 197
  • Praktische Methoden 197. Auswahl d. Prob. 197.
  • 1. Kapitel.
    Gewichtsanalytische Proben.
  • §. 96. Allgemeines 198
  • Werth der Proben 198.
  • §. 97. Modificirte schwedische Kupferprobe 198
  • Theorie 198. Einfluss fremder Metalle 198. Manipulationen 199.
    Verfahren f. Cementwässer 201. Modificationen 202.
  • §. 98. Kupfersulphür-Probe 202
  • Werth d. Probe 202. Einfluss fremder Metalle 202. Verfahren 202.
  • 2. Kapitel.
    Volumetrische Proben.
  • §. 99. Allgemeines 204
  • Werth d. Proben 204. Einfluss fremder Stoffe 204.
  • §. 100. Pelouze’s Schwefelnatriumprobe 205
  • Theorie 205. Normallösung 205. Hauptprobe 206.
  • §. 101. Parkes’ Cyankaliumprobe 206
  • Theorie 206. Normallösung 207. Hauptprobe 207. Modifica-
    tionen 208.
  • 3. Kapitel.
    Colorimetrische Proben.
  • §. 102. Allgemeines 208
  • Theorie 208. Einfluss fremder Stoffe 210. Praktische Proben 210.
  • §. 103. Heine’s Probe für kupferarme Substanzen 211
  • Normallösung 211. Probelösung 211. Verfahren 212.
  • §. 104. Jacquelin-Hubert’s Probe für ärmere und reichere
    Substanzen 213
  • Normallösung 213. Probelösung 213. Verfahren 214. Wag-
    meister
    ’s Erfahrungen 215. Heine’s Urtheil 216. Eggertz
    Verfahren 216.
  • III. Nickel.
  • §. 105. Allgemeines 217
  • Probirmethoden 217.
  • 1. Kapitel.
    Plattner’s trockne Probe.
  • §. 106. Allgemeines 218
  • Umfang d. Methode 218. Modificationen 218. Allgem. Verf. 218.
  • Seite
  • §. 107. Probe für kupferfreie Substanzen 219
  • Einwägen 219. Rösten 219. Arseniciren 221. Reduc. u. solv.
    Schmelzen 223. Verschlacken des Arseneisens 226. Des-
    arseniciren 227. Verschlacken des Co4 As 229.
  • §. 108. Probe für kupferhaltige Substanzen 229
  • Verfahren 229. Kupferärmere Subst. 229. Kupferreichere
    Subst. 231.
  • 2. Kapitel.
    Nasse Proben.
  • §. 109. Allgemeines 231
  • Werth der Proben 231.
  • §. 110. Nasse Proben 231
  • Volumetrische Probe von Küntzel 231, von Winkler 232.
    Gewichtsanalyt. Probe von Strohmeyer 235. Nickelbe-
    stimmung im Schwefelkies 235.
  • IV. Silber.
  • §. 111. Allgemeines 236
  • Probirmethoden 236. Trockne Pr. 236. Entstehung von Sil-
    berverlusten 236. Grösse des Verlustes nach Plattner
    237, Klasek 237 und Seidensticker 238. Ausbringen von
    Plussilber im Grossen 238. Nasse Probe von Gay-Lussac
    239. Eintheilung der Silberproben 239. Zubereitung des
    Probirgutes 240.
  • I. Abschnitt.
    Proben für nichtlegirte Substanzen.
  • §. 112. Allgemeines 240
  • Auswahl des Verfahrens 240.
  • 1. Kapitel,
    Ansiede- oder Eintränkprobe.
  • §. 113. Allgemeines 241
  • Anwendbarkeit 241. Theorie 241.
    1) Modificationen in Folge verschiedenen Silbergehaltes: Grösse
    der Einwage 241. Anzahl der einzuwägenden Proben 242.
    Gestattete Differenzen und Schärfe des Auswägens der Silber-
    körner 243. Bleimenge 243.
    2) Modificationen in Folge fremder Beimengungen: Bleimenge
    244. Boraxmenge 245. Temperatur 246. Beispiele für Be-
    schickungen 247.
  • §. 114. Verfahren beim Ansieden und Abtreiben 254
  • Beschicken 254. Erstes Heissthun 254. Kaltthun 255. Letztes
    Heissthun 256. Abtreiben 257.
  • Seite
  • 2. Kapitel.
    Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Bleiglätte.
  • §. 115. Tiegelschmelzprobe 262
  • Anwendbarkeit 262. Probirverfahren für Krätzen 263, für erdige
    Substanzen 264.
  • 3. Kapitel.
    Combinirte Blei- und Silberprobe.
  • §. 116. Allgemeines 265
  • Anwendbarkeit 265.
  • §. 117. Verfahren zur Untersuchung von Glätte, Abstrich etc. 265
  • Przibram 265. Freiberg 265. Berthier’s Verf. f. Bleiglanz 266.
  • II. Abschnitt.
    Proben für silberhaltige Legirungen.
  • §. 118. Allgemeines 266
  • Verfahren 266. Beschickungsverh. 266.
  • 1. Kapitel.
    Trockne Probe für kupferhaltiges Silber.
    (Münz-, Fein-, Barren-, Billonprobe.)
  • §. 119. Allgemeines 267
  • Verfahren 267. Hauptmomente: Temperatur 267. Bleimenge
    267. Gehalt von Münzen 269. Capellenzug 270. Beschaffen-
    heit der Capellen 272.
  • §. 120. Probirverfahren 272
  • Probenehmen 272. Grösse der Einwage 273. Vorproben:
    Strichpr. 273. Spec. Gew. Pr. 274. Glüheprobe 274. Ab-
    treibpr. 274. Hauptprobe 274.
  • 2. Kapitel.
    Nasse Probe für kupferhaltiges Silber nach Gay-Lussac.
  • §. 121. Allgemeines 277
  • Werth der Pr. 277. Geschichtliches 278. Theorie 278. Modi-
    ficirende Einflüsse 279.
  • §. 122. Verfahren beim Probiren 280
  • Bereitung der Normallösungen 280. Vorprobe 283. Berechnung
    und Abwägen der Probemenge 283. Auflösen des Probir-
    gutes 284. Titriren der silberhaltigen Lösung 284. Control-
    probe 287. Hauptprobe 289. Berechnung der Probe 290.
    Einfluss fremder Beimengungen 291.
  • V. Gold.
  • §. 123. Allgemeines 292
  • Golderze 292. Probirmethoden 292. Probenehmen 293.
  • Seite
  • I. Abschnitt.
    Goldhaltige nichtlegirte Substanzen.
  • §. 124. Allgemeines 293
  • Probirmethoden 293.
  • 1. Kapitel.
    Mechanische Goldprobe durch Verwaschen.
  • §. 125. Allgemeines 294
  • Anwendung d. Probe 294. Röstung 294.
  • §. 126. Beispiele 294
  • Siebenbürgen und Ungarn 294. Amerika 295. Böckstein und
    Rauris 295.
  • 2. Kapitel.
    Trockne Proben.
  • §. 127. Allgemeines 295
  • Ansiede- und Tiegelprobe 295.
  • §. 128. Ansiedeprobe 295
  • Anwendbarkeit 295. Verfahren 296. Goldverluste 296. Gold-
    scheidung 296.
  • §. 129. Tiegelschmelzprobe 297
  • Pr. f. Goldkrätzen 297. Pr. f. arme Geschicke 297. Beispiele 298.
  • 3. Kapitel.
    Combinirte trockne und nasse Proben.
  • §. 130. Allgemeines 299
  • Analyt. Pr. 299. Plattner’s Chlorationspr. 299. Dessen Pr.
    f. reichere Erze 300.
  • II. Abschnitt.
    Goldhaltige Legirungen.
  • §. 131. Allgemeines 301
  • Zusammens. d. Legir. 301. Probenehmen 301.
  • 1. Kapitel.
    Legirungen von Gold und Silber oder von Gold, Silber und
    Kupfer.
  • §. 132. Allgemeines 301
  • Quartscheidung mit Salpetersäure 301. Scheidung durch Schwe-
    felsäure u. Königswasser 302. Vorprobe mittelst des Pro-
    birsteins 303, mittelst Abtreibens u. Quartirens 304.
  • Seite
  • §. 133. Probe für silberhaltiges Gold 304
  • Einwägen 304. Beschicken 305. Abtreiben 307. Ausplatten des
    Kornes 308. Röllchenbildung 309. Kochen der Röllchen in
    Salpetersäure 309. Abspülen der Röllchen 310. Ausglühen
    der Röllchen 310. Auswägen des Goldes 311. Fehlerquellen:
    Zu niedriger Goldgehalt 311. Zu hoher Goldgehalt 311.
    Silberrückhalt im Golde 311. Gehalt an Platin, Iridium, Pal-
    ladium und Rhodium im Golde 313.
  • §. 134. Probe für goldhaltiges Silber 315
  • Allgemeines 315. Verfahren 315. Controlprobe 317.
  • 2. Kapitel.
    Sonstige Goldlegirungen.
  • §. 135. Probirmethoden 317
  • Gold mit Kupfer 317, mit Quecksilber 317, mit Eisen 317, mit
    Blei oder Wismuth 317, mit Palladium, Rhodium und Iri-
    dium 317.
  • VI. Platin.
  • §. 136. Allgemeines 318
  • Probirmethoden 318.
  • 1. Kapitel.
    Proben für Platinerze.
  • §. 137. Allgemeines 318
  • Platinerze 318. Platinrückstände 318.
  • §. 138. Trockne Proben 318
  • A. Platinerzproben. Goldbestimmung 318. Sandbest. 319.
    Platinbest. 319.
    B. Platinrückstände. Probirverfahren 320.
  • §. 139. Nasse Proben 320
  • Goldfreie Erze 320. Goldhaltige Erze 322.
  • 2. Kapitel.
    Proben für Platinlegirungen.
  • §. 140. Allgemeines 322
  • Legirungen 322.
  • §. 141. Platin mit Gold oder Gold und Kupfer 323
  • Probirverfahren 323.
  • §. 142. Platin mit Silber und Kupfer 323
  • Probirverfahren 323.
  • §. 143. Platin mit Gold und Silber oder mit Gold, Silber und
    Kupfer 324
  • Probirverfahren 324.
  • Seite
  • VII. Eisen.
  • §. 144. Allgemeines 325
  • Zweck der Proben 325. Eisenerze 326. Sonstige Eisenverbin-
    dungen 328.
  • 1. Kapitel.
    Trockne Eisenproben.
  • §. 145. Allgemeines 328
  • Zweck 328. Beschickung der Erze 328. Grundsätze beim Be-
    schicken, als: Passendes Erdenverhältniss 329, Passende
    Schlackenmenge 330, Zusammensetzung des Erzes 330. (Bei-
    spiele 332. 333). Leitung der Temperatur 334. Eintheilung
    der Proben 335.
  • §. 146. Deutsche Roheisenprobe 338
  • Beschicken 335. Schmelzen im Windofen 336. Schmelzen im
    Gebläseofen 338. Ausschlacken 339. Theorie der Eisen-
    probe 341. Roheisenarten 342. Beurtheilung des Schmelz-
    resultates nach dem allgem. Habitus der Schmelze 343, der
    Schlackenbeschaffenheit 344, der Roheisenqualität 345. Zu-
    sammenstellung des Schmelzresultates 346.
  • §. 147. Englische Roheisenprobe 347
  • Verfahren 347.
  • §. 148. Berthier’s Probe auf schlackengebende Bestandtheile. 347
  • Zweck 347. Calciniren 348. Bestimmung von Kalk- und Talk-
    erde 348. Bestimmung des Thon- und Quarzgehaltes 349.
  • 2. Kapitel.
    Nasse Eisenproben.
  • §. 149. Allgemeines 350
  • Verschiedene Proben 350. Auflösungsmethode für Erze 350.
  • §. 150. Fuchs’sche Eisenprobe auf gewichtsanalyt. Wege 351
  • Verfahren 351. Theorie 353. Vorsichtsmassregeln 353. Be-
    stimmung von Eisenoxydul und Oxyd 354. Werth der
    Probe 354.
  • §. 151. Volumetrische Proben 354
  • Probe von Marguéritte mittelst Chamäleons 354, von Mohr
    mittelst unterschwefligsauren Natrons und Jodkaliums 357,
    von C. Winkler mittelst Kupferchlorürs 359.
  • VIII. Kobalt.
  • §. 152. Allgemeines 360
  • Zweck der Kobaltproben 360. Kobalterze 360.
  • 1. Kapitel.
    Proben auf Kobaltoxyd.
  • §. 153. Allgemeines 361
  • Probirmethoden 361.
  • Seite
  • 2. Kapitel.
    Probe auf Blaufarbenglas oder Smalte.
  • §. 154. Eigenschaften der Smalte 363
  • Zusammensetz. 363. Verhalt. zu Wasser 363. Erkennung guter
    Smalte 363. Bezeichnung der Smaltesorten 364. Farben-
    intensität 365. Farbenschönheit 365. Zweck der Smalte-
    proben 367.
  • §. 155. Probirverfahren 367
  • Rösten 367. Probe auf den Farbenton 367. Probe auf Farben-
    intensität 368. Vergleichung der Farbe mit Mustern 368.
  • IX. Zink.
  • §. 156. Allgemeines 369
  • Probirmethoden 369.
  • 1. Kapitel.
    Trockne Proben.
  • §. 157. Allgemeines 370
  • Probirmethoden 370.
  • §. 158. Destillationsprobe 370
  • Theorie 370. Probirverfahren 371.
  • §. 159. Berthier’s indirecte Probe 372
  • Theorie 372. Probe f. oxyd. Subst. 372. Probe f. geschwef.
    Subst. 374.
  • 2. Kapitel.
    Nasse Proben.
  • §. 160. Allgemeines 375
  • Probirmethoden 375.
  • §. 161. Gewichtsanalytische Methode 375
  • Verfahren 375.
  • §. 162. Volumetrische Proben 375
  • Schaffner’s Verf. 376. Störende Einflüsse 378.
  • §. 163. Schmidt’s indirecte Probe 379
  • Verfahren 379.
  • X. Zinn.
  • §. 164. Allgemeines 380
  • Probirmethoden 380. Erze 380.
  • 1. Kapitel.
    Trockne oder combinirte trockne und nasse Proben.
  • §. 165. Allgemeines 380
  • Theorie 380. Störende Einflüsse 381.
  • Seite
  • §. 166. Proben für reine Zinnerze 382
  • Cornische Probe 382. Deutsche Probe 383. Modification 384.
    Levol’s Probe 384.
  • §. 167. Proben für Zinnerze mit viel erdigen Beimengungen 385
  • Verfahren 385. Sächsische Waschprobe 385. Cornische Wasch-
    probe 385.
  • §. 168. Proben für Zinnerze mit viel metallischen Beimengungen 386
  • 1. Behandlung des rohen Erzes mit Königswasser 386. Lfvol’s
    Verfahren 386. Moissenet’s Verfahren 386.
    2. Rösten des Erzes und Behandlung des Röstgutes mit Salz-
    säure 387. Verfahren 387.
    3. Schmelzen des Erzes mit saurem schwefelsauren Kali 388.
  • 2. Kapitel.
    Volumetrische Proben.
  • §. 169. Allgemeines 389
  • Ungenauigkeit der Proben 389.
  • §. 170. Verfahren von Löwenthal und Strohmeyer 389
  • Titrirmethode 389.
  • XI. Wismuth.
  • §. 171. Allgemeines 390
  • Probirmethoden 390.
  • 1. Kapitel.
    Trockne Proben.
  • §. 172. Probirmethoden 391
  • A. Proben für gediegen Wismutherz 391. Saigerprobe 391.
    Schmelzprobe 392.
    B. Proben für geschwefelte oder oxydirte Substanzen 392.
    Probe mit schwarzem Fluss 392. Probe mit Cyankalium
    393. Plattner’sche Probe 393.
  • 2. Kapitel.
    Nasse Proben.
  • §. 173. Allgemeines 394
  • Anwendbarkeit der nass. Pr. 394.
  • §. 174. Probirmethoden 394
  • Ullgren’s Verfahren 394. Patera’s Methode 395. Probirung
    von bleihaltigem Wismuth 395.
  • XII. Quecksilber.
  • §. 175. Allgemeines 396
  • Probirmethoden 396.
  • Seite
  • 1. Kapitel.
    Trockne Proben.
  • §. 176. Proben für gediegen Quecksilber und Amalgame 396
  • Verfahren 396.
  • §. 177. Proben für geschwefelte und chlorirte Quecksilber-
    verbindungen 397
  • Theorie 397. Verluste 397. Vorbereitung sehr armer Erze 398.
    Einwirkung flüchtiger Substanzen 398. Verfahren von Rose,
    Erdmann
    und Marchand 399. Gewöhnliche Destillirme-
    thode 400. Verfahren zu Idria 400.
  • 2. Kapitel.
    Nasse Proben.
  • §. 178. Allgemeines 401
  • Volumetr. Probe 40.
  • §. 179. Massanalytische Proben 401
  • Mohr’s Verf. 401. Scheerer’s Verf. 401.
  • XIII. Antimon.
  • §. 180. Allgemeines 402
  • Erze 402 Probirmethoden 402.
  • 1. Kapitel.
    Proben auf Antimonium crudum.
  • §. 181. Saigerprobe 402
  • Verfahren 402.
  • §. 182. Indirecte Probe 403
  • Verfahren 403.
  • 2. Kapitel.
    Proben auf metallisches Antimon.
  • §. 183. Allgemeines 403
  • Werth der Probirmethoden 403.
  • §. 184. Niederschlagsproben für geschwefelte Substanzen 404
  • Pr. mit schwarzem Fluss und Eisen 404. Pr. mit Blutlaugen-
    salz und Cyankalium 404.
  • §. 185. Reductionsprobe 405
  • Anwendbarkeit 405. Verfahren 405.
  • XIV. Arsen.
  • §. 186. Allgemeines 405
  • Arsenikalien 405. Dokimastische Proben 405.
  • 1. Kapitel.
    Proben auf metallisches Arsen.
  • §. 187. Allgemeines 406
  • Zweck der Proben 406.
  • Seite
  • §. 188. Sublimirprobe 406
  • Theorie 406. Verfahren 406.
  • §. 189. Analytische Probe 407
  • Verfahren 407.
  • 2. Kapitel.
    Proben auf arsenige Säure.
  • §. 190. Allgemeines 408
  • Zweck der Proben 408.
  • §. 191. Röstsublimirprobe 408
  • Verfahren 408.
  • §. 192. Analytische Proben 408
  • Auslaugepr. 408. Gewichtsanalyt. Pr. 409. Volumetr. Pr. 409.
  • 3. Kapitel.
    Proben auf Arsensulphuride.
  • §. 193. Allgemeines 410
  • Realgar und Rauschgelb 410. Zweck der Proben 410. Volum.
    Pr. 410.
  • §. 194. Realgarproben 411
  • Eigenschaften d. Realg. 411. Darstellung des Realg. 411. Pro-
    birverfahr. 411.
  • §. 195. Rauschgelbproben 412
  • Eigenschaften des R. 412. Probirverf. 412.
  • XV. Schwefel.
  • §. 196. Allgemeines 412
  • Zweck d. Pr. 412.
  • §. 197. Destillationsprobe 412
  • Theorie 412. Verf. f. Schwefelerden 413. Verf. f. Schwefelkies 413.
  • §. 198. Volumetrische Proben 413
  • Zweck 413. Theorie 414. Freiberger Verf. 414. Methode v.
    Anthon 415, v. Riqlès 415, v. Wildenstein 416, v. Pe-
    louze
    416.
  • §. 199. Rohstein- oder Lechprobe 416
  • Zweck 416. Trockne Pr. 417. Mechan. Pr. 419.
  • XVI. Mangan.
  • §. 200. Allgemeines 419
  • Anwendbarkeit d. Manganverb. 419. Abhängigkeit des Handels-
    werthes des Braunsteins von: Sauerstoff- und Chlormenge
    420, fremden Beimengungen 422, Wassergehalt 423, Aggre-
    gatzustand 424. Werthverhältnisse 424. Probirmethoden 425.
    Probenehmen 425.
  • Seite
  • §. 201. Fresenius-Will’sche Probe 425
  • Werth d. Pr. 425. Theorie 425. Verfahren 426. Modificationen
    427. Kohlensäureapparate von Rose 427, v. Mohr u. A. 428.
  • §. 202. Fikent’scher-Nolte’sche Probe 429
  • Theorie 429. Werth d. Pr. 429. Hauptprobe 429. Gegenpr. 430.
    Oberharzer Verfahren 431.
  • §. 203. Levol’s Titrirprobe 431
  • Theorie 431. Verfahren 431.
  • XVII. Chrom.
  • §. 204. Allgemeines 432
  • Chromerze 432. Chromproben 432.
  • §. 205. Genth’s Chromprobe 433
  • Verfahren 433.
  • XVIII. Uran.
  • §. 206. Allgemeines 435
  • Techn. wichtige Uranverb. 435. Uranerze 435. Uranprob. 435.
  • §. 207. Probirverfahren zu Joachimsthal 435
  • Bestimmung des Uranoxyduloxydgeh. 435. Probe auf Urangelb
    436. Prüfung des Urangelbs 437. Probe auf einen Uran-
    rückhalt in Lösungen 438.
  • XIX. Brennmaterialien.
  • §. 208. Allgemeines 438
  • Eigensch. d. Br. 438. Benutzung 439. Werth und Zweck d.
    Pr. 439.
  • §. 209. Physikalisches Verhalten 439
  • Aeusseres Ansehn 439. Zerreiblichkeit 440. Spec. Gew. 440.
    Grösse und Form der Stücke 440. Verh. beim Verbrennen 440.
  • §. 210. Nässprobe 440
  • Verfahren 440.
  • §. 211. Bestimmung des Wärmeeffects 441
  • Arten d. W. E. 441.
    A. Bestimmung des absol. W. E. 442. Verschiedene Methoden
    442. Berthier’s Verf. 443. Strohmeyer’s Verf. 448.
    B. Bestimmung des specif. W. E. 448. Verfahren 448.
  • §. 212. Verkohlung der Brennmaterialien 448
  • Chemische Vorgänge dabei 448. Kohlenausbringen 449. Zusammens.
    d. Kohle 449. Bestimmung des Kohlengehaltes 449, in rohen
    und verkohlten Br. 450. Bestimmung der flüchtigen Bestand-
    theile 451.
  • §. 213. Bestimmung des Aschengehaltes 452
  • Verfahren 452.
  • §. 214. Dokimastisches Verhalten der rohen Brennmaterialien 452
  • Holz 452. Torf 454. Braunkohle 455. Steinkohle 456.
  • Seite
  • §. 215. Dokimastisches Verhalten der verkohlten Brenn-
    materialien 458
  • Holzkohlen 458. Torf kohle 458. Koks 458.
  • XX. Alaunprobe.
  • §. 216. Allgemeines 459
  • Zusammens. des Alauns 459. Darstellung 459. Zweck der Pr.
    459.
  • §. 217. Probe zur Ermittlung der alaunbildenden Kraft des
    Alaunflusses 460
  • Wesen d. Pr. 460. Werth d. Pr. 460. Verf. zu Schwemsal 460.
  • §. 218. Probe zur Ermittlung des Bedarfs an Alaunfluss bei
    der Präcipitation der Laugen 462
  • Prüfung d. Gaarlauge 462. Verfahren in Schwemsal 462. Verf.
    auf dem Goslarschen Vitriolhofe 462. Prüfung der Mutter-
    laugen zu Schwemsal 463.
  • §. 219. Alaunprobe zur Controle des Betriebes 463
  • Zweck d. Pr. 463. Verfahren 464.
  • §. 220. Analytische Probe zur Kalibestimmung 464
  • Verfahren v. Streng 464. Genaues Verf. zu Stassfurt 464. Un-
    gefähre Probe zu Stassfurt 465.
  • Nachträge.
  • Windofenfeuerung 466. Thonerdeschmelztiegel 466. Volumetr.
    Kupferprobe mit Jod und unterschwefl. Natron 466. Volu-
    metr. Kupferpr. mit Cyankalium 469. Combinirte Blei- und
    Silberprobe 469. Ungarische Goldsolutionsprobe 471. Pla-
    tinprobe 472. Probirmethoden der Waldbürgerlichen Hütten
    in Oberungarn für Kupfer-, Silber- und Quecksilbererze 474.
  • Anhang.
  • I. Aequivalentgewichte und specifische Gewichte der Elemente 479
  • II. Schmelzpuncte von Metallen, Legirungen und Hüttenpro-
    ducten. — Wärmeeffecte der Brennstoffe. — Grade
    des Glühens. — Reduction der Thermometerscalen. —
    Reduction der Pyrometergrade nach Wedgewood auf
    Reaumur’sche Grade 481
  • Seite
  • III. Schemata für Probirscheine (Oberharzer, Müsener) 484
  • IV. Preisverzeichniss von Probirgeräthschaften 487
  • V. Beispiele von amtlichen Bestimmungen über Vornahme
    und Honorirung dokimastischer und analytisch-che-
    mischer Proben 495
  • 1) Vornahme dokimastischer und chem. analytischer Unter-
    suchungen für Parteien durch das k. k. Generalprobiramt
    in Wien 495.
    2) Auszug aus dem Regulativ für beeidete Handelschemiker 497.
    3) Taxtarif für die Arbeiten im Laboratorium der k. k. geolo-
    gischen Reichsanstalt in Wien 502.
  • Orts- und Sachregister 504

[[XXIX]]

Repertorium der Figurentafeln.


Taf. I. Fig. 1—18.


  • Fig. 1—3. Oberharzer eiserner Münzofen 42. 267.
  • „ 4—6. „ eiserner Muffelofen 43.
  • „ 7. „ thönerner Muffelofen 43.
  • „ 8—9. Eiserner Münzofen mit Rost 44.
  • „ 10—11. Gusseiserne Muffeln 45.
  • „ 12—14. Levol’s Muffelofen 46.
  • „ 15—18. Schlesischer Muffelofen 45.

Taf. II. Fig. 19—26.


  • „ 19—24. Plattner’scher Steinkohlenmuffelofen auf den Oberharzer Hüt-
    ten 47.
  • „ 25. Vorsetzstein 48.
  • „ 26. Vorsetzsteinhalter 48.

Taf. III. 27—40.


  • „ 27—28. Plattner’scher Steinkohlen-Muffelofen 47.
  • „ 29—32. Przibramer „ „ 49.
  • „ 33. Vorsetzstein 49.
  • „ 34. Vorsetzsteinhalter 49.
  • „ 35. Kokswindofen der Londoner Bergschule 57.
  • „ 36. Ofendeckel 57.
  • „ 37. Eisenproben-Windofen im Clausthaler Laboratorium 56.
  • „ 38—40. Holzkohlenwindofen zu Przibram für Eisenproben 57.

Taf. IV. Fig. 41—60.


  • „ 41—42. Holzkohlenwindöfen zu Przibram 56.
  • „ 43. Windofen der Pariser Bergschule 57.
  • „ 44. Ofendeckel 57.
  • „ 45, 46. Transportabler Windofen 57. 66.
  • „ 47. Plattner’scher Steinkohlenwindofen 60.
  • „ 48—50. Przibramer Steinkohlenwindofen 60.
  • „ 51—52. Sefström’s Gebläseofen 63.
  • „ 53—54. Deville’s „ 64.
  • „ 55. Rachette’s „ 64.
    • „ 56. Wasserbad
    • „ 57. „
    16. 68. 106.
  • „ 58. Luftbad 16. 69. 106.
  • „ 59. Trockenstativ 37.
  • „ 60. Fresenius Trockenscheibe 16. 69. 106.

Taf. V. Fig. 61—69.


  • „ 61—64. Hüttenlaboratorium zu Przibram 70.
  • „ 65 Laboratorium der Berliner Bergakademie 72.
  • „ 66. „ „ Clausthaler „ 73.
  • „ 67—68. „ „ Pariser Bergschule 74.
  • „ 69. Hüttenlaboratorium zu Holzappel 45. 72.

Taf. VI. Fig. 70—126.


  • „ 70. Hüttenlaboratorium zu Holzappel 45.
  • „ 71. Cornisches Kupferproben-Laboratorium 74.
  • „ 72—74. Röstscherben, resp. zu Arany-Idka, auf den Oberharzer und
    Mansfelder Hütten in Anwendung 28. 81.

[XXX]
  • Fig. 75. Freiberger Ansiedescherben 17. 81.
  • „ 76. Oberharzer „ 81.
  • „ 77. Mansfelder „ 81.
  • „ 78. Arany-Idkaer „ 81.
  • „ 79— 80. Gaarscherben 81. 186.
  • „ 81. Freiberger Bleitute 81. 82.
  • „ 82. Arany-Idkaer „ 82.
  • „ 83 Hessische Kupfertute 82.
  • „ 84, 85. Eisentuten 82. 335.
  • „ 86, 86 a. Eisenprobentiegel 84. 335. 339.
  • „ 87. Hölzerner Mönch 82.
  • „ 88. Goldprobentiegel 84. 310.
  • „ 89. Zinnprobentiegel 86.
  • „ 90. Tiegel zu englischen Kupferproben 84. 190.
  • „ 91, 92. Eiserne Tiegel zu Bleiproben 88. 160.
  • „ 93. Oberharzer Bleischerben 17. 83. 152.
  • „ 94, 95. Probirtiegelpresse 83.
  • „ 96. Hölzerner Mönch 84.
  • „ 97. Capellenform 93.
  • „ 98. Capelle 93.
  • „ 99—102. Capellenpresse 93.
  • „ 103. Kolben mit Kautschukventil 34. 96.
  • „ 104. Kolben 95. 200.
  • „ 105. Spritzflasche 36. 95.
  • „ 106. Schwefelwasserstoffapparat 95. 96.
  • „ 107. Glas zur Heine’schen Probe 96. 211.
  • „ 108. Goldprobenkölbcheu 96. 309.
  • „ 109. Literkolben 38. 96.
  • „ 110. Graduirter Cylinder 40. 96.
  • „ 111. Geisslersche Stopfbürette 39. 96.
  • „ 112. Pipetten 40. 97.
  • „ 113. Einwägeschiffchen von Messingblech 20. 108.
  • „ 114. „ „ „ Porzellan 20. 108.
  • „ 115. Kleine Reibschale 29. 106.
  • „ 116. 117. Grosse „ 17. 106. 108.
  • „ 118. Stahlmörser 107.
  • „ 119. Goldprobenwalzwerk 107. 308.
  • „ 120. Sichertrog für Zinnproben 19. 107.
  • „ 120 a Ambos 107.
  • „ 121. Sichertrog für Golderzproben 19. 107.
  • „ 121 a Hammer für Münzproben 107.
  • „ 121 b „ zum Aufschlagen der Probirgefässe 107.
  • „ 122 Gewicht-Pincette mit Elfenbeinbacken 107.
  • „ 123. Eiserne oder messingene Gewichtpincette 108.
  • „ 123 a Pincette, bei englischen Kupferproben gebräuchlich 108. 193.
  • „ 124. Probenlöffel 108.
  • „ 125. Röstspatel 110.
  • „ 126. Mengkapseln (a gewöhnliche. b zur englischen Blei- und Kupfer-
    probe) 22. 108.

Taf. VII. Fig. 127—150.


  • „ 127. Geradschenklige Probirkluft 109.
  • „ 128. Gabelkluft 109. 256.
  • „ 129. Backenkluft 109.
  • „ 130. Grosse Tiegelzangen 66. 109.
  • „ 131. Kleine „ 111.
  • „ 131 a Tiegelzange bei der englischen Kupferprobe 109.
  • „ 132. Kühleisen 109. 258.
  • „ 133. Einguss 110.

[XXXI]
  • Fig. 133 a Kornbürste 110. 260.
  • „ 134. Probenblech 110.
  • „ 134 a Kornzange 110. 261.
  • „ 135. Stativ mit Quetschhahnbürette 39. 97.
  • „ 136. Holzklemme 111. 309.
  • „ 137—138. Kornwage 100.
  • „ 139. Steifes Wagschalengehänge 100.
  • „ 140—141. Vorwage 101.
  • „ 142. Apothekerwage 101.
  • „ 143—145. Quecksilberproben-Ofen 66. 400.
  • „ 146. Apparat zur Salpeterprobe 117.
  • „ 147—149a. Apparate zum Probiren von Braunstein, Potasche etc. 124.
    426. 427. 428.
  • „ 150. Uhrgläser mit Zwinge 17. 108.

Taf. VIII. Fig. 151—172.


  • „ 151—154. Silberschmelzofen 14. 57.
  • „ 155—164. Geräthschaften zur Gay-Lussac’schen Silberprobe, und zwar:
    • 155. Reagentien- und Laborirschrank 289.
    • 156. Probeglas für die Auflösung des Probesilbers 281. 284.
    • 157. Glas für die Zehntsilber- oder Zehntkochsalzlösung mit
      Pipette 91. 282.
    • 158. Aelterer Gay-Lussac’scher Titrirapparat 97. 284.
    • 159 u. 160. Silberhähne in grösserem Massstab 285.
    • 161. Modificirter Gay-Lussac’scher Apparat 287.
    • 161 a Mohr’scher Quetschhahn 287.
    • 161 b Lufthahnvorrichtung 284.
    • 162. Gay-Lussac’s Schüttelapparat 286.
    • 163, 164. Mulder’s Schüttelapparat 286.
  • „ 165—169. Levol’s Goldprobenlaboratorium 74. 310.
  • „ 170—172. Goldproben-Stative 310.

NB. Die in die Figuren eingeschriebenen Massen sind, wenn kein
Komma vorhanden, Millimeter und bei einem solchen, Meter. — Im Texte
bezeichnet M. Meter, Cm. Centimeter und Mm. Millimeter.


[]

Einleitung.


§. 1. Metallurgische Probirkunst und deren Hülfswissenschaften.Zweck der
Probirkunst.

Die metallurgische Probirkunst oder Dokimasie1) lehrt
die quantitative Untersuchung von Erzeugnissen des Bergbau- und
Hüttenbetriebes auf diejenigen Bestandtheile, welche als technisch
wichtig im Grossen daraus gewonnen werden. Die Resultate
dieser Untersuchungen benutzt man zur Festsetzung des Werthes
eines Erzes oder Hüttenproductes, zur Erkennung der Reinheit
der ausgebrachten Metalle und ihrer Verbindungen, sowie des
Schmelzverhaltens des Probirgutes überhaupt, zur Controlirung
des Metallausbringens im Grossen u. drgl. m.


Eine dokimastische Probe ist um so vorzüglicher, ein je
vollständigeres Ausbringen reiner Metalle sie gestattet, je mehr
Proben in kürzester Zeit selbst bei beschränkten Kenntnissen
des Ausführenden sich anstellen lassen und je allgemeiner sie
bei der verschiedensten Beschaffenheit der Probesubstanz an-
wendbar ist, ohne dass die ungefähre Zusammensetzung derselben
vorher bekannt sein muss.


Der Probirer bedient sich bei seinen Arbeiten, wenn esTrockne
Proben.

irgend angeht, des einfacheren und rascher zum Ziele führenden
trocknen Weges und sucht dann nicht selten bei der Aus-
scheidung der nutzbaren Stoffe die dafür im Grossen ange-
wandten oder anzuwendenden hüttenmännischen Operationen im
Kerl, Probirkunst. 1
[2]Einleitung.
Kleinen nachzuahmen, um gleichzeitig Winke über das Schmelz-
verhalten der Substanzen, die richtige Wahl der Zuschläge, das
Ausbringen etc. zu erhalten.


Zur Erzielung möglichst genauer Resultate bedarf es, neben
besonders chemischen und mineralogischen Kenntnissen,
einer fleissigen Uebung im Manipuliren, sowie eines genauen
Studiums der Wirkungweise der Apparate, Reagentien etc.


Nasse Proben.

Giebt der trockne Weg bei flüchtigen oder leicht verschlack-
baren Metallen, bei mannichfach zusammengesetzten Verbin-
dungen derselben etc. keine hinreichend genauen Resultate, so muss
der Probirer den nassen Weg zu Hülfe nehmen und einfache
gewichtsanalytische, volumetrische oder colorime-
trische
Bestimmungen in den Bereich der Probirkunst ziehen.


Analyt. chem.
Proben.

Während nun der Analytiker sämmtliche Bestandtheile
einer Verbindung quantitativ auf nassem Wege bestimmt und
dabei kein Mittel und keine Zeit scheut, um die möglichst ge-
nauen Resultate zu erhalten, so ermittelt der Probirer in der zu
untersuchenden Substanz nur die technisch nutzbaren Metalle,
welche im Grossen ausgebracht werden sollen, und zwar mit den
einfachsten Hülfsmitteln auf trocknem oder nassem Wege in
kürzester Zeit. Unter diesen Umständen können die dokimasti-
schen Erfolge den analytisch-chemischen hinsichtlich der Sicher-
heit und Genauigkeit nachstehen (Bleiproben, Kupferproben etc.),
jedoch ist auch der umgekehrte Fall möglich oder die Resul-
tate sind gleich genau (Kobalt- und Nickelproben, Bestimmung
geringer Silbermengen durch Abtreiben etc.).


Volumetr.
Proben.

Die massanalytischen, volumetrischen oder Titrir-
proben
bezwecken die quantitative Bestimmung eines Körpers
durch Lösungen, welche ein bestimmtes Quantum Reagens in
einem gewissen Volumen enthalten und deren verbrauchte Menge
in graduirten Röhren (Büretten, Pipetten) gemessen wird.
Wegen ihres bestimmten Gehaltes an Reagens (Titre) nennt
man die Lösungen titrirte oder Normallösungen.


Derartige Proben sind auf manchen Hüttenwerken an die
Stelle der trocknen Proben getreten, weil sie ohne grössern Zeit-
aufwand genauere Resultate geben. Es geht dabei aber der
Vortheil der trocknen Proben verloren, dass man aus den Schmelz-
erscheinungen im Kleinen Schlüsse auf die im Grossen zu er-
wartenden machen kann; auch erfordern die Titrirproben mehr
theoretische Kenntnisse abseiten des Probirers, man wägt dabei
das auszubringende Metall nicht direct, sondern berechnet dessen
[3]§. 1. Zweck der Probirkunst etc.
Gehalt aus der Zersetzung der Stoffe, wobei das Resultat in
unrichtiger Weise ändernde Substanzen vorhanden sein können,
von deren Existenz man nicht immer eine Anzeige hat.


Namentlich für geringe Metallgehalte, welche sich aufColorimetri-
sche Proben.

trocknem Wege gar nicht oder nur unvollständig bestimmen
lassen, wendet der Probirer wohl colorimetrische Proben
an, welche darauf beruhen, dass eine durch den zu ermittelnden
Körper gefärbte Lösung bei gleichem Volum um so intensiver
erscheint, je mehr von ersterem darin vorhanden ist. Stellt man
sich nun gleich grosse Volumina Lösungen mit verschiedenem,
aber bestimmtem Metallgehalte her und thut diese mehr oder weniger
intensiv gefärbten Flüssigkeiten (Muster- oder Normallösungen)
in Gläser von gleicher Form und Grösse, so lässt sich die Farben-
intensität der von einer aufgelösten Probe erhaltenen Flüssigkeit
durch Verdünnung mit Wasser so normiren, dass sie, ins Probe-
glas gethan, mit einer der Musterflüssigkeit gleich ist. Aus dem
gemessenen Volumen der Probeflüssigkeit und dem bekannten
Gehalt der Musterflüssigkeit kann die Menge Metall im ange-
gewandten Probirgut berechnet werden (Heine’sche Kupferprobe).
Durch passende Modification lässt sich dieses Verfahren auch
zur Ermittelung grösserer Metallgehalte anwenden (Kupferproben
von Jacquelin, v. Huberts und Müller).


Da die Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut aufLöthrohr-
probirkunst.

die Auswahl der Probirmethode oder den Ausfall des Probere-
sultates einen wesentlichen Einfluss ausüben kann, so leistet dem
Dokimasten zur Auffindung solcher Substanzen das Löthrohr die
wesentlichsten Dienste; bei hinreichender Geübtheit im Gebrauche
dieses Instrumentes führt es, namentlich wenn nicht viel Proben
anzustellen sind, in vielen Fällen zur Ersparung an Zeit und
Materialaufwand oder zur Erlangung genauerer Resultate, wenn
die Metallgehalte statt nach gewöhnlichen dokimastischen Me-
thoden nach Plattner’s Vorschriften quantitativ vor dem Löth-
rohre bestimmt werden.


Der Ursprung der Dokimasie lässt sich eben so wenig nach-Geschicht-
liches.

weisen, als die anfängliche Entwicklung des Hüttenwesens. Die
ersten Aufzeichnungen von älteren Vorschriften für die Probirer
finden sich in


G. Agricola, de re metallica. Libr. XII. Basil. 1546. Uebersetzt von E.
Lehmann. Freiberg 1812.


Zum Studium der Probirkunst und ihrer HülfswissenschaftenLiteratur.
empfehlen sich unter anderen nachstehende Schriften:


1*
[4]Einleitung.
Probirkunst.

1. Literatur über Probirkunst.


Ausser den älteren Schriften von Agricola (1546), Fachsen (1567),
Erker (1629), Beuther (1717), Schlüter (1738), Barba (1749), Gellert
(1755), Cramer (1774), Sage (1782), Gmelin (1786) und Vauquelin-Wolf
(1800) sind zu nennen:
Ch. F. Hollunder, Versuch einer Anleitung zur mineralurgischen Probirkunst.
3 Thle. Nürnberg 1826.


P. Berthier, Handbuch der metallurgisch-analytischen Chemie, deutsch von
C. Kersten. 2 Thle. Leipzig 1836.


C. F. Plattner, Beitrag zur Erweiterung der Probirkunst. Freiberg 1849.


Th. Bodemann’s Anleitung zur berg- und hüttenmännischen Probirkunst.
Umgearbeitet und vervollständigt von B. Kerl. Clausthal 1857.


Dr. C. Hartmann, die Probirkunst. 3. Auflage. Weimar 1863.


Mitchell, manual of practical assaying. 2 Ed. London 1853.


Bemerkenswerthe Beiträge zur Probirkunst finden sich auch
in nachstehenden metallurgischen Werken:


Karsten, System der Metallurgie. Berlin 1831. Bd. II.


Wehrle, Lehrb. d. Probir- u. Hüttenkunde. Wien 1841.


Kerl, Handbuch d. metallurg. Hüttenkunde. Freiberg u. Leipzig 1861—1865
Bd. 1—4.


Plattner-Richter, Vorlesungen über allgemeine Hüttenkunde. 2 Bde. Frei-
berg 1863.


Analyt.
Chemie.

2. Literatur über analytische Chemie.


Fresenius, Anleitung zur quantitativen Analyse. 5. Aufl. Braunschweig 1862.


Rammelsberg, Anfangsgründe der quant. mineralogisch und metallurgisch-
analytischen Chemie. 2. Aufl. Berlin 1863.


Rose’s Handbuch der analytischen Chemie, nach des Verf. Tode herausge-
geben von Finkener. Leipzig 1864 u. 1865. 2 Bde.


Wöhler, die Mineralanalyse in Beispielen. Göttingen 1861.


Richter, Leitfaden zum Unterricht in der quant. analyt. Chemie. Freiberg
1853.


Bolley, Handbuch der technisch-chemischen Untersuchungen. 3. Auflage.
Leipzig 1865.


Rivot, Handbuch der analytischen Mineralchemie. Uebersetzt und mit An-
merkungen versehen von A. Remele. Bd. 1. Paris und Leipzig 1863.


Für die Zusammensetzung der Mineralien ist das wichtigste Werk:


Rammelsberg, Handbuch der Mineralchemie. Leipzig. Verlag von W.
Engelmann. 1860.


Massanalyse.

3. Literatur über Massanalyse.


Schwarz, prakt. Anleitung z. Massanalyse. 2. Aufl. Braunschweig 1853.


Mohr, Lehrbuch der chemisch analytischen Titrirmethode. 2. Aufl. Braun-
schweig 1862.


Schwertfeger, Massanalyse. Regensburg 1857.


Dr. Hugo Beering, kurze Anleit. z. Ausführung massanalyt. Untersuchungen.
Leipzig bei A. Barth.


Löthrohr-
probiren.

4. Literatur über Löthrohrprobiren.


Berzelius, die Anwendung des Löthrohrs. 4. Aufl. Nürnberg. 1844.


Scheerer, Löthrohrbuch. 2. Aufl. Braunschweig 1857.


[5]§. 2. Eintheilung der Probirkunst.

Kerl, Leitfaden bei qual. und quant. Löthrohr-Untersuchungen. Clausthal
1862.


C. F. Plattner’s Probirkunst mit dem Löthrohre. 4. Aufl. Herausgegeben
von Th. Richter. Leipzig 1865.


§. 2. Eintheilung der metallurgischen Probirkunst. Diese DisciplinEintheilung
der Probir-
kunst.

zerfällt in einen allgemeinen und einen speciellen Theil.
Der erstere handelt von den Operationen des Probirers, den
Probirapparaten und Geräthschaften, den Probirgefässen, den
Probirreagentien und der Einrichtung von Probirlaboratorien;
der specielle Theil lehrt die praktische Ausführung der quan-
titativen dokimastischen Proben und ihre Theorie kennen.


Zur Prüfung der bei diesen Proben ausgebrachten Metalle
auf Verunreinigungen giebt besonders Bolley’s Handbuch der
technisch-chemischen Untersuchungen (S. 4) Anleitung.


[6]

Allgemeiner Theil
der
metallurgischen Probirkunst.


Inhalt.

§. 3. Inhalt des ersten Theiles. Dieser Theil wird von den
mechanischen und chemischen Operationen des Probirers, den
Probiröfen und sonstigen Erwärmungsapparaten, den Probirge-
fässen, den Instrumenten und sonstigen Geräthschaften, sowie
von den Probirreagentien und der Einrichtung von Probirlabo-
ratorien handeln.


I. Abschnitt.
Operationen des Probirers.


Eintheilung
d. Operat.

§. 4. Allgemeines. Die beim Probiren vorkommenden Ope-
rationen sind theils mechanischer Natur (Probenehmen, Zu-
richten des Probirgutes, Wägen, Beschicken etc.), theils che-
mischer
und werden in letzterem Falle entweder auf trocknem
Wege
(Rösten, Schmelzen, Sublimiren, Destilliren) oder auf
nassem Wege
(Auflösen, Herstellung von Normalflüssigkeiten,
Angabe der
Probirresul-
tate.
Fällen etc.) ausgeführt. Stets muss dabei die grösste Genauig-
keit, Ordnung und Reinlichkeit beobachtet werden, damit man
ohne Zeitverlust der Wahrheit möglichst nahe kommende Re-
sultate erhält. Um eine Controle über die Richtigkeit derselben
zu haben, fertigt man die Proben mindestens zweifach an. Da
aber selbst die besten Probirmethoden (wegen Flüchtigkeit, Ver-
schlackbarkeit etc. der Metalle) keine völlig mathematische
Schärfe geben, so müssen stets kleine Differenzen in ihren Re-
[7]§. 4. Allgemeines.
sultaten bis zu gewissen Grenzen zugelassen werden. Die Grösse
derselben richtet sich hauptsächlich nach der gewählten Probir-
methode, nach der Natur des auszubringenden Metalles und nach
der Zusammensetzung und Reichhaltigkeit der Probesubstanz,
und pflegen auf den verschiedenen Hüttenwerken dem entspre-
chend normirte, durch die Erfahrung sanctionirte Vorschriften
über die zulässigen Differenzen befolgt zu werden. Letztere müssen,
wenn sie die erlaubte Grenze übersteigen, vor der definitiven
Gehaltsangabe zu einem technischen oder kaufmännischen Ge-
brauche entweder durch Wiederholung der Probe oder bei in seiner
Zusammensetzung sehr ungleichmässigem Probirgut durch Nehmen
des arithmetischen Mittels aus einer grössern Anzahl Proben aus-
geglichen werden (z. B. bei Silberproben). Auch hierüber ex-
istiren auf den verschiedenen Hüttenwerken behufige Vorschriften 1),
welche an den betreffenden Stellen mitgetheilt werden sollen.


Es müssen die Angaben des Probirers allgemein verständlich
sein und nöthigenfalls Bemerkungen über das gewählte Probir-
verfahren enthalten. Desgleichen ist besonders zu bemerken,
wenn etwa (ein nur noch selten vorkommendes Verfahren) durch
Nichtangabe des vollen gefundenen Metallgehaltes den Hütten-
werken ein Remedium, d. h. eine Vergütung für unvermeid-
liche Metallverluste gewährt werden soll. Es pflegen in solchem
Falle über die Grösse des Metallabzuges locale Bestimmungen
oder Gewohnheiten vorhanden zu sein.


Bei Anstellung von vielen Proben ähnlicher Art werden
die Gehaltsangaben in mit Rubriken vorgerichtete Formulare
(Probenzettel, Probenscheine, Wardeinscheine) ein-
getragen und dieselben behuf Bezahlung der Erze nach Taxen 2)
oder beim Hüttenbetrieb zum Anhalten genommen.


[8]Mechanische Operationen.

Die Tabelle III. im Anhange weist die Einrichtung solcher
Probenscheine auf verschiedenen Hüttenwerken nach.


1. Kapitel.
Mechanische Arbeiten des Probirers.


A. Probenehmen und Zurichten des Probirgutes.

Nehmen rich-
tiger Durch-
schnittspro-
ben.

§. 5. Allgemeines. Soll das Resultat des Probirens Vertrauen
verdienen, so muss die kleine Menge Probirgut, von welcher
man zur Probe einwiegt, möglichst genau die Zusammensetzung
der grösseren Menge haben. Die Schwierigkeiten beim Probe-
nehmen steigen im Allgemeinen mit der Grösse und Ungleich-
artigkeit der Masse und können zuweilen so gross sein (z. B.
bei Metalł-, Stein- oder Speisetheile einschliessenden Schlacken,
namentlich Kupferschlacken), dass das Auge des Empirikers ihren
Metallgehalt durch Taxiren richtiger bestimmt, als die Probe auf
trocknem oder nassem Wege angiebt.


Methoden des
Probeneh-
mens.

Je nachdem das vorliegende Material aus Metallen, Metall-
legirungen, Erzen oder Hüttenproducten in verschiedenem Aggre-
gatzustand besteht, weicht die Art des Probenehmens ab. Letz-
teres geschieht bei Erzen auf Hütten entweder von den Hauf-
werken, nachdem dieselben bereits dem Volumen (z. B. Eisen-
steine) oder dem Gewicht nach (Blei-, Kupfer-, Silbererze) über-
nommen sind oder bei Schliegform der Erze während des posten-
weisen Verwiegens.


§. 6. Probenehmen von Substanzen, welche weder Metalle, noch Me-
Verschiedene
Methoden.
talllegirungen sind. Das Verfahren dabei weicht ab, je nachdem
das Material in Stücken oder als Pulver (Schlieg) vorliegt
oder flüssig ist.


Stückproben.

I. Probenehmen von Stücken.


1) Bei Haufwerken von ziemlich gleichmässiger Zu-
sammensetzung
(z. B. von manchen Eisenerzen) nimmt man


a) von vielen Stellen der Peripherie und auch aus der Mitte,
indem man an verschiedenen Puncten eingräbt, bis zu mehreren
Centnern Probe, zerkleint die Masse durch Zerklopfen, Pochen
oder Walzen gröblich, formirt daraus auf einer reinen Unterlage
einen konischen Haufen, halbirt oder viertheilt denselben, stürzt
nach weiterer Zerkleinerung die Hälfte davon oder 2 entgegenge-
[9]§. 6. Probenehmen von Erzen etc. in Stücken.
setzte Viertel abermals zu einem kegelförmigen Haufen auf und
fährt mit der Zerkleinerung und Verjüngung fort, bis man ein
kleines zum Probiren hinreichendes Quantum, etwa ½—1 Pfd.
(¼—½ Kil.) erhalten hat. Die letzten Zerkleinerungen können
im Mörser oder in Reibschalen vorgenommen werden.


b) Beim Verwägen der Erze wird von jeder Abwage ein
Stück genommen, die von einem Posten gesammelten Stücke in
einem Mörser gröblich zerstossen, zu einem Haufen aufgestürzt
und dieser verjüngt. (Oberharzer Kupferkies.)


c) Von Schlacken und Lechen nimmt man wohl, während
sie der Hüttenprozess erzeugt, von jedem Abhub oder Abstich
ein nahezu gleichgrosses Stück, sammelt die Stücke (z. B. von
einer Schicht oder Tagesarbeit), zerkleinert das Haufwerk und
erzielt daraus durch Verjüngung in vorhinniger Weise das
Probemehl.


In speisehaltigen Lechen findet sich nach Markus1) das
Silber ungleichmässig vertheilt und nach oben hin mehr con-
centrirt, weshalb es sich empfiehlt, von den gut zerkleinten Lechen
eine grössere Partie (von 50 Ctr. grossen Posten etwa 5 Ctr.) zu
nehmen, diese feinzustampfen und dann zu verjüngen.


2) Bei Haufwerken von ungleichmässiger Zusam-
mensetzung
.


a) Haben die Stücke nahe gleiche Korngrösse und sind sie
hinreichend zerkleint, so stürzt man dieselben zu pyramidalen
Haufen mit grosser Basis, von 30—40 Cm. Höhe, auf. Bei un-
gleicher Korngrösse und zu grobem Korn werden die Erze zuvor
unter Poch- oder Walzwerken um so mehr zerkleint und durch
entsprechende Rätter geworfen, je werthvoller sie sind. So werden
z. B. auf den grossen Erzniederlagen zu Swansea in Südwales
Kupfererze und silberfreie Kupfersteine bis Nussgrösse (2 Cm.),
gold- und silberhaltige Erze oder Leche aber bis zu Bohnen-
und Linsengrösse oder selbst zu grobem Pulver zerkleint. Man
legt nun durch den Haufen zwei sich kreuzende, etwa 20—30
Cm. breite Gräben, wodurch 4 Abtheilungen entstehen, nimmt
von jeder Abtheilung an den vom Graben begrenzten 4 Enden
eine Schaufel voll von unten bis oben hin heraus, wirft alle
16 Proben zusammen, zerkleinert dieselben weiter, formirt daraus
einen neuen Haufen, den man in 4 Theile theilt, nimmt davon
die zwei gegeneinander überliegenden Theile weg, vermengt die
[10]Mechanische Operationen.
beiden zurückbleibenden abermals, formirt daraus einen neuen
Haufen und fährt mit dessen Verjüngung in angegebener Weise
fort. Bei diesem in Swansea1) üblichen Verfahren theilt man
Erzhaufen unter 100 Ton. Gewicht (à 20 Ctr.) nur in 4 Theile,
grössere aber in mehr, desgleichen werthvollere Producte (Kupfer-
stein) in 6 und mehr Abschnitte, wenn die Haufen nicht zu klein
sind. Je ungleichmässiger die Metalle, z. B. gediegen Silber
oder Gold, in den Erzstücken vertheilt sind, um so grössere
Quantitäten (bis 40—60 Ctr.) Probe müssen von dem vorliegenden
Haufwerk genommen werden.


b) Hat man Gründe, Erze von ungleicher Korngrösse nicht
in vorhinniger Weise auf ein gleiches Korn zu bringen, so legt
man durch den Mittelpunct des Haufens zwei sich kreuzende
Schräme, formirt aus dem Genommenen abermals einen flachen
Haufen, nimmt in derselben Weise Probe durch Kreuzung und
wiederholt dies so lange, bis man etwa 1—1½ Ctr. Probirgut
erhalten hat. Dieses wird dann in einem Mörser zerkleinert,
wieder zu einem flachen Haufen ausgebreitet und, indem man
zuletzt mit einem Löffel die Kreuzung vornimmt, durch Ver-
jüngung die erforderliche Probemenge genommen, welche man
dann fürs Probiren weiter zerkleint. Bei grossen Haufen legt
man mehrere sich kreuzende Canäle durch den Haufen (Ver-
fahren für ausländische Erze zur Andreasberger Hütte im Ober-
harz). — Man theilt auch wohl das aus den Gräben Genommene
und zu einem langen oblongen Haufen Aufgestürzte in 20—30
Abtheilungen, nimmt von jeder eine Schaufel voll weg, zer-
kleinert die Masse, formirt daraus einen neuen Haufen nach vor-
heriger sorgfältiger Mengung, nimmt wieder Probe von vielen
Puncten u. s. f.2).


c) Mohr3) empfiehlt, bei grobem ungleichmässigen Korn
der Stücke zwei sich kreuzende Gräben zu legen, jedesmal
die 5. oder 6. Schaufel voll Erz etc. zur Seite zu stürzen, die
gröberen Stücke des zur Seite Gelegten (Eisenstein, Braunstein)
mit einem Hammer zu hühnereigrossen Stücken zu zerschlagen,
daraus einen Haufen zu formiren und diesen in vorhinniger Weise
bis auf einige Loth Substanz zu verjüngen. Man zerkleinert
vor der jedesmaligen neuen Verjüngung die Substanz allmälig
[11]§. 6. Probenehmen von Schliegen.
mit dem Hammer zu Wallnuss- und Haselnussgrösse, dann im
Mörser zu Hirsekorngrösse und endlich in einer Reibschale zu
Pulver.


d) Von Brennmaterialien, wenn sie sich nicht pulvern
lassen, nimmt man die nöthige Menge mit einer Raspel ab oder
verwendet sie in Gestalt sehr feiner Sägespäne, z. B. bei der
Berthier’schen Probe auf den absoluten Wärmeffect.


II. Probenehmen von Schliegen.Schliegproben


Für Schliege wendet man nachstehende Methoden an:


1) Beim Abwiegen der Schliege nimmt man mittelst eines
Löffels entweder von jedem einzelnen Troge, der in das Wäge-
gefäss gestürzt wird, eine Probe oder eine solche von jeder ein-
zelnen Abwage (gewöhnlich 1 oder 2 Centner), indem man aus
3 verschiedenen Höhen des auf der Wagschale stehenden Ge-
fässes (Kübel) einen Löffel voll Probemehl herausholt (Löffel-
probe
). Sämmtliche in einem Gefäss (Trog, Fässchen etc.) ge-
sammelten Proben von einem Posten, dessen Grösse auf den
verschiedenen Hüttenwerken normirt zu sein pflegt, werden auf
der Probentafel gemengt und der daraus formirte Haufen ver-
jüngt (z. B. auf 6—8 Pfd.) oder das ganze Probirgut weiter zu-
gerichtet.


Dieses Verfahren ist auf den Oberharzer Hütten1)
üblich und zwar werden die Oberharzer Bleiglanzschliege cent-
nerweise verwogen, die aus dem Kübel genommenen Proben
von einem Doppelrost (72 Ctr.) zusammen gemengt und daraus
eine Probe formirt. Das Verwiegen der auf Andreasberger
Hütte verschmolzenen fremdländischen Silbererze geschieht eben-
falls centnerweise, man nimmt von jedem Centner 3 mal Löffel-
probe und vereinigt die Proben von einem Posten [höchstens
59 Zollctr. 2)]. Es geschieht das Auswägen des Schmelzgutes bei
einem Silbergehalt im Centner


  • von 1 bis incl. 50 Quint (Pfdthl.) bis auf 10 Pfd.
  • über 50 „ „ 500 „ . . . . . . 1 „
  • „ 500 „ „ 500 „ . . . . . . 0,1 „
  • „ 5000 „ „ . . . . . . . . . . 0,02 „

2) Zu Freiberg3) werden jedesmal 2 Zollctr. Schlieg bis
[12]Mechanische Operationen.
auf dieselben Gewichtsunterabtheilungen, wie zu St. Andreas-
berger Hütte, verwogen (auch silberleere Blei- und Kupfererze
bis auf 10 Pfd.), von jeder Abwage mittelst eines gestielten halben
hohlen Cylinders von Eisenblech aus der Mitte heraus ein kleiner
Theil von ¼—½ Pfd. herausgehoben, die von einer Post (höch-
stens 45 Ctr.) so genommenen Proben vermengt und weiter zu-
gerichtet. Die zur Verwägung kommenden Schliege müssen sorg-
fältig gemengt und so fein sein, dass beim Absieben durch ein
Sieb mit 24 Maschen pro Linearzoll (10 Maschen pro Cm.) nicht
über 15% Gröbe zurückbleibt. Arme trocken gepochte Dürrerze
mit weniger als 10 Pfdthl. Silber im Centner dürfen gröblicher
zerkleint angeliefert werden.


Proben von
geschmol-
zenen Sub-
stanzen.

III. Probenehmen von feurig-flüssigen Producten.


Von Lechen, wenn sie noch flüssig sind, wird wohl da-
durch Probe genommen, dass man


1) nach jedem Abstechen etwas ausschöpft und ansammelt,
um es später zusammen zu schmelzen und zu granuliren oder
gemengt zu zerkleinern und zu verjüngen;


2) das trockne, ein wenig abgewärmte Stecheisen in den noch
im Schmelzherde befindlichen und von Schlacke auf kurze Zeit
entblössten Lech, z. B. Kupferstein, einhält, wobei sich an er-
sterem eine dünne Lage Stein ansetzt, die man nach dem Er-
kalten abschlägt. Dieses Verfahren ist jedoch nicht sehr genau
und es kann aus bleihaltigen Lechen durch das Stecheisen me-
tallisches Blei abgeschieden werden.


§. 7. Probenehmen von Substanzen, welche Metalle oder Metallle-
[...]ngleiche Zu-
immensetz. d.
Legirungen.
girungen sind. Die Metalle verbinden sich in gewissen Verhält-
nissen chemisch, aber diese Verbindungen sind in dem Ueber-
schusse eines der anwesenden Metalle ungleichmässig vertheilt,
so dass Barren oder Scheiben von solchen Legirungen an der
Ober- und Unterfläche, an den Seiten und in der Mitte eine
variable Zusammensetzung haben können. 1) Erfahrungsmässig
zeigen Legirungen von Kupfer und Silber an den Kanten einen
geringeren Feingehalt, als in der Mitte; nach Karmarsch kann
der Gehalt gegossener Stücke an verschiedenen Stellen um 2—
15 Tausendstel variiren und nur bei einer Legirung mit 719 Taus.
Feinsilber findet diese Erscheinung nicht statt. Mischungen von
Gold und Silber sind gleichmässiger. Im Werkblei concentrirt
[13]§. 7. Probenehmen von Metallen und Legirungen.
sich der Silbergehalt an den zunächst abgekühlten Stellen am
stärksten, nämlich oben; der niedrigste Gehalt zeigt sich in der
Mitte und nimmt nach dem Rande hin zu. Beim Blicksilber
pflegt die Unterseite ärmer an Silber und reicher an Blei zu
sein als die Oberseite, und der Rand reicher als die Mitte; auch
findet sich in unreinerem Blei nach oben hin ein grösserer Antimon-
und Kupfergehalt, als unten. Bei (Oberharzer) Brandsilber
ist die Oberprobe gegen die Unterprobe um etwa 3—4 Tausendthle.
reicher. Eine Schöpf- und Granalienprobe giebt 997—998 Taus.
Feingehalt. Ein Goldgehalt im Silber zieht sich mehr nach unten.
Wegen dieses Verhaltens gestattet man in Münzen bei gold-
reichen Legirungen ein Remedium von 2/1000, bei silberreichen
von 3/1000, z. B. bei den Legirungen von 1 Thl. Kupfer mit 9
Thln. Gold oder Silber.


In Bezug auf dieses Verhalten haben die nachstehenden
Methoden des Probenehmens einen verschiedenen Werth:


1) Aushiebprobe. Mittelst eines Hohlmeissels wird vonAushiebprobe
der gereinigten Ober- und Unterfläche, zuweilen auch vom Rande
des zu untersuchenden Stücks (Barren, Zain, Planche, König,
Scheibe etc.) ein Aushieb gemacht — wobei man unganze Stellen
vermeidet, welche Schmutz enthalten können, desgleichen oxydirte
Krusten —, jedes Probestück auf einem polirten Ambos zu dünnen
Blättchen ausgeplattet, wenn es dabei nicht in kleine Stücke
zerfällt (manches Schwarzkupfer), und die erforderliche Menge
Probirgut davon mit der Schere in kleinen Schnitzeln abge-
schnitten. Man probirt gewöhnlich Ober- und Unterprobe für
sich und wiegt die erhaltenen Könige zusammen aus. Wo mehr
Probestücke, z. B auch von den Seiten vorliegen, schmilzt man
sie sämmtlich, damit sie sich nicht verändern, in einem Graphittiegel
unter einer Decke von Kohlenstaub zusammen, giesst das Flüssige
zu einem Zain, lamellirt und probirt diesen.


Dieses Verfahren, z. B. bei Barrensilber und Barrengold
in Anwendung, giebt nur dann zufriedenstellende Resultate,
wenn die Legirung eine ziemlich gleichmässige Zusammensetzung
hat; sonst wird sie fehlerhaft, weil man kein Probegut aus der
Mitte erhält. Bei Brandsilber verschafft man sich die Oberprobe
wohl dadurch, dass man in die Oberfläche des auf dem Teste fein-
gewordenen noch flüssigen Silbers eine gekrümmte Zangenspitze
eintaucht, an welcher sich Silber ansetzt (Tupfprobe). Die
[14]Mechanische Operationen.
Unterprobe wird durch Aushieb aus dem erkalteten Brandstück
genommen.


Bohrprobe.

b) Bohrprobe. Mittelst eines, nöthigenfalls durch eine
Hebelvorrichtung angedrückten Bohrers durchbohrt man den
Zain etc. an mehreren Stellen des Randes und in der Mitte von
oben nach unten, mengt und probirt die Bohrspäne. Auch
schmilzt man dieselben, z. B. von Blei, wohl unter Kohlenstaub
zusammen, giesst das Geschmolzene auf eine blanke Eisenplatte
zu dünnen Streifen und zerschneidet diese mit der Schere.
Obgleich besser als die vorige Methode des Probenehmens, giebt
diese, weil man die Bohrspäne nicht innig vermengen kann,
auch keinen ganz richtigen Durchschnitt, wegen ihres bedeu-
denten Volums lassen die Bohrspäne, z. B. bei Silberproben, auf
der Kapelle leicht mechanische Verluste zu und bei dicken
Planchen erfolgen zu viel Bohrspäne, deren Gewicht, was die
Rechnung stört, oft von dem momentan zu verrechnenden Ge-
wicht des Silbers abgeht. Auch werden die Zaine unansehn-
lich. Dieses Verfahren ist weniger für edle Metalle, als für
minder werthvolle in Anwendung (Schwarzkupfer, Werkblei-
scheiben etc.).


Spanprobe.

c) Spanprobe. Ein polirter trockner Eisenstab wird in
das flüssige Metall, meist Kupfer, eingetaucht, die sich daran
ansetzende Kruste abgeschlagen und lamellirt. Man erhält ge-
wöhnlich einen zu niedrigen Gehalt.


Schöpfprobe.

d) Schöpfprobe. Diese giebt bei passender Ausführung
die richtigsten Resultate, lässt sich aber nur anwenden für Le-
girungen, welche sich beim Umschmelzen für sich (Legirungen
von edlen Metallen oder solchen mit Kupfer) oder unter einer
Kohlenstaubdecke (Werkblei) nicht verändern. Man schmilzt
die Legirung, z. B. Brandstücke, für sich oder mit Kohlenstaub
in einem hessischen oder Graphittiegel im Windofen (Taf. VIII.
Fig. 151—154) unter Nachsetzen recht dünnflüssig ein, rührt
die Masse mit einem Eisenstab oder Löffel gut durch und holt
mittelst des lehmüberzogenen, wohl an einem rechtwinklig gebo-
genen Arm befindlichen angewärmten Eisenlöffels oder eines mit
der Zange gefassten kleinen Tiegels eine Probe vom Grund auf
heraus. Diese wird entweder:


α) granulirt (Granalienprobe), wenn die Substanz vom
Wasser nicht verändert wird, indem man sie in dünnem Strahl
in ein Gefäss (kupfernen Kessel) mit Wasser giesst, welches durch
einen Besen in rotirende Bewegung versetzt wird. Damit keine
[15]§. 8. Zurichten des Probirgutes.
hohlen, Wasser einschliessenden Granalien entstehen, darf das
Wasser nicht zu kalt sein und zu stark gerührt werden; man
unterlässt letzteres wohl ganz und giesst das Flüssige einfacher
gleich durch den Reiserbesen. Die Granalien werden unter Zu-
rücklassung der Stücke über Linsengrösse in einer kupfernen
Schale gut getrocknet und etwa 5 Gramm davon in Rübsamen-
bis Linsengrösse zur Probirung abgewogen. Sollte man in grö-
beren Granalien einen mechanisch eingeschlossenen Wasserge-
halt vermuthen, so müsste man dieselben ausplatten, nochmals
trocknen und in feine Streifen zerschneiden.


β) auf eine blanke Eisenplatte zu dünnen Streifen gegossen
(Blei), welche man zerschneidet. Beim Eingiessen des Bleies in
Formen würden sich beim Erkalten des Zains verschiedene Le-
girungen absondern und derselbe eine ungleiche Zusammensetzung
erhalten. Man kann auch das flüssige Blei gleich aus dem Stech-
herd, nach vorherigem guten Umrühren, in kleine Formen z. B.
Ansiedescherben füllen, die erhaltenen Zaine von einer Schicht
etc. unter Kohlenstaub umschmelzen und das Flüssige auf eine
Eisenplatte ausgiessen.


Markus1) empfiehlt, von dem flüssigen Blei im Stechherde
beim Ausschöpfen aus jedem Löffel abwechselnd oben, mitten
und unten eine kleine, immer gleiche Menge Probe zu nehmen
und in einen Einguss zu giessen. Die Zaine werden umge-
schmolzen, das Flüssige umgerührt, mittelst eines thonüberzo-
genen Löffels eine Durchschnittsschöpfprobe genommen und der
Rest des geschmolzenen Bleies auf einer Granulirtafel zerkleint.
Die gewogene Schöpfprobe wird ganz abgetrieben und zur Con-
trole von der Granulirprobe, je nach dem Silbergehalt des Bleies,
4 20 Probircentner à 5 Gramm abgetrieben. Bei angestellten
Versuchen differirten Schöpf- und Granalienprobe wenig, Aus-
hiebproben aber bedeutend.


§. 8. Zurichten des Probirgutes. Die Zurichtung des von Legi-Verfahren.
rungen genommenen Probirgutes durch Ausplatten und Zerschnei-
den der Blättchen, Granuliren etc. ist bereits im vorigen §. er-
wähnt; das pulverförmige Probirgut von Substanzen, die keine
Legirungen sind
, — in Holztrögen oder wenn das Probegut
nass ist, besser in Gefässen von Metallblech aufbewahrt und
darin nochmals gut unter einander gemengt — kann behuf seiner
Zurichtung nachstehende Operationen erfordern:


[16]Mechanische Operationen.
Nässprobe.

1) Bestimmung des Nässegehaltes (Nässprobe). Man
nimmt Probirgut aus der Mitte des Gefässes vom Boden weg herauf
— weil das Wasser sich nach unten zieht und das Material ober-
flächlich trockner wird —, wiegt dasselbe nach einem gewöhn-
lich dem Landesgewicht analog eingetheilten, aber verjüngten
Probirgewicht, Nässprobirgewicht (§. 48), so viel Centner im
Kleinen ein, als das Gewicht der Post beträgt, thut die Masse
in eine etwa 28 Cm. lange, 22 Cm. breite und 6 Cm. tiefe Kupfer-
oder Eisenpfanne mit Stiel und erwärmt dieselbe auf einem
Ofen unter öfterem vorsichtigen Umrühren mit einem Eisenspatel
bei einer nicht viel über 100°C. gehenden Temperatur so lange,
bis das Pulver stäubt, eine darüber gehaltene kalte Glasplatte
nicht mehr beschlägt und zwei nach einander vorgenommene
Wägungen gleiche Resultate geben. Die Temperatur darf nicht
so hoch gesteigert werden, dass Wasserdämpfe lebhaft entweichen,
eingeschlossene organische Substanzen verkohlen oder ausser
hygroskopischem Wasser sich andere Substanzen (Quecksilber,
Schwefel, Arsen etc.) verflüchtigen. Man stellt deshalb die Trocken-
pfanne sicherer, statt direct auf den eisernen Ofen, auf ein einige
Zoll darüber aus Drahtgeflecht gebildetes Trockengestell und
legt ein Stückchen Papier in die Pfanne, welches sich nicht bräunen
darf. Auch findet das Trocknen wohl in einer Kupferschale
direct über einem gelinden Kohlenfeuer statt (Przibram).


Das Auswägen geschieht auf den Oberharzer Hütten
z. B. bis auf 0,1 Ctr., auf den Freiberger Hütten bis auf
0,5 Pfund, zu Przibram bis auf ¼ Pfd., der Nässegehalt wird
in die Probenzettel (S. 7) eingetragen.


Trocknen.

2) Trocknen des Probirgutes. Dasselbe geschieht in
grösseren Mengen ähnlich wie bei der Nässprobe; geringere Quan-
titäten werden auf einem Uhrglase oder in einer Prozellanschale
im Wasserbade (Taf. IV. Fig. 56, 57) bei 100°C. getrocknet.
Reicht diese Temperatur nicht aus, so bedient man sich zur Er-
zielung höherer Temperaturen (bis 120° und mehr) eines Luft-
bades
(Taf. IV. Fig. 58). Auch kann man das die Substanz
enthaltende Porzellangefäss direct auf dem Sandbad oder in einem
Stubenofen erwärmen und zur Beobachtung der Temperatur in
ein daneben gestelltes, mit Messing- oder Kupferfeile gefülltes
Messingschälchen an einem Stativ ein Thermometer so einsenken,
dass dasselbe den Boden berührt. Zur gleichzeitigen Trocknung
mehrerer Proben lässt sich eine Trockenscheibe (§. 50,2.)
anwenden.


[17]§. 8. Zurichten des Probirgutes.

Genügt eine Trockentemperatur überall nicht und bedarfs
einer Glühung, so geschieht dieselbe entweder in einem be-
deckten Prozellantiegel oder in einem mit einem Ansiede-
scherben (Taf. VI. Fig. 75) bedeckten Bleischerben (Taf. VI.
Fig. 93) im Muffelofen.


Bevor man die bei höherer Temperatur getrockneten oderGlühen.
geglühten Substanzen wiegt, lässt man sie in einem Exsiccator
(§. 50, 6) erkalten, bei sehr hygroskopischen Substanzen (z. B.
manchen Brennmaterialien) am besten zwischen zwei mit einer
messingenen Klammer zusammengehaltenen Uhrgläsern (Taf. VII.
Fig. 150).


3) Feinreiben und Sieben des Probirgutes. VonFeinreiben.
dem Probirgute wird eine hinreichende Menge (bis mehrere Pfund)
sorgfältig getrocknet (S. 16) und unter thunlichster Vermeidung
des Stäubens in einem bedeckten Mörser gestossen oder in einer
gusseisernen Reibschale (Taf. VI. Fig. 116, 117) (seltener in einer
bronzenen) so fein gerieben, dass bei weniger werthvollen Erzen
(Blei-, Kupfer-, Zinnerzen etc.) Alles durch ein TrommelsiebSieben.
oder ein gewöhnliches Messingdraht- oder Haarsieb mit etwa
14—20 Löchern pro Cm., dagegen bei werthvolleren Erzen (Silber-,
Golderzen etc.) durch ein Seide- oder Messingdrahtsieb mit
72—80 Löchern pro Linearzoll1) oder 28—32 Löchern pro Cm. hin-
durchgeht. Zur Vermeidung des Stäubens muss das Sieb mit einem
Deckel oder mit Papier bedeckt werden, auch setzt man das
Sieb wohl in einen geschlossenen Untersatz (Kapsel) mit Leder-
boden. Das Siebfeine wird in der Reibschale oder auf Glanz-
papier gut durcheinander gemengt, noch ein paarmal durch ein
gröberes Probesieb gelassen und dann in hölzernen Büchsen,
Blechbüchsen, Glasflaschen, in Papier- oder Leinwandpäckchen
etc. den Probirern übergeben.


Sollten bei sehr harten Körpern Gusseisentheilchen inFeinreiben
harter Körper.

bedenklicher Menge mit abgerieben sein, so müssen diese
mittelst eines Magnetes aus dem Pulver grösstentheils ausgezogen
werden; bei vollständigem Ausziehen bleibt an den kleinsten
Theilen leicht Erzpulver hängen. Nöthigenfalls müssen zum Zer-
kleinen sehr harter Körper Reibschalen von Stahl, Achat,
Kerl, Probirkunst. 2
[18]Mechanische Operationen.
Porphyr oder Feuerstein oder zur vorläufigen gröblichen Zer-
kleinerung ein Stahlmörser (Taf. VI. Fig. 118) angewandt werden.


Feinreiben
spröder u. ge-
schmeidiger
Substanzen.

Kommen in Erzen neben spröden Substanzen geschmeidige
vor (z. B. in Silbererzen gediegen Silber, Glaserz etc.), welche
sich ausfletschen und nach dem ersten Aufreiben theilweise auf
dem Siebe zurückbleiben, so reibt man die zurückgebliebenen
Theile so lange mit neuen Quantitäten von dem schon durch
das Sieb gegangenen Erze etc. in der Reibschale, bis sie eben-
falls durch das Sieb gehen. Lässt sich dies nur mit einem grossen
Zeitaufwand und mit der Gefahr, dass abgeriebene Theile von
der eisernen Reibschale in bemerklicher Menge ins Probir-
gut gelangen, erreichen, so verringert man den Rückstand we-
nigstens so weit, dass derselbe auf einmal angesotten werden
kann. Siebgröbe und Siebfeines sind dann, nachdem nöthigen-
falls Eisentheile mit einem Magnet ausgezogen, zu wägen, in
beiden der Metallgehalt separat zu bestimmen und aus beiden
der Durchschnittsgehalt zu berechnen.


Sternberger1) empfiehlt, was aber zu weniger genauen Resultaten führt,
in solchem Falle das Probirgut durch ein gröberes Sieb zu schlagen, wobei
ein Theil der geschmeidigen Substanzen schon zurückbleibt, das Siebfeine
auf ein feineres Sieb zu bringen, wobei abermals geschmeidige Gröbe erfolgt,
und so das Siebfeine noch wiederholt durch immer feiner werdende Siebe
zu treiben, dann sämmtliche geschmeidige Gröbe zu sammeln, diese sowie
auch das Siebfeine zu wägen und aus beiden den Metallgehalt für sich zu
bestimmen.


Zweck.

4) Schlämmen oder Sichern des Probirgutes. Zur
Entfernung von das auszubringende Metall sonst verunreinigen-
den Substanzen (gerösteter Zinnstein), bei metallarmen Geschicken
zur Entfernung der specifisch leichteren erdigen Bestandtheile
(Zinnzwitter, Golderze), zur bessern Erkennung von auf das zu
wählende Probirverfahren etc. influirenden metallischen Bei-
mengungen (Ansiedeprobe für Silbererze), zur Erzielung eines
gleichmässigen Kornes (Smalteproben) u. s. w. nimmt man zu-
weilen ein Schlämmen des Probirgutes in nachstehender Weise
vor:


Schlämmen im
Glascylinder.

a) Man rührt die Substanz in einem Glascylinder mittelst
eines Rührstabes im Wasser auf, lässt die Flüssigkeit etwa 1 Mi-
nute in Ruhe, decantirt in ein Glasgefäss, giesst das Decantirte
nach einiger Zeit wieder ab und kann auf diese Weise in
den Absätzen aus der decantirten Trübe verschiedene Korn-
[19]§. 9. Einwägen des Probirgutes.
grössen erzielen (Smalteproben), insofern man die Trübe als
unnutzbar überall nicht weggiesst. Durch wiederholtes Aufrühren
des nöthigenfalls noch weiter zerkleinten Rückstandes im ersten
Cylinder lassen sich die feinern und specifisch leichteren Theile
zumeist entfernen.


b) Man thut die Substanz, z. B. Zinnstein, auf das obere breiteim Sichertrog
Ende eines sich nach unten verjüngenden muldenförmigen Sicher-
troges
(Taf. VI. Fig. 120) von etwa 0,43 M. Länge, 0,10 M.
oberer und 0,05 M. unterer Breite und 0,03 M. Vertiefung (für
Golderze hat der Trog wohl noch geringere Längen- und Breiten-
dimensionen, Fig. 121), rührt das Pulver mit Wasser an und leitet aus
einem Hahn ununterbrochen Wasser in dünnem Strahle zu. Da-
bei fasst man das schmale Ende des Troges mit der linken Hand,
neigt den Trog etwas nach dem breiteren Ende, giebt mit der
rechten Hand an letzteres einen Stoss und hebt dieses gleich-
zeitig etwas, wo dann die leichteren Theile wie auf einem Stoss-
herd weggeschwemmt werden. Man wiederholt diese Procedur
(Neigen des breiten Endes, Daranklopfen und Heben desselben)
so oft, bis die Probesubstanz hinreichend gereinigt ist (Sächsische
Zinnerze).


c) Auch geschieht das Sichern wohl in einer eisernen mul-in d. Schaufe
denförmig vertieften Schaufel von 0,4 M. Länge und gleicher
Breite, indem man in derselben zum Probirgut Wasser giebt und
der Schaufel eine zweifache Bewegung ertheilt, eine rotirende
zum Abschlämmen der leichtern Theile und eine von oben nach
unten und von vorn nach hinten gehende, um die schwereren
Theile von den zurückbleibenden leichteren noch auf dem Troge
an verschiedenen Stellen anzusammeln (Cornische Zinnerz-
Sicherprobe).


B. Einwägen des Probirgutes.

§. 9. Allgemeines. Von einem richtigen Wägen hängt dieRegeln beim
Wägen.

Richtigkeit des Resultates der Probe wesentlich ab. Als allge-
meine Regeln beim Wägen gelten unter der Voraussetzung der
Richtigkeit der Wage (§. 47) folgende: die Substanz darf nicht
warm oder heiss gewogen werden, weil sie sonst zu leicht wiegt,
indem eine die Wagschale hebende Luftströmung entsteht und
der hygroskopische Zustand der Substanz variirt; der Körper
darf aus einem kälteren Raum nicht in einen wärmeren gebracht
werden, weil er sonst wegen Aufnahme niedergeschlagenen hy-
2*
[20]Mechanische Operationen.
groskopischen Wassers schwerer erscheint; beim Einwägen legt
man die Gewichte auf die linke, beim Auswägen auf die rechte
Wagschale und verfährt beim Auflegen der Gewichte streng
systematisch, so dass das zu ermittelnde Gewicht in immer engere
Grenzen gebracht wird. Beim Aufbringen und Abnehmen von
Gewichten oder Probirgut muss die Wage meist arretirt sein.
Das Abwägen der Substanz geschieht in passenden Schälchen,
bei voluminöseren Stoffen auch wohl in Schiffchen von dünnem
Messingblech (Taf. VI. Fig. 113) oder Porzellan (Taf. VI. Fig. 114)


Die Menge der abzuwägenden Substanz richtet sich nach
deren Beschaffenheit und Reichhaltigkeit. Je mehr Substanz
man verwendet, um so genauer fallen die Resultate aus, doch
setzen die Grösse der Probirgefässe und die in den Probiröfen
zu erzielenden Temperaturen hierbei häufig eine Grenze.


Verfahren
eim Wägen.

Das Verfahren beim Einwägen selbst ändert sich, je nach-
dem die Probesubstanz in Pulverform oder in Streifen vorhan-
den ist.


ulverförmige
Körper.

1) Beim Einwägen pulverförmiger Substanzen wird das
gehörig zugerichtete Probemehl auf Glanzpapier aus der Proben-
büchse etc. zu einem Haufen aufgestürzt, dieser mit dem Proben-
löffel in spiralförmigen Windungen ausgebreitet, dann nach der
Mitte hin wieder in radialen Streifen zusammengezogen und aus
dem neu entstandenen Haufen von unten nach oben herauf der
Probenlöffel gefüllt. Bei auf die linke Wagschale gelegtem
Gewichte zieht man die Wage etwas auf, so dass sich die rechte
Wagschale ein wenig hebt und lässt nun aus dem Probelöffel
durch leises Klopfen an dessen Stiel vorsichtig so viel Probemehl
in das auf der Wagschale stehende Schälchen gelangen, bis die-
selbe eben beginnt sich zu neigen. Sodann arretirt man die
Wage, nimmt etwas Probemehl wieder aus der Schale, zieht
auf und lässt nun mit grösster Vorsicht aus dem Löffel wieder
soviel Mehl zulaufen, dass die Wage bei hinreichender Geübtheit
des Probirers im Gleichgewicht bleibt, wenn sie wieder arretirt
und aufgezogen ist. Wenn dieses noch nicht der Fall, so muss
dieses Manipuliren bis zu eintretendem Gleichgewicht fortgesetzt
werden. Dann wird der Inhalt des mit einem Stiel versehenen
oder mit einer Pineette gefassten Schälchens in die Mengkapsel,
das Probirgefäss etc. entleert.


Müssen grössere Mengen Substanz abgewogen werden, so
geschieht dies in einem auf einer grössern Wage mit Kornblei
tarirten Uhrglase, z. B. bei Salpeterproben.


[21]§. 10. Beschicken des Probirgutes.

Getrocknete hygroskopische Substanzen, z. B. Braun-
stein, thut man noch heiss in 12—14 Cm. lange und 8—10
Mm. weite unten zugeschmolzene Glasröhren, verkorkt diese,
lässt erkalten, wägt die Röhre nebst Inhalt, schüttet eine ent-
sprechende Menge Probirgut ins Probirgefäss, wägt das Röhrchen
wieder und erfährt aus der Differenz die angewandte Menge
Probirgut; auch kann das Probirgut im Exsiccator (S. 17) er-
kaltet sein.


2) Beim Einwägen von in dünnen Streifen vorhandenenMetall-
streifen.

Metallen und Legirungen zerschneidet man dieselben mit
der Schere über einer Kupferschale


a) in kleinere Stückchen, bringt dieselben in das Wagschälchen
und bewirkt das Einstehen der Wage durch Hinzuthun oder Weg-
nehmen kleiner Splitterchen. Dieses Verfahren erfordert viel
Geduld, wenn z. B. wie bei den Gay-Lussac’schen Silberproben
auf 1/10—1/20 Milligr. genau gewogen werden soll, die Silber-
splitterchen können im Hals der Probirflasche oder in dem Trichter,
durch welchen sie in dieselbe gebracht werden, anhaften und
man kann ihre Reinheit weniger gut beobachten. Folgendes
Verfahren ist bei Silber- und Goldlegirungen vorzuziehen:


b) Der auf der Oberfläche rein abgekratzte, mit den Fingern
nicht mehr zu berührende Streifen wird zu 2—3 Stückchen von
dem ungefähr zu erzielenden Gewichte geschnitten und diese
auf die Wage gebracht. Sind sie zu leicht, so ersetzt man eins
der Stücke durch ein schwereres, sind sie zu schwer, so kneipt
man mit einer Metallschere etwas ab, so dass man aber ein
noch etwas reichliches Gewicht erhält. Sodann streicht man ein
mit der Zange gefasstes Stück über eine Feile, klopft zum Ab-
schütteln der Metallfeilspäne an die Zange, wägt wieder und
wiederholt dies nöthigenfalls so oft, bis die Legirung noch um
ein Minimum zu schwer ist, welches durch Abreiben eines Stück-
chens auf einem mattgeschliffenen Kieselschiefer beseitigt wird.
Da durch das Feilen die Stücke warm werden, so wechselt man
mit dem Streichen derselben auf der Feile ab und nimmt das
Resultat der Wägung dann erst als richtig an, wenn die Wage
mindestens zwei Minuten lang im Gleichgewicht geblieben ist.


C. Beschicken des Probirgutes.

§. 10. Allgemeines. Das Beschicken, das Vermengen desVerfahren.
Probirgutes mit Zuschlägen, welche eine reducirende, oxydirende,
[22]Mechanische Operationen.
solvirende, präcipitirende oder concentrirende Wirkung ausüben
sollen, geschieht entweder direct im Probirgefäss (z. B. bei An-
siedeproben) oder man mengt die Substanzen mit einem Spatel
vorher in einer blanken kupfernen Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126)
innig zusammen und entleert das Gemenge durch deren Schnabel in
das Probirgefäss, oder man mengt die Substanzen in einer Reib-
schale von Gusseisen, Messing, Porzellan oder Serpentin, je nach
deren Härte, reibt sie dann noch mit dem Pistill innig zusam-
men, um die Reaction zu begünstigen, und thut sie behuf be-
quemeren Entleerens der Masse ins Probirgefäss zuvor in eine
Mengkapsel. Zum Reinigen der angewandten Mengegefässe von
anhaftender Beschickungssubstanz dient ein Borstenpinsel.


Zweck.

Das Beschicken hat den Hauptzweck, durch geeignete Zu-
schläge zum Probirgut die Ausscheidung des auch im Grossen
auszubringenden Metalles zu veranlassen oder die Schlackenbil-
dung zu begünstigen oder beides zugleich. Stöchiometrische Berech-
nungen (siehe die Aequivalentgewichte in Tabelle I des Anhanges)
Theorie der
Schlackenbil-
dung.
und die Lehren von der Schlackenbildung sind dabei von
Nutzen. Die hauptsächlichsten derselben sind nachstehende 1):


onstitutiond.
Schlacken.

1) Die Schlacken bestehen aus Doppelsilicaten, Verbindungen
mehrerer einfacher Silicate, welche eine bestimmte chemische Zusam-
mensetzung haben (z. B. CaSi, Ca3Si2, Al Si, Al Si2), sich aber in
gewissen Grenzen in unbestimmten Verhältnissen vereinigen, so
dass für die ganze Schlackenzusammensetzung nicht immer eine
chemische Formel aufgestellt werden kann.


Silieirungszu-
stände.

2) Die angedeuteten Grenzen pflegen zwischen Tri- und
Subsilicaten zu liegen und lassen sich die Silicate nach dem
Verhältniss des Sauerstoffs der Kieselsäure zu dem der Basen
wie folgt classificiren, je nachdem man die Zusammensetzung
der Kieselsäure zu Si oder Si 2) annimmt:


  • Trisilicat . . . . R Si = R Si3 oder R2Si3 = R2Si9
  • Bisilicat . . . . R3Si2 = R Si2 „ R Si = R Si3
  • Singulosilicat . R3Si = R Si „ R2Si = R2Si3
  • Subsilicat . . . R6Si = R2Si „ R4Si = R4Si3.

[23]§. 10. Beschicken des Probirgutes.

Die Basen R in den Schlacken sind hauptsächlich Ca, Mg,
Fe, Mn, zuweilen Ba, K, Na, sowie die Oxyde der auszubringen-
den Metalle, wie Pb, Cu, Cu; die Basen R sind meist nur durch
Al vertreten, selten durch Fe und Mn. Als Stellvertreter der Si er-
scheinen zuweilen in geringen Mengen P, S, As, Sb, Sn, Wo,
Ti, Mo. Ausserdem finden sich in den Schlacken zuweilen Quarz,
Fluormetalle (Ca Fl) und Schwefelmetalle (Ca S, Ba S, Fe S),
welche letztere entweder als mechanische Beimengungen (Leche)
deutlich sichtbar sind oder, selbst mit bewaffnetem Auge nicht
wahrzunehmen, in Folge mechanischer Molekularwirkung, nach
Analogie der Diffusionserscheinungen auf nassem Wege, in der
Schlacke sich auflösen, (ähnlich wie Kupferoxydul im Gaarkupfer),
ohne damit zu sogenannten Sulphosilicaten chemisch verbun-
den zu sein.1)


3) Hinsichtlich der Schmelzbarkeit der Silicate istSchmelzbar-
keitsverhält-
nisse.

Nachstehendes bekannt:


a) Die Kieselsäure und die einfachen Basen der alkali-
schen Erden
und der Erden sind in den gewöhnlichen me-
tallurgischen Feuern unschmelzbar und auch die einfachen
Silicate
derselben noch so strengflüssig, dass sie sich zur Schlacken-
bildung als solche nicht eignen, wohl aber zum Ofenbaumaterial
(Sandstein, Thon, Magnesitziegel) und für feuerfeste Probirge-
fässe (Kupfer- und Eisentuten etc.). Am strengflüssigsten sind
die Thonerdesilicate (bei 2400°C. sich bildend), dann folgen
der Reihe nach die Silicate der Talkerde (2200—2250°), der
Baryterde (2100—2200°), der Kalkerde (2100—2150°), des
Kupferoxyduls, des Eisen- und Manganoxyduls, (1789
—1832°), des Bleioxyduls (1107°) und der Alkalien. Die
Bi- und Trisilicate der alkalischen Erden und Erden sind leicht-
schmelziger, als die Singulo- und Subsilicate, am leichtschmel-
zigsten die Bi- und Trisilicate der Kalk- und Baryterde, we-
niger die der Magnesia und noch weniger die der Thonerde.
Durch einen Kieselsäurezusatz zum Thon wird derselbe bis zu
einem gewissen Temperaturgrade feuerbeständiger, in den höch-
sten Temperaturen (z. B. bei Gussstahlschmelzhitze) aber leicht-
flüssiger.


b) Zur Schlackenbildung geeignet sind nur die leichtschmel-
[24]Mechanische Operationen.
zigeren Doppelsilicate, von denen diejenigen mit Basen
von der Zusammensetzung R, R meist strengflüssiger sind, als solche
mit R und R. Am schwerschmelzigsten sind die Doppelsilicate
der Baryt- und Kalkerde (bei 2100° C. sich bildend), dann
folgen die der Baryt- und Thonerde (2050°), der Kalk-
und Talkerde (2000°), der Kalk- und Thonerde (1918—
1950°). Letztere beiden Erden bilden nun in vielen Fällen die
Grundlage der Schlacken und geben nach Bodemann in Ver-
bindung mit Kieselsäure die leichtschmelzigste Schlacke
als Bisilicate von der Zusammensetzung


  • 4 Ca3Si2 + 3 Al Si2,

entsprechend


  • 56 Proc. Kieselsäure
  • 30 „ Kalkerde
  • 14 „ Thonerde.

und etwa von der Schmelztemperatur eines halbirten Holzkohlen-
roheisens.


Müssen die Schlacken in einem vorliegenden Falle streng-
flüssiger
sein (z. B. beim Eisenhohofenbetrieb mit Koks, bei
Eisenproben), so braucht man nur die Zusammensetzung des
Bisilicates zu verändern und zwar geschieht dies immer durch
Vermehrung des Kalkzuschlages. Zwar würde auch durch Er-
höhung des Kieselsäure- oder des Thonerdegehaltes eine grössere
Strengflüssigkeit eintreten, allein in ersterem Falle würde leichter
Veranlassung zur Verschlackung des auszubringenden Metalles
und zur Reduction von Silicium gegeben, während schon eine
geringe Steigerung des Thonerdegehaltes die Strengflüssigkeit
bedeutend erhöht. Müsste sehr viel Kalk zugeschlagen werden,
so könnte die dadurch entstehende Vermehrung der Schlacken-
menge unvortheilhaft sein, in welchem Falle man zweckmässig
geringere Quantitäten eines magnesiahaltigen Kalkes (Dolomit)
anwendet.


Bedarfs leichtflüssigerer Schlacken, als das Bisilicat der
Kalk- und Thonerde ist (z. B. bei Blei- und Kupferhüttenpro-
zessen), so giebt man Zuschläge von schweren Metalloxyden
(Eisen- und Manganoxydul) oder von Alkalien (beim Pro-
biren). — Auch wird im Allgemeinen die Flüssigkeit befördert,
je mehr verschiedene Basen, namentlich schwere Metalloxyde,
in die Schlackenzusammensetzung eingehen und in dieser Be-
[25]§. 10. Beschicken des Probirgutes.
ziehung kann auch ein geringer Magnesiagehalt neben Kalk- und
Thonerde förderlich wirken.


Die Thonerde hat die Eigenschaft, einmal als Base die
Kieselsäure zu sättigen, dann als Stellvertreter für letztere sich
mit Basen zu sogenannten Aluminatschlacken zu vereinigen.
In den meisten Silicatschlacken findet sich die Thonerde bis zu
etwa 18 %; steigert man ihre Menge, so nimmt die Strengflüssig-
keit unverhältnissmässig zu. Wenn nun (z. B. beim Verschmelzen
thonerdereicher Kohleneisensteine in Westphalen und Schottland)
Schlacken mit bis 30 % Thonerde gefunden werden, so erlangen
dieselben den gehörigen Grad der Schmelzbarkeit theilweise durch
einen grössern Gehalt an Eisen- oder Manganoxydul.


In Betreff der bislang als richtig angesehenen Erfahrung,
dass zur Erzeugung einer Schlacke eine höhere Temperatur er-
forderlich ist, als zum Umschmelzen einer bereits fertig gebildeten,
hat Percy neuerdings die Bemerkung gemacht, dass man beim
Zusammenschmelzen der Ingredienzen ungleich mehr Zeit brauche,
als zum Schmelzen des bereits gebildeten Silicates, aber dar-
aus keinesweges folge, dass sie nicht bei gleicher Temperatur
schmelzen.


4) Die Trisilicatschlacken sind sehr strengflüssig, fliessenMerkmale fü[r]
d. Silieirungs-
grad der
Schlacken.

zähe (sind sehr saiger), lassen sich zu Fäden ziehen, erstarren
sehr langsam, ohne zu zerspringen, und lassen sich deshalb in
Formen kneten, haben bei meist erdigen Basen nach dem Er-
starren ein helles, glasiges Ansehen, muschligen Bruch und ge-
ringes specifisches Gewicht, sind durchsichtig oder durchschei-
nend und werden von Säuren nur wenig zersetzt.


Die Subsilicatschlacken meist mit Basen von schweren
Metalloxyden, namentlich Eisenoxydul (mit Erdbasen würden sie
zu strengflüssig sein), schmelzen bei niedrigerer Temperatur,
sind dünnflüssig (sehr frisch), erstarren rasch, zerspringen dabei,
haben bei dunkeler Farbe, metallischem oder halbmetallischem
Glanz ein bedeutendes specifisches Gewicht und werden von
Säuren leicht zersetzt. Sie greifen das kieselsäurereiche Ofen-
gemäuer leicht an, bilden wegen ihrer leichten Erstarrbarkeit
häufiger Ansätze und führen dadurch zu kürzeren Ofencam-
pagnen, als saurere (saigere) Schlacken.


Die Subsilicate können den verschiedensten Silicirungsgrad
haben, meistens kommen nur bis Sechstelsilicate (rohe Eisen-
frischschlacken) vor. Nehmen sie noch mehr Basen auf, so werden
[26]Chemische Operationen auf trocknem Wege.
sie streng- und zähflüssiger und fliessen zuletzt kaum noch (sehr
gaare Eisenfrischschlacken).


Es nähern sich nun in ihren Eigenschaften den Trisilicaten
die Bisilicate und den Subsilicaten die Singulosilicate.
Erstere zeigen einen zähen, letztere einen frischen Charakter,
d. h. letztere fliessen dünn. Dagegen können Singulosilicat-
schlacken mehr oder weniger strengflüssig sein, je nachdem sie
nur erdige Basen (Kokshohofenschlacken) oder auch schwere
Metalloxyde, namentlich Eisenoxydul enthalten (rohe Eisenfrisch-
schlacken, Blei- und Kupfersteinschlacken etc.). Auch die Bi-
silicatschlacken schmelzen bei Aufnahme von schweren Metall-
oxyden leichter (z. B. manche Rohschlacken vom Eisenfrischen).
Angaben über die Schmelztemperatur solcher Schlacken finden
sich im Anhange auf Tabelle II.


2. Kapitel.
Chemische Arbeiten des Probirers.


Classification
der Opera-
tionen.

§. 11. Allgemeines. Die chemischen Operationen werden
entweder aufnassem Wege (Auflösen, Abdampfen, Fällen
in Verbindung mit dem Filtriren oder Decantiren, Trock-
nen
und Glühen der Niederschläge, Darstellung titrirter
Flüssigkeiten
etc.) oder auf trocknem Wege ausgeführt
und bestehen letzteren Falles in einem Erhitzen der Körper bei
oder ohne Luftzutritt in verschiedenen Temperaturen, wobei ent-
weder noch keine Schmelzung (Glühen, Rösten) oder eine
solche stattfindet (Schmelzen) oder flüchtige Körper ausge-
trieben und dann wieder verdichtet werden sollen (Sublima-
tion
und Destillation).


A. Chemische Operationen auf trocknem Wege.

Operationen.

§. 12. Allgemeines. Es gehören hierher hauptsächlich das
Glühen, Rösten, Schmelzen, Sublimiren und Destil-
liren
. Beim Einsetzen der auf einem Probebrett etc. stehenden
Proben in den Ofen muss eine gewisse Reihenfolge beobachtet
werden. Bei Muffelöfen z. B. setzt man die letzte Probe von
rechts in die linke Ecke der Muffel und fährt fort, von der
Rechten zur Linken die Proben vom Probenbrett weg einzutragen.
[27]§. 13. Glühen.
Beim Herausnehmen kommt dann die letzte Probe rechts im
Ofen links in das erste Loch des Probenbleches zu stehen und,
indem man die Proben von der Rechten zur Linken aus dem
Ofen nimmt, gelangen sie wieder in ihre ursprüngliche Stellung
auf dem Probenbrette, so dass eine Verwechselung nicht mög-
lich ist.


§. 13. Glühen, Brennen oder Caleiniren. Beim Glühen sollenZweck.


1) nur durch die Wärme, und es bedarf dann des Zutrittes der
Luft nicht, Aggregatzustände verändert (Glühen von Silberle-
girungen vor dem Ausplatten, der Goldröllchen von der Quar-
tation, von Quarz behuf Ablöschens in kaltem Wasser, um ihn
mürbe zu machen etc.) oder flüchtige Substanzen ausgetrieben
werden (Wasser und Kohlensäure aus Eisensteinen und Galmei,
Wasser aus Borax, Sublimation von Schwefel und Arsen aus
Schwefel- und Arsenkies, Verkohlung roher Brennstoffe etc.).
Findet in letzterem Falle bei nicht ausgeschlossenem Luftzutritt
eine höhere Oxydation, ohne dass sie beabsichtigt wird, statt,
z. B. bei Spatheisenstein und manchen Manganverbindungen,
so muss bei der Gewichtsbestimmung hierauf Rücksicht genom-
men werden (§. 148).


2) Man will bei Luftzutritt eine oxydirende Wirkung aus-
üben (Aschenbestimmung in Brennmaterialien, Verbrennen von
Filtern, Umwandlung des Cementkupfers von der schwedischen
Kupferprobe in Kupferoxyd etc.).


3) Durch Beschicken mit Zuschlägen sollen anderweitige
chemische Reactionen herbeigeführt werden (Aufschliessen von
in Säuren unlöslichen Substanzen, wie Silicate, Chromeisenstein,
Darstellung von schwarzem Fluss, arsenicirendes Glühen von
Nickel- und Kobalterzen etc.). Das Aufschliessen der Si-
licate
geschieht am zweckmässigsten mit dem 4fachen Gewicht
eines Gemenges von 13 Thln. kohlensauren Kali und 10 Thln.
wasserfreien kohlensauren Natron.


Je nach dem Zwecke des Glühens geschieht dasselbe ent-
weder in offenen (Röstscherben, Bleischerben) oder bedeckten
Gefässen bei niedrigerer oder höherer Temperatur im Muffel-,
Wind- oder Gebläseofen, auch wohl über Lampen. Zum Auf-
schliessen von in Säuren unlöslichen Körpern, z. B. Schlacken,
bedient man sich entweder Thon-, Porzellan- oder Platintiegel.


§. 14. Rösten. Diese Operation, gewöhnlich eine VorarbeitZweck.
für nachfolgende Schmelzung, bezweckt das Erhitzen des Probir-
gutes bei Luftzutritt bis zu einer solchen Temperatur, bei welcher
[28]Chemische Operationen auf trocknem Wege.
ohne Eintritt von Schmelzung eine oxydirende Wirkung aus-
geübt wird, in Folge dessen flüchtige Substanzen (Antimon, Arsen,
Schwefel, Selen, Zink etc.) entweichen und Oxyde mit mehr oder
weniger feuerbeständigen Metalloxydsalzen zurückbleiben. Aus
letzteren lassen sich zum Theil durch ein reducirendes Rösten
die Säuren abscheiden, so dass die zurückbleibenden Oxyde durch
ein nachfolgendes passendes Schmelzen verschlackt oder reducirt
werden können.


Wesentliche Bedingung ist beim Rösten, dass keine Schmel-
zung oder stärkere Sinterung des Probirgutes eintritt, weil sich
letzteres sonst nicht vom Röstgefäss gut ablösen lässt und die
röstende Oberfläche verringert wird. Je nach der Schmelzbar-
keit der Probesubstanz ist demnach die Temperatur zu leiten;
anfangs muss sie stets schwächer sein und allmälig in dem
Masse stärker werden, als sich die Schwefel-, Antimon- und
Arsenverbindungen zersetzen und die daraus gebildeten streng-
flüssigeren Oxyde zunehmen. Zerknisternde Substanzen (z. B.
Bleiglanz) müssen sehr fein gerieben und zu Anfang der Röstung
im Scherben bedeckt gehalten werden.


Röstverfahren.

Das Probirgut wird auf einem Röstscherben (Taf. VI. Fig.
72—74) in der Weise zur Vermehrung der Oberfläche ausge-
breitet, dass man von der Mitte nach dem Rande hin mittelst
eines Spatels lose radiale Furchen zieht und in der Mitte sich
nur eine dünne Schicht befindet. Der Röstscherben ist zuvor
mittelst eines Borstenpinsels mit Röthel (sehr fein geriebener
Rotheisenstein mit Wasser angemengt) ausgestrichen und langsam
getrocknet, um ein Anhaften beim etwaigen Sintern zu vermeiden.
Ein Ausstreichen mit Kreide, wie es beim Rösten von Eisenerzen
erforderlich ist, gestattet kein so gutes Ablösen. Ein sehr leicht-
schmelziges Röstgut, z. B. Blei, Arsen oder Antimon enthaltendes, wird
anfänglich wohl nur bis zur Hirsekorngrösse zerkleint, auch wohl
in einem Häufchen auf den Scherben gethan. Man bringt dann
den Inhalt des Scherbens im vordern Theile der Muffel bei lang-
sam steigender Temperatur zum Glühen, dreht denselben zum
gleichmässigeren Zutritt der Luft von Zeit zu Zeit um 180° und
sucht die Temperatur entweder so zu leiten, dass gar keine Sin-
terung eintritt, oder man lässt das Röstgut eben so weit zusammen-
backen, dass man es im Ganzen umdrehen und die untere gewölbte
Fläche zu oberst bringen kann, wodurch die Röstung beschleu-
nigt wird (Rösten mit dem Hute). Es erfordert in diesem
Falle viel Uebung, gerade den richtigen Grad der Sinterung
[29]§. 14. Rösten.
hervorzubringen, bei welchem die Masse noch hinreichend locker
bleibt. Ein Umrühren des Röstgutes im Ofen mit einem Haken
führt zu Verlusten, desgleichen ein Zerknistern, in welchem letz-
teren Falle man, wie bemerkt, den Scherben bis zum Aufhören
desselben vom Anfange an mit einem zweiten Scherben bedeckt
hält (Müsen).


Man nimmt von Zeit zu Zeit die Scherben aus dem Ofen
und reibt die Masse im Scherben in der Weise auf, dass man
mit der Schneide des Röstspatels (Taf. VI. Fig. 125) etwa Ge-
sintertes losbricht und dieses mit dem Knopfe desselben feinreibt.
Hat eine stärkere Sinterung stattgefunden, so bricht man die
Masse vom Scherben völlig los und reibt sie in einer gusseisernen
Reibschale (Taf. VI. Fig. 117) auf.


Man wiederholt diese Operation des Erhitzens und Aufrei-
bens — je nach der leichtern oder schwierigern Röstbarkeit der
Substanz — so oft, bis sich aus dem Röstgut keine Dämpfe und
durch den Geruch wahrzunehmende Gase (schweflige Säure, Ar-
sensuboxyd) mehr entwickeln und dasselbe ein erdiges Ansehn
angenommen hat. Das Röstgut enthält alsdann ein Gemenge
von Oxyden und schwefel-, antimon- und arsensauren Salzen, je
nachdem im Erz Schwefel-, Antimon- oder Arsenmetalle vorhanden
waren. Um diese Salze zu zerlegen, mengt man in die Masse 1—2
Volumtheile Holzkohlenpulver oder 20—25 % Graphitpul-
ver
ein, bedeckt den Röstscherben mit einem leeren Scherben und
versetzt dessen Inhalt in der Muffel in Rothgluth, wobei jene
Salze unter Entwicklung von schwefliger, antimoniger und ar-
seniger Säure sich grossentheils zersetzen, aber theilweise auch
wieder zu Schwefel-, Antimon- und Arsenmetallen reducirt wer-
den. Nach einiger Zeit nimmt man den leeren Deckelscherben
ab und gestattet so lange Luftzutritt, bis der Kohlenstoff völlig
verbrannt, — was man an dem Aufhören des Glimmens wahr-
nehmen kann —, und man somit sicher ist, dass die beim Glühen
mit Kohle im bedeckten Scherben regenerirten Schwefel-, Anti-
mon- und Arsenmetalle unter Entlassung flüchtiger Säuren grossen-
theils wieder in Oxyde übergegangen sind. Da hierbei aber auch
wieder eine geringe Bildung von Metallsalzen stattgefunden hat,
so muss, wenn es auf höchst vollständige Röstung ankömmt,
das Röstgut aufgerieben, abermals mit einer geringern Kohlen-
staub- oder Graphitmenge geglüht und wie vorhin behandelt
werden. Wie oft dieses Aufreiben und Einmengen von Kohle
(gewöhnlich 2—3 mal) erforderlich ist, sowie überhaupt die Dauer
[30]Chemische Operationen auf trocknem Wege.
des Röstens richtet sich ganz nach der Beschaffenheit des Röst-
gutes. Am leichtesten verwandelt sich z. B. Schwefeleisen in
Oxyd, der Reihe nach schwieriger Schwefelkupfer, Schwefelzink,
Schwefelblei, Arsen- und Antimonmetalle.


Trotz des wiederholten reducirenden Röstens kann nach dem
Verbrennen der Kohle immer noch eine geringe Menge schwe-
felsaures Salz zurückbleiben, welches zuletzt dadurch beseitigt
wird, dass man das erkaltete Probirgut in einem eisernen (nicht
messingenen) Mörser mit 20—50 % kohlensaurem Ammoniak
zusammenreibt, das Gemenge in dem kalten Scherben auf einen
Haufen bringt und diesen bedeckt so lange glüht, bis sich kein
Ammoniakgeruch mehr zeigt. Hierbei bildet sich flüchtiges
schwefelsaures Ammoniak, indem die schwefelsauren Salze —
die des Blei- und Wismuthoxydes fast vollständig, alle andern
vollständig — zerlegt werden. Schwefelsaures Bleioxyd ver-
liert in starker Glühhitze nur einen Theil seiner Schwefelsäure,
leichter dagegen bei Gegenwart von Kieselsäure und Thon.


Nach dem Aufreiben ist das Röstgut jetzt zur weitern Ver-
wendung fähig.


Als Reductionsmittel zieht man den Graphit dem Kohlen-
staub vor, weil ersterer langsamer verbrennt und vollständiger
zur reducirenden Wirkung kommt.


Strengflüssigere Erze, z. B. Kupferkies, kann man zur
Abkürzung der Röstzeit von vornherein mit 2 Volum Kohlen-
staub oder 20—25 % Graphit versetzen, wo dann gleich anfangs
die Bildung von Metallsalzen unterdrückt wird. Leichtschmelzige
Substanzen würden hierbei zu stark sintern, z. B. Bournonit,
Fahlerze (die antimonhaltigen sind leichter schmelzbar, als die
arsenhaltigen).


Je mehr dampfförmige Producte (Antimon, Arsen, Blei, Zink)
sich entwickeln und je höher die Rösttemperatur, um so grösser
sind die Metallverluste, z. B. Silber- und Goldverluste. Nach
Plattner1) verloren z. B. kiesige, zinkblendefreie Erze mit
0,05—0,06 % Silber beim Rösten im Kleinen 1—10 %, Zinkblende
mit ähnlichem Silbergehalt 15—66 % Silber. Nach Malaguti
und Durocher kann bei Bleiglanz der Silberverlust auf ¼ bis
½ von der Anlage an Silber steigen.


Zweck.

§. 15. Schmelzen. Bei dieser Operation wird das Probirgut
für sich oder im Gemenge mit Zuschlägen tropfbar flüssig ge-
[31]§. 15. Schmelzen.
macht, wobei energischere chemische Reactionen eintreten und
neue Verbindungen erzeugt werden, welche sich nach ihrem
specifischen Gewicht über einander ablagern, gewöhnlich zu unterst
das Metall [König, Regulus1)], darüber die Schlacken, seltener
noch zwischen beiden Speise und Stein. Beim Zerschlagen des
erkalteten Probirgefässes behuf Entschlackung des Königs muss
man um so vorsichtiger sein, je spröder derselbe ist, sonst aber
mit dem Hammer immer dahin schlagen, wo der König liegt,
weil man ihn dann nicht so leicht verliert.


Je nach dem Zwecke des Schmelzens kommen verschiedene
Temperaturen, Schmelzöfen und Gefässe in Anwendung. Fol-
gende Arten des Schmelzens lassen sich unterscheiden:


1) Oxydirendes Schmelzen, meist zur Trennung vonOxydir.
Schmelzen.

Metalllegirungen, wobei entweder der Sauerstoff der Luft (Ab-
treiben von Werkblei, Gaarmachen von Schwarzkupfer auf dem
Scherben, Verschlacken von Eisen, Kobalt und Nickel bei der
Kobalt-Nickelprobe, Potaschenbleiprobe etc.) oder sauerstoffab-
gebende Zuschläge (Bleioxyd bei der Brennmaterialprobe und
Silberprobe, Salpeter beim Kupfergaarmachen nach der cornischen
Methode etc.) oder beide (Gaarmachen des Kupfers auf der Ca-
pelle, Ansiedeprobe etc.) als Oxydationsmittel dienen. Im er-
sten und letzten Falle geschieht das Schmelzen in offenen Gefäs-
sen (Capellen, Ansiede- und Gaarscherben) im Muffelofen,
übrigens in offenen oder bedeckten Gefässen (Tiegeln, Tuten)
in Muffel- und Wind-, auch wohl in Gebläseöfen. Die bei
diesen Schmelzungen entstandenen Oxyde werden seltener von
dem porösen Schmelzgefäss (Capelle), als von angewandten sol-
virenden Zuschlägen (Borax, Glas) etc. aufgenommen.


2) Reducirendes Schmelzen. Ein solches kommt sel-Reducir.
Schmelzen.

tener für sich, als in Gemeinschaft mit einem solvirenden Schmelzen
vor, wenn bei einer gewissen Temperatur ein Oxyd sich zu
Metall reduciren soll, während andere Oxyde — bei dieser Tem-
peratur nicht reducirbar oder nur auf eine niedrigere Oxyda-
tionsstufe übergehend, — durch Solvirungsmittel verschlackt
werden (geröstete Blei-, Zinn- oder Kupfererze). Einfacher werden
die Reactionen, wenn nur ein mit erdigen Substanzen gemengtes
Oxyd reducirt und letztere durch Zuschläge verschlackt werden
[32]Chemische Operationen auf trocknem Wege.
sollen (Eisenprobe). Das Reductionsmittel (Kohle, Mehl, Kolo-
phonium etc.) wird entweder dem Probirgut beigemengt oder
das Schmelzgefäss enthält dasselbe in Form einer Auskleidung
(Kohlentiegel). Leicht reducirbare Metalloxyde geben mit Kohle
Kohlensäure, weil die Temperatur zur Umwandlung derselben
durch Kohle in Kohlenoxydgas nicht hinreichend ist, wie bei
schwerreducirbaren Metalloxyden. Die reducirende Wirkung
findet hauptsächlich durch Kohlenoxydgas, dann aber auch direct
durch die feste Kohle statt; es spielen dabei die Massenwirkung
und die Temperatur eine Hauptrolle (Verhalten von Zink gegen
Kohlensäure und von Zinkoxyd gegen Kohlenoxydgas). Die
Oxyde von Blei, Wismuth, Antimon, Eisen, Kupfer, Nickel und
Kobalt reduciren sich bei einer mehr oder weniger starken Roth-
glühhitze, während die Oxyde des Zinnes, Zinkes und Mangans
dazu eine der Weissgluth sich nähernde Hitze oder eine solche
erfordern.


Da sich beim reducirenden Schmelzen meist Gase in
reichlicher Menge entwickeln und ein Aufblähen der Schmelz-
masse bewirken, so muss man hinreichend geräumige Gefässe
(Kupfer- und Bleituten) anwenden und dieselben bis nach voll-
endeter Entwicklung von verbrennendem Kohlenoxydgas (Ab-
flammen
) bei allmälig steigender Temperatur erhitzen. Das
Schmelzen findet in bedeckten, seltener in offenen Tiegeln statt
und empfiehlt es sich, zur Erhaltung einer reducirenden Atmo-
sphäre, auf die Schmelzmasse im Tiegel ein Stückchen Kohle
zu legen. Je nach der zu erzielenden Schmelztemperatur, ent-
weder abhängig von der Reducirbarkeit der Oxyde (Blei- und
Kupferproben) oder dem Schmelzpuncte des ausgeschiedenen
Metalles (Roheisen), wendet man Muffel-, Wind- oder Gebläse-
öfen an.


Solvir.
Schmelzen.

3) Solvirendes oder auflösendes Schmelzen. Ein
solches kommt häufiger in Verbindung mit einem oxydirenden
(S. 31) und reducirenden Schmelzen (S. 31) vor, als dass
dasselbe für sich allein ausgeführt wird. In diesem Falle sollen
sich entweder sämmtliche Beschickungsbestandtheile auflösen
(Smalteprobe) oder mechanisch eingemengte Verbindungen gleich-
zeitig ausgeschmolzen werden (Lechprobe).


Die Solvirungsmittel sind nach Umständen basischer (Alka-
lien, Kalk, Flussspath etc.) oder saurer Natur (Borax, Glas,
Quarz etc.). Je nachdem der freie Zutritt der Luft zur Probe
nachtheilig ist (Lechprobe) oder nicht (Smalteprobe), wendet
[33]§. 16. Sublimiren und Destilliren.
man bedeckte oder offene Gefässe, Wind- oder Muffelöfen an,
fügt auch in ersterem Falle wohl etwas Reductionsmittel zur Probe
und legt auf dieselbe ein Stückchen Kohle.


4) Präcipitirendes oder niederschlagendes Schmel-Präcipit.
Schmelzen.

zen. Hierbei sollen aus Schwefelmetallen (Blei-, Wismuth- und
Antimonprobe) oder aus Arsenmetallen (Probe für blei- oder
wismuthhaltige Nickel- und Kobalterze) die Metalle durch Al-
kalien oder Eisen — besser in Form von Draht, als von Eisen-
feile angewandt — ausgeschieden werden. Eine Beimengung von
Kohle behuf Reduction der Alkalien zu Alkalimetallen be-
günstigt die Entschwefelung, so wie auch ein Stückchen auf
die Probe gelegter Kohle den Luftzutritt zum Probirgut abhält.
Je nachdem man Kohle einmengt (Bleiprobe mit Potasche, Mehl
und Eisen, Nickel- und Kobaltprobe) oder nicht (Potaschenblei-
probe), müssen geräumigere oder kleinere Gefässe angewandt
werden. In den meisten Fällen ist mit diesem Schmelzen auch
ein solvirendes zur Verschlackung von Erden und Metalloxyden
verbunden.


5) Mischendes Schmelzen, zur Herstellung von Metall-Mischendes
Schmelzen.

legirungen durch Zusammenschmelzen von Metallen, z. B. von
silberhaltigem Gold mit Silber und Blei auf der Kapelle.


6) Umschmelzen, um dem Probirgut eine andere Ge-Umschmelzen.
stalt zu geben, z. B. bei der Granalienprobe (S. 14).


7) Saigerschmelzen, um bei Luftabschluss aus einerSaiger-
schmelzen.

strengflüssigen Masse einen leichtflüssigeren Bestandtheil auszu-
schmelzen (Schwefelantimonprobe).


§. 16. Sublimiren und Destilliren. Das Probirgut, in luft-Verfahren.
dicht verschlossenen Gefässen (Glas-, Porzellan-, Eisen- und Thon-
röhren, Eisen-, Glas- oder Thonretorten etc.) erhitzt, entlässt
dampfförmige Körper, welche in passenden Vorlagen entweder
in festem Zustand als Sublimate (Arsen, Schwefel, Schwefelarsen)
oder im flüssigen Zustand als Destillate (Quecksilber, Zink) auf-
gefangen werden.


B. Chemische Operationen auf nassem Wege.

§. 17. Allgemeines. Die dem Probirer vorkommenden, inOperationen.
analytisch chemischen Werken näher beschriebenen Operationen
auf nassem Wege1) sind hauptsächlich nachstehende:


Kert, Probirkunst. 3
[34]Chemische Operationen auf nassem Wege.
Auflösen.

1) Auflösen in Säuren. Das möglichst fein geriebene
Probirgut wird in einem des Spritzens wegen schief gestellten
oder mit einem Uhrglase bedeckten Kolben oder einem mit solchem
versehenen Becherglase oder in einer Porzellanschale auf dem
Sandbade etc. unter einem gut ziehenden Schlote erhitzt, wobei
man einen unnützen Säureüberschuss und zu hohe Temperatur,
bei welcher die Säuredämpfe unbenutzt weggehn, vermeidet.
Bilden sich bei der ersten Einwirkung der Säure Krusten am Boden,
so müssen sie durch öfteres Schütteln zu Anfang abgelöst werden.
Die Zersetzung ist geschehen, wenn entweder vollständige Lö-
sung eingetreten oder bei bleibendem Rückstande dieser andere
Eigenschaften (Farbe, Aggregatzustand etc.) wahrnehmen lässt,
als der ursprüngliche Körper. Der meist weisse Rückstand rührt
entweder von im Probirgut enthaltenen unlöslichen Bestandtheilen
her (Quarz, Schwerspath, Thon etc.), oder solche haben sich erst
während der Auflösung gebildet (schwefelsaures Bleioxyd, Chlor-
blei, antimonige Säure, Zinnoxyd etc.). Zuweilen lösen sich
solche Rückstände beim Hinzufügen von Wasser auf, wenn das be-
treffende Metallsalz wohl im Wasser, nicht aber in einem Ueber-
schusse der Säure löslich ist (z. B. salpetersaures Bleioxyd in
Salpetersäure). Ein in Wasser unlöslicher Rückstand muss ent-
weder abfiltrirt werden oder kann in der Flüssigkeit bei weiterer
Behandlung bleiben.


Sollte sich der Körper durch Säuren nicht zersetzen, so
muss derselbe zuvor aufgeschlossen werden (S. 27).


Muss beim Lösen die Einwirkung des atmosphärischen Sauer-
stoffs vermieden werden (Fuchs’sche Eisenprobe, Fikentscher’s
Braunsteinprobe etc.), so thut man bei überschüssiger Säure in
den Kolben etwas doppelt kohlensaures Natron und setzt rasch
einen mit einer etwa 20 Cm. langen, nicht zu engen offenen Glas-
röhre versehenen Kork auf oder giebt dem durchbohrten Kork
ein Kautschukventil, indem man eine Kautschukplatte mit 2
Nadeln über der Korköffnung befestigt (Taf. VI Fig. 103).


Schwefel-
metalle.

Schwefelmetalle hinterlassen beim Auflösen häufig Schwe-
fel, welcher, wenn er nicht durch und durch eine rein gelbe
Farbe hat, beim Zusammenballen Probirgut mechanisch einhüllt.
Man muss alsdann den Schwefel auf einem Porzellandeckel ver-
brennen und den Rückstand mit einigen Tropfen Säure behan-
deln. Durch ein 20—25 Min. langes Abrösten der Substanz
lässt sich häufig die Ausscheidung von Schwefel vermeiden und
[35]§. 17. Lösen, Abdampfen, Fällen.
der grösste Theil des Eisens als Oxyd in Säuren unlöslich machen,
so dass man Säure spart.


Fr. Mohr1) hat eine zweckmässige AufschliessungsmethodeMohr’s
Verfahren.

namentlich für Kupfererze mitgetheilt, bei welcher sonst auf das
Proberesultat schädlich einwirkende Substanzen grossentheils in
Säure unlöslich gemacht werden. Man zersetzt oxydische Erze
in einer bedeckten Porzellanschale mit etwas Schwefelsäure,
Wasser und Salpetersäure, dampft zur Trockne, erhitzt bis zum
Verschwinden der schwefelsauren Dämpfe und kocht die erkaltete
Masse mit destillirtem. Wasser, wobei schwefelsaures Kupferoxyd
mit geringen Eisenmengen in Lösung geht, basisch schwefel-
saures Eisenoxyd, Bleivitriol, Zinn- und Antimonoxyd aber im
Rückstande bleiben. Schwefelhaltige Erze erfordern ein 2—3
maliges Eindampfen mit neuen Portionen Salpetersäure und wenig
Schwefelsäure, wo dann während des stärkeren Erhitzens der
ausgeschiedene Schwefel verbrennt. Entwickeln sich beim Auf-
giessen der Salpetersäure noch rothe Dämpfe, so ist das Erz noch
nicht vollständig zersetzt.


2) Abdampfen der Lösung. Das Abdampfen der Flüs-Abdampfen.
sigkeit zur theilweisen oder völligen Verjagung des Säureüber-
schusses oder zum Trockenmachen der Substanz durch weiter
fortgesetztes Erhitzen geschieht entweder in dem Lösegefäss
(Schwedische Kupferprobe) oder in einer mit einem Uhrglase
oder mit Papierverschluss versehenen Porzellanschale — namentlich
wenn sich die trockne, in Wasser unlöslich gewordene Substanz
schwer vom Gefässe ablöst, z. B. bei behuf der Silberprobe mit
Salpetersäure behandelten Eisensauen — oder bei grösserer Menge
Flüssigkeit in einem Kolben mit der Vorsicht, dass namentlich
gegen das Ende kein Spritzen stattfindet. Man vermeidet dies
hauptsächlich durch Anwendung einer passenden Temperatur
(Wasserbad) und Umrühren der teigigen Masse mit einem Rühr-
stabe.


3) Fällung. Die abgedampfte trockne Masse wird ent-Fällung.
weder direct zur weiteren Probirung auf trocknem Wege ver-
wandt oder mit Wasser, nöthigenfalls bei Zusatz von einigen
Tropfen Säure behandelt, das Gelöste in ein Becherglas abfiltrirt
und mit Fällungs- oder sonstigen Reactionsmitteln versetzt oder
die mit Wasser behandelte Masse gleich ohne Filtration im ur-
sprünglichen Lösegefäss angewandt. Das Fällen geschieht ent-
3*
[36]Chemische Operationen auf nassem Wege.
weder bei gewöhnlicher Temperatur oder in Siedhitze, wo man
dann das Glas auf ein durch Gas oder eine Lampe erhitztes
Drahtnetz, auf einem Dreifuss ruhend, stellt (Titrirproben) oder
das Erhitzen im Sandbade, auf einer erhitzten Eisenplatte etc.
(Schwedische Kupferprobe) vornimmt. Die richtige Menge des
Fällungsmittels zu nehmen, erfordert nicht selten Uebung und
die genaue Kenntniss der Eigenschaften der Niederschläge.


Filtriren und
Decantiren.

4) Filtriren und Decantiren. Der in einem Gestell
befindliche Trichter mit 60° Wandneigung nimmt ein glatt an-
zulegendes und nicht bis zum Trichterrand reichendes Papierfilter
auf, welches zum Zusammenziehen der Poren mit Wasser be-
netzt wird. Man lässt den in der Lösung enthaltenen Rückstand
sich erst etwas setzen, giesst dann zunächst die klare Flüssigkeit an
einem Glasstab herab oder direct aus dem Kolben gegen die
Seiten des Filters, versetzt den Rückstand im Glase noch ein
oder mehrmal mit heissem Wasser, lässt setzen, giebt das Klare
aufs Filter und zuletzt erst den Rückstand, damit sich das Filter
möglichst wenig verstopft. An den Glaswänden hängenblei-
bende Theilchen werden mittelst Spritzflasche und eines Feder-
chens oder eines Kautschukröhrchens am Ende des Rührstabes
aufs Filter gebracht. Zuweilen braucht der Rückstand beim hin-
reichenden Auswaschen im Löseglase gar nicht aufs Filter ge-
than zu werden. Mittelst gewöhnlichen oder destillirten Wassers,
kalten oder heissen, in einem Wasserkessel oder einer Spritz-
flasche (Taf. VI. Fig. 105) wird der Inhalt des Filters unter
möglichstem Aufrühren seines Inhaltes gewöhnlich so lange aus-
gewaschen, bis ein oder mehrere Tropfen des Filtrats in einer
Porzellanschale verdunstet keinen Rückstand hinterlassen. Zu-
weilen genügt es, das Auswaschen nur so weit fortzusetzen, bis
die ablaufenden Tropfen nicht mehr auf Lakmuspapier reagiren
(Schwedische Kupferprobe) oder deren Färbung völlig verschwun-
ist (z. B. bei colorimetrischen Proben). Bevor man neues Wasser
auf das Filter giebt, muss das vorige völlig abgelaufen sein und
zur Verhütung des Spritzens die schräg abgeschnittene Spitze
der Trichterstange am Filtergefäss anliegen.


Setzt sich der Niederschlag in der Flüssigkeit gut ab, und zwar
schon in der Kälte oder nach vorherigem Erhitzen (Schwefelkupfer)
oder starkem Schütteln (Chlorsilber), so giesst man die geklärte
Flüssigkeit von demselben ab, wäscht unter wiederholtem Decan-
tiren aus und bringt den festen Körper entweder auf ein Filter
oder wenn er sich sehr gut absetzt und in einem Kolben be-
[37]§. 17. Massanalytische Arbeiten.
findet, gleich in das Trocknungsgefäss (Porzellantiegel, Thon-
tiegel etc.), indem man den Kolben mit Wasser füllt, das Trock-
nungsgefäss auf den Kolbenhals hält, den Kolben mit dem Ge-
fäss umkippt, sich den Inhalt des ersteren in letzteres völlig ent-
leeren lässt, dann den Kolben seitwärts bei geneigtem Gefäss
abzieht, das Wasser aus letzterem vorsichtig abgiesst und den
Rückstand trocknet (Schwedische Kupferprobe) oder glüht (Gold-
probe, Reinigung des Zinnsteins durch Digestion mit Säuren).


5) Trocknen und Glühen der Niederschläge. BeimTrocknen der
Niederschläge.

Decantiren auf die oben angegebene Weise zurückgebliebene
feste Substanzen werden auf ihrer Unterlage direct im Sandbade
oder auf einer andern Wärmequelle (S. 16) so lange bei nicht
zu hoher Temperatur getrocknet, bis zwei nach einander vor-
genommene Wägungen gleiche Resultate geben (Cementkupfer
bei der schwedischen Kupferprobe) oder sie werden nach kurzem
Trocknen gleich unter der Muffel geglüht (Goldproben).


Befinden sich die Substanzen auf einem gewogenen Filter,
(§. 148, Nr. 2) so muss das Trocknen bei 100° C. im Wasserbade oder
sonstwie (S. 16) geschehen (z. B. bei Berthier’s Methode zur
Bestimmung der schlackengebenden Bestandtheile in Eisensteinen).


Soll das Filter demnächst verbrannt werden, so nimmt man
dasselbe nebst Inhalt aus dem Trichter, trocknet es zusammen-
gefaltet auf und zwischen Fliesspapier möglichst aus, setzt das-
selbe in einem bedeckten Röstscherben im Muffelofen einer all-
mälig steigenden Temperatur aus, bis keine brennenden Ver-
kohlungsgase mehr entweichen, und lässt dann bei abgenommenem
Deckel das verkohlte Filter bei Luftzutritt verbrennen, worauf
man den Rückstand wiegt. Soll letzterer noch auf trocknem
Wege einer reducirenden Schmelzung unterworfen werden (z. B.
bei der Schwefelsäurebleiprobe), so braucht das Filter nicht zu ver-
brennen, sondern nur zu verkohlen, worauf man die Masse auf-
reibt und beschickt.


Lässt sich das Filter mit dem Niederschlage nicht bequem
vom Trichter nehmen, so stellt man denselben auf ein umge-
kehrtes Becherglas ohne Boden (Taf. IV. Fig. 59) oder auf ein
abgestumpft konisches durchlöchertes Weissblech- oder Thonge-
fäss oder in einem mit Eisendrahtquarres versehenen Gestell
aufs Sandbad etc. und erhitzt dasselbe nach dem Trockenwerden
wie oben im bedeckten Ansiedescherben.


6) Massanalytische Operationen. Von dem allge-Massanalyt.
Operationen.

meinen Verfahren bei Massanalysen war bereits (S. 2) die Rede.
[38]Chemische Operationen auf nassem Wege.
Reactionen.Die Vollendung der Reaction (Reactionsende) durch die Nor-
mallösungen giebt sich durch sichtbare Erscheinungen in der
Art zu erkennen, dass


a) der aus Säure oder Base bestehende zu untersuchende
Körper von der Normalflüssigkeit gerade gesättigt wird, was eine
Ent- oder veränderte Färbung der Lösung zu erkennen giebt
(Sättigungsanalysen, z. B. für Säuren, Potasche, Soda etc.,
Parkes’ Kupferprobe);


b) die zu bestimmende Substanz durch die Normalflüssig-
keit präcipitirt und das Reactionsende am Aufhören des Nieder-
schlages erkannt wird (Fällungsanalysen, z. B. Pelouze’s
Kupferprobe, Gay-Lussac’s Silberprobe etc.);


c) der zu ermittelnde Körper von der Normalflüssigkeit
oxydirt oder reducirt wird, wobei das Auftreten oder Verschwin-
den gewisser Farben das Reactionsende anzeigt (Oxydations-
und Reductionsanalysen, z. B. Schwarz’ Kupferprobe,
Margueritte’s Eisenprobe etc.).


Operationen.

Die massanalytischen Operationen sind hauptsächlich fol-
gende:


Titrestellung.

a) Bereitung der Normallösungen (Titrestellung).
Diese kann, aber stets bei einer gewissen Temperatur, gewöhn-
lich 15 oder 17,5° C. (14° R.) auf zweierlei Weise geschehen:


α) Um ohne alle Rechnung gleich den Procentgehalt einer
Substanz zu erfahren, wägt man bei Reagentien, welche voll-
ständig rein, wasserfrei und trocken sind oder einen ganz be-
stimmten Feuchtigkeitsgehalt besitzen (z. B. Kleesäure, kohlen-
saures Natron, chromsaures Kali etc.), für die Normallösung
1 Aequivalent oder 1/10 Aequivalent davon ab und löst dasselbe
in 100 Vol. destillirten Wassers auf. Wird nun zum Versuche
ebenfalls resp. 1 Aeq. oder 1/10 Aeq. der Probesubstanz abge-
wogen und in Lösung gebracht, so entspricht jedes beim Ti-
triren verbrauchte einzelne Volumen der Normallösung einem
Procente der abgewogenen Probe. Um z. B. den Gehalt einer
Schwefelsäure an wasserfreier Schwefelsäure mittelst kohlen-
sauren Natrons zu bestimmen, löst man von letzterem 1/10 Aeq.
= 5,3 Gramm und verdünnt auf 100 Vol., von ersterer 1/10 Aeq.
= 4 Gramm. Gewöhnlich stellt man sich eine grössere Menge
Normallösung mit Atomtitre dadurch her, dass man das abgewogene
Reagenz (1 Aeq., 1/10 Aeq. etc.) in einem Literkolben (Taf. VI.
Fig. 109) in destillirtem Wasser, wenn nöthig bei erhöhter Tem-
peratur, auflöst und die Lösung bis zu einem Liter (1000 C. C.)
[39]§. 17. Massanalytische Arbeiten.
an der Marke a verdünnt. Das untere Flüssigkeitsniveau muss
mit der Marke a der Flasche zusammenfallen. Die Normallösung
wird in einer trocknen, gut verschliessbaren Flasche aufbewahrt.


β) Sind die Reagentien nicht von der oben angegebenen
Beschaffenheit (Chamäleon, Zinnchlorür etc.), so lässt sich der
Normallösung kein Atomtitre geben. In solchem Falle bringt
man eine beliebige Menge Reagenz in einen Literkolben, löst
sie darin, verdünnt mit destillirtem Wasser bis zu 1 Liter und
bestimmt ihren Titre dadurch, dass man von dem mittelst der
Normallösung demnächst zu bestimmenden Körper von grösster
Reinheit (Eisen, Zink, Kupfer, Silber etc.) eine beliebige Menge,
z. B. 1 Gramm, abwiegt, auflöst und beobachtet, wie viel C. C.
Normallösung bis zur Hervorbringung des Reactionsendes ver-
braucht werden. Man kann dann leicht berechnen, wie viel von
dem zu bestimmenden reinen Körper 1 C. C. Normallösung ent-
spricht. Für die eigentliche Untersuchung wiegt man dann von
der Probesubstanz je nach ihrer Reichhaltigkeit 0,5—1 Gramm
und mehr ab.


Verändert sich die Normallösung leicht (z. B. Zinnchlorür),
so muss ihr Titre öfters bestimmt werden. Mit dem Grade der
Verdünnung der Normallösung werden zwar die Fehler beim
Ablesen kleiner, geht man aber zu weit damit, dann nimmt die
Genauigkeit auch wieder ab, weil man mit zu grossen Flüssig-
keitsmengen und zu grossen und weiten Gefässen operiren muss.


Zur Erzielung genauerer Resultate beendigt man den Ver-
such wohl mit einer Lösung, welche durch 10fache Verdünnung
der Normallösung entsteht (Zehntlösung).


b) Titriren. Man stellt die Bürette (Taf. VI. Fig. 111;Titriren.
Taf. VII. Fig. 135) im Stativ gegen ein Fenster oder eine helle
Wand in solcher Höhe auf, dass man vom Nullpunct bis zum
untersten Striche das Auge leicht in die richtige Lage versetzen
und das Gefäss mit der Probelösung (Kolben, Becherglas) be-
quem darunter stehen kann. Nachdem die Bürette mit der Nor-
mallösung bis über den Nullpunct gefüllt, dann so viel heraus-
gelassen worden, bis ihr Niveau auf dem Nullpunct einsteht, entlässt
man so viel Normallösung in die Probelösung, bis das Reactions-
ende eintritt, welches sich je nach Art der Analyse (S. 38) durch
Farbenänderung, Aufhören einer Fällung etc. zu erkennen giebt.
Eine Farbenänderung tritt entweder ein, wenn die Normallösung
(z. B. Chamäleon) oder die Probeflüssigkeit (ammoniakalische Ku-
pferlösung) gefärbt ist, oder man setzt eine besondere Substanz
[40]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
(Indicatorsubstanz) hinzu, welche durch frei werdendes
Reagens augenfällig verändert wird (Lakmustinctur, Stärke-
und Jodkaliumlösung). Da bei Fällungsanalysen das Aufhören
der Fällung zuweilen nicht deutlich erkannt werden kann, so
wendet man dann auch hier solche Indicatoren an (z. B. Eisen-
chlorid bei der Zinkprobe), insofern die Lösungen nicht selbst
gefärbt sind (Pelouze’s Kupferprobe).


Während man mit der linken Hand durch Lüften des Stopfens
oder Quetschhahnes der Bürette die Normalflüssigkeit ausfliessen
lässt, wird mit der rechten Hand die Flüssigkeit im Becherglase
mit einem Rührstab umgerührt oder bei Anwendung eines Kol-
bens in diesem geschwenkt.


Man macht stets zwei Versuche in der Weise, dass man
z. B. die Probelösung, welche eine abgewogene Menge Probir-
gut aufgelöst enthält, im graduirten Cylinder (Taf. VI. Fig. 110)
auf 100 oder 200 C. C. verdünnt, mit einer Pipette (Taf. VI.
Fig. 112) 10 oder 20 C. C. herausnimmt und diese titrirt; bei dem
zweiten Versuche nimmt man eben so viel C. C. Lösung heraus,
lässt dann aber gegen das aus dem ersten Versuche ungefähr
gekannte Ende der Reaction die Normallösung nur tropfenweise
zufliessen. Die Berechnung ist dann einfach. Ueber das Ver-
fahren beim Ablesen an Büretten siehe §. 45, 3 c.


Bei den Versuchen muss die Temperatur der Normallösung
nahezu dieselbe sein, bei welcher sie bereitet worden.


II. Abschnitt.
Apparate zur Wärmeerzeugung.


Apparate.

§. 18. Allgemeines. Zur Hervorbringung höherer Tempe-
raturen wendet man Oefen (Muffel-, Wind- und Gebläseöfen) an;
mindere Temperaturen (zum Auflösen, Abdampfen, Trocknen etc.)
werden durch verschiedene Vorrichtungen erzielt.


[41]§. 20. Muffelöfen.

1. Kapitel.
Vorrichtungen zur Erzeugung höherer Temperaturen.
(Probiröfen.)


§. 19. Allgemeines. Je nach dem Zwecke des Erhitzens undEintheilung
der Oefen.

der hervorzubringenden Temperatur wendet man Muffel-, Zug-
oder Gebläseöfen, auch wohl besondere Destilliröfen an.
Ist der Zutritt von Luft zum Probirgut erforderlich (Rösten,
oxydirendes Schmelzen), so bedient man sich eines Muffelofens,
seltener eines eigentlichen Flammofens mit seitlicher Feue-
rung und Herd (z. B. in Walker’s Bleihütte zu Deebank in
Flintshire zum Abtreiben einer grösseren Anzahl Proben von
Pattinson’schem Blei); in allen übrigen Fällen, wo ein solcher
Luftzutritt schadet oder indifferent ist, kommen sämmtliche Ofen-
arten zur Anwendung und hängt die Auswahl der einen oder
anderen meist von der Höhe der darin zu erzielenden Tempe-
ratur ab.


A. Muffelöfen.

§. 20. Allgemeines. Dieselben sind dadurch charakterisirt,Wesen eines
Muffelofens.

dass ein aus feuerfestem Thon oder Eisen hergestellter halbcy-
lindrischer hohler Körper (Muffel), hinten geschlossen, vorn offen
und unterwärts mit einem flachen Boden (Muffelblatt) ver-
sehen, von aussen in einem prismatischen oder cylindrischen
Raum erhitzt und die aufgenommene Wärme dem in einem
Gefäss darin befindlichen Probirgut hauptsächlich durch Strah-
lung mitgetheilt wird. Man wendet solche Oefen, in denen sich
keine viel höheren Temperaturen als die des schmelzenden Gol-
des und Kupfers (etwa 1200° C.) erzeugen lassen, stets an, wenn
behuf Hervorbringung von Oxydationsprozessen ein Luftzu-
tritt zum Röstgut erforderlich ist; sie können aber auch nur zur
blossen Wärmeerzeugung dienen, so dass ein Muffelofen der
mannichfachsten Anwendung fähig ist, wenn nur nicht zu hohe
Temperaturen erforderlich sind.


Die Abweichungen in der Construction haben ihren GrundConstructions
verschieden-
heiten.

hauptsächlich in der Beschaffenheit des zu Gebote stehenden
Brennmaterials (meist Holzkohlen, Steinkohlen, Braunkohlen oder
Koks) und Baumaterials (Eisen, Thonplatten, feuerfeste Steine); ihre
Grösse richtet sich nach der Menge der darin anzustellenden
Proben.


[42]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Holzkohlen-
muffelöfen.

§. 21. Holzkohlenmuffelöfen. Wegen geringen Aschenge-
halts und leichter Verbrennlichkeit der Holzkohlen lassen solche
Oefen eine einfache Construction zu und gestatten ein bequemes,
bei hohen Holzkohlenpreisen aber theures Arbeiten. Man wendet
am besten harte Kohlen, namentlich Buchenholzkohlen, in faust-
bis wallnussgrossen Stücken je nach der Grösse des Ofens an.


Nach den Verschiedenheiten in der Construction sind fol-
gende Ofenarten in Anwendung:


Transport. und
feststeh. Oefen.

1) Transportable und feststehende Muffelöfen.
Letztere, aus feuerfesten Steinen aufgemauert, sind die bil-
ligsten Oefen und empfehlen sich besonders für Laboratorien,
in denen fortlaufend probirt wird. Bei ihrem stärkeren Mauer-
werk halten sie die Hitze besser zusammen, aber einmal in
Gluth, lassen sie keine rasche Regulirung derselben zu. Die
weniger Raum einnehmenden und der Localität entsprechend
zu placirenden transportabeln Oefen bestehen entweder aus Eisen-
blech
, innen auf angenieteten Federn mit einem Thonbeschlage
versehen, auch wohl mit feuerfesten Steinen ausgekleidet, oder
aus mit eisernen Bändern umgebenen Thonplatten. Letztere
Oefen sind zwar weniger dauerhaft, als erstere, kosten aber
weniger und gestatten wegen minderer Ausstrahlung von Wärme
ein bequemeres Arbeiten.


Die Oefen müssen unter einer Esse stehen, weniger zur
Hervorbringung von Zug als zur Ableitung der Verbrennungs-
producte.


Transport.
Oefen.

a) Beispiele für transportable Oefen.


α) Münz- oder Feinprobenofen aus Eisenblech im
Clausthaler Laboratorium (Taf. I. Fig. 1—3). a Umhüllung von
zusammengenietetem starken Eisenblech, innen mit angenieteten
Federn zur Aufnahme des etwa 15—20 Mm. starken Thonbe-
schlages b versehen, welcher vor dem Anfeuern des Ofens erst
gehörig austrocknen muss. c thönerne Muffel von 15,5 Cm.
Länge, 5,5 Cm. Höhe, 10,6 Cm. Breite und 8 Mm. Wandstärke,
das 17,5 Cm. lange, 12 Cm. breite und 13 Mm. dicke Muffel-
blatt auf den Traillen d ruhend und mit Zugöffnungen e von 32
Mm. Länge und 10 Mm. Höhe versehen. f bewegliches Eisen-
blech. g Muffelöffnung. h und i Zugcanäle. k Schieber. l Esse
oder Dom mit Kohlentrichter. Die Asche wird durch die Oeffnung
h ausgeräumt. Die Federn zum Anhaften des Thonbeschlages
(Gemenge von Lehm, Schebe und Kuhhaaren) sind angenietete,
krumm gebogene Eisenblechstreifchen oder man schlägt auch
[43]§. 21. Holzkohlenmuffelöfen.
wohl Nägel ein, deren Spitzen umgebogen und woran Gitter von
Draht angebracht werden.


In der Hannoverschen Münze hat ein solcher Ofen
32 Cm. äussere Breite und 30 Cm. Höhe; aus letzterer zieht
sich der Ofen nach oben auf 15 Cm. Höhe auf 22 Cm. zusam-
men. Die Höhe des 30 Cm. hohen Unterkörpers vertheilt sich
wie folgt: 2 Cm. hoher Eisenreif, 8 Cm. Zwischenraum mit der
unteren Zugöffnung, 5 Cm. breiter Eisenreif, 8 Cm. Zwischen-
raum für die Muffelmündung, 3 Cm. breiter Eisenreif, 5 Cm.
bis zur beginnenden Abschrägung, welche die oberste Zugöffnung
enthält. Die Muffel, fest am Bodenblatt, hat 9 Cm. lichte Weite
und 7⅛ Cm. lichte Höhe bei 14 Cm. Länge. Zuglöcher an
beiden Seiten und hinten sind 3 Cm. breit und ¾ Cm. hoch.
Dicke der Muffelwände ¾ Cm.


Man schliesst auch wohl die Münzöfen an der Vorderseite
durch zwei Thüren, deren oberste zum Chargiren dient (Taf. V.
Fig. 67, K).


β). Grosser Oberharzer Muffelofen von Eisenblech
(Taf. I. Fig. 4—6). Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung,
wie in Fig. 1—3. Die Muffel c ist 36 Cm. lang, 31 Cm. breit
und 18,5 Cm. hoch bei 14 Mm. Wandstärke. Höhe der Zug-
löcher e 22, Länge 90 Mm., Weite der beiden Zuglöcher n 13
Mm. Das Muffelblatt hat bei 17 Mm. Dicke 39 Cm. Länge und
35, 5 Cm. Breite.


γ) Grosser Oberharzer Probirofen aus Thonplatten
für Blei-, Kupfer-, Silberproben etc. (Taf. I. Fig. 7). a 4 Platten
aus feuerfestem Thon, in einen Falz der Bodenplatte b einge-
lassen, welche auf einer Eisenplatte ruht. c Muffel, von denselben
Dimensionen, wie in Fig. 4—6. d quadratische Traillen von
Schmiedeeisen. f Eisenblech. g Muffelöffnung. h und i Zugca-
näle. k Schieber. l Kohlentrichter auf dem aus einem Stücke
bestehenden abgestumpft pyramidalen Ofentheil o. m Eisenbän-
der, welche vorsichtig zusammengeschroben werden. Ein neuer
Ofen muss langsam angefeuert werden, nachdem alle Fugen mit
Thon verschmiert worden.


b) Beispiele für festgemauerte Muffelöfen. ManFestgemauerte
Oefen.

wendet solche Oefen mit grösseren Dimensionen für Blei-, Silber-
und Kupferproben an und giebt ihnen im Allgemeinen die Ein-
richtung der beweglichen (Taf. I. Fig. 4—7) bei einer Mauer-
stärke von etwa 10—15 Cm. und passender Verankerung.


[44]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.

Die älteren Freiberger Probiröfen1) waren unbeweg-
liche Holzkohlenöfen und von den in der hierunter stehenden
Quelle angegebenen Dimensionen.


Holzkohlen-
öfen mit oder
ohne Rost.

2) Holzkohlenöfen mit oder ohne Rost unter der
Muffel
. Wenngleich durch den Rost ein lebhafterer Zug und
eine gleichmässigere Vertheilung der Hitze erreicht wird, so ver-
sieht man grössere Probiröfen seltener damit, weil darin die
Hitze leicht zu hoch steigt, es sei denn, dass besonders hohe
Temperaturen hervorzubringen sind (z. B. für Smalteproben in Blau-
farbenwerken). Dagegen erhalten kleinere Oefen, z. B. Münz-
öfen, wohl einen Rost und einen Dom, um schneller die erfor-
derliche Hitze zu erzeugen. Es befindet sich dann in dem Dom
eine mit einer Thür verschliessbare Oeffnung zum Aufgeben der
Kohlen, einige Zoll unter der Muffel der Rost und unter diesem
ein Aschenfall.


Beispiele für solche Oefen ohne Rost sind bereits im Vor-
hergehenden gegeben, ein kleiner Ofen mit Rost, wie er
in Münzwerkstätten häufig für Silber- und Goldproben ange-
troffen wird, hat folgende Einrichtung (Taf. I. Fig. 8, 9). a eiserne
Ummantelung mit einem Thonfutter b. c Muffel. d Tragstäbe
für das Muffelblatt g. e Roststäbe. f Eisenblech. h Muffelöffnung.
i und k Zuglöcher. l Oeffnung, zum Rost führend. m Schieber.
Man kann die Ofenmündung mit einem sich nach oben auf
0,095 M. Weite verjüngenden 0,7 M. hohen eisernen Dom ver-
sehen, welcher unten an der Vorderseite die durch eine Thür
zu verschliessende Aufgebeöffnung enthält. Es zieht der Ofen
jedoch auch ohne Dom ganz gut.


Holzkohlen-
öfen mit
hönerner und
eis. Muffel.

3) Holzkohlenöfen mit thönerner oder gusseiser-
ner Muffel
. Grössere Probiröfen haben stets Muffeln aus feuer-
festem Thone, welche zur Verhütung des Springens am besten
auf dem Muffelblatt isolirt stehen, so dass man auch beim Schad-
haftwerden den einen Theil ohne den andern auswechseln kann
(Taf. I. Fig. 1—9). Zur Hervorbringung von Zug in der Muffel
versieht man dieselbe an ihren unteren Seitenwänden mit ob-
longen Zuglöchern e und an der Hinterwand mit kleinen runden
Löchern n in verschiedener Höhe. Bei Oefen mit rapidem
Zuge (Steinkohlenöfen) bleiben wohl die Zuglöcher in der Muffel
weg, wenn ein zu scharfer Zug für die Proben nachtheilig ist.


Bei kleineren Oefen (Münzöfen) kommen auch eiserne
[45]§. 22. Koksmuffelöfen.
Muffeln zur Verwendung, welche mit dem Boden in einem Stück
gegossen sind (Taf. I. Fig. 10 und 11). Wegen besserer und
gleichmässigerer Leitung der Wärme gestatten sie z. B. das Ab-
treiben von Blei in Capellen ganz vorn an der Muffelmündung,
wobei man die Probe besser beobachten und die Luft gleich-
mässiger einwirken lassen kann, und es bedarf keiner so sorg-
fältigen Vertheilung des Feuers um die Muffel herum, wie bei
thönernen. Da sich keine Zugöffnungen in den eisernen Muffeln
befinden, so geht das Abtreiben zwar langsamer, aber die Me-
tallverflüchtigung wird schwächer. Man giesst sie zur längeren
Erhaltung einer gleichmässigen Temperatur in den Wänden stark
und giebt ihnen wohl zu demselben Zwecke am hinteren Theil
noch eine besondere Verstärkung (Taf. I. Fig. 11). Theurer,
als thönerne Muffeln, haben sie eine längere Dauer, werden aber
auch allmälig durch Einwirkung von Luft und Hitze zerstört.


Die Muffeln ruhen im Ofen entweder auf Traillen oder sind
nur am Vordertheile an der Ofenwand befestigt (Taf. I. Fig. 11).


§. 22. Koksmuffelöfen. Diese Oefen erhalten wegen derKoksmuffel-
öfen.

schwereren Verbrennlichkeit der Koks meist einen Rost und
nach Umständen auch einen Schornstein, je nachdem man
verschieden hohe Temperaturen hervorbringen will; es kann
aber der Rost auch fehlen. Die Asche ist schwieriger auszu-
räumen, als bei Holzkohlen, greift die Ofenwände und die Muffel
stärker an und die Temperatur ist in dem einmal in Gluth be-
findlichen Ofen auch schwieriger zu reguliren. Die Koks
werden am besten in Ei- bis Wallnussgrösse angewandt.


Als Beispiele für solche Oefen sind folgende anzuführen:Beispiele.


a) Holzappler Probirofen mit Rost (Taf. V. Fig. 69;
Taf. VI. Fig. 70, F).


b) Oberschlesischer Koksofen ohne Rost (Taf. I.
Fig. 15—18). a gusseiserner Kasten, mit feuerfesten Steinen b
ausgekleidet. c Muffel, auf Tragsteinen d und Stützen e ruhend.
f Muffelmündung. g und h Zuglöcher. Durch h wird die Asche
ausgezogen.


c) Zu Par in Cornwall befindet sich oberhalb der über
einem Rost liegenden Muffel im Gewölbe eine mit Deckel ver-
schliessbare Oeffnung zum Einbringen der Koks und seitlich im
Gewölbe geht ein 20 Fuss hoher Schornstein ab.


d) Kleinere Probiröfen (Münzöfen). In der Pariser
[46]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Münze wandten Peligot und Levol1) Koksöfen mit zwei
einander gegenüber liegenden Muffeln, einer grössern und einer
kleineren an, wobei aber die Wärmeausstrahlung der grossen
glühenden Muffel den Probirer belästigte, auch die Arbeiten des
einen oft durch die des andern behindert wurden. Man hat
zur Vermeidung dieser Uebelstände zwei gleichgrosse Muffeln
neben einander gelegt und spart dabei gleichzeitig die Hälfte
Koks gegen früher, indem man bei vierstündiger Feuerung des
Ofens durchschnittlich nur ½ Hektoliter Koks verbraucht.


Der neue Ofen2) hat nachstehende Einrichtung (Taf. I. Fig.
12—14). a Muffeln, vorn auf dem Gemäuer ruhend und hinten
durch Träger b gestützt. c Thonplatte mit Eisenreif umgeben,
auf welcher sich die Schieber d für die Muffelmündungen e be-
wegen. f Rost, aus zwei Theilen bestehend, damit man ihn von
oben her, ohne den Dom abzuheben, einbringen kann. g Oeff-
nungen zum Ausräumen der Asche, Einbringen von Koks etc.
h Oeffnung zum Aschenfall. i Oeffnung, mit einer um die Angel
k drehbaren eisernen Thür verschliessbar, welche mittelst der
bei l befestigten Schwengel m und n von beiden Seiten geöffnet
werden kann. Der Schwengel n hat eine Führung, damit er
sich nicht senken kann oder damit er bei theilweise geöffneter Thür
stehen bleibt, und ist mit einem Schirm o zum Schutz der an-
fassenden Hand gegen die Hitze versehen. Durch Oeffnen oder
Schliessen der Oeffnung i regulirt man die Hitze im Ofen und
giebt durch dieselbe auch Koks auf. p Plätte zum Aufstellen
der Capellen.


e) Gaudry3) hat einen Koksmuffelofen zum Einäschern von
Brennstoffen construirt, in welchem 4 kleine Muffeln über einer
Feuerung liegen.


Vergleichung
mit andern
Oefen.

§. 23. Steinkohlenmuffelöfen. Solche Oefen sind nach
Plattner’s Construction4) zuerst auf den Freiberger Hüt-
ten an die Stelle der festgemauerten Holzkohlenöfen (S. 44)
getreten. Sie erfordern zur Verbrennung der Steinkohlen einen
rapideren Zug, sind hinsichtlich der mehr Uebung erfordernden
Befeuerung unbequemer, als die Holzkohlen- und Koksöfen,
lassen aber eine leichtere Regulirung der Temperatur (durch
Modificationen beim Schüren und passende Stellung des Essen-
[47]§. 23. Steinkohlenmuffelöfen.
registers) zu und geben überall höhere Temperaturen, weil die
Erhitzung der Muffel durch die Steinkohlenflamme grössten Theils
vom Muffelblatte ausgeht, während bei Holzkohlen- und Koks-
öfen hauptsächlich die mit glühendem Brennstoff umgebene Muffel
die höchste Temperatur erhält und dann nur die davon aus-
gehende strahlende Wärme wirkt. Proben, welche höhere Tem-
peratur erfordern, z. B. Nickel- und Kupferproben, lassen sich
aus diesem Grunde in Steinkohlenöfen am sichersten ausführen.
Auch gestatten sie eine bessere Ausnutzung des Brennmaterials,
welches in anderen Muffelöfen beim Ausblasen theilweise unnütz
verloren geht, und die Muffeln halten länger.


Das Schürloch liegt entweder an der Vorderseite (Frei-Verschiedene
Constructio-
nen.

berger Construction) oder an der Hinterseite [Przibram].1)
Bei letzterer Einrichtung kann zwar der Probirer, wenn er das
Schüren selbst besorgt, nicht so momentan die Temperatur selbst
stimmen, wohl aber durch ein in den Heizraum gehendes Sprach-
rohr die nöthigen Anweisungen geben; es lässt sich, wenn man
die Hinterseite der Oefen durch eine Scheidewand von der Vor-
derseite abschliesst, der Raum vor dem Ofen reinlicher halten
und die Zugluft fast ganz aus demselben entfernen; auch leidet
der Probirer weniger von der Hitze.


1) Steinkohlenofen mit dem Schürloch an der Vor-
derseite
Taf. II. (Fig. 19—24. Taf. III. Fig. 27, 28). a Muffel mit
24 Mm. Fall nach vorn, hinten auf 3 feuerfesten Thonfüssen b,
mitten auf dem feuerfesten Tragstein c und vorn in einem Falz
des Ziegels ruhend, welcher die unterste Lage der Stirnmauer
bildet. d' mit dünnem Thonbrei verstrichene, gut auf einander
passende Ziegel, welche behuf Einsetzung einer neuen Muffel,
eines Tragsteines oder der nur trocken eingelegten Füsse b
herausgenommen werden können.


Zum Losmachen des durch einen eingeschobenen Stein und
eisernen Keil befestigten Tragsteines c führt in dessen Verlän-
gerung ein Canal nach aussen, welcher für gewöhnlich mit einem
Stein zugesetzt ist. Damit das Muffelblatt a' nicht anklebt, werden
Tragstein und Thonfüsse mit Capellenmehl bestreut. d Rost mit
etwa 24 Mm. Fall, aus etwa 6—7 gusseisernen Traillen bestehend,
welche 10—12 Mm. weit oder mehr auseinander liegen je nach
der Qualität der Steinkohlen, und an der einen Seite etwas Spiel-
[48]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
raum für die Ausdehnung haben. e Schürloch, welches zur Decke
2 feuerfeste Thonplatten f hat und durch eine innen mit feuer-
fester Masse an Federn dick ausgekleidete Thür g zu schliessen
ist. h Aschenfall mit Thür i, in welcher das verschliessbare Zug-
loch k. l Luftzuführungscanal, welcher unterwärts wenn möglich
mit einem ins Freie (am besten nach der Richtung des herrschen-
den Windes), in eine Rösche, einen Graben etc. mündenden
Canal m in Verbindung steht und durch den Schieber n ge-
schlossen werden kann. Je nach der Stärke des durch einen
solchen Luftcanal l bewirkten Zuges variirt die Höhe der mit
einem Thonsteinschieber o versehenen Esse p, welche durch ein
etwa 15 Cm. weites Eisenrohr mit der Hauptesse verbunden
wird.


Bei einem gut wirksamen Luftcanal, bei dessen Vorhanden-
sein die Aschenfallthür i bis auf das Zugloch k verschlossen
bleiben muss, genügt eine niedrigere Esse; fehlt ein besonderer
Luftcanal l, so muss man bei theilweise geöffneter Stubenthür
Luft durch eine grössere Oeffnung in der Aschenfallthür i unter
den Rost führen oder diese ganz öffnen und die Esse erhöhen.
Es empfiehlt sich aber immer auch in ersterem Falle, die Pro-
biröfen mit einer bis 12 M. hohen Esse in Verbindung zu bringen.
Entweder hat jeder Ofen eine Esse für sich oder mehrere Oefen
sind mit einem gemeinschaftlichen Schlot versehen. Hat der
Ofen keinen hinreichenden Zug, so strömt bei geöffneter Muffel-
mündung zu viel kalte Luft ein und kühlt die Muffel und die
Proben in unerwünschter Weise ab. Zum Schliessen der Muffel-
mündung g dient ein Vorsetzblech oder ein aus hartgebrannter
Masse bestehender Vorsetzstein (Taf. II. Fig. 25), welcher behuf
des Anfassens entweder in der Mitte nur eine Vertiefung hat, in
welche man einen Holz- oder Eisenstab steckt, oder daselbst einen
eisernen Henkel enthält, in welchen man mit einem Hebehaken
(Taf. II. Fig. 26) fasst.


Die die Muffeln und den Feuerungsraum umgebenden Ofen-
theile, sowie der untere Theil der Esse sind aus feuerfestem
Material aufgeführt. Die Muffel muss vom Gewölbe und an der
Hinterseite vom Gemäuer 50 Mm. abstehen. Eine Muffel von
den angegebenen Dimensionen fasst 24 Ansiedescherben (Taf.
VI. Fig. 76) oder 24 Bleituten (Taf. VI. Fig. 81) oder 42—
48 kleine Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93 b u. c) oder 25 grosse
(Taf. VI. Fig. 93 a).


[49]§. 23. Steinkohlenmuffelöfen.

2) Probirofen mit dem Schürloch an der Hinter-Ofen mit einer
Muffel.

seite (Taf. III. Fig. 29—32). Die Muffel, vorn in einem Falz
der Stirnwand a, mitten auf einem Tragstein b und hinten auf
3 Thonfüssen d ruhend. c zwischen Tragstein und Vorwand a
eingeschobene Ziegelstücke. e feuerfeste Platte zur Auflage der
Thonfüsse d, an ihren Enden durch die Absätze f unterstützt.
Der Tragstein b, aus zwei gut gegen einander zwischen die
Seitenwände des Feuerraums eingespreizten gleichen Theilen be-
stehend, wird nebst Unterlagsziegeln mit einem dicken Brei von
feuerfestem Thon und Knochenasche überzogen, damit das darauf
liegende Muffelblatt nicht anklebt. Die 53 Mm. vom Gewölbe
und der Rückwand abstehende Muffel hat 20 Mm. Fall nach
der mit einem Vorsetzstein zu schliessenden Muffelöffnung h,
welche in der mit gut passenden, mit dünnem Lehmbrei ver-
strichenen Ziegeln i verschlossenen Vorwand g ausgespart ist.
Der Vorsetzstein (Taf. III. Fig. 33) hat eine durch einen Thon-
cylinder x' geschlossene Oeffnung und steht auf einem Ziegel-
stück y. Mittelst eines in einer Handhabe befestigten Eisenstiftes
(Taf. III. Fig. 34) kann man den Thoncylinder oder den ganzen
Vorsetzstein herausheben.


R Rost, parallel dem Muffelboden, aus 6 gusseisernen Traillen
von 45 Mm. Breite und 37 Mm. Dicke bestehend, mit 10 Cm.
langen Köpfen so auf dem Mauerwerk des Aschenfalls aufliegend,
dass sie den zur Ausdehnung erforderlichen Spielraum x haben.
Die Zwischenräume des Rostes betragen ¼ seiner ganzen Fläche.
Bei nicht backenden Steinkohlen genügen Roststäbe von 14 Mm.
Breite und 8 Mm. Zwischenraum. I Schürloch, dessen Thür
an der innern Seite einen 5 Cm. breiten Blechansatz zur Auf-
nahme eines Lehmbeschlages oder eines Ziegels (Muffelblattes)
hat. K Feuerungsraum. S Aschenfall mit dem Schieber n ver-
schlossen, den man nur behuf Ausräumens der Asche öffnet,
Die Verbrennungsluft tritt aus dem Hauptzugcanal M durch den
mit Schieber m versehenen Canal l aus der Blechlutte m' in den
Aschenfall. L Esse, mit dem Thonschieber o verschliessbar, welchen
ein Blechstreifen mit 2 Oehren umgreift, in welche eine Zug-
stange befestigt ist, die in einer Blechhülse durch die Vorder-
wand des Mantels geht. Die Essen mehrerer Oefen münden in
einen gemeinschaftlichen Canal, welcher in eine Hauptesse führt.
(Siehe die nähere Einrichtung des Przibramer Hütten-Laborato-
riums in §. 34. Taf. V. Fig. 61—64.)


Die Montanlehr anstaltzu Przibram besitzt Muffelöfen dieserOefen mit meh [...]
reren Muffeln.

Kerl, Probirkunst.
[50]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Art mit 2 und mehreren über einer Feuerung neben einander
stehenden Muffeln, bei welcher Einrichtung die Hitze besser
ausgenutzt wird und man für verschiedene dokimastische Ope-
rationen passende, stufenweise abnehmende Temperaturen hervor-
bringen kann.


Deville’s
Ofen.

Eines ähnlichen Ofens mit 2 Muffeln bedient sich Deville1)
beim Abtreiben von Platin und Blei, in welchem sich die Muffeln
besser halten sollen, weil sie von der Steinkohlenasche weniger
angegriffen werden.


Bedienung der
Muffelöfen.

§. 24. Arbeiten bei Anwendung von Muffelöfen. Hierher gehören
hauptsächlich:


1) Das Anfeuern des Ofens. Bei Holzkohlen- und
Koksöfen (Taf. I. Fig. 1—18) bringt man durch das unterste
Zugloch h glühende Kohlen auf den Boden des Ofens oder auf
dessen Rost, thut darauf wohl flammegebende Brennstoffabfälle
und füllt den Ofen von oben mit Brennstoff, welcher sich all-
mälig entzündet, so dass grössere Oefen nach 1—1¼ Stunden
in voller Gluth sind. — Bei Steinkohlenöfen heizt man etwa
½ Stunde lang mit Torf oder Holz, schürt dann oder auch schon
früher Steinkohlen nach und bringt den Ofen bei steter Unter-
haltung des Feuers in 1—1½ Stunden in volle Hitze. Während
dieses Anheizens befinden sich in der Muffel zu deren rascherer
Erhitzung und behuf des Abäthmens (Ausglühens) Holzkohlen,
welche demnächst entweder in die Muffelmündung oder vor die
in der Muffel befindlichen Probirgefässe behuf Erzeugung höherer
Temperaturen gelegt werden. Unabgeäthmete Kohlen zerspringen,
und zwar tannene mehr, als buchene. Koks in der Muffel sind
wirksamer, als Holzkohlen.


2) Leitung des Feuers. Zur Erzielung der höchsten
Temperaturen öffnet man bei Holzkohlen- und Koksöfen
ober- und unterhalb der Muffel die Luftzuführungscanäle, stockelt
durch dieselben mittelst eines Hakens die glühenden Kohlen oder
Koks bei hinreichend gefülltem Ofen herab, so dass sie die Muffel rings
umgeben und auch möglichst bis an das Muffelblatt hinanreichen,
und schliesst die Muffelmündung mit groben Holzkohlen; zur
Herabstimmung der Temperatur werden die Züge theilweise oder
ganz geschlossen und die Muffel ganz oder theilweise geöffnet, indem
man meist eine Vorlegekohle in der Muffelmündung liegen lässt. —
In Steinkohlenöfen wird bei passender Stellung der Register
[51]§. 25. Windöfen.
im Luftzuführungscanal und in der Esse — so dass keine russige
Flamme bleibend entsteht — derart gefeuert, dass man die Stein-
kohlen mittelst einer Schaufel vorn auf dem Roste zu einem
Haufen aufstürzt, den hinteren Theil des Rostes aber frei oder
nur mit einer dünnen Kohlenlage bedeckt lässt, damit hier hin-
reichende Luft zum Verbrennen der auf dem vorderen Theil des
Rostes gebildeten Steinkohlengase eindringen kann. Während
das Ausräumen der Holzkohlenasche keine Schwierigkeiten macht,
so muss bei Koks und Steinkohlen der Rost öfters mit einem
spitzen Räumeisen (§. 49) gereinigt und bei Steinkohlen das Feuer
mittelst einer eisernen Krücke (§. 49) öfters aufgerührt werden.
Die durch den Rost gefallenen Cinder kann man noch weiter in
Windöfen etc. verwenden oder auch im Muffelofen selbst, wenn
keine hohen Temperaturen zu erzeugen sind. Man braucht pro
Stunde etwa 11—12 Pfd. Steinkohlen.


3) Reparaturen. Diese bestehen z. B. in einem Aus-
kleiden der innern Ofenwände mit feuerfester Masse oder mit
Steinen, wenn diese zum Theil zerstört sind; in dem Auswech-
seln schadhafter Muffeln bei Holzkohlen- und Koksöfen durch
die Mündung des Ofens, bei Steinkohlenöfen durch theilweises
Herausnehmen der Stirnwand; Verstreichen von im Muffelblatt
entstandenen Ritzen mit nicht zu fein gepulvertem Thon; Aus-
thonen des Muffelblattes, wenn dasselbe bei übergegangenen
Proben unrein geworden, durch Auskratzen und Aufstreuen von
Capellenasche, Kreide oder gestossener Probirscherbenmasse
mittelst eines Löffels u. dgl. m.


4) Ein- und Austragen (S. 27) der mit passenden
Zangen (Klüften) gefassten Probirgefässe, welche entweder bei
geöffneter oder mit Kohlen geschlossener Muffelmündung erhitzt
werden. Bei Steinkohlenöfen legt man wohl bei mit einem Vor-
setzstein geschlossener Muffelmündung noch Kohlen vor die Probir-
gefässe (Kupfertuten) oder zur Hervorbringung sehr hoher Tempe-
raturen bei offener oder geschlossener Muffelmündung Kohlen
um die Probirgefässe herum (Kupfergaarprobe, Kobalt- und
Nickelprobe).


B. Zug- oder Windöfen.

§. 25. Allgemeines. Die Zug- oder Windöfen, bald trans-Construction
der
Zugöfen.

portabel aus mit Thon ausgekleidetem Eisenblech, bald mit
Steinen fest aufgemauert, sind kleine Schachtöfen, deren Heiz-
raum nach unten durch einen Rost begrenzt ist, auf welchem
4*
[52]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
die mit Probirgut versehenen Schmelzgefässe (Tiegel, Tuten)
durch dieselben umgebendes verkohltes Brennmaterial (Holzkohlen,
Koks) oder durch die Flamme von rohem Brennmaterial (Stein-
kohlen) erhitzt werden. Eine Esse saugt die zur Verbrennung
erforderliche Luft durch den Rost an; zuweilen wird Gebläseluft
(Unterwind) unter letzteren geleitet. Je nach der Anzahl der
anzustellenden Proben erhält der Ofenschacht eine verschiedene
Weite und auf die darin hervorzubringende Temperatur hat
besonders die Höhe der Esse und des Ofenschachtes Einfluss.
Eine etwas abweichende Construction der Rostvorrichtung er-
heischt die Anwendung von verkohltem oder flammegebendem
Brennmaterial. Meist werden Windöfen zu solchen Prozessen
angewandt, bei welchen der Luftzutritt zum Probirgut nicht
erforderlich ist, seltener, wo Luft zutreten muss (z. B. beim
Rösten von Kupferproben nach dem englischen Probirverfahren).


Brennmaterial.

§. 26. Windöfen für verkohltes Brennmaterial. (Taf. III. Fig.
35—40, Taf. IV. Fig. 41—43.) Man wendet entweder Holzkohlen,
am liebsten Buchenholzkohlen, oder zur besseren Hervorbringung
höherer Temperaturen auch Koks in gleichmässigen, nicht zu gros-
sen Stücken (von Wallnuss- bis Eigrösse), aber auch nicht in so kleinen
Stücken an, dass der Zug gehemmt wird. Anthracit verhält
sich ähnlich wie Koks. Bei Holzkohlen arbeitet man am rein-
lichsten, weil die Koksasche die Schmelztiegel angreift und leichter
auf dem Roste anhaften macht. Die Temperaturen fallen bei
gehörigem Luftzutritt um so höher aus, je aschenärmer und
dichter die Koks sind. Man kann bei entsprechender Essenhöhe
selbst mit fichtenen Kohlen die zu Roheisenproben erforderlichen
hohen Temperaturen hervorbringen.


Ofenconstruc-
tionen.

Solche Oefen sind entweder transportabel oder fest gemauert,
je nach localen Verhältnissen.


Festgemauerte
Oefen.

1) Festgemauerte Windöfen. Dieselben enthalten nach-
stehende Theile:


a) HeizraumA, nach unten vom Roste, nach oben von
der Gichtmündung begrenzt und wegen leichterer Herstellung
meist quadratisch oder oblong, wohl nur bei Oefen für höhere
Temperaturen kreisrund. Derselbe enthält ein Futter (Kern-
schacht) aus feuerfesten Steinen, dahinter das mit Eisenplatten
umkleidete oder gut verankerte Rauhgemäuer, bei Oefen für
höhere Temperaturen zwischen beiden wohl eine Füllung aus
schlechten Wärmeleitern (Asche, Sand, Barnstein- oder Schlacken-
stückchen etc.). Die Weite des Feuerungsraumes richtet sich
[53]§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
hauptsächlich nach der Anzahl der aufzunehmenden Schmelz-
gefässe, die Höhe nach der zu erzeugenden Temperatur und
der Qualität (besonders Dichtigkeit) des Brennmaterials. Je
schwerer entzündlich das letztere und je höher die Temperatur
zu steigern, um so höher nimmt man den Ofenschacht. Höhere
Oefen haben oberhalb des Rostes in der Seitenwand eine mit
Steinen verloren zu vermauernde Oeffnung a zum Ein- und Aus-
tragen der Gefässe, bei kleineren Oefen findet solches meist
durch die Gichtöffnung statt. Zuweilen dienen die Canäle a
auch zur Zuführung von Luft zum Brennmaterial behuf Stei-
gerung der Temperatur (Clausthaler Silberschmelzofen Taf. VIII.
Fig. 151—154).


b) RostB, meist aus horizontalen guss- oder schmiedeeisernen
Traillen bestehend, deren Stärke mit der Weite des Feuerungs-
raumes und der Höhe der zu erzielenden Temperatur zunimmt,
und die bei grosser Weite des Ofens auch wohl durch einen
quer unter dem Rost liegenden Träger unterstützt werden. Zu-
weilen findet man Roste mit radialer Stellung der Traillen, gleich
in einem Stück gegossen (Taf. VIII. Fig. 154). Die Zwischen-
räume zwischen den einzelnen, am besten beweglichen Traillen
müssen, ohne dass zu viel unverbrannter Brennstoff durchfällt,
mit der schwereren Entzündlichkeit des Brennmaterials, sowie
der Quantität und der Schmelzbarkeit der Asche zunehmen, so
dass sie bei Koks weiter sind, als bei Holzkohlen. Die Traillen
müssen hinreichend Spielraum bei ihrer Ausdehnung haben, am
besten so eingerichtet sein, dass man jeden Roststab für sich
herausziehen kann. Zum gleichmässigen Erhitzen solcher Tiegel
versieht man die Windöfen wohl mit seitlichen Rosten.1)


c) AschenfallD unter dem Roste, mit Schieber oder
Thür b zur Regulirung des Zuges mehr oder weniger verschliess-
bar und, von dem Querschnitt des Heizraumes, aus ordinairen
Ziegeln aufgemauert. Zur Erzeugung höherer Temperaturen
empfiehlt es sich, den Aschenfall völlig zu schliessen und durch
einen nach der Richtung des herrschenden Windes ins Freie
führenden, tiefer liegenden Canal c (Fig. 37, 41) Luft in den-
selben einzuleiten. Auch kann man, um von atmosphärischen
Einflüssen unabhängig zu sein, die Schmelzzeit abzukürzen und
eine höhere Esse zu sparen, schwach gepressten Wind aus einem
Ventilator etc. unter den Rost blasen.


[54]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.

d) Esse E mit oder ohne FuchsF. Seltener liegt die
Esse gerade über der Gichtöffnung des Heizraums auf einem
domartig sich erweiternden Unterbau d (Kuppel, Dom, Taf. III.
Fig. 38, 39) und dann die Oeffnung e zum Eintragen von Proben
und Brennmaterial in dieser Kuppel (z. B. in Przibram bei in der
Hausmauer eingelassenen Oefen), als seitwärts von dem Ofen-
schacht und ist dann mit diesem durch einen mehr oder weniger
ansteigenden Fuchs verbunden (Taf. III. Fig. 37; Taf. IV. Fig.
41—43); oder der Fuchs mündet in einen für mehrere Oefen ge-
meinschaftlichen horizontalen Canal f, der in eine Esse führt
(Taf. III. Fig. 35). Esse und Fuchs sind entweder gemauert
und letzterer dann aus feuerfestem Material, erstere nur in ihrem
unteren Theil aus solchem hergestellt, oder die Esse besteht aus
gusseisernen oder eisenblechernen Röhren. Zur Verhütung von
Feuersgefahr bei etwaigem Reissen umgiebt man bei grösseren
Oefen die aus feuerfesten Steinen gemauerte Esse mit einer
Ummantelung aus gewöhnlichen Backsteinen, so dass zwischen
beiden ein etwa 35—50 Cm. breiter Zwischenraum bleibt (Claus-
thaler
Laboratorium, Taf. III. Fig. 37), in welchem man durch
mit Steinen lose zu verschliessende Oeffnungen des Mantels zur
Abkühlung des inneren Gemäuers Luft circuliren lassen kann.
Beide Gemäuer sind durch einzelne ineinander greifende Back-
steine mit einander verbunden. Zur Regulirung des Zuges dient
entweder ein Schieber unten in der Esse oder bei Oefen für
hohe Temperaturen, wo der Schieber zu stark angegriffen werden
würde, befindet sich auf der Esse eine durch eine bis in den
Probirraum herabgehende Zugstange auf und nieder zu lassende
Klappe. Die Weite von Schornstein und Fuchs muss mit der-
jenigen des Heizraumes im Verhältniss stehen und dieses ist
meist ¼—½ : 1 zwischen Schornstein und Heizraum; die Höhe des
Schlotes richtet sich nach der zu erzeugenden Temperatur und
der Dichtigkeit des Brennmaterials. Für Oefen zu Blei- und
Kupferproben genügt bei Holzkohlenfeuerung meist eine 1,4—3
Meter hohe Esse, für Eisenproben kann dieselbe zweckmässig
5—10 Met. und höher sein. Ein Ofen zur Untersuchung der
Schmelzbarkeit der Silicate, zum Schmelzen von Mangan, Kobalt,
Nickel etc. bei Koks oder Anthracit muss einen bis 18 Met. hohen
Schlot haben. Zuweilen erhält die Esse an ihrer Mündung einen
domartigen Funkenfang aus Drahtgeflecht.


Bei Oefen mit seitlich gelegener Esse hat der Heizraum
entweder einen aufklappbaren geneigten Deckel C aus Guss-
[55]§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
eisen oder aus in einem eisernen Rahmen eingefassten Steinen (Taf.
III. Fig. 37; Taf. IV. Fig. 41), welcher an einer über eine Rolle
laufenden Kette mittelst eines Gegengewichts leicht gehoben
werden kann, oder der Deckel lässt sich in horizontaler Rich-
tung von der Ofenmündung abziehen und besteht dann zweck-
mässig aus zwei ungleich breiten mit einer Handhabe versehenen
feuerfesten Steinen, von denen meist der vordere nur vorge-
zogen zu werden braucht (Taf. III. Fig. 36, 37). Zuweilen be-
steht der Deckel aus in einen eisernen Rahmen gespannten
feuerfesten Steinen (Taf. III. Fig. 44) oder einer beweglichen
Blechhaube (Taf. III. Fig. 153) oder einer verticalen mit Thon
ausgefütterten Arbeitsthür e (Taf. III. Fig. 38), letztere beiden
Constructionen hauptsächlich in Oefen zum Schmelzen grösserer
Metallmassen.


Der Fuchs der Windöfen wird zuweilen statt Muffelofens
zum Abtreiben von Werkblei benutzt (England). In seltenen
Fällen fehlt bei Windöfen die Esse ganz und man bewirkt den
Zug allein durch einen Luftzuführungscanal (Lechprobenofen zu
Arany-Idka von 24 Cm. Höhe mit 95 Cm. hohem Aschenfall,
in welchen ein 16 Cm. weiter, unter der Ofensohle liegender
Luftzuführungscanal seitlich einmündet).


Man kann einen Muffelofen mit Rost dadurch leicht in einenCombinirte
Muffel- und
Windöfen.

Windofen umwandeln, dass man die Muffel herausnimmt und
den Ofen mit Kuppel und Zugrohr versieht, wenn nicht schon
eine Esse vorhanden ist. Umgekehrt lässt sich ein Windofen
als Muffelofen dadurch einrichten, dass man auf den Rost einige
Untersetzer oder Probirscherben, auf diese die Muffel oder in
Ermangelung einer solchen einen umgelegten, in seinem Boden
mit einigen Zuglöchern versehenen hessischen Tiegel setzt und
die Muffelmündung nach aussen gehen lässt.


Holzkohlen-Windöfen für Bleiproben erhalten zweck-Beispiele von
festgemanerter
Windöfen für
Blei- u.Kupfer-
proben.

mässig 20—30 Cm. Weite oder für eine grössere Anzahl Tiegel
28—30 Cm. Breite und 34—37 Cm. Länge, in beiden Fällen
bei 25—35 Cm. Höhe; 15—30 Cm. hohem Aschenfall, etwa
15 Cm. breiter und 15 Cm. hoher Aschenfallthür und 1,75—
2,34 M. hoher Esse von 10—12 Cm. Durchmesser. — Für
Kupferproben wählt man, allerdings unter Verlängerung der
Schmelzdauer, dieselben Dimensionen oder erhöht zur Ver-
kürzung derselben die Esse um 1,17—1,75 M. Eines Luftzu-
führungscanals unter den Rost bedarf es nicht. In einem solchen
Ofen muss sich bei wenigstens 6 Tuten in einer halben Stunde
[56]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
eine Hitze hervorbringen lassen, bei welcher 1 Probircentner
(3,75—5 Gramm) Kupfer unter einer leichtflüssigen Schlacke in
Fluss kommt. Auch für höhere Temperaturen bestimmte
Zugöfen können für Blei- und Kupferproben bei passender Re-
gulirung des Zuges und Verkürzung der Schmelzzeit angewandt
werden.


Als Beispiele für derartige Oefen mögen folgende gelten:


Freiberger Windöfen für 10 Bleiproben: 35,4 Cm. hoch, 33,65 Cm.
lang und 26,25 Cm. breit; 7 Traillen zum Rost; die Aschenfallthür von 15,34 Cm.
Breite und 14,16 Cm. Höhe liegt 14,16 Cm. unter dem Roste, ohne Zuführung
künstlichen Luftzuges.


Clausthaler Windofen für 6—8 Bleiproben: 35 Cm. hoch, 27 Cm.
lang und breit bei 15 Cm. hohem Aschenfall. 2 ansteigende Füchse, vorn 11,
hinten 5 Cm. hoch, führen 5 Cm. unter der mit einem Thondeckel versehenen
Ofenmündung in zwei gusseiserne Röhren von 8,5 Cm. Weite und 1,9 M. Höhe.


Englische Windöfen für Kupferproben haben z. B. 40 Cm. Höhe und
20—26 Cm. Weite; für Bleiproben 23 Cm. Weite und 33 Cm. Höhe oder
selbst 20 Cm. Weite und 26 Cm. Höhe. bei Koksfeuerung mit 9 M. hohem
Schornstein.


Windofen in Rivot’s Laboratorium in Paris (Taf. V. Fig 67).
Kleiner Ofen F zum Rösten und für eine Bleiprobe in eisernem Tiegel: Weite
0,18, Höhe 0,12, Wandstärke 0,06, Aschenfall-Höhe 0,12, Weite 0,14 M. —
Grösserer Ofen für Kupfer- und Bleiproben: Weite 0,22, Höhe 0,26, Wand-
stärke 0,06 M.


Beispiele fest-
gemauerter
Windöfen für
Eisenproben.

Für Eisenproben und überhaupt zur Erzeugung höherer
Temperaturen wendet man Oefen mit höherem Schacht, na-
mentlich aber mit höherem Schornstein (bis 9—12, zuweilen
18 Met.) und mit Luftzuführungscanal unter den Rost an, wie
nachstehende Beispiele ergeben:


Ofen im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal (Taf. III.
Fig. 37) für 12—14 grosse (Taf. VI. Fig. 85) und 16—18 kleine Eisentuten
(Taf. VI. Fig. 84). A Heizraum. B Rost. D Aschenfall mit Luftzuführungs-
canal c. F Fuchs. E Esse mit Ummantelung (S. 51) und Klappe auf der
Mündung, durch eine Zugstange zu stellen. b Aschenfallthür. a Einsatz-
öffnung. C Eisendeckel mit ausgemauertem Fachwerk, an einer Leitkette
mittelst Gegengewichts zu heben.


Holzkohlen-Windofen zu Przibram1) (Taf. IV, Fig. 41, 42) für
8 Eisenproben. Die Buchstaben haben dieselbe Bedeutung wie in Fig. 37.
Der mittelst Gegengewichts zu hebende Blechdeckel C ist mit feuerfestem
Thon ausgefüttert, der Rost des mittelst horizontalen und verticalen Schienen
zusammengehaltenen Feuerungsraumes A besteht aus 12 durch 2 Träger
unterstützte Traillen und die runde Esse E hat 5,69 Met. Höhe. c Luft-
zuführungscanal.


[57]§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.

Holzkohlen-Windofen zu Przibram1), in das Hausmauerwerk ein-
gelassen (Taf. III. Fig. 38—40). Die verticale, mit feuerfestem Thon aus-
gefütterte Arbeitsthür e zum Einsetzen der Tiegel, zu Reparaturen im Heiz-
raum etc. hat noch eine kleinere Thür g zum Nachtragen von Kohlen. Die
Esse ist bei 23,67 Cm. Durchmesser an 5,69 M. hoch.


Koks-Windofen in der Londoner Bergschule (Taf. III. Fig. 35).
Der Fuchs F mündet in einen für noch andere 5 ähnliche Oefen gemein-
schaftlichen Canal f, welcher in eine 19 Met hohe Esse führt. Statt eines
solchen gemeinschaftlichen Schornsteins ist es zweckmässiger, denselben durch
Scheidewände zu theilen, so dass jeder Ofen seinen eigenen Schlot hat. Der
Deckel (Fig 36) besteht aus zwei in Eisenblech gefassten feuerfesten Steinen.
Es wird mit Koks oder 30—60 Mm. dicken Anthracitstücken gefeuert. Man
kann in diesem Ofen Mangan und Nickel schmelzen, denselben aber auch
bei passender Regulirung der Temperatur für Kupferproben anwenden, wo er
dann 2—3 Schmelz- oder 4 Rösttiegel (Taf. VI. Fig. 90) aufnehmen kann.
Speciell für Kupferproben bestimmte Oefen macht man so weit, dass sie 4
und mehr Schmelz- oder 6—8 Rösttiegel aufnehmen können.


Auf englischen Hütten trifft man Windöfen für 4 Eisenproben von
60 Cm. Höhe, 36 Cm. Länge und Breite, bei mindestens 9 Met. hohem Schorn-
stein und 32 Mm. starken Traillen mit etwa 20 Mm. weiten Zwischenräumen
für Koksfeuerung. Bei einem Gemenge von Holzkohlen und Koks können
letztere enger sein.


Windöfen zum Schmelzen grösserer Metallmassen etc. sind
z. B. vorn 42 Cm. und hinten 34 Cm. weit, 42 Cm. lang und bis zum Roste
45 Cm. tief; noch grössere Oefen 63 Cm. lang und breit und 58 Cm. tief.
Der Schornstein steht unmittelbar auf dem Ofen und die Arbeitsöffnung wird
durch eine verticale Thür geschlossen. Ein Clausthaler Windofen zum
Einschmelzen von Brandsilberstücken hat die aus Fig. 151—154 auf Taf. VIII.
ersichtliche Einrichtung. A Schmelzraum. B Rost. C bewegliche Blechhaube.
D Aschenfall. E Esse, 4,67 Met. hoch. a Luftzüge. b Aschenfallthür. Ein
Graphittiegel c mit Eisendeckel fasst 100—110 Pfd. Brandsilber, welche in
1½—2 Stunden bei einem Verbrauch von 8—10 Cbfss. (0,20—0,25 Cbmet.)
Kohlen eingeschmolzen sind.


Windöfen der Pariser Bergschule (Taf. IV. Fig. 43, 44). A Schacht.
B Rost. C Ofendeckel, ein mit feuerfesten Steinen ausgefütterter Eisenrahmen.
D Aschenfall. E Esse. F Fuchs mit Schieber in 0,65 M. Höhe, neben dem
Fuchse eines zweiten Windofens in eine 10 Met. hohe Esse mündend. Für
4 Eisentuten von 0,12—0,15 M. Höhe empfiehlt Rivot einen Ofen von fol-
genden Dimensionen: Weite 0,33 M., Höhe über den 0,03 M. dicken Traillen
0,55 M., Höhe des Aschenfalls wenigstens 0,2 M., Länge des Fuchses 0,33 M.,
Höhe desselben 0,11 M., Weite der Esse 0,20 M., Höhe derselben 10—12 M.;
Register 2 M. über der Laboratoriumssohle.


2) Transportable Windöfen (Taf. IV. Fig. 45, 46).Transportable
Windöfen.

Dieselben dienen meist nur für Kupfer- und Bleiproben, be-
stehen aus einem innen mit feuerfestem Thon ausgeschlagenen
Eisenblechcylinder A, auf welchen ein eisenblechener Dom B mit
[58]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Thür a zum Nachtragen von Kohlen und Essenrohr C gesetzt
wird. b Thür, zum Rost c führend. d Aschenfallthür. Der in
Eins gegossene Rost ruht auf Trägern e. r Handhaben. Solche
Oefen können auch zu Destillationen etc. benutzt werden, wo man
dann entweder eine Retorte R auf die beiden Eisenträger n
setzt oder eine Röhre durch die mit kleinen Thüren x ver-
schliessbaren Oeffnungen oben im Ofenschacht steckt.


Arbeiten bei
Windöfen mit
Glühefeue-
rung.

Die hauptsächlichsten Arbeiten bei vorbenannten Windöfen
sind nachstehende:


1) Einsetzen der Probirgefässe. Da unmittelbar über
dem Roste, wo die kalte Luft zum Brennmaterial tritt, die Tem-
peratur weniger hoch ist, als einige Zolle (4—6 Cm.) darüber,
so muss das Probirgefäss in 3—5 Cm. Entfernung von den
Seitenwänden so auf dem Roste zu stehen kommen, dass der am
stärksten zu erhitzende Theil desselben sich im Querschnitt des
heissesten Ofentheiles befindet. Probirgefässe mit einem Fusse
(§. 38.) stellt man meist direct auf den Rost, solche ohne Fuss
(§. 39) jedoch entweder jedes auf einen 25—60 Mm. hohen ab-
gestumpft konischen Untersatz von feuerfestem Thon (Käse)
oder mehrere Tiegel auf eine gemeinschaftliche Thonplatte oder
einen Ziegelstein. Dies geschieht auch wohl bei Probirgefässen
mit einem Fuss; so legt man z. B. in dem oben erwähnten Frei-
berger
Windofen (S. 56) auf den Rost einen mit Kohle über-
kleideten Ziegelstein von 6 Cm. Höhe, 12 Cm. Breite und 23
Cm. Länge, setzt darauf die 9 Cm. hohen Bleituten, darauf
kommen 17 Cm. hoch Kohlen und darüber bleibt ein etwa 4,5
Cm. hoher leerer Raum. Man lutirt die Tiegel auf der Unter-
lage mit etwas Lehm, nachdem sie wohl mit Kreide oder Röthel
an der Seite oder am Boden gezeichnet sind.


Die Tiegel müssen in solcher Entfernung von einander und
von den Ofenwänden zu stehen kommen, dass das Brennmaterial
gut dazwischen gelangen kann, weil sonst ein Hohlblasen und
damit eine Abkühlung der Gefässe eintritt. Durch vorsichtiges
Nachstockeln mit einem Eisenhaken befördert man das Nieder-
gehen des Brennmaterials.


2) Anfeuern des Ofens. Dieses geschieht entweder von
oben
oder von unten, je nachdem die Einwirkung der Hitze
langsamer oder rascher auf das Probirgut stattfinden darf. In
letzterem Falle vertheilt man glühende Kohlen zwischen die
Tiegel, füllt den Schacht völlig mit todten Kohlen an, lässt die
[59]§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
Esse wirken und rechnet die eigentliche Schmelzzeit erst von
da an, wo die Flamme vollständig durchgeschlagen ist.


Beim Anblasen von oben, z. B. bei Eisenproben (S. 56),
füllt man den Ofen mit todten Kohlen, legt glühende auf die
Oberfläche und lässt sich bei unbedecktem Ofenschacht und ge-
öffneter Aschenfallthür, aber geschlossener Esse unter Nachgeben
von Brennstoff (etwa während 1 Stunde) das Feuer allmälig
von oben nach unten verbreiten, macht dann erst den Luftzu-
führungscanal (S. 56) und das Register allmälig auf und lässt
die Esse wirken. Von diesem Zeitpunct ab gilt ebenfalls die
Schmelzdauer. Bei Anwendung von Unterwind (z. B. zu Müsen)
giebt man in den 4 Bleituten fassenden Windgebläseofen oben-
auf glühende Kohlen und lässt den Wind durch eine 20 Mm. weite
Form an, wenn das Prasseln und Zischen des Kochsalzes im
Tiegel aufhört; dann folgt ein 15—20 Min. dauerndes Schmelzen.
Holzkohlenstücke haben zweckmässig 5—7 Cm., Koksstücke
3—5 Cm. Dicke. Bei Anwendung der letzteren zündet man
sie durch eine Unterlage von glühenden Holzkohlen an.


3) Regulirung der Temperatur. Diese kann geschehen
durch Stellung der Register in der Esse, im Fuchs oder in der
Aschenfallthür, durch mehr oder weniger weites Oeffnen des
Deckels über der Schachtmündung oder durch Verringerung des
Fuchsquerschnittes mittelst eines eingelegten Steines. Man kann
auf diese Weise in Oefen mit bis 19 Met. hohen Schornsteinen
bald dunkle Rothgluth, bald die allerstärkste Weisglühhitze her-
vorbringen.


4) Herausnehmen der Probirgefässe. Nachdem das
Brennmaterial so weit niedergegangen, dass man die Tiegel be-
quem fassen kann, werden sie mit geeigneten Tiegelzangen
(Taf. VII. Fig. 130.) entweder durch die Schachtmündung oder
durch die zum Roste führende Seitenöffnung systematisch (S. 27)
herausgenommen, vorsichtig zur bessern Scheidung des Metal-
lischen von der Schlacke einige Male lose aufgestossen, dann
zum Erkalten hingestellt.


Auch lässt man wohl die Proben im Ofen vollständig er-
kalten, wo sie sich dann aber bei Anwendung von Koks wegen
Anhäufung von Asche oft nur schwierig vom Roste ablösen
lassen.


5) Reparaturen am Rost, an den Ofenwänden etc. Zur
möglichsten Schonung des Ofens nimmt man das Reinigen der
Wände, des Rostes etc. in noch glühendem Zustande vor.


[60]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Construction.

§. 27. Windöfen für flammegebendes Brennmaterial. Oefen
derart sind ähnlich eingerichtet wie die Steinkohlenmuffelöfen
(S. 46), haben nur andere Dimensionen oberhalb des Rostes und
enthalten statt der Muffel Unterlagsplatten für die aufzustellenden
Tiegel. Das Schürloch befindet sich bald vorn (Freiberger Con-
struction), bald hinten (Przibramer Einrichtung) ganz wie bei
den entsprechenden Muffelöfen, auf deren nähere Einrichtung
hier bei Beschreibung der Windöfen verwiesen wird. Solche
Oefen gewähren den Vortheil, dass man sie als Wind- oder
Muffelöfen leicht benutzen kann, sie geben dieselbe Hitze, wie
Holzkohlenwindöfen, lassen aber eine bessere Regulirung der
Hitze zu, man kann jeder Zeit durch Herausnehmen der Probir-
gefässe den Vorgang der Proben verfolgen und nach Entfernung
der fertigen gleich neue Proben einsetzen, wodurch an Brenn-
stoff gespart und schnelleres Arbeiten ermöglicht wird.


Beispiele.

Beim Freiberger Windofen1) (Taf. IV. Fig. 47) liegt eine feuerfeste
Thonplatte b für 14 Bleituten auf 2 thönernen Tragsteinen a 30 Cm. über dem
Rost, so dass rings um dieselbe 5 Cm. frei bleiben. Die Thonplatte b
nimmt die durch die mit Vorsetzstein versehbare Oeffnung d eingetragenen
Tuten auf, von deren Deckel bis zum Gewölbe c ein Zwischenraum von eben-
falls 5 Cm. bleiben muss und welche von der von dem Rost aufsteigenden
Flamme erhitzt werden.


Der Przibramer Ofen2) (Taf. IV. Fig. 48—50) zu Blei-, Lech- und
Kupferproben hat 3 neben einander liegende Platten b für 18 Paar grössere
oder 24 Paar kleinere Tuten, welche auf den beiden Tragziegeln a ruhen.
c Oeffnung, durch einen auf d ruhenden Vorsetzstein zu verschliessen, zum
Eintragen der Tuten. Der aus 8 Stäben bestehende Rost ist gegen die
Schürlochsthür I etwas geneigt. Das Gewölbe ist zum Unterschiede von
dem der Muffelöfen elliptisch. Zu Przibram, wo täglich im Durchschnitt
wenigstens 1 Tiegel- und 1 Muffelofen 2—3 Stunden lang geheizt werden,
hat man jährlich etwa 400 Ctr. Steinkohlen gegen früher 2800 Ton. à 4¼
Cbfss. Holzkohlen verbraucht und 658 Fl. gespart


Arbeiten bei
Steinkohlen-
windöfen.

Man heizt den Ofen mit Holz oder Torf an, schürt Stein-
kohlen nach, bis die Thonplatten und die Mauerwände nach
etwa 1—1¼ stündigem Feuern mässig rothglühend geworden
sind. Dann setzt man, wenn die zuletzt eingeschürte Steinkoh-
lenlage keine oder nur eine kurze Flamme giebt, welche nicht
über die Thonplatten schlägt, die Tuten in passenden Zwischen-
räumen auf die Unterlagsplatten b, verschliesst die Eintrageöff-
nung, unterlässt das Schüren noch etwa 10 Minuten, während
welcher Zeit die Tuten schwach rothglühend werden, und giebt
[61]§. 28. Gebläseöfen.
dann durch stärkeres Feuern die erforderliche höhere Tempera-
tur, so dass etwa nach einer Stunde die Schmelzung vollendet
ist. Man setzt an die Stelle der herausgenommenen neue Tiegel
ein, wo dann die folgenden Schmelzungen weniger lang dauern.


Alle übrigen Arbeiten sind denen bei Steinkohlenmuffelöfen
(S. 50) ähnlich.


C. Gebläseöfen.

§. 28. Allgemeines. Die Gebläseöfen, kleine SchachtöfenAnwendbar-
keit.

mit Windzuführung durch eine oder mehrere Düsen von der
Seite oder von unten und in denselben Fällen wie die Windöfen
angewandt, liefern in kürzerer Zeit und mit einem geringeren
Brennstoffaufwand die höchsten Temperaturen, erfordern aber
zum Umtrieb des bei Windöfen zu entbehrenden Gebläses und
zum öfteren Nachgeben des rascher verbrennenden Brennma-
terials mehr Arbeit, weshalb man in Probirlaboratorien seltener
Gebläse- als Windöfen findet.


In einem Gebläseofen lässt sich durch schnellen Umgang
des Gebläses und passende Beschwerung des Regulators die Tem-
peratur rasch auf das Maximum bringen, während dieselbe in
Windöfen in dem Verhältniss gradatim steigt, als mit der zu-
nehmenden Hitze im Ofen der Zug in der Esse wächst. Man
darf indess auch in Gebläseöfen die Hitze nicht zu plötzlich ver-
stärken, weil sonst das Schmelzgefäss eher erweichen kann, als
die darin enthaltenen Substanzen von der Wärme hinreichend
durchdrungen und geschmolzen sind oder Schmelzung vor der
Reduction etc. eintritt.


Die Temperaturen lassen sich durch Anwendung von er-
hitzter, hinreichend gepresster und passend vertheilter Luft und
dichter aschenarmer Brennstoffe (Koks, Steinkohleneinder) so weit
steigern, dass Platin und die feuerfestesten Thontiegel schmelzen.


Beim Verbrennen eines dichteren Brennmaterials wird die
anfänglich erzeugte Kohlensäure weniger leicht durch Kohlen-
stoff zu Kohlenoxydgas reducirt und dadurch eine höhere Tem-
peratur erhalten, als bei weniger dichten Brennstoffen.


Kleinere Tiegel werden rascher durchgeheizt, so dass man
dabei an Schmelzzeit und Brennmaterial spart.


Damit sämmtliche Proben einer gleichmässigen Temperatur
ausgesetzt werden und die in dem Ofen überall zu erzeugende
Hitze eine möglichst hohe ist, muss jeder Tiegel vor dem Focus
einer Düse, also (je nach Kraft und Temperatur der Gebläse-
[62]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
luft) in 3—5 Cm. und mehr Entfernung vom Formauge in solcher
Höhe stehen, dass sich der Theil der Schmelztute, in welchem
sich der Metallkönig ansammeln soll, ein Wenig unter dem Ni-
veau des ausströmenden Windes befindet. Es empfiehlt sich
hiernach nicht, ausser vor die Düsen auch mitten in den Ofen
Tuten zu setzen, weil hier eine geringere Temperatur herrscht.


Während Gebläseöfen meist nur zur Erzeugung der höchsten
Temperaturgrade, z. B. für Eisenproben, angewandt werden, so
kann man sie aber auch für mindere Temperaturen, z. B. bei
Blei- und Kupferproben, benutzen, wenn man weniger Wind zu-
führt und die Schmelzzeit abkürzt.


Probiressen.

§. 29. Feststehende Gebläseöfen (Probiressen). Diese bestehen
aus einem unabhängig vom Rauhgemäuer aus sehr feuerfesten
Steinen aufgeführten kleinen runden, auf Ziegelbreite vorn offen
gelassenen Ofenschacht von 35—50 Cm. Höhe und 25—40 Cm.
Durchmesser je nach der Anzahl und Grösse der aufzunehmen-
den Tiegel und der hervorzubringenden Temperatur. Soll diese
sehr hoch sein, so nimmt man bei geringeren Ofendimensionen
nur einen Tiegel, sonst 4 und mehr, im Allgemeinen so viele,
als Düsen vorhanden sind (S. 61). In 5 7 Cm. Höhe über
dem Boden liegen wagerecht, mit den Wänden egal und sym-
metrisch vertheilt mehrere Formen (bei kleineren Oefen genügen
4) von 12—25 Mm. Durchmesser. Der meist von einem an der Zim-
merdecke aufgehängten ledernen Doppelblasbalg gelieferte Wind
gelangt durch eine hinreichend weite Röhre in einen unter dem
Fussboden nahe vor dem Gebläseofen befindlichen und durch
eine leicht wegnehmbare Eisenplatte zugängigen Sammelkasten
(Regulator), aus welchem mit Hähnen versehene Röhrenstränge
den Wind den einzelnen Düsen zuführen. Durch die Hähne
lässt sich die Windmenge, sowie die Windpressung durch mehr
oder weniger starkes Beschweren des Blasbalgreservoirs mit Ge-
wichten reguliren. In einiger Entfernung von den Schachtwänden
umgiebt den Ofen ein gemauerter runder oder 4 eckiger Funken-
mantel und in der einen Seite desselben befindet sich eine zum
Ofenschacht führende, mit einer eisernen Thür verschliessbare
Oeffnung.


Beispiel.

Die Probiresse im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal
hat einen 30 Cm. weiten und 36 Cm. tiefen Schacht mit 4 Düsen, 7 Cm.
über dem Boden und von 2 Cm. Durchmesser. In 15 Cm. Entfernung von
den Seitenwänden und in 40 Cm. Entfernung von der Hinterwand erhebt sich
bis auf 3,5 Met. Höhe ein viereckiger Funkenmantel, welcher die darin auf-
steigenden Feuergase in einen Schornstein entlässt. Der an der Zimmerdecke
[63]§. 29. Probiressen. §. 30. Transport. Gebläseöfen.
befestigte Lederbalg mit Reservoir hat am Kopfe 41 Cm., am anderen Ende
1,168 Met. Breite und 1,460 Met. Seitenlänge; die im Boden des Balges lie-
genden beiden Ventilöffnungen sind 15 Cm. lang und 10 Cm. breit. Ein
kapfernes Rohr von 8½ Cm. Weite führt den Wind in einen unter der
Hüttensohle liegenden halbkreisförmigen gusseisernen Regulatorkasten von
43 Cm Breite, 32 Cm. Länge und 16 Cm. Höhe an der Aussenseite. Der
Wind strömt am runden Theil des Kastens ein und gelangt durch vier gegen-
überstehende, mit verstellbaren Hähnen versehenen Röhren in die 4 Düsen.


§. 30. Transportable Gebläseöfen. Obgleich complicirter einge-Vortheile
dieser Oefen.

richtet und deshalb öftere Reparaturen als Probiressen erfordernd,
nehmen derartige Oefen weniger Platz ein und geben bei pas-
sender Einrichtung wegen Anwendbarkeit erhitzter oder sehr
gleichmässig vertheilter Luft noch höhere Temperaturen, als
erstere.


Hierher gehören hauptsächlich die Ofenconstructionen von
Sefström und Rachette mit seitlicher Windzuleitung und von
Deville mit Windzuführung von unten.


1) Sefström’s Gebläseofen1) (Taf. IV. Fig. 51, 52).Sefström’s
Ofen.

A und B luftdicht mit einander verbundene Eisenblechcylinder,
deren innerer mit feuerfesten Steinen oder einer aus 1 Thl. feuer-
festem Thon und 3—4 Thln. gesiebtem Quarzsand bestehenden
Masse D ausgekleidet ist. In den Raum F tritt durch C Ge-
bläseluft, erhitzt sich und strömt durch 8 Düsen a von starkem
Eisenblech und 12 Mm. Durchmesser in den Ofen. Den Düsen
gegenüber befinden sich zweckmässig im äussern Mantel mit
dicken Glasschiebern versehene Oeffnungen zum Reinigen der
ersteren. Die Düsenröhren gehn durch die feuerfeste Masse
hindurch und lassen sich so leichter reinigen, als wenn ent-
sprechende Oeffnungen in letzterer ausgespart wären. Mittelst
eines Monometers E lässt sich die Windpressung messen und
der Effect des Ofens durch Aufsetzen eines bis 50 Cm. hohen
Eisencylinders auf seinen Kranz und durch Anwendung beson-
ders erhitzter Gebläseluft noch erhöhen.


Schmiedeeisen, Mangan und Nickel lassen sich in einem
solchen Ofen schmelzen.


Auf sehr einfache Weise kann man einen ähnlichen Apparat
herstellen, wenn man einen mit mehreren Düsenlöchern ver-
sehenen Thontiegel in einen etwas grössern setzt, die Fuge
zwischen beiden sorgfältig verstreicht und in den Zwischenraum
zwischen beide Tiegel Wind einbläst.


[64]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.

Je nach der Grösse und Anzahl der auf einer Unterlage c
einzusetzenden Tiegel b hat der Ofen verschiedene Dimensionen
und man befeuert ihn mit Holzkohlen, Koks oder Anthracit, letz-
terer in etwa 15 Mm. starken Stücken.


Beispiele.

Ein kleiner Ofen in der Bergwerksschule zu Fahlun1) für 6 kleine Ei-
sentuten (Taf. VI. Fig. 86) hat 18 Cm. äussern Durchmesser bei 15 Cm.
ganzer Höhe und einem 7 Cm. hohen Aufsatzringe; Weite und Höhe im
Lichten 10½ Cm., Dicke der feuerfesten Masse 25 Mm.; Abstand zwischen
den beiden Cylindern an den Seiten 12 Mm. und am Boden 25 Mm. Wäh-
rend man früher in 4 grösseren Tiegeln und in grösseren Oefen bei Eisen-
steinsproben nahe 1 Stunde blasen musste und 3 Cbfss. (0,0945 Cbmet.)
Holzkohlen verbrauchte, so erfordert ein kleiner Ofen mit 6 Tiegeln in ½
Stunde nur ½ Cbfss. (0,0157 Cbmet.) Kohlen von ½ Cbzoll Grösse. Zum
Prüfen der Thone auf ihre Feuerbeständigkeit wendet Otto einen Ofen von
folgenden Dimensionen an: Weite 30 Cm. und Höhe 44 Cm. bei 8 Düsen,
8,6 Cm über dem Boden und von 1 Cm. Weite; einstündiges Feuern mit
Koks bei ¼—½ Zoll (6—12 Mm.) Pressung.


Rachette’s
Ofen.

2) Ofenconstruction von Rachette. Sollen viele
Proben auf einmal im Sefström’schen Ofen behandelt werden, so
muss derselbe eine grössere Weite erhalten. Ueberschreitet diese
eine gewisse Grenze, so ist die Temperatur im Querschnitt des
Ofens keine gleichmässige, namentlich in der Mitte geringer
(S. 61). Für solche Fälle empfiehlt Aubel2), einen Probirofen
nach Rachette’schem System (Taf. IV. Fig. 55.) herzustellen, bei
welchem in einem langen schmalen Raum a die Formen b wech-
selständig liegen und vor jeder ein Schmelztiegel zu stehen
kommt.


Deville’s
Ofen.

3) Deville’s Gebläseofen.3) (Taf. IV. Fig. 53, 54)
a Cylinder von Eisenblech, mit Ringen b und c verstärkt und
innen mit feuerfestem Thon ausgekleidet. d auf Füssen ruhender
gusseiserner Kessel mit Deckplatte e, in welcher 16 Oeffnungen
g zum Ausströmen des bei f in d eingelassenen Windes. Der in
der Mitte mit einem Tiegel versehene, dann mit einer 5—7 Cm. hohen
Lage glühender Holzkohlen und hierauf mit nussgrossen Koks ge-
speiste Ofen giebt wegen der gleichmässigen Vertheilung des
Windes durch seine ganze Ofenbreite hindurch in geringer Höhe
über dem Boden eine höchst intensive Hitze (Deville’s Blau-
glühhitze), in welcher thönerne Tiegel wie Glas schmelzen und
deshalb, z. B. zum Schmelzen von Platin, Tiegel von Kalk, Kohle
[65]§. 31. Arbeiten bei Gebläseöfen.
oder Thonerde gewählt werden müssen. Die Asche des Brennmate-
rials lässt sich leichter entfernen, als aus Sefström’schen Oefen.


Diese Einrichtung ist indess nicht neu, sondern schon in
früherer Zeit 1) auf den Harzer Eisenhütten für Eisenproben
benutzt. Man legte in einen gusseisernen Topf etwa 10 Cm.
über dessen Boden eine durchlöcherte Gusseisenscheibe, über-
kleidete die Topfwände mit feuerfestem Thon und leitete Ge-
bläseluft unter die Gusseisenplatte.


Einen ähnlichen Ofen hat Aikin2) construirt.


§. 31. Arbeiten bei Gebläseöfen. Diese sind hauptsächlichManipulatio-
nen bei Ge-
bläseöfen.

folgende:


1) Einsetzen der Tiegel. Man stellt in der S. 61 an-
gegebenen Weise vor jede Düse einen Tiegel, der entweder mit
einem Fusse versehen ist oder nicht. In letzterem Falle giebt
man jedem Tiegel einen Thonuntersatz (Käse) oder bringt eine
für mehrere Tiegel gemeinschaftliche Thonplatte auf die Ofen-
sohle und bestreut dieselbe zuvor mit etwas Knochenasche, Sand
oder Kohlenstaub zur Verhütung eines Anklebens der Tiegel.
Diese dürfen niemals unmittelbar vom Luftstrom getroffen werden,
auch müssen die Tiegel in solcher Entfernung von einander
stehen, dass das Brennmaterial dazwischen niedersinken kann.
Bei einer feststehenden Probiresse wird nach dem Einstellen der
Tiegel die offene Vorderseite mit feuerfesten Steinen verschlossen
und die Ritzen mit Lehm verschmiert.


2) Befeuern des Ofens. Man bringt auf die Sohle eine
Lage glühender Kohlen, darauf todte Kohlen oder Koks, bläst
langsam an und giebt erst stärkere Hitze, wenn die Flamme
völlig durchgeschlagen ist. Mit sinkendem Brennmaterialniveau
wird neues aufgegeben. Damit dasselbe gleichmässig niedergeht,
muss man möglichst gleich grosses, nöthigenfalls durch ein Sieb
geschlagenes oder mit einer rostartigen Schaufel gefasstes, nicht
zu grobes Brennmaterial (Kohlen in Ei- bis Nuss-, Koks in Nuss-
grösse und kleiner) anwenden.


Zur Erhaltung der richtigen Korngrösse bei Fichtenkohlen
schlägt man dieselben (z. B. für den Sefström’schen Ofen) durch
ein Sieb mit 30 Mm. weiten Maschen auf ein solches mit 15 Mm.
weiten. Was auf letzterem liegen bleibt, hat die passende Grösse
und ist von zu kleinen Stücken befreit. In grösseren Oefen
Kerl, Probirkunst. 5
[66]Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
braucht man bei einem einstündigen Blasen etwa 2¾ Cbfss.
Holzkohlen.


3) Ausheben der Tiegel. Nach beendigter Schmelzzeit
wenn das Brennmaterial niedergegangen ist, werden die Tiegel
mittelst einer Tiegelzange (Taf. VII. Fig. 130) entweder durch
die Schachtmündung ausgehoben oder man bricht bei feststehen-
den Oefen die Vorderseite auf und trägt durch diese die Tie-
gel aus.


4) Reparaturen am Ofen, namentlich in der Formgegend
und am Boden, wo sich schlackige Ansätze leicht bilden.


D. Sublimir- und Destilliröfen.

Construction.

§. 32. Allgemeines. Da es bei den Destillations- und Sub-
limationsprozessen nur auf die Erzeugung einer gewissen, mehr
oder weniger hohen Temperatur ankommt, so kann man sich
der Muffel-, Wind- oder Gebläseöfen zur Aufnahme der betref-
fenden Gefässe (Retorten, Röhren) bedienen.


Windöfen.

Bei Windöfen legt man die Röhren von Eisen, Thon,
Porzellan etc. in einen sonst durch Thüren x (Taf. IV. Fig. 46)
verschlossenen Ausschnitt des Ofens über das Feuer; bei Re-
torten stellt man diese entweder auf besondere Träger n oder
legt auf den Rost mehrere Untersätze (Käse), stellt darauf die
Retorte und lässt deren Hals durch eine entsprechend grosse,
sonst durch eine Thür verschlossene Oeffnung hervorragen.


Muffelöfen.

Ganz ähnlich wie Windöfen kann man Muffelöfen zur
Aufnahme einer Retorte oder einer Röhre umgestalten, nachdem
die Muffel herausgenommen.


Gebläseöfen.

Bei Gebläseöfen, z. B. mehrdüsigen Probiressen, stellt
man die Retorten (z. B. bei Zinkproben) in passender Höhe auf
Untersätze, lässt den Hals durch die offene Vorderseite heraus-
ragen und ummauert denselben. Menge und Pressung des Windes
dürfen zuweilen nicht so gross sein, wie bei Tiegelschmelzungen.


Wo viele Proben bei Anwendung grösserer Mengen von
Probirgut angestellt werden müssen, bedient man sich auf Hütten-
werken besonderer Gefässöfen, kleiner Flammöfen, in denen das
Probirgut in Röhren oder Retorten erhitzt wird, z. B. im Idria-
ner Quecksilberprobirofen
(Taf. VII. Fig. 143—145).
a Herdraum. b Rost. c Aschenfall. d Gemäuer. e Luftzuführungs-
1)
[67]§. 32. Sublimir- und Destilliröfen.
canal. f eisernes bewegliches Gewölbe. g Oeffnungen zur Auf-
nahme der Röhren. h Fuchs. i Esse. k Röhren zur Aufnahme
des Probirgutes. l Herdgewölbe. m Kette, an welcher das be-
wegliche Gewölbe f aufgezogen wird.


Bedarfs keiner hohen Temperatur, so geschieht das Erhitzen
wohl in gläsernen Retorten über Kohlenfeuer, Leuchtgas oder
Spiritus (Silber- und Goldamalgam), desgleichen in Glasröhren
(Schwefelprobe).


2. Kapitel.
Vorrichtungen zur Erzeugung niedriger Temperaturen (Di-
gerir-, Abdampf-
und Trockenvorrichtungen).


§. 33. Allgemeines. Zur Hervorbringung niedriger, die Koch-Vorrichtun-
gen.

hitze des Wassers nicht viel übersteigender Temperaturen kann
man anwenden:


1) Sandbäder, abgeschlossene Räume, welche am BodenSandbad.
in einer kastenförmigen Vertiefung eine oder mehrere über einer
Glüh- oder Flammenfeuerung liegende mit Sand bedeckte Ei-
senplatten haben, an der Seite und nach oben durch Sandstein-
platten oder mit Gyps überzogene gemauerte Wände geschlossen
und an der Vorderseite mit Aufschieb- oder Flügelfenstern ver-
sehen sind. Zum Abzug der Gase und Dämpfe befindet sich
oben an der Hinterwand ein nicht zu enger, in einen russischen
Schornstein etc. mündender Abzugcanal, während die Feuergase
aus dem Feuerungsraum in einen besonderen Schornstein gehen.


Das im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal (Taf. V.
Fig. 66) befindliche kleine Sandbad C besteht aus zwei Abtheilungen, jede
für sich heizbar. Die grössere hat 70 Cm. Länge und 37 Cm. Breite, die
kleinere 31 Cm. Länge und dieselbe Breite.


Ein mit einem Muffelblatt oder einem Eisenblech, darauf
Sand, bedecktes Kohlenbecken lässt sich zu gleichem Zwecke
verwenden, wenn es unter einer gut ziehenden Esse steht.


Je nach der erforderlichen Temperatur stellt man das Ge-
fäss beim Auflösen (S. 34), Abdampfen (S. 35) oder Trocknen
(S. 37) mehr oder weniger weit entfernt von der Wärmequelle
aufs Sandbad.


2) Freies Feuer, wobei man die gutgekühlten Gläser etc.Freies Feuer.
entweder direct (auf einem mit oder ohne Drahtnetz versehenen
5*
[68]Digerir-, Abdampf- und Trockenvorrichtungen.
Ringe aufstehend oder am Halse gefasst und sonst frei schwe-
bend) oder in einer mit Flusssand versehenen Eisenblechschale
in einem passenden Stative über glühenden Kohlen, Leuchtgas
oder der Spiritusflamme erhitzt. In den letzteren beiden Fällen
empfiehlt es sich, als Unterlage für das Gefäss ein Eisendrahtnetz
anzuwenden, auf welches Asbest gelegt worden oder welches
über einer dünnen Eisenblechplatte an den 4 Ecken derselben
auf Stiften aufgenietet ist.


Die Vorrichtung muss unter einem gut ziehenden Schorn-
stein oder in einem ganz abgeschlossenen Raum von der Ein-
richtung wie ein Sandbad stehen, nur dass den Boden desselben
keine Feuerung, sondern eine Sandsteinplatte bildet.


Wasserbäder.

3) Wasserbäder, wenn das Abdampfen, Trocknen etc.
bei einer die Temperatur des siedenden Wassers nicht über-
steigenden Wärme geschehen muss.


Wasserbäder zum Abdampfen bestehen zweckmässig
aus einem 12—18 Cm. weiten halbkugelförmigen Gefäss von
Kupferblech, Gusseisen oder Porzellan (Taf. IV. Fig. 37), in
welchem Wasser durch eine Gas-, Weingeist- oder Oellampe
oder die Hitze des Sandbades im Kochen erhalten wird. Auf-
gelegte Ringe mit entsprechenden Ausschnitten dienen zur Auf-
nahme der Gefässe (Porzellantiegel, Schalen) von verschiedener
Grösse.


Wasserbäder zum Trocknen (Taf. IV. Fig. 56) be-
stehen aus zwei mit einander verbundenen Kästen a und b von
Weiss- oder Kupferblech, welche einen bis reichlich zur Hälfte
mit Wasser zu füllenden Zwischenraum c lassen. Die auf einem
Uhrglase, einem Trichter etc. enthaltene zu trocknende Substanz
wird in den mit einer Thür d verschliessbaren innern Raum e,
welcher ein auf 4 Füssen ruhendes Drahtgestell zur Aufnahme
der Gefässe enthalten kann, und das Wasser zum Sieden ge-
bracht. Die Thür d enthält zwei Oeffnungen behuf der Luft-
circulation. Die eine Oeffnung f im Deckel dient zum Einfüllen
des Wassers und wird verschlossen gehalten, die andere g nimmt
eine gebogene Glasröhre zur Entfernung des verdampfenden
und sich theilweise condensirenden Wassers auf.


Das Erhitzen des Gefässes geschieht auf dem Sandbade,
auch wohl über der Gas-, Spiritus- oder Oellampe.


Luftbad.

4) Luftbäder. Sind höhere Temperaturen als 100° zum
Trocknen erforderlich, (z. B. für Braunstein 120°), so wendet
man wohl ein Luftbad in Gestalt eines oblongen Kupferblech-
[69]§. 33. Sand-, Wasser-, Luftbäder.
kastens oder Cylinders a (Taf. IV. Fig. 58) an, welcher auf
einem Drahtdreieck die zu trocknende Substanz in einem Uhr-
glase, Porzellantiegel etc. aufnimmt. Der mit 3 Beinen versehene
Cylinder a wird mit einem, ein Thermometer b haltenden Deckel
c geschlossen und durch eine untergestellte Spirituslampe etc.
bis zur betreffenden Temperatur erhitzt.


Zu ähnlichem Zwecke dient die §. 50, 2 beschriebeneTrocken-
scheibe.

Trockenscheibe (Taf. IV. Fig. 60).


3. Kapitel.
Einrichtung von Probirlaboratorien.


§. 34. Probirlaboratorlen. Ein für trockne Proben ein-Zweckmässige
Einrichtung.

gerichtetes Laboratorium muss enthalten:


1) einen Raum zum Zurichten des Probirgutes, am
besten in zwei Abtheilungen, die eine mit den Vorrichtungen
zum Trocknen der Proben (Trockenofen, Trockenschrank, Was-
serbad etc.) nebst Trockenprobenwage, die andere mit solchen
zum Zerkleinern (Mörser, Reibschalen), Sieben, Mischen etc. des
Probirgutes;


2) Wagenzimmer, und zwar eins für die Korn- und
Münzwagen und ein anderes für die Vorwagen und grössere
Handwagen. Die Wagen sind auf die §. 47 angegebene Weise
unabhängig vom Fussboden und mit seitlichem Lichte aufgestellt.
Unter dem Wagentisch befinden sich Schiebladen oder Schränk-
chen zur Aufnahme der beim Wägen, Beschicken etc. erforder-
lichen Geräthschaften und zwischen den Fenstern Schränke und
Repositorien für Zuschläge. Flüsse, Hüttenproducte etc. Das
Vorwagenzimmer enthält noch einen Tisch zum Zurechtmachen
der Proben, einen Schrank zur Aufbewahrung der Proben bis
zu ihrer Erledigung, sowie zur Seite des Ofens ein Repositorium
zur Aufbewahrung der Capellen;


3) die Probirküche, je nach Bedürfniss an einer oder
an zwei Wänden mit neben einander befindlichen Steinkohlen-
muffel- und Windöfen, festgemauerten grösseren und kleineren
gewöhnlichen Windöfen, einem Münzprobirofen und einem Sef-
ström
’schen Ofen, möglichst mit separaten Essen in der Wand;
vor den Fenstern bis zu den Fensterbänken Schränke zur Auf-
[70]Einrichtung von Probirlaboratorien.
bewahrung der Probirgefässe, zwischen den Fenstern Schränke
oder Repositorien zur Aufnahme des Arbeitsgezähes, von Säuren
und überhaupt nassen Reagentien; einige Tische zur Aufnahme
der Probenbleche, insofern dazu die Deckel der Schränke unter
den Fenstern nicht dienen sollen. Vor einem Fenster befindet
sich ein transportabler Ambos und in der Fensterbank eine Guss-
eisenplatte zum Aufschlagen der Probirgefässe, sowie vor einem
anderen ein grösserer Mörser, ein Schraubstock u. a.; in einer
Ecke des Raumes fliessendes Wasser;


4) Raum für den Vorrath an Brennmaterial und sonstigen
grösseren Artikeln.


Sollen Proben auf nassem Wege angestellt werden, so
bedarfs entweder eines besonderen Laboratoriums oder man legt
an die eine Wand der Probirküche noch ein Sandbad (auch
wohl ins Probentrockenzimmer) und eine Vorrichtung zur Was-
serdestillation und bringt auf den Schränken vor den Fenstern
Stative zum Filtriren etc., überhaupt für Arbeiten auf nassem
Wege an.


Einen Gay-Lussac’schen Apparat stellt man zweckmässig
in einem besonderen Zimmerchen auf.


Beispiele.

Nachstehende Beispiele ergeben die Einrichtung einiger
Probirlaboratorien:


Przibramer
Labor.

1) Probirlaboratorium der Przibramer Schmelz-
hütte
.1) Taf. V. Fig. 61 Grundriss. Fig. 62 Durchschnitt. Fig. 63
Vorderansicht. Fig. 64 Hinteransicht. (Fig. 62—64 doppelte
Grösse von Fig. 61.)


Zimmer I. Chemisches Laboratorium. a Esse, davor
ein meissnerischer Heizofen mit Ventilation und Sandbad b. c
Arbeitstisch. dGay-Lussac’scher Silberprobenapparat. e Tisch zur
Aufnahme von Glasgeräthschaften.


Zimmer II. Schliegwagenzimmer. f Tische zur Auf-
nahme der Schliegwagen, eichene Platten, mit Bankeisen und
Eisenspreitzen an die Zimmerwände befestigt. g Wagentisch,
über welchem eine grössere Wage für die Belastung von 5 Pfd.
auf jeder Wagschale. h Reagentienkasten. i Tisch zum Zurecht-
machen der Proben. k Fenster, durch welches die Proben zu
den Probiröfen hinausgereicht werden.


Zimmer III. Kornwagenzimmer. f Kornwagentische.
[71]§. 34. Beispiele.
l Tisch, auf welchem eine Hüttenproductensammlung. m Kasten
für Glasgeräthschaften. n Schreibtisch. o Thür zum Hausgang.


In allen drei Zimmern zwischen den Fensterspalten befind-
liche Kästen mit Fächern und Thüren enthalten Proben, sowie
chemische und Probirgeräthschaften.


Zimmer IV. Eigentlicher Probirgaden. A durch
eine Glasthür T vom Hausgang abgesperrter Arbeitsraum,
darin: p Kasten mit Fächern, welcher als Wagentisch einer
grössern Trockenproben-Wage dient; q und r Tische zur Auf-
nahme der Probenbleche und Ingüsse, letzterer mit einer 75 Mm.
dicken Gusseisenplatte von 30 Cm. im Quadrat zum Ausschlagen
der Probenkönige. In demselben Raume befindet sich ein kleiner
transportabler Ambos.


RaumB enthält: 2 Windöfen w für Holzkohlenfeuerung
(Taf. IV. Fig. 41, 42), den Tisch s mit gusseiserner Reibplatte
und dem Probenmörser t.


HeizraumC mit Steinkohlenkasten v mit 5—6 tägigem
Vorrath. Zwischen A und C stehen 5 Probiröfen z und ihre bei-
derseits bis an die Decke aufgeführten Mantelmauern u, zwischen
welchen sich die untere Ausmündung der Hauptesse E befindet.
Die beiden äussern und der mittlere sind Muffelöfen für Sil-
berproben (Taf. III. Fig. 29—32), die beiden andern Windtiegel-
öfen für Bleiproben (Taf. III. Fig. 48—51), sämmtlich mit Stein-
kohlenfeuerung.


Heiz- und Arbeitsraum sind durch eine Scheidewand völlig
getrennt, wodurch der Probirer in letzterem vor Staub und Zug
geschützt ist. Mittelst eines durch die Wand gehenden Sprach-
rohrs wird der Heizer commandirt. x gemauerte Luftzuführungs-
canäle unter der Sohle, nach aussen mit Gittern versehen und
durch Schieber zu schliessen. y 4 hölzerne Stellagen mit eisernen
Stützen zur Aufbewahrung von Probirgeschirren; auch befindet
sich hier ein Holzrechen zum Aufhängen des Probirgezähes.
Zur Ableitung des Staubes, Rauches und der heissen Luft aus
A, B und C führen an der Decke angebrachte Canäle theils in
die Esse, theils in den Mantel.


RaumD dient zur Aufbewahrung der täglich benutzten
Geräthschaften, z. B. Probirtuten, Lehmkugeln, Knochenasche etc.


Nach längerer Erfahrung bei Benutzung des Przibramer
Laboratoriums haben sich für eine neue Anlage nachstehende
Abänderungen als wünschenswerth empfohlen: Breite des Raumes
C hinter den Probiröfen wenigstens 2,63 Met.; Entfernung der
[72]Einrichtung von Probirlaboratorien.
Windöfen w aus dem Raume B und alleinige Benutzung des-
selben zum Vorrichten der Proben; statt der Windöfen besser
ein zweckmässiger Heizofen und ein Sandbad für chemische
Arbeiten, zum Probentrocknen etc.; Abschliessung des Raumes
B durch Thüren sowohl vom Eingange, als auch von C zur Ab-
haltung des Kohlenstaubes; Anlage der Windöfen an der Hinter-
wand von C und hinter derselben ein Anbau zur Aufbewahrung
des Brennmaterials; Ueberdeckung des Raumes vor und hinter
den Probiröfen durch ein einziges Gewölbe, auf dessen Mitte
die Esse; der Mantel der Probiröfen würde sich ebenso wie jetzt
an dieses Gewölbe anschliessen, die Essen der einzelnen Oefen
könnten höher, dafür im Querschnitt kleiner sein und man
könnte sie statt mit Schiebern, welche durch die hohe Temperatur
leiden, mittelst Klappen schliessen, die durch Hebelstangen und
Zugketten zu reguliren wären; Anbringung, wo es der Raum
gestattet, von zwei oder mehreren Muffeln an derselben Feuerung
der Silberprobiröfen zur Ausnutzung der Hitze und Erzielung
stufenweise abnehmender Temperaturen (S. 50); Abführung
einer mit Klappe versehenen Luftlutte aus dem Probirgaden
bis über das Hausdach, damit die von den Essen aus diesem
Raum durch Heizthür, Eintrageöffnungen etc. weggesogene
Luft, die sonst nur durch Thüren und Fenster wieder eindringt,
ersetzt wird.


Berliner
Laborat.

2) Probirlaboratorium der Berliner Bergakade-
mie
(Taf. V. Fig. 65) nach H. Wedding.


Zimmer I. für Löthrohrprobirkunst. a Digestorium.
b für den Docenten. c für die Zuhörer.


Zimmer II. für Probirkunst auf nassem und trock-
nem Wege
. d Digestorium. c Zugofen. fSefström’scher Ofen.
g Ventilator. h Arbeitstische.


Zimmer III. Wagenzimmer. i Tisch für Einwiege- und
Probirwagen. k Tisch für Löthrohr- und chemische Wage. l Tisch
für Korn- und Probirwage.


Zimmer IV. Probirküche. m grosser Muffelofen. n kleiner
Muffelofen. o Platte zum Aufschlagen der Tiegel.


Holzappler
Laborat.

3) Probirlaboratorium zu Holzappel (Taf. V. Fig.
69; Taf. VI. Fig. 70).


A Destillirapparat mit zugehörigem Zug a. B und C Sand-
bäder mit Zug b. D Calciniröfen. E Windofen mit Zug e.
F
Koksmuffelo en mit Zug f. g Luftzug. k Kohlenbecken.


[73]§. 34. Beispiele.

4) Probirlaboratorium der Clausthaler Bergaka-Clausthaler
Laborat.

demie (Taf. V. Fig. 66).


Zimmer I. Probirküche. A Steinkohlenmuffelofen, an
der Hinterseite zu feuern (Taf. III. Fig. 29—32). B des-
gleichen, mit Schürloch an der Vorderseite (Taf. II. Fig. 19—24).
C Sandbad in 2 Abtheilungen (S. 67). D Probiresse (S. 62)
mit 2,9 M. hohem Mantel, durch eine Thür verschliessbarem Zu-
gang bei h und dem mit 4 Düsen versehenen Schachte k, welche
durch einen über N aufgehängten Lederbalg (S. 63) mit Wind
gespeist werden. E Windofen für Blei- und Kupferproben (S. 56).
F eiserner Münzprobenofen mit Holzkohlen- oder Koksfeuerung
(Taf. I. Fig. 8 u. 9) auf 0,9 M. hoher Mauerbank, mit Aus-
sparung zur Aufnahme von Brennmaterial versehen. G ei-
serner Münzofen mit Holzkohlenfeuerung (Taf. I. Fig. 1—4).
H Holzkohlenmuffelofen, aus Thonplatten zusammengesetzt (Taf.
I. Fig. 7). Beide stehen auf gleich hoher Untersatzmauer, wie
F. Ueber den Apparaten A—F befindet sich ein Rauchmantel
mit Esse zur Aufnahme der Feuergase aus C, D, E, F, G und
H; A und B haben besondere sich an die Esse anlehnende
Schornsteine und sind später eingebaut, indem die Anlage ur-
sprünglich (1841) nur für Holzkohlenmuffelöfen eingerichtet worden,
so dass sie im Ganzen auf grosse Zweckmässigkeit keine An-
sprüche machen kann.


I Wasserdestillirapparat. K transportabler Holzkohlenwind-
ofen (Taf IV. Fig. 45, 46), unter dem Essenmantel stehend.
L grosser Windofen für Eisenproben (Taf. III. Fig. 37). M Re-
positorium für Probirgeräthschaften (Probenbretter, Giessbleche
etc.) und Probirgefässe. N Gezähschrank. O Arbeitstische in
den Fensternischen, mit Schränken darunter. P Platte zum
Aufschlagen der fertigen Proben mit Ambos W. Q Wand mit
Haken zur Aufnahme des zu gebrauchenden Probirgezähes. R
Schraubstock. S Mörser. T Wasserbottich. U Ausgang nach
der Hausflur. V desgleichen ins Wagenzimmer. X Proben-
schrank. Y Repositorium mit nassen Reagentien.


Zimmer II. Schliegwagenzimmer. a Tischplatten mit
Schiebladen zur Aufnahme der Vor- und gröberen Wagen. b Re-
positorium mit zu untersuchenden Erzen und Hüttenproducten.
c Repositorium, zur Hälfte mit Reagentien auf trocknem Wege,
zur Hälfte mit Probirgefässen (Capellen, Blei-, Röst- und An-
siedescherben, Blei- und Kupfertuten, Eisentiegeln). d Ofen. g
Tisch zum Zurechtmachen der Proben.


[74]Einrichtung von Probirlaboratorien.

Zimmer III. Kornwagenzimmer. e Schrank mit Glas-
sachen. f Schreibtisch. k Kornwage.


Pariser Labo-
ratorium.

5) Rivot’s Laboratorium in der Pariser Bergschule
(Taf. V. Fig. 67, 68).


A Sandbad mit Schürloch B und Aschenfall C; der von
der Feuerung abgehende Fuchs D mündet in die Esse E. F
Windofen zum Rösten und für eine Bleiprobe. G Ofen zu 4 Tie-
geln. H und I Oefen für Kupfer- und Bleiproben. K Muffel-
ofen zum Rösten und Abtreiben, an der Vorderseite durch zwei
Thüren geschlossen, deren oberste zum Chargiren dient. L Mantel.
M Unterstützungsmauern, auf denen zunächst Eisenschienen N,
0,06 M. breit und 0,015 M. dick, und darauf Thonplatten O von
0,05 M. Dicke liegen, auf denen die Oefen ruhen. P eiserne
Bänder. Q Magazin für Steinkohle für das Sandbad. R desgl.
für Holzkohle. S desgl. für Koks. T Platte, zum Zurückhalten
des Brennmaterials. U Oeffnungen mit Schiebern, unter den
Rost der Zugöfen führend.


Barre1) giebt einen detaillirten Kostenanschlag von den
im Rivot’schen Laboratorium befindlichen Gegenständen. Es
betragen danach die Kosten für


  • Wagen und Gewichte . . . 824 Fr.
  • Reagentien . . . . . . . 98„
  • Oefen . . . . . . . . . 1190„
  • Instrumente, Utensilien etc. . 1068„
  • Mobiliar . . . . . . . 217„
  • Bücher . . . . . . . . 44„
  • Zusammen 3441 Fr.

Cornisches
Laborat.

6) Cornwaller Kupferproben-Laboratorium (Taf. VI.
Fig. 71). a vier Windöfen. b Büchsen für die Reagentien. c
Koksbehälter. d Wage. e Ambosse. f Bleche zum Ausschlacken
der Könige. g Probenschrank. h Kammer für Tiegel, Reagentien etc.


Pariser Gold-
probenlaborat.

7) Goldproben-Laboratorium der Pariser Münze2)
(Taf. VIII. Fig. 165—168). A Gasleitungsrohr mit den Gas-
brennern a und Regulirungshahn b. c Kölbchen, aus deren
Hälsen die Dämpfe bei d entweichen. e Bänke zur Aufnahme
der Kolben nach beendigtem Kochen, deren Halsmündungen sich
unter um Charniere beweglichen Klappen f befinden, die vor
[75]§ 34. Beispiele.
den Oeffnungen g angebracht und emaillirt sind. h Schiefertafel
zur Notirung der Zeit des Kochens. i Porzellangefäss mit Sal-
petersäure von 1,3 spec. Gewicht. k Porzellangefäss mit destil-
lirtem Wasser. l Nische mit den 3 Porzellantrichtern m, welche
die Aufschriften „Salpeters. Silberoxyd, Salpetersäure und Wasch-
wasser“ führen und mit Platinsieben (Taf. VIII. Fig. 168) zur Auf-
nahme der Silberlösung und der Waschwasser von den Gold-
röllchen versehen sind, welche die Kohlenstückchen zurückhalten.
Die Flüssigkeiten gelangen durch die Steinzeugröhren n in die
Flaschen o. p Schale zum Auffangen der aus i und k fliessen-
den Tropfen. q Oeffnungen, in die Esse des Probirofens (Taf. I.
Fig. 12—14) mündend. Man verbraucht für jeden Brenner in
der Stunde etwa 15 Liter Gas zu ½ Centimen und das Kochen
jeder Probe dauert im Ganzen 30 Minuten.


III. Abschnitt.
Probirgefässe.


§. 35. Allgemeines. Es unterscheiden sich die ProbirgefässeGefässe
für nasse
und trockne
Proben.

für trockne und nasse Proben. Das Material für erstere,
sowie deren Grösse und Gestalt variiren hauptsächlich nach den
darin vorzunehmenden Reactionen, und zwar kommen haupt-
sächlich zur Verwendung: Gefässe von Thon (Scherben, Tuten,
Tiegel, Röhren, Retorten, Muffeln), Knochenmehl oder Aescher
(Capellen), Kohle (Kokscapellen, Kohlentiegel), Eisen (Tiegel,
Röhren, Retorten), Porzellan (Tiegel, Retorten, Röhren), Glas
(Röhren, Retorten), Kalkerde oder Thonerde.


Für gewichtsanalytische nasse Proben dienen theils
dieselben Gefässe, wie für massanalytische; ausserdem er-
fordern letztere aber noch besondere Gefässe.


1. Kapitel.
Probirgefässe für trockne Proben.


A. Probirgefässe von Thon.

§. 36. Allgemeines. An Probirgefässe aus Thon, dessen we-Erfordernisse
für Thon-
gefässe.

sentliche Bestandtheile Kieselsäure, Thonerde und Wasser sind,
lassen sich unter Umständen nachstehende Erfordernisse stellen:


[76]Probirgefässe von Thon.
Feuerbestän-
digkeit.

1) Feuerbeständigkeit bei der Temperatur, welcher sie
auszusetzen sind. Die Feuerbeständigkeit hängt hauptsächlich
von der Zusammensetzung des Thones ab und nimmt zu, je
reicher derselbe an Thonerde und je ärmer an fremden Bei-
mengungen. Am nachtheiligsten sind Alkalien, dann folgen
Eisenoxydul, Manganoxydul, Eisenoxyd, Kalkerde, und am
wenigsten Talkerde. Ein Gehalt an Schwefelkies bewirkt Springen,
Aufblähen und Schmelzen, schon ¼ % phosphorsaure Salze
Schmelzen. Auch ein Bitumengehalt ist schädlich. Während
3—4 % Eisenoxyd noch nicht sehr stark einwirken, ist ein
gleich grosser Alkaligehalt schon sehr schädlich. Bei einem sich
nur gelb und nicht roth brennenden Thon ist der Eisengehalt
nicht zu fürchten. Mechanisch beigemengte Kieselsäure steigert
die Strengflüssigkeit nach Bischof1) bis zu einem gewissen
Temperaturgrade, steigt letzterer aber höher, z. B. bis zur Guss-
stahlschmelzhitze, so trägt diese Kieselsäure zum Flüssigwerden
des Thones bei, so dass in den andauerndsten und höchsten
Hitzgraden, deren man aber seltener bedarf, der thonerdereichste
Thon der feuerbeständigste ist. Zur Erhöhung der Feuer-
beständigkeit giebt man dem Thone zuweilen Zusätze, z. B. Sand,
Chamotte, kohlehaltige Stoffe etc. Während nach Bischof2)
die amorphe Kieselerde geradezu im Thon als Flussmittel auf-
treten kann, so erhöht die krystallisirte die Strengflüssigkeit.


Prüfung auf
die Feuerbe-
ständigkeit.

Von der Feuerbeständigkeit eines Thones kann man durch
die chemische Analyse weniger als durch directe Glüheproben
Aufschluss erhalten. Die chemische Analyse lässt zwar schliessen,
wenn die vorhin erwähnten schädlichen Stoffe 1/15—1/20 aus-
machen oder wenn man Bruchtheile eines Procentes an Alkalien
oder phosphorsauren Salzen findet, dass der untersuchte Thon
nicht zu dem besten feuerfesten gehört; sie lässt aber unent-
schieden, ob die Kieselsäure frei oder gebunden, löslich oder un-
löslich, ob Basen frei vorhanden oder silicirt sind. Durch vorherige
Schlämmversuche kann man nach Fresenius3) die freie Kiesel-
säure, wenn sie einigermassen körnig oder sandig ist, abscheiden.


Glüheproben werden entweder mit dem Thon für sich oder
mit Zusätzen ausgeführt. Letzteres Verfahren wendet Bischof4)
[77]§. 36. Erforderliche Eigenschaften derselben.
an und findet einen Thon um so strengflüssiger, eine je ge-
ringere Menge beigemengter Quarz ihn in heller Rothgluth zur
Schmelzung bringen kann.


Einfacher und weniger zeitraubend ist das Verfahren von
Otto1), nach welchem man aus dem Thon Steine von 10 Cm.
Länge, 5,5 Cm. Breite und 3,7 Cm. Dicke formt, diese trocknet und
brennt und dann im Sefström’schen Ofen (S. 64) ¾—1 Stunde
lang mit wallnussgrossen Koks bei 6—12 Mm. Quecksilberpressung
in der höchsten Weissgluth erhitzt, nachdem das Anfeuern mit
Holzkohlen geschehen. Sind z. B. zwei Thone zu vergleichen,
so legt man die 2 Probirsteine davon einander kreuzweise gegen-
über auf einer 5,5 Cm. hohen feuerfesten Unterlage. Die beiden
gegenüberliegenden Steine müssen sich, wenn sich keine Düse ver-
stopft hat, gleichmässig verhalten. Je nach ihrer Feuerbeständig-
keit widerstehen die Steine, ohne ihre ursprüngliche Form we-
sentlich zu verändern, oder kommen mehr oder weniger zum Fluss.
Von besonderer Feuerbeständigkeit zeigten sich bei diesen Proben
die Steine von Garnkirk in Schottland, aus der Vygen’schen
Fabrik bei Duisburg und von R. Keller in Stolberg.2)


Im Nachstehenden mögen einige Analysen3) der bestenThonanalysen [...]
feuerbeständigen Thone folgen:

[78]Probirgefässe von Thon.

1) Grossalmeröder Thon im Hessischen nach Salvetat. 2) Desgl. nach
Dr. Hahn. 3) Passauer Thon nach Fuchs. 4) Meissener Thon nach Salvetat.
5) und 6) Rheinischer Thon, resp. von Vallendar und Mehlem. 7) Schöninger
Thon im Hannoverschen nach Streng. 8) Bester Stourbridge-Thon nach
Cowper. 9) Thon von Stannigton bei Sheffield nach Hambly. 10) Thon von
Teignmouth in Devonshire nach W. Weston, zu Cornwall-Tiegeln. 11) Desgl.
von Poole in Dorsetshire nach Dems. 12) Chinathon aus Cornwall nach
Cowper. 13) Thon von Glasgow nach E. Riley, beste Sorte. 14) Thon von
Gartsherrie in Schottland, nach Schwarz. 15) und 16) Beste belgische Thone,
resp. von Tahier und Mazet. 17) Thon von Jaszo für die Probirgefässe zu
Arany-Idka.


Reissen des
Thones.

2) Nichtrissigwerden in der Hitze. Damit die Tiegel
in der Hitze möglichst wenig schwinden und beim Temperatur-
wechsel nicht reissen, versetzt man den solche Eigenschaften
besonders zeigenden fetten Thon mit nicht schwindenden Zu-
sätzen oder Cementen (Quarzsand, Chamotte aus zerstossenen
feuerfesten Thonscherben, magerem Thon, Graphit, Koks), welche
meist auch gleichzeitig die Feuerbeständigkeit erhöhen oder als
starres Skelett dem Tiegel im Feuer den nöthigen Halt geben
sollen. Die Magerkeit oder Fettigkeit eines Thones wird haupt-
sächlich durch dessen Gehalt an freier Kieselsäure bedingt, und
hängt davon auch die Menge des Zusatzes von Cement (häufig
1 Vol. Chamotte auf 2 Vol. frischen Thon) ab. Weniger als
feiner Staub, als von dem Korn eines groben Schiesspulvers
sind die genannten Zusätze am wirksamsten, kommen aber in
ersterem Zustande zur Verwendung, wenn man einer Corrosion
des Gefässes entgegenwirken will. Bei gröberem Korn sind die
Gefässe zwar beim Temperaturwechsel weniger leicht rissig,
werden aber weniger fest und poröser.


Auf ihr Verhalten bei Temperaturveränderungen prüft man
die Tiegel dadurch, dass man sie kalt in einen stark glühenden
Ofen bringt und, glühend aus diesem herausgenommen, sie der
Zugluft oder Gebläseluft aussetzt oder sie ins Wasser taucht
und, wenn sie nicht gebrochen, wieder in den Ofen bringt.
Gute Tiegel bestehen diese Proben, erhalten aber zuweilen eine
Menge kleiner unsichtbarer Risse, welche sich an dem Durch-
gehen kund geben, wenn man in dem Gefäss rasch Bleiglätte
einschmilzt. Je härter die Tiegel gebrannt und je dichter sie
sind, um so leichter pflegen sie bei den angeführten Proben zu
zerspringen.


Corrosion der
Tiegel.

3) Widerstand gegen das Durchfressen durch Metall-
oxyde, Alkalien, Asche etc. Die feuerbeständigsten Tiegel können
[79]§. 36. Erforderliche Eigenschaften derselben.
durch die bezeichneten Substanzen in der Hitze Schicht für
Schicht allmälig aufgelöst werden, bis sie zuletzt durchgehen.
Besonders fressend wirken Bleioxyd und auch Antimonoxyd.
Häufig lässt sich dies wegen der nicht zu beseitigenden Ver-
wandtschaft zwischen Theilen des Probirgutes und des Probir-
gefässes (z. B. beim Ansieden des Bleioxydes und der Kiesel-
säure der Scherben) nicht ganz umgehen, man sucht aber der
Corrosion entgegen zu wirken durch Verstärkung der Tiegel-
wände, feineres Korn der Tiegelmasse, Anwendung von Cementen,
welche keine freie (Quarz); sondern mit Basen bereits gesättigte
Kieselsäure (Chamotte) enthalten, grosse Dichtigkeit, Glätte und
starkes Brennen der Tiegel. Ansiederscherben gehen leicht durch,
wenn sie schwach gebrannt sind und als Cement Quarz in grö-
beren Körnern enthalten.


Um sich von dem Corrosionswiderstand der Tiegel zu über-
zeugen, braucht man in denselben nur Bleioxyd oder besser ein
Gemisch von diesem und Kupferoxyd zu schmelzen. Je öftere
Schmelzungen der Tiegel aushält, ohne durchfressen zu werden,
um so besser ist er. Es kann aber auch ein Durchsickern des
Bleioxydes bei porösen Tiegeln stattfinden.


4) Dichtigkeit. Poröse Tiegel saugen dünnflüssige Sub-Dichtigkeit der
Thongefässe.

stanzen ein und vermögen sie nicht zu halten. Dabei wird ent-
weder die Tiegelmasse gar nicht angegriffen oder dies geschieht
bei der vermehrten Oberfläche in sehr hohem Masse. Durch Her-
stellung eines feinen, gleichmässigen und geschlossenen Korns,
grosse Sorgfalt beim Formen und Trocknen und durch starkes
Brennen sucht man die Dichtigkeit der mit corrosiven Sub-
stanzen in Berührung kommenden Gefässe zu erhöhen, welche
aber unangenehmer Weise ein leichteres Reissen derselben zur
Folge hat.


Zur Ermittlung des Grades der Durchdringlichkeit schmilzt
man in dem Tiegel Bleiglätte oder besser eine Substanz, welche,
ohne die Tiegelmasse anzugreifen, in Folge der Capillarwirkungen
durch die Poren des Tiegels hindurchsickert, z. B. manche
Schwefelmetalle, wie Bleiglanz, namentlich aber Schwefeleisen.
So sollen z. B. Schmelztiegel von Krumnussbaum an der Donau
eine 6stündige Schmelzung von Schwefeleisen im Sefström’schen
Ofen aushalten, ohne zu weiterer Schmelzung untauglich zu
werden.1)


[80]Probirgefässe von Thon.

Alle im Vorhergehenden geforderten Bedingungen vereinigen
die Schmelztiegel in der Regel nicht; nicht immer brauchen sie
dieselben aber auch gleichzeitig bei ihrer Verwendung zu erfüllen.


Zubereitung
des Thones.

Man lässt den eingesümplten Thon möglichst lange faulen,
wobei neben Zersetzung organischer Substanzen Alkalien und
Kieselsäure in löslicher Form austreten, also der Thon thonerde-
reicher wird, und einzelne noch nicht mit Wasser gesättigte
Theile der Thonmasse Wasser aufnehmen, wodurch der Thon
plastischer, homogener und feuerfester wird. Dann wird derselbe in
einem Bassin in Wasser klein gerührt, die trübe Flüssigkeit durch
ein Sieb geschlagen und sich, z. B. in einer Erdkuhle, setzen ge-
lassen, wobei das Wasser in die Erde zieht. Sobald der ge-
schlämmte Thon steht, wird derselbe mit Messern in barnstein-
förmige Stücke zerschnitten, auf Brettern an der Luft getrocknet
und wenn er windhart geworden, d. h. an den Händen nicht
mehr klebt, an einem feuchten Orte (z. B. im Keller) auf be-
wahrt. Zum weiteren Gebrauche wird er auf einen Haufen ge-
bracht, von diesem mit krummen Messern dünne Lagen von
oben nach unten abgeschnitten, wobei man Steine etc. aushält,
dann unter Zusatz von etwas Wasser zweimal durchgetreten, in
parallelepipedische Stücke gebracht, diese mit den Händen auf
einer Bank gestaucht und in so kleine Stücke getheilt, wie
sie zur Verwendung kommen sollen (Zubereitung des Goslar’-
schen Thons für die Oberharzer Probirgefässe). Sind Ver-
satzmittel (Sand, Chamotte) erforderlich, so arbeitet man die-
selben mit dem geschlämmten Thon gehörig durch (z. B. Sand
bei dem Goslar’schen Thon). Auch kann das Durchkneten in
Maschinen geschehen.


Die Probirgefässe für die Freiberger Hütten werden aus einem in
der Nähe von Oberschöna vorkommenden weissen und sehr quarzfreien Thon
angefertigt, welcher nach der Gewinnung in grossen Stücken eingesümpft,
gut durchgearbeitet und zu Platten verwalzt wird. Diese werden zu Chamotte
gebrannt, gemahlen und dem rohen Thon in solcher Menge durch Treten
oder eine Knetmaschine incorporirt, dass derselbe nicht mehr schwindet.
Wie bereits bemerkt, wendet man für Gefässe, welche mit fressenden Oxyden
zusammenkommen, als Zusatz besser Chamotte wie Quarz an.


Herstellung
der
Probirgefässe.

Die Probirgefässe werden entweder auf der Töpferscheibe
gedreht (Blei- und Kupfertuten, grössere Schmelztiegel) oder
mittelst Mönchs und Nonne hergestellt (Röst-, Ansiede-, Gaar-,
Bleischerben) oder aus freier Hand geformt, indem man sie
aus einem Thonballen aufdreht oder wurstförmige Streifen spi-
ralförmig aufeinander knetet (grössere Passauer Tiegel), auch
[81]§. 37. Probirscherben.
wohl die Thonmasse um Matrizen von Holz schlägt (Muffeln,
Röhren).


Man lässt die geformten Gefässe langsam im Schatten oder
bei gelinder Stubenöfenwärme, hierauf bei grösserer Wärme so
lange trocknen, bis sie beim Kratzen am Boden hart erscheinen,
dann werden sie in Töpferöfen mehr oder weniger stark (hart)
gebrannt. Grössere Schmelztiegel kommen auch wohl im unge-
brannten Zustande zur Anwendung.


Die Aufbewahrung der Probirgefässe muss an einem trock-
nen Orte geschehen, weil sie sonst beim raschen Erhitzen zer-
springen.


§. 37. Probirscherben. Flache, mehr weite, als hohe Probir-Form der Pro-
birscherben.

gefässe und zwar:


1) Röstscherben, möglichst flach und innen glatt, brauchenRöstscherben.
sie nicht sehr feuerbeständig zu sein, müssen aber, ohne zu reissen,
schnellen Temperaturwechsel vertragen und deshalb bei dünneren
Wänden eine hinreichende Menge Chamotte oder Quarz ent-
halten. Dieselben werden in einer mit Thon gefüllten geölten
Messingform (Nonne) mittelst eines geölten eingedrückten Mönches
hergestellt.


Taf. VI. Fig. 72 Arany-Idkaer, Fig. 73 Oberharzer
und Fig. 74 Mansfelder Röstscherben.


2) Eintränk- oder Ansiedescherben, tiefer als dieAnsiede-
scherben.

vorigen. Sie müssen der fressenden Eigenschaft des Bleioxydes
und dem Temperaturwechsel möglichst widerstehen, erhalten
deshalb dickere glatte Wände, werden dicht geschlagen und
hart gebrannt und erhalten als Zusatz zweckmässiger pulver-
förmige Chamotte, als Quarz.


Taf. VI. Fig. 75 Freiberger, Fig. 76 Oberharzer, Fig.
77 Mansfelder und Fig. 78 Arany-Idkaer Ansiedescherben.


3) Gaarscherben. Müssen denselben Anforderungen ge-Gaarscherben [...]
nügen, wie die Ansiedescherben, sind aber flacher (Taf. VI.
Fig. 79). Man stellt sie wohl dadurch her, dass man die Seiten-
wand der Ansiedescherben theilweise wegschneidet oder eine
Bleitute (Taf. VI. Fig. 81) in der Weise zertheilt, dass man sie
auf einen Ambos legt und auf den oberen dünneren Theil be-
hutsam mit der schmalen Bahn des Hammers klopft, bis die
Tute einen Längsriss erhält. Dann wird so lange auch auf den
unteren dickeren Theil geklopft, bis sich der Bauch der Tute
in zwei Theile theilt. Jeder dieser Hälften giebt man mit einer
Kneipzange eine passende Form (Taf. VI. Fig. 80).


Kerl, Probirkunst. 6
[82]Probirgefässe von Thon.
Probirtuten.

§. 38. Schmelztiegel mit Fuss (Probirtuten). Unter Tuten,
Tutten
, versteht man mit einem Fusse versehene bauchige
oder cylindrische Gefässe von verschiedenem Grade der Feuer-
beständigkeit, erstere meist bei sich aufblähendem Inhalte oder
dann angewandt, wenn der Luftzutritt zum Schmelzgut (beim
reducirenden Schmelzen) vermieden werden muss. Der Fuss ge-
stattet gleich ein sicheres und richtiges Einstellen in Wind- und
Gebläseöfen (S. 58, 65), ohne einen Untersatz nöthig zu machen.
Es gehören hierher besonders:


Blei- und
Kupfertuten.

1) Blei- und Kupfertuten (Taf. VI. Fig. 81—83), deren
abgeschlagener Fuss gleich als Deckel benutzt wird, wonach
sich die Weite der Mündung richten muss. Zur bessern An-
sammlung des Probekornes erhält bei dünneren, innen recht
glatten Wänden und dickerem Boden letzterer wohl eine kleine
Vertiefung (Spur am Bleischerben von Arany-Idka, Fig. 82).
Die schlanke Freiberger Form (Fig. 81, 82) lässt das Einsetzen
einer grösseren Anzahl Proben zu, als die Gestalt der hessischen
Kupfertuten (Fig. 83). Bei Schmelzungen haben diese Tuten be-
sonders von den alkalischen Flüssen zu leiden.


Eisentuten.

2) Eisen- oder Kelchtuten (Taf. VI. Fig. 84, 85) von
grösserer Feuerbeständigkeit, als die vorigen. Sie werden ge-
wöhnlich in der Weise mit einem etwa 12 Mm. dicken Kohlen-
futter
a (Fig. 84) versehen, dass man feingesiebtes Holzkohlen-
pulver entweder nur wenig mit Wasser oder Thonwasser,
Syrup, Gummiarabicum oder Stärkelösung schwach anfeuchtet,
die sich eben ballende, beim Drücken in der Hand keine Feuch-
tigkeit hinterlassende Masse mit den Fingern fest in den Tiegel
eindrückt und mittelst eines konischen Mönches von hartem
Holze (Taf. VI. Fig. 87) — je nach der Menge des anzuwendenden
Probirgutes von verschiedener Grösse — bei drehender Bewegung
in der Mitte der Masse eine entsprechende Vertiefung hervor-
bringt, worauf man den mit Klebmitteln versehenen Tiegel gut
austrocknen lässt. Auch trocknet man wohl die Masse vor dem
Ausbohren in dem Tiegel, verrichtet dieses dann mit einem
vierkantigen bronzenen Bohrer und glättet mit einem Dorn nach.


Percy reibt 4 Gwthle. Holzkohlenpulver mit 1 Thl. Syrup
und etwas Wasser in einem Mörser innig zusammen, schlägt mit
der Masse den Tiegel aus, trocknet und erhitzt den mit Deckel
versehenen Tiegel unter der Muffel so lange zur Rothgluth, bis
sich keine Flamme am Deckel mehr zeigt. Das Futter ist dann
sehr fest geworden.


[83]§. 38 u. 39. Schmelztiegel mit und ohne Fuss.

Rivot stampft für 20 Gramm Erz bestimmte 0,12 — 0,15 M. hohe Tuten
nach und nach mittelst eines Holzpflockes mit befeuchtetem Holzkohlenpulver
voll, indem die vorhergehende Lage immer wieder rauh gemacht wird,
schneidet mit einem dolchartigen Instrument eine Vertiefung aus, sodass das
Futter oben noch 0,01 M. und unten 0,025 M. dick bleibt, polirt die Wände
der Höhlung mit einem gläsernen Pistill und verwendet die Tiegel in diesem
Zustande, ohne sie zu trocknen. Lässt man sie länger, als einen Tag stehen,
so werden sie zu trocken, das Futter zerfällt leicht und man muss sie dann
wieder anfeuchten und abermals poliren.


Bei der meist hohen Temperatur, welcher die Tiegel aus-
gesetzt werden müssen, schützt das Kohlenfutter die Wände vor
dem Wegfressen, so dass man schlackengebende Bestandtheile
ohne Zutritt der Tiegelmasse schmelzen und genau wägen
kann, (indirecte Zinkprobe, Eisenhohofen-Beschickungsproben),
erhält im Tiegel eine reducirende Atmosphäre von Kohlenoxyd-
gas, macht den Tiegel im Feuer noch stehen, wenn die Thon-
wände schon erweicht sind, und gestattet ein Ausschaben und
Ausziehen von Eisenkörnern mit dem Magnet.


Von hessischen Eisentuten verwendet man hauptsächlich
zwei verschieden grosse Sorten (Taf. VI. Fig. 84, 85).


§. 39. Schmelztiegel ohne Fuss. Bei geringen DimensionenSchmelztiegel
ohne Fuss.

zuweilen billiger als die Tuten, werden sie entweder auf einer
Unterlage (Käse) oder auch ohne dieselbe in den Schmelzofen
(z. B. in einen Muffelofen) eingesetzt und sind von dem verschieden-
sten Grade der Feuerbeständigkeit. Enthalten sie als Cement
Graphit, so nennt man sie Graphittiegel.


1) Thontiegel ohne Graphitzusatz. Hierher gehö-Thontiegel.
ren z. B.


a) die Oberharzer Bleierzschmelztiegel oder Blei-
scherben
(Taf. VI. Fig. 93) in drei Grössen, aus nicht sehr feuer-
beständigem Goslar’schen Thon bei Sandzusatz (S. 80) mittelst
Mönchs und Nonne (Taf. VI. Fig. 94, 95) geschlagen. a messingene
oder bronzene Nonne, auf einem losen Boden b aus gleichem Mate-
rial mit einer Oeffnung in der Mitte. c hölzerner Mönch mit Leit-
stift d. Die Nonne a wird dadurch festgestellt, dass deren 4 Zapfen
f durch die entsprechenden Oeffnungen g eines auf einem Holz-
blocke aufgeschrobenen Messingringes h niedergesenkt und dann
nach Art eines Bajonetverschlusses seitlich untergeschoben wer-
den. Die geölte Nonne wird mit einem Thonklumpen gefüllt,
der geölte Mönch unter langsamem Drehen darin niedergetrieben,
dann der Mönch vorsichtig herausgezogen, das durch den Leit-
stift erzeugte Loch im Boden mit etwas Thon gefüllt und noch-
6*
[84]Probirgefässe von Thon.
mals ein Mönch ohne Leitstift (Taf. VI. Fig. 96) eingedrückt,
wobei der überflüssige Thon durch einen Ausschnitt in dessen
Kranz hervorquillt. Hierauf werden die Tiegel vorsichtig ge-
trocknet und gebrannt.


b) Thontiegel zu Goldproben) Taf. VI. Fig. 88), sehrglatt.


c) Eisensteinsschmelztiegel mit Kohle ausgefüttert
(S. 82), z. B. für den Sefström’schen Ofen bestimmte Tiegel von
kleineren (Taf. VI. Fig. 86) und grösseren Dimensionen.
a Thontiegel. b Kohlenfutter. c Deckel. Man fertigt in England
solche Tiegel aus 2 Vol. ungebranntem und 1 Vol. gebranntem
guten feuerfesten Thon an und füttert sie mit einer Composition
aus Holzkohle und Syrup (S. 82) aus.


d) Hessische Schmelztiegel1) in verschiedenen Grössen,
am Fusse meist rund, oben behuf bequemeren Ausgiessens drei-
eckig, aber auch wohl oben rund, aus gleichen Theilen Gross-
almeröder Thon (S. 77) und ziemlich grobem Quarzsand zusam-
mengesetzt. Dieselben widerstehen dem Temperaturwechsel
ausgezeichnet, werden aber von basischen Substanzen stark an-
gegriffen.


In Probirlaboratorien verwendet man dieselben unter Anderm
beim Probiren von Gold- und Silberkrätzen (§. 115) mittelst
Bleiglätte in zwei Grössen, als Viertel-Schoppentiegel für 25
Gramm Krätze, oben rund von 7,5 Cm. äusserem Durchmesser
und 11 Cm. Höhe, und kleine Fünfter für 20 Gramm Krätze,
oben dreieckig bei 5,5 Cm. Weite und 10 Cm. Höhe.


Nach Berthier enthielt ein hessischer Tiegel: 70,9 Si,
24,8 Al und 3,8 Fe.


e) Englische Tiegel2), wohin hauptsächlich gehören:


α) Cornische Kupferprobentiegel (Taf. VI. Fig. 90)
in 2 ineinander passenden Grössen von Juleff in Redruth und
Mitchell in Truro3) aus 1 Gewthl. Thon von Teignmouth,
1 desgl. von Pool (S. 77) und 2 Gewthln. Sand von St. Agnes’
Beacon in Cornwall angefertigt, erweichen in der Weissglühhitze
und werden von schmelzendem Bleioxyd stark angegriffen, ver-
tragen aber raschen Temperaturwechsel. Nach Dick enthielt
[85]§. 39. Schmelztiegel ohne Fuss.
ein Tiegel von Juleff: 72,39 Si, 25,32 Al, 1,07 Fe, 0,38 Ca,
Mg Spr., 1,14 K.


β) Londoner Tiegel (von Ruel, High Holborn), dem
schmelzenden Bleioxyd ausgezeichnet widerstehend, weniger dem
Temperaturwechsel.


γ) Tiegel aus der Patent Plumbago Crucible Com-
pagnie, Battersea Works
(White fluxing pots) werden wenig
von Flussmitteln angegriffen, vertragen aber den Temperatur-
wechsel schlecht. Sie haben 6—21 Cm. Höhe.


δ) Stourbridge Tiegel (von King in Birmingham, Lich-
field Str.) in 25 verschiedenen Grössen, 10—140 Pfd. Metall
haltend.


d) Französische Tiegel, aus belgischem Thon und
Chamotte hergestellt von Beaufay, feuerfest, dem Temperatur-
wechsel und der Glätte gut widerstehend, während die Tiegel
von Deyeux von Flüssen stärker angegriffen werden. Berthier
fand in den Tiegelmassen:

2) Graphittiegel, Thontiegel, welche als Cement einenGraphittiegel [...]
Zusatz von Graphit erhalten, wodurch sie feuerbeständiger und
glatter, namentlich aber befähigt werden, die grössten und
schroffsten Temperaturwechel zu ertragen. Bekannte Muster sind:


a) Passauer oder Ypser Tiegel1) (von Kaufmann oder
Kapeller und Söhne in Hafnerzell), aus einer Composition von
Hafnerzeller Graphit (mit 50 — 65 % erdigem Rückstand)
Ceylongraphit und ½—⅓ Passauer Thon (S. 77). Je nach der
Feuerbeständigkeit der variirenden erdigen Bestandtheile des
Graphits besitzen die Tiegel einen verschiedenen Grad der
Feuerbeständigkeit; die minderen Sorten halten nur 8—10 Güsse
aus, ertrugen dagegen früher bei noch billigerem besseren Gra-
phit bis 30 Güsse. Seit dem Zusatz von Ceylongraphit ist die
Qualität besser geworden.


b) Achenrainer Schmelztiegel2), welche ausser den
[86]Probirgefässe von Thon.
angeführten Ingredienzien noch einen Zusatz von gepochten
Schmelztiegelscherben erhalten, ertragen 20—25 Güsse.


c) Graphittiegel der Patent Plumbago Crucible Compag-
nie1) in London sind von sehr guter Qualität. Zu den corni-
schen Zinnerzproben werden gute Graphittiegel (Taf. VI. Fig. 89)
von Juleff in Redruth angefertigt.


Eigenschaften.

§. 40. Retorten und Röhren. Müssen bei Destillationen
(S. 66) oder Sublimationen (S. 66) derartige Gefässe für wässrige
Flüssigkeiten oder Gase undurchdringlich sein, so brennt man
sie entweder bei einem weniger feuerbeständigen Thon so stark,
dass sie fritten (Kolben und Retorten von Waldenburg in Sachsen),
wo sie dann aber leichter springen, oder man versieht dieselben
äusserlich mit einer Glasur von 1 Thl. Borax und 9 Theilen
Lehm oder 2 Thln. Glas. Man trägt die mit Wasser zu einem
steifen Brei angerührte Masse mittelst einer Bürste auf, lässt
trocknen und schmilzt die Glasur in starker Glühhitze auf.


Zur Erhöhung der Feuerbeständigkeit und Verhütung des
Reissens beschlägt man die Retorten mit einer Composition von
Thon, Quarzsand oder Chamotte und kurzzerschnittenen Adhärenz-
mitteln (Kuhhaaren, Stroh, Schebe etc.) und lässt trocknen.


Herstellung.

Der Bauch der Retorten wird auf der Töpferscheibe ge-
dreht und der besonders geformte Hals an diesen angesetzt.
Röhren aus hessischem Thon wendet man z. B. in der Länge
von 60 Cm. bei 42 Mm. äusserem und 22 Mm. innerem Durch-
messer an. Müssen derartige Gefässe vollständig undurchdring-
lich sein, so nimmt man dieselben unter Umständen von Por-
zellan
oder Glas.


Anfertigung.

§. 41. Muffeln. Diese bestehen aus dem eigentlichen Muffel-
gewölbe und dem Muffelblatt (S. 41), müssen den Temperatur-
wechsel gut vertragen und möglichst feuerbeständig sein. Man
stellt ersteres auf die Weise her, dass man aus einem Thonballen
ein Blatt ausschneidet, dieses über ein der Muffel in Form und
Grösse gleichendes, etwas mit Fett bestrichenes Holzmodell (Stock)
legt, an die Rückwand des Modells ein zweites Thonblatt drückt
und beide an den Berührungspuncten gut verbindet. Nach
einigen Minuten schneidet man an den Seitenwänden und an der
Rückwand die Zugöffnungen aus, nimmt die Muffel vom Modell
ab und brennt sie nach gehörigem Trocknen. Die Muffelblätter
werden in hölzernen Rahmen gestrichen. Bei Feststellung der
[87]§. 41. Muffeln.
Dimensionen der Muffeltheile muss auf deren Schwinden im
Feuer gerechnet werden. Von den Dimensionen der Muffeln
war bei den Muffelöfen (S. 41) die Rede.


B. Probirgefässe aus Kalk, Thonerde oder Kohle.

§. 42. Allgemeines. Zur Behandlung von Substanzen inAnwendung
solcher Ge-
fässe.

den allerhöchsten Temperaturen, in welchen feuerfeste Thonge-
fässe nicht mehr aushalten, wendet man Gefässe aus den be-
zeichneten Substanzen an.


1) Kalktiegel. Aus einem Stücke gut gebrannten, etwasKalktiegel.
hydraulischen Kalks schneidet man ein Prisma von 7—10 Cm.
Länge und Breite und 12—15 Cm. Höhe, rundet die Kanten
ab und bohrt eine behufige Vertiefung von 2—3 Cm. Weite bei
3—3,6 Cm. Wandstärke und 5—7 Cm. Bodendicke aus. Solche
Gefässe wendet Deville zum Platinschmelzen (§. 138) in seinem
Gebläseofen (S. 64) an.


2) Thonerdetiegel. Ein Gemenge aus gleichen TheilenThonerde-
tiegel.

Thonerde und Marmor wird bei sehr hoher Temperatur geglüht,
1 Theil davon mit 1 Thl. geglühter Thonerde und 1 Thl. gela-
tinöser, durch Ammoniak aus Alaunlösung gefällter Thonerde
vermengt und daraus Tiegel geformt. Einmal gebrannt, ver-
tragen solche Tiegel nach Deville jeden Temperaturwechsel
und die Berührung mit jedem Stoffe.


3) Kohlentiegel, Kohlen- und Kokscapellen. ManKohlentiegel
Anwendung.

verwendet derartige Gefässe


a) als sehr feuerfest (Kohlentiegel) und stellt sie dann
in Gestalt etwa 10 Cm. hoher Cylinder aus Gasretortenkoks auf
der Drehbank her. Man setzt sie beim Gebrauch in einen
feuerfesten Thontiegel, füllt den Zwischenraum mit scharf aus-
geglühtem Thonerdepulver aus, setzt darauf einen Deckel aus
Koks und darüber einen Thondeckel. Auch wenn die Thon-
umhüllung wegschmilzt, so wird der Kokstiegel doch durch die
Thonerde geschützt.


b) als die reducirende Wirkung befördernd (Kohlen- und
Kokscapellen). Man schneidet entweder aus einem dichten
Stück Holzkohle ein etwa 2,5 Cm. hohes und 4 Cm. starkes
Prisma und höhlt in diesem ein halbkugelförmiges Loch von
etwa 1,2 Cm. Tiefe aus (Kohlencapellen), oder zerreibt
möglichst aschenarme Koks zu feinem Pulver, siebt und trägt
das Siebfeine so lange unter stetem Rühren in flüssiggemachtes
[88]Probirgefässe aus Eisen.
Schwarzpech, bis eine steife und davon gesättigte Masse entsteht.
Diese zerreibt man nach dem Kaltwerden, mengt noch Koks-
pulver (im Ganzen auf 1 Thl. Pech etwa 4 Thle. Koks) darunter,
lässt das Gemenge noch mehrere Mal durch ein Haarsieb laufen,
bringt das Siebfeine abermals zum Erweichen und schlägt aus
der Masse in einer vorher erwärmten Capellenform (Taf. VI.
Fig. 97) aus Messing oder Eisen Capellen (Taf. VI. Fig. 98) von
etwa 2,5 Cm. Höhe, 3,7 Cm. oberem und 3 Cm. unterem Durch-
messer. Die Capellen werden in einem bedeckten Thontiegel allmälig
so stark erhitzt, dass das Pech verkohlt, und wenn keine brennenden
Gase sich mehr entwickeln, der bedeckte Tiegel erkalten gelassen.
Die Kokscapellen müssen klingen und blasenfrei sein. Solche
Capellen, bei der Kobalt- und Nickelprobe früher zum Desarse-
niciren der Kobalt- und Nickelkönige benutzt, werden jetzt nur
selten angewandt, indem man diese Könige einfacher zwischen
Kohlenstaub in einem kleinen Thontiegel ausglüht.


Die mit Kohle ausgefütterten Eisentuten (S. 82) gehören
auch hierher.


C. Probirgefässe aus Eisen.

Anwendung.

§. 43. Allgemeines. Aus Gusseisen oder Schmiedeeisen ge-
fertigte Gefässe kommen nur in einzelnen besonderen Fällen zur
Anwendung, unter Anderem:


Eisentiegel.

1) als Schmelzgefässe bei Bleiproben in Gestalt


a) von flachen schmiedeeisernen Schalen, welche mit
sehr reinem Bleiglanz gefüllt und mit einer Eisenplatte bedeckt,
in einer Schmiedeesse erhitzt werden (England);


b) von schmiedeeisernen Tiegeln (Taf. VI. Fig. 91,
92) mit oder ohne Ausguss, von 8—12 Cm. Höhe, 5—8 Cm.
Weite und 10—12 Mm. Wandstärke. Eine Platte von der eben
angegebenen Dicke wird zusammengebogen, die aneinanderge-
passten Ränder gut zusammen geschweisst und ein 2—3 Cm.
dicker Boden ebenfalls sorgfältig eingeschweisst. Dann erhält
der Tiegel über einem Dorn mittelst leichter Hammerschläge seine
richtige Gestalt. Zuweilen giebt man dem Tiegel einen zuge-
spitzten Fuss, damit er im Ofen zwischen Koksstücken fester
steht.


Durch theilweises Ausbohren eines abgestumpften Kegels
von Schmiedeeisen lässt sich auch ein solcher Tiegel anfertigen.


Die Tiegel halten bis 20 Schmelzungen und mehr aus und
[89]§. 43. Tiegel und Röhren.
man reinigt sie innen von Rost durch vorheriges Einschmelzen
eines Gemenges von Soda und Borax.


Die schmiedeeisernen Tiegel werden zuweilen durch billigere
gusseiserne von gleicher Grösse ersetzt.


2) als Röhren und Retorten, z. B. bei Quecksilber-Röhren.
proben.


3) als gusseiserne Muffeln (S. 44).Muffeln.


D. Probirgefässe aus Knochenmehl, Aescher etc. (Capellen).

§. 44. Allgemeines. Hierher gehören die Capellen (vonZweck der
Capellen.

coupes, flache Schalen), kleine Gefässe mit mehr oder weniger
halbkugelförmiger Austiefung, in welchen man oxydirende Schmel-
zungen (Abtreiben von Gold- und Silberlegirungen mit Blei,
Gaarmachen) vornimmt, wobei die gebildeten Oxyde von der
porösen Capellenmasse aufgesogen werden müssen, ohne sich
chemisch damit zu verbinden. Aus diesem Grunde kommen
Thongefässe nur selten in Anwendung.


Gute Capellen besitzen bei weisser Farbe neben hinreichen-Eigenschaften
guter Capellen

der Festigkeit die erforderliche Porosität (sie dürfen in der
Zange nicht zerbröckeln, müssen sich aber mit den Fingern zer-
drücken lassen), verändern sich in angehender Weissglühhitze nicht
merklich, werden nicht rissig, entwickeln keine Gase und gehen
mit den darin erzeugten Metalloxyden keine chemische Verbin-
dungen ein. Alle Capellen saugen neben den Metalloxyden auch
mehr oder weniger Silber und Gold ein (Metallverlust durch
Capellenzug
) und zwar um so mehr, je poröser die Capellen
sind.1) Aber auch zu dichte Capellen sind unvortheilhaft, sie
reissen leichter, wegen längerer Dauer des bei höherer Tem-
peratur durchzuführenden Abtreibens wird die Silberverflüchtigung
grösser und es bildet sich Bleiglas in der Spur. Eine zu grosse
Porosität schadet indess mehr, als eine zu grosse Dichtigkeit.


Als Materialien für die Capellen haben sich brauchbar er-Material zu
Capellen.

wiesen:


1) Knochenmehl (Beinasche, Knochenasche). Kno-
chen, am besten Schafs- und Pferdeknochen, werden in einem Flamm-
ofen, Stubenofen, unter der Muffel etc. völlig weiss gebrannt,
nachdem sie vorher zur Ausziehung der leimgebenden Bestand-
theile mehrmals mit Wasser ausgekocht worden. Zeigen die
Knochen nach dem ersten Brennen noch dunkle Partien, so
[90]Probirgefässe aus Knochenmehl.
zerschlägt man sie und wiederholt das Brennen nochmals, ohne
aber eine bis zum Fritten derselben gehende Hitze zu geben.


Die weissen Knochen werden in einem Mörser, unter Poch-
stempeln etc. zerkleint, durch ein Haarsieb (S. 17) geschlagen
und das Siebfeine (Knochenmehl, Beinasche), im Korne am
besten grobem Weizenmehl gleich, entweder gleich als Haupt-
material zu Capellen verwandt oder (z. B. für Münzcapellen)
vorher nochmals zur Abscheidung löslicher Bestandtheile (koh-
lensaures, schwefelsaures, salzsaures und phosphorsaures Na-
tron) einige Mal mit kochendem Flusswasser in einer Bütte umge-
rührt, klären gelassen, das klare, mit salpetersaurem Silberoxyd
keine Reaction mehr gebende Wasser durch einen Hahn abge-
lassen, der Rückstand getrocknet und abermals gesiebt.


Als Decke für das grobe Knochenmehl bedarf man noch
eines feineren Präparates, der Kläre, welche dadurch erhalten
wird, dass man ersteres in einer Bütte mit Wasser aufrührt, wo-
bei etwa noch vorhandene Fettheile (Mark) oben aufgehen und so
lange abgeschäumt werden, bis sie sich nicht wieder zeigen, dann
nochmals tüchtig umrührt, etwa 5 Min. ruhig stehen lässt, nach
dem Absetzen des Gröberen die Trübe durch ein feines Haar-
sieb oder Leinwand in ein Fass schlägt und sich hier einige
Tage setzen lässt. Hierauf zieht man das klare Wasser durch
Zapflöcher nach und nach ab, lässt die Kläre im Fasse ein-
trocknen und macht sie bei Stubenofenwärme völlig trocken.


Zusammen-
setzung des
Knochen-
mehls.

Das Knochenmehl besteht im Wesentlichen aus phosphor-
saurem Kalk und einigen Procenten kohlensaurer Kalkerde und
wohl Aetzkalk. Berzelius fand in gebrannten Ochsenknochen
auf 57 Kalkphosphat 3,8 Kalkearbonat, Barros in Schafs-
knochen resp. 80,0 und 19,3 %. Nach Heintz1) haben rohe
Knochen folgende Zusammensetzung:

[91]§. 44. Capellen.

Auf 100 Thle. der feuerfesten Bestandtheile berechnet:

Da Buchenholzasche und auch Aescher die Wärme
weniger leiten, als Beinasche, so versetzt man letztere wohl mit
diesen Substanzen, wo dann die aus der Composition geschla-
genen Capellen weit mehr Hitze in sich aufnehmen, weit leichter
an einem kälteren Puncte des Ofens ihren Inhalt im Treiben
erhalten und meist einen höhern Gehalt liefern. Man setzt des-
halb wohl Capellen für Silberfeinproben aus gleichen Theilen
Buchen- und Beinasche, solche für Goldproben aus 2 Thln.
Buchen- und 1 Thl. Beinasche zusammen.


Zuweilen fügt man der Beinasche Kalkmergel oder Aetz-
kalk
, seltener Thon, Schwerspath u. dergl. zu. Bei zu viel
Mergel und Thon werden die Capellen leicht zu dicht und rissig,
bei zu viel Kalk zu porös.


2) Ausgelaugte Holzasche. Dieselbe wird gesiebt, voll-Holzasche.
ständig ausgelaugt, auch wohl geschlämmt, bei einem Rückhalt
an kohligen Bestandtheilen zu Batzen geformt und diese bei
Luftzutritt hinreichend geglüht. Wegen ihres grösseren Gehaltes
an unlöslichen phosphorsauren Salzen zieht man die Buchen-
asche
anderen Aschensorten vor. Die Holzasche hält, wie be-
merkt, wegen ihrer geringeren Wärmeleitung die Hitze mehr zu-
sammen, als Knochenasche, und erfrieren die Proben deshalb
weniger leicht, als auf letzterer.


Die Zusammensetzung verschiedener Holzaschen ergiebt sich
aus §. 214.


3) Aescher, Seifensiederasche, der Rückstand vonAescher.
der Seifenbereitung, aus Aetzkalk, Kalk- und Talkerde gebunden
an Kohlensäure, Phosphorsäure und Kieselsäure im Wesentlichen
bestehend, aber je nach den verschiedenen Bezugsquellen von
verschiedener Zusammensetzung und deshalb dem Knochenmehl
nachstehend. Noch lösliche Bestandtheile müssen ausgelaugt und
eingemengte kohlige Theile durch Ausglühen zuvor entfernt
werden, weshalb man sich auch wohl des bereits im Treibherde
benutzten, von Bleioxyd nicht durchdrungen gewesenen, am
besten aus Buchenasche bereiteten Materials bedient, welches
frei von Kohle zu sein pflegt. Man wendet auch wohl Gemenge
[92]Probirgefässe aus Knochenmehl.
von Aescher und ausgelaugter Holzasche wegen der geringeren
Wärmeleitungsfähigkeit an.


Eine Seifensiederasche von Heilbronn enthielt nach Herth1):


In Salzsäure löslich:


  • Kali . . . . . . 0,188
  • Natron . . . . . 0,279
  • Schwefelsäure . . . 0,456
  • Phosphorsäure . . . 1,144
  • Eisenoxyd . . . . 2,186
  • Thonerde . . . . 3,075
  • Kalk . . . . . . 29,511
  • Magnesia . . . . 5,656
  • Kohlensäure . . . 22,666
  • Kohle . . . . . . 4,570
  • 69,731.

In Wasser löslich;


  • Kali . . . . . . . . . 0,056
  • Natron . . . . . . . . . 0,648
  • Chlornatrium . . . . . . 0,151
  • Kohlens. Erden . . . . . 0,724
  • Kiesels. u. organ. Subst. . . 0,359
  • 1,938.
  • In Salzsäure unlöslich . . . . 29,003.

Thon.

4) Thon. Hambly2) setzt Münzcapellen aus dem feuer-
beständigen Thon von Glascote und 20 % feinem Sand zusammen;
ersterer enthält


  • Kieselsäure . . . . . . . 50,68
  • Thonerde . . . . . . . 32,59
  • Eisenoxydul . . . . . . 3,17
  • Manganoxydul . . . . . . Spr.
  • Kalkerde . . . . . . . 0,36
  • Magnesia . . . . . . . 0,44
  • Kali . . . . . . . . . 2,32
  • Wasser . . . . . . . . 9,69

Die Capellen sollen hart, glatt und dicht sein und der Zer-
störung durch Bleiglätte gut widerstehen.


Anfertigung
der Capellen.

Die Capellen werden in einer Form entweder mit der Hand
geschlagen oder mittelst einer Maschine gepresst. In ersterem Falle
wird die Capellenmasse mit soviel Wasser in einem Holz-
[93]§. 44. Capellen.
troge innig und gleichmässig angemengt, dass sie sich ballen
lässt, ohne Feuchtigkeit in der Hand zurückzulassen. Man setzt
zunächst die stählerne oder messingne Nonne b (Taf. VI. Fig. 97)
auf die Hirnseite eines mit trockner Capellenmasse be-
streuten Holzklotzes mit ebener Oberfläche, drückt erstere
mit dem Daumen voll Capellenmaterial, schabt das Ueberstehende
mit einem dünnen Messer über der Nonne glatt weg, streicht
mit einem Messer eine dünne Lage trockne Kläre über, hält
den metallenen Mönch a mit Vorsprung (Taf. VI. Fig. 97) senk-
recht auf die Mitte der Masse, giebt mit einem hölzernen Schlägel
einige kräftige Schläge darauf, zieht mit einer schwach drehen-
den Bewegung den Mönch heraus, dreht die Nonne auf dem
Holzklotz mehrmals hin und her und drückt mit den Fingern
oder mit dem Ballen der Hand die Capelle lose aus derselben
heraus. Beim Herausnehmen des Mönchs darf sich von der als
Filter wirkenden Kläre nichts abblättern; dies geschieht leichter
bei Mergel und Thon, als bei Knochen- und Holzasche. Bei
zu dicker Klärelage hebt sich dieselbe demnächst mit dem Sil-
berkorne und dieses erscheint mit Asche überzogen. Damit
grössere Capellen beim Ausheben aus der Nonne nicht zerbröckeln,
so geschieht das Empordrücken wohl auf einem beweglichen
messingenen Bodenstück.


Zur Erzielung gleichmässiger Capellen auf die angegebene
Weise bedarfs längerer Uebung. Auf deren Dichtigkeit ist ausser
dem Korn des Materials (S. 90) von wesentlichem Einfluss der
Grad seiner Feuchtigkeit, die Anzahl und Stärke der Schläge,
sowie die Stärke des Fingerdruckes beim Füllen der Nonne.


Man erzielt gleichförmigere Resultate, wenn man das Ein-Anfertigung
der Capellen
mittelst Presse.

treiben des Mönches in die Nonne statt durch Hammerschläge
durch eine Pressvorrichtung (Capellenpresse) geschehen lässt.
Eine solche hat im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal
nachstehende Einrichtung (Taf. VI. Fig. 99—102):


a gusseisernes Gerüst, in einem Stück gegossen. b Backen,
an das Gerüst angeschroben, zwischen denen sich mittelst Schraube
c und Hebelarms d mit Gegengewicht der Stempel e vertical
auf und nieder bewegt. Das Ende des Stempels e dreht
sich bei f unter der aufgeschrobenen Platte g. h messingner
Mönch, in den Stempel e eingesteckt und mit etwas Kreide ge-
dichtet. i messingne Nonne, welche in den Ausschnitt der am
Gerüst a angegossenen Erhöhung k eingeschoben wird, nachdem
sie auf dem Brette l mit Capellenmasse gefüllt. Durch kräftiges
[94]Probirgefässe aus Knochenmehl.
Anziehen des Hebelarmes wird der Mönch h in die Capellen-
masse eingedrückt, dann wieder gehoben, die Nonne vorgezogen
und die Capelle durch Aufdrücken der ersteren auf das Brett l
ausgehoben. Die ganze Vorrichtung ist auf einem gut befestig-
ten Holzklotz m aufgeschoben, vor welchem der Arbeiter sitzt.


Trocknen der
Capellen.

Die Capellen werden auf Brettern pyramidal aufgestellt und
zum langsamen Trocknen mehrere Monate lang in der Nähe des
Stubenofens getrocknet. Vor dem demnächstigen Gebrauche wer-
den sie im Muffelofen erst stark ausgeglüht (abgeäthmet). Er-
halten sie dabei Risse, so kann dies herrühren von noch an-
wesender Feuchtigkeit oder zu grosser Dichtigkeit, auch wohl
von einem Rückhalt an organischen Stoffen, wenn die Knochen
etc. schlecht gebrannt worden. Abgeäthmete und wieder kalt
gewordene Capellen eignen sich wegen ihrer Lockerheit nicht
weiter zum Gebrauche.


Grösse der
Capellen.

Zur Beschleunigung des Abtreibens durch unbehinderteren
Luftzutritt giebt man den Capellen mehr Weite, als Höhe. Er-
stere richtet sich nach der Menge der aufzunehmenden Legirung
und man nimmt dabei die Erfahrung zum Anhalten, dass gute
Capellen wenigstens ein ihnen gleiches Gewicht Blei, in Glätte
verwandelt, aufnehmen können. Sollte eine zu kleine Capelle
ohne zuvor stattgehabten Metallblick mit Glätte bereits gesättigt
sein, so kann man dieselbe auf den Boden einer andern umge-
kippten Capelle stellen, welche letztere dann die folgende Glätte
noch einsaugt. Zu flache Capellen geben grössere Silberverluste
wegen stärkerer Einwirkung der Zugluft.


Beispiele.

Folgende Beispiele ergeben die Dimensionen von Capellen
für verschiedene Zwecke:


Oberharzer grosse Erzeapellen1) für mit 6—8 Pro-
bircentnern à 5 Gramm Kornblei angesottene Proben: äusserer
Dchm. oben 37, unten 31, lichte Weite 27, ganze Höhe 19, Ver-
tiefung 12 Mm.; kleine Erzcapellen für Bleikönige von 1 Ctr.
Erz von der Potaschenprobe (3—4 Grm. schwer): äuss. Dchm.
oben 22, unten 19, lichte Weite 15, ganze Höhe 12, Vertiefung
7 Mm.; Münzcapellen: äuss. Dchm. oben 26, unten 22, lichte
[95]§. 44. Capellen.
Weite 21, ganze Höhe 14, Vertiefung 8 Mm. Sämmtliche Ca-
pellen bestehen aus Knochenmehl.


Freiberger Erzcapellen — aus 3 Vol. Aescher, 1 Vol.
schon gebrauchter Capellenmasse, ½ Vol. Kalk und 1/10 Vol.
Knochenmehl oder 3 Vol. Aescher und 1 Knochenmehl — bei
Anwendung von 8—25 Probircentnern à 3,75 Grm. Kornblei
zum Ansieden: äuss. Dchm. oben 35, lichter Dchm. 24—25, ganze
Höhe 18, Vertiefung 10—12 Mm.; Feincapellen, aus 2 Vol.
Knochenmehl und 3 Vol. Aescher: äuss. Dchm oben 26, unten
18, lichter Dchm. 18, ganze Höhe 14 Mm.; Werkbleicapellen:
äuss. Dchm. oben 49, unten 39, lichte Weite 37, ganze Höhe 23,
Vertiefung 17 Mm; Amalgamirsilbercapellen, früher
zum Abtreiben des kupferhaltigen Amalgamirsilbers mit viel Blei
angewandt: äuss Dchm. oben 28, unten 26, lichte Weite 22,
Vertiefung 6, ganze Höhe 12—14 Mm.


Arany-Idka, Capellen aus Knochenmehl allein oder mit
⅓ Holzasche auf ½ Ctr. à 10 Gramm: äuss. Dchm. oben 39,
unten 29, lichte Weite 29, ganze Höhe 21, Vertiefung 11 Mm.


Przibram: Capellen aus 2 Vol. Knochenasche und 1 Vol.
Aescher mit ganz dünnem Lehmwasser angemacht, wiegen für
Silbererzproben bei 5 Grm. Einwage im abgeäthmeten Zustande
etwa 18 Grm. und nehmen bis 20 Gramm Werkblei auf.


2. Kapitel.
Probirgefässe für nasse Proben.


§. 45. Allgemeines. Bei AusführungGefässe für
nasse Proben1)
überhaupt.


1) gewichtsanalytischer, volumetrischer und colo-
rimerischer
Proben bedarf man:


a) Gefässe und Utensilien von Glas, als: Digerir-
gläser
oder Kolben (Taf. VI. Fig. 104), Bechergläser (Taf.
VI. Fig. 106, d), Trichter, Uhrgläser, Spritzflasche (Taf.
VI. Fig. 105, a Kolben mit Wasser, welches beim Einblasen
von Luft durch b durch die mit Kautschukschlauch c versehene
Röhre d ausgetrieben wird und bei e in dünnem Strahl aus-
strömt, f Kautschukröhren, um die Spitze e nach allen Seiten
[96]Probirgefässe für nasse Proben.
hin richten zu können), Rührstäbe, Retorten, Vorlagen,
Röhren, Schwefelwasserstoffapparat
(Taf. VI. Fig. 106.
a Flasche zur Aufnahme von Schwefeleisen, Wasser und Schwe-
felsäure, welche letztere durch das Trichterrohr b eingegossen
wird, c Waschgefäss mit Wasser, d Fällungsgefäss) etc. Kolben
mit Kautschukventil
(Taf. VI. Fig. 103) kommen zur An-
wendung, wenn der Luftzutritt beim Lösen abgeschlossen werden
muss. a dünner Streifen von vulkanisirtem Kautschuk, mittelst
zweier Nadeln auf dem Kork b befestigt, auch wohl direct über
einer Oeffnung im Korke c. Meist genügt es, den Kork b ganz
wegzulassen und den Kork c mit einer nicht zu engen etwa
25 Cm. langen Glasröhre zu versehen. — Digerirkölbchen für
Gold (Goldprobenkölbchen Taf. VI. Fig. 108) müssen sehr
gut gekühlt sein.


b) Gefässe von Porzellan als: Tiegel und Abdampfschalen.


Gefässe für
colorimetr.
Proben.

2) Gefässe bei colorimetrischen Proben, hauptsächlich
zur Vergleichung der gefärbten Probenlösungen mit Musterflüs-
sigkeiten in Röhren von bestimmtem Durchmesser oder in
oblongen Gläsern (Taf. VI. Fig. 107), welche ungefärbt
sein und gleiche Grösse, Form und Wandstärke haben müssen.
Man setzt dieselben wohl aus Spiegelglasplatten zusammen und
vereinigt diese durch Anschmelzen oder Zusammenkitten; ferner
Messgefässe in Gestalt von Porzellangemässen mit bestimmtem
Inhalt (16, 8, 4, 2, 1, ½ Unzen à 30 Gramm Wasser fassend)
oder von in Cubikcentimeter eingetheilten Glascylindern.


Gefässe für
volumetrische
Proben.

3) Für volumetrische Proben braucht man haupt-
sächlich:


a) Einen 1 Literkolben (Taf. VI. Fig. 109) mit einge-
riebenem Glasstöpsel, bis zur Marke α am Halse 1000 C. C. oder
1000 Gramm Wasser von 4° C. oder 999 Gramm von 16° C.
fassend. Man füllt den Kolben beim Messen so weit an, dass
der untere Rand der dunkeln Zone der Concavität (Meniskus)
mit der Marke zusammenfällt.


b) Zwei graduirte Cylinder (Taf. VI. Fig. 110) mit
Ausguss, der eine von 100, der andere von 200 C. C. Inhalt, in
einzelne Cubikcentimeter getheilt.


c) Büretten, und zwar eine Geisler’sche Stopfbü-
rette
(Taf. VI. Fig. 111), bei welcher der Abfluss der Flüssigkeit
bequem durch Heben und Senken des Glasstopfens α in dem Kork
b regulirt werden kann. Diese Bürette passt für alle Normal-
lösungen. Sie wird beim Gebrauche in einem Stative vertical
[97]§. 45. Glasgefässe.
gestellt und beim Ablesen des Flüssigkeitsstandes das Auge in
gleiches Niveau mit der untern Grenzlinie der schwarzen Zone
gebracht. — Mohr’s Quetschhahnbürettea (Taf. VII.
Fig. 135) eignet sich nicht für die Anwendung von Chamäleon-
lösung, welche von der mit Quetschhahn b versehenen Kaut-
schukröhre d zersetzt wird. An letzterer ist eine schräg abge-
schnittene ausgezogene Glasröhre c befestigt.


d) Pipetten, zum Abmessen bestimmter Volumina, entwe-
der am Halse mit einer Marke a versehen, bis zu welcher gefüllt
sie ein gewisses Volumen enthalten (Vollpipetten, Taf. VIII.
Fig. 157) oder ähnlich calibrirt, wie die Büretten (Messpipet-
ten
, Taf. VI. Fig. 112) und dann in ganze, halbe oder zehntel-
C. C. eingetheilt. Eine solche Pipette von 50 C. C. Inhalt und
in einzelne C. C. getheilt hat z. B. 17 Mm. Durchmesser und
45 Cm. Länge, eine solche von 10 C. C. Inhalt in 1/10 C. C.
getheilt bei gleicher Länge etwa 8 Mm. Durchmesser. Man
saugt die Flüssigkeit entweder durch die Ausflussöffnung bis
über die Marke oder taucht das Instrument bis über die Marke
in eine Flüssigkeit ein, verschliesst das obere zusammengezogene
Ende mit dem Zeigefinger, lässt durch passendes Lüften desselben
die Flüssigkeit bis zur Marke auslaufen und entleert dieselbe,
nachdem der unten anhängende Tropfen abgestreift, ihres Inhalts
durch Wegnehmen des Fingers in ein behufiges Gefäss, an dessen
nasse Wand zum möglichst vollständigen Auslaufen das Ende
der Pipette gehalten wird (Pipettes à l’écoulement). Seltener
lässt man, z. B. bei dem Gay-Lussac’schen Silberprobenapparat,
den Inhalt der Pipette in einem zusammenhängenden Strahle
auslaufen und zählt den in der untern Oeffnung hängen bleiben-
den Tropfen nicht mit (Pipettes à l’écoulement libre.)
Die Ungenauigkeiten, welche durch ein mehr oder weniger voll-
ständiges Auslaufen der Bürette entstehen können, sind da-
durch auf ein Minimum zu bringen, dass man die Flüssigkeit
nur bis zu einer unten in der Bürette angebrachten Marke aus-
fliessen lässt. Zuweilen ist die Pipette B mit dem Reservoir für
die Normallösung fest verbunden, wie beim Gay-Lussac’schen
Silberprobenapparat (Taf. VIII. Fig. 158). Bleiben in Folge
einer geringen Fettschicht Tropfen an den innern Wänden der
Pipette hängen, so entfernt man diese durch Aetzkalilösung,
Aether oder am besten durch eine mit Schwefelsäure versetzte
Lösung von saurem chromsauren Kali, hält auch wohl die Pipette
stets mit der Normallösung gefüllt.


Kerl, Probirkunst. 7
[98]Instrumente und Geräthschaften.

IV. Abschnitt.
Instrumente und Geräthschaften.


Apparate und
Geräth-
schaften.

§. 46. Allgemeines. Ausser den Apparaten zur Erzeugung
von Wärme und den Probirgefässen bedarf der Probirer noch
verschiedener Geräthschaften, welche im Nachstehenden der
Hauptsache nach angeführt werden sollen.


Eigenschaften
einer guten
Wage.

§. 47. Probirwagen1)nebst Zubehör. Man bedarf Wagen von
verschiedener Belastungsfähigkeit und Empfindlichkeit. Letztere
oder die Grösse des Ausschlagwinkels nimmt um so mehr zu,
je leichter Wagbalken und Wagschalen, je geringer die Reibung
der Schneide auf ihren Pfannen (erstere am besten von Stahl,
letztere von Achat) und je näher sich der Schwerpunct der
Wage dem Stützpuncte befindet. Liegen letztere beiden jedoch
zu nahe zusammen, so kommt die Wage wegen übergrosser
Empfindlichkeit zu schwierig zur Ruhe und das Wägen dauert
zu lange.


Richtigkeit.

Als Haupterfordernisse für die Richtigkeit einer
Wage
gelten, dass ihre Drehungsaxe über ihrem Schwerpunct,
dagegen mit den Aufhängepuncten der Wagschalen in einer
Ebene liegt, die Arme gleich lang sind und der Wagebalken
sich bei einer Belastung der Schalen nicht biegt.


Die Richtigkeit einer Wage erkennt man daran, dass, nach-
dem sie nöthigenfalls durch eine während des ganzen Versuchs
unverrückt bleibende Tara ins Gleichgewicht gebracht, dieselbe
darin verharrt, wenn man auf jede Schale ein gleich grosses
Gewicht legt oder wenn man Gewichte und gewogene Masse,
welche sich das Gleichgewicht halten, auf den Schalen vertauscht
(Umschalen); alsdann ist die Wage völlig gleicharmig. Ein
blosses Einspielen der Zunge auf die Mitte der Scale ohne auf-
gelegte Gewichte und ohne Umschalen beweist noch nicht die
Richtigkeit einer Wage, weil dieser Zustand auch bei einem
Arm eintreten kann, der etwas kürzer, aber schwerer als der
andere ist. Hat der die Schnüre der Wagschälchen tragende
Haken zu viel Spielraum an den Endschneiden oder ist er
sonst nicht ganz correct gemacht, so kann er leicht seine Lage
ändern, wobei dann beim Wägen Differenzen entstehen und
sich die Wage während dessen ändert. Die Schälchen zur
Aufnahme des Probegutes, mit oder ohne Stiel, müssen genau
[99]§. 47. Wagen.
von gleicher Schwere sein, so dass sich beim Umschalen der-
selben keine Differenzen zeigen.


Zur Prüfung der Empfindlichkeit der Wage beschwertEmpfindlich-
keit.

man die Wagschalen mit der höchsten Belastung, welche dem
Zwecke und der Construction derselben nach zulässig ist und
beim demnächstigen Abwägen vorkommen kann, und legt, wenn
Gleichgewicht vorhanden, auf die eine Wagschale das kleinste
Gewicht, bis zu welchem man überall auswägen will, so muss
sich ein deutlicher Auschlag der Zunge zeigen.


Je empfindlicher die Wagen, um so leichter sind sie durch
Staub, Zugluft, ungleiche Erwärmung oder electrische und
magnetische Einwirkungen einer Veränderung des Gleichge-
wichtes ausgesetzt. Wagen mit stählernem Balken darf man
nicht in der Richtung des magnetischen Meridians aufstellen.


Die Wagen sind unabhängig vom Fussboden auf einemAufstellung d [...]
Wagen.

mittelst Bankeisen und Eisenspreitzen an der Wand befestigten
Brette so aufzustellen, dass zur Schonung der Augen das Licht
seitlich fällt und hinter der Wage ein Schirm von mattem grü-
nen Zeuge steht. Empfindlichere Wagen sind durch einen
Glaskasten gegen Staub, Luftzug und Oxydation zu schützen,
welcher, mit Schieblade versehen, auf 3 spitzen Schrauben ruht,
durch deren Stellung man mittelst eines an der Wage ange-
brachten Pendels oder einer Libelle dieselbe horizontal stellen
kann, so dass deren Zunge auf den Mittelpunct der Scale einspielt.
Es ist für das Wägen bequemer, die Zunge nach unten statt nach
der Seite oder nach oben schlagen zu lassen.


Zur Absorption der Feuchtigkeit stellt man in den Wagen-
kasten ein mit Chlorcalcium oder ausgeglühter Potasche theil-
weise gefülltes Glas.


Wirkt der Luftzug beim Oeffnen der Zimmerthür merklich
auf die Wage beim Wägen ein, so versieht man den umgeben-
den Raum noch mit einem Verschlag mit Glasfenstern.


Von dem Verfahren beim Wägen war bereits (S. 19) die Rede.


Man bedarf je nach der Grösse der Belastung etc. folgendeVerschiedene
Wagen.

verschiedene Wagen:


1) Kornwage und Feinprobenwage in Gehäuse, zumKornwage.
Einwägen der Silber- und Goldkörner und zum Einwägen von
Legirungen edler Metalle. Bei 1 Gramm Belastung auf jeder
Wagschale muss dieselbe noch 1/10 Milligramm bei 1 Scalentheil
Ausschlag, bei 5 Gramm Belastung etwa ½ Scalentheil Aus-
schlag deutlich angeben. Tragkraft höchstens 5 Gramm.


7*
[100]Instrumente und Geräthschaften.

Die zweckmässig nach Art der Plattner’schen Löthrohr-
probirwagen eingerichteten Instrumente dieser Art haben nach-
stehende Einrichtung (Taf. VII. Fig. 137, 138): a b Schere,
am untern Ende mit dem Index, mittelst des Durchsteckers c
am Aufzug p befestigt. Mittelst des Knopfes e und einer um die
Leitscheiben f und g gehenden seidenen Schnur h lässt sich die
Wage heben und senken an der in die Decke des Gehäuses
befestigten Hülse d. i Malerpinsel an einem beweglichen Arm,
an welchen ersteren sich der untere verstärkte Theil k der
Schere a b anlegt, um unnöthige Schwingungen derselben
bei aufgezogener Wage zu vermeiden. v Wagbalken mit Zunge
w. Die mit kleinen Schälchen m versehenen Wagschalen n sind
besser an Platindrähten oder Pferdehaaren, als an seidenen
Schnüren des anhaftenden Staubes wegen aufgehängt und ruhen
nach dem Arretiren auf untergelegten Messingblechen o. Um
die Adhäsion der ersteren an letzteren beim Aufziehen zu ver-
meiden, versieht man die Wagschalen unterwärts zweckmässig
mit 3 spitzen Stiften. Die ganze Vorrichtung steht in einem
Glasgehäuse r mit Schiebfenster q; der Knopf e befindet sich
bequemer ausserhalb derselben und das Fenster wird beim Auf-
schieben bequemer durch über Rollen s laufende Gewichte t
(Balancier), als durch eine Feder festgehalten. u Schieblade.


Bei Münzwagen hängt man wohl, um das Anhaften von
Staub möglichst zu vermeiden, die Schale a (Taf. VII. Fig. 139)
an einem Metallbügel b auf und setzt in eine Vertiefung der-
selben das die Probesubstanz tragende Schälchen. Letzteres
muss grösser sein, als die Wagschale selbst, damit aus dem
Schälchen beim Wägen etwa herausfallende Probetheilchen über
die Wagschale weggleiten. Je kleiner letztere, desto weniger
wirksam der Luftzug. Damit sich bei den steifen Bügeln die
Haken an den Endschneiden beim Senken des Wagbalkens nicht
aushängen, ist unterhalb derselben noch ein Glied d angebracht.
Auch empfiehlt sich eine Arretirung der Wagschalen von unten,
in einem auf und niederschraubbaren Messingblättchen m oder in
einer solchen nach Mohr’s Angabe 1) bestehend.


Die Münzwagen müssen mehr als die Kornwagen tragen,
aber nöthigenfalls als solche brauchbar sein und bei 1 Gramm
Belastung auf jeder Schale mindestens noch 1/10 Milligr. an-
[101]§. 48. Gewichte.
zeigen. Mulder’s Wage 1) giebt noch 1/20 Milligr. an. Zweckmässig
eingerichtete Münzwagen sind von Mohr empfohlen, desgleichen
auch z. B. die Löthrohrprobirwagen.


2) Vor-, Einwiege-, Schlieg- oder Erzwage, ohneVorwage.
Gehäuse, zum Einwägen von Erzen etc. und zum Auswägen der
Könige von unedlen Metallen. Bei 5 Gramm Belastung auf
jeder Schale incl. der Einsatzschalen mit Griff muss die Wage
bei 1 Milligramm Auflage deutlich sichtbar ausschlagen. Trag-
kraft bis 30, höchstens 50 Gramm.


Eine auf den Freiberger und Oberharzer Hütten übliche
Construction ergeben die Figuren 140 und 141 auf Taf. VII. Die
Buchstaben haben dieselbe Bedeutung, wie in Fig. 137 u. 138.


Die in der Fahluner Bergschule für Roheisenproben vor-
handenen Wagen mit 122 Mm. langem messingnen Wagebalken
mit stählernen Zapfen, welche 1 Milligramm noch deutlich an-
geben, haben auf ihrem Wagbalken eine decimale Eintheilung,
welche beim Anhängen von Centigrammhäkchen Milligramm an-
zeigt. Die silbernen Wagschalen von 37 Mm. Durchmesser sind
an 74 Mm. langen Schnüren aufgehängt.


3) Apothekerwage. (Taf. VII. Fig. 142) zum genauenApotheker-
wage.

Abwägen grösserer Quanten, z. B. bei Nässproben, der Huss’-
schen Salpeterprobe, bei Quecksilber- und Will’schen Braun-
steinproben etc., noch 5 Mgr. anzeigend. a durchbrochener Wag-
balken mit Zunge b. c Bügel mit Schalen d.


4) Gewöhnliche Handwage (Commercialwage), zumHandwage.
Abwägen mehrerer Pfunde, z. B. bei Bereitung von schwarzem
Fluss. Auch wird eine solche Wage wohl statt der vorigen bei
Nässproben, Antimonproben etc. angewandt.


§. 48. Gewichte. Dieselben bestehen gewöhnlich aus Platin,Material zu d.
Gewichten.

Silber, Argentan oder Messing. Das Argentan läuft weniger leicht
als Silber und Messing an, hat ein geringeres specifisches Gewicht
als beide, und ein viel geringeres, als Platin und ist härter.
Die kleinsten Gewichte stellt man wohl aus Federmark oder
Aluminium her. Messinggewichte werden vor dem letzten Ju-
stiren zweckmässig galvanisch vergoldet. Der durch das An-
laufen entstehende Ueberzug pflegt indess selbst auf sehr feinen
Wagen keine merklichen Differenzen zu veranlassen.


Die Prüfung der Gewichte geschieht auf einer richtigen undPrüfung der
Gewichte.

hinreichend empfindlichen Wage in der Weise, dass man zu-
[102]Instrumente und Geräthschaften.
nächst die Gewichtseinheit (1 Grm., 1 Probirctr.) auf die eine Wag-
schale bringt und die Wage durch Auflegen einer Tara von Mes-
singblech und zuletzt Staniol vollständig ins Gleichgewicht versetzt.


Dann wird das Gewicht abgenommen und an seine Stelle
etwa vorhandene gleichwerthige Gewichte, dann dieselbe Ge-
wichtsgrösse in kleineren Gewichten gebracht und ein etwaiger
Ausschlag der Wage beobachtet. In derselben Weise vergleicht
man nun auch die übrigen Unterabtheilungen des Gewichts mit
einander und mit den kleineren. Die kleinsten Gewichte dürfen
auf einer Kornwage keine merkliche Differenz zeigen, bei Ver-
gleichung der grösseren Gewichte mit allen kleineren übersieht
man wohl Differenzen von 0,1—0,2 Milligramm.


Uebliche Pro-
birgewichte.

Folgende Arten von Gewichten können von den Probirern
benutzt werden.


A. Gewichte für Erze, Legirungen unedler Metalle etc.


Grammge-
wicht.

1) Grammgewicht. Die Einheit, das Gramm, ist gleich
dem Gewichte von 1 Cubikem. Wasser bei 4° C im luftleeren
Raume und das Grammgewicht zerfällt in nachstehende Abthei-
lungen nach oben und nach unten:


  • 1 Gr. = 1 Gramm 1 Gr. = 1 Gramm.
  • 10 „ = 1 Dekagramm 0,1 „ = 1 Decigramm.
  • 100 „ = 1 Hectogramm 0,01 „ = 1 Centigramm.
  • 1000 „ = 1 Kilogramm 0,001 „ = 1 Milligramm.

Zu Proben wiegt man selten mehr als 50 Gramm ein und
das Auswägen geschieht in manchen Fällen, z. B. bei Gold- und
Silberproben, bis auf 0,1 Milligramm.


Centnerge-
wicht.

2) Centnergewicht. Dasselbe ist ein verjüngtes Han-
delsgewicht und pflegt, in den verschiedenen Ländern verschieden,
die [Eintheilung] des letzteren zu haben; zuweilen erhält dasselbe
aber auch eine abweichende, z. B. ein decimale, wie aus nach-
stehenden Beispielen hervorgeht:


a) Oberharzer Centnergewicht: 1 Ctr. = 5 Gramm =
100 Pfd. à 10 Loth à 10 Quint = 10000 Quint; kleinstes Ge-
wicht für gewöhnlich 0,5 Quint = 0,25 Milligramm, zuweilen
0,2 Quint = 0,1 Milligr.


b) Freiberger Centnergewicht: 1 Centner = 3,75 Grm.
= 100 Pfd. à 100 Pfundtheile = 10000 Pfdthle.; kleinstes Ge-
wicht 0,5 Pfdthle. = 0,1875 Milligramm.


Nässprobirgewicht: 1 Centner = 75 Gramm = 100 Pfd.;
kleinstes Gewicht 0,5 Pfd.


[103]§. 48. Gewichte.

c) Oesterreichisches Centnergewicht. 1 Centner (ver-
jüngtes Commercialgewicht) = 10 Gramm = 100 Pfd. à 32 Loth
à 4 Quentchen à 4 Denär; kleinstes Gewicht 1 Denär = 0,195
Milligr. Gewöhnlich wiegt man nur ½ Ctr. = 5 Gramm ein und
macht die Proben doppelt.


Seit 1857 werden die Gehalte der Gold- und Silberkörner
aus den Erzproben in Tausendtheilen eines Münzpfundes
(Zollpfundes) ausgedrückt, indem 1 Centner = 100 Münz- oder
Zollpfd. à 1000 Pfdtheilen.


Man wiegt wohl noch die Erzproben nach dem verjüngten
Landesgewicht (Commercialgewicht) ein und die Gold- und Silber-
körner nach dem Münzpfundgewicht aus, indem man die Schwere
des Centners von letzterem im Vergleich zu dem des ersteren
nach dem wirklichen Verhältniss des Handels- und Münz- oder
Zollgewichtes von 560,11 : 500 proportionell vermindert hat.


d) Aelteres Probircentnergewicht. Man findet auf
deutschen Hüttenwerken zuweilen noch ein dem älteren Preus-
sischen Civilgewicht (1 Ctr. = 110 Pfd. à 2 Mark à 16 Loth
à 18 Grän oder 4 Quentchen = 51,4482 Kil. Gramm) entspre-
chendes Probircentnergewicht. (1 Probirctr. = 1 Quentchen. Civ.
Gew. = 3,654 Gramm).


e) Englisches Probirgewicht. Man bedient sich in
England meist eines dem Apothekergewicht (Troy Weight) ent-
lehnten Graingewichtes.


1 Troypfund = 12 Ounces (oz.) à 20 Pennywights (dwts)
à 24 Grains = 5760 Grains (grs) = 373,25 Gramm.


Als Einheit für das Probirgewicht nimmt man häufig 1000
Grains = 64,8 Gramm, wiegt dann gewöhnlich 400 Grain (circa 26
Grm.) Erz ein und bestimmt einen Bleigehalt bis auf 1 Grain (0,065
Grm.), einen Kupfergehalt bis auf ¼ Grain (0,016 Grm.) und einen
Silbergehalt bis auf 1/1000 Grain.


Manche Probirer wenden 1 Unze = 480 Grain = 31,1 Grm.
Einwage statt 400 Grain an.


Die cornischen Probirer nehmen z. B. für Kupfererze als
Einheit des Probirgewichtes 400 Grains an, theilen diese Einheit
in 100 Theile (Cents) und wägen bis 1/16 Cent aus. Es sind dann


Troy-Gewicht.


[104]Instrumente und Geräthschaften.

Die englischen Kupfererzwagen geben bei 500 Grain Be-
lastung noch 1/20—1/50 Grain an.


Für Handelszwecke geben die englischen Probirer den von
400 Grain erhaltenen Metallgehalt bei Blei in Centnern (ewts),
Quarters (qs) und Pfund (lbs), bei Silber in oz., dwts und grs.
pro Tonne Erz an und bedienen sich hierbei behufiger Reduc-
tionstabellen, wie solche sich für Blei z. B. in Phillips Metallurgy.
London 1852. p. 479 und für Silber pag. 487 befinden. Da
1 Tonne = 20 Centner (ewts) Handelsgewicht (Avoir du poids)
à 4 Quarters à 28 Pfund à 16 Unzen à 16 Drachmen = 32666,6
Unzen Troygewicht, so entspricht 1 Unze Silber in der Tonne
etwa 0,3 Pfdthln. Silber im Centner. (1 Pfd. Avdps = 1,2152
Pfd. Troy = 453,598 Gramm).


B. Münzgewichte für Legirungen edler Metalle.


Grammge-
wicht.

1) Grammgewicht. Für Silberfeinproben (Münzen,
Brand- und Blicksilber etc.) dient als Einheit des Probirge-
wichts entweder 1 Gramm oder ½ Gramm, jedesmal in 1000
Theile getheilt, indem man nur bis auf ganze Tausendstel aus-
wägt. Für Goldproben wählt man als Einheit ½ Gramm,
wie vorhin in 1000 Thle. getheilt.


Mark- und
Karatgew.

2) Mark- und Karatgewicht, ersteres für Silber-, letzteres
für Goldproben früher angewandt, jetzt aber meist durchs Gramm-
gewicht verdrängt.


Man rechnete das absolute Gewicht der für Münzen und den
Silber- und Goldhandel früher in Deutschland fast allgemein ge-
bräuchlichen köllnischen Mark = ½ Pfd. köllnisch = 233,8555
Gramm, nur in Oesterreich = ½ Pfd. Commercialgewicht =
280,644 Gramm. In England bestimmt man den Feingehalt des
Goldes nach 24 Carats à 4 Grains, den des Silbers nach 12 Unzen
à 20 dwts à 24 grs.


Die vollständigen Unterabtheilungen des köllnischen Mark-
gewichtes (Richtpfenniggewicht) sind folgende:
[105]§. 49. Werkzeuge bei den Probiröfen.

Als absolutes Gewicht der verjüngten Mark Probirgewicht
nimmt man ½ bis 1 Gramm, wählt als Unterabtheilungen für
Silberproben Loth und Grän, für Goldproben Karat und Grän
und wiegt bis auf ¼ oder ⅛ Grän aus.


3) Apotheker- oder Medicinalgewicht. Zuweilen findetApothekerge-
wicht.

man auch Angaben nach diesem, weshalb die Eintheilung des
hannöverschen hier folgen möge:

§. 49. Werkzeuge zur Bedienung der Probiröfen. Man bedarfWerkzeuge.
hölzerne oder eiserne, wohl rostartig durchbrochene Schaufeln
zum Aufgeben des Brennmaterials; eiserne Haken, etwa 4 Cm.
lang mit 60—80 Cm. langem Stiel von 8 Mm. Dicke und mit einem
Ring als Handhabe am Ende, zum Nachstockeln der Kohlen im Holz-
kohlenmuffel-, Wind- und Gebläseofen; Eisenkrücke, 8 Cm.
breit und 5 Cm. hoch mit 32 Cm. langem Stiel, am Ende breit
geschlagen und mit einem Loche zum Aufhängen versehen, zum
Reinigen der Muffel, Ausräumen der Asche etc.; bei Steinkohlen-
muffelöfen ein vorn spitzes, hinten mit einem Knopfe versehenes
Räumeisen von 1,5 Met. Länge und 13 Mm. Dicke, sowie
eine 9 Cm. breite und 6,5 Cm. hohe Eisenkrücke mit 1,3 Met.
langem Stiel zum Aufräumen des Rostes und der Kohlen auf
demselben; Kohlensieb mit 1 Cm. weiten Maschen; Aschen-
sieb
mit 3 Mm. weiten Maschen.


[106]Instrumente und Geräthschaften.
Geräth-
schaften.

§. 50. Geräthschaften zur Vorbereitung des Probirgutes. Hierher
gehören solche


z. Nehmen.

1) zum Nehmen des Probirgutes (S. 12): kleine Eisen-
löffel
von 4 Cm. Durchmesser in horizontaler und rechtwinkliger
Stellung zum etwa 90 Cm. langen Stiel, mit Loch zum Aufhängen;
Meissel, Hohlmeissel und Bohrer zur Probenahme von
Legirungen nebst Granulirkessel oder blanker Eisenplatte
zum Ein- oder Ausgiessen von Legirungen; hohler blecherner
Halbcylinder für Schliege; blanker Eisenstab zum Holen von
Spanproben; Schaufeln, Tröge oder Kästen von Holz
oder Eisen zur Aufnahme von Probestücken oder Schliegen;
Loupe zur Untersuchung der Erzbeschaffenheit etc; Schraub-
stock
etc.;


z. Trocknen.

2) zum Trocknen des Probirgutes (S. 16): Eisen-
blecherne Trockenpfanne
mit Stiel, etwa 28 Cm. lang,
22 Cm. breit und 6 Cm. hoch; eiserne Rührspatel; Trocken-
gestell
mit Drahtnetz zur Aufnahme der Trockenpfannen; guss-
eiserne Trockenscheibea (Taf. IV. Fig. 60) in der Mitte
mit einer Handhabe b versehen, an der Peripherie mit in Ver-
tiefungen befindlichen und am Stiel numerirten Messingschälchen
c und einer höhern mit Kupferfeile gefüllten Schale d, bis zu
deren Boden ein Thermometer e eingesenkt ist; kupfernes Was-
serbad
(Taf. IV. Fig. 56), a innerer, zur Aufnahme des zu trock-
nenden Gegenstandes dienender, mit Thür b versehener Kasten;
c äusserer Kasten; d Zwischenraum zur Aufnahme des durch e
eingegossenen Wassers; f Oeffnung zum Entweichen des Was-
serdampfes; g Glasröhre; kupfernes Luftbad (Taf. IV. Fig. 58),
α Kupfercylinder, b Deckel mit der Oeffnung c zur Aufnahme
des Thermometers d, e und f durch Stöpsel verschliessbare Oeff-
nungen zum Luftein- und Austritt;


z. Zerkleinern.

3) zum Zerkleinern des Probirgutes (S. 17): Flache
Reibschale
A von Gusseisen mit Schnauze a und Reiber B
(Taf. VI. Fig. 116, 117), desgl. halbkugelförmige Reib-
schalen
mit Pistill (Taf. VI. Fig. 115) in 2 Grössen, von etwa
11 Cm. lichter Weite und 6 Cm. Tiefe und resp. von 15 und
10 Cm., letztere auch wohl von Messing gefertigt, zum Aufreiben
der Röstproben, Zusammenreiben der Beschickung etc.; Mörser
mit hölzernem Schliessdeckel von verschiedenen Dimensionen,
z. B. von 24 Cm. Weite und 26 Cm. Tiefe nebst 6 Cm. hoher
Ausweitung zur Aufnahme des Deckels, und resp. 20 und 21 Cm.,
ersterer mit einem 1,2 M. langen und unten 8 Cm. dicken Stampfer;
[107]§. 50. Geräthschaften z. Vorber. d. Probirgutes.
für sehr harte Körper Achatreibschalen oder Stahlmörser
(Taf. VI. Fig. 118), aus einer Stahlplatte a mit 6 Mm. betra-
gender Vertiefung zur Aufnahune eines hohlen Eisencylinders
b von 24 Mm. Weite und 21 Mm. Höhe bestehend, in welchem
die Substanz mittelst Hammerschlägen auf einen darein passenden
Stahlcylinder c von 45 Mm. Höhe und 18 Mm. Dicke zerkleinert
wird; man kann dem Mörser auch grössere Dimensionen geben;
Hämmer (Taf. VI. Fig. 121 b.) von verschiedener Schwere mit
einer quadratischen Bahn, am anderen Ende zugeschärft; zum
Zerschlagen der Probirgefässe gusseiserne Unterlagsplatten
und Ambössea (Taf. VI. Fig. 120a.) von quadratischer oder
oblonger Form, z. B. 7—8 Cm. Quadr., da wo sie aus dem
hölzernen Ambosstock b herausragen, mit einer Eisenscheibe c
umgeben, deren Rand etwas aufgebogen ist; zum Ausplatten
von Legirungen (z. B. bei Münzproben) ein gut polirter Stahl-
ambos
von etwa 8—9 Cm. Durchmesser nebst Hammer (Taf.
VI. Fig. 121 a.) mit polirter quadratischer und runder Bahn,
erstere mit gebrochenen Ecken; der Ambos wird mit einem
Kasten überdeckt und von Zeit zu Zeit mittelst auf Holz ge-
spannten Leders abgerieben, den Ambosstock überzieht man
oberhalb mit dicker weisser Pappe; bei Goldproben ein kleines
Walzwerk (Taf. VI. Fig. 119), a Walzen, durch Federn b aus
einander gehalten, mittelst der Schraube c stellbar und mittelst
der Handhabe d und des. Getriebes e zu bewegen, wobei der
Fuss f auf einem Tische mit Zwingen befestigt ist; ge-
wöhnliche
und Stockschere, verschiedene Feilen, Ras-
peln
und Kneifzangen mit innen glatten und rauhen Flä-
chen etc.;


4) zum Sieben (S. 17): Gröbere und feinere cylindrischez. Sieben.
Haar- und Messingdrahtsiebe, erstere z. B. mit etwa 14
Löchern pro Cm., letztere mit 12—32, die feinsten mit 40 Löchern
pro Cm. (S. 17). Zur Verhütung des Verstäubens versieht man
das Sieb mit einem Papierdeckel und setzt dasselbe in einen
hölzernen Untersatz mit Lederboden (Kapsel).


Auch wendet man wohl kugelförmige, aus zwei Hälften be-
stehende Siebe von Messingdraht an.


5) zum Schlämmen (S. 18): Bechergläser, Glas-z. Schlämmen.
cylinder, hölzerne Sichertröge von verschiedener Grösse
(Taf. VI. Fig. 120, 121);


6) zum Einwägen (S. 19): Messingpincetten mit spitzenz. Einwägen.
Endbacken (Taf. VI. Fig. 122) zum Fassen der Gewichte, Schäl-
[108]Instrumente und Geräthschaften.
chen, Metallkörner, Metallschnitzeln etc. beim Arbeiten mit der
Kornwage; die Endbacken a bestehen zweckmässig aus Elfenbein
oder Knochen und sind gerade oder gekrümmt; messingne Pin-
cette
(Taf. VI. Fig. 123), mit stumpferen Spitzen zum Fassen
der Gewichte und Könige beim Arbeiten mit der Vorwage;
Fig. 123 a Pincette, bei englischen Kupferproben gebräuchlich;
messingne Probenlöffel (Taf. VI. Fig. 124); Exsiccator,
ein mit Chlorcalcium und einem Dreifuss von Eisendraht ver-
sehener und mit einer mattgeschliffenen Glasplatte dicht ver-
schlossener Glascylinder von etwa 66 Mm. Weite und 11 Cm.
Höhe, in welchem man das Gefäss mit geglühter Substanz vor
dem Wägen erkalten lässt, wenn dieselbe leicht Feuchtigkeit
anzieht; Haarpinsel oder seidene Lappen zum Abwischen
der Wagschalen und Schälchen, welche mit den blossen Fingern
nicht berührt werden dürfen; Glanzpapier, Skarnitzel, aus
feinem Briefpapier kunstgerecht hergestellte Dütchen zur Auf-
nahme von Legirungen etc.; Uhrgläser zwischen einer Messing-
zwinge (Taf. VII. Fig. 150); Schiffchen von dünnem Messingblech
(Taf. VI. Fig. 113) oder Porzellan (Taf. VI. Fig. 114); Libelle
zum Richtigstellen der Wage etc.; 10 Cm. weite und 2 Cm. tiefe
Kupferschale zum Aufnehmen der Metallschnitzeln beim
Zerschneiden der Legirungen etc.


Beschicken.

7) Beim Beschicken (S. 21): Kupferne Mengkapseln
von verschiedener Gestalt und innen recht glatt (Taf. VI. Fig. 126);
Reibschalen von Gusseisen (Taf. VI. Fig. 115), Messing,
Bronze, Porzellan oder Serpentin; Mengspatel von Messing,
Horn etc. an den Enden ausgeplattet; Borstenpinsel,
Messinglöffel
von bestimmtem Inhalt zum Abmessen ver-
schiedener Mengen silberfreien Kornbleies, mit Ziffer auf dem
Stiel, andere zum Abmessen des Flusses; Salzbrenner von
Eisenblech, 30 Cm. lang, 22 Cm. breit und 9 Cm. tief, mit
Deckelklappe, zum Verknistern (Verkrachen) des Kochsalzes;
Probirstein1) zur Prüfung der edlen Metalle und ihrer Legi-
rungen durch den Strich, ein Stück harter, schwarzer, glatt
geschliffener Basalt oder Kieselschiefer, auf welchem man mit-
telst der Probirnadeln von bestimmtem Metallgehalt Striche
macht, daneben Striche von der zu untersuchenden Legirung
und die Farbe beider vergleicht; bei Goldproben müssen die
Striche noch mit Säure behandelt werden. Zur Entfernung der
[109]§. 51. Geräthschaften z. Transp. d. Probirgefässe
Striche vom Stein bestreicht man sie mit Oel, reibt mit Kohle
und wischt ab.


§ 51. Geräthschaften zum Transport der Probirgefässe in undGeräth-
schaften.

aus dem Ofen und zum Manipuliren im Ofen.


1) Zum Anfassen der Probirgefässe dienen: eisernez. Anfassen d.
Probirgefässe.

Klüfte, steif gehämmert, mit geraden Enden (Taf. VII. Fig. 127)
und von verschiedener Länge, z. B. 50—60 Cm. bei Münzöfen
und 80—100 Cm. bei grösseren Muffelöfen; Gabelkluft, mit
einem hufeisenförmigen Arm (Taf. VII. Fig. 128) zum sichern
Herausnehmen und Ausgiessen der Ansiedescherben, unter deren
Ausschnitt am Boden das gabelförmige Ende geschoben wird,
während man den andern geraden Arm auf den Scherben auf-
drückt; Tiegelzangen von verschiedener Einrichtung und
Grösse (Taf. VII. Fig. 130), bei Wind- und Gebläseöfen in An-
wendung; Fig. 130d bei der englischen Kupferprobe gebräuch-
lich; Probenbretter mit Handhabe zum Transport der Ge-
fässe an den Ofen, z. B. 43 Cm. lang, 27 Cm. breit und 2 Cm.
dick; kleine Probenbleche mit Vertiefungen, z. B. von 14 Cm.
Länge und Breite mit neun 28 Mm. weiten Löchern, bei Münz-
proben zur Aufnahme des Skarnitzels und der zugehörigen
Bleischweren.


2) Zum Manipuliren im Ofen während des Röstens,z. Manipuliren
im Ofen.

Schmelzens etc. braucht man: Rührhaken oder Rührspatel
beim Rösten, letztere z. B. bei der cornischen Kupferprobe in
Gestalt eines schmiedeeisernen oder stählernen Stabes von
60—61 Cm. Länge, mit einem Ring zum Aufhängen am obern
Ende und am untern zu einem 10 Cm. langen und 20 Mm. breiten
Spatel ausgeschmiedet; eiserner Löffel von 40 Mm. Durchmesser
mit 80—90 Cm. langem Stiel zum Nachtragen von Substanzen
(Kohlenstaub, Borax etc.); Eintrags- oder Backenkluft mit
gekrümmten Enden (Taf. VII. Fig. 129) zum Aufsetzen von
Metallkönigen auf Capellen, Gaarscherben etc.; Kühleisen
(Taf. VII. Fig. 132) beim Abtreiben im grossen Muffelofen z. B.
9 Cm. lang, 7 Cm. breit und 1 Cm. dick mit 85 Cm. langem
Stiel, und im Münzofen 5 Cm. lang, 4 Cm. breit und 7 Mm.
dick, bei 70 Cm. langem Stiel.


§. 52. Geräthschaften zur Aufnahme und weiteren ZubereitungGeräth-
schaften.

der aus dem Ofen genommenen glühenden Proben.


1) Zur Aufnahme der glühenden Gefässe dienen:z. Aufnahme
der heissen
Gefässe.

Eiserne Probenbleche mit Stiel, entweder mit ebenem Boden
oder mit 4 Cm. weiten, fast halbkugelförmigen Vertiefungen
[110]Instrumente und Geräthschaften.
(Buckeln); solche Buckelbleche aus Eisen oder Kupfer werden
Giessbleche genannt, wenn man den Inhalt der mit der
Gabelkluft gefassten Ansiedescherben in die Buckeln entleert,
nachdem dieselben mit Röthel oder Kreide ausgestrichen und
das Blech gehörig angewärmt worden; bei kupfernen oder mes-
singnen Giessblechen bleibt wegen geringerer Wärmeleitung,
also minder plötzlichen Erstarrens, weniger Blei mechanisch in
der Schlacke zurück, als bei eisernen; Giessbleche für 42 Löcher
von 40 Mm. Weite und 20 Mm. Tiefe haben z. B. 44 Cm. Länge
und 38 Cm. Breite bei 30 Cm. langem Stiel, für 30 Löcher
27 Cm. Breite und 22 Cm. Länge mit 20 Cm. langem Stiel;
ein kleines messingnes Probenblech für Münzproben hat z. B.
12 Cm. Breite und 15 Cm. Länge, mit dem Stiel an der langen
Seite, mit je 4 Vertiefungen in zwei Reihen, dazwischen 2 Spähe-
löcher a, durch welche man beim Vorhalten des Bleches vor
das Gesicht zum Schutze gegen die Hitze die treibenden Proben
wahren kann (Taf. VII. Fig. 134); auch wendet man wohl mit
Späheöffnungen und Handhabe versehene Holzbretter an; guss-
oder schmiedeeiserne Eingüsse von verschiedener Grösse,
z. B. für Bleiproben, cornische Kupferproben (Taf. VII. Fig. 133);
Eisen- oder Bleibleche (Silberkornbleche) mit halbkugel-
förmigen Vertiefungen von 3 Mm. Weite, z. B. 12 Cm. lang,
63 Mm. breit mit 200 Löchern zur Aufnahme der Silberkörner
aus der Capelle; zur Aufnahme der entschlackten Blei-, Kupfer-,
Zinnkönige etc. dienen Giessbleche.


z. weiteren Zu-
bereitung der
Proben.

2) Zur weiteren Zubereitung der aus dem Ofen
genommenen und erkalteten Proben
sind erforderlich:
Röstspatel (Taf. VI. Fig. 125) mit hölzerner Handhabe c,
Stahlschneide a zum Ablösen des Röstgutes vom Scherben und
Knopf b zum Aufreiben desselben; grössere und kleinere Hämmer
mit Schneide und quadratischer Bahn von etwa 24 Mm. Seite
und kleiner, zum Zerschlagen der Probirgefässe auf einer Eisen-
platte oder einem nicht polirten, quadratischen Ambos in Holz-
gestell von etwa 7 Cm. Seite; Buckelbleche zur Aufnahme
der entschlackten Könige; Kornzange (Taf. VII. Fig. 134a)
zum Ausstechen der Silberkörner aus der Capelle, gut schlies-
send, entweder am Ende halbkugelig mit hervorragender Spitze
oder gerade abgeschnitten; Kornbürste (Taf. VII. Fig. 133a),
eine Messingröhre a, auf beiden Seiten mit steifen Schweine-
borsten b, zum Abbürsten der mit der Kornzange gefassten
Silberkörner; Magnetstab, etwa 10 Cm. lang, 6 Mm. breit
[111]§. 53. Geräthschaften f. nasse Proben.
und dick, z. B. für Roheisenproben etc.; Ramme zum Prüfen
der Eisenkönige auf ihre Festigkeit, indem man ein durch einen
Federdruck gelöstes Stahlgewicht von einer gewissen Höhe auf
die stählerne Unterlage, wo der König liegt, fallen lässt.


§. 53. Geräthschaften für nasse Proben. Hierher gehören unterGeräthschaf-
ten f. nasse
Proben.

andern: Stative für Trichter, Büretten (Taf. VII. Fig. 135),
Digerirkolben, Retorten und Röhren etc., im Wesentlichen in
einer an einem Stabe auf und nieder schiebbaren Zwinge be-
stehend; Holzklemmen (Taf. VII. Fig. 136) mit Charnier a,
Feder b und Korkeinlage c zum Fassen heisser Gefässe; kleine
eiserne oder messingne Tiegelzangen (Taf. VII. Fig. 131);
Chablonen für Filter; Aräometer; Thermometer; kupferne
Blase mit Schlangenrohr zur Herstellung von destillirtem Wasser;
gusseiserne oder kupferne, innen verzinnte Wasserkessel mit
glattem Boden; Korkbohrer, wenn nicht gleich Kautschuk-
körke mit Löchern zu Gebote stehen u. a.


V. Abschnitt.
Probirreagentien.


§. 54. Allgemeines. Zur Zerlegung des Probirgutes sowohlZweck.
auf trocknem, als auch auf nassem Wege bedarfs in den meisten
Fällen eines Zusatzes von Reagentien von verschiedenem Grade
der Reinheit. 1) Die hauptsächlichsten derselben sollen im Nach-
stehenden nach ihrer Wirkungsweise aufgeführt werden.


1. Kapitel.
Reagentien auf trocknem Wege.


§. 55. Allgemeines. Hinsichtlich ihrer Wirkungsweise lassenWirkung der
Reagentien.

sich die Reagentien oder Zuschläge eintheilen in: reducirende,
oxydirende, solvirende, präcipitirende, concentri-
rende, verflüchtigende
und als Bedeckungsmittel die-
nende Zuschläge. Manche derselben wirken gleichzeitig in
[112]Probirreagentien f. trockne Proben.
mehrfacher Weise, z. B. oxydirend und solvirend (weisser Fluss),
reducirend, solvirend und entschwefelnd (schwarzer Fluss) etc.


Aufbewah-
rung.

Je nach ihren hygroskopischen Eigenschaften werden die
Reagentien in verschlossenen Glas- oder Steingutgefässen, in mit
einem Deckel versehenen Porzellan- oder Holzbüchsen etc. auf-
bewahrt.


Reducirende
Zuschläge.

§. 56. Reducirende Zuschläge. Dieselben sollen oxydirten
Körpern ihren Sauerstoff entweder vollständig (Reduction) oder
nur theilweise (Desoxydation) entziehen und sind hauptsächlich
folgende:


Holzkohle.

1) Holzkohle, theils als Pulver für sich (Röstproben) oder
andern Zuschlägen (Potasche, Soda etc.) beigemengt oder als
Auskleidung der Schmelztiegel (S. 82), theils in Stückchen von
etwa 15—20 Mm. Würfelseite über der Kochsalzdecke. In letz-
terem Falle hält das Kohlenstückchen durch Bildung einer
reducirenden Atmosphäre von Kohlenoxydgas die äussere Luft
vom Schmelzgut ab, zerlegt die aufsteigende Kohlensäure und
wirkt beim Niedersinken in dem flüssig gewordenen Kochsalz,
mit der gebildeten Schlacke in Berührung kommend, auf etwa
verschlackte Metalle reducirend. Zu grosse Kohlenstücke saugen
zu viel Kochsalz ein und es kann dann an Deckmittel für die
Probe fehlen.


Der Potasche und Soda mengt man wohl 10—25 % Kohlen-
staub je nach der vorliegenden Wirkungsweise bei, nachdem
beide Substanzen vorher durch ein feines Sieb geschlagen sind.


Wegen ihrer Feuerbeständigkeit erhöht ein zu grosser Kohlen-
zusatz die Strengflüssigkeit der Beschickung, weshalb man in
manchen Fällen statt einer Einmengung von Kohle zwischen die
Zuschläge die Anwendung eines mit Kohle ausgefütterten Tie-
gels vorzieht (S. 82).


Man wählt zur Bereitung von Kohlenstaub völlig ver-
kohlte Stücke, am besten von Buchenkohle aus, zerkleint die-
selben, siebt durch ein Haarsieb (S. 107) und bewahrt das Pulver
möglichst trocken auf.


Kokspulver.

2) Koks- und Anthracitpulver, zuweilen statt Kohlen-
staub angewandt, möglichst aschen- und schwefelfrei.


Graphit.

3) Graphit, in Pulverform, wegen seiner schwereren Ver-
brennlichkeit und, in Folge dessen, anhaltenderen Wirkung dem
Kohlenpulver beim reducirenden Rösten namentlich arsen- und
schwefelhaltiger Kupferverbindungen vorzuziehen. Blättriger und
[113]§. 56. Reducirende Zuschläge.
schuppiger Graphit verbrennt zu schwer und ist deshalb weniger
verwendbar, als milder.


Der natürliche Graphit enthält mehr oder weniger (1—50 %)
störende unorganische Bestandtheile (hauptsächlich Kieselerde,
Thonerde und Eisenoxyd, weniger Kalkerde), deren Menge man
entweder durch Verbrennen einer gewogenen Menge von Graphit
direct erfährt oder indirect durch Bestimmung des Kohlenstoff-
gehaltes in ½ Gramm Graphit nach der Berthier’schen Probe
(§. 211) mittelst Bleiglätte. 1)


Nach Ziureck eignet sich der dichte sibirische Graphit mit
5—6 % Asche zu Tiegelmassen sehr gut und steht in dieser
Beziehung mit dem ceylonschen gleich, übertrifft den cumber-
länder und sehr weit den peczorischen und passauer Graphit.
Nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen No. 51 v. 1865 sollen alle diese Sorten gegen den böh-
mischen Graphit bei Krumau stark in den Hintergrund treten.


Unreiner Graphit kann für dokimastische Zwecke auf verschiedene Weise
gereinigt werden, z. B. nach Löwe2) durch Glühen mit der doppelten Menge
kohlensauren Kalis in einem bedeckten Thontiegel, Ausziehen des gebildeten
kieselsauren Kalis durch Kochen mit heissem Wasser, Digestion des Rück-
standes mit verdünnter Salpetersäure, Filtriren, Aussüssen und Trocknen
des Rückstandes. Brodie3) erhitzt das rohe Graphitpulver mit dem 2fachen
Schwefelsäure und 7 % chlorsaurem Kali im Wasserbade in einem gusseisernen
Gefäss, bis sich keine chlorige Säure mehr entwickelt, bringt dann zur Ent-
fernung der Kieselsäure etwas Fluornatrium hinzu, wäscht die Masse sorg-
fältig aus, trocknet und erhitzt bis zur Rothgluth, wobei sich die Graphit-
körner aufblättern und in einen sehr fein zertheilten Zustand versetzt werden.


Auch durch Glühen des Graphites bei Rothgluth in einer Retorte, wobei
Eisenoxyd zu metallischem Eisen und schwefelsaure Salze zu Schwefel-
metallen reducirt werden, und Behandeln der geglühten Masse mit Salzsäure
lassen sich Eisen, Sulphate und kohlensaure Salze ausziehen.


4) Weizenmehl, seltener Stärkemehl, wirkt andernMehl.
Zuschlägen (z. B. Potasche, Soda) zugetheilt, kräftiger redu-
cirend als diesen beigemengter Kohlenstaub, weil bei der in
höherer Temperatur ohne Schmelzen und Aufblähen stattfindenden
Verkohlung des Mehles sich der Kohlenstoff in der feinsten Ver-
theilung ausscheidet. Als Reductions- und Solvirungsmittel wer-
den am häufigsten Gemenge von Potasche mit 15—20 % MehlPotasche u.
Mehl.

(z. B. bei Bleiproben) oder von Potasche oder wasserfreie Soda
Kerl, Probirkunst. 8
[114]Probirreagentien f. trockne Proben.
mit 30—35 % Mehl (bei Kupferproben) und für kräftige Re-
ductionen wohl mit noch mehr Mehl angewandt, bei Zinnproben
z. B. wasserfreie Soda mit 50 % Mehl. Potasche und Soda
müssen mit dem Mehl aufs Innigste zusammengerieben und für
Kupferproben völlig schwefelsäurefrei sein.


Man zieht die angeführten Gemenge dem später (S. 126)
zu erwähnenden, ganz ebenso wirkenden schwarzen Flusse
vor, indem letzterer kostspieliger ist und wegen seiner sehr
hygroskopischen Eigenschaften öfters frisch bereitet werden muss,
wobei sich brenzliche, übelriechende Gase entwickeln.


Kolophonium
etc.

Aehnlich wie Stärkemehl wirkt das theurere Kolophonium,
sowie auch fette Oele, Talg, Zucker etc., welche aber bei
der Verkohlung sich stark aufblähen und deshalb seltener, zu-
weilen wohl noch beim reducirenden Rösten angewandt werden.
Nach Berthier reducirten gleiche Mengen folgender Substanzen
aus einem Ueberschuss von Glätte: ausgeglühte Holzkohle 32,
gewöhnliche Holzkohle 28, Talg 15, Zucker 14,5, gedörrtes Stärke-
mehl 13, gewöhnliches Stärkemehl 11 Blei.


Cyankalium.

5) Cyankalium, KCy mit 64,1 K und 35,9 Cy, ein schon
bei niedriger Temperatur sehr energisch wirkendes Reductions-
mittel, indem sich cyansaures Kali bildet; bei Zinn- und Blei-
proben angewandt. Giftig und leicht zerfliesslich.


Weinstein.

6) Weinstein im rohen und gereinigten Zustande (Cremor
tartari), K T + H T. Ersterer, welcher sich im Gemenge mit
rothen oder grauen Krusten in den Weinfässern absetzt, besitzt
eine grössere Reductionskraft als letzterer; bei beiden wirken
auch die beim Verkohlen entweichenden kohlenstoffhaltigen
Gase und Dämpfe reducirend. Beim Verkohlen des rohen Wein-
steins erhält man 35—36 % Rückstand mit 15,5 % Kohle und
etwa 4 % kohlensaurem, bei gereinigtem 37—38 % Rückstand
mit 7 % Kohle und 6 % kohlensaurem Kalk. Weinstein wirkt
kräftiger reducirend, als schwarzer Fluss, giebt aber leicht zu
strengflüssige Schlacken und eignet sich deshalb besonders da,
wo viel Reductions-, aber wenig Flussmittel erforderlich ist.


Oxydirende
Zuschläge.

§. 57. Oxydirende Zuschläge. Als oxydirende Agentien kommen
ausser atmosphärischer Luft zur Verwendung:


Kalisalpeter.

1) Kalisalpeter, K N mit 46,56 K und 53,44 N, zur
Bereitung von schwarzem, rohem und weissem Fluss (S. 127),
als Oxydationsmittel bei der englischen Kupferprobe (Cu2S giebt
mit K N je nach der Menge des letzteren metallisches Kupfer
[115]§. 57. Oxydirende Zuschläge.
oder auch Kupferoxyd), bei der Silbererztiegelprobe, bei Chrom-
proben etc. Enthält als Verunreinigungen hauptsächlich, beim
Probiren aber nicht wesentlich schadende, durch Silberlösung
angezeigte Chloralkalien; ein Gehalt an schwefelsauren Salzen,
durch Chlorbarium nachzuweisen, ist bei Anwendung desselben
zur Darstellung von schwarzem Fluss für Kupferproben schäd-
lich, indem sich verschlackbares Schwefelkupfer bildet. Durch
wiederholtes Umkrystallisiren lässt sich derselbe hinreichend
reinigen. — Der später (S. 127) zu erwähnende weisse Fluss
wirkt wegen eines grössern oder geringern Gehaltes an salpeter-
saurem Kali auch oxydirend.


Die Prüfung des Salpeters1) z. B. behuf der Schiess-Salpeterprobe.
pulverbereitung besteht entweder direct in der Ermittlung seines
Gehaltes an salpetersaurem Kali (Huss’sche Krystallisations-
probe
) oder nur seines Gehaltes an Salpetersäure auf volu-
metrischem Wege (Pelouze’sche Probe) oder durch eine
Verflüchtigungsprobe (Reich’s Verfahren). Obgleich in letz-
terem Falle es unbestimmt bleibt, an welche Basen die Salpeter-
säure gebunden ist, so kann deren Bestimmung doch von
praktischem Werthe sein.


a) Huss’ Krystallisationsprobe auf salpetersauresHuss’ Krystal-
lisationsprobe.

Kali. Dieselbe beruht darauf, dass eine erkaltende Salpeterlösung
von bestimmtem Procentgehalte bei einer bestimmten Temperatur
nadelförmige Kryställchen von salpetersaurem Kali ausscheidet.
Man wiegt in einem tarirten Becherglase auf einer Apothekerwage
(S. 101) möglichst rasch, um die Wasserverdampfung zu vermin-
dern, 100 Gramm Wasser von etwa 45° R. (56°C.) ab, indem man
zuletzt mittelst einer als Pipette gebrauchten Glasröhre geringe
Wassermengen zufügt oder wegnimmt, und schüttet in das Wasser
40 Gramm von dem sehr fein geriebenen, vollkommen (bei etwa
150°C.) getrockneten Salpeter. Unter Umrühren bringt man den-
selben, wobei eine sofortige Temperaturerniedrigung eintritt, rasch
zur Lösung, filtrirt, sobald diese völlig eingetreten ist, auf einem
etwas erwärmten Trichter einen Theil der Flüssigkeit in ein
kleines Becherglas und lässt das Filtrat unter stetem Umrühren
mit der hinreichend starken Kugel eines in ¼ Grade R. ein-
getheilten Thermometers so weit erkalten, bis sich auf dem
Boden des Glases kleine Nadeln von angeschossenem salpeter-
8*
[116]Probirreagentien f. trockne Proben.
sauren Kali zeigen. Man beobachtet dann die Krystallisations-
temperatur am Thermometer und ersieht aus der nachfolgenden
Huss’schen Tabelle den zugehörigen Procentgehalt an salpeter-
saurem Kali:


Es ist bei dieser Probe zu beobachten: dass das Lösewasser
nicht zu heiss ist, damit die Wasserdampfung das Resultat nicht
alterirt; dass die Abkühlung der Lösung behuf Krystallisation
gleichmässig geschieht und zwar am besten unter stetem Um-
rühren, indem man das Becherglas in ein Gestell hängt oder
auf eine dicke Papierunterlage auf Holz stellt; dass das Thermo-
meter richtig ist, d. h. gerade eine Krystallisationstemperatur
von 20¼° R. angiebt, wenn man 40 Gramm chemisch reinen
trocknen Salpeter in 100 Gramm Wasser löst und bis zur
Krystallisation abkühlt. Sollte das Thermometer hierbei nicht
genau diese Temperatur angeben, z. B. nur 20°, so muss zu allen
Beobachtungen mit diesem Thermometer ¼° addirt werden.
Man muss deshalb das Thermometer vor seiner Anwendung
mittelst einer Probe mit chemisch reinem Salpeter prüfen. Ent-
hält der Salpeter viel Chloralkalien, so fällt der Gehalt an
salpetersaurem Kali nach dieser Probe zu gering aus, indem
[117]§. 57. Oxydirende Zuschläge.
Wasser, welches Chloralkalien aufgelöst enthält, mehr Sal-
peter aufnimmt als reines. Ein Gehalt an Natronsalpeter,
auch wohl an schwefelsaurem Kali, bewirkt ein zu frühes
Krystallisiren, ergiebt also den Gehalt an salpetersaurem Kali
zu hoch, so dass man über 100 % davon finden kann.


Man entdeckt am einfachsten Natronsalpeter im Kalisal-
peter, wenn man letzteren aus gesättigter Lösung auskrystallisirt,
die Mutterlauge eindampft und abermals Kalisalpeter daraus an-
schiessen lässt, von der zweiten, nöthigenfalls dritten coneen-
trirten Mutterlauge einen Tropfen auf einem Glasstreifen zur
Krystallisation bringt und die Krystalle unter dem Mikroskope
beobachtet. Während Kalisalpeter in Prismen, Chlornatrium
und Chlorkalium in Würfeln mit Treppen sich zeigen, erscheint
der Natronsalpeter in rhomboedrischer Form.


b) Pelouze’s volumetrische Probe auf Salpeter-Pelouze’sche
Probe.

säure. Dieselbe beruht darauf, eine bestimmte Menge Eisen-
oxydulsalz mit der aus dem Salpeter ausgetriebenen Salpeter-
säure zusammenzubringen, wo sich dann ein Theil des Oxyduls
in Oxyd verwandelt, der Rest durch Chamäleon titrirt und
daraus der Gehalt an Salpetersäure berechnet wird (6 Fe + N
= 3 Fe + N). Es vermag 1 At. Salpetersäure oder 1 At. Kali-
salpeter (101,11) das Oxydul von 6 At. metallischem Eisen (168)
zu oxydiren und man muss deshalb etwas mehr als 6 At. Eisen
zum Versuche nehmen. Man thut in die Flasche a (Taf. VII.
Fig. 146) Schwefelsäure und 0,83 Gramm Eisendraht, setzt den
Stöpsel mit den beiden Glasröhren b und c auf, lässt letztere
in das Luftabschluss bewirkende Wasser des Gefässes d ein-
tauchen und erwärmt a mit einer Spirituslampe. Sobald das
Eisen aufgelöst ist, nimmt man Spirituslampe und Wasserglas d
weg, thut in den Trichter e ½ Gramm Salpeter, giesst etwas
Wasser darauf, lässt die Masse durch öfteres momentanes Oeff-
nen des Quetschhahns f zu verschiedenen Malen, damit keine
zu starke Gasentwicklung eintritt, in a ein und spült den Trichter
mit etwas destillirtem Wasser nach. Dann lässt man c wieder
in Wasser eintauchen, kocht die Flüssigkeit in a etwa ½ Stunde
(bis eine gelbe Farbe hervorgetreten), vertauscht hierauf das
Gefäss d mit einem solchen mit frischem Wasser, unterbricht
das Kochen, lässt das Wasser aus d in den Kolben a über-
treten, giesst den Inhalt aus a möglichst rasch in ein Becherglas
und titrirt das noch vorhandene Eisenoxydul rasch durch Cha-
[118]Probirreagentien f. trockne Proben.
mäleonlösung. Verbrauchte man z. B. 0,8 C. C. von letzterer
und entsprechen 116,6 C. C. derselben 1 Gramm Eisen, so reprä-
sentiren die 0,8 C. C. Chamäleonlösung 0,0068 Gramm Fe und
es sind 0,83 — 0,0068 = 0,8232 Gramm Eisen von ½ Gramm
Salpeter oxydirt, was nach der Proportion 168 : 101,11 =
0,8232 : x = 0,495 Gramm oder nach der Proportion 0,5 : 0,495
= 100 : x = 99 % salpetersaurem Kali entspricht.


Reich’s Probe.

c) Indirecte Salpeterprobe von Reich. 1) Man treibt
die Salpetersäure aus dem Salpeter durch Erhitzen in einer
oxydirenden Flamme (z. B. Spirituslampe mit doppeltem Luftzug,
weniger gut über einem Bunsen’schen Brenner) mit der 4—6fachen
Menge Quarzpulver bei dunkler Rothglühhitze aus; es giebt dann
der Gewichtsverlust die Menge Salpetersäure im Salpeter an.
Bei der bezeichneten Temperatur werden schwefelsaure Salze
oder Chlorverbindungen nicht zersetzt, wohl aber können sich
bei stärkerer Hitze Chloralkalien verflüchtigen. In einer redu-
cirenden Flamme entweicht unter Bildung von kohlensaurem
Natron Chlorwasserstoff.


Man schmilzt 1—2 Gramm Salpeter in einem bedeckten
Platintiegel bei möglichst niedriger Temperatur ein, lässt er-
kalten und findet aus dem Gewichtsverlust den Wassergehalt.
Hierauf bringt man den Tiegelinhalt abermals zum Schmelzen,
giesst die flüssige Masse in ein erwärmtes Porzellanschälchen
aus, pulvert den Salpeter und trocknet das Pulver vor dem
Abwägen scharf aus. Nachdem in dem gereinigten Platintiegel
2—3 Gramm feines Quarzpulver gut ausgeglüht und das Gewicht
nach dem Erkalten bestimmt worden, mengt man 0,5 Gramm
trocknes Salpeterpulver damit, überzeugt sich durch die Wage,
dass beim Mengen keine Verluste eingetreten sind, und setzt
den bedeckten Tiegel während einer halben Stunde einer
schwachen, bei Tage eben sichtbaren Rothglühhitze aus, worauf
man nach dem Abkühlen wieder wiegt und aus dem Verlust
die gesuchte Salpetersäuremenge findet. Kennt man diese = S
und sind n Theile Salpeter eingewogen, so entspricht derselbe
187,4 Procent von salpetersaurem Kali oder 157,4 Procent
von salpetersaurem Natron.


Natron-
salpeter.

2) Natronsalpeter, Na N mit 36,6 Na und 63,40 N, wirkt
[119]§. 57. Oxydirende Zuschläge.
wegen seines grösseren Salpetersäuregehaltes als ein noch kräf-
tigeres Oxydationsmittel, als Kalisalpeter, ist aber sehr hygros-
kopisch.


Die Bestimmung seines Gehaltes an Salpetersäure kann nach
den Methoden von Pelouze (S. 117) und Reich (S. 118) ge-
schehen.


3) Bleioxyd (Glätte), Pb mit 92,83 Pb und 7,17 O.Bleiglätte.
Dasselbe giebt seinen Sauerstoff an organische Substanzen
(Berthier’s Brennmaterialprobe), an Metalle 1) (beim Abtreiben,
Gaarmachen etc.) und an Schwefelmetalle ab, wobei letztere unter
Bildung von schwefliger Säure in Metalle (Gold, Silber, Platin,
Quecksilber, Blei, Wismuth) oder Metalloxyde zerlegt werden.
Erstere sammeln sich in dem aus Bleioxyd frei gewordenen
Blei theilweise (z. B. Kupfer, Zinn, Arsen, Antimon) oder
ganz an (Gold, Silber, Platin, Wismuth) oder verflüchtigen sich
(Quecksilber), letztere werden von überschüssigem Bleioxyd ganz
(Zink, Eisen, Molybdän, Mangan) oder theilweise verschlackt
(Kupfer, Zinn etc.), wie z. B. die Vorgänge bei der Ansiede-
probe und der Tiegelschmelzprobe für Gold und Silber enthal-
tende Schwefelmetalle ergeben. Fehlt es an Bleioxyd, nimmt
man z. B. nur die stöchiometrischen Verhältnisse, so wird nur
ein Theil des Schwefelmetalles unter Bildung von metallischem
Blei entschwefelt, während ein anderer Theil desselben Oxysul-
phuret bildet, welches durch weiteren Zusatz von Glätte voll-
ständig zersetzt wird. Nur Schwefelkupfer bildet kein Oxysul-
phuret, sondern giebt neben kupferhaltigem Blei und Schlacke
einen Stein.


1 Gewichtstheil verschiedener Schwefelmetalle bedarf nach
Berthier2) zur möglichst vollständigen Zerlegung folgender
Mengen Bleiglätte:


Arsenmetalle, z. B. von Nickel und Kobalt, erfordern noch
grössere Glättemengen zur Zersetzung.


Man verwendet am besten rothe Glätte in feinaufgerie-
benem, gesiebtem und von eingemengten Bleikörnern freiem
Zustande. Beim Probiren von Gold- und Silbererzen muss ihr
[120]Probirreagentien f. trockne Proben.
Silbergehalt in Rücksicht gezogen werden. (Oberharzer Glätte
enthält im Centner 0,1 — 0,12 Qt. oder Pfdthl. Silber.) Statt
Glätte dient auch metallisches Blei, welches man sich wäh-
rend Ausführung der Probe oxydiren lässt (Ansiedeprobe, Kupfer-
gaarprobe).


Bleiweiss.

4) Bleiweiss, nach Hochstetter meist Pb H + 2 Pb C
mit 86,27 Pb, wird wohl statt Glätte angewandt, weil dasselbe
nahezu frei von Kupfer und Antimon ist und sein geringer
Silbergehalt meist vernachlässigt werden kann. Dagegen ist
dasselbe zuweilen mit Schwerspath, Gyps, Bleivitriol etc. ver-
unreinigt und enthält wohl geringe Mengen basisch essigsaures
Bleioxyd, so dass beim Schmelzen desselben für sich Blei daraus
reducirt wird. Wegen seiner grösseren Leichtigkeit sind grössere
Gefässe, als bei Glätte erforderlich. Reines Bleiweiss löst sich
vollständig in verdünnter Salpetersäure.


Solvir. Zuschl.

§. 58. Solvirende Zuschläge. Diese sind etweder saurer oder
basischer Natur, wirken aber zuweilen gleichzeitig auf Basen
und Säuren solvirend (Thon, Borax, Alkalien, Bleioxyd u. a.).


Saure Zuschl.

1) Saure Zuschläge, zur Auflösung von Alkalien, Erden
und schweren Metalloxyden.


Quarz.

a) Quarzpulver, durch Zerkleinern von im Wasser ab-
geschrecktem geglühten krystallisirten Quarz oder von geschlämm-
tem Quarzsand und nachheriges Sieben erhalten, bei einem
Eisengehalt nöthigenfalls (z. B. bei Blaufarbenproben) mit Salz-
säure digerirt, ausgesüsst, getrocknet und geglüht. Löst Erden
nur bei höherer, Alkalien und manche schwere Metalloxyde,
z. B. Bleioxyd, schon bei niedrigerer Temperatur. (Ueber
Schmelzbarkeit der Silicate S. 23.)


Glas.

b) Glaspulver, vollständig weiss und frei von Bleioxyd
und arseniger Säure, mit 60—70 % und mehr Si: theilweise ge-
sättigt durch Alkalien (5—22 %), Kalkerde (6—25 %), Thonerde
(0,5—5 %) und geringe Mengen Eisen. Die kieselsäurereiche-
ren Spiegel- und Fenstergläser enthalten in der Kieselsäure
4—6mal so viel Sauerstoff, als in den Basen; in manchen kalk-
reichen Flaschengläsern mit unter 60 % Kieselsäure geht dieses
Verhältniss wohl auf 2½—2 : 1 herab. Der Schmelzpunct des
bleifreien Glases liegt zwischen dem des Boraxes und Fluss-
spathes, etwa bei 1200°C.


Man glüht Spiegel-, Fenster- oder weisses Flaschenglas.
schreckt dasselbe in Wasser ab und pulvert es.


[121]§. 58. Solvirende Zuschläge.

c) Borax, im wasserhaltigen Zustande (Na B2 + 10 H mitBorax.
16,37 Na, 36,53 B und 47,10 H und Na B2 + 5 H mit 21,41 Na,
47,79 B und 30,80 H) und entwässert (calcinirter Borax,
Boraxglas
), schmilzt in niedrigerer Temperatur, als Glas,
verbindet sich schon in solcher leicht mit Erden und Metall-
oxyden, wird jedoch auch in höheren Temperaturen angewandt,
z. B. bei Eisenproben, wo er sich aber bei seiner Leichtflüssig-
keit mit dem Eisenoxydul vor dessen Reduction verbinden kann,
wenn nicht durch einen gleichzeitigen Kalkzuschlag die Schmelz-
barkeit der Beschickung vermindert wird. Ausserdem besitzt
er die Fähigkeit mit Kieselsäure und Silicaten, z. B. Thon,
mehr oder weniger leichtschmelzige Verbindungen einzugehen.
Bei hoher Temperatur ist derselbe nicht unbedeutend flüchtig,
scheidet dann auch im Gemenge mit Silicaten flüchtige Borsäure,
mit sehr basischen Silicaten flüchtiges Natron ab. Im uncalci-
nirten Zustande bläht er sich stark auf.


Boraxglas wird dadurch erhalten, dass man Boraxstücke
nach und nach in einen in der glühenden Muffel stehenden
Thontiegel einträgt, zum Schmelzen bringt, den Inhalt des Tie-
gels in einen blanken Metallmörser entleert, die glasige Masse
nach dem Erkalten zerkleint und siebt. Man wendet denselben
Tiegel wiederholt zum Umschmelzen an, weil die darin gebildete
Glasur ein Auflösen der Tiegelwände verhindert.


d) Phosphorsalz, (Na, NH4, H) P + 8 H mit 14,90 Na,Phosphorsalz.
12,46 NH4, 4,29 basischem und 34,32 Krystallwasser und 34,03
Phosphorsäure, wird zuweilen als noch energischeres Solvirungs-
mittel, wie Borax, angewandt, z. B. bei Nickelproben zur Tren-
nung des Nickels vom Kupfer, indem die Phosphorsäure nach
dem Austreiben des Ammoniaks und Wassers in der Hitze alle
Basen aufnimmt und sich mehr oder minder leicht schmelzbare
Doppelsalze bilden. Phosphorsalz ist zäher im Fluss, als Borax,
und bedarf deshalb höherer Temperatur zur Hervorbringung der
erforderlichen Reactionen.


Das käufliche Phosphorsalz enthält häufig Chlornatrium, von welchem
es durch Auflösen in einer geringen Menge siedenden Wassers und Krystal-
lisirenlassen gereinigt wird. Vor dem Hinzuthun des Probirgutes wird das-
selbe gewöhnlich im heissen Probirgefäss selbst von seinem Wasser- und
Ammoniakgehalt unter starkem Aufblähen befreit, worauf es still fliesst. Auch
kann, ähnlich wie beim Borax, eine vorherige Calcination stattfinden.


e) Thon, im Wesentlichen kieselsaure Thonerde mit WasserThon.
in schwankenden Verhältnissen je nach dem Grade der Ver-
[122]Probirreagentien f. trockne Proben.
witterung des Gesteins, woraus derselbe entstanden ist. Es
kommen in den reinen Kaolinthonen Verbindungen von Al4Si3 + 6H,
Al2Si + 2 H, Al2Si3 + 6 H und Al Si + 2 H vor. Letzteres Ver-
hältniss entspricht der Zusammensetzung von 57,14 Si, 31,72 Al
und 11,14 H. Man wendet den Thon wegen seines 20—30 % und
mehr betragenden Thonerdegehaltes (S. 25) als Solvirungsmittel
zur Schlackenbildung (S. 23) bei höheren Temperaturen an,
muss aber dabei berücksichtigen, dass die an dieselbe gebundene
Kieselsäure ihrerseits auch wirksam ist. Da die Thonerde als
Säure und Base auftreten kann, so wirkt sie häufig als Aus-
gleichungsmittel für nachtheilige Extreme im Verkieselungszu-
stande. Reiner Thon vermag mit ¾ seines Gewichtes Kalk
eine gute Schlacke zu geben.


Man wendet den Thon am besten in Gestalt eines sich weiss
brennenden, also möglichst eisenfreien geschlämmten Porzellan-
oder Pfeifenthons im ungebrannten oder geglühten Zustande
als Pulver an und muss, um richtig beschicken zu können, seine
Zusammensetzung kennen. Die englischen Probirer bedienen
sich z. B. des Chinathones (S. 77), welcher im gebrannten
Zustande 53 Si und 47 Al enthält.


Der im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal zuweilen
gebrauchte Thon von Elbingerode am Harz enthält nach Streng
56.3 Si, 26.2 Al, 4.8 Fe, 1.6 Ca, 1.0 Mg, 3.8 K und 7.9 Na.


Basische Zu-
schläge.

2) Basische Zuschläge, für Schmelzungen in niede-
ren (Potasche, Soda etc.) und höheren Temperaturen (Kreide,
Flussspath etc.).


Potasche.

a) Potasche, K C mit 68,09 K und 31,91 C, schmilzt für
sich bei starker Hellrothglühhitze und wirkt bei höherer Tem-
peratur kräftig solvirend auf Kieselsäure, leichter auf Silicate,
indem 6—8 Theile davon letztere vollständig zum Fluss bringen.
Ein Zusatz von Kohlenpulver begünstigt die Zersetzung durch
leichtere Abscheidung der Kohlensäure unter Kohlenoxydgas-
bildung. Auch besitzt die Potasche nach Berthier1) die Fähigkeit,
mit kohlensauren und schwefelsauren Erden (CaC, MgC, BaC, CaS,
auch Ca Fl) bei mehr oder weniger lebhafter Rothglühhitze zu
mehr oder weniger flüssigen Verbindungen zusammenzuschmelzen,
wobei entweder völlige Auflösung stattfindet (Baryt- und Stron-
tiansalze) oder die Erden in der flüssigen Potasche mechanisch
suspendirt bleiben; desgleichen schmilzt sie auch mit den meisten
[123]§. 58. Solvirende Zuschläge.
Metalloxyden (Eisenoxydul, Zinnoxyd, Manganoxyd, Antimon-
oxyd, Bleioxyd, Kupferoxyd, schwieriger mit Zinkoxyd). Mit
dem 3fachen Potasche geschmolzen, giebt z. B. Kupferoxyd eine
innerlich blaugrüne und äusserlich zinnoberrothe Masse, letztere
von Gasarten reducirtes Kupferoxydul enthaltend. Unschmelz-
bare Substanzen (Kalk-, Talk- und Thonerde, Kohle etc.), welche
mit der Potasche keine Verbindungen eingehen, bleiben der
flüssigen Potasche als Pulver innig beigemengt und vermindern
deren Schmelzbarkeit. Ausserdem besitzt die Potasche entschwe-
felnde Eigenschaften.


Man verwendet dieselbe gewöhnlich in Gestalt von gerei-
nigter
(raffinirter) calcinirter Potasche, wo sie aber
noch mehr oder weniger Aetzkali, schwefelsaures Kali (1—8 %),
kohlensaures Natron (bis 16 %) und Chlorkalium (bis 18 %) und
meist nur 70—95 % kohlensaures Kali enthält. Als sonstige
Verunreinigungen treten noch Kieselsäure, phosphorsaures und
kieselsaures Kali und unlösliche Kalk-, Magnesia- und Eisensalze,
Schwefelkalium und Wasser auf, so dass in den rohen Potaschen
der Gehalt an K C zuweilen auf 40—30 % herabgeht.


Analysen von raffinirten Potaschen.1)


Fresenius und Will fanden in böhmischer P. 94,6, in
illyrischer 95,9, in sächsischer 61,2, van Groningen in der Pot-
asche aus der Rübenmelasse von Waghäusel 94,4 % K C.


Man kann beim Probiren die Handelspotasche entweder direct anwenden,Reinigung d
Potasche.

meist aber bedarf sie, wenn neben Wasser mehrere Procent Unreinigkeiten
darin vorkommen, die schädlich influiren (z. B. ein Gehalt an schwefelsauren
Salzen bei Kupfer- und Entschwefelungsproben), einer Reinigung.


Man übergiesst die zur bessern Abscheidung der Kieselerde mit ¼ Holz-
kohlen pulver versetzte Potasche mit dem gleichen Gewicht kochenden Regen-
[124]Probirreagentien f. trockne Proben.
wasser, rührt um, zieht nach einiger Zeit die geklärte Lösung vom Rückstande
(Kieselsäure, kieselsaures, schwefelsaures und phosphorsaures Kali, Eisenoxyd,
Erden) ab, dampft sie in einem eisernen Kessel bis zur Salzhaut ein, lässt
erkalten, wobei sich hauptsächlich schwefelsaures Kali nebst etwas Chlorka-
lium absetzt, dampft die gereinigte Lösung in einem eisernen Kessel oder
einer Porzellanschale zur Trockne und calcinirt die Masse in einem beson-
dern Brennofen oder im Muffelofen. Das Product enthält dann aber noch
immer geringe Mengen von kieselsaurem und schwefelsaurem Kali und von
Chlorkalium. Setzt man zu der abgedampften Masse eine concentrirte Lösung
von kohlensaurem Ammoniak und dampft abermals ein, so scheidet sich unter
Bildung von kohlensaurem Kali und unter Verflüchtigung von Ammoniak
Kieselsäure als in Wasser unlöslich ab. Wird die trockne Masse mit kohlen-
saurem Ammoniak in Glühhitze gebracht, so entweicht schwefelsaures
Ammoniak.


Zur Bereitung eines möglich schwefelsäurefreien Materials
trägt man ein Gemenge von 6 Thln. reinem Salpeter mit 1 Thl.
Holzkohlenpulver löffelweise in ein erhitztes gusseisernes Gefäss,
wobei unter Bildung von kohlensaurem Kali ein Verpuffen ein-
tritt, und verwendet die nicht mit Kohle vermengten Stücke im
gepulverten Zustande. Nimmt man statt der Kohle auf 1—2 Thle.
reinen Salpeter 1 Theil gereinigten Weinstein und lässt verpuffen,
Neisser Fluss.so erhält man ein Product (weisser Fluss), welches neben
kohlensaurem Kali bis 10 % kohlensauren Kalk und bei An-
wendung höherer Temperatur Cyankalium, auch einen Ueberschuss
von Salpeter enthalten kann.


Da das kohlensaure Kali, namentlich bei einem grösseren
Aetzkaligehalt, begierig Wasser anzieht, so muss dasselbe in
einem wohlverschlossenen Gefäss (Flaschen von Glas oder Stein-
zeug, Eisenkasten) an einem warmen Orte, z. B. auf dem Stuben-
ofen, aufbewahrt werden.


Prüfung der
Potasche.

Man prüft die Potasche auf ihre hauptsächlich wirksamen
Bestandtheile, kohlensaures Kali und Aetzkali, am einfachsten nach
der Methode von Fresenius und Will in ähnlicher Weise, wie
bei der Prüfung des Braunsteins (§. 201) beschrieben worden.
Man thut in die Flasche A (Taf. VII. Fig. 147) 1 Probircentner
(5 Grm.) in einem lose bedeckten Porzellantiegel andauernd ge-
linde erhitzter Potasche, wiegt den Apparat, saugt durch c aus, Luft
aus und dadurch Schwefelsäure aus B in A über, bis sich keine
Kohlensäure mehr entwickelt, saugt letztere durch c aus, indem
man den Wachspfropfen von b nimmt, wiegt den Apparat wieder
und berechnet aus dem Kohlensäureverlust den Gehalt an kohlen-
saurem Kali. 31,8 Thle. Kohlensäure entsprechen 100 Thln.
kohlensaurem Kali. Durch das vorherige Erhitzen des Probirgutes
[125]§. 58. Solvirende Zuschläge.
entfernt man die Feuchtigkeit und treibt die Kohlensäure aus
etwa vorhandenem doppelt kohlensauren Kali aus.


Bei einem Aetzkaligehalt reibt man 1 Ctr. Probirgut mit
3—4 Thln. reinem Quarzsand zusammen, mengt ¼—⅓ von dem
Gewichte der Potasche kohlensaures Ammoniak hinzu, spült die
Reibschale mit Sand nach, feuchtet das Gemenge mit so viel
Wasser an, als es einzusaugen vermag, lässt etwas stehen und
erhitzt einige Zeit gelinde, um die Feuchtigkeit auszutreiben und
das Aetzkali in kohlensaures Kali umzuwandeln. Der Sand ver-
hindert hierbei ein Spritzen und erleichtert das Ablösen der
trocknen Masse aus der Porzellanschale. Erstere wird wie vor-
hin im Fresenius-Will’schen oder in einem andern Kohlensäure-
apparat auf Kohlensäure geprüft und die gegen die erste Probe
mehr gefundene Menge Kohlensäure entspricht dem Aetzkalige-
halt. 31,8 Kohlensäure verbinden sich mit 68,2 Aetzkali zu
100 kohlensaurem Kali.


Zur Bestimmung des freien und an Kohlensäure gebundenen
Kaligehaltes dienen auch volumetrische Methoden.


b) Calcinirte Soda, NaC mit 58,58 Na und 41,42 C. Die-Soda.
selbe wirkt ganz ähnlich, wie Potasche, nur etwas weniger
energisch, namentlich als Entschwefelungsmittel, zerfliesst aber
weniger, ist leichtschmelziger und billiger. Die gereinigte Soda
des Handels kann neben 63 % Wasser Aetznatron, schwefel-
saures, schwefligsaures und unterschwefligsaures Natron, Schwe-
felnatrium, Chlornatrium, kieselsaures Natron, kohlensaures Kali,
kohlensauren Kalk und Eisenoxyd enthalten; im calcinirten Zu-
stand steigt der Gehalt an kohlensaurem Natron auf 80—90 %.
Bedarf man zum Probiren eines reineren Materials, so befreit man
die Soda des Handels durch mehrmaliges Auflösen in Wasser
und Krystallisirenlassen von dem grössten Theil seines Gehaltes
an Chlornatrium und schwefelsaurem Natron.


Das reinste Material erhält man, wenn man käufliches doppeltkohlen-
saures Natron in einem mit Baumwolle lose verstopften Glastrichter mit dop-
pelt zusammengelegtem Filtrirpapier, dessen Ränder nach oben stehen, be-
deckt und auf letzteres so lange destillirtes kaltes Wasser giebt, bis das
Filtrat mit Silbersalz nicht mehr auf Chlor und mit Chlorbarium nicht mehr
auf Schwefelsäure reagirt. Der getrocknete Rückstand wird in einer Por-
zellanschale gelinde geglüht und gut verschlossen aufbewahrt.


Die Soda lässt sich auf ihren Gehalt an kohlensaurem Na-
tron und Aetznatron ähnlich prüfen, wie Potasche (S. 124).


c) Gemenge von 13 Thln. trockner Potasche undPotaschen-So
dagemenge.

[126]Probirreagentien f. trockne Proben.
10 Thln. calcinirter Soda. Dasselbe ist leichtschmelziger,
als jeder seiner beiden Bestandtheile.


Aetzalkalien.

d) Aetzkali und Aetznatron, wirken energischer, als
die kohlensauren Salze und kommen zuweilen für diese in An-
wendung. Wegen leichter Zerfliesslichkeit müssen sie gut auf-
bewahrt werden.


Schwarzer
Fluss.

e) Schwarzer Fluss, ein inniges Gemenge von kohlen-
saurem Kali mit Kohle, dadurch erhalten, dass man ein Gemenge
von Salpeter mit dem 2—3 fachen Weinstein (roher Fluss)
nach und nach in einen mit einer glühenden Kohle versehenen
erhitzten Eisen- oder Thontiegel einträgt, nach jedem Zusatz
einen Deckel lose aufsetzt und wegen Entwicklung brenzlicher
Stoffe unter einer gut ziehenden Esse verpuffen lässt, worauf
man die noch heisse schwarze Masse (schwarzer Fluss) pulvert,
siebt und wegen ihrer starken hygroskopischen Eigenschaft in
einem wohlverschlossenen Gefäss aufbewahrt, wenn man es nicht
vorzieht, den Fluss öfters frisch zu bereiten und dazu den rohen
Fluss, der auch wohl direct zum Probiren angewandt wird, auf-
bewahrt zu erhalten. Bei dem Verpuffen oxydirt der Salpeter
theilweise die organischen Bestandtheile des Weinsteins, wobei
ein Theil des Kohlenstoffs in Kohlensäure übergeht und koh-
lensaures Kali bildet, während ein anderer Theil desselben bei
der angewandten beschränkten Salpetermenge nicht zur Ver-
brennung kommt, sondern sich in höchst fein zertheiltem Zu-
stande abscheidet und mit dem kohlensauren Kali mengt. Je
nach der Reinheit der angewandten Ingredienz en (roher oder
gereinigter Weinstein, raffinirter oder Rohsalpeter) enthält der
schwarze Fluss mehr oder weniger schwefelsaure und Chlorver-
bindungen. Die Masse kann auch durch einen glühenden Eisen-
stab zum Verpuffen gebracht werden.


Derselbe kann als Fluss-, Entschwefelungs- und Reductions-
mittel dienen, in welchem letzteren Falle die innige Beimengung
der Kohle wirksamer ist, als bei einem Gemenge von Pot-
asche oder Soda und
10—25 % Kohlenstaub, während
sich dagegen der schwarze Fluss durch ein in der Anwendung
bequemeres Gemenge von Soda oder Potasche und Mehl
(S. 113) ersetzen lässt. Ausser als Reductionsmittel wirkend, beför-
dert der Kohlenstoff die Entschwefelung, indem er zur Umwand-
lung des Kalis in Kalium beiträgt, desgleichen die solvirende
Wirkung dadurch, dass derselbe die Entfernung der Kohlen-
säure durch Kohlenoxydgasbildung beschleunigt und somit das
[127]§. 58. Solvirende Zuschläge.
Kali frei macht. Dieses scheidet als starke Base die Oxyde aus,
so dass sie durch Kohle leichter reducirt werden können.


Je nachdem der schwarze Fluss zu dem einen oder andern
der angegebenen Zwecke verwandt werden soll, verändert man
seine Zusammensetzung. Kommt es auf eine kräftige Reduction
an, so nimmt man auf 1 Salpeter 3 Weinstein und erhält ein
Product mit etwa 12 % Kohle und 6 % kohlensauren Kalk aus
dem Weinstein; bei 2½ % Weinstein auf 1 Salpeter enthält er
etwa 8 % Kohle und 5 % kohlensauren Kalk und soll haupt-
sächlich eine solvirende Wirkung erzielt werden, so nimmt man
auf 1 Salpeter nur 2 Weinstein zur Erzielung eines Productes
mit etwa 5 % Kohle und 4 % kohlensaurem Kalk. Zu viel aus-
geschiedene Kohle macht die Masse strengflüssig.


Zur Bereitung von schwarzem Fluss für Kupferproben brauchte
man z. B. im Mansfeld’schen bei Erzen mit bis 40 % Kupfer
7 Thle. Weinstein, von 40—50 % 8 Thle. und von 50—70 %
10 Thle. Weinstein auf 4 Thle. Salpeter. Zu Agordo nimmt
man bei derartigen Proben um so mehr Salpeter, je reicher das
Erz an oxydirtem Eisen, z. B. bei armen Kiesen auf 10 Wein-
stein 7 Salpeter, bei reichen Erzen und Lechen resp. 10 und 6
und bei Cementkupfer resp. 10 und 4.


f) Weisser Fluss, auf die S. 124 angegebene Weise oderWeisser Fluss
von englischen Probirern durch Verpuffen von 3 Vol. Salpeter,
2 Vol. Cremor tartari (gereinigter Weinstein) und 1 Vol. Koch-
salz in einem eisernen Gefässe dargestellt, enthält neben kohlen-
saurem Kali mehr oder weniger Salpeter und übt also neben
der solvirenden auch eine oxydirende Wirkung aus (z. B. bei
der cornischen Gaarkupferprobe). Da bei Anwendung von rohem
Weinstein wegen dessen verschiedenen Gehaltes an organischen
Stoffen der weisse Fluss von ungleichen oxydirenden Eigen-
schaften ausfällt, so untersucht man ihn zuvor durch Zusammen-
bringen mit flüssigem Kupfer. Uebt er eine zu stark ver-
schlackende Wirkung auf letzteres aus, ist er zu scharf, so
muss man noch Weinstein zusetzen, sonst Salpeter.


Man kann auch direct ein Gemenge von Soda oder Pot-
asche und Salpeter anwenden. Zwischen schwarzem und weissem
Fluss liegende Gemenge von Weinstein und Salpeter (z. B. für
Spurschlacken im Mansfeld’schen aus 3 Weinstein und 2 Sal-
peter) nennt man grauen Fluss.


g) Kalkerde, und zwar Aetzkalk, — dargestellt durchKalkerde.
[128]Probirreagentien f. trockne Proben.
Brennen von reinem Marmor, Löschen desselben und nochmaliges
Glühen des Hydrates — und kohlensaurer Kalk, CaC mit
56,29 Ca als Kreide oder reiner Kalkspath.


Zum Beweise der hinreichenden Reinheit dürfen solche Ma-
terialien beim Brennen ihre Farbe nicht auffallend verändern (bei
einem Eisen und Mangangehalt) und müssen sich in verdünnter
Salpetersäure ohne Rückstand lösen.


Die Kalkerde dient hauptsächlich bei Schmelzungen in höheren
Temperaturen als Flussmittel (Eisenprobe, cornische Kupferprobe).


Flusspath.

h) Flussspath, Ca Fl mit 51,54 Ca, schmilzt bei höherer
Temperatur, als im Muffelofen erreicht werden kann, und setzt
sich mit Kieselsäure in der Weise um, dass kieselsaurer Kalk
entsteht und Kieselfluorwasserstoff entweicht, so dass derselbe be-
sonders für quarzreiche Substanzen (z. B. Eisensteine) ein sehr ge-
eigneter Zuschlag ist, weil er weniger Schlacke erzeugt, als Kalk.


Auch giebt er mit phosphorsaurem Kalk, Schwerspath und
namentlich mit Gyps in gewissen Verhältnissen zusammen er-
hitzt, leichter schmelzbare Verbindungen.


Man sucht vom natürlichen Flussspath möglichst reine, von
Quarz und Schwefelmetallen freie Stücke aus, pulvert dieselben
und siebt.


Bleiglätte.

i) Bleiglätte, Mennige oder Bleiweiss (S. 119) schmel-
zen mit Kieselsäure und Silicaten leicht zu Gläsern und geben
mit den meisten Metalloxyden (Fe, Cu, Sb, Sn, Zn) mehr oder we-
niger leichtschmelzbare Verbindungen. Ohne chemische Ver-
bindungen zu bilden, schmilzt Bleioxyd in allen Verhältnissen
mit ätzenden und kohlensauren Alkalien zusammen. Erden und
manche von deren Salzen (z. B. schwefelsaure Kalk- und Baryt-
erde, Flussspath, phosphorsaurer Kalk) kommen nur mit einer
grösseren Menge Glätte in mussigen Fluss oder nur zum Er-
weichen, indem jene Stoffe darin suspendirt bleiben und die Flüs-
sigkeit vermindern.


Eisenoxyd.

k) Eisenoxyd, Fe mit 69,3 Fe oder Eisenhammerschlag,
Fe6 Fe mit 75,68 % Fe, z. B. als kräftiges Solvirungsmittel bei
Kupferproben angewandt, um eine Verschlackung von Kupfer
zu vermeiden.


Entschwefeln-
de Zuschläge.

§. 59. Präcipitirende oder entschwefelnde Zuschläge. Zur Ab-
scheidung der Radicale aus den Schwefelmetallen, z. B. bei
Blei-, Silber-, Wismuth- und Antimonproben, wendet man, ab-
gesehen von der atmosphärischen Luft bei Röstprozessen, an:


[129]§. 59. Präcipitirende Zuschläge.

1) Eisen, theils in Form von 4—5 Mm. dicken und 6—9Eisen.
Mm. langen Drahtstücken von 10—40 Probirpfd. (0,5—2 Gramm)
Gewicht (Blei-, Wismuthproben), theils in dünneren leichtern Stiften
von 5—20 Pfd. (0,25—1 Gramm) Gewicht (z. B. bei Nickel-
und Kobaltproben zur Abscheidung von Blei und Wismuth),
theils als Eisenfeile (Zinkblende-, Antimon- und Quecksilberpro-
ben). Ausser entschwefelnd wirkt metallisches Eisen auch redu-
cirend, z. B. auf Blei-, Wismuth- und Kupferoxyd, Blei- und
Zinksilicat etc.


Man erhält die Drahtstücke entweder durch Absägen oder
indem man den Draht auf eine in einen Schraubstock gespannte
scharfe Schneide legt und mit dem Hammer darauf schlägt.


2) Entwässertes Blutlaugensalz, 2 K Cy + Fe Cy,Blutlaugen-
salz.

scheidet beim Zusammenschmelzen mit Potasche oder Soda im
Probirgefäss feinzertheiltes, kräftig entschwefelnd wirkendes Eisen
ab und es bildet sich Cyankalium, welches Schwefelmetalle und
besonders die zum Cyan weniger verwandten (Pb, Bi, Sb, As,
Sn) unter Bildung von Schwefelcyankalium zerlegt. Das Ent-
wässern des Salzes geschieht unter Umrühren bei gelinder Tem-
peratur.


3) Cyankalium (S. 114) wird, wegen der unter 2) ange-Cyankalium.
gebenen Wirkung, wohl gemeinschaftlich mit Blutlaugensalz an-
gewandt. Da die Reactionen schon bei niedriger Temperatur
damit vorgehen, so entsteht bei flüchtigen Metallen (Antimon,
Zinn, Blei) weniger Metallverlust.


4) Bleiglätte wirkt in der S. 119 angegebenen Weise aufBleiglätte.
Schwefelmetalle zerlegend ein, wobei aber mit dem Bleioxyd
sich verbindende Metalloxyde, sowie Kieselsäure dessen Wirkung
schwächen.


5) Aetzende und kohlensaure Alkalien (S. 122) geben,Alkalien.
und zwar erstere energischer als letztere, Sauerstoff an den
Schwefel unter Bildung von schwefligsaurem, unterschweflig-
saurem und schwefelsaurem Alkali ab und das entstandene Al-
kalimetall nimmt eine andere Menge Schwefel aus dem Sulfuret
unter Abscheidung von Metall auf. Ein Zusatz von Kohle, z. B.
im schwarzen Fluss, begünstigt die Wirkung (S. 126). Die
Zersetzung findet entweder vollständig unter Verflüchtigung des
betreffenden Metalles statt (Zinnober, Zinkblende) oder bei fixen
Metallen wegen Bildung von Schwefelsalzen (z. B. K Pb, K Sb etc.)
nur theilweise (z. B. Bleiglanz, Schwefelantimon), und zwar um
Kerl, Probirkunst. 9
[130]Probirreagentien f. trockne Proben.
so mehr, je grösser der Ueberschuss an Alkali und je höher die
Schmelztemperatur. Ein Zusatz von Kohle (S. 129) oder Eisen
erhöht die Wirkung. Schwefelkupfer wird bei Abwesenheit von
Kohle von kohlensaurem Alkali fast gar nicht zerlegt, von Aetz-
natron ohne solche theilweise, indem sich NaS, Na Cu und metal-
lisches Cu bilden. Schwefelmetalle mit leicht oxydirbarem Radi-
cal geben kein Metall, sondern nur Oxyd, indem ersteres, z. B.
Eisen, von dem Sauerstoff des Alkalis und der Kohlensäure oxy-
dirt wird.


Potasche wirkt für sich als Entschwefelungsmittel kräftiger,
als Soda, einmal wegen des electro-positiveren Verhaltens, dann
wohl wegen eines grössern Gehaltes an Aetzkali.


Salpeter.

5) Salpeter wirkt in der S. 114 angeführten Weise als Ent-
schwefelungsmittel.


Schwefelmetalle mit schwerer oxydirbarer Basis geben bei
der richtigen Salpetermenge unter Bildung von Schwefelsäure
Metalle (Silber, Kupfer, Blei), bei einem Ueberschuss an Salpeter
Oxyde (Kupferoxydul, Bleioxyd); bei leicht oxydirbarer Basis
theilt sich der Sauerstoff des Salpeters zwischen die beiden Be-
standtheile eines Antheils der Schwefelmetalle.


Concentriren-
de Zuschläge.

§. 60. Concentrirende Zuschläge. Dieselben bezwecken die
Ansammlung der zu bestimmenden Metalle vor ihrer völligen
Ausscheidung in einem anderen Metalle oder in einer Metallverbin-
dung (Schwefel-, Antimon-, Arsenmetall) zur möglichsten Ver-
meidung mechanischer oder chemischer Verluste (Kupferprobe)
oder zur Herstellung für die Abscheidung des Metalles geeig-
neter Verbindungen (Kobalt-Nickelprobe, Ansiedeprobe).


Antimon.

1) Antimon, möglichst rein, in pulverförmigem Zustande.
Dasselbe dient z. B. beim Schmelzen gerösteter Kupfererze zur
Ansammlung des Kupfers in einem leichtflüssigen Korn und zum
Schutz des Kupfers beim Gaaren gegen Verschlackung. Von
den im Antimon vorkommenden Verunreinigungen sind hierbei
Blei und Eisen unschädlich, Kupfer und Schwefel aber störend.


Statt metallischen Antimons wendet man auch wohl neben
Reductionsmitteln Antimonoxyd an.


Arsen.

2) Arsen, als käuflicher gepulverter Fliegenstein, wel-
cher von feuerbeständigen Körpern (Silber, Eisen, Kupfer etc.)
und von Schwefel (als Arsenkies) frei sein, sich also in einer
einseitig geschlossenen Glasröhre vollständig verflüchtigen muss.
Bleibt hierbei ein grösserer Rückstand, so bedarfs einer noch-
[131]§. 60. Concentrirende Zuschläge.
maligen Sublimation des Arsens in einem hessischen Tiegel mit
einem bei lutirten Fugen darauf gesetztem anderen Tiegel.


Das Arsen dient in ähnlicher Weise, wie Antimon, als An-
sammlungsmittel für Kupfer, meist aber bei Kobalt- und Nickel-
proben zur Herstellung constant zusammen gesetzter Arsenme-
talle, welche durch Borax oder Phosphorsalz nach einander ver-
schlackt werden. Ein Schwefelgehalt des Arsens bewirkt dabei
unter lebhaftem Sprühen (Feuerwerk) und Wegschleudern kleiner
Theile die Entwicklung von schwefliger Säure.


3) Blei, möglichst frei von Gold, Silber, Antimon, Arsen,Blei.
Kupfer und Schwefel, wie sich dasselbe durch Pattinsoniren als
Probirblei mit höchstens 0,5 Pfdthl. oder Quint Silber
in
100 Centnern erzielen lässt (Oberharzer und Freiberger
Probirblei). Auch durch Schmelzen von Bleiweiss oder Blei-
zucker mit Potasche und Mehl erhält man ein für die meisten
Zwecke hinreichend silberfreies, reines Blei, wie es im Handel
seltener, z. B. als Villacher Blei, vorkommt, welches letztere
äusserst selten nur Spuren von Silber enthält.


Man bestimmt in solchem silberarmen Probirblei den Silbergehalt sicherer
als durch Ansieden, Concentriren und Abtreiben eines Königs, wenn man di-
rect mehrere Proben theilweise abtreibt und den flüssigen Inhalt zusammen-
schüttet, bis sich Alles in einer Capelle befindet.


Steht nur ein gold- oder silberhaltiges Blei zu Gebote, so
muss man eine der bei der Probe anzuwendenden gleiche Menge
Blei (Bleischwere) auf Silber oder güldisches Silber probiren
und das dabei erfolgende Korn beim Wägen der Hauptprobe zu
den Gewichten legen.


Das Blei dient hauptsächlich als Ansammlungsmittel für Me-
talle (Gold, Silber, Kupfer), von denen sich dasselbe dann durch
Oxydationsprozesse (Abtreiben, Gaarmachen) wieder entfernen
lässt. Man wendet dasselbe entweder in kleinen Stücken an, welche
man von dünnen Stangen (Stangenblei) abschneidet oder welche
in Kugel- oder Halbkugelformen von verschiedenen Gewichten vor-
handen sind (Feinproben), oder in gekörntem Zustande (Korn-
blei
), seltener als Folie. Kornblei wird auf die Weise er-
halten, dass man 1—2 Pfund Blei bei niedriger Temperatur ein-
schmilzt, dasselbe abschäumt, kurz vor seiner Erstarrung auf
einen mit Kreide ausgestrichenen Holztrog giesst und diesen
bald hin und her schüttelt, bald demselben eine schwenkende
Bewegung giebt, bei welcher die breiige Masse in die Höhe ge-
worfen wird und in eckigen Körnern von verschiedener Grösse
9*
[132]Probirreagentien f. trockne Proben.
zurückfällt, die man durch Sieben separirt. Auch kann man
Blei von dem bezeichneten Flüssigkeitsgrade in einer grossen
hölzernen Büchse schütteln.


Auf nassem Wege lässt sich feinzertheiltes Blei durch Fällen
desselben aus Bleizuckerlösung mittelst Zinks, Auswaschen des
von Zeit zu Zeit vom Zink abgestrichenen Bleies, Trocknen
zwischen Fliesspapier, Zerreiben und Sieben erhalten.


Silberfreies Kornblei kann man bei Ansiedeproben bequemer,
statt dasselbe abzuwägen, in Löffeln von bestimmtem Inhalte (S. 108)
abmessen, nicht aber silberhaltiges Blei, welches abzuwägen ist.


Bleiglätte.

4) Bleiglätte (S. 119), Bleiweiss (S. 120) und Blei-
zucker
, letzterer mit 56,7 Pb, 27,1 A und 14,2 H. Als Sur-
rogate für Blei wendet man bei Tiegelschmelzungen wohl die
bezeichneten Substanzen mit einem Reductionsmittel an, wo dann
das sehr fein ausgeschiedene Blei gewisse Metalle (Gold, Silber)
sehr vollständig aufnimmt, sodass ein derartiges Tiegelschmelzen
mit grösseren Quantitäten Probirgut, namentlich eines ungleich-
mässiger zusammengesetzten, genauere Resultate geben kann
(z. B. bei Gold- und Silbergekrätz), als Ansiedeproben. Die ge-
nannten Substanzen müssen entweder hinreichend gold- und
silberfrei oder ihr Gold- und Silbergehalt bekannt sein. Bleiweiss
und Bleizucker sind meist hinreichend silberfrei; Pettenkofer1)
fand in letzterem durchschnittlich nur 0,044 Loth Silber im
Ctr. =0,0014 %.


Derselbe zieht den Bleizucker der Glätte und dem Bleiweiss
um deswillen vor, weil er beim Schmelzen das Probirgut durch-
dringt und das durch den Kohlen- und Wasserstoff der Essigsäure
reducirte und in statu nascenti äusserst feinvertheilte Blei voll-
ständiger einwirkt, als in irgend einem andern Zustande.


Der käufliche Bleizucker wird auf die Weise vorbereitet, dass man
ihn so lange im geschmolzenen Zustande erhält, bis das Aufblähen aufgehört
hat und er wieder fest geworden ist, in welchem Zustande er 66—70 % Pb,
28—30 % A und 1—4 % H enthält.


Malaguti und Durocher bereiten sich aus Bleizucker auf die Weise ein
fast silberfreies Bleioxyd, dass sie denselben glühen, die geglühte Masse auf
eine rothglühend gemachte Eisenplatte ausgiessen und dieselbe unter Zusatz
von Salpetersäure calciniren, um reducirtes Blei in Oxyd zu verwandeln.


Gold.

5) Gold. Dasselbe ist entweder nach dem Abtreiben mit
Blei schon hinreichend rein (z. B. für Nickelproben) oder muss
chemisch rein dargestellt werden.


[133]§. 60. Coucentrirende Zuschläge.

Dieses geschieht auf die Weise, dass man kupferfreies, schon möglichst
feines, nöthigenfalls mit Blei abgetriebenes Gold (Ducaten, Zechinen, feine
Röllchen) dünn ausplattet und durch Königswasser (2 Salzsäure und 1 Salpeter-
säure mit einer gleichen Menge destillirten Wassers verdünnt) mit der Vorsicht
in der Kälte (um eine Auflösung von Chlorsilber thunlichst zu vermeiden) während
mehrerer Tage löst, dass nach beendigter Lösung kein Königswasser über-
schüssig bleibt, weshalb man dasselbe nach und nach so oft zusetzt, als seine
Einwirkung aufs Gold nachgelassen hat. Man filtrirt, verdünnt, da ein vor-
heriges Verdampfen der freien Säure im Wasserbade bei obigem Löseverfahren
selten nöthig ist, das Filtrat mit dem Mehrfachen destillirten Wasser, lässt
zum etwaigen Absetzen von Chlorsilber noch mehrere Tage stehen, filtrirt
bei entstandenem Absatz abermals, verdünnt das Filtrat noch stark mit de-
stillirtem Wasser, fügt frisch bereitete filtrirte Eisenvitriollösung so lange
hinzu, bis kein Niederschlag von Gold mehr erscheint, lässt die Flüssigkeit
einige Zeit an einem warmen Orte zur Vollendung der Fällung stehen, zieht
die Flüssigkeit mit einem Heber ab, digerirt das Fällgold in einer Porzellan-
schale mit verdünnter Salzsäure zur Auflösung eines etwa vorhandenen Eisen-
und Kupfergehaltes, wäscht dasselbe gehörig aus und schmilzt es nach dem
Trocknen mit etwas Borax und Salpeter in einem reinen Thontiegel zu einem
Regulus. Bei Anwendung von unreinerem Gold zum Auflösen muss die
Operation nöthigenfalls wiederholt werden.


6) Silber. Dieses genügt entweder in der beim Abtreiben mitSilber.
Blei erlangten Reinheit (z. B. als Ansammlungsmittel bei Blei-
proben, bei Goldproben, wenn es nicht über 2 Tausendtheile Blei
und Kupfer enthält und frei von Gold ist), oder es bedarf der
höchsten Reinheit (z. B. bei der Gay-Lussac’schen Probe).


Nach Mulder1) wird chemisch reines Silber erzeugt durch Auflösen von
Brandsilber in reiner Salpetersäure, Verdünnung der Lösung mit Wasser und
Stehenlassen während einiger Zeit, wobei sich ein Gehalt an Gold, Zinn und
Antimon absetzt, Filtriren durch ein doppeltes Filter, Fällen des Silbers im
Filtrat durch reine Salzsäure (nicht Kochsalz), wobei sich in dem entstehen-
den Königswasser fremde Metalle (Eisen, Kupfer, Blei, Quecksilber, Wismuth,
Palladium, Platin) lösen, Chlorsilber aber niedergeschlagen wird; mehrmaliges
Auskochen des Chlorsilbers mit verdünnter Salzsäure, jedesmaliges Auswaschen
mit destillirtem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction, Zusam-
menmengen des noch feuchten Chlorsilbers mit reinem kohlensauren Natron
und reinem Salpeter (auf 3 Thle. Chlorsilber 1 ½ Thl. trockne Soda und ¼
dieses Gemenges Salpeter, letzterer zur Entfernung eines aus den Reductions-
mitteln, dem Tiegel oder der Giessform herrührenden Eisengehaltes), Trock-
nen des Gemenges unter stetem Umrühren in einer Porzellanschale, allmäliges
Erhitzen in einem bedeckten Porzellantiegel bis zum Schmelzen, Zerschlagen
des erkalteten Tiegels zur Erhaltung eines Königs oder Ausgiessen des
flüssigen Silbers in eine Form aus Pfeifenerde oder Granuliren, Erwärmen
der erhaltenen Barren in verdünnter Schwefelsäure oder Scheuern derselben
mit Sand und Abspülen mit Wasser, sowie Ausplatten im getrockneten Zu-
[134]Probirreagentien f. trockne Proben.
stande zu dünnen schmalen Streifen und Zerschneiden derselben, wobei eine
Verunreinigung von Eisen durch die eisernen Instrumente zu vermeiden ist.
Granalien mussen auch mit verdünnter Schwefelsäure erhitzt, abgewaschen
getrocknet und geglüht werden. Sie lassen sich jedoch, wenn sie oberfläch-
lich angelaufen sind, auf mechanischem Wege weniger leicht reinigen, als
Silberzaine und Streifen.


In der Pariser Münze wird kupferhaltiges Silber in Salpetersäure auf-
gelöst, mit destillirtem Wasser verdünnt, zur Abscheidung des Goldes filtrirt,
das Filtrat mit 8—10 Quart Wasser versetzt, unter Umrühren Salzsäure hinzu-
gefügt, der Niederschlag mit Flusswasser völlig ausgewaschen, getrocknet und
mit Kreide und Kohle reducirt. Auf 100 Chlorsilber rechnet man 70 Kreide
und 4 Holzkohle.


Schwefelkies.

7) Schwefelkies, Fe, mit 46,61 Fe und 53,39 S, muss
kupferfrei sein, da er hauptsächlich als Zuschlag bei schwefel-
armen Kupfererzen verwandt wird. Seinen Gehalt an Einfach-
schwefeleisen erfährt man durch die Lechprobe (§. 199). Zu dem-
selben Zwecke wendet man auch


Schwefel.

8) Schwefel als zerstossenen Stangenschwefel oder als
Schwefelblüthe an.


Wirkungs-
weise.

§. 61. Zersetzend-verflüchtigende Zuschläge. Dieselben zerlegen
entweder schädliche, feuerbeständige Substanzen in flüchtige
(Kohle) oder verbinden sich mit denselben zu Gasen oder Dämpfen
(kohlensaures Ammoniak, Kochsalz), sei es bei Röst- oder
Schmelzprozessen,


Kohlensaures
Ammoniak.

1) Kohlensaures Ammoniak, 2 NH4, 3 C mit 44,1 Ammo-
niak und 55,9 Kohlensäure, zerlegt in der Glühhitze beim Rösten
(S. 30) gebildete schwefelsaure Salze unter Verflüchtigung von
schwefelsaurem Ammoniak, wobei man den, das in einer guss-
eisernen (nicht messingnen) Schale zusammengeriebene Material
enthaltenden Röstscherben so lange mit einem andern Scherben
bedeckt hält, bis sich kein Ammoniakgeruch mehr zeigt. Auch
schwefelsaures Blei- und Wismuthoxyd werden von dem Reagens
fast vollständig zerlegt. Dasselbe muss im gepulverten Zustande
in einem gut verschlossenen Glase aufbewahrt werden.


Kohle.

2) Kohle (S. 112) und Graphit (S. 112) zerlegen beim
Glühen mit gerösteten Substanzen schwefel-, arsen- und antimon-
saure Salze, wobei sich die desoxydirten Säuren verflüchtigen
(S. 29).


Kochsalz.

3) Kochsalz, NaCl mit 39,66 Na und 60,34 Cl, beim
Gaarmachen des Schwarzkupfers nach der cornischen Methode
zur Verflüchtigung von Antimon, Arsen etc. als Chlormetalle
angewandt.


[135]§. 62. Deckmittel.

§. 62. Luftabschliessende Zuschläge (Deckmittel). DieselbenWirkungs-
weise.

sollen zunächst die Luft vom Schmelzgut abhalten, nehmen aber
an dessen Zersetzung meist mehr oder weniger Antheil und
wirken auch wohl, wenn sie dünnflüssig geworden, mechanisch
zum Niederspülen an den Wänden haftender Metallkörnchen.


1) Kochsalz, (S. 134) dient sehr häufig bei Tiegelschmel-Kochsalz.
zungen als Decke, schmilzt gewöhnlich leichter (schon bei ge-
wöhnlicher Rothglühhitze), als das Probirgut, erschwert dadurch
den Luftzutritt zu demselben, hält von den aufsteigenden Gas-
arten mechanisch fortgerissene Metalltheilchen zurück und nimmt
beim Niedersinken Metalltheilchen von den Gefässwänden weg,
welche beim Aufblähen des Schmelzgutes daran hängen geblie-
ben sind.


Dabei ist das in höherer Temperatur stark verdampfende Kochsalz nicht
immer ohne Einfluss auf das Schmelzgut. Nach Plattner1) schmilzt dasselbe
z. B. schon bei Dunkelrothgluth mit schwefelsaurem Blei- und Zinkoxyd zu-
sammen und giebt Dämpfe von Chlorblei und Chlorzink, während freies Blei-
und Zinkoxyd davon nicht angegriffen werden, wohl aber Antimonoxyd und
Antimonsäure unter Bildung von dampfförmigem Chlorantimon. Schwefelsaures
Kupferoxyd schmilzt unter Entlassung von flüchtigem Kupferchlorid mit
Kochsalz bei Dunkelrothgluth zu einer undurchsichtigen Masse zusammen,
ersteres zerlegt sich aber bei höherer Temperatur in weniger flüchtiges Kupfer-
chlorür unter Entwicklung von Chlor. Durch Einwirkung anderer Gase kann
oberflächlich rothfarbenes Kupferoxydul entstehen. Schwefelnatrium hat eine
ähnliche Farbe und kann sich auch bilden.


Man bedarf des Kochsalzes von verschiedenem Grade der
Reinheit. Für die meisten Proben genügt gewöhnliches Küchen-
oder Steinsalz, neben mechanisch eingeschlossenem Wasser
mit einem Gehalt an schwefelsauren Salzen (Gyps, schwefelsaure
Magnesia etc.), Chlorcalcium und Chlormagnesium, welche letzte-
ren dasselbe hygroskopisch machen. Es wird in einem Salz-
brenner (S. 108) so lange bei dunkler Rothgluth erhitzt, bis das
Zerknistern (Verkrachen) in Folge mechanisch eingeschlossenen
Wassers zwischen den Krystallflächen aufgehört hat, worauf man
dasselbe zerreibt und als verknistertes oder verkrachtes
Kochsalz
trocken aufbewahrt. Wegen theilweiser Zerstörung
des Chlormagnesiums ist es weniger geneigt, als vorher, Feuch-
tigkeit aufzunehmen.


Sind schwefelsaure Salze im Kochsalz schädlich, z. B. bei Kupfer-
proben, so versetzt man eine Lösung desselben so lange mit Chlorbarium,
bis eine abfiltrirte Probe damit keinen Niederschlag mehr giebt. Man filtrirt,
[136]Reagent. f. nasse gewichtsanalyt. Proben.
dampft das Filtrat zur Trockne und erhält ein Material, dessen Gehalt an
Chlorbarium bei Schmelzproben nicht schadet. Soll letzteres entfernt werden,
so setzt man kohlensaures Natron bis zur schwaeh alkalischen Reaction zu,
kocht, filtrirt, fügt zum Filtrat bis zur schwach sauren Reaction Salzsäure,
dampft gelinde ein bis zur schwachen Salzhaut, lässt krystallisiren, wäscht
die Krystalle in einem Trichter aus, trocknet auf Fliesspapier und erhitzt
das zerriebene Salz zur Austreibung des Wassers. — Ein reines Product er-
folgt auch, wenn man Kochsalzlösung mit einem geringen Ueberschuss von
Barytwasser versetzt, so dass rothes Lakmuspapier gebläut wird, filtrirt, bei-
nahe zur Trockne dampft, das von der Mutterlauge getrennte und abge-
waschene Salz nochmals in möglichst wenig Wasser löst, filtrirt und das
Kochsalz in einer Porzellanschale an einem warmen Orte auskrystallisiren
lässt. Die getrockneten und zerriebenen Krystalle werden stark getrocknet
und in einem gut schliessenden Gefässe aufbewahrt. Durch das Barytwasser
werden Schwefelsäure und Magnesia gefällt, durch das Eindampfen der
Ueberschuss von Baryt und der von ihm in Freiheit gesetzte Kalk als koh-
lensaure Verbindungen abgeschieden, und das gereinigte Salz enthält nur
Spuren von Chlorbarium.


Vollständig durchscheinende Stücke Steinsalz sind meist hinreichend
rein, trübe enthalten gewöhnlich Gyps.


Das reinste Kochsalz enthält man, wenn man reine Soda mit Salz-
säure schwach übersättigt, filtrirt, das Filtrat zur Krystallisation verdampft
und die Krystalle abgewaschen, gelöst, nochmals eingedampft und die neuen
Krystalle geglüht oder bei nicht zu hoher Temperatur geschmolzen werden.


Glas.

2) Glas (S. 120), z. B. bei Brennmaterialproben.


Eisenhohofen-
schlacken.

3) Eisenhohofenschlacken, z. B. bei Zinkproben.
Man wählt gern graue oder ins Violette scheinende Holzkohlen-
ofenschlacken aus, welche sich in ihrer Zusammensetzung dem
Bisilicat von Kalk- und Thonerde (S. 24) nähern.


2. Kapitel.
Reagentien auf nassem Wege.


Wirkungs-
weise.

§. 63. Allgemeines. Die hierher gehörigen Reagentien die-
nen zum Auflösen des Probirgutes und von Niederschlägen, zum
Fällen, zum Sättigen, zu Oxydationen und Reductionen etc.,
und zwar sind sie entweder dieselben für dokimastische ge-
wichts- und massanalytische Proben oder verschieden bei ver-
schiedenem Grade der Reinheit. Die hauptsächlichsten sollen
im Nachstehenden aufgeführt werden.


[137]§ 64. Säuren

A. Reagentien zu gewichtsanalytischen Proben.


§. 64. Säuren und sonstige Lösungsmittel etc. Man braucht:Lösungsmittel


1) Salpetersäure, NH, und zwar verwendet manSalpetersäure.


a) Rohe Salpetersäure von etwa 1,36 spec. Gew., gelb
gefärbt und verunreinigt durch Chlor, Schwefelsäure, salpetrige
Säure, Untersalpetersäure, Eisen etc., z. B. bei der schwedischen
Kupferprobe anwendbar.


b) Reine Salpetersäure von 1,2—1,3 spec. Gew., farb-
los, ohne Rückstand verdampfend, nicht trübbar durch salpeter-
saures Silberoxyd und Chlorbarium, nachdem sie vorher mit
destillirtem Wasser verdünnt worden. Für Goldproben muss die
Säure frei von Schwefelsäure, salpetriger Säure und Chlor sein.


Erstere vermehrt den Rückhalt des Silbers beim Golde wahrscheinlich
durch Bildung von schwefelsaurem Bleioxyd bei nicht ganz bleifreiem Zusatz-
silber; die salpetrige Säure trägt zur Auflösung von Gold neben Silber und
Chlor zur Goldlösung und Verunreinigung der Goldröllchen mit Chlorsilber
bei. Die salpetrige Säure lässt sich durch ein leichtes Aufkochen der Säure
in einem passenden Gefässe entfernen, ein Chlorgehalt am besten dadurch,
dass man Säure von 1,4—1,44 specif. Gew. mit doppelt chromsaurem Kali
destillirt. Durch letzteres wird die vorhandene Salzsäure alsbald in Chlor
verwandelt, welches gleich zu Anfang fortgeht. Sobald durch Silbersalz in
der abtröpfelnden Säure keine Chlorreaction mehr erfolgt, legt man ein reines
Gefäss vor und setzt die Destillation fast bis zur Trockne fort. Zuweilen
genügt es, die Säure mit einigen Tropfen salpetersaurem Silberoxyd zu ver-
setzen, nach mehrtägigem Absetzen des Chlorsilbers im Dunkeln die klare
Flüssigkeit abzuziehen und, z. B. bei Goldproben, mit einem nicht schäd-
lichen Silbergehalt zu verwenden. Wollte man solche, noch etwas Chlor-
silber enthaltende Säure destilliren, so entwickelt sich während der ganzen
Dauer der Destillation Chlor, indem sich Chlorsilber mit kochender Salpe-
tersäure in Chlorgas und salpetersaures Silberoxyd umsetzt. Man bestimmt
die Dichtigkeit der Säure entweder mittelst eines Beaume’schen Aräometers
oder ihren Gehalt an wasserfreier Säure durch eine volumetrische Sättigungs-
analyse.


2) Salzsäure, Cl H, und zwar:Salzsäure.


a) Rohe Salzsäure von 1,19 spec. Gew., von Eisenchlorid
gelb gefärbt, auch Chlor, schweflige Säure und Schwefelsäure
enthaltend.


b) Reine Salzsäure von 1,104 spec. Gew., farblos, ohne
Rückstand verdampfend, weder direct, noch nach vorherigem
Aufkochen mit Salpetersäure durch Chlorbariumlösung zu trüben
(Schwefelsäure und schweflige Säure), ohne Indigolösung zu
entfärben oder Goldplättchen aufzulösen (Chlor, Salpetersäure)
[138]Reagent. f. nasse gewichtsanalyt. Proben.
und ohne Reaction auf Eisenoxyd bei Zusatz von Rhodan-
kalium (§. 69, 3).


Königswasser.

3) Königswasser (Salpetersalzsäure), durch Zu-
sammenmischen von 3—4 Thln. concentrirter Salzsäure und
1 Thl. Salpetersäure dargestellt, wobei chlorsalpetrige Säure
(NO2 Cl) und Chloruntersalpetersäure (NO2 Cl2) neben freiem
Chlor entstehen [2 (NO5 + 3 H Cl) = NO2 Cl + 2 Cl +3 HO und
NO2 Cl2 + Cl + 3 HO]. Das Königswasser wirkt kräftiger auf-
lösend auf Metalle, als jeder seiner Bestandtheile wegen des
Gehaltes an freiem Chlor und der leichten Zersetzbarkeit jener
beiden Säuren, welche Chlor an die Metalle abgeben und Chlo-
ride erzeugen, z. B. Gold- und Platinchlorid.


Englische
Schwefelsäure.

4) Englische Schwefelsäure, S H, von 1,85 spec. Gew.
und einem Siedepunct von 325° C., im gewöhnlichen käuflichen
Zustande mit einem Gehalt an salpetriger oder Salpetersäure
(Rothfärbung einer Eisenvitriollösung), Arsen (im Mars’schen
Apparat zu erkennen), Blei, Eisenoxyd und Kalk (Trübung bei
Zusatz von 4—5 Thln. Alkohol, Fällung von Schwefelmetallen
durch Schwefelwasserstoffgas). Reine Säure ist farblos, ver-
dampft ohne Rückstand und giebt keine Reaction mit den ange-
führten Reagentien.


Essigsäure.

5) Essigsäure, C4 H3 O3, HO, von 1,04 spec. Gew. In
reinem Zustande verdampft sie ohne Rückstand, giebt keine
Reactionen mit Schwefelwasserstoff, Silber- und Barytlösung oder
mit Schwefelammonium nach vorherigem Neutralisiren und ent-
färbt beim Erhitzen damit Indigolösung nicht.


Alkohol.

6) Alkohol von verschiedener Grädigkeit und destillir-
tes Wasser
.


Schwefel-
wasserstoff.

7) Schwefelwasserstoff, SH, mittelst Schwefeleisens und
verdünnter Schwefelsäure in dem S. 96 angegebenen Apparate
dargestellt. Das Schwefeleisen erhält man durch portionenweises
Eintragen eines innigen Gemenges von 21 Thln. Schwefelblumen
und 30 Thln. Eisenfeile in einen rothglühenden Schmelztiegel
im Windofen.


Basen u. Salze.

§. 65. Basen und Salze.


Aetz-
ammoniak.

1) Aetzammoniak, NH4, von 0,96 spec. Gew. mit 10 %
Ammoniak.


Kohlens.
Ammoniak.

2) Kohlensaures Ammoniak (S. 134), gemeinschaftlich
mit Aetzammoniak, im Verhältniss von 1 : 3, z. B. zum Fällen
und Auflösen von Zinkoxyd.


[139]§. 65. Basen und Salze.

3) Chlorsaures Kali, K Cl mit 38,49 K und 61,51 Cl,Chlors. Kali.
gemeinschaftlich mit Salzsäure zum Auflösen von Schwefel-
metallen, wenn Salpetersäure wegen schwieriger Entfernung
ihres Ueberschusses zu vermeiden ist; auch sonst als Oxy-
dationsmittel namentlich des Eisenoxyduls, z. B. bei der Fuchs’-
schen Eisenprobe.


4) Eisenvitriol, Fe S + 7 H mit 25,9 Fe (20,1 Fe), 28,8 SEisenvitriol.
und 45,3 H, muss frei von Eisenoxydsalz sein (z. B. bei der
Braunsteinprobe), sich also ohne Zurücklassung von basisch
schwefelsaurem Eisenoxyd mit blassgrüner Farbe in Wasser lösen.


Ein zur höheren Oxydation weniger geneigtes Präparat erhält man durch
Auflösen von Eisenfeile in Schwefelsäure, so dass ein Ueberschuss von Eisen
bleibt, Zumischen von Alkohol zur warmen Lösung, so lange noch eine
Fällung entsteht, starkes Umrühren, Auswaschen des krystallinischen Pulvers
auf dem Filter mit Weingeist, Trocknen auf Fliesspapier an der Luft bis
zum Verschwinden des Weingeistgeruches und Aufbewahren in einem wohl
verschlossenen Glase.


5) Unterschwefligsaures Natron, Na S mit 39,2 NaUnterschwef-
ligs. Natron.

und 60,8 S (40,5 S), fällt aus sauren Lösungen dieselben Metalle
als Schwefelmetalle aus, wie Schwefelwasserstoff, (Kupfer, Blei,
Antimon, Arsen etc.), nicht aber Nickel, Kobalt, Mangan, Zink etc.,
und wird hauptsächlich bei Kupferproben angewandt. Das Salz
des Handels enthält gewöhnlich schwefelsaures Natron und Chlor-
natrium, welche meist die Reactionen nicht beeinträchtigen.


6) Schwefelnatrium mit 59 Na und 41 S.Schwefel-
natrium.


Zur Darstellung von Schwefelnatrium behuf Ausziehung von Schwefel-
antimon, Schwefelzinn und Schwefelarsen (bei der schwedischen Kupferprobe)
glüht man 1 Thl. Glaubersalz mit ½ Thl. Holzkohlenpulver oder Mehl, laugt
aus und löst in dem Einfach-Schwefelnatrium Schwefelblumen auf, um eine
höhere, kräftiger lösend wirkende Schwefelungsstufe zu erhalten.


§. 66. Metalle. Dieselben dienen entweder zur theilweisenMetalle.
oder zur vollständigen Reduction anderer Metalle aus Sauerstoff-
oder Chlorverbindungen.


1) Eisen, zur Präcipitation von Kupfer in Gestalt vonEisen.
30—50 Mm. langen und 2—3 Mm. dicken blanken Draht-
stiften
oder als Pulver angewandt. Nach Winkler1) stellt
man ein wirksames Eisenpulver dadurch her, dass man 11 Thle.
Blutlaugensalz gut entwässert, mit 4 Thln. Eisenoxyd und 3 Thln.
entwässertem kohlensauren Kali innig mengt, bis zum Nach-
[140]Reagent. f. nasse gewichtsanalyt. Proben.
lassen der Gasentwicklung glüht, die Masse mit heissem Wasser
auswäscht, bis das Filtrat Silberlösung nicht mehr trübt, und
dann das Pulver trocknet. Aus Lösungen von Kupfer und Nickel
fällt das Eisenpulver in der Kälte nur Kupfer, in der Wärme
auch etwas Nickel. — Feiner Claviersaitendraht dient
bei der Massanalyse zur Bestimmung des Titers von Chamäleon.


Die nachstehende Tabelle zeigt in den verticalen Linien
die reducirbaren, in den horizontalen die reducirenden Metalle.
+ bezeichnet die Reducirbarkeit, — das indifferente Verhalten.


Zink.

2) Zink. Dasselbe dient in Granalienform statt des Eisens
zum Fällen von Kupfer, fällt aber schon in der Kälte etwa vor-
handenes Nickel in Etwas mit. Dasselbe muss zu diesem Zwecke
frei von Metallen (Kupfer, Blei etc.) sein, welche, in verdünnten
Säuren unlöslich, das Kupfer verunreinigen. — In der Mass-
analyse reducirt man mittelst Zinks Eisenoxyd zu Oxydul
(Margueritte’sche Eisenprobe) und es ist dabei ein Eisen-
gehalt desselben schädlich.


Man erhält für beide Zwecke ein hinreichend reines Material, wenn
man gutes schlesisches oder altenberger Zink in einer Retorte aus hessischem
Thon im Gebläseofen so stark erhitzt, dass dasselbe überdestillirt und aus
dem mit einem Thonpfeifenstiel öfters aufzustockelnden Retortenhals in ein
Gefäss mit Wasser tröpfelt. Der Siedepunct des Zinkes liegt etwa bei
1040° C. Ein eisenfreies Zink giebt in Schwefelsäure gelöst mit Chamäleon-
lösung gleich eine rothe Färbung.


Kupfer.

3) Kupfer. Manche Kupfersorten des Handels (z. B. schwe-
disches Kupfer, Paschkow-Kupfer) sind hinreichend frei von
[141]§. 66. Metalle.
fremden Beimengungen (Blei, Eisen, Arsen, Antimon etc.) und
enthalten nur etwas Kupferoxydul.


Bei den gewöhnlichen Raffinat- oder Garkupfersorten des Handels
ist nach Reischauer1) und Fleitmann2) ein Theil der Verunreinigungen
(Sb, As, Sn, Pb, Ni, Fe) mit Kupfer legirt und bleibt beim Behandeln mit
Salpetersäure entweder als Oxyd (Sb, Sn) oder als Salz (Pb S bei
einem Gehalt an Pb und S) oder als Schwefelmetall (Cú) neben freiem
Schwefel und gewöhnlich etwas As zurück; ein anderer Theil der Verun-
reinigungen (namentlich Fe, Ni und Pb) ist im Kupfer neben Kupferoxydul
und alkalischen Erden im oxydirten Zustand vorhanden, gebunden an Kiesel-,
Antimon-, Arsensäure und Zinnoxyd, und bleibt beim Behandeln mit Salpeter-
säure als schwerlöslich theilweise zurück. Der beim längeren Kochen von
solchem Kupfer in Eisenchloridlösung auf demselben sich zeigende schwarze
Ueberzug enthält zum Theil diese Verunreinigungen; bei ganz reinem Kupfer
scheint er aus sehr feinvertheiltem Kupfer zu bestehen, nach Ebermeyer3)
aus Kupferoxyd (Fuchs’sche Eisenprobe, Fikentscher’s Braunsteinprobe).


Das reinste Kupfer stellt man auf galvanischem Wege aus einer
reinen Kupfervitriollösung in cohärentem Zustande her, kann auch aus dieser
durch Eisen Kupfer in der Wärme pulverförmig niederschlagen, mit heissem
Wasser aussüssen, mit reiner Salzsäure kochen, wieder vollständig aus-
waschen, trocknen, im Thontiegel unter einer Borax- oder Glasdecke zu-
sammenschmelzen, zu einem Zain ausgiessen und diesen auswalzen. Das in
Streifen geschnittene, trocken aufbewahrte Kupfer muss vor dem Gebrauche
nochmals kurze Zeit mit Salzsäure digerirt, abgewaschen und schnell bei
nicht zu hoher Temperatur getrocknet werden.


B. Reagentien zu massanalytischen Proben.

§. 67. Allgemeines. Ausser den in den vorhergehenden §§.Nöthige
Reagentien.

aufgeführten Agentien zur Versetzung der Probesubstanz in lös-
lichen und für das Titriren geeigneten Zustand bedarf man bei
Massanalysen der Reagentien zur Anfertigung der Nor-
mallösungen
(S. 38) und der Indicatoren (S. 40) zur
Erkennung des Reactionsendes beim Titriren.


§. 68. Reagentien zu Normallösungen. Hierher gehören haupt-Reagentien
zu Normallös

sächlich:


1) Uebermangansaures Kali (Chamäleon), K MnUebermangan
saures Kali.

mit 29,8 K und 70,2 Mn, dessen Wirkung darauf beruht, dass
dasselbe an oxydable Körper, z. B. niedrigere Oxydationsstufen
(Fe, Gu etc.) oder sonst 5/7 des Sauerstoffgehaltes der Mn abgiebt und
[142]Reagentien f. volumetr. Proben.
ein farbloses Manganoxydulsalz entsteht. Das Reagens muss in
einer mit Glasstöpsel wohl verschlossenen Flasche aufbewahrt
werden, weil dasselbe mit organischen Körpern (z. B. Staub,
Korksubstanz, Kautschuk etc.) in Berührung leicht desoxydirt
wird. Aus diesem Grunde lassen sich für Chamäleon nicht die
gewöhnlichen Quetschhahnbüretten (S. 97) anwenden.


Man schmilzt zu seiner Bereitung 10 Gramm festes Aetzkali in einem
hessischen Tiegel, fügt 7 Gramm chlorsaures Kali hinzu und zuletzt 8 Gramm
sehr feingepulverten Braunstein und erhält die Masse unter Umrühren mit
einem eisernen Spatel so lange in dunkler Rothglühhitze, bis eine mit dem
Spatel herausgenommene Probe sich in Wasser mit tiefgrüner Farbe (mangan-
saures Kali) löst. Alsdann schüttet man die bröckliche Masse auf eine kalte
Stein- oder Eisenplatte, übergiesst sie in einem Kolben mit 1 Liter Wasser
und kocht, bis die grüne Farbe der Lösung in eine rothe übergegangen ist,
indem sich dabei die Mangansäure in Uebermangansäure und Mangansuper-
oxydhydrat zersetzt (3 Mn = Mn2 O7 + Mn). Man giesst die klare rothe
Lösung von übermangansaurem Kali von dem niedergeschlagenen Mangan-
superoxydhydrat ab, bringt ihr Volumen durch destillirtes Wasser wieder
auf 1 Liter und bestimmt auf die später anzugebende Weise den Titer dieser
Normallösung.


Bei der schwankenden Zusammensetzung des Braunsteins fällt auch die
Bereitung des Chamäleons verschieden aus, weshalb man sich nach Graeger1)
besser statt des ersteren des rothen Manganoxydes, Mn, bedient, welches
sich als Nebenproduct aus der bei der Chlorbereitung erfolgenden Mangan-
lösung erhalten lässt. Man fügt zu derselben so viel Soda, bis die Flüssig-
keit farblos geworden, d. h. alles Eisen nebst etwas Mangan ausgefällt ist,
filtrirt. wäscht aus, schlägt durch kohlensaures Natron das Mangan nieder
und glüht den völlig ausgewaschenen und getrockneten Niederschlag, wobei
derselbe in Mn übergeht. Man kocht dann Aetzkalilauge, welche 184 Thle.
Aetzkali enthält, mit 100 Thln. chlorsaurem Kali rasch ein, mengt dabei
130 Thle. des schwarzbraunen Manganoxydpulvers innig bei, bringt die Masse
über der Spirituslampe zur Trockne, schmilzt und erhält das Ganze etwa
¼ Stunde im schwachen Rothglühen. Die erkaltete Schmelze löst man in
Wasser und leitet zur Umwandlung des freien, auf die Uebermangansäure zer-
setzend einwirkenden Aetzkalis in zweifach kohlensaures Salz so lange Kohlen-
säure ein, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf weissem Fliesspapier einen
rein rothen Fleck giebt. Die durch in einem Glastrichter befindlichen ge-
pulverten Marmor 2) filtrirte Flüssigkeit wird zur Krystallisation abgedampft.
Das angewandte Kalihydrat muss möglichst frei von Kohlensäure sein, weil
dies von wesentlichem Einfluss auf die Ausbeute an Chamäleon bei jeder
Darstellungsmethode ist.


Schwefel-
natrium.

2) Schwefelnatrium (S. 139). Dasselbe dient bei Fäl-
lungsanalysen zur Ausscheidung gewisser Metalle (Zink, Kupfer,
[143]§. 68. Reagentien zu Normallösungen.
Kobalt, Nickel etc.) aus ammoniakalischer Lösung und wegen
seiner Veränderlichkeit bei Luftzutritt in einer gut verschlos-
senen Flasche aufbewahrt, muss der Titer öfters controlirt werden.


Zu seiner Bereitung stellt man zunächst Aetznatronlauge auf die Weise
her, dass man 1 Thl. gereinigte krystallisirte Soda in 5 Thln. Wasser löst,
die Lösung in einem blanken eisernen Kessel zum Sieden bringt und nach
und nach Kalkbrei (1 Thl. gebrannter Kalk mit soviel Wasser übergossen,
dass dasselbe einige Zoll hoch darüber steht) hinzufügt, bis eine abfiltrirte
Probe mit Säuren nicht mehr braust. Man kocht dann noch ¼ Stunde, lässt
sich den Kalk in dem vom Feuer abgehobenen und bedeckt gehaltenen Kessel
während etwa 6 Stunden absetzen, zieht die klare Lauge ab, extrahirt den
Bodensatz nochmals mit kochendem Wasser, dampft die Lauge in dem Kessel
bis zu 1,16 spec. Gew. ein, lässt sie im bedeckten Kessel abkühlen und be-
wahrt sie in einem luftdicht schliessenden Gefäss auf. Zur Darstellung von
Schwefelnatrium theilt man eine gewisse Menge Aetznatronlauge in zwei
gleiche Theile, sättigt den einen Theil vollständig mit Schwefelwasserstoffgas
und mischt den andern Theil hinzu, wo sich dann Einfach-Schwefelnatrium
bildet, welches den Titer weniger leicht verliert, als das höhere.


3) Cyankalium (S. 114). Es genügt das zum Vergolden,Cyankalium.
zu photographischen Zwecken etc. angewandte Cyankalium des
Handels, welches cyansaures Kali, Aetzkali, kohlensaures Kali
und Ammoniak, zuweilen auch schwefelsaures Kali, Chlorkalium
und Schwefelkalium enthalten kann.


4) Chlornatrium (S. 134). Dasselbe wird entweder imChlornatrium.
gewöhnlichen oder gereinigten Zustande (S. 135) bei der Gay-
Lussac
’schen Silberprobe angewandt.


5) Chlorbarium, Ba Cl + 2 H mit 56,1 Ba, 29,1 Cl undChlorbarium.
14,8 H. Das Chlorbarium des Handels dient zur Bestimmung
der Schwefelsäure. Ein Gehalt an Aetzbaryt schadet nicht.


6) Jodkalium, KJ mit 23,4 K und 76,6 J, darf beim Ein-Jodkalium.
tragen einer Probe in verdünnte Schwefelsäure diese nicht
bräunen oder zugesetzten Stärkekleister (§. 69) nicht bläuen,
indem sonst aus anwesendem jodsauren Kali Jod frei geworden
ist. Man löst gewöhnlich in Jodkalium reines, keinen fixen
Rückstand beim Erhitzen hinterlassendes Jod auf und benutzt
dann die oxydirende Wirkung des Jods (z. B. bei arseniger Säure,
§. 192, 3), oder man treibt durch Oxydationsmittel (Chlor etc.)
Jod aus dem Jodkalium aus, welches erstere im freien Zustande
Stärkekleister bläut (§. 69, 2).


7) Unterschwefligsaures Natron (S. 139) zur FällungUnterschwef-
ligs. Natron.

von Schwefelmetallen (z. B. Quecksilber) und zur volumetrischen
Bestimmung des Eisens.


[144]Reagentien zu volumetrischen Proben.

8) Kupferchlorür, Cu2 Cl mit 64,16 Cu, dient als Re-
Kupferchlorür.ductionsmittel bei Eisenproben.


Man löst reines Kupferblech in Königswasser, dampft zur Entfernung der
Salpetersäure ab, nimmt den Rückstand in salzsäurehaltigem Wasser auf,
bringt die Lösung mit einem ungefähr gleichen Gewicht des trocknen Kupfer-
chlorides Kochsalz in einen Kolben, stellt Kupferblechstreifen hinein und
erhitzt so lange zum Kochen, bis die Lösung nahezu farblos geworden, wo
dann alles Kupferchlorid in Chlorür übergegangen ist, dessen Ausscheidung
durch den Kochsalzzusatz vermieden wird. Man lässt die Lösung im ver-
korkten Kolben erkalten, verdünnt sie dann mit salzsäurehaltigem Wasser
so weit, dass 1 C.C. derselben etwa 6 Mgr. Eisen entspricht, und bewahrt
sie in einer grossen Flasche mit dicht schliessendem Stöpsel auf, in welche
eine vom Boden bis beinahe zum Halse reichende Spirale von starkem Kupfer-
draht gestellt wird, um das Kupferchlorür vor Oxydation zu schützen. Des-
gleichen bringt man in die kleinere Flasche zum currenten Gebrauch eine
solche Spirale. Wenngleich dieselbe in angegebener Weise monatelang schützt,
so ist es doch zweckmässig, von Zeit zu Zeit den Titer der Kupferchlorür-
lösung zu bestimmen.


Eisenchlorid.

9) Eisenchlorid, Fe2 Cl3 mit 33,8 Fe und 66,2 Cl.


Claviersaitendraht oder eiserne Nägel werden im Ueberschuss mit ver-
dünnter Salzsäure (1 Säure und 10 Wasser) behandelt, filtrirt, so lange unter
öfterem Umschütteln Chlorgas eingeleitet, bis Eisenkaliumcyanid keinen blauen
Niederschlag mehr giebt, zur Entfernung des überschüssigen Chlors erwärmt
und die Lösung mehr oder weniger verdünnt. Oder man löst das Eisen in
Salzsäure und chlorsaurem Kali und treibt durch Erhitzen die chlorige Säure
aus. Die Lösung wendet man z. B. bei der Zinnprobe, bei Eisenproben zum
Titriren des Kupferchlorürs etc. an.


Wirkungs-
weise.

§. 69. Indicatorsubstanzen. Dieselben dienen hauptsächlich
zur Erkennung


1) von freiem Schwefel, z. B. Eisenchlorid, Nickel-
chlorür
und Bleizucker bei der Zinkprobe (§. 162), feuch-
tes Schwefelzink und Nitroprussidnatrium bei der Ku-
pfer-Nickelprobe (§. 110.). Während erstere Substanzen schwarze
Färbungen veranlassen, giebt Nitroprussidnatrium = 2 Na2 Cy +
Fe2 (Cy2, No2) + 4 HO intensiv rothe;


2) von freiem Jod der Stärkekleister, dadurch erhalten,
dass man 1 Gramm Stärkemehl in einer Reibschale mit 1 Gramm Wasser zu
einem Brei anreibt, 6—10 Gramm reine Salzsäure hinzufügt und die Flüssigkeit
in einer Flasche mit Glasstöpsel aufbewahrt. Die anfangs schleimige, nach und
nach dünnflüssig werdende und dann ihre Wirksamkeit verlierende Substanz
muss von Zeit zu Zeit erneuert werden. Dieselbe wird von freiem Jod gebläut.


Es dient bald das Erscheinen der blauen Farbe als Reac-
tionsende, wenn durch den kleinsten Ueberschuss eines Oxyda-
tionsmittels aus Jodkalium (S. 143) Jod frei gemacht worden
(Probe auf arsenige Säure, §. 192,3) oder auch das Verschwin-
[145]§. 69. Indicatorsubstanzen.
den der blauen Färbung, wenn man das Jod in Jodwasserstoff-
säure verwandelt (Mohr’s Eisenprobe §. 151).


3) von Eisenoxyd Schwefelcyankalium (Rhodan-
kalium)
K, C2 NS2, indem die daraus entwickelte Rhodanwas-
serstoffsäure (H C2 NS2) aufgelöste Eisenoxydsalze (nicht Oxy-
dulsalze) tief blutroth färbt (Eisenrhodanid).


Kerl
[[146]]

Specieller Theil
der
metallurgischen Probirkunst.


I. Blei.


Mängel der
trocknen
Proben.

§. 70. Allgemeines. Je nach der Beschaffenheit der Erze und
Producte und der gewählten, davon abhängigen Probirmethode
sind die Resultate der trocknen Proben, welche meist eine
Zerlegung des Probirgutes durch alkalische Zuschläge mit oder
ohne gleichzeitige Anwendung von Eisen oder Reductionsmitteln
bezwecken, mehr oder weniger schwankend. Dies hat seinen
Grund:


1) in der Flüchtigkeit des Bleies schon bei Rothglüh-
hitze, je nach der Zeitdauer des Schmelzens und der Höhe der
Temperatur variabel, beides Factoren, deren richtige Normirung
ihre Schwierigkeiten hat. Auch Schwefelblei ist flüchtig.


2) in der Verschlackung von Blei und zwar


a) im oxydirten Zustande, bei Anwesenheit von Reductions-
mitteln weniger zu fürchten, als


b) im geschwefelten Zustande wegen Bildung von Schwefel-
salzen mit gleichzeitig aus dem Flussmittel reducirtem Schwefel-
kalium oder [Schwefelnatrium]. Der durch derartige Verschlackung
entstehende Verlust ist grösser, als der durch Verflüchtigung,
und er wächst mit der Menge des Schwefels im Probirgute, sowie
auch mit einem Gehalt an electronegativen Schwefelmetallen
(As, Sb, Cu).


[147]§. 70. Mängel der Bleiproben.

3) in der Verunreinigung des Bleies durch fremde
Metalle
. Diese, durch Eisen, alkalische Zuschläge oder Re-
ductionsmittel aus ihren Verbindungen isolirt, gehen entweder
ganz (Au, Pl) oder fast vollständig (Ag) ins Blei und ihr über
½ % betragender Gehalt wird davon abgezogen, oder nur theil-
weise (Cu, Sb, As, Zn), indem sie sich anderntheils verflüchtigen
und Blei mit fortreissen (Sb, As, Zn) oder Schwefelsalze bilden
(Sb, As, Cu). Je mehr Schwefel vorhanden, um so mehr gehen
Cu, Ag und Sb in die Schlacke. Zn hat wenig Verwandtschaft
zum Blei und auch Fe geht nur spurenweise in dasselbe, es
müsste sich sonst bei feiner Vertheilung in der Beschickung
(z. B. als Eisenfeile oder aus Blutlaugensalz abgeschieden) da-
mit mechanisch mengen. Aus nickel- und kobalthaltigen Erzen
lässt sich das Blei bei passender Behandlung gut ausscheiden
(siehe Nickelprobe). — Man sucht diese verunreinigenden Sub-
stanzen entweder vor Anstellung der Probe zu beseitigen durch
Glühen bei Luftabschluss (Bleiglanz mit Schwefelkies oder solcher
mit gediegen Arsen und Arsenkies, Bleispeise mit überschüssigem
Arsen) oder durch Rösten (schwefelreiches, antimon- und arsen-
haltiges Probirgut), oder man scheidet dieselben, was aber zu
mehr oder weniger genauen Resultaten führt, aus dem erhaltenen
Blei ab, z. B. Au, Pt und Ag durch Abtreiben, Cu durch Gaar-
machen (wenn auf 1 Thl. Kupfer wenigstens 16 Thle. Blei kom-
men) oder bei grösserem Kupfergehalt durch die schwedische
Probe, Antimon durch Wegrauchen unter der Muffel etc. 1—5 %
Kupfer im Bleiglanz gehen fast ganz in die Schlacke. Bei einem
gleichzeitigen [Vorkommen] von Kupfer, Antimon oder Arsen
im Bleiglanz, z. B. in Gemengen von Bleiglanz mit Fahlerzen
oder im Bournonit, lässt sich der trockne Weg wegen allzugrosser
Unsicherheit nicht mehr anwenden.


Reiner Bleiglanz mit 86,6 % Blei giebt nach den besten
Probirmethoden bis 85 % Blei; es kann aber bei unreineren
Erzen der Bleiverlust auf 10 % und mehr steigen. Bei nahezu
gleichbleibender Erzbeschaffenheit kann man durch analytische
Versuche ein für alle Mal ermitteln, wie gross der Bleiverlust
bei dem gewählten Probirverfahren ist.


Man wiegt die Bleikönige meist bis auf 1 Pfd. aus und giebt
den Gehalt unter Berücksichtigung der auf verschiedenen Hütten-
werken gestatteten, unten näher bezeichneten Differenzen an.


Trotz der angeführten Mängel sind auf Hüttenwerken dieNasse Proben.
trocknen Proben fast nur allein in Gebrauch, weil es an allge-
10*
[148]I. Blei.
meiner anwendbaren massanalytischen Proben fehlt und der ge-
wichtsanalytische Weg nur in wenigen Fällen [Schwefelsäureprobe,
Rose’s Bleibestimmung 1) als Schwefelblei] die erforderliche Ein-
fachheit besitzt.


Classification.

§. 71. Classification der Bleiproben. Für die Auswahl der
Bleiproben sind massgebend: der Verbindungszustand des Bleies
und die fremden Beimengungen der Qualität und Quantität
nach. Darnach lässt sich folgende Classification machen:


I. Proben für geschwefelte Erze und Producte.


z. B. Bleiglanz, Pb mit 86,57 Pb; Bournonit Cu3 Sb +
2 Pb3 Sb mit 42,54 Pb, 13,03 Cu, 24,71 Sb und 49,72 S; Blei-
stein
(Pb, Fe, Cu,)n Fe mit mehr oder weniger Ag, Zn, Co, Ni,
Sb, As, zuweilen auch gemengt mit (Fe, Ni, Co)4 As; Blei-
speisen
, hauptsächlich (Fe, Ni, Co)4 As in Verbindung oder
im Gemenge mit Schwefelmetallen von Pb, Fe, Cu, Sb, Zn, Ag;
Ofenbrüche etc.


A. Bleiglanz mit mehr oder weniger Erden ohne
fremde Schwefel- und Arsenmetalle oder mit einem
nur geringen Gehalt an letzteren
.


1) Reine Bleiglanzschliege mit sehr wenig Erden: Zerlegung
mittelst Eisens durch Schmelzen in eisernen Schalen (England).


2) Bleiglanze mit mehr Erden:


  • a) Zerlegung mittelst Eisens und kohlehaltiger alkalischer
    Zuschläge durch Schmelzen in Thongefässen (Freiberg,
    Oberharz, Victor Friedrichshütte, Tarnowitz,
    Przibram, Joachimsthal, Müsen
    etc.) oder in eiser-
    nen Tiegeln (England, Frankreich, Belgien, Holz-
    appel, Tarnowitz
    etc.).
  • b) Zerlegung mittelst Potasche, besonders bei einem Gehalt
    an Schwefelarsen und Schwefelantimon (älteres Verfahren
    auf dem Oberharze und zu Tarnowitz).

B.Bleierze oder Producte mit mehr oder weniger
Erden und einem merklichen Gehalt an Schwefel-,
Antimon- oder Arsenmetallen
.


1) Glühen bei Luftabschluss in einer Tute und Schmelzen
mit alkalischen Zuschlägen und Eisen nach A. 2. a. (Bleiglanz
mit gediegen Arsen
oder Arsenkies; desgl. mit höheren
Schwefelmetallen
, z. B. Schwefelkies; Bleispeisen mit
überschüssigem Arsen).


[149]§ 71. Classification der Bleiproben.

2) Theilweises Abrösten und Schmelzen mit schwarzem
Fluss und Eisen (Bleiglanz mit einfachen Arsen- und
Schwefelmetallen, z. B. Zinkblende, Kupferkies, Bleistein,
Bleispeise etc).


3) Schmelzen mit Potasche nach A. 2. b, bei einem Gehalt
an Schwefelantimon und Schwefelarsen.


4) Arseniciren und Schmelzen mit Eisen und Solvirungs-
mitteln (kobalt- und nickelhaltige Substanzen).


C.Bleierze und Producte mit einemgrossenUeber-
schuss an Schwefel-, Antimon- oder Arsenmetallen
und mit mehr oder weniger Erden
.


1) Todtrösten und solvirend-reducirendes Schmelzen (Ram-
melsberger Erze
am Unterharz, Bleistein etc.).


2) Zersetzen durch Königswasser, Abdampfen mit Schwefel-
säure und Zerlegung des dabei gebildeten unlöslichen schwefel-
sauren Bleioxyds durch Schmelzen mit schwarzem Fluss und
Eisen (hauptsächlich kupferhaltige Erze und Leche, in
denen neben dem Blei- der Kupfergehalt bestimmt werden soll,
sonst auch an Schwefelkies, Zinkblende, Schwefelarsen etc. sehr
reicher Bleiglanz).


D.Bleierze mit einem grossen Ueberschuss von
Erden ohne merkliche Menge fremder Schwefelme-
talle, z. B. Fluthafter
.


Schmelzen mit kräftigen Solvirungs- und Entschwefelungs-
mitteln (Aetzalkalien) mit oder ohne Eisen oder Ansammlungs-
mitteln fürs Blei (Silber).


II. Proben für oxydirte Erze und Producte.


A.Bleioxyde, sowie Salze, deren Säureradicale
sich nicht mit dem Blei verbinden
.


1) Schmelzen mit schwarzem Fluss, als: Glätte, Pb mit
92,83 Pb (Hüttenglätten mit 86—91,5 Pb); Mennige, Pb + Pb
mit 90 Pb; Weissbleierz, Pb C mit 77,52 Pb; Pyromor-
phit
, Pb Cl + 3 Pb3 P mit 69,5—76,2 Pb; Gelbbleierz,
Pb Mo mit 57 Pb; Rothbleierz, Pb Cr mit 63,2 Pb; Wolf-
rambleierz
, Pb Wo mit 44,9 Pb.


2) Schmelzen mit schwarzem Fluss und Borax bei streng-
flüssigen Substanzen (saure Bleischlacken) oder mit Borax
und Glas bei basischen Substanzen (basische Bleischlacken;
[150]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
bleiischer Herd, mit Bleioxyd durchdrungene Mergelmasse
mit 60—70 Pb; Testasche vom Silberfeinbrennen etc.).


B.Oxyde und Salze, deren Radicale geneigt sind,
in den Bleikönig zu gehen
.


1) Schmelzen mit schwarzem Fluss und Reinigung des Blei-
königs auf nassem Wege bei antimonhaltigen Substanzen, als:
Abstrich, Pb im Gemenge mit Pb3 Sb, Pb3 As, Pb S, Cu, Ni, Fe
und Ag, mit 60—90 Antimonblei; Abzug, Pb mit den Verun-
reinigungen des Abstriches und ausserdem noch mit Pb, Fe, Gu,
Herdmasse und Werkbleikörnern, mit 75—88 Antimonblei.


2) Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen bei schwefel-
säure- und arsensäurehaltigen Substanzen, als: Bleivitriol,
Pb S mit 68,3 Pb, geröstetes Bleierz und Bleistein, Blei-
rauch
vom Rösten, Schmelzen und Abtreiben, hauptsächlich
PbC im Gemenge mit andern Metalloxyden, auch öfters Pb3 As,
Pb3 Sb, Pb Si, Pb S etc., Erz- und Aschentheilen; Flammofen-
rückstände; Geschur
und Gekrätz; auch Schlacken,
Glätte, Abstrich
und Herd bedürfen, wenn sie schwefelhal-
tig sind, eines Eisenzusatzes.


III. Proben für Legirungen.


Auflösen in Salpetersäure, zur Trocknedampfen mit Schwe-
felsäure und Schmelzen des gebildeten schwefelsauren Bleioxyds
mit schwarzem Fluss und Eisen.


I. Abschnitt.
Geschwefelte Erze und Producte.


Auswahl eines
Probirver-
fahrens.

§. 72. Allgemeines. Je nachdem das Probirgut ausser Schwe-
felblei noch andere Schwefelmetalle in grösserer oder geringerer
Menge oder gar nicht enthält und erdige Bestandtheile in ge-
ringerer Menge oder in einem bedeutenden Ueberschusse vor-
handen sind, wählt man eine der nachstehenden Probirmetho-
den aus.


[151]§. 74. Probe in Eisenschalen.
1. Kapitel.
Geschwefelte Substanzen ohne wesentliche Mengen fremder
Schwefelmetalle und ohne ein Uebermass von Erden.

§. 73. Allgemeines. Das Schwefelblei wird seltener durchTheorie.
alkalische Salze (S. 129) oder Eisen allein, als gemeinschaftlich
durch beide zerlegt. Eine grössere Menge anwesender fremder
Schwefelmetalle würde dabei ebenfalls entschwefelt werden und
das ausgeschiedene Radical entweder das Blei verunreinigen oder
zur Verschlackung und Verflüchtigung von Blei beitragen oder
beides zugleich (S. 147). Bei Anwesenheit geringer Mengen fremder
Schwefelungen sucht man deren schädliche Einwirkung wohl
durch vorheriges Glühen bei Luftabschluss (S. 27) oder theilweise
Abröstung (S. 27) zu beseitigen. Potasche wirkt aus angeführten
Gründen (S. 130) kräftiger entschwefelnd, als Soda, und ein Kohle-
gehalt befördert die Reaction und wirkt der Bleiverschlackung
entgegen, vermehrt aber in zu grosser Menge die Strengflüssig-
keit (S. 112). Saure erdige Bestandtheile (Quarz, Thon, überhaupt
Silicate) werden durch die alkalischen Zuschläge verschlackt,
basische erdige Bestandtheile bedürfen hierzu meist eines Zu-
satzes von Borax, wenngleich die Alkalien die Eigenschaft be-
sitzen, sich auch mit manchen Basen chemisch oder mechanisch
zu vereinigen (S. 122). Eine Kochsalzdecke soll in der früher
(S. 135) angegebenen Weise wirken und ein Kohlenstückchen
auf derselben den Luftzutritt abhalten (S. 112).


Das Schmelzen mit alkalischen Substanzen und
Eisen giebt die genauesten Resultate und wird am
häufigsten angewandt und zwar da, wo viele Proben auf einmal
anzustellen sind, das Schmelzen in Thongefässen mit schwarzem
Fluss und Eisen, sonst ein Schmelzen mit ersterem in eisernen
Tiegeln (§. 76).


§. 74. Probe in eisernen Schalen ohne alle Zuschläge für dieVerfahren.
reinsten Bleiglanze. Von fremden Beimengungen nahezu freie
Bleiglanzschliege, wie sie zuweilen in Herd- und Flammöfen zur
Verhüttung kommen, werden auf einigen Bleihütten in Nord-
wales
1), z. B. auf Deebank Bleihütte bei Bagilt in Flintshire,
in Quantitäten von 8 Unzen (circa 249 Gramm) in einer mulden-
[152]I. Blei Proben für geschwefelte Subst.
förmig ausgehöhlten, mit einer Eisenplatte bedeckten und mit
einem Stiel versehenen Eisenschale (ladle, dish) von 5—6 Mm.
Dicke in einer Schmiedeesse langsam erhitzt, bis das Erz zu
decrepitiren aufhört. Dann giebt man 15—20 Min. lang Roth-
glühhitze und entleert die aus dem Feuer genommene, mit
Schnauze versehene Eisenschale unter Zusückhaltung der ge-
bildeten Schlacke mit einem Holzstäbchen in einen Einguss
(Taf. VII. Fig. 133). Die schwefeleisenreiche Schlacke wird
nochmals zur Ausscheidung mechanisch eingeschlossenen Bleies
in helle Rothglühhitze gebracht und der erfolgende König mit
dem Hauptkönig verwogen. Die Schalen halten 3—4 Schmel-
zungen aus.


Diese Proben geben zwar bei rascher Ausführbarkeit ein
geringeres Ausbringen (79—83 % Blei aus reinem Bleiglanz), als
bei gleichzeitiger Anwendung von alkalischen Zuschlägen, eignen
sich aber als Controllproben für das Ausbringen im Grossen im
Flammofen, wobei eine nahe gleiche Metallverflüchtigung stattfindet.


§. 75. Oberharzer oder Ilsemannsche Potaschenprobe für erden-
haltige, aber von fremden Schwefelmetallen, ausser Schwefelantimon,
nahezu freie Bleierze und Producte.


Verfahren.

1 Probircentner Erz wird mit dem 3 fachen Potasche und
bei viel basischen Erden wohl mit 10—40 Pfd. Boraxglas in
einem grösseren Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93 c bei einem Pro-
bircentner von 5 Gramm Gewicht) oder einem kleineren (Taf.
VI. Fig. 93 b, bei 3,75 Grm. Gewicht des Probircentners) innig ge-
mengt, wobei man unter Drehen des Scherbens beim Einsenken
des Spatels immer den Boden berühren muss, etwa 5 Mm. hoch
mit Kochsalz (S. 135) bedeckt, mittelst einer Kluft (Taf. VII.
Fig. 127) in einer gewissen Reihenfolge (S. 26) in einen grossen
völlig heissen Muffelofen eingetragen und darin wie folgt be-
handelt:


1) Erstes Heissthun. Bei geschlossener Muffelmündung
bringt man während 20—25 Min. durch scharfe Feuerung die
Masse in dünnen Fluss, so dass im Innern des Scherbens an
den Wänden keine ungeschmolzenen Partien mehr wahrzu-
nehmen sind. Dabei löst das Kali der Potasche unter Entweichen
von Kohlensäure saure und alkalische Erden (S. 122) auf und
zerlegt den Bleiglanz unter Bildung von metallischem Blei,
schwefelsaurem Kali und einem in die Schlacke gehenden Schwe-
felsalze von Schwefelkalium-Schwefelblei (S. 129):


[153]§ 75. Oberharzer Potaschenprobe.

2) Kaltthun (Abdampfen). Zur Ausscheidung des in
dem Schwefelsalze enthaltenen Schwefelbleies öffnet man die
Muffelmündung behuf Zutritts von Luft zu den Proben, ernie-
drigt die Temperatur (bei Holzkohlenmuffelöfen durch Schliessen
der Luftlöcher, bei Steinkohlenöfen durch unterlassenes Schüren,
(S. 50), bis die anfangs hellglühenden und Dämpfe hauptsächlich
von Kochsalz entlassenden Scherben dunkel glühen und das
Dampfen fast aufgehört hat (10—15 Minuten). Bei dem Zutritt
der Luft wird obiges Schwefelsalz unter Bildung von schwefel-
saurem Kali und einem Theile schwefelsaurem Bleioxyd zersetzt,
während ein Theil Schwefelblei unverändert bleibt; es soll dann
beim nun folgenden


3) zweiten Heissthun während 10—15 Min. durch Ein-
wirkung des Bleisulphates auf den noch unzersetzten Bleiglanz
metallisches Blei ausgeschieden werden,
wenn man die richtige Zeit hat kalt gehen lassen. Dauerte das
Kaltgehn zu lang, so bildet sich im Verhältniss zum unzerlegten
Bleiglanz zu viel Bleisulphat und bei der Reaction beider auf
einander in der letzten Periode entsteht verschlackbares Bleioxyd:
,
bei zu kurzem Kaltgehen aber ebenfalls in der Schlacke verblei-
bendes Unterschwefelblei:
.


Da man kein wahrnehmbares Merkmal für die richtige Zeit
des Kaltgehens hat, so muss man bei Erzen etc. mit noch un-
bekanntem Verhalten Proben bei verschiedener Dauer des Kalt-
gehens machen, dann beobachten, bei welcher Zeit das Bleiaus-
bringen am grössten ist und für die Folge diese Zeitdauer bei-
behalten.


Nach Beendigung der dritten Periode nimmt man die Proben
heraus (S. 26), lässt sie auf einem Probenblech erkalten, ent-
schlackt die Könige und wiegt sie meist nur bis auf 1 Pfd.
aus.


Bei gut gerathenen Proben befindet sich über einem ge-Beurtheilung
der Proben

schmeidigen, bleigrauen, matten Könige die völlig geflossene
Schlacke mit der vollständig getrennten Kochsalzdecke, je nach
vorhanden en Metalloxyden verschieden gefärbt. Ein mit einer
dunkeln spröden Steinschicht (Pb) umgebener König deutet auf
zu kurzes Kaltgehn, ein ganz blankes Korn auf zu hohe
[154]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
Temperatur und grössere Metallverflüchtigung in der letzten
Periode.


Werth der
Potaschen-
probe.

Wegen Anwendbarkeit kleiner Probirgefässe lassen sich
viele Proben auf einmal (42—48 Stück) machen, aber bei
der Unsicherheit des Kaltgehns sind die Resultate schwankend
und bleiben wegen eines Rückhaltes an Schwefelblei in der
Schlacke um mehrere Procente im Ausbringen hinter der Probe
mit schwarzem Fluss und Eisen zurück, und zwar wächst dieser
Rückhalt mit der Zunahme an fremden Schwefelmetallen. Man
bringt aus reinem Bleiglanz bis 80 % Blei aus.


Nur bei einem Gehalte der Erze an Schwefelantimon
zieht man diese Probe derjenigen mit schwarzem Fluss und Eisen
vor, weil dabei dieses Schwefelmetall unter Bildung eines Schwe-
felsalzes (K Sb) grösstentheils in der Schlacke bleibt, während
durch Eisen Antimon ausgeschieden und ins Blei gebracht wird.
Schwefelarsen verhält sich ähnlich, wie Schwefelantimon.


Wegen der angeführten Mängel ist die Potaschenprobe auf
den Oberharzer Hütten und zu Tarnowitz der Probe mit
schwarzem Fluss und Eisen gewichen und waren dabei auf ersteren
5 % Differenz gestattet.


Modifica-
tionen.

Als Surrogate für Potasche hat man die billigere Soda,
auch wohl Cyankalium1) versucht, ohne jedoch ein so hohes
Bleiausbringen, als bei der Probe mit schwarzem Fluss und Eisen
zu erhalten. Man brachte aus reinem Bleiglanz mit ersterer
74—76, mit letzterem bei gleichzeitig höherem Preis und Gif-
tigkeit nur 57—58 % Blei aus.


Durch Einmengung von Kohle oder Mehl in die Potasche
lässt sich zwar die entschwefelnde Wirkung des Alkalis beför-
dern (S. 129), allein das gebildete Schwefelsalz sich durch
Luftzutritt weniger leicht zersetzen, so dass man nur 76—79 %
Blei aus reinem Bleiglanz ausbringt. Aus diesem Grunde ist die-
ses Verfahren zur Victor Friedrichshütte am Harze (Schmel-
zen von 1 Ctr. Erz mit 3—4 % schwarzem Fluss und bei kie-
sigen Erzen noch mit 10 Pfd. Borax während 25 Min. unter
einer Kochsalzdecke, 5 Min. lang Kaltgehen, dann Herausnehmen
der Proben) neuerdings dem Schmelzen mit schwarzem Fluss
und Eisen gewichen.


Auf belgischen Hütten2) beschickt man antimonhal-
[155]§. 76. Niederschlagsprobe.
tige Erze mit dem 4 fachen Soda und schwarzem Fluss oder
gereinigtem Weinstein, um das Antimon grösstentheils in die
Schlacke zu führen.


§. 76. Probe mit schwarzem Fluss und Eisen (Niederschlags-Theorie.
probe). Diese Probe wird am häufigsten angewandt, weil sie
leicht auszuführen ist und das grösste Bleiausbringen giebt, in-
dem bei einer Bildung von bleihaltigem Schwefelsalz das Blei
durch Eisen ausgeschieden wird.


Es tritt nämlich ganz wie bei der Potaschenprobe (S. 152)
zu Anfang des Schmelzens eine Zersetzung des Schwefelbleies
durch das Alkali unter Abscheidung von metallischem Blei und
Bildung von Schwefelkalium-Schwefelblei ein, welches letztere
dann bei höherer Temperatur durch das Eisen entschwefelt wird.


Aus reinem Bleiglanz erhält man bei nicht zu hoher Tem-
peratur bis 85,5 % Blei, das Resultat wird aber um so unge-
nauer, je mehr fremde Schwefel- oder Arsenmetalle vorhanden.
Bei einer nicht zu grossen Menge davon erhält man noch gute
Resultate, wenn man die Probe vorher etwas abröstet (blendige
Erze) oder bei Luftabschluss in einer bedeckten Probirtute, ohne
dass zur Verhütung einer Bleiverflüchtigung Schmelzung ein-
tritt, glüht (kiesige Erze oder solche mit gediegen Arsen und
Arsenkies), weniger bei antimon- und kupferhaltigen Erzen,
welche ein antimon- und kupferhaltiges Bleikorn geben.


Markus1) hat vergleichende Versuche in der Weise ange-
stellt, dass Bleiglanz ungeröstet (a) und geröstet (b) mit schwar-
zem Fluss und Eisen, ferner geröstet mit schwarzem Fluss allein
(c) geschmolzen wurde. Bei ziemlich reinen Bleiglanzen erfolgte
durch a das höchste Bleiausbringen (bis 96 % vom Gesammtge-
halt), bei unreineren Erzen mit mehr fremden Schwefelmetallen
erfolgte bei a ebenfalls der höchste Gehalt, b und c gaben aber
nur einige Procent weniger; bei überwiegender Menge fremder
Schwefelmetalle wiesen die Methoden b und c einen unbedeutend
höheren Gehalt gegen a nach.


Reines Schwefelblei bedarf zur Zerlegung etwa 23,5 %
Eisen und normirt man demgemäss, ohne auf die entschwefelnde
Wirkung des alkalischen Zuschlages Rücksicht zu nehmen, den
Eisenzusatz nach dem ungefähren Bleigehalt, giebt aber meist
einen Ueberschuss von Eisen (bis 30 Pfd.), namentlich wenn
fremde Schwefel- und Arsenmetalle vorhanden sind. Die ge-
[156]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
glühten Probesubstanzen erfordern mehr Eisen, als geröstete, und
am meisten schwefel- und arsenhaltige, z. B. geglühte Bleispeisen
wenigstens 50 %, indem auch Arsen sich mit Eisen verbindet.
Der schwarze Fluss (S. 126) oder ein gleichwerthiges Ge-
menge von Potasche
und Mehl (S. 113) wirkt, wie be-
merkt, als Entschweflungsmittel, wie bei der Potaschenprobe
dann auch als Flussmittel hauptsächlich für saure Gangarten,
während basische einen Zusatz von Borax oder Glas bis zu
100 % erfordern. Auch quarzreichen strengflüssigen Proben fügt
man etwas Borax und Glas zu. Einer Bleiverschlackung als
Schwefelmetall wird durch das Eisen und als Oxyd durch den
Kohlenstoff des schwarzen Flusses entgegenwirkt. Die Koch-
salzdecke spült die Tiegelwände nach und schliesst den Luftzu-
tritt ab.


Die einzelnen Ingredienzen thut man ungemengt lagenweise
in die Schmelzgefässe, wodurch an Zeit gespart wird.


Modifica-
tionen.

Je nach dem Zustande, in welchem das Eisen zur An-
wendung kommt, lassen sich folgende Modificationen unter-
scheiden:


Form des
Eisenzu-
schlages.

1) Schmelzen in Thongefässen mit schwarzem Fluss
und Eisen (Freiberger Probe)
. Man wendet das Eisen in
Gestalt von 4—5 Mm. dicken und bis 9 Mm. langen Drahtstücken
oder Nägeln an, nicht als Eisenfeile, welche das Blei leicht
mechanisch verunreinigt. Bei zu dünnen Drahtstiften setzt sich
namentlich bei grösserem Kupfergehalt das ausgeschiedene Blei rings
um den Draht an, so dass sich letzterer nur schwierig davon trennen
lässt. Als Probirgefässe dienen entweder Bleituten (Taf. VI.
Fig. 81, 82) oder, wie auf den Oberharzer Hütten, die billigeren
Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93 a), von denen eine grössere
Zahl in den Ofen geht. Erstere können im Wind- oder Muffel-
ofen erhitzt werden, letztere nur im Muffelofen und man legt
dann zur Abhaltung des Luftzutrittes auf die Kochsalzdecke ein
Stückchen Kohle.


Verfahren.

Die Probe, welche vor der Potaschenprobe die bezeichneten
Vortheile (S. 155) gewährt, (namentlich ein grösseres Bleiausbringen
und einfachere, weniger Geschicklichkeit erfordernde Manipula-
tionen) wird aut mehreren Hütten z. B. den Freiberger, in
nachstehender Weise ausgeführt:


Auf den Boden der Bleitute (Taf. VI. Fig. 81) thut man
mittelst der Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 a) 1 Probiretr. (3,75
Gramm) rohes, geglühtes oder geröstetes Erz, darauf ein Stück-
[157]§. 76. Niederschlagsprobe in Thontuten.
chen (20—40, bei Bleispeise 50—60, dchschn. 25—26 Pfd.) dicken
Eisendraht, darauf 2½—3 Ctr. eines Gemenges von Potasche
mit 15—20 % Mehl, darüber kommt eine Lage von 30—40 Pfd.
Boraxglas oder 60—70 Pfd. Glas bei basischen oder sehr quarz-
reichen Gangarten und zu oberst eine etwa 5 Mm. starke Koch-
salzdecke (etwa 1 Ctr.). Die mit einem Tutenfuss verschlossenen
Gefässe werden ¾—1 Stunde im Windofen (S. 56) erhitzt, dann
herausgenommen und nach dem Erkalten in der Weise entschlackt,
dass man durch Hammerschläge das Eisen von dem in einem
Korne — nicht in mehreren Körnern bei zu geringer oder zu
kurzer Hitze — daran sitzenden Blei durch Ausplatten trennt,
letzteres zur Entfernung anhaftenden Schwefeleisens noch weiter
ausplattet, die Platten abbürstet, zu einer Spirale aufrollt, bis
auf Pfunde auswiegt und den Gehalt nur nach vollen 5 Pfunden
angiebt. Gutgerathene Proben sind völlig dünnflüssig, zeigen
nach dem Erkalten eine concave, mitten gewöhnlich mit einer
Vertiefung versehene Oberfläche und unter der Kochsalzdecke
liegt über Bleikönig und Eisendraht eine dichte bis feinkörnige
oder blättrige schwarze homogene Schlacke. Das Eisen darf
nicht völlig verschwunden sein. Fremde Schwefelmetalle in
grösserer Menge zeigen die S. 151 angegebenen Einflüsse. Ein
Silbergehalt wird nur unvollständig im Blei angesammelt, son-
dern bleibt theilweise an Schwefeleisen gebunden, ein grösserer
Silber- oder Goldgehalt von 1 % und mehr muss in Abzug ge-
bracht werden. Ein Kupfergehalt von 1 % wird vernach-
lässigt; bei mehr wendet man das Gaarmachen (§. 91) oder die
schwedische Kupferprobe (§. 97) an.


Modificationen. Auf anderen Hüttenwerken kommenModifica-
tionen.

die nachstehenden Modificationen vor:


Oberharzer Hütten. 1 Probircentner (5 Gramm) Blei-Oberharzer
Hütten.

glanzschlieg hauptsächlich mit kieseligen Gangarten und wenig
fremden Schwefelmetallen (Zinkblende, Kupferkies, Schwefelan-
timon) wird wie in Freiberg mit 3 Ctr Potasche und Mehl, 30
Pfd. Eisendraht in dicken Stücken und 15—20 Pfd. Borax
in einem hohen Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93a) beschickt, auf
die Kochsalzdecke ein Kohlenstückchen gelegt, die Scherben im
heissen Steinkohlenmuffelofen (Taf. II.) bei offener Muffelmün-
dung bis zum Aufhören des Flammens (etwa 15 Min.) schwach
erhitzt, dann die Temperatur bei vor die Scherben gelegten
abgeäthmeten Holzkohlen und geschlossener Muffelmündung
45 Min. bis zum starken Rothglühen gesteigert und die
[158]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
[herausgenommenen] Proben wie in Freiberg behandelt. Man
wiegt bis zu 1 Pfd. aus und es ist zwischen Probe und Gegen-
probe eine Differenz von 4 Pfd. gestattet. Die Muffel fasst
24 Scherben.


Tarnowitz.

Tarnowitz. Die gewöhnlichen Haushaltsproben, meist
Zwischenproducte, werden in Quantitäten von 2—3 Gramm wie
auf dem Oberharze in Bleischerben behandelt. Es gab ein
Stufferz nach dieser Probe 75, nach der Analyse 79 % Blei, ein
Graben- und Herdschlieg resp. 40 und 46 %. 1) Ankauferze
werden in eisernen Tiegeln probirt.


Przibram.

Przibram. 2) In die Bleitute giebt man nach einander:
3—5 Pfd. Weinstein, 20 Pfd. dicken Eisendraht, ein Gemenge
von ½ Ctr. (5 Grm.) Bleiglanz mit 120 Pfd. schwarzem Fluss
(1 Salpeter und 2 Weinstein), 10—30 Pfd. Borax, dann eine
Kochsalzdecke. Bei strengflüssigen, erden- und zinkhaltigen
Erzen kommen zwischen Borax und Kochsalz etwa 7 Pfd. Sal-
peter zur Verhütung eines Hängenbleibens von Bleikörnchen
an den Tiegelwänden. Die mit einem Fuss bedeckten Tuten
werden in den schwach rothglühenden Steinkohlenmuffelofen
(Taf. III. Fig. 29—32), dessen Rost mit bereits abgeflammten
Kohlen nicht zu hoch bedeckt ist, bei geschlossenem Luftcanal
und zugezogenem Essenschieber 20—25 Min. lang erhitzt, wäh-
rend dessen die Proben, ohne aufzusteigen, unter schwachem Auf-
blähen gewöhnlich schon in vollen Fluss kommen. Sinkt die
Temperatur zu sehr, so schürt man etwas nussgrosse Kohlen nach,
ist sie zu hoch, so wird Heiz- oder Eintrageöffnung aufgemacht.
Dann giebt man unter Nachtragen von Kohlen und Oeffnen des
Schiebers während 20—25 Min. eine stärkere Hitze, wobei eine
lebhafte Gasentwicklung (Kochen) eintritt, nach dessen Aufhören
man noch etwa 8 Min. stärkere Hitze erzeugt und dann die Proben
herausnimmt. Man berechnet das Blei bei der Schiedsprobe bis auf
½ Pfd. und es sind folgende Differenzen gestattet bei einem


  • Bleigehalt bis zu 30 Pfd. . . . . . 2 Pfd. Differenz
  • „ „ 30—50 . . . . . 4 „ „
  • „ „ 50 u. darüber . . . 6 „ „

Joachimsthal.

Joachimsthal. 3) Ein Gemenge von 1 Probirctr. Erz mit
2 Ctr. schwarzem Fluss (16 Salpeter und 40 Weinstein) und
60 Pfd. Boraxglas wird in einer Tute, auf deren Boden sich ein
[159]§. 76. Niederschlagsprobe in Thontuten.
40 Pfd. schwerer, etwa 25 Mm. langer Drahtstift in senkrechter
Stellung befindet, unter einer 2 Ctr. schweren Kochsalzdecke im
Steinkohlenmuffelofen bei geschlossener Muffelmündung und
halbgeöffnetem Luftzuge in mässiger Hitze eingeschmolzen, dann
6—7 Min. lang die Temperatur durch Oeffnen der Muffelmün-
dung erniedrigt, nach einem weiteren gleichen Zeitraum bei ge-
schlossener Muffel die letzte Hitze gegeben und sobald das leise
Knistern aufhört (nach 7—8 Min.), die Proben herausgenommen,
nachdem sie im Ganzen etwa 20 Mm. im Ofen gewesen sind.


Müsen. 1) Ein Gemenge von 1 Ctr. Probirgut mit 4 Ctr.Müsen.
rohem Fluss (2 Weinstein und 1 Salpeter) wird bei reichen
Erzen mit 10—15 % Eisenfeile und bei strengflüssiger Gangart
mit 10—15 Pfd. Boraxglas oder 10—15 Pfd. Spatheisenstein
versetzt, in einer Bleitute mit Kochsalz bedeckt und entweder
in einem gewöhnlichen Zugofen oder einem Zugofen mit Unter-
wind (Gebläseofen) geschmolzen. Bei Anwendung des letzteren
setzt man 4 Proben ein, füllt mit Holzkohlen, zündet diese von
oben an und setzt das Gebläse in Gang, sobald das Prasseln
und Zischen in den Tuten aufhört. Die Schmelzung ist nach
15—20 Min. vollendet, wenn das Schäumen der Masse aufge-
hört hat.


Der 12—15 Tuten fassende Zugofen wird mit einem Ge-
menge von Koks und Holzkohlen gespeist, dieses von oben bei
fest verschlossener Zugöffnung angezündet und, wenn dieselbe
nach 1 Stunde durchgebrannt sind und die Verpuffung aufge-
hört hat, bei geschlossener Einsatzthür und geöffnetem Zuge
noch 20—25 Min. lang geschmolzen. Bei gut gerathener Probe
lässt sich der König leicht von der Schlacke trennen; geschieht
dieses nicht oder sitzt der König höckerig in der Schlacke, so
ist das Blei entweder noch nicht völlig aus derselben ausge-
schmolzen oder theilweise schon als Oxyd verschlackt (übergaar).
Gute. Proben sollen den Bleigehalt um 1—2 % weniger, als die
Analyse angeben.


Französische und englische Hütten. Statt PotascheFranzös. und
engl. Hütten.

verwendet man Soda ohne Kohle, steckt in die Beschickung ent-
weder mehrere Nägel mit dem Kopfe nach unten ein, drückt
die Beschickung fest an dieselben, streut Borax darüber und
giebt eine Kochsalzdecke oder man thut in die Beschickung ein
hufeisenförmig gekrümmtes Eisenblech, dessen Schenkel man,
[160]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
an der hervorragenden Krümmung gefasst, so lange in der ge-
schmolzenen Beschickung herumbewegt, bis sich beim Heraus-
nehmen keine Bleikügelchen mehr daran zeigen.


Werth dieser
Probe.

2) Schmelzen in eisernen Tiegeln mit Fluss- und
Reductionsmitteln (Belgische Probe)
.


Dieses einfache und leicht auszuführende Verfahren zeichnet
sich vor dem eben beschriebenen dadurch aus, dass man hin-
sichtlich des Eisenzusatzes keinen Fehler begehen und die Pro-
ben in kürzerer Zeit abführen kann (10—15 Min.), ohne aber
gewöhnlich mehr als 4 Proben zu gleicher Zeit in den Wind-
ofen zu stellen. Dadurch dass man grössere Mengen Probirgut
(bis zu 50 Gramm) verwendet und sich die entstehenden Ver-
luste, welche bei viel oder wenig Probirgut nahezu gleich sind,
auf eine grössere Einwage vertheilen, erhält man etwas genauere
Resultate als nach der vorigen Probe; diese können sich aber
den bei letzterer erhaltenen dadurch fast ganz nähern, dass beim
Ausgiessen des Bleies aus den eisernen Tiegeln (Taf. VI. Fig.
91, 92) Metallkörnchen an den Wänden hängen bleiben und
eine besondere Bleiverflüchtigung stattfindet, welche man beim
Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen und Erkaltenlassen
der Probe nicht hat. Während bei Proben in der Bleitute ge-
wöhnlich nicht unter 4 % Differenz gestattet sind, differiren die
Proben in eisernen Tiegeln häufig nicht über 2 %.


Beispiele.

Das Schemlzverfahren wird auf verschiedenen Hüttenwerken
in nachstehenden Modificationen ausgeführt:


England. Zu Par in Cornwall mengt man 400 Grän
(circa 26 Grm.) Erz mit 600 Grän Soda, 70 Grän Borax und
etwas Flussspath in einer kupfernen Mengkapsel (Taf. VI. Fig.
126 b), thut das Gemenge in den glühend aus dem Windofen ge-
nommenen Eisentiegel (S. 88), giebt eine Kochsalzdecke, indem
man vorn in die Mengkapsel die Beschickung und dahinter das
Kochsalz bringt, stellt den unbedeckten Tiegel wieder zwischen
die glühenden Koks und lässt, nachdem die Einsatzöffnung des
Ofens mit Deckel versehen, 8—10 Min. lang schmelzen. Der
Windofen wird beim Anfeuern mit brennendem Torf, Holzkoh-
len etc. auf dem Roste versehen, dann mit Koks. Sind diese
durchgeglüht, so stampft man sie bis zum Fuchs fest und setzt
in darin gemachte Oeffnungen die Tiegel, welche offen bleiben
und nach dem Wegschieben des Ofendeckels das Verhalten
ihres Inhaltes erkennen lassen. Ist die Kokssäule um einige
Zoll gesunken, so wird sie wieder bis zum Fuchs ergänzt. Der
[161]§. 76. Niederschlagsprobe in Eisentiegeln.
Windofen muss so niedrig stehen, dass man die Tiegel mit einer
Backenzange (Taf. VII. Fig. 130 d) bequem einsetzen kann.


Nachdem die Masse in Fluss gekommen, rührt man sie mit
einem eisernen Haken um und entleert den Inhalt des mit
der Backenzange herausgenommenen Tiegels in einen Einguss
(Taf. VII. Fig. 133), welchen man dann am Griff fasst, erst an
der Unterseite, dann ganz in Wasser taucht, umkippt und nach
vollständigem Kaltwerden den König entschlackt. Ein Tiegel
hält 16—20 Schmelzungen aus.


Genauere Resultate (Ausbringen von 85 % aus reinem Blei-
glanz) erhält man, wenn beim Ausgiessen des Bleies die Schlacke
mittelst eines Holzstabes im Tiegel zurückgehalten, nochmals
mit Soda oder Potasche eingeschmolzen und das dabei noch
gesammelte Blei mit dem Hauptkönig verwogen wird. Auch
schwenkt man wohl die ihres Inhaltes entleerten Tiegel mit
flüssiger Soda aus. Namentlich bei armen Substanzen empfiehlt
es sich, die Schlacke nochmals mit Potasche oder Soda einzu-
schmelzen und dann auszugiessen. Nach jedem Schmelzen kratzt
man den Tiegel mit einem Haken aus, nachdem er wohl zuvor
in Wasser theilweise abgekühlt ist, und setzt ihn dann wieder
ins Feuer.


Belgien.1). Man verwendet als Beschickungen z. B. 10 Grmm.Belgien.
Bleiglanz, 28 Grmm. Soda und 5 Grmm. Borax oder 10 Grmm.
Bleiglanz, 10 Grmm. Soda und 10 Grmm. Weinstein bei einer
Kochsalzdecke, wo dann das Schmelzen etwas länger dauert.
Nach dem Ausgiessen schwenkt man den Tiegel mit flüssiger
Soda aus und erhält bis auf 1 % genaue Resultate.


Carthagena. Zur Vermeidung eines Rückhaltes an Blei-Carthagena.
granalien in den Schlacken wendet man eine mit 3 konischen
Vertiefungen versehene Eisenform an, giebt in jede die noch
besonders mit Eisenfeile versehene Beschickung, schiebt die
bedeckte Form horizontal auf den Rost, nimmt sie nach ein-
getretenem dünnen Flusse heraus und lässt ihren Inhalt, ohne
auszugiessen, erkalten.


Tarnowitz. Von anzukaufenden Erzen (S. 158) schmilztTarnowitz.
man 50 Gramm mit schwarzem Fluss, Borax und Kochsalzdecke
in schmiedeeisernem Tiegel im Windofen. Während diese Proben
nicht über 2 % von einander differiren, sind bei der Probe mit
Kerl, Probirkunst. 11
[162]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
schwarzem Fluss und Eisen in der Bleitute (S. 158) 4 % Diffe-
renz gestattet.


Levol’s
Probe.

3) Levol’s Probe mit Cyankalium und Blutlaugen-
salz
. 1) Durch Zusammenschmelzen von 100 Thln. Bleiglanz
mit 100 Thln. entwässertem Blutlaugensalz und 50 Thln. Cyan-
kalium wird wegen der kräftigen entschwefelnden Wirkung
(S. 129) des letzteren in niedrigerer Temperatur (Kirschrothgluth)
und der feineren Zertheilung des Eisens im Blutlaugensalze als
bei den vorhergehenden Proben, das höchste Bleiausbringen
(nach Levol aus reinem Bleiglanz 84—84,5 %) erzielt, nach
Kupferschläger2) aber nur dadurch, dass das Blei Eisen aus
dem Blutlaugensalz aufnimmt. Bei einem Antimongehalt des
Erzes erfolgt ein spröder Regulus. Ein Zinkblendegehalt führt
zu grösserer Bleiverflüchtigung, ein grösserer Erdengehalt zu
minderem Bleiausbringen, so dass sich die Probe nur für die
reichsten Erze eignet.


Auf Belgischen Hütten3) erhielt man beim Zusammen-
schmelzen von 15 Gramm Bleiglanz, 15 Gramm entwässertem
Blutlaugensalz und 8 Gramm Cyankalium in einem Thontiegel
einen Bleikönig, frei von Eisen und Zink, aber antimonhaltig.


2. Kapitel.
Geschwefelte Substanzen mit einem grossen Gehalt an fremden
Schwefel- und Arsenmetallen und ohne ein Uebermass
von Erden.

Probir-
methoden.

§. 77. Allgemeines. Erze von der angegebenen Beschaffen-
heit, durch alkalische Zuschläge oder durch solche gemeinschaft-
lich mit Eisen zerlegt, geben ein sehr unreines Blei und wegen
reichlicher Schwefelsalzbildung eine bedeutende Bleiverschlackung.
Solche Substanzen müssen vor dem Schmelzen mit Reductions-
und Solvirungsmitteln vollständig abgeröstet (Röstreductions-
probe)
oder zur Erzielung genauerer Resultate auf nassem Wege
durch die Schwefelsäureprobe untersucht werden.


Verfahren.

§. 78. Röstreductionsprobe. Erze mit einem grösseren Gehalt
an Zinkblende, Schwefel-, Kupfer- und Arsenkies, Schwefel-
[163]§. 78. Röstreductionsprobe.
antimon, Kupferbleisteine etc. werden auf einem mit Kreide
oder Röthel ausgestrichenen Röstscherben je nach dem Bleigehalt
zu 1 oder 2 Ctr. erst für sich, dann unter wiederholtem Auf-
reiben und Einmengen von Kohle und zuletzt durch Erhitzen
mit kohlensaurem Ammoniak möglichst vollständig abgeröstet
(S. 28), wobei die fremden Schwefelmetalle und auch der
grösste Theil Schwefelblei in Oxyde übergehen, aber auch ein
geringer Theil, namentlich des Bleies, als schwefelsaures Salz
zurückbleibt. Unterwirft man nun das Röstgut einem redu-
cirenden und solvirenden Schmelzen mit schwarzem Fluss, Borax
und Glas bei nicht zu hoher Temperatur, so werden durch
letztere Zuschläge die fremden Metalloxyde verschlackt, durch
ersteren das Bleioxyd zu Blei, aber auch das schwefelsaure Blei-
oxyd zu Schwefelblei reducirt und dieses dann von dem Kali
zum Theil entschwefelt. Vorhandene Erden gehen ebenfalls in die
Schlacke ein.


Dieses Verfahren leitet an mehreren Uebelständen. DasMängel des
Verfahrens.

Rösten ist langwierig, bei der nicht bekannten Zusammensetzung
des Röstgutes veranlasst ein Ueberfluss von Solvirungsmitteln
(Borax, Glas) die Verschlackung von Blei, ein Mangel daran
begünstigt die Reduction fremder Oxyde und somit die Verun-
reinigung des Bleies durch deren Radicale und zwar um so
mehr, je höher man die Temperatur anwendet. Man erhält
somit sehr unsichere Resultate, welche nur da Werth haben,
wo der Schmelzprozess im Grossen in ähnlicher Weise, wie im
Kleinen ausgeführt wird (Unterharz). Da der Bleiglanz beim
Rösten zerknistert, so muss ein daran reicheres Erz zuvor fein-
gerieben werden.


Als Beispiele sind anzuführen:Beispiele.


Communion-Unterharz. Die mit viel fremden Schwe-Unterharz.
felungen (namentlich Schwefelkies und Zinkblende) und auch
Erden verunreinigten Bleierze des Rammelsberges bei Goslar
kommen, nachdem sie im Grossen bereits 3mal geröstet, in diesem
Zustande zur Probirung und enthalten nur 6—8 % Blei. 2 Ctr.
à 3,75 Grmm. werden 10—15 Minuten bei schwacher Rothgluth
im Röstscherben erhitzt, dann unter Verstärkung der Temperatur
und öfterem Drehen des Scherbens noch weitere 10—15 Min.
mit Hut (S. 28) geröstet. Hierauf reibt man auf, röstet wieder
½ Stunde, thut auf die herausgenommenen glühenden Proben
Unschlitt (Abbrennen), bringt sie in starke Rothgluth, wieder-
holt Aufreiben und Abbrennen noch mehrmals, giebt zuletzt
11*
[164]I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
noch eine etwa 2stündige starke Rothglühhitze bei geschlossener
Muffelmündung und beendigt die 6—8 Stunden dauernde Röstung,
wenn keine schweflige Säure sich mehr entwickelt. Man theilt
hierauf das Röstgut auf der Wage, beschickt jeden Theil mit
dem 3—4fachen schwarzen Fluss, 1 Löffelchen voll Borax und
1 Löffelchen voll Glas in einem hohen Bleischerben (Taf. VI.
Fig. 93 a), bedeckt mit Kochsalz und schmilzt die Proben in
einem Holzkohlenmuffelofen nach dem Abflammen 20—30 Min.
bei nicht zu hoher Temperatur.


Schemnitz.

Schemnitz. 1 Ctr. Röstgut wird mit 2 Ctr. schwarzem
Fluss (2 Weinstein und 1¾ Salpeter) und 6—8 Pfd. Borax-
glas beschickt.


Verfahren für
antimonfreie
Substanzen.

§. 79. Schwefelsäureprobe. Diese giebt das beste Bleiaus-
bringen und ein reines Bleikorn, wenn Antimon nicht vorhanden
ist. 1 Ctr. fein geriebenes Erz wird in einem Kolben bis zur
Zersetzung mit Königswasser digerirt, einige Tropfen Schwefel-
säure hinzugefügt, damit zur Trockne gedampft, die trockne
Masse mit einigen Tropfen Schwefelsäure angefeuchtet, um basi-
sche Salze löslich zu machen, die Masse mit Wasser etwas
digerirt, der aus unlöslichen Erden und schwefelsaurem Blei-
oxyd bestehende Rückstand abfiltrirt, ausgewässert, das Filter
zwischen Fliesspapier getrocknet, dann nebst Inhalt in einem
bedeckten Röstscherben schwach geglüht, nach dem Erkalten
fein gerieben und mit dem 2½ — 3fachen Potasche und Mehl
und einem 10—25 Pfd. schwerem Eisendraht bei einer Koch-
salzdecke nach dem Abflammen etwa 15—20 Min. lang unter
der Muffel in einem hohen Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93a) oder
in einer Bleitute im Muffel- oder Windofen wie oben angegeben
(S. 156) geschmolzen. Bei kupferhaltigen Substanzen lässt
sich im Filtrat nach der schwedischen Probe der Kupfergehalt
bestimmen.


Verfahren für
antimonhaltige
Substanzen.

Bei einem Antimongehalt des Probirgutes bleiben beim
schwefelsauren Bleioxyd antimonsaures Bleioxyd, antimonsaures
Antimonoxyd etc. zurück und beim Schmelzen mit Potasche,
Mehl und Eisen in vorhinniger Weise geht das Antimon theil-
weise ins Blei über. In solchem Falle schliesst man das Probir-
gut mittelst starker Salpetersäure unter Zusatz von etwas Wein-
steinsäure auf, neutralisirt alsdann mit Soda, fügt schwefel-
haltiges Schwefelnatrium (S. 139) hinzu, digerirt zur Ausziehung
des Schwefelantimons etwa ½ Stunde, kocht auf, filtrirt, wäscht
mit schwefelnatriumhaltigem Wasser aus, tröpfelt auf den Rand
[165]§. 79. Schwefelsäureprobe.
des Filters heisses Königswasser, wobei sich der Rückstand vom
Filter ablöst, spritzt denselben durch das durchstossene Filter
in ein Digerirglas, löst in Königswasser auf, dampft mit Schwefel-
säure zur Trockne und verfährt mit der eingetrockneten Masse
weiter wie oben.


3. Kapitel.
Bleiarme geschwefelte Substanzen mit einem grossen Ueber-
schuss von erdigen Bestandtheilen.

§. 80. Allgemeines. Derartige Substanzen, z. B. Fluth-Unsicherheit
der Proben.

after, müssen in grösseren Quantitäten zur Probe angewandt
und mit den kräftigsten Solvirungsmitteln behandelt werden,
wenn man auf trocknem Wege überall ein brauchbares Resultat
erhalten soll. Auch giebt man wohl zur Ansammlung des Bleies
einen Silberzusatz. Durch ein vorsichtiges Schlämmen (S. 18)
des Probirgutes lässt sich zuweilen das Schmelzen vereinfachen.
Im Allgemeinen sind aber alle diese Proben unsicher.


Folgende Methoden sind in Anwendung gebracht:Probir-
methoden.


1) 100 Grmm. Probemehl werden mit 100—150 Grmm. Aetz-
natron und 150—250 Grmm. calcinirter Soda (oder dem ent-
sprechenden Kalisalze) in einem hessischen Tiegel gemengt und
in das Gemenge ein hufeisenförmig gebogenes Eisenblech von
etwa 25 Mm. Breite und 4 Mm. Dicke so eingestreckt, dass seine
Schenkel den Boden berühren, die Krümmung aber aus der Be-
schickung hervorragt. Nachdem bei einer Kochsalzdecke der
Inhalt des Tiegels in einem gut ziehenden Windofen in Fluss
gebracht, bewegt man das Eisen so lange in der Masse umher,
bis sich beim Herausnehmen keine Bleikügelchen mehr daran
wahrnehmen lassen, und wiegt nach dem Erkalten und Ent-
schlacken das ausgeschiedene Blei.


2) Weniger genau ist das Verfahren, 2 Ctr. (10 Grmm.) Probir-
gut mit dem 3—4fachen Potasche und einem Löffelchen voll Borax
in einem hohen Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93 a) zu mengen,
30—50 Pfd. feine Silberschnitzeln oder Körnchen darüber zu
vertheilen, bei einer Kochsalzdecke nach Art einer Potaschen-
probe (S. 152) zu schmelzen und dabei nur die erste und letzte
Hitze etwas länger als gewöhnlich dauern zu lassen. Aus dem
Mehrgewicht an Silber erfährt man den Bleigehalt, wenn im
[166]I. Blei. Proben für oxydirte Subst.
Probirgut nicht auch andere Stoffe sich befinden, welche mit
dem Silber eine Verbindung eingehen.


3) Enthält silberhaltiger Bleiglanz keine anderen Silbererze
beigemengt, so kann man bei Fluthaftern, welche aus einem
Bleiglanzschlieg mit bekanntem Blei- und Silbergehalt erfolgt
sind, den Bleigehalt der After ihrem Silbergehalt proportional
berechnen, der sich hinreichend genau bestimmen lässt. Enthielt
z. B. der Bleiglanzschlieg 60 Pfd. Blei und 10 Pfdthl. Silber im
Centner, der zugehörige After aber 0,1 Pfdthl. Silber, so ergiebt
sich der Bleigehalt des letzteren zu = 0,6 Pfd.


II. Abschnitt.
Oxydirte Erze und Producte.


Theorie.

§. 81. Allgemeines. Die hierher gehörenden Substanzen be-
dürfen entweder nur eines reducirenden oder eines gleichzeitigen
solvirenden Schmelzens unter einer Kochsalzdecke oder bei einem
Gehalt an Schwefel, Arsen, Schwefelsäure oder Arsensäure eines
Zusatzes von Eisen. Als Reductionsmittel verwendet man schwar-
zen Fluss oder Potasche und Mehl (S. 113), denen man noch
5—10 % Kohlenstaub oder entsprechend Mehl (30—35 %) zu-
setzt. Neben dem kohlensauren Kali für saure, dienen für
basische Substanzen Glas und Borax als Auflösungsmittel, letz-
terer auch bei kieselerdereichen strengflüssigen Substanzen als
Flussmittel. Je nach der Reichhaltigkeit und Strengflüssigkeit
der Probesubstanz bedarfs zum Schmelzen kürzerer oder längerer
Zeit, sowie niederer oder höherer Temperatur.


In der Bleiverbindung enthaltene leicht reducirbare fremde
Metalloxyde (Antimon-, Kupfer-, Wismuth-, Zinnoxyd etc.) geben
ein unreines Blei, welches häufig nur auf nassem Wege gereinigt
werden kann. Ein Antimon- und Kupfergehalt lassen sich auf
die S. 164 angegebene Weise beseitigen.


Schmelz-
methoden.

§. 82. Schmelzmethoden. Nach den im vorigen §. ausge-
sprochenen Grundsätzen können für oxydirte Substanzen nach-
stehende Schmelzmethoden in Anwendung kommen:


Reducir.
Schmelzen.

1) Reducirendes Schmelzen mit schwarzem Fluss.


Schwefelfreie Bleiglätte, Mennige, schwefelfreier
[167]§. 82. Reduc. u. solvir. Schmelzen.
Abstrich. 1 Probircentner wird mit dem Dreifachen schwarzen
Fluss oder Potasche und 30—35 % und mehr Mehl bei einer Koch-
salzdecke in einer Tute oder einem hohen Bleischerben nach dem
Abflammen im Muffelofen während 20—30 Min, im Windofen nach
dem Durchschlagen der Flamme während 13—15 Min. in völligen
Fluss gebracht. Abstrich ist strengflüssiger, als Glätte, und giebt
ein antimonhaltiges sprödes Bleikorn, welches beim nochmaligen
Umschmelzen mit Potasche reiner wird, indem sich Antimon
theilweise verschlackt. Bei einem Schwefelgehalt der Glätte und
des Abstrichs fügt man zur Beschickung 5—10 % Eisen.


Weiss-, Gelb-, Roth-, Grün- und Scheelbleierz wer-
den wie die vorhergehenden Substanzen behandelt, wobei die
ans Bleioxyd gebundene Säure entweder entweicht (Weissbleierz)
oder sich bei nicht zu hoher Schmelztemperatur mit dem Alkali
verbindet (Gelb-, Grün-, Scheelbleierz) oder zu Oxyd reducirt
wird, welches sich ebenfalls mit dem Alkali vereinigt (Roth-
bleierz). Die Anwesenheit strengflüssiger Erden kann einen Zu-
satz von 20—30 % Boraxglas, sowie längere Schmelzzeit er-
fordern, bis Alles in dünnen Fluss gerathen ist. Bei einem
Arsengehalt des Grünbleierzes fügt man 5—10 % Eisen zu.


2) Reducirendes und solvirendes Schmelzen.Reduc. solvir [...]
Schmelzen.


Bleiischer Herd, wird wie Glätte verschmolzen, nur
giebt man zur Verschlackung des Kalkgehaltes einen Zuschlag
von 25—50 % Borax oder Glas. — Bleischlacken mit ¼ bis
mehreren Procenten Blei als: saure strengflüssige Erz-
schlacken
werden (1—2 Ctr. je nach dem Bleigehalt) mit
dem 3fachen Potasche und Mehl, 20—40 Pfd. Borax und bei
einem Schwefelgehalt (wenn sie nicht vorher abgeröstet sind) mit
5—10 Pfd. Eisen beschickt und unter einer Kochsalzdecke nach
dem Abflammen unter der Muffel 1—1½ Stunden je nach ihrer
Strengflüssigkeit in heller Rothglühhitze geschmolzen, damit sich
die reducirten Bleitheilchen aus der hinreichend dünnflüssigen
Schlacke zu einem Korn vereinigen können. Bei sehr armen,
¼—½ % Blei enthaltenden Schlacken vertheilt man wohl als
Ansammlungsmittel für das Blei über die Beschickung einige
Pfund (in Przibram z. B. 3 Pfd.) feine Silberschnitzeln gleich-
mässig. — Basische leichtflüssigere Erzschlacken, sowie
Bleisteinschlacken erhalten neben Potasche, Mehl und,
wenn nöthig, 5—10 % Eisen einen Zuschlag von 50—100 %
Boraxglas oder Glas oder beides zusammen und man schmilzt
im Windofen nach dem Durchschlagen der Flamme ½—¾, im
[168]I. Blei. Proben für Bleilegirungen.
Muffelofen nach dem Abflammen ¾—1 Stunde. — Abstrich-
und Glättefrischschlacken mit bis 20 % Blei und mehr
schmilzt man mit dem 3fachen Potasche und Mehl (25—30 %
von ersteren) und 20—25 Pfd. Boraxglas unter einer Kochsalz-
decke im Windofen ½—¾, im Muffelofen ¾—1 Stunde
oder weniger bis zum Eintritt völligen Flusses.


Reduc.-präci-
[...]it.Schmelzen.

3) Reducirendes oder solvirend - reducirendes
Schmelzen mit Eisen bei schwefel- oder arsenhalti-
gen Substanzen
.


Abzug, Bleirauch, Bleivitriol, Geschur und Ge-
krätz, Flammofenrückstände
etc. schmilzt man wie Ab-
strich, nur mit Zusatz von 10—30 % Eisen je nach dem Bleigehalt.


Manche Glätte, Abstrich, Herd und Bleischlacken
mit einem Schwefelgehalt behandelt man wie die gleichnamigen
Producte, aber bei Zusatz von 5—10 % Eisen.


III. Abschnitt.
Bleilegirungen.


Probirmetho-
den.

§. 83. Allgemeines. Auf trocknem Wege lässt sich in Le-
girungen das Blei nur selten und dann um so ungenauer be-
stimmen, je ärmer die Legirung, z. B. aus der Differenz durch
Gaarmachen eines bleiischen Kupfers.


Man muss deshalb den nassen Weg anwenden und zwar
giebt in manchen Fällen (z. B. für Werkblei, Hartblei,
Kiehnstöcke, Darrlinge
etc.) die Schwefelsäureprobe
brauchbare Resultate.


Modi-
ficationen.

§. 84. Schwefelsäureprobe. Dieselbe erleidet einige Modifi-
cationen, je nachdem die Bleilegirung Antimon oder Zinn
enthält oder nicht.


Antimon- und
zinnfreie Legir.

1) Von antimon- oder zinnfreien Legirungen wird
1 Ctr. durch Salpetersäure zersetzt, die Lösung mit Schwefel-
säure zur Trockne gedampft und die trockne Masse wie S. 164
angegeben weiter behandelt. Entsteht beim Lösen in Salpeter-
säure ein weisses krystallinisches Salz, so kann dies in Salpeter-
säure unlösliches, bei Zusatz von Wasser aber lösliches salpeter-
saures Bleioxyd sein.


Antimonhalt.
Legir.

2) Antimonhaltige Bleilegirungen hinterlassen beim
Lösen in Salpetersäure einen auch bei Wasserzusatz unlöslichen
[169]§. 84. Schwefelsäureprobe.
weissen Rückstand, welcher je nach dem Concentrationsgrad und der
Menge der Säure Antimonoxyd, Antimonsäure, antimonsaures An-
timonoxyd und antimonsaures Bleioxyd enthalten kann und beim
Abdampfen mit Schwefelsäure entweder gar nicht oder nur unvoll-
ständig gelöst wird. Derselbe bleibt beim schwefelsaurem Bleioxyd
zurück und macht das daraus ausgeschmolzene Blei antimonhaltig.


In solchem Falle behandelt man 1 Ctr. Probirgut wie ein
antimonhaltiges Erz (S. 164).


3) Zinnhaltige Legirungen oxydirt man durch mässigZinnhaltige
Legirungen.

starke Salpetersäure, verdünnt mit Wasser, filtrirt das entstan-
dene unlösliche, allerdings nicht ganz bleifreie Zinnoxyd ab,
wäscht aus, dampft das Filtrat mit Schwefelsäure zur Trockne
und behandelt die trockne Masse wie bei einer Erzprobe (S. 164)
weiter. Der Rückstand auf dem Filter kann noch auf Zinn
probirt werden.


II. Kupfer.


§. 85. Allgemeines. Es giebt eine grosse Anzahl vonEintheilung d.
Kupferproben.

Kupferproben auf trocknem, gewichts- und massanaly-
tischem
und colorimetrischem Wege von verschiedenem
Werthe. Am zeitraubendsten, kostspieligsten und ungenauesten
sind die Proben auf trocknem Wege, weshalb man dieselben
neuerdings auf Hüttenwerken vielfach durch einfachere und
sicherere Proben auf nassem Wege ersetzt hat.


§. 86.Classification der Kupferproben. Die Aus-Classification
der Kupfer-
proben.

wahl einer Probirmethode hängt theils von dem Kupfergehalt
der Substanz, theils von ihrer chemischen Zusammensetzung ab
und lassen sich in dieser Beziehung die am häufigsten ange-
wandten Methoden wie folgt classificiren:


I. Proben auf trocknem Wege.


Dieselben werden um so ungenauer, je kupferärmer das Probirgut.


A. Substanzen, welche das Kupfer an Schwefel,
Antimon oder Arsen gebunden enthalten
, als: Ku-
pferkies
Cu Fe mit 34,59 Cu; Buntkupfererz mit 56—
58 % Cu als Cu 3 Fe, mit 60—64 % als Cu 9 Fe2 und mit 70 %
als (Cu, Fe)27 Fe; Kupferglanz Cu mit 79,86 Cu; Kupfer-
indig
Cu mit 66,48 Cu; Silberkupferglanz Ag + Cu mit
31,19 Cu und 53,08 Ag; Cuproplumbit Cu + 2 Pb mit
[170]II. Kupfer.
19,92 Cu und 65,01 Pb; Fahlerz und zwar Antimonfahlerz
(Fe, Zn)4 Sb + 2 (Ag, Cu)4 Sb mit 15—37 Cu und 3—17,
selten bis 32 Ag, Arsenfahlerz von verschiedener Zusammen-
setzung, z. B. (Cu, Fe)7 As 2 mit 41—51 Cu, Arsen-Anti-
monfahlerz
, quecksilberfrei mit 30—40 Cu und 0,3—10 Ag,
quecksilberhaltig mit 30—36 Cu, 0—0,33 Ag und 0,5—17 Hg;
Bournonit Cu 3 Sb + 2Pb 3 Sb mit 13,03 Cu und 42,54 Pb.;
Enargit Cu 3 As mit 48,2 Cu; Kupfersteine (Fe, Zn, Pb)
(Cu, Fe) 2; Kupferspeisen, Verbindungen von As mit Cu,
Fe, Ni, Co, und gemengt mit Fe, Fe, Pb, Cu, Zn, Ag, Sb, As,
Siliciummetallen etc.


1) Deutsche Kupferprobe. Rösten, Schmelzen auf
Schwarzkupfer und Gaarmachen desselben auf der Capelle oder
auf dem Scherben.


2) Englische oder cornische Kupferprobe. Roh-
schmelzen auf Stein, Schwarzmachen des gerösteten Steins,
Gaarschmelzen des Schwarzkupfers und Schlackenschmelzen.


B. Oxydische und gesäuerte Substanzen, als: Roth-
kupfererz
Cu mit 88,8 Cu; Kupferschwärze Cu mit
79,8 Cu; Malachit Cu C + Cu H mit 57,3 Cu, Lasur 2 Cu C
+ Cu H mit 55,1 Cu; Kupfervitriol Cu S + 5 H mit
25,3 Cu; Kieselkupfer als Dioptas Cu 3 Si2 + 3 H mit
39,9 Cu und Kupfergrün Cu 3 Si 2 + 6 H mit 35,7 Cu; Ata-
camit
Cu Cl + 3 Cu + 3 H mit 59,4 Cu und 2 (Cu Cl + 3 Cu)
+ 9 H mit 56 Cu; Phosphorkupfer, Kupferphosphat mit
wechselnden Mengen Kupferoxydhydrat und 50—56 Cu; Ku-
pferarseniate
mit 30—35 Cu; kupferhaltige Schlacken,
Krätzen, Pickschiefer, geröstete Erze
, desgl. Leche
und Speisen etc.


1) Schmelzen auf Schwarzkupfer und Gaarmachen desselben.


2) Rösten mit Kohle bei Anwesenheit von Schwefel- und
Arsensäure, Schwarz- und Gaarmachen.


C. Kupferlegirungen und gediegen Kupfer, werden auf
Capelle oder Scherben gaargemacht, insofern sie nicht zu viel
fremde Beimengungen enthalten, in welchem Falle der nasse
Weg vorzuziehen.


II. Proben auf nassem Wege.


A. Gewichtsanalytische Proben für reichere und ärmere
Substanzen.


[171]§. 86. Classification d. Kupferproben.

1) Modificirte schwedische Probe für Gehalte bis
zu etwa 1 % Cu.


2) Kupfersulphürprobe, auch für niedrigere Gehalte.


B. Massanalytische Methoden.


1) Probe mit Cyankalium nach Parkes.


2) Pelouze’s Probe mit Schwefelnatrium.


C. Colorimetrische Proben.


1) Heine’s Probe für sehr kupferarme Substanzen.


2) Proben von Jacquelin, v. Hubert und Müller für
reicheres und ärmeres Probirgut.


I. Abschnitt.
Trockne Proben.


§. 87. Allgemeines. Die Proben auf trocknem Wege sindWerth dieser
Proben.

zeitraubend und kostspielig, erfordern viel Uebung und geben
um so ungenauere Resultate, je ärmer das Probirgut ist. Beim
Rösten führt das erforderliche wiederholte Aufreiben leicht zu
mechanischen Verlusten und es bedarf einer vollständigen Ent-
fernung des Schwefels, wofür man kein ganz sicheres Erkennungs-
mittel hat; beim Schwarzmachen beeinflussen der Grad der
Röstung, die Temperatur und die Wahl der Beschickung das
Resultat und beim Gaarmachen, einem viel Uebung erfordernden
unbequemen Prozess, findet stets eine grössere oder geringere
Kupferschlackung statt.


Auch die Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut
übt einen beachtenswerthen Einfluss auf das Resultat aus.
Während Antimon, Arsen und Zink nicht schaden und
bis auf geringe Mengen verflüchtigt werden, führt Blei beim
Rösten leicht zu Sinterungen und somit zu unvollständiger Entfer-
nung des Schwefels und auch zu grössern Verschlackungsverlusten
beim Gaarmachen. Gold und Silber sammeln sich entweder
vollständig (deutsche Kupferprobe) oder unvollständig (englische
Kupferprobe) im Gaarkupfer an und lassen sich darin durch
Abtreiben mit einer grössern Menge Blei bestimmen. Kobalt
und Nickel gehen zum grössten Theil ins Gaarkupfer, machen
somit das Resultat ungenau und erfordern eine vorherige Schei-
dung auf nassem Wege. Zinn erschwert, weil es sich theils
[172]II. Kupfer. Trockne Proben.
verschlackt, theils im Kupfer bleibt, die Bestimmung des
letzteren.


Wegen dieser Uebelstände ist die trockne Kupferprobe auf
vielen Hüttenwerken durch eine nasse Probe, meist die Schwe-
felsäure-, Kupfersulphür- oder Cyankaliumprobe zur genauern
Kupferstimmung, namentlich in anzukaufenden Erzen und Pro-
ducten ersetzt und seltener zur Probirung von Erzen (England),
als von Zwischenproducten (Lechen, Schwarzkupfer) behuf Con-
trole des Hüttenprozesses oder Prüfung der Qualität des ausge-
brachten Kupfers noch beibehalten.


Eintheilung d.
trocknen
Proben.

Man unterscheidet die deutsche und englische Kupfer-
probe
. Zuweilen stellt man mit kupferarmen Substanzen
Probeschmelzungen im Grossen an und untersucht dann
die dabei fallenden Producte auf ihren Kupfergehalt, z. B. im
Mansfeld’schen Kupferschiefer.


1. Kapitel.
Deutsche Kupferprobe.

Theorie der
deutschen Ku-
pferprobe.

§. 88. Allgemeines. Die deutsche Kupferprobe beruht auf
folgenden chemischen Thatsachen: ursprünglich im oxydischen
Zustande vorhandene oder durch eine möglichst vollständige
Röstung in solchen versetzte schwefel-, arsen- oder antimon-
haltige Substanzen werden einem reducirenden und solvirenden
Schmelzen (Schwarzmachen) bei einer gewissen Temperatur
unterworfen, bei welcher das Kupferoxyd reducirt und die fremden
Metalloxyde nebst vorhandenen Erden verschlackt werden sollen.
Da man die Temperatur hierbei nicht völlig in der Gewalt hat,
so reduciren sich neben Kupfer auch andere Metalle (Eisen,
Zink, Blei, Zinn, Wismuth, Nickel, Kobalt, Antimon, Arsen etc.)
und geben damit Schwarzkupfer. Durch ein solvirend-oxy-
direndes Schmelzen (Gaarmachen) wird dieses in reines Kupfer
(Gaarkupfer) verwandelt, indem sich die leichter oxydabeln
fremden Metalle verschlacken, während die edlen oder mit dem
Kupfer auf nahezu gleicher Stufe der Oxydirbarkeit stehenden
Metalle (Nickel, Kobalt) mehr oder weniger beim Kupfer bleiben
und das Resultat der Probe beeinträchtigen.


Probirmetho-
den für die
verschiedenen
Substanzen.

Hiernach kann man Kupferlegirungen sofort dem Gaar-
machen, oxydische Substanzen dem Schwarzmachen oder,
[173]Deutsche Probe. §. 88. Allgemeines.
wenn sie reich und von andern reducirbaren Metallen frei sind,
gleichwie gediegen Kupfer sofort einem Schmelzen auf Gaar-
kupfer unterwerfen (z. B. Rothkupfererz, Kupfercarbo-
nate, Atacamit); Substanzen mit einem Gehalt
an
Schwefel, Antimon, Arsen oder den Säuren dieser Radi-
cale
bedürfen einer sorgfältigen Abröstung, namentlich die schwe-
felhaltigen, worauf sie einem reducirend-solvirenden Schmelzen
auf Schwarzkupfer, seltener gleich auf Gaarkupfer (z. B. Kupfer-
glanz, bleifreie Kupferconcentrationssteine) unterworfen werden.


Den im Vorhergehenden angeführten Operationen lässt
man zum möglichst vollständigen Ausbringen des Kupfers wohl
noch ein Schmelzen des Erzes auf Stein, der dann zur
Röstung gelangt, in nachstehenden Fällen vorangehen:


a) Enthält das Probirgut schwefelsaure Salze, welche sich
beim Rösten nicht zersetzen lassen (Gyps, Schwerspath
etc.) und demnächst beim Schwarzmachen zur Bildung von
Schwefelkupfer Veranlassung geben würden, so muss man 1 Pro-
bircentner davon mit 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas, 10 Pfd.
Kolophonium, — und bei nicht hinreichendem Schwefelgehalt
mit 20 Pfd. Schwefel und 20—25 Pfd. kupferfreiem Schwefel-
kies — in einer Kupfertute gemengt, mit Kochsalz bedeckt und
einem Kohlenstückchen darauf (S. 112), bei bedeckter Tute etwa
½ Stunde in der Muffel oder ¾ Stunden im Windofen schmelzen,
bis die Masse in völligen Fluss gekommen ist. Dabei bildet
sich unter Verschlackung der Erden ein kupferhaltiger Lech,
welcher wie Erz geröstet wird. Gyps erzeugt sich beim Rösten
leicht, wenn das Probirgut neben Schwefelmetallen Kalkspath
enthält.


b) Von armen oxydischen Erzen wird 1 Probircentner
in einer Kupfertute auf eine Unterlage von 20—25 Pfd. kupfer-
freiem Schwefelkies und 20 Pfd. Schwefel gethan, darauf ein
Gemenge von 1 Ctr. Boraxglas, 1 Ctr. Glas und 20—25 Pfd.
Kolophonium geschüttet, eine Kochsalzdecke gegeben und wie
vorhin behandelt.


c) Arme geschwefelte Erze werden in Quantitäten von
5—10 und mehr Centnern mit 15—20 % kupferfreiem Schwefel-
kies und 50—100 % Borax in vorhinniger Weise auf Rohstein
verschmolzen; auch beschickt man wohl das zuvor geröstete
Erz mit 20 % Schwefelkies, 20 % Schwefel und der hinreichen-
den Menge Borax und Glas. Der Kupferverlust bei diesem
Concentrationsschmelzen ist geringer, als bei directem Schmelzen
[174]II. Kupfer. Trockne Proben.
des gerösteten Erzes auf Schwarzkupfer, weil sich dabei ein ge-
ringer Kupfergehalt fast ganz in den verschlackten Erden
verliert.


Vorbereitung
nickel- und
kobalthaltiger
Substanzen.

Bei einem geringen Kupfergehalt lässt sich in nickel- und
kobalthaltigen Substanzen das Kupfer nach der Plattner’-
schen Nickelprobe (§. 108) ungefähr bestimmen; bei grösseren
Kupfergehalten aber, z. B. wenn Kupfer und Nickel in gleicher
Menge vorhanden sind, wird diese Probe zu ungenau und man
scheidet nach Winkler’s Verfahren1) das Kupfer zweckmässig
in nachstehender Weise vom Nickel, bevor ersteres auf trocknem
Wege weiter behandelt wird:


Man digerirt das Probirgut in einem kleinen Becherglase
mit Salzsäure und einigen Tropfen Salpetersäure, bis vollständige
Zersetzung eingetreten, filtrirt, wäscht mit kaltem Wasser aus,
thut in das nicht zu verdünnte, völlig kalte Filtrat von Zeit
zu Zeit unter Umrühren ein kleines Löffelchen voll Eisenpulver
(S. 139) und lässt ¼ — ½ Stunde stehen, wo dann alles Kupfer
gefällt ist, so dass die Lösung von Schwefelwasserstoff nicht mehr
gebräunt wird. Bei Anwendung einer heissen Lösung oder des
Zinks als Fällungsmittel würde auch Nickel mit niedergeschlagen
werden. Das mit Antimon, Arsen etc. verunreinigte Cement-
kupfer wird filtrirt, mit kaltem Wasser ausgewaschen, getrocknet,
sammt Filter auf einem Röstscherben unter der Muffel geglüht
und für das Schmelzen auf Schwarzkupfer in später anzugebender
Weise beschickt.


Erste Opera-
tion. Rösten.

§. 89. Rösten von Schwefel, Antimon, oder Arsen enthaltenden
Substanzen.
1 Probircentner oder so viel fein geriebenes Probir-
gut, dass das daraus ausgebrachte Gaarkupferkorn nicht viel über
Strengflüssige
Substanzen.
10 Pfd. wiegt, wird bei zum Sintern weniger geneigten
Substanzen
mit 2 Volum Holzkohlenpulver oder besser mit
20—25 % Graphit (S. 112) oder reinem Kokspulver in S. 28 an-
gegebener Weise vorsichtig geröstet, bis sich keine schweflige
Säure mehr entwickelt. Dann reibt man die erkaltete Probe im
eisernen Mörser fein auf, mengt etwa 10 % Kohlenpulver ein,
erhitzt abermals bis zum Glühen und Verschwinden des Geruches
nach schwefliger Säure und wiederholt diese Operation je nach
dem Schwefelgehalt oder der grössern oder geringern Leichtig-
keit des Röstens noch ein oder mehrere Mal. Häufig genügt
ein zweimaliges Aufreiben bei 2—3 stündiger Röstzeit, wo dann
[175]Deutsche Probe. §. 89. Rösten.
ein gut geröstetes Material, ohne noch Dämpfe von schwefliger
oder arseniger Säure auszustossen, ein völlig erdiges, wolliges
Ansehen ohne gesinterte, noch metallisch glänzende Partien und
unverbrannte Kohle zeigt und je nach dem Kupfergehalt bei
reichen Substanzen eine schwärzliche, bei kupferärmeren und
eisenreichern eine röthliche Farbe und bei viel erdigen Gang-
arten eine graue Farbe hat. Bei schwieriger röstenden Substan-
zen, z. B. bleiglanzhaltigen, reibt man die Probe zuletzt statt
mit Kohle mit 20—40 % kohlensaurem Ammoniak (S. 30) in
einem eisernen Mörser zusammen und glüht zur Entfernung etwa
noch vorhandener Schwefelsäure, welche Operation der Sicherheit
halber sich auch für leichter röstende Substanzen empfiehlt.


Leicht sinternde Substanzen (Antimon- und Arsen-Leichtschmel-
zige Sub-
stanzen.

fahlerze, besonders erstere, Kupferantimon- und Kupfer-
wismuthglanz, Bournonit, Kupferglanz, bleihaltige

und an Schwefelkupfer reiche Leche) werden anfangs bei
ganz schwacher Temperatur je nach ihrer Schmelzbarkeit für sich
oder mit Holzkohlenpulver, nicht mit Graphit geröstet, und bedarf
es dann eines wiederholten Aufreibens und Kohlenzusatzes. Um
bei schon in den niedrigsten Temperaturen sinternden Queck-
silberfahlerzen
durch zu rapide Quecksilberverflüchtigung
mechanische Verluste zu vermeiden, werden dieselben ohne
Kohlenpulver in die nur warme Muffel gebracht und erst Kohle
eingemengt, nachdem bei der allmälig steigenden Temperatur
das Quecksilber langsam weggeraucht ist.


Substanzen, welche schwefel-, antimon- und arsensaure SalzeGesäuerte
Substanzen.

enthalten (Kupfervitriol, im Grossen geröstete Erze und
Steine, Cementkupferschliege
, manche Schlacken etc.)
werden gleich mit Kohle reducirend geröstet und nöthigenfalls
zuletzt mit kohlensaurem Ammoniak geglüht.


Wesentlich ist beim Rösten die vollständige Entfer-
nung des Schwefels
, welcher sonst beim Schwarzmachen
wegen Bildung von Schwefelkupfer Kupferverluste veranlasst,
auch ins Schwarzkupfer geht und bei dessen Gaarmachen Sprühen
veranlasst. Ein Rückhalt von Antimon und Arsen, in basischen,
das Röstgut zuweilen grünlich oder bräunlich färbenden Salzen
vorhanden, schadet nicht, trägt vielmehr zur Ansammlung des
Kupfers beim Schwarzmachen bei und lässt sich beim Gaarmachen
hinreichend entfernen.


§. 90. Reducirend-solvirendes Schmelzen (Schwarzmachen). DasZweite Opera-
tion. Schwarz-
machen.
Theorie.

Röstgut oder nicht geröstete oxydische Substanzen werden
[176]II. Kupfer. Trockne Proben.
bei einer gewissen, nicht zu hohen Temperatur einem reduciren-
den und solvirenden Schmelzen unterworfen, wobei Kupferoxyd
reducirt und fremde Metalloxyde und Erden verschlackt werden
sollen. Die Zuschläge müssen völlig schwefelfrei sein und
Reductions-
mittel.
zwar verwendet man als Reductionsmittel einen je nach dem
Kupfer- und Eisengehalt des Probirgutes in seiner Zusammen-
setzung (gewöhnlich 2—2½ Weinstein und 1 Salpeter) variiren-
den schwarzen Fluss (S. 126) oder ein Gemenge von Pot-
asche
oder wasserfreier Soda mit 30—35 % Weizenmehl
(S. 113) an. Bei reichen oxydischen Producten muss man mit
dem Mehlzusatz bis 50 % steigen. Da sowohl Weinstein, als
Salpeter einen schädlichen Gypsgehalt besitzen können, so ist
dem schwarzen Fluss ein leichter schwefelfrei zu erhaltendes
Gemenge von reiner Soda und Mehl vorzuziehen, und zwar ge-
nügt das 2½—3 fache Gewicht von dem der angewandten Pro-
besubstanz. Zu viel Kohle im Reductionsmittel macht die Be-
schickung zu strengflüssig, bei Mangel daran verschlackt sich
leicht Kupfer und färbt die Schlacke roth. Kupferoxyd und
Oxydul reduciren sich leicht; ersteres, bei Glühhitze entstehend,
ist eine schwache Base, letzteres, in höherer Temperatur bei
Schmelzhitze gebildet, hat dagegen grosse Verwandtschaft zur
Kieselsäure.


Solvirungs-
mittel.

Als Solvirungsmittel wirkt einestheils der Alkaligehalt
des Reductionsmittels, anderntheils ein Zusatz von Borax oder
Glas oder beider, und zwar wendet man bei sauren Gangarten
im Probirgute 20—30 % Borax, bei basischen bis 50 % Borax
und 50 % Glas, gewöhnlich pro Ctr. 25 Pfd. = 1 Probirlöffel
voll Borax und 30—50 Pfd. = 2 Löffel voll Glas an. Sind die
Erze sehr strengflüssig, z. B. durch einen Quarzgehalt, so lässt
man wohl das strengflüssigere Glas ganz weg und ersetzt das-
selbe durch Borax.


Nimmt man zu viel Solvirungsmittel, so verschlackt sich
leicht Kupfer und färbt die Schlacke roth, was auch, wie be-
merkt, bei Mangel an Kohle eintreten kann. Bei Mangel an
Solvirungsmittel reduciren sich fremde Metalloxyde in grösserer
Menge und geben ein unreineres, beim Gaarmachen grössere
Verluste erleidendes Kupferkorn.


Ansamm-
lungsmittel.

Da das erst bei 1170°C. schmelzende Kupfer, namentlich
bei ärmeren Substanzen, schwierig zu einem Korne zusammen-
geht, so wendet man für dasselbe meist Ansammlungsmittel
an, welche sich mit dem Kupfer verbinden, eine leichtflüssigere
[177]Deutsche Probe. §. 90. Schwarzmachen.
Legirung erzeugen, auch dasselbe vor Verschlackung schützen,
demnächst aber beim Gaarmachen sich mehr oder weniger leicht
entfernen lassen und zu einer Kupferverschlackung beitragen oder
nicht. Ohne Ansammlungsmittel bei der erforderlichen hohen
Temperatur geschmolzen, geben die Proben unreineres Schwarz-
kupfer und unrichtigere Resultate, indem leicht Metallkörnchen
in den Schlacken hängen bleiben. Als Ansammlungsmittel ver-
wendet man hauptsächlich:


Glätte. Das daraus reducirte Blei giebt zwar mit dem
Kupfer eine leichtflüssige Legirung, führt aber beim Gaarmachen
zu Kupferverlusten, indem von 10 Thln. Blei etwa 1 Thl. Kupfer
verschlackt wird. Man wendet dieses Mittel deshalb seltener
und dann nur bei kupferreicheren Substanzen (über 30—40 %
Cu) in Mengen von 5—20 % an. Metallisches Blei mengt sich
mit dem Probirgut weniger leicht, als Glätte. Schon bleihal-
tiges Probirgut erhält kein Ansammlungsmittel.


Metallisches Arsen (Fliegenstein), besonders bei eisen-
haltigen, an andern fremden Metallen armen Substanzen in
Mengen von 5—10 % bei reicherem und bis 15 % bei ärmerem
Probirgut, wo dann das gebildete Arseneisen (am besten 2—
3 %) das Kupfer beim Gaarmachen vor Oxydation schützt.


Zu viel Arsen verlangsamt bei seiner grossen Verwandt-
schaft zum Kupfer das Gaaren und schützt dann, nachdem das
Arseneisen verschlackt ist, das Kupfer bei seiner Verbrennung
nicht hinreichend gegen Oxydation.


Das beim Gaaren erhaltene Kupfer ist auf dem Bruche grau
und nicht sehr geschmeidig von einem Rückhalt an Arsen,
welcher bei in richtiger Temperatur ausgeführter Gaarprobe den
geringen Verschlackungsverlust ausgleicht. Sehr kupferarmen
Schlacken
mengt man bis 40 % Arsen zu oder glüht sie mit
der Hälfte oder dem gleichen Gewicht Arsen in einer Kupfer-
tute, ähnlich wie bei der Nickelprobe (§. 107), und fügt dann
die übrige Beschickung zu der gefritteten Masse.


Antimonoxyd. Kommt gewöhnlich in Quantitäten von
5—20 % zur Anwendung bei Substanzen, welche ausser Eisen
noch andere fremde Metalle enthalten. Bei seiner geringeren
Verwandtschaft, als Arsen, zum Kupfer geht das Gaaren rascher,
das wegrauchende Antimon schützt, wie schon Hollunder (II, 72)
angiebt, durch sein Verbrennen das Kupfer gegen Oxydation
und das deutlich bemerkbare Aufhören des Rauchens und das
dann folgende Blicken zeigen den Punct der Gaare gut an.


Kerl, Probirkunst. 12
[178]II. Kupfer. Trockne Proben.

Es empfiehlt sich deshalb und Winkler1) hat neuerdings auch
wieder darauf aufmerksam gemacht, so viel Probirgut einzuwägen,
dass das daraus ausgebrachte Gaarkupferkorn nicht viel über
10 Pfd. wiegt, und dem Röstgut beim Schwarzmachen ¼—½ Ctr.
feingepulvertes metallisches Antimon zuzusetzen. Das beim
Gaaren erfolgende Korn ist völlig roth auf dem Bruche, enthält
aber noch 0,1—0,2 % Antimon, ohne dass jedoch dadurch der
Richtigkeit der Probe Eintrag gethan wird, und bekommt in Folge
dessen erst bei ziemlich weit getriebenem Aushämmern Kantenrisse.


Da bei eisenfreien Substanzen sowohl beim Schwarzmachen,
als Gaarmachen leicht eine Kupferverschlackung eintritt, so fügt
man solchen Proben 5—10 % Eisenfeile oder Eisendraht,
seltener Eisenoxyd 2) zu.


Beispiele
für Be-
schickungen.

Dem Vorstehenden gemäss setzt man beispielsweise für die
bezeichneten Substanzen folgende Beschickungen zusammen:


1) Geröstete Erze und Producte:


Freiberger Beschickungen für reinen Kupferkies pro
Ctr.: 15 % Arsen, 50 % Borax und 40 % Glas; Buntkupfer-
erz
15 % Arsen, 40 % Borax und 40 % Glas; Fahlerz 10 %
Arsen, 25 % Glas, 30 % Borax und 8 % Eisen; eisenreichere
Steine wie Kupferkies oder Buntkupfererz, sehr kupferreiche
bei ¼—½ Ctr. Abwage mit 5 % Arsen und 50, 60—100 %
Glas; zu sämmtlichen Proben das 3 fache vom Probirgut schwar-
zen Fluss. Eine für viele Fälle passende Beschickung besteht
aus 1 Ctr. Erz, 2½—3 Ctr. schwarzem Fluss, 10 Pfd. Arsen, 25
Pfd. (1 Probirlöffelchen voll) Borax, 30—50 Pfd. Glas (2 Löffel-
chen voll) und 2—3 Ctr. Kochsalz.


Zu Müsener Hütte wird 1 Ctr. Probirgut (Erze und Hüt-
tenproducte) — nachdem nur drei anfangs bedeckte Scherben in
der Mitte der Muffel bei allmälig gesteigerter Temperatur unter
öfterem Umrühren ihres Inhalts mit einem Haken bis zum Auf-
hören der Entwicklung von schwefliger Säure, dann noch 10
Min. stark erhitzt worden, sodass die ganze Röstung 1½—2 Stun-
den dauert — mit 4 Ctr. schwarzem Fluss (2 Weinstein und
1 Salpeter) und bei eisenschüssigen Erzen mit 20—25 Pfd. Glas,
bei quarzigen und thonigen mit 15 Pfd. Borax und 5 Pfd. Kalk-
stein beschickt.


Im Mansfeldschen wird 1 Ctr. Kupferstein — zuerst
[179]Deutsche Probe. §. 90. Schwarzmachen.
¼ St. lang vorn in der Muffel geröstet, dann aufgerieben und
¾ St. im hintern Theil der Muffel geröstet — mit 1 Ctr. Glas,
15—20 Pfd. Eisenfeilspänen und 2½ Ctr. schwarzem Fluss (2
Weinstein und 1 Salpeter) ½ Stunde lang im Windofen ge-
schmolzen; ähnlich, nur ohne vorherige Röstung, behandet man
die Rückstände von der Ziervogel’schen Extraction.


Die Winkler’sche Beschickung (S. 178) besteht so-
wohl für geröstete Substanzen, als für aus nickelhaltigem Pro-
birgut abgeschiedenes Kupfer (S. 174) aus soviel Probirgut, dass
daraus ein Gaarkupferkorn von nicht viel über 10 Pfd. Gewicht er-
folgt, ¼—½ Ctr. reinem Antimon, einem Stückchen Eisen von
5—10 Pfd. Gewicht, dem 3 fachen eines aus 3 Thln. Soda und
1 Thl. Mehl bestehenden Flusses und der nöthigen Menge Borax.
Die grössere Menge des angewandten Antimons trägt zu einer
vollkommneren Ansammlung des Kupfers bei.


2) Oxydische Substanzen.


Freiberger Beschickungen: Arme Erze mit basischen
Gangarten 10 % Arsen, 30—40 % Borax und 20—25 % Glas,
desgl. solche mit sauren und basischen Gangarten 12 % Arsen,
30 % Borax und 30 % Glas, desgl. mit sauren Gangarten 10 %
Arsen, 60 % Borax und 15 % Glas, bei Mangel an Eisen und
Abwesenheit sonstiger Metalle noch bei den genannten Erzen
1—10 % Eisenfeile neben dem 3 fachen schwarzen Fluss. —
Reichere Erze erhalten neben den übrigen bezeichneten Zu-
schlägen nur 5—10 % Arsenzuschlag oder besser Antimon und
bei den wohl mit Bleioxyd verschmolzenen reichsten fügt man
ausser den obigen Zuschlägen noch 5—10 % Kohlenpulver zum
schwarzen Fluss. Kupferärmere Schlacken werden geröstet
oder ungeröstet mit 25 bis 30, die ärmsten mit bis 50 % Arsen
versetzt oder damit in der angegebenen Menge geglüht (S. 177);
kupferreichere Schlacken mit weniger, z. B. Gaar-
schlacken
mit 5 % Arsen (wenn sie bleifrei sind), 30 % Bo-
rax und 30 % Glas.


Von Mansfelder Spur- und Schwarzkupferschla-
cken
wird 1 Ctr. mit 1 Ctr. Glas und 1 Ctr. grauem Fluss (3 Wein-
stein und 2 Salpeter), um die Reduction von Eisenoxyd mög-
lichst zu verhüten, bei einer Kochsalzdecke beschickt, wo dann
das Korn um so tiefer sitzt, je schwerer es ist.


Man reibt das Probirgut mit ⅓ schwarzem Fluss, dem An-Schmelzen.
sammlungsmittel (Bleioxyd, Arsen, Antimon) und der Eisenfeile,
wenn solche erforderlich ist, in einem Mörser zusammen, thut
12*
[180]II. Kupfer. Trockne Proben.
das Gemenge rasch in eine Kupfertute (Taf. VI. Fig. 81—83),
giebt darauf die übrigen ⅔ schwarzen Fluss, dann Borax und
Glas, hierauf eine Kochsalzdecke und auf diese ein Stückchen
Kohle (S. 112). Das Kochsalz muss schwefelfrei (S. 135) sein.
Plattner fand, dass ein Kochsalz mit 8 % schwefelsauren Salzen
bei einer 25—30 % Kupfer enthaltenden Probe 2—3 % Kupfer
aufnahm. Bei zu grossem Kohlenstückchen (über 12 Mm. Wür-
felseite) wird zu viel Kochsalz von demselben eingesogen und
es kann sich leichter Kupfer oxydiren. Zur Beförderung der
Reduction reibt man einen Theil des schwarzen Flusses mit dem
Probirgut zusammen und der andere darüber gedeckte Theil
verhindert, dass beim Aufschäumen der Masse das Erz etc.
ausser Berührung mit demselben kommt.


Man setzt die mit einem Deckel versehenen Tuten entweder
im Muffelofen bei vor dieselben gelegten Kohlen oder im Wind-
ofen allmälig einer Gelbrothglühhitze während etwa ½ Stunde
nach dem Abflammen im Muffelofen oder dem Durchschlagen
der Flamme im Windofen aus (im Ganzen etwa 1 Stunde).


Beurtheilung
des Ausfalls
der Proben.

Bei gut gerathenen Proben erhält man über dem gutge-
flossenen König eine vollständig geschmolzene licht- bis dunkel-
grüne, durchsichtige, glasige, gleichförmige, leicht zerspringbare
und leicht von dem Regulus zu trennende Schlacke bei nicht
roth gefärbter Kochsalzdecke. Auf dieser muss sich noch ein
Stückchen unverbrannter Kohle befinden. War kein Ansamm-
lungsmittel zugesetzt, so kann der König bei richtig getroffener
Beschickung und Temperatur roth und ziemlich hämmerbar sein,
bei Zusatz von Ansammlungsmitteln oder wenn sich eine grössere
Menge fremder Oxyde reducirt hat, ist derselbe weissgrau oder
schwarz. Rothe Färbung von Schlacke und Kochsalz deutet auf
Kupferverschlackung in Folge zu geringen Kohlenstoffgehaltes
oder zu grossen Gehaltes an Solvirungsmittel in der Beschickung
oder einer zu hohen oder zu anhaltenden Temperatur. Bei
einem Schwefelgehalt des Röstgutes ist der Regulus mit einer
dunklen spröden Steinlage, welche beim Entschlacken verloren
geht, umgeben und die Schlacke ist schwarz und undurchsichtig
in Folge eines Gehaltes an Schwefelmetallen.


Bei zu strengflüssiger Beschickung (z. B. in Folge eines zu
bedeutenden Kohle- oder Quarzgehaltes) ist die Schlacke un-
gleichförmig, nicht vollständig geflossen und es finden sich
Schwarzkupfertheilchen in derselben vertheilt.


Modi-
ficationen.

§. 91. Gaarmachen des Schwarzkupfers. Bei reinem, sich gleich-
[181]Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.
bleibendem Probirgut stellt man zuweilen ohne Zusatz von
Ansammlungsmittel ein Schwarzkupfer dar, welches bei rother
Farbe und hinreichender Geschmeidigkeit nicht noch gaar ge-
macht wird, sondern von dessen Gewicht man nur einen gewissen
durch die Erfahrung oder die Analyse ermittelten Gewichtstheil
für fremde Bestandtheile abzieht, z. B. im Mansfeld’schen 1)
(S. 178) von den Kupferstein-Schwarzkupferkönigen ½—¾ %, im
Siegen’schen. 2) Ein unreineres Schwarzkupfer oder Kupfer-Theorie.
legirungen bedürfen jedoch noch einer weiteren Reinigung, eines
Gaarmachens, durch ein oxydirendes und solvirendes Schmel-
zen, wobei die fremden Bestandtheile früher oxydirt und vom Solvi-
rungsmittel (Bleioxyd, Borax) aufgelöst werden, als das Kupfer.
Setzt man den Oxydationsprozess dann noch weiter fort, so
wird auch Kupfer verschlackt. Bei zu niedriger Temperatur
verschlackt sich neben Eisen etc. auch schon Kupfer als Oxyd;
Kupferoxydul entsteht nur bei höherer Temperatur.


Es erfordert grosse Uebung, den Punct, wo das Kupfer
rein geworden ist (wo es blickt), deutlich zu erkennen, und da
die Probe bei dem hohen Schmelzpuncte des Kupfers in hoher
Temperatur durchgeführt werden muss, auch nur immer wenige
Proben (höchstens 4) zu gleicher Zeit angestellt werden können,
so gehört das Gaarmachen zu den unangenehmsten dokimastischen
Arbeiten, wird aber auf Hüttenwerken namentlich für im Grossen
erhaltene Schwarzkupfer häufig noch angewandt, weil man,
wenn nicht viel Proben vorliegen, bei erworbener Uebung in
kürzerer Zeit ein wenn auch nur mehr oder wenig annähernd
richtiges Resultat, als beim nassen Wege erhält. Von wesent-Fremde Bei-
mengungen.

lichem Einflusse auf die Erfolge des Gaarmachens sind die frem-
den Beimengungen im Kupfer der Qualität und Quantität nach.
Wie bereits angeführt, schützt ein Eisengehalt das Kupfer vor
Verschlackung und wird, wenn er im Probirgut fehlt, beim
Schwarzmachen (S. 178) zugesetzt. Arsen und Antimon
wirken in gleicher Weise günstig, ersteres weniger als letzteres
(S. 177). Nickel und Kobalt weichen hinsichtlich ihrer Oxy-
dirbarkeit nicht viel vom Kupfer ab und erschweren die Tren-
nung, indem beim Verschlacken derselben auch viel Kupfer in
die Schlacke geht, weshalb man sich, statt eines Bleizusatzes
beim Gaarmachen, zu ihrer vorherigen Abscheidung am besten
[182]II. Kupfer. Trockne Proben.
des nassen Weges bedient (S. 174). Zinn erschwert bei
seiner schwierigen Löslichkeit in Borax das Gaaren sehr, giebt
strengflüssige Schlacken und erfordert deshalb, in grösserer
Menge vorhanden (Bronze, Kanonenmetall), die Anwendung
des nassen Weges. Zink giebt ebenfalls ein schwer schmelz-
bares Oxyd und lässt sich, in grösserer Menge vorhanden,
(z. B. im Messing) beim Gaarmachen nicht gehörig entfernen.
Blei führt stets zur Verschlackung von Kupfer, indem sich eine
Verbindung von Bleioxyd und Kupferoxydul erzeugt. Für blei-
reiche und kupferärmere Legirungen muss deshalb der nasse
Weg gewählt werden. Gold und Silber bleiben im Gaarkupfer
und lassen sich durch Abtreiben mit einer hinreichenden Menge
Blei (siehe Silber und Gold) abscheiden, so dass das Kupfer aus
der Differenz bestimmt werden kann.


Methoden des
Gaarmachens.

Das Gaarmachen des Schwarzkupfers geschieht entweder
mit Blei auf der Capelle, seltener im Scherben, oder mit
Gaarmachen
mit Blei.
Borax auf dem Scherben. Bei ersterem, für bleiische oder
auch sehr unreine Schwarzkupfer angewandt, bildet sich beim
oxydirenden Schmelzen Bleioxyd, welches fremde Metalle kräftig
oxydirt, sich damit verbindet und in die Capelle zieht oder
auf dem Scherben eine Schlacke bildet, aber auch stets eine
nicht unbedeutende Kupferverschlackung herbeiführt.


Um letztere in Rechnung bringen zu können, macht man
entweder eine Gegenprobe (Verzehrungsprobe) mit reinem
Gaarkupfer oder rechnet dem Gaarkupfer erfahrungsmässig auf
jede 10 oder in manchen Gegenden auf jede 5 Pfd. Gewichts-
verlust vom Schwarzkupfer (Schwärze) 1 Pfd. Kupfer, sowie
auf jede 10 Pfd. zugesetztes Blei noch 1 Pfund Kupfer zu.
Dieses Verfahren ist jedoch ungenau, weil die Menge des oxy-
dirten Kupfers nach der Qualität der fremden Metalle, der Tem-
peratur und andern noch nicht näher gekannten Umständen
schwankt. Wo viele Proben zu machen sind, fördert dieses
Verfahren nicht, da man jedesmal nur eine Probe mit Schwarz-
kupfer und eine Gegenprobe mit Gaarkupfer machen kann.
Das Blicken des Kupfers wird sehr deutlich erkannt. Bleireiche
und kupferarme Kupfer erhalten einen Zusatz von Gaarkupfer,
welcher demnächt wieder in Abrechnung gebracht wird.


Gaarmachen
auf dem Scher-
ben mit Borax.

Dieses Verfahren ist genauer, als das vorige und man kann
ohne Gegenprobe gleichzeitig 2—4 Proben auf einmal anstel-
len, dagegen muss dasselbe bei noch höherer Temperatur
durchgeführt werden und erfordert wegen des undeutlicheren
[183]Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.
Blickens mehr Uebung. Die besten Resultate hinsichtlich des
Kupferausbringens und der Erkennung des Blickens erhält man
bei Zusatz von Antimon (S. 178) beim Schwarzkupferschmelzen.
Bei unreinen Kupfern setzt man wohl behuf kräftigerer Oxyda-
tion der fremden Metalle neben Borax auch etwas Blei auf den
Scherben, hat dann aber mehr Kupferverlust, welcher nach obiger
Zurechnung ausgeglichen wird.


Gewöhnlich wiegt man die Kupferkörner bis auf ganzeAuswägen des
Gaarkupfers.

Pfunde aus, seltener auf ½ oder gar ¼ Pfd. Letzteres geschieht
z. B. nach Leithner1) bei den Schmelzhütten der oberungari-
schen Waldbürgerschaft, wo nachstehende Ausgleichungsdifferen-
zen gestattet sind:


  • bei Probenausfällen von unter 5 Pfd. ½ Pfd ausgleichbare Differenz
  • „ Proben von 5 Pfd. bis unter 10 „ 1 „ „ „
  • „ „ „ 10 „ „ „ 20 „ 1½ „ „ „
  • „ „ „ 20 „ „ „ 40 „ 2 „ „ „
  • „ „ „ 40 „ und darüber 2½ „ „ „

A. Gaarmachen mit Blei.


1. Auf der Capelle.Capellenprobe
mit Blei.


Je nach dem Bleigehalt der Schwarzkupfer kommen folgendeModi-
ficationen.

Modificationen vor:


a) Bleifreie oder bleiärmere Kupfer. 25—50 Pfd.Bleifreie
Kupfer.

Schwarzkupfer werden je nach ihrer Reinheit, namentlich nach
dem Bleigehalt, mit dem 2—4 fachen Kornblei auf einer an der
Vorderseite etwas abgeschliffenen Capelle in der Weise behan-
delt, dass man auf die in der Muffel an drei Seiten mit grossen
abgeäthmeten Holzkohlen umgebene weissglühende Capelle zu-
nächst in einem Skarnitzel das Blei und wenn dieses bei ge-
schlossener Muffelmündung angetrieben ist, das Kupfer im Skar-
nitzel ins Blei setzt. die Muffel wieder schliesst und bei möglichst
hoher Temperatur antreiben lässt (Oberharzer Hütten). Auch
theilt man wohl das Kornblei in 2 Theile, setzt erst 1 Thl. Blei
und das Kupfer auf die Capelle, wenn dieses durchgeglüht ist,
den andern Theil Kornblei und lässt antreiben. Sobald dies ge-
schehen, erniedrigt man die Temperatur etwas und lässt bei
theilweise geöffneter Muffelmündung — indem man die Tem-
peratur gegen das Ende steigert, wo das reiner werdende Kupfer
immer strengflüssiger wird, — so lange Luft zutreten, bis die auf
der Oberfläche des Kupfers wahrnehmbaren Glätteperlen ver-
schwunden sind, also das Treiben aufgehört hat und das Kupfer
[184]II. Kupfer. Trockne Proben.
blickt. In demselben Augenblick schüttet man zur Verhütung
einer Oxydation des Kupfers aus einem langgestielten Löffel
Kohlenstaub auf das Korn, nimmt die Capelle aus dem Ofen
und senkt sie so in Wasser ein, dass der König nicht heraus-
fällt, welcher dann nach dem Ablöschen gereinigt und durch
Filtrirpapier von adhärirendem Wasser befreit wird. Gleichzeitig
mit dieser Hauptprobe hat man eine Gegenprobe mit dersel-
ben Menge Gaarkupfer (zerschnittenem Kupferblech) und Blei
ausgeführt, indem man zwei Capellen neben einander in die
Mitte der Muffel gestellt, auf beide Seiten derselben und
hinten grobe Holzkohlen zur Hervorbringung der erforderlichen
Temperatur gelegt und die Capellen in Weissgluth versetzt hat.
Die Gegenprobe bringt man unter möglichst gleichen Verhält-
nissen mit der Hauptprobe zum Blicken.


Nach Entfernung der Capellenmasse und dem Abtrocknen
der Könige, wie bemerkt, werden dieselben verwogen und was
das Gaarkupfer an Gewicht verloren hat, dem Gewicht des vom
Schwarzkupfer stammenden Korne zugerechnet, indem man —
allerdings irrthümlicher Weise — annimmt, dass bei der Haupt-
probe von der zugesetzten Bleimenge ebensoviel Kupfer ver-
schlackt ist, als bei der Gegenprobe mit Gaarkupfer.


War das Schwarzkupfer bleiisch, so findet noch eine zweite
Zurechnung von durch den Bleigehalt verschlacktem Kupfer in der
Weise statt, dass man die Differenz zwischen dem Gewicht des
angewandten Schwarzkupfers und dem daraus erfolgten Gaar-
kupferkönig als Blei betrachtet und berechnet, wie viel Kupfer
dieses Blei nach dem Ausfall der Gegenprobe verschlackt haben
wird.


Wesentlich zum Gelingen dieser Probe ist eine hinreichend
hohe Temperatur; man muss die Muffelmündung sofort auf kurze
Zeit zulegen, wenn ein eintretendes Dunkelerwerden des Capellen-
randes ein Herabgehen der Hitze anzeigt. Sollte die zu Anfang
auf die Capelle gesetzte Masse nach einiger Zeit noch nicht ein-
geschmolzen sein, so findet dieses zuweilen dann gleich statt,
wenn man bei ein wenig geöffneter Muffelmündung Luft zu-
treten lässt.


Bleireiches
Kupfer.

b) Bleireiches Kupfer. Erhält man bei vorwaltendem
Blei kein Kupferkorn mehr, so fügt man zum Schwarzkupfer
(z. B. 25 Pfd.) eine gleiche Menge Gaarkupfer (25 Pfd.) und
treibt beide mit der 3fachen Menge Blei (150 Pfd.) ab. Die
Gegenprobe stellt man mit derselben Menge Blei (150 Pfd.) und
[185]Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.
der doppelten Menge des zur Hauptprobe zugesetzten Gaar-
kupfers (50 Pfd.) an rechnet den bei der Gegenprobe entstandenen
Kupferverlust (z. B. 10 Pfd.) dem bei der Hauptprobe erhaltenen
Gaarkupfergehalt (z. B. 20 Pfd.) zu und zieht davon zuletzt
die zugesetzte Kupfermenge (25 Pfd.) ab, so erhält man den
Kupfergehalt im Schwarzkupfer (5 Pfd.)


Bei kupferhaltigem Blei setzt man 2 Ctr. davon mit
½ Ctr. reinem Kupfer auf die eine und 2 Ctr. reines Blei mit
½ Ctr. reinem Kupfer auf die andere Capelle und treibt ab.
Erhielt man z. B. von der ersten Capelle 28 Pfd., von der an-
dern 38 Pfd. Kupfer, so waren in 2 Ctr. des kupferhaltigen
Bleies 38—28= 10 Pfd. Kupfer enthalten.


2) Auf dem Scherben.Scherbenprobe
mit Blei.


Zur Müsener Hütte1) wird das von 1 Ctr. Probirgut
(S. 178) erhaltene Schwarzkupfer auf einen mit Glätte ausgerie-
benen weissglühenden Gaarscherben gesetzt, 50 Pfd. Kornblei
und auch wohl einige Pfund Borax zugefügt und zur möglich-
sten Verminderung der Kupferverschlackung die Hitze bei fast
ganz geschlossener Muffel bedeutend gesteigert.


Sobald das Kupfer in der sich fortwährend vermehrenden
bräunlichen Schlacke blickt, kühlt man den Scherben in Wasser
ab. Der durch eine Gegenprobe mit Gaarkupfer ermittelte Kupfer-
verlust wird der Hauptprobe zugerechnet. Auf 10 Pfd. Blei ver-
schlackt sich etwa 1 Pfd. Kupfer. Das Gaarmachen auf der
Capelle hält man für noch schwieriger wegen minder sicheren
Einhaltens des richtigen Hitzgrades. — Im Mansfeld’schen macht
man ½ Ctr. Schwarzkupfer mit 8 Pfd. Blei auf dem Scherben gaar.


B. Gaarmachen mit Borax auf dem Scherben.Scherbenprob [...]
mit Borax.


Die Erscheinungen beim Gaarmachen weichen etwas ab, je
nachdem beim Schwarzkupferschmelzen als Ansammlungsmittel
Antimon, Arsen oder Blei genommen worden. Auch setzt man
wohl einige Procent dieser Stoffe, wenn sie in dem Probirgute
nicht vorhanden, beim Gaarmachen selbst zu, um das Kupfer
leichtschmelziger zu machen oder das Gaaren zu befördern, na-
mentlich Blei bei einem Nickel- und Kobaltgehalt.


Geht der Kupfergehalt des Probirgutes unter 1 % hinunter,
so fügt man zu demselben das 3—4 fache von dem zu erwarten-
den Gaarkupfergehalt an Gold, dessen Mehrgewicht dann den
Kupfergehalt ergiebt.


[186]II. Kupfer. Trockne Proben.
Antimonhalt.
Kupfer.

1) Antimonhaltiges Schwarzkupfer. Man bildet in
der Muffel durch 3 grosse Kohlen oder besser durch Koks einen
Raum zur Aufnahme von 2—4 Gaarscherben (Taf. VI. Fig. 80),
macht diese weissglühend, setzt den Borax in einem Skar-
nitzel und, wenn er geschmolzen ist, das Schwarzkupfer auf den
Scherben, indem man bei 20—40 Pfd. schweren Schwarzkupfer-
königen die gleiche Menge Borax, bei über 40pfündigen nur
40 Pfd. Borax und bei weniger als 20 Pfd. haltigen immer
20 Pfd. Borax nimmt. Bei zu viel Borax oder zu tiefem Scher-
ben bedeckt die Schlacke das Korn zu sehr und der Luftzutritt
zu demselben wird behindert. Man schmilzt nun den Inhalt der
Scherben bei vorgelegter Kohle und geschlossener Muffelmün-
dung möglichst rasch ein, indem man bei Steinkohlenöfen sofort
nach dem Schliessen der Muffel schürt, wobei dann die Muffel
hellroth bis weiss sein muss. Dauert das Einschmelzen zu lang,
so bildet sich eine Oxydhaut und es verschlackt sich leichter
Kupfer. Ein schwefelhaltiges Kupfer sprüht beim Aufsetzen.
Sobald das Korn eingeschmolzen ist, öffnet man die Muffelmün-
dung etwas und lässt Luft zutreten, worauf das Korn zu treiben
beginnt, indem unter Verdampfen von etwas Antimon das Eisen
sich in Schuppen abscheidet und vom Borax aufgelöst wird,
desgleichen auch Antimon als antimonige Säure und antimon-
saures Salz. Während dessen ist das Korn oberflächlich trübe,
wird aber blank, sobald das Eisen entfernt ist, und es dampft
dann noch bei gehörigem Luftzutritt ohne Kupferverschlackung
Antimon weg. Hat das Dampfen etwas nachgelassen und ist
das Korn nach einigen Minuten ziemlich klein geworden, so
nimmt man den Scherben mit einer Backenzange aus dem Ofen,
hält ihn vorsichtig auf Wasser, sodass das Wasser nicht direct
mit dem flüssigen König in Berührung kommt, und zieht erste-
ren, sobald das Metallkorn erstarrt ist, zur gehörigen Abkühlung
mehrere Male durchs Wasser. Der entschlackte König wird
nochmals in dem möglichst heissen Ofen mit Borax behandelt,
um die letzten Antheile Antimon zu verdampfen. Alsbald hört
das Rauchen auf und das meergrün erscheinende Kupfer blickt
mit Regenbogenfarben. Nach dem Blicken erstarrt das Kupfer,
da es in reinem Zustande in der Muffel schwer flüssig zu erhal-
ten ist, und sinkt wohl in der Schlacke unter, wenn eine hin-
reichende Menge davon vorhanden. So lange das Korn noch
nicht gaar ist, bleibt es bei hinreichender Hitze auf dem Scher-
ben beweglich.


[187]Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.

Damit es sich nicht mit einer rothen Kupferoxydulhaut
überzieht, nimmt man den Scherben nach dem Blicken rasch
aus dem Ofen und kühlt ihn in vorhinniger Weise ab, wo dann
bei richtiger Wahrnehmung dieses Augenblicks die sehr geringe
Kupferverschlackung durch einen Rückhalt des Königs von 0,1—0,2 %
Antimon aufgewogen wird. Die Schlacke ist höchstens
unterwärts der Stelle, wo der König gelegen hat, etwas rothge-
färbt. Letzterer zeigt beim Breitklopfen rothe, bei mehr Antimon
graue Farbe auf dem Bruche und erhält erst bei ziemlich weit
getriebener Ausplattung Kantenrisse.


Noch nicht gaares Kupfer kann äusserlich roth sein, hat
aber einen grauen Bruch; übergaares Kupfer ist spröde, äusser-
lich dunkelroth, hat statt eines körnigen einen mehr geflossenen
oder bei hoher Uebergaare schuppigen Bruch bei gleichzeitig
rother Schlacke. Bei Anwesenheit von Antimon oder Arsen ist
der Bruch niemals so schön, wie beim Vorhandensein von Blei.
Reines Gaarkupfer hat eine reine Kupferfarbe, gleichförmig
körnigen Bruch bei Rosafarbe auf demselben und ist ductil.


Bei einem grössern Eisengehalt kann es erforderlich werden,
wenn sich der Borax damit gesättigt hat und der König nicht
mehr gehörig arbeitet, denselben mehrmals zu entschlacken und
mit frischem Borax in Berührung zu bringen. Zweckmässig ist
es, vom Probirgut nur so viel einzuwägen, dass das Gaarkupfer-
korn nicht über 10 Pfd. wiegt. Mit zunehmender Grösse des-
selben muss die Hitze gesteigert werden und es bleibt leichter ein
störender Antimongehalt im Gaarkupfer. Bei gut ausgeführten
Proben differiren dieselben dann höchstens um 5—10 Pfdthle.
Man stellt gewöhnlich nur 2 Proben gleichzeitig an; nur sehr
geübte Probirer können 4 Proben auf einmal übersehen.


2) Arsenhaltiges Kupfer. Man behandelt das Probir-Arsenhaltiges
Kupfer.

gut ganz so, wie ein antimonhaltiges, schmilzt bei hoher Tem-
peratur möglichst rasch ein und lässt sich unter Luftzutritt die
fremden Bestandtheile oxydiren. Das Arsen raucht theils weg,
theils geht dasselbe als arsensaures Eisenoxyd in die Schlacke.
So lange noch Eisen vorhanden ist, zeigt sich das Korn ober-
flächlich trübe, wird aber mit dessen Abscheidung blank und
bleibt dies auch während der nun noch folgenden Arsenver-
flüchtigung, wenn die Temperatur hinreichend hoch ist. Sobald
auch das Arsen entfernt ist, blickt das Kupfer nur kurze Zeit
mit Regenbogenfarben und erhält, wenn man es nicht rasch
herausnimmt und in vorhin angegebener Weise abkühlt, eine
[188]II. Kupfer. Trockne Proben.
Kupferoxydulhaut und wird trübe. Das Blicken ist weniger
deutlich, als bei antimonhaltigem Kupfer, indem das Aufhören
des Arsendampfes sich weniger markirt, als das des Antimon-
rauches.


Hört der König während der Operation mit Arbeiten auf,
so kann dies in Folge der zu sehr gesunkenen Temperatur —
wo dann eine Temperaturerhöhung hilft — oder durch eine
Uebersättigung des Borax geschehen sein, in welchem letzteren
Falle die sonst schwarzgrüne Schlacke oberflächlich tomback-
braune glänzende Blättchen von basisch arsensaurem Eisenoxyd
zeigt. In solchem Falle muss man den König ausschlacken und
mit frischem Borax behandeln, weil durch ein Nachsetzen von
Borax auf den alten Scherben die Masse zum völligen Erstarren
gebracht werden kann. Wenn es irgend angeht, sucht man
ein mehrmaliges Aufsetzen des Königs auf einen neuen Scherben
zu vermeiden, weil dabei wegen bereits stattgehabter Ver-
schlackung des grössten Theils Eisen mehr Kupferverlust ent-
steht, als wenn man das Gaaren in einer Tour vollendet. Man
fügt deshalb wohl auf den ursprünglichen Scherben Borax nach,
aber dann nur ganz im Anfang, wenn die Schlacke völlig flüssig
und der König noch nicht blank ist. Hat das Blankwerden
einmal stattgefunden, so ist auch selten ein Boraxzusatz nöthig,
wenn der Ofen heiss genug gehalten wird. Nur sehr unreine
Schwarzkupfer werden in einer Periode nicht gaar. Bei sehr
arsenhaltigem Kupfer bricht in starker Hitze eine den König
jedesmal hebende Arsenflamme hervor und denselben umgiebt
ringsum fortwährend ein blauer Schein von verbrennendem
Arsen.


Bleihaltiges
Kupfer.

3) Bleihaltiges Schwarzkupfer. Man verfährt im
Allgemeinen, wie bei antimon- und arsenhaltigem Schwarzkupfer,
nur gaart bleihaltiges Schwarzkupfer bei der kräftig oxydi-
renden Wirkung des gebildeten Bleioxydes unter Dampfen bei
deutlichem Treiben rascher, blickt, ähnlich wie auf der Capelle,
bei grössern Körnern deutlicher, führt aber immer eine grössere
Kupferverschlackung herbei, welche durch erfahrungsmässige Zu-
rechnung (S. 182) ausgeglichen werden muss. Bei kleinen Kö-
nigen ist aber das Blicken auch nicht deutlich zu gewahren und
man nimmt die Probe für gut an, wenn sie nicht mehr dampft.


Die Schlacke von bleiischem Kupfer zeigt am Rande eine
grünblaue Färbung, rings um den Kupferkönig herum und unter
demselben eine cochenillrothe.


[189]Englische Probe. §. 92. Allgemeines.

Im Mansfeldschen macht man die SchwarzkupferkörnerBeispiele.
von Rohstein und Concentrationsstein mit Borax und 4—6
Pfd. Blei gaar und rechnet auf 1 Pfd. Blei ¼ Pfd. Kupferver-
schlackung.


Zu Agordo1) werden beim Verschmelzen der Cement-
kupfer auf Schwarzkupfer 2 Thle. Blei hinzugefügt und das er-
folgende bleiische Schwarzkupfer mit Borax auf einer nicht ab-
sorbirenden Capelle von bituminösen Schiefern gaar gemacht.
Man rechnet auf 100 Gramm Blei 0,01 Grm. Kupferverlust.


Nennt man das Gewicht des Königs = p, das des zugesetzten Bleies = p1,
so ist der Verlust 0,1. 0,01 p. p1 und der wirkliche Kupfergehalt p + 0,001
p. p1.


2. Kapitel.
Englische oder cornische Kupferprobe.

§. 92. Allgemeines. Diese dem englischen Kupferhütten-Werth der
Probe.

prozesse nachgebildete Probirmethode giebt ähnliche, meist aber
noch grössere Verluste, wie dieser, und mag so zu dessen Con-
trole dienen, eignet sich aber weniger für den Erzankauf, da
die Resultate dieser Probe mit dem Aermerwerden der Erze sich
um so mehr von der Wahrheit entfernen. Nach Percy2) bringt
man auf den Waleser Kupferhütten gegen die cornische Probe
8—9 % Kupfer mehr aus und hat bei letzterer gegen die nasse
Probe bei Erzen mit 15—7 % Kupfer 20—24 %, und bei Erzen
mit 3—½ % Kupfer 40—66 % Verlust. Nach Moissenet3) be-
trägt dieser Verlust bei 6—7 procentigen Erzen nicht unter
20 % des ganzen Kupfergehaltes und steigt bei ärmeren auf
30—40 %. Auch erfordert die cornische Probe viel und nur
durch eine andauernde Praxis zu erlangende Uebung, nament-
lich ein sehr geübtes Auge, gestattet aber die Beurtheilung der
Qualität des Kupfers, welche auf den Erzpreis von Einfluss ist.


Je nach dem ungefähren Metallgehalt, welcher durch eineProbemenge.
Vorprobe — gewöhnlich ein Verwaschen in einer gestielten
15 Cm. weiten und 40 Mm. hohen Kupferschale, seltener eine
Untersuchung vor dem Löthrohr oder auf nassem Wege oder
[190]II. Kupfer. Trockne Proben.
eine Schmelzung auf Stein oder durch den praktischen Blick
erkannt wird, wiegt man bei einem Kupfergehalt unter 10 %
400 Grän (S. 103), bei 10—30 % 200 Grän und bei reicheren
Substanzen 100 Grän gepulvertes und durch ein Sieb mit 40—
60 Löchern pro engl. Linearzoll geschlagenes Probemehl ab.


Modificatio-
nen.

Erze mit einem Kupfergehalt unter 30 % werden zur Ver-
minderung der Kupferverluste zuvor auf einen Stein verschmolzen
und zwar entweder direct, wenn sie ohne Weiteres einen passend
zusammengesetzten Stein geben (Buntkupfer erz, Gemenge
von Kupferoxyd
und Schwefelkupfer) oder bei Schwefel-
armuth mit Schwefel oder Schwefel und Eisen (Schwefel-
kupfer, Schlacken, oxydische Erze, geröstete anti-
mon-
oder arsenhaltige Erze) oder bei Schwefelüberschuss
im theilweise abgerösteten Zustande (Kupferkies mit oder ohne
Schwefelkies, Zinkblende, Bleiglanz etc.). — Substanzen mit mehr
als 30 % Kupfer verschmilzt man nicht auf Rohstein, sondern
macht sie entweder gleich gaar (gediegen Kupfer) oder ver-
schmilzt sie auf Schwarzkupfer und zwar im rohen (oxydische
und kohlensaure Erze) oder im gerösteten Zustande (Ver-
bindungen des Kupfers mit Schwefel, Antimon oder Arsen).


Fig. 71 auf Taf. VI zeigt die Einrichtung eines cornischen
Kupferproben-Laboratoriums (S. 74).


Operationen.

§. 93. Manipulationen. Je nach seiner chemischen Beschaf-
fenheit unterwirft man das Probirgut verschiedenen Operationen.


Rösten.

1) Rösten. Schwefelreiche Erze werden gewöhnlich 10 Min.,
bei Anwesenheit von Blende, Bleiglanz, Schwefelkies etc bis ½
Stunde bei allmälig steigender Temperatur in einem grösseren mit
Röthel ausgestrichenen, im Brennmaterial festgestellten cornischen
Tiegel (Taf. VI Fig. 90a) in einem unbedeckten Windofen
(Taf. III. Fig. 35) (von etwa 46 Cm. Tiefe, 24 Cm. Breite und
30 Cm. Länge für 12 Proben) unter stetem Umrühren mit einem
Eisenspatel (S. 109) geröstet, bis die blaue Schwefelflamme auf-
hört und das nicht gesinterte, sandig gewordene Röstgut äusser-
lich braunroth und innerlich schwarz erscheint. Die Tiegel wer-
den mit einer Backenzange (Taf. VII. Fig. 130d) gefasst und
wohl zur Abkühlung in einen Eisenring gesetzt.


Zuweilen röstet man das Erz gar nicht und entfernt beim
Rohschmelzen den Schwefelgehalt theilweise durch einen Sal-
peterzusatz. Es erfordern z. B. 100 Grain Kupferkies 75 Grain
Salpeter), um einen Stein mit 50 % Kupfer zu geben, 100 Schwe-
felkies 180 Grain Salpeter.


[191]Englische Probe. §. 93. Verfahren.

Bei Anwesenheit von Antimon und Arsen röstet man
scharf ab, zuletzt unter Zusatz von Koks- oder Anthracitpulver.
Fehlt es dann im Röstgut an Eisen und Schwefel, so giebt man
passende Zuschläge davon. Ein unangenehmer Bestandtheil ist
Bleiglanz, indem selbst bei länger fortgesetzter Röstung, wobei
leicht Sinterung eintritt, das Blei beim demnächstigen Schmelzen
weniger in die Schlacke, als in den Stein geht. Durch Zusatz von
etwas Eisen beim Rohschmelzen lässt sich kupferhaltiges Blei aus-
scheiden; es muss aber hinreichend Schwefeleisen in der Probe sein.


2) Schmelzen auf Rohstein. Zur Verschlackung derRohstein-
Schmelzen.

Erden und der beim Rösten gebildeten fremden Metalloxyde,
sowie zur Ansammlung des Kupfers in einem Stein mit 40—60,
durchschnittlich 50 % Kupfer mengt man das Röstgut in dem
Tiegel, worin die Röstung geschah, mit 200—250 Grain trocknem
Borax, 200 Grain Aetzkalk, 200 Gr. Flussspath, 150 Gr. Glas
und etwa 50—100 Gr. Quarz, letztere beiden zum Schutz der
Tiegel gegen Corrosion, namentlich wenn viel Schwefelkies
vorhanden war und stärker geröstet werden musste. Oben auf
kommt eine Kochsalzdecke. Gewöhnlich misst man die Reagen-
tien nur in einem etwa 34 Mm. weiten, flachen Löffel und nimmt
dann 1¼ Löffel Borax, 1 Löffel Flussspath, 1 Löffel Aetzkalk,
½ Löffel Glas und ¼ Löffel Quarz. Zum Schmelzen von 4
Proben dienen etwas engere Oefen, als beim Rösten, z. B.
von 46 Cm. Tiefe, 20 Cm. Breite und 25 Cm. Länge. Man
lässt die mit einer rostartig durchbrochenen Schaufel aufgegebenen,
bis nahe an den Fuchs reichenden Koks vollständig durch-
glühen, erzeugt durch Wegnehmen einzelner Stücke davon Löcher
zur Aufnahme des Tiegels, wirft auf deren Sohle ein Stück
kalten Koks, setzt den Tiegel darauf und umgiebt ihn ebenfalls
mit kalten Koks, wenn die Erze vorher geröstet waren. Wollte
man die Tiegel bei solchem Erz gleich in die volle Gluth bringen,
so würden sie leicht reissen. Ist bei bedecktem Windofen die
Masse nach etwa 20 Min. in Fluss gekommen, so fügt man zur
bessern Ansammlung der Steintheilchen aus einer gestielten
Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 b) noch etwas Fluss hinzu, be-
stehend aus 1 Löffel voll Kalk, 1 Löffel voll eines Gemenges
von 2 Thln. Flussspath und 1½ Thl. Borax und nach Bedürf-
niss Salpeter oder schwefelhaltige Substanzen, um einen weder
zu kupferreichen, noch zu kupferarmen Stein zu erhalten, welcher
in beiden Fällen schlechter röstet. Zu arme, also schwefelreiche
Beschickungen erhalten einen Salpeterzusatz (etwa ½ Löffel voll),
[192]II. Kupfer. Trockne Proben.
zu schwefelarme (z. B. oxydische oder zu stark geröstete Erze)
Schwefelkies oder ein Gemenge von Eisenoxyd und Schwefel
oder Weinstein und Schwefel. Man erkennt vor dem Zusatz des
Flusses einen Schwefelüberschuss an dem lebhaften Blasenwerfen
in der Mitte der geschmolzenen Masse, einen Mangel an Schwefel
an der auf der Schmelze erscheinenden azurblauen Flamme,
welche wahrscheinlich dadurch entsteht, dass Kupfer, statt sich
zu schwefeln, verschlackt wird und mit dem Chlor des Koch-
salzes jene Flamme bildet.


Bei zu armen Königen setzt man je nach dem Schwefelgehalt
3—9 dwts (S. 103) Salpeter hinzu; bei zu reichen Königen wählt
man, wobei die Erfahrung das richtige Verhältniss an die Hand
geben muss, eine der folgenden Compositionen: 3 dwts Salpeter,
1 dwts Weinstein; desgl. 3 und 2—2½ desgl. 3 und 2 und
1 dwt Schwefel; desgl. 3, 2 und 2; desgl. 3, 2½ und 2½. Bei
zu schneller Schmelzung wirkt wegen zu frühen Niedersinkens
des Königs der Salpeter unvollständig ein.


Die gehörig geschmolzene Masse wird in eine eiserne Giessform
(Taf. VII. Fig. 133) gethan, diese im Wasser abgekühlt, umge-
kippt, die Schmelze unterwärts in Wasser abgekühlt und der König
vorsichtig entschlackt, wobei eine gute Schlacke beim losen
Drücken in eckige Fragmente zerbricht, sich leicht vom König
trennen lässt und beim Zerklopfen keine eingeschlossenen Stein-
theilchen zeigt. Bei Mangel an Flussspath oder Kalk entsteht
eine glasige, stark an dem König anhaftende, bei einem Ueber-
mass davon eine dickflüssige, den Tiegel stark angreifende
Schlacke. Unreine, kupferhaltige Schlacken werden nochmals
mit Schwefel oder Schwefelkies umgeschmolzen. Bei 40—60,
dchschn. 50 % Kupfergehalt ist der König bronzefarbig, glän-
zend, oberflächlich convex, rissig und spaltig, leicht zu zer-
brechen und zu pulvern. Mit abnehmendem Kupfergehalt wird
derselbe messinggelb bis eisengrau, matt, äusserlich rauh, ober-
flächlich mehr flach und zuweilen blasig, härter und schwieriger
zu zerkleinern. Zu reiche Könige sind mehr rund, äusserlich
sehr glatt und blank bei halbmetallischem Glanze und dunkler
Farbe, auf dem Bruche muschlig, dicht und stark stahlblau, sie
sind härter und bei ihrem grössern Gehalt an Schwefelkupfer
sintern sie beim Rösten leicht. Die bezeichneten Eigenschaften
werden durch einen Gehalt an Blei, Zink, Antimon, Arsen etc.
verändert. Zur Beurtheilung der Könige muss der frische
Bruch des völlig erkalteten Kornes betrachtet werden oder
[193]Englische Probe. §. 93. Verfahren.
man lässt den König so weit erkalten, dass er keine Anlaut-
farben mehr bekommt, und thut einen Tropfen Wasser darauf,
worauf er leicht zu zerbrechen ist.


Zum Halten der Könige, Schlacken etc. dient eine stäh-
lerne oder kupferne Zange (Taf. VI. Fig. 123 a).


Hat man mehrere Könige, so legt man jeden in einen
kleineren, zu seiner demnächstigen Schmelzung bestimmten Tiegel
(Taf. VI. Fig. 90 b), numerirt die Tiegel mit Röthel und versieht
jeden derselben äusserlich noch mit zweierlei Zeichen oben und
unten. Das eine Zeichen soll den nach dem Aussehen des Königs
taxirten Kupfergehalt desselben angeben, um danach beim nach-
folgenden Steinschmelzen die zu nehmende Salpetermenge zu
normiren, und bedient man sich dazu nachstehender Symbole
mit darunter gesetztem, dadurch bezeichnetem Kupfergehalt:

Das zweite Symbol bezeichnet die taxirte Grösse des Steins
und, da diese von dem Kupfergehalt des Erzes wesentlich ab-
hängt, zugleich auch den muthmasslichen Kupfergehalt des
Erzes, um danach demnächst beim Steinschmelzen die anzuwen-
dende Weinsteinmenge abschätzen zu können, welche mit der
Grösse des Steins wächst. Nachstehende Symbole mit den
sie bezeichnenden procentalen Kupfererzgehalten darunter sind
üblich:

Danach bezeichnet z. B.

das Erz Nr. 2 mit 50—55 % Kupfer im Stein und 20 % Kupfer
im Erz. Bei einem Antimon- und Arsengehalt macht man den
Stein möglichst reich, z. B. 65 procentig.


Gerade die Taxation dieser Gehalte nach dem Augenmasse
erfordert eine bedeutende Uebung.


3) Rösten des Rohsteins. Die Rohsteinkönige werdenRohstein-
röstung.

in einem messingnen Mörser mit Schliessdeckel und oberhalb
desselben um das Pistell gelegtem Handtuche zur Verhütung
des Stäubens feingestossen und entweder im Tiegel im Wind-
ofen geröstet, indem man zu Anfang fortwährend 15—20 Min.
lang rührt, dann seltener und die Röstung ½—1 Stunde fort-
Kerl, Probirkunst. 13
[194]II. Kupfer. Trockne Proben.
setzt — oder man vertheilt das Steinpulver auf mehrere Röst-
scherben und röstet unter der Muffel unter wiederholtem Auf-
reiben und Einmengen von jedesmal etwa 20 Grain Anthracit-
pulver. Qualmen die Proben nicht mehr, so giebt man zur Zer-
legung der schwefelsauren Salze noch eine Hitze oder mengt
besser kohlensaures Ammoniak ein.


Schwarz-
machen.

4) Schwarzkupferschmelzen. Man mengt den gerö-
steten Stein im Röstgefäss mit 50—150 Grain Soda, 50—150 Gr.
Weinstein (oder 15—20 Gr. Kohlenpulver) und 20—30 Gr.
Borax oder mit 50—200 Gr. Weinstein, 10—50 Gr. Salpeter
und 20—30 Gr. Borax oder am häufigsten mit ¼ Löffel Sal-
peter, ⅓—½ Löffel Borax und 2 Löffel Weinstein und giebt
eine Decke von feingeriebenem Kochsalz, wozu man nach 10
Min., wenn Alles in Fluss ist, noch etwas weissen Fluss hinzu-
fügt, falls die Schlacke sehr unruhig fliesst, was ein Beweis von
einer grösseren Menge Unreinigkeiten, namentlich von Eisen ist.


Man giesst in einen Einguss aus, kühlt wie vorhin ab, ent-
schlackt nach dem Erkalten die Masse und hebt die Schlacke
zum Umschmelzen auf. Es entstehen leicht kupferhaltige Schlacken
bei Mangel an Kohle, zu viel Borax, zu niedriger oder zu hoher
Schmelztemperatur oder wenn das Kupfer längere Zeit flüssig
geblieben ist und sich dabei oxydirt hat.


Oxydirten und gesäuerten Erzen und Producten setzt
man ausser obigen Zuschlägen noch 20—30 Grain Kalk und
Eisenoxyd zu, wenn diese Körper im Probirgute fehlen, wo sich
dann der oberflächlich glatte und meist convexe, auf dem Bruche
feinkörnige, matte, grauliche bis kupferrothe König gut von der
Schlacke trennen lässt. Fremde Metalle verändern die Farbe
in ein helleres Grau und machen den König bald weicher (Blei),
bald härter (Eisen, Antimon, Arsen, Zinn). Bei unvoll-
ständiger Röstung ist der zu verwerfende König mit einer dunklen
Steinschicht überdeckt. Ein Bleigehalt vermehrt die Kupfer-
verschlackung.


Schwarz-
kupfer-
Waschen.

5) Waschen des Schwarzkupfers. Zur theilweisen
Entfernung fremder Substanzen durch Verschlackung thut man
den König nebst 1 Löffel voll weissem Fluss und 1 Löffel voll
feingeriebenem Kochsalz (zu grobes erzeugt ein Spritzen) in eine
gestielte Mengkapsel und aus dieser in den starkglühenden
Schwarzkupfer-Schmelztiegel, giesst die gutgeschmolzene Masse
nach 5—8 Min., wenn Tiegel und Schlacke gleiche Farbe haben,
[195]Englische Probe. §. 93. Verfahren.
in einen Einguss, kippt diesen nach einigem Erkalten um, kühlt die
Masse unterwärts in Wasser und entschlackt.


Der weisse Fluss (S. 127) wird auf die Weise bereitet, dass
man 2 Vol. Weinstein in kleinen Stücken und 3 Vol. Salpeter in
Krystallen (nicht gepulvert, weil sonst die Reaction zu stark
wird) in einen Eisentopf thut, ein dickes glühendes Eisen ein-
hält und umrührt, dann nach dem Erkalten feinreibt.


6) Gaarschmelzen des Schwarzkupfers. Man schmilztGaar-
schmelzen.

den gewaschenen König in dem stark rothglühenden Tiegel vom
Waschen rasch ein und fügt, sobald die mit einer Oxydhaut
überzogene Masse blank geworden und sich Augen zeigen, in
die Mengkapsel hinter einander gethan ½ Löffel voll weissen
Fluss und 1 Löffel voll trocknes feines Kochsalz hinzu, welches
letztere theils eine zu rapide gaarende Wirkung des weissen
Flusses vermindert, theils die Verflüchtigung von Antimon,
Arsen etc. befördert, während der Salpetergehalt im weissen
Fluss die Oxydation der fremden Beimengungen veranlasst. Je
nach der Reinheit des Schwarzkupfers stimmt man die oxydi-
rende Wirkung durch mehr Zusatz von Salpeter oder Weinstein
bei Darstellung des weissen Flusses.


Hat der Tiegel die gehörige Hitze, so lässt man den Ofen
theilweise offen, um Luft zutreten zu lassen und den König
zu beobachten; bei mangelnder Hitze wird der Ofen anfangs
geschlossen. Zeigt sich nicht alsbald eine meergrüne, die Rein-
heit des Kupfers bekundende Farbe, so fügt man nach 3—4
Min. dieselbe Menge weissen Fluss und Kochsalz wie oben
nach, verschliesst den Ofen und giesst den Inhalt des Tiegels
nach 8—10 Min. vom Anfang des Prozesses in einen mit Oel,
Graphit oder Holzkohlentheer ausgestrichenen Einguss, kippt
diesen nach einigem Erkalten um, löscht die herausgefallene
Schmelze unterhalb in Wasser ab und entschlackt. Geübte Pro-
birer sehen zwar schon beim Ausgiessen der Masse an der Trü-
bigkeit oder Klarheit, wie der König ungefähr beschaffen ist,
man muss aber immer noch nach seiner Aussenbeschaffenheit be-
urtheilen, ob der König gaar, übergaar oder noch roh. Ein gaarer
König ist mehr oder weniger flach, oberflächlich orangeroth, weich,
hämmerbar und zähe bei zartseidenglänzendem Bruche, welchen
man dadurch hervorbringt, dass man den König mit einem Meisel
einkerbt und dann im Schraubstock zerbricht.


Vertiefungen auf der Oberfläche des Königs, ein körniger
purpurrother Bruch und rosen- oder earminrother Ueberzug bei
13*
[196]II. Kupfer. Trockne Proben.
sehr rother, stark am König anhängender Schlacke deuten auf
Uebergaare, also auf einen zu scharfen, salpeterreichen Fluss oder
zu lange Oxydation zu Anfang vor Hinzufügung des Raffinir-
flusses. Bei noch nicht hinreichender Gaare zeigt der König
keine reine Kupferfarbe und muss noch ein oder mehrere Male
gefeint werden. Besonders Zink verzögert das Blankwerden
nach dem Einschmelzen und ein Nickel-, Kobalt-, Zinn- und
Antimongehalt lässt sich nur durch einen geringen Bleizusatz
entfernen, welcher aber stets Kupfer verschlackt.


Schlacken-
schmelzen.

7) Schlackenschmelzen. Die Gaar- und Schwarzkupfer-
schlacken werden mit 50—100 Grain Weinstein und 5—10 Gr.
Kohlenpulver oder mit 50 Gr. Soda, 50—100 Gr. Weinstein und
5—10 Gr. Kohle oder meist nur mit etwas Weinstein allein aus
der gestielten Mengkapsel in den noch vom Gaarschmelzen her
stark glühenden Tiegel geschüttet und 10—15 Min. lang ge-
schmolzen. Den erfolgenden König von 1—5 Grain Gewicht
macht man nöthigenfalls gaar.


3. Kapitel.
Probeschmelzen im Grossen.

Anwendbar-
keit.

§. 94. Allgemeines. Wo bei armen Erzen, z. B. Kupfer-
schiefern
, das richtige Nehmen einer Durchschnittsprobe Schwie-
rigkeiten macht, führt man wohl ein Probeschmelzen im Grossen
Verfahren.aus, so im Mansfeldschen. Man sucht von jedem Fuder
à 60 Ctr. nach der Hütte gefahrener Schiefer einige Stücke aus,
sammelt dieselben bis zu 1—4 Fuder an, röstet und verschmilzt
sie mit 4—6 Ctr. Flussspath pro Fuder in einem kleinen Schacht-
ofen. Bei Sanderzproben setzt man erst eine Schieferprobe durch,
dann Schiefer- und Sanderz zusammen und berechnet aus der
Differenz den Gehalt an Rohstein. 1 Fuder Sanderze wird mit
17½ Ctr. Flussspath, 20 Ctr. Rohschlacken und 3 Ctr. Kalkstein
beschickt. Der erfolgende Rohstein wird sorgfältig gereinigt,
gewogen, in kleine Stücke zerschlagen und nach der schwe-
dischen Probe (§. 97) probirt.


[197]§. 95. Nasse Proben.

II. Abschnitt.
Nasse Proben.


§. 95. Allgemeines. Von der vorhandenen grossen AnzahlPraktische
Methoden.

hierher gehöriger Proben empfehlen sich für dokimastische Zwecke
wegen ihrer Einfachheit und Genauigkeit von den gewichts-
analytischen
Proben die modificirte schwedische und
die Kupfersulphürprobe, von den volumetrischen die
Cyankalium- und Pelouze’sche Probe und von den colo-
rimetrischen
die Heine’sche und Jacquelin’sche Probe.


Die Auswahl der einen oder andern Methode richtet sichAuswahl der
Proben.

theils nach dem Kupfergehalt des Probirgutes (Heine’sche Probe
für die kupferärmsten Substanzen), theils nach den zur Dis-
position stehenden Geräthschaften und Reagentien, theils und
hauptsächlich nach der Anwesenheit gewisser Substanzen im
Probirgut, welche mehr oder weniger auf die Genauigkeit des
Resultates influiren. Ein Antimon- und Arsengehalt schadet
z. B. nicht bei der Cyankalium-, Pelouze’schen und Heine’schen
Probe, macht aber die schwedische und theilweise die Kupfer-
sulphürprobe umständlicher, indem man diese Substanzen zuvor in
geschwefelten Zustand versetzen und dann durch Schwefelalkalien
extrahiren muss. Auch durch Rösten und ein passendes Verfahren
beim Auflösen (S. 35) lassen sich die angeführten Stoffe theilweise
beseitigen. Nickel und Kobalt, in Ammoniak resp. mit blauer
und rother Farbe auflöslich, beeinträchtigen besonders das Re-
sultat derjenigen Proben, bei welchen eine Reaction auf in
Ammoniak mit blauer Farbe gelöstes Kupferoxyd ausgeübt wer-
den soll (Cyankalium-, Pelouze’sche und colorimetrische Probe),
in welchem Falle man das Kupfer aus der ursprünglichen sauren
Lösung durch Ausfällen mit Eisen, Schwefelwasserstoffgas oder
unterschwefligsaurem Natron von jenen Stoffen abscheidet und
behuf der weitern Probe den kupferreichen Niederschlag in Säure
wieder auflöst. Zink schadet nur bei der Cyankaliumprobe,
sowie ein Ueberschuss von Eisen bei allen mit Ammoniak zu
behandelnden Proben (Cyankalium-, Pelouze’sche und colori-
metrische Proben), indem der voluminöse Niederschlag von Eisen-
oxydhydrat leicht Kupfer zurückhält. Man trennt dann zuvor
das Kupfer vom Zink und auch vom Eisen ähnlich wie vom
Nickel und Kobalt oder durch wiederholtes Auflösen des volu-
minösen Eisenniederschlages und Fällen mit Ammoniak. Auch
[198]II. Kupfer. Nasse gewichtsanalyt. Proben.
durch ein passendes Verfahren beim Auflösen des Probirgutes
(S. 35) kann man auf die theilweise Entfernung des Eisens
hinwirken.


1. Kapitel.
Gewichtsanalytische Proben.

Werth der
Proben.

§. 96. Allgemeines. Von den hierher gehörigen Proben, der
schwedischen und der Kupfersulphürprobe, ist letztere,
obgleich etwas complicirter, wegen geringerer Schädlichkeit
fremder Metalle einer allgemeinern Anwendung fähig, als erstere
und gewährt analytische Genauigkeit sowohl bei den höchsten,
wie bei den niedrigsten Kupfergehalten.


Theorie.

§. 97. Modificirte schwedische Kupferprobe. Dieselbe beruht
auf der längst bekannten Thatsache, dass Kupfer aus schwefel-
und salzsaurer Lösung vollständig, aber unvollständig aus sal-
petersaurer Lösung durch Eisen metallisch ausgefällt wird. Die
Uebelstände (Zeitverlust, Bildung basischer Salze etc.), welche
mit dem früher üblichen Verfahren 1) bei Ausführung dieser Probe
verbunden waren, sind durch passende Abänderung desselben
von dem Verfasser 2) beseitigt und hat das so modificirte Ver-
fahren auf verschiedenen Hütten (Oberharz, Unterharz,
Agordo, Mansfeld
3)) für kiesige Erze, Leche, Schwarzkupfer,
Grubencementwässer etc. Eingang gefunden, ist auch sonst
empfohlen worden, z. B. von v. Hubert4), Streng5), Storer6),
Field7) u. A.


Einfluss an-
derer Metalle.

Ohne Einfluss auf das Proberesultat sind Eisen, Mangan
und Zink, weil sie überall nicht von Eisen gefällt werden. —
Nickel und Kobalt werden selbst in der Kochhitze von Eisen-
draht gar nicht oder nur spurenweis niedergeschlagen. Nach
Andern sollen diese Metalle zum geringen Theil in Folge des
durch Contact von Kupfer und Eisen entstandenen galvanischen
Stromes in der Hitze, nicht in der Kälte präcipitirt werden, so
[199]§. 97. Schwedische Probe.
auch durch Winkler’s Eisenpulver (S. 139). — Quecksilber
wird durch Eisen gefällt und erfordert zu seiner Entfernung ein
Glühen des erhaltenen Cementkupfers auf einem Röstscherben,
wobei letzteres als Oxyd (mit 79,83 % Kupfer) bestimmt wird. —
Blei, durch Eisen fällbar, schadet nicht, weil dasselbe beim Auf-
lösen in Schwefelsäure im Rückstande bleibt und nur spurenweise
in Lösung geht. — Zinn und Antimon, beide durch Eisen präci-
pitirbar, werden dadurch beseitigt, dass man das Probirgut durch
Salpetersäure zersetzt, filtrirt und das von Antimon und Zinn be-
freite Filtrat mit Schwefelsäure eindampft. — Arsen, durch
Eisen fällbar, erfordert zu seiner Abscheidung ein Auflösen der
Substanz in Königswasser, Neutralisiren der Lösung und etwa halb-
stündige Digestion derselben mit Schwefelkalium oder Schwefel-
natrium, worin sich die Schwefelmetalle des Arsens sowie auch,
wenn sie gleichzeitig vorhanden, die des Antimons, Zinnes
und Goldes lösen. Man filtrirt, nachdem kurze Zeit auf-
gekocht, die unlöslichen Schwefelmetalle, darunter Schwefel-
kupfer ab, wäscht einigemal mit kaltem etwas Schwefelnatrium
enthaltenden Wasser aus, verschliesst die Spitze des Trichters
und giesst auf dessen Rand, oberhalb seines Inhaltes, heisses
Königswasser, wo sich dann die Schwefelmetalle vom Filter
ablösen, nach dessen Durchstossung in ein Digerirglas gespritzt
und jetzt wie eine arsenfreie Probe auf die unten angegebene
Weise behandelt werden. Hat man einen Schwefelwasserstoff-
apparat zur Hand, so kann man auch die antimon- oder arsen-
haltige Lösung mit Ammoniak übersättigen und Schwefelwasser-
stoff einleiten, wo sich dann die gebildeten Schwefelmetalle des
Antimons, Arsens, Goldes und Zinnes im gleichzeitig entstan-
denen Schwefelammonium auflösen. Man filtrirt und verfährt
weiter, wie eben angegeben. Storer empfiehlt, das Arsen mit
dem Kupfer niederzuschlagen und durch Glühen in Wasserstoff
ersteres zu entfernen. Auch röstet man wohl antimon- und
arsenhaltige Substanzen ab und verfährt mit dem Röstgut wie
gewöhnlich (z. B. mit Fahlerzen auf Rothenbacher Hütte).
Silber bleibt beim Lösen als Chlorsilber im Rückstand.


1 Probircentner des möglichst fein geriebenen, nöthigenfallsManipu-
lationen.

bei Anwesenheit schädlicher Metalle in vorhinniger Weise vor-
bereiteten Probirgutes wird in einem Kolben durch Königs-
wasser zersetzt, etwas bleifreie Schwefelsäure vorsichtig hinzu-
gefügt und damit zur Trockne oder nur so weit eingedampft,
bis alle Salpetersäure vollständig ausgetrieben ist und weisse
[200]II. Kupfer. Nasse gewichtsanalyt. Proben.
Dämpfe von Schwefelsäure entweichen. Die erkaltete Masse
weicht man in heissem Wasser auf oder kocht sie mit Wasser
kurze Zeit, nachdem nöthigenfalls, wenn sie ganz trocken war,
einige Tropfen Schwefelsäure zur Lösung etwa entstandener
basischer Kupfersalze hinzugefügt. Man filtrirt in einen gerad-
wandigen Kolben (Taf. VI. Fig. 104), wäscht den Rückstand
bis zum Verschwinden der sauren Reaction des Waschwassers
mit heissem Wasser aus und kann in ersterem nach dem Trock-
nen durch Schmelzen mit Potasche, Mehl und Eisen einen Blei-
gehalt bestimmen (S. 164).


Zu dem etwas sauren, nicht zu concentrirten Filtrat fügt
man 2 oder 3 etwa 30—40 Mm. lange Eisendrahtstifte und erwärmt
die dieselben bedeckende Flüssigkeit bis zur lebhaften Wasserstoff-
gasentwicklung, wo sich dann das Kupfer schwammförmig auf dem
Eisen niederschlägt. Bei zu concentrirter und nicht hinreichend
saurer Lösung setzt sich das Kupfer zu fest am Eisen an. Ist
nach 10—15 Min. die blaue Färbung der Flüssigkeit verschwunden
und zeigt sich — welche Probe nie zu unterlassen ist, weil selbst
bei ganz farbloser Flüssigkeit dieselbe noch Kupferoxydul ent-
halten kann — an einem eingetauchten angespitzten Eisendraht
kein rother Kupferanflug mehr, so decantirt man die saure
Flüssigkeit möglichst vollständig von Eisendraht und Kupfer,
füllt den Kolben mit kaltem Wasser, um die Bildung basischer
Eisensalze thunlichst zu vermeiden, decantirt und wiederholt
diese Operation noch 2—3mal mit kochendem Wasser, worauf
man auf die Kolbenmündung eine flache Porzellanschale (Tassen-
schale) hält, den Kolben umkippt, das Eisen nebst Kupfer in
die Schale gelangen lässt und dann den Kolben, nachdem sich
alles Kupfer abgesetzt hat, seitwärts bei etwas geneigter Schale
rasch abzieht. Man reibt mit den Fingern das noch an den
Eisendrähten haftende Kupfer fort, spült letztere im Wasser der
Schale ab und entfernt sie, worauf man die Flüssigkeit vor-
sichtig möglichst vollständig vom Kupfer decantirt, wobei vom
Eisen herrührende Kohlenstofftheilchen mit fortgehen. Die
Schale wird zum Trocknen ihres Inhaltes so vorsichtig auf
einem Sandbade, im Stubenofen etc. erhitzt, dass sich das
Kupfer nicht oxydirt, dieses mittelst eines Borstenpinsels aus
dem Porzellangefäss ins Wagenschälchen gekehrt, dann gewogen
und wieder getrocknet, bis zwei Wägungen übereinstimmende
Resultate geben. Das Kupfer muss eine rothe Farbe besitzen
und kein gelbes basisches Eisensalz wahrnehmen lassen. Eine
[201]§. 97. Schwedische Probe.
schwarze Farbe, wenn sie nach dem Fällen rothen Kupfers beim
Trocknen desselben entstanden ist, deutet auf Oxydation; man
glüht, wenn diese stark gewesen, das Kupfer alsdann auf einem
Röstscherben bei Luftzutritt unter der Muffel und bestimmt es als
Oxyd. Wurde das Kupfer schon beim Fällen mit Eisen schwarz,
so schieden sich mit demselben andere Metalle (Antimon, Arsen,
Blei) aus und zwar später, als das Kupfer, so dass man bei
einiger Uebung letzteres neben ersteren ziemlich genau be-
stimmen kann, wenn man von Zeit zu Zeit einen spitzen Eisen-
draht in die Lösung bringt und zusieht, ob derselbe noch roth
gefärbt wird oder anfängt schwarz zu werden. Letzteren Falls
unterbricht man den Fällprozess sofort und erhält so reines
Kupfer, während man aus der gebliebenen Lösung durch Zink
Antimon und Arsen niederschlagen und ihre Gesammtmenge
bestimmen kann. Auf diese Weise lässt sich z. B. ein grösserer
Kupfergehalt im Hartblei bestimmen, wenn man durch eine
passende Aufschliessmethode (S. 35) den grössten Theil des
Antimons zuvor abscheidet.


Sollen bei dieser Probe genaue Resultate erfolgen, so muss
man nach Vorstehendem die Bildung basischer Eisensalze, einen
mechanischen Kupferverlust beim Decantiren und die Oxydation
des Fällkupfers beim Trocknen vermeiden. Man filtrirt deshalb
wohl das Kupfer ab, trocknet das Filter in einer bedeckten
Porzellanschale, glüht den davon genommenen Rückstand, ver-
brennt das Filter und bestimmt das Kupfer als Oxyd, bei
welchem Verfahren man z. B. zu Agordo bis auf Tausendstel
genaue Resultate erhält. Storer empfiehlt das Kupfer in Wasser-
stoff zu glühen, wobei vorhandenes Oxyd reducirt und Arsen
vollständig verflüchtigt wird.


Sämmtliche Operationen bei der beschriebenen modificirten
schwedischen Probe nehmen für 10—12 Proben nur 2—3 Stunden
Zeit in Anspruch und man erhält bei sorgfältigem Arbeiten mit
Decantation wenigstens bis auf ½ % genaue Resultate.


Zur Bestimmung des Kupfergehaltes in Cementwässern
zu Schmöllnitz dampft man 1 Liter davon zur Trockne, be-
feuchtet den Rückstand mit verdünnter Schwefelsäure, extrahirt
das Kupfer mit Wasser, fällt dasselbe durch Eisen, filtrirt, glüht
das Kupfer und reducirt das Oxyd durch Schmelzen mit schwar-
zem Fluss. Die erhaltenen Gramme Kupfer geben nach der
Reduction Lothe des Wiener Handelsgewichtes in 1 Cbfss. Wasser.


[202]II. Kupfer. Nasse gewichtsanalyt. Proben.
Modifi-
cationen.

Durch Anwendung von Zink statt Eisens zur Kupferfällung ist dieser
Probe bei entsprechender Abänderung der Manipulationen von Mohr1) und
Fresenius1) analytische Genauigkeit gegeben; für dokimastische Zwecke sind
jedoch Eisendrahtstäbe vorzuziehen, weil das in Granalienform angewandte
Zink sich erst ganz auflösen muss, nicht selten Blei enthält und bei Vor-
handensein von Nickel etc. dieses in grösserer Menge fällt, insofern man
nach M’Candless1) nicht das Kupfer durch einen besonders erzeugten elek-
trischen Strom niederschlägt, wobei Nickel nicht mitfällt. Auch Luckow2)
empfiehlt, das Kupfer durch einen galvanischen Strom abzuscheiden und von
Zink, Nickel, Kobalt, Eisen und Mangan zu trennen. Man bedarf dazu
besonderer Geräthschaften (Platinschale, Meidinger’sche Elemente etc.) und
erhält das Kupfer in cohärenter, weniger leicht oxydirbarer Form. Classen3)
empfiehlt statt Zinks das reinere Cadmium in Stangenform.


Werth der
Probe.

§. 98. Bestimmung des Kupfers als Sulphür. Diese Probe eignet
sich zur genauen Kupferbestimmung sowohl bei reichen, wie
auch bei armen Substanzen und ist ohne Weiteres einer allge-
meineren Anwendung fähig, als die schwedische Probe. Sie
beruht darauf, dass man aus saurer Lösung das Kupfer durch
Schwefelwasserstoffgas oder unterschwefligsaures Natron 4) als
Schwefelkupfer fällt, dieses durch Glühen bei Luftabschluss unter
Verflüchtigung von Schwefel in Cu verwandelt und aus letzterem
den Kupfergehalt berechnet. 100 Cu enthalten 79,85 % Cu.
Einwirkung
fremder Me-
talle.
Unschädlich sind alle Metalle, welche durch die genannten Rea-
gentien aus saurer Lösung nicht gefällt werden (Eisen, Mangan,
Zink, Nickel, Kobalt); Blei
bleibt beim Auflösen als
schwefelsaures Bleioxyd zurück; Quecksilber und Arsen
werden beim Glühen des Schwefelkupfers als Schwefelmetalle
verflüchtigt. Nur Antimon und Zinn machen das Verfahren
etwas umständlicher, indem sie, wie bei der schwedischen Probe
(S. 199), entweder durch Auflösen der Substanz in Salpetersäure
in unlöslichen Verbindungen ausgeschieden oder, in theilweise
Lösung gebracht, durch Schwefelkalium (S. 199) ausgezogen
werden müssen.


Man wendet diese Probe beim Kupfererzankauf z. B. in
Fahlun, Freiberg u. a. an.


Verfahren.

Man löst 1 Gramm Probirgut (bei reichen Substanzen ½,
bei armen bis 5 Gramm und mehr) in Königswasser, dampft
[203]§. 98. Sulphürprobe.
mit etwas Schwefelsäure zur Trockne, befeuchtet die trockne
Masse mit einigen Tropfen Schwefelsäure, löst in kochendem
Wasser, wobei ausser unlöslichen Erden schwefelsaures Blei-
oxyd zurückbleibt, filtrirt, erhitzt das bis auf 30—50 C.C. ver-
dünnte Filtrat zum Kochen und setzt so lange eine Lösung von
unterschwefligsaurem Natron zu, bis kein schwarzer Niederschlag
mehr entsteht und nach dem Absetzen desselben durch neuen
Zusatz des Fällungsmittels nur weisser Schwefel ausgeschieden
wird. Zu Fahlun fügt man auf 1 Gramm Erz mit 5—8 %
Kupfer in der auf 50 C. C. verdünnten kochenden Lösung
2—3 Cubikcent. einer gesättigten Lösung von unterschweflig-
saurem Natron zu und kocht unter Umrühren bis zum Coaguliren
des Niederschlages ¼ Stunde lang; bei kupferreicheren Sub-
stanzen, z. B. Steinen, nimmt man nur ½ Gramm und ent-
sprechend mehr Natronsalzlösung, indem man die erforderliche
Menge davon nach dem ungefähren Kupfergehalt vorher aus-
probirt hat. 1 C. C. gesättigte Salzlösung enthält 0,84 Gramm
Salz und fällt 0,1 Gramm Kupfer, als neutrales Sulphat in 50 C. C.
Wasser gelöst. 1 C. C. Schwefelsäure von 1,83 spec. Gew. zer-
setzt 5 C. C. gesättigte Lösung von unterschwefligsaurem Natron.
Weder bei einem grossen Ueberschusse an letzterem, noch in
sehr saurer Lösung fällt das Kupfer vollständig. Bei Anwesen-
heit von Eisenoxyd scheint durch unterschwefligsaures Natron
das Kupfer nicht eher auszufallen, bis das Eisenoxyd durch das
Salz in Oxydul verwandelt ist, weshalb es in solchem Falle
eines grösseren Zusatzes von Natronsalz (z. B. 6 C. C.) bedarf.
Auch Thonerde wird aus neutralen Lösungen durch das Natron-
salz gefällt.


Der aus Schwefelkupfer und freiem Schwefel bestehende
Niederschlag wird decantirt, abfiltrirt, mit kochend heissem
Wasser ausgewaschen, getrocknet, vom Filter genommen, dieses
verbrannt und die Asche desselben gemeinschaftlich mit dem
Schwefelkupfer in einem bedeckten Porzellantiegel so lange er-
hitzt, bis sich am Deckelrand kein verbrennender Schwefeldampf
mehr zeigt. Bei diesem Glühen wird auch ein Gehalt an Schwefel-
arsen und Schwefelquecksilber durch Verflüchtigung entfernt.
Das zurückbleibende Cu wird im tarirten Porzellantiegel ge-
wogen. Ein geringer Kupferoxydgehalt in der geglühten Masse
schadet nichts, weil derselbe nahe dieselbe Kupfermenge ent-
hält, wie Cu. Zur Vermeidung einer Oxydation kann man indess
unter Hinzufügung von Schwefel beim Glühen Wasserstoffgas
[204]II. Kupfer. Volumetr. Proben.
oder Leuchtgas durch den Deckel in den Tiegel leiten. Letz-
teres setzt zwar eine geringe Menge Kohle ab, welche aber aufs
Gewicht keinen wesentlichen Einfluss ausübt.


Hat sich beim Glühen schwefelsaures Kupferoxyd gebildet,
so glüht Forbes1) mit kohlensaurem Ammoniak, wo sich dann
unter Verflüchtigung von schwefelsaurem Ammoniak ein Ge-
menge von Cu und Cu mit 80 % Kupfer bildet. In Freiberg
nimmt man die Fällung des Kupfers mit Schwefelwasserstoffgas
vor und glüht das Präcipitat mit Schwefel unter Zuleiten von
Leuchtgas.


Schwefelreiche Erze röstet man vor dem Auflösen zweck-
mässig etwas ab (S. 34) und von Säuren unvollständig zersetz-
bare Substanzen (sehr arme Erze, manche Schlacken)
schliesst man zuvor durch Schmelzen mit kohlensaurem Kali,
Natron (S. 27) oder saurem schwefelsauren Kali auf.


2. Kapitel.
Volumetrische Proben.

Werth der
Proben.

§. 99. Allgemeines. Diese Proben erfordern besondere Ge-
räthschaften und nähere Bekanntschaft mit den analytisch-
chemischen Operationen und Reactionen, lassen sich aber, ohne
dass die Genauigkeit darunter leidet, meist schneller ausführen,
als die gewichtsanalytischen. Die Anwesenheit anderer Metalle
kann das Proberesultat mehr oder weniger beeinträchtigen und
muss darauf besondere Rücksicht genommen werden.


Von der ziemlich grossen Anzahl vorgeschlagener, zum Theil
sehr genauer volumetrischer Proben zur Kupferbestimmung sollen
im Nachstehenden nur die Pelouze’sche Schwefelnatrium-
und die Parkes’sche Cyankaliumprobe angeführt werden,
welche wegen ihrer leichten Ausführbarkeit und hinreichenden
Genauigkeit für technische Zwecke auf Hüttenwerken mehrfach
in Anwendung sind und von denen die letztere vor ersterer den
Einfluss
Fremder Stoffe.
Vorzug hat. Beide Proben erfordern die Herstellung lasurblauer
ammoniakalischer Kupferlösungen, deren Farbenton durch einen
Gehalt an Nickel, Kobalt, Chrom und Mangan, sowie auch
durch Anwendung verschiedener Mengen Reagentien (§ 103)
[205]§. 100. Pelouze’s Probe.
verändert werden kann. Bei Anwesenheit der genannten fremden
Metalle, sowie bei einem grösseren Thonerde- und Eisengehalt
empfiehlt es sich, das Kupfer zuvor aus saurer Lösung durch
Schwefelwasserstoffgas auszufällen (S. 197). Nickel und Ko-
balt
sind in allen Fällen schädlich, weil ersteres die Ammoniak-
lösung violett, letzteres dieselbe roth färbt. Zur Erkennung ihrer
Anwesenheit braucht man nur die blaue ammoniakalische Kupfer-
lösung mit Salzsäure oder Schwefelsäure zu übersättigen, das
Kupfer vollständig durch Zink auszufällen, die zurückbleibende
Lösung einzudampfen und mit Ammoniak zu übersättigen, wo
dann eine entstehende blaue Färbung auf Nickel, eine rothe
auf Kobalt schliessen lässt. Küntzel1) hat neuerdings eine
Titrirmethode für Kupfer und Nickel und für Kupfer und Zink
angegeben.


§. 100. Pelouze’s Probe mit Schwefelnatrium.2) Diese ProbeTheorie.
beruht darauf, dass Kupfer aus einer blauen ammoniakalischen
Lösung durch Schwefelnatrium früher gefällt wird, als andere
mit aufgelöste Substanzen (Zink, Antimon, Arsen etc.), unter
Verschwinden der blauen Färbung. Die Fällung muss bei 65
—85° C. der Kupferlösung geschehen, wo sich dann eine con-
stante Verbindung von 5 Cu + Cu erzeugt (5 Na + 6 Cu = 5 Cu
+ Cu + 5 Na).


Zur Herstellung des Titers der Normallösung löst manHerstellung d.
Normallösung.

1 Gramm chemisch reines Kupfer (galvanisch niedergeschlagen,
dann mit Salpetersäure gereinigt, abgewaschen und getrocknet)
in Salpetersäure, fügt Ammoniak im Ueberschuss hinzu, ver-
dünnt die blaue Lösung bis zu 200 C. C. im graduirten Cylinder
(Taf. VI. Fig. 110), bringt mit der Pipette 20 C.C. davon in einen
Kolben, erhitzt diesen auf einem Drahtnetz bis zu der oben
bezeichneten, mittelst eines Thermometers wahrzunehmenden Tem-
peratur und fügt so lange Schwefelnatriumlösung (S. 143) nach
ganzen C. C. aus der Mohr’schen Quetschhahnbürette (Taf. VII.
Fig. 135) oder der Stopfbürette (Taf. VI. Fig. 111) hinzu, bis
die blaue Färbung der Lösung völlig verschwunden ist, was
man am besten gewahrt, wenn man das Feuer kurze Zeit weg-
thut und sich das Schwefelkupfer absetzen lässt. Man wieder-
holt dann diese Probe noch mehrere Mal, jedesmal mit 20 C. C.
[206]II. Kupfer. Volumetr. Proben.
Kupferlösung, bis man völlig übereinstimmende Resultate erhält.
Man lässt dann bei der zweiten Probe gleich aus der Bürette
so viel Schwefelnatriumlösung hinzu, dass nach dem ersten
ungefähren Versuche das Kupfer nahezu ausgefällt ist und be-
endigt die Reaction durch jedesmaligen Zusatz von halben C. C.
Schwefelnatriumlösung. Aus der für 20 C. C. Kupferlösung ver-
brauchten Menge Schwefelnatrium lässt sich nun leicht berechnen,
wie viel man von letzterer zu 200 C. C. Kupferlösung, welche
1 Gramm Kupfer enthalten, verbrauchen würde; diese Zahl
giebt den Titer der Schwefelnatriumlösung für 1 Gramm Kupfer
an und beträgt zweckmässig 50—60 C. C.


Hauptprobe.

Von der Probesubstanz löst man jetzt, je nach der Reich-
haltigkeit, ½—1 Gramm und mehr in Königswasser, setzt zur
Lösung Ammoniak im Ueberschuss, filtrirt bei entstandenem
Niederschlage, wäscht ihn aus, löst denselben bei grösserem
Eisengehalt nochmals in Säure, fällt abermals mit Ammoniak,
filtrirt, verdünnt beide Filtrate zu 100 oder 200 C. C., nimmt
davon mittelst der Pipette 20—40 C.C. und behandelt die bis
zu der oben bezeichneten Temperatur in einem Kolben erhitzte
Flüssigkeit mit der titrirten Schwefelnatriumlösung bis zum voll-
ständigen Verschwinden der blauen Farbe. Aus der verbrauch-
ten Schwefelnatriummenge wird der Kupfergehalt berechnet.
Durch einen zweiten Versuch mit derselben Menge Lösung wird
das vorhergehende Resultat bestätigt. Will man die mit Am-
moniak versetzte Lösung ohne Weiteres titriren, so braucht
man den Niederschlag, wenn er nicht zu bedeutend, vor dem
Zusatz von Schwefelnatrium gar nicht abzufiltriren.


Bei kupferarmem Probirgut fällt man das Kupfer zuvor
aus schwefelsaurer Lösung durch metallisches Zink, löst den
Niederschlag in Salpetersäure und verfährt weiter, wie oben
angegeben.


Diese Probe erfordert Uebung zur richtigen Erkennung des
Reactionsendes, das erforderliche Erhitzen der Flüssigkeit ist
lästig und der Titer der Schwefelnatriumlösung veränderlich,
Uebelstände, an denen die nachfolgende und deshalb in neuerer
Zeit häufig angewandte Probe zum Theil nicht leidet.


Theorie.

§. 101. Parkes’ Probe mit Cyankalium. 1) Von Parkes seit
[207]§. 101. Parke’s Probe.
1851 angewandt und von C. Mohr später empfohlen, beruht
diese Probe darauf, dass, wenn man zu einer ammoniakalischen
Lösung des Kupfers Cyankaliumlösung hinzufügt, erstere all-
mälig unter Bildung von Kupfercyanürkalium entfärbt und zu-
letzt ganz farblos wird. Die Anwesenheit von Blei, Zinn, An-
timon, Wismuth
und Arsen übt keinen störenden Einfluss
auf das Resultat aus, dagegen schaden Nickel, Kobalt, Zink,
Mangan
und Silber der Genauigkeit, indem erstere beiden
gefärbte ammoniakalische Lösungen geben, so dass man das
Reactionsende für die Kupferbestimmung nicht richtig wahr-
nehmen kann, und letztere drei gleichzeitig mit dem Kupfer das
Cyankalium zersetzen. In solchem Falle beseitigt man das Silber
beim Auflösen des Probirgutes durch Zusatz von etwas Kochsalz
oder Salzsäure und die übrigen Metalle werden dadurch un-
schädlich gemacht, dass man die Substanz mit Salpeter- und
Schwefelsäure eindampft, die trockne mit Schwefelsäure etwas
angesäuerte Masse auslaugt, aus dem sauren Filtrat durch
Schwefelwasserstoffgas oder unterschwefligsaures Natron (S. 199)
das Kupfer mit etwas Antimon, Arsen etc. ausfällt, das Schwefel-
kupfer von den in Lösung gebliebenen schädlichen Metallen
abfiltrirt und dann in Königswasser auflöst. Kommen Eisen
und Arsen zusammen vor, so bildet sich beim Auflösen arsen-
saures Eisenoxyd, welches in Ammoniak mit brauner Färbung
löslich, die Reaction unsicher macht. Durch Zusatz von schwe-
felsaurer Magnesia vor dem Cyankalium schlägt man dann das
Arsen nieder.


Zur Herstellung der Normalcyankaliumlösung löst man ½Herstellung d.
Normallösung.

Gramm reines Kupfer (S. 141) in verdünnter Salpetersäure, dampft
zur Austreibung der salpetrigen Säure etwas ab, übersättigt mit
Ammoniak und verdünnt die Lösung bis zu 100 C. C. im Mess-
cylinder. Von dieser Lösung werden zu wiederholten Malen, bis
zur Erlangung übereinstimmender Resultate, jedesmal 10 C. C.
aus einer Bürette mit Cyankaliumlösung versetzt, welche durch
Auflösen von 20—30 Gramm Cyankalium des Handels in
1 Liter Wasser erhalten ist, bis, was nur durch Uebung zu
erkennen, die blaue Farbe in eine blassviolette übergeht, welche
nach 10—15 Min. vollständig verschwindet. Ist dieses nicht der
Fall, so muss noch Cyankalium zugesetzt werden. Man erfährt
auf diese Weise durch Rechnung, wie viel C. C. Cyankalium-
lösung 1 Gramm Kupfer entsprechen.


Man löst je nach dem Kupfergehalt 0,5—5 Gramm SubstanzHauptprobe.
[208]II. Kupfer. Colorimetr. Proben.
in Salpetersäure, Salzsäure, Königswasser oder besser Salpeter-
und Schwefelsäure, verdampft die freie Säure etwas, fügt
Ammoniak im Ueberschuss hinzu, filtrirt einen entstandenen
Niederschlag ab, der bei einem grösseren Eisengehalt nochmals
gelöst und mit Ammoniak gefällt werden muss, verdünnt das
Filtrat bis zu 100 oder 200 C. C., behandelt je 20 C. C., zur
Controle zweimal, mit der titrirten Cyankaliumlösung, wie oben
angegeben, und berechnet aus der verbrauchten Menge von
letzterer den Kupfergehalt. Es kann auch ein geringer Eisen-
niederschlag in der Flüssigkeit vernachlässigt und diese direct
mit Cyankalium versetzt werden. Von Zeit zu Zeit (etwa alle
Woche) bestimmt man den Titer der sich etwas verändernden
Cyankaliumlösung und kann bis zu 0,1—0,2 % genaue Resultate
erhalten.


Modification.

Nach Fresenius1) ist auf das Resultat dieser Probe die Menge und
Concentration des angewandten Ammoniaks, sowie die Anwesenheit neutraler
Ammoniaksalze von Einfluss. v. Wolfskron2) hat dies bestätigt und na-
mentlich gefunden, dass sich der Ammoniakzusatz nach der Grösse des
Kupfergehaltes richten müsse, was man durch praktische Uebung leicht er-
reichen könne, wenn der Kupfergehalt ungefähr bekannt, so dass diese Probe
für technische Zwecke allen Anforderungen entspreche, was man auch im metal-
lurgischen Laboratorium zu Clausthal gefunden hat. Nach v. Wolfskron
giebt eine verdünntere Cyankaliumlösung bessere Resultate, als stärkere,
Salpetersäure bessere, als Königswasser, namentlich bei Zusatz von Schwefel-
säure zur Salpetersäure sei das Reactionsende besser zu erkennen. Nach
dem Hinzufügen von Ammoniak filtrirt man, namentlich bei viel Eisen, nicht
gleich, sondern besser nach einiger Zeit. Fleck3) beseitigt alle Uebelstände
der Probe dadurch, dass die auf 60° C. erwärmte Kupferlösung mit anderthalb
kohlensaurem Ammoniak übersättigt und auch bei dieser Temperatur mit
Cyankalium titrirt wird, nachdem man zur bessern Erkennung des Reactions-
endes 2 Tropfen Eisenkaliumcyanidlösung zugesetzt hat. Es bildet sich dann
nach beendigter Kupferreaction eine rothe Färbung von Ferrocyankupfer,
welche durch einen Tropfen zugesetzten Cyankaliums wieder verschwindet.


3. Kapitel.
Colorimetrische Proben.

Theorie.

§. 102. Allgemeines. Bei den colorimetrischen Proben ver-
gleicht man die blauen Farbenschattirungen gleich dicker Schichten
[209]§. 102. Allgemeines.
der zu untersuchenden kupferhaltigen ammoniakalischen Probe-
flüssigkeit mit gleich dicken Schichten von Normalflüssigkeiten,
welche bestimmte Kupfermengen auf ein gewisses Volum in am-
moniakalischer blauer Lösung enthalten.


Von Heine1) ursprünglich in Deutschland seit 1839 (von
Keates schon seit 1830 in England) nur für kupferarme Sub-
stanzen (Schlacken, Kupferschiefer etc.) angewandt, ist das Prin-
cip dieser Probe von Jacquelin2), v. Hubert3) und Müller4)
erweitert und auch für kupferreichere Substanzen angepasst worden.
Obgleich für letztere, wie die neuesten Mittheilungen v. Hubert’s 5)
beweisen, sehr genaue Resultate erhalten werden können, so
zieht man doch zur Bestimmung grösserer Kupfergehalte meist
eine gewichtsanalytische Bestimmung vor, weil es dabei nament-
lich weniger Geräthschaften bedarf und verschiedene Individuen
gegen die Farben verschieden empfänglich sind, auch die blaue
Farbe des Kupferoxydammoniaks in Folge noch nicht genau
gekannter Einflüsse sich zuweilen mehr oder weniger ins Grün-
liche neigt, was die Beobachtung erschwert. Nach Müller6)
steht die Färbung im engsten Zusammenhange mit der ver-
brauchten Ammoniakmenge und die grünlichblaue Färbung macht
sich um so bemerklicher, je grösser der Ammoniaküberschuss
oder je mehr Ammoniaksalze in Lösung. Derselbe empfiehlt
deshalb, sich einer titrirten Ammoniaklösung zu bedienen und
anzumerken, wie viel Volumina Ammoniak nach Neutralisa-
tion der freien Säure verbraucht sind. Salpetersaure Kupfer-
oxydlösung giebt eine intensiver blaue Färbung, als schwefelsaure;
eine salzsaure Lösung erscheint mehr grünlich, weshalb man zum
Auflösen der Salpetersäure den Vorzug giebt. Nach einiger Zeit
werden, selbst rein blaue, namentlich die schwächeren Normal-
lösungen grünlich und verlieren an Intensität, weshalb sie von
Kerl, Probirkunst. 14
[210]II. Kupfer. Colorimetr. Probe.
Zeit zu Zeit frisch bereitet werden müssen, falls ein Zusatz von
einigen Tropfen Salpetersäure und frischem Ammoniak nichts hilft.


Statt dieser veränderlichen Normallösungen hat Dehnes1)
blaue Kobaltgläser angewandt, deren Farbenton mit ammonia-
kalischen Kupferlösungen von bestimmtem Gehalt übereinstimmt.


Da Nickel, Kobalt und arsensaures Eisenoxyd
mit Ammoniak gefärbte Lösungen geben, so muss das Kupfer,
wie bei den volumetrischen Proben (S. 197) durch Schwefel-
wasserstoffgas oder unterschwefligsaures Natron aus saurer
Lösung ausgefällt und das ausgewaschene Schwefelkupfer behuf
der colorimetrischen Prüfung wieder aufgelöst werden. Auch
führt ein solches Ausfällen des Kupfers durch Schwefelwasser-
stoffgas oder aus schwefelsaurer Lösung durch Eisen oder Zink
zu genaueren Resultaten, wenn viel Eisen und Thonerde vor-
handen, welche beim Fällen mit Ammoniak viel Kupfer zurück-
halten. 2)


Bleireiche Substanzen mit geringen Kupfergehalten (Blei,
Glätte etc.) werden in grösseren Mengen (bis 50 Grm. u. mehr)
in Salpetersäure gelöst, mit Schwefelsäure zur Trockne ge-
dampft und erst die Lösung davon mit Ammoniak behandelt,
wenn kein grösserer Eisengehalt vorhanden, sonst fällt man das
Kupfer durch Schwefelwasserstoff und titrirt das Eisen wohl
mittelst Chamäleons. 3)


In Säuren unlösliche Substanzen, z. B. manche Schlacken,
müssen aufgeschlossen und zur Abscheidung der Kieselsäure zur
Trockne gedampft werden. Kupferschiefer brennt man zur Ent-
fernung des Bitumens zweckmässig vorher. Es empfiehlt sich,
die Proben immer unter gleichen Verhältnissen anzustellen, na-
mentlich die Säure- und Ammoniakmengen nach C.C. zuzu-
setzen.


Am häufigsten von den colorimetrischen Proben wird die
Heine’sche zur Bestimmung geringer Kupfergehalte unter
½ % angewandt, zuweilen für grössere Gehalte auch die
Jacquelin-Hubert’sche. Müller’s Verfahren, obgleich sehr
genau, erfordert einen für dokimastische Zwecke meist zu
theuren Apparat.


Heine’s
Probe.

§. 103. Heine’sche Probe für kupferarme Substanzen (Kupfer-
[211]§. 103. Heine’sche Probe.
schlacken, Kupferschiefer, Blei, Bleiglätte, Eisen, Eisensteine etc).
Zur Herstellung der Normallösungen (Musterflüssig-Herstellung
der Normal-
lösungen.

keiten) löst man (z. B. im chemischen Laboratorium zu Clausthal)
zunächst ½ Pfd = 5 Loth (0,025 Grm.) chemisch reines (galvani-
sches) Kupfer in einer porzellanen Mensur von 4 Unzen (120 Grm.
= 120 C.C.) Wasserinhalt in einigen Tropfen reiner Salpeter-
säure, übersättigt mit Ammoniak, verdünnt die Lösung mit de-
stillirtem Wasser bis zur Marke, thut diese Lösung in ein ob-
longes Probeglas (Taf. VI. Fig. 107), verschliesst dasselbe dicht
und bemerkt darauf 5 à 4, d. h. 5 Lth. Kupfer in 4 Unzen
Flüssigkeit. Auf dieselbe Weise bereitet man weitere Normal-
lösungen jedesmal von 4 Unzen Volumen mit 4, 3, 2, 1 und ½
Loth (0,0025 Grm.) Kupfer, thut dieselben in die Probegläser und
signirt diese gehörig. (Le Play bereitet Musterflüssigkeiten mit
einem Gehalte von 0,001, 0,002, 0,003 und 0,004 Gramm auf
25 C. C.; Percy nimmt den geringsten Gehalt zu 1/10 Grain =
0,0065 Gramm).


Nach Wagmeister1) muss man sich bei Bereitung der Nor-
mallösung chemisch reiner Reagentien bedienen, indem z. B
ordinäres Ammoniak die Lösung meist etwas grünlich färbt.
Denselben Farbenton veranlasst ein Ueberschuss von Ammoniak,
welcher dann durch einige Tropfen Salpetersäure wieder in reines
Lasurblau umzuändern ist. Bei häufigem Gebrauche muss die
Normallösung öfters frisch bereitet werden, weil in der Wärme,
so wie auch durch Verdunsten von Ammoniak die Farbe wech-
selt, indem geringe Mengen im Kupfer vorhandenes Eisen aus-
gefällt werden. Die zum Lösen angewandte Säure übt nach dem-
selben keinen Einfluss auf den Farbenton aus.


Das Probirgut (1 Probircentner und mehr) wird mittelstHerstellung
der Probe-
lösung.

Salpetersäure oder Königswasser zersetzt (nöthigenfalls z. B. bei
Schlacken vorher aufgeschlossen und das Kupfer durch Schwe-
felwasserstoffgas gefällt, die freie Säure etwas verdampft,
die Lösung mit Ammoniak wenig übersättigt, in die 4 Unzen-
Mensur filtrirt und der Rückstand gehörig ausgewaschen.


Bei viel Eisen und Thonerde, welche beim Fällen mit Am-
moniak Kupfer zurückhalten, (z. B. bei Proben unter 5 % Kupfer
0,2—1,0 %, bei kupferreicheren Proben mehrere Procent), muss
der Niederschlag noch ein- oder zweimal aufgelöst, von Neuem
14*
[212]II. Kupfer. Colorimetr. Proben.
mit Ammoniak gefällt und etwas erwärmt werden. Auch bei
Anwendung zu heissen oder kalkhaltigen Wassers zum Aussüssen
des Niederschlages bleibt Kupfer in demselben zurück, indem
unter Verflüchtigung von Ammoniak sich basisches Kupfersalz
und Kupferoxydhydrat ausscheidet. Man muss deshalb zuletzt
mit schwach ammoniakalischem Wasser aussüssen. Ist beim Auf-
lösen ein Ueberschuss von Säure angewandt, so braucht man
mehr Ammoniak zur Uebersättigung und das Kupfer geht voll-
ständiger in Lösung. Nimmt man zu viel Ammoniak, so ent-
steht, wie bemerkt, grünlicher Farbenton und beim Erhitzen
scheidet sich ein unter Entstehung einer lasurblauen Lösung Eisen-
oxydhydrat aus. Grünliche und schmutzige Farben entstehen
auch bei Vorhandensein von Chrom, Nickel, Kobalt und Mangan,
weshalb man in solchem Falle, sowie auch bei stark eisen- und
thonerdehaltigen Proben besser das Kupfer aus saurer Lösung
durch Schwefelwasserstoff ausfällt, aussüsst und wieder auflöst.
Lockeres, filziges Filtrirpapier giebt auch leicht unreine Lö-
sungen.


Man misst jetzt das Filtrat in der in ¼ Unzen eingetheilten
Mensur, thut dasselbe in ein oblonges Probeglas von denselben
Dimensionen, wie das für die Musterflüssigkeiten, und vergleicht
nun die Intensität seiner Farbe mit der der verschiedenen Muster-
flüssigkeiten, indem man beide nebeneinander gebrachte Gläser am
Halse fasst und sie mit der schmalen Seite, so dass man die
dickste Flüssigkeitssäule erhält, gegen weisses Papier beobachtet.
Stimmt die Farbenintensität der Probelösung mit einer der Muster-
lösungen überein, so kann man ohne Weiteres den Kupfergehalt
in der angewandten Menge Probirgut aus dem Volumen der
Probirgutflüssigkeit und dem Kupfergehalt der Musterflüssigkeit
finden. Erhielt man z. B. von 1 Probircentner Substanz 3,5 Unzen
ammoniakalische Lösung und war deren Intensität gleich der
Musterflüssigkeit mit 3 Loth Kupfer in 4 Unzen, so ergiebt sich
der Kupfergehalt in 1 Ctr. Probirgut nach der Proportion 4 Unz.:
3 Loth = 3,5 Unz.: x = 2,6 Loth = 0,26 %.


War die Probeflüssigkeit intensiver, als die intensivste Mu-
sterflüssigkeit, so muss erstere in Mensuren von 8 und 16 Un-
zen Inhalt so weit verdünnt werden, bis ihre Intensität mit
einer der Musterflüssigkeiten übereinstimmt, wo sich dann aus
dem gemessenen Volum der ersteren und dem Gehalt der letz-
teren in vorhinniger Weise der Kupfergehalt der angewandten
Probemenge durch Rechnung ergiebt.


[213]§. 104. Jacquelin’s Probe.

Bei diesem Verdünnen kann die Lösung ihren Glanz etwas
verlieren und in Folge einer geringen Zersetzung des ammonia-
kalischen Kupfersalzes durch Wasser grünlich werden. Ein paar
Tropfen Ammoniak stellen dann die Farbe wieder her und
machen sie etwas dunkler, bei zu viel Ammoniakzusatz wird die
Lösung wieder grünlich und nicht dunkler. Durch Nichtbe-
achtung dieser Vorsichtsmassregel erhält man zu geringe Ge-
halte. War die Probelösung so schwach gefärbt, dass sie der
Intensität der schwächsten Musterflüssigkeit nicht gleich kommt,
so muss man erstere entweder eindampfen oder besser eine neue
Probe mit einer grösseren Menge Probirgut anstellen.


Um der Porzellanmensuren nicht zu bedürfen, kann man
sich einen Glascylinder nach Unzen oder anderswie eintheilen.


Nach dieser Probe lässt sich noch ein Kupfergehalt vonGenauigkeit.
0,05 % sicher ermitteln; bei den stärkeren Musterflüssigkeiten
beträgt der Beobachtungsfehler bis 0,03 %, bei den schwächeren
kaum 0,025 %. Le Play fand in 1 Grm. Kupferschlacken vom
englischen Flammofenprozess ½—1 Milligrm. Kupfer. Bei kupfer-
reicheren Substanzen werden die Flüssigkeiten zu stark blau ge-
färbt und damit wachsen die Beobachtungsfehler bedeutend.
Wollte man diesem Uebelstande durch starke Verdünnung ab-
helfen, so würde ein kleiner Fehler bei Beobachtung der Inten-
sität sich sehr stark multipliciren und das Resultat ebenfalls sehr
ungenau machen. Man bleibt deshalb bei der Kupferbestimmung
nach dieser Probe im Ctr. Probirung unter 1 Pfd. (0,05 Grm).
und wendet für höhere Kupfergehalte eine andere Probe an.


§. 104. Jacquelin-Hubert’s Probe für kupferreichere und
kupferärmere Substanzen
.


Nach dieser von Jacquelin angegebenen, von v. HubertDarstellung d.
Normallösung.

weiter ausgebildeten und in seiner Schrift (S. 209) ausführlich
beschriebenen Probe bereitet man die Normallösung unter den
im vorigen § angegebenen Vorsichtsmassregeln auf die Weise,
dass man 0,5 Gramm chemisch reines Kupfer in verdünnter Sal-
petersäure löst, Ammoniak im Ueberschuss zusetzt, mit destillirtem
Wasser bei 12° C auf 1 Liter = 1000 C C. verdünnt und die
nöthigenfalls filtrirte Lösung in einer Flasche mit eingeriebenem
Stöpsel aufbewahrt.


Behuf Bereitung der Probeflüssigkeit bringt man bei Sub-Bereitung der
Probelösung.

stanzen mit 1,5 % Kupfergehalt und darüber 2 Gramm, bei är-
meren 5 Gramm in ammoniakalische Lösung und verdünnt diese
bei einem Gehalt über 5 % auf 200, bei 2—5 % auf 150, unter
[214]II. Kupfer. Colorimetr. Proben.
2 % auf 100, 90, 80, 60 oder 50 C. C. je nach der Intensität
der Farbe. Bei sehr geringen Kupfermengen muss man die Lö-
sung auf ein geringeres Volumen abdampfen.


Man ermittelt zunächst, ob die Probeflüssigkeit dunkler oder
Vergleichung
der Flüssig-
keiten.
heller ist als die Musterflüssigkeit, in der Weise, dass man von
beiden einen Theil in je eine Glasröhre von 9 Mm. lichter Weite,
12 Cm. Länge und gleicher Wandstärke thut und beide Röhren
so vor ein Stück weisses Papier hält, dass sie fest an demselben
anliegen, gleiche parallele Lage haben, unter einem Winkel von
45° geneigt sind und directes Licht nicht Schatten, darauf fällt.


1) Die Probeflüssigkeit ist dunkler als die Mu-
sterflüssigkeit
. Mittelst einer Pipette bringt man 5 C. C. Mu-
sterflüssigkeit mit 0,0025 Gramm Kupfer in eine unten geschlos-
sene Glasröhre von 7 Mm. lichter Weite und 12 Cm. Länge;
dann nimmt man 5 C. C. Probelösung und verdünnt sie in einem
Becherglase mit soviel Wasser, dass sie, in eine gleiche Röhre
wie die Musterflüssigkeit gethan, genau deren Farbeninten-
sität zeigt. Bei kupferreicheren Substanzen erzielt man
bei dieser Vergleichung grössere Genauigkeit, wenn man die
Probeflüssigkeit so weit verdünnt, dass ihre Intensität noch um
ein Minimum dunkler ist, als diejenige der Normallösung, dann
behutsam tropfenweise Wasser zusetzt, bis ihre Intensität so
wenig als möglich lichter, als die der Normallösung wird und
dann den Durchschnitt beider Volumina nimmt: Dann misst
man das Volum der verdünnten Probeflüssigkeit nach C. C. in
einer graduirten Röhre von 9 Mm. lichter Weite und 50 Cm.
Länge. Von ihrem untern geschlossenen Ende bis zu einem
Striche enthält die Röhre gerade 5 C. C. und von da nach auf-
wärts ist sie noch in 28 C. C. und deren Zehntel getheilt.


Hat man nun z. B. von 2 Gramm Probesubstanz 200 C. C.
Probelösung erhalten und sind 5 C. C. davon auf 8,2 C. C. ver-
dünnt, bis dieselben gleiche Intensität wie die Musterflüssigkeit
zeigen, so erhält man den procentischen Kupfergehalt nach fol-
gendem Ansatze:

[215]§. 104. Jacquelin’s Probe.

2) Die Probeflüssigkeit ist heller, als die Muster-
flüssigkeit
. Man verdünnt 5 C. C. der Musterflüssigkeit, bis
ihre Intensität der der auf ein bestimmtes Volum gemessenen
Probeflüssigkeit gleich ist, wobei man sich zur Vergleichung
etwas weiterer Röhren von 9 Mm. lichtem Durchmesser bedient.
Erfolgten z. B. von 2 Gramm Einwage 150 C. C. Probeflüssig-
keit und mussten zur Erzielung gleicher Intensitäten 5 C. C.
Musterflüssigkeit auf 8,4 C. C. verdünnt werden, so findet sich
der procentale Kupfergehalt nach dem Ansatze

Man kann bei dieser, z. B. zu Agordo1) ausgeführten
Probe nach v. Hubert noch 0,1 % Kupfer scharf bestimmen und
nach dessen neuesten Untersuchungen 2) giebt dieselbe von der
genauen Gewichtsanalyse kaum abweichende Resultate.


Nach Wagmeister3) wiegt man zweckmässig für die ärmstenWagmei-
ster
’s Erfah-
rungen.

Geschicke 5, für 1½—2½ procentige 3, für 2½—25 proc. 2,
für 25—45 proc. 1½ und für Gehalte darüber 1 Gramm Pro-
birgut ein und erhält je nach der Grösse der Einwage und je
nachdem man das Kupfer durch Schwefelwasserstoff ausgefällt
hat oder nicht, Lösungen von 30—300 C. C. Volum. Intensiv
gefärbte Lösungen, z. B. bei einer Einwage von 1 Grm. bei
über 50 procentigen Erzen erhaltene, verdünnt man zweckmässig
auf 500 C. C. und bringt dann bei der Vergleichung 5 C. C. auf
die gleiche Intensität mit der Normallösung. Auch geringe Vo-
lumina zu concentrirter Lösungen von minder reichen Substanzen
sind ebenso zu behandeln.


Die Normallösung für die reichsten und ärmsten Substanzen
enthält zweckmässig 0,5 Grm. Kupfer auf 1 Liter Flüssigkeit;
man kann sich jedoch zur Controle und für sehr arme Proben
einer solchen mit nur 0,3 Grm. Kupfer im Liter bedienen.


Behuf Vergleichung der Probeflüssigkeit mit der Normal-
lösung bedient man sich 6—7 Mm. weiter Röhren von dünnem
[216]II. Kupfer. Colorimetr. Proben.
Glase, wenn erstere dunkler gefärbt ist, als letztere. Ohne ab-
dampfen zu müssen, lassen sich die lichtesten Lösungen mit
Sicherheit in Röhren von 12—15 Mm. Weite und dünnem Glase
bestimmen. Zweckmässig benutzt man zur Controle mehrere
Röhrenpaare von engerem und weiterem Durchmesser, so wie
von dünnerem und stärkerem Glase. Die runde Gestalt der
Röhren stört bei richtiger Haltung derselben gegen das einfal-
lende Licht wenig oder gar nicht, jedoch möchte das Vergleichen
in oblongen Gläsern (S. 211) leichter und bequemer sein. Hin-
sichtlich der Vorsichtsmassregeln beim Verdünnen ist das früher
(S. 212) Bemerkte zu beobachten.


Bei hinreichender Uebung erlangt man mittelst dieser Probe
Resultate, welche den Kupfergehalt mit Sicherheit bis auf nach-
stehende geringe Differenzen ergeben:

Heine’s
Urtheil.

Heine1) zieht für ärmere Substanzen sein Verfahren dem
v. Hubert’schen vor, weil man nach ersterem noch 0,03 %, nach
letzterem nur bis 0,3 % Kupfer bestimmen kann; auch die ob-
longe Form der Gläser bietet Vortheile vor den Röhren dar,
in welchen dünnere Schichten zu beobachten sind, leicht das Licht
zerstreut und Schatten hervorgerufen wird.


Eggertz’
Verfahren.

Eggertz2) wendet zur Bestimmung eines geringen Kupfer-
gehaltes in Eisen, Stahl und Eisenerzen nachstehendes
Verfahren an: 1 Gramm Eisen wird in 2 C. C. mit 10 C. C.
Wasser verdünnter Schwefelsäure von 1,83 spec. Gew. gelöst,
die Flüssigkeit auf 30 C. C. verdünnt und durch Schwefelwasser-
stoff oder in auf 50 C. C. verdünnter Lösung das Kupfer durch
2 C. C. gesättigter Lösung von unterschwefligsaurem Natron
als Schwefelkupfer gefällt, dieses nach dem Auswaschen
und Trocknen sammt Filter in einem Porzellantiegel geglüht,
[217]§. 104. Jacquelin’s Probe.
der oxydische Rückstand in ½—1 C. C. Königswasser gelöst,
die Lösung auf dem Wasserbad fast zur Trockne gedampft, ein
wenig Ammoniak zugesetzt, ein noch entstehender geringer Ei-
senniederschlag auf ein kleines Filter gebracht und dieses mit
Wasser ausgewaschen, dem man ¼ Ammoniak zugesetzt hat.
Ist das Filtrat blauer, als die Normallösung, so filtrirt man das-
selbe gleich nebst dem Waschwasser in die Bürette; schwach
blau gefärbtes Filtrat wird zur Trockne gedampft, der Rückstand
in ein wenig Ammoniak gelöst und die Lösung in die Bürette
gethan.


Von Eisenerzen löst man 1 Grm. in 10 C. C. Salzsäure
und 5 C. C. Salpetersäure, dampft mit 3 C. C. Schwefelsäure zur
Trockne, löst auf und verfährt weiter, wie eben angegeben.


Die Normallösung wird durch Auflösung von 0,1 Gramm
Kupfer in 1 C. C. Salpetersäure von 1,2 spec. Gewicht und
2 C. C. Salzsäure von 1,12 spec. Gew. bereitet; dazu kommen
125 C. C. Ammoniak von 0,95 spec. Gew. und 372 C. C. Wasser
von 15° C., so dass in 5 C. C. der Lösung 0,001 Grm. Kupfer
enthalten sind. Auch macht man wohl zum Probiren von Ku-
pfererzen Normallösungen mit 0,001 Grm. Kupfer in 10 und in
2 C. C. Diese Normallösung wird in eine zugeblasene Glas-
röhre eingeschlossen und die Probelösung in eine gleichweite
und gleichwandige Bürette aus demselben Glase gethan. Zeigt
sich nun, wenn man beide Röhren auf ein weisses Papier legt,
die Probelösung dunkler, als die Normallösung, so verdünnt man
sie mit ammoniakalischem Wasser (3 Thle. Wasser und 1 Thl.
Ammoniak bei 15° C.) bis zu gleicher Farbenintensität und be-
rechnet dann aus dem Volumen der Probeflüssigkeit und dem
bekannten Kupfergehalt der Normalflüssigkeit die Kupfermenge
in ersterer, wie vorhin angegeben. Kupferärmere Substanzen
geben genauere Resultate, als kupferreichere, indem sich bei
letzteren die Beobachtungsfehler mit dem Volum der Lösung
multipliciren. Bei Eisen kommt selten ein Kupfergehalt über
0,6 % in 1 Gramm vor und entspricht dieser 30 C. C. der mit
der Normallösung gleich gefärbten Probeflüssigkeit.


[218]III. Nickel. Trockne Proben.

III. Nickel.


Probir-
methoden.

§. 105. Allgemeines. Zur Bestimmung des Nickels auf
trocknem Wege hat Plattner1) ein Verfahren angegeben,
welches bei sehr grosser Uebung des Probirers in kürzerer Zeit
fast ebenso genaue Resultate, als die Gewichtsanalyse auf nassem
Wege liefert. Die Regelung der Temperatur ist nicht ohne
Schwierigkeit und es bedarf eines scharfen Blickes zur Erkennung
der Endreactionen. Neuerdings aufgefundene massanalyti-
sche Proben
sind noch difficiler Natur, geben aber bei einiger
Geübtheit zufriedenstellende Resultate.


1. Kapitel.
Plattner’s Probe auf trocknem Wege.


Umfang der
Methode.

§. 106. Allgemeines. Dieses Verfahren gestattet die gleich-
zeitige Bestimmung eines Nickel-, Kobalt-, Blei-, Wis-
muth-
und geringen Kupfergehaltes, wird aber, wenn
letzterer eine gewisse Grenze übersteigt, ungenau und bedarf
der Zuhülfenahme des nassen Weges.


Bedingte Mo-
dificationen.

Die bei dieser Probe sonst noch vorkommenden Modifica-
tionen hängen hauptsächlich davon ab, ob das Nickel an Schwefel
oder Arsen gebunden ist oder als Legirung vorkommt, ferner
ob Kobalt, Blei, Wismuth und erdige Bestandtheile vorhan-
den sind.


Wesen der
Probirme-
thode.

Sind sämmtliche angeführte Substanzen anwesend, so ent-
fernt man zunächst den Schwefel durch Röstung, erhitzt das
Röstgut mit Arsen (Arseniciren), um Arsenmetalle zu bilden,
schmilzt die arsenicirte Masse mit Reductions- und Solvirungs-
mitteln und Eisen, wobei die Erden verschlackt, Blei und
Wismuth durch das Eisen abgeschieden und die Arsenmetalle
zu einem Korn zusammengeschmolzen werden. Nachdem von
letzterem Blei und Wismuth getrennt, scheidet man durch ein
solvirendes und oxydirendes Schmelzen mit Borax Arseneisen
ab, wobei sich auch Zink und Antimon verflüchtigen. Dann
verflüchtigt man durch Glühen des zurückbleibenden Kornes in
Kohlenstaub alles überschüssige Arsen (Desarseniciren), wonach
bestimmte Verbindungen von (Co, Ni)4 As oder (Co, Ni)4 As und
[219]§. 107. Plattner’s Pr. f. kupferfreie Subst.
Cu6 As zurückbleiben, welche in der später anzuführenden Weise
durch oxydirende und solvirende Schmelzungen nach einander
getrennt werden und zwar zuerst durch Borax Co4 As, hierauf
unter Zusatz einer gewogenen Goldmenge Ni4 As, wo dann zu-
letzt eine Legirung von Kupfer und Gold erfolgt. Von der Be-
rechnung der Metallgehalte aus der zurückbleibenden Menge
dieser Verbindungen wird später die Rede sein.


Ein geringer Antimongehalt verflüchtigt sich beim re-
ducirend-solvirenden Schmelzen und beim Desarseniciren oder
geht ins Blei oder Wismuth; ein grösserer Gehalt daran muss
durch sorgfältiges Abrösten mit Kohle oder auf nassem Wege
möglichst entfernt werden (z. B. bei Antimonnickel), indem man die
Substanz durch Salpetersäure zersetzt, das abgeschiedene Anti-
monoxyd abfiltrirt, aus der Lösung die Oxyde des Nickels und
Kobaltoxydes durch Aetzkali ausfällt, etwas auswäscht, trocknet,
glüht und arsenicirt.


Ein Silbergehalt bleibt bei blei- und wismuthfreien Sub-
stanzen zuletzt im Ni4 As oder Au Cu zurück und kann darin
durch Ansieden bestimmt werden; bei einem Blei- und Wismuth-
gehalt wird das Silber durch das zugesetzte Eisen neben diesen
Metallen abgeschieden, sammelt sich in denselben an und lässt
sich durch deren Abtreiben finden.


§. 107. Probe für kupferfreie Substanzen. Bei AusführungManipula-
tionen.

dieser Probe kommen nachstehende Operationen vor:


1) Einwägen. Man wiegt soviel Probirgut ab, dass dasEinwägen.
Arsenmetallkorn nach Abscheidung des Eisens 10—15 Pfd. schwer
bleibt, weil grössere Könige bei ihrer Strengflüssigkeit zum Ein-
schmelzen längere Zeit erfordern und dadurch die nachfolgen-
den chemischen Reactionen alterirt werden. Eine Vorprobe ist
deshalb bei Substanzen mit ganz unbekanntem Gehalte anzu-
stellen.


Man wiegt von Nickellegirungen etwa 10, von Oxyden
und reichen Erzen 20, von mittelreichen 30—50 und von
armen 100 Pfd. ab. Da Arsenkobalt (Co4 As) strengflüssiger,
als Ni4 As ist, so muss bei kobaltreicheren Geschicken die
Entstehung von höchstens 10 Pfd. schweren Arsenmetallkönigen
angestrebt werden; auch setzt man dann wohl, um den König
leichtschmelziger zu machen, demnächst beim reducirenden und
solvirenden Schmelzen Arseneisen (Eisenfeile und Arsen) oder
3—4 % Gold oder Ni4 As (Körner von früheren Proben) zu, deren
Metallgehalt demnächst wieder in Abrechnung gebracht wird.
[220]III. Nickel. Trockne Proben.
Je reicher das Probirgut an Kobalt, um so schwieriger verläuft
der ganze Prozess wegen der Strengflüssigkeit des Co4 As.


Rösten.

2) Rösten schwefelhaltiger Substanzen. Damit
richtig arsenicirte Kobalt- und Nickelkönige entstehen und diese
(bei einem Schwefelgehalt) beim solvirenden Schmelzen (Ver-
schlacken) nicht sprühen, müssen alle schwefelhaltigen
Substanzen
(auch antimonreichere) vollständig abgeröstet wer-
den und zwar unterwirft man


Directes
Rösten.

a) Schwefelmetalle und schwefelsaure Salze, wel-
che durch Kohlenstaub zerlegt werden
, einer directen
Röstung in gewöhnlicher Weise (S. 28), indem man bei viel
Schwefel das Röstgut einige Mal aufreibt und unter Zusatz von
Holzkohlenpulver (nicht Graphit) glüht. Bei Anwesenheit von
Blei und Wismuth wird zur Zerlegung der damit gebildeten
schwefelsauren Salze zuletzt 60—80 % kohlensaures Ammoniak
eingemengt und bei bedecktem Röstscherben (S. 29) etwa 10
Min. geglüht, bis sich kein Ammoniak mehr verflüchtigt.


Unter Anderen bedürfen nachstehende hauptsächlichste Erze
und Producte einer solchen Röstung:


Haarkies, Ni mit 64,4 Ni; Eisennickelkies Ni + 2 Fe
mit 21,8 Ni und meist etwas Kupferkies; Nickelwismuth-
glanz
Ni (Ni, Bi), mit 22—40 Ni, 10,4—14,1 Bi, 0,28—
11,73 Co, 1,7—11,6 Cu; Antimonnickelglanz Ni + Ni Sb
mit 27,6 Ni und geringen Mengen von Co und Fe; Ar-
sennickelglanz
Ni + Ni As mit 30—35,2 Ni, zuweilen Co
und Fe enthaltend; Antimonnickel Ni3 Sb mit 32,5 Ni, zu-
weilen mit geringen Mengen Fe, As und eingemengtem Blei-
glanz; Kobaltnickelkies (Ni, Co, Fe) (Ni, Co, Fe) mit 29,5
—42,6 Ni und 11—25,6 Co; nickelhaltiger Schwefel-,
Magnet-
und Arsenkies; nickelhaltige Kobalt- und
Wismutherze; Nickelspeise, hauptsächlich (Ni, Co, Fe)4
As oder R3 As zuweilen mit geringen Mengen von geschwefeltem
Fe, Pb, Cu, Sb; Kobaltspeise aus Blaufarbenwerken, (Ni,
Co)3 As, seltener (Ni, Co)4 As mit eingemengtem Wismuth,
zuweilen mit Fen As und Ag, seltener Cu; Bleispeise, haupt-
sächlich (Fe, Ni, Co)4 As mit mehr oder weniger Schwefelme-
tallen von Cu, Pb, Fe, Ag, Zn, Sb; Raffinatspeise von der
annähernden Zusammensetzung (Ni, Co)4 As; nickelhaltige Blei-,
Kupfer-
und Rohsteine etc.; ferner im Grossen geröstete
[221]§. 107. Plattner’s Pr. f. kupferfreie Subst.
Nickel- und nickelhaltige Kobalterze, Leche und
Speisen.


b) Schwefelsaure Salze (Gyps, Schwerspath) oderSchmelzen a [...]
Rohstein un [...]
Rösten des-
selben.

Schwefelkalien enthaltende Substanzen (z. B. nickel-
haltiges Gekrätz der Argentanfabriken)
, welche durch
Röstung mit Kohlenstaubzusatz nicht zersetzt werden, schmilzt
man zunächst auf Rohstein (§. 199), indem man 1 Ctr. Probir-
gut in eine Bleitute schüttet, darauf 2—3 Ctr. Borax, 1—2 Ctr.
metallfreies Glas und 10 Pfd. Kolophonium thut, eine Salzdecke
mit ein Stückchen Kohle giebt und die mit Deckel versehene
Tute im Muffel- oder Windofen so lange (etwa ¾—1 Stunde)
schmilzt, bis Alles in völligen Fluss gerathen ist.


Dabei werden Erdarten und fremde Metalloxyde verschlackt,
die Schwefelmetalle zu einem spröden Lechkönig zusammenge-
schmolzen und die schwefelsauren Salze (Gyps, Schwerspath etc.)
zu Schwefelmetallen reducirt, welche in den Lech eingehen. In
sofern Schwefel genug vorhanden, befindet sich alles Nickel in
dem Lech; ist aber die Schwerspath und Gyps enthaltende
Probesubstanz frei von Schwefel- und Arsenmetallen, so wird
leicht Nickel verschlackt, weshalb man in solchem Falle das
Probirgut mit 10—30 Pfd. metallischem Arsen zusammenreibt,
obiger Beschickung hinzumengt und das Ganze bei einer Koch-
salzdecke auf eine schwefelhaltige Speise verschmilzt. Letztere
oder der reinere Lech werden dann todtgeröstet, nachdem man
im gepulverten Zustande zuvor das durch Einwirkung des Schwe-
fels auf den Borax erzeugte Schwefelnatrium mit heissem Wasser
auf einem Filter ausgelaugt hat, weil sich dieses beim directen
Rösten in durch Kohlenstaub schwieriger zersetzbares schwefel-
saures Natron verwandeln würde.


Das Röstgut kann die Oxyde von Nickel, Kobalt, Eisen,
Zink, Antimon, Blei und Wismuth, so wie basisch arsensaures
Nickel- und Kobaltoxydul (R9 As) nebst erdigen Bestandtheilen
enthalten.


3) Arseniciren. Diese Operation bezweckt die Umwand-Arseniciren.
lung der im Probirgut enthaltenen Metalle, namentlich des Nickels,
Kobalts und Eisens in Arsenmetalle, um dieselben als solche
demnächst durch ein reducirendes und solvirendes Schmelzen
von den übrigen Bestandtheilen trennen zu können. Das Ar-Substanzen
mit hinrei-
chendem Ar [...]
sengehalt.

seniciren geschieht bei schwefelfreiem Probirgut ohne vorherige
Röstung desselben und ist gar nicht erforderlich, wenn dasselbe
[222]III. Nickel. Trockne Proben.
eine solche Menge Arsen enthält, dass sich Viertel-Arsennickel,
Ni4 As, und Viertel-Arsenkobalt, Co4 As, bilden können (z. B.
Rothnickelkies Ni2 As mit 43,5 Ni meist mit geringen Mengen
von Co, Fe, Pb, auch wohl Cu, Bi und S; Weissnickelkies
Ni As mit 27,8 Ni meist mit etwas Co und Fe, seltener Bi;
nickelhaltiger Speiskobalt als R4 As3, R As und R3 As4 mit
3,3—23 Co, bis 25,9 Ni und 0,8—18,4 Fe; Nickelblüthe
Ni3 As + 8 H mit 29,5 Ni; schwefelfreie Nickel- und Kobalt-
speisen
etc). Obgleich auch Kobaltblüthe Co3 As + 8 H
mit 29,5 Co und Kobaltbeschlag, ein Gemenge von Kobalt-
blüthe und arseniger Säure, namentlich erstere zuweilen mit
einem geringen Nickelgehalt, eine hinreichende Menge Arsen be-
sitzen, so geben sie demnächst beim reducirenden Schmelzen ein zu
strengflüssiges Arsenkobalt und erfordern einen leichtflüssiger ma-
chenden Zuschlag von 15—20 % Eisenfeile und ebensoviel Arsen.


[...]rsenfreie od.
[...]u arsenarme
Substanzen.

Des Arsenicirens bedürfen


a) Substanzen, welche gar kein Arsen enthalten, als Le-
girungen (Argentan, nickelhaltiges Schwarz- und Gaar-
kupfer, Würfelnickel
); Mineralien, deren Nickel- und Ko-
baltgehalt an Kohlen- und Kieselsäure gebunden ist (Nickel-
smaragd
(Ni C + 4 H) + 2 Ni H mit 46,2 Ni; Smalte,
Schlacken
); im Wesentlichen Nickel- und Kobaltoxyde (ge-
röstete Erze
und Producte, auf nassem Wege S 219 erhaltene
Gemenge von Nickel-, Kobalt und Eisenoxyd) u. a.


b) Substanzen, welche eine nicht hinreichende
Menge Arsen enthalten
, um Ni4 As und Co4 As zu bilden,
als: im Grossen geröstete schwefelfreie Nickel- und Ko-
balterze
oder Speisen.


Verfahren
[b]eim Arseni-
ciren.

Spröde Substanzen, welche sich pulvern lassen, reibt
man mit dem 1—1½ fachen metallischem Arsen (Fliegenstein)
vorsichtig zusammen, thut das Gemenge in eine zu bedeckende
Bleitute, setzt dieselbe hinten in die Muffel, legt zur Abhaltung
der Luft Holzkohlen davor und versetzt die Tute bei geschlossener
Muffelmündung so lange (6—10 Min.) in Gelbrothglühhitze, bis
bei von Zeit zu Zeit abgenommenem Deckel Arsenflamme und
Arsendämpfe sich nicht mehr zeigen. Dann nimmt man die
Tute heraus und lässt sie bedeckt erkalten. Raucht die Tute
beim Herausnehmen noch, so muss sie wieder eingesetzt werden.
Da sich kobaltoxydreichere Erze etc. schwieriger arseni-
[223]§. 107. Plattner’s Pr. f. kupferfreie Subst.
ciren, so muss dieser Prozess dabei nochmals wiederholt werden,
was sich auch bei auf nassem Wege gefälltem Nickel- und Ko-
baltoxyd
empfiehlt.


Kobaltreichen und an Eisen und Nickel armen Substan-
zen, welche ein zu strengflüssiges Arsenkobalt geben würden
(z. B. Kobaltblüthe, Kobaltbeschlag, mit Kohle gerö-
steter Kobaltvitriol, im Grossen geröstetes Kobalterz,
Smalte
, manche Schlacken), fügt man beim Arseniciren
10—20 % Eisenfeile zu, wo dann das Arsenkobalt durch Arsen-
eisen leichtschmelziger gemacht wird.


Geschmeidige Substanzen, z. B. Legirungen (Argen-
tan, Würfelnickel, nickelhaltiges Schwarz-
und Gaar-
kupfer
) sucht man in möglichst dünne Blättchen zu verwan-
deln, arsenicirt 10 Pfd. davon mit 20 Pfd. Arsen, zerkleinert
die geglühte Masse und glüht dieselbe nochmals mit 10 Pfd.
Arsen.


Beim Arseniciren wirkt das Arsen reducirend auf die Me-Theorie.
talloxyde und etwa vorhandene basisch arsensaure Metalloxyde
unter Bildung von arseniger Säure und Arsensuboxyd und giebt
mit denjenigen reducirten Metallen Arsenverbindungen, welche
geneigt sind, sich damit zu verbinden, z. B. Ni2 As, Co2 As,
Cu4 As, etc. Bi und Pb verbinden sich mit As in unbestimmten
Verhältnissen; Fe geht theils in Fe2 As, theils in Fe Fe über, Pb S
in Pb; Zn bleibt unverändert und wird erst demnächst beim
reducirenden Schmelzen reducirt und dann beim Verschlacken
des Arseneisens und beim Desarseniciren verflüchtigt. Die
Sauerstoffverbindungen des Antimons bilden Arsenantimon von
unbestimmter Zusammensetzung, welches ebenfalls demnächst
bei der Eisenverschlackung und beim Desarseniciren verflüch-
tigt wird.


Ueberwiegt der Nickelgehalt den Kobaltgehalt, so schmelzen
beim Arseniciren die Arsenmetalle leicht zur Kugel zusammen,
während die Masse bei vorwaltendem Kobaltgehalt oder Anwe-
senheit strengflüssiger Erden nur gesintert oder pulverförmig
erscheint. Auch kann Mangel an Arsen Strengflüssigkeit her-
beiführen.


4) Reducirendes und solvirendes Schmelzen aufReduc. solv.
Schmelzen.

einen König. Dieser Operation unterwirft man entweder die
ursprüngliche Probesubstanz, wenn sie frei von Schwefel und hin-
reichend hoch arsenicirt ist (S. 221), oder vorher geröstete und
arsenicirte Substanzen, um die erdigen Bestandtheile zu ver-
[224]III. Nickel. Trockne Proben.
schlacken und die Arsenmetalle zu einer Kugel zusammen zu
schmelzen. Giebt die zum Arseniciren verwandte Bleitute noch
einen hellen Klang und ist somit ohne Risse, — widrigenfalls
muss man eine neue Tute nehmen —, so fügt man zu der darin
befindlichen arsenicirten Masse die Beschickung. Letztere er-
hält eine abweichende Zusammensetzung, je nachdem im Probir-
gut Blei oder Wismuth oder beide vorhanden sind und ein
Eisengehalt fehlt oder nicht.


Abwesenheit
von Pb u. Bi.

a) Bei blei- und wismuthfreiem Probirgut thut man
zur arsenicirten Masse in der Tute 2—2½ Ctr. schwarzen Fluss
oder Potasche und Mehl (S. 113), darauf 1 Probirlöffelchen voll
Borax und 2 Löffelchen voll Glas, giebt eine Kochsalzdecke
etwa von 3 Ctr., legt auf diese ein Stückchen Kohle, erhitzt
die Tute in der Muffel anfangs langsam und versetzt sie nach
dem Abflammen während 15—25 Min. in Gelbrothglühhitze
(Kupferschmelztemperatur), indem man bei geschlossener Muffel-
mündung Holzkohlen vor die Tuten legt. Bei einer gut ge-
rathenen Probe findet sich dann beim vorsichtigen Aufschlagen
der erkalteten Tute unter einer gut geflossenen grünen oder
schwarzen, nicht blauen glasigen Schlacke ein spröder wohlge-
flossener Regulus von Arsenmetallen. Da derselbe einen hin-
reichenden Eisengehalt besitzen muss, um bei der nachfolgenden
Operation eine zu frühe Verschlackung von Kobalt zu verhin-
dern, so fügt man bei eisenarmen Substanzen zur Beschickung
1—2 und bei eisenfreien 3—4 Pfd. Eisenfeile. Eine nach
dem Rösten roth aussehende Probe enthält genug Eisen.


Ein Eisenzusatz von 10—15 % ist, wenn er nicht schon
beim Arseniciren gegeben worden, auch bei sehr kobaltreichen
und nickelarmen Substanzen nöthig, welche ein sehr strengflüs-
siges Arsenkobalt liefern würden (S. 222). Bei sehr kobalt- und
nickelarmen Körpern fügt man zur vollständigen Ansammlung
der Arsenmetalle in einem wohlgeflossenen Regulus zur Be-
schickung ein Gemenge von 10—15 % Eisenfeile mit ebenso viel
gediegen Arsen.


Anwesenheit
von Pb u. Bi.

b) Blei und Wismuth enthaltende Substanzen werden
wie vorhin beschickt, nur legt man auf die arsenicirte Masse
noch ein Stückchen Eisendraht zur Abscheidung und quantita-
tiven Bestimmung dieser Metalle. Bei einem Gehalt an letz-
teren von 10—15 % genügen 5—10 Pfd. Eisen, bei bleireicheren
Substanzen, z. B. nickelhaltigen Kupferverblaseschlacken, steigt
man bis zu 25 Pfd. Eisen. Ein Ueberschuss davon ist zu
[225]§. 107. Plattner’s Pr. f. kupferfreie Subst.
vermeiden, weil dadurch dem Arsenkobalt und Arsennickel zu
viel Arsen entzogen wird und die Wiederabscheidung des
Eisens durch Verschlackung demnächst sehr lange dauert. Blei
und Wismuth haften nach dem Schmelzen unten oder an der
Seite des Speisekornes. Ist nur Blei vorhanden, so wiegt man
Speise und Blei zusammen, schneidet dann letzteres ab, wiegt
wieder und findet aus der Differenz den Bleigehalt so genau, wie
durch irgend welches andere dokimastische Verfahren. Bei allei-
niger
Anwesenheit von Wismuth fügt man zur Beschickung be-
huf Erzielung eines hinreichend geschmeidigen Kornes 10—12 Pfd.
Kornblei, bestimmt in eben angegebener Weise das Gewicht von
Blei und Wismuth zusammen, zieht davon das des zugesetzten
Bleies ab und nimmt dabei in Rücksicht, dass etwa 4 % des
Bleizusatzes im Speisekönig als Arsenblei zurückbleiben. Ohne
Bleizusatz lässt sich das Wismuth dadurch hinreichend vom
Speisekorn trennen, dass man dasselbe in der Pincette mit der
Spiritusflamme erhitzt und, wie beim Abschlagen der Löthrohr-
perlen vom Platindraht, mit der Faust aufschlägt, wobei das
flüssig gewordene Wismuth wegfliegt.


Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Blei und Wismuth
schneidet man die beide enthaltende Legirung von der Speise ab
und trennt sie auf nassem Wege, indem man dieselbe in Salpeter-
säure löst, mit Schwefelsäure fast zur Trockne dampft, etwas Wasser
hinzufügt, das schwefelsaure Bleioxyd abfiltrirt und entweder
als solches wiegt oder auf metallisches Blei verschmilzt (S. 168).
Aus dem Filtrat wird das Wismuth durch kohlensaures Ammoniak
gefällt und der abfiltrirte und getrocknete Niederschlag mit
1 Probircentner schwarzem Fluss bei einer Kochsalzdecke in
einer Bleitute unter der Muffel etwa während einer Viertelstunde
auf Wismuth verschmolzen. Bei einem geringen Gehalt des
Probirgutes an Blei oder Wismuth lässt man wohl den Eisen-
zusatz ganz weg, weil diese Metalle dann demnächst bei der
Verschlackung des Arseneisens und beim Desarseniciren ent-
fernt werden.


Ein Gehalt an Silber und Antimon im Probirgut sam-
melt sich grossentheils im Blei an und es bedarf bei einem
bedeutenden Antimongehalte eines besonderen Bleizuschlages
zur Entfernung desselben. Ein Zinkgehalt wird bei dem
Schmelzen zum Theil verflüchtigt, zum Theil verschlackt und
nur zum geringen Theil geht er in die Speise.


Kerl, Probirkunst. 15
[226]III. Nickel. Trockne Proben.
Verschlacken
d. Arseneisens.

5) Verschlackung des Arseneisens mittelst Borax
auf dem Gaarscherben
. Zur Entfernung des Arseneisens
aus dem Speisekorn setzt man dieses mittelst einer Backenzange
(Taf. VII. Fig. 129) auf einen 25—30 Pfd. Boraxglas enthal-
tenden, mitten in der Muffel stehenden und von glühenden Holz-
kohlen an 3 Seiten umgebenen weissglühenden Gaarscherben
(Taf. VI. Fig. 80); auch bringt man wohl den König mit dem
Boraxglas in ein Skarnitzel gewickelt zusammen auf den Scher-
ben. Bei geschlossener Muffelmündung wird möglichst rasch
eingeschmolzen, der Scherben, sobald der König ins Treiben
gekommen, der Muffelmündung etwas näher gezogen und diese
behuf Luftzutritts theilweise offen gelassen. Es oxydirt sich bei
richtig geleiteter Temperatur
zunächst nur Arseneisen,
welches als basisch arsensaures Eisenoxydul — unter Entweichen
eines Theils des an Eisen und die übrigen Metalle gebundenen
Arsens — sich im Boraxglas auflöst und demselben, was nach
dem Ablöschen der Schlacke wahrzunehmen, eine dunkelgrüne
oder schwarze Farbe ertheilt. So lange noch Eisen vorhanden,
zeigt sich bei richtiger Temperatur auf dem flüssigen Korn eine
Kruste oder Schuppen von basisch arsensaurem Eisenoxydul,
welche durch die rotirende Bewegung des Metalles dem Borax-
glase zugeführt werden (das Schuppen). Erst nachdem alles Eisen
abgeschieden, wird der König blank; es zeigen sich bei fast
völlig verschlacktem Eisengehalt am untern Rande blanke Stellen,
während es oben noch schuppt, dann wird der König ganz blank.
Wendet man eine zu hohe Temperatur an, so bleibt der
König selbst bei einem grösseren Eisengehalt blank und bei
zu niedriger Temperatur
kann das Arbeiten ganz aufhören,
der König überzieht sich mit einer dicken Kruste, welche schon
Kobalt enthalten kann, ohne dass sich ein Zucken wahrnehmen
lässt.


Sobald der König blank geworden, nimmt man den Scherben
heraus, wobei das Korn Arsendämpfe ausstösst, hält ihn erst
auf kaltes Wasser und zieht ihn, sobald der König erstarrt ist,
mehrere Male rasch durchs Wasser bis zur vollständigen Ab-
kühlung. Um sicher zu sein, dass alles Eisen entfernt ist,
schmilzt man den entschlackten König wohl nochmals rasch mit
Borax ein und nimmt ihn sofort nach dem Antreiben heraus,
wo dann die Schlacke von beginnender Kobaltverschlackung
einen Stich ins Bläuliche zeigen muss. Sobald nämlich die
letzten Antheile Eisen weggehen, verschlackt sich auch bereits
[227]§. 107. Plattner’s Pr. f. kupferfreie Subst.
eine geringe Menge Kobalt und es entsteht dadurch ein kleiner
Verlust daran. Das Eisen muss aber vollständig entfernt werden,
weil sich sonst bei der nachfolgenden Operation das über-
schüssige Arsen nicht vollständig verflüchtigen lässt. War die
Speise eisenarm oder eisenfrei, so wird der König nach
dem Einschmelzen gleich blank und es verschlackt sich Kobalt
unter Entstehung einer dunkelblauen Schlacke. Es musste in
solchem Falle, wie bereits (S. 224) bemerkt, Eisenfeile beim
reducirenden und solvirenden Schmelzen hinzugefügt werden.
Bei viel Eisen lässt sich dasselbe durch einmaliges Schmelzen
nicht abscheiden; hat sich der Borax mit Eisen gesättigt, so
wird er zähflüssiger (nicht zu verwechseln mit ähnlichen Er-
scheinungen in Folge zu sehr gesunkener Temperatur) und das
Treiben verliert an Lebhaftigkeit. Man muss dann den Scherben
herausnehmen, ablöschen und das noch mit schwarzer Oxydhaut
überzogene Korn so oft mit frischem Borax aufsetzen, bis der König
blank geworden. Eine übersättigte Boraxschlacke zeigt oberfläch-
lich kupferrothe Schüppchen von basisch arsensaurem Eisenoxyd.


Waren beim reducirenden und solvirenden Schmelzen die
Arsenmetalle nicht geschmolzen, so kann man bei Abwesenheit
von Eisen und bei gleichem Verhältniss von Nickel und Kobalt
die Verschlackung des Kobalts, wenn nur Nickel bestimmt
werden soll, vornehmen, weil das leichtflüssigere Arsennickel
früher schmilzt, als alles Kobalt verschlackt ist; dagegen lässt
sich Eisen aus einer ungeschmolzenen Probe nicht abscheiden.
Sprüht der König beim Aufsetzen auf den Scherben, so deutet
dies auf einen Schwefelgehalt im noch nicht völlig abgerösteten
Erz oder im angewandten Fliegenstein. Der im Vorstehenden
beschriebenen Operation kann man auch ohne Weiteres hin-
länglich arsenreiche Arsenmetalle unterwerfen, welche schwefel-
frei sind und nicht zu viel Gangarten enthalten (S. 221), indem
man sie mit Borax und etwas Eisen in einem Skarnitzel auf
den Gaarscherben setzt.


6) Desarseniciren. Das von Eisen befreite SpeisekornZweck.
besteht aus Arsenkobalt und Arsennickel mit einem Ueberschuss
von Arsen, nach dessen Entfernung constante Verbindungen von
Co4 As und Ni4 As entstehen. Man erreicht dies dadurch, dassVerfahren.
man das Speisekorn in einem bedeckten kleinen Bleischerben
(Taf. VI. Fig. 93) zwischen trocknem Holzkohlenpulver etwa
¼—½ Stunde in der gelbrothglühenden Muffel erhitzt, dann
den erkalteten König wiegt und diese Glühung so oft wiederholt,
15*
[228]III. Nickel. Trockne Proben.
bis die beiden letzten Wägungen übereinstimmende Resultate
geben. Man kann auch die Könige mit Kohlenpulver in Thon-
tiegelchen thun, wie solche bei quantitativen Bleiproben vor
dem Löthrohr angewandt werden, mehrere solcher Tiegelchen
in einem grössern Tiegel auf eine Unterlage von Kokspulver
setzen und dann den bedeckten Tiegel glühen. Die nach dem fast
völligen Erkalten des Tiegels mit einer Pincette aus dem Kohlen-
pulver herausgeholten Könige werden im Wasser abgelöscht.


Verfahren.

7) Verschlacken des Viertel-Arsenkobalts, Co4 As.
Der genau gewogene, aus den constanten Verbindungen Co4 As
und Ni4 As bestehende König wird mit etwa 25 Pfd. Borax wie
vorhin bei der Eisenverschlackung auf dem Gaarscherben be-
handelt, wo dann bei Luftzutritt und richtiger Temperatur zu-
nächst Co4 As in arsenige Säure und basisch arsensaures Kobalt-
oxydul übergeht, welches letztere sich im Borax bei blank-
bleibendem
König mit blauer Farbe auflöst. Die Temperatur
muss höher gehalten werden, als bei der Verschlackung des
Arseneisens. Die Operation ist beendigt, sobald sich auf dem
sonst blanken König apfelgrüne Schüppchen von basisch arsen-
saurem Nickeloxydul zeigen und die erkaltete Schlacke von dem
Blau des Kobalts und dem Braun des Nickels einen Stich ins
Violette erhält. Bei zunehmender Nickelverschlackung werden
die Schuppen grösser und unter dem Korn zeigt sich nach dem
Erkalten eine starke grüne Färbung. Schon bei einem deutlich
grünen Anfluge ist die Nickelverschlackung nur unbedeutend.
Bei zu niedriger Temperatur erhält das Korn einen schwar-
zen Ueberzug und die Verschlackung wird verzögert, bei zu
hoher Temperatur
bleibt auch bei eingetretener Nickelver-
schlackung das Korn vollständig blank. Die Verschlackung des
Kobaltes geht viel langsamer, als die des Eisens, und bei einem
grösseren Kobaltgehalt muss der König wiederholt mit
frischem Borax behandelt werden, sobald eine Sättigung einge-
treten ist. Bei nur wenig Kobalt entsteht auf der kurze Zeit
blank gewordenen Oberfläche sofort das grüne Häutchen bei
einer bräunlichen Färbung der Schlacke. So lange noch Kobalt
vorhanden, zeigt das abgelöschte Korn eine schwarze Oxydhaut
und wird erst mit dem Verschwinden des Kobaltes auch unter
der Abkühlung blank. Bei einiger Vorsicht ist der durch Ver-
schlackung des Nickels entstehende Verlust nur gering.


Das kobaltfreie Korn enthält nur noch Ni4 As, aus dessen
Menge sich direct der Nickelgehalt berechnen lässt, da dasselbe
[229]§. 108. Plattner’s Pr. f. kupferhaltige Subst.
60,7 % Nickel enthält. Zieht man das Gewicht des Ni4 As von
dem bekannten Gewichte des Co4 As + Ni4 As ab, so erhält
man das Co4 As, welches 61,5 % Kobalt enthält.


§. 108. Probe für kupferhaltige Substanzen. Man nimmt mitVerfahren.
dem Probirgut die Operationen 1—7 §. 107 vor und erhält dann
eine Speise, welche aus Ni4 As und Cu6 As besteht. Unter-
wirft man diese einem Verschlacken mit Borax, so wird zwar
zunächst auch nur Ni4 As in basisch arsensaures Nickeloxydul
umgewandelt und dieses vom Borax mit brauner Farbe auf-
gelöst, aber es bleibt das Cu6 As nur so lange eine constante
Verbindung, als dasselbe wenigstens mit einer eben so grossen
Menge von Arsennickel noch in Verbindung ist. Wird letzteres
weiter verschlackt, so entlässt das Cu6 As einen Theil seines
Arsens und die zurückbleibende Arsenkupferverbindung ist von
variabler Zusammensetzung. Je nachdem der Kupfergehalt den
Nickelgehalt übersteigt oder nicht, wendet man folgendes Ver-
fahren an:


1) Proben mit den Nickelgehalt nicht überstei-Kupferärmere
Substanzen.

gendem Kupfergehalt. Man schmilzt auf einem Gaarscherben
statt Borax kräftiger solvirend wirkendes Phosphorsalz ein und
setzt, sobald ruhiger Fluss eingetreten, auf den weissglühenden,
wie vorhin angegeben mit Kohlen umstellten Scherben das aus
Ni4 As + Cu6 As bestehende Korn nebst der 6—Sfachen Menge
Gold, beide in ein Skarnitzel gewickelt. Da, wie früher be-
merkt (S. 219), die Grösse des Regulus nicht über eine gewisse
Grenze gehen darf und durch den Goldzusatz dessen Gewicht
beträchtlich vermehrt wird, so muss beim Abwägen des Probirgutes
hierauf Rücksicht genommen und bei grösserem Kupfergehalt mit
der Einwage wohl bis auf 6—5 Pfd. herabgegangen werden.


Man schmilzt bei geschlossener Muffelmündung möglichst
rasch ein, öffnet letztere dann theilweise und lässt sich das
Ni4 As als basisch arsensaures Nickeloxydul mit gelber Farbe
im Phosphorsalz verschlacken, während welcher Zeit die Ober-
fläche des Königs von grünen Schüppchen oder Häutchen des
basisch arsensauren Nickeloxyduls trübe erscheint. Namentlich
in der letzten Periode der langsamer als bei Kobalt gehenden Ver-
schlackung des Nickels entweicht das ans Kupfer gebundene Arsen.
Das Nickel ist abgeschieden und eine Legirung von Kupfer
und Gold
gebildet, wenn der plattwerdende König blank er-
scheint, die sowohl dem schmelzenden Golde, als dem schmel-
zenden Kupfer eigenthümliche meergrüne Farbe angenommen
[230]III. Nickel. Trockne Proben.
hat und das Bestreben zeigt, in der Schlacke unterzusinken,
ferner, wenn das Rauchen aufgehört hat und kurz vorher wohl
erschienene Arsenikflämmchen verschwunden sind. Die Farbe
der Schlacke ist gelb bis braun und das Korn muss sich, ohne
Risse zu bekommen, auf dem Ambos demnächst ausplatten lassen.
Man nimmt alsdann die Probe aus dem Ofen, löscht sie vorsichtig
ab, wiegt die Kupfergoldlegirung, zieht von ihrem Gewicht die
zugesetzte Goldmenge ab, findet somit direct den Kupfergehalt,
berechnet diesen auf Cu6 As (Cu6 As enthält 71,7 % Cu und 100 Cu
geben 139,3 Cu6 As), zieht die gefundene Zahl von dem Ge-
wichte des ursprünglich angewandten Speisekönigs (Ni4 As und
Cu6 As) ab und erfährt dadurch den Gehalt an Ni4 As, aus
welchem dann die darin enthaltene Nickelmenge berechnet wird.
Bei einem grösseren Nickelgehalt muss man mehrmals frisches
Phosphorsalz nehmen. Zeigt dasselbe noch eben eine gelbe Farbe,
deutet also noch auf einen geringen Nickelgehalt im König, so
lässt man zuletzt nochmals rasch statt mit dem kräftiger lösenden
und leichter eine Kupferverschlackung herbeiführenden Phos-
phorsalz mit Borax antreiben und nimmt dann die Probe heraus.
Phosphorsalz schmilzt zäher als Borax und erfordert, wenn es
darin gehörig treiben soll, eine höhere Temperatur. Bei nicht
hinreichendem Goldzusatz ist das Kupfer weniger vor Ver-
schlackung geschützt und statt, dass der König nach Abschei-
dung des Ni4 As blank wird, überzieht er sich mit einem rothen
Häutchen von Kupferoxydul. Aber auch bei grösserem Gold-
zusatz kann die Kupferverschlackung schon in der letzten
Periode der Nickelabscheidung nicht vermieden werden, wenn
der Kupfergehalt im Vergleich zum Nickelgehalt eine gewisse
Grenze übersteigt, z. B. wenn beide nahezu gleich sind oder
ersterer überwiegt. Ein Zusatz von Silber statt Gold empfiehlt
sich nicht; das Arsensilber ist flüchtig, schützt das Kupfer
weniger vor Verschlackung und kann sich selbst verschlacken.
Das Phosphorsalz nimmt dann nach Entfernung des Nickels
statt der braunen Farbe eine grüne von Kupferoxyd an und
in diese mischt sich Emailweiss von verschlacktem Silber.


Winkler1) hat neuerdings durch Versuche nachgewiesen, dass bei einem
Zusatz von Gold, Silber, Platin und Silicium beim Treiben der Arsenmetalle
mit Phosphorsalz eine Kupferverschlackung niemals vermieden werden kann,
weshalb zur genauen Bestimmung des Nickelgehaltes vorher das Kupfer nach
einer der folgenden Methoden auf nassem Wege abgeschieden werden muss.


[231]§. 108. Plattner’s Pr. f. kupferhaltige Subst.

2) Proben mit den Nickelgehalt übersteigendemKupferreiche
Substanzen.

Kupfergehalt (z. B. nickelhaltiges Schwarz- und Gaar-
kupfer, Kupferstein, Kupferspeise
, dergleichen Schlacken,
Neusilber
etc.). Aus eben angeführten Gründen scheidet man
das Kupfer vor der Bestimmung des Nickels auf nassem Wege
ab. Man fällt das Kupfer in der von Winkler angegebenen
Weise mittelst Eisenpulvers (S. 174) oder nach der schwedischen
Probe mittelst Eisendrahtes (S. 200) aus, schlägt die im Filtrat
vom Kupfer enthaltenden Metalle (hauptsächlich Nickel, Kobalt
und Eisen) durch Aetzkali nieder, filtrirt, wäscht den Nieder-
schlag etwas aus, trocknet und glüht ihn und arsenicirt die er-
haltenen Metalloxyde in vorhinniger Weise (S. 222).


Bei einem grösseren Antimongehalte empfiehlt es sich,
das Probirgut in Lösung zu bringen, aus dieser Antimon,
Kupfer etc. durch Schwefelwasserstoff oder unterschwefligsaures
Natron zu fällen, die Schwefelmetalle abzufiltriren, sie mit
Schwefelwasserstoffwasser auszuwaschen, die Flüssigkeit bis zum
Verschwinden des Schwefelwasserstoffgeruches abzudampfen, das
Eisenoxydul in Kochhitze durch Salpetersäure oder chlorsaures
Kali höher zu oxydiren, aus der Lösung Eisen, Nickel und
Kobalt durch Aetzkali zu fällen und den Niederschlag, wie oben
angegeben, weiter zu behandeln.


2. Kapitel.
Nasse Proben.


§. 109. Allgemeines. Sowohl auf gewichtsanalytischem,Werth
der Proben.

als volumetrischem Wege ist die Bestimmung des Nickel-
gehaltes nicht ohne Schwierigkeiten. Erst in neuerer Zeit hat man
massanalytische Methoden aufgefunden, welche bei gehöriger
Uebung im Manipuliren und genauer Bekanntschaft mit den
chemischen Reactionen zufriedenstellende Resultate liefern.


§. 110. Nasse Proben. Hierher gehören:


A. Titrirproben.


1) Küntzel’s Titrirverfahren für Kupfer undTitrir-
methoden.
Küntzel’s
Probe.

Nickel. 1). Das in Königswasser gelöste Probirgut wird, wenn
Kieselsäure vorhanden, zur Trockne gedampft, auf 120—150° C.
erhitzt, um erstere unlöslich zu machen, Salzsäure hinzugefügt,
das Eisen in der Kochhitze durch essigsaures Natron oder besser
[232]III. Nickel. Nasse Proben.
kohlensauren Baryt abgeschieden, filtrirt und Ammoniak im
Ueberschuss hinzugefügt, in welchem sich Kupfer und Nickel
mit blauer Farbe lösen. Zu der in einem Kolben erhitzten
Lösung fügt man so lange titrirte Schwefelnatriumlösung, bis
alles Kupfer gefällt ist. Das Reactionsende wird daran erkannt,
wenn feuchtes weisses Schwefelzink von einem Tropfen heraus-
genommener Lösung nicht mehr schwarz gefärbt wird. Ist noch
Kupfer darin vorhanden, so giebt Schwefelzink Schwefel an
dasselbe ab und färbt sich schwarz, und zwar reagirt eine
ammoniakalische Lösung mit 1/10000 Kupfer noch auf Schwefelzink.


Nach dem Eintritt des Reactionsendes bemerkt man die ver-
brauchte Menge Schwefelnatriumlösung und fällt mit derselben
Normallösung das noch in Lösung befindliche Nickel aus, was
geschehen ist, wenn eine ammoniakalische Silberlösung oder
Nitroprussidnatrium von einem Tropfen Lösung nicht gefärbt
wird, was schon bei einem Ueberschuss von 1/20000 Schwefel-
natrium eintritt. Bei den fast übereinstimmenden Atomgewichten
von Nickel und Kobalt eignet sich diese Titrirmethode auch zur Be-
stimmung des Kobalts bei Abwesenheit des Nickels, sonst werden
beide Metalle gleichzeitig durch Schwefelnatrium niedergeschlagen.


Das Schwefelzink bereitet man durch Auflösen von Zink in
Salzsäure, Uebersättigen der Lösung mit Ammoniak, Abschei-
dung eines geringen Bleigehaltes durch Kochen mit ein wenig
Schwefelzink, Filtriren, Zusatz von Schwefelnatrium bis zur
nicht völligen Ausfällung des Zinks und Vertheilung des Breies
von Schwefelzink und überschüssiger Zinklösung auf zusammen-
geschlagenem Filtrirpapier, wobei die Flüssigkeit angesogen wird
und das feuchte Schwefelzink in passendem Zustande zurückbleibt.


Zur Feststellung des Titers der Schwefelnatriumlösung be-
darfs eines reinen Nickelmetalles, dadurch erhalten, dass man
kobaltfreies Nickelchlorür sublimirt und das Sublimat bei starker
Hitze im Wasserstoffstrom reducirt.


Winkler’s
Probe.

2) Winkler’s Titrirmethode für Nickel und Ko-
balt
. 1) Dieselbe beruht darauf, dass man nach Küntzel’s
Methode einmal Nickel und Kobalt mittelst titrirter Schwefel-
natriumlösung zusammen bestimmt, dann das Kobalt mittelst
Quecksilberoxydes und titrirten Chamäleons und aus der Differenz
den Nickelgehalt findet. Man bringt das Probirgut mittelst Salz-
säure, weniger gut Schwefelsäure, in Lösung, fällt aus der sauren
[233]§. 110. Küntzel’s u. Winkler’s Titrirpr.
Lösung mittelst Schwefelwasserstoffs Cu, Pb, Bi, As, Sb, filtrirt,
erhitzt das Filtrat zum Kochen behuf Austreibung des Schwefel-
wasserstoffs, oxydirt das Eisen durch chlorsaures Kali, treibt
durch Erhitzen freies Chlor aus, fällt Thonerde und Eisenoxyd
durch essigsaures Natron, wobei leicht etwas Nickel mit nieder-
geschlagen wird, filtrirt, verdünnt die Lösung auf ein gewisses
Volumen und misst davon zwei gleiche Volumina ab, das eine zur
Bestimmung des Nickels und Kobaltes zusammen, das andere zur
Ermittlung des Kobaltgehaltes. Die Flüssigkeit muss frei von Man-
gan
sein und kann als unschädlich Erden und Alkalien enthalten.


a) Bestimmung des Nickels und Kobaltes zu-
sammen
. Man übersättigt die abgemessene Flüssigkeit mit
Ammoniak, erhitzt sie in einem Kolben zum Kochen und fällt
nach Küntzel’s Methode Nickel und Kobalt mit Schwefel-
natriumlösung aus, wobei das die Beurtheilung des Reactions-
endes erleichternde Klären der Flüssigkeit durch Zusatz von
Salmiak und häufiges Schwenken des Kolbens befördert wird.
Man muss diesen Versuch wenigstens doppelt anstellen, um con-
trolirende Resultate zu erhalten.


b) Bestimmung des Kobalts. Die zweite Portion Lö-
sung versetzt man zur Abscheidung eines etwaigen Schwefel-
säuregehaltes mit etwas Chlorbarium und fügt, ohne den gebil-
deten schwefelsauren Baryt abzufiltriren, eine beliebige Menge
nasses Quecksilberoxyd hinzu, welches durch Fällen von Queck-
silberchloridlösung mit Aetzkali, Auswaschen des Niederschlages
durch Decantiren und Aufbewahren als nasser Schlamm erhalten
wird. Zu der völlig abgekühlten Flüssigkeit lässt man
unter stetem Umrühren titrirte Chamäleonlösung so lange ein-
tröpfeln
(nicht in grösserer Menge zufliessen, selbst wenn man
den Titerverbrauch schon im Voraus kennt), bis die letzten
Tropfen die Lösung bleibend zwiebelroth färben, worauf man
die verbrauchten C.C. Normallösung abliest. Nach einigem Stehen
verbleicht die Farbe allmälig, was aber nicht weiter stört. Hierbei
verwandelt das Chamäleon das Kobaltoxydul in Oxyd und dieses
wird vom Quecksilberoxyd niedergeschlagen, während Nickel-
oxydullösung von beiden Reagentien nicht verändert wird (6 Co Cl
+ 5 Hg + 11 H + K Mn = 3 Go H3 + 2 Mn H + 5 Hg Cl + K Cl).


Die Titerflüssigkeit erhält eine passende Stärke, wenn man
5—6 Grmm. übermangansaures Kali in 1 Liter Wasser löst, wo
dann 1 C.C. 6—7 Milligr. Kobalt fällt. Das niedergeschlagene
[234]III Nickel. Nasse Proben.
Kobaltoxyd- und Mangansuperoxydhydrat bräunen das in der
Flüssigkeit suspendirte gelbe Quecksilberoxyd und, indem man
während des Titrirens eine frische Portion von letzterem zusetzt,
reisst dasselbe die Oxydhydrate rascher zu Boden. Man kann
auf diese Weise im Nickel noch 1/1000 Kobalt nachweisen.


Als wesentliche Erfordernisse zum Gelingen dieser Probe
haben sich die folgenden herausgestellt:


α) Das Chamäleon muss als reines umkrystallisirtes Salz
(§. 151. 1) angewandt werden, weil die rohe Schmelze kohlensaures
Kali enthält, welches neben Kobaltoxyd auch Kobalt- und Nickel-
oxydul niederschlägt. Letzteres würde durch mechanische Um-
hüllung einen Theil des Kobaltes der Einwirkung des Chamäleons
entziehen, die Umsetzung. verlangsamen und das Reactionsende
undeutlicher machen.


β) Die Titerstellung des Chamäleons muss durch reines
Kobalt, z. B. nicht durch Kleesäure, geschehen. Es wird näm-
lich bei der Fällung ein Theil des Kobaltes mechanisch als
Oxydul mit niedergerissen, welcher Fehler sich eliminirt und
derselbe bleibt, wenn man die Titerbestimmung immer mit rei-
nem Kobaltmetall vornimmt. Letzteres wird dadurch erhalten,
dass man mit öfters umkrystallisirtem nickelfreien Purpureo-
kobaltchlorid (5 H3 N . Co2Cl3) einen Porzellantiegel bis zu ein
Drittel füllt, diesen in einen Platintiegel mit durchbohrtem Deckel
und Gaszuführungsrohr stellt, einen raschen Strom gereinigtes
Wasserstoffgas in den Tiegel leitet, denselben erst gelinde, dann
nach Verdampfung des meisten Chlorammoniums stärker und
zuletzt bis zum heftigsten Glühen so lange erhitzt, als noch
salzsaures Gas entweicht, welches der herausbrennenden Gas-
flamme eine bläulichrothe Färbung ertheilt. Unter fortwährendem
Zuleiten von Wasserstoffgas lässt man den Tiegel erkalten, löst
dann das an den Tiegelwänden als glänzendes dünnes Blech
haftende metallische Kobalt ab und zur Titerbestimmung eine
entsprechende Menge davon in warmer Salzsäure auf, verdünnt
mit kaltem Wasser und titrirt das Kobalt mit Chamäleon und
Quecksilberoxyd.


γ) Mangan verhält sich ebenso wie Kobalt; Manganchlorür
wird durch das Chamäleon oxydirt und als Oxydhydrat vom
Quecksilberoxyd niedergeschlagen, wodurch die Kobaltbestimmung
falsch wird; dagegen lässt sich Mangan auf diese Weise neben
Eisen, als Oxyd, Nickel und Zink bestimmen. Eisenoxyd neben
Kobalt in Lösung, wird durch Quecksilberoxyd gleich nieder-
[235]§. 110 Gewichtsanalyt. Verfahren.
geschlagen und stört nicht weiter; desgleichen ist Zink in-
different. Dagegen verlangsamt die Gegenwart von Schwefel-
säure
die Reaction, Phosphorsäure, Arsensäure und die Sauer-
stoffsäuren des Chlors und Stickstoffs verhindern sie, auch nur
in geringer Menge vorhanden, vollständig.


B. Gewichtsanalytisches Verfahren.


Ein solches kann, und man erhält befriedigende Resultate,Strohmeyer
Methode.

darin bestehen, das Probirgut in Lösung zu bringen, durch Schwefel-
wasserstoff die aus saurer Lösung fällbaren Metalle zu entfernen,
durch Erhitzen das überschüssige Gas auszutreiben, durch Erhitzen
mit chlorsaurem Kali Eisenoxydul höher zu oxydiren, durch essig-
saures Natron Eisenoxyd und Thonerde zu fällen, aus dem
Nickel, Kobalt, Mangan und Zink enthaltenden Filtrat die
Oxyde durch kohlensaures Natron niederzuschlagen, die ausge-
wässerten und geglühten Oxyde in einer Retorte mit der
1½fachen Menge Schwefel und einer geringen Menge Soda
½ Stunde zu glühen und die gebildeten Schwefelmetalle mit
verdünnter Salzsäure zu behandeln, wobei sich Mangan und
Zink lösen, die Schwefelungen von Kobalt und Nickel aber
ungelöst bleiben. Man löst dieselben in Königswasser, dampft
zur Trockne, nimmt mit Salpetersäure wieder auf, neutralisirt
die möglichst concentrirte Lösung mit Aetzkali, fügt eine
concentrirte Lösung von salpetrigsaurem Kali bei, säuert mit
Essigsäure wenig an und lässt etwa 24 Stunden lang stehen, wo
sich dann das Kobalt als gelbes salpetrigsaures Kobaltoxydkali
abgeschieden hat. Man filtrirt, wäscht mit Chlorkaliumlösung
aus, trocknet und glüht das Kobaltsalz, äschert das Filter ein,
befeuchtet den gesammten Rückstand mit etwas Schwefelsäure,
verjagt die überschüssige Schwefelsäure und wägt den aus 2 Co S
+ 3 K S bestehenden Rückstand, welcher 18,014 % Co enthält.1)
Aus dem nickelhaltigen Filtrat scheidet man das Nickeloxydul
durch Aetzkali ab, wäscht das Oxydulhydrat gut aus, glüht
und bestimmt das Nickel als Ni.


Geringe Mengen Nickel im Schwefelkies werden gefunden, wennNickel im
Schwefelkies.

man denselben löst, zur neutralen Lösung etwas Schwefelammonium setzt,
wobei zunächst Schwefeleisen fällt, und filtrirt, wo sich dann im Filtrat
Nickel nebst Kobalt concentrirt, so dass man diese Metalle nach einer der
im Vorhergehenden angegebenen Methoden bestimmen kann.


[236]IV. Silber.

IV. Silber.


[P]robirmetho-
den.

§. 111. Allgemeines. Zur dokimastischen Bestimmung des
Silbers in reicheren und ärmeren Substanzen bedient man sich
meist des trocknen Weges, nur für silberreichere Legirungen
(Münzen, Barrensilber, Brandsilber etc.) zuweilen des nassen
Weges
(einer Titrirprobe).


[...]rockne Pro-
ben.

Bei sämmtlichen Proben auf trocknem Wege sucht man
das Silber, je nach seinem Verbindungszustande und seinen
Begleitern, auf passende Weise an Blei zu binden und das
silberhaltige Blei (Werkblei) in einem porösen Gefässe (Ca-
pelle
, S. 89) einem oxydirenden Schmelzen (Abtreiben)
auszusetzen, wobei die entstehenden Oxyde (Blei-, Kupfer-
oxyd etc.) von der Capelle eingesogen werden, das Silber aber
auf dessen Boden zurückbleibt.


Entstehung
[...]on Silberver-
lusten.

Trotzdem diese Probe zu den genauesten der Dokimasie
gehört und noch Silbergehalte angiebt, welche sich auf keine
andere Weise, namentlich nicht auf nassem Wege, bestimmen
lassen, so findet man doch den Silbergehalt danach um eine
variable Grösse zu gering.


Dies hat einestheils seinen Grund in der Flüchtigkeit des
Silbers, welche durch andere leichtflüchtige Substanzen (An-
timon, Arsen, Zink etc.) noch erhöht wird, anderntheils in der
Oxydirbarkeit des Silbers beim Abtreiben durch einen Ueber-
schuss von Bleioxyd, in Folge dessen sich gebildetes Silber-
oxydul, Ag, in Verbindung mit Bleioxyd in die Capelle zieht
(Silberverlust durch Capellenzug). Weniger finden
diese Verluste statt bei der Extraction des Silbers durch Blei
(Ansieden), als beim Abtreiben und zwar nimmt die Silber-
verflüchtigung
zu mit steigender Temperatur und Zeitdauer
des Treibens, sowie der Anwesenheit von mehr oder weniger
anderen flüchtigen Metallen, welche, schon unter dem Schmelz-
punct des Silbers flüchtig, dasselbe zur Verdampfung disponiren.
Der Silberverlust durch Capellenzug wächst mit der
Temperatur, der Porosität der Capellen, der Zeitdauer, also mit
der Menge des abzutreibenden Bleies und mit der Abnahme
des Silbergehaltes.


In letzterer Beziehung hat man die Erfahrung gemacht,
dass der procentale Silberverlust mit abnehmenden Gehalten zu-
[237]§. 111. Allgemeines.
nimmt, bei einem Gehalte von 1 % Silber im Probirgut aber
auf der Wage kaum bemerklich ist, so dass man diesen Verlust
bei silberärmerem Probirgut, namentlich bei merkantilischen
Erzproben ganz ausser Berücksichtigung lässt, denselben aber
bei silberreichen Legirungen (Münzen, Brandsilber, Blick-
silber etc.) nach durch Versuche ermittelten, zu einer Tabelle
formirten Zahlen in Anrechnung bringt, weil derselbe, dem
Procentgehalt nach zwar geringer, als bei ärmeren Proben, doch
bei höhern Gehalten auf das Resultat influirt.


Plattner1) hat für Löthrohrproben den Capellenzug fürGrösse der
Silberverluste

jeden wägbaren Silbergehalt unter 1 % bei verschiedenen Blei-
mengen festgestellt.


Die umfangreichsten Versuche zur Ermittelung der Silber-
verluste bei der später zu erwähnenden hauptsächlichsten Probe,
der Ansiedeprobe, sind von Klasek2) mit Przibramer Geschicken
sowohl, als mit reinem Silber und Blei angestellt, wobei sich
der Hauptsache nach Folgendes ergeben hat:


a) der mit abnehmenden Gehalten zunehmende Silberverlust
wird um so grösser, je mehr Blei vorhanden, ohne jedoch in
gleichem Verhältniss mit der Bleimenge zu steigen.


b) Am Ende des Abtreibens ist der Silberverlust am grössten,
und es findet sich etwa die Hälfte des ganzen Silberabganges
in dem kleinen Theil der Capellenmasse, auf welchem das
Treiben beendigt wird.


c) Unter sonst gleichen Umständen kann bei zu hoher
Temperatur der Silberverlust bis 50 % grösser sein, als bei
richtig geleiteter Temperatur, indem alsdann die Flüchtigkeit
des Bleies und Silbers zunimmt und die in grösserer Hitze
lockerer werdende Capelle mehr Blei- und Silberoxydul einsaugt.
Aehnlich verhalten sich gleich von vorn herein zu locker ge-
schlagene Capellen.


d) Je weiter man das Ansieden fortsetzt, um so kleiner
wird zwar der abzutreibende Werkbleikönig und um so ge-
ringer der Capellenzug, aber um so grösser auch der Silber-
gehalt in den Ansiedeschlacken; es pflegt aber im Allgemeinen
der totale Silberverlust bei Erzeugung kleinerer Werkbleikönige
geringer zu sein, als bei grössern, indem wegen längerer Dauer
[238]IV. Silber.
des Treibens sich mehr Silber verflüchtigt und der Capellenzug
wächst. Je weiter man das Ansieden fortsetzt, um so leichter
werden die Ansiedescherben durchgefressen.


e) Wurden 20—4 Loth reines Silber mit Villacher Blei
angesotten, so gingen 4,34 % von ersterem verloren, und zwar
durch Verschlackung und Capellenzug 3,94 %, also durch Ver-
flüchtigung 0,40 %. Da jedoch die erhaltenen Silberkörner
nicht rein sind, sondern nur 99,5—99,7 % reines Silber ent-
halten, so steigt obiger Verlust noch um 0,4 %.


f) Beim currenten Probiren Przibramer Erze mit 20—1 Loth
(S. 102) Silber im Ctr., wenn man 20—30 Proben auf einmal
ansiedet und 20 auf einmal abtreibt, also nicht jeder einzelnen
die erforderliche Aufmerksamkeit widmen kann, erhielt man
folgende Verluste:


Im Ctr.


Zur St. Andreasberger Hütte auf dem Oberharze fand
Seidensticker nachstehende Silberverluste:


Wurden 5 Grain (S. 103) Silber mit steigend 5—175 Grain
Blei abgetrieben, so betrug der Silberverlust nach Hambly1)
auf 1000 Thle. 5,5—18,8 Thle.


Man bringt im Grossen gegen die Probe meist mehr Silber
(Plussilber) aus, was darin seinen Grund hat, dass man bei der
Probe die in die Capellenmasse eingesogene Silbermenge ausser
Rücksicht lässt, während im Grossen der bleiische Herd vom
Abtreiben mit seinem Silbergehalt wieder in die Schmelz-
arbeiten kommt.


[239]§. 111. Allgemeines.

Die für silberreiche Legirungen übliche Probe auf nassemSilberproben
auf nassem
Wege.

Wege von Gay-Lussac beruht auf der Fällung des Silbers durch
eine titrirte Kochsalzlösung.


Da Chlorsilber in salpetersaurem Natron, welches sich bei
der Fällung aus salpetersaurer Silberlösung bildet, etwas löslich
ist, so werden geringe Silbermengen gar nicht oder nur unvoll-
ständig angezeigt, während der trockene Weg die geringsten
Silbermengen nachweist. Bei silberreicheren Substanzen löst
sich zwar auch ein entsprechender Theil des Chlorsilbers in der
Natronsalpeterlösung auf, allein der dadurch entstehende Verlust,
welcher sich wesentlich nach dem ganzen Volumen der Lösung
richtet und bei gleichem Volumen in verschiedenen Silberlösungen
fast gleich bleibt, ist gegen die zu bestimmende grosse Silber-
menge verschwindend klein und wird es um so mehr, je silber-
reicher das Probirgut ist, so dass dann die nasse Probe genauer
als die trockene wird.


Die gebräuchlichen Silberproben lassen sich wie folgt classi-Eintheilung
der Silberpro-
ben.

ficiren:


A. Substanzen, welche keine Legirungen sind.


1) Ansiede- oder Eintränkprobe für ärmere und
reichere z. B. schwefel-, antimon-, arsen- und sauerstoffhaltige
Substanzen jeder Art, als: Erze (Gediegen Silber mit 97—99,8,
Antimonsilber Ag3 Sb, Ag4 Sb, Ag6 Sb u. a. mit resp. 73
bis 84, Arsensilber mit 65—12,7, Tellursilber Ag Te mit
62,7, Geschmeidig Glaserz Ag mit 87, Sprödglaserz
Ag5 Sb mit 68,5, Miargyrit Ag Sb mit 36,9, Lichtes Roth-
giltigerz
Ag3 As mit 65,4, Dunkles Rothgiltigerz Ag3
Sb mit 60, Fahlerz (S. 170), Silberkupferglanz Ag Cu mit
53 Ag und 31 Cu, Polybasit (Ag, Cu)9 (Sb, As) mit 64—72,
Chlorsilber Ag Cl mit 75, Bromsilber Ag Br mit 58, Jod-
silber
Ag J mit 46 Ag, ferner silberhaltige Blei-, Kupfer-,
Zink-, Arsenerze, Schwefel-
und Magnetkies), Leche,
Speisen, Abzug, Abstrich, Herd, Schlacken
, sonstige
Hüttenabfälle etc.


2) Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Glätte für schwefel-,
antimon- und arsenfreie Erze und Producte (Silberkerate,
gediegen Silber, Schlacken
, metallisch Silber haltende
Krätzen u. drgl.).


3) Combinirte Blei- und Silberprobe. Für bleiische
[240]IV. Silber. Pr. f. nichtlegirte Subst.
Erze und Producte (silberarmer und bleireicher Bleiglanz,
Glätte, Abzug, Abstrich
etc.).


B. Legirungen.


1) Proben auf trocknem Wege.


a) Directes Abtreiben ohne Bleizusatz für silber-
haltiges Blei (Werkblei, Frischblei etc.) und Wismuth.


b) Directes Abtreiben mit Bleizusatz für silber-
reicheres und kupferhaltiges Silber (Münzproben oder Fein-
proben
für Münzen, Brandsilber Blicksilber, Silber-
amalgam
etc.).


c) Ansieden und Abtreiben für silberärmere Legirungen
von Kupfer (Schwarzkupfer, Gaarkupfer, Kiehnstöcke,
Messing, Tomback, Bronce, Argentan
etc.) Eisen,
(Eisensauen), Zinn, Zink
etc.


2) Proben auf nassem Wege.


Gay-Lussac’s volumetrische Probe für kupferhal-
tiges Silber.


Zubereitung
des Probirgu-
tes.

Substanzen, welche keine Legirungen sind, müssen fein-
gerieben und durch sehr feine Siebe geschlagen werden (S. 17);
bleiben dabei geschmeidige Substanzen (Silber, Glaserz, Kupfer
aus Kupferstein, Blei aus Schlacken und Abzügen etc.) auf
dem Siebe zurück, so ist die Siebgröbe für sich zu probiren
(S. 18).


Spröde Legirungen werden gröblich zerkleint, geschmeidige
in Schnitzeln geschnitten (S. 21).


I. Abschnitt.
Proben für Substanzen, welche keine Le-
girungen sind.


Auswahl des
Verfahrens.

§. 112. Allgemeines. Die Auswahl der hierher gehörigen
Proben hängt hauptsächlich von dem Zustande ab, in welchem
sich das Silber im Probirgute befindet, namentlich, ob es ge-
diegen, an Salzbilder, Schwefel, Antimon oder Arsen gebunden
ist oder in bleihaltigen Substanzen vorkommt. Man wählt danach
die Ansiede-, Tiegelschmelz- oder eine Bleiprobe.


[241]§. 113. Ansiedeprobe.
1. Kapitel.
Ansiede- oder Eintränkprobe.

§. 113. Allgemeines. Diese Probe passt für SubstanzenAnwendbar-
keit der Probe

mit jedwedem Silbergehalt und der verschiedensten Verbindungs-
weise des Silbers und ist somit eine Generalprobe für alle
silberhaltigen Substanzen. Das Verfahren besteht im Allge-Theorie.
meinen darin, dass man das Probirgut mit metallischem Blei
einem oxydirenden Schmelzen (Ansieden) unterwirft, wobei
vorhandene Schwefel-, Antimon- und Arsenmetalle theils
direct durch die Luft, theils durch das gebildete Bleioxyd
oxydirt und von letzterem verschlackt oder verflüchtigt werden,
während das überschüssige nicht oxydirte Blei das beim Rösten
oder direct durch Umsetzen mit Blei aus seinen Verbindungen
frei gemachte Silber aufnimmt und Werkblei zum Abtreiben
bildet.


Vorhandene saure erdige Substanzen werden durch das
Bleioxyd verschlackt, basische bedürfen eines Zuschlages von
Borax oder Glas, desgleichen auch strengflüssige.


Die bei diesem Verfahren vorzunehmenden ModificationenModificatio-
nen.

werden hauptsächlich durch den verschiedenen Gehalt an Silber
und die Qualität und Quantität der fremden Beimengungen
veranlasst.


1) Modificationen in Folge verschiedenen Silber-Einfluss der
Reichhaltigk.

gehaltes.


Die Grösse des Silbergehaltes ist von Einfluss auf:


a) Die Grösse der Einwage. Da grössere SilberkörnerEinwage.
leichter spratzen, was zu Verlusten führt, einen auf der Wage
merklichen Capellenzug (S. 237) erleiden etc., so wiegt man bei
mittelreichen Substanzen, welche im Centner nicht unter
1 Pfdthl. Silber enthalten, ½—1 Ctr. Probirgut ein, je nach
den fremden Beimengungen, welche einen grössern oder ge-
ringern Bleizusatz erfordern, den der Ansiedescherben auf-
nehmen muss. Von reichen Substanzen, z. B. solchen mit
über 1 % Silber, nimmt man nur ½—¼ Ctr., zuweilen nur
1—½ Gramm Einwage. Arme Substanzen erfordern zur
Erlangung eines auswägbaren Silberkornes (von ½ Pfdth. und
darüber) die Anfertigung einer grösseren Anzahl Proben, (bei
Probirblei mit 0,5 Pfdthl. Silber in 100 Ctrn. z. B. an 100
und mehr), deren jede man zu ½—1 Ctr. einwiegt, ansiedet,
Kerl, Probirkunst. 16
[242]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
je 2—4 der erhaltenen Werkbleikönige abermals durch Ansieden
verschlackt und diese Operation mit den erfolgenden Königen
so oft wiederholt, bis man einen König erhält, der dann ab-
getrieben wird (Concentrationsprobe). Man treibt auch
wohl jeden der erhaltenen Könige direct theilweise ab und giesst
dann das concentrirte Blei von mehreren Capellen in eine zu-
sammen, treibt weiter, schüttet wieder zusammen u. s. f., bis
man alles Blei in einer Capelle hat. Bei diesem letzteren Ver-
fahren bringt man mehr Silber aus, als bei dem ersteren, indem
die Verschlackungsverluste vermindert werden. Wo es angeht,
z. B. bei leichtflüssigen, nicht zu armen und wenig Blei (das
4—8 fache) erfordernden Substanzen siedet man wohl 2 Ctr.
zugleich an, treibt auch wohl 2 Könige auf einer Capelle ab,
wenn sie nicht zu gross sind.


Probenzahl.

b) Die Anzahl der einzuwägenden Proben.


Um stimmende Resultate zu erhalten, bedarfs um so weniger
Proben, je gleichmässiger das Silber im Erze etc. vertheilt ist
und je weniger flüchtige, dasselbe zum Verdampfen disponirende
Substanzen vorhanden sind. In durch Verwaschen erhaltenen
Schliegen, sowie in Substanzen, in welchen sich spröde Silberver-
bindungen finden, lässt sich das Silber meist so gleichmässig
vertheilen, dass 2 Proben genügen, wenn sie nahezu überein-
stimmende Resultate geben. Bei Stufferzen mit geschmeidigen
Silbererzen entstehen die grössten Differenzen. Je reicher die
Erze werden, um so ungleichmässiger pflegt das Silber sich
darin vertheilt vorzufinden und um so mehr Proben sind an-
zustellen, aus deren Resultaten man den Durchschnittsgehalt
berechnet. Letzteres ist besonders auch bei minder reichen
Substanzen erforderlich, welche silberhaltige geschmeidige Be-
standtheile mit spröden gemengt enthalten (z. B. Silbererze mit
gediegen Silber, Glaserz und Rothgiltigerz; Krätzen mit ge-
diegen Silber oder kupferhaltigem Silber im Gemenge mit Sand,
wegen ungleicher Silbervertheilung und Strengflüssigkeit beson-
ders schwierig zu probiren; ferner mit Blei gemengter Treib-
abzug etc.). Man sucht dann die durch Sieben abgetrennte
geschmeidige Gröbe auf einmal anzusieden, macht von dem
Siebfeinen eine grössere Anzahl Proben, nimmt davon den
Durchschnitt und berechnet den procentalen Silbergehalt aus
dem. Siebgroben und Feinen (S. 18). Zuweilen ist ein rich-
tiges Probenehmen bei sehr reichen Gemengen von spröden und
geschmeidigen Silbererzen so schwierig, dass man vorhandene
[243]§. 113. Ansiedeprobe.
kleinere Erzposten in Tiegeln oder auf Ansiedescherben ganz
aufarbeitet oder dieselben beim Abtreiben im Grossen eintränkt
und aus dem Mehrausbringen gegen das im Werkblei enthaltene
Silber den Silbergehalt des Erzes berechnet.


Es pflegen in den Bergwerkstaaten gewisse der Erfahrung
entnommene Vorschriften zu existiren, welche die Anzahl der
anzustellenden Proben je nach dem Silbergehalt des Probirgutes
festsetzten; z. B. auf den Oberharzer Hütten macht man die
Proben:


  • 2 fach bei 1—39 Pfdthl. (Quint) Ag im Ctr.
  • 3 „ „ 40—79 „ . . . . . . „
  • 4 „ „ 80—149 „ . . . . . . „
  • 6 „ „ 150—299 „ . . . . . . „
  • 8—10 „ „ 300 u. darüb. „ . . . . . . „

c) Die gestatteten Differenzen und die SchärfeGestattete Dif [...]
ferenzen.

des Auswägens der Silberkörner.


Auch hierüber existiren auf den verschiedenen Hüttenwerken
gewisse Bestimmungen. In Freiberg z. B. wägt man die
Silberkörner auf der Kornwage (S. 99) bis zu ½ Pfdthl. aus,
ermittelt bei mehrfachen Proben den Durchschnittsgehalt und
giebt den Gehalt an


  • bei 1—25 Pfdthl. im Ctr. von 0,5 zu 0,5 Pfdthl.
  • „ 25,5—200 „ „ „ „ 1 „ 1 „
  • „ 200,5 u. darüb. „ „ „ „ 2 „ 2 „

Bei einer Differenz der Proben der einzelnen Probirer von
1 Pfdthl. und darüber werden Schiedsproben erforderlich.


Auf den Oberharzer Hütten wiegt man bis auf ½ Quint
(Pfdthl) aus, giebt den wirklich gefundenen Gehalt an und hat
folgende Differenzen nachgelassen:


  • bei bis 25 Qt. Ag im Ctr. von 0,5 Qt.
  • „ 26—200 „ „ „ „ „ 1 „
  • „ über 200 „ „ „ „ „ 2 „

d) Die Bleimenge. Dieselbe kommt weniger in Rück-Bleimenge.
sicht, obgleich sie bei silberreichen Substanzen grösser sein
muss, als bei silberärmeren, zur Verminderung der Silberverluste.
Je mehr Silber im Verhältniss zum Blei, um so mehr Silber
verdampft.


2) Modificationen in Folge der AnwesenheitEinfluss frem [...]
der Beimen [...]
gungen.

fremder Beimengungen der Qualität und Quan-
tität nach
.


Sowohl erdige Substanzen basischer (Kalkspath, Fluss-
16*
[244]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
spath, Braunspath, Schwerspath etc.) und saurer Natur (Quarz,
Silicate, Aluminate etc.), als auch metallische Beimengungen
(Zinkblende, Schwefelkies, Magnetkies, Kupferkies, Bleiglanz,
Arsenkies, Nickel- und Kobalterze etc.) üben einen Einfluss
namentlich auf die anzuwendende Menge Blei und Borax,
sowie auf die Temperatur aus.


Um sich von der Anwesenheit solcher Substanzen der Qua-
lität und Quantität nach ungefähr zu überzeugen, schlämmt man
eine gewisse Menge des Probirgutes auf einem kleinen Sicher-
troge (S. 19) und betrachtet das Zurückgebliebene mittelst der
Loupe oder untersucht dasselbe mittelst des Löthrohrs.


Bleimenge.

a) Bleimenge. Von dem Kornblei, welches das Silber
aufnehmen, Bleioxyd bilden und als solches Schwefel-, An-
timon- und Arsenmetalle oxydiren und sich mit den gebildeten
Oxyden sowohl, als auch mit erdigen Bestandtheilen verschlacken
soll, — ist um so mehr anzuwenden, je schwerer sich die
Schwefel- etc. Metalle durch Bleioxyd zerlegen lassen, je mehr
Schwefel und saure Erden vorhanden und je länger, was eine
grössere Verdampfung zur Folge hat, wegen der mehr oder
weniger schwierigen Zersetzung der Schwefelmetalle etc. die
Verschlackung dauert. Nach den Versuchen von Berthier
(S. 119) erfordern die geringste Bleimenge bleiische Erze, dann
folgen zinkische, kupferhaltige arme und reichere, und
das meiste Blei (das 20 fache) bedürfen nickel- und ko-
balthaltige
Substanzen, deren Oxyde sehr strengflüssig
sind. Wegen der schwierigeren Oxydirbarkeit dieser letzteren
Metalle, namentlich des Nickels, bedürfen sie, wenn ihr Gehalt
über 4—5 % steigt, einer wiederholten Verschlackung mit Blei,
weil sich sonst beim Abtreiben des nickel- und kobalthaltigen
Werkbleies eine nicht in die Capelle ziehende strengflüssige
oxydische Kruste bildet. Kupfer, zur Ueberführung in die
Capelle das 16fache Blei erfordernd, giebt beim Abtreiben eine
strengflüssigere Verbindung von Kupferoxydul und Bleioxyd
und auch eine strengflüssigere Legirung, welche beim Erkalten der
Capelle leicht erstarrt und sich überall schwieriger trennen lässt.
Zinnhaltige Erze müssen wiederholt mit Blei und Borax an-
gesotten werden, weil sonst beim Abtreiben unter Ausblühen
von Zinnoxyd die Proben leicht erfrieren. Da ein grösserer
Kieselsäuregehalt viel Bleioxyd verschlackt und dieses auf
die Schwefelmetalle unwirksam macht, so muss in diesem Falle
ein grosser Ueberschuss von Blei gegeben werden.


[245]§. 113. Ansiedeprobe.

Bei einem vorherigen Rösten1) schwefelreicher Substanzen
entstehen meist grössere Silberverluste, als durch directes An-
sieden, indem einestheils Silber bei Anwesenheit von andern
flüchtigen Substanzen (Arsen, Antimon, Zink etc.) beim Rösten
zur Verdampfung disponirt wird, anderntheils dabei gebildeter
Silbervitriol an den Poren des Röstscherbens adhärirt. Eine
solche Röstung würde auch bei zink- und eisenreichen Sub-
stanzen zur Bildung sehr zähflüssiger Schlacken beim Ansieden
führen.


Nach der später mitgetheilten Beschickungstabelle (S. 247)
können silberhaltige Substanzen das 4—20fache Blei erfordern.
Fehlt es an Blei, so wachsen die Silberverluste und es kann ein
so unreiner Bleikönig erfolgen, dass sich derselbe nicht abtreiben
lässt, indem die gebildeten fremden Oxyde nicht in der Capelle
aufgenommen werden.


Als Probirbleies bedient man sich am zweckmässigsten
eines durch Pattinsoniren soweit entsilberten gekörnten
Bleies
(S. 131), dass dasselbe in 100 Ctr. nicht über 0,5 Pfdthl.
Silber enthält. Man braucht dann das nicht zu grob gesiebte
Kornblei für alle einzelnen Proben nicht abzuwägen, sondern
man wägt das erforderliche Quantum mehrmals ab und taxirt
dann die Menge nach dem Augenmasse, oder man wendet ver-
schieden grosse Löffel (S. 108) an, welche das nöthige Blei-
quantum etwa fassen.


Hat man silberhaltiges Blei (Frischblei) zu verwenden,
so muss die davon für die Ansiedeprobe angewandte Menge
(Bleischwere) für sich verschlackt und abgetrieben und das
erfolgende Silberkorn demnächst beim Auswägen zu den Ge-
wichten gelegt und so von den Probekörnern in Abzug gebracht
werden.


Zu Schemnitz fügt man beim Ansieden kupferhaltiger
und schwefelreicher Geschicke ausser metallischem Blei noch
Glätte zu.


b) Boraxzusatz. Durch diesen sollen basische ErdenBoraxmenge
und durch die Oxydation von Schwefelmetallen erhaltene Me-
talloxyde neben Bleioxyd verschlackt, auch bei Anwesenheit
strengflüssiger Substanzen (Zinkblende, Kobalt- und Nickel-
erze
) die Schlacken leichtflüssiger gemacht werden. Danach
können z. B. an Kalkspath und Zinkblende reiche Erze bis
[246]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
100 % Borax und mehr erfordern, desgleichen zinnhaltige
Substanzen, indem sich Zinnoxyd nur langsam in Borax, leich-
ter in Kali löst. Da zudem das Zinnoxyd, vom Bleioxyd me-
chanisch aufgenommen, damit eine strengflüssige Masse giebt,
so bedarf es später eines grössern Borax- oder Kalizusatzes.
Erze mit sauren Erden bedürfen gar keines Boraxzusatzes,
jedoch befördern einige Procent davon den Fluss. Man darf,
namentlich bei an Schwefel, Antimon und Arsen reichen Erzen,
nicht zu viel Borax auf einmal zusetzen, weil sonst gleich zu
Anfang des Ansiedens die ganze Oberfläche des Schmelzgutes
von Schlacke überdeckt wird. Es kann sich dann nicht die
zur Zerlegung der Schwefel-, Antimon- und Arsenmetalle erfor-
derliche Menge Bleioxyd bilden und es entstehen Silber zurück-
haltende Oxysulphurete. Man giebt deshalb, wenn viel Borax
nöthig, bis 20 Pfd. gleich anfangs zu und setzt die übrige
Menge in einem Skarnitzel nach der Verschlackungsperiode
vor dem letzten Heissthun nach.


Manche Probirer wenden statt des Borax oder im Gemenge
damit Glas oder Quarz oder einen aus gleichen Theilen Blei-
glas und Boraxglas vorher zusammengeschmolzenen Fluss an
(Schemnitz). Zu dünne Ansiedescherben oder solche, die
zum leichten Durchgehen (S. 78) geneigt sind, überzieht man
wohl mit einer Lage Glaspulver, bevor man die Beschickung
hineinthut.


Temperatur-
grad.

c) Höhe der Temperatur. Diese richtet sich nach der
Anwesenheit gewisser Substanzen, und zwar erfordern beim
Einschmelzen eine sehr hohe Temperatur:


α) Zinkische Erze, um möglichst viel Zink dabei zu
verflüchtigen, welches sonst beim Verschlacken in Oxyd über-
gehen und dieses eine sehr strengflüssige Schlacke oder eine
Sauerstoff abhaltende Kruste geben würde. Letzteres tritt auch
in minderem Grade ein, wenn bei dem Einschmelzen eine
Röstung stattfindet, weshalb man sie durch möglichst rasches
Einschmelzen zu verhindern sucht. Sollte die Schlacke bei sehr
hoher Temperatur dennoch einen grösseren Zinkoxydgehalt auf-
genommen haben, so legt man ein Stückchen ausgeglühte Kohle
auf die Probe, wobei sich Zink reducirt und verbrennt, dann
das Metallbad blank wird und die Glättebildung in gehörigem
Masse stattfindet. Fügt man keine Kohle hinzu, so bildet sich
leicht ein Silber zurückhaltendes Oxysulphuret. Zinkische
[247]§. 113. Ansiedeprobe.
Erze verschmilzt man auch wohl zur genauen Silberbestimmung
auf einen Lech und siedet diesen an.


β) Arsenikalische Erze. Bei nicht hinreichend hoher
Temperatur hinterlassen dieselben einen nicht völlig geschmol-
zenen Rand, den man dann wohl durch Aufstreuen von etwas
Kohlenstaub oder Glätte zu entfernen sucht. Auch trägt man
wohl Borax nach.


γ) Eisenreiche Substanzen, z. B. Rohsteine, schmilzt
man zur Vermeidung einer Röstung und in Folge dessen der
gleich anfänglichen Entstehung einer eisenreichen dickflüssigen
Schlacke in möglichst hoher Temperatur ein und setzt später
Borax nach.


δ) Kobalt- und nickelhaltige Erze erfordern wegen Bil-
dung strengflüssiger Oxyde beim Einschmelzen und Verschlacken
eine hohe Temperatur und später ein Nachsetzen von Borax.


Strengflüssige Proben setzt man hinten, leichtflüssige vorn
in die Muffel.


Nachstehende Zusammenstellung ergiebt die Beschickungs-Beispiele
für Be-
schickungen

verhältnisse für häufiger vorkommende Erze und Hütten-
producte
, einschliesslich der später noch näher zu erwähnenden
Legirungen:


[248]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
[249]§. 113. Ansiedeprobe.
[250]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
[251]§. 113. Ansiedeprobe.
[252]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
[253]§. 113. Ansiedeprobe.

Nach den in vorstehender Tabelle angegebenen Verhält-Sonstige
Beispiele.

nissen werden im Allgemeinen Erze und Hüttenproducte in
Freiberg und auf den Oberharzer Werken beschickt. Son-
stige Beispiele sind nachfolgende:


Schemnitz. Bleihaltige Silbererze: ½ Ctr. (5 Grm.) Erz, ½ Ctr. Blei-
glasfluss (S. 246), 6 Ctr. Villacher Blei, wovon ⅓ mit dem Erz gemengt
wird und ⅔ als Decke dienen; dürre schwefelarme Erze und Schliege: wie
die vorigen, nur noch 6—8 Pfd. Borax; schwefelreiche Geschicke: ½ Ctr.
Erz, ½ Ctr. Bleiglasfluss, 6—8 Pfd. Borax und 7 Ctr. Blei; kupfer- und
schwefelreiche Geschicke: ½ Ctr. Erz, 8 Ctr. Blei, ½ Ctr. Glätte und 8—10
Pfd. Borax.


Przibram. Bleiglanz: ½ Ctr. Erz, 2½ Ctr. Blei; Bleiglanz mit Erden
und Zinkblende: 3½ Ctr. Blei auf ½ Ctr. (5 Gramm) Erz, 10—30 Pfd. Bo-
raxglas.


[254]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.

Müsen. ½ Ctr. Erz mit 8 Ctr. Blei, bei einem Thonschiefer- und
Schwerspathgehalt auch Borax; strengflüssige Kupferkiese und Fahlerze
kommen hinten, leichtflüssige Erze vorn in die Muffel.


§. 114. Verfahren beim Ansieden und Abtreiben. Die abge-
Beschicken.wogene oder gemessene Menge Kornblei (S. 245) wird in zwei
Ansiedescherben (Taf. VI. Fig. 75—78) getheilt, zur einen Hälfte
das auf einer Vorwage (S. 101) abgewogene Probirgut (¼—1
Ctr. oder mehr oder weniger, S. 241) hinzugefügt, beides sorg-
fältig gemengt, die andere Hälfte Blei darüber gestreut und oben
darauf der nöthige Boraxzusatz (höchstens bis 20 Pfd.) gegeben.
Bei dieser Art des Mengens von Blei mit dem Probirgute tritt
namentlich bei specifisch leichten Probemehlen eine vollständigere
Entsilberung ein, als beim Vermengen der letzteren mit dem
ganzen Bleiquantum. 1) In Schemnitz mengt man ⅓ Blei mit
dem Erz und deckt die übrigen ⅔ darüber. Man setzt ge-
wöhnlich 20—25 Proben auf einmal ein.


Erstes
Heissthun.

Mittelst der gewöhnlichen Kluft (Taf. VII. Fig. 127) werden
die Ansiedescherben in die hellrothglühende Muffel eingetragen,
abgeäthmete Kohlen vor erstere gelegt und bei geschlossener
Muffelmündung in Gelbrothglühhitze, bei zinkischen und arse-
nikalischen Proben in möglichst hoher Temperatur (S. 246) ein-
geschmolzen. Zeigt die flüssige Masse (nach 15—20 Min. und
mehr) eine völlig glatte Oberfläche ohne ungeschmolzene Par-
tien, welche namentlich bei arsenikalischen Erzen am Rande
haften, und ist das weissglühende stark dampfende Metallbad
am Rande mit einem dunkleren, schmalen, nicht dampfenden
glatten Schlackenring umgeben, so ist diese Periode beendigt.


Zu Anfang derselben schmilzt das Blei in der Masse nieder
und nimmt dabei schon einen Theil des Silbers aus gediegen
Silber, Schwefel-, Arsen- und Antimonsilber auf; Erden und
fremde Schwefelmetalle gehen an die Oberfläche, erstere werden
durch Borax verschlackt, letztere oxydiren sich bei dem nicht
völligen Ausschluss der Luft zum Theil und die daraus ent-
standenen Oxyde, sowie gebildetes Bleioxyd nehmen an der
Verschlackung durch Borax Theil. Der grösste Theil der Schwefel-,
Antimon- und Arsenmetalle bleibt aber im geschmolzenen Zu-
stande als Oxysulphuret theils in der Schlacke, theils in dem
Blei aufgelöst. Höhere Schwefel- und Arsenmetalle entlassen
Schwefel und Arsen als solche und Zink verdampft mit schön
[255]§. 114. Verfahren beim Ansieden.
weiss brennender Flamme, während gleichzeitig schweflige, ar-
senige und antimonige Säure entweichen.


Während sich Zink ziemlich leicht verflüchtigt, so bleiben
die letzten Antheile Antimon stets beim Blei demnächst zurück.
Tellur lässt sich nur zum Theil verflüchtigen und verlangt zur
Oxydation viel Blei. Verbindungen des Silbers mit Jod, Chlor
und Brom geben zur Bildung von Dämpfen von Chlor-, Brom-
und Jodblei Veranlassung.


Ein Rösten vor dem Zusammenschmelzen giebt kein grös-
seres Silberausbringen (S. 245) und ist unnöthig, da in der nach-
folgenden Periode das gebildete Bleioxyd kräftig oxydirend
wirkt. Zu Arany-Idka in Ungarn findet z. B. ein solches
Rösten statt. Man beschickt ½ Ctr. Erz mit 8 Ctr. granulirtem
Villacher Blei und 15—20 Pfd. Borax, setzt 20—30 Proben in
die Muffel, giebt so starke Hitze, dass das Blei schmilzt und die
Erztheile auf die Oberfläche gehen, öffnet bei etwas geschlos-
senem Register die Muffelmündung, lässt 15—20 Min. abrösten
und steigert dann während 20—30 Min. die Hitze bis zum Ein-
tritt des völligen Fluss, wo sich dann um das weissglühende
stark dampfende Metallbad ein glatter Schlackenring gebil-
det hat.


Zur Zerlegung der noch vorhandenen silberhaltigen Anti-Kaltthun oder
Verschlacken.

mon-, Arsen- und Schwefelmetalle wird jetzt unter Erniedrigung
der Temperatur der Luft Zutritt zum Schmelzgut gestattet, in-
dem man die Muffel öffnet, die Kohlen vor den Scherben weg-
nimmt und nur in der Muffelmündung eine niedrige Kohle liegen
lässt, damit die vorderen Scherben nicht zu stark abgekühlt
werden. Hierbei bildet sich zunächst Bleioxyd, welches kräftiger
als die zutretende Luft die Schwefel-, Antimon- und Arsenme-
talle oxydirt und im Ueberschuss vorhanden sich mit den ge-
bildeten Metalloxyden und der bereits vorhandenen Schlacke
verbindet (S. 128), während das metallisch ausgeschiedene Silber
sich im überschüssigen Blei ansammelt. Man nimmt die Zer-
setzung als beendigt an, wenn das Metallbad ganz oder nahezu
mit Schlacke bedeckt ist (nach 20—30 Min.), wo dann keine
oxydirende Einwirkung der Luft mehr stattfinden kann. Dieser
Fall tritt zu früh ein und führt zu Silberverlusten, wenn man
von vorn herein zu viel Borax anwendet, welcher gleich die
Oberfläche zuschlackt, ohne dass die Oxysulphurete schon zer-
legt sind. Bedarfs eines grösseren Zusatzes von Borax, so
nimmt man, wie bereits bemerkt (S. 246), anfangs nur wenig,
[256]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
lässt die Verschlackungsperiode in gewöhnlicher Weise verlaufen
und setzt dann erst zur Auflösung im Ueberschuss gebildeter
Oxyde, vorhandener basischer Erden oder Zinkoxyd etc. Borax
nach. Die sich bei Nickelerzen nicht selten bildende streng-
flüssige Kruste schiebt man von Zeit zu Zeit zurück. Wird bei
zinkischen Erzen die Schlacke zu steif, so legt man eine abge-
äthmete Kohle auf die Probe, bis das Metallbad unter Ver-
brennen von Zink blank geworden ist und die Glättebildung
beginnt. Bleibt bei arsenikalischen Erzen ein nicht völlig ge-
schmolzener Rand, so streut man etwas Kohlenstaub oder Glätte
auf denselben.


Je verwandter die Metalle zum Sauerstoff sind, um so leichter
häufen sie sich zu Anfang im oxydirten Zustande an und
können ein Erfrieren der Probe herbeiführen, z. B. Eisen, Zinn,
Zink etc.


Wie oben angeführt (S. 237), setzt man zur Erzielung min-
derer Silberverluste lieber das Ansieden weiter fort und treibt
einen kleineren Bleikönig ab, als einen grösseren bei abgekürztem
Ansieden, wenn nur die Beschaffenheit der Scherben solches zu-
lässt, indem dieselben zuletzt leichter durchgehen (S. 79).


Letztes
Heissthun.

Auf das Kaltgehen folgt nun ein etwa 5 Min. langes Heiss-
thun der Proben bei geschlossener Muffelmündung und ver-
stärktem Feuer, damit sich Metall und Schlacke gehörig trennen.
Dann nimmt man die Proben mit der Gabelkluft (Taf. VII. Fig.
128) heraus und lässt sie entweder auf dem Probenblech er-
kalten oder man giesst zur raschern Abkühlung den vollständig
dünnflüssigen Scherbeninhalt in die mit Kreide oder Röthel aus-
gestrichenen Vertiefungen eines angewärmten eisernen oder
kupfernen Giessbleches (S. 110) aus. Beim Entschlacken schlägt
man die Bleikönige zu an den Kanten und Ecken abgestumpften
Würfeln und untersucht die Schlacke durch Zerkleinern auf
etwa noch eingemengte Bleikörner. Die Schlacke ist um so
reicher an Silber, je weiter das Ansieden fortgesetzt worden.
In der Schlacke ausgeschiedene weisse Partien sind seltener
unzersetzter Quarz, als schwefelsaures Natron, durch den Schwe-
fel der Erze und das Natron des Borax gebildet.


Zeigen sich die Könige beim Hämmern spröde, so hat ent-
weder die Verschlackung nicht lange genug gedauert oder es
hat an Blei gefehlt oder in Folge fehlender Hitze beim letzten
Heissthun ist Glätte oder Schlacke mechanisch im Blei einge-
schlossen geblieben. Bei einem Kupfergehalt des Probirgutes
[257]§. 114. Verfahren beim Abtreiben.
geht immer ein Theil des Kupfers ins Blei und es bedarf dann
der 16—17 fachen Menge Blei, um dasselbe in die Capelle zu
führen. Der ganze Prozess des Ansiedens dauert ¾—1¼ Stunde
und mehr je nach der Strengflüssigkeit und Zersetzbarkeit des
Probirgutes.


Man stellt in das vordere Drittel der nöthigenfalls ausge-Abtreiben.
thonten Muffel (S. 51) 12 Capellen in 2 Reihen, in jede 6, auf,
nachdem dieselben bei dem vorhergehenden Treiben bereits vor
der Muffel auf dem heissen Stein f (Taf. II. Fig. 20) allmälig er-
hitzt sind, versetzt dieselben zur völligen Austrocknung (Abäth-
men
) und zum demnächstigen raschen Einschmelzen des Bleies
bei geschlossener Muffelmündung innerhalb 15—20 Min. in helle
Rothgluth und trägt dann die mit der Backenkluft (Taf. VII.
Fig. 129) gefassten Könige von der rechten zur linken Seite
zuerst in die vorderste, dann in die hinterste Capellenreihe, wobei
ein gleichmässigeres Einschmelzen des Bleies stattfindet, als
wenn man die heissere hintere Reihe früher, als die vordere
kühlere besetzen wollte. Man thut auch wohl die Capellen
Abends in den glühenden Ofen, nimmt sie andern Morgens
heraus, bläst sie aus, wischt sie nach dem Erkalten mit dem
Finger aus, setzt sie kurz vor dem Abtreiben wieder ein, macht
sie rasch heiss und setzt dann die Bleikönige auf (Freiberg).


Stellt man mehr Capellen in eine Reihe, als 6 oder bildet
man noch mehrere Reihen, wie dies zuweilen auf Hüttenwerken
geschieht, wo viele Proben zu machen sind, so lässt sich den
einzelnen Capellen keine so gleichmässige Temperatur ertheilen,
was auf das Silberausbringen influirt (S. 236).


Nach dem Besetzen der Capellen giebt man bei geschlos-
sener Muffelmündung eine starke Hitze, damit die Proben mög-
lichst rasch antreiben
, das heisst, das anfangs mit einer
dunklen Haut überzogene Blei bei blanker Oberfläche raucht.
Man gewinnt durch dieses starke Erhitzen an Zeit und ver-
hütet, dass am oberen Capellenrande Bleitheilchen hängen bleiben,
was bei zu langsamem Einschmelzen leicht eintritt. Ein starkes
Erhitzen ist dann besonders erforderlich, wenn die Legirung
viel unedle Metalle enthält, namentlich Zinn. Letzteres giebt
beim langsamen Einschmelzen viel Zinnoxyd und um dieses in
die Capelle zu führen, bedarfs dann eines Zusatzes von Glätte.


Nach dem Antreiben erniedrigt man zur Verminderung der
Silberverflüchtigung rasch die Temperatur durch Schliessen der
Zuglöcher bei Holzkohlen- und Koksöfen und durch Unterlas-
Kerl, Probirkunst. 17
[258]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
sung der Feuerung und Abstellung des Zuges bei Steinkohlen-
öfen (S. 50), öffnet die Muffelmündung, legt in dieselbe eine
kleine Kohle und lässt Luft zu den Capellen treten, wobei sich
zunächst das Blei oxydirt, das Bleioxyd an noch vorhandene
fremde Metalle Sauerstoff abgiebt und deren Oxyde gemein-
schaftlich mit dem Bleioxyd sich in die Capelle ziehen, wäh-
rend das Silber im metallischen Zustande demnächst grössten-
theils zurückbleibt und nur ein geringer Theil durch Bleioxyd
oxydirt mit demselben in die Capelle geht, wodurch der Ca-
pellenzug veranlasst wird (S. 236). Der Schmelzpunct des Bleies
liegt bei 322°, der der Glätte bei etwa 980° C. Um anfangs
die hohe Temperatur herabzustimmen, stellt man wohl kalte
Ansiedescherben in mehreren Reihen neben und übereinander
hinter die Capellen und nimmt sie später bei hinreichend ge-
sunkener Temperatur wieder heraus oder man fährt mit einem
Kühleisen (Taf. VII. Fig. 132) über den Proben langsam hin
und her, indem man dasselbe ab und an in Wasser abkühlt.
Bei richtiger Temperatur, in welcher die geringste Silber-
verflüchtigung (S. 237) und der mindeste Capellenzug (S. 237)
stattfindet, entsteigt der röthlichbraun glühenden Capelle leb-
haft wirbelnder Bleirauch, das gelbrothglühende Metall ist von
einem schmalen dunkleren Glätterand umgeben und es bildet
sich am Capellenrand Federglätte in nach dem Erkalten
gelben dünnen Blättchen, die sich im Feuer dem geübten
Probirer an ihrem Glanze deutlich zu erkennen geben. Die
Federglätte setzt sich leichter an der dem kühlen Luftzuge,
also der Muffelmündung mehr zugekehrten Seite an, kann aber
auch nahe zu ringsum entstehen, wenn man durch Einsetzen
von kalten Scherben hinter die Capellen deren hintere Seite ab-
kühlt. — Bei zu hoher Temperatur steigt der kaum sicht-
bare Bleirauch gerade in die Höhe und wirbelt nicht, die Ca-
pelle ist weiss und weder Glätterand, noch Federglätte wahrzu-
nehmen. Sinkt die Temperatur zu sehr, so zieht sich der
Bleirauch langsam über die dunkelbraunen Capellen hin, der
Glätterand wird bei dunkler Farbe zu stark und es ist dann
Gefahr vorhanden, dass die Masse starr wird (die Probe er-
friert
), was namentlich bei einem grössern Kupfergehalt des
Bleies leichter eintritt. Bei zu sehr gesunkener Temperatur legt
man kleine Kohlen vor die Capellen oder schiebt diese mehr
nach hinten, sehliesst auch wohl kurze Zeit die Muffel und ver-
stärkt die Feuerung. Dieselben Mittel wendet man auch an,
[259]§. 114. Verfahren beim Abtreiben.
um eine bereits erfrorne Probe wieder zum Treiben zu bringen,
bedeckt sie auch wohl mit einem Holzspan, dessen Flamme die
Temperatur steigert, allein solche Proben sind, namentlich wenn
die Legirung schon silberreicher geworden, wegen grösseren
Silberverlusts zu verwerfen. Man sucht die richtige Regulirung
der nach dem Antreiben zu hohen Temperatur dadurch am
besten zu erzielen, dass man ohne zu schüren hinter die Ca-
pellen leere Scherben setzt. Sinkt die Temperatur zu sehr, so
legt man kleine Kohlen bis zur Capellenhöhe vor, wirkt dies nicht
genügend, so nimmt man die leeren Scherben wieder heraus und
nur, wenn alles Dieses nicht helfen will, schürt man etwas bei
Steinkohlenöfen. Bei Holzkohlenöfen wendet man zum Kühlen
wohl ein Kühleisen an. Gegen Ende des Treibens, wenn die
Glätteaugen grösser sind und das Metallkorn kleiner und streng-
flüssiger wird, erhöht man, ohne dass jedoch dadurch die Feder-
glätte zum Schmelzen kommt und nicht der obere, sondern nur
der untere Glätterand eingesogen wird, die Temperatur, damit
die Körner hinreichend rein abblicken, d. h. an ihrer Unterseite
kein metallisches Blei (Bleisack) oder Glätte haften bleibt,
desgleichen letztere nicht oberflächlich, wo dann das Korn nicht
den Glanz und die reine Farbe des Silbers hat, sondern gelblich
und trübe erscheint1).


Gleich nach dem Einschmelzen ist die Masse in der Ca-
pelle mehr flach und zeigt oberflächlich nur kleine Pünktchen
von Glätte; diese gestalten sich bei weiterem Fortgange des
Prozesses auf der convexer werdenden Metallmasse zu an ihrem
minderen Glanze deutlich wahrnehmbaren Schüppchen, welche
nach dem Rande zu getrieben und von der Capellenmasse auf-
genommen werden, indem die von Innen nach Aussen stattfin-
dende treibende Bewegung dadurch entsteht, dass die oberflächlich
abgekühlten Partien zu Boden gehen und aufsteigenden heisseren
Platz machen. Gegen das Ende des Treibens werden, was man
namentlich bei grösseren Körnern deutlich gewahrt, die Glätt-
augen grösser, erscheinen netzartig verbunden (Blumen) und
verschwinden zuletzt unter wiederholtem Kommen und Weggehen
eines Regenbogenfarbenspiels, mit dessen völligem Auf hören
(Blicken) das Korn ruhig wird. Dieses Farbenspiel entsteht
17*
[260]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
dadurch, dass sich in der dünnen Glättehaut das Licht bricht und
reflectirt wird. Da bei der convexen Oberfläche des geschmol-
zenen Silbers dieser Ueberzug nach dem Rande zu immer stärker
wird, so treten durch Lichtbrechung in den verschieden dicken
Glätteschichten verschiedene Farben in einer gewissen Reihenfolge
wiederholt hervor, bis alle Glätte eingesogen ist. Bei kleinen
Silberkörnern gewahrt man diese Erscheinungen weniger deutlich,
und man erkennt das Ende des Treibens daran, dass das beim
Neigen der Capelle mittelst eines Hakens sichtbare Korn bei
dunklerer Farbe ruhig erscheint.


Nach dem Blicken nimmt man die Capellen, wenn die darin
enthaltenen Silberkörner klein sind, sofort heraus und setzt
erstere in ihrer Reihenfolge auf das Probenblech; bei grösseren
Körnern muss man die Capellen durch Vorziehen in der Muffel
allmälig abkühlen, damit erstere nicht spratzen, was zu me-
chanischen Silberverlusten führt. Das Spratzen rührt davon
her, dass flüssiges Silber Sauerstoff absorbirt und diesen bei
plötzlicher Abkühlung und wenn es völlig fein geworden ist,
rapide entlässt, wobei blumenkohlförmige Auswüchse auf der
Oberfläche des Silbers entstehn, während der Sauerstoff bei lang-
samer Abkühlung und nicht völlig erstarrter Oberfläche ent-
weicht, ohne ein Spratzen hervor zu bringen. Durch einen
Blei- und Kupfergehalt im Silber tritt diese Erscheinung nicht
ein, dagegen verhindert ein Goldgehalt das Spratzen nicht, wenn
er nicht zu bedeutend ist. Von der Einwirkung eines Nickel-,
Kobalt- und Kupfergehaltes beim Abtreiben war S. 244 die Rede.


Aus den noch heissen Capellen werden die Silberkörner
mittelst einer Kornzange (S. 110) ausgestochen, mit der Korn-
bürste (S. 110) sorgfältig gereinigt, in ein mit Vertiefungen ver-
sehenes Blei- oder Stahlblech (S. 110) gelegt und auf der Korn-
wage (S. 100) auf ganze Tausendthle. oder ¼—⅛ Grän aus-
gewogen (aufgezogen), wobei man nöthigenfalls das Silberkorn
von der Bleischwere zu den Gewichten legt.


Die Silberkörner, halbkugelförmig oder fast rund, müssen
nach dem Abbürsten die reine Silberfarbe haben, sowie ober-
flächlich völlig blank sein, während sie unterwärts matt erschei-
nen. Gelbliche Farbe, wenn sie nicht von einem grösseren
Goldgehalt herrührt, bei nicht völligem Glanze zeigt eine dünne
Glättehaut an.


Nach dem Blicken noch längere Zeit forterhitzte Körner
erleiden einen Verlust durch Silberverflüchtigung und auf der
[261]§. 114. Verfahren beim Abtreiben.
blanken Oberfläche des flüssigen Kornes zeigen sich hier und
da matte Erhabenheiten, welche sich immer mehr an einander
reihend, die Oberfläche des erstarrten Kornes matt erscheinen
lassen und nach Plattner eine Verbindung von metallischem
Silber mit Silberoxyd zu sein scheinen. Bei einem Kupfer-
gehalt
breitet sich das Korn während des Blickens gewöhnlich
etwas aus, kann aber oberflächlich eine ganz weisse Farbe zeigen.
Ein geringer Tellurgehalt ertheilt dem Silberkorn eine ge-
strickte, graulich weisse matte Oberfläche.


Körner mit Wurzeln von Rissen in der Capelle pflegen an
diesen bleihaltig zu sein. Das Silber ist nicht chemisch rein,
sondern nur brandfein und enthält etwa 997—998 Tausendthle.
reines Silber. Die Verunreinigungen im Silber, nach der Quali-
tät des Probirgutes verschieden, compensiren in Etwas den Ver-
lust durch Capellenzug (S. 236) und werden nicht weiter in Rück-
sicht gezogen. Ein durch Erhitzen des Korns mit Salpetersäure
zu erkennender Goldgehalt (§. 128) ist in Abzug zu bringen.


Die von Metalloxyden mehr oder weniger vollgesogenen
Capellen sind je nach den fremden Beimengungen verschieden
gefärbt, z. B. bei reinem Blei gelb, bei kupferhaltigem mehr oder
weniger schwarzgrün. Antimon bringt die Capelle leicht zum
Bersten. Die in der Hitze rothe, unter der Abkühlung gelbe Feder-
glätte erscheint darin in dünnen, elastisch biegsamen, stark glän-
zenden halbdurchsichtigen Blättchen, welche in lockerer Zusam-
menhäufung zuweilen schöne Gruppirungen bilden. Risse in
den Capellen deuten auf unvollständige Trocknung oder mangel-
haftes Capellenmaterial (S. 89) oder einen grösseren Antimon-
gehalt des Werkbleies. An ihrem tiefsten Puncte zeigen sie da,
wo das Silberkorn gelegen hat, einen schwarzen Fleck, welcher
vielleicht von Silberoxyd herrührt, da hier die Capellenmasse
am silberreichsten ist (S. 237).


Capellen aus Knochenmehl (oder statt dessen aus Fischgräten)
nehmen etwa ein gleiches Gewicht Blei, in Glätte verwandelt,
auf, solche aus Knochenmehl und Asche (S. 91) aber können das
Doppelte Blei anziehen. Letztere leiten auch die Wärme weniger,
brauchen deshalb minder heiss gehalten zu werden und setzen
leichter Federglätte an. Sättigt sich eine zu kleine Capelle mit
Bleioxyd, ohne dass schon alles Blei abgetrieben ist, so stellt
man sie auf eine umgekehrte abgeäthmete leere Capelle, welche
dann das übrige Bleioxyd einsaugt.


[262]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
2. Kapitel.
Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Bleiglätte.

Anwendbar-
[...][e]it der Probe.

§. 115. Tiegelprobe. Dieses Verfahren, bei welchem eine
geringere oder grössere Menge Probirgut mit Kornblei oder Blei-
glätte, Reductions- und Solvirungsmitteln auf Schlacke und
Werkblei in Thontiegeln verschmolzen wird, eignet sich be-
sonders für Substanzen, welche das Silber im metallischen (ge-
diegen Silber, silber- und goldhaltige Krätzen
) und
oxydirten Zustande (Schlacken) oder als Kerat (Chlor-,
Brom-, Jodsilber
) enthalten. Weniger geeignet, obgleich
auch dafür empfohlen, z. B. von Malaguti und Durocher1),
Pettenkofer2) u. A., ist das Verfahren für Erze und Producte,
in welchen Silber an Schwefel, Antimon oder Arsen gebunden
ist, namentlich bei einem Eisengehalt, weil sich in der Schlacke
Schwefelmetalle bilden, welche Silber zurückhalten. Durch einen
Zusatz von Salpeter sucht man letztere zwar zu zersetzen,
aber sicherer findet aus solchen Verbindungen, wie auch die
Versuche von Markus3) dargethan haben, die Ausscheidung
des Silbers beim Ansieden statt, während dagegen bei erstge-
nannten Substanzen das Tiegelschmelzen, namentlich bei ge-
ringeren Silbergehalten, schneller ausführbar ist und auch genauer
sein kann, weil sich grössere Mengen Probirgut (25—50 Grmm. u. m.)
auf einmal in Arbeit nehmen lassen. Dies empfiehlt sich beson-
ders bei einem Material, welches das Silber in ungleicher Ver-
theilung enthält (gold- und silberhaltige Krätzen mit weniger als
½ % Metall; reichere Krätzen geben nach der Ansiedeprobe
genauere Resultate).


Die als Ansammlungsmittel für das Silber dienenden blei-
haltigen Substanzen (Kornblei S. 131, Bleiglätte S. 132, Mennige
S. 128, Bleizucker S. 132) sind entweder silberfrei oder silber-
haltig. In letzterem Falle wird eine gleiche Menge davon, wie
zur Probe genommen, ebenso wie diese mit Reductions- und
Flussmittel geschmolzen, das erfolgende Blei abgetrieben und das
Silberkorn davon beim Verwägen der Probenkörner zu den
Gewichten gelegt.


[263]§. 115. Tiegelschmelzprobe.

Für verschiedene Substanzen lassen sich nachstehende Pro-Probir-
verfahren.

birmethoden anwenden:


1) Silber und Gold enthaltende Krätzen mit einemProbe für
Krätzen.

Metallgehalt unter ½ %. Man thut nach Salomon 10 Gramm
Borax und 10 Gramm Weinstein in einen hessischen Tiegel
(Viertelschoppentiegel S. 84) und darauf 20 Gramm Glätte, be-
feuchtet dann die Tiegelwände durch sanftes Anhauchen und
dreht den Tiegel so lange, bis derselbe auf ⅔ Höhe einen
Ueberzug von Glätte erhalten hat, um demnächst ein Hängen-
bleiben von Gold- und Silbertheilchen an den Wänden zu ver
meiden. Sodann fügt man 15 Gramm Potasche und 25 Gramm
der gehörig vorbereiteten Krätze (aus welcher das besonders
zu probirende Siebgrobe mittelst eines sehr feinen Siebes aus-
geschieden, S. 250) hinzu, mengt das Ganze gehörig mit einem
breiten Spatel und giebt eine Decke von 10 Gramm Soda und
darauf eine etwa 12 Mm. starke Lage Kochsalz. Zuletzt streut
man noch ringsum an die Tiegelwände 5 Gramm Glätte. Man
wiegt nur Krätze und Glätte ab und giebt die andern Ingredi-
enzien dem Volum nach zu, nachdem man dessen Grösse nach
vorangegangener einmaliger Abwage ungefähr bestimmt hat.
Wiegt man nur 20 Gramm Krätze ab, so nimmt man kleinere
Tiegel (kleine Fünfter S. 250). Der Windofen (S. 56) wird mit
wallnussgrossen, am besten leichten Gaskoks gefüllt, diese, wenn sie
durchgeglüht sind, festgestampft und 6—8 Tiegel — mittelst einer
Tiegelzange (Taf. VII. Fig. 130d) zwischen deren gekrümmten
Backen gefasst — so in die glühenden Koks eingesetzt, dass der
Tiegelrand nur wenig aus denselben hervorragt. Die gekrümmten
Backen der Zange müssen so lang sein, dass beim Aufdrücken
der Rundung auf die Tiegelränder erstere nicht in die Schmelz-
masse hineinragt. Nachdem der Ofen bedeckt, erhöht man die
Temperatur allmälig, bis das Aufblähen der Masse vorüber ist,
dann steigert man die Hitze 15—20 Min. möglichst rasch und
hoch, damit die Proben dünn, blank und gleichmässig fliessen
und im Ganzen etwa nach ½ Stunde fertig sind. Nach dem
Erkalten des herausgenommenen Tiegels wird der Bleikönig
entschlackt und abgetrieben, nöthigenfalls zuvor noch bei einem
Antimon- oder Arsengehalt verschlackt. Kommt es auf sehr
grosse Genauigkeit an oder liegen grosse Krätzposten vor, so
stellt man eine Probe 5fach an, treibt die erhaltenen Könige
(gewöhnlich gegen 22 Gramm schwer) ab, wiegt die Metallkörner
und untersucht am besten im Gewichte stimmende 4 Körner
[264]IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
mittelst Salpetersäure auf Gold, dessen Menge demnach in
100 Gramm Probirgut bestimmt wird. Man findet auf diese
Weise in Krätzen das Gold genauer, als durch jede andere Probe.


Als sehr zweckmässige Beschickungen werden auch folgende
empfohlen:


  • a) 25 Gramm Krätze,
  • 25 „ Mennige,
  • 35 „ Fluss (bestehend aus 600 Grmm. Potasche,
    200 Grmm. Borax, 100 Grmm. Glasgalle, 100 Grmm.
    Soda, 30 Grmm. Salpeter und 30 Grmm. Kohlenpulver).
  • Keine Kochsalzdecke.
  • b) Pariser Fluss, bestehend aus
    • 25 Grmm. Krätze,
    • 20 „ Kochsalz,
    • 20 „ Soda,
    • 20 „ Potasche,
    • 25 „ Glätte,
    • 10 „ Weinstein,
    • 10 „ Glaspulver.

Probe für arme
erdige Sub-
stanzen.

2) Erdige Substanzen (Fluthafter, Schlacken etc.)
können ähnlich behandelt werden, wie die Krätzen, und zwar
in grösseren Mengen. Sollten die Bleikönige Antimon oder Arsen
enthalten, so werden sie vor dem Abtreiben nochmals verschlackt.
Bei einem Schwefelgehalt des Probirgutes giebt man zur Be-
schickung ein Stückchen Eisendraht. — Zu Przibram wiegt
man von Schlacken zweimal 1 Ctr. (10 Grmm.) ab, beschickt
mit 16—17 Ctr. Glätte, 25 Pfd. Quarz und 2 Pfd. Kohlenstaub,
schmilzt in einer Bleitute und treibt das erfolgende Blei (90—
100 Pfd. von jedem Centner Schlacke) ab. Man giebt beim
Schmelzen erst stärkere Hitze, wenn die Tuten rothglühend ge-
worden sind, und nimmt sie heraus, wenn die Gasentwicklung
völlig aufgehört hat (nach etwa 20 Min.). — In Freiberg
mengt man 2 Ctr. Schlacken in einer Bleitute mit 3—4 Ctr.
Potasche und Mehl, streut 5—8 Ctr. Kornblei darüber und giebt
ein 3stündiges Windofenfeuer. — In ähnlicher Weise behandelt
man auf den Oberharzer Hütten Fluthabgänge, indem man
2 Ctr. mit dem 3—4fachen Potasche und Mehl und je nach der
Strengflüssigkeit mit 50—100 % Borax mengt, 2—3 Ctr. Korn-
blei darüber breitet, eine Kochsalzdecke giebt und bei allmälig
gesteigerter Hitze 1½—2 Stunden im Muffelofen in einem Blei-
[265]§. 116. Combinirte Blei- u. Silberpr.
scherben (S. 83) schmilzt, bis vollständig dünner Fluss einge-
treten. Die von den mehrfach angestellten Proben erhaltenen
Bleikönige können durch Verschlacken zu einem König con-
centrirt werden.


3. Kapitel.
Combinirte Blei- und Silberprobe.

§. 116. Allgemeines. Man untersucht das Probirgut nach einerAnwendbar-
keit der Probe.

der früher angegebenen Bleiproben auf Blei und treibt dieses ab.
Dieses Verfahren eignet sich besonders zur Bestimmung des
Silbergehaltes in Bleiglätte, Mennige und reinerem Ab-
strich
, giebt dagegen ungenauere Resultate bei geschwefelten
Verbindungen, indem beim Verschmelzen derselben auf Blei
Schwefelungen in der Schlacke bleiben, welche Silber zurück-
halten. Aus diesem Grunde ist die Probe mit schwarzem
Fluss
und Eisen (S. 155) völlig zu verwerfen, dagegen giebt die
Oberharzer Potaschenprobe (S. 152) bei bleireichen und
nicht zu silberreichen erdenhaltigen Bleiglanzen (mit wenigstens
30—40 % Blei und nicht über 12 Pfdthl. Silber im Ctr.) Resultate,
welche von denen der Ansiedeprobe nur unmerklich abweichen.
Dieselben werden um so ungenauer, je mehr der Gehalt des
Erzes an Blende, Schwefelkies, Kupferkies, Arsen-, Antimon-,
Nickel- und Kobaltverbindungen zunimmt, wo dann aber auch
die Potaschenprobe für die Bleibestimmung an Werth verliert.


§. 117. Verfahren zur Untersuchung von Glätte, Mennige, Ab-Verfahren für
oxydische Pro-
ducte.

strich etc. Zu Przibram beschickt man 8 Ctr. (à 10 Gramm)
Glätte mit 130—140 Pfd. Quarz und 10 Pfd. Kohlenstaub, be-
deckt mit Kochsalz, schmilzt ein, treibt die Körner von 2 Proben,
jedes etwa 100—110 Pfd. schwer, auf einer Capelle ab und er-
hält so das Silber aus 16 Ctr. Glätte. Die Proben werden in
den mässig rothglühenden Steinkohlenmuffelofen eingesetzt und
die Hitze erst allmälig gesteigert, wenn die Tuten rothglühend
geworden. Nach dem Aufhören der Gasentwicklung, wovon
man sich durch Herausnehmen einer Tute überzeugen kann,
nimmt man die Proben (etwa nach 20 Min.) aus dem Ofen, weil
sich sonst die Glätte leicht durchfrisst. —


In Freiberg schmilzt man 4 Ctr. Glätte mit 3 Ctr. Pot-
asche und Mehl und 5—6% Kohlenstaub unter einer Kochsalz-
[266]IV. Silber. Legirungen.
decke und treibt den König ab, verschlackt auch wohl zuvor
mehrere Könige.


Die von Abstrich oder Abzug auf diese Weise erhal-
tenen Bleikönige können so unrein sein, dass sie sich nicht
direct abtreiben lassen, in welchem Falle man sie zuvor mit
dem 4—8fachen Kornblei verschlackt.


Verfahren
für Bleiglanz.

Von Bleiglanz mit Spuren von Silber und Gold empfehlen
Berthier und Percy1), 20 Grmm. mit 60 Grmm. Soda und
6 Grmm. Salpeter (S. 114) bei einer Kochsalzdecke zu schmelzen,
wo dann bei reinem Bleiglanz statt 86,6 nur 75—78 % Blei
ausgebracht werden, in dem Könige sich aber alles Gold und
Silber findet.


II. Abschnitt.
Proben für silberhaltige Legirungen.


Allgemeines
Probirver-
fahren.

§. 118. Allgemeines. Silberhaltige Legirungen können ent-
weder direct ohne Zusatz (silberhaltiges Blei und Wis-
muth
) oder mit Zusatz von Blei (silberreicheres Kupfer,
Amalgam
etc.) abgetrieben werden, oder sie bedürfen eines
vorherigen Ansiedens mit Blei, wovon um so mehr zu nehmen,
je schwerer oxydirbar die mit dem Silber verbundenen Metalle
sind. So nöthigt, wie bereits bemerkt, silberhaltiges Kupfer der
wenigstens 16fachen Menge Blei, um abtreibbar zu sein. Das
Blei spielt hierbei dieselbe oxydirende Rolle, wie bei den vorher-
gehenden Proben, oxydirt die fremden Metalle und zieht sich
mit den gebildeten Oxyden in die Capelle. Je nach der Streng-
flüssigkeit der beim Verschlacken (Ansieden) erzeugten Oxyde be-
darfs auch eines grösseren oder geringeren Zuschlages von Borax
und der Anwendung verschieden hoher Temperaturen. Manche
Legirungen lassen sich nicht direct ansieden, sondern sie müssen
zuvor erst oxydirt werden (silberhaltiges Zinn, Eisen etc.).


Beschickungs-
verhältnisse.

Die Beschickungsverhältnisse für silberhaltiges Blei (Frisch-
blei, Probirblei, Werkblei, pattinsonirtes Blei
etc.),
silberhaltiges Zinn, Zink und Eisen, für Amalgame, silber-
armes Kupfer (Schwarzkupfer, Gaarkupfer, Darr-

[267]§. 119. Feinprobe.
linge, Kiehnstöcke) und dessen Legirungen (Messing,
Tomback, Bronze, Kanonenmetall, Argentan
etc.) sind
in der S. 247 mitgetheilten Tabelle angegeben; es bedarf deshalb
im Folgenden nur noch einer näheren Beschreibung der auf
trocknem und nassem Wege (S. 239) ausgeführten Proben
für silberreicheres Kupfer (Billonprobe) oder kupfer-
haltiges Silber
.


1. Kapitel.
Probe für kupferhaltiges Silber auf trocknem Wege (Münz-,
Fein-, Barren-, Billonprobe).

§. 119. Allgemeines. Die hierher gehörigen Substanzen (Brand-,Verfahren.
Blick-, Amalgamir-, Extractionssilber, Münzen mit über
500 fein und darunter, welche letzteren ärmeren aus Scheide-
münzsilber
oder Billon hergestellt werden etc.) werden direct
mit Blei auf der Capelle abgetrieben.


Zur möglichst genauen Ermittelung des SilbergehaltesHaupt-
momente.

kommen folgende Puncte in Rücksicht:


1) Die Temperatur (S. 236). Um diese hinreichend inRegelung der
Temperatur.

der Gewalt zu haben, wendet man einen kleineren Probirofen
(Münzofen, Taf. I. Fig. 1—3, 8 u. 9) an und besetzt denselben
jedesmal nur mit 2, höchstens 4 Capellen.


2) Die Bleimenge. Da bei zu wenig Blei nicht allesBleimenge.
Kupfer beseitigt wird und bei zu viel der Silberverlust (S. 236)
steigt, so muss durch eine Vorprobe der Silbergehalt ungefähr
ermittelt und dann aus durch die Erfahrung sanctionirten Ta-
bellen ersehen werden, wie viel Blei bei dem gefundenen Silber-
gehalt anzuwenden ist.


Nachstehende Tabelle von d’Arcet wird hierbei meistBleimengen-
Tabelle.

zum Anhalten genommen:


[268]IV. Silber Legirungen.

Auf einzelne Lothe berechnet, sind folgende Bleimengen
zu nehmen:


Varrentrapp bedient sich folgender Bleimengen:
Gehalt der Legirung


Aus diesen Tabellen geht hervor, dass man zur Abscheidung
des Kupfers um so mehr Blei anwenden muss, je grösser der
Silbergehalt der Legirung. Je niedriger man die Temperatur
beim Treiben hält, um so mehr Blei ist zu nehmen. Um ein
reines Silberkorn zu erhalten, empfiehlt es sich des geringeren
Silberverlustes wegen, lieber etwas mehr Blei zu verwenden und
namentlich zu Anfang kühl zu treiben, als mit weniger Blei bei
höherer Temperatur.


Form des
Bleies.

Das Blei wird nicht als Kornblei, sondern für jede Probe
in einem Stücke angewandt, indem man entweder von einer
Stange möglichst silberfreien Bleies ein Stück von der erfor-
derlichen Schwere abwiegt und die übrigen Stücke dann von
gleicher Länge von der Bleistange abschneidet oder in kugel-
[269]§. 119. Feinprobe.
oder halbkugelförmigen Formen mit Nummern im Innern Blei-
stücke von verschiedenem Gewicht presst oder giesst, z. B. bei
Anwendung von ½ Grmm. Legirung von 1—16fach.


Da Münzen1) einen gesetzlich bestimmten Gehalt besitzen, so bedarfsGehalt der
Münzen.

zur Ermittelung der erforderlichen Bleimenge keiner besondern Vorprobe.
Man nennt bei Münzen den Feingehalt das Korn, das Gewicht Schrot,
die Abweichungen, welche Münzen in Schrot und Korn zeigen dürfen, ohne
unrichtig zu sein, Remedium und endlich Münzfuss (Währung) die
Anzahl Münzstücke, welche 1 Münzpfund (500 Grmm.) Feinsilber enthalten
(30-Thalerfuss, 45-Guldenfuss in Oesterreich und 52½-Guldenfuss in Süd-
deutschland). Es gehen 27 Thlr auf das beschickte und 30 Thlr. auf das
feine Pfund; 1 Thlr. wiegt 18,518 Grmm. und enthält 16,666 Grmm. Feinsilber.
Bei Scheidemünzen sind 1 Pfd. Feinsilber enthalten in 34½ Thlr., 51¾ österr.
und 60⅜ süddeutschen Gulden. Bei Kupfermünzen darf aus 1 Ctr. Kupfer
ein Nennwerth von 112 Thlr. oder 168 österr. oder 196 süddeutschen Gulden
geschlagen werden. Courant unterscheidet sich von Scheidemünze dadurch,
dass ersteres den wirklichen Gehalt an Feinsilber, der angegeben ist, ent-
hält, während Scheidemünzen (Legirungen unter 0,500 fein) nicht den
wirklich angegebenen, sondern wegen grösserer Münzkosten einen geringeren
Gehalt besitzen, als angegeben ist, somit mehr Nennwerth als Realwerth
besitzen. Dieser in den einzelnen Ländern verschiedene Gehalt variirt.
Während Courant in allen den Ländern gilt, welche dafür gleichen Münz-
fuss besitzen, so gilt Scheidemünze nur in dem Lande, wo sie ausgeprägt ist.


Die Feingehalte einiger Münzen ergeben sich aus nachstehender
Zusammenstellung:


[270]IV. Silber. Legirungen.

Das zu Silberarbeiten verwandte legirte Silber (Probesilber) muss
folgende Feingehalte haben: Tausendstel


  • in Frankreich und Belgien . . . . . . . . . . . . 800 u. 900
  • „ England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 925
  • „ Oesterreich, Baiern, Kurhessen, Frankfurt a. M. . . . . . 812
  • „ Preussen, Sachsen, Hannover, Braunschweig, Bremen, Hamburg 750.

Das Remedium bei Vereinsthalern im Feingehalte darf nicht mehr als
3/1000 und im Gewichte 4/1000, bei Zweithalerstücken 3/1000 des Gewichtes be-
tragen; bei ⅙ Thaler-Stücken resp. 5/1000 und 10/1000 für jedes Stück.


Capellenzug.

3) Der Capellenzug (S. 236). Dieser, je nach der Höhe
der Temperatur, der Dichtigkeit der Capellen, der Menge des
angewandten Bleies und dem Gehalte der Legirung variabel,
ist namentlich bei reicheren Substanzen auf der Wage wahr-
nehmbar, wächst mit der Menge der unedlen Metalle, bis diese
etwa die Hälfte des Silbers betragen, und nimmt dann wieder ab.
Der Silberverlust beim Cupelliren würde noch grösser gefunden
werden, wenn nicht das resultirende Silberkorn stets mindestens
1—2 Tausendtheile Blei und Spuren von Kupfer enthielte. Dieser
Silberverlust muss nun für die Art und Weise, wie der Probirer
arbeitet, ermittelt und der gefundene Feingehalt nach aufge-
stellten Correctionstabellen corrigirt werden. Solche erhält man
auf die Weise, dass man chemisch reines Silber für sich, dann
mit verschiedenen Mengen Kupfer und dem erforderlichen Blei
abtreibt und den jedesmaligen Verlust ermittelt, den ersteres
dabei erleidet. Derselbe wird alsdann dem gleichwerthigen Probe-
[271]§, 119. Feinprobe.
resultat hinzugerechnet. Soll diese Correction Vertrauen ver-
dienen, so muss derselbe Probirer die Proben stets auf gleichen
Capellen und bei nahezu derselben Ofentemperatur ausführen,
was viel Uebung erfordert. Aendert sich etwas in den Verhält-
nissen, werden z. B. neue Capellen genommen, so muss man
die Correctionstabelle auf ihre Richtigkeit prüfen, wenigstens
durch Abtreiben einer bestimmten Menge von chemisch reinem
Silber mit Blei.


In dem Probirlaboratorium der Münz- und Medaillen-Corrections-
Tabellen.

commission zu Paris ist nachstehende Correctionstabelle an-
genommen, welche im Wesentlichen auch in Deutschland 1) zum
Anhalten dient:


Bei Versuchen in Freiberg fand man, abweichend vonSonstige Er-
fahrungen.

den Angaben obiger Tabelle, bei Brandsilber den Verlust zu
0,0015—0,002 und in den mittleren Gehalten höher, als in der
Tabelle, z. B. bei 750 Tausendthln. Gehalt und 16 Bleischweren
zu 5,55 Taus., während die Tabelle 4,52 Taus. bei 11 Blei-
[272]IV. Silber. Legirungen.
schweren nachweist. Nach Plattner giebt Feinsilber mit dem
5fachen Blei oft bis 0,009 Verlust, Brandsilber mit 937 Taus.
Feine und dem 5fachen Blei 0,0042—0,0059, Raffinatsilber mit
687—750 Taus. Feine und dem 14—16fachen Blei 0,0073—
0,0083 Verlust.


Zu Arany-Idka in Ungarn rechnet man bei Amalgamations-
rohsilber mit 600—700 Taus. Feine 7—10 Taus. Verlust wegen
des Capellenzuges.


Oberharzer Brandsilber zeigte in der Ober- und Unter-
probe, sowie in der Granalienprobe nachstehende Gehalte:


In der Berliner Münze ergab die Gay-Lussac’sche Titrir-
probe gegen die trockne Münzprobe nachstehende Anzahl Tausend-
theile mehr:


  • Bei 1000 — 950 Taus. Silbergehalt = 3 ½ Taus. Differenz.
  • „ 949—850 „ „ = 4 „ „
  • „ 849—750 „ „ = 5 „ „
  • „ 749—600 „ „ = 6 „ „
  • „ 599—500 „ „ = 5 „ „
  • „ 499—400 „ „ = 4 „ „
  • „ 399—200 „ „ = 3 „ „
  • „ 199—100 „ „ = 2 „ „
  • „ 99— 0 „ „ = 1 „ „

Das Silberkorn enthält etwa 2 Taus. Blei.


Capellen-
beschaffenheit.

4) Die Beschaffenheit der Capellen (S. 89). Diese
müssen höchst sorgfältig und möglichst gleichmässig hergestellt
werden, indem man eine grosse Anzahl davon auf einmal aus
demselben Material schlägt oder besser presst. Von ausgezeich-
neter Qualität sind die Capellen der Pariser Münze.


Probenehmen.

§. 120. Probirverfahren. Behuf Probenahme schmilzt man
entweder die Legirung ein, nimmt eine Granalienprobe (S. 14)
und wählt die getrockneten Granalien bis etwa zur Linsengrösse
aus (gröbere Granalien plattet man wohl aus und trocknet das
Zerschnittene, wenn ein mechanischer Wassergehalt darin ver-
muthet wird), oder man macht eine Aushiebprobe (S. 13),
[273]§. 120. Verfahren bei der Feinprobe.
indem man mittelst eines Hohlmeissels etwa 3 Gramm von zwei
entgegengesetzten Seiten des Barrens, z. B. oben und unten,
herausnimmt, beide Proben ausplattet, mittelst einer Schere in
Schnitzeln schneidet, die man in eine Porzellan- oder Kupfer-
schale fallen lässt, jede Probe für sich probirt und die erfol-
genden Silberkörner zusammen verwiegt. Durch die Granalien-
probe wird ein richtigerer Durchschnittsgehalt erzielt (S. 272).


Man wiegt gewöhnlich von Legirungen mit von 800 ‒ 1000Grösse der
Einwage.

Tausendthln. Silbergehalt 1 Gramm und von solchen mit unter
800 Tausendthln. Gehalt, der erforderlichen grösseren Bleimengen
wegen, nur ½ Gramm Legirung auf einer völlig richtigen,
genau gehenden Wage (S. 100) ab. Am häufigsten nimmt man
½ Gramm als Einheit an, theilt dieses in 1000 Theile, wiegt
500 Taus. doppelt unter Umschalen unter den S. 21 ange-
gebenen Vorsichtsmassregeln ab, wiegt die erfolgenden beiden
Körner erst einzeln, dann zusammen und ertährt so den Silber-
gehalt in 1000 Theilen. Zur Aufnahme des Abgewogenen dienen
aus sehr feinem Briefpapier (quadratische Stücken von etwa
25—30 Mm. Seite) hergestellte Tütchen (Skarnitzel), deren
Spitzen so zusammengelegt oder zusammengedreht werden, dass
man das Skarnitzel mit der Probirkluft daran fassen und auf
die Capelle setzen kann.


Das Probirverfahren zerfällt inVerfahren beim
Probiren.
Vorprobe.


1) die Vorprobe zur Ermittelung des ungefähren Silber-
gehaltes behuf Normirung der Grösse des Bleizusatzes. Je reicher
die Legirung an Silber, um so weisser ist ihre Farbe, um so grösser
das specifische Gewicht und die Geschmeidigkeit und um so ge-
ringer der Klang. Es kommen zur Anwendung:


a) die Strichprobe.1) Mittelst Probirnadeln, kleinerStrichprobe.
Stäbchen Legirungen von bestimmtem Gehalt an Silber und
Kupfer, macht man auf einem schwarzen, harten, glatt geschlif-
fenen Probirstein (Kieselschiefer, Basalt etc.) Striche, daneben
solche von der zu untersuchenden Legirung und sieht zu, mit
welcher Farbennüance der ersteren der Strich der letzteren
übereinstimmt. Man hat gewöhnlich solche Probirnadeln mit
16, 15, 14 etc. bis 1 Loth Silbergehalt pro Mark und kann bei
hinreichender Uebung auf die angegebene Weise die Gehalte
bis auf ganze, ja selbst halbe Lothe abschätzen. Ein Gehalt
Kerl, Probirkunst. 18
[274]IV. Silber. Legirungen
der Legirung an Arsen, Zink oder Nickel lässt dieselbe fälsch-
lich reicher erscheinen, auch ist bei Münzen und verarbeiteten
Silberwaaren die Oberfläche silberreicher geworden, als das
Innere. Die Striche von unedlen weissen Metallgemischen geben
mit einem Tropfen reiner Salpetersäure eine Lösung, welche bei
Zusatz von Salzsäure klar bleibt, während bei einem Silber-
gehalt Trübung eintritt. Die Striche lassen sich von dem Probir-
stein mittelst Oels und Kohle oder mittelst eines auf Holz ge-
zogenen Leders und Bimsteins abreiben.


Spec. Gew.

b) das specifische Gewicht1), weniger sicher als die
Strichprobe, weil dasselbe nicht genau im Verhältniss zur Zu-
sammensetzung der Legirung steht. Nach Karmarsch ist die
Probe am sichersten für Legirungen mit 375—875 Taus. Fein-
gehalt, welche stark gehämmert oder öfters gewalzt sind. Man
findet dann den Feingehalt in Tausendsteln bis auf 1—1⅓ %
der Gesammtmasse genau nach der Formel , worin
L = dem specifischen Gewicht der Legirung.


Glüheprobe.

c) die Glüheprobe. Eine breit gehämmerte oder aus-
gewalzte Probe der Legirung wird auf einem Ansiedescherben
unter der Muffel bei niedriger Temperatur ein wenig geglüht.
Die Farbe bei 1000 Feingehalt ist alsdann mattweiss, bei 950
gleichförmig graulichweiss, bei 900 mattgraulichweiss mit schwar-
zen Streifen an den Rändern, bei 880 fast grauschwarz, desgl.
bei 860, bei 840 und darunter gänzlich schwarz.


Abtreiben

d) die Cupellir- oder Abtreibeprobe. Man treibt etwa
¼ Gramm Legirung direct mit dem 16—17fachen Blei ab, was
von allen Vorproben am sichersten zum Ziele führt.


Hauptprobe.

2) Hauptprobe. Nachdem der Ofen (S. 42) gehörig mit
Kohlen gefüllt und in eine möglichst hohe Temperatur gebracht,
zieht man zwei der im hintern Theil der Muffel (6—8 über-
einander gestellten) abgeäthmeten Capellen (S. 94) bis in die
Mitte derselben vor (nur bei Proben, welche einen nahezu
gleichen Bleizusatz erfordern, macht man wohl 4 Capellen zu-
recht), besetzt sie rasch mit den Bleischweren (S. 268), lässt bei
geöffneten Luftzügen und mit einer Kohle geschlossener Muffel-
mündung möglichst rasch antreiben und setzt dann mit einer
Backenkluft sofort das in einem möglichst kleinen Skarnitzel
[275]§. 120. Verfahren bei der Feinprobe.
befindliche Probirgut in das hellglühende, stark dampfende Blei
mit der Vorsicht, dass nichts auf dem Capellenrand liegen bleiben
kann. (Um dieses noch sicherer zu vermeiden, setzt man wohl
erst die Hälfte Blei auf, nach dem Antreiben das Skarnitzel
und wenn das Papier verbrannt ist, die andere Hälfte Blei)
Nachdem bei mit Kohle geschlossener Muffelmündung das Papier
des Skarnitzels verbrannt ist, zieht man die hellglühenden Ca-
pellen mittelst eines Hakens nach der Muffelmündung vor, schliesst
die Luftzüge, legt in die Muffelmündung eine niedrige Kohle
und kühlt die Proben anfangs mit einem Kühleisen (S. 109) zur
Hervorbringung der für das Treiben richtigen Temperatur. Eine
solche ist vorhanden und man hört dann mit dem Kühlen auf,
wenn bei lebhaft wirbelndem Bleirauche und rothbraunem Ca-
pellenrande sich ein schmaler dunklerer Glättrand zeigt, dessen
Stärkerwerden oder Verschwinden resp. auf zu niedrige oder
zu hohe Temperatur deutet. (Manche Probirer wenden gar kein
Kühleisen an, sondern reguliren die Temperatur nur mit den
Luftzuführungsschiebern, indem sie die Capellen auf ihrem Platze
stehen lassen oder vorziehen und vor die Muffelmündung eine
Blechthür lose stellen). Aermere Legirungen können anfangs
etwas heisser gehen, als reiche, und bedürfen auch zum Abblicken
einer höheren Temperatur. Gegen das Ende steigert man durch
theilweises Oeffnen der Züge und allmäliges Zurückschieben der
Capellen die Temperatur so hoch, dass beim Blicken (S. 259)
der Glätterand völlig verschwunden ist und wohl nur in einiger
Entfernung vom Korne sich etwas Federglätte zeigt. Je mehr
sich die Probe dem Blicke nähert, um so kugelförmiger wird
sie und um so grösser die Glätteaugen. Kurz vor dem Starr-
werden des Silbers, wenn die letzten grossen Puncte rasch nach
dem Rande zu geeilt sind, rotirt das Korn plötzlich einen Augen-
blick rasch, glänzt stärker, erscheint hitziger, es zeigt sich
wiederholtes Farbenspiel (Abblicken), dann hört jede Bewegung
auf, das Korn steht, wird matt, erglüht noch einmal heller auf,
als zuvor und wird dann starr, womit die Erscheinung des
Blickens eingetreten ist. Behuf allmäliger Abkühlung der
abgeblickten Proben zur Vermeidung des Spratzens (S. 260)
zieht man die Capellen bis nahe an die Muffelmündung, hierauf in
dieselbe und setzt dann erst dieselben auf ein kleines Probenblech.
Da das Silber gerade in der Zeit, wo es blicken will, am meisten
Sauerstoff absorbirt und dann leichter spratzt, so schliesst man
wohl in diesem Augenblicke die Muffelmündung zur Hälfte mit
18*
[276]IV. Silber. Legirungen.
einem Vorsetzstein zur Abhaltung des Luftzutrittes. Gut ge-
rathene Proben haben nahezu gleichzeitig geblickt, die Körner
sind ohne Spratz, halbkugelförmig, silberglänzend, mit Andeu-
tung von krystallinischer Beschaffenheit auf der Oberfläche, lösen
sich ziemlich leicht von der Capelle los, sind unterwärts blasig
und mattsilberglänzend ohne anhaftende Glättespuren, auch ist
die Capelle am Boden trocken und glänzt nicht von bei zu
niedriger Temperatur erstarrter Glätte.


Bei einem Bleigehalt sind die Körner mehr kugelförmig,
als halbkugelig, lösen sich ganz leicht von der Capelle ab, die
Oberfläche ist mit einem dunkeln Häutchen überzogen und die
Unterfläche glatt glänzend. Fehlt es an Blei beim Abtreiben,
so blicken die Proben schlecht, das flache kupferhaltige Silber-
korn hat scharfe Ränder, haftet fester an der Capelle und zeigt
oberflächlich graue oder schwarze Flecken von Kupferoxyd.
Auch kann ein festes Anhaften an der Capelle dadurch ein-
treten, dass diese Risse oder Sprünge hat, in welche Metall
eingedrungen ist (das Korn hat gewurzelt). Bei zu starkem
Erkalten der Capelle haftet das Korn zuweilen durch erstarrte
Glätte fest. Lässt man ein abgeblicktes Korn noch einige Zeit
bei höherer Temperatur im Ofen, so entstehen auf dessen Ober-
fläche unter Verflüchtigung von Silber einzelne Erhabenheiten,
und das Silberkorn erscheint nach dem Erkalten oberflächlich
mattweiss, nach Plattner vielleicht von einer Verbindung von
metallischem Silber mit Silberoxyd (überfeinem Silber).


Nach Chaudet darf der Blick nach dem Aufhören des
Regenbogenfarbenspiels weder zu rasch, noch zu langsam ein-
treten. Ist ersteres der Fall, so erscheint das Korn stellenweise
matt und polirt, hängt an der Capelle fester an und ist unten
häufig löcherig; in letzterem Falle zeigen sich auf der metall-
weissen Oberfläche des Kornes mehr oder weniger grosse Ein-
drücke, auch wohl Flecken von Kupferoxyd und dasselbe haftet
stark an der Capelle.


Die beiden Körner werden mit einer Kornzange aus den
Capellen ausgestochen, zur Entfernung etwa anhaftender Capellen-
masse schwach gedrückt, so dass sie eine quadratische Grund-
fläche bekommen, mit der Kornbürste abgebürstet und erst ein-
zeln, dann zusammen gewogen und der Capellenzug (S. 271) in
Rücksicht gebracht.


Gut gerathene Proben müssen bei gleichmässiger Beschaffen-
heit des Probirgutes kaum merklich differirende Resultate geben;
[277]§. 121. Gay-Lussac’sche Probe.
sind die Proben von verschiedenen Stellen eines Barrens ge-
nommen, so können die beiden Körner um einige Tausendtheile
differiren (S. 272).


In der Hannover’schen Münze äthmet man 8 Capellen,
aus Holzasche und Knochenmehl bestehend, ab, zieht dann 2 ab-
geäthmete Capellen bis etwa 9 Cm. von der Muffelmündung ent-
fernt vor, setzt die grössere Hälfte des Bleies ein, lässt an-
treiben, fügt die Legirung nach, setzt nach dem Verbrennen
des Skarnitzels die andere Hälfte Blei auf, lässt wieder an-
treiben, legt hierauf eine kleine Kohle in die Muffelmündung,
schliesst den untern Zug bis auf etwa 2,5 Cm. und überlässt
sich die Probe selbst, ohne zu kühlen und sie vorzuziehen.
Während des Treibens hält man die mit Zuglöchern versehene
Stubenthür geschlossen. Mit fortschreitendem Abtreiben öffnet
man den Zugschieber immer mehr und mehr, bis derselbe zu-
letzt ganz offen ist, wo dann auch behuf des Abblickens die
Capelle etwas zurückgeschoben wird. Das Wirbeln des Blei-
rauches ist das Hauptkennzeichen für die richtige Temperatur.
Zeigt sich gegen das Ende ein Glättrand, so legt man die Muffel-
mündung etwas zu. Gut getriebene Proben haben Federglätte.
Während eine Probe treibt, wird eine andere abgewogen.


Bei einem Platingehalt im Silber nimmt das Treiben,Platingehalt
im Silber.

wenn nicht mehr als 5 % davon vorhanden sind, fast seinen
gewöhnlichen Verlauf, nur sind die Regenbogenfarben etwas
weniger lebhaft und es blickt nicht ganz so vollständig. Bei
mehr Platin, z. B. 1/10 vom Silbergehalt, erfolgt kein Blick mehr,
das Korn wird krystallinisch bei abgerundeten Rändern und
mattweisser ins Gelbe ziehender Farbe. Kommt auf 3 Silber
1 Platin, so treibt die Probe bei dem sonst für Silber ange-
wandten Feuergrade nicht mehr, das Treiben hört vor noch
vollständiger Abscheidung des Bleies auf und das flache Korn
wird höckerig und zeigt Auswüchse. Von der Scheidung des
Silbers und Platins wird bei den Platinproben die Rede sein.


2. Kapitel.
Nasse Probe für kupferhaltiges Silber (Gay-Lussac’sche Probe).

§. 121. Allgemeines. Aus bereits hervorgehobenen GründenWerth der
Probe.

(S. 239) giebt für reichere Legirungen des Silbers mit Kupfer
[278]IV. Silber. Legirungen.
die volumetrische Silberprobe von Gay-Lussac1) genauere Re-
sultate, als der trockene Weg (S. 272), und sie ist deshalb in
vielen Münzwerkstätten und zwar nahezu in derselben Weise
eingeführt, wie die Probe schon 1830 von Gay-Lussac be-
Geschicht-
liches.
schrieben. Erst neuerdings sind allerdings billigere, aber
nicht immer zweckmässigere Apparate, bei denen z. B. die
Silberhähne und Silberröhren resp. durch Kautschukquetschhähne
und Glasröhren ersetzt worden, in Vorschlag gebracht, z. B.
von Mulder2), Mohr3), Lill v. Lilienbach4), Zippe u. A. Die
Lill’schen Abänderungen sind zweckmässig. Mulder hat in
dem unten citirten Werke auch sehr wichtige theoretische Er-
läuterungen zu dieser Probe gegeben und die Mittel kennen
gelehrt, dieselbe bis auf 1/20000 genau auszuführen.


Neuerdings empfohlene volumetrische Proben, z. B. von
Schoffka5), Pisani6), Vogel7) u. A. haben das alte Gay-
Lussac
’sche Verfahren nicht verdrängt.


Theorie.

Die Gay-Lussac’sche Probe beruht darauf, dass das Silber
aus salpetersaurer Lösung durch Kochsalzlösung als Chlorsilber
niedergeschlagen wird.


Man beginnt die Fällung des Silbers mit einer Normal-
kochsalzlösung
, von welcher 100 C. C. bei 15° C. genau
1 Gramm chemisch reines Silber fällen, schüttelt klar und be-
endigt die Reaction mit einer 10 fach verdünnteren Lösung
(Zehntkochsalzlösung). Um einen etwaigen zu grossen
Zusatz von letzterer wieder in Abrechnung zu bringen oder
sonstige, unten näher bezeichnete Modificationen bei der Probe
vornehmen zu können, bedient man sich einer der Zehntkoch-
salzlösung entsprechenden Zehntsilberlösung, welche 1 Milligr.
Silber im C.C. enthält. Aus der Menge der verbrauchten Normal-
kochsalzlösung und der Zehntlösungen bei einer zu untersuchen-
den Legirung berechnet man alsdann den Silbergehalt derselben.
[279]§. 121. Gay-Lussac’sche Probe.
Die Klärung der Flüssigkeit beim Schütteln des Chlorsilbers
erfolgt rasch, so lange noch Silbersalz in nicht zu geringer Menge
vorhanden ist, und um so schwieriger, je geringer dieselbe; über-
schreitet man den Punct der vollständigen Fällung, so dass
Kochsalz selbst in höchst geringem Ueberschuss vorhanden, so
bleibt die Flüssigkeit längere Zeit opalisirend.


Von Einfluss auf das Proberesultat und deshalb in Rück-Modificirende
Einflüsse.

sicht zu ziehen sind:


1) die Löslichkeit des gefällten Chlorsilbers in
salpetersaurer Natronlösung
. Bei Fällung des Silbers aus
salpetersaurer Lösung durch Kochsalz entsteht eine geringe Menge
von salpetersaurem Natron, in welchem Chlorsilber etwas löslich
ist und zwar steigert sich die Löslichkeit mit der Temperatur,
weshalb das Fällen bei einer von 15° C. nicht viel abweichenden
Temperatur vorgenommen werden muss. Zur Ausfällung von
1 Gramm Silber braucht man danach mehr, als die äquivalente
Menge Kochsalz. Wenn man nur letztere anwendet, so bleiben
nach Mulder bei 15° C. etwa 0,5 Tausendthl. Silber in Lösung
und theilt man die geklärte Flüssigkeit in zwei Theile, so giebt
in dem eine Zehntsilberlösung, in dem anderen Zehntkochsalz-
lösung einen Niederschlag (Mulder’s neutraler Punct). Zur
vollständigen Ausfällung von 1000 Milligr. Silber bei 15° C.
braucht man also 1000,5 C.C. einer Kochsalzlösung, deren Titer
durch Auflösen von 0,5414 Gramm Kochsalz zu 1 Liter Flüssig-
keit bei 15° C. hergestellt ist, und findet also den Silbergehalt
zu hoch Man hat somit, wenn alles Silber gerade vollständig
ausgefällt worden, in Bezug aufs Aequivalent zu viel Kochsalz
angewandt, so dass zugesetzte Silberlösung einen Niederschlag
giebt, und es bedarf zur Zerlegung des überschüssigen Kochsalzes
einer grössern als der gleichen Menge Zehntsilberlösung, nämlich
gerade der doppelten (1 C. C.), wovon 0,5 C. C. auf das beim
neutraen Punct noch unzersetzte und 0,5 C. C. auf die mehr hinzu-
gefügten 0,5 C. C. Kochsalz kommen.


Um nun in der Praxis die aus den Löslichkeitsverhältnissen
des Chlorsilbers entspringenden Fehler zu vermeiden, so stellt
man neben den Hauptproben unter gleichen Umständen mit
denselben eine Controlprobe mit chemisch reinem Silber in
der später anzuführenden Weise an, wodurch der beregte Fehler,
welcher durch die Löslichkeit des Chlorsilbers in salpetersaurem
Natron in der Nähe des neutralen Punctes entsteht, eliminirt
wird, indem man bei der Controlprobe ebensoviel Kochsalz zu
[280]IV. Silber Legirungen.
viel braucht, als bei der Hauptprobe. Wesentlich dabei ist aber,
dass man Haupt- und Controlprobe entweder immer mit Zehnt-
kochsalz- oder mit Zehntsilberlösung beendigt. Man zieht Zehnt-
kochsalzlösung in dieser Beziehung vor, weil bei Beendigung
der Reaction durch Zehntsilberlösung der Niederschlag weniger
schnell erscheint und die Flüssigkeit beim Schütteln schwieriger
klar wird (S. 279). Wäre z. B. bei der Controlprobe der Ver-
such mit Zehntkochsalzlösung beendigt und es ergäbe sich bei
der Hauptprobe ein Ueberschuss von Zehntkochsalzlösung, so dass
die Reaction mit Zehntsilberlösung beendigt werden müsste, so
setzt man einen Ueberschuss von letzterer mit bestimmtem Silber-
gehalt, der demnächst in Abzug gebracht wird, hinzu und hört
mit Zehntkochsalzlösung auf oder man wiegt eine entsprechend
grössere Menge einer neuen Probe ein, deren grösserer Silber-
gehalt zuletzt einen Zehntkochsalzlösungszusatz erfordert.


2) Die Temperatur. War die Normallösung bei 15° C.
titrirt und besitzt sie zur Zeit des Versuches eine höhere oder
niedrigere Temperatur, so bedarfs einer Correction des Resul-
tates, indem bei Temperaturen unter 15° C. das Proberesultat
einen Zusatz und bei über 15° C. einen Abzug erhält. Die
Grösse desselben ersieht man aus Tabellen und zwar verdienen
die Mulder’schen vor den Gay-Lussac’schen wegen grösserer
Genauigkeit den Vorzug. Man umgeht aber jegliche Correction
durch Anstellung der erwähnten Controlprobe, welche Diffe-
renzen in der Temperatur der Normallösung und auch der
Probenflaschen unschädlich macht, wenn die Hauptproben gleich
hinter den Controlproben her angefertigt werden.


3) Das Licht. Chlorsilber wird vom Licht rasch violett
und dann schwarz gefärbt, wobei sich Chlor entwickelt und in
wässriger Lösung Salzsäure entsteht, welche Silber niederschlagen
kann. Man schützt deshalb die Probeflaschen mit dem Chlor-
silberniederschlag thunlichst gegen das Licht, indem man sie in
Vertiefungen eines Schrankes stellt oder beim Schütteln in eine
Büchse steckt. Man braucht jedoch in Betreff der Einwirkung
des Lichtes nicht zu ängstlich zu sein, wenn man die Proben
rasch ausführt.


§. 122. Verfahren beim Probiren. Hierbei kommen nach-
stehende Operationen vor:


Normal-
lösungen.
Normalkoch-
salzlösung.

1) die Bereitung der Normallösungen und zwar:


a) Normalkochsalzlösung. 100 C. C. derselben müssen
bei 15° C. (oder 17,5° C.) 1 Gramm chemisch reines Silber
[281]§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
fällen und dieses ist der Fall, wenn 100 C.C. Lösung die 1 Grmm.
Silber äquivalente Menge Chlornatrium = 0,541666 Grmm
enthalten.


Man stellt aus reinem Steinsalz oder gereinigtem Kochsalz
(S. 135) eine in der Kälte gesättigte Lösung dar, wovon 100 C.C.
zwischen 10 und 20° C. 31,84 Grmm. Chlornatrium enthalten.
Diese 31,84 Grmm. Chlornatrium fällen 58,7815 Grmm. Silber,
wonach 100 C. C. gesättigter Salzlösung mit 5778,15 C. C. Wasser
versetzt werden müssen, um 5,87815 Liter Flüssigkeit zu geben,
von welcher 100 C. C. 1 Grmm. Silber fällen.


Um wegen des mühsamen Herstellens der Normallösung
gleich für eine grössere Anzahl Proben, z. B. 500, eine hin-
reichende Menge Lösung zu bereiten, thut man in einen Schwefel-
säureballon 50 Liter destillirtes Wasser, dazu 1 Liter gesättigte
Kochsalzlösung und spült die Literflasche und den Trichter mit
7¾ Liter Wasser nach. Nachdem die Ballonmündung mit einem
kautschuküberzogenen Kork geschlossen, schüttelt man vorsichtig,
aber tüchtig um und prüft nun die noch unrectificirte Probe-
lösung in nachstehender Weise auf ihren Titer, nachdem man
sich dadurch eine vorläufige Zehntkochsalzlösung bereitet hat,
dass man 1 C. C. obiger Lösung mit 9 C. C. destillirtem Wasser
verdünnt.


Man löst unter den später anzugebenden Vorsichtsmassregeln
in 2 Probeflaschen (Taf. VIII. Fig. 156) jedesmal 1 Grmm. che-
misch reines Silber in 6—8 C. C. chemisch reiner Salpetersäure
(S. 137) von 30—32 B. (1,26—1,28 spec. Gew.) bei etwa 100° C.
auf, treibt mittelst eines kleinen Blasbalges die salpetrige Säure
aus, lässt die Temperatur der Lösung bis zur Normaltemperatur,
15° C., sinken und fügt aus einer Pipette 100 C. C. der noch
unrectificirten Kochsalzlösung von ebenfalls 15° Temperatur in
jedes der beiden Probirgläser zu. Nach dem Schütteln und
Klären der Flüssigkeit thut man in die eine Flasche mittelst
einer in halbe C C. eingetheilten Pipette ½ C. C. der vorläufigen
Zehntkochsalzlösung, in die andere ½ C. C. Zehntsilberlösung,
durch Auflösen von 1 Grmm. chemisch reinem Silber in wenig
Salpetersäure und Verdünnen bis zum Liter entstanden, so dass
jedes C. C. davon einer 1 Milligr. Silber äquivalenten Menge
Kochsalz entspricht. Entsteht mit ersterer eine Trübung von
Chlorsilber, so ist die Normalkochsalzlösung noch zu schwach;
wenn mit der Silberlösung, so ist die Normalkochsalzlösung zu
stark. Die getrübte Flüssigkeit wird jetzt klar geschüttelt und
[282]IV. Silber. Legirungen.
abermals ½ C. C. der betreffenden Zehntlösung hinzugefügt und
mit dem abwechselnden Schütteln und Zuthun von Zehnt-
lösung fortgefahren, bis sich mit letzterer kein Niederschlag
mehr zeigt.


Musste man z. B. ausser den 100 C. C. Normallösung noch
2,5 C. C. Zehntsilberlösung zusetzen, so ist die Normallösung zu
stark und noch mit Wasser zu verdünnen, dessen Menge sich
wie folgt berechnet: 100 C. C. der Kochsalzlösung fällen 1,0025
Grmm. Silber oder 1 Grmm. Silber wird von 99,7507 C.C. Koch-
salzlösung präcipitirt. Man muss deshalb auf je 99,7507 C. C.
Lösung 0,2493 C. C. oder auf die ganze im Ballon befindliche
Flüssigkeit von 58750 C. C. 146,8 C. C. Wasser zusetzen. In ähn-
licher Weise wird ein etwa erforderlicher Zusatz von concen-
trirter Kochsalzlösung berechnet, wenn die vorläufige Normal-
lösung zu schwach war und beim Versuch ein Zusatz von Zehnt-
kochsalzlösung erfordert wurde.


Man muss nun diese Correction mit der adjustirten Lösung
so oft, zuletzt bei Zusätzen von 1/10 C. C. der Zehntlösungen
wiederholen, bis erstere nur noch 1—1½ Tausendstel unter
der Normalstärke angiebt. Es ist besser, dass die Lösung etwas
zu schwach (etwa 1—1½ Tausendstel), als zu stark bleibt, damit
man demnächst die Hauptprobe mit Zehntkochsalzlösung und
nicht mit Zehntsilberlösung zu beendigen hat (S. 280). Man
richtet es beim Adjustiren der Normallösung zweckmässig so
ein, dass man Wasser und nicht gesättigte Kochsalzlösung zu-
setzen muss, weil sich sehr geringe Mengen der letzteren nicht
mit Genauigkeit abmessen und ohne Verlust schwieriger einfüllen,
auch weniger gut vermischen lassen.


Man bewahrt eine grössere Menge Normallösung besser in
einer Anzahl mit Kautschukkapseln gut verschlossener, ganz
damit gefüllter kleiner Flaschen auf, als in einem grossen Be-
hälter, weil in letzterem, wenn er nicht gefüllt bleibt, ver-
dunstendes Wasser sich an dem oberen Theil der Gefässwände
in Tropfen absetzt und die Lösung concentrirter wird. Man
muss in solchem Falle den Gefässinhalt stark umschütteln.


Zehntkoch-
salzlösung.

b) Zehntkochsalzlösung. 100 C C. rectificirte Normal-
kochsalzlösung bringt man bei 15° C. in eine Literflasche, füllt
diese bis an die Marke mit destillirtem Wasser und schüttelt
tüchtig um. 1 C.C. derselben fällt 1 Milligr. Silber. Man be-
wahrt dieselbe in einem Glase auf, durch dessen Kork die in
halbe C. C. getheilte Pipette hindurchgeht (Taf. VIII. Fig. 157.)


[283]§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.

c) Zehntsilberlösung. 1 Grmm. chemisch reines SilberZehntsilber-
lösung.

wird in 5 C. C. Salpetersäure gelöst, die Lösung mit destillirtem
Wasser verdünnt, bei 15° C. in die Literflasche gebracht, das
Lösegefäss wiederholt mit Wasser ausgespült, dieses in die Liter-
flasche gethan, letztere bis zur Marke mit destillirtem Wasser
gefüllt und tüchtig geschüttelt. 1 C.C. dieser Lösung entspricht
der 1 Milligr. Silber äquivalenten Menge Kochsalz. Die Lösung
wird wie die Zehntkochsalzlösung angewandt und muss gegen
das Licht geschützt werden, namentlich wenn sie wenig. freie
Säure enthält.


2) Die Vorprobe. Um das richtige Gewicht von der Probe-Vorprobe.
substanz nehmen zu können, bestimmt man deren Gehalt, wenn
er nicht ungefähr bekannt ist, bis auf 5 oder 6 Tausendstel
durch eine der S. 273 angegebenen Vorproben, meist durch die
Cupellationsprobe unter Anrechnung des Capellenzuges. Auch
kann man sich des gewöhnlichen Titrirverfahrens bedienen,
indem man 1 Grmm. der Legirung in Salpetersäure löst, so
lange Normalkochsalzlösung aus einer in 10tel C. C. getheilten
Bürette zuletzt tropfenweise zufliessen lässt, als noch eine deut-
liche Fällung entsteht. Die verbrauchte Flüssigkeitsmenge giebt
Tausendtheile Silber an, wenn man 10tel C. C. abliest. Auch
kann man mit halben C. C. Normalkochsalzlösung voran- und
etwas über die Grenze gehen und dann mit Tropfen einer
Silberlösung zurücktitriren, welche in 1 Liter 10 Grmm. Silber
enthält.


3) Berechnung und Abwägen der anzuwendendenErhehung der
Probe auf
1000.

Probemenge. Während man bei dem gewöhnlichen Titrirver-
fahren beliebige Mengen Substanz mit der Normallösung aus
einer Bürette bis zum Eintreten der Endreaction versetzt, operirt
man bei der Gay-Lussac’schen Probe mit constanten Mengen,
mit 1 Gramm Silber in der anzuwendenden Menge Legirung.
Letzteres Verfahren gewährt grössere Schärfe, weil man in einer
gewöhnlichen Bürette mit grossem Durchmesser nicht so genau
ablesen kann, als in dem engen Halse einer Pipette von grossem
Volum.


Für die Hauptprobe nimmt man eine solche Menge Legi-
rung, dass sie 1 Gramm oder 1—2 Tausendstel mehr reines
Silber enthält, was sich nach den Resultaten der Vorprobe leicht
berechnen lässt. Zur Ersparung der Rechnung hat Gay-Lussac
Tabellen mitgetheilt, aus denen bei ungefähr bekanntem Silber-
gehalt die zu nehmende Probemenge zu ersehen ist.


[284]IV. Silber. Legirungen.

Enthielt die Substanz nach der Vorprobe z. B. 920 Tau-
sendtheile Silber, so würden für die Hauptprobe 1000 : 920 =
x : 1000; x = 1,087 Gramm Legirung abzuwägen sein, welche
1 Gramm Silber enthalten.


Da es aus angeführten Gründen (S. 280) besser ist, das
Ende der Hauptprobe durch Zehntkochsalz-, als durch Zehnt-
silberlösung herbeizuführen, so wiegt man einige Tausendtheile,
etwa 1—2, von der Legirung mehr ab, in vorliegendem Falle
z. B. 1,089 Gramm, wenn die Kochsalzlösung aus diesem Grunde
nicht auch schon etwas schwächer hergestellt ist (S. 282).


Das Abwägen der richtig genommenen (S. 14) und gehörig
vorbereiteten Probe (S. 12) geschieht auf einer sehr empfind-
lichen Wage (S. 100) unter den früher angegebenen Vorsichts-
massregeln (S. 21).


Auflösen der
Probe.

4) Auflösen des Probirgutes. Die abgewogene Probe-
substanz thut man in ein numerirtes cylindrisches Schüttelglas
(Taf. VIII. Fig. 156) von 170—200 C. C. Inhalt (von etwa 10—15
Cm. Höhe und 5—5½ Cm. Weite) mit kurzem Hals und gut
eingeschliffenem kugelförmigen und mit einer Nummer versehenen
Glasstöpsel, der sich nach unten stark zuspitzt, fügt aus einer
Pipette 6—7 C. C. reine Salpetersäure von 30° B. (1,26 spec.
Gew.) hinzu und bringt bei etwa 100° C. im Wasserbade oder
auf einem Sandbade die Legirung zur Lösung, wobei man nö-
thigenfalls, wenn die Gasentwicklung zu rapide sein sollte, das
Glas schief stellt. Nachdem nun zur Austreibung der salpe-
trigen Säure mittelst eines kleinen Blasebalgs mit umgebogener
Glasröhre am Kopfe ein gelinder Luftstrom in das Glas ge-
blasen worden, stellt man die Flasche zur Abkühlung auf eine
Holzunterlage und taucht sie, wenn dies nicht an der Luft ge-
schieht, zur rascheren Abkühlung nach einiger Zeit in Wasser
von der Temperatur der umgebenden Luft. Hat die Flasche
h (Taf. VIII. Fig. 158) letztere angenommen, so wird sie trocken
abgewischt und in die auf einem angeschrobenen Schlitten D
hin und her bewegliche Blechhülse g gestellt.


Behuf der Controlprobe bringt man in ganz ähnlicher
Weise 1 Gramm chemisch reines Silber in 5 C. C. Salpetersäure
zur Auflösung.


Titriren.

5) Titriren der silberhaltigen Lösungen. Hierzu
dient der von Gay-Lussac construirte Apparat (Taf. VIII. Fig.
158—160). Das mit einer Kapsel a lose überstülpte und mit
einer Luftzuführungsröhre n versehene gläserne Standgefäss A
[285]§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
von etwa 40—45 Cm. Höhe und 25—30 Cm. Weite oder grösser,
wohl mit einer Skala äusserlich versehen, enthält die Normal-
kochsalzlösung. Behuf Füllung der 100 C. C. enthaltenden Pi-
pette B öffnet man, indem man die Spitze k derselben mit dem
Finger schliesst, die in silbernen Röhren befindlichen Hähne c
und d, sowie den Lufthahn e, welcher die in der Pipette ent-
haltene Luft seitlich nach aussen entlässt, während sich erstere
füllt. Damit kein Schaum in derselben entsteht, lässt man das
Ende der silbernen Röhre etwas in die Pipette und nach deren
Wand hin gezogen einragen (Fig. 160 bei y), wo dann der Strahl
am Glase niederläuft.


Sobald die mittelst des an der Wand befestigten Stativs C
festgehaltene Pipette sich bis etwas über die Marke b gefüllt hat,
verschliesst man die Hähne d und e und nimmt den Finger bei
k weg, wo dann keine Flüssigkeit ausläuft. Jetzt lässt man
durch ganz allmäliges Oeffnen einer durch die Schraube f ver-
schliessbaren Oeffnung Luft über die Kochsalzlösung in der Pi-
pette, bis der dadurch sinkende Flüssigkeitsspiegel mit dem tief-
sten Puncte der Krümmung sich genau an der Marke b be-
findet, worauf man f rasch schliesst. Dabei liegt die Spitze k
der Pipette an dem Schwämmchen w des auf dem mit Fett be-
strichenen Schlitten D vorgezogenen Wischers an, welcher in
einem Blechgefässe E zur Aufnahme abtröpfelnder Flüssig-
keit steht.


Sobald der Flüssigkeitsspiegel bis zur Marke gesunken ist,
schiebt man das in dem Blechgehäuse g befindliche offene Probeglas
sofort unter k (Fig. 158), ohne dass die Pipette den Glashals be-
rührt, öffnet den Lufthahn e (an dem Apparat fehlt zuweilen
der Lufthahn e ganz und es muss dann f seine Function ver-
treten) momentan ganz und lässt die 100 C. C. Kochsalzlösung
aus der Pipette in einem Strahle in das Glasgefäss h laufen.
Nach dem Aufhören des Strahles schiebt man das Glas zurück,
ohne abzuwarten, ob später noch ein Tropfen fällt.


Die Pipette B, welche mittelst der Zwinge p gehalten wird
und an deren Stäben q in den horizontalen Armen r des Sta-
tivs C hin- und hergeschoben werden kann, muss vollständig
rein und vorher mit Normallösung ausgewaschen sein. Netzt sie
sich nicht überall gleichmässig, indem sich vielleicht zum Schmieren
der Hähne verwandtes Fett (Gemisch von Wachs und Unschlitt)
herabgezogen hat, so muss sie auf die S. 97 angegebene Weise
gereinigt werden.


[286]IV. Silber. Legirungen.

Man setzt jetzt auf das herausgenommene Glas h den mit de-
stillirtem Wasser befeuchteten Stöpsel (Fig. 156) und schüttelt die
trübe Flüssigkeit, indem man den Zeigefinger über den Stöpsel legt,
in kurzen Stössen kräftig gegen den oberen platten Glasrand
unter dem Halse, damit sich das Chlorsilber rasch zusammenballt
und die Flüssigkeit darüber sich völlig klärt. Dies wird befördert,
wenn die Wölbung des Glases unter dem Halse möglichst flach
ist, wo dann das Chlorsilber fester dagegen schlägt. Zur Ab-
haltung des Lichtes thut man das Glas wohl in eine Blechbüchse
und schüttelt sie; bei rascher Ausführung der Probe ist aber
diese Vorsichtsmassregel kaum nöthig.


Sind mehrere Proben auf einmal anzustellen, so bedient
man sich eines Schüttelapparates von Gay-Lussac oder
Mulder.


Bei Mulder’s Apparat (Taf. VIII. Fig. 163, 164) ist auf
einem nach oben zugespitzten 0,2 Met. hohen, auf einem Tische
befestigten Holzblock a ein 1 M. langes und 0,15 M. breites
Brett b im Mittelpuncte durch ein Charnier c schaukelartig be-
weglich gemacht. An dem einen Ende des Brettes befindet sich
eine Handhabe d, auf dem anderen schraubt man zu beiden
Seiten quer über das Brett je einen hölzernen Kasten fest. Jeder
der beiden Kästen nimmt in 6 mit Tuch ausgefütterten Fächern
6 Flaschen auf. Nachdem letztere eingesetzt, spannt man einen
dicken, schwarzen, oben mit einem Streifen von vulkanisirtem
Kautschuk versehenen Tuchlappen über dem Kasten aus und
befestigt letzteren mittelst Schrauben, um ein Abspringen der
Stöpsel zu vermeiden, oder man setzt auf die Kästen e ausge-
fütterte Holzdeckel f mit Leitstäben h in Leitungen des Kastens,
welche erstere dann durch Schrauben festgeklemmt werden.


Der Apparat erhält mit der Hand bei d eine kräftige stoss-
weisse Bewegung, worauf sich die Flüssigkeit in den Gläsern
alsbald klärt. Unter den Kästen befindet sich auf dem Tische
k eine Feder.


Der complicirtere, wenig kräftiger wirkende Gay-Lussac-
sche Schüttelapparat
(Taf. VIII. Fig. 162) von Blech ent-
hält an einer Handhabe a 10 cylindrische Fächer b, hängt an
einer Schwungfeder c und wird durch Anfassen mit beiden Hän-
den bei a heftig auf- und nieder bewegt. Man befördert wohl
die Bewegung durch eine gewundene Schwungfeder d, welche
am Boden und am Schüttelapparat befestigt ist. Die Flaschen
[287]§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
werden mit Keilen in den Fächern befestigt, auch wohl zum
Festhalten der Stöpsel mit einer Kautschukplatte überspannt.


Nachdem sich die Flüssigkeit über dem Chlorsilber völlig
geklärt hat, beendigt man sowohl bei der Control-, als bei der
Hauptprobe, welch erstere man der letzteren vorangehn lässt, das
Titriren mit Zehntlösungen.


Bevor dasselbe näher beschrieben wird, möge noch eines
einfacheren, leichter und billiger herzustellenden
Apparates
, als des Gay-Lussac’schen, hier Erwähnung ge-
schehen, welcher in der Praxis mehrfach angewandt wird. Die
Buchstaben in der Fig. 161 Taf. VIII. haben dieselbe Bedeu-
tung, wie in Fig. 158. Statt des Tubulus m am Boden der
Flasche A (Fig. 158) ist ein Schwefelsäureballon A (Fig. 161)
mit Kautschukpfropfen zu verwenden, welcher ein Wasserventil
a und eine heberförmige Abflussröhre n enthält. Die silbernen
Röhren F und theilweise auch G und die Hähne c und d (Fig.
158) sind zum Theil resp. durch solche aus Kautschuk und
Quetschhähne d (Fig. 161, 161 a) versehen, dagegen bewegen
sich die Hähne f und e in Silber oder Messing.


Wie Fig. 160 a zeigt, wird die Röhre i mittelst Kautschuk-
rohres k und Quetschhahnes d mit einem kurzen Stück Glas-
rohr w verbunden, dessen ausgezogenes enges gekrümmtes Ende
y in die Pipette B hineinragt und den Flüssigkeitsstrahl gegen
deren Wand entlässt. e weiter Lufthahn und f enger Lufthahn
in Silber- oder Messingfassung.


Um die Kochsalzlösung im Standgefäss A (Fig. 158, 161)
auf der Normaltemperatur von 15° C. zu erhalten, wendet man
als solches wohl eine dreihalsige Flasche an; durch die eine
Oeffnung geht die Heberröhre n bis auf deren Boden; in der
zweiten Röhre steckt ein Thermometer und in der dritten ein
Wasserverschluss a (Fig. 161). Die Flasche ist in einem grös-
seren Wasserbehälter festgestellt, in welchen man je nach Er-
forderniss durch Hähne wärmeres oder kälteres Wasser ab- und
zulassen und so eine Temperatur von 15° erhalten kann.


a) Fertigtitriren der Controlprobe (S. 284). Da
man die Normalkochsalzlösung absichtlich etwas zu schwach ge-
lassen hat (S. 282), so bedarfs, wenn die Temperatur derselben
von der Normaltemperatur nicht wesentlich abweicht, zur voll-
ständigen Ausfällung des in Lösung gebrachten 1 Grammes
chemisch reinen Silbers eines Zusatzes von Zehntkochsalzlösung
und zwar fügt man, — nachdem durch passendes Schwenken der
[288]IV. Silber. Legirungen.
Flüssigkeit an den Wänden des Probeglases und am Stöpsel anhaf-
tende Chlorsilbertheilchen niedergespült sind und der abgenommene
Stöpsel an seiner schmalsten Stelle in eine Zwinge b (Fig. 155) ge-
schoben ist, — zunächst mittelst einer bis an die Marke a (Taf. VIII.
Fig. 157) 1 C. C. fassenden und in einem Korke in dem Zehnt-
kochsalzlösungsglase befindlichen Pipette b 1 C. C. Zehntlösung
zur Silberlösung, indem man die Pipettenspitze innen an den
Hals des Glases anlegt. War noch Silber vorhanden, so ent-
steht auf der Oberfläche der gegen nicht directes Sonnenlicht
betrachteten Flüssigkeit eine schwache milchige Trübung, bei
gelindem Umschwenken als weisse Wolke sichtbar. In solchem
Falle schüttelt man, nachdem der Hals des Glases mit destillirtem
Wasser nachgespritzt und der Stöpsel aufgesetzt worden, so
lange bis sich die Flüssigkeit über dem Kochsalz wieder ge-
klärt hat und fügt in vorhinniger Weise so oft jedesmal 1 C. C.
Zehntkochsalzlösung zu, bis keine Trübung mehr erfolgt. Man
rechnet dann das letzte C. C., welches keine Trübung mehr er-
zeugte, als überschüssig zugesetzt ab und das vorhergehende
nur halb an.


Waren z. B. 3 C. C. Zehntkochsalzlösung im Ganzen zuge-
setzt, so bringt man nur 1,5 in Anrechnung, d. h. 1000 Silber
werden durch 1001,5 Zehntkochsalzlösung bei der derzeitigen
Temperatur ausgefällt.


Diese Berechnung gründet sich auf Folgendes. Erzeugte
das zweite C. C. noch eine Trübung, nicht aber das dritte, so
beweist dies, dass nach Fällung von 1 Gramm Silber durch
100 C. C. Normallösung noch mindestens 1/1000 Grm. Silber in
der Flüssigkeit zurückgeblieben sind Da auch das zweite C. C.
Zehntlösung noch eine Trübung hervorgebracht hat, nicht aber
das dritte, so ergiebt sich, dass höchst wahrscheinlich die Flüs-
sigkeit nicht völlig 2/1000 Grm. Silber enthielt und dass man der
Wahrheit bis auf ½ Tausendstel nahe kommt, wenn man 1½
Tausendstel Grm. Silber in der Flüssigkeit annimmt, so dass
der wirkliche Feingehalt 1000 + 1,5 beträgt.


War die Kochsalzlösung ursprünglich zu stark oder hat
dieselbe bei richtiger, etwas zu schwacher Beschaffenheit wäh-
rend des Versuches eine mehrere Grade unter der Normaltem-
peratur von 15° C. liegende Temperatur, während sie bei 15° C.
bereitet war, und ist sie also dichter geworden, so würde es
zum Fertigtitriren statt eines Zusatzes von Zehntkochsalz- eines
solchen von Zehntsilberlösung bedürfen. Da man dies aus
[289]§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
angegebenen Gründen (S. 280) zu vermeiden sucht, so fügt man
zu der Lösung von 1 Grm. Silber einige C. C. Zehntsilberlösung
und beendigt dann den Versuch in vorhinniger Weise mit Zehnt-
kochsalzlösung.


Fügte man z. B. zur Lösung von 1 Grm. (1000 Thln.)
Silber 3 C. C. Zehntsilberlösung und verbrauchte zur Hervor-
bringung des Reactionsendes nach Abrechnung des letzten ganzen
und des vorhergehenden halben Zehntels 4 C. C. Zehntkochsalz-
lösung, so entsprechen 1003 Silber 1004 verbrauchter Salz-
lösung.


Wie aus Vorstehendem hervorgeht, kommt man am ein-
fachsten zum Ziele, wenn man die Normallösung um 1—1½ Tau-
sendtheil zu schwach macht, um gerade 1000 Silber zu fällen,
und den Versuch bei einer von der Normaltemperatur nicht viel
abweichenden Temperatur ausführt.


Durch nochmalige Wiederholung der Controlprobe mit einer
neuen Menge (1 Grm.) Silber überzeugt man sich nöthigenfalls
von der Richtigkeit des beim ersten Versuche gefundenen Titers
der Normallösung.


Das in der Glasröhre i (Taf. VIII. Fig. 158, 161) einge-
schlossene Thermometer dient zur Bestimmung der Temperatur
der Normalkochsalzlösung, um nach derselben den Coefficienten
aus Tabellen (S. 280) zu ersehen, welcher zu- oder abgerechnet
werden muss. Wird eine Controlprobe gemacht, so ist dies
nicht nöthig, wie bereits bemerkt.


b) Fertigtitriren der Hauptproben. Sofort nach
Beendigung der Controlprobe, also unter möglichst gleichen
Verhältnissen hinsichtlich der Temperatur der Probelösung und
der Probeflaschen, nimmt man die Hauptproben in Angriff, lässt
zunächst in dieselben der Reihe nach 100 C. C. Normalkoch-
salzlösung aus der Pipette B (Fig. 158) einlaufen, stellt die Gläser
zur Abhaltung des Lichtes der Nummernfolge nach in Vertie-
fungen a (Taf. VIII. Fig. 155) eines Schrankes A, setzt die
Stöpsel auf, schüttelt klar, schwenkt anhaftende Chlorsilbertheil-
chen von den Wänden und dem Stöpsel los, nimmt die Stöpsel
ab, setzt die Gläser in die Vertiefungen des Schrankes, schiebt
die zugehörigen Stöpsel in die entsprechenden Zwingen b an
dem Brette c ein, fügt zu jeder Probe 1 C. C. Zehntkochsalz-
lösung, schüttelt bei aufgesetztem Stöpsel klar und verfährt sonst,
wie bei der Controlprobe, bis das letztzugesetzte C. C. keine
Kerl, Probirkunst. 19
[290]IV. Silber. Legirungen.
Trübung mehr giebt. Man rechnet dieses dann ebenfalls gar
nicht und das vorhergehende halb.


Zum Notiren der gebrauchten C. C. Zehntlösung durch
Kreidestriche dient eine schwarze Tafel d, deren Abtheilungen
den Löchern a entsprechen. Die fertig titrirten Proben stellt
man der Reihenfolge nach auf das Brett c.


Statt einer nur 1 C. C. haltenden Pipette (Taf. VIII. Fig.
157) wendet man wohl eine solche mit 2 einzelnen C. C. Inhalt
an und versieht dann mittelst derselben sogleich 2 Proben
mit je 1 C. C.


Wie bereits (S. 283) bemerkt, hat man von der Probesub-
stanz selbst bei richtiger, etwas zu schwacher Normalkochsalz-
lösung so viel abgewogen, dass sie 1—2 Tausendtheile mehr,
als 1 Grm. chemisch reines Silber enthält, damit das Titriren
mit Zehntkochsalzlösung beendigt wird.


Sollte, etwa in Folge einer ungenauen Vorprobe, ein Zu-
satz von Zehntsilber- statt Zehntkochsalzlösung erforderlich sein,
so fügt man einige C. C. von ersterer zur Silberlösung, titrirt
mit Zehntkochsalzlösung fertig und bringt die hinzugefügten
C. C. Zehntsilberlösung wieder in Abzug, insofern man nicht
überall vorzieht, eine neue etwas grössere Probemenge mit grös-
serem Silbergehalt einzuwägen.


Damit sich die Fehler wegen Löslichkeit des Chlorsilbers
eliminiren, muss bei Control- und Hauptprobe die Beendigung
des Titrirens gleichmässig geschehen (S. 280), entweder bei beiden
mit Zehntkochsalz- oder bei beiden mit Zehntsilberlösung, am
besten mit ersterer.


Sonstige Fehler, welche aber bei Wiederholung der Probe
leicht gefunden werden, können entstehen, wenn die Normal-
lösung aus der Pipette nicht in einem Strahle oder sonst un-
vollständig ausfliesst, wenn sich letztere nicht immer gleich-
mässig benetzt (S. 285), wenn man am Theilstrich der Pipette
nicht genau abliest oder wenn Luftbläschen in derselben bleiben.
Da bei aller Aufmerksamkeit nicht zu vermeiden ist, dass der
nach dem Ausfliessen der Normallösung aus der Pipette in deren
Spitze zurückbleibende Tropfen bald grösser, bald kleiner aus-
fällt, so werden hieraus geringe Differenzen entstehen, deren
Einfluss dadurch umgangen wird, dass man den Feingehalt nur
nach ganzen Tausendtheilen angiebt.


Berechnung
der Probe.

Ein Brandsilber enthalte nach der Vorprobe (Abtreibeprobe
993 und incl. des Capellenzuges 996 Tausendstel Silber, so
[291]§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
würde man zur Gay-Lussac’schen Hauptprobe 1004 Milligr.
Brandsilber einwägen müssen, in welchen gerade 1 Grm. che-
misch reines Silber ist (1000 : 996 = x : 1000, x = 1004). Man
verbrauche nun zur völligen Ausfällung des Silbers 100 C. C.
Normalkochsalzlösung (= 1000 C. C. Zehntkochsalzlösung) aus
der Hauptpipette und 3 C. C. Zehntkochsalzlösung aus der klei-
nen Pipette, bis das letzte C. C. keine Trübung mehr giebt, —
so sind zur Fällung des Silbers in 1004 Milligr. Legirung, da
man das letzte C. C. gar nicht und das vorhergehende. nur halb
rechnet, 1001,5 C. C. Zehntkochsalzlösung, von welchen jedes
1 Milligr. Silber entspricht, verbraucht.


Ergiebt sich nun, dass bei der Controlprobe zur Aus-
fällung von 1 Grm. chemisch reinem Silber 1000,5 C. C. Zehnt-
kochsalzlösung erforderlich waren, so müssen zunächst von den
bei der Hauptprobe gefundenen 1001,5 C. C. Zehntkochsalzlö-
sung 0,5 C. C. abgezogen werden, (so dass man also nur 1001 C. C.
zur Rechnung bringt), weil diese 0,5 C. C. auch bei der Haupt-
probe zuviel zugesetzt sind, um gerade 1000 Milligr. Silber zu
fällen. Nach der Proportion 1004 : 1001 = 1000 : x = 997 hält
sonach das Brandsilber 997 Tausendstel Feinsilber. Usance-
mässig giebt man immer nur ganze Tausendtheile (Millièmes) an.
Sollte man zum Fertigtitriren der Hauptprobe Zehntsilberlösung
nöthig haben, so wiegt man am besten gleich eine neue grössere
Probe (z. B. 1006 Milligr.) Legirung ein.


Blei und Zinn im Probirgut erfordern ein Auflösen inEinfluss frem-
der Bei-
mengungen.

Schwefelsäure, wo dann die gebildeten schwefelsauren Salze
derselben vom Kochsalz nicht zersetzt werden; immer aber klärt
sich die Flüssigkeit schwerer, als sonst, beim Schütteln. Bei
einer geringen Bleimenge kann die Auflösung in Salpetersäure
geschehen. — Antimon und Wismuth bedingen einen Zu-
satz von Weinsteinsäure zur salpetersauren Lösung. — Platin
löst sich theilweise mit dem Silber auf und ist unschädlich, des-
gleichen ein geringer Goldgehalt, welcher ungelöst zurück-
bleibt. In grösserer Menge, als zu ⅙ vorhanden, bedarfs, damit
das Gold kein Silber zurückhält, eines Zusammenschmelzens der
Legirung mit reinem Silber (siehe Goldprobe), dessen Menge wieder
in Abzug gebracht wird. Quecksilber ist am schädlichsten,
indem dasselbe eine vollständige Ausfällung des Silbers verhindert
und einen Zusatz von essigsaurem Natron und Essigsäure erfordert,
weil Chlorsilber in essigsaurem Quecksilberoxyd unlöslich ist. Mas-
19*
[292]V. Gold.
cazzini1) hat das Verfahren für Zinn, Zink, Blei, Antimon und
Gold enthaltendes Silber dahin modificirt, dass man mit mög-
lichst wenig Salpetersäure bis zum Aufhören der rothen Dämpfe
digerirt, dann mit Schwefelsäure so lange kocht, bis sich das
Gold mit charakteristisch gelber Farbe in compacter Form am
Boden absetzt. Nach erfolgter Abkühlung wird vorsichtig destil-
lirtes Wasser zugesetzt und dann wie gewöhnlich mit Kochsalz
gefällt.


V. Gold.


Golderze.

§. 123. Allgemeines. Das Gold kommt in der Natur am
häufigsten gediegen und dann stets in Begleitung von Silber
(0,15—40 %), seltener von Kupfer, Quecksilber, Eisen, Osmium,
Iridium, Palladium, Rhodium etc. vor. Zuweilen findet sich das
Gold durch Selen, Tellur, Antimon und Arsen vererzt als Schrift-
erz
2), Ag Te3 + Au Te3 mit 28 Au und 15 Ag; Weisstellur
(Au, Ag, Pb) (Te3, Sb3) mit 24,8—29,6 Au, 2,78—14,68 Ag und
2,54—19,50 Pb; Blättererz, (Pb, Au) (S, Te) und (Pb, Au)2
(S, Te, Sb)3 mit 6—9 Au; ferner Goldamalgam Au Hg3 und
(Au, Ag)2 Hg5 mit resp. 39,6 und 36,7 Au und 5 Ag. Manche
andere Erze, z. B. Schwefelkiese (Goldkiese), Kupfer-
kiese, Arsenkiese, Molybdänglanz, Zinkblende
etc.
enthalten Golderze mehr oder weniger fein eingesprengt und es
lässt sich dann meist durch eine Verwaschungsprobe erkennen,
ob das Gold gediegen oder vererzt darin vorkommt, was für
ihre passende Zugutemachung zu wissen nöthig ist.


Probir-
methoden.

Da das Gold, wie bemerkt, meist mit Silber zusammen vor-
kommt, so scheidet man beim Probiren gold- und silberhaltiger
Erze und Producte zunächst silberhaltiges Gold durch eine me-
chanische Waschprobe
oder mittelst Bleies auf trocknem
Wege (Ansiedeprobe, Tiegelschmelzprobe) ab und
trennt das Gold vom Silber auf nassem Wege (Quartation
[293]§. 123. Allgemeines.
durch Salpetersäure, seltener Scheidung durch Königs-
wasser). Sehr geringe Goldgehalte zieht man auch wohl aus
Erzen etc. direct auf nassem Wege aus (Plattner’s Gold-
probe
).


Bei der meist ungleichmässigen Vertheilung des metallischenProbenehmen
Goldes im Erz muss man häufig zur Erzielung einer richtigen
Durchschnittsprobe eine grössere Quantität Probestücke (bis 50
Ctr. und mehr) nehmen, diese unter Poch- oder Walzwerken
bis zur Bohnengrösse zerkleinen, das Zerkleinte gehörig mengen,
zu einem Haufen aufstürzen, davon 3—4 Ctr. nehmen, diese
weiter zerkleinen, einen Haufen daraus formiren und diesen bis
zu etwa 20 Pfd. Probirpfund verjüngen. Diese Menge wird fein-
gerieben, durch ein sehr feines Drahtsieb geschlagen, Siebgröbe
und Siebfeines für sich probirt und daraus der Goldgehalt be-
rechnet.


I. Abschnitt.
Goldhaltige Substanzen, welche keine Legi-
rungen sind
.


§. 124. Allgemeines. Aus solchen Substanzen wird seltenerProbir-
methoden.

auf nassem und theilweise trocknem Wege gleich das Gold in
metallischem Zustande bestimmt (Plattner’s Probe), als
auf trocknem Wege (Ansiede- oder Tiegelschmelzprobe)
silberhaltiges Gold dargestellt und aus diesem das Gold durch
Quartation abgeschieden. Nur wenn es auf eine ungefähre Er-
mittlung des Goldgehaltes ankommt, bedient man sich einer
mechanischen Probe durch Verwaschen oder der Amal-
gamationsprobe
von Thompson. 1)


[294]V. Gold. Nichtlegirte Subst.
1. Kapitel.
Mechanische Goldprobe durch Verwaschen.

Anwendung
dieser Probe.

§. 125. Algemeines. Diese Probe kommt hauptsächlich zur
Anwendung, wenn man sich von der Zugutemachungs-Würdig-
keit eines Goldsandes oder Goldkieses überzeugen oder den bei
der Aufbereitung im Grossen zu erwartenden Mühlgoldgehalt
ungefähr bestimmen will, indem man erstere nach der Menge
des beim Verwaschen zurückbleibenden gediegen Goldes beur-
theilt oder dieses auch wohl noch amalgamirt und das Amal-
gam glüht.


Röstung bei
vererztem
Golde.

Findet sich das Gold im Probirgute vererzt, so bedarfs zuvor
einer möglichst vollständigen Abröstung desselben, um das Gold
in metallischen Zustand zu versetzen. Während nach Tcheff-
kin
1) bei einer solchen Röstung goldhaltiger Kiese bedeutende
Goldverluste entstehen, haben Winkler2), Aidarow3), Platt-
ner
4) und Becquerell5) durch Versuche dargethan, dass solche
Verluste nicht zu fürchten sind, wenn man die Röstung vor-
sichtig leitet.


§. 126. Beispiele für die Verwaschungsprobe.


Siebenbürgen.

1) In Siebenbürgen und Ungarn6) werden zur Er-
mittelung des freien Goldes (Mühlgoldes) in kiesigen Erzen 100
Loth Civilgew. (1 Ctr. = 100 Pfd.; 1 Pfd. = 32 Loth à 4 Quent
= 560,012 Gramm) Erzmehl auf einem rectangulairen Scheide-
troge von etwa 60 Cm. Länge, 45 Cm. Breite und 10 Cm. Tiefe
verwaschen (S. 19) und mittelst eines aus der Spitze eines
Hornes austretenden feinen Wasserstrahles aus dem abgeschlämm-
ten Golde ein ⅙ Lin. breiter Streifen gebildet. Jede mit einem
Zirkel abgemessene Linie (2,2 Millimet.) auf dem Goldstreifen
entspricht 1 Loth Gold in 1000 Ctr. Pochgängen.


Für reichere Substanzen bedient man sich eines kleineren
Schlämmtroges (Taf. VI. Fig. 121).


[295]§. 128. Ansiedeprobe.

2) In Amerika dient zum Verwaschen die Batea, eineAmerika.
hölzerne lackirte Schüssel von etwa 45 Cm. Durchmesser. Man
thut in die Vertiefung im Centrum das Erz und spült durch
rasches Drehen der Schüssel mit der Hand die leichten
Theile weg.


In der Münze von St. Francisco1) wird ein Erzstück von
bekanntem Gewichte pulverisirt, das Pulver verwaschen und
amalgamirt. Das Pulverisiren im Mörser darf nicht auf einmal
geschehen, sondern der Inhalt desselben muss öfters auf ein feines
Sieb geworfen und die Gröbe von Neuem zerrieben werden, da
goldschaumähnliche Partien beim Waschen leicht verloren
gehen.


Zum Waschen dient auch wohl ein nahe an der Wurzel ab-
geschnittenes Stück eines Ochsenhornes, aus welchem der Länge
nach ein trogartiges Stück ausgeschnitten ist. Mit dem Ver-
waschen vertraute Praktiker schätzen den Goldgehalt mit dem
Auge ziemlich richtig, welcher beim Verwaschen einer kleinen
Menge pulverisirten Erzes im Horne erhalten wird.


2) In Böckstein und Rauris2) controlirt man durch dieBöckstein,
Rauris.

Goldprobe mit dem Sichertrog das Ausbringen an Mühlgold bei
der Aufbereitung, indem man einen Coefficienten (zu Böckstein
1,15, zu Rauris 1,39) ermittelt hat, durch dessen Anwendung
bei gleichartigem Object und Verfahren der wahre Mühlgoldge-
halt aus dem Ergebniss der Sicherprobe mit ziemlicher Sicher-
heit berechnet werden kann. Das Resultat der Probe hängt
ausser von der Beschaffenheit der Gangarten hauptsächlich von
der Geschicklichkeit und dem Verfahren der Goldzieher ab.


2. Kapitel.
Trockne Proben.

§. 127. Allgemeines. Das Gold wird mittelst Bleies ex-Probir-
methoden.

trahirt und zwar kann dies durch die Ansiede- oder die Tie-
gelschmelzprobe
geschehen.


§. 128. Ansiedeprobe. Diese Probe eignet sich für Gold-Anwendbar-
keit.

erze von jedweder Beschaffenheit und jeglichem Goldgehalt und
[296]V. Gold. Nichtlegirte Subst.
kommen dabei hinsichtlich der Anzahl der Proben und der an-
Verfahren.zuwendenden Blei- und Boraxmengen dieselben Modificationen,
wie bei den entsprechenden Silberproben (S. 244) vor; auch
verfährt man beim Ansieden der Goldproben eben so wie bei
den Silberproben, nur muss das Abtreiben der Bleikönige bei
etwas höherer Temperatur, namentlich zu Ende, stattfinden. Da
das Gold fast immer mit Silber vorkommt, so erhält man beim
Abtreiben entweder goldhaltiges Silber oder silberhaltiges Gold,
welches geschieden werden muss.


Goldverlust
beim Ansieden.

Aidarow1) hat gefunden, dass nicht beim Ansieden ein
Goldverlust stattfindet, wohl aber beim Abtreiben durch Capellen-
zug, wobei sich das Gold jedoch nur dann in die Capellen ein-
ziehen soll, wenn dasselbe zuvor mit Blei verschlackt ist. Setzt
man zu auf einer Capelle treibendem Blei Gold, so tritt nach
Aidarow kein Goldverlust ein.


Nach Makins2) findet eine Verflüchtigung von Gold beim
Abtreiben statt; es enthielt z. B. der Russ aus dem Feuercanal
eines nur zu Goldproben benutzten Muffelofens 0,087 Au und
0,773 Ag in 1000 Thln.


Goldschei-
dung.

Es muss eine hinreichende Anzahl von Proben, nöthigen-
falls Concentrationsproben (S. 242) angestellt werden, um bei
armen Geschicken genügendes Material zur Goldprobe zu er-
halten.


Zu Arany-Idka siedet man z. B. Erze mit 0,0001—
0,0005 % Gold so vielfach an, dass wenigstens 1—2 Probirpfd.
güldisches Silber für die Goldscheidung erfolgen. Zur St. An-
dreasberger Hütte
auf dem Oberharze werden von ange-
kauften güldischen Erzen 20 halbe Centner zum Ansieden ein-
gewogen und der Goldgehalt nicht in Anrechnung gebracht,
wenn derselbe in 10 Ctr. (50 Gramm) unter 0,5 Pfundtheil be-
trägt.


Zur Untersuchung auf den Goldgehalt werden die untadel-
haften Körner vom Abtreiben (1—2 Pfd.) mit etwas Blei (z. B.
in Bleifolie eingewickelt) auf der Capelle abgetrieben, der resul-
tirende König ausgeplattet (§. 133. Nr. 4) und mit Salpetersäure
behandelt (§. 133. Nr. 6), wobei, wenn auf 1 Thl. Gold mehr als
4 Theile Silber vorhanden sind, unter Auflösung des Silbers pulverför-
[297]§. 129. Tiegelschmelzprobe.
miges Gold zurückbleibt, welches nach §. 134 weiter zu be-
handeln ist.


Bleibt das Plättchen ungetheilt und wird nur dunkel ge-
färbt, so wird dasselbe aus der Flüssigkeit genommen, abge-
spült, getrocknet, mit der 2½fachen Menge Silber legirt (§. 133.
Nr. 2) und die Scheidung durch Salpetersäure wiederholt, wo
dann das Gold in zusammenhängendem Zustande zurückbleibt
und noch eines Auswaschens und Glühens (§. 133. Nr. 6, 7, 8)
bedarf.


Aus der gefundenen Goldmenge berechnet man den Gold-
gehalt auf 1 Ctr. Erz etc.


Auch lässt sich aus der mehr oder weniger gelben Farbe
des Goldsilberkornes ersehen, ob dasselbe vor der Behandlung
mit Salpetersäure mit Silber legirt werden muss und mit wie
viel (§. 132. Nr. 2).


Die aus eigentlichen Golderzen erfolgten Metallkörner pflegen
reicher an Gold, als an Silber zu sein und die 2—2,5 fache
Menge Silberzusatz zu erfordern, während die Körner aus gül-
dischen Silbererzen, Kiesen, steinigen Hüttenproducten etc. meist
unter ⅓—¼ Gold enthalten, so dass sie gar keines Silberzu-
satzes behuf der Goldscheidung bedürfen.


§. 129. Tiegelschmelzprobe. Diese hat Vorzüge vor der An-
siedeprobe (S. 295):


1) Bei Goldkrätzen, welche das Gold in sehr ungleicherVerfahren für
Goldkrätzen.

Vertheilung enthalten. Dadurch, dass man gleich eine grössere
Menge (25—50 Gramm) Probirgut mit bleiischen und solvirenden
Zuschlägen im Tiegel schmilzt, erhält man in kürzerer Zeit ein
richtigeres Durchschnittsresultat. Enthalten die Krätzen jedoch
über ½ % Gold und Silber, so siedet man besser an.


Das Verfahren beim Tiegelschmelzen mit solchen Krätzen
ist genau das S. 263 angegebene für silberhaltige Krätzen.


2) Beiarmen Geschicken, wegen rascherer Ausführbar-Verfahren für
arme Ge-
schicke.

keit und eben so grosser Genauigkeit, indem man gleich grös-
sere Quantitäten auf einmal im Tiegel schmelzen kann, während
sonst sehr viele Proben angesotten und concentrirt werden müssten.
Kiesige Erze werden vor dem Schmelzen nach Plattner1) aufRösten kie-
siger Erze.

die Weise zweckmässig abgeröstet, dass man 1 Pfd. Civilge-
wicht Erz unter der Muffel oder auf einem thonüberzogenen Ei-
senblech mit aufgebogenen Rändern über einem Windofen oder
[298]V. Gold. Nichtlegirte Subst.
Kohlenbecken unter Umrühren hinreichend lange in Rösthitze
Schmelzen mit
Blei.
behandelt (S. 28). Das Röstgut wird mit ½—¼ Pfd. Kali-
oder Natronglas, ¼ Pfd. schwarzem Fluss (oder ½ Pfd. Pot-
asche und 2 Loth Mehl) und 1 Pfd. silberfreiem Probirblei zu-
sammenmengt und das Gemenge, mit Kochsalz bedeckt, entweder
in einen hessischen Tiegel oder in mehrere Bleituten vertheilt
und während etwa 2 Stunden in dünnen Fluss gebracht. Der er-
folgende Werkbleikönig wird ausgeplattet, zerschnitten, die ein-
zelnen Stücke auf Ansiedescherben durch Verschlacken zu einem
König concentrirt (S. 242), dieser abgetrieben und das erfol-
gende Korn durch Salpetersäure geschieden (S. 296).


Schmelzen mit
Glätte.

Statt metallischen Bleies wendet man neben Reductions-
mitteln zweckmässig goldfreie Glätte an, weil das in feinerer
Vertheilung daraus ausgeschiedene Blei sich leichter mit dem
Golde verbindet. Der Gehalt der Glätte an edlen Metallen muss
dann nöthigenfalls in Anrechnung gebracht oder statt derselben
nach Pettenkofer1)Bleizucker (S. 132) genommen werden.
Bei Anwesenheit von Schwefel- oder Arsenverbindungen im
Probirgut diese durch einen Ueberschuss von Glätte ohne Re-
ductionsmittel zu zersetzen (S. 262), empfiehlt sich wegen des
unsicheren Erfolges weniger.


Zweckmässiger röstet man dann das Erz ab und beschickt
mit Glätte und Kohle oder Bleizucker.


Als Beschickungen kann man auch die für Krätzen mitge-
theilten (S. 263) wählen.


Beispiel.

In Schemnitz1) z. B. werden geröstete Goldsolutionsmehle
in Quantitäten von 1½ Loth Civ. mit 7 Loth Fluss (3,65 Pot-
asche, 3,12 Glätte, 0,20 Kolophonium und 0,03 Kohle) in einem
Tiegel geschmolzen. Den Fluss setzt man aus 28 Pfd. Potasche,
24 Pfd. Glätte, 1½ Pfd. Kolophonium und 8 Loth Kohlenstaub
zusammen


Der erfolgende Bleikönig wird wie vorhin angegeben be-
handelt.


[299]§. 130. Combin trockne und nasse Proben.
3. Kapitel.
Combinirte trockne und nasse Proben.

§. 130. Allgemeines. Theils für reichere, theils für ärmereAnwendbar-
keit.

Erze hat man den nassen Weg wohl mit dem trocknen in fol-
genden Proben combinirt:


1) Analytische Probe. Sehr reiche Golderze wer-Analytische
Probe.

den mehrmals mit Königswasser (1 Salpeter- und 2 Salzsäure)
digerirt, filtrirt, aus dem Filtrat durch Eisenvitriol das Gold
niedergeschlagen (S. 133) und mit etwas Blei abgetrieben.


2) Probe von Stapff1). Goldhaltigen Kies schmilztStapff’s
Probe.

man mit Schwefel und kohlensaurem Alkali, laugt das gebildete
Goldsulphidsalz aus, fügt verdünnte Schwefelsäure zur Lösung
und treibt das gefällte und getrocknete Schwefelgold mit Blei
ab oder löst es in Königswasser und fällt mit Eisenvitriol (S. 133)
metallisches Gold aus.


3) Plattner’s2)Proben, und zwar:Plattner’s
Proben.
Sehr arme
kiesige Erze.


a) Chlorationsprobe für sehr arme kiesige und
blendige Erze und Hüttenproducte
. 50—200 Gramm
Probirgut werden auf einem thonüberzogenen Eisenblech (S. 297)
völlig abgeröstet, um das Gold metallisch auszuscheiden und
die Schwefel-, Antimon- und Arsenmetalle in Oxyde zu ver-
wandeln, aufgerieben, in einer Porzellanschale mit so viel Wasser
gleichmässig angenetzt, dass es noch wollig bleibt, und ganz
locker in einem 200—250 Mm. hohen und 60 Mm. weiten Glas-
cylinder mit 18—20 Mm. weitem Tubulus, seitlich über dem
Boden, gefüllt, nachdem auf denselben erst grober, dann feinerer
als Filter wirkender Quarzsand bis etwas über den Tubulus
gethan. Durch den Tubulus leitet man salzsäurefreies, in einer
Flasche mit Wasser gewaschenes Chlorgas ein, welches aus 10
Gramm Braunstein, 40 Gramm Salzsäure und 10 Gramm mit
gleichem Gewicht Wasser verdünnter Schwefelsäure in einem
anfangs schwach, dann stärker erhitzten Kolben bereitet wird.
Beim Durchdringen der Erzpulversäule verwandelt das Chlor
das metallische Gold in Chlorgold, greift die Metalloxyde nur
[300]V. Gold. Nichtlegirte Subst.
wenig an und entweicht aus dem mit Kautschuk überbundenen
Cylinder durch eine gebogene Glasröhre in einen mit spiral-
förmig aufgewickeltem weingeistgetränkten Löschpapier oder
Hobelspänen gefüllten Glascylinder, in welchem das Chlor durch
den Alkohol gebunden und unschädlich gemacht wird.


Man unterbricht den Prozess, wenn, sobald im ersten Cy-
linder über dem Probirgut gelbgrünliches Chlorgas erschienen
ist, dasselbe wenigstens noch 1 Stunde eingewirkt hat.


Hierauf nimmt man den Apparat auseinander, verschliesst
den Tubulus mit einem Kork, der mit einer engen abwärts ge-
bogenen Glasröhre versehen ist, giesst heisses Wasser in klei-
neren Quantitäten auf und lässt die Chlorgoldlösung in ein un-
tergesetztes Becherglas laufen, indem man noch zuletzt den Cy-
linder nach dem Tubulus hin stark neigt.


Die mit Salzsäure und Eisenvitriol versetzte Goldlösung
wird kurze Zeit warm gestellt, das ausgeschiedene Gold ab-
filtrirt, ausgewaschen, das Filter getrocknet, verbrannt und der
Rückstand mit 5—10 Gramm Kornblei abgetrieben, wobei ein
reines Goldkorn erfolgen muss.


Als wesentliche Erfordernisse zum Gelingen dieser Probe
sind eine vollständige Abröstung und die Anwendung salzsäure-
freien Chlorgases zu bezeichnen, weil sonst Schwefelwasserstoff-
gas entsteht, welches bereits gebildetes Chlorgold als Schwefel-
gold wieder ausfällt, auch das Chlor sich mit dem Schwefel und
Arsen der Schwefel- und Arsenmetalle unnützer Weise verbindet.
Vorhandene, etwa von den Pochstempeln herrührende einge-
mengte Eisentheile müssen als Chlor absorbirend mit einem Magnet
vorher ausgezogen werden.


Bei nicht vollständiger Röstung bilden sich ausser Gold
chlorid auch andere lösliche Metallchloride, welche etwa vor-
handenes Chlorsilber etwas löslich machen. Beim Auswaschen
des Goldes, also einer Verdünnung der Lösung, scheidet sich
das gelöste Chlorsilber theilweise wieder aus und bleibt beim
Gold.


Reichere kie-
sige Erze.

b) Kiesige Erze etc. mit nicht zu geringem Gold-
gehalt
(nicht unter 10 Pfdthl. im Ctr.). Man röstet 5—15 Grm.
Probirgut ohne Zusatz einer kohligen Substanz auf Röstscherben
ab, zieht aus dem Röstgut durch Digeriren mit Salzsäure ge-
bildete Metalloxyde aus, dampft zur Trockne, weicht in Wasser
auf, filtrirt die löslichen Chloride ab, wäscht den Rückstand
(metallisches Gold und unlösliche Substanzen) aus, trocknet das
[301]§. 131. Legirungen.
Filter, siedet dessen Inhalt mit 20—30 Grm. Kornblei an und treibt
das erfolgende Werkblei auf ein Goldkorn ab.


War Silber anwesend, so bildet sich bei der Behandlung
des Röstgutes mit Salzsäure Chlorsilber, in den gleichzeitig ge-
bildeten Chloriden des Eisens, Kupfers etc. etwas löslich, aber beim
Abdampfen als unlöslich niedergeschlagen. Das Gold fällt dann
silberhaltig aus und muss inquartirt werden.


Enthält das Röstgnt Oxyde, welche mit Salzsäure Chlor
entwickeln (z. B. Eisen- und Manganoxyduloxyd), so geht etwas
Gold in Lösung und man muss in solchem Falle, bevor man
filtrirt, etwas Eisenvitriol unter Umrühren zur Lösung setzen,
um das gelöste Gold zu fällen.


II. Abschnitt.
Goldhaltige Legirungen.


§. 131. Allgemeines. Es kommen hauptsächlich in Rück-Legirungen.
sicht die Legirungen des Goldes mit Silber, mit Kupfer,
mit Silber und Kupfer, mit Quecksilber und mit Blei,
seltener mit Wismuth, Zinn, Eisen, Antimon und Arsen.
Zuweilen enthält das Gold Platin, Rhodium und Iridium,
welche auf das Proberesultat influiren.


Von Legirungen nimmt man am besten eine GranalienprobeProbenehmen.
(S. 14) und plattet die gut getrockneten Granalien aus, wenn
sie etwa Wasser einschliessen sollten. Von Goldbarren, welche
gewöhnlich 10 Pfd. wägen, nimmt man etwa 1 Gramm Probe-
gut, indem man die Aushiebe (S. 13) von der oberen und
unteren Fläche fürs Auswägen getrennt hält.


1. Kapitel.
Legirungen von Gold und Silber oder von Gold, Silber und
Kupfer.

§. 132. Allgemeines. Das Probirverfahren für solche Le-Quartschei-
dung mit SaI-
petersäure.

girungen besteht im Allgemeinen darin, dass man bei einem Ge-
[302]V. Gold. Legirungen.
halte an Kupfer dieses zunächst durch Abtreiben mit Blei
entfernt, wobei man zur Umgehung von Verlusten ein Ueber-
mass von Blei vermeidet, dann das Silber vom Gold durch Sal-
petersäure weglöst. Die vollständige Auflösung des Silbers
erfolgt hierbei nur dann, wenn sich Gold und Silber in einem
gewissen Verhältnisse befinden. Es müssen, wenn die Scheidung
vollständig erfolgen soll, auf 1 Theil Gold wenigstens 2½—3
Theile Silber vorhanden sein, sonst bleibt letzteres bei ersterem
theilweise zurück. Bei weniger Silber muss eine passende Menge
reines Silber vor der Scheidung zu der Legirung hinzugefügt
werden (Inquartation). Ist das Verhältniss zwischen Gold und
Silber nahezu 1 : 2,5—3, so bleibt bei Behandlung mit der
Säure (Scheidung durch die Quart) das Gold in cohären-
tem Zustande in der Gestalt der angewandten Legirung (spiral-
förmig aufgerollte Blättchen, Röllchen, Löckchen) zurück und
lässt sich in diesem Zustande bequem und ohne mechanische
Verluste weiter behandeln. Ist mehr Silber vorhanden, so er-
folgt das Gold in weniger bequemem pulverförmigen Zustande
und das feiner im Silber vertheilte Gold kann nach Petten-
kofer
1) leichter Silber zurückhalten.


Um nun das Probirgut passend behandeln, d. h. den Zusatz
von Blei beim Abtreiben und von Silber behuf der Quartation
reguliren zu können, bedarfs einer Vorprobe zur ungefähren
Ermittlung des Goldgehaltes, um zu erfahren, ob man silber-
haltiges Gold oder goldhaltiges Silber hat.


Scheidung
durch andere
Lösungsmittel.

Die Salpetersäure besitzt vor allen andern Lösungsmitteln,
z. B. vor Schwefelsäure und Königswasser, Vorzüge.
Erstere hat einen hohen Kochpunct (325°C.), stösst stark, lässt
geringe Mengen Platin und Blei beim Golde zurück, erfordert
ein Nachspülen der Röllchen zuerst mit nicht zu verdünnter
Schwefelsäure, weil das schwefelsaure Silberoxyd in Wasser
schwerlöslich ist, giebt aber ein gleich silberärmeres Gold,
als Salpetersäure. Auf 1 Theil Gold müssen 2—3 Thle. Silber
vorhanden sein. Reines Gold durch Schwefelsäure geschieden
hat, ohne geglüht zu sein, schon die Goldfarbe, bei einem Pla-
tingehalt zeigt sich graue Farbe. Auch bei einem Ueberschuss
an Silber bleibt das Gold cohärenter, als bei der Scheidung
durch Salpetersäure. Bei Anwendung von Königswasser,
[303]§. 132. Legir. v. Gold, Silber und Kupfer.
um dann aus der Lösung das Gold durch Eisenvitriol auszu-
scheiden, erschwert die Chlorsilberbildung, namentlich bei silber-
reicheren Legirungen, die Lösung des Goldes.


Die Vorprobe, bei Legirungen mit unbekanntem Goldge-Vorprobe.
halte erforderlich, kann z. B. bei Münzen mit einem gewissen
Feingehalt umgangen werden.


Die Goldmünzen, wenigstens die europäischen, bestehen nur aus GoldGoldmünzen.
und Kupfer und ein etwa geringer Silbergehalt kommt nur durch einen solchen
des Handelsgoldes hinein, ohne dass jedoch der gesetzliche Goldgehalt der
Münzen dadurch verändert wird.


Der gesetzliche Feingehalt einiger Münzsorten ist folgender:


Die Goldwaaren enthalten in deutschen Ländern gewöhnlich 583, zu-
weilen auch 750 Taus. Feingold.


Die Vorprobe für die Quartscheidung kann bei Legirungen
mit unbekanntem Goldgehalt ausgeführt werden:


1) Mittelst des Probirsteines. 1) Man hat mehrere ReihenAnwendung d.
Probirsteines.

von Probirnadeln, jede mit verschiedenem Goldgehalt und zwar sol-
che aus Gold und Silber (weisse Karatirung), Gold und Kupfer
(rothe Karatirung) und Gold, Silber und Kupfer (gemischte
Karatirung
). Es wird nun zunächst ermittelt, zu welcher
Art Legirung das Probirgut gehört, indem man mit demselben
einen Strich auf dem Probirstein macht und mittelst eines Glas-
stäbchens reine Salpetersäure darauf bringt, wo sich dann das
Kupfer und Silber auflösen, das Gold aber zurückbleibt. Man
streicht nun mit Probirnadeln, deren Striche sich in der Farbe
am meisten dem der Legirung nähern, dagegen, bringt Salpeter-
säure auf dieselben, lässt sie kurze Zeit einwirken, wischt sie
dann mit einem feinen Leinenlappen ab und beobachtet, welcher
von den Nadelstrichen gleichzeitig mit dem von der Probe ent-
färbt oder angegriffen wird und welcher Nadelstrich mit dem
letzteren am nächsten hinsichtlich der auf dem Steine ungelöst
zurückbleibenden Menge Gold übereinstimmt. Reine Salpeter-
[304]V. Gold. Legirungen.
säure äussert auf Legirungen mit 625 Taus. Gold und darüber
keine Wirkung.


Derartige Proben sind unzuverlässig, erfordern sehr viel
Uebung und machen namentlich bei geringeren Goldgehalten
keinen Anspruch auf Genauigkeit, weshalb man zur Erzielung
sicherer Resultate das folgende Verfahren meist anwendet.


Abtreiben und
Quartprobe.

2) Mittelst Abtreibens und Quartscheidung. Man
wiegt nach dem Goldprobirgewicht (die in 1000 Theile getheilte
Einheit = ½ Gramm) 500 Tausendtheile ein, treibt sie bei einem
Kupfergehalt mit der 32 fachen Menge Blei bei hoher Temperatur
ab und erfährt aus dem Verlust den Gehalt an Kupfer oder
andern unedlen Metallen. Bei einer kupferfreien Legirung fällt
dieses Abtreiben weg. Aus dem Gewicht und der Farbe des
auf der Capelle erhaltenen Kornes lässt sich meist hinreichend
annähernd (bis auf 50 Tausendtheile) der zu erwartende Gold-
gehalt beurtheilen, um danach die zu nehmende Menge des
Treibbleies und Beschickungssilbers zu bestimmen, indem man bei
tiefgelber Farbe des Korns das 2½—3fache, bei hellgelber Farbe
das 2fache und bei weisser Farbe ein gleiches Gewicht Silber nimmt.
2 % Silber ertheilen dem Golde schon eine messinggelbe Farbe,
bei 60 % ist gar keine gelbe Färbung mehr wahrzunehmen. —
Will man den Goldgehalt behuf genauer Silberbeschickung bis
auf einige Tausendtheile ermitteln, so wird das auf der Capelle
erhaltene Korn mit der seiner Farbe entsprechenden Silbermenge
in ein Skarnitzel gethan, mit etwas Blei abgetrieben, die erfol-
gende Legirung dünn ausgeplattet, zu einem Röllchen spiral-
förmig aufgewickelt, in einem Kölbchen mit starker Salpeter-
säure bis zum Verschwinden der salpetrigen Säure nur einmal
gekocht und das zurückbleibende Gold wie bei der Hauptprobe
(§. 133. Nr. 6) behandelt.


Man erfährt auf diese Weise, ob man es mit einem silber-
haltigen Gold
(Gold mit dem 3fachen oder weniger als dem
3 fachen Silber) oder mit goldhaltigem Silber (Gold mit
mehr als dem 3fachen Silber) zu thun hat.


Silberhaltiges
Gold.

§. 133. Probe für silberhaltiges Gold. Diese von Kandel-
hardt
verbesserte Probe 1) umfasst nachstehende Operationen:


Einwägen.

1) Einwägen. Man wiegt nach dem Goldprobirgewicht
[305]§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
(S. 104) 500 Tausendtheile der zerschnittenen Legirung (S. 21)
doppelt unter jedesmaligem Umschalen (S. 98) ab und zwar,
wenn Ober- und Unterprobe vorhanden sind, von jeder Probe
500 Taus. Die Probirwage (S. 100) muss bei 500 Taus. Be-
lastung auf jeder Schale noch wenigstens ¼ Tausendtheil sehr
deutlich anzeigen. Man thut die Proben in ein vorerst lose zu-
zumachendes Skarnitzel von dünnstem Briefpapier oder Blei-
blech.


2) Beschicken und zwarBeschicken.


a) mit goldfreiem Silber. Nach Anleitung der VorprobeSilberbe-
schickung.

wiegt man die erforderliche Menge durchaus goldfreien feinen
und am bequemsten granulirten Silbers ab und thut dasselbe in
das vorsichtig geöffnete Skarnitzel. Wo viele Proben mit be-
stimmtem Goldgehalt zu machen sind, hält man wohl die Silber-
beschickung in Skarnitzeln vorräthig und fügt die abgewogene
Goldlegirung hinzu; auch misst man in solchem Falle wohl das
Silber, wenn es allein auf die Bestimmung des Goldgehaltes
ankommt, indem man dasselbe auswalzt, die erforderliche Menge
einmal abwägt und dann entsprechende Streifen abschneidet. Das
Silber muss goldfrei sein, wenigstens darf sich in 1½ Grmm.
Silber keine Spur davon bei einer Vorprüfung zeigen.


Nach Chaudet und Kandelhardt ist ein Verhältniss von
2½ Silber zu 1 Gold dem alten von 3 : 1 vorzuziehen, weil bei
ersterem weniger Silber beim Golde zurückbleibt. Nach Petten-
kofer
1) geht die Trennung noch bei einem Verhältniss von
1¾ : 1 gut vor sich, wenn man unter gehöriger Berücksichtigung
der Concentration der Säure hinreichend lange kocht.


Auch bei nur aus Gold und Kupfer bestehenden Legirungen
bedarfs eines Silberzusatzes (das 3fache vom Gold), weil selbst
bei dem grössten Bleizusatz das Gold kupferhaltig bleibt, da-
gegen durch einen Silberzusatz die Abscheidung des Kupfers
erleichtert wird.


Aus nachstehender Tabelle lässt sich die zu nehmende
Silbermenge bei verschiedenem Goldgehalte ersehen, wobei je-
doch diejenige Silbermenge in Rücksicht zu ziehen ist, die das
Probirgut etwa enthält.


Kerl, Probirkunst. 20
[306]V. Gold. Legirungen.
Bleibe-
schickung.

b) mit goldfreiem Blei. Die beim Abtreiben anzu-
wendende Bleimenge darf eine gewisse Grenze nicht übersteigen,
weil sonst der Verlust an edlen Metallen zunimmt. Da Kupfer
eine grössere Verwandtschaft zum Gold besitzt, als Silber, und
weniger leicht auf der Capelle aus seiner Verbindung mit Gold,
als mit Silber in die Capelle übergeführt wird, so bedarf es
bei Legirungen von Gold mit Silber und Kupfer einer doppelt
so grossen Bleimenge, als bei Legirungen von Gold mit Silber,
weshalb man das Goldprobirgewicht gewöhnlich halb so gross
nimmt, als das Silberprobirgewicht. Weniger, als beim Silber,
ist von Einfluss, ob man eine Bleischwere mehr oder weniger
hat, wenn man nur den Gehalt einigermassen beachtet und
das feinere Gold nicht mit eben so viel Blei abtreibt, als das ge-
ringhaltige, wo dann Goldverluste um so mehr zu erwarten sind,
als das Gold schon zum Treiben und mehr noch zum Abblicken
eine viel grössere Hitze nöthig hat. Die anzuwendenden Blei-
schweren sind in folgender Tabelle zusammengestellt:


[307]§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.

Man hält die Bleischweren, gewöhnlich in Kugelform mit
Nummern gegossen, vorräthig.


3) Abtreiben. Man setzt auf zwei hinten in der thö-Abtreiben.
nernen oder gusseisernen Muffel des Münzofens (S. 42) neben
einander stehende sehr heisse Capellen, am besten aus 2 Theilen
Buchenholzasche und 1 Theil nicht zu fein gepulverter Bein-
asche (S. 91), das Blei, lässt bei zugelegter Muffelmündung
antreiben, setzt die Skarnitzel mit der Beschickung auf, bringt
abermals bei zugelegter Muffelmündung rasch zum Treiben und
zieht bei thönerner Muffel die Capellen bis dahin vor, wo sonst
Silber abzublicken pflegt, während sie bei gusseiserner Muffel
näher an deren Mündung stehen können (S. 45). Auch kann
man das Blei, wie S. 275 angegeben, in 2 Malen aufsetzen.
Sobald etwa ⅔ des Bleies abgetrieben sind, schiebt man die Ca-
pellen wieder zurück und lässt bei hoher Temperatur vollständig
abblicken. Nach Beendigung des letzten Abblickens muss das
Korn gleich erstarren.


Die Züge sind meist geöffnet und gegen das Ende legt man
wohl die Muffelmündung mit Kohlen theilweise zu.


Unnöthige Hitze wird, namentlich zu Anfang des Treibens,
auch hier vermieden. Bei zu niedriger Temperatur zeigt die
Capellenspur oberflächlich ein glasiges Ansehen, wobei ein grös-
serer Gold- und Silberraub stattfindet. Nicht des Spratzens
wegen, sondern damit das Korn dehnbar bleibt, nimmt man die
Capellen noch langsamer aus der Muffel, als bei Silberproben.
20*
[308]V. Gold. Legirungen.
Bei krystallinischer Oberfläche muss das Korn rund sein; war
die Temperatur beim Blicken zu niedrig, so erscheint das Korn
höckerig und erhält beim Ausplatten leicht Risse, desgleichen bei
einem Gehalte an Palladium, Iridium etc. Der Verlust beim
Abtreiben ergiebt den Kupfergehalt der Legirung.


Goldverlust.

Beim Abtreiben findet, auch wenn man keine zu hohe
Temperatur anwandte, stets ein Goldverlust statt, welcher mit
dem Kupfergehalt der Legirung zunimmt. Nach Bodemann
beträgt der Goldverlust 1/50—1/80 der gleichzeitig in die Capelle
geführten Silbermenge. Nach Napier1) belief sich der Gewichts-
verlust an Gold, welches behuf seiner Reinigung mit Silber
und Blei abgetrieben und dann durch die Quart geschieden war,
auf 0,12—0,15 % und schwankte je nach dem Unterschiede der
Zeit und der Temperatur. Wurde Gold mit Kupfer vermischt,
so nahm der Goldverlust zu. Makins (S. 296) hat ebenfalls
einen Goldverlust durch Verflüchtigung beim Abtreiben nach-
gewiesen.


Ausplatten des
Kornes.

4) Ausplatten des Kornes. Das mittelst einer Korn-
zange von der Capelle ausgestochene, ringsum zusammenge-
drückte und abgebürstete Korn wird nach dem Ausglühen in
einer Capelle mittelst eines polirten Hammers (S. 107) auf po-
lirtem Ambos (S. 107) platt geschlagen, abermals auf einer
umgekippten Capelle schwach rothglühend gemacht, zum zweiten
Male nach dem Erkalten ausgeplattet und diese Operationen so
oft wiederholt, bis man eine gleichmässig dünne etwa 18 Mm.
im Durchmesser messende und ⅓ Mm. dicke Scheibe erhalten
hat. Bei zu starkem Glühen werden die Bleche leicht blasig
und später schulfrig, schmelzen auch wohl. Damit das Korn
beim Ausplatten an den Kanten nicht rissig wird, wodurch
demnächst beim Lösen kleine Theilchen sich abtrennen würden,
stellt man das Plättchen öfters auf die hohe Kante und be-
hämmert den Rand. Zur Erzielung gleichmässiger Stärken
wendet man auch wohl ein mit einem Einschnitt versehenes
Blech an, in welchen sich das Plättchen bequem hineinschieben
lassen muss, wenn es die erforderliche Dünne erhalten hat.
Man darf mit dem Ausplatten nicht so weit gehen, dass ein
Zerbrechen des Röllchens beim Lösen zu fürchten ist.


Bequemer als ein vollständiges Ausplatten mit dem Hammer
ist die Anwendung eines kleinen Walzwerkes (Taf. VI. Fig. 119,
[309]§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
S. 107), unter welchem man die auf dem Ambos etwas aus-
geplattete Legirung zu einem ovalen Streifen von etwa 25 Mm.
Länge und 12 Mm. Breite nach mehrmals zu wiederholendem
Glühen ausstreckt.


5) Herstellung von Röllchen oder Löckchen. Nach-Rollenbildung.
dem die Plättchen nöthigenfalls mit Zahlenpunzen und Hammer
numerirt, werden sie über einer blanken stumpfkantigen
Spitzzange (Drahtzange) zwischen den trocknen Fingern zu
einer losen Spirale aufgerollt, zur Entfernung etwa von den
Fingern herrührenden Fettes nochmals gelinde geglüht und
dann mit Säure behandelt.


6) Kochen der Röllchen in Salpetersäure. ManKochen der
Röllchen.

bringt gewöhnlich nur ein, zuweilen zwei (Probe und Gegen-
probe), seltener gleichzeitig bis 12 Röllchen in einen Glaskolben
(Taf. VI. Fig. 108) zur Erhitzung mit Salpetersäure, welche frei
von Chlor, salpetriger Säure und Schwefelsäure ist. Am besten
behandelt man jedesmal nur eine Probe im Kölbchen, weil trotz
aller Vorsicht zuweilen ein Röllchen zerreisst. Man übergiesst
die Legirung mit etwa 10 Gramm (in einem graduirten Cylinder
gemessener) schwächerer, reiner Salpetersäure (S. 137) von
1,2 spec. Gew. = 24° B., so dass der Bauch des Kolbens bis
reichlich zur Hälfte gefüllt ist, und giebt so lange Kochhitze,
bis die rothen Dämpfe von salpetriger Säure völlig aus dem
Kolbenhalse verschwunden sind. Dann nimmt man den Kolben
mittelst eines Lappens oder einer Holzklemme (Taf. VII, Fig. 136)
vom Feuer, giesst die heisse Silberlösung rasch und vorsichtig
vom Golde ab und schüttet auf letzteres nochmals stärkere
Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. = 34° B. (nicht unter 1,29
spec. Gew., weil sonst der Silberrückhalt grösser wird), welche
zuvor in einem Kolben in Siedhitze gebracht ist. Man kocht
jetzt 10 Minuten, giesst die Säure alsdann ab und kocht zum
dritten Male mit gleich starker Säure wieder 10 Minuten, wenn
der zu erwartende Goldgehalt über 750 Tausendtheile beträgt,
weil, je höher der Goldgehalt, um so schwerer die letzten Silber-
antheile sich abscheiden lassen. Die Zeit der letzten beiden
Kochungen von jedesmal 10 Minuten muss streng inne gehalten
werden, um hinreichend silberfreies Gold zu erhalten. Wollte
man gleich zu Anfang starke Säure nehmen, so könnte das
Röllchen bei zu rapider Einwirkung derselben zerrissen werden.
Das leicht eintretende Stossen beim Kochen vermeidet man
durch Einwerfen eines Kohlensplitters oder besser durch ein
[310]V. Gold. Legirungen.
verkohltes Pfefferkorn oder einen verkohlten Wickenkern 1),
welcher sich weniger leicht zertheilt. Nach Makins2) soll aber
die dadurch in reichlicherer Menge entwickelte salpetrige Säure
zur Lösung von Gold beitragen. Dieses ist wohl nur richtig,
wenn keine Siedhitze angewandt wird. Das Erhitzen eines ein-
zelnen Kölbchens geschieht entweder in einem Gestell (Taf. VIII.
Fig. 172, unter welches man glühende, mit einem Blasbalg anzu-
fachende Kohlen legt, oder über der Spirituslampe; mehrere
Kolben setzt man auf einem mit Sand und Zwingen a zum Fest-
halten der Kolben versehenen Stative von Eisenblech (Taf. VIII.
Fig. 170, 171) auf ein Kohlenbecken oder ein kleines oblonges
Sandbad von Eisenblech, oder am bequemsten wendet man Gas-
feuerung an. Eine solche findet sich z. B. in Peligot und
Levol’s Laboratorium in der Pariser Münze 3) in Anwendung
(Taf. VIII. Fig. 165—168, S. 74).


Auswaschen
der Röllchen.

7) Abspülen der Röllchen. Man giesst nach dem letzten
Kochen die Säure ab, lässt zur Befreiung des Röllchens und
der Kolbenwände von Silberlösung heisses destillirtes Wasser
aus einem kleinen kupfernen Kessel langsam unter stetem
Drehen des Kolbens einfliessen, bis dessen Bauch zu ⅔ ange-
füllt ist, giesst das Spülwasser ab, wiederholt dies noch zweimal,
giesst zum vierten Male den Kolben ganz voll Wasser (welches
dann durch Kochsalzlösung nicht getrübt werden darf), stülpt
über seine Mündung einen kleinen innen recht glatten Thon-
tiegel (Taf. VI. Fig. 88), kippt den Kolben mit letzterem lang-
sam um, wobei das Röllchen in den Tiegel gleitet, und zieht
den Kolben seitwärts zur Vermeidung jedes Goldverlustes vor-
sichtig ab. Die letzten Aussüsswasser dürfen mit Salzsäure
nicht mehr auf Silber reagiren.


Ausglühen
der Röllchen.

8) Ausglühen des Goldes. Nachdem das überschüs-
sige Wasser aus dem porösen Tiegel ausgegossen, lässt man
denselben, mit einem Deckel versehen, vor der Muffel etwas
austrocknen und versetzt ihn dann im hintern Theil derselben
nahezu in Weissglühhitze, um das matte glanzlose poröse bräun-
lichgelbe Röllchen zum Sintern zu bringen, wobei dasselbe voll-
ständig Farbe und Glanz des Goldes annimmt. Wird nicht
stark genug erhitzt, so ziehen die porösen Röllchen auf der
Wage Feuchtigkeit an und geben ein ungenaues Resultat.
[311]§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
Sollen mehrere Röllchen auf einmal in demselben Tiegel geglüht
werden, so nimmt man ihn von grösserem Durchmesser, giebt
der einen Hälfte des flachen Bodens einige Rinnen und rüttelt
in diese die Röllchen unter Wasser so ein, dass sie getrennt
liegen und beim Glühen nicht zusammenfallen.


9) Auswägen der Röllchen. Von den erkalteten Röll-Auswägen
des Goldes.

chen wiegt man zunächst Probe und Gegenprobe, welche genau
stimmen müssen, wenn nicht etwa Ober- und Unterprobe in
der Zusammensetzung differiren, dann wiegt man beide Röllchen
zusammen bis auf ganze Tausendtheile (Millièmes) aus und erfährt
so direct den Goldgehalt in 1000 Theilen. Die grösste Sicher-
heit bringt man bei mehreren anzustellenden Proben in das
Verfahren und das Resultat, wenn man jede der zu einer Probe
gehörigen Gewichtshälften in verschiedenen Treiben behandelt
und sie gesondert kocht, wo dann übereinstimmende Gewichte
resultiren müssen. Stimmen Ober- und Unterproben nicht, so
wollen manche Probirer den richtigen Durchschnittsgehalt da-
durch bekommen, dass sie die Differenz durch 3 theilen, dem
geringsten Gehalte ⅓ zusetzen und dem höchsten ⅔ abziehen.


Bei diesem Probirverfahren können nachstehende Fehler-Fehlerquellen.
quellen vorhanden sein:


1) Man bestimmt den Goldgehalt zu niedrig, wasGoldgehalt zu
niedrig.

seinen Grund haben kann in fehlerhaften Capellen, zu heissem
Treiben oder zu grosser Bleimenge dabei, Anwendung von Salz-
säure oder salpetrige Säure 1) enthaltender Salpetersäure etc.


2) Man findet den Goldgehalt, was häufiger vorkommt,Goldgehalt zu
hoch.

zu hoch und zwar:


a) in Folge eines Silberrückhaltes im Golde, welcherSilberrück-
halt.

bei Röllchenform desselben niemals ganz zu vermeiden ist, aber er-
fahrungsmässig bei 3maligem Kochen der Röllchen mit passender
Salpetersäure durch den geringen Antheil Gold, welcher mecha-
nisch in die Capelle (S. 296) geht, ziemlich und wenigstens so
weit compensirt wird, dass die Differenz auf die Gehaltsangabe
keinen Einfluss äussert. Um den geringen Silbergehalt in den
Röllchen nachzuweisen, muss man eine Partie derselben in
verdünntem Königswasser an einem dunklen Orte langsam in
der Kälte auflösen, wobei sich etwas Chlorsilber absetzt. Dieses
würde bei Anwendung heissen concentrirten Königswassers in
[312]V. Gold. Legirungen.
Lösung bleiben. Enthält die zu untersuchende Legirung wenig
oder gar kein Kupfer, so ist der Capellenraub an Gold ge-
ringer und der Silberrückhalt erscheint daher weniger ver-
mindert, als bei kupferhaltigem Golde, wozu auch noch die
grössere Masse mitwirkt, welche weder verhältnissmässig so viel
auf der Capelle einbüsst, noch auch so leicht von Silber befreit
werden kann.


Die Grösse des Silberrückhaltes ist hauptsächlich abhängig
vom Verhältniss der Silberbeschickung, der Reinheit und dem
specifischen Gewicht der Salpetersäure, der Zeit und Wieder-
holung des Kochens mit derselben, dem Auswaschen und Glühen
der Goldröllchen, der Reinheit des Bleies und Silbers von Gold etc.


Control-
proben.

Zur Bestimmung des Silberrückhaltes führt man
Controlproben aus, indem man chemisch reines Gold, Silber
und Kupfer im Verhältniss der Zusammensetzung der zu unter-
suchenden Legirungen abwiegt, mit derselben Menge Blei auf
gleichen Capellen wie letztere in gleicher Weise abtreibt und
überhaupt ganz so verfährt, wie bei den eigentlichen Proben.
Das Mehrgewicht des Goldes ergiebt dann den Silberrückhalt,
welcher in Abzug zu bringen ist. Bodemann konnte denselben
bei 10 Min. langem Kochen nicht unter ⅛ Grän pro Mark Gold
= ½ Tausendstel herabbringen. Wie bereits bemerkt, wird
derselbe aber, wenn man 3mal mit Säure die erforderliche Zeit
gekocht hat, durch den Capellenzug reichlich gedeckt und es
bedarf solcher Controlproben nur von Zeit zu Zeit, um sich
von der unveränderlichen Beschaffenheit der Probirmaterialien
(Capellen, Blei, Inquartationssilber, Säuren etc.) zu überzeugen,
wobei aber chemisch reines Gold (S. 133) anzuwenden ist.


Modifica-
tionen.

Manche Probirer kochen nur zweimal mit Salpetersäure und machen
dann jedesmal eine Controlprobe, um den Silberrückhalt in Abzug bringen
zu können. Dies ist aber überflüssig, wenn man dreimal mit Säure kocht.
Im ersteren Falle wird dann auch wohl die Flüssigkeit von der zweiten
Kochung zur ersten der folgenden Probe verwandt, die zweite Kochung aber
mit frischer concentrirter Säure vorgenommen (Londoner Münze). — Zuweilen
kocht man nur ein- oder zweimal und zieht, ohne eine Controlprobe zu
machen, von dem Golde eine durch besondere Proben gefundene Menge
(¼ Grän = 1 Tausendtheil) ab, welche durch die dritte Kochung weg-
genommen sein würde Dieses Verfahren ist aber unzuverlässig, wenn man
die Verschiedenheit der Metalllegirung, der Dichtigkeit der quartirten Gold-
röllchen, des Silbergehaltes etc. ohne gemachte Vorprobe ausser Acht lässt.
Neuerdings sind die Beimischungen des Goldes mannigfaltiger geworden, man
findet darin zuweilen einen Gehalt an Pt, Pd, Ir, Rh, Ni etc., welche Metalle
man in den kleinsten Quantitäten nicht immer erkennt, die aber auf die
[313]§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
Abscheidung des Silbers vom Golde durch Salpetersäure von wesentlichem
Einflusse sind, namentlich einen ungleichmässigen Silberrückhalt veranlassen.
wenn man nur einmal mit Säure kocht.


b) in Folge eines Gehaltes an Platin, Iridium undPlatin, Iri-
dium und Rho-
dium im Gold.

Rhodium, welcher zum Theil weder auf der Capelle, noch
durch Salpetersäure auf gewöhnlichem Wege abgeschieden wer-
den kann.


α) Bei einigen Tausendtheilen Platin erscheinen die ab-Platin.
getriebenen Goldkörner oberflächlich krystallinisch oder rauh,
bei grösserer Menge grau, nicht abgegangen, platt gedrückt
oder formlos ausgebreitet und die Röllchen haben eine blasse
gelbgraue Farbe. In geringer Menge vorhanden schadet das
Platin der Goldbestimmung nicht, indem es sich in Verbindung
mit viel Silber in Salpetersäure auflöst und eine wasserhelle
Lösung giebt. Erscheint diese gelblich, so rührt dies von Pal-
ladium
her. In der salpetersauren Silberlösung kann man das
Platin auf die Weise nachweisen, dass man entweder Kochsalz
hinzufügt, das gefällte Chlorsilber abfiltrirt, aussüsst, das Filtrat
mit Salmiaklösung zur Trockne dampft, die trockne Masse mit
absolutem Alkohol auswäscht und den rückständigen gelben
Platinsalmiak durch Glühen in Platinschwamm verwandelt; oder
man dampft die Platin-Silberlösung sofort zur Trockne, schmilzt
die trockne Masse mit Borax bei allmälig steigender Hitze auf
ein Platin-Silberkorn und scheidet dieses nach §. 142 mittelst
Schwefelsäure. In nicht zu sauren, alkoholfreien Gold- und
Platinauflösungen giebt sich ein Palladiumgehalt an dem gelben
Niederschlag zu erkennen, der mit Quecksilbercyanid entsteht.


Bei einem grösseren Platingehalt im Golde (über
3—4 %) treten die oben angegebenen Erscheinungen beim Ab-
treiben in verstärktem Masse hervor; selbst bei höherer Tem-
peratur geben die Proben keinen Blick. In solchem Falle treibt
man das Gold-Platinkorn mit dem 3fachen Inquartationssilber
und etwas Blei ab, wobei man die Capelle kurz vor dem Blick
etwas rütteln muss, damit die Masse nach Aufsaugung der letz-
ten Glättetheile von der Capelle erstarrt und eine gleichmässigere
Legirung giebt. Das Korn wird ausgeplattet und wie eine Gold-
probe (S. 309), nur länger mit Salpetersäure gekocht, wobei sich
neben allem Silber der grösste Theil des Platins in der Säure
auflöst. Um letzteres bis auf Spuren, z. B. bei 10 % Platingehalt,
aus dem Goldröllchen zu entfernen, muss die Operation des Be-
schickens mit Silber und des Behandelns mit Salpetersäure so oft
[314]V. Gold. Legirungen.
(bei viel Platin etwa bis 5mal) wiederholt werden, bis die beiden
letzten Wägungen übereinstimmende Resultate geben.


Ist zu viel Beschickungssilber genommen, so wird so-
wohl das Gold, als der nicht auflösliche Theil des Platins von
der Säure in so feine Theile zerrissen, dass sie in der Flüssig-
keit schwimmen bleiben, dieselbe braun färben und sich ohne
Filter nicht sammeln lassen. Man muss dann entweder durch
verminderte Silberbeschickung oder durch Zusatz von chemisch
reinem Gold, welches demnächst wieder in Abzug gebracht wird,
das Zerfallen des Röllchens zu verhindern suchen. Ein Zusatz
von feinem Silber und feinem Gold wird auch dann nöthig,
wenn der Platingehalt so bedeutend steigt, dass die Röllchen
von der Säure wenig oder gar nicht angegriffen werden. Es
fehlt noch an genauen Daten über das zur Auflösung des Platins
erforderliche beste Verhältniss an Silber.


Nach Pettenkofer1) trägt ein Platingehalt im Gold, der
in fast allem Scheidegold einige Tausendstel ausmacht, zur
Steigerung des Silberrückhaltes bei, macht auch das Gold spröder.
Durch Schmelzen mit saurem schwefelsauren Kali oder Natron
in einem Platin- oder Porzellantiegel und Auswässern der Masse
lässt sich fast alles Silber als Silbervitriol ausziehen. Das Platin
kann man durch Schmelzen des Goldes mit Salpeter als Platin-
oxydkali ausziehen, wobei aber auch ein nicht unbedeutender
Goldabgang stattfindet. Platin disponirt Gold zur Oxydation,
durch Silber wird ersteres davor geschützt.


Rhodium und
Iridium.

β) Rhodium und Iridium geben sich an schwarzen Flecken
auf der Oberfläche der abgetriebenen Körner und Goldröllchen,
häufig erst mit Hülfe eines Vergrösserungsglases zu erkennen.
Bisweilen sind dieselben aufgeplatzt und es zeigt sich unter der
Aufplatzung ein schwarzes Pulver.


Zur Abscheidung des Iridiums löst man die Röllchen in
Königswasser, verdünnt, filtrirt vom Iridium ab und fällt das
Gold aus der Lösung durch frisch bereiteten Eisenvitriol (S. 139).
Rhodium löst sich bei vorherrschendem Gold auch in Königs-
wasser, wird aber nicht durch Eisenvitriol gefällt.


Bei einem Rhodiumgehalt allein vereinigt man das Gold
mit 3 — 4 Thln. Silber, scheidet in gewöhnlicher Weise Silber
durch Salpetersäure ab und schmilzt das gut ausgesüsste und
getrocknete poröse Röllchen mit saurem schwefelsauren Natron
[315]§. 134. Probe f. goldhalt. Silber.
in einem Platinschälchen, wobei sich das Rhodium unter leb-
hafter Entwicklung von schwefliger Säure und Bildung eines
dunkelrothen bis schwarzen Salzes neben dem Rückhalt von
Silber löst.


Nachdem man die flüssige Salzmasse vom Golde auf eine
reine Eisenplatte abgegossen, schmilzt man dasselbe wiederholt
mit saurem schwefelsauren Natron, bis das flüssige Salz nur
noch wenig gefärbt ist. Dann wird dasselbe abgegossen, das
Goldröllchen einige Mal mit destillirtem Wasser ausgekocht, ge-
trocknet und geglüht. Man versichert sich von der völligen
Entfernung des Rhodiums noch dadurch, dass man das Gold
wieder mit dem 3fachen Silber beschickt und weiter wie vorhin
verfährt. Erleidet das Goldkorn keinen Gewichtsverlust und
wurde das Natronsalz nicht mehr gelb gefärbt, so ist kein
Rhodium mehr vorhanden.


γ) Palladium geht mit dem Silber in Lösung, wenn manPalladium.
palladhaltiges Gold mit dem 3fachen Silber beschickt und sonst
wie bei einer Goldprobe verfährt. Das zurückbleibende Gold
wird gewogen, aus der verdünnten Lösung das Silber durch
Kochsalz und das Palladium durch Zink metallisch gefällt.


§. 134. Probe für goldhaltiges Silber. Enthält die LegirungGoldhaltiges
Silber.

auf 1 Theil Gold mehr als 3 Theile Silber, so erfolgt bei Be-
handlung derselben mit Salpetersäure das Gold in Pulverform,
z. B. schon bei dem Verhältniss von 1 : 4. Der Silberrückhalt
im Staubgold hängt auch hier von dem Silberverhältniss ab und
hat letzteres darauf Einfluss, ob man ein oder mehrere Mal mit
Säure kochen muss. Erfahrungsmässig genügt zur Erhaltung
richtiger Resultate ein einmaliges Kochen mit concentrirter Sal-
petersäure, wenn auf 1 Gold wenigstens 8 Silber vorhanden
sind; ist das Silberverhältniss geringer, so muss man den Gold-
staub noch 2mal in starker Säure kochen oder die Legirung
mit einer passenden Menge goldfreiem Silber und Blei auf der
Capelle vereinigen. Bei einem Kupfergehalt muss die Legirung
zuvor mit der hinreichenden Menge Blei (S. 307) abgetrieben
werden und zwar in um so niedrigerer Temperatur, je mehr
der Silbergehalt vorwaltet.


Man wägt je nach dem Goldgehalt der Legirung grössereScheidungs-
verfahren.

oder geringere Mengen (gewöhnlich ½ — 1 Grmm.) Legirung
doppelt ein und wirft die nöthigenfalls mit Blei abgetriebenen
Körner, welche bei geringem Goldgehalt nicht platt geschlagen
zu werden brauchen, in den heisse Salpetersäure enthaltenden
[316]V. Gold. Legirungen.
Kolben, wo dann gleich eine lebhafte rasche Auflösung statt-
findet und, was nothwendig ist, leichter eine wasserklare
Flüssigkeit nach vollendeter Auflösung erfolgt. Erscheint die
Flüssigkeit von schwimmenden, nicht fällbaren Goldtheilchen
trübe, was natürlich zu Goldverlusten führt, so ist häufig die
Ursache hiervon, vorzüglich bei sehr geringen Goldgehalten im
Silber, eine zu starke Salpetersäure. Zur Ersparung von frischer
Säure und um den Goldstaub mehr zum Klumpen zu bringen,
so dass er sich besser sammeln und abspülen lässt, wendet man
als Auflösungsmittel wohl die vom Golde abgegossene salpeter-
saure Silberlösung an, welche immer noch viel überschüssige
Säure enthält. Man macht aus dieser silberhaltigen Salpetersäure
eine schwächere und eine stärkere Mischung, erstere für arme,
letztere für reiche Proben. Es ist beim Kochen immer abzu-
warten, bis dasselbe aufhört und ein durch plötzliche Dampf-
entwicklung verursachtes Aufstossen eintritt, welches als Beweis
dient, dass der die Dampfentwicklung befördernde Auflösungs-
prozess aufgehört hat.


Ist dieses der Fall, so lässt man sich zunächst das im Pulver
oder in braunen oder schwarzen Flocken abgeschiedene Gold
gehörig absetzen, giesst vorsichtig die Flüssigkeit ab, spült, wie
bei Röllchen, 3mal mit heissem destillirten Wasser nach, kippt
den mit Wasser gefüllten Kolben in einen kleinen spitzen, sehr
glatten, unglasirten Thontiegel (oder einen kleinen halbkugel-
förmigen Porzellantiegel) um, wartet unter Klopfen an denselben,
bis alle Goldtheilchen heruntergefallen, hebt den Kolben ab,
giesst das im Tiegel befindliche Wasser an einem Stäbchen ab,
trocknet den bedeckten Thontiegel vor der Muffel (den bedeckten
Porzellantiegel, welcher das Wasser nicht aufsaugt, sehr vor-
sichtig, z. B. im Stubenofen) und glüht ihn dann so stark, dass
sich demnächst das zu einer schwammigen Masse zusammen-
gesinterte Gold leicht herausschütten lässt. Dasselbe wird besser
in diesem Zustande verwogen, als zuvor mit etwas reinem Blei
auf der Capelle zu einem Korn abgetrieben, wobei namentlich
bei grösseren Goldgehalten ein Bleirückhalt im Korn bleiben
kann. Ungerer1) empfiehlt, nach dem Abgiessen des Wassers
den Goldstaub in einem Tropfen Quecksilber anzusammeln, das
Amalgam auf einer Kohle oder Capelle zu glühen und das Gold
dann zu einem Korn zusammenzuschmelzen.


[317]§. 135. Sonstige Legirungen.

Es empfiehlt sich, auch bei diesen Proben von Zeit zu ZeitControl-
proben.

einige synthetische Versuche durch Legirung von reinem Gold
mit reinem Silber auf der Capelle auszuführen und das Verfahren
zu prüfen. Kommt es auch auf eine genauere Bestimmung des
Silbergehaltes an, so muss man bei vorangegangenem Abtreiben
den Capellenzug (S. 271) in Rücksicht ziehen, welcher durch
eine Controlprobe, die in vorhinniger Weise angestellt wird,
oder durch eine Gay-Lussac’sche Silberprobe mit der Probe-
legirung ermittelt wird.


2. Kapitel.
Sonstige Goldlegirungen.

§. 135. Probirverfahren. Ausser den Legirungen des GoldesSonstige Le-
girungen.

mit Silber allein oder gleichzeitig mit Kupfer kommen noch
folgende vor:


  • 1) Gold und Kupfer. Durch Abtreiben mit Blei lässt
    sich das Kupfer nicht vollständig entfernen (S. 306), wohl aber,
    wenn man die Legirung mit der 3fachen Menge Silber (vom
    Golde) beschickt und sonst wie bei einer Goldprobe verfährt.
  • 2) Gold und Quecksilber. Man destillirt das Queck-
    silber in einer Glasretorte ab und siedet den Rückstand bei
    ganz allmälig steigender Temperatur mit 8 Thln. Kornblei an.
  • 3) Goldhaltiges Eisen, Stahl etc. Man löst in Sal-
    petersäure, dampft zur Trockne und siedet die trockne Masse
    mit 8—12 Thln. Kornblei und Borax an.
  • 4) Gold und Blei oder Wismuth. Bei grösserem Gold-
    gehalt wird direct abgetrieben, bei geringerem concentrirt man
    zuvor mehrere Proben auf dem Ansiedescherben zu einem
    König (S. 242).
  • 5) Gold mit Palladium, Rhodium und Iridium.
    Hiervon war schon S. 313 und 314 die Rede; die Probirmethoden
    für Legirungen des Goldes mit Platin werden bei letzterem
    angegeben werden.

[318]VI. Platin. Erzproben.

VI. Platin.


Probir-
methoden.

§. 136. Allgemeines. Die hierher gehörigen Proben erstrecken
sich auf die Untersuchung der Platinerze und der Platin-
legirungen
auf ihren Platingehalt. Früher bediente man sich
hierzu nur des nassen Weges; durch die neueren wichtigen
Forschungen Deville’s und Debray’s sind jedoch auch Probir-
methoden auf trocknem Wege aufgefunden.


1. Kapitel.
Proben für Platinerze.


Platinerze.

§. 137. Allgemeines. Die Platinerze bestehen aus ge-
diegen Platin (Platinsand)
, welches in Verbindung mit
Palladium, Rhodium, Osmium, Ruthenium, Eisen und Kupfer,
seltener Blei und Silber in Form von Körnern, feinen Blättchen
oder Sand in aufgeschwemmtem Lande oder dem Sande der
Flüsse vorkommt und als Gemengtheile Osmirid, Gold, Titan-,
Chrom- und Magneteisenstein, Serpentin, Spinell, Zirkon,
Quarz etc. enthält. Die Erze kommen meist nur im aufberei-
teten Zustande (rohe Platina) zur Untersuchung, wobei den-
selben wohl das Gold durch Quecksilber und das Eisenerz
durch Magnete zuvor entzogen wird.


Solche Erze können auf trocknem und nassem Wege oder
durch eine Combination beider auf ihren Platingehalt probirt
werden.


Ausser den Erzen kommen auch wohl die bei Verarbeitung
der Erze erfolgenden Rückstände (Platinrückstände) zur
Untersuchung, welche die ungelöst bleibenden Platinmetalle,
hauptsächlich aber Osmirid und Sand enthalten.


§. 138. Trockne Proben.


Probe für
Platinsand.

A. Die von Deville und Debray1) angegebene Probe für
Platinsand umfasst nachstehende Operationen:


Gold-
bestimmung.

1) Goldbestimmung. 10 Gramm Platinsand werden
[319]§. 138. Trockne Proben.
mehrere Stunden mit kleinen Quantitäten siedenden Queck-
silbers behandelt, mit reinem und heissen Quecksilber aus-
gewaschen, das Goldamalgam geglüht und das zurückbleibende
Gold gewogen, wobei dessen Menge etwas zu gering, aber
hinreichend genau gefunden wird.


2) Sandbestimmung. In einen mit Borax glasirtenSand-
bestimmung.

hessischen Tiegel thut man 7—10 Gramm reines gekörntes Silber,
darauf 2 Gramm Erz, dann 10 Gramm geschmolzenen Borax
und obenauf ein Stückchen Holzkohle. Man bringt die Masse
unter Umrühren in vollständigen Fluss, wobei der Sand vom
Borax verschlackt und alle edlen Metalle vom Silber aufge-
nommen werden. Der Sandgehalt ergiebt sich dann aus der
Gewichtsdifferenz.


3) Bestimmung des Platingehaltes. Man bringt einPlatin-
bestimmung.

Gemenge von 50 Gramm Erz mit 75 Gramm Kornblei und
50 Gramm Bleiglanz in einem hessischen Tiegel zum Schmelzen,
fügt 10—15 Gramm Borax hinzu und steigert die Temperatur
unter stetem Umrühren mit einem Pfeifenrohr bis zur Schmelz-
hitze des Silbers. Sind keine Platinkörner mehr zu bemerken,
so trägt man bei gesteigerter Temperatur allmälig 50 Gramm
Bleiglätte in den Tiegel, wobei das vom Bleiglanz geschwefelte
Eisen und Kupfer oxydirt und dann verschlackt wird. Man
hört mit dem Zusatz an Bleiglätte auf, wenn keine schweflige
Säure mehr entweicht und das zum Umrühren dienende Pfeifen-
rohr von der überschüssigen Bleiglätte angegriffen wird. Platin
mit seinen Begleitern (Palladium, Rhodium, Iridium), sowie
Osmirid sammeln sich im Blei, letzteres am tiefsten Puncte in
demselben an. Nach dem Erkalten des Tiegels wird der etwa
200 Gramm wiegende König entschlackt, rein geputzt, der
Osmirid enthaltende untere Theil, etwa 1/10, abgesägt und das
Abgesägte gewogen. Der gepulverte obere spröde Theil und
die Sägespäne werden zusammen gewogen und etwa 1/9 davon
bei der Schmelztemperatur des Goldes auf der Capelle abge-
trieben, wo dann schwammförmiges Platin mit noch 28 % Blei
zurückbleibt, welcher Gehalt durch Glühen auf einer neuen
Capelle auf 6—7 % herabgeht. Um letzteren noch abzuscheiden,
wird der Rückstand von der Capelle entweder nach der im
Grossen ausgeführten Methode von Deville und Debray in
einem kleinen Kalkofen gereinigt oder mit dem 5—6fachen
Silber unter Bleizusatz abgetrieben und aus dem Mehrgewicht
des Silbers der Platingehalt in 1/9 der Masse gefunden und
[320]VI. Platin. Erzproben.
dieser dann auf den ganzen oberen Theil nebst Sägespänen
berechnet. Mittelst kochender Schwefelsäure kann das Silber
vom Platin weggelöst werden.


Um nun auch das in dem abgesägten Theil vorhandene
Platin in Anrechnung zu bringen, löst man das Blei durch die
10fache Menge Salpetersäure, mit gleichen Theilen Wasser ver-
dünnt, weg, wäscht den aus körnigem Osmirid und sehr fein-
pulverigem Platin bestehenden Rückstand erst mit angesäuertem,
dann mit destillirtem heissen Wasser durch Decantiren aus,
trocknet, wiegt und extrahirt aus der Masse durch heisses
Königswasser das Platin. Das zurückbleibende gut ausgewaschene
und getrocknete Osmirid wird gewogen und das Platin aus dem
Verlust gefunden. Auch lässt sich aus dem Rückstande mittelst
eines ganz dichten Seidensiebes das feine Platinpulver von dem
körnigen oder schuppigen Osmirid trennen. Da Palladium,
Osmium und Iridium stets eine constante Menge von 4—5 %
im Platin ausmachen, so zieht man von dem gefundenen Ge-
wicht des letzteren 4—5 % für jene Metalle ab.


Dieses Probirverfahren ergiebt den Platingehalt nicht minder
genau, als eine Analyse auf nassem Wege.


Die Bestimmung der übrigen Platinmetalle erfordert com-
plicirtere Operationen auf nassem Wege. 1)


Probe für Pla-
tinrückstände.

B. Probe für Platinrückstände. 2) 50 Gramm Platin-
rückstände werden je nach ihrem Sandgehalt mit 150—200
Grmm. Bleiglätte und je nach dem Gehalt an Osmirid mit
50 — 100 Grmm. Blei unter Umrühren mit einem Pfeifenrohr
½ Stunde bei Rothglühhitze geschmolzen, der erfolgende König
nach dem Entschlacken mittelst warmer Essigsäure und Bürste
gereinigt, durch verdünnte Salpetersäure das Blei, Palladium
und der grösste Theil des Rhodiums weggelöst, aus dem gut
ausgewaschenen und gewogenen Rückstand durch Königswasser
das Platin nebst etwas Iridium und Rhodium ausgezogen, das
rückständige Osmirid gewogen und aus der Differenz das Ge-
wicht des eine geringe Menge Rhodium und Iridium enthaltenden
Platins gefunden.


§. 139. Nasse Proben.


Goldfreie Erze.

1) Goldfreie Erze. 5—10 Grmm. Platinerz werden
[321]§. 139. Nasse Proben.
nach und nach mit 10—15 Thln. Königswasser versetzt, welches
aus 3 Thln. Salzsäure von 1,18 spec. Gew. und 1 Thl. Salpeter-
säure von 1,34 spec. Gew. bereitet worden, und so lange unter
öfterm Abgiessen der gesättigten Lösung in einer Porzellanschale
digerirt, bis vollständige Zersetzung eingetreten ist, d. h. bei
der neuen Digestion des ausgewaschenen Rückstandes mit Königs-
wasser keine gelb gefärbte Lösung mehr entsteht. Nach Hess1)
wird die Auflösung dadurch beschleunigt, dass man das Erz
mit dem 2—4fachen Zink zusammenschmilzt, aus dem fein-
gepulverten König erst durch verdünnte, dann durch stärkere
Schwefelsäure das Zink, hierauf durch Salpetersäure Eisen,
Kupfer und Blei auszieht und den Rückstand dann mit Königs-
wasser behandelt. Ungelöst bleiben Osmirid, Körner von Titan-
eisen, Chromeisen, Quarz etc., in Lösung gehen Platin, Iri-
dium, Rhodium, Palladium etc.


Man dampft nun die saure Lösung etwas, aber nicht zu
stark ein und fügt so lange Salmiaklösung hinzu, als noch ein
Niederschlag von etwas Iridium enthaltendem Platinsalmiak ent-
steht (NH4 Cl + Pt Cl2); bei zu starker Concentration scheidet
sich mehr Iridiumsalmiak ab. Der Platinsalmiak wird mit kaltem
Wasser oder besser mit 75—80grädigem Alkohol wiederholt aus-
gewaschen, das Waschwasser aufgehoben, ersterer getrocknet,
gelinde geglüht und der entstandene iridhaltige Platinschwamm
gewogen.


Die ersten Auswaschwasser geben, bis auf 1/12 eingedampft,
beim Erkalten Platin- und Iridiumsalmiak; die schwächeren beim
Abdampfen und Glühen der trocknen Masse einen Rückstand,
welcher nochmals wie rohes Erz behandelt wird, desgleichen
der geglühte Platin- und Iridiumsalmiak.


Wird der iridhaltige Platinschwamm [mit] 4—5 Thln.
Wasser verdünntem Königswasser bei 40—50° C. wiederholt
digerirt, so löst sich nur Platin und aus der Lösung kann durch
Salmiak reiner Platinsalmiak gefällt werden. Ein gleich reineres
Platin erfolgt, wenn man die königsaure Lösung bis 35° B.
verdünnt und so viel Kalkmilch zusetzt, dass die Lösung noch
sehr schwach sauer bleibt. Es werden die Oxyde von Iridium,
Rhodium, Eisen, Kupfer und zum Theil von Palladium gefällt
und in Lösung bleiben Platin als Calcium-Platinchlorid, ein wenig
Palladium und Spuren der anderen Platinmetalle. Die Lösung
Kerl, Probirkunst. 21
[322]VI. Platin. Legirungen.
wird erst in einer Porzellanschale abgedampft, dann in einer
Platinschale völlig eingetrocknet, der in kleine Stücke zer-
schlagene Rückstand unter der Muffel zur Zersetzung des Platin-
salzes calcinirt, aus der gepulverten Masse das Chlorcalcium
anfangs mit Wasser, dann mit etwas Salzsäure ausgewaschen
und der zurückbleibende Platinschwamm getrocknet und gewogen.


Goldhaltige
Erze.

2) Goldhaltige Erze. 1) Zur Bestimmung des Gold- und
Platingehaltes zersetzt man 5—10 Grmm. Erz durch Königs-
wasser vollständig, dampft die Lösung unter Hinzufügung von
Salmiaklösung im Wasserbad zur Trockne, zieht aus der trockenen
Masse mittelst absoluten Alkohols, bis sich dieser nicht mehr
färbt, Goldchlorid aus, scheidet aus der Lösung durch Eisen-
vitriol (S. 133) Gold ab, digerirt dieses mit reiner Salzsäure,
filtrirt, wäscht aus und wiegt dasselbe im getrockneten und ge-
glühten Zustande. Sollte dasselbe nicht rein sein, so kann man
es mit Quartationssilber und Blei abtreiben und aus dem Metall-
korn das Gold durch Salpetersäure abscheiden (S. 309) oder
auch das Gold, nachdem das Filter verkohlt, mit etwas Borax-
glas im Sodapapiercylinder auf Kohle vor dem Löthrohr zu
einem Korne zusammenschmelzen.


Der Rückstand von der Alkoholextraction, welcher das
Platin als Platinsalmiak enthält, wird geglüht, die geglühte
Masse mit Königswasser behandelt und aus der erfolgenden
Lösung das Platin durch Salmiak in vorhinniger Weise (S. 321)
gefällt.


2. Kapitel.
Proben für Platinlegirungen.


Platin-
legirungen.

§. 140. Allgemeines. Die Legirungen des Platins haben im
Allgemeinen nur wenig Anwendung. Erst neuerdings benutzt
man Verbindungen des Platins mit Iridium und Rhodium
statt reinen Platins zu chemischen Geräthschaften, weil sie
härter sind und von Säuren weniger leicht angegriffen werden,
als letzteres. Die Zusammensetzung solcher Legirungen muss
auf analytisch-chemischem Wege ermittelt werden.


Zuweilen findet sich in Silber und Gold ein Platingehalt,
wozu sich wohl noch Kupfer gesellt. Für derartige Legirungen
[323]§. 141. Platin, Gold, Kupfer.
sind dokimastische Methoden hauptsächlich von Chaudet1) an-
gegeben, welche aber nicht immer befriedigen. Zur Controle
des Proberesultates muss man in besonderen Fällen aus den
einzelnen Metallen den Probelegirungen in der Zusammen-
setzung entsprechende Legirungen aus ihren Bestandtheilen her-
stellen und diese den gleichen Operationen, wie die Hauptproben,
unterwerfen, um etwaige Differenzen aufzufinden.


§. 141. Platin mit Gold oder mit Gold und Kupfer. HöchstensKupferhaltige
Legirungen.

½ Grmm. der Legirung wird zur Abscheidung des Kupfers mit
der hinreichenden Menge Blei im hintern Theil des aufs Höchste
geheizten Muffelofens abgetrieben und zwar nimmt man bei
1—8 % Platin etwa dieselben Bleimengen, wie bei den gewöhn-
lichen Goldproben bei gleichen Kupfermengen (S. 307). Es
genügt das 8—10fache Blei bei Legirungen, welche in 1000 Thln.
weniger als 200 Platin und 200 Kupfer enthalten; sind 500 Thle.
und mehr Kupfer und weniger als 200 Thle. Platin vorhanden,
so nimmt man 14 — 16 Bleischweren und muss auf 30 steigen,
wenn der Platingehalt mehr als 200 Thle. beträgt. In diesem
Falle ist auch das erhaltene Korn nochmals mit dem 2—4fachen
Blei sehr heiss abzutreiben.


Aus der Platingoldlegirung wird alsdann bei geringeren
Platingehalten das Platin mittelst Silbers und Salpetersäure (S. 313)
entfernt und aus der Differenz berechnet, bei grösserem Platin-
gehalt aber die Legirung in Königswasser gelöst und, wie §. 139, 2.
angegeben, weiter verfahren.


Eine kupferfreie Legirung wird einer der beiden letz-Kupferfreie
Legirungen.

teren Scheidungsmethoden sofort unterworfen.


§. 142. Platin mit Silber und Kupfer. Die Legirung wirdVerfahren.
mittelst einer hinreichenden Bleimenge (S. 323) sehr heiss ab-
getrieben, wobei die Bestimmung des Silbergehaltes bis auf
einige Tausendtheile unsicher ausfällt. Da in Salpetersäure Platin
durch Silber zur Auflösung disponirt wird (S. 313), so wendet
man zur Scheidung concentrirte Schwefelsäure in Kochhitze an,
in welcher sich, wenn auf 1 Thl. Platin 2 Thle. Silber vor-
handen sind, das Silber auflöst und das Platin in Gestalt eines
Röllchens, wenn die Legirung in ein solches verwandelt, erfolgt.
Bei weniger Silber bleibt ein Theil desselben beim Platin zurück,
bei mehr entsteht unsicherer zu wägendes pulverförmiges Platin,
welches beim Glühen nicht, wie das Gold, zusammenfrittet.
21*
[324]VI. Platin. Legirungen.
Von der Einwirkung des Platins aufs Silber beim Abtreiben war
S. 313 die Rede.


Vorprobe.

Um die Menge des Inquartationssilbers zu ermitteln, bedarfs
einer Vorprobe in der Weise, dass man höchstens ½ Grmm.
Legirung mit dem 2fachen Silber und der erforderlichen Blei-
menge bei sehr hoher Temperatur abtreibt, das Korn ausplattet
und in Röllchenform 2mal in einem Kolben mit reiner Schwefel-
säure von 1,85 spec. Gew. 10 Min. lang kocht, den Rückstand
erst mit Schwefelsäure, dann mit Wasser, wie bei der Gold-
probe, vollständig aussüsst, trocknet, glüht und wägt. Der
Kupfergehalt wird aus dem Verlust gefunden.


Hauptprobe.

Bei der Hauptprobe treibt man höchstens ½ Grmm. der
Legirung, je nach dem Ausfall der Vorprobe, mit dem erforder-
lichen Zusatze von reinem Silber oder Platin mit der nöthigen
Bleimenge in sehr hoher Temperatur ab. Zweckmässiger als
ein Zusatz von Platin ist ein solcher von Gold, weil sich die
Legirung dann leichter ausplattet und beim Abtreiben keiner so
hohen Hitze bedarf. Musste man viel Gold zusetzen, so kann
man das Verhältniss des Silbers gegen das Platingold auf 1 : 1 ½
vermindern. Das Gold bleibt beim Platin. Das völlig bleifreie
und unter mehreren Ausglühungen ausgeblechte Korn wird mit
reiner Schwefelsäure von 1,85 spec. Gew. das erste Mal 10


12 Min. gekocht, die Lösung abgegossen, das Metall mit
etwas Schwefelsäure abgewaschen, nochmals 7 — 8 Min. lang
mit frischer Säure gekocht und, wie oben angegeben, weiter
behandelt. Zugesetztes Gold oder Platin werden von dem ge-
fundenen Platingewichte abgezogen.


Platin mit
Gold etc.

§. 143. Platin mit Gold und Silber oder mit Gold, Silber und Kupfer.
Derartige Legirungen erfordern nachstehende Operationen, ein-
mal als Vorprobe, dann als Hauptprobe mit höchstens ½ Grmm.:


1) Ermittlung des Kupfergehaltes durch Abtreiben
mit Blei bei hoher Temperatur. Bei der Vorprobe nimmt man
eine reichliche Bleimenge (S. 323), bei der Hauptprobe je nach
dem Ausfall der Vorprobe die S. 323 angegebene Menge. Bei
fehlendem Kupfergehalt geht man gleich zur nachfolgenden
Operation über.


2) Trennung des Silbers von Gold und Platin
mittelst Schwefelsäure
, wobei aber nicht immer, wie bei
reinem Platin, das Verhältniss von Silber zu Platingold wie 2 : 1
zu nehmen, weil sich sonst kleine Mengen Platin in der
[325]§. 143. Platin, Gold, Silber, Kupfer.
Schwefelsäure mit lösen, sondern dasselbe nach Chaudet und
Haindl1) wie folgt normirt werden muss:


a) Bei gleicher Gold- und Platinmenge oder vorwaltendem
Gold darf die Silbermenge nicht mehr als 1¼ von der des Gol-
des und Platins zusammen betragen;


b) waltet Platin (bis zum 10fachen) gegen Gold vor, so ist
1½ Silber auf 1 Platingold zu nehmen.


c) Ist gegen Platin weniger als 1/10 Gold vorhanden, so nimmt
man auf 1 Platingold 2 Silber.


Bei der Vorprobe wendet man letzteres Verhältniss an, bei
der Hauptprobe dann das daraus sich ergebende richtige. Die
Scheidung durch Schwefelsäure geschieht, wie oben (S. 324) an-
gegeben.


3) Abscheidung des Platins und Silbers vom Golde
durch Salpetersäure
. Man inquartirt bei der Vorprobe mit
3 Thln. Silber, zieht durch Kochen mit Salpetersäure (S. 313)
Platin und Silber aus, findet dann direct den Goldgehalt und
aus der Differenz, da nach 2) das Silber bereits ermittelt worden,
den Platingehalt. Die Hauptprobe kann danach mit der er-
forderlichen Silbermenge beschickt werden.


Zu jeder dieser 3 Proben muss man zur Erzielung möglichst
genauer Resultate besondere Probemengen abwägen.


VII. Eisen.


§. 144. Allgemeines. Durch die dokimastischen EisenprobenZweck der
Proben.

will man entweder den wirklichen Eisengehalt eines Probirgutes
auf nassem, mass- oder gewichtsanalytischem Wege
bestimmen, oder auf trocknem Wege den ausbringbaren Roh-
eisengehalt eines Erzes, Hüttenproductes etc. ermitteln und dabei
gleichzeitig Kenntniss über die Qualität des Roheisens, das
muthmassliche Schmelzverhalten des Probirgutes im Grossen,
die erforderlichen Zuschläge der Qualität und Quantität nach,
sowie über sonstige den Hüttenmann interessirende Umstände
erhalten. Da das Roheisen 3—5 % und mehr fremde Sub-
stanzen (Kohlenstoff, Silicium, Phosphor, Schwefel, Mangan etc.)
enthalten kann, so erfolgt auf trocknem Wege ein höherer Ge-
halt, als auf nassem.


[326]VII. Eisen.

Zu einer derartigen Untersuchung kommen hauptsächlich


Eisenerze.

1) Eisenerze1), als:


Eisenoxydul-
oxyd.

a) Magneteisenstein, Fe Fe, mit 31 Fe und 69 Feoder
72,4 % metallischem Eisen, zuweilen Mn und Si enthaltend und
im innigen Gemenge mit letzterer kieseligen Magneteisen-
stein
(Spitzenberg am Harze) bildend. Als demselben ähnliche
Verbindungen werden wohl zur Eisengewinnung benutzt: Titan-
eisenstein
, isomorphe Mischungen von FeTi, oder (Fe, Mg)
Ti oder m (Fe, Mn, Mg) Ti + n Fe mit variablem Eisengehalt.
(Der bekannte Titaneisensand von Taranacki enthält z. B. nach
Freytag 27,53 Fe, 66,12 Fe und 6,17 Ti und liefert 61 % Ei-
sen). — Franklinit (Fe, Zn)3 (Fe, Mn), welcher von Franklin
in New-Jersey nach Rammelsberg enthält: 64,51 Fe, 13,51 Mn
und 25,30 Zn mit 45,16 Fe, 9,38 Mn und 20,30 Zn. — Eisen-
mulm
, (Fe, Mn) Fe mit 57,1 Fe und 13,2 Mn, zuweilen Cu und
Si enthaltend.


Eisenoxyde.

b) Hämatit, als Eisenglanz (rhomboëdrisch krystalli-
sirt), rother Glaskopf (strahlig und krummschalig), Roth-
eisenstein
(derb und erdig), Eisenglimmer (schuppig) und
Eisenrahm (schaumig), Rotheisenstein, Fe mit 70,0 Fe,
zuweilen mit geringen Mengen Cr oder Ti.


Eisenoxyd-
hydrate.

c) Brauneisensteine, und zwar ältere (brauner
Glaskopf
), Fe2 H3 mit 59,9 Fe, zuweilen Mn, Al, Si, P und
Spuren von Co und Cu enthaltend; jüngere (z. B. aus der Krei-
deformation zu Ilsede und Salzgitter im Hannoverschen, aus dem
Alluvium) enthalten Fe H2 mit 81,6 Fe. Gemenge von Braun-
eisenstein und Kieselthon geben Thoneisensteine (thonige
Brauneisensteine
) und zwar schalige gelbe (Eisenniere),
zuweilen inwendig hohl bei losem Kern (Adler- oder Klap-
persteine
) und körnige gelbe (Bohnerz, Linsenerz, oo-
lithischer Br., Pisolith
). (Mit diesen, wohl Gelbeisen-
steine
genannten Erzen sind die diesen Namen eigentlich füh-
renden Eisensulphate, (K, Na) S + 4 Fe S + 9 H, nicht zu ver-
wechseln.) Die jüngsten, aus eisenhaltigen Wässern durch den
[327]§. 114. Erze.
Einfluss verwesender Pflanzen in Sumpf- und Moorgegenden sich
absetzenden Eisenoxydhydrate (Sumpf-, Wiesen-, Morast-,
Seeerz, Raseneisenstein, Quellerz, Limonit, Ort-
stein, Ohr
) sind im Wesentlichen Gemenge von Eisenoxyd-
hydrat, Fe H2, mit Manganoxyd und Quarzsand nebst Beimi-
schungen von phosphorsaurem, kieselsaurem und huminsaurem
Eisenoxyd und Oxydul; gewöhnlich mit ½—2 % P und 28—
40 % Fe; eigentliche Eisenphosphate kommen unter den Namen
Grüneisenstein, 2 Fe2 P + 5 H mit 62,5 Fe und Blauei-
senerz
oder Vivianit, 6 (Fe3 P + 8 H), + (Fe3 P2 + 8 H)
mit 33 Fe und 22,2 Fe vor. — Eisenocher, aus Quellen sich
absetzendes Fe Hn, wohl mit schwefelsaurem, arsensaurem und
dreifach basisch quellsatzsaurem Eisenoxyd und geringen Mengen
Ca, Mg, Cr etc.


d) Spatheisenstein (Sphärosiderit, Stahlstein,Eisen-
carbonate.

Flinz), (Fe, Mn, Zn, Ca, Mg) C, im reinen Zustande als Fe C
mit 48,2 Fe; im Gemenge mit Thon thoniger Sphärosiderit,
Thoneisenstein
(die englischen Thoneisensteine, claybands,
enthalten durchschnittlich 30—33 % Fe und 15—25 Thon, Erze
von Südwales 20—47, von Staffordshire 29—38, von Derbyshire
42, von Yorkshire 32 und aus Schottland 28—41 Fe); im Ge-
menge mit Steinkohle und Schieferthon Kohleneisenstein,
Blackband
, (englische Kohleneisensteine enthalten 34—31 Fe,
20—25 Kohle und 10—15 Thon, nach dem Glühen 55—60 Fe;
westphälische bessere Sorten 40 Fe im rohen und 50—60 Fe im
gerösteten Zustande, ½—1 % P, ebensoviel S). Durch Ver-
wittern oxydiren sich die Spatheisensteine (Weisserz) höher
(Blauerz, Braunerz, reifer Spatheisenstein) und können,
wie die thonigen, in thonigen Gelb- und Brauneisenstein
und bei stattgehabter Einwirkung von Hitze in thonigen
Rotheisenstein
übergehen.


Minette (z. B. von Luxemburg und dem Teutoburger
Walde), ein oolithischer Eisenstein, enthält Fe C, Fe H2 und Fe,
abwechselnd gemengt mit Ca C und Silicaten, sowie ¼—
1 % P und bis 40 % Fe.


e) Kieseleisensteine. Verbindungen der KieselsäureEisensilicate.
mit Eisenoxydul oder Eisenoxyd oder mit beiden, z. B. Cha-
[328]VII. Eisen. Trockne Proben.
moisit 2 Fe3 Si + Al6 Si + 12 H mit 49 Fe, Eisengranat
Fe3 Si + Al Si mit 18—31 Fe, Nontronit Fe Si2 + 6 H mit
21—26 Fe etc.


Eisen-
schlacken.

2) Eisenhaltige Schlacken vom Frischen und
Schweissen des Eisens und Stahls
, Eisensilicate mit mehr
oder weniger eingemengtem Eisenoxyduloxyd, je nachdem die
Schlacken roher (Fe3 Si mit 70 Fe) oder gaarer sind (z. B.
6 Fe3 Si + Fe9 Fe).


Geschwefelte
Eisenverbin-
dungen.

3) Eisenschwefelungen, als Schwefelkies Fe mit 46
—49 Fe, Magnetkies Fe6 Fe mit 60,8 Fe, Arsenkies Fe +
Fe As mit 33,5 Fe, Leche etc. kommen seltener zur doki-
mastischen Untersuchung und bedürfen dann einer vorherigen
vollständigen Abröstung.


1. Kapitel.
Trockne Eisenproben.


Zweck der
Proben.

§. 145. Allgemeines. Die trocknen Eisenproben können
bezwecken:


1) Die Ermittelung des aus einem Erze etc. ausbringbaren
Roheisengehaltes, um danach den Ankaufspreis zu normiren, den
Durchschnittsgehalt der Beschickung zu bestimmen oder zu con-
troliren (Möllerprobe) u. dergl. m.


Die physikalischen Eigenschaften des Roheisenkönigs (Farbe,
Bruchansehn, Geschmeidigkeit etc.) lassen häufig auf die An-
wendbarkeit des Roheisens in der Technik schliessen; vollstän-
dige Kenntniss über die Brauchbarkeit eines Eisenerzes für
einen bestimmten Zweck erhält man jedoch meist nur durch die
Analyse desselben oder des daraus ausgebrachten Roheisenkö-
nigs, z. B. über den Gehalt an Schwefel, Phosphor, Arsen etc.


2) Die Ermittlung der Zuschläge der Qualität und Quanti-
tät nach, welche zur Verschlackung der erdigen Bestandtheile
im Erze und zum vollständigsten Roheisenausbringen erforderlich
sind oder die Ermittlung des Verhaltens neuer Erze oder der
Asche eines neuen Brennmaterials bei deren Zusatz zur be-
stehenden Beschickung (Beschickungsproben).


Beschickung
der Erze.

Um einen vorliegenden Eisenstein richtig beschicken zu
können, bedarfs der Kenntniss von der Schlackenbildung (S. 22)
[329]§. 145. Allgemeines.
und der im Erze enthaltenen erdigen Bestandtheile der Quali-
tät und Quantität nach.


Wird dann ein richtig beschickter Eisenstein in Berührung
mit Kohle einer allmälig steigenden Temperatur ausgesetzt, so
reducirt sich zunächst das oxydirte Eisen, die metallischen Ei-
sentheilchen kohlen sich bei höherer Temperatur und ist diese
bis zum Schmelzpunct der schlackengebenden Bestandtheile ge-
stiegen, so vereinigen sich die Kohleneisentheilchen zu einem
Regulus unterhalb der gutgeflossenen Schlacke.


Wesentliche Erfordernisse zum Gelingen der Eisen-Grundsätze
beim Be-
schicken.

steinsproben sind demnach:


1) Ein richtiges Verhältniss der schlackengeben-Passendes
Erdenver-
hältniss.

den Bestandtheile der Qualität und Quantität nach.
Die hauptsächlichsten Begleiter der Eisenerze pflegen Quarz,
Thon
oder kohlensaurer Kalk zu sein. Jeder dieser Körper
ist für sich in gewöhnlichem metallurgischen Feuer entweder un-
schmelzbar (Quarz, Kalk) oder zu schwerschmelzbar (Thon),
um eine passende Schlacke zu geben.


Dagegen vereinigen sich Kieselsäure, Thonerde und Kalkerde
bei passender Temperatur zu schmelzbaren Verbindungen
(Schlacken), und zwar giebt nach Bodemann’s Versuchen (S. 24)
das Bisilicat der Kalk- und Thonerde, bestehend aus:


  • 56 % Kieselsäure
  • 30 „ Kalkerde
  • 14 „ Thonerde

4 Ca3 Si2 + 3 Al Si2, die zwischen den drei Bestandtheilen
mögliche leichtschmelzigste Verbindung. Eine derartige Schlacke
ist zähflüssig (saiger), erstarrt langsam und hat ein glasiges An-
sehen bei muschligem Bruche. Trotz ihrer relativen Leicht-
schmelzbarkeit pflegt man bei Eisensteinsproben statt dieser
Schlacke lieber eine etwas kalkreichere, basischere zu bilden,
welche sich dem Singulosilicat nähert, z. B. eine nach
Percy aus 2 Ca3 Si + Al Si bestehende, entsprechend:


  • 38 % Kieselsäure
  • 47 „ Kalkerde
  • 15 „ Thonerde

welche die 3 Bestandtheile nahezu in dem Verhältniss von
2½ : 1 : 3 enthält.


Solche Schlacken, obgleich bei etwas höherer Temperatur
schmelzbar, als Bisilicatschlacken, sind dünnflüssiger, halten also
[330]VII. Eisen. Trockne Proben.
weniger leicht Eisenkörnchen zurück, haben weniger Neigung
zur Eisenverschlackung, liefern bei schwefelhaltigen Eisensteinen
ein schwefelärmeres Roheisen, meist halbirt oder grau, und haben
auf dem Bruche ein emailartiges oder steiniges Ansehen.


Durch Zuschläge von Boraxglas oder Glas lassen sich
solche Schlacken zwar leichtschmelziger machen, aber es ver-
schlackt sich dann leichter Eisen, wenn das Erz nicht die hin-
reichende Zeit zur Reduction gehabt hat. Namentlich verbindet
sich Borax schon bei einer verhältnissmässig niedrigen Tem-
peratur mit Eisenoxydul, bevor noch dessen Reduction einge-
treten ist, weshalb Borax zweckmässig nur dann zur Anwendung
kommt, wenn das Probirgut sehr strengflüssig ist oder durch einen
grösseren Kalkzuschlag die Schmelzbarkeit vermindert worden.


Durch einen Manganoxydulgehalt des Erzes wird die
Schlacke auch leicht und dünnflüssiger und die Bildung weissen
Roheisens begünstigt, während sie ein grösserer Magnesiage-
halt
strengflüssiger macht und eine grössere Menge Kalk er-
fordert, um den Magnesiagehalt unter 20 % herabzubringen.
Bei gleichzeitiger Anwesenheit von Manganoxydul wird dieser
Einfluss eines grösseren Magnesiagehaltes gemindert. Ein ge-
ringer Magnesiagehalt neben Kalk- und Thonerde in der Schlacke
erhöht, sowie die Anwesenheit mehrerer Basen überhaupt (S. 24),
deren Flüssigkeit.


Passende
Schlacken-
menge.

2) Ein richtiges Verhältniss der Menge der
Schlacke zu der des Roheisenkönigs
. Bei zu geringer
Schlackenmenge bleiben leicht Roheisenkörnchen im Innern des
Kohlentiegels hängen; bei zu viel Schlacke bedarfs einer an-
haltenderen Hitze, um die grössere Masse gehörig in Fluss zu
bringen und eine Vereinigung der Roheisenkörnchen herbeizu-
führen. Es genügen auf 100 Thle. Roheisen 50—100 Theile
Schlacke, wo dann der König von Schlacke bedeckt wird.


Sollte bei sehr armen Erzen in Folge der erforderlichen
grössern Menge von Zuschlägen dieses Verhältniss wesentlich über-
stiegen werden, so giebt man wohl, um die grössere Schlacken-
menge leicht- und dünnflüssiger zu machen, Zuschläge von
Borax.


Beschaffenheit
der schlacken-
gebenden Be-
standtheile.

3) Die Kenntniss von der Zusammensetzung der
schlackengebenden Bestandtheile im Erze
. Nur selten
befinden sich in Eisenerzen die schlackengebenden Bestandtheile
(Kieselsäure, Thonerde, Kalkerde, Magnesia) gerade in einem
solchen Verhältnisse, dass sie ohne Weiteres bei der Schmelz-
[331]§. 145. Allgemeines.
probe eine gute Schlacke geben (z. B. thonig-kalkige Eisensteine
oder solche mit Mineralsilicaten, wie Granat, Feldspath etc.);
meist bedarfs der Zuschläge, um das richtige Erdenverhältniss
zur Schlackenbildung (S. 329) herzustellen. Um erstere passend
wählen zu können, muss die Zusammensetzung der schlacken-
gebenden Bestandtheile im Erze bekannt sein. Die Ermittlung
derselben kann geschehen:


a) am genauesten durch eine chemische Analyse oder fürAnalyse des
Erzes.

technische Zwecke häufig hinreichend genau durch das in §. 148
zu erwähnende abgekürzte Verfahren auf nassem und trocknem
Wege nach Berthier.


Enthielt z. B. nach demselben ein Eisenerz


  • 50 % Eisenoxyd
  • 25 „ Kieselsäure
  • 10 „ Thonerde
  • 3 „ Kalkerde
  • 12 „ Wasser und Kohlensäure.
  • 100

und es soll eine Schlacke von der S. 329 angegebenen Zusammensetzung
2 Ca3 Si + Al Si hergestellt werden, so lassen sich die erforderlichen Mengen
Zuschläge wie folgt berechnen:


1 Atom Thonerde (51,4) erfordert zur Bildung von Al Si 1 Atom Kiesel-
säure (45), also werden die 10 Thle. Thonerde des Erzes 9 Thle. Kieselsäure
aufnehmen, so dass zur Verbindung mit Kalkerde 25—9=16 Thle. übrig
bleiben Nach der obigen Formel bedürfen nun 2 At. Kieselsäure (90) 6 At.
Kalkerde (168), also die obigen 16 Thle. von ersterer 30 Thle. von letzterer.
Da nur 3 Thle. Kalkerde im Erze vorhanden sind, so müssen demselben zur
Erzeugung der obigen Schlacke 30—3=27 Thle. Kalkerde oder 48 Thle.
reiner kohlensaurer Kalk hinzugefügt werden.


Die Zusammensetzung der Zuschläge muss auch bekannt sein, z. B. des
Kalkes, Thones etc.


b) durch qualitative Ermittlung der erdigen BestandtheileSchätzen des
Erdengehaltes.

im Erz mittelst einfacher Versuche oder nach ihren physikalischen
Kennzeichen (Kalk braust mit Säuren, Thon giebt beim An-
hauchen den charakteristischen Thongeruch und Quarz schlägt
am Stahl Funken), Taxiren der etwaigen Quantität der einzel-
nen Bestandtheile, Beschicken thoniger Erze mit Kalk, kalkiger
mit Thon und kieseliger mit Thon und Kalk in verschiedenen
Verhältnissen, auch wohl Verschmelzen der Probe für sich ohne
alle Zuschläge, und Beurtheilung des Schmelzausfalles haupt-
sächlich nach der Beschaffenheit der erfolgenden Schlacke. Hat
man einmal nach diesem auf den Hütten häufig gebräuchlichen
Verfahren für das Erz von einer gewissen Grube das passende
[332]VII. Eisen. Trockne Proben.
Zuschlagsverhältniss ermittelt, so kann dasselbe nahezu immer
gleich bleiben. Mittelst dieses Verfahrens lässt sich auch das für
die Praxis wichtige Resultat ermitteln, wie weit man mit den
Zuschlägen, z. B. Kalkzuschlägen, herabgehen kann, um bei guter
Roheisenqualität noch eine passende Schlacke zu erhalten, in-
dem man dieselbe Probe oder bereits gattirte Erze mit ver-
schiedenen Mengen Kalk in abnehmender Linie beschickt.


Zuschläge
behuf blosser
Bestimmung
des Roheisen-
gehaltes.

α) Kommt es nur darauf an, die Menge des aus einem
Erze etc. ausbringbaren Roheisens zu ermitteln, ohne aus dessen
Qualität
Schlüsse für die Praxis ziehen zu wollen, so wählt
man wohl auf den Hüttenwerken beim Ausbringen des Roheisens
im Grossen nicht übliche aber kräftig solvirende und eine dünn-
flüssige Schlacke herbeiführende Zuschläge (Soda, Glas, Borax,
Aetzkali).


Beispiele.

Rivot1) beschickt in dieser Absicht 40 Gramm quarziges oder thoniges
Erz mit 40 Gramm Soda, und 20 Gramm kalkiges Erz mit 40 Gramm Borax
in einer grösseren Eisentute von den S. 83 angegebenen Dimensionen und
schmilzt nach §. 146 auf Roheisen.


Nach Stévart2) thut man 1 Ctr. Erz mit 15 20 % Kreide in eine Ei-
sentute, bedeckt die Masse mit einem Stückchen Aetzkali oder Soda und
schmilzt in gewöhnlicher Weise auf Roheisen. — Liebig erhitzt das Erz mit
Soda und Cyankalium und schlämmt das reducirte Eisen rasch aus, damit
sich dasselbe nicht oxydirt.


Zuschläge
behuf Ermitt-
lung des Roh-
eisengehalts u.
der Qualität
des Roheisens.

β) Will man aus der Beschaffenheit des Roheisenkönigs
von der Probe Schlüsse auf diejenige des im Grossen auszubringen-
den Roheisens machen und überall das Schmelzverhalten des
Erzes kennen lernen, so ahmt man im Kleinen die Vorgänge bei
dem Schmelzen im Grossen nach und wählt namentlich die auf Hüt-
tenwerken üblichen Zuschläge, deren Zusammensetzung auf analy-
tischem Wege ausgemittelt sein muss. Als solche kommen zur
Verwendung: Quarz (S. 120) oder gestossener Sandstein, eisenfreier
Thon (S. 121), eisen- und bleifreies Glas (S. 120), Hohofen-
schlacke
(S. 136) und von phosphorsauren Salzen und Schwefelme-
tallen freier Kalk (S. 127), letzterer in Gestalt von kohlensaurem
Kalk (Kreide und Marmor roh oder geglüht) oder von metallhal-
tenden Mineralien freiem Flussspath (S. 128). Dieser hat vor
ersterem den Vorzug, dass er wegen seiner Schmelzbarkeit leicht-
flüssigere Schlacken giebt und namentlich bei kieselsäurereichen
Erzen einen Theil der Kieselsäure als Fluorsilicium bindet, welches
sich verflüchtigt und somit die Schlackenmenge nicht vermehrt.
[333]§. 145. Allgemeines.
Der im Grossen als Zuschlag angewandte Kalkstein enthält
höchstens 56% Ca, mittlere Sorten nur 50% Ca.


Wie bereits bemerkt (S. 330), wendet man Boraxglas
(S. 121) wohl dann mit Vortheil an, wenn die Erze sehr streng-
flüssig sind oder bei armen, viel Zuschläge erfordernden Erzen.
Statt des Quarzes nimmt man auch kieselsäurereiches Glas.
Zuweilen schmilzt man verschiedene Zuschläge für sich zusammen
und verwendet dann die gepulverte Masse zu den Eisenproben,
z. B. in Ilsenburg eine Schmelze aus Thon, Kalk und Borax,
der man nach Erforderniss noch Flussspath oder Glas oder
beide zusetzt, wo dann aber die Zustände nicht mehr ganz, wie
im Grossen, obwalten.


Als Beispiele für die Beschickung verschiedener ErzeBeispiele.
Clausthal.
Laborat.

sind unter anderen folgende anzuführen: Im Clausthaler La-
boratorium
für reiche Erze mit wenig oder gar keinen Erden (sowie
für todtgeröstete Kiese und Leche) 10% Flussspath. 10% Kreide und 15—
20% Thon; für kalkige 15—20% Thon, 20—40% Quarz, bei gleichzeiti-
gem grösseren Magnesiagehalt nach 10% Kreide; für thonige 20—25%
Kreide und 20—25% Flussspath; für kieselige 20% Kreide, 25% Fluss-
spath und 5—10% Thon und wenn sie arm sind, 10—15% Flussspath und
2—3% Thon mehr; für Eisensilicate, Eisenfrischschlacken, 15—
20% Kreide, 15—20% Flussspath und 5—10% Thon.


Rivor1) setzt kalkigen Erzen Thon und wenig Quarz zur BildungRivot’s
Beschick.

eines Verhältnisses von 40 Si, 15 Al und 45 Ca zu; für quarzige einen
Dolomitzuschlag unter Bildung einer aus 40 Si, 40 Ca und 20 Mg beste-
henden Schlacke oder einen Zuschlag von Thon und Kalk behuf Erzielung
eines Verhältnisses von 50 Si, 12 Al und 38 Ca. Letzteres Verhältniss giebt
eine sehr gutschmelzbare Schlacke. 100 Quarz erfordern in letzterer nicht
weniger als 150 Thon und 350—360 Kalk oder 250—260 Dolomit; auf 100
Thon kann man 100—120—130 Kalk und bei Anwesenheit von Kalk und
Thon im Erz auf 100 Thon 110—130 kohlensauren Kalk rechnen; für sehr
reiche Erze wendet derselbe 10—15 Gramm eines vorher zusammengeschmol-
zenen Flussmittelgemenges auf 20 Gramm Erz an, und zwar je nach dem
grössern Kalk- oder Kieselerdegehalt Compositionen von nachstehender Zu-
sammensetzung:


  • Si 35 40 50
  • Al 15 15 15
  • Ca 50 45 35.

Percy2) macht zur Auffindung der richtigen Beschickung für ein ErzPercy’s
Beschick.

gleichzeitig 3 Proben mit folgenden Gemengen: 4 Glas und 1½ Kalk, 2½
Glas und 2½ Kalk. 4 Kalk und 1 Glas und ersieht dann aus dem Schmelz-
[334]VII. Eisen. Trockne Proben.
erfolge das richtige Verhältniss, bei welchem sich nahezu eine Singulosilicat-
schlacke (S. 329) erzeugt. In der Praxis haben sich für 10 Grain1) (0,648 Grm.)
Erz nachstehende Gemenge in vielen Fällen bewährt: für reine Erze fast
frei von aller Gangart (manche Magnet-, Roth- und Brauneisensteine): 2½—
2 Grain Glas und 2⅓—3 Grain Kalk oder 1—0 Sand, 2 Chinathon (S. 77) und
2½ Kalk; z. B. Rotheisenstein gab mit 2 Glas und 3 Kalk 73,4% Roheisen,
auf nassem Wege 69,75 Fe, Brauneisenstein mit 2½ Glas und 3½ Kalk resp.
45,0 und 43,45%: für kieselige Erze: 1 Glas und 4 Kalk oder 2 Chinathon
und 4 Kalk; z. B. rohe Puddelschlacke mit 1 Glas und 4 Kalk 64,1% Roheisen und
56,54% Fe auf nassem Wege; für titanhaltigen Eisensand: 2½ Glas,
1½ Kalk und 1 Chinathon, mit 34,3% Roheisen und 32,13% Fe auf nassem
Wege; für Erze mit Carbonaten von Ca, Mg und Mn: 4—3 Glas und
1½—2 Kalk oder 1 Sand, 2 Chinathon und 1½ Kalk; z. B. kalkiger Roth-
eisenstein mit 4 Glas und 1½ Kalk 35,2% Roheisen und auf nassem Wege
33,35% Fe, Spatheisenstein mit 3 Glas und 2 Kalk resp. 40,4 und 34,25;
für kieselige und thonige Erze: 2½—0 Glas und 2½—3 Kalk oder
0—2 Chinathon und 2—3 Kalk, z. B. Thoneisenstein mit 2½ Glas und 2½
Kalk 42,1% Roheisen und auf nassem Wege 37,55% Fe.


Bei Anwendung von Borax nimmt man z. B. für reine Erze das
halbe Gewicht eines aus gleichen Theilen Kalk und Boraxglas bestehenden
Gemenges; für kieselige und thonige 50% Kalk und 30% Borax; für
kalkige 50% Borax und 30% Kalk oder weniger. —


Klasek’s
Beschick.

Nach Klasek2) beschickt man zu Przibram. 50 Pfd. quarz- und thon-
haltige Roth- und Brauneisensteine mit 50 Pfd. Borax, 20 Pfd. Flussspath
und 2 Pfd. Kohle, kalkige mit Borax allein oder mit quarzhaltigem Thon oder
Quarz.


Leitung der
Temperatur.

4) Die richtige Leitung der Temperatur. Damit
das oxydirte Eisen im Erz hinreichend Zeit hat, sich zu redu-
ciren und auch theilweise zu kohlen, bevor das Schmelzen der
schlackengebenden Bestandtheile stattfindet, darf man bei der
Schmelzprobe die Temperatur in der ersten Periode nur lang-
sam steigern und dann erst die stärkste Hitze geben.


Die Dauer der letzteren hängt von der Intensität und
Menge der Wärme ab, welche der angewandte Ofen geben
kann.


Am leichtesten lässt sich die Temperatur in einem Wind-
ofen mit hoher Esse (S. 56) reguliren, namentlich wenn man
denselben von oben anheizt (S. 59). Man giebt darin ¾—1
Stunde lang schwache Hitze, dann rasch eine etwa eben so lange,
zum Schmelzen von Roheisen und Schlacke (1600—1800°) hin-
reichende Weissglühhitze. Im Gebläseofen steigt die Hitze vom
Anfang an rascher und es genügt eine Schmelzdauer von im
[335]§. 146. Deutsche Probe.
Ganzen ¾—5/4 Stunden, je nach der Strengflüssigkeit und Menge
des angewandten Erzes.


Steigert man die Temperatur in der ersten Periode zu rasch,
so verschlackt sich bei einer kieselerdereicheren Beschickung
oder bei Anwendung von Borax oder Glas nicht reducirtes Ei-
senoxydul und giebt eine grüne Schlacke; bei basischer Be-
schickung entsteht ein schwach gekohlter, wohl nicht zu einem
runden Korn zusammengeflossener eckiger König. Wirkt die
hohe Temperatur in der letzten Periode zu anhaltend ein, so
bildet sich ein stark graphitisches Korn und die Schmelztiegel
können zu sehr erweichen und beim Herausnehmen Schaden
erleiden. Dies geschieht im Gebläseofen leichter, als im Wind-
ofen.


Das Schmelzen der Eisensteinsbeschickung auf RoheisenEintheilung d.
Schmelz-
proben.

kann entweder in einer mit Kohle ausgefütterten Eisentute
(deutsche Probe) oder im Gemenge mit Kohle in einem un-
gefütterten Thon- oder Graphittiegel (englische Probe) ge-
schehen. Letztere lässt sich wegen Corrosion des Tiegels bei Möller-
proben nicht anwenden und giebt, da namentlich von den Gra-
phittheilchen an der Oberfläche der Schlacke Roheisenkügelchen
eingeschlossen werden, etwas geringere Gehalte, als die deutsche
Probe.


§. 146. Deutsche Schmelzprobe auf Roheisen. 1—3 GrammZubereitung d.
Proben.

(gewöhnlich ½ Probirctnr., seltener 20 Grm. (S. 332) des ge-
pulverten, bei 110 oder 120° C. getrockneten und durch ein
Sieb mit 16—24, auch wohl bis 32 Maschen pro Cm. geschlagenen
Erzes werden in einer kleinen eisernen Reibschale (Taf. VI. Fig.
115) mit den erforderlichen Zuschlägen, welche die Vorunter-
suchung (S. 331) ergeben hat, erst gemengt, dann innig zusam-
mengerieben, die Beschickung mittelst eines Borstenpinsels oder
Hasenpfotens in eine Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 a) gekehrt
und aus dieser vorsichtig in eine mit Gestübbe ausgefütterte
Eisentute1) mit Fuss (Taf. VII. Fig. 84) oder ohne Fuss (S. 84)
[336]VII. Eisen. Trockne Proben.
(Taf. VI. Fig. 86) gethan. (Von bereits im Grossen gattirten
und beschickten Eisensteinen genommene Proben, Möller-
proben
, erhalten keine weiteren Zuschläge, wenn man nicht
auf den Aschengehalt des im Grossen benutzten Brennstoffs
Rücksicht nehmen will, indem sonst die entsprechende Menge
Asche zur Probe gegeben wird; desgleichen setzt man wohl von
den zu untersuchenden Eisensteinen eine Probe ohne alle Zuschläge
ein, um dann aus dem Schmelzresultat Schlüsse auf die Natur
des Erzes machen zu können.) Damit die Masse recht dicht
liegt, stösst man die Tute beim Einfüllen öfters auf und drückt
das Pulver zuletzt mit einem Achatpistill möglichst fest.
Dabei sieht man darauf, dass an den noch freien Wänden des
Kohlentiegels keine Beschickungstheilchen adhäriren, sonst muss
man dieselben mit einer Federfahne herabkehren. Auf die Be-
schickung streut man eine dünne Lage Flussspath, damit dem-
nächst keine Roheisentheilchen an dem Kohlenpulver hängen
bleiben, füllt den noch übrigen Raum im Gestübbe mit Kohlen-
pulver oder breitet das abgelöste Gestübbe selbst darüber, drückt
in dasselbe einen aus Holzkohle hergestellten, unterwärts mit
einem eingeschnittenen Zeichen versehenen Deckel und lutirt
auf dem Tiegelrand einen Thondeckel oder den Fuss einer Ei-
sentute, bis auf eine kleine Oeffnung zum Entweichen der Gase
aus dem Innern, mit wenig feuerfestem Thon auf, nach dessen
Austrocknen die Probe zum Schmelzen im Wind- oder Ge-
bläseofen
fertig ist.


Schmelzen im
Windofen.

1) Das Schmelzen in gut ziehenden Windöfen1) (S. 56)
1)
[337]§. 146. Deutsche Probe.
ist aus bereits angegebenen Gründen (S. 61) demjenigen in
Gebläseöfen vorzuziehen.


Ausserdem gestatten erstere ein bequemeres Arbeiten,
ruhigeres Schmelzen und nehmen mehr (bis 24—30) Tiegel auf,
während Gebläseöfen wohl etwas weniger Brennmaterial und
kürzere Schmelzzeit erfordern.


Man setzt die Tuten mit einem Fuss in gehörigen Zwischen-
räumen von einander und von den Ofenwänden direct auf den
Rost; dagegen werden Tuten ohne Fuss zuvor auf Käsen mit
Thon lutirt und zwar zuweilen mehrere zusammen auf einen
grossen Käse. Sind die Tiegel nicht am Kohlendeckel gezeichnet,
so muss man sie in einer gewissen Reihenfolge in den Ofen
setzen und in dieser auch wieder herausnehmen. Tuten mit
Fuss lassen unter diesem auch ein Zeichnen mit Kreide zu. Die
Anzahl der einzusetzenden Tiegel richtet sich nach der Grösse
der Oefen (S. 57) und der der Tuten. Je grösser letztere sind,
desto langsamer wirkt die Hitze durch die dickere Gestübbe-
wand.


Das Anfeuern der Windöfen kann entweder von unten oder
von oben geschehen.


a) Beim Anfeuern von unten thut man vorsichtig
zwischen die einzelnen Tuten glühende Kohlen, füllt dann den
ganzen Ofenschacht mit nicht zu groben Holzkohlen oder Koks
oder abwechselnden Lagen von beiden, lässt bei geschlossenem
Essenschieber und offenem Schachtdeckel das Feuer sich all-
mälig während ½—¾ Stunde nach oben verbreiten, schliesst
dann die Ofenmündung, öffnet den Zugschieber immer mehr
und giebt nach dem Durchschlagen der Flamme eine etwa
noch 1 stündige bis zur Weissgluth steigende Hitze.


Percy füllt den unten mit glühenden Kohlen versehenen
Ofen ganz voll todter Kohlen, schliesst denselben, öffnet ihn
nach 10 Min., wenn das Feuer gut in Brand gekommen, auf
10 Min., um das Feuer zu dämpfen, bis Wasser und Kohlen-
säure aus dem Erz entlassen, und steigert dann die Temperatur
während 30—40 Min. bis zur Weissgluth. — Klasek erhitzt im
Windofen zu Przibram (S. 56) ¼ St. schwach, steigert ½ Stunde
die Temperatur und giebt zuletzt noch ¼ Stunde die stärkste
Hitze, so dass die ganze Operation an 2 Stunden bei einem gut-
ziehenden Ofen dauert.


Während des Schmelzens giebt man von Zeit zu Zeit Brenn-
material nach, nachdem man zuvor durch Räumen mit einem
Kerl, Probirkunst. 22
[338]VII. Eisen. Trockne Proben.
Haken die glühenden Kohlen gedichtet hat; zuletzt lässt man
das Brennmaterial so weit niedergehen, dass man die zuvor wohl
mit einem Eisenräumer losgemachten Tuten mit einer Tiegelzange
(Taf. VIII. Fig. 130) fassen und herausnehmen kann, worauf
man sie etwas aufstösst und zum Erkalten hinstellt. Da bei
diesem Verfahren wegen plötzlichen kalten Luftzutritts die Tiegel
leichter reissen und beim Schütteln des Tiegels sich Eisenkörn-
chen zerstreuen können, so ist es zweckmässiger, wenn die
Kohlen bis zum Tiegeldeckel niedergebrannt sind, die Ofenmün-
dung und das etwa vorhandene seitliche Einsatzloch zu öffnen,
die Esse zu schliessen, die Proben etwas erkalten zu lassen und
sie einzeln oder mit dem Käse herauszunehmen. Lässt man sie
im Ofen völlig erkalten, so haften die Tiegel bei aschenreicherem
Brennmaterial, z. B. Koks, fest an und der Ofen lässt sich we-
niger gut von Ansätzen reinigen.


Das Anfeuern von oben mit den S. 59 angegebenen
Vortheilen geschieht, z. B. in der Pariser Bergschule, in der
Weise, dass man den Ofenschacht nach dem Einsetzen der Tuten
mit todten Kohlen bis mitten an den Fuchs füllt, glühende Kohlen
oben auf thut, das Register ganz schliesst, das Feuer allmälig
nach unten gehen lässt und dabei die verbrannten Kohlen er-
setzt. Etwa 1 Stunde nach dem Anlassen schliesst man den
Ofen, öffnet das Register ein wenig, schürt alle 5—10 Min.
gleiche Theile Holzkohlen und Koks nach, indem man nach dem
Aufräumen der glühenden Kohlen erst eine Lage Koks und dann
eine nahezu gleiche Schicht Holzkohlen einbringt. Nachdem der
Fuchs gereinigt und der Ofen wieder bedeckt ist, öffnet man
das Register von Viertel- zu Viertelstunde immer mehr, bis
dasselbe 1½—1¾ Stunden nach dem Anlassen völlig geöffnet
ist. Dann muss der Ofen noch etwa ¼ Stunde in der stärksten
Weissglühhitze bleiben, worauf man das Brennmaterial nieder-
gehen lässt, die Tiegel herausnimmt und den noch heissen Ofen
von Ansätzen reinigt.


In der Berliner Bergakademie schmilzt man in dem
S. 336 erwähnten Ofen nach dem Durchschlagen der Flamme
½ Stunde bei zweimaligem Nachgeben von Holzkohlen.


Schmelzen im
Gebläseofen.

2) Bei Anwendung eines Gebläseofens1) (S. 61) setzt
[339]§. 146. Deutsche Probe.
man die Tuten mit Fuss auf eine Lage Quarzsand derart, dass
der Theil der Tute, in welchem die Schmelzung vor sich gehen
soll, im Focus je einer Düse steht. Auch lutirt man wohl Tuten
mit Fuss, namentlich aber solche ohne Fuss auf eine feuerfeste
Thonplatte und stellt diese so auf den Boden des Ofens, dass
vor jede Düse eine Probe zu stehen kommt. Nachdem zwischen
die Tuten glühende Kohlen geworfen und der Ofenschacht mit
todten Kohlen von nicht zu grossem, möglichst gleichem Volum
gefüllt worden, beginnt man ganz schwach zu blasen und stei-
gert unter öfterem Zusammenrütteln der glühenden und Nach-
geben von todten Kohlen während ½—¾ Stunde die Temperatur
zur hellen Weissgluth, wo dann zuletzt eine etwa 10 Mm. dicke
Eisenstange, wenn sie in die Formregion eingehalten wird, nach
30 Sec. völlige Schweisshitze zeigen muss. Man bläst dann nieder
und nimmt die Proben mit der Tiegelzange einzeln oder gleich die
ganze Thonplatte heraus, nachdem bei feststehendem Gebläse-
ofen die vordern losen Einsatzsteine weggerissen worden.


Zu Fahlun1) in Schweden und auf ähnliche Weise zu
Leoben erhitzte man in einem 8 düsigen Sefström’schen Ge-
bläseofen (S. 64) 4 Tiegel, jeden mit 3 Gramm Eisenstein, etwa
1 Stunde; später wandte man kleinere Eisentuten ohne Fuss
(Taf. VI. Fig. 86), sowie auch einen kleineren Ofen (S. 64)
für 6 Tuten an, wodurch die Kosten des Apparates und der
Proben vermindert sind.2) Die Tiegel, welche 1 Gramm Eisen-
stein enthalten, werden auf eine Lage Quarzsand von Hanfkorn-
grösse so eingestellt, dass ihre mittlere Höhe sich im Focus der
Düsen befindet, der Ofen mit gleichgrossen, durch einen Rätter
gelassenen todten Kohlen von ½ Cbzoll. Grösse gefüllt, glühende
oben auf gethan, dann mit 2 Mm. Quecksilberpressung so lange
(etwa ½ Stunde) geblasen, bis sich das Feuer auf den Boden
niedergezogen hat, dann während 15 Mm. die Pressung bis auf
10 Mm. gesteigert und diese bis zum Ende beibehalten. Die
Temperatur ist zuletzt gut, wenn ein 6—7 Mm. dicker Eisen-
stab in dem Feuer in 20 Sec. weissglühend wird und beim
Herausziehen Schweissfunken wirft. Die Blasezeit bei erhöhter
Pressung dauert etwa ½ Stunde.


Die erkalteten Proben werden auf einer Eisenplatte mög-Behandlung d.
erkalteten
Proben.

lichst nur von ihrem Deckel befreit, der Kohlendeckel wegge-
22*
[340]VII. Eisen. Trockne Proben.
nommen, der Inhalt des Tiegels auf Papier ausgestürzt und der
mit der Schlacke zusammenhängende Roheisenregulus herausge-
nommen. Nachdem derselbe mit der Schlacke zusammen ge-
wogen, giebt man in einem bedeckten Mörser einige Schläge auf
die Schmelze, wobei der Roheisenkönig sich von der Schlacke
trennt, betrachtet letztere auf dem Bruche, pulvert sie dann,
breitet das Pulver auf Glanzpapier aus und zieht, mit einem
Magnet darin hin und her fahrend, die noch eingemengten Ei-
sentheilchen aus, indem man die etwa am Magneten adhärirende
Schlacke abbläst. Unter Wasser folgen die Eisenpartikel dem
Magnete noch leichter. König und Eisenkörnchen werden dann
zusammen ausgewogen (bei grösserer Probeneinwage, z. B. 1 oder
mehreren Probirctr. bis auf 1, bei geringerer bis auf ½—¼ Pfd.),
und das gefundene Gewicht von dem Gesammtgewicht von
Schlacke und Roheisen abgezogen, giebt das Gewicht der ersteren.
Kennt man das Gewicht der fixen Zuschläge, so lässt sich jetzt
auch ungefähr das Gewicht der fixen erdigen Bestandtheile im
Erze finden.


Das Roheisenkorn, welches bis 6% fremde Bestandtheile
(Kohlenstoff, Silicium, Schwefel, Phosphor, Arsen etc.) enthalten
kann, wird im Eisenmörser zerstossen oder mittelst einer Pin-
cette auf einem Ambos gehalten und erst schwach, dann stark
so lange mit dem Hammer darauf geschlagen, bis Bruch erfolgt.
Farbe auf dem Bruch und Zerbrechlichkeitsgrad des Königs,
sowie die Beschaffenheit der Schlacke sind, wie später näher
angegeben werden soll, die Hauptkennzeichen zur Beurtheilung
der Richtigkeit der Beschickung und der Qualität des Roh-
eisens.


War nach diesen Kennzeichen die Beschickung gut getroffen.
so kann durch anderweitige Schmelzproben noch zu untersuchen
übrig bleiben, wie weit man mit den Zuschlägen, z. B. von Kalk,
herabgehen kann, um noch immer eine im Grossen zulässige
Schlacke zu erhalten. Bei einer unrichtigen, z. B. zu sauren
oder zu basischen Beschickung muss man nach Massgabe der
unten näher zu beschreibenden Kennzeichen die Proben mit
passenderen Zuschlägen wiederholen, bis ein erwünschtes Schmelz-
resultat erfolgt.


Letztere Untersuchungen fallen, wie bereits (S. 332) bemerkt,
weg, wenn es darauf ankommt, nur den Roheisengehalt und
nicht auch das Schmelzverhalten der erdigen Beimengungen zu
ermitteln. Man kann dann Zuschläge anwenden, welche eine
[341]§. 146. Deutsche Probe.
ganz dünnflüssige Schlacke geben, in denen weniger leicht
Eisenkörnchen hängen bleiben (z. B. Soda, Aetzkali, Flussspath
und Kochsalz etc.).


Beim allmäligen Erhitzen der Beschickung in dem Kohlen-Theorie der
Eisenprobe.

gestübbe der Eisentute nimmt letzteres an den Berührungsstellen
mit dem oxydirten Eisen des Erzes Sauerstoff auf, es entstehtReduction.
Kohlensäure und Kohlenoxydgas, welche erstere in Contact mit
der glühenden Kohle der Wände ebenfalls in Kohlenoxydgas
übergeht. Dieses durchdringt die noch poröse Beschickungs-
masse und reducirt auch das im Innern derselben vorhandene
Eisenoxyd. Damit die Reduction möglichst vollständig stattfinden
kann, bedarfs einer gewissen Zeit. Steigert man nun zu An-
fang die Temperatur zu rasch, so kann eine Frittung oder
Schmelzung der erdigen Bestandtheile eintreten, bevor alles
Eisen reducirt ist, und die Folge davon kann eine Ver-
schlackung desselben sein, namentlich bei saurer Beschickung
oder einem Gehalt derselben an Borax oder Glas. Wie bereits
bemerkt, steigt die Temperatur bei Eisenproben im Gebläseofen
rascher, als im Windofen. Nach Gay-Lussac lässt sich Eisen-
oxyd durch reines Kohlenoxydgas schon bei 400° C. reduciren,
Tunner fand jedoch, dass in einem Gemenge von Kohlenoxydgas,
Kohlensäure, Stickstoff etc. eine vollständige Reduction im Eisen-
hohofen erst bei 650—700, ja selbst bei 900° C. stattfindet.
Kohlensäure enthaltende Eisensteine, sowie kohlensaurer Kalk
geben ihre Kohlensäure erst bei Temperaturen über 580° C.
völlig ab, so dass dieselbe, durch den Kohlenstoff des Gestübbes
zu Kohlenoxydgas reducirt, in dieser Periode auch wirksam wird.


Während nun im Eisenhohofen die Kohlung des reducirtenKohlung und
Schmelzung.

Eisens bei dem langsamen Niedergang der Gichten hauptsächlich
durch gas- und dampfförmige Substanzen (Cyanverbindungen,
Kohlenoxydgas etc.) stattfindet, so dürfte in der Eisentute die
Kohlung des reducirten Eisens bei der weit rascher steigenden
Temperatur hauptsächlich erst nach der Schmelzung durch directe
Berührung mit dem festen glühenden Kohlenstoff vollendet wer-
den, ohne dass jedoch die bekannte kohlende Wirkung von
Kohlenoxydgas und Cyanverbindungen ausgeschlossen ist. Bei
einer kalkreichen, einer hohen Temperatur ausgesetzten Eisen-
steinsprobe riecht die Schlacke an der feuchten Luft stets nach
Blausäure, aus dem Kohlenstoff des Gestübbes und dem Stickstoff
der nicht völlig aus dem Tiegel auszuschliessenden Luft bei
Gegenwart von starken Basen (Alkali, Kalk) erzeugt.


[342]VII. Eisen. Trockne Proben.

Tritt bei einer zu leichtflüssigen Beschickung Schmelzung
vor der Reduction des Eisenoxydes ein und verschlackt sich
Eisenoxydul, so wird auch die Kohlung beeinträchtigt, indem
das verschlackte Eisenoxydul an bereits entstandenes Kohlen-
eisen Sauerstoff abgiebt. Auch eine zu strengflüssige Be-
schickung kann der Kohlung hinderlich sein, indem an den
Wänden haften bleibende Schlacke den Contact des oxydirten
oder bereits reducirten Eisens mit den Kohlentiegelwänden auf-
hebt. Die Kohlung des Eisens beginnt bei etwa 1000°, in der
Schmelzhitze des Kupfers (1170° C.) entsteht Stahl und bei
etwa 1400° C. ist die Bildung des Roheisens vollendet, welches
bei 16—1700° C. oder je nach seiner Qualität auch schon
früher schmilzt.


Roheisenarten.

Auf die Qualität des erfolgenden Roheisens sind die ange-
wandte Temperatur und ihre Dauer, sowie die Anwesenheit
gewisser Verunreinigungen im Erz hauptsächlich von Einfluss
Weisses Roheisen, hart und spröde, entsteht im Allgemeinen
bei einer durch Alkalien oder Manganoxydul leichtflüssig ge-
machten Beschickung und nicht zu hoher und zu anhaltender
Schmelztemperatur; die Bildung des weissen Eisens begünstigt
auch bei höherer Temperatur ein Gehalt der Beschickung an
Schwefel, Phosphor und Arsen, ferner verschlacktes Eisen-
oxydul, welches entkohlend wirkt, und auch ein Mangan-
gehalt
des Roheisens. Letzterer pflegt mit dem Kalkgehalt
und der Schmelztemperatur zu steigen und bei Anwendung roher
manganhaltiger Erze grösser zu sein, als bei Anwendung ge-
rösteter oder verwitterter. Silicium kommt gewöhnlich in
weissem Roheisen in geringeren Mengen vor, als im grauen,
weil die Kieselsäure zur Reduction höhere Temperatur erfordert.
Graues Roheisen entsteht bei einer zum Schmelzen hohe
Temperatur verlangenden strengflüssigen, z. B. kalk- oder
magnesiareichen Beschickung, oder auch bei leichtflüssiger Be-
schickung, wenn dieselbe anhaltend einer zu hohen Temperatur
ausgesetzt worden, und zwar ist in beiden Fällen die Graphit-
ausscheidung im und auf dem König um so bedeutender und
dieser um so schwärzer und zerbrechlicher, je höher und an-
haltender die Hitze. Den Uebergang vom grauen zum weissen
Roheisen macht das halbirte ohne oberflächliche Graphit-
ausscheidung. Graues Roheisen enthält um so mehr dasselbe
weniger fest machendes Silicium, je kieselerdereicher die Be-
schickung und je höher die Schmelztemperatur; der Silicium-
[343]§. 146. Deutsche Probe.
gehalt vermindert sich mit steigendem Kalkzuschlag bei hoher
Schmelztemperatur, desgleichen wird durch beide ein Schwefel-
gehalt
im grauen Roheisen herabgedrückt. Auf den Phos-
phorgehalt
desselben wirkt der Kalkgehalt der Beschickung
weniger, scheint jedoch mit steigendem, grössere Strengflüssigkeit
herbeiführenden Kalkgehalt zuzunehmen, indem sich dann bei
der erforderlichen höheren Temperatur die schwer reducirbare
Phosphorsäure in grösserer Menge reducirt. Zink und Blei
im Erz verflüchtigen sich, ersteres bei etwa 1040° C.


Zur Beurtheilung des Schmelzresultates dienen derBeurtheilung
des Schmelz-
resultates.

allgemeine Habitus der geschmolzenen Masse, das Ansehen der
Schlacke und des Königs äusserlich und auf dem Bruche, sowie
dessen Hämmerbarkeit.


1) Allgemeiner Habitus der Schmelze.Allgemeiner
Habitus der
Schmelze.


a) Die Beschickung war in gutem Fluss, wenn sich unten
an der keine Eisenkügelchen einschliessenden Schlacke ein
runder (nicht eckiger) stahlgrauer Roheisenkönig befindet. Trotz-
dem können Schlacken- und Roheisenbeschaffenheit nicht er-
wünscht sein. Die Probe ist nur als völlig gerathen anzusehen,
wenn der äusserlich entweder graphitfreie oder wenig graphitische
König auf dem Bruche halbirt oder lichtgrau, feinkörnig und
nicht leicht zerbrechlich ist, während die Schlacke glasig, email-
artig oder steinig erscheint, ohne bei ersteren beiden Aggregat-
zuständen grün gefärbt zu sein. Nicht runde, weisse Könige
bei grüner, glasiger Schlacke sind zu verwerfen, während stark
graphitische Könige mit grobkörnigem Gefüge und von geringer
Festigkeit bei steiniger oder erdiger Schlacke wohl noch passiren,
obgleich sie den Eisengehalt etwas zu hoch erscheinen lassen.


b) Es zeugt von zu viel Kieselsäure oder der Anwe-
senheit von Eisensilicaten
eine aufgeblähte grüne Schlacke
mit eingemengten Schalen oder platten Körnern eines minder
gekohlten hellen, geschmeidigen Eisens, dadurch entstanden,
dass Verschlackung des Eisenoxyduls früher eintrat, als dessen
Reduction stattgefunden hatte, in Folge dessen das Eisensilicat
auf bereits gekohltes Eisen entkohlend wirkte und die dabei
gebildeten Gase die grünfleckige Schlacke zum Aufblähen brach-
ten. In solchem Falle bedarfs erhöhter Kalkzuschläge.


c) Eine zu niedrige Schmelztemperatur oder zu
strengflüssige
, z. B. an Kalkerde und Magnesia zu reiche
und an Thonerde zu arme Beschickung wird angezeigt durch
[344]VII. Eisen. Trockne Proben.
eine unvollständig geschmolzene oder gar nicht geschmolzene
pulverige Schlacke mit eingemengten kleineren oder grösseren,
äusserlich glatten und in Folge unvollständiger Kohlung etwas
hämmerbaren, von der Schlacke schwierig zu trennenden Roh-
eisenkörnern, welche sich nicht zu einem Könige vereinigen
konnten. Zuschläge von quarzigem Thon oder quarzreichem
Thonschiefer werden die überschüssige Kalkerde neutralisiren
und sollte die Strengflüssigkeit von Magnesia herrühren, so muss
neben Kieselsäure Kalk zugeschlagen werden, um den Magnesia-
gehalt herabzudrücken (S. 330).


Schlacken-
beschaffenheit.

2) Schlackenbeschaffenheit hinsichtlich des Ag-
gregatzustandes und der Farbe
.


a) Gute Schlacken sind farblos, an den Kanten durch-
scheinend, glasig, halbglasig, porzellan- oder emailartig bei
weisser, hellgrauer oder bläulichgrauer Farbe. Auf das glasige
oder emailartige Ansehen ist von Einfluss der Kieselsäuregehalt
der Beschickung und die Schnelligkeit des Erkaltens; je rascher
dieses geschieht, um so glasiger bleibt die Schlacke. Der zu-
gehörige runde König ist grau oder halbirt, ohne Graphitaus-
scheidung auf der Oberfläche, zähe und trennt sich von der
Schlacke vollkommen und leicht. Amethystfarbige glasige oder
email- bis steinartige gelblichgrüne oder braune Schlacken deuten
auf Manganoxydul; Thonerde, in richtiger oder grösserer
Menge vorhanden, erzeugt dunklere graue Farben, welche mit dem
Abnehmen der ersteren und dem Zunehmen von Kalk lichter wer-
den; desgleichen färbt Kohlenstoff grau, Magnesia in grösserer
Menge bräunlich. Schwefel und Titan in grösserer Menge er-
zeugen schwarze und letzteres auch kolophoniumartige, äusserlich
eigenthümlich gerunzelte Schlacken, die zuweilen, so wie der
König, mit kupferrothem Cyanstickstofftitan überzogen sind.
Schwefelcalcium giebt geaderte oder gefleckte, beim An-
hauchen nach Schwefelwasserstoff riechende Schlacken. Blaue
Färbungen können von Titan, Phosphor, einer Ultrama-
rinbildung
oder von optischen Verhältnissen erzeugt werden.


b) Zu kieselerdereiche Schlacken sind mehr oder
weniger durchsichtig, glasig, leichtzerbrechlich, scharfkantig,
grüngefärbt und schwieriger von dem weissen geschmeidigen,
zuweilen eckigen (kohlenstoffarmen) Eisenkorn zu trennen (S. 343).


c) Ein Ueberschuss an Basen, namentlich an Kalk-
und Talkerde, ertheilt der Schlacke ein porzellanartiges, stei-
niges bis erdige; Ansehen, rauhen, zuweilen krystallinischen
[345]§. 146. Deutsche Probe.
Bruch bei heller, grauer, gelbgrüner oder brauner, in den beiden
letzteren Nüancen von Mangan herrührender Farbe. Der gleich-
zeitig entstehende mehr oder weniger graphitische König ist
leichter zerbrechlich. Bei sehr hohem Kalkgehalt zerfällt die
Schlacke unter Entwicklung eines Geruches von Blausäure zu
Pulver, es kann sich aber noch das Roheisen zu einem sehr
graphitischen Könige vereinigt haben. Die in solchen Fällen
erforderlichen Zuschläge sind die oben (S. 333) angeführten.


3) Beschaffenheit des Roheisenkönigs.Qualität
des Roheisens.


a) Gutgerathene Könige haben äusserlich, ohne merk-
liche Graphitausscheidung, ein stahlgraues Ansehen bei guter
Form, zerbrechen unter dem Hammer schwieriger, sind auf
dem Bruche feinkörnig und grau oder halbirt; bei Titan ist der
stark graue König äusserlich glatt, zerbrechlich, mit krystalli-
nischem Bruche und hängt fest an der oben (S. 344) näher
charakterisirten Schlacke.


b) Ein äusserlich und innerlich graphitischer, grobkörniger
schwarzgrauer, leicht zerbrechlicher König deutet auf zu hohe
oder zu anhaltende Temperatur, mag diese zum Schmelzen
einer zu strengflüssigen Beschickung erforderlich gewesen oder
unnöthiger Weise bei einer leichtflüssigeren Beschickung gegeben
sein. Danach fallen auch die Schlacken verschieden aus (S. 344).
In ersterem Falle sind sie steinig oder erdig im Bruche.


c) Zu kohlenstoffarmes Eisen, hauptsächlich durch
Einwirkung von verschlacktem Eisenoxydul auf bereits gekohltes
Eisen gebildet (S. 343), erscheint als gestrickter, eckiger, glän-
zender und sehr geschmeidiger, zuweilen angelaufener König,
an welchem eine grüne Schlacke fest haftet oder den König
ganz umgiebt.


d) Weisses Roheisen kann entstehen bei einer durch
Manganoxydul oder Alkalien leichtflüssig gemachten Beschickung,
wo dasselbe, in Folge des Mangangehaltes, bei guter Schlacke
im Bruche wohl blättrig, krystallinisch oder dicht ist; bei grüner
eisenoxydulhaltiger Schlacke als kohlenstoffarmes Eisen; bei An-
wesenheit von Schwefel, Phosphor, Arsen, Mangan, Chrom etc.
Bei Schwefel ist das Korn auf dem Bruche weiss oder licht-
grau und wohl von netzförmiger Structur; bei Phosphor weiss,
hart und unter dem Hammer leicht zerbrechlich; bei Mangan
äusserlich glatt, hart, leicht zerbrechlich, krystallinisch und dicht
im Bruche; von Chrom glatt, gut geschmolzen von zinnweisser
[346]VII. Eisen. Trockne Proben.
Farbe, krystallinischem Bruche bis zu einer halbgeflossenen
weissen oder lichtgrünen schwammigen Masse, je nach dem
Chromgehalt; die stark gefärbte kolophoniumbraune Schlacke ist
zuweilen mit einer dünnen metallischen Schicht überzogen.


Bestimmung
fremder Be-
standtheile.

Die fremden Bestandtheile im Roheisen müssen auf gewichtsanalytischem
Wege (nach Anleitung der Werke von Rose, Fresenius, Wöhler, Rivot etc.)
ermittelt werden. Eggertz hat einfache Methoden zur Bestimmung eines
Schwefel-1), Phosphor-2), Kohlenstoff-3) und Silicium gehaltes4)
im Eisen angegeben, welche sich auf jeder Hütte in kurzer Zeit auch von
Personen ausführen lassen, welche keine geübte Analytiker zu sein brauchen.
Solche praktische Methoden geben aber nur dann zuverlässige Resultate,
wenn man sich mit Hinsicht auf scheinbare Kleinigkeiten, z. B. Quantität
und Stärke der Reagentien, an die Vorschriften hält, welche ein langes und
mühseliges empirisches Probiren als die zweckmässigsten erscheinen lässt.
In dieser Beziehung sind die Eggertz’schen Methoden besonders empfehlungs-
werth, z. B. auch die S. 216 angegebene colorimetrische Kupferprobe.


Zusammen-
stellung des
Schmelzresul-
tates.

Um neben dem Roheisengehalt Kenntniss von der Menge
der im Erze enthaltenen erdigen Bestandtheile, dem Sauerstoff-
gehalt des Eisens etc. zu erhalten, lässt sich das Schmelzresultat
nach Berthier und Rivot wie folgt zusammenstellen:


Nennt man P das Gewicht von Schlacke und Roheisenkönig
zusammen, F dasjenige des letzteren, PF das Gewicht der
Schlacke, M die fixen Bestandtheile im Erz und N diejenigen
in den Zuschlägen, so sind dem Versuche unterworfen M + N
und man hat davon erhalten P. Die Differenz von P—(M + N)
giebt nahezu den Sauerstoffgehalt an, den das Erz verloren hat.
Mittelst desselben kann man den Eisenoxydgehalt des Erzes
und daraus seinen reinen Eisengehalt berechnen, welcher sich
durch die erhaltene Roheisenmenge controliren lässt, indem man
— bei Abwesenheit von Schwefelungen, schwefel-, phosphor- und
arsensaurem Salz und Manganoxyd im Erz — im Roheisenkönig
5% fremde Bestandtheile annimmt. Sind solche Substanzen im
Erz vorhanden, so lässt sich eine derartige Rechnung überall
nicht ausführen.


Ergab sich nach der Berthier’schen Probe (§. 148) die
Menge der erdigen Bestandtheile (Quarz, Thon, Kalk, Magnesia)
zu A, so repräsentirt die Differenz zwischen dem Gewicht der
[347]§. 147. Englische Probe.
Schlacke und der Summe der Gewichte der zugefügten ver-
schlackbaren Bestandtheile
das Gewicht der im Erze enthaltenen verschlack baren Bestand-
theile, welche in die Schlacke übergegangen und bei der
Berthier’schen Probe nicht bestimmbar sind (als Thonerde,
Manganoxyd, Alkalien etc.).


§. 147. Englische Eisenprobe.1) Man wendet unausgefüt-Verfahren.
terte cornische Thon- (S. 84) oder besser Graphittiegel an,
thut in dieselben 100—1000 Grain (7—70 Gramm) Erz im Ge-
menge mit 20—25% Kohlenpulver, Koksklein oder Anthracit-
pulver und den Percy’schen Flussmitteln (S. 333), lutirt die
bedeckten Tiegel und versetzt sie während 1 Stunde im Wind-
ofen bei Koks oder Anthracit allmälig in Weissglühhitze. Es
muss ein gutgeschmolzener König und eine glasige, durch-
scheinende, schwach grüne oder graue Schlacke erfolgen, aus
welcher einzelne Körner mit dem Magnet ausgezogen werden.
Von 500 Grain Rotheisenstein erfolgten z. B. mit 200 Gr. Glas,
300 Gr. Kalk und 120 Gr. Anthracitpulver 345 Gr. = 69%
Roheisen und mit 250 Gr. Schieferthon, 300 Gr. Kalk und
120 Gr. Anthracitpulver 69½% Roheisen.


§. 148. Berthier’s Verfahren zur Ermittlung der schlacken-
gebenden Bestandtheile auf trocknem und nassem Wege.


Diese Probe2) bezweckt, mittelst einfacher analytisch-che-Zweck der
Probe.

mischer Operationen die erdigen Bestandtheile in einem Erze
der Qualität und Quantität nach kennen zu lehren, um danach
eine richtige Beschickung für die Eisenprobe auf trocknem Wege
zusammensetzen zu können (S. 331).


Die Probe erstreckt sich eigentlich nur auf die Bestimmung
des Glüheverlustes, des Kalkerde- und des Thon- und
Quarzgehaltes, lässt aber auch mit passender Modification
diejenige eines Magnesia- und Thonerde gehaltes zu. Der
Untersuchung entziehen sich Mangan, Alkalien u. a. (Der
Mangangehalt kann durch eine volumetrische Probe (§. 110, 2,
b, γ und §. 151, 2) bestimmt werden.) Ermittelt man noch den
Eisengehalt des Erzes auf nassem oder trocknem Wege, so er-
[348]VII. Eisen. Trockne Proben.
hält man ein für die Praxis meist hinreichendes Bild von der
Erzzusammensetzung.


Manipu-
lationen.
Calciniren.

Das Verfahren umfasst nachstehende Operationen:


1) Calciniren zur Bestimmung der fixen Bestand-
theile
. 1 Probircentner (5 Grmm.) des bei 100° C. getrock-
neten feingeriebenen Erzes wird auf einem Röstscherben einer
etwa ¼stündigen starken Rothglühhitze zur Austreibung flüch-
tiger Stoffe (Wasser, Kohlensäure, Bitumen) ausgesetzt. Eisen-
oxydul und Manganoxydul enthaltende Erze bedürfen zur Ueber-
führung in Oxyde einer längern Oxydation. Dieselben werden
zweckmässig 25—30 Min. geglüht, dann der Scherben aus der
Muffel genommen, nach dem Erkalten etwas Salpetersäure auf
die Masse getröpfelt und allmälig wieder bis zur Rothgluth er-
hitzt. Das Glühen muss so lange fortgesetzt werden, bis zwei
Wägungen übereinstimmende Resultate geben. Sollte die ge-
glühte Masse, was nach Anwendung von Salpetersäure leicht
geschieht, am Scherben festhaften, so muss der Versuch in
einem tarirten Platintiegel vorgenommen werden.


Schwefel- oder Arsenmetalle enthaltende Eisenerze glüht
man anfangs für sich, dann 1—2mal mit 10—15% Kohlenstaub,
indem man nöthigenfalls zuletzt etwas Salpetersäure hinzufügt.


Kalk- u. Talk-
erdegehalt.

2) Bestimmung der Kalk- und Talkerde. Um sich
von der Anwesenheit dieser kohlensauren Erden zunächst zu
überzeugen, rührt man, ohne genau zu wägen, 2—3 Ctr. Erz
in einem Glase mit Wasser zusammen, so dass ersteres frei von
Luftblasen wird, lässt sich das Erz setzen und giesst nach und
nach concentrirte Salzsäure hinzu, wo dann eine nicht wahr-
nehmbare Gasentwicklung oder die Heftigkeit des Aufbrausens
und die Grösse der Blasen anzeigt, ob überall Kohlensäure
vorhanden und eventuell, ob sie an Kalk, Dolomit oder Eisen-
oxydul gebunden ist.


Bei Anwesenheit von kohlensaurer Kalk- und Talkerde wird
1 Probircentner feingeriebenes und bei 100° C. getrocknetes Erz
in einem Kolben längere Zeit (4—6 Stunden) mit concentrirter
Essigsäure oder stark verdünnter Salpetersäure in der Kälte oder
nur in ganz geringer Wärme behandelt und öfters umgeschüttelt.
Dabei lösen sich die Kalk- und Talkerdesalze auf und das Eisen
bleibt unangegriffen, wenn man nicht zu concentrirte Salpeter-
säure oder höhere Temperatur beim Lösen anwendet, wo dann
die Lösung gefärbt erscheint. Man filtrirt auf ein gewogenes
Filter, süsst gut aus, trocknet Filter nebst Inhalt, wiegt, zieht
[349]§. 148. Berthier’s Probe.
das Gewicht des Filters vom Gesammtgewicht ab und findet
aus der Differenz den Gehalt an kohlensaurer Kalk- und Talk-
erde. 100 Ca C enthalten 55,3 Ca.


Ein gewogenes Filter verschafft man sich auf die Weise, dass man
dasselbe zwischen 2 Uhrgläsern mit Klammer (Taf. VII. Fig. 150) etwas ge-
öffnet im Wasser- oder Luftbade (Taf. IV. Fig. 56, 59) etwa 2 Stunden er
hitzt, die geschlossenen Uhrgläser nebst Inhalt in einem Exsiccator (S. 17)
erkalten lässt, die fest geschlossenen Gläser nebst Filter dazwischen wiegt,
das Filter herausnimmt, die Gläser abermals wiegt und so das Gewicht des-
selben aus der Differenz findet.


Soll die Talkerde bestimmt werden, so übersättigt man das
Filtrat mit kohlensaurem Ammoniak, filtrirt die gefällte kohlen-
saure Kalkerde ab, fügt zum Filtrat phosphorsaures Natron,
lässt etwa 12 Stunden in der Wärme stehen, filtrirt die gefällte
phosphorsaure Ammoniaktalkerde ab, trocknet, glüht, wiegt und
berechnet aus der gebildeten Mg2 P mit 36,64% Mg den Talk-
erdegehalt.


Man kann auch gleich das calcinirte Erz in vorhinniger
Weise mit Essigsäure oder Salpetersäure behandeln, auf ein un-
gewogenes Filter filtriren und den ausgewaschenen getrockneten
Rückstand nebst Filter erst auf einem bedeckten, dann auf dem
offnen Röstscherben glühen, wo dann die Gewichtsdifferenz gleich
den Gehalt an Kalk- und Talkerde angiebt.


Berechnet man, wie viel Kohlensäure derselbe binden kann
und zieht deren Menge vom Glühverlust ab, so ergiebt sich
der Wassergehalt, wenn das Erz durch höhere Oxydation sich
nicht verändert hat und kein Bitumen enthält.


3) Ermittlung des Thon- und Quarzgehaltes.Quarz- und
Thongehalt.

1 Ctr. getrocknetes, feingepulvertes Erz wird in concentrirter
Salzsäure oder in Königswasser gekocht, zur Trockne gedampft,
einige Tropfen Salzsäure hinzugefügt, in heissem Wasser auf-
genommen, filtrirt, der Rückstand ausgewaschen, mit dem Filter
getrocknet, zuerst in einem bedeckten, dann in einem offenen
Röstscherben geglüht und die geglühte Masse gewogen. Dieselbe
kann, was man mittelst einer Loupe und durch Reiben mit den
Fingern gewahrt, entweder nur in Quarz oder Thon oder in
einem Gemenge aus beiden bestehen.


Soll der Thonerdegehalt ermittelt werden, so schliesst man
den Rückstand durch Glühen mit Alkali (S. 27) in einem
Platintiegel auf, erweicht die Schmelze in salzsäurehaltigem
[350]VII. Eisen. Nasse Proben.
Wasser, dampft in einer Porzellanschale oder im Kolben mit
Salzsäure zur Trockne, befeuchtet die trockne Masse mit einigen
Tropfen Salzsäure, digerirt mit Wasser, filtrirt, wäscht die
Kieselsäure gut aus, trocknet, glüht und wiegt, wo sich dann
aus der Differenz der Thonerdegehalt ergiebt.


Dieses Verfahren liefert keine genauen Resultate, indem
beim Behandeln des Erzes mit Säuren Thonerde theilweise in
Lösung geht, weniger derjenige Theil, welcher als Silicat vor-
handen, als derjenige (die sogenannte freie Thonerde), welcher
das isomorphe Eisenoxyd vertritt. Letzteren Antheil Thonerde
erfährt man ungefähr, wenn man ½ Grmm. Erz mit dem 8fachen
Soda durch etwa 20 Min. langes Glühen aufschliesst, das ge-
bildete Natronaluminat mit Wasser auszieht und aus der Lösung
die Thonerde durch Ammoniak fällt. Der Gesammtgehalt an
Thonerde in einem Erze muss auf gewöhnlichem analytischen
Wege bestimmt werden.


Ein Schwerspathgehalt alterirt das obige Proberesultat
und muss auf analytischem Wege ermittelt werden. Derselbe
könnte in dem Rückstand vom Lösen in Königswasser mit Quarz
verwechselt werden, wird jedoch meist schon in den Erzstücken
als solcher erkannt worden sein.


2. Kapitel.
Nasse Eisenproben.


Verschiedene
Proben.

§. 149. Allgemeines. Es giebt für den dokimastischen Ge-
brauch hinreichend einfache und genaue Proben auf gewichts-
und massanalytischem Wege, und zwar empfehlen sich auf
ersterem die Fuchs’sche Eisenprobe, auf letzterem von den
vielen vorgeschlagenen Methoden diejenigen von Margueritte,
Mohr
und Winkler. Colorimetrische Proben1) zur Be-
stimmung geringer Eisengehalte haben sich nicht recht anwend-
bar bewiesen.


Auflösen der
Erze.

Als geeignetstes Auflösungsmittel für die bei 100—120°
getrockneten Eisenerze dient Salzsäure von verschiedenem Grade
der Concentration, nur seltener, wenn dieselbe schädlich influirt,
Schwefelsäure (z. B. bei volumetrischen Proben mit Chamäleon).
[351]§. 150. Fuchs’sche Probe.
Man wendet nur Digestionswärme, keine Kochhitze an. Manche
Eisensteine schliessen sich in gewöhnlicher Salzsäure ohne
Schwierigkeit auf (die meisten Braun-, Spath- und Thoneisen-
steine, Kohleneisensteine in geglühtem Zustande), manche er-
fordern rauchende Salzsäure und höchst feines Pulver (Eisen-
glanz, Rotheisenstein, manche Magneteisensteine). Werden sie
durch diese Mittel nicht vollständig zersetzt, so schliesst man
sie zweckmässig durch anfangs schwächeres, dann stärkeres
Erhitzen mit dem 4—6fachen saurem schwefelsauren Natron in
einem Platintiegel auf und löst den Rückstand in verdünnter
Schwefelsäure.


Soll beim Auflösen Eisenchlorür oder Oxydulsalz er-Oxydations-
zustand des
Eisens.

halten werden und ist somit der Luftzutritt zu vermeiden, so
schüttet man erst die Säure in den Kolben, erwärmt, fügt etwas
doppelt kohlensaures Natron, dann das Erz hinzu und schliesst
den Kolben entweder durch einen Kautschukstöpsel mit Kaut-
schukventil (S. 96) oder mittelst Stöpsels und einer in Wasser
tauchender zweischenkliger Röhre (S. 117, Taf. VII. Fig. 146).
Zuweilen genügt auch eine nicht zu weite etwa 10 Cm. lange
Glasröhre im Korke mit theilweise seitlich aufgeschlitzter Kaut-
schukröhre.


Manche Proben verlangen zur Hervorbringung geeigneter
Reactionen die Anwesenheit des Eisens als Oxydsalz (Fuchs’,
Mohr
’s und Winkler’s Probe) und muss dann vorhandenes
Oxydulsalz durch Erhitzen mit chlorsaurem Kali höher oxydirt
werden; andere bedingen ein Eisenoxydulsalz (Margueritte’s
Probe), in welchem Falle vorhandenes Oxyd durch Reductions-
mittel (Zink, schwefligsaures Natron etc.) in Oxydul überzu-
führen ist.


In Säuren unlösliche Bestandtheile (Kieselsäure, Thon,Unlöslicher
Rückstand.

Schwerspath etc.) braucht man nicht abzufiltriren, dagegen
können anwesende organische Substanzen (z. B. bei Kohlen-
eisensteinen) störend wirken, indem sie mechanisch suspendirt
bleiben und bei volumetrischen Proben die Beobachtung von
Färbungen erschweren oder die Normallösung (z. B. Chamäleon)
zersetzen. Man muss alsdann entweder filtriren oder das Probir-
gut vor dem Lösen glühen.


§. 150. Gewichtsanalytische Eisenprobe von Fuchs.1) Man er-Fuchs’sche
Eisenprobe.

hitzt 1—3 Gramm (etwa ½ Probirctr.) sehr fein geriebenen
[352]VII. Eisen. Nasse Proben.
Eisenstein in einem langhalsigen Kolben von 450—500 C. C. In-
halt mit concentrirter Salzsäure bis zur vollständigen Zer-
setzung, wobei je nach der Oxydationsstufe des Eisens Chlorür,
Chlorid oder beide entstehen können. Da die Probe das Vor-
handensein von Eisenchlorid verlangt, so fügt man etwas chlor-
saures Kali in Krystallen nach und nach vorsichtig hinzu, (so
dass kein zu starkes Aufschäumen stattfindet und im Halse
nichts davon hängen bleibt, sonst muss dasselbe mit Säure
hinabgespült werden), kocht zur völligen Austreibung des
freien Chlors etwa 5 Min., bis sich reiner Salzsäuregeruch zeigt
und ein mit dem Glasstab herausgenommener Tropfen Lösung
auf Porzellan mit Eisenkaliumcyanid keinen blauen Niederschlag
mehr, sondern nur eine grünbraune Färbung giebt, zum Be-
weise, dass alles Eisen als Chlorid vorhanden. Man setzt dann
noch etwas Säure zu, füllt den Kolben bis reichlich zur Hälfte
mit destillirtem Wasser, bringt die Flüssigkeit zum Sieden,
wirft dann rasch einen genau gewogenen zusammengebogenen
Streifen reinen Kupferblechs (das 3—4fache von dem Gewichte
des angewandten Erzes) in die Flüssigkeit, verschliesst den
Kolben rasch mit einem Kautschukpfropfen, welcher entweder
ein Kautschukventil hat (Taf. VI. Fig. 103) oder mit einer etwa
10 Cm. langen offenen Glasröhre versehen ist, und erhält die
das Kupfer völlig bedeckende Flüssigkeit fortwährend im
Kochen. Dabei verliert sich die braune Farbe des Eisen-
chlorides immer mehr und die Flüssigkeit wird zuletzt (nach
1—2 Stunden oder länger) ganz farblos oder erscheint nur noch
unbedeutend grünlichgelb, wo dann alles Eisenchlorid durch das
Kupfer unter Bildung von Kupferchlorür in Eisenchlorür, welche
beide eine nahezu farblose Flüssigkeit geben, umgewandelt ist
(Fe2 Cl3 + 2 Cu = 2 Fe Cl + Cu2Cl). Dabei verliert das Kupfer
an Gewicht, indem das gebildete, in Wasser unlösliche Kupfer-
chlorür sich in der Salzsäure auflöst.


Sobald die Lösung farblos geworden — bei Gegenwart
anderer färbender Körper muss das Ende des Versuches an der
Unveränderlichkeit der Farbe der länger gekochten Flüssigkeit
erkannt werden —, so füllt man den Kolben rasch mit ausge-
kochtem warmen Wasser, kippt denselben, wie bei der schwe-
dischen Kupferprobe (S. 200), in eine Porzellanschale um, zieht
den Kolben vorsichtig weg, wirft das in die Schale gefallene
Kupfer rasch in ein Gefäss mit Wasser, wäscht den Streifen
mehrmals ab, entfernt durch schwaches Reiben den schwarzen
[353]§. 150. Fuchs’sche Probe.
Ueberzug (welcher wahrscheinlich nur aus Unreinigkeiten des
Kupfers, nach Andern aus feinzertheiltem metallischen Kupfer
besteht), trocknet dasselbe zwischen Fliesspapier, wägt, bestimmt
den Gewichtsverlust und berechnet daraus den Gehalt an Eisen
in unten angegebener Weise.


Diese Probe beruht darauf, dass sich Kupfer bei Luft-Theorie.
abschluss nicht in verdünnter Salzsäure löst, wohl aber durch
Eisenchlorid als Chlorür in Salzsäure zur Lösung gebracht wird
und zwar entsprechen nach obiger Formel 2 Aeq. aufgelöstes
Kupfer 2 Aeq. Eisen oder 1 Aeq. Kupfer (31,68) 1 Aeq. Eisen (28),
so dass, wenn m den Kupferverlust bezeichnet, der Eisengehalt
nach der Proportion 31,68 : m = 28 : x
erhalten wird. In concentrirter Salzsäure löst sich nach Wel-
tzien
das Kupfer in sehr fein vertheiltem Zustande, wenn auch
langsam, unter Wasserstoffentwicklung auf.


Zum Gelingen der Probe ist erforderlich:Vorsichts-
massregeln.


1) das vollständige Zersetzen des Erzes durch Säure, welches
bei manchen dichten Roth- und Magneteisensteinen zuweilen
schwierig geschieht. Nöthigenfalls muss das Probirgut durch
Glühen mit Alkalien aufgeschlossen werden;


2) die völlige Abhaltung der Luft von der sehr oxydirbaren
Lösung des Eisen- und Kupferchlorürs. Sobald dieselben sich
höher oxydiren, werden von den gebildeten Chloriden ent-
sprechende Mengen Kupfer aufgelöst und der Eisengehalt ergiebt
sich zu hoch. Daher thut man das Kupfer erst in die kochende
Flüssigkeit, erhält diese fortwährend im Kochen, lässt das Kupfer
immer von der Flüssigkeit bedeckt sein, versieht den Kolben
mit einem Kork, am besten mit Kautschukventil und wäscht
das rasch aus dem Kolben gethane Kupfer möglichst schnell in
Wasser ab. Sollte während des Versuchs so viel Flüssigkeit
verkocht sein, dass die Gefahr eines Hervorstehens des Kupfers
daraus vorhanden ist, so giesst man vorher zum Kochen erhitzte
Salzsäure bei gelüftetem Stöpsel rasch in den Kolben und
kocht weiter;


3) die Abwesenheit von Titansäure und Arsensäure,
welche zur Auflösung von Kupfer beitragen, indem erstere vom
Kupfer in der Siedhitze, nicht aber bei gewöhnlicher Temperatur,
zu Titanoxydul reducirt wird, welches sich in Salzsäure auflöst.
Man muss deshalb in solchem Falle statt Siedhitze eine niedrigere
Kerl, Probirkunst. 23
[354]VII. Eisen. Nasse Proben.
Temperatur anwenden. — Arsensäure wird ebenfalls durch
Kupfer reducirt, indem sich dasselbe mit schwärzlich grauen
Schuppen von Arsenkupfer bedeckt. Durch Glühen des Erzes
mit Sodakali (S. 27) und Auslaugen des gebildeten arsensauren
Alkalis muss dann das Erz für die Auflösung in Salzsäure vor-
bereitet werden.


Bestimmung
von Eisenoxy-
dul neben Ei-
senoxyd.

Um in Eisenerzen etc., welche gleichzeitig Oxyd und Oxydul
enthalten (Magneteisensteine, Eisenfrischschlacken etc.), deren
relative Menge zu ermitteln, bestimmt man in vorhinniger Weise
den ganzen Eisengehalt, löst unter Abschluss von Luft eine
zweite Probe in Salzsäure auf, thut, ohne vorher durch chlor-
saures Kali höher zu oxydiren, gleich das abgewogene Kupfer
ein, kocht bei Luftabschluss bis zum Farbloswerden und be-
stimmt in obiger Weise den Kupferverlust, welcher dann der
Eisenmenge entspricht, die als Oxyd vorhanden. Zieht man
dieselbe vom ganzen Eisengehalt ab, so erhält man die als
Oxydul vorhandene Eisenquantität. Aus beiden Eisenmengen
lässt sich der Gehalt an Eisenoxyd und Oxydul berechnen.


Da Manganoxyd und Oxyduloxyd mit Salzsäure Chloride
geben, welche ebenfalls das Kupfer, wie Eisenchlorid, angreifen,
so wird dadurch das Proberesultat alterirt.


Werth der
Probe.

Werden die oben angegebenen Vorsichtsmassregeln beachtet,
so erhält man nach dieser Probe völlig zufriedenstellende Resul-
tate, wie Löwe1), König2), List3) und Weeren4) bestätigen,
während Kraut5), Ebermayer6), A. Vogel und Reischauer7)
Ausstellungen an derselben gemacht haben.


Verschiedene
Proben.

§. 151. Volumetrische Proben. Dieselben beruhen entweder
auf der Bestimmung des Eisens als Oxydul (Margueritte’s Probe)
oder als Oxyd (Proben von F. Mohr und Winkler). Erstere
sind weniger bequem als letztere, weil sie eine vorherige Re-
duction des Eisenoxydes zu Oxydul verlangen (S. 351).


Marguerit-
te
’s Probe.

1) Margueritte’s Eisenprobe.8) Dieselbe beruht auf
[355]§. 151. Volumetr. Probe v. Margueritte.
der Ueberführung des Eisenoxyduls in Oxyd mittelst Chamäleons
in schwach saurer schwefelsaurer Lösung nach der Formel:
10 Fe S + K Mn + 8 S H = K S + 2 Mn S + 5 Fe S3 + 8 H.
Man kann die nach S. 142 dargestellte Chamäleonlösung direct
anwenden, bereitet sich aber daraus besser Krystalle durch Ab-
dampfen, Abkühlen, Krystallisirenlassen und Entfernung der
Mutterlauge auf einer Gypsplatte. Eine aus solchen Krystallen
hergestellte Lösung verändert sich weniger durch Zersetzung
(S. 234).


Zur Bestimmung des Titers der ChamäleonlösungTiter des
Chamäleons.

löst man 0,2 Grmm. Claviersaitendraht1) in einem langhalsigen
Kolben mit Kautschukventil und Kohlensäureatmosphäre (S. 351)
in verdünnter Schwefelsäure, giesst, wenn man die Operation
nicht in dem Kolben beendigen will, die Lösung rasch in ein
Becherglas, spült den Kolben mit luftfreiem destillirten Wasser
nach, verdünnt bis zu etwa 200 C. C. und fügt zu der völlig
erkalteten
und nur wenig sauren Lösung, nachdem das
Glas auf weisses Papier gesetzt worden, aus einer Stopfbürette
(Taf. VI. Fig. 119), nicht aus einer Quetschhahnbürette (Taf. VII.
Fig. 135), so lange Chamäleonlösung unter Umrühren oder Um-
schwenken der Eisenlösung hinzu, als sich dieselbe nicht mehr
entfärbt, sondern der letzte Tropfen eine bleibende röthliche
Färbung erzeugt, welche einige Minuten anhalten muss und erst
bei längerem Stehen der Flüssigkeit völlig verschwinden darf.
Während die rothe Farbe des Chamäleons anfangs beim Um-
rühren sofort verschwindet, so gehen die gebildeten rothen
Wolken um so langsamer weg, je näher das Reactionsende
heranrückt und dann muss man mit dem Zusatz um so vor-
sichtiger sein. Man liest hierauf die verbrauchten C.C. Chamä-
leonlösung ab und wiederholt wohl den Versuch zur Controle
23*
[356]VII. Eisen. Nasse Proben.
mit einer neuen Eisenmenge. Wird die angewandte Eisenmenge
= 0,2 Grmm. durch die Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt,
so erfährt man die Menge Eisen, welche von 1 C.C. Chamäleon-
lösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird. Hat man zur
Lösung Salzsäure genommen und war sie nicht gehörig verdünnt
oder zu warm, so entwickelt sich Chlor1), weshalb man statt
Salzsäure besser Schwefelsäure anwendet; bei einem grossen
Ueberschuss von Säure, namentlich Salzsäure, wird das Reactions-
ende undeutlich, indem die rothe Farbe zu schnell verschwindet
und sich keine scharfe Grenze ziehen lässt, weshalb der Säure-
überschuss vor Zusatz von Chamäleon abgestumpft werden muss.


Ist die Eisenlösung nicht sauer genug oder fügt man zu
schnell Chamäleonlösung hinzu oder wird erstere nicht hin-
reichend bewegt, so entsteht ein sich nicht immer wieder
lösender brauner Niederschlag von Eisenoxyd und Mangan-
superoxyd.


Man titrirt die Chamäleonlösung so, dass 10—15 C.C. 0,1
Grmm. Eisen entsprechen und corrigirt sie, wenn sie nicht diese
angemessene Stärke hat. Wegen der Unreinheit des Clavier-
saitendrahtes kann man noch eine Correction vornehmen. Ver-
brauchte man z. B. beim Auflösen von 0,2 Grmm. Eisendraht
20 C. C. Chamäleonlösung, so ist der Titer, wenn der Draht
nur 99,5 % Eisen enthält, 19,9 C. C.


Ausführung d.
Hauptprobe.

Bei der Hauptprobe löst man 1 Grmm. feingepulvertes,
getrocknetes Erz in Schwefelsäure oder in Salzsäure, welche
dann aber durch Zusatz von Schwefelsäure oder Eindampfen
damit unschädlich gemacht werden muss. Zur Ueberführung
vorhandenen Eisenoxydes in Oxydul kocht man die Lösung
unter den (S. 351) angeführten Vorsichtsmassregeln gegen Luft-
zutritt mit granulirtem Zink2), bis die Lösung blassgrün ge-
worden, jede Spur von Gelb verschwunden ist und ein heraus-
genommenes Tröpfchen auf Rhodankaliumpapier (S. 145) keinen
rothen Fleck hervorbringt. Man decantirt dann entweder die
Lösung vom Zink rasch in ein Becherglas und wäscht ersteres
[357]§. 151. Volumetr. Probe v. Mohr.
mit kaltem luftfreien Wasser vollständig aus oder lässt sich
einfacher im Kolben alles Zink lösen und giesst die Flüssig-
keit gar nicht aus. Bliebe Zink ungelöst zurück, so würde
dasselbe beim Titriren noch fortwährend reducirend wirken.
Auch sind organische Stoffe, z. B. von Kohleneisenstein, hinder-
lich (S. 351). Nachdem die Eisenlösung verdünnt und völlig
erkaltet, wird bei geringem Säureüberschuss in vorhinniger
Weise titrirte Chamäleonlösung hinzugefügt. Ist letztere so
titrirt, dass 10 C.C. gerade 0,1 Grmm. Eisen entsprechen und
hat man zur Probe 1 Grmm. Erz angewandt, so geben die bei
letzterer verbrauchten C. C. unmittelbar die Eisenprocente an.
Hinsichtlich der Verdünnung, des Säureüberschusses etc. ist
Obiges (S. 356) zu berücksichtigen.


2) Mohr’s Probe1)nach dem Verfahren von C. D.Titer des
Natronsalzes.

Braun2)mittelst unterschwefligsauren Natrons und
Jodkaliums
. Zur Titerstellung des Natronsalzes löst man
10,03 Grmm. Clavierdraht (= 10 Grmm. reinem Eisen) in
Salzsäure unter allmäligem Zusatz von chlorsaurem Kali und
verdünnt, wenn kein Chlorgeruch sich mehr zeigt, die Eisen-
chloridlösung (durch Eisenkaliumcyanid zu prüfen, S. 352) mit
Wasser zu 1000 C. C., wo dann jedes C. C. 1 % Eisen enthält.
Von dieser Lösung pipettirt man je 2mal 10 C. C. in mit Glas-
stöpseln versehene Fläschchen von etwa 100 C. C. Fassungs-
raum, stumpft die freie Säure so lange durch Natronlösung ab,
bis sich einige Flocken von Eisenoxydhydrat abscheiden und
setzt dann wieder ½—1 C.C. Salzsäure von 1,10 spec. Gew. zu,
um nur eine schwach saure Eisenlösung zu erhalten, welche
jetzt statt der früheren braunen eine mehr dunkel citrongelbe
Farbe angenommen hat. Zu dieser fügt man festes Jodkalium in
einigem Ueberschuss (auf 0,1 Grmm. Eisen 0,5—1 Grmm. Jodka-
lium), worauf die Eisenchloridlösung unter Abscheidung von Jod
tiefbraunroth erscheint (2 Fe2 Cl3 + 6 K J = 4 Fe J + 6 K Cl + J)
und noch zur völligen Abscheidung des Jodes im Wasserbade
15—20 Min. lang auf 50—60° C. erhitzt wird, nachdem der
Stöpsel fest auf das Glas aufgesetzt worden. Nach dem Erkalten
der Lösung setzt man, wenn sie nur noch weingelb gefärbt,
also der grösste Theil des Jods vom Jodkalium bereits gebunden
ist, etwa ½ C. C. Stärkelösung (S. 144) hinzu, worauf anfangs
[358]VII. Eisen. Nasse Proben.
durch die Mischfarbe von blauer Jodstärke mit der gelben Jod-
lösung die Flüssigkeit sich schmutzig grün färbt, bei weiterem
Zusatz aber, wenn das nicht als Jodstärke vorhandene Jod ge-
bunden ist, eine rein blaue Flüssigkeit entsteht. Setzt man
zu dieser aus einer in 1/10 C.C. getheilten Bürette eine Lösung
von unterschwefligsaurem Natron (durch Auflösen von 12 Grmm.
krystallisirtem Salz in Wasser erhalten und bis auf 1000 C. C.
verdünnt, wo dann jedes C.C. 0,1 Grmm. Eisen entspricht), so
verschwindet plötzlich die blaue Farbe nach einem bestimmten
Zusatze, wenn das freie Jod in Jodwasserstoffsäure umgewandelt
ist. Kommt nämlich eine Jod in Jodkalium gelöst enthaltende
Flüssigkeit, welche Stärkekleister blau gefärbt hat, mit unter-
schwefligsaurem Natron (Na S + 5 H) zusammen, so binden
2 At. unterschweflige Säure 1 At. Sauerstoff aus 1 At. zersetz-
tem Wasser und es entstehen Tetrathionsäure und Jodwasserstoff
nach der Formel 2 S + J + H = S4 O5 + J H.


Damit diese Reaction jedesmal eintritt, muss das unter-
schwefligsaure Natron in etwas saure Flüssigkeiten kommen, in
welchen bereits das zu messende Jod vollständig ausgeschieden
ist, sonst wird das Salz von freien Säuren unter Bildung von
schwefliger Säure und Schwefel (2 S = 2 S + 2 S) zersetzt, welch’
letzterer dann die Flüssigkeit trübt. Durch mehrmalige Wieder-
holung des Versuchs mit 10 C. C. Eisenchloridlösung stellt man
den Titer des unterschwefligsauren Natrons fest. Man kann auch,
wie bei de Haen’s Kupferprobe (siehe Anhang), mittelst einer der
Natronsalzlösung äquivalenten Jodlösung zurücktitriren.


Hauptprobe.

Zur Bestimmung des Eisengehaltes in einem Erze löst man
5 Grmm. bei 100° C. getrocknetes feingeriebenes Probirgut in
concentrirter Salzsäure, fügt etwas chlorsaures Kali hinzu, treibt
durch Kochen das freie Chlor aus, verdünnt mit Wasser, filtrirt
etwa ausgeschiedene Kieselsäure ab, verdünnt die Flüssigkeit
auf 500—1000 C. C., je nach der Reichhaltigkeit des Erzes,
pipettirt je nach der Grösse des erwarteten Eisengehaltes 10—
50 C. C., versetzt wie vorhin mit Natronlauge und Salzsäure,
fügt Jodkalium im Ueberschuss hinzu und verfährt weiter, wie
bei der Bestimmung des Titers. Kupfer und arsenige Säure
wirken störend (siehe de Haen’s Kupferprobe).


Bestimmung
eines Mangan-
gehaltes.

Die vorstehende Probe lässt sich auch zur Bestimmung
eines Mangangehaltes
1) in Eisenerzen etc. anwenden, wel-
[359]§. 151. Volumetr. Probe v. Winkler.
cher den Hüttenmann häufig interessirt. Man glüht 1 Grmm.
getrocknetes gepulvertes Erz im Platintiegel stark, um das
Mangan in Mn3 O4 überzuführen, thut die geglühte Masse in
einen Kolben a (Taf. VII. Fig. 149 a) von 55—60 C. C. Inhalt,
welcher mit einer zur Spitze ausgezogenen Kugelröhre b ver-
sehen ist, um ein etwaiges Zurücksteigen der Flüssigkeit un-
schädlich zu machen. Die Röhre b geht durch einen losen Kork
in eine mit hinreichender Menge Jodkalium theilweise gefüllte
Glasröhre c, welche in einem mit Kühlwasser gefüllten Cylinder d
steht. Man giesst nun in den Kolben a Salzsäure, steckt das
Rohr b rasch an und erhitzt mit einer Spirituslampe, wobei
sich Chlor entwickelt, welches in der Glasröhre c eine ent-
sprechende Menge Jod aus dem Jodkalium ausscheidet, welches
sich in dem Ueberschuss desselben mechanisch auflösen muss.
Damit die Flüssigkeit nicht zurücksteigt, darf man das Erhitzen
nicht unterbrechen. Nach beendigter Reaction zieht man die
Röhre b aus der Flüssigkeit, spritzt sie ab, giesst den Inhalt
aus c in eine weithalsige Flasche und titrirt das freie Jod unter
Stärkekleisterzusatz mittelst unterschwefligsauren Natrons, wo
sich dann aus der Menge des Jodes der aus dem oxydirten
Mangan frei gewordene Sauerstoff und daraus wieder die Menge
des vorhandenen Mn berechnen lässt.


Der Rückstand im Kölbchen kann nach Digestion mit Jod-
kalium in beschriebener Weise noch zur Bestimmung des Eisens
dienen.


3) Titrirmethode von Cl. Winkler.1) Das als Eisen-Winkler’s
Probe.
Theorie.

oxyd in Lösung enthaltene Eisen wird mittelst einer titrirten
Kupferchlorürlösung reducirt (Fe2 Cl3 + Cu2 Cl = 2 Fe Cl +
2 Cu Cl) und das Reactionsende durch Schwefelcyankalium (S. 145)
erkannt, dessen mit Eisenoxyd erzeugte rothe Färbung ver-
schwindet, sobald das Eisenoxyd zerstört ist und eine weisse
Trübung von Kupferrhodanür hervortritt.


Man löst ½—1 Grmm. Probirgut in Salzsäure, nöthigen-Verfahren.
falls unter Zusatz von chlorsaurem Kali, erhitzt zur Entfernung
der chlorigen Säure, verdünnt die gehörig angesäuerte Lösung
stark (z. B. eine 100—200 Mgr. Eisen enthaltende bis auf
500 C. C. und mehr), um das Reactionsende besser sehen zu
können, fügt 4—5 Tropfen (nicht mehr) etwa 10procentige
Schwefelcyankaliumlösung hinzu, misst dann 10—20 C. C. der
[360]VIII. Kobalt.
Eisenlösung ab und fügt aus einer Bürette titrirte Kupferchlorür-
lösung (S. 144) hinzu, bis die rothe Färbung verschwindet und
eine sanfte weisse Trübung erscheint. Der Versuch wird mit
neuen 10—20 C. C. Lösung zur Controle nochmals wiederholt.


Die Kupferchlorürlösung wird zweckmässig so titrirt, dass
1 C. C. derselben 6 Mgr. Eisen von Oxyd zu Oxydul reducirt.
Ihren Titer bestimmt man mittelst einer Eisenchloridlösung, da-
durch erhalten, dass man 10,03 Grm. Cavierdraht, entsprechend
10 Grm. reinem Eisen, in Salzsäure und chlorsaurem Kali löst,
wenn die Flüssigkeit nicht mehr nach Chlor riecht, auf 1 Liter
verdünnt und zu jeder Titerbestimmung 10 C. C. von dieser
Lösung abmisst, welche 100 Mgr. Eisen entsprechen.


Man darf nicht zu viel Schwefelcyankalium zusetzen, weil
sonst bei etwas raschem Zufliessen aus der Kupferchlorürlösung
vorzeitig sich schwerlösliches Kupferrhodanür ausscheidet.


Die Gegenwart gefärbter Metallverbindungen, z. B. von
Nickel, Kobalt, Kupfer etc. hindert bei hinreichend verdünnter
Flüssigkeit nicht, desgleichen nicht die Anwesenheit von Arsen-
säure, welche vom Kupferchlorür nicht reducirt wird, so dass
man nach diesem Verfahren Leche, Speisen etc. untersuchen
kann.


VIII. Kobalt.


Zweck der
Kobaltproben.

§. 152. Allgemeines. Die Kobaltproben bezwecken, da das
metallische Kobalt eine technische Anwendung nicht findet, ent-
weder die Bestimmung der aus Erzen, Speisen etc. darstellbaren
Menge Kobaltoxydul, zur Blaufärbung von Glas, Porzellan
etc. angewandt, oder die Ermittlung der blau tingirenden Kraft
(Dicke) und der Schönheit der Farbe durch Zusammenschmelzen
kobaltoxydulhaltiger Erze und Producte mit verschiedenen Mengen
von kieselsaurem Kali auf Smalte (Smalteproben, Proben
auf Blaufarbenglas
).


Kobalterze.

Die Kobalterze, welche meist Nickel und Eisen enthalten,
zuweilen auch mit Wismuth-, Blei-, Kupfer- und Silbererzen ein-
brechen, kommen entweder in rohem Zustande oder unter dem
Namen Zaffer, Safflor, Kobaltsafflor in den Handel,
worunter man aufbereitete und durch Röstung zuletzt mit Kohlen-
klein von Arsen und Schwefel grossentheils befreite Erze begreift,
aus welchen die Porzellan-, Fayance-, Glasfabrikanten etc reine
[361]§. 153. Probe auf Kobaltoxyd.
Kobaltpräparate darstellen. Dieselben enthalten Kobaltoxydul
(Co) und Oxyd (Co), arsensaures und arsenigsaures Kobaltoxydul,
Nickeloxydul, Eisenoxyd, Wismuthoxyd, Manganoxyd, Gang-
arten und Spuren von Schwefelsäure. Je nach ihrer Reinheit
unterscheidet man ordinaire (O S), mittlere (M S) und feine Zaffer
(F S und F F S). Zaffer ist wahrscheinlich aus Saphir entstan-
den. Zuweilen wird der Zaffer durch Sandzusatz verfälscht.


Ausser in Erzen kommt das Kobalt als mehr oder weniger
reines schwarzes Oxyd (z. B. von sächsischen Blaufarben-
werken als R K O, von Joachimsthaler Schmelzhütte etc.) oder
als phosphorsaures Kobaltoxydul Co3 P + 8 H, z. B. säch-
sisches P K O, in den Handel. Das Oxyd des Handels enthält
zuweilen nur 74—75 % Kobaltoxyd, sonst Oxyde des Eisens,
Nickels, Kupfers, Kalk, Natron, Kali, arsenige Säure, Kohlen-
säure, Kieselsäure etc.


Auf den Blaufarbenwerken unterscheidet man gewöhnlich
Kobalterze (Speiskobalt, Glanzkobalt) und Erdkobalte,
letztere wieder in rothe (Kobaltblüthe), schwarze (Kobalt-
schwärze
), braune und gelbe, welche hinsichtlich ihrer tingi-
renden Kraft einen verschiedenen Werth haben. Innige Ge-
menge von Kobaltschwärze mit Quarz (Hornkobalt), wie sie
z. B. im Siegenschen vorkommen, färben sich durch starkes
Glühen blau.


1. Kapitel.
Proben auf Kobaltoxyd.


§. 153. Allgemeines. Zur Ermittlung der Menge Kobalt-Probir-
methoden.

oxyd, welche ein Erz oder Product enthält (geröstete Erze,
Zaffer, Erdkobalte) oder nach der Röstung liefern kann (rohe
Erze, Speisen etc.), wendet man entweder


1) den bei Nickelproben S. 231 angegebenen mass- oder
gewichtsanalytischen Weg an, oder man bestimmt


2) nach Plattner’s Verfahren auf trocknem Wege,
ganz der Nickelprobe S. 218 analog, das metallische Kobalt und
berechnet dasselbe auf Kobaltoxyd.


Kommt im Probirgut Schwefel vor (Kobaltglanz Co S2 +
Co As mit 35,5 Co; Kobaltarsenkies (Fe, Co) S2 + (Fe, Co)
As mit 4,5—24,8 Co; Kobaltkies Co S mit 64,6 Co; Ko-
[362]VIII. Kobalt.
baltvitriol Co S + 7 H mit 15,7 Co; Zaffer; kobalthal-
tige Leche
und Speisen etc.), so bedarf dasselbe einer Rö-
stung
(S. 219), bei fehlendem Schwefelgehalt kann man gleich
zum Arseniciren (S. 221) schreiten (schwarzer Erdko-
balt
(Co, Cu) Mn2 + 4 H mit 30—40 Co; brauner und
gelber Erdkobalt, ein Gemenge wasserhaltiger arsensaurer
Salze von Eisenoxyd, Kobaltoxyd und Kalk; Smalte, kobalt-
haltige Schlacken, auf nassem Wege ausgefälltes eisenhaltiges
Kobaltoxyd etc.), insofern auch diese Operation nicht überflüssig
ist, wenn das Probirgut mehr Arsen enthält, als zur Bildung
von Co4 As erforderlich (Speiskobalt Co As mit 15—28 Co;
Hartkobaltkies Co2 As3 mit 20,8 Co; Kobaltblüthe Co3
As + 8 H mit 29,5 Co; Kobaltbeschlag, ein Gemenge von
Kobalt- und Arsenikblüthe mit 12,5—14,1 Co; manche Kobalt-
speisen
, etc.).


Die arsenicirte Substanz wird nöthigenfalls mit Zusatz von
Eisenfeile (bei Mangel an Eisen) oder mit Eisendraht (bei An-
wesenheit von Blei oder Wismuth) einem reducirenden und
solvirenden Schmelzen
auf einen Speisekönig unterworfen
(S. 223), diesem durch Verschlacken mit Borax das Arseneisen
entzogen (S. 226) und der Rückstand desarsenicirt, wo dann
reines Co4 As zurückbleibt, insofern das Probirgut frei von
Nickel und Kupfer ist. Sind diese vorhanden, so bestimmt man
das Kobalt durch Verschlacken des Co4 As aus der Differenz
(S. 228).


3) Geringe Kobaltmengen taxirt man wohl ungefähr mittelst
einer colorimetrischen Probe, wie schon von Lampadius1)
und Bodemann2) vorgeschlagen, nach Art der colorimetrischen
Kupferprobe durch Vergleichung der von der Probesubstanz er-
haltenen röthlich-braunen ammoniakalischen Kobaltlösungen mit
Musterflüssigkeiten. Nickel und Kupfer verändern die Kobalt-
färbung.


[363]§. 154. Smalteproben.

2. Kapitel.
Probe auf Blaufarbenglas (Smalteprobe).


§. 154. Eigenschaften der Smalte.Blaufarbenglas oderZusammen-
setzung u.
Farbe.

Smalte [Schmalte]1) ist ein durch Zusammenschmelzen von
Quarz, Potasche und vorbereiteten Kobalterzen erhaltenes ge-
färbtes, mehr oder weniger feingemahlenes Glas (kieselsaures Kali,
wahrscheinlich durch Co Si2 + K Si2 gefärbt) von mehr oder
weniger reiner himmelblauer Farbe, welche mit einem Stich ins
Grünliche gern gesehen wird, aber nicht mit einem solchen ins
Röthliche oder Violette. Man wählt ein reines Kaliglas, weil
ein Natron- und Kalkgehalt eine weniger schöne, röthliche oder
violette Nüance geben.


Manche Fabrikanten nehmen jedoch auch neben Potasche
die billigere Soda.


Wenngleich die Smaltesorten hoch silicirt sind (der SauerstoffVerhalten zu
Wasser.

der Kieselsäure beträgt das 4—7 fache von dem der Basen, bei
65—72 % Si auf 15—20 % Alkali), so sind sie doch wegen
Mangels an Kalk und Anwesenheit von Wasserglas im Wasser
nicht unzersetzbar und es entstehen bei dem unerlässlichen
Schlämmen der zerkleinten Smalte im Grossen von Wasser an-
gegriffene halbaufgelöste Gläser von hellerer, mehr oder
weniger ins Schmutziggrüne stechender Farbe (Eschel). Ein
Gehalt von 0,75—1,25 % Wasserglas ertheilt der Smalte für
deren technische Verwendung sehr nützliche Eigenschaften,
namentlich dass sie sich ballen lässt und längere Zeit im Wasser
suspendirt bleibt. Bei höherem Wasserglasgehalt entsteht ein
trübes unansehnliches Glas, welches wegen grösserer Löslichkeit
in Wasser Gries und Knötchen bildet. Zu lange dem Einfluss
des Wassers ausgesetzt, wird die Smalte sandig und verliert ihre
hygroskopischen Eigenschaften in Folge der Ausziehung des
Wasserglases. Beim Schlämmen geht auch kohlensaures und
arsensaures Kali in Lösung.


Gute Smalte besteht aus gleich dicken und gleich dunkelErkennung
guter Smalte.

gefärbten Körnchen, lässt sich wie feines Getreidemehl ballen,
ohne sandig zu sein, enthält keine Knötchen oder Gries und ist
frei von fremden Beimengungen (Gyps, Sand, Schwerspath,
Ultramarin etc.).


[364]VIII. Kobalt.

Einen Gehalt an Gries erkennt man beim Streichen der
Smalte mit dem Finger über glattes Papier; die Gleichmässig-
keit des Korns durch eine Wasserprobe in der Weise, dass
man einen Fingerhut voll Farbe in ein grosses Spitzglas thut,
Wasser hinzugiesst und tüchtig umrührt, wo sich dann feineres
Mehl langsamer zu Boden setzt, als gröberes Korn. Dabei lässt
sich auch eine Verfälschung mit Schwerspath, Gyps, Ultramarin
etc. erkennen. Zur Auffindung einer solchen mit Ultramarin,
Thon oder einem weissen Stoffe behandelt man eine Probe davon
und von dem ähnlichsten Grundmuster (§. 155) in zwei Spitz-
gläsern mit schwacher Salzsäure, wodurch das Ultramarin zer-
stört wird, Smalte nicht. Spült man beide Proben mit gleich-
viel Wasser auf, so erkennt man an der Farbe die Art der
Verfälschung.


Bezeichnung
der Smalte-
sorten.

Je nach der Farbenintensität (Dicke), auf welche besonders
der Kobaltgehalt und die Kornfeinheit influiren, und der Lieblich-
keit der Farbe unterscheidet man im Handel verschiedene Smalte-
sorten. Die grobkörnigeren sind tiefer schattirt, als die fein-
körnigen und es erscheinen im Allgemeinen die dunkleren Sorten
reiner und schöner im Ton, als die aus unreineren Erzen dar-
gestellten blasseren Muster, jedoch mit Ausnahme derjenigen
feinkörnigen Sorten (Eschel), welche aus sattgefärbten Gläsern
erhalten werden, die, obgleich blass an Farbe, doch an Klarheit
und Reinheit des Stiches mit den bessern Farbensorten wett-
eifern.


Jedes Blaufarbenwerk hat durch Uebereinkommen eine be-
stimmte Reihe von verschiedenen Smalten als Grundmuster
und, wenngleich wieder jede Fabrik ihre eigene Scala hat, so
werden doch die verschiedenen Grundmuster nach derselben
Ordnung, etwa wie folgt, bezeichnet:


a) Hinsichtlich des Kobaltgehaltes und des Korns der Smalte:
F C feine Couleur, F C B feine böhmische Couleur, F E feine
Eschel, M C mittelfeine Couleur, M C B mittelfeine böhmische
Couleur, M E mittelfeine Eschel, O C ordinaire Couleur, O C B
ordinaire böhmische Couleur, O E ordinaire Eschel. — Die Buch-
staben F, M und O beziehen sich auf den Kobaltgehalt, C, C B
und E auf das Korn der Smalte; kobaltreichere als F bezeichnet
man mit mehreren F, z. B. F F F F F C und zur Unterschei-
dung der kobaltärmeren Sorten, als O C, schreibt man Zahlen
als Exponenten hinter dieses Zeichen, z. B. O C2, O E4 etc.,
[365]§. 154. Smalteproben.
um anzudeuten, dass die Smalte ½ oder ¼ des Kobaltgehalts
von O C oder O E hat.


b) Hinsichtlich der Gröbe und Form des Kornes: Streu-
blau, Streusand
, die gröbste Sorte von ungleichachsigem
spiessigen Korn von 1,3—4 Mm. Durchm., splittrigen Bruch-
flächen, scharfen Ecken und Kanten; H (hoch), scharfeckige,
splittrige, jedoch schon mehr gleichachsige Stückchen von 2½—
¾ Mm. Dicke; B (böhmisch) scharfeckige Körner von 0,5—1
Mm. Dchm., C f (Couleur fondamentale, Grundmuster) von polyedri-
schem, stumpfkantigem Korn von 0,66—0,5 Mm., ja nur bis
0,08 Mm. Drchm.; E (Eschel), die feinkörnigsten Smalten mit
rundlichem Korn, und zwar haben die dunkleren, aus tiefer ge-
färbten Gläsern erhaltenen ein Korn von 0,166—0,71 und die
blasseren ein Korn von 0,033—0,02 Mm. Stärke. — Ein Korn
einer H Sorte enthält 6—7 C f und bis 150 E Körner. Der In-
halt des ersten Schlämmfasses (Streublau) beim Waschen der
Smalte im Grossen wird nochmals gemahlen und geschlämmt
oder geht ins Schmelzen zurück; der Absatz aus dem zweiten
und dritten Fasse liefert die verkäufliche Smalte, deren dunkelste
Sorten Königsblau, Azurblau genannt werden. Das 4. Fass
liefert die verkäuflichen Eschel, die dann folgenden Sümpfe
den Sumpfeschel, welcher wieder zur Beschickung kommt.
Halbproducte (z. B. Randglas) werden entweder zu violetten
Gläsern gemahlen oder gehen, wenn sie trüb und von Nickel-
oxydul zu violett gefärbt sind, ins Schmelzen zurück.


Die Intensität (Dicke) der Farbe hängt hauptsächlichFarben-
intensität.

von dem Kobaltoxydulgehalt (8—18 %) und der Feinheit des
Kornes ab, indem, wie bemerkt, grobkörnige Sorten tiefer schat-
tirt sind, als feinkörnige. 1 Thl. Kobaltoxydul färbt noch 250
Thle. Glas deutlich bläulich. Die dunkleren Gläser besitzen ein
stärkeres lichtbrechendes Vermögen und ein grösseres specifisches
Gewicht (2,860—2,602), welches durch einen Bleioxydgehalt noch
erhöht werden kann.


Auf die Schönheit der Farbe, an schwachgefärbtenFarben-
schönheit.

Gläsern am besten zu erkennen, ist besonders die Anwesenheit
gewisser Metalloxyde von Einfluss. Nickeloxyd, am schäd-
lichsten, färbt, in grösserer Menge vorhanden, das Smalteglas
in der Hitze violett, unter der Abkühlung bräunlich, geringe
Menge bringen einen ungern gesehenen röthlichen Stich hervor,
Eisenoxydul färbt bouteillengrün; Eisenoxyd, und ähnlich
wirken Blei- und Wismuthoxyd, in der Hitze gelb und erst
[366]VIII. Kobalt.
bei einem grösseren Eisenoxydgehalt auch unter der Abkühlung;
Manganoxydul ist nicht schädlich, wohl aber das violette
Farben hervorbringende Manganoxyd; Kupferoxyd färbt
in grösserer Menge grün, Kupferoxydul roth; erdige Stoffe
vermindern, ohne Einwirkung auf die Farbe, die Intensität der-
selben. Danach wirken am schädlichsten: Nickeloxyd, Eisen-
oxydul, Kupfer- und Manganoxyd. Nach Liebig1) heben Mangan-
und Eisenoxydul ihre färbende Kraft auf.


Von wesentlichem Einflusse auf die Bildung solcher fremden
Oxyde, also auf die Schönheit der Farbe ist der Grad der
Röstung
, welcher die meist schwefelhaltigen oder arsenikali-
schen Erze unterworfen werden müssen. Dabei oxydiren sich
die mit dem Kobalt vorkommenden fremden Metalle entweder
gleichzeitig, gehen als Oxyde mit ins Smalteglas und verderben
dessen Farbe oder sie bleiben bei schwächerer Röstung an Schwefel
und Arsen gebunden zurück und scheiden sich beim Schmelzen
auf Blaufarbenglas als Speise aus, während das Kobaltoxyd
von dem Kalisilicat aufgelöst wird. Beim Rösten der Kobalt-
erze oxydiren sich Kobalt und auch ein Theil Eisen und
Wismuth früher, als Nickel und Kupfer. Man darf deshalb
nickel- und kupferhaltige Erze nicht zu stark rösten, während
davon freie eisenhaltige Erze todtgeröstet werden müssen, weil
dann das gebildete Eisenoxyd wenig färbt. Es muss stets da-
nach getrachtet werden, das Nickel in der Speise abzuscheiden
und dies geschieht bei Anwesenheit einer hinreichenden Menge
Arsen und bei unvollständiger Röstung, wo dann die leicht-
oxydablen Metalle (Kobalt, Eisen) durch den Sauerstoff der leichter
reducirbaren (Nickel, Silber, Kupfer) oxydirt und letztere als
Speise abgeschieden werden. Bei zu schwacher Röstung fällt
die Speise kobalthaltig aus, was immer ein Zeichen für die Ab-
wesenheit von Nickeloxydul in der Smalte ist, indem sich Ar-
senkobalt und Nickeloxydul in Arsennickel und Kobaltoxydul
umsetzen. Manche Erze bedürfen gar keiner Röstung (Erd-
kobalte, phosphorsaures Kobaltoxydul
etc.).


Bei einem Eisenoxydulgehalt giebt man beim Smalteschmelzen
zweckmässig einen Zusatz von arseniger Säure, welche das Oxydul
in Oxyd überführt, z. B. bei manchen Erdkobalten, während
in anderen Fällen ein Zusatz von metallischem Arsen nützlich
[367]§. 155. Ausführung der Smalteproben.
sein kann, welcher schädlich färbende Oxyde zu Metallen reducirt
und diese als Arsenmetalle in die Speise führt.


Die dokimastische Smalteprobe bezweckt demnach, entwederZweck der
Smalteproben.

zu ermitteln, welche tingirende Kraft das Probirgut hat und
welcher Röstgrad demselben behuf Erzielung einer reinen Farbe
zu geben, oder wie viel von dem bereits näher gekannten Pro-
birgut für sich oder in Gattirung mit anderen Kobalterzen zu
nehmen ist, um eine bestimmte Farbennüance hervorzubringen.


§. 155. Probirverfahren. Man wiegt je nach dem ungefährenRösten.
Kobaltgehalt des Erzes 25—100 Pfd. zu verschiedenen Malen
ab, lässt eine Probe ungeröstet, setzt die übrigen in den Muffel-
ofen ein und röstet sie verschieden lang, z. B. die eine Probe
immer 10—15 Min. länger, als die andere und die letzte Probe
ganz todt, wobei man sich die Röstzeit merkt. Auf sächsischen
Werken unterscheidet man folgende Grade des Röstens: ein
Rösten mit starkem Rauch und Geruch, wo man die Rö-
stung unterbricht, wenn sich viel Rauch von arseniger Säure
zeigt; ein Rösten ohne Rauch (bis zum Aufhören desselben)
und ein Todtrösten mit Kohle.


Aus jeder Röstpost werden nun 2 Proben gemacht, eine
mit mehr Flüssen auf den Farbenton (Lieblichkeit) und eine
mit mehr Oxyden für die Intensität der Smalte (Dicke).


1) Probe auf den Farbenton. Man beschickt jedeFarbenton.
Probe mit dem 3fachen ihres Gewichtes gebrannten, sehr fein-
geriebenen, eisen- und manganfreien Quarz und so viel gerei-
nigter Potasche, als die Hälfte von Erz und Quarz ausmacht,
thut das Gemenge in einen aus eisen- und manganfreiem Thon
hergestellten Tiegel (Taf. VI. Fig. 93) und schmilzt dasselbe in der
gelbrothglühenden Muffel (S. 44) während etwa 4 Stunden zu einem
homogenen Glase. Sodann nimmt man den Tiegel aus dem
Ofen, zwickt mit einer Zange flüssiges Glas heraus, kühlt das-
selbe an der Luft oder besser in Wasser ab, zerstösst die trockene
Masse in einem blanken Stahlmörser (sie darf, um eckige Theil-
chen zu erhalten, nicht zerrieben werden, weil sie sonst leicht
schmutzig erscheint), siebt das Feine vom Groben auf Papier
ab und sieht zu, bei welchem Röstgrad der Proben die lieb-
lichste Farbe
erfolgt ohne Rücksicht auf die Intensität.


Das auf das Papier lose aufgebrachte Pulver muss noch
eckig sein, weil es im feingeriebenen Zustande meist schmutzig
aussieht.


2) Probe auf Farbenintensität. Das Röstgut wirdFarben-
intensität.

[368]VIII. Kobalt.
mit verschiedenen Mengen Quarz und Potasche zusammenge-
schmolzen, und zwar macht man z. B. auf sächsischen Werken
1, 2, 4, 6 etc. sandige Proben, d. h. man nimmt auf 1 Thl. Erz
das 1—16fache Sand und die Hälfte von beiden Potasche (auch
wohl auf 1 Thl. Erz 1 Thl. Potasche und 1, 2, 3, 4 mal Sand).
Für 1 und 2sandige Proben wiegt man gewöhnlich 50, für mehr-
sandige nur 25 Pfd. Röstgut ab, weil sonst der Tiegel die Masse
nicht fasst. Je mehr Sand man nehmen muss, um eine gewisse
Farbenintensität hervorzubringen, um so werthvoller ist das Erz.
Bei zu reichlichem Sandzusatze wird die Auflösung erschwert
oder verhindert und ein ungleichartiges Glas erhalten; durch zu
grossen Kaligehalt wird die Farbe schmierig und die Eschelbil-
dung begünstigt.


Im Siegenschen beschickt man Kobaltglanz, dessen Ko-
baltgehalt ermittelt ist, z. B. in folgenden Verhältnissen mit
Sand:


  • 100 Thle. Quarz mit 20 Thln. Probirgut = 1,5 met. Kobalt.
  • „ „ „ „ 40 „ „ = 3 „ „
  • „ „ „ „ 50 „ „ = 3,6 „ „
  • „ „ „ „ 70 „ „ = 5 „ „
  • „ „ „ „ 100 „ „ = 7,3 „ „
  • „ „ „ „ 200 „ „ = 14,6 „ „

Auf Blaufarbenwerken schmilzt man die Proben auch wohl
auf einem Thonziegel im Blaufarbenofen.


Vergleichung
[d]er Farbe mit
Mustern.

Gewöhnlich liegen Farbenmuster von bestimmter Inten-
sität vor, welche nachgeahmt werden sollen und mit welchen
man also die bei den Probeschmelzungen erhaltenen Gläser zu
vergleichen hat. Dies geschieht auf die Weise, dass man, was
eine erfahrene Hand und ein geübtes Auge erfordert, dem Probe-
gut durch Zerstossen und Sieben oder durch Schlämmen (Blau-
farbenverwaschen
) gleiche Feinheit des Korns mit der Muster-
probe giebt, da, wie bereits bemerkt, die Intensität der Farbe mit
dem Feinerwerden abnimmt. Da auch feuchte Smalte dunkler er-
scheint, als trockene, so ertheilt man Muster und Probe in dieser
Beziehung dadurch gleiche Zustände, dass man sie, vorher völlig
trocken, 6—8 Stunden an einem etwas feuchten Orte stehen lässt.
Man drückt dann von dem Muster etwas mit einem Messer auf
einem Brette eben, hierauf eine etwa erbsengrosse Probenmenge
in die ebene Fläche ein (das aufs Muster Legen), wo dann
ein geübtes Auge in einem hellen, nicht direct vom Sonnenlicht
beschienenen Zimmer im reflectirten Lichte erkennt, ob die Probe
[369]§. 155. Ausführung der Smalteproben.
mit dem Muster an Farbe, Ton und Korn übereinstimmt oder
nicht. Im ersteren Falle wird zur Controle etwas vom Grund-
muster in die Probe eingedrückt und das Korn mit der Loupe
beobachtet, wo dann dasselbe Verhalten eintreten muss.


Zeigen sich die Proben gegen das Muster zu licht, so ist
die Probe mit einer geringen Potaschen- und Quarzmenge zu
wiederholen, wenn zu dunkel, mit einer grösseren Menge davon.


Man trifft selten ein Farbenmuster ganz genau und muss
sich dann durch Versetzen der Waare mit helleren oder dunk-
leren Sorten gleicher Korngrösse helfen, so dass manche Fabriken
an 60—80 verschiedene Muster haben.


Zuweilen scheidet sich beim Smalteglasschmelzen eine Speise
(S. 366) ab, deren Gehalt an Nickel, Kupfer, Silber, Wismuth etc.
bei der Werthbestimmung des Erzes mit in Rücksicht zu
ziehen ist.


Das Ergebniss der Probe im Kleinen lässt nicht immer gleich
den richtigen Weg im Grossen finden, indem namentlich die
Röstung grösserer Massen Abweichungen herbeiführt.


Von einer sonstigen Untersuchung der Smalte war bereits
S. 363 die Rede.


IX. Zink.


§. 156. Allgemeines. Zur genauen Bestimmung des Zink-Probir-
methoden.

gehaltes in Erzen (Zinkspath ZnC mit 52 Zn, Kieselzinkspath
Zn3 Si + 2 H mit 52,5 Zn und 2 Zn3 Si + 3 H mit 53,7 Zn,
Wille mit Zn3 Si mit 58,1 Zn, Zinkblüthe (Zn C + H) +
2 Zn H mit 57,1 Zn, Rothzinkerz Zn mit 80,2 Zn, Zinkblende
Zn mit 66,9 Zn) und Producten (zinkische Ofenbrüche, Le-
girungen
etc.) empfiehlt sich der trockne Weg nicht, und
die danach erhaltenen Resultate werden um so ungenauer, je ärmer
an Zink und je reicher an andern flüchtigen Metallen das Probir-
gut ist. Dagegen geben einfache Methoden auf nassem Wege,
sowohl auf mass-, als gewichtsanalytischem, zufriedenstellende Re-
sultate.


Kerl, Probirkunst. 24
[370]IX. Zink. Trockne Proben.

1. Kapitel.
Trockne Proben.


Probir-
methoden.

157. Allgemeines. Man ahmt entweder den Zinkgewinnungs-
prozess im Grossen nach (Destillationsprobe) oder reducirt
und verflüchtigt das Zink und bestimmt seinen Gehalt aus der
Differenz (Berthier’s indirecte Zinkprobe).


Ersteres Verfahren giebt ganz unzuverlässige Resultate und
wird wohl nur dann gewählt, wenn man zugleich Kenntniss von
den Eigenschaften des aus dem vorliegenden Erze etc. zu ge-
winnenden Zinkes sich verschaffen will. Die indirecte Probe
giebt bei nicht zu armen, von andern flüchtigen Metallen freien
Substanzen annähernd richtige Resultate; sicherer bleibt aber
immer der nasse Weg.


Die Tauglichkeit eines Zinkerzes zur Messing-
bereitung (Messingprobe)
prüfte man früher wohl auf die
Weise, dass man 10 Ctr. Erz calcinirte oder völlig abröstete,
mehrere Proben davon in verschiedenen Verhältnissen mit
Kupferfeile versetzte, z. B. 3—12 Quentchen, 2 Quentchen Kohlen-
staub hinzufügte und in Probirtuten in einem Windofen ½ St.
lang starke Rothglühhitze (Cementirhitze), dann ½ St. lang
Schmelzhitze gab. Das erhaltene Korn wurde rücksichtlich seiner
Farbe und Dehnbarkeit geprüft.


Theorie
der Probe.

§. 158. Destillationsprobe. Diese Probe beruht auf der bei
starker Gelbrothglühhitze oder angehender Weissgluth stattfin-
denden Reduction des Zinkoxydes und Condensation des ver-
flüchtigten Zinkes, indem dessen Sieden nach Deville und Troost
bei 1040°, nach Becquerell’s neuesten Versuchen bei 891° C.
stattfindet. Da die zur Reduction des Oxyds erforderliche Tem-
peratur über dem Siedepunct des metallischen Zinks liegt, so
lässt sich letzteres nicht ausschmelzen, sondern nur durch De-
stillation gewinnen. In Folge der unangenehmen Eigenschaft
des flüchtig gewordenen Zinks, sich bei Gegenwart sauerstoff-
abgebender Agentien (Luft, Kohlensäure, Wasserdampf) sofort
zu oxydiren, entsteht neben metallischem Zink immer ein mehr
oder weniger grosser Theil Zinkoxyd, da sich die Bildung von
Kohlensäure bei der erforderlichen Reduction des Zinkoxydes
durch Kohle nicht umgehen lässt. Um die Bildung des Zink-
oxyds möglichst zu beschränken, werden Kohlensäure und Wasser
enthaltende Substanzen (Zinkspath, Kieselzinkspath,
[371]§. 158. Destillationsprobe.
Zinkblüthe) vor der Reduction calcinirt und dann bei der
Destillation die Zinkdämpfe in einem kleinen, wenig Luft hal-
tenden Raume möglich rasch durch Abkühlung condensirt.
Zinkblende bedarf vorher einer möglichst vollständigen Ab-
röstung. Das Calciniren geschieht in einem leichtbedeckten
Tiegel unter der Muffel oder im Windofen, das Rösten der Blende,
da man grössere Mengen Probirgut anwenden muss, auf einem
Eisenblech, wie bei der Plattner’schen Goldprobe (S. 297), oder
direct auf dem Muffelblatt.


300—400 Gramm zerkleintes Probirgut werden — nöthigen-Probirver-
fahren.

falls calcinirt oder geröstet — mit 15—20 % Kohlenpulver ge-
mengt, bei Kieselgalmei zur Bindung der Kieselsäure ein ¾ bis
gleiches Gewicht, bei Anwesenheit kieseliger Gangarten ¼—½
des Erzgewichtes Potasche oder calcinirte Soda hinzugefügt, das
Gemenge in eine thönerne, hessische Retorte oder in eine an
einem Ende verschlossene Thonröhre gethan und das Gefäss in
einen scharf ziehenden Windofen (S. 66) oder eine Probiresse
(S. 66) so eingelegt, dass der Retortenhals oder das freie Röh-
renende etwa 10 Cm. ins Freie ragt. Dieses wird zur Aufnahme
des überdestillirten Zinks entweder mit einer Tute von Eisen-
blech umgeben oder mittelst eines Korkes oder Lutums
mit einer entsprechend weiten, etwa 30 Cm. langen Glasröhre
versehen, durch welche die Gasarten entweichen, während das
Zink im Gemenge mit Oxyd sich meist in dem Retortenhals,
weniger in der Glasröhre absetzt. Ein Theil desselben wird aber
stets in Dampfgestalt von den Gasen mit fortgerissen und ver-
brennt mit grüner Flamme, wenn man dieselben am Röhrenende
ansteckt. Wenn die Flamme nachlässt, muss mittelst eines Ei-
sendrahtes Glasröhre und Retortenhals aufgestockelt werden.


Auch findet sich im Glasrohre feinzertheiltes metallisches
Zink (Zinkstaub), durch Verdichtung von Zinkdämpfen in nie-
driger Temperatur entstanden.


Nach mehrstündiger, bis zur Weissgluth steigender Hitze
nimmt man die Retorte oder Röhre aus dem Feuer, lässt sie
erkalten, legt sie so auf die Seite, dass sich beim Zerschlagen die
Kuppel der Retorte mit dem daran haftenden Sublimat abtrennt
und letzteres nicht zwischen den Rückstand fällt. Man sammelt
dann alles metallische Zink, wiegt dasselbe und schmilzt es, wenn
man sich von seiner Qualität überzeugen will, bei nicht zu hoher
Temperatur unter einer Decke von schwarzem Fluss in einem
Tiegel zusammen.


24*
[372]IX. Zink. Trockne Proben.

Der an den grösseren Zinkstücken oder an der Retorten-
wand lose haftende Zinkstaub (feinzertheiltes metallisches Zink),
sowie Zinkoxyd werden mit der Fahne einer Feder zusammenge-
fegt und gemeinschaftlich mit den Thonscherben, an welchen
noch zinkische Theile fest haften, in einer Porzellanschale mit
reiner verdünnter Salpetersäure digerirt, auch das Glasrohr mit
der Säure nachgespült, die entstandene Lösung, nachdem die
Thonscherben herausgenommen, filtrirt, das Filtrat zur Trockne
gedampft und die trockne Masse in einem Tiegel bei allmälig
bis zur Rothgluth steigender Temperatur unter der Muffel ge-
glüht, wo dann Zinkoxyd zurückbleibt, aus dessen Gewicht das
noch übrige Zink durch Rechnung gefunden wird. 100 Zinkoxyd
enthalten 80,13 Zink.


Die Resultate dieser Probe werden um so unzuverlässiger,
je zinkärmer das Probirgut und je reicher dasselbe an andern
flüchtigen Metallen (Cadmium, Blei, Antimon, Arsen etc.).


Auf Oberschlesischen Hütten ermittelt man den Zink-
gehalt der zur Anlieferung kommenden Erze in einem Probe-
schmelzofen von ähnlicher Einrichtung, wie die Zinkdestillir-
öfen.


§. 159. Berthier’s indirecte Zinkprobe.1)


Theorie.

Man ermittelt die fixen Bestandtheile im Probirgut und in
den Zuschlägen, verflüchtigt das Zink und findet dann aus der
Differenz den Gehalt an Zink oder Zinkoxyd. Andere flüchtige
Metalle beeinträchtigen das Proberesultat.


Je nachdem man es mit oxydischen oder geschwe-
felten Substanzen
zu thun hat, erleidet das Verfahren einige
Modificationen.


Unters. von
Galmei.

1) Probe für oxydische Substanzen. 2 Gramm ge-
pulvertes und bei 100° C. getrocknetes Erz (Galmei) werden
zur Entfernung von flüchtigen Substanzen (Kohlensäure, Wasser)
in einem bedeckten tarirten Porzellantiegel geglüht, der fixe
Rückstand gewogen, zur Oxydation von Eisen- und Mangan-
oxydul mit einigen Tropfen Salpetersäure bei unbedecktem Tiegel
etwa ½ St. nochmals erhitzt und abermals gewogen. Man mengt
denselben mit Kienruss, thut das Gemenge in einen mit Kien-
russ ausgekleideten feuerfesten Ansiedescherben (Taf. VI. Fig.
75—78), bedeckt das Gemenge mit Kienruss (Menge und Aschen-
[373]§. 159. Berthier’s Probe.
gehalt des Kienrusses müssen bekannt sein), versieht den Scherben
mit einem lutirten Deckel, welcher ein kleines Loch zum Ent-
weichen der Zinkdämpfe und der Gase hat und setzt denselben
etwa 5/4 Stunden der stärksten Muffelofenhitze aus, wobei das
Zinkoxyd reducirt wird. Kieselgalmei wird unter Hinterlassung
eines Kieselscelettes oder bei Anwesenheit von Kalk unter Bil-
dung einer Kalkschlacke völlig zerlegt.


Nachdem der Scherben erkaltet, wird sein Inhalt zur Ver-
brennung des noch rückständigen Kohlenstoffs, so wie zur Um-
wandlung von Eisen- und Manganoxydul in Oxyde geglüht, zu
letzterem Zweck auch wohl das Erhitzen mit einigen Tropfen
Salpetersäure im Porzellantiegel vorgenommen. Man wiegt den
Rückstand, zieht davon das Gewicht der in dem angewandten
Kienruss enthaltenen Asche ab, die erhaltene Differenz dann wieder
von dem Gewicht des ursprünglich genommenen geglühten Pro-
birguts und erhält so den Gehalt an Zinkoxyd in 2 Gramm
rohem Probirgut, wovon ⅘ metallisches Zink sind.


Bei einem Blei- und Cadmiumgehalt erfolgt zu viel
Zink.


Soll Zinkblende diesem Verfahren unterworfen werden,Unters. von
geröst. Blende.

so muss man sie vorher vollständig abrösten. Ein Rückhalt an
Schwefel wird im Röstgut angezeigt und kann ungefähr taxirt
werden, wenn man ein bestimmtes Volumen, z. B. 1 Löffel voll
gerösteter, sehr fein geriebener Blende in einer Proberöhre mit
einigen Stückchen schwefelfreien Galmeizinks versetzt, etwa 5 C. C.
Salzsäure, mit gleicher Menge Wasser verdünnt, hinzufügt, die
Proberöhre mit einem feuchten Bleipapier bedeckt und über einer
Spirituslampe erhitzt. Je mehr Schwefelwasserstoff sich ent-
wickelt, um so dunkler wird das Papier. Nach der Intensität
der Färbung lässt sich nun der Schwefelrückhalt in einer ge-
rösteten Blende bis auf ¼ % taxiren, wenn man bei Anwen-
dung von Blenden mit gekanntem Schwefelgehalt gewisse Fär-
bungen des Papiers hervorgebracht hat.


Um den Gehalt an Schwefelsäure, als schwefelsaures Zink-
oxyd im Röstgut vorhanden, zu ermitteln, laugt man dasselbe
mit verdünnter Salzsäure aus und fällt die Schwefelsäure mit
titrirter Chlorbariumlösung (§. 198).


Zur Bestimmung eines geringen Bleigehaltes in gerösteter
Blende behandelt man dieselbe mit Salpeter- und Schwefelsäure,
filtrirt, zieht aus der Masse auf dem Filter das Bleisulphat durch
weinsaures Ammoniak aus, fügt etwas Essigsäure, dann doppel-
[374]IX. Zink. Trockne Proben.
chromsaures Kali hinzu und bestimmt das Blei als chromsaures
Salz.


Probe für
Zinkblende.

2) Probe für geschwefelte Substanzen. 1 Probir-
centner feingeriebene getrocknete Zinkblende wird in einem
bedeckten Porzellantiegel oder in einem bedeckten Bleischer-
ben (Taf. VI. Fig. 93) ¼—½ Stunde lang zur Entfernung flüch-
tiger Bestandtheile (überschüssigen Schwefels und Arsens etc.)
in niedriger Temperatur unter der Muffel wiederholt geglüht,
bis zwei Wägungen übereinstimmen. Kohlensaure Salze sind
hinderlich, weil die Kohlensäure bei der bezeichneten Tempera-
tur nur theilweise weggeht. Der nach langsamem Erkalten ge-
wogene Rückstand, welcher beim Zusammensintern aufgerieben
werden muss, wird mit 60 Pfd. rostfreier Stabeisenfeile und 50
Pfd. gaarer grauer Eisenhohofenschlacke aus Holzkohlenöfen
gemengt, das Gemenge in eine mit Kohle ausgefütterte Eisen-
tute (Taf. VI. Fig. 84) gethan, mit noch 50 Pfd. Hohofenschlacke
bedeckt, der Raum darüber mit Kohlenstaub ausgefüllt und der
Tiegel mit einem lutirten Deckel versehen, welcher an einer
Stelle durch eine gelassene Oeffnung den Zinkdämpfen den Aus-
tritt gestattet. Man setzt den Tiegel einer ¾—1 stündigen Weiss-
glühhitze im Windofen oder Gebläseofen aus und erhält nach
dessen Erkalten einen aus Schwefeleisen mit dem überschüssig
zugesetzten Eisen bestehenden König und darüber eine wohlge-
flossene Schlacke. Hat man zu viel Eisen genommen, so kann
dieses sich kohlen und der König wird zu schwer. Zieht man
nun das Gewicht von König und Schlacke von dem der ange-
wandten fixen Bestandtheile des Probirgutes (geröstetes Erz,
Hohofenschlacke und Eisenfeile) ab, so erhält man die Menge
von weggerauchtem Zink.


Ein Gehalt des Probirgutes an Blei, Cadmium, Arsen,
Antimon
und an kohlensauren Salzen beeinträchtigt das
Resultat. Einen Bleigehalt kann man bei der Zinkbestimmung
in Abrechnung bringen, nachdem derselbe durch die Schwefel-
säureprobe (S. 164) oder wie oben vorher bestimmt. Beträgt der-
selbe über 10 %, so ist das Erz als Zinkerz kaum noch zu verar-
beiten. Selbst bei der reinsten Blende erhält man durch obige
Probe mehrere Procent Zink zuviel. Wie Versuche in Freiberg
ergeben haben, erfolgt ein dem auf analytischem Wege sich
näherndes Resultat, wenn man von der indirect gefundenen Zink-
menge die Zahl 5 + dem Bleigehalt des Erzes abzieht.


Um die erdigen Bestandtheile im Erze zu finden,
[375]§. 159. Berthier’s Probe.
braucht man nur die Schlacke ohne das Schwefeleisen allein zu
wägen und das Gewicht der zugesetzten Eisenhohofenschlacke
abzuziehen. War die Gangart Kalk, so lässt sich die dazu ge-
hörige Menge Kohlensäure berechnen, welche von dem Zink-
verlust noch in Abzug zu bringen ist, da sie bei dem Glühen
des Erzes nur wenig ausgetrieben wurde.


2. Kapitel.
Nasse Proben.


§. 160. Allgemeines. Zur dokimastischen Bestimmung desProbir-
methoden.

Zinkes bedient man sich häufig einer volumetrischen Probe,
besitzt jedoch auch eine nicht sehr umständliche genaue ge-
wichtsanalytische Methode
und kann bei gewissen Erzen
den Zinkgehalt indirect, aus dem Verluste, ziemlich genau
bestimmen.


§. 161. Gewichtsanalytische Methode. Man löst das Erz inVerfahren.
Königswasser, fügt Ammoniak und kohlensaures Ammoniak in
starkem Ueberschuss hinzu, um alles gefällte Zink zu lösen,
filtrirt, schlägt aus dem Filtrat durch Schwefelnatrium das Zink
nebst etwa vorhandenem Kupfer als Schwefelmetalle nieder,
filtrirt, löst durch verdünnte Salzsäure Schwefelzink vom
Schwefelkupfer weg, wäscht letzteres aus, fällt aus der Lösung
durch kohlensaures Natron in Siedhitze kohlensaures Zink-
oxyd und führt dieses nach dem Auswaschen und Trocknen
durch Glühen in Zinkoxyd über, aus dessen Gewicht der Zink-
gehalt berechnet wird. Von der Bestimmung eines Bleige-
haltes
in der Blende war bereits (S. 373) die Rede. Cad-
mium
fällt man aus der Zinklösung durch Zink aus, löst das
pulverförmige Metall in Säure und präcipitirt durch Schwefelwas-
serstoffgas gelbes Schwefelcadmium.


Man bestimmt auch das Zink als Schwefelzink, indem
ersteres aus seiner Lösung durch Schwefelammonium gefällt, das
Schwefelzink getrocknet, mit etwas Schwefel versetzt und im
Wasserstoffstrom geglüht wird.


§. 162. Volumetrische Methoden. Es sind massanalytischeTitrirproben.
[376]IX. Zink. Nasse Proben.
Zinkproben von Schwarz1), Schaffner2), Kieffer3), C. Mohr4),
Galletti5) u. A. angegeben, von welchen allen sich die Schaff-
Theorie der
Schaffner’-
schen Probe.
ner’sche durch Schnelligkeit der Ausführung, Einfachheit und
für technische Zwecke genügende Sicherheit ausgezeichnet. Die-
selbe beruht darauf, aus einer ammoniakalischen Zinklösung das
Zink als weisses Schwefelzink durch titrirte Schwefelnatriumlösung
auszufällen und das Reactionsende durch Schwärzung von Eisen-
oxydhydrat zu erkennen, welches erst nach vollständiger Aus-
fällung des Zinks geschwefelt wird. Die Erkennung des Re-
actionsendes mittelst Tupfproben mit Nitroprussidnatrium nach
C. Mohr6), essigsaurem Bleioxyd, weinsaurem Kaliblei nach
F. Mohr7), Nickelchlorür nach Groll 8) u. A. geht weniger rasch,
kann aber wegen grösserer Empfindlichkeit mancher dieser Rea-
gentien zu etwas genaueren Resultaten, als das Verfahren von
Barreswill9) und von Streng10) führen.


Verfahren b. d.
Schaffner’-
schen Probe.

Die Schaffner’sche Probe mit der Modification von
Streng wird in nachstehender Weise ausgeführt:


Man löst ½—1 Gramm Probirgut (je nach der Reichhaltig-
keit) in einem Kölbchen in Salzsäure unter Zusatz von einigen
Tropfen Salpetersäure, um das Eisen in Oxyd überzuführen,
verdampft den Säureüberschuss möglichst, verdünnt mit etwas
Wasser, neutralisirt die nicht filtrirte Lösung mit Ammoniak,
fügt ein Gemisch von 1 Thl. kohlensaurem und 3 Thln. Aetz-
ammoniak hinzu und digerirt etwa 10—15 Min. bei niedriger
Temperatur, um das Zinkoxyd aufzulösen. Zur Erzielung rich-
tiger constanter Resultate empfiehlt es sich, stets möglichst gleiche
Volumina des Lösungsmittels anzuwenden. Man filtrirt, wäscht
den Niederschlag mit warmem ammoniakalischen Wasser aus,
bis mit Schwefelammonium sich keine weisse Trübung mehr
zeigt, verdünnt das Filtrat zu 100 C. C. und fügt zu 10 oder
[377]§. 162. Schaffner’s Probe.
20 C. C. dieser Lösung aus einer Bürette so lange titrirte Schwe-
felnatriumlösung (S. 142), als noch ein deutlicher weisser
Niederschlag von Schwefelzink entsteht, also das Zink noch nicht
völlig ausgefällt ist. Dann spült man den Hals des Kolbens mit
destillirtem Wasser nach und wirft zur Erkennung des Reactions-
endes ein mit Eisenoxydhydrat überzogenes Papier in die Lö-
sung. Durch Stückchen von ungeleimtem Papier von etwa
15 Mm. Länge und 6 Mm. Breite steckt man einen Platindraht,
und biegt dessen eines Ende um den Rand des Papiers, wäh-
rend das andere Ende als Handhabe dient.


An dieser taucht man das Papier zunächst in Eisenchlorid-
lösung, dann in concentrirtes Ammoniak und lässt das gebildete
Eisenoxydhydrat auf dem Papier etwas trocknen. Das durch
den Platindraht beschwerte Papier gelangt beim Einwerfen in
den Kolben auf dessen Boden und seine Farbenveränderungen
können von aussen durch den Boden des Glases erkannt wer-
den, wenn man den Draht so gebogen hat, dass sich derselbe
an die Bodenfläche des Kolbens gut anlegt. Beim Durchgang
durch die Flüssigkeit darf das Papier seine Farbe noch nicht
wechseln. Unter raschem Umschwenken des Kolbens, wobei das
Papier platt auf dem Boden liegen bleiben muss, fügt man weitere
Schwefelnatriumlösung in ganzen C. C., ohne dass jedoch der
Strahl das Papier direct trifft, so lange hinzu, bis von dem letzten
C. C. das Papier eine andere Färbung annimmt. Bei geringem
Ueberschuss an Schwefelnatrium zeigt das Papier einen miss-
farbigen, grünlichen Ton, bei mehr wird es dunkelgrün bis
schwarz, was auch eintritt, wenn man das eben missfarbig ge-
wordene Papier einige Zeit in der Flüssigkeit liegen lässt.


Man wiederholt jetzt die Probe mit 20 C. C. Zinklösung in
der Weise, dass man gleich 1 C. C. weniger Schwefelnatrium-
lösung, als beim vorigen Versuch einfliessen lässt, das Eisen-
oxydhydrat-Papier einwirft und nun mit Unterabtheilungen eines
C. C, z. B. 0,2 C. C. fertig titrirt, bis das Papier soeben Miss-
farbe zeigt.


Aus der verbrauchten Menge Normalflüssigkeit lässt sich
dann leicht der procentische Zinkgehalt berechnen. Jordan1)
empfiehlt zur bequemeren Beobachtung des Papiers am Boden
unter das Glas einen Spiegel zu legen, in welchem sich beim
Aufheben des Glases die Farbe des Papiers zeigt.


[378]IX. Zink. Nasse Proben.

Behuf Herstellung der Normalflüssigkeit löst man
0,5 Gramm chemisch reines Zink in einem Kölbchen in chemisch
reiner Salzsäure, fügt die obige Ammoniakflüssigkeit hinzu, ver-
dünnt die Lösung auf 100 C. C. und behandelt 10 C. C. davon
wie oben mit der Schwefelnatriumlösung und dem eisenhaltigen
Papier. Diese muss von solcher Concentration sein, dass man
zur Ausfällung des Zinks (0,05 Gramm) 4—5 C. C. davon ver-
braucht. Es wird dann 1 C. C. der Schwefelnatriumlösung
0,0125—0,01 Grm. Zink fällen. Man wiederholt die Probe noch
2 mal mit jedesmal 10 C. C. Zinklösung und nimmt aus den
erhaltenen 3 Zahlen den Durchschnitt.


Soll das Reactionsende statt durch eisenhaltiges Papier durch
eine Tupfprobe erkannt werden, z. B. die Groll’sche, so lässt
man die zu probirenden Tropfen Zinklösung durch ein kleines
Filter auf eine Porzellanschale laufen und setzt einen Tropfen
Nickelchlorürlösung so hinzu, dass derselbe in die Mitte der
etwas ausgebreiteten Flüssigkeit kommt. Sobald sich um den
Rand des Tropfens eine grauschwärzliche Färbung zeigt, ist die
Reaction beendigt. Wird der ganze Tropfen schwarz, so ist zu
viel Schwefelnatrium zugesetzt.


Einfluss
fremder Bei-
mengungen.

Von Einfluss auf das Proberesultat können Substanzen sein,
welche


a) die Auflösung des Zinks beeinträchtigen. Bei
einem grösseren Eisengehalt hält das durch Ammoniak ge-
fällte Eisenoxydhydrat immer Zink zurück; man muss dann den
Niederschlag nochmals in Salzsäure lösen und durch Ammoniak
und kohlensaures Ammoniak fällen.


Der Eisengehalt lässt sich nach Margueritte’s Titrirprobe
(S. 354) bestimmen, indem man den Niederschlag in Salzsäure
löst, das Eisenchlorid durch Kochen mit Zink zu Chlorür re-
ducirt und mit Chamäleonlösung titrirt.


Geröstete eisenoxydhaltige Zinkblende löst sich
unter Bildung basischer Salze und bei einem Quarzgehalt unter
Abscheidung gelatinöser Kieselsäure beim Kochen nur schwer
in Salzsäure, indem das schwerlösliche geglühte Eisenoxyd die
Löslichkeit des Zinkoxydes beeinträchtigt. Durch Zusatz eines
Stückchens Eisendraht geschieht die Lösung rascher, indem sich
das Eisenoxyd zu Oxydul reducirt. — Auch durch Digestion
mit concentrirter Essigsäure lässt sich das Zinkoxyd aus ge-
rösteter Blende ausziehen.


Kieselgalmei, wenn derselbe durch Königswasser nicht
[379]§. 162. Schaffner’s Probe.
vollständig zersetzt wird, muss zuvor durch Glühen mit Soda auf-
geschlossen werden.


b) sich neben Zink in der ammoniakalischen Flüs-
sigkeit auflösen
.


Kupfer wird aus heisser ammoniakalischer Lösung nach
Pelouze’s Verfahren (S. 205) durch Schwefelnatriumlösung,
welche dann auch auf Kupfer titrirt sein muss, ausgefällt, die
verbrauchten C. C. Normalflüssigkeit notirt, das Schwefelkupfer
rasch abfiltrirt und im erkalteten Filtrat das Zink in angegebener
Weise gefunden. Bei geringem Kupfergehalt und Anwendung
des eisenhaltigen Papiers bedarfs keiner Filtration, weil man die
Missfärbung des Papiers doch wahrnehmen kann. Auch läst
sich bei einem Kupfergehalt eine Tupfprobe zweckmässig an-
wenden, indem man diesen nach Pelouze’s Methode ausfällt, die
gebrauchten C. C. Normallösung merkt, dann in einer andern
Probe Kupfer und Zink zusammen ausscheidet, nach Groll’s
Methode (S. 378) das Reactionsende bestimmt und von der ganzen
Menge angewandter Normallösung die für Kupfer gefundene ab-
zieht. — Einen grösseren Kupfergehalt fällt man zweckmässig
aus schwefel- oder salzsaurer, nicht salpetersaurer Lösung durch
Eisen (S. 199) oder Schwefelwasserstoff aus, filtrirt, oxydirt das
Eisen im Filtrat durch Erhitzen mit einigen Tropfen Salpeter-
säure höher und fällt mit dem Ammoniakgemisch.


Mangan fällt bei Zusatz von einigen Tropfen Brom zur
ammoniakalischen Flüssigkeit nieder, desgleichen in salzsaurer
Lösung bei Zusatz von Quecksilberoxyd und übermangansaurem
Kali (S. 234).


Stadler1) entfernt einen Mangan- und Bleigehalt da-
durch, dass er nach dem Fällen mit Ammoniak vor dem Filtri-
ren eine Lösung von Natronsalpeter zusetzt.


Silber bleibt beim Auflösen in Salzsäure als Chlorsilber
zurück und muss abfiltrirt werden.


Blei und Cadmium sind unschädlich, weil deren kohlen-
saure Salze durch das Ammoniakgemisch gefällt werden.


§. 163. Schmidt’s Verfahren der indirecten Zinkbestimmung.2),Verfahren.
Man digerirt 1—2 Gramm sehr feingepulvertes Probirgut, nach-
dem Galmei calcinirt und Blende vollständig abgeröstet worden,
20—30 Min. bei einer Temperatur von 40° C. mit einem Ge-
[380]X. Zinn. Trockne Proben.
misch von 3 Thln. Aetzammoniak und 1 Thl. kohlensaurem Am-
moniak zur Auflösung des Zinkoxydes, filtrirt, wäscht den Rück-
stand aus, trocknet, glüht und wiegt ihn, wo sich dann aus der
Differenz der Gehalt an Zinkoxyd in der calcinirten oder ge-
rösteten Substanz ergiebt. Bei reicherem Probirgut erhält man
nach diesem Verfahren erträgliche Resultate; Kieselgalmei und
ein grösserer Eisengehalt in der geglühten Masse lassen nur
eine theilweise Ausziehung des Zinkoxyds durch die Ammoniak-
flüssigkeit zu.


X. Zinn.


Probir-
methoden.

§. 164. Allgemeines. Die zur Untersuchung kommenden
zinnhaltigen Erze (Zinnstein, Sn mit 78,7 Sn, Zinnkies
Gu2 Sn + (Fe, Zn)2 Sn mit 25—31 Sn und 23—30 Cu) und
Hüttenproducte (Gekrätz, Schlacken, Legirungen etc.)
können auf trocknem oder nassem Wege untersucht werden,
wobei man nicht selten auf Schwierigkeiten stösst. Für Zinn-
legirungen
(z. B. für die im Wesentlichen aus Zinn und Eisen
bestehenden Härtlinge) eignet sich nur der nasse Weg. Zu-
weilen ist eine Combination des trocknen und nassen Weges
zweckmässig.


Auch kommt eine mechanische Waschprobe in be-
sonderen Fällen zur Anwendung.


1. Kapitel.
Trockne oder combinirte trockne und nasse Proben.


Theorie
der Proben.

§. 165. Allgemeines. Auf trocknem Wege werden nur Sub-
stanzen untersucht, welche das Zinn als Oxyd enthalten und es
bedarf dann nur eines reducirenden und solvirenden Schmelzens
zur Reduction des Zinnoxydes und zur Verschlackung von Erden
und fremden Metalloxyden. Allein nur selten gelangt man auf
diesem einfachen Wege gleich zum Ziele, indem die Ausführung
[381]§. 165. Allgemeines.
der Probe durch nachstehende Ursachen erschwert und compli-Erschwerende
Umstände.

cirter gemacht werden kann:


1) Schwierige Reducirbarkeit und leichte Ver-
schlackbarkeit des Zinnoxydes
. Die Reduction des Zinn-
oxydes tritt bei starker Rothglühhitze ein, wobei sich ein Theil
des Zinnes verflüchtigt und nicht selten beigemengte fremde Me-
talloxyde (Eisen-, Kupfer-, Wismuth-, Blei-, Antimonoxyd, Arsen-,
Wolfram-, Molybdänsäure etc.) reducirt werden und ins Zinn
gehen, so dass dessen Menge zu gross wird und ein sprödes
Metall entsteht. Selbst bei ganz reinen Erzen bedarfs zur mög-
lichst vollständigen Reduction des leicht verschlackbaren Zinn-
oxydes, welches sich als Base mit Kieselsäure und als Zinnsäure
mit Basen (Alkalien, Kalkerde, Eisenoxydul etc.) leicht ver-
schlackt, einer hohen Schmelztemperatur und der innigen Bei-
mengung einer grösseren Menge Kohle, wodurch die Beschickung
strengflüssiger wird und das reducirte Zinn meist in mehreren
Körnern erfolgt.


Es scheint aber auch eine besondere Eigenthümlichkeit des
Zinnes zu sein, sich nach seiner Reduction selbst bei der leicht-
flüssigsten Schlacke in Tropfen abzulagern, welche selbst bei
unmittelbarer Berührung und hoher Temperatur nur schwer zu-
sammenfliessen, so dass in der Schlacke, selbst in der Kochsalz-
decke, sich kleine Zinnkugeln befinden.


Letzterer Uebelstand lässt sich nach Winkler dadurch be-
seitigen, dass man das reducirte Zinn an eine dem Gewicht nach
gekannte Kupfermenge bindet und aus dem Mehrgewicht des
Kupfers den Zinngehalt erfährt.


Der Verschlackung wird auch dadurch entgegengewirkt,
dass man das Erz erst mit Kohle glüht, um möglichst alles Zinn-
oxyd zu reduciren, und dann erst das solvirend-reducirende
Schmelzen folgen lässt. Schon verschlacktes Zinn lässt sich nur
bei hoher Temperatur aus der Schlacke wieder frei machen,
weshalb, wenn man nicht vorher mit Kohle glüht, eine angehende
Weissglühhitze angewandt werden muss. Die Anwendung des
Cyankaliums als Reductions- und Flussmittels gestattet die
Ausführung der Probe bei niedrigerer Temperatur und in kür-
zerer Zeit, wobei sich die Zinnverflüchtigung vermindert.


2) Die Anwesenheit vieler erdiger Beimengungen.
Dieselben, meist hoch silicirt, würden zu einer reichlichen Zinn-
verschlackung beitragen und verlangen vor der Reduction ein
Schlämmen des Erzes, z. B. Zinnzwitter. Ist das Zinnoxyd
[382]X. Zinn. Trockne Proben.
als Silicat (Zinnschlacken) vorhanden, so muss dasselbe durch
Glühen mit Soda oder Schmelzen mit saurem schwefelsauren
Kali aufgeschlossen werden.


3) Die Anwesenheit metallischer Gangarten, und
zwar oxydirter (Magneteisenstein, Wolfram, Rutil,
Rotheisenstein
), geschwefelter (Kupferkies, Schwefel-
kies, Bleiglanz, Blende, Kupferglanz, Molybdän-
glanz, Grauspiessglanz
), arsenicirter (Arsenkies, Speis-
kobalt
) und metallischer (Wismuth). Damit deren Radicale
beim reducirend-solvirenden Schmelzen nicht ins Zinn gehen,
müssen sie vorher entfernt werden, was bei oxydischen Bei-
mengungen direct durch Behandlung mit Säuren geschieht, bei
den übrigen aber nach vorheriger möglichst vollständiger Ab-
röstung. Kommen mit metallischen Gangarten gleichzeitig viel
erdige vor, so muss dem Rösten und der Behandlung mit Säure
ein Schlämmen vorangehen.


§. 166. Proben für reine Zinnerze mit wenig erdigen Bei-
mengungen und ohne metallische Gangarten.


Theorie.

Dieselben bestehen wie bereits bemerkt, in einem reduciren-
den und solvirenden Schmelzen, wobei das Erz entweder direct
mit den Reductions- und Solvirungsmitteln zum Schmelzen kommt
oder zuvor durch Glühen mit Kohle reducirt wird.


Cornische
Probe.

1) Cornische Zinnprobe. Man beschickt 1 Unze (circa
28 Gramm) Zinnstein mit nahezu der gleichen Menge magerer
Steinkohle (Anthracit) und etwas Borax oder Flussspath und
schmilzt jedesmal 2 Proben 20—25 Min. lang mit Koks in 101
Mm. hohen und 76 Mm. weiten Graphittiegeln (S. 86) im
Windofen von 0,254 M. Breite, 0,178 M. Länge und 0,381 M.
Tiefe bis zum Rost bei 0,254 M. breitem und 0,076 M. hohem
Fuchs. Nachdem Alles in Fluss gekommen, rührt man mit
einem eisernen Stab um, erhitzt noch 6—8 Min., giesst das
Zinn unter Zurückhaltung der Schlacke mittelst eines Holzstabes
in eine gusseiserne Form, zerkleint und siebt die aus dem Tiegel
genommene, noch kleine Zinnkörner einschliessende Schlacke,
verwäscht das Siebfeine auf einer eisernen Schaufel in Wasser
(S. 19) und verwiegt den Zinnbarren, die Siebgröbe und das
Ausgeschlämmte zusammen.


Um von der Qualität des Zinnes Kenntniss zu erhalten,
schmilzt man das Probezinn in einer kleinen eisernen Kelle um,
giesst es in Rinnen einer Steinplatte und beurtheilt die Beschaffen-
heit des Zinnes nach dem Oberflächenansehen. Je krystallinischer
[383]§. 166. Proben für reine Erze.
die Oberfläche, je gelber die Farbe und je grösser die Ein-
senkungen, um so unreiner, spröder ist das Zinn bei mehr oder
weniger körnigem Bruche, dagegen rein bei glatter, reiner,
glänzender Oberfläche und ohne Körniges im Bruche. Wenn-
gleich man nach dieser Probe bis 10 % Zinn zu wenig aus-
bringt, so giebt sie doch dem geübten Praktiker Resultate,
welche mit den im Grossen erfolgenden wohl vergleichbar sind.
Man erfährt durch die Probe den Zinngehalt und ob das erfol-
gende Zinn zur besten oder minderen Sorte gehören wird und
berechnet dann nach dem für die betreffende Zinnsorte geltenden
Standard 1) den Werth des Erzes.


Nach Jeannel2) erkennt man noch 1/10000 Blei im Zinn,
wenn man letzteres mit Salpetersäure behandelt, filtrirt und zum
Filtrat einen Krystall von Jodkalium setzt, wo dann in Ammoniak
unlösliches gelbes Jodblei gefällt wird.


2) Deutsche Zinnprobe. Man reibt 1 ProbircentnerDeutsche
Probe.

Erz mit 15—20 Pfd. Kohlenstaub innig zusammen, thut das
Gemenge in eine Kupfertute, schüttet 2½—3 Ctr. schwarzen
Fluss oder ein Gemenge von 2 Thln. Potasche (oder wasser-
freier Soda) und 1 Thl. Mehl nebst 25 Pfd. Boraxglas hinzu,
giebt eine Kochsalzdecke, darauf ein Stückchen Kohle und
setzt die bedeckte Tute bei allmäliger Steigerung der Tempe-
ratur nach dem Abflammen einer ¾ —1stündigen angehenden
Weissglühhitze im Muffel- oder Windofen oder einer ½—¾stün-
digen Hitze im Gebläseofen aus. Den behutsam aus dem Ofen
genommenen Tiegel lässt man hinreichend erkalten, indem das
Zinn längere Zeit flüssig bleibt, und trennt dann den bei gut
gerathener Probe unter der farblosen oder grünlichen Schlacke
liegenden Zinnkönig von ersterer. Bei reinen Erzen ist der
König zinnweiss, dehnbar, blank und folgt, zu feinen Spänen
geschnitten, dem Magnete nicht.


Wie bereits bemerkt, erfolgt das Zinn häufig in mehreren
Körnern. Sind solche in der Schlacke wahrzunehmen, so müssen
sie aus derselben ausgeschlämmt und mit in Rechnung gebracht
werden. Man giebt den Zinngehalt bis auf 1 Pfd. an.


Zinnschlacken beschickt man bei geringeren Gehalten
mit schwarzem Fluss und Borax, reichere Schlacken auch noch
mit Glas.


[384]X. Zinn. Trockne Proben.
Modifica-
tionen.

Zur Verminderung der Zinnverschlackung trägt es bei, wenn
man das mit ⅕ Holzkohlenpulver gemengte Erz in der bedeckten
Tute etwa ¼ Stunde unter der Muffel sehr stark glüht, um das
Zinnoxyd zu reduciren, und dann erst beschickt.


Winkler1) mengt zur bessern Ansammlung des Zinnes
1 Ctr. Erz mit 1 Ctr. Kupferoxyd, beschickt das Gemenge, ohne
Erz und Flussmittel zu mischen, in der vorhin angegebenen
Weise und schmilzt unter der Muffel anfangs bei Rothgluth,
zuletzt bei angehender Weissgluth 1 Stunde lang, wo sich dann
unter einer grüngefärbten durchsichtigen Schlacke ein weisses
sprödes Zinn-Kupferkorn befindet. Von diesem bringt man den
Kupfergehalt in Abzug, der in dem angewandten Kupferoxyd
enthalten. Im reinen Zustand finden sich in demselben 79,82 % Cu;
ist es nicht völlig rein, so bestimmt man zuvor seinen Kupfer-
gehalt, indem man 1 Ctr. Kupferoxyd mit obiger Beschickung
in der Tute auf Kupfer verschmilzt. Käufliches Kupferoxyd er-
giebt auf diese Weise meist 78,3—78,5 % Cu. Man bringt nach
dieser Probe mehr Zinn aus, als ohne Kupferoxydzusatz, und
die Könige differiren selten mehr als 30—50 Pfdthle.


Nimmt die Quantität der fremden erdigen und metallischen
Beimengungen zu, so müssen der Reduction ein Schlämmen
(§. 167) und ein Rösten der Erze bei nachheriger Behandlung
mit Säure (§. 168) vorangehen.


Levol’s
Verfahren.

3) Levol’s Probe. 2) 2 Grmm. nöthigenfalls gerösteter
und mit Salzsäure behandelter Zinnstein werden mit ⅕ Holz-
kohlenpulver gemengt, in einem Porzellantiegel ¼ Stunde unter
der Muffel stark geglüht, um metallisches Zinn zu erzeugen,
dann etwa ⅓ gepulvertes Cyankalium auf die Masse geschüttet
und noch 5 Min. erhitzt, wobei das Zinn zu einem Regulus
zusammenschmilzt und eine nahezu zinnfreie Schlacke erfolgt.
Diese Probe giebt das höchste Ausbringen, weil sich bei der
verhältnissmässig niedrigen Temperatur des schmelzenden Cyan-
kaliums weniger Zinn verflüchtigt und Zinnoxyd weniger leicht
mit Kieselsäure in Verbindung geht, welche nur durch hohe
Temperatur sich wieder aufheben lässt.


Das Cyankalium muss frei von schwefelsaurem Kali sein,
weil sich sonst je nach dessen Menge etwas Sn S oder Sn S2
bildet, welches in der Schlacke bleibt. 3)


[385]§. 167. Proben f. erdenreiche Erze.

§. 167. Proben für Zinnerze mit viel erdigen Beimengungen.Verfahren.
Derartige Erze müssen einem Schlämmprozess in Glas-
cylindern (S. 18) oder auf einem Sichertrog (S. 19) unter-
worfen werden, bevor sie zum reducirenden Schmelzen (S. 382)
kommen, wobei man dann je nach dem Gehalt an strengflüs-
sigen Erden mit dem Boraxzusatz bis auf 50 % steigt. Man
wendet ein solches Schlämmen auch wohl gleich in der Grube
mit Bohrmehl an, um die Abbauwürdigkeit armer Zinnerze
(Zinnzwitter) zu erforschen (Sächsische Schlämmprobe)
oder in Aufbereitungswerkstätten, um zu finden, wie viel schmelz-
würdiges Gut sich aus einem Haufwerk rohen Erzes wird er-
zielen lassen, wonach dann der Werth des Erzes bestimmt wird
(Cornische Waschprobe).


1) Sächsische Waschprobe. Eine dem Volumen nachSächsische
Waschprobe.

genommene Menge Bohrmehl wird in einem Sichertrog auf die
S. 19 angegebene Weise geschlämmt.


2) Cornische Waschprobe1) (Vanning). 50 Kil. vonCornische
Waschprobe.

verschiedenen Seiten des Haufwerks genommenes Probirgut wird
fein gerieben, innig gemengt, davon wieder Probe genommen,
diese in feiner gepulvertem Zustande durch ein Sieb geschlagen
und getrocknet. Je nachdem das Liefererz (black tin) aus der
Aufbereitung in Mehlform (crop tin) oder Schlammform (fine tin)
von den Hütten dem Volumen oder Gewichte nach angenommen
wird, misst man von dem Probirgut entweder in einem kleinen
Cylinder von ¼ Noggin = 2,166 Cbzll. = 32,353 C. C. Inhalt
eine Probe ab oder nimmt eine Probe von 55—56 Gramm
(2 Unz. Avoir-du-poids). Die Probe wird in einer eisernen
Schaufel (S. 19) mit Wasser angerührt und derselben einmal
eine rotirende Bewegung gegeben, um die leichteren Theile
wegzuspülen, dann eine von oben nach unten und von vorn
nach hinten gehende und von kleinen Stössen begleitete, damit
sich die schwereren Theile nach dem Rande der Schaufel zu
an der rechten Seite, die armen Sande sich hinter diesem Ab-
satze festsetzen, während das Unhaltige nach dem entgegen-
gesetzten Rande fortgeschleudert und durch den Stoss theilweise
wieder zurückgebracht wird. Nachdem jetzt die Schaufel auf
einem Holzblock unter sie festhaltende Haken geschoben, reibt
man den reichen Sand (craze) mit einem eisernen Pistill mög-
lichst fein, verwäscht abermals und erhält ein Product (tin witts),
Kerl, Probirkunst. 25
[386]X. Zinn. Trockne Proben.
welches alles Wolfram, den grössten Theil vorhandenen Arsen-
kieses, einen grossen Theil Kupfer- und Schwefelkies und wenig
Erden enthält. Nach dem Trocknen in der Schaufel über einem
Kohlenfeuer röstet man das glänzende Product 15—20 Min.
lang auf einem Röstscherben von 0,075 M. Durchmesser, ver-
wäscht wieder, reibt abermals auf, schlämmt, trocknet und
wiegt das Angereicherte nach Pennyweights und Grains eines
Troypfundes (S. 103) aus. Tabellen, je nachdem die Erzprobe
gemessen oder gewogen war abweichend, ergeben dann nach
dem gefundenen Gewichte des Ausgeschlämmten, wie viel Centner
Liefererz aus 1 Tonne rohem Erz bei der Aufbereitung zu er-
warten sind. Man erhält durch diese Waschprobe gegen die
Analyse etwa 20 % zu wenig.


Probir-
methoden.

§. 168. Proben für Zinnerze mit viel metallischen Gangarten.
Unterwirft man den sehr häufig mit metallischen Begleitern
(S. 382) vorkommenden Zinnstein einem reducirenden und sol-
virenden Schmelzen, so erfolgt ein unreines Zinn. Durch pas-
sende Combination des trocknen und nassen Weges lassen sich
jedoch die metallischen Stoffe hinreichend entfernen, indem man
dieselben entweder aus dem rohen Erz durch Königswasser
weglöst, wobei das Zinnoxyd nicht angegriffen wird, oder bei
Anwesenheit von Schwefel-, Antimon- und Arsenmetallen das
Probirgut todt röstet und dann die dabei gebildeten Oxyde
durch Salzsäure auszieht. Man giebt letzterem Verfahren den
Vorzug, wenn das Erz von Königswasser angreifbaren Zinnkies
oder andere Schwefelmetalle enthält, welche beim Behandeln
mit Säure Schwefel ausscheiden. Dieser kann dann wieder bei
der Reduction störende Schwefelmetalle, namentlich eine Schwefel-
zinn enthaltende Schlacke erzeugen, wenn man ihn nicht durch
Röstung der mit Säure behandelten Substanz entfernt. Wolfram
wird von der Säure gar nicht, Zinnsilicat davon nur unvoll-
ständig zersetzt, wohl aber, ohne dass Zinnoxyd aufgelöst wird,
durch Schmelzen mit saurem schwefelsauren Kali, wel-
ches auch auf sonstige Metalloxyde, namentlich Eisenoxyd,
kräftiger lösend wirkt, als Salzsäure.


Rohes Erz.

1) Behandlung des rohen Erzes mit Königswasser.


Levol’s
Methode.

a) Levol’s Verfahren. 1) 5—20 Grmm. Erz werden
kurze Zeit mit kochendem Königswasser behandelt, ausgewaschen,
[387]§. 168. Proben f. kiesige Erze.
getrocknet, bei viel ausgeschiedenem Schwefel calcinirt, der
Rückstand mit 1—4 Grmm. Holzkohlenpulver in einer Tute
im Muffelofen geglüht (S. 384) und mit 1,5 Grmm. Cyankalium
geschmolzen (S. 384), oder das durch Glühen mit Kohle redu-
cirte Zinn mittelst Königswassers vollständig ausgezogen, aus
der Lösung das Zinn durch reines Zink gefällt und mit Cyan-
kalium zu einem Korn geschmolzen.


b) Moissenet’s Verfahren. 1) Man reinigt das armeMoissenet’s
Methode.

Erz durch Königswasser, glüht den Rückstand mit Kohle, löst
das reducirte Zinn in Salzsäure und fällt aus der Lösung das
Zinn durch Zink, welches man in Gestalt eines Knopfes an
einem Kupferdraht in die Flüssigkeit hängt. Je nach der Menge
des vorhandenen Zinnchlorürs und dem Verhältniss der freien
Säure erfolgt das Zinn bald in glänzenden Nadeln, bald schuppig,
moosartig oder schwammig mit eingeschlossenem Wasserstoffgas,
durch welchen letzteren Zustand die Beendigung der Fällung
angezeigt wird. Man nimmt den Zinkknopf aus der Zinnhülle
heraus, drückt letztere in einer porzellanen Reibschale mit
einem Achatpistill zusammen, trocknet und schmilzt das Zinn
bei Zusatz von etwas Stearin zum Korn.


2) Rösten des Erzes und Digeriren des RöstgutesGeröstetes
Erz.

mit Salzsäure. 1 Probircentner Erz oder mehr wird mit
etwa 20 Pfd. Kohlenstaub gemengt, bis zum Verschwinden jeg-
lichen Geruches und Dampfes geröstet, dann aufgerieben, etwa
die Hälfte Kohlenpulver zugemengt und gaar geröstet. Das
fein aufgeriebene Röstgut versetzt man in einem kleinen Becher-
glase mit dem 4—6fachen eisenfreier, farbloser Salzsäure,
digerirt fast bei Kochhitze ¼—½ Stunde unter öfterem Um-
schwenken des Glases, giesst dann die gelbgefärbte Säure durch
ein Filter, wäscht den Rückstand aus, giebt die Waschwasser
ebenfalls aufs Filter, giesst wieder frische Säure zu und wieder-
holt dies so oft, als dieselbe von aufgelöstem Eisen noch gelb
gefärbt wird. Ist dieses nicht mehr der Fall, so decantirt man
mit heissem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction,
damit sich demnächst nicht flüchtiges Chlorzinn bildet. Dann
trocknet man den Rückstand im Glase und auf dem Filter, ver-
brennt letzteres und unterwirft beide Rückstände zusammen
einem reducirenden und solvirenden Schmelzen wie oben (S. 383).
Auf diese Weise entfernt man aus dem Röstgut einen Gehalt
25*
[388]X. Zinn. Trockne Proben.
an Eisen-, Kupfer-, Antimon-, Wismuth-, Zink-, Bleioxyd, ar-
seniger Säure etc. Bei einem grösseren Wismuthgehalt trübt sich
das Waschwasser von basischem Wismuthsalz; man muss dann
zuvor mehrmals mit verdünnter Salzsäure decantiren, dann erst
mit Wasser.


Das mit dem Zinnoxyd chemisch verbundene Eisen- und
Manganoxyd lässt sich durch Salzsäure nicht ausziehen, indess
ist in den dunkelsten Zinnsteinen nur so wenig (höchstens 2 %)
davon vorhanden, dass sie grösstentheils verschlackt werden.
Auch wird silicirtes Zinn ohne und mit Bleigehalt (z. B. Email)
von Salzsäure nur unvollständig zersetzt.


Wolfram und
Silicate halten-
des Erz.

3) Schmelzen des Erzes mit saurem schwefel-
sauren Kali
. Zur Aufschliessung von wolframhaltigen
Erzen oder Zinnsilicaten (Schlacken, Emaillen) wird die
feingepulverte Substanz, nachdem etwa darin vorhandenes metal-
lisches Zinn (Schlacken) abgesiebt, in die 8—12fache Menge
sauren schwefelsauren Kalis vorsichtig eingetragen, welches
zuvor in einem Porzellantiegel unter der Muffel geschmolzen
ist. Man steigert alsdann die Temperatur so lange, bis keine
unveränderten Theile mehr wahrzunehmen sind und das Auf-
steigen von Gasblasen nachlässt. Die Schmelze wird mit salz-
säurehaltigem Wasser aufgekocht und mit warmem Wasser aus-
gewaschen, wobei die Basen zersetzter fremder Silicate sich
auflösen, während Zinnoxyd, Kieselerde und Wolframsäure
zurückbleiben. Letztere wird durch Digestion mit Aetzammoniak
oder Aetzkali ausgezogen und der Rückstand in gewöhnlicher
Weise (S. 383) reducirt.


Bei einem Bleigehalt des Probirgutes (z. B. Emaille) erfolgt
ein bleihaltiges Zinn, aus welchem durch Behandeln mit Sal-
petersäure Zinnoxyd abgeschieden, dieses ausgewaschen, geglüht
und gewogen werden muss (100 Zinnoxyd enthalten 78,616 Zinn),
wenn man es nicht durch reducirendes Schmelzen in metallisches
Zinn verwandeln will. Im Uebrigen werden Titan- und Wolfram-
verbindungen beim reducirenden und solvirenden Schmelzen
verschlackt.


[389]§. 169. Volumetrische Proben.

2. Kapitel.
Volumetrische Proben.


§. 169. Allgemeines. Es sind mehrere volumetrische Proben,Ungenauigkeit
der Proben.

z. B. von Gaultier de Claubry1), Hart2), Mène3), Penny4),
Schwarz5), Streng6) u. A. empfohlen, welche darauf beruhen,
Zinnchlorür durch Oxydationsmittel von bekanntem Titer (Cha-
mäleon, saures chromsaures Kali, Jod in Alkohol etc.) in
Chlorid zu verwandeln. Alle diese Methoden geben jedoch un-
genaue Resultate in Folge der Unsicherheit des Aequivalent-
gewichts von Zinn und Chrom, der Unreinheit der Oxydations-
mittel, besonders aber des Luftgehaltes und Verdünnungsgrades,
der Stärke und Menge der zur Auflösung verwandten Säure
und der davon abhängigen verschiedenen Oxydirbarkeit des
Zinnchlorürs etc. Mulder7) hat ein Verfahren zur Umgehung
dieser Fehlerquellen angegeben, dasselbe ist aber umständlich,
dagegen erhält man durch die neueren Proben von Löwenthal8),
Strohmeyer9) und Lenssen10) zufriedenstellende Resultate.


§. 170. Titrirmethode von Löwenthal und Strohmeyer. HatVerfahren.
man eine zinnhaltige Flüssigkeit zu untersuchen, so misst man
sich zur Probe eine gewisse Menge (5—10 C. C.) ab; festes
in Wasser lösliches Zinnsalz kann in einer bestimmten abge-
wogenen Menge (½—1 Grmm.) direct verwandt werden, wäh-
rend dagegen nicht in Wasser lösliche Substanzen durch Salz-
säure in Lösung versetzt, und gelingt dies nicht, zuvor auf
passende Weise aufgeschlossen werden. So ist z. B. in Säuren
unlöslicher Zinnstein (1—5 Grmm. und mehr), nachdem er zu-
vor mit Königswasser etwas digerirt, durch Schmelzen mit 3—4
Theilen Soda im Platintiegel aufzuschliessen; auch kann man
denselben nach Levol’s Methode (S. 384) durch Glühen mit
Kohle reduciren und das erfolgende metallische Zinn durch
Salzsäure ausziehen. Sollte dies schwierig gelingen und müsste
[390]XI. Wismuth. Trockne Proben.
Königswasser angewandt werden, so muss aus der königsauren
Lösung das Zinn durch Zink ausgefällt und ersteres dann in
Salzsäure gelöst werden, weil die nachstehende Probe die An-
wesenheit des Zinnes als Chlorür voraussetzt, weshalb sich
ein Auflösen im Kohlensäurestrom empfiehlt. Die Zinnchlorür-
lösung fügt man nun zu einer im Kochen befindlichen Lösung
von Eisenchlorid mit freier Salzsäure und lässt noch kurze Zeit
kochen, wobei aus dem im Ueberschuss vorhandenen Eisen-
chlorid das Zinnchlorür eine entsprechende Menge Eisenchlorür
reducirt, welches letztere dann, nach gehöriger Verdünnung, in
der gelbgefärbten Lösung durch Chamäleonlösung (S. 355) titrirt
wird. Der Titer des letzteren wird dadurch bestimmt, dass man
0,2 Grmm. frisch gefälltes Zinn im Kohlensäurestrom im Platin-
tiegel in Salzsäure löst, wie eben angeführt mit Eisenchlorid
behandelt und die zu titrirende Chamäleonlösung so lange hinzu-
fügt, bis der letzte Tropfen die Flüssigkeit deutlich färbt.


Erfahrungsmässig braucht man zu dem Eisenchlorür immer
mehr Chamäleon, als zu der ursprünglichen Menge Zinnchlorür,
von der das Eisenchlorür gebildet wurde. Um in dieser Be-
ziehung eine Correction vorzunehmen, nimmt man eine gleiche
Menge Wasser, wie Flüssigkeit zum Hauptversuche, fügt so
viel Eisenchloridlösung hinzu, bis die entstandene Färbung der
von der eisenchloridhaltigen Zinnflüssigkeit nahezu gleicht, fügt
tropfenweise Chamäleonlösung zu, bis wieder nahezu gleiche
Färbung entsteht, zieht dann die hierzu verbrauchte Chamä-
leonmenge von der bei der Hauptprobe gebrauchten ab und be-
rechnet aus dem Rest den Zinngehalt. 2 Aeq. Eisen entsprechen
1 Aeq. Zinn (Sn Cl + Fe2 Cl3 = Sn Cl2 + 2 Fe Cl).


Eisenhaltige Zinnverbindungen löst man in Salz-
säure, fällt das Zinn aus der Lösung während etwa 12 Stunden
durch Zink, wäscht das Zinn aus, löst es in Salzsäure und
verfährt in angegebener Weise.


XI. Wismuth.


Probir-
methoden.

§. 171. Allgemeines. Für die Untersuchung der Wismutherze
(gediegen Wismuth, Wismuthglanz, Bi mit 81,25 Bi,
Nickelwismuthglanz, Ni (Ni, Bi) mit 10,4 Bi, 22 Ni und
[391]§. 172. Proben f. gediegen Wismutherz.
11,7 Co, Wismuthocker, Bi mit 89,7 Bi) giebt der trockene
Weg
mehr oder weniger genaue Resultate, während es an guten
massanalytischen Methoden ganz fehlt. Gesellen sich zu den
eigentlichen Wismutherzen andere Erze, hauptsächlich Kobalt-
und Nickelerze, zuweilen Zinn-, Blei- und Kupfererze,
so genügt für diese und daraus erfolgte Hüttenproducte entweder
der trockene Weg (wismuthhaltige Nickel- und Kobalt-
erze, Kobaltspeisen
), oder es muss zur Scheidung des
Wismuths von damit bei der Schmelzprobe legirten Metallen
(Zinn, Kupfer, Blei, Silber, Antimon, Arsen) der
nasse Weg angewandt werden (wismuthhaltiges Blick-
silber, Bleistein, Abstrich, Glätte, Testasche
etc.).


1. Kapitel.
Trockne Proben.


§. 172. Probirmethoden. Diese können abweichen, je nach-Auswahl der
Probirmetho-
den.

dem das Wismuth im gediegenen, oxydirten oder ge-
schwefelten
Zustande vorkommt.


A. Proben für gediegen Wismutherz.


1) Saigerprobe. Wenngleich diese Probe wegen einesAnwend-
barkeit.

mehr oder weniger grossen Rückhaltes von Wismuthkörnern im
Saigerrückstand um so weniger Anspruch auf Genauigkeit zu
machen hat, je ärmer das Erz ist, so kann sie doch zweck-
mässig zur Controle des Saigerprozesses im Grossen dienen.


Bis 500 Grmm. und mehr haselnussgrosse Erzstücke werdenVerfahren.
in einen am Boden durchlöcherten Thontiegel gethan, dieser
bedeckt in einen zweiten Tiegel zur Aufnahme des ausgesaiger-
ten Wismuths gestellt, die Fugen gut verstrichen, der untere
Tiegel bis nahe an seinen Rand mit Asche oder Sand umgeben
und der obere Tiegel mit glühenden Kohlen umschüttet, welche
man durch ein umgestelltes cylindrisches Eisenblech zusammen-
hält und mittelst eines kleinen Blasbalges anfacht. Bei anhal-
tender Rothglühhitze saigert dann das Wismuth aus der streng-
flüssigeren Gangart aus und gelangt in den unteren Tiegel. Bei
zu hoher Temperatur tritt eine Verflüchtigung von Wismuth ein,
bei zu niedriger bleibt mehr Metall in den Rückständen, was
[392]XI. Wismuth. Trockne Proben.
auch eintritt, wenn das Erz in zu kleinen Stücken angewandt
worden. Tritt bei nicht gut verstrichenen Fugen am Deckel
und zwischen oberem und unterem Tiegel Luft zum Erz, so
findet eine Oxydation des Wismuths statt. Das aus dem Unter-
satz genommene und verwogene Wismuth kann dann nach §. 174
auf fremde Metalle untersucht werden.


Schmelzprobe.

2) Schmelzprobe. Dieselbe, auf die unter B. angegebene
Weise ausgeführt, giebt genauere Resultate, als die Saigerprobe
und gestattet die gleichzeitige Mitbestimmung eines an Schwefel
oder Sauerstoff gebundenen Wismuthgehaltes.


B. Proben für geschwefelte oder oxydirte Wismuthverbindungen.


Probir-
methoden.

Die hierher gehörigen Proben eignen sich für alle Sub-
stanzen, in denen Wismuth gediegen, oxydirt, an Tellur ge-
bunden, geschwefelt oder in allen diesen Zuständen zusammen
vorkommt. Ein erfolgendes unreines Wismuthkorn muss auf
nassem Wege weiter behandelt werden. Die besten Resultate
giebt eine nach Art der Plattner’schen Löthrohrprobe aus-
geführte Wismuthprobe.


Verfahren.

1) Probe mit schwarzem Fluss. Diese wird ähnlich
wie eine Harzer Bleiprobe (S. 152) ausgeführt, indem man
1 Probircentner Erz in einer Bleitute mit dem 2—3fachen Pot-
asche und Mehl und 50—100 % Boraxglas mengt, das Ganze
mit einer starken Kochsalzdecke versieht und wie bei einer
Bleiprobe behandelt, nur eine etwas geringere Hitze giebt,
weil Wismuth leichter schmilzt und flüchtiger als Blei ist.
Damit eine recht leichtflüssige Schlacke entsteht, giebt man
einen bedeutenden Boraxzusatz.


Diese Probe leidet an denselben Mängeln, wie die Harzer
Potaschenprobe (S. 154), aber auch eine Röstreductionsprobe
mit Potasche und einem grösseren Mehlzusatz giebt zu wenig
Wismuth.


Zur Joachimsthaler Schmelzhütte wurden früher die Wis-
muthproben wie die Bleiproben ausgeführt, gaben aber, nament-
lich bei sehr armen Erzen, sehr differirende Resultate, was
J. Wagner veranlasste, nachstehende bessere Methode einzuführen:


1 Probirctr. feingeriebenes Erz wird mit 40 Pfd. Soda und
25 Pfd. Eisendrehspänen bei einer Kochsalzdecke geschmolzen.
Man erhält höhere und wenig differirende Wismuthgehalte und die
Proben mit Soda sind wohlfeiler, als die mit schwarzem Fluss.


[393]§. 172. Proben f. geschwefelte u. oxydirte Erze.

Bei einem Antimongehalt röstet man das Erz und, wenn
viel Arsen vorhanden, so glüht man das Probirgut zuvor in einer
bedeckten Tute. Im Uebrigen bestimmt man in Nickel- und
Kobalterzen einen Wismuthgehalt auf die S. 224 angegebene
Weise. Tellurwismuth mit 52—86,6 Bi giebt bei 1 stün-
digem Schmelzen in mässiger Rothglühhitze mit dem 2fachen
geglühten Weinstein in einem lutirten Tiegel seinen Wismuth-
gehalt ab Wird die Tellurkalium enthaltende Schlacke zer-
rieben, auf einem Filter mit ausgekochtem und wieder erkal-
tetem Wasser ausgelaugt, so scheidet sich aus der dunkelrothen
Lösung an der Luft graues Tellur aus.


2) Probe mit Cyankalium Das Probirgut wird nachVerfahren.
H. Rose1) in einem nicht zu kleinen Porzellantiegel mit dem
5fachen Cyankalium einige Zeit geschmolzen, worauf man die
erfolgenden Metallkörner rasch mit Wasser auswäscht, dieselben
mit wässrigem, nicht zu starkem Alkohol trocknet und wägt.
Bei nicht vollständiger Zersetzung des Schwefelwismuths bleibt
ein schwarzes Pulver zurück und das Schmelzen mit Cyan-
kalium muss wiederholt werden. Schwefelwismuth erfordert
längere Zeit zum Schmelzen, als z. B. Wismuthoxyd und ba-
sisches Chlorwismuth.


3) Probe nach Analogie der Plattner’schenVerfahren.
Löthrohrprobe. 1 Probircentner Erz, bei einem grösseren
Arsengehalt nöthigenfalls geglüht, wird mit 25—30 Pfd. dickem
Eisendraht und 50—200 Pfd. feinem Silber in feinen Schnitzeln
oder Körnern in eine Bleitute gethan, mit dem 2—3fachen Pot-
asche und Mehl und 30—50 Pfd. Boraxglas bedeckt, eine Koch-
salzdecke gegeben, auf diese ein Kohlenstückchen gelegt und
nach Art einer Bleiprobe (S. 156) im bedeckten Tiegel unter
der Muffel geschmolzen. Hierbei wird Schwefelwismuth theils
vom Eisen, theils vom Alkali entschwefelt und giebt mit dem
Silber eine Legirung, welche, ohne zu spröde zu sein, sich
von dem mit Schwefeleisen überzogenen Eisen mit einiger Vor-
sicht durch den Hammer trennen lässt. Die Legirung lässt sich
sogar ausplatten, wenn auf 1 Theil Wismuth 3—4 Theile Silber
vorhanden sind. Der nach Abzug des Silbers bleibende Ueber-
schuss giebt den Wismuthgehalt des Königs an, insofern das
Erz nicht selbst einen grösseren Silbergehalt besitzt, der dann
besonders bestimmt werden muss. Eine nicht zu grosse Menge
[394]XI. Wismuth. Nasse Proben.
als Schwefelkupfer vorhandenes Kupfer wird bei dieser Probe
verschlackt; ein Antimongehalt muss durch vorheriges Rösten
beseitigt werden, ein Bleigehalt sammelt sich zum grössten
Theil im Wismuthsilberkorn an. Bei Anwesenheit von Arsen
zeigt sich neben dem weissen Wismuthsilber eine graue Speise,
durch Hammerschläge davon zu trennen. Substanzen mit
einem grösseren Arsengehalt werden vor dem Schmelzen in
einer bedeckten Tute geglüht; solche, welche Ni, Co und Cu
im oxydirten Zustande enthalten, müssen zuvor in der Tute
mit Schwefel oder Arsen geglüht werden.


2. Kapitel.
Nasse Proben.


Anwend-
barkeit.

§. 173. Allgemeines. Seltener wird der nasse Weg direct
für die Wismuthbestimmung in Erzen und Producten angewandt,
als zur Ermittlung des Wismuthgehaltes in einem bei Schmelz-
proben erhaltenen unreinen Wismuthkönige. Die häufigsten Ver-
unreinigungen in demselben sind Blei, Kupfer und Zinn.


§. 174. Probirmethoden.


Ullgren’s
Methode.

1) Ullgren’s Verfahren für Blei-, Kupfer- und
Zinn enthaltendes Wismuth1) Man erwärmt das zerkleinte
spröde Wismuthkorn mit reiner Salpetersäure, filtrirt entstan-
denes Zinnoxyd ab, wässert dasselbe mit Weingeist aus,
trocknet und wiegt. Antimon verhält sich ähnlich wie Zinn.
Zum weingeistigen Filtrat fügt man kohlensaures Ammoniak im
Ueberschusse, trennt die ammoniakalische Kupferlösung vom
Niederschlage (kohlensaures Wismuth- und Bleioxyd) durch Fil-
triren, dampft das Filtrat mit etwas Schwefelsäure ab und fällt
nach der schwedischen Methode (S. 198) das Kupfer durch
Eisen. Die gut ausgesüssten kohlensauren Salze löst man in
einem Kolben noch feucht in Essigsäure auf und stellt in die
Flüssigkeit einen blanken Bleistreifen so ein, dass derselbe durch
die ihn ganz bedeckende Flüssigkeit vor dem Luftzutritt ge-
schützt wird. Das verschlossene Gefäss bleibt einige Stunden
zur Fällung des Wismuths durch Blei stehen. Die Reaction ist
beendigt, wenn ein in die Flüssigkeit gehaltener blanker Blei-
streifen keinen Ueberzug mehr erhält. Man wässert dann das
[395]§. 174. Probirverfahren.
Wismuth im Kolben wiederholt durch Decantiren mit gekochtem
und wieder erkaltetem Wasser aus, füllt den Kolben ganz mit
Wasser, hält über dessen Mündung eine Tassenschale, kippt
ersteren um, lässt sich das Wismuth nebst Bleistreifen in die
Tassenschale entleeren, zieht den noch theilweise mit Wasser
gefüllten Kolben seitlich aus der Schale weg, entfernt alles
Wismuth vom Bleistreifen, spült letzteren nochmals ab, trocknet
das Wismuth wie bei der schwedischen Kupferprobe (S. 200)
rasch bei höchstens 120°C. und wiegt. Ein Bleigehalt ergiebt
sich schliesslich aus dem Gewichtsverlust des ursprünglich an-
gewandten Königs, nachdem Zinn, Kupfer und Wismuth in Rech-
nung gekommen.


2) Patera’s Methode1)für silber- und wismuthhal-Patera’s
Verfahren.

tiges Blei (Werkblei). Man löst in verdünnter Salpeter-
säure, fügt zur Bildung von Chloriden einen Ueberschuss von
Salzsäure hinzu, versetzt die Lösung mit starkem Weingeist,
bringt das ausgeschiedene Chlorsilber und Chlorblei auf ein ge-
wogenes Filter, süsst mit Weingeist aus, trocknet und wiegt,
treibt dann die Masse auf einer Capelle mit etwas Blei ab und
findet so direct das Silber. Dieses wird auf Chlorsilber umge-
rechnet, dessen Gewicht, von dem des Chlorbleies und Chlor-
silbers zusammen abgezogen, das Gewicht des Chlorbleies er-
giebt, aus welchem sich der Bleigehalt berechnen lässt. Aus
der weingeistigen Lösung fällt man das Wismuth durch kohlen-
saures Ammoniak, glüht den ausgesüssten und getrockneten
Niederschlag und bestimmt das Wismuth als Oxyd. Ein in
dem ammoniakalischen Filtrat vorhandener Kupfergehalt kann
nach dem Abdampfen mit Schwefelsäure durch Eisen ausgefällt
werden.


3) Verfahren zur Untersuchung von bleihaltigemCombin.nass
und trockne
Weg.

Wismuth. Man löst in einem Kolben die ausgeplattete Le-
girung in verdünnter Salpetersäure, engt mit etwas Schwefel-
säure ein, bis dieselbe zu verdampfen beginnt, verdünnt die
abgekühlte Masse mit Wasser, filtrirt das schwefelsaure Bleioxyd
ab, süsst aus, trocknet und glüht, wonach sich dann im Sulphat
der Bleigehalt berechnen lässt (100 Pb S enthalten 68,3 Pb), in-
sofern man ersteres nicht gleich mit Potasche, Mehl und Eisen
(S. 156) auf Blei verschmilzt. Aus dem bleifreien Filtrat fällt
[396]XII. Quecksilber. Trockne Proben.
man durch kohlensaures Ammoniak kohlensaures Wismuthoxyd,
welches nach dem Aussüssen und Trocknen mit Potasche und
Mehl bei einer Kochsalzdecke etwa ¼ Stunde in der rothglühen-
den Muffel geschmolzen wird, wobei ein Wismuthkönig erfolgt.


XII. Quecksilber.


Probir-
methoden.

§. 175. Allgemeines. Bei den Quecksilberproben auf trock-
nem Wege
wird das Metall verflüchtigt und seine Dämpfe con-
densirt. Je nachdem das Quecksilber schon metallisch oder legirt,
als Amalgam, vorhanden (gediegen Quecksilber, zuweilen
mit etwas Gold und Silber, natürliche und künstliche Amal-
game, Rückstände von der Amalgamation
etc.) oder an
electronegative Körper gebunden ist (Zinnober, Hg mit 86,2 Hg,
zuweilen im innigen Gemenge mit bituminösen und erdigen
Stoffen und dann Lebererz, Corallenerz, Branderz etc.
genannt, Hornquecksilber, Hg Cl mit 84,9 Hg, manche
Fahlerze (Cu, Fe, Zn, Hg)4 (Sb, As) mit 2—15 Hg etc.),
bedarfs zur Verflüchtigung des Metalles nur eines Erhitzens
ohne alle Zuschläge oder mit solchen (Alkalien, Eisen, Kalk,
Glätte), um die electronegativen Bestandtheile (Schwefel, Chlor)
zu entfernen. Sehr arme Erze erfordern noch eine Vorbereitung
auf nassem Wege.


Die zur Quecksilberbestimmung vorgeschlagenen mass-
analytischen Methoden
sind keiner allgemeinen Anwen-
dung fähig.


1. Kapitel.
Trockne Proben.


Verfahren.

§. 176. Proben für gediegen Quecksilber und Amalgame. Man
erhitzt, je nach dem Quecksilbergehalt, 5—10 Grmm. und mehr
Probirgut in einer gläsernen oder eisernen Retorte, letztere
mit abschraubbarem Hals, anhaltend bis etwas über den Destil-
lationspunct des Quecksilbers (360°C.) über Kohlenfeuer oder
[397]§. 177. Proben f. geschwefelte Erze.
im Windofen, so dass das Innere der Retorte vollständig
von der Hitze durchdrungen wird. Zur Condensation der ent-
wickelten Quecksilberdämpfe lässt man den Retortenhals so eben
[in] einem Becherglase befindliches kaltes Wasser tauchen und
umwickelt denselben mit einem stets nass zu haltenden Lein-
wand- oder Papierstreifen, dessen Ende zur Aufsaugung von
Wasser in dieses eintaucht. Auch wendet man wohl einen am
Retortenhals angebundenen, im Wasser liegenden leinenen Sack
als Vorlage an. Hört die Bildung von Quecksilbertröpfchen in
der Vorlage auf, so reinigt man den Retortenhals durch Klopfen
und Auskehren mit einer Federfahne von anhaftendem Queck-
silber, lässt dasselbe zusammenfliessen, was durch Aufkochen
mit Wasser oder Zusammenreiben mit etwas Kalkmehl und
Wasser befördert wird, thut dasselbe in ein tarirtes Becher-
gläschen, nimmt mittelst Löschpapiers oder gebrannten Kalkes
noch vorhandenes Wasser vollständig weg und wiegt.


Die Destillation des Quecksilbers kann vollständiger in einer
Glasröhre nach dem im folgenden Paragraph zu beschreibenden
Verfahren von Marchand ausgeführt werden.


§. 177. Proben für geschwefelte und chlorirte Quecksilber-Theorie.
verbindungen. Zur Bindung des Schwefels im Zinnober wendet man
zweckmässiger Alkalien 1), namentlich Potasche und Mehl oder
schwarzen Fluss, dessen Kohlenstoffgehalt die Entschwefelung be-
fördert (S. 126), an, als Aetzkalk oder Eisen, weil letztere zur voll-
ständigen Zerlegung des Zinnobers eine höhere Temperatur er-
fordern, bei welcher sich leicht Schwefelquecksilber in Substanz
sublimirt, wenn man sich nicht eines zweckmässig construirten
Apparates bedient. Gewöhnliche Retorten — man wendet zur
Destillation entweder thönerne Röhren und Retorten, nöthigen-
falls vorher mit einem Glasüberzug versehen, oder gusseiserne
thonbeschlagene Retorten mit einem abschraubbaren Halse an,
welche letzteren zwar etwas angegriffen werden, aber völlig
dicht sind — stehen in dieser Beziehung dem Apparate von
Rose, Erdmann und Marchand nach, welcher die besten Re-
sultate giebt.


Je ärmer die Erze, desto mehr Probirgut muss man nehmenQuecksilber
verluste.

und desto ungenauer fallen die Proben aus. Glowacki2) hat
[398]XII. Quecksilber. Trockne Proben.
zur Bestimmung der Quecksilberverluste Mischungen von metal-
lischem Quecksilber und Schwefel gemacht, diese mit Kalk einer
Destillation unterworfen und dabei folgende Resultate erhalten:

Danach sind die Differenzen bei Erzen mit 1—4 % Queck-
silber schon sehr gross.


Vorbereitung
sehr armer
Erze.

Sehr arme Erze werden nach Berthier1) auf die Weise
zweckmässig vorbereitet, dass man 50—100 Grmm. und mehr
mit Königswasser digerirt, den Rückstand gut aussüsst, die
Flüssigkeit zur Trockne dampft und den Quecksilberchlorid
enthaltenden Rückstand einer Destillation unterwirft. Da die
Chlorverbindungen des Quecksilbers weit flüchtiger sind, als
die Schwefelverbindungen, so bedarf es, um die Sublimation
unzersetzten Chlorides zu verhindern, eines innigen Zusammen-
reibens der Masse mit der 3fachen Menge schwarzen Flusses.
Noch wirksamer ist es, beide Substanzen unter Zusatz von Wasser
zusammen zu reiben und die Masse dann wieder zu trocknen.
Bestand die Gangart hauptsächlich aus Kalk, so zieht man
diesen zweckmässig vor der Behandlung mit Königswasser durch
mässig starke Essigsäure aus.


Einwirkung
[f]lüchtiger Sub-
stanzen.

Zur Zerlegung des Zinnobers, welchem andere flüchtige
Substanzen, wie Arsen, Schwefelarsen etc. beigemengt sind,
bedient sich Berthier2) der 4—5fachen Menge Bleiglätte.
Schon bei mässiger Hitze verflüchtigt sich das Quecksilber voll-
ständig, der daran gebundene Schwefel wird in schweflige Säure
[399]§. 177. Proben f. geschwefelte Erze.
verwandelt und Schwefelarsen giebt mit der Glätte eine schlackige
Masse. Damit die Retorte vor beendigter Operation nicht von
der Bleiglätte zerfressen wird, muss man sie nur allmälig und
mässig erhitzen. Quecksilberchlorid wird von Bleiglätte nicht
verändert und verflüchtigt sich beim Erhitzen unzersetzt. Bei
Zusatz von Kohle reducirt sich das Chlorid nur zu sich eben-
falls sublimirendem Chlorür, so dass das beste Mittel zur Zer-
legung der Quecksilberchloride schwarzer Fluss ist.


Das bei der Destillation erfolgende Quecksilber kann ge-
ringe Mengen von Blei, Wismuth, Zink, Zinn, Quecksilber-
oxyd etc. enthalten, welche nur durch Anwendung chemischer
Mittel zu beseitigen sind.


Folgende Probirmethoden können zur Anwendung kommen:Probir-
methoden.


1) Verfahren von Rose1), Erdmann und Mar-Destilliren i[n]
Röhren.

chand.2) Nach Art einer organischen Analyse bringt man
an das hintere zugeschmolzene Ende einer 44 Cm. langen und
15 Mm. weiten Röhre von schwerschmelzigem Glase eine etwa
5 Cm. lange Magnesitlage, davor eine Schicht wasserfreien
Aetzkalk, dann das innige Gemenge von Erz mit überschüssi-
gem gebrannten Kalk, davor Kalk, mit welchem man den
Mischungsmörser ausgerieben hat, davor reinen Kalk und zu
vorderst einen losen Asbestpfropf. Die am offenen Ende in
einem stumpfen Winkel gebogene und zu einer Spitze ausge-
zogene Glasröhre taucht mit dieser eben [in] einem Kolben
enthaltenes Wasser. Beim allmäligen Erhitzen der Röhre von
hinten nach vorn durch glühende Kohlen in einem organischen
Verbrennungsofen entwickeln sich Quecksilberdämpfe, welche
sich theils im gebogenen Röhrenende, theils im Wasser conden-
siren. Nach beendigtem Prozess schneidet man ersteres ab,
spült darin haftendes Quecksilber in den Kolben, schüttelt
dessen Inhalt um, lässt einige Zeit stehen, giesst das klare
Wasser ab, schüttet das Quecksilber in einen gewogenen Por-
zellantiegel, nimmt noch vorhandenes Wasser mit Löschpapier
weg und trocknet nöthigenfalls noch unter einer Glocke über
Schwefelsäure. Die aus dem Magnesit entwickelte Kohlensäure
verhütet eine Oxydation des Quecksilbers.


Dieses Verfahren giebt die genauesten Resultate.


[400]XII. Quecksilber. Trockne Proben.
Destilliren in
Retorten.

2) Gewöhnliche Destillirmethode. Je nach der Reich-
haltigkeit des Erzes werden 125—1500 Gramm Erz mit der
Hälfte oder dem gleichen Gewicht schwarzen Fluss innig gemengt,
in eine dichte Thon- oder besser gusseiserne, aussen thonbe-
schlagene Retorte mit abschraubbarem Hals gethan, mit schwarzem
Fluss bedeckt, der Hals mittelst einer Federfahne gereinigt und
die Retorte in eine mässige Rothgluth über einer geeigneten
Feuerung (S. 66) versetzt, nachdem eine Vorlage in der S. 397
angegebenen Weise angebracht. Es müssen nicht blos Boden
und Seitenwände, sondern auch der obere Theil der Retorte ge-
nügend erwärmt werden.


Das weitere Verfahren ist ganz, wie S. 397 angegeben.


Bei gerathenen Proben stimmen Probe und Gegenprobe
überein, und es befindet sich im Hals der Retorte kein unzer-
setzter Zinnober, was auf die Anwendung einer richtigen, nicht
zu hohen Temperatur deutet. Insofern man durch vorsichtiges
Arbeiten mechanische Versuche vermieden und dichte Retorten
angewandt hat, können die erhaltenen Resultate sehr wohl zur
Werthbestimmung eines Erzes und zur Controle des Hüttenpro-
zesses dienen.


Wegen unvollständigerer Zersetzung des Zinnobers durch
Kalk (½—gleiches Gewicht) oder Eisenfeile (25—50 %) bei der
erforderlichen starken Rothglühhitze bis angehenden Weissglüh-
hitze (S. 397) fallen die Resultate bei diesen Zuschlägen leicht
ungenauer aus.


Destilliren in
Oefen.

3) Verfahren zu Idria. 1) Von jeder Erzpost werden
8 Proben genommen, jede zu 1 Probircentner (¼ Pfd. Civil-
gewicht) mit 2—3 Löffeln gepulvertem Kalk beschickt und in
8 eisernen Retorten eines Galeerenofens (Taf. VII. Fig. 143—145)
erhitzt, nachdem die Vorlagen angefügt und die Zwischen-
räume sorgfältig lutirt. Die dem Feuerungsraum und Fuchse
näher gelegenen Röhren geben erfahrungsmässig ein geringeres
Ausbringen, als die mittleren Röhren, weshalb man erstere gar
nicht beschickt.


Sobald die leeren Röhren stark rothglühen, sieht man den
Prozess als beendigt an. Das aus den nicht gekühlten Vor-
lagen ausgegossene Quecksilber wird von jeder Probe gewogen
[401]§. 178. Massanalyt. Probe.
und von allen 8 Proben der Durchschnitt genommen, wo man
den wahren Gehalt annähernd erfährt.


2. Kapitel.
Nasse Proben.


§. 178. Allgemeines. Es sind eine Anzahl massanalytischerWerth der
volumetr.
Methoden.

Methoden, z. B. von Liebig1), Streng2), Hempel3), F. Mohr4),
Scheerer5), Personne6) u. A. vorgeschlagen, welche zum Theil
wohl genaue Resultate geben, aber zum Theil complicirt und
meist einer allgemeinen Anwendung nicht fähig sind, indem sie
die Abwesenheit gewisser Substanzen voraussetzen.


Am einfachsten sind noch die Methoden von Mohr und
Scheerer.


§. 179. Massanalytische Methoden.


1) Mohr’s Verfahren. Man versetzt das Quecksilber inMohr’s
Methode.

Chloridlösung und fügt eine alkalische Lösung von Eisenoxy-
dulsalz hinzu, wo dann das Chlorid in Chlorür verwandelt wird
und ein Theil des Eisenoxyduls in Oxyd übergeht (2 Hg Cl
+ 2 Fe Cl = Hg2 Cl + Fe2 Cl3). Der Rest des Eisenoxyduls
wird mit Chamäleon zurücktitrirt.


Salpetersäure darf nicht anwesend sein, sondern muss durch
Eindampfen der Flüssigkeit mit Salzsäure zur Trockne ausge-
trieben werden.


2) Scheerer’s Methode. Die Quecksilberoxydul ent-Scheerer’s
Methode.

haltende Lösung wird verdünnt, gelinde erwärmt und unter
starkem Schütteln in Zwischenräumen titrirte Lösung von unter-
schwefligsaurem Natron so lange hinzugetröpfelt, bis kein brauner
Niederschlag von Quecksilbersulphür mehr entsteht, welcher sich
rasch absetzt (Hg N + Na S = Hg + Na S + N). Bei 12,4
Gramm Natronsalz (Na S + 5 aq.) im Liter Lösung entsprechen
Kerl, Probirkunst. 26
[402]XIII. Antimon. Pr. auf Ant. crud.
10 C. C. der letzteren mit 0,124 Grm. Salz 0,208 Grm. Queck-
silberoxydul = 0,200 Grm. Quecksilber.


Es müssen bei dieser Probe Metalle abwesend sein, welche
aus einer Lösung durch unterschwefligsaures Natron ebenfalls
geschwefelt werden würden (Blei, Kupfer, Silber, Gold, An-
timon, Arsen etc.).


XIII. Antimon.


Antimonerze.

§. 180. Allgemeines. Das hauptsächlichste Antimonerz ist
das Grauspiessglanzerz, Sb mit 71,4 Sb; in neuerer Zeit
kommen jedoch auch Antimonblüthe Sb mit 83,37 Sb und
Rothspiessglanzerz Sb Sb2 mit 75,05 Sb zur Verhüttung.


Probir-
methoden.

Die Antimonproben bezwecken entweder die Bestimmung
des metallischen Antimons (Regulus antimonii) in einem ge-
schwefelten oder oxydirten Erze oder den Gehalt an Schwefel-
antimon (Antimonium crudum) in dem Grauspiessglanzerz,
beide auf trocknem Wege. Es werden dabei um mehrere
Procente ungenaue Resultate erhalten, welche indess zur Con-
trole des grossen Betriebes meist dienen können.


Zur genauen Antimonbestimmung in Erzen und Hüttenpro-
ducten muss der gewichtsanalytische nasse Weg ge-
wählt werden. Die massanalytische Bestimmung des Anti-
mons [z. B. mittelst Jodlösung 1) und nach Schneider’s 2) Ver-
fahren] befriedigt nicht.


1. Kapitel.
Proben auf Antimonium crudum.


Saigerprobe.

§. 181. Saigerprobe. Man saigert das schon bei mässiger
Rothglühhitze schmelzende Schwefelantimon aus den strengflüs-
sigeren Gangarten in ganz derselben Weise aus, wie beim Aus-
[403]§. 183. Proben auf met. Ant.
schmelzen des Wismuthes aus seinen Erzen (S. 391) angegeben
ist, indem man zur Probe bis 500 Gramm und mehr Erz in
haselnuss- bis wallnussgrossen Stücken anwendet.


Das in höheren Temperaturen flüchtige, im Untersatz an-
gesammelte Antimonium crudum zeigt ein strahlig-krystalli-
nisches Gefüge.


Die Rückstände können noch 10—12 % Antimon in Gestalt
von Schwefelmetall und bei nicht gehörigem Luftabschluss von
Oxyd und Oxysulphuret enthalten.


§. 182. Indirecte Probe. Bei in Säuren unlöslichen Gang-Indirecte
Probe.

arten digerirt man 1—2 Gramm sehr feingepulvertes Erz mit
Salzsäure, bis unter Entwicklung von Schwefelwasserstoff alles
Schwefelantimon aufgelöst ist, filtrirt, wäscht mit durch Salz-
säure oder Weinsteinsäure stark angesäuertem Wasser aus, trocknet
das Filter und glüht den Rückstand, wo sich aus der Differenz
der Gehalt an Schwefelantimon ergiebt, aus welchem sich der
an metallischem Antimon berechnen lässt. Bei einem Bleige-
halt des Erzes kann Chlorblei im Rückstande bleiben, wenn
nicht hinreichend ausgewaschen wird.


2. Kapitel.
Proben auf metallisches Antimon.


§. 183. Allgemeines. Sämmtliche Proben sind mit MängelnWerth
der Probir-
methoden.

behaftet, welche ihren Grund theils in der Flüchtigkeit, theils
in der Verschlackbarkeit des Antimons als Oxyd und Schwefel-
metall haben. Antimonoxyd mit kohlensaurem Alkali zusammen-
geschmolzen, treibt die Kohlensäure aus, beim Behandeln der
Masse mit Wasser bleibt alkalifreies Oxyd zurück; schmilzt man
das Antimonoxyd mit Alkalihydraten, so kann die Schmelze in
Wasser völlig in Lösung gebracht werden. Wird Schwefelan-
timon zur Entschwefelung mit alkalischen Substanzen (Potasche,
Soda, schwarzem Fluss) zusammengeschmolzen (S. 129), so
scheidet sich unter Bildung von Schwefelalkali und schwefel-
saurem Alkali zwar metallisches Antimon ab, aber durch das
Schwefelalkali wird Schwefelantimon als Schwefelsalz in der
Schlacke mehr zurückgehalten, als z. B. Schwefelblei (S. 154).


Durch einen Eisenzusatz lässt sich zwar das Schwefelsalz
zerlegen und der grösste Theil des Antimons abscheiden, allein
26*
[404]XIII. Antimon. Pr. auf met. Ant.
letzteres nimmt einen Ueberschuss des Eisens als Antimoneisen
auf und das Gewicht des Antimons wird zu hoch gefunden.
Ausserdem geht ein Gehalt des Erzes an Blei, Kupfer und Arsen
zum grössten Theil ins Antimon.


Um den wirklichen Antimongehalt ungefähr zu ermitteln,
muss der Antimonkönig gepulvert, mit Salpetersäure digerirt, das
gebildete Antimonoxyd nach dem Verdünnen der Flüssigkeit
abfiltrirt, ausgesüsst, getrocknet, mit dem Filter in einem Blei-
scherben geglüht und durch das 3fache schwarzen Fluss redu-
cirt werden. Die fremden Metalle bleiben im Filtrat. Bei diesem
Verfahren findet allerdings auch ein Antimonverlust durch nicht
völlige Unlöslichkeit des Antimonoxydes in Salpetersäure und durch
die Verschlackbarkeit des Antimonoxydes beim Schmelzen statt.
Es kann aber auch ein Bleigehalt beim Antimonoxyd bleiben.


§. 184. Niederschlagsproben für geschwefelte Substanzen. Die-
selben geben stets ein eisenhaltiges Korn, welches auf die oben
angegebene Weise behandelt wird. Es kommen zur Anwen-
dung:


Pr. m. schwarz.
Fluss u. Eisen.

1) Probe mit schwarzem Fluss und Eisen. Man
schmilzt das Gemenge von 1 Probircentner Erz, 2—3 Ctr. schwar-
zem Fluss oder Potasche und Mehl, bis 42 Pfd. rostfreier Ei-
senfeile und, je nach der Strengflüssigkeit vorhandener Erden,
bis 25 Pfd. Borax ähnlich wie eine Bleiprobe, nur mit einer
stärkeren Kochsalzdecke und in nicht ganz so starker Hitze
etwa ¾ Stunden lang im Muffel- oder Windofen, lässt erkalten
und entschlackt den spröden, etwas Eisen und Kalium enthal-
tenden König vorsichtig, wo man dann aus reinem Schwefel-
antimon nach dieser Probe etwa 66—68 % ausbringt. Wird
mehr als obige Menge Eisen genommen, so dass mehr, als zur
Bildung von Einfachschwefeleisen (Fe) davon vorhanden, so kann
das Ausbringen auf 78—80 % in Folge von Eisenaufnahme
steigen.


Pr. m. Blut-
laugensalz.

2) Levol’s Probe mit Blutlaugensalz und Cyan-
kalium
. 1) Das Gemenge von 1 Ctr. Erz mit 2 Ctr. entwäs-
sertem Blutlaugensalz wird mit ½ Ctr. Cyankalium bedeckt und
in einem Thontiegel etwa ¼ Stunde lang einer niedrigen Tem-
peratur (Kirschrothgluth) ausgesetzt. Wegen der verminderten
Antimonverflüchtigung bei dieser niedrigen Temperatur und durch
die vollständigere Ausscheidung des Metalles durch das aus dem
[405]§. 185. Reductionsprobe.
Blutlaugensalz frei gewordene höchst fein vertheilte Eisen steigt
das Ausbringen bis auf 72 %, der König enthält aber immer
2—3 % Eisen.


§. 185. Reductionsprobe. Diese kommt meist nur für oxy-Anwendbar-
keit.

dische Erze in Anwendung, seltener für geschwefelte, nachdem
sie abgeröstet worden, weil die Röstung grosse Schwierigkeiten
darbietet. Bei der Leichtschmelzigkeit des SchwefelantimonsRösten.
tritt leicht schon bei ganz niedriger Rösttemperatur Sinterung
ein und es bilden sich Oxysulphurete, deren Gehalt an Schwefel-
metall beim reducirenden Schmelzen grossentheils unter Bildung
von Schwefelsalz verschlackt wird. Die Hitze darf namentlich
zu Anfang die braune Rothgluth kaum erreichen und man muss,
ohne Kohlezusatz, das Röstgut mit einem Thon- oder Glasstabe
fortwährend umrühren, wo dann, wenn sich keine schweflige
Säure mehr entwickelt, ein schwefelsäurefreies lockeres, weiss-
oder gelblichgraues Pulver von Antimonoxyd zurückbleibt.


1 Probircentner Erz wird mit der doppelten Menge schwarzemRed.
Schmelzen.

Fluss oder Potasche und Mehl bei Zusatz einer passenden Menge
Borax unter einer starken Kochsalzdecke in einer Bleitute nach
dem Abflammen 20—30 Min. unter der Muffel geschmolzen.


Aus reinem Schwefelantimon bringt man, wenn dasselbe
vorsichtig abgeröstet, 64—65 % Antimon aus.


XIV. Arsen.


§. 186. Allgemeines. Zur Darstellung der ArsenikalienArsenikalien.
(Fliegenstein oder metallisches Arsen, arsenige Säure
oder weisses Arsenglas und Arsensulphuride oder gelbe
Arsengläser
) verwendet man hauptsächlich Scherbenko-
balt
As, Arsenkies Fe + Fe As mit 46,0 As und 19,6 S,
und Arsenikalkies Fe4 As3 mit 66,8 As, zuweilen arsen-
haltige Nickel-, Kobalt-
und Zinnerze zur Gewinnung
von arseniger Säure.


Durch dokimastische Proben soll die Qualität oder Quan-Dokimast.
Proben.

tität der aus den genannten Erzen darstellbaren obigen Arseni-
kalien ermittelt werden.


[406]XIV. Arsen. Pr. auf met. Arsen.

1. Kapitel.
Proben auf metallisches Arsen.


Zweck der
Proben.

§. 187. Allgemeines. Man will entweder untersuchen, wie
viel Arsen aus einem vorliegenden Erz oder Product technisch
zu gewinnen ist (Sublimirprobe) oder wie viel Arsen das
Probirgut überall enthält (analytische Probe).


Theorie.

§. 188. Sublimirprobe. Dieselbe beruht darauf, dass metal-
lisches Arsen sich bei etwa 180°C. verflüchtigt und je nach
dem Grade der Abkühlung in zweierlei Aggregatzuständen con-
densiren lässt. Man erhält dasselbe als fast weisses, stark me-
tallisch glänzendes, schuppig krystallinisches und zusammen-
hängendes, an der Luft nur wenig oxydirbares Sublimat (Flie-
genstein
), wenn in der minder geräumigen Vorlage eine nur
wenig niedrigere Temperatur vorhanden ist, als sie der Arsen-
dampf mitbringt. Dagegen erfolgt die dunkelgraue, krystallinisch-
pulverförmige, leicht oxydirbare Modification (grauer Ar-
senik
), wenn der Arsendampf mit andern erhitzten Gasen in
die kühlere Vorlage gelangt. Das erstere Product ist meist nur
Handelswaare, letzteres wird auf den Hüttenwerken selbst weiter
verbraucht, z. B. zur Darstellung von weissen und gefärbten
Arsengläsern.


Manche Arsenerze entlassen beim blossen Glühen unter Luft-
abschluss ihren Arsengehalt ganz (Arsenkies, Fe + Fe As =
2 Fe + As) oder nur theilweise (Arsenikalkies Fe4 As3 =
Fe4 As + 2 As); bei sauerstoffhaltigen (arsenige Säure) be-
darfs eines Zusatzes von Kohle, bei schwefelhaltigen eines solchen
von Potasche oder Soda.


Verfahren.

Bis 300 Gramm und mehr Probirgut bringt man an das ge-
schlossene Ende einer Thonröhre; bei Vorhandensein von arse-
niger Säure mengt man 16—20 % Kohlenpulver ein und bringt
noch eine Lage davon vor das Gemenge. Anwesende Schwefel-
verbindungen erfordern einen Zusatz von etwas Potasche oder
Aetzkalk zur Bindung des Schwefels, dessen Menge durch einige
Vorversuche in der Weise zu ermitteln ist, dass man so lange
damit steigt, als sich noch Schwefelarsen neben dem metallischen
Arsen sublimirt. Arsenkies giebt z. B. beim Erhitzen unter
Luftabschluss anfangs ein rothes Sublimat von Schwefelarsen,
dann nur von Arsen.


[407]§. 189. Analyt. Probe.

Nachdem in das offene Röhrenende ein spiralförmig aufge-
wundenes Eisenblech eingesteckt und eine lose lutirte Bleitute
als Vorlage angebracht worden, erhitzt man die Röhre in einem
Windofen 1—1½ Stunden lang allmälig bis zur Rothgluth.
Dabei condensirt sich das ausgetriebene Arsen grösstentheils an
dem Eisenblech, wovon es durch Aufrollen desselben sich ab-
löst, zum Theil aber auch in der Bleitute. Dasselbe wird ge-
wogen, wobei Probe und Gegenprobe stimmen müssen.


Man bringt aus Arsenkies und Arsenikalkies im Grossen
sowohl, wie bei der Probe nicht den stöchiometrisch berechneten
Arsengehalt aus. Bei Anwendung von arseniger Säure als Roh-
material sublimirt auch diese bei einer 185°C. übersteigenden
Temperatur.


§. 189. Analytische Probe. Zur Bestimmung des gesammtenAnalytische
Probe.

Arsengehaltes in einem Probirgut glüht man ½—1 Gramm mit
dem 4—5 fachen Kalisalpeter und dem 1½ fachen calcinirter
Soda in einem zur Hälfte angefüllten Porzellantiegel bei starker
Rothgluth, laugt die arsensaures Kali-Natron enthaltende Schmelze
mit heissem Wasser vollständig aus, dampft, wenn sich bei Zu-
satz von Salpetersäure Kieselsäure ausscheiden sollte, zur Trockne,
weicht in Wasser auf, filtrirt die Kieselsäure ab, setzt zum Fil-
trat Ammoniak im Ueberschuss, wodurch dasselbe nicht getrübt
werden darf, dann eine Auflösung von schwefelsaurer Magnesia,
welche so viel Salmiak enthält, dass sie durch Ammoniak nicht
mehr getrübt wird. Es scheidet sich dann nach 12 stündigem
Stehen in der Kälte arsensaure Ammoniakmagnesia, (Mg2, NH4)
As + 12 aq., aus, welche man abfiltrirt, mit einer kalten Mi-
schung von 3 Thln. Wasser und 1 Ammoniak so lange aus-
wäscht, bis das mit Salpetersäure und salpetersaurem Silberoxyd
versetzte Waschwasser nur noch ein ganz geringes Opalisiren
zeigt. Der Niederschlag wird hierauf getrocknet, vom Papier
getrennt, welches man gesondert verbrennt, und in einem Por-
zellantiegel im Muffelofen anfangs, so lange Ammoniak entweicht,
gelinde geglüht, wo dann, ohne eine Reduction der Arsensäure
durch das entweichende Ammoniak fürchten zu müssen, arsen-
saure Magnesia Mg2 As mit 73,6 % Arsensäure oder 48,04 %
Arsen entsteht.


Bei dieser Probe bleiben die schweren Metalle und die al-
kalischen Erden im Rückstande von der Schmelze; nur Phos-
[408]XV. Arsen. Pr. auf arsenige Säure.
phorsäure beeinträchtigt das Resultat, indem dieselbe eine ana-
loge Magnesiaverbindung, wie die Arsensäure, giebt.


2. Kapitel.
Proben auf arsenige Säure.


Zweck der
Proben.

§. 190. Allgemeines. Es kommt seltener vor, einen Roh-
stoff auf die daraus auszubringende Menge von arseniger Säure
durch eine combinirte Röstung und Sublimation zu prüfen, als
den Gehalt an reiner arseniger Säure in einer unreinen Säure
nachzuweisen (Methoden auf nassem Wege).


Verfahren.

§. 191. Röstsublimirprobe. Man thut etwa 2—5 Grm. des
Probirgutes an die eine offene Seite einer schwerschmelzigen
Glasröhre, welche über einer Feuerung etwas ansteigend liegt,
lässt deren anderes niedergebogenes Ende in eine grosse mehr-
halsige Glasflasche ragen und verbindet diese mit Aspirator
(Wasserflasche mit Heber), welcher Luft durch die Röhre saugt.
Entsteht in letzterer kein Sublimat von arseniger Säure mehr,
so treibt man das weisse Sublimat durch Hitze in den gekrümm-
ten Theil der Röhre, schneidet diesen ab, entfernt mittelst einer
Federfahne die arsenige Säure daraus und wiegt sie gemein-
schaftlich mit der in der Glasflaschenvorlage befindlichen.


Soll die Bestimmung genauer stattfinden, so ermittelt man
nach S. 407 den Gesammtgehalt an Arsen im Probirgut, röstet
dasselbe in ähnlicher Weise, wie im Grossen, ab und bestimmt
den im Rückstande gebliebenen Arsengehalt. Aus der Differenz
lässt sich dann die Menge der gewinnbaren arsenigen Säure
berechnen.


Analytische
Proben.

§. 192. Analytische Proben. Unreine arsenige Säure kann
man, wenn man nicht eine Sublimirprobe in einer einseitig ge-
schlossenen Glasröhre in ähnlicher Weise, wie oben angegeben,
vornehmen will, auf ihren Gehalt an reiner arseniger Säure
prüfen durch


Auslauge-
probe.

1) eine Auslaugeprobe. Man kocht das Probirgut mit
der 20 fachen Menge Wasser mehrere Stunden wiederholt unter
Ersetzung des verdampfenden Wassers, filtrirt, wiegt den un-
[409]§. 192. Analytische Proben.
löslichen getrockneten Rückstand und findet die arsenige Säure
aus der Differenz.


2) eine gewichtsanalytische Probe. Man löst dasGewichts-
analyt. Probe.

Probirgut in einem geräumigen Kolben unter Anwendung von
Wärme in Salzsäure, fügt von Zeit zu Zeit kleine Portionen chlor-
saures Kali zu, bis die Flüssigkeit stark nach chloriger Säure
riecht, lässt sie in gelinder Wärme bis fast zum Verschwinden
des Geruches stehn, fällt die gebildete Arsensäure durch Ammo-
niak, schwefelsaure Magnesia und Salmiak (S. 407) und berech-
net aus der gefundenen Arsensäure die arsenige Säure.


3) eine volumetrische Probe. Von den empfohlenenVolumetr.
Probe.

Methoden lässt sich die nachstehende von F. Mohr am ein-
fachsten bei genauen Resultaten anwenden, welche darauf be-
ruht, die arsenige Säure durch eine Jodlösung von bekanntem
Gehalte bei einem Ueberschusse von doppelt kohlensaurem Na-
tron in Arsensäure überzuführen. Man wendet eine Lösung von Jod
in Jodkalium, deren freies Jod Stärkekleister bläut, an. Setzt man
nun zu einer Lösung der an Alkalien gebundenen arsenigen
Säure Stärkekleister und Jodlösung, so bildet sich unter Wasser-
zersetzung Arsensäure und Jodwasserstoff, welcher sich mit dem
Natron in Jodnatrium umsetzt und den Kleister nicht färbt, so
bald aber alle arsenige Säure in Arsensäure umgewandelt, bläut
das jetzt frei auftretende Jod den Kleister und dies ist das Re-
actionsende.


Zur Herstellung der titrirten Jodlösung löst man 5 Gramm
reines trocknes Jod in concentrirter Jodkaliumlösung und ver-
dünnt diese bis zu 1 Liter; dann werden 2,5 Gramm reine
trockne arsenige Säure mit der doppelten Menge von zweifach
kohlensaurem Natron unter Kochen in Wasser zur klaren Flüs-
sigkeit gelöst und diese unter starkem Umschütteln bis zu 500
C. C. verdünnt, so dass im Liter Flüssigkeit 5 Grm. arsenige
Säure vorhanden sind. 20 C. C. der letzteren werden nun in
ein Becherglas gethan, ein nahezu gleiches Volumen einer kalt
gesättigten Lösung von gereinigtem doppelt kohlensauren Natron
nebst etwas Stärkekleister hinzugefügt und unter stetem Um-
rühren so lange Jodlösung aus einer Stopfbürette allmälig ein-
tröpfeln gelassen, bis sich die Flüssigkeit bleibend blau färbt.
Die verbrauchte Anzahl C. C. Jodlösung entspricht alsdann 0,1
Gramm arseniger Säure.


Bei der Hauptprobe löst man etwa so viel Probirgut, dass
dasselbe an 0,1 Gramm arsenige Säure enthält, in 20 C. C.
[410]XIV. Arsen. Pr. auf Schwefelarsen.
einer gesättigten Lösung von doppelt kohlensaurem Natron, giebt
Stärkekleister hinzu und lässt bis zu eintretender Bläuung Jod-
lösung zutröpfeln. Aus dem verbrauchten Volum derselben
lässt sich dann der Gehalt an arseniger Säure berechnen.


3. Kapitel.
Proben auf Arsensulphuride.


Verschiedene
Arsensulphu-
ride.

§. 193. Allgemeines. Als technisch nutzbare Arsensulphu-
ride (farbige Arsengläser) werden auf den Arsenhütten Real-
gar
(rothes Schwefelarsen, Sandarach, Rubinschwe-
fel, Arsenrubin
), As mit 70,15 As, und Rauschgelb (gel-
bes Schwefelarsen, Operment, Auripigment
), As mit
61,04 As, dargestellt, und zwar ersterer durch Erhitzen von
Arsen (Arsenkies) und Schwefel (Schwefelkies, Schwefel) abge-
benden Substanzen und Umschmelzen des ungleichmässig ge-
färbten Sublimates, letzteres durch Zusammenschmelzen von ar-
seniger Säure und Schwefel oder durch Sublimiren eines aus
diesen Stoffen hergestellten Gemenges (2 As + 9 S = 2 As +
3 S).


Zweck der
Proben.

Es bezwecken nun die dokimastischen Proben entweder die
Ermittlung der darstellbaren Menge von Arsensulphurid aus
vorliegenden Rohmaterialien oder die Ausmittlung desjenigen
Beschickungsverhältnisses, bei welchem die schönste Farbe des
Productes oder eine im Handel verlangte bestimmte Farben-
nüance erhalten wird.


Volumetr.
Probe.

Zur Ermittlung des Arsengehaltes in Schwefel-
arsen
, welches z. B. durch Fällen mit Schwefelwasserstoff er-
halten ist, schlägt Graeger1) nachstehendes volumetrisches Ver-
fahren vor: Man fügt zu dem Schwefelarsen reines einfach
kohlensaures Natron, setzt Wasser bis zu 100 C. C. Verdünnung
hinzu, nimmt von der trüben gelblichen Lösung 10 C. C., ver-
dünnt weiter mit Wasser, giebt einen Zusatz von klarer Stärke-
lösung und fügt titrirte Jodlösung hinzu, bis sich erstere bläut.
Während Schwefelarsen durch Jod allein nicht vollständig zer-
[411]§. 194. Realgarprobe.
legt wird, geschieht dies bei Anwesenheit von kohlensaurem
Natron, indem As S + 5 J + 5 H = As + 5 HJ + S geben und
die entstandene Arsensäure vom kohlensauren Natron aufge-
nommen wird. Die Reaction verläuft demnach ganz so, wie bei
der arsenigen Säure (S. 409). Das kohlensaure Natron darf
für sich nicht auf Jod wirken und dem Schwefelarsen nicht die
geringste Menge Schwefelwasserstoff anhängen.


§. 194. Realgarproben. Realgar von schönster Farbe istEigenschaften
des Realgars.

morgenroth, ins Hyacinthrothe und Bräunliche übergehend, von
pomeranzgelbem Strich und durchscheinend.


Soll Realgar durch Erhitzen von Arsen- und SchwefelkiesDarstellung
des Realgars.

dargestellt werden, so muss man der stöchiometrischen Rechnung
zufolge auf 130,4 Thle. Schwefelkies 152,1 Thle. Arsenkies für
100 Thle. Realgar nehmen, denn Schwefelkies giebt, während
die Hüttenanlagen nur 15—18 % liefern, 23 % Schwefel beim
Erhitzen unter Luftabschluss (7 Fe = Fe + 6 Fe + 6 S), Ar-
senkies höchstens 46 % Arsen (Fe + Fe As = 2 Fe + As). Bei
zweifelhafter Beschaffenheit der Rohmaterialien muss man die-
selben für sich sublimiren, um dann je nach dem Ausfalle
die gemeinschaftlich der Sublimation zu unterwerfenden Men-
genverhältnisse berechnen zu können. Man weicht im Gros-
sen nicht sehr wesentlich von dem stöchiometrischen Ver-
hältniss ab, indem man gewöhnlich von beiden Rohmaterialien
gleiche Theile nimmt. Die Darstellung des Realgars geschieht
niemals aus arseniger Säure, weil diese sich theilweise mit
sublimirt und den Realgar für seine technische Ver-
wendung (Reduction des Indigos, Hagelgiesserei) untauglicher
macht.


Das Erhitzen der Beschickung (20—30 Gramm und mehr)Probir-
verfahren.

geschieht in einer einseitig geschlossenen Glasröhre, ähnlich wie
bei arseniger Säure (S. 408). Fällt das Sublimat ungleichmässig
in der Farbe aus, so schmilzt man dasselbe bei Luftabschluss
und gelinder Hitze in einem Porzellantiegel um und beurtheilt
dann die Farbe.


Durch Zusatz von Schwefel bei diesem Umschmelzen oder
von Arsen oder arsenreicherem Sulphid kann man die im Handel
verlangten Farbentöne hervorbringen. Schwefel macht dunkle
Farbentöne heller.


Realgar ist leichtflüssiger, als Rauschgelb und dieses wieder
[412]XV. Schwefel.
leichtflüssiger, als arsenige Säure. Realgar verdampft schon unter
der Glühhitze.


Eigenschaften
des Rausch-
gelbs.

§. 195. Rauschgelbproben. Das Rauschgelb ist von citronen-
bis pomeranzgelber Farbe und besteht künstlich bereitet aus
einem Gemenge von Schwefelarsen und arseniger Säure.
Schmilzt man Schwefel und arsenige Säure nach dem stöchiome-
trischen Verhältnisse zusammen (73 : 100), so entstehen weit
weniger schöne Farben, als bei geringerem Schwefelzusatz.
Gewöhnlich wendet man auf 100 arsenige Säure 14—17 Schwe-
fel an; schon einige Procent Schwefel bringen eine gelbe Farbe
hervor. Lampadius fand im künstlichen Rauschgelb 6—10,5,
Guibourt bis 94 % arsenige Säure.


Probir-
verfahren.

Man schmilzt arsenige Säure und Schwefel (10—20 Grm.)
in einem Glaskolben bei allmälig steigender Temperatur zu-
sammen, bis eine Sublimation beginnt, oder man erzeugt, wie
bei Realgar, in einer Glasröhre ein Sublimat.


XV. Schwefel.


Zweck der
Proben.

§. 196. Allgemeines. Bei Untersuchung von Erzen (Schwe-
felerden, Schwefelkies
Fe mit 53,33 S, Kupferkies
Cu Fe mit 34,89 S) und Hüttenproducten kommt es entweder
darauf an, den ganzen oder nur den im Grossen ausbringbaren
Schwefelgehalt zu bestimmen oder zu ermitteln, wie viel wirk-
liches Schwefeleisen oder Lech ein kiesiges Erz giebt.


Theorie.

§. 197. Sublimirprobe auf den im Grossen ausbringbaren Schwe-
felgehalt (Destillationsprobe).
Diese Probe beruht darauf, dass
in Erzen (Schwefelerden) vorkommender freier Schwefel über
440°C. hinaus verdampft und sich je nach dem Grade der Ab-
kühlung im flüssigen oder festen Zustande auffangen lässt.
Höhere Schwefelungsstufen geben bei Luftabschluss ebenfalls
einen Theil ihres Schwefels ab, aber erst bei höherer Temperatur,
so Schwefelkies an 23 % (7 Fe = Fe6 Fe + 6 S), Kupfer-
kies
an 9 % (Cu Fe = Cu Fe2 + S). Die Hütten bringen aus
Schwefelkies gewöhnlich nur 15—18 % Schwefel aus, weil die
Entfernung von mehr zu viel Brennmaterial kostet.


[413]§. 197. Sublimirprobe. §. 198. Volum. Pr.

Bei Schwefelerden, Gemengen von gediegen SchwefelProbirver-
fahren für
Schwefel-
erden.

mit erdigen Substanzen, muss man von einer richtig genommenen
Durchschnittsprobe eine grössere Menge (etwa 1 Kilogr.) an-
wenden, weil die nicht zu vermeidenden Verluste, welche von
der Menge des Probirguts fast unabhängig sind, bei grösserer
Abwage relativ geringer werden. Man erhitzt das Erz im Wind-
ofen in einer thönernen dichten Retorte, deren etwa 15 Cm. lang
hervorragender Hals mit einem eben in Wasser tauchenden ge-
neigten Porzellanrohr gut lutirt ist, allmälig bis zur starken
Rothgluth, wo sich dann die Schwefeldämpfe im Porzellanrohr
condensiren und der Schwefel in die Wasserschale fliesst.


Entlässt das den Schmelzpunct des Schwefels übersteigende
Rohr bei hinreichender Temperatur der Retorte keinen Schwefel
mehr, so nimmt man dasselbe weg, erwärmt es und lässt den
Schwefel aus demselben ins Wasser fliessen. Der aus letzterem
genommene Schwefel wird getrocknet und gewogen.


Von Schwefelkies, welcher homogener als SchwefelerdenProbirver-
fahren für
Schwefelkies.

zu sein pflegt, nimmt man etwa 2 Gramm und erhitzt dieselben
nach Anthon1) im grobgepulverten Zustande in einer etwa 30—
40 Cm. langen und 13—15 Mm. weiten einseitig geschlossenen
Glasröhre, nachdem zur Vermeidung der Luftcirculation im
Innern in das offene Ende in etwa 7 Cm. Entfernung von dem
Erz eine ebenfalls an dem einen Ende zugeschmolzene engere
Röhre eingesteckt ist.


Hört die Sublimation von Schwefel auf, so schneidet man
das Röhrenende mit dem Sublimat ab, wiegt dasselbe, verflüch-
tigt den Schwefel, wiegt das Röhrenstück abermals und findet
aus der Differenz den Schwefelgehalt.


§. 198. Massanalytische Proben zur Ermittlung des ganzenZweck der
Proben.

Schwefelgehaltes. Diese kann z. B. erwünscht sein zur Beurthei-
lung des Röstgrades eines Schwefelmetalles (Zinkblende, Blei-
glanz etc.), des Schwefelgehaltes in einem rohen Brennmaterial
oder in Asche, der Anwendbarkeit eines Schwefelkieses zur
Schwefelsäurebereitung, indem man zunächst den Schwefelgehalt
des Rohmaterials bestimmt, dieses soweit abröstet, als es im Gros-
sen zu geschehen pflegt und dann den Schwefelrückhalt im Röst-
gut ermittelt, u. drgl. m. Soll in einem Röstgut der Gehalt an
unzersetzten Schwefelmetallen und schwefelsauren Salzen nach-
[414]XV. Schwefel.
gewiesen werden, so kann man sich des S. 373 angegebenen
Verfahrens bedienen.


Theorie der
Titrirme-
thoden.

Die nachstehenden massanalytischen Methoden be-
ruhen darauf, den Schwefel auf nassem (Ricqlès Verfahren) oder
trocknem Wege in Schwefelsäure zu verwandeln und diese durch
titrirte Chlorbariumlösung zu bestimmen (Verfahren in Freiberg
und zu Lend, Methoden von Anthon und Ricqlès) oder einen
Ueberschuss von kohlensaurem Natron durch die gebildete Schwefel-
säure theilweise zu sättigen und das übrig bleibende kohlen-
saure Natron zu titriren (Pelouze’s Verfahren). Wildenstein
erhöht die Genauigkeit der ersteren Probe durch Zurücktitriren
des überschüssig zugesetzten Chlorbariums durch chromsaures
Kali.


Man kann auch den gewichtsanalytischen Weg an-
wenden, indem man das Probirgut mit Königswasser anhaltend
digerirt und die gebildete Schwefelsäure durch Chlorbarium nie-
derschlägt oder das Probirgut, z. B. schwefelkieshaltige Stein-
kohlen, Asche etc. mit dem 8 fachen Salpeter, dem 4 fachen Soda
und dem 16 fachen Kochsalz schmilzt, das gebildete schwefel-
saure Salz mit kochendem Wasser auslaugt, filtrirt, das Filtrat
zur Abscheidung von Kieselsäure zur Trockne dampft, etwas
Salzsäure und Wasser zusetzt, filtrirt und im Filtrat die Schwe-
felsäure durch Chlorbarium präcipitirt. Bei letzterem Verfahren
erhält man auch die Schwefelsäure in etwa vorhandenem Gyps
oder Schwerspath mit.


Freiberger
Verfahren.

1) Freiberger Verfahren. 1) Zur Bestimmung des
Schwefelgehaltes in gerösteten Bleierzen etc. wird 1 Gramm
möglichst fein geriebenes Probirgut mit 2 Gramm reinem Sal-
peter in einer Porzellanschale zusammengerieben und in einem
Schälchen von starkem Eisenblech von etwa 25 Cm. Tiefe und
55 Cm. oberem Durchmesser auf einen Ansiede- oder Röstscherben
gesetzt, welchen man in der nicht zu stark rothglühenden Muffel
erhitzt. Nachdem. die Masse nach 5—8 Min. ruhig geworden,
nimmt man das Schälchen aus dem Ofen, weicht die erkaltete
Masse mit heissem Wasser auf, filtrirt in ein kleines Becherglas,
wäscht den Rückstand mit möglichst wenig Wasser aus, fügt
allmälig einen Ueberschuss von Salzsäure hinzu, treibt durch
Erhitzen auf dem Sandbade die salpetrige Säure aus und lässt
zu der heissen, möglichst concentrirten Lösung titrirte
[415]§. 198. Volum. Probe.
Chlorbariumlösung aus einer in ¼ C. C. getheilten Bürette all-
mälig zutröpfeln, wobei man nach dem jedesmaligen Zusetzen
und Umrühren dem Niederschlage Zeit zum Absetzen lässt.
Erscheint bei neuem Zusatze keine weisse Trübung mehr, so
ist die Reaction beendigt. Man kann mehrere solcher Proben
in etwa 2 Stunden Zeit anfertigen. Die Normalflüssigkeit ent-
hält in 1 C. C. 0,152 Grm. reines Chlorbarium, welche 0,050
Grm. Schwefelsäure oder 0,020 Grm. Schwefel ausfällen, so dass
1 verbrauchtes C. C. Lösung 5 % Schwefelsäure und 2 % Schwe-
fel entspricht.


Ein ähnliches Verfahren wird für Kiese zu Lend1) im
Salzburgschen angewandt.


2) Anthon’s Verfahren. 2) 1—2 Grm. feingepulverterAnthon’s
Methode.

Kies etc. werden mit 4—5 Thln. Kalisalpeter und 1½ Thln.
calcinirter Soda in einem Porzellantiegel oder Glaskolben bei
dunkler Rothglühhitze geschmolzen, 15—20 Min. lang die Masse
noch im Glühen erhalten, nach dem Erkalten mit heissem Wasser
extrahirt, das Filtrat mit Salzsäure versetzt und die Schwefel-
säure
mittelst Chlorbariumlösung titrirt.


Zur Bestimmung eines anwesenden Arsengehaltes filtrirt
man den schwefelsauren Baryt ab und fällt aus dem sauren
Filtrat durch Schwefelwasserstoffgas Schwefelarsen, welches in
einer verstöpselten Flasche 10—20 St. stehen bleibt, dann filtrirt,
gewaschen, getrocknet und aus seinem Gewicht annähernd der
Arsengehalt gefunden wird, indem 100 Schwefelarsen 48,3 Arsen
geben.


In dem Rückstand vom Schmelzen und Auslaugen kann
man nach dem Auflösen in Salzsäure das Eisen durch Am-
moniak fällen und in der ammoniakalischen Lösung einen Kupfer-
gehalt nachweisen (S. 210).


3) Ricqlès’ Methode. 3) Ein Gemenge von 1 GrammRicqlès
Verfahren.

Probirgut mit 4 Gramm chlorsaurem Kali wird tropfenweise
mit Salpetersäure versetzt, die Lösung filtrirt, auf 20 C. C. ver-
dünnt und mit Chlorbariumlösung titrirt, welche in 1 Liter
38,15 Grm. reines Chlorbarium enthält, die 5 Grm. Schwefel
ausfällen. Jedes C. C. Lösung entspricht dann 5/1000 = ½ %
[416]XV. Schwefel.
Schwefel. Die Reaction ist beendigt, wenn ein Tropfen der
Probeflüssigkeit mit Schwefelsäure eine leise Trübung giebt.


Wilden-
stein
’s Verf.

4) Wildenstein’s Methode. 1) Man fällt die schwefel-
säurehaltige, auf 45—55 C. C. verdünnte saure Lösung mit ti-
trirter Chlorbariumlösung, bis ein geringer Ueberschuss von
letzterer vorhanden, kocht ½—1 Min., indem man die Lösung
vorher mit kohlensäurefreiem Ammoniak in geringem Ueber-
schuss versetzt, und fügt eine titrirte Lösung von neutralem
chromsauren Kali immer in Quantitäten von nur ½ C. C. zur
Fällung der überschüssigen Baryterde so lange zu, bis die
Flüssigkeit eine deutlich gelbe Farbe zeigt, wenn man sie
umschwenkt und einige Zeit klären lässt. Dann tröpfelt
man wieder einige Tropfen Chlorbariumlösung bis zur Entfär-
bung hinzu, indem man dem entstehenden Niederschlag zum
Absetzen jedesmal Zeit lässt oder einige Tropfen abfiltrirt.
1 C. C. Chlorbariumlösung fällt zweckmässig 0,015 Grm. Schwe-
felsäure und 1 C. C. Chromlösung entspricht 0,01 Grm. Schwe-
felsäure.


Pelouze’s
Verfahren.

5) Pelouze’ Methode. 2) Man erhitzt 1 Grm. Kies etc.
mit 5 Grm. reinem trocknen kohlensauren Natron, 7 Grm. chlor-
saurem Kali und 5 Grm. geglühtem Chlornatrium in einem
eisernen Löffel allmälig, versetzt das Gemenge noch 8—10 Min.
in Rothgluth, laugt die Schmelze aus und bestimmt in dem Fil-
trat mit Normalschwefelsäure den Theil des von der beim
Schmelzen gebildeten Schwefelsäure nicht gesättigten koh-
lensauren Natrons, wo sich dann durch Rechnung der Schwefel-
gehalt finden lässt. Von gerösteten Erzen nimmt man 5 Grm.
und schmilzt mit 5 Grm. kohlensaurem Natron und 5 Grm.
chlorsaurem Kali. Es lassen sich in 30—40 Min. mehrere Proben
anstellen, bei welchen das Reactionsende deutlicher, als bei der
Fällung mit Chlorbarium hervortritt.


Probe auf
Schwefel-
metalle.

§. 199. Probe auf Schwefelmetalle (Rohstein- oder Lechprobe).
Dieselbe bezweckt die Ermittlung der Schwefelmetalle in einem
Röstgute oder die Menge Einfachschwefeleisen (Lech), welche
ein von erdigen und auch metallischen Beimengungen begleiteter
Schwefelkies als wirksamen Bestandtheil bei Hüttenprozessen
zu geben vermag. Man benutzt den Schwefelkies z. B. als Zu-
schlag bei der Gold- und Silberroharbeit, um aus armen Erzen
[417]§. 199. Lechprobe.
den Gold- und Silbergehalt in dem gebildeten Stein (Einfach-
schwefeleisen) anzureichern, bei oxydischen oder zu stark ge-
rösteten Kupfererzen zur Schwefelung des Kupfers, bei Röst-
prozessen zur Bildung von Schwefelsäure (Amalgamation, Au-
gustin
’s und Ziervogel’s Entsilberungsmethode) etc.


Aus der Beschaffenheit des bei der Lechprobe erhaltenen
Steines kann auf die An- oder Abwesenheit gewisser metallischer
Beimengungen geschlossen werden.


Man wendet seltener eine mechanische Probe, als eineProbir-
methoden.

chemische auf trocknem Wege (Lechprobe) an.


1) Lechprobe. Man thut 1 Probiretnr. Erz mit 10 PfundLechprobe.
Kolophonium gemengt in eine Bleitute, darauf 2—3 Ctr. Borax
und 1—2 Ctr. metallfreies Glas (sehr saure Erze erhalten auch
wohl noch einen Zusatz von Kalkstein oder Flussspath), bedeckt
das Ganze mit einer starken Lage Kochsalz, legt auf dasselbe
ein Stückchen Holzkohle, um eine stark reducirende Atmosphäre
zu erzeugen, erhitzt die bedeckte Tute im Windofen oder unter
der Muffel anfangs allmälig und setzt sie nach dem Abflammen
einer 30—45 Min. langen Gelbrothglühhitze aus. Nimmt man
statt einer Bleitute (Taf. VI. Fig. 81) einen Bleischerben (Taf.
VI. Fig. 93), so läuft man Gefahr, dass sich Schwefeleisen oxy-
dirt und dessen Eisengehalt verschlackt wird.


Bei diesem Schmelzen gehen höhere Schwefelungsstufen
oder höher arsenicirte Metalle in niedrigere Schwefel- und Ar-
senverbindungen über und schmelzen zu einem mehr oder we-
niger speisigen Lechkönig zusammen, dessen Beschaffenheit nach
den fremden metallischen Beimengungen sich richtet. Die
erdigen Bestandtheile im Röstgute werden durch Borax und
Glas verschlackt und der Kolophoniumzusatz soll dazu dienen,
etwa vorhandene schwefelsaure Salze in Schwefelmetalle über-
zuführen.


Bei gut gerathener langsam erstarrter Probe befindet sich
über dem spröden König eine davon leicht zu trennende
völlig geflossene, leicht zerspringende, glasige, von Metall-
oxyden gefärbte Schlacke, darüber rein weisses oder röthlich
(von Mangan), grün oder blau (von Kupfer) gefärbtes Kochsalz.


Der König wird gewogen, zerschlagen und aus seinem Bruch-
ansehn auf die An- oder Abwesenheit fremder Metalle geschlossen,
welche auf den Werth des Erzes wesentlich influiren. 1)


Kerl, Probirkunst. 27
[418]XV. Schwefel.

Ein reiner, nur aus Schwefeleisen bestehender König
hat einen feinkörnigen Bruch mit speisgelber Farbe und zer-
fällt an der Luft in kurzer Zeit (zuweilen schon nach ¼ Stunde)
in Folge eines vom Borax herrührenden Gehaltes an Schwefel-
natrium, welches in Aetznatron, schwefelsaures Natron und Schwe-
felwasserstoffgas übergeht.


Kupferkies erzeugt eine messinggelbe Farbe bei rasch
entstehenden Anlauffarben und wirkt günstig, indem er eine
bessere Separation des Leches von der Schlacke bewirkt und
bei der Roharbeit zur vollständigeren Ansammlung des Silbers
beiträgt; dagegen hält bei der Entsilberung eines solchen Leches
durch Blei das Kupfer mehr Silber zurück. Kupferglanz er-
theilt dem Stein eine blaugraue Farbe, feines Korn und grosse
Sprödigkeit. Schwefelblei bringt weissgraue Farbe und einen
mehr oder weniger blättrigen Bruch hervor; dasselbe ist ein
ausgezeichnetes Extractionsmittel für Silber und Gold. Bei ge-
rösteten Erzen scheidet sich ein Bleigehalt mit dem Leche me-
tallisch aus, in welchem Falle man zuerst das Gewicht beider
bestimmt, dann den spröden Lech vom Blei trennt und dieses
für sich wiegt. Zinkblende erschwert wegen ihrer Streng-
flüssigkeit die Bildung des Leches und dessen Ausscheidung
sehr und macht den König auf dem Bruche strahlig oder blättrig,
halbmetallisch glänzend, schwarzgrau, wenig oder gar nicht an
der Luft zerfallend. Bei bedeutendem Blendegehalt zeigt sich
selbst bei viel Boraxzusatz und Anwendung sehr hoher Schmelz-
temperatur ein Gemenge von Lech und Schlacke und nur ein
kleines eckiges oder gar kein abgesondertes Rohsteinkorn. Ein
Zusatz von metallischem Kupfer, als Draht oder Feilspäne, welcher
demnächst wieder in Abzug gebracht werden muss, begünstigt
die Ausscheidung eines blendigen Leches. Zu Przibram1)
beschickt man z. B. 50 Pfd. blendiger Schwefelkiese mit 100
Pfd. Borax und 20 Pfd. Fensterglas, indem man ⅔ dieses Ge-
menges und 4 Pfd. Kohlenstaub- mit der Probe mengt, das noch
vorhandene Drittel darüber streut, dann eine Kochsalzdecke und
ein Stückchen Holzkohle oder eine Steinkohlen- oder Koks-
pulverschicht obenauf giebt; geröstete Erze erhalten ½—1 Pfd.,
rohe Erze bis 2 Pfd. Kupferzusatz. Man schmilzt nach dem
Abflammen 30—35 Min. Zinkblende ist die schädlichste Bei-
mengung, sie erschwert im Grossen die Lechbildung und die
[419]§. 199. Lechprobe.
Ansammlung des Silbers und Goldes im Lech, giebt Ansätze
und Ofenbrüche, vermindert das specifische Gewicht des Steins,
in Folge dessen derselbe sich schwieriger von der Schlacke
trennt etc. Arsenmetalle machen den Bruch feinkörnig und
weissgrau, die Könige zerfallen erst nach mehreren Tagen. Bei
vorwaltenden Schwefelungen entsteht ein speisiger Stein, bei
vorwaltendem Arsengehalt eine Speise oder steinige Speise;
sind beide in nahezu gleichen Mengen vorhanden, so finden
sich getrennte Lagen von Stein und Speise. Ein Arsengehalt
verlängert die Hüttenprozesse und giebt Veranlassung zu grösserer
Gold- und Silberverflüchtigung. Antimon verhält sich ähnlich
wie Arsen.


2) Anthon’s mechanische Probe auf Schwefel-Mechanische
Probe.

kies.1) In eine 15 Cm. lange und 10—12 Mm weite Glasröhre
thut man ½ Loth sehr feingepulverten reinen Schwefelkies von
4,9—5 spec. Gew., schüttelt stark, bis er sich nicht mehr setzt,
und bringt im Niveau seiner Oberfläche am Glase einen Theil-
strich an. Nachdem der Inhalt der Röhre ausgeschüttet, füllt
man in dieselbe ½ Loth feines Quarzpulver, rüttelt und be-
zeichnet den Stand abermals mit einem Feilstrich. Theilt man
nun den Zwischenraum zwischen beiden Strichen in 50 Theile,
so entspricht jeder 2 % Schwefelkies in einer feingeriebenen
und in die Röhre gethanen Probe.


XVI. Mangan.


§. 200. Allgemeines. Das metallische Mangan hat keineTechnische
Verwendung
der Mangan-
verbindungen.

technische Nutzung, sondern nur dessen Oxyde und Oxyd-
hydrate (Braunsteine)
finden technische Verwendung zur
Darstellung von Chlor und Sauerstoff und gehen des-
halb die dokimastischen Methoden darauf hinaus, den Werth
der Braunsteine nach der Menge von diesen Gasen zu be-
27*
[420]XVI. Mangan.
stimmen, welche die verschiedenen Erzsorten beim Behandeln
mit Säuren zu entwickeln vermögen.


Zuweilen interessirt es den Hüttenmann, namentlich den
Eisenhüttenmann, den z. B. auf die Schlackenbildung (S. 24)
wesentlich influirenden Mangangehalt in Erzen etc. zu kennen;
es muss dann aber zur Bestimmung desselben meist eine che-
mische Analyse auf nassem Wege angestellt werden, insofern
eine einfachere Massanalyse nicht zum Ziele führt. Nach Art
der Kobalttitrirprobe (S. 234) lässt sich neben Eisenoxyd, Nickel
und Zink ein Mangangehalt durch Quecksilberoxyd und Chamä-
leonlösung bestimmen, wenn man das Mangan als Chlorür oder
schwefelsaures Oxydulsalz in Lösung bringt. 1)


Fast 9/10 der ganzen Braunsteinproduction wird zur Chlor-
und Chlorkalkbereitung, namentlich zum Bleichen der Baum-
wolle verwandt, während das übrige 1/10 in Glashütten zum
Färben und Entfärben des Glases, zum Malen auf Porzellan
und Fayance, zur Töpferglasur etc. dient. Bei Anwendung des
Braunsteins zur Glasbereitung spielt der Oxydationszustand
des Mangans eine minder wichtige Rolle, als die Qualität und
Quantität der fremden Beimengungen, z. B. von Eisen-, Nickel-,
Kobalt- und Kupferoxyd. Während man früher die entfärbende
Wirkung des Braunsteins auf von Eisenoxydul grün gefärbtes
Glas dahin erklärte, dass das Eisenoxydul dadurch in farbloses,
resp. schwachgrün färbendes Eisenoxyd übergeführt werde, so
soll nach neueren Untersuchungen die violette Manganfarbe die
Complementärfarbe des dunkelgrünen Eisenoxydulglases in Hell-
grün oder Farblos bilden.2)


Handelswerth
d. Braunsteine.

Der Handelswerth eines Braunsteines (welcher früher
wohl nur nach dem äussern Ansehen festgesetzt wurde, wobei
natürlich der krystallinische Stein die Hauptrolle spielte und
häufig Irrungen vorkamen) hängt ab:


Sauerstoff- u.
Chlormenge.

1) von der verwendbaren Sauerstoffmenge, welche der-
selbe beim Behandeln mit Schwefelsäure giebt (Mn + S = Mn S
+ O = 18,3 % O) oder der Chlormenge, welche beim Er-
wärmen des Braunsteins mit Salzsäure (Mn + 2 Cl H = Mn Cl
+ 2 H + Cl = 81,2 % Cl) oder mit Kochsalz und Schwefel-
säure (Mn + Na Cl + 2 SH = Mn S + Na S + 2 H + Cl =
81,2 % Cl) sich entwickelt. Es lässt sich aus einem Braunstein
[421]§. 200. Allgemeines.
nur diejenige Sauerstoffmenge gewinnen, welche mehr darin
enthalten ist, als dem Manganoxydul zukommt. 1 Aeq. dieses
verwendbaren Sauerstoffs entspricht 1 Aeq. Mangansuperoxyd
im Erze. Da Mangansuperoxyd (Mn) von allen Braunsteinerzen
die grösste Menge Sauerstoff und Chlor entwickelt, so giebt
man zur Werthbestimmung eines Braunsteins gewöhnlich dessen
Gehalt nach Procenten Mangansuperoxyd an, welchem sie hin-
sichtlich ihrer Sauerstoff- oder Chlorentwicklungsfähigkeit ent-
spricht. Es ergeben nun die verschiedenen reinen Braunstein-
erze in dieser Beziehung nachstehende Resultate:


Pyrolusit oder Weichmanganerz, Mn, giebt 18 % O,Gehalt der
Braunstein-
sorten.

81,2 % Cl und 100 % Mn; Braunit, Mn (nach Rammelsberg
Mn Si + 3 Mn = O3) 10 % O, 45,1 % Cl und 55,5 Mn;
Manganit oder Graumanganerz, Mn H, 9 % O, 45,6 % Cl
und 50 % Mn; Varvicit, Mn + Mn H, 13,8 % O, 62,2 % Cl
und 76,6 % Mn; Hausmannit, Mn Mn oder Mn2 Mn, 6,8 % O,
30,6 % Cl und 37,7 % Mn; Psilomelan oder Hartmangan-
erz
, (Mn, Ba, K) Mn2 + H, von variabler Zusammensetzung;
Wad, Zersetzungsproduct und Gemenge anderer Manganerze,
zuweilen Gemenge von Manganoxydhydrat mit Eisenoxydhydrat,
in den mulmigen Varietäten am manganärmsten.


Braunsteine von bekannteren Vorkommnissen 1) haben nachstehende
Procent-Gehalte an Mangansuperoxyd: Laisa2) im Grossherzogthum Hessen-
Darmstadt: Stückerze von der Klaubarbeit 65—70, Wascherze 55—60;
Giessen3): Stückerze 70—95, Mulm 70—80, Wascherze 65—80, Durch-
schnitt aller Sorten (40—90 %) 62 %; Nassau4): Stückerze erster Classe
60—80, zweiter Classe 60—62, dritter Classe 50—52, grobe Graupen in drei
Sorten mit resp. 67, 56 und 50, feine Graupen in zwei Sorten mit resp. 60,
und 48, Kläre in zwei Sorten mit resp. 62 und 40—42 %, Durchschnittsgehalt
50 — 60 %; Sorten unter 50 % sind zur Chlorbereitung wenig gangbar und
werden wohl als manganhaltige Brauneisensteine zur Roheisendarstellung ver-
kauft; Ilfeld5) am Harze: Sorte 1, 2 und 3 resp. 71, 60,8 und 36,5, Graben-
[422]XVI. Mangan.
schlieg 51, Kehrherdschlieg 44,2 %; Elbingerode am Harz 1) 60 %; Thü-
ringen
2) 70—80, höchstens 85 %; Huelva in Spanien 3) 70—75 %.


Einfluss
fremder Bei-
mengungen.

2) Von den fremden Beimengungen der Qualität und
Quantität nach. Von den durch die zur Zerlegung der Braunsteine
angewandte Säure nicht zersetzbaren Substanzen (Quarz, Schwer-
spath, Thon) wird der Werth des Braunsteins durch deren Ge-
wicht und den Raum, den sie während des Transportes und
im Entwicklungsgefässe nutzlos einnehmen, herabgedrückt; noch
schädlicher wirken aber in dieser Beziehung Substanzen, welche
gleichzeitig von der Säure angegriffen werden (Kalk, Eisenoxyd)
und einen unnützen Verbrauch davon herbeiführen. Auch die
Grösse und Dichtigkeit der Stücke, sowie die Constitution des
reinen Manganerzes (sein Oxydationszustand) kann einen ver-
schiedenen Säureverbrauch veranlassen; während 1 At. Mn nur
2 At. Salzsäure verlangt (Mn + 2 Cl H = Mn Cl + Cl + 2 H),
so erfordert 1 At. Mn 3 At. Salzsäure (Mn + 3 Cl H = 2 Mn Cl
+ Cl + 3 H) und in beiden Fällen resultirt dieselbe nutzbare
Chlormenge.


Kalkgehalt.

Zur Bestimmung des Gehaltes an kohlensaurer
Kalkerde
übergiesst man 1 Gramm Braunstein mit ver-
dünnter Salpetersäure, lässt unter öfterem Umrühren, wobei
Aufbrausen stattfindet, etwa ¼ Stunde stehen, filtrirt auf ein
gewogenes Filter, wäscht den Rückstand aus, trocknet und
wiegt ihn, wo man dann aus der Differenz die Menge der
kohlensauren Salze findet. 100 Thle. der letzteren sättigen
70,4 Thle. trockne Salzsäure oder 205 Thle. wässrige Salzsäure
von 1,17 spec. Gew., welche letztere unnütz verloren geht.


Glüht man 1 Grmm. Erz auf einem Röstscherben unter der
Muffel und zieht von dem Glühverluste die auf eben angegebene
Weise zu findende Kohlensäure ab, so erhält man die Menge
des vorhandenen Wassers, des entwichenen Sauerstoffs und
zuweilen organischer Stoffe.


Eisenoxyd-
gehalt.

Ein Gehalt an Eisenoxyd lässt sich nach der später
zu erwähnenden Fikentscher-Nolte’schen Methode (§. 202)
ermitteln. 100 Thle. Eisenoxyd bedürfen zur Sättigung 69,8 Thle.
trockne Salzsäure oder 199,2 Thle. Salzsäure von 1,17 spec. Gew.


[423]§. 200. Allgemeines.

Zur Ermittlung der zur Zerlegung eines Mangan-Erforderliche
Säuremenge.

erzes erforderlichen Menge Salzsäure von bestimmtem
specifischen Gewicht bringt man beide in einen mit Gasablei-
tungsrohr versehenen Kolben und lässt die gasförmigen Producte
vom Wasser absorbiren. Man giesst das saure Wasser zum
Rückstand, thut in die Masse ein gewogenes Stück reinen
Marmor, lässt sich die überschüssige Säure damit sättigen und
berechnet aus dem Gewichtsverlust die Menge derselben und
daraus die der verbrauchten Säure. 100 Marmor sättigen
70,5 trockne und 205 Salzsäure von 1,17 spec. Gew. Auch
lässt sich die überschüssige Säure durch eine alkalimetrische
Titrirprobe ermitteln.


Auch kann man die anzuwendende Säuremenge dem Volum
nach messen, mittelst einer alkalischen Lösung ihren Titer be-
stimmen, das Erhitzen mit Braunstein wie oben ausführen,
dann wieder das Volumen der zurückbleibenden sauren Flüssig-
keit bestimmen und durch die alkalische Lösung ebenfalls ihren
Titer ermitteln. Aus der Differenz ergiebt sich die verbrauchte
Säuremenge.


Hinsichtlich des Säureverbrauches weichen die im Kleinen
mit einigen Gramm Erz erfolgten Resultate häufig von den
im Grossen erhaltenen ab, indem in letzterem Falle der Erfolg
des Prozesses wesentlich mit von der Uebung der Arbeiter abhängt.


Bei der dokimastischen Untersuchung eines Braunsteins muss
auf einen Kalk- oder Eisengehalt Rücksicht genommen werden,
indem ein solcher auf das Proberesultat influiren kann, z. B.
ein Kalkgehalt bei der Fresenius-Will’schen Probe, ein Eisen-
oxydgehalt bei dem Fikentscher-Nolte’schen Verfahren.


3) Vom hygroskopischen Wassergehalt. Nach Fre-Wassergehalt
senius1) bedarfs zur vollständigen Trocknung eines Braun-
steins einer Temperatur von 120° C., indem man das Trocknen
zweckmässig etwa 1½ Stunden auf der Trockenscheibe (S. 106)
vornimmt. Hydratwasser geht bei dieser Temperatur noch nicht
weg. Für den Handel empfiehlt Fresenius, den sehr fein-
gepulverten Braunstein etwa 6 Stunden lang in einer dünnen
Schicht bei etwa 100° C. zu trocknen und dann eine geeignete
Reduction vorzunehmen, indem der bei letzterer Temperatur
getrocknete Braunstein bei 120° C. noch 0,3—0,5 % Wasser
[424]XVI. Mangan.
verliert. Zur Abkürzung der Trockenzeit erhitzt Mohr1) den
Braunstein in einer dicken Metallschale auf einer kleinen Wein-
geistlampe, rührt mit der Kugel des Thermometers um, entfernt,
sobald 110° C. angezeigt werden, das Feuer und rührt noch
beständig um, wobei das Thermometer auf 120° C. steigt;
dann lässt man die Schale unter einer Glasglocke mit Chlor-
calcium erkalten und wiegt rasch in einem Messingblechschiffchen
(Taf. VI. Fig. 113) ab. Auf der Fresenius’schen Trockenscheibe
(Taf. IV. Fig. 60) lassen sich gleichzeitig mehrere Proben trocknen.


Man ist jedoch fast überall im Braunsteinhandel überein-
gekommen, den Braunstein bei 100° C. zu trocknen, zu welchem
Zwecke man denselben in einem flachen Schälchen von Messing
oder Kupfer im Luft- oder Wasserbade erhitzt, bis zwei Wä-
gungen übereinstimmen. Die trocknen Proben thut man noch
heiss in Glasröhren von 12—14 Cm. Länge und 8—10 Mm.
Weite, verkorkt diese, lässt erkalten und wiegt dann ab. Um
dabei eine Wiederaufnahme von Wasser zu vermeiden, wiegt
man das geschlossene Rohr, schüttet eine entsprechende Menge
Braunstein ins Lösegefäss und wägt das Röhrchen wieder, wobei
man durch Feilstriche am Röhrchen eine gewisse Menge unge-
fähr markiren kann.


Aggregatzu-
stand d. Erzes.

4) Vom Aggregatzustand des Erzes. Braunstein in
Schliegform wird gewöhnlich weniger gut bezahlt, als solcher
in Stücken. Für die Chlorentwicklung ist eine Schliegform
nicht günstig, weil das zu dicht auf einander liegende Pulver
den Zutritt der Säure zu demselben erschwert. Dichtigkeit
und Grösse der Stücke üben auch einen Einfluss auf den Säure-
verbrauch aus. Es soll z. B. der Braunstein von Huelva in
Spanien schwerer löslich sein, als der nassauische und in Folge
dessen natürlich im Verhältnisse zum Procentgehalt an Mn um
2—3 Sgr. pro Ctr. im Preise niedriger stehen.2) Ein Gemisch
aus beiden soll gute Resultate geben.


Werthverhält-
nisse.

Man ist im Handel übereingekommen, als Normalpunct
zur Werthbestimmung
den 60procentigen Stein anzu-
nehmen. Dem festgesetzten Preise wird von 60—65 % aufwärts
1 Sgr. zu- und von 60—55 % abwärts ein solcher abgerechnet.
Steigt der Gehalt über 65 % oder fällt er unter 55 %, so wer-
den für jedes Procent resp. 1½ Sgr. zugesetzt oder abgezogen.
[425]§. 201. Fresenius-Will’s Probe.
Während der höchste Durchschnittspreis für 60 % nassauischen
Braunstein in 1857 pro Ctr. 35 Sgr. betrug, ist derselbe zur
Zeit auf 17 — 18 Sgr. gesunken. Die Hauptproducenten von
Braunstein sind Spanien (Huelva) und Nassau; letzteres liefert
7/10 seiner Production nach England und 2/10 nach Frankreich.
Während in London 1 Ctr. 70procentiger spanischer Braunstein
1 fl. 36 kr. kostet, so beträgt dieser Preis für gleichhaltigen
nassauischen Braunstein 2 fl. 3 kr.1)


Zur Bestimmung des Gehaltes an Mangansuperoxyd inBraunstein-
proben.

einem Braunstein bedient man sich sowohl des gewichts-, als
des massanalytischen Weges, und zwar sind die besten
und einfachsten Proben auf ersterem die von Fresenius-Will
(z. B. im Nassauischen, auch wohl mit der Modification von Mohr
angewandt) und Fikentscher-Nolte, auf letzterem die von Levol.


Zur Erzielung einer richtigen Durchschnittsprobe (S. 10)Probenehmen.
wird im Nassauischen beim Ausmessen auf dem Aufbereitungs-
platze oder beim Verladen in die Schiffe von jedem fünften
Laufkarrn des Haufwerks ½—1 Pfd. Erz ausgestochen, die
Probemenge gehörig gemengt, hieraus die Hauptprobe genommen
und der daraus resultirende Procentgehalt für den Durchschnitts-
gehalt des ganzen Haufwerks genommen.


§. 201. Fresenius-Will’sche Probe.2) Diese verbindet mitWerth der
Probe.

Einfachheit und rascher Ausführbarkeit grosse Genauigkeit.
Kohlensaure Salze erfordern eine Modification des Verfahrens,
während dasselbe durch einen Eisenoxydgehalt, wie die Fikent-
scher
’sche Methode, nicht alterirt wird.


Dasselbe beruht darauf, aus Braunstein mittelst Schwefel-Theorie.
säure Sauerstoff auszutreiben, diesen an Kleesäure zu binden
und Kohlensäure zu erzeugen und aus dem Gewichtsverlust den
Gehalt an Mangansuperoxyd zu berechnen, indem 2 Aeq. Kohlen-
säure (44) 1 Aeq. Mangansuperoxyd (43,57) entsprechen (Mn + C
+ S = Mn S + 2 C). Es ist danach das Gewicht der ent-
wickelten Kohlensäure nahezu dem des zersetzten Mangansuper-
oxydes gleich. Die Temperatur während des Versuches darf
nicht bis zur Siedhitze des Wassers steigen, weil sonst die
Kleesäure durch Schwefelsäure allein in Kohlensäure und Kohlen-
oxydgas zerlegt wird.


[426]XVI. Mangan.
Verfahren.

Behuf Ausführung der Probe thut man in die bis zum Halse
etwa 120 C. C. enthaltende Flasche A (Taf. VII. Fig. 147) des
Kohlensäure-Apparates von Fresenius und Will von reicheren
Erzen 2 Grmm., von ärmeren 4—5 Grmm. sehr feingerie-
benen
, bei 100° C. (S. 424) getrockneten Braunstein, fügt dazu
das 2½fache zerriebenes neutrales kleesaures Kali oder Natron mit
so viel Wasser, dass das Kölbchen bis zu ⅓ gefüllt ist. Das
etwa 100 C. C. fassende Kölbchen B füllt man zu ⅔ mit eng-
lischer Schwefelsäure und verbindet beide mit Kautschukstöpseln
versehene Gläser A und B durch die Glasröhre a. Die Röhre b
im Kölbchen A ist am Ende mit einem Stückchen enganschlies-
senden Kautschukrohr versehen, welches durch ein kurzes Stück-
chen Glasstab verschlossen wird.


Der so gefüllte, gut schliessende, aus möglichst dünnem
Glas hergestellte Apparat wird auf einer starken, über 100 Grmm.
Belastung tragenden, aber feinziehenden Wage genau (mittelst
Kornbleies oder Schrots und Staniols in einer Schale) tarirt,
dann aus der offenen Röhre c mittelst eines Kautschukschlauches
etwas Luft ausgesogen, worauf beim Aufhören des Saugens
Schwefelsäure aus B in A überfliesst und die Kohlensäure-
entwicklung in Folge der oben angegebenen Reactionen be-
ginnt, welche durch die gleichzeitig entwickelte Wärme be-
günstigt werden. Die Kohlensäure entweicht durch a und lässt
beim Durchgang durch die Schwefelsäure in B etwa mitgerissenes
Wasser zurück. Wird die Kohlensäureentwicklung schwächer,
so saugt man wieder aus B Luft so oft aus, bis aller Braun-
stein zersetzt ist und die Gasentwicklung aufhört, wo sich dann
auf dem Boden von A kein schwarzes Pulver mehr zeigt. Ein-
zelne schwarze Puncte können von Eisentheilchen, vom Reiben
des Braunsteins in einer eisernen Reibschale, herrühren, auch
hinterlassen manche Braunsteine einen durch die angewendeten
Reagentien unveränderlichen Rückstand. (Um zu erfahren, ob
derselbe aus noch unzersetztem Braunstein besteht, bringt man
nach vollendeter Braunsteinprobe etwas Kochsalz in das Kölb-
chen A, erwärmt und lässt die Röhre a in Wasser tauchen,
welches durch einige Tropfen Lakmustinctur gefärbt ist. Wird
in Folge einer Chlorentwicklung die Farbe gebleicht, so enthält
der schwarze Rückstand noch Braunstein.)


Nach vollständiger Zersetzung des Braunsteins (die am Ende
durch mässiges Erhitzen befördert werden kann) lässt man noch
Schwefelsäure überfliessen, damit sich die Flüssigkeit behuf Aus-
[427]§. 201. Fresenius-Will’s Probe.
treibung von Kohlensäure stärker erhitzt, dann nimmt man den
Kautschukverschluss von b ab und saugt langsam bei c Luft
durch den Apparat, bis dieselbe nicht mehr nach Kohlensäure
schmeckt, lässt den Apparat an der Luft völlig erkalten und
ermittelt auf der Wage den Gewichtsverlust an Kohlensäure,
indem man auf die eine Schale die Tara, auf die andere den
Apparat stellt und auf diese die Gewichte bis zum Eintritt des Gleich-
gewichts legt. Wie bereits angegeben, entprechen 44 Kohlensäure
43,5 Mangansuperoxyd. Eine Probe ist in 5—10 Min. beendigt.


Bei Anwesenheit kohlensaurer Erdsalze, deren ent-Modifi-
cationen.

weichende Kohlensäure das Proberesultat beeinträchtigen würde
und welche auf die S. 422 angegebene Weise erkannt wird, thut
man den abgewogenen Braunstein in das Kölbchen A, fügt
etwas Wasser (etwa ¼ des Kolbeninhalts) und einige Tropfen
verdünnte Schwefelsäure (1 Schwefelsäure und 5 Thle. Wasser)
hinzu und erwärmt unter öfterem Umschwenken zum Kochen.
Zeigt sich dann die Flüssigkeit stark sauer und ist keine Kohlen-
säureentwicklung mehr wahrzunehmen, so hängt man ein Glas-
röhrchen mit dem kleesauren Kali mittelst eines eingeklemmten
Fadens in dem Kölbchen A auf, tarirt den sonst auf gewöhn-
liche Weise zusammengestellten Apparat, lässt das Röhrchen in
die Flüssigkeit fallen und verfährt in vorhinniger Weise oder
man neutralisirt die überschüssige Schwefelsäure nach Röhr1)
mit kohlensäurefreier Natronlauge bis zur alkalischen Reaction,
lässt erkalten, fügt die gewöhnliche Menge oxalsauren Natrons
hinzu und operirt nun wie gewöhnlich weiter.


Um sich Wagen bedienen zu können, welche nur geringereSonstige Con-
structionen der
Kohlensäure-
apparate.

Belastungen ertragen, hat man den Fresenius-Will’schen
Apparat entsprechend modificirt.


Rose’s Apparat2) (Taf. VII. Fig. 149). In den Kolben aRose’s
Apparat.

thut man Braunstein, neutrales kleesaures Kali und Wasser,
in b mit gleichem Volum Wasser verdünnte Schwefelsäure und
versieht den Apparat mit einem Chlorcalciumrohr c. Nachdem
derselbe (von etwa 50—60 Grmm. Gewicht) tarirt worden, neigt
man ihn, wobei Schwefelsäure aus b in a überfliesst, sich Kohlen-
säure entwickelt und diese im Chlorcalciumrohr c ihre Feuch-
tigkeit absetzt. Nachdem die Zersetzung des Braunsteins be-
endigt, was zuletzt durch mässiges Erwärmen befördert wird,
[428]XVI. Mangan.
und alle Schwefelsäure in a gebracht worden, saugt man aus
der Spitze d Luft durch den Apparat, um die Kohlensäure aus-
zutreiben. Der Gewichtsverlust wird in angegebener Weise zur
Berechnung des Gehaltes an Mangansuperoxyd benutzt.


Mohr’s
Apparat.

Mohr1) (Taf. VII. Fig. 148) thut den Braunstein in die
Flasche a, fügt 30—40 C.C. Wasser hinzu und giesst durch die
mit Bimsteinstücken gefüllte Röhre b 4—5 C. C. concentrirte
Schwefelsäure, nachdem diese bereits mit Schwefelsäure ge-
tränkt sind. Durch die Schwefelsäure sollen zunächst vorhan-
dene kohlensaure Erden zersetzt werden. Man saugt dann
durch die Röhre c an b die aus letzteren entwickelte Kohlen-
säure aus, indem man die mit Kautschukverschluss versehene
Röhre d öffnet, verschliesst letztere wieder, bringt den Apparat
auf die Wage, setzt daneben ein etwa das 1½fache vom ange-
wandten Erz krystallisirte Kleesäure enthaltendes Gläschen f
und tarirt. Der von der Wage genommene Apparat wird mit
der linken Hand geöffnet, mit der rechten die Kleesäure rasch
eingeschüttet und der Apparat sofort wieder verschlossen, worauf
sogleich die Kohlensäureentwicklung beginnt. Hat die freiwillige
Kohlensäureentwicklung nachgelassen, so erwärmt man den
Kolben über einer kleinen Spirituslampe, wobei die letzten noch
unzersetzten 5—6 % Braunstein zerlegt werden. Die durch b
entweichende Kohlensäure wird durch die Schwefelsäure ge-
trocknet. Man öffnet jetzt den Kautschukverschluss an d, saugt
bei c die Kohlensäure aus, lässt den Apparat erkalten und be-
stimmt den Gewichtsverlust, indem man das Kleesäure-Gläschen
mit auf die Wagschale setzt. Saugt man die Kohlensäure nicht
aus, so erhält man je nach der Grösse des Apparates ½—¾ %
zu wenig.


Ein sich wegen seiner Leichtigkeit besonders empfehlender
Apparat ist in Figur 147 a Taf. VII. dargestellt. a Glaskolben
zur Aufnahme von Schwefelsäure, kleesaurem Kali und Wasser;
b Glasröhrchen mit bis ½ Grmm. Braunstein, an einem Platin-
draht c in den Kolben a eingehängt. Nachdem der Apparat in
diesem Zustande gewogen, neigt man den Kolben etwas, worauf
der Braunstein allmälig in die Flüssigkeit gelangt und die Ent-
wicklung von Kohlensäure veranlasst, welche bei mit einem
Glasstäbchen d verschlossener Röhre e durch das Chlorcalcium-
rohr f entweicht, nachdem das Glasstäbchen g aus der Kaut-
[429]§. 202. Fikentscher’s Probe.
schukröhre h weggenommen. Sobald die Kohlensäureentwick-
lung aufgehört hat, nimmt man d weg, saugt die Kohlensäure
bei h aus und wiegt den Apparat wieder.


§. 202. Verfahren von Fikentscher-Nolte. Die ursprüng-Theorie.
liche Methode von Fikentscher1) besteht darin, mittelst Salz-
säure aus Braunstein Chlor zu entwickeln, dieses unter Bildung
von Kupferchlorür an Kupfer zu binden und aus dem Kupfer-
verlust den Gehalt an Mangansuperoxyd zu berechnen. Nach
der Formel Mn + 2 Cl H + 2 Cu = Mn Cl + Cu2 Cl + 2 H ent-
sprechen 2 Aeq. aufgelöstes Kupfer (63,36) 1 Aeq. Mangansuper-
oxyd (43,57).


Bei diesem Verfahren entweicht leicht etwas Chlorglas, ent-
zieht sich der Einwirkung aufs Kupfer und man findet den
Gehalt an Mangansuperoxyd zu gering. Quadrat2) sucht dem
Chlorverluste dadurch entgegen zu wirken, dass die obige
Reaction in einem zugestöpselten Kolben vorgenommen wird.


Am sichersten vermeidet man denselben nach dem Verfahren
von Nolte3), indem man das entwickelte Chlor an Eisenchlorür
bindet (Mn + 2 Fe Cl + 2 H Cl = Mn Cl + Fe2 Cl3 + 2 H) und
das gebildete Eisenchlorid (wie bei der Fuchs’schen Eisenprobe
S. 351) durch Kupfer unter Bildung von Eisen- und Kupfer-
chlorür zerlegt (Fe2 Cl3 + 2 Cu = 2 Fe Cl + Cu2 Cl). Es ent-
sprechen dann ebenfalls wieder 2 Aeq. durch Chlor aufgelösten
Kupfers 1 Aeq. Mangansuperoxyd.


Diese Probe erfordert keinen besondern Apparat, sondernWerth der
Probe.

nur einen Glaskolben und lässt sich leicht ausführen, verlangt
längere Zeit, als die Fresenius-Will’sche Probe, ohne dass ein
Gehalt des Erzes an kohlensauren Erden influirt; dagegen muss
ein Eisengehalt durch eine Gegenprobe besonders bestimmt und
sein Einfluss auf das Proberesultat in Anrechnung gebracht
werden.


Man verfährt dabei in folgender Weise: 3 Grmm. fein-Verfahren.
gepulverter, bei 100° C. getrockneter Braunstein, etwa 23 Grmm.
eisenoxydfreier Eisenvitriol (S. 139) und 10 — 14 Grmm. genau
gewogene blanke zusammengebogene Kupferblechstreifen werden
in einem Digerirglase bis zur Hälfte des letzteren mit reiner
Salzsäure übergossen, der Kolben mittelst eines Korks mit
[430]XVI. Mangan.
Kautschukklappe (Taf. VI. Fig. 103) zur Abhaltung des Luft-
zutritts verschlossen und so lange (etwa 2 Stunden und länger)
gekocht, bis die anfangs braune Flüssigkeit nahezu farblos ge-
worden. Wie bereits bemerkt, bildet sich bei der ersten Ein-
wirkung von Salzsäure, Braunstein und Eisenvitriol braunes
oder gelbrothes Eisenchlorid, welches bei längerem Kochen mit
Kupfer unter Bildung von Kupferchlorür in Eisenchlorür über-
geht, wobei das Kupfer einen dem aus dem Braunstein entwickel-
ten Chlor entsprechenden Gewichtsverlust erleidet. Das Kupfer-
chlorür, in Wasser unlöslich, löst sich in freier Salzsäure farb-
los auf. Damit nicht durch den Sauerstoff der Luft Eisen- und
Kupferchlorür höher oxydirt und dann entsprechende neue
Mengen Kupfer durch diese aufgelöst werden, wodurch sich
der Kupferverlust zu gross ergeben würde, muss man den Luft-
zutritt in der angegebenen Weise abschliessen, das Kupfer bis
zum Ende hin mit Säure völlig bedeckt halten und diese nicht
aus dem Kochen kommen lassen. Sollte vor dem Farbloswerden
der Lösung zu viel Säure verdampft und Gefahr vorhanden sein,
dass das Kupfer aus der Flüssigkeit hervortritt, so muss man
rasch heisse Säure nachgiessen.


Ist die Flüssigkeit farblos geworden, so füllt man den
Kolben rasch mit luftfreiem ausgekochten Wasser, kippt den-
selben in eine Porzellanschale um, spült das in dieselbe ge-
fallene Kupfer mit Wasser rasch ab, reibt es mit Filtrirpapier ab,
trocknet, wiegt es und notirt den Gewichtsverlust. Dieser ist so-
wohl vom Mangansuperoxyd, als von in dem Erz oder Eisen-
vitriol enthaltenen Eisenoxyd veranlasst, welches mit Salzsäure
Eisenchlorid giebt und beim Behandeln mit Kupfer ebenfalls ein
theilweises Auflösen desselben unter Bildung von Eisen- und
Kupferchlorür veranlasst (Fe2 Cl3 + 2 Cu = 2 Fe Cl + Cu2 Cl).


Gegenprobe.

Um nun den durch Eisenoxyd herbeigeführten Kupferver-
lust bestimmen und von dem Gesammtverlust abziehen zu können,
wird bei einer Gegenprobe eine gleiche Menge Braunstein, wie
bei der Hauptprobe, für sich (ohne Kupfer) so lange mit Salz-
säure digerirt, bis kein Chlorgeruch mehr wahrzunehmen, also
alles Mangansuperoxyd zerstört ist. In die Manganchlorür und
Eisenchlorid enthaltende Lösung fügt man eine genau abge-
wogene Menge blankes Kupferblech (8—10 Grmm.), kocht die
Probe bei Luftabschluss bis zum Farbloswerden und bestimmt
in vorhinniger Weise den Kupferverlust, welcher durch das Eisen-
oxyd veranlasst ist. Dieser vom Gesammtverlust bei der ersten
[431]§. 203. Levol’s Titrirprobe.
Probe abgezogen, giebt die dem Mangansuperoxyd entsprechende
Kupfermenge, aus welcher sich der Procentgehalt an Mn im Erz
nach obigen Verhältnisszahlen berechnen lässt.


Um den Procentgehalt direct zu finden, behandelt man zu RothehütteOberharzer
Verfahren.

auf dem Oberharze 68,74 Probirpfund 1) mit 2 Ctr. Kupfer und 4½ Ctr.
Eisenvitriol bei der Hauptprobe, bei der Gegenprobe dieselbe Menge Braun-
stein mit 1½—2 Ctr. Kupfer. Zieht man den bei letzterer Probe gefundenen
Kupferverlust von dem bei der Hauptprobe erhaltenen ab, so ergiebt die
Differenz direct den Procentgehalt an Mangansuperoxyd, denn es verhält
sich 1 Aeq. Mn (43,5) : 2 Aeq. Cu (63,3) = x : 100, x = 68¾.


§. 203. Titrirprobe von Levol.2) Von der grossen AnzahlTheorie.
vorgeschlagener Titrirproben lässt sich nachstehende von Levol
am einfachsten ausführen, welche darauf beruht, eine gekannte
Menge Eisenoxydul durch den aus Braunstein mittelst Schwefel-
säure frei gemachten Sauerstoff theilweise in Oxyd zu ver-
wandeln und den Ueberschuss des Eisenoxyduls mit Chamäleon
zu messen. Aus der Differenz ergiebt sich die gebildete Eisen-
oxydmenge und daraus der Gehalt an Mangansuperoxyd. Nach
der Formel Mn + 2 Fe S + x S = Mn S + Fe S3 entsprechen
2 Aeq. Eisen (56) 1 Aeq. Mangansuperoxyd (43,57).


Man löst 0,66 Grmm. Klavierdraht in einem kleinen schiefVerfahren.
liegenden Kolben mit langem Halse in reiner, mässig starker
Schwefelsäure auf, fügt 0,5 Grmm. feingeriebenen, in einem
Röhrchen abgewogenen Braunstein sammt dem Röhrchen in den
Kolben, erhitzt vorsichtig, bis aller Braunstein zersetzt ist,
verdünnt die Flüssigkeit mit Wasser, thut dieselbe rasch in ein
Becherglas und titrirt das nicht oxydirte Eisenoxydul durch
Chamäleon zurück (Siehe Margueritte’sche Eisenprobe S. 354).
War z. B. die Chamäleonlösung so titrirt, dass 116,6 C.C. davon
1 Grmm. Eisen entsprechen, und wurden zur Braunsteinprobe
31,8 C. C. gebraucht, so sind bei dieser = 0,272 Grmm.
Eisen nicht zur Wirkung gekommen, also 0,66 — 0,272 =
0,388 Grmm. Eisen durch den aus dem Braunstein entwichenen
Sauerstoff oxydirt. Nach der Proportion 56 : 43,57 = 0,388 : x
sind 0,30187 Grmm. Mangansuperoxyd in 0,5 Grmm. Braun-
stein, was 60,3 % Mangansuperoxyd entspricht.


[432]XVII. Chrom.

XVII. Chrom.


Chromerze.

§. 204. Allgemeines. Das metallische Chrom findet keine
technische Anwendung, wohl aber Chromoxyd und chrom-
saure
Salze.


Zur Darstellung der Chrompräparate dient hauptsächlich
der Chromeisenstein (Fe, Cr, Mg) (Gr, Fe, Al) mit 37—65 %
Chromoxyd, welcher bergmännisch geworden, aufbereitet in
Stücken oder als Schlieg in den Handel gebracht und nach
seinem Gehalt an Chromoxyd bezahlt wird. Zuweilen enthalten
gewöhnliche Eisensteine einen Chromgehalt, welcher beim Ver-
schmelzen derselben zum Theil ins Roheisen übergeht.


Seltener vorkommende chromhaltige Mineralien sind Chrom-
ocker
(chromhaltige Thone mit 3,6—34 % Gr), Rothbleierz
Pb Cr mit 31,2 Cr, Melanochroit Pb3 Cr2 mit 23,2 Cr, Vau-
quelinit
Cu3 Cr2 + 2 Pb3 Cr2 mit 30 Cr; als Kunstproducte
kommen im Handel vor Chromgrün, Chromgelb, Chrom-
roth
etc.


Chromproben.

Zur Bestimmung des Chromoxydgehaltes in Chromeisen-
stein etc. sind verschiedene Methoden auf nassem Wege an-
gegeben, welche alle darauf hinauslaufen, das Erz mit Oxyda-
tionsmitteln [Salpeter und Soda nach Bodemann1), Aetznatron
und Natronsalpeter nach Calvert2), Salpeter und nach Umstän-
den Kieselerde nach Hilgard’s Löthrohrprobe 3)] zu glühen, das
gebildete chromsaure Alkali auszulaugen, die Chromsäure (durch
schweflige Säure, Weingeist etc.) zu Oxyd zu reduciren und
dieses zu fällen oder die Chromsäure massanalytisch zu be-
stimmen [O’Neill’s Verfahren]. 4) Bei der schwierigen Zersetzbar-
keit des Chromeisensteins auf die angegebene Weise empfiehlt
es sich, denselben zuvor durch Schmelzen mit saurem schwefel-
sauren Kali aufzuschliessen und dann erst die bezeichneten
Oxydationsmittel hinzuzufügen (Methoden von Hart5), Oudes-
[433]§. 205. Genth’s Chromprobe.
luys1) und Genth2). Letztere Methode giebt die besten Re-
sultate.


§. 205. Genth’s Chromprobe. Man erhält 0,5 Gramm desVerfahren.
zum unfühlbaren Pulver geriebenen Erzes mit 6 Grm. saurem
schwefelsauren Kali innig gemengt 15 Min. lang in einem ge-
räumigen Platintiegel in einer den Schmelzpunct des Kalisalzes
kaum übersteigenden Temperatur und steigert dieselbe unter
öfterem Umrühren mit einem Platinspatel 15—20 Min. lang bis
eben zum Rothglühen des Tiegelbodens, wobei die Masse höch-
stens bis zur Mitte des Tiegels steigen darf, in ruhigen Fluss
kommt und reichliche Dämpfe von Schwefelsäurehydrat entlässt.
Hierauf steigert man die Hitze noch weiter, so dass das zweite
Aequivalent Schwefelsäure ausgetrieben wird und schwefelsaures
Eisen- und Chromoxyd sich theilweise zersetzen. Bei zu starker
Hitze wird alle Schwefelsäure ausgetrieben und der Rückstand
beim weiteren Behandeln mit Aufschliessungsmitteln zu schwer-
schmelzig. Man fügt jetzt zur Schmelze 3 Grm. reines kohlen-
saures Natron, erhitzt zum Schmelzen, setzt nach einer Stunde,
während welcher man gelinde Rothgluth erhält, 3 Grm. Salpeter
nach und erhitzt dann noch 15 Min. lang zum hellen Roth-
glühen.


Die geschmolzene Masse wird in kochendem Wasser gut
aufgeweicht, filtrirt, der Rückstand mit siedendem Wasser aus-
gewaschen und mit Salzsäure warm digerirt. Bleibt hierbei un-
aufgeschlossenes Erz zurück, so muss dasselbe nochmals in vor-
hinniger Weise behandelt werden.


Das gelbe Filtrat enthält im Wesentlichen chromsaures
Alkali mit zuweilen geringer Menge von Mangansäure, Kiesel-
säure, Thonerde und selten Titansäure. Zur Abscheidung der
letzteren Substanzen verdampft man das Filtrat mit überschüs-
sigem salpetersauren Ammoniak im Wasserbade fast zur Trockne,
bis alles frei gewordene Ammoniak ausgetrieben ist, setzt Wasser
hinzu und filtrirt. (Auch kann man zur Fällung von Thonerde
und Kieselsäure die alkalische Lösung mit kohlensaurem Am-
moniak eine Stunde digeriren und dann filtriren.)


Zur Reduction der Chromsäure wird das alkalische Filtrat mit
überschüssiger wässriger schwefliger Säure versetzt, wobei sie grün
wird, dann vorsichtig zum Kochen erhitzt, wobei mit dem Aus-
Kerl, Probirkunst. 28
[434]XVII. Chromprobe.
treiben der schwefligen Säure die Lösung von ausgeschiedenem
Chromoxydhydrat sich schon trübt, hierauf Ammoniak im ge-
ringen Ueberschuss hinzugefügt und einige Minuten gekocht,
wo sich Chromoxydhydrat vollständig abscheidet. (Auch kann
man zur Reduction der Chromsäure die mit Salzsäure ange-
säuerte, zum Sieden erhitzte gelbe Lösung so lange tropfenweise
mit Weingeist (C4 H6 O2) versetzen, bis sie vollständig smaragd-
grün geworden, wobei unter Entweichen von Kohlensäure sich
Geruch nach Aldehyd (C4 H4 O2) und Essigsäure (C4 H3 O3) zu
erkennen giebt; dann wird zur Fällung des Chroms Ammoniak
hinzugefügt.)


Durch wiederholtes Auskochen und Decantiren muss das
Chromoxydhydrat so lange ausgewaschen werden, bis Chlor-
barium im Waschwasser keine schwefelsauren Salze mehr nach-
weist, worauf man den Niederschlag trocknet und glüht, wobei
grünes Chromoxyd erfolgt. Da immer noch geringe Spuren
von Alkalien darin zurückbleiben, welche beim Glühen chrom-
saures Kali geben können, so sucht man ein vollkommen reines
Product dadurch zu erhalten, dass man das Chromoxydhydrat
mit etwas Wasser kocht, einige Tropfen schweflige Säure und
dann Ammoniak hinzufügt, filtrirt, auswäscht, trocknet, glüht
und wägt.


Nach Souchay1) liegt aber häufig der zu hohe Chrom-
oxydgehalt nicht in einer Beimengung von Alkali, sondern von
Kieselsäure und Kalkerde, welche während des Fällens und
langen Auswaschens aus dem Glase aufgenommen oder auch
in dem in Glasgefässen aufbewahrten Ammoniak enthalten sind
und von Chromoxydhydrat zurückgehalten werden. Man muss
deshalb bei Bestimmung des Chroms nach der angegebenen
Methode beim Fällen Glasgefässe vermeiden und Platinschalen
oder in deren Ermangelung Porzellanschalen, auch zum Fällen
möglichst reines Ammoniak und zum Auswaschen sehr reines,
nicht in Glasgefässen siedend gemachtes Wasser verwenden.


[435]§. 206. Uranproben.

XVIII. Uran.


§. 206. Allgemeines. Das Uran liefert wichtige Farben,Technisch
wichtige Uran-
verbindungen

namentlich Urangelb1) in zwei Nüancen, eine schön hochgelbe
(Na Ur2 + 6 H) und eine orangegelbe, beide hauptsächlich zur
Erzeugung des gelblichgrünen, etwas opalisirenden Uranglases
verwandt, und Uranoxydammoniak (im Handel wohl nur
Uranoxyd genannt), welches Porzellan unter der Glasur aus-
gezeichnet schwarz färbt, indem das Salz in Oxyduloxyd über-
geht. Auf der Glasur färbt das Uranoxyd gelb. Auch in der
Photographie werden Uransalze gebraucht.


Zur Darstellung der Uranpräparate dient hauptsächlich dasUranerze.
Uranpecherz (U U mit 84,91 Uran und 15,09 Sauerstoff oder
32,07 Uranoxydul und 67,93 Uranoxyd), welchem andere Erze
(Bleiglanz, Schwefelkies, Arsenkies, Fahlerz, Kobalt-, Silber-,
Zinn-, Zink- und Nickelerze, Wismuth und Bergart) beigemengt
zu sein pflegen.


Nur auf gewichtsanalytischem nassen Wege lässt sich derUranproben.
Urangehalt des Erzes finden, welcher als Uranoxyduloxyd
oder als Urangelb bestimmt wird.


§. 207. Probirverfahren. Zu Joachimsthal kommen nachJoachims-
thaler Probir-
methoden.

J. Wagner bei der Urangelb-Industrie nachstehende Proben vor:


1) Analytische Probe zur Bestimmung des Uran-Analyt.
Uranprobe.

oxyduloxydgehaltes in einem Erze oder Erzrück-
stande
. 1—2 Grm. Erz werden in feingepulvertem Zustande durch
concentrirte Salpetersäure zersetzt; im Rückstande bleiben Kiesel-
säure und schwefelsaures Bleioxyd und bei nun vorgenommenem
Verdünnen der Lösung fallen basische Salze von Antimon und
Wismuth nieder. Man filtrirt, reducirt die Arsensäure durch
schweflige Säure zu arseniger Säure, kocht die überschüssige
schweflige Säure weg, fällt Kupfer, Blei, Wismuth, Antimon
und Arsen aus saurer Lösung durch Schwefelwasserstoffgas und
filtrirt. Das Filtrat wird zur Entfernung des Schwefelwasser-
stoffs erhitzt, das Eisen durch chlorsaures Kali höher oxydirt
und durch überschüssiges kohlensaures Ammoniak gefällt, in
28*
[436]XVIII. Uran.
welchem sich Uran, Mangan, Nickel, Kobalt und Zink auf-
lösen. Zum ammoniakalischen Filtrat setzt man vorsichtig
Schwefelammonium, wodurch nach Rose sämmtliche Metalle
gefällt werden und nur Uran in Lösung bleibt. Man erhitzt
die Uranlösung unter Zusatz von etwas Salpetersäure, um den
Schwefel auszuscheiden, filtrirt, fällt aus der erkalteten Lösung
durch Ammoniak bräunlichgelbes Uranoxyd-Ammoniak (uran-
saures Ammoniak), welches abfiltrirt, ausgewaschen, getrocknet
und geglüht wird, wobei dasselbe in olivengrünes Oxyduloxyd
(UU mit 84,81 % Uran, entsprechend 96,22 % Oxydul und
101,9 % Oxyd) übergeht.


Technische
Uranprobe.

2) Technische Probe auf Urangelb. ½ Probirctr.
(5 Grmm.) Probirgut wird in Salpetersäure, ohne grössern Ueber-
schuss davon, gelöst, die unfiltrirte Lösung mit Soda über-
sättigt und ein wenig gekocht, wobei das Uran sich in der
Soda auflöst, während alle übrigen Metalloxyde davon gefällt
werden. Man filtrirt, wäscht den Niederschlag gut aus, fällt
aus dem Filtrat durch eine Lösung von Aetznatron saures uran-
saures Natron (Urangelb), filtrirt, wäscht ein wenig aus, trocknet,
nimmt den Niederschlag thunlichst vom Filter, verbrennt letz-
teres, glüht Filterasche und Niederschlag im Platintiegel, thut
das Geglühte auf ein kleines Filter, wäscht nochmals aus,
trocknet und glüht. Von dem erfolgenden sauren uran-
sauren Natron
entsprechen 100 Theile 88 Theilen Uran-
oxyduloxyd
. 1)


Das nach dieser Probe erhaltene Product wird bei der
Joachimsthaler Schmelzhütte als Uranoxyduloxyd berechnet
und alle Hüttenkosten (Manipulations-, Regiekosten etc.) davon
abgerechnet, wo sich dann der freie Einlösungswerth pro Ctr.
Erz in öster. Währ. ergiebt, z. B.:


v. Banto2) giebt zur Ermittlung des freien Einlösungswerthes
eines Centners Erz in öster. Guld. = f nachstehende Formel an:


[437]§. 207. Probirverfahren.

worin bezeichnet:


  • h = Metallgehalt im Ctr. Erz nach Pfdn.
  • a = Manipulationsabgang in Procenten.
  • b = Gewichtszunahme pro 100 Pfd. Metall (das Gewicht des Urangelbs ist
    wegen Natronzusatzes stets namhaft grösser, als der auszubringende
    Urangehalt der Erze).
  • u = voller Verkaufspreis.
  • q = Differenz zwischen dem jeweiligen Verkaufspreis der Einheit u und
    dem Einlösungspreis.
  • r = Regie- und Directionskostenbetrag in Procenten (von je 100 Gulden).
  • p = Zinsen des Betriebscapitals nebst den Gewinnprocenten des Hütten-
    besitzers.
  • d = Ausbringungskosten, nach dem Rohgewicht sich richtend.
  • g = Darstellungskosten, nach dem Metallgehalt pro Pfd. sich richtend:

Zur Berechnung von f für Uranerze sei h = 37 Pfd., a = 4 %, b =
25 Pfd., u = 10 Guld. pr. Pfd., q = 30 %, r = 2½ % des freien Werthes,
p = 15 % (Verzinsung des Betriebscapitales = 5 %, Gewinn = 10 %),
d = 25,5 Guld. pro Ctr. Erz. g = 1,1 Guld. pro Pfd. Oxyduloxyd (die von
dem Uranoxydoxydulgehalt abhängigen Darstellungskosten); es ist alsdann f
= 37 × 6,052 — 24,88 = 199,04 Guld. als Werth eines Centners Uranerz.
Nimmt man f = 0, so ist h = 4,11, d. h. die Uranerze müssen, um einlös-
würdig zu sein, pro Ctr. mehr als 4,11 Pfd Uranoxyduloxyd enthalten.


3) Prüfung des Urangelbs auf die Reinheit. ManPrüfung des
Urangelbs.

vergleicht dasselbe zunächst mit vorhandenen guten Mustern;
stimmt es in der Farbe mit denselben überein, so pflegt es
auch rein zu sein.


Zur Prüfung auf fremde Beimengungen löst man eine kleine
Quantität in einer Proberöhre in reiner Salzsäure auf, wobei
sich durch starkes Brausen viel kohlensaures Salz zu erkennen
giebt. Die Lösung muss, ohne Rückstand zu hinterlassen,
völlig klar sein. Wird dieselbe mit Ammoniak neutralisirt und
nach und nach ein Uebermass von kohlensaurem Ammoniak
hinzugefügt, so muss sogleich eine völlig klare Lösung ent-
stehen, welche sich beim gelinden Erwärmen nicht trüben darf.
Zur mässig erwärmten Lösung einige Tropfen Schwefelammonium
gesetzt, darf kein Niederschlag, sondern nur eine dunkle Färbung
sich zeigen. Beim Glühen auf Platinblech färben sich die Ver-
bindungen von Uran mit Natron dunkelroth, zuweilen braun, das
Uranoxyd geht beim Glühen in dunkelgrünes Oxyduloxyd über.


Geben alle angeführten Reactionen ein negatives Resultat,
so ist das Urangelb rein, widrigenfalls eine quantitative Analyse
desselben nothwendig wird.


[438]XIX. Brennmaterialien.
Qualit. Uran-
bestimmung.

4) Probe auf einen Uranrückhalt in Lösungen
oder Niederschlägen von der Urangelbbereitung
.


Kaliumeisencyanür giebt in sauren Uranoxydlösungen
einen dunkel braunrothen Niederschlag von Uraneisen-
cyanür, ähnlich dem in Kupferoxydlösungen, bei sehr wenig
Uran wenigstens eine deutliche Färbung.


Da in den zu prüfenden Lösungen ausser Uran höchstens
Spuren von Metallen sind, welche mit dem genannten Reagens
einen gefärbten Niederschlag geben, so ist diese Reaction für
diese Fälle sehr brauchbar. Da sie nur in sauren, nicht in
alkalischen Lösungen eintritt, so müssen letztere zuvor mit
Salzsäure angesäuert werden.


XIX. Brennmaterialien.


Eigenschaften
der Brennma-
terialien.

§. 208. Allgemeines. Die Brennmaterialien sind entweder
flammende, natürliche (Holz, Torf, Braunkohle, Steinkohle)
oder nicht flammende, künstliche (Holz- und Torfkohle,
Koks aus Steinkohlen). Erstere bestehen im Wesentlichen aus
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in verschiedenen Ver-
hältnissen je nach ihrem Alter, enthalten zuweilen Stickstoff
(Steinkohlen etc.) und hinterlassen beim Verbrennen unter voll-
ständigem Luftzutritt und Bildung von Kohlensäure und Wasser
unorganische Bestandtheile (Asche). Werden sie unter Luft-
abschluss erhitzt (trockne Destillation, Verkohlung),
so ordnen sich die Elemente, den Gesetzen der Verwandtschaft
folgend, anders an und es entstehen je nach der Zusammen-
setzung des Brennstoffs, der mehr oder weniger raschen Stei-
gerung und Höhe der Temperatur verschiedene gasförmige
(Kohlensäure, Kohlenoxydgas, Kohlenwasserstoff) und flüssige
Producte (ammoniakalisches oder essigsaures Wasser, Theer)
unter Abscheidung von Kohlenstoff (Kohle, Koks) mit den aschen-
gebenden Bestandtheilen und einem variablen Rückhalt von
Sauerstoff- Wasserstoff- Kohlenstoffverbindungen. Der Sauer-
stoff- und Wasserstoffgehalt genügt selbst in dem kohlenstoff-
ärmsten Brennmaterial (Holz) nicht, allen Kohlenstoff zu ver-
gasen, weshalb sich derselbe theilweise ausscheidet. Mit wach-
[439]§. 209. Physikal. Verhalt.
sendem Sauerstoffgehalt nimmt die Ausbeute an Kohle und brenn-
baren Gasen ab und es entsteht saures Wasser (Holz, mancher
Torf), mit wachsendem Wasserstoff- und Kohlenstoffgehalt ent-
stehen brennbarere Gase, die Kohlenausbeute wird grösser und
das bei der Destillation entstehende Wasser pflegt ammoniakalisch
zu sein (Braunkohle und namentlich Steinkohle).


In der Technik benutzt man entweder die rohen Brenn-Benutzung de [...]
Brennstoffe.

materialien direct zur Feuerung oder man unterwirft sie einer
Verkohlung, wobei die Gewinnung der einen hohen pyrome-
trischen Wärmeeffect gebenden Kohle oder der brennbaren Gase
oder der flüssigen Destillationsproducte Hauptzweck sein kann.
Häufig werden alle drei Producte gewonnen und weiter nutzbar
gemacht.


Ist es gleich nicht möglich, alle Fragen über den praktischenWerth der de [...]
kimastische[n]
Proben.

Werth und die Anwendbarkeit von Brennmaterialien auf doki-
mastischem Wege zu beantworten, so ist derselbe doch in vielen
Fällen geeignet, dem Techniker nützliche Winke über die
Eigenschaften und den Effect von Brennstoffen zu geben, inso-
fern richtige Durchschnittsproben davon vorliegen. Das Nehmen
derselben hat oft die grössten Schwierigkeiten.


Die dokimastische Untersuchung eines Brennmaterials kannZweck der
Proben.

sich auf nachstehende Ermittlungen erstrecken:


  • 1) des physikalischen Verhaltens und der Erscheinungen beim
    Verbrennen.
  • 2) des Wassergehalts.
  • 3) des Wärmeeffectes, auf welchen die Zusammensetzung des
    Brennmaterials, der Wasser- und Aschengehalt vorzüglich
    influiren.
  • 4) des Kohlenausbringens mit oder ohne Berücksichtigung
    der dabei entstehenden flüssigen und gasförmigen Neben-
    producte.
  • 5) des Aschengehaltes der Qualität und Quantität nach.

§. 209. Physikalisches Verhalten der Brennstoffe und Erschei-Physikal.
Verhalten et[c] [...]

nungen beim Verbrennen. Bei Betrachtung eines Brennmaterials
an seiner Oberfläche oder im Bruche gewahrt man fremde
Einmengungen
(Schwefelmetalle, Gyps, erdige Stoffe etc.),
Zerklüftungen, im Zusammenhange mit der Zusammensetzung
stehende Structurverhältnisse etc. — Durch Reibung ein-
zelner Stücke an einander lässt sich auf den Abgang beim
[440]XIX. Brennmaterialien.
Transport1) schliessen, je nachdem dabei mehr oder weniger
leicht Pulver entsteht. Um ein wenigstens relatives Anhalten
über die Zerreiblichkeit verschiedener Brennmaterialien zu
haben, kann man gleich grosse Mengen derselben gleich lang
in Trommeln rotiren lassen, dieselben dann durch ein Sieb mit
1 Quadratzoll Maschenweite schlagen, das Siebfeine wägen und
die Cohäsion in Procenten Kohle ausdrücken, welche auf dem
Siebe zurückbleibt. — Von der durch das specifische Ge-
wicht
bedingten Lockerheit macht man Schlüsse auf den Grad
der Entzündlichkeit, die erforderliche Windpressung, den pyro-
metrischen Wärmeeffect, unorganische Beimengungen2) etc. Da
die Bestimmung des specifischen Gewichtes in gewöhnlicher
Weise durch Wasserverdrängung kein sicheres Anhalten giebt,
wenn das Probestück nicht die Beschaffenheit des ganzen Hauf-
werks repräsentirt, so verfährt man zur Ermittlung desselben
meist auf die Weise, dass man ein bestimmtes Volum (Scheffel,
Tonne etc.) Brennmaterial zu verschiedenen Malen wägt, aus
den erhaltenen Zahlen das Mittel nimmt und dieses ins Ver-
hältniss zu dem Gewichte des Wassers bringt, welches das
Messgefäss fasst. Homogenes Material untersucht man am ein-
fachsten mittelst eines Nicholson’schen Aräometers. — Die
Grösse und Form der Stücke ist von wesentlichem Ein-
fluss auf die Auswahl der Verbrennungsvorrichtung, auf den
Raum, der zum Transport erforderlich ist etc. — Wirft man
ein Stückchen Brennmaterial in eine heisse Muffel oder grössere
Quantitäten (2—4 Pfd.) in ei- bis nussgrossen Stücken in einen
mit Holzkohlen bereits angefeuerten und mit einem Dom ver-
sehenen Windofen, so lassen sich folgende für die Praxis nicht
unwichtigen Erscheinungen wahrnehmen: leichte oder schwere
Entzündlichkeit, Verbrennen mit ruhiger oder prasselnder, langer
oder kurzer, stark russender oder heller Flamme, mit oder ohne
Geruch, Zerspringen oder Cohärentbleiben u. dgl. m. Anthracit
wirft man, um denselben auf das Decrepitiren zu prüfen, in
einen weissglühenden Ofen.


Nässprobe.

§. 210. Bestimmung des hygroskopischen Wassergehaltes. Man
erwärmt 1 Probircentner zerkleintes Brennmaterial auf einem
[441]§. 211. Wärmeeffect.
Uhrglase oder im Porzellantiegel bis 118—120° C. im Luftbade
(Taf. IV. Fig. 58) oder auf der Trockenscheibe (Taf. IV. Fig. 60)
bis 12 Stunden lang, lässt das Gefäss im Chlorcalciumglase (S. 108)
erkalten und wiegt rasch. Dann erwärmt man von Neuem, bis
die Resultate zweier Wägungen übereinstimmen. Auf die Probe
gelegtes weisses Papier darf bei Holz nicht gebräunt sein,
weil sonst die angewandte Temperatur zu hoch ist.


Holzkohle und Koks müssen allmälig bis zu 150° C. er-
hitzt, in dieser Temperatur einige Zeit erhalten und dann, nach
dem Erkalten im Chlorcalciumglase, gleich gewogen werden.


Es ist kaum möglich, von einem grössern Haufwerk (Holz,
Holzkohlen, Torf etc.) den Nässegehalt richtig zu bestimmen,
wenn man nicht den ganzen Haufen austrocknet. Es lassen
sich jedoch annähernd richtige Resultate erhalten, wenn man
von sehr viel Stücken kleine Proben nimmt und bei sich äusser-
lich herausstellender verschiedener Beschaffenheit derselben ab-
schätzt, in welchem Verhältniss ungefähr die Mengen der ver-
schiedenen Sorten zu einander stehen, z. B. Grobes und Kleines.
Man bestimmt dann dokimastisch den Wassergehalt in den ein-
zelnen Sorten und berechnet aus den erhaltenen Resultaten den
mittleren Nässegehalt des ganzen Haufens.


Um von den hygroskopischen Eigenschaften des
Brennstoffs Kenntniss zu erhalten, lässt man die Probe nach
dem völligen Trocknen und Wägen etwa 24 Stunden liegen
und wiegt wieder.


§. 211. Bestimmung des Wärmeeffects. Man unterscheidetArten der
Wärmeeffecte.

einen absoluten (Brennkraft), specifischen (Brennkraft)
und pyrometrischen Wärmeeffect (Heizkraft). Unter er-
sterem versteht man die auf eine Einheit (Kohlenstoff) bezo-
genen relativen Wärmemengen, welche ein bestimmtes Gewicht
verschiedener Brennmaterialien beim vollständigen Verbrennen
entwickeln kann. Beim specifischen Wärmeeffect bezieht man
dieses Verhältniss auf das Volum, während unter pyrome-
trischem Wärmeeffect der Temperaturgrad begriffen wird,
welchen ein Brennstoff bei der vollständigen Verbrennung her-
vorzubringen vermag. Der pyrometrische Wärmeeffect nimmt
mit dem Kohlenstoffgehalt des Brennmaterials und der Kürze
der Verbrennungszeit zu und ist auf letztere also die physi-
kalische Beschaffenheit des Brennstoffs, seine grössere oder
geringere Dichtigkeit und die damit zusammenhängende Ent-
[442]XIX. Brennmaterialien.
zündlichkeit von Einfluss. Auf den absoluten und specifischen
Wärmeeffect influirt die Dauer der Verbrennung gar nicht, wohl
aber die chemische Zusammensetzung des Brennstoffs.


Während die Verbrennungstemperatur, welche mit einem
Brennstoff zu erreichen, von verschiedenen Nebenumständen
abhängt und somit ihre Ermittlung selten zu übereinstimmenden
Resultaten führt, so kann die Bestimmung des absoluten und
specifischen Wärmeeffects der Technik Nutzen gewähren, indem
der Werth eines für einen vorliegenden Zweck erforderlichen
Brennmaterials von dessen Preis und der nöthigen Menge und
letztere wieder vom absoluten oder specifischen Wärmeeffect
abhängt.


Es soll im Folgenden nur von den beiden letzteren die
Rede sein, da die Ermittlung des pyrometrischen Wärmeeffects 1)
auf dokimastischem Wege nicht geschehen kann.


A. Bestimmung des absoluten Wärmeeffects (Brennkraft).


Verschiedene
Methoden.

Folgende ältere und neuere Methoden2) zur Bestimmung
des absoluten Wärmeeffects eines Brennmaterials sind in An-
wendung gekommen:


1) Methode von Rumford3), Peclet u. A. Bestimmung der Wasser-
menge von 0° C, welche 1 Gewichtstheil Brennmaterial bis zu 100° C. zu
erhitzen vermag, oder der Wassermenge, welche 1 Gewthl. Brennstoff um
1° C. erwärmt. Man nennt die auf letztere Weise erhaltenen Verhältniss-
zahlen Calorien oder Wärmeeinheiten. Während nach älteren Angaben


  • 1 Gewthl. Wasserstoff 23600 Thle.
  • 1 „ Kohlenstoff 7818 „

Wasser um 1° C. erhitzt, so dass also der absolute Wärmeeffect des
Wasserstoffs 3 mal so gross ist, als der des Kohlenstoffs
, so
haben neuerdings Favre und Silbermann dieses Verhältniss zu 34188 : 8086
= 4,2 : 1 gefunden.


2) Methode von Dalton, Laplace und Lavoisier. Bestimmung
der Eismenge, welche durch ein bestimmtes Gewichtsquantum Brennstoff zum
Schmelzen gebracht wird.


3) Methode von Marcus Bull, Stöckhardt u. A. 4) Verbrennen
einer gewissen Menge verschiedener Brennmaterialien, z. B. 6 Pfd., in einem
[443]§. 211. Wärmeeffect.
gut ziehenden eisernen Stubenofen unter möglichst gleichen Verhältnissen
und Beobachtung der Temperatur des Zimmers von ¼ zu ¼ Stunde während
4 Stunden an verschiedenen Thermometern, wo dann der absolute Wärme-
effect durch die Summe der erhaltenen Grade ausgedrückt wird. Nach Knapp
fand man bei solchen Zimmerheizversuchen, dass — bei einer äussern Tem-
peratur von 6,8°—6,2°, bei 15—19° C. mittlerer Temperatur der Luft in
gleichem Abstand von Decke und Boden des Zimmers und 78—100° C. Tem-
peratur des in den Schornstein entweichenden Rauches — 100 Pfd. luft-
trocknes Buchenscheitholz im Effect = 48 Pfd. Stücksteinkohlen = 40—60 Pfd.
gemischtem Gries mit 1/17 Wasser angemacht = 44 Pfd. fettem Gries mit
1/17 Wasser = 37 Pfd. ordinairem Gries mit 1/17 Wasser und ⅕ Lehm =
38 Pfd. Gries mit ⅕ Wasser und ⅕ Lehm. — In einem Zimmer von 18½ Fuss
Länge, 11 Fuss Breite und 11 Fuss 2 Zoll Höhe mit 2272 Cbfss. Rauminhalt
wurden stündlich 1,42 Pfd. Steinkohlen mit 13 % Asche verbrannt, wobei
die mittlere Zimmertemperatur 15,4° R. und die Temperatur der Aussenluft
0,94° R. betrug.


4) Methode von Karmarsch. 1) Bestimmung der Wassermenge, welche
1 Pfd. Brennstoff in Dampf zu verwandeln vermag; nach Johnson2), de la Bêche
und Playfair3) der Wärmemenge zur Erzeugung von 1 Pfd. Dampf aus Was-
ser von der Temperatur des Siedepunctes; nach Brix4) und Hartig5) der
Wassermenge von 0º, welche von 1 Pfd. Brennmaterial in Dampf von resp.
88—92° R. und 150° C. verwandelt wird.


5) Analyse des Brennmaterials und Berechnung der demselben zur
vollständigen Verbrennung zuzuführenden Sauerstoffmenge. 6)


6) Methode von Berthier. 7) Für dokimastische ZweckeBerthier’s
Verfahren.

empfiehlt sich diese Methode wegen ihrer leichten Ausführbarkeit.
Sie beruht auf dem sogenannten Welter’schen Gesetz, dassTheorie.
die absoluten Wärmeeffecte verschiedener Brennmaterialien in
demselben Verhältniss stehen, wie die zur vollständigen Ver-
brennung derselben erforderlichen Sauerstoffmengen.


Man hat bei älteren Versuchen (S. 442) zur Ermittlung der
Wärmeeffecte von C und H auf verschiedenen Wegen gefunden,
dass dieselben in dem Verhältniss von 1 : 3 stehen und auch
die Sauerstoffmengen, welche diese beiden Stoffe nach stöchio-
[444]XIX. Brennmaterialien.
metrischer Berechnung zur vollständigen Verbrennung bedürfen,
nahezu dasselbe Verhältniss zeigen, und daraus hat sich obiges
Gesetz ergeben.


Werth der
Probe.

Neuerdings hat das Gesetz seine Gültigkeit verloren, indem
nach den genauen Versuchen von Favre und Silbermann (S. 442)
sich die absoluten Wärmeeffecte von C und H wie 1 : 4,2 ver-
halten und es fallen die nach dem Berthier’schen Verfahren
ermittelten Wärmeeffecte etwas zu niedrig aus, nähern sich aber
der Wahrheit um so mehr, je ärmer an freiem Wasserstoff und
je kohlenstoffreicher das Brennmaterial ist, so dass, wie Versuche
von v. Hauer1), Schwarz2), Stölzl3) u. A. ergeben haben,
bei richtiger Ausführung des bequemen und raschen Verfahrens
von Berthier Resultate erhalten werden, welche in der Praxis
völlig brauchbar sind. Nach v. Hauer ist z. B. der Fehler
etwas grösser bei gut backenden Steinkohlen mit mehr nutz-
barem Wasserstoff, dagegen verschwindend klein bei allen
jüngeren Braunkohlen mit wenig freiem Wasserstoff, in allen
Fällen aber die Differenz für die Praxis von dem durch die
Analyse zu erhaltenden genaueren Resultate völlig unfühlbar.
Schwarz erhielt bei einem Torf nach der Berthier’schen Probe
17,76 Blei und nach der Berechnung aus der Elementaranalyse
würden 18,98 Blei erfolgen. Auch giebt die Probe allgemein
gültige Werthe an, während z. B. die Brennwerthbestimmung
nach der Menge des verdampften Wassers sich nur auf einen
speciellen Fall bezieht.


Verfahren.

Man mengt 1 Grmm. (von Graphit ½ Grmm.) auf einer
empfindlichen Wage genau abgewogenes, möglichst feinzer-
theiltes Brennmaterial innig mit 40 — 50 Grmm. sehr feiner,
wohl durch Seide gesiebter, von metallischen Bleitheilen freier
Bleiglätte, thut das Gemenge in eine Bleitute, bedeckt dasselbe
mit noch 20—25 Grmm. Glätte, setzt die nur bis etwa zur
Hälfte anzufüllende bedeckte Tute vorsichtig, so dass nicht
durch Kippen Brennmaterialtheile entblösst werden, in einen
vorher bis zur Rothgluth erhitzten Muffel- oder Windofen und
bringt ihn möglichst rasch zum Rothglühen, wobei aus der
Glätte durch die organischen Bestandtheile des Brennstoffs um
[445]§. 211. Wärmeeffect.
so mehr metallisches Blei reducirt wird, je mehr brennbare Be-
standtheile derselbe enthält. Bei Anwendung eines Windofens
stellt man die Tute auf einen Untersatz, umgiebt sie allmälig
bis nahe zur Mündung mit glühenden Kohlen, bedeckt, nachdem
die anfangs schäumende Masse geschmolzen, den Tiegel ganz
mit glühenden Kohlen und giebt noch eine etwa ¼ Stunde
dauernde starke Hitze, worauf man den Tiegel herausnimmt,
so dass die ganze Operation ¾—1 Stunde dauert. Zu Anfang
kann nämlich 5 — 6 Min. lang bei Zersetzung der organischen
Substanz in Folge der ungestümen Gasentwicklung ein lebhaftes
Aufwallen der Masse stattfinden, welches wohl durch öfteres
Abnehmen des Deckels beschwichtigt wird, wenn die Masse
überzusteigen droht.


Nach dem Erkalten wird der Bleikönig vorsichtig ent-
schlackt, anhaftende Glätte abgebürstet und die abgeschlagene
Glätte auf Metallkörnchen untersucht. Spröde Bleikönige ent-
halten in Folge einer nicht hinreichenden Temperatur beim
Schmelzen Glätte mechanisch eingeschlossen. Die erhaltene Blei-
menge ist dem jedesmal absorbirten Sauerstoff und somit dem
absoluten Wärmeeffect proportional. Bei Vergleichung der auf
diese Weise gefundenen Wärmeeffecte nimmt man gewöhnlich
den Kohlenstoff als Einheit an, welcher die 34fache Menge
Blei reducirt.


Um möglichst genaue Resultate zu erzielen, müssen fol-Vorsichts-
massregeln

gende Vorsichtsmassregeln beobachtet werden:


a) Das Brennmaterial muss in möglichst feinzertheiltem Zu-
stande mit der sehr feingeriebenen Glätte innig vermengt wer-
den, damit sich keine brennbaren Theile der vollständigen
Oxydation entziehen. Holz zerkleint man mit einer sehr feinen
Säge, Torf durch Pulvern, Raspeln, Zerschneiden etc., spröde
Brennstoffe (Holzkohle, Koks, Steinkohlen etc.) durch Pulvern.


b) Da 1 Thl. Kohle das 34fache Blei reducirt, so muss zur
Vermeidung grösserer Differenzen das Probirgut genau einge-
wogen werden, und zwar für jede Probe 2—4fach, um bei
nicht ganz genau stimmenden Proben einen richtigen Durch-
schnitt nehmen zu können. Gut gerathene Proben stimmen ge-
wöhnlich bis auf 1 Decigramm überein.


c) Manche Brennstoffe (Holz, jüngere Torfe) können sich
zersetzen, bevor noch die zur Einwirkung der Bleiglätte auf
die flüchtigen Producte erforderliche Temperatur erreicht ist, in
Folge dessen die reducirte Bleimenge zu gering ausfällt. Solche
[446]XIX. Brennmaterialien.
Proben flammen wohl. Holz und jüngerer Torf sind diesem
Uebelstande mehr unterworfen, als Steinkohle, weil sich letztere
fein pulvern lässt und erst in höherer Temperatur zersetzt,
als erstere. Verkohlte Brennstoffe erleiden solche Verluste nicht,
indem die Entwicklung flüchtiger Substanzen erst bei hoher
Temperatur beginnt, in welcher das Bleioxyd völlig reactions-
fähig ist.


Um das Entweichen unverbrannter Destillationsproducte
thunlichst zu vermeiden, muss man Brennstoff und Glätte mög-
lichst innig mengen und das Gemenge rasch erhitzen, damit
Reduction der Glätte und Zersetzung des Brennstoffs möglichst
gleichen Schritt gehen, oder ein Reductionsmittel anwenden,
welches schon bei niedrigerer Temperatur wirkt, als Glätte.


Als ein solches hat Forchhammer1)Bleioxychlorid vor-
geschlagen, welches durch Zusammenschmelzen von 3 Thln.
Glätte und 1 Thl. Chlorblei erhalten wird. Dasselbe erzeugt
man sich dadurch, dass man 1 Pfd. Glätte mit 1 Pfd. Salzsäure
von 1,16 spec. Gew. zur Trockne dampft oder eine Auflösung
von 1 Thl. Bleizucker in 3 Thln. Wasser so lange mit gesät-
tigter Kochsalzlösung versetzt, bis kein Niederschlag mehr ent-
steht. Das Chlorblei wird mit salzsäurehaltigem Wasser aus-
gewaschen, getrocknet, mit Glätte in einem hessischen Tiegel
zusammengeschmolzen und die Schmelze gepulvert.


Die Ausführung der Probe mit dem 50 — 60fachen Oxy-
chlorid geschieht am besten in einem Porzellantiegel, den man
in einen hessischen Tiegel stellt (Thontiegel gehen leichter durch),
in vorhinniger Weise. Das Schmelzen ist meist schon nach
10 Min. beendigt, wenn Dämpfe von Chlorblei sich zeigen.


Ein Schmelzen in einem von oben angeheizten Windofen
(S. 59) wirkt der Verflüchtigung unzersetzter Producte ent-
gegen, indem die Glätte von oben herab flüssig wird.


Trotz aller Vorsichtsmassregeln und selbst bei übereinstim-
menden Bleikönigen können letztere bei Untersuchung von Holz
etwas zu leicht ausfallen. Dieses ist auch der Fall in Folge
einer Verflüchtigung von Blei, wenn man eine zu hohe oder
lange Schmelzhitze giebt.


d) Die Reduction des Bleioxyds durch in den Tiegel ein-
dringende Ofengase, welches weniger leicht in Muffel- als in
Windöfen stattfindet, muss in letzteren dadurch thunlichst ver-
[447]§. 211. Wärmeeffect.
mieden werden, dass man grössere Kohlenstücke in lockerer
Lage erhält, damit die erzeugten Gase ohne Widerstand ent-
weichen können. Auch schützt eine Decke von Glas über
der Glätte.


Um die Bleimengen auf Wärmeeinheiten oder Calo-Reduction der
Bleimengen
auf Wärmeein-
heiten.

rien (S. 442) zu reduciren, muss in Berücksichtigung gezogen
werden, dass 1 Thl. Kohlenstoff 34 Thle. Blei reducirt und
nach Despretz das 7818fache, nach Favre und Silbermann
das 8036fache Wasser um 1° C. erhöht; letztere Zahlen sind
durch 34 zu dividiren, wonach jeder durch Kohlenstoff reducirte
Theil Blei resp. 230 oder 238 Wärmeeinheiten entspricht.


Nennt man P die von 1 Grmm. Brennstoff reducirte Blei-
menge, so bezeichnet die Quantität Kohlenstoff, welche
1 Grmm. Brennstoff hinsichtlich des absoluten Wärmeeffects
entspricht, und 7818 oder 8086 die Anzahl Wärmeeinheiten,
welche 1 Grmm. dieses Brennmaterials liefert.


Da bei der Berthier’schen Probe das Wasser durch dieCorrection des
Resultates
wegen eines
Wasser-
gehaltes.

Ofenhitze ausgetrieben wird, bevor der Brennstoff eine Reduction
der Glätte bewirkt, während im Grossen ein Theil des Brenn-
materials zur Verdampfung des Wassergehaltes verwandt wird,
so giebt die Berthier’sche Probe den absoluten Wärmeeffect
zu hoch an. Derselbe wird richtiger gefunden, wenn man von
der beim Versuche gefundenen Bleimenge den Werth ab-
zieht, in welchem A die in Grmm. Brennstoff enthaltene Wasser-
menge und 11,8 das Gewicht Wasser bezeichnet, welche 1 Thl.
reine Kohle verdampft.


Schwefelkies, Fe S2, welcher sich häufig in Steinkohlen undCorrection
wegen eines
Schwefelkies-
gehaltes.

auch in Braunkohlen findet, reducirt aus Glätte unter Bildung
von schwefliger Säure und Eisenoxydul metallisches Blei (S. 119),
dessen Menge von dem Gewichte des erfolgten Bleikönigs ab-
zuziehen ist. 1 Thl. Schwefelkies reducirt 8,72 Thle. und 1 Thl.
in Koks enthaltenes Einfach-Schwefeleisen, Fe S, 7,18 Thle. Blei.


Um diese Correction vornehmen zu können, muss der
Schwefelgehalt auf analytischem Wege (S. 414) ermittelt und
auf Fe S2 und Fe S berechnet werden. Auch durch andere
Schwefelmetalle, Bleiglanz, Zinkblende, Zinnober etc. wird
Glätte reducirt.


[448]XIX. Brennmaterialien.
Wärmeverlust
bei der Ver-
kohlung.

Untersucht man das rohe Brennmaterial und die daraus
beim Verkohlen erfolgte Kohle nach dem Berthier’schen Ver-
fahren, so repräsentirt die Differenz der dabei gefundenen Blei-
mengen den absoluten Wärmeeffect, welcher beim Verkohlen
verloren geht. Dividirt man die Differenzzahl durch 34, so
findet man die den verflüchtigten Substanzen äquivalente Menge
reinen Kohlenstoffs.


Beispiel.

Wie die nach dem Berthier’schen Verfahren erhaltenen Zahlen zu ver-
wenden sind, möge aus nachstehendem Beispiel hervorgehen: Man verbraucht
in einem Puddelofen auf 1 Ctr. Rohschienen 90 Pfd. Steinkohlen; wie viel
Braunkohlen werden bei passender Abänderung des Rostes etc. die 90 Pfd.
Steinkohlen ersetzen, wenn von ersteren 1 Grmm. 20, von letzteren 26 Grmm.
Blei reducirt?


Nach der Proportion 26 : 20 = x : 90 und ersetzen
117 Pfd. Braunkohlen 90 Pfd. Steinkohlen.


Strohmeyer’s
Methode.

7) Verfahren von Strohmeyer. 1) Das Brennmaterial
wird nach Art einer organischen Analyse mittelst Kupferoxydes
verbrannt, der Rückstand mit Salzsäure und Eisenchlorid be-
handelt, wobei letzteres durch das entstandene metallische Kupfer
zu Eisenchlorür reducirt wird, und dieses mittelst Chamäleons
titrirt (S. 355).


B. Bestimmung des specifischen Wärmeeffects.


Specifische
Wärmeeffecte.

Die aus einem bestimmten Volumen verschiedener Brenn-
stoffe darstellbaren Wärmemengen ergeben sich aus dem Pro-
ducte des absoluten Wärmeeffects und des specifischen Ge-
wichtes derselben, welches letztere auf die S. 440 angegebene
Weise ermittelt wird.


Beispiel.

Es seien für einen bestimmten Zweck 100 Cubikfuss Steinkohlen von
1,2 spec. Gew., welche 26 Thle. Blei reduciren, verbraucht; durch wie viel
Cubikfuss Braunkohlen von 1,15 spec. Gew. lassen sich erstere ersetzen,
wenn letztere 20 Thle. Blei reduciren?


Nach der Proportion 26 × 1,2 : 20 × 1,15 = x : 100 werden 100 Cbfss.
Steinkohlen durch 1[5]6 Cbfss. Braunkohlen ersetzt.


Chemische
Vorgänge.

§. 212. Verkohlung der Brennmaterialien. Beim Erhitzen eines
rohen Brennmaterials unter Luftabschluss, z. B. in einer Glas-
retorte mit Vorlage, entweicht zunächst hygroskopisches
Wasser
, bei steigender Temperatur (z. B. Holz bei 160° C.)
beginnt die Zersetzung, es bilden sich zuerst einfachere Moleküle,
[449]§. 212. Verkohlung.
hauptsächlich Wasser und Kohlensäure, dann condensirt
sich in der Vorlage eine wässrige Flüssigkeit, welche bei
sauerstoffreichen Gebilden (Holz, Torf) hauptsächlich Essigsäure,
bei stickstoffhaltigen (Steinkohlen) Ammoniaksalze enthält, ferner
eine dickflüssige, ölige Flüssigkeit, Theer, ein Gemenge ver-
schiedener neuer organischer kohlenstoffhaltiger Moleküle (z. B.
Kreosot, Benzol, Naphthalin, Phenyloxydhydrat etc.). Gleich-
zeitig entstehen Gase, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Sumpfgas,
ölbildendes Gas, freies Wasserstoffgas etc., und es bleibt eine
gewisse Menge Kohle mit den aschengebenden Bestandtheilen
zurück. Die Zusammensetzung dieser Gase hängt hauptsächlich
davon ab, ob, nachdem Wasserstoff und Sauerstoff sich zu
Wasser verbunden, weniger oder mehr Wasserstoff übrig bleibt.
Im ersteren Falle entsteht hauptsächlich Kohlensäure und Koh-
lenoxydgas (Holz, Torf, jüngere Braunkohle), in letzterem
Kohlenwasserstoffgas (ältere Braunkohle, Steinkohle).


Das Ausbringen an Kohle hängt wesentlich davon ab,Kohlenaus-
bringen.

ob man das Brennmaterial rasch zur starken Rothgluth erhitzt
oder die Temperatur allmalig steigert. In ersterem Falle erhält
man weniger Kohle und an Kohlenwasserstoff reichere, mit
hellerer Flamme brennende Gase, · als in letzterem, indem das
hygroskopische Wasser zur Vergasung von Kohlenstoff mit bei-
trägt, während bei langsamem Erhitzen das Wasser bereits
entwichen ist, wenn die Zersetzung beginnt.


Zur Erzielung vergleichbarer Resultate zwischen verschie-
denen Brennmaterialien muss deshalb die Verkohlung unter
gleichen Verhältnissen ausgeführt werden und es empfiehlt sich,
jedesmal zwei Versuche zu machen, den einen bei allmälig, den
andern bei rasch steigender Temperatur.


Die zum Verkohlen angewandte Temperatur übt auch einenZusammen-
setzung der
Kohle.

Einfluss auf die Zusammensetzung der Kohle aus, indem
mit abnehmender Temperatur der Wasserstoff- und Sauerstoff-
gehalt zunimmt. Selbst bei höchster Temperatur dargestellte
Kohle enthält noch geringe Mengen dieser Elemente. Ausserdem
enthält die Kohle stets Asche, deren Gehalt abgezogen werden
muss. Je nachdem nun die Kohle allein oder auch die übrigen
Destillationsproducte bei der Verkohlung bestimmt werden sollen,
weicht das Probirverfahren etwas ab.


A.Bestimmung des Kohlengehaltes. Dieselbe kannKohlengehalt.
in unverkohlten und verkohlten Brennstoffen geschehen.


Kerl, Probirkunst. 29
[450]XIX. Brennmaterialien.
Rohe Brenn-
stoffe.

1) Bestimmung der Kohlenmenge in rohen, unver-
kohlten Brennmaterialien
. 1 — 2 Probircentner (5—10
Grmm.) Probirgut (Holz in Spänchen zerschnitten, spröde Brenn-
stoffe als Pulver) werden in einer bedeckten Bleitute allmälig
bis zur sehr starken Rothgluth erhitzt und diese Temperatur
etwa ½ Stunde erhalten, bis die Probe nicht mehr flammt.
Nach dem Erkalten bei Luftabschluss wird die hygroskopische
Kohle rasch gewogen. Genauere Resultate erhält man, wenn
man das Glühen in einem tarirten bedeckten Platintiegel (bei
schwefelkieshaltigen Brennstoffen in einem Porzellantiegel) vor-
nimmt, welcher in einen Thontiegel gestellt und zwischen den
beiden Deckeln mit Kohlenstückchen gefüllt wird, damit nicht
oxydirende Gase ins Innere des Tiegels dringen. Man lässt den
noch warmen Tiegel über Chlorcalcium oder Aetzkali erkalten
und wiegt diesen dann rasch. Aus dem Aussehen des Rück-
standes, ob derselbe beim Glühen zusammengebacken, aufge-
bläht oder sandig geblieben ist, lassen sich, z. B. bei Stein-
und Braunkohlen, nützliche Schlüsse auf die Anwendbarkeit des
Brennstoffes machen.


Berück-
sichtigung des
Aschengehalts.

Um den wirklichen Kohlengehalt zu finden, muss der
Aschengehalt des verkohlten Rückstandes in Abzug gebracht
werden. Das Resultat fällt um so genauer aus, je mehr die
Zusammensetzung der erdigen Bestandtheile in der Kohle mit
der in der Asche übereinstimmt, z. B. bei Holz. Bei Torf
dagegen, welcher Gyps enthält, verwandelt sich letzterer beim
Verkohlen in Schwefelcalcium, welches aber beim Verbrennen
des Kohlenstoffes zur Ermittlung des Aschengehalts wieder in
schwefelsauren Kalk übergeht. Einen ähnlichen unvermeidlichen
Fehler geben Schwefelkies enthaltende Steinkohlen, deren
Glührückstand metallisches Eisen, Eisenoxydul, Einfachschwefel-
eisen oder Schwefelcalcium enthält, während in der durch Ver-
brennen des Rückstandes erhaltenen Asche sich hauptsächlich
nur Eisenoxyd und schwefelsaurer Kalk vorfinden. Dieser
Fehler lässt sich dadurch annähernd ausgleichen, dass man auf
Grund der Aschenanalyse die vom Eisen und Schwefel während
der Einäscherung aufgenommenen Sauerstoffmengen zu be-
stimmen sucht.


Resultate
im Grossen.

Je nachdem im Grossen die Verkohlung der Brennstoffe
bei Luftabschluss oder beschränktem Luftzutritt geschieht, wei-
chen die dabei erhaltenen Resultate von den Ergebnissen der
Probe mehr oder weniger ab.


[451]§. 212. Verkohlung.

2) Bestimmung des Kohlenstoffs in verkohltenVerkohlte
Brennstoffe.

Brennstoffen. 1 Probircentner (5 Grmm.) gepulverte Kohle
oder Koks wird bei langsam steigender Temperatur getrocknet
(S. 441) und im völlig trocknen Zustande im Platintiegel in
vorhin angegebener Weise (S. 450) ausgeglüht. Bei nicht vor-
heriger Austrocknung und etwas schnell gesteigerter Temperatur
wirkt das hygroskopische Wasser theilweise auf den Kohlenstoff
ein und erhöht den Verlust (S. 449).


B.Bestimmung der flüchtigen Bestandtheile. 1),Flüchtige
Bestandtheile.

Dieselben ergeben sich entweder aus der Differenz, wenn man
den beim Verkohlen erhaltenen Rückstand von der angewandten
Menge Probirgut in Abzug bringt, oder man bestimmt sie direct
durch möglichst schnelles Erhitzen von etwa 5 Grmm. Substanz
in einer Retorte von strengflüssigem Glase bis zur Kirschroth-
gluth, Condensiren der flüssigen Producte (Theer und Wasser)
in einer kühl gehaltenen tarirten Vorlage und Einleiten der
gasförmigen Producte unter Quecksilber in eine graduirte Glas-
röhre. Durch Schütteln des Gases mit Barytwasser und essig-
saurem Bleioxyd lässt sich eine Reinigung von Kohlensäure und
Schwefelwasserstoffgas erzielen und der wieder gemessene Rück-
stand giebt den Gehalt an brennbaren Gasen (Kohlenoxydgas
und Kohlenwasserstoffgas).


Um die Menge der nicht brennbaren und brennbaren
Gase
annähernd zu bestimmen, empfiehlt Tunner2), das pul-
verisirte Brennmaterial in einem tarirten Thontiegel mit einer
Oeffnung im gut passenden Deckel langsam und gleichmässig
in der Nähe einer Kohlengluth zu erhitzen, um die Feuchtigkeit
auszutreiben. Dann erhitzt man stärker, ohne aber Glühhitze
zu erreichen, und untersucht die entweichenden Gase öfters mit
einem brennenden Holzspan auf ihre Brennbarkeit. Sobald sie
entzündlich sind, nimmt man den Tiegel vom Feuer, lässt er-
kalten und wiegt schnell den Tiegel, wo dann der Gewichts-
verlust die Menge der unbrennbaren, hauptsächlich aus Wasser-
dampf bestehenden Gase repräsentirt. Hierauf erhitzt man den
Tiegel allmälig bis zur Rothglühhitze und unterhält diese so
lange, bis keine brennbaren Gase mehr entweichen. Wiegt
29*
[452]XIX. Brennmaterialien.
man alsdann den erkalteten Tiegel wieder, so stellt der neue
Gewichtsverlust die Menge brennbarer Gase dar.


Aschengehalt.

§. 213. Bestimmung des Aschengehalts. Der bei der Ver-
kohlung erhaltene Rückstand (S. 450) wird je nach seiner Dich-
tigkeit im mehr oder weniger stark gepulverten Zustande auf
einem Röstscherben unter der Muffel so lange geglüht, bis alle
kohligen Theile verbrannt sind und keine Gewichtsveränderung
mehr stattfindet. Damit ein Kalkgehalt nicht zum Theil im
kohlensauren und zum Theil im ätzenden Zustande zurückbleibt,
erhitzt man zur Erzielung des letzteren, so wie auch zur Um-
wandlung vorhandenen Schwefelcalciums im schwefelsauren Kalk
gegen das Ende hinreichend hoch.


Es ist zweckmässiger, rohe Brennmaterialien vor der Ein-
äscherung zu verkohlen, weil beim directen Verbrennen
leicht Verluste durch Bildung von Flugasche entstehen oder
dieselben sich stark aufblähen. Die Beschaffenheit der Asche
(Farbe, Frittung, Schmelzung etc.) kann Schlüsse auf die Ver-
wendbarkeit des Brennstoffs zu einem vorliegenden Zweck oder
die Auswahl einer passenden Verbrennungsvorrichtung gestatten.
Ueber ihre chemische Einwirkung auf damit in Berührung
kommende Schmelzmaterialien und Producte (z. B. ein Phos-
phorgehalt des Torfs, ein Schwefelgehalt von Braun- und Stein-
kohlen) kann nur eine chemische Analyse Aufschluss geben.


Rohe Brenn-
stoffe.

§. 214. Dokimastisches Verhalten der rohen Brennmaterialien.
Die rohen flammegebenden Brennstoffe haben nachstehende Zu-
sammensetzung, Wärmeeffecte etc.


Holz.

1) Holz. Völlig trocken enthält dasselbe 4 % Saft und
96 % Holzfaser, letztere bei verschiedenen Hölzern bestehend
aus 48,18—52 % C, 5,3 — 6 — 8 % H und 43,5 — 45,5 % O, also
letztere beiden nahezu in dem Verhältniss, wie sie Wasser bilden.
Lufttrocknes Holz enthält 18 — 20 % hygroskopisches Wasser
und 82 — 80 % Holzsubstanz oder — da letztere nahezu zur
Hälfte aus C, zur andern Hälfte aus O und H in dem Ver-
hältniss, wie sie Wasser bilden, besteht — 40 % C incl. Asche, 40 %
chemisch gebundenes Wasser und 20 % hygroskopisches Wasser;
zersetzt sich bei 160° C., giebt bei rascher Verkohlung 12—17,
bei langsamer bis 25—28 Gewichtsprocente und 60—80 Volum-
procente und mehr Kohle; Schwinden in der Länge 8 — 10,
im Ganzen 15—25 %. Aschengehalt 0,2—2,0, durchschnittlich
1—1,5 %, bestehend aus K, Na, Ca, Mg, Al, Fe, Mn und C, P,
[453]§. 214. Rohe Brennmat. Holz.
Si, S, hauptsächlich kohlensauren Alkalien und kohlensaurem
Kalk, wie nachstehende Analysen ergeben:

Vonhausen fand in:

Nach Böttinger enthielt Buchenholzasche 78,73 % in Wasser
unlösliche und 21,27 % lösliche Bestandtheile, welche letzteren
aus 15,40 K C, 2,27 K S, 3,40 Na C und 0,20 Na Cl bestanden.


Berthier fand in der Asche von Weissbuchenholz 18,9, von
Eichenholz 12,0, von Lindenholz 10,8, von Erlenholz 18,8, von
Tannenholz 25—50, von Birkenholz 16 und von Ahornholz 15
—25 % in Wasser lösliche Bestandtheile.


1 Thl. lufttrocknes Holz reducirt 12,5—15, durchschnittlich
13,95 Thle. Blei, entsprechend 3200 Wärmeeinheiten oder 0,41 %
[454]XIX. Brennmaterialien.
reinem Kohlenstoff. Specifisches Gewicht 0,365 (Schwarzpappel)
bis 0,769 (Hainbuche), z. B. Buche 0,591, Eiche 0,708, Fichte
0,472, Kiefer 0,550, Tanne 0,555.


Torf.

2) Torf. In seiner Zusammensetzung je nach dem Alter
und seinem Aschengehalt sehr schwankend, besteht im luft-
trocknen Zustande durchschnittlich aus 75 % fester Torfmasse,
incl. 1—2 % Asche und 25 % hygroskopischem Wasser. Da
die feste Torfmasse durchschnittlich 60,63 % C, 6,04 H und
33,32 O, oder, wenn man allen Sauerstoff mit Wasserstoff zu
chemisch gebundenem Wasser vereinigt annimmt, 60 % C, 2 H
und 38 chemisch gebundenes Wasser enthält, so besteht der
lufttrockne Torf ohne Berücksichtigung des Aschengehalts aus
45 C, 1,5 H, 28,5 chemisch gebundenem Wasser und 25,0 hy-
groskopischem Wasser. Beginnt bei 120° C sich zu zersetzen
und entzündet sich bei 250° C.; Kohlenausbringen 14—40—70 Ge-
wichtsprocente; Aschengehalt 1—30 %, selten weniger als 6 %,
meist nicht über 12—18 %. Die Torfasche enthält keine oder
wenig Alkalien, gewöhnlich viel Kieselsäure in Form von durch
Säuren leicht zersetzbaren Silicaten, ausserdem Phosphorsäure,
Schwefelsäure, Kohlensäure und als Basen Kalkerde, Thonerde,
Eisenoxyd und Magnesia. Nach Vogel variirt der Kieselsäure-
gehalt von einigen Procenten bis 30 % und darüber, kohlen-
saurer und schwefelsaurer Kalk 20—45 %, selten auf 8 %
heruntergehend, Magnesia 1—10, selten bis 15 %, Thonerde
0,2—5 %, Eisenoxyd bis 30 %, Phosphorsäure bis 2,5 % und
Alkalien Spuren bis 3 %. Für die Roheisenerzeugung ist be-
sonders ein Phosphor- und Schwefelgehalt zu beachten, welch
ersterer von basisch phosphorsaurem Eisenoxyd, letzterer von
Gyps, seltener von Schwefelkies herrührt; es enthalten jedoch
manche Torfsorten von letzterem oder von Kupferkies so viel,
dass sie als Vitriolerze benutzt werden können (Moel-Hafod-
Owen in Nordwales).


Die Zusammensetzung einiger Torfaschen ergiebt
nachstehende Zusammenstellung:
[455]§. 214. Rohe Brennm. Torf. Braunkohlen.

a—d irländischer Torf nach Kanes. e Presstorf vom Kälbermoor in
Bayern nach Schwarz. f u. g Torf von Alexishütte bei Lingen und zwar
resp. vom Wietmarschen und Fuhelmoor nach Brauns. h u. i Torf aus der
Dorpater Gegend.


Nach Berthier reducirten französische Torfsorten 8—15,3,
nach Winkler erzgebirgische 11,9—18,8, nach Griffith irlän-
dische 25—27, oberharzer mit 0,5—5 % Asche 11—18 Thle. Blei.
Spec. Gew. 0,113—1,00, bei Presstorf 1,3—1,8.


3) Braunkohlen. Die feste organische Masse enthält jeBraunkohlen.
nach dem Alter der Kohle (faserige, erdige und muschlige)
60—75 C, 5 H und 35—20 O, oder, wenn man den Sauerstoff
mit Wasserstoff vereinigt annimmt, 60—75 C, 1—3 H und 39—22 H.
Lignit und bituminöses Holz nähern sich in ihrer Zusammensetzung
dem Torf oder Holz.


Lufttrockne Braunkohle enthält durchschnittlich 20 % Wasser
und besteht aus 48—60 C, 1—3 H, 31—17 chemisch gebun-
denem H und 20 hygroskopischem H, welcher letztere Gehalt noch
höher steigen kann. Der Aschengehalt beträgt 0,5—50, durch-
schnittlich 5—10 %; die Zusammensetzung der Asche unter-
scheidet sich von der Torfasche hauptsächlich durch den fehlen-
den Phosphorsäuregehalt, wogegen aber Schwefelsäure in Folge
eines Schwefelkiesgehalts der Kohle in grösserer Menge auf-
treten kann. Eine Braunkohlenasche von Artern enthielt nach
Kremers: 0,99 K, 1,72 Na, 20,56 Ca, 2,16 Mg, 29,50 Al, 32,78 Fe,
9,17 S, 3,12 Si.


[456]XIX. Brennmaterialien.

Braunkohlen geben beim Verkoken 28—50 % Koks und
reduciren bei 1,15—1,32 spec. Gew. 14—26 Thle. Blei.


Steinkohlen.

4) Steinkohlen. Nach Scheerer haben die verschieden
alten Steinkohlenarten nachstehende durchschnittliche Constitution:

Es steigt der Kohlenstoffgehalt in Anthraciten auf 98, in
Backkohlen auf 85—90, in Sinterkohlen auf 85 und in Sand-
kohlen auf 78 %. Der Gehalt an hygroskopischem Wasser
schwankt zwischen 1—12, das Ausbringen an Koks zwischen
60—95, durchschnittlich 75 % und der Aschengehalt zwischen
4—30 %, und zwar für beste Steinkohle 4—8, für mittlere 8—14
und für schlechte über 14 % bei ½—2 % Schwefel. Anthracite
enthalten zuweilen nur bis 1 % Asche und darunter.


Nach Peters lassen sich die Steinkohlen wie folgt classi-
ficiren:

Die Sorten a und f sind mager, b und e sinternd und c
und d backend. Zu den langflammigen Kohlen gehören z. B.
diejenigen von Oberschlesien (meist mager), von Waldenburg
[457]§. 214. Rohe Brennm. Steinkohlen.
(backend und sinternd), von Saarbrücken (mager und sinternd
bis schwach backend), aus Westphalen, obere Partie des
Beckens (Backkohlen und Gaskohlen); kurzflammig sind die
Kohlen in der unteren und mittleren Partie des westphälischen
Beckens, sowie in den Bassins der Inde und Worm.


Es eignen sich die Kohlenarten a—e zu Dampfkessel-
feuerung, Puddel- und Schweissofenbetrieb, Hausbrand etc.;
f Gruskohle für Ziegel- und Kalkbrennerei und Hausbrand,
stückreiche feste Kohle auch zur Kesselfeuerung und zum Hoh-
ofenbetrieb (Südwales und Pensylvanien). Zur Koksbereitung
verwendet man Fettkohlen oder bei weniger Ausbringen backende
Flammkohlen und in deren Ermangelung sinternde und magere
Sorten. Zur Gasfabrikation dienen am besten die wasserstoff-
reichen Sorten der sinternden Flammkohlen.


Die Zusammensetzung der Steinkohlenasche nähert sich einem
Bisilicat, ist zuweilen noch saurer, enthält selten Arseniate und
Phosphate von Kalkerde und Eisenoxyd, dagegen häufig schwefel-
sauren Kalk, vom Schwefelkiesgehalt der Kohle herrührend,
welcher beim Einäschern derselben in Eisenoxyd und schwefel-
sauren Kalk übergeht; zuweilen findet sich noch Einfach-
schwefeleisen in der Asche, wie nachstehende Analysen ergeben:

a Heinrichshütte bei Hattingen nach Peters. b Poln. Ostrau, nach
Mayrhofer. c Mähr. Ostrau nach Dems. d Poln. Ostrau nach Quadrat.
e Königshütte, Sattelflötz. f—i Asche von auf den Kupferhütten zu Swansea
gebrauchten Kohlen. k Zwickau nach Kremers. l Inde-Revier nach Dems.
m und n Amerikanische Anthracite.


[458]XIX. Brennmaterialien.

§. 215. Dokimastisches Verhalten verkohlter Brennmaterialien.


Holzkohlen.

1) Holzkohlen. Die Zusammensetzung der Kohle variirt
nach der bei der Verkohlung angewandten Temperatur. Selbst
bei der höchsten Temperatur erzeugte Kohle enthält noch kleine
Mengen O und H und mit der Höhe der Verkohlungstemperatur
nimmt die Aschenmenge zu. Es enthielt z. B. eine bei 340° C.
erzeugte Kohle 75,20 C, 4,41 H, 19,96 O und N, 0,48 Asche,
eine beim Schmelzpunct des Platins erhaltene 96,52 C, 0,62 H,
0,94 O und N und 1,94 Asche. Die Kohle absorbirt beim Lagern
an der Luft 10—20, durchschnittlich 12 % Feuchtigkeit und
Gase, hat 0,55—3, durchschnittlich 2,5 % Asche und besteht
im abgelagerten Zustande durchschnittlich aus 70,45 C, 1,68 H,
13,10 O, 1 Asche und 13,76 Feuchtigkeit und Gasen. 1 Thl.
reducirt 28—33,7 Thle. Blei; spec. Gew. 0,016—0,203.


Torfkohlen.

2) Torfkohle. Giebt beim Glühen 20—25 % flüchtige
Stoffe, beim Einäschern 15—20, selten unter 10 und bisweilen
über 30 % Asche und re ucirt 18—25 Thle. Blei. Lingener
Torfkohlen von Jüngst mit 1,6—2,7 % Asche für den Eisen-
hohofenbetrieb reduciren 22—25 Thle. Blei. Durchschnittliche
Zusammensetzung 34—86 C, 56,4 Asche und 10 H.


Koks.

3) Koks. Bestehen durchschnittlich aus 85—92 C, 3—5
Asche und 5—10 hygroskopischer Feuchtigkeit. Der Aschen-
gehalt schwankt zwischen 1—30 %, Koks mit mehr als 10—12 %
Asche gehören schon zu den schlechteren. Die hygroskopische
Feuchtigkeit kann auf 16—20 % steigen und beträgt wenigstens
3—4 %. Von Berthier untersuchte Koks reducirten 22,2—
28,5 Thle. Blei.


Vergleichungsweise producirt bei gewöhnlichen Feuerungen
und bei einer Temperatur des Speisewassers von 50°


  • 1 Pfd. lufttrocknes Holz . . 2,4 Pfd. Dampf
  • 1 „ trockner Torf . . . 4,2 „ „
  • 1 „ Torf mit 20 % Wasser 3,1 „ „
  • 1 „ Braunkohle . . . . 3,9 „ „
  • 1 „ beste Steinkohle . . 7—9 „ „
  • 1 „ mittlere „ . . 6—7 „ „
  • 1 „ schlechte „ . . 4—6 „ „
  • 1 „ Koks mit 15 % Asche 5,2 „ „

[459]§. 216. Alaunprobe.

XX. Alaunprobe.


§. 216. Allgemeines. Mit dem Namen Alaun1) belegt manZusammen-
setzung des
Alauns.

eine Reihe von Doppelsalzen von der allgemeinen Zusammen-
setzung R S + R S3 + 24 H, in denen sich sowohl verschie-
dene Basen, als Säuren vertreten können Die technisch wich-
tigsten Alaunsorten sind der Kalialaun, K S + Al S3 + 24 H
mit 9.09 K, 10.94 Al, 33.68 S und 45,49 H oder 36:21 Al S3,
18,31 K S und 45,48 H und der Ammoniakalaun, N H4
S + Al S3 + 24 H mit 3.77 N H4, 11.32 Al, 35.29 S und 49.62
H oder 14.55 N H4 S, 37.78 Al S3 und 47,67 H.


Nur zum geringeren Theil wird Kalialaun aus RohmaterialienDarstellung
des Alauns.

dargestellt, welche schon sämmtliche Bestandtheile für die Alaun-
bildung enthalten (Alaunsteine, manche Alaunschiefer);
meist erhält man denselben, sowie auch den Ammoniakalaun da-
durch, dass man Schwefelkies und Thonerde führende Materialien
(Alaunschiefer, Alaunerden) verwittern lässt oder röstet,
wobei sich schwefelsaure Thonerde bildet, welche man
auslaugt. Die Rohlauge wird zur weiteren Concentration ein-
gedampft, auch wohl vorher gradirt und die Gaarlauge behuf
Bildung von Alaun mit sogenannten Alaunflüssen in Form
von Kalisalzen (neutralem und saurem schwefelsauren Kali,
Chlorkalium, seltener Potasche) oder mit schwefelsaurem
Ammoniak
versetzt, worauf unter öfterem Umrühren (Schüt-
teln
) beim Erkalten der Lauge krystallinisches Alaunpulver
(Alaunmehl) erfolgt, welches nochmals umkrystallisirt wird.


Die Alaunprobe bezweckt nun:Zweck der
Alaunprobe.


  • 1) die Ermittlung der alaunbildenden Kraft eines Kali-
    oder Ammoniaksalzes behuf Feststellung seines Werthes;
  • 2) die Bestimmung der Menge Alaunfluss, welche eine ge-
    wisse Menge Gaar- oder Mutterlauge zur Alaunbildung ver-
    langt;

3) die Controle des Betriebes im Grossen.


Durch analytisch-chemische Proben bestimmt manAnalytisch
chem. Probe.

den Kaligehalt in als Alaunfluss angewandten Kalisalzen am ge-
nauesten, allerdings aber bei längerer Zeitdauer der Probe.


[460]XX. Alaunproben.
Wesen der
Probe.

§. 217. Alaunprobe zur Ermittlung der alaunbildenden Kraft des
Alaunflusses.
Dieselbe beruht darauf, dass eine bestimmte Menge
des zu untersuchenden Alaunflusses mit einer concentrirten Lö-
sung von schwefelsaurer Thonerde in solchem Ueberschuss ver-
setzt wird, dass alles Kali oder Ammoniak des Flusses zur
Alaunbildung gelangt. Aus dem Gewichte des präcipitirten ge-
waschenen, getrockneten und gewogenen Rohalauns, dividirt
durch das Gewicht des angewandten Probirgutes, ergiebt sich
die Anzahl der Objecte an Rohalaun, welche der Alaunfluss
herzugeben vermag.


Werth der
Proben.

Giebt gleich diese Probe mit der chemischen Analyse nicht
genau übereinstimmende Resultate, so gewährt sie doch, wie
langjährige Erfahrungen auf dem Alaunwerke zu Schwemsal1)
erwiesen haben, in der Praxis ein hinreichendes Anhalten beim
Ankauf des Alaunflusses, insofern die Probe immer ganz gleich-
mässig
ausgeführt wird. Geschieht letzteres, so geben die er-
haltenen Probenresultate, beziehungsweise die daraus berechneten
Zahlenwerthe die richtigen Verhältnisszahlen des wirklichen Kali-
oder Ammoniakgehaltes an und haben somit für die Praxis nahezu
denselben Werth, wie die durch die chemische Analyse er-
haltenen.


Sollen die nach der Alaunprobe gefundenen Gehaltsangaben
auf den wirklichen Procentgehalt des Präcipitationsmittels zu-
rückgeführt werden, so bedarfs nur einfacher Versuche mit Sal-
zen, deren Procentgehalt bereits bekannt ist.


Die entstehende Differenz zwischen dem Resultate der aus-
geführten Probe und dem der stöchiometrischen Berechnung des
Alaunbildungs-Vermögens wird alsdann in entsprechender Weise
zur Correctur benutzt.


Verfahren zu
Schwemsal.

Zu Schwemsal werden 9 Loth (150 Gramm) des zu un-
tersuchenden Alaunflusses mit dem 12fachen, also 108 Loth
(1800 Grm.) dasiger Gutlauge, welche bei 14° R. (17,5° C.)
1,25 spec. Gewicht haben muss, in einem mehr tiefen, als flachen
eisernen Gefäss unter stetem Umrühren über Feuer, ohne jedoch
zu kochen, aufgelöst. Fühlt man mit einem hölzernen Stabe
nichts Ungelöstes auf dem Boden mehr, so giesst man die Lö-
sung in eine geräumige Porzellanschale und lässt dieselbe be-
[461]§. 217. Pr. a. alaunbildende Kraft.
deckt in einem Zimmer von 14° R. Wärme erkalten. Unter
zeitweiligem Umrühren mittelst eines Spatels behuf Erzeugung
von Alaunmehl giesst man nach 24 Stunden die klare Lauge
vom Alaunmehl ab und prüft dieselbe durch ferneren Zusatz
von 54 Loth (900 Grm.) Gutlauge darauf, ob sich, was bei Salzen
mit sehr hohem Kali- oder Ammoniakgehalt wohl der Fall ist,
noch Alaunmehl niederschlägt.


Während dessen wird das zuerst präcipitirte Alaunmehl mit
einer klaren, bei 14° R. gesättigten Alaunauflösung gewaschen
und auf Fliesspapier getrocknet, desgleichen dann das nach
6 stündigem Stehen weiter ausgefallene Mehl.


Das bei 15° R. getrocknete und nicht mehr an Gewicht
verlierende Alaunmehl wird gewogen, wo dann das in Lothen
ausgedrückte Gewicht, durch 9 dividirt, die Anzahl der
Alaunobjecte
ausdrückt, welche der untersuchte Alaunfluss
bildet. Die Resultate der Probe pflegen bis auf die zweite De-
cimale unter sich übereinzustimmen.


Die zum Probiren benutzte Schwemsaler Gutlauge erfolgt
durch Verdünnen der Gaarlauge mit Wasser. Letztere enthält
keine freie Schwefelsäure, dagegen:


  • 24—27 % schwefelsaure Thonerde
  • 2,9—6,1 „ schwefelsaures Eisenoxydul
  • 0,7—1,76 „ schwefelsaure Magnesia.

Statt solcher Probelauge kann man auch eine mit etwas
Schwefelsäure angesäuerte Lösung von käuflicher schwefelsaurer
Thonerde nehmen.


Die Resultate dieser Schwemsaler Probe bleiben nur für
ganz geringhaltige Alaunflüsse hinter den analytischen Ge-
haltsangaben zurück, weil dabei verhältnissmässig zu viel Alaun
in der Mutterlauge aufgelöst bleibt. Es kommen jedoch bei den
jetzigen Conjuncturen so geringhaltige Materialien kaum noch
zur Verwendung.


Bei der jetzt meist üblichen Verwendung von Chlorkalium
(Digestivsalz) giebt die Schwemsaler Probe bei Salzen von
mittlerem Gehalt die Procente an Chlorkalium an, wenn
man die alaunbildende Kraft (Object) mit 20 multiplicirt.


Es ergab z. B. ein Chlorkalium von Halle mit 51 % K Cl
bei der Alaunprobe 2,50 Objecte, entsprechend 2,5.20 = 50 %
K Cl; Chlorkalium von Stassfurt mit 40 % K Cl 1,94 Objecte =
1,94.20 = 38,8 %.


Für sehr reiches oder sehr armes Digestivsalz oder
[462]XX. Alaunproben.
für andere abweichend zusammengesetzte Alaunflüsse müssen
Correctionscoefficienten, welche das Probenergebniss auf den
analytisch gefundenen Procentgehalt zurückführen, durch Ver-
suchsproben mit Materialien von bekannter Zusammensetzung
ermittelt werden.


§. 218. Alaunprobe zur Ermittlung des Bedarfs an Alaunfluss
bei der Präcipitation der Laugen.
Man will durch diese Probe


Prüfung der
Gaarlauge.

1) bestimmen, welches Minimum von Alaunfluss nöthig ist,
um aus einem gewissen Volumen Gaarlauge die darin ent-
haltene schwefelsaure Thonerde an schwefelsaures Kali oder
schwefelsaures Ammoniak zu binden. Steht erfahrungsmässig
dieses Verhältniss fest, so braucht man nur die in ihrer Zu-
sammensetzung sich gewöhnlich wenig ändernde Gaarlauge immer
mit dem Minimum von Alaunfluss in möglichst concentrirter Lö-
Schwemsal.sung zu beschicken. So rechnet man z. B. in Schwemsal auf
230 Cbfss. (7,11 Cbmet.) heissen Gaarsod mit 1,34 spec. Gew.
90 Alaunobjectcentner als Zuschlagsquantum.


Goslar.

Auf dem Vitriolhofe zu Goslar schüttet man in jede von
5 kleinen bleiernen Pfannen ½ Quart (0,49 Liter) Gutlauge,
erwärmt dieselbe auf einer Kochplatte, setzt der Reihe nach
5, 10, 15, 20 und 25 Quint (1 Quint = 5 Gramm) Kali-Alaun-
fluss hinzu, bringt unter Erwärmen, nicht Kochen, zur vollstän-
digen Lösung, giesst den Inhalt der Bleigefässe in 5 Porzellan-
schalen und lässt während 24 Stunden an einem kühlen Orte
Alaun daraus auskrystallisiren. Dieser wird zwischen Lösch-
papier getrocknet, bis auf Zehntel-Quint ausgewogen und die
Differenz zwischen den 5 Gewichten ermittelt, wo man diejenige
Probe zum Anhalten nimmt, bei welcher zuletzt die Differenz
über 5 Quint beträgt.


Ergeben sich z. B. folgende Zahlen:

so ist Nr. 3 massgebend.


Prüfung von
Mutterlaugen.

2) Bezweckt diese Probe nachzuweisen, ob eine Mutter-
lauge
überschüssigen Alaunfluss oder überschüssiges Thonerde-
[463]§. 219. Controllprobe.
sulphat enthält, um dann durch geeigneten Zusatz von Gaar-
lauge oder Alaunfluss noch Alaun daraus gewinnen zu können.


Zu Schwemsal thut man in 2 gleichweite Cylinder jeSchwemsal.
¼ Quart (0,286 Liter) Mutterlauge, fügt zu dem einen 1/16 Quart
(0,0716 Liter) Gutlauge von 1,25 spec. Gew., zum andern 1/16
Quart gesättigte Kalisalzlauge, rührt um und beobachtet, in
welchem Cylinder sich Alaunmehl ausscheidet. Geschieht diese
durch Zusatz der Kalilauge, so muss zum Sud noch so lange
Alaunfluss hinzugefügt werden, bis die Mutterlauge damit keinen
Alaun mehr fallen lässt. Erfolgte durch Zusatz von Gutlauge
ein Niederschlag von Alaunmehl, was seltener vorkommt, so ist
der Sud durch Zusatz von Gutlauge abzustimmen.


Das Volumen des niedergefallenen Alaunmehles, welches
sich, wenn der Cylinder graduirt ist, messen lässt, giebt zugleich
den Massstab dafür ab, wie viel an Beschickungsmaterial oder
Gutlauge zur vollständig richtigen Abstimmung des Sudes noch
erforderlich ist.


Wendet man bei dem Versuche in der Kochhitze gesättigtes
schwefelsaures Kali an, so kann dasselbe wegen seiner schweren
Löslichkeit mit dem Alaunmehl in krystallinischem Zustande
niederfallen, weshalb man besser das leichtlösliche schwefelsaure
Ammoniak anwendet.


§. 219. Alaunprobe zur Controle des Betriebes. Die ProbeZweck der
Controllprobe

gestattet die Beurtheilung des Präcipitationserfolges in Bezug
auf den Verbrauch an Alaunfluss, dessen alaunbildende Kraft
nach §. 217 festgestellt worden.


Nach Erfahrungen auf dem Alaunwerk Schwemsal stimmen
die Probeergebnisse mit den Betriebsresultaten ziemlich genau
überein, indem in der Regel eben so viel Centner Rohalaun durch
den Hüttenbetrieb ausgebracht werden, als Alaunobjecte in den
Alaunflüssen nach Ausweis der Probe zur Verwendung gekom-
men sind. Dahingegen gewährt die Probe in Bezug auf den
Verbrauch an Gaarlauge nur dann die Ueberzeugung eines gut
geführten Betriebes, wenn der angewandte Alaunfluss entweder
selbst so viel schwefelsaure Salze enthält, um eine Zersetzung
der schwefelsauren Thonerde in der Gaarlauge zu verhindern
oder wenn die Gaarlauge so viel freie oder an Eisenoxydul und
Magnesia gebundene Schwefelsäure enthält, dass eine Umsetzung
des zur Alaunbildung nöthigen Fällungsmittels nicht auf Kosten
eines Theiles der Thonerde stattfindet.


[464]XX. Alaunproben.
Probir-
verfahren.

Um sich erforderlichen Falls hierüber Aufklärung zu ver-
schaffen, stellt man folgenden Versuch an:


54 Loth (900 Gramm) Gutlauge von 1,25 spec. Gew. und
14° R. giesst man in einen Glascylinder und setzt eine gesättigte
Lösung von 10—15 Loth (167—250) reinem schwefelsauren
Ammoniak in heissem Wasser so lange in kleinen Quantitäten
unter Umrühren zu, bis sich kein Alaunmehl weiter niederschlägt.
Dieses wird mit einer reinen concentrirten Alaunlösung von 14° R.
gewaschen, auf Fliesspapier gethan, getrocknet und gewogen.
Das gefundene Gewicht giebt den Massstab für den Thonerde-
gehalt der untersuchten Gutlauge ab. Schwefelsaures Kali statt
schwefelsauren Ammoniaks angewandt, würde sich wegen seiner
schweren Löslichkeit aus heiss gesättigter Lösung zum Theil mit
dem Alaunmehl ausscheiden.


Da auf den Alaunwerken bei sorgfältig geführtem Betrieb
die Gut- und Gaarlaugen einen nahezu constanten Gehalt an
schwefelsaurer Thonerde zu besitzen pflegen, so bedarfs keiner
regelmässigen Anstellung solcher Proben.


Analyt. Ka-
libestimm.

§. 220. Analytische Probe. Im Clausthaler Laboratorium
wendet Streng zur Untersuchung von Kalisalzen, z. B. der Stass-
furter, auf ihren Kaligehalt nachstehendes Verfahren an.


Man löst 1 Gramm der das Kalium an Chlor gebunden
enthaltenen Kalisalze in Wasser, fällt durch kohlensaures Natron
Kalk und Magnesia aus, filtrirt, wäscht den Filterinhalt gut aus,
verdünnt das Filtrat auf 100 C. C., verdampft 25 C. C. davon
mit Platinchlorid und etwas Salzsäure im Wasserbade bis fast
zur Trockne, verdünnt die Masse mit absolutem Alkohol, filtrirt
das Kaliumplatinchlorid auf ein bei 100° getrocknetes und ge-
wogenes Filter, wäscht mit Alkohol aus, wobei die Natrium-
platinchlorid enthaltende ablaufende Lösung von überschüssigem.
Chlorplatin noch stark gelb gefärbt sein muss, trocknet bei 100°,
wiegt und berechnet das Gewicht auf 100 C. C., welche von der
eingewogenen Probesubstanz erhalten worden. 100 K Cl + Pt Cl2
entsprechen 19,33 K oder 30,565 K Cl.


Eine solche Probe ist innerhalb eines Vormittags auszuführen
und lassen sich mehrere Proben zugleich machen.


Stassfurter
genaue Probe.

Zu Stassfurt wird zur Bestimmung des Kaligehaltes in
allen daselbst gewonnenen Roherzen und Fabrikaten, welche
Schwefelsäure und Magnesia enthalten, nachstehende Methode
angewandt:


100 Gramm Substanz werden zu 1 Liter Wasser gelöst, von
[465]§. 220. Analyt. Proben.
der unfiltrirten trüben Flüssigkeit 50 C. C. mit einem Tropfen
Salzsäure angesäuert und, mit trocknem Chlorbarium gefällt, etwas
abgedampft, auf 100 C. C. filtrirt, davon 20 C. C. = 1 Gramm
Substanz mit etwa 3 Gramm kalifreier Oxalsäure versetzt, im
Platinschälchen auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft,
allmälig geglüht, bis der Rückstand grau geworden, mit Wasser
ausgezogen, filtrirt, mit Salzsäure angesäuert, zur Trockne ein-
gedampft, dann mit etwas Wasser und einem solchen Ueberschuss
von Platinchlorid versetzt, dass jedenfalls auch alles Kochsalz
in Chlornatrium-Chlorplatin verwandelt ist, wieder auf dem Was-
serbade zur Trockne gedampft, mit 80procentigem Alkohol aus-
gezogen, auf ein bei 100° C. getrocknetes und gewogenes Filter
filtrirt, so lange mit obigem Alkohol ausgewaschen, bis Silber-
lösung keine Reaction mehr giebt, bei 100° C. getrocknet und
gewogen.


Bei dem gewöhnlichen Fabrikat, hochprocentigem Chlor-
kalium, kann man einfacher unmittelbar mit Salzsäure und Pla-
tinchlorid eindampfen.


Auf etwa 5 % genaue Resultate erhält man bei folgendenStassfurter
ungefähre
Proben.

einfacheren Methoden:


a) Die in neutrale Lösung versetzte Substanz wird mit einer
gesättigten Lösung von weinsteinsaurem Natron und Weinstein-
säure versetzt, der nach längerem Rühren erhaltene Niederschlag
filtrirt, mit obiger Lösung ausgewaschen, hierauf in viel heissem
Wasser gelöst, indem man ihn sammt Filter in einem Becher-
glas mit Wasser kocht, und dann mit Normalnatron alkalime-
trisch operirt. Die Resultate fallen namentlich je nach dem
wechselnden Kochsalzgehalte verschieden aus.


b) Bei schwefelsauren Salzen etc. säuert man mit Salzsäure an,
dampft mit Chlorplatin zur Trockne, zieht mit einer kalten ge-
sättigten Lösung von Chlorkaliumplatinchlorid aus, filtrirt auf
ein gewogenes Filter, wäscht mit obiger Lösung aus und wiegt
das getrocknete Kaliumplatinchlorid. Die Resultate sind meist
zu hoch.


Kerl
[[466]]

Nachträge.


Windofenfeuerung.


S. 58.

Nach älteren Versuchen von Kennedy liegt der heisseste
Punct einer Feuerung 2,5 Cm. über dem Roste, was bei schwachem
Zuge richtig ist. Bei stärker ziehenden Oefen befindet sich nach
Thompson dieser Punct 5—8 Cm. über dem Roste.


Thonerdeschmelztiegel.


S. 87.

Nach Gaudin (Dingl. Bd. 179. S. 197) fertigt man sehr feuer-
beständige Schmelztiegel auf die Weise an, dass aus Kryolith
dargestellte Thonerde mit einer Lösung von salpetersaurer Mag-
nesia gleichförmig angefeuchtet, die Masse in Formen gepresst
und der erhaltene Tiegel bei Weissglühhitze stark gebrannt wird.
Die Darstellung von Thonerde aus Kryolith geschieht z. B. in
der Loewig’schen Fabrik in Breslau.


Volumetrische Kupferprobe mittelst unterschweflig-
sauren Natrons und Jods.


S. 204.

Diese von de Haen (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 91. S. 237),
Brown (Percy, Metallurgie, deutsch von Knapp. I, 310), Mohr
(Mohr, Titrirmethode. 1862. S. 271) u. A. empfohlene Probe
beruht auf nachstehenden Reactionen: Wird ein Kupferoxydsalz
mit Jodkalium im Ueberschuss versetzt, so entsteht Kupferjodür
(Cu2J) als schmutzig weisses Pulver und freies Jod, welches
letztere sich in überschüssigem Jodkalium auflöst.


2Cu S + 2 K J = Cu2 J + 2 K S + J.


Fügt man zu der milchigen Flüssigkeit Stärkekleister, so
wird dieser von dem freien Jod gebläut, die blaue Farbe aber
zum Verschwinden gebracht, wenn man unterschwefligsaures
Natron hinzufügt, wodurch unter Bildung von Tetrathionsäure
[467]Nachträge.
das freie Jod in Jodwasserstoff übergeführt wird, welches die
Stärke nicht bläut.


2 S + J + H O = S4 O5 + J H.


Das etwa überschüssig zugesetzte unterschwefligsaure Natron
kann man durch eine gleichwerthige Lösung von Jod in Jod-
kalium bis zur Entstehung der blauen Stärkefarbe zurücktitriren.


Als schädlich influirende Stoffe, weil sie aus Jodkalium
ebenfalls Jod ausscheiden (Salpetersäure, Eisenoxyd) oder von
dem durch Kupferoxyd aus Jodkalium ausgeschiedenen Jod höher
oxydirt werden (arsenige Säure), sind aufzuführen, aber leicht
zu beseitigen:


a) Salpetersäure. Hat man das Probirgut mit Salpeter-
säure oder Königswasser aufgeschlossen, so muss zur Besei-
tigung ihres schädlichen Einflusses die Lösung mit Ammoniak
etwas übersättigt und der eben entstandene Niederschlag mit
stark verdünnter Salzsäure in Lösung gebracht werden und nur
ein geringer oder gar kein Ueberschuss von Salzsäure vorhanden
bleiben. In diesem Zustande ist die Lösung zum Titriren fertig.


b) Eisenoxyd, Fe + J H = 2 Fe + J + H. Man fällt
dasselbe aus der Kupferlösung durch Ammoniak, wäscht den
noch kupferhaltigen Niederschlag aus, löst ihn in Salzsäure,
fällt abermals durch Ammoniak, filtrirt, wäscht aus und fügt
das Filtrat zur ursprünglichen Lösung. Es kann rascher zum
Ziele führen, wenn man aus der sauren Lösung gleich das
Kupfer durch Schwefelwasserstoff ausfällt und das gut ausge-
waschene Schwefelkupfer, welches noch andere Schwefelmetalle,
aber kein Eisen enthält, auflöst.


c) Arsenige Säure (As + 2 J + 2 H = As + 2 J H, welche
Zersetzung in alkalischer Lösung vollständig, in saurer nur theil-
weise stattfindet. Dieselbe geht beim Auflösen der Substanz in
Königswasser und längerem Digeriren in Arsensäure über, welche
unschädlich ist.


d) Antimonoxyd verhält sich in alkalischer Lösung, wie
arsenige Säure, bleibt aber beim Auflösen des Probirgutes in
Salpetersäure ungelöst zurück und oxydirt sich mit Königs-
wasser höher.


Zur Ausführung der Probe sind nachstehende Normal-
flüssigkeiten
nöthig:


1) Jodlösung. Man löst unter den in Mohr’s Titrir-
30*
[468]Nachträge.
methode 1862. S. 232 angegebenen Vorsichtsmassregeln 1/10 At.
Jod = 12,7 Grmm. in 18 Grmm. reinem Jodkalium und 200 C. C.
Wasser und verdünnt bei + 14° R. bis zu 1000 C. C. Da nun
1 At. Jod nach obiger Formel 2 At. Kupfer entspricht, so ent-
sprechen 1000 C. C. Jodlösung (mit 1/10 At. Jod = 12,7 Grmm.)
2/10 At. Kupfer = 6,34 Grmm. Kupfer. Man bewahrt die Lö-
sung in kleinen 300—400 C. C. haltenden Flaschen auf.


2) Lösung von unterschwefligsaurem Natron. Eine
der Jodlösung äquivalente Lösung dieses Salzes erhält man durch
Auflösen von 24,8 Grmm. reinem Salz in 1000 C. C. Wasser,
da 2 At. unterschweflige Säure 1 At. Sauerstoff oder Jod auf-
nehmen. Ist das Salz nicht ganz rein, so braucht man bei
Feststellung des Titers der Natronsalzlösung weniger Jodlösung
als das gleiche Volum und man muss in der von Mohr c. l.
angegebenen Weise eine entsprechende Menge Natronsalz hinzu-
fügen. Man bewahrt die Lösung gegen Licht geschützt auf.


Bei Ausführung der Probe löst man 0,5—1 Grmm.
oder mehr Probirgut am besten in Salzsäure; war Salpetersäure
oder Königswasser anzuwenden, z. B. bei Legirungen, arsen-
haltigen Substanzen etc., so fügt man zur Lösung Ammoniak in
etwas Ueberschuss und löst den entstehenden Niederschlag mit
verdünnter Salzsäure auf. Bei einem Eisengehalt verfährt man
in oben (S. 467) angegebener Weise zu dessen Abscheidung.
Die so erhaltene Lösung verdünnt man zu 100 oder 200 C. C.,
je nach dem Kupfergehalt, thut mittelst einer Pipette 10 C C.
davon in ein Becherglas, fügt festes Jodkalium im Ueberschuss
hinzu, schüttelt um, wobei die Flüssigkeit von Kupferjodür
milchig wird und lässt rasch, damit sich kein Jod verflüchtigt,
einen Ueberschuss von unterschwefligsaurer Natronlösung aus
einer Stopfbürette nach 1/10 C. C. hinzu, so lange die Färbung
der Flüssigkeit noch gelblich ist; dann wird etwas Stärkekleister
hinzugethan und aus einer in 1/10 C. C. eingetheilten Pipette
mittelst Jodlösung das zu viel zugesetzte unterschwefligsaure
Natron zurücktitrirt. Das Reactionsende giebt sich durch Ein-
tritt einer blauen Färbung deutlich zu erkennen.


Wurden z. B. 5 C. C. Lösung von unterschwefligsaurem
Natron zugesetzt und beim Zurücktitriren 0,5 C. C. Jodlösung
verbraucht, so kommen 5—0,5 = 4,5 C. C. zur Berechnung.
Da nun 10 C. C. Kupferlösung 4,5 C. C. Normallösung erfordern,
so gehen auf 100 C. C. der ersteren, welche von der Einwage
(z. B. 1 Grmm.) erhalten wurden, 45 C.C. von letzterer. Nach
[469]Nachträge.
der Proportion: 1000 : 6,34 = 45 : x sind 0,29 Grmm. Kupfer
in 1 Grmm. oder 29 % Kupfer im Probirgut enthalten.


Durch Wiederholung des Versuchs mit andern 10 C. C.
Kupferlösung kann man das Resultat der ersten Probe bestä-
tigen. Da man den Kupfergehalt bereits kennt, so hat man
über die Menge der zuzusetzenden Natronsalzlösung bereits ein
Anhalten. Man kann aber auch gleich beim ersten Versuch zur
Kupferlösung Jodkalium und dann Stärkekleister setzen, unter-
schwefligsaures Natron bis zum Verschwinden der blauen Farbe
hinzutröpfeln und mit Jodlösung zurücktitriren, bis die blaue
Farbe wieder verschwindet.


Ein bei der schwedischen Probe in Folge eines Arsen- oder An-
timongehaltes schwarz gewordenes Kupfer (S. 201) lässt sich nach
obigem Verfahren auf seinen wahren Kupfergehalt leicht prüfen.


Diese Probe hat sich im chemischen Laboratorium in Claus-
thal
gut bewährt.


Parkes’ Kupferprobe mit Cyankalium.


Zu Avanza (Venetien) werden 50 Pfd. Fahlerzschliege beiS. 206.
einem Kalkgehalt durch Königswasser, sonst durch eine Mischung
von Salpeter- und Schwefelsäure zersetzt, die Lösung mit Wasser
verdünnt, filtrirt, in der siedenden Lösung durch unterschweflig-
saures Natron Schwefelkupfer gefällt, filtrirt, dasselbe mit Königs-
wasser zersetzt, die Lösung mit Ammoniak übersättigt und das
Kupfer durch eine titrirte Cyankaliumlösung bestimmt Die Ge-
nauigkeit dieser Probe ist durch besondere analytische Gegen-
versuche constatirt (Oestr. Ztschr. 1866. S. 98).


Combinirte Blei- und Silberprobe.


Zur Bestimmung des Blei- und Silbergehaltes in Algier’schenS. 265.
oxydirten und geschwefelten Bleierzen hat Radisson
(Bulletin de la soc. de l’industr. minér. Tom. X, livr. 4. p. 506)
nachstehende Methoden als die besten Resultate gebend gefunden:


Von erdigen Erzen (kohlensaures und schwefelsaures
Bleioxyd mit eisenschüssigem Thon) werden 20 Grmm. mit
40 Grmm. schwarzem Fluss (auch wohl mit 15 Grmm. schwarzem
Fluss und 15 Grmm. Soda oder 40 Grmm. Soda allein), 2—3
Grmm. Kohlenstaub und einem Nagel oder etwas Eisenfeile be-
[470]Nachträge.
schickt und etwa ½ Stunde in einem gut ziehenden Ofen ge-
schmolzen. Bei fest geschlossenem Register setzt man den be-
deckten Tiegel mitten in die glühenden Kohlen, öffnet, wenn
das Aufblähen nachgelassen hat, das Register ganz, bedeckt
den Tiegel mit Kohlen und giebt 5—10 Min. eine starke Hitze,
worauf man den Tiegel herausnimmt, einige Male aufstösst und
erkalten lässt. Zur Bestimmung des Silbergehaltes wird der
erhaltene Bleikönig abgetrieben. Man controlirt das Silber-
ausbringen zuweilen dadurch, dass man 100 Grmm. Erz mit
40 Grmm. schwarzem Fluss, 40 Grmm. Soda, 6 Grmm. Kohlen-
staub und einem Nagel beschickt, wobei zum Abtreiben ein
grösserer Bleikönig erfolgt. Zur weitern Controle für den rich-
tigen Silbergehalt schmilzt man 10 Grmm. Erz mit 70—80 Grmm.
Glätte und 1—2 Decigr. Kohlenstaub auf einen Bleikönig, den
man abtreibt. In einer grösseren Menge der Silberkörner lässt
sich ein Goldgehalt nachweisen.


Die obige Bleierzbeschickung ist für Erze mit 12—20 %
Blei geeignet. Der Zusatz von Kohlenstaub muss genau ge-
regelt werden, weil derselbe Einfluss aufs Blei- und in Folge
dessen aufs Silberausbringen hat. Bei eisenoxydreichem Erz
vermindert man seine Menge, sowie auch die des Eisens, um
nicht zu viel Roheisen zu erhalten, welches Strengflüssigkeit
herbeiführt. Ein grosser Ueberschuss an Kohle vermindert das
Ausbringen, weil er die Bleiverflüchtigung vergrössert und nicht,
wie man glauben könnte, durch die Bildung einer grösseren
Menge von bleihaltigem Schwefelsalz in der Schlacke. Ein
Nagel ist der Eisenfeile vorzuziehen, weil sie leicht am Blei-
könig haften bleibt.


Die Zuschläge müssen so rein als möglich sein; weisser
Weinstein ist dem rothen zur Darstellung des schwarzen Flusses
vorzuziehen. Raffinirter Salpeter ist frei von Chlorverbindungen,
welche letztere das Proberesultat sehr alteriren können.


Von armen geschwefelten Erzen beschickt man 20
Grmm. mit 40 Grmm. schwarzem Fluss, 4 Grmm. Eisenfeile
und etwa 1 Grmm. Kohlenstaub. Die mit dem Erzpulver wohl-
vermengte Eisenfeile ist einem Nagel vorzuziehen, weil sie voll-
ständig in Schwefeleisen übergeht. Man braucht weniger Kohlen-
staub und ist dessen Menge weniger von Einfluss. Eine Ein-
wage von 100 Grmm. Erz giebt weniger gute Resultate, als bei
den oxydirten Erzen.


Für reiche geschwefelte Erze mit bis 70 % Blei
[471]Nachträge.
wendet man Levol’s Verfahren an, indem man 10 Grmm. davon
mit 15 Grmm. eines Gemenges von 100 Thln. Blutlaugensalz
und 50 Thln. Cyankalium schmilzt. Fügt man zu dem Gemenge
noch ein wenig Soda, so erhält man ein gutes Ausbringen,
aber die Masse geht im Tiegel leicht über, wenn man die Hitze
nicht gehörig überwacht.


Zur Ermittlung des Silbergehaltes schmilzt man von
reichen Erzen 10 Grmm. mit 100 Grmm. Glätte, von armen
10 Grmm. mit 120—150 Grmm. Glätte. Der Tiegel darf nicht
länger, als nöthig, im Ofen bleiben, weil er stark ange-
griffen wird.


Ungarische Goldsolutionsprobe.


Auf den niederungarischen Silberhütten wird dieS. 298.
S. 298 nur kurz angedeutete Untersuchung gold- und silber-
haltiger Geschicke nach H. Honsell in folgender Weise aus-
geführt. (B. u. h. Ztg. 1866. S. 97.)


Die zur Hütte gelieferten Erze (Roherze von 0,70—0,143
Münzpfd. güld. Silber im Ctr.; Anreich- oder Dürrerze von
0,144—0,200 Mzpfd. und mehr; Stufferze, die gleich dem Ab-
treiben zugetheilt werden und reine Silbererze enthalten, mit oft
mehreren Mzpfd. Silber; Silber- oder ordinaire Schliege mit über
0,070 Mzpfd. güld. Silber; Kiesschliege mit etwa 40 % Lech
und unter 0,070 Mzpfd. güld. Silber; Zuschlagskiese mit 50 %
Lech und darüber ohne einen einlösungswürdigen Güldisch-Sil-
bergehalt; Bleierze und Bleischliege mit 40—60 % Blei und
variablem Güldisch-Silbergehalt und silberhaltige Kupfererze ohne
Gold) werden in Quantitäten von 2 Ctrn. verwogen und beim
Aufstürzen auf die Wage von jedem Trögel mit einer kleinen
Schaufel Probe genommen, bis die ganze Post verwogen. Bei
ungleichförmigen Geschicken zieht man abwechselnd vom Feinen
und vom Groben Probe.


Das Probegut von einer Post wird auf dem sogenannten
Reducirbrett gehörig vermengt, dann zuerst in parallelen,
hierauf diesen ins Kreuz und zuletzt diagonalen Zügen die ver-
jüngte Probe genommen. Man setzt das Verjüngen so weit fort,
dass von reichen Erzen 25 Loth, von armen 100 Loth und von
Kiesen 100—200 Loth und darüber Probirgut erfolgt. Nachdem
in einer kupfernen Pfanne über gelindem Kohlenfeuer die Trocken-
[472]Nachträge.
probe gemacht, reibt man das getrocknete Erz in einem glatten
gusseisernen Mörser zu feinem Mehl und siebt.


Zur Bestimmung des Güldisch-Silbergehaltes im Ganzen
wird die Ansiedeprobe, zur Bleibestimmung die Röstre-
ductionsprobe
und zur Ausmittlung des Verhältnisses zwischen
Gold und Silber im Güldisch-Silber die Solutionsprobe in
nachstehender Weise ausgeführt:


Man röstet so viel Erzmehl, dass demnächst 10 Münzpfd.
Probirgewicht (S. 103) Güldisch-Silber erfolgen, in einem thö-
nernen rechteckigen Gefäss (Röstplatte) von 31,6 Cm. Länge
und 23,7 Cm. Breite mit 5,3 Cm. hohen Rändern unter Bei-
mengung von Graphit anfangs bei mässiger Rothgluth, dann bei
allmälig gesteigerter Hitze, um Schwefel, Antimon und Arsen
möglichst vollständig zu entfernen, damit beim demnächstigen
Schmelzen keine Stein- oder Speisebildung eintritt. Das Röst-
gut wird mit dem aus 2 Pfd. Potasche, 3 Pfd. Glätte, 8 Loth
Kolophonium und 1 Loth Kohle bestehenden Solutionsfluss
in der Art in Probirtuten gethan, dass zu unterst ein Löffel
Fluss, dann ein Löffel Erz kommt, welche beide man mengt,
dann noch 2 Löffel Solutionsfluss hinzufügt und eine Kochsalz-
decke giebt. Die Tuten, deren Zahl zuweilen auf 2—300 steigt,
werden in einem Windofen, auf Ziegeln lutirt, mit Holzkohlen
geschmolzen. Nachdem diese niedergegangen, werden die heraus-
genommenen und erkalteten Tuten zerschlagen, je 2 der erhal-
tenen Werkbleikönige auf einer Capelle zur möglichsten Ver-
minderung des Gold- und Silberverlustes nicht ganz bis zum
Blick abgetrieben, die noch mit einem Bleisack versehenen Körn-
chen in ein Bleiskarnitzel eingepackt und auf einer kleinen
Capelle völlig abgetrieben.


Das 6—10 Mzpfd. Probirgew. schwere gewogene und aus-
geplattete Silberkorn wird mit concentrirter Salpetersäure erhitzt,
wobei das Gold stets als Pulver zurückbleibt, weil Silber zum
Gold immer in einem grösseren Verhältniss als 3 : 1 vorhanden
ist, das Goldpulver 2—3mal mit destillirtem Wasser ausgesüsst
und in einem Tiegelchen ausgeglüht.


Trennung von Platin, Gold, Palladium und Silber.


S. 324.

Die zu künstlichen Gebissen verwandten Legirungen aus
obigen Metallen lassen sich nach Wittstein (Dingl. Bd. 179.
[473]Nachträge.
S. 299) wie folgt zerlegen: Nachdem man durch schwaches
Glühen der Feilspäne in einem Porzellantiegel unter Umstechen
etwa anwesende organische Substanzen zersetzt hat, digerirt man
in einem Kolben mit dem doppelten Gewicht reiner Salpeter-
säure von 1,33 spec. Gew., indem man zu wiederholten Malen
so oft kleine Portionen Säure hinzufügt, als noch braungelbe
Dämpfe sich zeigen. Die mit dem 3 fachen Wasser verdünnte
Lösung von tiefbraungelber Farbe enthält alles Silber,
Palladium
und auch etwas Platin, welches bei Gegenwart
von Silber in Salpetersäure nicht unlöslich ist. Das Silber wird
durch Salzsäure ausgefällt und das Chlorsilber durch Erhitzen
mit dem gleichen Gewicht calcinirter Soda reducirt. Die von
Chlorsilber befreite Flüssigkeit wird stark eingeengt, hinrei-
chend Salmiak zugesetzt, nach dessen Lösung Alkohol von 92 %
hinzugefügt und das Platin als Platinsalmiak niedergeschlagen,
welcher, bei ziegelrother Farbe iridiumhaltig, nach dem Absetzen
mit Alkohol ausgewaschen, getrocknet und durch Glühen in me-
tallisches Platin übergeführt wird. Das Filtrat vom Platinsal-
miak, durch Kochen von Weingeist befreit und die freie Säure
durch kohlensaures Natron abgestumpft, giebt mit Quecksilber-
cyanid Cyanpalladium, welches geglüht wird. Erscheint die
Flüssigkeit von letzterem noch gelb, so rührt dies von rück-
ständigem Platin her, welches durch Zink in der Digestionswärme
mit etwas Quecksilber vom überschüssigen Quecksilbercyanid,
etwa vorhandenem Kupfer, im Zink anwesenden Blei und ba-
sischem Eisensalz verunreinigt, als schwarzes Pulver sich auf
dem Zinkblech niederschlägt, durch Digestion mit verdünnter
Salpetersäure gereinigt und endlich ausgeglüht wird.


Der beim Behandeln der Legirung mit Salpetersäure ge-
bliebene unlösliche Rückstand, welcher alles Gold und das
meiste Platin enthält, wird mit dem 6fachen Gewicht starken
Königswassers (1 Salpetersäure von 1,33 spec. Gew. und 3 Salz-
säure von 1,13 spec. Gew.) anhaltend bis zur völligen Lösung
digerirt, die braungelbe Lösung stark eingeengt, wie oben mit
Salmiak Platinsalmiak gefällt, aus dem Filtrat nach dem Ver-
jagen des Weingeistes Gold durch Eisenvitriol und aus dem
noch platinhaltigen Filtrat wie oben angeführt durch Zink un-
reines Platin gefällt und dieses durch Salpetersäure gereinigt.
Diese würde auch in der königssauren Lösung etwa vorhandnes,
durch Zink ausgefälltes Palladium mit brauner oder bräun-
[474]Nachträge.
licher Färbung aufgelöst haben. Eisenvitriol fällt das Palladium
wohl aus salpetersaurer, nicht aber aus salzsaurer Lösung.


Ein Osmiumgehalt scheidet sich mit dem Platinsalmiak
ab, indem der Alkohol die beim Auflösen entstandene Osmium-
säure zu osmiger Säure reducirt, welche in Salmiak unlösliches
osmigsaures Ammoniak giebt. Auch vom Zink wird Osmium
niedergeschlagen und lässt sich beim Glühen des Platins an den
entweichenden Dämpfen von Osmiumsäure erkennen, welche ein
darüber gehaltenes Uhrglas weiss beschlagen. Wird das weisse
krystallinische Pulver mit einer Auflösung von Eisenvitriol oder
schwefligsaurem Natron betupft, so wird es schwarz.


Probirmethoden der Waldbürgerlichen Hütten in
Oberungarn.


S. 172.

A. Kupferproben. Nach J. L. Kleinschmidt sind neuer-
dings viel Versuche gemacht, die trocknen Probirmethoden durch
nasse zu ersetzen; wo aber viele Proben zur Anlieferung kom-
men, nimmt der nasse Weg zu viel Zeit in Anspruch und man
kann auch auf trocknem bei richtigem Verfahren hinreichend
genaue Resultate erzielen. Hat man nach der schwedischen
Probe
metallisches Kupfer in Pulverform erhalten, so empfiehlt
es sich immer, dasselbe als Korn auszuwägen. Man wickelt das
Kupfer in Papier zu einer Kugel, thut in eine Kupfertute schwarzen
Fluss, in die Mitte desselben circa 20 Mm. vom Boden entfernt
das Skarnitzel, bedeckt den schwarzen Fluss mit einer dünnen
Decke von Boraxglas und giebt eine Kochsalzdecke. Bei Kupfer-
oxyd thut man ins Skarnitzel etwas Cyankalium.


Fahlerze. Man röstet die Erze in einem mit Röthel aus-
gestrichenen Scherben in um so gelinderer Hitze, je reicher die
Mehle sind und je mehr Quecksilber sie erhalten. Man setzt
sie in [...]ie dunkelglühende Muffel ein, nimmt sie heraus, sobald
sie zu rauchen anfangen, reibt nach dem Erkalten auf und wie-
derholt diese Operation bei reinen und quecksilberreichen Erzen
10—12 mal, ehe man sie einer längern und stärkeren Hitze aus-
setzt, damit ohne Zusammensintern und jedes Anhängen am
Scherben der Schwefel möglichst vollständig ausgetrieben wird,
was mit Antimon nicht nöthig ist. Ohne allen Kohlenstaubzu-
satz beim Rösten giebt man das vorletzte Feuer etwa ¾—1 St.
lang, ohne Dunkelrothgluth zu übersteigen, und reibt dann im
Mörser auf. Zeigen sich keine metallisch glänzenden Theilchen
[475]Nachträge.
mehr, so schreitet man zum letzten Feuer, indem man bei vor-
gesteckter Kohle und einigen Kohlen im Innern der Muffel die
Hitze bis zum Weissglühen steigert und dasselbe so lange, etwa
1 St., unterhält, bis sich der Gehalt vom Rande des Scherbens
abgezogen hat, was bei späthigen Geschicken weniger vollständig,
als bei quarzigen stattfindet. Durch die starke Hitze sollen
schwefelsaure Salze und noch vorhandene Schwefelmetalle durch
Einwirkung der Oxyde zerlegt werden; bei zu niedriger Tem-
peratur fallen die Resultate zu gering aus. Dieses Verfahren
hat vor der Anwendung von kohlensaurem Ammoniak Vorzüge,
welches leichter Erztheilchen aus dem Scherben schleudert, bei
schlechter Mischung ungleichmässig wirkt und von empirischen
Probirern der Zusatz solcher Reagentien leicht versäumt, aber
lieber eine starke Hitze angewandt wird. — Das Röstgut wird
mit schwarzem Fluss und etwas Quarz beschickt, welch letzterer
eine gutgeflossene, nicht steinige Schlacke ohne eingeschlossene
Metallkörner erzeugt. Man thut zu unterst in die Tute die Hälfte
des Flusses, darauf Erz und Quarz, dann schwarzen Fluss und
eine Kochsalzdecke, schmilzt im Windofen ein und macht auf
der Stephanshütte mit 2 Muffelöfen täglich 100 Proben, setzt
morgens 6 Uhr ein, beendigt das Rösten gegen 2—3 Uhr, theilt
den Inhalt des Scherbens (1 Ctr. = 10 Grm.) auf der Wage in
2 gleiche Theile, giebt jeden in eine besondere Tute, setzt
Abends 6 Uhr die Kohlen im Windofen in Brand und schlägt
am folgenden Morgen die Proben auf. Ein Windofen fasst
100 Tuten. Das schwerste der auf dem Bruche grauen, speisigen
und spröden Körner kommt zum Spleissen, wobei es nahe
die Hälfte am Gewicht verliert.


Die sehr flachen Spleissscherben mit Fuss haben bei 30—
40 Mm. Durchmesser eine ebene Oberfläche und einen etwa
3 Mm. hohen Rand, werden zu 4 in den hintern Theil der weiss-
glühenden mit Kohlen ausgelegten Muffel gebracht, nachdem sie
in dem Raum unter der Muffel weissglühend gemacht, ohne ir-
gend einen Zusatz die Schwarzkupferkörner aufgesetzt, bei ge-
schlossener Muffelmündung rasch eingeschmolzen und ins Treiben
versetzt. Nach etwa 3 Min. rückt man die Scherben sehr wenig
weiter zurück in den heisseren Theil des Ofens, nimmt sie nach
eingetretenem Blick sofort heraus und stellt sie in Wasser. Bei
gut übereinstimmenden Resultaten geht dieses Gaaren sehr leicht,
man rechnet in den Probenzetteln auf 5 Pfd. Verlust beim Gaar-
machen 1 Pfd. zu dem erhaltenen Kupfer. Nickelhaltiges
[476]Nachträge.
Schwarzkupfer aus Speisen und Abzügen, sowie eisenreiches
aus den Extractionsrückständen bedarf bei höherer Temperatur
eines Boraxglaseinsatzes auf den Scherben, nach dessen Schmel-
zung das Korn aufgesetzt wird. Es darf aber das Korn nicht
im Borax schwimmen, sondern der Scherben muss nur stark
davon glasirt sein, weshalb sich ein gleichzeitiges Aufbringen
von Korn und Boraxglas in einem Skarnitzel nicht empfiehlt.


Man giebt auf den waldbürglichen Hütten beim Einwiegen
der Mehle 2 Pfd. Uebergewicht für Verluste beim Probiren,
wiegt von den 2 Probekörnern das schwerste und bringt im
Grossen 3—4 % Kupfer mehr aus, als die Proben, incl. der Zu-
rechnung angeben, ein vollkommen zufriedenstellendes Resultat.
Die Proben werden von 3 Probirern angestellt und das Mittel
aus den 3 Resultaten genommen, wenn die Differenz nicht mehr
als 1¼ Pfd. beträgt. Stimmen 2 Probirer auf 1¼ Pfd. überein,
der Dritte nicht, so wird die Probe wiederholt.


Gelferze. Man röstet mit 4—5 Feuern, reibt zwischen
jedem auf und giebt zuletzt so starkes Feuer, dass sich bei
quarzigen Erzen die Röstpost stark zusammenzieht, was bei
armen späthigen weniger der Fall ist. Letztere schmilzt man
mit schwarzem Fluss und Quarz, ohne welchen sie eine steinige
unreine Schlacke geben, die quarzigen nur mit schwarzem Fluss
auf Schwarzkupfer, welches sich von letzteren ohne Kantenrisse
meist ausplatten lässt. Die Körner von späthigen Erzen, welche
Fahlerze, Nickel, Kobalt, Arsen und Eisen enthalten, werden
beim Spleissen auf den weissglühenden Scherben gesetzt und
Borax hinzugefügt, wenn sie nicht einschmelzen wollen, dagegen
Blei, wenn das Korn in Folge eines grösseren Gehaltes an Ar-
seneisen spritzt. Solche Körner werden an ihren krystallinischen
Flächen und leichtem Rissigwerden beim Hämmern erkannt und
gleich im Skarnitzel mit Blei beschickt. Bei Anwendung von
Borax statt Boraxglases werden die Scherben leicht bis zum
Erfrieren des Kornes abgekühlt.


Kupferhaltige Schwefelkiese. Der Antimon- und
Bleigehalt derselben veranlasst ein ziemlich gutes Ausbringen
des Kupfers. Man röstet die Kiese schwach ab, schmilzt sie mit
schwarzem Fluss, Boraxglas und Glas auf einen 30—40 % Lech,
welcher mit etwas Quarz gemengt, geröstet und dann in gewöhn-
licher Weise probirt wird. Wegen des Bleigehaltes muss man
die Körner stets spleissen.


Leche. Man erhält von Rohlechen gute Resultate, wenn
[477]Nachträge.
man sie vollständig abröstet, dabei ein Zusammenbacken ver-
meidet und sie mit etwas Quarz oder Boraxglas schmilzt. Ober-
leche
sind strengflüssiger, weil sie 14—20 % Eisen enthalten.
Bei Anwendung der Titrirprobe mit Cyankalium erhielt man
bei Rohlech und Oberlech resp. 1½ u. 1¼ % Kupfer mehr,
bei Schwarzkupfer 1½ % weniger, als nach der trocknen Probe.


Speisen. Wegen eines Schwefelgehaltes werden dieselben
geröstet, dann auf Schwarzkupfer verschmolzen und dieses mit
Borax gaar gemacht, ohne Zurechnung eines Kupferverlustes.
Das Gaarkupferkorn zeigt bei hakigem Bruch noch etwas graue
Farbe, stimmt aber ziemlich mit dem wirklichen Kupfergehalt
überein. Aus der Speise abgeschiedener kupferhaltiger Anti-
mon-Regulus
giebt minder genaue Resultate.


Schwarzkupfer. Bei gelber Farbe und Ausplattbarkeit
schmilzt man mit schwarzem Flusse auf Gaarkupfer, sonst muss
man spleissen.


Extractionsrückstände. Man laugt dieselben zur Ent-
fernung schwefelsaurer Salze, namentlich Natronsalze, wiederholt
mit Wasser aus, trocknet, glüht stark, wie beim gewöhnlichen
Rösten, und setzt beim Einschmelzen mit schwarzem Fluss
50 Pfd. Boraxglas zu. Das antimonreiche Schwarzkupfer wird
mit Borax gaargemacht. Eine Kupferzurechnung findet nicht statt.


Spleissabzüge. Man schmilzt mit schwarzem Fluss ein
und macht das Schwarzkupfer mit Borax gaar.


Schlacken. Man schmilzt 6 Ctr. mit gleichen Theilen
Boraxglas, Glas und etwas Schwefel auf Lech, zerreibt diesen,
röstet mit etwas Quarzzusatz und verfährt wie gewöhnlich. Ge-
nauere Resultate erfolgen, wenn man die wegen eines Schwefel-
gehaltes stets zu röstenden Schlacken mit Boraxglas, schwarzem
Fluss und 50 Pfd. metallischem Antimon schmilzt und das er-
folgende Korn gaarmacht. Mit Antimon probirt, gab eine Schlacke
im Ctr. 17, auf gewöhnlichem Wege nur 3 Lth. Kupfer.


B. Silberproben. Dieselben bieten nichts Besonderes dar,S. 241.
man siedet nur mit Blei an und setzt bloss bei den Controllproben
Borax zu.


C. Quecksilberproben.Quecksilberhaltige Fahlerze oderS. 397.
auch zuweilen vorkommender Zinnober werden mit etwa der
gleichen Menge Eisenfeilspänen beschickt in Glasretorten gethan,
welche auf kleinen Scherben ruhend in einem Galeerenofen er-
hitzt werden. Der Retortenhals mündet ohne künstliche Kühlung
in eine Kupfertute. Da sich das Quecksilber hauptsächlich
[478]Nachträge.
nur im Retortenhals verdichtet, so trennt man denselben nach be-
endigter Destillation durch einen kleinen Schlag vom Bauch,
welcher mit dem Rückstande mehr oder weniger zusammenge-
schmolzen ist, wischt das Quecksilber mit einem Wischer aus Hasen-
fell heraus und vereinigt dasselbe zu einer Kugel, welche gewogen
wird. Der Quecksilbergehalt der Erze beträgt 20—150 Lth.; der
Vergleich geschieht, wenn die Differenz nicht über 10 Lth. beträgt.


Schon einmal geröstete Erze erhalten ausser Eisen
einen Zuschlag einer gleichen Menge Glätte (S. 398), bei wel-
chem Verhältniss ein Durchfressen des Glases verhütet wird.


[479]

Anhang.


I. Aequivalentgewichte und specifische Gewichte der
Elemente.


[480]Anhang.

Man findet in mineralogischen und metallurgischen Schriften
zuweilen andere, als die obigen Symbole zur Bezeichnung
der Silicate
. Es bezeichnet danach in Cursivschrift S = 1
Aequiv. Kieselsäure, und diejenige Menge Base, welche 3 Aeq.
Sauerstoff enthält, also mit der Kieselsäure ein Singulosilicat
bildet, erhält den grossen Anfangsbuchstaben oder zwei Buch-
staben ihres lateinischen Namens. Giebt ein Metall mehrere
basenbildende Oxydationsstufen, so drückt man diese durch grosse
und kleine Anfangsbuchstaben aus, wie nachstehende Ueber-
sicht zeigt:


  • S = Si
  • A = Al
  • B = Ba3
  • C = Ca3
  • Fe = Fe
  • fe = Fe3
  • K = K3
  • M = Mg3
  • Mn = Mn
  • mn = Mn3
  • N = Na3
  • aq. = H.

So wird z. B. das S. 24 erwähnte Bisilicat der Kalk- und
Thonerde mit 56 Si, 30 Ca und 14 Al wie folgt bezeichnet:
4 Ca3 Si2 + 3 Al Si2 = 4 C S2 + 3 A S2
ferner:
(A, Fe, Mn) S2 + 2 (C, fe, mn) S = (Al, Fe, Mn) Si2 +
2 (Ca, Fe, Mn)3 Si.


II. Schmelzpuncte von Metallen*), Legirungen und Hüt-
tenproducten. — Wärmeeffecte der Brennmaterialien. —
Grade des Glühens.


Kerl, Probirkunst. 31
[482]Anhang.
[483]Anhang.

Deville’s Blauglühhitze: feuerfeste Tiegel schmelzen wie Glas (S. 482).


Die Reduction der Temperaturangaben nach einer der üblichen
Scalen von Celsius, Réaumur und Fahrenheit geschieht mittelst nach-
stehender Formeln:
t°C = ⅘ t°R = (9/5t + 32)° F.
t°R = 5/4 t°C = (9/4t + 32)° F.
t°F = 5/9 (t—32)° C = 4/9 (t—32)° R.


Die Pyrometergrade nach Wedgewood entsprechen folgenden
Graden nach Réaumur:

31*
[484]Anhang.

III. Schemata fü[r]


1. Erzabrechnung bei auf Andreasberger Hütte

2. Wöchentlicher Probenzettel über auf den Oberharzer


Wöchentlicher

[485]Anhang.

Probirscheine (S. 8.)


[(]Oberharz) verschmolzenen fremdländischen Erzen.

Hütten zu verschmelzenden Oberharzer Blei- und Kupfererze.


Probenzettel

[486]Anhang.

3. Müsener Probirschein.

[figure]
[487]Anhang.

IV. Preisverzeichniss für Probirgeräthschaften.*)



[488]Anhang.
[489]Anhang.
[490]Anhang.

[491]Anhang.
[492]Anhang.
[493]Anhang.
[494]Anhang.
[495]Anhang.

V. Beispiele von amtlichen Bestimmungen über Vor-
nahme und Honorirung dokimastischer und analytisch-
chemischer Proben.


1. Vornahme dokimastischer und chemisch-analytischer Untersuchungen
für Parteien durch das k. k. Generalprobiramt zu Wien.


Das Generalprobiramt wird ermächtigt, nach Massgabe der
Zulässigkeit der eigentlichen Berufsgeschäfte, dokimastische und
chemisch-analytische Untersuchungen für Parteien vorzunehmen
und Atteste über die Resultate der Untersuchungen auszu-
stellen.


Hierbei hat der nachstehende Gebührentarif in Anwendung
zu kommen und vom 1. Sept. 1861 angefangen in Wirksam-
keit zu treten.


Tarif
der beim k. k. Generalprobiramte für dokimastische
und chemisch-analytische Untersuchungen einzu-
hebenden Gebühren
.


A. Dokimastische Untersuchungen.



[496]Anhang.
[497]Anhang.
B. Analytische Proben.

  • 1. Qualitative Unters. einer
    einfachen Verb. . . 2 bis 5Fl.=1Thlr.10Ngr. bis 3Thlr. 10Ngr.
  • 2. Qualitative Unters. zu-
    sammenges. Verb. . . 5 „ 10 „ 3 „ 10 „ „ 6 „ 20 „
  • 3. Quantitative Best. ein-
    zelner Stoffe und ein-
    facherer Verb. . . . 5 „ 15 „ 3 „ 10 „ „ 10 „ — „
  • 4. Quantitative Analysen
    zusammenges. Verb. . 15„ 25„ 10 „ — „ „ 16 „ 20 „

Das Resultat der Analyse ist in dem auszustellenden Atteste
in der Regel nur nach den gefundenen Bestandtheilen und deren
Zahlenverhältniss anzugeben; sollte eine schriftliche Auseinander-
setzung der Methode mit Angabe aller Einzelnheiten gefordert
werden, so ist hierfür die Gebühr um Ein Drittheil zu er-
höhen.


Wien, d. 19. Aug. 1861.


2. Auszug aus dem Regulativ für beeidete Handels-Chemiker.1)


§. 1. Die Proben von Waaren, die Gegenstand einer Streit-
frage geworden sind, müssen so gewählt werden, dass sie die
durchschnittliche Qualität der Waare möglichst genau darstellen,
und entweder von dem Chemiker selbst genommen sein, oder
es müssen ihm dieselben je nach der Natur des Artikels in Glas
oder Blech wohl verwahrt und mit den Siegeln beider Parteien
versehen übergeben werden. Im letzteren Falle tritt dort, wo
bei k. k. Zollämtern u. s. w. eingelangte Waaren von dem Em-
pfänger beanstandet werden und das Siegel des Versenders wegen
des entfernten Aufenthaltsortes desselben nicht angelegt werden
kann, das Siegel des Zollamtes an die Stelle des zweiten
Siegels.


Die Handels-Chemiker haben die übernommenen Unter-
suchungen stets selbst auszuführen oder doch persönlich zu über-
wachen; in dem hierzu bestimmten Laboratorium dürfen che-
mische Arbeiten zum Behufe der gewerblichen Production von
Chemikalien nicht vorgenommen werden.


Kerl, Probirkunst. 32
[498]Anhang.

§. 2. Es sind von dem Gegenstande der Streitfrage stets
zwei Proben zu nehmen, wovon eine zur Untersuchung unmit-
telbar zu verwenden, die andere unter geeigneten Vorsichten
und Vornahme der im §. 1 bezeichneten Versiegelung von dem
adhibirten Chemiker zur eventuellen Nachprüfung aufzube-
wahren ist.


§. 3. Ueber das Ergebniss der Untersuchung wird ein
schriftliches Attest oder Gutachten ausgefertigt und den Auftrag-
gebern mitgetheilt.


§. 4. Den Zeugnissen und Protokollen der beeideten Han-
dels-Chemiker kommt rücksichtlich des Inhaltes, d. i. in An-
sehung der darin angegebenen Resultate des Befundes und der
Meinungsäusserung der Chemiker hierüber, die Beweiskraft
öffentlicher Urkunden nur zwischen jenen Parteien, welche bei
der Vornahme des Befundes gegenwärtig waren und mit ihren
allfälligen Bemerkungen gehört wurden, und nur dann zu, wenn
diese Parteien dazu gehörig vorgeladen worden sind und ent-
weder in einer besonderen Urkunde oder in dem Protokolle aus-
drücklich erklärt haben, dass sie unter sich den Inhalt des Be-
fundes als beweiskräftig anerkennen wollen.


Gegen Personen, welche nicht auf obige Weise an der Vor-
nahme des Befundes betheiligt waren, haben die Zeugnisse und
Protokolle der beeideten Handels-Chemiker nur dann die Be-
weiskraft einer öffentlichen Urkunde, wenn es sich blos um die
Bestätigung der Thatsache handelt, dass die Handels-Chemiker
bezüglich einer bestimmten Sache eine Untersuchung und dar-
über ein Zeugniss von gewissem Inhalte einer bestimmten Per-
son angestellt haben.


§. 5. Jeder Handels-Chemiker ist verpflichtet, über die von
ihm vorgenommenen Untersuchungen ein ordentliches Protokoll
zu führen; dieses muss vor dem Gebrauche Blatt für Blatt mit
fortlaufenden Zahlen bezeichnet und der Gewerbsbehörde vor-
gelegt werden, welche den Namen des Handels-Chemikers, für
welchen es bestimmt ist, die Zahl der darin begriffenen Blätter
und den Tag der Beglaubigung unter amtlicher Besiegelung
einer durchgezogenen Schnur darauf anzumerken hat.


Der Handels-Chemiker hat dieses Protokoll in deutscher
Sprache und in chronologischer Ordnung mit fortlaufenden Num-
mern zu führen, bei jeder Untersuchung anzugeben, über wessen
Auftrag selbe stattgefunden hat, die bei der Untersuchung ange-
wendete Methode und den Inhalt des abgegebenen Gutachtens
[499]Anhang.
nebst der Nummer und Bezeichnung der aufzubewahrenden
Probe anzuführen.


Das auszustellende Zeugniss hat unter Bezug auf die Num-
mer des Protokolls die gleichen Daten zu enthalten.


§. 6. Die Gebühren einer chemischen Untersuchung, welche
der Auftrag gebenden Partei von dem Handels-Chemiker immer
bei der Uebernahme der Untersuchung selbst bekannt gegeben
werden müssen, sind vorbehaltlich künftiger Aenderungen auf
Grundlage der zu machenden Erfahrungen, wie folgt:


I. In gewöhnlichen Fällen:


32*
[500]Anhang.
[501]Anhang.
[502]Anhang.

II. In besonderen Fällen, wo die Ausfertigung eines ge-
meinsamen Attestes der beeideten Handels-Chemiker veranlasst
wurde, sind die im vorstehenden Verzeichnisse bestimmten Ge-
bühren im doppelten Betrage zu entrichten.


III. Für Untersuchungen, die vorstehend nicht speciell auf-
geführt sind, werden die Gebühren nach Verhältniss vorstehen-
der Ansätze und nach beiderseitigem Uebereinkommen zwischen
der Partei und dem Chemiker, in Fällen gerichtlichen Ein-
schreitens aber durch das Gericht bestimmt.


3. Taxtarif für die Arbeiten im Laboratorium der k. k. geologischen
Reichsanstalt.


(Nach der Oester. Ztschr. 1866. S. 88).


[503]Anhang.

Appendix A Berichtigungen.


S. 329, 331 und 333 lies Al statt Al.


[[504]]

Appendix B

[...]
[505]
[...]
[506]
[...]
[507]
[...]
[508]
[...]
[509]
[...]
[510]
[...]
[511]
[...]
[512]
[...]

Appendix C

[]
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Notes
1).
Von δοκιμάζειν, erproben. Während deutsche Metallurgen das Wort
Dokimasie in der Bedeutung von Probirkunst gebrauchen, so hat man
in Frankreich für letztere den Namen l’art de l’essayeur und giebt der Do-
kimasie die weitergehende Bedeutung der gesammten technischen, namentlich
aber der für Berg- und Hüttenleute interessanten Mineralanalyse, wofür die
neuerdings erschienene Dokimasie von Rivot ein Beleg ist.
1).
Siehe z. B. Freiberger Jahrb. 1855. S. 119. — Kerl, Oberharzer Hüt-
tenprozesse. 1860.
2).
Erztaxen in Freiberg: Freiberg. Jahrb. 1855. S. 119; 1864; Lohse,
Tafeln über den Betrag der Bezahlung für die in jeder vorhandenen Quan-
tität Erzes enthaltenen Metalle an Silber, Blei, Kupfer, Nickel und Kobalt.
Freiberg 1858. — Schemnitz: Kraus, Jahrb. 1854. S. 78. — Przibram:
Oestr. Ztschr. 1856. Nr. 11. — Müsen: Preuss. Ztschr. 1862. Bd. 10. S. 178.
Waleser Kupferhütten: Le Play, Beschreib. d. Wales. Kupferhütten-
prozesse, deutsch v. Hartmann. 1851. S. 20; Allg. B. u. h. Ztg. 1859. Nr. 1. —
Marseille: Bullet. de la soc. de l’industr. minér. I. 94. — Formeln zur Er-
mittelung des Erzwerthes von Banto: Oestr. Ztschr. 1855. Nr. 58, 1856.
Nr. 39; von Vogler: B. u. h. Ztg. 1865. S. 13.
1).
Oestr. Ztschr. 1855. S. 394; 1856. S. 105.
1).
Le Play, Waleser Kupferhüttenprozesse, deutsch v. Hartmann. 1849;
B. u. h. Ztg. 1862. S. 316, 345; Allgem. B. u. h. Ztg. 1859. S. 7.
2).
Schles. Wochenschr. 1860. Nr. 52. — B. u. h. Ztg. 1861. S. 389.
3).
Berggeist 1856. S. 149.
1).
Kerl, Oberharzer Hüttenprozesse. 2. Aufl. 1860. S. 191.
2).
1 Zollcentner = 100 Pfd. à 10 Lth. à 10 Quint; 1 Pfd. = 100 Pfundtheile
oder Quint.
3).
Freiberg. Jahrb. 1855. S. 122.
1).
Kerl, metallurg. Hüttenkunde. 1861. Bd. I. S. 110. — Mulder, die Sil-
berprobirmethode. 1859. S. 148.
1).
Oestr. Ztschr. 1856. S. 101.
1).
Die feinsten Drahtgeflechte bis zu 110 Löchern pro Linearzoll, 40
Löcher pro Cm., sind zu erhalten bei John Staniar et Co. zu Victoria Wire
Works in Manchester (B. u. h. Ztg. 1862. S. 242). Bei den englischen Ku-
pferproben verwendet man Siebe mit 40—60 Löchern pro Zoll (15—23 Löcher
pro Cm.).
1).
Oestr. Ztschr. 1855. S. 129.
1).
Winkler, Erfahrungssätze über Bildung der Schlacken. Freiberg
1827. — Kerl, Handb. d. metallurg. Hüttenkunde. 2. Aufl. 1861. Bd. I. S. 810.
Plattner in Merbach’s Anwendung der erwärmten Gebläseluft. Leipzig
1840.
2).
Nach den neuesten Untersuchungen von Geuther ist der Kieselsäure
endgültig die Formel Si zu geben (Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 95. S. 439)
1).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 316.
1).
Plattner’s Röstprozesse. 1859. S. 159, 184, 203, 209, 216, 237, 273.
Kerl, met. Hüttenkunde. 1861. I. S. 89.
1).
Das Antimon spielte bei den Alchymisten eine Hauptrolle, seine Dämpfe
machten das Gold spröde etc. Man schrieb ihm deshalb königliche Abstam-
mung zu und nannte es einen König. Es ging dann dieser Name auch auf
andere Metalle etc. über.
1).
Näheres siehe in den analyt. chemischen Handbüchern S. 4.
1).
Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chemie. I, 143.
1).
Berthier-Kersten’s Probirkunst. I, 144.
1).
Polyt. Centr. 1854. S. 1444.
2).
Polyt. Centr. 1857. S. 313.
3).
Polyt. Centr. 1858. S. 335.
4).
Freiberger Jahrbuch f. d. Berg- und Hüttenm. 1842. S. 1.
1).
Rittinger’s Erfahrungen im berg- und hüttenm. Maschinen-, Bau-
und Aufbereitungswesen. 1857. S. 29.
1).
Dingl. Bd. 154. S 142.
1).
Berthier-Kersten’s Probirkunst. I, 111, 133.
1).
Rittinger’s Erfahrungen. 1857. S. 31.
1).
Rittinger’s Erfahrungen. 1851. S. 31.
1).
Freiberger Jahrb. 1842. S. 31.
2).
Rittinger’s Erfahr. Jahrg. 1857. S. 31.
1).
Poggend. Ann. Bd. 15. S. 612.
1).
Tunner’s Jahrb. 1853 S. 252.
2).
C. Aubel, das Rachette’sche System etc. 1863. S. 28.
3).
B. u. h. Ztg. 1853. S. 537. — Dingl. Bd. 127. S. 114. — Polyt. Centr.
1857. S. 474, 605.
1).
Eisenhütten-Magazin von Toelle u. Gärtner. 1791. S. 29, 177 —
Bodemann’s Probirk. 2. Aufl. 1857. S. 51.
2).
Berthier-Kersten’s Probirkunst. I, 125.
1).
Ann. d. min. 1855. Liv. 1. p. 31.
1).
Rittinger’s Erfahrungen etc. Jahrg. 1857. S. 29.
1).
Bullet. de la société de l’industr. minér. 1855. Tom. I. p. 221.
2).
Polyt. Centr. 1854. S. 1442; 1857. S. 314.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 91. S. 19.
2).
Dingl. Bd. 174. S. 140.
3).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 67. S. 64.
4).
Dingl. Bd. 159. S. 51, 121; Bd. 161. S. 208, 291; Bd. 164. S. 116;
Bd. 169. Heft 5 u. 6.
1).
Dingl. Bd. 163. S. 193.
2).
Berggeist 1864. No. 55.
3).
Kerl, metallurg. Hüttenkde. 1861. I, 357; II, 664. — Percy-Knapp,
Metallurgie. I, 215. — Dingl. Bd. 169. S. 465. — B. u. h. Ztg. 1862. S. 116;
1864. S. 212.
1).
Berggeist 1860. No. 7.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. IV, 493. Dingl. B. 164. S. 116.
2).
Percy-Knapp, Metallurgie. I, 227.
3).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 77; 1862. S. 116. Percy-Knapp, Metallurgie.
I, 227.
1).
Polyt. Centr. 1854. S. 1444. Percy-Knapp, Met. I, 230. Oestr. Ztschr.
1865. Nr. 51.
2).
Dingl. Bd. 156. S. 113.
1).
Polyt. Centralbl. 1864. S 1317.
1).
Klasek, in Oestr. Zeitschr. 1857. S. 379.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 48. S. 24.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 63. S. 51.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 68. S. 122.
1).
Auf den Oberharzer Hütten erfolgen aus 1 Zollctr. Knochen.
welcher an Kaufgeld ½—1 Thlr., zu brennen 1,3 Ngr. und zu pochen 2,7 Ngr.
kostet, an 1600 grosse Erzcapellen; man schlägt in 1 Stunde etwa 100 kleine
und 50 grosse Erzcapellen und werden pro 100 Stück zu schlagen resp. 1,9
und 2½ Ngr. bezahlt.
1).
Sämmtliche Glas- und Porzellangeräthe sind u. a. zu beziehen von
W. J. Rohrbeck, Firma J. F. Luhme \& Comp. Berlin, Kurstrasse Nr. 51.
Apparate für grössere Laboratorien siehe: Fresenius, qual. chem Analyse.
1862, S. 47.
1).
Ueber Construction der Wagen vid.: Dr. Carl, Repert. d. physik.
Technik. München 1865. S. 7.
1).
Mohr, die Titrirmethode. 1862. S. 347.
1).
Die Silberprobirmethode, von G. J. Mulder, deutsch v. Grimm. Leipzig
1859. S. 230.
1).
Chaudet-Hartmann’s Probirkunst. 1838. S. 142.
1).
Ueber Prüfung der Reagentien auf Verunreinigungen siehe: Bolley,
Handb. d. techn.-chem Untersuchungen. 3. Aufl 1865.
1).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 136.
2).
Polyt. Centr. 1855. S. 1404.
3).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 353.
1).
Werther, in Erdm. J. f. pr. Chem. Bd. 52. S. 298. Ragsky, im Jahrb.
d. k. k. geol. Reichsanst. 1851. S. 186.
1).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 197.
1).
Berthier-Kersten, analyt. Chemie. I, 344.
2).
Pogg. Ann. Bd. 15. S. 278. — Berthier-Kersten, analyt. Chem.
1835. I, 328.
1).
Berthier-Kersten, analyt. Chemie. I, 433.
1).
Potaschenanalysen: Polyt. Centr. 1861. S. 1083; 1863. S. 1322. B. u.
h. Ztg. 1864. S. 51. Ann. d. min. 3 livr. de 1865. p. 326.
1).
Polyt. Centr. 1846. S. 514. Bgwfd. XI, 49.
1).
Mulder, die Silberprobirmethode. Deutsch von Grimm. Leipzig 1859.
S. 262.
1).
B. u. h. Ztg. 1854. S. 126.
1).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 348.
1).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 384.
2).
B. u. h. Ztg. 1865. S. 123.
3).
Erdm., Journ. f. pr. Chem. Bd. 70. S. 143.
1).
Erdm., Journ. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 169.
2).
Ibid. S. 168.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 257.
1).
B. u. h. Ztg 1862. S. 242.
1).
B. u. h. Ztg. 1856. S. 319.
2).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 56.
1).
Oestr. Zeitschr. 1856. S. 234.
1).
Oestr. Ztschr. 1865. S. 103.
2).
Klasek, in Rittinger’s Erfahrungen. Jahrg. 1857. S. 33.
3).
Oestr. Ztschr. 1856. S. 234, 269.
1).
Preuss. Ztschr. 1862. X, 176.
1).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 56.
1).
B. u. h. Ztg. 1856. S. 319.
2).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 170.
3).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 56.
1).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 347.
1).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 347.
2).
Bgwfd. VII, 23.
1).
Bgwfd. I, 22. B. u. h. Ztg. 1865. S. 152.
2).
Preuss. Ztschr. 1862. X, 425.
1).
Oestr. Ztschr. 1856. S. 412.
1).
Preuss Ztschr. 1862. X, 177.
1).
Ann. d. min. 1855. VIII, 486.
2).
Percy-Knapp, Metallurgie I, 314. — B. u. h. Ztg. 1862. S. 318, 346.
3).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 127.
1).
Bgwfd. I, 409. II, 305. VII, 18.
2).
B. u. h. Ztg. 1854. S. 35; 1855. S. 33.
3).
B. u. h. Ztg. 1865. S. 153.
4).
Oestr. Ztschr. 1854. S. 225; B. u. h. Ztg. 1855. S. 37.
5).
Pogg. Ann. XCIV, 506.
6).
B. u. h. Ztg. 1860. S. 484.
7).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 167.
1).
Fresenius, Ztschr. f. analyt. Chem. 1864. III, 334.
1).
Fresenius, Ztschr. f. analyt. Chem. 1864. III, 334.
1).
Fresenius, Ztschr. f. analyt. Chem. 1864. III, 334.
2).
Dingl., Bd. 177. S. 296.
3).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 259.
4).
Verhalten des unterschwefligsauren Natrons gegen Metalloxyde: Himly,
in Ann. d Chem. u. Pharm. XLIII, 150; Vohl, ibid. XCVI, 237; Slater,
in Chemical Gazette 1855. S. 369; Gibbs, in Fresenius’ Ztschr. III, 387.
1).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 168.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 88. S. 486. — B. u. h. Ztg. 1864. S. 52.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 37. S. 449; Bd. 38. S. 407. — Dingl.,
Bd. 102. S. 40.
1).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 164; 1862. S. 346; 1863. S. 302. Percy, Me-
tallurgy I, 479. Bemerkungen dazu von Liebig: Ann. d. Chem. u. Pharm.
Bd. 94. S. 198; von Strohmeyer: Bgwfd. XXII, No. 33.
1).
Fresenius, quant. Anal. 5. Aufl. S. 282. — Dessen Ztschr. f. analyt.
Chem. 2. Jahrg. 2. Hft S. 214.
2).
Oestr. Ztschr. 1865. No. 20.
3).
Polyt. Centr. 1859. S. 1313. B. u. h. Ztg. 1860. S. 180.
1).
Bgwfd. I, 33; XVII, 405.
2).
Dingl CXII, 38. Erdm., J. f. pr. Chemie. XLVI, 174. Bgwfd.
XI, 300.
3).
v. Hubert, Anleitung, durch Colorimetrie den Kupfergehalt von
Erzen und Hüttenproducten schnell und genau zu ermitteln. Wien 1854.
B. u. h. Ztg. 1849. S. 677; 1851. S. 804.
4).
Müller, das Complementair-Colorimeter. Chemnitz 1854. Bgwfd.
XVII, 406; XVIII, 18, 101, 117. Erdm., J. f. pr. Chem. LX, 474.
5).
Schemnitzer und Leoben. Jabrb. XIV, 1865. S. 187.
6).
Bgwfd. XVIII, 118; XIX, 8.
1).
Dingl., Bd. 172. S. 440.
2).
Bgwfd. XVII, 409.
3).
Fresen. Ztschr. III, 490.
1).
Oestr. Ztschr. 1865. S. 270
1).
Ann. d. min. 1855. VIII, 488.
2).
Schemnitzer und Leobener Jahrb. 1865. XIV, 187.
3).
Oestr. Ztschr. 1865. S. 270.
1).
Bgwfd. XVII. 405.
2).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 218.
1).
Plattnfr, Beitrag zur Erweiterung der Probirkunst. Freiberg 1849.
1).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 345.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 88. S. 486.
1).
Fresenius, Ztschr. f. analyt. Chem. 3. Jahrg. 1864. S. 265, 420.
1).
Fresenius, quant. Analyse. 1862. S. 227.
1).
Plattner-Richter’s Probirkunst mit dem Löthrohre. 4. Aufl. 1865.
S. 530.
2).
Oestr. Ztschr. 1857 S. 370.
1).
B. u. h. Ztg 1856. S. 361.
1).
Markus, in Oestr. Ztschr. 1856 S. 105.
1).
Oestr. Ztschr. 1856. S. 362.
1).
Nach Hollunder I, 268 pflegen die praktischen Probirer sprüch-
wörtlich zu sagen:
Kühle getrieben und heisser Blick

Ist der Probirkunst Meisterstück.
1).
Malaguti und Durocher, über das Vorkommen u. die Gewinnung des
Silbers. Deutsch von Hartmann. Quedlinburg 1851.
2).
Bgwfd. XI, 49.
3).
Oestr. Ztschr. 1856. S. 105.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 61. S. 435.
1).
Karmarsch, mechan. Technologie. 1866. I, 564; Graham-Otto’s Chemie,
2. Bd. 3. Abthlg. S. 859 (1863).
1).
Graham-Otto’s Chemie. 1863. Bd. 2. Abthl. 3. S. 867.
1).
Mulder, die Silberprobirmethode. 1859. S. 302. — Hartmann’s Probir-
kunst nach Chaudet. 1838 S. 140.
1).
Mulder c. l. S. 302. — Dingl., Bd. 108. S. 278. — Karmarsch, mechan.
Technologie. 1866. I, 69. Bischoff, das Kupfer. 1865. S. 278.
1).
Vollständiger Unterricht über das Verfahren Gay-Lussac’s, Silber auf
nassem Wege zu probiren, bearbeitet von J. Liebig. Braunschweig 1833. —
Liebig u. Poggendorf’s Handwörterb. d. Chem. 1859. VII, 911. — Graham-
Otto
’s Chemie. 1863. Bd. 2. Abth. 3. S. 867.
2).
Die Silberprobirmethode, chemisch untersucht von Mulder, übersetzt
von Grimm. Leipzig 1859. B. u. h. Ztg. 1859. S. 275.
3).
Mohr, Lehrb. d. Titrirmethode. 1862. S. 339.
4).
Rittinger’s Erfahrungen. 1860. S. 37.
5).
Polyt. Centr. 1855. S. 1272.
6).
B. u. h. Ztg. 1857. No. 15.
7).
Pogg., Ann. Bd. 124. S. 347; Dingl., Bd. 177. S. 250.
1).
Oestr. Ztschr. 1857. Nr. 5; Polyt. Centr. 1857. S. 536.
2).
Untersuchung von Blättertellur und Schrifterz, in Wöhler’s Mineral-
chem. 1865. S. 107.
1).
Dingl. Bd. 167. S. 154. B. u. h. Ztg. 1863. S. 271.
1).
Tcheffkin, über den Gold- und Silberverlust bei Röstarbeiten Wei-
mar 1836. S. 10.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. 1839. Nr. 4.
3).
Bgwfd. XVIII, 1.
4).
Plattner’s Röstprozesse. 1856. S. 127.
5).
Bgwfd. V, 51.
6).
Leoben. Jahrb. 1862. XI. Wehrle, Hüttenkunde II, 525.
1).
Preuss. Ztschr. 1856. Bd. IV S. 118.
2).
Oestr. Ztschr. 1853. S. 288.
1).
Bgwfd. XVIII, 1.
2).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
1).
Plattner’s Röstprozesse. 1856. S. 129.
1).
Bgwfd. XI, 49. Polyt. Centr. 1846. S. 514.
1).
Bgwfd. XI, 49. Polyt. Centr. 1846. S. 514.
1).
B. u. h. Ztg. 1858. S. 420.
2).
Plattner-Richter’s Löthrohrprobirkunst. 1865. S. 546.
1).
Bgwfd. XII, 6.
1).
Chaudet’s Probirkunst, deutsch von Hartmann. 1838. S. 143. —
Wehrle, Hüttenkunde II, 531.
1).
Polyt. Centr. 1857. S. 1151. — Wiener Münzvertrag. Stuttgart
1857. S. 39.
1).
Bgwfd. XII, 6
1).
Polyt. Centr. 1858. S. 968.
1).
Polyt. Centr. 1857. S. 314.
2).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
3).
Polyt. Centr. 1854. S. 1442; 1857. S. 314.
1).
Dingl., Bd. 158. S. 418. B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
1).
Bgwfd. XII, 4, 38; XIII, 180. — B. u. h. Ztg. 1847. S. 710, 745.
1).
Dingl., Bd. 143. S. 464.
1).
Ann. de chim. et de phys. Tom. 56. p. 385. Dingl., Bd. 154. S. 130.
B. u. h. Ztg. 1860. S. 256. Graham-Otto’s Chemie. 1863. Bd. 2. Abthlg. 3.
S. 1077.
1).
Siehe Wöhler’s Mineralchemie. 1861. S. 95, 98.
2).
Wöhler, Mineralchemie. 1861. S. 102. Graham-Otto’s Chemie. 1863.
Bd. 2. Abthlg. 3. S. 1083.
1).
Dingl., Bd. 133. S. 270.
1).
Ausführliches Verfahren in Wöhler’s Mineralanalyse. 1861. S. 95.
1).
Chaudet’s Probirkunst. Deutsch von Hartmann. 1838. S. 129.
1).
Erdm. Journ., Jahrg. 1837. Bd. 1. S. 167.
1).
Analysen von Eisenerzen aller Länder in: Percy-Wedding’s Metallur-
gie. Bd. II. S. 290 u. f.
1).
Rivot, Docimasie. III Tom. p. 579.
2).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 55.
1).
Rivot, Docimasie. 1864. III Tome. p. 590.
2).
Percy-Wedding, Metallurgie II, 453. B. u. h. Ztg. 1864. S. 197.
1).
1 Gramm = 15,43 Grain.
2).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 147.
1).
In der Berliner Bergakademie bezieht man nach Wedding die
mit einem durchbohrten Deckel versehenen Tiegel (Taf. VI. Fig. 86 a) von
Warmbrunn, Quilitz u. Co. daselbst. Die Masse zum Ausfüttern (S. 82)
wird auf die Weise bereitet, dass man durch ein Haarsieb geschlagene Holz-
kohle mit gesaietem Gummiarabicumwasser von solcher Consistenz, dass es
zwischen den Fingerkuppen leicht klebt, anknetet, bis sich keine Klümpchen
mehr zeigen und die Masse sich in der Hand leicht ballen lässt, ohne Feuch-
tigkeit abzugeben. Man füllt den Tiegel mit der Masse, drückt mit sanfter
1).
Der quadratische Windofen für 16 Proben im Laboratorium der
Berliner Bergakademie
, im Allgemeinen von der Einrichtung Fig. 37.
Taf III, hat nachstehende Dimensionen: Weite unter dem Fuchs 32. Gicht-
weite 24, Höhe des schrägen Fuchses über dem Roste 40, Schachthöhe über
dem Roste an der Vorderseite 60, Höhe des höchsten Punctes der schräg
ansteigenden Schachtmündung 72, Höhe des Fuchses 11, Breite desselben
35, Länge desselben bis an die innere Hinterwand der Esse 47. Weite der
Esse 24 Cm., Höhe 18,8 Met.
1).
Drehung ein geöltes Bronce- oder Messingpistill (Taf. VII. Fig. 87) senkrecht
ein und zieht es eben so heraus. Die mit Deckel versehenen Tiegel werden
zum Trocknen in eine rothglühende Muffel oder an einen andern gleich heissen
Ort gestellt und es muss vor dem Herausnehmen eine anfänglich am Rande
sich etwa zeigende Flamme völlig verschwunden sein. Beim Anmachen des
Holzkohlenpulvers mit Thonwasser (Clausthaler Bergakademie) genügt
zum Trocknen die Temperatur eines Stubenofens. Die trocknen Tiegel müssen
fest, dicht, glatt und frei von Sprüngen sein.
1).
Der Sefström’sche Gebläseofen in der Berliner Bergakademie
hat 24 Cm. lichte Weite und 37 Cm. lichte Höhe, mit 9 Formen von 16 Mm.
Weite, deren Centrum 14,5 Cm. über dem Boden; Weite des Windzufüh-
rungsrohres 33 Mm.
1).
Tunner’s Jahrb. 1842. S. 96.
2).
Tunner’s Jahrb. 1853. S. 252.
1).
Tunner, Eisenhüttenwesen in Schweden. 1858. S. 31. B. u. h. Ztg. 1862
S. 95.
2).
B. u. h. Ztg. 1860. S. 412; 1861. S. 372.
3).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 373; 1864. S. 377.
4).
B. u. h. Ztg. 1865. S. 377.
1).
Percy-Wedding’s Metallurgie. Bd. II. S. 460.
2).
Berthier, Handb. d. met. analyt. Chemie, deutsch von Kersten,
1836. II, 273.
1).
B. u. h. Ztg. 1852. S. 584; 1854. S. 280. Erdm., J. f. prakt. Chem.
Bd. 56. S. 255. Bwgfd. Bd. 19. S. 7.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. XVII, 160; XVIII, 495. Dingl., Bd. 73. Hft. 1;
Bd. 93. S. 307.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 61. S. 127; Bd. 72. S. 28. — B. u. h. Ztg.
1858. S. 70.
2).
B. u. h. Ztg. 1858. S. 70.
3).
B. u. h. Ztg. 1860. S. 474.
4).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 64. S. 61.
5).
Pharmac. Centralbl. 1854. S. 864.
6).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 70. S. 143.
7).
Jahrb. f. Pharm. XII, 345.
8).
Dingl., Bd. 100. S. 381. B. u. h. Ztg. 1847. S. 140.
1).
Der Claviersaitendraht enthält 99,5—99,7 % reines Eisen, weshalb
man für ganz genaue Analysen wohl galvanisch niedergeschlagenes Eisen oder
constant zusammengesetzte, möglichst unveränderliche Eisensalze verwendet,
z. B. Eisenvitriol mit 20,14 % Eisen (auf die S. 139 angegebene Weise
mittelst Alkohols zubereitet) oder schwefelsaures Eisenoxydul-Am-
moniak
NH4 S + Fe S + 6 H mit 14,286 % Eisen, von welchem letzteren
man zur Titerstellung 1,4 Grmm. in 200 C.C. Wasser löst, 20 C.C. verdünnte
Schwefelsäure und dann die Chamäleonlösung hinzufügt. Da dieses Eisensalz
gerade 1/7 seines Gewichts Eisen enthält, so giebt die Menge desselben,
durch 7mal der Anzahl der verbrauchten C.C. dividirt, die Menge Eisen an,
welche von 1 C.C. Chamäleonlösung aus Oxydul in Oxyd verwandelt wird.
1).
Fresenius’ Ztschr. I, 329, 361. B. u. h. Ztg. 1863. S. 6.
2).
Das Zink (S. 140) muss eisenfrei sein, sonst muss die anzuwendende
Zinkmenge mit bekanntem Eisengehalt gewogen, ganz aufgelöst und der
Eisengehalt in Anrechnung gebracht werden. Ein Bleigehalt schadet nicht.
Passende schrotähnliche Zinkgranalien erhält man nach Percy beim Ein-
giessen des flüssigen Zinks aus einigen Fuss Höhe in heisses Wasser; bei
kaltem Wasser erfolgen weniger gut anwendbare blumenartige Granalien.
1).
Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 113. S. 260. Fresenius’ Ztschr. II, 243.
2).
Fresenius’ Ztschr. III, 452.
1).
Mohr, in Fresen. Ztschr. II, 249. — Mohr’s Titrirmethode. 1862. S. 236.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 95. S. 417. — Dingl., Bd. 178. S. 126.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. XIII, 385. Lampad., Fortschr. 1839. S. 7.
2).
Bodemann’s Probirkunst. 1845. S. 292.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 51. S. 129. — B. u. h. Ztg. 1851. S. 92.
1).
Polyt. Centr. 1857. S. 580.
1).
Berthier, met. analyt. Chem., deutsch v. Kersten., 1836. II, 530. —
B. u. h. Ztg. 1862. S. 220; 1864. S. 56.
1).
Schwarz, Massanalysen. 1853. S. 123. Oestr. Ztschr. 1856. S. 283.
B. u. h. Ztg. 1862. S. 252.
2).
B. u. h. Ztg. 1856. S. 231, 306; 1857. S. 40. — Mohr, Titrirmethode.
1862. S. 376.
3).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 252, 253. Mohr, Titrirmethode. 1862. S. 373.
4).
B. u. h. Ztg. 1858. S. 203. 206.
5).
Erdm., J. f. pr. Chem. 1865. Bd. 94. S. 399.
6).
B. u. h. Ztg. 1858. S. 203; 1862. S. 252.
7).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 252.
8).
Fresen. Ztschr. f. analyt. Chem. I. 1. Hft. 1862.
9).
B. u. h. Ztg. 1858. S. 83.
10).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 139; 1862. S. 252.
1).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 252.
1).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 300.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 51. S. 257. B. u. h. Ztg. 1851. S. 268.
1).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 261.
2).
Dingl., Bd. 178. S. 243.
1).
B. u. h. Ztg. 1864. S. 17.
2).
Polyt. Centr. 1857. S. 466.
3).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 95. S. 503.
1).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 358.
1).
Polyt. Centr. 1857. S. 466.
1).
B. u. h. Ztg. 1861. S. 170.
1).
B. u. h. Ztg. 1847. S. 155.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 62. S. 378.
3).
Dingl., Bd. 117. S. 230.
4).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 55. S. 208.
5).
Schwarz, Massanalyse. 1853. S. 133.
6).
Pogg., Ann. Bd. 92. S. 62.
7).
Liebig’s Jahresber. 1858. S. 586.
8).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 76. S. 484.
9).
Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 117. S. 261.
10).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 78. S. 200. Graeger’s Massanalyse. 1866.
1).
Pogg. Ann. Bd. 91. S. 104.
1).
Berzelius’ Jahresber. Bd. 20. Hft. 2.
1).
Bericht über die erste allgem. Versamml. d. Berg- u. Hüttenmänner
in Wien. Wien 1859. S. 94.
1).
Berthier, in Karst. Arch. 1. R. XIX, 256.
2).
Ann. d. min. 1 livr. de 1854. p. 31. B. u. h. Ztg. 1854. S. 357.
1).
Ann. d. min. 4 sér. III, 820. Bgwfd. VII, 430.
2).
Ann. d. min. 3 sér. XIX. 706. Bgwfd. V, 127.
1).
Pogg., Ann. Bd. 110. S. 546.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 31. S. 385.
1).
Ann. d. min. 1 livr. de 1854. S. 31. B. u. h. Ztg. 1854. S. 394.
1).
Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 85. S. 289, 307.
2).
Pogg. Ann. Bd. 92. S. 73.
3).
Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 110. S. 176.
4).
Mohr, Titrirmethode. 1862. S. 199.
5).
Dess. Lehrb. d. Chemie, I, 511.
6).
Dingl., Bd. 169. S. 202.
1).
Mohr, Titrirmethode. 1862. S. 261.
2).
Pogg. Ann Bd. 110. S. 634.
1).
B. u. h. Ztg. 1856. S. 319.
1).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 96. S. 261. — Graeger, Massanalyse. 1866. S. 77.
1).
Dingl., Bd. 161. S. 115.
1).
Plattner, metallurg. Röstprozesse. 1856. S. 378.
1).
Oestr. Ztschr. 1862. S. 306.
2).
Dingl., Bd. 161. S. 115.
3).
B. u. h. Ztg. 1862. S. 117.
1).
B. u. h. Ztg. 1863. S. 6.
2).
Polyt. Centr. 1862. Nr. 1.
1).
Oestr. Ztschr. 1857. S. 135.
1).
Rittinger’s Erfahr. 1857. S. 33.
1).
Dingl., Bd. 161. S. 115.
1).
Winkler, in Fresenius’ Ztschr. III, 421.
2).
Polyt. Centr. 1857. S. 580.
1).
Zerrenner, die Manganerz-Bergbaue. Freiberg 1861.
2).
Zerrenner c. l. S. 7.
3).
Zerrenner c. l. S. 25.— Tasche, Berg-, Hütten- u. Salinenwesen
des Grossh. Hessen. 1858. S. 30. — Ettling, in den Ann. d. Chem. u. Pharm.
Bd. 43. S. 2. — Odernheimer, das Berg- u. Hüttenwesen im Herzogth. Nassau.
Wiesbaden 1865. Bd. 1 S. 217.
4).
Zerrenner, ibid. S. 34. — Odernheimer c. l. 1865. Bd. 1. S. 205,
415, 456.
5).
Zerrenner c. l. p. 98. — Kerl, in B. u. h. Ztg. 1853. S. 148.
1).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 383. — Zerrenner c. l. S. 103.
2).
Zerrenner c. l. S. 108.
3).
Zerrenner c. l. S. 175. — Odernheimer c. l. Bd. 1. S. 291.
1).
Dingl., Bd. 175. S. 277. Polyt. Centr. 1855. S. 693, 746.
1).
Mohr, Titrirmethode. 1862. S. 493.
2).
Odernheimer, Berg- u. Hüttenwesen in Nassau. 1865. I, 422.
1).
Odernheimer c. l. S. 302.
2).
Fresenius und Will, neues Verfahren zur Prüfung der Potasche etc.
Heidelberg 1843. — Dingl., Bd. 99. S. 130. — Fresenius, quantit.-chem.
Analyse. 1862. S. 757.
1).
Fresenius’ Ztschr. I, 48.
2).
Rose’s analytische Chemie. 1851. II, 87.
1).
Mohr, Titrirmethode. 1862. S. 495.
1).
Erdm. u. Marchand’s Journ. Bd. 18. S. 160 u. 173.
2).
Polyt. Centr. 1861. S. 684. B. u. h. Ztg. 1862. S. 108.
3).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 149; 1864. S. 374.
1).
1 Probircentner = 100 Pfd. = 5 Gramm.
2).
Dingl., Bd. 85. S. 299. Mohr, Titrirmethode. 1862 S. 502.
1).
Bodemann-Kerl’s Probirkunst 1857. S. 465.
2).
Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 57. S. 256.
3).
B. u. h. Ztg. 1859. S. 331. — Ptattner-Richter’s Löthrohrprobirkunst.
1865. S. 647.
4).
Fresenius, Ztschr. f. analyt. Chemie. I, 497.
5).
Polyt. Centr. 1856. S. 701.
1).
Fresenius c. l. S. 498.
2).
Ibid. S. 498.
1).
Fresenius, Ztschr. f. analyt. Chem. 1865. 4. Jahrg. S. 63.
1).
Darstellung des Urangelbs zu Joachimsthal: Preuss. Ztschr. 1862. X,
168. — B. u. h. Ztg. 1861. S. 391; 1863. S. 32. — Oestr. Ztschr. 1856. S. 95,
230, 244; 1857. Nr. 6.
1).
Analyse der Uranoxydalkalien in Fresen. Ztschr. III. S. 71.
2).
Oestr. Ztschr. 1855. Nr. 38; 1856. Nr. 39.
1).
Ueber Transportfähigkeit einiger Torfsorten: Dingl., Bd. 162. S. 151;
B. u. h. Ztg. 1862. S. 328; von Steinkohlensorten: Dingl., Bd. 110. S. 278;
Brix, Untersuchung der Brennstoffe. 1853. S. 33.
2).
Prüfung einer Steinkohle auf den Gebalt an Schieferthon. B. u. h.
Ztg. 1859. S. 151.
1).
Ueber die Bestimmung des pyrometrischen Wärmeeffects siehe: Kerl,
met. Hüttenkunde. 1861. I, 223.
2).
Kerl, met. Hüttenkunde. I, 212.
3).
Rumford, über die Wärme. Berlin 1805. — Erdm., Journ. f. ökon.
Chem. II. 339.
4).
Programm der Gewerbeschule zu Chemnitz 1839. S. 29. — Ann. de
chym. et physiq. Juillet 1835. p. 225.
1).
Mittheil. des Hannov. Gew.-Ver. 1835. S. 311.
2).
Liebig’s Jahresber. 1850. S. 688. Bgwfd. X, 424.
3).
Polyt. Centr. 1849. S. 233. Dingl., Bd. 110. S. 212, 263; Bd. 114. S. 345.
4).
Brix, Untersuchungen über die Heizkraft der wichtigern Brennstoffe
des preuss. Staates. Berlin 1853. — Mittheil. des Hannov. Gew.-Ver. 1853.
S. 201. — B. u. h. Ztg. 1854. S. 5. — Berggeist 1859. Nr. 15.
5).
Hartig, Untersuchungen über die Heizkraft der Steinkohlen Sachsens.
Leipzig 1860.
6).
Scheerer’s Metallurgie I, 139, 384. — Berggeist 1859. Nr. 15, 16. —
B. u. h. Ztg. 1857. S. 382.
7).
Berthier’s analyt. Chem., deutsch v. Kersten. I, 207.
1).
Oestr. Ztschr. 1853. S. 34; 1856. S. 249. — Jahrb. d. geolog. Reichs-
anst. 1864. XIV, 81.
2).
Polyt. Centr. 1861. S. 480.
3).
Polyt. Centr. 1858. S. 123.
1).
Bgwfd. XI, 30.
1).
Liebig’s Annal. Bd. 117. S. 248.
1).
Marsilly, über die Gase bei der Verkohlung von Steinkohlen, Torf etc.
in den Ann. d. min. 3 livr. de 1865. p. 290.
2).
Tunner, Stabeisen- u. Stahlbereitung. 1858. I, 38.
1).
Ausführliches über Alaunbereitung in Muspratt-Stohmann’s technischer
Chemie. 2. Aufl. 1865. Bd. I. S. 42.
1).
Vorstehende und nachfolgende Mittheilungen über die Alaunproben
auf dem dem Grafen von Schweinitz gehörenden Alaunwerke Schwemsal
bei Düben sind von dem Hüttenverwalter Ernst Metzger daselbst gemacht.
*)
Luft = 1.
*)
Die Angaben der Schmelzpuncte weichen namentlich bei höheren Tem-
peraturen ab; so hat z. B. Becquerell die Schmelzpuncte von Silber, Gold, Kupfer,
Gusseisen, Stahl neuerdings niedriger gefunden, als sonst angegeben wird.
*)
Die Probirgeräthschaften sind zu Clausthal theils vom Mechanikus
Kulle
(K), theils vom Modellmeister Geyer (G) zu beziehen, welcher
letztere auch deren Besorgung gegen Baarzahlung nach auswärts übernimmt.
Sonstige Bezugsquellen einzelner Geräthschaften sind die Handlungen von Rohr-
beck
in Berlin, Gresser \& Co. daselbst und Nöllner in Darmstadt.
**)
1 Thr.=30 Ngr.=300 Pf.=1½ Silb. Guld. öster.=1¾ Guld. süddtsch.=3,71 Fres.
1 Groschen = 10 „ =5 Kreuz.; 3,5 Kreuz. „ 12,37 Cent.
1 Pfennig 1,2 „ „ 1,24 „
1 Oestr. Gulden = 100 Neukreuzer.
1 Süddeutsch. Guld. = 60 Kreuzer = 240 Pfennige.
1).
Feine und ordinaire böhmische Glaswaaren, Stopfbüretten, Verbrennungs-
röbren etc. von Carl Conrad Kittel in Frankfurt a/M. Fahrgasse.
1).
Oester. Ztschr. 1861. S. 295.
2).
1 Oester. Gulden zu 100 Neukreuzer zu 10 Tausendthl. = 20 Sgr. od.
Ngr. = 1 Thlr. = 30 Sgr., Ngr. oder Groschen) = 1 Guld. 10 Kreuz. süddeut-
scher Währung (1 süddeutscher Gulden = 60 Kreuzer à 4 Pf.)
1).
Oesterr. Ztschr. 1861. S. 301.

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CC-BY-4.0
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2025). Kerl, Bruno. Metallurgische Probirkunst. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bht9.0