Herrn Albrecht von Hallers
Anfangsgruͤnde
der
Phiſiologie
des menſchlichen Koͤrpers.

Aus dem Lateiniſchen uͤberſezt
von
Johann Samuel Haller.


Erſter Band.
Die Faſer; die Gefaͤſſe; der Umlauf des Blutes;
das Herz.

[figure]

Berlin,
bei Chriſtian Friedrich Voß,
1759.
[][]

Dem
Hochwohlgebornen Herrn,
Herrn
Johann Theodor
Eller,

Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Preuſſen
Hochbetrauten Geheimen Rathe,
erſten Leibarzte Sr. Majeſtaͤt,

wie auch
General-Staabsmedico, Direktori der
phiſiſchen Klaſſe bei der Koͤniglichen Akademie
der Wiſſenſchaften, und des Collegii medico-chirur-

gici, wie auch aller mediciniſchen und chirurgiſchen
Sachen in den geſamten Koͤnigl. Preußiſchen
Landen,
Dekano des Obercollegii der Aerzte,
Mitgliede der Roͤmiſchkaiſerlichen Akademie

der Naturforſcher, und des Geſund-
heitraths.
Meinem
Hoͤchſtzuverehrenden Herrn.


[]
Hochwohlgeborner,
Hochgelahrter Herr,
Hoͤchſtzuverehrender Herr Geheime
Rath, und Archiater.

Der Name des bereits durch
mehrere Schriften, in der
That verewigten Verfaſſers,
von dieſer Phiſiologie, welche ich Ew.
Hochwohlgebornen
in einer deutſchen
Ueberſezzung, hiermit zu uͤberreichen, das
Gluͤk ſuche; und der eben ſo glaͤnzende
Name von Ew. Hochwohlgebornen,
welcher in dem Reiche der gelehrteſten
Aerzte
[] Aerzte unſers Jahrhunderts, bereits den
erſten Rang behauptet; beide haben ei-
nen viel zu hohen eigenthuͤmlichen Werth,
als daß ihn eine unbekannte Feder, durch
den Zuſaz einiger maleriſchen Zuͤge, von
neuem auffriſchen koͤnnte. Die beiden
groͤſten Prinzen, und die ſcharfſinnig-
ſten Gelehrten dieſes Zeitalters, haben
ihr ganzes Anſehen angewandt, Dero
Beiderſeitigen
unſterblichen Werth,
uͤber alle Lobſpruͤche der Nachwelt, un-
endlich hinauszuſezzen. Jch hoffe alles,
wenn meine geringe Arbeit Dero min-
deſten gnaͤdigen Anblik hoffen darf, und
es wuͤrde in der That der gedoppelte
Glanz ſolcher erlauchten Maͤnner, ſo
viel Nachſicht daruͤber ausſtreuen, daß
davon alle Fehler verloͤſchen.


Jch ſchmeichle mir mit dem groͤſten
Verdienſte, dieſe verdeutſchte Phiſiologie
a 3eines
[] eines groſſen Mannes, einem der groͤſten
Maͤnner mit aller Ehrfurcht uͤberreicht
zu haben.


Jch bin gluͤklich, wenn dieſe Ehr-
furcht das Unternehmen ſelbſt in Schuz
nimt.


Uebrigens bitte ich GOtt, Dero
Perſon und anſehnliches Haus in ſeinen
heiligen Schuz zu nehmen, und erſterbe
in tiefſter Verehrung, als


Ew. Hochwohlgebornen
Meines hoͤchſtzuverehrenden
Herrn Geheimen Raths

und Archiaters
Berlin,
den 18. des Aprilmonats
1759.

unterthaͤnigſter Diener
Johann Samuel Haller.


[]
[figure]

Vorrede
des Verfaſſers.


Es hat der ſcharfſinnige Verulam
ſehr weislich erinnert, daß es
dem gemeinen Beſten zum Vor-
theile gereiche, wenn man von
Zeit zu Zeit kurzgefaßte Auszuͤge von einer
jeden Kunſt lieferte. Es iſt dergleichen Unter-
nehmen dem Wachsthume derer Wiſſenſchaf-
ten zutraͤglich, wenn man beinahe in jedem
Jahrhunderte anmerket, wie weit dieſelben
geſtiegen ſind, und wenn man dieſen Theil der
Warheit, der zu einer ſolchen Zeit bekannt
geworden, beſonders aufzeichnet und aufbe-
a 4haͤlt.
[]Vorrede des Verfaſſers.
haͤlt. Auf ſolche Weiſe kann die Nachwelt,
von dieſem Zeitpunkte an, die Graͤnzen der
menſchlichen Wiſſenſchaft mit leichterer Muͤhe
und auf eine anſtaͤndigere Art erweitern, in-
dem es ſich von ſelbſten offenbaret, was ein
jedweder, auſſer denen bekannten alten War-
heiten, noch fuͤr neue Entdekkungen gemacht
habe. Denn es iſt zu vermuthen, daß die
Menſchen ſich kuͤnftig nicht immer mit glei-
cher Schlaͤfrigkeit nur in einen Umkreis ein-
ſchrenken, und beſtaͤndig darinnen beharren
werden, wenn man ſie ſogleich uͤberzeugen
kann, daß die Sachen in der That bereits un-
ſern Vorfahren bekannt geweſen, welche ſie
vor neue Erfindungen ausgeben. Da auch
endlich gar wenig Menſchen ſo groſſen Fleis
ſelbſt anwenden, oder in ſo bequemen Umſtaͤn-
den leben, daß ſie ſelbſt fuͤr ſich Warheiten
erfinden koͤnnen, und doch indeſſen keinem von
den Aerzten die Verrichtungen, ſo im menſch-
lichen Koͤrper geſchehen, ohne ſeinen eigenen
hoͤchſten Schaden unbekannt ſeyn duͤrfen, ſo
wird der Arzeneikunſt allerdings viel Nuzzen
daraus erwachſen, wenn man ſie mit einem
ſolchen Werk verſiehet, aus dem die Anfaͤn-
ger die erſten Grundſaͤzze dieſer vortreflichen
Kunſt ohne Muͤhe erlernen koͤnnen. Und
eben dergleichen Werk habe ich nunmehro aus-
zuarbeiten mir vorgeſezzet. Ehe ich aber die-
ſes unternommen, habe ich bereits lange zu-
vor den groͤſten Theil von meiner Lebenszeit
mit phiſiologiſchen Beſchaͤftigungen zuge-
bracht.
[]Vorrede des Verfaſſers.
bracht. Und ſolchemnach iſt mir auch die
Wichtigkeit des groſſen und beſchwerlichen Ge-
ſchaͤftes, welchem ich mich unterzog, nicht un-
bekannt geweſen, daher ich mich allerdings
gluͤklich ſchaͤzzen werde, wenn ich mich in dem
Stande befinden ſollte, daſſelbe gehoͤriger maſ-
ſen auszufuͤhren.


Wer eine Phiſiologie ſchreibt, der muß die
innere Bewegungen eines thieriſchen Koͤrpers,
die Verrichtungen derer Eingeweide, die Ver-
aͤnderungen der Saͤfte, und die Kraͤfte erklaͤ-
ren, wodurch das Leben erhalten wird, ver-
mittelſt welcher die denen Sinnen mitgetheilte
Geſtalten derer Dinge, der Seele vorgeſtellet
werden; mit was fuͤr Kraͤften die Muskeln
verſehen ſind, die unter der Herrſchaft der
Seele ſtehen; durch was fuͤr Kraͤfte die Spei-
ſen in unſre Lebensſaͤfte, von ſo verſchiedner
Art, verwandelt werden; und wie endlich
dieſe Saͤfte theils zum Unterhalt unſrer Koͤr-
per angewendet werden, theils auch der Ab-
gang des menſchlichen Geſchlechts durch neue
Geburten wieder erſezzet wird. Ein Unter-
nehmen von einem ſehr weiten Umfange, und
welches beinahe fuͤr den Verſtand eines einzi-
gen Mannes allzu gros iſt.


Vorerſt muß man demnach den Bau des
menſchlichen Koͤrpers verſtehen, der aus faſt
unzehlichen Theilen beſtehet. Es kommen
mir diejenigen, welche die Phiſiologie von
a 5der
[]Vorrede des Verfaſſers.
der Zergliederungskunſt trennen wollen, in
der That eben ſo vor, wie gewiſſe Meßkuͤnſt-
ler, welche ſich unterſtehen, die Kraͤfte und
die Verrichtungen einer Maſchine auszurechnen,
daran ihnen weder das ganze Raͤderwerk, noch
die Triebraͤder, ingleichen die Maſſe und die
Materie bekannt ſind. Jch bin von der Mei-
nung dieſer chimaͤriſchen und windigen Bau-
meiſter ſo weit entfernet, daß ich vielmehr
glaube, man koͤnne in der Phiſiologie faſt gar
nichts wiſſen, als was man aus der Zerglie-
derungskunſt erlernt hat. Man wird ſich von
der Warheit deſſen, was ich hier erinnere,
leicht uͤberzeugen koͤnnen, wenn man ſich nur
die Muͤhe nehmen will, die heut zu Tage be-
kannte Einrichtung des menſchlichen Koͤrpers,
mit der Phiſiologie des Fernelius, oder des
Caſpar Hoffmanns, zu vergleichen. Es be-
ſaſſen dieſe Maͤnner Verſtand, ſie waren in
den Arbeiten unermuͤdet, ſie wußten etwas
von der Anatomie, ſo viel ſie entweder von
den Griechen, oder aus einigen, aber unge-
mein ſparſamen Zergliederungen menſchlicher
Koͤrper, gelernt hatten. Und dennoch blieb
dieſen groſſen Maͤnnern der wahre Lauf des
Blutes, die Art, wie durch das im Auge ge-
brochne Licht das Sehen zuwege gebracht wird,
ferner der Weg, oder die kuͤnſtliche Weiſe,
wie der Milchſaft aus den Speiſen ins Blut
koͤmt, und endlich, wenn man es frei heraus ſagen
darf, beinahe die ganze Phiſiologie noch ein
Raͤthſel.


Es
[]Vorrede des Verfaſſers.

Es iſt aber die Zergliederungskunſt an ſich
eine weitlaͤuftige Wiſſenſchaft, und begreift
viele Theile in ſich; es gehoͤren dahin die
Muskeln, die Knochen, die aͤuſſere Umklei-
dung der Eingeweide, ihre Lage, und wie
ſich gewiſſe Theile gegen andere verhalten;
ferner gehoͤret hieher, die erſt zu unſren Zei-
ten ausfindig gemachte Beſchreibung der
Schlagadern und der Blutadern; der nicht
voͤllig ausfuͤndig gemachte und deutlich entdek-
te Labyrint derer Nerven, und endlich die ſub-
tilere Zerlegung der kleinen Theile, woraus
die Eingeweide, die Druͤſen, und andre of-
fenbar in die Augen fallende Theile des thie-
riſchen Koͤrpers zuſammengeſezzt ſind.


Es iſt dieſe Arbeit ſo unermeslich groß,
daß manche groſſe Maͤnner ſchon beruͤhmt ge-
worden ſind, wenn ſie nur einen der kleinſten
und leichteſten Theile dieſer Wiſſenſchaft voll-
ſtaͤndig vorgetragen haben. Der Umlauf des
Blutes hat den Namen eines Harvey un-
ſterblich gemacht; Wirſung, oder Whar-
ton,
haben ſich durch ein einziges Gefaͤschen
ein immerwaͤhrendes Andenken geſtiftet. Wol-
te man aber alles durchgehen, und alle Ge-
genden des menſchlichen Koͤrpers in genaue
Betrachtung ziehen, ſo wuͤrde dieſes ſo muͤh-
ſam, und eben ſo wenig zu Stande zu bringen
ſeyn, als wenn man eine ausfuͤhrliche Be-
ſchreibung von allen Doͤrfern, Fluͤſſen, Thaͤ-
lern, und Huͤgeln einer weitlaͤuftigen Land-
ſchaft
[]Vorrede des Verfaſſers.
ſchaft verfertigen wollte. Das Leben der
Menſchen iſt an ſich kurz, und das Leben ei-
nes Zergliederers iſt noch kuͤrzer, indem
daſſelbe gemeiniglich durch einen fruͤhzeitigen
Tod abgekuͤrzet, oder durch eine andre Le-
bensart, oder wenigſtens durch andere buͤr-
gerliche Bedienungen, geſtoͤhret und unruhig
gemacht wird. Man koͤnnte auch wohl, ſo
gar durch Berechnungen, deutlich zeigen, daß
es nicht moͤglich ſey, innerhalb zwanzig Jah-
ren alle Theile des thieriſchen Koͤrpers vollſtaͤn-
dig abzuhandeln; wenn man auſſerdem noch
die Mannigfaltigkeit mit auf die Rechnung
ſezzte, welche in Anſehung der Bildung derer
Theile vorkommt, und die man erſt nach wie-
derholten Erfahrungen recht genau muß er-
kennen lernen, wofern man nicht blos mit ei-
nem Theile des Wahren zufrieden ſeyn, und
in beſtaͤndiger Furcht vor dieſem ſo gemeinen
Fehler beharren will, in den uns die bloſſe
Beobachtung eines einzigen Beiſpiels zu ſtuͤr-
zen pflegt. Vermoͤge dieſes Fehlers pflegen
wir oftermals das vor wahr zu halten, was
nur hoͤchſt ſelten wahr iſt, und davon ein ge-
genſeitiger Bau oͤfterer vorkommen, und alſo,
wegen der Menge derer Abaͤnderungen, fuͤr
eine wirkliche Abſicht der Natur angeſehen
werden kann. Wollte uns jemand, da wir
dieſe Schwierigkeiten eingeſtehen, widerſpre-
chen, ſo kann er nur den Verſuch machen, ei-
ne Geſchichte der Nerven zu ſchreiben, und
denn mag er nach zehn Jahren noch fortfah-
ren,
[]Vorrede des Verfaſſers.
ren, dieſem unſern Geſtaͤndnis ferner zu wi-
derſprechen, wenn er anders alsdenn gegruͤn-
dete Urſache dazu findet. Denn von dieſer
Bemuͤhung iſt ſeit hundert Jahren, durch die
vereinigte Arbeiten auf ſo gar vielen oͤffentli-
chen Zergliederungsſaͤlen, kaum etwas tuͤch-
tiges und vollſtaͤndiges bekannt geworden,
wenn ich die Geſchichte des fuͤnften und ſieben-
den Nervenpaares, die uns der vortrefliche
Meckel geliefert, und die von dem gelehrten
Zinn beſchriebenen Augennerven, ausnehme.


Jnzwiſchen wird dennoch, aus der Zerglie-
derung derer menſchlicher Koͤrper allein, noch
keine vollſtaͤndige Phiſiologie zu erhalten ſeyn.
Jch werde es taͤglich mehr als zu deutlich ge-
wahr, daß man uͤber die Verrichtung der mei-
ſten Theile eines belebten Koͤrpers kein gruͤnd-
liches Urtheil faͤllen koͤnne, wenn uns nicht
vorher auch der Bau dieſes Theiles ſowol am
Menſchen, als an verſchiednen vierfuͤßigen
Thieren, an den Voͤgeln, den Fiſchen, und
oftermals auch an den Jnſekten vorher be-
kannt iſt. Es wird, zum Exempel, von der
Galle der Leber, und von der in der Gallen-
blaſe befindlichen gehandelt. Man zweifelt,
ob ſie voͤllig und ganz allein in der Leber, oder
ob ſie ganz allein in der Gallenblaſe zubereitet
werde, oder ob ein Theil derſelben in gedach-
tem Eingeweide, und ein andrer Theil wieder
in dem erſtgemeldeten Behaͤltniſſe, hervorge-
bracht werde. Nun wuͤrde es in der That un-
gemein
[]Vorrede des Verfaſſers.
gemein ſchwer werden, dieſen Streit blos nach
demjenigen zu entſcheiden, was man in einem
menſchlichen Leichnam wahrnimt: wir neh-
men aber hierbei die Thiere zu Huͤlfe. Und
dieſe zeigen uns erſtlich, daß viele von denen
groſſen Thieren blos in der Leber, und ohne
daß ſie zugleich eine Gallenblaſe haben, eine
recht gute Galle zubereiten. Hernach bemer-
ken wir, daß kein Thier eine Gallenblaſe ha-
be, wo nicht auch eine Leber dabei befindlich
iſt: und daß keins eine von der Leber derge-
ſtalt abgeſonderte Gallenblaſe bekommen habe,
daß dieſe letztere nicht ſollte entweder mit der
Leber ſelbſt verwachſen ſeyn, oder vermittelſt
ihres Ausfuͤhrungsganges mit derſelben eini-
ge Gemeinſchaft unterhalten ſollte. Man ſie-
het demnach hieraus, daß zur Zubereitung
der Galle ohnumgaͤnglich die Leber erfordert
werde, und daß hingegen hierzu keine Gal-
lenblaſe noͤthig ſey, mithin alſo dieſelbe in die-
ſem letzten Theil nicht hervorgebracht werde,
ſondern aus der Leber erſtlich in denſelben ge-
lange. Jnzwiſchen habe ich ſonſten noch al-
lerlei nuͤzliche Anwendungen aus der verglei-
chenden Zergliederungskunſt, von eben ſolcher
Beſchaffenheit, die hier aber vielleicht zu ſub-
til ſeyn moͤchten, in meinem ganzen Werke
mit untergeſtreuet.


Man muß demnach Thiere zergliedern.
Es wuͤrde aber dazu keinesweges hinlaͤnglich
ſeyn, daß man nur todte zerlegte, ſondern
man
[]Vorrede des Verfaſſers.
man mus auch lebendige oͤfnen. Ein tod-
ter Koͤrper hat keine Bewegung, mithin
mus man alle Bewegungen bei einem leben-
digen Thiere unterſuchen. Es gehet aber
die ganze Phiſiologie mit der innern und
aͤuſſern Bewegung des belebten Koͤrpers um.
Folglich kann man, um den Umlauf des Blu-
tes, um die ſubtilern Bewegungen deſſelben
einzuſehen, um das Athemholen, den Wachs-
thum des Koͤrpers und der Knochen, die wurm-
foͤrmige Bewegung der Gedaͤrme, und den
Weg des Speiſeſafts zu erforſchen, ohne ei-
ne Menge lebendiger Thiere um das Leben
zu bringen, niemals etwas fruchtbarliches
ausrichten. Es hat ſehr oft ein einziger
Verſuch manche muͤhſame Erdichtungen,
darauf man ganze Jahre verwendet gehabt,
auf einmal widerlegt.


Dieſe Grauſamkeit hat aber auch einer
wahren und gegruͤndeten Phiſiologie mehr
wirklichen Nuzzen verſchaffet, als faſt von
allen uͤbrigen Kuͤnſten zu erwarten iſt, un-
ter deren Beiſtande unſre Wiſſenſchaft zuge-
nommen hat. Hiernaͤchſt hat aber auch die
Eroͤfnung ſolcher Koͤrper, die an Krankhei-
ten verſtorben, ihren guten Nuzzen.


bGe-
[]Vorrede des Verfaſſers.

Geſezzt, man habe einem oder dem andern
Theile des Koͤrpers, nach der eingefuͤhrten
Meinung, ſeine gewiſſe Verrichtung beige-
legt, und man verlange zu wiſſen, ob dieſes
auch wirklich ihr wahres Amt ſey, das man
ihnen gewoͤhnlicher maſſen zueignet; ſo wird
man ſolches niemals mit voͤlligerer Gewis-
heit beſtimmen koͤnnen, als wenn man ſolche
Koͤrper eroͤfnet, in denen dieſer Theil verdor-
ben geweſen. Jſt nun dieſe Verrichtung un-
veraͤndert geblieben, da ſolches Werkzeug mit
einem Fehler behaftet war, ſo muß daſſelbe
ohnſtreitig denjenigen Nuzzen, den man ihm
zugeſchrieben hat, nicht leiſten. Wofern hin-
gegen in einem ſolchen Koͤrper diejenige
Function gemangelt hat, deren Werkzeug,
dem man dieſelbe zugeſchrieben hat, verdor-
ben iſt, ſo laͤſſet ſich hoͤchſt wahrſcheinlich
daraus ſchlieſſen, daß die bisher unterlaſſene
Verrichtung wirklich dieſem Theile zugekom-
men ſey.


Da auch ferner diejenigen Bewegungen,
worauf ſich die ganze Phiſiologie gruͤndet,
in denen kleinſten Theilgen oder ſogenannten
Elementen des Koͤrpers geſchehen, und unſre
Augen eigentlich nur zu den Angelegenheiten
dieſes Lebens, und um dasjenige in der Fer-
ne voraus zu ſehen, was unſerm Koͤrper
Nuz-
[]Vorrede des Verfaſſers.
Nuzzen oder Nachtheil bringen kann, ge-
ſchaffen ſind, ſo muͤſſen wir daher ohnum-
gaͤnglich unſern Geſichte durch Vergroͤße-
rungsglaͤſer zu Huͤlfe kommen, wenn wir
dieſe Kleinheiten genau erforſchen wollen.
Ohne dergleichen erhaben geſchliffne Glaͤſer
koͤnnen wir uns weder von der Geſtalt derer
Blutkuͤgelchen, und ihrer wirbelhaften Be-
wegung, noch von den belebten Gaͤſten in dem
maͤnnlichen Saamen, ingleichen auch der ſo
bewundernswuͤrdigen Schoͤnheit des menſch-
lichen Auges, von dem Zunehmen und
Wachsthum derer Knochen, oder von den
meiſten andern Verrichtungen des thieriſchen
Lebens, einige deutliche Begriffe machen.


Jch uͤbergehe hier die kuͤnſtlichen Huͤlfs-
mittel bei den Zerlegungen derer Thiere, als
das Einſprizzen, die Auftrokknung, und was
dahin mehr einſchlaͤgt, das man ſonſt als ei-
nen zu der Zerlegung gehoͤrigen Theil anſe-
hen koͤnnte, ohnerachtet die Anzahl dieſer
kuͤnſtlichen Handgriffe ſo groß iſt, und dieſel-
ben an ſich ſo muͤhſam ſind, daß ſie nicht nur
ſehr viele Zeit wegnehmen, ſondern auch ſchon
fuͤr ſich ganz allein denenjenigen, die ſie aus-
geuͤbet, einen beſondern Ruhm zuwege ge-
bracht haben.


b 2Bei
[]Vorrede des Verfaſſers.

Bei allen dieſen kuͤnſtlichen Handgriffen
wird ein gewiſſer Erfindungsgeiſt erfordert,
den man in der Kuͤrze nicht wohl beſchreiben
kann, und den die Natur nur wenigen Sterb-
lichen verliehen hat. Man mus ohne Vor-
urtheil das Werk angreifen, und nicht in der
Abſicht das zu ſehen, was uns ein bewaͤhr-
ter Schriftſteller bereits beſchrieben hat; ſon-
dern mit dem Vorſaz, dasjenige zu ſehen,
was die Natur ſelbſt hervorgebracht hat.
Man mus den vorhabenden Theil, zum
Exempel ein Eingeweide, erſtlich in ſeiner
natuͤrlichen Lage, und mit ſeinen Verbindun-
gen betrachten. Dieſes war der allgemeine
Fehler, den die Zerleger des verfloßenen
Jahrhunderts begiengen, da ſie dieſe Be-
trachtung unterlieſſen. Man mus alle Thei-
le an dieſem Eingeweide, die Schlag- und Blut-
aͤderchen, die zarteſten Nerven, alle ſeine
Grenzen und Umriſſe unterſuchen, und mit
vieler Gedult beſchreiben: und alsdenn erſtlich
das ganze Eingeweide von ſeinen zelligen
Baͤndern abloͤſen, und ganz langſam von de-
nen benachtbarten Theilen abſondern, damit
man es allmaͤhlich reinigen koͤnne. Man mus
aber auch wohl acht haben, was man etwa,
indem ein ſolcher Theil geſaubert wird, weg-
geworfen habe. Endlich mus man dieſes voͤl-
lig frei gemachte Eingeweide ganz allein,
nach
[]Vorrede des Verfaſſers.
nach allen ſeinen Flaͤchen und Geſtalten, von
innen und auſſen genau betrachten. Oefters
wird es ſehr nuͤzzlich ſeyn, wenn man das
Zellgewebe von allen Seiten abloͤſet: auf ſol-
che Weiſe verwandeln ſich die Saamenblaͤs-
chen, wenn man dieſes Gewebe auf die Seite
ſchaft, in einen einzigen kleinen, aber aeſti-
gen Darm; der Sammelkaſten des Nah-
rungsſafts verwandelt ſich nicht in Beutel-
chen, ſondern in Flieswaſſerkanaͤle: die Ober-
hode entwikkelt ſich ſolchergeſtalt in ein einzi-
ges kleines Gefaͤſſe. Es wird aber auch oft
ſeinen beſondern Nuzzen haben, wenn man
zugleich das Maaß von unbeſchaͤdigten Thei-
len, von unverzerrten Winkeln, und von
den Durchmeſſern derer Gefaͤſſe nimt.


Die Einweichung im Waſſer thut eben
das, und ſtellet die Membranen unter der
Geſtalt ihrer urſpruͤnglichen Stoffe wieder
dar. Das Einblaſen dehnet das Zellgewebe
erſtaunlich aus, und entdekket daſſelbe an
ſolchen Orten, wo man gewis keins vermu-
thete. Doch ich ſehe hier kein Ende vor
mir.


Alle dieſe Verſuche beruhen auf einem ge-
wiſſen Grundgeſezze, deſſen Vernachlaͤßigung
bisweilen den groͤſten Maͤnnern Nachtheil
b 3gebracht
[]Vorrede des Verfaſſers.
gebracht hat. Es mus nie ein Verſuch, oder
eine Behandlung, nur ein einziges mal an-
geſtellt werden; und es laͤſt ſich die Wahrheit
niemals anders, als aus dem unveraͤnderli-
chen Erfolge wiederholter Erfahrungen, er-
kennen. Bei denen Verſuchen miſchen ſich
viele fremde Zwiſchendinge mit ein; alle die-
ſe verſchwinden wieder, wenn man den Ver-
ſuch wiederholt, weil ſie nicht dazu gehoͤren,
und die unveraͤnderten Dinge bleiben nur
allein uͤbrig, welche darum immer wieder
eben ſo erſcheinen, weil ſie aus der Natur
der Sache ſelbſt herflieſſen. Es iſt aber auch
die Natur veraͤnderlich, und es offenbaret
ſich erſt ihre rechte Abſicht und Geſinnung
bei dergleichen Wiederholungen. Es iſt die-
ſes Geſezze, welches in den vorigen Zeiten
noch wenig bekannt war, vornaͤmlich durch
den Morgagni bei der Zergliederungskunſt
eingefuͤhret worden.


Die Scheidekunſt iſt eine Gattung von
der Zergliederungskunſt. Denn wie dieſe
die feſten Theile eines belebten Koͤrpers in
ihre kleinſten Theilgen zerlegt, ſo ſcheidet die
Faͤulung, das Feuer, und die beigemiſchten
Fluͤßigkeiten, deren Wirkſamkeit bekannt iſt,
von denen Saͤften ihre Salze, ihre Oele,
und ihr Waſſer ab. Solchemnach entdekket
die
[]Vorrede des Verfaſſers.
die Scheidekunſt ganz allein die wahre Be-
ſchaffenheit des Blutes, der Milch, des Harns
und der Galle, ob ſie naͤmlich fett, gelinde,
laugenhaft, oder von andrer Art ſey. Man
muß aber auch allezeit wohl bedenken, was
das Feuer, oder die Faͤulung vor eine groſſe
Kraft haben, die Koͤrper zu veraͤndern, und
darf daher nicht ſo unbedachtſam ſchlieſſen,
daß in unſren Saͤften diejenigen Salze ſchon
vorher waͤren vorhanden geweſen, die das
Feuer aus denenſelben hervorgebracht hat.


Da aber die geſamte Phiſiologie eine Er-
zaͤhlung von denen Bewegungen iſt, die eine
beſeelte Maſchine beleben, und da ferner alle
Bewegungen ihre beſondern Geſezze haben,
nach welchen ſie verrichtet werden, ſo ſiehet
man daraus, warum man gegen den Beſchlus
des vorigen Jahrhunderts die mechaniſchen,
hidroſtatiſchen, und hidrauliſchen Saͤzze in
die Phiſiologie aufgenommen hat. Es aͤuſ-
ſern ſich zwar in dieſen Kuͤnſten, auſſer ih-
rem Nuzzen, freilich auch viele Schwierig-
keiten, und wenn man alles zuſammen rech-
net, was etwa ſowol boͤſes, als gutes, von
denen Verehrern dieſer Kuͤnſte aus denenſel-
ben in die Phiſiologie iſt eingefuͤhret worden,
ſo werden ſich vielleicht Leute finden, welche
uns zum Verluſte des Guten noch Gluͤk
b 4wuͤn-
[]Vorrede des Verfaſſers.
wuͤnſchen moͤchten, wenn wir zugleich von
dem Boͤſen auch wieder befreiet werden koͤnn-
ten. Denn es kommt bei der thieriſchen Ma-
ſchine vieles vor, das von den gemeinen me-
chaniſchen Geſezzen weit abweichet: naͤmlich
ſtarke Bewegungen, die von geringen Urſa-
chen erreget ſind: ſchnelle Umlaͤufe der Saͤf-
te, die ſich durch ſolche Urſachen ſehr wenig
vermindern laſſen, durch welche ſie, nach
den angenommenen Geſezzen, haͤtten gehem-
met werden muͤſſen: Bewegungen, die ſich
von voͤllig unbekannten Urſachen mit ein-
ſchleichen: heftige Bewegungen, die von
ſchwachen Faſern herfuͤrgebracht ſind: Ver-
kuͤrzungen der Faſern, die alle Rechnungen
uͤberſteigen, und was dergleichen mehr iſt.


Jch halte darum keineswegs davor, daß
ſolche Geſezze gleichwol ſolten verworfen wer-
den, nach welchen ſich die bewegenden Kraͤf-
te, auſſerhalb dem thieriſchen Koͤrper, rich-
ten muͤſſen: ich verlange nur, daß man ſie
nie bei unſren belebten Maſchinen anwenden
ſolle, woferne die Verſuche nicht damit uͤber-
einſtimmen. Denn man kann leichtlich, auch
nur aus dem einzigen Beiſpiel erſehen, daß
der Zuſtand eines flieſſenden Waſſers, das
ſich in Roͤhren befindet, die zu ſeiner Bewe-
gung nicht das mindeſte beitragen, ganz an-
ders
[]Vorrede des Verfaſſers.
ders muͤſſe beſchaffen ſeyn, als wenn das
Waſſer durch belebte Kanaͤle gefuͤhret wird,
welche auf verſchiedne Weiſe, nicht nur ih-
ren, Saͤften eine neue Geſchwindigkeit bei-
bringen, ſondern auch hinwiederum ihrem
Laufe gegenſeitige Kraͤfte entgegen ſtellen.


Damit auch, zweitens, Anfaͤnger nicht
etwa durch eine Furcht moͤgen abgeſchrekkt
werden, wenn ſie ſich einbilden, daß ſie
durch die langen und verwikkelten Rechnun-
gen zu einem ehrerbiethigen Stillſchweigen
wuͤrden genoͤthiget werden, ſo koͤnnen ſie,
wenn ſie erſt die Sachen beſſer eingeſehen
haben, daraus leicht abnehmen, daß die
Aufloͤſungen durch Zahlen und Analiſirun-
gen mit wenigerer Muͤhe geſchehen koͤnnen;
und daß hingegen die wahren, und die we-
ſentliche Beſchaffenheit derer Dinge erlaͤu-
ternde Conſtructionen aus der gemeinen Feld-
meßkunſt allein, vermittelſt derer Drei- und
Vierekke, muͤſſen hergenommen werden.
Dieſes allein, und ſonſt nichts weiter, wird
man in des Borellus Werke antreffen, wel-
ches das vollſtaͤndigſte von allen Schriften
iſt, die von mathematiſchen Aerzten her-
ruͤhren; und es iſt beinahe dasjenige, was
Stephan Hales vorgetragen, noch leichter
b 5zu
[]Vorrede des Verfaſſers.
zu verſtehen, wiewohl ſich dieſer mehr auf
Erfahrungen, als auf Rechnungen, gegruͤn-
det hat, nichts deſtoweniger aber gleichſam
die allgemeine Quelle abgiebt, aus welcher
die neuern Schriftſteller der vorbemeldeten
Secte das meiſte herzuholen pflegen.


Jch habe von dieſer ſehr weitlaͤuftigen
Wiſſenſchaft blos die erſten Grundzuͤge ent-
worfen. Es wird aber derjenige, dem man
dieſe Arbeit auferlegt, mit Recht dagegen
einwenden, daß dasjenige, was man von ei-
nem Phiſiologiſten fordert, nicht von einem
einzigen Menſchen koͤnne geleiſtet werden.
Denn es kann einer allein ohnmoͤglich die
Zergliederungskunſt des menſchlichen Koͤrpers,
nach ihren ganzen Umfang, hinlaͤnglich faſ-
ſen; er iſt noch vielweniger im Stande, alle
Thiere zu eroͤfnen, oder die Scheidekunſt mit
denen Zerlegungen zu verbinden, oder allein
die unendliche Menge von Verſuchen uͤber
ſich zu nehmen, welche, um alle Arten von
thieriſchen Bewegungen zu erklaͤren, erfor-
dert werden.


Man mus aber auch deswegen dennoch
nicht ſogleich verzagen. Denn wenn gleich
kein Zergliederer eine hinlaͤngliche Anzahl
von
[]Vorrede des Verfaſſers.
von Koͤrpern zerlegt hat, und ohnerachtet
auch die mehreſten muͤßigen Stunden am al-
lerbeſten der Betrachtung der Natur koͤnnen
gewidmet werden; ſo hat man doch noch ge-
wiſſe Huͤlfsmittel, welche der menſchlichen
Schwachheit, der allzu kurzen Lebenszeit,
und denen nicht allezeit vorhandenen Be-
quemlichkeiten annoch zu ſtatten kommen koͤn-
nen. Vermittelſt der Schiffart erhalten un-
ſere nordliche Laͤnder die Gewuͤrze der Jn-
dianer, die Delicateſſen, ſo ſich unter beiden
Wendezirkeln befinden, und die Arzeneimit-
tel der andern Welt. Eben ſo verſchaffet
uns das Buͤcherleſen eine Menge guter Be-
ſchreibungen von Dingen, nuzzbare Verſu-
che, Eroͤfnungen kranker Koͤrper, die ſich zu
unſren Abſichten ſchikken, und das ohne gar
zu groſſe Koſten, welches alles wir ohnmoͤg-
lich durch unſern eigenen Fleiß wuͤrden al-
lein erhalten koͤnnen. Es oͤfnen ſich zu un-
ſerem Dienſte die Schazzkammern des Al-
terthums, vornemlich aber werden uns die
Entdekkungen dargeboten, die man ſeit de-
nen leztern hundert und zwanzig Jahren ge-
macht hat, und vermittelſt welcher man al-
lerdings in der Erkenntnis der Wahrheit
viel weiter gekommen iſt, als in funfzig
Jahrhunderten vorher. Es liefern uns die
groſ-
[]Vorrede des Verfaſſers.
groſſen Jahrbuͤcher derer Akademien eine
groſſe Menge von mannigfaltigen Verſu-
chen, die eine Privatperſon nicht allemal
nachmachen kann, ingleichen auch ganz ſon-
derbare Geſchichte, welche die Arbeiten von
vielen Jahren auf wenigen Blaͤttern zuſam-
menfaſſen. Solchergeſtalt haben Maͤnner,
die zum Unterſuchen gebohren waren, dieſe
oder jene Koͤrpertheile insbeſondere vorge-
nommen, und bei dieſer Arbeit allen ihren
Fleis und Eifer angewandt, um ſolche voͤllig
zu erſchoͤpfen. Man kann alſo die gute Hof-
nung faſſen, daß man auch diejenigen Ge-
genden des menſchlichen Koͤrpers annoch ge-
nauer werde kennen lernen, die man vorher
nicht anders, als nur fluͤchtig hat uͤberſehen
koͤnnen.


Hier vernehme ich den Widerſpruch de-
rer Buͤcherveraͤchter, welche nichts als neue
Erfindungen leſen wollen, und nie die Na-
men derer Schriftſteller anfuͤhren, ohne ſie
zugleich zu widerlegen. So denkt gemei-
niglich der wizzige und ſcharfſichtige Haufe,
den die Unwiſſenheit in Sprachen oft vom
Buͤcherleſen abſchrekket, der durch die vor-
handene gute Bequemlichkeit, tode Koͤrper
zu eroͤfnen, eingeladen wird, die Natur
ſelbſt
[]Vorrede des Verfaſſers.
ſelbſt reden zu hoͤren, und der endlich
durch einen Eifer ſich hervorzuthun, und die
Begierde nach oͤffentlichen Belohnungen und
akademiſchen Titeln, in Bewegung geſezzet
wird.


Jn ſo weit haben ſie allerdings recht,
wenn ihre Erinnerung ſolche Perſonen ange-
het, welche nur darum leſen, damit ſie ge-
lehrter Maͤnner Schriften durchblaͤttern, die
daher betrogen werden, und andere wieder
betriegen, und die Natur und die Wahr-
heit vor einerlei halten. Sie haben recht,
wenn ſie taͤglich einſchaͤrfen, daß in Dingen,
die man ſelbſt beobachtet, ſich mehr Deut-
lichkeit und mehr Wahrheit zeige, als ſelbſt
in der richtigſten Geſchichte ſolcher Sachen.
Sie haben recht, wenn ſie ſagen, daß durch
das Buͤcherleſen die menſchliche Erkenntnis
keinen neuen Zuwachs erhalte, daß Buͤcher
Schaͤzze ſind, die durch beſtaͤndiges zaͤhlen
nicht vermehret werden: man wende ſich nie-
mals an die Natur allein, um ſich bei ihr
Raths zu erholen, da ſie uns nicht guten
Unterricht gebe; ſie ſey der unerſchoͤpfliche
Quell, aus dem nicht nur die erſten Jahr-
hunderte die Wahrheiten geſchoͤpft, ſondern
auch die Nachwelt dieſelben noch ferner ohne
eini-
[]Vorrede des Verfaſſers.
einigen Abgang erhalten werde. Die Na-
tur allein iſt neu, allein getreu und aufrich-
tig; ſie kann niemals genung, und auch nie-
mals vergeblich verehret werden. Hingegen
wuͤrden dieſe Maͤnner einen uͤbermaͤßigen
Eifer beweiſen, wofern ſie aus dieſen ange-
fuͤhrten Gruͤnden nicht zugeben wollen, daß
man in der That aus Buͤchern einen wah-
ren Nuzzen erhalten koͤnne, und vielleicht iſt
dieſes die Urſache mit, daß ſie in geraumer
Zeit, ſo wenig in der Anatomie, als in der
Phiſiologie, weiter gekommen ſind. Jch ha-
be davon ein Beiſpiel vor mir, einen Mann
der Verſuche macht, und bisweilen wieder-
holt, der auch zugleich in Anſehung ſeines
Verſtandes ſich unter demjenigen Volke her-
vorthut, das ſich ſelbſt durch den Wiz vor
andern erhebt. Allein er lieſet nicht, er
weiß die Gruͤnde nicht, die man vorlaͤngſt
fuͤr und wider eine Sache vorgebracht hat;
er erkennet nicht, mit was fuͤr groſſen, und
ſchon laͤngſtens angefuͤhrten Schwierigkeiten
diejenige Hipotheſe umgeben ſey, die er ſo
kuͤhnlich vortraͤgt. Das Buͤcherleſen leiſtet
eben das, was wir durch die Reiſen erhalten.
Jndem wir die mancherlei Sitten, und die
verſchiedne Gottesdienſte von allerhand Voͤl-
kern, und andre Urtheile uͤber menſchliche
Ange-
[]Vorrede des Verfaſſers.
Angelegenheiten, kennen lernen, ſo begeben
wir uns in der That aus dem kleinen Kreiſe
heraus, in den uns unſre Erziehung, und
die Ehrfurcht fuͤr unſre Lehrer, eingeſchloſſen
hat, und wir lernen, wie wir Gruͤnden, und
nicht dem Anſehn andrer, Beifall geben ſol-
len. Es lieget aber auch in den Buͤchern
eine unbeſchreibliche Menge von Saamen der
Wahrheit hin und wieder zerſtreuet, den wir
bei allen angewandten Fleiß niemalen voͤllig
von ſeinem eignen Boden werden einernden
koͤnnen. Welcher Sterbliche iſt ſo gluͤcklich,
wenn er gleich noch ſo lange lebt, daß er ſo
viele kranke Koͤrper ſollte eroͤfnen koͤnnen?
Wer wird die Eingeweide ſo vieler ſeltnen
und auslaͤndiſchen Thiere unterſuchen koͤn-
nen? und was fuͤr Fleis und Unverdroſſen-
heit wuͤrde zu der Verfertigung derer Ge-
ſchichte von denen ſchwehrſten und verbor-
genſten Gegenden des belebten Koͤrpers erfor-
dert werden, dergleichen wir doch manchen
gluͤcklichen Erforſchern der Natur, deren
Namen wir ſogleich anfuͤhren wollen, in der
That zu danken haben? Wuͤrde man wohl
die Swammerdammiſche, alle menſchliche
Gedult uͤbertreffende ſubtile Verſuche, ent-
behren wollen? wuͤrde man ſich wohl ver-
ſprechen koͤnnen, daß man die Jnſekten eben
ſo,
[]Vorrede des Verfaſſers.
ſo, wie ein Swammerdam, zergliedern, die
Nerven wie ein Mekel, und die Muskeln
wie Albinus entwikkeln moͤchte?


Jch bin zwar wohl uͤberzeuget, daß das
Buͤcherleſen muͤhſam ſey, daß faſt unzaͤhl-
bare Werke, die in verſchiedenen Sprachen
geſchrieben worden, vorhanden ſind, und
daß die meiſten dererſelben viel unnuͤzzes,
und viel wiederholte Sachen enthalten, ja
daß auch die Aufrichtigkeit, und der Fleiß
derer Schriftſteller nicht allemal ſo beſchaf-
fen ſey, daß man buͤndige Folgeſaͤzze darauf
gruͤnden koͤnne. Es wird eine beſtaͤndige Arbeit,
und zugleich auch eine ſtarke, und mit vie-
ler Beſchwerlichkeit verknuͤpfte Beurthei-
lungskraft muͤſſen angewendet werden, um
die wahren Erfolge derer Dinge von den
Fehlern zu reinigen, die ein eingeſogenes Vor-
urtheil, das groſſe Anſehn derer Schulen,
und die Luſt, eine Hipotheſe auszuſchmuͤk-
ken, ſehr oft in denen beſten Schriften hin
und wieder ausgeſtreuet hat. Jndeſſen ge-
het doch das muͤhſame Leſen noch nicht uͤber
die menſchliche Faͤhigkeiten hinaus, und man
hat allerdings Urſache zu hoffen, daß das
Wahre von den Einbildungen werde koͤnnen
unterſchieden werden, wozu dann unſre eigne
Ver-
[]Vorrede des Verfaſſers.
Verſuche uns ſehr behuͤlflich ſeyn koͤnnen.
Denn alſo wird man erkennen, daß derje-
nige ein redlicher Schriftſteller ſey, der am
meiſten den Beifall der Natur erhaͤlt.


Jch habe bisher gezeigt, was ich mir
vor eine Vorſtellung von dem Werke ge-
macht habe, welches ich herauszugeben den
Entſchlus faſſe. Man kann, wo ich nicht
irre, ein groͤſſeres Vertrauen auf einen
Menſchen ſezzen, welcher von ſeinen Pflich-
ten unterrichtet geweſen, und der mit kei-
ner leichtſinnigen Sicherheit ein Werk vor
geringe angeſehen, welches er zu ſchwer fuͤr
ſein Schultern gefunden haben wuͤrde, wo-
ferne er die damit verknuͤpften Schwierig-
keiten vorher aufrichtig erwogen haͤtte.
Jch glaube zwar deswegen dennoch nicht,
daß ich dieſem Werke moͤchte gewachſen ſeyn;
ich werde aber indeſſen dasjenige erzaͤlen,
was ich eigentlich gethan habe, um dazu
nicht ganz und gar untuͤchtig zu bleiben.


Jch habe ſeit dem Jahre 1729. den An-
fang gemacht, uͤber Boͤrhaavens Phiſiolo-
gie Vorleſungen zu halten, Buͤcher von al-
lerlei Arten durchzugehen, und von allen
Auszuͤge zu machen, und dasjenige zu ſamm-
clen,
[]Vorrede des Verfaſſers.
len, was ich zu dergleichen Commentarien
nuͤzlich zu ſeyn erachtete. Jch habe ſehr oft
in Buͤchern, die hierzu gar nicht gehoͤren,
in Reiſebeſchreibungen, und in der Civilge-
ſchichte, Sachen angetroffen, die ich am ge-
hoͤrigen Orte ſehr gut anbringen konnte.
Jch machte auch oft Verſuche, ich eroͤfnete
Koͤrper von Menſchen und Thieren. Endlich
habe ich auch nicht unterlaſſen, mich des
oͤffentlichen Zergliederungsſaales, der mir
von der Republik erlaubet worden, zu mei-
nen Abſichten zu bedienen.


Jch ward im Jahre 1736. nach Goͤttin-
gen berufen, ich brachte auf dieſer hohen
Schule ſiebenzehn Jahre zu, und ich haͤtte
mein Leben an keinem andern Orte beſchlieſ-
ſen wollen, wofern mich nicht mein ſchwaͤch-
licher Geſundheitszuſtand befuͤrchten laſſen,
daß mein Leben nicht nur in wenigen Jah-
ren dem gemeinen Beſten ganz unnuͤzze wer-
den, ſondern auch vor der Zeit zu Ende
laufen wuͤrde. Jch habe alſo an gedach-
tem Orte, durch die Vorleſungen und das
Zerlegen der Koͤrper, meine Kenntnis um
ſehr vieles vermehret. Von menſchlichen
Leichnamen habe ich beinahe dreihundert
und funfzig eroͤfnet, und von lebendigen
Thie-
[]Vorrede des Verfaſſers.
Thieren mehr, als ich, ohne in den Ver-
dacht der Ruhmbegierde zu fallen, erzaͤlen
darf. Was ich daran beobachtet, habe ich
in mein Handbuch aufrichtig eingetragen.
Als ich uͤber Boͤrhaavens Vorleſungen et-
was zu fruͤhzeitige, und alſo mit Recht un-
vollkommene Erklaͤrungen verfertigte, ſo
habe ich wenigſtens von dieſer Arbeit den
Nuzzen gehabt, daß ich dadurch erkannte,
was fuͤr Theile in der Zergliederungskunſt,
und welche Verſuche noch vollkommener aus-
gearbeitet werden muͤſten. Jch merkte dieſe
Zweifel in meinen Aufſaͤzzen an, und be-
diente mich ihrer bei der naͤchſten Gelegen-
heit, bis mir die Natur uͤber die Fragen,
die man mir vorlegte, ein Genuͤgen that.


Nachgehends, da die hohe Schule ohn-
gefehr ſeit dem Jahre 1746. recht zu bluͤhen
anfing, und ſehr viel auserleſene junge
Leute, aus verſchiedenen Laͤndern, nach
Goͤttingen kamen, ſo hatte ich das Gluͤck,
dieſe Gelegenheit mir zu Nuzze zu machen.
So oft jemand um die mediciniſche Wuͤrde
anhielte, und zu dem Ende eine Probe-
ſchrift auszuarbeiten im Begriffe ſtand, ſo
war es mir leicht, ihn zu uͤbereden, daß er
ſich ein ſchweres Stuͤk aus der Zergliede-
c 2rungs-
[]Vorrede des Verfaſſers.
rungskunſt zum Vorwurf nahm, und wo-
zu er faſt zween ganze Winter anwenden
muſte. Es gereichte dieſer Vorſchlag nicht
nur denen Candidaten zur beſondern Ehre,
ſondern ich ſelbſt konnte meine eigne Zerglie-
derungen ins kurze faſſen (*). Man koͤnnte
in der That auf keine andere Weiſe naͤher
zu der Vollkommenheit derer anatomiſchen
Kentniſſe gelangen, als wenn man dieſen
guten Rath auf einer hohen Schule, die mit
allen Bequemlichkeiten dazu verſehen waͤre,
viele Jahre, und durch ganze Jahrhunderte
befolgte, und auſſerdem noch, wie in Goͤt-
tingen, eine Ruhmbegierde und beſondere
Nacheiferung, nebſt einer oͤffentlichen Be-
lohnung, dieſe gute Abſicht unterſtuͤzte.


Nach-
[]Vorrede des Verfaſſers.

Nachdem ich wieder in Bern angelanget
war, und hierauf die Geſundheit in meinem
Vaterlande wieder erlanget hatte, anbei
aber auf einmal mich der Gelegenheit be-
raubt ſahe, Coͤrper zu zerlegen, ſo muſte ich
mich an die Verſuche halten, die mir nur
allein noch anzuſtellen moͤglich waren. Nach-
dem ich alſo an lebendigen Thieren die Be-
wegung des Herzens, und das Athemholen,
vornaͤmlich aber in den Jahren 1754, 1755,
1756 und 1757, den Lauf des Blutes durch
die hellen Gefaͤſſe, an den Thieren die kal-
tes Blut haben, und die Erſcheinungen am
klopfenden Huͤnchen, nebſt der Bildung der
Knochen an dem im Ey befindlichen Vogel,
mittelſt vieler Erfarungen verfolgt habe, ſo
muß ich eine andere Zeit ausſezzen, die
Verſuche zu wiederholen, welche zu der Ge-
ſchichte der Erzeugung, und den erſten
Grundlagen der Bildung derer Thiere gehoͤ-
ren. Es wird der Leſer, wenn er dieſe
Vorrede in die Haͤnde bekoͤmmt, bereits
vier Theile von dieſen Verſuchen (*) aus
c 3der
[]Vorrede des Verfaſſers.
der Preſſe erhalten haben, worinnen die
Zeugniſſe und Beweiſe meiner behaupteten
Meinung beiſammen befindlich ſind.


Jch habe alſo hiermit meinen eignen
Vorrath angezeiget, ich halte aber davor,
daß derſelbe noch nicht hinlaͤnglich ſey.
Denn ich weiß mehr als zu wohl, daß am
menſchlichen Coͤrper verſchiedene kleine Theil-
gen vorkommen, die ich weder oft genung, noch
mit hinlaͤnglichen Fleiß unterſucht habe,
oder, auf welche ich nicht alle die nothwen-
digen und beſchwerlichen Behandlungen habe
wenden koͤnnen, durch deren Beihuͤlfe ſie
ſich allein entdekken laſſen. Jch habe auch
ſogar einige Verſuche hinweglaſſen muͤſſen,
welche einen Vorrath von Jnſtrumenten er-
fordern, der fuͤr mein Vermoͤgen zu koſtbar
iſt: von ſolcher Art ſind diejenigen, die zur
Erklaͤrung des Lichtes und der Farben ge-
hoͤren.


Jch

(*)


[]Vorrede des Verfaſſers.

Jch habe aber auch nicht immer den
Bau der Thiere oft und ſorgfaͤltig genug
unterſuchen koͤnnen, wiewohl ich dieſem Feh-
ler taͤglich, ſo viel in meinen Kraͤften ſtehet,
abzuhelfen ſuche. Es werden auch Leute
auftreten, die von einem Schuͤler des Jo-
hann Bernoulli eine groͤſſere Erfarung in
der tiefſinnigen Analiſirung verlangen. Sol-
chemnach hat man alſo, bei der Armut eigner
Faͤhigkeiten, ſuchen muͤſſen ſich mit fremden
Guͤtern zu helfen. Wenn ich einige kleine
Theile des menſchlichen Koͤrpers nicht auf
das genaueſte habe unterſuchen koͤnnen, ſo
habe ich den Mangel aus dem Albinus,
dem Ruyſch, und andern ſichern Quellen
erſezzet, indem ich in dieſen Sachen wenig-
ſtens ſo weit erfahren bin, daß ich nicht
leicht kann hintergangen werden. Die zur
Naturlehre gehoͤrigen Verſuche habe ich aus
dem J. Theophilus Desaguliers, aus dem
Smith, und Muſchenbroek entlehnt. Wo
ich mich aber voͤllig verlaſſen geſehen, da
habe ich die Luͤkken dadurch auszufuͤllen ge-
ſucht, daß ich frei geſtanden, ich ſey hier
mit keinen weitern Nachrichten verſehen.


Nun iſt noch uͤbrig, nachdem ich meine
Bemuͤhungen, und das Unternehmen bei die-
c 4ſem
[]Vorrede des Verfaſſers.
ſem Werke bereits angezeiget habe, daß ich
auch noch melde, was ich von meinen Ma-
terialien vor einen Gebrauch gemacht habe.
Alle Beſchreibungen, die ich nach der Na-
tur gemacht, habe ich aus meinem Hand-
buch genommen; alle Geſchichte, wenn de-
ren viele waren geſammlet worden, welches
faſt durchgaͤngig geſchehen iſt, habe ich, ſo
viel es ſich hat thun laſſen, in eine ein-
zige zuſammenzuziehen geſucht.


Bisweilen habe ich dasjenige hinzuge-
fuͤgt, was andre noch auſſer dem meinigen
beobachtet. Jch habe viele Stellen der
Schriftſteller angezeiget, mehrentheils aus
der Abſicht, damit einem jeden ſeine gehoͤri-
ge Ehre erzeiget werde. Denn ich habe es
ſchon laͤngſt vor ſchaͤndlich, und einem redli-
chen Manne unanſtaͤndig gehalten, wenn
ich, durch Verſchweigung des rechten Erfin-
ders, mir dasjenige zueignen wolte, was an-
dre vor mir, durch ihre eigne Bemuͤhung,
entdekket haben. Sehr oft habe ich nur die
Schriftſteller angezeigt, die mit mir eines
Sinnes geweſen, bisweilen aber auch dieje-
nigen, welche anders, als ich, gedacht haben,
weil ich nicht gerne andere zu widerlegen
pflege, und auf alle Weiſe Streitigkeiten zu
vermeiden ſuche. Jch verlange aber darum
nicht, daß man die Stellen derer Schriftſteller,
die ich anfuͤhre, fuͤr die Quellen meiner Beſchrei-
bun-
[]Vorrede des Verfaſſers.
bungen anſehen ſoll, indem ich ſchon von ſelbſt
es anzeigen werde, ſo oft ich ſie wirklich daraus
hergenommen habe.


Bisweilen habe ich mich mit Fleis in eine
hiſtoriſche Unterſuchung, uͤber die eigentlichen
Erfinder, um deswillen eingelaſſen, damit das
Gemuͤt des Leſers, wenn es durch das Nachden-
ken bei denen Subtilitaͤten in etwas abgemat-
tet worden, durch einen leichten Vortrag wie-
der aufgemuntert werde.


Bei der Beſchreibung derer Theile des thie-
riſchen Koͤrpers habe ich mich etwas kuͤrzer er-
klaͤret, als wol einige derer Neuern zu thun
pflegen. Denn die weitlaͤuftige Beſchreibung
aller Kleinigkeiten verurſachet gemeiniglich ei-
nen unvermeidlichen Ekel, zumal da ſie auſſer-
dem mehrenteils keinen ſonderlichen Nuzzen
haben. Hingegen werde ich andern bei dieſer
Arbeit zu weitlaͤuftig vorkommen. Wer kan
aber wol das rechte Maas beſtimmen?


Jch habe eigentlich den menſchlichen Koͤr-
per beſchrieben, mit deſſen Zergliederung ich
mich ſo viele Jahre beſchaͤftiget, daß ich ſeinen
Bau nicht blos zu ſehen bekommen, ſondern
auch ſo oft, und unter einer ſolchen Menge
von Verſuchen in Augenſchein genommen,
daß ich mehrentheils habe anzeigen koͤnnen,
was daran beſtaͤndig vorhanden, was zum oͤf-
tern, und was ſehr ſelten vorkoͤmt. Jch habe
die Gruͤnde hinzugefuͤget, auch zugleich die
c 5Aehn-
[]Vorrede des Verfaſſers.
Aehnlichkeiten an denen Thieren gezeiget, ja
ſogar mich dererſelben bei der Erklaͤrung des
ſubtilern Baues bedienet, wobei ich aber jeder-
zeit erinnere, ob die Beſchreibung von einem
Thier, oder von dem Menſchen hergenommen
ſey. Denn ich werde immer mehr und mehr
uͤberzeuget, daß die Grundſtoffe des Koͤrpers,
und was nur einigermaſſen ſubtiler iſt, bei ver-
ſchiedenen vierfuͤßigen Thieren in der That auf
einerlei Art gebauet ſey, und daß hingegen die
groͤſſern und groͤbern Theile nach den Verrich-
tungen verſchieden ſind, die der Schoͤpfer ei-
ner jeden Art von Thieren verordnet hat.


Jch kan hiernaͤchſt leicht einſehen, daß ſich,
ſo oft ich von andern Schriftſtellern Verſuche,
oder andere nuͤzliche Auszuͤge entlehnt habe,
wegen der Vielheit der Dinge, wegen des Zeit-
mangels, oder zur ungelegenen Zeit erfolgten
Hinderungen, mehrmalen Fehler in Anſehung
der angefuͤhrten Blatſeiten, etwas ſeltener aber
irrige Zeugniſſe uͤber die Sachen ſelbſt, in mein
Werk haben einſchleichen koͤnnen. Wegen die-
ſes Verſehens, das ſich ſchwerlich von menſch-
lichen Werken trennen laͤſſet, bitte ich uͤber-
haupt um Vergebung; ich hoffe auch dieſelbe,
theils von der guͤtigen Nachſicht der Leſer, theils
weil die Fehler ſelbſt nur geringe ſind, gewiß zu
erhalten. Denn diejenigen Zeugniſſe, die von
groͤſſerer Wichtigkeit ſind, und auf deren Rich-
tigkeit ſich ein Lehrſaz gruͤndet, oder, ſobald ſie
wider-
[]Vorrede des Verfaſſers.
widerlegt ſind, auch voͤllig hinwegfaͤllt, habe ich
insgeſamt, bei der Ausbeſſerung meines Wer-
kes, mit denen Buͤchern ſelbſt zuſammengehal-
ten, und dadurch bekraͤftiget. Von Krankheiten
aber oder Verſuchen, habe ich mehrentheils
nur in dieſen Anfangsgruͤnden eine kurze An-
zeige gethan, nicht aus der Urſache, daß mir et-
wa nicht bewuſt waͤre, daß ausfuͤhrlichere Ge-
ſchichte mit ihrer angenehmen Abwechſelung
beluſtigen: ſondern weil ich mich in acht neh-
men muſte, daß mein Werk theils nicht zu un-
geheuer gros wuͤrde, und theils ſich nicht uͤber
die Grenzen meines Lebens hinaus erſtrekken
moͤchte.


Jch habe mich befliſſen, verdiente Maͤnner
zu loben, und keinen Menſchen zu nahe zu tre-
ten. Jch folge der Wahrheit allein, und es hat
mich niemals mein Herz, aber ohne Zweifel oft
die allen Menſchen gemeine, und meine eigne
Schwaͤche, dahingeriſſen. Jch habe keine Hipo-
theſe angenommen, um ſie noch weiter auszu-
ſchmuͤkken. Meine ſtaͤrkſte Beſtrebung iſt dahin
gegangen, die Dinge einfaͤltig, obgleich etwas
umſtaͤndlicher, als in meinen uͤbrigen Schrif-
ten, vorzutragen.


Es ſind dieſe Anfangsgruͤnde innerhalb ei-
nigen Jahren mit eigner Hand zweimal von
mir, ſowol erſt niedergeſchrieben, als auch her-
nach ins reine gebracht worden, und nachdem
ich ſie an einigen Stellen verbeſſert hatte, ſind
ſie
[]Vorrede des Verfaſſers.
ſie von neuem abgeſchrieben worden. Es kan
aber leicht geſchehen ſeyn, daß, wegen der Entfer-
nung des Buchdrukkers, verſchiedene Fehler
mit untergelaufen ſind, und ich ſehe auch be-
reits aus dem Abdrukke, daß ſolches wirklich ge-
ſchehen: es iſt aber dieſes Uebel nicht zu vermei-
den, wenn der Verfaſſer und der Buchdrukker
ſich in verſchiedenen Staͤdten befinden.


Jch werde dieſes langwierige Werk, ſo viel
es die Geſundheit, die Ruhe, und andere Ge-
ſchaͤfte des buͤrgerlichen Lebens zulaſſen, uner-
muͤdet fortſezzen. Auf dieſen erſten Theil ſoll
der andere, der ſchon lange fertig liegt, und bei
ruhigen Stunden noch einmal durchgeſehen
werden ſoll, naͤchſtens folgen. Der achte wird
das ganze Werk beſchlieſſen. Unterdeſſen ſollen
dieſe Theile ſo eingerichtet werden, daß ſich mit
jedem zugleich eine vollſtaͤndige Abhandlung
von einem Haupttheile der Phiſiologie endiget,
und ſo ſoll alſo, wenn ich nicht ſo lange leben
ſollte, daß ich das ganze Werk zu Ende bringen
koͤnnte, dennoch ohnfehlbar entweder die ganze
Geſchichte des Blutes und der uͤbrigen Saͤfte,
oder aber noch auſſerdem das Athemholen, das
Reden, ſodann das Gehirn, die Muskeln und
Sinnen, ferner die Werkzeuge ſo zur Ver-
dauung derer Speiſen gehoͤren, und endlich die
Werkzeuge der Erzeugung, in eben ſo viel Baͤn-
den, an das Licht treten. Bern, den 28. April
1757.



Erklaͤ-
[]

Erklaͤrung derer Kupfertafeln.


Die erſte Tafel


ſtellet einen aufgeblaſnen Herzbeutel vor, wie
derſelbe an die groſſe Herzgefaͤſſe ange-
wachſen iſt.


Erſte Figur.


Der mit Luft angefuͤllete Herzbeutel aus dem Koͤr-
per eines Kindes, wie er von der vorderen Seite
ſich darſtellet.


  • A. Die groſſe Blaſe des Herzbeutels, in der ſich das
    Herze befindet.
  • B. Die rechte Lunge.
  • C. Die linke.
  • D. Die abſteigende Aorte, die man mit einiger Gewalt
    aus ihrer Lage gebracht, und zuruͤkke gebogen
    hat.
  • E. Das Ende von dem eingepflanzten Schlagader-
    gange.

F. Die
[]
  • F. Die rechte Schluͤſſelſchlagader.
  • G. Die rechte Halsſchlagader.
  • H. Die linke Halsader.
  • I. Die linke Schluͤſſelbeinader.
  • K. Der linke Aſt der Lungenſchlagader.
  • L. Die Lungenblutadern.
  • M. Das rechte Horn des Herzbeutels.
  • N. Der unterſte Theil von deſſen Anhange.
  • O P. Das linke Horn, wie es an den Schlagadergang
    angewachſen, und an den Aortenbogen bei O an-
    gehaͤngt iſt.

Zweite Figur.


Die hintere Seite des Herzbeutels.


  • A. Der Theil, der das Herz in ſich enthaͤlt.
  • B. Die linke Lunge.
  • C. Die rechte.
  • D. Die linken Lungenblutadern.
  • E. Der Schlagadergang.
  • F. Der linke Aſt der Lungenſchlagader.
  • G. Der gemeinſchaftliche Stamm der rechten Hals-
    ſchlagader, und Schluͤſſelſchlagader.

H. Die
[]
  • H. Die linke Halsader.
  • I. Die linke Schluͤſſelſchlagader.
  • K. Die abſteigende Aorte.
  • L. Der rechte Aſt der Lungenſchlagader.
  • M. N. Die rechten Lungenblutadern.
  • O. Das linke Horn vom Herzbeutel, welches an der
    Aorte und dem Schlagadergange feſt haͤngt.
  • P. Das rechte Horn, wie es an der Aorte angewachſen.
  • Q. Der mittlere Theil der Lungenſchlagader, der an
    den Urſprung des linken Aſtes angewachſen iſt.
  • R. Ein Theil vom Herzbeutel, der an die rechten Lun-
    genblutadern angewachſen iſt.
  • S. Die obere Holader.

Die zweite Kupfertafel


ſtellet einen Umriß von dem Herzen, und das
aufgeſchnittene rechte Herzohr von vorne
her vor.


  • A. Die ebene Flaͤche des Herzens.
  • B. Der rechte Sinus, wie er aufgeſchnitten iſt.
  • C. Der Theil von dieſem Sinus, welcher inſonderheit
    das Ohr heiſſet.

D. Der
[]
  • D. Der Eingang zur rechten Herzkammer.
  • E. Die obere Holader.
  • F. Die Aorte.
  • G. H. I. Deren drei Aeſte.
  • K. Der abſteigende Aortenſtamm.
  • L. Die eyfoͤrmige Grube.
  • M. Die rechte Saͤule an dem eyfoͤrmigen Ringe.
  • N. Die linke Saͤule.
  • O. Der hintere Anfang der Euſtachiſchen Klappe.
  • P. Der vordere,
  • Q. der mittlere, und breiteſte Theil des rechten Sinus,
  • R. wie er von B losgeſchnitten iſt.


Anfangs-
[]
[figure]
[][]
[figure]
[][]
[figure]

Anfangsgruͤnde der Phiſiologie.
Erſtes Buch.

Die
Elementartheile des menſchlichen
Koͤrpers
.


Jch habe eigentlich an der Ordnung
nichts auszuſezzen, vermoͤge der ſich
ein Schriftſteller bei einem muͤh-
ſamen Werke, dadurch viele Arbeit
erſparet, daß er alles dasjenige
kurz zuſammenfaſſet, welches mit
ſeiner Materie verwant iſt. Denn auf ſolche Art be-
ziehet ſich jederzeit das eine auf das andre, es unter-
ſtuͤzzet und erklaͤret ſich einander ſelbſt; dem Schrift-
ſteller wird die Art des Vortrages erleichtert, und der-
gleichen Samlungen, die er anſtellt, weiſen deſſen Gruͤn-
den und Verſuchen ihre natuͤrliche Stelle an.


AJndeſſen
[2]Erſtes Buch. Elementartheile

Jndeſſen moͤchte ich doch auch nicht von einem, der
die Phiſiologie entwirft, eine der mathematiſchen aͤhn-
liche Lehrart, gebieteriſch verlangen, oder darauf beſtehen,
daß er nicht das mindeſte annehmen ſolle, wenn es nicht
vorher erklaͤret, und erwieſen worden. Jn dieſer Art
von Bemuͤhung iſt noch kein Lehrer gluͤklich genung ge-
weſen, und er hat ſeinen methodiſchen Vortrag niemals
ununterbrochen zu Ende bringen koͤnnen. Man mus
in dieſer Wiſſenſchaft in der That ſehr viele Dinge aus
phiſiſchen, chimiſchen, anatomiſchen und andern Lehr-
ſaͤzzen zum Grunde legen: man darf ſich auch nicht bei
den einfachen Koͤrpern, die an ſich ſonſt leicht zu erklaͤren
ſind, ganz allein aufhalten, und man unterſcheidet ſich
demnach auf dieſe zwiefache Art von dem Meskuͤnſtler,
als der die Gruͤnde ſeiner Kunſt, aus der Kunſt ſelbſt
hernimt, und folglich Linien, Punkte, und andre hoͤchſt
einfache Dinge abzuhandeln vor ſich ſieht. Uns hinge-
gen legen die verwikkelten Gemaͤlde thieriſcher Werkzeuge,
die von ſo mannigfaltiger Art ſind, ſo vielerlei Hinderungen
in den Weg, und man kann es auf keinerlei Weiſe ver-
meiden, daß man nicht vor der Hand etwas als wahr
anzunehmen genoͤtigt iſt, welches erſt kurz darauf erklaͤ-
ret, und beſtaͤtigt werden kann. Folglich lege ich es
denenjenigen nicht zur Laſt, die einen beſſern Vortrag,
als der meinige iſt, belieben; ich laſſe aber auch eben ſo
wenig die Hofnung ſinken, daß man mir die Fehler guͤ-
tigſt uͤberſehen werde, denen ich ohnmoͤglich ausweichen
koͤnnen, ob ich denſelben gleich alle meine Bemuͤhungen
entgegen geſezzet habe.


Jch habe indeſſen geglaubt, daß die Ordnung, die
ich meinem Vortrage zum Beſten gewaͤhlet, in allen
Stuͤkken zuſammenhaͤngend iſt, und daß dadurch dasje-
nige nicht von einander geriſſen wird, was die Finger der
Natur ſelbſt unter ſich verbunden, noch daß dadurch
fremde Dinge zuſammengebracht werden, welche eigent-
lich
[3]des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
lich nicht zuſammen gehoͤren. Es iſt genung, daß ich
mir hierbei, ein der mathematiſchen Lehrart zugehoͤriges
Geſez vorgeſchrieben, welches dahin gehet, nicht das
mindeſte vor wahr anzunehmen, das nur ſchwachen
Grund hat, oder blos wahrſcheinlich iſt: ich ſehe es
auch fuͤr keinen Fehler an, wenn ich den Leſer auf einen
andern Theil dieſes Werkes hin verweiſe, ſo oft ich in
der Entwikkelung eines natuͤrlichen Geſchaͤftes, die Kraͤfte
eines noch unbekanten Eingeweides, oder eines andern
Werkzeuges noͤthig habe, die ich der nothwendigen Ord-
nung gemaͤs, anderswo und ſpaͤter erzaͤlet habe. Jch
ziehe daher in die Geſchichte des Herzens die Federkraͤfte
der Fleiſchfaſern mit gutem Rechte hinein, und ich ent-
lehne mir aus der Muskellehre dasjenige, was das Herz
mit den Muskeln gemein hat.


Erſter Abſchnitt.
Die Faſer.


Jch mache demnach von der Faſer den Anfang, dem
Urſtoffe, welchen auch der beruͤhmte Joh. Fr.
Schreiber, unſer Freund, in demjenigen Theile ſeines
groſſen Werkes zum Grunde gelegt, der allein ans
Licht getreten iſt (a). Denn eine Faſer iſt fuͤr einen
Phiſiologiſten, was fuͤr den Meskuͤnſtler eine Linie iſt,
aus der ſich naͤmlich alle ſeine uͤbrige Figuren erzeugen.
Man iſt, wie ich die Sache jezzo einſehe, dem beruͤhm-
ten Bernhard Konnor(b) den Ruhm ſchuldig, daß er
alle feſten Theile unſers Koͤrpers fuͤr mehr oder weni-
ger nahe Faſern gehalten, von welcher Betrachtung man
in der That vielen Nuzzen hat. Das Pflanzenreich ge-
horchet beinahe eben denſelben Vorſchriften, und es fin-
A 2den
[4]Erſtes Buch. Elementartheile
den ſich nicht nur Faſern, die mit den menſchlichen eine
groſſe Aehnlichkeit haben, ſondern auch Plaͤttchen
(lamina) in den Grundſtoffen der Metallen (c). Feſte
Theile (partes ſolidas) nenne ich indeſſen, was ſonſt
andre lieber firmas, und noch andre conſiſtentes genant
haben (d).


Die Faſer, unter deren gemeinſchaftlichem Namen,
wir die vieifache Geſchlechter einiger Elementartheile
begreifen, deren Unterſchiede bald aus einander geſezzet
werden ſollen, gehoͤret dem ganzen menſchlichen Koͤrper
eigenthuͤmlich zu, und dieſe Materie iſt ſo gar, wie wir
anderswo zeigen wollen, in dem Gehirne und dem Ruͤk-
kenmarke gegenwaͤrtig. Sie iſt zerbrechlich oder weich,
elaſtiſch oder voͤllig breiartig, von einer Laͤnge ohne
Breite, oder ſo breit, als ſie lang iſt, und ſie bildet die
Knochen, Knorpeln, Membranen, Gefaͤſſe, Baͤnder,
Sehnen, Muskeln, die Nerven, das Zellgewebe, das
ſo genannte Parenchim des Eingeweides, die Haare
und Naͤgel ohne andre Beihuͤlfe. An dieſer Erklaͤrung
haben Hermann Boͤrhave(e) und deſſen beruͤhmte
Schuͤler J. F. Schreiber, H. D. Gaub(f), Joh.
von Gorter(g) und Abr. Kaauw Boͤrhave(h) einen
ruhmwuͤrdigen Antheil.


Die urſpruͤnglichen Theile einer Faſer ſind, ſo viel
man noch entdekkt hat, theils von feſter Art, theils
fluͤßig; dieſe leztern haͤngen aber mit den feſten ſo genau
zuſammen, daß ſie ſich allein davon vermittelſt des Feuers,
oder der Faͤulung losreiſſen laſſen. Das feſte Element
dazu
[5]des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
dazu gibt eine kalkartige Erde her (i), welche mit ſauren
Fluͤſſigkeiten brauſet, und durch die Gewalt eines der
heftigſten Feuer allein, in ein weiſſes, undurchſichtiges
Glas, nach den Entdekkungen des Henkels(k) verwan-
delt wird. Dieſe, von ihren Banden entledigte Erde,
wird zerreibar, und zerfaͤllt in Theile, welche ſich nicht
mehr in allen Punkten beruͤhren, noch im Waſſer weiter
aufloͤſen laſſen. Sie erſcheint aber rein oder unver-
miſcht, ſobald ein ſtarkes Feuer die uͤbrigen Grundſtoffe
davon abgeſondert hat, und dieſes gehet noch beſſer von
Statten, wenn ſie durch Huͤlfe einer langwierigen Ge-
walt der Luft voͤllig davon entbloͤſt worden. Wenig-
ſtens behalten die Knochen zweitauſend und mehr Jare,
wenn man ſie in Mumien aufbewahrt, ihren natuͤrlichen
Leim uͤbrig. Sezzt man aber eben dieſe Knochen viele Jar-
hunderte lang der Luft, und den Feuchtigkeiten, die den
Sand durchſtroͤmen, aus, ſo entledigen ſie ſich nach und
nach von ihrem Oele und Waſſer, und ſie laſſen keine
andre Materie, als die bloſſe Erde zuruͤk. Von dergleichen
thieriſchen Ueberbleibſeln uͤberſandte mir, mein ehemali-
ger Zuhoͤrer, der beruͤhmte Heinze einen menſchlichen
Stirnknochen mit ſeinen Augenbranvertiefungen, welchen
man aus einem Sandhuͤgel in Thuͤringen hervorgegraben
hatte. Dieſer Knochen hatte ſich dergeſtalt in eine Erde
verwandelt, daß er das Waſſer begierig in ſich zog, und
unter einer kurzen Einwaͤſſerung von einander fiel; er
loͤſte ſich ganz und gar auf, als ich ihn abwaſchen wollte.
Dergleichen Naſenhornknochen, die eben ſo durſtig Waſ-
ſer in ſich ziehen, und die man in Herzberg ausgegraben,
habe ich eben, da ich dieſes ſchreibe, vor mir liegen, und
man weis es auch von andren Elephantenknochen, wel-
che der ehemaliche beruͤhmte Bruͤkkmann an den be-
A 3ruͤhmten
[6]Erſtes Buch. Elementartheile
ruͤhmten Hollmann ſandte, und die von ihm beſchrieben
worden (l). Eben dieſe Erde war der feine Staub,
welchen Auguſt von Alexandern dem macedoniſchen Koͤ-
nige, zu Alexandrien allein uͤbrig fand: er ſchien zuſam-
menzuhaͤngen, und die Figur vom Helden zu bilden, es
liſſen aber ſeine Theile unter den Fingern los, weil ſie
ihren Leim verloren hatten, welches eben die Kraft iſt,
durch deren Huͤlfe ſich die Erdkluͤmpchen an einander haͤn-
gen. Aehnliche Verwandlungen der Knochen in eine
erdartige Materie treffe ich hin und wieder bei bewaͤhr-
ten Schriftſtellern an. Jn eben der Stadt Alexandrien
nam Thevenot Knochen in Augenſchein, die ein feſtes
Anſehn hatten, und wie friſche ausſahen, die aber, wie
ein verfaultes Holz zerbrechlich waren, und von dem
Drukke der Finger enzweibrachen (m). Die beruͤhmte
Maͤnner Greaves(n) und Blainville(o) ſahen der-
gleichen Knochen, die in den roͤmiſchen Katakomben zu
einem feinen Staube zerfallen waren. Eine aͤhnliche
Geſchichte fuͤhret der beruͤhmte Martyn von einem mit
Knochen erfuͤllten Sarge an (p); Amman, ein Schwei-
zer, von den Mumienkoͤrpern (q); von dem Leichname
eines Biſchofes, den man vor zweien Jarhunderten be-
erdiget hatte, und der in Beiſein der Zuſchauer in eine
Aſche zerfiel, der beruͤhmte Einhoͤrning(r), und von
einbalſamirten Koͤrpern Franz Baco de Verulam(s).
Man findet dergleichen Nachrichten von Menſchenkoͤr-
pern, die zu Staub geworden, in den Philoſophikal
Trans-
[7]des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
Transactionen (t), beim Joh. Schulze(u), in den
Samlungen der Breslaueraͤrzte (x), bei dem Jsbrand
van Diemerbroek(y), Gaſſend(z), Kaauw(a)
und andern mehr. Am Holze erfolgt eben das (b).


Mit dieſer Erde vermenget ſich ein Theil vom Eiſen,
oder wenigſtens von ſolcher Erde, welche vermittelſt ei-
nes Brennbaren zu Eiſen wird, und die der Magnet
an ſich zieht (c). Denn ob der beruͤhmte Nikolaus Le-
mery
(d) gleich in den Muſchelſchaalen, in den Thier-
hoͤrnern und dem Elfenbeine kein Eiſen zuliß, ſo beſtaͤ-
tigte doch Menghin(e), der viel neuer, und vollſtaͤndi-
ger davon geſchrieben, ſowohl im Thierfleiſche, als in
den Knochen die Grundſtoffe zum Eiſen, wiewohl ſie in
den Knochen ſparſamer ausgebreitet waren (f). Es er-
hellet hieraus, daß eine thieriſche Faſer von dem Bei-
tritte dieſes Metalles, eine groͤſſere Feſtigkeit bekoͤmt.


Der andre Theil der menſchlichen Faſer iſt der
Leim, aber eigentlich ein ſolcher fluͤßiger Theil, der mit
ſeiner Erde im Zuſammenhange ſteht, als ohne den die
Erdſtoffe zerreibar bleiben, und nicht weiter zuſammen-
haͤngen wollen, wie ſolches Stahl(g) wohl einſahe.
Die Gegenwart dieſes Leimes wird demnach daraus er-
wieſen, daß eine Faſer ſich aufloͤſet, und in ihre Ele-
mente zerfaͤllt, ſobald dieſelbe das Band ihrer haltenden
A 4Theile
[8]Erſtes Buch. Elementartheile
Theile in dem Feuer oder der Faͤulung eingebuͤſſet hat:
ferner, weil eine Faſer ihre erſte Feſtigkeit wiedererlangt,
und da ſie ſich ganz und gar aufheben laͤſt, dennoch aber, ſo-
bald ſie Waſſer, oder Oel erreicht, daſſelbe begierig in ſich
ſchlingt (h), und von beiden Weſen wieder eine Feſtig-
keit annimt, wie es die, beſonders vom Boͤrhave(i) und
ohnlaͤngſt vom beruͤhmten Buta(k) angeſtellte Verſuche
bezeugen. Jagt man dieſen Leim durch Huͤlfe des
Feuers davon, ſo behalten die Knochen, Kohlen, das
Schreibpappier (l), die Haare, zwar die Geſtalt von
Faſern noch an ſich, allein ſie buͤſſen ihre Dauer und
Staͤrke dabey ein. Dieſe Koͤrper entledigen ſich ihres
Leimes, ſobald man ſie verbrennt, unter der Geſtalt des
Rauches.


Viel ſichtbarer iſt der Leim in den Knochen zu ma-
chen (m), da er einen groſſen Theil von denſelben be-
traͤgt: beſonders aber erhellet es aus den Verſuchen des
Papins(n), der dem groſſen Boyle ehedem bey deſſen
ehimiſchen Arbeiten behuͤlflich war, und zur Hand ging,
imgleichen aus denen faſt gleichfoͤrmigen, die Hubin(o)
anſtellete. Er bediente ſich zweener Metallcilinder, wel-
che hol waren und ſo genau zuſammenpaſten, daß der
kleinſte Dunſt nicht entwiſchen konnte, wenn man ſie
mit Waſſer und Knochen angefuͤllt, aufs Feuer ſezzte.
Es drungen demnach die vom Sieden erzeugte, hoͤchſt
elaſtiſche Duͤnſte in alle Zwiſchenraͤume der Knochen hin-
ein, ſie zerſtreuten ihre Grundſtoffe, ſie zogen und loͤſten
den Leim auf, und entwandten der Erde ihre bindende
Kraͤfte.
[9]des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
Kraͤfte. Solchergeſtalt ward beynahe der ganze Knor-
pel zu einem Gallerte (p) und es lies ſich vom Knochen
ein Gallert abſondern, der eine ſo groſſe Zaͤhigkeit beſiz-
zet, daß er ſechzehnmal ſo viel Waſſer verdikken kann,
wofern er aus Hirſchhern gezogen worden (q), und funf-
zehnmal ſo viel (r), wofern ihn das Elſenbein hergege-
ben. Jn der Frucht betraͤgt der Leim zwey Drittheile
vom Knochen (s), an Erwachſenen, nach Keils Be-
rechnung, die Helfte (t), an Bejahrten noch weniger.
Ueberhaupt aber ſind die Knochen zarter Fruͤchte ein bloſ-
ſer, anfangs fluͤſſiger, nachgehens dichterer Leim, der-
gleichen ich an bebruͤteten Huͤnchen mehrmal wahrge-
nommen, und der beruͤhmte Joſ. Exuperius Bertin(u)
beſchrieben hat. Ein zartes Laͤmmchen liß ſich bey ge-
linder Waͤrme ganz und gar, mit Knochen und allem
zu lauter Schleim aufloͤſen (x). Hat man dieſen Leim
erſt herausgezogen, ſo wird nunmehr der Knochen, oder
das Horn oder das Elfenbein an der Luft zerreibar, und
es gibt dem Drukke des Fingers nach (y), ob die Kno-
chenfaͤcherchen gleich ihre alte Lage gegeneinander behal-
ten. Dergleichen Knochen ſind Teſten (Treibſcherben)
daraus zu verfertigen geſchickt, die ein ſtarkes Feuer,
ohne Spruͤnge ausſtehen (z).


Man hat noch eine Art, naͤmlich vermittelſt des
Kochens, aus dem Knochenabſchabſel, den Leim her-
auszubringen; es verwandelt ſich alsdenn das daraus
gezogne Waſſer in einen gummigen, zittrenden und dem
A 5Tiſch-
[10]Erſtes Buch. Elementartheile
Tiſchlerleime verwandten Gallert, welcher ebenfalls aus
den Lederabſchnitten, und den Sehnen der Thiere, wie
auch aus den Knorpeln, vermittelſt des Knochens berei-
tet wird (a): dieſes ſind eben die zaͤhſten und leimreich-
ſten Thiertheile von allen. Auf ſolche Art kan man nach
und nach allen Leim herausziehen, ſo daß endlich nichts
weiter als eine Kreidenerde uͤbrig bleibt (b).


Die Art, wie dieſer Leim die erdartige und trokkne
Knochenelemente unter ſich vereinigt, laͤſt ſich aus des
beruͤhmten Leibarztes Pet. Shaw Verſuche abneh-
men (c), welcher den aus den Rinderknochen gezogenen
Gallert dieſen dadurch muͤrbe gemachten Knochen, wel-
che die Kochmaſchine voͤllig erſchoͤpft hatte, von neuem
wieder mittheilete, dadurch ſie denn ihre anfaͤngliche
Haͤrte, und voͤllige Aehnlichkeit mit andren Knochen wie-
der bekamen. Faſt eben dieſes zeiget die aͤuſſerſte Zaͤhig-
keit an, welche man zuwege bringt, ſo oft man aus
Thierhaͤuten verfertigten Leim zwiſchen trokkne Bretter
oder Pappiere heis aufſtreicht. Jch werde bei andrer
Gelegenheit zeigen, daß von dieſem Leime (d) vielleicht die
Reizbarkeit einer Faſer abhange.


Es iſt aber die Natur dieſes Leimes leicht zu entdek-
ken. Der herausgebrachte Knochengallert nimt von
ſelbſt die Faͤulung an, er wird von fluͤchtiger Natur, und
verfliegt endlich (e). Das aus Knochen oder Elfen-
bein abgezogne Gallertwaſſer enthaͤlt Waſſer, fluͤchtig
Salz, und ein wenig vom fluͤchtigen, feuerbeſtaͤndigen
und Meerſalze (f): eben dieſen Leim bringt auch die chi-
miſche Aufloͤſung aus allen thieriſchen Theilen, den Haa-
ren, Klauen, aus Fleiſch und Knochen heraus, er iſt
ſich
[11]des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
ſich allemal aͤhnlich, und aus Salzen, die die Heftig-
keit des Feuers erzeuget, mit Waſſer und Oel zuſam-
mengeſezzt. Und dennoch iſt der Thiergallert, wofern
kein Feuer hinzu koͤmt, wie das Eiweis zu thun pflegt,
ganz ohne Geruch, und geſchmaklos, ſo daß man dem
beruͤhmten Turberville Needham leicht Glauben bei-
meſſen kann, daß erſt alsdann die leimige Saͤfte gut
naͤhren, wenn ſie ihren groͤſten Theil von Salzen nie-
dergelegt haͤtten. Waſſer iſt am haͤufigſten zugegen,
vom Oele nur etwas, denn dieſes gibt der bindenden
Kraft des Leims die groͤſte Gewalt (g), und es folgerte
nur noch neulich der beruͤhmte Eller(h) die Zaͤhigkeit
der Thonerde aus ihrem Oele her.


Es iſt aber auch ferner noch im Thierleime eine
groſſe Menge von Luft eingeſchloſſen, welche fuͤr die
Alten unerhoͤrte Eigenſchaft der Luft, Hales, ein Mann,
den wir oͤfters ruͤhmlichſt anfuͤhren muͤſſen, wie ich mich
deſſen vorjezzo erinnere, zuerſt in ihr Licht geſezzet hat.
Denn es befindet ſich nicht nur in den fluͤßigen Theilen
unſers Koͤrpers eine Luft, die ihre Springkraͤfte, und
nachgebende Eigenſchaft abgelegt hat, jedoch vom Feuer
und andern anderswo zu erzaͤhlenden Urſachen, eben die
Natur der Luftſphaͤre wieder empfaͤngt: ſondern es iſt
auch allerdings viel Luft von eben der Art in den feſten
Theilen der Thiere verborgen, und ſie wird aus denen-
ſelben vermoͤge des Feuers, oder eines Aufloͤſungsmit-
tels herausgetrieben. Sie haͤlt ſich aber darinnen nach
dem Ebenmaaße auf, als ein jeder Theil im Koͤrper fe-
ſter oder nicht iſt; in den Knochen waͤchſt ſie bis zum
zweyhunderten Theile von der Schwere derſelben an (i).
Die
[12]Erſtes Buch. Elementartheile
Die aus dem Hirſchhorne entſtandene Luft erfuͤllte eben-
falls den 234ſten Theil der Hornmaſſe, und ſie betrug,
ſo lange ſie den Knochen einnahm, den ſiebenten Theil
vom Ganzen (k). Die Luft ſcheinet das Hauptband der
Elementartheile zu ſeyn, indem dieſelben nicht ehe von
einander loßlaſſen, als bis die Luft daraus vertrieben
worden, die ſich in jeder Aufloͤſung unter der Geſtalt
der Blaſen, ſogar im Menſchenſteine, in den Flußkie-
ſeln (l) oder jedem andern harten Koͤrper ſehen laͤßt.
Jn wiefern dieſe Luft aber ihre Stoskraft verluſtig geht,
und ſich dagegen der Anziehungskraft bemaͤchtigt, wie
ſie das Zuſammenhaͤngen der Stoffe in einem feſten
Koͤrper bewirket und vermehret, dieſes laͤßt ſich von den
Verſuchen zwar darthun, aber mit den mechaniſchen Ge-
ſezzen nicht vereinigen (m).


Aus dieſen Grundtheilen, der Erde, dem Waſſer,
dem Oele, dem Eiſen und der Luft zuſammen ver-
bunden, entſteht eine Faſer, der Grundſtoff zum Thie-
re; den man in ſeinem einfachen Zuſtande nie zu ſchen
vermag, und der an ſich viel kleiner iſt, als daß ihn
die vergroͤſſernde Eigenſchaften der Glaͤſer ſichtbar ma-
chen koͤnnten, da doch ſonſt die kleinſten Thierchen, die
die Glaͤſer und Glaskugeln der erſten Kleinheit kaum
entdekken helfen, noch ebenſowohl aus Faſern gebauet
ſind, die unendlichmal kleiner an ſich, als das belebte
Thierſtaͤubchen ſelbſt ſeyn muͤſſen.


Eine ſolche unſichtbar kleine Faſer, die das Auge
der ſcharfſichtigen Einbildungskraft allein erblickt, iſt
blos aus Erde und leimigem Grundſtoffe, und nicht
aus
[13]des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
aus noch kleinern andern Faſern zuſammengeſezzt (n);
ſie verwandelt ſich aber mit andern aͤhnlichen in zweene
ſichtbare und feſte thieriſche Grundſtoffe. Der erſte die-
ſer Stoffe iſt einer Linie faſt gleich, und nebſt einer ge-
ringen Breite lang; man nennet ihn gemeiniglich Fa-
ſer
(o). Das allgemeine Naturgeſezz, raͤth uns, weil
wir nirgens die Elemente der Dinge an ſich unvermiſcht
wahrnemen, den ſchon ſichtbaren Faden aus der Zuſam-
menſezzung mit andern kleinern herzuleiten. Ferner zer-
legen die Vergroͤßrungsglaͤſer die Faſern der Knochen
und Muskeln in viele andre kleinere; ſie zeigen in einer
Knochenfaſer Paͤkke von kleinern Faͤſerchen, nach dem
angeſtellten Verſuche des beruͤhmten von Hamels(p):
eben ſo zertheilen ſich die Muſkelfaſern nach der muͤhſa-
men Erfindung des von Leeuwenhoek(q) nnd Muys
dergeſtalt in immer kleinere Faͤden, daß endlich die aͤuſ-
ſerſte Vergroͤſſerungskraft der Glaͤſer ſtehen bleiben muß,
ohne das Ende der Zertheilungen abzuwarten. Was
die knochigen Faſern lehren, das gilt ohne Zweifel eben
ſowohl von den Membranen; denn mehrentheils iſt eine
Faſer erſt haͤutig, bevor ſie zum Knochen wird. Fuͤgen
ſich mehrere Faͤden nach ihrer Laͤnge und parallel zu-
ſammen, und vereinigen ſie ſich mit den Enden anderer,
ſo bildet ſich dadurch eine ſichtbare Faſer, an der folglich
weder die Laͤnge noch Breite mehr einfach iſt. Die zu-
erſt ſichtbar werdende und den bloſſen Augen nach einfa-
che Faſern ſind nach ihrer Laͤnge und Kennbarkeit an den
Knochen junger Kinder zu beobachten, naͤmlich an den brei-
ten Knochen des Vorderkopfes, der Stirn und des Hinter-
kopfes; ſie machen hier, wenn ſie unter einander parallel
laufen, und durch Spalten weit von einander gehalten wer-
den, die dazwiſchen liegende Erhabenheit aus. Man darf
nur
[14]Erſtes Buch. Elementartheile
nur die Wallfiſchkiefern in Augenſchein nehmen, um gewis
zu ſeyn, daß die groſſen Bartfaſern derſelben aus andren klei-
nern aͤhnlichen Buͤndeln entſtehen. Sie offenbaren ſich
eben auf die Art in den Sehnen, den Baͤndern, und der har-
ten Gehirnhaut, ſo wie an andern Orten. Sie vermi-
ſchen ſich in dem zelligen Gewebe, davon wir gleich reden
wollen, mit den Faͤchern deſſelben. Man kann ſie dicht
zuſammengehaͤuft, und von ziemlicher Kuͤrze in den Knor-
peln (r) aufzeigen. Sie beſizzen alle einerlei und folgende
Eigenſchaften.


Eine Faſer iſt elaſtiſch, ſie ſpringt, nach aufge-
hobner Biegung wieder in ihre alte Stelle zuruͤk, und ſie
wird wieder ſo kurz, als ſie anfangs war, ehe man ſie
dehnte. Sogar beſizzet ſie noch im Knochen dieſe Ei-
genſchaften, wenn man davon duͤnne Faͤden abloͤſet.
Die mehreſten laſſen ſich, wenn die Kraͤfte langſam zie-
hen, der Laͤnge nach ausdehnen, wiewohl ſie ſich wieder
in die vorige Lage ſezzen, ſobald die Anſtrengung nach-
laͤſt. Dagegen nimt eine Faſer, die Muskelfaſern
ausgeſchloſſen, keinen Theil an der Reizbarkeit (s).
Man mag ſie, ſo lange ſie noch unverſtuͤmmelt ſind, be-
ruͤhren, und zu reizen ſuchen, wie man will, ſo werden
ſie ſich doch niemals zu verkuͤrzen ſuchen. Wir nehmen
auch die Natur einer Faſer zu erklaͤren, keine freſſende
Waſſer oder das Feuer zu Huͤlfe: denn dergleichen Ge-
waltthaͤtigkeiten kraͤuſeln und ziehen freilich alle thieriſche
Faſern zuſammen (t), wenn ſie bereits laͤngſt erſtorben
ſind. Die Faſern ſind fuͤr ſich allein betrachtet unem-
pfindlich;
ſie hoͤren es aber auf zu ſein, ſobald ſich
ihnen die Nerven naͤhern (u). Ferner ſind ſie, ihrem
Weſen nach blutlos und von feſter Beſchaffenheit (x),
ſo
[15]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
ſo daß ſie von keiner Kunſt ausgefuͤllet, noch einige
Hoͤlen in ihrem inwendigen gezeiget werden koͤnnen. Sie
wiegen etwas ſchwerer, als Waſſer, welches von allen
feſten Theilen thieriſcher Koͤrper gilt, und ſie fallen von
ſelbſt im Waſſer nieder, wofern ſie nicht verfault ſind.
Die gemeinſte Farbe einer Faſer iſt weis.


Die zwote Art von einer Faſer iſt das Plaͤttchen
(Scheibgen, lamina), das bei einer maͤßigen Laͤnge eine
ſehr merkliche Breite hat. Unter dieſem Namen meine
ich aber nicht die anſehnliche Faͤcher in den Knochen,
ſondern die Blaͤtter der zelligen Membran, die an ſich
einfach ſind, oder ſich wenigſtens nicht in kleinere Plat-
ten mehr zertheilen laſſen, ſo wie die Zwiſchenwaͤnde der
glaͤſernen Feuchtigkeit im Auge u. a. dergleichen beſchaf-
fen ſind. Sie haben alles, auſſer der Breite, mit der
Faſer gemein.


Zwoter Abſchnitt.
Das zellige Gewebe.


Aus beiden Arten, der Faſer und den Plaͤttchen, jedes
allein von ſich genommen, oder beide unter ſich ver-
bunden, entſpringet der anſehnliche Theil von unſerm
Koͤrper, den die Neuern das zellige Gewebe (tela
celluloſa
) nennen. An einigen Stellen herrſcht die
Faſer, wie an den faſerigen Faͤchern der lang geſtrekten
Knochen, und den magern Scheiden der Schlagadern,
darunter diejenige, die die Schlafpulsadern begleitet,
beſonders langfaſerig iſt, zu ſehen iſt. Die Plaͤttchen
befinden ſich an den Knochenhaͤngſeln, in der glaͤſernen
Feuchtigkeit, in den Zwiſchenraͤumen der Muskeln, in
der Lunge, in den zelligen Haͤuten der Eingeweide, wie
man ſie zu nennen pflegt, und in allen den Stellen, die
das Fett aufnehmen, am allerhaͤufigſten zugegen, ſo daß
es
[16]Erſtes Buch. Elementartheile
es das Anſehn hat, daß das zarte Zellgewebe vornehmlich
aus Faͤden, das groͤbere hingegen mehr aus Plaͤttchen
entſpringet.


Das zellige Gewebe iſt fuͤr ſich, es mag aus Faſern
oder Plaͤttchen erzeugt werden, ein auf verſchiedne Art
von den Grundſtoffen zubereitetes Nezz, welches leere
Zwiſchenraͤume beſchreiben hilft, die ganz laͤnglich und
geſchlank ausfallen, wenn die Faͤden an ſich lang ſind,
wie man an den Scheiden der Blut- und Schlagadern
bemerken kann; und an Breite zunehmen, wo die Natur
des Orts ein haͤufiges Fett niederzulegen verlangt, wie
man um die Nieren einen Zoll breite Zwiſchenraͤume ge-
funden; endlich ſind dieſe Raͤume am kleinſten und kaum
ſichtbar, wo ſich dieſes Zellgewebe in einer Membran
verdichtet.


Vielleicht iſt das Einfache ſelbſt die Urſache geweſen,
daß dieſer vorzuͤgliche Theil an einem Thiere ſpaͤter be-
kant geworden. Die Alten kannten einige Gegenden
deſſelben unter andern Namen, und ſie hiſſen die gemein-
ſchaftliche Ueberkleidung der Muskeln, eine Fettmembran,
die Scheidenmembran, und Dartos. Karl Stephan(y)
nante es ehemals uͤberhaupt, kleine Baͤnder, womit die
Gefaͤſſe zuſammenhaͤngen, und darinnen koͤmt er ſchon
der Sache naͤher. Es iſt dieſes das Faſergeflechte, deſ-
ſen Faͤden ſich im Fette verbreiten, wie es Adrian Spi-
gell,
Johan Wesling und Anton von Marchettis
nennen. Dieſes ſind die weiſſen mit den kleinſten Faͤden
umflochtne Faſern, welche nach dem Ausdrukke des Rai-
mund
[17]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
mund Vieuſſens, von dem verzehrten Fette des Her-
zens uͤbrig bleiben. Marcell Malpigh hat den Ruhm,
daß er uns die Natur dieſes Gewebes zuerſt und viel ge-
treuer gelehrt hat. Nach ihm blis Frid. Ruyſch die
Faͤcher dieſes Gewebes auf, und er beſchrieb ſie, wenn ſie
ausgefuͤllt waren, unter dem Namen der eigenthuͤmlichen
Haut an den Gedaͤrmen und dem Hodenbeutel. Wie-
derum kamen Jak. Douglas und der vortrefliche Greis
Jak. Benign. Winslow ſchon der Warheit naͤher, dar-
unter jener das um das Darmfell gelagerte zellige Woll-
gewebe, dieſer die zellige Scheiden der Gefaͤſſe und des
Ribbenfelles beſchrieben. Man mus hier auch nicht den
nuͤzlichen Beitrag, den man meinem Lehrer, dem vortref-
lichen Boͤrhave in der Geſchichte dieſes Gewebes zu
danken hat, aus der Acht laſſen. Dieſes gilt auch von
dem vortreflichen Werke des beruͤhmten Kaauw Boͤrha-
vens.
Es gehoͤren hieher mein zweeter Lehrer, der vor-
trefliche Bernh. Siegfr. Albin, der gelehrte Karl Aug.
von Bergen, unſer ehemalige Zuhoͤrer, David Chriſtoph
Schobinger, welcher unſre Verſuche durch ſeine eigne
haͤufig angeſtellte beſtaͤtigt hat, und Franz Thierry, der
nach unſren Gruͤnden, das Zellgewebe fuͤr eine den mei-
ſten menſchlichen Theilen zugehoͤrige Materie erkant hat.


Wir muͤſſen nun auch von dem Orte reden, den das
zellige Gewebe einnimt. Es offenbaret ſich uͤberall unter
den Bekleidungen unſers Koͤrpers, zwiſchen dieſen und
den Muskeln ſehr haͤufig, und es ward von den Alten
unter die Ueberzuͤge des geſamten Koͤrpers gezaͤlet; es iſt
ferner, wenige Gegenden ausgenommen, beinahe aller
Orten mit einem uͤberfluͤßigen Fette angefuͤllt. Es uͤber-
kleidet ferner von auſſen alle die anſehnliche Membranen,
die gleichſam eben ſo viel Saͤkke fuͤr das Eingeweide ſind.
Es bluͤhet daher auf der aͤuſſern Oberflaͤche des Herzbeu-
tels und Ribbenfells allenthalben hervor, ſowohl an dem
Orte, wo es von den Muskeln zwiſchen den Ribben,
Bdem
[18]Erſtes Buch. Elementartheile
dem Zwergfelle, den Ruͤkgradswirbeln und Ribben
unterſtuͤzt wird, als auch an den Stellen, wo die zween
einander zugekehrte Saͤkke des Ribbenfells das Mittel-
haͤutchen (mediaſtinum) erzeugen. Eben dieſes Zellge-
webe umgibet das Darmfell allenthalben von auſſen
her (z), ſowohl da, wo es ſich bekanter maaßen mit den
Muskeln des Unterleibes und dem Zwerchfelle vereiniget,
als auch da, wo es ſich der Harnblaſe, Gebaͤrmutter und
des Maſtdarms, wie auch der Nieren und Ruͤkgrads-
wirbeln unter der Geſtalt des Sakkes bemaͤchtigt; fer-
ner da, wo das gedoppelte Darmfell nach einer feineren
Zeichnung eine ihm eigne Hoͤle beſchreibet, und wo die
zwei gegen einander liegende Blaͤtter das Gekroͤſe und
Grimdarmsgekroͤſe (meſocolon), wie auch die uͤbrigen
breiten Baͤnder der Gebaͤrmutter und des Eingeweides
im Unterleibe ausmachen. Denn an allen dieſen Orten
fuͤllet die zellige Beſchaffenheit den Zwiſchenraum dieſer
zwoen Plaͤttchen von auſſen aus. Gleichergeſtalt bildet
das Zellgewebe zwiſchen der ehedem aͤuſſern, jezo aber die
aͤuſſerſte Membran am Eingeweide genanten Flaͤche des
Darmfells, und der Flaͤche des Magens, und der Gallen-
blaſe eben diejenige Membran, die man ſonſt die allererſte
Zellhaut zu nennen pflegt. Ferner umſpant das Zell-
gewebe, nachdem es zaͤrter geworden, unter dem Namen
des Spinnengewebes, die zarte Haut im groͤſſern und
kleinerem Gehirne von auſſen her. Auſſerdem verbinden
ſich auch die uͤbrigen eigenthuͤmlichen Membranen der
Eingeweide, des Herzens, der Lunge und Nieren vermit-
telſt ihrer zelligen Faͤden mit dem unter ihnen gelagerten
Koͤrper der Eingeweide ſelbſt (parenchyma) (a*).


Weiter-
[19]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.

Weiterhin beruͤhret und verbindet das Zellgewebe (a)
die Faſern, die Faͤſerchen, die Muskeln und den voͤlligen
Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander;
es beſchreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte;
es begleitet jeden Arm, jede Faſer, und jedes Faͤſerchen
im Muskel beſonders, bis zu den allerkleinſten Faͤden un-
ter der Geſtalt der Scheiden, die um ſo viel zaͤrter und
faſeriger ſind, je feiner das Fleiſchfaͤſerchen war, aber
deſto breitere Plaͤttchen aufzuweiſen haben, ſo oft das
Zellgewebe die groſſen Muskeln umſpannet. Man weis
auch weder am Menſchen, noch an einigen andren Thie-
ren von Beiſpielen, daß man eine Fleiſchfaſer ganz frei,
und ohne Verbindung mit den Zellfaſern angetroffen
haͤtte. Endlich erſcheint dies Gewebe, wo die Muskeln
von einander geſchieden werden, grob, und es wird zwi-
ſchen allen fleiſchigen Stellen (torus) des Koͤrpers am
haͤufigſten geſamlet (b).


Ferner ſind alle Gefaͤſſe im menſchlichen Koͤrper (c)
die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell-
foͤrmige Scheide eingehuͤllt, die ſehr oft, wie gemeinhin
an den Gliedmaaßen, von fetter Beſchaffenheit, außer-
dem aber, ſo wie am Eingeweide vornaͤmlich wahrzuneh-
men iſt, mager angetroffen wird. Es umflechten naͤm-
lich unzaͤliche Zellfaͤden die Schlagader vor ſich allein, ſo
wie die Blutader und den Nerven, und ſie heften ſelbige
von allen Seiten an ihre Nebengefaͤſſe an: ein groͤberes
und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das
ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen
zuſammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln ſtatt
hat: je groͤſſer die Staͤmme an ſich ſind, deſto blaͤttriger,
B 2fetter
[20]Erſtes Buch. Elementartheile
fetter und loſer iſt das Gewebe ſelbſt. Was die feinſten
Zweige der Gefaͤſſe und Nerven betrift, ſo iſt ihre zellige
Bekleidung ungemein zart, aber doch noch immer deut-
lich wahrzunehmen; ſie haͤngt ihre Gefaͤſſe oder Nerv-
chen an einige Membranen ſo bedachtſam an, daß kein
einziges Zweigchen frey vor ſich herum irrt, und ſich al-
lein von der Hand des Zergliederers, wenn die zellige
Baͤnder abgeſchnitten worden, hervorziehen laͤſt. Man
kennet die Scheiden am beſten, die die Zeugungsgefaͤſſe
mit ſehr anſehnlichen Plaͤttchen umgeben; ferner dieje-
nige Scheide, die aus Faſern beſtehet und die Staͤmme
der Leber unter dem Namen der Kapſel zuſammenhaͤngt;
wie auch die vom Lancis, Hebenſtreit u. a. beſchrie-
bene Scheiden der Lungengefaͤſſe und Schlafpulsadern.


So oft mehrere um einander gewikkelte Haͤute eine
einzige hole Roͤhre machen, ſo oft befindet ſich das zellige
Geflechte zwiſchen dieſen Haͤuten, wodurch nicht nur zwo
von dergleichen Hautrollen von einander entfernt gehalten,
ſondern auch beide mit einander vereinigt werden: Bei-
ſpiele hat man davon an den Schlagadern, Blutadern,
am Gedaͤrme, dem Magen, der Harn- und Gallenblaſe,
der Augenkugel, der Traubenhaut und anderswo mehr.


Jmgleichen vereinigt das zellige Gewebe auch die
Druͤſenkernchen, ſo weit ein bewaffnetes Geſicht hat kom-
men koͤnnen, einzeln unter einander; die ganze Druͤſe
ſelbſt wird dagegen von einem feſteren Gewebe uͤberklei-
det: die einzelne Druͤſen erhaͤlt es aber an ihrer Stelle,
ohne zu wanken, feſte, und ohne ihnen die Beweglichkeit
zu benehmen, ſchwebend.


Es gibt noch eine andre Art, und eine andre Ver-
richtung, zu der ſich das Zellgewebe bequemt, da es naͤm-
lich verſchiedne Hoͤlungen im Koͤrper voll fuͤllt, und ſie
von allen Seiten mit einem feſten Ueberzuge auskleidet.
Hieher
[21]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Hieher kann man das Faͤcherwerk rechnen, welches von
dem Knochen eingeſchraͤnkt, unter dem Namen des Kno-
chenmarkes das Fett aufnimt (d): noch eigentlicher aber
gehoͤret das ſchwammige Geflechte der Plaͤttchen hieher,
welches in dem loͤcherichten Koͤrper der maͤnnlichen und
weiblichen Ruthe vorkoͤmt, und ſich voll Blut ſauget.
Eine aͤhnliche, nur etwas zaͤrtere Bauart, verſamlet und
nimt die Luft in der Lunge, in der Nabelſchnur das Waſ-
ſer, in den Faͤchern der glaͤſernen Feuchtigkeit einen ſehr
klaren Saft auf. Eben ſo ſchwammig iſt das blaͤſige
Weſen in den noch unreifen Stengeln verſchiedner Pflan-
zen, und dieſes verwandelt ſich nachgehens, wenn die
Pflanze zu ihrer Vollkommenheit gebracht worden, in
eine feſte Haut (Splint) oder in Holz (e).


So weitleuftig das Gebiet dieſes zelligen Gewebes an
ſich iſt, ſo genau hat die Natur die Gemeinſchaft unter
allen deſſen Hoͤlen von allen Seiten her angelegt, und
uͤberall offen gelaſſen, ſo daß die Luft, und jede andre
Feuchtigkeit, ſie mag ſich durch alle moͤgliche Wege im
Koͤrper ergiſſen, wie ſie will, nach allen andern Theilen,
wenn ſie noch ſo weit entfernt ſind, hinkommen, in Be-
wegung geſezzt werden, und durch die Zellchen ungehin-
dert fortfliſſen kann; wofern ſich indeſſen etwa ein feſter
Koͤrper in die Faͤcher dieſes Gewebes einmiſchen ſollte, ſo
kann derſelbe allmaͤlich in alle uͤbrigen hinuͤber bewegt
werden. Da nun die Natur des zelligen Gewebes, wel-
ches ſchon Boͤrhave kannte, von groſſer Wichtigkeit iſt,
ſo wollen wir daſſelbe durch verſchiedne und mannigfaltige
Verſuche beſtaͤtigen, und hierauf die Zergliederung davon
mittheilen (f).


Erſtlich ergiſſet ſich die Luft, man mag ſie mit Be-
dacht, oder ungluͤklicher weiſe unter die Haut eindringen
B 3laſſen,
[22]Erſtes Buch. Elementartheile
laſſen, mit Geſchwindigkeit in die geſamte Oberflaͤche ei-
nes Thieres; ſie dehnet und ſondert dieſelbe allenthalben
von den Muskeln ab. Sie ruhet dabei nicht, ſondern
ſie ſchleicht ſich in alle Zwiſchenraͤume der Muskeln ein,
wodurch das Thier, wie es das Anſehn gewinnt, ſchein-
barer weiſe ein gut ausgefuͤlltes Anſehn bekoͤmt, das ſich
aber nach etlichen Tagen wieder verliert, wenn die Haut
von der durch die beſtaͤndige Ausduͤnſtungen verdorbenen
Luft, die ihre Federkraft dadurch eingebuͤßt, wieder nie-
derſinkt. Dieſen handgreiflichen Verſuch wenden die
Fleiſcher oftmals an, um das Fell, wenn es von ſeinen
Baͤndern befreit worden, deſto genauer von den fleiſchi-
gen Theilen abzuloͤſen (g). Ein andrer etwas zaͤrterer
Verſuch an den Pferden (h) iſt in meinem Vaterlande
nicht ganz ungewoͤhnlich, den man in England an den
Kaͤlbern (i), wie auch in Deutſchland, und an den un-
geheuren Kameelen in den Morgenlaͤndern anbringt (k).
Einige verlangen gar, durch dergleichen Aufblaſung das
Thier fetter zu machen (l), wie weit dieſes aber wahr ſey,
weis ich nicht, ob uns gleich die Folgen ſelbſt eigentlich
hier nichts angehen. Eben durch dieſen Handgrif, der
aber an ſich unſchuldiger war, pflegte Ruyſch denen
aufgetrokneten Menſchenfruͤchten, um ihnen das Unge-
ſtalte zu benehmen, ihre rundliche Geſtalt dadurch wieder-
herzuſtellen, daß er ihre Haut aufblies (m). So gar hat
man von einem unreinlichen Menſchen Nachricht, der
ſeinen eigenen Toͤchtern den Koͤrper, wie einen Schlauch,
aufzutreiben pflegte (n), einen kuͤnſtlichen Waſſerkopf
nach-
[23]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
nachmachte (o), und es ward einem andern Ungluͤckſeeli-
gen der Koͤrper von den Raͤubern grauſamer weiſe und
dergeſtalt aufgeblaſen, daß er ſeinen eignen Hals eroͤf-
nen muſte, damit er der erſtikkenden Luft Plaz machte (p).
Von den Dachſen gibet Plinius vor, ſie koͤnnten dergeſtalt
ihren Koͤrper mit Luft erfuͤllen, daß ſie ganz und gar da-
von eine runde Figur bekaͤmen (q).


Solchergeſtalt weis ſich die Luft, wenn ſie nach ei-
ner Verwundung an der Luftroͤhre, oder der Lunge in
die zellige Raͤume zwiſchen den Ribben und den Muſ keln,
oder in die Faͤcher, welche ſich um die Ruͤkkenwirbel her-
umlagern, tritt, oder wenn ſie auf irgend eine Weiſe
vermittelſt der Einſchnitte in die Haut, ſich in die kleine
Hoͤlen unter der Haut hineinbegibt, ſobald ſich die Lippen
der Wunde zuſchlieſſen, und der Luft den Ruͤckweg ab-
ſchneiden, ſo weis ſich, ſage ich, die Luft in dem ganzen
Koͤrper des Menſchen auszubreiten, und ſie iſt es eben,
die nach der Verduͤnnung, wovon die Lebenswaͤrme Ur-
ſache iſt, allenthalben einen zuſammenhaͤngenden Ge-
ſchwulſt, den man den Windgeſchwulſt nennt, hervor-
bringt. Jch fuͤhre von unzaͤhlbaren Beiſpielen nur ei-
nige wenige an. An einem der verſchnitten ward,
brachte die verſchloßne Luft einen Windgeſchwulſt am
ganzen Koͤrper zum Vorſchein, ſo daß ſich auch das Ge-
kroͤſe, die Blutadern, und das Herz ſelbſt endlich mit
Luft anfuͤllten (r). Die zerſchnittene Luftroͤhre, und
eine zerbrochne Ribbe wurden von einem Windgeſchwul-
ſte am ganzen Koͤrper begleitet, die Fusſole und inwendi-
ge Hand allein ausgenommen (s); eine andre Wunde,
die durch den obern Theil der Luftroͤhre gedrungen war,
zog ſehr haͤufige Windgeſchwuͤlſte auch an Haͤnden und
B 4Fuͤſſen
[24]Erſtes Buch. Elementartheile
Fuͤſſen nach ſich (t). An andern folgte ein Windge-
ſchwulſt am ganzen Koͤrper, die Fusſole und den innern
Handteller ausgenommen, auf eine zerbrochne Ribbe.
Die Luft drang durch die Rizze der verlezten Lungen-
membran hervor (u). Von einer Bruſtwunde entſtand
uͤber den ganzen Koͤrper, auch ſo gar an den Augenlie-
dern ein Windgeſchwulſt (x). Es trat an einem, der
ſich eine Ribbe zerbrochen hatte, ein vier Zoll hoher Wind-
geſchwulſt am ganzen Leibe hervor (y). Da man das
Zellgewebe unter der Haut, 5 Zoll hoch an der Bruſt,
und am Bauche 6 Zoll hoch aufblies, ſtiegen die Au-
gen heraus, und man fand in der waͤſſrigen Augenfeuch-
tigkeit Luft (z). Nach andern Berichten hatte ſich die
innere Luft, ohne daß eine Verwundung von auſſen
herzugekommen, uͤberall durch das Zellgewebe ergoſſen.
Einen durchgaͤngigern Windgeſchwulſt, der ſo gar die
Mannsruthe nicht verſchonte, berichtet Binninger(a).
An einem andern Gegenſtande brachte die unterdruͤkte
Ausduͤnſtung von freyen Stuͤkken einen Windgeſchwulſt
hervor, ſo daß die Bruͤſte ſo gar zu ſchweſtern (auf-
ſchwellen) anfingen (b). Ein Knabe ſchwoll uͤber und
uͤber, ſo gar an der Ruthe, nachdem bey ihm das Fie-
ber zuruͤkgetreten war (c).


Eben ſo greift das Waſſer weit um ſich, wenn es
in einem aufgedunſteten Koͤrper ſtillſtehend wird. Nach
den Bemerkungen des de la Motte hat man die Raͤu-
me in allen Muskeln voll Waſſer angetroffen (d). Und
der beruͤhmte Beggi(e) beſchreibet die Ergiſſung des
Waſſers
[25]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Waſſers bey einem Waſſerſuͤchtigen in alle zellige Raͤume,
da ſo gar die faͤchrigen Theile an der Mannsruthe von
der Feuchtigkeit in die Hoͤhe getrieben wurden, und man
unter der Muskelmembran, in den Muskeln ſelbſt, und
in ihren Zwiſchenraͤumen einen Gallert zu Geſichte be-
kam. Die Eitergeſchwuͤlſte haben eben die Natur an
ſich, vermoͤge welcher ſich der Eiter von der angefreſſe-
nen Stelle, die er durch die Vereiterung des Eingewei-
des bekommen hat, weit und breit dem ganzen Koͤrper
mittheilt. Der von Velſe fuͤhret einen Zufall an, da
der Eiter von der Bruſt, vermittelſt eines zwiſchen den
Muskeln weiter freſſenden Eitergeſchwulſtes bis zu den
Hinterbakken und Fuͤſſen niederſank (f). Ein Nieren-
geſchwuͤr ſtieg bis zu dem Dikkbeine herab, und der Eiter
ſamlete ſich in den Zwiſchenraͤumen beyder Gliedma-
ßen (g). Von einer vereiterten und uneroͤfneten Ohren-
druͤſe bahnte ſich der Eiter bis zum Armbuge den Weg,
er zerfras die Ellbogenbaͤnder, daß daher eine Steifig-
keit erfolgte (h). Jn einem pucklichten Schwindſuͤchti-
gen entdekkte man einen Sack voll weiſſer Eitermaterie
hinter dem Ribbenfelle, und einen aͤhnlichen Eiter in
der Gekroͤsdruͤſe, dem Gekroͤſe, der Leber, zwiſchen der
Ach elhoͤhle, am Halſe, an den Duͤnnungen, zwiſchen
dem harten und zarten Hirnhaͤutchen, und zwiſchen den
Gelenken, ſo daß der Ellbogen dadurch verloren ging (i).


Aus dem erzaͤlten erhellet der Zuſammenhang derer
Zellhoͤlchen unter einander. Es iſt daher der Materie,
die ſich in dieſe Raͤume verirret, nicht moͤglich, wenn die
Bewegbarkeit derſelben gereizt worden, von allen Gegenden
in alle moͤgliche andre uͤberzugehen. Es iſt wunderbar,
B 5wie
[26]Erſtes Buch. Elementartheile
wie bald ſich das ſehr fluͤſſige Fett in dem Strausvogel
von den Arabern, und zwar vermittelſt des Handgriffes,
in eine zuſammenhaͤngende fluͤſſige Maſſe vereinigen
und ſamlen laͤſt, da ſie den gejagten Vogel ſtark herum-
ſchuͤtteln und das Fett des ganzen Koͤrpers aus der zer-
ſchnittnen Kehle fliſſen laſſen (k).


Auf eben die Art geht es an, daß der Eiter, der,
wie wir zeigen wollen, eigentlich ein geſchmolznes Fett
iſt, an ganz fremden Stellen hervordringen kan. Man
lieſet daher, daß ein Bruſtgeſchwuͤr, welches auf das
Seitenſtechen gefolgt war, durch ein Geſchwuͤr am Ar-
me geheilet worden (l). Bey einer Frauensperſon, wel-
che Eiter durch den Mund auswarf, bliben die ſchwind-
ſuͤchtigen Zufaͤlle nach, nachdem man ihr Haarſchnuͤre
verordnete: ſie fiel aber in eben die Zufaͤlle wieder ein,
ſobald man die Haarſchnur aus der Acht lies (m). Hier-
aus laſſen ſich die Krankheitswanderungen (metaſtaſes)
der Alten glaubwuͤrdiger machen, von denen der Herr
von Swieten gezeiget, wie ſie ſich durch die zelligen
Zwiſchenraͤume vornaͤmlich (n) fortpflanzen.


Die Beiſpiele kommen oͤfterer vor, und ſie erwei-
ſen eben das, wenn das Waſſer in waſſerſuͤchtigen Per-
ſonen, das ſich weit herum ausgebreitet hat, durch eine
einzige und oft an ſehr entlegenen Stellen angebrachte
Oefnung abflieſt. Geofroi zapfte einem, der an der
Waſſerſucht krank darnieder lag, und dem die Augen-
lieder aufgeſchwollen waren, alles Waſſer durch einen,
an dem Schienbeine gemachten Einſchnitt aus dem
Leibe ab (o). Ein andrer Waſſerſuͤchtiger entledigte ſich
von ſeinem Uebel, da ihm die Fuͤſſe von freien Stuͤcken
auf-
[27]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
aufbrachen (p); und dieſe Erſcheinung koͤmt ſo oft vor,
daß ich faſt alle Tage davon die Erfarung einziehe, und
die Frauensperſonen ſo gar die Heilſamkeit von dieſem
Abfluſſe bereits kennen. Man zog in einer Bruſtwaſ-
ſerſucht, indem man die Fuͤſſe ſchroͤpfte, 8 Pfunde Waſ-
ſer heraus, und die Krankheit ward dadurch gehoben (q).
Eine Frauensperſon, der von einer andern verwegener
Weiſe das Sprungbein durchgeſchnitten worden, kam
noch gluͤklich davon, nachdem ſie bei der Heilung die
Stalmittel und bittren Arzeneien zu Huͤlfe nahm (r).
So gar haben es ganze Voͤlkerſchaften im Gebrauche,
daß ſie ſich keines andren Mittels bey dem Waſſer, das
unter der Haut ſteckt, bedienen, als eben dieſes, und
der gluͤkliche Zufall iſt in dergleichen Faͤllen mehr als
einmal ein beliebter Arzt geweſen (s), da dem Koͤrper
das beſchwerliche Waſſer dadurch entzogen worden, wenn
man Brennmittel bei den Fuͤſſen anbrachte. Jndeſſen
beweget ſich dieſes Waſſer auch von freien Stuͤkken
durch die Zellraͤume weiter durch, es ſchwillet oftmals an
der Bruſtwaſſerſucht anfaͤnglich der Hodenbeutel auf,
und nachgehens ſenket ſich die Feuchtigkeit weiter hinab,
und leget ſich auf die Fuͤſſe an (t).


Endlich gehen in den zelligen Raͤumen eben die wun-
derbare Wanderungen vor, die von Pfeilen und andern
Koͤrpern unternommen werden, als welche erſt in ei-
nen Theil des Koͤrpers hineindringen, und nach einer
Zeit
[28]Erſtes Buch. Elementartheile
Zeit durch einen andern entfernten Theil wieder hervor-
kommen, oder ſich wenigſtens herausſchneiden laſſen.
Auf die Art krichen die Stacheln des Stachelſchweins
von Kanada, nachdem ſie in die Haut getrieben wor-
den, in den Zwiſchenraͤumen der Muskeln weiter unter
der Haut vor, bis ſie endlich, wenn ſie das Eingeweide
zerrizzet, den Tod nach ſich ziehen (u). Eben ſo oͤffnete
ſich eine verſchlukte Grasaͤhre einen Weg durch die
Seite (x). Man ſchnitte eine herabgeſchlungne Steck-
nadel aus einer Blutader des Fingers heraus (y), und
es kam eine Gerſtenaͤhre, die jemand zu ſich genommen,
nach einiger Zeit in einem Lendengeſchwuͤre wieder zum
Vorſchein (z). Dergleichen Erſcheinungen mehr fuͤhre
ich nur mit der Benennung ihrer Verfaſſer an (a). Es
hatte ſich jemand eine Nadel in den Arm geſtochen, und
dieſe kam nach einigen Jahren aus der rechten Bruſt
heraus (b); und noch eine andre, die man ſich nahe an
dem ringfoͤrmigen Handbande hineingeſtoſſen, machte
ſich ganz oben am Arme ſechs Jare darauf wieder Luft,
und man zog ſie an dem Orte heraus (c). Bleierne
Flintenkugeln, die durch die Bruſt gefahren waren, fie-
len durch ein Eitergeſchwuͤr an den Hinterbakken her-
aus (d). Aus einem dergleichen Geſchwulſte neben den
Hinter-
[29]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Hinterbakken hat man ein Eiſen, das unter dem Schul-
terblate hineingeſtoſſen worden, neun Jare darauf wieder
erhalten (e). Eine in die Hinterbakken gedrungne Stekna-
del machte ſich durch die Duͤnnungen endlich Platz (f).


Es iſt noch der Zuſammenhang zwiſchen den ver-
ſchiednen Lagen des Zellgewebes zu zeigen uͤbrig (g). Jch
mache den Anfang vom Kopfe. Demnach ſtehen die
zelligen unter der Haut gelagerten Raͤume oder dieſes
Nez mit eben dergleichen Raͤumen am Halſe, ferner
laͤngſt den Ruͤkkenwirbeln mit dem Bruſtzellgewebe,
mit dem zweibeutligen Mittelfelle hinterwerts,
mit dem Umfange des Herzbeutels, mit den um das
Ribbenfell gelagerten Flokken, die den Muskeln zwiſchen
den Ribben zugeordnet ſind, augenſcheinlich in Verbin-
dung. Hiernechſt wendet ſich das Zellgewebe mit der
groſſen Schlagader ohne Aufenthalt hinter dem Zwerg-
felle weiter bis zu dem Striche der Zellplaͤttchen, die die
Lendenwirbel beruͤhren, zu dem geſamten Umfange des
Darmfells von auſſen her, zu denen Zwiſchenraͤumen
der Gekroͤſeblaͤtter und ihrer hintern Seite, zu dem
Fette an den Nieren, zu der faͤchrigen Beſchaffenheit,
die die aͤuſſern Membranen an den Eingeweiden des Un-
terleibes begleitet, und von dem erſtern Zellgewebe nebſt
den Gefaͤſſen ſelbſt zu dem zweiten Zellgewebe des Ma-
gens und Gedaͤrmes fort. Von der Lendengegend ſtei-
get es nebſt den Krumdarmsgefaͤſſen zu der Huͤfte und
laͤngſt den ganzen Fuß vorne zu herab. Dieſes iſt die
Hauptkolonne des Zellgewebes, und es begleitet alſo
die Paͤkke der Gefaͤſſe, die neben ihm lauffen: Ein
Theil dieſes Nezzes wendet ſich mit den Saamengefaͤſſen
zu den Hoden herab, ein andrer bekleidet die Gebaͤrmut-
ter,
[30]Erſtes Buch. Elementartheile
ter, die Harnblaſe, und beide Seiten vom Maſtdarme,
indem es ſich auf dieſem Wege allezeit auswendig ans
Darmfell anhaͤngt, und ſein Entſtehn von den Lenden-
wirbeln empfaͤngt. Ein andrer Aſt vom Zellgewebe be-
gibt ſich durch das eirunde Loch des Schaambeins nebſt
den uͤbergeſpanten Gefaͤſſen zu der Huͤfte hin, ein an-
drer Zweig durchboret die Spalte des Huͤft- und Heili-
genbeins, und krichet zu den Hinterbakken, zu dem Um-
fange des Hintern und zur hintern Huͤfte weiter fort.
Hie und da verbindet ſich dieſes faͤchrige Gewebe, wo es
tiefer liegt und ein Gefolge von Gefaͤſſen neben ſich hat,
in den Zwiſchenraͤumen der Muskeln mit dem uͤbrigen
Zellgewebe unter der Haut, dergeſtallt umkleidet es nebſt
den Gefaͤſſen und Muskeln die geſamte Laͤnge vom Fuſſe.
Die Aerme empfangen ihre ſchwammige Natur von dem
Zellgewebe, das die Schluͤſſelpulsader umſchliſſet; von
einem zweiten Zellgewebe unter der Haut, und von der
aͤuſſern Zellhaut des Oberleibes, die den Muskel des
Schulterblates von unten unterſtuͤzzet. Folglich findet
keine Zweideutigkeit mehr darinn ſtatt, wie die Luft
oder das Waſſer von der Augenhoͤle oder Stirn in die
Bruſt, oder in die Unterhaut der Bruͤſte, in Aerme,
und Fuͤſſe, in die Gegend des Gekroͤſes oder den Um-
fang des Ribbenfells hinkommen koͤnne. Es iſt zu ver-
muten, daß beide jetzt genante fluͤſſige Weſen mit den
Blutgefaͤſſen in die Ruthenfaͤcher, und zwiſchen die
Zellchen der glaͤſernen Augenfeuchtigkeiten zugleich mit
eindringen. Denn es beſizzen alle Gefaͤſſe, wie wir ge-
ſagt haben, ihre faͤchrige Scheiden. Hierbei laſſen wir
die uͤbrige dunklere Stellen im Naturbuche weg. Zu-
lezt werden noch die Werkzeuge der Verwundungen, von
dem wechſelweiſe Aufſchwellen und Verengern der Mus-
keln, ſo wie durch ihr eignes Gewicht weiter fort be-
wegt: Waſſer und Eiter helfen ſich faſt mit ihrer
Schwere allein weiter fort.


Das
[31]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.

Das bisher erzaͤlte machet das Zergliedrungsmeſſer
erweislich, und es iſt eine an ſich wohl bekannte Sache.
Jndeſſen ſchliſſet man billig von dem weitleuftigen Ge-
biete dieſes Zellgewebes, auf deſſen fuͤr unſren Koͤrper
ausnehmenden Nuzzen. Um alſo das Fett und den in-
nern Dunſt im Koͤrper, fuͤr die unſre Zellhaut Faͤcher
und Hoͤlungen bauet, aus dem Geſichtspunkte zu ruͤkken,
betrachte ich hier nur das Hauptgeſchaͤfte des Zellgewe-
bes, welches darauf ankoͤmt, daß es allen und jeden
Theilen unſers Koͤrpers ihre gehoͤrige Feſtigkeit beſtim-
met, wodurch der Schoͤpfer ſeine unendlich weiſe Ab-
ſichten befoͤrdern will. Zerſtoͤret man dieſes Gewebe,
ſo ſchwanken die Nerven, Muskeln, Gefaͤſſe und Mem-
branen aller Orten ungewis umher, ſie wiederſtehen
denen Saͤften nicht laͤnger, die in ihnen laufen, ſie
werden von dem Muskelſiſteme nicht mehr nachdruͤklich
genung beherrſcht und im Gehorſam erhalten, ſie werden
von ihrer Stelle nach andern hingeworfen. So wie
man nur dasjenige Zellgewebe, welches die Schlag- und
Blutadern von auſſen bekleidet, aus dem Wege raͤumt,
ſo bluͤhen ſo gleich die Pulsadergeſchwuͤlſte und Blut-
aderkroͤpfe an den verlezten Stellen hervor, und man kan
dieſe, laut unſren Verſuchen, kuͤnſtlich nachmachen (h).
Durch dergleichen Verſtuͤmlung, wird ein Nerve laͤnger,
als gehoͤrig, da denſelben zuvor ſo viele unzaͤlbare Faͤden,
ohne Zweifel, zu deſſen groͤſtem Nuzzen, verkuͤrzen und
ſo zu ſagen runzeln muſten. Eben dies Geflechte von
Faͤcherchen verbindet die Membranen unter einander, es
theilet dem Gedaͤrme ſeine Dauer mit, es ſtaͤrkt den
Magen und die geſamte Behaͤltniſſe im Koͤrper, da dieſe
auſſerdem in ihrem erſchlafften Zuſtande allen Angrif-
fen von der Luft und den Fluͤſſigkeiten nachgeben muͤſten
und unnuͤzze wuͤrden, woferne nicht die Muskelartige
Mem-
[32]Erſtes Buch. Elementartheile
Membran, mit der nervenhaften, und der aͤuſſern Be-
kleidung, eins mit dem andren, durch Huͤlfe der Zell-
faſern verbunden waͤre. Befeſtigte ferner das Zellge-
webe nicht das Darmfell an das Zwergfell, an den
Bruſtknochen das Mittelfell, an die Sehnen des groͤ-
ſten Bauchmuskels das Darmfell, ſo wuͤrde weder das
Baucheingeweide an ſeinem Orte bleiben, noch der Herz-
beutel, und folglich auch nicht das Herz ſelbſt, eine
Feſtigkeit beſizzen, und es wuͤrden die Bruͤche nicht
lange mehr auſſenbleiben. Da eben die Zellhaut die Ge-
meinſchaft unter den Druͤſenkoͤrnchen und dem Einge-
weide unterhaͤlt, ſo ſchreibt ſie zugleich dem Eingeweide
ſeine abgemeßne Zaͤhigkeit vor; und man trift auch dies
Eingeweide dauerhaft und aͤuſſerſt feſt, wo das Zellge-
webe wenig und nur mager iſt, dagegen aber weich an,
wenn das Geflechte haͤufig, langgeſtrekt und fettreich
erſcheint. Es verbindet das Ohr mit dem Kopfe, und
es iſt das gewoͤhnlichſte Band, womit die Natur benach-
barte Theile zuſammenhaͤnget. Daher koͤmt es eben,
daß die uͤber den Nieren gelagerte Druͤſen, ſobald man
die Faͤden des Zellgewebes enzwei ſchneidet, nach ent-
fernten Gegenden, die weit von den Nieren liegen, und
gegen die Staͤmme anſehnlicher Gefaͤſſe hingetrieben
werden (i), und ſich verirren.


Ob nun ſchon das Zellgewebe dem menſchlichen Koͤr-
per und den mehreſten Theilen ihre Feſtigkeit gibt, ſo er-
haͤlt doch auch daſſelbe eben die Theile ſo bewegbar, als
es ihre Lage und deren Unveraͤnderlichkeit erfordert. Es
iſt Urſache, daß verbundne Theile ſich mit einiger Frei-
heit uͤber einander bewegen koͤnnen, daß ſie nicht zuſam-
men wachſen, noch ſteif werden: und das ruͤhrt davon
her, weil das Zellgewebe claſtiſche und dehnbare Faͤden
beſizzet.
[33]des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
beſizzet. Daher fuͤgt es ſich, daß Muskeln mit der Haut
zu einem Stuͤkke werden, ſobald das Zellgewebe, das ſich
unter der Haut ausbreitet, vernichtet worden; ſie verlie-
ren alsdenn den beſten Theil ihrer Bewegbarkeit, und lei-
den dabei ſo ſehr, daß das Uebel einer Gelenkſteifigkeit
gleich zu achten iſt (k). Eben das iſt auch die Urſache,
daß Druͤſen, die ſich erſt zu bewegen alle Freiheit hatten,
mit der Haut zu einem Ganzen werden, ſobald das Zell-
gewebe vermittelſt einiger weiſſen Saͤfte zu einem troknen
Geſchwulſte verhaͤrtet iſt: ohne daran zu gedenken, was
die Nuzbarkeit dieſes Gewebes noch ferner entwikkeln
koͤnnte (l).


Endlich beſtimmet daſſelbe die Geſtalten und Biegun-
gen derer Koͤrpertheile vorzuͤglich. Das Saamenblaͤs-
chen (m), welches, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und wenn es von
den Zellfaͤden abgeſondert worden, ein kleiner Darm mit
vielen Blindgedaͤrmen iſt, wird durch Huͤlfe der Zellfaͤ-
den in einen ſehr kurzen, verwikkelten, gleichſam viel-
beutligen Knaul zuſammen gerunzelt. Der Hals der
Gallenblaſe bekoͤmt ſeine dem Kopfe eines Voͤgelchens
aͤhnliche Kruͤmmung von dem Zellgewebe; er verlieh-
ret aber ſogleich dieſelbe, wenn man dies Gewebe auf die
Seite ſchaft. Die Grimmdarmsklappe (n) bekoͤmt allein
von dieſen Zellfaͤden ihr Weſen, vermittelſt deren der
Grimm- und Krumdarm vereinigt wird, und ſobald dieſe
Faͤden verſchwinden, ſo verſchwindet auch zugleich die
Klappe mit denenſelben. Der Bogen, den die Schlaf-
pulsader unter dem Hirnſchedel beſchreibt (o), entſteht
nicht allein von dem Zellgewebe, ſondern es wird auch
die
[34]Erſtes Buch. Elementartheile
die Schlafpulsader lang, und ſie dehnt ſich gerade aus,
wenn das Zellgewebe Riſſe bekoͤmt. Daher drehet ſich
an erwachſenen Perſonen die Milzſchlagader um ſo viel
mehr zuſammen, je haͤrter das Zellgewebe iſt, das dieſe
Schlagader runzelt. Jedoch bringt auch dies Gewebe,
wenn es ſich verhaͤrtet, die Kuͤgelchen, die in der Niere
der menſchlichen Frucht einzeln und entfernt von einander
liegen, nach und nach naͤher zuſammen, bis ſich endlich
dadurch die Zwiſchenraͤume aufheben, und die erſten Ab-
theilungen zu einem einzigen Eingeweide machen laſſen,
die jedennoch die alte Figur wieder annehmen, ſobald man
in die Faͤcher derſelben Waſſer hineinleitet (p). Glei-
chergeſtalt vernichtet man die Geſtalt der thieriſchen
Theile, wenn man das beſchriebene Gewebe leichtſinniger
weiſe, als ob es von keinem Nuzzen waͤre, hinwegraͤumt.


Da das Zellgewebe alſo dem menſchlichen Koͤrper ſo
viele Vortheile ſchaft, ſo bedarf es keiner uͤbertriebnen
Erhebung, und die Sache erfordert es eben nicht, daß
man es, da es an ſich unempfindlich iſt, vor ausgedehnte
Endigungen der Nerven, oder vor das Werkzeug der
Muskelbewegung, ausgebe, als ob das in die Zellchen
ſich ergiſſende Flieswaſſer, welches von der Thierhizze
verduͤnnet worden, dieſe Bewegung zur Wirklichkeit
braͤchte. Es befindet ſich auch nichts bandſehniges und
nerviges in dem zellfoͤrmigen Gewebe; daß es daher alſo
nicht das Recht hat, ein zellfoͤrmiges Empfindungs-
werkzeug zu heiſſen, oder daß man vermuten koͤnnte, als
entſtuͤnden durch die wechſelweiſen Wirkungen dieſer
Saͤfte
[35]des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
Saͤfte in dem menſchlichen Koͤrper die mehreſten Bewe-
gungen; dergleichen Eigenſchaften neulich la Caze, ein
Veraͤchter anatomiſcher Beſchauungen, von dem Zell-
gewebe behauptete.


Dritter Abſchnitt.
Die Membranen.


Wir muͤſſen noch erklaͤren, wie weit ſich das Gebiet
des Zellgewebes, uͤber die ihm bisher zugeſtandne
Grenzlinie, ausbreitet. Jch trage hier Neuigkeiten vor,
wenigſtens ſind es ſolche, die vor der Herausgabe meiner
Prim. lin. Phyſiol. kaum bekant waren, und ich dringe
eher auf keinen Beifall, wenn ich meinen Saͤzzen nicht
vorher mit Verſuchen und Gruͤnden ihr Weſen geben
kann, da ich hier mehr als gangbare Meinungen be-
haupte. Die Erfarung hat mich gelehrt, daß beinahe
alle feſte Theile an unſerm Koͤrper nichts als ein enge
geſtriktes und dicht durch einander gewikkeltes Zellgewebe
ſind. Wenigſtens finde ich es in den Verſuchen gegruͤn-
det, daß alle Membranen, ohne alle Ausname, die Ge-
faͤſſe, welches nur hole Membranroͤhren ſind, daß ferner
das Weſen (parenchyma) der Eingeweide, daß Baͤnder,
vielleicht auch die Sehnen, Knorpel, und ein groſſer
Theil von den Knochen ein Zellgewebe ſind, oder es we-
nigſtens ehedem geweſen ſind.


Folglich bilden ſich die gemeinſchaftlichen Membra-
nen der Muskeln, die beſondre und die Scheidewaͤnde
derſelben, welche leztere ſich zwiſchen den Aermen der
Muskeln herab begeben, blos aus dem zelligen Gewebe,
welches man dadurch erweislich machen kann, wenn man
nach den fleiſſigen Verſuchen des beruͤhmten Monroo
Luft zwiſchen dieſelbe hineintreibt. Gleichergeſtalt laͤſt
ſich das Spinngewebe im Gehirne, welches man an dem
C 2Ruͤkken-
[36]Erſtes Buch. Elementartheile
Ruͤkkenmarke fuͤr eine weit ausgedehnte und feſte Mem-
brane haͤlt, am Gehirngrunde, und zwiſchen den beiden
Halbkugeln in lauter faͤchrige Blaͤschen verwandeln.
Die Membranen, welche von Zergliederern, die in guten
Anſehn ſtehen, vor ſehnige Druͤſenbekleidungen ausgege-
ben worden, zerlegen ſich in der Druͤſe, die an den Oh-
ren, und in einer andren, die im Winkel des Kinbakkens
hingepflanzt iſt, augenſcheinlich in zellfoͤrmige Faͤden.
Auch die Unterhaut ſcheinet, wenn man ſie obenhin be-
trachtet, zwar an ſich feſte zu ſeyn, an der Seite naͤm-
lich, wo ſie nach dem Oberhaͤutchen hin gewandt iſt; ſie
wird aber viel ſchlaffer, und ſtrekket Blaͤtter und Plaͤtt-
chen an der Flaͤche von ſich, wo ſie an das Fett grenzt (q).
Auf gleiche Weiſe verwandelt ſich die harte und elaſtiſche
Bekleidung, die man an der groſſen Schlagader vor ſeh-
nig haͤlt, wie auch das Knochenhaͤutchen, welches die
haͤrteſte von allen Membranen iſt; imgleichen der ſehr
harte Sak, der den faͤchrigen Ruthenkoͤrper zuſammen-
haͤlt, blos nach der Vorſchrift des Meſſers, und wenn
man allmaͤlich die Schuppen wegnimt, in lauter faͤchrige
Plaͤttchen, ſo daß man weiter keine Materie in den Haͤn-
den uͤbrig behaͤlt, ſondern alles, was vorher noch ſo feſte
zu ſeyn ſchien, jezzo in zellartige Blaͤtter zerfaͤllt.


Naͤchſt dieſen ungemein leichten Verſuchen, die ſich
einem nachlaͤßigen Zergliederer beinahe von ſelbſten an-
bieten, habe ich noch andre mehr angeſtellt, und entweder
Luft oder Waſſer in die verengerte Raͤume eines der-
gleichen Zellgewebes hineingebracht, welches man insge-
mein vor eine Membrane anſieht; dadurch habe ich dieſe
Membrane zu einem Zellgewebe aufgeloͤſt. Folglich
kann man die weiſſen und ſich weit erſtrekkende ſehnige
oder nervige Membranen des Magens, derer Gedaͤrme,
und der Harnblaſe, ob ſie gleich die einzigen ſind, die
dieſen
[37]des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
dieſen holen Behaͤltniſſen ihre Feſtigkeit geben, durch
hineingeblaſene Luft, oder vermittelſt einer kleinen Ver-
wundung, oder wenn man dieſe Saͤkke umkehrt und durch
eine Roͤhre Luft hineintreibt, dergeſtalt in eine flokkige
weiſſe Wolle verwandeln, daß davon weiter nichts, als
eine Art von Baumwolle uͤbrig bleibt. Der vortrefliche
Albin hat daruͤber Verſuche an dem Gedaͤrme (r), und
ich an dem Magen, und der Harnblaſe angeſtellet, da
denn beider Zellhaͤute ſchoͤn weis und wie ein Schaum
ausſahen, und die Zierlichkeit der Haut des Gedaͤrmes
uͤbertrafen. Eben die Einblaſung macht den vom
Ruyſchen als nervig beſchriebenen Ueberzug der Manns-
ruthe, das Band derſelben, und die ſogenante Hoden-
muskelhaut, zu einem wahren in Faͤcher getheilten
Schwamme.


Bei andern Membranen kann man ſich des Waſſers
mit groͤſſerem Nuzzen, um ihre faͤchrige Beſchaffenheit
vor Augen zu legen, bedienen. Das Waſſer ſchleicht
ſich auf die Art, wie in die Loͤcher des Zukkers und der
Haarroͤhrchen, allmaͤlich in die kleine Hoͤlen und Faͤcher
der Membranen, wenn es auch die haͤrteſten waͤren, ein;
es trennet die Faſern und Plaͤttchen von einander; es
verwandelt die Membranen in eine ſchwammig lokre
Scheerwolle, aus der ſie urſpruͤnglich entſtanden ſind.
Dieſen Verſuch hat Vieuſſens(s) zuerſt unternommen,
und ſich dadurch uͤberreden laſſen, gar keine Muskelmem-
brane mehr in der Schlagader zu geſtatten, weil derſelbe,
an der Schlagader, nach einer langen Einweichung im
Waſſer, nichts als ſchwammiges entdekken konnte. Auf
eben die Weiſe habe ich die Unterhaut, die harte Gehirn-
C 3haut,
[38]Erſtes Buch. Elementartheile
haut, den Herzbeutel, das von allerlei Gegenden herge-
nommene Knochenhaͤutgen, das Darmfell, die harte
Augenmembrane (ſclerotica) im Waſſer geraume Zeit
eingeweicht, und es ſind alle dieſe Membranen endlich zu
einem flokkigen Schwamme geworden, wobei der Erfolg
derer Verſuche jederzeit uͤberein geweſen. Eben dieſe
Verſuche hatte Schobinger vor langer Zeit und nur
neulich noch, wie ich aus dem Schreiben dieſes redlichen
Mannes ſehe, vor ſich wieder angeſtellt. Vermittelſt
des Waſſers laſſen ſich eben ſowohl die einzelne Druͤſen-
kugeln, die Gebaͤrmutter, die faͤchrige Ruthenkoͤrper,
und die an der weiblichen Ruthe, in ein aͤhnliches Zellge-
webe und Plaͤttchen aufloͤſen; und es ſcheidet das Waſſer
an den Eingeweiden und Druͤſen augenſcheinlich das
Weſen derſelben in Gefaͤſſe und in zellfoͤrmige Faͤden von
einander, welche Ruyſch vermittelſt eben der gedachten
Einweichung, nebſt den ledigen Gefaͤſſen, von den Schlag-
aͤderchen des Eingeweides, die mit einem angenem in die
Augen fallenden Talge ausgefuͤllt waren, abzuſondern
pflegte (t).


Jch glaube, man koͤnne noch auf andre Art erweis-
lich machen, daß unſer Zellgewebe die dichten und feſten
Membranen ausmacht, weil ich kurz zuvor gewieſen,
wie ſich die dichteſte Membranen in ein dergleichen zellig
Gewebe aufloͤſen lieſſen. Die Hautgeſchwuͤlſte entſtehen
von freien Stuͤkken mitten in dem Zellgewebe unter der
Haut: in einem von deſſen Faͤcherchen, oder in mehrern
faͤngt das Oel an zu ſtokken, indem es blos von der un-
gemein zarten Membrane dieſes Faͤcherchens eingeſchloſ-
ſen und getragen wird. Wenn eins von dergleichen Faͤ-
cherchen ausgedehnt wird, und ſein empfangnes Oel
nicht wieder ausſchuͤttet, ſo druͤkkt es allmaͤlich die be-
nachbarten
[39]des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
nachbarten Raͤumchen zuſammen, es entwendet ihnen
durch dieſe preſſende Gewaltthaͤtigkeit ihr Oel, welches
mit der Zeit mitten zwiſchen den Faͤcherplaͤttchen hart
wird, anwaͤchſt und verurſachet, daß dergleichen Plaͤtt-
chen, und wie man weis, jederzeit viele von ihnen auf
einmal, unter ſich zuſammenwachſen: folglich bekoͤmt
man ſtatt eines ſehr weichen ſchwammigen Gewebes eine
dikke, ſehr feſte, und gar knorplige Membrane, deren
Durchmeſſer wohl zwo Linien betraͤgt (u), auf eben die
Art, wie ſich an den Baͤumen das zellfoͤrmige Gewebe
in das Holz verwandelt (x). Jch habe dieſe Ausartun-
gen oͤfters an der Schilddruͤſe und den einzelnen Druͤſen-
kuͤgelchen, die zu dem Schlunde gehoͤren, wahrgenommen.


Es hat daher allerdings das Anſehn, daß die ziem-
lich uͤbereinſtimmende Natur des Zellgewebes und der
Membranen bisher noch unter ſich darinnen verſchieden
ſey, weil es noch ſo lange immer ein Zellgewebe bleibt,
als die Hoͤlungen deſſelben mit haͤufigem Dampfe, mit
Waſſer oder Gallerte und Fette erfuͤllt ſind, wodurch die
benachbarte Faͤcherchen in einer gewiſſen Entfernung von
einander gehalten werden; und daß hingegen eben dieſes
Zellgewebe erſt den Augenblick zu einer Membrane wird,
wenn dieſe Fluͤßigkeiten verfliegen, oder herausgetrieben
worden, und die naͤchſten Faͤden ſich zu beruͤhren, und ſich
einander anzuziehen anfangen, wobei die durch einander
verwikkelte Plaͤttchen veranlaſſet werden, in ein Stuͤkke
zuſammen zu wachſen. Denn es iſt oben gezeigt worden,
daß der Druk allein ſchon vermoͤgend ſey, ein Zellgewebe
in eine Membrane, und die Auflokkerung hingegen eine
wahre Membrane in ein ſchwammiges Geflechte zu ver-
wandeln.


C 4Wenn
[40]Erſtes Buch. Elementartheile

Wenn nun aus dem Zellgewebe Membranen, wenn
aus Membranen, die ſich aufrollen, Gefaͤſſe, wenn aus
Gefaͤſſen, und deren zellfoͤrmigen Scheiden, die Ein-
geweide gebildet werden, wenn uͤberdem die Fleiſch-
kluͤmpchen der einzelnen Druͤſenkuͤgelchen ein bloſſes Zell-
gewebe ſind, ſo erhellet daraus, was vor ein anſehnlicher
Theil von unſrem Koͤrper aus derjenigen Materie beſte-
het, die man ſo viel Jarhunderte lang fuͤr eine Nichts-
wuͤrdigkeit angeſehen hat.


Vielleicht ſind dieſes noch nicht einmal die Grenzen
von dem zellfoͤrmigen; denn die Sehnen, wenigſtens ei-
nige, breiten ſich augenſcheinlich in eine zellfoͤrmige Mem-
brane, die einer harten Membrane ganz gleich koͤmt, un-
ter dem Namen des Sehnenbandes (aponeuroſis) aus;
andre laſſen ſich, wenn man ſie nur mit den Fingern von
einander zieht, in eine wirkliche Membrane verwandeln.
Jch habe dieſe Probe ſeit langer Zeit mit der Sehne des
Fusſolenmaͤusleins angeſtellt. Es wird dieſe Vermu-
tung noch viel wahrſcheinlicher, wenn man uͤberlegt, daß
die Sehnen, eben ſo wie das Zellgewebe, weder reizbar,
noch empfindlich ſind. Allein ich ſezze noch die genaue-
re Unterſuchung hieruͤber bis zu einer andren Gelegen-
heit aus.


Ferner ſcheinen die Knorpel vermutlich aus dem ela-
ſtiſchen Zellgewebe ihren Urſprung zu nehmen; denn es
laſſen ſich die Knorpel an erwachſnen Perſonen, und an
Knaben noch beſſer, beſonders an den Ribben, auf eben
die Weiſe, wie die zellhafte Membrane der groſſen Schlag-
ader, nach und nach in Schuppen auflokkern: und um-
gekehrt veraͤndert eine Krankheit das Zellgewebe in einen
wahren Knorpel, wie an den Membranen der Kroͤpfe
oͤfters vorkoͤmt, und wie wir anderswo zeigen werden.
Vor der Hand nenne ich nur einen geſchikten Zeugen,
dem man voͤllig glauben kann (y).


Daß
[41]des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.

Daß die Knochen aus dem Knochenhaͤutchen erzeugt
werden, hat ein durch Verdienſte erhabner Mann (z), der
ohnlaͤngſt ſeinen Vertheidiger gefunden, behauptet (a).
Ob mich nun gleich andre Gruͤnde, dieſer Meinung bey-
zupflichten, noch zuruͤkhalten, ſo ſind dennoch, wie der
Augenſchein lehrt, die lokkre Knochenanhaͤngſel (epiphy-
ſes
), beſonders an Kindern, voller Faͤcher, die ſich blos
durch ihre Haͤrte von der oftgenanten Faͤcherhaut unter-
ſcheiden.


Es gibt aber im menſchlichen Koͤrper zweierlei Arten
von Faſern, die ſich vermoͤge ihres Geſchaͤftes von den
Faͤden des Zellgewebes entfernen. Erſtlich ſcheinet die
Muskelfaſer, die allemal gerade und mit den benachbar-
ten von ihres gleichen jederzeit parallel laͤuft, da ſie ſich
nirgenswo mit einigen Zweigen an die benachbarte Fa-
ſern wirklich anhaͤngt, und da ſie eine Reizbarkeit beſiz-
zet, allerdings von andrer Beſchaffenheit zu ſeyn. Fer-
ner mus man das Gehirnmark, und die daher entſtehen-
de markige Natur der Nerven, ſowohl wegen des ſehr ein-
fachen Baues, als auch wegen der ununterbrochen fort-
gefuͤhrten Laͤnge, und gerader Richtung der Faſern, die
ſich in den Nerven niemals verwirren oder verwikkeln,
ferner wegen der reizbaren Beſchaffenheit, von dem Zell-
gewebe unterſcheiden, ob der beruͤhmte de la Caze(b)
gleich, ohne ſeinen Scheinſaz mit den geringſten Gruͤn-
den zu unterſtuͤzzen, beides unter einander gemiſcht hat.
Jch habe bereits erinnert, daß unſer Zellgewebe ohne
Empfindungen und unreizbar iſt.


Es moͤchte zwar, was ich hier von dem Zellgewebe
geſchrieben, ſehr vielen als was Neues vorkommen, da
ich wenigſtens davon nichts vor dem Jahr 1747. be-
C 5kannt
[42]Erſtes Buch. Elementartheile
kannt gemacht: ich mus demnach anzeigen, daß es weder
voͤllig neu geweſen, noch daß ich das geringſte ohne den
Erweis von groſſen Maͤnnern vorgetragen habe. Hart-
ſoeker
hat bereits (c) das thieriſche Gebaͤude vor eine
Zuſammenſezzung von Gefaͤſſen und zellfoͤrmiger Mate-
rie angeſehen. Nach ihm lehrte Cowper(d), daß alle
Membranen offenbar blaͤſig waͤren, und ſich durch Ein-
blaſungen in ein zellartiges Geflechte verwandeln lieſſen.
Man weis, was man dieſem Manne in der Zergliede-
rungskunſt vor ein Anſehn zugeſtehen mus. Ferner ſchrieb
Morgan(e), ein wunderlicher Kopf, und der ſich zu
Gefallen alles glaubte, daß die Gefaͤſſe ſelbſt aus derglei-
chen Gewebe beſtuͤnden. Allein Boerhaavens bewun-
dernswuͤrdige Beredſamkeit brachte die hie und da zer-
ſtreute Stimmen einiger wenigen bald zum Schweigen;
und erſt damals laß ich die jezo angezognen Stellen der
groſſen Maͤnner zum erſtenmale, oder mit Aufmerkſam-
keit durch, da mich meine Verſuche laͤngſt ſchon veran-
laſſet hatten, meinen vorigen Meinungen zu entſagen.
Eben dieſe Theorie hat auch Thierry(f), und ohnlaͤngſt ei-
ner unter einem falſchen Nahmen (g), nebſt andern, nach der
Zeit, da ich meine Schriften herausgegeben, behauptet (h).


Es iſt noch uͤbrig, daß ich die jetzt erzaͤlte Theorie
noch mit einem Stuͤkke von ihrer Geſchichte verbinde, da
man ſiehet, daß ſie von den meiſten Aerzten in Europa
faſt durchgaͤngig angenommen wird. Man erfuhr aus
Ruyſchens Verſuchen, daß die weiſſe und blutloſe Saa-
menmembranen ſich uͤber und uͤber roth faͤrben lieſſen, ſo
bald
[43]des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
bald man die Schlagaderſtaͤmme mit dem gefaͤrbten Talge
gluͤklich und muͤhſam genung ausſprizzte: dieſes bahnte
den Weg zu dem Schluſſe, daß der menſchliche Koͤrper
aus lauter Gefaͤſſen beſtuͤnde. Dieſe Meinung trug da-
her bereits Duverney(i) vor, und er nahm an, der
Koͤrper enthielte nichts als Gefaͤfſe, und Blaͤschen, in die
ſich die Gefaͤſſe oͤffneten. Daß der Koͤrper aus Gefaͤſſen
ſeinen erſten Urſprung habe, glaubte Santorin(k)
gleichfalls. Eben dieſes Vorgeben wurde von den Haͤn-
den des Pitkarne(l) noch beſſer ausgeſchmuͤkket und er-
laͤutert; er ſezte die kleinſte Gefaͤſſe aus den kleinſten Mem-
branen, und aus dieſen andre, aus dieſen ferner die groͤſ-
ſern Roͤhren zuſammen. Hierauf arbeitete Boerhaave
die Sache vollſtaͤndiger aus, und er iſt es, der ihr meh-
rentheils ihre gegenwaͤrtige Geſtalt gegeben hat. Eine
Faſer beſteht aus Erde und Leim (m). Vereinigen ſich
die Faſern unter ſich, ſo wird das einfachſte oder das an-
faͤngliche Membranchen daraus. Rollt ſich dieſes uͤber
einander, und waͤchſet ihr Laͤngenrand zuſammen, ſo bil-
det ſich das erſte einfache Gefaͤschen daraus (n). Umwik-
keln und durchſchlingen ſich die erſten einfachen Gefaͤs-
chen, ſo entſteht die zwote Membrane daher. Rollt ſich
dieſe zuſammen, und waͤchſet ihre Schaͤrfe feſt an, ſo
bekoͤmt man das zweite Gefaͤs (o). Aus dergleichen un-
ter einander verſchlungnen Gefaͤſſen bereitet die Natur
das Zellgewebe, dergleichen man mit glaͤſernen Roͤhr-
chen nachmachen wuͤrde, wenn man ſie in einem wollenen Tu-
che unter einander verbaͤnde (p), oder einweben wollte.
Die dritte Membrane erzeuget, um ſich ſelbſt gebogen,
das dritte Gefaͤs, und dieſes iſt das erſte, das ſich mit
bloſſen
[44]Erſtes Buch. Elementartheile
bloſſen Augen erblikken laͤſt. Aus dergleichen Gefaͤſſen
wird die vierte Membrane zubereitet, und das gehet
auf eben die Art immer weiter fort, bis die groͤſten Ge-
faͤſſe, und die groͤbſte dikſte Membranen zum Vorſchein
kommen. An andren Orten hat dieſer mein ehemaliger
Lehrer ſeine Erklaͤrungsart in etwas eingeſchraͤnkt, und
er ſezzte zwar, der ganze Koͤrper waͤre ein Geflechte von
Gefaͤſſen (q), oder ſchlagaderhaften, blutadrigen und
nervigen Roͤhrchen; wenn man aber genauer darauf
Acht hatte, ſo ſezzte er den thieriſchen Koͤrper blos aus
Nerven, als ſeiner urſpruͤnglichen Materie, zuſammen (r).


Dieſe Theorie nahmen die mehreſten und beruͤhmte-
ſten Aerzte der neuern Zeit an, vermoͤge der man die Ge-
faͤſſe aus Membranen, und die Membranen wiederum
aus Gefaͤſſen herleitete. Aus der Schule unſers beruͤhm-
ten Lehrers fuͤhre ich den van Swieten, Roͤm. Kaiſer-
lichen Leibarzt (s), von Gorter, Ruß. Kaͤiſ. Leibarzt (t),
Abr. Kaauw Boerhaaven(u), einen Enkel des groſ-
ſen Mannes, Schreibern(x), welche beide der Peters-
burger
[45]des menſchlichen Koͤrpers. Membranen.
burger Akademie zugehoͤren, und den aͤltern Wintring-
ham
(y) an. Jn andern Laͤndern hat man den Ques-
nay
(z), den Ant. Fizes(a), den Joh. Godf. von
Berger
(b), den Joh. Gottl. Kruͤger(c), Sam.
Schaarſchmidt(d), G. E. Hambergern(e), Georg
Cheyne(f), und andre, welche zu nennen uͤberfluͤſſig waͤ-
re, zu bemerken.


Jnzwiſchen habe ich die von meinem eben ſo beruͤhm-
ten Lehrer, Bernh. Siegfr. Albin, unlaͤngſt herausgege-
bene Gruͤnde vor ein paar Monaten in die Haͤnde be-
kommen (g), wodurch man auch wider Willen veranlaſ-
ſet wird, an der Staͤrke der Boerhaaviſchen Gedanken
zu zweifeln, ob ich gleich finde, daß eben die Gegen-
gruͤnde ſchon vorlaͤngſt von einem andren Schuͤler des
groſſen Mannes, Joh. Rogaar, bekannt gemacht wor-
den (h), und ich trug dergleichen ſchon vor vielen Ja-
ren unerinnert vor (i). Cheſeldens Vortrag ſchlaͤgt
in dieſe Materie ebenfals hinein (k). Der groͤſte Theil
bleibet naͤmlich von der Oberflaͤche der Membranen, an
denen man ſonſt die Blutgefaͤſſe von beiderlei Gattungen
noch am gluͤklichſten ausſprizzen kann, zwiſchen denen
aus Gefaͤſſen geflochtnen Nezzen, weis und ungefaͤrbt
uͤbrig (l): eben dieſer unberuͤhrte Theil trennet ſich in der
Einwaͤſſerung unter dem Namen des Schleims davon,
und faͤllt endlich als ein Bodenſaz nieder. Hiernechſt
beweiſen es offenbare Wahrnehmungen an der Zwiſchen-
fruchthaut (allantois membrana), an dem Ruͤkkenſpinnen-
gewebe (arach. medull. ſpin.) und am Oberhaͤutchen, daß
es
[46]Erſtes Buch. Elementartheile
es wirklich groſſe Membranen ohne Gefaͤſſe gebe: fer-
ner koͤnnen auch Membranen, die den wahren vollkom-
men aͤhnlich ſind, zufaͤlliger Weiſe, oder durch Krankhei-
ten hervorgebracht werden, wo ſonſt nicht der geringſte
Verdacht auf die Gefaͤſſe geworfen werden kann, derglei-
chen mit den Waſſerblaͤschens (hydatis), den bandarti-
gen Lungenplaͤttchen, und andern Eingeweiden zu erwei-
ſen iſt. Weiter iſt der Theil vom Gehirnmarke, von
den Knochen, und den Knorpeln, in ſo weit derſelbe aus
Gefaͤſſen beſtehet, ungemein geringe; und man trift die
meiſten Thierchen von feſter Beſchaffenheit an, welches
die Vielaͤrme des ſuͤſſen Gewaͤſſers beſtaͤtigen, an denen
man vermittelſt der ſtaͤrkſten Vergroͤſſerungen nichts von
einem Eingeweide, oder herzfoͤrmigen gewahr werden
kann.


Jch will indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß die Mem-
brangewebe nicht aus Faſern geflochten ſind, die Georg
Bagliv(m) nach den Erſcheinungen unter dem Ver-
groͤſſerungsglaſe beſchrieben. Eben das gilt auch vom
Wilh. Wier Muys(n). Allein ich zaͤle ſie dennoch oͤf-
fentlich zu dem Zellgewebe, als welches allerdings aus
Faͤden, die ſich unter verſchiednen Winkeln vergittern, zu-
ſammengeſezt iſt. Ferner haben eben die Gewebe in
andren Verſuchen ganz allein einen Theil von der Mem-
brane ausgemacht, dergleichen in dem Verſuche geſcha-
he, da er die Beſchaffenheit der ſehnigen Membrane un-
terſuchte: in andren hatten ſie nicht einmal den kleinſten
Antheil an der Membrane, wie an dem Geflechte zu erſe-
hen, welches aus Faͤden gemacht iſt, die nicht groͤſſer als
die feinſte Fleiſchfaͤden ſind, und davon ein Theil denen
Schlagadern auf ihrem Wege laͤngſt aus nachfolget, und
ein Theil dieſelben queer uͤber durchſchneidet (o).


Vierter
[47]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Vierter Abſchnitt.
Das Fett.


Bisher haben wir von den Faͤden und Plaͤttchen des
Zellgewebes gehandelt. Es iſt dabei mit angemerkt
worden, daß zwiſchen dieſen Faſern Raͤume ſtatt finden,
die an einigen Orten ſehr klein, an andern von groͤſſern
Umfange ſind. Dieſe Raͤume enthalten eine Feuchtig-
keit, die ſich in dieſelbe ergieſſet, und welche allein die
Urſache iſt, daß die Plaͤttchen des Zellgewebes nicht zu-
ſammenwachſen, da ſonſt die Verhaͤrtung derſelben nicht
nur Krankheiten nach ſich ziehen, ſondern auch gewis
niemals ausbleiben wuͤrde, ſo oft die Feuchtigkeiten der
Faͤcher daraus vertrieben worden, und ſich daher die
verhaͤrtete Faſern an einander zu haͤngen und anzuziehen
Gelegenheit faͤnden. Dieſe Feuchtigkeiten ſind aber nicht
alle von einerlei Art.


Das Gewebe iſt zart, mehr aus Faſern zuſammen-
geſezt, und zellfoͤrmig, wo es ſich zwiſchen den kleinern
Muskeln, zwiſchen der Aderhaut, und der undurch-
ſichtigen Hornhaut im Auge, zwiſchen dem Nezhaͤut-
chen und der Aderhaut, und zwiſchen den beiden
Plaͤttchen des Regenbogens, oder in dem ſtreifigen
Kreiſe des Petits befindet: wo es ſich von auſſen um die
wahre harte Gehirnhaut herumlegt: wo es die zarteſten
Zweige der kleinſten Gefaͤſſe umſpannet und von einander
entfernet, oder wo es den Queermuskel des Unterleibes
mit dem Darmfelle vereinigt: wo es endlich in den lee-
ren Raͤumchen zwiſchen den kleinſten Schlagadern, in
dem faͤchrigen Magengewebe, im Gewebe der Gedaͤrme,
der Mannsruthe, des Hodenbeutels, der Harn- und Gal-
lenblaſe, in der aͤuſſern Einfaſſung des Gehoͤrganges,
ferner wo es unter dem Fleiſchigen der Eichel an der
Mannsruthe, dergleichen das Weſen der Lunge oder die
faͤchrigen Theile der Leber, der Milz und das Fleiſchige
in
[48]Erſtes Buch. Elementartheile
in den Druͤſen ſind, angetroffen wird. Dieſes Gewebe
nennt der von Bergen(p) das eigentliche Zellgewebe,
und er unterſcheidet es dadurch von der Fetthaut.


Kein anderes entdekkt man an den noch zarten menſch-
lichen Leibesfruͤchten, an denen kein Fett weder im Nezze,
noch unter der Haut in blaͤttrigen Raͤumchen befindlich
iſt. An einer ſolchen viermonatlichen Frucht iſt das
voͤllige Nez wenigſtens durchſichtig, und es ſtekket eine
zittrende Gallerte zwiſchen den Muskeln und der Haut.
Wenn dieſe Gallerte aus mancherlei Urſachen nach andern
Gegenden herumgefuͤhret wird, ſo entſtehen davon die
Misgeſtalten unter den menſchlichen Fruͤchten (q). Mit
gutem Rechte behauptet alſo Diemerbroek(r), daß
ſehr wenig Fett unter der Haut einer Frucht gefunden
werde, und Ruyſch beſchreibt das blaͤttrige Zellgewebe
in der Frucht vollkommen fettlos (s).


Jn dieſen kleinen Faͤcherchen trift man ein ſehr zartes,
verduͤnſtendes, mit etwas Oel vermengtes Waſſer an,
welches, weil es ſich in den Krankheiten anhaͤufet, und
man es durch die chimiſche Aufloͤſungen genauer unter-
ſucht hat, beſſer bekant geworden. Es iſt dieſes der
Dampf des Hippokrates, den er den Geiſt nennt, der
im Menſchen alle geſunde oder natuͤrliche Hoͤlungen er-
fuͤllet (t), wie man es in dem Buche ausgedruͤkkt findet,
das man zwar nicht vor deſſen eigenhaͤndiges, aber dennoch
einſtimmig vor ein Werk aus dem Alterthum haͤlt. Eben
dieſer zarte Dunſt hat ſich vermittelſt der Verſuche des
Kaauw Boͤrhaave(u) unter den Arzeneiverſtaͤndigen
gemeiner gemacht. Er beſizzet ein wenig Klebrigkeit
und haͤngt ſich an die Finger an: ſammlet ſich derſelbe,
ſo
[49]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
ſo erſcheint er unter der Geſtalt einer roͤthlichen Gal-
lerte (x). Es befindet ſich in den Knochen der Frucht eine
aͤhnliche, etwas zaͤhe Lymphe ſtatt des Markes: welches
ſchon vormals Ariſtoteles(y), und ohnlaͤngſt Stahl(z)
erinnert hat.


Eben ſo wird man an den etwas vollkommneren
Menſchenfruͤchten am Nezze, und beſonders, wenn man
den Weg der Gefaͤſſe verfolgt, wie auch an dem uͤbrigen
Koͤrper eines noch zarten Thieres weiſſe, mit muͤrben
Fette erfuͤllte, und ordentlich gelagerte Kuͤgelchen ge-
wahr. Dieſe erſcheinen jederzeit klein, wenn die Gefaͤſſe
zart ſind, ſie liegen anfaͤnglich von einander zerſtreut,
nachgehens fangen ſie an ſich zu beruͤhren (a). An dem
Nezze der Frucht beobachtete Hulſebuſch, mein ehema-
liger werther Freund (b), einzelne Fettblaͤschen, und die
Acta Balthica(c) zeigen, wie das Fett in der Men-
ſchenfrucht aus lauter Koͤrnerchen beſtehet. Dieſes iſt
das vom Hoffmann(d) am Ruͤkken der Frucht ausge-
breitete, ſogenante Koͤrnerfett. Jndeſſen iſt eine Frucht
niemals fett von Leibe, wie ein erwachſner wohl zu ſeyn
pflegt, und man trift auch an dem Herzen weniger Fett
als ſonſt an (e). Ueberhaupt habe ich ſo wie Riolan(f)
allemal das Fett in der menſchlichen Frucht von magrem
und haͤrteren Weſen zu finden geglaubt.


Erblikkt aber der Menſch das Licht der Welt, ſo iſt
er als ein Kind in den erſten Jahren ſeines Lebens ziem-
lich fett von Leibe; es befindet ſich alsdenn unter der
DHaut
[50]Erſtes Buch. Elementartheile
Haut das Fett, nach dem Verhaͤltniſſe des Muskelflei-
ſches, viel haͤufiger, als in mannbaren Juͤnglingen, es
iſt ganz weis von Farbe, und aus weichen und rundli-
chen Kluͤmpchen zuſammen gehaͤuft. Das zweite Alter
der Fettigkeit beruhet auf dem vierzigſten und den folgen-
den Jahren; zu der Zeit gibt das angehaͤufte Fett dem
Menſchen, deſſen Glieder vorher geſchlank blieben, ein
ausgefuͤlltes vierſchroͤtiges Anſehn; es nimt bis ins hoͤ-
here Alter zu, da es ſich denn wieder faſt uͤberall vermin-
dert, und der roͤthlichen Gallerte, welche in der Frucht
die Herrſchaft hatte, wieder Plaz macht.


Jndeſſen bleiben doch gewiſſe Theile am Menſchen
beſtaͤndig ohne Fett. So iſt das Gehirn, und das kleine
Gehirn ganz fettlos, wenn man nicht etwa die Scheitel-
druͤſen der duͤnnen Gehirnhaut, nach der Vermuthung
des Ruyſchens, dahin zaͤlen will (g): mir haben dieſel-
ben wenigſtens von andrer Beſchaffenheit und haͤrter zu
ſeyn geſchienen; ob das Gehirn gleich an den Seefiſchen,
wofern die Berichte zuverlaͤßig ſind, mitten im Oele
ſchwimmt. Ferner iſt das Fett an etlichen Hautfalten,
wo ſich zwiſchen zwoen huͤglichen Stellen eine kleine
Vertiefung befindet, z. E. wo ſich die Huͤfte mit den
Hinterbakken verbindet, in ganz geringer Menge zuge-
gen (h). Es iſt ſparſam angebracht zwiſchen einigen
breiten, und einer beſtaͤndigen Bewegung ausgeſezten
Muskeln, z. E. zwiſchen dem geraden und Schienbein-
muskel, zwiſchen dem Waden- und Fusſolenmuskel, und
a. d. Es iſt wenig Fett an der aͤuſſern haarigen Haut,
an einem Theile des Halſes, den der breite Halsmuskel
einnimt, an der Stirn, wo es, nach einigen vom Spi-
gel
und Ruyſchen wiederlegten Schriftſtellern, ganz
und gar fehlen ſoll (i). (k), an den Augenliedern, dem
aͤuſſern
[51]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
aͤuſſern Theile des Hodenbeutels; inwendig aber iſt es reich-
licher vorhanden. Es ſcheinet voͤllig zu mangeln, wo
Gefahr von einer Zuſammendruͤkkung zu befuͤrchten iſt,
wie z. E. an der Lunge und dem Gehirne; oder wo die
Natur ſehr lebhafte Empfindungen, wie an der Eichel
der maͤnnlichen und weiblichen Ruthe, hervorbringen
will: es ſcheint ſich aber zu vermindern, wo die Gefaͤſſe
klein, die Muskeln in geringer Anzahl bei einander, und
das Reiben immerwaͤhrend iſt. Hingegen haͤuft es ſich
an groſſen Muskeln bis zum Ueberfluſſe an, es iſt an der
vordern Seite der Bauchmuskeln, an der inwendigen
Flaͤche der Huͤfte, nach oben zu, und vorwerts vor der
Bruſt uͤberfluͤßig vorhanden. Der groͤſte Vorrat vom
Fette iſt in denen Geſaͤsmuskeln niedergelegt; dieſes
trift aber den Menſchen nur allein, indem die Affen ſonſt
durch kein leichteres Merkmal, als vermoͤge der feh-
lenden Hinterbakken, von uns unterſchieden werden koͤn-
nen. An den genanten Stellen ergieſſen ſich ſehr groſſe
und runde Fettkluͤmpe zwiſchen die leeren Plaͤzze, der von
einander abliegenden, und ſparſam ausgebreiteten Faſern.


Das meiſte Fett, das an ſich weich und aus breiten
rundlichen Kluͤmpen gebildet iſt, bekleidet die Druͤſe der
weiblichen Bruͤſte, und man hat demſelben die ſo ange-
neme halbkugliche Geſtalt dieſes Theiles zuzuſchreiben. Es
iſt dieſes Fett unter der Fusſole, und in der Hand in-
wendig, weich und uͤberfluͤßig vorhanden; es wird aber
von ſehr feſten Faſern des Zellgewebes dergeſtalt durch-
ſchnitten, daß ein jedes Fettkluͤmpchen daher ſeinen be-
ſondern Plaz angewieſen bekoͤmt (l).


Zwiſchen den muskelhaften Straͤngen der Kniekehle
liegen groſſe Fettkluͤmpe in einer beſondern Membrane
eingeſchloſſen; an andern Orten miſchen ſich dergleichen
D 2Saͤkchen
[52]Erſtes Buch. Elementartheile
Saͤkchen hie und da unter die Sehnen ein, und Albin(m)
hat ihre Anzal zu beſtimmen geſucht. Dergleichen Fett-
behaͤltniſſe fuͤllen die Hoͤle aus, die, um die Wangen zwi-
ſchen dem Trompetermuskel mit einem uͤberfluͤßigen Fette
auszuſtopfen, vorhanden iſt. An der Augenhoͤle fuͤllen
ſehr groſſe und ungemein weiche Fettkluͤmpe alle die leeren
Raͤume aus, die vom Augapfel und den Augenmuskeln
uͤbrig gelaſſen werden, welches die Natur an keinem an-
dren Thiere wegzulaſſen, vor gut gefunden (n). Der-
gleichen dikke Kluͤmpe legen ſich bei fetten Perſonen aufs
Zwergfell an; ſie nehmen den Herzbeutel, und den Raum
zwiſchen beiden Saͤkken des Ribbenfells ein.


Die Nieren ſind an der vordern und hintern Seite
am ſtaͤrkſten mit dem Fette bedekkt, es haͤuft ſich unter-
werts am meiſten an, wo dieſe Eingeweide den groſſen
Lendenmuskel, und das Lendenvierek beruͤhren (o). Die-
ſes Fett iſt eine Reihe von runden oder ſtumpfvierekki-
gen Kluͤmpchen, die von den Faͤchern, welche gleichſam
zellfoͤrmig ſind, aufgenommen werden, und das findet
am Menſchen, und den vierfuͤſſigen Thieren ſtatt (p).
Dieſe Art vom Fette pflegt aber haͤrter, ſchneidbar, und
unter dem Namen des Talgs bekannt zu ſeyn. Endlich
entdekkt man noch mitten in den Gaͤngen langgeſtrekkter
Knochen ziemlich groſſe und lange Fettkluͤmpe, welche
von auſſen eine ſehr zarte Membrane umwikkelt, die auch
ſo gar das innerſte von den Faͤchern uͤberzieht. Und hier
iſt das Fett zu weich, als daß es das Einblaſen vertra-
gen koͤnnte (q). Duverney hat von der gemeinſchaft-
lichen Haut des Markes, von den zarten Blaͤschen, die
ſich mit ihren Muͤndungen eins in das andre oͤffnen,
und
[53]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
und die jederzeit mit einem Oele erfuͤllet ſind, ſehr artig
gehandelt (r). Kaauw Boerhaave beobachtete, wie
ſich ein anſehnlicher Fettklumpe, den man in ſiedendem
Waſſer behandelte, in eine Art von Wurſt, oder Gefuͤll-
ſel verwandelte, welches ſeine beſondre Haut um ſich
hatte (s).


Wir muͤſſen uns noch daruͤber erklaͤren, was das
Fett eigentlich ſey. Dieſes Fett iſt im Menſchen, und
den fleiſchfreſſenden Vierfuͤſſigen, von weichem Weſen,
und es gehoͤret, wenigſtens ſo lange das Thier am Leben
iſt, mit in die Klaſſe derer fluͤſſigen Theile deſſelben. So
habe ich an lebendigen Hunden oͤfters das Fett am Nez-
ze, Herzen, in den Eierſtoͤkken, und andren warmen Glied-
maaßen des Thiers, durchſcheinend und fluͤſſig angetrof-
fen, und es iſt mir angenem zu ſehen, daß der ehedem
beruͤhmte Sanctorius(t), dem nachgehens Mor-
gan
(u) nachfolgte, mit mir einerlei Meinung geweſen.
Hieher rechne ich den Quesnay(x) ebenfals, als wel-
cher ausdruͤklich behauptete, daß das zellhafte Gewebe
kaum annoch zu den feſten Theilen gezogen werden koͤn-
ne. An den wallfiſchartigen Fiſchen iſt der Spek offen-
bar fluͤſſig, und der fluͤſſige Wallrat, den man unbilliger
Weiſe zu dem Wallfiſchſaamen zu machen pflegt, befindet
ſich in den Zellchen des Hirnſchedels, die mit denen uͤbri-
gen Faͤchern im ganzen Koͤrper Gemeinſchaft haben, ver-
ſchloſſen (y). Jn dem groſſen Seekalbe, welches An-
ſon
Meerloͤwen nennt (z), beobachtet man, daß das
Fett, wenn ſich das Thier in Bewegung ſezt, in demſel-
ben wie eine rauſchende Flut hin und her fahre. Ti-
D 3ſon
[54]Erſtes Buch. Elementartheile
ſon(a) beſchreibet das oelige Fett im Taumler (Braun-
fiſche, Phocaena) nach allen Umſtaͤnden; ſo wie Ander-
ſon
den fluͤſſigen Wallrat an einem mit Zaͤhnen verſehe-
nen Wallfiſche (b). Es iſt daher kein Wunder, wenn
aus der Vermengung des Wallrats mit dem Terpentin-
oele eine dem geronnenen Eiſe aͤhnliche zittrende Gerin-
nung wird, die von einem maͤßigen Grade der Waͤrme
in der Hand wieder fluͤßig wird; an der Luft aber, wie
ſie uns umgibt, auf die Art von neuem ſtillſtehet (c),
wie das Hundsfett an der Luft zu gerinnen pflegt, ſo
bald das Thier, von dem es genommen, das Leben ver-
lohren hat. Das weichſte Fett nimt auch ſo gar am
Menſchen die Gegend um das Ruͤkkenmark ein; es iſt
blutig und fluͤßig in den Knochenanhaͤngſeln (d).


Dagegen nimt das Fett in denen Thieren, die von
nichts als dem Graſe leben, eine groͤſſere Haͤrte an ſich,
und es faͤngt dieſer Unterſcheid bereits mit dem Pferde
an (e). Noch deutlicher hat es, der in dieſer Art von
Naturwiſſenſchaft ganz beſondre Gelehrte, Ariſtote-
les
(f), an den gehoͤrnten Wiederkaͤuenden gewieſen, daß
ihr Talg ganz zerbrechlich iſt, und daß das Mark, wel-
ches in denen mit vielen Zeen verſehenen Thieren fettar-
tig iſt, an denen vierfuͤſſigen mit Hoͤrnern talgig erſchei-
ne (g). Dergleichen Anmerkungen macht auch Pli-
nius
(h) und Suidas(i) vom Fette; ſo daß es keinen
Schein einer Glaubwuͤrdigkeit hat, wenn man vorgibt,
daß es Ochſen in Schottland gebe, deren Fett nicht ge-
rinnen will; ob dieſes Cardan gleich zu bejahen das
Herz hat (k). Jndeſſen kan auch ſogar das Menſchen-
fett
[55]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
fett auf verſchiedne Weiſe eine Verhaͤrtung leiden. Jch
habe ſelbſt unter der Haut der inwendigen Schienbein-
roͤhre am Menſchen verſchiedene ſehr harte linſenfoͤrmige
Talgtheilchen, die beinahe einem thieriſchen Steinchen,
wenn man ſie nicht haͤtte am Feuer zum Schmelzen brin-
gen koͤnnen, aͤhnlich waren, ohne merklichen Fehler, ſo
viel man entdekken konnte, angetroffen. Das Kameel-
fett legt ſich in ſehr harte talghafte Bukkel an. Die Phi-
loſophikal Transact.
gedenken einer Perſon, die mit
Bruͤchen behaftet war, an der das Fett wie ein Talg an-
zuſehen war (l): und dieſer Fehler koͤmt ſehr oft an dem
ausgetretenen Nezze vor, dadurch das Eingeweide in Ge-
fahr geſezzt wird, von dem verhaͤrteten Fette zuſammen-
gedruͤkkt zu werden. Jn den Spekbeulen kommet das
Menſchenfett nach und nach zur aͤuſſerſten Verhaͤrtung.
An denen in Begraͤbniſſen beigeſezten Menſchengebeinen
verwandelt ſich das Mark in eine Art vom Talge; wie
Ruyſch, ein ſtrenger Beobachter, der, alles zu verſuchen,
Muth genung hatte (m), und Becher(n) in einem Be-
graͤbniſſe in Stokholm angemerkt hat. Eine derglei-
chen unterirrdiſche Vertalgung fuͤhrt Bruͤkmann an (o).
Hieraus laͤſt ſich der Schlus ziehen, daß das Fett uͤber-
haupt waͤſſeriger als der Talg ſey, und daß es ſich in den
lezteren verwandeln laſſe, wenn das Waſſer nach und nach
davon ausduͤnſten kann.


Die Eigenſchaften des Fettes, wenigſtens des friſchen,
beruhen auf folgenden Stuͤkken. Es gibt daſſelbe, weil
es an ſich weich iſt, der Beruͤhrung nach, wobei es eine
ungemein kleine Federkraft aͤuſſert; es mindert, wenn es
ſich zwiſchen Koͤrpern aufhaͤlt, die ſich uͤber einander be-
wegen, das reiben; es noͤtigt eben dieſelben ſtark genung
D 4zuſam-
[56]Erſtes Buch. Elementartheile
zuſammenzuhaͤngen; es haͤngt ſich an Koͤrper, die kein
Waſſer in ſich fuͤhren, ſchmierig an; es laͤſt ſich nicht im
Waſſer gerne aufloͤſen, wenn es nicht ſehr handthiert,
oder durch die Gewalt des Feuers geſchmolzen worden;
alles dieſes iſt an ſich bekant, vielleicht iſt folgendes aber
weniger bekant, daß der Spek in den Seekaͤlbern bei ei-
nem ſo maͤßigen Feuer zu ſchmelzen anfange, daß man
ſich, wenn er gleich zu kochen ſcheint (p), nicht die Hand
daran verbrennt, welches ein neuer Erweis iſt, daß das
Fiſchfett ſehr vom Menſchenfette unterſchieden ſey, in-
dem das Fett im Menſchen auch in der heiſſeſten Luft
nicht fluͤſſig wird, wenn ſie gleich bis zum neunzigſten
Grade des Farenheitiſchen Thermometers geſtiegen iſt.
Jedennoch loͤſet ſich das Fett im Menſchen zur Som-
merzeit, wenn die Faͤulung dazu koͤmt, in einem Tage
und zum Verdruſſe des Zergliederers, zu einer fluͤſſigen
Geſtalt auf, und es faͤngt, wie ein Oel, an in den Flus
zu kommen. So bald es ſeine Fluͤſſigkeit wieder ver-
liert, ſo ziehet es ſich von ſelbſten in Kuͤgelchen zuſam-
men (q). Da es ſonſt fuͤr ſich faſt ohne Geſchmak iſt,
ſo nimt es von der langen Zeit und dem Eindrukke der
Luft eine unangeneme ranzige Schaͤrfe an, die ſo gar das
Kupfer zerfriſt. Auſſerdem bewahret es allerlei Koͤrper
mit Nachdruk wieder die Einfluͤſſe der Luft, es haͤlt die
traurigſte Folgen von der Kaͤlte in dem aͤuſſerſten Nor-
den von den menſchlichen Koͤrpern zuruͤkke (r), es ver-
theidiget das Fleiſch, die zur Gaͤrung geneigte Saͤfte,
u. a. Koͤrper fuͤr der Faͤulung, der Ausduͤnſtung und
Gaͤrung (s). Es iſt leichter als Waſſer, und man weis,
daß
[57]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
daß fette Perſonen leichter als andre ſind, und nicht ſo
bald im Waſſer unterſinken (t).


Nach der chimiſchen Aufloͤſung offenbaret ſich in dem
Fette des Menſchen, menſchenartiger Thiere, und im
Talge der wiederkaͤuenden Gehoͤrnten, ein, obwohl weni-
ges, Waſſer; ferner ein brennbares Oel in groͤſter Men-
ge; und endlich ein herber brandiger Saft, deſſen
Weſen, nach den Zeichen, die er von ſich gibt, ſaͤuerlich
iſt; ſo daß das Fett uͤberhaupt viele Spuren von ſeiner
milchigen und dem Narungsſa fte zugehoͤrigen Natur
uͤbrig behaͤlt, und eine Aehnlichkeit mit der Butter hat (u).
Was das Mark betrift, ſo hat der beruͤhmte Gruͤz-
macher
eine ſolche Menge Oel daraus gezogen, daß
es den \{14}{16} Theil von dem voͤlligen Gewichte des Markes
betragen (x), und man erſiehet aus den Acroamatibus
des beruͤhmten Barchuſen(y), daß aus einer Unze
Mark in allem 7 Drachmen und 23 Gran Oel gewor-
den, welche Verhaͤltnis mit der vorigen ſehr uͤbereinkoͤmt.
Bei dem beruͤhmten Knape(z) befand ſich weniger Oel,
und mehr Waſſer. Das Fett, denn das Schmalz iſt
eben ſo wohl Fett, enthielte nach den Bemerkungen des
beruͤhmten Barchuſen ⅞ vom Oele (a). Unſer ehema-
lige Zuhoͤrer und Freund, der gelehrte Rhades(b),
gibt in ſeinen Verſuchen von 128 Theilen des Fettes,
113 fuͤr das Oel an. Der bereits angefuͤhrte Utrechti-
ſche Lehrer fand in dem Talge, das allerdings haͤrter und
nicht ſo waͤſſrig iſt, \{15}{16} Theile fuͤr das Oel (c).


D 5Von
[58]Erſtes Buch. Elementartheile

Von dem Sauren iſt man nicht ſo vollkommen un-
terrichtet, und es behauptete nur unlaͤngſt der beruͤhmte
Pinelli(d), daß man ganz und gar nichts Saures aus
dem thieriſchen Fette ziehen koͤnne, indem er in dem Fet-
te kein ander Salz, als ein fluͤchtig Laugenſalz, zuließ.
Jch kan eigentlich noch nicht beſtimmen, wer zuerſt ein
ſaures Salz darinnen entdekkt hat. Jn der That hat der
erfahrne Karthaͤuſer(e) erinnert, daß man aus dem
Talge der Thiere einen ſauren Saft durch das Uebertrei-
ben erhalte, und dieſen hat der gelehrte Gruͤzmacher
ausfuͤhrlicher beſchrieben (f), ob er gleich nur eine ſehr
geringe Quantitaͤt deſſelben erhalten konnte (g). Viel
genauer zog unſer beruͤhmter Rhades, auf mein Ein-
rathen und Erinnern, das von unſrem oͤffentlichen Zer-
gliederungsſaale erhaltene Menſchenfett uͤber dem
Feuer ab (h). Es ſtieg anfaͤnglich eine helle Feuchtigkeit,
hierauf ein wachsartiges Butteroel, und noch ein andres
fluͤſſiges Oel heruͤber. Hiernechſt kam eine rusartige
fluͤchtige Feuchtigkeit, welche brandig und ſauer war, und
14 Drachmen, von 16 Unzen Fett, am Gewichte betrug,
zum Vorſchein. Jch koſtete nicht nur dieſen Saft wie
er war, ſondern ich ſahe auch, daß er den Violenſirup,
wenn man ihn damit vermiſchte, gruͤn faͤrbte, mit lau-
genhaften Saͤften aufbrauſete, und mit fluͤchtigen Sal-
zen zu dergleichen Criſtallnadeln anſchoß (i), wie man
aus dem Bernſtein- und Hirſchhorn-Salz erhaͤlt. Hier-
auf trieb dieſer beruͤhmte Mann (k) das vorher bemeldete
dikke wachsartige Oel noch weiter uͤber. Hiervon erhielt er
eine butterhafte Maſſe, ein klaͤreres Oel, hierauf ein ſaures
Waſſer,
[59]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Waſſer, eine fluͤchtige ſaure Feuchtigkeit, und endlich
ein brandiges Oel. Das fluͤßige aus dem Menſchen-
fette geſamlete Oel (l) gab von neuem eine ſaure Feuch-
tigkeit, ein helles weiſſes Oel, und ein etwas braͤunli-
ches andres Oel von ſich, daß es alſo eine ziemliche Aehn-
lichkeit von den Pflanzenoͤlen an ſich hatte (m). Nach
dieſen Verſuchen ſchaͤzte der beruͤhmte Beobachter die
Menge der ſauren Fluͤßigkeit gegen das geſamte Fett,
wie 121 zu 768 (n). Der gelehrte Macquer laͤugnete
mit gutem Rechte, daß ein reines, am Feuer uͤbergetriebnes
Talg ein fluͤchtig Laugenſalz hervorbringe (o). Er be-
hauptet, daß es dagegen ein ſaures Waſſer, etliche Tro-
pfel Oel und ein fixes Oel enthielte. Endlich hat der er-
fahrne Knape die Sache, nach meinen Abſchied von
der hohen Schule zu Goͤttingen, nachdem er ver-
ſchiedne Verſuche daruͤber angeſtellt, viel genauer unter-
ſucht (q), und gefunden, daß von dem Rindertalge, wel-
ches man uͤber einem aͤllmaͤlich vergroͤſſerten Sandfeuer
deſtilliret, Duͤnſte aufſteigen, die in das Waſſer der Vor-
lage niederfallen. Das Oel ſchwamm auf dem Waſſer
oben auf, und es dunſtete ein ungemein ſcharfbrennender
Dunſt durch die Vorlage aus, der die Augen eben ſo hef-
tig, als ein faulender Trahn, angriff (r). Wenn man
dieſes Oel, das auf dem Waſſer ſchwamm, mit dem
Waſſer zu wiederholten malen vermiſchte, ſo lies es ſei-
nen waͤſſrigen Zuſaz fahren, ſobald man es durch eine
kleine Sprizze davon abſonderte, es ward ſehr ſcharf und
ſauer, und ſo ſonderte ſich das ſaure Waſſer gleichergeſtalt
von dem uͤbrigen nach und nach uͤbergetriebnen Oele ab.
Es lehret dieſer beruͤhmte Mann nicht nur wie man
es ferner reinigen (s), ſondern auch ſolches Waſſer
in
252
[60]Erſtes Buch. Elementartheile
in eine reine Saͤure verwandeln ſoll, welche alle Eßige an
Schaͤrfe (t) uͤbertrift, und von allem andren Sauren
unterſchieden iſt (u). Es erhellet aus dieſen Verſuchen,
warum das Mark nicht leicht faulet (x), und woher es
koͤmmt, daß der Eiter, der uͤberhaupt nach meinen Ver-
ſuchen aus dem Fette wird (y), und ſich zu einer Flamme
enzuͤndet, an ſich ſelbſt ein Saures ſey (z), welches, auch
nach den Verſuchen des Ruyſchen, den Lakmus roth
faͤrbt. Dieſe Vermutung gewinnet ein noch groͤſſeres
Anſehn, wenn man die Beobachtungen des in Verſu-
chen ſehr gluͤklichen Grew zu Huͤlfe nimt. Da dieſer
nemlich wahrnahm, daß das Olivenoͤl vom Salpeter-
geiſte, den man mit demſelben zuſammen gegoſſen, zu ei-
ner Art von Butter gemacht wurde (a), ſo glaubte er,
es waͤre keine Unwahrſcheinlichkeit mehr, daß nicht in
den Thieren die ſaure kaͤſige Gerinnung (coagulum) die
Urſache von der Verdikkung des Fettes ſeyn ſollte. Eben
dieſe Meinung nahmen auch der gelehrte Macquer(b)
und Karthaͤuſer(c) ebenfalls an, und der leztere leitete
den Grund davon her, warum die vom Graſe ernaͤhrte
Thiere fetter, als die fleiſchfreſſenden waͤren, ſie erhielten
naͤmlich ihre ſaͤuerliche Beſchaffenheit vollkomner beiſam-
men. Auf eine etwas veraͤnderte Art ſahe Dale Jn-
gram,
aus einer Vermiſchung des Gelenkſaftes mit
einem haͤufigen Marke, nebſt einem Sauren, ein geron-
nenes Oel entſtehen (d).


Das
[61]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Das lezte und groͤbſte Stuͤk, das man vom Fette
herausbringt, iſt eine Kohle, die der beruͤhmte Rhades
ſowohl vom Fette ſelbſt, als von dem verdikkten, oder
klaren Oele deſſelben erhalten. Dieſe Kohle iſt ohne Ge-
ſchmak, und man bekoͤmt davon eilf Drachmen an Ge-
wichte, wenn man 16 Unzen Fett dazu genommen ge-
habt (e). Jndeſſen faͤngt ſie dennoch Feuer, und ſie hin-
terlaͤſt eine Erde, die von allem eiſenhaften entbloͤſſet iſt,
und deren feuerbeſtaͤndiger Theil beinahe der 7680ſte
Theil vom geſamten Fette iſt (f). Folglich bekoͤmt man
aus dem Fette kein feuerbeſtaͤndiges Salz, wie Bar-
chuſen
ſchon laͤngſt erinnert hatte (g).


Nach der Zerlegung des Fettes in ſeine Grundtheile,
muͤſſen wir auch ſeine Entſtehungsart in ihr Licht ſezzen.
Ob dieſe Theorie nun gleich zu dem Artikel der Abſonde-
rungen gehoͤrt, von denen ich noch zur Zeit nicht reden
darf, ſo hat man doch zu der Erklaͤrung ſelbſt nur ſo
leichte Verſuche noͤthig, daß ich die ganze Geſchichte des
Zellgewebes und Fettes lieber zuſammennehme.


Die Faͤcherchen, welche, wie wir geſagt haben, die
Zwiſchenraͤume ſind, die die Plaͤttchen und Faſern des
Zellgewebes unter einander beſchreiben, und die zu Be-
haͤltniſſen fuͤr das Fett dienen, haben demnach verſchiede-
ne Figuren. Man kan ihre Einrichtung hin und wie-
der im menſchlichen Koͤrper, und im Fette kennen lernen,
das unter der Haut liegt, noch beſſer aber an dem in Faͤ-
cher zertheilten Ruthenkoͤrper des Mannes, in den Zellen
der glaͤſernen Feuchtigkeit, und vornemlich wenn man
die ſchwammige Theile der Nabelſchnur, der Lunge, des
Magens, und derer Gedaͤrme aufblaͤſt; beſonders haben
die leztern Stuͤkke hierinnen, weil ſie leer ſind, einen
Vorzug, und ſie laſſen ſich beſſer mit dem Geſichte ver-
folgen. Dieſe Faͤcher ſind an den groſſen Fiſchen ganz
deutlich
[62]Erſtes Buch. Elementartheile
deutlich zu ſehen, ſo bald das Fett aus den leeren Zellen
weggeſchaffet worden (h). Man trift uͤberall unzaͤhlba-
re Fettbeutelchen an; und es oͤfnet ſich der Weg von ei-
nem in alle nachfolgende, doch nicht wie etwa eine Fla-
ſche in die andre durch eine einzige Oefnung, als
welche gar zu ſehr gekuͤnſtelte Vorſtellung man nicht anneh-
men darf. Jhre Figur iſt ohngefehr rund, indem ſich
das Fett von ſelbſten in rundliche Kluͤmpe zu ballen pflegt.
Malpighi(i) iſt der erſte, der dieſe eirunde, blinde, und
an die Enden der Schlagadern befeſtigte Flaſchen be-
ſchrieben, wie ſie ſich in kleinen Behaͤltniſſen vereini-
gen, wie ſie von nezfoͤrmigen Gefaͤſſen durchdrungen
werden, und was der beruͤhmte Verfaſſer mehr davon
weitlaͤuftig erzaͤlt. Es hat damit dasjenige viele
Aehnlichkeit, was Gliſſon daruͤber geſchrieben (k), und
nach ihm Havers(l), wenn er von dem Marke redet,
und nur ohnlaͤngſt ſtellte Gruͤzmacher(m) in zwoen
Kupfern die runden Blaͤschen des Rindermarkes vor,
wobei er die groͤſſren Staͤmchen der Schlagadern die
durch die Zwiſchenraͤume der Blaͤschen und Zellen laufen,
wie auch die kleinern auf den Zellen kriechende Zweige,
deutlich von einander unterſchieden.


Die Muthmaßungen haben viele Zuſaͤzze zu dieſer
Materie auf die Bahn gebracht. Selbſt Malpighi(n)
geriet auf die Vermuthung, da er einer der bekanteſten Ver-
theidiger des Druͤſengewebes war, daß die Druͤſen ent-
weder der Urſprung zum Fette waͤren, oder daß ſie we-
nigſtens ein Mittel ſeyn koͤnnten, die Abſonderung des
Fettes zu befoͤrdern (o). Andere beſchrieben nach ihm
ſo gar beſondre Druͤſenblaͤschen, die man in den mit
Fett
[63]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Fett erfuͤllten Faͤchern antraͤfe, wie der beruͤhmte Per-
rault
(p), Kollins(q) und Hartſoeker gethan, der
beſondre Fettdruͤſen und Auswurfsgaͤnge zuließ (r). Er
entfernt ſich auch wenig von der Meinung des Fanto-
ni
(s), oder des Littre(t). Endlich beſchreibt Mor-
gagni
die Fettſaͤkchen ſo, als ob ſie mit Kuͤgelchen oder
gleichſam mit Druͤſenkernchen erfuͤllt waͤren (u).


Hier blieb indeſſen die Muthmaßung noch nicht ſte-
hen. Denn da im vorigen Jarhunderte einige hin
und wieder die Ausfuͤhrungswege in den groſſen Druͤſen
entdekkten, und Malpighi ſelbſt dieſes an den kleinen
Blaͤschen derſelben wahr fand, ſo ward dieſer groſſe
Mann durch ſolche Gleichfoͤrmigkeit hinter das Licht
gefuͤhrt, daß er auch fuͤr das Fett beſondre Gaͤnge
annahm. Er ſahe folglich an den Fettſtreifen des Nez-
zes, neben denen die rothen Gefaͤſſe laufen, wie ſich an
einem Stachelſchweine gewiſſe oͤlige Striche, die ſich
von den Streifen unterſchieden, durch die Zwiſchen-
raͤumchen, welche ſich zwiſchen den Gefaͤſſen befinden, von
einem Streifen nach dem andern gegenuͤber liegenden
heruͤber bewegten, und daß dieſe Striche oder Zweige
von Fettkuͤgelchen aufgetrieben waren. Er hielte alſo
dieſe Striche vor wahre Auswurfskanaͤle, die aus den
Schlagadern des Nezzes entſtanden waͤren und das Fett
aus dieſer ſeiner Haupt-Niederlage im Thiere uͤberall her-
um verfuͤhrten (x). Jndeſſen geſtehet er doch, nach ſei-
ner gewoͤhnlichen Beſcheidenheit, daß dieſes weiter nichts
als eine bloſſe Vermuthung von ihm waͤre (y).


Ganz Europa lies ſich beinahe funfzig Jahre lang
die geſamte Theorie dieſes groſſen Mannes ohne Ein-
ſchraͤnkung
[64]Erſtes Buch. Elementartheile
ſchraͤnkung gefallen. Daher kam es, daß Joh. Moriz
Hoffmann gewiſſe mit Fettkuͤgelchen angefuͤllte Laͤpp-
chen, nach den Erſcheinungen des Vergroͤſſerungsglaſes,
oder gleichſam ſolche Blaͤschen, wie ſie in der Lunge zu
finden ſind, und die von Gefaͤſſen durchdrungen waren,
ferner Fettkugeln, die an denſelben hingen, und blaͤſige
Fettgefaͤſſe, die aus den Laͤppchen hervortraten: inglei-
chen gewiſſe Fettſtreifen, die neben den Gefaͤſſen liefen,
und andre Streifen, die zu denen gerade gegenuͤber be-
findlichen Streifen zugiengen, und dieſe mit einander ver-
banden, umſtaͤndlich beſchrieben; und er erzaͤlte, daß er
ſolche an dem Kalbe wahrgenommen, und daß er am
warmen Rindernezze gewiſſe mit durchſichtigem Fette er-
fuͤllte Gaͤnge beobachtet haͤtte (z). Raymund Vieuſ-
ſens
behauptete, als eine von ihm wahrgenommene Sa-
che, daß im Nezze gewiſſe, wie ein Nez geſtrikkte, Fett-
gefaͤſſe vorhanden waͤren, welche durch ſehr kleine Baͤn-
derchen von einander entfernt gehalten wuͤrden (a). So
gar nahmen auch die Pariſiſchen Zergliederer, in dem vor-
treflichen Werke von der Zergliederungsgeſchichte einiger
Thiere, an dem Zibetthiere gewiſſe Fettgaͤnge an (b), und
Joh. Baptiſta Fantoni, dieſer ehemals geſchikte Mann,
legte in dieſem Falle ein neues Zeugnis fuͤr den groſſen
Malpighi ab (c). Endlich ſezzet noch Sam. Kollins,
der ſeine ganze Glaͤubwuͤrdigkeit auf fremde Unterſuchun-
gen zu bauen gewohnt war, als gewis feſt, daß nicht al-
lein Fettgaͤnge in der That da waͤren, ſondern daß ſie
auch von der Milz entſtuͤnden (d). Noch mehr, es man-
gelt den Malpighiſchen Gefaͤſſen noch bis dieſe Stunde
nicht an Goͤnnern, indem der beruͤhmte Jmbert unlaͤngſt
ihr Daſeyn auſſer allen Zweifel zu ſtellen bemuͤht war (e).


Jndeſſen
[65]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Jndeſſen hat der Fleis der neuern Gelehrten, wie es
mit allen Muthmaſſungen zu gehen pflegt, auch dieſe
Saͤzze endlich auf die Seite geſchaft. Was die vorge-
gebene Druͤſen betrifft, ſo konnte ſie keiner von den neu-
ern Zergliederern mehr gewahr werden; und es wird die
ganz einfache und leichte Geſchichte von den Fettabſonde-
rungen, von denen wir bald reden wollen, erweiſen, daß
zwiſchen den Schlagadern und Fettbeutelchen kein ander
Behaͤltnis Plaz finde. Es kan auch weder das unbe-
waffnete Auge, noch das Vergroͤſſerungsglas ein etwas
dikker Koͤrperchen, welches man vor eine Druͤſe anſehen
koͤnnte, in den zarteſten Zellblaͤtterchen entdekken. End-
lich verwarf Joh. Fanton in dem neuern Werke ſeine
vorige Meinung als unbrauchbar, und er widerlegte,
mit einer ihm eignen Aufrichtigkeit, die Abſonderungs-
druͤſen im Fette von freien Stuͤkken (f).


Es konnte aber auch die bloſſe Vernunft ſchon die
Fettgaͤnge widerlegen, da man begreift, daß eine ſo traͤ-
ge Feuchtigkeit viel geſchikter auf dem kuͤrzeſten Wege
aus den Schlagadern ausduͤnſten konnte, als vermittelſt
langgeſtrekkter, und verzoͤgernder Gefaͤſſe. Ferner er-
innert Joh. Hieron. Sharalea daß das Fett, wenn
man die vor Fettgaͤnge zeither gehaltene Streifen ver-
wundete, dergeſtallt aus denſelben herausflieſſe, daß es
nicht aus der ganzen Laͤnge dieſes Streifes, ſondern ganz
allein aus den naͤchſten Stellen an der Wunde hervorkaͤ-
me, und daß man dieſe alſo nicht vor Gefaͤſſe anſehen
koͤnne (g). Endlich verlis auch Malpighi ſelbſt, nach
reiferer Erwaͤgung, die von ihm auf die Bahn gebrach-
te Fettgaͤnge (h): und es widerlegte dieſelben Mor-
gagni,
ein fuͤr dieſen beruͤhmten Zergliederer und deſ-
ſen Druͤſentheorie ſehr billig denkender Mann, eben-
Efalls
[66]Erſtes Buch. Elementartheile
falls (i). Jndeſſen kan man ohne groſſe Schwierigkeit
den Jrrthum dieſes groſſen Mannes aus den Zellſtrei-
fen ſelbſt erklaͤren, als welche in dem Thiere, wenn es
noch lebt, mit fluͤßigem Fette erfuͤllt ſind.


Es iſt dahero noͤthig, uͤber die wahrhafte Fettabſon-
derung an ſich ſelbſt Unterſuchungen anzuſtellen. Man
kann ſich uͤberall in den Schlagadern des menſchlichen
Koͤrpers, und in ihrer ganzen Laͤnge Schweisloͤcher, die
man zwar mit dem Geſichte nicht zu entdekken vermag,
oder wenigſtens kurze und eben ſo wenig deutliche Aus-
fuͤhrungsgaͤnge einbilden, die ſich aus der holen Run-
dung der Schlagadern in die zellfoͤrmige Hoͤlungen oͤff-
nen. Verſuche machen dergleichen Schweisloͤcher oder
Muͤndungen offenbar. Wenn man naͤmlich in die
Schlagadern eine fluͤſſige Subſtanz, von welcher Art
man will, ſie mag waͤſſrig, gallertartig, fettig, oder
talchig ſeyn, einſprizzet, ſo dringt dieſelbe allenthalben
laͤngſt der ganzen Schlagader, hervor, und ergiſt ſich
endlich in die Raͤume des Zellgewebes. Das Waſſer,
es mag kalt oder warm ſeyn, quillt ſehr ſchnell, wenn
man es in die Schlagader durch Huͤlfe einer Sprizze ge-
trieben, aus derſelben, in dieſes ſchwammige Gewebe
hinein, und es durchlaͤuft den Weg viel geſchwinder,
als es in die Blutadern uͤbergeht; folglich iſt es gar nicht
noͤthig, zu dieſer Abſicht die Blutadern zu unterbin-
den (k). Der Fiſchleim, den man vorher im Waſſer
oder ſchwachen Kornbrantweine aufgeloͤſt und mit einer
lebhaften Farbe verſehen hat, ſchwizzet, wenn er warm
eingetrieben worden, ſo gleich aus der Schlagader in
das Zellgewebe, das ſich unter der Haut befindet, oder
in die faͤchrige Zwiſchenhoͤlungen, zwiſchen den Mem-
branen des Magens und der Gedaͤrme, durch; und die-
ſe Durchdringlichkeit ſpielt dem Ausſprizzer den Betrug,
und
[67]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
und erlaubt ihm nicht, das Siſtem der Gefaͤſſe mit einer
duͤnnem Feuchtigkeit gehoͤrig anzufuͤllen: indeſſen macht
er ein ungemein artiges Anſehen, wenn man damit die
Naſe, das Gedaͤrme oder den Magen ausſprizzet, da
die hochrothe Farbe, die ſich in das Zellgewebe ergoſſen,
durch die innerſte duͤnne Membrane durchſcheint. Es iſt
aber was leichtes, die Koͤrper der Knaben mit dieſer
Feuchtigkeit ſo auszufuͤllen, daß ſie vollfleiſchig werden,
und ein runzlicher, verwelkter Leichnam ein roͤthliches,
bluͤhendes, rundliches Anſehen, wie ein lebendiger und
ſchlafender Menſch zu haben pflegt, wieder erhalte, oder,
wenn man nur den Verſuch weiter fortſezzen will, den
Koͤrper zu einer ungeſtalten Misgeburt auszudehnen.
Gebraucht man warm gemachtes und geſchmolznes Fett,
ſo durch wandert es dieſen Weg eben ſo geſchwinde, daß
es alſo uͤberhaupt zu den Ausſpruͤzzungen nichts taugt,
indem daſſelbe, nachdem es aus denen Gefaͤſſen heraus-
gegangen, und die Farbe zuruͤkgelaſſen, ſich voͤllig in
die faͤchrigen Zwiſchenraͤume der Muskeln ausbreitet.
Endlich ſchwizzet auch der warme Talg, wiewohl unter
einem etwas ſtaͤrkern Antrieb, ebenfalls laͤngſt den
Schlagadern, als eine wahre Nachahmung von dem na-
tuͤrlichen Wege des Fettes, durch: dieſes Fett breitet
ſich mit aͤhnlichen Streifen nach der Laͤnge neben den
Nezgefaͤſſen und den Gefaͤſſen anderer Theile im Thiere
uͤberall aus. Dieſe beſchriebene Durchſchwizzung findet
allezeit bei unbeſchaͤdigten Gefaͤſſen ſtatt, und wenn die-
ſelbe zerriſſen ſind, ſo kann man leicht erkennen, daß
ſich die geſamte Einſprizzungsmaterie alsdenn neben der
berſtenden Stelle zu einer unfoͤrmlichen kluͤmpigen Maſſe
anhaͤufen, und in groſſer Menge und blaſſerer Farbe
um den gefaͤrbten Talg anſezzen muͤſſe, da hingegen das
ausduͤnſtende Fett Parallelſtreife mit den Schlagadern
bildet, die uͤberall ziemlich dik ſind, und nicht ſo wohl
aus den aͤuſſerſten Endigungen, als vielmehr aus einem
E 2einfachen
[68]Erſtes Buch. Elementartheile
einfachen Gefaͤsſtamme, der keine Aeſte hat, hervor-
dringt.


Hieruͤber habe ich auch wider meinen Willen unzaͤ-
liche Verſuche gemacht, und daraus gelernet, wie gros
die Schwierigkeit ſey, wenn man Gefaͤſſe ausfuͤllen ſoll,
eine Feuchtigkeit zu erfinden, die fluͤßig genung waͤre,
auch in die allerkleinſten Gefaͤſſe zu dringen, und die
doch auch nicht gar zu duͤnne ſey, um in die Faͤcherhoͤ-
lungen durchzuſchwizzen. Der groͤſte Gelehrte in den
Uebungen, die Gefaͤſſe der Thiere auszuſprizzen, Fridr.
Ruyſch, beſchreibet dieſes Austreten an verſchiednen
Stellen, und er ſchlieſſet daraus (l), daß ſich das Blut,
unter der Geſtalt des Thaues, in das, wie eine flokkige
Wolle geſtalte, zellige Weſen ergieſſe, worinnen ihm
ſeine Schuͤler, und vornaͤmlich Joh. Godfr. von Ber-
ger
(m), hin und wieder in dieſem Punkte beiſtimmen.
Joh. Gottſched berichtet (n), ſo wie Fridr. Hoff-
mann
(o) und Alex. Stuart, daß das Waſſer, wenn
es in die Schlagadern geſprizzet worden, aus denſelben
durchſchwizze, und das Fleiſch anfeuchte (p). Hieher
gehoͤrt vielleicht die Stelle aus dem Konr. Peyer, da
er ſchreibt, daß das in die Schlagadern getriebene
Wachs ſich leicht in das Zellgewebe ausbreite (q). Man
findet viel aͤhnliches mit unſern Verſuchen in den Wer-
ken des Steph. Hales(r), und es hat daſſelbe Abr.
Kaauw anderwaͤrts faſt bey allen menſchlichen Thei-
len mit Verſuchen beſtaͤtigt (s).


Was
[69]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Was die Luft betrift, ſo vermag dieſelbe nicht ſo
leicht durch das Fett hindurch zu dringen; indeſſen
habe ich doch, und beſonders am Herzen gefunden, daß
die in die Kranzadern gepreſte Luft, in das Zellgewebe,
das ſich um den Hauptſtaͤmmen der Gefaͤſſe befindet,
uͤbergieng, und wie ein Schaum oder ein Haufen von
Perlen anzuſehen war. Quekſilber nimmt, wiewohl
mit groͤſſerer Beſchwerlichkeit, eben den Weg: indeſſen
hat ſolches doch Wilh. Cowper(t) in der That richtig
befunden, und ich habe die Probe damit am Herzen ge-
macht.


Jn verſchiednen Krankheiten nimmt das Blut eben
den Weg, wie hier die mannichfaltige Feuchtigkeiten tha-
ten, die von der Hand des Zergliederers ihre Richtung
empfiengen. An den Leichnamen erſtikkter, oder an hefti-
ger Entzuͤndung verſtorbner Perſonen habe ich oͤfters an
den Membranen des Magens und der Gedaͤrme rothe,
ſchwarzbraune, und endlich faſt voͤllig ſchwarze Striche,
laͤngſt der ganzen Schlagader herab laufen, geſehen (u),
die offenbar vom Blute entſtanden waren, das ſich von
allen Seiten aus der Schlagader in dasjenige Zellgewe-
be ergoſſen hatte, welches alle Schlagadern bekleidet, und
welches unſre Verſuche auch an denen allerkleinſten
Thierchen erwieſen haben (x). Jm Jahr 1751 da ich
hiervon zum erſtenmale ſchrieb, ſahe ich, als eine zer-
brochne Schienbeinsroͤhre von dem Wundarzte lange in
einer Queerlage gehalten wurde, und, nachdem ſie ſich
ſelbſt uͤberlaſſen war, ploͤzlich eine ſenkrechte Stellung
annahm, daß das Blut an ſehr vielen Orten in das Zell-
gewebe unter der Haut durchgeduͤnſtet war, und viele
blaue Flekken hinterlaſſen hatte, die die Natur ſelbſt wie-
E 3der
[70]Erſtes Buch. Elementartheile
der zertheilte. Jn der toͤdlichſten Lungenentzuͤndung
ſchwizzet das Blut ſelbſt in die Luftblaͤsgen der Lunge
durch, es vermehret, wenn es in dieſelben eingedrungen,
die Schwere dieſes Eingeweides, daß es nachgehends im
Waſſer zu Boden ſinkt, und das geronnene dem uͤbrigen
Blute, das ſich durchdrengen ſoll, nicht mehr Plaz
macht. Von dieſem hoͤchſtbetruͤbten Falle habe ich an-
derswo (y) eine Nachricht gegeben. Es ſcheinen mir
auch, ſo wie andern beruͤhmten Maͤnnern (z), die in boͤs-
artigen Fiebern ausbrechende Flekken nichts anders zu
ſeyn, als ein in die Faͤcherraͤume unter der Haut ergoſſe-
nes Gebluͤt. Eben dieſer Fall, der aber fuͤrchterlicher
wird, findet in denen ſo genannten Peſtcarbunkeln
ſtatt: denn alsdenn ziehet ſich das Blut in alle faͤchrige
Raͤume an den beſchaͤdigten Theilen, bis in die Kno-
chen hinein, die es ſchwarz faͤrbt. So gar habe ich an
den innern Haͤuten der groſſen Schlagader mehr als zu
oft Flekken, wie ſie der heiſſe Brand nach ſich laͤſt, wahr-
genommen, welche von dem durchgeſchwizzten Blute ih-
ren Urſprung hatten. Alles dieſes erfolget, indem die
Gefaͤſſe ganz bleiben, und keine Riſſe leiden, welches
ſonſten ſchon ſeltener vorkoͤmt, und von uns, da wir
dergleichen Koͤrper mit verſchiednen Feuchtigkeiten aus-
ſprizzten, nothwendig haͤtte entdekkt werden muͤſſen: denn
es haͤtten ja dieſe fluͤſſige Subſtanzen unumgaͤnglich aus
der geborſtnen Schlagader hervorbrechen und groſſe
Flekken und Klumpen, wie oben gedacht, bilden muͤſ-
ſen.


Es darf dieſes aber niemand vor eine Neuigkeit an-
ſehen. Denn es berichtet ſchon einer der aͤlteſten Aerzte,
Eraſiſtratus, daß das Blut durch die Verbindungen
der aͤuſſerſten Ende derer Blutgefaͤſſe (anaſtomoſis)
durch-
[71]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
durchſchwizzen koͤnne (a); und es beſchreibet unter den
Neuern, Joh. Dan. Schlichting(b) ſehr ausfuͤhrlich,
wie eine Entzuͤndung von dem ins Zellgewebe getrete-
nen Blute entſpringe; daß auch endlich aus dieſem
Grunde die Entzuͤndungen groß werden koͤnnen, weil die
kleinen vom unterlaufenen Blute entſtuͤnden, davon thut
Gerard van Swieten Meldung (c). Ferner hat der
beruͤhmte Huxham in den gefaͤhrlichſten Flekfiebern
wahrgenommen, daß ſich das Blut durch die duͤnnge-
wordne Aderhaͤute durchgezogen (d), daß es in der Blut-
ſtuͤrzung nicht von zerriſſnen Lungengefaͤſſen, ſondern
vermittelſt der Durchſikerung herfuͤrgedrungen (e), und
in den boͤsartigen dreitaͤgigen anhaltenden Fiebern (ter-
tiana continua maligna
) hat der beruͤhmte Cleghorne
die mit Fett durchwachſne Theile am Koͤrper, das Nez,
das Gekroͤſe, den Grimdarm, mit Blut ſchwarz ange-
laufen gefunden (f). Es ſind aber auch die obgedachte
am Nezze, Grimdarme, und Gekroͤſe vorkommende pur-
purfarbne Flekken nichts ſeltenes (g), und hieher rechne
ich auch den Blutſchweis, den Boerhaave ſo oft an
Thieren hervorbrachte, die er ſich ungemein heftig bewe-
gen ließ, und mit vielen laufen ermuͤdete. Vornaͤm-
lich zeigte er dieſe Erſcheinung an der groſſen Schlag-
ader eines Ochſen (h), und deſſen beruͤhmter Schuͤler (i)
machte es an der groſſen Schlagader im Hirſchen ſicht-
bar. Hierzu kann man, nach Gutbefinden, den Anton
von Leeuwenhoek zaͤlen, der vom durchſchwizzen-
den Schlagaderblute Meldung thut (k).


E 4Folglich
[72]Erſtes Buch. Elementartheile

Folglich iſt der Weg aus den Schlagadern in die
Zellhoͤlungen ganz kurz, oder der naͤchſte moͤgliche. Jn-
deſſen koͤmmt in dem geſunden Thiere noch die Fettmate-
rie dazwiſchen; denn es laͤufet der Milchſaft, davon ein
groſſer Theil butterartig iſt, ganz offenbar in dem Blu-
te herum, und Bapt. Morgagni(l) bezeuget unwi-
derſprechlich, daß aus den zerſchnittnen Gefaͤſſen ein
wirkliches Fett, unter der Geſtalt von Tropfen, heraus-
gelaufen. Jn den Gefaͤſſen der Froͤſche fand Marcell
Malpigh das Fett flieſſend, wiewohl mir dieſes Gluͤk
noch niemals begegnet iſt (m). Franz Gliſſon(n) und
Frid. Ruyſch haben in dem Blute ſkorbutiſcher Perſo-
nen Fett angetroffen (o).


Wenn das Fett alſo im Schlagaderblute herumflieſt,
wenn der Weg aus den Schlagdern laͤngſt aus in die
herumliegende Faͤcherchen frei und offen iſt, wenn uͤber-
dem, wie gezeiget werden ſoll, ſich das Fett von freien
Stuͤkken an die Schlagaderwaͤnde anhaͤngt, ſo ſehe ich
eben keine groſſe Dunkelheiten in dem Punkte der Fett-
abſonderung herrſchen, zu deren Erklaͤrung der gar zu
behutſame Winslow(p) keine Hofnung macht.


So kurz der Weg fuͤr das Fett bis in die Saͤkchen
deſſelben iſt, ſo geſchwinde wird er von ſelbigem zuruͤkke
gelegt. Die Ortolans, dieſe den Groſſen ſo angenehme
Voͤgel, werden in einem Tage fett. Die Lerchen, die
den Tag uͤber mager waren, legen des Nachts viel Fett
an (q). Man maͤſtet Schweine nach vorgaͤngigen Fa-
ſten und machet ſie in dreien Tagen fett (r). So laͤſſet
ſich auch an den Knaben, die in Krankheiten verloren ge-
gangne rundlichgewoͤlbte Weichheit der Haut in ſehr kur-
zer Zeit wieder herſtellen.


Damit
[73]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Damit ſich aber das Fett in ſeine faͤchrige Behaͤltniſ-
ſe verſammlen koͤnne, dazu traͤgt die Gemuͤtes-und Lei-
besruhe viel bei. Koͤrper, die ſich unter langen Arbei-
ten ermuͤden, werden niemals, wie man von Menſchen
und Thieren uͤberzeugt wird, fett werden. Kein Hand-
arbeiter, der ſich anſtrengen muß, kein Laſtentraͤger iſt
fett (s). Pferde die ein anhaltendes Laufen, und eine mit
dieſem vergeſellſchaftete Ermattung, mager erhalten, neh-
men bey einer guten Ueberwinterung geſchwinde wieder
zu. Wenn man alte Rinder, die vor dem Pfluge ab-
getrieben worden, auf eine luſtige Weide bringt, ſo weis
man aus der gemeinen Erfarung, daß ſie in gar kurzer
Zeit ein wohlſchmekkendes Fett anlegen (t). Vermit-
telſt der Ruhe, nehmen Gaͤnſe, die man geblendet, und
denen man die Schenkel zerbrochen, bis zur Unfoͤrmlich-
keit am Fette uͤberfluͤßig zu, wenn man ſie mit Fleis
maͤſtet (u), welches auch von den jungen Tauben gilt (x).
Die Murmelthiere leben den Winter uͤber bei einem fet-
ten Leibe, ohne Speiſe (y), wie man von den Baͤren eben-
falls weis (z); denn es ſchlafen beiderlei Thiere in dieſen
Jareszeit beſtaͤndig fort, ob ſie gleich wenig oder nichts
genieſſen. Wenn man Haushuͤner maͤſten will, ſo muͤſ-
ſen ſie viel ſchlafen (a), und man miſchet ihnen zu die-
ſer Abſicht ſo gar den Saamen von Treſpen (lolium) un-
ter die Futterkoͤrner (b). Man weis, daß Hausratten
in Faͤſſern fett geworden (c), und es werden, wie ich oft
E 5wahr-
[74]Erſtes Buch. Elementartheile
wahrgenommen, die zum Tode verurtheilten (d) biswei-
len mit fetten Leibe zur Lebensſtrafe hingefuͤhrt. So
gar kann man Karpen, wenn man ſie in Moos einhuͤl-
let, um ſie dadurch in einer ruhigen Unthaͤtigkeit zu erhal-
ten, und alſo im Keller aufbehaͤlt, fett machen (e).


Es traͤgt demnach alles dasjenige, was den Blut-
lauf vermindert, wofern die Geſundheit nur vollkommen
iſt, das ſeinige zu der Fettmachung bei. Selbſt das
vierzig-und funfzigjaͤhrige Alter beguͤnſtigt dieſe Er-
ſcheinung damit, daß die Herzſchlaͤge, und Umlaufskraͤf-
te zu der Zeit nicht mehr ſo ſchnell und heftig ſind, ſon-
dern ſchon merklich nachlaſſen. Hingegen macht die
Gemuͤtsſorge, und die Anſtrengung derer Seelenkraͤfte
den Koͤrper ſehr mager, und diejenigen ſind jederzeit fet-
ter, bey denen die Gemuͤtsbewegungen mit gemaͤſſigten
Feuer geſchehen. Daher kam es, daß Caeſar zu ſagen
pflegte: er fuͤrchte ſich vor den fetten und mit Salben
eingeriebenen Maͤnnern nicht im mindſten; denn es er-
kannte dieſer ſcharfſinnige Herr ſehr wohl, daß derglei-
chen Leute ſich weder das Beſte des gemeinen Weſens,
noch den Trieb zur unabhaͤngigen Freiheit ſehr zu Her-
zen gehen laſſen. Der bekante Jonath. Swift (denn
man kann leichtlich errathen, von was fuͤr einem Manne
eigentlich die Rede ſey) blieb, ſo lange er mit Sorgen
und Zorn beſtaͤndig uͤberhaͤuft, ungemein mager; er
wurde aber ausnehmend fett, nachdem ſich ſeine See-
lenkraͤfte erſchoͤpfet hatten, und er daruͤber kindiſch
wurde (f).


Solchemnach befoͤrdert auch ein oͤfteres Aderlaſſen, da-
durch die Fettigkeit, daß es dem Herzen die Stachel,
die es reizen, entwendet, und der ganzen Maſchine ei-
ne
[75]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
ne Schwaͤche zuzieht (g). Auf ſolche Art maͤſtet man
wenigſtens in England die Kaͤlber (h). Desgleichen
werden auch die verſchnittnen Thiere nicht aus dem Grun-
de fett, weil die ernaͤhrenden Theile nunmehro in dem
Koͤrper zuruͤk behalten werden (i), ſondern weil der ganze
Koͤrper an den Verſchnittnen in ſeinem voͤlligen Umfan-
ge ſchwaͤchlicher iſt, und von keinem ſo hizzigen Blute,
wie man an verſchnittnen Thieren augenſcheinlich ſiehet,
begeiſtert wird. Man darf nur einen geduldigen Och-
ſen, und muthloſen Wallach, mit einem trozzigen Stie-
re und feurigen Hengſt in Vergleichung ſtellen. End-
lich erwaͤhlet auch das Fett in einem und eben demſelben
Thiere an dem Orte ſeine Niederlage, wo man dem Rei-
ben und der ſtarken Bewegung Grenzen ſezzt. An der
Stelle der an einem Hunde ausgeſchnittnen Milz,
haͤufte ſich eine Menge Fett an (k); eben dieſes wieder-
fur Leuten, die man, durch die Ausſchneidung einer Hode,
ihrer Mannheit beraubte (l).


Hieher kann man auch dasjenige ziehen, was an ei-
nem andern Ort ausfuͤhrlicher ſoll gemeldet werden, daß
naͤmlich Mehlſpeiſen, und vornaͤmlich Milch, zur Fettig-
keit viel beitragen, weil dadurch viele Fettheile in das
Blut gebracht werden.


So wie es Uebergaͤnge aus den Schlagadern in das
Zellgewebe giebt, ſo finden ſich auch eben dergleichen fuͤr
die Blutadern. Denn wenn das Fett aus denen Schlag-
adern herausgehet und allda geſammlet wird, ſo muß es
nothwendig von denen Blutadern wieder eingeſogen wer-
den, wenn anders die Thiere nicht zu einer ganz uner-
meßlichen
[76]Erſtes Buch. Elementartheile
meßlichen Fettigkeit gelangen ſollen. Und dieſe Wege
zeiget die Zergliederungskunſt auch in der That eben ſo
gut, wie ſie die vorigen darſtellet. Es ſchwizzet eben
ſo wohl die eingeſprizte Feuchtigkeit aus den Blutadern
heraus, und fuͤllet die Schwammhoͤlungen an, wie mir
oͤfters, auch wider meinen Willen, der Verſuch mit
Waſſer, mit der Hauſenblaſe, mit der Luft alſo geraten,
wenn es eben meine Abſicht erforderte, daß die einge-
ſprizzte Feuchtigkeit in den Blutadern bleiben ſollte. Eben
dieſer Erfolg verfuͤhrte Joh. Henr. Schulzen, daß er
denen Blutadern die Fettbereitung zuſchrieb (m), nach-
dem er gefunden, daß das in die Armblutadern getriebne
Waſſer in die Fettfaͤcherchen uͤbergeſtiegen war. Alſo
ſahe Steph. Hales an einem Hunde, deſſen Blutadern
er mit Waſſer ausgeſprizzet hatte, die Zellſaͤkchen und
Speicheldruͤſen davon aufſchwellen (n). Auf gleiche
weiſe dringet auch zuweilen das in die Blutadern einge-
ſprizte Waſſer in die zwiſchen dem Marke befindliche Fett-
zellen (o). Mit dergleichen Erfolgen iſt das ſehr ſchaͤz-
bare Werk des Abr. Kaauw ganz angefuͤllet (p).


Jch will hier nicht viel gedenken von dem ohnehin
hoͤchſt deutlichen Verſuch des Malpighs, welcher bey
lebendigen Thieren, in die Blutadern, und in die Leber
ſelbſt Oel zuruͤk zutreiben pflegte (q). Es ſind hieruͤber
ſehr viele phiſiologiſche Zeugniſſe vorhanden, die ſich auf
die Beobachtung derer Verrichtungen des menſchlichen
Koͤrpers gruͤnden, und wodurch dieſer Ruͤkweg des Fet-
tes ganz offenbar und deutlich erwieſen wird. Denn
erſtlich verhindert die ſtarke Bewegung derer Muskeln in
jedem
[77]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
jedem Thiere nicht nur das Zunehmen der Fettigkeit,
ſondern macht auch, daß ſich das ſchon vorhandne Fett
nach und nach vermindern muß, weil die unter der Be-
wegung aufſchwellende Muskeln das in ihren Zwiſchen-
raͤumen befindliche Zellgewebe zuſammen druͤkken, und
das von andern Orten kommende fluͤßige Fett, durch
die offne Muͤndungen in die Blutadern zuruͤk treiben, die
daſſelbe, bei dieſer Beſchaffenheit des Blutlaufes, ge-
ſchwinde nach dem Herzen wieder zuruͤk fuͤhren, und da-
her viel dazu mit beitragen, daß das Fett wiederum von
neuen eingeſogen wird. Die Verminderung des Fettes
pflegt hingegen am geſchwindeſten zu erfolgen. Die Ler-
chen verlieren die Fettigkeit, welche ſie, wie vor erwaͤhnt,
des Nachts erlanget haben, ſo gleich den folgenden Tag
wieder, und werden viel magerer (r). Das ſehr traͤge
Faulthier (Sloth) erſchoͤpfet ſich, indem es von einem
Baume herab ſteigt und nach einem andern fortkricht,
von der geringen Arbeit ſo ſehr, daß es wie ein ausge-
zehrtes Gerippe anzuſehen iſt, wenn es gleich mit fettem
Koͤrper von dem Baume herunter geſtiegen war (s). Die
braſiliſchen Ochſen werden, wenn man ſie aus entlege-
nen Landſchaften nach Fernambuc, oder der Bucht aller
Heiligen treiben laͤſt, unterwegens ganz mager (t); und
man trift in den Ochſen und Schafen, die man von dem
platten Lande nach Paris bringt, wenn ſie erſt in dieſer
Stadt ankommen, gar kein Mark an, es ſammlet ſich aber
in ganz kurzer Zeit wieder, nach dem Zeugniſſe des be-
ruͤhmten Rouhault(u), Ludw. Lemerys(x) und des
gelehrten Senak(y). Von den Begattungen verlieren
die
[78]Erſtes Buch. Elementartheile
die maͤnnlichen Thiere das Mark in den Knochen (z).
Und Coel. Aurelian(a) giebt den Rath, daß man ſich
bloß und allein vermittelſt der Leibesbewegungen von der
Fettigkeit zu entledigen ſuchen ſolle. Bei ſchnell-laufen-
den Thieren iſt auch das Zellgewebe um die Nieren ganz
ledig (b). So finden wir auch, daß durch oͤfters wieder-
holtes Reiben ein hervorgetriebner Schmeerbauch und
eine beſchwerliche Fettigkeit voͤllig ſey vertrieben wor-
den (c).


Es ſind aber beſonders die Thiere dieſem Uebel unter-
worfen, ſo daß fuͤrnemlich einige Arten unter ihnen alle-
zeit unter der Arbeit mager werden; dieſe nennen die
Englaͤnder Waſhhorſes(d), und ſie nehmen auch eben ſo
geſchwinde wieder an Fette zu (e). Man hat es an die-
ſen Thieren vor andern abnehmen koͤnnen, wie das Fett
eigentlich verſchwindet. Es ſchmelzet naͤmlich und duͤn-
ſtet ſodenn aller Orten, und ſo gar in die Gedaͤrme aus,
daß es den Auswurf gleichſam mit einem Felle uͤberzie-
het (f), oder ſich in dem Unterleibe in ziemlich groſſen
Klumpen verdikket und anhaͤufet (g). Am genauſten
hat dieſe Fettwege vor andren Gibſon, der neue Ver-
faſſer der Pferdearzneikunſt (Hippiatrice) wahrgenom-
men. Dieſer beſchreibet demnach die Pferdekrankheit,
die er Moltengreaſe nennet, ſo, daß ſie eines der heftig-
ſten Fieber ſey, welches vom ſtarken Reiten entſtuͤnde,
da alles Fett auf einmal ſchleunig verſchwinde, der
Koth fettig ausſaͤhe, und ſich im Gebluͤte ein hoͤchſt zaͤ-
hes
[79]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
hes Fett zeigete (h), welches der deutlichſte Beweis da-
von iſt, daß das Fett von der Gewalt der Muskeln in
das Blut zuruͤk getrieben worden.


Man muß indeſſen auch noch andre Urſachen anfuͤh-
ren, wie das Fett wieder in das Blut zuruͤk gehet. Die
Bewegung der Muskeln iſt nicht die einzige, die, indem
ſie das Fettgewebe beſtaͤndig erſchuͤttert, die fetten Thie-
re mager macht: denn es verſchwindet ſo gar das Mark
aus den Knochen, da ſich doch dieſe Erſchuͤtterung nicht
bis dahin erſtrekket. Es ſcheint demnach, daß, wie in Fie-
bern, alſo auch in gar zu groſſer Leibesbewegung, die
vermehrte Ausduͤnſtung, der Schweis, und der uͤbrige
Abgang, die Blutmaſſe dergeſtalt vermindere, daß
ſich das geſchmolzne Fett gleichſam als an einen freiern
Ort, wo es weniger Widerſtand befuͤrchten darf, in die
Blutadern hinuͤberbewegt, wie ſich ſonſt das Waſſer in
der Waſſerſucht, nach ſehr heftigen Purgiermitteln, mit
dem Blute wieder vermengt. Man kann auch in Fie-
bern, in Abſicht auf dieſe Ausleerung, der gewoͤhnli-
chen Aderlaß nicht alle Wirkung abſprechen. Denn es
zehren Fieber, wie jedermann weis, wunderbarer Weiſe
den Koͤrper aus, und es iſt alles dasjenige, was aus
dergleichen Urſachen dem Gewichte des Koͤrpers entgeht,
allerdings nichts als Fett (i). Daher geſchahe es, daß
ein Menſch nach dem Fieber um dreißig Pfunde leichter
ward (k), und ein anderer, nach einer durch den Gebrauch
des Quekſilbers erwekten Speichelcur, funfzig Pfun-
de am Gewichte einbuͤſte (l); gleichwie noch ein andrer in
den
[80]Erſtes Buch. Elementartheile
den Pokken achtzig Pfunde an ſeiner Schwere verlor (m).
An einem an den Pokken verſtorbnen fand ſich, als
man ihn oͤfnete, nirgens in dem ganzen Koͤrper einiges
Fett uͤbrig (n), und der beruͤhmte Blair entdekte an
dem Elephanten, welchen er zerlegte, nicht das mindeſte
davon, weder um den Hintern, noch an den Nieren
oder in den Knochen (o). Von einem Fieber loͤſte ſich
ein ziemlich groſſer Breigeſchwulſt (p), und eine Spek-
beule (q) von ſelbſt auf. Es zerſchmelzt aber das Fett
beinahe, wie an den obgedachten Pferden, und zeiget ſich
in dem ſchwarzen, und bisweilen pechfarbigen Urin (r),
dergleichen ehemals der ungluͤkliche Williams in dem
ſehr boͤsartigen Zehrfieber (colliquativa febre) auf den
antilliſchen Eilanden angemerkt hat (s), und es fehlet
nicht an Kranken, bei denen ſich das geſchmolzne Fett
durch den Nabel ausgeleeret (t), oder ſich in den holen
Bauch dergeſtalt ergoſſen hat, daß die Gedaͤrme in dem-
ſelbigen herumgeſchwommen (u).


Sonſten hemmen auch noch andre gewaltſame Aus-
leerungen natuͤrlicher Feuchtigkeiten, das Zunehmen der
Fettigkeit, und das thut vornaͤmlich der Gebrauch des aus
Franzoſenholz verfertigten Tranks, wiewohl ſich die
Fettigkeit nach dieſem Mittel bald wieder einzufinden
pflegt, wenn auch gleich die Kranken durch dieſen Holz-
trank (x), oder durch den Gebrauch des Quekſilbers (y),
noch ſo ſehr ſolten ſeyn ausgetroknet worden.


Das
[81]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Das Fett gehet aber auch, ohne Krankheit, ohne
ſtarken Umlauf des Blutes, in dem geſundeſten Zuſtan-
de, in das Blut zuruͤk, und es verzehrt ſich endlich dar-
innen. Denn man weis, daß man eine uͤbermaͤßige
Fettigkeit allein vermittelſt ſolcher Speiſen, die ſehr we-
nig Fett zu wege bringen, und durch ſcharfe Mittel,
gluͤklich gehoben. Galen befreiete einen jungen Men-
ſchen, vermittelſt des Theriaks, des Theriakſalzes, des
Laufens und des Reibens von dem uͤberfluͤßigen Fette (z).
So wurde auch bei einem andern die allzugroſſe Fettig-
keit durch fleißiges Kauen des Tabaks vermindert (a). Zu
dieſer Abſicht rathet man gemeiniglich den Eßig an (b),
ich weis aber nicht, ob man Grund dazu habe, oder
kluͤglich darinnen verfahre. Wenigſtens habe ich aus
der Erfarung angemerket, daß der Magen von dem
Gebrauche des Sauren, und, wo ich nicht irre, des Vi-
triolgeiſtes, ſehr verhaͤrtet worden und ſtark aufgeſchwol-
len ſey, und es haben andere wahrgenommen, daß da-
her harte Knoten (tubercula) an der Lunge entſtanden
ſind (c). Von dem Stekruͤbenſaamen legen die all-
zufetten Canarienvoͤgel ihre unbequeme Laſt ab (d).


Endlich verzehrt der bloſſe Hunger ſchon das Fett,
und alsdenn mangelt die Materie ganz allein, welche
die Stelle deſſen, was das Blut beſtaͤndig in ſich geſo-
gen, und das entwendete wieder erſezzen koͤnnte. Die
Schlangen werden nach anhaltendem Hunger ganz ma-
Fger
(y)
[82]Erſtes Buch. Elementartheile
ger (e). Man findet im Chamaeleon, denen Eidechſen
und Froͤſchen die Fettbehaͤltniſſe im Herbſte voll, und
im Fruͤhjahre wieder ledig (f). Ein Knabe, dem man
boshafter Weiſe nur ſo viel zu eſſen reichte, daß er kaum
das Leben erhalten konnte, wurde endlich ſo mager, wie
ein Todtengerippe (g). Hieraus will ich eben nicht den
Schluß machen, daß das ins Blut zuruͤkgekehrte Fett
ernaͤhre, ſondern es iſt zu gegenwaͤrtiger Abſicht hinrei-
chend, daß es allerdings, zu welchem Endzwekke es auch
ſey, wieder von dem Blute aufgenommen wird. Ein
in Verſuchen fleißiger und geuͤbter Mann geſtehet, daß
das Fett keine Nahrung gebe, daß es ſich aber immer
mehr vermindere, und von neuem wieder ergaͤnze (h).
Auf das, beſonders durch Krankheiten verminderte Fett
folget beinahe eine ſolche Gallerte, die derjenigen aͤhn-
lich iſt, welche vorher, ehe das Fett geſammlet worden,
in denen Saͤkchen zugegen war. Bey Waſſerſuͤchtigen
wird dieſes am gewoͤhnlichſten und leichteſten wahrge-
nommen. Jn einem ausgezehrten Schafe fand man,
ſtatt des Fettes, eine Gallerte (i), und ſo gar traffen die
Pariſiſchen Zergliederer in dem Herzen eines Loͤwen, der
an einer Krankheit geſtorben war, dergleichen Gallerte
an der Stelle des Fettes an. Dieſe Gallerte machte,
daß das mit durchſichtigem Safte erfuͤllte Zellgewebe
dem beruͤhmten Anton Deidier in Flieswaſſergefaͤſſe
verwandelt zu ſeyn ſchien (k). Jch werde an andern
Orten davon die Urſache anzeigen. Es ſcheinet aber die-
ſelbe in der Schwaͤche derer zur Verdauung beſtimm-
ten Eingeweide zu liegen, wenn bei dieſem Uebel Waſſer
und Gallerte ihre vegetabiliſche Natur behalten: inglei-
chen
[83]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
chen auch in dem verſperrten Ruͤkwege des Dunſtes in
die groͤſſern Blutadern, als welcher in ſeinen Saͤkchen
zuruͤk gehalten wird und ſtokket, mithin alſo die Adern
ausdehnt.


Es iſt noch uͤbrig, daß wir den Nuzzen des Fet-
tes
in Erwegung ziehen. Jedermann wird ſo gleich
auf die Vermutung fallen, daß dieſer Nuzzen nicht ge-
ringe ſey, wenn man erweget, wie daſſelbe uͤberall bey
Thieren von ganz verſchiedenen Arten, dergleichen die
vierfuͤßigen, die Voͤgel, Fiſche und Jnſekten ſind, an-
getroffen werde, in welchen allen man Fett antrift, ſo
daß nicht einmal die Uferaasfliege (l), oder die Raupen,
davon ausgenommen ſind (m); wie auch, daß ſich der
Umfang des Fettes eben ſo weit, als das Muskelſiſtem,
erſtrekke. Der vornemſte Nuzzen, den der thieriſche
Koͤrper davon hat, beſtehet in der Bewegbarkeit, die es
unter benachbarten Theilen erhaͤlt, da die Reibung zwi-
ſchen zweien feſten Koͤrpern auf keinerlei Weiſe, es moͤ-
gen Strikke, Leder, Holz oder Metalle ſeyn, ſo kraͤftig
gehoben wird, als wenn man Oel zwiſchen ſie gieſſet,
und es ſcheinen durch dieſe ſanfte Zwiſchenfuͤgung alle
die rauhen Spizzen, die ſich faſt auf allen koͤrperlichen
Oberflaͤchen befinden, ausgefuͤllet zu werden, und ſobald
die kleinen Thaͤler, die wie Vertiefungen dazwiſchen lie-
gen, ausgefuͤllet worden, ſo hat es das Anſehen, daß
ſich die ganze Flaͤche dadurch voͤllig gleich machen laſſe.
Ueberdem werden thieriſche Faſern ſehr leicht ſteif, und
ſie nehmen eine trokne und zerbrechliche Natur an ſich.
Nun vermindert aber das Oel, womit man ſie uͤbergieſ-
ſet, nicht nur die Reibung der Faſern an denen angrenzen-
den andern Faſern, ſondern es zieht ſich auch in eine jede
F 2Faſer
[84]Erſtes Buch. Elementartheile
Faſer vor ſich ſanft und laulich hinein. Jch weis zwar
wohl, was der ehemals beruͤhmte Leyſer(n), und ein vor
kurzen bekannt gewordener Zergliederer (o), wider dieſen
angefuͤhrten Nuzzen des Fettes geſchrieben haben. Jch
habe aber bisher die Staͤrke ihrer Einwuͤrfe noch nicht
wahrnehmen koͤnnen, die ſie beide der angenommenen
Meinung entgegen geſezzet haben, ich habe auch nicht
ſehen koͤnnen, wie das zwiſchen denen Muskeln befindli-
che Fett, ſobald ſie ſich in Bewegung ſezzen, denenſel-
ben ausweiche, da es doch an ſich noͤthig iſt, daß es von
den benachbarten aufgeſchwollnen Muskeln gedruͤkkt
werde, und ſich uͤberall uͤber ihre Oberflaͤche ergieſſen
muß. An den kleinen Muskeln leiſtet der Gallertdunſt
eben dieſe Dienſte, und man trift nirgends Theile an, die
ſich uͤbereinander wechſelweiſe bewegen koͤnnen, wo nicht
allezeit eine gewiſſe Feuchtigkeit zwiſchen ihnen vorhan-
den iſt (p).


Ueber dieſes haͤlt aber auch das Fett die nahe zuſam-
menſtoſſenden Gliedmaſſen und Muskeln derer menſch-
lichen Koͤrper in gehoͤriger Entfernung von einander,
und legt ſich zwiſchen dieſelben, damit ſie nicht zuſam-
men verwachſen. Jſt dieſe Scheidewand hinweggenom-
men, ſo waͤchſt alles, die Haut mit den Muskeln, ein
Muskel mit dem andern und mit dem Knochenhaͤutchen
zuſammen, und die Bewegung des Gliedes wird voͤllig
aufgehoben. Ueberhaupt iſt der Siz der Eitergeſchwuͤl-
ſte gewoͤhnlicher Weiſe, wiewol nicht ganz allein, in
dem Zellgewebe (q) zu ſuchen, da die Erfarung zeiget,
daß in der Subſtanz des Gehirns, der Hoden, oder der
Leber
[85]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Leber ein wahrer Eiter erzeugt wird, da doch in dieſen
Eingeweiden kein Fett vorhanden iſt. Gemeiniglich iſt
aber der Eiter ein wirkliches Fett, mit dem ſich das
Blut und die Limphe vermiſchet, und ſolcher geſtalt zu-
gleich etwas faulendes hinzugefuͤhret hat (r). Daher
entzuͤndet ſich der Pokkeneiter, wie ich erwehnt habe,
leichtlich am Feuer, und daher laͤſſet auch das im Waſ-
ſer faulende Fett, eine weisliche, zaͤhe, und dem Eiter
aͤhnliche Materie in demſelben zu Boden ſinken (s); und
es erzeugt ſich, wie ich erinnert habe (t), aus dem
ſchmierigen Talge eine dem Eiter gleichkommende Ma-
terie. Jndeſſen zerſtoͤhret die Eiterung mit dem Fette
zugleich auch das Zellgewebe (u), ſo daß, nach dem Zeug-
niſſe verſchiedener geſchikter Maͤnner (x), wenn die Zwi-
ſchenraͤume an den Muskeln vernichtet worden, das
Fleiſch blos und ganz roth zum Vorſchein koͤmmt. An
der Bruſt hat es Hoffmann(y); H. Franz le Dran
an denen Halsmuskeln, die durch einen Carbunkel ent-
bloͤſſet worden (z), an den aͤuſſern Schenkelmuskeln, die
eine Eitergeſchwulſt angefreſſen hatte, der beruͤhmte
Ravaton(a) angemerket. Von einer weggefreſſnen
Ohrendruͤſe ſahe der gelehrte Hodges(b), wie die aͤuſſern
Droſſelblutadern, die Schlagadern, der zuruͤkkehrende
Nerve, die Sehnen, der Schlund, alles mit ein einander
blos lag. Eine Peſtcarbunkel hatte beinahe den gan-
zen Umfang der Bruſt angegriffen, daß man die Mus-
keln zwiſchen den Ribben ſehen konnte, wie ſie waͤhren-
den Athemholens ſich bewegten (c).


F 3Nunmehr
[86]Erſtes Buch. Elementartheile

Nunmehr kann man, wenn das Fett zerſtoͤret wor-
den, leicht den Nuzzen begreifen, den die Gegenwart
deſſelben dem Koͤrper zu wege bringen mus, indem ent-
weder das Glied davon ſeine Bewegbarkeit verliert, wenn
das Fleiſch mit den Knochen zuſammenwaͤchſt (d), oder
wenigſtens dieſe Bewegbarkeit ſehr geſchwaͤcht wird und
eine Art von Steifigkeit darauf folgt, wenn an den
Stellen, wo ſich das Glied beugt, ein groſſer Eiterge-
ſchwulſt befindlich iſt. Nach dem heiſſen Brande am
Schenkel, der die Fettzellchen zerſtoͤret hatte, verlor die-
ſer Theil ſeine Bewegung (e). Von einer Wunde
wuchs der zwoͤlffingerdarm mit dem Darmfelle zuſam-
men, und die Leber hieng ſich an das Zwerchfell an (f).
Wenn unter Verwundungen das Nezz geriſſen und ver-
zehrt worden, ſo vereinigen ſich die Gedaͤrme mit dem
Darmfelle (g), wachſen auch wohl ſo gar untereinander
ſelbſt zuſammen (h). Eben dieſes Uebel begegnete ei-
nem magern Coͤrper, an dem ſich das Nezfett voͤllig auf-
geloͤſet hatte (i); bei einem andern, dem das Nez fehlte,
wuchſen der Magen, Leber und Milz in ein Stuͤk zu-
ſammen (k). Von einem verdorbnen Nezze wurden die
Gedaͤrme, vermittelſt kleiner herfuͤrgekommener Faͤſer-
gen, an einander gehaͤngt (l).


Zu eben dem Ende und um das Zuſammenhaͤngen
derer Theile, die ſich an einem Thiere uͤber einander be-
wegen muͤſſen, zu verhindern, duͤnſtet das Fett von der
Oberflaͤche des Gekroͤſes derer zarten und dikken Gedaͤr-
me (meſenterium et meſocolon), des Nezzes, und viel-
leicht auch von dem Fette des Herzens aus, und das er-
ſtere
[87]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
ſtere vermiſcht ſich ſo augenſcheinlich mit der Dunſtfeuch-
tigkeit des Unterleibes, daß man kleine Rinden oder
Schalen von Fett darinnen ſchwimmen ſieht. Es hat auch
das Anſehen, daß die weiche und ſchluͤpfrige Beſchaffen-
heit derer Gedaͤrme und aller Eingeweide des Unterlei-
bes, durch dieſe Beyhuͤlfe in ihren natuͤrlichen Zuſtande
erhalten werde. Das unter der Haut befindliche Fett
duͤnſtet vermittelſt der groſſen Schweisloͤcher, die be-
ſonders an Fiſchen merklich (m), und im Menſchen nicht
ganz undeutlich ſind (n), wie auch vermittelſt derer Haa-
re des ganzen Leibes (o), bis zur Oberflaͤche der Haut
aus, es erhaͤlt ſolche glaͤnzend und glatt, und beſchuͤzzet
ſie gegen die rauhe Luft. Denn es hat dieſes Element
eine ſolche ſtarke Kraft, daß es alle thieriſche Membra-
nen, das Oberhaͤutchen allein ausgenommen, trokken,
undurchdringlich und hornartig macht, und denenſelben
ihre Feuchtigkeit und Empſindlichkeit benimmt. Man
kann auch die Kaͤlte nicht beſſer vom Koͤrper abhalten,
als wenn man ihr eine oͤlige Salbe entgegen ſezzet, wie
wir durch Verſuche, die die Natur nachahmen, gezeiget
haben.


Ferner fuͤllt das Fett die meiſten Zwiſchenraͤume de-
rer Muskeln dergeſtallt aus, daß dieſe Theile davon an
ihrem Orte feſtgehalten werden, da ſie ſonſten ohne die-
ſes Fett gleichſam hin und her ſchwanken wuͤrden, und
man, weil das weiche Fett nachgiebt, dieſe Theile zu-
gleich ohne Hinderung mit bewegen und auseinander trei-
ben koͤnnte. Man hat ein Beiſpiel davon an der Au-
genhoͤle. Da das Auge mit ſeinen Muskeln nicht das
F 4voͤllige
[88]Erſtes Buch. Elementartheile
voͤllige Knochengewoͤlbe ausfuͤllt, ſo wuͤrde, wofern hier
das Fett mangelte, das Auge, wenn es kleiner waͤre, welk
darinnen herumſchwimmen muͤſſen, und wenn es groͤſſer
waͤre, und die Knochenhoͤle ausfuͤllen ſollte, von den
knochigen Waͤnden zuſammengedruͤkt werden. Das
Fett fuͤllet mit dem Lenden- und Vierekmuskeln den bau-
chigen Umkreis der Niere mit einen gleichfoͤrmigen Ueber-
zuge aus, da dieß Eingeweide auf den obgedachten Mus-
keln ruhet, und ſich daher auf das Fleiſch derſelben ſtuͤz-
zet. Da der Menſch am gewoͤhnlichſten zu ſizzen pflegt,
ſo iſt die Haut der Hinterbakken damit uͤberfluͤßig aus-
gefuͤttert; dieſes Fett beſchuͤzzet zugleich die Geſaͤsmus-
keln wider die Haͤrte und die Reibung vom Sizzen, und
da es ſich zugleich zwiſchen dem Maſtdarme und den in-
nern Verſtopfmuskeln mit einmiſcht, ſo fuͤllt es zwar
dieſen unterſten Theil vom Bekken, aber doch nur derge-
ſtalt aus, daß es ſehr leicht dem Gedaͤrme, welches ſich
wechſelweiſe ausdehnt, nachgeben kann; und wenn es ge-
druͤkt wird, ſo umgiebt und uͤberziehet es die breiten
Maſtdarmmuskel, und den Schliesmuskel des Hintern
mit einer weichen Fettigkeit. An andern Orten ſcheinet
es die unangeneme Geſtalt eines Todtengerippes da-
durch zu verhuͤten, daß es ſich zuſammenhaͤuft, und an-
ſtatt der Gruben eine Rundung hervorbringt. So trift
man zwiſchen den Bakken- und Trompeterknochen an-
ſehnliche Fettkluͤmpe an, und wenn dieſe verſchwunden
ſind, ſo entſtehen davon die verdruͤslichen Furchen und
Runzeln im Geſichte: wozu man auch die ſchwindende Au-
genvertiefungen rechnen kann, die davon herruͤhren, daß
die Augenhoͤle ſchlecht mit Fett ausgefuͤllet iſt. Ueber-
dieß machet es auch die Haut angenehm weiß, indem es
dieſelbe gelinde ausfuͤllet und durch ſie herfuͤr ſcheinet.
Daher ſehen die Kinder ſo weiß aus; daher ſind auch
allemal diejenigen Theile am weiſſeſten, unter denen ſich
das meiſte Fett, wie z. E. an den Bruͤſten, befindet:
und
[89]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
und daher faͤrbt ſich die Haut an den Maͤgdchen, wenn
ſie mager werden, gemeiniglich olivengelbe.


Man haͤlt auch ferner dafuͤr, daß das haͤufige unter
der Haut ausgebreitete Fett, die thieriſche Koͤrper vor
der Kaͤlte der Luft bewahre. Wenigſtens iſt dieſes gewiß,
daß bey der ſtrengſten Kaͤlte der Nordſee alle Fiſche, der
Wallfiſch, das Meerkalb, auch ſelbſt die Voͤgel, mit
haͤufigen thranigten Fett unter ihrer Haut verſehen
ſind (p), und von magern Perſonen weiß man, daß ſie
die Kaͤlte ſtaͤrker empfinden, als die fetten.


Endlich haben wir auch noch den Nuzzen, der von
dem wieder ins Blut zuruͤkgefuͤhrten Fette zu erwarten
iſt, in Erwaͤgung zu ziehen. Es giebt Gelehrte, die
daran zweifeln, daß es alsdenn, wenn dieſer erfolget,
den Koͤrper naͤhren koͤnne, und daß ein Thier von ſeinem
eignen Safte leben ſollte. Die mehreſten, und beſon-
ders auch die alten phyſiologiſchen Schriftſteller
beobachteten, daß gewiſſe Thiere vor ihren Winterſchlafe
fett waren, und ſie hernach im Anfange des Fruͤhlings
mager aus ihren Erdhoͤlen herfuͤr kommen ſahen, verfielen
ſie auf die Gedanken (q), daß dieſes von den Adern wieder
eingeſogene Oel ernaͤhre, und den Blutmangel, der vom
Hunger natuͤrlicher weiſe erfolget, wieder erſezze; ferner
daß es die Stelle des Leimes, der alle thieriſche feſten
Theile ſtaͤrket und wieder herſtellet, vertrete. Andre
verwerfen dagegen, und zwar mit tuͤchtigen Gruͤnden,
dieſe Art von Ernaͤhrung. Denn es geben Thiere, die
den Winter ſchlafend zubringen, keinen Auswurf durch
das Gedaͤrme von ſich, ſie athmen kaum, und ihr Blut-
F 5lauf
[90]Erſtes Buch. Elementartheile
lauf iſt ſo gemaͤßigt, daß ſie ganz kalt werden, wie ich
in der Abhandlung von der thieriſchen Waͤrme zeigen
werde. Wenn ſie nun nichts verzehren, ſo ſcheint es
nicht noͤthig zu ſeyn, an eine Wiedererſtattung zu geden-
ken. Ferner ſehen andere beruͤhmte Maͤnner (r) das in das
Blut wieder zuruͤkgefuͤhrte Fett nicht ſo an, daß es eine
gelinde Blutmiſchung zu unterhalten vermoͤgend ſey, weil
es in Menſchen und Thieren, die vom ſchnellen und ſtar-
ken Laufen ſehr mitgenommen und mager geworden, die
hizzigſten und gefaͤhrlichſten Fieber zu erregen pflegt (s),
und weil zu beſorgen iſt, daß es in dem Zuſtande, wenn
es dergeſtalt geſchmolzen und herumgetrieben worden,
daß es von den Adern wieder aufgenommen werden kann,
eben ſo ſcharf werden moͤchte, gleichwie man an gekoch-
ten Oele eine groͤſſere Schaͤrfe wahrnimmt. Der Schlaf
ſcheint das Fett nicht ſo ſehr zu verzehren, als er es ver-
mehrt: denn das Blut bewegt ſich um ſo viel langſa-
mer, je anhaltender der Schlaf an ſich iſt: und es iſt
noch nicht vollkommen ausgemacht, daß dergleichen
Thiere allezeit aus ihren Schlafwinkeln, in denen ſie den
Winter zugebracht, mager hervorkommen (t). Jch will
alſo lieber meine Gedanken daruͤber noch ausſezzen, bis
man erſtlich uͤber den lezten Punkt entſcheidende Erfa-
rungen angeſtellet hat.


Bei andrer Gelegenheit werde ich unterſuchen, ob
das Fett von den Harngaͤngen, dikken Gedaͤrmen, und
von der Harnblaſe wieder aufgenommen wird, da es die-
ſe Theile haͤuſig bekleidet, und es koͤnnte der obgedachte
durch den Stuhlgang abgehende und mit Fett vermiſchte
Unrat
[91]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Unrat die Sache einiger maſſen ſchon wahrſcheinlich
machen.


Jnzwiſchen wollen wir hier von dem beſondern Nuz-
zen des Markes noch etwas beifuͤgen. Erſtlich iſt es
auſſer allen Zweifel, daß das Mark durch gewiſſe Oef-
nungen, von welcher Art auch dieſelben ſeyn moͤgen, in
die harte Theile des Knochens uͤbergehe, daß es durch
alle Zwiſchenraͤume derer kleinen Plaͤttchen und Knochen-
faſern ſich fortbewege (u), und aus ſeiner Hoͤle in die
Oberflaͤche ſelbſt hinauf ſteige. Dieſen Weg nimmt
auch ſo gar das Mark an den abgeſtorbenen Knochen
nach dem Tode des Thieres, und es faͤrbt die Knochen
alsdenn mit einem durchdringenden ranzigen Oele gelb
(x) an: es ſchwizzet aus den aͤuſſerſten Plaͤttchen unter
der Geſtalt ſichtbarer Tropfen hindurch. Es ſcheint,
daß der Nuzzen dieſer Zuruͤkfuͤhrung des Fettes offenbar
darinnen beſtehe, um die Knochenfaſern und Plaͤttchen
mit einem Oele zu uͤberziehen, ihre Sproͤdigkeit zu ver-
mindern, und ihnen eine Biegſamkeit mitzutheilen (y).
Ernaͤhrt es aber wohl die Knochen aus dieſem Grunde?
Man hat auf beiden Seiten vieles fuͤr und wider dieſe
Meinung vorgetragen: einige behaupten die Ernaͤh-
rung (z), andere nehmen das Gegentheil an (a); einige
darunter ſtuͤzzen ſich auf ſchwache Gruͤnde, wenn ſie ein-
wenden, daß kein Mark in denen Gehoͤrbeinchen, im
Hirſchgeweihe, in den Hirnſchedelzellchen gegenwaͤrtig
ſey:
[92]Erſtes Buch. Elementartheile
ſey: denn ob das gleich von einem in Kluͤmpe zuſam-
men gehaͤuften Marke wahr iſt, ſo vertritt doch die roͤth-
liche und fluͤßige Gallerte in denen kurzen und ſchwam-
migen Knochen, wie auch denen Knochenanhaͤngſeln die
Stelle des Markes: und dieſes verwandelt ſich, nach
Ruyſchens Wahrnehmungen, ebenermaſſen in denen
Graͤbern in ein dichtes Talg, daher ich alſo glaube, daß
ſchwerlich ein Knochen ohne daſſelbe moͤchte gefunden
werden. Andere ſagen, das Mark ſey fuͤr den Koͤrper
nicht nahrhaft, weil es oelicht iſt, und der Nahrungs-
ſaft mehr die Art von einer Gallerte an ſich hat. Die-
ſer Einwurf ſcheint mir allerdings nicht allzuſchwach zu
ſeyn, wenn von der Wiedererſtattung des Leims die Re-
de iſt, wodurch die kleinſten erdigten Theilchen der Kno-
chen mit einander verbunden werden, und welcher groͤſ-
ſeſten theils aus Waſſer beſtehet. Man wird noch mehr
veranlaſſet zu glauben, daß das Mark zur Nahrung,
beſonders derer Knochen, nichts beitrage, weil es von
der Art der rohen Feuchtigkeiten und von ſaurer Natur
iſt, in den Knochen hingegen nicht das geringſte Saure
durch alle Verſuche herauszubringen iſt, wie ich in dem
Buche von der Ernaͤhrung zeigen werde (d).


Es ſcheinet das Fett noch einen andern Nuzzen zu
haben, naͤmlich daß es durch die duͤnne knorpliche Rinde,
welche die Knochenanhaͤngſel uͤberkleidet, allmaͤhlich
durchſchwizzen, und ſich mit dem Gelenkſafte vermiſchen,
und deſſelbigen oͤligen Theil moͤge vermehren helfen (e).
Jch weis zwar, daß es beruͤhmte Maͤnner gegeben, die
dieſe
(b)
(c)
[93]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
dieſe Durchſchwizzung nicht zugeſtanden haben (f). Jn-
zwiſchen dringt doch gleichwol das Mark in todten Koͤr-
pern eben ſo wohl durch den knorplichen Ueberzug, faͤrbt
denſelben gelb, und bahnet ſich alſo einen freyen Weg
nach der Hoͤle des Gelenkes. Ferner hat der beruͤhmte
Bened. Staehelin, unſer ehemalige Freund, beobach-
tet, daß ein roͤthlicher Saft, in den man den Knorpel
des Knochenanhaͤngſels geworfen hatte, durch dieſe Bedek-
kung, ingleichen durch ziemlich weite Knochenvertiefungen,
bis in die Hoͤle des Markes ſelbſt durchgedrungen ſey, ſo
wie er ſonſt auch durch die Eierſchalen zu dringen pflegt:
und dieſen Verſuch theilte mir, ſo viel ich mich erinnere,
dieſer vortrefliche Mann in einem Schreiben mit. An
dem Oberarmknochen und der Huͤfte des Pferdes beſchrei-
bet Clopton Havers deutliche Schweisloͤcher, welche
ſich von dem Marke nach der Hoͤle der Gelenkkapſel hin-
wenden (g). Vermittelſt dieſes Weges, glaubet der be-
ruͤhmte Senak, daß die Thiere ihr Mark nach langen
Arbeiten und Reiſen verlieren (h).


Nachdem wir alſo den Nuzzen des Fettes gezeiget,
ſo muͤſſen wir nun auch einige Fehler und Ausartungen
deſſelben anfuͤhren. Das Fett hat naͤmlich ſein vorge-
ſchriebnes gewiſſes Maas, welches beruͤhmte Maͤnner
in erwachſenen Perſonen auf 8 Pfunde geſezzet haben (i).
Dieſes Maas wird bisweilen ſowohl bey Menſchen, als
Thieren, uͤberſchritten, als welche ſowohl von narhaften
Speiſen, als einer langen Gemuͤts- oder Leibesruhe, zu-
mal wenn beide auf eine vorgaͤngige arbeitſame Lebensart
folgen, eine ungeheure Menge Fett anlegen, wie man an
den Rindern Beiſpiele hat, die, wenn ſie vom Pfluge
hinweggenommen und auf ſchoͤne Wieſen gebracht wer-
den,
[94]Erſtes Buch. Elementartheile
den, ſich bald ausmaͤſten und zu einer groſſen Fettigkeit
gelangen. Ein wichtigeres Beiſpiel hiervon findet man
an dem Demetrius, der bei ſeinen gluͤklichen Umſtaͤn-
den den Namen Poliorcetes erhalten hatte. Als die-
ſer in die Gefangenſchaft gerieth, und in derſelben verblei-
ben muſte, inzwiſchen aber doch dabey koͤniglich gehal-
ten und bedienet wurde, nam die Fettigkeit dergeſtalt bei
ihm uͤberhand, daß er nach wenigen Monaten daran
ſterben muſte (k). Es wird aber bei Menſchen und Thie-
ren ihr gewoͤnliches Gewicht ganz ungemein vermehret,
und man mus ſich wundern, was ſich bey ihnen vor eine
Menge Fett unter der Haut anhaͤuft. Ein Menſch, deſ-
ſen mittleres Gewicht ohngefaͤhr 160 Pfunde betraͤgt,
erreichte eine Schwere von 427 (l), 448 (m), 480 (n),
492 (o), 500 (p), 580 (q), und 600 Pfunden (r):
Ein Ochſe von 500 Pfunden ſteigt bis auf 2666, und
2792 (s), ja 2800 (t), welches die Helfte vom Ge-
wichte eines Elephanten iſt. Fuͤrnemlich aber ſind die
Kinder zu einer auſſerordentlichen Fettigkeit gar ſehr ge-
neigt. Jch habe von einem fuͤnfjaͤrigen Knaben gele-
ſen, der 250 Pfund gewogen (u), auch ſonſt mehrere
dergleichen Beiſpiele gefunden. Jn denen Philoſoph.
Transactionen
(x) wird gemeldet, daß ſich das Fett
unter der Haut an einem Menſchen 6 Zoll hoch geſamlet
habe, ſo daß in der Geſchichte des Dionyſius, Be-
herr-
[95]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
herrſchers von Heraklea (y), es eben nichts unwarſchein-
liches iſt, daß man dieſen ſehr fetten und ſchlaͤfrigen Her-
ren mit langen Nadeln, damit man bis in ſein Fleiſch
geſtochen, habe aufwekken muͤſſen; ſo ſind auch Var-
rons
(z) und Buffons(a) Erzaͤlungen gar nicht un-
glaublich, da ſie beide geſehen, daß Maͤuſe im Schwein-
ſpekke ſich Neſter gemacht, und erſterer von ihnen war-
genommen, daß der Abſtand der Haut vom Knochen
auf 15 Zolle betragen. So haben ehemals die Aerzte
den Sohn des L. Apronius von ſeinem haͤufigen Fette,
und ſeiner allzugroſſen Laſt wieder befreiet (b). Denn
obgleich freilich Nerven durch die Zellraͤume unter der
Haut fortlaufen, und in die Haut treten, ſo erſtrekken
ſie ſich dennoch nicht bis in die Fettzellen und ihre Blaͤt-
terchen, ſondern ſie endigen ſich, wenn man ihnen ge-
nau nachſpuͤret, mit allen ihren und ſo gar denen klein-
ſten Zweigen in der Haut. Daher koͤmmt es, daß das
Zellgewebe unempfindlich iſt, und daß die Nadel, die
durch ſelbiges faͤhrt, keinen Schmerz ehe erregt, als in
dem Augenblikke, wenn ſie die ihr entgegenſtehende Haut
beruͤhret (c). Diejenigen wenigen Nerven aber, die
durch das Zellgewebe hin und wieder gleichſam durch-
wandern, haben in den angefuͤhrten Geſchichten keine
Empfindungen geaͤuſſert, weil ihre Anzal ſehr geringe,
und uͤberfluͤſſiges Fett dazwiſchen befindlich war, daher ſie
dann bey denen mehreſten Verwundungen unbeſchaͤdigt
geblieben, und vielleicht eben ſo, wie die Gefaͤſſe, von
dem Fette zuſammengedruͤkt worden, und ihre ſcharfe
Fuͤhlbarkeit dadurch verloren haben.


Ueber-
[96]Erſtes Buch. Elementartheile

Ueberhaupt erſtikket dieſe Fettigkeit auf die lezte nicht
nur Voͤgel (d), oder andre Thiere, ſondern auch ſo gar
Menſchen ſelbſt. Es verſtarb ein Mann von uͤbermaͤßi-
gen Fette, das 6 Zoll dikke war (e). Dergleichen Faͤlle
findet man mehrere (f). Es ſterben auch ſo gar Saͤug-
linge, unter der Zeit, da ſie geſtillet werden, von allzu-
groſſer Fettigkeit (g), weil die Milch, als ihr gewoͤhn-
liches Nahrungsmittel, viele Buttertheile enthaͤlt, die
ſehr leicht zu Fette werden.


Es wird vielleicht nicht unnuͤzlich ſeyn, wenn wir
noch etwas genauer unterſuchen, was die allzugroſſe Fet-
tigkeit fuͤr ſich ſelbſt fuͤr beſondere Schaͤden verurſachen
koͤnne (h). Erſtlich ſchwaͤcht und vermindert ſie die Em-
pfindung, wenn ſie ſich an ſolchen Orten ſammlet, wo ge-
woͤnlicher maſſen ein ſchaͤrferes Gefuͤl, wie z. E. an der
Mannsruthe, erfordert wird. Wenn ferner das Fett ſich
zwiſchen den Muskelfaſern anhaͤufet, ſo drenget es die-
ſelben von einander, daß ſie beinahe daruͤber verſchwinden,
und wenn ſie aus ihrer Parallel-Lage verſezt worden, und in
einem allzu weichen Mittelkoͤrper ſchwimmen, endlich ih-
re zuſammenziehende kraͤuſelnde Kraͤfte nicht mehr aͤuſ-
ſern koͤnnen. So beobachtete Salzmann, der juͤngere,
daß auch ſo gar groſſe Muskeln, nachdem ſie in abge-
ſonderte Faſern zertheilet worden, voͤllig verſchwan-
den (i). Vielleicht iſt dieſes die zwote und mit einem
Unvermoͤgen derer Muskeln, eine gar zu groſſe Koͤrper-
maſchine
[97]des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
maſchine zu ſchleppen, verbundne Urſache, warum dieje-
nigen zu Bewegungen ganz ungeſchikt werden, die uͤber-
maͤßig fett ſind. Nikomach, der Smirner, ward
fuͤr Fettigkeit ganz unbewegbar, und Aeskulap unter-
nam deſſen Heilung (k). Derjenige, von dem ich ohn-
laͤngſt gemeldet, daß ſein Koͤrper bis zu einem Gewicht
von 500 Pfund angewachſen (l), konte denſelben kaum
von der Stelle bewegen.


Hiernaͤchſt ſind auch fette Leute mit wenigern Blut ver-
ſehen, theils, weil der in denen Gefaͤſſen enthaltenen
Blutmaſſe alles das entgehet, was ſich in die Faͤcher aus-
leeret und darinnen gerinnet; theils weil das Fett die
Gefaͤſſe zuſammendruͤkkt, und derſelben, beſonders aber
derer an ſich weichen Blutadern ihre Durchmeſſer veren-
gert; welches die Wundaͤrzte an den Aermen fetter
Frauenzimmer, denen ſie zur Ader laſſen wollen, allzu-
oft wahrnehmen. Ariſtoteles(m) und andere geſchik-
te Naturkenner (n) ſagen ebenfalls, daß Thiere um ſo
viel weniger Blut enthalten, je mehr ſie Fett beſizzen.
Ferner wird die Droſſelader nach und nach dergeſtalt ge-
druͤkkt, daß die Ruͤkkehr des Blutes aus dem Gehirne
mit vieler Schwierigkeit geſchiehet, und daher verfallen
fette Leute in eine anhaltende Schlaͤfrigkeit, und werden
endlich leicht denen Schlagfluͤſſen unterworfen. Der
oben benannte Heracleaniſche Regent war beſtaͤndig
ſchlaͤfrig. Ueber dieſes wird auch die Lunge von zu vie-
ler Fettigkeit dergeſtalt zuſammengedruͤkkt, daß ſolchen
Leuten endlich der Athem entgeht und ſie erſtikken: es
ſammlet ſich aber das Fett in der aͤuſſern zellhaften wolli-
gen
G
[98]Erſtes Buch. Elementartheile ꝛc.
gen Flaͤche des Ribbenfells, und im Mittelfelle (o). Die
Geſchichte von einem vornemen Englaͤnder, dem Gra-
fen von S. Alban, der an zu vielen Fette, das ſich im
Mittelfelle angehaͤuft hatte, ſein Leben einbuͤſte, davon
das Herz ganz bedekket war, iſt wegen ihres beruͤhmten
Verfaſſers mehr als zu bekannt (p). Zulezt ziehet ei-
ne ſtarke Fettigkeit die Waſſerſucht herbei, und das iſt
das gemeinſte Ende ſolcher Perſonen, an denen vielleicht
die Blutadern geſperret ſind, die ſonſt den Ruͤkkfluß der
dunſtigen Subſtanz haͤtten wieder aufnehmen ſollen.
Endlich werden auch in denen mit Fett uͤberhaͤuften Nie-
ren gar leichtlich Steine erzeuget (q).


Ende des erſten Buches.



Zwei-
[99]

Zweites Buch
der

phiſiologiſchen Anfangsgruͤnde.
Die Gefaͤſſe.



Erſter Abſchnitt.
Die Schlagadern.


§. 1.
Die Schlagadern uͤberhaupt.


Aus dem Zellgewebe erzeugen ſich die Gefaͤſſe des
menſchlichen Koͤrpers, von denen wir in dieſem Ka-
pitel beſonders handeln wollen: jedoch wird jezo
nicht alles davon vorkommen, weil ſich noch bequeme
Gelegenheiten finden werden, von denenjenigen Behaͤlt-
niſſen, welche kein rothes Blut in ſich faſſen, zu welcher
Klaſſe der Magen, die Gedaͤrme, die Harnblaſe, die
Gallenblaſe, die Gelenkkapſeln, und die Auswurfsgaͤnge
oder Druͤſenblaͤschen gehoͤren, beſondere Nachricht zu ge-
ben. Wir laſſen aber auch ſo lange die Gefaͤſſe weg, in
denen ſich zwar Blut befindet, welches indeſſen doch kei-
nen ununterbrochnen Umlauf beobachtet, ſo daß dieſelbe
zu ungewiſſen abwechſelnden Zeiten davon leer oder voll
ſind, dergleichen Hoͤlungen vor andren in den Zeugungs-
theilen vorkommen, und worunter auch die faͤchrigen
Koͤrper, (corpora cavernoſa) der maͤnnlichen und weiblichen
Ruthe gehoͤren. Wir ſind hier nur geſonnen diejenigen Ge-
G 2faͤſſe
[100]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
faͤſſe zu beſchreiben, in denen ſich thieriſche Lebensſaͤfte
unaufhoͤrlich bewegen, und die man gemeiniglich von der
Farbe ihres Saftes die rothe Gefaͤſſe nennt, da die-
ſer Saft allen Thieren, die Jnſekten und Wuͤrmer aus-
genommen, gemein iſt. Denn gleichwie in dieſen Thier-
chen die ihnen eigene Saͤfte zur Erhaltung ihres Lebens
beſtimmt ſind, alſo haben ſie auch beſondre und denen un-
ſerigen gleichkommende Gefaͤſſe, in welchen dieſe Saͤfte
beweget werden. Der Mangel an erhabengeſchliffnen
Glaͤſern machte es, daß der in der Thiergeſchichte vordem
ſo groſſe Naturkuͤndiger, Ariſtoteles, denen Jnſekten
mit dem Blute auch die Blutadern zugleich abſprach (a).
Heutiges Tages weis man von den mehreſten Jnſekten,
daß ſie Gefaͤſſe (b), und bis weilen von ſo beſondrer Art,
beſizzen, daß ſie in den Gedaͤrmkanal parallel einge-
ſchloſſen ſind (c). Es hat aber auch der geſchikkte Karl
Bonnet(d) wirkliche Schlagadern, in denen das Blut
zu gewiſſen Zeiten ſchnell herumgefuͤhrt wird, ferner an-
dre weder klopfende, noch ſich wechſelweiſe ausdehnende
Gefaͤſſe, welche aͤſtig und eine Aehnlichkeit mit den Blut-
adern haben, an denen Endungen ihrer Auswurfsgaͤnge
angemerkt. Auch in noch kleinern Thierchen, als in den
Fliegen, fand Robert Hooke(e), dieſer Meiſter in mi-
kroſ kopiſchen Arbeiten, haͤufige weiſſe Gefaͤſſe, und deut-
liche Aeſte, die von einem Hauptſtamme herkamen; ja ſo
gar Laͤuſe haben ihre Schlag- und Blutadern, und man
wird an ihnen dem Pulſe gleichkommende Schwingun-
gen gewar (f). Von denen ganz zarten Thierchen hin-
gegen, die durchaus gleichſam einen Darm vorſtellen,
z. E. denen Polipen (Vielaͤrmen) und andren ſehr ein-
fach
[101]Schlagadern.
fach gebauten Waſſerbewohnern, die von Joh. Hill be-
ſchrieben worden, iſt es noch nicht voͤllig ausgemacht, ob
ſie beſondere, und von dem Thiere ſelbſt unterſchiedne Roͤhr-
chen haben (g).


Man theilet dieſe den Lebensſaft in ſich enthalten-
de Gefaͤſſe bey Menſchen und Thieren, die mit einem
Herzen verſehen ſind, in zwo Klaſſen ein. Die erſte Art
iſt dichter, feſter, und fuͤhret, nach denen Verſuchen,
die an ihren beſtimten Ort ſollen angefuͤhret werden (h),
das Blut vom Herzen weg, und bringet daſſelbe in alle
am menſchlichen Koͤrper befindliche Gliedmaſſen und
Eingeweide. Die zwote Art, welche zaͤrter und weicher
iſt, nimt das Blut wieder von allen belebten Koͤrper-
theilen auf, und fuͤhret es dem Herzen von neuem zu,
es mag nun dieſes eigentliches Blut, oder einer von de-
nenjenigen Saͤften ſeyn, die nach ihrer Vermiſchung und
Vereinigung dieſen Namen erhalten.


Vormals hieſſen alle Gefaͤſſe Blutadern, und ſehr
oft nennet das Alterthum die Gefaͤſſe von beiden Arten
ſo (i). Hippokrates bediente ſich des Ausdrukkes
ſchlagender Blutadern, und er verſtand darunter den
an den Schlaͤfen klopfenden Aſt der Halspulsadern (ca-
rotis
) (k). Ariſtoteles nahm eine einzige Art und nicht
zwei von Blutgefaͤſſen an, und er nannte ſo gar die groſ-
ſe Schlagader das kleinere Blutgefaͤs(l). Es kam
aber der Name Arterie viel ſpaͤter auf, er entſprang
aus einer Aehnlichkeit mit der Verrichtung, die dem
wahren Namen eigen iſt, da es eben ſo viel als πνευμα-
τικος αγγεια, Luftfuͤhrende Gefaͤſſe bedeutet (m). Denn
G 3man
[102]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
man nennete zu allererſt den Kanal, durch den die Luft
in die Lunge gelanget, von dieſem ſeinem Amt eine Ar-
terie;
und als man nach der Zeit Blutgefaͤſſe mit dem
Namen derer Arterien belegte, ſo gab man jener die Be-
nennung einer knorpligen Arterie (arteria aſpera), und
Ariſtoteles begreift dieſelbe jederzeit und allein unter
dem Namen der Arterie. Man nennete aber unter al-
len glatten und blutfuͤhrenden Kanaͤlen denjenigen zuerſt
eine Arterie, der, als der fuͤrnehmſte, aus dem Herzen
ſeinen Urſprung hat (arteria aorta), nachhero kam all-
gemach die Reihe auch an die uͤbrigen, und man kan da-
her uͤberhaupt die unter Hippokrates Werken befindli-
che Buͤcher von denen Arterien, mit guten Grund fuͤr
untergeſchoben halten. Denn Eraſiſtratus ſchrieb zu
erſt, daß in denen Gefaͤſſen, wovon wir reden, Luft ent-
halten ſey, und ſcheinet daher zu dieſer neuen Benen-
nung Gelegenheit gegeben zu haben. Ariſtoteles ge-
braucht den Namen Aorta von dem Gefaͤs, welches noch
heut zu Tage den Namen fuͤhret, und es wurde die Be-
nennung derer Aorten uͤberhaupt damals allen Schlag-
adern gemeiniglich beygelegt (q).


Nach und nach fieng man endlich an ſich ordentli-
cher auszudruͤkken. Aretaͤus nennete die Gefaͤſſe hin-
ter denen Ohren, deren Eroͤfnung er anrieth, klopfen-
de Arterien
(r). Plinius deutet nach der alten Art,
durch das Klopfen der Adern (venarum percuſſum), den
Puls-
(n)
(o)
(p)
[103]Schlagadern.
Pulsſchlag an (s), doch nennt er die luftfuͤhrende Ge-
faͤſſe an andern Orten Arterien (t), deren Schlagen He-
rophilus
mit vielen Fleiß beſchreibet, und ſie an an-
dern Orten wiederum arterias iliacas nennet (u). Ga-
lenus
hat den Namen derer Arterien genauer beybehal-
ten, und es wurde zu des Aulus Gellius Zeiten ein
Arzt ausgelacht, da er ſagte, daß die Blutadern ſchluͤ-
gen: denn die Kunſtverſtaͤndige bedienten ſich bereits des
Namens derer Arterien. Heutiges Tages ſind ohne wei-
tern Widerſpruch die Namen ſo wohl, als die Sachen
deutlich genung von einander unterſchieden.


§. 2.
Jhr Durchſchnitt beſchreibt einen Kreis.


Es haben alle Schlagadern im Thierkoͤrper dieſes
unter ſich gemein, daß ſie Roͤhren von einem Zirkel-
ſchnitte ſind. Jch glaube aber darum nicht, daß man
dieſe Figur der Schlagader im Lichten, mit Recht von
dem gleichſtarken Drukke, der von allen Orten gegen die
Seiten zu nach der ſenkrechten Richtung hingewendet
waͤre, herzuleiten Urſach habe (y). Denn es findet die-
ſer Lehrſatz allein an einer Roͤhre ſtatt, die uͤberall gleich-
feſt iſt, und von keiner Urſache von auſſen genoͤtigt wer-
den kann, an einer Stelle mehr, und an der andern we-
niger nachzugeben, deren Ausdehnungen demnach fuͤr
gleichlange ſenkrechte Linien angeſehen werden koͤnnen, die
ſich uͤberall nach dem Umkreiſe zu ausbreiten, und von
deren Drukke allerdings die krumme Linie, die man den
G 4Zirkel
(x)
[104]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Zirkel nennet, ihren Urſprung nimmt. Waͤre indeſſen
ein Theil an der Schlagader feſter, als ein andrer, und
widerſtuͤnde dem Blute mehr, entweder weil er von an-
dern Urſachen, wie z. E. die groſſe Schlagader an den
Lenden und an der Bruſt, gedruͤkkt, oder, weil er an ei-
nem Ort mit andern leicht nachgebenden Theilen des Koͤr-
pers umgeben iſt, an einem andern aber eine unbewegli-
che Knochentiefe hinter ſich hat, ſo muͤſten daher ohn-
fehlbar von dem hier vermehrten und dort verringerten
Widerſtande dieſe ſenkrechte Linien ungleich werden, und
ſolchemnach wuͤrde alsdenn die Schlagader eine andre,
und vielleicht eine ovale Geſtalt bekommen, deren ſtum-
pfer Scheitelpunkt gerade da zu ſtehen kaͤme, wo die
Schlagader am wenigſten wuͤrde nachgeben koͤnnen. Jn
der That entſtehen die Blutaderbehaͤltniſſe aus krumm-
ſeitigen Dreiekken (z), und es findet ſich in denen Be-
weiſen der Mathematiker keine Bedingung, die mehr
auf die Schlagadern, als die Blutadern zu ziehen waͤre.
Jndeſſen haben dieſe ſo beruͤhmte Maͤnner darinn nicht
ganz unrecht: denn die Natur macht, ſo viel mir be-
kannt iſt, die Schlagadern uͤberall rundlich, und ſie gie-
bet ihnen einen zirkelfoͤrmigen Durchſchnitt. Die groſ-
ſe Schlagader (a), die, wo ſie auf den Knochenwirbeln
aufliegt, flach zu ſeyn ſcheint, iſt nichts weniger als
flach, wenn man ſie ausfuͤllet, und ſie erhebet ſich eben
ſo in einen Cylinder, wie die Schlagadern derer aͤuſſern
Glieder zu thun pflegen, welche, ſo lange ſie leer gelaſ-
ſen werden, flach ſind. Dieſes erhellet aus den Schlag-
aderſ keleten, die man mit Talg ausſprizzet, dergleichen
ich ehedem verfertigte, und die ſich jezzo unter denen Goͤt-
tingiſchen ſchaͤtzbaren anatomiſchen Sachen befinden.
Was hier die Ausſprizzung zuwege bringt, das thut das
Blut eben ſo wohl, wenn es in einem lebendigen Thiere
aus
[105]Schlagadern.
aus dem Herzen in die groſſe Schlagader hinein getrieben
wird, und man kann mit Recht glauben, daß es dieſe
Art von Gefaͤſſen ebnermaſſen in einem Cylinder aus-
dehne, und dieſes beſtaͤtigen auch die Eroͤfnungen lebendi-
ger Thiere. Auch ſo gar die Schlagadererweiterungen
(anevrismata), wenigſtens diejenigen, welche ich an Thie-
ren zuwegegebracht (b), oder an damit behafteten Kran-
ken wahrgenommen, haben jederzeit einen zirkelfoͤrmigen
Schnitt gezeiget.


§. 3.
Wie fern man die Schlagadern kegel-
foͤrmig nennet.


Die kegelfoͤrmige Figur derer Schlagadern wird ge-
meiniglich in ihrer Beſchreibung mit angefuͤhret, und
zwar in der Abſicht, damit ein anatomiſcher Zerleger
wiſſe, daß, wenn er eine oder die andere Schlagader,
wie z. E. die am Finger, bis zu ihrem Stamme, bis
zur groſſen Schlagader, und endlich zum Herzen verfol-
get, die Oeffnungen derſelben im Lichten immer groͤſſer
werden, je naͤher die Schlagader dem Herzen kommt;
daher kommt es, daß man die Figur der Schlagadern
eine zuſammen geneigte kegelfoͤrmige (conica convergens)
nennet (c), ſo oft man die groſſe Schlagader bis zu ei-
nem einzigen Aſte und deſſen kleineſten Zweigen verfolgt,
und wir halten, vermoͤge unſerer Einbildungskraft, die-
ſe bis zum Finger fortgeſezte Aorte vor einen einzigen
Kanal, deſſen Urſprung und Grundlinie im Herzen, das
Ende und die Spizze aber in dem Finger angetroffen
wird. Jnzwiſchen koͤnnte man dennoch wider dieſe
durchgaͤngig angenommene Erklaͤrung einer Schlagader
allerdings verſchiednes einwenden, und man muß dieſe
G 5Zweifel
[106]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Zweifel allerdings in Betrachtung ziehen, wofern man
nicht in Jrrthuͤmer verfallen will.


Es ſcheinet demnach die Abname der Schlagadern,
in dieſem Verſtande, nicht ſowohl von der Entlegenheit
vom Herzen, als vielmehr von der Groͤſſe derer Aeſte,
welche aus denenjenigen Schlagadern herauskommen, die
man vor ihren Stamm annimmt, eigentlich herzuruͤh-
ren. Wenn eine Schlagader ganz aſtlos, oder wenig-
ſtens ohne einen merklichen Zweig in einer gewiſſen Wei-
te fortgehet, ſo ſcheinet dieſelbe innerhalb dieſen ganzen
Raum, wenn man anders auf die gewoͤhnlichen Abmeſ-
ſungen ſich verlaſſen kann, gar nicht merklich kleiner zu
werden. Ein Beiſpiel hiervon giebt die Nabel-
ſchlagader, welche vielmehr nahe an der Nabelſchnur
ein wenig breiter iſt, als bei der Oefnung des Unterlei-
bes, wie dieſes der beruͤhmte Joh. Georg. Roederer
angemerket (d): ein ander Exempel hat man an dem
Stamme der Halspulsader, welche ich ebenfals breit,
oder hoͤchſtens um etwas ſehr weniges enger, ſowohl ge-
gen das obere Horn des ſchildfoͤrmigen Knorpels am
Adamsapfel (cornu cartilaginis thyroideae ſuperius),
als auch im Herzbeutel finde. So ſcheinet auch ferner
die Wirbelſchlagader, welche ſowol gegen die Halsmus-
kel, als gegen die Wirbelhoͤle, verſchiedene, obwol nicht
alzugroſſe Aeſte, ausbreitet, nahe an dem Hinterhaupte
im geringſten nicht ſchmaler zu werden. An der Bruſt-
ſchlagader (aorta thoracica), an der Schulderſchlag-
ader, Spindelpulsader, und denen innern Bruſtpuls-
adern, hat der beruͤhmte erſte Leibarzt, Joh. Bapt. Se-
nak
(e), eben die Ungleichheit angemerkt. Daher traue
ich dem gegenſeitigen Verſuch, des ſonſt beruͤhmten Joh.
Dominik
[107]Schlagadern.
Dominik Santorinus, weniger zu, wenn er meldet (f);
daß er an den Strauſſen eine Schlagader wahrgenom-
men, die ſechs Zoll lang, ohne ſich in Aeſte zu zertheilen,
fortgelaufen, am Ende aber dieſes angegebenen Rau-
mes enger, als bey dem Anfange geweſen.


Ueberlegt man dieſes mit Aufmerkſamkeit, ſo wird
man natuͤrlicher Weiſe auf die Vermuthung gefuͤhrt, ei-
ne Schlagader, die man gewoͤhnlicher maſſen convergi-
rend kegelartig zu nennen pflegt, ſey vielmehr eine Reihe
von Cilindern, die dergeſtalt auf einander paſſen, daß
auf jeden Anfang eines ziemlich groſſen Aſtes zween Cy-
linder zu ſtehen kommen, davon der groͤſſere uͤber den
Punct, wo der Aſt herfuͤr kommt, und der kleinere un-
ter demſelben angenommen werden muß. Faſt auf glei-
che Weiſe hat der beruͤhmte Joh. Friedr. Schreiber(g),
und ohnlaͤngſt Joh. Steph. Guettard(h), der ſich des
deruͤhmten Ferreins ſeiner Verſuche dabey bediente, die
Schlagadern betrachtet.


Ferner iſt es gewis, und ſchon laͤngſt durch des be-
ruͤhmten Martinius, und meine Verſuche erweisbar
gemacht, daß ſich alle Schlagadern im menſchlichen Koͤr-
per uͤber ihrer Aeſtelung allerdings ein wenig mehr er-
weitern, ſo oft ſie ſich in Zweige verbreiten (i). Denn
indem ſich die Seiten der Schlagader auf beiden Seiten
beider Aeſte verlaͤngern, ſo fahren ſie auseinander, und
es iſt der Schlagaderſtam ein wenig breiter, bevor er
Aerme oder Aeſte von ſich ſtrekket.


Ferner hat man glaubwuͤrdige Berichte, daß man
einige vom Herzen entfernte Schlagadern etwas breiter
angetroffen, als es ihr Hauptſtam mit ſich brachte, es
mag
[108]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
mag dieſes nun in den Zuſammenfuͤgungsſtellen von Blut-
und Schlagadern (anfractus), oder vermoͤge andrer Ur-
ſachen geſchehen ſeyn. Jn dieſen Faͤllen verwandelt ſich
eine Schlagader in einen umgekehrten Kegel, deſſen
Spizze im Herzen ſtekkt, und deſſen Grundlinie an dem
vom Herzen entlegenen Orte Plaz nimmt. Hiervon gi-
bet, was die Biegungen betrift, der beruͤhmte Wilhelm
Cowper, Exempel an der Milz-Hals-und denen Wir-
belſchlagadern, von denen er wahrgenommen, daß ſie
unterhalb der Gehirnſchale in ihren Kreiſen verborgen lie-
gen (k). Jch mag derowegen dieſer Beobachtung weder
meinen Beifall entziehen, noch Zweifel dagegen erregen.
Denn es iſt ſchwer zu erhalten, daß das in die Schlag-
adern eingeſprizzte Wachs mit gleicher Gewalt hinein-
getrieben werde, und daher einen foͤrmlichen Cylinder
bilde. Jndeſſen koͤnnte man dawider ziemlich wahr-
ſcheinliche Urſachen anfuͤhren. Es kann ſchon vor ſich
der Blutſtrom allein, der in einer geradelaufenden
Schlagader durch ihre Muͤndung fließt, und die Waͤn-
de wenig auseinander dehnt, wenn ſeine Richtung Kraft
einer Beugung geaͤndert worden, nunmehr mit deſto
ſtaͤrkerer Gewalt auf die Waͤnde herabfallen, und ihre
Durchmeſſer da erweitern. Es kann der obere Theil an
der Schlagader, da er frei iſt, von dem durchſtroͤmen-
den Blute in die Hoͤhe getrieben werden, indeſſen daß
ihr unterer Theil, der ſich an die Vertiefung des Atlas-
wirbels lehnet, ohne Veraͤnderungen bleibt. Es kann
die Wirbelſchlagader (vertebralis arteria) von dem aus
der Hinterhauptsſchlagader aufgenommenem Blute an
Groͤſſe zunehmen. Denn es fuͤgen ſich beide Schlag-
adern neben dem Atlaswirbel mit anſehnlichen Erweite-
rungen in ein Ganzes zuſammen (anaſtomoſis) (l), und
es iſt nicht wohl zu beſtimmen, ob das Blut der Wirbel-
ſchlagader
[109]Schlagadern.
ſchlagader in die am Hinterhaupte befindliche flieſſe, oder
ob es aus der leztern in die erſtere heruͤbergefuͤhret werde,
welches an ſich gar nichts unmoͤgliches zu ſeyn ſcheinet,
ſo oft der von der Hinterhauptsſchlagader entſprungne
Aſt an ſich groͤſſer iſt, als derjenige, den die Wirbel-
ſchlagader von ſich giebt. Oder es kann auch das Blut
in der Hinterhauptsſchlagader einigen Aufenthalt verurſa-
chen, indem es demjenigen widerſtehet, das aus der Wir-
belſchlagader ſoll herausgetrieben werden, wie derglei-
chen Erweiterungen an den Bruſtſchlagadern der vortref-
liche Senak(m) beobachtet hat, an denen die zuſam-
mengehaͤngte Aderſtaͤme eben ſolche Ausdehnung, wie an
den Zwerchfels-und Oberbauchsſchlagadern verurſachen.
Wenigſtens ſcheinet dieſes an den Kranzſchlagadern der
Unterlefze die Urſache zu ſeyn, weil dieſe, da ſie viele Aeſte
von ſich laſſen, dennoch nicht im mindſten an der Weite
abnehmen. Hier ſcheinet das Blut des rechten Stam-
mes offenbar dem aus dem linken Stamme hinderlich,
und daher ein jeder von beiden Staͤmmen ein wenig brei-
ter zu werden. Auch die Saamenſchlagader erweitert
ſich von den oͤftern Beugungen, zwar nicht ſo wol im
Menſchen, als vielmehr in einigen Thieren, z. E. im
Schweine, von dem man weis, daß dieſe Ader, ob ſie
gleich nicht undeutliche Zweige in das Nierenfett von ſich
geworfen, ſich dem ohngeachtet, ſo wie ſie ſich denen
Hoden naͤhert, bey ihm erweitere, zwar eben nicht um
fuͤnf und zwanzig mal (n), jedoch aber auf eine ganz
merkliche Weiſe.


Es hat auch Fr. Ruyſch, den ich in dergleichen Er-
farungen ſehr hoch ſchaͤzze, weil er kein Siſtem vor ſich
hatte, dem er nacharbeitete, uͤberhaupt erinnert, daß
die kleinen Schlagadern der Eingeweide dikker als die
Aeſte
(o)
[110]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Aeſte waͤren, von denen ſie ihren Urſprung her ha-
ben (p).


Jch laſſe mit Willen noch andre Nachrichten von
den mancherley Durchmeſſern der Schlagadern anjezo
hinweg, z. E. die groſſen Aortentiefen (ſinus aortae),
und die mit wechſelweiſen Saͤkken erweiterte Aorte an
dem Mexikaniſchen wilden Schweine (q), den an der
Gekroͤſeſchlagader des Pferdes beſtaͤndig vorhandnen
Schlagaderbeutel, von dem ohnlaͤngſt der beruͤhmte
Bourgelat(r) eine Beſchreibung herausgegeben.


Endlich muͤſſen noch uͤberhaupt alle haarfeine Schlag-
aderendigungen (arteriae capillares), ſo weit ſie ſich im-
mer erſtrekken, cilindriſch ſeyn (s), theils, weil die haͤu-
fig zuſammengewachſne Nezze einem jeden Staͤmchen ge-
rade ſo viel zuruͤk geben, als ſie von demſelben bekommen
haben, theils, weil der Durchmeſſer eines einzigen
Blutkuͤgelchens das beſtaͤndige Maas fuͤr diejenige
Schlagader iſt, in welche dieſes Kuͤgelchen eben hinein-
paſſet. Es iſt vermittelſt derer Vergroͤſſerungsglaͤſer
ganz leicht, dieſe Cilindergeſtalt mit Augen zu ſehen, und
es erhellet aus denen nach ſolchen Erfahrungen entworfe-
nen Zeichnungen des Leeuwenhoeks, Cowpers(t),
und Cheſeldens(u), daß es allerdings cilindriſche Ge-
faͤſſe ſind, die theils nur ein Kuͤgelchen durchlaſſen (x),
theils groͤſſere Schlagadern ſind, die laͤngſt den Fiſch-
ſchwaͤnzen fortlaufen (y).


§. 4.
[111]Schlagadern.

§. 4.
Jhre Farbe.


Eine Schlagader iſt an Farbe weis, und ſie laͤſt
uͤberhaupt nur an wenigen Stellen die Blutfarbe durch-
ſcheinen. Selbſt am Huͤhnchen, ſo lange es noch im
Ei liegt, ſind die drei Staͤmme, welche die Aorte aus-
machen, weis und durchſichtig. Mitten uͤber die klei-
nern Schlagadern laͤufet ein rother Strich zwiſchen
zwo weiſſen Linien hindurch. Endlich ſind die kleinſten
Schlagadern roth. Es uͤberkleidet naͤmlich ein weiſſes
und haͤufiges Zellgewebe die Schlagadern, es haͤlt ihr
Weſen zuſammen, und es iſt in den groſſen dikke, in den
kleinen duͤnn und deutlich anzutreffen.


§. 5.
Die Schlagaderhaͤute.
Das Zellgewebe der Schlagadern.


Wir gehen nunmehr zu der Bauart dieſer Ader fort,
welche man an einer uͤber ein Staͤbchen gezognen
Schlagader, oder wenn man heiſſes Waſſer (z) zu Huͤl-
fe nimmt, leichtlich betrachten kann, ob ſich gleich noch
vieles davon vermittelſt der Muͤrbemachung im Waſſer,
und zum Theil durch Krankheiten, und durch Huͤlfe der
Zerlegungen an groſſen Thieren, deutlich zu erkennen
giebt.


Es iſt demnach eine Schlagader eine, aus etlichen
membranartigen Cilindern und concentriſchen Haͤuten,
gleichſam zuſammengerollte Roͤhre. Die aͤuſſerſte von
dieſen Haͤuten, oder die von jedermann ſo genannte
Membrane, kann man in allen Zergliederungsbuͤchern
beſchrieben ſehen. Wiewohl dasjenige, was man dar-
innen
[112]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
innen gemeldet, noch ſehr unvollſtaͤndig iſt. Denn es
verlaͤngert ſich zwar in der Herzbeutelhoͤle (a) die aͤuſſere
Membrane am Herzen bis in die Aorte (groſſe Schlag-
ader) fort, ſie bekleidet die Aorte von auſſen, und es be-
findet ſich zwiſchen dieſer Membrane und dem eignen We-
ſen der Schlagader ein Zellgewebe, nebſt dem Fette und
Gefaͤſſen, mit darunter ein; es gehet aber dieſe Scheide
bis zu den Anhaͤngſeln des Herzbeutels, aus denen die
Aorte erwaͤchſt, mit dem Herzbeutel in einem Stuͤkke
weiter fort (b). Der Herzbeutel haͤngt zwar ſelbſt mit
der Aorte zuſammen, aber er theilet derſelben von auſſen
keinen Ueberzug mit.


Ferner ruhet die linke Seite des Ribbenfellſakkes, von
vorne her, beinahe laͤngſt der ganzen Bruſt auf der
Aorte, faſt auf eben die Art, wie das Darmfell auf der
Aorte und den Schlagadern des Bekkens aufliegt, und
ſie ſcheinet die aͤuſſere, wahre und glatte Haut dazu her-
zugeben. Jndeſſen iſt dieſes doch keine wahre Ueberklei-
dung, weil ſie hinterwaͤrts gaͤnzlich ermangelt, und hier
die Aorte bloß liegt, und allein vermittelſt des Zellge-
webes mit den Membranen der Wirbel zuſammen ver-
bunden wird. Man darf auch nicht hieher die Fortſaͤzze
der harten Gehirnmembrane ziehen, welche die mancher-
lei Kanaͤle im Gehirne durchſtreifen, und eine Schlag-
ader durch ſich gehen laſſen, wie davon die Halsſchlag-
ader, wo ſie ſich ins Gehirn begiebt, ein Beiſpiel ab-
giebt. Denn dieſes ſind eigentlich nichts als Knochen-
haͤutchen, und ſie haͤngen in der That an den Schlag-
adern nicht feſte an.


Jn denen aͤuſſern Gliedern, am Halſe, und wo ſonſt
ein zu andern Abſichten gebaueter haͤutigter Sak ſich nahe
bei
[113]Schlagadern.
bei einer Schlagader befindet, trift man keine zuſam-
menhaͤngende Ueberkleidung an, die man eine aͤuſſere
Schlagadermembrane nennen koͤnnte, und man muß hier
allerdings von der gemeinen Lehre derer Schulen abge-
hen, nach welcher man gemeiniglich ſo wol eine aͤuſſere
Bedekkung, als eine muskelhafte an der Schlagader an-
zunemen pflegt (c). Dieſen Jrrthum hat ſchon vor mir,
mein geliebter Freund, Jak. Douglas(d) ehedem, wie
auch nachgehends der beruͤhmte Alex. Monroo(e), und
der kurz zuvor angezogene beruͤhmte Ludwig(e*) voͤl-
lig widerlegt.


Es iſt aber ein andrer beſtaͤndiger Ueberzug da, der
die ganze Schlagader und alle ihre Aeſte von allen Sei-
ten umſchließt, und dieſes iſt das Zellgewebe. Dieſes
bindet jeztgedachte Gefaͤſſe an ihre benachbarte Membra-
nen, an das Eingeweide, ans Knochenhaͤutchen, und an
die Muskeln feſt. Es iſt mehrentheils kurz, und um
deſto zaͤrter, je kleiner die Zweige der Schlagadern wer-
den; es mangelt uͤberhaupt nirgends, ſo daß auch die
feinſten und denen Haarroͤhren aͤhnliche Schlagaͤderchen
uͤber und uͤber mit dieſen zellfoͤrmigen Baͤndern beſtrikkt
ſind, und ſobald dieſe zerreiſſen, zu ſchwanken und lokker
zu werden anfangen.


An den groſſen Schlagaderſtaͤmmen iſt dies Zellge-
webe loſer geſpannt (f), und es beſtehet aus laͤngern,
nach ſehr ſpizzigen Winkeln vergitterten Faͤden, die faſt
parallel unter einander laufen und von allem Fette ent-
bloͤſt ſind, daß es endlich an gewiſſen Stellen den be-
ſondern
H
[114]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſondern Namen einer Scheide von beruͤhmten Maͤn-
nern davon getragen (g). Jn dieſe Ueberkleidung mi-
ſchen ſich hie und da Nerven und kleine Gefaͤſſe derge-
ſtalt ein, daß daraus was rothes und eine beſondere Ge-
ſtalt entſtehet, wie dann dergleichen Nezgeflechte die Ge-
kroͤsſchlagader, die Pfortader, und die Halsſchlagader
auf ſolche Weiſe uͤberkleidet. Dergleichen Scheide, wel-
che ſich bis in das Anhaͤngſel des Herzbeutels, und den
Siz des Schlagaderganges (h) linker Seits endigt, um-
giebt ſo wohl die gemeine, als die Gehirnshalsader.
Von ſolcher Scheide wird die Schlagader nicht allein
feſt erhalten, ſondern auch uͤber dem noch gebogen, und
in die ſonſt bekannte Kruͤmmung unter der Hirnſcha-
le zuſammengezogen (i). Daher geſchicht es daß, wenn
man dieſes Zellgewebe auf die Seite ſchafft, die gebogne
Ader ihre Kruͤmmung verliehret, und in eine gerade Linie
ausgeſtrekket und verlaͤngert wird. Eben das gilt von
der Saamenſchlagader, welche in dem weinrebenfoͤrmi-
gen Gewebe (pampini ſimili textu) ganz gebogen er-
ſcheint. An dem Oberarme verbindet ein ſehr ſtarkes
Gewebe die Schlagader mit dem Mediannerven, und
verliehret ſich allmaͤhlich (k). Ferner vereinigt ſich der
Schienbeinsnerve am Schienbeine mit der Schlagader
in einen Buͤſchel. Diejenigen beruͤhmte Scheiden, die
Franz Gliſſon in der Leber, Lancis in der Lunge, und
Jak. Rau(l) in der Milz beſchrieben, ſind von eben
dergleichen Beſchaffenheit.


Die aͤuſſern Lagen an dieſem Zellgewebe bilden eini-
germaſſen ein von den Schlagadern unterſchiednes We-
ſen. Allein es folgen auf ſie, nach inwendig zu, allmaͤ-
lich
[115]Schlagadern.
lich andre Lagen, die nach und nach feſter geflochten, mit
kleinern Zwiſchenraͤumen verſehen ſind, und daher einer
wahren Membrane ſchon naͤher kommen. Jn dieſem
Zellgewebe entdekkt man hin und wieder einiges Fett, wel-
ches ſich nahe am Herzen, in der Aorte, mit dem Fette des
Herzens ſelbſt (m), und darauf im Mittelfelle (n) verbin-
det; in der Bruſt aber und dem Unterleibe von demjeni-
gen Fette eine Fortſetzung iſt, welches ſehr haͤufig um
das Ribbenfell, und hinterwerts um das Darmfell ge-
lagert iſt. Es ſchleichen durch dieſes Zellgewebe hin und
wieder verſchiedne Gefaͤſſe, und es verwandeln ſich ſehr
viele auf der aͤuſſern Flaͤche derer groſſen Schlagadern in
Nezze, von denen wir hin und wieder zu reden haben
werden.


Dieſen faͤchrigen und loſen Theil der Schlagader
nannte Lancis(o)zottig; und viele beruͤhmte Maͤn-
ner, wie Hermann Boͤrhaave(p), Lor. Heiſter(q),
Franz Nicholls(r), die Engliſche Leibaͤrzte, Johann
Fridr. Caſſebom, Joſ. Lietaud(s), Carl Gottl.
Ludwig(t) gaben ihm den Namen des Zellfoͤrmi-
gen.
Der ehemalige gelehrte Auguſtin Fridr. Wal-
ther
(u) nannte ihn die erſte Zellhaut, und Thom.
Willis(x) die Aderhaut (vaſculoſa), ob ihm gleich ih-
re blaͤſige Beſchaffenheit ſehr wohl bekannt war.


Die druͤſige Schlagadermembrane, welche eben die-
ſer beruͤhmte Mann (y) bekannt machte, wiederholten
nach ihm Vieuſſens(z), Verheyn, Joh. von Gor-
H 2ter
[116]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ter(a), und andre Verfaſſer; und es gab ſo gar Bid-
loo
(b), der ſonſt gluͤklich war das zu ſehen, was ſich
andere zu erſinnen pflegen, eine Zeichnung davon. Jch
wuͤrde dieſelbe, wenn ja was an der Sache ſeyn ſollte,
vor Fettkluͤmpchen anſehen, die man an den aͤuſſerſten
zellfoͤrmigen Lagen derer Schlagadern wahrnimt.


§. 6.
Die eigene Zellmembrane.


Gleichwie ſich dieſe ſo genannte zellfoͤrmige Schlag-
adermembrane nach auſſen zu in eine loſe Scheide ver-
wandelt, alſo wird dieſelbe nach innen zu, und wo ſie
mit den Muskelfaſern in der Schlagader zuſammengrenzt,
enger, weiſſer und feſter. Sie nimmt mit der groſſen
Haͤrte an Schnellkraft zu, laͤſſet ſich ſchwerlich zuſam-
mendruͤkken, und wuͤrde ungemein leicht wieder zuruͤk-
ſpringen. Es bezeichnen ſie kaum ſichtbare Gefaͤſſe, und
ſie machet uͤberhaupt den Haupttheil der Schlagader aus;
da ſie die uͤbrigen Theile um ein vieles an der Dikke uͤber-
trift, und den einzigen Theil zum Adergeflechte in den
Thieren, die kaltes Blut haben, hergibt. Sie iſt
die knorplige Schlagaderhaut des Andr. Veſals(c).
Heiſter(d) nennt ſie ſehnig, ſo wie andre beruͤhmte
Maͤnner, als J. B. Senak(e), und Joh. Fridr.
Caſſebom(f); Nicholls aber heiſſet ſie bandartig
elaſtiſch (g).


Allein ſo gros auch ihre Feſtigkeit immer zu ſeyn
ſcheinet, und ſo ſehr ſie den Namen einer Aderbedekkung
verdienen moͤchte, ſo zeugen die Verſuche doch, daß ſie
wei-
[117]Schlagadern.
weiter nichts, als ein verdichtetes, feſter gewebtes Zell-
gewebe ſey. Bemuͤht man ſich, ſie mit dem Meſ-
ſerchen rein zu ſchaben, ſo wird man bald die Schuppen
ohne Ende weggehen ſehen, bis man die Fleiſchfaſern
blos liegen ſieht; man trift ſie aber nirgends als eine
glatte und feſte Umhuͤllung an: macht man ſie im Waſ-
ſer muͤrbe, ſo dringt daſſelbe in die Zwiſchenraͤume der
Plaͤttchen ein, es entfernt ihre Faͤden allmaͤlich von ein-
ander, die ſich am naͤchſten durchſchlungen, es loͤſet die
Schlagader dergeſtalt auf, daß ſie wie ein bloſſer
Schwamm da lieget. Raym. Vieuſſens(h) war der
erſte, der dieſen Verſuch machte, und er wurde dadurch
bewegt zu glauben, daß die ganze Schlagader ohne
Muskelfaſern, und ein bloſſer Schwamm ſey. Jch ha-
be es ebenfalls verſucht, es haben es auch Dan. Chriſt.
Schobinger(i), und der beruͤhmte Ludwig(k) gleich-
falls unterſucht, auſſer daß der erſtere, indem er zugiebt,
daß das eigene Gewebe der Schlagader ſich zwar verrin-
gere, das Zellgewebe aber zunehme, dennoch jene zugleich
beibehalten will. Vor mir haben die beruͤhmten Maͤn-
ner, Jak. Douglas(l), und Alex. Monroo, ihre
zellige Natur ſchon erwieſen (m).


§. 7.
Die muskelhafte Bekleidung.


Auf dieſen vornemſten Theil einer Schlagader fol-
gen nunmehr die Fleiſchfaſern, die ich vornemlich da,
wo die Aorte ihren Urſprung bekoͤmmt, indem ſie ſich an
dieſem Orte durch ihre Menge und Roͤthe leichter entdek-
ken laſſen, beobachtet habe. Es giebt daſelbſt verſchiede-
ne uͤber einander liegende Schichten von dieſen Fa-
H 3ſern
[118]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſern (n), und wenn man eine nach der andern abloͤſet, ſo
findet man die Faſern dichte, mit wenigem Zellgewebe
von einander abgeſondert, hart, und nach Kreiſen gebo-
gen. Unter dem lezten Ausdrukke verſtehe ich nicht voll-
kommen geſchloſſne Kreiſe, die die Faſern machen ſollten,
oder daß ſie ſich mit einem Ringe vergleichen lieſſen. Denn
hier findet eben das ſtatt, was man ſonſt an andern
Muskeln bemerkt, es verſtekken ſich naͤmlich die geraden
und kurzen Faſern mit ihren aͤuſſerſten Enden, die ſich
an der Seite verdrehen, zwiſchen die benachbarte und ſich
aͤhnliche Fleiſchfaſern. Einige ſchreiben, ſie waͤren
ſchlangenfoͤrmig gewunden (o), fuͤhren Beiſpiele von den
Rindern zu Beſtaͤrkung ihrer Meinung an; der vortref-
liche Morgagni aber hat ihren Jrrthum durch ſeinen
genauern Fleiß entdekket (p). Die alten Schriftſteller
hatten recht, wenn ſie dieſelben Queerfaſern nanten, wie
ſolches ehedem Galen beim Oribaſius gethan (q).
Sie iſt der von den mehreſten Zergliederern angenomme-
ne Muskeluͤberzug an der Schlagader, den der beruͤhmte
Monroo(r) zuerſt die Schlagadermembrane nennt (s).
Er kommt in den kleinen Schlagadern immer ſchwerer
zum Vorſchein, und an den feinſten haarfoͤrmigen Aeder-
chen kann man ihn nicht einmal durch ein gutes Vergroͤſ-
ſerungsglas entdekken. Man ſchreibt auch insgemein,
daß in den Gefaͤſſen des Gehirns keine Fleiſchfaſern mit
eingewebt waͤren (t), welchen Jrrthum der beruͤhmte
Ludwig widerlegt, doch ſo, daß er deren wenigere zu-
laͤſt (u). An Thieren, die kaltes Blut bey ſich fuͤhren,
habe ich nach vielfachen Verſuchen nichts, das dieſen Fa-
ſern
[119]Schlagadern.
ſern aͤhnlich geweſen waͤre, entdekken koͤnnen (x); wie
es denn auch ihren Schlagadern gaͤnzlich an der Kraft
mangelt, ſich zuſammenzuziehen (y). Jndeſſen waͤre es
aus der Urſache unbillig, dieſe Muskelfaſern aus der
Reihe der Bekleidungen in den Schlagadern zu ſtoſſen,
und der Schlagader eine einfache Springkraft beyzule-
gen, wie dergleichen Guͤnth. Chriſtoph Schellham-
mer
(z) und Raym. Vieuſſens(a) gethan haben.
Denn man kan bey warmen Thieren, und an groſſen
Schlagadern auch mit dem bloſſen Auge dieſe Fleiſchfa-
ſern entdekken, an ſehr kleinen hingegen beweiſet deren
Gegenwart das Niederſinken der Schlagader, welches
wechſelweiſe auf ihre Erweiterung folgt (b).


Vom Herzen nehmen dieſe Faſern nicht ihren Ur-
ſprung, ſondern ſie haͤngen allein mit dem Fleiſche dieſes
Muskels vermittelſt des Zellgewebes zuſammen (c).
Wie ſie ferner die Muͤndungen der aus der innern Hoͤle
der groſſen Schlagader entſpringenden Aeſte mit ihren
elliptiſchen Ringen umflechten (d), wie die Faſern der
Aeſte von den Faſern ihres Stammes entſpringen (e), in
wie fern die zuſammengehaͤufte Faſern einer Schlagader
an der Oefnung eines herfuͤrkommenden Aſtes, der vom
Herzen weiter abliegt, dieſes ſeinen Ausbruch befoͤr-
dern (f), und wie kuͤnſtlich ſie zwiſchen zween gegen
uͤber ſtehenden Aeſten, mit den erhabnen gegen einander
gewendeten Ruͤkken ihrer Kreiſe, die dieſe Aeſte umſchlin-
gen, zuſammen vereiniget ſind (g); alles dieſes erzaͤlet
H 4der
[120]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
der beruͤhmte Baſſuel, zwar wie es ſcheint, der War-
heit gemaͤs, aber etwas zu ausfuͤhrlich und zu zierlich,
als daß es unſre beſtimte Einſchraͤnkung hier zu wieder-
holen erlauben ſollte. Der vortrefliche Senak(h) hat
gleichſam eine weiſſe und harte Narbe, die von der Zu-
ſammenfuͤgung der Faſern beider Aeſte erzeugt wird, und
Morgagni eine harte und rundliche Spizze, die gegen
die aͤuſſerſte Hoͤlung des Aortenſtammes gewendet war,
in dieſer groſſen Schlagader und an demjenigen Orte an-
getroffen, wo ſie ſich in die Staͤmme der Bekkenſchlag-
adern zertheilet (i).


Verſchiedne Zergliederer haben noch andre Fleiſchfa-
ſern, die den Schlagadern in ihrer ganzen Laͤnge nach-
folgen, angefuͤhret, und in denen Thieren, die kaltes Blut
haben, ſind ſie von glaubwuͤrdigen Maͤnnern gefunden
worden, als von Johann Mery in der Schildkroͤte (k),
an dem Seefroſche (Rana piſcatrix) von Walth. Char-
leton
(l). Willis(m), welchem andre Schriftſtel-
ler (n) darinnen gefolget ſind, hat am Menſchen die in-
nere Lage aus langen Faſern zuſammengeſezzt, und dieſe
Faſern der innerſten Membrane zugeſchrieben. Ferner
haben andre beruͤhmte Maͤnner das Daſeyn dieſer Faſern
daraus zu folgern geglaubt, weil ſich eine zerſchnittne
Schlagader mit Macht zuruͤkkezoͤge, und ſich merklich
verkuͤrzete: es hat auch dieſe Erſcheinung ihre gute Rich-
tigkeit, und es verkuͤrzt ſich eine Schlagader, ſo oft ſie
ſich zuſammenzieht, ſo wie ſie bey ihrer Erweiterung wie-
der an Laͤnge zunimt (o).


Allein
[121]Schlagadern.

Allein die Zerlegung, und das Vergroͤſſerungsglas
haben ſo wenig mir, als andern Verfaſſern vor mir, auf
deren Anſehn ich mich berufe, iemals einige ſolche Faſern
zu erkennen gegeben, die nach der Laͤnge derer Schlagadern
fortlaufen ſollen (p). Man mus auch nicht einige Fal-
ten an der innerſten Membrane hieher ziehen: und es iſt
nicht rathſam, Bauarten nach den Erſcheinungen zu mo-
deln. Denn es koͤnnen gewiſſe Wirkungen von ganz an-
dern verborgnen Urſachen herruͤhren, die von denenjeni-
gen weit unterſchieden ſind, die ſich unſerer Einbildung
zu erſt von ſelbſt darſtellen.


§. 8.
Die innere Zellhaut.


Zwiſchen den Muskelfaſern einer Schlagader und
ihrer innerſten Membrane befindet ſich ein ander Zellge-
webe, gleichwie zwiſchen allen ſich unaͤhnlichen Mem-
branen. Es iſt hier ganz kurz, zart, fettlos, und ſchwer
zu erweiſen; indeſſen empfaͤngt es doch vom vortreflichen
Siegfr. Albin(q), vom Walther(r) und andern groſ-
ſen Maͤnnern, ſein ganzes Anſehn (s). Es iſt an ſich
gewis, daß ſich zwiſchen der Fleiſchhaut, und der inner-
ſten, ein gelber Saft ergieſt, der anfaͤnglich knorplig (t),
nachgehends knochenhaftig wird, und ſich in harte und
uͤber die Schlagader weit ausgebreitete Schuppen ver-
wandelt, die zwiſchen die innerſte und mittlere Mem-
brane derſelben aufgenommen werden. Jch rechne die ei-
ner Spekkbeule aͤhnliche Dikke der innerſten Membrane
hieher, von der man wahrgenommen, daß ſie die Schlag-
H 5ader
[122]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ader endlich gar verſtopft hat (u). Mein ehemaliger,
und ſtets verehrungswuͤrdiger Lehrer, Boͤrhaave, mel-
det, daß das Weſen dieſer Zellhaut dergeſtalt aufſchwel-
len koͤnne, daß die Schlagaderroͤhre bey einer entſtande-
nen ungewoͤnlichen Zuſammendruͤkkung (thlipſis), ganz
verengert werde (x).


§. 9.
Die innerſte Membrane.


Die innerſte Membrane iſt an der Schlagader glatt,
zart, mit der inwendigen Membrane des Herzens einer-
ley, und eine Fortſezzung davon. Die Alten nannten
ſie Spinnwebenfoͤrmig (y), die Neuern nervig (z). An
dieſer haben beruͤhmte Maͤnner kleine Schweisloͤcher
wahrgenommen (a), die ich aber nicht habe entdekken
koͤnnen. Sie iſt mehrentheils an denen, dem Einge-
weide beſonders zugeordneten Schlagadern, weicher, ge-
runzelt, vereinigt ſich mit der Muskelhaut vermoͤge ei-
nes loſeren Zellgewebes, und von roͤtherer Farbe als jene.
So finde ich ſie im Schlagadergange: andre beruͤhmte
Maͤnner haben ſie eben ſo, entweder in der Luftroͤhren-
Leber- Milz- und Gekroͤsſchlagader (b), oder in den
Kranzſchlagadern (c) wahrgenommen. Jn einem der-
gleichen Theile des menſchlichen Koͤrpers ſcheinet ſie Alex.
Monroo(d) beobachtet zu haben, wodurch er veran-
laſſet worden, ſie mit der zottigen vor einerlei zu halten.


Uebri-
[123]Schlagadern.

Uebrigens verhindert dieſe Bekleidung das Entſtehn
der Pulsadergeſchwuͤlſte. Denn wenn die Fleiſchfaſern
gleich an ſich ſtark ſind, ſo gehen ſie doch nicht in eins
fort. Folglich koͤnnten ihre Zwiſchenraͤume allerdings
ſehr leicht Blut aufnehmen. Sie iſt uͤbrigens ſehr glatt,
und verhindert, durch die immerwaͤhrende Herzbewe-
gung, und den ſtarken Umlauf des Blutes, daß nicht
ſo leicht etwas, ſo lange ſie unverlezt bleibet, mit den
Schlagadermembranen zuſammenwachſen moͤge. Die
ſteinigen oder knochenhaften Verhaͤrtungen derer Schlag-
adern ſezzen ſich zwiſchen derſelben, und der fleiſchigen
Membrane zu erſt an; die Faſergewaͤchſe (polypi) haͤn-
gen ſich mehrentheils mit ihren Wurzeln an die innere
Flaͤche der Schlagadern, ſo bald dieſe ſind verlezt worden.


§. 10.
Die Hoͤlung der Schlagader.


Ueberhaupt iſt die innre Flaͤche der Schlagadern, an
welche das durchlaufende Blut anſchlaͤgt, an ſich glatt
im Menſchen, und ſie hat gar nichts klappenaͤhnliches.
Man mus indeſſen nicht das Gitterwerk bey denen vier-
fuͤßigen Eierlegenden Thieren hieher ziehen, davon man
nichts aͤhnliches im Menſchen wahrnimmt (e). Es ent-
haͤlt auch nicht die Halsſchlagader am Menſchen ſolche
Queerfalten, wie ſie die Pariſer Aerzte in einer Hirſch-
kuh fanden, und man weis nicht, was man von der
Spur einer Klappe, die ehemals Thom. Bartholin(f)
an der Schlagader des Oberarms geſehen, oder was
man von denen Balken des Joh. Mor. Hoffmanns
halten ſoll, welche inwendig durch die Schlagadern hin-
durch-
[124]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
durchgehen, und ſie vor der Zerreiſſung bewahren ſoll-
ten (g).


Es iſt bey dem Ausbruch derer Aeſte, welche aus de-
nen Schlagadern hervorkommen, allezeit gewoͤnlich, daß
ſie beinahe ſchief und unter ſpizzigen Winkeln entſprin-
gen. Man kann daher an der Muͤndung, wo ſie heraus-
kommen, zween Bogen deutlich wahrnemen. Derjeni-
ge, der ſich naͤher nach dem Herzen zu befindet, iſt von
gleicher Weite, ſowol in Anſehung des Aſtes ſelbſt, als
des Fortganges von dem Schlagaderſtamme: er leitet
auch das aus dem Herzen herbeygefuͤhrte Blut, als wie
durch eine Gusrinne, mit einem ſanften und beſtaͤndig
anhaltenden Fluß in die kleine Roͤhre des Aſtes hin-
ein (h). Der andre Bogen aber, der ſich unterwerts
befindet und weiter vom Herzen entfernt iſt, macht eine
Erhoͤhung, weil er aus dicht zuſammen verbundenen Fa-
ſern beſteht (i). Er iſt es, von dem in der Verbreitung
der Schlagadern die groͤſſere Feſtigkeit und Dikke her-
ruͤhret, welches groſſe Maͤnner von dem feſtern Zuſam-
menhange der ſehnigen Haut mit der fleiſchigen hergelei-
tet haben (k). Die von dieſem Bogen herruͤhrende
Wirkung beſtehet darinnen, daß er verhuͤtet, damit das
Blut, welches in den Anfang des Aſtes hineintritt, nicht
leicht wieder in den Stamm zuruͤkklaufen moͤge. Hier-
naͤchſt hilft er auch dazu, daß kein ander Blut in die Aeſte
uͤbertritt, als welches mit voͤlliger Kraft von dem Herzen
herbeigetrieben wird, und weiſet dagegen dasjenige Blut
zuruͤkke, welches von einer entlegenen Gegend der Schlag-
ader, ſobald ſich ſolche zuſammengezogen, mit einem
ſchwaͤchern Triebe herbeiflieſſen koͤnte.


Der
[125]Schlagadern.

Der vortrefliche Senak(l) hat von dieſem Bogen
angemerkt, daß er um ſo viel mehr hervorrage, und zu-
gleich um ſo viel hoͤher und groͤſſer ſey, je ſpizziger der
Winkel waͤre, unter dem ſein Aſt von dem Herzen ab-
ſtammete. Dieſe Ringe ſind in den groſſen Aorten-
aeſten, wie man ſich leicht einbilden kann, am ſtaͤrkſten,
und ſind ſchon vor langer Zeit von dem aufmerkſamen
Lower wahrgenommen worden (m). Einen andern
dergleichen Ring beſchrieb Joh. Bapt. Carcanus(n)
an der Muͤndung des aus der Aorte herfuͤrkommenden
Schlagaderganges, welches auch ohnlaͤngſt der beruͤhm-
te Agricola zu erweiſen unternam (o). Man ſiehet
zwar eine ganz deutliche Spur davon (p), inzwiſchen
kann man dennoch weder dieſer, noch denen erſtgedachten
Spizzen am Bogen der Aorte ein mehreres beilegen, als
was wir eben jezo von dem am Anfang derer Schlag-
adernaeſte hervorragenden Halbkreiſe gemeldet haben.
Hieher rechne ich auch die Kranzaderklappen, wie ſie ei-
nige nennen, und die ſchon laͤngſt Meibom(r) unter
die Runzeln und Falten der innerſten Membrane gerech-
net hat.


§. 11.
Die kleine Schlagaͤderchen, welche uͤber
die groͤſſern hinlaufen.


Bisher haben wir die groͤberen, und organiſchen
Theile an der Schlagader in Betrachtung gezogen; es
iſt aber billig, daß wir nun auch die zaͤrter gebaueten
und
(q)
[126]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
und mehr einfach gleichartige (ſimilares) hinzufuͤgen.
Solchemnach haben die Schlagadern ihre eigene kleine
Schlagaederchen, ihre Blutaederchen, ihre Nervchen.
Dieſes iſt eine Erfindung, die durch den neueren Fleiß
iſt herfuͤrgebracht worden: denn es hat uns Plinius
ohne Zweifel aus denen alten Schulen die Meinung hin-
terlaſſen, daß die Schlagadern keine Empfindung haͤt-
ten und kein Blut fuͤhreten (s). Thom. Willis aber
beſchreibt uns die kleinen Schlagadern, ſo uͤber die groͤſ-
ſern hinlaufen, daß ſie die aus Gefaͤſſen beſtehende (t),
und die druͤſenhafte Membrane (u) bildeten, und das
thut Vieuſſens(x) ebenfalls. Genauer und ſchoͤner
hat ſie uns aber Ruyſch, nach ſeiner Gewonheit, abge-
zeichnet hinterlaſſen (y), und ſie bekamen hernach vom
Boerhaave ihr voͤlliges Anſehen und Glaubwuͤrdigkeit.


Der Urſprung von dieſen Schlagaederchen iſt ver-
ſchiedentlich. Von denenjenigen, welche dem Herzen
am naͤchſten ſind, entſpringen ſehr viele von der rechten
und linken Kranzſchlagader, und ſie flechten ſich auf
mancherlei Weiſe als Nezze durcheinander (z). Es ge-
ſchiehet aber ſehr oft, daß ein eigen Staͤmmchen ganz
nahe an der Muͤndung der rechten Kranzſchlagader her-
auskommt, welches man vor eine dritte Kranzader hal-
ten koͤnnte, die aber Raymund Vieuſſens(a) fettartig
nennt. Jch habe noch eine zwote ſolche Ader, nahe an
der linken Kranzader, ebenfalls wahrgenommen.


Die Fortſaͤzze dieſer Schlagaederchen bilden in der
Menſchenfrucht, und in jungen Perſonen, ohne einige
angewendete Kunſt, ohne daß ein gefaͤrbter Saft einge-
ſprizzt
[127]Schlagadern.
ſprizzt werden darf, in den Haͤuten der groſſen Schlag-
ader und der Lungenſchlagader ein ganz deutliches Nez,
ſie ſind aber in Erwachſnen und Bejahrten weniger ſicht-
bar, wenn man ſie nicht mit gefaͤrbten Feuchtigkeiten
ausfuͤllet. Dieſes Nez (b) lieget auf der zelligen Mem-
brane auf, und es wird von derjenigen Membrane bedekt,
welche eine Fortſezzung von der aͤuſſern Herzbekleidung
abgiebt. Es iſt von allen Seiten an Zellfaͤden ange-
haͤngt, ſo daß Monroo nicht Unrecht hat, wenn er
den Rath giebt, man ſolle niemals das Zellgewebe hin-
wegnehmen, wenn man die Abſicht habe, die Gefaͤſſe in
denen Membranen zu zeigen (c). Von ihnen erhaͤlt
auch die muskelhafte und innerſte Haut ganz zarte Zweig-
lein.


Nach dem uͤbrigen Theil der verlaͤngerten Aorte ge-
hen gleichfalls verſchiedene Aeſtchen von kleinen Schlag-
adern, die von den obern Schlagadern der Luftroͤhre
(bronchiales ſupremae) (d) entſpringen, welche entwe-
der von den Schlagadern der Bruͤſte, oder von den
Schluͤſſelſchlagadern herruͤhren; desgleichen entſtehen
ſie auch von den Zweigen der Schlagadern der Bruͤ-
ſte (e); von denen ſchon bekannten Luftroͤhrenſchlag-
adern; von denen Schlagadern des Schlundes, des
Zwerchfells, und bisweilen aus einem beſondern aus der
Aorte gewachſenen Stamme; von den Saamenſchlag-
adern; von den kleinſten Staͤmmen, die nach den Len-
dendruͤſen gehen (f), und aus dem Anfange der Schlag-
ader des Gekroͤſes am dikken Gedaͤrme, oder aus der
Aorte ſelbſt, und endlich uͤberall aus der Nachbarſchaft
derſelben. Man mus hier nicht die Worte meines Leh-
rers in gar zu ſtrengen Verſtande nehmen, als ob das
ganze
[128]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ganze Siſtem der Schlagadern ſeine Zweige von der
Kranzſchlagader bekaͤme. Denn es ſind dieſe Staͤmm-
chen ſehr klein, kurz, und nicht leicht uͤber einen oder
zween Zoll lang. An denen andern Schlagadern ent-
dekt man aͤhnliche Aeſte. Jn denen durch die Lunge
laufenden entſtehen ſie von denen Kranzſchlagadern, in-
gleichen ſowol von denen obern, als denen ſonſt ſchon
bekannten Schlagadern der Luftroͤhre, welche ſich in der
Lungenſchlagader mit den Fortſaͤzzen der Kranzſchlagadern
paaren. Jn kleinen Staͤmmen nehmen dieſe Aederchen
entweder von den Staͤmmen ſelbſt, oder von einer jeden
in der Naͤhe befindlichen Schlagader ihren Urſprung.


Es iſt zwar bekannt, daß dieſe kleine Schlagadern
denen Schlagaderhaͤuten die Nahrung zufuͤhren, und
die dunſtige Materie darreichen, womit die Zellraͤume
uͤberzogen werden. Ob ſie aber etwas zur Zuſammen-
ziehung der Schlagader beitragen, wie Boerhaave ver-
muthet (g), das werde ich anderswo zeigen, und zugleich
die Urſachen beibringen, warum es mir nicht wahrſchein-
lich vorkomme. Die Schlagaederchen muͤſſen nothwen-
dig auch Blutaederchen neben ſich haben, welche das von
jenen herbeigefuͤhrte Blut wieder zuruͤkke fuͤhren. Mal-
pigh
ſahe auf der Aorte eines Ochſen ein Blutaederchen,
welches ſich durch die ganze Subſtanz derſelben ausbrei-
tete (h). Es iſt hierbey keine groſſe Schwierigkeit, und
es wird auf der Aorte, aus den Zweigen der ungepaar-
ten Blutader, beſonders aus ihren linken; ingleichen
aus denen Zweigen, welche aus der obern Ribbenblut-
ader herkommen, und endlich aus der Schlundblutader
eine Art eines Nezzes gebildet, das viel deutlicher, als
das Nez derer kleinen Schlagadern, in die Augen faͤllt.
Dergleichen kleine Blutadern habe ich anderswo wahr-
genommen, daß ſie aus den Saamenblutadern nach der
Aorte
(i)
[129]Schlagadern.
Aorte hingelaufen, und daß ſie bald aus dieſen, bald
aus jenen Staͤmmen ihren Urſprung genommen.


§. 12.
Die Nerven derer Schlagadern.


Es laufen ſehr viele Nerven nach denen Schlagadern
hin, fuͤrnemlich aber nach denen groͤſſeren. Alſo ent-
ſpringen aus dem groſſen Knotengeflechte des Jntered-
ſtalnerven oben am Halſe, ſehr weiche (k), ſchwammige
und gelbliche Nerven, die nicht von der kleinſten Art ſind,
und durch alle Staͤmme der Halsſchlagader, ingleichen
nach der Zunge, nach der aͤuſſern Bakke, nach den
Schlaͤfen, nach der obern Schilddruͤſe, und nach dem
gemeinſchaftlichen Halsaderſtamme, gegen das Hinter-
haupt zu, ſich ausbreiten, allwo, nahe bei ſeiner Thei-
lung, aus dieſen Nerven ein beſondrer, obwohl ganz
kleiner Knote entſtehet; man hat indeſſen keine voͤllige
Gewisheit daruͤber, ob dieſe Nerven in der Halsſchlag-
ader, oder in ihren Fortſaͤzzen wuͤrklich zuruͤk bleiben.
Von dem jeztgedachten Nervenknoten (l) ſteiget ein
Zweig laͤngſt dem gemeinſchaftlichen Stamme der Hals-
ſchlagader herab, von dem ich nicht wahrnehmen koͤnnen,
wo er ſich endlich mit ſeinen Enden verliere. Derjenige,
welcher die Lippenſchlagader begleitet, vereiniget ſich mit
dem Nerven des Kinbakkens, oder mit dem dritten Fort-
ſaz des fuͤnften Nervenpaars.


Eben ſo breiten ſich Aeſte von denen Herznerven, die
ich obenhinweglaufende (ſuperficiales) nenne, und die
von dem obern Genikknoten herkommen, uͤber die vor-
dere Flaͤche des Aortenbogens aus, die ich aber nicht
weiter verfolget habe.


Um

J
[130]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Um die Gekroͤs- und Bauchſchlagadern ſchlingen ſich
ganze Nervenflechten herum, die vom groſſen Nerven-
knoten des Unterbauchs ihren Urſprung nehmen. Es
giebt auch Nerven, welche mit den Schlagadern faſt einer-
lei Richtung haben, wie aus dem ſehr deutlichen Bei-
ſpiel des Jnterkoſtalſtammes erhellet, welcher ganz offen-
bar auf der Halsſchlagader aufliegt, obgleich keine Aeſte
von ihm in derſelben zuruͤk bleiben.


Es iſt auch kein Zweifel, daß ſich nicht einige Ner-
venzweige unter die Fleiſchfaſern der Schlagadern mit
einmiſchen ſollten, da es keine Muskelfaſern ohne Ner-
ven giebt, und da ohne diejenige Kraft, welche von denen
Nerven herkommt, allerdings die andere, wodurch dieſe
Faſern zuſammen gezogen werden, viel ſchwaͤcher wirket;
wiewol freilich bisher noch niemand, ſo viel ich mich er-
innere, dergleichen Nervenzweige in der That gezeiget
hat.


Daß ſie ſehr zart, und in Abſicht auf die Groͤſſe der
ganzen Schlagader ſehr klein ſeyn muͤſſen, laͤſt ſich nicht
nur aus ihrer zellfoͤrmigen Natur, ſondern auch uͤber-
haupt aus ihrer ſchwachen Empfindlichkeit ſchlieſſen, wel-
che die bey lebendigen Thieren an denen Schlagadern
angeſtellte Verſuche zu erkennen geben. Denn ich habe
nie geſehen, daß ein Thier klaͤglich gethan, oder ein Zei-
chen von einem Schmerzen von ſich gegeben, wenn ich
eine Schlagader an demſelben unterbunden (n). Daß
ſo wol die Nabel-, als die Mutterkuchenſchlagadern mit
gar keinen Nerven verſehen ſind, hat ſeine vollkommene
Richtigkeit, indem man mit aller angewendeten Kunſt
nichts davon entdekken kann.


§. 13.
[131]Schlagadern.

§. 13.
Die zuſammenziehende Kraft der
Schlagader.


Wenn es in der Schlagader Fleiſchfaſern giebt, ſo
mus ſie eine reizbare Natur beſizzen, weil es zwei am
menſchlichen Koͤrper unzertrennliche Dinge ſind, muskel-
haft und reizbar zu ſeyn (o). Jndeſſen muͤſſen wir doch
etwas deutlicher und umſtaͤndlicher von der Verkuͤrzungs-
kraft der Schlagader handeln, damit wir daruͤber in kei-
ne Jrrthuͤmer geraten.


Erſtlich giebt die Feſtigkeit der Schlagader allein,
und die dem Zellgewebe natuͤrliche Federkraft, einige An-
zeige von derſelben Staͤrke. Jch rechne folglich hieher,
daß eine zerſchnittne Schlagader ihre vorige Oefnung im
Lichten ungekraͤnkt uͤbrig behaͤlt, wie ich dieſes vor eini-
gen Tagen noch an einem Huͤhnchen beobachtet habe.
Eine zerſchnittne Blutader faͤllt ſogleich zuſammen; eine
Schlagader zieht ſich dagegen zuruͤkke und bleibt hol, da-
bei ſie nicht im geringſten enger wird. Jch glaube auch,
daß nichts weiter noͤthig iſt, um diejenigen Falten zu
machen, in welche ſich eine zerſchnittene Schlagader in
Verwundungen runzelt (p), und welches der wichtigſte
Theil von der beſondern Vorſorge iſt, ſo die Natur zu
Hemmung des Blutſturzes anwendet. Jch halte auch
davor, daß es eben die Kraft ſey, vermoͤge der eine
Schlagader, in Vergleichung mit dem Nerven, kuͤrzer
gemacht wird. Eine 27\{7}{10} Linien lange Schlagader zog
ſich, als man ſie zerſchnitte, bis auf 12 Linien zuruͤk (q),
welches 3 und 5 mal mehr betrug, als bey dem Ner-
J 2ven
[132]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ven (r). Eben dieſelbe lies ſich bis auf 55 Linien lang
ausdehnen, ehe ſie zerreiſſen wollte. Dieſe Springkraft
iſt indeſſen nur was todtes, und ſie bleibt noch lange
hernach zuruͤk, wenn das Thier ſchon laͤngſtens aufgehoͤ-
ret hat zu leben. Alſo ziehet ſich auch ferner die Aorte
an den Rindern, wenn man ſie mit den Fingern ausge-
dehnt hat, ſo bald dieſe wieder nachlaſſen, ſo gleich mit
groſſen Nachdruk wieder zuruͤkke (s). Endlich ziehet ſich
dieſelbe nach dem Tode theils dergeſtalt zuruͤkke, daß ſie
viermal kuͤrzer wird (t), theils treibt ſie auch, wenn ſie
aufgeblaſen wird, die zwiſchen zwei Schnuͤren einge-
ſchloſſene Luft, wenn man ein Loch hinein ſticht, mit
vieler Gewalt heraus (u): und es iſt daher keinesweges
von ihrer Muskelkraft hergekommen, daß das Blut,
nachdem die Schienbeinsader zerſchnitten worden, nach
dem Tode des Thieres zweene Schuhe weit aus derſelben
geſprungen, wiewol dieſes Beiſpiel billig unter die ſel-
tenſten gehoͤret (x).


Jch erklaͤre aber auch die mit chimiſchen Giften an-
geſtellte Verſuche aus der einfachen Schnellkraft, und
der zellfoͤrmigen Bauart der Schlagader; denn es ziehet
ſich eine Schlagader, die man mit dem Meſſer reizet,
nicht im mindeſten zuſammen, wovon an den Muskel-
faſern gerade das Gegentheil geſchicht (y). Es bringen
aber auch nicht die ſchwachen Gifte, wie der Weingeiſt
und der Wolfsmilchſaft, eine Schlagader in Bewegung
(z). Hingegen verengern die ſchaͤrfſten ſauren Saͤfte, z.
E. das Vitrioloͤl (a), und der zu dergleichen Verſu-
chen wirkſamſte rauchende Salpetergeiſt (b), eine Schlag-
ader,
[133]Schlagadern.
ader, ſo bald ſie damit beruͤhrt wird, ſie mag uͤbrigens
ganz, oder aufgeſchnitten geweſen ſeyn, damit die ſaure
Fluͤßigkeit auch die innerſte Membrane beruͤhren koͤnne.
Man mus aber erſtlich dieſes nicht zu weit treiben. Denn
es iſt falſch, wenn man ohnlaͤngſt eine zerſchnittne Ader
am Froſche verengert will geſehen haben (c), da ich ſo
oft beobachtet habe, daß ſie offen bleibt. Eben ſo ſchlecht
iſt die Erfarung, daß ſie ſich von der Beruͤhrung mit
Vitrioloͤl zuſammen ziehe (d). Ferner bringen
die durch chimiſche Mittel geſchchene Reizungen, auf wel-
che unſer Freund zu viel Vertrauen ſezzt, nicht allezeit
die ihnen zugeſchriebene Wirkung hervor, daß ſie naͤmlich
die Adern zuſammen ziehen, und bringen dieſes nicht ver-
moͤge einer beſondern Lebenskraft zuwege: denn eben die-
ſes erfolget ſogleich nach dem Tode, oder bisweilen erſt
den andern Tag darauf (e), und bei lebendigen Thieren
iſt dieſe Wirkung hingegen oͤfters von ganz andrer Be-
ſchaffenheit (e*).


Es giebt aber auch andre Begebenheiten, welche viel
eher auf die Rechnung der Verkuͤrzungskraft einer
Schlagader geſchrieben werden muͤſſen. Wenn man in
eine aufgeſchnittne Schlagader den Finger ſtekkt, ſo em-
pfindet man einen ſtarken Drukk gegen denſelben (f).
Wenn man die Aorte bindet, und oberhalb dem Bande
eine Oefnung macht, ſo ſtoͤßt ſie zu der Zeit, wenn das
Herz in Ruhe iſt, das Blut mit Gewalt heraus (g);
man ſagt auch, es ſey aus derſelben, wenn ſie verwundet
worden, unter der Zuſammenziehung (ſyſtole) das Blut
heftiger herausgetrieben worden, als wenn ſie ſich er-
weitert gehabt, welches ein ſeltner und allen unſren Er-
J 3farungen
[134]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
farungen zuwider laufender Fall iſt (h). Eine an zwee-
nen Orten gebundene Schlagader leeret ſich dennoch zwi-
ſchen den Baͤndern aus (i), welches von der Kraft des
Herzens nicht herruͤhren kann, ſondern ſeinen guten
Grund in dem Schlagaderbaue ſelbſt haben mus. Wenn
man gleich die Aorte unterbindet, ſo laͤuft doch das Blut
aus der Schlagader, daß ſie ganz leer bleibet, und es
geht ſodann daſſelbe nach den Blutadern uͤber; und die-
ſes ſcheinet von der Zuſammenziehung der Schlagader
herzuruͤhren (k), weil es auch nach der Hinwegnehmung
des Herzens eben ſo noch erfolget (l). Sezt man noch
dazu, daß eine Schlagader in einem lebendigen Thiere,
wenn es warmes Blut fuͤhret, nachdem ſie durch den aus
dem Herzen neu ankommenden Blutſtrom iſt erweitert
worden, ſich den naͤchſten Zeitpunkt darauf wieder zu-
ſammenziehe, und nieder ſinke, ſo wird man keine Ur-
ſache finden, warum man uͤberhaupt der Schlagader eine
belebte Zuſammenziehungskraft abſprechen koͤnnte.


§. 14.
Die Staͤrke der Schlagadern.


Staͤrke und Dichtigkeit koͤmt in der Schlagader auf
die Dikke des Zellgewebes, und die enge Vereinigung
der Faͤden an, woraus dieſes Gewebebeſtehet. Es war
ſchon laͤngſt bekannt, daß die Aorte eine groſſe Staͤrke
beſizze, daß die Lungenſchlagader an ſich von maͤßiger
Duͤnne (m), und die Gehirnſchlagadern die zaͤrteſten und
duͤnneſten unter allen ſeyn. Jnzwiſchen hatte man auch
angenommen,
[135]Schlagadern.
angenommen, daß die Feſtigkeit der Schlagadern ſich
wie die Groͤſſe der Durchmeſſer verhalte, mithin muͤſten
alſo die Staͤmme am ſtaͤrkſten ſeyn, die Aeſte hingegen
deſto ſchwaͤcher werden, je kleiner ſie an ſich ſind (n).


Jndeſſen hat Clifton Wintringham, der juͤngere
(o), des Herzogs von Cumberland Leibarzt, in dieſem Fel-
de ſehr nuͤzliche Entdekkungen gemacht. Er unternam
es, die Staͤrke der Schlagadern vermittelſt einer Ma-
ſchine zu erforſchen, welche die Luft in einen engern Raum
zu bringen geſchikt war. Mit dieſer Luft fuͤllete er die
Schlagadern an, bis ſie Riſſe bekamen: hierauf uͤber-
ſchlug er die Quantitaͤt der Luft, welche er darzu verbraucht
hatte, und brachte zugleich die Dikke der Membranen,
und die Weite der Oefnung im Lichten mit in den An-
ſchlag, um die Staͤrke oder Feſtigkeit zu berechnen, wel-
che jeder Schlagader eigen iſt. Es verlohnt ſich der
Muͤhe, hier einen Auszug von deſſen Erfindungen zu
geben.


Solchemnach verhaͤlt ſich die eigenthuͤmliche Schwe-
re der Aorte, deren Dikke im Menſchen den neunten
Theil vom Zolle betraͤgt, zu dem Waſſer, wie 106 zu
100 (q), in alten Perſonen we 1098 zu 1000 (r). Die-
ſe Dichtheit oder eigenthuͤmliche Schwere verhaͤlt ſich
in einem alten Rinde wie 1086 zu 1000 gegen das Waſ-
ſer (s); im alten Eber wie 1084 zu 1000 (t), und in
einem jungen Hunde wie 1059 zu 1000 (t*).


Die Aorte in einem jungen Menſchen zerriß nahe am
Herzen von einem Luftgewichte, das 119 Pfunden und
5 Unzen gleich kam; und etwas tiefer herabwaͤrts von
J 4131
(p)
[136]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
131 Pf. 10 Unzen, folglich war die Aorte weiter vom
Herzen ſtaͤrker, und dieſe Verhaͤltniſſe ſind wie 1794 zu
1000 (u). An einem Eber verhielt ſich die Staͤrke der
Schlagader nahe am Anfange der Bauchſchlagader, zu
der Staͤrke der Aorte neben den Bekkenſchlagadern, wie
1000 zu 1713 (x). Die Staͤrke der Aorte neben den
Nierenſchlagadern war, gegen die Aortenſtaͤrke nahe am
Anfange der Bekkenſchlagadern, an einem Widder, wie
1000 zu 1112 (y); und die Staͤrke der Bekkenſchlag-
adern zur Staͤrke der Aorte nahe an denen aus derſelben
nach denen Nieren gehenden Schlagadern (emulgentes
arteriae
), wie 1897 zu 1000 (z). Die Halsſchlagadern
beſizzen eine ausnehmende Staͤrke, da in einem kleinen
Hunde die Halsſchlagader nicht eher, als von 25 \{71}{100}
Pfunden zerreiſſen wollte (a), und in einem Menſchen
30 Unzen Quekſilber nur alleine die innere Membrane,
dabei die andren ganz blieben, zu zerreiſſen erfordert
wurden (b). Die Milzſchlagader eines Mannes trug
41 Pfunde 8 Unzen, und man befand ihre Staͤrke ge-
gen die Staͤrke der Aorte wie 1319 zu 1000 (c); und
noch in einem andren Verſuche wie 1302 zu 1000 (d).
Die Nierenſchlagader verhielte ſich gegen die Aorte in
der Staͤrke, wie 51 zu 40 (e).


Es beweiſet dieſes, nebſt andern Verſuchen von glei-
cher Abſicht, daß Schlagadern uͤberhaupt betrachtet,
zwar an ſich ſtark und geſchikt ſind, die Gewalt des Her-
zens auszuhalten: daß hingegen uͤbrigens ihre Dichthei-
ten nach veraͤnderlichen und ungewiſſen Verhaͤltniſſen zu-
nehmen (f). Jndeſſen iſt die Aorte am ſchwaͤchſten (g),
und es iſt beſonders der Theil an ihr, der ſich zwiſchen
der
[137]Schlagadern.
der aͤuſſern und innern Membrane befindet, und den man
gewoͤhnlicher Weiſe ſehnig nennt, zerreibbar. Es wird
aus den Beiſpielen von den Blutadern erhellen, daß
beinahe die Staͤrken in einem umgekehrten Verhaͤltnis
gegen ihre Haͤrte ſtehen. Jndeſſen ſiehet man auch dar-
aus, daß die Feſtigkeit der Schlagadern mit ihren Durch-
meſſern nicht dergeſtalt vermindert werde, daß es alſo
immer weiter gehen muͤſſe (i), und daß die Staͤmme
uͤberhaupt ſchwaͤcher als ihre Aeſte (k), und die zu den
Abſonderungen beſtimmte Schlagadern ſtaͤrker, als die
uͤbrigen ſeyn ſollten (l). Endlich leſen wir noch, daß
der erhabene Theil an der Schlagader um etwas feſter,
als ihr holer Theil ſey (m), ſo wie die Schlagadern an
den Fuͤſſen haͤrter ſind, als die uͤbrigen (n).


Alles dieſes ſcheinet dem erſten Anſehen nach wider
die einmal angenommene Theorie zu ſtreiten; bei einer ge-
naueren Betrachtung aber ſtimmet alles mit derſelben
vollkommen uͤberein. Denn da die Schlagadern der
aͤuſſern Glieder ſich in einer viel groͤſſern Gefahr der Zu-
ſammendrukkung befinden, die ſie von den umliegenden
Koͤrpern, von den Laſten, und endlich von den Muskeln
zu befuͤrchten haben, ſo erforderte es die Nothwendig-
keit, daß ſie eine groͤſſere Feſtigkeit bekommen muſten.
An den Nerven offenbaret ſich dieſe Vorſicht der Natur
am meiſten, indem dieſelbe an ſolchen Orten ganz weich,
und beinahe gallertartig ſind, wo ſie von den Knochen
beſchuͤzzet werden, wie ſolches z. E. der Jnterkoſtalſtam,
und die Nerven des Handtellers beweiſen: dagegen be-
kleiden ſich eben dieſelben Nerven in denenjenigen Ge-
genden mit einem harten Zellgewebe, wo ſie zwiſchen den
Muskeln der Gliedmaſſen laufen, und mancherlei An-
J 5ſtoß
(h)
[138]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſtoß zu beſorgen haben. Ferner erſiehet man aus den
Verſuchen des beruͤhmten Wintringham, daß harte
Schlagadern ſehr leicht, dagegen weiche Blutadern
ſchwerer zerreiſſen, und daß uͤberhaupt Gefaͤſſe, die ſich
ausdehnen laſſen, dem Blute beſſer widerſtehen. Aus
der Urſache hat die Natur die Schlagadern weich und
nicht allzu dicht gebildet, wo ſie ſich dem Herzen naͤhern,
und von demſelben den erſten und ſtaͤrkſten Anfall auszu-
ſtehen haben, damit ſie von dem Stoſſe dieſes gewaltſa-
men Blutſtromes deſto weniger verlezzet werden moͤch-
ten: vielleicht ſucht dieſelbe auch dadurch zu verhindern,
daß ſie nicht ſo bald eine knochenhafte Haͤrte annehmen
moͤgen (o). Denn es iſt die Gefahr von beiden ſolchen
Fehlern um ſo viel groͤſſer, je naͤher ſich das Herz dabey
befindet, und das Blut in dieſelben hineintreibet. Denn
auch ſo gar bei dieſer Vorſicht werden die meiſten Schlag-
aderſaͤkke an dem Bogen der Aorte erzeuget, weil ſich
das Blut mit der groͤſten Heftigkeit in denſelben ergieſ-
ſet, wovon genungſame Zeugniſſe von vielen beruͤhmten
Maͤnnern vorhanden ſind (p). Jch vermuthe auch, daß
die bauchige Rundung der Gefaͤſſe von den Stoͤſſen des
Blutes ſelbſt, welches ſich gegen dieſen Theil ſtaͤrker be-
wegt, dichter gemacht werden. Jnzwiſchen bleibet das-
jenige, was der beruͤhmte Lanciſius meldet, gleichwol
wahr, daß man die Schlagadern nicht in allen Men-
ſchen gleich ſtark finde, und daß es Leute gebe, bei
denen dieſelben von ihrer erſten Bildung an ſchwaͤcher
ſind, als bei andern, und wird dadurch die Warheit des
vorhergehenden gar nicht zweifelhaft gemacht (q).


§. 15.
[139]Schlagadern.

§. 15.
Das Verhaͤltnis des Feſten zu dem Fluͤßigen
in der Schlagader.


Zu dieſen Betrachtungen gehoͤret auch noch diejenige,
welche man ebenfalls dem beruͤhmten Wintringham
zu danken hat. Es iſt naͤmlich das Verhaͤltnis der
Membranen in der Schlagader zu ihrer Oefnung im Lich-
ten, oder zur Blutſaͤule, weiche durch ſie flieſt, nicht
uͤberall gleich gros (r), es nimmt auch nicht mit den
Halbmeſſern der Schlagadern zugleich ab (s), und an ei-
nigen Orten iſt das Verhaͤltnis derer feſten Theile gegen
die fluͤßigen groͤſſer, und an andern Orten kleiner. So
war die Linie und Flaͤche (ſectio) der feſten gegen die fluͤſ-
ſigen Theile in der Aorte eines alten Hundes, nahe am
Anfange der Nierenſchlagader gemeſſen, wie 1000 zu
1229 (t), nahe am Urſprunge der Bekkenſchlagadern, wie
1000 zu 1636 (u), in den Bekkenſchlagadern ſelbſt wie
1000 zu 1698 (x), in der Milzſchlagader wie 1000 zu
1890 (y), in den Nierenſchlagadern wie 1000 zu 2027.
2037 und 2079 (z).


Vergleicht man dieſe Verhaͤltniſſe unter einander, ſo
wird man zwar die Menge des Fluͤßigen gegen das Feſte
allezeit groͤſſer befinden, jedoch alſo und dergeſtalt, daß
das Verhaͤltnis gegen das Herz am kleinſten iſt, und im
Fortgang groͤſſer wird; folglich wird es beim Urſprunge
der Nierenſchlagadern, wenn man den gemeinſchaftli-
chen Diviſor 1000 weglaͤſt, wie 1229, beim Anfange
der Bekkenſchlagadern wie 1636, in den Bekkenſchlag-
adern ſelbſt wie 1698, in der Milzſchlagader wie 1890,
in den Nierenſchlagadern wie 2037 ſeyn. Dieſe Pro-
greſſion
[140]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
greſſion verdienet um deſto mehr beobachtet zu werden,
weil ſie den vorigen §. 15. beinahe vollends ergaͤnzet.
Denn weil die Aeſte derer Schlagadern haͤrter ſind, als
der Aortenſtamm, ſo widerſtehen ſie alſo dem Herzen
auch mehr: da aber auch eben dieſe Schlagaderaͤſte groͤſ-
ſere Oefnungen im lichten, und nicht ſo dikke Membra-
nen erhalten haben, ſo werden ſie folglich auch, nach
der Beſchaffenheit der Membranen, von einer groͤſſeren
Blutmaſſe ausgedehnt. Sie widerſtehen, vermoͤge ihrer
Dichtigkeit, mehr, die ausdehnende Kraͤfte ſind aber viel
groͤſſer, und ihre Dikke, mit der ſie Widerſtand thun,
iſt nur kleiner. Man erſiehet daraus viel deutlicher,
als aus dem obigen, daß die Kraft des Blutes, die
Schlagadern zu erweitern, gleich gros ſey. Es waͤre
aber zu wuͤnſchen, daß man eben ſolche Verſuche mit
den uͤbrigen Fortſaͤzzen der Aorte gleichfalls machen
moͤchte.


§. 16.
Der Ort, wo man Schlagadern
antrift.


Nunmehro iſt es noͤthig, daß wir auch den eigentli-
chen Siz derer Schlagadern, die Orte, wo ſie ſich befin-
den, anzeigen. Es wird zwar der ganze menſchliche
Koͤrper, ſehr wenige Membranen ausgenommen, mit
Schlagadern verſehen, und dieſe breiten ſich auch durch
das Zellgewebe aus. Man hat aber gleichwol noch kei-
ne in der Spinnengewebehaut des Gehirns (a) und des
Ruͤkkenmarkes, in dem Oberhaͤutchen, den Naͤgeln, den
Haaren, ihre Zwiebel ausgenommen, und den Mem-
branen der Nabelſchnur entdekken koͤnnen. Was hinge-
gen die Anhaͤngſel der Knorpel betrift, ſo werden dieſel-
be an der Stelle, wo ſie ſich mit dem Knochen verbin-
den,
[141]Schlagadern.
den, von einem mit Gefaͤſſen durchflochtnen Ringe uͤber-
kleidet, aus dem man, bei jungen Thieren, kleine Aeſte
wahrnimmt, die in die Knorpel uͤbergehen (b). Die
Schlagadern breiten ſich indeſſen auf eine ganz andre Art
aus, als die Blutadern zu thun pflegen. Denn da die
Blutadern ihre Staͤmme unter der Haut, und die kleinen
Aeſte in einer groͤſſern Tiefe fortfuͤhren, ſo ſind die
Schlagadern dagegen unter der Haut nur mit kurzen und
kleinen Aeſten verſehen, ihre groͤſſern Staͤmme aber lau-
fen viel tiefer, und nach ſolchen Gegenden fort, wo ſie
vor Verlezzungen geſichert ſind. Folglich begleiten die
Schlagadern nicht uͤberall eine Blutader, wenn man
nicht ohne Noth die kleinen tiefen Blutadern mit Ge-
walt dahin rechnen will, welche die Schlagadern beglei-
ten, oder die kleinen Schlagaederchen auf den Oberflaͤ-
chen, welche hie und da neben den groſſen Blutaderſtaͤmmen
hinlaufen. Solchemnach verlaſſen alſo die Blutadern
an ſehr vielen Orten die Schlagadern gaͤnzlich. Die
Wirbelſchlagadern ſteigen durch die knochenhafte Kanaͤle
der Queerfortſaͤzze, und die Blutadern neben dieſen Fort-
ſaͤzzen ganz frey in die Hoͤhe. Die Schlagadern der
Gliedmaſſen, als der Ellbogenroͤhre, die Spindelſchlag-
ader, die Schlagader der Fusſchiene, die hintere Schie-
nenſchlagader (peronea), die der Zunge zugeordnete,
haben ſtatt mehrerer Blutadern nur eine einzige, und
noch dazu nicht allzugroſſe, zur Gefehrtin neben ſich.
Hingegen laufen groſſe Blutadern, z. E. die Kopfader,
die Leberader am Arme (baſilica), beide Roſenadern
(ſaphena), die aͤuſſere Droſſelblutader, ganz, ohne eine
Begleitung von Schlagadern neben ſich zu haben, oder
wenigſtens nur in Geſellſchaft von ſehr kleinen Zweiglein,
unter der Haut fort. Es erhellet hieraus die Behutſam-
keit der Natur, da ſie der Gefahr ausweichen wollen, wel-
che von einer Schlagaderwunde entſtehen koͤnnte, indem
die
[142]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
die naͤchſte Kraft des Herzens das Blut ſehr ſchnell in
die Schlagadern treibt, und es in den Verwundungen
derſelben auf die gefaͤhrlichſte Weiſe ausſchuͤttet, da es
hingegen vermittelſt der Blutadern, nachdem es einen
groſſen Theil von ſeiner Geſchwindigkeit verlohren hat,
wieder nach dem Herzen zuruͤkkehret. Wo nun aber die
Blutadern einen ſichern Weg haben, und von Knochen
oder groſſen Muskeln beſchuͤzt werden, da bekommen ih-
re Staͤmme uͤberall Schlagadern zu Gefaͤhrten, wie
man z. E. an denen Schlagadern des Gekroͤſes, der Nie-
ren, Lunge, des Bekkens, den Schienbeinsſtaͤmmen
und denen des Oberarmes ſiehet. Eine Ausname hier-
von haben wir hingegen an der beſondern Bauart der
Blutadern im Gehirne, wo ſich die kleinſten Aeſte von
beiderlei Geſchlechtern einander ſelbſt zu begleiten pflegen.
Solchergeſtalt kommen die Blutadern, welche ober-
werts auf dem Schienbeine von den Schlagadern abge-
hen, an den Zeen wieder zu denenſelben zuruͤk. Man
hat keine Schlagader in der Haut, die von einiger maͤßi-
gen Laͤnge waͤre, denn die Schlagadern des Hirnſchedels
kann man nicht hieher rechnen, indem die Unterlage nicht
verſtattet hat, daß dieſelben tiefer haͤtten koͤnnen verſen-
ket werden. Eben ſo wenig giebt es eigene und beſon-
dere Blutadern, die tief liegen, wie man an der Pfort-
ader, der ungepaarten, und den Kranzadern, ſiehet;
denn ob ſich ihre Staͤmme gleich ein wenig von den
Schlagadern entfernen, ſo begleiten ſich doch dagegen
ihre Aeſte unter einander. Ueberhaupt haben die Blut-
adern ihr Spiel allenthalben mehr in dem veraͤnderlichen
Laufe, den ſie beobachten, da hingegen die Schlagadern
ſchon eine beſtimmtere und beſtaͤndigere Richtung ha-
ben. Daher hat auch noch niemand ſich getrauet, uns
eine umſtaͤndliche und genaue Beſchreibung von jenen
mitzutheilen. Von ihrer Anzal werden wir in dem Ar-
tikel von den Blutadern eine Vergleichung anſtellen.


§. 17.
[143]Schlagadern.

§. 17.
Die Schlagaderaeſte.
Anzal ihrer Zertheilungen.


Nachdem wir alſo die Staͤmme der Schlagadern in
Betrachtung gezogen, ſo gehen wir zu ihren Aſtaus-
ſchuͤſſen fort, unter welchen die groſſen auf gleiche Art
wie die groͤſſern Fluͤſſe, ihre beſondern Namen bekommen
haben, die mittelmaͤßigen dagegen in den wenigſten Ge-
genden unſers Koͤrpers zur Zeit noch beſchrieben worden,
und die unzaͤlbare Menge der ganz kleinen und haarfoͤr-
migen die Geduld des beſten Zergliederers ermuͤdet. Es
kommt bey dieſen Aeſten ſehr vieles vor, das wir aller-
dings genauer zu betrachten Urſach haben.


Um von denen einfacheren den Anfang zu machen,
ſo laͤſt es ſich ſchwer beſtimmen, wie oft ſich Schlag-
adern zertheilen, die ihren Namen annoch unveraͤndert
beibehalten. Keil(c) war hierinnen ſehr freigebig, und
beſtimmte ihnen vierzig und funfzig Zertheilungen, legte
auch dieſe zalreiche Zeracſtelung groͤſtentheils bei ſeiner
Theorie zum Grunde, ohnerachtet dadurch gar wichtige
Hinderniſſe, in Anſehung der Geſchwindigkeit der Bewe-
gung des Blutes in den kleinſten Gefaͤſſen, entſtehen. Es
wird ein groſſer Theil von der Bewunderung, mit der
man gegen ſeine Rechnung moͤchte eingenommen werden,
von ſelbſten wegfallen, wenn man die Menge ſeiner
herausgebrachten Zeraeſtelungen verringert, und ich hal-
te auch in der That dafuͤr, daß ſie muͤſſe vermindert wer-
den. Jch habe einige mal die Zertheilungen derer Aeſte
an denen Membranen derer Gedaͤrme, die ich genau aus-
geſprizzet hatte, gezaͤlet, nachdem ich den Anfang der
Zertheilungen in dem Herzen feſtgeſezt, und das Ende
in den kleinſten verſchwindenden Schlagaederchen ange-
nommen,
[144]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nommen, ſo klein, wie ſie noch das Auge entdekken kann.
Gleichwol habe ich niemals uͤber zwanzig Zertheilungen
herausgebracht; es koͤnnen auch noch uͤber den Aeder-
chen, die ich vor die lezten anſahe, nicht ſehr viele Thei-
lungen bis zu den Anfaͤngen der Blutadern mehr ſtatt
haben, theils weil die kleinſte ſichtbare Schlagaͤderchen
ganz kurz, und kaum etliche wenige Linien lang ſind,
theils weil ich auf der Erhabenheit der Gedaͤrme ſelbſt zu
zaͤlen aufhoͤrte, welche ohnehin von dem Eintritte der
Staͤmme am weitſten entfernet iſt. Das kommt mir
aber nicht wahrſcheinlich fuͤr, daß die Schlagaͤderchen
uͤber dieſe Erhoͤhung hinaus bis in die Blutaͤderchen der
halbrunden Oberflaͤche eines andern Darms fortlaufen
ſollten.


§. 18.
Die Oefnung der Aeſte im Lichten iſt groͤſſer,
als eben dergleichen Oefnung am Stamme.


Es iſt diejenige Beobachtung von groͤſſerer Wichtig-
keit, aus welcher erhellet, daß im ganzen Thierkoͤrper (d),
ſo oft eine Schlagader ſich zertheilet, allezeit, und ohne
daß man ein gegenſeitiges Beiſpiel findet, die Oefnung
des Stammes im Lichten kleiner ſey, als die Summe ſol-
cher Oefnungen an zwoen Aeſten, die aus ſolchem Stam-
me entſpringen. Es iſt mir unbekant, ob jemand dieſe
Eigenſchaft der Schlagader vor dem Will. Cole(e) ein-
geſehen. Joh. Loke ſchloß mit vieler Scharfſinnig-
keit, es befaͤnde ſich mehr Maſſe in allen Endigun-
gen der Aeſte zuſammengenommen, als im Stamme
ſelbſt (e*), ob er gleich nicht von ihren Oefnungen im
Lich-
[145]Schlagadern.
Lichten handelte. Man muß aber dieſes Geſez auf das
genaueſte unterſuchen und erwegen.


Man ſuchte naͤmlich das Verhaͤltnis, worinnen die
Oefnungen der Aeſte gegen die Oefnungen des Stammes
eigentlich ſtehen. Der erſte Erfinder beſtimte zwar die-
ſes Verhaͤltnis nicht, er behauptete aber dennoch, daß
es beſtaͤndig zuneme, alſo daß die Staͤmme um deſto klei-
ner als die Summe der Aeſte ausfielen, je weiter ſie von
dem Herzen ſich entfernet haͤtten, bis endlich die Oefnungen
der aͤuſſerſten und haarfoͤrmigen Aeſte, wenn ſie zuſam-
mengenommen wuͤrden, ihre Staͤmme in dem hoͤchſten
Verhaͤltnis uͤbertraͤfen. Und in dieſen Punkten handelt
er nicht ohne gute Erfarungen (f), ob er gleich daruͤ-
ber von dem beruͤhmten Geuder(g) getadelt worden.


Daher ſchrieb der ehemals beruͤhmte Wundarzt und
Zergliederer Buſſiere, daß die Schlagadern kleiner waͤ-
ren, als ihre Aeſte zuſammengenommen, und ſezzete ih-
nen folgendes Verhaͤltnis. Es ſey der abſteigende
Durchmeſſer der Aorte in einem Knaben 4 Linien lang;
an den ſaͤmtlichen Jnterkoſtaladern zuſammengenommen,
betruͤgen die Oefnungen 14 Linien im Lichten; die Ge-
kroͤsſchlagadern hielten 9 Linien: wenn man alſo dieſe
Aortenaͤſte nur allein berechnete, ſo verhielten ſich die
Aeſte zu ihrem Stamme, wie 16 zu 23. (h).


Archibald Pitkarn behauptet, daß ſich die Oefnun-
gen der Schlagadern beſtaͤndig vergroͤſſerten, je weiter
ſie ſich vom Herzen entfernten (i); weiter iſt er nicht ge-
kommen.


Jakob
K
[146]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Jakob Keil, der zuerſt die mathematiſch-mediciniſche
Methode und die Logarithmen, zur Beſtimmung der Ge-
ſchwindigkeiten fluͤßiger Dinge im Koͤrper, anwendete,
wuſte ſich beſonders der jeztgedachten Eigenſchaft der
Schlagader vortreflich zu bedienen. Er gruͤndete ſeine
Verſuche auf die von dem geſchikten Wundarzte, Wil-
helm Cowper, mit Wachs ausgeſprizzte Gefaͤsſkelet-
te, und er maß zuerſt das Verhaͤltnis der Aorte zu
ihren Aeſten aus. Dieſes ſezzte er auf 100000 gegen
102740 (k), und bey denen Schlagadern der Huͤfte
war das Verhaͤltnis zwiſchen dem Stamm und denen
Aeſten, wie 10000 zu 12387 (l); oder kuͤrzer, ſie ver-
hielten ſich wie 4 zu 5; am Gekroͤſe aber maß er eben-
falls die Aeſte zuſammen aus, und brachte das Verhaͤlt-
nis wie 15129 zu 37418 heraus, welches ungleich groͤſ-
ſer iſt. Ferner uͤberlegte er auch, daß ſich eine Schlag-
ader nicht etwa nur einmal, oder in wenige Aeſte zerthei-
le, ſondern daß ſie Aeſte aus Aeſten von ſich ſtrekke, de-
ren Fortſaͤzze von neuem wieder Oefnungen bekaͤmen, die
viel groͤſſer als ihre Stammoͤfnungen waͤren. Da ſich
nun alſo die Summe der Oefnungen derer Aeſte von der
zwoten Zertheilung, zu dem erſten Stamme eben ſo ver-
haͤlt, wie ſich die Oefnungen der erſten Zertheilung zu
eben dem Stamme quadrirt verhalten; und eben daſſelbe
Verhaͤltnis an den Aſteroͤfnungen der dritten Theilung
zu ihrem Stamme der Cubus von dem anfaͤnglichen
Verhaͤltniſſe iſt, und ſolchergeſtalt weiter waͤchſt, ſo
wird ſich endlich in jedweder Zertheilung die zuſammen-
genommene Summe der Aeſte zu der Oefnung des erſten
Stammes, wie die erſten Aeſte zu ihrem Stamme ver-
halten, wenn ſie zu der Potenz erhoben worden, deren
Exponent die Anzal derer Zertheilungen iſt (n). Gaͤbe es
demnach
(m)
[147]Schlagadern.
demnach vierzig ſolcher Zertheilungen, und bliebe das
Verhaͤltnis des Stammes zu zween Aeſten jederzeit wie
10000 zu 12387, ſo wird ſich die Stammoͤfnung zu
allen Aſtoͤfnungen zuſammengenommen, wie 5233 zu 1
verhalten (o), und wenn wan funfzig Zertheilungen haͤt-
te, ſo kaͤme das Verhaͤltnis, wie 44507 zu 1 heraus (p),
und wuͤrde alſo unendlich groͤſſer werden, wenn man hun-
dert Zertheilungen faͤnde, und man das Verhaͤltnis der
Aeſte aus der hundertſten Theilung zu ihrem Stamme
ſuchen wollte.


Daher entdekkte der beruͤhmte Leibarzt, Joh. Claud.
Adrian Helvetius, der ſich zur Berechnung der Schlag-
adern im menſchlichen Koͤrper ebenfalls neuer Maaſſe be-
diente (q), ein ganz ander Mittelverhaͤltnis der Staͤm-
me zu den Aeſten, naͤmlich 256 zu 284, oder 84 zu 71,
und er vertheidigte dieſes Verhaͤltnis in dem vor kurzen
herausgegebenen Werke gegen den Joh. Beſſe(r), wor-
innen er nochmals verſichert, daß dieſes bey einem Kna-
ben das Verhaͤltnis der Aorte zu den zuſammengenom-
menen Oefnungen der Schluͤſſelpulsadern, der linken
Hals-Bauch-Gekroͤs-Nieren- und Bekkenſchlagadern
waͤre. Jndeſſen iſt dieſe Art Verhaͤltniſſe auszurech-
nen ungemein von derjenigen unterſchieden, deren ſich
andre phiſiologiſche Schriftſteller bedienet haben: denn
Helvetius vergleichet nicht den Stamm mit den zwee-
nen Aeſten einer einzigen Zertheilung, ſondern mit den
Aeſten von 9 auf einander folgenden Zertheilungen.


Mit dem Helvetius ſtimt der ehedem beruͤhmte Arzt
Silva(s) durchgaͤngig uͤberein, daß die Oefnungen der
Schlagader im Lichten im Fortgange immer mehr zuneh-
K 2me,
[148]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
me, und daß der Aortenſtamm ſich zu den Oefnungen der
haarfoͤrmigen Schlagadern, wenn man das kleinſte
Wachstum annimt, wie 1 zu 500 verhalte (t).


Eben dergleichen Gedanken hat auch Thom. Mor-
gan,
ſezzet aber noch dieſes hinzu, daß das Verhaͤltnis
des Stammes zu den Aeſten der kleinſten und haarfoͤr-
migen Gefaͤſſe kleiner werde (u). Endlich hat ſich Georg.
Martine voͤllig auf dieſe Betrachtung gelegt, und in
der nach ſeinem Tode bekant gemachten Auslegung der
Euſtachiſchen Tafeln ſich deutlicher daruͤber erklaͤret.
Weil er ſich nun dieſer Tafeln, die Schlagaders-Durch-
meſſer zu unterſuchen, bediente (x), ſo ſezte er dieſes als
ein Geſez zum Grunde, daß das gemeinſchaftliche Ver-
haͤltnis des Stammes zu ſeinen Aeſten, wie 100 zu 122,
133 und 125, oder wie in dem erſten Keiliſchen Ver-
haͤltniſſe, beynahe wie 4 zu 5 waͤre; wenn aber mehrere
Aeſte vorhanden waͤren, ſo ſezte er das Verhaͤltnis, wie
100 zu 138, feſte (y). Ueberhaupt hat er den Durch-
meſſer einer jeden Schlagader mit der Cubikwurzel derje-
nigen Zal gleich geſezt, die aus der Summe derer Cubo-
rum von denen Durchmeſſern aller Aeſte entſtehet (z).
Allein dieſe Hipotheſe iſt in der That wenig von einer
Muthmaſſung unterſchieden, und es hatte der vortrefli-
che Euſtachius, ſo oft er einige Theile des menſchli-
chen Koͤrpers abgezeichnet lieferte, vielmehr auf die Haupt-
ſachen, auf die wahre Lage und Ordnung der Aeſte, und
beſonders darauf ſeine Abſicht gerichtet, daß er Veſals
Fehler widerlegen wollte, und alſo bekuͤmmerte er ſich
um dieſe kleine Maaſſe der Durchmeſſer wenig.


Etwas
[149]Schlagadern.

Etwas gar zu ſparſam war ferner Joh. Tabor, ein
andrer mathematiſcher Arzt, in ſeinen Abmeſſungen, in-
dem er die Oefnung aller Aeſte zuſammengenommen, zur
Aorte, wie 8½ zu 1 anſezzete (a).


Franz Nicholls, der leztere engliſche Leibarzt, be-
diente ſich andrer Maaſſe, und bekam daher auch andre
Verhaͤltniſſe (b). Er beſtimte demnach die Summe der
Aſtoͤfnungen zur Stammoͤfnung jederzeit nach dem Ver-
haͤltnis von anderthalb. Folglich nahm er ſein erſtes
Verhaͤltnis von den Gekroͤsſchlagadern der erſten Zerthei-
lung, wie \{100}{10} zu \{49}{7}\{64}{8} her, welches ſoviel als wie 10
zu 15 betraͤgt. Fuͤr die zwote Zertheilung ſezte er die
Stammeroͤfnung wie \{64}{8}, die Aſtmuͤndungen \{49}{7} und \{25}{7},
welches wieder wie 8 zu 12 iſt. Von der dritten Zer-
theilung gilt eben dieſes.


Endlich lieferte der vortrefliche Joh. Baxt. Se-
nak
(c) nicht ſowol die wahre Muͤndungen der Staͤm-
me im Lichten, ſondern vielmehr ihre Durchmeſſer, wel-
che er in ſehr groſſen Zalen ausdrukkte. So betraͤgt der
Aortenſtamm bey dieſem beruͤhmten Manne 90000 ſol-
cher Theile, deren 118490 auf alle Aeſte zuſammengehen.
An der Achſelſchlagader iſt der Stammdurchmeſſer von
22801 Theilen, die Durchmeſſer aber von fuͤnf Aeſten
enthalten 36499 von dergleichen Theilen. Der Durch-
meſſer der Schlagader des Oberarms betraͤgt 6241, die
Oefnungen der Spindel- (radialis) und Ellbogenſchlag-
ader (cubitalis) zuſammen hingegen 8441. Ferner ver-
haͤlt ſich die Aorte nahe am Urſprunge der Bauchſchlag-
ader (coeliaca) wie 42500; der Stamm der Aorte un-
terhalb der Theilung, und zugleich in Verbindung mit
dem Stamme der Bauchſchlagader, wie 57249. Die
K 3Aor-
[150]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Aorte verhaͤlt ſich gegen die Bekkenſchlagadern (iliacae)
wie 24964 zu 28573. Jch habe dieſe Zalen, nachdem
ich davon die Tauſende abgeſchnitten, auf ihre erſten und
Hauptzalen gebracht, hernach ihre Quadrate genommen,
damit ich die Verhaͤltniſſe ihrer Oefnungen im Lichten
herausbringen koͤnnte. So iſt alſo das erſte Verhaͤlt-
nis beinahe wie 81 zu 144; das zweite wie 484 zu
1296, in welchem Exempel der Stamm um ein merkli-
ches kleiner iſt. Jm dritten Exempel koͤmt das Verhaͤlt-
nis wie 36 zu 64, und im vierten wie 1764 zu 3249
heraus.


Mit dieſen Verſuchen habe ich die meinigen vergli-
chen: ich nahm verſchiedne Maaſſe von Schlagadern,
die mit Wachs ausgeſprizzt waren, und von aufgetrok-
neten Aderſiſtemen. Jn einem einzigen Exempel, bey
einem neugebornen Kinde, iſt der quadrirte Durchmeſſer
des Aortenſtammes 0.004900; die zuſammengenom-
mene Oefnungen von dreien Aeſten des Aortenbogens
0.003866; die Aortenoͤfnung unterhalb der Zerthei-
lung 0.002209; folglich die Aſteroͤfnungen zuſammen-
genommen 6075, da der Stamm 4900 betrug. An
einem andren Gegenſtande waren die Verhaͤltniſſe wie
3789 zu 4659; und noch in einem andren wie 1521 zu
2250. Man findet aber, daß dieſes Verhaͤltnis groͤſ-
ſer iſt, weil in dergleichen Alter der Schlagadergang die
zwote Wurzel von der abſteigenden Aorte iſt, und alſo
die Aorte, welche aus der linken Herzkammer koͤmt, nicht
der ganze Aortenſtamm iſt. An der Gekroͤsſchlagader
fand ich den Stamm zu eilf Aeſten wie 529 zu 988; an
der Halsſchlagader (carotis) bemerkte ich, daß die Oef-
nungen des gemeinen Stammes 529 zehntauſend Zoll-
theile; die Oefnungen der Gehirnſchlagader aber und der
aͤuſſern zuſammengenommen, 768 betrugen. An eben
dem Menſchen maß ich das Quadrat von der Oefnung
der aͤuſſern Halsſchlagader, (denn ich verſtehe jederzeit
Qua-
[151]Schlagadern.
Quadrate darunter,) uͤber der Schilddruͤſe (thyreoidea),
und fand es 169, die Oefnungen von fuͤnf Aeſten, wel-
che die Halsſchlagader hier dicht neben einander von ſich
ſtrekkt, 376. Jch uͤbergehe die uͤbrigen Maaſſe, deren
ich noch ſehr viele von den Schlagadern genommen ha-
be. Man kann indeſſen aus denen angefuͤhrten leicht
ſchlieſſen, daß ſich die Stammoͤfnung zu den Aeſten bei-
nahe wie anderthalb, oder um etwas weniger, verhalte,
daß alſo fuͤr den Antheil der Aeſte etwas mehr heraus-
kommt. Daß aber dieſe Verhaͤltniſſe nicht allezeit uͤber-
ein gleich ſind, kann man aus den Maaſen leicht ab-
nehmen, und es ſcheinen die Aſtoͤfnungen in den klein-
ſten Gefaͤſſen, in Abſicht auf die Portion des Stammes,
kleiner zu ſeyn. Es iſt etwas ganz bekanntes, daß man
bey denen Froͤſchen wahrnimt, wie zwei Blutadern des
Gekroͤſes, die nur ein Blutkuͤgelchen durchlaſſen, ſich in
einen einzigen Stamm zuſammen vereinigen, durch wel-
chen hernach zwei ſolche Kuͤgelchen hindurchgehen. Jn
dieſem Exempel kann man den Durchmeſſer eines Kuͤgel-
chen fuͤr den Durchmeſſer des Gefaͤſſes annehmen, wel-
ches von jenen ausgefuͤllet wird, und wovon daſſelbe das
eigentliche Maas abgiebt. Solchergeſtalt wird man
den Durchmeſſer des Stammes wie 2, die Summe der
Durchmeſſer der verbundnen Aeſte auch wie 2, die
Stammoͤfnung im Lichten wie 4, und die Summe der
Aſtoͤfnungen auch wie 2, mithin alſo die Stammoͤfnung
doppelt ſo gros als die Aſtoͤfnungen finden. Wenn ſich
nun zwo Blutadern, die ein Kuͤgelchen tragen, in eine
einzige Ader von gedoppelten Durchmeſſer verwandeln,
ſo kann man aus dem Grunde der Aehnlichkeit ſchlieſſen,
daß ein Schlagaͤderchen, welches zwo Kugeln faſſet,
gleichfalls in zweene Aeſte, davon jeder ein Kuͤgelchen
durchgehen laͤſſet, getheilet werden koͤnne, wenn gleich
das Vergroͤſſerungsglas dergleichen kleine Schlagadern
kaum entdekken kann.


K 4So
[152]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

So unbeſtaͤndig und veraͤnderlich aber der Begriff
von den Verhaͤltniſſen der Stammoͤfnung zu den Muͤn-
dungen der Aeſte iſt, ſo wird indeſſen doch jederzeit gezei-
get, daß das Schlagaderſiſtem ein verkehrter Kegel ſey,
deſſen Spizze im Herzen ſtekkt, und wozu man die Grund-
flaͤche in den kleinſten Schlagadern des ganzen Koͤrpers
annehmen muß (d), und hieraus entſtehet ein groſſer Be-
trag fuͤr die Summe aller Aeſte gegen den Stamm ge-
rechnet. Denn wenn man auch eine ganz leidliche Rechnung
macht, und von der Aorte bis zum kleinſten Schlag-
aͤderchen im ganzen Koͤrper zwanzig Zertheilungen ſezzet,
ſo wird man dennoch finden, daß das Verhaͤltnis aller
Aeſte zur Aorte zum naͤchſten wie die zwanzigſte Potenz
der Zal 3, zur zwanzigſten Potenz der Zal 2 ſeyn werde,
welches ein ſtarkes Verhaͤltnis, und viel groͤſſer iſt, als
20 zu 1, das der vorgedachte beruͤhmte Mann (e) ange-
nommen hat; ingleichen auch das andere Verhaͤltnis
uͤbertrift, nach welchen eben derſelbe die vierzig erſten
Aeſte der Aorte um ein Achttheil groͤſſer annimt, als den
Aortenſtamm (f). Man kann auch die Einwendung
mehrgemeldeten beruͤhmten Mannes gegen die Cowperi-
ſchen
Unterſuchungen, worauf ſich doch der Keiliſche
Calculus gruͤndet, nicht ſchlechterdings annehmen.
Denn er behauptet dagegen, es waͤren die Aeſte zu ſehr
erweitert worden, weil ſie an ſich ſchwaͤcher waͤren (g).
Man hat aber in der That ſchon oben (h) gezeiget, daß
die Aeſte mehr Staͤrke haben, als ihre Staͤmme. Und
das alles muß ſeine Beſtimmung aus der Zergliederungs-
lehre erhalten, und man darf keineswegs von der Zuruͤkk-
haltung oder langſamern Bewegung des Blutes, von der
man ſonſt glaubet, daß ſie fuͤrnemlich in denen kleinſten
Gefaͤſ-
[153]Schlagadern.
Gefaͤſſen erfolge, ob ſie gleich noch nicht deutlich erwie-
ſen iſt, auf die beſondere Weite ſolcher Gefaͤſſe den
Schluß machen.


§. 19.
Der Winkel, den die Aeſte mit ihren
Staͤmmen machen.


Das naͤchſte, wovon wir hier zu reden haben, ſind
die Winkel, unter denen ſich die Schlagadern zertheilen,
und davon verſchiedene beruͤhmte phiſiologiſche Schrift-
ſteller gehandelt haben. Es iſt aber noͤthig, daß wir bey
dieſer Gelegenheit die Zergliederer erinnern, alle moͤgliche
Vorſichtigkeit zu beobachten, und dahin zu ſehen, daß,
wenn ſie Winkel an denen Gefaͤſſen meſſen wollen, ſol-
che dazu erwaͤhlet werden, die nicht zerzerret ſind, und
daß nicht etwa das Zellgewebe vorher von den Schlag-
adern abgeloͤſet werde. Denn ſobald dieſes geſchiehet, ſo
wird man allerlei wunderliche Veraͤnderungen von Win-
keln herausbringen, und nichts weniger, als die natuͤrliche
Beſchaffenheit beſtimmen. Es werden alle Winkel groͤſ-
ſer, als ſie in ihrem natuͤrlichen Zuſtande ſind, ſo bald
man dieſe Baͤnder zerſchneidet, als welche die in der Naͤ-
he liegende Gefaͤſſe allezeit genauer mit einander vereini-
gen und zuſammen verbinden. Daher ſtellen ſolche ana-
tomiſche Tafeln, die nach voͤllig gereinigten Gefaͤſſen ge-
zeichnet ſind, beinahe alle Winkel ungleich groͤſſer vor,
als ſie in einem belebten Koͤrper zu ſeyn pflegen. Die
ganz ſpizzigen Winkel, dergleichen der Leber- und Gallen-
blaſengang unter ſich beſchreiben, verwandeln ſich in halb-
rechte. Die ſpizzigen Winkel, dergleichen die Ribben-
ſchlagadern oder Lendenſchlagadern zwiſchen der Aorte
und Nierenſchlagadern machen, werden zu rechten. Und
es koͤnnen ebenfalls aus ſpizzigen ſtumpfe Winkel werden,
wie wir bald zeigen wollen.


K 5Es
[154]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Es iſt demnach das erſte Geſez dieſes, daß, ſobald
ſich Schlagadern zertheilen, allemal der groͤſſere Aſtaus-
ſchus eben die Richtung des Stammes behaͤlt, und
hingegen der kleinere unter einer ſchiefen Richtung aus
dem Stamme herausgehet (i). Ferner ſind uͤberhaupt
die mehreſten Winkel, in die ſich die Schlagadern im
menſchlichen Koͤrper zertheilen, kleiner als rechte Win-
kel, und ſpizzig, oder naͤhern ſich mehr denen geraden,
oder ſind auch oͤfters halbſpizzig, oder endlich ſcharfſpiz-
zig, und dieſe werden ziemlich oft gefunden. Gemeinig-
lich beobachtet man an den Baumblaͤttern faſt eben der-
gleichen Winkel, unter denen ſich die Gefaͤſſe oder Rib-
ben, wie man ſie nennt, zertheilen. Diejenigen Win-
kel, welche die drei aus dem Aortenbogen ſteigende groſſe
Aeſte mit dem Fortſazze des Aortenſtammes machen, ſind
ſpizzig, aber von ziemlicher Groͤſſe. Eben ſo ſind dieje-
nigen, die die Aorte mit den interkoſtal-und Lendenae-
ſten beſchreibt, gros, jedoch dabei etwas kleiner als die
rechten Winkel. Spizzig iſt der, wo die Zwerchfells-
Bauchs- (coeliaca) oder Gekroͤsſchlagader hervortritt.
Unter einem ſpizzigen aber etwas groͤſſern Winkel kom-
men die Nierenſchlagadern; unter einem ſehr ſpizzi-
gen aber zum oͤftern, und unter einem gewoͤhnlich ſpizzi-
gen allezeit, die Saamenſchlagadern herfuͤr. Die Aorte
theilet ſich unter einem ſpizzigen, beinahe halbrechten, in
die Bekkenſchlagadern, und dieſe hinwiederum faſt auf
gleiche Weiſe in die Schlagader des Unterbauchs und die
Huͤftenſchlagader. Aus einem ſpizzigen, und bisweilen
ſehr ſpizzigen entſpringen die groſſen Huͤftenaeſte, als die
tiefe Schlagader an der Huͤfte, die hintere an dem
Schienbeine, die an der Schienenroͤhre und andre mehr.
Die Halsſchlagadern zertheilen ſich unter denen kleinſten
Winkeln, indem eine jede dererſelben aufwerts nach dem
Kopfe
[155]Schlagadern.
Kopfe in die Hoͤhe ſteigt. Weniger ſpizzig ſind die Win-
kel, unter denen die Schlagader des Luftroͤhrenkopfes, der
Zunge, und des Hinterhauptes zum Vorſchein kommen.
Eben ſo ſpizzig ſind die meiſten Schlagaderwinkel im Ge-
ſichte, oder die am Oberarme (l).


Die recht-ſcheinende Winkel, und die man vor rech-
te ausgibt, waren gemeiniglich, ehe noch die Zergliederer
ihre genauere Unterſuchungen anſtelleten, kleiner als
rechte, und hiervon ſind nicht einmal die vordern Schlag-
adern des Kreuzes, oder der Fuswurzel ausgenommen.


Diejenigen Aeſte, welche man ſtumpfwinklichte zu
nennen pflegt, ſind, wie ich ſchon laͤngſtens gemeldet (m),
und wie der beruͤhmte Roederer ebenfalls (n) anmerkt,
in ihren erſten Anfaͤngen ſpizzig geweſen, alſo daß ſie
zwar aus dem Stamme mit dem Fortſazze deſſelben un-
ter einem ſpizzigen Winkel hervorkommen, nachhero
aber, nachdem ſie ſich zuruͤkgebogen und gewendet, wie-
der gegen die Richtung ihres Stammes zuruͤkkehren.
Von dieſer Art finde ich die Winkel an den Nabel-Ober-
bauchs-und Jnterkoſtalaeſten von der Aorte, an denen
naͤhrenden Schlagadern der Huͤfte, des Ellbogens, der
Spindel und andern mehr, wiewol ſie, nach weggeraͤum-
ten Zellgewebe, allerdings unter einem ſtumpfen Winkel
eben ſo zu entſpringen ſcheinen, als verſchiedne andre
Schlagadern, die am Schienbeinanhaͤngſel aus der vor-
dern Schlagader des Schienbeins hervorkommen (o),
ingleichen die aus den Schlagadern des Bekkens zu den
Nieren zuruͤkkehren (p), ferner die aus den Aderſtaͤm-
men des Oberarms neben dem Ellbogengelenke kommen,
und ſich wieder nach den Schultern zuruͤkke wenden (q),
nicht
[156]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nicht weniger diejenigen, welche vom Kniekehlenſtamme
zum Huͤftenanhaͤngſel heraufſteigen (r), und ſich zu dem
Gelenke deſſelben, wo es mit dem Schienbeine grenzet,
wenden (s), und endlich die Schlagadern, welche aus
dem tiefen Bogen der flachen Hand (t), oder der Fus-
ſole (u), zu der Hand- und Fuswurzel wieder zuruͤkkeh-
ren. Am groͤſten, und entweder ſtumpf, oder ohnfehl-
bar recht, ſcheinen die Winkel neben dem Urſprunge der
vordern Ruͤkmarksſchlagadern (x), der untern Gehirn-
ſchlagadern (y) und der Kranzſchlagadern (z) zu ſeyn.


Jn der That findet man bei den Winkeln gar keine
Ordnung, nach welcher die Schlagadern aus der Aorte
und ihren Staͤmmen kommen, und es haben vormals
verſchiedene beruͤhmte Maͤnner ſich allzuſehr auf einen
bloſſen angenommenen Saz gegruͤndet, wenn ſie vorge-
geben, daß kleine Aeſte unter groſſen Winkeln, und groſſe
Aeſte unter kleinen herfuͤr kaͤmen (a): oder wenn ſie be-
haupteten, die Aeſte der kleinen Schlagadern, die nicht
weit vom Herzen entfernt ſind, waͤren ſtumpfwinklig, es
wuͤrden aber dieſe Winkel nachgehens allmaͤlich ſpizzi-
ger, und endlich bei ihren aͤuſſerſten Endigungen hoͤchſt-
ſpizzig (b). Denn man ſiehet ja, daß die Kranzadern
unter dem groͤſſeſten Winkel entſtehen; desgleichen auch
die Jnterkoſtal-Lenden-und Anhaͤngſelſchlagadern; die
Saamenſchlagadern hingegen beſchreiben nur einen klei-
nen Winkel, und die mittlere Schlagader des Kreuzes
(ſacra
[157]Schlagadern.
(ſacra media) den allerkleinſten: allein bald hernach brei-
ten ſich wiederum die Seitenſchlagadern des Kreuzes in
ſehr groſſe Winkel aus, worauf andere, die aus ganz
kleinen Winkeln entſtanden ſind, folgen, oder um die-
ſelben herum ſich ausbreiten, damit ſie hernach aus den
Bekken herausgehen koͤnnen, als wie die hintere Schlag-
ader des Bekkens, der Huͤfte und des Maſtdarms.


Unterſuchet man die Winkel der kleinern Schlagadern,
ſo zeiget es ſich, daß die meiſten, eben wie bey denen
groſſen Schlagadern, ſpizzig, andere ſcharf ſpizzig, noch
andere groͤſſer, halbrecht, u. ſ. w. ſind. Mit denen
Verſuchen aber dererjenigen, welche denen kleinſten
Schlagadern in den Muskeln (c), und der Gallenblaſe
(d), rechte Winkel zugeſchrieben haben, ſtimmen weder
meine, noch Ruyſchens(e), noch auch Leeuwen-
hoeks
Verſuche uͤberein, indem nach dieſen die Winkel
derer meiſten kleinſten Gefaͤſſe ebenfalls ſpizzig, und eini-
ge auch, wie die Erfarung lehrt, ſtumpf ſind. Es
wird aber allen Anſehen nach von dieſen Schlagadernez-
zen, und ihren Winkeln, viel bequemer in dem 7 Bu-
che,
welches fuͤr die Abſonderungen beſtimmt iſt, koͤn-
nen gehandelt werden.


§. 20.
Die Beugungen der Schlagadern.


Wir muͤſſen auch die Beugungen nicht uͤbergehen,
welche den Schlagadern gemein ſind. Es kruͤmmen ſich
aber gemeiniglich diejenigen, welche man mit Talg aus-
ſprizzt, und das betrift ſo gar ſolche, von denen man es
am wenigſten vermuthen ſollte, naͤmlich die Schlagadern
der
[158]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
der aͤuſſerſten Glieder, die beiden des Knochenbandes,
die Schienen- (tibialis) (g), die Schienenroͤhre- (pero-
nea
) (h), Fusſolen- (i), die vordre Schienen- (tibialis
anterior
) (l), die Spindel- (radialis), Ellbogen- (ulnaris)
(m), Wirbel- (vertebralis) (n), Leber- (o), Ruͤkmarks-
(ſpinalis) (p), und die Augenſchlagadern (q). Es ſchei-
net indeſſen dergleichen Ausfuͤllung die Ader in eben den
Zuſtand zu verſezzen, in welchen ſie ſich unter der Puls-
erweiterung (diaſtole) befindet: daher es dann ſehr wahr-
ſcheinlich iſt, daß dergleichen Schlagadern auch in leben-
digen Menſchen und Thieren wechſelweiſe muͤſſen gebo-
gen ſeyn, und es ſtimmet auch dasjenige damit uͤberein,
was ich in geoͤfneten lebendigen Thieren wahrgenommen
habe. Trift man aber dieſe Schlagadern, wie es bey
todten Koͤrpern gemeiniglich geſchiehet, vom Blute leer
an, ſo werden dieſelben alsdenn gerade ausgeſtrekt; und
ſie nehmen eben die gerade Richtung auch freiwillig an,
ſo bald man ſie von ihren Zellfaͤden befreiet hat. Sol-
chemnach zeichnet ſie der Zergliederer gewoͤnlicher maſſen
ganz gerade, wie ſie erſcheinen, wenn ſie ganz rein ſind
abgepuzt worden (r), wiewol ich lieber, ſo viel es nur
immer moͤglich geweſen, der Natur nachzuzeichnen ge-
ſucht habe.


Jnzwiſchen giebt es dennoch unter den Schlagadern
einige, die eine gebogene Richtung vorzuͤglich anneh-
men, daß auch daher dieſe wellenfoͤrmige Art unter de-
nen Zergliederern etwas ganz bekanntes iſt. Erſtlich
ſind alſo diejenigen Schlagadern krummgebogen, die
durch Membranen, oder durch ein Eingeweide gehen,
deſſen
[159]Schlagadern.
deſſen Groͤſſe veraͤnderlich iſt, alſo daß, nach den ver-
ſchiedenen Veraͤnderungen der menſchlichen Lebensart, der-
gleichen Schlagadern bald laͤnger, bald kuͤrzer werden
muͤſſen. Auf gleiche Art ſind auch die Kranzſchlagadern
an den Lippen (s), die Schlagadern der Gebaͤrmutter (t),
der Gedaͤrme, beſonders der dikken, des Augenregenbo-
gens und der Nabelſchnur, krumm gebogen. Denn es
ziehen ſich die Lippen bald ſehr enge zuſammen, wenn
man den Mund entweder unter dem Saugen, oder in-
dem man ein Geziſche damit macht, dichte zuſchlieſſet,
bald verlaͤngern ſie ſich wieder merklich, wenn man jaͤhnt
oder lacht. Von der Gebaͤrmutter iſt es an ſich offen-
bar und ſchon zur Gnuͤge bekannt, daß die Schlagadern
derſelben unter der Schwangerſchaft gerader ausgedehnt
werden. Das dikke Gedaͤrme laͤſt ſich von dem Unrathe
des Stuhlganges, und den Blehungen, wunderbar auf-
treiben, es verengert ſich aber wieder unter der wurm-
foͤrmigen Bewegung (motu periſtaltico) ſo genau, daß
dadurch Fiſchgraeten und Nadeln weiter koͤnnen fortge-
trieben werden. Der Regenbogen im Auge verengert
und erweitert ſich nach der verſchiedenen Beſchaffenheit
des Lichts. Eben ſo noͤthig iſt es, daß ſich die Nabel-
ſchnur, nach der verſchiednen Lage der Frucht, bald wei-
ter von dem Mutterkuchen entferne, bald auch demſel-
ben wieder naͤhere. Auf gleiche Weiſe entfernt ſich die
krumm gebogene Milzſchlagader (u), nebſt ihrer Milz,
und dem von Speiſe und Luft ausgedehnten Magen, wei-
ter von ihrem Urſprunge nach der linken Duͤnnung hin,
ſonſt aber iſt ſie kuͤrzer, wenn ſie ſich naͤher bei ihren un-
veraͤnderten Urſprung befindet. Eben dieſes zeiget ſich
auch alſo in Anſehung der Zungenſchlagader (x), als wel-
che ſich zugleich mit der Zunge entweder aus der Hoͤle
des Mundes hervorbegiebt, oder hinwiederum zuruͤkge-
zogen
[160]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
zogen und verkuͤrzet wird; ingleichen auch bei denen
Schlagadern, die vom Magen gegen das Nez uͤberge-
hen (y), welche ſich nach der Groͤſſe und Weite des Ma-
gens richten; nicht weniger auch bey den untern Schlag-
adern der Luftroͤhre, als welche gewiſſe Beugungen an-
nehmen, damit ſie ſich nach der Ausdehnung der Lunge
richten koͤnnen. (y*).


Man ſiehet alſo leicht, was die Natur vor Endzwekke
bey dem Bau des Koͤrpers gehabt habe. Eine gebogne
Schlagader iſt uͤberhaupt laͤnger, als die gerade Linie
betragen wuͤrde, welche beide Beugungen durchſchneidet,
und die das Laͤngenmaas von der Schlagader abgiebt,
wofern dieſelbe gerade ausgeſtrekket waͤre; es laͤſt ſich
demnach eine gebogne Schlagader, ſo oft ſich ihr End-
punkt von dem Anfange entfernet, ohne einige Gefahr
(z) dadurch verlaͤngern, indem ihre Einbiegungen ſich
aus einander begeben, und die Schlagader ihre ganze
Laͤnge ausbreitet, die nunmehro, da ſie ausgeſtrekkt wor-
den, das Maaß der Entfernung beider Enden von ein-
ander abgiebt. Denn es haben dieſe Schlagaderkruͤm-
men uͤberhaupt die Art an ſich, daß eine Schlagader
nach einer eingebildeten Linie fortlauft, und wechſelweiſe
bald uͤber dieſelbe hervorkommt, bald wieder unter die-
ſelbe niedergedrukt wird. Vollbluͤtigkeit und anatomi-
ſche Einſprizzungen vermehren dieſe Kruͤmmen. So lan-
ge die Schlagadern des Gehirns leer ſind, ſo ſcheinen ſie
faſt gerade zu ſeyn; ſo bald ſie ſich aber erfuͤllen, ſo
ſchlaͤngeln ſie ſich von neuem wieder. Hingegen kruͤm-
men ſich die Schlagadern, die, wenn ſie leer ſind, ge-
bogen erſcheinen, allezeit nach kleinern Winkeln, wenn
man ſie ausſprizzet, wofern nur indeſſen derjenige Theil,
des
[161]Schlagadern.
des thieriſchen Koͤrpers, worauf ſie liegen, keine Ver-
aͤnderung in ſeiner Laͤnge erlitten hat. Eine andere Ur-
ſache der Kruͤmmung derer Schlagadern findet ſich darin-
nen, wenn ſich ein ſolches Gefaͤß nach den Zwiſchenraͤu-
men der Knochen bequemt, wie man an der innern Kin-
bakkenſchlagader wahrnimmt (a).


Eine andere Art von Biegungen iſt diejenige, wenn
ſich groſſe Schlagaderſtaͤmme ploͤzlich zwei-oder dreimal
mit groſſen Kruͤmmen zuruͤkſchlagen, ſo daß eine ſolche
Schlagader mit ſich ſelbſt zweene oder drei ſehr ſpizzige
Winkel macht. An kleinen Schlagadern hat man faſt
kein ſolches Beiſpiel; unter den groſſen aber beſchreiber
die Halsſchlagader (carotis) unter der Gehirnſchale eine
ſtarke krumme Wendung, zu der wenigſtens drei Rich-
tungslinien gerechnet werden koͤnnen: eine andre Kruͤm-
mung macht die Wirbelſchlagader theils unter dem Atlas-
wirbel, theils in deſſen Furche (c). Auch dieſe Beu-
gungen werden von dem Zellgewebe hervorgebracht, und
wuͤrden ſogleich verſchwinden, wenn man dies Gewebe
davon abſondern wollte.


§. 21.
Die Verbindungen der Schlagadern unter ſich
(anaſtomoſes).


Nunmehr muͤſſen wir auch von denen Verbindun-
gen derer Schlagadern unter ſich handeln, welche or-
dentlicher Weiſe entſtehen, wenn entweder mehrere
Staͤmme in einen zuſammen laufen, oder wenn ein da-
zwiſchen kommender Aſt zweene Staͤmme mit einander
verbindet. Von dieſen Vereinigungen waren ehemals
ſehr
(b)
L
[162]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſehr wenige bekannt; heutiges Tages aber, da die Zer-
gliederungskunſt und die Ausſprizzung derer Gefaͤſſe mit
Wachs fleißiger getrieben werden, hat man uͤberall im
ganzen menſchlichen Koͤrper eine faſt allgemeine Ver-
bindung und Vereinigung unter den Schlagadern ent-
dekket.


Jn der menſchlichen Frucht vereinigen ſich zween
groſſe Staͤmme unter einem ſpizzigen Winkel in einen
einzigen, indem naͤmlich der aus der Lungenſchlagader
entſtandene Stamm, ſowohl in Menſchen, als beſon-
ders in Voͤgeln, (bei welchen ſich die Lungenſchlagader,
um ſich mit der Aorte zu vereinigen, noch weiter hinaus
verlaͤngern muß), ſo denn die einzige Ruͤkkenſchlagader
durch dieſe Verbindung herfuͤrbringet. Jn Thieren, die
Eier legen, und zugleich kaltes Blut haben, vereinigen
ſich zween Aortenſtaͤmme in einen einzigen Stamm im
Unterleibe zuſammen (d): und man hat ein aͤhnliches
Beiſpiel an den Wirbelſchlagadern, welche ſich bey der
bekannten Varoliusbruͤkke im Gehirne in einen einzigen
gemeinſchaftlichen Stamm zuſammenbegeben. Unter
den kleinen Staͤmmchen findet man ein anderes Beiſpiel
an den vordern Schlagadern des Ruͤkkenmarks; denn
auch dieſe verbinden ſich im Anfange des Ruͤkkenmarkes
in einem einzigen kleinen Stamme (e).


Diejenige Vereinigungsart iſt indeſſen viel gemeiner,
da ſich zwar zweene Staͤmme mit einander, aber doch
dergeſtalt verbinden, daß ſie ſich einander in entgegenge-
ſezten Richtungen begegnen, und das ſchmale Ende der
einen Schlagader in das eben ſo ſchmale Ende der an-
dern dergeſtalt geleitet wird, daß die von beiden Seiten
herbeikommende Stroͤme des Blutes allda mit einander
zuſammentreffen muͤſſen. Von dergleichen Art iſt der
Bogen
[163]Schlagadern.
Bogen der obern Gekroͤsſchlagader, und des mittleren
Aſtes derſelben, der von der Schlagader des Grimdarms,
mit dem aufſteigenden Aſte der linken Gekroͤſeſchlagader
am dikken Gedaͤrme gebildet wird, und von dem die eng-
liſche Zergliederer vorlaͤngſt ſo viel geſchrieben haben (f).
Dieſer Bogen aber iſt nur ein einziges Beiſpiel von meh-
rern andern. Denn man trift dergleichen ſo viele vom
Magen bis zum Ende der Gedaͤrme an, daß man ſie
ſchwerlich alle zaͤlen kann. Erſtlich begegnet die rechte
Magenſchlagader, die vom Magen zum Nezze geht (ga-
ſtroepiploica dextra
), der linken gleiches Namens (g):
ferner machen beſtaͤndige Bogen mit einander, die Zwei-
ge der jeztgedachten rechten Magenſchlagader mit den
Pfoͤrtnerſchlagadern (pyloricae), dieſe mit der Schlag-
ader der groſſen Druͤſe am Zwoͤlffingerdarme (pancrea-
tico-duodenalis
) (h), die am obern Zwoͤlffingerdarme
mit der leztgedachten (i), dieſe aber mit dem Pancreas-
aſte der Gekroͤſeſchlagader (k), dieſer mit dem erſten Aſte
eben des Stammes, der nach dem leeren Darme geht (l),
dieſer Aſt mit einem andern, und alſo auch die uͤbrigen
Aeſte des leeren und krummen Darmes (ieiunales \& ilia-
ci
) unter ſich (m), der lezte von dieſen mit der Krum-
und Grimdarmsſchlagader (ileocolica) (n), dieſe mit der
rechten Grimdarmsſchlagader (o), dieſe mit der mittle-
ren (p), dieſe ferner mit der Schlagader des Gekroͤſes
am dikken Gedaͤrme (meſocolica) (q), und endlich dieſer
ihre groſſe Aeſte unter ſich ſelbſt (r), welche Vereinigun-
gen oder Zuſammenhaͤnge insgeſamt Euſtachius ſchon
laͤngſt mit groſſen Fleiſſe abgezeichnet hat (s). Von
L 2der-
[164]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dergleichen Art ſind die Queerbogen, die am Magen die
rechte Kranzader mit der linken (t), an der Hand die
Spindel- mit der Ellbogenſchlagader, ſowol unter der
Haut und dem Bande der flachen Hand (u), als an den
Knochen (x), mit einander machen, wie auch ein andrer
dergleichen tiefer Bogen an der Fusſolen, wo ſich die
vordre Schienenſchlagader mit der aͤuſſern Fusſolen-
ſchlagader verbindet (y). Ein dergleichen Bogen ver-
einiget auch die Seitenſchlagadern am Kreuze (ſacrae la-
terales
) mit ihrer mittleren (z), die obere (a) und unte-
re Lippenkranzader rechts und links (b), die rechten
Schlagadern der Gebaͤrmutter mit den linken (c), die
verſchiedene Aeſte der hintern Bekkenſchlagadern (iliacae
poſticae
) (d), ferner die Aeſte der Schlagader unterm
Schulterblate (e), und beide Schlagadern der Fuswur-
zel mit einander. Es giebt auch noch andre Bogen,
z. E. die beiden Bogen an den Zeen (f) und denen Fin-
gerſpizzen (g), nebſt andern unzaͤlichen mehr. Einen
vollſtaͤndigen Zirkel beſchreiben die Schlagadern des Ader-
gewebes (choroideae), die ſich durch ihre Muͤndun-
gen (h) mit keinen Gefaͤſſe weiter verbinden.


Die andre Gattung dieſer Verbindungen kommt oͤf-
terer vor, als die vorhergehende, und beſtehet darinnen,
daß ein kleiner Aſt eines anſehnlichen Stammes, mit ei-
nem andern kleinen Aſte eines groſſen Stammes ſich ver-
bindet. Es iſt dieſe Bauart ſo gemein, daß man nir-
gends
[165]Schlagadern.
gends in dem ganzen menſchlichen Koͤrper eine Schlag-
ader antrift, die nicht, vermittelſt unzaͤlbarer Zweige,
mit den benachbarten Schlagadern eine Gemeinſchaft un-
terhielte, da ſodann ſolche Zweige, nachdem ſie aus der
Schlagader herfuͤrgekommen, ſich mit denen Aeſten der
benachbarten Staͤmmchen vereinigen. Es wuͤrde aber
eine unendliche Arbeit ſeyn, das ganze Siſtem ſo durch-
zugehen, daher es dabei bewenden mag, daß wir die groſ-
ſen und vorzuͤglichen Beiſpiele davon angefuͤhret haben.


Es verbinden ſich demnach die tiefen Schlagadern
des Gehirns, die von den Wirbelſchlagadern entſtehen,
und die Hinteraͤſte der Halsſchlagadern, vermittelſt zwo-
ner anſehnlichen Zweige, unter einander, und (i) dieſe
Vereinigung nennt man den Zirkel des Williſius.
Es werden auch durch einen kurzen, aber ziemlich anſehn-
lichen Aſt die zwone vordre Fortſaͤzze von den Halsſchlag-
adern (k), und durch einen andern aͤhnlichen die zwone
Nabelſchlagadern an dem Ende der Nabelſchnur mit ein-
ander verbunden (l). Ferner ſind auch in der Wundarz-
neikunſt ihres Nuzzens wegen diejenigen Schlagadern
genugſam bekannt, die von der Spindel- (m) Ellbo-
gen- (n) und der hintern Schlagader des Knochenban-
des (interoſſea poſterior) (o) zuruͤkkommen, und ſich,
vermittelſt der verſchiedenen Fortſaͤzze, mit der tiefen
Schulterader (p), und einem andren Kopulationsaſte
der Schulterader zuſammenfuͤgen (q). Eben ſo ſichtbar
muſte auch die Vereinigung ſeyn, welche zwiſchen denen
von der vordern (r) und hintern (s) Schienenſchlagader
L 3(tibi-
[166]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
(tibialis) zuruͤkkehrenden Schlagadern, und zwiſchen
den obern Gelenkadern des Kniees (t), die von der
Schlagader der Kniekehle entſpringen, geſtiftet iſt.
Man findet auch, und zwar ſehr oft, recht groſſe Ver-
einigungen zwiſchen der Schlagader des Hinterhaupts
und der Wirbelſchlagader nahe am Atlaswirbel (u).


Die uͤbrigen kleinen Verbindungen durch die Muͤn-
dungen zwiſchen einigen wichtigen Staͤmchen, und die
andern, ſo noch nicht voͤllig bekannt ſind, wollen wir
nur ganz kuͤrzlich anfuͤhren. Solchemnach finden ſich
dergleichen Vereinigungen zwiſchen den obern und un-
tern Schlagadern des kleinen Gehirns im Kopfe (x), ne-
ben dem ſo genannten Wurme: zwiſchen den Augen-
Stirn- (y) und Naſenſchlagadern, die von der Lippen-
ader entſprungen (z), den Schlaͤfen- (a) und den Schlag-
adern unter der Augenhoͤle (infraorbitales) (b): ferner
zwiſchen den leztgenannten und dem Trompeteraſte der
innern Kinbakkenſchlagader (c), und zwiſchen dieſen und
denen Lippenſchlagadern (d).


Weiter vercinigen ſich auf mannigfaltige Weiſe mit
einander, die untere Kinbakken- mit der Lippen- (e) und
Kinnſchlagader (f); die vordern mit den hintern Ohr-
adern (g); die Schlaͤfſchlagadern mit denen am Hinter-
haupte (h); dieſe mit den Wirbel- (i) Nakken- (k) und
des Luftroͤhrenkopfes Schlagadern (thyreoidea ar-
ter.)
[167]Schlagadern.
ter.) (l); die Schlagadern des Ruͤkkenmarkes mit den
Wirbelſchlagadern (m), den untern Schlagadern des
Luftroͤhrenkopfes (n), mit noch andern Nakkenſchlag-
adern (o), den Jnterkoſtal- (p), Lenden- (q), Seiten-
ſchlagadern des Kreuzes (r), und den Geſaͤsſchlag-
adern (s) (coccygea).


Hieher rechne ich, ſo viel den Hals und den Rumpf
des Koͤrpers betrift, die Vereinigung der untern Schlag-
adern am Luftroͤhrenkopfe und dem Schulterblate (t):
derer aus verſchiedenen Staͤmmen entſprungenen Bruſt-
adern unter ſich ſelbſt (u): derer Bruſtadern mit den
aͤuſſern Bruſt- (thoracica) (x) und Jnterkoſtaladern (y):
dieſer leztern (z) mit den aͤuſſern Bruſt-, Oberbauchs- (a)
und Lendenadern (b): wie auch der Bruſtſchlagadern
mit denen des Oberbauchs (c), indem dieſe Vereinigung
unverdienter weiſe einen groͤſſern Namen, als wohl ande-
re anſehnliche Adernzuſammenhaͤnge, davon getragen,
und man ſie mit Unrecht (weil ſie ſchon laͤngſtens uͤberall
bekannt iſt), vor eine vorzuͤgliche Erfindung des Joſ.
Exuperius Bertins ausgibt, der ſonſt keines fremden
Lobes bedarf (d).


L 4Hier-
[168]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Hiernaͤchſt haben auch in eben dem Rumpf des Koͤr-
pers folgende Schlagadern unter ſich Gemeinſchaft: die
Zwerchfellsadern (phrenica) mit den Aeſten der Schluͤſ-
ſeladern (e), mit den Bruͤſten- (f), Lenden- (g), Jnter-
koſtal- (h), Leberadern und den Aderzweigen des wech-
ſelnden Stammes (i): die obere, von der Schluͤſſelader
gezeugte Jnterkoſtalader, mit denen Jnterkoſtaladern
welche aus der Aorte entſpringen (k), und mit den Luft-
roͤhrenadern (bronchiales) (l); dieſe mit der untern
Luftroͤhrenkopfsader (m), mit denen am Schlunde (n),
am Herzbeutel (o), den Kranzadern (p), und den Lun-
genadern (q); ferner die Saamenſchlagadern mit den
Gedaͤrmadern (r), mit den Oberbauchs- (s), Unter-
bauchs- (t), Mutter- (u) und Leberadern (x); die Ober-
bauchsadern mit denen der Mutter angehoͤrigen (y); die
Blaſenadern mit den Schlagadern der Manns- (z) oder
der Weiberruthe (a); die vordern und hintern Gedaͤrm-
adern unter ſich ſelbſt (b), auf der erhabnen runden Flaͤ-
che des Darms, mit den mittleren Maſtdarmsadern (c);
und die Seitenadern des Kreuzes (ſacrae laterales) unter
ſich ſelbſt (d). Eben ſo vereinigen ſich die rechte Ader
der Manns- oder Weiberruthe mit der linken (e), die
Schlagadern des Kreuzes, mit denen der Huͤfte (iſchia-
dicae)
[169]Schlagadern.
dicae) (f), die Lendenadern mit denen an dem Kreu-
ze (g), und mit der Darmlendenader (iliolumbalis) (h),
wie auch der am Unterleibe (i), die Huͤftadern mit
denen umgebognen Adern, die von der Huͤfte herkom-
men (k), die hintere Bekkenſchlagader (iliaca poſterior)
mit ebendenſelben (l), die Verſtopfadern (obturatoriae)
endlich mit denen Adern des Dikbeins (femorales) (m).


Auf gleiche Weiſe anaſtomoſirt an verſchiedenen Or-
ten und mit mannigfaltigen Veraͤnderungen, die hintere
Schienenader (tibialis) mit der vordern (n); ingleichen
mit der Schlagader der Schienenroͤhre (peronea) (o),
und dann auch ihre verſchiedene Aeſte unter ſich ſelbſt (p):
ferner die Schienroͤhrenader mit der aus der Fuswurzel,
die von der vordern Schienenader entſpringt (q), und
mit den Fusſolenadern (r); die von verſchiedenen Staͤm-
men herruͤhrende Fusſolenadern unter ſich ſelbſt (s) und
mit den Fuswurzeladern (t).


Am Oberarme finden ſich groͤſſere Verbindungen
zwiſchen den untern Schulterblatadern mit den obern (u),
wie auch der untern zwiſchen ſich ſelbſt (x); zwiſchen den
hintern umgebognen mit den tiefen (y); zwiſchen der
hintern obern Knochenbandader mit der unterſten (in-
teroſſea
) (z); zwiſchen dieſer unterſten mit den Finger-
L 5adern
[170]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
adern (a) mit der Ellbogen- (ulnaris) (b) und Spin-
delſchlagader (radialis) (c); zwiſchen den innern und
aͤuſſern Fingeradern unter ſich (d), u. a. unzaͤlige mehr,
die einen jeden Leſer ohnfehlbar ermuͤden wuͤrden, wenn
man ſie alle hier zuſammen faſſen wollte.


Dieſe Zuſammenfuͤgungen ſind an kleinen Aeſten ſo
gemein, daß es ein vergebliches Unterfangen ſeyn wuͤr-
de, wenn man ſie insgeſamt anfuͤhren wollte. Jn der
That machen die Schlagadern an verſchiedenen Orten
unſers Koͤrpers, in allen Membranen, in allen Muskeln,
im Herzen (e), in der Mutter, den Eierſtoͤkken (f), den
einzeln Kugeldruͤſen (g), und in der Lunge verſchiedene
Nezzvergitterungen (retia), welches eine Benen-
nung iſt, die von Malpighius(h) und Lorenz Bellin
ihr Anſehn erhalten hat (i). Es ſenket ſich naͤmlich ein
jedes Schlagaderſtaͤmchen, wie eine Gabel geſpalten, mit
ſeinen beiden Aeſten in andre Zweige benachbarter Schlag-
aͤderchen dergeſtalt hinein, daß in der ganzen duͤnnen Ge-
hirnmembrane (pia membrana), ſo weit ſie ſich erſtrekkt,
oder in dem geſamten Knochenhaͤutchen der Schulter (k),
oder des Dikkbeins (l), kein einziger Aſt iſt, mit dem
nicht ein jeder anderer Aſt dieſer Membrane freie Gemein-
ſchaft haͤtte. Wir ſezzen die verſchiedene Geſtalten von
dergleichen Schlagadernezzen bis zum 7ten Buche aus,
worinnen von der Abſonderung gehandelt werden ſoll.
An dem Eingeweide iſt dieſe Bauart (m) faſt etwas an-
ders eingerichtet, und es laufen die Schlagaderaͤſte mehr
paral-
[171]Schlagadern.
parallel oder in gleichweiter Entfernung fort, ſind auch
nicht ſo wechſelweiſe mit einander verbunden, ingleichen
oͤfnet ſich auch nicht ſo leicht eine Schlagader mit ihrer
Muͤndung in die benachbarte andern, wie wir dergleichen
Beiſpiel an den Nieren, der Milz, und der rindenfoͤrmi-
gen grauen Gehirnſubſtanz haben: allein hiervon ſoll an
dem gedachten Orte ebenfalls gehandelt werden.


§. 22.
Die Enden der Schlagadern.
1. Die Blutader.


Wir haben noch die lezte Endigungen derer bisher
abgeſchilderten Schlagadern zu zeigen: es ſind aber die-
ſelben von mancherley Art, und einige deutlicher, als die
andern zu ſehen. Die erſte und gemeinſte beſtehet darin,
daß ſich endlich eine fortgehende Schlagader in eine Blut-
ader verwandelt. Dieſe Art der Endigung war denen
alten Aerzten faſt gaͤnzlich unbekannt, indem ſie zwiſchen
Blut- und Schlagadern ein ſchwammiges und dichtes
Blut annahmen, in welches ſich das Schlagaderblut
ergieſſen muſte. Dieſes Parenchima (παρεγχυμα) nah-
men alle Schulen, ohne Widerſpruch, von den Schuͤlern
und Anhaͤngern des Eraſiſtratus an (n). Aretaͤus
ſagt, die ganze Leber waͤre nichts als ein geronnenes Ge-
bluͤt (o), und an einem andern Orte ſchreibt er, die Nie-
re waͤre der ἁιμαλωπι. (einem vom Stoſſe mit Blute un-
terlaufnen Auge) gleich (p). Galenus bedient ſich an
unzaͤlichen Stellen dieſes Wortes von der Leber, Lunge,
Niere, Milz (q) und andren Eingeweiden. Dem ohn-
geachtet wuſten doch die Alten, daß das Blut der Schlag-
und Blutadern unter ſich Gemeinſchaft habe, und damit
ſezten
[172]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſezten ſich die Aerzte aus des Eraſiſtratus Schule in Si-
cherheit, ſo oft ihnen Galenus einwandte, daß ſich bey
lebendigen Thieren das Blut ſo gleich aus einer geoͤfne-
ten Schlagader ergieſſe (r). Er laͤugnete indeſſen vor
ſeine Perſon eben ſo wenig dieſe Gemeinſchaft der Gefaͤſſe
unter ſich, und er erklaͤrte eine Entzuͤndung auf die Art,
daß ſie von dem Blute verurſacht werde, welches aus der
Blutader in die Schlagader uͤbergetreten waͤre (s). Die
neuern Schriftſteller, und beſonders ſowol Bauhin(t),
als M. Aurel. Severin(u), haben wenig mehr hier-
bey geleiſtet, da ſie mit ziemlich dunkeln Verſuchen zu be-
haupten vermeinten, daß die Gefaͤſſe des thieriſchen Koͤr-
pers uͤberall, vermittelſt zuſammengehaͤngter Aeſte, mit
einander verbunden waͤren. Sie pflegten aber derglei-
chen Vereinigungen an einer ziemlich grob entfleiſchten
Leber zu zeigen (x), und die ſtarken Verbindungen zwi-
ſchen den Schlag- und Blutadern als eine an ſich unge-
zweifelte Sache anzunemen, dergleichen die blutaderhaf-
ten Aeſte ſind, die ſich nach einem geheilten Schlagader-
ſakke bey dem Joh. Riolan in die Queere hineingezo-
gen hatten (y), oder auch die deutlichen Communica-
tionslinien der Saamenſchlag- und Saamenblutadern,
die von Leale Leali bekannt gemacht worden (z), von
Cromwell Mortimer hernach beſtaͤtigt (a), vom Albin
aber (b) und von mir (c) widerlegt ſind. Dagegen laͤug-
nete Harvey, dieſer groſſe Mann, der ſich nicht leicht
bewegen lies, etwas zu glauben, was er nicht ſelbſt ſa-
he, daß es zwiſchen den Schlag- und Blutadern Ver-
bindungen gebe, die man deutlich ſehen koͤnne (d); und
Joh.
[173]Schlagadern.
Joh. Pecquet, dieſer Nachahmer der harveyiſchen
Verſuche, behielt dieſes als eine Warheit bei, daß ſich
das Blut zwiſchen beiderlei Arten von Gefaͤſſen ergieſſe (e).
Nicht lange darnach laͤugnete Georg Ent, daß es zwi-
ſchen den Schlag- und Blutadern einen Zwiſchenraum
gebe (f), ſahe auch gar wohl ein, daß ein in die Schlag-
ader geſprizter Saft durch die Blutader ſchnell und un-
gehindert fortging (g), behauptete aber doch daneben,
daß man keine offenbare Zuſammenhaͤnge zwiſchen den
Schlag- und Blutadern zeigen koͤnne (h), und nahm da-
bei die Hipotheſe an, es begebe ſich eine Schlagader der-
geſtalt ſchief in eine Blutader, daß hernach die Blut-
ader etwas unterhalb der Einfuͤgung in einen Haken ver-
laͤngert werde (i).


Marcell. Malpighius war der erſte, der durch
Huͤlfe des Vergroͤſſerungsglaſes den Zuſammenhang der
Schlag- und Blutadern an der Harnblaſe eines Froſches
deutlich wahrnahm (k). Nachgehens nahm Edmund
King, fuͤr Parenchima lauter Gefaͤſſe in dem Fleiſche
der Eingeweide an, wobei er ſich auf ſeine eignen Ver-
ſuche gruͤndete (l): Ruyſch aber widerlegte die Mei-
nung, daß ſich das Blut in den Schlagader-enden wie
in einem Schwamme anhaͤufe, durch einen Verſuch, aus
welchen erhellet, daß ein in das Zellgewebe gedrungner
Talg zu einer unfoͤrmlichen Maſſe gerinne, dergleichen er
aber nach einer gluͤklichen Einſprizzung niemals gewahr
wurde. Ferner erinnert derſelbe, es waͤre nicht moͤg-
lich, daß der Talg mit einem zuſammenhangenden Stra-
le aus den Schlag-in die Blutadern uͤberginge, wofern
ein ſchwammiger Raum dazwiſchen waͤre, in welchen ſich
der
[174]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
der Talg haͤtte ergieſſen koͤnnen (m). Jndeſſen laͤſt ſich
dieſer ehrliche Alte durch die lezteren Verſuche uͤberreden,
daß ſich das Blut wieder unter der Geſtalt eines Dun-
ſtes in die flokkige Subſtanz der Theile des thieriſchen
Koͤrpers verbreite (n).


Hierdurch wurde aber das Parenchima gleichwol
noch nicht ohne Vertheidigung gelaſſen. Denn Johann
Mayov(o) hatte ſich deſſen bisher noch dergeſtalt an-
genommen, daß er vorgab, eine Schlagader endige ſich
in ein Blaͤschen, aus dem hernach eine Blutader wieder
entſtuͤnde. Dieſe Hipotheſe nahm darauf Duverney(p),
und mit einiger Veraͤnderung auch Georg Chriſtoph
Schelhammer(q) an, indem er die Verbindungen
von beiderlei Gefaͤſſen unter ſich ſo einrichtete, daß durch
einige Loͤcherchen das Blut eben ſo frei aus einem in das
andere uͤbergienge, wie die einfoͤrmige Oefnung zwiſchen
beiden Herzkammern dergleichen freien Durchgang dem-
ſelben verſtattet. Ferner verwarf Theod. Kerkring(r)
die Gemeinſchaft unter dieſen Gefaͤſſen, weil die Luft aus
den Schlagadern nicht in die Blutadern zu bringen war,
ob er ſich gleich vergebens der Praͤparationen des Ruy-
ſchen
bediente. Selbſt Stahl(s) fuͤhrte die zellige
Zwiſchenraͤume von Faſern zwiſchen den Schlag- und
Blutadern wieder ein, darinnen entweder das Blut ſtill-
ſtehen, oder wenigſtens langſam flieſſen muͤſte, nachdem
es die Seele vor gut befaͤnde, als welche dieſe Faſern
nach ihrem Willkuͤhr verſchiedentlich bewege: und da-
her kaͤme es, daß das Blut bald in groͤſſerer, bald in ge-
ringerer Menge hindurchgienge, nachdem naͤmlich die
Seele
[175]Schlagadern.
Seele dieſe Zwiſchenraͤume entweder erweitere oder zuſam-
menzoͤge. Dieſe Hipotheſe ſuchte nachhero Johann
Junker(t) dadurch noch mehr zu erlaͤutern und zu be-
kraͤftigen, weil ſich verſchiedene Erſcheinungen am thie-
riſchen Koͤrper dadurch leichter erklaͤren lieſſen. Ein ge-
ſchikterer Zergliederer, Johann Bohn(u), verfiel eben-
falls, als er ſahe, daß der in die Schlagader gepreſte
Saft nicht in die Blutader zuruͤkke treten wollte, und
viel ehe die Schweisloͤcher und Zellraͤume in den Mus-
keln erfuͤllete, wieder auf das alte Parenchima; und
eben dieſer Umſtand bewegte auch den Joh. Bapt. Se-
nak
(x), daß er einige Zwiſchenraͤume zugab.


Unterdeſſen hatte aber Anton van Leeuwenhoek
ſeine Briefe herausgegeben, und nach dieſen ſchien es
daß kein Zweifel mehr ſtatt finden wuͤrde. Denn dieſer
Mann, der nicht ſtudirt, inzwiſchen aber groſſe Erfah-
rung in Anſehung des Gebrauchs derer Vergroͤſſerungs-
glaͤſſer hatte, und der um deſto mehr ſich ein Vertrauen
bey andern zuwege bringen konnte, je weniger er von
Hipotheſen eingenommen war, die er haͤtte erlaͤutern
muͤſſen, ſahe an Fiſchen, und andern durchſichtigen
Waſſerthieren, ganz deutlich, daß Schlag- und Blut-
adern in einem Stuͤk fortliefen, und zwar bemerkte er
beſonders an den Fiſchſchwaͤnzen, daß die Schlagader
mit einer Kruͤmmung in die Blutader uͤbergieng, welche
hingegen mit einer dieſer entgegen geſezten Wendung wie-
der zum Herzen gieng: und daß einige dergleichen Schlag-
aͤderchen nur ein einzeles, andere aber (y) zwei und drei
Blut-
[176]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Blutkuͤgelchen aufnehmen koͤnnten (z). Jch habe ſelbſt
dieſe Vereinigung der Schlagadern mit den Blutadern
an einem Steinbeisker (cobitis aculeatus, Steinſchmerl)
beobachtet. Die zwote Art, wie ſich Schlagadern mit
den Blutadern vereinigen, beſtehet in folgenden. Die
Schlagader laͤufet mit den Blutadern beinahe parallel,
denn es beſtimmet im Fiſchſchwanze die Lage der Graͤt-
chen den eigentlichen Weg derer Gefaͤſſe. Aus einer
Schlagader treten kleine Aeſte hervor, die abermals von
der Weite ſind, daß ſie eins oder zwo Blutkuͤgelchen
durchlaſſen koͤnnen, und wenn ſie ſich in eine Blutader ge-
ſenket haben (b), ſodann ihre Kuͤgelchen durch dieſelbe
wieder bis zum Herzen zuruͤk fuͤhren; oder es begeben ſich
auch etliche Schlagadern zugleich in eine einzige Blut-
ader hinein (c). Auch dieſe Art von Adervereinigungen
habe ich in dergleichen vorgedachten Thieren ſelbſt beob-
achtet (d). Eben das haben die beruͤhmten Maͤnner,
Johann Bernoulli(e), Wilh. Cowper(f), Marc.
Malpigh(g), Stephan Hales(h), Heinrich Baker
(i), und noch viele andre in Verſuchen geuͤbte Maͤnner
geſehen, daß es etwas uͤberfluͤßiges ſeyn wuͤrde, wenn
man alle ihre Verſuche hier wiederholen wolte.


Da nun hiernaͤchſt die Kunſt, thieriſche Kanaͤle aus-
zuſprizzen mehr und mehr bekannt wurde, machte man
auch Verſuche, um die in einem Ganzen mit den Blut-
adern
(a)
[177]Schlagadern.
adern fortlaufende Schlagadern deutlich zu zeigen.
Denn das Terpentinoel, Talg, Wachs, oͤfters auch
Luft und Waſſer, dringen ſehr leicht und geſchwinde faſt
uͤberall am ganzen Koͤrper in die Blutadern hinein, ſo
bald man dieſe Saͤfte mit einigen Nachdruk in die
Schlagadern getrieben hat. Auf ſolche Art machte Re-
gner de Graaf an dem Kopfe und dem Schienbeine mit
gefaͤrbtem Wachſe und andern Saͤften den Verſuch (k).
Es beſtaͤtigte ferner ſolche Verbindung C. Bartholin
an den Schlagadern der Niere, Lunge und der Huͤfte (l),
ohnerachtet er auſſer dem das Parenchima noch beſtaͤndig
vertheidigte (m); an der Niere und denen Muskeln er-
wieß dieſelbe Bohn(n); an der Milz Borrich(n*),
und an der Lunge Vieuſſens(n†). Aus der Aorte
trieb Godf. Bidloo(o) das Wachs in die Gekroͤsblut-
adern; und aus der Halsſchlagader (carotis) in die Blut-
rinnen im Gehirne (ſinus) Vieuſſens, welches leztere
ſehr leicht angehet (o*). Am Oberarme lief das in die
Schlagader gebrachte Wachs, unter der Geſtalt eines Zir-
kels, in die Blutadern zuruͤk, und zwar ſo deutlich und
offenbar, daß man genau ſehen konnte, wo die Schlag-
adern mit denen Blutadern zuſammengraͤnzeten, wie ſol-
ches Morland(p) bezeuget; es ſcheint aber dieſes Gluͤk
beinahe gar zu gros zu ſeyn, indem ſolche ganz kleine
Schlagadern, die nur eins oder zwone Blutkuͤgelchen
faſſen koͤnnen, ſchwerlich mit bloſſen Augen koͤnnen ent-
dekket
M
[178]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dekket werden. Eben dergleichen kuͤnſtlichen Wachs-
umlauf erhielt auch Wilhelm Cowper, mit gleichen
Gluͤk und ohne groſſe Schwierigkeit (q), an der Milz,
der Mannsruthe, und der Lunge, ingleichen auch nachhero
an der Leber, wo er es ſo weit brachte, daß das Wachs
aus der Pfortader und der Leberſchlagader in die Hol-
ader uͤbertrat (r). Dieſe Begebenheiten waren dem
Fridr. Ruyſch etwas ſo gemeines, daß er ſie nur ſehr
ſelten anzufuͤhren pflegte (s). Es iſt dieſes gewiß eine
der groͤſten Schwierigkeiten, die ſich bey einer vorha-
benden recht vollſtaͤndigen Ausſprizzung ereignen und die-
ſelbe hindern koͤnnen, wenn das Wachs auf ſolche Wei-
ſe Gelegenheit bekommt zu entwiſchen und ſich weiter
auszubreiten, mithin man alſo, um daſſelbe zuruͤk zu hal-
ten, ſowol die Blut-als Schlagadern unterbinden muß.
Joh. Godfr. Berger(t), und andre beruͤhmte Maͤn-
ner (x), brachten aus der Pfortader Milch in die Holader,
und dieſen Verſuch ſeines Vettern wiederholte der vor-
trefliche Engliſche Leibarzt, J. Samuel von Berger(y),
unſer ehemalige Freund, wie auch Olaus Borrich(y*).
An der Niere machte denſelben Theod. Craanen(z),
Joh. Ludw. Apin(a), und der vortrefliche Walther(b),
welcher leztere auch das Parenchima (Blutſubſtanz) und
die beſondere Schnellkraft (motus tonicus) des Stahls
widerlegte (c). Vieuſſens trieb Quekſilber durch die
Gekroͤsſchlagader eines Menſchen, in die Blutadern
der
(u)
[179]Schlagadern.
der gegen uͤber liegenden Seite, und in die Pfortadern (d).
An der Milz geſchahe dieſes von Wilhelm Stukke-
ley
(e); an der Lunge und dem Gekroͤſe von Fr. Boiſ-
ſier
(f). George Friedr. Frank verſichert, daß die
eingeſprizzte Saͤfte, aller Orten am menſchlichen Leibe
und in allen Eingeweiden, aus den Schlagadern in die
naͤchſten Blutadern uͤbergehen (g). A. Kaauw Boer-
haave
ſahe daß die wachshafte Materie aller Orten,
durch die ganze Aorte, in die Holblutader (caua) ein-
drang (h). Durch eine eilfſchuhige ſenkrechte Roͤhre er-
hielt man, daß das Waſſer den Koͤrper eines ganzen
Ochſen erfuͤllte, und aus den Schlagadern wieder in die
Blutadern zuruͤkkehrte (i), ohnerachtet eben der Verfaſ-
ſer vorher ſchrieb, daß es ſchwerlich in dieſelben uͤberzu-
gehen pflege (k). Jch habe hingegen vor meine Perſon
bey ſehr vielen Verſuchen wahrgenommen, daß dieſes
beinahe in allen Gefaͤſſen unſers Koͤrpers, beſonders aber
an der Niere, dem Gehirne, dem Gekroͤſe, und der Lun-
ge, ganz leicht von ſtatten gehe.


Ohnerachtet nun dieſe Erſcheinungen an ſich ganz
deutlich und offenbar ſind, ſo iſt dennoch billig, daß man
noch erſtlich unterſuche, ob diejenigen beruͤhmten Maͤn-
ner Recht gehabt, die das Gegentheil davon behauptet.
Bohn gruͤndete ſich hauptſaͤchlich auf den Saz, daß ein
in die Blutader geſprizter Liquor niemals in eine Schlag-
ader uͤbergehe (l). Wir koͤnnten Gegenverſuche, und ei-
nen neuern Verfaſſer, den vortreflichen Chriſtoph Jak.
Trew(m), anfuͤhren, welcher deutlich geſehen, daß ſich
M 2das
[180]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
das in den Bruſtkanal getriebne Quekſilber, nachdem es
die Gehirnblutadern erfuͤllet, ebenfalls in die Schlag-
adern der duͤnnen Gehirnhaut begeben habe. Jch ſelbſt
habe gleichfalls mehr als einmal wahrgenommen, daß
das Wachs aus der Pfortader, wenn ich es gegen das
Gedaͤrme trieb, in die Schlagadern des Gekroͤſes uͤber-
gegangen; Vieuſſens aber (m†) und Ger. van Swie-
ten
beobachteten, daß es in die Leberſchlagader eindrang (n).
Es gehen aber uͤberhaupt die Einſprizzungen in die Blut-
adern nicht gar zu gut von ſtatten, und man kann daher
mit der Sprizze keine groſſe Gewalt brauchen. Denn
wenn man das Roͤhrchen, wie es an den Schlagadern
geſchicht, in einen groſſen Stamm einſtekt, ſo thun die
Klappen Widerſtand: bindet man die Sprizzenroͤhre an
eine kleine Blutader, ſo hat man keine Freiheit einige
Gewalt zu gebrauchen. Ueder dieſes rauben auch die un-
zaͤliche Blutaderverbindungen (anaſtomoſes) den Saft,
den man in dieſelbe hinein preſſet, und endlich wird es
ſehr wahrſcheinlich, daß die kleinſten Schlagadern dich-
ter ſind und ſtaͤrker widerſtehen.


Der andere Einwurf wird von dem Safte herge-
nommen, der ſich in das Zellgewebe ergieſſet; es gilt die-
ſes zwar nur allein von ſehr duͤnnen waͤſſerigen Saͤften,
von der in Kornbrantwein aufgeloͤſten Hauſenblaſe, oder
warmen Schweineſchmalz, oder von dem mit groſſer
Gewalt eingeſprizten Talg. Man verhuͤtet aber dieſen
Fehler, ſobald man etwas kaltes Oel, oder eine gewiſſe
Quantitaͤt Wachs dazu miſcht, und weniger Gewalt bei
der Sprizze gebraucht, und man erhaͤlt alſo, daß alles,
was man in die Schlagadern gebracht hat, durch die
Blutadern wieder zuruͤkke kommt. Es zeiget aber die
erſtere Begebenheit ganz allein, daß die Materie unge-
hindert aus der Schlagader in das Zellgewebe flieſſen
koͤnne.
[181]Schlagadern.
koͤnne. Man koͤnnte noch aus dem Boerhaave hin-
zuſezzen, daß Ruyſchens Materie, die derſelbe fuͤr aus-
gelaufen und in Flekken zuſammengeronnen hielte, uͤber-
haupt nichts als wahre Buͤſchel von ausdampfenden,
und mit dem gefaͤrbten Talge angefuͤllten Gefaͤſſen gewe-
ſen ſey (o). Jndeſſen iſt es eine ausgemachte Sache,
daß recht duͤnne Fluͤßigkeiten in der That herauslaufen.
Noch wenigere Wahrſcheinlichkeit hat das Vorgeben
Steph. Blankards(p), welches ohnlaͤngſt zu meiner
groſſen Verwunderung von einem beruͤhmten Manne (q)
iſt angenommen worden, welcher behauptete, das Blut
gienge aus den aͤuſſerſten Schlagadern in die Muskelfa-
ſern, und durch dieſe kaͤme es allererſt wieder in die Blut-
adern zuruͤkke.


Erwaͤgt man ferner, daß an Thieren, deren Gefaͤſſe
mit bloſſen Augen entdekket werden koͤnnen, und die von
beiderlei Art offenbar in einem Stuͤkke fortgehen, nicht
das mindeſte ſchwammartige, oder vom Zellgewebe, oder
irgend ein truͤbes Mittelweſen zum Vorſchein kommt,
welches ſich zwiſchen dieſe Gefaͤſſe legen, oder ſie umge-
ben ſollte, ſo glaube ich mit den vortreflichen Maͤnnern
unſers Jahrhunderts (r), die faſt durchgaͤngig dieſer
Meinung beipflichten, daß man das Parenchima (Blut-
ſubſtanz), welches zwiſchen denen herbeifuͤhrenden und zu-
ruͤkleitenden Gefaͤſſen befindlich ſeyn ſoll, ganz ſicher ver-
werfen koͤnne. Jch weis zwar mehr als zu wohl, daß
auch nach der gluͤklichſten Einſprizzung haͤufiges Fleiſch
an denen ſaͤmmtlichen Eingeweiden uͤbrig bleibt, welches
keinen gefaͤrbten Saft weiter annehmen will (s), es mag
M 3dieſes
[182]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dieſes nun ein Zellgewebe, welches weis bleibt, oder Ge-
faͤſſe von kleiner Art ſeyn, in welche keine etwas dikke
Materie eindringen kann (t). Wir uͤbergehen anjezo
mit guten Vorbedacht die ganz ſonderbare Gemeinſchaft
zwiſchen den Schlag- und Blutadern, da die Blutadern
ſehr gros, und die Schlagadern nur ganz klein ſeyn, wie
an dem Mutterkuchen (u), oder auf andre Weiſe die ganz
kleine Gefaͤſſe von der gewoͤhnlichen Bauart abgehen.


Uebrigens ſind dieſe ganz kleinen Gefaͤſſe, in denen
das Blut aus den Schlagadern in die Blutadern uͤber-
flieſt, allerdings ſehr zart, hoͤchſt durchſichtig, mit bloſ-
ſen Augen gar nicht zu entdekken (x), noch durch ein Ver-
groͤſſerungsglas leicht wahrzunehmen; denn man kann
Blutadern, die ein einziges Kuͤgelchen fuͤhren, viel leich-
ter ſehen, als die Schlagadern. Jedennoch haben ſie
ihre Membranen, ob ſich Anton van Leeuwenhoek
(y) gleich durch eine gemeine Erſcheinung, nach welcher
die rothen Kuͤgelchen von den Schlagaderwaͤnden her-
vorzuragen ſcheinen, hat uͤberreden laſſen, daß ſie gar
keine haͤtten (z). An einem bebruͤteten Eie ſcheinen al-
lerdings den zweeten Tag, in einer gelben ſpreuhaften
weichen Subſtanz (aceroſa pulpa), die Gaͤnge gleichſam
mit einer Nadel vorgeriſſen zu ſeyn; den folgenden Tag
aber kommen ſchon offenbare Membranen zum Vorſchei-
ne. Suchet man den Durchmeſſer, ſo iſt derſelbe eben
nicht ſchwer zu beſtimmen, denn er muß eben ſo groß,
oder ein wenig groͤſſer ſeyn, als der Durchmeſſer eines
Blutkuͤgelchens, das eine ganz kleine Schlagader aus-
fuͤllet,
[183]Schlagadern.
fuͤllet (a), daß ſolchemnach die Schlagader noch uͤber
den Durchmeſſer dieſes Kuͤgelchens eine zarte Dikke fuͤr
ihre Waͤnde zum Ueberſchuſſe hat. Wir werden anders-
wo zeigen, daß dieſer Durchmeſſer ſehr klein (b), und
kaum ſo gros ſey, als der dreitauſendſte Theil eines Zol-
les. Stephan Hales(c) macht den Durchmeſſer der
Schlagader zweimal ſo groß, als der Durchmeſſer des
Kuͤgelchens iſt, damit das Blut deſto ungehinderter
durchlauffen koͤnne. Daß aber der Durchmeſſer der
Schlagader kleiner ſey, als des Blutkuͤgelchens ſeiner,
damit ſich daſſelbe etwas ſchwer, und mit einer Reibung
fortbewegen muͤſſe (d), ſcheinet uͤberhaupt aus derjeni-
gen Hipotheſe behauptet zu werden, welche bei der Be-
wegung des Blutes beſondere Schwierigkeit vorausſezt,
da doch die ſchon ſo oft angefuͤhrte Verwandlung der Ge-
ſtalt derer Blutkuͤgelchen, worauf ſich dieſe angenomme-
ne Meinung gruͤndet, noch gar nicht hinlaͤnglich und
gewiß genung erwieſen iſt. Wenn in allen Thieren die
Blutkuͤgelchen von gleicher Groͤſſe ſind, ſo folgt daraus,
daß auch in allen die kleinſten Schlagadern gleichweit
ſeyn muͤſſen (e).


§. 23.
2. Der Ausfuͤhrungsgang.


Die zwote Endigung einer Schlagader oͤfnet ſich
in den Ausfuͤhrungsgang, welches ein der Blutader
ziemlich aͤhnlicher, und mit andern ſeines gleichen in groͤſ-
ſere Staͤmme zuſammen laufender Kanal iſt, den alsdenn
neue Aeſte, die den vorigen aͤhnlich ſind, beſtaͤndig ver-
M 4mehren
[184]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
mehren helfen. Dergleichen Gaͤnge unterſcheiden ſich
von der Blutader auf zwiefache Weiſe. Denn ſie fuͤh-
ren einen vom Blute unterſchiedenen Saft, und ſie brin-
gen denſelben nicht der Blutmaſſe wieder zu, ſondern ſie
fuͤhren ihn in eine groſſe Hoͤlung, dergleichen die fuͤr die
Luft, die Speiſen, und den Urin beſtimmte iſt, oder end-
lich auſſerhalb dem thieriſchen Koͤrper, wie zum Exempel
die aus den Thraͤnendruͤſen entſpringende Ausfuͤhrungs-
gaͤnge zu thun pflegen.


Man kann zwar dergleichen aus den Schlagadern
fortgeſezte Gaͤnge nicht vermittelſt der Sinne erweislich
machen. Leeuwenhoͤk hat, durch Huͤlfe ſeiner Ver-
groͤſſerungsglaͤſer, nur einen einzigen Ausfuͤhrungsgang
entdekket, der aus einer Schlagader ſeinen Urſprung ge-
nommen, da er hingegen tauſendmal Blutadern geſehen,
die daraus herfuͤrgekommen, und es iſt ſeit dem niemand
ſo gluͤklich geweſen, ein mehreres von dieſen Anfaͤngen
zu entdekken. Hieraus folgt, daß die Durchmeſſer der
erſt entſtehenden Ausfuͤhrungsgaͤnge viel kleiner, als
der Blutaͤderchen ihre, ſeyn muͤſſen, wiewol die durch-
ſichtige duͤnne Waͤnde etwas mit beitragen koͤnnen, daß
dieſe kleine Wurzeln dem Geſichte entzogen werden. Denn
der beruͤhmte Heinrich Baker(f), welcher nur der ein-
zige Zeuge iſt, der die gelben und weißfaͤrbigen Kuͤgel-
chen, die in die Seitenkanaͤle gepreſt worden, zu behau-
pten ſuchet, hat nichts anders, als einzele Blutkuͤgelchen
geſehen, die oͤfters in der That von gelblicher Farbe ſind.
Ferner iſt es an denen meiſten Orten ſehr ſchwer, etwas
von Saͤften durch die Schlagadern bis in die Auswurfs-
gaͤnge zu treiben. An den Hoden gelung es dem jungen
ſehr fleißigen Alex. Monroo(g) ſo wenig, als mir;
jedoch lieſſen ſich verduͤnnte Saͤfte, gefaͤrbtes Waſ-
ſer und aufgeloͤßte Hauſenblaſe, in die Speichel-, Ge-
kroͤs-
[185]Schlagadern.
kroͤsdruͤſen- und Thraͤnengaͤnge durch die Schlagadern
bringen.


Es giebt aber doch auch andre gegenſeitige Erſchei-
nungen, nach denen allerdings eine in die Schlagadern
getriebene Feuchtigkeit in eins fort durch die Kanaͤle und
die Ausfuͤhrungsgaͤnge zum Vorſchein gekommen. An
den Nieren gehet es ſehr leicht an, daß man Luft, Waſ-
ſer, und warmgemachten Talg vermittelſt der Nieren-
ſchlagadern in den Harngang (h) bringen kann, und man
iſt in der That genoͤtigt, dieſen Kanal zu unterbinden,
wenn man die Niere vollkommen ausſprizzen will, wie
ich oͤfters erfahren habe. Man weis aber auch, daß
ein Menſch bei ſeinem Leben mit dem Urine Quekſilber
von ſich gelaſſen habe (i). Mir gluͤkte es ebenfalls an
der Leber, und andern beruͤhmten Maͤnnern vor mir (k),
daß gefaͤrbtes Terpentinoͤl durch die Schlagader, oder
wenigſtens durch die Pfortader in die Gallengaͤnge uͤber-
gieng.


Es gluͤkte dem vortreflichen Albin an den Speichel-
und Gekroͤſedruͤſegaͤngen beſſer, als mir, wie man aus
den Nachrichten ſeiner Schuͤler ſchlieſſen kann (l). Die
talghaften Gaͤnge des Meiboms ſprizten Ruyſch(m)
mit Talge, Cowper(n), Vieuſſens(o), und Man-
get
(p) dagegen die Milchgefaͤſſe in den Bruͤſten mit
Quekſilber und Milch aus.


M 5Es
[186]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Es hat aber auch die Natur von freien Stuͤkken noch
andre Verſuche an die Hand gegeben, welche in der That
eben dieſes beweiſen. Es geſchiehet naͤmlich ſehr oft, daß
das von der Gebaͤrmutter zuruͤkgetriebene, oder an an-
dern Orten uͤberfluͤßige und aufwallende Blut, durch
dergleichen Auswurfsgaͤnge fortgeſchaffet wird, wodurch
es ſich alſo von neuem beſtaͤtiget, daß dieſelben aus denen
Schlagadern in einem Stuͤk fortlaufen muͤſſen, zumal
da es gar nicht warſcheinlich iſt, daß bey verſchiedenen
ſolchen Verſuchen die Kanaͤle zerreiſſen ſollten, indem
auf dergleichen kurze Unordnung und Abweichung die Ge-
ſundheit ſowol, als auch die gewoͤnliche Abſonderung
derer Feuchtigkeiten, wieder auf den vorigen Fuß herge-
ſtellet wird.


Man hat bey geſunden Menſchen einen zu gewiſſen
beſtimmten Zeiten ſich einfindenden Blutflus durch die
Harngaͤnge, (auch durch andre ungewoͤhnliche Wege,)
wahrgenommen (q). Ein dreitaͤgiges Fieber erregte ein
Blutharnen (r). An vollbluͤtigen hat Baronius(s)
ſchon laͤngſtens die Blutausleerungen fuͤr heilſam gehal-
ten. Ein vollbluͤtiger achzigjaͤriger Greis gab mit dem
Harne Blut von ſich (t): die Krankheiten werden oͤfters,
durch ein critiſches Blutharnen, zum Beſten der Kran-
ken, gluͤklich gehoben (u). Statt der monatlichen Rei-
nigung erfolgte ein Blutfluß mit dem Harne durch die
Nieren (x). Die bloſſe Bewegung und das Fahren,
oder allerlei Urſachen mehr, bringen zuweilen ein un-
ſchaͤd-
[187]Schlagadern.
ſchaͤdliches, wenigſtens der Geſundheit nicht naͤchtheili-
ges Blutharnen zuwege (y).


Aus denen Bruͤſten kommt zuweilen, ſtatt der Milch,
Blut herfuͤr (z). Das in ſeinem ordentlichen Ausgang
geſtoͤhrte Blut der monatlichen Reinigung dringet aus
denen Bruͤſten heraus (a). Auf einen verſtopften Blut-
fluß folgte eine roͤthliche Milch (b). Durch die Bruͤſte
gehet zur gewoͤhnlichen Zeit die monatliche Reinigung
ab (c).


Durch die Augen ergoß ſich die monatliche Reini-
gung (d). Die Augenliedergefaͤſſe oͤfneten ſich, das drin-
gende Blut durchzulaſſen (e). Nach einer Erhizzung
von der Sonne brach eine Menge Blut durch die Augen
hervor (f). An einem Maͤdchen drang das Blut, nach
einem hartnaͤkkigen Kopfwehe, aus den Augen und Oh-
ren heraus, und dieſer neue Ausfluß daurete vier ganzer
Jahre lang, wobei ſich die Kranke recht wohl befand (g).
Eine mit Convulſionen beſchwehrte Perſon thraͤnte
Blut (h). Bey einem zarten Knaben kamen mit Blut
untermengte Thraͤnen herfuͤr (i). Die monatliche Rei-
nigung fand ſich bey einem Maͤdchen vom ſiebenden bis
ins
[188]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ins dreizehnte Jahr allezeit tropfenweiſe aus den Augen
ein, nachhero aber gieng ſie durch den ordentlichen Weg
wieder ab (k). Der Schwindel wurde gluͤklicherweiſe
nach einer ſtarken auf fuͤnf Unzen ſich belaufenden Blut-
ergieſſung durch die Augen gehoben (l). Eine andre ſehr
haͤufige Blutausleerung erfolgte aus dem Winkel der Au-
genlieder (m).


Durch den Speichelgang fuͤhrte die Natur die weib-
liche Blume aus (n).


Nach dieſen angefuͤhrten Beiſpielen, die ich mit einer un-
gleich groͤſſern Anzal von andern haͤtte vermehren koͤnnen,
wird es nun nicht noͤthig ſeyn, andere widernatuͤrliche
Blutergieſſungen, ſo durch die ausfuͤhrende Gaͤnge geſchehen
ſind, beizubringen. Einige wenige koͤnnen hier ſchon
genung ſeyn. Von dem Biſſe der Schlange, welche
die Jndianer Ibiracoa nennen, brach das Blut aus Oh-
ren, Naſe und den Augen hervor (o). Bei der ſo fuͤrch-
terlichen Krankheit, welche die Franzoſen die Siami-
ſche Krankheit,
die Englaͤnder aber das gelbe Fie-
ber
nennen, weil ſich das Blut in einen gelben Eiter
aufloͤſet, dringet das Blut durch die Ohren, Naſen, Au-
gen, und andre Theile hervor, und folget gemeiniglich
ein toͤdtlicher Ausgang darauf (p). Nach einem beige-
brachten Liebestrank brach das Gebluͤt durch die Nieren,
Thraͤnen, und die Ohrenſchmalzwege hervor (q). Jn
der Gelbeſucht erfolgte eine Blutergieſſung von zwei
Pfunden durch die Thraͤnendruͤſe, mit gleich toͤdlichen
Ausgange (r). Jn den boͤsartigſten Pokkenkrankheiten
gehet
[189]Schlagadern.
gehet das Blut mit dem Urin ab, nach welchen Zufall
aber die Kranken ſelten davon kommen (s).


Dieſe Beiſpiele dienen in der That zur Erlaͤuterung
desjenigen, was wir vorher geſagt haben. Denn wenn
ſie gleich nicht zu der geſunden Beſchaffenheit des Koͤr-
pers gehoͤren, ſo zeigen ſie doch deutlich an, daß keine Zer-
reiſſung feſter Theile geſchehen ſey, oder neue Wege fuͤr
das ergoſſene Blut waͤren gemacht worden, ſondern daß
die Aufloͤſung des Blutes einzig und allein die Urſache
von allem ſey. Wir haben uns aber jezzo zu zeigen vor-
genommen, daß die Ausfuͤhrungsgaͤnge ihren Urſprung
von denen blutfuͤhrenden Schlagadern nehmen. Und
dieſen Beweis kann ſo wenig die Schlaffheit der Gefaͤſſe,
als ein verduͤnntes Blut im geringſten entkraͤften.


Endlich kann man noch hinzufuͤgen, daß man ein,
obwol gar ſeltenes, Beiſpiel habe, da die Fortſezzung
des Ausfuͤhrungsganges aus der rothgefaͤrbten Schlag-
ader deutlich kann vor Augen gelegt werden (t).


Wenn dahero die eingeſprizte Saͤfte aus einer roth-
gefaͤrbten Schlagader in verſchiedne Ausfuͤhrungsgaͤnge
ohne Aufenthalt, oder ohne Knoten zu bilden, uͤberge-
hen: wenn das rothe Blut, von geringen, wenigſtens
die feſten Theile nicht veraͤndernden Urſachen, in dieſe
Gaͤnge geleitet wird; wenn ferner der Augenſchein ſelbſt
dieſes beſtaͤtiget: ſo gewinnt es in der That das Anſehen,
daß die blutfuͤhrende Schlagadern mit den Ausfuͤh-
rungsgaͤngen gerade fortgehen, und daß dieſer Ausgang
ganz ſicher, und ohne einen Jrrthum zu befuͤrchten, fuͤr
eine von den Endigungen dieſer Schlagadern angenommen
werden koͤnne.


§. 24.
[190]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 24.
3. Fuͤnffache Ausdampfung.
Jn das Zellgewebe, und in die Lunge.


Die dritte Endigung beſtehet darinnen, daß eine mit
Blut erfuͤllte Schlagader, ohne andre Mittelwege, ent-
weder ſelbſt, durch ihr gleichſam abgeſchnittnes Ende das
Blut ausſchuͤttet; oder eine duͤnnere Fluͤßigkeit durch
ihre Schweisloͤcher ausſchwizzet, die ſich in das Zellge-
webe ergieſſet; oder ſich wenigſtens in ein ausduͤnſtendes
Gefaͤschen endigt, welches weder eine Blutader, die wie-
der zum Herzen zuruͤkkehrt, noch ein Ausfuͤhrungsgang
iſt, der ſich nach Art der Blutadern mit andern ſeines
gleichen in einen groͤſſern Stamm vereinigte; ſondern
es iſt dieſes kleine Gefaͤß uͤberhaupt kurz und einfach, und
fuͤhret ſeinen fluͤßigen Saft durch das eroͤfnete Ende aus.
Man macht aber nach der Verſchiedenheit dieſer Dampf-
gefaͤſſe fuͤnf neue Arten dererſelben. Es oͤfnet ſich naͤm-
lich dergleichen Gefaͤs entweder in eine anſehnliche Hoͤ-
lung des Koͤrpers, dergleichen der Mund, Magen, das
Gedaͤrme, die Naſe, Harn- und Gallenblaſe, die Ge-
baͤrmutter, die Mutterſcheide, die Gehirnhoͤlen, die Hoͤ-
lungen des Ribbenfells, Herzbeutels, des Darmfells,
des Scheidenuͤberzuges (tunica vaginalis) iſt, oder es
geſchiehet die Ausduͤnſtung in dem ganzen aͤuſſern Um-
fange des Koͤrpers, vermittelſt der Haut, der Vereini-
gungsmembrane, zwiſchen denen Augen und Augenlie-
dern; oder es oͤfnen ſich die von den blutfuͤhrenden
Schlagadern entſprungene Gefaͤſſe in ſubtilere Hoͤlungen,
und ſchuͤtten daſelbſt ihren Saft in kleine Hoͤlen, oder in
wahre Druͤſen aus.


Jch werde alſo zeigen muͤſſen, daß dieſe fuͤnferlei
Ausduͤnſtungsarten in der That gegruͤndet und allerdings
vorhanden ſind. Wir wollen an einem andern Orte von
der
[191]Schlagadern.
der Blutergieſſung handeln, die aus einer rothgefaͤrbten
Schlagader in das ſchwammige Gebaͤude, der mit zell-
foͤrmigen Hoͤlen verſehenen Warze, welche an denen Bruͤ-
ſten angeſezzet iſt, ingleichen auch der weiblichen und
maͤnnlichen Ruthe, und in die unter der Haut gelagerten
zellige Raͤume der Halskrauſe am Welſchen Hahne, und
den Hanenkaͤmmen geſchiehet (u).


Von der zwoten Art, da ein Saft aus einer rothen
Schlagader, entweder durch die Schweisloͤcher, oder
vermittelſt ganz kurzer Kanaͤle, in die umherliegende Zell-
raͤume durchſchwizzet, haben wir bereits an den Hoͤlun-
gen des Zellgewebes ein merkwuͤrdiges Exempel angefuͤh-
ret (x). Ein zweites, eben ſo merkwuͤrdiges, befindet
ſich an der Lunge, welches an gehoͤrigem Orte ſoll beige-
bracht werden (y); inzwiſchen aber will ich nur dieſen
einzigen Verſuch voraus anfuͤhren, der mit ganz gerin-
ger Muͤhe kann gemachet werden. Man ſtekke in die
Holader nahe am Herzen eine Roͤhre, und ſprizze ein
blaugefaͤrbtes Waſſer durch dieſe Roͤhre ein: ſo wird daſ-
ſelbe in die rechte Herzkammer und die Lungenſchlagader
uͤbergehen, auch darauf die ganze, blaͤſige, und ſchwamm-
artige Lungenflaͤche von einem blauen Thaue bedekket
werden, welcher hernach ſchaͤumend und mit Luft ver-
miſcht, durch die Luftroͤhre wieder herausdringen wird.
Eben dergleichen Durchſchwizzung durch die Lunge ge-
ſchiehet von dem Blute ſelbſt in einer von denen gefaͤhr-
lichſten Krankheiten, wenn naͤmlich daſſelbe, indem es
durch die verſtopfte Lunge nicht durchflieſſen kann, und
mit groſſer Gewalt von der preſſenden rechten Herzkam-
mer in die verengerten Schlagadern gedrengt worden,
uͤber-
[192]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
uͤberall herfuͤrdringet, und ſich unter der Geſtalt einer
rothen leberaͤhnlichen Maſſe durch die ganze Lunge ergieſ-
ſet, und die gemeiniglich mit einem toͤdlichen Ausgang ſich
endigende Art von Lungenentzuͤndung nach ſich ziehet (a).
Es dienet aber auch gleichfalls zu gegenwaͤrtiger Abſicht
das Beiſpiel von den monatlichen oder andern Blutfluͤſ-
ſen, da das allzuſehr gehaͤufte Blut, wenn es durch die
Gebaͤrmutter keinen Weg findet, ſehr leicht in die vor
die Luft beſtimmte Lungenblaͤschen zuruͤktritt, und mit
wenigerer Gefar, als es an den Mannsperſonen zu ge-
ſchehen pflegt, vermittelſt des Blutſturzes ausgeſtoſſen
wird (b). Denn es beweiſet die nachherige Wiederher-
ſtellung der Geſundheit, daß die Gefaͤſſe nicht zerriſſen,
ſondern nur erweitert worden ſind.


§. 25.
Die Durchſchwizzung in groͤſſere
Hoͤlungen.


Auf gleiche Weiſe kann man auch die Ausduͤnſtun-
gen der Schlagadern, in die groͤſſere Koͤrperhoͤlungen, be-
weiſen, und zugleich zeigen, daß dieſelbe eben ſo, wie
wir von der Durchſchwizzung in das Zellgewebe geſagt
haben, aus denen rothen Schlagadern herruͤhre. Jn
der That geben alle Membranen in dem menſchlichen
Koͤrper durch ihre unſichtbare Schweisloͤcher einen Dunſt
von ſich, welchen ich ſehr oft, in aufgeſchnittenen Hun-
den, unter der Geſtalt eines Rauchs, von der noch warmen
Oberflaͤche der harten und duͤnnen Gehirnhaut, des Her-
zens, der Lunge, Leber, Milz, der Gekroͤsdruͤſe, der
Nieren, Gedaͤrme, des Magens, der Harnblaſe, des
Nezzes, des Gekroͤſes, der Ribbenhaut und des Darm-
felles
[193]Schlagadern.
felles habe ſehen aufſteigen (c). Dieſer Dampf hat ei-
nen ſehr widrigen Geruch, der die fluͤchtige Art derer
mit dem aufgeloͤſeten Oel verbundenen thieriſchen Theile
zu erkennen giebt, und aͤuſſert ſich hauptſaͤchlich auf die-
ſe Art in dem Unterleibe; denn der aus der Bruſt auf-
ſteigende iſt nicht ſo uͤbelriechend (d). Wir finden dieſen
Dampf nach dem Tode des Thieres in denen vorangezeig-
ten Hoͤlungen in ein Waſſer verwandelt, von deſſen Be-
ſchaffenheit, nach welcher es ſich durch das Feuer oder
den Alkohol (hoͤchſt rectificirten Weingeiſt) zum Gerin-
nen bringen laͤſt, alsdenn gehandelt werden ſoll, wenn
die Rede von der Limphe ſeyn wird (e). Dieſes iſt eben
der durchdringende Saft, durch deſſen Huͤlfe die Gelenk-
ſteifigkeiten (ancyloſis) und andre der ſchlimſten Krank-
heiten bisweilen gehoben werden, wenn man den ver-
ſtopften Theil zwiſchen die Eingeweide eines noch leben-
den und athmenden Thieres ſtekken laͤſſet. (f) Er koͤmt
auch, wenn der Unterleib eines lebendigen Thieres geoͤf-
net wird, allezeit wieder zum Vorſchein, wenn man ihn
abgewiſcht hat, und benezzet die Membranen wieder mit
neuen herfuͤrdringenden Tropfen (g). Man kann indeſ-
ſen die Erzeugung deſſelben leicht nachmachen, wenn man
warmes Waſſer (h), oder im Kornbrantweine zerlaſſne
Hauſenblaſe, oder Terpentinoͤl, oder endlich warmge-
machtes Schweineſchmalz in die Aorte eines Thieres oder
Menſchen, oder in die Schlagader des Gekroͤſes oder
Bauches (meſenterica \& coeliaca) einſprizzet. Denn es
ſchwizzen hierauf eben ſolche Tropfen uͤberall aus dieſen
Mem-
N
[194]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Membranen hervor, und ſie erfuͤllen, ohne daß das ge-
ringſte an denſelben verlezzet worden, die Behaͤltniſſe.
Denn es ſchwizzet bey dieſem Verſuch nur allein das Ter-
pentinoͤl durch, indem die Mennige in den kleinſten Ge-
faͤſſen zuruͤkke bleibt, welches ſonſt nicht erfolgen wuͤrde,
wenn die Gefaͤſſe zerriſſen waͤren. Eben dieſes erfolget
auch, wenn man in die Pfortader einen duͤnnen Saft
einſpruͤzzet (i). Jch habe oft ſelbſt wahrgenommen,
wie ſchoͤn die blaue Gallerte die Hirnkammern und die
Nezzhoͤle ausfuͤllte, ſo daß dieſe Hoͤlungen ihre natuͤrliche
Geſtalt unveraͤndert beibehielten.


So wie die waͤſſrigen und verduͤnnten Saͤfte, eben
ſo gehet auch nicht ſelten etwas von Blut mit in dieſe
Wege uͤber, und es iſt nichts ſeltenes, daß in denen tod-
ten Leichnamen das Herzbeutelwaſſer, oder die Bauch-
feuchtigkeiten roth gefaͤrbt angetroffen werden; bey der
menſchlichen Leibesfrucht aber wird dieſes beſtaͤndig wahr-
genommen (k). Die waͤſſeriche Augenfeuchtigkeit faͤrbt
ſich bey eben derſelben allezeit roth; ſie zeiget aber auch
ſonſten zum oͤftern dergleichen Blutfarbe (l). Von ſol-
cher Art iſt das Naſenbluten; denn das Blut zerreiſſet
alsdenn die eigentliche ausduͤnſtende Gefaͤſſe in der Naſe
nicht, ſondern erweitert ſie nur. Eben dieſen Weg
nimmt in Bruſtkrankheiten die Gallerte, welche, wie
wir kuͤnftig zeigen werden, durch die Lunge und das
Herz als wie ein Honig heraus ſchwizzet (m). Dieſer
Dunſt verhindert eigentlich, daß die Membranen (n), und
die Eingeweide welche ſich zwiſchen Membranen befinden,
und dadurch zuſammen gehalten werden, nicht leicht zu-
ſammen wachſen koͤnnen. [...]
[...],
[195]Schlagadern.
[...]
(Denn es iſt eine jegliche unverwachſene Hoͤlung
im geſunden Zuſtande mit einem geiſtigen Dam-
pfe, und bei Krankheiten mit Eiter angefuͤllet.
)
Dieſes ſind die Ausdruͤkke eines alten Verfaſſers, deſſen
Buch unter des Hippokrates ſeinen Werken mit befind-
lich iſt (o). Jch habe nur dieſe einzige Hauptſtelle aus-
gezeichnet, wiewol Abraham Kaauw Boerhaave, dem
dieſer ganze Theil der Phiſiologie in der That viel zu dan-
ken hat, deren mehrere anfuͤhret. Dieſes iſt das zarte
und duͤnne Waſſer, welches alle Membranen im thieri-
ſchen Koͤrper feuchte erhaͤlt, wie Veſal(p) erinnert: und
es dringet daſſelbe aus denen Membranen, wenn man
ſie abſondert, unter der Geſtalt ganz kleiner Troͤpfgen
hervor (q).


Daß aber die Gefaͤſſe, die dieſe Feuchtigkeit abſon-
dern, kurz ſind, und aus den Schlagaͤderchen ihren Ur-
ſprung nehmen, beweiſet der ganz ungehinderte Durch-
gang der, obgleich etwas groͤberen, Feuchtigkeiten, ja
auch endlich des Blutes ſelbſt, zur Gnuͤge.


Mit dieſer Ausduͤnſtung hat diejenige eine Aehnlich-
keit, welche in die innere Flaͤche (r) aller Koͤrperhoͤlen
am Menſchen, in den Mund, den Schlund, die Luft-
roͤhre, den Rachen, Magen, das Gedaͤrme, die Gal-
len-und Harnblaſe, die Nierenkapſeln, und in die Ge-
baͤrmutter durchſchwizzet, wiewol ſie oͤfters aus deutli-
chern und ſichtbareren Flokken hervortritt. Daß dieſe
Ausdaͤmpfung gleichfalls durch Gefaͤſſe geſchehe, welche
aus den rothen Schlagadern herausgehen und weiter
fortlaufen, zeiget ein verduͤnnter Saft, der, wenn er
N 2ein-
[196]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
eingeſprizzet worden, aus dieſen Schlagadern in ge-
dachte Hoͤlungen, beſonders in die Magen-und Gedaͤrm-
hoͤle dringt, daß man alſo gar nicht Urſache hat, die
Blutadern deswegen zu unterbinden (s): denn das Waſ-
ſer, das Terpentinoͤl, und die verduͤnnte Hauſenblaſe,
ja bisweilen ſelbſt das Wachs, erwaͤhlen gar zu leicht
und allzuhaͤufig eben dieſen Weg, und breiten ſich daſelbſt
aus (t).


Ferner ergieſſet ſich in eben dieſe Gaͤnge, wenn ſie
auch alleſamt unverlezzet ſind, zum groſſen Vortheil de-
rer Kranken, ebenfals auch Blut, theils unter der Ver-
ſtopfung der monatlichen Reinigung, theils unter Fie-
bern, theils auch andrer Urſachen halber, die nicht eben
neue Muͤndungen zu wege bringen, ſondern die alten
und natuͤrlichen nur erweitern helfen. Statt der mo-
natlichen Reinigung wird das uͤberfluͤßige Blut in denen
heiſſen Eilanden von Weſtindien oͤfters durch den Stuhl-
gang ausgefuͤhret (u). Eben daſſelbe iſt unter gleichen
Umſtaͤnden ohne Schaden durch Brechen weggegan-
gen (x). Einen periodiſchen Blutflus, der durch den
Hintern und die Harnblaſe erfolget, haben wir ſchon
vorher angefuͤhret (y). Bei dem Kranken, deſſen Va-
lisneri
(z) erwaͤhnt, drang das Blut faſt durch alle
Ausfuͤhrungsgaͤnge am Koͤrper, als aus dem Zahnflei-
ſche, den Augen, der Naſe, den Ohren, durch den Hin-
tern und mit dem Harne heraus, mit einem gluͤklichen
Erfolg. Bei einem jungen Menſchen, welcher lange
krank darnieder gelegen, drang das Blut wechſelweiſe
durch
[197]Schlagadern.
durch die Nieren, die Lunge, den Magen, und das Ge-
daͤrme hervor (a). Bei Milzſuͤchtigen ging das Gebluͤte
zu zehen Pfunden durch den Stuhlgang und vermittelſt des
Erbrechens mit merklicher Erleichterung, auch zuweilen
mit darauf folgender voͤlliger Beſſerung des Kranken ab (b).
Durch den Hintern wurden ohne weiteres Uebel fuͤnf
Pfunde ausgetrieben (c), ingleichen auch ſechs (d). Ein
Gelbſuͤchtiger entledigte ſich zu ſeinen Beſten durch den
Hintern vom Blute (e). Bei einem andern wurden vier
bis fuͤnf Pfunde Blut durch den Stuhlgang ausgefuͤhrt,
und durch dieſe Criſis ein ſehr heftiges Kopfweh (cepha-
laea
) gehoben (f). Ferner ſind innerhalb vier und zwan-
zig Stunden zwoͤlf und vierzehn Pfunde hellrothes Blut,
mit guter Erleichterung des Kranken, ausgeleeret wor-
den (g). Ein ſtarker Blutflus erfolgte durch den Hin-
tern, ohne einiges Nachtheil, worauf ſodann ein dikkes
zaͤhes geronnenes Weſen folgte, das aus dem in die Ge-
faͤſſe wieder aufgenommenen Schleime beſtand (h). Daß
der Blutdurchlauf oͤfters heilſam ſey (i), und auch als-
denn ohne zerriſſene Gefaͤſſe erfolge, wenn der Koͤrper
davon zu ſchwinden anfaͤngt, davon zeigen auch gewiſſe
Faͤlle (k). Endlich iſt die monatliche Reinigung bei dem
Frauenzimmer ein beſtaͤndiges Beiſpiel und deutlicher
Beweis, daß in der Gebaͤrmutter durch die zarten zur
Ausdaͤmpfung beſtimmten Gefaͤſſe Blut ausſchwizze.


Uebrigens haben auch die vortreflichen Maͤnner,
Ruyſch(l), B. Siegf. Albin(m), und Kaauw Boer-
haave
(n), auch ich ſelbſt fuͤr meine Perſon ebenfalls,
N 3wahr-
[198]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
wahrgenommen, daß das in die Schlagadern geſprizte
Wachs in den aͤuſſerſten Flokken haͤngen geblieben, mit-
hin alſo offenbar daraus erhellet, daß ſich die Zweige
der Schlagadern in der That bis in dieſe Flokken ver-
laͤngern, und darinnen mit weiten Muͤndungen endigen
muͤſſen.


§. 26.
Die Ausduͤnſtung durch die Haut.


Die Schlagadern duͤnſten noch auf andere Weiſe,
naͤmlich durch den ganzen aͤuſſern Umfang des menſchli-
chen Koͤrpers, und durch die gegen das Oberhaͤutchen
gekehrte Oberflaͤche der Unterhaut aus: es iſt dieſelbe
ſchon laͤngſtens unter dem Namen ſowol des Schweiſ-
ſes,
als der unmerklichen Ausduͤnſtung bekannt.
Dieſes iſt ebenermaſſen ein Geſchaͤfte der Schlagadern,
und geſchiehet durch die kleinen Gefaͤſſe, die aus den
Schlagadern der Haut in einen fortgehen. Man kann
dieſen Schweis ohne groſſe Muͤhe mit dem Waſſer (o)
nachmachen, wenn die Schlagadern derer aͤuſſerſten
Glieder, oder die Aorte, beſonders an ſehr zarten Kna-
ben, damit ausgeſprizzet werden. Denn es troͤpfelt daſ-
ſelbe alsdann aller Orten aus der Oberflaͤche der Haut
heraus, und ſamlet ſich in Blaſen, indem es das un-
durchdringliche Oberhaͤutchen in die Hoͤhe treibt, von
dem es an verblichnen Koͤrpern zuruͤkke gehalten wird.
Eben dieſen Weg nimmt auch, wie ich ſehr oft geſehen,
der aufgeloͤſete Fiſchleim oder Hauſenblaſe, die man
vorher nach Belieben gefaͤrbt hat. Das Wachs kann
man ſeltener durch dieſe Gefaͤſſe treiben, da ſie ohnehin
nicht ſo weit ſind, als die inwendigen Flokken; indeſſen
iſt doch auch dieſer Verſuch bisweilen gut von ſtatten ge-
gangen
[199]Schlagadern.
gangen (p). Auch dieſen Weg, der allein zu duͤnnen Fluͤſ-
ſigkeiten beſtimt iſt, pflegt das Blut ebenfalls und oft
genung zu erwaͤhlen. Ariſtoteles fuͤhret ſchon Beiſpie-
le von Blutſchweiſſe an (q), und ihm ſind viele Schrift-
ſteller mehr nachgefolget (r). Vom Gebrauch des Fall-
krautes oder Wolverley (Arnica) entſtand ein rother
Schweis an der Bruſt (s). Ein Blutſchweis drang
durch die kleinen Oefnungen in der Haut hervor (t). Jn
hizzigen Fiebern erfolgte eine Durchſikkerung (diapedeſis)
unter der Geſtalt eines blutreichen Schweiſſes, die ſo
ſtark wurde, daß das Hemde unter der Achſel davon ge-
faͤrbt erſchiene (u). Jn dem Fieber, das in Jamaica
gewoͤhnlich graſſiret, brechen zwar an ſich heilſame Blut-
ergiſſungen, die man aber kaum zuruͤkke halten und min-
dern kann, durch die Schweisloͤcher der Haut hervor (x),
und es bringen dergleichen Blutſchweiſſe, auf denen von
den Franzoſen bewohnten Antillen-Jnſeln, viele Leute
innerhalb vier oder fuͤnf Tagen ums Leben (y). Die
monatliche Reinigung drang durch die ganze mit Haaren
bedekte Oberflaͤche des Hauptes, als ein blutiger Schweis
bei ſehr vielen Perſonen hervor (z), ingleichen auch bei
der Wurzel eines Nagels am Finger (a), und durch an-
dre Stellen der Haut (a*). So hat man auch einen be-
N 4ſonderen
[200]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſonderen kritiſchen Blutſchweis (b). Bisweilen wird
das Blut auf eine ſonderbare Weiſe durch einige Schweis-
loͤcher der Haut ausgetrieben. Ein junger Menſch be-
kam zu gewiſſen Zeiten aus der kleinen Fingerſpizze ei-
nen blutigen Schweis, und es war ihm dieſe Criſis ſo
natuͤrlich geworden, daß er ſich, wenn ſie ausblieb, alle-
zeit uͤbel dabei befand (c). Jn heftigen Kopfwehe (ce-
phalaea
) ſchwizzte Blut durch die Achſelhoͤle und die Fus-
zeen, ingleichen auch aus dem Hand-ruͤkken (d). Es floß
daſſelbe durch die Ohren, Finger-und Zeeſpizzen, durch
die Spizze der Zunge, den Nabel, den Augenwinkel (e).
Es ſchwizte aus der Haut der Hand und der Wangen
Blut hervor (f). Ein anhaltender Blutſchweis erfolgte
bei einem ganz geſunden Menſchen (g). Eine groſſe
Menge Blut kam aus dem kleinſten Finger hervor (h).
Die guͤldne Ader, die auf eine nachtheilige Art war zuruͤk-
gehalten worden, erhielt einen andern Ausbruch, indem
das Blut durch die weibliche Geſaͤshaut (interfemineum)
aus einem unmerklichen Schweisloͤchlein hervordrang (i).
Ein ganz kleines Schweisloͤchlein oͤfnete ſich am Fuſſe,
wodurch eine heilſame Blutergieſſung erfolgte (k). So
drang auch das Blut durch Schweisloͤcher, welche als
Nadelſtiche anzuſehen waren, am Kopfe, der Schulter,
dem Ellbogen, den Fingern, und dem Fuſſe heraus (l).


Wir uͤbergehen die blutigen ſcorbutiſchen Schweiſſe (m),
die vielleicht aus den zerfreſſenen Gefaͤſſen entſtehen koͤnn-
ten, wenn gleich die Wege nicht deutlich genung zu ſehen
geweſen.
[201]Schlagadern.
geweſen. Es mag an gegenwaͤrtiger Sammlung ge-
nung ſeyn, welche zum Beweiſe dienen kann, daß die
ausduͤnſtenden Hautgefaͤſſe von den rothen Schlagadern
ihren Urſprung nehmen.


§. 27.
Die Ausduͤnſtung in die Druͤſen.


Die lezte Art der Ausdampfung geſchicht in die ver-
borgne Gaͤnge, oder in die eigentlich ſo genannten Druͤ-
ſen. Von dieſer Art werde ich an einem andern Ort
ausfuͤhrlich handeln (o). Denn es ſchwizzet in dieſe Druͤ-
ſen, wie in die groͤſſere Hoͤlungen unſers Koͤrpers, aus
den rothen Schlagadern ein Saft durch, den die Zer-
gliederer kuͤnſtlich nachmachen, und dieſe kleine Hoͤlchen
mit Waſſer, und bisweilen ſo gar mit Wachs ausſpriz-
zen (p): die Natur treibet aber, wenn ſie gereizt oder da-
zu von irgend einer andern Urſache veranlaſſet worden,
auf gleiche Weiſe, wie bei denen erſtern Arten der Aus-
daͤmpfung, eine bisweilen zuſammenrinnende Limphe, und
endlich auch Blut durch eben dieſe Wege fort, wie man
an denen Vertiefungen in der Harnroͤhre, nach geſche-
hener Einſprizzung ſcharfer Feuchtigkeiten, ſehr oft wahr-
nimmt.


§. 28.
4. Jn kleinere Gefaͤſſe.
Das Flieswaſſer-Gefaͤs.


Der lezte Ausgang einer rothen Schlagader, wor-
uͤber zwar ſehr geſtritten wird, endiget ſich in ein Gefaͤs
von kleinerer Art, welches keinen rothgefaͤrbten Saft mehr
N 5fuͤhret
[202]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
fuͤhret. Von einer rothen Schlagader unterſcheiden ſich
dieſe Gefaͤſſe durch den Saft, der darinnen fortgefuͤhret
wird; und von einen Ausfuͤhrungsgange dadurch, weil
ſie gar nicht nach der Art der Blutadern ihren Saft in
einige weite Muͤndungen zuſammen fuͤhren. Erſtlich
hat es nun allerdings ſeine gute Richtigkeit, ſie moͤgen
nun entweder ohne ein Mittelweſen aus einem ganz klei-
nen Schlagaederchen ihren Urſprung nehmen, oder es
mag etwas anders roͤhrfoͤrmiges dazwiſchen kommen, daß
in der That diejenigen Flieswaſſergefaͤſſe welche ins-
gemein unter dieſem Namen bekannt ſind, wirklich aus
den rothen Schlagadern ihren Urſprung nehmen. Es
iſt dieſes ſchon laͤngſt bekannt, und es hat ſie bereits
Caſpar Bartholin, der Sohn des Thomas Bartho-
lin, an der Milz (q) und den Nieren (r), vermittelſt der
rothen Schlagadern ausgeſprizzet. Eben dieſes bewerk-
ſtelligte Borrich(s) an der Milz, indem er die Bauch-
ſchlagader dergeſtalt aufblies, daß der groſſe in der Bruſt
aufſteigende Gang (ductus thoracicus) ſo gar zu ſchwel-
len anfieng: an der Lunge aber (t), der Niere (u), der
Milz, und an verſchiednen Theilen des menſchlichen Koͤr-
pers verſuchte es Ant. Nuk, der vornehmſte Schrift-
ſteller in Anſchung der Geſchichte dieſer Gefaͤſſe. An der
Leber ſahe Cowper eben den Erfolg (x), an der Niere
Aug. Friedr. Walther(y). Aus der Schlagader der
Bruͤſte (z) drang Waſſer in die Flieswaſſergefaͤſſe, und
es haben einige behauptet, es kaͤmen dieſe Gefaͤſſe an
der Gebaͤrmutter einer Kuh ganz deutlich aus den Schlag-
adern hervor (a). Die Pfortader hat ſehr vieles von
der
[203]Schlagadern.
der Natur einer Schlagader an ſich, und daher ſind
durch dieſelbe, und niemals durch die Holader, bei den
Verſuchen des Loquets(b) und andrer beruͤhmten
Maͤnner (c), die Flieswaſſergefaͤſſe der Leber ausgeſpriz-
zet worden.


Wider dieſe Entſtehungsart der jeztgedachten Gefaͤſſe
aus den Schlagadern hat bisher der vortrefliche Mekel
und Alex. Monroo, des Alex. Sohn, geſtritten, und
ſie behaupten, die Flieswaſſergefaͤſſe lieſſen ſich zwar ver-
mittelſt der Schlagadern ausſprizzen, aber doch nur der-
geſtalt, daß ſich bald die Blutadern, (Mekels Schrei-
ben an mich. S. 9. 12) bald das Zellgewebe, wie an der
Milz (Monroo S. 23. 24. 25), den Hoden, (S. 29),
der Leber (S. 38), und das Zellgewebe (Monroo S.
23. 24. 25. 29. 37. 38) vorher mit der eingeſprizten
Maſſe erfuͤllen lieſſen.


Da endlich der Speiſeſaft und das Flieswaſſer einen
gemeinſchaftlichen Weg haben, und die Milchgefaͤſſe in
der That ein Flieswaſſer zu derjenigen Zeit fuͤhren, wenn
ſie keinen Speiſeſaft aufnehmen; ſo gehoͤren diejenigen
Verſuche allerdings hieher, da man Milch, Quekſilber,
und Terpentinoͤl aus den Gekroͤsſchlagadern in die Milch-
gefaͤſſe (d) getrieben hat, und welche man ehedem in Eng-
land haͤufig, ohnlaͤngſt aber auch in Deutſchland und
Frankreich angeſtellet hat.


Dieſe Verſuche geriethen mir ganz leicht, wenn ich
ſie oftermals mit guten Vorbedacht wiederholte, oder
bisweilen nicht einmal zur Abſicht hatte, beſonders aber
giengen ſie an der Leber, ingleichen auch an dem Gekroͤſe
gut
[204]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gut von ſtatten. Man kann auch, wenigſtens von mei-
nen Verſuchen, nicht ſagen, daß der eingeſprizte Saft
erſt in die zellfoͤrmige Hoͤlungen (f), und von da aller-
erſt in die Flieswaſſergefaͤſſe gedrungen ſey. Denn
ich habe in der That geſehen, daß das Terpentinoͤl mit
Beibehaltung ſeiner Roͤthe in dieſe Gefaͤſſe eingedrun-
gen, da ſonſt in keinen zellartigen Stellen das geringſte
von einer Farbe angetroffen werden konnte. Jch kann
auch uͤberhaupt den beruͤhmten Maͤnnern nicht beipflich-
ten, welche behaupten, daß, laut ihrer Verſuche, die
Flieswaſſer-Gefaͤſſe keineswegs durch die Schlagadern
koͤnnten ausgefuͤllet werden (g), und daß diejenigen,
welche in der Lunge und Milz nach dergleichen Einſpriz-
zung zum Vorſchein kommen, keine wahre Flieswaſſer-
Gefaͤſſe waͤren (h).


Es iſt demnach kein Wunder, daß das Flieswaſſer
oͤfters roͤthlich ſiehet, und daß etwas vom Blute in die
Flieswaſſergefaͤſſe, und den groſſen in der Bruſt aufſtei-
genden Gang, wie ich gar zu oft beobachtet habe, uͤber-
gehe. Es hat aber auch Anton Nuk oft das Flies-
waſſer blutig angetroffen (i), und es berichtet Wilhelm
Langley(k), daß daſſelbe oͤfters in ſeinen Gefaͤſſen bei
ſolchen Perſonen ganz roth ſey, die durch den Strang
ums Leben gekommen. Jch finde beim Eman. Koͤnig,
(l) daß das Flieswaſſer in den Gefaͤſſen einer Eſelin blu-
tig ausgeſehen. Roth haben es beruͤhmte Maͤnner, J.
Nik. Pechlin(m) am Menſchen, am Hunde der juͤngere
Peyer(n), und an verſchiednen Thieren J. Zeller(o)
und J. C. Brunner(p) angetroffen. Eine mit dem
gelben
[205]Schlagadern.
gelben untermiſchte Roͤthe hat de le Boe Sylvius(q)
und J. G. Duvernoy(r) wahrgenommen.


Wenn demnach der eingeſprizte Saft durch die
Schlagadern in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet; wenn das
Flieswaſſer (s) dem ſalzigen Waſſer im Blute (ſerum)
ſehr aͤhnlich iſt; wenn ſich mit dieſen Flieswaſſer oͤfters
ein Schlagaderblut vermiſcht: ſo ſcheint es allerdings das
Anſehen zu haben, daß man, ohne ſich eines Jrrthums
ſchuldig zu machen, annehmen koͤnne, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe mit den Schlagadern in einem Stuͤkke fort-
laufen, und daß auch dieſe Endigung einen Rang unter
den uͤbrigen Endigungen der rothen Schlagadern be-
haupte. Dieſes haben ſchon laͤngſt verſchiedene in der
Zergliederungskunſt beruͤhmte Maͤnner ebenfalls geleh-
ret (t).


§. 29.
5. Die Schlagader ohne Roͤthe.


Dasjenige, wovon wir jezo beſonders handeln wol-
len, iſt von dem vorhergehenden gar ſehr unterſchieden.
Um naͤmlich jezo nichts weiter von dem Ariſtoteles, noch
auch von denen undeutlichen Faſern zu gedenken, die ei-
nen blutigen Eiter enthalten ſollen, und von denen die-
ſer beruͤhmte Mann gemeldet, daß ſie als ein Mittel-
koͤrper zwiſchen Schlag- und Blutadern ſich befaͤnden (u),
muß man allerdings die cilindriſche Schlagadergefaͤſſe,
welche enger ſind, als der Durchmeſſer eines rothen Kuͤ-
gelchen, und wodurch ein duͤnnerer Saft gefuͤhret wird,
als die wichtigſte Erfindung des Hermann Boͤrhaave an-
ſehen. Jch lege dieſen Ruhm meinem Lehrer bei, weil
er
[206]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
er dieſe Gefaͤſſe im Jahre 1703 (x), und alſo einige Jah-
re fruͤher als Vieuſſens, den einige Franzoſen zum
Erfinder machen (y), beſchrieben hat. Denn dieſer Mann
hat erſtlich im Jahr 1705 ſeine Nevrolimphatiſche
Gefaͤſſe, die aus den Schlagadern entſpringen, ſich in
die Blutadern endigen, und die Membranen im Thier-
koͤrper bilden ſollen, bekannt gemacht (z). Eine gerau-
me Zeit hernach nennte er ſie arterioſolimphatiſche
Gaͤnge,
die aus Schlagadern entſtuͤnden, und ſich in
die fleiſchigen Gaͤnge oder Blutadern wieder endigten:
wie denn auch ſeine Fettgaͤnge ebenfalls mit hieher gehoͤ-
ren. Denn es ſind dieſe Gefaͤſſe ſehr klein, und fuͤhren
einen Theil von ungefaͤrbten Blute, welches von neuem
eine Roͤthe empfaͤngt, wenn es wiederum mit dem an-
dern ſich vereiniget hat (a). Dieſer beruͤhmte Mann
aber iſt es nicht allein (b), dem wir die recht deutliche Be-
ſchreibung dieſes Zellgewebes, unter dem Namen der klei-
nen Gefaͤſſe zu danken haben (c). Vielweniger iſt der-
jenige Ruhm gegruͤndet, den ſich in der That ganz un-
rechtmaͤßiger Weiſe vormals J. Cl. Helvetius theils
ſelbſt zuſchrieb (d), theils auch von andren ſich beilegen
ſahe (e). Denn dieſer beruͤhmte Mann kam erſt mit ſei-
ner Oekonomie viele Jahre hernach, da das Boͤrhaa-
viſche
Werk ſchon mehrmals wieder war aufgelegt wor-
den, zum Vorſcheine (f).


Es verband alſo Boͤrhaave die mit dem Vergroͤſ-
ſerungsglaſe angeſtellte Verſuche des Leeuwenhoͤks,
nach
[207]Schlagadern.
nach denen man Stuffenweiſe immer kleinere Kuͤgelchen im
Blute erblikket, mit Ruyſchens Ausſprizzungen der
Gefaͤſſe, durch welche ſo viel erhalten wird, daß die un-
gefaͤrbte und mit dem Geſichte nicht zu entdekkende Ge-
faͤſſe (g), mit gefaͤrbten Saͤften angefuͤllet, und nun
vollkommen ſichtbar werden. Hieraus ſchloß dieſer vor-
trefliche Mann, nach ſeinem guten natuͤrlichen Verſtan-
de, daß aus den rothen Schlagadern andre kleinere
Schlagaͤderchen entſtuͤnden, die einen duͤnnern Saft,
als Blut, in ſich enthielten, eben ſo wohl kegelfoͤrmig
und aͤſtig waͤren, und daß vermittelſt dieſer Schlagaͤder-
chen der Saft nach denenjenigen Theilen hingefuͤhret
wuͤrde, die vom Herzen weiter entfernet waͤren. Es
fand auch dieſer lobenswuͤrdige Mann ganz augenſchein-
liche Beiſpiele von dieſer Bauart an den Schlagadern
der gemeinſchaftlichen Augenhaut, die bei geſunden Men-
ſchen durchſichtig und unſichtbar, aber zu der Zeit aͤſtig
und kegelfoͤrmig erſcheinen, wenn eine Entzuͤndung das
Blut hineinpreſſet; und da ſonſt nur wenig rothe Gefaͤſſe
im natuͤrlichen Zuſtande am Auge bemerket werden, ſo
zeiget ſich in dieſer Haut, wenn ſie von einer Entzuͤn-
dung angegriffen iſt, eine unzaͤlbare Menge derſelben:
dieſe Schlagaͤderchen gehen offenbar aus den rothen
Schlagadern heraus, weil das Blut theils in dem an-
gezeigten Falle in dieſelbe hineindringt, theils auch ge-
faͤrbte Saͤfte, die man nach der anatomiſchen Kunſt in
die rothen Schlagadern einſprizzet, jene zugleich mit an-
fuͤllen (h). Es erſcheinen aber, ſagte dieſer vortrefliche
Mann, ſowol die ausgedehnten Flieswaſſergefaͤſſe an der
gemeinſchaftlichen Augenhaut ganz deutlich, als auch
ſelbſt das Blut, welches dieſelben anfuͤllet (i).


Es
[208]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Es koͤnnen auch, allem Anſehen nach, dieſe kleine
Schlagaͤderchen auſſer denen Krankheiten, und ohne Bei-
huͤlfe der Kunſt zum Vorſchein gebracht werden. Denn
es ſchwellen zwar an eben dem Auge die Schlagadern der
Fortſaͤzze vom Regenbogen (arteriae ciliares) von rothem
Blute auf, es ſcheinet aber dieſes Blut nachhero durch-
gaͤngig eine braunrothe Farbe anzunehmen, wenn die
Aeſte dieſer Schlagaͤderchen durch die aderigte Augen-
haut (choroidea membrana) fortlaufen. Ferner iſt es
eben ſo gewiß, daß aus dem Ringe, der die Trauben-
haut umgiebt, und den dieſe auseinander fahrende Schlag-
aͤderchen machen, andre Schlagaͤderchen entſtehen, wel-
che ſich ſtrahlenweiſe und in geſchlaͤngelten Zuͤgen, zwi-
ſchen beiden Blaͤttlein des Regenbogens gegen den Stern
im Auge zu, ausbreiten (k). Dieſe Gefaͤſſe haben aber
alle Eigenſchaften von den Schlagadern an ſich, ſie ha-
ben ihre beſondern Aeſte (l), ihre Anaſtomoſirung, das
kegelartige, und Blutadern, die neben ihnen hinlaufen;
ſie enthalten aber bloß und allein eine duͤnnere Feuchtig-
keit, ſo lange nicht durch die Kunſt eine andere hineinge-
bracht wird. Denn ich kann ſie ohne groſſe Muͤhe mit
roͤthlich gefaͤrbten Terpentinoͤle anfuͤllen. Ein andrer
beruͤhmter Mann hat noch uͤber dieſes gemeldet, daß die-
ſelben auch in Wunden, ingleichen in zerſprengten oder
zerriſſenen Gedaͤrmen zum Vorſchein kaͤmen, und als-
denn ein waͤſſriger Eiter herausſikkere (m). Man koͤnn-
te noch das Anſehen des Anton von Leeuwenhoͤk zu
Huͤlfe nehmen, welcher nicht nur Gefaͤſſe geſehen, die
kleiner als die roͤthlichen Kuͤgelchen waren (n), ſondern
auch
[209]Schlagadern.
auch noch andre, welche um zweihundert tauſendmal klei-
ner, als ein Haar waren (o).


Zu dieſen muß man aber noch hinzuſezzen, daß ſich uͤber-
haupt das Gebiet der kleinen Schlagadern viel weiter er-
ſtrekke, ob man ſie gleich nicht aller Orten durch eben ſo
deutliche Verſuche an den Tag bringen kann. Denn die-
ſer vortrefliche Mann ſezte noch ferner hinzu, es ſey am
ganzen menſchlichen Koͤrper kein einziges Theilchen, an
dem nicht entweder von Entzuͤndungen, oder von kuͤnſt-
lich eingeſprizten gefaͤrbten Feuchtigkeiten, ebener maſſen
kleine Gefaͤſſe ſichtbar gemacht werden ſollten, derglei-
chen, ehe dieſe Urſachen dazu kamen, dem Auge gaͤnzlich
verborgen blieben, und die jezzo, nachdem ſie mit gefaͤrb-
tem Talge ausgefuͤllet worden, alle Eigenſchaften der
Schlagadern zeigen. Die Gedaͤrme, die harte und duͤn-
ne Gehirnhaut, und beinahe alle Bekleidungen des thie-
riſchen Koͤrpers, erſcheinen daher mit neuen unzaͤlbaren
Gefaͤſſen ausgezieret, ſobald die Schlagaderſtaͤmme, nach
Ruyſchens kuͤnſtlicher Art, ſind ausgeſprizzet worden.
Jch habe ſelbſt ohne groſſe Muͤhe dieſe Verſuche nachge-
macht. Denn dieſe neuen Schlagaͤderchen in den
Membranen werden ſehr leicht und bald von dem mit
Mennige gefaͤrbten Terpentinoͤl angefuͤllet.


Es machen aber auch Krankheiten dieſe Gefaͤschen
am ganzen menſchlichen Koͤrper uͤberall ſichtbar. An
der Hornhaut im Auge hat wohl nie ein Menſch ein
Blutkuͤgelchen geſehen: indeſſen verurſachen doch Ent-
zuͤndungen, daß ſich ihre Gefaͤſſe roth zeigen, wenn man
anders beruͤhmten Maͤnnern trauen darf. Die Haut,
die Membranen der Bruſt und des Unterleibes werden
bey Entzuͤndungen, das Gehirn aber in der Peſt mit ei-
ner Menge von kleinen rothen Gefaͤſſen ausgezieret (p),
die
O
[210]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
die man an geſunden Perſonen niemals zu ſehen bekoͤmt.
Selbſt auch das Herze wird in den Koͤrpern dererjenigen,
die an boͤsartigen Fiebern geſtorben ſind, ſehr roth ge-
faͤrbt angetroffen (q). Und ſolcher Beiſpiele hat man
noch eine ſehr groſſe Anzal.


Daher ſchloß mein Lehrer, daß, gleichwie es Fluͤſ-
ſigkeiten im Koͤrper gebe, die viel duͤnner als das Blut
ſind, alſo habe auch die Natur fuͤr dieſe Feuchtigkeiten
beſondre Gefaͤſſe gebildet, ſowol Schlagadern, die mit
den rothen in eins fortgehen, und die von dem Zweig-
lein der kleinſten rothen Schlagader, wie gleichſam von
ihrer Aorte, dieſe Fluͤßigkeiten an ihre gehoͤrige Oerter
uͤberbringen muͤſten; als auch Blutaͤderchen, welche von
den vorigen Schlagaͤderchen das nuͤzliche, ſo noch uͤbrig
geblieben, in die Blutmaſſe wieder zuruͤkfuͤhren muͤſten.


Dieſe Theorie iſt mit dem groͤſten Beifalle aufgenommen
worden, und es haben beinahe ſeit vierzig Jahren we-
nig phiſiologiſche Schriftſteller in Europa gelebt, welche
anders gedacht haͤtten. Jch fuͤhre hier einige Namen von
den beruͤhmteſten Maͤnnern an, die dieſer Boͤrhaavi-
ſchen
Meinung beigepflichtet haben (r), viele andere
aber habe ich noch hinweggelaſſen.


§. 30.
[211]Schlagadern.

§. 30.
Die Verirrung vom gewoͤhnlichen Orte.


Mit gleichem Beifalle nahmen auch die Aerzte (s)
die Theorie von den Entzuͤndungen an, welche aus die-
ſen Gruͤnden hergeleitet war. Eine Verirrung vom ge-
woͤhnlichen Orte
(errorem loci) nannte mein geliebter
Lehrer (t) den Uebergang des Blutes in kleinere Gefaͤſſe.
Er lehrte, daß dieſe an ſich koniſche Gefaͤſſe zwar in ihre
groͤſte Muͤndung ein dahin gepreſtes Kuͤgelchen aufnaͤh-
men, demſelben aber alsdenn Widerſtand thaͤten, wenn
es weiter fortruͤkken wollte, und das um ſo mehr, je tie-
fer ein Kuͤgelchen in ein zarteres Gefaͤs hinein gerathen
waͤre: denn es waͤren die Oefnungen der kleinen Gefaͤſſe
um ſo viel kleiner im Lichten, je weiter ſie ſich von ihrem
Urſprunge, welches eine rothe Schlagader iſt, entfern-
ten: folglich geſchaͤhe denen Waͤnden dieſer Gefaͤſſe im-
mer mehr Gewalt, und daher faͤnde auch ein Blutkuͤgel-
chen, welches hier wie ein Keil dieſelben zu erweitern
ſucht, einen groͤſſern Widerſtand vor ſich. Jndeſſen kaͤ-
me der Herzſchlag gleichſam von hinten dazu, wodurch
das Blut mit Gewalt fortgepreſſet, und ein bereits in ei-
nem ſolchen ſtekkendes Kuͤgelchen in die engſten Roͤhr-
chen des kegelfoͤrmigen Gefaͤſſes getrieben wuͤrde. Sol-
chemnach muͤſten nothwendig dieſe Gefaͤſſe dadurch zer-
riſſen werden, wofern nicht das Kuͤgelchen entweder zu-
O 2ruͤk-
[212]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ruͤkgeſtoſſen wuͤrde, oder in kleinere Theilchen zerſpraͤn-
ge, indem dieſelben zwar einen Eingang gefunden, aber
keinen Ausgang vor ſich ſaͤhen. Uebrigens naͤhmen nun-
mehr die Gefaͤſſe, in denen die Kuͤgelchen feſt ſaͤſſen, ob
ſie gleich vorher durchſichtig und unſichtbar geweſen, ei-
ne rothe Farbe an ſich, und davon ruͤhre die Roͤthe in
Entzuͤndungen her. Jndeſſen gienge es doch auch an,
daß erweiterte kleine Gefaͤſſe, ohne daß der Antrieb ver-
mehret werden duͤrfte, bey einer ſchwaͤchlichen Beſchaf-
fenheit Blut in ſich aufnehmen koͤnnten (u). Dieſe
Theorie konnte man mit des Eraſiſtratus ſeiner verglei-
chen (x), als welcher die Urſache der Entzuͤndung in den
Bluttheilchen ſuchte, wenn dieſe in die aͤuſſerſten Ende
derer Gefaͤſſe, welche allein einen geiſtigen Dunſt (ſpiri-
tus
) aufzunehmen pflegten, hineingetrieben waͤren, und
beim Ausgange aus denſelben ſtekken blieben.


Hier ſtand aber der erfinderiſche Verſtand meines
groſſen Lehrers noch nicht ſtille. Es zerſpringt naͤmlich
ein rothes Kuͤgelchen, nach den Leeuwenhoͤkiſchen
Verſuchen (y), nicht blos in ſechs gelbliche, und es be-
ſtehen auch die feineren Saͤfte nicht blos aus Maſſen, die
um ſechsmal kleiner ſind, als ein rothes Kuͤgelchen.
Weil demnach diejenigen Gefaͤſſe, welche gelbe Saͤfte
enthalten, aus den rothen entſpringen, ſo ſchloß der vor-
trefliche Erfinder hieraus, daß es auch andre Gefaͤſſe
geben muͤſſe, die geſchikt waͤren, feinere Saͤfte, als die
gelben, durchzulaſſen (z), weil es Theilchen gebe, welche
ſechsmal kleiner als die gelben, und um ſechs und dreiſ-
ſigmal kleiner, als die rothen waͤren. Jndeſſen waͤren
auch noch dieſe nicht einmal zart genung, oder ſie kaͤmen
noch nicht mit der Feinheit der lezten Gefaͤschen im Ge-
hirne
[213]Schlagadern.
hirne uͤberein: folglich gebe es ohne Zweifel auch noch
andre Ordnungen von Gefaͤſſen, welche beſtaͤndig abnaͤh-
men, darunter die erſte Klaſſe aus dem dritten Geſchlech-
te von Schlagadern entſtuͤnde, welche ein durchſichtiges
Flieswaſſer fuͤhrten; aus dieſer kaͤme eine andre, naͤmlich
die fuͤnfte Klaſſe von kleinen Schlagadern hervor, die
wieder feinere Saͤfte fuͤhre, und man finde ſo wenig En-
de in den Progreßionen, als man noch zur Zeit wuͤſte,
welches das lezte Geſchlecht von Gefaͤſſen ſey.


Daher entſtuͤnden alſo neue Verirrungen von dem
gewoͤhnlichen Orte, und Entzuͤndungen, die von keiner
Roͤthe begleitet wuͤrden, ſo oft der gelbrothe Saft (a)
der kleinen Schlagaͤderchen, die ein ſalzig Waſſer fuͤhr-
ten (arteriolae ſeroſae), in die durchſichtige Gefaͤſſe hin-
eingetrieben wuͤrde, und in dieſen engen Kanaͤlen ſtekken
bliebe; von welcher Art ohngefaͤhr die gelbrothe Roſe (b)
(eryſipelas flavum) waͤre, ingleichen die gelbrothe Faͤden
auf der Zunge, die eine ſchlimme Vorbedeutung abge-
ben (c), wie ich davon unlaͤngſt ein betruͤbtes Exempel an
einer mit der rothen Ruhr behafteten Frauensperſon mit
Augen geſehen, deren Zunge ganz und gar ſafrangelb
ausſahe. Man findet aber auch Beiſpiele von ſafran-
farbigen durch die monatliche Reinigung abgegangenen
Blute (d).


§. 31.
Die Anmerkungen.


Wir muͤſſen nunmehro unterſuchen, was an dieſer
ſo zierlichen und ſo gefaͤlligen Theorie gruͤndliches iſt.
Solche Gefaͤſſe, die kleiner waͤren, als die rothen, kann
O 3aller-
[214]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
allerdings niemand ablaͤugnen. An dem Gebaͤude der
Augen haben wir ſchon mehr als ein Beiſpiel hiervon.
Denn es ſind ſowol die durchſichtigen Gefaͤſſe des Re-
genbogens, als die ungefaͤrbten bekannt, welche in einem
Schaafe recht deutlich von dem Nezzhaͤutchen in die glaͤ-
ſerne Feuchtigkeit uͤbergehen (e), ingleichen auch die Ge-
faͤſſe der Kriſtallinſe, ſie moͤgen uͤbrigens ihren Urſprung
herhaben, wo ſie wollen. Es iſt auch nicht wahrſchein-
lich, daß die rothen Kuͤgelchen, auch nur ganz allein, in
dieſe ſehr durchſichtige Werkzeuge, deren einziger Nuzzen
in einer durchſcheinenden Reinigkeit beſtehet, jemals ein-
dringen ſollten. Jch halte aber auch eben ſo wenig da-
vor, daß die Gefaͤſſe der aͤuſſeren grauen Gehirnſubſtanz
(cortex cerebri), die den Nervenſaft abſondern, ſolche
rothe Kuͤgelchen aufnehmen koͤnnten, indem nicht die ge-
ringſte Wahrſcheinlichkeit vorhanden iſt, daß aus einer
ſolchen dikken Feuchtigkeit einer der allerzaͤrtſten Saͤfte
ſollte koͤnnen hervorgebracht werden. Es iſt aber auch
die beſte Einſprizzung, welche ſehr leicht in die Blut-
adern eindringet, und die ausgedehnten Adergaͤnge (ſinus)
im Gehirne ausfuͤllt, folglich alſo auch leicht in die en-
gen Schlagaͤderchen, die nur ein Kuͤgelchen durchlaſſen
koͤnnen, gelanget, gleichwol nicht vermoͤgend weiter, als
nur in einen ſehr kleinen Theil von der grauen Gehirn-
ſubſtanz einzudringen, daß ſolchemnach allerdings das
uͤbrige aus zaͤrteren Gefaͤſſen beſtehen muß, als diejeni-
gen ſind, in welchen ein rothes Blut herumbeweget wird.
Denn daß dasjenige, was unausgeſprizt uͤbrig bleibt,
kein verworrener Klumpe ſey, ſondern eben ſo wohl aus
Gefaͤſſen beſtehe, erhellet unter andern auch daher (f),
weil ein ſehr geringer Theil von der grauen Gehirnſub-
ſtanz eine rothe Farbe an ſich nimmt, wenn die Schlag-
adern
[215]Schlagadern.
adern nur ſo obenhin ausgeſprizzet worden, hingegen aber
deſto mehr gefaͤrbte Gefaͤſſe zum Vorſchein kommen, je
tiefer und gluͤklicher der eingeſprizte Saft ſich hat aus-
breiten koͤnnen. Ein jeder aͤchter Liebhaber der War-
heit wird demnach erkennen, es folge offenbar aus dieſem
Verſuche, daß immer kleinere und kleinere Gefaͤſſe in ge-
dachter grauen Subſtanz vorhanden ſeyn muͤſſen, von
welchen ein mittelmaͤßig gluͤklicher Zergliederer die erſten
und ſtaͤrkeren, hingegen die lezten nur eine auſſerordent-
liche Geſchiklichkeit allein, mit Beihuͤlfe eines leicht ein-
dringenden Saftes, zu erweitern im Stande ſey. Man
koͤnnte ebenfalls die weiſſen Gefaͤſſe des beruͤhmten An-
ton Ferreins(g) hieher rechnen, aus denen, wie er zeig-
te, das meiſte Eingeweide beſtuͤnde, und die niemals mit
einigen gefaͤrbten Safte koͤnnen angefuͤllet werden.


Aus dieſen zuſammengenommenen Gruͤnden glaube
ich in der That, daß es kleinere, aus rothen Schlag-
adern entſtandene, aber durchſcheinende Gefaͤſſe gebe, die
durch kein Vergroͤſſerungsglas koͤnnen entdekket werden,
welche, weil ſie fuͤr Blutkuͤgelchen zu enge ſind, nothwen-
dig zaͤrtere Fluͤßigkeiten in ſich enthalten muͤſſen: und
ſolchergeſtalt werden dieſe Gefaͤſſe ihre Stelle unter den
Endigungen der rothen Schlagader wohl behaupten.


Was hingegen die Verirrung vom gewoͤhnlichen Or-
te anbetrift, ſo iſt dieſelbe noch nicht zureichend erwieſen.
Denn es iſt gewiß, daß der Hauptgrund, der dieſelbe be-
ſtaͤtigen ſoll, noch ziemlich ſchwach ſey. Denn wenn
Gefaͤſſe, die erſt durchſichtig, und zugleich unſichtbar
waren, von dem Blute oder gefaͤrbtem Safte roth, und
zugleich ſichtbar werden, ſo ſind darum dieſe Gefaͤſſe nicht
vorher zu rothen Kuͤgelchen zu enge, oder von einem an-
O 4dern
[216]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dern Geſchlechte geweſen, als die rothen ſind. Hein-
rich Power hat vorlaͤngſt gemeldet, daß die kleinſten
Gefaͤſſe durchſichtig waͤren, wenn ſie gleich Blut enthal-
ten haͤtten, und das mit gutem Rechte, weil die Blut-
kuͤgelchen gemeiniglich blaß ſind (h), wenn ſie ſich einzeln
fortbewegen. Dieſes Beweisthums bedienten ſich die
beruͤhmten Maͤnner, J. Beſſe(i), Joh. Bapt. Se-
nak
(k), und Franz Quesnay(l), nebſt einem andern
ungenanten Verfaſſer (m), und ſie hielten die Gefaͤſſe des
Auges, oder andrer Membranen, welche von Entzuͤn-
dungen oder anatomiſchen Einſprizzungen gleichſam ganz
neu erſt entſtehen, fuͤr kleine Schlagaͤderchen, welche
nur eine Reihe von Kuͤgelchen durchgehen laſſen, und
aus dem Grunde durchſichtig und unſichtbar waͤren. Jch
finde auch ſelbſt allezeit, daß ſich dergleichen Schlag-
und Blutaͤderchen in der That an lebendigen Thieren be-
ſtaͤndig dem Geſichte entziehen (n), als zum Exempel an
der Gekroͤsflaͤche, welche blos und ohne Gefaͤſſe zu ſeyn
ſcheint, wo man aber vermittelſt der Vergroͤſſerungs-
glaͤſer kleine Kanaͤlchen entdekket, deren Weite mit dem
Durchmeſſer eines Kuͤgelchen einerlei iſt.


Ferner ſind die mehreſten, und vielleicht alle Entzuͤn-
dungen, nicht von einerlei Art, was naͤmlich das in un-
verlezten Gefaͤſſen ſtokkende Blut betrift. Betrachtet
man die Roͤthe eines entzuͤndeten Fingers, oder einer in
ſolchen Zuſtand befindlichen Membrane, ſo findet man
dieſe Theile nicht dergeſtalt mit Gefaͤſſen bedekket, daß
man farbenloſe Zwiſchenraͤume dazwiſchen wahrnehmen
ſollte, wie es ſonſt am Auge zu geſchehen pflegt. Der
ent-
[217]Schlagadern.
entzuͤndete Finger iſt ganz roth; bei den Maſern erſcheint
der ganze Kreis, ingleichen der kleine Hof um die ſchwaͤ-
renden Pokken herum, roth. Die ſo genannten Magen-
entzuͤndungen entſtehen offenbar von dem Blute, das ſich
in das innere Zellgewebe ergoſſen hat. Man kann die-
ſes aus demjenigen erſehen, was oben bereits iſt gemeldet
worden (q). Sezzet man hierzu noch den Ausgang derer
Entzuͤndungen, die Wiedereinſaugung des ausgetretenen
Blutes, oder die Erzeugung des Eiters in dem Zellge-
webe, oder den heiſſen Brand, welcher eben ſo wohl von
dem in das Zellgewebe ausgetretenen Blute entſtehet, oder
eine verhaͤrtete Geſchwulſt, deren Saft nicht in Gefaͤſ-
ſen, ſondern in allen zelligen Raͤumen des hart gewordenen
Theils ſtokkt; ſo wird es alsdann in der That wahrſcheinlich
werden, daß die Entzuͤndungen, wenigſtens die meiſten, nicht
vom Blute entſtehen, welches in gewiſſen Gefaͤſſen ſtokket,
ſondern von demjenigen, das in die benachbarte Zellraͤu-
me durchgeſchwizzet. Es iſt dieſes die alleraͤlteſte Theo-
rie von den Entzuͤndungen, welche ſchon Galenus vor-
getragen (r), und die Gerard van Swieten, indem er
denen Worten dieſes Greiſes von Pergamo eine andere
kleine Wendung gegeben, auf die Verirrung vom or-
dentlichen Ort angewendet hat (s).


Man kann noch, um ſich bei einer ſo wichtigen und
ernſthaften Sache ein wenig laͤnger zu verweilen, hinzu-
ſezzen, daß eine Entzuͤndung auf diejenige Art, wie ſie uns
dieſer vormals groſſe Mann beſchrieben hat, gar nicht
entſtehen koͤnne. Eine Verſtopfung hat die naͤchſte
Aehnlichkeit mit einer Unterbindung, weil ſie unſre Saͤf-
te in den Gefaͤſſen auf ihrem Wege mit Gewalt zuruͤk-
haͤlt. Beides aber, das Band, und die Verſtopfung,
O 5brin-
(o)
(p)
[218]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
bringen nie eine Entzuͤndung zuwege. Legt man ein
Band um die groͤſten Schlagadern des Nabels, an einer
neugebornen Frucht, um die Halsſchlagader (carotis),
und andre Staͤmme an lebendigen Thieren, ſo bringt
man nichts, das einer Entzuͤndung gleich waͤre, hervor.
Nach etlichen Pulsſchlaͤgen, und nach einen ſchnell ent-
ſtandenen, aber nicht ſonderlich ſtark zunehmenden Ge-
ſchwulſt (x), wendet ſich das Blut vom Bande ab, und
ziehet ſich in die naͤchſten offenen Gefaͤſſe zuruͤk, welche
in der That mehr Blut von ſich geben wuͤrden, wenn
man eine Oefnung darein machte, da inzwiſchen der eige-
ne Stamm vom Blute ledig bleibet, und mit der Zeit
mit dem wenigen zuruͤkgebliebenen Blute zuſammen wach-
ſen wuͤrde. An kleinen und durchſcheinenden Gefaͤſſen,
an denen die Vergroͤſſerungsglaͤſer alles, was darinnen
vorgehet, zu erkennen geben, bringet hingegen ein ange-
legtes Band gerade das Gegentheil von demjenigen zu-
wege, was nach der angenommenen Meinung geſchehen
ſollte. Denn anſtatt, daß ſich die gebundene Kanaͤle
ausdehnen ſollten, ſo weichet vielmehr das Blut von
dem Bande und dem verſtopften Aſte hinweg, und be-
gibt ſich in andre Schlagadern, die mit jenen eine Ge-
meinſchaft unterhalten, bis der Aſt, den man unterbun-
den gehabt, endlich ganz leer verbleibet (z).


Jch habe auch die Verſtopfung oͤfters an lebendigen
Thieren geſehen. Zuweilen pfleget das Blut ſogar in
den Schlagadern ſtehen zu bleiben und zu ſtokken, alſo
daß die Kuͤgelchen in eine Maſſe zuſammen verwandelt
werden (a). Dieſe wird nun manchmal von der annoch
uͤbrigen Kraft des Blutes wieder frei gemacht und in Be-
wegung
(y)
[219]Schlagadern.
wegung geſezzet, auch endlich durch eine Wunde der
Schlag- oder Blutader aus dem Koͤrper herausgetrie-
ben. Geſchiehet aber dieſes nicht, ſo bleibt das nach-
folgende Blut ebendaſelbſt ſtehen, haͤufet ſich zuſammen,
und wird gleichſam von dem ſchon vorhandenen geronne-
nen Blutklumpen an ſich gezogen. Ferner habe ich auch
mehrmals eine wahre Verſtopfung beobachtet, wenn
naͤmlich eine groſſe Menge von einer weislichen Feuchtig-
keit die Oefnung, welche in eine Schlag- oder Blutader
war gemacht worden, verſtopft hatte. Jn dergleichen
Faͤllen unternimmt die Natur niemals das geringſte ge-
gen dieſe Verſtopfung; es laͤuft das Blut gegen dieſen
Ort nicht geſchwinder, ſondern es wendet ſich entweder
nach ſolchen Wegen, die von aller Gerinnung frei ſind (b),
oder es bleibet uͤberhaupt in dem ganzen Stamme ruhig
ſtehen. Es iſt auch was ganz gewoͤhnliches, daß das
Blut in den Schlagadern ohne Bewegung ſtill ſtehet.
Alsdenn ſtoͤſſet das neue Blut, welches vom Herzen
koͤmmt, nicht ſo ſtark wider dieſen Pfropf, daß es zuruͤk-
prallend wieder zum Herzen zuruͤkkehren (c), oder die ver-
ſtopfte Schlagader ausdehnen ſollte. Als auch endlich
eine von den Halsadern (carotis) einsmals von einer zaͤ-
hen Materie verſtopfet war, ſo fand ſich hernach, daß
weder der Durchmeſſer dieſer Schlagader unterhalb der
Gerinnung groͤſſer worden, noch eine Roͤthe oder Zei-
chen von einer Entzuͤndung vorhanden war (d).


Solchemnach iſt alſo die Urſache der Entzuͤndung
allerdings von der Verſtopfung unterſchieden, es ſey nun,
daß ſie entweder von einem gewiſſen Reizze herruͤhre,
wie man in Anſehung vieler und fuͤrnemlich dererjenigen
Erſcheinungen, die bey einem gereizten Auge vorkom-
men, nicht unbillig vermuthen koͤnnte (e), oder daß
uͤber-
[220]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
uͤberhaupt die eigentliche Beſchaffenheit dieſes gefaͤhrli-
chen Zufalls noch nicht hinlaͤnglich genung iſt eingeſehen
worden.


Endlich erlauben noch viele andere Umſtaͤnde, die ich auch
ſchon vorlaͤngſt als Zweifel angefuͤhret habe (f), gar
nicht, daß man die vielen Ordnungen von immer kleiner
werdenden und ſtuffenweiſe abnehmenden Gefaͤſſen zuge-
ben koͤnnte. Denn erſtlich muß wohl allerdings eine
Blutader, die eigentlich Blut fuͤhret, ſich auf das leichteſte
durch eine ſolche rothe Schlagader anfuͤllen laſſen, die zur
Aufnahme rother Kuͤgelchen beſtimmt und eingerichtet,
mithin alſo weiter iſt, als alle Schlagaͤderchen der klei-
nern Geſchlechter ſind. Zweitens muß ein gefaͤrbter
Saft in eine gelbrothe Schlagader etwas muͤhſamer, als
in eine rothe Blutader, jedoch zugleich leichter, als in
andre Gefaͤſſe der kleineren Geſchlechte uͤbergehen, da ſie
die weiteſte unter den kleinern iſt. Daher muß ein lim-
phatiſches, oder zu durchſichtigen Fluͤßigkeiten beſtimmtes
Schlagaͤderchen den eingeſprizzten Saft mit groͤſſerer
Schwierigkeit in ſich nehmen: denn es wird dieſer Saft
nicht in dieſelbe hineindringen koͤnnen, wenn er nicht vor-
her ſowol durch die rothe, als gelbliche Schlagader hin-
durch gegangen iſt: dieſe Schwierigkeit wird hiernaͤchſt,
theils von der Enge dieſes Schlagaͤderchens, theils auch
durch den Aufenthalt vergroͤſſert werden, den der einge-
ſprizte Saft in den gelben, kegelfoͤrmigen und aͤſtigen
Gefaͤſſen ohnumgaͤnglich erleiden muß. Wenn aber hin-
gegen die Rede von denen Blutkuͤgelchen und ihren
Durchgang durch die kleinen Gefaͤſſe iſt, ſo wird ohn-
fehlbar ein rothes Kuͤgelchen mit der groͤſſeſten Schwie-
rigkeit, und ungemein ſelten durch die ganze Laͤnge eines
gelben Schlagaͤderchen fortgehen koͤnnen, indem deſſen
groͤſſeſte Oefnung im Lichten kleiner iſt, als ein ſolches
Kuͤgel-
[221]Schlagadern.
Kuͤgelchen, und die engſte und lezte Endigung dage-
gen um vielmal enger, als ein rothes Kuͤgelchen ſeyn
muß, indem ein gelbes Gefaͤschen kegelfoͤrmig iſt, und
ſeine Oefnung im Lichten beſtaͤndig abnimt. Derowe-
gen iſt es kaum glaublich, daß entweder ein hineinge-
triebenes Kuͤgelchen eine ſolche Gewalt, oder eine ge-
faͤrbte Fluͤßigkeit eine ſo groſſe Geſchwindigkeit beſizzen
ſollte, daß ſie durch einen kegelfoͤrmigen, und ſo weit
hin convergirenden Kanal, der um ſo gar vielmal en-
ger, als dieſe Kugel iſt, bis in die durchſichtige Gefaͤſſe
durchdringen ſollte.


Nun zeigen uns aber die Verſuche nichts, das hier-
mit nur einigermaſſen uͤbereinſtimmte. Denn es drin-
gen Waſſer, Hauſenblaſe in Kornbrandtewein aufgeloͤft,
Terpentinoͤl, Talg und Wachs ſehr leicht in die durch-
ſichtige Gefaͤſſe, und das eben ſo ungehindert, als ſie in die ro-
the Blutadern, oder in die gelbrothe Schlagaͤderchen gehen,
die mit den blutfuͤhrenden zuſammengrenzen, wenn an-
ders deren einige vorhanden ſind. Wir haben unlaͤngſt
gezeigt, daß alle die genannte Fluͤßigkeiten ſehr ge-
ſchwind in die Fettfaͤcher (g), und faſt noch behender, als
in die Blutadern uͤbergehen: naͤchſt dieſen gehet ſodann
die Ausduͤnſtung der Gedaͤrme (h), des Magens, und
derer Fluͤßigkeiten, die ſich in die Hoͤlungen des Ribben-
felles (i), des Herzbeutels, des Gehirns ergieſſen, eben-
falls leicht von ſtatten. Alle dieſe durchſichtige Gefaͤſ-
ſe laſſen ſich eben ſo leicht, und noch leichter, als die ro-
then Blutadern, vermittelſt der Schlagadern ausfuͤllen,
obgleich darunter die mehreſten einen Saft fuͤhren, der
viel duͤnner als das gelbe ſalzige Waſſer im Blute iſt,
und daher, vermoͤge der Hipotheſe, nicht aus rothen,
ſondern aus gelben, oder endlich aus andern von den
rothen auch allenfalls entfernt liegenden Arten von Ge-
faͤſſen, ihren Urſprung bekommen.


Der
[222]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Der vom Blute hergenommene Beweis iſt ſchon et-
was buͤndiger. Es muß freilich daſſelbe, nach dieſer
Hipotheſe, welche Stuffen von auf einander folgenden
Gefaͤſſen annimt, ſehr ſchwer in die durchſichtige Gefaͤſſe
kommen. Und doch iſt es eine ganz gemeine, unſchaͤdli-
che, und mit Exempeln von uns uͤberfluͤßig erwieſene
Sache, daß ſich das Blut oͤfters und ohne Muͤhe durch
unverlezte, unzerriſſene, oder nie beſchaͤdigte Gefaͤſſe in
die Gedaͤrme (k), die Nieren (l), die Gebaͤrmutter (m),
und die Haut (n) einen Durchgang bahne; daß ſolchem-
nach der Weg von den rothen Schlagadern in die durch-
ſichtige Ausfuͤhrungsgaͤnge beinahe uͤberall im Koͤrper
ganz leicht und ziemlich nahe angelegt ſey, und daß es
daher keines wegs das Anſehen habe, daß dieſe Gefaͤſſe,
vermittelſt einer Reihe von dazwiſchen kommenden koni-
ſchen Schlagadern, von den rothen Schlagadern ſolten
unterſchieden ſeyn. Wider dieſen Vernunftſchlus, wel-
cher, wie ich ſehe, beruͤhmter Maͤnner (o) ihren Beifall
erhalten hat, machte der vortrefliche Senak(p), wel-
cher zwar die Theorie meines Lehrers, oder die verſchiede-
nen Ordnungen der Gefaͤſſe eben nicht allzuſehr verthei-
digen wollte, einige Einwendungen. Er laͤugnet, daß
die zaͤrteſte Gefaͤschen aus rothen Schlagadern kommen
koͤnnen, weil bei dieſer Theorie groſſe Gefahr zu befuͤrch-
ten ſey, daß dergleichen hoͤchſt zarte Gefaͤſſe zerreiſſen
moͤchten, wenn ſie Gewalt von dem heftigen Antrieb
des Blutes erleiden muͤſten.


Man kann aber leicht erkennen, daß ſie ſo zart an
ſich nicht ſind, indem ſie eine groſſe Gewalt von der
Sprizze, dem Quekſilber, Talge, vom Blute, den dik-
ken und ſchweren Saͤften, wie auch dem Beſtreben und
dem
[223]Schlagadern.
dem Gewichte der druͤkkenden Muskeln, ohne Schwie-
rigkeit und ohne zu zerreiſſen, ausſtehen koͤnnen.


Da mein Lehrer uͤberdem die allerkleinſte Schlag-
ader als eine Aorte (q) von der gelben Schlagader, und
den lezten Aſt von dieſer als eine Aorte eines limphati-
ſchen Schlagaͤderchens anſiehet: da ferner alle dieſe
Schlagadern aͤſtig und kegelartig ſind, und in Anſehung
der Geſchwindigkeit der Bewegung ihrer Saͤfte eben ſol-
chen Verminderungen unterworfen ſind, welche aus ei-
ner koniſchen und aͤſtigen Natur in denen rothen Schlag-
aͤderchen erfolgen: da endlich in dem lezten rothen
Schlagaͤderchen ſelbſt, nach der Hipotheſe (r), der Saft
allerdings langſam fortbeweget wird: ſo folget daraus,
daß ſich diejenigen durchſcheinende Saͤfte hoͤchſt langſam
wuͤrden bewegen muͤſſen, die nach ſo vielen dazwiſchen lie-
genden Geſchlechten derer Gefaͤſſe von den rothen Schlag-
adern abgeſondert werden. Man ſezze, die Verweilung
oder Zuruͤkhaltung ſey in jedem Geſchlechte von Schlag-
adern gleich gros; man nehme an, es ſey die Zuruͤkhal-
tung in der kleinſten Schlagader wenigſtens ſo beſchaffen,
daß das Blut aus dem lezten Aeſtchen derſelben mit dem
zwanzigſten Theile derjenigen Geſchwindigkeit, mit wel-
cher es aus dem Herzen koͤmmt (s), fortflieſſe; ſo wird
es folglich durch das Schlagaͤderchen der zehnten Ord-
nung mit einer Geſchwindigkeit laufen, die ſich zur Ge-
ſchwindigkeit der entſpringenden Aorte, wie die Einheit
zur zehnten Potenz der Zal zwanzig verhaͤlt; das iſt, die-
ſe Geſchwindigkeit wird zur Geſchwindigkeit der Aorte
wie 1 zu 10, 240, 000, 000, 000. ſeyn. Wenn dem-
nach
[224]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nach das Blut in der Aorte innerhalb einer Minute 150
Fus durchlaͤuft, ſo durchlaͤuft daſſelbe in dieſer kleinſten
Schlagader in gleicher Zeit beinahe {1}{68.000,000,000.}
von einem Fuſſe. Man ſezze ein jedes andre Verhaͤlt-
nis, nach der die vom Herzen empfangne Geſchwindig-
keit abnehme, ſo weis man, daß auch die zehnte Digni-
taͤten der kleinſten Zalen uͤberaus gros ſeyn muͤſſen.


Nun eraͤugnet ſich aber nichts von dergleichen, und
es gehen die Bewegungen in denen zaͤrteſten Gefaͤſ-
ſen, ſo weit ſie uns bekannt ſind, ſehr ſchnell, und eben
ſo hurtig von ſtatten, als ſich das Blut ſelbſt beweget,
oder noch geſchwinder: wie man an des Sanctorius
Ausduͤnſtung, oder vornaͤmlich (t) an dem Fluͤſſigen ein
Beiſpiel hat, welches durch die Nerven bewegt wird, und
die in die Sinnen geſchehenen Eindruͤkke in das Gehirne
uͤberbringt (u). Es erwiedert der vortrefliche Senak hier-
auf ferner (x), daß ſich duͤnne Fluͤſſigkeiten nicht ſehr
aufhalten lieſſen. Allein, diejenige Zuruͤkhaltung, wel-
che von der vergroͤſſerten Oefnung der Aeſte im Lichten
erfolget, und diejenige, welche von der Erweiterung ei-
nes convergirenden kegelartigen Aſtes, und dem davon
entſtehenden Reiben, herruͤhrt, dieſe Verminderungen,
ſage ich, ſind einerlei, man mag nun die Zartheit, oder
die eigenthuͤmliche Schwere derer Fluͤßigkeiten ſo gros,
oder klein anſezzen, als man immer will.


Zweiter
[225]Blutadern.

Zweiter Abſchnitt.
Die Blutadern.


§. 1.
Die Blutadern uͤberhaupt.


Dieſe Art von Gefaͤſſen war denen Alten durchgaͤngig
beſſer, als die Schlagadern, bekannt, und ſie unter-
ſuchten dieſelben mit mehreren Fleis. Denn weil ſie
theils den Siz der Krankheiten in die Blutadern (y) ſez-
ten, theils auch dieſelben fleißiger, wenigſtens weit ge-
troſter, als die Schlagadern, oͤfneten; auch hiernaͤchſt,
in Anſehung des Orts und ihrer Lage, einen groſſen Un-
terſchied in dem Erfolge oder der Wirkſamkeit von der-
gleichen Eroͤfnungen ſuchten, nachdem naͤmlich dieſe oder
jene Blutader mit den Blutadern des angegriffenen Thei-
les zuſammenhing, oder daraus herſtammete: ſo geſcha-
he es, daß man die Blutadern, nach einer der heutigen
gerade entgegen geſezten Einrichtung, zuerſt vor den
Schlagadern beſchrieb, und denenſelben die Geſchichte der
Schlagadern als einen bloſſen Anhang beifuͤgte. So
verhielten ſich Galenus(z) und Veſalius hierbei (a);
und es ſind aus dieſer groͤſſeren Achtung gegen die Blut-
adern nicht geringe Jrrthuͤmer erwachſen. Denn da z.
E. Veſalius(b) die groſſe Blutader aus dem Stamme,
der von der Milz gegen die Pfortadern gehet, an dem in
die Queere liegenden Gekroͤſe des dikken Gedaͤrmes (me-
ſocolon transverſum
), welches die Alten das hintere
Nezblat
hieſſen, herleitete, ſo ſezte er alſobald auch
den
P
[226]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
den Anfang der neben derſelben hinlaufenden Schlag-
ader gleichfals in der Milzader: und daher iſt die linke
Nezſchlagader (epiploica) entſtanden, die von der Milz-
ader hergeleitet wird, da von der Milzſchlagader ſonſt
nur ein kleiner Aſt zum Nezze hingehet, und hingegen
dem vorgedachten Queergekroͤſe, welches zu denen Zeiten
der Alten das Nez genennet wurde, auſſer einigen ganz
zarten Zweigen, gar nichts weiter mitgetheilet wird. Auf
eben dieſe Art haben auch diejenigen Schlagadern ihren
Urſprung bekommen, welche Veſalius(c*) in die groſ-
ſen Gehirnadergaͤnge (ſinus cerebri) hineinleitete: und
daher hat man die Jrrthuͤmer noch weiter vermehret,
und eben dieſen jeztgedachten weiten Adergaͤngen einen
Pulsſchlag beigelegt, welchen doppelten Jrrthum man
auch noch heut zu Tage denen Zergliederern nicht voͤllig
hat benehmen koͤnnen.


Uebrigens machen die Blutadern in dem Menſchen,
und denen mit Blut verſehenen Thieren, das andre Ge-
ſchlecht von Gefaͤſſen aus, welches uͤberhaupt die Schlag-
adern begleitet, denſelben aͤhnlich iſt, und eben ſowol aus
dem Herzen ſeinen Urſprung nimmt. Jn andern Klaſ-
ſen derer Thiere, z. E. in der Seeſchnekke (c), dem Blak-
fiſche (loligo), dem Waſſertauſendfuſſe (d*), haben an-
dere beruͤhmte Maͤnner ebenfalls Blutadern angetroffen.
Jndeſſen glaube ich faſt, daß das Gebiet der Blutadern
enger, als der Schlagadern ihres, eingeſchraͤnket ſey.
Raupen haben eine Schlagader, naͤmlich einen klopfen-
den Kanal mit ſeinen Aeſten (e): aber man hat noch zur
Zeit
(d)
[227]Blutadern.
Zeit keine Blutadern in dieſer Klaſſe angetroffen (e*).
Auch ſelbſt in einer menſchlichen Misgeburt waren keine
Blutadern vorhanden, weil dieſelbe mit keinem Herzen
verſehen war (f).


Sie werden uͤberhaupt, vornaͤmlich nach phiſiologi-
ſcher Art, und nach dem Unterſchied des Weges, den
das Blut in ſeinem Laufe nimmt, von denen Schlag-
adern abgeſondert. Denn ihre groͤſſere Zartheit ſchei-
net keinesweges etwas beſtaͤndiges zu ſeyn, wenn es
wahr iſt, was Harvey geſehen (g), daß die Dikke der
Schlag- und Blutadern in denenjenigen Thieren einerlei
ſey, deren Herzkammern glatt ſind. An den Froͤſchen
und den Kroͤten ſind die Blutadern in der That duͤnner
als die Schlagadern, beinahe ſo, wie man es bei dem
Menſchen wahrnimmt (h).


§. 2.
Die Blutaderſtaͤmme.


Man zaͤlet gemeiniglich, wie bei denen Schlag-
adern, zweene Blutaderſtaͤmme, die Lungenblut-
ader,
von der wir vor der Hand noch nicht reden koͤn-
P 2nen,
[228]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nen, und die Holader, gleichwie ebenfals zwo Schlag-
adern aus dem Herzen herauskommen. Unterſuchet man
indeſſen die Sache ſtrenger nach der Warheit, ſo wird
man ſechs Blutaderſtaͤmme bekommen, welche nirgends
zuſammenſtoſſen, auſſer an den beiden Vorkammern des
Herzens, naͤmlich vier Lungenblutadern, und zwo Hol-
adern. Nahe am Herzen ſind alle Blutadern in der
That am weiteſten, und ſie werden, wie ſie ſich nach ge-
rade davon entfernen, auf gleiche Weiſe, wie die Schlag-
adern, immer kleiner und enger. Solchemnach haben
die aͤlteſte Schriftſteller, und unter denenſelben Ariſto-
teles
(i) zu erſt, und nach ihm Eraſiſtratus, unter
den neuern aber Veſalius vor dem Harvey(k), und
andre wenige mehr (l), mit Recht behauptet, daß die
Blutadern ihren Urſprung vom Herzen ſelbſt bekaͤmen.
Der Verfaſſer des Buches περι τροφης(m), und Galenus,
haben (n) die Beſchaffenheit dieſes Urſprungs von einer
andern Seite betrachtet, und denſelben in denjenigen
Theil geſezzet, von dem die Blutadern das Blut erhal-
ten: und hierinnen folgten ihm Aretaeus(o), Fallo-
pius
(p) und andre mehr. Dieſer Streit ward mit beſon-
derer Hizze gefuͤhret, der aber heutiges Tages in eine bei-
den Theilen gleichguͤnſtige Vergeſſenheit gerathen iſt.
Caſp. Hoffmann(q) vertheidigte vor hundert Jaren
den Ariſtoteles mit keinem geringern Eifer, als ehe-
dem
(r)
[229]Blutadern.
dem Brutus fuͤr ſein Vaterland, oder Hektor fuͤr die
Hausgoͤtter Trojens geſtritten. Wer mehrere Nachricht
von dieſen ehemaligen heftigen Krieg verlanget, der wird
ſolche bei dem Georg Seger(s), oder Thom. Bar-
tholin
(t) finden.


Wir uͤbergehen die Pfortader, welche man zwar bis-
her von den andern Aeſten der Holader aus dem Grunde
unterſchieden hat, weil dieſelbe ihr Blut dem gemein-
ſchaftlichen Stamme nicht vermittelſt eines einzigen Ka-
nals wieder zufuͤhrt, ſondern nachdem ſie in ſehr viele
Aeſte, nach Art der Schlagadern, zertheilt worden,
durch andre haͤufige kleine Zweiglein, die ſich unvermerkt
nach der Blutadern Weiſe mit einander vereinigen, end-
lich daſſelbe wieder in die Holader ausſchuͤttet. Ob ſie
nun gleich etwas von der Bauart der Schlagadern an
ſich hat, ſo iſt ſie dennoch mit den Blutadern in Anſe-
hung ihrer Bauart, und des Weges, den das Blut zu-
lezt durch dieſelbe nimmt, etwas naͤher verwand, und
werden wir daher bei der Geſchichte der Leber zugleich von
derſelben handeln.


Die Holader, welche eine Geſellin von der Aorte
abgiebt, die wir in dem erſteren Abſchnitte betrachtet ha-
ben, iſt ſchon zu den aͤlteſten Zeiten, und unter ihrem
Namen bekannt geweſen. Der Verfaſſer einer dem
Hippokrates beigelegten Schrift (u) hat ſchon ehe-
mals dieſelbe mit dieſer Benennung belegt. Zu der da-
maligen Zeit fuͤhrten aber alle groſſe Blutadern den Na-
men der Holadern (x), und auch die ſo gar, welche jezo
die ungepaarte (ſine pari) heiſt (y). Nach und nach
geſchahe es, daß diejenige einzig und allein die hole ge-
P 3nannt
[230]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nannt wurde, welche ihre Fortſaͤzze von der Leber zu den
Nieren ausſtrekt (z). Die Holader gehet, nach dem
Ariſtoteles, uͤber dem Ruͤkgrade mitten zwiſchen de-
nen Nieren hin, unter einer Nervenbekleidung (a), und
liegt hinter der Aorte, wie eben dieſer Gelehrte vorlaͤngſt
ſehr wohl bemerket hat. Praxagoras(c) nannte ſie
ebenfals die Holader. Nach dem Aretaeus(d) bringet
die Holader das Blut aus der Leber in das Herz, und
lauft mit der groſſen Schlagader in gleicher Linie uͤber
den Ruͤkgrad hin. Die ſo genannten halben Barbaren
nannten ſie, nach der Mundart der neuern Griechen, in
ihren Schriften Kili oder Chili, davon der laͤcherliche
Jrrthum des Joh. Bapt. Bianchi(e) entſtanden, als
welcher dem Mundinus die Erfindung des Bruſtka-
nals, oder der chili vena beilegte, da dieſer ehrliche
Mundin wohl an nichts weiter, als an die Holader ge-
dacht hatte.


Von den Holadern empfangen alle Theile am menſch-
lichen Koͤrper ihre Aeſte, die Lunge allein ausgenom-
men.


§. 3.
Jhre kegelfoͤrmige Geſtalt.


Die Blutadern ſind eben ſowol Kegel, wie die
Schlagadern. Denn es ſind beide Holadern am rechten
Herzohre ſehr weit, die obere iſt naͤmlich breiter als alle
Zweige am Kopfe und den obern Gliedmaſſen, die un-
tere breiter als alle Staͤmme des Unterleibes und der un-
tern Glieder. Von dieſer Gegend an nehmen die Aeſte
nach allen Seiten zu in der Weite ab, bis endlich die
lezten
(b)
[231]Blutadern.
lezten Blutaͤderchen eben ſo, wie die Schlagadern cilin-
driſch werden (f). Denn weil ſie nur ein einziges Kuͤ-
gelchen aufnehmen und hindurch gehen laſſen, ſo iſt es
unmoͤglich, daß ſie im weitern Fortgang weniger Feuch-
tigkeiten, als in ihren Anfange, enthalten ſolten, oder
daß ihre Oefnung im Lichten ſo gar ſehr verkleinert wer-
den moͤchte. Es laſſen ſich aber dieſe eilindriſche Blut-
adern am leichteſten und deutlichſten am Gekroͤſe der
Froͤſche entdekken (g).


Jndeſſen ſind die Durchmeſſer an den Blutadern
dennoch viel veraͤnderlicher, als an den Schlagadern,
indem ſie ſich, wider die Natur eines Kegels, hin und
wieder erweitern laſſen. So iſt die Holader jederzeit
unter dem Zwerchfelle ſehr weit (h): die Droſſelader hat
ihre zwiebelartige oder vielmehr breitere Hoͤlung unten
am Kopfe (i): Morgagni bezeuget (k), daß er die Knie-
kehlenader zwiſchen den Knoͤpfen des Huͤftknochens brei-
ter angetroffen habe. Jch ſelbſt habe an den Froſch-
adern oͤfters veraͤnderte Weiten bemerkt (l), und Joh.
Adam Kulmus berichtet von der Holader, daß ſie ſich
hie und da in Saͤkke erweitere (m).


Die Blutadern haben auch dieſes Geſez mit den
Schlagadern gemein, daß die Oefnungen zwoner Aeſte
im Lichten zuſammen groͤſſer ſind, als die Oefnung ihres
Stammes. Gleichwie nun die Oefnung der Aorte, in
Vergleichung mit ihren Aſteroͤfnungen, um ein anſehn-
liches kleiner iſt; alſo trift dieſes eben ſo gut bei der Oef-
nung der Holader ein, wenn man ſelbige gegen die Oef-
nungen aller Blutadern in Vergleichung ſtellt.


P 4§. 4.
[232]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 4.
Die Bauart.


Die Farbe derer Blutadern iſt von der Schlagadern
ihrer unterſchieden: denn wegen der Zartheit ihrer Waͤn-
de, und wegen des in die Blutaderhoͤlen gemeiniglich zu-
ſammengehaͤuften Blutes, ſehen ſie blaulich aus, welche
Farbe von der weiſſen Haut und der Purpurfarbe des
Blutes zuſammengeſezzet iſt. Sie werden ſelten derge-
ſtalt ausgeleert, daß ſie nicht noch etwas vom Blute
uͤbrig behalten ſollten. Jhr innerer Bau iſt einfacher,
als bei den Schlagadern, und deutlich genug davon un-
terſchieden. Es mangelt an denen Blutadern das feſte
ſehnige Band, welches die vornehmſte Membrane bei den
Schlagadern ausmachet (n). Es fehlen uͤberhaupt die
muskelhafte Queerfaſern, die an den Schlagadern ſo
deutlich zu bemerken ſind. Veſalius hat ſchon laͤngſt
gegen ſeine Schuͤler offenherzig geſtanden, als er ihnen
dieſe Faſern zeigen wolte, daß er nichts gefunden habe,
ſo einer Anzeigung wuͤrdig ſey (o), und wir haben aͤhnliche
Zeugniſſe vom Fallopius(p) und andern beruͤhmten
Maͤnnern vor uns (q).


§. 5.
Die innerſte Membrane.


Die innerſte Membrane derer Blutadern, denn
es iſt einerlei, womit wir den Anfang machen, hat mit
der Schlagader ihrer eine ziemliche Aehnlichkeit, ſie iſt
glatt, ſchluͤpfrig, und biegſamer, als an der Schlag-
ader. Jch finde auch weder Faſern, noch Schweisloͤ-
cher
[233]Blutadern.
cher an derſelben, welches ſonſt die Muͤndungen der hin-
einlaufenden Flieswaſſergefaͤſſe ſeyn koͤnnten (r). Jn-
wendig iſt die Roͤhre in den Blutadern eben ſo, wie in
den Schlagadern, glatt, wenn man von denen Klap-
pen abgeht. Die inwendige Balkenſtreife, dergleichen
der vortrefliche Morgagni an einem Geſchwulſte der
Kniekehlenader beobachtet, gehoͤren zu einer ganz ſonder-
baren und ſeltenen Bauart (s): wie denn auch das an
den Achſelblutadern der Schildkroͤte, von dem vormals
beruͤhmten Wundarzte, Joh. Mery, entdekte faſerige
Nez, von der Bauart im menſchlichen Koͤrper merklich
abweicht, und es traͤgt vielleicht zur Verwahrung und
Bedekkung der Blutadern an dieſem Thiere etwas bei,
als welche, bei der unter dem Waſſer erfolgenden langwie-
rigen Blutanhaͤufung in denen zunaͤchſt am Herzen be-
ſindlichen Blutadern, ſehr aufſchwellen und ausgedehnt
werden (u).


§. 6.
Die mittlere Membrane.


Die mittlere Membrane iſt an den Blutadern
ſchon weniger deutlich, und man mus ihren Bau nicht
von der Holader, und ihren zu naͤchſt bei dem Herzen
befindlichen Theile herleiten. Denn es iſt dieſe Stelle
an jezt-gedachter Holader offenbar, und in allen mir be-
kannten Thieren, muskelhaft (x), ſo daß ſie auch einen
Pulsſchlag hat, und vermittelſt einer ſichtbaren Zuſam-
menziehung das Blut in das rechte Herzohr hineintreibt
(y). Gleichwie aber die uͤbrigen Blutaderſtaͤmme insge-
P 5ſammt
(t)
[234]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſammt ſich gar nicht ſcheinen zuſammenzuziehen; alſo
darf man auch ſo lange keine verkuͤrzende Faſern in den
Blutadern zugeben, bis ſie erſt durch andre Verſuche
beſtaͤtiget werden. Es giebt aber in der That an dieſer
Membrane beugſame und rothe Faſern, welche nach der
Laͤnge derer Blutadern fortlaufen (z).


Der vortrefliche Senak(a) hat in denen Zertheilun-
gen der Blutadern, ingleichen auch in dem holen ſowol,
als bauchigen Winkel (concauo \& conuexo) derer Blut-
adern, ſehnartige, oder aus einem verhaͤrteten Zellgewe-
be erzeugte Faſern, in ſeinen Zeichnungen vorgeſtellet:
hiernaͤchſt auch einen ſehnartigen Geſchwulſt an derſelben
Blutader angezeiget, welcher unter dem holen Winkel an
denen nach der Laͤnge fortlaufenden Faſern derſelben befind-
lich ſeyn ſoll (b). Dergleichen etwas harten Geſchwulſt
beſchreibet Morgagni(c) an der Zeraͤſtelung der Hol-
ader, wo ſie in die Huͤftenblutadern (iliacas) tritt. Eben
einen ſolchen Aderknoten habe ich ſelbſt in einer Blutader,
und einen andern dergleichen ſehr harten zum oͤftern in
eben der Gegend der Schlagader wahrgenommen.


§. 7.
Die zellartige Membrane.


Dieſe Membrane umgibt eben ſo, wie bey den
Schlagadern, ein Zellgewebe (d), welches aber nur zart
iſt, und nicht ſo dichte wird, als das leztere. Ueber die-
ſer liegen nun einige wahre Membranen, z. E. das Rib-
benfell, der Herzbeutel, das Darmfell, welche eben-
falls, wie von den Schlagadern geſagt worden, eine
unbeſtaͤndige aͤuſſere Membrane zu einigen Blutaderſtaͤm-
men
[235]Blutadern.
men hergeben, die hingegen die Blutader ſo gleich wie-
der verlaͤſſet, wenn dieſelbe in einen Muskel oder Ein-
geweide geht (e).


Von allen dieſen werden wir kuͤnftig mit mehreren
Nuzzen beſonders handeln. Jnzwiſchen iſt es eben die zell-
artige Membrane, die Vieuſſens(f) mit blaͤſigen Druͤ-
ſen verſehen. Es iſt aber ſchwer zu begreifen, was
Willis damit haben wollen, wenn er der aͤuſſeren Mem-
brane lange Faſern, den beiden Mittelbekleidungen Ge-
faͤſſe, und mit Gefaͤſſen vermiſchte Druͤſen, und der in-
nerſten ebenfalls, wie an den Schlagadern, zirkelfoͤrmi-
ge Faſern zugeſchrieben (g). Bidloo macht es eben
ſo (h).


Uebrigens haben die Blutaderſtaͤmme auch ihre
Schlag- und Blutaͤderchen in dem Zellgewebe (i). Auf
dem Stamme der Holader laufen hin und wieder, uͤber
dem Herzbeutel, viele kleine Zweige, welche aus der Blut-
ader des Zwerchfelles und der Bruſtdruͤſe (k) hervorkom-
men. Daß auch Nerven auf den Nerven zugegen ſind,
koͤnnte man aus der Gleichfoͤrmigkeit ſchlieſſen, denn
noch zur Zeit hat man keine gewiſſe Verſuche, die daruͤ-
ber waͤren angeſtellet worden. Unterbindet man die
Blutadern, und ſticht in dieſelben, ſo ſcheinen ſie keine
Schmerz zu erregen (l). Sie ſcheinen zur Zeit reizbar
zu ſeyn, weil die freſſenden ſauren Gifte dieſelbe einiger-
maaſſen zwingen, ſich zuſammenzuziehen (m). Man kann
aber
[236]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
aber dabei nicht gewiß ſeyn, ob dieſes von einer Lebens-
und Muskelkraft herruͤhre, indem dergleichen Verkuͤr-
zung lange Zeit nach dem Tode noch ebenſowohl er-
folgt (n), und ſich Blutadern nicht zuſammenziehen,
wenn man ſie mit einem ſcharfen Eiſen reizet. Daß ſie
aber, nachdem ſie aufgeblaſen oder gereizet worden, ſich
wie das Herz verengern ſollten, und zum Forttreiben des
Blutes angeſtrenget wuͤrden, oder wenn ſie ſich zuſam-
mengezogen haben, das Blut, wie die Schlagadern,
weiter beforderten (o), habe ich fuͤr meine Perſon nie-
mals wahrgenommen, und es muͤſſen die Erſcheinungen
nicht hieher gezogen werden, die eigentlich nur an der
Holader und ihren Staͤmmen nahe am Herzen wahrge-
nommen werden. Man kann auch ferner in der That
keine andere Urſache von demjenigen Umſtand angeben,
warum das Blut nach dem Abſterben des Thieres in de-
nen Adern zuſammengehaͤuft angetroffen wird, als ihre
Traͤgheit, welche verhindert, daß ſie ſich von demjeni-
gen Blute nicht entledigen koͤnnen, welches ihnen von
den Schlagadern zugefuͤhret worden. An den kalten
Thieren ſind ſie vollkommen unbeweglich, und von aller
Kraft, ſich zuſammenzuziehen, gaͤnzlich entbloͤſſet (p).


§. 8.
Die Staͤrke der Blutader.


Die Staͤrke der Blutadern, vermoͤge der ſie der Zer-
reiſſung widerſtehen, iſt an ſich groͤſſer, als ſie dem er-
ſten Anſehen nach zu ſeyn ſcheint. Denn ſie ſind zart
gebaut, und das Verhaͤltnis ihrer Muͤndungen gegen
die Membranen iſt viel groͤſſer, als bei denen Schlag-
adern. Die Dikke der abſteigenden Holader war gegen die
Aorte
[237]Blutadern.
Aorte, nach dem Jak. Keil, wie 97 zu 510 (q), ſie
war demnach etwas weniger als fuͤnfmal kleiner. Clif-
ton Wintringham ſezzet das Ebenmaas in einem
Manne genau wie 9 zu 154, in einem Kalbe wie 11 zu
158 (r), im Eber, wie 16 zu 262, welches Verhaͤlt-
nis noch viel kleiner iſt, und nur beinahe vierzehnmal,
ſechzehnmal, ſiebenzehnmal betraͤgt.


Wiederum befand man das Verhaͤltnis des Fluͤßi-
gen zu dem Feſten an der Holader, nahe uͤber dem Ur-
ſprunge der Nierenadern, wie 1000 zu 4594 (s), und
in der Nierenblutader wie 100 zu 2702, da es an dieſer
Schlagader nur wie 1000 zu 2027 war; und alſo be-
ſizzen die Membranen der Nierenblutader, in Verglei-
chung mit dem Fluͤßigen, eine Dikke, die gegen die Dikke
des feſten Theiles ihrer Schlagadern, wenn man dieſen
ebenfalls gegen ihr Fluͤßiges vergleichet, ſich wie 2027
zu 27020 verhaͤlt, welches Verhaͤltnis wieder etwas
unter dreizehnmal betraͤgt. An der Pfortader eines
Schaafes verhaͤlt ſich das Fluͤßige zum Feſten, wie 2286
zu 100; am Hunde iſt dieſes Verhaͤltnis wie 17 zu 1 (t),
das ſich aber mit dem Vorgeben nicht reimet, nach wel-
chen die Membrane der Pfortader ſo dikke, und gleich-
ſam ſchlagaderhaft ſeyn ſoll (u).


Ferner ſcheinet ſich die feſte Subſtanz der Blutadern
unterwerts, oder gegen die untern Theile des Leibes hin,
zu vermindern. Denn das Verhaͤltnis des Feſten an
der Huͤftenblutader (iliaca) zu ſeinem Fluͤßigen iſt, wenn
es mit eben dieſem Verhaͤltnis an der Nierenblutader ver-
glichen wird, wie 552 zu 100 (x) und gegen eben der-
glei-
[238]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gleichen Verhaͤltnis an der Milzader wie 556 zu 100 (y),
ingleichen iſt das Verhaͤltnis des Feſten an der Holader,
nahe an den Nierenadern, gegen ſein Fluͤßiges, in Ver-
gleichung eben dieſes Verhaͤltniſſes an der obern Holader,
wie 7566 zu 1000 (z).


Alſo haben wiederum durchgaͤngig die Blutadern
faſt funfzehnmal und daruͤber duͤnnere Haͤute, als die
Schlagadern, doch dergeſtalt, daß die Dikke ihrer Be-
kleidungen mit dem Fortruͤkken der Ader zunimmt, und
daher kein allgemeines Verhaͤltnis feſtgeſezzet werden
kann, wie ſich das Feſte derer Schlagadern, gegen der
Blutadern ihres genau beſtimmen laſſe. Die Zartheit
der Waͤnde iſt indeſſen die vornehmſte Urſache, warum
die Blutadern, wenn ſie ſich ſelbſt gelaſſen ſind, von der
Schwere der Luft, und ihrer ſelbſt eigenen, zuſammenge-
druͤkt werden und zuſammenfallen, wenn ſie nicht, wie
es an der Gebaͤrmutter und der Leber geſchiehet, von her-
umgewikkelten zellichten Faͤden mehr befeſtiget werden.


Ob nun aber gleich die Blutadern an ſich ſo duͤnne
ſind, ſo beſizzen ſie dennoch eine anſehnliche Dichtheit,
und es hat ihr feſter Theil eine etwas groͤſſere eigenthuͤm-
liche Schwehre, als man an denen Membranen der
Schlagadern bemerket. Denn es war die eigentliche
Schwehre der Holader an einem jungen Menſchen gegen
das eigenthuͤmliche Gewicht der Aorte wie 26 zu 25 (a).
An einem Alten verhalten ſich beide Stuͤkke wie 140 zu
139 (b); am Kalbe wie 28 zu 27 (c): am alten Rin-
de wie 1101 zu 1000 (d): am jungen Eber wie 519 zu
500 (e): an einem Hauer wie 53 zu 52 (f): am jungen
Hunde
[239]Blutadern.
Hunde wie 27 zu 26 (g): am alten Hunde wie 158 zu
157 (h): am Lamme wie 259 zu 250 (i).


Es beſtaͤtigen alſo dieſe Verſuche, daß uͤberhaupt der
feſte Theil der Blutadern um etwas dichter ſey, als die
Membranen der Schlagadern: daß ſich dieſes Verhaͤlt-
nis aber mit den zunehmenden Jahren vermindere, und
daß die Blutadern in den jungen Thieren ihre Schlag-
adern um ein merkliches mehr an Dichtheit uͤbertreffen,
als man von denen Blutadern in alten Thieren wahr-
nimmt. Hieraus folget nun, daß die Dichtheit der
Schlagadern mit dem Alter zunehme (k), an den Blut-
adern aber ſich vermindere. Uebrigens verhaͤlt ſich dieſe
Dichtheit an der Aorte eines Mannes, gegen das Waſ-
ſer, wie 106 zu 100, an der Holader wie 110 zu 100,
und es kann dieſes Verhaͤltnis der feſten Gefaͤſſe gegen
das Waſſer beinahe auf die Zalen 105. und 110 zu 100
geſezzet werden.


Es iſt alſo nun bekannt, daß die Blutadern dichter
ſind, als die Schlagadern. Es ſind aber auch die Blut-
adern an ſich ſtaͤrker, als gemeiniglich die Schlagadern
ſind, oder, welches auf eins hinauskoͤmt, die Blut-
adern halten eine groͤſſere Dehnung, ohne zu zerreiſſen,
aus, als die Schlagadern zu erleiden vermoͤgend ſind.
Denn ſie geben leichter nach, und erweitern ſich nicht
nur um viermal mehr als die Schlagadern, ſondern auch
wol noch etwas daruͤber (l). Es iſt faſt nicht zu glauben,
in was fuͤr einen groſſen Sak ſich die Droſſelader vom
Wachſe oder Quekſilber ausdehnen laͤſt, und wie ſehr ſo
gar die Nezze der kleinſten Blutaͤderchen aufſchwellen,
wenn man ſie mit Wachs ausſprizzet, davon man gar
nichts aͤhnliches an den Schlagadern wahrnimmt, indem
dieſe,
[240]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dieſe, wenn man ſie ein wenig zu ſehr ausdehnt, leicht
zerreiſſen. Am leichteſten zerberſtet ohnfehlbar die Aor-
te unter dem Zwerchfelle, wenn man Wachs in dieſelbe
treibt. Noch unglaublicher ſind die langſam entſtandene
Ausdehnungen der Blutadern, welche von Krankheiten
herruͤhren, und ein Geneſungsmittel bey einer Wunde
oder Verſtopfung abgeben. Jch habe geſehen, daß die
Saamenblutader alles Blut von der Holader zuruͤkge-
fuͤhrt, und eine Oefnung von der Groͤſſe eines Zolles er-
langet hatte (m), indem ſie hundert und tauſendmal groͤſ-
ſer geworden, als es ihr natuͤrlicher Zuſtand erfordert.
Bey anderer Gelegenheit werde ich zeigen, daß die Blut-
adern in den Schwangern eine Veraͤnderung leiden, und
gleichſam zu Adergaͤngen (ſinus) werden. Genauer hat
Steph. Hales ſeine Beobachtung an der Droſſelader
gemacht, als welche den Druk von einer 175 ſchuhigen
Waſſerſaͤule (n), ohne zu zerreiſſen, aushielte, da das
Gewicht einer Waſſerſaͤule von 190 Schuhen in der That
die Halsſchlagader (carotis) zerriß (o), ohnerachtet ſie un-
gleich dikkere Membranen erhalten hat. Es iſt aber die-
ſes alles mit viel groͤſſerer Sorgfalt von dem kurz vorher
angefuͤhrten vortreflichen Clifton Wintringham erlaͤu-
tert worden.


Die Holader eines Widders zerriß nahe am Urſprun-
ge der Nierenblutadern nicht eher, als bis man an die-
ſelbe ein Gewicht von 176 und ein Viertheil Pfunden
angebracht hatte (p). Da aber die Schlagader aus eben
dieſer Gegend von 158 Pf. 11 Unzen zerriſſen wird, ſo
verhaͤlt ſich die Staͤrke dieſer Blutader zu ihrer Neben-
ſchlagader, wie 1110 zu 1000 (q).


An
[241]Blutadern.

An eben dieſem Thiere, jedoch mehr nach unterwerts,
neben dem Anfange der Huͤftenblutadern, iſt die Holader
noch ſtaͤrker, und ſie ertrug, ohnerachtet ſie hier ungleich
zaͤrter war, dennoch ein Gewicht von 87 Pfunden und ein
Viertheil; ſie war ſtaͤrker als ihre Nebenſchlagader, und
verhielt ſich gegen dieſelbe wie 1053 zu 1000 (r).


An einem Schaafe befand man die Staͤrke der Hol-
ader, nahe am Urſprunge der Nierenaderaͤſte, gegen die
Staͤrke der daſelbſt befindlichen Schlagader wie 1179 zu
1000 (s).


An denen Aeſten der Blutadern bemerkte man glei-
chergeſtalt eine groͤſſere Staͤrke. An der Huͤftenblutader,
bey einer Frauensperſon, verhielt ſich die Staͤrke gegen
ihre Nebenſchlagader, wie 1034 zu 1000 (t), und ein
andermal wie 1077 zu 1000 (u).


An der Pfortader, die an einem Schaafe beinahe den
Druk von fuͤnf Luftſaͤulen aushielte, befand ſich die Staͤr-
ke zur Aorte wie 1414 zu 1000 (x), und an einem Hun-
de war das Verhaͤltnis von 1407 zu 1000 (y). Die
Blutadern ſind an den Fuͤſſen ſtaͤrker, als an denen uͤbri-
gen Theilen (z).


Jndeſſen iſt dieſes gleichwol nichts beſtaͤndiges, ſon-
dern es finden in der That Ausnamen dabei ſtatt. Denn
erſtlich ſcheinen die Verhaͤltniſſe in den Abſonderungs-
gefaͤſſen anders beſchaffen zu ſeyn, und die zum Einge-
weide laufende Schlagadern ſcheinen auch gemeiniglich
ihre Blutadern an Staͤrke zu uͤbertreffen. Jn dieſem
Falle verhalten ſich die Nierenblutadern, was die Staͤr-
ke betrift, zu ihren Nebenſchlagadern wie 1000 zu
4088
Q
[242]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
4088 (a); und die Milzblutader zu ihrer gleichnamigen
Schlagader wie 1000 zu 4336 (b), auch wie 1000 zu
4812 (c).


Hiernaͤchſt nimmt die Staͤrke derer Blutadern mit
dem Alter ab, wie wir kurz vorher erwehnet haben, da
ſich indeſſen die Staͤrke der Schlagadern vergroͤſſert.
Daher kam es, daß man die Staͤrke der Holader an ei-
nem alten Hunde kleiner, als der Aorte ihre, naͤmlich
wie 1000 zu 1097 befand (d).


§. 9.
Die Blutadern zerreiſſen oͤfters.


Es ſey nun aber hiermit beſchaffen, wie es wolle,
ſo iſt es dennoch gewiß, daß die Blutadern an lebendi-
gen Thieren, und vornaͤmlich am Menſchen, viel oͤfte-
rer, als die Schlagadern, aufſchwellen und zerreiſſen, ſo
daß es in der That das Anſehn gewinnet, daß dieſe groͤſ-
ſere Dichtheit der Blutadern, in Anſehung der Gefahr
wegen derer leicht erfolgenden Erweiterungen und Riſſe,
ohnumgaͤnglich noͤthig ſeyn muͤſſe. Die Aderbruͤche oder
Krampfadern (varices), und die Geſchwuͤlſte, die mit
der guͤldnen Ader eine groſſe Verwandſchaft haben, ſind
in der That viel gemeiner, als die Ausdehnungen der
Schlagadern (anevriſmata). Schlagadern zerreiſſen ſel-
ten, auſſer nach langem Reiben, wenn ſie zu einem Sak-
ke aufgeſchwollen ſind, da alsdenn die nach und nach
muͤrbe gemachte und geſchwaͤchte Membranen endlich an
ihrer auswaͤrts gebogenen runden Flaͤche zerſprenget wer-
den. Jch will anjezzo von der Zerreiſſung der Blut-
adern, die von geringen Urſachen erfolget iſt, nur eini-
ge Beiſpiele anfuͤhren.


Jch
[243]Blutadern.

Jch erinnere mich von einer wohlgeſtalteten Jung-
fer, daß an den Wangen derſelben, ohne einige andre
zu bemerkende Urſache, auſſer der Vollbluͤtigkeit, eine
Blutader zerſprungen (e). Sehr oft zerberſten die Blut-
aderbruͤche bey ſchwangern Weibern, auch wol zu ihrer
groſſen Erleichterung (f), bisweilen aber auch mit nicht
ſo gluͤklichen Erfolg (g), und mit einer darauf folgen-
den gefaͤhrlichen Verblutung. Einem Verliebten zer-
ſprang die Blutader an den Schlaͤfen aus allzugroſſer
Schamhaftigkeit (h), und ein andermal zerberſtete ſie erſt
nach dem Tode (i). Eine von ſelbſt zerriſſene Droſſel-
blutader zog den Tod nach ſich (k). Bei einem Waſſer-
ſuͤchtigen zerriß die Milzader an dem Arme (baſilica),
und es ſprudelte das Blut mit ſolcher Heftigkeit hervor,
daß man es kaum wieder ſtillen konnte (l). Bey einem
Alten ergoß ſich das Blut aus einer zerborſtenen Salva-
tellader (m). Die obere Holader, welche hin und wie-
der Aderbruͤche hatte, zerriß endlich, mit einem darauf
folgenden toͤdlichen Ausgang (n). Vom Auflegen des
Eiſes oͤfnete ſich die Blutader unter der Leber von freien
Stuͤkken, das Blut ergoß ſich in den Unterleib (o). An
der Kniekehle zerriß die Blutader von ſelbſt, mit einer
Q 2darauf
[244]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
darauf erfolgenden ſtarken Blutſtuͤrzung (p). Bey einer
Schwangern zerſprang die Schenkelblutader (q), inglei-
chen die Blutader des Ferſenbeins (vena tali) (r), und
an einer Sechswoͤchnerin die Blutader auf dem Ruͤkken
des Fuſſes (s). Die Blutader unter der Zunge ſtieß
von freien Stuͤkken bey ſtarkem Kopfwehe Blut von
ſich (t).


Jch koͤnnte zwar leichtlich dieſe Sammlung noch mit
vielen andern Beiſpielen vermehren; es mag aber genug
ſeyn, daß ich gezeiget habe, man koͤnne ſich nicht gar zu
viel auf die Staͤrke der Blutadern verlaſſen, und ihre
Feſtigkeit ſey keinesweges ſo groß, daß ſie ſich gegen die
Gewalt, welche das Blut forttreibet, wie 27 zu 1 ver-
halte (u). Es hat auch gar nicht das Anſehn, daß man
ſich unter einigem Scheine der Warheit einbilden koͤnne,
daß die Heftigkeit einer Krankheit, in den jezt erzaͤlten
Faͤllen, das Blut dergeſtalt in Bewegung gebracht ha-
be, daß ſich die Kraft, welche die Ader ausgedehnt, zu
der natuͤrlichen Gewalt des Blutes, welches in die Blut-
ader wirkt, wie 27 zu 1 verhalten haͤtte. Einige von
dieſen Beiſpielen ſind von vollkommen geſunden Perſo-
nen hergenommen, einige beziehen ſich offenbar mehr
aufs Zuruͤkſtemmen (reſtagnatio), als auf einen neuen
und heftigen Antrieb des Blutes. Sie halten zwar
nicht ſo viele Gewalt, als die Schlagadern, aus, indem
ſie keine klopfende Bewegung haben, wenn man einige
wenige Staͤmme oder gewiſſe Krankheiten ausnimt. Von
ihrem Pulsſchlage ſoll aber bey andrer Gelegenheit gere-
det werden (x).


§. 10.
[245]Blutadern.

§. 10.
Das Verhaͤltnis der Durchmeſſer zu den bey
den Blutadern hinlaufenden Schlag-
adern.


Es iſt ſchon ſeit langer Zeit bekannt, daß die Blut-
adern fuͤr den Schlagadern, in Abſicht auf den Durch-
meſſer, einen Vorzug haben, das einzige Beiſpiel von
der Lungenblutader ausgenommen. An den uͤbrigen
Blutadern iſt die Oefnung im Lichten uͤberall groͤſſer, als
die Oefnung der Schlagadern, die darinnen enthaltene
Fluͤßigkeit aber verhaͤlt ſich dagegen, wie die Oefnungen
gegen einander, indem die Laͤngen von beiden Theilen
gleich ſind. Ehemals ſchaͤzte Joh. Alph. Borell(y)
den ganzen Flaͤcheninhalt der Blutadern zum ganzen
Flaͤcheninhalte der Schlagader wie 4 zu 1, und Barthol.
von Moor(z) machte die Oefnungen der Schlagadern
gegen die Oefnungen an den Blutadern beinahe um vier-
mal kleiner, wenn ich anders das Wort doppelt ſo
gros,
aus dem Kupfer, recht erklaͤre. Thom. Schwen-
ke
ſezzet das Verhaͤltnis der Blutaderoͤfnungen gegen die
der Schlagadern anderthalb mal ſo gros (a), oder viel-
mehr zu klein an. Franz de Sauvages macht dieſe
Oefnung wie 9 gegen 4 (b).


Mir ſchien viel eher die Aorte am Menſchen groͤſſer,
als die obere Holader zu ſeyn. Der vortrefliche Bois-
ſier
macht den Durchmeſſer der Aorte zu dieſer Blutader
ebenfalls wie 23. 8 zu 23 (c), denn dieſer Mann nennet
die obere Holader die aufſteigende, indem er dieſelbe klei-
ner macht. An einem Widder iſt die obere Holader groͤſſer,
Q 3nach
[246]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nach dem Verhaͤltnis von 1865 zu 1000 (d), und am
Schaafe in dem Verhaͤltnis wie 1737 zu 1000. nach
Clifton Wintringhams Rechnung, die von der mei-
nigen wenig abgeht (e). Denn es zog dieſer beruͤhmte
Mann die Dikke der Haͤute davon ab, in deren Anſehung
die Aorte einen Vorzug vor der Holader hat, und ich
habe dagegen die Durchmeſſer von auſſen abgenommen,
worunter die Haͤute alſo zugleich mit begriffen ſind. Die
untere Holader iſt am Menſchen offenbar groͤſſer, als die
Aorte, und ich habe die Verhaͤltniſſe ihrer Oefnungen im
Lichten wie 16 zu 9 gefunden. Bey dem Clifton ver-
halten ſich eben dieſe Gefaͤſſe an einem Widder wie 1713
zu 1000 (f), im Schaafe wie 1715 zu 1000 (g), wel-
ches von meiner Rechnung nicht viel abgehet; es ſchei-
net aber von dem Unterſchied des Geſchlechtes herzuruͤh-
ren, daß die untere Aorte nach dem Ebenmaaſſe ihrer
Nebenblutader in dem weiblichen Geſchlechte groͤſſer iſt.
F. Boißier ſezzet dieſes Ebenmaas wie 22. 8 zu 30;
und der Aorte ihres zu beiden Holadern wie 100 zu 214
an (h).


Nahe an dem Urſprunge der Nierenſchlagadern iſt
das Verhaͤltnis der Holader zur Aorte ſchon groͤſſer, viel-
leicht weil ſie unterdeſſen aus der ungepaarten Blutader viel
Blut in ſich aufgenommen, welches die aus der Aorte
vorher ſchon hervorgekommene Aeſte dahin zuſammenge-
fuͤhret hatten. Daher ſezzet Clifton bey einem Wid-
der, dieſes Verhaͤltnis wie 4694 zu 1000 (i), und in
einem alten Hunde wie 437 zu 100 an (k).


Ueber
[247]Blutadern.

Ueber den Huͤftenadern giebet eben dieſer beruͤhmte
Mann das Verhaͤltnis der Holader zur Aorte wie 191
zu 100 (l) an, welches aber offenbar allzuſehr klein iſt.
Jak. Keil ſezzet aber auch fuͤr das Verhaͤltnis zweener
groſſen Aeſte unterhalb dem Anfange der Nierengefaͤſſe
324 zu 441 (m), welches ebenfalls ſehr klein iſt.


Der beruͤhmte Boißier hat das Verhaͤltnis der
Schienbeinſchlagader zu ihrer Blutader wie 100 zu 217
angegeben; wenn die Gefaͤſſe aber ausgedehnet worden,
ſezzet er es wie 87 zu 131 (n), welches beinahe gerade
anderthalbmal betraͤgt.


Viel groͤſſer iſt das Verhaͤltnis an den Nabelgefaͤſ-
ſen: ich habe daſelbſt, bey der Ausmeſſung der Schlag-
abern, befunden, daß ſie ſich zur Blutader wie 392 zu
900 (o) verhalten.


Die Milzblutader ſezzt Clifton gegen ihre Schlag-
ader wie 836 zu 100 (p), welches erſtaunlich groſſe Ver-
haͤltnis kaum koͤnnte zugeſtanden werden, wenn man
nicht ſezzen wollte, daß ſich in dem Beiſpiele, das dieſer
beruͤhmte Mann angenommen, die guͤldne Blutader, oder
die untere Gekroͤsader in die Milzader eingeſenkt, und
deren Weite vermehrt habe. Jch habe die Milzblutader
gegen ihre Nebenſchlagader wie 676 zu 156 befunden.


Das Verhaͤltnis der linken Nierenblutader gegen ih-
re Schlagader fand Clifton ebenfalls uͤbermaͤßig, und
wie 1156 zu 100 (q) und 1176 zu 100 (r). Jch ſchrei-
be dieſes der in dieſelbe hineingehenden Saamenblutader,
der linken ungepaarten Ader, der Blutader der Neben-
niere und der Lendenblutader zu, als welche Blutadern
Q 4in
[248]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
in der That der Nierenblutader eine groͤſſere Quantitaͤt
von Blute zufuͤhren, als dieſelbe ſonſt ordentlicher Wei-
ſe durch die Nierenſchlagader erhaͤlt, und ſolchemnach iſt
dieſe Schlagader allerdings kleiner, als ihre Nebenblut-
ader. Jch habe das Verhaͤltnis dieſer Schlagadern zu
den Blutadern, wie 614 zu 1490, und 874 zu 2066,
gefunden, welches ein Verhaͤltnis von 1488 zu 3556
abgibt, womit das zwiſchen beiderley Gefaͤſſen uͤberall
vorkommende Ebenmaas ziemlich uͤbereinſtimmt.


Die Gekroͤsſchlagadern ſezzet Keil zu ihren Blut-
adern wie 9 zu 25 (s) an, und ich wie 9 zu 16 wie 529
zu 1089 und 109 zu 361, womit beinahe die uͤbrigen
Verhaͤltniſſe andrer Blutadern zu ihren Schlagadern
uͤbereinkommen. Keils Verhaͤltniſſe ſcheinen mir zu
gros zu ſeyn.


Die Bekkenſchlagader (iliaca art.) ſezzet Clifton ge-
gen ihre Blutader in ein ſehr geringes Verhaͤltnis, naͤm-
lich wie 100 zu 164 (t); ich habe aber auch bemerkt,
daß ſich dieſe Gefaͤſſe wie 3844 zu 7396, oder wie 4 ge-
gen 9 verhalten, welches wiederum dem gemeinſchaftli-
chen Verhaͤltniſſe zwiſchen denen Gefaͤſſen von beiderley
Arten gegen einander viel naͤher kommt.


Den Durchſchnitt der Schienbeinſchlagader gegen
ihre Blutader ſezzet Franz Boißier wie 100 zu 217 (u)
an; wenn die Gefaͤſſe aber erweitert worden, ſo gibt er
ihn, welches zu verwundern, wie 87 zu 131 oder 2 zu
3 an, aus welcher Vergleichung folgen wuͤrde, daß ſich
die Blutader weniger, als die Schlagader habe ausdeh-
nen laſſen.


Das Verhaͤltnis der Schluͤſſelblutader finde ich ge-
gen ihre Schlagader wie 196 zu 81, der Droſſelader
zur
[249]Blutadern.
zur Halsader (carotis) wie 441 zu 196, welches eins
von den groͤſſern Verhaͤltniſſen iſt.


Wenn man von allen dieſen eine Mittelzal heraus-
nimmt, ſo erhaͤlt man in Anſehung der Oefnungen der
Schlag- und Blutadern im Lichten ein Verhaͤltnis, wel-
ches nicht viel von dem wie 4 zu 9 unterſchieden iſt.


Vergleicht man die Saamenſchlagader mit den Blut-
adern, die das Weinrebengeflechte (plexus pampinifor-
mis
) enthaͤlt, ſo iſt dieſelbe unglaublich viel enger. Un-
ter den kleinſten Gefaͤſſen kann man ſo gleich beiderlei Ar-
ten dererſelben vermittelſt der groͤſſern Dikke der Blut-
adern von einander unterſcheiden. Die Staͤmmchen der
Blutadern in der Aderhaut des Auges, welche man krau-
ſe Gefaͤſſe des Stenons (vorticoſa vaſa) nennt, ſind un-
gemein viel groͤſſer als die Schlagadern in den Fortſaͤz-
zen des Regenbogens (arteriolae ciliares), ſo wie die
Blutaͤderchen der Daͤrme um ein vieles ihre Nebenſchlag-
adern an Groͤſſe uͤbertreffen. Man kann eine nuͤzliche
Vergleichung zwiſchen dem Schlag- und Blutadernezze
bey der von Cheſelden gegebenen Abbildung dererſelben
anſtellen (x). Am deutlichſten kann man erkennen, wie
die Schlagadern in Anſehung der Groͤſſe von den Blut-
adern uͤbertroffen werden, wenn man ſie mit etwas fluͤſ-
ſigen anfuͤllet, und ſie alsdenn unter dieſen Umſtaͤnden
an einerley Orte im Koͤrper, z. E. an einem Darm, gegen
einander vergleichet. Alsdenn pflegen die Schlagadern
in der That beinahe zu verſchwinden, indem ſie von der
Maſſe und Menge der Blutadern unterdruͤkket werden,
und ihre rothe und lebhaftere Farbe von dem blauen der
Blutader verdekket wird.


Q 5§. 11.
[250]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 11.
Jhre Anzal.


Die Blutadern behaupten ihren Vorzug nicht allein
in Anſehung der Durchmeſſer, ſondern auch wegen der
groͤſſern Anzal, wie Joh. van Horne(y) bereits vor-
laͤngſt angemerkt hat, alſo daß Leonhard Taßin(z) ſo
gar eine dreimal groͤſſere Zal von Blut- als Schlagadern
anſezzet. Solchergeſtalt iſt die Flaͤche, oder die Oefnung
aller Blutadern zuſammengenommen, viel groͤſſer, als
aller Schlagaderoͤfnungen mit einander, indem die Blut-
adern fuͤr ſich ſchon groͤſſer und zalreicher ſind, als ihre
Nebenſchlagadern. Denn man findet haͤufige und groſſe
Blutadernezze, in welche ſich ſchwerlich was von Schlag-
adern mit einmiſcht. Dergleichen Nezze ſind unter der
Haut nichts ſeltnes, z. E. das am Halſe, welches vor-
laͤngſt vom Euſtach(a) abgebildet worden, oben am
Arme (brachium ſupinum), am Handruͤkken, an der
Haut der Finger, am Untertheile der Huͤfte, wo beide
Roſenadern (ſaphena) ſich verſtrikken, an der Gegend
der Fusknoͤchel und der Fuswurzel (b). Man findet
auch hin und wieder innerhalb des Koͤrpers Blutaderge-
flechte, welche ſehr wenig Schlagadern neben ſich haben,
dergleichen das Weinrebengeflechte der Saamenblut-
adern, das an der Harnblaſe (c), das vielfache an dem
Bekken, welches ſich um die Zeugungstheile anlegt, das
fluͤgelfoͤrmige (pterigoideus), das von dem Santorin
den Namen fuͤhrt, und das Mandelngeflechte (tonſilla-
ris plexus
) iſt. Endlich finde ich die kleinſte Nezze, die
nur allein das Vergroͤſſerungsglas entdekken kann, wirk-
lich
(d)
[251]Blutadern.
lich ohne alle deutliche Schlagadern, an den Gekroͤſen kal-
ter Thiere (e).


Es befindet ſich daſſelbe an ſolchen Orten, wo eine
gleiche Anzal von Schlagadern nothwendig iſt, wie im
Gedaͤrme, nach dem Zeugniſſe eines groſſen Mannes (f).


Es wird auch an denen Stellen wahrgenommen, wo
zween Schlagaderſtaͤmme mit einen Stamm der Blut-
ader gleichlaufen, wie in der Nabelſchnur, der maͤnnli-
chen und weiblichen Ruthe, und der Gallenblaſe. Man
findet auch mehrere Schlagadern an den Nebennieren,
und mehr Nierenſchlagadern, da hingegen auf bei-
den Seiten nur eine einzige Blutader gemeiniglich vor-
handen iſt. Jn dieſen Exempeln erſezzet der groͤſſere
Durchmeſſer das, was an der Anzal abgehet.


Jch habe oft gefunden, wie ſchon laͤngſt iſt erinnert
worden (f*), daß tiefe Schlagadern gros ſind, und eine
kleine, auch endlich eine aͤuſſerſt kleine Blutader zur Ge-
fehrtin neben ſich haben, davon die Wirbel- und Lenden-
ſchlagader ein Beiſpiel giebt: und daß die Blutadern da-
gegen unter der Haut viel groͤſſer, als die Schlagadern,
und auch viel zalreicher als eben dieſelben ſind, und mit
den kleinſten Nebenſchlagadern in einem Paare gehen.
Nimmt man nun alles dieſes zuſammen, ſo ſollte man
leicht auf die Gedanken gerathen, es habe eben diejenige
Urſache, welche die Natur veranlaſſet, groͤſſere Adern zu
bauen, ſie auch dazu bewogen, daß ſie deren eine groͤſſere
Anzal verfertiget.


§. 12.
Der Ort.


Jn Anſehung des Orts kommen die Blut- und
Schlagadern theils mit einander uͤberein, theils aber
auch
[252]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
auch nicht. Jn denen meiſten Gegenden laufen ſie ge-
ſellig neben einander, wie man an dem Eingeweide ſie-
het, nur allein das Gehirn ausgenommen; und es gehen
die groſſen Staͤmme der Gliedmaſen und des Halſes ne-
ben einander durch die zellfoͤrmige Zwiſchenraͤume ande-
rer Theile am Koͤrper fort. An andren Orten verlaſſen
ſie ſich aus mancherlei Urſachen. Die ungepaarte Blut-
ader iſt ganz einſam, und ſo eingerichtet, daß ſie keine ihr
aͤhnliche Schlagader neben ſich hat, weil in dem ganzen
Raum, welcher ſich der Laͤnge nach zwiſchen dem Herz-
beutel und der Leberfurche befindet, kein Plaz vorhanden
geweſen, wo die Jnterkoſtalblutadern ihr Blut in die
Holader haͤtten ausſchuͤtten koͤnnen. Um deswillen be-
kamen alſo dieſe Blutadern ihren eignen Stamm, wel-
cher ſowol uͤber dem Herzbeutel, als unterhalb dem An-
haͤngſel der Leber, das Blut aus denſelben in die Hol-
ader bringen mus. Jm Gehirne liegen die Adergaͤnge
(ſinus) in ganz entfernten Gegenden von den Schlag-
adern, neben den Nahten und Furchen der Knochen. Jn
denen uͤbrigen Gegenden hat dasjenige Geſez ſtatt, deſ-
ſen wir an einem andern Orte Erwehnung gethan ha-
ben (g), daß ſich naͤmlich die Blutadern zwiſchen die
Muskeln und die Haut legen, und die Schlagadern ne-
ben den Knochen an den ſicherſten und tiefſten Orten
fortlaufen. Das einzige Gegenexempel gibt die Hol-
ader ab. Dieſe wird aber in dem Unterleibe von ſo vie-
lem Eingeweide beſchuͤzzet, daß keine andre Gewaltthaͤ-
tigkeit, auſſer einer ſolchen, die ſchon an ſich den Tod
verurſachen wuͤrde, bis zu derſelben hin gelangen kann.
Sonſt machen die Blutadern eben ſo, wie die Schlag-
adern, Zertheilungen, und zulezt auch Nezze, von denen
der beruͤhmte Hales, ich weis aber nicht, ob mit gutem
Grunde, behauptet, daß ſie von denen Schlagadernez-
zen
[253]Blutadern.
zen unterſchieden und rundlicher waͤren (h). Das Blut-
adernez iſt am Gekroͤſe der Froͤſche ſchoͤn ſpizwinklig zu
ſehen.


§. 13.
Jhre Anaſtomoſirung.


Es giebt unter den Blutaderſtaͤmmen groͤſſere Ver-
bindungen, als unter den Schlagadern, und ihr Zu-
ſammenhang iſt viel deutlicher zu ſehen. Es vereinigen
ſich oͤfters die naͤchſt zuſammenliegende Staͤmme vermit-
telſt ſehr groſſer Blutadern, da an eben dem Orte die
Verbindung der Schlagadern durch die kleinſte Zwei-
ge zu Stande gebracht wird. Solchergeſtalt ſehen wir,
daß zwiſchen dem Aſt der innern Droſſelader, welcher
nach dem Geſichte in die Hoͤhe ſteigt, und zwiſchen der
am Schlaf hinlaufenden, die ein Fortſaz von der aͤuſ-
ſern Droſſelader iſt, ein anſehnlicher Stamm neben dem
Rande des Unterkiefers, als ein Kopulationsaſt befind-
lich ſey. Die wunderbare Geflechte zwiſchen der tiefen
Blutader des Armes und der Kopf-Leber- (baſilica) und
der Zwiſchenknochenader, ſind vorlaͤngſt an dem Buge des
Ellbogens beſchrieben worden (i). Die ungepaarte
Ader haͤngt mit beiden Holadern zuſammen. Die Ge-
hirnblutadern vereinigen ſich an vielen Orten vermittelſt
der Ausſchuͤſſe mit den Blutadern, die auſſerhalb der
Hoͤlung der Gehirnſchale liegen (k). Die Wirbel- und
Schlaͤfadern werden durch groſſe Aeſte zuſammen ver-
bunden. Die Adergaͤnge (ſinus), welche an dem Ruͤk-
kenmark herabgehen, haben ſehr kuͤnſtliche und zalreiche
Bogen, durch deren Huͤlfe ſie mit den auſſerhalb der
Hoͤle dieſes Theils eine Verbindung erhalten (l). Zwi-
ſchen
[254]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſchen den Blaſenadern, und den Blutadern der maͤnnli-
chen oder weiblichen Ruthe, und den Adern die auſſer-
halb dem Bekken hervortreten, und die zu den Zeu-
gungsgefaͤſſen zuruͤkkehren, erſcheinen artige und ſehr
ſchwer zu zeigende Flechten (m). Die Blutader des
Geſichts befindet ſich mit dem hoͤligten Adergange (ſinus
cavernoſus
) der dikken Gehirnhaut, vermittelſt der Zwi-
ſchenkunft der Augenblutader vereiniget.


Ueberhaupt ſcheinen mir die Blutadern weniger, als
die Schlagadern zu den Beugungen geneigt zu ſeyn.
Man kann die Vergleichung ohne groſſe Muͤhe zwiſchen
der groſſen Schlag- und Blutader des Geſichtes, und
der Schlag- und Blutader der Milz, ingleichen den
Schlag- und Blutadern der Fortſaͤzze des Regenbogens
(arteriae et venae ciliares) anſtellen. Jch habe in An-
ſehung ihrer Zeraͤſtelung, der Anfaͤnge der Aeſte, und
ihrer Anzal weit mehr Verſchiedenheiten, als an den
Schlagadern, vorgefunden; und die Natur iſt hier ſo
unbeſtaͤndig, daß ich mich nicht getrauet, bei genauer
Verfolgung der Schlagadern durch die meiſte Theile des
menſchlichen Koͤrpers, jemals eben dergleichen Arbeit
mit einer Beſchreibung der Blutadern zu uͤbernehmen.
Denn man muͤſte faſt ſo viele Beſchreibungen machen,
als man Leichname vor ſich haͤtte. Die Sache verhaͤlt
ſich in der That ſo an den Gliedmaſſen, am Geſichte,
dem Kopfe von auſſen, und den Gegenden unter der
Haut; denn am Eingeweide ſind ſie ſchon einfacher und
den Schlagadern ziemlich aͤhnlich gebaut. Eben ſo ha-
ben die Staͤmme der Blutadern kleinere Oefnungen im
Lichten als ihre Aeſte; und es kann die Holader, in Ver-
gleichung mit ihren zuſammen verbundenen Aeſten, fuͤr
die Spizze eines Kegels genommen werden, deſſen Grund-
linie
[255]Blutadern.
linie ſich in allen kleinſten Blutadern des ganzen Koͤr-
pers befindet. Jch habe auch hier die Oefnungsverhaͤlt-
niſſe nicht ſehr von der Schlagadern ihren verſchieden be-
funden.


§. 14.
Die Geſchichte der Klappen uͤberhaupt.


Unter den Schlag- und Blutadern machen die Klap-
pen
einen merkwuͤrdigen Unterſchied, und wir wollen
der leztern ihre Geſchichte vorher entwerfen, ehe wir noch
von den Endigungen der Blutadern handeln. Die Hoͤ-
lung iſt in den Schlagadern, wenn man die naͤchſte Ge-
gend nach dem Herzen zu ausnimmt, uͤberall frei und glatt.
Jn den Blutadern, wenigſtens denen allermeiſten, finden
ſich in eben dieſer Hoͤlung beſondere kleine Membranen,
die dem Blutlauf ſeine Richtung geben, und allen Thie-
ren, die warmes Blut haben, mit den Menſchen gemein
ſind.


Die Alten wuſten von dieſen Klappen wenig. Dio-
nyſius,
des Oxymachus Sohn (n), hat auf eine noch
ganz dunkle Weiſe von den επανδισμοις, oder beſondern
zertheilten und fremden Behaͤltniſſen in den Blutadern,
Erwehnung gethan, alſo daß man nicht eigentlich ſa-
gen kann, was er damit haben wollen: in der That aber
haben es einige von denenjenigen Schriftſtellern, die ſich
hauptſaͤchlich bemuͤhen, alle Erfindungen derer Neuern
aus dem Alterthume herzuholen, auf dieſe Klappen ge-
zogen.


Die Schleuder (funda) an der Wadenblutader zaͤ-
let Salom. Alberti(p) und Theod. Janſon von Al-
meloveen
(q) zu den Klappen: wie ich es einſehe, ſo
verſteht
[256]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
verſteht der Verfaſſer der kleinen Abhandlung, die ſich
unter des Hippokrates Werken befindet, unter dieſer
Benennung das Haͤkchen der gekruͤmmten Blutader (r).


Theodoretus, welchen J. Zachar. Petſche(s)
an der Ehre, ein Erfinder der Klappen zu ſeyn, Theil
nehmen lies, folgte allein dem Galenus hierinnen nach,
und handelte von denen Herzklappen.


Karl Stephanus(t) belegte diejenigen Theile, wel-
che verhindern daß das Blut nicht in die Leber wieder
zuruͤktritt, und veranlaſſen, daß daſſelbe in dieſem Ein-
geweide ſich laͤnger aufhalten muß, auch mit den Herz-
klappen eine Aehnlichkeit haben, ſchon etwas deutlicher
mit dem Namen der membranoͤſen Fortſaͤzze.


Noch klaͤrer iſt es, wenn Joh. Sylvius(u) ſowol
an der Leber, als in der ungepaarten Ader, und den
Droſſel-Arm- und Schienbeinadern haͤutigte Anhaͤngſel
(membranaceas epiphyſes) annahm, welche mit der
Membrane des eifoͤrmigen Loches gleichen Nuzzen haͤt-
ten. Es konnte es aber dieſer beruͤhmte Mann, als er
dieſes ſchrieb, bereits vom Joh. Bapt. Cannan in Er-
farung gebracht haben.


Dieſer Zergliederer, von dem nur ein einziges, und
dazu hoͤchſt ſeltenes Werk annoch vorhanden iſt, ſchrieb
zwar nichts von den Klappen: ſeine angeſtellte Verſuche
erzaͤlt uns aber Veſalius(x). Dieſem jeztgemeldeten
Zergliederer hatte Cannan zu Regenſpurg gemeldet, daß
ſich an dem Anfange der ungepaarten Adern, der Blut-
adern die nach den Nieren gehen, und derer Blutadern
die neben dem erhabnen Theile des heiligen Beins einan-
der begegnen, gewiſſe Membranen befaͤnden, derglei-
chen
[257]Blutadern.
chen an der Muͤndung der Schlagadern am Herzen waͤ-
ren.


Es hat auch Amatus Luſitanus(y), ein Mann,
der ſonſten nicht unter die Zergliederer gehoͤret, im
Jahr 1547 in Gegenwart des Cannans, der ſie ihm
auch ohne Zweifel ſelbſt gezeiget, kleine Fallthuͤrchen in
dem Anfange der ungepaarten Blutader wahrgenommen,
welche durch ihre Gegenwart verhindern, daß das
Blut dieſer Adern nicht in die Holader wieder zuruͤktre-
ten koͤnne: und er fuͤgt noch hinzu, weil er ſich in der
That eines verfuͤhreriſchen Verſuches bediente, daß auch
nicht einmal die hineingetriebene Luft aus der unge-
paarten Blutader in die Holader zuruͤk komme. Eben
dieſer Ebraͤer wiederholt, daß dieſe Fallthuͤrchen nichts
aus der ungepaarten Blutader in die Holader hinuͤber
gehen lieſſen (z).


Auch aus dieſer Erfindung erhellet, was fuͤr eine
unbillige Herrſchaft vorgefaſſete Meinungen ſelbſt uͤber
ſehr gelehrte Maͤnner oͤfters erlangen und in der That zu
aͤuſſern pflegen. Die Klappen in der ungepaarten Ader,
fanden, ob man ſie gleich zu Neapel mit Verſuchen be-
ſtaͤtigte, dennoch keinen Beifall, indem ſie den groͤſten
Maͤnnern misfielen (a). Veſalius, der kein aberglaͤu-
biſcher Anbeter der Alten war, hatte in dem erſtern Wer-
ke geſagt, daß dieſe neue Klappen eine hervorragende
Subſtanz vom Koͤrper der Blutadern waͤren, und er
verglich dieſelbe mit den Membranen, welche ſich in der
Muͤndung der Aorte befinden (b). Eben derſelbe ſchrei-
bet ganz artig in dem folgenden Buche (c), er faͤnde eine
an der Blutader hervorragende dikke Erhoͤhung, und
keine
R
[258]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
keine Klappen. Gabriel Fallopius, der gewiß ſehr
geſchikt im Zerlegen war, verwarf die Fallthuͤrgen der
ungepaarten Ader, ſowol an Thieren, als am Menſchen
(d). Bartholom. Euſtachius widerlegte dieſe Klap-
pen ebenfalls mit einiger Heftigkeit (e). J. Baptiſt
Carcan fand keine Klappen, weder bei der Muͤndung,
noch in der uͤbrigen Laͤnge der ungepaarten Blutader, und
er hat wahrgenommen, daß die Luft, wie es auch in der
That wahr iſt, aus dieſer Blutader in die Holader frei
eindringen und zuruͤkkommen koͤnne (f). Auf ſolche Art
iſt der Ruhm des Cannans, dieſes wahren Entdekkers
der Klappen, wieder unterdruͤkket worden.


Jndeſſen erwarb ſich Bartholom. Euſtachius ei-
nen Theil von dieſer Ehre, weil er die Klappe der Kranz-
blutader, und noch eine andre, die bis jezo noch zugleich
ſeinen Namen mit fuͤhret, und in dem Eingange des
rechten Herzohrs befindlich iſt, entdekkete.


Jhm folgte in der Ehre der Erfindung ein Schuͤ-
ler des Fallopius, Hieron. Fabricius ab Aquapen-
dente,
welcher die im Jahr 1574 zuerſt ausfindig ge-
machte Klappen erſtlich nach Verlauf vieler Jahre in ei-
nem praͤchtigen Werke mit Zeichnungen erlaͤuterte und
bekannt machte (h). Er nannte uͤbrigens keinen von
den vorigen Schriftſtellern, weil er uͤberhaupt dieſelbe
weder zu leſen noch anzufuͤhren pflegte. Auf dieſen ge-
lehrten Mann folgte einer von ſeinen Schuͤlern, Salo-
mon Alberti, der im Jahre 1579 (i) die Blutader-
klappen zeigte, und nach dieſer Zeit hat man dererſelben
zum oͤftern Erwehnung gethan. Andr. Laurentius
hat
(g)
[259]Blutadern.
hat auch einige nachhero wieder entdekkte angefuͤh-
ret (k).


Da alſo unter den Zergliederern, lange vor den
Zeiten des Bruders Paul Sarpius, uͤber die Blutader-
klappen geſtritten wurde, und da dieſer geiſtliche Ordens-
mann, der in der That in andern Dingen vielen Ruhm
verdient, mit ſo vielerlei andern Beſchaͤftigungen ſeine
Zeit zubrachte, ſo war kein Grund vorhanden, warum
man ihm dieſe Erfindung haͤtte zuſchreiben koͤnnen. Jn-
deſſen geſchahe ſolches dennoch von dem P. Fulgentius,
welcher das Leben dieſes beruͤhmten Mannes beſchrie-
ben (l), vom Riolanus(m), der ſonſt wenige von de-
nen Zergliederern mit ſeinem Lobe zu beehren pflegte, wel-
che beide mit ihm zu einer Zeit lebten, ingleichen von
Joh. Walaͤus(n) und dem Pet. Anton Molinetti(o),
welche beide mit ihm zu gleicher Zeit lebten. Man ver-
gleiche damit die Widerlegung derſelben, die von dem
wuͤrdigen Vertheidiger ſeines Vorgaͤngers, Joh. Bapt.
Morgagni, herruͤhret (p).


Nunmehro muͤſſen wir dieſe Materie Stuͤkweiſe
durchgehen. Jch habe mich in den lezten Zeiten meines
akademiſchen Lebens mit der Beſtimmung der Blutader-
klappen fuͤr meinen Theil ſelbſt ſehr beſchaͤftigt, und
eben das hat auch mein Schuͤler, Peter Caſtell, gethan,
den ich dazu ermunterte, und der ſich Abbildungen von
ganzen Siſtemen, wie ſie im Waſſer ſchwimmen, ent-
worfen, indem ich keine beſſere Art die Klappen zu ſe-
hen und zu zeichnen gefunden, als dieſe war. Jezzo
R 2werde
[260]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
werde ich gewahr, daß ich, im Vertrauen auf den Fleis
dieſes jungen Mannes, nachlaͤßiger, als ich haͤtte thun
ſollen, meine gemachte Anmerkungen in mein Hand-
buch eingetragen habe. Jch habe nicht erfahren, wie
es mit den Abbildungen deſſelben weiter geworden iſt.
Den Reſt werde ich mit den Arbeiten andrer Verfaſſer
zugleich der Welt uͤbergeben.


§. 15.
Jhre Bauart.


Ueberhaupt erzeugen ſich die Blutaderklappen von der
innerſten glatten Membrane der Blutadern, welche ſich
an dem Theil der Ader, der vom Herzen entfernt iſt, auf-
waͤrts, gegen das Herz zu, und hineinwerts in die Hoͤ-
le der Ader ſelbſt verlaͤngert, und nachdem ſie ſich an dem
halbenmondfoͤrmigen duͤnnen und ſchmalen Rande zu-
ruͤkſchlaͤgt, ſich wieder zuſammen begiebt, und abwaͤrts,
gegen die vom Herzen weggekehrte Seite, gegen ſich
ſelbſt wieder zu und mit ſich parallel in die innerſte
Membrane der Blutader zuruͤkkehrt. Dadurch entſte-
hen zwei Plaͤttchen, eines das anfangs gegen das Herz
in die Hoͤhe ſteigt, und eben daſſelbe, welches ſich wieder
herabwerts bieget; beide ſind von einerlei Geſtalt, und
zwiſchen ihnen befindet ſich das Zellgewebe. Jhre Rich-
tung iſt beinahe ſo, wie ich ſchon angezeiget habe, es
verurſachen aber die verſchiednen Winkel, welche die
Blutaderaͤſte mit ihren Staͤmmen bilden, daß die Lage
der Klappen nicht beſtaͤndig uͤberein ſeyn kann. Es
giebt daher auch Klappen, die ſich neigen, deren gegen
das Herz ſtehender Bogen ein Horn uͤber ſich, und eins
unter ſich hat; man hat auch verkehrt liegende, deren
Hoͤrner niederwaͤrts gerichtet ſind. Durch die Hoͤrner
verſtehen wir aber die ſpizzigen Enden an dem ſchwe-
benden und freien Rande der Klappe, die mit der Wand
der
[261]Blutadern.
der Ader verbunden, und ein wenig laͤnger als der Rand
ſind, welcher das obere Ende der Klappe in einer ziemli-
chen Breite ſchlieſſet. Dieſe Hoͤrner ſind bald laͤnger,
bald kuͤrzer, und an langen und geſchlanken Klappen
vorzuͤglich kurz. Von dieſer Figur des freien Randes,
den man mit einem Buchſtaben der Alten verglichen,
heiſſen die Klappen bei dem Alberti(q)ſigmafoͤrmig
(ſigmoideae). Dieſer Rand iſt ein wenig ſtaͤrker, als
die uͤbrige Klappe (r).


Diejenigen Klappen ſind uͤberhaupt duͤnne, welche
aus einer ſehr duͤnnen innern Membrane der Blutadern
gebildet worden: indeſſen beſizzen ſie doch einige Staͤrke
und etwas glaͤnzendes, und gleichſam ſehnhaftes, wie
dieſes bereits Fabricius angemerkt hat. Sie moͤgen
uͤbrigens ſo ſtark ſeyn als ſie wollen, ſo finde ich doch,
daß ſie oͤfters von einem maͤßigen Blutſtoſſe in den
Schlagadern zerreiſſen, und zwiſchen den vergitterten Fa-
ſern in der Mitte durchloͤchert ſind: ich habe dergleichen
Klappen nicht in der Muͤndung der Kranzblutader oder
des rechten Herzohres, ſondern hin und wieder am gan-
zen Koͤrper angemerkt. Der untere Theil iſt an der
Klappe, da wo ſie ſich mit der Blutader verbindet, ſtaͤr-
ker (s), und oͤfters von haͤrteren und harthaͤutigen We-
ſen; Morgagni(t) nennt ihn einen Damm (agge-
rem
), der vortrefliche Senak einen Wulſt (un bour-
let
). Die bauchige Seite deſſelben iſt ein wenig ſpizzi-
ger, und bildet einen kleineren Zirkel, als in den Klappen
derer Schlagadern, die mit dem Herzen verbunden
ſind.


Jhre Geſtalt iſt uͤberhaupt einer Parabel gleich, deren
erhabne Spizze ſich herabwerts neigt, oder ſich vom
R 3Herzen
(u)
[262]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Herzen entfernt, die Seiten aber, oder die zwo Helften,
in die Roͤhre der Blutader aufwerts gegen das Herz zu
laufen; und auf ſolche Art bleibet zwiſchen der Klappe
und der Aderwand etwas holes, wie ein Fingerhut,
uͤbrig (x), welches einige eine Bucht (ſinus) nennen,
und die, wenn ſie mit Wachs ausgefuͤllt worden, einen
paraboliſchen Kegel vorſtellt. Jndeſſen iſt dieſe Para-
bel bald laͤnger, bald auch kuͤrzer. Es geſchiehet ſelten,
daß ſie nicht laͤnger als ein halber Circul ſeyn ſollte: in-
deſſen hat dennoch der vortrefliche Senak(y) derglei-
chen kurze Klappe wahrgenommen. Uebrigens pflegt in
den groſſen Staͤmmen dieſe Parabel kuͤrzer, und hinge-
gen laͤnger in den Muͤndungen der kleinen Aeſte zu er-
ſcheinen, und dergleichen Klappen bezeichnet Ruyſch(z)
mit einem neuen Namen der birnfoͤrmigen (pyrifor-
mes
), ingleichen auch Kerkring(a), welcher ſich in
vielen Stuͤkken der kuͤnſtlichen Hand des Ruyſchens zu
bedienen wuſte. Dieſes ſind die fingerlange, aus dem
Weſen der Blutader erzeugte Roͤhren, welche Riola-
nus
in der Blutader des Schienbeins angetroffen (b).
Eben dieſe Klappen nennet Theodulus Kemper(c)ge-
wundene
(turbinatas), und ſie ſind auch von dem be-
ruͤhmten Senak(d) nicht aus der Acht gelaſſen wor-
den.


Dieſes iſt diejenige Hoͤlung (ſinus), in welcher ge-
meiniglich ein Aderbruch (varix) zu entſtehen pflegt,
ſo oft ſich das Blut in dieſelbe anfuͤllet und dahin zuruͤk
tritt: dieſes ſeine Groͤſſe wird auch von der Schwere des
Blutes ſelbſt vermehret, als welches durch ſeinen Trieb
nach
[263]Blutadern.
nach unterwerts die Klappe mehr und mehr nach der Laͤn-
ge ausdehnet.


§. 16.
Jhre Anzal.


Die Natur hat nicht uͤberall gleichviel Klappen an-
gelegt. Jn den groſſen Blutadern, die keinen Aſt von
ſich werfen, finde ich ihrer gemeiniglich zwo angebracht.
Zwo befinden ſich bei dem Eingange der innern Droſſel-
ader in die Schluͤſſelblutader, zwo trift man in dem
Anfange der Huͤftenblutadern an, zwo liegen in den
Staͤmmen und groſſen Aeſten des Schienbiens und Arms,
zwo in der ungepaarten Blutader. Fabricius(e) hat
auch beinahe uͤberall zwo gefunden, und es ſtimmen da-
mit, wenigſtens was die groſſen Aeſte betrift, Salomo
Alberti(f), Claudius Perrault(g), und J. Bapt.
Senak(h) uͤberein. Jn den kleinen Aeſten wird man
ſie eben ſowol allezeit gepaart antreffen. So oft ihrer
zwo beiſammen ſind, pflegen ſie eine gleiche Groͤſſe zu
haben, und ſich, wenn man ſie ausdehnt, ganz und gar
zu beruͤhren, ſo daß ſie den leeren Raum in der Ader
voͤllig verſchlieſſen. Kerkring(i) hat einige von un-
gleicher Groͤſſe beobachtet, darunter eine zwei Drittheile
von der Ader einnahm, und die andre kleinere das uͤbri-
ge Drittheil ausfuͤllte.


Drei Klappen ſind mir ſelten vorgekommen, indeſſen
habe ich dennoch in der Schienbeinsblutader ihrer drei
bemerkt, und der vortrefliche Morgagni(k), und noch
vor ihm Theod. Kerkring(l), beſchreiben ebenfalls ih-
R 4rer
[264]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
rer drei beiſammen an der Droſſelader. Perrault(m)
und Bidloo(n) haben uns auch die Abzeichnung von
dreien mitgetheilet. Dieſe verſchlieſſen die Blutaderhoͤle
ebenfalls auf das genaueſte. Die vier- und fuͤnffache
halte ich ſchon vor ſeltener; ich habe dergleichen niemals
ſelbſt geſehen, und es glaubet Joh. Adolph Wedel(o)
nicht, daß ſie die Blutader genau verſchlieſſen: ich rech-
ne alſo diejenige, ſo Kerkring(p) geſehen, oder Bid-
loo
(p*) abgezeichnet, unter die ſeltenen und ſonderba-
ren Beobachtungen.


Einzeln kommen ſie vor, erſtlich in den kleinen Aeſten,
z. E. in den Blutadern der Hand und des Fuſſes (q), und
zwar in der That oͤfters, und von groͤſſerer Laͤnge, als
ſonſt eine allein iſt; in der Saamenblutader habe ich ſie
ebenfalls einzeln geſehen, und in der ungepaarten Ader;
in der Droſſelader beſchreibt ſie ebenfalls Fabricius(r)
einzeln; wie denn auch diejenige einzeln iſt, die an der
Muͤndung der Kranzblutader liegt, ingleichen die groͤſſe-
ſte von allen, die den Namen vom Euſtachius fuͤhrt (s).
Nicht ſelten fuͤllen ſie, beſonders an den Gliedmaſſen,
die ganze Aderhoͤle aus.


Eine wechſelsweiſe eingerichtete Ordnung, daß die
naͤchſte zwote Klappe die Stelle der einen fehlenden ein-
nimmt, iſt weder mir, noch dem Senak(t) vorgekom-
men, und ich glaube auch nicht, daß dieſe Abwechſelung
mit der Freiheit der Natur in dieſen Faͤllen beſtehen
koͤnne.


Bis-
[265]Blutadern.

Bisweilen trift man dieſe Klappen einzeln an, wo
kein Aſt aus der Ader hervorkoͤmt (u): andre Aeſte tre-
ten aus ihren Staͤmmen ohne vorgehaͤngte Klappe her-
aus: bisweilen bildet ein vorkommender Aſt ſeine Klappe
ſelbſt, da ſeine innerſte, in die Stammhoͤle verlaͤnger-
te Membrane, ihm anſtatt der Klappe dient (x), von
welcher Bauart man an den Adergaͤngen im Gehirne ein
deutliches Beiſpiel hat. Bisweilen kommt allein, wie
in den heraustretenden Aeſten der Schlagadern geſchie-
het, ein erhabner Rand an denſelben hervor. Jch habe
auch an der Schienbeinblutader, ſtatt der Klappen, eine
von der innerſten Membrane gebildete Queerbruͤkke, die
an dem rechten und linken Ende ausgerandet war, und
durch die Blutader gieng, wahrgenommen.


§. 17.
Jhre Weite.


Man muß aber auch hierbei geſtehen, daß in der
That die Klappen bisweilen ihren Kanal nicht voͤllig ver-
ſchlieſſen; dieſes hat ſchon vorlaͤngſt von den gedoppelten
Klappen Fabricius(y), und deſſen Schuͤler (z), der
vortrefliche erſte franzoͤſiſche Leibarzt (a), von den Klap-
pen in den Anfaͤngen der Aeſte gemeldet. Harvey, dem
vornaͤmlich daran gelegen war, daß dieſelben ihr Amt
recht verrichteten, behauptete vor gewiß, daß die gedop-
pelte Klappen die Ader genau verwahrten, geſtand aber
auch dabei, daß die einzelnen das Blut nicht hinlaͤnglich
in dieſen Kanaͤlen zuruͤkke hielten (b). Daher iſt es gar
R 5nichts
[266]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nichts ſeltenes, daß das Wachs die Glieder in einer
ganz entgegengeſezten Richtung, als die von denen Klap-
pen beſtimmte iſt, ausfuͤllet. Man wird aber von die-
ſem Einwurf, den man dem Umlauf des Blutes gemacht
hat, am gehoͤrigen Ort ein mehreres beizubringen Gele-
genheit haben.


§. 18.
Jn was fuͤr Blutadern keine Klappen an-
zutreffen ſind.


Es iſt nun aber noͤthig, daß wir nach der Ordnung
gehen, und die Blutaderklappen nach einander anfuͤh-
ren, damit die oͤfteren Wiederholungen den Leſer nicht
verdrießlich machen. Jch laſſe vor der Hand, die vor
der Muͤndung der Kranzblutader befindliche Klappe,
und die andre Euſtachiusklappe hinweg, weil ich am
gehoͤrigen Ort von dieſen Fallthuͤrgen handeln werde.
Unterhalb der leztgenanten Membrane nehme ich bis zu den
Huͤftblutadern (iliaca) in der That keine Klappe an, in-
dem ich davon mehr als zu oft durch die Erfahrung, an
der geoͤfneten, und in reinem Waſſer ſchwimmenden Hol-
ader, bin uͤberzeuget worden. Hierinnen ſtimmen andre
beruͤhmte Maͤnner, die ich Ehren halber anfuͤhre (g),
mit mir uͤberein.


Folglich wird alſo die Klappe, welche der uͤbrigens
ſeiner Verdienſte halber genugſam beruͤhmte Zergliederer,
Joh. Fridr. Caſſebohm, zwiſchen der Leber und dem
Zwerchfelle (h) beſchrieben, wofern er nicht etwa die
Euſtachiſche Klappe in Gedanken gehabt, verworfen
werden muͤſſen.


Ehedem
[267]Blutadern.

Ehedem ſezten Jak. Sylvius(i), auch ſelbſt Ve-
ſalius
(k) und andere (l), ſo gar ſelbſt neuere Zergliederer,
fuͤrnemlich Winslow(m) und Wintringham(n),
gewiſſe Runzeln oder Klappen vor die Muͤndungen der
Leberblutadern. Nun will ich zwar uͤberhaupt die her-
vorragenden Raͤnder nicht verwerfen, dergleichen an den
groſſen Aeſten, wenn ſie ſchief in ihren Stamm einge-
laſſen ſind, meiſt oberwaͤrts gebildet werden. Aber wahre
Klappen, oder etwas klappenaͤhnliches finde ich in der
That eben ſo wenig, als es die beruͤhmte Maͤnner Rio-
lanus
(o) und Joh. Bapt. Senak(p), und vor allen
Fabricius(q), gefunden haben. Jch ſehe auch, daß
man eben nicht viel Weſens von der ohnlaͤngſt wieder
von neuen angefuͤhrten Klappe an beiden Muͤndungen
des Blutaderganges (ductus venoſus) (r) mache, wie
denn auch der vortrefliche Trew nicht ſonderlich darauf
achtet (s).


Eben ſo wenig habe ich auch die Klappen des Theo-
dulus Kemper(t) an der Einlenkung der Zwerchfells-
Fett- oder Lendenblutadern, ingleichen die Petruccia-
niſche
(u) an dem Eingange der Blutader der Neben-
niere, oder eine aͤhnliche, die nach dem Gliſſon(x) ge-
nannt und laͤngſt verworfen worden, finden koͤnnen (y).


Die
[268]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Die an den Muͤndungen der ausſaugenden Blut-
adern von ſehr vielen und beruͤhmten Maͤnnern (z), oder
in den Nierenadern ſelbſt (a) von andren beſchriebene
Klappen, habe weder ich, noch die vorbelobten gelehr-
ten Maͤnner (b), noch auch vorlaͤngſt Fabricius(c) fin-
den koͤnnen.


Vormals beſchrieb Salomon Alberti einige in dem
Stamme der Holader in eben derſelben Gegend befindli-
che Klappen (d). Sie ſind mir aber unbekannt geblie-
ben, und von dem Erfinder Fabricius(e), auch an-
dern (f), gaͤnzlich verworfen worden.


Daß aber eine ſolche Klappe an der Nierenblutader,
bei dem Eintritte der Saamenblutader (g) ſey entdekt
worden, will ich gegen die vortreflichen Maͤnner gar
nicht in Zweifel ziehen. Denn ich habe, obgleich nicht
an eben dem Orte, dennoch in den Saamengefaͤſſen eine
oder die andere Klappe, oder ein und das andere Paar
in der That wahrgenommen, welches andre beruͤhmte
Maͤnner, und ohnlaͤngſt der fleißige und hofnungsvolle
junge Mann, Alex. Monroo, Alexanders Sohn, eben
alſo gefunden haben. Eine einzele beſchreibt Plaz-
zon
(h), eine und die andre Highmorus(i) und J.
Zachar.
[269]Blutadern.
Zachar. Petſche(k), andre noch viel mehrere (l). Jn
maͤnnlichen Koͤrpern allein hat Monroo deren zwei,
fuͤnf und gar ſechs Paar (m) entdekket: Hebenſtreit
aber, der vielleicht andere und weibliche Leichname vor
ſich gehabt, verwarf dieſelben wieder. Jn den vierfuͤſ-
ſigen Thieren kommen ſie haͤufiger vor (n).


Man hat in dem ganzen Siſteme der Pfortader am
Menſchen nie eine Klappe gefunden, welches eben keine
neue Beobachtung iſt, die auch alle beruͤhmte Maͤnner
angenommen haben (o). An den vierfuͤßigen Thieren
aber findet man allerdings welche, und zwar gedoppelte
in den Gekroͤſe- und guͤldnen Blutadern an dem Anfange
der Aeſte, dergleichen man am Pferde beobachtet (p), in
deſſen Milzgefaͤſſen Entius(q) und andre (r) ebenfalls
Klappen gefunden.


Der groſſe Harvey behauptete in den kurzen Gefaͤſ-
ſen, welche aus dem Magen nach der Milzblutader lau-
fen, einige Klappen (s), und ſein Anſehen hat auch an-
dere bewogen, dieſelben anzunehmen (t). An den Milz-
gefaͤſſen hat ſie Nathanael Highmor im Kupfer vorge-
ſtellt (u). Was aber die Gekroͤſegefaͤſſe betrift, ſo laͤug-
net ſie Schrader(x), und an den Milzgefaͤſſen Domi-
nicus de Marchettis, mit gutem Grunde (y). Denn
man
[270]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
man wird in einem menſchlichen Koͤrper in keiner Ader,
die zu den Pfortadern gehoͤrt, weder bei der Eroͤfnung
eine Klappe wahrnehmen, noch auch aus dem Ruͤkfluſſe
des Saftes, den man hineinſprizt, und der mit groſſer
Beſchwerlichkeit aus dem Stamme in die Aeſte zuruͤkge-
het, einen Schluß auf die Gegenwart derſelben machen
koͤnnen.


Die Blutadern der Gebaͤrmutter fuͤhren durchgaͤn-
gig keine Klappen (z), ſo wenig als die mit denenſelben
in Verbindung ſtehenden Saamenblutadern der Wei-
ber (a). An den Nabelblutadern haben wir, wo ſie
durch die Nabelſchnur hinlaufen, einige Runzeln ange-
merkt, die nicht eigentlich den Namen der Klappen zu
fuͤhren verdienen (b), und die den Durchgang der Luft,
oder des hineingetriebenen Talges aus der Nabelſchnur
in die Frucht im geringſten nicht hindern. Jn dem Mut-
terkuchen ſind an denen Aeſten dieſer Blutadern gar keine
Klappen zu vermuthen. Die Lungenblutader iſt eben-
falls ohne Klappe (c), ſo wie die innern Gehirnblutadern,
welches ich aber von dem Menſchen verſtehe; denn im
Hunde (d) und Schaafe haben beruͤhmte Maͤnner Klap-
pen an der Lungenblutader angegeben (e). Jch entdekke
auch keine in den Kranzblutadern des Herzens, auſſer
den Muͤndungen derſelben. Sie mangeln uͤberall in den
kleinen Gefaͤſſen am menſchlichen Koͤrper, und man wird
ſie faſt in keinen Blutadern gewahr, deren Durchmeſſer
kleiner, als eine Linie iſt (f). An Thieren die kaltes
Blut
[271]Blutadern.
Blut fuͤhren, habe ich keine finden koͤnnen (g), gleich-
wie denn auch ſo wol Joh. Swammerdam(g*), als
Anton von Heide(h), bei den Froͤſchen keine angetroffen
haben.


§. 19.
Wo ſie eigentlich zu finden. Jn den Aeſten
der untern Holader.


Wir haben gezeigt, wo es keine Klappen giebt; nun
muͤſſen wir auch ſagen, wo man welche antrift. Sol-
chergeſtalt fangen ſich die Klappen, um den Aeſten der
untern Holader zu folgen, mit den Huͤftenblutadern an.
Dieſe Adern bekommen ſowol wo ſie aus der getheilten
Holader entſpringen, bisweilen zwo Muͤndungen, als
auch andre gedoppelte Klappen, welche ihren verſchiede-
nen und ungewiſſen Siz zwiſchen dieſem Entſtehungs-
plazze und der Knochenfurche nehmen, uͤber die ſie nach
der Huͤfte fortlaufen. Denn ich habe uͤber der Blut-
ader des Unterbauches (i), neben dem Urſprunge derſel-
ben, und in dem Anfange dieſes anſehnlichen Fortſazzes
ſelbſt, einige beobachtet, und dieſe hat auch Wilh. Har-
vey,
wenn ich ihn anders recht verſtehe, wahrgenom-
men (k). Naͤher nach den Schaamſeiten hat Fabri-
cius
(l) ein Paar ſolcher Klappen abgebildet. Jndeſſen
ſind in den Huͤftenblutadern nicht ſonderlich viele derglei-
chen gedoppelte Klappen anzutreffen.


Jn den Fortſaͤzzen der Blutadern des Unterbauches,
welche weder nach der Gebaͤrmutter, noch nach der Blaſe
zu gehen, beſonders aber in den Blutadern der maͤnnli-
chen (m) und weiblichen Ruthe, findet ſich eine groſſe An-
zal
[272]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
zal von Klappen. Jch habe ſie hier eben ſo, wie in dem
uͤbrigen menſchlichen Koͤrper, ausgetheilt und eingerichtet
gefunden, daß ſie naͤmlich ihre Hoͤrner nach dem Herzen,
und die bauchige Wurzel nach der Ruthe zugekehret hat-
ten: ich kann auch nicht recht einſehen, wodurch der be-
ruͤhmte Joh. Wilh. Albrecht(n) moͤchte ſeyn hinter-
gangen worden, daß er wider das gar zu bekannte Amt
der Klappen behauptet hat, ſie wendeten ihre geſichelte
Hoͤrner gegen die Ruthe, und die Fuswurzel gegen das
Herz hin.


Jn der Schienbeinader, ehe noch die Roſenader
(ſaphena) aus derſelben herfuͤrgehet, bekoͤmt man wie-
derum zalreiche, theils doppelte (o), theils einfache Klap-
pen zu ſehen, die ſowol vor denen Aeſten ſich befinden,
als auch wo keine Aeſte ſind, mitten in der Ader ihren
Plaz erhalten haben. An der Muͤndung der Roſenader
ſelbſt habe ich zwar Klappen gefunden (p), die dieſe Muͤn-
dung ganz einnahmen und dieſelbe, wenn ſie ſich aus-
dehnten, verſchloſſen.


Ferner finde ich in der Schienbeinader, unterhalb
dem Urſprunge der Roſenader, ebenfalls ſowol mehrere
Paare (q), als auch einzele Klappen, theils im Ader-
ſtamme ſelbſt, theils auch in den Anfaͤngen der Aeſte,
die ich denn auch bereits in meinem Handbuch ausfuͤhr-
lich in Ordnung gebracht und eingetragen habe, hier
aber, als etwas verdrießliches und unbeſtaͤndiges, nicht
gern wiederholen will. Es befinden ſich viele Aeſte,
nicht nur kleine, ſondern auch von den groͤſten einige,
ohne alle Klappe; es giebt andre, die ſich in die Ver-
tiefung einiger Klappen, die dem Schienaderſtamme ei-
gen iſt, einlenken, und uͤberdem ihre eigne Klappe noch
beſiz-
[273]Blutadern.
beſizzen, die ſich nach der Beſtimmung ihres Aſtes rich-
tet, und ſich, wie geſagt, bis in die obgedachte Vertie-
fung verlaͤngert: und in dieſen Beiſpielen ſcheinet das
Blut eines ſolchen Aſtes das in dem Stamm befindliche
Blut zuruͤkzutreiben. Jch habe auch, wie ſchon vorher
gemeldet worden, in der Blutader des Schienbeins eine
dreifache Klappe angetroffen.


Eben ſo verhaͤlt es ſich auch bei der Blutader der
Kniekehle. An der Muͤndung der kleinen Roſenader
habe ich eine groſſe Klappe, und im uͤbrigen Theil des
Stammes kleine Klappen, nebſt kleinen Aeſten, und
Aeſte ohne Klappen geſehen, welches das Gegentheil von
dem iſt, das ein vortreflicher Mann (r) wahrgenommen,
welcher in dieſer Blutader bisweilen die allerwenigſte
Klappen entdekket hat. So weit ich dieſe Ader verfolgt
habe, naͤmlich bis unten am Schienbeine, habe ich die
mehreſten Klappen gepaart gefunden. So bemerkt Fa-
bricius
uͤberhaupt zwo einſame (s) in der Schienbein-
ader bis mitten zum Schienbeine herab, die uͤbrigen wa-
ren hingegen gepaart. Salomon Albertus(t) mahlet
die Klappe an der Kniekehle gedoppelt, und er redet meiſt
von gedoppelten in der Schienbeinader (u).


Klappen an der Roſenader finde ich in meinen Hand-
buche nicht bemerkt. Fabricius liefert uns die Abbil-
dung von faſt gedoppelten uͤber dem Knie (x), und von
einer einfachen (y); ingleichen an dem Schienbeine alle-
zeit von gedoppelten und von da bis zum aͤuſſerſten Fus-
ende von einer groſſen Anzal einzelner (z); womit auch
Albertus(z*) uͤbereinſtimmet, daß alſo in obiger Ge-
gend
S
[274]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gend ſelten einzelne vorkommen muͤſſen. Eben dieſer Pa-
duaniſche Lehrer (a) zeiget auch einige in der Haut gegen
die Huͤfte und das Schienbein laufende Aeſte an, in wel-
chen ſich mehrentheils einzelne, und nur einige wenige
doppelte Klappen befinden. Zulezt verſchwinden die
Klappen, wie in den kleinen Adern am ganzen menſchli-
chen Koͤrper, ſo auch am Fuſſe voͤllig, wie wir bereits
bei andrer Gelegenheit erinnert haben.


§. 20.
Die Klappen in der obern Holader.


Dieſes ſind alſo die Klappen, welche zu der untern
Holader gehoͤren. Unter den Aeſten der obern zeiget ſich
zuerſt die ungepaarte Ader. Ueber die Muͤndungen ih-
res Stammes iſt der erſte Streit entſtanden. Man
muß auch allerdings zur Vertheidigung des Fallopius
und Euſtachius(b), auch anderer beruͤhmten Maͤn-
ner (c), zugeſtehen, daß der in die Holader eingeſprizte
Saft zu aller Zeit und ohne einigen widrigen Erfolg,
ungemein leicht durch die ganze ungepaarte Ader der Laͤn-
ge nach wieder zuruͤkkomme, und alle ihre Aeſte ausfuͤlle.
Hiernaͤchſt kommen auch wuͤrklich, wenn man dieſe Ader
aufſchneidet, nicht leicht einige Klappen zum Vorſchein,
daß man ſich daher nicht wundern darf, wenn gedachte
Maͤnner die Klappen aus dieſer Blutader gaͤnzlich ver-
wieſen haben.


Da man aber aus demjenigen, was noch nicht iſt
gefunden worden, keinen gegruͤndeten Schluß wider die
Glaubwuͤrdigkeit desjenigen, was man wuͤrklich gefun-
den
[275]Blutadern.
den hat, machen kann, ſo waͤre es in der That beſſer ge-
weſen, wenn man ſeine Verſuche auf ſolche Art bekannt
gemacht haͤtte, daß dadurch andrer ihren nichts waͤre ent-
zogen worden. Joh. Riolanus(d) ſahe einsmals in
der ungepaarten Ader vier Klappen, zu einer andern Zeit
die erſte in der Gegend, wo dieſe Ader mit der Holader
zuſammenſtoͤßt, zwo mitten am Stamme, ferner in den
Blutadern zwiſchen den Ribben einige: und zur andern
Zeit wieder eine einzele (e). Guern. Rolfink wieder-
holt beinahe alle Worte dieſes Mannes (f). Einige
Klappen in dieſer Ader beſchreiben auch P. A. Moli-
nett
(g) und Thom. Bartholin(h). An der Muͤn-
dung und der uͤbrigen Laͤnge ſezzet Theodulus Kemper
kleine Fallthuͤren (i). Lanciſius ſchreibet (k), nach de-
nen Zeiten des Veſalius(k*), daß der vor der Muͤn-
dung der ungepaarten Ader befindliche haͤutige Bogen
(fornix membranoſus), mit einem muskelhaften Halb-
ringe verwahret ſey. Nahe an der Muͤndung fand J.
B. Senak(l), und an den Muͤndungen der Aeſte der
ungepaarten Ader Caſimir Chriſtoph Schmiedel(m)
Klappen. Sowol an der Muͤndung, welche in die Hol-
ader gehet, als an den Enden der Jnterkoſtalaͤſte fand
der beruͤhmte Hebenſtreit(n), ingleichen auch an eben
dieſen Enden Henr. Albrecht Nicolai(o) gleichfalls
Klappen.


J. B. Morgagni hat die Klappen dieſer Ader mit
groſſen Fleis unterſuchet. Er ſahe zwar keinen wahren
Sphincter (p), indeſſen nahm er doch einen etwas dik-
S 2keren
[276]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
keren Rand an. Jn der Ader ſelbſt entdekte er bald eini-
ge, bald keine Klappen, die entweder naͤher an der obern
Muͤndung befindlich, oder weiter davon entfernt wa-
ren; am gewoͤhnlichſten aber fand er doch einige (q).
Jhre Hoͤrner ſind uͤber ſich gekehrt. Einen Zoll weit
von der Muͤndung hat Monroo oft zwo Klappen geſe-
hen (S. 15.), und dieſer beruͤhmte Mann wird, wenn er
dieſes mein Werk geleſen, erkennen, daß ich die Klappen
in der ungepaarten Ader gar nicht laͤugne.


Jch habe meines Orts an der Muͤndung, die ſich
in die Holader oͤfnet, gar keine Klappen, hin und
wieder aber einige in der Gegend, wo ſie an den Bruſt-
wirbeln herablaͤuft, wahrgenommen. Es ſcheinet dem-
nach, daß ſich hier die Natur einige Freiheit herausge-
nommen, und keine beſtaͤndige Vorſchrift beobachtet ha-
be. An den Blutadern zwiſchen den Ribben, erinnere
ich mich nicht, eine Klappe geſehen zu haben.


Auf dieſe folgen die groſſen gedoppelten Klappen,
welche ſich an der Muͤndung der innern Droſſelader, oder,
wenn es beliebiger iſt, in der Gegend, wo dieſe Ader von
der Holader ausgehet, befinden; denn man kann die in-
nere Droſſelader ſehr leicht, und noch leichter auf der
rechten Seite, fuͤr den Stamm der Holader anſehen.
Bei dieſer Vereinigung trift man die zwo Klappen an,
welche ehedem Fabricius mit gutem Grunde (r), und
nach ihm Ruyſch angezeiget (s). Eine lieget mehr vor-
waͤrts, die andre mehr nach hinten zu (t), beide haben
ihre Daͤmme (u), welche das Blut ins Herz leiten, zu-
gleich aber auch demſelben Widerſtand thun, wenn es
von dem Herzen zuruͤktreten will. Jndeſſen pflegen ſie
die eingeſprizte Saͤfte oder den Talg, ſo wenig im Pfer-
de
[277]Blutadern.
de (x), als im Menſchen, zuruͤkzuhalten. Jch habe aber
auch in allen Thieren, die ich zu dem Ende geoͤfnet (y),
wahrgenommen, daß das vom Herzen zuruͤkkommende
Blut durch die Droſſelader, wenn das Thier den Athem
von ſich ließ, wieder in die Hoͤhe ſtieg, daß ſo gar das
Gehirn davon aufſchwellen muſte. Da aber dieſe Blut-
ader ſich mehr als alle andre ausdehnen laͤſt, ſo ſcheint
die Natur davor geſorgt zu haben, daß ein Theil des
Blutes, ſo oft es durch die Lungenader nicht gehoͤrig fort-
kommen kann, gleichſam in dieſem Sammelplazze das
Ende dieſes Verweilens abwarten koͤnne (z), welcherlei
Hoͤlungen (ſinus) wir bei denen auf der Erde und im
Waſſer lebenden Thieren (Amphibien), die ſich mit dem
Kopfe lange Zeit untertauchen, bei andrer Gelegenheit
beſchreiben wollen. Alſo iſt ſehr wahrſcheinlich zu ver-
muthen, daß man ſich auf den Schuz der Klappen nicht
voͤllig verlaſſen koͤnne, wenn bei groſſer Betruͤbnis, hef-
tiger Anſtrengung unter der Geburts-Arbeit und Ent-
zuͤndungen in der Bruſt, das Geſichte ſehr aufgetrieben
wird und blutroth ausſiehet. Bei der Frucht ſcheinen
dieſe Fallthuͤren ungleich noͤthiger zu ſeyn, wenn der vor-
werts gebogene Kopf vorauskommt, und ſolchergeſtalt
das Blut, vermoͤge ſeines eignen Gewichts, nach dem
Halſe und dem Kopfe zuruͤkfaͤllt (a).


An der linken innern Droſſelader und in der Vertie-
fung der hintern Klappe befindet ſich noch eine andre be-
kannte Klappe, welche die Muͤndung des durch die Bruſt
gehenden Milchkanals verſchlieſſet, und die man vor ei-
nen dem Jungferhaͤutchen aͤhnlichen Ring, oder vor
zwone geſichelte Klappen anſehen koͤnnte, wenn ſie im
Waſſer ſchwimmet. Dieſe Fallthuͤr ſcheint mit den uͤbri-
S 3gen
[278]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gen Klappen einerlei Amt zu haben, naͤmlich daß ſie
verhuͤtet, damit das Blut nicht in den Milchgang zu-
ruͤkſtroͤmen moͤge. Es wird ſich noch eine beſondere
Gelegenheit finden, dieſe Klappe noch genauer zu be-
ſchreiben.


Jch finde, daß ſich Riolanus(b) die Erfindung de-
rer in dem uͤbrigen Theil der inneren Droſſelader befind-
lichen Klappen angemaßt, und daß andre beruͤhmte Maͤn-
ner, ſowohl vor (c), als nach dem Riolanus(d), die-
ſelbe angenommen, auch daß die Pariſer Aerzte gedop-
pelte Paare von dergleichen Fallthuͤren in der Hirſch-
kuh (e) beiſammen angetroffen haben. Jch kann mich
fuͤr meinen Theil nicht beſinnen, daß ich etwas derglei-
chen geſehen, oder in dieſer Ader kleine aufgetriebene Kno-
ten entdekt haͤtte; es befinden ſich auch in der Gehirn-
droſſelader, oder deren Aeſten keine ſolche Fallthuͤren:
ingleichen auch nicht in der Wirbelader oder den Ader-
gaͤngen des Ruͤkkenmarkes.


Dagegen behauptete Riolanus(f), er faͤnde keine
Klappen in der aͤuſſern Droſſelader: indeſſen gab doch
der vorbemeldete beruͤhmte Mann, der wegen ſeiner groſ-
ſen Gelehrſamkeit eine Zierde von Leipzig iſt, einige an
denjenigen Orten zu, wo die groſſen Aeſte hineingehen (g).
Joh. Rudolph Salzmann(h) ſahe eine einzige, und
erſtaunte vor Verwunderung, daß ſie mit den Hoͤrnern
abwerts gekehret war, weil ihm der eigentliche Weg, den
das Blut nahm, noch unbekannt war.


Jn
[279]Blutadern.

Jn den Aeſten derer Geſichts- und Zungenadern, de-
rer die in die Mandeln am Halſe gehen, und in denen
uͤbrigen der innern Droſſelader, die ſich auſſerhalb der
Gehirnſchaale befinden, giebt es allerdings Klappen, und
zwar eine ziemliche Anzal dererſelben, welche verhindern
koͤnnen, damit weder ein fluͤßiger Saft, noch geſchmol-
zenes Talg durch die Droſſelader allzuleicht in die Blut-
adern der Zunge, der Kehle, und andre auſſen am Kopfe
laufende Blutadern uͤbergehen moͤge.


Jn dem Stamme der Schluͤſſelblutader habe ich zum
oͤftern zwo gefunden; dennoch hat der Erfinder derſelben,
Fabricius, nur eine, nicht weit vom Ausgange aus
der Droſſelader (i), beſchrieben: ferner gedenket er einiger
einzelnen, ſowohl im Stamme (k), als im Aſte der
Kopfader (l). Jch habe in dem ganzen Siſteme des
Armes ſehr haͤufig doppelte Klappen gefunden, und man
kann am Arme, wenn er entweder mit Wachs ausge-
ſprizzet, oder bei einem lebendigen Menſchen gebunden,
und ſolchergeſtalt zum Aufſchwellen gebracht worden, ſehr
leicht die doppelten Knoten mit bloſſen Augen zu ſehen
bekommen. An dem Stamme der Leberader (baſilica)
habe ich zwiſchen dem Anfange der tiefen Blutader und
der Biegung des Ellbogens beinahe vier Paare, und
eben ſo viel auch in der tiefen Blutader angetroffen.
Die Medianader hat gar keine Klappen, ſowohl in der
Gegend nach der Kopf- als nach der Leberader (baſili-
ca
) zu.


An den kleinen Blutadern des Arms und dem gan-
zen Ellbogengeflechte befindet ſich eine groſſe Anzal von
Klappen. Die meiſten ſind darunter gedoppelt, ſizzen
entweder bei dem Urſprunge der Aeſte, oder ſind weit von
S 4den
[280]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
den Aſtmuͤndungen im Stamme herum zerſtreuet. Ein-
zeln finde ich wenige. Gemeiniglich ſind ſie ſtark gebaut,
ſo wie ich die Klappen in den Blutadern des Fuſſes eben-
falls von feſter Subſtanz bemerkt habe.


§. 21.
Jn welchen Gegenden ſie vornaͤmlich gefun-
den werden.


Aus dieſem allen erhellet nun, daß in der That in
den ſenkrecht haͤngenden Adern, z. E. in den Adern des
Armes, Fuſſes, der Ruthe, der Schenkel, der Kehle,
und in der ungepaarten, die meiſten Klappen angetroffen
werden, wie der ſcharfſinnige George Cheyne(m) an-
gemerkt hat: unter denen aber in die Queere laufenden
gilt dieſes beſonders von der Schluͤſſelblutader. Daß
auch ferner in den aͤuſſern Gliedern und in der Oberflaͤ-
che des Koͤrpers, naͤher nach der Haut zu, die meiſten
Klappen befindlich ſind, und dagegen in den tiefliegenden
Gefaͤſſen, ingleichen in den Gefaͤſſen der Eingeweide ſel-
ten einige angetroffen werden (n). Jn Anſehung der er-
ſtern hat Wilh. Harvey(o), und von den leztern J.
B. Senak ein gleiches gemeldet (p): jedoch muͤſſen hier-
bei die Blutaderklappen im Herzen, und die Euſtachia-
niſchen
und Kranzaderklappen nicht vergeſſen werden.
Die vierfuͤßige lebendiggebaͤrende Thiere ſcheinen ihrer
mehr, als der Menſch, bekommen zu haben. Von ih-
rer Verrichtung kann man noch nichts melden, indem
dieſe eigentlich die Einrichtung des Umlaufs vom Blut be-
trift, wovon aber anjezzo noch nicht kan gehandelt werden.


§. 22.
[281]Blutadern.

§. 22.
Die Ausgaͤnge oder aͤuſſerſten Ende der Blut-
adern. Aus den Schlagadern. Aus
dem Zellgewebe.


Es iſt nur noch uͤbrig, daß wir auch etwas von den
Ausgaͤngen oder aͤuſſerſten Enden derer Blutadern ge-
denken. Das eine ſehr bekannte Ende befindet ſich in
der Nachbarſchaft des rechten Herzohres und des rechten
Sinus, ingleichen bei dem linken Sinus. Das andere
Ende iſt dagegen nicht ſo einfach, auch nicht aller Orten
bekannt genug.


Es iſt bereits erwehnet worden, daß die rothen
Blutadern eigentlich eine Fortſezzung von den rothen
Schlagadern ſind. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß ſie
von den Auswurfsgaͤngen ihren Urſprung erhalten ſol-
ten, obgleich hin und wieder einige von dieſen Gaͤngen
durch die Blutadern, und beſonders der Harngang, wie
ich oft geſehen (q), aufgeblaſen werden koͤnnen, aus
welchen auch hinwiederum der eingeſprizte Saft in die
Blutadern zuruͤkke gehet. Eben das gilt auch vom Le-
bergange (r). Da aber die Ausfuͤhrungsgaͤnge ihren
Saft nicht ins Blut, ſondern in eine beſtimte Hoͤlung
bringen, ſo iſt es nicht wahrſcheinlich, daß ſie die ver-
geblich von dem auszufuͤhrenden Blute abgeſonderte
Feuchtigkeit alſobald wieder mit dem in denen Blutadern
befindlichen Blute vermiſchen ſolten. Die Muͤndungen der
Blutadern und der den Harn abfuͤhrenden Gaͤnge ſcheinen
ziemlich weit zu ſeyn, indem die Luft oder ein eingeſpriz-
ter Saft aus dem Harngange durch die Schlagader, in
S 5die
[282]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
die nicht weit davon entſtehende Blutader eindringet.
Jedoch muß wol ohnſtreitig die Blutadermuͤndung noch
etwas breiter ſeyn.


Der andre Haupturſprung der Blutadern befindet
ſich bei den Hoͤlungen, in welche die Schlagadern etwas
ausdampfen. Einige von dieſen Blutadern fuͤhren das
Blut ſelbſt zuruͤkke, z. E. die Blutadern der Manns-
und der Weiberruthe, die am hoͤligen Koͤrper der Wei-
berwarze, und die im Zellgewebe, welches ſich unter der
Haut einiger Thiere (s) befindet, welche rothe Kaͤmme oder
Halskrauſen fuͤhren.


Andre fuͤhren einen vom Blute unterſchiednen Saft
zuruͤkke. Wie nun aber die Ausdampfung von man-
cherlei Art iſt, ſo giebt es auch eben ſo vielerlei Arten
der Wiedereinſaugung (reſorbtio) in die Blutadern,
naͤmlich aus dem ganzen Umfange der Haut, aus dem
Zellgewebe unter der Haut und in der Lunge, aus den
groſſen Hoͤlungen des menſchlichen Koͤrpers, aus den Luft-
gaͤngen, den Nahrungsgefaͤſſen, ingleichen denen Harn-
und Saamengefaͤſſen, und endlich aus den verſchiednen
Blaͤschen und den holen Gaͤngen der Druͤſen. Wir
wollen vermittelſt der Verſuche zeigen, daß die Blut-
adern mit allen dieſen Hoͤlungen im Zuſammenhange ſte-
hen. Jch ſehe, daß dieſe Gruͤnde zu viel erweiſen wer-
den, naͤmlich nicht allein, daß dieſe Blutadern zu dieſen
Hoͤlungen einen offnen Zugang haben, ſondern auch wie
die Richtung dieſes Weges ſelbſt, welche ich ſo lange haͤt-
te zuruͤkke halten ſollen, bis ich den Umlauf des Blutes
erklaͤret, eigentlich beſchaffen ſey. Da aber in der That
einerlei und eben derſelbe Verſuch, ſowol den Zuſam-
menhang der Blutadern mit dieſen Hoͤlungen, als auch
die Laufbahn der Feuchtigkeiten zu gleicher Zeit deutlich
zeiget,
[283]Blutadern.
zeiget, ſo habe ich dasjenige nicht von einander trennen
duͤrfen, was die Natur ſelbſt zuſammen gefuͤget hat.


Die Eindampfung, oder das Verſchlukken der Saͤf-
te vermittelſt der Haut, wollen wir am gehoͤrigem Orte
anzeigen (t), und zugleich ebenfalls an einem andern Ort
erweiſen, daß die Feuchtigkeit aus dem Zellgewebe der
Lunge in die Blutadern und ins Blut wieder zuruͤkkeh-
re (u). Daß der Weg aus dem Zellgewebe unter der
Haut in die Blutadern offen ſtehe, iſt durch beſondre
Verſuche bekannt geworden, die man vornaͤmlich in Ab-
ſicht auf das Verſchlukken des Fettes angeſtellt hat (x).
Es kehren aber auch andre Saͤfte, die ſich in dieſe Raͤu-
me ergoſſen, wieder ins Gebluͤte zuruͤk, dergleichen die
verſperrte Luft, das Waſſer in Waſſerſuͤchtigen, die
kuͤnſtlich unter die Haut gebrachte Feuchtigkeiten, und
endlich das Blut ſelbſt iſt, welches an gequetſchten Stel-
len, die damit unterlaufen ſind, in den Fettzellen ſtok-
ket, und ſich wieder in die andere Blutmaſſe hinein-
ſchleicht, nachdem es ſich erſt in ein duͤnnes gelbes Salz-
waſſer aufgeloͤſet hat. Jch habe bei Gelegenheit eines
Falles geſehen, daß eine erſtaunliche Menge Blutes in
das Zellgewebe unter der mit Haaren bedekten Haut des
Kopfes ausgetreten, und einen Geſchwulſt verurſachet, der
ſechs Zoll lang und vier hoch war: allmaͤlich ſenkete ſich das
Blut, kraft ſeiner eigenen Schwere, durch die Zellraͤume in
die Augenlieder herab, und breitete ſich in dem obern Theil
des Geſichtes aus, daß der Kranke faſt wie ein Mohr aus-
ſahe. Es verſchwand aber das geſamte Blut innerhalb
wenigen Tagen, nach dem Gebrauche warmer Umſchlaͤ-
ge, einer Aderlaß und genommenen Purgiermitteln, voͤl-
lig wieder: und da die Haut dieſes Blut nicht durchlies,
ſo hat man keine Urſache zu zweifeln, daß es nicht wieder
vom
[284]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
vom uͤbrigen Blute ſey eingeſogen worden (y). An ei-
nem, der uͤber den ganzen Leib mit Schlaͤgen uͤbel zuge-
richtet war, drang das Blut unter die Haut, und wur-
de hernach durch den Huſten, Erbrechen, Stuhlgang
und Urin dergeſtalt ausgefuͤhret, daß der Beſchaͤdigte
dennoch ſeine Geſundheit wieder bekam (z). Bei einem
andern hatte ſich Blut in die Zellhaut der Hoden ergoſ-
ſen, und wurde nachhero von ſelbſten wieder eingeſo-
gen (a). Mehrere Beiſpiele finden ſich bei dem Boͤr-
haave
(b).


Man hat auch Faͤlle von einer ohne offenbare Aus-
leerungen gehobnen Waſſerſucht, dabei das Waſſer noth-
wendig ins Gebluͤte wieder zuruͤkgegangen ſeyn mus (c).
Es iſt bekannt, daß ein waͤſſeriger Geſchwulſt der Fuͤſſe
vermittelſt des Erbrechens vertrieben worden (d), und
daß das Waſſer zwiſchen der Haut, wenn es die Glieder
ganz und gar aufgetrieben und ungeſtaltet gemacht, durch
Huͤlfe ſtarker Purgiermittel vermindert wird. Die Luft,
welche einen Windgeſchwulſt zuwege gebracht, verſchwin-
det in etlichen Tagen wieder, wenn der Kranke daran ge-
heilt worden, weil ſie ſich ohne Zweifel mit den Duͤnſten
des Zellgewebes vermiſchet hat, und nachdem ſie ſich in
denenſelben, wie ſie ſonſt im Waſſer zu thun pflegt, auf-
geloͤſet, ſo wird ſie endlich von eben dieſen Blutaͤderchen
eingeſogen. Die Solution von Opium hat, wenn
man ſie bei Hunden unter die Haut einſprizzet, die hef-
tigſten Zufaͤlle verurſacht, vornaͤmlich krampfhafte Zuk-
kungen, nebſt tiefen Schlaf, und endlich iſt der Hund,
nachdem er uͤber und uͤber ſteif geworden, dadurch ums
Leben gekommen (e).


Die
[285]Blutadern.

Die Hoͤlung in der Scheidenhaut (tunica vaginalis)
iſt von gleicher Beſchaffenheit wie das Zellgewebe. Aus
ihr dampft das Waſſer durch die Blutadern, wie in an-
dre hole Raͤume, zuruͤkke (f).


§. 23.
Aus groſſen Hoͤlungen nehmen ſie auch
ihren Urſprung.


Daß der Dunſt, der ſich in die groſſen oder kleinen
Hoͤlungen am menſchlichen Koͤrper ausgebreitet, wieder
eingeſogen werde, und durch Vermittelung der Blut-
adern ins Blut zuruͤk trete, lehret die Vernunft ſchon an
ſich, ohne daß es erſt durch Verſuche braucht bekraͤftiget
zu werden. Denn wenn die Schlagadern beſtaͤndig et-
was ausſchwizzen, ſo langſam man auch dieſe Ausdam-
pfung geſchehen laͤſt (g), ſo ſamlet ſich doch mit der Zeit
eine ſolche Menge, daß das Thier davon uͤberhaͤuft
wird, wo nicht die Materie aus den Hoͤlungen wieder
einen Abflus bekoͤmmt. Ferner erweiſet die ſchnelle,
aber den Aerzten hoͤchſt verdrießliche Erſezzung des Waſ-
ſers in der Waſſerſucht, wenn es gleich vorher durch
ſtarke Purgiermittel iſt ausgefuͤhret worden, daß dieſe
Ausduͤnſtung gar nicht langſam zu geſchehen pflege.


Es ſind aber noch andre Verſuche vorhanden, welche
die natuͤrliche, leichte und ſchnelle Einſaugung erweiſen.
Der beruͤhmte Musgrave ſprizte eine Menge Waſſer
in die Bruſt eines lebendigen Hundes ein (h), es verlor
ſich aber daſſelbe wieder, nachdem das Athemholen da-
durch war beſchwerlicher gemacht worden. Jn den Un-
terleib eines Hundes haben Anton Nuck(i), Joh. Ludw.
Petit
[286]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Petit(k), und ohnlaͤngſt der beruͤhmte Koppenhagner
Lehrer Krazenſtein(l), Waſſer getrieben, und hernach
bemerket, daß innerhalb etlichen Stunden auf ſechs Un-
zen deſſelben beſonders in die Harnblaſe zuruͤkgefuͤhret
worden, indem die Menge des weggelaſſenen Urins den
Weg verrennt, den das Waſſer genommen hatte.


Die Natur ahmet oͤfters der Kunſt nach, und es
verſchwindet der Eiter, der ſich in die Bruſt und den
Unterleib ergoſſen, ſo wie das Waſſer in der Waſſer-
ſucht aus dem Unterleibe, voͤllig, und zwar leeret ſich das
leztere, wie Caͤlius Aurelianus ſchon wohl erkannte,
durch das Gedaͤrme und die Blaſe aus (m).


Daher wird das eingeſogne Honig, und der Wein,
den man vorher in die hole Bruſt eingeſprizzet hat, zu-
weilen durch den Huſten wieder ausgeſtoſſen (n). Eben
darum wird auch manchmal der in gedachte Hoͤle geſprizte
Meth durch den Mund mit Raͤuſpern wieder ausgewor-
fen (o); und daher empfindet man den bittern Geſchmak
der arzneihaften Traͤnke, die man vermittelſt der Sprizze
in dieſe Hoͤle gebracht, wieder im Munde (p). Es zei-
gen auch noch andre Verſuche, die ich oder andre ange-
ſtellet, daß uͤberall am ganzen menſchlichen Koͤrper, be-
ſonders aber, um bei unſerm Exempel zu bleiben, von
der ganzen innern Flaͤche des Darmfells, der aͤuſſern an
der Leber (q), am Gedaͤrme (r), der Blaſe (s), des Ma-
gens (t), des Gekroͤſes (u), der Milz (x), der Nieren (y)
und
[287]Blutadern.
und der Gebaͤrmutter dasjenige Waſſer ausſchwizze, wel-
ches in die Holader, oder andre, jedem Eingeweide eig-
ne Blutadern eingeſprizzet worden.


So ſchwizzet in der Bruſt das Waſſer, welches in die
Holader geſprizt worden, durch die innere Seite des
Ribbenfells (a), der Lunge (b), des Herzens (c) und die
inwendige Flaͤche des Herzbeutels (d) wieder heraus, und
ich habe mehr als einmal geſehen, wie die blaue gefaͤrbte
Hauſenblaſe, welche durch die Blutadern herausgeſikkert
war, die Figur vom Herzbeutel voͤllig angenommen
hatte.


Von gleichen Erfolg iſt auch der Verſuch an der
harten (e) ſowol, als der duͤnnen Gehirnhaut (f), an den
Gehirnkammern (g) und an der Naſenhoͤle (h) geweſen:
und ich habe mehrmalen gefunden, daß die in die Blut-
adern eingeſprizte Hauſenblaſe die Geſtalt der Gehirn-
kammern beibehalten hatte, daß alſo daraus offenbar er-
hellet, daß aus den Blutadern in alle dergleichen Hoͤlun-
gen ein freier Durchgang ſey.


Es veranlaſſen uns auch verſchiedene Gruͤnde, die an-
derswo ausfuͤhrlicher ſollen beigebracht werden, zu glau-
ben, daß das Waſſer bei waſſerſuͤchtigen Perſonen nicht
durch einige kleine Oefnungen an den Membranen der
Blaſe und der Gedaͤrme, in dieſe Hoͤlungen ſchnell hin-
eindringe, ſondern allerdings erſtlich vorher zu der Maſ-
ſe des Blutes vermittelſt derer Blutadern zuruͤk gefuͤhret
werde: und dieſe Gruͤnde ſind von dem auf den Nieren
und der Blaſe aufliegenden Darmfell, von der Cur de-
rer
(z)
[288]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
rer Waſſerſuͤchtigen nach dem Schwizzen, welches durch
die Bedekkungen mit heiſſem Sande, die bei den Alten
und Neuern ſehr gewoͤhnlich war (i); von der Schwind-
ſucht, und der Verderbung des Blutes, die von dem Ei-
ter entſtehet, der ſich in irgend eine Hoͤlung am Koͤrper
ergoſſen hat; von der Abzehrung des Koͤrpers, welche
auf merkurialiſche oder giftige Einſprizzungen in den
Harngang erfolgt (k), und von vielen andren Beiſpielen
mehr, hergenommen.


Daher geſchiehet es, daß ſo oft von irgend einer Ur-
ſache die Blutadern zuſammengedruͤkt werden, in denen-
jenigen Hoͤlungen, deren Blutadern dergleichen Gewalt
erlitten haben, aus dem nicht wieder zuruͤkgefuͤhrten
Dunſte Verſammlungen und Austretungen von Waſſer
erfolgen. Daß ſowol eine Haut- als Bauchwaſſerſucht
(hydrops inter cutem et aſcites) von der Unterbindung
der Holader in wenig Stunden entſtanden ſey, iſt von
Lower(l) und andern (m) bemerkt worden. Von der
Unterbindung der Droſſelblutadern entſtund eine Waſ-
ſerſucht im Kopfe (n). Am Fuſſe erfolgte eine Waſſerge-
ſchwulſt, nachdem man die Schienbeinader gebunden hat-
te (o). An verſchiedenen Theilen des menſchlichen Leibes
aͤuſſerten ſich Waſſergeſchwuͤlſte von verſchiedenen andern
Geſchwuͤlſten (p), welche die Blutadern zuſammenge-
druͤkt hatten. Von Geſchwuͤlſten am Unterleibe entſtund
eine
[289]Blutadern.
eine Bauchwaſſerſucht (q). Von einem verhaͤrteten Ge-
kroͤſegeſchwulſte ſchwoll der Hodenbeutel auf (q*). Nach
einer Spekbeule lief der Fus auf (r). Von einem ver-
haͤrteten Geſchwulſt (ſcirrhus) unter der Achſel uͤberzog
ein Waſſergeſchwulſt den Arm (s). Bei einem Bruch
des Huͤftbeins druͤkte der Geſchwulſt die Blutadern zu-
ſammen, und darauf folgete ein ungeheurer Waſſerge-
ſchwulſt; der aber wieder verſchwand, ſobald der Ge-
ſchwulſt weggeſchaffet war (t). Ein Waſſerkopf entſtund
davon, weil eine einzige Blutader in der harten Mem-
brane des Gehirns aus zwo Schlagadern das Blut auf-
nehmen muſte, und daſſelbe nicht voͤllig zuruͤk gefuͤhret
werden konnte (u). Von einem Faſergewaͤchſe (poly-
pus
), das dem Blute den Weg durch die Blutadern
nach dem Herzen zu verſperrete, entſtund die Bleich-
ſucht (x); ingleichen ein Waſſergeſchwulſt, und eine
Hautwaſſerſucht am Fuſſe (y). An einer Waſſerſuͤchti-
gen befand man die Blutadern, und das rechte Herz mit
Faſergewaͤchſen ausgefuͤllet (y*).


Es ſcheint aber auch ohne dergleichen aͤuſſerliche Ur-
ſachen eine Waſſerſucht zu entſtehen, ſo oft einige Schwaͤ-
che, ſie mag herruͤhren wovon ſie will, den Fortgang
des Blutes in denen Blutadern zuruͤkhaͤlt. Denn man
kann leicht urtheilen, daß uͤberhaupt die Bewegung des
Blutes, welches das in der Naͤhe befindliche Herz heraus-
treibt, in den Schlagadern viel laͤnger fortdauren muͤſ-
ſe, und hingegen die erſtere Bewegung deſſelben in den
Blut-
T
[290]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Blutadern nachlaſſe. Wenn demnach die Schlagadern
fortfahren auszuduͤnſten, ſo hoͤren die Blutadern auf
einzuſaugen, und es muß ſich alsdenn der verſamlete
Dunſt zu einer Waſſerſucht anhaͤufen (z).


Wollte jemand aber dem Gliſſon(a) folgen, und
dieſe ganze Einſaugung der Blutadern lieber denen Flies-
waſſergefaͤſſen beilegen, da es zumal an verſchiedenen
hierzu dienlichen Verſuchen, wie wir in dem naͤchſten Ab-
ſchnitte zeigen wollen, nicht mangelt; ſo will ich nur
vor der Hand antworten, daß die Einſaugung in einem
weit groͤſſern Umfang geſchehe, als ſich der Bezirk der
Flieswaſſergefaͤſſe erſtrekket, und an ſolchen Orten geſche-
he, wo man niemals dergleichen Gefaͤſſe mit hinlaͤng-
licher Gewisheit, wie z. E. im Gehirne, dem Ribben-
felle, dem Darmfelle, und in der Haut, zeigen kann.


Uebrigens iſt dieſes diejenige Wiedereinſaugung aus
den Hoͤlungen unſers Koͤrpers, welche der ſcharfſinnige
Hippokrates, ehe noch die Verſuche gemacht wurden,
bereits eingeſehen (b), und welche Abrah. Kaauw
Boͤrhaave
mit ſehr haͤufigen neuen Erfahrungen erlaͤu-
tert hat, von welchen ich ſelbſt ſehr viele vollkommen
aͤhnliche, bei ſo gar vielen Ausſprizzungen der Blut-
adern, gemacht habe.


§. 24.
Jhr Urſprung aus den kleinern
Hoͤlungen.


Jch will hier nur das einzige beifuͤgen, daß das Waſ-
ſer, welches aus den Blutadern in dieſe Hoͤlungen dringt,
und
[291]Blutadern.
und die Verdikkung, in welche die zuruͤkgehaltene Feuch-
tigkeiten verfallen, die Einſaugung in der innern Flaͤ-
che des Magens, der Gedaͤrme, der Harnblaſe (c), der
Gallenblaſe, der Gebaͤrmutter (d) und der waͤſſerigen Au-
genfeuchtigkeiten ſchon genungſam beweiſe. Von den
Druͤſen und Blaͤschen ſoll auch an ſeinem Orte gehan-
delt werden.


§. 25.
Aus den zaͤrteren Blutadern.


Man zeiget an dem Auge, daß die rothen Blutadern
aus den kleinen Blutadern (e), die einen zaͤrtern Saft
fuͤhren, entſtehen, und bisher ihren Urſprung daraus
erhalten haben. Denn es laufen die durchſichtigen Blut-
adern des Traubenhaͤutgens (f), und die noch durchſich-
tigern Blutadern in der glaͤſernen und Kriſtallfeuchtig-
keit, in der That wieder nach den rothen Blutadern des
Auges zuruͤkke, indem dieſe Feuchtigkeiten, ſo wie ſie zu-
bereitet worden, alſo auch wieder verſchlukt werden
muͤſſen, und man keine Flieswaſſergefaͤſſe in der Augen-
kammer finden kann, in welche ſie ihre Feuchtigkeiten zu-
ruͤkfuͤhren koͤnnten. Kommen denn aber auch aus de-
nen Flieswaſſergefaͤſſen ganz kleine rothe Blutadern her-
vor? wenigſtens laſſen ſich die Flieswaſſergefaͤſſe hin und
wieder vermittelſt der rothen Blutadern mit Luft erfuͤl-
len; und dieſes gehet an der Kaͤlbermilz (g) am beſten
von ſtatten; wenn man an derſelben die Blutader auf-
blaͤſet, ſo erſcheinet den Augenblik eine Menge von Flies-
waſſergefaͤſſen unter der ganzen Membrane der Milz: es
T 2iſt
[292]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
iſt dieſes ein ſehr alter Verſuch, den ich etlichemal wie-
derholet habe. Der beruͤhmte Monroo erklaͤrt die
Verſuche, welche die Blutadern nach den Flieswaſſerge-
faͤſſen hinleiten, S. 24. dergeſtalt, daß die Luft, die man
in die Blutadern geblaſen, erſt durch einige Raͤumchen
des Zellgewebes durchwandere, bevor ſie in die durchſich-
tigen Gefaͤſſe eindringe. Eben ſo kann man auch an der
Niere (h) die Flieswaſſergefaͤſſe, wenn man die Blut-
ader mit Luft oder Saͤften angefuͤllet hat, ſichtbar ma-
chen, ſo wie es ſich mit der Lunge ebenfalls thun laͤſt (i).
An den Saamenblutadern hat Anton Nuck(k) den
Verſuch gemacht: und es geben andre beruͤhmte Maͤn-
ner, wenn ſie die Art lehren, wie man die Flieswaſſerge-
faͤſſe zum Vorſchein bringen kann, den Rath, man ſolle
dieſelben durch die Blutadern aufblaſen (l). Andre ha-
ben uͤberhaupt das Flieswaſſer aus dem Blutaderblute
hergeleitet (m).


Es ſcheinen aber die angefuͤhrten Verſuche nur ſo viel
zu beweiſen, daß die in die Blutadern eingeblaſene Luft,
weil ſie von keinen Klappen zuruͤk gehalten wird, in die
Schlagadern, und aus dieſen in die Flieswaſſergefaͤſſe
kommen koͤnne: und da man immer mehr und mehr er-
kennet, daß ſich endlich alle Flieswaſſergefaͤſſe am Men-
ſchen, ſo viel ihrer bekannt ſind, auch aus den entfern-
teſten Theilen des Koͤrpers her, wo ſie doch am kuͤrzeſten
zu den benachbarten Blutadern haͤtten gelangen koͤnnen,
insgeſammt in dem groſſen Milchgang in der Bruſthoͤle
zuſammen
[293]Blutadern.
zuſammen vereinigten; da auch ferner kein Grund vor-
handen iſt, warum die Natur das Flieswaſſer aus den
Schlagadern abſondern ſollte, wenn ſie ſolches ſogleich
in die erſt entſtehenden rothen Blutadern wieder zuruͤk-
fuͤhren wollte, ſo kann ich dieſen Gefaͤſſen vor der Hand
noch keine Stelle zwiſchen den Blutaderanfaͤngen zuge-
ſtehen; es ſoll aber von dieſen Gefaͤſſen ſo gleich geredet
werden.


§. 26.
Jhre Verwandlung in Schlagadern.


Es iſt dieſe wunderbare Ausartung voͤllig aus des
Joſ. Duverney(n) Beſchreibung entlehnet, welche ich
an einem groſſen Fiſche vorher mit der Natur ſelbſt ver-
gleichen will, bevor ich von dem Athemholen handeln
kann. Es ſagt alſo dieſer Akademiſt, die Aorte endige
ſich dergeſtalt in den Aeſten der Luftroͤhre, daß ſich ihre
kleine Queraͤſte offenbar in die Lungenblutadern hinein-
ſenkten, daß aber dieſe ſolchergeſtalt entſtandene Ader
wegen ihrer dikkern Membranen, in Anſehung ihrer Zer-
theilungen und Verrichtung, die Natur einer Schlag-
ader annehme, und dem ganzen untern Theile des Koͤr-
pers ſtatt der abſteigenden Aorte diene.


Es waͤre zu hart, die von dieſem fleißigen Manne ge-
machte Beſchreibung ſo gleich zu verwerfen, hingegen
wuͤrde man auch allzuleichtglaͤubig ſeyn, wenn man ſie ſo-
gleich annehmen wollte, da ſie ſo merklich von der Ana-
logie der uͤbrigen Thiere abweicht. Jch werde meine
Entdekkungen daruͤber im neunten Buche dieſes Werkes
ausfuͤhrlich beibringen.


T 3Dritter
[294]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Dritter Abſchnitt.
Die Flieswaſſergefaͤſſe.


§. 1.
Jhre Geſchichte.


Unter dieſem Namen kommen bei den neuern Zerglie-
derern, die durchſichtigen oder roͤthlichen, zarten,
und mit zalreichen Klappen, wenigſtens an den mehre-
ſten Orten verſehene, und daher knotige Adern vor, die
aus kleinen Wuͤrzelchen in groſſe Staͤmme, und in den
Bruſtkanal mit deſto groͤſſern Staͤmmen zuſammenſtoſ-
ſen, je naͤher ſie dieſem Gange kommen. Dergleichen
Adern findet man im Menſchen, in den vierfuͤſſigen
Thieren, welche lebendig gebaͤren, in den Amphibien (n*),
und den Fiſchen die warmes Blut haben. Man hat
aber auch Spuren von dieſen Adern in den Voͤgeln be-
merket, obgleich ihre natuͤrliche Geſchichte noch nicht voͤl-
lig in Richtigkeit gebracht iſt, z. E. bei dem Strausvo-
gel (o) und dem Haushane: und zwar hat man an dieſem
Vogel ohnlaͤngſt (q) ein Gefaͤschen ohne Klappen geſehen,
welches dennoch eine Aehnlichkeit mit einem wahren lim-
phatiſchen mit Klappen verſehenen Aſte gehabt. Ferner hat
der zweete Erfinder, Thom. Bartholin, in der Leber
des Kropffiſches (orbis) (r), der ein kaltes Blut fuͤhret,
Flieswaſſergefaͤſſe beobachtet, die er eine zeitlang fuͤr
Milchgefaͤſſe angeſehen. An dem Schmerlfiſche (muſte-
la fluviatilis
) (s) hat man zu beiden Seiten ein Limphge-
faͤſſe beſchrieben, welches in ſo viele Klappen eingetheilt
war,
(p)
[295]Flieswaſſergefaͤſſe.
war, als Zwiſchenraͤume an den Muskeln vorkamen.
Dieſes Geſchlecht von Gefaͤſſen werden aber andre viel
lieber unter die Schleimkanaͤle zaͤlen. An den Aalen
ſollen laͤngſt dem Gedaͤrme weiſſe Gaͤnge neben den Schlag-
und Blutadern fortlaufen (t), da dieſer Fiſch auſſerdem
ſilberfarbne und beſonders glaͤnzende Gefaͤſſe fuͤhret, wel-
che indeſſen weder Klappen haben, noch mit den Flies-
waſſergefaͤſſen Aehnlichkeit genung zeigen. Endlich hat
man auch an dem Seidenwurm (u), aus dem Jnſektenge-
ſchlechte, Flieswaſſergefaͤſſe angemerkt, welche das zaͤhe
leimartige Flieswaſſer, woraus nachgehends die Seiden-
faͤden gebildet werden, in ſich enthalten. Aber auch hier
wird dieſe Benennung in allzuweitlaͤuftigen Verſtande
genommen. Daher hat es ſeine Richtigkeit, daß die
vierfuͤßigen Thiere und die warmes Blut fuͤhren, auch
gleiche Lungen mit den vierfuͤßigen haben, eigentlich mit
Flieswaſſergefaͤſſen verſehen ſind; von den Voͤgeln ge-
winnet es allmaͤhlich ein gleiches Anſehen; in Anſehung
der kalten Fiſche aber ſtehet man noch in einiger Ungewis-
heit. Das Alterthum hat von dieſer Art Gefaͤſſen eini-
ge ſchwache Spuren hinterlaſſen. Man lieſet etwas
von dem weiſſen und ſchleimartigen Druͤſenblute, in ei-
nem untergeſchobnen Werkchen, welches ſich unter Hip-
pokrates
Schriften befindet (x): und es wird an einem
andren Orte darinnen geſagt, daß die Druͤſen, wenn
man ſie druͤkke, eine oͤlige Feuchtigkeit von ſich lieſſen (y).
Dieſe Ausdruͤkke ziehet der gelehrte Phil. Jac. Hart-
mann
auf die gegenwaͤrtige Materie. Es fuͤhret aber
auch Ariſtoteles Faſern an, die zwiſchen Schlag- und
Blutadern eine Mittelnatur haͤtten, und in deren eini-
gen ein Eiter (z) vorkomme, welche Ausdruͤkke in der
That auf die Flieswaſſergefaͤſſe, oder andre von noch
T 4zaͤrterer
[296]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
zaͤrterer Art zu zielen ſcheinen. Jch uͤbergehe hier das
Alterthum der Milchgefaͤſſe, ob dieſe gleich allerdings zu
der Familie der Limphatiſchen gehoͤren.


Unter den neuern Zergliederern ſahe Nic. Maſſa
im Jare 1532. und zwar uͤberhaupt nur einmal, kleine
Oefnungen in einem menſchlichen Koͤrper, welche aus
der ausſaugenden Nierenſchlagader, nebſt einer andern
kleinen Oefnung, wie die Perlblaͤschen an der Augenhaut
zu ſeyn pflegen (cum poro uritide), herfuͤrkommen, aber
nicht in allen Koͤrpern wahrgenommen werden (a), wel-
che Ausdruͤkke daher mit guten Fug vom George Mar-
tine
auf die Flieswaſſergefaͤſſe ſind gezogen worden, die
in dieſer Gegend ſich haͤufig finden. Eben dieſer rechnet
bei dem Barthol. Euſtachius(b), der ſonſt der Erfin-
der des Bruſtkanals war, ein wechſelweiſe vertieftes Ge-
faͤschen in der Vertiefung der Milz zu dem Geſchlechte
der Flieswaſſergefaͤſſe (c), da ſonſt in den unvernuͤnfti-
gen Thieren die Gefaͤſſe, ſo das ſalzige Waſſer fuͤhren (ſe-
roſ vaſa
), eigentlich in dieſer Gegend angetroffen werden.
Deutlicher ſahe Gabriel Faloppia, den man ſonſt ins-
gemein hin Fallopius nennt, mit gelbem Safte er-
fuͤllte Gaͤnge, welche von der Leber nach der Gekroͤsdruͤſe
zu liefen (d). Wir muͤſſen hier allerdings das Limph-
geflechte (plexus lymphaticus) der Leberpforten davor er-
kennen.


Caſpar Aſellius kam ſchon wieder der Wahrheit
naͤher, da er eben dieſes (e) in den Pforten befindliche
Geflechte zu wiederholten malen genau betrachtet und in
Kupfer gebracht hat, ob er gleich darinnen geirret, daß
er glaubte, es giengen dieſe Gefaͤſſe mit den Milchge-
faͤſſen in einem Stuͤkke fort.


Noch
[297]Flieswaſſergefaͤſſe.

Noch vor dem Bartholin beſchrieb und bildete
Nathan. Highmorus eben die Gefaͤſſe ab, die Aſel-
lius
beſchrieben und in Kupfer vorgeſtellet hatte (f).
Caͤcilius Folius ging indeſſen von dieſem Manne in ſo
fern ab, daß er vorgab, die Milchgefaͤſſe endigten ſich
mit einem einzigen Stamme in der Leber (g): Dieſe
Worte kann man ganz fuͤglich auf den Bruſtkanal
deuten.


Adrian Spiegel ſcheinet in der That, wenn er ſagt,
daß er den Speiſeſaft (chylus) roth gefunden (h), von
dem Flieswaſſer geredet zu haben, welches oͤfters roth
ausſieht, obgleich dieſer ehrliche Mann dieſe Farbe dem
rothen Weine zuſchrieb.


Viel vollſtaͤndiger zeigte Joh. Vesling, im Jah-
re 1549. verſchiedne Gaͤnge, die mit den Milchgefaͤſſen
groſſe Aehnlichkeit hatten, auf der Seite, wo der Ma-
gen mit der Milz zuſammenhaͤngt; und nachdem er noch
an andern Orten, wie ich davor halte, von dieſer Be-
obachtung Erwehnung gethan, ſahe er den 18 Jenner
auch die Milchgefaͤſſe, in der Gegend, wo die Gekroͤs-
druͤſe mit der Milz zuſammenhaͤngt (i), ingleichen wo
der Magen auf der Milz aufliegt. Er fand ferner den
dritten des Merzmonats ein Geflechte von Milchgefaͤſ-
ſen, das uͤber dem Leberlappen gegen das Zwerchfell zu
lag (k). Beide Beobachtungen zeigen, daß er in der
That wahre Flieswaſſergefaͤſſe geſehen, und ſie noch eher,
als Bartholin und deſſen Anhaͤnger, beſchrieben habe.
Da indeſſen die Schriften dieſes beruͤhmten Mannes,
nach deſſen Abſterben, dem Bartholin in die Haͤnde
geriethen, und eben dieſe Stellen mit vom Bartholin
T 5bekannt
[298]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
bekannt gemacht wurden, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich,
daß dieſer Schriftſteller der Spur des Veslings gefolgt
ſey, und die dem ſcharfſinnigen Vorgaͤnger gezeigte Beu-
te mit beſſerm Gluͤkke davon getragen habe.


Joh. Walaͤus(l), der zwote Lehrer Bartholins,
ſaget, daß die Milchgefaͤſſe in die Pfortader und die
Holader, neben den Nierenblutadern, giengen; er re-
det aber ebenfalls von den Flieswaſſergefaͤſſen, die er erſt-
lich geſehen; ob er gleich aus einem beſondern Vorur-
theile behauptet hatte, daß die Milchgefaͤſſe allein nach
der Leber zu giengen (m).


Joh. van Horne, ein ſehr geſchikter uͤber den er-
langten Ruhm annoch weit erhabener Zergliederer (n),
ſahe einige Aeſte von der Aſelliusdruͤſe nach der Leber zu
laufen (o): ingleichen gewiſſe Milchgaͤnge, welche die
Pfortader umgaben, und in den Kanal des Speiſeſafts
liefen (p), fuͤhrte auch zwone Aeſte an, die ſich bei der
Zertheilung der Aorte neben den Schienbeinſtaͤmmen be-
faͤnden (q). Mit dieſen Ausdruͤkken hat er in der That
nichts anders, als die Flieswaſſergefaͤſſe andeuten koͤn-
nen, ob er gleich, aus angeborner Beſcheidenheit, von
ſelbſt geſtand, daß ihm Olaus Rudbek dieſe Gefaͤſſe zu
allererſt gewieſen haͤtte (r).


Hermann Conring, ein Mann, der zwar durch die
aus Buͤchern erlangte Gelartheit einen groͤſſern Ruhm, als
durch die gemachte Verſuche, ſich erworben hat, beobachtete
dem
[299]Flieswaſſergefaͤſſe.
dem ohngeachtet einige uͤber der Holader zerſtreuete Ge-
faͤſſe, welche allem Anſehen nach zu denen noch nicht be-
kannt gemachten Flieswaſſergefaͤſſen moͤchten zu rechnen
ſeyn.


Dieſem Zeitalter fuͤge ich noch einige beruͤhmte Maͤn-
ner bei, die ſich entweder ſelbſt die Ehre von der Entdek-
kung der durchſichtigen Gefaͤſſe zugeſchrieben, oder doch,
wenn ſie ihnen von andren aus Gefaͤlligkeit beigelegt wor-
den, ſich deren wirklich angemaſſet haben. So hinter-
ließ der beruͤhmte Jolyffe, ein engliſcher Arzt, den
man gemeiniglich Jolivius nennt, zwar gar nichts
ſchriftliches von dieſer Materie; dem ohnerachtet ſchrie-
ben ihm doch verſchiedene ſeiner Landesleute ganz ein-
muͤthig die Ehre zu, daß er gluͤklicher Weiſe im Jahre
1650. die Flieswaſſergefaͤſſe entdekt haͤtte (s).


Nach ihm ſchrieb Franz Sylvius de le Boe, die-
ſer unermuͤdete Zerleger menſchlicher Leichname, die durch
Krankheiten weggeraffet worden, im Jahre 1660 (t),
daß er bereits vor zwanzig Jahren, und folglich im Jah-
re 1640. an der Leber gelbgefaͤrbte Flieswaſſergefaͤſſe
wahrgenommen. Man koͤnnte an dem Zeugniſſe dieſes
beruͤhmten Mannes ausſezzen, daß niemand ganzer zwoͤlf
Jahre lang auf einer von denen zahlreichſten hohen
Schulen von einer ſo wichtigen Entdekkung etwas er-
wehnet habe, und dieſe Gefaͤſſe dem Joh. van Horne,
einem Amtsgehuͤlfen des Sylvius, allererſt vom Rud-
bek
gezeiget und bekannt gemacht worden.


Con-
[300]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Conrad Victor Schneider, ein Mann von erſtau-
nenswuͤrdiger Beleſenheit, und der in den Thierzerlegun-
gen ſich viele Muͤhe gab, meldete in ſeinen Schriften,
daß er funfzehn ganzer Jahre vor dem Bartholin, naͤm-
lich im acht und dreißigſten des damaligen Jahrhunderts,
die Flieswaſſergefaͤſſe geſehen; er hat aber hiervon wei-
ter keine Zeugen angefuͤhret (u).


Endlich fing man um das Jahr 1650 an, dieſes
Geſchlecht von Gefaͤſſen mit mehr Aufmerkſamkeit zu un-
terſuchen. Es befand ſich naͤmlich zu derſelben Zeit
Olaus Rudbek, ein Schwede, als ein Student auf
der Univerſitaͤt zu Leiden, und hatte ſich der Arzneige-
lahrtheit gewidmet, um dermaleinſt durch ſeine Hipothe-
ſen von der Atlantide, und die eifrigen Bemuͤhungen, ſo
er in der Kraͤuterkunde und in der ganzen Naturgeſchich-
te angewendet, ſich einigen Ruhm zu erwerben. Dieſem
jungen Manne gab im Jahre 1650 das Milchwaſſer,
welches bei der Kehle eines geſchlachteten Kalbes hervor-
drang, Gelegenheit, den Bruſtkanal und den Sammel-
kaſten des Nahrungsſaftes (ciſterna chyli) zu entdekken.
Nachdem er im folgenden Jahre vermittelſt der Unter-
bindung der Milchgefaͤſſe und des Bruſtkanals noch meh-
rere Einſicht bekommen, ſo legte er im Jahr 1652. im
Aprilmonat, dieſe Gefaͤſſe der Koͤnigin Chriſtina(x),
einer in phiſiſchen Dingen und der mannigfaltigen Ge-
lehrſamkeit damals ſehr eifrigen Prinzeßin, vor, und er-
klaͤrte derſelben, in Beiſeyn des Bourdelots, zugleich
ſeine neue Waſſergaͤnge, und die Abbildungen derſelben.
Man
[301]Flieswaſſergefaͤſſe.
Man ſuchte ihn damals zu bewegen, daß er mit ſeiner neuen
Erfindung ſogleich herausruͤkken moͤchte (y), er that es
aber nicht, jedoch lies er ſie in Kupfer ſtechen (z), und
gab davon zwo im Jahr 1653, nebſt der Beſchreibung,
zu Weſteras in Weſtermannland, heraus (a), zu denen
er im Jahr 1654 noch eilf andre fuͤgte, die er dem Hem-
ſterhuys
vorher mit getheilt hatte. Uebrigens wird die
eigentliche Zeit dieſer neuen Erfindung des Rudbeks
von dem Nachfolger dieſes beruͤhmten Mannes, Lorenz
Roberg(b), gleichfals in das Jahr 1650 geſezzet.


Es gab auch in der That gegen dieſe Zeit Thomas
Bartholinus, Caſpars Sohn, ein gelehrter Daͤne,
der durch ſeine vieljaͤhrige Reiſen und den beſtaͤndigen
Briefwechſel faſt mit allen gelehrten Maͤnnern in Euro-
pa, von allen neuen Entdekkungen Wiſſenſchaft erlan-
get hatte, eine Beſchreibung von dieſen Gefaͤſſen heraus,
und legte ihnen den Namen der Flieswaſſergefaͤſſe (lym-
phatica
) bei. Er ſelbſt ſezzet den Beſchluß der Geſchich-
te von der Entdekkung dieſer neuen Art von Gefaͤſſen auf
den 15 des Chriſtmonats im Jahr 1651 (c), zu welcher
Zeit er gleichwol ſelbſt noch nicht einmal daruͤber gewiß
war, was er eigentlich geſehen hatte. Daher erklaͤrte
er ſich in ſeinen den lezten April bekanntgemachten Tra-
ctat, de lacteis thoracicis, deutlicher, daß er gewiſſe
durchſichtige Gefaͤſſe entdekket habe, die er auch noch
Milchgefaͤſſe nannte, und die ihre Aeſte bis zur ausſau-
genden Schlag- und Blutader ausbreiteten (d). Am
Hunde beobachtete er dagegen Gaͤnge, die den Milchge-
faͤſſen ganz aͤhnlich, aber mit einem Salzwaſſer ange-
fuͤllt
[302]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
fuͤllt waren, und ſich vom Gekroͤſe durch die Leberpfor-
ten nach der Leber, und durch die ausſaugende Blutadern
nach den Nieren, durch die Holader nach dem Unterleibe
zu erſtrekketen, und nach unten zu aufgeſchwollen wa-
ren (e): er entdekte auch gewiſſe Aeſte, die vom Bruſt-
kanale zum Schlunde hin liefen (f). An einem andern
Hunde beſchrieb derſelbe durchſichtige Salzwaſſergefaͤſſe,
die nach den Beinen herabgiengen (g), und am Kropf-
fiſche Milchgefaͤſſe, die ſich nach der Leber zu wandten (h):
er fuͤgt noch ferner hinzu, daß dieſe Milchgefaͤſſe an der
Leber (i) oͤfters ein Salzwaſſer zu fuͤhren ſchienen, und
daß er ſelbige ſieben Stunden nach genoſſenen Speiſen
alſo geſehen habe (k).


Durch dieſe Verſuche bekam er immer mehr Gewis-
heit, und er gab den erſten des Maimonats 1653 ſeine
Vaſa lymphatica nuper in animalibus inventa, \& hepa-
tis exſequias,
nebſt einer Abbildung dieſer Gefaͤſſe in
Kupfer, die er von einem Hunde hergenommen hatte,
im Druk heraus. Er ſtellte aber nur die durchſichtigen
Gefaͤſſe in der Leber und dem Bekken vor, und theilte
die Ehre der Erfindung dieſer Gefaͤſſe mit ſeinem Zerle-
ger, Mich. Lyſer, daß daher nach der Zeit die neidiſche
Beſchuldigung aufkam: Bartholin koͤnne ſeinen Ly-
ſer
ohnmoͤglich entbehren (l). Jm folgenden Jahre
1654 ſchrieb er die Vaſa lymphatica nuper in homine
inventa
(m), die er im Jenner neben den Gekroͤſe- und
Milzſtaͤmmen (n) entdekket hatte.


Hierauf entſtand unter den beiden Erfindern, deren
Landesleute dazumal ebenfalls in Streit verwikkelt wa-
ren,
[303]Flieswaſſergefaͤſſe.
ren, ein hizziger gelehrter Krieg, indem Martin Bog-
dan,
ein Pole von Geburt, der aber zu Bern das Buͤr-
gerrecht erhalten hatte, in einem beſondern Buche (o)
dieſe Ehre dem Rudbek zu entwenden ſuchte, wozu noch
dieſer ziemlich deutliche Verdacht kam, daß dem Mar-
tin ſein Lehrer ſelbſt die Feder gefuͤhret hatte. Rudbek
antwortete (p), Bogdan wiederholte ſeine Beſchuldi-
gung (q), und miſchte ſo gar Schimpfreden unter die
Gruͤnde mit ein.


Da aber Bartholin mit den mehreſten Aerzten von
Europa Freundſchaft unterhielte, ein Werk nach dem
andern der Preſſe uͤbergab, und viele, beſonders in der
Zergliederungskunſt ſehr geſchikte Schuͤler erzog, Rud-
bek
hingegen weniger Jahre und beinahe keine Freunde
hatte, in der Wohlredenheit nicht ſo ſtark, und, etliche
kleine Abhandlungen ausgenommen, kein ſo groſſer
Schriftſteller war, ſo geſchahe es, daß das ganze Reich
der Aerzte die Ehre der Entdekkung der durchſichtigen
Gefaͤſſe dem Bartholin zutheilete. Die obgedach-
te (r) Unentſchloſſenheit, welche Rudbek bezeigte, that
ihm auch hierbei einigen Schaden.


Jndeſſen kann man dem Rudbek zum Vortheile
viel mehr Gruͤnde anfuͤhren. Erſtlich bezeugt Joh. van
Horne, der uͤbrigens ein guter Freund vom Bartholin,
und der erſte Entdekker des Speiſeſaftganges im Men-
ſchen war, daß ihm Olaus die Waſſergaͤnge (ductus
aquoſos
) (s) zu allererſt gezeiget, und er ſchreibt dem-
ſelben
[304]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſelben auch die Ehre der Erfindung zu (t), ob er gleich
die Buͤcher und die Gruͤnde und Gegengruͤnde von bei-
den wider einander ſtreitenden Perſonen in den Haͤnden
hatte. Ferner erhellet auch aus dem Bartholin ſelbſt,
daß Rudbek dieſe Gefaͤſſe allbereits Salzwaſſergefaͤſſe
genant hatte, ehe noch Bartholin eine Beſchreibung von
denſelben ertheilet. Denn dieſer erinnert in ſeiner Ge-
ſchichte uͤber dieſe Gefaͤſſe, daß ihm der Name der Salzwaſ-
ſergefaͤſſe (ſeroſa) nicht gefiele, womit einige dieſe Gefaͤſſe be-
legt haͤtten (u), ſo daß man alſo den Bogdan entweder
eines offenbaren Betruges, oder wenigſtens der Vergeß-
lichkeit beſchuldigen kann (x), weil er vorgab, daß
Rudbekens Schrift ſeinem Lehrer Bartholin nicht
vor dem Anfange des Jahres 1653 bekannt geworden.
Ueberdem hat Rudbek viel mehr Beobachtungen in de-
nen beiden Schriften (y) beigebracht, als Bartholin
jemals bekannt gemacht hat, ſowohl was die Menge,
als die Verſchiedenheit der Thiere, und die Schwierig-
keit der Sache ſelbſt betrift, ſo daß nicht allein zu ver-
muthen iſt, er muͤſſe laͤngere Zeit gebraucht haben, dieſe
Gefaͤſſe faſt im ganzen Thierkoͤrper aufzuſuchen, ſondern
man auch ganz deutlich erkennet, daß Olaus nichts vom
Bartholin entlehnet habe. Endlich ſind die Kupfer-
tafeln, die Magnus Celſius im Jahr 1652 (z) geſto-
chen, viel beſſer und von groͤſſerer Anzal, als die Bar-
tholiniſchen
Abbildungen, und ſie ſcheinen viel laͤnge-
re Zeit erfordert zu haben, als der gelehrte Daͤne zu
ſeinen Arbeiten noͤthig gehabt.


Nach
[305]Flieswaſſergefaͤſſe.

Nach dieſen Zeiten iſt die Geſchichte der Flieswaſſer-
gefaͤſſe zwar einigermaaſſen vermehret worden; ſie iſt aber
dennoch von ihrer Vollkommenheit noch weit entfernt;
man hat ſie auch noch nicht voͤllig auf alle Theile des thieri-
ſchen Koͤrpers angewendet, oder in ein ſolches Siſte[m]
bringen koͤnnen, dergleichen wir uͤber die Schlagadern
des menſchlichen Leibes haben. Denn die Zergliederer
wandten ſich zu andern Dingen, und die Schwierigkeit
der Sache uͤberwand alle ihre Arbeiten. Zwar ſind die-
ſe Gefaͤſſe nicht ſo gar uͤberaus klein, oder undeutlich zu
ſehen, beſonders wenn ein verhaͤrteter Geſchwulſt an ei-
nem Eingeweide, oder die Waſſerſucht vorhergegangen;
die groͤſſeſte Schwierigkeit aber machen, die blutaderfoͤr-
mige Natur dieſer Gefaͤſſe, und die Klappen dererſelben.
Denn wenn man eine Roͤhre an die groſſen Staͤmchen
bindet, und Farbenſaͤfte hineinſprizzt, ſo gehen gedachte
Saͤfte ſehr ſchwer und nicht gar zu weit hinein, und ge-
hen hernach in die kleinen Gefaͤſſe wieder zuruͤkke. Will
man aber den natuͤrlichen Weg des Flieswaſſers vermit-
telſt der Einſprizzung verfolgen, ſo werden die Gefaͤſſe
ſo klein erſcheinen, daß man in ſelbige nur die kleinſten
Roͤhrchen bringen, und ſie leichtlich mit der Zange oder
dem Faden beſchaͤdigen und zerreiſſen kann. Endlich laͤſt
ſich der Saft mit keiner groͤſſern Gewalt, als zum gluͤk-
lichen Einſprizzen zureichend iſt, durch einen kleinen Aſt
in die groͤſſern Staͤmme treiben.


Es hat demnach Ludw. Bilſius dieſe Geſchichte mit
nichts weiter, als verſchiedenen Jrrthuͤmern, vermehret.
Nikol. Stenonis, der Sohn, ſchrieb von einigen Gefaͤſ-
ſen, die zum Geſchlechte derer gehoͤren, die das ſalzige
Waſſer fuͤhren (a), und Johann Swammerdam hat
auch
U
[306]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
auch etwas davon bekannt gemacht (b). Fridrich
Ruyſch(c) ſezte die Klappen in ihr voͤlliges Licht, da er
in ſeinen juͤngeren Jahren, mit beſonderer Geſchiklichkeit,
die zaͤrteſte glaͤſerne Roͤhrchen in dieſe helle Gefaͤſſe zu
bringen und ſie ohne Unterbindung aufzublaſen und zu
troknen pflegte, auch ſich hierzu groͤſſerer Thiere bediente,
und zugleich die Kunſt wuſte, dieſe mit ihren grauen
Flieswaſſer voͤllig angefuͤllete Gefaͤſſe (d) zwei ganzer Jah-
re lang zu erhalten.


Anton Nuckius hat noch ein mehreres davon ver-
ſprochen, und es konnten die Zergliederer von der Ge-
ſchiklichkeit dieſes Mannes allerdings vieles erwarten.
Allein eben zu der Zeit, da derſelbe bemuͤhet war, ei-
ne vollſtaͤndige Geſchichte der Flieswaſſergefaͤſſe auszu-
arbeiten, da er bereits gelernt hatte, zu der Einſprizzung
ein Amalgama (Verquikkung) anzuwenden, und da er
dieſe Gefaͤſſe in mehreren Thieren mit dem groͤſten Fleis
unterſuchte, ſo wurde er durch einen allzufruͤhzeitigen
Tod von ſeinen Bemuͤhungen abgezogen. Man ſiehet
aus demjenigen, was er herausgegeben, ganz deutlich,
daß er ſich dazu der unvernuͤnftigen Thiere bedient habe,
wie davon das Herz ein Beiſpiel abgibt. Allein darum
hat doch dieſer beruͤhmte Mann ſo wenig die heftigen Be-
ſchuldigungen des J. Henr. Schulzens(e), als die
harte Cenſur vom Lorenz Heiſter(f) verdienet, da naͤm-
lich dieſe beiden Maͤnner ſeine Kupfertafeln vor erdichtet
ausgegeben. Denn Hermann Boͤrhaave bezeugete ſelbſt
das Gegentheil fuͤr dieſen Nuckius(g), hatte auch wirk-
lich
[307]Flieswaſſergefaͤſſe.
lich die Tafeln von denen Flieswaſſergefaͤſſen geſehen, die
dieſer emſige Zergliederer mit Quekſilber ausgefuͤllet und
ſiſtematiſch aufgetroknet hatte.


Nach des Nucks toͤdlichen Hintritte hat ſich keiner von
denen Thierzerlegern wieder an dieſe Arbeit gemacht. Joh.
Zeller, des Duverney Schuͤler, unterſuchte zwar noch
weiter die Flieswaſſergefaͤſſe an lebendigen Pferden. So
ſind auch des Peter Chirac, ehemaligen erſten Leibarz-
tes, anatomiſche Abbildungen der Flieswaſſergefaͤſſe an
der Leber und andrem Eingeweide, vom D. de la Font
nach der Natur und ſehr ſchoͤn abgezeichnet, und vom D.
Montagnat ſehr geruͤhmt (h), aber niemals wirklich
ans Licht geſtellet worden.


Joſeph Duverney, welcher die Gewohnheit hatte,
ſeine Arbeiten gar zu oft zu veraͤndern, und wenn er eini-
ge angefangen hatte, ſogleich wieder andere vorzunehmen
pflegte, zeigte ſeinen Schuͤlern, und ſelbſt dem Geuder(i),
das vollſtaͤndige Siſtem der Flieswaſſergefaͤſſe an einer
Kuh, ob er gleich nichts davon bekannt gemacht. Wir
ſind aber eben ſo wenig durch des Godfried Bidloo Ar-
beiten in dieſem Punkte beſſer unterrichtet worden, als
welcher, wenn man ihm glauben darf, welches jedoch
U 2nicht
[308]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
nicht allezeit wohl geſchehen kann (k), gedachte Gefaͤſſe
am ganzen Koͤrper will gezeiget haben.


Die Flieswaſſergefaͤſſe im Unterleibe hat J. Georg
Duverney, unſer ehemalige Lehrer, abgezeichnet gelie-
fert (l): und Richard Hale hat einige, die ſich neben
dem untern Kinbakken befinden, vorgeſtellet (m). An
einigen Eingeweiden werden die durchſichtige Gefaͤſſe von
verſchiedenen Zergliederern beſchrieben, und Abrah.
Kaauw meldet (n), daß er die Kunſt wuͤſte, wie man
dieſe Gefaͤſſe zum Vorſchein bringen koͤnne, hat aber die-
ſelbe noch nicht entdekket. An den Hoden hat Alexand.
Monroo dieſe durchſichtige Gefaͤſſe geſehen (o), und zu-
gleich davon gemuthmaſſet, daß ſie von dem Zellgewebe
ihren Urſprung bekaͤmen. Hie und da habe ich die Flies-
waſſergefaͤſſe ebenfalls an menſchlichen todten Koͤrpern
und in lebendigen Thieren wahrgenommen, und ver-
folgt. Jndeſſen mangelt uns doch allenthalben noch
ſehr vieles davon, und man kann nicht mit Gewisheit
ſagen, daß man ſie in den aͤuſſern Gliedern, oder am
Ruͤkken, und im innern Theile des Hauptes geſehen habe;
man hat auch ihre Wurzelanfaͤnge, oder ihre aͤuſſerſte
Grenzen, noch nicht beſtimmen koͤnnen.


§. 2.
Jhre Bauart und Klappen.


Die Flieswaſſergefaͤſſe haben mit den rothen Adern
einerlei Natur. Jhre Membrane iſt ſo gar in den et-
was groſſen Staͤmmen und im Bruſtkanale zart. An
dieſer Membrane kann ein unbewafnetes Auge keine Fa-
ſern unterſcheiden, ein mit erhaben geſchliffenen Glaͤ-
ſern
[309]Flieswaſſergefaͤſſe.
ſern verſehenes entdekket dagegen zwo Blaͤtter (lami-
nas
) (p), und hin und wieder Faſern daran (q), welche
Nuckius abgebildet hat.


Zwiſchen beiden Membranen beſchreibet Ludw. de
Bils ein Zellgewebe, welches er das Moosgeflechte
(muſcus) nennt, das aber bisher noch ſehr zweifelhaft
geblieben, und weder vom Nuck, noch andern iſt be-
ſtaͤtiget worden (r).


Von dieſen Waſſeradern (venae aquoſae) haben
wenigſtens die meiſten ihre eigne Klappen, die denen in den
rothen Adern ziemlich gleich ſind. Jhre Anzal iſt ſehr
groß, alſo daß Bartholin ihrer zweitauſend geſehen
haben will (s). Man findet ſie, ſo viel ich mich erin-
nere, niemals anders als gedoppelt, und es wenden ſich
ihre paraboliſche Hoͤlungen oder Tiefen nach der vom
Herzen entfernten Gegend des Gefaͤſſes, die Hoͤrner aber
ſind gegen den Bruſtkanal gekehrt (t).


Dieſe Klappen werden auch ohne anatomiſche Hand-
griffe, an lebendigen Thieren, von dem zuruͤktretenden
Flieswaſſer ausgedehnt, welches zugleich die Waͤnde der
Gefaͤſſe nach auſſen zu draͤnget, und rund gewoͤlbte Kruͤm-
men (convexos ſinus) bildet und zum Vorſchein bringet,
daß daher die durchſichtigen Adern gleichſam Abtheilun-
gen von gedoppelten Knoten bekommen, auf die Art wie
die mit Wachs ausgeſprizten rothen Adern (u). Daher
iſt es gekommen, daß die mehreſten Verfaſſer der Ge-
ſchichte des Flieswaſſers dieſe Gefaͤſſe knotig vorſtellen,
nicht weil etwa ein Fehler bei der Anfuͤllung dererſelben
U 3vor-
[310]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
vorgegangen, wozu man gemeiniglich Quekſilber nimmt,
ſondern weil es ihre natuͤrliche Geſtalt ſo mit ſich
bringt (x).


So viel iſt allerdings hiebei zu merken, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe ſehr oft, und beſonders an einigen Theilen
des thieriſchen Koͤrpers, cilindriſch und ohne Klappen
ſind. So habe ich ſie an der Lunge gefunden (y), und
an der erhabnen Seite der Leber zeichnet ſie der beruͤhmte
Caſimir Chriſtoph Schmiedel(z) eben ſo ab. Am
Menſchen erſcheinet der Bruſtkanal gemeiniglich auch
ohne Knoten, und ein vortreflicher Mann meldet (a),
daß die Klappen ſowol an den Limphatiſchen Nezzen, als
an den rothgefaͤrbten, mangeln.


Dieſe Klappen haben ihre beſondere Staͤrke, welche,
da ſie von den vielen ſich unter einander zu Huͤlfe kom-
menden Fallthuͤrgen unterſtuͤzet und vermehret wird, dem
Eindrukke der bewegenden Kraft widerſtehet, daß ſie
weder leicht zerberſten, noch den hineingetriebenen Saft
allzuweit durchlaſſen, ob wir gleich wirklich zeigen, daß
derſelbe allerdings, und zwar ſehr ofte, wieder zuruͤk zu
treten pflege. Anton Nuck hat die Querfaſern gezeich-
net, wie ſie unter dem Vergroͤſſrungsglaſe zu ſehen ſind,
und vielleicht bedienet ſich die Natur derſelben, dieſe
Staͤrke damit zu wege zu bringen (c).


Der erſte, der bisher die natuͤrliche Beſchaffenheit
dieſer Klappen mit Verſuchen erlaͤutert hat, iſt Bar-
tholinus
(b)
[311]Flieswaſſergefaͤſſe.
tholinus(d), und er fand, daß die unterbundne Flies-
waſſergefaͤſſe aufſchwollen, und daß das Flieswaſſer,
wenn man gleich mit dem Finger darauf druͤkte, nicht
ruͤkwerts gehen wollte. Rudbek(e) ſahe dieſe Klappen
noch deutlicher, und meldete dabei, daß ihre Anzal ſehr
groß ſey, und daß ſie nur um ſo viel, als ein Hirſekorn
betraͤgt, von einander ablaͤgen, welches er in einem et-
was grob gerathenen Kupferſtich angedeutet hat (f).
Franz Gliſſon ſahe den Nuzzen von dieſen Klappen
ein (g).


Bereits im Jahr 1664 hatte der fleißige Swam-
merdam
(h) dieſe Klappen mit groͤſſerer Aufmerkſam-
keit unterſucht, und dem Gerard Blaſius eine beſſere
Zeichnung davon mitgetheilet. Friedr. Ruyſch ſezte
ſie in eine richtige Ordnung (i), hatte auch die aus einem
Pferde genommenen, nachdem ſie aufgeblaſen worden,
beſonders aufbehalten, und uͤberzeugte dadurch den Bil-
ſius,
bei einer Zuſammenkunft, von der Warheit, daß ſie
wirklich vorhanden waͤren (k).


§. 3.
Jhre Reizbarkeit.


Damit wir nicht genoͤthiget werden moͤgen, dasjeni-
ge von einander zu trennen, was natuͤrlicher Weiſe zu-
ſammen haͤngt, ſo wollen wir noch hinzufuͤgen, daß ſich
die Flieswaſſergefaͤſſe ſehr zuſammenziehen koͤnnen, und
in dieſem Stuͤkke die Reizbarkeit der rothen Gefaͤſſe um
ſehr vieles uͤbertreffen. Denn es ziehet ſich nicht allein
der Bruſtkanal, welcher in der That von der Art der
U 4Flies-
[312]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Flieswaſſergefaͤſſe iſt, ingleichen auch die Flieswaſſerge-
faͤſſe der Leber, bei der Beruͤhrung mit Vitrioloͤl, zu-
ſammen, und leeren ſich geſchwinde aus (l): ſondern ich
habe auch, vornaͤmlich an lebendigen Thieren, an denen
die Flieswaſſergefaͤſſe entweder mit dem Flieswaſſer, oder
dem Speiſeſaft (chylus), oder mit einem blauen Saſte,
den ich die Thiere vorher zu verſchlukken gezwungen hatte,
angefuͤllet waren, unter meinen Augen ſehr oft ver-
ſchwinden geſehen, es mochten nun ſolches Flieswaſſer-
oder Milchgefaͤſſe ſeyn: ſie konnten ſich aber auf keine
andre Art dem Geſichte entziehen, als daß ſie den Saft,
der ſie erfuͤllte und ſichtbar machte, oder das Flieswaſſer,
Milch, oder in Waſſer aufgeloͤſten Jndig aus ihren Gaͤn-
gen heraus getrieben hatten. Es haben die Kraft dieſer
Art von Gefaͤſſen, die erſten Erfinder im vorigen Jahr-
hunderte bereits bekannt gemacht, darunter ſich, andrer
anjezo nicht zugedenken, Joh. Nic. Pechlin(m), und
Carl le Noble befinden (n), von denen ſolche der erſtere
beſonders an den durchſichtigen Gefaͤſſen, der leztere aber
an dem Bruſtkanale wahrgenommen. Andre haben an
lebendigen Thieren das Flieswaſſer auf den Nahrungs-
ſaft (o), oder dieſen nach dem Flieswaſſer in die
Milchgefaͤſſe (p) eindringen geſehen, und dieſe beide
Wahrnehmungen laufen mit denen obigen auf eins
hinaus.


§. 4.
[313]Flieswaſſergefaͤſſe.

§. 4.
Der Urſprung der Flieswaſſergefaͤſſe aus den
Schlag- und Blutadern, wie auch aus
Ausfuͤhrungsgaͤngen.


Wir muͤſſen nunmehro die aͤuſſerſten Ende derer
Flieswaſſergefaͤſſe aufſuchen, und dieſe Arbeit iſt eben
nicht die leichteſte. Die erſte Faͤſerchen oder Wuͤrzel-
chen, aus deren Vereinigung ihre Staͤmmchen entſte-
hen, liegen im ganzen Koͤrper hin und wieder zerſtreut,
und ſie ſtimmen noch zur Zeit mit den Schlag- und
Blutadern darinnen uͤberein, daß ſie ſich vermittelſt die-
ſer beiden Arten von Gefaͤſſen aufblaſen und anfuͤllen
laſſen. Es gehen aber auch dieſe Verſuche mit den Aus-
fuͤhrungsgaͤngen faſt eben ſo gut von ſtatten, und ſie
ſcheinen ebenfals aus dergleichen Kanaͤlen einen Theil des
darinnen befindlichen Saftes zuruͤkzufuͤhren. An der
Leber gelanget Luft oder Quekſilber, welches man durch
den gemeinſchaftlichen Gallengang getrieben, in die Flies-
waſſergefaͤſſe (q), alſo daß man auch dieſe durchſichtige
Gefaͤſſe durch erwaͤhnten Gang leichter, als durch die
Pfortader, aufblaſen kann (r). Am Harngange (s) ge-
het dieſer Verſuch eben ſo gluͤklich von ſtatten. Jac. Ca-
merarius
(s*), Fr. Ruyſch(t), und der vortrefliche
Hoffmann(u) haben vorlaͤngſt erwehnet, daß ſich die
Flieswaſſergefaͤſſe, und der Bruſtkanal, vermittelſt des
abfuͤhrenden Ganges (ductus deferens) aufblaſen laſ-
ſen. Jch bin der Warheit in etwas naͤher gekommen,
und ich habe aus der Oberhode, dieſem wirklichen Aus-
U 5fuͤhrungs-
[314]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
fuͤhrungsgange der Hoden (x), ein Gefaͤschen herauskom-
men geſehen, welches das hineingefuͤllte Quekſilber auf-
nahm. Dieſes Gefaͤschen verfolgte der junge und be-
ruͤhmte Alex. Monroo von neuem mit groͤſſeren Fleis,
und fand, daß es in der That zu den Flieswaſſergefaͤſſen
gehoͤrte (y), Klappen bekomme, und bis uͤber der Bie-
gung des abfuͤhrenden Ganges heraufſteige, um ſich, al-
lem Anſehen nach, in den Bruſtkanal hineinzubegeben.
Folglich hat man zuverlaͤſſige Beiſpiele, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe ihre Wurzeln in die Ausfuͤhrungsgaͤnge
ausbreiten, und einen Theil von deren Saͤften aufneh-
men.


§. 5.
Fernerer Urſprung aus dem
Zellgewebe.


Es ſind gewiſſe Gruͤnde vorhanden, die uns veran-
laſſen, den Urſprung der Flieswaſſergefaͤſſe von den Hoͤ-
lungen des Zellgewebes herzuleiten. Es iſt mir oͤfters
gegluͤkt, daß ich wahrgenommen, wie die Wuͤrzelchen der
Milchfuͤhrenden Gefaͤſſe in den Bruͤſten aus dieſem Zell-
gewebe ihren Anfang genommen. Daher kam es, daß
der kurz zuvor geruͤhmte Monroo die Flieswaſſergefaͤſ-
ſe des Saamenaderbuͤſchels mit Quekſilber ausfuͤllen konn-
te, welches ſonſt vorher in dieſe Zellen ſich wuͤrde aus-
gebreitet haben (z). Die groſſe Aehnlichkeit des Flies-
waſſers mit derjenigen Gallerte, welche ſowol in der
Frucht, als bei den Waſſerſuͤchtigen die Fettzellchen aus-
fuͤllet, bringt uns auf die Vermuthung, von der Rich-
tigkeit einer ſolchen Einſaugung. Man kann die Ver-
wandlung
[315]Flieswaſſergefaͤſſe.
wandlung des Zellgewebes in die Flieswaſſergefaͤſſe, wel-
che Anton Deidier geſehen zu haben glaubte (a), hier-
aus erklaͤren.


Zu dieſen Lehrſaz geben uns auch einige Krankheiten
weitern Anlas. An einer cacheetiſchen Jungfer fand
man die Druͤſen des Gekroͤſes, des Nezzes und der Ge-
baͤrmutter verhaͤrtet (b). Jch habe bei verhaͤrteten Druͤ-
ſen oͤfters waͤſſrige Fusgeſchwuͤlſte wahrgenommen, wel-
che offenbar von der verhinderten Einſchlukkung der
Feuchtigkeit, die in das Zellgewebe ausduͤnſtet, entſtan-
den waren, indem die Flieswaſſergefaͤſſe ihren Saft
durch dieſe Druͤſen fuͤhren, und wenn dieſe verſtopft ſind,
mithin alſo vorgedachte Gefaͤſſe dieſelbe nicht wieder zu-
ruͤkfuͤhren koͤnnen, nothwendig alsdenn auch dem zuruͤk-
kehrenden Dunſte der freie Durchgang verſperret bleibt.
Vor andern habe ich an einem Knaben, deſſen Druͤſen
an den Schaamſeiten auſſerordentlich geſchwollen waren,
die Fuͤſſe von verſammleten Waſſer aufgetrieben gefun-
den.


§. 6.
Jhr weiterer Urſprung aus den groſſen
Hoͤlungen.


Man wird aber auch durch einige offenbare Verſu-
che auf die Gedanken gebracht, daß die Flieswaſſergefaͤſ-
ſe aus groſſen Hoͤlungen entſpringen. Aus dem Darm-
kanale ſchlukken die Milchgefaͤſſe, welches wirklich Flies-
waſſergefaͤſſe ſind, die Feuchtigkeiten in ſich. Jm Ma-
gen findet eine aͤhnliche Verſchlukkung ſtatt, und es lie-
gen viele Flieswaſſergefaͤſſe auf demſelben, weil der Ma-
genſaft
[316]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
genſaft noch keine weiſſe Farbe angenommen hat. Der
vortrefliche Kaauw(c) gedenkt eines Verſuches, den
er aber nicht vollſtaͤndig erzaͤhlt, vermittelſt deſſen man
die Flieswaſſergefaͤſſe zugleich mit den einſchlukkenden
Muͤndungen des Ribbenfells oder des Unterleibes anfuͤl-
len kann. Endlich beweiſen Krankheiten eben dieſes.
Gewoͤhnlichermaſſen folgt auf die verhaͤrtete Druͤſen die
Waſſerſucht (d). Denn das Flieswaſſer der durchſichti-
gen Gefaͤſſe hat durch dieſe Druͤſen ſeinen Gang: wird
dieſer verſperret, ſo bekomt die Einſaugung einen Wi-
derſtand, und es wird der zuruͤkgehaltne Dunſt in den
groſſen Hoͤlungen in eine nicht geringe Menge Waſſers
verwandelt, welches von einerlei Art mit dem Flieswaſ-
ſer iſt, alſo daß man bei der Zerlegung von dieſen beiden
Flieswaſſern in ihre Theile (analyſis) einerlei Eigenſchaf-
ten an denſelben wahrnimt (e). Auf eine Spekbeule im
Gekroͤſe folgte die Waſſerſucht (f): ingleichen auch auf
die verhaͤrtete Geſchwuͤlſte an demſelben (g). Bei der
Verhaͤrtung der Bruſtdruͤſe (thymus) und derer unter der
Achſelhoͤle liegenden, fand ſich eine Bruſtwaſſerſucht
ein (h). Bei Waſſerſuͤchtigen fund man die Flieswaſ-
ſergefaͤſſe mit einer ſeirrhoͤſen Materie angefuͤllet (i). Da-
her ſchwellen die Flieswaſſergefaͤſſe in der Bauchwaſſer-
ſucht oͤfters auf (k), und man bekoͤmmt ſie ſonſt niemals
ſo gut zu ſehen, wie ich bei ſelbſt angeſtelten Zerlegun-
gen mit ziemlicher Gewisheit wahrgenommen habe.
Hieraus
[317]Flieswaſſergefaͤſſe.
Hieraus iſt alſo die ziemlich weit ausgebreitete Meinung
entſtanden, daß die Waſſerſucht aus aufgetriebenen (l)
und nachgehends geborſtenen Flieswaſſergefaͤſſen ihren
Urſprung nehme. Wenigſtens hat Thomas Bartho-
lin
(n) laͤngſt ſchon die Waſſerblaſen (hydatides), dieſe
kleine Arten von Waſſerſucht, von den Flieswaſſerge-
faͤſſen hergeleitet.


§. 7.
Sie entſpringen auch aus den kleinen
Adern und Nerven.


Jch will durchaus nicht in Abrede ſeyn, daß ſie
nicht auch von denen Adern, die nicht roth ſind, ihren
Anfang nehmen (o); ob man gleich Exempel hat, daß
dieſe kleine Aederchen ſich offenbar in rothe Blutaͤderchen
hineinbegeben, wie man an dem Auge wahrnimt: auch
ohnerachtet noch andere Beiſpiele vorkommen, da zwar
haͤufige rothe Blutadern vorhanden geweſen, dennoch
aber gar keine Flieswaſſergefaͤſſe entdekt worden ſind, wie
ſolches die graue Gehirnſubſtanz beweiſet. Jch mag
aber von ſolchen Dingen, welche die Kraͤfte unſrer Sinne
uͤberſteigen, nicht gern viel behaupten oder widerle-
gen.


Solchemnach werde ich auch der zwoten Hipotheſe
nur mit wenigen annoch gedenken, nach welcher man
eine Verbindung zwiſchen den Nerven und Flieswaſſer-
gefaͤſſen behauptet (p), und den Nervenſaft vermittelſt
dieſer
(m)
[318]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dieſer Gefaͤſſe wieder zum Blute zuruͤkfuͤhren laͤſt (q).
Denn man kennt die Feuchtigkeit, die ſich in den Nerven
bewegt, noch nicht hinlaͤnglich, und ſie iſt auch an ſich un-
gemein feiner, als das Flieswaſſer.


§. 8.
Ob ſie auch aus den Druͤſen ihren
Urſprung nehmen?


Eben dieſer jeztgedachte Bewegungsgrund veranlaſ-
ſet mich auch, daß ich mich bei einer neuen Entſtehungs-
art der Flieswaſſergefaͤſſe, da man ſie von den kleinſten
und unſichtbaren Druͤschen herleitet, nicht weitlaͤuftig
aufhalte, ob gleich der groſſe und beruͤhmte Marcel-
lus Malpighius(r), ingleichen auch Joh. Zeller
(s), der in der That in der Geſchichte der Flieswaſ-
ſergefaͤſſe ſehr wohl erfahren war, dieſer Meinung gewe-
ſen iſt. Denn man findet eine Menge von dieſen Gefaͤſ-
ſen an ſolchen Orten, wo man gar keine einzele Druͤſen
vermuthen kann, als an der Hand, dem Fuſſe, den Ho-
den, der Mannsruthe und der Lunge. Ferner legen ſich,
wenn man die Flieswaſſergefaͤſſe durch die Schlagadern
ausſprizzet, keine Knoten dazwiſchen, dergleichen doch
von der Materie, die die Druͤſen erfuͤllet, entſtehen muͤ-
ſten. Es iſt dieſe Hipotheſe bereits vor mir, durch des
Nuckius(t) und anderer beruͤhmter Maͤnner Verſu-
che (u), widerleget worden.


Endlich entſpringen dieſe Gefaͤſſe darum nicht in den
einfachen Druͤſen (conglobata glandula), wenn ſie gleich
durch
[319]Flieswaſſergefaͤſſe.
durch dieſelbe hindurchgehen (x), ſondern nachdem ſie be-
reits entſtanden ſind, ſo wenden ſich erſt einige von ih-
ren Staͤmchen nach ſolchen Druͤſen hin. Denn man
kann mit leichter Muͤhe in denen meiſten Theilen des
menſchlichen Koͤrpers die Anfaͤnge der Flieswaſſergefaͤſ-
ſe zeigen, welche mit ihren erſten Wuͤrzelchen ſchon vor-
her da ſind, ehe ſie noch die Druͤſen erreichen, und ſich
erſt alsdenn in dieſelbe begeben, wenn ſie ſchon ziemlich
weit fortgegangen ſind. So habe ich es an den Flies-
waſſergefaͤſſen der Saamenſchnur (y), an der Kaͤlber-
milz (z), an der Menſchenlunge, der Leber (a), dem
Magen (b), am Herzen (c), und an den aͤuſſern Glied-
maßen, wie auch an ganzen Fuſſe naͤher gegen die Zeen
wahrgenommen, wo ſie bereits vorhanden ſind, ehe die
Druͤſen zum Vorſchein kommen. Aus den Flieswaſ-
ſergefaͤſſen troͤpfelt auch zuweilen eine ſo groſſe Menge
von Flieswaſſer (d) bei den Wunden am Ellbogen her-
aus, die bei Gelegenheit des Aderlaſſens gemacht wor-
den, wie ich dergleichen Beiſpiele ſelbſt geſehen, daß
man dieſes Waſſer, nachdem ſehr viel Vitriol aufgelegt
worden, kaum zuruͤkzuhalten vermoͤgend geweſen. Der-
gleichen Ausfluͤſſe der Limphe kommen oͤfters am Ar-
me (e), aber auch am Dikbeine (f) und Schienbei-
ne
[320]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ne (g) vor. Es gehoͤren auch die Flieswaſſergeſchwuͤlſte hie-
her, die von denen einzelen Druͤſen gemeiniglich weit ent-
fernt gefunden werden. Einen ſolchen Geſchwulſt bemerkte
Anton Deidier, der ſich von dem Daumen bis zur
Handwurzel erſtrekte (h), und fand in demſelben viele
ſehr ausgedehnte Flieswaſſergefaͤſſe. An einem Armge-
ſchwulſte kam eine gleiche ſtarke Anzal von dieſen Gefaͤſ-
ſen zum Vorſchein (i), ingleichen auch an einem in einer
Haut eingeſchloſſenen Geſchwulſt im Nakken (k).


Endlich hat man hin und wieder Flieswaſſergefaͤſ-
ſe angetroffen, welche niemals in einige Druͤſen von der
einfachen Art hineingegangen ſind (l).


§. 9.
Jhre Endigungen. Das Siſtem der Flies-
waſſergefaͤſſe in den untern
Gliedmaſſen.


Wir haben bisher die Wurzeln und den eigentlichen
Urſprung der Flieswaſſergefaͤſſe gezeiget, nunmehro muͤſ-
ſen wir auch die Endigungen betrachten, vermoͤge deren
ſie ihr Flieswaſſer in das Blut ausſchuͤtten.


Solchemnach vereinigen ſich die auf erſt beruͤhrte
Weiſe entſtandene Gefaͤſſe, nach Art der Blutadern, all-
maͤhlig in groͤſſere Staͤmmchen zuſammen, und zwar bei-
nahe nach denenjenigen Geſezzen, nach welchen die Blut-
adern ſich mit einander verbinden, alſo daß aus vielen
Aeſten wenigere Staͤmmchen entſtehen, die eine engere
Oefnung, als die Oefnung ihrer Aeſte zuſammengenom-
men iſt, erhalten. Sie begleiten gemeiniglich die ro-
then
[321]Flieswaſſergefaͤſſe.
then Gefaͤſſe, wie man an der Holblutader, der Aorte,
der Schluͤſſelbeinader und den rothen Nierengefaͤſſen ein
Beiſpiel hat. An den aͤuſſern Gliedmaſſen gehen ſie
fort, ohne die Druͤſen zu beruͤhren, nach Art derer Blut-
adern, da man zwar an den Fuͤſſen die erſten Druͤſen an
der Kniekehle, an dem Arm aber die erſten am zweikoͤpfi-
gen Muskel uͤber der Ellbogenbiegung wahrnimmt. Auf
gleiche Art muͤſſen auch diejenigen Flieswaſſergefaͤſſe, die
zwar die Zergliederungskunſt nicht am Ruͤkken zeigen
kann, die aber dem ohngeachtet eine ſtarke Vermuthung
fuͤr ſich haben, daß ſie da ſeyn muͤſſen; ferner diejenigen,
die neben den Bauchmuskeln auswerts oberhalb dem
Darmfell, und an der Bruſt nach auſſen zu entſpringen,
in ziemlicher Weite, ohne alle Theilung, durch die Druͤ-
ſen ihren Weg nehmen. Dieſe Gefaͤſſe ſind demnach,
den Saft und die haͤufigen Klappen ausgenommen, den
rothen Blutadern ganz gleich. Wir wollen aber dieſe
Stuͤkke einzeln durchgehen.


An den Gliedmaſſen habe ich zwar meines Orts nie
einige Flieswaſſergefaͤſſe geſehen: indeſſen beſchreibt aber
doch Thom. Bartholin(m) gewiſſe durchſichtige Gefaͤſ-
ſe an den untern Gliedmaſſen, welche neben den rothen
Adern des Fuſſes fortlaufen. Eben dieſer beruͤhmte
Mann fand an einem geſchwaͤnzten Affen, und der Jn-
dianiſchen Ratte, an den Schenkeln gewiſſe kleine Ge-
faͤſſe, welche ſich aber ſchon endigten, ehe ſie noch die
Zeen erreichten (n). Er ſagt ferner, daß eben dieſe Gefaͤſſe
die Bauchgefaͤſſe wie Ringe umgeben, und ſich nach den
einfachen Druͤſen des Gekroͤſes gewand haͤtten (o). End-
lich fand er zwiſchen der Haut und den Muskeln, an
der Seite der Nabelgegend, auch dergleichen Gefaͤſſe.


Ferner
X
[322]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

Ferner hat Nicolaus Stenonis, der Sohn (p),
den man unrecht Stenon zu nennen pflegt, weil der
Vater ſo hies, und nicht der Sohn dieſen Namen fuͤhr-
te, beilaͤufig beruͤhret, daß er an unvernuͤnftigen Thie-
ren einige Flieswaſſergefaͤſſe an deren Hinterbeinen wahr-
genommen. Am menſchlichen Schienbeine zeigte ſie
Joh. van Horne(q). Nachhero fand Olaus Rudbek
oberhalb den Leiſtengefaͤſſen ſeine ſeroͤſen Gaͤnge auch bei
den Thieren (r), und nach der Ausgabe ſeines Werkes im
Jahr 1654 zeigte er zu Leiden einige an einem Scha-
fe (s). Ferner lieferte Amatus Bourdon(t), der zwar
kein ſolcher Schriftſteller iſt, der zweifelhafte Sachen
durch ſein Zeugnis glaubwuͤrdig machen koͤnnte, wenig-
ſtens einige Abbildungen von Flieswaſſergefaͤſſen an den
Schenkeln, die mit den Blutadern in die Hoͤhe ſtiegen,
und Cowper(u) entdekte einige, die ſich in die Lenden-
druͤſen hineinſenkten. Duverney gedachte ihrer mit
wenig Worten (x), und Nuck beſchrieb ſie an den
Zeen (y); und endlich leget Abraham Raauw Boͤr-
haave
(z) das wichtige Zeugnis ab, daß er dieſe Gefaͤſ-
ſe durch ein ihm eignes Kunſtſtuͤk ſichtbar machen koͤn-
ne, deſſen Anſehen auch durch die Beiſpiele, von einem
aus der Wunde des Schienbeins herausgekommenen
Flieswaſſer, noch mehr unterſtuͤzzet werden kann.


Zwiſchen den Druͤſen der Leiſten (glandulae ingui-
nis
) kann man die Flieswaſſergefaͤſſe mit leichter Muͤhe,
in ziemlicher Anzal, nahe unter der Haut und von an-
ſehnlicher Groͤſſe, auch am Menſchen entdekken, alſo
daß
[323]Flieswaſſergefaͤſſe.
daß ich geſehen, wie ſie an dieſem Orte oͤfters von freien
Stuͤkken zum Vorſchein gekommen. Die Flieswaſſer-
gefaͤſſe dieſer Druͤſen hat J. George Duverney(a), fer-
ner der ehemals beruͤhmte Zerleger zu Baſel, Mieg(b),
und ich ſelbſt mehr als einmal, mit Quekſilber angefuͤllt.
An der Leiſte hat Fried. Ruyſch(c) aus einem Flies-
waſſergefaͤſſe, welches zugleich mit einer geoͤfneten Beule
zerſchnitten worden, einen ſtarken Ausfluß der Limphe
wahrgenommen. Die Abbildung von dieſen Gefaͤſſen
gibt Olaus Rudbek(d).


§. 10.
Jm Unterleibe.


Von der Schaamſeite laufen die Geflechte der
Flieswaſſergefaͤſſe mit den Bauchgefaͤſſen wieder uͤber ſich
und zuruͤk, und ich habe ſie ſowol am Menſchen (e), als
an Hunden (f) und Kazzen geſehen. Verſchiedene Schrift-
ſteller liefern uns die Zeichnungen von denſelben, und
durch dieſe Gefaͤſſe fuͤllte J. Chriſtoph Bohlius(g),
unſer ehemaliger academiſcher Freund, und nunmehriger
Leibarzt und beruͤhmter Lehrer der Medicin zu Koͤnigs-
berg, den Bruſtkanal an.


Jndem dieſe durchſichtige Gefaͤſſe auf dem Rand,
der das Bekken endigt, und mit den Seitentheilen der
Nabelgegend verbindet, fortgehen, ſo nehmen ſie allerlei
Gefaͤſſe von ihrer Art, die aus dem Bekken hervorkom-
men, in ſich auf. Denn es befinden ſich ſowol um den
X 2Ausgang
[324]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Ausgang derſelben aus dem Bekken, als auch hinter der
Blaſe, verſchiedene einfache Druͤſen. Es entſpringen dieſe
Gefaͤſſe aus einer von den Hoden, und laufen neben der
Saamenſchnur (funiculus ſpermaticus) hin, auf welche
Art ich ſie auch am Menſchen gefunden, und aus ver-
ſchiednen Thieren ſind dieſelben von dem beruͤhmten Mon-
roo
(h) und andern vormals beruͤhmten Maͤnnern be-
ſchrieben worden (i).


Die von der maͤnnlichen Ruthe herkommen, ſind
mir weniger bekannt (k), doch aber vom Cowper be-
ſchrieben worden. Es gehoͤren auch noch andre hieher,
die von den Saamenblaͤschen (l), oder wenigſtens aus
ihrer Nachbarſchaft, oder aus der Gegend der Harnbla-
ſe (m), oder endlich aus der Blaſe ſelbſt (n) herkommen,
ob ich gleich ebenfalls geſtehe, daß ich dieſe Gefaͤſſe nie
mit Augen geſehen. Andre nehmen ihren Urſprung aus
der Gebaͤrmutter, und ſind beſonders in unvernuͤnftigen
Thieren ſehr deutlich zu ſehen (o), auch zuweilen im Men-
ſchen entdekket worden (p); desgleichen kommen auch ei-
nige aus dem Eierſtokke (q), welche man ebenfalls aus
Thieren beſchrieben hat. Noch andre kommen vom Ge-
kroͤſe des dikken Gedaͤrmes und der Gegend des Maſt-
darmes her (r). Dieſe ſteigen auf einem andren Wege
zu den Lendendruͤſen hinauf. Wir wollen alles dieſes
ausfuͤhrlicher und deutlicher anderswo wiederholen.


Von
[325]Flieswaſſergefaͤſſe.

Von den Bauchgefaͤſſen (iliaca vaſa) laufen die Flies-
waſſergefaͤſſe in die groſſen Staͤmme der Aorte und Hol-
ader zuſammen, und es liegen oben auf denenſelben in der
ganzen Gegend die Lendendruͤſen. Jn dieſem ganzen Um-
fang vereinigen ſich die ſehr zalreiche durchſichtige Ge-
faͤſſe in ein gewiſſes Geflechte, ihre Figur aber iſt derge-
ſtalt veraͤnderlich, daß man ſie gar nicht beſchreiben kann.
Cowper hat dieſes Geflechte dicht vorgeſtellet, und faſt
wie das weinrebenfoͤrmige Gewebe (s), Nuck aber hat
es ausgebreitet gezeichnet (t), wie ich es ebenfalls befun-
den habe, und nebſt mir J. George Duverney(u) und
Joh. Chriſtoph Bohlius(x), anderer Schriftſteller
anjezzo nicht zugedenken, die ihre Abbildungen oder Be-
ſchreibungen von Thieren hergenommen haben. Jn die-
ſes Geflechte begeben ſich nun die durchſichtigen Gefaͤſſe,
die von den Muskeln des Unterbauches (y) und der Len-
den herkommen, welches glaubwuͤrdige Zeugen beſtaͤti-
gen, ob ich gleich fuͤr meine Perſon niemals dieſe Ge-
faͤſſe geſehen habe.


Jch beruͤhre alles dieſes anjezzo nur mit wenigem,
weil faſt alles in der Geſchichte des Ganges, wodurch der
Nahrungsſaft flieſſet, und der Eingeweide, wiederholet
werden muß, als von welchen eigentlich die jezt gedachte
Flieswaſſergefaͤſſe ihren Urſprung bekommen. Es ſtei-
gen demnach die unterſten Flieswaſſergefaͤſſe, von den
Lenden, beſonders linkerſeits, mit einem anſehnlichen Buͤn-
del (z) in die Hoͤhe, und zwar einige dererſelben neben der
Holader und Aorte, an dem Orte, wo Joh. Salz-
mann
(a) die Roͤhre hineinzuſtekken befiehlt, wenn man
X 3den
[326]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
den Bruſtkanal auszufuͤllen noͤthig hat, und beinahe in
der Gegend, wo vor ihm Brunner das Roͤhrchen an-
brachte (b). Es iſt mir aber dieſe Gegend zu dergleichen
Verſuchen allezeit unbequem und von ungewiſſen Erfolg
vorgekommen. Hinter der Holader laufen noch andere
durchſichtige Gefaͤſſe (c), und auch einige ſo gar hinter
der Aorte fort.


An dieſem Orte nun vereinigen ſich eigentlich diejeni-
gen Staͤmchen, welche von der Niere herkommen (d),
und die auch ſelbſt am Menſchen wahrgenommen, und
an einem andern Ort umſtaͤndlicher ſollen beſchrieben
werden, ingleichen auch diejenigen, ſo von der Milz her-
kommen (e), und bei den Thieren, vornaͤmlich aber an
den Kaͤlbern, deutlich zu ſehen ſind, mit dem vorgedach-
ten Buͤndel.


Ferner begeben ſich in dieſe uͤber den Lenden aufſtei-
gende Gefaͤſſe die andere ſtaͤrkſte Flieswaſſergefaͤſſe, wel-
che die Bauchſchlagader begleiten, und von der Leber ent-
ſproſſen ſind. Dieſe laufen theils in einen einzigen
Stamm (f), theils in mehrere zuſammen, und dieſe Ein-
richtung beſtaͤtigen auch die meiſten Schriftſteller (g).
Endlich geſellen ſich noch andre von dem Magen herkom-
mende Flieswaſſergefaͤſſe zu den vorigen, und dieſe ſind,
wie ich und andre beruͤhmte Maͤnner am Menſchen ge-
ſehen, ziemlich gros (h).


Auf
[327]Flieswaſſergefaͤſſe.

Auf ſolche Art bildet ſich endlich aus der Vereini-
gung der Gefaͤſſe, die einen ſo verſchiednen Urſprung haben,
nach meiner und anderer Beobachtung, ein einziger
Hauptgang (i), der entweder einzeln iſt, oder aus zwo
ziemlich groſſen Aeſten beſtehet (k), neben welchen ver-
ſchiedene kleinere ſolche Gefaͤſſe hinlaufen (l). Es lieget
aber dieſer waſſerfuͤhrende Stamm zunaͤchſt an der Aorte,
oberhalb denen Lendenwirbeln, mehr auf der rechten
Seite und weiter nach hinten zu als die Aorte, und ſtei-
get faſt ganz gerade, nachhero aber geſchlaͤngelt in
die Hoͤhe. Jn dieſen Gang, oder in mehrere Staͤm-
chen deſſelben, ſenken ſich nun die Milchgefaͤſſe der zwo-
ten Gattung hinein, welche mit der Gekroͤſeſchlagader
nach der Aorte zu laufen. Mit dieſen Gefaͤſſen vereini-
get ſich auch der gedachte Gang beinahe uͤber dem erſten
Wirbelknochen der Lende, und nachdem er durch dieſe
Verbindung merklich vergroͤſſert worden, dringet er in
das Milchbehaͤltnis ein, davon an einem andern Orte
ſoll gehandelt werden.


Von da ſteiget die fuͤr das Flieswaſſer, und die Na-
rungsmilch, beſtimmte gemeinſchaftliche und groͤſte Ader
weiter in die Hoͤhe, und bekoͤmmt den Namen der Milch-
bruſtader, oder des Bruſtkanals. Dieſer iſt wieder ein-
fach, oder er hat noch einen von ſeines gleichen neben ſich,
welches aber nicht ſo zu verſtehen iſt, daß der eine ein
Behaͤltnis fuͤr den Nahrungsſaft, und der andre eben
dergleichen fuͤr das Flieswaſſer abgebe (m).


X 4§. 11.
[328]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 11.
Jn der Bruſt.


Jndem nun dieſer mit dem Nahrungsſaft angefuͤlle-
te Kanal durch die rechte Seite der Bruſt, hinter dem
Ribbenfelle, entweder auf der Aorte fortgehet, oder ihre
linke Seite bedekket, ſo nimmt er unzaͤliche und leicht
wahrzunehmende Flieswaſſergefaͤſſe auf, die in denſelben
hineinlaufen, und ſich durch gedachten gemeinſchaftlichen
Stamm mit gefaͤrbten Saͤften oder Talg ausdehnen laſ-
ſen. Ein Theil von ihnen koͤmmt von den Bruͤſten (n),
andre vom Zwerchfelle und deſſen erhabner Seite her,
und ſie ſteigen hinter dem Bruſtbeine durch die Druͤſen
des Mittelfelles, bis zu den oͤberſten Druͤſen hinauf (o):
andre kommen von den Raͤumen zwiſchen den Ribben (p):
andre von der Hoͤle des Mittelfelles (q), als welche auch
fuͤr ſich viele einfache Druͤſen enthaͤlt (r): noch andre
von den Druͤſen, ſo auf dem Herzbeutel, auf der Luft-
roͤhre und dem Herzen (s) liegen; die ich auch ſelbſt, wie-
wohl nur ſehr ſelten, wahrgenommen habe; noch andere
kom-
[329]Flieswaſſergefaͤſſe.
kommen vom Schlunde (t) und deſſen Druͤſen herab (u):
wieder andre von der Bruſtdruͤſe (x), und zwar dieſe lez-
tere nach dem Zeugnis anderer, jedoch glaubwuͤrdiger,
Zerleger. Es iſt aber auch die Lungenflaͤche mit vielen
nezfoͤrmigen Gefaͤſſen uͤberzogen, die ich ohnlaͤngſt in ei-
nem menſchlichen Koͤrper gefunden, und die ſich offenbar
in den Bruſtkanal, da wo ſich ſelbiger hinter das Herz
nach der linken Seite hinwendet, wieder hineinbege-
ben (y).


Es pflegen ſich dieſe Flieswaſſergefaͤſſe, indem ſie in
der Bruſt bis zum Gange des Nahrungsſaftes fortwan-
dern, auf eine ſeltſame Art unter einander herumzuſchlin-
gen und kleine Jnſeln zu bilden, daher auch vermuthlich
der Bilſianiſche Jrrgarten hieraus ſeinen Urſprung be-
kommen hat.


§. 12.
An den obern Gliedmaſſen.


Nunmehro muͤſſen wir auch die Flieswaſſergefaͤſſe der
Aerme erklaͤren, ob wir gleich keine gewiſſe Nachrichten
haben, daß ſie wirklich in menſchlichen Koͤrpern ſind ge-
funden worden (z), wofern man nicht die Ausbruͤche des
Flieswaſſers, ſo nach denen Eroͤfnungen der Adern zu
erfolgen pflegen, hieher rechnen will, welches auch mit
X 5gu-
[330]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gutem Rechte geſchehen kann. An lebendigen Thieren
ſind ſie ehedem von den erſten Erfindern, dem Rudbek(a)
und Bartholin, entdekket worden (b), wie ſie laͤngſt
den Blutadern vorn am Fuſſe, bis zu den Druͤſen des
zweikoͤpfigen Muskels, und von da nach den Achſeldruͤ-
ſen, die denen Leiſtendruͤſen aͤhnlich ſind, fortgehen. Von
hier laufen ſie zu den Schluͤſſelbeindruͤſen, und ſie endigen
ſich zulezt faſt mit einem einzigen Staͤmchen, das ich
ſehr oft, und ſo gar am Menſchen geſehen (c), in den
Bruſtkanal, ganz nahe in der Gegend, wo derſelbe nebſt
der Schluͤſſel- und Droſſelader ſich befindet. Jhr Ende
iſt ganz deutlich zu ſehen, alles uͤbrige aber noch unbe-
kannt.


§. 13.
Am Kopfe.


Man trift die Flieswaſſergefaͤſſe hin und wieder am
Kopfe unter der Haut an, und ich habe ſie am Geſichte,
dem Kaͤumuskel, der Ohrendruͤſe (d), am nakten Ran-
de des Unterkiefers, auch ſelbſt am Menſchen gefun-
den; an Thieren aber ſind dieſelben noch deutlicher zu ſe-
hen (e).


Von hier ſteigen ſie mit denenjenigen einzelen Druͤ-
ſen (f), welche die Droſſelader bis zur obern Holader be-
gleiten, herabwerts. Es vereinigen ſich damit die Flies-
waſſerſtaͤmmgen, ſo von den aͤuſſern Bakkendruͤſen ent-
ſtanden
[331]Flieswaſſergefaͤſſe.
ſtanden ſind (g), die an dem Rande des innern Kiefers
und dem zweibaͤuchigen Muskel zu beiden Seiten liegen.
Andre kommen von den Muskeln des Zungenbeins, des
Schlundkopfes, dem Zungenbeinſchlundmuskel (hyo-
pharingeus
), dem ſchildfoͤrmigen Zungenbeinmuskel
(thyreopharingeus), dem breiten Muskel des Zungen-
knochens (mylohyoideus), dem Kinmuskel des Zungen-
knochens (geniohyoideus) (h), dem Bruſtknochenmus-
kel des Zungenbeins (ſternohyoideus) (h*), und von den
Muskeln der Zunge (i), und endlich aus der Zunge ſelbſt,
wie ich ſchon vorlaͤngſt wahrgenommen (k), auch lezlich
vom Luftroͤhrenkopfe (l) her. Von dar ſteigen ſie ab-
werts, und nehmen unterwegens andere Flieswaſſerge-
faͤſſe des Halſes zu ſich, darunter einige, die vorwerts
laufen, ſehr deutlich, und beinahe von allen Schriftſtel-
lern dieſer Geſchichte beſchrieben ſind (m), mit welchen
ſich auch noch einige von der Bruſtdruͤſe herkommende
Gefaͤſſe vereinigen (n). Die hintern oder Nakkengefaͤſſe
laufen von denen neben dem milzfoͤrmigen Muskel (ſple-
nius muſculus
) befindlichen Druͤſen (o), wiederum mit
der Droſſelblutader herab. Beide Arten von Waſſer-
gaͤngen
[332]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gaͤngen begeben ſich etwas weiter nach innen zu, als ſich
der Nahrungsſaftskanal in die Schluͤſſelblutader endigt,
mit einem oder zweenen Staͤmmen in gedachten Kanal
hinein. J. Henrich Pauli(p) hat eine ſchoͤne Abbil-
dung davon mitgetheilet, die er von einem Hunde her-
genommen.


§. 14.
An welchen Orten man ſie bisher noch nicht
gefunden.


Man hat hin und wieder Spuren, daß man einige
Flieswaſſergefaͤſſe in der innern Gegend des Gehirns an-
getroffen habe. Jm Gehirne, den Gehirnkammern,
der Schleimdruͤſe und dem Trichter findet man einige bei
dem A. de Marchettis(q): in dem Gehirne und dem
Adergewebe deſſelben (plexus choroideus) beim Hum-
phred Ridley(r) und dem Nuck ſelbſten (s): an der
harten Gehirnhaut, neben den an dem Sicheladergange
ſizzenden Druͤſen, fuͤhret ſie ganz neuerlich ein daͤniſcher
Zerleger (t) an: an der duͤnnen Gehirnhaut haben ſie
andre Schriftſteller (u) wahrgenommen, und R. Karr
hat einige angefuͤhret, welche die nach der Naſe laufen-
den Geruchsnerven begleiten (x). Jndeſſen ſind vor-
laͤngſt ſchon wider dieſe Flieswaſſergefaͤſſe des Gehirns
verſchiedne Zweifel von Maͤnnern, deren Anſehn in die-
ſer
[333]Flieswaſſergefaͤſſe.
ſer Sache von Wichtigkeit iſt, z. E. vom Joh. Conr.
Brunner(y) und Joh. Zeller(z), erreget worden,
und ich ſelbſt habe nie etwas aͤhnliches darinnen wahr-
nehmen koͤnnen, wie denn auch der Umſtand noch dage-
gen ſtreitet, daß man innerhalb der Gehirnhoͤle nie eini-
ge Flieswaſſerdruͤſen gefunden, dergleichen ſich mehren-
theils bei den Waſſergaͤngen in der Naͤhe zu befinden
pflegen. Man hat auch vermittelſt der neuen Verſuche,
die ich ſowol, als der beruͤhmte Zinn angeſtellt (a), kei-
ne Flieswaſſergefaͤſſe an dem Auge entdekken koͤnnen.


Eben ſo hat man die von einigen italiaͤniſchen und
deutſchen Zerlegern ſo genannte Waſſergefaͤſſe des Ruͤk-
kenmarkes, durch wiederholte Verſuche noch nicht genug
beſtaͤtiget erhalten. Anton de Marchettis(b) meldet
zwar, er habe den Ruͤkkenmark voll Nahrungsſaft ge-
funden: und man ſchreibt auch etwas dergleichen dem
Galeacius(c) zu, ob er gleich von ſeiner eignen Ent-
dekkung nicht ſelbſt gewiß genung uͤberzeuget war. Daß
aus der Ruͤkmarkshoͤle einige herauskommen, melden
J. Georg. Duvernoi(d) und Joh. Salzmann, wie-
wol jener desfals nur einen einzigen Verſuch vor ſich
hatte (e). Es wird alſo am beſten ſeyn, wenn wir er-
warten, was uns der Fleis derer neuern Zerleger, und
deren fernere Verſuche, von allen dieſen noch entdekken
werden.


§. 15.
[334]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 15.
Ob ſie ſich in die rothen Blutadern
hineinbegeben.


Bisher habe ich die Geſchichte derer nach denen wich-
tigſten Theilen hinlaufenden Flieswaſſergefaͤſſe kuͤrzlich
vorgetragen, denn was vollſtaͤndiges und aneinander-
hangendes hat noch keiner, am wenigſten aber am Men-
ſchen, geliefert. Es iſt aber in der That noͤthig, daß
man unterſuche, ob ſich dieſe Gefaͤſſe noch auf andre
Weiſe, als in den Nahrungsſaftsgang, endigen, oder ob
ſie ſich in die rothen Adern ausleeren. Wenigſtens ſtim-
men die alten Schriftſteller, und auch die beſten unter
den Neuern, darinnen uͤberein.


So leitete Nicolaus Stenonis, der Sohn, die
Flieswaſſergefaͤſſe, welche von der rechten Seite des Ko-
pfes, der vordern Seite des rechten Fuſſes, und aus der
rechten Bruſthoͤle herkommen, in die Achſelblutadern
hinein (f); die aus der Ohrendruͤſe aber und der Kinbak-
kendruͤſe nach der Holblutader hinuͤber (g). Ebenderſel-
be ſtellete die verſchiedne Anaſtomoſirungen (Zuſammen-
haͤnge) dieſer Waſſergaͤnge mit den Achſel- und Droſſel-
blutadern in neun Kupfern vor (h): J. Henr. Pauli(i)
lieferte ebenfalls aus einem Hunde die Abbildung von
zwo Jnſertionen, davon die eine in die aͤuſſere Droſſel-
Blutader, die andre aber in die Achſelblutader gieng, und
legte ſie den Gefaͤſſen des Halſes bey.


Nuck(k) und Richard Hale(l) melden, daß die
Flieswaſſergefaͤſſe nach der Schluͤſſelblutader, und Bar-
tholin
[335]Flieswaſſergefaͤſſe.
tholin(m), daß ſie nach der Droſſelader zu laufen.
Daß an einem Baͤren die Flieswaſſergefaͤſſe nach Art ei-
nes Labirints durcheinander geſchlungen, und mit der ei-
nen Muͤndung in die Achſelblutader, mit der andern in
die abſteigende Holader eingelenkt ſind, hat ein ehedem
auf der hohen Schule zu Koͤnigsberg beruͤhmter Zerleger
wahrgenommen (n).


Friedr. Ruyſch, ein Schriftſteller, bei dem in An-
ſehung der Geſchichte derer vorkommenden Sachen nicht
leicht etwas auszuſezzen iſt, bezeuget, daß in der Bruſt die
Flieswaſſergefaͤſſe der Lunge nach den Schluͤſſelblutadern
und Achſeladern zu gehen (o): wiewol ich dieſe Gefaͤſſe in
einem menſchlichen Koͤrper offenbar bis in den Bruſt-
kanal hinein verfolgt habe, welches auch von unſern vor-
treflichen Mekel geſchehen iſt. Carl Drelincourt(p)
hat Flieswaſſergefaͤſſe der Bruſtdruͤſe aus Thierkoͤrpern
beſchrieben, die in die Schluͤſſeladern laufen.


Von den Raͤumen zwiſchen den Ribben hat Nuck
die durchſichtigen Adern bis zu den Droſſeladerſtaͤmmen
geleitet (q); ferner vom Zwerchfelle in eben dieſe Blut-
adern (r), vom Herzen ebenfalls in ſelbige, und in die
Schluͤſſeladern (s).


Die Flieswaſſergefaͤſſe des Halſes, und die mit ihnen
vom Kopfe herabkommende und verbundne Staͤmmchen,
vereinigen ſich in zwo Gaͤnge, die ſich in die Achſel- und
Droſſelader begeben, nach dem Zeugnis der vornehm-
ſten Schriftſteller von dieſer Materie (t). Andre Zerle-
ger haben dagegen die Flieswaſſergefaͤſſe des Kopfes in
die
[336]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
die Achſelblutader ſelbſt (u), und vom Kopfe in den
Stamm der Holader hineingeleitet (x). Hieher gehoͤrt
auch des Richard Lowers Verſuch, nach welchen er
wahrgenommen, daß, wenn die Holader unterbunden
worden, der Kopf vom ſalzigen Waſſer aufgelaufen
ſey (y).


Daß die durchſichtigen Gefaͤſſe der eingebogenen Sei-
te der Leber nach der Holader zu gehen, meldet ein an-
derer Verfaſſer, der auch nicht gering zu ſchaͤzzen iſt (z),
und daß die Milchgefaͤſſe ſich in die Hol- und Pfortader
endigen, das behauptete derjenige, der einer von den er-
ſten Vertheidigern des Blutumlaufs, vermittelſt derer
Verſuche geweſen iſt (a).


Einige durchſichtige Gefoͤſſe der Gebaͤrmutter, oder
die wenigſtens von den breiten Baͤndern derſelben her-
kommen, verfolgte Wepfer(b*) bis zur Blutader des
Unterbauches. Die Lendenblutader ſprizzte ohnlaͤngſt
ein Zergliederer durch die Flieswaſſergefaͤſſe aus (b), und
es bezeuget Abraham Kaauw, daß ſich an den Lenden
die Flieswaſſergefaͤſſe in die Holader und in den Theil der
ungepaarten Blutader hineinbegeben, der ſich unter dem
Zwerchfelle befindet (c). Daß ſie uͤberhaupt in die un-
gepaarte Blutader gegangen, hat der beruͤhmte Heben-
ſtreit
(d) wahrgenommen.


Die
[337]Flieswaſſergefaͤſſe.

Die franzoͤſiſchen Zerleger des vorigen Jahrhun-
derts (e) beſchrieben zwiſchen dem Bruſtkanale und den
Nieren- und Lendenblutadern eine beſondere Vereinigung,
und gewiſſe verborgne, aber nie gezeigte, Gemeinſchafts-
gaͤnge, ſo wie ohnlaͤngſt J. Adam Kulmus(f), von
dem wir an einem andern Ort mehr vernehmen wer-
den, die Flieswaſſergefaͤſſe mit der ungepaarten Ader ver-
band.


Jch habe kein Zeugnis zuruͤkgehalten, und laſſe mich
durch die groſſe Uebereinſtimmung angeſehener Maͤnner
gern zum Beifall bewegen. Es ſind aber andre und ſehr
wichtige Gruͤnde vorhanden, welche mir dieſen ganzen Zu-
ſammenhang der Flieswaſſergefaͤſſe mit den rothen Adern
verdaͤchtig und zweifelhaft machen. Jch habe uͤberlegt,
wie nahe ſich die rothen Adern bei denen Flieswaſſerge-
faͤſſen an den Lenden, dem Bekken, und den Hoden be-
finden, und wie weit hingegen die Muͤndung des Bruſt-
kanals, der ſich in die linke Schluͤſſelblutader oͤfnet, da-
von entfernet iſt: und habe daraus geſchloſſen, daß das
Unternehmen der Natur, dieſes Flieswaſſer durch einen
ſo langen Weg hinauf zu leiten, ſehr wunderbar ſey, wo
es nicht gar in der That ihrer Weiſe oder Geſezzen wi-
derſpricht, Flieswaſſergaͤnge in die rothe Blutadern zu
leiten. Jch weiß aber auch gewiß genung, daß die ſo
zalreiche Flieswaſſergefaͤſſe in der Leber weder in die Hol-
ader (g), noch in diejenige geleitet werden, die nach den
Leberpforten zulaͤuft. Es erhellet auch aus der Vereini-
gung
Y
[338]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gung der Flieswaſſeraͤſte, die ſich, wie man gewiß weiß,
aus allen Theilen des thieriſchen Koͤrpers allmaͤlich in
groͤſſere Staͤmme zuſammen begeben, und von da weiter
in den Bruſtkanal gehen, die ganz offenbare Aehnlich-
keit, welche zwiſchen dieſem Kanale und der Holader ſtatt
findet. Ferner habe ich die beſtaͤndige Uebereinſtim-
mung betrachtet, welche die Natur zu beobachten pflegt,
indem ſie niemals ganz kleine, auch ſelbſt rothe Adern,
in die groͤſte Staͤmme einſenkt, ſondern ſie ſo lange zu-
ſammen vereiniget, bis ſie allmaͤlich groͤſſer werden, und
denen groſſen, in welche ſie ſich endigen ſollen, in Anſe-
hung ihres Durchmeſſers etwas naͤher kommen. Zu die-
ſer Erfahrung koͤmmt noch, daß kleine Adern ihr Blut
mit groͤſſerer Schwierigkeit in groſſe Staͤmme ausſchuͤt-
ten (h). Ferner gehet der Nahrungsſaftsgang im Un-
terleibe offenbar ganz nahe vor der Holader vorbei, und
wendet ſich, wie ganz wahrſcheinlich zu vermuthen iſt,
darum nach der ſehr weit entfernten Schluͤſſelader hin,
damit er ſich dem Kopfe, dem Halſe und den obern Glied-
maſſen naͤhern, und die Flieswaſſergefaͤſſe von dieſen Thei-
len deſto bequemer aufnehmen koͤnne.


Dieſem wird noch erlaubt ſeyn beizufuͤgen, daß
ich niemals auch nur ein einziges Gefaͤschen entdekket ha-
be, welches ſich wirklich und in der That in eine rothe
Blutader geendigt haͤtte, und daß ich keineswegs, ohne
des Beifalls beruͤhmter Maͤnner verſichert zu ſeyn (i),
dieſe Endigungen der Waſſergefaͤſſe verwerfe.


Erwaͤgt man dieſes alles, ſo wird es ſehr wahr-
ſcheinlich, daß ſich das aus dem ganzen menſchlichen
Koͤrper zuruͤkkehrende Flieswaſſer vorher in dem Bruſt-
kanale verſammle, bevor daſſelbe wieder zur Blutmaſſe
koͤmmt.
[339]Flieswaſſergefaͤſſe.
koͤmmt. Auf ſolche Art dringet dieſelbe, vermittelſt ih-
rer Menge, nicht nur leichter in den entgegenkommen-
den Strom des Blutes hinein, ſondern verduͤnnt auch,
wenn ſie ſich in einen Stamm geſammlet, in derjenigen
Gegend das Blut weit nachdruͤklicher, wo es zunaͤchſt
nach der Lunge geht, indem die Gefahr der Verſtopfung
an dieſem Eingeweide beſtaͤndig und hoͤchſt wichtig iſt.
An dieſer meiner Vermuthung hat auch noch eine ge-
wiſſe Ehrfurcht Antheil, da ſie mein Lehrer mit mir ge-
mein hat (k), und derſelbe den Bruſtkanal vor eine of-
fenbare Holader der duͤnnen Saͤfte haͤlt.


Die kleinen Jnſertionen der Flieswaſſergefaͤſſe, ſo
viel ihrer erweislich zu machen ſind, zaͤhle ich zu den ſelte-
nen Verſchiedenheiten (l), oder uͤberhaupt unter die phi-
ſiologiſche Jrrthuͤmer. Denn es haben die Saͤfte, oder
die Luft, die man in die Flieswaſſergefaͤſſe getrieben, un-
gemein leicht ruͤkwerts, gegen die Klappen, die nur
ſchwachen Widerſtand thun, vermittelſt ihrer offenſte-
henden Zuſammengrenzung mit den Schlagadern, wie-
derum in die Blutadern treten koͤnnen, wie wir an den
Ausfuͤhrungsgaͤngen, die ſo offenbar aus den Schlag-
adern entſpringen, und ſich nie in die rothen Blutadern
einſenken, gezeigt haben, daß der eingeſprizte Saft, oder
die Luft, durch eben dieſe Schlagadergrenzen ſich in die
rothen Blutadern den Weg bahne (m). Jndeſſen werde
ich doch nicht hartnaͤkkig widerſprechen, wenn ein ge-
ſchikter Kuͤnſtler vermittelſt genauer Verſuche dieſe Flies-
waſſermuͤndungen an andern, und von der Oefnung des
Bruſtkanals entfernten Orten, annoch zeigen moͤchte.


Y 2§. 16.
[340]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 16.
Die Geſchichte der einfachen Druͤſen
(glandulae conglobatae).


Von der Geſchichte der Flieswaſſergefaͤſſe laͤſt ſich
die Beſchreibung der einfachen Druͤſen nicht trennen.
Denn es gehen entweder alle durchſichtige Adern, oder
doch wenigſtens die meiſten, zu dieſen Druͤſen hin, wo-
von ſonderlich das erſtere von vielen geglaubet wird (n).
Dieſer Art von Fleiſch koͤmmt der Name Glandul (klei-
ne Eichel) vorzuͤglich zu, weil ihre Figur den wahren
Eicheln vollkommen gleich iſt, und ſie Celſus aller-
dings (o) beſonders verſtanden hat, wenn er von den
Druͤſen ſchrieb, die zuweilen am Halſe mit empfindlichen
Schmerzen aufzuſchwellen pflegen. Es hat ſie auch
Marinus(p) von den uͤbrigen Druͤſen dadurch unter-
ſchieden, weil ſie von dichter Subſtanz, und ſich in kleine
Gefaͤſſe zertheilen lieſſen, welches Kennzeichen auch Ga-
lenus
beibehalten hat (q)Rufus nannte diejenige,
etwas fette und fleiſchige Gewaͤchſe (r), die an den Leiſten,
und weichen Daͤrmen ſich befinden; an einem andern Ort
aber (s) fuͤhret er die Nakken- und Achſenhoͤlendruͤſen an,
ingleichen die am Gekroͤſe des duͤnnen Gedaͤrmes und den
Leiſten ſaͤßen. Pollux(t) nannte ſie Geſchwuͤlſte von Fett
und Fleiſch, beſonders an den Leiſten, der Achſelhoͤle,
und dem Gekroͤſe, wo ſie χοιραδες heiſſen. Veſalius(u)
macht aus denenjenigen das dritte Geſchlecht der Druͤſen,
die unter den Ohren, oder an der Kehle die Hoͤlen aus-
fuͤllten.
[341]Flieswaſſergefaͤſſe.
fuͤllten. Endlich unterſchied ſie Franz Sylvius(x)
vermittelſt des beſondern Namens der einfachen Druͤ-
ſen
(conglobatae) von den zuſammengeſezten (conglo-
meratae
), und es ward dieſe Benennung von deſſen
Schuͤlern (y), auch faſt von allen Nachkommen, beibe-
halten, ob gleich Loſſius eingewandt, daß dieſer Na-
me nicht recht genau beſtimmt ſey, und diejenigen Druͤ-
ſen keine einfache waͤren, welche Sylvius conglobatas
nennt, und daß die, ſo wir jezo zu betrachten uns vor-
genommen haben, vielmehr zuſammengeſezte muͤſten ge-
nennet werden (z), wobei er zu den wahren einfachen
Druͤſen eigentlich nur die Hode, die Zirbeldruͤſe, die
Vorſteher, und die kleinen hirſenfoͤrmigen Hautdruͤſen
rechnet (a). Jndeſſen haben auch die von andren be-
ruͤhmten Maͤnnern gemachte Einwendungen, den vom
Sylvius gemachten Unterſcheid nicht unguͤltig machen
und abſchaffen koͤnnen (b).


§. 17.
Die Bauart dieſer Druͤſen.


Sie ſind uͤberhaupt laͤnglich rund, von der Geſtalt
der Oliven (c), und liegen bald einfach, und hin und
wieder zerſtreuet, bald in Haufen bei einander, als ob
ſie in ein Stuͤk zuſammengefloſſen waͤren, dergleichen
Haufen man von zuſammengeſchichteten einfachen un-
ter der Achſelhoͤle, und beſonders in der Duͤnnung des Un-
terleibes antrift. Jhre Farbe iſt in der Frucht blaß-
roͤthlich, am erwachſnen Menſchen lebhaft roth, an den
Y 3Druͤ-
[342]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte, die hieher mit gehoͤren, dun-
kel blau, und beinahe ſchwarz.


Die Feſtigkeit iſt, ſowol bei dem Druͤſenfleiſch, als
vornaͤmlich bei den Membranen, welche ſie von auſſen
umgeben, ziemlich groß, und an dieſen noch ſtaͤrker, auch
daneben mit einer Glaͤtte verbunden.


Sie werden mit den naͤchſten Theilen des menſchli-
chen Koͤrpers vermittelſt eines haͤufigen Zellgewebes der-
geſtalt vereinigt, daß ſie mitten im Fette, oder dem ho-
len Gewebe, beweglich bleiben. Die Wundaͤrzte ſchlieſ-
ſen aus dieſem Zeichen, daß ein Uebel von geringerer
Bedenklichkeit ſey, und daß die natuͤrliche Beſchaffenheit
der Druͤſen nicht auſſerordentlich veraͤndert ſey: denn
wenn dergleichen verderbter Zuſtand eingewurzelt iſt und
lange gedauret hat, ſo haͤngen ſie ſich feſt an die Haut
an und verlieren ihre Beweglichkeit.


Jhr Bau ſcheint mir ſehr einfach zu ſeyn, ob denſel-
ben gleich verſchiedene Schriftſteller, die auch ſonſt ei-
nen guten Namen haben, vor ſehr verwikelt und ſchwer
ausgeben. Es iſt demnach nur allein die Membrane feſt
und etwas hart, alſo daß ſie in Krankheiten leicht zu ei-
nem knorpeligen Blaͤttchen werden kann. Es befinden
ſich an derſelben haͤufige Blutgefaͤſſe, und dieſe machen
allein die rothe Farbe aus: daß ſie aber Fleiſchfaſern haͤt-
ten, wie dieſes einige groſſe Maͤnner (d) behaupten, weil
ſie es wuͤnſchen, und vielleicht einigen Nuzzen in der
Phiſiologie daraus herleiten wollen, das habe ich weder
durch das Geſicht, noch aus ihrer Reizbarkeit jemals er-
weiſen oder behaupten koͤnnen, und ich ſehe ganz deut-
lich, daß des Malpighius Faſern, die unter der
aͤuſſern Membrane liegen ſollen, und die der groſſe Mann
als
[343]Flieswaſſergefaͤſſe.
als fleiſchig und nezfoͤrmig beſchreibt (e), theils zu den
Gefaͤſſen des Ueberzugs, theils zu dem Zellgewebe gehoͤ-
ren. Jch finde auch keinen gedoppelten Ueberzug (f), und
kann die aͤuſſere Membrane nicht als faſerhaftſehnig (g),
und die innere gleichſam als die Sehne der Druͤſe (h)
anſehen, mit welcher ſich die innern Faſern verbinden
ſollen, indem dieſelben, nach Nucks Beſchreibung, mit
einer poetiſchen Ausſchweifung, wie ich davor halte, ſind
erdichtet worden.


§. 18.
Das Zellgewebe der Druͤſen.


Wenn man dieſe Membrane weggenommen hat, ſo
folgt ein ſaftvolles Zellgewebe darunter, welches weich,
biegſam, und mit Blutgefaͤſſen durchwebt iſt, anbei zu-
gleich von einigen beruͤhmten Maͤnnern vor mooſigt
(muſcoſa) ausgegeben wird (i), von dem aber Nuck mit
Recht gemeldet, daß es aus lauter Faſern, die nicht hol
ſind, gebildet werde (k). Von eben ſolcher Beſchaffen-
heit ſind die von einigen Zerlegern beſchriebene faſerhafte
Faͤden (fibroſa ſtamina) der Flieswaſſerdruͤſen, nebſt ih-
ren unzaͤlbaren Loͤchern, durch welche das Flieswaſſer wie
durch ein Sieb hindurchgehet (l); und eben das ſind die-
jenigen Druͤſenfaſern, welche Loſſius nach der Faͤu-
lung wahrgenommen (m). Eben das ſind auch die be-
wegende Faſern des Mylius(n), welche er in zwo Claſ-
Y 4ſen
[344]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſen theilt, darunter die erſte gleichſam in die Sehnen-
membrane ihre Wurzeln ſchluͤge, und nach dem inwen-
digen Saͤkchen gienge (o): die andre aber mit concentri-
ſchen Kreiſen ſich nach eben demſelben hinwendete (p),
und mit der vorhergehenden in eben derſelben Haut befe-
ſtiget wuͤrde. Daß aber uͤberhaupt der ganze Bau aus
einem Zellgewebe beſtehe, hat unſer ehemaliger vertrau-
ter Freund, den uns aber ein fruͤhzeitiger Tod zum un-
erſezlichen Schaden der natuͤrlichen Wiſſenſchaften ent-
riſſen hat, naͤmlich Gmelin(q), der ſchon in den erſten
Jugendjahren ſehr ſcharfſinnig war, gar wohl erinnert;
es hat aber Ruyſch nicht recht gethan, daß er nichts
als Gefaͤſſe, und ich weis nicht was vor Kernchen in
dieſen Druͤſen beſchrieben, dagegen aber dieſe Faͤden
gaͤnzlich aus der Acht gelaſſen hat.


§. 19.
Ob dieſe Druͤſen andre kleinere Druͤschen
und Saͤkchen in ſich enthalten.


Man wird hin und wieder in den einzelen Druͤſen
andre kleinere Druͤſen beſchrieben finden. Denn Mar-
cellus Malpighius(r) beſchreibet gewiſſe runde inwen-
dig hole Kernchen (acinos), die auf der Flaͤche der Fa-
ſern (naͤmlich im Zellgewebe) laͤgen, und mit einem kla-
ren, aſchfarbenen, in Krankheiten aber weinſteinarti-
gen Saft angefuͤllet waͤren, und vertheidigt auch dieſel-
ben gegen den Nuck, der ſie nicht zugeben wollte (s).
George Mylius hat eben dieſe durch den ganzen faſer-
haften Bau der Druͤſen zerſtreute Kernchen wieder ange-
fuͤhret (t). Selbſt Fr. Ruyſch hat einige Kernchen, in
der
[345]Flieswaſſergefaͤſſe.
der Geſtalt von runden kleinen Knaͤueln, abgebildet (u),
er leugnete aber, daß ſie hol, oder mit einem Safte er-
fuͤllet waͤren. Albinus(x) hielte ſie aber fuͤr Gefaͤs-
knaͤuel, in welche der eingeſprizte Saft nicht eingedrun-
gen waͤre, und machte daher die Anmerkung, daß viele
Kernchen alsdenn zum Vorſchein kaͤmen, wenn die Ge-
faͤſſe nicht angefuͤllet waͤren, und ſehr wenige, wenn ſie
ausgeſprizt wuͤrden. Es haben auch weder der kurz zu-
vor geruͤhmte Gmelin(y), noch Aug. Ludolf de Hugo
(z) dieſe Kernchen hol befunden, welcher leztere einer von
meinen geliebteſten Schuͤlern war, aber vom Tode ploͤz-
lich hinweggeraffet wurde, da er ſchon beinahe den hoͤch-
ſten Gipſel in unſrer Kunſt erreichet hatte. Mylius
behauptete uͤber dieſes noch, daß ſich in den aͤuſſern Bau
dieſer Druͤſen noch andere ſehr kleine Druͤſen befaͤnden (a),
und daß ſich inwendig ein Saͤkchen befaͤnde (b), das von
vielen Gefaͤſſen durchloͤchert waͤre. Er iſt der einzige,
der dies alles angefuͤhret hat.


§. 20.
Der dieſen Druͤſen eigenthuͤmliche
Saft.


Daß ſich in den einfachen Druͤſen ein weiſſer, molki-
ger Saft befinde, der duͤnner als Milch iſt, kann man
beſonders an jungen Thieren wahrnehmen, und das hat
allerdings ſeine gute Richtigkeit. Dieſen Saft nannte
Thom. Wharton(c) milchramartig, Malpighius
(d) aſchenfarbig, Nuck durchſichtig (e), Morga-
Y 5gni
[346]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gni(f) weiß; alle haben es, wie ich glaube, recht, und der
Natur gemaͤs, getroffen. Denn obich ihn gleich jeder-
zeit weis gefunden, ſo wird deswegen doch die Moͤglich-
keit nicht gelaͤugnet, daß eine andere Farbe entſtehen koͤnn-
te, wenn ſich allzuvieles Flieswaſſer damit vermiſchet.
Jn Krankheiten iſt dieſer Saft oͤfters gipsartig; am
haͤufigſten aber findet man ihn in den Druͤſen der Luft-
roͤhrenaͤſte, wo er ſchwarzblau von Farbe iſt. Dieſes iſt
die Druͤſentinte (atramentum glanduloſum) eines neuern
beruͤhmten Wundarztes (g), dergleichen ich aber in den
Nierendruͤſen niemals gefunden habe. Es vermindert
ſich uͤbrigens dieſer Saft in Erwachſnen, und man kann
denſelben oͤfters, ſo wol vor als in dem hohen Alter, gar
nicht mehr zeigen.


Man iſt zur Zeit uͤber den eigentlichen Aufenthalt
dieſes Saftes noch nicht recht eins. Jndeſſen glaube
ich doch allenfalls mit dem Nuck(h), daß derſelbe nach
dem Beiſpiele, das wir an der Bruſtdruͤſe, als der groͤſſe-
ſten unter allen Druͤſen, haben, ſich in den Rau-
me der Zellfaͤcherchen befinde. Denn man kann denſel-
ben uͤberall an der Bruſtdruͤſe, wo man nur darein auch
einen ganz kleinen Einſchnitt machet, aus ſolcher Oef-
nung herausdruͤkken, und doch findet man ſo wenig eine
offenbare Hoͤle, worinnen er aufbehalten wuͤrde, als
daß er aus einem gewiſſen Gefaͤſſe ſolte ſcheinen hervor-
zukommen, weil er in der Quantitaͤt ein ſolches Troͤpf-
chen uͤbertrift, das ſonſt aus einem geoͤfneten nicht all-
zugroſſen Gefaͤſſe herfuͤrdringen moͤchte; noch weniger
aber wuͤrde er aus den entfernten Theilen dieſer Druͤſe
mit ſo leichter Muͤhe durch die Gefaͤſſe in die Oefnung
koͤnnen gepreſſet werden, wozu auch endlich noch dieſes
kommt,
[347]Flieswaſſergefaͤſſe.
kommt, daß gedachter Saft ganz offenbar, mit einem
Schaum, aus denen Faͤcherchen und kleinen Hoͤlen her-
ausgepreſſet wird.


§. 21.
Die Gefaͤſſe und Nerven dieſer
Druͤſen.


Es verſammlen ſich die rothen Schlagadern in den
einzelen Druͤſen in groſſer Menge; ſie verbreiten ſich
auch nicht allein in der aͤuſſern Membrane derſelben, die
von ihnen eine rothe Farbe bekoͤmmt, ſondern es zerthei-
len ſich auch die meiſten von denenſelben in dem Zellge-
webe (i), von deren Nezverwikelungen an der Druͤſe des
menſchlichen Gekroͤſes uns Fr. Ruyſch eine Abbildung
hinterlaſſen hat (k).


Es wird niemand leugnen, daß nebſt dieſen Schlag-
adern nicht auch zugleich ſollten Blutadern vorhanden
ſeyn, obgleich dieſe leztern noch von niemand ſind be-
ſchrieben worden, gleichwie ſie auch ſonſt gemeiniglich
hin und wieder aus der Acht pflegen gelaſſen zu wer-
den.


Von Nerven gehen gewis in dieſe Druͤſen nur ſehr
wenige, die man kaum erweislich machen kann, wenn
ſie gleich von der groͤſten Art ſind. Auf ſolche Weiſe
wuͤrde es ſchwer fallen, in denen ſo haͤufigen Druͤſen des
Mittelfelles, oder auch an der ſo anſehnlichen Bruſtdruͤſe,
die zwar an ſich weicher iſt, aber doch in Anſehung ihres
Safts und der Abname ihrer Groͤſſe an Erwachſenen,
mit dieſen Flieswaſſerdruͤſen uͤbereinkommt, auch nur ei-
nen einzigen Nerven zu zeigen. Daher ruͤhrt alſo die
ſchwache
[348]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
ſchwache Empfindlichkeit dieſer Druͤſen, ſo oft ſie ſchwel-
len, oder Eiter ſezzen, wie man an den Druͤſenkroͤpfen
(ſcrophulae) wahrnimt. Jch begreife alſo nicht, wie ei-
nige beruͤhmte Maͤnner darauf gefallen ſind, zu behau-
pten, daß dieſe Druͤſen eine merkliche Anzahl von Ner-
ven aufnaͤhmen (l).


§. 22.
Der Weg, den die Flieswaſſergefaͤſſe, bis
zu dieſen Druͤſen hin, zu nehmen
pflegen.


Es haben aber beruͤhmte Maͤnner beſonders im vo-
rigen Jahrhunderte, die Flieswaſſergefaͤſſe, und unter
denen im Gekroͤſe befindlichen, die Milchgefaͤſſe, bis zu
dieſen Druͤſen mit mehreren Fleiß verfolgt. Es gehet
demnach entweder ein einzeles Flieswaſſergefaͤs (m), oder
mehrere dergleichen kleine Staͤmme (n), nach einer einfa-
chen Druͤſe hin, wie man an den Lendendruͤſen ohne
Schwierigkeit gewahr wird, vornaͤmlich wenn man in
den untern Theil des Bruſtkanals Quekſilber gebracht
hat.


Wenn ſie ſich, nach Art der Schlagadern, in Aeſte
zertheilet haben (o), ſo breiten ſie ſich laͤngſt der Druͤſe
aus, und beobachten das gemeinſchaftliche Geſez, daß
die Oefnungen ihrer Aeſte im Lichten zuſammen genom-
men groͤſſer ſind, als die Stammoͤfnung.


Mit dieſen hineinleitenden (inferentia) (p) oder
herbeiflieſſenden Flieswaſſergefaͤſſen laufen noch andre in
eins
[349]Flieswaſſergefaͤſſe.
eins fort, welche man die ableitenden (efferentia) und
ausfuͤhrenden, von ihrem Amte, genennet hat, und die
mit ihren Wurzeln aus den lezten Aeſten der hineinleiten-
den herſtammen (q). Es koͤmt naͤmlich das Quekſilber,
wenn man es in die erſte Art von Gefaͤſſen hineinlaͤſt,
ganz leicht durch die zwote wieder zum Vorſchein. Fer-
ner vereinigen ſich eben dieſe Gefaͤſſe, nach Art derer
Blutadern, mit andren von ihres gleichen in groͤſſere
Staͤmme, und bringen endlich nur ein einziges oder doch
wenige Waſſeraͤderchen hervor, welche ſich durch die
Spalte des Druͤſenrizzes (r), die zwar nicht bis in den
innerſten Theil hineingehet, nachhero wieder herausbe-
geben. Dieſe Waſſeradern laufen bisweilen noch zu ei-
ner zwoten und dritten ſolchen einzelen Druͤſe hin (s),
und breiten ſich in denſelben eben ſo aus, wie in der er-
ſten: denn ich habe das Milchſtaͤmchen im Gekroͤſe, das
ich mir hierzu erwaͤhlt hatte, bis zur fuͤnften Druͤſe ver-
folgt. Hieraus erhellet, daß dieſes kein allzugroſſer
Vorzug bei der Pfortader ſey wenn dieſelbe theils aus
zuſammenſtoſſenden Blutadern entſteht, theils auch ſich
wieder in Aeſte zergliedert, die weit aus einander gehen.
Denn ſie hat dieſes Vorzuͤgliche mit allen Flieswaſſer-
gefaͤſſen gemein.


Jndeſſen befinden ſich ſo wol unter den Flieswaſſer-
als Milchgefaͤſſen nicht wenige, welche, nachdem ſie nur
ſo obenhin ihre Druͤſen beruͤhret haben, ohne einen Aſt
in das Jnnere hineinzuſenden, neben denenſelben vorbei-
gehen.


§. 23.
[350]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 23.
Ob ſich das Flieswaſſer in dieſe Druͤſen
ergieſſe.


Es iſt aber ſchwer zu beſtimmen, ob das in denen
herbeifuͤhrenden Gefaͤſſen befindliche Flieswaſſer ganz al-
lein von den zuruͤkfuͤhrenden aufgenommen werde und in
dieſelben uͤbergehe? oder ob es ſich vielmehr in einige
Druͤſenhoͤlen vorher ergieſſe, aus denen es von den zu-
ruͤkfuͤhrenden Gaͤngen wieder eingeſogen wird, und ſo-
dann wieder heraustritt. Man findet auf beiden Sei-
ten Anſehn und Gruͤnde. Und zwar behauptet Mal-
pighius
(t), daß ſich das Flieswaſſer in der That in
ſeine hole Blaͤschen ausleere, er fuͤgt auch den Verſuch
hinzu, da die eingeſprizte Tinte in denen Saͤkchen einer
von einem kraͤnklichen Zuſtand verdobenen Leberdruͤſe,
ſtehen geblieben. Ein vormals beruͤhmter Leibarzt (u)
hat noch einen andern Verſuch hinzugefuͤgt, da das in
einige einfache Druͤſen gebrachte Quekſilber in die klein-
ſte Tropfen zerſtaͤubt worden. Dagegen erinnerte der
vortrefliche Albinus, (denn den Mylius(x) uͤberge-
hen wir jezo,) wie ich aus deſſen Vorleſungen, die ich
vor dreyßig Jahren beſucht habe, mich noch entſinne,
daß das Quekſilber ganz und gar nicht in einige Raͤume
einer Druͤſe eindringe. Er glaubte ferner, man wuͤrde
es bei dieſer Hoͤle, wenn ja einige Ergieſſung dieſer fluͤſ-
ſigen Materie in Tropfen oder kleinen Maſſen ſtatt faͤn-
de, durch keine Gewalt ſo weit bringen koͤnnen, daß die-
ſelbe von den wegfuͤhrenden Gefaͤſſen aufgenommen wuͤr-
de (y). Sie wuͤrde ſich auch ferner ungleich leichter in die
erreichte Raͤume ausbreiten, als daß ſie von den kleinen
Muͤndun-
[351]Flieswaſſergefaͤſſe.
Muͤndungen der hineinduͤnſtenden Gefaͤſſe ſolte koͤnnen
verſchlukt werden. Auſſerdem aber, ſezte er hinzu, blie-
be das Terpentinoͤl und der eingeſprizte Talg in den Ge-
faͤſſen ſtehen, und ſie troͤpfelten beide in keine Hoͤlungen
durch. Von Brunners Verſuche meldete er, daß die-
ſes fluͤßige Metall zufaͤlliger Weiſe aus den geborſtnen
Gefaͤſſen heraus gelaufen ſey. Man kann hierzu noch
einige oben angefuͤhrte Verſuche fuͤgen, da das Quekſil-
ber und Terpentinoͤl, welche man in die rothen Schlag-
adern getrieben, in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergehet,
indem dieſer Erfolg zeiget, daß die kleinen Schlag-
aͤderchen ſich in Flieswaſſergefaͤſſe endigen. Denn ver-
moͤge eben dieſer Hidroſtatiſchen Lehrſaͤzze wuͤrde ſich ein
Saft, den man in die Schlagadern getrieben, ungleich
leichter in die Zellraͤume ergieſſen muͤſſen, als er von den
engen Muͤndungen der durchſichtigen Gefaͤſſe wuͤrde koͤn-
nen aufgenommen werden.


Dem ſey nun aber wie ihm wolle, ſo ſcheinet doch
wenigſtens die Ergieſſung des Milchſaftes in der Bruſt-
druͤſe vermittelſt des Zellgewebes, die Vermuthung zu
machen, daß in der That von den Schlagadern ein ganz
duͤnner, von dem Flieswaſſer offenbar unterſchiedner
und mit der Milch naͤher uͤbereinkommender Saft in die
ſchwammigen Raͤumchen der einfachen Druͤſen gebracht
werde, den nachgehends die verſchlukkenden Muͤndun-
gen der ruͤkfuͤhrenden Gefaͤſſe wieder aufnaͤhmen, und
nachdem er mit dem Flieswaſſer vermiſcht worden, wei-
ter wegfuͤhrten. Es mus uns naͤmlich dieſe Aus-und
Einduͤnſtung einer Milch nicht viel ſchwerer vorkommen,
als des Fettes ſeine (z), von dem man, da es doch eine
viel traͤgere Fluͤſſigkeit iſt, die Ergieſſung in die Zell-
raͤume, und die Aufname aus den Raͤumen in die Blut-
adern, bereits erwieſen hat. Jch wuͤſte auch keine an-
dere
[352]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
dere Urſache anzugeben, warum die Druͤſen, wie wir
bald (§. 26.) zeigen wollen, denen Verſtopfungen im-
merzu ſo ungemein leicht unterworfen ſind.


§. 24.
Die Ordnung und das Siſtem der
einfachen Druͤſen.


Nunmehro iſt noch uͤbrig, daß wir auch von dem
Nuzzen dieſer Druͤſen handeln. Es laͤſt ſich dieſer aber
nicht hinlaͤnglich zeigen, wenn wir nicht zuvor die Ge-
genden nach einander anfuͤhren, in welchen ſie ſich befin-
den. Man trift ſie demnach in den meiſten Theilen des
menſchlichen Koͤrpers an, ſowol zwiſchen den Muskeln
und der Haut, als in den Zellraͤumen, die das Einge-
weide umgeben. Ohnerachtet ſie nun die Staͤmme der
Gefaͤſſe und beſonders die groſſen Blutadern gerne be-
gleiten, ſo wird man es doch deswegen nicht als eine
weſentliche Eigenſchaft derſelben annehmen koͤnnen, daß
ſie ſich neben den Gefaͤstheilungen, wie das Alterthum
zu glauben beliebte, aufhielten (a). Denn es gibt nicht
nur viele Druͤſen, wo keine Gefaͤſſe, die was zu bedeu-
ten haͤtten, ſich zeraͤſteln, z. E. die Druͤſen des Mittel-
felles, ſondern es zeraͤſteln ſich auch an andren Orten
groſſe Gefaͤſſe ohne alle Druͤſen, dergleichen an den
Aortenbogen und den Gliedmaſſen beinahe allenthalben
geſchicht. Jn der ganzen Hoͤle der Hirnſchale findet man
keine, und man mus weder die Blaſen des Adergeflechtes
(plexus choroidei), noch die Zirbeldruͤſe (conarium),
oder die Schleimdruͤſe hieher rechnen, denn die leztge-
nannten Druͤſen ſind wuͤrklich von einerlei Beſchaffen-
heit mit dem Gehirne, die erſten ſind hingegen wenig-
ſtens
[353]Flieswaſſergefaͤſſe.
ſtens kleiner, und weicher, als die einfachen Druͤſen zu
ſeyn pflegen.


Sie kommen alſo zuerſt zum Vorſchein im Geſichte,
an dem ſo genannten Joche, welches aus der Zuſammen-
ſezzung des Schlaf-und Bakkenbeins entſtehet. Denn
hier liegen auch uͤber der Ohrendruͤſe verſchiedene von
ſolchen einfachen (b), und vereinigen ſich bisweilen zum
groſſen Nachtheil mit den Speichelquellen und dem Kaͤu-
muskel. Jhre Anzahl iſt ſehr betraͤchtlich, und ſie ge-
hen uͤber die ganze vordre Flaͤche dieſer beiden Theile hin.
Hierauf kommt dieſe Reihe von Druͤſen auf die Kinbak-
kendruͤſe. Um dieſe herum, ingleichen an dem Unterkie-
fer, uͤber deſſen Rand, wo die Zuſammenwachſung ohne
Gelenke (ſymphyſis) ihren Anfang nehmen will, ferner
um den Stamm der Lefzenſchlagader, wie auch unter
dem aͤuſſern Rand des Kiefers, und an dem zweibaͤu-
chigen Muskel, finden ſich wiederum ſehr viele einfache
Druͤſen. Die alten Schriftſteller, ſo von Druͤſen ge-
handelt (c), nannten ſie die aͤuſſern Kieferdruͤſen.
Richard Hale bediente ſich dieſer Benennung in einem
andern Verſtand, und legte ſie denenjenigen bei, die wir
die Bakkendruͤſen nennen (d).


Ferner gehet dieſe Druͤſenreihe mit dem Schlund-
kopfe (e) fort, ſowol an der Seite, als hinter demſel-
ben, nach der Richtung der Droſſel- und Halsblutader.
Sie liegen hierauf in ziemlicher Anzal neben der vor-
nemſten Blutader des Kopfes, und behalten den ge-
meinſchaftlichen Namen der Kehlendruͤſen (iugula-
res),
Z
[354]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
res), den man ihnen ſeit langer Zeit gegeben (f). Ei-
nige dererſelben, beſonders der aͤuſſern, befinden ſich ne-
ben der aͤuſſeren Seite der Halsſchlagader, wo dieſe in
den Kopf ſteigt, zwiſchen dem Kieferfortſazze des Schlaf-
beines und dem erſten Nakkenwirbel, und liegen daſelbſt
auf dem Muskel, der das Schulterblat aufhebt (leva-
tor ſcapulae
): andre wenden ſich auswerts nach dem Ziz-
zenmuskel (maſtoideus) und deſſen Umfang, ſind aber
dabei nicht ſonderlich gros oder zahlreich. Man hat die-
ſe die Nakkendruͤſen(g), und die andern, welche mehr
nach oben zu liegen, Hinterhauptsdruͤſen genannt,
wie ſie denn auch dem Wharton(h) bereits bekannt ge-
weſen.


Endlich gelanget dieſe Schaar von Druͤſen, nach-
dem ſie dem Droſſeladerſtamme nachgefolgt, zu der
Schluͤſſelblutader. Hier wenden ſich einige, mit der
Schluͤſſelblutader, nach der aͤuſſern Seite hin, theils
uͤber das Schluͤſſelbein, theils auch unter daſſelbe, daß
ſie davon bedekt werden, und haben daher den Namen
der Schluͤſſelbeindruͤſen (ſubclaviae) bekommen (i).


Einige andere ſolcher Druͤſen werden uͤber dem
Schluͤſſelbeine, wo daſſelbe mit dem Schulterblate ſich
vereiniget, oberhalb der Schulterhoͤhe (acromion) von
der Muͤnchskappe (muſculus trapezius) bedekt, und ſind
unter dem Namen der Oberſchulterdruͤſen(k) bekannt
worden.


Wieder
[355]Flieswaſſergefaͤſſe.

Wieder andere machen zwiſchen dem Unterſchulter-
muskel und den Ribben, indem ſie von dem kleinen Saͤ-
gemuskel bedekt werden, einen anſehnlichen Knaͤuel aus,
und hier heiſſen ſie die Achſeldruͤſen(l). Einige derer-
ſelben ſind einfache, andere zuſammengehaͤufte. Whar-
ton
(m) ſezt ihre Anzal auf drei, ich (n) finde aber deren
ungleich mehrere.


An den Aermen trift man kaum was druͤſiges an,
eine oder die andre einfache Druͤſe ausgenommen, wel-
che ich am zweikoͤpfigen Muskel, neben dem Buge des
Ellbogens, wiewol nicht allezeit, gefunden, ohnerach-
tet ſie vorlaͤngſt von verſchiednen Schriftſtellern ſind an-
gefuͤhret worden (o). Unten am Ellbogen habe ich zu-
weilen uͤber der Einlenkung der Handwurzel mit der
Spindel nur wenige und keine groſſe Druͤſen gefunden.
An der Hand aber, oder der Fusſole, um aͤhnliche Thei-
le des Koͤrpers ſogleich zuſammen zu nehmen, habe ich
nie etwas einer Druͤſen aͤhnliches wahrgenommen, ob ſie
gleich von beruͤhmten Maͤnnern in dieſe Gegend ſind ge-
ſezt und beſchrieben worden (p).


Hingegen gehen die zur rechten Seite befindlichen
Kehldruͤſen mit der Holader, und zu beiden Seiten mit
der Luftroͤhre auf einem Wege fort. Die erſtern gehen
auf der vordern Flaͤche des Herzbeutels, mitten zwiſchen
den Blaͤttern des Ribbenfelles, in der Hoͤle des Mittel-
fells, in groſſer Anzal nach dem Zwerchfelle (q) in der vo-
Z 2rigen
[356]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
rigen Ordnung herab, und einige dererſelben liegen auf
dem Zwerchfelle ſelbſt. Die alten Schriftſteller, ſo die
Flieswaſſergefaͤſſe beſchrieben (r), haben Unrecht, wenn
ſie nur eine angeben; Lanciſius hat deren mehrere in
der Abbildung vorgeſtellet (s), irret aber darinnen, daß
er ſie allein der obern Gegend des Herzbeutels zuſchreibet,
gleichwie er auch darinnen fehlet, wenn er ſie fuͤr die
Quelle haͤlt, daraus das in dem Herzbeutel befindliche
Waſſer kommt. Es ſind dieſes die Bruſtbeindruͤſen
und die Unterbruͤſtedruͤſen (ſternales \& ſubmammilla-
res
) des Nucks(t) und Mylius, denn ich weiß keine
andre, die dieſe Maͤnner unter dieſem Namen verſtan-
den haͤtten.


Diejenigen, welche an der Luftroͤhre hinabliegen, be-
gleiten auch beide Aeſte derſelben (u), und befinden ſich ſo-
wol vor-als hinterwerts um die groſſen Gefaͤſſe der Lun-
ge herum, daher dann Nuck(x) ihren Namen von der
Lunge, Verheyn aber (y) von den Luftroͤhrenaͤſten her-
geleitet, obgleich keiner von beiden, wie wir anderswo
mit mehrerm zeigen wollen, der Erfinder davon iſt (z).
Von einigen dererſelben, die ſich hinter dem Herzbeutel
in der hinterſten Hoͤle des Mittelfelles befinden, hat uns
der beruͤhmte Lanciſius(a) die Abbildung geliefert.


Die leztgedachten gehen in anſehnlicher Menge und
Groͤſſe mit dem Schlunde bis zum Zwerckfelle herab,
und ſind mit ſehr vielen Flieswaſſergefaͤſſen untermiſchet.
Eine
[357]Flieswaſſergefaͤſſe.
Eine oder zwo davon, die ſich vielleicht durch ihre Groͤſ-
ſe hervorgethan, und ſich hier allein zu befinden, oder
etwas vorzuͤgliches zu haben geſchienen, ſind vom Ve-
ſalius
(b) unter dem Namen einer eigentlichen Ruͤk-
kendruͤſe
beſchrieben worden: dieſe Druͤſe machte J.
Vercellonius(c) dadurch noch mehr bekannt, da er
von derſelben glaubte, daß darinnen eine ſalzige und zur
Verdauung derer Speiſen dienliche Feuchtigkeit abgeſon-
dert wuͤrde. Sie iſt aber uͤberhaupt weder einzeln, wie
dieſe Maͤnner davor gehalten, noch, nach andrer Vermu-
thung, zweifach (d), noch vier- oder fuͤnffach, wie
Wharton(e) und andre wollen (f), ſondern ſie ſind
uͤberhaupt von einer ungewiſſen, zugleich aber auch ziem-
lich groſſen Anzal, wie der beruͤhmte Burchard David
Mauchart mit gutem Grunde erinnert (g). Es hat
ſie der erſte Lehrer zu Padua (h), der ſo viele andre Jrr-
thuͤmer gluͤklich und ſcharfſinnig ausgerottet, dem Ge-
ſchlechte derer Flieswaſſergefaͤſſe wieder einverleibet.


Jm Unterleibe findet ſich endlich eben dieſe Reihe
von Druͤſen links und rechts am Schlundgange und an
beiden Theilen des Nezzes, das vom Magen ſowol nach
dem Grimdarm, als nach der Leber hingehet (omentum
Z 3gaftro-
[358]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gaſtro-colicum \& gaſtro-hepaticum). Jene folgen dem
groſſen Nezzbogen des Magens, bis zum Ende des zwi-
ſchen dem Magen und Grimdarm befindlichen Nezzes.
Nuck(i) und ſeine Nachfolger nennen ſie, wie von
Peyer(k) ſchon vorlaͤngſt geſchehen, Nezzdruͤſen: und
es ſind die untern Druͤſen am Magen, bei eben die-
ſem in dergleichen Dingen ſehr ausfuͤhrlichen Schriſtſtel-
ler, dem Nuck, nichts anders, als eben dieſelben.


Die im kleinern Magenbogen ſizzen, heiſſen bei die-
ſem Manne die obern Magendruͤſen, beim Jac.
Vercellonius(l) aber ſchlechtweg Magendruͤſen
(gaſtricae), und ſie gehen vom Magenpfoͤrtner (pylorus)
nach den benachbarten Leberpforten hin (m), und es umge-
ben den Stamm derjenigen Blutader, welche von die-
ſen Lebererhoͤhungen den Namen bekommen hat, diejeni-
gen vor-und hinterwaͤrts (n), die uͤber der Holader ſelbſt,
unter der Leber, vorwaͤrts liegen. Sie ſind ſowol der
Anzal, als Groͤſſe nach, ziemlich betraͤchtlich. Die vor-
dern beruͤhren die Gallenblaſe, doch iſt es unrecht, daß
man ſie, als ob ſie nur eine einzige waͤren, die Gallen-
druͤſe
(cyſtica) (o) nennet. Nuck hat nach und nach
die Leber- und Pfortdruͤſen zuſammengezaͤhlet.


Eben dieſe Druͤſenkette geht mit der Pfortader und
Gekroͤsſchlagader in einem fort, und ſie vereiniget ſich
mit den zalreichen Druͤſen des Gekroͤſes der duͤnnen und
dikken Daͤrme (meſenterium \& meſocolon), wovon wir
anderswo ausfuͤhrlicher handeln wollen.


Mit der Holader ſteigen ferner die vorwaͤrts liegen-
den Druͤſen laͤngſt den Lendenwirbeln hinab, und ſind hier
un-
[359]Flieswaſſergefaͤſſe.
unter dem Namen der Lendendruͤſen (p) bekannt, auch vom
Bartholin(q) ſo oft erwehnet worden, indem dieſer
beruͤhmte Mann, weil eine Menge von Flieswaſſerge-
faͤſſen ſich unter dieſelben miſcht, ſie ſo gar vor den wah-
ren Sammelkaſten des Nahrungsſafts im Menſchen an-
geſehen. Sie ſind wirklich gros, und geſchwellen oͤfters.


Von den groſſen Gefaͤſſen wenden ſich diejenigen,
welche mit den Huͤftaderaͤſten (iliaca) gleichen Namen
fuͤhren (r), nach den Huͤften herab. Die andere Ab-
theilung von dieſer Schaar gehet gleichfalls nach dem
Bekken hinab; dieſe breiten ſich mit der Blutader des
Unterleibes und deren verſtopfenden Aſte (ramus cotura-
torius
), wie auch mit den Blutadern des Kreuzes uͤber-
all aus, ſind anbei der Gefahr der toͤdlichen Verhaͤrtun-
gen eben ſo wohl ausgeſezt, und werden von beruͤhmten
Maͤnnern (s) die Heiligdruͤſen genannt. Jn dem
Bekken kommen dieſe Heiligdruͤſen mit den lezten Gekroͤs-
druͤſen, die den Maſtdarm von hinten zu begleiten, wie-
der zuſammen.


Eine andre Kette von Druͤſen iſt die zur Huͤfte mit
der Schienbeins Schlag- und Blutader fortlaͤuft, und
ſich unter dem Unterleibe und deſſen Muskeln, beſonders
unter dem innern Darmknochenmuskel, zwiſchen dem
dreikoͤpfigen und Schneidermuskel (t), theils in einen
Haufen verſammlet, theils einzeln zum Vorſchein koͤmt.
Ob ich gleich ihre Anzal vor groͤſſer hielte, ſo habe ich
doch, bei genaueren Nachzaͤhlen, nur ihrer viere gefun-
Z 4den
[360]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
den (u), ohnerachtet Wharton deren acht angegeben (x).
Uebrigens ſind die von ihrem Sizze ſogenannte Leiſten-
druͤſen
wegen der veneriſchen Beulen mehr als zu be-
kannt, welche eigentlich ihre Krankheit ausmachen, wo-
bei ſie auch bisweilen verhaͤrtet werden, und dieſe gehen
mit den Staͤmmen groſſer Gefaͤſſe faſt bis mitten zu dem
Schneidermuskel hinab. Von dieſem Muskel hat ſie
Nuck die Schneiderdruͤſen(y), von der Schlag-
ader aber die Schienbeindruͤſen genannt (z).


Nachdem ſie allmaͤlich ſeltner geworden, verſchwin-
den ſie an der Kniekehle (a*) beinahe gaͤnzlich, indem mir
am Schienbeine, der Schienenroͤhre, und dem Fuſſe
nie einige vorgekommen ſind. Selbſt die Kniekehldruͤ-
ſen ſind, als die lezten derer einfachen Druͤſen, auch
ſchon die kleinſten unter allen.


§. 25.
Jhr Nuzzen iſt an jungen Thieren vor-
zuͤglich gros.


Nachdem wir nun die Bauart erklaͤret, ſo iſt anjezzo
der Nuzzen dieſer Druͤſen zu unterſuchen. Erſtlich ſchei-
net demnach derſelbe in der Jugend im menſchlichen Koͤr-
per groͤſſer zu ſeyn. Denn es ſind dieſe Druͤſen in der
Frucht ſehr gros, weich, und ſaftreich, und eben ſo auch
in den jungen Thieren (a); in Erwachſnen ſind ſie ſchon
haͤrter, abgezehrt, und verſchiedene dererſelben ſcheinen
als-
[361]Flieswaſſergefaͤſſe.
alsdenn gar zu verſchwinden (b), nicht als ob ſie wirk-
lich vernichtet worden, ſondern weil ſie vermittelſt der
Anziehungskraft des feſter gewordnen Zellgewebes derge-
ſtalt zuſammengedrukt ſind (c), daß ſie einer, der ſie nur
obenhin anſieht, beſonders wenn ſie unter dem Fett lie-
gen, gemeiniglich mit vieler Muͤhe kaum finden kann.
Denn in recht erwachſnen Koͤrpern kann ich wenigſtens
die Bruſtdruͤſe in der Hoͤle des Mittelfells, und die Druͤ-
ſen am Gekroͤſe und Maſtdarme noch ganz wohl erken-
nen. Einige ſind ſo gar an Erwachſnen noch deutlicher
geworden, weil ſie ſich durch ihre Farbe erheben, wie
ſolches von denen Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte bekannt iſt.


Es laͤſſet ſich aber auch der in den Druͤſen der Kin-
der ſehr haͤufig vorhandene milchhafte Saft, in erwachs-
nen Koͤrpern entweder ſehr ſchwerlich zeigen, oder er iſt
gaͤnzlich, auch ſo gar in der Bruſtdruͤſe, der groͤſten
von allen, wieder verſchwunden. Daß aber dieſer Saft
in den noch zarten Koͤrpern nicht ſeinen guten Nuzzen
ſolte geleiſtet haben, daran wird wohl niemand zweifeln.
Man koͤnnte demnach glauben, daß das Flieswaſſer ver-
mitteiſt der Beimiſchung dieſer Druͤſenmilch verduͤnnet
werde, gleichwie dieſer Milchram in der That den Nah-
rungsſaft verduͤnnet, wenn er mit demſelben vermiſchet
wird, und ſolchergeſtalt veranlaſſet, daß er aus den
Milchgefaͤſſen der zweiten Ordnung ſchon heller aus den
Druͤſen hervorkommt, als er in die von der erſten Ord-
nung gekommen war (d). Es iſt aber dieſes Flieswaſſer
an ſich ſchon duͤnner, als gedachter Milchram.


Z 5§. 26.
[362]Zweites Buch. Gefaͤſſe.

§. 26.
Ob dieſe Druͤſen den Lauf des Flieswaſſers
befoͤrdern helfen.


Die meiſten Zergliederer und phiſiologiſche Schrift-
ſteller, vor allen aber Malpighius(e), haben die-
ſen Druͤſen Muskelfaſern zugeſchrieben, benebſt einer
Kraft, die da geſchikt iſt, den Lauf des Flieswaſſers zu be-
foͤrdern, daß ſie alſo gleichſam eben ſo viel kleine Her-
zen fuͤr die durchſichtigen Gefaͤſſe waͤren (f): ſolchemnach
befaͤnden ſich an den Leiſten des Menſchen deren viel meh-
rere, als bei den unvernuͤnftigen Thieren (g), weil das
menſchliche Flieswaſſer viel mehr in die Hoͤhe ſtiege, als
bei den uͤbrigen Thieren.


Wenn ſie aber weder Muskelfaſern, noch eine Reiz-
barkeit beſizzen, ſo laͤſt ſich dieſe Kraft wohl in Zweifel
ziehen. Ferner laͤſt es ſich durch die Gruͤnde und Erſchei-
nungen erweislich machen, daß nirgends die Saͤfte im
Menſchen ſo oft ſtokken oder ſtehen bleiben, als in dieſen
Druͤſen. Am meiſten aber ſtehet der Umſtand dieſer
Meinung entgegen, daß an dem Orte die Bewegung des
Flieswaſſers gemeiniglich gehemmet wird, wo eine neue
Muskelkraft hinzukommt. Jn den einfachen Druͤſen iſt
hingegen der gewoͤhnlichſte Siz derer Verhaͤrtungen.
Man findet die Druͤſen des Gekroͤſes zum oͤftern (h) ver-
haͤrtet und ſehr ausgedehnet, ſowol nach meinen, als
anderer Schriftſteller Beobachtungen, daß ſie mit ihrem
Geſchwulſt vielmals eine falſche Waſſerſucht vorgeſtellet
haben
[363]Flieswaſſergefaͤſſe.
haben (i), und nach der gemeinen Theorie die bei Kin-
dern ſo ſehr gewoͤhnliche Abzehrung (k) hervorbringen;
es legen auch in der That zween beruͤhmte Aerzte, Chu-
denius
(l) Vater und Sohn (m), dieſe Urſache in der
Heilung ſolcher Krankheit zum Grunde. Faudacq(n)
meldet, daß dieſe verhaͤrtete Druͤſengeſchwuͤlſte haͤufig
bei ſcorbutiſchen Perſonen vorkommen; von den hipo-
chondriſchen verſichert es Marcellus Donatus(o); bei
denen mit der Engliſchen Krankheit behafteten wird eben
dieſes wahrgenommen, nach Thom. Morgans(p) Be-
richt (q). Mir ſelbſt iſt dieſes Uebel an Knaben in Goͤttin-
gen ſo oft vorgekommen (r), daß ich mich kaum enthal-
ten kann, die Schuld davon auf den allzuſtarken Ge-
brauch der Tartufeln (Solanum tuberoſum), nebſt einer
muͤßigen Lebensart, zu werfen. Jndeſſen werden ſie
auch vom veneriſchen Gifte ſehr leicht verhaͤrtet (s).


Es pflegen aber auch zugleich mit den Gekroͤſedruͤſen
ſehr viele andre Druͤſen an dem menſchlichen Koͤrper zu
ſchwellen (t), als die Lenden- (u) Bauch-(iliacae) und
Leiſten-Druͤſen, auch nach meinen eigenen Beobachtun-
gen,
[364]Zweites Buch. Gefaͤſſe.
gen, und endlich die Bruſtdruͤſe ſelbſt (x), die zu dieſem
Geſchlechte gehoͤrt. So hat man auch ſchon vorlaͤngſt
ganz richtig angemerket, daß an Koͤrpern, welche ge-
ſchwollne Halsdruͤſen gehabt, auch die Druͤſen des Ge-
kroͤſes und der Luftroͤhrenaͤſte gleichfals verſtopft gefun-
den worden, zum offenbaren Beweiſe (y), daß im gan-
zen Druͤſenſiſteme eine allgemeine Stokkung ſtatt finde.
So haben andre beruͤhmte Maͤnner wahrgenommen,
daß faſt niemals am Halſe Kroͤpfe entſtehen, wenn nicht
vorher im Gekroͤſe haͤufige verhaͤrtete Druͤſen vorhanden
geweſen (z). Bei Perſonen die mit geſchwollnen Druͤſen
am Halſe behaftet ſind, trift man das Gekroͤſe voller
Verhaͤrtungen an (a).


Endlich ſind die Verhaͤrtungen in der ganzen Claſſe
der einfachen Druͤſen viel gemeiner, als in den zuſam-
mengeſezten Druͤſen, und es haben beruͤhmte Maͤnner
das Geſchlecht der Flieswaſſerdruͤſen voller Verhaͤrtun-
gen gefunden, wenn die zuſammengeſezten Druͤſen uͤber-
all geſund waren (b).


Geht man zu den Urſachen zuruͤkke, ſo ſiehet man
ganz deutlich, warum in den einfachen Druͤſen die Ge-
ſchwindigkeit der Bewegung des durchflieſſenden Saftes
vermindert werde. Denn es wird eben auf die Art, wie
von den rothen Gefaͤſſen ſoll gemeldet werden (c), auch
in den Flieswaſſergefaͤſſen, die in die Druͤſen laufen, die
Geſchwindigkeit des Flieswaſſers nach dem Verhaͤltnis
der
[365]Flieswaſſergefaͤſſe.
der groͤſſern Oefnung aller Aeſte gegen die Stammoͤf-
nung vermindert, wozu auch noch das Reiben kommt,
welches zu entſtehen pflegt, wenn die Fluͤßigkeit, die
durch kleinere und kegelarnge nach und nach abnehmende
Gefaͤſſe gefuͤhrt wird, die Waͤnde der Gefaͤſſe ausdehnt.
Jch habe ſelbſt bei einem angeſtellten Verſuch wahrge-
nommen, daß in den Flieswaſſerdruͤſen, vermoͤge dieſer
Urſache, eine ſolche ſtarke Zuruͤkkhaltung entſtehe, daß
ich das fluͤßigſte Metall, wenn ich es in die Milchgefaͤſſe
geſprizzet, auf keinerlei Weiſe in das geſammte Siſtem
der Milchgefaͤſſe oder in den Bruſtkanal habe bringen
koͤnnen, wie ich denn auch keinen gluͤklichern Erfolg ge-
ſehen, wenn der groſſe Zergliederer Albinus dieſen Ver-
ſuch vornahm. Man hat demnach vorlaͤngſt ganz wohl
bemerkt (d), daß aus der Traͤgheit des durchflieſſenden
Saftes, wie in der Leber, alſo auch in den einfachen
Druͤſen, ſehr haͤufige Verhaͤrtungen erzeugt worden. Es
wird nicht noͤthig ſeyn, ob es gleich noch hieher zu rech-
nen waͤre, daß wir mit einem neuern beruͤhmten Engli-
ſchen Wundarzte noch hinzufuͤgen, es haͤtte die Natur,
dafern ſie den Lauf des Flieswaſſers beſchleunigen wollen,
dieſen Endzwek ungleich leichter erreichen koͤnnen, wenn
ſie die Gefaͤſſe, darinnen es ſich befindet, mit einer mus-
kelhaften Membrane umgeben haͤtte (e). Solchemnach
iſt es gar nicht wahrſcheinlich, daß die jezt beſchriebne
Druͤſen die Bewegung des Flieswaſſers befoͤrdern ſolten.


§. 27.
Noch andre Hipotheſen.


Jn den uͤbrigen Hipotheſen leuchtet, wenigſtens nach
meiner Einſicht, ſo wenig Wahrſcheinlichkeit hervor, daß
es genung iſt, ſie ohne Widerlegung zu erzaͤhlen: Es be-
haupten
[366]Zweites Buch. Gefaͤſſe. Flieswaſſerg.
haupten naͤmlich einige, daß ein ſtrenger Saft aus den
Nerven in dieſe Druͤſen herabkomme, und ſich wie-
der mit dem Blute vermiſche (f): andre, daß die Lebens-
geiſter ſelbſt, die in dieſen Druͤſen abgeſchieden wuͤrden,
das Flieswaſſer ausmachten (g): noch andre, es wuͤrde
das Flieswaſſer, indem es durch das faͤcherfoͤrmige Druͤ-
ſengewebe gefuͤhret wuͤrde, mit den Lebensgeiſtern ver-
duͤnnet und feiner gemacht (h): endlich lehrte ein neuerer
Verfaſſer, daß die blinden Druͤſen, denn ſo nennet er
die einfachen, den Verluſt der Feuchtigkeiten erſezten,
welche ſich beſtaͤndig in den ofnen Druͤſen, wie er die
zuſammengeſezten nennt, vermoͤge der Abſonderungen er-
ſchoͤpften: folglich muͤſten unſre Flieswaſſerdruͤſen durch
ihren Dienſt, den ſie durch die Erſezzung dem zweiten
Geſchlecht leiſteten, ſich endlich ſelbſt verzehren (i). Es
hat aber J. Fridr. Crellius mit gutem Grunde gezei-
get, daß ſich weder alle einfache Druͤſen mit dem Alter
verzehrten, noch alle zuſammengeſezten mit der Zeit einen
groͤſſern Zuwachs bekaͤmen (k).


Ende des zweiten Buchs.



Drittes
[367]

Drittes Buch
der
phiſiologiſchen Anfangsgruͤnde.
der
Umlauf des Blutes aus dem Herzen in
die Schlagadern, aus den Schlagadern in
die Blutadern, aus den Blutadern wieder
ins Herz zuruͤkke.



Erſter Abſchnitt.
Wohin eigentlich das Blut durch die Schlag-
adern laufe.


§. 1.
Jn den Schlagadern trift man jederzeit
Blut an.


Es enthalten die bisher beſchriebene Gefaͤſſe entwe-
der Blut, oder Flieswaſſer, ſie moͤgen uͤbrigens
Schlag- oder Blutadern ſeyn. Wir unterſu-
chen vor der Hand weder die Menge, noch die Natur
dieſer Feuchtigkeiten: zu beiden Unterſuchungen werden
wir kuͤnftig ſchon Gelegenheit finden. Wir nehmen nur
dieſes einzige hier an, daß ſowol Schlag-als Blutadern
jederzeit mit ihren Saͤften angefuͤllt ſind es moͤgen die-
ſelben Blut, oder Flieswaſſer ſeyn, wenn nur das Thier
noch
[368]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
noch am Leben iſt; und das theils zu der Zeit, wenn die-
ſe merklich aufſchwellen, es geſchehe nun ſolches unter
der Erweiterung (diaſtole), oder der Vollbluͤtigkeit und
von andren Urſachen, theils auch alsdenn, wenn gedach-
te Gefaͤſſe zuſammenzufallen ſcheinen, welches von der
Kaͤlte, dem Schrekken, oder von andern Urſachen zu ge-
ſchehen pflegt. Jn der That enthalten die rothen Schlag-
adern, die mit dem Herzen in einem Stuͤk fortgehen,
nur Blut, und keine gewiſſe duͤnne Feuchtigkeit, keinen
Geiſt oder Luft, wie Praxagoras(a) zuerſt, und nach
ihm Eraſiſtratus gelehrt hat. Cicero aber (b),
Aretaͤus(c), und andre beruͤhmte Maͤnner, welche der
Sekte der Pnevmatiker vornaͤmlich anhiengen, inglei-
chen auch Rufus(d), haben beſonders nach den Lehr-
ſaͤzzen des Eraſiſtratus(e) geſchrieben.


Galenus(f), der in keinem Theile der Phiſiolo-
gie theils ſo ausfuͤhrlich war, theils auch den Beifall der
Nachwelt mehr verdiente, machte dagegen viele Verſu-
che. Er zeigte daher mit gutem Grunde, man koͤnne
an lebendigen Thieren keine einzige Schlagader eroͤfnen,
aus der nicht Blut herausdringe, und man treffe in der
linken Herzkammer viel Blut an (g), ohnerachtet Era-
ſiſtratus
vorgegeben, daß dieſelbe keins enthielte.


Der
[369]Der Lauf des Schlagaderblutes.

Der lezt-gedachte Verfaſſer (g*) hatte dagegen wieder
eingewendet, daß unter den Schmerzen, die bei einem
armen Thiere ſo gar heftig ſind, wenn ihm die Haut ab-
gezogen wird, das Blut aus den benachbarten Blut-
adern zur Wunde und in die Schlagadern hineinſchieſſe,
und das vermittelſt der Anaſtomoſirungen, von denen
wir gleich reden wollen.


Galenus widerlegte hernach dieſen Saz mit einem
andern Experiment. Denn wenn man gleich die Blut-
adern an beiden Enden unterbindet, alſo daß von andern
Orten kein Blut hineinkommen kann, ſo enthalten ſie
doch noch Blut in ſich (h).


Ferner iſt der geſchwinde und ſtrenge Lauf, mit wel-
chen das Blut aus einer eroͤfneten Schlagader heraus-
dringt, viel heftiger, als die Geſchwindigkeit (l), mit
der das Blut aus einer geoͤfneten Blutader hervorkomt,
und es laͤſſet ſich nicht wohl aus einem Zuſammenfluſſe
des Blutes erklaͤren, wie es eigentlich aus den Blutadern
in die Schlagadern gelange. Es iſt auch an lebendigen
Thieren, an ihrem Gekroͤſe, wenn gleich kein Theil ver-
lezt worden, ſo oft man bei ſehr kleinen Thieren die
Schlagadern betrachtet, mit bloſſen Augen, oder ver-
mittelſt eines Vergroͤſſerungsglaſes ganz leicht zu erken-
nen, wie ſich das Blut in den Schlagadern bewege. Jch
glaube auch, daß ſonſt nichts zu der Meinung des Era-
ſiſtratus
Gelegenheit gegeben, als die weisliche Farbe
der Schlagadern, indem durch ihre dikke und zellige
Membranen das Blut nicht eben ſo gut, als in den
Blutadern, durchſcheinen kann. Oder es muͤſte, wel-
ches aber ein wenig zu ſubtil fuͤr ihn geweſen ſeyn wuͤrde,
A adieſer
[370]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
dieſer beruͤhmte Mann, wenn er lebendige Thiere geoͤfnet,
in dem Herzen derſelben Luft geſehen haben, dergleichen
man ſonſt in den Blutadern viel ehe, als in den Schlag-
adern zu finden pflegt, und vornaͤmlich in den Blutadern
des Gehirns, mit dem uͤbrigen Blute vermiſcht, unter
der Geſtalt von abwechſelnden Ringen zu ſehen be-
kommt (k). Jm Herzen aber wird jedoch ebenfalls auch (l),
und zwar nicht ſowol in der linken, als der rechten Kam-
mer, eine Menge Luft, und nicht ſelten ein Blut-
ſchaum, beſonders aber zur Sommerzeit, wahrgenommen,
allein darum wird doch nicht das Blut zugleich ausge-
ſchloſſen. Endlich habe ich oͤfters an den Froͤſchen gefun-
den, wie ehemals auch an einer Schildkroͤte und Froſche
Redi(m) und Caldeſius(n) wahrgenommen, daß in
den Gefaͤſſen, und zwar ebenfalls auch in den Blutadern,
ſehr oft groſſe Luftblaſen mit einer groſſen Geſchwindig-
keit herumgetrieben werden. Aus allen dieſen Erſchei-
nungen laͤſt ſich aber nichts fuͤr den Eraſiſtratus fol-
gern (o). Denn man trift die Luft ſowol in den Schlag-
als Blutadern an, und die Blutadern erfuͤllen ſich da-
mit, wider dieſer Sekte ihre Theorie, viel mehr, als es
die Schlagadern thun: hiernaͤchſt entſtehet auch die Luft,
die man im Herzen findet, aus der Faͤulung, ſie nimmt
zugleich mit derſelben zu, und man kann ſie ſonſt niemals
wahrnehmen, als wenn die im Blute befindliche Luft
von der Waͤrme ausgedehnt wird. Endlich ſind die Luft-
blaſen in kalten Thieren ſelten zu ſehen, ſie werden nicht
zu ihrer Bauart erfordert, und ſie ſcheinen ſich in der
That etwa durch eine Wunde in das Gebluͤte einzu-
ſchleichen, weil man ſie ſo lange nicht wahrnimt, als
alle
[371]Der Lauf des Schlagaderblutes.
alle Theile im unverlezten Zuſtande erhalten wer-
den (p).


§. 2.
Die Schlagadern ſind nicht einmal nach dem
Tode vom Blute leer.


Ferner kann man leicht durch die Zerlegungen zeigen,
daß die Schlagadern nach dem Tode eben ſowol, als
vorher, Blut enthalten, welches auch allerdings einigermaſ-
ſen noͤthig iſt, indem unſerm Lehrer (p*) einige Ausdruͤkke
entfahren ſind, welche einen nicht allzubehutſamen Leſer
leicht uͤberreden koͤnnten, daß die Schlagadern in den
todten Koͤrpern leer waͤren; da zumalauch andere gleichfalls
beruͤhmte Maͤnner (p**) beinahe eben dieſes gelehret ha-
ben. Wenigſtens hat Harvey(q) mit gutem Grunde
erinnert, und es beſtaͤtigen es auch die meiſten Verſu-
che (r), daß man in den Schlagadern, nach dem Tode,
und in der linken Herzkammer weniger Blut finde. Denn
es ziehen ſich die Schlagadern beinahe voͤllig zuſammen,
wenn man ſie auftroknet, oder wenn ſie von aufliegen-
den Koͤrpern gedruͤkt werden, ingleichen auch von der
Gewalt der Kaͤlte und der eigenmaͤchtigen Anziehung der
Zellfaͤden, woraus ſie beſtehen, bis ſie, wie die neuern
Verſuche zeigen, von neun Theilen ihrer Oefnung im
Lichten auf vier vermindert worden (s). Jndeſſen ent-
halten ſie doch wirklich in den meiſten todten Koͤrpern noch
Blut, und ſchuͤtten daſſelbe aus, wenn man ſie zerſchnei-
det, und man kann es deutlich an den mit Talg ausge-
A a 2ſprizten
[372]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
ſprizten ſehen, wie ſich das Blut, wenn man ſie auf-
ſchneidet, mit der Fettigkeit vermiſcht habe. Nicht al-
lein aber diejenigen behalten ihr Blut, in welche es ver-
moͤge ſeiner eignen Schwere, nach Andr. Paſta(t), ei-
nes gelehrten Arztes, Verſuchen, hineindringt, ſondern
auch noch andre und ganz kleine Schlagaͤderchen, welche
die Roͤthe des darinnen aufgenommenen Blutes allein
ſichtbar macht, und die ſonſt gaͤnzlich verſchwinden wuͤr-
den; und eben dieſes gilt auch von den groſſen Schlag-
aderſtaͤmmen. Harvey(u) geſteht ſelbſt, daß er in Er-
ſtikten und unter Ohnmachten verſtorbnen Perſonen in
den Schlagadern Blut wahrgenommen habe; bei denen
unter der Trunkenheit und an boͤsartigen Krankheiten
verſtorbnen hat es der beruͤhmte Schwenke(x) beob-
achtet; Lanciſius bezeuget (y), daß es in dem Aor-
tenſtamme nahe am Herzen niemals daran mangle, und
ich ſehe es mit Vergnuͤgen, daß die Verſuche dieſes Man-
nes, ingleichen des J. B. Morgagni ſeine, mit den
meinigen uͤbereinſtimmen.


Es iſt indeſſen allerdings wahr, daß die Blutadern
viel mehr, als die Schlagadern, vom Blute aufgetrieben
ſind. Denn die Schlagadern, die der vorberuͤhrten Ur-
ſachen wegen dichter ſind, entledigen ſich daher leichter
vom Blute. Die Blutadern nehmen daſſelbe auf, und
werden gezwungen es zu behalten, weil das Herz mit ſei-
nem Nachdruk ihnen widerſteht, und uͤber dieſes auch,
wenn es gleich nicht widerſtuͤnde, dennoch nur wenige
Unzen aufnehmen koͤnnte. Daher iſt in den groſſen
Staͤmmen (a), und in der Holader nahe am Herzen (b),
gemeiniglich das meiſte Blut vorhanden. Der vortref-
liche
(z)
[373]Der Lauf des Schlagaderblutes.
liche Harvey(c) hat die Urſache von dieſer Erſcheinung
ſchon laͤngſtens angezeiget. Bei den Erwuͤrgten, und
am Schlagfluß verſtorbenen, werden ſie auf das hoͤchſte
angefuͤllet gefunden (d).


§. 3.
Das Blut flieſt aus dem Herzen in die Schlag-
aderſtaͤmme, aus den Staͤmmen in die Aeſte,
und aus den Aeſten in die kleinſte
Gefaͤſſe uͤber.


Es ruhet aber dieſes Blut nie in ſeinen Gefaͤſſen, ſo
lange das Leben dauret, und es iſt niemand der Mei-
nung eines Jtalieniſchen Arztes beigefallen, deſſen
Sendſchreiben bei dem Valisneri(e) befindlich iſt, und
der auf die Muthmaſſung verfiel, daß die ganze Blut-
maſſe eine feſte, faſerhafte und muskelhafte Maſchine,
die in den Gefaͤſſen enthalten waͤre, ausmache. Es iſt
aber nicht der Muͤhe werth, daß wir dieſen, allen Ver-
ſuchen gaͤnzlich zuwider laufenden Saz, anjezo widerlegen
ſolten. Denn man kann an lebendigen Thieren, und an
deren Schlag- und Blutadern, den ſchnellen Blutlauf
ſehr leicht zeigen (f). Nur iſt hierbei die Frage, nach
welcher Richtung ſich das Blut in den Schlag- oder
Blutadern beweget. Es ſcheint was uͤberfluͤßiges zu ſeyn,
daß man ſolches an denen Schlagadern zeige, indem noch
niemals eine Meinung, die der wahren entgegen geſezzet
waͤre, iſt vorgebracht worden, ſondern vielmehr das ge-
ſammte Alterthum ſowol, als die ganze Schule der Neu-
ern, ohne den geringſten Widerſpruch gelehret hat (g),
A a 3daß
[374]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
daß das Blut aus dem Herzen durch die Schlagadern
und deren kleinſte Aeſte fortlaufe. Denn wir wollen
dem guten Alten, der uͤberhaupt kein Gelehrter war, und
bei dem die Gemuͤthskraͤfte ſehr geſchwaͤcht waren, naͤm-
lich dem Leeuwenhoek(h), einige wenige Ausdruͤkke
zu gute halten, wenn er ſolche Dinge, die dieſem ganz zu-
wider waren, aufgezeichnet.


§. 4.
Obiges wird vermittelſt der Unterbindung
gezeigt.


Jnzwiſchen iſt es doch noͤthig, daß wir auch dieſen
Theil der Warheit mit gehoͤrigen Verſuchen beſtaͤrken,
damit nicht dermaleinſt ein Freund von unglaublichen
und ſeltſamen Meinungen aufſtehe, und dieſen nicht ge-
nungſam bewafneten Theil der mediciniſchen Theorie an-
zugreifen und zu zerſtoͤhren ſuche. Jch habe zu dem En-
de verſchiedne Schlagadern an einer Menge Thiere un-
terbunden: an denen die warmes Blut fuͤhren, nahm
ich dieſes mit der vordern (i) und der hintern Schienbeins-
ſchlagader (k), ingleichen mit der Aorte (l), der Hals-
(m) und ferner mit der Lungenſchlagader vor (n); an den
Froͤſchen aber unterband ich die zweene Staͤmme der
Aorte, welche ganz nahe am Herzen aus dieſer groſſen
Schlagader entſpringen (o). Wenn ich dieſe Veran-
ſtaltung gemacht, ſo habe ich geſehen, daß der Theil,
welcher ſich zwiſchen dem Herzen und dem Bande befin-
det, ſehr ſtark mit Blute angefuͤllet ward, blau ausſa-
he,
[375]Der Lauf des Schlagaderblutes.
he, aufſchwoll, und eine groſſe Menge Blutes ſehr ſchnell
herausſties, wenn darein, zwiſchen dem Herzen und dem
angelegten Faden, eine Oefnung gemacht wurde. Da-
gegen wurden die Schlagadern an dem Theile, der von
dem Bande bis zu den aͤuſſerſten Schlagaderenden reichte,
blaß, fielen zuſammen, wurden weis und flach, gaben
auch kein Blut von ſich, wenn man ſie oͤfnete. Jn-
deſſen floß das Blut von neuem, ſo bald man die Schnur
aufloͤſte, in den vom Herzen entfernten Theil der Schlag-
ader, und wurde dadurch der Puls und die natuͤrliche
Oefnung im Lichten wieder hergeſtellet (p).


Dieſe Verſuche ſind bereits vor langer Zeit von den
groͤſten Maͤnnern angeſtellet worden, und es hat ſchon
Veſalius(q) vor dem Harvey(r) erinnert, daß eine
Schlagader, die man unterbunden, zwiſchen dem Her-
zen und dem Bande aufſchwelle, von welchen Ver-
ſuch auch noch andre Zergliederer des vorigen Jahrhun-
derts (s) gleichen Erfolg bemerket haben. Daß hinge-
gen eine Schlagader unterhalb dem Bande ſchlaff werde,
hat eben dieſer in Verſuchen vorzuͤglich geuͤbte Arzt,
Harvey(t), am Fuſſe und Halſe einer Gans (u) wahr-
genommen; an der Milz- und Bauchſchlagader aber (x)
bemerkte es Pecquet, und andere Gelehrte haben eben
dieſes gleichfals geſehen (y). Noch neulich wiederholte
der vortrefliche Morgagni zu Padua dieſen Verſuch
mit gleichen gluͤklichen Erfolge, als Homobonus Piſoni
den Blutlauf, wie ihn Harvey feſtgeſezt, anfochte,
A a 4wobei
(z)
[376]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
wobei Homobon ſelbſt gegenwaͤrtig war. Auf eine et-
was andre Weiſe ſahe Harvey wiederum, wie das Blut
an einer zeraͤſtelten Schlagader von der Herzgegend mit
voller Gewalt, von den weiter vom Herzen entlegenen
Theilen aber ganz matt gefloſſen kam (a), welchen Ver-
ſuch ich zu verſchiedenen malen, und ſo gar an der Na-
belſchlagader des Huͤhnchen im Eie, wieder angeſtellet
habe. Zerſchneidet man den Stamm einer Schlagader,
ſo fallen die Aeſte zwiſchen dem Herzen und dem Orte,
der zum Durchſchnitte gewaͤhlt worden, zuſammen, und
ſie geben kein Blut von ſich (b), welches wiederum ein
augenſcheinliches Zeugnis iſt, daß ſich das Blut vom
Herzen in die Aeſte und nach der Wunde zu bewegt.


Es wiederholen aber die Wundaͤrzte alle Tage, bei
einem anderen, aber eben ſo heilſamen Unternehmen,
dieſen Verſuch vor ſich, ſo oft dieſelbe, bei Gelegenheit
einer ſtark blutenden Wunde, oder bei einem Pulsader-
geſchwulſte, und wenn gewiſſe Glieder abgenommen wer-
den, den nach einem gewiſſen Theile des Koͤrpers gerich-
teten Lauf des Blutes unterbrechen wollen. Denn ſie
ſchnuͤren die Schlagader zuſammen, oder ſie legen
uͤberhaupt zwiſchen dem Herzen und demſelben Orte ein
Band an. Schon vor langer Zeit unterband Galenus
eine Schlagader in den Verblutungen mit einem unver-
welklichen Faden (b*). Vermittelſt der Unterbindung
der Halsſchlagader iſt das Naſenbluten geſtillet worden
(c). Daher erweitert das Blut, welches vom Herzen
hergetrieben wird, die Schlagader, ſo oft ihr entfern-
ter Theil von einer Entzuͤndung (d), oder von andren Ur-
ſachen, iſt verſtopfet worden.


§. 5.
[377]Der Lauf des Schlagaderblutes.

§. 5.
Beantwortung eines Einwurfs.


Jndeſſen koͤnnte man hier doch einen Einwurf ma-
chen (e), wenn er gleich bisher noch nicht vorgebracht
worden. Joh. Riolanus(f) hat ſchon vorlaͤngſt an-
gemerkt, daß, wenn gleich die Ellbogenſchlagader ober-
halb der Wunde feſt gebunden worden, dennoch aus die-
ſer Wunde Blut gefloſſen ſey. Jch ſelbſt habe mit mei-
nen Augen geſehen, daß, als man den Stamm der
Spindelſchlagader bei einem jungen Menſchen unterbun-
den, dennoch indeſſen aus dem untern Theile derſel-
ben, und an der Hand etwas Blut herausgefloſſen. Joh.
Walaͤus fand, daß eine zweimal gebundne Schlagader
zwiſchen den beiden Baͤndern Blut von ſich gab (g).
Nach dieſem alſo wahrgenommenen Erfolg, haben die
Wundaͤrzte ohne Zweifel die Vorſicht zu brauchen ange-
fangen, daß ſie die Armſchlagader zweimal, ſowol ober-
als unterhalb der Wunde, zu binden pflegen, damit das
Blut nicht, wenn die Befeſtigung nur einfach bliebe,
unterhalb derſelben herausſtuͤrze (h).


Mein beruͤhmter Lehrer(i) hat dieſen Zweifelskno-
ten vollkommen aufgeloͤſet, indem er das Blut, welches
unterhalb dem Bande, wo es doch nicht ſollte, heraus-
flieſt, einer Anaſtomoſirung (Aderzuſammenhange) zu-
A a 5ſchreibet,
[378]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
ſchreibet, vermittelſt welcher das Blut, aus einigen be-
nachbarten Staͤmmen oberhalb dem Bande, in denje-
nigen Theil einer unterbundnen Schlagader gelanget,
welcher ſich oberhalb der Schnur befindet. Und ſo hat
es, wenigſtens in dem von meinem Lehrer angefuͤhr-
ten Exempel, geſchehen koͤnnen, daß aus der gebundnen
Halsſchlagader oberhalb dem Bande Blut hervorge-
ſprungen. Denn es konnten dieſes Blut viele andre
Staͤmme, die da frei geblieben waren, dahin bringen:
z. E. die Wirbelſchlagader durch die zweene Aeſte, welche
den Williſichen Zirkel ausmachen, oder die Halsſchlag-
ader der andren Seite, vermittelſt der Anaſtomoſirun-
gen der obern Schlagadern des Luftroͤhrenkopfes, der
Kranzſchlagadern, der untern und obern Lefze, der Na-
ſen- der Zungenruͤkkens- der Zungenbeinsſchlagadern, und
andrer, deren wir eine groſſe Anzal angefuͤhret haben (k).
Am Arme kann das Blut, ſo oft die Armſchlagader, we-
gen eines Schlagadergeſchwulſtes, durch ein Band ge-
ſperrt worden, aus einer mit der Lanzette gemachten Oef-
nung herausdringen, weil die von der Ellbogen-Spin-
del- und der Zwiſchenknochenſchlagader (l) zuruͤklaufende
und aus dem Stamme der Schulterader, oberhalb dem
Bande, entſprungne Schlagadern das Blut von der
tiefen Schulter- und der anaſtomoſirenden Schulter-
ſchlagader empfangen, und daſſelbe in den Theil des
Armſtammes, der unter der Wunde iſt, und folglich in
die Wunde ſelbſt, gefuͤhret haben. Auf ſolche Art iſt
aus den Schlagadern der Hand, die aus der Spindel-
ſchlagader kommen, wenn man dieſen Stamm oberhalb
der Hand gebunden, dennoch Blut hervorgeſprun-
gen
[379]Der Lauf des Schlagaderblutes.
gen (m), und der Pulsſchlag, der in dieſer Ader einige
Tage lang nicht zu ſpuͤren geweſen, in ſelbiger wieder
zum Vorſchein gekommen (n), weil die Ellbogenſchlag-
ader durch den unter der Haut befindlichen Bogen der
flachen Hand, und durch den tiefen Bogen, oder durch
andre unzaͤlbare Zuſammenhaͤnge mehr, das Blut wie-
der in den Spindelſtamm frei gelaſſen hat, daß ſelbiger
nicht nur ſeine ſchlagende Bewegung wieder bekommen,
ſondern auch aus ſeinen Aeſten von neuen Blut heraus-
geben koͤnnen, ob er gleich keins vom Herzen mitgetheilt
bekommen.


§. 6.
Ein andrer Einwurf.


Man koͤnnte noch einen andern Einwurf von dem
Mangel des Geſchwulſtes hernehmen, da Schlagadern
in der That, wenn man ſie gleich unterbunden, doch
nicht allezeit oberhalb dem Bande aufſchwellen, oder ſich
mit Blut erfuͤllen, und daher die kurz zuvor angefuͤhrte
Verſuche nicht vollkommen gegruͤndet zu ſeyn ſchei-
nen.


Es iſt allerdings richtig, daß gebundne Schlag-
adern zuweilen, und beſonders am Gekroͤſe, nicht auf-
ſchwellen (o); und wenn ſie auch gleich augenbliklich auf-
geſchwollen, daß dennoch dieſer Geſchwulſt weder unver-
aͤndert geblieben, noch, wie es ſonſt zu vermuthen gewe-
ſen, nach und nach groͤſſer worden ſey (p). Jch habe
beides
[380]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
beides ſelbſt, und andre beruͤhmte Maͤnner vor mir eben-
falls geſehen.


Es laͤuft aber in den vorigen Beiſpielen das Blut,
welches in einer ſehr aſtreichen Schlagader von dem Orte
der Unterbindung zuruͤkgewichen, durch die offnen Aeſte
derſelben hindurch, und ſuchet nicht einmal die Gefaͤſſe,
die an dergleichen Thieren auſſerdem von der Kraft des
Herzens nicht erweitert werden koͤnnten, auf einige
Weiſe auszudehnen: und bei dem andern Exempel findet
eben dieſe Urſache ſtatt. Es iſt auch nicht weniger wahr,
daß das Blut vom Herzen durch die Schlagadern her-
komme, wenn es ſich gleich vorjezt in die andre Aeſte die-
ſes Stammes ergieſſet.


§. 7.
Die Wahrheit hiervon wird durch den
Augenſchein beſtaͤtiget.


Es mag mit dieſen Verſuchen beſchaffen ſeyn, wie
es will, ſo hat man doch noch andre viel deutlichere uͤbrig,
welche zeigen, daß ſich das Blut in der That vom Her-
zen, durch die daher entſprungne Schlagadern, bis zu
den zaͤrteſten Zweiglein fortbewege. Denn es iſt an
Froͤſchen, wenn man deren freigemachtes Gekroͤſe gegen
ein Linſenglas haͤlt, oder an den durchſichtigen Fiſch-
ſchwaͤnzen, etwas ſehr leichtes und angenehmes, den
Strom des Blutes zu ſehen, welcher von dem Sizze des
Herzens, durch die Schlagadern gegen ihre Aeſte und die
kleinſten Enden der Aeſtchen, ſo lange mit einem ununter-
brochnen Fluß fortgehet, als die Kraͤfte des Herzens da-
zu hinreichen. Anton von Leeuwenhoek(q) hat, wie
aus unzaͤhligen Stellen in ſeinen Werken erhellet, und
ich ebenfalls, dieſes viel oͤfter geſehen, als es bei einer
Sache
[381]Der Lauf des Schlagaderblutes.
Sache vonnoͤthen geweſen, uͤber welche noch niemand
einigen Zweifel erreget hat. Und dennoch wuͤrden auch
hierbei noch nachtheilige Einwendungen ſtatt finden,
wenn man ihnen nicht vorzubeugen ſuchte. Denn es iſt
gewis, daß in einem ſterbenden Thiere (s), oder in ei-
nem ſolchen (t), an dem man die Schlagader mit einer
Lanzette oder zufaͤlliger Weiſe verwundet hat, allerdings
vielmals der Blutlauf dergeſtalt veraͤndert wird, daß
das Blut in den Schlagadern von den kleinſten Enden
her gegen das Herze, oder gegen den Ort der Wunde,
zuruͤklaͤuft, welches alſo gaͤnzlich dem Geſeze zuwider iſt,
das wir fuͤr ſo unveraͤnderlich und durchgaͤngig bekannt
ausgegeben haben. Sehr oft findet eben dieſer Ruͤk-
flus ſtatt, wenn das Blut irgendwo, und in den klein-
ſten Schlagaͤderchen ſtill ſteht (u), und die ſchon ge-
ſchwaͤchte Kraft des Herzens daſſelbe mit wenigern Nach-
drukke forttreibet, als der Widerſtand erfordert, der
von dem in den kleinſten Aederchen zuruͤkgehaltenen
Blut, und von dem neuen aus dem Herzen kommenden
Zufluſſe entſtehet. Jn dieſem Falle pfleget das Blut erſt
eine ſchwankende Bewegung anzunehmen, und mit wech-
ſelweiſer Richtung bald vom Herzen gegen die aͤuſſerſten
Ende der Schlagadern zu flieſſen, bald aber umgekehrt
von dieſen Enden gegen das Herz zuruͤkzukehren (x), bis es
entweder voͤllig zur Ruhe koͤmt (y), oder nach uͤberwund-
nen Hinderniſſen die ſiegende Kraft des Herzens den na-
tuͤrlichen Lauf des Blutes wieder herſtellet (z). Dieſe
Schwan-
(r)
[382]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Schwankungen haben vor mir bereits die beruͤhmten
Maͤnner, Marcellus Malpighius(a), deſſen Verſuche
man auch beim Bagliv(b) findet, Anton von Leeu-
wenhoek
(c), Anton von Heyde(d), und Hermann
Boͤrhaave(e) wahrgenommen.


Ferner gibt es verſchiedene Gruͤnde, welche offenbar
zeigen, daß das Blut im Menſchen ruͤkwerts gehe, und
ſich aus den kleinen Schlagadern wieder in die groſſe, und
endlich nach dem Herzen zuruͤkziehe. Denn ſo bald die
Kaͤlte die Gliedmaſſen ſo zuſammengezogen, daß ſie weiß
werden und den Pulsſchlag verlieren, ſo mus das zuruͤk-
getriebene Blut ſeinen Weg nach dem Herzen genommen
haben, zumal da auch die Blutadern von eben der Ur-
ſache mehr verſtopfet worden, als die Schlagadern, auch
zugleich voͤllig verſchwinden. Sonſt mus aber auch bei
den Ohnmachten das Blut, ſo oft die Wangen blaß und
kalt werden, ingleichen auch in den Entzuͤndungen die
ploͤzlich verſchwinden, und da auf die lebhafteſte Roͤthe ei-
ne blaſſe Farbe folgt (f), nothwendig von den
kleinſten Schlagaͤderchen der Haut in die groͤſſere Staͤm-
me zuruͤkgewichen ſeyn. Endlich hat der vortrefliche er-
ſte Leibarzt (g) mit einem Verſuche beſtaͤtiget, daß das
Blut von den Aeſten der Schlagader, vermittelſt einer
Wunde, in den Stamm der Schlagader ſey zuruͤkgezo-
gen worden.


Dieſes
[383]Der Blutlauf in den Blutadern.

Dieſes alles haͤtte aber dennoch den Leeuwenhoek
nicht verfuͤhren ſollen (h), gleichwie es ihn in der That
ſcheinet verfuͤhrt zu haben. So lange ein Thier munter
iſt und ſich wohl befindet, ſo lange gehet der Lauf des
Bluts vom Herzen bis in die kleinſten Schlagaͤderchen
beſtaͤndig fort. Krankheiten, die Schwachheit des Her-
zens, eine erlittene Gewaltthaͤtigkeit, oder eine unuͤber-
windliche Hindernis, ſind die Urſachen, welche den na-
tuͤrlichen Strom zuruͤkzutreten zwingen. Es waͤre aber
was unbilliges, von Krankheiten und den Vorboten des
Todes einen Beweis gegen diejenigen Erſcheinungen her-
zunehmen, die man an einem geſunden und muntern
Thiere wahrnimt.


Zweiter Abſchnitt.
Der Lauf des Blutes in den Blutadern.


§. 1.
Der Strom des in den Blutadern rinnenden
Blutes hat, in Anſehung des in den Schlag-
adern befindlichen, eine entgegengeſezte
Richtung.


So wie das Alterthum vorlaͤngſt den wahren Lauf des
Blutes in den Schlagadern ganz eigentlich beob-
achtet hat, ſo hatte hingegen daſſelbe weniger Gluͤk, in
Anſehung des zu beſtimmenden Laufs deſſelben durch die
Blutadern. Denn die alten Aerzte gaben dem Blute in
den Blutadern eben die Richtung, die es in den Schlag-
adern hat, daß alſo daſſelbe auf einerlei Weiſe aus dem
Herzen durch beiderlei Adern bis zu den aͤuſſerſten Enden
derſelben gefuͤhret werden ſolte, mit dieſem einzigen Un-
terſchiede,
[384]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
terſchiede, daß ſich in den Schlagadern die Luft (der Le-
bensgeiſt), in den Blutadern aber das naͤhrende Blut,
bis zu den aͤuſſerſten Grenzen aller Gefaͤſſe und durch den
ganzen Thierkoͤrper bewegen muſte. Durch dieſes merk-
wuͤrdige Beiſpiel eines durchgaͤngig von allen Aerzten
angenommenen Jrrthums erhalten wir die gute Erinne-
rung, eine Sache nicht aus der Urſache vor wahr zu hal-
ten, weil man ſie als wahr angenommen hat, ſondern
daß wir uns um ſolche Verſuche bewerben muͤſſen, die
unſere Meinungen beſtaͤtigen und glaubwuͤrdig machen
koͤnnen.


§. 2.
Dieſes wird durch die Klappen
bewieſen.


Man mus demnach zeigen, daß das Blut allerdings
in den Blutadern einen ganz andern Weg nimmt, und
durch dieſe Art von Gefaͤſſen, aus den kleinſten Kanaͤl-
chen und dem ganzen Umfange des Koͤrpers, wieder
nach dem Herzen zuruͤkkehre. Dieſe Wahrheit haͤtte be-
reits vorlaͤngſt, und ſchon zu den Zeiten des Hieron. Fa-
bricius,
da ſie von ſo groſſer Wichtigkeit iſt, durch die
bloſſe Klappen in den Blutadern auſſer allen Zweifel koͤn-
nen geſezzet werden, und es iſt dieſes ein deutliches Beiſpiel
von der groſſen Macht der einmal gefaſſeten Vorurtheile,
daß dieſer Mann gedachte Klappen unter dem am Arm an-
gelegten Bande als aufgeſchwollen habe abzeichnen koͤn-
nen (i), ohne ſich darauf zu beſinnen, wie es unmoͤglich
ſey, daß ſie aufſchwellen koͤnnten, wofern das Blut
durch dieſelbe vom Herzen herkaͤme: denn es haͤtte die
Schnur, nach ſeiner Hipotheſe, das Blut nothwendig
von der Hand zuruͤkweiſen ſollen. Er hatte einen Ver-
ſuch angeſtellet, und an dem Arme eines lebendigen Men-
ſchen
[385]Der Blutlauf in den Blutadern.
ſchen gefunden, daß das nach dem Herzen zu getriebene
Blut nachgegeben, und hingegen, wenn man es nach
der Hand zu getrieben, daß alsdenn die Klappen aller-
dings Widerſtand gethan, und in kleine Knoͤtgen aufge-
trieben worden, wobei er zugleich ſelbſt geſtehet, daß ihn
dieſer Verſuch zur Kenntnis der Klappen gebracht ha-
be (k). Bei dieſer ganzen Bauart hat derſelbe weiter
nichts, als die Urfache von der langſameren Bewegung
des Blutes und die Vorſicht der Natur entdekt, die ſie
anwendet, damit das Blut, unter der Action der Mus-
keln, nicht allzuſchnell aus der Holader in die Gliedmaſſen ge-
trieben werde (l). Es hat ſich aber weder Salomon
Alberti der ſehr bequemen Gelegenheit, Ruhm zu erlan-
gen und die Wahrheit zu entdekken, mit beſſern Vortheil
bedienet (m), noch auch Homobonus Piſoni(n) der
Stimme der redenden Natur Gehoͤr gegeben, und ſich
durch dieſelbe eines beſſern uͤberzeugen laſſen.


Harvey(o) betrachtete eben dieſe Haͤutchen, aber
mit einem ſcharfſichtigern Auge, und auf ſolche Art, daß
das menſchliche Geſchlecht einen groͤſſern Nuzzen davon
hatte. Es ſtehen naͤmlich die Hoͤlungen der Klappen mit
ihrer Eroͤfnung gegen das Herz gekehrt, und ſie endigen
ſich gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen mit einem blinden
Ende (p). Folglich wird ſich das Blut, welches von
den Gliedmaſſen herkoͤmt, zwiſchen den erhabnen Ruͤk-
ken der Klappen einen Weg machen, und dieſelbe derge-
ſtalt gegen die Waͤnde der Blutadern andruͤken, daß es
von denſelben nicht den geringſten Aufenthalt mehr be-
B bfuͤrchten
[386]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
fuͤrchten darf. Dagegen trift das Blut, wenn es vom
Herzen gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen getrieben wird,
auf die offne Muͤndungen der Klappenhoͤlen, es dringt
in dieſelben hinein, und indem es von dem blinden Ende
derſelben in ſeinem Laufe aufgehalten wird, ſo drengt es
die Blutaderwand nach auswaͤrts heraus, daß ſie unter
der Geſtalt eines Knotens aufſchwellen mus; es noͤthigt
die Klappe, ſich gegen die Achſe der Blutader wie ein auf-
geblaſenes Segel auszuſpannen, und auf ſolche Art die
Oefnung der Blutader im Lichten, ſo weit ſie reichen
kann, zu verſchlieſſen: ſolchergeſtalt gehet die ankom-
mende Welle des Blutes nicht ſelbſt ſogleich gerade fort,
weil ſie auf dem unterſten Theil der Hoͤlung derer Klap-
pen zuruͤkgehalten wird, ſie laͤſt auch die naͤchſt darauf
folgende Welle des Blutes eben ſo wenig hindurchgehen,
als welche ſonſt bei der Achſe der Blutader ſich einen Weg
bahnen wuͤrde, den aber anjezt dieſe vom Blute aufge-
blaͤhete, und zu beiden Seiten in die Blutaderhoͤle uͤber-
haͤngende Klappen entweder ganz und gar verſperren, oder
wenigſtens merklich enger machen.


§. 3.
Jhr wichtiger Nuzzen.


Man mus ſich in der That verwundern, daß noch
vor kurzem beſonders ein mathematiſcher Arzneigelehr-
ter (q) dieſen ſo offenbaren Nuzzen, den die Klappen
leiſten, ſo wenig hat einſehen und erkennen wollen, daß
er den Ruͤklauf des Blutes nach den aͤuſſerſten Theilen
in Zweifel gezogen, und ſich daher eingebildet, man ha-
be gar keiner Klappen noͤthig, um dieſen unrichtigen
Lauf des Blutes zu verhindern. Wir werden ſo gleich
zeigen, daß es allerdings, und zwar ſehr oft ruͤkwerts
laufe. Auſſerdem widerſezzet ſich der ſehr ſtarke Antrieb
des
[387]Der Blutlauf in den Blutadern.
des Herzens dem Ruͤkfluſſe des Schlagaderblutes,
da hingegen dem Blute in den Blutadern, welches
von den Staͤmmen zuruͤktreten will, auſſer den Klappen
weiter nichts widerſtehet, auſſer die ſchwache Kraft des
Blutes, welches von den kleinſten Roͤhrchen und den ge-
ſchlanken Wuͤrzelchen der Blutadern zuruͤkkoͤmt. P.
Paulus Sarpi hat dieſe Sache, wenn der Geſchichte zu
trauen iſt, beſſer eingeſehen, daß naͤmlich das Blut in
den Blutadern allerdings nach den Gliedmaſſen zuruͤklau-
fen koͤnne, und dieſes ſoll demſelben zur Entdekkung de-
rer Klappen Gelegenheit gegeben haben (r).


Auſſerdem beweiſen auch die Klappen bei der Action
der Muskeln ihren groſſen Nuzzen, indem ſie den gan-
zen Druk des Blutes gegen das Herz beſtimmen. Haͤt-
te man gar keine, ſo wuͤrden die aufſchwellende Muskeln
alsdenn die dazwiſchen liegende Blutadern zuſammen-
druͤkken, und man koͤnnte dieſen geſamten Druk in Ge-
danken in zwo gleiche Helften eintheilen. Es wuͤrde al-
ſo die erſte Helfte das Blut in der That gegen das Herz
zu treiben, und in ſo fern den ordentlichen Blutlauf
und deſſen Ruͤklauf befoͤrdern. Dagegen wuͤrde die an-
dre Helfte das Blut gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen und
Blutaderenden zuruͤkpreſſen, und demjenigen, das von
dem ganzen Umfange des Koͤrpers zuruͤkkehren ſoll, von
allen Seiten Hinderung in den Weg legen. Solchem-
nach wuͤrde von dem Aufſchwellen der Muskeln bei dem
Umlaufe des Blutes eben ſo viel Schwierigkeit entſtehen,
als derſelbe Vortheil davon erhalten moͤchte; denn man
kann eigentlich keinen Grund angeben, warum das Blut
in den Blutadern nicht von den Muskeln eben ſowol ge-
gen die Gliedmaſſen, als gegen das Herz getrieben werden
ſollte. Jezzo da die Klappen ſind entdekket worden, ſo wird
B b 2durch
[388]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
durch die voͤllige Wirkſamkeit der Muskeln, indem ſie die
ſchwellende Blutadern zuſammendruͤkken, einzig und al-
lein der Umlauf des Blutes unterſtuͤzzet. Diejenige
Kraft bleibet unvermindert, vermittelſt der das Blut
gegen das Herz zu getrieben wird, dagegen nehmen die
Klappen den andern Theil des Drukkes auf, der dem
Blutlaufe nachtheilig iſt, und dieſer Theil kann daher ſei-
ne Wirkung, die den Endzwekke der Natur ſonſt zuwider
waͤre, nicht aͤuſſern, noch das in den Blutadern befind-
liche Blut nach den Gliedmaſſen hinzufuͤhren. Dieſes
haben laͤngſt vor mir beruͤhmte Maͤnner (s) eingeſehen.
Und daher befinden ſich an den aͤuſſern Gliedern die mei-
ſten Klappen, da es ſich hingegen mit den Blutadern
der Eingeweide ganz anders verhaͤlt. Denn es ſind
zwar wohl an den Gliedmaſſen, aber nicht an den Einge-
weide, Muskeln vorhanden, deren Wirkſamkeit den
Umlauf des Blutes befoͤrdern kann.


§. 4.
Dieſer Dienſt der Klappen wird durch
Verſuche beſtaͤtiget.


Dieſe beſondere Kraft der Klappen kann am aller-
leichteſten durch die anatomiſche Einſprizzung mit Talg
erwieſen werden (t), ſo oft man eine kleine Roͤhre an die
Achſelblutader anſezzet: denn es dehnt der Talg, wenn
derſelbe dem Laufe des Blutes in dieſer Blutader gerade
entgegen gepreſſet wird, die ihm vorkommende Klappen
auseinander, er zwinget ihre Hoͤlungen, daß ſie in Kno-
ten aufſchwellen muͤſſen (u), und man kann es mit aller
Muͤhe
[389]Der Blutlauf in den Blutadern.
Muͤhe kaum dahin bringen, daß die Ausſprizzung der
Blutadern nur zu einer mittelmaͤßigen Vollkommenheit
gelange. Denn obgleich die Klappen des Herzens, der
Flieswaſſergefaͤſſe, und dieſer Blutadern niemals ſo ge-
nau verhuͤten koͤnnen, daß nicht einiger Theil vom Tal-
ge zwiſchen den aufſchwellenden Hoͤlungen (ſinus) einen
Weg finden, und zuruͤk treten ſollte; ſo wird doch dieſes
alles beinahe durch die Menge der Klappen wieder erſez-
zet, was ſonſt an der Vollkommenheit eines einzigen
Paares abgehen moͤchte, und wenn ja die erſten Waͤch-
ter etwas Wachs haͤtten durchwiſchen laſſen, ſo wird es
doch an der zweiten oder dritten Stelle zuruͤkgehalten, al-
ſo daß ohnmoͤglich etwas davon bis in die kleinſte Blut-
adern gelangen kann. Es iſt aber leicht zu vermuthen,
daß die Feſtigkeit und Verkuͤrzungskraft derer Klappen
bei lebendigen Thieren groͤſſer ſey, als in todten Koͤr-
pern: daß ferner die Klappen, welche durch die Saͤulen
des zuruͤkkommenden Blutes gegen die Wellen wuͤrden
niedergedruͤkket werden, eine offenbare Unterſtuͤzzung er-
halten, welches Huͤlfsmittel wiederum in todten Koͤr-
pern nicht vorhanden iſt; und daß endlich das in denen
Blutadern befindliche Blut ungemein ſelten von derjeni-
gen Gewalt zuruͤktrete, die der Zergliederer anwendet, wenn
er ſein zubereitetes Wachs vermittelſt der anatomiſchen
Sprizze hinein treibt. Ueber dieſes alles gehet auch in
den erſtorbnen Koͤrpern an der Vollkommenheit derer na-
tuͤrlichen Verrichtungen noch etwas ab. Jn belebten
Thieren iſt alles angefuͤllet, und unter der Herrſchaft des
Drukkes, es werden die Klappen mehr hineinwerts ge-
preſt, und es iſt eine ausgemachte Sache, daß die Blut-
adern an ſich enger ſind. Man mag demnach entweder
die Theile eines geoͤfneten Thieres von dem Drukke ihrer
benachbarten Theile frei machen, oder den Verſuch uͤber-
haupt an todten Koͤrpern anſtellen, ſo wird man ſich
nicht wundern, daß ſich die Zwiſchenraͤume der Klappen
B b 3etwas
[390]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
etwas mehr erweitern. Solchergeſtalt pflegt auch in
dem Herzen, deſſen Klappen einen ſolchen Nuzzen leiſten,
den noch niemand in Zweifel gezogen hat, oftermals
nach dem Tode der aus der Aorte zuruͤkgetriebene Talg
in die Herzkammern wieder einzudringen, und wenn der
Koͤrper eroͤfnet worden, ſo gehet aus dem zuſammenge-
druͤkten rechten Herzohr das Blut in die Holader zu-
ruͤk (u†). Solchemnach werden alſo die Klappen in ei-
nem lebendigen Thiere ihrem Amte weit vollkommener
vorſtehen koͤnnen, wie ſie denn auch in der That bei ei-
nem lebendigen Menſchen und an deſſen aufſchwellenden
Arme daſſelbe alſo wirklich wahrzunehmen ſcheinen.


§. 5.
Ein gegenſeitiger Verſuch.


Man darf aber hierbei auch nicht verſchweigen, daß
hin und wieder einige Verſuche beweiſen, daß die Klap-
pen keine ſolche vollkommene Waͤchter abgeben, als ſie
wohl nach der Theorie ſeyn ſolten. Denn es iſt theils
die Luft, die man in die Huͤftenblutader getrieben, bis zu
den Fuͤſſen herabgegangen (u*), theils haben an einer le-
bendigen Stutte die Klappen das zuruͤklaufende Blut
uͤber ſich zuruͤkgehalten (u**), gleichwie denn auch eine
zwiſchen zwo Klappen geoͤfnete Blutader dennoch Blut
von ſich gegeben hat (u***). Endlich hat man an einem
lebendigen Menſchen wahrgenommen, daß die Milch,
die man nach einer ſolchen Richtung in eine eroͤfnete
Blutader getrieben, daß ſie nach der Hand zu getrieben
worden, ein wenig von dieſer Theorie abzuweichen ge-
ſchienen habe. Denn man meldet uns, daß dieſelbe erſtlich
zuruͤk-
[391]Der Blutlauf in den Blutadern.
zuruͤkgetreten, kurz darauf aber wieder in die Blutader
hineingedrungen ſey, und daß nicht nur die unteren
Blutadern davon aufgeſchwollen ſind, wobei zugleich ei-
ne nach den Fingern zu ſich erſtrekkende Kaͤlte empfun-
den worden, ſondern daß auch gar keine Milch weiter,
nachdem man die Wunde funfzehn Minuten darnach
wieder geoͤfnet, mit dem Blute zum Vorſchein gekom-
men (x). Dieſe Verſuche ſcheinen nur ſo viel zu bewei-
ſen, daß die Klappen bei gewiſſen Gelegenheiten, wenn
zugleich eine ſtarke Gewalt mit dazu kommt, ihre Blut-
adern nicht genau genung verſchlieſſen.


§. 6.
Sie widerſtehen dem Gewichte oder der
Schwere des Blutes.


Bisher haben wir das Geſchaͤfte der Klappen uͤber-
haupt erklaͤret. Jhr eigentliches Amt aber beſtehet da-
rinnen, daß ſie der Schwere des Blutes Widerſtand
thun. Jch habe mehrmalen gezeigt, daß in belebten
Thieren, die keine Klappen bekommen haben, die Bewe-
gung des in denen Blutadern befindlichen Blutes aller-
dings ihre Richtung von der Kraft dieſer Schwere erhal-
te (y). Solchergeſtalt gehet das Blut der Holader, und
der Schenkelgefaͤſſe an dem Menſchen, wenn er ſizzet,
oder noch beſſer, wenn er aufgerichtet ſtehet, nicht mit
ſeiner voͤlligen Gewalt nach dem Herzen zuruͤk, daß es
nicht in etwas gegen die Fuͤſſe zuruͤktreten ſolte, wenn
dieſe koͤrperliche Stellung etwas lange waͤhrt, oder das
Blut haͤufiger vorhanden, der Koͤrper einigermaſſen
ſchwach, oder dem zuruͤkkehrenden Blute eine Hindernis
B b 4iſt
[392]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
iſt in den Weg geleget worden: hieraus laſſen ſich denn
die Aderbruͤche oder Blutaderſaͤkke (varices) bei den Aus-
rufern (y*), den Wahrſagern, und endlich bei den
ſchwangern Frauen: ferner die Waſſergeſchwuͤlſte an den
Fuͤſſen dererjenigen, die es nicht gewohnt, und doch ge-
noͤthigt ſind, entweder bei ihren Geſchaͤften gar zu lan-
ge zu ſtehen, oder mit ſchwebenden Beinen auf Wagen
zu fahren; wie auch die zuweilen vorkommende gar zu
groſſe Kinderkoͤpfe (z), erklaͤren. Was die Blutader-
ſaͤkke an ſich betrift, ſo entſtehen dieſelben von den Klap-
pen, indem das in dieſelben zuruͤkfallende Blut die Waͤn-
de der Blutader nach auswerts zu hervortreibt, welches
deſto eher angeht, wenn die Muskeln zugleich mit dabei
wirken, als welche das Blut, aus den zuſammenge-
druͤkten Blutadern, in die Hoͤlungen dieſer Klappen hin-
einpreſſen (a).


Dem ohnerachtet leiſten doch hier die Klappen vie-
len Nuzzen, indem ſie die Gefahr, welche von dem ſonſt
zuruͤklaufenden Blute zu befuͤrchten waͤre, vermindern hel-
fen (b). Man nehme nur, um beſſerer Deutlichkeit
willen, ein einziges paar Klappen an, und ſehe das
Blut, welches ſich in der Holader und dem Stamme ei-
ner mit Klappen verſehenen Blutader uͤber dieſer Fall-
thuͤr befindet, als die obere Saͤule an; dasjenige aber,
welches ſich unterhalb der Klappenbruͤkke befindet, nenne
man die untere Saͤule: ſo wuͤrde alsdenn nothwendig,
wofern keine Klappen vorhanden waͤren, die Oberſaͤule
mit ihrem ganzen Gewichte gegen die untere druͤkken,
und ſelbige, da ſie ſo gar von ihrer eignen Schwere zu-
ruͤk-
[393]Der Blutlauf in den Blutadern.
ruͤkgetrieben, und vom Blute der Schlagadern, das ſich
in den Fuͤſſen langſam bewegt, nur ſchwach iſt fortge-
ſtoſſen worden, uͤberhaupt ſehr leicht ruͤkwerts treiben
koͤnnen, daß ſich ſolchergeſtalt das Blut der Blutadern
in den Fuͤſſen anhaͤufen muͤſte, und dem Herzen nicht
wieder zugefuͤhrt werden koͤnnte. Anjezzo aber mag nun
die Oberſaͤule von ihrer Schwere gleich noch ſo ſehr her-
abwerts getrieben werden, ſo wird ſie dennoch von den
Klappen aufgehalten, da ſie alsdenn dieſelben aus einan-
der dehnet, und vermoͤge ihrer Kraft von ihnen getra-
gen wird, mithin alſo, indem ihre Seitenwaͤnde wie ein
Segel ausgeſpannet werden, den Durchgang der Ader
voͤllig verſchlieſſet. Auf ſolche Weiſe geſchiehet es nun,
daß das ganze Gewicht dieſer Oberſaͤule der untern nicht
in dem mindeſten hinderlich iſt, noch etwa dieſelbe zuruͤk-
treibet: es waͤhret auch gemeiniglich nicht lange, da die
bei denen Klappen in der Naͤhe befindliche Muskeln, in-
dem ſie unter der veraͤnderten Lage des Schenkels ſich
wieder bewegen, die obere Saͤule wieder in die Hoͤhe trei-
ben, die Hoͤlungen der Klappen ausleeren, und der un-
tern Saͤule einen freien Weg zum gleichmaͤßigen Aufſtei-
gen bahnen.


Es koͤnnen aber die Klappen dieſen Dienſt um etwas
leichter verrichten, weil die Natur nicht blos ein einzeles
Paar derſelben, wie ich jezzo angenommen habe, gebil-
det, ſondern die ganze Saͤule des Schenkelblutes, ver-
mittelſt mehrerer ſolcher gedoppelten Klappen, in viele
und kurze Cilinder abgetheilet hat, die ſich einander mit
ihrer Schwere nicht hinderlich fallen, ſondern, da ſie
leicht und klein ſind, von den wirkſamen Muskeln un-
gleich leichter aufwerts koͤnnen gehoben werden, als man
es von einer einzigen und ſehr langen Saͤule erwarten
koͤnnte.


B b 5§. 7.
[394]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.

§. 7.
Die Blutaderſaͤkke.


Jndeſſen veranlaſſen doch lang anhaltende Urſachen,
welche die Natur keineswegs hierbei mit angebracht, noch
auch insgeſamt hat verhuͤten koͤnnen, daß das Blut,
welches ſich in den Klappentiefen nach und nach geſam-
let hat, die ohnedem ſchwachen Blutaderhaͤute uͤbermaͤſ-
ſig erweitert, und ſehr ſchaͤdliche Blutaderſaͤkke hervor-
bringt, die bisweilen die Dikke eines Arms erreichen (c),
und von den Wundaͤrzten muͤſſen ausgerottet werden.
Wenn dieſe endlich zerreiſſen, ſo erfolget eine Blutergieſ-
ſung (d), die zuweilen toͤdlich wird (e). Jndeſſen ver-
huͤten einigermaſſen die Daͤmme, oder die unteren und
blinden Enden der Klappentiefen, die mit der Blutader
zuſammenhaͤngen, und welche eben dieſelbe Natur am
untern Theile, der vom Blute am meiſten auszuſtehen
hat, ſtaͤrker gebauet hat, daß ſie doch nicht gar zu leicht
zerreiſſen koͤnnen. Es iſt aber entweder die Anzahl, oder
die Gefahr der Blutaderſaͤkke noch ſehr geringe, wenn
man dieſelben mit dem toͤdlichen Ruͤkfluſſe des Blutes
vergleicht, wodurch die aͤuſſerſten Blutadern an den
Fuͤſſen, die ſonſten zu Stokkungen ſehr geneigt ſind, koͤn-
ten angefuͤllet, und dem Herzen der ſo noͤthige Reiz vom
Blute entzogen werden, das ſich in den Fuͤſſen angehaͤu-
fet hat, und nicht leicht wieder hinaufſteigen wuͤrde, da-
fern die Natur keine Klappen gebildet haͤtte.


Ohnerachtet ich mich ſonſt nicht leicht in dergleichen
Unterſuchungen derer Abſichten einzulaſſen pflege, ſo hal-
te ich es doch nicht fuͤr unwahrſcheinlich, daß in den un-
terſten
[395]Der Blutlauf in den Blutadern.
terſten Aeſten der Blutadern, wo ſie nach den Pfortge-
faͤſſen zulaufen, um deswillen die Blutaderſaͤkke und
Blutſtokkungen ſo haͤufig vorkommen, weil dieſe Blut-
adern gar keine Klappen haben. Daß aber die guͤldne
Ader aus dergleichen Blutanhaͤufungen ihren Urſprung
erhalte, iſt ſchon zum Ueberfluß bekannt (g). Der von
Walther Charleton denen Klappen angedichtete Nuz-
zen iſt allzuſcharfſinnig, wenn er vorgiebt, daß das wie-
der herabfallende Blut in dem von den Klappen beſtim-
ten Raume zuruͤkſpringe, und durch den engern Zwi-
ſchenraum zwiſchen zwoen Klappen, eben des engen We-
ges halben, mit verdoppelter Geſchwindigkeit ſeinen Lauf
gegen das Herz hinrichte (h).


§. 8.
Die Unterbindungen zeigen den wahren
Weg, den das Blut in den Blut-
adern nimmt.


Der zweite Verſuch, der ſo oft muß wiederholet wer-
den, als der Arzt eine Blutader oͤfnen laͤſſet, war an
ſich viel einfacher, und muſte nothwendig vielmehr ſchon
bekannt ſeyn. Man bindet naͤmlich den Arm, wie es
die Natur ſelbſt befiehlt, zwiſchen dem Herzen und der
Blutader, und ſo hat man ihn zu aller Zeit zu binden
pflegen. Heut zu Tage, da wir die Warheit ſchon er-
kannt haben, muͤſſen wir uns in der That daruͤber wun-
dern, daß unſere Vorfahren durch einen ſo ſchlechten
Verſuch nicht ſind von ihrem Jrrthume befreiet worden.
Denn wenn das Blut wirklich aus dem Herzen durch die
Blutadern fortgefuͤhret wuͤrde, ſo muͤſte allerdings von
die-
[396]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
dieſer Unterbindung das Blut in derjenigen Blutader
angehalten werden, aus der man daſſelbe herauszulaſſen
Willens waͤre, und man konnte alſo leichtlich einſehen,
daß nach dieſer Hipotheſe das Band an der Handwurzel
haͤtte muͤſſen angelegt werden, damit ſich das Blut zwi-
ſchen demſelben und dem Herzen verſammlen koͤnne. Jn
der That verfahren die Viehaͤrzte nach dieſer Theorie
weit richtiger, wenn ſie die Blutader an demjenigen Or-
te binden, der vom Herzen weiter entfernt iſt (i).


Es widerleget aber die Natur dieſe Theorie nicht nur
bei den laſtbaren Thieren, an denen die Blutader, wel-
che ihr Blut, wegen der angelegten Binde, nicht zu-
ruͤkfuͤhren kann, daſſelbe ſo lange ausſchuͤttet, bis das
Thier daruͤber ſtirbt (k); ſondern es verurſachet auch bei
dem Menſchen eine zwiſchen dem Herzen, und dem Orte
wo die Oefnung geſchehen ſoll, angelegte Binde, daß die
Blutader angefuͤllet und aufgetrieben wird, auch nach
geſchehener Eroͤfnung eine groſſe Menge Bluts von ſich
giebt. Hieraus haͤtte man ſehr leicht folgern koͤnnen, daß
ſolchergeſtalt das Blut von der Hand, und nicht vom
Herzen herkaͤme, weil die Binde ſolches nicht zuruͤkhaͤlt,
ſondern vielmehr haͤufiger verſammlet. Und dennoch iſt
Andreas Caͤſalpinus(l) gleich von Anfang her der erſte
geweſen, welcher die Staͤrke dieſes Verſuches eingeſehen,
und das Aufſchwellen an der Blutader angemerkt hat,
welches zwiſchen der Hand und dem Herzen erfolget. Da
indeſſen dieſer beruͤhmte Mann die Bahn zum Theil ge-
brochen, ſo konnte ſich Willhelm Harvey(m) dieſe be-
reits erhaltene Einſicht um ſo viel beſſer zu Nuzze ma-
chen. Hingegen muͤſſen wir den Primiroſius, der die-
ſen Erfolg laͤugnete, und gleichwol verſicherte, daß er
aller-
[397]Der Blutlauf in den Blutadern.
allerdings eine Blutader an den vom Herzen entfernten
Stellen zu unterbinden pflege (n), billig als einen ſolchen
Zeugen verwerfen, der nicht allein einem allezeit richti-
gen Erfolg, ſondern auch dem ganzen menſchlichen Ge-
ſchlechte widerſpricht.


§. 9.
Beantwortung eines Einwurfs.


Es hat indeſſen nicht an Einwendungen gemangelt,
womit die Schulen ihre bereits angenommene und feſt-
geſezte Vorurtheile in dieſer Sache zu vertheidigen ge-
ſucht. Man wendete naͤmlich gleich zuerſt ein, es wuͤr-
de der Ausflus des Blutes, wenn der Arm feſt gebun-
den waͤre, keineswegs ſo befoͤrdert, wie man vorgaͤbe,
ſondern vielmehr zuruͤkgehalten, oder wenigſtens merk-
lich geſchwaͤcht: hingegen koͤnnte man, wenn die Binde
weggenommen wuͤrde, ſolchen Ausflus vollkommen wie-
derherſtellen (o), womit dann auch der Verſuch des Spi-
gelius
wirklich uͤbereinſtimme (p).


Allein auch dieſe Ausflucht wuſte Harvey aus dem
Wege zu raͤumen. Er zeigte naͤmlich, daß ein feſtange-
zognes Band nicht die Blutadern allein, ſondern auch
allerdings die Schlagadern des Armes zuſammendruͤkke,
und daß es daher, vermoͤge der Gruͤnde, die wir kurz
vorher angefuͤhret haben, verurſache, daß das Blut nicht
zur Hand und den Untertheil des Armes hinkommen koͤn-
ne. Daher vermindert ſich auch der Pulsſchlag, und die
Quelle, woraus die Blutadern ihr Blut erhalten, wird
verſtopfet. Wenn demnach die Binde wieder abgenom-
men wird, und das Blut durch die wieder freigelaſſene
Schlag-
[398]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Schlagader mit Nachdruk gegen die Hand hinflieſſet, ſo
flieſſet das in die Blutadern wieder zuruͤkgekommene Blut
aus der Wunde heraus. Mit dieſen, oder andern der-
gleichen Gruͤnden hat Harvey(q), und andere Gelehr-
te (r), den jezterwehnten Einwurf widerleget.


§. 10.
Eine andre Art von Zuſammendruͤkkung
beſtaͤtigt eben das.


Mit dem Verſuche, den man bei Gelegenheit des
Aderlaſſens zu allen Zeiten angeſtellt hat, kommt noch
ein anderer ziemlich uͤberein, der ebenfalls auf der Wir-
kung des Unterbindens beruhet. Es iſt naͤmlich zur Ge-
nuͤge bekannt, daß das ganze Geſicht aufzuſchwellen pfle-
ge, und ſo gar die zuſammenfuͤgende weiſſe Augenhaut
roth werde (s), auch wohl endlich das Blut aus der Na-
ſe herausdringe (t), wenn man die Halsbinden aus einer
oder der andern Urſache allzufeſte anziehet. Man wuͤr-
de abermal nichts von allen dieſen zu erwarten haben,
wenn das Blut aus dem Herzen durch die Blutadern
herbeigefuͤhret wuͤrde: denn es muͤſte dieſe Art von Un-
terbindung daſſelbe vielmehr von dem Geſichte gaͤnzlich
hinwegleiten. Da nun aber vermittelſt des Bandes das
Blut im Kopfe zuſammengehaͤuft wird, ſo muß daſſelbe
nothwendig aus dem Kopfe herabkommen, und vermoͤ-
ge der gewaltſamen Anziehung der Binde in demſelben
ſeyn zuruͤkgehalten worden.


§. 11.
[399]Der Blutlauf in den Blutadern.

§. 11.
Wie das Blut durch die Unterbindungen
zuruͤkgehalten werde.


Denen Alten war auch noch ein anderer etwas fei-
nerer Verſuch bekannt, der indeſſen zu eben der Art ge-
hoͤrte. Eraſiſtratus pflegte naͤmlich in dem Blut-
ſpeien ſo viel Blut, als zur Erhaltung des Lebens erfor-
derlich war, dadurch in dem Koͤrper zuruͤkzuhalten, daß
er an den aͤuſſern Gliedmaſſen Binden anlegte. Aſkle-
piades
laͤugnete zwar, daß dieſes einigen Nuzzen haben
koͤnnte, es hat aber Celſus(u) ſeine Einwendungen hin-
laͤnglich beantwortet. Man ſiehet auch aus der Beob-
achtung des Hildanus(x), daß dieſer Vorſchlag des
Eraſiſtratus in der Erfahrung gegruͤndet geweſen;
denn man hat das Blut bei einem ſehr gefaͤhrlichen Na-
ſenbluten gluͤklich vermittelſt der Bindung der Gliedmaſ-
ſen gehemt, und es iſt dieſer Vorſchlag ohnlaͤngſt auch
von einem vortreflichen Leibarzte (y) gebilliget worden.
Nun kann ein jeder, der dieſes vernuͤnftig uͤberleget, oh-
ne groſſe Schwierigkeit ſogleich erkennen, daß, wofern
das Blut durch die Blutadern vom Herzen herkaͤme, eine
um die Gliedmaſſen angelegte Schnur eben das thun
muͤſſe, was ſie, wie wir vorher gezeiget, an den Schlag-
adern beweiſet (z); es wuͤrde naͤmlich das Blut zwiſchen
dem Herzen und dem Bande mit groͤſſerer Gewalt her-
vorbrechen, und uͤberhaupt wuͤrde die gar zu groſſe Leich-
tigkeit, mit welcher ſich das Blut aus einem verlezten
und alſo nicht widerſtehenden Gefaͤſſe ergieſſet, einen
neuen Zuwachs bei der Gelegenheit bekommen, wenn
das Blut in einem andren Aderſtamme von der angeleg-
ten Schnur zuruͤkgetrieben wird, ſo wie die Thiere viel
geſchwin-
[400]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
geſchwinder ſterben, wenn man bei ihnen eine Schlag-
ader eroͤfnet, und eine andre dagegen unterbindet (a).
Solchergeſtalt wuͤrde alſo, nach dieſer Hipotheſe, der
Vorſchlag des Eraſiſtratus keinen Nuzzen haben, ſon-
dern vielmehr Schaden bringen, und der Blutverluſt
deſto anſehnlicher werden. Nun aber, da wir wiſſen,
daß das Blut von den Gliedmaſſen durch die Blutadern
wieder dem Herzen zugefuͤhrt wird, ſind alle dieſe Um-
ſtaͤnde leichter zu erklaͤren, und ſtimmen vollkommen mit
einander uͤberein. Denn es halten die an denen Glie-
dern angelegten Baͤnder das Blut zuruͤkke, daß es nicht
von denenſelben, als von einem ſo groſſen Theile des
Koͤrpers, wieder nach dem Herzen gehen, noch ſolcherge-
ſtalt in die Schlagader treten kann, durch deren Wunde
es ſich ſonſt ergieſſet. Es ſammlet ſich alſo einiger Vor-
rath von Blut, welches die annoch freien Schlagadern
der Gliedmaſſen herbeifuͤhren, und das die gebundenen
Blutadern in Verwahrung nehmen und aufbehalten;
ſolchemnach ſtirbt alſo das Thier nicht ſchlechterdings
wegen des Blutmangels, und dennoch kann, weil als-
denn die Gewalt des Herzens vermindert iſt, die Bewe-
gung in der verwundeten Schlagader langſamer werden,
und endlich ein Blutklumpe entſtehen (b), der den Schlag-
aderriz verſtopft, weil das durch die allzuſtarke Anſtren-
gung geſchwaͤchte Herz denſelben nicht weiter forttreiben
kann. Wir ſezzen aber voraus, daß man die Glied-
maſſen dergeſtalt gebunden habe, daß das Schlagader-
blut noch einen freien Zugang uͤbrig behaͤlt; denn es
wuͤrde eine zu feſte Unterbindung entweder den heiſſen
Brand, wenn alles Blut von den zuſammengedruͤkten
Schlag-
[401]Der Blutlauf in den Blutadern.
Schlagadern der Gliedmaſſen weggewieſen worden, oder
wenigſtens eine Abzehrung oder Schwindung zuwege
bringen, wenn man entweder einen verdorbenen, oder
unzulaͤnglichen Blutvorrath fuͤr dieſelben uͤbrig lieſſe.
Denn daß dergleichen auch von einer allzuſtarken An-
ziehung der Kniebaͤnder erfolge, davon ſind verſchiedene
Exempel vorhanden (c).


§. 12.
Verſuche, da man entbloͤſte Adern unter-
bunden.


Es ſind noch die an den entbloͤſten Adern anzuſtellen-
de Verſuche uͤbrig, welche den Weg, den das Blut
nimmt, noch deutlicher zu erkennen geben. Denn wenn
man eine Blutader unterbunden, ſo konnte man leicht
beobachten, wo ſie aufſchwoll, wie ſie nach einer Ver-
lezzung das Blut in groͤſſerer Menge ausſchuͤttete, wo
ſie dagegen zuſammenfiel, und, wenn man eine Oefnung
daſelbſt gemacht, kein Blut herausfloß. Wenn nun
das Blut aus dem Herzen in die Blutadern kommen ſoll,
ſo muß die Blutader aufſchwellen und ſich mit dem zuſam-
mengehaͤuften Blute zwiſchen dem Herzen und dem Ban-
de anfuͤllen, das Gegentheil aber muß zwiſchen dem Ban-
de, das das Blut aufhaͤlt, und dem Gliede erfolgen,
wofern das Blut von den Gliedmaſſen und dem ganzen
Koͤrper durch die Blutadern wieder nach dem Herzen zu-
ruͤkkehrt. Es wird naͤmlich der Geſchwulſt der Blut-
ader ſich zwiſchen den Gliedmaſſen und dem Bande be-
finden, weil das Blut von den kleinſten Aeſten der Blut-
ader herkoͤmmt, ſeinen Lauf aber zu vollfuͤhren gehindert
wird, und es wird die Blutader oberhalb der Schnur,
naͤher gegen das Herz, weil dieſelbe vor jezt nichts mehr er-
haͤlt, da das Blut von der Schnur zuruͤkgewieſen worden,
C cals-
[402]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
alsdenn zuſammenfallen und leer werden muͤſſen. Es
war dieſes der quaͤlende Verſuch (experimentum crucis),
wie ihn Franz Bacon zu nennen pflegte.


Es hat ihn Harvey und mehrere Zergliederer der
damaligen Zeit angeſtellet, und dieſe Verſuche will ich
zuſammen anjezzo anfuͤhren, damit man uͤberzeugt wer-
de, daß in den mehreſten, ja in allen Blutadern eben
das erfolge, worauf ſich der Umlauf des Blutes eigent-
lich gruͤndet. Es ſahe demnach Harvey an der Hol-
ader einer Schlange (d), nachdem er ſie unterbunden,
oder einen der Unterbindung gleichkommenden Druk an-
gebracht hatte, daß dieſe Blutader gegen das Herz zu
blaß ward, niederſank und ſich ſogleich wieder mit Blut
anfuͤllete, ſobald man mit der Schnur oder dem Drukke
wieder nachließ. Einen Verſuch von gleichem Erfolge
machte Joh. Walaͤus(e) an eben der Ader, die er uͤber
der Leber unterband, und an der obern Holader Joh.
Pecquet(f) und Rogerius Drake(g).


Bei des Walaͤus(h) Verſuche faͤllt die Droſſel-
blutader, die man an einer lebendigen Gans unterbun-
den, gegen das Herz zuſammen, und es flieſſet aus der-
ſelben, wenn man ſie naͤher nach dem Kopfe zu, uͤber
dem Bande oͤfnet, haͤufiges Blut heraus; wenn ſie aber
unter dem Bande, gegen das Herz zu, zerſchnitten wird,
ſo komt gar kein Blut heraus, welches auch bei den Dam-
hirſchen (i) und andren Thieren (k), ja auch, wie es die
Scharfrichter bemerket haben, an den erhaͤngten Men-
ſchen
[403]Der Blutlauf in den Blutadern.
ſchen alſo erfolgt (l). An der Nierenblutader wird es
ebenfalls ſo wahrgenommen (m).


An einer unterbundnen Pfortader (n), an den Saa-
menblutadern (o), an denen Adern des Gekroͤſes (p), den
Milzadern (q), den Magen- (r), Gekroͤsdruͤſe- (s), den
kurzen (t), den Blinddarm- (u), den guͤldnen (x), und
den Jnterkoſtaladern (y) hat ſich das Gebluͤte jederzeit
auf einerlei Weiſe zwiſchen den Wuͤrzelchen der Blutadern
und der Schnur angehaͤuft, und es iſt die Blutader alle-
mal uͤber dem Bande nach dem Herzen hin zuſammen-
gefallen.


Man hat dergleichen Verſuche in groſſer Menge an
den Blutadern der Gliedmaſſen (z), und ſelbſt an den
Blutadern der Finger (a), und den verſchiednen Blut-
aderſtaͤmmen des thieriſchen Koͤrpers angeſtellet (b).


Jch habe meiner Seits ebenfalls (c), da ich nicht ſo-
gleich alles fuͤr wahr anzunehmen pflege, was nicht durch
meine eigne Verſuche beſtaͤtigt wird, hieruͤber an der Hol-
ader unterhalb dem Zwerchfelle (d), an der Holader des
C c 2Unter-
[404]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Unterleibes (e), der Gekroͤs- (f), der aͤuſſern Droſſel-
blutader (g), an der Blutader des vordern (h), inglei-
chen auch des hintern Schienbeins (i), und an der Pfort-
ader Verſuche angeſtellt (k). Jch fand es alles, wie es
Harvey wahrgenommen hatte. Jch rathe aber auch
hierbei dem Zergliederer wohlmeynend, daß er mit der
Arbeit eile, und nicht ſo lange warte, bis dem Thiere die
Kraͤfte entgehen, damit nicht etwa, wenn mit der Staͤr-
ke des Thieres zugleich die Kraͤfte des Herzens abnehmen,
und der Lauf des Blutes gehemmt worden, das Auf-
ſchwellen derer Blutadern ſodenn unterbleiben moͤge.
Man thut auch beſſer, wenn man ſich, bei dieſem Unter-
nehmen, der Thiere die warmes Blut haben bedient;
denn ich bemerke an den Kaltbluͤtigen (k*), daß ſich das
Blut gar zu leicht von dem Orte der Unterbindung nach
andren Gefaͤſſen hinwendet, und daß ſolchergeſtalt we-
der daſſelbe unterhalb der Schnur zuſammengehaͤuft
wird, noch ein deutliches Aufſchwellen zu erfolgen pflegt.


§. 13.
Krankheiten, die denen Unterbindungen gleich
kommen.


Was die Unterbindung thut, das thun auch Krank-
heiten. Man hat von einem Herzgewaͤchſe einen ſeltſa-
men Geſchwulſt an den Blutadern des Halſes, bei dem
von meinem ſeligverſtorbnen Schwiegervater, H. Frie-
drich Teichmeyer(l), angeſtellten Verſuch wahrge-
nommen. Bei andrer Gelegenheit fand man die Droſ-
ſelblutader ſehr erweitert, da ſich ein geſchwaͤnztes Herz-
gewaͤchſe in dem rechten Herzohre angeſezzet hatte (m).


Ein
[405]Der Blutlauf in den Blutadern.

Ein anderes ſolches Gewaͤchs gieng aus dem rechten
Herzohre in die Holader hinein, wovon dem Kranken der
Arm jaͤhling aufſchwolle, und in denen Blutadern Ader-
bruͤche (varices) gleichſam zum Vorſchein kamen (n).
Andre Herzgewaͤchſe, die im rechten Herzohre ſich ange-
ſezzet, machten, daß die Droſſeladern ſehr mit Blut an-
gefuͤllet, und die Leber ungewoͤhnlich aufgeſchwollen
war (o). Jn der rechten Herzkammer fanden ſich alte
und verhaͤrtete Gewaͤchſe: daher war die Holader erſtaun-
lich ausgedehnt worden (p). Mit einem verhaͤrteten Le-
bergeſchwulſte, einer ſehr groſſen Milz, und erweiterten
Blutadern, war zugleich ein Herzgewaͤchſe verbunden,
welches in der rechten Herzkammer Wurzel geſchlagen
hatte, und ſich bis in die Droſſel- und andre Blutadern
erſtrekkete (q). Von dem Drukke eines andern aͤuſſerlichen
Geſchwulſtes, waren die Blutadern erſtaunlich ausge-
dehnt worden (q*).


§. 14.
Ein Einwurf wird gehoben.


Dieſer ſo augenſcheinliche Verſuch iſt indeſſen von
Leuten beſtritten worden, deren Augen das von dem
Harvey angezuͤndete Licht nicht ohne groſſe Empfindlich-
keit anſehen konnten. Man machte naͤmlich zufoͤrderſt
wider alle bisher angefuͤhrte Erfolge den Einwurf, es
ſey gleichwol in einer unterbundenen Blutader, nicht
nur uͤber dem Orte der Unterbindung, nach dem Herzen
zu, Blut anzutreffen, ſondern es laufe auch wirklich
heraus, wenn dieſelbe geoͤfnet wuͤrde (r). Jacob Pri-
C c 3miroſe
[406]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
miroſe gieng gar ſo weit, daß er behauptete, es wuͤrde
in der That mehr Blut in dem Theile der Blutader an-
getroffen, der dem Herzen naͤher laͤge (s), wobei er zu-
gleich laͤugnete, daß eine Blutader, die dem Herzen na-
he waͤre, zuſammenfiele, wenn ſie gedruͤkkt wuͤrde (t).


Nun muß man zwar allerdings geſtehen, daß wirk-
lich verſchiedene an der Droſſelader (u), der Gekroͤs-(x)
und Holader des Unterleibes (y) angeſtellete Verſuche
dieſen Einwurf in der That beſtaͤtigen, wie ich denn ſelbſt
an gedachten Gefaͤſſen wahrgenommen, daß nach der
Unterbindung dennoch in demjenigen Theile der Blut-
ader, der dem Herzen naͤher liegt, uͤberfluͤßiges Blut
vorhanden geweſen: ich zweifele auch keineswegs, daß
nicht eben dieſes auch an der Schienbeinader, wenn man
ſie unter dem Anfange der Roſenader (ſaphena) binden
wuͤrde, oder allenthalben an den Blutadern des Arms,
wo man nur die Schnur anlegen wollte, auf gleiche Wei-
ſe erfolgen ſollte. Denn es begeben ſich in alle dieſe
Blutadern, uͤber der Unterbindung, naͤmlich naͤher nach
dem Herzen zu, groſſe Aeſte in den gebundnen Stamm
hinein; und zwar im erſten Exempel tritt das Blut von
der Schluͤſſelblutader und der Holader ſehr leicht zuruͤk;
in dem zwoten kommen andre Gedaͤrmaͤſte, oder der Milz-
ſtamm dazu; im dritten die Nierenaͤſte, wozu auch das
aus der ungepaarten Ader, ingleichen den Lenden- und
Saamenblutadern zuſammenlaufende Blut kommt, gleich-
wie ſich an der Huͤfte die Roſenader mit allen Huͤftadern
auf verſchiedene Weiſe verbindet. Folglich kann das
nichts unerwartetes ſeyn, wenn der Blutaderſtamm uͤber
der Unterbindung Blut uͤbrig behalten hat, da daſſelbe
von ſo vielen Baͤchen ungehindert herbeigefuͤhrt wird.


§. 15.
[407]Der Blutlauf in den Blutadern.

§. 15.
Die Aufloͤſung eines andern Einwurfs.


Faſt auf gleiche Art laͤſt ſich auch der Einwurf heben,
daß eine Blutader zwiſchen zwo Schnuͤren nicht nur Blut
enthalte, ſondern auch, wenn ſie geoͤfnet worden, ſolches
von ſich gebe (z). Es hilft zwar dieſer Einwurf, den
die erſtern Feinde des Blutumlaufes ausgeſonnen, nichts
zur Vertheidigung der Hipotheſe der Alten, inzwiſchen
gehoͤrt er zu den Blutaderaͤſten, welche das Blut zwi-
ſchen zwo Schnuͤren in den unterbundnen Stamm hin-
einleiten (a). Aus dieſer Urſache ſchwellen die Augen
nicht auf, wenn die Droſſelblutader unterbunden wor-
den (b). Denn es bleiben gar zu viel Blutadern
in ihrer Freiheit, durch welche das Gebluͤte wieder vom
Kopfe zuruͤkkommen kann.


§. 16.
Die chirurgiſche Einſprizzung gewiſſer fluͤßigen
Mittel in die Gefaͤſſe (chirurgia infuſoria)
zeiget auch den Weg, den das Blut
in denen Adern nimmt.


Man kann noch einen andern, eben nicht allzuſchwa-
chen Verſuch, welcher gleichfalls beweiſet, daß das in
denen Blutadern befindliche Blut nach dem Herzen zu-
ruͤkflieſſe, von den chirurgiſchen Einſprizzungen
gewiſſer Arzeneien in die Adern
hernehmen. Es
haben naͤmlich die ſauren Fluͤßigkeiten, die man aus den
Metallen herausgezogen, ſo oft man ſelbige in die Blut-
C c 4adern
[408]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
adern geſprizzt, das Blut bis in die Lunge und die rechte
Herzkammer hinein verdikket, welches deutlich erweiſet,
daß dieſe chimiſche Gifte bis in dieſe Gegenden, nicht
aber in die allerkleinſte Aeſte durchgedrungen ſind. Jch
will aber dieſe Verſuche jezzo nicht von einander trennen,
da ſie noch viel mehreres beweiſen, und nicht allein den
Weg des Blutes in den Blutadern, ſondern auſſerdem
auch die offenbare Wirkſamkeit, die ſich auf alle Theile
des menſchlichen Koͤrpers erſtrekket, in ein groͤſſeres Licht
ſezzen.


§. 17.
Auch der Augenſchein ſelbſt bekraͤftiget dieſes.


Um dieſer Urſache willen werde ich blos ein ander
Zeugniß, welches von allen, die man auffuͤhren koͤnnte,
das unwiderſprechlichſte iſt, und wovon man zu Har-
veys
Zeiten noch nichts wuſte, annoch anfuͤhren, weil
die Vergroͤſſerungsglaͤſer, ob ſie gleich damals in Jta-
lien ſchon bekannt waren, dennoch unter den phyſiſchen
Schriftſtellern noch nicht ſonderlich oft in Gebrauch wa-
ren gezogen worden. Man bringt demnach allerhand
Thiere, deren Blut man durch die durchſichtigen Ader-
haͤute kann laufen ſehen, unter das Vergroͤſſerungsglas:
es werden aber gemeiniglich kaltblutige Thiere, derglei-
chen die Froͤſche, Eidechſen und Fiſche ſind, dazu genom-
men, damit die herandringende kalte Luft dieſen Lebens-
ſaft nicht zum Gerinnen bringen moͤge, wie ſie es mit
dem Blute warmer Thiere zu machen pflegt (c). Nun
betrachte man alles mit einem aufmerkſamen Auge, ſezze
auch ſolche Beſchauung etwas lange und ohne groſſen
Zwang fort, um zu entdekken, was ſich vor Gefaͤſſe in
einem Thiere befinden, und welchen Weg das Blut ei-
gentlich durch dieſelben nehme. Man wird alsdenn ge-
wahr
[409]Der Blutlauf in den Blutadern.
wahr werden, daß es zweierlei Arten von Gefaͤſſen ge-
be (d), und daß, ohnerachtet die Membranen an der er-
ſtern Art, die wir unter dem Namen der Schlagadern
beſchrieben haben, um ein merkliches dikker ſind, den-
noch das Blut mit einem ſchnellen Strome, vom Herzen
gegen die kleinſte Aeſte dieſer Gefaͤſſe, ſich fortbewege (e).
Dagegen wird man finden, daß die Roͤhren der andern
Art, die neben den vorigen laufen, uͤbrigens breiter, von
einer lebhafteren Roͤthe, und Kanaͤle von zaͤrteren Mem-
branen ſind, in denen das Blut uͤberhaupt nach ganz
widriger Richtung von den kleinſten Aeſten in die Staͤm-
me, und von den Staͤmmen in das Herz fortgefuͤhret
wird (f). Dieſen Verſuch hat zuerſt Marcellus Mal-
pighius
(g) angeſtellt, und nach ihm Anton van Leeu-
wenhoͤk
(h) wiederholt, und jezzo iſt er uͤberall gemein.
Jch habe ebenfalls denſelben ungemein oft gemacht, und
ich unterſcheide ſo gleich beim erſten Anblikke, beſonders
an den kleinen Fiſchen, beiderlei Arten von Gefaͤſſen an
dem Laufe, den das Blut darinnen beobachtet.


§. 18.
Der Ruͤktritt des in den Blutadern befind-
lichen Blutes.


Man kann aber dennoch, bei dieſer ſo deutlichen und
klaren Erkaͤnntnis, nicht verhalten, daß gleichwol noch
einiger Widerſpruch hierbei vorhanden ſey. Denn man
wird in der That ſehr oft gewahr werden, daß das Blut
in dieſen Thieren, durch eben dieſe Blutaͤderchen, nach der
Gegend des Herzens, nach den aͤuſſerſten Enden, und
C c 5von
[410]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
von den Gefaͤsſtaͤmmen in die Aeſte zuruͤklaufe (i). Fer-
ner werden auch wie in den Schlag-, alſo auch in den
Blutadern, ebenfalls oͤftere Schwankungen wahrgenom-
men, ſo daß das Blut zu einer Zeit auf dem ordentlichen
Wege durch die Blutaͤderchen zum Herzen zuruͤkgefuͤhrt
wird, und den naͤchſten Augenblik darauf in der That
gegen die kleinen Aeſte von dem Herzen zuruͤkfaͤllt, und
ſolchemnach die Richtung abwechſelnd und ſich wieder
entgegengeſezt iſt, nach der ſich das Blut in den Blut-
adern fortbewegt (k).


Wenn man aber dieſe Umſtaͤnde etwas ſorgfaͤltiger
betrachtet, ſo wird auch dieſe Erſcheinung der erkannten
Warheit keinen Nachtheil bringen. Denn ſo lange ein
Thier munter und bei Kraͤften iſt, ſo laͤuft das Blut der
Blutadern jederzeit nach einerlei Richtung, und bleibet
ſein Lauf unveraͤndert gegen das Herz gerichtet. Wenn
man aber eine Blutader mit der Lanzette oͤfnet (l), und
es kann alsdenn das Blut ſich in dieſer Gegend leichter
fortbewegen, oder es treibet einige Gerinnung (m), oder
eine andere Hinderniß (n) das Blut ruͤkwerts, oder es ver-
aͤndert das Gewicht (o) den ſchwachen Blutlauf, oder es
ſind ſonſten die Kraͤfte des ſterbenden Thieres geſchwaͤcht
worden; ſo flieſſet unter allen dieſen Bedingungen das
Blut in dergleichen Thieren, die ohnehin keine Klappen
bekommen haben, gegen die aͤuſſerſten Blutadern zuruͤkke.
Man kann an dergleichen Thieren auch, wenn ſie wieder
zu
[411]durch die Schlag-in die Blutadern.
zu Kraͤften kommen, wenn die Wunde verſchloſſen wor-
den, wenn der geronnene Blutklumpen uͤberwaͤltigt iſt,
allerdings die natuͤrliche Richtung des Blutlaufes wieder
herſtellen (p). Ob aber das Blut uͤbrigens in der Pfort-
ader zuruͤktrete, und daher die guͤldne Ader, oder ein toͤd-
liches Blutbrechen von dem in den Magen zuruͤkflieſſen-
den Blute erfolge, wollen wir vor der Hand hier nicht
unterſuchen; wiewohl auch in dem gegenwaͤrtigem Falle
alles von dem natuͤrlichen Zuſtande abgewichen iſt (q).


Dritter Abſchnitt.


§. 1.
Das Blut gehet aus dem Herzen, durch die
Schlagadern, in die Blutadern uͤber; die
Blutadern fuͤhren daſſelbe wieder
in das Herz.


Wir haben die Richtungen des Blutes in beiderlei Ge-
faͤſſen, ſo weit es noͤthig zu ſeyn geſchienen, bisher
beſtaͤtigt. Es erhellet daraus, daß das Blut durch die
Schlagadern vom Herzen, zu den kleinſten Aeſten derſel-
ben hingefuͤhrt wird: ingleichen auch, daß daſſelbe aus
den kleinſten Wurzeln der Blutadern wieder in das Herz
zuruͤkgebracht wird. Es iſt alſo nur noch etwas weni-
ges uͤbrig, das man, um den Umlauf dieſes Lebensſaftes
zu beweiſen, annoch fordern koͤnnte. Denn daß die
lezten Enden der Schlagadern mit den Blutaͤderchen in
einem Stuͤkke fortlaufen, haben wir bereits oben gezei-
get (r). Wenn demnach das Blut aus dem Herzen,
durch die Schlagadern, in die kleinſten Aeſte derſelben
gebracht
[412]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
gebracht wird; wenn dieſe kleinen Aeſte mit den kleinſten
Wurzeln der Blutadern in einem Stuͤk fortgehen; wenn
die Blutadern das Blut dem Herzen wieder zufuͤhren: ſo
iſt, allem Anſehen nach, ſolchergeſtalt der ganze Blut-
lauf vom Herzen durch die Schlagadern, und durch die
Blutadern wieder zum Herzen deutlich erwieſen. Und
doch muß man allerdings, weil es eine Sache von aͤuſ-
ſerſter Wichtigkeit iſt, auch die uͤbrigen Beweiſe nicht
weglaſſen, welche dieſe Grundſaͤule der mediciniſchen Theo-
rie unterſtuͤzzen.


Es ſcheinet demnach eine kurze Betrachtung uns den
Weg zur Erkenntniß der Warheit zu bahnen. Wenn
das Blut durch die Schlagadern nach ihren lezten Endi-
gungen geſchwinde hingetrieben wird, ſo muß daſſelbe in
andre Gefaͤſſe dringen: dringet es nicht in dieſelben hin-
ein, ſo muß es ſtille ſtehen, ſich anhaͤufen, und die Ge-
faͤſſe ausdehnen und zerreiſſen. Es ergießt ſich aber nicht
in die Flieswaſſergefaͤſſe, in die ausduͤnſtende Gefaͤſſe,
oder in die Auswurfsgaͤnge, denn die in denenſelben be-
findliche Feuchtigkeiten ſind von dem Blute unterſchie-
den (s); folglich bleibt nichts weiter uͤbrig, als daß es
ſich in die Blutadern hineinbegiebt.


Nun fuͤhren die Blutadern das Blut wieder nach
dem Herzen zuruͤkke, folglich muͤſſen ſie es anders woher
bekommen haben. Sie haben es aber weder von den
Flieswaſſergefaͤſſen, noch von den einhauchenden her be-
kommen, denn die Feuchtigkeit, welche dieſe fuͤhren, iſt
kein Blut (t), folglich muͤſſen es ihnen die Schlagadern
mitgetheilt haben, als welche nicht nur Blut fuͤhren, ſon-
dern auch mit den Blutadern in einem Stuͤkke fort-
laufen.


Ferner,
[413]durch die Schlag- in die Blutadern.

Ferner, wenn eine Feuchtigkeit, die man nach
der Richtung des Blutes in die Schlagadern eingeſpriz-
zet hat, in die Blutadern uͤbergeht (u), ſo muß auch das
Blut, welches nach eben der Richtung aus dem Herzen
durch die Schlagadern iſt fortgetrieben worden, in die
Blutadern uͤbergehen. Es bleiben naͤmlich die Gefaͤſſe
eben dieſelben, die Richtung iſt einerlei, und es kann hier
weder die Farbe, noch die verſchiedne Beſchaffenheit des
Saftes, das geringſte zur Veraͤnderung des Laufes bei-
tragen.


§. 2.
Wenn eine Schlagader gebunden wird, ſo be-
koͤmmt die Blutader kein Blut.


Es ſind aber auch noch mehr Beweisthuͤmer beige-
bracht worden. Wir wollen kuͤrzlich nur denjenigen
Verſuch beruͤhren, vermittelſt deſſen man beweiſet, daß,
wenn eine Schlagader unterbunden wird, alsdenn die
ihr zur Seite laufende Blutader, welche das Blut von
eben dem Gliede zuruͤkfuͤhrt, ſich in der That ausleere,
niederſinke, und ganz blaß werde: daß ſich dagegen eben
dieſe Blutader, ſobald man die Schnur der Schlagader
aufgeloͤßt, von neuem mit Blut anfuͤlle, und daſſelbe
durch die empfangne Wunde ausſchuͤtte; und daß uͤber-
haupt, wie wir bereits geſagt haben, bei dem gewoͤhnli-
chen Aderlaſſen, gar kein Blut aus der Blutader her-
vorkomme, ſo oft man die Schnur am Arme etwas zu
feſt angezogen hat: da hingegen das Blut, wenn man
das Band wegnimmt, von ſelbſten durch die Oefnung
der Ader hervordringt. Man hat hieruͤber an den Ge-
kroͤſe-, Milz-, Leber-(x) und Schenkelblutadern (y)
Verſuche gemacht.


Ferner
[414]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

Ferner hat man beinahe unter gleichen Umſtaͤnden
wahrgenommen, daß, nachdem die Bekkenſchlagader
gedruͤkt worden, das Blut in die ausgeleerte Huͤften-
blutader (iliaca vena) dergeſtalt eingedrungen, daß ſich
dieſes Gefaͤs, welches vorher ledig war, ſobald der Arzt
die neben demſelben befindliche Schlagader druͤkte, ſo-
gleich mit Blut anfuͤllte (z). Alles dieſes zeiget nun,
daß das Blut beſtaͤndig aus der Schlagader in die Blut-
ader uͤbergehe, und daß eine Blutader nichts weiter ent-
halte, als was ſie von der Schlagader bekommt.


Bei dieſem Verſuche halten wir uns aus der Urſache
um deſto weniger auf, weil einige, die dieſer neuen Er-
findung entgegen waren, derſelben ganz widrige Erfolge
aufgebuͤrdet haben. Alſo ſagt Riolan zu erſt (a), und
nach ihm Homobonus Piſoni(b), daß man uͤber dem
Schaamknochen eine Schlagader gebunden habe, und
daß dem ohngeachtet aus der geoͤfneten Roſenader (ſaphe-
na
) Blut hervorgedrungen, auch daß ſolches gleicher-
geſtalt hervordringe, wenn eine Schlagader wegen eines
Schlagaderſakkes weggeſchnitten worden.


Wenn es mit dieſem Erfolge in der That ſeine Rich-
tigkeit hat, wobei ich aber wohl noch einige Bedenklich-
keit finden moͤchte, ſo iſt in der That entweder nur das-
jenige Blut herausgefloſſen, welches in dem Stamme
der Roſenader und ihren Wurzeln vorraͤthig war, und
das lange vorher von der Schlagader, ehe dieſe gebun-
den wurde, dahin war gefuͤhret worden; oder es kann
auch der Stamm der gebundnen oder abgeſchnittnen
Schlagader, unterhalb der Gegend, wo man das Band
angelegt, oder die Schlagader zerſchnitten hatte, ver-
mittelſt der Anaſtomoſirung das Blut von denenjenigen
Staͤm-
[415]durch die Schlag-in die Blutadern.
Staͤmmen bekommen haben, welche uͤber dem Bande
hervorkommen. Jn dem angegebenen Exempel hat das
Blut in die Schlagadern der Huͤfte durch die Schlag-
ader des Unterbauches und deren verſtopfende (c), wie
auch die Huͤften-(d), Goldader-(e), und hintern Bek-
ken-Aeſte (f) kommen koͤnnen, als welche mit der tieflie-
genden Huͤftenader (g), und der innern (h) und aͤuſſern
umgebogenen (circumflexa) (i), auf verſchiedne Weiſe
zuſammenhaͤngen, ohne noch einiger andern kleinern Zu-
ſammenhaͤnge weiter zu gedenken.


§. 3.
Wenn der Ruͤklauf des Blutes aufgehoben
wuͤrde, muͤſte das Herz Mangel am
Blute leiden.


Wir wollen demnach anjezo noch andre Verſuche an-
fuͤhren, welche von der Menge des Blutes hergenom-
men ſind, das die Aorte empfaͤngt. Hierbei iſt zu mer-
ken, daß ſich das Blut geſchwinde durch die Schlag-
adern fortbewegt, und der Strom deſſelben ſo ſtark iſt,
daß ein verwundeter Menſch in der That nach wenig Mi-
nuten ſterben muͤſte, wenn nicht an ſtatt desjenigen
Blutes, das durch die Schlagadern herausgelaufen, wie-
derum anderes durch die Blutadern in das Herz gebracht
wuͤrde (k). Wir wollen uns des Verſuches vorjezt mit
etwas groͤſſeren Fleis bedienen. Es enthaͤlt die linke
Herzkammer des Menſchen beinahe zwo Unzen Blut (l),
oder
[416]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
oder etwas mehr oder weniger. Eben dieſe Kammer
wird nach der Ausſtoſſung dieſer zwo Unzen kleiner und
ausgeleert, oder es bleibet nur etwas ſehr weniges in ei-
nigen Winkeln des Herzens zuruͤkke. Denn es koͤnnte ſo
wenig das Herz zu einiger Ruhe kommen, wenn es von
allzuvielen Blute gereizt wuͤrde, als ſonſten bei den Thie-
ren, deren Herz durchſichtig iſt, und im Huͤhnchen wel-
ches ſich in einem bebruͤteten Eye befindet, etwas da-
ſelbſt zuruͤkbleiben kann, indem das Herz dererſelben
nach geſchehenen Zuſammenziehen gaͤnzlich blaß wird.
Geſezt aber, man wollte auch annehmen, daß nach
jedem Herzſchlage etwas uͤbrig bleibe, ſo wuͤrde dar-
aus wider uns nichts gefolgert werden koͤnnen. Denn
entweder muͤſte das, was man wollte uͤbrig bleiben laſ-
ſen, unter dem naͤchſten Herzſchlage mit herauslaufen,
daß nach der zweiten Pulſirung wieder eben ſo viel uͤbrig
bliebe, als ſich nach der erſten im Herzen verhalten, und
es muͤſte jederzeit ſo viel von dem alten Blute aus dem
Herzen herausgetrieben werden, als ſich neues darinnen
verſpaͤtet und geſammlet haͤtte; alsdenn werden aber die
vorigen zwo Unzen mit jeder Pulſirung aus dem Herzen
herausgehen. Oder man ſezze, daß bei jedem Herz-
ſchlage etwas im Herzen zuruͤkgelaſſen werde, welches der
naͤchſte Herzſchlag nicht einmal wieder fortſchafte, ſo
wird ſich der Strom des Schlagaderblutes in der That
um ſo viel vermindern. Man nehme aber an, daß ſol-
ches nur eine Quente Bluts betragen wuͤrde; ſo folget
daraus, wenn nach jedem Herzſchlage eine Quente im
Herzen zuruͤkke bleibt, daß nach tauſend Pulſirungen
ſich tauſend Quenten darinnen verhalten muͤſſen, und da
wuͤrde es in der That laͤcherlich ſeyn, wenn man behau-
pten wollte, daß eine ſolche Menge in dem Herzen koͤnte
aufbehalten werden. Es ſey demnach die Menge Blut,
welches ſich mit dem erſten Schlage aus dem Herzen er-
gieſſet, a, man bezeichne den Reſt, den dieſer Blut-
ſtrom
[417]durch die Schlag-in die Blutadern.
ſtrom im Herzen zuruͤklaͤſt mit x, es ſey a+x die Weite
der Herzkammer, ſo ſchlieſſe ich, daß ſich alle durchfah-
rende Blutſtroͤme verhalten werden = a+x, oder daß
ſie dem Jnhalte der Kammer gleich ſeyn werden. Ge-
ſezt, die Sache verhalte ſich nicht ſo, es bleibe in dem
Herzen bei dem erſten Pulſe x uͤbrig, und es werde die-
ſes nicht durch den naͤchſtfolgenden fortgeſchaft, ſo wer-
den 2 x beim zwoten Schlage, 3 x beim dritten, und beim
tauſendſten 1000 x im Herzen zuruͤkgelaſſen werden. Die-
ſes habe ich aus dem Grunde ſo umſtaͤndlich wiederholt,
weil ein andrer ſonſt beruͤhmter Mann (m) vorgegeben,
die rechte Herzkammer leere ſich nicht aus, ſondern ſie
ſchuͤtte nur, in Vergleichung gegen die linke, die Helfte
Blut aus. Ein anderer viel angeſehenrer Mann (n) uͤber-
eilte ſich ohnlaͤngſt gar ſehr, wenn er behauptete, daß
ſich das Herz nicht von ſeinem Blute voͤllig entledige,
ſondern es bleibe vielmehr bei jedem Pulsſchlage bis auf
eine Unze im Herzen zuruͤkke; daher man unrecht thaͤte,
wenn man uͤber eine Unze Blut auf die Portion anneh-
men wolte, die das Herz bei jeder Ergieſſung ausſchuͤtte;
ich mag aber anjezzo dieſe Quantitaͤt nicht unterſuchen,
ſondern will nur blos zeigen, daß ſich der Blutſtrom, ſo
gros oder klein man ihn immer annehmen will, dennoch
nicht vermindere, und daß der Vernunftſchlus des Har-
veys
nichts von ſeiner Staͤrke verliere. Dieſer Blut-
ſtrom betraͤgt nun weder eine halbe Unze, wie ihn Har-
vey
nach ſeiner beſcheidnen Art berechnet (o), noch eine
halbe Quente, wie der etwas furchtſamere Walaeus
vermeinet (p), der jedoch wider ſeine eigenen Verſuche
ſelbſt eingeſtanden hat, daß eine halbe Unze in der Herz-
D dkammer
[418]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
kammer eines Hundes Plaz habe (q), auch vielleicht noch
verſchiedene Zeugen auf ſeiner Seite haben wuͤrde (r),
wenn er geſezzet haͤtte, daß bei jedem Pulsſchlage dieſes
Thieres drei Drachmen Blut aus dem Herzen fortgetrie-
ben wuͤrden. Vielweniger iſt es alſo richtig, daß das
Herz nur einen einzigen Tropfen auf einmal heraustrei-
be, wie Jacob Primiroſe(s) aus Noth angegeben hat,
da ihn ſeine Hipotheſe dazu gezwungen, oder wie Carte-
ſius
(t) kraft einer andren Hipotheſe, nebſt ſeinen Schuͤ-
lern, geglaubet, daß in dem Herzen ein verſchloſſenes
Feuer ſey und eine Verduͤnnung des Blutes geſchehe.


Mit beſſerm Rechte gab Harvey zu (u), daß man
zwo Unzen annehmen koͤnne, wie denn auch Lower(x)
ebenfalls nicht Unrecht hat, wenn er meldet, daß uͤber zwo
Unzen, bei ſeinem Verſuche, in der Herzkammer ange-
troffen worden. Helvetius(y) kam der Sache noch
naͤher, indem er funfzehn und eine halbe Quente ſezzte,
ſo wie Henrich Albrecht Nicolai(z) behauptete, daß
achtzehn Quenten in der Herzkammer enthalten waͤren.
So iſt auch die Rechnung des J. Alphons Borellus(a)
nicht allzuhoch, wenn er aus dem berechneten geſamten
Gewichte des Blutes fuͤr die Hoͤlung der Herzkammer
uͤberhaupt drei Unzen angegeben. Denn es hat ein Zeu-
ge, dem man in dieſer Sache glauben kann (b), in dem
Herzen eines Hundes ſechs Unzen gefunden. Man neh-
me demnach zwo Unzen an, welche unter einem Stoß
des
[419]durch die Schlag-in die Blutadern.
des Herzens in die Aorte heruͤber gehen: man rechne fuͤr
eine Minute achzig Pulsſchlaͤge, ſo viel ich an mir we-
nigſtens, wenn ich mich bei mittelmaͤßiger Geſundheit
befinde, gezaͤhlet habe; ſo werden es 9600 Unzen ſeyn,
die das Herz alle Stunden in die Aorte treibet, und die
ſich in dem Schlagaderſiſteme vertheilen, mithin werden
in einen natuͤrlichen Tag 14400 Pfunde Blut her-
auskommen, welche die linke Herzkammer weiter forttrei-
bet.


Man ſezze nun ferner, daß in vier und zwanzig
Stunden an Eſſen und Trinken 128 Unzen genoſſen wer-
den, indem wenig Menſchen gleichen Appetit mit dem
Sanctorius gehabt haben: ſo wird ein groſſer Theil von
dieſen Unzen durch verſchiedne Auswurfswege, und die
unempfindliche Ausduͤnſtung, aus dem Koͤrper fortge-
ſchaft. Man nehme an, daß gar nichts davon abgehe,
daß die Speiſe und das Getraͤnke voͤllig in das Blut kom-
me, ſo erhellet hieraus dennoch, daß die Menge Speiſe
uͤberhaupt gar kein Verhaͤltnis zu dem Blute habe, und
daß allererſt in 600 Tagen ſoviel Speiſeſaft oder Blut
erzeuget werde, als auf einen Tag erfordert wird, um
dem Herzen denjenigen Vorrath zuzufuͤhren, welchen es
bei einem geſunden Menſchen wieder forttreibet.


Nun iſt noch uͤbrig, daß das Blut, welches die
Aorte von dem Herzen empfangen, wieder zum Herzen
zuruͤkkehre: es kann aber durch keinen andern Weg etwas
zum Herzen kommen, als durch die Blutadern, indem
ſonſt kein Gefaͤſſe von einer andren Art in daſſelbe hin-
eingehet. Folglich muß alſo nothwendig die Menge
Bluts, die aus dem Herzen herausgehet, und die von
den Schlagadern aufgenommen wird, wiederum in die
Blutadern uͤbergehen, damit es durch dieſelben wieder in
das Herz gelangen, und dieſen Blutbehaͤlter mit neuen
Vorrath verſehen koͤnne. Es ſolte billig dieſer Be-
D d 2weis
[420]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
weis allein, da er ganz deutlich und ungekuͤnſtelt iſt,
einem der die Wahrheit liebt, voͤlliges Gnuͤge geleiſtet
haben.


§. 4.
Aus den Wunden koͤnnte ohnmoͤglich ſo viel
Blut flieſſen, wofern daſſelbe keinen
Umlauf haͤtte.


Die Menge Bluts, welches die Aorte von ſich giebt,
iſt auch hinlaͤnglich, den Umlauf des Blutes noch auf eine
andre und ſo ſonnenklare Weiſe zu beſtaͤtigen, daß auch
denen alten Aerzten die Staͤrke dieſes Beweiſes (c) nicht
gaͤnzlich unbekannt geblieben iſt. Es ergieſſet ſich naͤm-
lich, wenn man eine Schlagader, und beſonders eine
von den groſſen eroͤfnet, das Blut ſo ſtark, daß der
ganze Koͤrper und alle Blutadern blutlos werden, und
das Fleiſch des Thieres erſtlich blaß, und endlich ganz
weis wird, beſonders wenn die Juden (d) einem Thiere
die Halsader zerſchneiden. Nun haͤtte ſich, nach der Hi-
potheſe der Alten, dasjenige Blut ergieſſen ſollen, welches
das Herz innerhalb dieſen wenigen Minuten in die zer-
ſchnittne Schlagader hineingetrieben, oder von der Leber,
nachdem es aus dem Speiſeſafte zubereitet worden, erſt-
lich erhalten hatte. Es flieſt naͤmlich in der groͤſten Ge-
ſchwindigkeit ſo viel Blut weg, daß nur ganz wenig (e),
und
[421]durch die Schlag-in die Blutadern.
und kaum ſo viel, als zur Erhaltung des Lebens noͤthig
iſt (f), nach drei (g), vier (h), oder fuͤnf (i) Minuten
im Koͤrper uͤbrig bleibt. Jn dieſer ſo kurzen Zwiſchen-
zeit hat eine ſo groſſe Menge Blut eben ſo wenig von dem
Stamme der geoͤfneten Schlagader herkommen koͤnnen,
indem bei einem Ochſen oder Pferd durch dieſelbe bis auf
vierzig Pfunde herauslaufen; als ſonſten die Leber im
Stande iſt ſo viel herbeizuſchaffen. Man muß daher
ohne Widerrede geſtehen, daß ſich das Blut aus den
Blutadern des geſamten Koͤrpers in dieſe Schlagadern
geſamlet habe, ſo wie man dieſes nicht nur aus der Men-
ge ſelbſt, ſondern auch aus der Ausleerung oder dem Zu-
ſammenfallen der Blutadern abnehmen kann. Man
haͤtte zwar dawider einwenden koͤnnen, und es haben es
bereits die Alten gethan (k), ingleichen auch die neuern
Gegner des Blutumlaufs (l), es waͤre dieſes Blut aus
denen mit der geoͤfneten Schlagader vereinigten Blut-
adern in die jeztgedachte Schlagader zuruͤkgefloſſen. Al-
lein dieſe Erklaͤrung kommt mit der Erſcheinung gar
nicht uͤberein: denn es muͤſte alsdenn dieſes Blut aus
demjenigen Ende der verlezten Schlagader herkommen,
aus welchen die kleinſten Aeſte, und die mit dieſen Aeſten
verbundene Blutaͤderchen fortlaufen. Es iſt aber bei
der Erſcheinung dieſer Theil der Schlagader von dem
Herzen ziemlich weit entfernt, er giebt nicht viel Blut
D d 3von
[422]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
von ſich (m), und das nur auf eine ganz kurze Zeit (n),
auch mit keiner groſſen Heftigkeit, alſo daß man auch
nicht einmal noͤthig gehabt, dieſes Ende zu unterbinden,
ſo oft man eine Schlagader zerſchnitten hat. Wenn
ſich aber das Blut mit ſehr ſchnellem Schuſſe, wie ein
reiſſender Bach, durch die Wunde herausſtuͤrzet, ſo
koͤmmt daſſelbe in der That vom Herzen her: woraus
dann folget, daß auch das Blut der Blutadern aus dem
ganzen Koͤrper muͤſſe wieder ins Herz ſeyn zuruͤkgefuͤhret
worden.


§. 5.
Am wenigſten koͤnnten die Wunden der kleinſten
Gefaͤſſe ſo viel Blut vergieſſen, wofern
es nicht umliefe.


Es wird dieſer Verſuch noch etwas mehrere Aufmerk-
ſamkeit erregen, wenn ich zeige, daß ſo gar die kleinſten
Zweige der Schlagadern, von denen man am allerwe-
nigſten einen ſo ſtarken Verluſt von Blute erwarten ſol-
te, dem ohngeachtet ſo ſehr bluten koͤnnen, daß das Thier
daruͤber das Leben einbuͤſſen muß. Solchemnach gehoͤ-
ren die Schlagaͤderchen der Zaͤhne in der That unter die
kleinſten, welche ich zuerſt mit ihren Staͤmmchen be-
ſchrieben habe (o), und von denen ſich Bertin(p) einge-
bildet, daß er ſie gleichfalls zu allererſt beſchrieben haͤtte.
Und dennoch iſt aus dieſen ſo kleinen, und in Erwachſe-
nen kaum ſichtbaren Schlagaͤderchen, beſonders wenn
man einen Bakkenzahn ausgezogen, das Blut ſo ſtark
herausgedrungen, daß der Tod (q) darauf erfolget, wie
denn
[423]durch die Schlag-in die Blutadern.
denn auch andere in die aͤuſſerſte Lebensgefahr gerathen
ſind (r), da ihnen eben dieſes Schlagaͤderchen iſt verlezt
worden, wie ſolches dem Achilles Gaſſerus(s), einem
gelehrten Arzte, und ehemaligen guten Freunde des
Gesners, begegnet iſt, welcher ſich nach der Herauszie-
hung eines Zahnes dergeſtalt verblutete, daß er niemals
ſeine ordentliche Geſichtsfarbe wieder erhielt, gleichwie
die Paulina, des Seneca Gemahlin, nach der Eroͤf-
nung einiger Blutadern eine beſtaͤndige Todtenblaͤſſe im
Geſichte behielt; anderer Beiſpiele von dergleichen uͤber-
maͤßigen Verblutungen, die von Ausziehung der Zaͤhne
entſtanden, anjezo zu geſchweigen, die man bei verſchiede-
nen und ſehr glaubwuͤrdigen Schriftſtellern in groſſer
Anzahl findet. Jn der Naſe darf ſich nur eine unmerk-
liche kleine Muͤndung einer Schlagader oͤfnen, ſo drin-
get, ohne weitere Verwundung, reines Blut heraus.
Und doch iſt es mehr als zu bekannt, daß auf ſolche
Weiſe ſieben (t), eilf (u), funfzehn (x), ſechzehn (y),
dreißig (z), ja gar vierzig (a) Pfunde Bluts weggegangen
(b), und daß endlich auf ſolchen groſſen Blutverluſt der Tod
D d 4gefolget
(q)
[424]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
gefolget ſey (c). Ob ich nun gleich meines Orts bisher
in ſolchen Faͤllen gluͤklicher davon gekommen, ſo habe ich
doch an einer ſchwangern Frau, welche am Frieſel krank
lag, ein ſehr heftiges Naſenbluten wahrgenommen, und
ich ſelbſt habe durch eben dieſen Weg in einer gefaͤhrlichen
Krankheit, die mit zur Roſe gehoͤrte, mit groſſer Erleich-
terung viele Pfunde Bluts verloren.


Man hat aber auch aus andern ſehr kleinen Gefaͤſ-
ſen, als am Naſenfluͤgel (d), an der Thraͤnendruͤſe (e),
am Zahnfleiſche (f), an den Seitentheilen der Zunge (g),
aus einem Blaͤschen das an der Hand aufgefahren war (h),
aus den kleinen Wunden vom Biſſe eines Blutegels (i),
ſolche ungemein haͤufige Blutergieſſungen bemerket, die
theils einen toͤdtlichen Ausgang genommen, theils auch
auf andere Weiſe ſich geaͤuſſert haben (k).


Aus dieſen ſo gar heftigen Verblutungen, welche nur
aus ſehr kleinen Gefaͤſſen erfolget ſind, kann man nun
um ſo viel deutlicher wahrnehmen, daß dergleichen auf-
ſerordentlich groſſe Menge von Blut ohnmoͤglich von
den benachbarten Blutadern in das zerriſſene Schlag-
zderchen habe ausgeſchuͤttet werden koͤnnen.


§. 6.
[425]durch die Schlag-in die Blutadern.

§. 6.
Auch die Wunden der Blutadern koͤnnten ohn-
moͤglich ſo ſtarke Verblutungen nach ſich
ziehen, wenn das Blut nicht
umliefe.


Endlich verbluten ſich auch die Blutadern, wiewohl
ſelten, dergeſtalt, daß der Tod darauf erfolgen ſolte. Es
fallen ihre Wunden, auch ſelbſt an denen groͤſſeren derer-
ſelben, ohne groſſe Schwierigkeit von freien Stuͤkken
zuſammen, und halten alſo den fernern Ausflus des
Blutes zuruͤkke (l). Und daher kam es, daß die Roͤmer,
welche unter den unmenſchlichen Kaiſern des erſten Jahr-
hunderts zum Tode verurtheilet waren, ob man gleich
die Aerzte hinſchikte, welche ihnen die Blutadern oͤfnen
muſten, und bis zu ihren erfolgenden Tod die Aufſicht
haben ſolten, dennoch nicht ohne Beihuͤlfe der Kunſt ih-
ren Geiſt aufgeben konnten. Um deswillen ſezzten ſie ſich
in ein Bad, damit die Blutadern unter der Haut moͤchten
erweitert werden, und in dieſer gelinden Waͤrme wurden
ihnen die Blutadern an beiden Armen geoͤfnet. Auf
dieſe Art verloren Seneca, und Petronius Arbiter,
im Bade ihr Leben. Jndeſſen habe ich doch auch einige Bei-
ſpiele von toͤdlichen Blutausleerungen der Blutadern ge-
funden. Alſo hat man angemerket, daß von der Ver-
wundung der Blutader, die in den innern Augenwin-
kel lauft, eine Blutſtuͤrzung entſtanden, welche den Ver-
luſt des Lebens nach ſich gezogen (m). Aus einer Wun-
de der Froſchblutadern drungen vier und zwanzig Pfunde
Bluts heraus (n), und ſo gar geſchahe ſolches auch ein-
D d 5mal
[426]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
mal mit einem toͤdlichen Ausgange (o). Aus denen er-
oͤfneten Blutadern am Ellbogen wird beinahe alles im
Koͤrper befindliche Blut herausgetrieben (p). Aus der
verlezten Droſſelblutader liefen zwanzig Pfunde Blut
heraus (q), und als dieſelbe von freien Stuͤkken zerber-
ſtete, erfolgte der Tod darauf (r). Ja es behauptet
Lower(s), daß die Thiere eben ſowol ihres geſammten
Blutes beraubet werden koͤnnen, wenn ihre Blutadern
verwundet ſind, als wenn man ihre Schlagadern oͤf-
net.


Dieſe lezteren Verſuche zeigen nun, daß dasjenige
Blut durch die Blutadern herausflieſſen koͤnne, welches
ſich zuvor in den Schlagadern befunden, und daß daher
das Blut bei lebendigen Thieren einen freien Lauf aus
den Schlagadern in die Blutadern habe. Galenus(t),
der durch die Kraft der Warheit uͤberzeuget war, erkann-
te in der That, daß das Blut dieſen Weg nehme, nur
ſezte er denſelben in die kleinſte Aeſte derer Blut- und
Schlagadern. Veſalius(u) kam bereits vor denen
Zeiten des Harvei auf die Vermuthung, daß das in de-
nen Schlag- und Blutadern befindliche Blut wechſels-
weiſe ab- und zuflieſſe, nachdem er zugleich die Groͤſſe der
Schlagadern in Erwaͤgung gezogen hatte. Es ſtimmet
aber die Mittheilung des aus den kleinen Wuͤrzelchen in
die Staͤmme zuruͤklaufenden Blutes vermittelſt der klein-
ſten Gefaͤſſe, gar nicht mit der Geſchwindigkeit uͤberein,
mit welcher es herausgetrieben wird, und es ſtehet dem-
jenigen Blute, welches aus den Blutadern nach einer
Schlagader zuruͤkkehren ſoll, die bereits angezeigte Rich-
tung
[427]durch die Schlag-in die Blutadern.
tung im Wege, nach welcher das Blut von dem Herzen
herbeigefuͤhret wird.


§. 7.
Daß ſich das Gebluͤte aus einer einzigen Blut-
ader in alle Schlag- und Blutadern vertheile,
zeigen die Gifte, die man in die Blutadern
gebracht hat.


Dieſes ſind nun ohngefaͤhr die Verſuche, womit
Harvey ſeine gemachte neue Entdekkung vertheidigte
und beſtaͤtigte. Es ſind aber andre fuͤr die neuern Zeiten
uͤbrig geblieben, die dieſem ſonſt beruͤhmten Manne noch
unbekannt geweſen. Wir wollen diejenigen zuerſt an-
fuͤhren, die von der chirurgiſchen Einſprizzung verſchie-
dener fluͤßigen Dinge in die Adern (chirurgia infuſoria)
hergenommen werden. Es werden naͤmlich in die geoͤf-
nete Blutader eines lebendigen Thieres Arzeneiſaͤfte oder
Gifte gebracht. Waͤre dieſe Galeniſche Theorie rich-
tig, ſo muͤſte man ſich billig verſprechen koͤnnen, daß
die Kraͤfte dieſer Arzneien zugleich mit dem Blute bis in
die aͤuſſerſten Aeſte derjenigen Blutader gelangeten, wel-
che die Arzenei erhalten hat, und es wuͤrde ſolchemnach
ihre Wirkſamkeit an demjenigen Gliede wahrzunehmen
ſeyn, nach welchen die vergiftete Blutader hinlaͤuft. Al-
lein der Erfolg zeiget ganz etwas anderes. Es aͤuſſert
ſich naͤmlich die Kraft dieſer Arzeneien durch beſondere
Wirkungen in dem Kopfe, dem Eingeweide, und am
ganzen Koͤrper eines Thieres, wohin ſonſt Blut aus die-
ſer Ader, nach der alten Theorie, keinesweges kommen
kann: welches wieder ein ganz offenbarer Beweis iſt, daß
eben das Blut, mit dem wir die Arzeneien vermiſcht ha-
ben, aus vorgedachter Blutader in den ganzen Koͤrper
des Thieres, und zwar zu allererſt in die rechten Herzhoͤ-
len uͤbergegangen ſey, indem an dem rechten Herzohre
und
[428]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
und der rechten Herzkammer das Amt und die Verrich-
tung einiger Aeſte ſo gleich deutlich in die Augen zu fal-
len pflegt.


Es gehoͤren alſo zu dieſer Claſſe die vergiftete Geweh-
re, oder die mit dem Safte des Giftkrautes (Thora) (x)
oder der weiſſen Nieſewurz angeſtrichne Pfeile, welche,
wofern ſich erſt das Gift mit dem Blute vermiſcht hat,
ein Thier ploͤzlich ums Leben bringen, und auſſerdem das
Fleiſch des ganzen Thieres weicher und muͤrber ma-
chen (z). Hieher rechne ich auch die kleinen leichten Pfei-
le der Makaſſer und andrer Jndianer, welche ſie mit dem
milchhaften Safte eines gewiſſen Baumes, der noch
zur Zeit, auch ſo gar nach der Ausgabe des Rumphi-
ſchen
Werkes (a), nicht hinlaͤnglich bekannt iſt, ſo zu
vergiften wiſſen, daß ſie, ſobald ſie ſelbige durch ein Bla-
ſerohr (b) abgeſchoſſen, vermittelſt der allerkleinſten Wun-
de, ſofern nur der allergeringſte Theil des Gifts in das
Blut hat eindringen koͤnnen, ſo gleich den Tod zuwege
bringen. Jn Amerika ſtirbt ein Thier in ſechs Minu-
ten davon (c), und in einer einzigen Minute (d) faͤllt in
Jndien (e) ein mit dergleichen Pfeilen geſchoſſenes Thier
todt um.


§. 8.
[429]durch die Schlag-in die Blutadern.

§. 8.
Eben das beweiſen auch die eingeſprizten
Arzeneiſaͤfte.


Es iſt derjenige Verſuch noch viel entſcheidender, den
die Aerzte angeſtellet haben. Man treibet naͤmlich in
eine Blutader und in das Blut ſelbſt Gift oder eine Ar-
zenei hinein: es beweiſet aber beides ſeine gewiſſe und be-
ſtimmte Wirkungen, am Magen durch das Erbrechen,
an dem Gedaͤrme durch den Durchlauf, am Gehirne
durch eine Berauſchung, am Herzen und an der Lunge
durch eine Gerinnung des Blutes. Und daraus laͤſt ſich
mit Ueberzeugung folgern, daß das Gift durch die Blut-
ader am Arme oder Fuſſe bis zum Herzen, zur Lunge,
zum Kopfe und zum Gedaͤrme gekommen ſey, und daß
ohne Zweifel dieſes der Weg ſey, den das Blut aus derje-
nigen Blutader genommen habe, durch welche das Gift
nach den benannten Theilen des thieriſchen Koͤrpers iſt
gebracht worden.


Der erſte Erfinder dieſer Verſuche ſoll Joh. George
v. Wahrendorf(f) geweſen ſeyn, welcher im Jahr
1642. auf einem Dorfe in der Lauſiz, in die Blutadern
einiger Hunde Wein geſprizt, und damit dieſe Thiere trun-
ken gemacht hat. Jn England wiederholte im Jahr
1656. dieſen Verſuch zuerſt, und viel kuͤnſtlicher, Chri-
ſtoph Wren, welcher auſſer der Baukunſt, auch noch
der Zergliederungskunſt kundig war (g); und nachhero
iſt ſolches, auf ſeine Erinnerung, im folgenden Jahre
von D. Timotheus Clarke(h) wieder geſchehen. Es
beſchaͤftigte ſich aber auch ohngefaͤhr um dieſe Zeit mit
eben
[430]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
eben dem Verſuche Richard Lower(i). Endlich er-
fand Robert Boyle(k) im Jahr 1663. die dazu noth-
wendigen Werkzeuge, und es las in eben dem Jahre, der
mit Ruhm gedachte D. Clarke ſeine gemachte Verſuche
in der koͤniglichen Geſellſchaft ab (l). Das Jahr dar-
auf fuͤgte J. Daniel Major(m) eine Theorie zu dieſen
Verſuchen hinzu; J. Sigismund Elsholz aber (n)
fuhr damit fort, uud andere, die wir ſo gleich nennen
wollen, wiederholten ſie, und ich habe ſelbſt fuͤr meine
Perſon vielen Verſuchen daruͤber, auf dem Goͤttingiſchen
Zergliederungsſaale, mit beigewohnet, welche der beruͤhm-
te Joh. Theodor Sproegel(o), der dazumal in meinem
Hauſe wohnete und an meinem Tiſch ſpeiſete, angeſtellet,
nachdem ich angerathen hatte, diejenigen ſonderlich zu
wiederholen, die man ſeit langer Zeit bisher vernach-
laͤßiget hatte.


§. 9.
Fernerer Beweis, aus der verdikkenden Kraft
derer Gifte.


Jch will den Anfang mit dem Herzen und denenjeni-
gen Arzeneien machen, welche ihre Wirkſamkeit an den
Gefaͤſſen des Herzens und der Lunge aͤuſſern. Vom Vi-
triolgeiſte, den man in eine Blutader getrieben, erfolgt
der Tod nach vier Minuten, und das Blut iſt voͤllig ge-
ronnen (p). Eben dieſes erfolgte auf die Einſprizzung
jezt
[431]durch die Schlag-in die Blutadern.
jezt gedachten Geiſtes, wobei das Blut ſchwarz und ganz
ungleich geronnen war (q). Von eben dieſem eingeſpriz-
ten Geiſt ſtarb ein Thier, und man fand das Blut in der
Lunge ganz dichte zuſammengeronnen (r). Nach der Ein-
ſprizzung des unter der Glokke bereiteten Schwefeloͤls
(oleum ſulphuris per campanam) erfolgte der Tod, mit
einem ganz ſchwarzen Blut (s). Von dem eingeſprizten
Goldſcheidewaſſer gerann das Blut (t). Der Salzgeiſt,
den man in die Droſſelblutader gebracht hatte, brachte
das Thier ums Lehen, und man fand die Holader, beide
Herzohren, und die rechte Kammer mit geronnenen Ge-
bluͤte angefuͤllet (u). Vom Goldſcheidewaſſer ſind noch
andre Thiere mehr, nachdem ihr Blut geronnen, um
das Leben gekommen (x). Von dem Salpetergeiſt er-
folgte der Tod ebenfalls, wobei das Blut geronnen
war (y). Von einen ſauren Geiſt, den man in die Droſ-
ſelader gebracht hatte, verdikkte ſich das Blut in der rech-
ten Herzkammer (z). Zwei Quentchen von deſtillirten
Eßig, die man eingeſprizzet hatte, brachten ein Thier
um das Leben (a). Gleichergeſtalt lief auch das geſammte
Blut von andern ſauren Saͤften zuſammen (b). Auf
den feinen Eiſenextract (anima martis), den man in die
Schenkelblutader getrieben hatte, erfolgte der Tod und
die Gerinnung des Blutes (c). Nach dem aufgeloͤßten
Ungariſchen Vitriole, den man in die Droſſelblutader
eingeſprizzet hatte, erfolgte ein ſchleuniger Tod, und das
Herz
[432]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Herz enthielte ein kluͤmpiges geronnenes Blut (d). Die
Aufloͤſung des Alauns, welche man in die Droſſelblut-
adern brachte, verurſachte einen ploͤzlichen Tod (e). Von
dem Schwefeldampfe, den man in die Blutadern getrie-
ben hatte, ſtarb das Thier, welches zu dieſem Verſuche
gebraucht worden, und man fand das Herz vom Gebluͤte
aufgetrieben, die linke Kammer aber ledig, weil das
Blut in der Lunge zuruͤkgehalten worden (f). Der Blei-
zukker, welcher gewoͤhnlicher maſſen das Blut gerinnend
macht, brachte den Tod zuwege, nachdem daſſelbe in dem
Herzen, der Lunge und den Blutadern wie eine Salbe
war verdikt worden (g).


Was hier die ſauren Mineralſaͤfte zuwege bringen,
das wirket beinahe auch der Weingeiſt. Der ſchwache
verurſachet zwar nur blos Herzklopfen (h), wenn er aber
von dem Waſſer, das er bei ſich fuͤhret, gehoͤrig iſt ge-
reiniget worden, ſo toͤdtet derſelbe den Augenblik, und
man trift das Blut in der Holader, dem rechten Herzohre,
und der rechten Kammer des Herzens, ingleichen auch
in der Lunge, geronnen an (i).


§. 10.
Die Kraft der einſchlaͤfrenden Arzeneien.


Es haben aber auch alle andre Saͤfte, die den Blut-
lauf durch die Lunge zuruͤkhalten, beinahe eben dieſes un-
ter ſich gemein, daß ſich das Blut in der Holader, dem
rechten Ohre und der rechten Kammer des Herzens, wie
auch
[433]durch die Schlag-in die Blutadern.
auch der Lunge anhaͤuft. Es geſchiehet dieſes von dem
geſchmolzenen Talge (k), von der Milch (l) und dem
Oele (m). Endlich dringet ſo gar die Luft, die man in
die Blutadern blaͤſt, in die Lunge uͤber, ſie verhindert
mit ihren Blaͤschen, daß das Blut nicht aus ſeiner
Stelle weiter laufen kann, und auf ſolche Art bringt ſie
das Thier ums Leben (n), wie wir durch unzaͤliche Ver-
ſuche beruͤhmter Maͤnner, und durch unſre eigene eben-
falls uͤberzeuget worden. Von dem Opium wollen wir
gleich reden, indem wir uns ein wenig bei den Verſuchen
aufhalten werden, welche die vorigen Aerzte allzuſehr
aus der Acht gelaſſen haben. Es aͤuſſert demnach daſſel-
be, wenn es in einer jeglichen Feuchtigkeit, die man nur
erwaͤhlen will, iſt aufgeloͤſet worden, ſeine einſchlaͤfren-
de Kraft (o), auch wol auf 2 Tage lang (p), und es ziehet
bisweilen Verzukkungen (q), und endlich gar (r) den Tod
nach ſich. Die aus dem Wein bereitete Arzeneien, wel-
che mit dem Opium gleiche Kraft einzuſchlaͤfren beſizzen,
haben an lebendigen Thieren auch eben ſolche Wirkungen
gezeiget. Von eingeſprizten Spaniſchen Wein in die
Blut-
[434]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Blutadern erfolgte eine Trunkenheit (s), und vermuth-
lich auch von dem ſchwaͤchern Weingeiſte (t).


§. 11.
Andere eigenthuͤmliche Wirkungen gewiſſer
Arzeneien, die man in die Blutadern
eingeſprizzet.


Eben dieſe Wirkungen pfleget auch das Quekſilber,
welches ſonderlich ſeine Kraft an den Schleim- und
Speicheldruͤſen des Kopfes beweiſet, alsdenn zu zeigen,
wenn es in die Blutadern getrieben wird. Nachdem
es in die Blutadern eines Hundes gebracht worden, ſo
verurſachte es, daß am Kopfe alle Druͤſen aufſchwol-
len, und ſich im Gehirne viel ſalziges Waſſer verſamm-
lete (u).


Desgleichen aͤuſſern auch die Gifte, ſo man in die
Blutadern gebracht hat, in andern Eingeweiden ganz
beſondre Wirkungen. Solchemnach erwegen allerlei
Brechmittel auf eben die Art ein Erbrechen, wie ſie ſonſt
zu thun pflegen, wenn man ſie gewoͤhnlicher maſſen ein-
nimmt, welches offenbar beweiſet, daß die Kraft des ein-
geſprizten Arzneimittels bis zum Magen durchgedrungen
ſey. Von ſechs Gran Brechweinſtein (tartarus emeti-
cus
), den man in eine Blutader geſprizzet, erfolgte ein
Erbrechen (x), auch ſo gar mit einem toͤdtlichen Aus-
gange (y). Von dem in eine Blutader gebrachten auf-
geloͤ-
[435]durch die Schlag-in die Blutadern.
geloͤſeten Harz des Scammoneum, entſtund ein ſehr hef-
tiges Erbrechen, und darauf der Tod (z). Der metalli-
ſche Safran (crocus metallorum), davon man bei einem
Thiere zwo Unzen eingeſprizzet hatte, erwekte ein toͤd-
liches Erbrechen (a). Jm Gegentheil muſte ſich zwar
ein Hund von der Aufloͤſung der Senesblaͤtter erbrechen,
er kam aber dennoch gluͤklich davon (b). Denn es ver-
tragen die Hunde uͤberhaupt viel ſtaͤrkere Portionen von
Gift, und werden weder vom Opium, noch von dem
Safte des Waſſerſchierlings, und andern Giftarten aus
dem Pflanzenreiche, ums Leben gebracht (c).


Auf gleiche Art wie das Erbrechen, werden auch
Ausfuͤhrungen durch den Stuhlgang, vermittelſt derer
eingeſprizten Purgirmittel, erreget, daß daher diejenige
Kraft dererſelben, wodurch die Ausſtoſſung des Unraths
befoͤrdert wird, nothwendig bis zu den Gekroͤsſchlag-
adern und dem Gedaͤrme vorgedrungen ſeyn muß.
Borrich hat hiervon vorzuͤglich gehandelt, und noch
dieſes zugleich hinzugefuͤgt, daß eben die Doſis, welche
man gewoͤhnlicher maſſen einzunehmen pflege, auch den
Leib oͤfne, wenn ſie in eine Blutader gebracht wuͤrde (d).
Viele andre Schriftſteller haben gleichen Erfolg wahr-
genommen (e). Von ſechs Quenten aufgeloͤſeter Gum-
migutta, die man in eine Blutader eingeſprizzet hatte,
erfolgte der Tod, und die Holader, nebſt der rechten
Herzkammer, war mit geronnenen Blut angefuͤllet (f).


E e 2Des-
[436]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

Desgleichen gelanget auch die Kraft des Gifts, oder
der Arzeneien, die man in die Blutadern eingeſprizzet
hat, ebenfals bis in die Nieren, und reizet die Harnwege
auf die Art, wie ſie es thun wuͤrde, wenn man ſolche
Arzeneien eingenommen haͤtte. Die aus den ſpaniſchen
Fliegen bereitete Tinctur noͤthigte einen Hund, dem man
bis zwei Quenten davon in die Blutadern eingeſprizt hat-
te, daß er eine groſſe Menge Harn von ſich gab, die
Harnblaſe wurde angefreſſen, mit darauf folgenden toͤd-
lichen Ausgange (g), welches in zweien Verſuchen alſo
beſtaͤtiget wurde. Aufgeloͤſeter Salpeter, den man auf
dieſe Art beigebracht hatte, erregte ein haͤufiges Harnen,
jedoch ohne weiteren Schaden, indem dies ganze Mit-
tel nichts giftiges an ſich hat (h).


§. 12.
Jhre Wirkung in den ganzen Koͤrper
eines Thiers.


Endlich zeigen noch andre Verſuche, daß nicht blos
ein beſonderes Eingeweide, ſondern vielmehr die ganze
Maſſe derer im Koͤrper befindlichen Saͤfte, von der
Schaͤrfe der Gifte, die man in eine jegliche Blutader ge-
bracht hat, durchdrungen werde, und daß ſich die Fol-
gen davon in dem ganzen Koͤrper ausbreiten. Als das
durch Kochen aufgeloͤſete Arſenicum in die Blutadern
eines lebendigen Thieres war geſprizzet worden, ſo ent-
ſtund ein Kollern und Poltern im Leibe, (welches von der
Entzuͤndung des Magens herruͤhrete), worauf krampf-
hafte Verzukkungen folgten, die endlich einen toͤdlichen
Ausgang nahmen (i). Die Galle aus den Koͤrpern
derer
[437]durch die Schlag-in die Blutadern.
derer an der Peſt verſtorbenen Menſchen, zog unmittel-
bar einen ſchleunigen Tod nach ſich, wenn man ſie in die
Droſſelader eines Hundes einſprizzete; etwas langſamer
aber aͤuſſerte ſich dergleichen Erfolg, wenn man dieſes
Gift in die Schenkelblutader brachte (k). Das einge-
ſprizte Tabaksoͤl brachte Convulſionen, ein ſtarkes Klo-
pfen der Schlagadern, und einen geſchwinden Tod zu-
wege (l), und bei einem andern Verſuche, da man nur
acht oder neun Tropfen des Spiritus von Tabaksblaͤt-
tern eingeſprizt hatte, blieb zwar das Thier bei dem Le-
ben, es folgte aber doch ein Erbrechen und ungewoͤhn-
liche Traurigkeit darauf (m). Das Decoctum ſelbſt von
dieſem Kraute toͤdtet ein Thier in kurzer Zeit, wenn es
eingeſprizzet wird (n). Auf das eingeſprizte Decoctum
von der weiſſen Nieſewurz verſtarb das Thier geſchwinde,
wobei das Fleiſch ploͤzlich ganz welk und ſchlappicht wur-
de, auf die Art, wie wir ſchon von dem Wilde gemel-
det haben, welches mit Pfeilen geſchoſſen worden, die
mit dieſem Gifte beſtrichen waren (o). Von einer Unze
Salmiacgeiſt, der in die Achſelblutader eines Hundes ein-
geſprizzet wurde, erfolgte ſchleunig der Tod (p), und bei
einigen Verſuchen war das Blut ſchwarz und geron-
nen (q). Ein Hund muſte zwar ſterben, als man ihm
eine Solution von Salpeter einſprizte, inzwiſchen war doch
ſein Blut durchaus von hochrother Farbe, wie es ſonſt aus-
zuſehen pflegt, wenn man Salpeter darunter miſchet (r).
E e 3Jch
[438]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Jch uͤbergehe jezt diejenigen Verſuche, wo von eingeſpriz-
ten Weinſteinoͤl der Tod ſchleunig (s), oder langſam (t)
erfolget iſt, ohnerachtet auch dieſe beweiſen, daß ſich die
Wirkung dieſer Salze nicht in demjenigen Gliede geaͤuſ-
ſert habe, in welches eigentlich die vergiftete Blutader
lauft, ſondern daß ſie ſich durch die ganze Blutmaſſe
ausgebreitet habe.


§. 13.
Die Kraft derer Arzneimittel.


Die heilſamen Wirkungen derer Arzneimittel haben
ſich auf eben die Art, wie es von denen Giften geſchehen,
in der ganzen Maſſe derer thieriſchen Saͤfte recht deut-
lich hervorgethan. Mathaͤus Gottfried Purmann, der
kein unberuͤhmter Wundarzt war, hat uns hiervon ein
wichtiges Beiſpiel gegeben, indem er ſich ſelbſt vermittelſt
der Einſprizzung des Loͤffelkrautwaſſers, mit Theriakgeiſte
vermiſcht, von der Kraͤzze befreiet (u), ingleichen beobach-
tete er, daß ein Fieber durch eben dieſes in eine Blut-
ader geſprizte Loͤffelkrautwaſſer gehoben wurde (x).
Nach eben dieſer Methode haben auch die Danziger Aerz-
te, Scheffer und Schmidt(y), die Gicht, und einen
Wichtelzopf, der mit einem Geſchwuͤre vergeſellſchaftet
war, gehoben, ob ſie gleich damit das ſchwere Gebre-
chen (epilepſiam) vergebens zu vertreiben ſuchten (z), in-
dem dieſes mehr in den Nerven, als im Blute ſeinen
Siz hat. Es ſind auch Exempel vorhanden, daß man
die Luſtſeuche durch gewiſſe Arzeneimittel die in die Blut-
adern
[439]durch die Schlag-in die Blutadern.
adern eingeſprizzet worden, voͤllig gehoben (a). Ein
Geſchwuͤr wurde geheilet, nachdem man den Balſam
von Mecha in die Blutadern gebracht hatte (b), und
nach der Einſprizzung des Hirſchhorngeiſtes wurde ein
Mann gluͤklich wieder hergeſtellet, der von einer Otter
war gebiſſen worden, und bereits ſehr gefaͤhrliche Zufaͤlle
erlitten hatte (c).


§. 14.
Man kann dieſe Mittheilung der Arzeneien
nicht zur Heilung der Krankheiten
anpreiſen.


Jch moͤchte indeſſen auf das Anſehn dieſer Verſuche
nicht gern eine neue Art, die Krankheiten zu heilen, ein-
fuͤhren, ob es gleich nicht an Perſonen gefehlet, welche
dieſelbe angerathen haben (d), und man auch ſonſt in dem
ſchleunigen Falle, wenn jemand von einem giftigen Thie-
re gebiſſen worden, vielleicht dem Kranken auf ſolche
Weiſe geſchwinder zu Huͤlfe kommen koͤnnte, als es ſonſt
in einem langen Umſchweif, durch den Magen, die Ge-
daͤrme und die Milchgefaͤſſe, moͤchte zu erhalten ſeyn. Es
fehlet uns noch an gar zu vielen und gefaͤhrlichen Ver-
ſuchen, die man anzuſtellen haͤtte, bevor man erſtlich die
aͤuſſerſte Quantitaͤt derer zu erwaͤhlenden Portionen (do-
ſes
), und die Unſchaͤdlichkeit derer unmittelbar ins Blut
gebrachten Arzeneien, mit eben der Zuverlaͤßigkeit be-
E e 4ſtim-
[440]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
ſtimmen kann, welche in einer ſo wichtigen Sache, die
das Leben eines Menſchen betrift, ohnumgaͤnglich er-
fordert wird. Man kann naͤmlich viele Dinge ohne Ge-
fahr einnehmen, daß ſie in den Magen kommen, die
man aber ohne groſſen Schaden nicht wol mit dem Blu-
te vermiſchen darf. Es mag indeſſen genung ſeyn, daß
wir vermittelſt dieſer Verſuche gezeiget haben, daß ſich
die Kraft derer Arzeneien, mithin alſo auch das in de-
nen Blutadern befindliche Blut, mit welchen jene wei-
ter fortgebracht wird, durch alle Blutadern eines beleb-
ten Thieres nach dem Herzen, und von da nach der gan-
zen Maſſe derer Saͤfte, nach den ſaͤmtlichen Eingeweide,
und allen Gefaͤſſen des ganzen Koͤrpers muͤſſe ausgebrei-
tet haben.


§. 15.
Die Geſchichte der Methode, fremdes Blut in
die Adern zu bringen, oder der Blutver-
pflanzung (transſuſio ſanguinis).


Es wird aber noch ein deutlicherer Beweis, zur Be-
ſtaͤtigung des Umlaufs des Blutes, von der Uebertra-
gung
deſſelben hergenommen. Man zapfet naͤmlich bei
dieſen Verſuchen einem Thiere, das geſund, oder auch
zum oͤftern einem kranken, ſo viel Blut aus einer Blut-
ader ab, daß die Schlag- und Blutadern aller Orten
ausgeleert werden: denn auf ſolche Weiſe muß man fuͤr
das neue Blut Plaz machen, und kann zugleich verhuͤ-
ten, daß keine Vollbluͤtigkeit, die ſonſt nach ſichern Bei-
ſpielen toͤdlich geweſen, hernach erfolgen moͤge (e). Hier-
auf
[441]durch die Schlag-in die Blutadern.
auf oͤfnet man einem andern Thiere, wenn es gleich von
einer andern Art iſt, eine Schlagader welche man will,
und leitet das Blut aus derſelben, vermittelſt zuſammen-
paſſender Roͤhren, in die Blutader des erſtern Thieres,
deſſen Blut man beinahe voͤllig weggelaſſen hatte. Auf
ſolche Weiſe fuͤllen ſich alle Schlag- und Blutadern des
entkraͤfteten blutloſen Thieres mit dem erhaltenen frem-
den Blute geſchwinde wieder an; es bekoͤmmt daſſelbe
ſeine vorige Munterkeit wieder, und es werden ſodenn
ein und andere Krankheiten, mit welchen es behaftet war,
dadurch allemal gemindert oder gar gehoben. Hieraus
laͤſt ſich deutlich erweiſen, daß der natuͤrliche Lauf des
Blutes aus derjenigen Blutader, die vermoͤge der Mit-
theilung das Blut erhaͤlt, nicht unmittelbar nach der
ganzen Blutmaſſe hin, ſondern uͤberhaupt erſt nach dem
Herzen, und von da in den ganzen Koͤrper des Thieres
gerichtet ſey, alſo daß ſich auf gleiche Art alle Schlag-
und Blutadern wieder anfuͤllen muͤſſen, wie ſie vorher
insgeſamt durch die geoͤfnete Blutader ſind ausgeleeret
worden.


Man findet von dieſem beruͤhmten Verſuche bei den
alten Aerzten bereits einige Spuren, oder wenigſtens
Zeugniſſe von einem Verlangen nach deſſen Entdekkung.
So hat Marſilius Ficinus(f) angerathen, es ſollten
die alten Leute, welche ſich zu verjuͤngen wuͤnſchten, aus
den Armen junger Perſonen das Blut aufzunehmen ſu-
chen. Hiernaͤchſt hat Andreas Libavius(g) dieſe Trans-
fuſion dergeſtalt angeprieſen, daß er auch ſogar die dazu
E e 5erfor-
(e)
[442]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
erforderliche Roͤhren beſchrieb: nur hat er darinnen einen
uͤbeln Rath gegeben, daß er gemeinet, man ſolle die
Roͤhre, welche das Blut aufnimmt, in eine Schlag-
ader ſtekken, welches daher geruͤhret, weil er noch nichts
von dem Unterſchiede des Blutlaufs in den Schlag- und
Blutadern wuſte. Johann Colle(h), ein Jtaliaͤner
aus Belluno, der ſchon etwas weiter gieng, als Marſi-
lius
vorgeſchrieben hatte, rieth hernach, man ſolle das
Blut eines jungen Menſchen in den Koͤrper eines alten
uͤberleiten, damit ſich ein ſolcher Aeſon wieder verjuͤn-
gen moͤchte.


§. 16.
Die Verſuche der Englaͤnder.


Nachgehends uͤberlegte man in England mit groͤſſe-
rem Ernſte dieſe Art der Heilkunſt. Es fing im Jahr
1657 Timotheus Clarke an, dieſe Blutverpflanzung
in die Ausuͤbung zu bringen, und verfertigte ſich ſelbſt die
dazu erforderliche Werkzeuge, fand aber viele Beſchwer-
lichkeit dabei, welches auch dem Henshavius alſo er-
gieng, ſo daß ſie endlich die Hofnung zu einem guten
Fortgang muſten fahren laſſen (i). Als D. Clarke fer-
ner im Jahr 1663 den 16 Sept. ſeine in Anſehung der
Transfuſion gemachte Verſuche oͤffentlich ablas, gedach-
te man von neuem an dieſe Methode der Mittheilung (k),
und es wurde dieſelbe im Jahr 1665 (l) im Februarius,
von Richard Lower zu Oxford gluͤklich verrichtet, wor-
auf er der koͤniglichen Geſellſchaft den 20 Junii 1666.
von dieſem an zwoen Hunden gemachten Verſuche Nach-
richt ertheilte (m). Es berichtete aber auch Thomas
Coxe dieſer Geſellſchaft bereits den 16 May, daß er
Blut
[443]durch die Schlag-in die Blutadern.
Blut aus einer Taube in die andre gebracht haͤtte (n).
Jm Merzmonate des Jahres 1666 that Boyle dieſer
chirurgiſchen Handlung von neuen Erwehnung (o), wie-
wohl dieſelbe dem Timotheus Clarke(p), der ſich ſeiner
vergeblichen Bemuͤhung noch allzuwol erinnerte, immer-
zu ſehr ſchwer vorkam; allein den 14 November deſſel-
ben Jahres verrichteten die Herrn Coxe und King dieſe
Transfuſion oͤffentlich vor der Societaͤt (q), indem ſie
das Blut aus einer Blutader in die andre leiteten, wel-
ches eine damals ganz neue Methode war, da man zu-
vor eine Schlagader zu dieſer Abſicht zu oͤfnen pflegte (q*).
Nachgehends wurde Clarke durch dieſe gluͤkliche Verſu-
che aufgemuntert, und las den 21 Novemb. gedachten
Jahres 1666 die Geſchichte von ſeiner Mittheilungsart
in der Societaͤt ab, da er Blut aus der Schlagader in
die Droſſelblutader geleitet, und einem Schafe, welches ſich
faſt voͤllig verbluten muͤſſen, die gehoͤrige Menge Blut,
benebſt der Geſundheit, wieder erſtattet hatte (r). Hier-
auf wurde der Verſuch wiederum den 12 Decemb. 1666
ſowol in geheim, als auch oͤffentlich vor dieſer erlauchten
Geſellſchaft gemacht (s), da man das Blut von einem
Schafe einem Hunde mittheilte, und die Sache gehoͤrte
nach der Zeit weder unter die Seltenheiten, noch unter
die Geheimniſſe, ſondern es wurden vielmehr dergleichen
Verſuche von vielen Zergliederern in verſchiednen Landen
mehrmals wiederholet (t).


§. 17.
[444]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

§. 17.
Die Verſuche der Franzoſen in Anſehung
der Blutverpflanzung.


Ohngefehr im September des Jahres 1666 maͤchte
D. Denys und der Wundarzt Emmerez, in Frank-
reich eben dergleichen Verſuch (u), und ſie waren bei un-
vernuͤnftigen Thieren gluͤklich genung (x), ſo daß von et-
lichen Hunden kein einziger das Leben einbuͤſte, und man
bei andern mit vieler Warſcheinlichkeit die Schuld auf
die Vollbluͤtigkeit ſchieben konnte. Die uͤbrigen dazu
gebrauchte Thiere lebten bei ihrem neu bekommenen Blu-
te friſch und munter, und manche befanden ſich ſo gar
beſſer dabei als vorher. So erlangte ein alter tauber
Hund (y) ein beſſeres Gehoͤr und eine jugendliche Munter-
keit. Ein andrer gleichfalls bejarter (z) erwies durch ſein
luſtiges Bezeigen, daß man ſeine Kraͤfte wieder ergaͤnzet
hatte; noch ein andrer (a) wurde ſchnell von ſeiner Krank-
heit befreiet, und voͤllig wieder geſund. Ein Pferd,
das ſchon ſechs und zwanzig Jahr alt war, erhielt mit
dem friſchen Blute von vier Laͤmmern zugleich neue Le-
benskraͤfte (b). Zu Wien (c) wurde einem Hunde, ver-
mittelſt der Transfuſion, die verlorne Munterkeit wieder
erſtattet.


§. 18.
[445]durch die Schlag-in die Blutadern.

§. 18.
Der Verſuch mit der Blutverpflanzung am
Menſchen.


Da uͤberdem zu Rom dieſe Transfuſion dem Paul
Manfredus(d), dem ein gewiſſer Hollaͤnder dabei zur
Hand gieng, und dem Simon Allius, einem Wund-
arzte, gluͤklich von ſtatten gieng, indem ſie das Blut
aus der Halsader, vermittelſt eines einzigen Roͤhrchens, in
einen andren Koͤrper uͤberleiteten, ſo geſchahe es, daß
man ſich daher groſſe Hofnung von denen wichtigſten
dadurch zu erhaltenden Vortheilen machte. Selbſt Ri-
chard Lower(e), Moriz Hofmann(f), und in Frank-
reich vornemlich C. Tardy(g) und D. Denys hatten
das gewiſſe Zutrauen, daß das ſchwere Gebrechen, und
andre wichtige und eingewurzelte Krankheiten, zugleich
mit dem Blute eines Menſchen hinweggeſchaffet werden
koͤnnten: und es kam beinahe ſo weit, daß ſie ſich einbil-
deten, ſie wuͤrden nun nicht weit mehr von der Unſterb-
lichkeit entfernt bleiben.


Es machte derowegen D. Denys mit dem Wund-
arzte Emmerez den Verſuch an einem Menſchen, und
brachte in die Blutadern eines jungen Burſchen, der
ganz dumm war, etwas mehr Blut von einem Lamme,
als man demſelben weggelaſſen hatte, mit dem guten Er-
folg, daß er nach und nach zu einem beſſern Gebrauch
ſeiner Vernunft zu gelangen ſchiene (i). Nachgehends
brachte er ebenfalls Laͤmmerblut in die Blutadern eines
geſunden Menſchen, welcher wenigſtens keinen Schaden
davon
(h)
[446]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
davon empfand (k): und es gieng dies Unternehmen bei
einem Menſchen dem Paul Manfredus eben ſo gut
von ſtaͤtten (l); wie denn auch der bereits angefuͤhrte
Purmann eines Auſſazzes gedenket, welcher durch ein
in die Blutadern gebrachtes Laͤmmerblut geheilet worden,
und Thomas Bartholin meldet, daß ein viertaͤgiges
Fieber dadurch ſey gehoben worden (n). Ferner ward in
England den 23 November 1667 am Arthurus Coga,
einem gelehrten Manne, deſſen Gehirn ein wenig zu hiz-
zig war, und der ſich ſelbſt dazu angeboten (o), durch die
Geſchiklichkeit des Lowers und Kings(p) die Trans-
fuſion mit Schaafsblut angeſtellt, und es folgte dazu-
mal nichts widriges darauf: als ihm aber, anſtatt der
acht verlohrnen Unzen, vierzehn wieder beigebracht waren,
ſo war der Erfolg davon etwas ſchlechter (q), doch nur
in ſo weit, daß eben dieſelbe koͤnigliche Societaͤt in der
naͤchſten Zuſammenkunft den Verſuch zu wiederholen
befahl (r).


§. 19.
Ungluͤkliche Verſuche mit der
Transfuſion.


Jndeſſen wurde die kurze Freude der Franzoſen durch
gewiſſe traurige Erfolge nicht wenig geſtoͤret. Denn es
fiel der erſt gedachte junge Franzoſe, nach dem gemachten
Verſuche, in eine Hirnwuth (phrenitis), und nach der
Wiederholung deſſelben in eine Schlafſucht, und ſtarb
endlich nach einem dazugekommenen Blutharnen, daher
denen Aerzten die bitterſten Vorwuͤrfe gemacht, und ſie
ſo
(m)
[447]durch die Schlag-in die Blutadern.
ſo gar von der Wittwe gerichtlich daruͤber belangt wur-
den (s). Da ſie nun nachhero durch dieſen Ungluͤksfall
ſich nicht abſchrekken lieſſen, und mit ſchlechter Ueberle-
gung an einem Prinzen von koͤniglichen Gebluͤte, aus
dem Hauſe Conde, bei dem der Speiſeſaft mit dem Aus-
wurfe fortgieng (coeliacus), und den man bereits vor
verlohren hielt, die Transfuſion mit Kaͤlberblute ver-
ſuchten, ſolcher aber kurz hernach verſtarb (t), und man
darauf in dem geoͤfneten Leichnam das Eingeweide vom
kalten Brande angegriffen befand, ſo geſchahe es, daß
das Pariſer Parlement die verwegne Unternehmung die-
ſes Verſuches durch ein Ediet oͤffentlich unterſagte (u).
Da ferner kurz darauf zween Kranke, bei welchen Wil-
helm Riva(x) dieſe Transfuſion verrichtet hatte, ihr
Leben daruͤber einbuͤſten, ſo unterdruͤkte auch der Pabſt
(y) dieſe Neubegierde der Aerzte durch ein gleiches Ver-
bot. Man machte aber auch den Verſuch an ſcorbuti-
ſchen Perſonen, ohnerachtet ihn andere bei denenſelben
fuͤr ſchaͤdlich erklaͤret hatten, und der Erfolg fiel auch
eben ſo ungluͤklich aus (a). Solchemnach enthielte man
ſich fernerhin, und das mit gutem Grunde, aller ſolcher
Blutuͤbertragungen bei denen Menſchen. Denn man
muſte allezeit befuͤrchten, daß das Blut bald in der aus-
fuͤhrenden Roͤhre, bald in der, die das neue Blut auf-
nahm, gerinnen moͤchte, welches auch den erfahrenſten
Zergliederern zu begegnen pflegte (b), und daß es alſo
geronnen,
(z)
[448]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
geronnen, zum groͤſten Nachtheil derer Kranken, in die
Blutadern gelangen moͤchte.


Ohnerachtet nun kein ſonderlicher Nuzzen in Anſe-
hung der Cur derer Krankheiten daher zu erhalten gewe-
ſen, ſo hat man doch daran einen derer kraͤftigſten Be-
weiſe fuͤr den Umlauf des Blutes, indem das mitgetheil-
te Blut nicht in dasjenige Glied allein, darein man es
gebracht hatte, ſondern in das Herz und in alle Blut-
und Schlagadern des Thieres, welches daſſelbe aufge-
nommen hatte, uͤbergieng.


§. 20.
Der von dem Augenſchein ſelbſt hergenommene
Beweis fuͤr den Umlauf des Blutes.


Es war alſo nichts mehr uͤbrig, als daß man den
Blutlauf der beſten Probe, naͤmlich denen Augen ſelbſt,
unterwarf. Man hat es auch an dieſem lezten Stuͤkke,
die Warheit zu beſtaͤtigen, nicht ermangeln laſſen, ob
es gleich allererſt nach dem Tode des Harvey vollends
hinzugekommen. Man hatte ſich nicht zu befuͤrchten,
daß noch einige Einwuͤrfe wuͤrden gemacht werden, oder
ferner etwa ein Gelaͤchter entſtehen moͤchte, wenn die Zer-
gliederer wirklich ſehen ſolten, daß das Blut aus den
lezten Schlagaͤderchen in die daraus entſpringende Blut-
adern und ſodann ins Herz zuruͤklaufe. Und dieſes traf
wenige Jahre nach dem Ableben dieſes beruͤhmten Grei-
ſes gluͤklich ein. Denn es gab Marcellus Malpighius
im Jahr 1661 (c) diejenige Verſuche heraus, welche er
an der Lunge, dem Gekroͤſe und der Harnblaſe der Froͤſche,
mit Huͤlfe der Vergroͤſerungsglaͤſer, gemacht hatte. Er
ſahe uͤberall, wie ſich das Blut aus den Schlagadern,
vermittelſt wirklicher Anaſtomoſirungen, durch die Ge-
faͤſſe
[449]durch die Schlag-in die Blutadern.
faͤſſe in eins fort weiter bewegte, und wie es gleichſam
mit umgekehrten Strome durch die Schlagadern in die
Blutadern zuruͤktrat; indeſſen hat er, wie es auch in ſei-
nen Schriften an andern Orten mehr geſchehen iſt, weil
er in der lateiniſchen Schreibart nicht genug geuͤbt war,
ſich etwas undeutlich daruͤber ausgedruͤkket. Jn denen
nach ſeinem Tode herausgekommenen Werken (d) findet
man ſchon die Verſuche deutlicher beſchrieben, die er im
Jahr 1665 angeſtellet hatte, und die man mit den Wer-
ken des Baglivs von neuem auflegen laſſen (e), ob man
gleich die Anaſtomoſirungen der Schlagadern mit den
Blutadern nicht voͤllig ſo gezeichnet hat, wie dieſelben
ſonſt an dem Gekroͤſe der Froͤſche in die Augen zu fallen
pflegen.


§. 21.
Leeuwenhoeks Entdekkungen.


Endlich hat ſich ein gewiſſer Buͤrger zu Delft, der
in der Kunſt Glaͤſer zu ſchleifen erfahren war, ob er
gleich von den medieiniſchen Wiſſenſchaften uͤbrigens nur
ganz ſeichte Begriffe erlanget hatte, naͤmlich Anton van
Leeuwenhoek, an dieſe Sache gemacht, und ſie in
ihr voͤlliges Licht geſezzet. Es wuſte zwar derſelbe im
Jahr 1680 (f) noch nicht, daß die Blutadern eigentlich
nur Fortſaͤzze von den Schlagadern waͤren, ſondern ver-
meinte, es ſchlukten dieſelben das Blut wieder in ſich,
welches die Schlagadern ausgeſchuͤttet haͤtten. Nach-
gehends ſahe er, allem Vermuthen nach im Jahre 1688
(g), und zwar an einem Kaulpadden (gyrinus) zuerſt, und
nachher an verſchiednen Thieren die eine durchſichtige
F fHaut
[450]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Haut haben, daß ſich das Blut vom Herzen durch die
Schlagadern bis zu ihren aͤuſſerſten Ende, und von da
durch die Blutadern wieder zum Herzen bewege, wobei
er auch zugleich eine ausfuͤhrliche Beſchreibung von de-
nen zur Wied rholung dieſer Verſuche noͤthigen Jnſtru-
menten mittheilete. Jch werde anjezzo die Beobachtun-
gen dieſes fleißigen Mannes kuͤrzlich wiederholen, ob ich
gleich dieſelben bereits habe beruͤhren muͤſſen, als ich zei-
gete, daß die Schlagadern mit den Pulsadern in einem
Stuͤk fortliefen. Solchemnach muſte derſelbe, indem
er ſahe, daß die Schlagadern eine ſolche Biegung an-
nahmen, daß die uͤbergebogene Theil, der jezzo ſchon ei-
ne Blutader iſt, mit der Schlagader parallel und ruͤk-
werts lief, nothwendig auch wahrnehmen, daß das
Blut ſeinen Weg nach dem Ende des Schwanzes durch
die Schlagader hinnehme, und durch die Blutader, die
aus der Schlagader fortlauft, in das Herz wieder zuruͤk-
komme (h).


Er ſahe aber auch ganz deutlich, daß ſich ein Schlag-
aderaſt ſelbſt in eine benachbarte Blutader hineinſenkte (i),
und daß ſich die Schlagader in zweene oder drei Zweige
zeraͤſtelte, die in einer einzigen kleinen Blutader wieder
zuſammenliefen (k).


Nachgehends beobachtete er, daß das Blut auf eine
etwas andre Art von der Schlagader in die benachbarte
Blutader, die von der Schlagader uͤberall unterweges
gleich weit entfernt iſt, vermittelſt der Communicationsaeſte
(l), fortbeweget wurde: wiewol dieſes leztere etwas ſchwer
zu
[451]durch die Schlag-in die Blutadern.
zu ſehen iſt, und ſehr leicht verfuͤhreriſch wird, indem
man die wie ein Nez verſtrikte kleine Blutadern leicht
fuͤr Schlagadern anſehen kann, die ſich in die Blutadern
hineinbegeben: ingleichen auch weil die Flaͤche, die ei-
gentlich unter das Vergroͤſſerungsglas kommt, von ei-
nem ſehr geringen Umfang iſt, und daher gar leicht ein
Blutaͤderchen von weiten mit kann darunter gekommen
ſeyn. Und eben dieſes iſt auch, meines Erachtens, die
Urſache von dem Jrrthum geweſen, darein dieſer gute
Alte, nachdem ohnfehlbar die Schaͤrfe ſeines Geſichtes
abgenommen hatte, nachhero verfiel, da er naͤmlich de-
nen Blutadern einen Puls zuſchrieb, und hingegen de-
nen Schlagadern denſelben entzog (m): ingleichen auch
die wechſelsweiſe Anaſtomoſirungen der Schlag- und
Blutadern unter ſich, vermittelſt deren die Schlagader
ſoviel bekam, als ihr die Blutader zufuͤhrte (n), als etwas
ganz neues anſahe. Die Schwierigkeit von dieſer Sache
hat Anton de Heyde(o) vorlaͤngſt bereits eingeſehen,
und es enthalten die Gekroͤſe der Froͤſche in der That ein
Blutadernez (p), ohne daß ihr Anfang irgendwo mit
den Schlagadern im Zuſammenhange zu ſtehen ſcheint
(q), wo man ſich zwar wohl moͤchte einbilden koͤnnen,
daß dergleichen Anaſtomoſirungen derer in die Blutadern
ſich hineinbegebenden kleinen Schlagaͤderchen zum Vor-
ſchein kommen ſollten (r), aber auch den Jrrthum bald
Ff 2entdekken
(l)
[452]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
entdekken wuͤrde, wenn man dieſe Flaͤche von neuem und
mit gehoͤriger Sorgfalt unterſuchen moͤchte.


§. 22.
Anderer Schriftſteller ihre Entdekkungen.


Nach denen Bemuͤhungen des jezt gedachten Hollaͤn-
ders machte man in England, in Anſehung des Umlaufs
des Blutes, eine groſſe Menge von Verſuchen mit de-
nen Vergroͤſſerungsglaͤſern. Wilhelm Cowper war
der erſte, welcher an einer jungen Kazze, am Gekroͤſe
der Hunde, und dem Nezze einer Kazze (s) das Geflechte
von kleinen Schlag- und Blutaͤderchen (t), die mit ih-
ren Muͤndungen unter einander vereiniget waren, abge-
zeichnet lieferte, welches in der That ein ſeltener Gluͤks-
fall war, indem ich meines Orts bisher niemals an Thie-
ren die warmes Blut fuͤhren, einige Bewegung, vielwe-
niger einen deutlichen Umlauf des Blutes habe wahr-
nehmen koͤnnen (u): desgleichen hat es auch dem Leeu-
wenhoek
ſelbſt nicht gegluͤkket, auſſer an einer Fleder-
maus, und dennoch ſehr ſchwer und unvollkommen: denn
die herandringende kalte Luft verurſachet, daß das Blut
in dergleichen Thieren ſo gleich gerinnet, und hemmet
alſo auf einmal die Bewegung deſſelben. Eben dieſer
Cowper hat an kleinen Fiſchgen die Communications-
aͤſte zwiſchen den Schlag- und Blutadern, und die Ana-
ſtomoſirungen von beiderlei Gefaͤſſen an der Froſchlunge
abgezeichnet, als welche daſelbſt viel weiter und groͤſſer
ſind, als bei andern Thieren; und ſo hat er auch der-
gleichen Abbildung von dem Fuſſe eines Froſches gelie-
fert (x). Jn den Philoſophiſchen Transactionen
hat
(y)
[453]durch die Schlag-in die Blutadern.
hat auch der beruͤhmte Molyneux eine Zeichnung von
dem Umlauf des Blutes in dem Schwanze und den Fiſch-
ohren einer Waſſereidechſe mitgetheilet (z). Wilhelm
Cheſelden zeiget nicht nur die in die Blutader zuruͤkge-
bogene Schlagadern, ſondern auch wie die Seitenaͤſte
in dieſelben eingefuͤget ſind. Er hat auch in einem Ku-
pferſtiche die ganze Flaͤche vorgeſtellet, in welcher dieſer
Umlauf geſchiehet (a).


Unter denen Englaͤndern hat ſich Henrich Baker
mehrere Muͤhe gegeben, und zu ſeinen Unterſuchungen
das Gekroͤſe derer Froͤſche erwaͤhlet (c), wiewohl mir
daſſelbe nicht recht bequem zu ſeyn ſcheinet, um den Um-
lauf des Blutes daran zu zeigen. Denn es erſcheinen
zwar an dieſer Membrane diejenigen kleinen Blutaͤder-
chen, welche ein einziges Blutkuͤgelchen aufnehmen koͤn-
nen, ſehr ſchoͤn und deutlich, wie ſie in Geſtalt eines
Nezzes durcheinander geſchlungen ſind, allein dieſes ſind
auch nichts als lauter Blutadern, und es ſcheinet der
Umlauf vielmehr in den Membranen der Gedaͤrme zu ge-
ſchehen, wo man aber mit keinem Vergroͤſſrungsglaſe
etwas zu entdekken vermoͤgend iſt. Uebrigens hat dieſer
beruͤhmte Mann ebenfalls das Gefaͤsnez an einem Froſch-
fuſſe in Kupfer vorgeſtellet (d), und mit gutem Grunde er-
innert (e), daß man keine allzuſehr rund erhabene lin-
ſenfoͤrmige Glaͤſer hierbei noͤthig habe, um dieſes Ge-
flechte deutlich zu zeigen. Er beſchrieb ſo gar die Zuruͤk-
biegung der Schlagader in ihre Blutader, und den
wahren Lauf des Blutes aus jener in dieſe an einer Waſ-
ſereidechſe, ingleichen auch an einer Kaulpadde, an ei-
Ff 3nem
(b)
(f)
[454]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
nem Muſchelfiſch (mytulus), denen Heuſchrekken (locu-
ſta
), Spinnen und Wanzen.


Stephan Hales betrachtete den Umlauf des Blutes
an der Lunge eines Froſches (g), und er ſahe, wie das
Blut aus den aͤuſſerſten Enden der Schlagadern in die
groͤſſere Blutadern uͤbergieng, in welche ſie unter rechten
Winkeln eingepflanzt waren: er beſtaͤtigte es auch, daß
ſehr viele kleine Schlagadern in eine einzige Blutader zu-
ſammen liefen (h).


Des Johann Bernoulli ſeine (i) Verſuche, die er
am Aale gemacht hat, ſind ganz kurz, ingleichen auch
die vom D. Poliniere am Froſche (k) und der Schleye,
ferner die von einem Ungenannten (l) an der Spinne an-
geſtellte, wie auch des Anton de Heyde(m) ſeine, wel-
cher das Blut in dem Geflechte, das ſich zwiſchen der
Schlag- und Blutader bildet, umlaufen geſehen, und
endlich des Jacob Parſons(n) und Joblots Bemer-
kungen (o), welcher eine zwote Art vom Umlaufe wahr-
genommen, da ſich das Blut zwiſchen denen unter allerlei
Winkeln aus den Schlagadern hervorkommenden Aeſten,
die ſich wieder mit verſchiedenen andren verbinden, nach
den parallel laufenden Blutadern zu bewegt.


§. 23.
Meine eigne Beobachtungen.


Ohnerachtet ich fuͤr meinen Theil auf die Betrach-
tung des Blutumlaufes, mit Huͤlfe der Vergroͤſſerungs-
glaͤſer,
[455]durch die Schlag-in die Blutadern.
glaͤſer, viele Muͤhe gewandt habe, ſo habe ich dennoch
meine Aufmerkſamkeit vielmehr auf andre Dinge gerich-
tet, als auf den Uebergang des Blutes aus den Endi-
gungen der Schlagadern in die Blutadern. Jndeſſen
habe ich doch, und zwar ziemlich oft (p), an denen klei-
nen Fiſchgen die Graͤten im Schwanze unter ſich parallel,
und eben ſo viel Paare von Schlagadern und Blut-
adern wahrgenommen (q). Zwiſchen dieſen Gefaͤſſen ei-
ner und der andern Graͤte befindet ſich ein Geflechte von
Communicationsgefaͤſſen (r), welche nur ein einziges
oder zwei Blutkuͤgelchen durchlaſſen, und da ſie aus den
Schlagadern entſprungen ſind, nach den Blutadern un-
ter allerlei Winkeln, und ſehr oft auf einerlei Art, fort-
laufen, ſo daß ſie alle zuſammen eine Parabel beſchrei-
ben, durch deren vordre Helfte das Blut nach Art der
Schlagadern lauft, da hingegen das an der Spizze zu-
ruͤkgebogene Gefaͤs in der andren Helfte das Blut nach
der Blutadern Weiſe in ein Blutaderſtaͤmchen zuruͤk-
fuͤhrt.


Jch habe aber auch, eben wie Leeuwenhoek, in
der Gegend des Schwanzes, die dem Ende am naͤchſten
iſt, eine etwas groͤſſere Schlagader geſehen, welche die
Graͤte begleitete, und ſich kruͤmmte, und darauf ſich in
eine Blutader zuruͤkbog, anbei von ſolcher Weite war,
daß ſie viele Blutkuͤgelchen aufnehmen konnte. Jch ha-
be dieſes ſowol mit Huͤlfe eines Sonnenmikroſcops, wel-
ches die Sachen ungemein vergroͤſſert, als auch durch
gemeine Vergroͤſſerungsglaͤſer geſehen. Ein Fiſch le-
bet auſſer dem Waſſer laͤnger, als ein anderer, und ich
habe zu dieſen Verſuchen vor andern den Steinſchmerl
(cobitis aculeata) geſchikter und dauerhafter befunden (s*).


Ff 4§. 24.
[456]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

§. 24.
Harvey behaͤlt die Ehre, daß er den Umlauf
des Bluts zuerſt erfunden.


Nachdem wir nun alſo, theils durch mancherlei Ver-
ſuche die Nothwendigkeit von dem Umlaufe des Blutes
gezeiget haben, theils auch endlich der Augenſchein ſelbſt
den Lauf dieſes Lebensſaftes vollkommen beſtaͤtiget hat,
ſo ſezte man den groſſen Umlauf deſſelben unter die bei
dem thieriſchen Koͤrper erforderlichen Geſezze, als wel-
cher eigentlich darinnen beſtehet, daß das Blut durch die
Aorte nach den Schlagadern und deren kleinſten Aeften
hingefuͤhret, von den zaͤrteſten Wurzeln der Blutadern
aber wieder aufgenommen, und in die mittelmaͤßigen Blut-
adern, und endlich in die groͤſten Staͤmme und die zwo
Holblutadern wieder zuruͤkgefuͤhret wird. Von dieſer
Erfindung gebuͤhret dem Harvey, einem ſehr beſcheide-
nen Mann, die Ehre, welcher, nachdem er lange Zeit
ſeine Betrachtungen uͤber dieſe Sache angeſtellet hatte,
die der in denen Schulen angenommenen Theorie gaͤnz-
lich entgegen war, endlich in Deutſchland, nachdem er
vom Hoffmann(s), welcher der entdekten Warheit
ſeinen Beifall verſagte, ſehr war verkleinert worden,
dieſe ſeine Erfindung im Jahr 1619, bei Gelegenheit ei-
ner chirurgiſchen Vorleſung, bekannt machte (t), und im
Jahre 1628 oͤffentlich im Druk herausgab (t*). Jn
dieſer Schrift befindet ſich nur ſeine erſte Exercitation,
die nicht einmal ganz vollſtaͤndig iſt; er fuͤgte aber nach-
her noch zwo andre in ſeiner hollaͤndiſchen Ausgabe hin-
zu, worinnen er auf die Einwuͤrfe des Joh. Riolanus
antwortet.


§. 25.
[457]durch die Schlag-in die Blutadern.

§. 25.
Man trift keine Spur von dem Blutumlaufe
beim Hippocrates an.


Jn der That muß man dem Harvey allerdings die
Ehre laſſen, daß er den groſſen Umlauf des Blutes
zuerſt entdekt habe, indem der kleinere denen Alten ſchon
iſt bekannt geweſen. Es iſt mir zwar zur Genuͤge bekannt,
was vor Muͤhe ſich die beruͤhmten Maͤnner, Joh. Nar-
dius
(u), Johann Antonides van der Linden(x),
Johann Riolanus(y), Carl Drelincourt(z), Da-
cerius
(a), Camillus Falconet(b), und andre gege-
ben haben, um zu zeigen, daß Hippocrates ſchon eini-
ge Wiſſenſchaft von dem Umlauf des Blutes gehabt ha-
be. Jch habe auch die von ihnen angefuͤhrte Stellen
geleſen (c), und muͤſte mich in der That ſehr verwundern,
wenn in dem damaligen erſten Alter der Zergliederungs-
kunſt dieſer gute Greis einige Kenntnis von dieſem Um-
laufe ſollte gehabt haben, da man doch gewiß verſichert
iſt, daß Galenus, der durch eine ſo groſſe Anzal ana-
tomiſcher Verſuche, die beſonders auf den Blutlauf fuͤh-
ren konnten, eine groͤſſere Einſicht erlanget hatte, noch
nichts davon gewuſt habe. Solchemnach finde ich (d),
daß Hippocrates in dem Koͤrper keinen Anfang zuge-
ſtehe der nicht auch zugleich das Ende ausmache, das
iſt, einen Circul annehme. Es zeiget ſich aber gleich,
Ff 5wenn
[458]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
wenn man weiter fortlieſet, daß er eigentlich auf die
Wanderungen der Krankheiten, die in den Saͤften des
menſchlichen Koͤrpers ihren Sizz haben, und die von ei-
nem Theile des Koͤrpers nach allen uͤbrigen zu geſchehen
pflegen, ſeine Gedanken gerichtet habe. Jn einem an-
dern Buche, welches zwar untergeſchoben iſt (e), wird
der Ausdruk ἁιματος περιοδος Umlauf des Blutes) an-
gefuͤhrt, und es koͤmmt das Wort περιοδος und περιφορη
mehrmalen darinnen vor, welches dann der vornehmſte
Beweis iſt, deſſen ſich Lindenius bedienet, wenn er
fuͤr den Hippocrates das Wort fuͤhrt. Es heiſſet aber
an dem jeztbemeldeten Ort, die Fluͤſſe, welche einen un-
gewoͤhnlichen Lauf hielten, deuteten den Umlauf des
Blutes an (f); und an einem andern Ort (kurz vorher)
ſagt er, es wuͤrden alle Umlaufe (πασας περιοδους), An-
nehmungen der Speiſe (προσαγωγας), und die ſaͤmtlichen
Abſonderungen ſich im vollkommnen natuͤrlichen Zuſtan-
de befinden (g): und hier weichet das Wort περιοδος von
dem Umlaufe des Blutes, da wir nur einen einzigen,
nicht aber mehrere haben, ſehr weit ab. Wenn aber
dieſer Mann ferner von demjenigen ſchreibet, was vom
Abend bis des Morgens fruͤhe unter dem Umlauf ausge-
fuͤhret wird (περίοδος), das geſchehe dem Koͤrper zum
Beſten, und es entgehe dem Umlaufe dasjenige, was in
dem Bauche abgeſchieden und ins Fleiſch ausgeworfen
wird (h), ingleichen die Geſtirne haͤtten in dem Koͤrper
ihren Umlauf auswendig, die Sonne in der Mitte, und
der Mond in denen Hoͤlungen (i), und es deutete derſel-
be die Verirrungen der wahren Geſtirne an, ingleichen
auch, daß ſich die Krankheit in dem mit den Geſtirnen
uͤbereinſtimmenden Theile des Koͤrpers befinde; ſo erhel-
let augenſcheinlich hieraus, daß dieſe voͤllige Wiederho-
lung
[459]durch die Schlag-in die Blutadern.
lung des Wortes περιοδος etwas ſterndeuteriſches anzeige,
oder, ich weiß ſelbſt nicht, auf was fuͤr Umlaͤufe unſrer
Saͤfte ziele, welche mit denen groſſen Laufbahnen dieſer
Jrrſterne am Himmel uͤbereinſtimmen ſollen.


Johann Matthias Gesner(l), ein Mitglied von
unſerer koͤniglichen Geſellſchaft, hat nach ſeiner groſſen
Gelehrſamkeit gezeiget, daß in einem andern obſcuren
Buche (k) die tiefſinnige Lehrſaͤzze der Heraclitaniſchen
Secte verſtekt liegen. Jn eben dieſem Buche koͤmmt
das Wort περιοδος oͤfters vor, und es heiſt in einer andern
Stelle (m), daß im Koͤrper ein Umlauf geſchehe, und daß
derſelbe ſich da endige, wo er ſich anfange. Bald her-
nach lieſet man, daß bei Menſchen und Thieren in einer-
lei περιφερια alles ausgearbeitet werde (n). Anderswo
ſagt der Autor, daß der Umlauf bei denenjenigen lang-
ſamer vor ſich gehe, die einen Ueberfluß von waͤſſrigen
Feuchtigkeiten haben (o). Desgleichen ſchreibt derſelbe
an einem andern Orte, daß das Feuer dreifache Umlaufe
(περιοδους τρισσας) mache, die ſich von auſſen und innen
gegeneinander endigten, daß ſich einige in den Hoͤlen der
Saͤfte, kraft des Mondes, andre in der aͤuſſern Umklei-
dung, kraft der Sterne, und andre mitten zwiſchen beiden
nach innen und auſſen endigten (p). Jn allen dieſen
Stellen iſt es ſchwer, den Sinn des Verfaſſers recht zu
entdekken, wie ſelbſt Dacerius(q) geſtehet; daß aber
darinnen der Umlauf des Schlag- und Blutaderblutes
beſchrieben werde, behauptet man ohne allen zureichen-
den Grund.


Sol-
[460]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

Solchemnach iſt alſo der beſte Rath, um dieſen
Streit beizulegen, daß man aus den aͤchten Schriften
des Hippocrates die wahre und eigentliche Meinung
dieſes guten Alten, von der Bewegung des Blutes in
den Schlag- und Blutadern, herausziehe. Es ſcheinet
dahero ſeine rechte Meinung dieſe zu ſeyn: daß der Puls
vom Blute entſtehe (r), welches ſich in den Schlagadern
nach entgegengeſezter Richtung entgegen kommt, alſo
daß ein Theil von oben herbeiſtroͤmet, ein andrer aber
ſich von der Schlagader wegwendet. Jn dieſer Stelle
ſcheinet er ſo viel zu ſagen, das aufſteigende Blut thaͤte
demjenigen Widerſtand, welches aus den obern Gegen-
den zuruͤkflieſſe.


An einen andern Orte lehret Hippocrates, oder we-
nigſtens der Verfaſſer des Buches, welches ſich unter ſeinen
Schriften befindet (s), mit deutlicheren Worten, daß
das Blut, welches nach der Gebaͤrmutter hinabſteigt,
wenn dieſes Eingeweide verſtopft worden, ruͤkwerts nach
dem Herzen und Zwerchfelle zuruͤkflieſſe, welches auch von
der Erkaͤltung der Fuͤſſe ſo erfolgte. Hier wird offenbar
ein ſich entgegengeſezter Lauf und Ruͤklauf des Blutes in
einerlei Gefaͤſſen angenommen, welches, wie ich davor
halte, Hippocratis wahre Thcorie, ſo wie es auch vor
mir ſchon von groſſen Maͤnnern iſt bemerkt worden (t),
zu ſeyn ſcheint, wiewol ſie freilich von den Geſezzen des
Umlaufes ſehr merklich unterſchieden iſt.


§. 26.
[461]durch die Schlag-in die Blutadern.

§. 26.
Eben ſo wenig findet man einige Spuren von
dem Blutumlaufe bei dem Salomon, Plato,
und andern alten Schriftſtellern.


Es haben ſich Ausleger gefunden, welche behauptet,
daß dem Salomon der Umlauf des Blutes nicht unbe-
kannt geweſen (u). Jn dieſer Abſicht haben ſie, um die-
ſem alten Koͤnige ſolche Ehre zuwege zu bringen, den von
ihm gebrauchten Ausdrukk von einem Rade angefuͤh-
ret, unter welchen, ihrer Meinung nach, etwas herum-
laufendes zu verſtehen ſey. Allein dieſer Weiſe hat hier-
durch gewiß nichts weiter ſagen wollen, als daß man
Mangel an Waſſer leiden wuͤrde, wenn das Rad an den
Brunnen zerbrochen waͤre, vermittelſt deſſen man in
Egypten und dem gelobten Lande das Brunnenwaſſer
herauszuziehen pflegte, wovon uns auch die neuern Rei-
ſebeſchreibungen deutliche Nachrichten ertheilet haben (x).


Dem Plato ſchreiben Thomas Janſon von Alme-
loveen,
und der ruhmwuͤrdige Greis Heiſter, die
Harveyiſche Entdekkung zu. Denn es ſchrieb derſelbe,
das Blut werde aus dem Herzen durch den ganzen Koͤr-
per mit Geſchwindigkeit herumgefuͤhrt, und das iſt eben
die Stelle (y), welche Heiſter(z) anfuͤhrt. Es hat aber
dieſer freundlichſte unter den Weltweiſen hiermit ganz al-
lein andeuten wollen, daß das Herz der Urſprung der
Blutadern ſey, und daß ſich das Blut durch die Blut-
adern nach dem Umfange des Koͤrpers fortbewege, wie
es Galenus ebenfalls ſo eingeſehen. Die andre Stelle
aber,
[462]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
aber, die Janſon(a) hieher ziehet (b), enthaͤlt, ich
weiß nicht was fuͤr einen Begrif, von dem wechſelsweiſe
erfolgenden Einziehen und Auslaſſen der Luft, woraus
das Athemholen beſtehet: ſie beziehet ſich aber nicht im
geringſten auf den Umlauf des Blutes.


Der Scholiaſt des Euripides, den Heiſter eben-
falls anfuͤhrt, ſchreibet, daß ein Blutaͤderchen etwas
Luft, und die Schlagader etwas Blut enthalte, welches
wieder eben die Meinung iſt, welche ſonſt ſchon Gale-
nus
(c) behauptet hatte.


Nemeſius ſoll, wie ſein Herausgeber in Oxford
geglaubt, den Umlauf des Blutes beſchrieben haben,
weil er ſagt, eine Blutader gebe der Schlagader Nah-
rung, und ziehe das uͤberall ausgetheilte duͤnne Blut von
den naͤchſten Blutadern an ſich. Es iſt aber dieſe Stel-
le in der That, ſo wie des Nemeſius ſein ganzes Werk,
aus dem Galenus genommen, als welcher allerdings
von einigem wechſelweiſen Laufe des Blutes durch die
kleinſte Schlagadern in die Blutaͤderchen, und aus die-
ſen in die Schlagadern, etwas gewuſt hat. Denn er
ſchrieb, daß die Anaſtomoſirungen eben darum zwiſchen
Blut- und Schlagadern da waͤren, damit die Blutadern
an dem Athemholen Theil nehmen moͤchten (d). Jch
kann auch aus der Stelle des Pollux vom Blutumlaufe,
welche der ſonſt gelehrte Jacob Nicolaus Weiſſ(e) hie-
her gezogen, keine andre Erklaͤrung herausbringen.


Unter denen Wiederherſtellern der Zergliederungs-
kunſt hat Veſalius dieſen groſſen Blutumlauf einiger
maſſen eingeſehen, weil er uͤberzeugt geweſen, daß das
Blut bisweilen aus den Aeſten der Blutader in die
Staͤm-
[463]durch die Schlag-in die Blutadern.
Staͤmme zuruͤkflieſſe: er ſezzet aber auch hinzu, daß die-
ſer Fall ſehr ſelten vorkomme (f).


§. 27.
Man trift auch keine Spuren beim Servet und
Jac. Rueff an.


Es wuſte aber auch Michael Servet, daß zwiſchen
denen Blut- und Schlagadern eine Gemeinſchaft vor-
handen ſey, und er ſchrieb, daß der Lebensgeiſt (ſpiritus
vitalis
) vermittelſt des Zuſammenhanges, aus den Blut-
adern in die Schlagadern uͤbergefuͤhret wuͤrde (g), ob er
gleich darinnen nicht viel weiter gieng, als was Gale-
nus
bereits geſagt hatte. Von eben dieſen Schriftſtel-
ler, ingleichen auch vom Columbus, iſt der kleine Um-
lauf ganz genau beſchrieben worden (h).


Einige neuere franzoͤſiſche Wundaͤrzte haben etliche
Worte aus dem Jacob Rueff, einem Zuͤrchiſchen Wund-
arzte (i), ebenfalls hieher gezogen. Allein auch dieſer
Mann ſuchte nicht einmal ſelbſt eine auſſerordentliche Ge-
lehrſamkeit zu erlangen, und wolte auch weiter nichts
ſagen, als was alle Schulen lehreten (k), naͤmlich, daß
der Lebensgeiſt, vermittelft abgewechſelter Erweitérungen
und Verengerungen der Schlagadern und des Herzens,
beweget werde.


Die Stelle aus dem Peucer(l) kommt gaͤnzlich
mit der gemeinen Schulmeinung uͤberein. Andreas
Cae-
[464]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Caeſalpinus beſchrieb (m) in ſeinem erſtern Wer-
ke eben dieſen Weg, den das Blut durch die Lunge
nimmt: im zweiten (n) hat er aus dem beobachte-
ten Aufſchwellen der Blutadern zwiſchen ihrem Ende
und dem angebrachten Bande, die Bewegung des aus
der Holader durch die Lunge und das Herz nach der Aor-
te flieſſenden Blutes wirklich erklaͤret, alſo daß des
Nachts, unter dem Schlafe, die Waͤrme durch die Hol-
ader wieder zum Herzen zuruͤkke gienge, weil dieſe Blut-
ader etwas nach dem Herzen hinfuͤhrte, aber nicht umge-
kehrt. Jndeſſen hat derſelbe die Warheit, deren Ent-
dekkung dem Harvey aufbehalten blieb, doch nicht voͤl-
lig eingeſehen. Denn er bildete ſich ein, es geſchehe die
Ergieſſung des Blutes in die obern Theile, und deſſen
Ruͤkfall nach den untern Gegenden, nach Art eines
Meerſtrudels, der ſowol im Wachen, als Schlafen zu
bemerken ſey (o), ſo daß es in der That das Anſehn ge-
winnet, es habe dieſer ſcharfſichtige Mann zwar die wah-
re Richtung des durch die Blutadern gehenden Blutes
ganz wohl erkannt, aber nicht auf eine eben ſo gluͤkliche
Art eingeſehen, wie das Blut von den kleinſten Schlag-
adern in die Blutadern hinuͤber bewegt werde.


§. 29.
Die Erfindung des Umlaufs des Blutes kommt
auch dem Paul Sarpi nicht zu.


Es haben verſchiedene Schriftſteller die Ehre der Er-
findung des Umlaufs des Blutes dem wegen ſeiner fuͤr
die Freiheit ſeines Vaterlandes herausgegebenen Schrif-
ten, und ausgeſtandenen vielen Gefaͤhrlichkeiten, ſo be-
ruͤhmt gewordenen Moͤnche, Paul Sarpi, beigelegt,
weil
[465]durch die Schlag-in die Blutadern.
weil ſie ſich um die Wette bemuͤheten, eine Perſon aus-
findig zu machen, welcher ſie den Ruhm, der dem Har-
vey
war entzogen worden, beilegen koͤnnten. Joh.
Vesling(p) berufet ſich zwar auf einen von dieſem
Mann mit eigener Hand geſchriebenen Codex, den er
bei dem P. Fulgentius, deſſen Schuͤler, und Verfaſſer
des Sarpiſchen Lebenslaufes, ſelbſt geſehen haͤtte. Hier-
naͤchſt meldet Joh. Walaeus, ein ſonſt gar hizziger
Verfechter der neuen Entdekkung, nicht zwar in der er-
ſten Ausgabe ſeines Sendſchreibens, ſondern in den
neueren Auflagen (q), nach dem was er von andern ſchei-
net vernommen zu haben, daß der Umlauf des Blutes
ſchon vor des Harvey Zeiten dieſem Sarpi ſey bekannt
geweſen; desgleichen hat auch Johann Nicolaus Pech-
lin,
oder vielleicht der wahre Verfaſſer der verdekten
Schrift (r), Carl Drelincourt, welcher noch eine klei-
ne Geſchichte hinzugefuͤget, beſonders angezeiget, wie
eigentlich dieſe Erfindung des Venetianiſchen Moͤnches
auf den Harvey gekommen ſey.


Es iſt aber vom George Ent(s) eine Schuzſchrift
vorhanden, worinnen die Erzaͤhlung dieſer Sache ganz um-
gekehrt vorgetragen, und behauptet wird, es habe Sar-
pi
des Harvey Buch durch Vermittlung des Venetia-
niſchen Geſandten von dem Verfaſſer erhalten. Die
Zeitumſtaͤnde ſtimmen auch mit dieſer Schuzſchrift aller-
dings uͤberein, indem Harvey im Jahr 1619. in einer
chirurgiſchen Vorleſung den wahren Blutlauf gezeiget
hat (s*); und in eben dem Jahre gieng der Venetianiſche
G gGeſand-
[466]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
Geſandte wieder in ſein Vaterland zuruͤk, und vier Jahr
darnach verſtarb erſtlich der Bruder Sarpi, naͤmlich
im Jahr 1623.


Es hatte aber Harvey ſchon laͤngſt ſo viel Verdien-
ſte erworben, daß ſich ſo gar ſein aͤrgſter Feind, Rio-
lanus
(t), der Warheit annahm, und der Welt zeigte,
daß die Entdekkung, welche Harvey gemacht zu haben
ſich ruͤhme, wenigſtens dem Sarpi nicht zugehoͤre. Hier-
naͤchſt bringen die Lobredner dieſes durch andre Verdien-
ſte erhabnen Moͤnchen (u) nichts bei, warum derſelbe ſich
auf dieſe Studien gelegt habe, die von ſeinen wichtigen
Amtsgeſchaͤften ſo weit unterſchieden waren, fuͤhren auch
keine Verſuche an, wodurch dieſer Staatsmann den ſo
verborgnen Lauf des Blutes, der nur allein durch die
Zergliederungskunſt ausfindig zu machen iſt, entdekket
habe. Endlich ſchrieb der Verfaſſer des Sarpiſchen
Lebens, welcher zugleich ein Schuͤler von dieſem guten Al-
ten war, naͤmlich P. Fulgentius, zwar von den Klap-
pen, die Sarpi erfunden habe, er gedenket aber von dem
Umlauf des Blutes gar nichts, ſezzet aber noch hinzu, es
habe Sarpi auch nicht einmal den eigentlichen wahren
Nuzzen derer Klappen, die ſonſt ohnehin durch den Fleis
eines andern ſind entdekket worden, angezeiget (x).
Helfreich Dietrich bezeuget zwar von ſich ſelbſt, daß er
im Jahr 1622. dem Caſp. Hoffmann ſeine Gedanken
von dem Blutumlaufe eroͤfnet habe, er ſey aber durch
den froſtigen Scherz dieſes Gelehrten abgeſchrekket wor-
den, und habe daher die Sache liegen gelaſſen (y). Jn-
deſſen iſt dieſes kein Mann von ſolchen Verdienſten, daß
man von ihm eine ſo wichtige Entdekkung erwarten
koͤnnte.


§. 30.
[467]durch die Schlag-in die Blutadern.

§. 30.
Die Neuern ſind auch nicht Erfinder von
dieſer Sache.


Eben ſo wenig hat auch der wegen ſeiner Wiſſenſchaft
in der Algeber, und wegen ſeiner angegebenen Regel be-
ruͤhmt gewordne Thomas Harriot(z), etwas geſchrieben,
oder unternommen, welches uns bewegen koͤnnte, dem
Lindenius(a) Glauben beizumeſſen, der ihm gern den
Ruhm der Entdekkung beilegen will, und einen Zeugen
anfuͤhret, der es aus dem Munde des Harvey vernom-
men haben ſoll, daß er von dem Harriot erſtlich veran-
laſſet worden ſey, ſeine Unterſuchungen anzuſtellen.


Honoratus Fabri, ein Geiſtlicher von einem andern
Orden, eignete ſich mit groſſer Verwegenheit, und recht
hartnaͤkkiger Weiſe die Harveyiſche Entdekkung ſelbſt
zu (b), welche er, ich weiß nicht in welcher Diſſertation,
im Jahr 1638, vorgetragen haben wollte, da des
Harvey ſeine Schrift noch nicht zum Vorſchein gekom-
men geweſen. Es iſt aber dieſelbe nicht im Jahr 1639,
ſondern 1628 gedrukt worden. Es wird auch eben ſo
wenig ſich jemand bereden laſſen, daß Peter Laurem-
berg
aus eigner Einſicht den Umlauf des Blutes entdek-
ket habe, ob gleich derſelbe, ohne irgend einen Verfaſſer
namentlich anzufuͤhren, dieſe beruͤhmte Erfindung be-
ſchrieben hat (c).


G g 2§. 31.
[468]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

§. 31.
Noch viel weniger die Chineſer oder Perſer.


Andre Schriftſteller, die beſonders in Anſehung frem-
der Sachen ziemlich ſpizfuͤndig ſind, haben die Ehre der
Erfindung einer Sache, die dem gelehrten Griechenlan-
de unbekannt blieb, lieber auf ein weit von uns entlege-
nes Volk bringen wollen. Es iſt allerdings richtig, daß
die Chineſer (d) ich weiß nicht was vor einen unfoͤrmli-
chen Blutlauf auf eine ſo fabelhafte Art beſchrieben,
daß man ſogleich offenbar erkennen kann, er ſey lediglich
aus einer ſeltſamen Einbildungskraft entſtanden. Sie
verſtehen uͤberdem ſo wenig von der Zergliederungskunſt,
daß man viel eher von einer jeglichen andern Nation ſich
die Erlaͤuterung einer annoch verborgenen Verrichtung
des belebten menſchlichen Koͤrpers verſprechen koͤnnte, als
von denen Chineſern.


Man muß ſich auch billig uͤber dasjenige wundern,
was mir ohnlaͤngſt der ſo gelehrte Arzt, Franz Thierry,
in einem Schreiben eroͤfnet, und ich nachhero, da ich
den Chardin nachſchlug (e), allerdings der Warheit ge-
maͤs befunden habe. Die Perſiſche Aerzte haben ſich, in
Gegenwart dieſes Mannes, der in allen Stuͤkken ſehr
behutſam war, die Ehre angemaßt, daß ihnen der Um-
lauf des Blutes ſchon vorlaͤngſt ſey bekannt geweſen:
denn es haͤtten alle ihre Beurtheiler der wichtigſten Faͤl-
le diejenigen Thiere fuͤr unrein erklaͤrt, in welchen das
Blut keinen Umlauf haͤtte, und man habe daher einen
Unterſchied gemacht, zwiſchen denen, die ein umlaufen-
des Blut bekommen haben, und denen andern, vornaͤm-
lich denen Jnſekten, bei welchen kein Umlauf des Blu-
tes
[469]durch die Schlag-in die Blutadern.
tes vorhanden ſey (f). Da aber die Perſer gemeinig-
lich die Arabiſchen Aerzte leſen und denenſelben folgen,
dieſe aber faſt alles von den Griechen haben, und dann
dieſer Umlauf denen Griechen voͤllig unbekannt geblieben,
ſo iſt es um ſo viel weniger wahrſcheinlich, daß man in
dem neuern oder heutigen Aſien, wo alle gute Kuͤnſte
ohnedem ſo ſchlaͤfrig getrieben werden, und man vor den
todten Leichnamen einen ſo groſſen Abſcheu hat, ſolte ei-
ne ſolche wichtige Entdekkung haben machen koͤnnen.
Jnzwiſchen koͤnnte man, nach meinem Ermeſſen, dieſe
Eintheilung leichter machen, wenn man, nach dem Bei-
ſpiel derer Jnſekten, diejenigen Thiere fuͤr unrein erklaͤr-
te, die kein rothgefaͤrbtes Blut haben, welches ſich durch
die Gefaͤſſe bewegt, und hingegen unter dem Ausdruk
des Umlaufs nur allein den ordentlichen Lauf des Blu-
tes begriffe.


§. 32.
Die Erfindung des Umlaufs kommt allein
dem Harvey zu.


Man muß hiernaͤchſt der Billigkeit nach erwegen,
daß derjenige nicht vor den wahren Erfinder einer Sache
koͤnne gehalten werden, dem nur einige fluͤchtige Gedan-
ken davon entfahren ſind, die ſich auf keine Verſuche
gruͤnden; ſondern daß nur der dieſe Ehre verdiene, wel-
cher die Warheit vermittelſt derer gemachten Verſuche
und ſeines eigenen Nachdenkens gruͤndlich an den Tag
G g 3gebracht,
[470]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
gebracht, und mit hinlaͤnglichen Gruͤnden dergeſtalt be-
ſtaͤrket hat, daß die Liebhaber derſelben dadurch kraͤftig
koͤnnen uͤberzeuget werden. Aus dieſer kurzen Beſchrei-
bung, welche Pitcarnius ſehr gut (g) und ganz artig
uͤber dieſen Punkt gegeben, erhellet, daß nicht dem Cae-
ſalpinus,
wegen einiger wenigen und dunklen Ausdruͤk-
ke, ſondern vielmehr dem Harvey, der mit unermuͤde-
ten Fleiß eine ſo groſſe Menge von Verſuchen gemacht
und ſo buͤndige Beweiſe beigebracht hat, als man
in der damaligen Zeit zu geben im Stande war, der un-
ſterbliche Ruhm wegen der Entdekkung des Blutumlau-
fes mit allen Rechte gebuͤhre. Jch muß hierbei billig
die beſondere Grosmuth des Richard Mead ruͤhmen,
welcher dieſem groſſen Manne ein Ehrendenkmal in dem
mediciniſchen Hoͤrſaal zu Londen errichtet hat.


§. 33.
Einige Einwuͤrfe.


Nun iſt noch uͤbrig, daß wir einige dieſem groſſen
Manne gemachte Einwuͤrfe anfuͤhren, die zwar bisher
noch nicht ſind hinweggeraͤumet worden, aber aus dem
vorhergehenden ganz leichte koͤnnen widerleget werden.
Denn da dieſe neue Theorie vom Umlaufe die vorher in
denen Schulen angenommene Lehre voͤllig vernichtete,
und zugleich veranlaſſete, daß die uͤberall eingefuͤhrte ſorg-
faͤltige Wahl derer in einer jeden Krankheit beſonders zu
eroͤfnenden Blutadern gaͤnzlich hinwegfiel und unnuͤzze
ward, ſo muſte ſich nothwendig eine unendliche Menge
von Leuten finden, welche entweder durch die vorgefaßte
Meinung, oder den Neid gegen den Harvey aufgehezzet,
oder durch eine unzeitige Schaam abgehalten wurden,
dasjenige nur zu verwerfen, was ſie theils in ihrer Ju-
gend
[471]durch die Schlag-in die Blutadern.
gend erlernt hatten, theils auch damals in ihrem Alter
oͤffentlich lehreten.


Zuerſt hat alſo Johann Riolanus, der zu derſel-
ben Zeit ſowol nach anderer, als ſeinem ſelbſt eigenen
Urtheil, der vornehmſte unter denen Zergliederern war,
des Harvey Beſcheidenheit veraͤchtlich gehalten, und in
vielen kleinen Schriften das aufgehende Licht zu verdun-
keln geſucht. Nachdem er aber gleichwol, vermoͤge ſei-
ner groſſen Einſicht, die Kraft der Warheit nothwendig
erkennen muſte, ſo nahm er, damit er nicht genoͤthiget wuͤr-
de, den Fleiß eines andern zu ruͤhmen, und etwa von denen
Lehrſaͤzzen der Alten voͤllig abzugehen, einen Theil von
dem Harveyiſchen Umlaufe an, und veraͤnderte einige
Saͤzze nach ſeinem Geſchmakke, damit man den jeztge-
dachten Umlauf vor Riolaniſch erkennen moͤchte (h).
Solchemnach behauptete er, daß das Blut in der Pfort-
ader ohne Umlauf bliebe, daß es nicht wieder zum Her-
zen gienge, und fuͤhrte das in der Holader befindliche
Blut, mit Hinweglaſſung der Umwege durch die Lunge,
ſogleich aus der rechten Herzkammer, durch die Schweis-
loͤcher der Scheidewand in die linke, verminderte auch end-
lich diejenige Geſchwindigkeit, von der die Galeniſchen
Aerzte ſchwindlich gemacht wurden, um einen groſſen
Theil. Alles dieſes aber iſt nach dem Tode dieſes gelehr-
ten Greiſes wieder in die Vergeſſenheit gerathen.


Caſpar Hoffmann verachtete die Warheit eben-
falls, und ſuchte ſie, da er bereits ſehr bei Jahren war,
in einer kleinen Schrift, die von keiner ſonderlichen Wich-
tigkeit war, zu widerlegen (i).


G g 4For-
[472]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

Fortunius Licetus, der durch das Aufſchneiden ſo
vieler Thiere noch kein ſo groſſer Zergliederer war, daß
er mit Recht einigen Antheil an dem Ruhm des Har-
vey
haͤtte nehmen koͤnnen, hat ſelbſt einen beſondern
Umlauf beſchrieben, und zwar ſo, daß das naͤhrende
Blut, wie es auch die Alten glaubten, durch die Blut-
adern nach den aͤuſſerſten Enden zu laufe, allwo ein
Theil deſſelben zur Nahrung angewendet, das uͤbrige
aber wieder in das Herz zuruͤkgefuͤhret wuͤrde. Eben
dieſes ſey auch der Weg, den der Lebensgeiſt durch die
Schlagadern nehme, und wo ein Ab- und Zufluß eigent-
lich ſtatt faͤnde (k).


Der lezte von den Gegnern dieſer Erfindung war (l)
Homobonus Piſoni, ein wohlbekannter Arzt zu Pa-
dua, der auf eine ganz vernuͤnftige Art ſich der War-
heit widerſezte, und ſo viel Muth hatte, daß er mit dem
Morgagni den Streit durch Verſuche zu entſcheiden
trachtete (m). Er nahm daher ſeine Beweiſe von der
Quantitaͤt des Blutes her, welche in einigen menſchli-
chen Koͤrpern in der That mit derjenigen groſſen Ge-
ſchwindigkeit in keinen Verhaͤltnis ſtehet, die nach des
Harvey Meinung erfordert wird (n). Er wandte fer-
ner ein, man koͤnne alsdenn keine Erklaͤrung von der Er-
naͤhrung geben, wenn man annehmen wollte, daß das
Blut ſogleich unmittelbar aus den Schlagadern in die
Blutadern uͤbergienge (o). Das Blut, welches man
aus einer einzigen Blutader in verſchiedne Gefaͤſſe auf-
gefangen, ſey von verſchiedner Farbe geweſen, mithin
koͤnne das Blut nicht aus einer Blutader in alle uͤbrige
laufen, noch auch daſſelbe aus der einzigen Blutader
allein
[473]durch die Schlag-in die Blutadern.
allein hergekommen ſeyn (p). Verſchiedene Gifte toͤdeten
bald geſchwinder, bald langſamer, da man doch von ih-
nen eine gleich geſchwinde Wirkſamkeit erwarten muͤſte,
wenn in einerlei Gefaͤſſen alle Feuchtigkeiten gleich ge-
ſchwinde herumgefuͤhret wuͤrden (q). Bei Ohnmachten
bleibe der Puls noch ſtark (r). Die Umſtaͤnde ſo ſich bei
den Blutaderſaͤkken ereigneten, koͤnnte man nach der
Meinung des Harvey nicht wol erklaͤren, denn es wer-
de darinnen kein Grund angegeben, warum die Hoͤlun-
gen derer Klappen, die gegen das Herz zu offen ſind, von
dem zuſammengehaͤuften Blute, und von dem das von
den aͤuſſern Gliedern wieder zuruͤkkoͤmt, angefuͤllet wer-
den: es laſſe ſich hingegen die Sache ganz leicht begrei-
fen, wenn ſich das Blut, wie das geſamte Alterthum
einhellig davor gehalten, aus dem Herzen durch die Blut-
adern nach denen lezten Endigungen hin bewegte, als
welches alsdenn offenbar, wenn es auf die Hoͤlungen der
Klappen faͤllt, ſich ſelbſt den Weg verſperre (s).


Er wandte ferner ein, man haͤtte in einer ſo wich-
tigen Sache zu wenige Verſuche gemacht, und zwar ſey
ſolches von dem Pecquet nur an einem einzigen Hunde
geſchehen (t): und endlich haͤtte ſich zwar die in die
Blutader eines Menſchen eingeſprizte Milch, wie wir
vorher gemeldet, ganz leicht nach den Fingern herab be-
geben, ſie haͤtte aber nicht in die Hoͤhe, nach dem Her-
zen hin, zuruͤk ſteigen wollen (u).


Schilling hat vor nicht gar langer Zeit behauptet,
das Blut flieſſe durch die Blutadern bis zu ihren lezten
G g 5Enden
[474]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Enden fort, ohne daß die Klappen demſelben im Wege
ſtuͤnden (x); was aber dieſer Mann, oder Eccard Leich-
ner
eingewandt (y), oder Raymund Reſtaurand(z)
und Leiſer dagegen hervorgeſucht haben (a), verdienet
nicht einmal wieder auf die Bahn gebracht zu werden.


§. 34.
Die Vertheidiger der Warheit.


Es hat indeſſen nicht an aufrichtigen Warheits-
freunden gefehlet, die das aufgehende Licht mit dankba-
ren Augen angeſehen, und ſich alle Muͤhe gegeben ha-
ben, die entdekte Warheit weiter fortzupflanzen. Die
hollaͤndiſchen Aerzte traten beinahe zuerſt auf des Har-
vey
Seite, und Joh. Walaeus(b) war der vornehm-
ſte darunter, der dieſe Erfindung mit vortreflichen und
zahlreichen Verſuchen beſtaͤtigte, daher er auch als der
zweite Beſchuͤzzer dieſer Warheit nach dem Harvey an-
zuſehen iſt, dem hernach ſein Amtsgehuͤlfe, Franz
Sylvius de le Boe(c), hierinnen nachfolgete. End-
lich ſtand Vopiscus Fortunatus Plempius auf, der
dieſe Warheit erſtlich angriff (d), darauf ſich verſchiedene
Zweifel machte (e), und endlich dieſelbe eifrigſt verthei-
digte (f).


Jn
[475]durch die Schlag-in die Blutadern.

Jn Frankreich iſt Carteſius(g), (ob er gleich bei-
nahe den groͤſten Theil ſeines Lebens in Holland zubrach-
te,) einer mit von denen erſtern geweſen, der den Um-
lauf des Blutes durch ſein Anſehn, welches dazumal ſehr
groß war, zugleich beſtaͤtigen half; Johann Pecquet
aber vertheidigte ſolchen mit vielen Verſuchen (h).


Deutſchland fiel ſogleich dem Harvey bei, da es
ſonſten, in weit unwahrſcheinlichern Dingen, denen
Auslaͤndern nachzuahmen gewohnt iſt. Rolfink(i),
ein in der That gelehrter Mann, und der gelehrte Con-
ring,
wie auch Thomas Bartholin, ein Daͤne von
Geburt, ſchlugen ſich, nebſt denen uͤbrigen, nach eini-
gen gemachten leichten Einwendungen (k), voͤllig auf
die Seite des Harvey.


Jn Jtalien drohete Marcus Aurelius Severin(l),
wenn er laͤnger gelebt haͤtte, dem Harvey mit allerlei
nachtheiligen Einwuͤrfen. Johann Trullus(m) und
Malpighius waren indeſſen mit unter den erſten, wel-
che die Warheit erkannten und annahmen.


Heut zu Tage wird dieſer groſſe Umlauf, wenn an-
ders nicht etwa noch einige freche Widerſacher heimlich
verborgen ſtekken, durchgaͤngig von allen Aerzten und
Naturkuͤndigern als ein erwieſener Lehrpunct angenom-
men, den man gar fuͤglich als einen Forderungs- oder
Heiſcheſaz anſehen koͤnnte.


Vierter
[476]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes

Vierter Abſchnitt.
Der Lauf des Flieswaſſers.


§. 1.
Es bewegt ſich daſſelbe aus ſeinen kleinſten
Gefaͤſſen bis nach dem Bruſtkanale
hin.


Es iſt nunmehro noch uͤbrig, daß wir den Umlauf de-
rerjenigen Feuchtigkeiten zeigen, welche duͤnner ſind als
das Blut: denn wenn dieſes keine unnuͤzze Saͤfte ſind,
welche die Natur aus einem belebten Koͤrper fortſchaft,
ſo muß in der That alles dasjenige zu der gemeinſchaftli-
chen Maſſe der Saͤfte wieder zuruͤkgebracht werden, was
nach dem beſonders geleiſteten Nuzzen eines jeden Saftes
uͤbrig geblieben iſt, und ich ſehe auch keinen Grund vor
mir, warum man nur dem Blute allein einen Umlauf
zugeſtehen ſollte (n). Da nun auſſer denen mit Klappen
verſehenen und durchſichtigen Adern wenig andere mehr
bekannt ſind, ſo iſt es daher noͤthig, daß wir auch von
dieſen Flieswaſſergefaͤſſen handeln.


Es ſind beinahe alle Zergliederer, von dem erſten
Zeitalter dieſer Gefaͤſſe an, in Anſehung des wahren
Laufs des Flieswaſſers einerlei Meinung geweſen: ſie
haben naͤmlich alle geglaubt, daß das Flieswaſſer von
allen Seiten der Oberflaͤche des Koͤrpers und den klein-
ſten durchſichtigen Zweigen, in die groͤſſern Flieswaſſer-
gefaͤſſe und deren Staͤmme, und zulezt in den Bruſt-
kanal zuſammenkomme, nur diejenigen Gefaͤſſe ausge-
nommen,
[477]Der Lauf des Flieswaſſers.
nommen, die ſich, wie man zwar vermuthet, aber noch
nicht voͤllig uͤberzeugt iſt, an andern Orten in die rothe
Blutadern hineinbegeben (o). Solchergeſtalt tritt das
Flieswaſſer, nachdem es mit dem Blute durch die
Schlagadern nach allen Theilen des Koͤrpers iſt gebracht
worden, in die mit Klappen verſehene Blutadern uͤber (p),
und darauf wird der groͤſte Theil deſſelben in die rothen
Blutadern, und ins Herz ſelbſt wieder zuruͤk gebracht.
Denn wir werden bei andrer Gelegenheit zeigen, daß
wahrſcheinlicher Weiſe etwas davon durch die Ausduͤn-
ſtung verlohren gehe, und etwas in den zur Nahrung
erforderlichen kleberigen Saft verwandelt werde.


§. 2.
Dieſes zeigen die Unterbindungen.


Eben dieſe Meinung haben ſchon vor langer Zeit
Rudbek(q), da er die Bauart derer in den Flieswaſ-
ſergefaͤſſen befindlichen Klappen betrachtet, und Thomas
Bartholinus, aus der Unterbindung derer durchſich-
tigen Gefaͤſſe, geheget. Denn er ſahe daß dieſe Gefaͤſſe
beſtaͤndig, in einem jeglichen Theile eines thieriſchen
Koͤrpers, wenn man ſie unterbunden hatte, zwiſchen ih-
ren kleinſten Wuͤrzelchen und dem Bande aufſchwallen,
und im Gegentheil zwiſchen eben dieſem Bande und dem
Bruſtkanale zuſammenfielen, oder wenigſtens zwiſchen
dem Faden und den rothen Blutadern, in welche ſie ſich
hineinbegeben, ſchlaff wuͤrden. Man konnte alſo auf eben
die Art, wie vom Blute geſagt worden, daraus folgern,
daß die helle Feuchtigkeit von allen Seiten der Koͤrper-
flaͤche in den Bruſtkanal zuſammenflieſſe, und daß ſie
hingegen,
[478]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
hingegen, wenn ſie durch das Band zuruͤkgehalten wird,
die kleinen Wuͤrzelchen, durch welche ſie herbei flieſſet,
nothwendig ausdehnen muͤſſe. Es ſind dieſe Verſuche
vom Bartholin(r), Rudbok(s) und Johann van
Horne(t) angeſtellet worden, und es zeigte der erſtere
von denenſelben, wenig Stunden nach dem Tode, dieſe
neue Gefaͤſſe an dem Leichname eines Juͤnglings, nach-
dem er deſſen Gliedmaſſen und den Hodenbeutel unter-
bunden hatte. Eben dieſe Verſuche wiederholten Nico-
laus Stenonis, der Sohn (u), Franz Sylvius(x),
Carl Drelincourt(y), und andere beruͤhmte Maͤn-
ner (z), und ich habe ſie ſelbſt richtig befunden. Eben
dieſer Handgriffe bedienten ſich auch die erſten Erfinder,
um die durchſichtigen Gefaͤſſe in den unvernuͤnftigen Thie-
ren zu zeigen (a). Man kann ſie daher, nach dem Ra-
the, den Rudbek giebt (b), am beſten ſichtbar machen,
wenn man den Bruſtkanal unterbindet (b*), indem auf
ſolche Weiſe der neue Saft, der in ſeine gemeinſchaftli-
che Blutader zuſammenflieſt, von dem Bande angehal-
ten wird, und ſeine Gefaͤſſe auseinander treibt; und
wenn man nachhero die rothen Blutadern, z. E. die Droſ-
ſelader, und den Stamm der Pfortader unterbindet, ſo
ſchwellen
[479]Der Lauf des Flieswaſſers.
ſchwellen die benachbarte Waſſergefaͤſſe auf, ſie moͤgen
ſich nun in die Gegend hineinbegeben, oder es moͤgen,
wie es mir wahrſcheinlicher vorkoͤmmt, die durchſichti-
gen Blutadern zugleich mit den rothen Blutadern unter
eben demſelben Bande mit begriffen ſeyn.


§. 3.
Die Klappen.


Jndeſſen gelangte doch dieſe an ſich richtige Mei-
nung zu einem groͤſſeren Grade der Gewisheit, nachdem
Swammerdam(d), und nach ihm Friedrich Ruyſch(e),
die Klappen der Flieswaſſergefaͤſſe deutlicher an den Tag
gebracht hatten. Denn man erkannte dadurch, daß ihr
Bau eben ſo beſchaffen ſey, wie bei denen in den rothen
Blutadern befindlichen Klappen, und daß ſie folglich mit
dieſen auch einerlei Verrichtung haͤtten. Es oͤfnen ſich
ihre hole Flaͤchen gegen den Bruſtkanal und das Herz,
und ihr erhabner Ruͤkken iſt den kleinſten Wuͤrzelchen der
Flieswaſſergefaͤſſe zugekehrt (f). Daher bahnt ſich das
Flieswaſſer, welches von dieſen Wuͤrzelchen hergefloſſen
koͤmmt, zwiſchen dieſen bauchigen Seegeln, den Weg;
es druͤkket dieſelben gegen die Waͤnde der durchſichtigen
Adern an, daß ihre Hoͤlungen verſchwinden, und die
ganze Oefnung im Lichten fuͤr das zuruͤkkehrende Flies-
waſſer offen bleibt. Wenn im Gegentheil das Flies-
waſſer
(c)
[480]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
waſſer von der Gegend des Herzens oder des Bruſtkanals
zuruͤkſtroͤmt, ſo tritt daſſelbe allerdings in die offne
Hoͤlungen der Klappen, es fuͤllet diejenigen, welche
blind ſind, gaͤnzlich an, dehnet ſie auseinander, macht
daß die Hoͤlung des Gefaͤſſes hervorraget, verſchlieſſet
dieſelbe, und verſtopft ſich ſelbſt, wenn es zuruͤkflieſſen
wollte, ſolchergeſtalt den Ruͤkweg.


Aus dieſer Urſache gehet die eingeblaſene Luft ohne
Schwierigkeit auf dieſem Wege fort, und dringet durch
die Flieswaſſergefaͤſſe bis in das Herz hinein (g). Es
gehet auch, wenn man das Gekroͤſe zuſammendruͤkt, und
hierauf nach einiger Zeit wieder in Freiheit ſezt, das
Flieswaſſer ſogleich in den Bruſtkanal hinein (h).


§. 4.
Die Klappen verwahren den Zugang nicht
allezeit ſcharf genung.


Man kann aber auch wieder nicht gaͤnzlich in Abrede
ſeyn, daß dieſe Klappen allerdings zuweilen der Gewalt
nachgeben, und ſolchemnach das Flieswaſſer, oder auch
die hineingeblaſene Luft, ingleichen Talg und Quekſilber,
in die kleinen Wuͤrzelchen zuruͤktreten laſſen, wie ich mich
dann erinnere, daß ich ſelbſt die Flieswaſſergefaͤſſe der
Lunge, der Schlunddruͤſen, derer an den Lenden und im
Unterleibe befindlichen, zum oͤftern durch den Bruſtka-
nal ausgefuͤllet, anbei auch gefunden habe, daß dieſer
Verſuch bereits vor mir von dem Cowper ſey gemacht
worden (a). Uebrigens iſt dieſer Ruͤkgang des Flies-
waſſers und der Luft ſchon laͤngſtens von Nicolaus Ste-
non
[481]Der Lauf des Flieswaſſers.
non(b) und andern beruͤhmten Maͤnnern (c) angemer-
ket worden. Beſonders aber hat Anton de Marchet-
tis
(d), nachdem er den Sammelkaſten des Nahrungs-
ſafts aufgeblaſen, alle durchſichtige Gefaͤſſe im ganzen
Koͤrper des Thieres mit Luft angefuͤllet.


Dieſe Schlaffheit derer Klappen iſt die vornehmſte
Urſache geweſen, wodurch ſich Bilſius hat hintergehen
laſſen, ob ſie gleich an ſich ſo gros nicht iſt, daß man
dadurch zu einem Jrrthum koͤnnte verleitet werden. Denn
wenn gleich das hineingetriebene Quekſilber, oder der
eingeſprizte Talg, eines oder das andere Paar von Klap-
pen gleichſam hintergehet, und heimlich einen ſolchen
Weg nimt, der dem natuͤrlichen gerade entgegen geſezt
iſt, ſo kommen ſie doch ſelten ſehr weit hinein, noch we-
niger aber dringen ſie bis in die kleinſten Gefaͤſſe, weil
die haͤufig vorhandnen Paare von Klappen (e) durch ihre
groſſe Anzal die Richtung der eingeſprizten Saͤfte unter-
brechen, bis endlich nichts weiter zuruͤktreten kann. So
habe ich es ſelbſt, und ſo haben es auch vor mir ver-
ſchiedene groſſe Maͤnner gefunden (f). Hiernaͤchſt gilt
hier allerdings dasjenige, was ich bereits oben von den
Klappen der rothen Blutadern erwehnt habe, daß ſie
naͤmlich ihr Amt in einem lebendigen fleiſchigen und von
allen Seiten zuſammengedruͤktem Koͤrper viel genauer,
als in einem lokren, weichen und ausgedehnten Koͤrper,
verrichten (g).


H h§. 5.
[482]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.

§. 5.
Des Bilſius gegenſeitige Meinung
hiervon.


Es ſind alſo, in Anſehung dieſes auf eben die Wei-
ſe, wie in denen Blutadern, erfolgenden Laufs des Flies-
waſſers, alle Zergliederer nicht nur anjezo gleicher Mei-
nung, ſondern auch ehedem darinnen einſtimmig gewe-
ſen, daß daher der einzige Ludwig de Bils das Gegentheil
davon behauptet hat. Er war von adelichen Geſchlecht,
und Stadtſchultheis zu Ardenburg in dem hollaͤndiſchen
Flandern, uͤbrigens ein ganz auſſerordentlicher Liebha-
ber der Zergliederungskunſt, und kein ungeſchikter Zer-
leger, der lebendige Thiere ohne Blutvergieſſung zu oͤf-
nen (h), und menſchliche Koͤrper ungleich laͤnger zu er-
halten wuſte, als man ſich von der Geſchiklichkeit derer Zer-
gliederer des damaligen Jahrhunderts verſprechen konn-
te (i); und dieſe Kunſt hat auch der ſonſt nicht eben gar
zu billig denkende Johann van Horne ſo hoch gehalten,
daß er ſich groſſe Muͤhe gab, die geheime Zubereitung
des Bilſiſchen Balſams zu erlangen (k), ſich auch da-
neben beruͤhmte, daß er die beſondere Handgriffe dieſes
Mannes mit einem Silber-Service erkauft haͤtte (l). Er
hat aber mit dieſen beſondern Gaben des Verſtandes kei-
ne Gelehrſamkeit verbunden (m), welches auch ohne
Zweifel der Hauptquell von allen ſeinen Jrrthuͤmern,
und von ſeinem Eigenſinne war.


Es
[483]Der Lauf des Flieswaſſers.

Es behauptete demnach Bilſius(n), daß ſich aus
dem Sammelkaſten des Nahrungsſafts eben ſo, wie aus
dem Herzen, die Zweige dererjenigen Gefaͤſſe, welche die
ſubtile Fluͤßigkeit, ſo von andern ſonſt der Speiſeſaft
genennet wird, enthalten, uͤberall durch den ganzen Koͤr-
per ausbreiteten; daß davon einige in die Lunge vertheilet
wuͤrden, andre nach dem Herzbeutel zugiengen, und die-
jenige Feuchtigkeit bereiteten, die in dieſem Sakke ent-
halten iſt. Der Hauptaſt, oder der Bruſtkanal, ver-
wandle ſich in einen Labirinth, den er beſchrieben und
abgebildet hat, und der ſich neben der Droſſel- und Ach-
ſelblutader befinden ſolte, aus welchen ein Aſt in die Hol-
ader gienge, und ein beſonderes Ferment in das Herz
braͤchte. Einige andere Aeſte davon ſtiegen, ſeinem An-
geben nach, aufwaͤrts, und giengen in den Kopf und in
die Speichel- und die Schleimdruͤſen des Halſes.


Hieruͤber ſind nun unter den hollaͤndiſchen Zerglie-
derern verſchiedne Streitigkeiten entſtanden. Es fanden
ſich einige, welche, weil ſie der Leber ihr Recht erhalten
wolten, und dem Bilſius folgten, den Lauf des Flies-
waſſers ganz umkehreten, und daſſelbe aus dem vorge-
dachten gemeinſchaftlichen Herzen durch die hellen Gefaͤſſe
nach allen Seiten des thieriſchen Koͤrpers herumfuͤhrten.
Dieſer Meinung waren Deuſing(p), Nicol Zaſius
(q), und Everard(r), welche in der That behaupteten,
H h 2daß
(o)
[484]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
daß die Milchgefaͤſſe allen Theilen des menſchlichen Koͤr-
pers, auch ſo gar der Gebaͤrmutter und den Bruͤſten, ih-
ren Saft mittheilten, und ſich desfalls auf einen ange-
ſtellten Verſuch bezogen.


Dagegen vertheidigten die bereits eingefuͤhrte Mei-
nung die geſchikteſten Zergliederer der damaligen Zeit,
naͤmlich Bartholinus(s), Johann van Horne(t),
Nicol. Stenonis, der Sohn (u), Johann Swam-
merdam,
und der damals ſchon in guten Ruf geſtandene
Zerleger, Fridr. Ruyſch(x), dem billig der groͤſte Ruhm
wegen der Beſtreitung und Hinwegraͤumung dieſes Jrr-
thums gebuͤhret: wozu noch andere heutiges Tages nicht
ſonderlich mehr beruͤhmte Maͤnner kamen (y).


Da man nun dem Bilſius mit Verſuchen, Unter-
bindungen und denen Klappen ſchaͤrfer zuſezte (z), und
er nicht im Stande war, ſich in einen Streit einzulaſ-
ſen (a), ſo aͤnderte er ſeine Meinung, und behauptete
nunmehro, daß das wahre Flieswaſſer ſich durch das
zellige Gewebe (moſch), zwiſchen den zwoen Membra-
nen der Flieswaſſergefaͤſſe, bewege, und einen ihm nur
allein bekannten Lauf halte. Er bildete ſich aber auch
daneben ein, daß durch die mittlere und mit Klappen
verſehene Roͤhre dieſer Gefaͤſſe ein Ferment gefuͤh-
ret wuͤrde, welches, nach denen bereits bekannten
Verſuchen, aufwerts in die Droſſeladern gienge.
Er
[485]Der Lauf des Flieswaſſers.
Er ſagte noch weiter, der Speiſeſaft theile ſich, alſo daß
er zum Theil durch das Moosgeflechte (muſcus) nach de-
nenjenigen Theilen des Koͤrpers hingefuͤhret wuͤrde, die
davon genaͤhret werden ſolten, theils auch durch die das
Ferment fuͤhrende zum Blute gebracht werde (b).


Die ſchon ziemlich wankende Sache des Verfaſſers
hat endlich der Tod deſſelben voͤllig vernichtet, und es iſt
nachhero durch die Geſchiklichkeit des Stenons(c*) und
Pauli(c) gezeiget worden, daß dieſer Labirint aus Flies-
waſſergefaͤſſen entſtehe, die ſich in den Bruſtkanal und
die benachbarten Achſelblutadern hineinbegeben.


§. 6.
Die damit verwandte Jrrthuͤmer.


Jch will mich anjezo bei einem andern Jrrthum, der
zwar mit dem vorhergehenden in einiger Verbindung ſte-
het, nicht aufhalten, da man naͤmlich ſchon vorlaͤngſt,
und auch neuerlich, geglaubet hat, daß zwiſchen den
Auswurfsgaͤngen und den Flieswaſſergefaͤſſen ein Zu-
ſammenhang ſey. Alſo hat, jedoch bereits im Jahr
1657, da dieſe Dinge noch nicht in ihr voͤlliges Licht ge-
ſezt waren, Bartholinus den Speichelgang an den
Kinnbakken fuͤr ein Flieswaſſergefaͤs gehalten (d), und
es hat dieſen Jrrthum ſowol Deuſing(e), als auch ohn-
laͤngſt George Daniel Coſchwiz(f) beibehalten, indem
ſie behaupteten, daß der Speichel entweder aus dem
Flieswaſſer entſtuͤnde, oder daß Flieswaſſergefaͤſſe ſich in
die Speichelgaͤnge begeben. Die Zergliederungskunſt
beſtaͤtiget dergleichen Umlauf nicht, und es oͤfnen ſich die
H h 3Flies-
[486]Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
Flieswaſſergefaͤſſe ſo wenig in die Auswurfsgaͤnge, um
in dieſelben ein unter dem Blutumlaufe abgeſchiedenes
Flieswaſſer zu bringen, als ſie hinwiederum von den Aus-
wurfsgaͤngen, beſonders vermittelſt recht deutlicher Aeſte,
ein Waſſer aufnehmen, das ſie zuruͤkfuͤhren ſolten.


§. 7.
Die kleinern Adern.


An den kleinſten und blutloſen Adern (g) hat man
keine Verſuche gemacht; inzwiſchen lehret uns die Gleich-
foͤrmigkeit, und die oben erzaͤhlte Gruͤnde beſtaͤtigen es (h),
daß ſie von einerlei Beſchaffenheit mit den uͤbrigen Adern
ſeyn muͤſſen. Denn wenn zu der glasfoͤrmigen und cri-
ſtalliniſchen Feuchtigkeit im Auge Schlag- und Blut-
adergefaͤſſe hinlaufen, und wenn das Amt der Schlag-
adern darinnen beſtehet, daß ſie Feuchtigkeiten herbei-
fuͤhren, ſo muß auch nothwendig der Blutadern ihre
Verrichtung dieſe ſeyn, daß ſie den von der Zerſtreuung und
Ernaͤhrung noch uͤbrig gebliebenen Theil ſolcher Feuch-
tigkeiten wieder zuruͤkke fuͤhren. Wuͤrde dieſes nicht ge-
ſchehen, ſo muͤſten dieſe kleinen Schlagaͤderchen erſtaun-
lich aufſchwellen. Die Ruͤkkehr des Dunſtes aus den
Hoͤlungen des menſchlichen Koͤrpers in die rothe Blut-
adern, iſt ſchon vorlaͤngſt durch verſchiedene Verſuche ge-
zeiget worden (i).


Ende des dritten Buchs.



Viertes
[487]

Viertes Buch
der

phiſiologiſchen Anfangsgruͤnde.
Das Herz.



Erſter Abſchnitt.


§. 1.
Die von auſſen um daſſelbe befindlichen
Bekleidungen.


Wir haben nun den groſſen Blutumlauf beſchrie-
ben. Anjezzo folget der andre kleine Umlauf,
der durch die Lunge geſchiehet. Es muß naͤm-
lich gezeiget werden; wie das Blut des ganzen
menſchlichen Koͤrpers, nachdem es durch die Holadern
in das rechte Herzohr iſt gebracht worden, von da in die
Aorte uͤbergehet. Bei dieſen Umlauf aber wird ohn-
ſtreitig erfordert, daß man vorher eine Kenntnis von
dem Herzen habe, indem dieſes nicht allein derjenige Theil
iſt, wodurch derſelbe ſeinen Weg nehmen muß, ſondern
auch die bewegende Urſache davon abgiebt. Wir muͤſſen
alſo daſſelbe nothwendig kennen, und ſeinen Bau verſte-
hen, damit wir ſeine Verrichtung erklaͤren koͤnnen. Der
Anfang muß mit denen Bekleidungen gemacht werden,
die das Herz umgeben, und ſehr vieles zu der ungehin-
derten Bewegung deſſelben beitragen.


H h 4Es
[488]Viertes Buch. Das Herz.

Es iſt demnach die Bruſt, oder der Oberleib, eine
anſehnliche Hoͤle, deren aͤuſſerſten Umfang die Ribben
ausmachen, (die wir anderswo ausfuͤhrlicher beſchreiben
wollen,) benebſt dem Fleiſch, welches den Zwiſchenraum
derer Ribben ausfuͤllet; unterwerts endiget ſich dieſelbe am
Zwerchfell, und oben befindet ſich der Hals daruͤber.
Um aber die gewoͤhnlichen Ausdruͤkke hier ordentlich bei-
zubehalten, ſo wird dieſe Hoͤle von dem Ribbenfelle
(pleura) umwoͤlbet, und es wird unter dieſem Namen
ſchon ſeit geraumer Zeit diejenige Membrane verſtanden,
die von den Ribben ihre Benennung erhalten hat, und
die in alten Zeiten unter dem Titul der bekleidenden (ſuc-
cingens
) viel bekannter war. Es iſt dieſelbe aller Orten
einfach, und laͤſt ſich nicht in zwo Platten zertheilen, ſon-
dern beſtehet aus einem dichten Zellgewebe (k), und iſt an
ſich ſtaͤrker, als das Darmfell (l), auch nach dem Ruͤk-
ken zu ſtaͤrker und feſter, als am Bruſtbeine.


Von auſſen ſchlieſſet ſich, wie wir von den Schlag-
adern gemeldet haben, das Zellgewebe an dieſelbe an,
und dieſes hat veranlaſſet, daß einige Zergliederer ge-
meldet haben, ſie ſey von auſſen rauch (m). Dieſes Zell-
gewebe enthaͤlt in den meiſten Gegenden Fett in ſich, ſo
wol wo es auf der Aorte und denen Ruͤkkenwirbeln auf-
liegt, als auch da, wo es von denen auswendig herum-
liegenden Jnterkoſtalmuskeln bedekt wird (n), ingleichen
auch in derjenigen Gegend, wo die zwo Saͤkke des Rib-
benfells, von denen wir bald ein mehreres melden wer-
den, gegeneinander uͤber liegen. Dieſes Zellgewebe gehet
mit allen denen uͤbrigen Zellgeweben des menſchlichen
Koͤrpers
[489]Die Bekleidungen deſſelben.
Koͤrpers in einem Zuſammenhange fort. Man darf
aber dieſes Fett durchaus nicht fuͤr die zwote Membrane
des Ribbenfelles ausgeben, indem daſſelbe in ſchlaffen
Raͤumen, nicht aber in einer verlaͤngerten Flaͤche, der-
gleichen eine Membrane haben muß, angetroffen wird.
Dieſe irrige Meinung, welche Realdus Columbus(o)
zuerſt hegte, und nachhero Caſp. Bartholinus(p)
wieder aufwaͤrmte, haben beinahe alle uͤbrigen Aerzte an-
genommen. Ruyſch hatte zwar aus der Erfarung (q)
eingeſehen, daß ſich die Ribbenhaut mit vieler Muͤhe in
zwei Blaͤtter theilen laſſe: daß aber dieſe erdichtete Ver-
doppelung der Ribbenhaut gaͤnzlich wieder vernichtet
worden, das haben wir hauptſaͤchlich dem Winslow
zu danken (r). Man mus aber die Ribbenhaut auch nicht
mit dem Knochenhaͤutchen der Ribben verwechſeln, als
von welchem ſie ſich offenbar unterſcheidet, und zugleich
durch ein haͤufiges Fett davon abgeſondert wird. Die
innern Lagen dieſes zellhaften Gewebes verwandeln ſich
nach und nach in eine einzige glatte Flaͤche, die nach der
innern Hoͤle zu ſehr glatt und eben iſt, indem ſie naͤmlich
immer dichter, und ihre Zwiſchenraͤume mehr und mehr
verengert werden. Sonſt iſt ihre Farbe gewoͤhnlicher
maſſen weiß, bei Entzuͤndungen aber, oder wenn man ih-
re kleine Schlagadern mit Talg ausſprizzet, ſo kommen
einige, ob gleich nicht ſonderlich groſſe Gefaͤſſe zum Vor-
ſchein. Sie iſt entweder ganz unempfindlich, oder hat
wenigſtens eine dermaſſen ſchwache Empfindung, daß
man ſie auf keinerlei Weiſe mit der Haut in Vergleichung
H h 5ſtellen
(s)
[490]Viertes Buch. Das Herz.
ſtellen kann. Und ſo habe ich ſie in meinen Verſuchen (t)
befunden, ob man gleich gemeiniglich anders von ihr zu
urtheilen pflegt, und auch groſſe Maͤnner anderer Mei-
nung geweſen ſind (u). Man hat aber auch keine deut-
liche Nerven in dieſer Bekleidung bisher zeigen koͤn-
nen (u*).


§. 2.
Die zween Saͤkke, welche die Ribbenhaut
macht.


Ohnerachtet dieſe Membrane nur einen Namen
fuͤhrt, ſo begreift ſie doch zweene uͤberall von einander
unterſchiedne Saͤkke (x), welche nirgends untereinander
Gemeinſchaft haben, ob ſie ſich gleich an einer Stelle
beinahe beide beruͤhren. Es ſind dieſe zweene Saͤkke
uͤberhaupt, der Geſtalt nach, einer laͤnglichen Kugel-
form (elliptoidi ſolido) aͤhnlich, aber doch nur in ſo fern,
daß ihre Vorderflaͤche, wie die Ribben, flacher, ihre
Seitenflaͤche etwas bauchig, und die Hinterſeite ſehr er-
haben und ausgebogen iſt, und ſich auf einmal, nach-
dem ſie an den Ruͤkkenwirbeln die ſtaͤrkſte Erhabenheit
erhalten, allmaͤhlich gegen die Ribben zu wieder zuſam-
men begiebt. Es werden dieſe Saͤkke von obenher nach
unten zu immer weiter, und an den laͤngſten Ribben,
naͤmlich an der ſechſten und ſiebenden, am weiteſten,
hierauf verengern ſie ſich von neuem, aber doch nur der-
geſtalt, daß ihr unteres Ende breiter, flaͤcher, und et-
was beſſer nach unten zu hol iſt. Das obere Ende die-
ſer Saͤkke befindet ſich im untern Theile des Halſes hin-
ter den Schluͤſſelbeinen, einen Zoll, und daruͤber hoͤher,
als die erſte Ribbe iſt, und dieſen obern Theil beſtimmet
die
[491]Die Bekleidungen deſſelben.
die Schluͤſſelſchlagader, indem ſie uͤber dieſe erhabene
Gegend gegen die Achſeln zulaͤuft.


Das unterſte Ende lieget ſchief auf dem Zwerch-
felle, indem die Lage dieſes Muskels ohnumgaͤnglich er-
fordert, daß ſich die Saͤkke der Ribbenhaut vorwerts in
der obern Gegend endigen, und hinterwerts ungleich wei-
ter herabgehen, und ſich nach untenhin gegen die
lezten Ribben wenden. Es ſind aber dieſe Saͤkke nach
dem verſchiednen Alter des Menſchen, und nach den ver-
ſchiednen Anſtrengungen des Athemholens, auch von ver-
ſchiedner Laͤnge. Jn der menſchlichen Frucht iſt der
Raum, darinnen die Lunge ſich befindet, ganz klein, und
es ſteiget die Leber hoch herauf, wie wir anderswo um-
ſtaͤndlicher zeigen wollen; hierauf vermindert ſich all-
maͤhlich der Umfang der Leber, und die Lunge ſenket ſich
zugleich mit den Saͤkken der Ribbenhaut tiefer gegen den
Unterleib herab.


Ferner werden die gedachten Saͤkke, ſo oft wir die
Luft ausathmen, in die Hoͤhe getrieben, machen alſo de-
nen Eingeweiden des Unterbauchs Plaz, und verkuͤrzen
ſich zugleich. Wenn wir aber hingegen die Luft in uns
ziehen, ſo ſinken alsdenn dieſe Saͤkke, und zwar ziem-
lich tief, gegen den Unterleib hinab.


Endlich wird auch der Raum in der Bruſt merklich
vermindert, wenn der Magen mit Speiſen oder Blaͤ-
hungen angefuͤllet iſt, die Gedaͤrme, und vornaͤmlich der
Grimdarm, ſehr ausgedehnet ſind, die Gebaͤrmutter eine
Frucht enthaͤlt, und bei Waſſerſuͤchtigen ſich im Unter-
leibe viel Waſſer verſammlet hat.


Wir haben geſagt, daß dieſe Saͤkke ungleich gros
ſind: es iſt naͤmlich der rechte kuͤrzer, und der linke laͤn-
ger, der rechte aber iſt dagegen um etwas breiter, und
zwar ſo, daß derſelbe uͤberhaupt von groͤſſerm Umfange
iſt, als der linke.


§. 3.
[492]Viertes Buch. Das Herz.

§. 3.
Dieſe Saͤkke werden durch das Mittelfell
mit einander verbunden.


Da man nun alſo von einem rechten und linken
Sakke redet, ſo iſt dieſes ſo zu verſtehen, daß dieſe bei-
den Saͤkke in dem obern und mittlern Theil der Bruſt,
ingleichen vorwerts, vor dem Herzbeutel, und ruͤkwerts,
hinter dem Herzen, einander beruͤhren: untenher aber
ſich auf die Seiten wenden, und ziemlich weit von ein-
ander entfernen. An beiden jezt gemeldeten Orten er-
blikt man demnach zwei Blaͤtter oder Membranen, naͤm-
lich die rechte am linken Sakke, und die linke am rechten
Sakke, welche ſich entweder voͤllig untereinander beruͤh-
ren, oder von einigem Zellgewebe, oder doch von etli-
chen Theilen des Koͤrpers, die wir bald anfuͤhren wer-
den, von einander trennen laſſen. Es machet dieſe Art
von einer Doppelwand, welche die Bruſt abtheilet, ſo-
wol mit dem Bruſtbeine, als den Ruͤkkenwirbeln, bei-
nahe rechte Winkel; uͤbrigens iſt hier die Ribbenhaut
zaͤrter, als an andren Orten (z). Da auch ferner die
Saͤkke dieſer Membrane einander ihre aͤuſſere Flaͤchen zu-
kehren, ſo befindet ſich in dem Zwiſchenraume beider
Saͤkke eben das Zellgewebe, welches ſonft uͤberall um die
Ribbenhaut herumliegt.


Derjenige Theil nun von der gedoppelten Ribben-
haut, der ſich zwiſchen dem Bruſtbeine und dem Herz-
beutel befindet, wird das vordere Mittelfell genannt.
Man muß dieſes Wort in dem Verſtande nehmen, daß
man nicht zu gleicher Zeit darunter etwas verſtehe, wel-
ches von der Ribbenhaut oder ihren Saͤkken (a) unter-
ſchieden
[493]Die Bekleidungen deſſelben.
ſchieden ſey. Man kann dieſes jeztgeſagte mit leichter
Muͤhe ganz deutlich zeigen. Jch habe die Gewohnheit
gehabt, die Ribben an denen Koͤrpern der Knaben
durchgaͤngig zu zerbrechen, alſo daß die Ribbenhaut un-
beſchaͤdigt blieb (b): dagegen ſich, zu Erreichung dieſer
Abſicht, der vortrefliche Kaauw Boerhaave(c) der
Faͤulung, oder des ſiedenden Waſſers bediente. Man
hat ſehr wenige Abbildungen davon, jedoch iſt diejenige
nicht uneben, die uns Veſalius hinterlaſſen hat (d).


Dagegen machet die Ribbenhaut des rechten Sakkes,
wenn ſie die Wirbel verlaͤſt, und mit der Ribbenhaut
des linken Sakkes, die ſich zu gleicher Zeit vorwerts von
den Wirbeln wegbegiebt, parallel und ganz nahe vor ihr
vorbeilaͤuft, hinter dem Herzbeutel, von dem erſten
Ruͤkkenwirbel an bis zum Schlundwege, wo derſelbe
gleichſam das Fleiſchige des Zwerchfelles durchboret, ein
anderes Mittelfell aus, welches das hintere, oder das
Ruͤkkenmittelfell heiſt, und etwas weniger bekannt,
aber dennoch eben ſowol wirklich vorhanden, und mit
dem ſonſt bekannten vordern von gleicher Beſchaffenheit,
dabei aber etwas laͤnger iſt, indem daſſelbe bis zum
eilften Wirbel hinabſteiget (e), da ſich das vordere bei der
fuͤnften oder ſechſten Ribbe endiget. Die hinterwerts
von einander entfernte Blaͤtter neigen ſich nach vorne zu
wieder zuſammen. Es ſind dieſes die von den Ruͤkken-
wirbeln entſtehende, und den Oberleib abtheilende
hymenes des Oribaſius(f). Es iſt uͤbrigens daſſelbe,
unter den neuern Zergliederern, vom Johann Ernſt He-
benſtreit
(g), Abraham Kaauw, und Jac. Benignus
Winslow beſchrieben worden.


§. 4.
[494]Viertes Buch. Das Herz.

§. 4.
Das vordere Mittelfell.


Wir muͤſſen aber auch dieſe noch nicht uͤberall
bekannte Sache etwas vollſtaͤndiger wiederholen. Man
nennet alſo das vordere Mittelfell gemeiniglich, als
ob kein zweites vorhanden waͤre, nur ſchlechtweg das
Mittelfell. Seine Lage iſt, wenn man ſie genauer un-
terſucht, ſchief: denn es neigen ſich die beiden Blaͤtter
deſſelben, von dem Knorpel der erſten Ribbe auf beiden
Seiten, nach innen zu dergeſtalt gegen das Bruſtbein
zuſammen, daß der Raum zwiſchen den beiden Saͤkken
der Ribbenhaut, an der zwoten Ribbe um ein vieles kuͤr-
zer iſt, als an der erſten. Hierauf faͤngt das rechte
Blat an, in einigen Leichnamen, entweder bei der linken
Endigung des Bruſtbeines, oder uͤberhaupt von dem
knorpligen Theile der linken zwoten Ribbe, herabzuſtei-
gen. Solchergeſtalt (g*) habe ich ferner gefunden, daß
es gerade und ſenkrecht ſich nach hinten zu gewendet, bis
zur fuͤnften Ribbe, bei welcher es von neuen an dem lin-
ken Rande des Bruſtknochens, der ſonſt ohnehin hier
breiter iſt, ſeinen Anfang genommen, und ſich gegen
die Herzſpizze hinabgeneiget hat.


Jn dieſem Exempel wird der ganze Zwiſchenraum des
Mittelfelles, oder die zellfoͤrmige Hoͤlung, hinter das
Bruſtbein geſezt, und es gehoͤrt derjenige ganze Theil der
Bruſthoͤle, der ſich hinter dem Bruſtbeine befindet, zu
dem rechten Sakke der Ribbenhaut, wie es auch wirk-
lich Jac. Benig. Winslow(h), und aus ihm andre
neuere Schriftſteller beſchreiben (i). Und das iſt auch
die
[495]Die Bekleidungen deſſelben.
die Urſache, warum hier die Bruſthoͤle an ſich breiter
iſt (k).


Bei andrer Gelegenheit habe ich gefunden, daß die-
ſes Blat von der oberſten Ribbe bis zur dritten, an dem
Bruſtbeine, herabgegangen, und ſich darauf zu den
Knorpeln der linken Ribben hingeneiget. Und auf ſol-
che Art ſahe der ehemals beruͤhmte Guͤnz(l), daß das
Mittelfell aus der Mitte des Bruſtknochens ſeinen Ur-
ſprung nahm.


Ferner habe ich ein andermal wahrgenommen, daß
ſich gedachter Fortſaz der Ribbenhaut von den Knorpeln
der rechten Ribben anfieng, doch dergeſtalt, daß ſein
oberer Theil ſich nach auſſen hin wendete, und darauf
nahe am Bruſtbeine ſeinen Urſprung bekam, endlich aber
von dem ſchwerdfoͤrmigen Knorpel, nach der rechten
Seite der Holader, in der Mitte zwiſchen dieſer leztern
und der Herzſpizze, mit dem Herzbeutel zuſammenhieng.


Jch will demnach, auch ſelbſt nach meinen eigenen
Beobachtungen,gern geſtehen, daß die Lage des Mittelfelles,
nach der verſchiedenen Beſchaffenheit des Bruſtbeins, al-
lerdings veraͤnderlich ſey, wie dieſes auch ohnlaͤngſt der
beruͤhmte Martin(m) ebenfalls angemerket hat. Es
hat aber derſelbe, vermittelſt ſeiner angeſtellten Meſſun-
gen, gefunden, daß ſich dieſe Membrane naͤher an dem
linken Rand befinde, und der beruͤhmte Disdier behau-
ptet, daß ſie auch an der linken Seite des Bruſtbeins
etwas ſchief anſchlieſſe, alſo daß die Blaͤtter einander
ſehr nahe kaͤmen (n). Die Urſache von dieſer unbeſtaͤn-
digen
[496]Viertes Buch. Das Herz.
digen Lage kann entweder im Fette, oder in der Groͤſ-
ſe eines von den beiden Lungenlappen beſtehen. Da fer-
ner das Mittelfell uͤberhaupt ſehr ſchlaff herabhaͤngt, ſo
laͤſt ſich daſſelbe aller Orten, wo es nur befeſtiget iſt,
von der Luft, oder der Hand des Zergliederers, verruͤk-
ken. Vornaͤmlich aber kommt, in Anſehung dieſer Ver-
aͤnderung, ſehr vieles auf die Ordnung an, in welcher
man die zwo Bruſthoͤlen oͤfnet. Denn es wird diejeni-
ge allemal weiter, die man zuerſt eroͤfnet, und die hinein-
tretende Luft treibet alsdenn die Lungen naͤher nach dem
Ruͤkken, und das Mittelfell nach einer von den beiden
Seiten, wie ich ſolches beſonders bei der Oefnung leben-
diger Thiere ſehr deutlich wahrgenommen habe (n*).


Von dieſem rechten Blate gedenket ein beruͤhmter
erſter Leibarzt, daß es ſtaͤrker geſpannt ſey, und zur Befeſti-
gung des Zwerchfelles (o) mehr, als das linke, mit bei-
trage.


Das linke Blat des Mittelfelles kommt aller-
dings von dem Knorpel der erſten linken Ribbe her, und
an dieſer Stelle entfernt ſich ſelbiges ebenfalls, wie ich
kurz vorher gemeldet, etwas weiter von dem rechten
Blate, und nimmt die Bruſtdruͤſe in dem Zwiſchenrau-
me auf. Hierauf neiget es ſich rechter Hand gegen die
Mitte des Bruſtbeins, und koͤmmt beinahe bei der drit-
ten Ribbe aus dieſem Knochen zum Vorſcheine, ſo oft
das rechte Blat von den rechten Knorpeln hinabgehet.
Alsdenn wendet ſich dieſes Blat, wenn ſich die Bruſt-
druͤſe entweder in der Gegend endigt, oder wenigſtens
ſchmaͤler wird, wieder mehr nach der linken Hand zu (p),
und nimmt ſeinen Urſprung an der fuͤnften Ribbe, von
ihren knorpligen Theile. Zuweilen kommt aber auch
die-
[497]Die Bekleidungen deſſelben.
dieſes Blat mehr linker Seits von den Knorpeln der lin-
ken Ribben her, und ſteiget gerade abwaͤrts, da indeſſen
das rechte Blat ſich allein nach der linken Seite zu nei-
get (q).


Sonſten iſt auch das linke Blat mehr auswendig
von dem Knorpel der linken Ribbe hergekommen, und
darauf nach innen zu, uͤber der linken Schluͤſſelſchlag-
ader, einen Zoll weit von dem Anfange dieſer Schlag-
ader, uͤber die Halsader dieſer Seite, und den Bogen
der Aorte fortgegangen. Solchergeſtalt iſt daſſelbe an
die zwote Ribbe gelanget, und an dieſelbe, ingleichen an
die dritte und vierte, wo das Bruſtbein mit den Knor-
peln zuſammengrenzet, befeſtiget worden. Von der
vierten hat es ſich nach auſſen zu gewendet, und iſt von
denen Knorpeln weiter hervorgekommen, bis an die ſech-
ſte Ribbe, in welcher Gegend ſich die Spizze des Herzens
befand.


Unten endigt ſich das Mittelfell bei der fuͤnften oder
ſechſten Ribbe dergeſtalt an dem Zwerchfelle, daß es ſich
mit der Ribbenhaut, die dieſen Muskel umkleidet, nach-
hero vereiniget. Das linke Blat befindet ſich bei eben
dem Knorpel, wo er mit den Knochen vereiniget iſt, ge-
rade gegen der Spizze des Herzens uͤber, (wo ſich die
rechte Kammer endiget,) und vereiniget ſich entweder
an dieſem Orte mit der Ribbenhaut, wo dieſe das
Zwerchfell bedekket, oder etwas weiter nach unten, und
nach der aͤuſſern Seite zu. Das rechte Blat endigt ſich
etwas mehr rechter Hand, und es iſt hier von dem lin-
ken nicht gar weit entfernt.


J iDenn
[498]Viertes Buch. Das Herz.

Denn es befindet ſich uͤberhaupt das rechte Blat des
Mittelfelles um ſo viel naͤher bei dem linken, je mehr ſich
beide naͤher vorwaͤrts und zunaͤchſt bei dem Bruſtbeine
befinden; hiernaͤchſt ſind beide unterwaͤrts weniger von
einander entfernt, und werden nur allein durch das Zell-
gewebe, ingleichen das Fett (r) und die Druͤſen von ein-
ander abgeſondert; oberhalb, und naͤher am Halſe wer-
den ſie durch die in der Mitte liegende Bruſtdruͤſe, einige
andere Druͤſen, und das Fett von einander getheilet.
Euſtachius hat dieſelben in der Abbildung parallel vor-
geſtellet (s).


§. 5.
Das hintere Mittelfell.


Nun muͤſſen wir auch melden, was es mit dem En-
de des Mittelfelles vor eine Beſchaffenheit habe. Ueber-
haupt iſt die hintere Seite beider Blaͤtter duͤnner, und
dem Darmnezze aͤhnlich, ſie lieget aller Orten vorwaͤrts
uͤber dem Herzbeutel, und wird vermittelſt eines duͤnnen
Zellgewebes mit dieſem Sak verbunden, oder dienet dem-
ſelben ſtatt der aͤuſſern Membrane (t). Es kann aber
daſſelbe doch in Koͤrpern von einem zarten Alter ganz
leicht davon abgeſondert werden, welches aber bei er-
wachſnen Perſonen (u) nicht ſo gut angeht, und in Krank-
heiten waͤchſet es oft ſehr feſte damit zuſammen. Es
bleibet aber nicht blos daſelbſt, und man muß es daher
noch weiter verfolgen.


Wenn
[499]Die Bekleidungen deſſelben.

Wenn das linke Blat des vordern Mittelfelles die
Bruſtdruͤſe verlaͤſt, ſo wendet es ſich ruͤkwaͤrts, zwiſchen
die Lunge, den Obertheil der Bruſt, und die Schluͤſſel-
ſchlagader, naͤhert ſich dem Schlagadergang, und liegt
uͤber dem achten Nervenpaare, und dem Bogen der
Aorte bis zur Lungenſchlagader, und dienet ſo denn der
Aorte ſtatt der aͤuſſern Bekleidung (x).


Solchergeſtalt laufet ſelbiges mit dem obern Theile
der Ribbenhaut fort, die den Ruͤkken bekleidet, und ſo
gleich unter den Bogen der Schluͤſſelſchlagader die Bruſt
ſchlieſſet, und den Hals von derſelben abſondert, und er-
ſtrekket ſich ſodann, indem es nach hinten zu wandert, bis
uͤber die ganze Breite der Aorte, und ihren linken Rand.
Wenn es nun dahin gelanget iſt, ſo wird alsdenn das
linke Blat des hintern Mittelfelles daraus, hin-
ter der Aorte befindet ſich der ganze linke Luftroͤhrenaſt
(bronchus) zwiſchen dieſem linken und dem rechten Blat,
wiewohl das Mittelfell weder mit gedachten Luftroͤhren-
aſte, noch den uͤbrigen anſehnlichen Lungengefaͤſſen eigent-
lich zuſammenhaͤngt. Von der Luftroͤhre wird es gemei-
niglich durch die dazwiſchen liegende einfache Druͤſen ab-
geſondert.


Hierauf wendet es ſich etwas weiter herab, als die
Lungengefaͤſſe reichen, in einer ziemlich weiten Entfer-
nung von erſtgenannter Gegend, zwiſchen die untere lin-
ke Lungenblutader, und das Zwerchfell, uͤber den Herz-
beutel und den Schlund hinaus, und gehet alſo mit der
jeztgedachten hintern Ribbenhaut in einem fort.


Mitten zwiſchen dem oberſten und unterſten Plazze
laͤuft das vordere Mittelfell, welches uͤber dem Herzbeu-
tel ausgebreitet iſt, als ein Stuͤk mit dem aͤuſſern Blate
der Lunge fort. Aus der hintern Gegend aber, und zwar
J i 2von
[500]Viertes Buch. Das Herz.
von dem Ort, wo ſich die linke Lungenſchlagader befin-
det, und von der linken Seite der Aorte, kommt das
hintere Ribbenfell, welches von den Gewerbebeinen ſei-
nen Anfang nimmt, vorwaͤrts hervor, und begiebt ſich
dergeſtalt in den linken Lungenlappen hinein, daß man
allerdings auch hier ſagen koͤnnte, es gehe das vordere
Mittelfell, wenn es bis an die Lunge gelanget, der es
ſtatt der aͤuſſern Membrane dienet, endlich mit dem hin-
tern Mittelfelle uͤber die Lunge hinaus in einem Stuͤkke
fort. Der untere Theil deſſelben erſtrekt ſich vom Ruͤk-
ken, uͤber die Aorte hinaus, bis zur Lunge hin, inglei-
chen uͤber die linke obere Lungenblutader, und von da uͤber
den Luftroͤhrenaſt derſelben Seite, ſodann uͤber die linke
Lungenſchlagader hin, und darauf gehet das vordere Mit-
telfell, von dem Rande der jezt erwaͤhnten Lungenſchlag-
ader, mit dem hintern wiederum in eins fort. Jn die-
ſer ganzen Gegend hat das hintere Mittelfell, zwiſchen
dem linken Lungenbande und dem Bogen der Aorte, gar
keine Gemeinſchaft mit dem Herzbeutel.


Das rechte Blat des vordern Mittelfelles laͤufet bei-
nahe auf gleiche Weiſe gegen die rechte Seite der Hol-
ader und der ungepaarten, und oberwaͤrts zwiſchen der
Lunge und der Schluͤſſelſchlagader, uͤber die Holader
hinaus, wo es nach auſſen zu mit dem obern blinden
Sakke der Bruſt in einem Stuͤkke fortgehet; unter-
waͤrts hingegen gehet es unterhalb der rechten untern
Lungenblutader, von ihrer vordern Seite her, gegen die
hintere dergeſtalt fort, daß das vordre Mittelfell mit
dem hintern eins wird. Oberwaͤrts endiget ſich dieſes
Blat (lamina) an der rechten Lungenſchlagader; der un-
tere Theil aber an der untern rechten Lungenblutader und
am Zwerchfelle. Zwiſchen dieſem leztern und der gedach-
ten Blutader, begiebet ſich eben dieſes Blat, zur rechten
Seite der Holader, in den blinden Sak hinein, den der
Herzbeutel und das Zwerchfell zuſammen aufnehmen.


Der
[501]Die Bekleidungen deſſelben.

Der mittlere Zwiſchenraum zwiſchen der ungepaar-
ten Blutader und der untern rechten Lungenblutader iſt
von ſolcher Beſchaffenheit, daß ſich das rechte Blat des
Mittelfelles in die aͤuſſere Lungenmembrane verwandelt.
Unter der untern rechten Lungenblutader, und uͤber der
Holader und den Schlund hin, gehet das vordre Mit-
telfell, uͤber den Herzbeutel hinaus, mit dem hintern
Mittelfelle in einem Stuͤkke fort.


Wollte man aber dieſe Beſchreibung lieber von dem
hintern Mittelfelle anfangen, ſo ſteiget das rechte Blat
rechter Hand am Schlunde hinauf, und von hier nach
der Gegend der ſechſten Ribbe, wo ſich die Luftroͤhre zer-
aͤſtelt, es ſchlieſſet erſt den Schlund, hernach die Luft-
roͤhre nebſt denen um dieſelbe herumliegenden Druͤſen in
ſich. Oberwaͤrts hingegen gehet das rechte Blat des
hintern Mittelfelles, gleichfalls an der rechten Seite der
Holader, mit dem vordern Mittelfelle in einem Stuͤkke
fort.


§. 6.
Die Lungenbaͤnder.


Es iſt die Geſchichte der Lungenbaͤnder, wie ſie von
einigen genannt werden, mit dem Mittelfelle, da ſie
Theile von demſelben ſind, ziemlicher maſſen verwandt.
Solchemnach beſtehet das rechte von dieſen Baͤn-
dern, aus der dreiekkigen Falte des rechten Blates an
dem hintern Mittelfelle, wo es den Schlund verlaͤſt,
und ſich zu der Lunge hinwendet. Es ſchwebet naͤmlich
das Ende des rechten Lungenlappens frei hin und her,
und es gelanget die gedoppelte Ribbenhaut, vom Schlun-
de und Zwerchfelle her, auf ſolche Weiſe bis an dieſes
Ende, daß ſie vorher erſt einige Laͤnge erreicht hat, be-
vor ſie ſich von dem Schlunde nach dem Herzbeutel hin
J i 3begie-
[502]Viertes Buch. Das Herz.
begiebet. Oberwaͤrts endiget ſich dieſes Band an der
rechten unteren Lungenblutader; unterwaͤrts aber an dem
Zwerchfell.


Das linke Lungenband iſt wiederum der unterſte
Theil von dem linken Blate des hintern Mittelfelles, es
iſt eben ſowol von dreiekkiger Geſtalt, und gehet zwiſchen
dem Herzbeutel und der Lunge fort. Denn wenn die
Ribbenhaut von der Aorte abgehet, und ſich gegen den
Herzbeutel erhebet, ſo beruͤhret ſie vorher das unterſte
Ende des linken Lungenlappens, und indem ſie ſich hier-
auf wieder zuruͤkſchlaͤgt, ſo breitet ſie ſich bis zur linken
untern Lungenblutader aus. Beide Baͤnder verſchaffen
indeſſen der Lunge ihre aͤuſſere Bekleidung.


Das hintere Mittelfell hat gleichfalls eine ſchiefe La-
ge, indem die Ribbenhaut des rechten Sakkes auf der
ganzen Aorte aufliegt (y), und hingegen die Ribbenhaut
des linken Sakkes, oder das linke Blat des hintern
Mittelfelles ſich von dem linken Ende der Aorte an bis
zum Bruſtbein erhebt (z). Solchergeſtalt wird weder
das hintere Mittelfell in die Mitte der Bruſt geſezzet,
noch auch mit voͤlliger Zuverlaͤßigkeit behauptet, daß
ſich die Aorte in der Hoͤlung des hintern Mittellfelles be-
finde (a). Es iſt mir hiervon keine Abbildung bekannt,
wenn ich diejenige ausnehme, die ich bei Gelegenheit der
Gefaͤſſe, wiewol nicht mit gehoͤrigem Fleiſſe, beſorget
habe (b).


§. 7.
Die Hoͤlungen des Mittelfelles.


Nunmehro muͤſſen wir von denen Hoͤlen des Mittel-
felles, und denenjenigen Theilen des menſchlichen Koͤr-
pers
[503]Die Bekleidungen deſſelben.
pers handeln, welche ſich in dieſen Hoͤlungen befinden.
Vorerſt laͤſt ſich demnach der Raum zwiſchen den Blaͤt-
tern, ſowol des vordern, als hintern Mittelfelles, wenn
man durch eine kleine Oefnung Luft in denſelben bringt,
auſſerordentlich und faſt auf die Art wie das Darmnezz,
aufblaſen, und es entſtehet daraus eine mit lauter zell-
foͤrmigen Blaͤschen angefuͤllete Hoͤlung (c). Dieſen Ver-
ſuch habe ich oͤfters gemacht, welches auch ſchon vorlaͤngſt
Veſalius gethan hat (d).


Jn der Hoͤlung des vordern Mittelfelles befindet ſich
ein groſſer Theil von der Bruſtdruͤſe, da ſich der uͤbrige
gegen den Hals zu erſtrekt; ingleichen enthaͤlt ſie auch vie-
les Fett, und einzele Druͤſen, nebſt denen Staͤmmen der
Schlagadern derer Bruͤſte. Unterwaͤrts ſoll davon, wie
die Zergliederer melden, nichts deutliches wahrzunehmen
ſeyn (e). Mir ſcheinet der obere Raum am breitſten zu
ſeyn (f). Wenn ſich das vorbemeldete Fett zu ſehr an-
haͤuft, ſo erſtikket daſſelbe den Menſchen, wie man aus
den zweien von denen Leidenſchen oͤffentlichen Lehrern an-
gefuͤhrten Beiſpielen erſiehet (g). Von eben der Be-
ſchaffenheit iſt auch die Geſchichte desjenigen Breige-
ſchwulſtes, welcher zu drei bis vier Pfunden aus der
Bruſt hervorgedrungen (h). Eben dieſes iſt auch der
Siz der Geſchwuͤre, welche ſich in der Hoͤle des Mittel-
felles erzeugen, davon man viele Beiſpiele hin und wie-
der antrift. Jn einem todten Leichnam hat man eine
ſehr groſſe Entzuͤndung des Mittelfelles wahrgenom-
men (i), ingleichen auch ein halb Pfund Eiter, der ſich
J i 4in
[504]Viertes Buch. Das Herz.
in dieſe Hoͤlung ergoſſen hatte (k). Ein dergleichen Ge-
ſchwuͤr heilete ehedem Galenus, nachdem man das
Bruſtbein weggeſchnitten (l), und das geſchahe auch
nachhero von Paul Barbette(m); ingleichen meldet
man auch von dem bekannten, ſonſt aber ſehr wunderli-
chen Mann, Balthaſar Bekker, daß ihm ein dieſem
vollkommen aͤhnliches Geſchwuͤr den Tod zugezogen ha-
be, wobei er zugleich durch daſſelbe den Schlag ſeines
eignen Herzens empfinden konnte. Dieſes iſt eben dieje-
nige Hoͤle, welche Fabricius(n) beſchreibet, daß, wenn
man gleich eine Oefnung in dieſelbe mache, dennoch das
Athemholen dabei keinen Abbruch leide. Jn derſelben
kommen diejenigen Wunden und Geſchwuͤre vor, aus de-
nen keine Luft herausfaͤhrt, wenn man gleich ein Licht
davor haͤlt, wie Berengarius(o) meldet, wie man
denn auch eine Bleikugel in derſelben, ohne einige dar-
auf gefolgte uͤble Zufaͤlle, ſtekken gefunden hat (p).


Es hat demnach Veſalius(q) mit gutem Grunde,
und unter den Neuern L. Heiſter(r), und J. B. Se-
nac
(s), dieſe Hoͤle des Mittelfelles vertheidiget.


Zwiſchen den Blaͤttern des hintern Mittelfelles be-
findet ſich ein groſſer Theil vom Schlunde (t), nebſt de-
nen zur Kehle und denen Luftroͤhrenaͤſten gehoͤrigen Ge-
faͤſſen, wie auch denen einfachen Druͤſen. Jm obern
Ende eben dieſes Zwiſchenraums entdekt man die Luft-
roͤhre mit ihren Aeſten (u), wie auch die Schlag- und
Blut-
[505]Die Bekleidungen deſſelben.
Blutader der Lunge, die ungepaarte Ader, und, nach
der vorgemeldeten Art, auch die Aorte.


Die andere Hoͤle des Mittelfelles findet man hinge-
gen nicht im menſchlichen Koͤrper, und ſie iſt nur denen-
jenigen Thieren eigen, deren Lungen aus vielen Lappen
beſtehen. Sie befindet ſich hinter der untern Holader,
und enthaͤlt ihren beſondern Lungenlappen, indem ſie
gleichſam ein Anhang von der rechten Bruſt iſt. Dieſe
Hoͤle, welche Galenus ſo beſchrieben, als ob ſie der
Menſch mit den Thieren gemein habe, hat Veſalius
mit Recht verworfen, und allein den vierfuͤßigen Thie-
ren zugeſchrieben (x). Die Pariſiſche Zergliederer (y)
haben dieſelbe an verſchiednen Thieren beſchrieben, und
ich habe ſie, als ich die Verſuche wegen des Athemho-
lens anſtellete, ebenfalls wieder wahrgenommen (z).


So richtig nun Veſalius ſich hieruͤber erklaͤret hat,
ſo unbeſtimmt und ſchlecht haben hingegen andere ver-
fahren, wenn ſie behauptet, daß der Zwiſchenraum zwi-
ſchen den beiden Blaͤttern des vordern Mittelfelles, der
alsdenn zum Vorſchein kommt, wenn das Bruſtbein
losgebrochen oder abgeſchnitten wird, keinen wahren und
leeren Raum in ſich begreife. Unter dieſen war Falco-
burg
(a) der erſte, dem andere mehr nachfolgeten, daß
daher, auſſer der Sache an ſich, auch der Ruhm der Wi-
derlegung dem Peter Dionis(b) iſt beigelegt wor-
J i 5den
[506]Viertes Buch. Das Herz.
den (b*). Es wuͤrden aber dieſe Maͤnner ohne Zwei-
fel viel bedaͤchtlicher geſchrieben haben, wenn ſie etwas
deutlicher gezeiget haͤtten, daß zwar in der That der-
gleichen Hoͤlung vorhanden, aber durchaus mit lauter
Faͤchern angefuͤllet ſey (b**).


§. 8.
Die Gefaͤſſe des Mittelfelles.


Man entdekt in dem Mittelfelle, als einer anſehnli-
chen Membrane, ſowol ſehr haͤufige, als auch ſehr klei-
ne Gefaͤſſe, wie ſie faſt uͤberall in Membranen zu ſeyn
pflegen. Das vordere Mittelfell hat die allermeiſten Ge-
faͤſſe, welche von den Schlagadern der Bruͤſte herkom-
men, und ſich durch die ganze Laͤnge dieſer Hoͤle ausbrei-
ten, hiernaͤchſt auch zum Theil aus ganz kleinen Aeſt-
chen (c), theils aus etwas groͤſſern, welche das Mittel-
fell mit dem Herzbeutel und Zwerchfelle gemein hat (d),
theils von dem Schlagaͤderchen, welches den Nerven des
Zwerchfelles begleitet (e), ferner von den Gefaͤſſen der
Bruſtdruͤſe, und von dem Aſte der Zwerchfellsſchlag-
ader (f), ihren Urſprung bekommen, welcher leztere
das Zwerchfell durchbohren hilft, und ſich gegen das vor-
bemeldete Schlagaͤderchen hinab begiebt.


Die
[507]Die Bekleidungen deſſelben.

Die Gefaͤſſe des hintern Mittelfelles entſtehen von
den hintern Gefaͤſſen des Luftroͤhrenkopfes (g), den obern
Gefaͤſſen des Herzbeutels (h), den obern Jnterkoſtalge-
faͤſſen (i), von denen an den Aeſten der Luftroͤhre befind-
lichen (k), und von den Schlundgefaͤſſen.


Die Blutadern breiten vorwaͤrts eben dergleichen
Zweige aus, die nach den Gefaͤſſen der Bruͤſte und de-
ren Fortſaͤzzen gehen; hinterwaͤrts aber ſich nach denen
Jnterkoſtalblutadern (l), denen Blutadern der Luftroͤh-
renaͤſte, und den Stamm der ungepaarten (l*) wenden.


Der Nuzzen des Mittelfelles iſt vielfach. Es giebt
vor die Lunge eine Bedekkung ab, es unterſtuͤzzet den
Herzbeutel nebſt dem Herzen, daß es ſich einigermaſſen
bewegen kann, denn es iſt gewiß, daß daſſelbe, wenn
man das Zwerchfell anziehet, in der That zugleich mit
angezogen werde; es haͤlt ferner die Lunge zuruͤk, wenn
wir uns auf die entgegengeſezte Seite legen; und es giebt
endlich in Verwundungen, welche bis in die Bruſt-
hoͤle gehen, ein ſehr wichtiges Huͤlfsmittel ab, zur Er-
haltung des Lebens. Denn da dergleichen Wunden ge-
meiniglich nur in einen einzigen Sak der Ribbenhaut
eine Oefnung machen, ſo faͤllet zwar an dieſer Seite die
Lunge zuſammen, und taugt nicht weiter zum Athemho-
len, indeſſen folgt doch aber nicht ſo gleich der Tod dar-
auf, welcher aber gewiß erfolgen wuͤrde, wenn ſich beide
Lungenlappen in einer Hoͤlung beiſammen befaͤnden: denn
ſo bald der Luft ein freier Zugang zu der Lunge eroͤfnet
wird, ſo muß ein jegliches Thier augenbliklich ſterben (m).


§. 9.
[508]Viertes Buch. Das Herz.

§. 9.
Der Herzbeutel.


Die Beſchreibung des Herzbeutels wird ſchon da-
durch leichter gemacht, wenn man bereits von dem Mit-
telfelle einige Kenntnis hat. Der Name dieſes beſon-
dern Sakkes iſt von der Sache ſelbſt hergenommen, in-
dem er von allen Seiten verſchloſſen, und uͤberhaupt von
dem Herzbeutel und der Ribbenhaut voͤllig unterſchieden
iſt, daß man daher dasjenige, was einige Schriftſteller
anfuͤhren, die den Urſprung des Herzbeutels von der
Ribbenhaut hergeleitet haben, von dem Mittelfelle ver-
ſtehen muß, in ſo fern es eine Ueberkleidung fuͤr den
Herzbeutel abgiebt (n). Denn es liegt faſt uͤberall eins
von denen beiden Blaͤttern des Mittelfelles von auſſen
uͤber dem Herzbeutel (o), und verbindet ſich mit demſel-
ben vermittelſt des Zellgewebes, wobei es zugleich noch
einige Beweglichkeit behaͤlt, und dieſe hat eben Anlaß
gegeben, daß einige von den groͤſten Zergliederern vorge-
geben haben, daß dieſes Behaͤltnis des Herzens, wegen
der faſerigen Verknuͤpfungen, an ſeiner aͤuſſern Flaͤche
rauh und ungleich ſey (p). Dieſe Nachbarſchaft der bei-
den Membranen iſt auch unter andern die Urſache mit
geweſen, daß ſehr viele Zergliederer (q) das Mittelfell
ſelbſt fuͤr die aͤuſſere Dekke des Herzbeutels beſchrieben
haben. Hinterwaͤrts entfernen ſich indeſſen beide Mem-
branen weiter von einander, und es wird der Herzbeutel
daſelbſt nicht ſo genau in dem Mittelfelle eingeſchloſſen
gehalten (r).


Jn-
[509]Die Bekleidungen deſſelben.

Jndeſſen findet ſich doch ein Ort, wo der Herz-
beutel gar nicht von dem Mittelfelle uͤberkleidet wird.
Dieſe Gegend iſt vorwaͤrts und in der Mitte deſſelben,
gerade gegen dem Zwiſchenraume derer Blaͤtter des Mit-
telfelles, wo ſich oberhalb daruͤber die Bruſtdruͤſe (s),
nebſt dem Fette, denen Druͤſen, und denen Gefaͤſſen der
Bruͤſte, unterwaͤrts aber ebenfalls dieſe Theile, ausge-
nommen die Bruſtdruͤſe, befinden. Hinterwaͤrts befin-
det ſich aber auch der Schlund zwiſchen dem Herzbeutel
und den Blaͤttern des Mittelfelles eingeſchloſſen. Un-
terwaͤrts endlich, wo ſich der Herzbeutel auf das Zwerch-
fell ſtuͤzzet, hat diejenige ganze und ziemlich geraͤumige
Gegend, welche von der Mitte der Bruſt auf beiden
Seiten uͤber das Zwerchfell ſich erſtrekket, in der That
keine Gemeinſchaft mehr mit der Ribbenhaut.


§. 10.
Der Herzbeutel haͤngt mit dem Zwerchfelle
zuſammen.


Dieſer Theil vom Herzbeutel befindet ſich unter der
flaͤchern Gegend des Herzens; er iſt zur rechten etwas
breiter, und nach der linken Seite zu wird er enger.
Mit ſeinem breiteren Theile, etwas nach hinten zu, be-
feſtigt ſich derſelbe an den in der Mitte befindlichen ſeh-
nigten Theil des Zwerchfelles: vorwaͤrts aber, und lin-
ker Seits, wo ſich die Spizze des Herzens befindet,
haͤngt derſelbe viel ſtaͤrker mit der nahe am ſehnigten Theil
befindlichen fleiſchigen Subſtanz, ja mit dem Fleiſche
ſelbſt (t) in derjenigen Gegend zuſammen, wo ſich der
Knorpel der fuͤnften oder ſechſten Ribbe kruͤmmet.


Jn
[510]Viertes Buch. Das Herz.

Jn der Frucht iſt dieſer Zuſammenhang nur ſchwach,
und ſo loſe, daß ich gemeiniglich dieſe Theile ohne Ver-
lezzung des Herzbeutels habe pflegen von einander zu
trennen. Bei Erwachſenen iſt dieſe Verbindung feſter,
und es kann die Abſonderung nicht ſo leicht geſchehen,
daß nicht das Zwerchfell oder der Herzbeutel ſolte verlez-
zet werden (u). Da nun aber ſolche Abſonderung ohn-
umgaͤnglich noͤthig iſt, wenn man die von den Zwerch-
fellsſtaͤmmen zum Herzbeutel laufende Gefaͤſſe weiter auf-
ſuchen will, ſo habe ich wahrgenommen, daß dieſelbe
uͤberhaupt viel leichter zu erhalten ſey, wenn man den
Anfang damit an der ſtumpfen Spizze des Herzbeutels
ſelbſt macht, als welche mit dem fleiſchigen und ſehnig-
ten Theil des Zwerchfells am naͤchſten zuſammenhaͤngt.
Denn ſo oft ich mit einiger Sorgfalt dieſen Theil des
Herzbeutels davon abgeloͤſet hatte, ſo ließ ſich der uͤbrige
ganze Theil von dieſem Beutel, bis zur Holader hin, un-
gemein leicht vom Zwerchfelle trennen; indem das Zell-
gewebe blos die beiden Bekleidungen an einander haͤngt,
und ſich die Faſern des Herzbeutels mit den Faſern des
Zwerchfelles nicht untereinander verwikkeln (x).


Ein ſolcher ziemlich breiter Zuſammenhang des Herz-
beutels mit dem Zwerchfell ſoll nun, wie man davor
haͤlt, nur allein bei dem Menſchen angetroffen wer-
den (y). Bei den vierfuͤßigen Thieren lieget das ganze
Herz auf dem in die Queere vorliegenden Bruſtbeine, und
es haͤngt der Herzbeutel allerdings einigermaſſen mit dem
Zwerchfelle zuſammen, es beruͤhret aber nur derjenige
kleine Theil deſſelben, darinnen ſich die Spizze des Her-
zens
[511]Die Bekleidungen deſſelben.
zens befindet (z), das Zwerchfell, und wird mit demſel-
ben verbunden, daß demnach Riolanus, welcher ge-
gen den Veſalius behauptete, daß dieſer Zuſammen-
hang in einem Ochſen eigentlich in dem Mittelpunkte des
Zwerchfelles geſchehe (a), mit allen Recht durch den be-
ruͤhmten Morgagni(b) eines Jrrthums iſt beſchuldi-
get und davon uͤberzeuget worden.


Die Urſache von dieſem ſonderbaren Baue im Men-
ſchen, hat Lower(c) von der mit dem Geſichte unter-
werts gekehrten Lage der menſchlichen Frucht hergeleitet.
Er haͤtte aber dieſelbe mit einem etwas groͤſſern Scheine
der Warheit von der aufrechten Stellung herleiten koͤn-
nen, die dem Menſchen eigen iſt. Denn es ſind ver-
ſchiedne Gruͤnde vorhanden, wodurch dieſe ganz leichte
und deutliche Erklaͤrung der hierbei vorkommenden Ab-
ſicht der Natur, beſtaͤtiget wird. Bei den Thieren iſt
der Herzbeutel deswegen nicht feſt, weil er ſich nicht auf
das Zwerchfell ſtuͤzzet. Jm menſchlichen Koͤrper pflegen
alle diejenigen Theile, welche lange Zeit mit ihrem Ge-
wichte auf einander ruhen, vermittelſt eines entſtande-
nen Zellgewebes zuſammenzuwachſen, wie wir davon ein
vollkommen aͤhnliches Beiſpiel an dem Zwerchfell und
der Leber haben (d).


Man findet beide Baͤnder in der Frucht ſchlaff, ſie
werden aber mit zunehmenden Jahren feſter, wenn ſo-
wol die Urſache des Zuſammenhangs ihre Wirkung laͤn-
ger geaͤuſſert hat, als auch ſonſten alle Zellgewebe nach
und nach haͤrter werden. An dem Waldmenſchen (py-
gmaeus),
[512]Viertes Buch. Das Herz.
gmaeus), welches Thier dem Menſchen am naͤchſten
kommt, und eben ſo, wie wir, aufrecht zu gehen pflegt,
haͤnget der Herzbeutel gleichergeſtalt in einem ziemlichen
Umfange mit dem Zwerchfelle zuſammen (e).


§. 11.
Das obere Ende des Herzbeutels.


Von dieſer Gegend, wo der Herzbeutel angewachſen
iſt, ſteiget derſelbe von allen Seiten faſt wie eine Flaſche
aufwerts (f), wiewol nicht gerade aus, ſondern er ver-
engert ſich uͤber den Grenzen des Herzens, und wird da-
ſelbſt, wo die groſſen Gefaͤſſe herauskommen, dergeſtalt
zuſammengezogen, daß er dieſelben gleichſam in einem
verengerten Anhang einſchlieſſet, wie ſolches der in der
Zergliederung des menſchlichen Koͤrpers ſehr erfahrne
Jacob Benignus Winslow(g) anfuͤhret, und andere
neuere Zergliederer beſtaͤtiget haben (h). Bei dieſen
groſſen Gefaͤſſen endigt ſich der Herzbeutel endlich auf die
Art, wie ich jezzo gleich melden werde.


Es erhellet ſo gleich aus dieſer Beſchreibung, daß
der Herzbeutel eine andre Geſtalt, als das Herz, habe (i),
und daß Veſalius(k) ſich irre, wenn er die Spizze
des Herzbeutels unten hin und nach der linken Hand ſez-
zet, daher er, allem Anſehen nach, ohnfehlbar bei dieſer
Stelle ſeines Werkes das Herz von irgend einem Thie-
re mag vor ſich gehabt haben. Denn es befinden ſich,
auſſer dem Herzen, auch noch die Anfaͤnge derer Hol-
adern, der Aorte, wie auch derer Schlag- und Blut-
adern,
[513]Die Bekleidungen deſſelben.
adern der Lunge, in dem Herzbeutel (l), daß er alſo
nothwendig groͤſſer ſeyn muß, als das Herz (m): und
zwar noch einmal ſo groß, wenn man anders dem Ver-
ſuche eines beruͤhmten Mannes Glauben beimeſſen will (n),
auch ein ganzes Pfund Waſſer, oder noch mehr, in ſich
faſſen kann (o). Es iſt derſelbe aber nicht wegen derer
Gefaͤſſe allein, die er auſſer dem Herzen enthaͤlt, gerau-
miger als dieſes Eingeweide, ſondern er umgiebt auch
in der That das Herz dergeſtalt, daß zwiſchen dieſem
Muskel und dem Herzbeutel fuͤr das Waſſer, welches
hier niemals fehlet, hinlaͤnglicher Raum, und ſo viel
Plaz uͤbrig bleibt, daß ſich das Herz mit Bequemlichkeit
bewegen kann, welches ſchon Galenus(p) in alten Zei-
ten angemerket, und von andern Zergliederern in ihren
Abbildungen (q) alſo iſt vorgeſtellet worden.


§. 12.
Das vordere Ende des Herzbeutels.


Es entfernet ſich der Herzbeutel oberwaͤrts und in der
Mitten der untern Gegend gar nicht von dem Bruſt-
bein (r), fuͤllet auch den holen Theil dieſes Knochens
dergeſtalt aus, daß er demſelben ſeine bauchige Geſtalt zu
geben ſcheint. Auſſer dieſer mittlern Gegend aber, die
ſich zwiſchen dem rechten und linken Seitentheil des
Herzbeutels befindet, ſind ſeine Seiten von dem Bruſt-
knochen, vom Mittelfelle, und der Lunge voͤllig abge-
ſondert. Denn wenn man die Lunge, auch nachdem ſie
K kaus
[514]Viertes Buch. Das Herz.
aus der Bruſt iſt herausgenommen worden, ſtark auf-
blaͤſet, ſo ziehet ſie ſich um den ganzen Herzbeutel herum,
und verdekket ihn gaͤnzlich, oder laͤſſet nur den unteren
kleinſten nebſt dem mittleren und vordern Theil deſſelben
frei liegen. Ja man hat auch gefunden, daß wenn die
Lunge nach dem Tode gleich uͤberall an der Ribbenhaut
angewachſen geweſen, ſie dennoch zwiſchen dem Herzbeu-
tel und dem Bruſtbein gelegen, daß dieſer Sak nirgends
den Bruſtknochen beruͤhren koͤnnen (s). Jn todten
Koͤrpern ſiehet man aber gemeiniglich, wenn die Hand
des Zerlegers alles in ſeiner Lage gelaſſen hat, und keine
Luft in die Lunge iſt geblaſen worden, daß ſich der zur
rechten Seite befindliche Lungenlappen dergeſtalt vom
Herzen zuruͤkke ziehet, daß nicht nur die Spizze des rech-
ten Herzohres, ſondern auch die rechte und vordere Sei-
te des Herzens blos zu ſehen ſind. Dieſes iſt die Be-
ſchreibung, die man gemeiniglich davon giebt (t), wie-
wohl man oft ein gar zu groſſes Stuͤk vom Herzen blos
vorſtellet (u), welches nur alsdenn zum Vorſchein kommt,
wenn die Luft, welche in die Hoͤle der geoͤfneten Bruſt
eingedrungen iſt, die Lunge zuſammengedruͤkt und gegen
den Ruͤkken zuruͤkgetrieben hat. Man kann auch nicht
mit Warheit ſagen, daß das entbloͤſete Herz an die Rib-
ben anſchlage (x), und daß der linke Lungenlappen fuͤr
die Spizze des Herzens gleichſam ausgehoͤlet ſey (y).
Denn da die Lunge bei einem lebendigen Menſchen jeder-
zeit die ganze Bruſt ausfuͤllt, ſo muß man den Herz-
beutel ſo beſchreiben, wie er beſchaffen iſt, wenn ſich die
Lunge, indem ſie von allem Zugange der aͤuſſern Luft
befreiet iſt, in der Bruſt ausdehnet.


§. 13.
[515]Die Bekleidungen deſſelben.

§. 13.
Wie der Herzbeutel mit den groſſen Gefaͤſſen
vorwerts zuſammenhaͤngt.


Wir haben bisher noch nicht ausfuͤhrlich genung ge-
zeiget, wie der Herzbeutel an den Hoͤlungen und den
groſſen Gefaͤſſen des Herzens befeſtiget ſey, und es laͤſt
ſich dieſes auch beinahe nicht eher zeigen, als bis man
dieſen Beutel vom Zwerchfelle losmachet, und durch ei-
ne kleine an der Spizze gemachte Oefnung aufblaͤſet,
zugleich aber neben dem eingeſtekten Roͤhrchen mit einem
Faden feſt bindet, damit die Luft zuruͤkgehalten werde;
es gehet aber damit bei zarten Knaben etwas ſchwer zu,
wiewohl es doch nicht ganz unmoͤglich iſt. Aus dieſem
Grunde werde ich dieſe Endigungen nach meinen gegen-
einander verglichenen Beobachtungen zu beſtimmen ſu-
chen, und zugleich eine Abbildung davon mittheilen.
An der vordern Seite iſt dieſes etwas ganz leichtes, und
meiſtentheils faſt uͤberall bekannt. Es haͤnget naͤmlich
der Herzbeutel erſtlich, um von der rechten Hand den
Anfang zu machen, mit der obern Lungenblutader der
rechten Seite, und ihrem untern Aſte, zuſammen, und
es laufen von demſelben, benebſt gedachter Blutader, ei-
nige zellhafte Falten nach der Lunge hin. Dieſer Zu-
ſammenhang befindet ſich hinterwaͤrts, und wird faſt
gaͤnzlich von der Holader verdekket (z).


Hierauf wendet ſich der Herzbeutel nach der obern
Holader, und haͤnget ſich an die Wurzel derſelben, ohn-
gefaͤhr in der Gegend wo dieſelbe aus dem Herzohre her-
vortritt, faſt uͤberall in die Queere an, doch dergeſtalt,
K k 2daß
(a)
[516]Viertes Buch. Das Herz.
daß die Linie, nach der er ſich anhaͤngt, linker Hand hin-
auf ſteigt. Jch habe auch wahrgenommen, daß dieſe
Anhaͤngung anfaͤnglich mehr aufwaͤrts geſchehen, her-
nach aber bei dem linken Rande der Holader herabwerts
gegangen. Von der Holader lenkt ſich der Herzbeutel
nach dem Stamme der Aorte, mit dem er ſich, beinahe
in der Geſtalt eines halben Mondes, vereiniget, und
zwar etwas hoͤher (b), als es mit der Holader geſchiehet,
welches faſt einen ganzen Zoll mehr betraͤgt. Die erſte
Anhaͤngung, naͤmlich die zur rechten Seite, iſt die ober-
ſte, und geſchiehet in der Gegend der Aorte, wo die rech-
te Schluͤſſelſchlagader hervorkoͤmmt (c), nahe an dem
obern Theile des rechten Herzohres. Von hier gehet ſie
linker Hand herunterwerts (d), nach dem unterſten Rand
der allda entſpringenden Aorte, und wird ſodenn von
dieſer Gegend in die Queere (e), oder mit dem Horizonte
parallel, mit dem Stamme dieſer vornehmſten Schlag-
ader vereiniget; von da ſteiget ſie wieder in die Hoͤhe (f),
wobei ſie ſich zugleich immer auf die linke Seite, in die
Naͤhe von der Lungenſchlagader, hinwendet, und ſich in
den vordern Theil der Wurzel des Schlagaderganges
hinein begiebt (g), alſo daß ſie von demſelben bald die
ganze Laͤnge, bald ein groͤſſeres oder kleineres Stuͤk in
ihrer Hoͤle aufnimt; und ſolcher Geſtalt bildet ſie das
linke Horn von einem zunehmenden Monde, welches ein
wenig niedriger als das rechte Horn ſtehet, und mit ſel-
bigem beinahe einen rechten Winkel macht.


Hierauf gehet dieſelbe entweder zur Lungenſchlagader,
wo der Schlagadergang aus dieſer ihren Stamme her-
vorkommt, oder auch mehr nach auswerts zu dem linken
Aſte
[517]Die Bekleidungen deſſelben.
Aſte dieſer Schlagader fort (g*), indem ſie in die Hoͤhe
geht, und ſteiget von dieſer Ader faſt geradesweges herab
zu der auf eben dieſer Seite befindlichen Lungenbluta-
der (h), und wird endlich an den obern und untern
Stamm, nahe bei ihrer Zertheilung, verbunden.


§. 14.
Wie der Herzbeutel hinterwerts mit den
groſſen Gefaͤſſen zuſammenhaͤngt.


Dieſes waren die aͤuſſerſten Grenzen von der linken
und vordern Endigung des Herzbeutels. Die hinterſte,
welche mehreren Schwierigkeiten unterworfen iſt, ver-
haͤlt ſich auf die Art, welche ich nun anzeigen werde,
und wobei ich wiederum den Anfang von der rechten Sei-
te machen will.


Der Herzbeutel haͤnget demnach mit der obern rech-
ten Lungenblutader und mit der untern feſt zuſammen (i),
ingleichen auch, in dem freien Raume zwiſchen beiden,
an der Membrane der linken Hoͤle. Ein Theil von die-
ſer Blutader befindet ſich innerhalb, und der andere auſ-
ſerhalb der Hoͤle.


Hierauf gehet er uͤberzwerch fort, und begiebet ſich
nach der linken Herzhoͤle hin, wo dieſelbe der Lungen-
ſchlagader am naͤchſten iſt. Mit dieſer Hoͤle und ihrer
Bekleidung laͤuft der Herzbeutel aller Orten in einem
Stuͤkke fort, oder, welches auf eins hinaus lauft, er
giebet fuͤr dieſe Hoͤlung die aͤuſſere Membrane her. Man
trift auf dieſer Linie etliche blinde Saͤkchen und zarte
Haͤutchen (frenula) an.


K k 3Nun-
[518]Viertes Buch. Das Herz.

Nunmehro findet ſich derſelbe bei dem gemeinſchaftli-
chen Anfang der linken Lungenblutadern ein, und haͤngt
ſich entweder an dieſen Anfang, oder auch an alle beide
Lungenblutadern derſelben Seite an, ſo daß der Herz-
beutel uͤberhaupt hier bald ein, bald zwo (k) Loͤcher zur
Oefnung, und zwar auf die Art bekoͤmt, wie wir gleich
zeigen wollen.


Es haͤngt hiernaͤchſt der Herzbeutel ferner uͤber der
linken Lungenblutader mit der Wurzel des linken Herz-
ohres zuſammen, und kehret hierauf nach der vorderen
Gegend dieſer Blutadern zuruͤk.


Auf ſolche Art verhaͤlt es ſich damit, ſo lange das
zellige Weſen annoch vorhanden iſt, vermittelſt deſſen
der Herzbeutel mit der Wurzel des linken Herzohrs ver-
bunden wird. Wenn aber daſſelbe davon abgeloͤſet iſt,
ſo ſiehet man, daß der Herzbeutel von der linken Hoͤlung
weiter verlaͤngert wird, und daß er gegen den Stamm
der Lungenſchlagader aufwerts ſteiget. Solchergeſtalt
wird zwiſchen dem zellartigen Zuſammenhang, vermoͤge
deſſen der Herzbeutel mit der linken Hoͤlung genau verei-
niget wird, und zwiſchen dem hintern Zuſammenhange,
wodurch der Herzbeutel an der Lungenſchlagader ange-
wachſen iſt, der blinde Sak eingeſchloſſen. Es begiebt
ſich aber die gemeldete Bekleidung nach der Lungenſchlag-
ader, und zwar beſonders nach der rechten Seite des aus
dieſer Schlagader entſpringenden linken Aſtes, jedoch
dergeſtalt, daß ſie bisweilen, wiewohl nicht gar zu weit,
bis an dieſen Aſt verlaͤngert wird. Hingegen verbindet
ſie ſich mit der ganzen Hinterflaͤche der rechten Lungen-
ſchlagader (m), bis zum Anfange des unteren Aſtes die-
ſes Stammes, und von da allmaͤlich bis zum obern
Aſte, ein wenig nach auſſen zu.


Von

[519]Die Bekleidungen deſſelben.

Von der Lungenſchlagader koͤmt der Herzbeutel zu
der Aorte, uͤber den rechten Aſt gedachter Lungenſchlag-
ader, auf der rechten und hintern Seite des Schlag-
aderganges, welchen er eben ſo, wie es vorwerts ge-
ſchieher, bald ganz und gar, bald auch nur einen groͤſ-
ſern oder kleinern Theil davon, in ſich faſſet. Von die-
ſer Gegend aus vereiniget er ſich beinahe uͤberzwerch mit
der Hinterflaͤche des Bogens der Aorte (n), unter dem
Anfange der dreien groſſen Aeſte (o), von dem Eintritte
des Schlagaderganges (p) an, bis zum Ausgange der
rechten Schluͤſſelſchlagader. Durch dieſen und den vor-
deren Zuſammenhang des Herzbeutels mit der Aorte, ent-
ſtehet hernach ein Ring, vermittelſt deſſen der Herzbeu-
tel dieſe Schlagader und die Lungenſchlagader aufnimmt:
denn durch dieſe zirkelrunde Einfaſſung des Herzbeutels
wird der kleine Theil von dem in die Aorte eingefuͤgten
Schlagadergange, ingleichen auch die drei ſehr bekann-
ten Aeſte ausgeſchloſſen, welche aus dem Bogen der
Aorte herauskommen, daß ſie alſo ſowol vor-
waͤrts (q), als hinterwerts (r) ſich voͤllig auſſerhalb dem
Herzbeutel befinden. Solchergeſtalt lieget ferner der
linke Aſt der Lungenſchlagader (s), und bald ein groſſer,
bald ein kleiner Theil von der rechten (t), auſſerhalb dem
Herzbeutel.


Damit aber dieſe dunkle Sache etwas deutlicher
werde, ſo wollen wir dieſen Ring wieder vor uns neh-
men. Es faͤngt ſich derſelbe von der rechten vordern
K k 4Graͤnze
[520]Viertes Buch. Das Herz.
Graͤnze der Aorte (u) an, hierauf wendet er ſich bis zum
Anfange des linken Aſtes der Lungenſchlagader (x), end-
lich kehret er hinterwerts von der rechten Lungenſchlag-
ader (y) bis zu eben dem linken Aſte (z) der Lungenſchlag-
ader, und zu dem rechten Rande der Aorte (a), von wel-
chen er zu erſt abgegangen war, wieder zuruͤkke.


Es wird aber deswegen nicht der ganze Umfang der
Aorte vom Herzbeutel beruͤhrt, ſondern es bleibt beina-
he ein Viertheil von dem ganzen groͤſten Kreiſe dieſer
anſehnlichen Schlagader frei, und ganz vom Herzbeutel
entbloͤſt, und zwar in derjenigen Gegend, wo dieſelbe
nach der Lungenſchlagader zugekehrt iſt, und hier verbin-
det in der That das Zellgewebe ganz allein dieſe zwo
Hauptſchlagadern mit einander.


An demjenigen Ort, wo der Herzbeutel hinterwerts
die Aorte umgiebt, liegt derſelbe auf beiden Aeſten der
Luftroͤhre auf, wiewohl er mit denſelben nicht anders,
als durch Vermittelung des Zellgewebes, zuſammen-
haͤngt.


§. 15.
Der Ring, die Hoͤrner, und die Loͤcher
des Herzbeutels.


Bisher haben wir von dem Ringe, und dem Zuſam-
menhange des Herzbeutels mit der Aorte, gehandelt.
Von dieſer wendet ſich nun derſelbe zur obern Holader,
und haͤngt ſich an dieſelbe hinterwerts, und nachhero
auch vorwerts an, und vollendet ſolchergeſtalt ſeinen
Kreis um dieſe Blutader, vor welche daher an dem
Herzbeutel ein beſonderes Loch vorhanden iſt.


Von
[521]Die Bekleidungen deſſelben.

Von hier wendet er ſich nach der rechten Lungenſchlag-
ader, und begiebt ſich ferner zu der Zeraͤſtelung der rech-
ten obern Lungenblutader hinuͤber (b), woſelbſt er ſich
in der Gegend, wo die Aeſte ihren Urſprung bekommen,
anhaͤngt.


Auf beiden Seiten des Ringes, der die Aorte und
die Lungenſchlagader in ſich faſſet, gehet die vordere Hoͤle
des Herzbeutels mit der hintern in eins fort, und die Luft,
die man hineinblaͤſt, findet eins theils zwiſchen der Aorte
und der Holader (c), und zwiſchen der rechten Lungen-
ſchlagader und dem Ohre an ſelbiger Seite; andern-
theils auch zwiſchen der Lungenblutader und dem linken
Ohre derſelben Seite (d), neben der Lungenſchlagader,
uͤberall einen freien Durchgang; denn zwiſchen dieſer und
der linken Hoͤlung (ſinus) befindet ſich ein blindes
Ende.


Nun iſt noch der verborgene und zugleich auch der
wichtigſte Zuſammenhang des Herzbeutels uͤbrig. Es
ſteiget naͤmlich der Herzbeutel von der rechten, ſowol
obern, als untern Lungenblutader, (indem ſich zwiſchen
beiden ein freier leerer Raum befindet,) beinahe ganz ge-
rade herab, bis zur untern Holader (e), welcher Zwi-
ſchenraum aber nicht ſonderlich groß iſt. Jndeſſen haͤn-
get doch in dieſer ganzen Gegend der Herzbeutel an der
Vereinigung des rechten Herzohres mit dem linken feſt,
ſo daß man kaum mit Recht ſagen kann (f), daß der
Herzbeutel zwiſchen den zwoen Holadern frei ſey. End-
lich umgiebt derſelbe die untere Holader wirklich in Ge-
ſtalt eines Kreiſes, wiewohl ſolcher nicht vermittelſt ei-
niger Muskelfaſern, wie einige beruͤhmte Maͤnner (g)
K k 5allzuſchoͤn
[522]Viertes Buch. Das Herz.
allzuſchoͤn gemeldet haben, ſondern vermittelſt des Zell-
gewebes an dieſelbe feſt gewachſen iſt.


Solchemnach befinden ſich, wenn man das Wort in
rechtem Verſtande nimmt, ſechs, ſieben oder acht Loͤ-
cher an dem Herzbeutel. Das erſte gehoͤret vor die obe-
re Holader, das zweite hat die Aorte mit dem Stamme
der Lungenſchlagader gemeinſchaftlich, das dritte iſt der
untern Holader eigen. Hierauf laͤſt der Herzbeutel die
rechte Lungenſchlagader, ferner die rechten Lungenblut-
adern, und endlich die linken hindurch gehen. Jn An-
ſehung dieſer [B]lutadern kann man keine gewiſſe Anzal
von dergleichen Eroͤfnungen beſtimmen, daß alſo an der
einen Seite bald nur ein einziges Loch, bald auch deren
zwei ſich am Herzbeutel befinden. Hingegen iſt es un-
recht, wenn fuͤnf dergleichen Loͤcher angegeben werden (h).
Sie ſind uͤberall ſo eingerichtet, daß nicht das mindeſte
aus der Hoͤle des Herzbeutels herausflieſſen kann. Denn
es haͤngt der Herzbeutel an denen vorbemeldeten groſſen
Gefaͤſſen feſt, und indem er ſich zuruͤkſchlaͤgt, ſo begiebt
er ſich in die aͤuſſere Membrane dererſelben hinein (h*),
wo er anfaͤngt duͤnner zu werden, und nachhero immer
zaͤrter zum Vorſchein koͤmmt, ſobald er von dieſen Ge-
faͤſſen abgehet, und ſich uͤber die fleiſchige Subſtanz
des Herzens ausbreitet, und die aͤuſſere Bekleidung fuͤr
dieſes Eingeweide hergiebt. Von auſſen her aber ver-
wandelt ſich die zellfoͤrmige Flaͤche des Herzbeutels in ein
aͤhnliches Zellgewebe, welches auſſerhalb (h**) die Hol-
ader (i), die Aorte (k), und die Lungenſchlag- und Blut-
adern
[523]Die Bekleidungen deſſelben.
adern begleitet (l), auch daher von den neuern Zergliederern
den Namen der Scheide erhalten hat, wiewol ſie allzu-
dichte, und wie eine wahre Membrane von denenſelben
iſt abgebildet worden.


Uebrigens muͤſſen wir die Geſchichte dieſes Sakkes
noch mit wenigem zu vollenden ſuchen. Es folget dem-
nach aus dem, was wir bereits angefuͤhret haben, wie
auch aus der Bauart deſſelben, die man vermittelſt des
Einblaſens der Luft findet, daß der Herzbeutel mit zweien
Hoͤrnern von vorne, und mit eben ſo vielen hinterwaͤrts
verſehen ſey: und dieſe Hoͤrner ſind eben ſo viel blinde
Saͤkke, welche die hineingetriebene Luft aufbehalten.


Die binterſten Hoͤrner ſind, ſo viel ich weiß, noch
niemals beſchrieben worden. Das linke iſt an ſich nur
kurz, und es entſtehet daſſelbe von dem Zuſammenhang
des Herzbeutels mit der Wurzel des linken Aſtes der Lun-
genſchlagader, welcher an den Schlagadergang ange-
wachſen iſt (m); es gehet aber dieſer Zuſammenhang von
dem Stamme gedachter Schlagader unter dem Schlag-
adergange, und vorwaͤrts unterhalb dem linken Aſte,
und neben der linken Seite des Schlagaderganges, auch
endlich von da aufwaͤrts durch den Schlagadergang, im-
mer in einem fort.


Das zweite Horn, zur rechten, iſt laͤnger (n), und
befindet ſich auf der rechten Seite des linken Aſtes der
Lungenſchlagader, da wo der Herzbeutel mit ſeiner groͤ-
ſten Breite an der Aorte feſthaͤngt. Zwiſchen dieſen
zweien blinden Enden iſt der Herzbeutel von untenher an
der Wurzel der rechten Schluͤſſelſchlagader feſt angewach-
ſen
[524]Viertes Buch. Das Herz.
ſen, und hieraus entſtehet die gleichſam einen halben
Mond vorſtellende (o) Hoͤlung an dem aufgeblaſenen
Herzbeutel, deren Hoͤrner ſich in die Hoͤhe richten.


Die vorderſten Hoͤrner ſind an ſich ſchon mehr be-
kannt, wiewol ſie auch von denen neuern Schriftſtellern
in eine einzige (p) blinde Spizze ſind zuſammen vereini-
get worden. Es ſind ihrer aber wirklich zwei. Das
rechte (q) liegt hoͤher und auswaͤrts an der Aorte, eine
Linie von der rechten Schluͤſſelſchlagader ab, zwiſchen die-
ſer und der Holader.


Das linke befindet ſich etwas weiter herabwaͤrts (r),
und entſtehet von dem Zuſammenhang des Herzbeutels
mit dem linken Rande der Aorte, welcher an der vordern
und rechten Seite des Schlagaderganges wahrgenom-
men wird, und eigentlich der hoͤchſte iſt. Es verei-
nigt ſich dieſes Horn mit dem rechten vermittelſt der-
jenigen Linie, welche ganz zu unterſt an demjenigen Or-
te ſich befindet, wo ſich der Herzbeutel an gedachte Schlag-
ader anhaͤngt (s); und dieſe zwei mit einander vereinigte
Hoͤrner nehmen ebenfalls die Geſtalt eines halben Mon-
des an, wenn ſie aufgeblaſen werden (t).


Es befinden ſich auch noch verſchiedene andere blinde
Saͤkke, theils zwiſchen der linken Hoͤlung und dem Herz-
beutel, theils auch zwiſchen den zwo linken und zwo rech-
ten Lungenblutadern: ferner zwiſchen der rechten Lungen-
ſchlagader und der Holader; zwiſchen dieſer und der Aor-
te; und endlich zwiſchen der linken Schlag- und Blut-
ader der Lungen.


§. 16.
[525]Die Bekleidungen deſſelben.

§. 16.
Die zellfoͤrmige Beſchaffenheit des Herz-
beutels.


Bisher haben wir von denen aͤuſſern Graͤnzen des
Herzbeutels gehandelt, nunmehro muͤſſen wir auch die
natuͤrliche Beſchaffenheit dieſes Sakkes erklaͤren. Es
iſt demnach derſelbe eine feſte, weiſſe Membrane, ohne
Faſern, und aus einem verdichteten Zellgewebe zuſam-
mengeſezt, die ſich auch, vermittelſt der Einwaͤſſerung,
in ihre urſpruͤngliche Zellfaͤden wieder aufloͤſen laͤſſet (u).
Die Staͤrke deſſelben iſt ſo groß, daß er, unter allen
Membranen des menſchlichen Koͤrpers, der Gewalt der
hineingeblaſenen Luft, und der daher zu befuͤrchtenden
Zerreiſſung, am meiſten widerſtehet. Bei einem Hunde
hielt er das ſechsfach genommene Gewicht der Luft, nebſt
18 Theilen von hunderten, voͤllig aus (x), indem die
Dikke deſſelben bei dieſem Thiere den vierhundert und
dreizehnten Theil von einem Zolle betraͤgt: da die Aorte,
die um eben ſo viel dikker iſt, bei einem Menſchen nur ei-
nen vierfachen Druk der Luft nebſt 7 Zehntheilen hat er-
leiden koͤnnen (y). Jn denen vierfuͤßigen Thieren, wel-
che Eier legen, iſt er ungemein ſtark, als z. E. in der
Schildkroͤte (z) und dem Krokodil (a), ingleichen auch
in denen mit dieſen verwanten Thieren, als in der Schlan-
ge (b), und fuͤrnemlich iſt er am ſtaͤrkſten in denen Fi-
ſchen. Bei dem Aaal iſt er hart, glaͤnzend, und gleich-
ſam ſehnartig, wie ich ihn eben jezzo vor mich ſehe; bei
den
[526]Viertes Buch. Das Herz.
den uͤbrigen knorpligen Fiſchen (c), und im Rochen (d),
iſt er beinahe knorplig, an der Lamprete endlich (e) der
haͤrtſte von allen ihren koͤrperlichen Theilen, und hat un-
ter allen denenſelben nur allein ein knochenhaftes Weſen
erhalten. Es iſt billig zu vermuthen, daß er um des-
willen bei dieſen Thieren ſo feſt ſey gebildet worden, weil
er von keinem Zwerchfelle unterſtuͤzt wird, und zur Ver-
wahrung des Herzens bei einigen dererſelben gar keine,
bei andern aber nur knorplige und ſchwache Ribben vor-
handen ſind. Am Menſchen iſt der Herzbeutel ebenfalls
vorwaͤrts ſtaͤrker, als bei der linken Hoͤlung (ſinus), und
hier habe ich ihn, ingleichen uͤber dieſer Hoͤlung, wo er
mit den groſſen Schlagadern zuſammenhaͤngt, um et-
was duͤnner angetroffen.


§. 17.
Er beſtehet aus einem einzigen Blate
(lamina).


Jch befinde, daß der Herzbeutel, ſo wie die andern
Bedekkungen, welche die groſſen Hoͤlungen im menſchli-
chen Koͤrper bekleiden, dergleichen das Ribbenfell und
das Darmfell ſind, wenn ich das Mittelfell hinwegraͤu-
me, aus einer einzigen Membrane entſtehet. Jndeſſen
erſcheinet auf dieſer, ſo wie auf denen erſt genannten
Membranen, in der That auswendig ein zelliges Gewe-
be, auf ihrer inwendigen Flaͤche aber, die das Herz am
naͤchſten umgiebt, iſt dieſelbe ganz glatt und dichter ge-
webt. Die Zellfaͤden verſtrikken und verbinden die Ge-
faͤſſe
[527]Die Bekleidungen deſſelben.
faͤſſe unter einander, und es gehen gleichſam durch gewiſ-
ſe Kanaͤle des Herzbeutels, die in demſelben eingegraben
ſind, und vermittelſt der Zellfaͤden verſchloſſen gehalten
werden, verſchiedene Nerven zum Herzen hin. Auf der
innern Seite findet man die Vergitterungen von dieſer
Art Faſern ſehr leicht, ſo bald man ſie aus einander zie-
het, noch mehr aber wenn man hierbei die Einwaͤſſe-
rung mit zu Huͤlfe nimmt.


Hier gehen einige derer neueſten Schriftſteller, wie-
wol mehr dem Namen, als der Sache nach, in etwas
von uns ab. Der beruͤhmte Disdier(f) iſt mit uns
beinahe gleicher Meinung, und nimmt ebenfalls nur ein
einziges wahres Blat am Herzbeutel an. Der vortrefli-
che Senac zaͤhlet zwar, auſſer dem Mittelfelle, noch zwo
Bekleidungen am Herzbeutel, er geſtehet aber auch, daß
man die innere ſchwerlich abloͤſen koͤnne (g), und der aͤuſ-
ſern, welche zwar feſter iſt, geſtehet er mit Recht nichts
von einem muskelartigen Weſen zu (h). Eben dieſes,
oder etwas mit dem unſrigen noch naͤher uͤbereinſtimmen-
des, hat Abraham Kaauw gelehrt, indem er, auſſer
der zugleich mit dazugekommenen Mittelfellsdekke (i),
und der inneren, mit der Herzbekleidung in eins fortlau-
fenden Haut (k), welche beide zart ſind, und von ihren
Gefaͤſſen, die mitten zwiſchen beiden laufen, von einan-
der gehalten werden (l), auch ſo gar am Elephanten (m)
nichts weiter fand, als ein Zellgewebe, von dem der
Herzbeutel ſeine vornemſte Staͤrke erhielt. Es zeiget
auch der Herzbeutel, wenn er entweder mit einem ſpizzi-
gen Meſſer, oder mit Vitrioloͤle gereizet wird, keine
zuſammenziehende Kraft, welches doch erfolgen muͤſte,
wenn
[528]Viertes Buch. Das Herz.
wenn derſelbe etwas von dem muskelartigen Weſen an
ſich haͤtte (n).


Andre Zergliederer haben uns dagegen eine vollkomm-
nere Geſchichte von dieſem Sakke geliefert; insbeſondere
aber beſchreibet Lanciſius, auſſer der aͤuſſern und innern
Dekke, noch ein mittleres muskelhaftes Blat daran, von
welchen einige Faſern gerade aus, und von dem obern
breiten Theil des Herzens gegen die Spizze deſſelben zu-
liefen (o), und andre Queerfaſern (p) die vorigen durch-
kreuzten; wobei er zugleich meldet, daß von dieſen Fa-
ſern einige ſich auf das genaueſte mit dem Zwerchfell ver-
einigten, andre aber ſich an den Seiten desjenigen Strei-
fes endigten, der mitten durch den Herzbeutel der Laͤnge
nach hindurchgehet.


Dieſe muskelhafte Beſchaffenheit des Herzbeutels
finde ich bei dem Albrecht Kyper(q), der dieſen Faſern
beinahe eben die Richtung zuſchreibt, welche das Herz
hat. J. Wilhelm Pauli hat hernach zwo Ordnungen
von dieſen ſich durchkreuzenden Faſern beſchrieben, wel-
che eine ſtarke Membrane bilden ſollen (r). So hat auch
am Mittelfelle und der Ribbenhaut eines der ungeheuer-
ſten Thiere, ohnlaͤngſt der beſonders fleißige und aufmerk-
ſame Steller eine Schicht von Muskelſtreifen entdek-
ket (s). Endlich giebt Jacob Benignus Winslow
nicht nur drei Blaͤtter am Herzbeutel an, ſondern ſchrei-
bet auch dem mittelſten, von dem die Staͤrke des ganzen
Sakkes abhaͤngt, ſehnhafte Faſern zu, die ſich unter ein-
ander durchflechten (t).


Es
[529]Die Bekleidungen deſſelben.

Es hat ferner der kurz vorher genannte Joh. Wil-
helm Pauli, vermittelſt ſeiner Sprizze, und des zwi-
ſchen die Zellfaͤden hineingetriebenen Waſſers, den Herz-
beutel uͤberhaupt in fuͤnf Blatten zertheilet, und der vor-
trefliche Senac hat in einem kranken Koͤrper eben ſo viel
Haͤute gefunden (u). Man darf aber der Sprizze nicht
recht trauen, weil ſie alle Membranen mit Gewalt in
viele beſondere Blaͤtter zertheilet, davon man keine ge-
wiſſe Zahl angeben, und ſie auch mit keinem Meſſer von
einander trennen kann. Wir rechnen inzwiſchen dieſe
Blaͤtter nur als verſchiedene Haͤute, die ſich theils mit
dem Meſſer abſondern laſſen, theils auch von verſchiede-
ner Bauart ſind. Daß man von den Krankheiten hin-
tergangen werden koͤnne, hat Senac ſelbſt, nach ſeiner
bekannten Vorſichtigkeit, ſehr wohl erinnert (x). End-
lich hat auch eben dieſer Gelehrte beobachtet, daß es die
Zellfaͤden ſind, welche im heiſſen Waſſer, oder wenn ſie
in Eſſig eingeweichet worden, einige Feſtigkeit angenom-
men haben, oder die an den groͤſten und ſehr blutreichen
Thieren alsdenn roth werden, und ich bin ſelbſt davon
an dem menſchlichen Herzbeutel uͤberzeuget worden, als
welchen ich vor meinen Theil niemals in zwo beſondere
Haͤute, und noch viel weniger in Haͤute von verſchiedner
Bauart habe zertheilen koͤnnen.


§. 18.
Die Schlag- und Blutadern, nebſt den kleinen
Nerven des Herzbeutels.


Am Herzbeutel entſpringen die Schlag- und Blut-
adern, ingleichen die Nerven aus vielen und ſehr kleinen
Staͤmchen, welches, wie wir ohnlaͤngſt gezeiget haben,
L ldie
[530]Viertes Buch. Das Herz.
die Natur in allen groſſen und breiten Membranen or-
dentlicher Weiſe alſo zu halten pflegt. Von denen
Schlagadern befinden ſich einige vorwaͤrts, einige unten,
und einige hinterwaͤrts (y).


Die meiſten von denen erſtern, und alle diejenigen,
welche ſich in der obern und mittlern Gegend befinden,
entſpringen aus der Schlagader der Bruͤſte, aus den
Mittelfellsaͤſten derſelben (z), und aus dem an ſich aller-
dings gar kleinen Staͤmchen, das den Zwerchfellsnerven
begleitet (a). Diejenigen, ſo ſich unterwaͤrts befinden,
kommen zum Theil aus dem Aſte der Zwerchfellsſchlag-
ader, nebſt dem eben ſo benannten Nerven (b), der ſich
wieder nach der Bruſt zuruͤkke begiebt, hervor, zum
Theil entſtehen ſie aus den uͤbrigen Aeſten der Zwerch-
fellsſchlagader (c).


Es entſpringen aber auch diejenigen Schlagaͤderchen,
welche ſich nach der flachen und mit dem Zwerchfelle ver-
wachſnen Seite des Herzbeutels hinbegeben, mit ihren vie-
len Staͤmchen, aus den Aeſten der Zwerchfellsſchlag-
ader (d), die vom ſehnigen und fleiſchigen Theile des
Zwerchfelles herauskommen. Dieſe hat vor andern
Ruyſch am deutlichſten beſchrieben und bekannt ge-
macht (e). Die andern begeben ſich hingegen von dem
Herz-
[531]Die Bekleidungen deſſelben.
Herzbeutel nach dem Zwerchfelle hinab, und man koͤnnte
dieſelben mit dem umgekehrten Namen derer Herzbeutel-
Zwerchfellsſchlagadern (pericardico-phrenicae) bele-
gen (f). Alle aber insgeſamt verbinden ſich nach Art ei-
nes Nezzes untereinander, wie es ſonſt bei denen Mem-
branen zu geſchehen pflegt (g), ſo daß eine mit allen in
einer gegenſeitigen Uebereinſtimmung ſtehet, und das
Blut allenthalben durch dieſelben einen freien Durchgang
behaͤlt.


Unter denen hintern Schlagaͤderchen kommen erſt-
lich einige von dem Staͤmchen her, welches gemeiniglich
die Schluͤſſelſchlagader der linken Seite, bisweilen aber
auch der Aortenſtamm, und manchmal die Schlagader
derer Bruͤſte von ſich ſtrekt (h). Andre kommen beina-
he mitten von den Schlagadern der Luftroͤhrenaͤſte her (i),
wiewol ſie andere beruͤhmte Maͤnner, welche deswegen
doch nicht von unſerer Meinung abgehen und etwas an-
deres behaupten, von den Ribbenſchlagadern hergelei-
tet (k). Denn es iſt meiſtens einerlei, ob man diejenige
Schlagader, welche, nach erfolgter Vertheilung des Stam-
mes, ſowol nach der Lunge (l), als nach dem zwiſchen
den Ribben befindlichen Raume hingehet, entweder die
Schlagadern der Luftroͤhrenaͤſte (bronchiales), oder die
Ribbenſchlagadern (intereoſtales) nennet. Etwas ſelte-
ner iſt dasjenige Geſchlecht von Gefaͤſſen, welches aus
der Lunge ſelbſt entſpringet und ſich in den Herzbeutel be-
giebt (m). Andere, und zwar etwas mehrere, entſtehen
aus den Schlagadern des Schlundes (n); endlich kom-
L l 2men
[532]Viertes Buch. Das Herz.
men auch einige entweder von den Kranzſchlagadern
her (o), oder es ſtoſſen wenigſtens diejenigen Aeſte, wel-
che von denen Kranzſchlagadern nach denen Staͤmmen
groſſer Gefaͤſſe hinlaufen, mit denenjenigen auf verſchie-
dene Weiſe zuſammen, die von den Schlagadern der Luft-
roͤhrenaͤſte, wie auch von den oberſten Schlagadern des
Herzbeutels nach eben dieſem Sakke hinlaufen (p). Ohn-
erachtet nun alle die Schlagaͤderchen, welche der Herz-
beutel bekoͤmmt, ſo gar klein ſind, ſo fuͤget dennoch Se-
nac
noch hinzu, daß ſie in der Oberflaͤche der aͤuſſern
Membrane merklich groͤſſere, und zwiſchen den zweien
wahren Blaͤttern, oder in der eigentlichen Subſtanz der-
ſelben, kleinere Staͤmme haͤtten (q).


Die Blutadern des Herzbeutels laufen zu dem
Staͤmchen uͤber, das den Zwerchfellsnerven begleitet (r),
ſie wenden ſich zu den uͤbrigen Mittelfells- (s), Bruſt-
druͤſen- (t), und oberſten Herzbeutelsadern (u), inglei-
chen zu den Blutadern der Luftroͤhrenzweige, zu den obern
Ribbenadern (x), zu den Mittelfellsaͤſten und Schlund-
aͤſten der ungepaarten Blutader (y), und endlich zu den
Zwerchfellsadern hin (z). Vieuſſens leitet einen ſtar-
ken Herzbeutelaſt (a) von der Kranzblutader her, der mir
aber unbekannt iſt, indem ich die Kranzblutadern oͤfters
mit Luft, mit gefaͤrbten Waſſer, oder mit gefaͤrbten
Wachſe ausgefuͤllet habe. Eben ſo wenig iſt mir auch
von derjenigen Blutader des Herzbeutels bewuſt, welche
etli-
[533]Die Bekleidungen deſſelben.
etliche beruͤhmte Maͤnner (b) von der Holader herfuͤhren,
und die mir uͤberhaupt viel unwahrſcheinlicher vorkoͤmmt,
da ich keinen von der Holader abſtammenden Aſt uͤberſe-
hen zu haben glaube, wo man nicht etwa die obere Blut-
ader am Herzbeutel meint, von der ich eben geredet habe,
und die das Blut in die obere Holader, oder in die Blut-
ader der Bruͤſte, oder der Schluͤſſelbeine zuruͤkbringt.
Endlich ſind mir auch diejenigen Blutadern nicht be-
kannt worden, die Lanciſius(c) aus dem rechten Herz-
ohre herleitet.


Die Flieswaſſergaͤnge, welche Cowper mit der
Milchbruſtader (ductus thoracicus) verbindet (d), rechne
ich meines Orts zu denen Druͤſen, die ich ſo gleich her-
nach beſchreiben werde.


Es laufen zwar viele Nerven in den Herzbeutel, die
darauf nach dem Herzen hin gehen: es ſcheinen aber in
dieſem Sakke ſehr wenige zuruͤkzubleiben (e), und auch
dieſe ſind uns noch nicht hinlaͤnglich bekannt. Daher
kommt es, daß derſelbe mit einer ſehr ſchwachen, oder
gar keiner Empfindlichkeit verſehen iſt (f). Vielleicht
iſt auch dieſes die Urſache, warum die Verlezzungen deſ-
ſelben, ohne dazukommende ſchwere Zufaͤlle, wieder pfle-
gen geheilet zu werden (g).


L l 3§. 19.
[534]Viertes Buch. Das Herz.

§. 19.
Das Waſſer des Herzbeutels wird ver-
worfen.


Man kann den Nuzzen des Herzbeutels nicht gehoͤ-
rig zeigen, wenn man nicht vorher von dem Waſſer die-
ſes Sakkes handelt. Es iſt daſſelbe ſchon in den aͤlteſten
Zeiten bekannt geweſen, und es hat deſſen ſchon der Ver-
faſſer des Hippocratiſchen Werkes περι τροφης Erweh-
nung gethan. Jndeſſen haben doch ſehr viele und recht
beruͤhmte Maͤnner daſſelbe beſtritten, und man darf ihre
Verſuche nicht verſchweigen, auch alsdenn, wenn ſie ge-
wiſſermaſſen den unſrigen widerſprechen. So behauptet
Volcher Coiter, ein in der Vergleichungsanatomie
nicht zu verachtender Schriftſteller, daß der Herzbeutel
an den Voͤgeln uͤberhaupt trokken ſey (h). An dem Fal-
ken hat Joh. Muraltus(i) kein Waſſer darinnen fin-
den koͤnnen. Andere haben es eben ſo wenig in den ge-
oͤfneten vierfuͤßigen Thieren angetroffen (k), und noch
andre auch nicht einmal im Menſchen ſelbſt. Daß uͤber-
haupt darinnen gar keins, oder wenigſtens nur einige
wenige Tropfen vorhanden ſind, wird von Schnei-
dern
(l) behauptet; und nach dem Bohn(m) und Dio-
nis
(n) iſt es gar etwas widernatuͤrliches. Man hat es
aber auch in den Koͤrpern kranker Perſonen nicht gefun-
den, wenn beruͤhmten Maͤnnern ſoll Glauben bei-
gemeſſen werden. Nach ſchleunigen Todesfaͤllen bezeu-
gen
[535]Die Bekleidungen deſſelben.
gen ſolches George Hieronimus Welſchius(o), Joh.
Theodor Schenke(p) und Dionis(q). Nach einem
gewaltſamen Tode hat Johann Palfyn(r), an einem
erhaͤngten, und noch andre an einem der erſtikket war,
und an einem gekoͤpften, nichts von dieſem Waſſer an-
getroffen (s). Jn geſchwinden und gefaͤhrlichen Krank-
heiten, als in hizzigen Fiebern (t), der Waſſerwuth (u),
der rothen Ruhr (x), dem Seitenſtechen (y), und der
Entzuͤndung an der Lungen, hat man, nach dem Be-
richte anderer beruͤhmter Maͤnner, ebenfalls keins gefun-
den. Endlich haben auch andre Aerzte in langwierigen
Krankheiten keins darinnen angetroffen, als in den Spek-
beulen der Aorte (z), dem hektiſchen Fieber (a), der Hy-
pochondrie (b), in der Waſſerſucht (c), und ſelbſt in der-
jenigen Art derſelben, wo ſich das Waſſer in der Bruſt-
hoͤle ſammlet (d). Es ſind alſo die hier angefuͤhr-
ten Beiſpiele denen, die uns bekannt ſind, offenbar ent-
gegen.


§. 20.
Die Gegenwart deſſelben wird beſtaͤtiget.


Jch habe zwar dagegen nichts zu erinnern, daß die-
ſes Waſſer in menſchlichen Leichnamen, die an langwie-
L l 4rigen
[536]Viertes Buch. Das Herz.
rigen Krankheiten geſtorben ſind, in groͤſſerer Menge
ſey gefunden worden, und dagegen in ſolchen Koͤrpern
weniger davon ſey vorhanden geweſen, die durch einen
geſchwinden Tod ſind weggeraffet worden, wie ſolches be-
reits vor geraumer Zeit Spigelius(e), und nach ihm
Joh. Adam Kulmus(f) angemerket hat. Jch weiß
aber auch, und will es gar nicht verhelen, daß dieſes Waſ-
ſer in der menſchlichen Frucht, und in neugebornen Kin-
dern uͤberfluͤßig vorhanden ſey, und roͤthlicher an Farbe
gefunden werde, wie ſolches unſer ehemaliger Lehrer, Jo-
hann George Duvernoy(g), auch hin und wieder an-
dere bereits beobachtet haben (h). Ohnerachtet ich nun
aber gern zugeben will, daß daſſelbe bald in allzugroſſer
Menge, bald von ſchlimmer Beſchaffenheit wahrgenom-
men wird, ſo kann ich doch nicht umhin, daß ich nicht,
laut der ſehr zahlreichen Verſuche, die von mir an leben-
digen Thieren und an todten Menſchen ſo oft ſind wieder-
holet worden, ſtandhaft behaupten ſollte, daß ich den
Herzbeutel in Voͤgeln oder vierfuͤßigen Thieren niemals
ohne Waſſer gefunden habe.


Es ſind ſehr haͤufige Zeugniſſe von verſchiednen
Maͤnnern, welche einerlei mit mir geſehen haben, wirk-
lich vorhanden. Man hat demnach dergleichen Waſſer,
bei dem Wuͤrmergeſchlechte, offenbar in dem Herzbeu-
tel der Schnekke ohne Haus (i), und des Muſchelfiſches:
unter den Fiſchen am Aale (l); aus der Claſſe von Am-
phibien
(k)
[537]Die Bekleidungen deſſelben.
phibien an der Seekuh (m) und dem Seebaͤren (n); un-
ter dem Geſchlechte derer vierfuͤſſigen Eier legenden, und
anderer mit ihnen verwandten Thiere, an der Schild-
kroͤte (o), dem Krokodile (p), und der Natter (q); am
See-Raben (r), am gemeinen Raben, und andern Voͤ-
geln (s); am Elephanten (t), dem Pferde (u), dem
Schafe (x), dem Ziegenbokke (y), Schweine (z), dem
Vielfraß (a), der Kazze (b), der Fiſchotter, die in der
See lebt (c), dem Hunde (d) und dem Affen (e) wahr-
genommen. Von verſchiedenen lebendigen Thieren be-
zeugen eben dieſes J. Berengarius(f), Nicolaus
Maſſa(g), Realdus Columbus(h), Johann Rio-
lanus
(i) und Nicolaus Habicot(k).


Es ſind auch nicht wenige Schriftſteller vorhanden,
welche in dem Herzbeutel todter und lebendiger Menſchen
Waſſer gefunden haben, ohnerachtet dieſe Art von Ver-
ſuchen nicht ſo gar oft kann angeſtellet werden. Jch
L l 5will
[538]Viertes Buch. Das Herz.
will aber anjezo nur diejenigen anfuͤhren, die von geſun-
den und ploͤzlich verſtorbnen Perſonen ſind hergenom-
men worden. Bei einem vom Blizze getoͤdeten Manne
fand man einen ganzen Loͤffel (l), und funfzehn Loͤffel
voll in dem Herzbeutel eines andern, der von einer allzu-
heftigen Bemuͤhung im Laufen (m) das Leben eingebuͤſſet
hatte. Es iſt gleichfals bei einem, der erwuͤrget wor-
den (n), bei einer umgebrachten Weibsperſon (o), und
bei einem andern geſunden, aber ploͤzlich umgebrachten
Manne (p), wahrgenommen worden. Jch habe Gele-
genheit gehabt eben dieſes mehr als einmal an Perſonen
zu bemerken, die ihr Leben unter des Scharfrichters
Hand verlohren hatten.


Man hat aber auch dieſes Waſſer gefunden, als ei-
nem lebendigen Menſchen das Herz aus der Bruſt geriſ-
ſen, und der Herzbeutel ſogleich auf der Stelle geoͤfnet
worden (q); und Vesling beobachtete an einem Ver-
wundeten, dem man den Herzbeutel mittelſt eines Dol-
ches durchboret hatte, daß bei jedem Herzſchlage etwas
Feuchtigkeit aus der Wunde herausgetrieben wurde, als
er denſelben in der Cur hatte (r). Sollte dieſes Zeug-
nis noch unzulaͤnglich ſeyn, ſo kann man eine Menge
von Schriftſtellern nachſchlagen, welche die Gegenwart
dieſes Waſſers in dem Herzen eines geſunden Menſchen,
mit verſchiednen Gruͤnden und Verſuchen beſtaͤtiget ha-
ben (s), und vor andern den Philipp Verheyen, wel-
cher
[539]Die Bekleidungen deſſelben.
cher mit ſeinen Verſuchen bezeuget, daß daſſelbe nie-
mals, etliche wenige Faͤlle etwa ausgenommen, geman-
gelt habe (t).


Man koͤnnte uns zwar die Meinungen beruͤhmter
Maͤnner entgegen ſezzen, welche behauptet haben, daß
in lebendigen Thieren (u) ſehr weniges (x), oder uͤberhaupt
gar kein Waſſer in dem Herzbeutel ſey gefunden worden,
etliche Stunden aber nach dem Tode deſſen eine ziemlich
anſehnliche Menge in dieſem Sakke vorhanden ſey, daß
man alſo dasjenige lieber mit dem Namen eines Dun-
ſtes belegen muͤſſe, was wir eigentlich ein Waſſer nen-
nen. Jch habe aber wol oͤfters von dem Herzen einen
Dunſt aufſteigen geſehen, jedoch dem ohnerachtet auch
ein wirkliches Waſſer, und zwar im verſchloſſenen Herz-
beutel, gefunden (y), welches ich mit dem Zeugniſſe andrer
ebenfalls beſtaͤtigen kann, und es iſt mir dieſes ſonder-
lich bei lebendigen Hunden gegluͤkket. Die Quantitaͤt
deſſelben habe ich zwar nicht gemeſſen, andre aber ſezzen
ſelbige von zweien Quenten bis auf drei Viertheile einer
Unze, oder ſechs Quenten (z).


§. 21.

(s)


[540]Viertes Buch. Das Herz.

§. 21.
Die eigentliche Beſchaffenheit dieſes
Waſſers.


Das Weſen dieſes zarten Waſſers iſt beinahe mit
dem Flieswaſſer des Ribbenfelles, Darmfelles und der
Gehirnkammern einerlei. Jn der menſchlichen Frucht
und bei jungen Perſonen hat daſſelbe eine roͤthliche Far-
be, ingleichen auch zuweilen in andren Lebensaltern (a),
und nach Entzuͤndungs- und andern ſchweren Krankhei-
ten (b). Jn Erwachſenen iſt es mehrentheils helle und
ohne Farbe, oder wenigſtens gelblich und ſehr duͤnne,
von welcher Beſchaffenheit ich es auch in Hunden und
Kazzen finde; doch kommt es auch bisweilen im Men-
ſchen (c) diklich vor, oder daß es leicht durch die Kaͤlte
verdikket wird (d), oder endlich uͤberhaupt gallertartig
iſt (e). Bei groſſen Thieren iſt es ebenfalls zaͤhe und
beinahe wie ein aufgeloͤſeter Leim, als z. E. im Och-
ſen (f) und dem Pferde (g). Jndeſſen hat auch dasje-
nige Waſſer, welches man duͤnne genung befunden, den-
noch allemal die Art von dem Eierweiß, daß es ſich bei
dem Feuer verdikket (h), und entweder ein groſſer, oder
kleiner
[541]Die Bekleidungen deſſelben.
kleiner Theil davon, wie die durchſichtige Maſſe im
Eye (i) gerinnet. Wenn man Salpeter-Spiritus da-
zu gieſſet, wird es milchig, und gerinnet nicht ſo ſehr
als das Flieswaſſer (k). Vermiſchet man es mit ſtarken
Weingeiſt, ſo erzeugen ſich in demſelben, gleichwie in
andern Flieswaſſern, kleine Faͤſergen, oder Flokken.


Es kommt aber auch in Anſehung des Geſchmaks
mit demſelben uͤberein, welcher in einem lebendigen Thie-
re etwas gelinde ſalzig iſt (l). Dieſes laͤugnet zwar
Schelhammer(m), der ohnehin ſonſt auf anderer ihr
Anſehen nicht viel zu bauen pflegt; man kann aber leicht
einſehen, daß es um deſto weniger ſalzig ſeyn muͤſſe, je
juͤnger, friſcher und geſunder das Thier geweſen, von
dem man es hergenommen hat.


Man hat nur wenige Zerlegungen deſſelben in ſeine
Theile (analyſes) vorgenommen. Jch finde nur ſo viel, daß,
nachdem man das Waſſer des Herzbeutels gewoͤhnlicher
maſſen deſtilliret, eine Gallerte zuruͤkgeblieben ſey, wo-
von nach der Verrauchung eine Lauge uͤbrig geblieben,
aus welcher man eine Aſche und ein feſtes Salz, von al-
kaliſcher Natur, herausgebracht hat (n). Bei einem an-
dern Verſuche hat der Ueberreſt, von dieſer im Feuer
verflognen Feuchtigkeit, in einer ſchaͤumenden und erdi-
gen Materie beſtanden (o).


Von Krankheiten nimt dieſes Waſſer, wie die uͤbri-
gen menſchlichen Feuchtigkeiten, eine laugenhafte Art an.
Alſo hat daſſelbe einsmals den Syrup der Pappelroſen
gruͤn gefaͤrbt, und es hat eben dieſes Waſſer des Herz-
beutels,
[542]Viertes Buch. Das Herz.
beutels, nach geſchehener Calcinirung, ein feuerfeſtes
Salz gegeben, das mit ſauren Salzen aufgebrauſet (p):
bisweilen hat man es auch blau gefaͤrbt gefunden, da es
gar nicht hat gerinnen wollen (q): und endlich iſt es
auch nach einer hizzigen Krankheit ſtinkend und von einer
ſolchen Schaͤrfe angetroffen worden, daß das Herz davon
angegriffen geweſen (r), welches alles ſolche ſchlimme
Beſchaffenheiten ſind, die auch in der in dem innern
Haͤutlein des Kindes (amnion) befindlichen Feuchtigkeit,
und in dem bei waſſerſuͤchtigen Perſonen ausgetretenen
Waſſer, durch die Faͤulnis hervorgebracht werden. Folg-
lich iſt es alſo gar nichts ſeltenes, wenn das Herz gleich-
ſam von Geſchwuͤren angegriffen iſt gefunden worden (s).


§. 22.
Wenn es verdorben iſt, wird es dikker, und
es wird dadurch das Herz mit dem Herz-
beutel gleichſam zuſammen-
geleimet.


Es giebt aber auch noch eine andere Art, die oͤfterer,
als die vorhergehende, vorkommt, wodurch dieſes Waſ-
ſer verderbet wird, indem es dergeſtalt dikke wird, daß
das Herz davon wie mit einer Gallerte uͤberzogen zu
ſeyn ſcheinet, und dieſe ſchlimme Beſchaffenheit aͤuſſert
ſich oft nach denen Entzuͤndungen des Ribbenfells (t).
Jch
[543]Die Bekleidungen deſſelben.
Jch habe ſowol ſelbſt, als auch andere wahrgenommen,
daß es in eine rindenartige und einem Honig gleichende
Materie verwandelt worden, welche zum Theil durch-
geſchwizzet, und mit dem Herzen in einem Stuͤk zuſam-
mengehangen. Man hat ferner eine groſſe Menge die-
ſes Waſſers im Herzbeutel, und das Herz, die Lunge,
und die innere Flaͤche dieſes Sakkes wie mit geſchmolze-
nen Talge, oder geronnener Milch uͤberzogen gefunden
(u). An Perſonen, die am Seitenſtechen darnieder lie-
gen (pleuritici), wird oͤfters das Ribbenfell und der
Herzbeutel mit einer talgartigen Rinde uͤberzogen (x):
und eben dergleichen Leim bedekket auch die Lunge von
auſſen und innen, nebſt den Zwiſchenraͤumen ihrer Lap-
pen (y).


Ein gleiches, wiewohl noch etwas ſchlimmeres Uebel
iſt es, wenn ſich die Feuchtigkeit im Herzbeutel in Koͤr-
nerchen, Schwaͤmme und Schuppen verwandelt, wo-
von nachhero die aͤuſſere Flaͤche des Herzens rauh ge-
macht wird, oder wenn endlich dies verdorbene Waſſer
ſich in eine Rinde verhaͤrtet, die ſich um das Herz herum
anlegt. Einen ſolchen Herzbeutel, der voller Kuͤgelchen
und Linſenfoͤrmiger Koͤrner war, hat ehemals Zeller
wahrgenommen (z). Von einem mit einer eitrigen Rin-
de uͤberkleideten Herzen, und einer dergleichen knotigen
Rinde, die den Herzbeutel uͤberzogen, hat der beruͤhmte
Schmiedel(a) ausfuͤhrliche Nachricht ertheilet. Bei
einer andern Perſon war die Oberflaͤche des Herzens, des
Herzbeutels und der groſſen Gefaͤſſe, uͤberall mit Blaͤs-
chen
[544]Viertes Buch. Das Herz.
chen beſezt, dergleichen ſich bei der Kraͤzze zu finden pfle-
gen (b). Sehr oft ſiehet man, daß nach Entzuͤndun-
gen das Herz mit einer faſrigen, blaͤtterhaften Rinde,
von verſchiedener Dikke, uͤberzogen iſt, welche indeſſen
doch durch das Waſſer wieder von der Membrane dieſes
Eingeweides abgeſpuͤlet wird (c). Man hat das Herz
voller rauher Ausſchlaͤge und Erhabenheiten gefunden,
vermittelſt welcher es in einer hizzigen Krankheit mit dem
Herzbeutel zuſammengewachſen war (d). Jn einem an-
dern Koͤrper war das Herz mit Schuppen, die auf deſ-
ſen Oberflaͤche herumſchwanketen, uͤberall bedekket (e).
So fand man auch das Herz und ſeinen Herzbeutel mit
einer haͤutigten und blutigen Rinde umgeben; und in ei-
nem andren Leichname war das Herz mit lauter runden
Erhoͤhungen uͤberzogen.


Es giebt auch noch eine andere mit denen vorherge-
henden verwandte, aber etwas neuere Krankheit, wenn
die Feuchtigkeit des Herzbeutels ſich in Faͤden und Blaͤt-
terchen verwandelt, und ſodann dergeſtalt an das Herz
anhaͤngt, daß ſolches davon wie mit Haaren beſezt aus-
ſiehet. Es ſind aber dieſe Haare an ſich nichts anders,
als die Feuchtigkeit des Sakkes, der das Herz in ſich
ſchlieſſet, welche auf eine widernatuͤrliche Art ſich in
Faͤſergen zuſammenziehet. Dergleichen Begebenheiten
kommen nun eben nicht ſo gar ſelten vor (h). Was von
dem Ariſtomenes, einem Helden der Meſſenier (i), und
dem Hermogenes(k) gemeldet wird, iſt ſchon eine al-
te Geſchichte, oder Fabel. Jn einem zweimal gehaͤng-
ten Menſchen fand Antonius Benivenius(l) das Herz
mit
(f)
(g)
[545]Die Bekleidungen deſſelben.
mit Haaren bedekt. Ein Moͤrder hatte ein haarigtes
Herz (m). Jn dem Koͤrper eines vornehmen Mannes
fand es ſich ganz rauh (n), und bei einem, der am Sei-
tenſtechen verſtorben war, gleichſam wollig (o). Bei
einem andern war die Oberflaͤche des Herzens zottig, und
die Bekleidung dieſes Muskels ganz ſchlaff, und in dem
Herzbeutel befand ſich eitrige Materie (p). Anderswo
bedekten lange, breite, zarte, und offenbar aus einem
verdiktem Sero entſtandene Zotten, das Herz, welches daher
ganz haaricht ausſahe (q). Ferner fand man ein zottiges,
und gleichſam mit einer verdikten Gallerte uͤberzogenes
Herz, das gleichſam mit fettigen Hoͤrnerchen bewachſen
war (r), ingleichen auch ein uͤber und uͤber zottiges Herz,
welches mit dergleichen aus einem verdikten Sero ent-
ſtandenen zarten Haaren, wie mit einer Dekke uͤberkleidet
war (s).


Dergleichen Beiſpiele hat Damian Sinopeus,
als er in dem Hoſpital zu Petersburg practicirte, mehr-
malen angemerkt. Verſchiedene male fand man das
Herz zottig (t), und nach einem hizzigen Fieber waren
Zotten daran, die in der That die Laͤnge von einem hal-
ben Finger hatten, und ſich nachhero in Blut aufloͤßten,
daß man alſo daraus ihren Urſprung abnehmen konn-
te (u). Bei einem an einem Blutſturz aus der Lunge
Verſtorbenen war das Herz rauch, und der Herzbeutel
hoͤkricht und gleichſam ſtachlicht (x), und in andern ca-
checti-
M m
[546]Viertes Buch. Das Herz.
chectiſchen Koͤrpern hatte ſich der Herzbeutel in ein
ſchwammiges Fleiſch verwandelt, wobei die Oberflaͤche
des Herzens, welche faͤſerig, zottig, und ſchwamartig
geworden war, ebenfalls endlich in Blut zerfloß (y).


Wenn ſich eben dieſes Waſſer des Herzbeutels noch et-
was mehr verdikket, ſo entſtehet daraus ein verdorbenes
Zellgewebe, welches den Herzbeutel entweder an einigen
Orten mit dem Herzen zuſammenhaͤngt, oder denſelben
uͤberhaupt ganz und gar damit vereiniget. Etwas aͤhn-
liches hiervon hat die Natur bereits an einigen Thieren,
beſonders an denen die kaltes Blut haben, ſelbſt hervor-
gebracht, als bei dem Aal (z), an welchem ich dieſen
Bau wahrgenommen, bei der Schildkroͤte (a), und der
Schnekke ohne Gehaͤuſe (b), die zum Wuͤrmergeſchlechte
gehoͤret, wie auch, wenn man beruͤhmten Maͤnnern
Glauben beimeſſen will, bei dem ſonderbaren Vogel in
Numidien (c): denn bei dieſen Thieren wird das Herz
mit dem Herzbeutel durch kleine Gefaͤſſe ſo feſt verbun-
den, (wie ſolches auch meine Verſuche beweiſen,) daß
man das Herz auf keinerlei Weiſe davon abſondern kann,
ohne eine groſſe Menge Blut dabei zu vergieſſen. Bei
dem Menſchen hingegen hat die Natur das Herz von
dem Herzbeutel voͤllig befreiet und losgemacht; jedoch
entſtehen oͤfters in Krankheiten gleichſam beſondere Baͤn-
der, welche aus der Bedekkung des Herzens hervorkom-
men, und ſich in den Herzbeutel hineinbegeben. Jch
habe dieſes zu zweien malen, und zwar an Deliquenten
beobachtet, bei welchen das langwierige Stilleſizzen im
Ker-
[547]Die Bekleidungen deſſelben.
Kerker, und die melancholiſche Todesgedanken zu dieſem
Uebel das ihrige moͤgen mit beigetragen haben. Daß
dergleichen Faͤden alsdenn aus einem verdikten Flieswaſ-
ſer entſtehen, bezeuget das Exempel an der Lunge, wel-
che durch Faͤden und kleine Blaͤttchen, die bei kraͤnklichen
Umſtaͤnden entſtehen, oͤfters in einem ziemlich groſſen
Umfang an das Ribbenfell befeſtiget wird, und voͤllig an-
waͤchſet. Es kommt mir alſo viel wahrſcheinlicher vor,
daß das Herz auf ſolche Art mit dem Herzbeutel zuſam-
menwachſe, als daß ſolches aus Mangel des im Herz-
beutel befindlichen Waſſers geſchehen ſollte (d). Bei
einer waſſerſuͤchtigen Frau war das Herz mit dem Herz-
beutel ein Ganzes geworden (e). Nachdem im Herzbeu-
tel eine dikke Gallerte die Stelle des natuͤrlichen Waſſers
eingenommen hatte, ſo war das Herz mit dieſem Sakke
vermittelſt zellhafter Faſern zuſammengewachſen (f).
Eben dergleichen Faſern hat man fuͤr muskelhafte Faͤden
gehalten, welche bei einem alten Mann das Herz mit ſei-
nem Behaͤltniſſe zuſammen verbunden hatten (g). Uebri-
gens werden noch hin und wieder ſehr viele Beiſpiele von
dieſer widernatuͤrlichen Beſchaffenheit angefuͤhret (h).
Jch will aber darum nicht alle uͤbrige Urſachen, die der-
gleichen ungewoͤhnliche Zuſammenwachſung des Herzens
mit ſeinem Sakke hervorbringen koͤnnen, hiemit verwer-
fen, wie ich denn zu denenſelben vornaͤmlich den Eiter
rechne, welcher ſich in der That auch in eben ſolche Faͤden
verwandeln laͤſt, wie ſie ſonſt aus dem Flieswaſſer ent-
M m 2ſtehen.
[548]Viertes Buch. Das Herz.
ſtehen. Jch habe ſelbſt an einem Juͤnglinge, welcher
vor ſeinem Ende entſezliches Herzklopfen erlitten, bei der
Eroͤfnung wahrgenommen, daß aus deſſen Herzen eine
breiartige und eitrige Materie herausgeſikkert, welche
gleichſam einen Leim abgegeben, wodurch dieſes Einge-
weide mit dem Herzbeutel vereiniget worden. Dieſe
zaͤhe Materie war von ſolcher Art, daß ſie anfaͤnglich
ſcirrhoͤs, und zulezt ganz ſteinhart wurde (i), auch in Ge-
ſtalt kleiner Naͤgel aus dem Herzen in den Herzbeutel hin-
eindrang.


Bisweilen hat man aber auch das Herz, entweder
in einem groſſen Umfang von ſeiner Flaͤche, oder gar von
allen Seiten her mit ſeinem Beutel vereinigt gefunden,
welches aber mehrentheils in Krankheiten erfolget iſt,
daß man alſo mit Recht zweifeln kann, ob diejenigen in
der That geſund geweſen, an denen man ſolches will wahr-
genommen haben. Wenigſtens fuͤhret Damian Sino-
peus,
deſſen wir oͤfters mit Ruhm erwaͤhnen werden,
viele ſolche Begebenheiten, aber nur von hectiſchen Kran-
ken an, deren rauh bewachſenes und mit Schwaͤmmen be-
dektes Herz, mit dem eben ſo beſchaffenen Herzbeutel zu-
ſammengewachſen war (k). An einem waſſerſuͤchtigen
Manne fand derſelbe das ſehr dikke Herz mit dem Herz-
beutel feſt vereiniget (l). Bei einem andern hieng das
Herz allenthalben, vermittelſt gewiſſer Fettſchuppen, mit
dem Herzbeutel zuſammen (m). Nach einem erlittenen
heftigen Herzklopfen fand man das Herz gleichſam mit
Flokken bedekt, und uͤberall mit einem fleiſchigen Herz-
beutel verwachſen (n). Bei einer engbruͤſtigen Perſon
war der Herzbeutel aller Orten an das Herz feſt ange-
leimt.
[549]Die Bekleidungen deſſelben.
leimt (o). Jn der Lungenwaſſerſucht fand man den Herz-
beutel knorplig, und mit dem Herzen zuſammengewach-
ſen (o*). Jn der Bruſtwaſſerſucht war der Herzbeutel
ſechsmal dikker geworden, als er ordentlich zu ſeyn pflegt,
und an das Herz angewachſen (p), welches ein neuer Ve-
weis iſt, daß die Urſache von dieſem Uebel nicht in der
Austroknung des Beutels beſtehen koͤnne. Sehr oft fin-
det man, daß die Waſſerſucht, nebſt einer Anwachſung
der Lunge an das Ribbenfell und den Herzbeutel, und ei-
ner feſten Vereinigung des Herzens mit ſeinem Sakke,
zugleich beiſammen ſind (q). Nach einem Abceſſe, der
die Eingeweide der Bruſt und beinahe das Herz ſelbſt
verzehrt hatte, war das Herz mit dem Herzbeutel zu ei-
nem Stuͤk geworden (r). Anderswo hatte ſich das Herz,
mit dem fleiſchig gewordnen Herzbeutel gaͤnzlich vereini-
get (s). Bei einem, der am Seitenſtechen verſtorben (t),
bei einem hectiſchen (u), einem der Blutſtuͤrzungen aus
der Lunge erlitten (x), und bei einem Waſſerſcheuen (y)
hieng das Herz aller Orten an dem Herzbeutel feſt. Bei
einem achzigjaͤhrigen Greiſe, wo ſich hin und wieder ei-
nige Theile des Herzens in Knochen verwandelt hatten,
war das Herz zwiſchen dieſen Stellen an den Herzbeutel
angewachſen (z). Nach einem beſtaͤndigen Drukken un-
M m 3ter
[550]Viertes Buch. Das Herz.
ter dem Bruſtknochen, und vieler erlittenen Herzens-
angſt, war das Herz vollkommen mit dem Herzbeutel
vereinigt (a). Es ſind noch ſehr viele dergleichen Exem-
pel vorhanden (b), da das Herz in ſeinem ganzen Um-
fange mit dem Herzbeutel iſt verwachſen geweſen.


Hiernaͤchſt haben wir auch andre Beiſpiele, und de-
ren ebenfalls nicht wenige, bei welchen zugleich gemeldet
wird, daß dergleichen Perſonen geſund geweſen (c), ich
kann aber nicht laͤugnen, daß mir dieſelben bis jezzo im-
mer verdaͤchtig vorgekommen, weil die ohnumgaͤnglich
noͤthige freie Bewegung des Herzens bei dergleichen ge-
nauen Verbindung ungemein ſehr gehindert wird. Denn
da der Herzbeutel vornaͤmlich mit dem Zwerchfell ſich ver-
bindet, ſo kann ſich das mit dem Herzbeutel ebenfalls zu-
ſammengewachsne Herz nicht recht bewegen, oder ſeine
Spizze zuruͤkziehen, oder ſich nach allen Seiten veren-
gern, daß es nicht zugleich das Zwerchfell an ſich ziehen,
aufwaͤrts heben, und die linke Seite dieſes unentbehrli-
chen Werkzeuges mit Gewalt vorwaͤrts nach der rechten
Hand hinreiſſen ſollte. Solchergeſtalt muß nicht nur
das Athemholen ſchwer fallen, ſondern es wird ſich auch,
indem das Zwerchfell in der That dem gewaltſamen An-
zuge Widerſtand thut, die Herzſpizze nicht nach der rech-
ten Seite, zu dem Grunde des Herzens (baſis) naͤhern
koͤnnen, weil ſie von der linken Seite des Zwerchfells zu-
ruͤkgehalten wird, desgleichen wird ſie auch ihren vor-
waͤrts krummen Bogen nicht beſchreiben, noch auch das
Herz
[551]Die Bekleidungen deſſelben.
Herz ſich genau genung verengern koͤnnen. Aus der Ur-
ſache fand man in vielen Faͤllen das Herz ſehr gros, wenn
es mit dem Herzbeutel zuſammengewachſen war (d).
Denn wenn ſich das Herz ſchlecht zuſammenzieht, ſo muß
es ſich auch eben ſo ſchlecht ausleeren.


§. 23.
Warum man vorgegeben, daß kein Herzbeutel
ſey vorhanden geweſen.


Jnzwiſchen vermuthe ich ganz gewiß, daß ein ſol-
ches unnatuͤrlich entſtandenes Zellgewebe die Schriftſtel-
ler, und vornaͤmlich diejenigen, welche nicht vorſichtig
genung waren, verleitet habe zu glauben, daß ſie ein
Herz ohne Herzbeutel wahrgenommen haͤtten. Denn
wenn ſich ein in der That beruͤhmter Mann, und ſonſt
ſehr fleißiger Zergliederer, durch eine unter einem kraͤnk-
lichen Zuſtand erfolgte genaue Verbindung dieſer beiden
Theile in einem Elephanten, dergeſtalt hat hintergehen
laſſen, daß er geglaubet, es fehle dieſem ungeheuren
Thiere der Herzbeutel, ſo hat allerdings eben die Urſache
bei Menſchen und denen noch kleineren Thieren, gleichen
Jrrthum, wie der vortrefliche Abraham Kaauw(e)
mit Recht erinnert, zuwege bringen koͤnnen.


Solchemnach wuͤrde ich billig den Mangel des Herz-
beutels in geſunden Menſchen, deſſen ehemals Realdus
Columbus(f) und andre beruͤhmte Maͤnner (g) Er-
waͤhnung gethan haben, unter ſolche Faͤlle mit rechnen,
M m 4in-
[552]Viertes Buch. Das Herz.
ingleichen auch das Herz ohne Herzbeutel in einem neu-
gebornen Kinde, welches der beruͤhmte Torrez(h), und
nach einem hizzigen Fieber D. Finkenau(i) und andre
Schriftſteller mehr (k) gefunden haben. Eben dieſe Ur-
ſache ſcheint auch Anlaß gegeben zu haben, daß Ludwig
Leodigarius Govey(l) mehrmalen das Herz ohne
dem Herzbeutel geſehen haben will. Desgleichen rechne
ich auch hieher das Herz eines am hectiſchen Fieber Ver-
ſtorbenen, welches, wie Nicolaus Tulpius meldet, in
keinen Herzbeutel eingeſchloſſen war (m), wie auch ein an-
deres Beiſpiel, da eben dieſer beruͤhmte Mann meldet, daß
in der Bruſtwaſſerſucht das Herz, welches wie ein Stuͤk
Talg ausgeſehen, weil es ohne Zweifel mit einer Galler-
te uͤberzogen geweſen, von ſeiner Bekleidung entbloͤßt ge-
weſen ſey (n).


Bei andern Zergliederern, welche behauptet, daß
verſchiedene Thiere keinen Herzbeutel haͤtten, als z. E.
der Jgel (o), der Maulwurf (p), der Seefuchs (galeus) (q),
und der Rochen (r) unter den Fiſchen, hat noch etwas
anders zum Jrrthume Anlaß gegeben. Es mag dieſes
nun die Zartheit der Membrane, oder eine andere Urſa-
che geweſen ſeyn, ſo habe ich meines Orts in der That
den Herzbeutel in der Ratte, dem Maulwurfe, und dem
Jgel (s), eben ſo deutlich, als in den groſſen vierfuͤßigen
Thieren, wahrgenommen. Jch habe wirklich niemals
ein
[553]Die Bekleidungen deſſelben.
ein Thier, von den vierfuͤßigen die lebendig gebaͤren, oder
Eier legen, noch aus dem Voͤgel- und Fiſchgeſchlechte
geoͤfnet, wo ich nicht ihr Herze jederzeit in ſeinem beſon-
dern Beutel angetroffen haͤtte. Eben dieſes verſichert
auch Lower(t), und ich finde, daß derſelbe nicht ein-
mal in den kleinſten Thieren gemangelt habe, die nur ein
Herz haben, als in der Auſter (u), dem Muſchelfiſch (my-
tulus
) (x), der Kammuſchel (Pektunkel) (y) und dem
Krebs (z).


§. 24.
Der Nuzzen des Herzbeutels.


Es ſind allerdings ſehr wichtige Urſachen geweſen,
welche die Natur veranlaſſet haben, daß ſie das Herz mit
einem ſolchen haͤutigten Beutel umgeben hat. Es war
hierbei nicht blos die Abſicht (a), ein Behaͤltnis fuͤr den
Dunſt, der das Herz anfeuchten ſollte, zu verfertigen,
indem es ihr allerdings etwas ſehr leichtes wuͤrde gewe-
ſen ſeyn, in der gemeinſchaftlichen Bruſthoͤle Dunſt und
Waſſer zu ſammlen, und das Herz in derſelben unbeklei-
det aufzuhaͤngen. Es muſte aber ohnumgaͤnglich fuͤr
die Herzſpizze ein Fundament geleget, und dieſer Theil in
gewiſſe Grenzen eingeſchloſſen werden, damit er nicht von
ſeinem Gewichte uͤberwaͤltiget wuͤrde, und rechts und
links ohne Widerſtand frei herum ſchwanken, und die
groſſen Gefaͤſſe, indem es ſchlaͤgt, allzuſehr herunterzie-
hen moͤchte. Nunmehro aber kann die eingeſchloſſene
Spizze, ſo viel den Menſchen allein betrift, weder zu
weit nach unten herab, noch zur linken Hand oder ruͤk-
M m 5waͤrts
[554]Viertes Buch. Das Herz.
waͤrts ausweichen, ſondern ſie naͤhert ſich ganz allein
links und vorwaͤrts dem rechten Grunde des Herzens (ba-
ſis
). Man kann auch gar leicht an einem lebendigen
Thiere erkennen, was fuͤr eine Verwirrung in Anſehung
der Bewegung des Herzens, ſelbſt bei den vierfuͤßigen
Thieren daraus entſtehe, und wie wenig das Herz mit
allen ſeinen Anſtrengungen auszurichten vermag, ſo bald
daſſelbe dieſes ſeines Behaͤltniſſes beraubet iſt. Denn ſo
lange der Herzbeutel noch vorhanden iſt, ſo ſchlaͤgt das
Herz ordentlich und immerzu uͤberein, alſo daß ein jedes
Zuſammenziehen den vorhergehenden gleich und aͤhnlich
iſt, und einerlei Zeit zwiſchen jeglichen Schlage verge-
het, bis er wiederholet wird (b). Wird aber derſelbe
weggenommen, ſo entſtehet alſobald eine groſſe Unordnung,
das Herz weichet unter ſeiner Zuſammenziehung nach an-
dern Gegenden hin, und es bleibet auch bei ſeiner Zuſam-
menziehung, unter zweenen Schlaͤgen nicht in einerlei
Richtung. Aus der Urſache iſt es bei denenjenigen Thie-
ren gemeiniglich ſtaͤrker, die kein Zwerchfell haben (c).
Denn hier muſte es ſchon mehr Feſtigkeit haben, weil es
dem Herzen allein zur Unterſtuͤzzung dienet.


§. 25.
Die allzugroſſe Menge des Waſſers
im Herzbeutel.


Ohnerachtet wir von den Krankheiten des Herzbeu-
tels etwas umſtaͤndlich gehandelt haben, ſo wird es den-
noch erlaubt ſeyn, daß wir noch eine oder die andere
Seite einer andren Krankheit einraͤumen, welche der
vorher angefuͤhrten entgegen geſezzet iſt. Es geſchiehet
naͤmlich gar oft, daß ſich das Waſſer, worinnen das
Herz ſchwimt, allzuſehr anhaͤuft, weil es ohne Zweifel
von
[555]Die Bekleidungen deſſelben.
von den Gefaͤſſen nicht ſo hinlaͤnglich wieder eingeſchluk-
ket wird, als es ſonſt, wie wir bald zeigen werden, der
natuͤrlichen Ordnung gemaͤs, geſchehen ſolte. Denn
gleichwie der Ruͤkgang aller Duͤnſte durch die Blutadern
in Krankheiten gemeiniglich viel beſchwerlicher und unor-
dentlicher erfolget; ſo pflegt auch dieſes Waſſer im Herz-
beutel, faſt bei allen cachektiſchen (d), waſſerſuͤchtigen (e),
und ausgezehrten Kranken gar zu haͤufig anzuwachſen,
daher dann auch der ehemalige gelehrte Schneider ſehr
wohl angemerket hat (f), daß ſich dieſes Uebel gemeini-
glich bei vorgedachten Krankheiten mit einfinde. Man
nennet dieſen Zuſtand alsdenn beſonders die Waſſer-
ſucht des Herzbeutels,
wenn dies Waſſer zu Pfun-
den anwaͤchſt, und, indem es das Herz mit ſeiner Laſt zu-
ſammendruͤkket, durch die beſtaͤndige Anfeuchtung weich
machet, gemeiniglich ungleiche Schlaͤge, Herzklopfen (g),
Druͤkken unter dem Bruſtbeine (h), Anfaͤlle von Erſtikken
und Engbruͤſtigkeit (i), mit ſich fuͤhret, wobei die Kran-
ken entweder mit groſſer Beſchwerlichkeit, oder gar nicht
auf dem Ruͤkken liegen koͤnnen (k). Es pfleget ſich auch
dabei eine ungewoͤhnliche Traurigkeit mit einzufinden (l),
und bisweilen wird innerlich ein Schwanken des Waſ-
ſers empfunden (m). Wenn man nun aus dieſen ange-
gebnen Zeichen die wahre Beſchaffenheit der Krankheit
gewis erkannt hat, ſo rathen einige erfahrne Maͤnner,
daß man die Bruſt eroͤfnen, und das Waſſer abzapfen
ſolle
[556]Viertes Buch. Das Herz.
ſolle (n), wie es in den Arten der gemeinen Waſſerſucht
zu geſchehen pflegt. Uebrigens iſt gemeiniglich das Herz
bei dergleichen Beſchwerungen gros (o), weich, und
gleichſam von Geſchwuͤren angegriffen (p). Wir wollen
davon nur einige Exempel anfuͤhren.


Bei einer Frauen, die mit der Schwindſucht behaf-
tet geweſen, fand man fuͤnf Unzen Herzbeutelwaſſer (q).
Jn dem Leichname eines, der am Fieber verſtorben war,
fand man funfzehn Loͤffel deſſelben (r); bei einem andern
zwanzig Unzen (s), und nach vorhergegangnem Seiten-
ſtechen dreißig Unzen (t). Man fand in der Lunge einen
Stein, und zugleich auch im Herzbeutel zwei Pfunde
Waſſer (u), und in einem andern todten Koͤrper eben ſo
viel (x). Bei einem Schwindſuͤchtigen wurde ebenfalls
ein Maas klares Waſſer gefunden (y). Vier Pfunde
Waſſer waren, mit beigemiſchten Eiter (z), und eine
gleiche Quantitaͤt in andern Koͤrpern um das Herz her-
um befindlich. Mehrere Exempel kann man ſelbſt nach-
ſehen, damit ich nicht mit allzuvielen beſchwerlich fallen
darf (b). Eben dieſe Krankheit hat auch Valisne-
rius
(c) an einem Strauſſen beobachtet.


§. 26.

[557]Die Bekleidungen deſſelben.

§. 26.
Der Nuzzen des im Herzbeutel befindlichen
Waſſers.


Es laͤſt ſich leichtlich von denen Krankheiten, wel-
che von dem entweder allzuſehr verminderten, oder allzu-
haͤufigen Waſſer des Herzbeutels entſpringen, auf den
Nuzzen ſchlieſſen, den das Herz davon erhaͤlt. Der
vornehmſte beſtehet darinnen, daß durch dieſes Waſſer
die Zuſammenwachſung des Herzens mit dem Herzbeutel
verhindert wird. Denn wir haben bereits gezeiget, was
vor wichtige Zufaͤlle aus dieſem unnatuͤrlichen Zuſam-
menhange erwachſen (d). Wir haben aber auch darge-
than, daß im menſchlichen Koͤrper alle Theile in kurzer
Zeit mit einander zuſammenwachſen, ſo bald ſich keine
Feuchtigkeiten dazwiſchen legen (d*), und wir werden
dieſes auch noch ferner zu erweiſen ſuchen (e). Sol-
chemnach kann alſo, ohne Beihuͤlfe dieſes Waſſers, we-
der das Herz eine freie Bewegung haben, noch das Blut
aus demſelben gehoͤriger maſſen fortgetrieben werden.


Jch will hiernaͤchſt auch den andern Nuzzen nicht
verwerfen, der darinnen beſtehet, daß dieſes geſchmeidi-
ge und klebrige Waſſer das Reiben des beſtaͤndig und
ſchnell bewegten Herzens merklich vermindert. Denn
das Herz ſchlaͤget mit ſeiner Spizze an die Bruſt an, und
ſtoͤſſet den Herzbeutel uͤber ſich, und da dieſes ohne Un-
terlas geſchiehet, ſo muͤſte wohl ohnumgaͤnglich ein Theil
von der ungemein zarten Membrane des Herzens endlich
nach und nach abgerieben werden. Waͤre dieſe aber erſt
zernichtet, ſo wuͤrden die blosliegenden fleiſchigen Faſern
ſelbſt verlezt werden, es wuͤrde eine Entzuͤndung entſte-
hen, und ein Geſchwuͤr darauf folgen, welches an die-
ſem
[558]Viertes Buch. Das Herz.
ſem Werkzeuge gewis eine ſehr ſchwere Krankheit ſeyn
wuͤrde, indem ſich nach deſſen Verwundung, dergleichen
Perſonen in beſtaͤndiger Lebensgefahr befinden wuͤrden.


§. 27.
Der Quell dieſes Waſſers.


Nun iſt noch uͤbrig, daß wir auch unterſuchen, wo-
her dieſes bishero ausfuͤhrlich beſchriebene Flieswaſſer
ſeinen Urſprung nehme. Von dieſen Quellen haben die
phiſiologiſchen Schriftſteller gar viele und mancherlei
Meinungen. Wir wollen diejenigen erſtlich anfuͤhren,
welche behaupten, daß daſſelbe auſſerhalb dem Herzbeu-
tel entſtehe. Einer von denenſelben wollte durch einen
Verſuch darthun, daß ſich aus dem Bruſtgange ein Aſt
in den Herzbeutel hineinbegebe, und in dieſen Sak ei-
nen Theil von ſeinem mitgebrachten Safte ausſchuͤtte.
Denn er verſichert, es ſey die Luft aus dem Canal des
Speiſeſaftes in dieſes Behaͤltnis des Herzens durchge-
drungen (f). Andre richteten hingegen ihre Gedanken
auf die benachbarte ſehr anſehnliche Bruſtdruͤſe (g): noch
andre verfielen auf die einzele Druͤſen, welche ſich in groſ-
ſer Menge in dem Herzbeutel befinden, vornaͤmlich aber
in derjenigen Gegend, wo die obere Holader und die
Aorte in denſelben hineingehen (h). Dahin gieng ehe-
mals die Meinung des Richard Lower(i), eines ſehr
beruͤhmten Mannes: denn darauf ſcheinet mir dasjeni-
ge zu zielen, was derſelbe von denen bei dem Grunde des
Herzens liegenden Druͤſen des Herzbeutels, wovon das
in
[559]Die Bekleidungen deſſelben.
in demſelben befindliche Waſſer herkommen ſoll, in ſei-
nen Schriften hinterlaſſen hat. Dieſem Manne ſind
noch andere nachgefolget (k). Umſtaͤndlicher aber hat
dieſe Druͤſen der vormals in groſſen Anſehen geſtandene
Joh. Maria Lanciſius beſchrieben, und zwar daß eini-
ge derſelben vorwerts, unter dem Mittelfelle (l): andre
hinterwerts, an der innern Seite, wo ſich die Luftroͤh-
renaͤſte zertheilen (m): und noch andre im obern Theile
des Herzbeutels ſich befaͤnden, welche leztere daſelbſt zu-
gleich mit denen groſſen Schlagadern und Luftroͤhren-
aͤſten vereiniget waͤren (n). Er meldet dabei, daß dieſe
Druͤſen mehrentheils bleifarbig, andre aber roͤthlich und
weislich waͤren (o), auch nach langwierigen Krankheiten
aufgeſchwollen und merklich groͤſſer gefunden wuͤrden.


Er hat auch hiernaͤchſt die aus dieſen Druͤſen hervor-
kommende Gaͤnge beſchrieben und eine Abbildung davon
geliefert, indem ſie, wenn die Druͤſe zuſammengedruͤk-
ket wird, noch deutlicher zum Vorſchein kommen ſol-
len (p). Dieſe Gaͤnge, welche durchſichtig und ohne
Klappen ſind, ſollen nach und nach immer groͤſſer wer-
den, je weiter ſie fortlaufen; die mehreſten ſollen ſich
nach dem Herzbeutel hinwenden, und in deſſen obere und
vordere Flaͤche (q), ingleichen wo derſelbe an dem Ruͤkken
aufliegt (r), mit groſſen daſelbſt wahrzunehmenden Muͤn-
dungen, hineindringen (s), alſo daß man daſelbſt Tro-
pfen herausdruͤkken koͤnnte. Endlich fuͤgt er noch hin-
zu, daß auch andre Gaͤnge ſich in die kleinen Scheiden
der Luftroͤhrenaͤſte (t) hineinbegaͤben.


Es
[560]Viertes Buch. Das Herz.

Es wird mir inzwiſchen erlaubt ſeyn, daß ich den
vom Anton de Marchettis auf die Bahn gebrachten
Verſuch, nachdem ich bereits wohl hundertmal den
Bruſtgang ausgefuͤllet habe, nunmehro deſto zuverſicht-
licher, und mit mehrerer Gewisheit, fuͤr falſch erklaͤre.
Die der Bruſtdruͤſe angedichtete Gaͤnge rechnet ein vor-
mals gelehrter Mann (u) zu den Nerven, und ich fuͤr
meine Perſon wolte ſie vielmehr zu den Schlagaͤderchen
rechnen: uͤbrigens befindet ſich ein groſſer Unterſchied zwi-
ſchen dem weiſſen Saft der Bruſtdruͤſe, und dem rothen
Flieswaſſer in dem Herzbeutel einer Menſchenfrucht.
Ferner ſtehet mir noch ein beſonderer Beweisgrund im
Wege, der aus der vergleichenden Anatomie hergenom-
men iſt, und den ich noch oft wiederholen werde. Die
Natur hat naͤmlich vielen Thieren ein Herzbeutelwaſſer
verliehen, denen doch die Bruſtdruͤſe verſagt worden:
denn ich finde, daß dieſe Druͤſe nur denenjenigen Thie-
ren eigen iſt, die ihre Jungen lebendig zur Welt brin-
gen. Die Druͤſen des Lanciſius gehoͤren offenbar zu
den einzeln und Flieswaſſerdruͤſen, aus welchen man nichts
herausdruͤkken kann (x). Dieſe Art von kleinen Fleiſch-
waͤrzgen (carunculae) befindet ſich an ſo gar mannigfal-
tigen Orten, von denen nichts nach dem Herzbeutel hin-
kommen kann, und es iſt daher mit Recht zu vermuthen,
daß nicht einmal diejenigen, welche ſich in der Naͤhe von
dieſem Sakke befinden, mit der Hoͤle deſſelben in eini-
ger Gemeinſchaft ſtehen. Diejenigen Blutaͤderchen
aber, welche dieſer groſſe Mann uns abgezeichnet hin-
terlaſſen hat, ſind vom Geſchlechte der Flieswaſſergefaͤſſe
geweſen, wie ich es aus den Druͤſen ſchlieſſe, wenn an-
ders derjenige, deſſen Beiſtandes ſich dieſer Gelehrte
hierbei bedienet, ſie wirklich nach der Natur mit gehoͤri-
gen Fleiß hat abzeichnen laſſen.


Es
[561]Die Bekleidungen deſſelben.

Es bleibt nun noch diejenige Meinung uͤbrig, nach
welcher man den Quell dieſer Feuchtigkeit aus dem Herz-
beutel ſelbſt herleitet. Dieſemnach giebt es, in der ſo ge-
nannten Subſtanz des Herzbeutels ſelbſt, gewiſſe Druͤ-
ſen, die zuerſt am Herzbeutel derer Rinder Samuel Col-
lins
(y), darauf Joſeph Duverney(z), und viel um-
ſtaͤndlicher Marcellus Malpighius(a), beſchrieben,
der ſie aber mehr zum kraͤnklichen (b), als geſunden Zu-
ſtande rechnet. Es ſollen ſolche ganz kleine Druͤſen aus
der Claſſe derer einzelen ſeyn, deren Muͤndungen in die
Hoͤle des Herzbeutels ſich oͤfnen, und durch dieſelben den-
jenigen Saft ausſchuͤtten, der das Herz anfeuchtet.


Man hat dieſe Erklaͤrungen, wie beinahe alles an-
dere, was vom Malpighius herkam, ſowol dazumal,
als ſie noch neu waren (c), als auch ohnlaͤngſt noch (d),
mit vielem Beifalle aufgenommen. Hierzu koͤmmt noch
das Anſehen des beruͤhmten Puteus(e), welcher mel-
det, daß bei den Kaͤlbern, zwiſchen denen zwei Blaͤttern
des Herzbeutels, verſchiedene dichte, weiſſe, traubenfoͤr-
mige Druͤſen befindlich waͤren. Ohnlaͤngſt noch hat ein
ſehr beruͤhmter Gelehrter zwiſchen den Membranen des
Herzbeutels einige helle Blaſen angemerkt (f). Die meh-
reſten Zergliederer haben die kleinen Schweisloͤcher bei-
behalten, durch welche, wenn ſie gedruͤkket werden, ein
duͤnnes Waſſer herausdringen ſoll (g). Dergleichen
Schweis-
N n
[562]Viertes Buch. Das Herz.
Schweisloͤcher, durch welche ein Saft ausduͤnſtet, ha-
ben verſchiedene beruͤhmte Maͤnner am Herzbeutel der
Rinder (h) und des Elephanten (i) zu wiederholten malen
wahrgenommen.


Endlich haben ſich einige Schriftſteller gefunden,
welche geglaubet, daß ſich an dem Herzen ſelbſt Druͤſen
beſaͤnden (k), durch welche, wenn ſie gedruͤkket wuͤrden,
ein Saft in den Herzbeutel herabflieſſe.


Was mich anbelangt, ſo geſtehe ich meine Unwiſ-
ſenheit um ſo viel williger, da nicht allein der Antago-
niſt des Malpighius(l), ſondern auch andere ſehr
beruͤhmte Zergliederer (m), bei allen ihren angewendeten
Fleis, eben nicht gluͤklicher geweſen ſind. Denn ich ha-
be niemals etwas druͤſenartiges, oder was ein deutliches
Schweisloch vorſtellen moͤchte, woraus man einen Saft
ausdruͤkken koͤnnte, in dem Herzbeutel wahrgenommen.
Jnzwiſchen habe ich mich dennoch nicht blos auf meine ver-
gebens angewandte Bemuͤhung hierbei gegruͤndet. Denn
ich bin noch uͤber dieſes durch die beſondere Art des Herz-
beutelwaſſers, da es ſo gar leicht zuſammenrinnet und
ſich verdikket, eines andern uͤberzeuget worden, indem
dergleichen Gattungen von Flieswaſſer gemeiniglich in
weiten Entfernungen von ſolchen Druͤſenlabirinthen, von
der Natur zubereitet werden: und endlich bin ich durch
den Verſuch beſtaͤrket worden, vermoͤge deſſen ich die Ab-
ſonderung dieſes Herzſaftes mit leichter Muͤhe nachma-
chen kann. Wenn alſo ein dem Herzbeutelwaſſer voll-
kommen
[563]Die Bekleidungen deſſelben.
kommen gleichender Saft aus den Schlagadern ſelbſt,
ohne ein anderes dazwiſchen kommendes Werkzeug, her-
vordringt, ſo ſcheinet es in der That eine unbedachtſame
Curioſitaͤt zu ſeyn, wenn man aus einer bloſen Muth-
maſſung ſolche Quellen angibt, von welchen man gar
nichts aͤhnliches im Herzbeutel jemals gefunden hat.


Man ſiehet demnach, ſo bald man an einem lebendi-
gen Thiere das Herz von dem Herzbeutel entbloͤſet hat,
daß uͤberhaupt ſowol vom ganzen Herzen, als vom Herz-
beutel, ein Rauch aufſteiget, dergleichen auch das noch
warme Darmfell, das Ribbenfell, und die harte Ge-
hirnhaut von ſich geben, und es iſt bekannt, daß derſelbe
endlich zu Waſſer wird. Eben dieſen Verſuch haben
auch andre beruͤhmte Maͤnner angeſtellt (n). Bedekt
man an einem lebendigen Thiere das Herz mit einem lei-
nen Tuch, ſo ſiehet man bald darauf, daß daſſelbe naß
wird (o).


Hier kann demnach die Kunſt allerdings die Natur
nachahmen. Denn wenn man ein mit Safran gefaͤrb-
tes Waſſer, oder in ſchwachen Kornbranntweine aufge-
loͤſete Hauſenblaſe mittelſt der Sprizze in die Kranzſchlag-
adern des Herzens treibt (p), ſo wird das hineingeſprizzte
Waſſer oder die Gallerte, welche man dazu genommen, al-
lenthalben ganz deutlich aus den kleinſten, und dem ſchaͤrf-
ſten Auge vorher verborgenen kleinen Oefnungen (pori)
des Herzens, ſeiner beiden Ohren, des Herzbeutels, und
der groſſen Gefaͤſſe herausſchwizzen, und ſich in Tropfen
ſammlen. Hieraus erhellet alſo, daß das Herzbeutel-
waſſer aus eben dem Quell hervorkomme, woraus ſonſt
die uͤbrigen Daͤmpfe, welche die groſſen Hoͤlen des Koͤr-
N n 2pers
[564]Viertes Buch. Das Herz.
pers anfuͤllen, zu entſtehen pflegen, mithin alſo dieſes
Waſſer aus den Muͤndungen der kleinſten Schlagaͤder-
chen herausſchwizzen muͤſſe.


Auf gleiche Weiſe troͤpfelte das Quekſilber in den
Herzbeutel durch, als Vieuſſens(q) dieſes fluͤßige Me-
tall in die Schlagadern getrieben hatte. Es ſahe auch
eben dieſer beruͤhmte Mann aus der aͤuſſern Herzflaͤche
den Weingeiſt tropfenweiſe hervordringen (r), und ein
andrer beruͤhmter Zerleger bezeuget, daß er aus dem Her-
zen des Keilmuſchelfiſches (mytulus) Waſſer habe heraus-
ſchwizzen geſehen (s).


Es waren alſo die ehemaligen Aerzte in ihrer allge-
meinen Muthmaſſung nicht ungluͤklich (t), da ſie behau-
pteten, daß das Herzbeutelwaſſer, ohne daß ſie vorher ei-
nigen Verſuch daruͤber angeſtellet, von denen aufſteigen-
den Duͤnſten entſtuͤnde. Jch werde aber dieſe Theorie
nicht ſo weit ausdehnen, daß ich behaupten ſollte, es
ſchwizze etwas von dem Blute ſelbſten durch die Schweis-
loͤcher der Herzohren, oder durch die gedrukte Herzohren
in den Herzbeutel durch (u). Jch weiß zwar wohl, daß
die Natur dergleichen Mittel bei ihren aͤuſſerſten Bemuͤ-
hungen, ſich zu retten, bisweilen zu Huͤlfe nimmt, wenn
die ordentlichen Wege durch die Lunge verſtopft ſind und
der Bewegung des Blutes Widerſtand thun, hingegen
aber die gereizte Kraft des Herzens dieſe Hinderniſſe hin-
weg zu raͤumen ſich beſtrebet: wie ſolches ohnlaͤngſt ei-
nem vornehmen Manne begegnet iſt, der an einer ſchleu-
nigen
[565]Die Bekleidungen deſſelben.
nigen und heftigen Beklemmung des Athems in wenig
Tagen ſterben muſte, und bei dem man, als er nach dem
Tode geoͤfnet ward, den Herzbeutel mit einem blutigen
Flieswaſſer angefuͤllet fand. Bei einem geſunden Men-
ſchen aber wiſſen wir ſchon, daß nichts dergleichen ſtatt
finde, indem das Waſſer des Herzbeutels bei lebendigen
Thieren an ſich helle und ungefaͤrbt durch dieſe Beklei-
dung durchſcheint. Endlich iſt auch in einem andern
Exempel, durch einen wirklichen Rizz im Herzohre, Blut
in den Herzbeutel durchgedrungen (u*). Jm uͤbrigen
hat auch ein beruͤhmter Mann aus den Herzohren einen
haͤufigen Dampf aufſteigen geſehen (x).


§. 28.
Die Wiedereinſaugung dieſes Waſſers durch
beſondere Gefaͤſſe.


Man kann von dieſem Dampfe eben das ſagen, was
man von einem jeden thieriſchen Dunſte ſagt. Gleich-
wie naͤmlich derſelbe durch die Schlagadern hervorge-
bracht wird, alſo muß er wieder von den Blutadern auf-
genommen werden, wenn man nicht zugeben will, daß
er ſich erſtaunlich vermehren, und eine ſolche Waſſerſucht
des Herzbeutels zuwegebringen ſoll, wie wir ſie bereits
beſchrieben haben. Ueber dieſes wird auch die Gegen-
wart dieſer verſchlukkenden Blutadern durch einen beſon-
dern Verſuch beſtaͤtiget. Denn wenn man mit Safran
gefaͤrbtes Waſſer in die Kranzblutadern des Herzens ſpriz-
zet (y), ſo ſchwizzet daſſelbe in der That uͤberall an dem
aͤuſſern Umfang des Herzens in Geſtalt der kleinſten Tro-
pfen hervor (z). Dieſe aͤuſſerſte Herzbekleidung ſauget,
N n 3wenn
[566]Viertes Buch. Das Herz.
wenn man ſie nach dem Tode, da ſie trokken worden, in
das Waſſer legt, daſſelbe wieder in ſich (a).


Gehoͤren dann nun wol dieſe Blutaͤderchen, die das
Waſſer wieder aufnehmen, welches das Herz benezzet, zu
dem Geſchlecht derer Flieswaſſergefaͤſſe (b)? Die vorher
erwaͤhnte auf dem Herzbeutel liegende Druͤſen muͤſſen al-
lerdings zu den einfachen gerechnet werden, und die zwi-
ſchen denenſelben laufende Gefaͤſſe ſind von einigen be-
ruͤhmten Maͤnnern als Flieswaſſergefaͤſſe angeſehen wor-
den (c). Jch habe aber auch meines Orts ſelbſt, ſowol
am Herzen, als an den Druͤſen, die ſich um die abgekehr-
te Seite des Herzbeutels und um die Luftroͤhrenaͤſte her-
um befinden, Waſſergefaͤſſe, die mit Klappen verſehen
waren, angetroffen. Jndeſſen habe ich die von beiden
Seiten vorgebrachte Gruͤnde, wegen der Verſchlukkung
der Daͤmpfe, die durch die Flieswaſſergefaͤſſe geſchehen
ſoll, an einem anderen Orte angefuͤhret, und zugleich
meine Meinung davon eroͤfnet.


Zweiter Abſchnitt.
Von den Herzohren.


§. 1.
Jn was fuͤr Thieren die Natur ein Herz
geſchaffen habe.


Durch das Herz verſtehen wir denjenigen holen Mus-
kel, welcher das Blut in die groͤſten Schlagadern
eines Thieres hineintreibt. Daher ſind uͤberhaupt alle
dieje-
[567]Die Herzohren.
diejenigen vierfuͤßige Thiere, alle Fiſche, Voͤgel, und
Jnſekten, mit einem Herzen verſehen worden, welche
Schlag- und Blutadern, oder wenigſtens eine Art von
dieſen beiden Gefaͤſſen haben. Es erſtrekket ſich alſo die
Herrſchaft dieſes vornehmſten Werkzeuges etwas weiter,
als ſie ehemals dem Ariſtoreles bekannt war (d): und
man trift auch das Herz nicht blos und allein in ſolchen
Thieren an, deren Gefaͤſſe Blut fuͤhren. Denn es ha-
ben allerdings auch die Raupen, wie wir bald zeigen wer-
den, ihr Herz, nur daß es etwas anders geſtaltet iſt,
ingleichen auch die viel kleineren Thiere vom Geſchlechte
derer Wuͤrmer, die Regenwuͤrmer, die Auſtern (e), die
Thiere in der Trompeten-Schnekke (f), in den Kamm-
Muſcheln (g), verſchiedene Arten der Laͤuſe (h), die Raͤ-
derthierchen (i), einige Mikroſcopenthiere (k), und die
Meertraube (l), welche eins der ungeſtalteſten Thie-
re iſt.


Aber darum trift man dennoch nicht in allen Thieren
durchgaͤngig ein Herz an. Es mangelt erſtlich, wie uns
durch die gemeinſchaftliche Bemuͤhung des Abraham
Trembley, Carl Bonnets, des Aug. J. Roͤſels, und
andrer beruͤhmter Maͤnner, bekannt iſt, an dem ganzen
zalreichen Geſchlechte derer Polypen, die in ſuͤſſen Waſ-
ſer, oder in Roͤhren von verſchiedner Art, oder in denen
holen Stengeln der Korallenpflanzen ihren Aufenthalt
N n 4haben
[568]Viertes Buch. Das Herz.
haben (l*). Es fehlet ebenfalls auch bei andern Thier-
chen, die beinahe zu eben der Ordnung gehoͤren, und die
der durch ſeine Wahrnehmungen beruͤhmte Vitalianus
Donati(m) in denen Seeſchwaͤmmen, denen Meerbal-
len, und andren im Meer befindlichen Thierpflanzen ge-
funden hat. Es findet ſich aber nicht allein bei der gan-
zen Nation der Mikroſcopenthiere, deren blutige Kriege
Joh. Hill(n) beſchrieben hat, gar kein Herz, ſondern
es ſcheinet auch uͤberhaupt dergleichen Werkzeug zu man-
geln, ſo oft das ganze Thier aus einem einzigen verlaͤn-
gerten Darm beſtehet, ingleichen in allen denenjenigen
Thierchen, welche keine vom uͤbrigen Koͤrper unterſchie-
dene Gefaͤſſe haben, wodurch beſondre Saͤfte laufen.
An einem andern Orte wird es beſſere Gelegenheit geben
zu zeigen, in wie fern es moͤglich geweſen, daß die Opfer-
thiere (o), die Misgeburten, und auch die Menſchen kein
Herz gehabt haben.


Vielleicht hat ſich Ariſtoteles, ein Mann von groͤſ-
ſeren Verdienſten, als man ſonſt insgemein geglaubet
hat, dadurch hintergehen laſſen, weil das Herz in den
kleineren Thieren, und beſonders in denen, deren Laͤnge,
gegen ihre Breite gerechnet, ſehr anſehnlich iſt, eine an-
dere Figur, als das unſrige hat. Denn die vierfuͤßigen
Thiere, die Voͤgel und die meiſten Fiſche haben ein dik-
kes, kurzes und dichtes Herz, dergleichen man auch in
dem
[569]Die Herzohren.
dem Krebſe, der Auſter, der Kamm-Muſchel und Trom-
peten-Schnekke, wie auch in einigen kleinen Thierchen
findet. Aber einige Fiſcharten (p), beſonders die von
ungewoͤhnlicher Geſtalt, haben ein cylindriſches Herz:
ferner iſt es in der Meer-Naſſel (q), der Raupe (r), dem
Uferaas (s), dem See-Jgel (t), und dem Kiefenfuſſe
(apus) (t*), geſchmeidig und lang; in dem Seidenwurm
aber ſoll es bei einem jeden Gelenk-Ringe, wie Malpig-
hius
berichtet (u), eine Art von Knoten bilden, nach
der neuern Zergliederer Bemerkungen aber ſich uͤberall
gleich ausſtrekken, und die Geſtalt derer Knoten nur von
dem aufliegenden Fette bekommen (x).


§. 2.
Die Geſtalt des Herzens im Menſchen.


Wir muͤſſen aber die Geſtalt des Herzens, die es in
dem Menſchen hat, genauer beſtimmen. Man koͤnnte
ſie mit einem Kegel vergleichen, der von einer gewiſſen
Flaͤche (planum), welche deſſen Achſe durchſchneidet, in
zwo Helften abgetheilet wird. Solchergeſtalt entſtehet
aus dem runden Umfange dieſes Kegels, welchen die Zir-
kelſchnitte mit ihren Peripherien endigen, die erhabe-
ne Flaͤche des Herzens
(y), und aus den Triangel-
flaͤchen, die durch den Schnitt ſind abgeſondert worden,
N n 5die
[570]Viertes Buch. Das Herz.
die ebene oder platte Flaͤche deſſelben (z), welche
Ausdruͤkke J. B. Winslow mit gutem Nuzzen zuerſt
angegeben hat. Eben dieſe aͤuſſerliche Beſchaffenhei-
ten waren dem beruͤhmten Fr. Ruyſch bereits bekannt (a),
nur hatte er dabey die unrichtige Meinung, daß dieſelbe
einzig und allein bei ſtarken Perſonen wahrgenommen
wuͤrden.


Wie aber die Natur uͤberhaupt in dem menſchlichen
Koͤrper faſt niemals ſich nach voͤllig regulairen Figuren
gerichtet hat, ſo findet man auch an dieſen Flaͤchen kei-
ne vollkommne Gleichheit von einem Kegelſchnitte. Denn
die obere Flaͤche des Herzens ſtellet zwar ſo ziemlich die
laͤngliche Rundung eines Kegels vor, die ſich in eine
duͤnne Spizze ziehet, deren eine Helfte man auf der er-
habenen, und die andere auf der flachen Seite des Her-
zens ſehr deutlich ſiehet. Hiernaͤchſt ſchlieſſet ſich ſowol
auf der obern, als auch noch mehr auf der untern flachen
Seite, eine niederwaͤrts gedrukte Linie an diejenige
laͤngliche Rundung, wo die groſſen Gefaͤſſe aus dem Her-
zen herausgehen, und wodurch das Herz in zweene Thei-
le abgetheilet wird.


Hingegen iſt der vordre und zugleich niedrigere Theil
vom Herzen nicht ſo erhaben; an der obern Flaͤche aber,
welche beinahe platt iſt, verengert er ſich vorwaͤrts in ei-
ne Schaͤrfe, welche auf der Unterflaͤche die andre gleich-
falls geradlinige Oberflaͤche des Herzens abſchneidet. Die-
ſer Winkel iſt ſehr ſpizzig. Will man derowegen die Ge-
ſtalt des Herzens, welche von dem Kegelſchnitte entſteht,
genaner unterſuchen, ſo wird man einen Zirkel bekom-
men, aus deſſen Umfange die zween Tangenten gezogen
werden, darunter der eine, der mit dem Horizonte pa-
rallel
[571]Die Herzohren.
rallel geht, mit dem andern durch eine ſchiefe Neigung
gegen ſelbigen einen ſpizzigen Winkel beſchreibt. Jch
habe dieſe Schaͤrfe den ſcharfen Rand des Herzens (c) ge-
nannt. Es iſt auch derſelbe dem Veſalius(d) nicht un-
bekannt geblieben, ob er gleich denſelben nicht voͤllig auf
die rechte Seite des Herzens ſezte, ſondern vermeinte,
daß er ganz und gar nach vorne zu gekehret ſey.


Wie man ferner an einem Kegel eine Grundflaͤche
und eine Spizze hat, eben ſo hat auch das Herz ſeine
Grundflaͤche (baſis), und ſeine Spizze (apex). Die
erſtere wird durch allerlei Anhaͤnge vergroͤſſert, liegt aber
voͤllig verdekt und verborgen, befindet ſich bei dem Men-
ſchen ganz zur rechten der Mitte des Bruſtbeins, und
zugleich, wenn man ſie mit der Spizze vergleicht, mehr
hinterwaͤrts, und ein wenig nach oben zu. Vergleichet
man dieſe Grundflaͤche genauer mit den Ribben, ſo befin-
det ſich der unterſte Theil derſelben bei dem achten Wir-
belbeine, und neiget ſich ein wenig nach der rechten Sei-
te hin. Vorwaͤrts lieget ſie hinter der fuͤnften, vierten,
dritten und zwoten Ribbe (e).


Die Spizze des Herzens iſt weder in allen Thieren,
noch bei allen Altern eines jeglichen Thiers uͤberein; ſie
iſt zwar jederzeit geſchlanker als die Grundflaͤche, in eini-
gen Thieren aber um gar vieles ſpizziger (f), bei dem Men-
ſchen ſtumpfer, und in der Frucht, ſo viel ich wahrge-
nommen
[572]Viertes Buch. Das Herz.
nommen (g), auch um etwas weniges dikker, als bei er-
wachſenen Perſonen, weil in dergleichen Alter alle beide
Kammern beinahe gleichlang ſind, da die linke ſonſt bei
Erwachſenen enger iſt, als die erſte.


Bei dem Menſchen iſt demnach die Spizze zweihuͤg-
licht, oder mit zwei Erhoͤhungen verſehen (bicollis), und
aus den Spizzen zweener Kegel zuſammengeſezt, davon
die vordere gemeiniglich kuͤrzer, die linke aber mehren-
theils laͤnger ausfaͤllt. Jch kann aber nicht laͤugnen,
daß ſie auch bei einem neugebornen Kinde zuweilen laͤn-
ger geweſen, als ſonſt die rechte Herzkammer zu ſeyn
pflegt.


Es iſt alſo das Herz nicht blos und allein bei dem
Elephanten (i), oder in einigen ſeltnen Menſchenkoͤr-
pern (k), zweihuͤglicht: ſondern es beſtehet die gewoͤhnli-
che Geſtalt von dieſem Eingeweide darinnen, daß es ſich
mit zweenen ſtumpfen Huͤgelchen endigt, die durch eine
Rinne getheilt werden, welche von derjenigen Linie fort-
gehet, die, wie ich bereits gemeldet habe, das Herz
theilet. Solchemnach hat alſo, auſſer denen alten Aerz-
ten (l), Morgagni(m) und Santorinus(n) mit
allem Recht gemeldet, daß es gemeiniglich ſo geſtaltet
ſey, ohnerachtet beide unſeren Verſuchen andre Gegen-
verſuche entgegen ſezzen, da man die zwey Gipfel daran
nicht ſo deutlich unterſcheiden koͤnnen. Jn dem Kupfer
des Dryanders wird dieſe ziemlich zweitheilige Spizze
ſehr
(h)
[573]Die Herzohren.
ſehr gut abgebildet (o); in dem Ruyſchiſchen aber auf
das allerſchoͤnſte (o*). Sonſten hat man auch dieſe Zer-
theilung des Herzens noch deutlicher, und das Herz bei-
nahe zweiſpaltig gefunden (o**).


§. 3.
Die Lage des Herzens.


Uebrigens wendet ſich die Herzſpizze nicht nur etwas
mehr vorwaͤrts (p), ſondern auch um etwas mehr ab-
waͤrts, als der Grund deſſelben (q), und ſie hat ſich in
einigen todten Koͤrpern gegen den knorpligen Theil der
fuͤnften Ribbe uͤber, in andern gegen die Grenzen des
knorpligen und knochigen Theils der rechten Ribbe (r),
oder gegen dieſer ihren Knorpel uͤber, befunden. Es
ſcheinet eben dieſe Spizze, ſo viel man nach der Beſchaf-
fenheit des Leichnams urtheilen kann, wenn ſie entbloͤſet
iſt, an die Bruſt anzuſchlagen. Denn es iſt fuͤr dieſelbe
gleichſam ein Stuͤkchen von der linken Lunge weggeſchnit-
ten. Die uͤbrige Laͤnge des Herzens wird von den Lun-
gen bedekt (s). Wie ſich aber eigentlich die Lunge bei ei-
nem lebendigen Menſchen vergroͤſſere, das habe ich be-
reits an einem andern Ort gezeiget (t).


Nachdem nun dieſes vorausgeſezt worden, ſo kann
man leicht einſehen, was fuͤr eine Lage das Herz bei einem
Menſchen habe. Es lieget naͤmlich die ganze Unterflaͤ-
che
[574]Viertes Buch. Das Herz.
che auf dem Herzbeutel, und dieſer auf dem Zwerchfelle,
in derjenigen Gegend, die ich bereits oben beſchrieben
habe (u). Die erhabne Seite ſteiget dagegen dergeſtalt
in die Hoͤhe, daß derjenige Theil der allerhoͤchſte iſt, aus
welchem ſich die Lungenſchlagader hervorbegiebt (x).


Mit dem uͤbrigen menſchlichen Koͤrper wird es allein
vermittelſt der Gefaͤſſe, und der Blutaderhoͤlen (ſinus ve-
noſi
) verbunden. Die leztern, und zwar die linke, haͤn-
get nach der Queerlinie (y), die rechte aber nach der ſenk-
rechten Linie (z) mit dem Herzbeutel zuſammen. Ferner
vereinigen ſich der rechte Aſt der Lungenſchlagader (a),
ihr Stamm (b), der Aortenſtamm (c), alle Lungenblut-
adern, entweder beide zugleich, oder eine allein (d), die
obere (e) und untere Holader (f), mit dem Herzbeutel,
und auf ſolche Weiſe wird der obere und rechte Theil des
Herzens befeſtiget, in ſo weit er naͤmlich von dem Herz-
beutel ſelbſt, und beſonders von dem Fortſazze der groſ-
ſen Gefaͤſſe befeſtiget werden kann, welcher durch das
Zellgewebe von allen Seiten mit dem benachbarten Ein-
geweide, denen Knochen, Muskeln und andren feſten
Theilen verbunden wird (g). Der uͤbrige mittlere Theil
des Herzens, nach unten zu und linker Seits, ſchwebt ganz
frei, ſo viel ihm naͤmlich ſolches die Schranken des Herz-
beutels erlauben.


Uebrigens muß man allerdings ſagen, daß denen al-
ten Zergliederern die wahre Geſtalt des menſchlichen Her-
zens nicht recht bekannt geweſen ſey, weil ſie, bei dem
groſ-
[575]Die Herzohren.
groſſen Mangel von menſchlichen Leichnamen, zu den
Thieren ihre Zuflucht nahmen, bei denen das Herz aller-
dings eine ganz andre Lage hat. Denn bei den vierfuͤßi-
gen befindet ſich das Bruſtbein faſt mit dem Horizonte
parallel, und auf dieſem lieget das Herz dergeſtalt, daß
der Grund deſſelben faſt voͤllig, in dem auf den Ruͤkken
liegenden Koͤrper, hoͤher, oder dem Kopfe naͤher, und
die Spizze gleichfalls beinahe vollkommen niedriger, oder
naͤher nach dem Bauche hin, zu ſtehen koͤmmt, ob ſie
gleich ein wenig von dem Zwerchfelle abſteht (i). Fer-
ner fehlt es wenig, daß nicht die Linie, welche die Bruſt
in der Mitte durchſchneidet, auch eben ſowol den Herzke-
gel in zwo gleiche Helften theilen ſollte (k). Da nun der
Menſch und die Thiere in dieſem Stuͤkke ſo ſehr von ein-
ander abgehen, ſo muß uns billig ſowol der Streit derer
Durlacher Aerzte uͤber die Lage des Herzens, als auch ihr
Urtheil daruͤber, welches ſie von einem geoͤfneten Mut-
terſchweine hergenommen, ſehr laͤcherlich vorkommen, zu-
mal da man in derſelben mit ſolchen groſſen Unwillen des
Herzogs gezeiget hat, daß das Herz mehr auf der linken
Seite liege, daß ſo gar derjenige den Hof meiden mu-
ſte (l), der behauptet hatte, daß ſich daſſelbe in der Mit-
te der Bruſt befinde.


Die Eroͤfnungen der Thiere, und vielleicht auch eine
nicht gar zu genaue Betrachtung des von ſeinen Verbin-
dungen gaͤnzlich losgemachten Herzens haben veranlaſſet,
daß die zwo Kammern und die zwo Ohren des Herzens,
eben ſowol ihre Namen von der rechten und linken Seite
bekommen haben, als ſie dieſen Theilen bei den Thieren
mit Recht waren beigelegt worden. Ferner hat man in
noch ziemlich neuen anatomiſchen Kupfern (m) die falſche
Lage
[576]Viertes Buch. Das Herz.
Lage des Herzens beſtaͤndig beibehalten, da das Herz mit
ſeiner Spizze haͤngend vorgeſtellt wird, ohne daß es mit
dem Zwerchfelle verbunden iſt.


Dieſem allen aber ohnerachtet hat dennoch bereits der
alte Ariſtoteles bemerket, daß das Herz im Menſchen
nach der linken Seite zu liege (n), wie denn auch Pli-
nius
(o) und Aelianus(p) melden, daß bei dem Men-
ſchen das Herz unter der linken Bruſtwarze ſchluͤge, bei
den uͤbrigen Thieren aber ſich naͤher nach der Mitte zu be-
finde. Veſalius, der mit menſchlichen Leichnamen ſich
ſtark beſchaͤftiget hatte, muſte in ſeinem Werke nothwen-
dig ſeine Beſchreibungen nach der Natur einrichten; von
ſeinen Zeichnungen aber ſind zwar nicht alle wohlgera-
then (q), doch hat er auch einige gute geliefert (r). Co-
lumbus
(s) meldet auch mit Recht, daß das Herz liege,
und ſeine Grundflaͤche ſich in der rechten, und die Spiz-
ze in der linken Seite befinde. Euſtachius(t) hat von
dem Herzen, wie es ordentlich liegt, die richtigſten Ab-
bildungen hinterlaſſen. Lower behauptete, das menſch-
liche Herz liege mit ſeiner ganzen ſchraͤgen Seite auf dem
Zwerchfelle auf, nachdem man lange hierinnen geirret
hatte (u). Unter allen war, wo mir recht iſt, Johann
Nicol. Pechlin(x) der erſte, welcher noch hinzufuͤgte,
daß diejenige Kammer in der That oben liege, welche
man gemeiniglich die linke zu nennen pflege. Fridrich
Ruyſch(y), der von den vorigen Verfechtern der Na-
tur nichts wuſte, zeigte nach ſeinen eignen Beobachtun-
gen denen Schriftſtellern ſeiner Zeit ihren begangenen Jr-
thum,
[577]Die Herzohren.
thum, und lieferte dagegen ſehr gute Abbildungen (z).
Auf gleiche Art haben ſich ſowol Cantius(a), als auch
J. Benignus Winslow(b), hieruͤber erklaͤret, und der
lezte veraͤnderte die Namen der Kammern nach der na-
tuͤrlichen Beſchaffenheit, worinnen ihm auch der ganze
Haufe der Neuern (c), wie es faſt allezeit zu geſchehen
pflegt, bisher immer gefolget iſt.


Ohnerachtet nun dieſes in der That die wahre Lage
des Herzens iſt, ſo muͤſſen wir dennoch, weil es ſowol
in der Phiſiologie, als auch zur Erkenntnis derer Krank-
heiten des Herzens von groſſer Wichtigkeit iſt, annoch
hinzufuͤgen, wie dieſe Lage auch veraͤndert werden koͤnne.
Erſtlich muß alſo das Herz mit der Bewegung des
Zwerchfelles ebenfalls ſeine Richtung aͤndern, und zwar
etwas weniger bei geſunden Menſchen und unter ſchwa-
chen Einathmungen, deſto mehr aber bei ſolchen, die
ſchwer Athem holen. Es iſt zu verwundern, und derje-
nige, der es nicht ſelbſt geſehen, wird es ſchwerlich glan-
ben, wie heftig das Herz, indem das Thier die Luft ein-
athmet, mit dem Zwerchfelle nieder- und ruͤkwaͤrts be-
wegt werde: und wie heftig es endlich, wenn ſich die
Bruſt bei dem Ausathmen verengert, wieder auf- und
vorwaͤrts gezogen, und von der Bruſt weggetrieben
werde.


Ferner faͤllt auch das Herz an einem fuͤrnaͤmlich auf
dem Ruͤkken liegenden Menſchen von dem Bruſtbeine ge-
gen den Ruͤkgrad zuruͤkke, und auf die Aorte hin. Beu-
gen wir den Koͤrper vorwaͤrts, ſo neiget es ſich eben ſo
wie-
(d)
O o
[578]Viertes Buch. Das Herz.
wieder von der Aorte weg und gegen das Bruſtbein zu.
Schlafen wir endlich auf der rechten Seite, ſo ſinket
das ganze Herz gegen die Ribben dieſer Seite und gegen
die Lunge herab, indem es die linke Lunge frei laͤſt; und
ſo umgekehrt, wenn wir auf der linken Seite liegen. Es
kann aber auch die Spizze des Herzens von dem ausge-
dehnten Magen in die Hoͤhe getrieben werden, da ſich in-
deſſen der Grund deſſelben herabwaͤrts begiebt: hingegen
kann das ganze Herz voͤllig in die Hoͤhe geſchoben wer-
den, wenn die Gebaͤrmutter einer ſchwangern, oder eine
andre Urſache, die den Unterleib nach allen Gegenden
ausdehnt, das Zwerchfell in die Hoͤhe hebt. Es ſinkt
das Herz, wenn man den Waſſerſuͤchtigen das Waſſer
auf einmal abzapft, nach dem Unterleibe herab, machet
mit ſeinen Gefaͤſſen ganz andre Winkel, und ziehet die
Aorte mit ſich hinunter. Wir wollen an einem andern
Ort zeigen, was man aus dieſen Wahrnehmungen vor
Folgerungsſaͤzze herleiten koͤnne.


§. 4.
Die fehlerhafte Herzlage.


Die verkehrte Lage des Herzens, da es mit ſeiner
Spizze gegen die rechte Bruſthoͤle, mit dem Grunde nach
der linken Seite ſich hinwendet, und zugleich alle Gefaͤſ-
ſe und die Eingeweide des Unterleibes von der rechten
Hand gegen die linke hin treibet, kommt ſchon ſeltener
vor, und verdienet allerdings einige genauere Unterſu-
chung. Jch habe von dieſer monſtroͤſen und aus Mut-
terleibe mitgebrachten Bauart (e) einige Exempel gefun-
den,
[579]Die Herzohren.
den, wiewohl dadurch der Vollkommenheit des Koͤrpers
nichts entgeht, indem man ſie bei den ſtaͤr[k]ſten Perſo-
nen (f) angetroffen. Es ſcheinet derjenige Menſch hie-
her zu gehoͤren, dem [oh]nlaͤngſt das Herz unter der rech-
ten Bruſtwarze klopfte (g).


Auf andre Weiſe, und zwar in Krankheiten, deren
Ausgang toͤdlich geweſen (h), hat man die Schlaͤge des
Herzens an der rechten Bruſtſeite gefuͤhlt, es mag nun
das Herz wirklich von einer Krankheit, dergleichen eine
zerſtoͤrte Lunge iſt (i), nach einer andren Gegend gewi-
chen, oder ein Aortenſak (k) die Urſache des Betruges
geweſen ſeyn, daß man geglaubet, das Herz haͤtte in
der That da gelegen, wo man die Pulſirung gefuͤhlt.
Wenigſtens befand ſich die Sache ſo bei einem nur kuͤrz-
lich vorgefallenen Exempel, wo der Puls ganz offenbar
allmaͤlich von der linken zur rechten Seite fortgieng, daß
man denſelben zwiſchen der zwoten und dritten Ribbe,
auf einen Zoll weit von dem Bruſtbeine, wahrnehmen
konnte. Jn einem geoͤfneten todten Koͤrper fand man
das Herz ſenkrecht herabhaͤngen, wie es in den Thieren
haͤngt, aber auch zugleich einen Sakgeſchwulſt an der
Aorte (l).


Noch auf eine andre Weiſe ſahe Joſeph Jgnatius
Torrez das Herz verkehrt und ſo liegen, daß deſſen
Spizze zwiſchen den Lungen in die Hoͤhe, und die Baſis
oder der Grund niederwaͤrts zu ſtehen kam (m). Auf eine
O o 2ande-
[580]Viertes Buch. Das Herz.
andere und viel gewoͤhnlichere Art, fand Pacchionus
(n) dieſes Eingeweide auf dem Zwerchfelle gegen die ſie-
bende Ribbe herabgeſenkt. Es iſt auch endlich nichts
ganz ungewoͤhnliches, daß, gleichwie zuweilen an dem
Unterleibe die Bekleidungen mangeln, alſo auch das
Herz, wegen eines beſondern Fehlers an den Waͤnden
der Bruſt, bei jungen Hunden (o), und bei neugebor-
nen Kindern (p), ganz blos und ſchwebend hervorgedrun-
gen, und alſo gleichſam nakkend habe muͤſſen aͤuſſerlich
mit herumgetragen werden.


§. 5.
Die Herz-Ohren uͤberhaupt.


Dieſes ſind nunmehro die erſten Anlagen zur Ge-
ſchichte des Herzens. Nunmehro wollen wir alles ſtuͤk-
weiſe vornehmen, und den Anfang mit denen Anhaͤngen
des Herzens, oder denen Vorgemaͤchern deſſelben ma-
chen, welche, wegen einiger Aehnlichkeit, ſonderlich zur
rechten Seite, den Namen der Herz-Ohren fuͤhren,
und davon ein Theil unter dem Namen derer Herzhoͤ-
lungen,
(ſinus) ſonſt bekannt iſt. Die anatomiſchen
Schriftſteller bedienen ſich dieſer Benennung auf ver-
ſchiedene Art. Die mehreſten von den alten und neuen
unter denenſelben (q) verſtehen unter dem allgemeinen
Namen derer Herz-Ohren uͤberhaupt das ganze Behaͤlt-
nis, welches auf der rechten und linken Seite das Blut
von den groſſen Blutadern aufnimt, und hernach beiden
Kammern uͤberlaͤſſet. Andere, und beſonders Boer-
haave
[581]Die Herzohren.
haave(r), beſtimmen die Bedeutung des Ohrs ein we-
nig genauer, und begreifen nur allein unter dieſem Na-
men diejenige Hoͤle, deren innere Flaͤche von fleiſchigen
Muskelbuͤſcheln (carnei lacerti) durchkreuzet, und durch
die eingekerbten Raͤnder abgetheilet wird. Eben dieſel-
ben verſtehen unter dem Namen der Hoͤlung (ſinus) den-
jenigen Theil der Vorkammer des Herzens (atrium), wel-
cher nicht nur von auſſen ungekerbt und glatt, ſondern
auch inwendig ungegittert iſt. Jch habe dieſen Unter-
ſchied derer Woͤrter, in Anſehung deſſen, was man dar-
unter verſtehet, hier nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen
koͤnnen, weil daraus in der Theorie des Blutumlaufes
ein wichtiger Jrrthum entſtanden iſt.


Jch finde daß ſich die Herrſchaft derer Vorgemaͤcher
des Herzens eben ſo weit erſtrekke, als des ganzen Si-
ſtems derer Blutadern ihre, alſo daß in der That kein
einziges Thier, das mit Blutadern verſehen iſt, ein Herz
ohne Ohren hat, da ich hingegen in denenjenigen keine
Ohren antreffe, deren Herz lang iſt, und zugleich die
vornehmſte Schlagader abgibt, und wo man bis auf
dieſe Stunde noch keine Blutadergefaͤſſe, die von denen
ſchlagaderhaften offenbar unterſchieden waͤren, deutlich
gezeiget hat. Denn die Herz-Ohren ſind offenbar nur
darum gebildet, daß ſie das in denen Blutadern befind-
liche Blut aufnehmen ſollen, theils damit daſſelbe ver-
mittelſt der muskelhaften Kraft in das Herz getrieben
werde, und daſſelbe mit einem groͤſſern Strome ausdeh-
nen (s), anbei auch dieſen Muskel zu einer deſto ſtaͤrkern
Zuſammenziehung reizen koͤnne; theils und vornaͤmlich,
damit ſie fuͤr das Gebluͤte der Blutadern ein Bchaͤltnis
abgeben moͤgen, ſo oft entweder das Herz unter ſeiner
O o 3Zuſammen-
[582]Viertes Buch. Das Herz.
Zuſammenziehung dieſes Blut nicht hineinlaſſen kann,
oder ſo oft die mit Blut angefuͤllete Lunge, bei der An-
ſtrengung, unter einer langwierigen Einathmung, oder
aus andren Urſachen, die den Durchgang des Blutes
durch gedachtes Eingeweide aufhalten, dem aus de-
nen Blutadern zuruͤkkommenden neuen Blute Wider-
ſtand thut (s*).


Daß nun aber dieſes die Abſicht von der Bauart der
Herz-Ohren geweſen ſey, kann allem Anſehen nach mit
dem Exempel desjenigen ſehr geraumigen blutaderhaften
Behaͤltniſſes bewieſen werden, welches man in ſolchen
Thieren wahrnimmt, die bei ihrer beſondern Lebensart,
als Amphibien, ſich oͤfters lange Zeit unter dem Waſſer
aufhalten muͤſſen, wie man an der Schildkroͤte ſiehet,
deren blutaderhaftes Behaͤltnis ſowol von Joh. Me-
ry
(t), als von Joſeph Duverney(u) beſchrieben wor-
den. Es hat daher die Natur fuͤr das Blut, ſo ſich in
denen Blutadern befindet, ein deſto geraͤumigeres Be-
haͤltnis verfertiget, je laͤnger das Blut, wie ſie vorher
ſahe, vor dem Herzen ſich wuͤrde aufhalten muͤſſen. Auf
was Art nun aber die Blutadern dem in der Zuſam-
menziehung begriffenen Herzen ungleich mehr, als das
viel ſtaͤrkere Herz-Ohr, widerſtehen koͤnnen, oder wie ei-
gentlich die Ohren dieſen Widerſtand des in denen Blut-
adern befindlichen Blutes moͤchten vermindern koͤnnen,
ſolches kann ich fuͤr meine Perſon noch nicht gehoͤrig ein-
ſehen.


Diejenigen Thiere haben allezeit zwei Herz-Ohren,
deren Blut warm iſt: ingleichen die zwei Herzkammern
haben, und bei denen die vier groſſe Gefaͤſſe aus dem
Herzen laufen, auch wo endlich das Blut erſt alsdenn
aus
[583]Die Herzohren.
aus der vorderen Kammer in die hintere geleitet wird,
wenn es vorher voͤllig durch die Lunge gegangen iſt.
Denn gleichwie in dieſen Thieren ſich zween Blutader-
Staͤmme befinden, ſo haben ſie auch zwei Vorkammern,
in welche das Blut aus dieſen Staͤmmen ausgelee-
ret wird. Dagegen findet ſich bei ſolchen Thieren nur
ein Herz-Ohr, wo nur eine Herzkammer vorhanden iſt (x),
und wo nur eine geringe Menge Blut durch die Lunge
gefuͤhrt wird; und in ſolchen Thieren iſt auch das Blut
kalt, oder hat wenigſtens nur einen kleinen Grad von
Waͤrme mehr, als das Waſſer. Jch habe in allen Fi-
ſchen (y), die ich geoͤfnet, nie mehr, als ein Herz-Ohr
gefunden, und ich kann auch gar nicht einſehen, was
die Natur haͤtte bewegen ſollen, ſtatt einer Blutader de-
ren zwo in dieſen Geſchoͤpfen anzubringen. Man hat
demnach, damit ich mein Vorgeben durch das bewaͤhrte
Zeugnis anderer beſtaͤrke, nur ein einziges Herz-Ohr, un-
ter dem Fiſchgeſchlechte, im Lachſe (z), der Schmerle
(muſtela) (a), dem Brachſen (b), den Neunaugen (c),
dem Stoͤr (c*), dem Meer-Sau-Fiſche (galeus) (d), im
See-Hund (canis carcharias) (d*), im Schwerdfiſche (e),
Klumpfiſche (f), Froſchſiſche (rana piſcatrix) (g), und
dem Krampffiſche (h) entdekt. Jndeſſen iſt das Herz-
Ohr, in Verhaͤltnis gegen das Herz, ziemlich gros, und
O o 4befindet
[584]Viertes Buch. Das Herz.
befindet ſich hinter dem Herzen und auf deſſen rechter
Seite.


Da nun gewiſſe Schriftſteller denen Fiſchen auch zwei
Herz-Ohren beilegen, ſo moͤgen wohl, allem Anſehen
nach, einige beruͤhmte Maͤnner den harten und dikken
Aortenknoten fuͤr ein Ohr angeſehen haben (i), wes-
wegen ſie ihm denn auch den Beinamen des ſchlagader-
haften
Herz-Ohres gegeben haben; es iſt auch hier-
naͤchſt zu vermuthen, daß andere das Blutaderbehaͤltnis,
welches ſich in das Herz oͤfnet, fuͤr ein wirkliches Herz-
Ohr moͤgen gehalten haben. Den vorgedachten Aorten-
knoten an den Fiſchen hat Caeſalpinus(k) ſchon laͤng-
ſtens fuͤr eine dritte Herzkammer angenommen.


Jch habe aber auch in den vierfuͤſſigen Thieren, wel-
che Eier legen, und die ſonſten die mittlere Claſſe zwi-
ſchen den Fiſchen und Voͤgeln ausmachen, z. E. in der
gemeinen und in der andern ſchoͤnern gruͤnen Eidechſe, im
Froſche und der Kroͤte, nur ein Ohr angetroffen; in wel-
chen allen daher die aus den Blutadern zuruͤkkommende
Blutmaſſe das ganze Ohr auf einmal anfuͤllet, und daſſelbe
auch mit einmal wieder leer ſtehen laͤſſet, ſobald es in die
Kammer heruͤbergeht. Andere bezeugen eben das von
der Schildkroͤte (l), dem Crocodile (m), der Europaͤi-
ſchen Natter (n), und der groſſen Klapperſchlange (o).


Man
[585]Die Herzohren.

Man mus ſich aber wundern, wie die Schriftſteller,
bei einer Sache von ſo geringer Schwierigkeit, unter-
ſchiedner Meinung haben ſeyn koͤnnen: welches nicht blos
von der Schildkroͤte (p), einem beſonders gebaueten
Thiere, und deren Herz ein Mittelding zwiſchen den ein-
und zweioͤhrigen Herzen iſt, ſondern auch von Crocodile
(q), dem Chamaeleon (r), und endlich vom Froſche (s)
gilt, deſſen ich mich faſt eben ſo oft, als der Hunde, be-
dienet habe.


Endlich ſo haben diejenigen Wuͤrmer und Jnſecten
von dieſer Claſſe nur ein Ohr erhalten, die ein kurzes
Herz haben, als naͤmlich der Fluß-Krebs (t), die Horniſ-
ſen (u), die Auſter (x), der Keilmuſchelfiſch (y), und der
in der Trompetenſchnekke befindliche (z).


§. 6.
Das rechte Herz-Ohr.


Wir muͤſſen aber nun wieder zum Menſchen zuruͤkke-
kehren. An deſſen Herzen befinden ſich demnach zwei
Ohren, darunter das rechte dieſen Namen mit allem
Recht verdient, weil es dergeſtalt zur rechten Seite liegt,
daß ſich am ganzen Herzen nichts ſo ſehr rechts nennen
laͤſt, wenn man nicht etwa, nach der ſubtilern Zerglie-
O o 5derungs-
[586]Viertes Buch. Das Herz.
derungskunſt, einen Theil vom linken Sinus ausneh-
men wolte, welcher ſich zwiſchen den beiden Lungenblut-
adern befindet.


Es haͤngt dieſes Ohr beinahe ſenkrecht am Herzen,
und ſtuͤzzet ſich mit ſeinem unterſten Theile auf das
Zwerchfell (a).


Es wuͤrde ſchwer fallen, die Geſtalt deſſelben deut-
lich zu beſchreiben. Jndeſſen koͤmmt daſſelbe doch einem
elliptiſchen Koͤrper (corpus elliptoides) einigermaſſen
gleich, indem der mittlere, und der ſogleich uͤber dieſem
befindliche Theil etwas breiter iſt (b), und der unterſte und
oberſte Theil in ein ſpizziges und blindes Ende ſich zu-
ſammenſchlieſſet. Das untere Ende, welches linker
Hand gegen die untere Holader liegt, iſt ebenfalls kurz.
Das obere Ende wird gemeiniglich der Anhang genen-
net, weil daſſelbe von der uͤbrigen Laͤnge des Ohres, durch
einen ſtarken queer uͤber laufenden Buͤndel von Muskel-
faſern (transverſus faſciculus muſculoſus), abgeſondert
wird. Es iſt daſſelbe ſpizzig und krummgebogen, alſo
daß es nach oben zu erhaben, und unterwerts gleichſam
ausgeſchnitten iſt. Es lieget faſt in die Queere uͤber der
Aorte hin, und endiget ſich in dem Zwiſchenraume, den
dieſe Schlagader und die nach der Lunge hinlaufende zu-
ſammen machen, oder es endigt ſich auch bei dem rechten
und untern Rande eben dieſer Schlagader, und erhaͤlt
von ihrem Zwiſchenraume ſeine Bildung. Von einigen
iſt dieſer Anhang gar zu kurz (c), von andern gar zu
rund (d) abgebildet worden. Veſalius(e) und Jac.
Benignus
[587]Die Herzohren.
Benignus Winslow(f) nenneten ihn die Spizze die-
ſes Herz-Ohres.


Die vordre und rechte Endigung des rechten Herz-
Ohres, pfleget nach vorne zu, wo daſſelbe an der Kam-
mer anhaͤngt, etwas hervorzuragen; rechter Hand aber
und zugleich ruͤkwaͤrts ziehet ſie ſich gegen die Holadern
hin, und an dieſe hat ſie die Natur dergeſtalt feſt ver-
bunden, daß man bisweilen zwar den obern und untern
von dieſen Blutaderſtaͤmmen unterſcheiden, an der mitt-
lern Hoͤhe aber dasjenige, was eigentlich zu den Blut-
adern, und was dagegen zu dem Herz-Ohre gehoͤrt, ſehr
ſchwer von einander trennen kann. Daher iſt es nun
gekommen, daß verſchiedene beruͤhmte Maͤnner ſchon vor
langer Zeit auf verſchiedene Meinungen hieruͤber gera-
then ſind, indem einige behauptet, daß die untere Hol-
ader mit der obern in einem Stuͤkke fortgienge, und da-
gegen andre gelaͤugnet haben, daß ſich beide Blutadern
mit einander vereinigten. Winslow macht nur eine
und in eins fortgehende Ader daraus (g), der vortrefli-
che Walther(h) und J. B. Senac hingegen ſezzen de-
ren zwone, weil ſich zwiſchen beiden eine Partikel befaͤn-
de, deren Faſern eine andere Richtung zeigten, als man
in den uͤbrigen Theile der Blutadern wahrnaͤhme. Mir
hat es geſchienen, als ob ſich ſowol vor- als hinterwerts
eine Partikel daran befaͤnde, welche weder vergitterte,
noch erhabne Faſern haͤtte, wovon man ganz zuverſicht-
lich, und ohne ſich eines Jrrthums zu befuͤrchten, be-
haupten koͤnne, daß vermittelſt derſelben beide Blut-
adern mit einander vereiniget wuͤrden.


Die

[588]Viertes Buch. Das Herz.

Die hintere und rechte Flaͤche der Vorkammer, kann
gar nicht entdekket werden, ſo lange alles in ſeinem or-
dentlichen Zuſtande und noch unverlezt iſt; inzwiſchen iſt
ſie an ſich glatt, und gibt eine Scheidewand ab zwiſchen
dem rechten und linken Ohre, jedoch erhebt ſie ſich etwas
mehr gegen das rechte Ohr. Sie gehet gleichfalls oben
und unten, vermittelſt ihrer aͤuſſern und vornaͤmlich der
innern Membrane, ganz deutlich in einem fort (k), und
ich halte davor, daß man auch den ſehnigen Ring (l)
nicht leichtlich zeigen koͤnne, vermittelſt deſſen die beiden
Holadern mit dem rechten Sinus zuſammenhaͤngen ſol-
len. Und eben darum hat man ſchon vor langer Zeit
die Herz-Ohren mit guten Recht zur Claſſe derer Blut-
adern gerechnet (m).


§. 7.
Die Holadern.


Jm Menſchen befinden ſich wirklich zwo Holadern
(n). Die untere iſt die kuͤrzeſte dererſelben, und man
kann durch dieſes Merkmal leicht den menſchlichen Bau
von derer vierfuͤßigen Thiere ihren unterſcheiden, als bei
welchen dieſe Blutader in der Bruſt laͤnger iſt. Es ruͤh-
ret dieſer Unterſcheid von der Lage des Herzens her, und
da ſolches im Menſchen mit ſeiner voͤlligen breiten und
flachen Seite auf dem Zwerchfelle liegt (o), ſo konnte
zwiſchen dem Herz-Ohre und dem Zwerchfelle keine lan-
ge Blutader angebracht werden: dagegen iſt an den Thie-
ren, bei denen der Herzbeutel nur mit ſeiner Spizze al-
lein das Zwerchfell beruͤhrt, von dieſem Muskel bis zum
rechten Ohre eine ganz anſehnliche Weite vorhanden,
und
[589]Die Herzohren.
und es pfleget beſonders an dieſem Orte die Holader von
einem eignen Lungenlappen unterſtuͤzzet zu werden. Die-
ſe untere Holader iſt um etwas weiter, als die obere, und
es verhalten ſich uͤberhaupt ihre Durchmeſſer wie eins zu
anderthalb gegen einander (p).


Wir wollen vorerſt die obere Holader von derjeni-
gen Seite beſchreiben (q), wo dieſelbe in den Herzbeutel
eingeſchloſſen iſt. Hier iſt ſie kleiner, als die untere,
ſie ſteiget gerade uͤber ſich in die Hoͤhe, und koͤmmt in
derjenigen Gegend ganz ohne alle Aeſte an, wo ſie den
Herzbeutel, der daſelbſt angewachſen iſt, aufnimt. Es
geſchiehet ungemein ſelten, daß ſich die ungepaarte Blut-
ader innerhalb der Herzbeutelhoͤle in die obere Holader
hineinbegiebt, und doch hat es Wilh. Cheſelden(r),
und an einem Schweine Claudius Nicolaus le Cat(s)
wahrgenommen: an einem Affen ſcheinet dieſer Bau
nichts ungewoͤhnliches zu ſeyn, indem Galenus(t)
denſelben nicht anders beſchreibt. Dieſen Mann wi-
derlegte der gelehrte Veſalius mit ſeinen am Menſchen
gemachten Verſuchen (u), dem nachhero Jacob Syl-
vius
(x) ein laͤcherliches Argument entgegen ſezte: er be-
hauptete naͤmlich, daß die Bruſt am Menſchen ehemals
laͤnger geweſen, als ſie nun zu unſern Zeiten waͤre, und
daher haͤtte die ungepaarte Ader, welche immerzu noth-
wendig einerlei Laͤnge haben muͤſte, zur damaligen Zeit
nicht uͤber den Herzbeutel hinuͤber ſteigen koͤnnen, wie
ſie nun heutiges Tages, da unſre Bruſt kuͤrzer waͤre, zu
thun pflegte. Die Erdichtungen dieſes hizzigen Greiſes
widerlegte Euſtachius, der ſonſt ein ſtrenger Verfech-
ter
[590]Viertes Buch. Das Herz.
ter des Galenus war, ebenfalls auf eine laͤcherliche Art.
Ferner geſchiehet es auch gar ſelten, daß ſich die untere
Holader um das Herz kruͤmmet, und ſich mit der obern
Holader in den unterſten Theil des rechten Herz-Ohrs
hinein begiebt. Es hat ſolches vormals Cheſelden
wahrgenommen (y). Seltener geſchiehet es, daß in ei-
nem Lamme beide Adern in das Herz laufen (z), oder
daß dergleichen Ader in einem Menſchen gedoppelt gefun-
den worden, wie ſolches vom Bartholinus ziemlich
dunkel (a), beſſer aber und deutlicher, nach ſeiner eigenen
Erfahrung, von dem beruͤhmten Philipp Adolph Boͤh-
mer
(b) iſt beſchrieben worden. Man hat aber auch
einige unfoͤrmliche Bauarten an der untern Holader an-
gemerkt. Theodor Kerkring(c) fand die Holader im
Unterleibe gedoppelt; J. Zacharias Petſche(d) ſahe de-
ren auch zwei neben einander, die aber mit einem Queer-
ſtamme zuſammengehaͤngt waren; und endlich traf ſie
auch der beruͤhmte Scherer(e) gedoppelt, und unter
der Leber zertheilt an.


Uebrigens iſt die Bauart der obern und untern Hol-
ader nahe am Herzen muskelhaft. An dem obern Stam-
me hat vorlaͤngſt J. Nicolaus Pechlin(f), einen Fin-
ger lang uͤber dem Herzen, fleiſchige Queerfaſern gefunden,
welche von andern mit dem Namen eines Schliesringes
(ſphincter) ſind belegt worden (g). Man findet auch
der-
[591]Die Herzohren.
dergleichen Faſern an der untern Holader (h) bis zur Le-
ber hin, die man nur allein aus der an ſich ganz offen-
baren Zuſammenziehung der Holader, wovon wir an ei-
nem andern Ort handeln werden, deutlich genung erken-
nen kann.


§. 8.
Die gezakten Muskeln des Herz-
Ohres.


Wir gehen nun zu dem innern Baue des rechten
Herz-Ohres fort. Dieſer iſt bei dem Menſchen folgen-
der maſſen beſchaffen. Es hat derjenige Theil von der
Vorkammer des Herzens, welcher mit fleiſchigen Buͤn-
delchen (carnoſi lacerti), und in der Mitte mit ſeinem
Gruͤbchen verſehen iſt (i), von auſſen uͤberhaupt lauter
Queerfaſern (k). Seine inwendige Flaͤche durchlaufen
ſehr viele Muskeln, welche unter ſich aller Orten parallel
ſind, ob dieſes gleich nicht vollkommen genau geſagt
werden kann, weil ſich dieſe Muskeln hin und wieder un-
ter ſpizzigen Winkeln durchkreuzen, und durch parallele
Aeſte wie ein Nez unter einander zuſammen geflochten
werden; und dieſe Aeſte ſind nicht nur von verſchiedner
Groͤſſe, ſondern auch ſchon fuͤr ſich ſelbſt wieder in an-
dere Aeſte zertheilt (l).


Einige von dieſen Aeſten befinden ſich in der aͤuſſern
Membrane des Herz-Ohres: andre entfernen ſich von
derſelben ein wenig, daß man einen dikken Drat oder
Griffel dazwiſchen bringen kann (m). Derjenige Theil
des Herz-Ohres, der ſich zunaͤchſt bei der Euſtachiſchen
Klappe
[592]Viertes Buch. Das Herz.
Klappe beſindet, iſt uͤberhaupt glaͤtter, und mit kleinern
Muskeln verſehen. Uebrigens hat dieſe Muskelbuͤndel
J. Benignus Winslow kurz beſchrieben (n): Ruyſch
(o) und der vortrefliche Senac(p) geben davon eine ſehr
gute Abbildung, Lower(q) ſtellt ſie gar zu ordentlich
oder regelfoͤrmig, und Raymund Vieuſſens(r) allzu
rundlich vor.


Es haben dieſe Muskelbuͤſchel ihre zwo Enden; ihr
vorderes befindet ſich in der Gegend, wo ſich das Herz-
Ohr mit dem Herzen vereinigt (s), und hier verlieren ſich
dieſelben in dem weiſſen Zellgewebe (t), welches die Oh-
ren mit dem Herzen verbindet. Und daher koͤmmt es,
daß man das Herz-Ohr, ohne Verlezzung eines Muskel-
buͤſchels, von Herzen abloͤſen kann. Wir werden von
dieſer Grenzlinie anderswo zu reden Urſach haben. Die
hintere Endigung findet man in demjenigen glatten Thei-
le des Herz-Ohres, welchen man den Sinus nennt, und
in der Scheidewand derer beiden Herz-Ohren, allwo ei-
nige Faſern der rechten Vorkammer mit den Fleiſchfa-
ſern des linken Ohres in einem Stuͤkke fortlaufen (u).
Die uͤbrige Laͤnge dieſer Muskelbuͤſchel beſchreibet einen
Bogen, der gemeiniglich um etwas kleiner, als ein hal-
ber Zirkel iſt. Da uͤberdem einige darunter laͤnger ſind,
als die andern, ſo erſcheinet der ganze aͤuſſere und rechte
Umfang des Herz-Ohres, und beide Umfaͤnge des An-
hangs, gezakt, wie ein Hanekamm zu ſeyn pflegt, indem
ein laͤngerer halber Zirkel den hervorragenden Zahn, und
der daneben befindliche kuͤrzere halbe Zirkel die Zwiſchen-
tiefe zwiſchen zweenen Zaͤhnen ausmacht. Jſt das Herz-
Ohr ganz angefuͤllt, ſo fallen dieſe Zaͤhne weniger ins
Geſichte.


An
[593]Die Herzohren.

An dem Anhang des Herz-Ohres beſchreiben dieſe
Muskelbuͤſchel mit ihrer Laͤnge ein groͤſſeres Stuͤk vom
Zirkel (x), und ſie erſtrekken ſich beinahe bis zu den drei
groſſen Buͤndeln, naͤmlich dem vordern, hintern, und
untern, welcher den Anhang von dem Herz-Ohre abſon-
dert. Eben dieſe Muskeln liegen uͤber einander, und
die Hoͤlung dieſes Anhangs lauft nicht weiter fort, ſon-
dern ſie wird von ihnen wie durch kleine fleiſcherne Bal-
ken beſonders eingeſchraͤnket. Jch habe ihren Bau, bei
genauerer Unterſuchung, folgendermaſſen beſchaffen ge-
funden.


Der erſte Muskel, der von dem fleiſchigen Rand,
welcher das rechte Herz-Ohr mit der rechten Kammer
verbindet, ſeinen Urſprung nimmt, lief um die vordre
Wurzel des Anhangs, und um das hintere Ende des
Herz-Ohres, welches die Scheidewand der Ohren erzeugt,
in Geſtalt eines Zirkels herum. Das Ende dieſes Mus-
kels befand ſich etwas mehr nach der linken Hand hin,
als wo ſich ſonſt die Euſtachiſche Klappe befindet. Hin-
ter dieſem Muskel und auf deſſen rechter Seite, ferner
von deſſen zweitem vordern und linkem Ende, entſtunden,
aus dem Zirkel der rechten Blutadermuͤndung, die halb-
zirkligen Muskelbuͤſchel des Herz-Ohrs. Ferner ent-
ſpringt von eben dieſem Muskel der rechte Theil derer
Buͤſchel des Anhangs, und dieſes ſind diejenigen Buͤ-
ſchel, welche, nachdem ſie ſich linker Hand wie eine flache
Hand ausgebreitet haben, dem andren aͤhnlichen Buͤ-
ſchel entgegen kommen. Dieſer andre Buͤſchel hat ſei-
nen Urſprung von dem zweeten Muskel des Anhangs des
rechten Herz-Ohres erhalten, welcher von dem obern
Theile der rechten Blutadermuͤndung in der Gegend des
ſpizzigen ſcharfen Randes herkommt, und ganz allein
bis in den Anhang fortgehet. Sonſten ſtrekket auch
P peben
[594]Viertes Buch. Das Herz.
eben dieſer Muskel ſeine Faſern wie Halbmeſſer in das
Herz-Ohr von ſich.


Ein dritter Muskel, der zu dem Anhange des Ohres
gehoͤret, fand ſich noch in einem andern Leichname; er
kam von der Blutader-Muͤndung der rechten Kammer
herauf, lag etwas hoͤher als der vorhergehende, und,
nachdem er gerade aufwerts geſtiegen, ſo giengen ſeine
ſtrahligten Faſern in den holen Anhang hinein. Dieſer
Muskel war hingegen in einem andren todten Koͤrper
nicht anzutreffen. Mit dieſem, was ich hier angefuͤhrt,
kann man dasjenige vergleichen, was Vieuſſens(y)
und der vortrefliche Senac(z) von den Faſern des rech-
ten Herz-Ohres in ihren Schriften gemeldet haben. Es
laſſen ſich aber ſolche Sachen ſchwerlich ohne Zeichnun-
gen, oder ohne einen Koͤrper vor ſich zu haben, hinlaͤng-
lich beſchreiben.


Uebrigens wird das Herz-Ohr inwendig von einer
zarten und glatten Membrane uͤberkleidet, welche eine
Fortſezzung von der inwendigen Dekke des Herzens (a)
und der Holader iſt: von auſſen leget ſich um ſelbiges
die aͤuſſere Herzbekleidung herum, die vom Herzbeutel
ihren Urſprung nimmt. Da aber beide Membranen un-
gemein zart ſind, und zwiſchen den Muskelbogen gewiſſe
Zwiſchenraͤume uͤbrig bleiben, wo gemeiniglich, auſſer
dieſen Membranen, der Ausdehnungskraft des Blutes
gar nichts einigen Widerſtand thun kann, und wo das
Herz-Ohr, wenn es gegen das Licht gehalten wird, durch-
ſichtig iſt (b), ſo erſiehet man hieraus, daß ſich das rech-
te Herz-Ohr ungemein ausdehnen laſſen, und endlich
gar zerreiſſen koͤnne. Beiderlei Uebel ſind beſonders als-
denn zu befuͤrchten, wenn einige Hindernis vorhanden
iſt,
[595]Die Herzohren.
iſt, wodurch der Lauf des Blutes durch die Lunge auf-
gehalten wird, und die Holadern indeſſen immer fort-
fahren, ihr Blut in das Herz-Ohr auszuſchuͤtten, von
dem ſich doch die rechte Herzkammer nicht wieder entle-
digen kann. Dieſes eraͤugnet ſich gemeiniglich bei einer
ſtarken Anſtrengung, oder von einem in der rechten Herz-
kammer befindlichen Faſergewaͤchſe (polypus), und end-
lich wenn in der linken Kammer ſolche Fehler vorhanden
ſind, wodurch der Umlauf des Blutes verzoͤgert wird.
Dergleichen Beiſpiele aber gehoͤren an einen andern
Ort.


Es ſind hingegen dieſe Muskeln des Herz-Ohres un-
gemein reizbar, und in Anſehung ſolcher Kraft uͤbertref-
fen ſie die mehreſten andern Theile des Koͤrpers, ja ſo
gar die Theile des Herzens ſelbſt. Aber auch dieſes ſoll
von uns genauer erlaͤutert werden, wenn von dem Herz-
ſchlage die Rede ſeyn wird.


§. 9.
Der rechte Sinus.


Nunmehro muͤſſen wir von dem glatten Theile des
rechten Herz-Ohres handeln. Die eine Helfte deſſelben,
und zwar die groͤſſere, wird mit gutem Rechte die Schei-
dewand der Herz-Ohren
(ſeptum auricularum) ge-
nannt, und ſie gehet von dem rechten Ende der untern
Holader, bis zu eben dem Ende der obern Holader in
einem Stuͤkke fort; linker Hand aber endiget ſie ſich an
der linken Saͤule des Jſthmus, die wir bald hernach be-
ſchreiben wollen. Ueber dieſer Saͤule befindet ſich noch,
linker Hand, ein glatter Theil von Herz-Ohre, der zwi-
ſchen dieſem Jſthmus und dem Eingange in das Herz
auf der linken Seite der Holader liegt; und dieſes iſt
diejenige Gegend, welche der fleiſchige und ſtarke Buͤſchel
einnimmt, von dem die halbzirklige Muskeln des ausge-
P p 2zakten
[596]Viertes Buch. Das Herz.
zakten Theils am Herz-Ohre ihren Urſprung bekommen,
wobei zugleich dieſer Buͤſchel die rechte Blutadermuͤndung
umgiebt. Die jezt beſchriebene Gegend der Vorkammer
des Herzens iſt an ſich glatt, einige wenige Faſern aus-
genommen, welche ſich wie ein Nez durcheinander flech-
ten, und die entweder zu dem untern Theile der eyfoͤrmi-
gen Grube, oder zu der Klappe des Euſtachius mit
gehoͤren. Dieſen glatten Theil hat Boͤrhaave(c) mit
dem Namen des rechten Sinus belegt, und ihn von
dem Herz-Ohre abgeſondert.


Jn Anſehung ſeiner Bauart beſtehet er, auſſer den
zwoen Membranen, naͤmlich der aͤuſſern und innern
Herzmembranen, noch aus einigem Fette, vornaͤmlich
aber aus muskelhaften Faſern. Dieſer ihre Richtung
iſt aber ſo verwikkelt, daß man weder die dabei gebrauch-
ten Ausdruͤkke des Walthers(d), noch des Vieuſſens
ſeine (e), noch die Beſchreibungen des Peter Simon
Rouhaults(f), und eines neuern vortreflichen Schrift-
ſtellers ſeine (g), ohne ſonderliche Schwierigkeit verſte-
hen kann. Denn weil ſie weder haͤufige Schichten ma-
chen, noch an ſich dik ſind, noch von ihren Dekken, oh-
ne zu zerreiſſen, leicht entbloͤſſet werden koͤnnen, und da
dieſe Faſern auſſer dem allerlei Richtungen an ſich neh-
men, ſo kann es wohl nicht anders kommen, als daß
man ſie an denen todten Koͤrpern niemals ordentlich ab-
ſondern, oder mit ſo deutlichen Worten beſchreiben kann,
daß der Leſer ſich eine klare Vorſtellung davon ſolte ma-
chen koͤnnen. Aus der Urſache mag ich hier keine Be-
ſchreibung von einer an ſich dunklen Sache mittheilen,
und ich verweiſe nur den Leſer zu den angezogenen Schrift-
ſtellern, unter denen einer der neueſten, der vor andern
ſich
[597]Die Herzohren.
ſich beſondere Muͤhe giebt, dieſe Faſern den Jrrgang (h)
nennt, nachdem er von der Wahrheit der Sache ſelbſt
zur Gnuͤge uͤberzeugt worden.


Uebrigens vereiniget ſich, in der gedachten Scheide-
wand, der linke Sinus mit dem rechten, dem er hinter-
werts gerade entgegen geſezt iſt, und waͤchſt voͤllig mit
ihm zuſammen. Ein Stuͤk von dieſer Vereinigung wird
zu einem Zellgewebe, daß man alſo einem Theil von dem
rechten Sinus, der Laͤnge nach, von dem linken ohne
Beſchaͤdigung abſondern kann: und an dieſen Theile hat
ein jeder Sinus ſeine beſondern Faſern. An dem uͤbri-
gen Theile gehet hingegen die Abloͤſung nicht ſo gluͤklich
von ſtatten, daß man nicht zugleich einige Fleiſchfaſern
mit zerreiſſen ſolte, indem die Faſern, die dem rechten
Sinus zugehoͤren, mit denen Faſern des linken vergit-
tert (i) ſind, und nur eine einzige, dichte, und gerade
durchgehende Wand alle beide Sinus unterſcheidet.
Uebrigens laufen alle auswendige Faſern, an der rechten
Seite der zwiſchen den Herz-Ohren befindlichen Scheide-
wand, durchgehends nach der Queere, die inwendigen
hingegen durchkreuzen ſich nach andren entgegen geſezten
Richtungen (k).


§. 10.
Lowers Herzohren-Knote
(tuberculum).


Dasjenige, ſo wir, um die Geſchichte des rechten
Sinus vollends zu endigen, annoch hinzuzufuͤgen haben,
iſt mit wenigen Schwierigkeiten verknuͤpfet. Man mus
aber billig von derſelben den bekannten Knoten des Lo-
P p 3wers
[598]Viertes Buch. Das Herz.
wers(l) hinweglaſſen, welcher, indem er durch das
darunter liegende Fett empor gehoben wird, zwiſchen der
obern und untern Holader in einem Winkel ſich befinden
ſoll, welchen der beruͤhmte Verfaſſer in derſelben Ge-
gend abgebildet hat, und wo jener auswendig (m) an
dem rechten Sinus feſt ſizzet. Man hat dieſen kleinen
Knoten ganz willig angenommen, wie es gemeiniglich
diejenigen Schriftſteller zu machen pflegen, welche keine
Gelegenheit haben, ſelbſt Verſuche zu machen (n): und
dieſes iſt ebenfalls von andern geſchehen, die ſich wirk-
lich mit der Zerlegung menſchlicher Leichname beſchaͤftiget
haben (o).


Ehe wir aber zur Hauptſache kommen, muß ich noch
voraus melden, daß der Obertheil des rechten Sinus
mit dem untern in der That keinen Winkel, der rechter
Hand hol waͤre, weder am Menſchen, noch an Thieren
macht, an denen ich dergleichen Unterſuchung angeſtellt
habe. Bei dem Menſchen erhebet ſich in der That der
Sinus nach der rechten Hand hin (p) vielmehr in der
Geſtalt eines Huͤgels, da er ſonſt daſelbſt, nach Lo-
wers
Angeben, eine Hoͤle vorſtellen ſolte. Dieſer er-
fahrne Mann hat dergleichen Winkel nur ein einziges-
mahl angetroffen (q).


Ferner finde ich an dem Orte, wo der Knoten haͤtte
hervorragen muͤſſen, nichts (r), als etwa bisweilen ein
Fett-
[599]Die Herzohren.
Fettkluͤmpchen, welches ſich mitten zwiſchen die Muskel-
faſern und die aͤuſſere Membrane des rechten Sinus an-
legt, und welches uͤberhaupt weder den Lauf des Blutes
zu veraͤndern, noch das Gewicht des Blutes der obern
Holader von der untern abzulenken, oder das Blut in
das rechte Herz-Ohr zu leiten vermoͤgend iſt (t).


Aus dieſer Urſache haben demnach einige Zergliede-
rer dieſen Knoten gaͤnzlich verworfen (u), andre aber den
Namen einen andren Theile im rechten Sinus, naͤmlich
dem Jſthmus (x) oder der Euſtachiſchen Klappe beige-
legt (y). Lower(z) verſtand keinen von beiden Thei-
len darunter, und man kan nicht leicht beſtimmen, was
er eigentlich damit habe andeuten wollen. Jndeſſen ha-
ben doch einige Maͤnner von ſehr groſſen Anſehn an der
Ziege (a), dem Hammel (b), und dem Ochſen etwas
aͤhnliches davon wahrgenommen.


§. 11.
Die eyfoͤrmige Grube
(foſſa ovalis).


Wenn nun aber gleich auswendig kein dergleichen
Knote an dem rechten Sinus ſizt, ſo erheben ſich doch
an der inwendigen Flaͤche dieſes Theils verſchiedne Huͤ-
gelchen. Wir wollen vors erſte von der eyfoͤrmigen
P p 4Grube
(s)
[600]Viertes Buch. Das Herz.
Grube reden, welche Raymund Vieuſſens in einem
uneigentlichen Verſtande die Grube der Holader ge-
nannt hat (d). Man findet naͤmlich an der Scheide-
wand, welche das rechte Ohr vom linken unterſcheidet,
mitten zwiſchen beiden Holadern, eine Stelle, die der-
geſtalt ruͤkwerts eingedruͤkt iſt, daß davon eine durchge-
hends elliptiſche Vertiefung in der Scheidewand ſelbſt
entſtehet. Jn dieſer Tiefe erſcheinen uͤberhaupt ſehr we-
nige Fleiſchfaſern, und ſie iſt, wenn man ſie gegen das
Licht haͤlt, durchſichtig, indem beinahe nichts weiter, als
die Membranen von beiden Ohren, an derſelben uͤbrig
bleiben (e). Sie hat ferner eine ſo ſchiefe Lage, daß ſie
an ihrem obern Theile, etwas mehr nach hinten zu hol (f),
unterwerts aber allmaͤlich gegen die Vorderſeite zu erha-
ben, und gar nicht tief ausgehoͤlt iſt, bis ſie ſich endlich
in die untere Holader ausbreitet und daſelbſt verliert. Jn
dieſer Tiefe iſt die Membrane des rechten Sinus biswei-
len glatt (g), bisweilen wie ein Nez geformt (h), ſo
daß entweder die ganze Grube, oder wenigſtens ihr un-
terer Theil, von verſchiedenen mit vielen Aeſten verſehe-
nen Faſern, die ſich unter einander verwikkeln, bedekket
wird. Man kann dieſes zarte Nez bisweilen ſo deutlich
ſehen, daß es gleichſam eine zwote Klappe vorſtellt, wel-
che von dem linken Ende des Jſthmus rechter Hand
und hinterwerts, uͤber die rechte Saͤule des Jſthmus,
herabgehet, und auf dieſer Saͤule und der wahren Klap-
pe des eyfoͤrmigen Loches ſich endiget; ſein Bogen aber
kruͤmmet
(c)
[601]Die Herzohren.
kruͤmmet ſich verkehrt gegen den gewoͤhnlichen Jſthmus-
bogen, und ſtrekket ſeine Hoͤrner uͤber ſich in die Hoͤhe.
Sonſten habe ich auch an einem neugebornen Kinde
wahrgenommen, daß eine andere zarte Membrane von
der Klappe des eyfoͤrmigen Loches heraufgeſtiegen, und
ſich in den oberſten und holen Bogen des eyfoͤrmigen
Ringes begeben. Oberwerts findet man das vorgedach-
te Nez ſeltener.


Auf dieſe Weiſe verhaͤlt es ſich nun eigentlich damit
bei erwachſenen Menſchen; bei einer menſchlichen Frucht
iſt hingegen dieſe Grube von ganz anderer Beſchaffenheit
und von beſonders groſſen Nuzzen, wovon an einem an-
dern Ort annoch ſoll gehandelt werden. Unterdeſſen
kann man damit vergleichen, was von dieſem Theile an-
dre beruͤhmte Maͤnner angemerkt haben (i).


§. 12.
Der eyfoͤrmige Ring.


Um die beſchriebene eyfoͤrmige Vertiefung leget ſich
ein erhabener Rand herum, den Veſalius(k) bereits
vorlaͤngſt den Jſthmus, wegen einiger Aehnlichkeit
mit einer ſchmalen Erdzunge zwiſchen zweien Meeren, ge-
nannt hat, und welchen wir den Ring der eyfoͤrmi-
gen Grube
(l) nennen. Jch treffe von dieſem Ringe
bei dem alten Zergliederern einige Spuren an (m). Na-
P p 5thanael
[602]Viertes Buch. Das Herz.
thanael Highmorus(n) nannte ſchon deutlicher das,
was mitten an der Holader hervorragt, eine knorpelhafte
Schnur (ſtriga cartilaginoſa). Johann Mery(o) gab
davon eine andere Abbildung, und es iſt ſolches bei ihm
der Obertheil von der Scheidewand der Ohren: er ſtellet
aber den Bogen wie einen halben Mond und zu kurz vor.
J. Maria Lanciſius(p) nennt es eine muskelhafte
Binde (vitta muſculoſa), und der beruͤhmte Trew(q) hat
eine Abbildung davon mitgetheilt. Jch habe kurz vorher
erinnert, daß ſolches eben das ſey, was ſonſt einige
den Knoten nennen (r).


Es iſt demnach der obere Theil von dieſem Ringe ein
Bogen, der aus Fleiſchfaſern beſtehet (s), welche ſich
ebenfalls wie ein Bogen gegeneinander kruͤmmen, und
mit der innern Ohrenmembrane uͤberkleidet ſind, und der
ſeine Hoͤrner nach unten herabkehret. Dieſe Hoͤrner, wel-
che man gemeiniglich die Jſthmus-Saͤulen nennet (t),
ſteigen ziemlich gerade mit der eyfoͤrmigen Grube abwaͤrts,
doch alſo, daß ihre unterſten Ende einander entgegen ſte-
hen, ſich gegeneinander zuſammenneigen, und entweder,
nachdem ſie ganz duͤnne und flach geworden, ſich voͤllig
vereinigen, oder wenigſtens nicht gar weit von einander
entfernen. Aus dieſer Urſache iſt dieſer Ring entweder
voͤllig eyrund, oder ſchließt ſich doch, wie der Ring der
Ohrtrommel, auf ſolche Weiſe, daß er nur eine kleine
Luͤkke uͤbrig laͤſt (u).


Ferner
[603]Die Herzohren.

Ferner iſt auch die rechte von dieſen Saͤulen theils
weniger erhaben, theils auch nicht voͤllig glatt; die lin-
ke hingegen, welche die Muͤndung der Kranzblutader von
der eyfoͤrmigen Grube abſondert, iſt ſtaͤrker, und hat
Fleiſchfaſern, die ſchon deutlicher niederwaͤrts laufen (x).


Zwiſchen der oberſten Gegend dieſes Jſthmus und der
eyfoͤrmigen Grube, ſind noch gewiſſe blinde Gaͤnge und
Roͤhrchen (y) vorhanden, die ſich gegen das rechte Herz-
ohr eroͤfnen, und gegen das linke verſchloſſen ſind: wir
werden aber von dieſen Gaͤngen ein mehreres beizubrin-
gen fuͤglichere Gelegenheit haben, wenn wir von der
menſchlichen Frucht und den beſondern Wegen, die das
Blut in derſelben nimmt, in Zukunft handeln werden.


§. 13.
Die Euſtachiſche Klappe.


Nunmehro folgt die mit der linken Saͤule des
Jſthmus verbundne Klappe, welche man von ihren
Erfinder die Euſtachiſche nennet. Wenigſtens gehoͤ-
ren die Ausdruͤkke dieſes beruͤhmten Mannes (z) hieher,
obgleich ſeine Abbildung ſehr undeutlich iſt, und ein Nezz-
chen vorſtellet, das ſich gegen die obere Holader zukehrt,
und die halbe mondfoͤrmige Membrane, wenn man nach
der Figur (a) urtheilen ſoll, von ihm abwaͤrts bauchig
gemacht wird, daß man alſo hieraus ſchwerlich ihre wah-
re Beſchaffenheit erkennen kann, weswegen denn auch
der neue Jtaliaͤniſche Ausleger des Euſtachius(b) die-
ſes alles auf das eyfoͤrmige Loch und deſſen Klappe ziehet,
nach-
[604]Viertes Buch. Das Herz.
nachdem bereits vor ihm Johann Riolanus(c) eben
dieſe Vermuthung gehegt hatte. Jnzwiſchen laͤugne ich
deswegen doch nicht, daß von dieſem leztgedachten be-
ruͤhmten Manne nicht ſolte noch eine andre Muthmaſ-
ſung vorhanden ſeyn, und daß derſelbe nicht die wahre
Euſtachiſche Klappe angedeutet habe, von der er ſagt,
daß ſie an eben dieſem Orte nicht vorhanden ſey (d), und
ſie die nezzfoͤrmige Membrane nennet, welche ſich
vor dem Eingange in das Herzohr befindet.
Mit
mehrerer Gewisheit rechne ich die Klappe des Johann
Sperlings(e) hieher, welche ſich nahe an der Muͤn-
dung der Kranzblutader befindet, und verhuͤtet, daß das
Blut nicht in die Holader zuruͤktreten kann.


Es hat aber dieſe Klappe uͤberhaupt die Geſtalt des
zunehmenden Mondes, und iſt daher in der Mitte brei-
ter, und zu beiden Seiten ſchmaͤler. Wo ſie am breit-
ſten iſt, da hat ſie einen veraͤnderlichen Durchmeſſer.
Denn ich finde dieſelbe bei Erwachſnen, und in noch un-
gebornen Kindern, von der Breite einer Linie (f), bis zum
halben Zolle (g) durch alle veraͤnderliche Zwiſchen-Gra-
de (h) wachſend. Wo ſie nun breiter iſt, da bedekt ſie
auch
[605]Die Herzohren.
auch ein groͤſſeres Stuͤk von der Holader, und bald den
vierten (i), bald den dritten Theil und daruͤber (k), bald
auch die Helfte und etwas daruͤber (l).


Jhre Stellung iſt ſenkrecht, ſo daß ihr breiteſtes Ende
unten, und die Hoͤrner oben zu ſtehen kommen; ſie macht
auch eine beſtaͤndige Grenze zwiſchen der Wurzel des rech-
ten Herzohres, welche mit der rechten Kammer zuſam-
menſtoͤſt, und zwiſchen der untern Holader. Sie koͤnn-
te unterwaͤrts eine bauchige Geſtalt annehmen (m), wo-
fern das Blut von oben auf ſie druͤkte, und dasjenige,
welches von untenher kommt, nicht das Gleichgewicht
wieder herſtellen ſollte.


Jhr hinteres Horn iſt bisweilen einfach, bisweilen
gedoppelt. Den vornehmſten und beſtaͤndigſten Ur-
ſprung erhaͤlt die Euſtachiſche Klappe von der linken Saͤu-
le des beſchriebnen Jſthmus, von welcher ſich in der That
ein ziemliches Stuͤkke in unſere Klappe verwandelt, wel-
ches in derjenigen Gegend geſchiehet, wo ſich die etwas
niedrigere Klappe der Kranzblutader anfaͤngt (n). Jn-
deſſen habe ich doch auch befunden, daß dieſes hintere
Horn der Euſtachiſchen Klappe, etwas mehr linker
Hand, als die eyfoͤrmige Grube iſt, von der fleiſchigen
Saͤule, die um die Muͤndung der Kranzblutader herum-
gehet, oder von demjenigen muskelhaften Rande, mit
dem ſich das Herzohr anfaͤngt (o), bisweilen entſtanden
ſey.


Wenn
[606]Viertes Buch. Das Herz.

Wenn ſich noch ein anderer herbeikommender duͤnner
Streif an dieſes Horn anhaͤngt, ſo laͤuft derſelbe in der
That mit der Klappe, welche ſich vor der Muͤndung der
Kranzblutader befindet, in einem Stuͤkke fort. Jch ha-
be es wirklich fuͤnfmal alſo wahrgenommen, und andere
haben es ebenfalls ſo befunden (p). Jndeſſen habe ich
doch auch geſehen, daß dieſer fleiſchige Faden, der zwo
Linien von ſeinem Urſprunge aus der Euſtachiſchen Klap-
pe hervorkam, in denjenigen Theil der Blutadermuͤn-
dung des rechten Herzens uͤbergieng, welcher der Schei-
dewand dieſes Eingeweides gegenuͤber liegt.


Wenn die Klappe ſolchergeſtalt iſt gebildet worden,
ſo begiebt ſie ſich niederwaͤrts, und iſt nicht weit von ih-
rem Urſprunge am allerbreitſten, gehet hierauf weiter vor
ſich fort, umgiebt die Muͤndung der Holader, wo ſie
ſich in den rechten Sinus hineinbegiebt, und verwandelt
ſich endlich in das zweite geſchlanke vordre Horn.


Es verliert ſich dieſes vordre Horn, in der Gegend,
wo ſich das hintre Horn anfaͤngt, in die Membrane, die
dem Vordertheile (q) von der Holader am naͤchſten liegt,
mit einem mehrentheils langen und allmaͤlich duͤnnerem
Faden (r). Es liegt dieſes Horn entweder eben ſo hoch,
oder etwas niedriger, als der hintere Anfang der Klap-
pe: ſolchergeſtalt erreicht die Klappe den halben und lin-
ken Umfang der Holader; bisweilen aber umgiebt ſie ei-
nen laͤngern, oder kuͤrzeren (s), oder auch wohl nur den
dritten Theil von dem Umfange des Herzohres. Eben
die-
[607]Die Herzohren.
dieſe Klappe, die in verſchiednen Koͤrpern allezeit ver-
ſchiedentlich beſchaffen iſt, entſtehet aus der innern Mem-
brane des rechten Herzohres, welche, indem ſie dieſes Be-
haͤltnis verlaͤſt, und ſich wiederum von dem ſcharfen
Rand zuruͤkziehet, nach der innern Membrane der Hol-
ader hingehet; mitten aber, zwiſchen beiden jeztgedachten
Blaͤttern, befindet ſich ein Zellgewebe. So verhaͤlt es
ſich mit dieſer Klappe in der menſchlichen Frucht, und
bei jungen Perſonen, und ſo hat ſie auch Cowper abge-
zeichnet (t). Denn in Erwachſnen wird die Euſtachiſche
Klappe auf eben die Art, wie es mit den Fleiſchwaͤrz-
chen zu ergehen pflegt, die vom zerriſſenen Jungferhaͤut-
chen uͤbrig bleiben, allmaͤlich dikker, fleiſchig, ſchwam-
mig, beſonders an dem Ende, wo ſie zuerſt aus dem
rechten Herzohre hervorkommt. So hat ſie Wal-
ther
(u) und der vortrefliche Trew(x) beſchrieben.
Auſſerdem verwandelt ſie ſich voͤllig in eine fleiſchfoͤrmige
Subſtanz.


Sonſt ſind ihre Waͤnde, ſo lange ſie ſich in vollkom-
nem Zuſtande befindet, und nichts wiedriges erlitten hat,
ganz einfach und gleichfoͤrmig, werden auch von keinem
Nezzwerke unterbrochen. Auf ſolche Weiſe iſt ſie gemei-
niglich in der Frucht beſchaffen, alſo daß Morgagni
dieſelbe nur ſehr ſelten nicht ganz vollkommen angetrof-
fen (y), und von dem erſtbelobten Trew(z) und J. F.
Crellius(a) auch keine andere Bauart iſt wahrgenom-
men worden. Bei Erwachſnen iſt ſie aber noch oͤfterer
von gehoͤriger Beſchaffenheit, und recht vollkommen, al-
ſo daß ich dieſelbe unter ſechzig Leichnamen nur zehnmal
gegittert angetroffen habe (b). Wenn aber auch bei der-
ſelben
[608]Viertes Buch. Das Herz.
ſelben ein Nezzwerk dazukommt, ſo iſt dem ohngeachtet
doch der Anfang der Klappe, wo ſie ſich von dem Um-
kreiſe des Herzohres heraufbegiebt, feſt und keineswegs
durchloͤchert (c), und es befinden ſich nur allein in dem
ſchwimmenden Rand, der ihre Schaͤrfe ausmacht, ver-
ſchiedne Loͤcher zwiſchen denen ſtaͤrkern Faſern (d). Daß
aber dergleichen Nezz beſtaͤndig vorhanden ſeyn ſoll, wie
einige beruͤhmte Maͤnner, nach einigen wenigen angeſtell-
ten Zerlegungen, es ſich haben einfallen laſſen (e), das
wollen in der That unſre ſehr zalreiche Verſuche alſo zu-
zugeben nicht erlauben.


Da nun dieſes Nezzchen in der Frucht noch unſicht-
bar iſt, und nur in erwachſnen Perſonen allererſt entſte-
het, und da auf gleiche Weiſe die vollkommenſten Mem-
branen der Schlagaderklappen im Herzen, in der Muͤn-
dung der Kranzblutader, und der Wand, welche das
eyfoͤrmige Loch zu verſchlieſſen beſtimmt iſt, ebenfalls in
erwachſnen Menſchen oftermals nezzfoͤrmig werden, da
auch ferner eben dieſe Ausartung an der Sichel des Ge-
hirnes erfolget, ſo ſcheinet dieſes Nezzgeflechte uͤberhaupt
von einer gewiſſen Gewaltthaͤtigkeit, und wider die Ab-
ſicht der Natur alsdenn hervorgebracht zu werden, wenn
dem Lauf des Blutes in der Lunge eine ſtaͤrkere Hindernis
entgegen geſezt wird, alſo daß das Blut, wegen des ver-
ſchloſſnen und ſich nicht hurtig ausleerenden Ohres, meh-
rere Gewalt anwendet, um durch die beſchriebne Klappe
in die Holader wieder zuruͤkke zu treten.


Uebri-
[609]Die Herzohren.

Uebrigens habe ich die beſchriebne Klappe in allen
zu dem Ende geoͤfneten Leichnamen, deren gewiß ſehr viele
geweſen ſind, wirklich angetroffen; folglich kann ich nicht
zugeben, daß ein Zerleger, bei angeſtellter Unterſuchung,
dieſen Theil deswegen nicht ſollte gefunden haben, weil
er nicht vorhanden geweſen (f), oder daß derſelbe aller-
dings in vielen (g), oder auch gar in allen erwachſnen (h)
Perſonen nicht angetroffen werde. Er gehoͤret aber auch
nicht zu denen Theilen, welche, indem ſie nur der menſch-
lichen Frucht eigen ſind, mit zunehmenden Jahren wie-
der verſchwinden, und es hat Winslow eine ihm voll-
kommen anſtaͤndige Aufrichtigkeit bezeiget, da er dieſe
Meinung, die er ſelbſt vordem vorgetragen (i), wieder-
um aufgehoben und vor unrichtig erklaͤret (k). Jch ha-
be eine der groͤſten von dieſen Klappen, wie ſie in er-
wachſnen Perſonen gefunden worden, abzeichnen laſſen (l).
Jhren Nuzzen werden wir vielleicht anderswo genauer
beſtimmen; doch wird es erlaubt ſeyn, daß wir indeſſen
die Abſicht dieſes kleinen Theils, bei der Zergliederung
ſeines Baues, hiermit beifuͤgen. Dieſemnach macht ſie
uͤberhaupt die Wand in dem rechten Herzohre aus, und
ſie hindert durch ihre Zwiſchenkunft, daß das Blut, wel-
ches die Hoͤle des Herzohres einmal aufgenommen hat,
nicht in die untre Holader zuruͤktreten moͤge, ſo oft ſich
das Herzohr verengert, oder damit es nicht mit ſeinem
Q qDrukke
[610]Viertes Buch. Das Herz.
Drukke das in dieſer Blutader befindliche Blut allzuſehr
preſſen koͤnne. Dieſes haben ſchon vor mir beruͤhmte
Maͤnner mit gutem Grunde gelehret (m). Das kann ich
mir aber nicht vorſtellen, daß dieſe Klappe verhuͤten koͤnn-
te (n), daß das Blut der obern Holader nicht gegen das-
jenige Blut einen Gegentrieb aͤuſſern ſollte, welches durch
die untere Holader herbeigefuͤhrt wird (o). Was ſie in
der menſchlichen Frucht vor Nuzzen leiſte, will ich an ei-
nem andern Orte melden.


§. 14.
Der linke Sinus.


Gemeiniglich nennet man diejenige Hoͤlung die lin-
ke Vorkammer des Herzens,
welche ſich oben und
hinterwaͤrts befindet, und ebnermaſſen wie die rechte Vor-
kammer, aus einem glatten und einem andern gezakten
Stuͤkke zuſammengeſezt iſt, jedoch dergeſtalt, daß hier
uͤberhaupt der groͤſte Theil glatt iſt, und der in Gitter
abgetheilte gleichſam von dem erſteren nur ein Anhang
genannt werden kann.


Die Lage dieſes Sinus befindet ſich hinter dem rech-
ten Herzohre und den groſſen Gefaͤſſen, ſo daß man am
Herzen, wenn man daſſelbe von vorne betrachtet, ganz
allein einen kleinen Theil davon gewahr werden kann,
welcher in engerm Verſtande das Ohr genannt wird,
und ſich linker Seits der Lungenſchlagader uͤber das Herz
erhebt (q), und zugleich auf der linken Kammer ruhet.
Jndeſſen habe ich doch bisweilen wahrgenommen, daß
(p)
dieſer
[611]Die Herzohren.
dieſer Theil nicht vor dem Herzen herabgegangen, ſon-
dern ſich, mit gekruͤmmter Spizze, in die zwiſchen der
Lungenſchlag- und Blutader vorhandne Grube verbor-
gen habe. Es iſt aber zu verwundern, daß man von
einer ſo leichten Sache keine gute Abbildung hat: denn
Lanciſius hat den linken Sinus, und den glatten Theil
der Vorkammer, enger als er wirklich iſt (r), Mery(s)
nicht recht vierekkicht, und J. B. Senac zwar etwas
beſſer, aber von den benachbarten Gefaͤſſen zuweit ent-
fernt vorgeſtellet (t).


Der vornehmſte Theil von dieſer Vorkammer, wel-
cher in eigentlicherm Sinne der Sinus genannt wird,
iſt ſowol inwendig glatt, als auswaͤrts uͤberhaupt einem
Wuͤrfel, wenn das gegitterte Ohr nicht daran waͤre, zu
vergleichen. An dieſem Wuͤrfel kommen folgende Flaͤ-
chen vor, als die vordre, die hintere, die rechte, welche
laͤnger iſt, die linke, und die untere, welche die Blutader-
muͤndung ausmacht. Die hintere Flaͤche iſt insgemein
am meiſten bekannt, der Geſtalt nach vierekkig (u), wie-
wol mit ungleichen Linien eingefaſſet. Die untere Linie,
welche die groͤſſeſte iſt, grenzet mit dem Herzen ſelbſt zu-
ſammen, laͤuft mit demſelben parallel fort, und wird
durch eine kleine Tiefe von der linken Herzkammer abge-
ſondert. Die obere Linie, welche kuͤrzer iſt, beruͤhret
die rechte Lungenſchlagader, und verbindet ſich mit ſelbi-
ger vermittelſt eines Zellgewebes; an dieſer iſt der Herz-
beutel in die Queere befeſtiget, und ſie ſcheint etwas laͤn-
ger zu ſeyn, als ſie wirklich iſt, weil die obern Lungen-
blutadern aus ihren Seiten hervorkommen. Die rechte
kurze Seite befindet ſich der Scheidewand derer Herzoh-
ren gerade gegenuͤber, und ſteigt von der obern Lungen-
Q q 2blut-
[612]Viertes Buch. Das Herz.
blutader, welche ebenfalls rechter Hand liegt, nieder-
waͤrts hinab, wobei ſich zwiſchen derſelben und dem rech-
ten Ohre eine flache Furche befindet (x). Die linke, wel-
che die kuͤrzeſte unter allen, und daneben ungleich iſt,
ſtrekket einen ſo groſſen Theil von ſich, um daraus die
untere linke Lungenblutader erzeugen zu helfen, daß man
ſolchemnach mehr in Gedanken, als mit dem Auge, aus
derſelben eine gerade und in einem Stuͤk fortlaufende Li-
nie herausbringen kann.


Aus dem untern Theile dieſer Linie tritt ein blinder
Anhang hervor, welcher eigentlich das Ohr genannt
wird, ſo oft man es vom Sinus, oder vom glatten
Theile der ganzen Vorkammer unterſcheiden will. Es
hat dieſer gegitterte und zakkige Theil einen mit wechſel-
weiſen Furchen zerkerbten Rand, iſt dabei durchgaͤngig
roth, und dem Anhang des rechten Herzohres vollkom-
men aͤhnlich. Seine Geſtalt iſt uͤberall dreiekkig, und
es laufen die Schenkel dieſes Dreieks in eine ſcharfe Spiz-
ze zuſammen: wiewol ſich daſſelbe wechſelweiſe ſchlaͤngelt
und zweimal kruͤmmet (y). Die Spizze erhebt ſich nach
vorne zu, und ein wenig niederwaͤrts. Bisweilen habe
ich ſie kuͤrzer, bisweilen auch ziemlich ſtumpf, und eins-
mals in einen ſehr engen Cylinder, auf einen Zoll lang,
ausgedehnt gefunden.


§. 15.
Die Lungenblutadern.


Gleichwie die Holadern zum rechten Sinus gehoͤren,
und ihr Blut in denſelben zuſammenfuͤhren, alſo oͤfnen
ſich die vier Lungenblutadern in den linken Sinus. Jch
ſage
[613]Die Herzohren.
ſage vier, indem dieſe Zahl beinahe unveraͤnderlich, und
ſchon lange von groſſen Maͤnnern (z) feſtgeſezt worden
iſt, ſo daß man ſich wundern muß, warum man ſie nach
der gewoͤhnlichen Redensart eine Lungenblutader nennt,
als ob dieſe Blutadern aus einem gemeinſchaftlichen
Stamme entſtuͤnden, da ſie doch, auſſer dieſem linken
Sinus, aus der Lunge herkommen. Jch kann inzwi-
ſchen gar nicht laͤugnen, daß ſich auch manchmal zwo
Adern auf einer Seite vorher noch in einen einzigen ganz
kurzen (a) Stamm vereinigen, ehe ſie den Sinus errei-
chen: ſo wie es bisweilen fuͤnf (b) verſchiedne Staͤmme
ſind, welche der linke Sinus in ſich aufnimmt. Beides
habe ich ſelbſt geſehen.


Uebrigens eroͤfnen ſich alle dieſe Blutadern, nicht al-
lein die obern, ſondern auch die untern, welche groͤſſer
ſind, in den Obertheil des vierekkigen Sinus; unterhalb
denenſelben laͤuft der linke Sinus, ohne einige Gefaͤſſe,
weiter fort. Bisweilen liegen ſie etwas ungleich, indem
die zween obere Staͤmme, welche unter denen Lungen-
ſchlagadern verborgen ſind, mit einander ein wenig nach
der linken Seite hinlaufen, die zwo untere Blutadern
ſich etwas mehr nach der rechten Hand wenden, und die-
jenige von denenſelben, welche ſich zur rechten Seite be-
findet, ein wenig hoͤher liegt, als die uͤbrigen (c).


Q q 3§. 16.
[614]Viertes Buch. Das Herz.

§. 16.
Der Bau des linken Herzohres.


Es beſtehet die Einrichtung des linken Sinus, oder
des vierekkigen und glatten Theils, aus einer gedoppel-
ten zarten und glatten Membrane, davon die aͤuſſere vom
Herzbeutel herruͤhret, der vermittelſt der Lungenblutadern
dahin kommt, die innere hingegen als ein Fortſaz von
der innern Membrane der linken Herzkammer, und der
gedachten Blutadern anzuſehen iſt. Zwiſchen beiden
Membranen laufen Fleiſchfaſern von vielerlei Schich-
ten, und ſind dieſelben dergeſtalt unter einander verwik-
kelt, daß ſie ſchwerlich koͤnnen vollkommen abgeſondert
werden. Ueberhaupt ſind jedoch die aͤuſſern, oder dieje-
nigen, welche der Oberflaͤche naͤher liegen, Queerfa-
ſern (d), oder wenigſtens denen Queerfaſern ſehr aͤhnlich:
von denen innern (e), oder der Sinushoͤle naͤher liegen-
den Faſern, ſteigen einige ſchief in die Hoͤhe, andre nie-
derwaͤrts, und es umgeben einige davon den Anfang de-
rer Lungenblutadern (f). Sie ſind an ſich ſtaͤrker, als
die im rechten Sinus befindlichen, und es hat ſchon vor-
laͤngſt Veſalius geſagt, daß das linke Ohr haͤrter
ſey (g).


An dem Anhang, den man eigentlich das Ohr nen-
net, trift man auch noch muskelhafte Halbzirkel an, dar-
unter einige, welche laͤnger ſind, hervorragende Zakken
machen, die kuͤrzern aber ſich nach denen dazwiſchen lie-
genden Furchen richten. Es entſpringen dieſe Muskeln
von dem Rande der linken Blutadermuͤndung, ſowol an
der flachen Seite des Herzens, als oberhalb gegen die
Aorte
[615]Die Herzohren.
Aorte zu. Aus dieſen Raͤndern laufen die kurzen Mus-
keln nach dem Ohre hin, welches wir jezt beſchreiben.
Dieſe Halbkreiſe ziehen das Ohr enger zuſammen. Ein
andrer groͤſſerer Muskel, der eben daher ſeinen Urſprung
nimmt, gehet von dar bis zur aͤuſſerſten Ohrſpizze fort,
und macht das Ohr kuͤrzer.


Es iſt im uͤbrigen die innere Hoͤlung des linken Si-
nus durchgehends glatt, einige kleine Blutadermuͤndun-
gen, von denen wir bei den Blutadern reden wollen,
und die gegitterte, oder wenigſtens in Gruͤbchen und er-
habne kleine Fleiſchbalken zertheilte Stelle ausgenom-
men, welche man uͤber der zuruͤkbleibenden Spuhr von
dem eyfoͤrmigen Loche wahrnimmt (h).


§. 17.
Das rechte Herzohr iſt geraͤumiger.


Es iſt alſo endlich die ganze linke Vorkammer, oder
die ganze Hoͤlung, welche ſich auf einer Seite mit den
Lungenblutadern endigt, auf der andren Seite aber die
linke Blutadermuͤndung zu ihrer Grenze hat, um etwas
enger, oder faſſet weniger von Waſſer oder andren Fluͤſ-
ſigkeiten, als die Hoͤle der rechten Vorkammer, in ſich,
wie Veſalius vorlaͤngſt ſchon erinnert hat (i), und nach
ihm auch andre Zergliederer (k). Es haͤlt ſchwer dieſes
Verhaͤltnis in gewiſſen beſtimmten Zahlen anzugeben,
indem man das Ohr nicht recht genau anfuͤllen, und die
Fluͤßigkeit, welche es in ſich faſſet, ſo richtig abwiegen
kann, daß ſich nicht etwas aus den Lungenblutadern, und
der Muͤndung derer Holadern, oder aus der Nachbar-
Q q 4ſchaft
[616]Viertes Buch. Das Herz.
ſchaft der Blutadergefaͤſſe am Herzen, mit darunter
miſchen ſollte. Jch habe indeſſen zwei und vierzig
Quenten in der rechten Vorkammer gefunden, da hin-
gegen in der linken deren nicht uͤber dreißig und eine
halbe waren, und ein faſt gleiches Verhaͤltnis hat J.
Dominicus Santorini(l) angegeben, welches auf
das kuͤrzeſte mit fuͤnf und ſieben kann ausgedrukt wer-
den. Einen etwas geringern Unterſchied hat Helve-
tius
(m) gefunden, daß naͤmlich die rechte Vorkam-
mer vier und zwanzig Quenten, und die linke ein und
zwanzig in ſich faſſe, welches Verhaͤltnis durch die
Zahlen ſieben und achte ausgedrukt wird. Der be-
ruͤhmte Rouhault fuͤgt noch hinzu, daß dieſes Ver-
haͤltnis zwar in der zarten Frucht groͤſſer, bei einem
erwachſnen Menſchen aber anders beſchaffen ſey, und
ſich durch die Zahlen vier und fuͤnf ausdrukken laſſe
(n). Die Urſache von dieſem Unterſchiede wollen wir
in der Geſchichte des Athemholens, von dem derſelbe
eigentlich herruͤhret, anzeigen. Jm Biber ſoll, wie
ich bei den Pariſer Academiſten geleſen, vielmehr die
rechte Vorkammer des Herzens kleiner ſeyn, als die
linke (o). Jndeſſen erſezzet der groſſe Sak der Hol-
ader, oder das Blutaderbehaͤltnis, dasjenige wieder,
was durch dieſe Verengerung des rechten Herzohres
abgehet.


Dritter
[617]Der Bau des Herzens.

Dritter Abſchnitt.
Der Bau des Herzens.


§. 1.
Die Membrane des Herzens. Das darunter
liegende Zellgewebe.


Wir wenden uns nunmehro zu dem eigentlich ſo ge-
nannten Herzen, oder den Herzkammern. Die
Geſtalt und Lage des Herzens wollen wir hier nicht noch
einmal wiederholen. Diejenige Membrane, welche den
aͤuſſern Umfang deſſelben bekleidet, gehet mit der aͤuſſer-
ſten Membrane der Aorte, der Holadern, der Lungen-
blutadern und der Lungenſchlagader, in einem Stuͤkke
fort, und vermittelſt dieſer Membranen verbindet ſie ſich
auch mit dem Herzbeutel, wiewol ſie viel zarter und duͤn-
ner iſt, als dieſer. Daß ſich zwo ſolcher Membranen (p),
oder auch mehrere (q), aͤuſſerlich am Herzen befinden,
das iſt von denen Zergliederern durch beſondere Verſuche
gezeiget worden. Unter dieſer aͤuſſerlichen Herzbeklei-
dung lieget ein Zellgewebe, welches hie und da wirkli-
ches Fett (r) enthaͤlt, das in keinem Stuͤkke (s) von dem
Fette des uͤbrigen menſchlichen Koͤrpers unterſchieden iſt.
Es verſammlet ſich daſſelbe uͤberhaupt in andren Glied-
maſſen in eben ſolche Hoͤlungen und Faͤcherchen, wel-
che ſehr artig von der Luft ausgedehnet werden, die aus
den aufgeblaſenen Schlagadern heraustritt, wie ſie denn
auch von dem Waſſer (t) und Quekſilber, oder ſo gar
Q q 5von
[618]Viertes Buch. Das Herz.
von dem duͤnneren Talge, nach Ruyſchens(u) und
Kaauw Verſuchen, angefuͤllt werden, nachdem vor-
her eine Art von Nebel, oder eine vom Blute durchge-
ſchwizte Feuchtigkeit, gleichſam dampfend aufgeſtiegen
iſt (y). Es wird aber deswegen das Fett nicht in glei-
cher Quantitaͤt uͤber das ganze Herz ausgebreitet, ſon-
dern es befindet ſich nur um die Kranzgefaͤſſe herum, wie
es auch an andern Orten gewoͤhnlich iſt, und die Men-
ge deſſelben iſt allezeit groͤſſer, je groͤſſer die Staͤmme
dieſer Gefaͤſſe ſind. Daher fuͤllet der ſtaͤrkſte Fettſtreif
diejenige Vertiefung (z) aus, die um das ganze Herz
herumgehet, und ſolches nicht allein von dem rechten
und linken Ohre abſondert, ſondern auch die groſſen
Staͤmme der Blutadern und der Kranzſchlagadern in
ſich faſſet. Hiernaͤchſt befindet ſich auch in der Gegend,
wo die groͤſſeren Buͤndel von dieſen Gefaͤſſen herabge-
hen, naͤmlich laͤngſt der Scheidewand der Kammern,
ſowol auf der flachen (a), als auf der erhabnen Seite (b),
wiederum eine Fettſtreife, welche neben der mittlern.
Blutader des Herzens, und denen groſſen Aeſten der groͤ-
ſten Blutader hingehet. Es legt ſich auch ein haͤufiges
Fett um den Anfang der Aorte und der Lungenſchlag-
ader herum, und es befindet ſich auch, in fetten Koͤr-
pern, bei dem rechten Ohre und dem linken Sinus (c).
Die kleinern Aeſte begleitet auch nur ein kleiner und ma-
gerer Fettſtreif. Eben dieſes Fett haͤufet ſich auch bis-
weilen in allzu groſſer Menge an demjenigen Theile, der
in beſtaͤndiger Bewegung iſt (d). Es moͤchte zwar wol
(x)
ſehr
[619]Der Bau des Herzens.
ſehr wunderbar ſcheinen, daß ſich bisweilen hier eine
knochenartige, ſandige und ſteinige Materie anſezzet; es
geſchiehet aber ſolches ziemlich oft. Jch habe ſelbſt bei
einem jungen Menſchen wahrgenommen, daß, nach denen
ſtaͤrkſten Unordnungen des Pulſes, an der Oberflaͤche
des Herzens weiſſe harte Knoten (tophi) hin und wieder
herausgetreten, und den Herzbeutel mit dem Herzen zu-
ſammen verbunden (e). Mehrere Beiſpiele von ſolcher
Art habe ich, um den Vortrag nicht zu unterbrechen,
in denen Anmerkungen beigebracht (f).


§. 2.
Die rechte oder die vordere Herz-
kammer.


Das Herz ſelbſt, welches in verſchiednen Menſchen
ſeiner Maſſe nach verſchieden iſt, und von einem be-
ruͤhmten Mann auf zehn Unzen ſchwer iſt geſchaͤzt wor-
den
[620]Viertes Buch. Das Herz.
den (g), wird durch eine in der Mitten durchlaufende
Linie, ſowol auf ſeiner untern flachen, als ſeiner erhab-
nen Helfte, welche der inwendig verſchloſſen liegenden
Scheidewand gegenuͤber liegt, in zwei Theile abgethei-
let. Vor dieſer Linie liegt die rechte Herzkammer,
welche Jac. Benign. Winslow(h) in der That mit
mehrern Grunde die vordere nennt.


Sie hat die Geſtalt von einem Viertel eines Kegels,
indem ein Theil von der Kammer flach iſt, und die vor-
dre Helfte einen durch die Spizze in zweene Theile
zerſchnittenen Kegel vorſtellet, und auf dem Zwerchfelle
zu liegen koͤmmt; der andre Theil aber, welcher bauchiger,
und mit dem jezt beſchriebenen an dem ſcharfen Rande
des Herzens verbunden iſt, oberwerts und zugleich vor-
werts liegt, wobei er mit der abhaͤngigen Flaͤche der lin-
ken
(f)
[621]Der Bau des Herzens.
ken Kammer in einen Stuͤkke fortlaͤuft, und an der er-
habnen runden Seite des Herzens ſich vorwerts und et-
was niedriger befindet.


Sie iſt uͤberall breiter, aber um etwas kuͤrzer, als
die zwote, hintere und obere Kammer (i): wiewol ſie in
der Frucht, und oftermals bei Kindern, bisweilen auch
in jungen Perſonen, eben ſo lang (k), oder gar noch
laͤnger iſt, wie ich es wenigſtens an einem Knaben geſe-
hen (l). Sie gehet allerdings bis in die Spizze des Her-
zens, wie wir ſchon gezeiget haben.


Bei erwachſenen Menſchen iſt ſie viel ſchwaͤcher, und
faſt um dreimal ſchwaͤcher, als die hintere Kammer, wel-
ches dennoch dergeſtalt zu verſtehen iſt, daß ſie derſelben
nahe bei dem Grunde in Anſehung der Menge derer Fa-
ſern und der Dikke des Fleiſches wenig nachgiebt, und
daß der Durchmeſſer des Fleiſches nur von da aus bis
gegen die Spizze mehr vermindert wird, als es bei der
linken Kammer geſchiehet. Jch finde allezeit ohngefehr
mitten, in der Gegend wo die mittelſte Ader liegt, auf
der flachen Seite des Herzens einen dermaſſen zarten klei-
nen Theil von dieſer Kammer, daß zwiſchen der aͤuſſern
Membrane und der Hoͤle des Herzens faſt nichts anders,
als etwas Fett liegt. Daher pflegt das Herz gemeinig-
lich hier Riſſe zu bekommen, wenn es von der Anfuͤllung
mit Wachs endlich zerſpringt. Uebrigens iſt die rechte
Herzkammer eben ſo muskelhaft, und nicht weniger reiz-
bar, als die hintere. Sie wird aber ſpaͤter gebildet, und
ſie haͤngt ſich in einem Huͤhnchen, das in einem bebruͤteten
Eye liegt, erſtlich alsdenn, wenn die linke Kammer be-
reits
[622]Viertes Buch. Das Herz.
reits bis zur Spizze hinab verlaͤngert worden iſt, ganz
deutlich in Geſtalt eines runden und kurzen Knoͤtchens
(tuberculum) an.


Jnwendig iſt ſie, wie es ihr Name ſchon mit ſich
bringt, hol, denn wir moͤgen uns mit denen Wunder-
geſchichten nicht lange aufhalten, nach welchen das Herz
ohne Hoͤlen ſoll ſeyn gefunden worden; noch auch mit
dem Zeugniſſe des Rollfinks, nach welchen die rechte
Kammer gaͤnzlich ſoll gemangelt haben (m), indem das
Ohr auf dieſer Seite groͤſſer als gewoͤhnlich geweſen; in-
gleichen mit des Riolans(n) Vorgeben, welcher ſich hat
einfallen laſſen, daß er ein Herz ohne Kammern, aber
mit ungemein weiten Gefaͤſſen, geſehen habe. Dieſe
Hoͤlung iſt zwar durchgaͤngig mit der Herzkammer von
gleicher Geſtalt, und nimmt auch eben ſo, nach Art ei-
nes Kegels, von dem Grunde gegen die Spizze ab; ſie
hat aber einen ſolchen halbenmondfoͤrmigen Durch-
ſchnitt, dergleichen in den mehreſten Abbildungen vorge-
ſtellet wird (o).


§. 3.
Sie iſt geraͤumiger, als die linke
Kammer.


Bei erwachſnen Perſonen iſt dieſe Vorderhoͤle des
Herzens in der That groͤſſer, als die linke. Und dieſes
war beinahe ſchon dem erſten Alterthum bekannt, indem
der Verfaſſer des Hippokratiſchen Buches, welches
einer von den Schuͤlern des Eraſiſtratus ſcheint gewe-
ſen zu ſeyn (p), bereits gemeldet hat, daß die rechte
Herzkammer groͤſſer ſey, ob ſie ſich gleich nicht bis zur
Spizze herab erſtrekt. Eben dieſe Meinung iſt noch
von vielen andern Schriftſtellern nachhero wieder vorge-
tragen
[623]Der Bau des Herzens.
tragen worden (q), und es befand ſich unter dieſen unſer
ehemaliger Mutterbruder, George Wolfgang Wedel(r),
welcher ſie um die Helfte groͤſſer angegeben hat. Unter
den neuern Aerzten war Lower(s) der erſte, welcher
allen beiden Herzkammern wieder einerlei Weite beilegte.
Es folgten ihm in dieſem Stuͤkke, wie es mehrentheils
zu gehen pflegt, ſeit der Zeit viele andere nach, und es
fuͤgte Bartholomaͤus von Moor(t) zu dieſer Meinung
noch das beſondere Verhaͤltnis, daß die Breite der vor-
dern Herzkammer um ſo viel vermehret wuͤrde, als an ih-
rer Laͤnge abgienge. Es hat auch dieſer beruͤhmte Mann
unter denen neuern Schriftſtellern verſchiedene Anhaͤnger
bekommen (u). Jndeſſen hat es auch nicht an Phiſio-
logiſten gefehlet, welche die alte Meinung mit Verſu-
chen unterſtuͤzzet haben. Johann Claudius Hadrian
Helvetius(x) war der erſte, der die Groͤſſe beider Kam-
mern durch die Schwere des Waſſers beſtimte, womit
er ſie angefuͤllet hatte. Bei dem erſten Verſuche enthiel-
te die linke Herzkammer funfzehn und eine halbe Quente
Waſſer, und in die rechte giengen dagegen ſechzehn und
eine halbe, welches ſich wie 31 zu 33 verhaͤlt. Jm an-
dren Falle giengen in die linke Kammer zwanzig Quen-
ten, und in die rechte vier und zwanzig, d. i. ſie verhiel-
ten ſich gegen einander, wie 5 zu 6.


Henrich Albrecht Nicolai(y) ſezte dieſes Verhaͤlt-
nis auf 18 und zwanzig Quenten: der beruͤhmte Li-
berkuͤhn
[624]Viertes Buch. Das Herz.
berkuͤhn(z) fand das ganz ſimple Verhaͤltnis von 10¾
zu 7½ welches eben ſo viel betraͤgt als 2 zu 3. Der be-
ruͤhmte Browne Langriſh(a) verſichert, daß die rech-
te Herzkammer eines Ochſen ſechſtehalb cubiſche Zolle in
der Weite gehabt, und die linke etwas weniger als fuͤnf
dergleichen Zolle gehalten habe, welches ein Verhaͤltnis
wie 10 zu 11 iſt. Jch habe meines Orts dieſen Unter-
ſchied in der Menſchenfrucht nicht ſonderlich groß befun-
den; in Erwachſnen aber iſt er ſehr groß geweſen, alſo
daß in der That einsmals vier und zwanzig Quenten in
die rechte Kammer giengen, da hingegen die linke nur et-
was uͤber achte faſſete; welches ich darum wiederhole,
damit man ſich erinnern moͤge, wie es eine hoͤchſt ſchwere
Sache ſey, beide Herzkammern vollkommen und derge-
ſtalt anzufuͤllen, daß nichts fremdes zu dem Gewichte
ommen, und auch nichts von demſelben entwiſchen moͤge.
Bei dem Pferde iſt die linke Herzkammer ebenfalls en-
ger (b).


J. Dominicus Santorinus(c) vertheidiget die
Meinung des Lowers wiederum durch ſein Anſehen,
und Peter Anton Michelottus haͤlt dafuͤr, daß die
kleinere Weite der linken Kammer, die man wahrgenom-
men, durch die groͤſſere Staͤrke des linken Herz-Ohres
wieder erſezzet werde, indem dieſes Ohr die linke Kam-
mer bei lebendigen Perſonen ſtaͤrker ausdehne. Endlich
ſo haben Joſeph Lieutaud(d), und Jacob Nicolaus
Weiß(e), bei ihren gemachten Verſuchen beide Kam-
mern von gleicher Groͤſſe gefunden.


Wenn man nun dieſes alles gegen einander haͤlt, ſo
nehme ich dennoch mit denen vortreflichen Maͤnnern,
dem
[625]Der Bau des Herzens.
dem Jacob Benignus Winslow(f) und Senac(g)
die uralte Meinung an, und behaupte, daß die rechte
Herzkammer in der That groͤſſer ſey, weil nicht nur die
meiſten Verſuche eben das beſagen, ſondern auch das
rechte Ohr groͤſſer iſt, als das linke, und die Lungen-
ſchlagader, die neben ihr befindliche Blutader in Anſe-
hung der Weite und der Anzahl derer Aeſte dergeſtalt
uͤbertrift, daß uͤberhaupt alle Behaͤltniſſe der rechten
Seite weiter ſind, als die zur linken befindlichen gleich-
foͤrmigen Hoͤlungen. Jch werde anderswo die Urſache
anfuͤhren, warum ſie die Natur geraͤumiger gemacht
habe.


§. 4.
Die inwendige Membrane. Das muskelhafte
Nezzchen.


Dieſe Herzhoͤlen oder Kammern, von deren Aus-
meſſungen wir jezo gehandelt haben, werden mit einer
zarten Membrane uͤberkleidet, welche eine Fortſezzung
von der innerſten Bekleidung der Holadern und des rech-
ten Herz-Ohres iſt, und in einiger Entfernung von dem
Austritte der Lungenſchlagader (oder der Aorte) beſſer in
die Augen faͤllt, weil hier die Kammer glatt iſt (h), da
man ſie hingegen an dem gegitterten Theile nicht ſo gut
zeigen kann, ob ſie gleich auch hier deutlich zu ſehen iſt (i).
Zwiſchen dieſer Membrane, und den Fleiſchfaſern des
Herzens, liegt ein ſehr kurzes Zellgewebe (k).


Es iſt aber nicht nur im Menſchen, ſondern auch in
den vierfuͤſſigen Thieren und Voͤgeln, ein weit groͤſſerer
Theil vom Herzen inwendig ganz rauh, und mit muskel-
R rhaften
[626]Viertes Buch. Das Herz.
haften rundlichen Streifen, von verſchiedner Laͤnge und
Dikke, bedekket; dieſe vergitterte Buͤſchel werden durch
Zwiſchenraͤume, die gleichfalls von mancherlei Groͤſſe
ſind, von einander abgeſondert: in der rechten Herzkam-
mer ſind dieſe muskelhafte Streifen dikker, in der linken
aber etwas duͤnner und dagegen deſto zahlreicher (l), wo-
bei jedoch die vorerwehnte Stelle allezeit ausgenommen
bleibt. Die Abbildung dererſelben in beiden Kammern
haben uns einige beruͤhmte Maͤnner geliefert, die ich in
der Anmerkung (m) anfuͤhre. An einigen Orten werden
die gegen einander uͤber liegende Stellen des Herzens durch
in die Queere laufende Balken (Fleiſchſchnuͤre) unter ſich
zuſammen verbunden (n). Jch finde bei einigen Schrift-
ſtellern, daß man im Herzen derer ſich ſchnell bewegenden
Thiere ſehr viele muskelhafte Streifen antreffe (o): in
Anſehung derer Voͤgel aber, ſind dieſelben verſchiedener
Meinung. Denn von dem Strausvogel meldet Va-
lisnieri,
ein anſehnlicher Schriftſteller, daß deſſen
Herz inwendig uͤberall glatt ſey (p). Hingegen ſagen
andere, die rechte Herzkammer ſey nur glatt, und die lin-
ke habe ſolche muskelhafte Streifen, und dieſes ſoll, nach
einiger ihren Angeben, bei allen Voͤgeln uͤberhaupt (q),
oder, wie andre wollen, bei denen groſſen allein (r),
oder, nach wieder anderer ihrer Meinung, nur bei einer
beſondern Art dererſelben ſich alſo befinden (s). Jch ha-
be aber meines Orts bei denen wenigen Voͤgeln, welche
ich geoͤfnet, in den beiden Kammern dieſe Streifen,
und nur noch kuͤrzlich bei einem Raben, angetroffen.


Unter
[627]Der Bau des Herzens.

Unter dieſen Muskelſchnuren laufen die groͤſſern zu
den Blutaderklappen hin, und ſind ſchon laͤngſt dem
Joh. Berengarius(t) und Veſalius(u) nicht unbe-
kannt geweſen. Man wuͤrde aber den Bau des Her-
zens nur unvollkommen verſtehen, wenn wir nicht vor-
her den membranoͤſen Ring an der rechten Blutader-
muͤndung (oſtium venoſum) beſchrieben.


§. 5.
Die Blutadermuͤndung. Die Blutader-Sehne
des Herzens.


An dem Ende, wo das rechte Herzohr mit dem Her-
zen ſelbſt zuſammenhaͤngt, befindet ſich ein feſter, bei
nahe harter, blaulicher, zellfoͤrmiger Streif, welcher
die blosliegende Membrane des Ohres, mit der ebenfalls
blos liegenden Membrane der Kammer vereiniget. An
eben dieſem Orte hat Lower(x), nebſt andern beruͤhm-
ten Maͤnnern (y), eine Sehne beſchrieben, welche die
rechte Blutadermuͤndung umgeben ſoll, und von dieſer
haben einige beruͤhmte Phiſiologiſten den Urſprung de-
rer muskelhaften Faſern des Herzens hergeleitet. An
eben dieſem Ort ſezzet auch Lanciſius eben dergleichen
zu dem Schliesmuskel gehoͤrige Faſern (z), und meldet
zugleich, daß die Sehnen aus Fleiſchfaſern beſtuͤnden, die
von der Kammer und dem Herzohre herkaͤmen und ſich
untereinander verwikkelten (a). Von dieſem Schlies-
muskel behauptet Walther(b), daß derſelbe alsdenn,
wenn ſich das Herz zuſammenzoͤge, die Muͤndung des
R r 2Ohres
[628]Viertes Buch. Das Herz.
Ohres zuſchnuͤrre. Endlich verſichert auch der vortrefli-
che Senac, daß wenigſtens in betagten Perſonen (c)
eine wahre ſehnigte Subſtanz angetroffen werde. Hin-
gegen hat auch der ſehr behutſame Zergliederer, J. Bapti-
ſta Morgagni(d), bei einem jungen Stier die ſeh-
nenhafte Bauart nicht ſo ſchlechterdings zugeben wollen,
und der in den Zerlegungen ſehr geuͤbte Joh. Friedrich
Caſſebohm(e) verwirft dieſelbe gaͤnzlich. An meinem
Theil habe ich zwar hier einen Strich, aber keine Spur
von einem Muskel oder einer Sehne finden koͤnnen. Vor-
gedachter harte Zirkel wird von dem Fett und der aͤuſ-
ſern Membrane des Herzens uͤberzogen. Eben derſelbe
umſchlieſſet auch die rechte Blutadermuͤndung, welche ei-
ne dergeſtalt ſenkrechte Stellung hat, daß ſich ihre groͤſ-
ſere Achſe nach dieſer ſenkrechten Linie richtet, und die
kleinere Achſe der Queere nach zu ſtehen koͤmmt. So
verhaͤlt ſich die Sache an todten Koͤrpern; es iſt aber
auſſer allen Zweifel, daß ſie in lebendigen Menſchen, be-
ſonders wenn ſie von dem Blute, welches in das Herz
tritt, ausgedehnt wird, allerdings zirkelrund ſey.


§. 6.
Der Klappen-Ring.


Von dieſer Blutadermuͤndung, wo ſie ſich mit dem
Ohre vereiniget, verlaͤngert ſich nunmehr die innere Mem-
brane des rechten Herzohres nach allen Seiten in die Hoͤ-
le der vordern Herzkammer, bis gegen die Herzſpizze hin.
Es iſt dieſe Membrane darum nicht einfach, weil mit
derſelben ein Blat, das von der innern Membrane der
rechten Kammer entſprungen iſt, uͤberall gleichfoͤrmig
und parallel, vermittelſt eines Zellgewebes, feſt vereini-
get
[629]Der Bau des Herzens.
get wird, daß dieſes alſo in der That diejenigen zwei
Blaͤtter ſind, welche durch die eingeblaſne Luft von ein-
ander koͤnnen abgeſondert werden. Es verlaͤngern ſich
dieſe zwei Blaͤtter von dem ganzen Umfange der Blut-
adermuͤndung her dergeſtalt, daß in dieſer Gegend lin-
ker Seits nach allen Seiten hin ein Ring fortlaͤuft, der
in der alten groben, aber nicht ganz zu verwerfenden Fi-
gur des Jacob Berengarius(f), und in denen ungleich
ſchoͤnern, die uns Euſtachius(g), Cowper(h),
Vieuſſens(i), und J. Baptiſta Senac(k) geliefert
haben, ſehr deutlich vorgeſtellet wird. Daß es blos ei-
ne einzige Membrane ſey, die ſich in die Blutadermuͤn-
dung verlaͤngert, hat ſchon laͤngſt Carl Stephanus(l),
und noch umſtaͤndlicher Veſalius(m), ingleichen auch
deſſen Anhaͤnger (n), und Raymund Vieuſſens(o), an-
gezeiget: inzwiſchen habe ich nicht allein ſelbſt die wohl-
gemeinte Erinnerung gegeben, daß die neuern Zerleger
die etwas uneigentliche Namen veraͤndern moͤchten (p),
ſondern es iſt auch ſolches bald hernach von Joſeph Lie-
taud
(q), der den Namen der zirkelrunden Klappe nach
der Natur eingerichtet, ingleichen von J. Baptiſta Se-
nac
(r), und dem neuern Ausleger des Euſtachius(s)
ebenfalls geſchehen.


R r 3Das
[630]Viertes Buch. Das Herz.

Das Ende aber von dieſem Ringe, welches in der
Hoͤle der Kammer gleichſam hin und her ſchwimmet, iſt
nicht aller Orten mit ſeinem Anhange parallel, es iſt
auch der Rand, wo ſich dieſer Ring endigt, nicht recht
zirkelrund. Dieſer Ring iſt in einigen Gegenden brei-
ter (t), anderswo ſchmaler (u), und auf ſolche Art ent-
ſtehet eine nicht gar zu genaue Aehnlichkeit von dreien un-
terſchiednen Klappen; ich ſage mit Fleiß, daß dieſe Aehn-
lichkeit nicht gar zu genau, ſondern etwas weit hergeho-
let ſey, weil die drei laͤngeren Fortſaͤzze des haͤutigten
Ringes, die man deutlich erkennen kann, ſowol ungleich
lang, als von verſchiedner Breite, und von unbeſtimm-
ter Anzal ſind, auch endlich, um doch einige Geſtalt da-
von anzugeben, viel ehe noch ein Trapezium beſchreiben,
daran die groͤſte Seite der von der Blutadermuͤndung
entſpringende Anfang des Ringes iſt, die Parallelſeite
der ſchwebende und nahe bei der Herzſpizze befindliche
Rand abgiebet, die beiden uͤbrigen ſich zuſammenneigen-
den Seiten aber diejenige Linien ausmachen, nach wel-
chen ſich dieſe Verlaͤngerungen einander entgegengekehrt
ſind. Jnzwiſchen iſt es doch, wegen ſolcher geringen
Aehnlichkeit dieſer drei gleich groſſen und aͤhnlichen Stuͤk-
chen, ſchon vorlaͤngſt geſchehen, daß die Zergliederer nicht
nur drei Klappen gezaͤhlet, ſondern ſie auch von ihren
Spizzen dreiſpizzige Klappen (tricuſpides oder [...]
[...]) genannt haben (x). Es hat ſie naͤmlich Era-
ſiſtratus
mit vielem Fleiſſe, Herophilus aber nur
obenhin beſchrieben, wie man aus dem erſiehet, was
Galenus(y) davon meldet; es waren auch ſo gar dem
Ariſtoteles ihre ſehnigte Faſern bereits bekannt, er wur-
de aber dadurch dergeſtalt hintergangen, daß er auch blos
um
[631]Der Bau des Herzens.
um dieſer Urſache willen (z) ſich gewiß einbildete, daß
die Nerven aus dem Herzen ihren Urſprung bekaͤmen (a).
Da nun aber eben dieſe Klappen in dem Buche vom
Herzen,
welches ſich unter den Hippocratiſchen Wer-
ken befindet, bereits beſchrieben ſind, ſo ſiehet man offen-
bar daraus, daß der Verfaſſer dieſes Buches einer von
denen Anhaͤngern des Eraſiſtratus geweſen ſey. Denn
wenn es in der That von dem Hippocrates herruͤhrete,
ſo wuͤrde es ſich ohnfehlbar Galenus nicht haben ein-
fallen laſſen, daß er dieſer Klappen wegen vielmehr
den Eraſiſtratus, als den Hippocrates ſollte gelobet
haben.


Die verlaͤngerte Enden des Blutaderringes, welche
ich die freiliegenden nenne, ſind dem ohngeachtet doch mit
beſondern Baͤndern an das Fleiſch des Herzens ange-
haͤngt. Es ſteigen naͤmlich aus der Gegend des Her-
zens, welche der Spizze naͤher liegt, wahre cylindriſche,
oder wenigſtens in Cylinder zuſammengezogene, und mit
der Geſtalt derer weiblichen Bruſtwarzen uͤbereinkom-
mende Muskeln hervor, welche auch den Namen derer
Warzen, den man ihnen hin und wieder beilegt, gar
wohl verdienen. Jhre Groͤſſe iſt nicht allezeit uͤberein,
indem einige dererſelben einfach, andre, zwei- noch an-
dre dreiſpaltig, ingleichen auch aͤſtig ſind, und bisweilen
ſenken ſie ſich in das Fleiſch des Herzens hinein, und wer-
den durch einen oder den andren Fleiſchbalken befe-
ſtiget.


Aus der ſtumpfen, und zunaͤchſt bei der Blutader-
muͤndung befindlichen Spizze dieſer gedachten Muskeln,
gehen gewiffe ſehr zaͤhe, weiſſe, wie Sehnen glaͤnzende,
aͤſtige, durchkreuzte Faͤden heraus (c), welche auch aus
R r 4dem
(b)
[632]Viertes Buch. Das Herz.
dem oberſten Muskel haͤufig herauskommen, hierauf ſich
wie ein Faͤcher ausbreiten, und ſich mit ihren lezten En-
den in die aͤuſſere Flaͤche des Blutaderringes, welche ſich
nach dem Umkreiſe des Herzens hinwendet, verliehren, al-
ſo daß die erſten kurzen und deutlichſten Enden ſich mit
dem lezten Rande deſſelben vereinigen. Andre verbinden
ſich mit dem erhabnen Theil, nahe bei dieſem Rande,
und noch andre, die allmaͤlich laͤnger geworden, ſind mit
ihren dreiekkigen und ausgedehnten Spizzen, an dem nach
und nach immer breiteren und der Muͤndung des Ohres
naͤher liegenden (d) Theil des Ringes, und deſſen Flaͤ-
che, die gegen die Waͤnde des Herzens gekehret iſt, ange-
wachſen. Es breitet ſich naͤmlich eine jegliche ſehnigte
Faſer von dem Orte an, wo ſie zuerſt den Klappenring
beruͤhrt, wie eine flache Hand (e) aus einander, und
verbindet ſich hernach ſo feſt mit demſelben, daß ſie gar
nicht mehr davon kann abgeſondert werden. Ein be-
ruͤhmter Mann ſezzet noch hinzu (f), es liefen die Faͤ-
den, woraus die Klappe beſtuͤnde, vorher zwiſchen denen
beiden Membranen fort. Jch halte aber davor, daß
man ſie von dieſen Membranen kaum moͤchte unterſchei-
den koͤnnen. Aus einem Muskel gehen von zehn bis zu
dreißig ſolcher Faſern heraus.


Jch habe uͤbrigens am Klappenringe, und deſſen
verlaͤngerten Enden, zwar keine Muskelfaſern wahrneh-
men koͤnnen (g), es geſchiehet aber auch gar oft, daß
zwiſchen dieſen Verbindungen (adhaeſio) derer ſehnigten
Faſern, fleiſchfoͤrmige und harthaͤutige rundliche Koͤr-
per liegen, welche, nach dem Thomas Bartholin(h),
die Natur eines Knorpels an ſich haben, und an die Klap-
pen, zur Vermehrung ihrer Staͤrke, angeheftet ſeyn ſol-
len.
[633]Der Bau des Herzens.
len. An der Frucht habe ich dergleichen Stuͤkchen Fleiſch
nie gefunden, und ich halte aus der Urſache davor, daß
ſie durch das Reiben eben ſo hervorgebracht werden, wie
es mit denen unaͤchten Linſenfoͤrmigen, oder Gelenkbein-
chen (oſſa ſeſamoidea) zu geſchehen pflegt, welche oͤfters
in den Sehnen alter Thiere auf ſolche Weiſe entſtehen.
Denn man hat ſchon mehrmals wahrgenommen, daß die
Klappen ganz und gar harthaͤutig (calloſae) geworden
ſind (i).


Man wird aber auch ferner noch einen anderen ziem-
lich gemeinen Fehler hierbei beobachten. Es pflegt ſich
naͤmlich eine ſandige, aus kleinen Kluͤmpgen zuſammen-
geſezte Materie, zwiſchen denen zwo Membranen des
Klappenringes, oder auch ſeinen verlaͤngerten Enden, an-
zulegen. Jch habe dieſes mehrmalen angemerkt, alſo
daß dieſe Klappen davon ganz dichte und ſteif waren, und
weder von ihren Muskeln angezogen, noch von dem aus
dem Herzen ausgepreßten Blute zuruͤkgetrieben werden
konnten. Der vortrefliche Senac(k) hat dieſe Klappen
hart und mit Knochenfaͤden untereinander verbunden, an
den Waͤnden des Herzens haͤngen geſehen, wobei ich
den Leſer auf andere dergleichen Beiſpiele verweiſe (l).


§. 7.
Die Klappen fuͤr ſich insbeſondere.


Jch habe mir viel Muͤhe gegeben, um genau zu be-
ſtimmen, wie viel wirkliche Enden an den Verlaͤngerun-
gen dieſer Klappen vorhanden waͤren, in welcher Gegend
ſich eigentlich eine jede befinde, und was vor ein Zirkel-
ſtuͤk
[634]Viertes Buch. Das Herz.
ſtuͤk ein jedes Ende beſchreibe. Hier folget nun, was ich
aus unzaͤhlichen Verſuchen habe herausbringen koͤnnen.


Die vornehmſte Klappe, oder die Verlaͤngerung
des Blutaderringes,
befindet ſich meiſtentheils im-
mer vorwaͤrts(m) und oberwaͤrts; ſie ſteiget von der
Muͤndung der Lungenſchlagader nach dem ſpizzigen Ran-
de des Herzens hinab, machet ganz allein beinahe den
halben Theil des Klappenringes aus, und laͤuft weiter
gegen die Spizze fort. Der vortrefliche Senac(n), und
ein andrer beruͤhmter Mann, naͤmlich Chriſtoph Jacob
Trew(o), haben eine Abbildung davon geliefert. Es
bewahret dieſe Klappe, ſo weit es moͤglich iſt, den Ein-
tritt in die Lungenſchlagader, welche von der linken Sei-
te, oben und hinterwaͤrts, aus der vordern Kammer her-
auskommt; ſie iſt aber nicht vermoͤgend die ganze Muͤn-
dung zu verſchlieſſen, weil ſie ſchmaler iſt, als die Weite
derſelben. Und daher iſt es auch gekommen, daß ohn-
laͤngſt Joſeph Lietaud(o*) dieſelbe den klappenhaften
Verſchlag (cloiſon valvulaire) genannt, und zugleich ge-
meldet hat, daß ſie die rechte Herzkammer in zwo Hoͤlen,
naͤmlich in die Ohren- und Schlagaderhoͤle, abtheile. Jch
habe wahrgenommen, daß ſie in zwei Stuͤkke zertheilt
geweſen, und daß der groͤſte Muskel ſich zwiſchen dieſer
Zertheilung befunden, und ſeine Sehnen nach allen bei-
den Theilen ausgeſtrekket habe.


Mit dieſer Klappe (wenn es anders erlaubt iſt, ein
uneigentliches Wort der Kuͤrze halber zu gebrauchen,)
vereiniget ſich entweder ein einziger Muskel, der aber
ziemlich groß, und oft zweikoͤpfig iſt, oder zween (p)
entwe-
[635]Der Bau des Herzens.
entweder gleich groſſe, oder ungleiche Muskeln; ich ha-
be auch endlich wahrgenommen, daß ſich drei, ja ſo gar
vier Muskeln in dieſe einzige Klappe hineingeſenket ha-
ben. Ueberdieß vereinigen auch die Muskeln der andern
Klappen einen Theil von ihren Sehnen mit der jeztbe-
ſchriebenen (q).


Unter dieſer Klappe befindet ſich, bei dem ſpizzigen
Rande des Herzens, ein ſehr ſchmaler und kaum eine Li-
nie breiter Blutadergang, welche Gegend man daher fuͤr
den Zwiſchenraum zwoner Klappen anſehen koͤnnte.


Die untere vordere Klappe, oder die, ſo zu dem
ſpizzigen Rande gehoͤret, welche ſehr oft ungemein
ſchmal, im uͤbrigen aber lang genung, und der vorher-
gehenden bisweilen faſt aͤhnlich iſt, befindet ſich theils in
der obern Flaͤche, und theils auch in derjenigen, welche
auf dem Zwerchfelle aufliegt, verlaͤngert ſich aber gegen
die Spizze weniger, als die erſtere. Es vereinigen ſich
mit derſelben verſchiedene, meiſtens aber nur kleine Mus-
keln, bis auf viere, darunter derjenige, welcher der er-
ſten Klappe naͤher liegt, mit dieſer zugleich auch einige
Sehnen verbindet. Jndeſſen habe ich auch an dieſer
Klappe nur einen einzigen, aber groſſen Muskel, oder
noch einen daneben, oder zwone kleine Muskeln beiſam-
men gefunden. Sonſten gehen die ſehnigten Schnuͤren
ohne einen Muskel von den Waͤnden des Herzens nach
dieſer Klappe hin.


Die dritte hinterſte Klappe, oder die zur Schei-
dewand des Herzens gehoͤrige,
welche vielmehr et-
was breiter iſt, als die vorige, nimmt von dem Ende
der vorigen in der Gegend ihren Anfang, wo ſich die
Scheidewand des Herzens von den Waͤnden dieſes Ein-
gewei-
[636]Viertes Buch. Das Herz.
geweides zu allererſt weg begiebt. Hierauf ſteiget ſie,
laͤngſt dieſer Scheidewand, gegen die Muͤndung der Lun-
genſchlagader beinahe ſenkrecht hinauf. Auch dieſe Klap-
pe trift man nicht ſelten voͤllig ohne einen Muskel an,
und es begeben ſich in dieſelbe ſehr viele Sehnen, die oh-
ne ein deutliches fleiſchiges Waͤrzchen aus der Scheide-
wand des Herzens hervorkommen. Sonſt hat aber doch
dieſe Klappe entweder nur einen Muskel mit der zwoten
Klappe gemeinſchaftlich, oder einen groſſen und einen klei-
nen gehabt, alſo daß ſie wieder den erſten darunter mit
der zwoten Klappe getheilt, und nur der andere ihr allein
eigen geblieben iſt. Endlich habe ich auch wahrgenom-
men, daß dieſe Klappe einmal voͤllig gemangelt, und
man alſo ſtatt dreier nur zwo hat zaͤhlen muͤſſen.


Die Beſchreibungen andrer Schriftſteller enthalten
verſchiedenes, das von dem meinigen abgehet, welches
ohne Zweifel von einem ſonderbaren Baue herruͤhrt, der
ſolchen beruͤhmten Maͤnnern vorgekommen (r). Jch
ſelbſt habe mehr als drei breitere Klappen-Verlaͤngerun-
gen zu ſehen Gelegenheit gehabt, daß ich alſo deſto eher
dem vortreflichen Nicol. Roſen(s), und R. J. Creſcen-
tius Garengeot(t) Glauben beimeſſen kann, wenn ſie
an der rechten Blutadermuͤndung ſechs Klappen anfuͤh-
ren, ingleichen auch dem J. Benignus Winslow(u),
wenn er meldet, daß zwiſchen den groſſen Klappen auch
kleinere befindlich waͤren. Jndeſſen bin ich doch mit dem
vortreflichen erſten Leibarzte nicht gleicher Meinung,
wenn er meldet, daß man, nach genauerer Unterſuchung,
fuͤnf Klappen finde (x), ingleichen auch nicht mit dem be-
ruͤhmten Lietaud, welcher ohnlaͤngſt durchaus nicht
zugeben
[637]Der Bau des Herzens.
zugeben wollte, daß ſich der Klappenring wirklich in drei
Theile zerlegen lieſſe (x*). Jch kann auch eben ſo wenig
nur eigentlich fuͤnf Paar warzfoͤrmige Muskeln an die-
ſer rechten Muͤndung annehmen, wie Caſpar Bartho-
linus
(y), des Thom. Sohn, oder nur vier (z), davon
ſich zwo in der Scheidewand des Herzens, und zwo gegen
dieſen uͤber befinden ſollen, wie Gavet behauptet. Denn
die Natur nimmt ſich hier, ſowol was die Anzal, als die
Groͤſſe betrift, viele Freiheit heraus, und ich kann die
Anzal der Muskeln weder auf zwei und drei (a), noch
auf vier (b), einſchraͤnken. Cowper hat wirklich deren
acht oder neune abgebildet (c), und von dieſem Manne
kann ich, laut einiger von meinen Beobachtungen, nicht
gaͤnzlich abgehen.


Jn den vierfuͤßigen Thieren, ſo viel ich deren geoͤf-
net, iſt der Bau beinahe mit dem menſchlichen einerlei
geweſen. Jn den Voͤgeln finden ſich an der linken Blut-
adermuͤndung ebenfalls zwo, aber an der rechten nur ei-
ne fleiſchige und einem Muskel aͤhnliche Klappe, die ſich
wie ein halber Zirkel kruͤmmet, in eine Spizze verengert,
und mit der Scheidewand des Herzens einen vollſtaͤndi-
gen Zirkel bildet, aber mit keinen ſehnigen Faſern verſe-
hen iſt. Dieſes hat uͤberhaupt von Voͤgeln der vor-
nehmſte Schriftſteller in der Geſchichte des Herzens (d),
ingleichen Claudius Perrault(e), gemeldet, welcher
viele Thiere zergliedert, oder die vom Duverney zer-
legte in Kupfer vorgeſtellet hat. Dieſes iſt diejenige
kreisfoͤrmige fleiſchige Klappe der rechten Kammer, die
Bar-
[638]Viertes Buch. Das Herz.
Bartholinus am Schwane (f), und Valisneri am
Strausvogel (g) beſchrieben. Am Seeadler (h), am
Rohrdommel (Rohrtrummel) (h*), haben ſie andre be-
ſchrieben, und ich an meinen Theil habe ſie im Raben,
der Kraͤhe und der Henne geſehen. Von Fiſchen habe
ich keine eigene Beobachtungen, indeſſen legen einige
beruͤhmte Maͤnner denenſelben drei (i), andre aber nur
zwo ſolche Klappen bei (k). Von dem Krokodil finde
ich, daß er deren drei habe (l).


§. 8.
Die Schlagadermuͤndung. Die Schlagader-
ſehne im Herzen.


Wir haben nun die Blutadermuͤndung der vordern
Herzkammer abgehandelt, es iſt alſo die zwote noch zu
betrachten uͤbrig, welche nach der Lungenſchlagader
hin gehet. Sie befindet ſich an dem oberſten und vor-
dern Ende dieſer Kammer, etwas mehr hinter und un-
terwaͤrts, als ſonſt der laͤngſte Theil der Blutaderklappe
iſt, vermittelſt welcher ſie von der Blutadermuͤndung
abgeſondert wird, weswegen ſie auch den Namen der
Schlagaderhoͤlung erhalten, den ihr der beruͤhmte
Lieutaud(l*) beigelegt. Um dieſes etwas deutlicher zu er-
laͤutern, ſo begiebt ſich die Schlagader in die Falte des Her-
zens hinein, und ſteiget dergeſtalt nach unten hinab, daß
ſie von einem gewiſſen Theile des Herzens, welcher ſich
hoͤ-
[639]Der Bau des Herzens.
hoͤher hinauf begiebt, wie von einem Ringe umgeben
wird, und die Queerfaſern des Herzens neben einem
Stuͤkke der Schlagader, die in das Herz aufgenom-
men worden, vorbeilaufen. Die naͤchſte Verbindung
dieſer Schlagader mit dem Herzen geſchiehet aber fol-
gendergeſtalt: Es endiget ſich das Herzfleiſch wie ein voll-
ſtaͤndiger Zirkel, und es laufen die Queerfaſern des Her-
zens eines Theils zwiſchen den Schlagaderklappen eine Li-
nie lang, und etwas weiter fort, andern Theils begeben
ſie ſich auch in dasjenige Stuͤk der Schlagader hinein,
welches den Klappenſinus bildet, darauf ſteigen ſie zu-
gleich mit einander faſt anderthalb Linien in die Hoͤhe,
und nachdem ſie genau in die Queere fortgegangen, ſo
vereinigen ſie ſich zugleich mit der weiſſen Membrane der
Schlagader, vermittelſt eines kurzen Zellgewebes, ſo daß
keine einzige (m) Faſer des Herzens bis in die Schlag-
ader fortgefuͤhret wird. Ueber dieſer Linie iſt ſie bereits
weisgefaͤrbt und von ſchlagaderhafter Beſchaffenheit.
Die insgemein ſo genannte ſchlagaderhafte Sehne
des Herzens
iſt diejenige weiſſe Linie, die noch nicht
voͤllig das Herz endiget, und aus dem genauen Zu-
ſammenhang der innern Herzmembrane, mit den fleiſchi-
gen Faſern, ihren Urſprung nimmt; in dieſe Linie ſteigen
etliche Streife von der Kammer ſelbſt hinauf, und ſie
kommen einer Sehne in etwas gleich, weil keine wirkli-
che Sehne daſelbſt vorhanden iſt.


§. 9.
Die Klappen in der Lungenſchlagader.


An dieſer Gegend, wo das Herz mit der Schlag-
ader nahe zuſammenkommt, doch ein wenig mehr nach
unten, und naͤher gegen die Herzſpizze zu, wenn man bei-
de
[640]Viertes Buch. Das Herz.
de Hoͤlungen durch einen gemeinſchaftlichen Schnitt zer-
theilet, kommt eine weiſſe wellenfoͤrmige Linie (n) zum
Vorſchein, welche von den Klappen ſelbſt nicht getrennt
iſt, und die mit denen Wurzeln derſelben fortgehet und
ſolche eigentlich hervorbringt. Aus dieſer Linie gehen
drei Klappen in die Schlagader, die den Blutader-
Klappen, welche in der Holader und deren Aeſten zer-
ſtreut liegen, und die wir ſchon laͤngſt beſchrieben haben,
vollkommen gleich, dabei aber viel ſtaͤrker ſind, und ei-
nes theils von der verlaͤngerten innern Membrane
des Herzens, andern theils von der innerſten Schlag-
adermembrane zugleich erzeuget werden. Es begegnen
und verlaͤngern ſich dieſe Membranen in der Schaͤrfe der
Klappe ſelbſt. Gemeiniglich ſind ihrer drei beſtaͤndig vor-
handen, wiewol der beruͤhmte J. Zacharias Petſche(o)
auch nur zwo gefunden, und ich ſehe, daß man im Baͤ-
ren ebenfalls zwo angetroffen (p). Wie man ſie aber als
eine einzige und runde habe anſehen koͤnnen (q), das iſt
mir unbegreiflich. Sie werden wegen ihrer Geſtalt
ſigmafoͤrmig (ſigmoideae) und halbmondenfoͤrmig
(ſemilunares) genannt, wiewol ſie J. Baptiſta Mor-
gagni
(r) lieber vermittelſt des erſteren Namens von
den Klappen der Aorte noch beſonders unterſcheiden will.
Jn denen aͤlteſten Zeiten ſind ſie ſchon, ſowol dem Era-
ſiſtratus
(s), als dem Verfaſſer des Buches vom Her-
zen
(t), welches ſich unter den Hippocratiſchen Wer-
ken befindet, wirklich bekannt geweſen.


Die
[641]Der Bau des Herzens.

Die Lage unterſcheidet dieſe Klappen von einander.
Eine befindet ſich mehr vorwaͤrts, die andere hinterwaͤrts,
und die dritte oberhalb. Ueberhaupt aber haben ſie ih-
ren Plazz in derjenigen Gegend der Schlagader, die von
dem herumliegenden Fleiſche des Herzens eingeſchloſſen
wird.


Nunmehro muͤſſen wir auch ihren Bau beſchreiben.
Jhr unterſter Rand, mit dem ſie ſich ins Herz befeſti-
gen, und mit welchem die blinde Tiefe der Klappe ver-
ſchloſſen wird, kruͤmmet ſich in ein Bogenſtuͤk (u), wel-
ches gemeiniglich kleiner als ein halber Zirkel iſt; denn
ich habe niemals geſehen, daß dieſer Rand einen ſpizzi-
gen Winkel gebildet haͤtte, wie ihn Vidius(x) vorge-
ſtellet, und Garengeot beſchrieben hat (y). Ziehet
man durch dieſe Bogen der dreien Klappen eine gerade
Linie, ſo wird ſie zwar in den mehreſten Leichnamen einen
Zirkel beſchreiben, doch wird man auch Koͤrper finden, in
denen eine wellenfoͤrmige Linie entſtehen wird, weil un-
ter dieſen Klappen eine naͤher an der Herzſpizze, und die
andere naͤher bei der Aorte hervorkommt. Dieſes ſchei-
net vorlaͤngſt ſchon Wilhelm Cowper(z) angezeigt zu
haben.


Von hieraus laͤuft der Rand, von der in die Schlag-
ader fortgeſtrekten Klappe, mit der Membrane des Her-
zens in derjenigen Linie weiter fort, welche mit der Rich-
tung der Schlagader parallel iſt, und iſt einer aͤhnlichen
Linie in denen beiden Nebenklappen entgegengekehrt, bis
die oberen Scheitelſpizzen zwoner Klappen, die uͤber ih-
ren Sinus emporſteigen, gleichſam mit einem harthaͤu-
tigen Stuͤkchen vor der Membrane der Schlagader her-
S svor-
[642]Viertes Buch. Das Herz.
vorragen, welches Lanciſius mit der weiblichen Ru-
the (clitoris) vergleicht (a).


Die uͤbrige Breite der Klappe, welche ſich mitten
zwiſchen den zwei beſchriebenen Enden befindet, ſteiget
ebenfalls in die Hoͤhe hinauf, und nimmt gemeiniglich
die Figur einer Parabel an. Sie entfernt ſich aber
mehr und mehr von der Wand der Schlagader, ſo daß
ſie mit dieſer Wand erſtlich einen Winkel macht, und
hierauf, wie von den Blutaderklappen gemeldet worden,
einen blinden Sinus bildet, der mit einem paraboliſchen
Kegel uͤbereinkommt. Es wird aber diejenige Wand
der Schlagader, welche mit der Klappe den Sinus
macht, entweder von der Gewalt des Blutes, oder von
der Beſtimmung der Natur ſelbſt (b), allmaͤlich nach
auſſen zu hervorgetrieben, daß er eine runde Erhoͤhung
bekommt, bis ſich die cilindriſche Schlagader in drei bau-
chige Huͤgelchen auswendig erhebt, welche Anton Ma-
ria Valſalva nachhero Sinus(c) genannt hat, und
darauf mit vieler Gelehrſamkeit, ſowol an Thieren, als
Menſchen, von dem redlichen Erben ſeines verſtorbnen
Freundes, des Morgagni(d), weiter ſind unterſuchet
worden. Jndeſſen erſcheinen ſie doch an der Aorte deut-
licher als in der Lungenſchlagader.


§. 10.
Die Faſern, und Knoͤtchen.


Endlich zeiget auch der ſchwebende Rand der Klappe,
an welchen ſich zu oberſt der Sinus und die Klappe endi-
get, die Geſtalt von einem kleinen Monde, in der Gegend,
wo er zwiſchen der harthaͤutigen Vereinigung der Klappe
mit
[643]Der Bau des Herzens.
mit der Schlagaderwand eingeſchloſſen iſt. Es pflegt
dieſer Rand gemeiniglich haͤrter zu ſeyn, als die uͤbrige
Klappe, wie ſolches ſchon lange Arantius(e) ange-
merkt, nach ihm andre beruͤhmte Maͤnner gezeigt (f),
und Werner Rolfink(g) dergeſtalt erlaͤutert hat, daß
er zugleich gemeldet, es nehme dieſer Ring endlich bei be-
jahrten Perſonen eine knorplige Art an ſich. Damian
Sinopeus(h) hat auch in der That an den Klappen
der Aorte dieſen Rand nach einem hizzigen Fieber knorp-
lig gefunden, da derſelbe doch an der Lungenſchlagader
dergleichen Ausartung nicht angenommen hatte.


Man trift aber oͤfters an den Klappen der Lungen-
ſchlagader dergleichen kleine Knoten an, wie wir bald an
den Aortenklappen beſchreiben werden. Eraͤugnet ſich
nun dieſes, ſo raget ein ſolcher Knote ein wenig uͤber dem
frei-ſchwebenden Rande der Klappe hervor, und theilet
dieſen Rand alsdenn in zwo kleine Monden, davon ein
jeglicher auf einer Seite von dem Urſprunge der Klappe
aus der Schlagaderwand, und auf der andern von dem
kleinen Knoten umſchloſſen wird (i). Die Abbildungen
hiervon hat ſchon vorlaͤngſt Vidus Vidius(k) mit-
getheilet, und aus der Aorte ſind ſie von Morgagni(l)
noch richtiger geliefert worden.


Auſſer dieſem entdekt man in jungen Koͤrpern weiter
nichts. Bei Erwachſnen kommen aber, und zwar deſto
deutlicher, je ſtaͤrker ihr Koͤrper geweſen, beſondere glaͤn-
zende und zaͤhe Faſern, auch ſo gar an den Klappen der
Lungenſchlagader, zum Vorſchein. Dieſe laufen uͤber-
S s 2all
[644]Viertes Buch. Das Herz.
all ziemlich nach der Queere fort (m), und zwar mehr nach
der Queere in dieſem Schlagaderſtamme (n), als in der
Aorte. Sie nehmen von derjenigen Linie ihren Anfang,
vermittelſt welcher beide Seiten der Klappe an der
Schlagaderwand verbunden ſind (o), wenden ſich hernach
von dieſer Gegend ein wenig niederwaͤrts, und breiten
ſich mehr oder weniger untereinander parallel laufend, in
die Breite der Klappe aus, gehen auch wohl zuweilen bis
zu ihrem gegenuͤber ſtehenden Ende fort. Ferner gehen
einige unter ihnen mehr herabwaͤrts, und endigen ſich, von
ihrem mehr oberhalb befindlichen Anfange, tiefer, und
naͤher gegen die blinde Endigung der Klappe. Andre
bilden vorher einen Bogen, und verliehren ſich hernach
in den kleinen Knoten (p), den ich annoch zu beſchreiben
verſprochen habe.


Alles dieſes haben einige beruͤhmte Maͤnner (q) der-
geſtalt erlaͤutert, daß ſie dieſe Faſern zu zween Muskeln
machten, davon der eine, welcher in die Queere liegt,
die Klappe in gerader Linie verkuͤrzen, und ihre Hoͤlung
zuſchnuͤren und ausleeren ſollte; der andre aber, welcher
ganz zu unterſt von der Wurzel der Klappe entſtuͤnde,
und in den Knoten eingeflochten waͤre, ſolte die hole
Tiefe (ſinus) der Klappen erweitern (r), wobei ſie ſich zu-
gleich, in Anſehung dieſer Faſern, auf des Morgagni(s)
Anſehen zu berufen pflegen. Nun will ich zwar nicht
wider-
[645]Der Bau des Herzens.
widerſtreiten, daß ſich dieſes nicht einmal vielleicht ſo
moͤchte befunden haben; ich muß aber auch geſtehen, daß
mir nie etwas von dieſem zuſammengeſezten ſchoͤnen Baue
zu Geſichte gekommen. Eben ſo wenig moͤchte ich dieje-
nigen Faſern zugeſtehen, von denen man behauptet hat,
daß ſie aus den Herzkammern bis in dieſe Klappen liefen,
und mit denſelben verbunden wuͤrden (t).


Das Maas und die Groͤſſe dieſer Klappen iſt hier-
naͤchſt ſo beſchaffen, daß ſie die ganze Muͤndung der
Schlagader, wenn ſie im Waſſer ſchwimmen, und ſich
ſelbſt uͤberlaſſen ſind, voͤllig verſchlieſſen. Es wird aber
dieſe Muͤndung um ſo viel genauer von ihnen verſchloſ-
ſen, je mehr ihre hole Seiten (ſinus) ausgedehnt werden:
denn es naͤhern ſich ſolchergeſtalt, wie man leicht ſehen
kann, die freien Raͤnder der Klappen gegeneinander, und
nehmen einen deſto groͤſſern Theil von der Oefnung der
Schlagader im Lichten ein, je mehr ſie ſich von den Schlag-
aderwaͤnden zuruͤkkeziehen, verſchlieſſen auch endlich die
ganze Roͤhre der Schlagader ſchon vorher (u), ehe ſie ſich
noch vollkommen nach rechten Winkeln in den Schlag-
adern entwikkeln. Man mag eine Schlagader entwe-
der aufblaſen (x), oder mit Wachs, durch einen Aſt der
Lungenſchlagader, gegen das Herz zu ausſprizzen, ſo ge-
raͤth der Verſuch auf beiderlei Art. Bei dieſer Action
ſollen die erweiternde Faſern am meiſten wirken, und die
Klappen ausdehnen, wie einige beruͤhmte Maͤnner ge-
ſchrieben haben (y); ich nehme aber dieſe Redensarten nur
in dieſem Verſtande an, daß ich mir nicht einbilden kann,
als ob diejenigen Faſern, welche vom Geſchlechte derer
weiſſen und ohne Reizbarkeit ſind, ſich zuſammenziehen
S s 3ſolten,
[646]Viertes Buch. Das Herz.
ſolten; dagegen aber glaube ich, daß ſie vermittelſt ih-
rer Staͤrke hindern koͤnnen, daß die Klappen nicht der
Schwehre der zuruͤkgetriebenen Feuchtigkeit nachgeben
doͤrfen.


Da es aber dem ohngeachtet doch moͤglich iſt, daß
ſich das Blut mit groſſer Gewalt aus der verſtopften Lun-
ge gegen das Herze zuruͤkbegeben kann, ſo geſchiehet es
allerdings, und zwar in der That oft genung, daß ein
Theil von der Klappe zwiſchen dieſen ſtarken und glaͤnzen-
den Faſern zuruͤkke weicht, von einander geriſſen wird (z),
und dieſe Pforten ſich in Spalten oͤfnen, nach der Art
eines Nezzchens, wovon auch wirklich Abbildungen
vorhanden ſind (a). Diejenige Krankheit hat ſchon mehr
zu ſagen, wenn in dem Zwiſchenraum der beiden Blaͤt-
ter, woraus die Klappen beſtehen, eine harthaͤutige, kno-
thige oder ſteinige Materie verſammlet wird. An der
Aorte ſind indeſſen dieſe Faͤlle ſchon gemeiner, nachdem
man vermuthen kann, daß das Blut mit ſtaͤrkerer Kraft
von der Aorte zuruͤktritt.


§. 12.
Die zwote Herzkammer. Welchen Thieren die
Natur ſelbige verſagt habe.


Nunmehro haben wir die rechte Herzkammer beſchrie-
ben. Es iſt dieſes die einzige in Thieren die kaltes Blut
haben, kein einiges, ſoviel mir bekannt iſt, ausgenom-
men, naͤmlich in den eyerlegenden vierfuͤßigen (b), in dem
Schlangengeſchlechte, in den Fiſchen ohne Lungen (c),
und
[647]Der Bau des Herzens.
und im Geſchlechte der Wuͤrmer (d). Jn allen dieſen
Thieren, wenn ſie eine Lunge erhalten haben, gehet den-
noch nur eine ſo kleine Schlagader nach dieſem Einge-
weide, daß ſie nicht groͤſſer iſt, als es das Stuͤk Lunge
erfordert. So finde ich es in dem Froſche, der ein kaltes
Blut fuͤhret, ingleichen in den Fiſchen. Jn dieſe Schlag-
ader kann eben dieſelbe Herzkammer das Blut hineintrei-
ben, von der es ſonſt in alle uͤbrige Aortenaͤſte getrieben
wird. Bei denen Thieren hingegen, die ein waͤrmeres
Blut haben, gehet eine, mit der Aorte faſt gleich groſſe,
Schlagader in die Lunge; und dieſe haben deswegen eine
beſondre Kammer bekommen, welche eine ſo groſſe Blut-
maſſe mit gehoͤriger Staͤrke weiter treiben muß. Denn
da die Lungenſchlagader der Aorte an der Groͤſſe gleich
kommt, ſo ſcheint es auch noͤthig geweſen zu ſeyn, daß
ſie ein eigenes Herz habe. Aus der Urſache haben alle
dieſe Thiere, ſie moͤgen vierfuͤßige, oder Voͤgel oder Fi-
ſche von warmen Blute ſeyn (e), im Herzen zwo Hoͤlen,
welche Celſus ſchon vorlaͤngſt mit dem Magen (ventri-
culus
) verglichen hat (f).


Es iſt uns mehr als zuwol bekannt, daß Ariſtote-
les
den groſſen Thieren drei offenbare Herzkammern, de-
nen mittelmaͤßig groſſen zwo, nebſt einer dritten etwas
undeutlichen, den kleinſten Thieren eine einzige Kammer,
nebſt zwoen undeutlichen Hoͤlungen (g), beigelegt: ich
habe auch an einem andern Orte bei dieſem beruͤhmten
Schriftſteller geleſen, daß die rechte Kammer die groͤſte
von allen, die linke die kleinſte, und die mittlere auch nur
mittelmaͤßig groß ſey (h): und daß endlich aus der wei-
S s 4teſten
[648]Viertes Buch. Das Herz.
teſten Kammer die groſſe Blutader, und aus dem mittel-
ſten Sinus die Aorte entſpringe (i). Es hat aber die-
ſen groſſen Mann entweder eine beſondere Liebe fuͤr eine
ſubtile Eintheilung hinter das Licht gefuͤhrt, oder es ſind
dieſe Stellen, wie ihn Caſp. Hoffmann(k) entſchul-
digt, vom Apellicon untergeſchoben worden.


Diejenigen aber, welche den Ariſtoteles vertheidi-
get, und im Herzen drei Kammern behauptet haben, wie
dieſes Achillinus(l), Fortunius Licetus(m), und
Nicolaus Maſſa(n) gethan, alle dieſe ſind zu ſtarke Ver-
fechter von ihrer Secte geweſen; denn es haben die
neuern Zerleger, ſelbſt am Elephanten (o) nicht mehr,
als zwo Kammern, finden koͤnnen. Es iſt ein hoͤchſt
ſeltenes Beiſpiel, daß Kerkring in einem Menſchen
drei Kammern geſehen (p), davon zwo rechter Hand la-
gen, und eben ſo ſelten iſt auch dasjenige, da die Pari-
ſer Zergliederer (q) zwo ſchlagaderhafte Kammern, und
eine dritte blutadrige in einer Frucht wahrgenommen
haben.


An den Fiſchen beſchreibet Caͤſalpinus(r) drei Kam-
mern, er verſtehet aber in der That die einzige Kammer
mit dem ſchlagaderhaften Knollen (bulbus arterioſus) und
dem Herzohre darunter. Jn der Schildkroͤte haben an-
dere Zergliederer zu Paris (s) drei, und Johann Me-
ry
[649]Der Bau des Herzens.
ry uͤberhaupt (t) vier Kammern gezaͤhlt. Man ſiehet
aber offenbar, daß von der einzigen Kammer die Rede
ſey, die von den unvollſtaͤndigen Scheidewaͤnden derge-
ſtalt abgetheilt wird (u), daß indeſſen doch aus den Gru-
ben, die unter ſich Gemeinſchaft haben, von allen Sei-
ten her eine einzige Hoͤle gebildet wird. Jch moͤchte auch
ſchier glauben, daß die von andren Franzoſen, im Her-
zen eines Krokodilen angegebene drei Kammern (x), von
dieſer Art ſind. Endlich kann auch weder die Blind-
ſchleiche (y), noch die Natter (z), Schlange, und Ei-
dechſe (a), zwo Herzkammern haben, weil ſonſt, vermoͤ-
ge der Gleichfoͤrmigkeit, die Natur auch andern aͤhnli-
chen Thieren, als dem Froſch und der Eidechſe, eben-
falls wuͤrde zwo Kammern mitgetheilt haben, die doch
nur mit einer einzigen verſehen ſind, wie denn auch die
allzukleine Beſchaffenheit der Lungenſchlagader, und ihr
ungezweifelter Urſprung aus der Aorte, ſolches nicht ein-
mal erlaubet.


§. 13.
Die Scheidewand im Herzen.


Wenn ſich in einem einzigen Herzen zwo Kammern
befinden, ſo iſt noch dieſes uͤbrig, daß ſie durch eine
Scheidewand von einander muͤſſen unterſchieden wer-
den. Es iſt dieſelbe durchaus fleiſchig, und in der Ge-
S s 5gend
[650]Viertes Buch. Das Herz.
gend, wo ſie aus dem Grunde des Herzens hervor-
kommt, ziemlich dikke, und nachdem ſie allmaͤlich duͤn-
ner geworden, endiget ſie ſich in der Spizze. Man kann
an ihr, auch ſo gar aus der Farbe, das Fleiſch der rech-
ten und linken Kammer, und was aus beiden vermiſcht
iſt, ohne Muͤhe unterſcheiden. Folglich ſtammt dieſelbe
nicht durchgehends von der linken Kammer allein her (b).
Sie ragt in die rechte Kammer herfuͤr, und verengert
die Hoͤle derſelben dergeſtalt, daß dieſelbe, anſtatt daß
ſie Zirkelrund ſeyn ſollte, eine mondfoͤrmige Geſtalt an-
nimmt (c). Sie iſt durchgehends und von beiden Sei-
ten gegittert, alſo daß ſich zwiſchen den verſtrikten Mus-
kelſchnuͤren (lacerti) Gruben befinden, welche auch fuͤr
ſich ſelbſt wieder ein vorgezogenes Nezz von kleinen Fa-
ſern haben, die deſto duͤnner ſind, je tiefer ſie liegen,
daß ſie auch daher von denen alten Zergliederern nicht un-
billig fuͤr kegelfoͤrmig (d) ſind ausgegeben worden.


Dieſe Gruben ſind es, bei deren Misbrauch das Al-
terthum, weil es glaubte, das Blut koͤnne durch einen
offenen Weg aus der rechten Kammer ſogleich in die lin-
ke uͤbergehen, verhindert wurde, daß es um ſo viel weni-
ger einſehen konnte, daß vorher alles dasjenige durch die
Lunge herumgefuͤhret werden muͤſſe, was die rechte Herz-
kammer ausgeſchuͤttet hat. Jndeſſen bemerkten doch ſchon
vor langer Zeit diejenigen Maͤnner, welche die Natur oͤf-
ters zurathe zogen, und die Kruͤmmen zwiſchen den gegit-
terten Muskelſchnuͤren des Herzens blind fanden, daß
dieſe Meinung gar nicht ſonderlich gegruͤndet ſey. Jacob
Berengarius geſtand demnach, daß man an der Schei-
dewand im Menſchen ſchwerlich Loͤcherchen wahrneh-
me (e), und Veſalius verſicherte uͤberhaupt, daß er gar
keine
[651]Der Bau des Herzens.
keine gefunden habe (f). Arantius(g) haͤlt gleichfalls
nicht viel davon, und Pigafetta(h), ein ehemaliger
Schuͤler des Fallopius, verwirft die Meinung voͤllig,
daß ſich das Blut dieſes Weges bediene. Die Ehrfurcht
fuͤr das Alterthum hielte indeſſen diejenigen zuruͤkke, wel-
che mehrere Einſicht wuͤrden gehabt haben, alſo daß ſo
gar Adrian Falcoburgius(i) und Otho Heurnius,
vermittelſt eines Griffels, dergleichen Wege durch die
Scheidewand des Herzens zu eroͤfnen ſich bemuͤheten (k).


Auch ſo gar nach der Entdekkung des Blutumlau-
fes, ſuchte P. Gaſſendus(l) noch, durch Payans
Verſuche, dieſe Loͤcherchen zu beſtaͤtigen: Bartholinus
aber beſchrieb ſie als wirklich geoͤfnet an den Schweinen
und Falken (m). D. de Marchettis(n), und der noch
neuere Laudouillette(o) haben dieſes Loch von neuen
angefuͤhret, welches der erſtere nur ein einziges mal, und
zwar nicht ohne Klappen, geſehen habe. Jch uͤbergehe
die uͤbrigen, die ſich ihrer eignen Verſuche dabei nicht
bedienet haben.


Hingegen widerlegte Caſpar Hoffmann(p) im vo-
rigen Jahrhunderte, vermittelſt ſeines angefuͤhrten Ver-
ſuches, zuerſt die gedachten Oefnungen (poros), und es
hat ſie endlich nicht lange darnach ein Zeuge von groͤſſe-
rem Anſehen, Wilhelm Harvey(q), voͤllig abgeſchaffet,
dem
[652]Viertes Buch. Das Herz.
dem hernach die meiſten von denenjenigen, die ſich durch
oftmalige Zerlegungen der Thiere fleißig geuͤbt hat-
ten (r), hierinnen nachgefolget ſind. Ja, es ſind ſo gar
dieſe Oefnungen nicht einmal an der Scheidewand des
Herzens im Elephanten wahrzunehmen (s).


Jch habe fuͤr meine Perſon nie etwas dergleichen be-
merken koͤnnen, ob ich gleich ſehr leicht einſehe, daß man
theils mit dem Griffel gar bald dem welchen Fleiſche Ge-
walt anthun, theils auch es ſonſt geſchehen koͤnne, daß
dergleichen Wege ſelbſt durch die Heftigkeit des antrei-
benden Blutes bisweilen in einem lebendigen Thiere koͤn-
nen eroͤfnet werden, gleichwie ſonſten Blutadern, die
Herzohren, die Herzkammern, und die groſſen Schlag-
aderſtaͤmme Riſſe bekommen. Jn der That hat der
hoͤchſtglaubwuͤrdige Zergliederer, J. Baptiſta Mor-
gagni
(t), an einigen, ob zwar wenigen Menſchenkoͤr-
pern, ein oder anderes Loͤchlein an der Scheidewand, un-
ter dem Urſprunge der Lungenſchlagader, gefunden, wel-
ches in die linke Herzkammer hineingieng.


§. 14.
Die linke Herzkammer.


Die linke Herzkammer, welche man mit beſſerm
Rechte die hintere, und ohnlaͤngſt die zwote genannt
hat (t*), iſt meiſtens ſchon mit der rechten beſchrieben,
indem die meiſten Umſtaͤnde in allen beiden mit einander
uͤbereinkommen. Sie pflegt bei erwachſnen Menſchen
laͤn-
[653]Der Bau des Herzens.
laͤnger (u) und enger (x) zu ſeyn, und ſtellet etwas deut-
licher einen ſtumpfen und eyfoͤrmigen Kegel vor, hat
anbei einen Zirkel zu ihrem Schnitte (y), und wird, wenn
man die Frucht ausnimmt, von einem dreimal dikkeren
Fleiſche umſchloſſen. Jhr Gitterwerk iſt zaͤrter, als an
der rechten Kammer, und die Stelle unter dem Urſprun-
ge der Aorte iſt eben ſo glatt (z). Die Fleiſchbalken,
welche die gegenuͤberſtehende Waͤnde des Herzens mit ein-
ander vereinigen, ſind ziemlich ſtark.


§. 15.
Die Blutadermuͤndung an der linken Herzkam-
mer, und die muͤzzenfoͤrmigen Klappen.


An der linken Herzkammer iſt die Blutadermuͤn-
dung
in denen todten Koͤrpern ebenfalls eyfoͤrmig, uͤbri-
gens aber mit dem Horizonte parallel (b) und dabei ein
wenig kleiner. Es wird an derſelben der linke Sinus
mit der Kammer gleichfalls durch eine weiſſe Linie verei-
niget, welche bisweilen knochenhaftig wird (c). Es
verlaͤngert ſich aber auch aus dieſer Gegend eben derglei-
chen
(a)
[654]Viertes Buch. Das Herz.
chen haͤutigter Ring (d) in die Kammer die auf eben die-
ſer Seite liegt, der aber durchgehends ſtaͤrker (e) und dik-
ker iſt, als der an der rechten Blutadermuͤndung befind-
liche. Man kann dieſen Ring viel eher in zwo, als in
drei Fortſaͤzze theilen, welche man, nach dem Veſa-
lius
(f), die muͤzzenfoͤrmigen Klappen zu nennen
pflegt, und die von der Natur ſelbſt ein wenig deutlicher,
als die dreiſpizzigen, von einander abgeſondert ſind. Denn
die eine von denen beiden obern Verlaͤngerungen iſt al-
lezeit groͤſſer, und in einem neugebohrnen Knaben in der
That vier Linien breit (g). Sie entſpringet zum Theil
aus der zwiſchen der hintern und rechten Klappe hervor-
kommenden Aorte, und kehret ſich dergeſtalt gegen die
Muͤndung derſelben, daß ſie dieſelbe in der That voͤllig
zu verſchlieſſen im Stande iſt (h), wenn ſie ſich in die
Hoͤhe richtet und ausbreitet. Solchergeſtalt ſcheidet ſie
von neuem, nach den Ausdruͤkken, deren ſich der beruͤhm-
te Lieutaud bedient, die ſchlagaderhafte Hoͤle der Kam-
mer, von der hier die Rede iſt, von der Ohrenhoͤlung
ab. Die zwote untere Verlaͤngerung (i) iſt ſchon an
ſich kleiner, und ſizzet an dem ſtumpfen Rande feſt.
Man kann ſie alſo nicht mit Recht fuͤr vier Klappen aus-
geben (k). Zwiſchen dieſen Klappen laͤuft der haͤutigte
Ring in der That in einen Stuͤkk fort, und behaͤlt die
Breite von einer Linie (l), oder etwas mehr. Bei den
vierfuͤßigen Thieren ſtimmet der Bau ſo ziemlich mit die-
ſen uͤberein, daß ich mich in der That daruͤber wundern
muͤſte, wenn dieſe Klappen bei dem fliegenden Eichhoͤrn-
chen
[655]Der Bau des Herzens.
chen (m) nicht ſolten vorhanden ſeyn. Man findet aber
auch dieſe Klappen bei den Voͤgeln (n).


Dieſe an der linken Muͤndung befindliche Klappen
werden zum oͤftern durch gewiſſe runde, und gleichſam
fleiſchige Knoten, die denen harthaͤutigen Oberbeinen
aͤhnlich ſind, von einander unterſchieden. Es pflegt ſich
aber auch hier viel oͤfterer, als an der rechten Adermuͤn-
dung, eine ſchwielenhafte (calloſa) (o), knochenartige
oder ſteinige Materie, zwiſchen die zwei Blaͤtter, aus
denen dieſer Ring zuſammengeſezt iſt, anzulegen. Ja es
werden ſo gar die Klappen ſelbſt durchaus harthaͤutig, ſo
daß ſich die haͤutige Beſchaffenheit dererſelben in eine
haͤrtere, fleiſchige, und aufgeſchwollene Subſtanz ver-
wandelt. Man findet auch ferner bisweilen allerlei klei-
ne Knoͤchelgen zwiſchen beiden Blaͤttern. Den linken
haͤutigten Zirkel hat man bei einem ploͤzlich verſtorbnen
Menſchen knochenhaft und enger, als gewoͤhnlich, ge-
funden (q). Anderswo ſahe die muͤzzenfoͤrmige Klappe
wie ein Beutel aus, und war mit kleinen Knoͤchelgen un-
terſchieden (r). Die linken Blutaderklappen waren in
einem andern Koͤrper faſt zuſammengewachſen, und wi-
dernatuͤrliche kleine Knochen daran entſtanden (s). Bei
einem betagten Manne war die muͤzzenfoͤrmige Klappe zu
Knochen geworden. Von dergleichen Beiſpielen wuͤrde
man eine unendliche Menge beibringen koͤnnen.


Jch habe endlich in eben dieſer Gegend deutliche und
zuſammengehaͤufte Sandkoͤrnerchen mehr als zu oft ge-
ſehen (u), womit entweder das Weſen des haͤutigen Rin-
ges bedekkt war, oder, wenn man dieſe Bekleidung durch-
loͤchert
(t)
[656]Viertes Buch. Das Herz.
loͤchert hatte, ganz blos erſchiene. Bei einer Bruſt-
waſſerſucht hat man die muͤzzenfoͤrmigen Klappen verſtei-
nert gefunden (x). Von einem in einer Klappe der lin-
ken Blutader erzeugten Steine, entſtanden wunderbare
Schmerzen, wobei zugleich der Puls auſſen blieb (y).
Jn dem Sakke einer Klappe hatte ſich Gries angeſezt (z).
Allein, auch von dieſer Art von Zufaͤllen haben wir ſehr
haͤufige Beiſpiele (a).


Die warzfoͤrmige Muskeln am linken Herzen, und
deren Sehnen, ſind ebenfalls denenjenigen durchgehends
gleich, die wir an der rechten Blutadermuͤndung bereits
beſchrieben haben. Jndeſſen pflege ich ſie doch allezeit
groͤſſer, in geringerer Anzahl, und bisweilen mit zwo oder
drei Erhoͤhungen (bicolles \& tricolles) zu finden (b). Es
hat auch zum oͤftern eine jede Klappe ihren Muskel (c);
bisweilen aber hat doch eine darunter einen etwas kleine-
ren (d), ſo daß man uͤberhaupt deren drei antrift. Doch
habe ich auch mehrere, naͤmlich drei an der obern Klappe,
und zweene bei der unteren wahrgenommen. Jch will
es daher nicht widerſtreiten, daß man bisweilen auch
vier von dergleichen Muskeln (e), oder gar ſechs bis ſie-
ben (f) moͤchte gefunden haben. Sie verbinden ſehr oft
ihre kleinen Balken mit dem gegenuͤberliegenden Fleiſch
des Herzens. Von ihren Sehnen laufen ebenfalls eini-
ge, die ganz deutlich zu ſehen ſind, nach dem Rande ih-
rer
[657]Der Bau des Herzens.
rer Klappe, und andre, die nicht ſo deutlich zu erkennen,
in die mittlere Gegend, und den Obertheil des Ringes,
wo derſelbe in etwas verdekt gegen die Herzwaͤnde hin ge-
het. Von dieſen Sehnen habe ich bis auf vierzig, an
einem einzigen Muskel, gezaͤhlt.


An dieſen Muskeln ſelbſt, und ihren Sehnen, ha-
be ich hin und wieder knochenhafte Schuppen angemerkt.
Jn einem Herzen, davon der vortrefliche Mekel die Ab-
bildung geliefert hat, wurden einige ſehnigte Faſern der
linken Blutaderklappen ganz verſteinert angetroffen (g).


§. 16.
Die Schlagadermuͤndung, nebſt ihren
Klappen.


Gleichwie aus der rechten Herzhoͤle die Lungenſchlag-
ader herkommt, alſo iſt der Ausgang der Aorte aus der
linken, und die Muͤndung derſelben hat alles mit der er-
ſtern gemein, naͤmlich den weiſſen wellenfoͤrmigen Strich,
der ſich unter dem Urſprunge der Klappen befindet (h),
die ſo genannte Herzſehne (i), und das Fleiſch des Her-
zens, welches ſich um die Aorte, gleich bei ihren An-
fang, herumlegt. Nur allein darinnen befindet ſich ein
Unterſchied, daß alles an derſelben ſtaͤrker gebaut, und
die Gegend, wo die Aorte heraustritt, etwas mehr rech-
ter Hand, und zugleich nach hinten zu ſich befindet. Hin-
gegen ſind die Klappen(k) an dieſer Schlagadermuͤn-
dung von gleicher Auzal und Bauart, welche daher eini-
ge beruͤhmte Maͤnner, vermittelſt der Benennung derer
halbenmondfoͤrmigen, von den andern unterſchieden
T thaben
[658]Viertes Buch. Das Herz.
haben (l). Man findet deren drei, und zwar ſo oft, daß
man auf eine andere angegebene Anzal gar nicht zu achten
Urſach hat.


Jn Anſehung der Lage zeiget ſich ein kleiner Unter-
ſchied, indem ſich zwo oberhalb befinden, und zwar eine
vorwaͤrts, die andre hinterwaͤrts; die dritte aber unten
ihren Plaz einnimmt. Die oben liegenden haben die
Kranzſchlagadern neben ſich; die unterſte aber hat kei-
nen Aortenaſt in ihrer Nachbarſchaft. Sie ſind durch-
gaͤngig groͤſſer und ſtaͤrker, gleichwie die Muͤndung der
Schlagader an ſich groͤſſer iſt (m), und die oben beſchrie-
bene Faſern fallen an denenſelben viel deutlicher in die
Augen; ihr unterſter Rand, mit dem ſie aus der Schlag-
aderwand heraustreten, iſt haͤrter und feſter, und koͤnn-
te daher mit mehreren Rechte, als an der Lungenſchlag-
ader, mit dem Namen des Dammes (n) belegt werden,
indem mir nur allein dieſer Theil der Schlagader hart-
haͤutiger, und weislich an Farbe zu ſeyn ſcheinet, nach
dem Bericht anderer beruͤhmten Maͤnner aber entweder
parallel, oder uͤberzwerch laufende Muskeln haben ſoll (o),
die jedoch an der Lungenſchlagader ſehr undeutlich zu ſe-
hen waͤren. Dieſe Daͤmme ſind in der That rund, und
gar nicht zugeſpizzet. Nur dieſer Unterſchied aͤuſſert ſich
dabei, daß man an dem freiliegenden Ende der Klappen,
doch mehr in Koͤrpern von erwachſenen und bejahrten
Perſonen, einen weiſſen, harthaͤutigen Strich wahr-
nimmt (p), welcher mit denen andern ebenfalls weiſſen
Schwielen (calli) in eins fortlaͤuft, die ſich an denen
Verbindungen der zwoen Klappen befinden, und von
dem Reiben der Klappen an der Schlagader zu entſtehen
ſcheinen.


§. 17.
[659]Der Bau des Herzens.

§. 17.
Die kleinen Knoten, und die Ader-Rin-
nen (ſinus).


Es finden ſich beinahe jederzeit (q), und ſo gar in
erwachſnen Perſonen, gewiſſe Koͤrperchen, die man die
Kuͤgelgen des Arantius, von ihrem Erfinder, zu
nennen pflegt: es ſind dieſes roͤthliche, etwas harte
Schwielen, denen Oberbeinen gleich, die beinahe eyfoͤr-
mig, oder, nach genauerer Betrachtung, dreiekkig ſind,
ſo daß zwei oder drei Seiten oben zuſammenlaufen (r).
Sie befinden ſich mitten an dem freien Rande der Klap-
pen, nehmen aber ihren Urſprung etwas tiefer unterhalb
dieſem Rande, und zertheilen denſelben in zwo kleine
Monden. Sie entſtehen nicht vom Reiben und Zuſam-
menziehen, gehoͤren auch nicht unter die Krankheiten (s),
wie es wohl ſonſt, ohne Beihuͤlfe der Zergliederungskunſt,
wahrſcheinlicher Weiſe koͤnnte vermuthet werden, indem
ich ſie ſehr oft in neugebornen Kindern gefunden habe.
Ohnerachtet ſie nun faſt immerzu vorhanden ſind, ſo hat
man doch auch Beiſpiele, daß bei einer oder der andren
Klappe kein Knoͤtchen vorhanden geweſen (t), dem ohn-
geachtet aber hat gleichwol ein beruͤhmter Mann der Sa-
che zu viel gethan, wenn er gemeldet, daß dieſe Knoͤt-
chen mehrmals gemangelt haͤtten (u).


Der erſte, der von dieſen kleinen Knoten Meldung
gethan, iſt Julius Caͤſar Arantius(x) geweſen: nach
ihm erwaͤhnte J. Rud. Salzmann(y) gewiſſer kleiner
T t 2Knor-
[660]Viertes Buch. Das Herz.
Knorpel an denen ſigmafoͤrmigen Klappen. Theodulus
Kemper(z) hielt ſie vor Fleiſch, und beſchrieb die in
dieſelben hineinlaufende Faſern. Viel genauer aber hat
der beruͤhmte J. Baptiſta Morgagnus dieſe Sache
eingeſehen (a), und nach ſeinen Zeiten ſind ſie jedermann
bekannt geweſen (b). Es bilden dieſe Knoten denjeni-
gen kleinen Kreis, der durch die verbundene Klappen zu-
ſammengeſezzet wird, daß alſo jedesmal, ſo oft ſich die
Klappen ausbreiten, drei Knoten einander beruͤhren (c),
die Achſe von der Schlagader abgeben, und vermittelſt
ihrer Staͤrke, worinnen ſie die Klappen uͤbertreffen, dem-
jenigen Theile des ſtroͤmenden Blutes widerſtehen, der
den groͤſten Nachdruk giebt, naͤmlich dem, der ſich nach
der Achſe hin bewegt.


Da die mehrere Haͤrte und der groͤſſere Durchmeſſer
der Aorte, dem vom Herzen ausgetriebenen, oder von
der Aorte zuruͤkgeſtoſſenen Blute, in der That einen groͤſ-
ſern Nachdruk giebt, als bei der Muͤndung der Lungen-
ſchlagader geſchiehet, ſo werden daher auch allerdings die-
ſe Klappen viel oͤfters von Schwielen, kleinen Knochen
und Sandkluͤmpchen, verderbet. Bei einem Betagten
fand Julianus Ofrai(d) dieſe Klappen knorplig, und
die Kuͤgelchen knochenhaft. Bei einem andren Alten
waren zwo halbmondenfoͤrmige Klappen zu Knochen ge-
worden (e). Eben dieſelben wurden nach einem ſtarken
Herzklopfen (f), und bei einem Abgelebten (g), knorplig
gefunden. Bei einem Aortenſakke (anevryſma aortae)
waren ſie zum Theil harthaͤutig, und zum Theil ſteinhart
gewor-
[661]Der Bau des Herzens.
geworden (h). An einer der Aortenklappen fand man
eine knochenhafte Schuppe, und in dem Zwiſchenraum
derer beiden Blaͤtter ſandige Steinchen (i). Die halb-
mondenfoͤrmigen Klappen fand man verhaͤrtet und knorp-
lig (k). Eben dieſe Klappen waren knochig (l), und
ſo zuſammen gewachſen, daß kein Blut hindurch konn-
te (m). Es geſchicht auch ſehr oft, daß die Aortenklap-
pen gleichſam mit Kalk bedekket ſind (n). Bei einem
ſchwindſuͤchtigen fand man ſie angefreſſen und ver-
ſteint (o). Von dieſer Ausartung hat Cowper(p), um
die uͤbrigen anjezzo zu uͤbergehen, eine ſchoͤne Abbildung
gegeben.


Auch die Rinnen (ſinus) ſind in der Aorte deutli-
cher zu ſehen, als in der Lungenſchlagader (q), und man
hat ſie faſt in allen vierfuͤßigen Thieren angetroffen (r):
ſie ſcheinen aber in der That doch nur von der Gewalt des
Blutes, welches auf dieſe Gegend zudringt, und die
Waͤnde der Aorte auswaͤrts treibet, hervorgebracht zu
werden: denn in der Frucht, und in neugebornen Kin-
dern wird man keine gewahr (s). Jn einem neunjaͤhri-
gen Knaben habe ich ſie ſehr groß und aufgeſchwollen ge-
funden. Zur Zeit koͤnnen ſie jedoch noch die Gewalt
des Blutes in etwas hemmen (t). Es befindet ſich auch
hier der obere Theil dieſer Rinnen, wie auf der rechten
Seite, in der Aorte, der untere und faſt halbe Theil hin-
gegen im Herzen (u). Wir wollen von ihnen anderswo
gruͤndlicher handlen.


T t 3§. 18.
[662]Viertes Buch. Das Herz.

§. 18.
Das Herzbeinchen.


Jn eben dieſer Gegend, naͤmlich da, wo die Aorte
aus dem Herzen entſpringt, trift man das berufne Herz-
beinchen an, welches in groſſen Thieren haͤufig vorkoͤmmt,
und an deſſen Stelle in kleinern Thieren, wie Galenus
meldet, ein Knorpel vorhanden iſt (x). Ebenderſelbe
fand im Elephanten eines der allergroͤſſeſten (y). Jn den
Schlagadermuͤndungen traf J. Philipp Jngraſſias(z)
an den Ochſen einen Knorpel an, nachdem Ariſtoteles
ſchon laͤngſt angemerket hatte, daß man in einigen Rin-
dern ein Beinchen faͤnde (a). Plempius(b) fand im
Rinderherzen und bei dem Urſprunge der Aorte, gegen
die Holader zu, eben dergleichen Beinchen. Der be-
ruͤhmte Daubenton(c) macht bei dem Hirſchen zween
daraus, beſtimmt aber den Ort nicht hinlaͤnglich, und
ſezt das eine allein hinter das rechte Ohr, und das ande-
re hinter das linke unter die ſigmafoͤrmige Klappe (d).
Man hat ſolches Beinchen, welches von dem jeztgedach-
ten Thiere ſchon vorlaͤngſt beſonders geruͤhmt worden,
unter die Arzneien geſezt, wie Plinius(e) bezeugt, und
es haben daſſelbe Veſalius(f) und Robert Plot(g)
eben-
[663]Der Bau des Herzens.
ebenfalls wahrgenommen. An einem Pferde, und be-
ſonders an deſſen ſehnigten Ringe der Schlagadern, fand
der beruͤhmte Bourgelat(h), und bei alten Hammeln,
an dem Anfange der groſſen Schlagadern, fand Johann
von Valverdo eben dergleichen (i). Man trift aber
auch ſehr oft im Menſchen ſelbſt, bei dem Urſprunge der
Lungenſchlagader und der Aorte, eine Hautverhaͤrtung
(callus), einen Knorpel (k), Knochen oder eine Verſtei-
nerung an. An einer alten Frauen befand ſich, an der
Wurzel der groſſen Schlagadern des Herzens, eine
knorplige Haͤrte, und eine Knochenmaterie, wie Rol-
fink
(l) bezeuget. An dem Anfange der Aorte fand man
bei einem hectiſchen Menſchen einen ſehr groſſen, muͤr-
ben Knochen, welcher herzfoͤrmig war (m). Nach vor-
hergegangenen langem Herzklopfen war die Aorte vier
Queerfinger lang knochenhaft geworden (n). Daß der
Anfang dieſer Schlagader oͤfters ſich in einen Knochen
verwandele, hat Riolanus(o), G. Harvey(p), und
Wilh. Cheſelden(q), ingleichen bei alten Perſonen der
beruͤhmte von Fiſcher(r) erinnert, wie ſich denn auch
anderwaͤrts ſehr haͤufige Beiſpiele davon finden (s): oͤf-
ters wird auch bei dieſem Zuſtand zugleich ein ſehr groſ-
ſes anſehnliches Herz mit angetroffen (t).


T t 4Es
[664]Viertes Buch. Das Herz.

Es gehoͤrt aber dieſes Beinchen mit unter die Krank-
heiten, und es haͤtten weder die Alten, vor dem Gale-
nus
(u), daſſelbe unter die natuͤrlichen Theile des Men-
ſchen zaͤhlen, noch die neuern Araber es ebenfalls davor
ausgeben ſollen (x). Es erzeugt ſich naͤmlich allerdings
vom Reiben, iſt auch in jungen Hirſchen (y) und in jun-
gen Elephanten (y*), nach dem Moulin, ingleichen im
Schafe (z) noch ganz weich, und es verhaͤrtet ſich nur
erſtlich bei zunehmenden Alter. Solchemnach haben die
beruͤhmten Maͤnner, Veſalius(a) und Jngraſſias(b),
nicht Unrecht, wenn ſie daſſelbe aus dem Verzeichniſſe
der menſchlichen Knochen ausſtreichen. Jch habe jedoch
auch an der Lungenſchlagader eine verhaͤrtete Stelle, ober-
halb einer jeden Klappe, angetroffen, die ſchon allmaͤ-
lich fortfuhr in ein knochiges Weſen uͤberzugehen (c);
und eben dieſe Gegend fand Phil. Jacob Sachs(d)
gleichfalls verhaͤrtet und mit einem grießicht ſandigen
Weſen uͤberzogen; desgleichen hat auch bei einem rieſen-
foͤrmigen Menſchen J. M. Hoffmann(e) ein Beinchen
in gedachter Schlagader angetroffen.


§. 19.
Die Faſern des Herzens.


Wir haben bisher diejenigen Theile des Herzens er-
klaͤrt, die aus andren ſich unaͤhnlichen Theilen zuſammen-
geſezt ſind, und von denen Alten die organiſchen genannt
wurden. Nun ſind noch diejenigen uͤbrig, die entweder
einfacher ſind, oder uͤberhaupt nicht in andre unaͤhnliche
mehr
[665]Der Bau des Herzens.
mehr zerlegt werden koͤnnen. Wir muͤſſen aber von den
Faſern den Anfang machen, woraus der vornehmſte
Theil des Herzens beſtehet. Sie ſind allerdings mus-
kelhaft, wenn man nicht entweder dem Galenus, der
ſich hierbei eines ziemlich ſubtilen Vernunftſchluſſes be-
diente, daß ſich naͤmlich das Herz, wenn man ſeine Ner-
ven zerſchnitten, nicht eben ſo, wie andre Muskeln, zu
bewegen aufhoͤre, oder dem Hamberger Glauben bei-
meſſen will (g), welcher ſeine Einwendung aus der Kuͤ-
che hernimmt. Viel richtiger nennt der Verfaſſer des
Buches (h), welches unter den Hippocratiſchen Wer-
ken aufbehalten worden, das Herz einen ſtarken Mus-
kel,
und Celſus, der Nachfolger des Hippocrates,
ſagt, daß es von Natur muskelhaft ſey (i). Unter den
Neuern hat Nicol. Stenonis, der Sohn, die wahre
Meinung wieder hergeſtellet (k), indem die Alten, und
vornaͤmlich Galenus, nicht glauben wollten, daß das-
jenige koͤnne ein Muskel genannt werden, was ſo offen-
bar, und auf eine ſo vorzuͤgliche Art, den Namen eines
Eingeweides fuͤhrte.


Es iſt auch dieſes ganz auſſer allen Zweifel, daß man
ſehr ſelten bei Thieren wahrnimmt, daß die Herzfaſern
untereinander parallel und gerade fortlaufen, ſondern ſie
ſind vielmehr wirklich aͤſtig und nezzfoͤrmig, und vereini-
gen ſich vermittelſt ihrer Fortſaͤzze mit andern ihres glei-
chen. Und eben daher entſtehet die hoͤchſt muͤhſame Ent-
wikkelung der Muskelſchnuͤre am Herzen, weil die Fleiſch-
faſern uͤberall unter ſich zuſammenhaͤngen, und man kei-
ne Schicht entbloͤſſen kann, daß man nicht zugleich eine
T t 5Men-
(f)
[666]Viertes Buch. Das Herz.
Menge andrer Faſern mit zerreiſſen ſollte. Das Ver-
groͤſſerungsglas zeiget dieſes Gitterwerk uͤberall am gan-
zen Herzen (l); an den Muskelſchnuͤren (lacerti) aber, die
ſich in der Hoͤle derer Kammern befinden, iſt es mit bloſ-
ſen Augen ſchon deutlich genug zu ſehen.


§. 20.
Es befinden ſich keine gerade Faſern darunter.


Ferner iſt auch, um der Sache naͤher zu kommen,
dieſes gewiß, und durch Verſuche beſtaͤtigt, daß es im
Herzen keine gerade Faſern giebt, die ihren Urſprung von
dem Herzgrunde bekaͤmen, und bis zur Spizze in einer-
lei Richtung fortlaufen ſollten. Andreas Veſalius iſt
der erſte, der dergleichen Faſern aus der Zergliederung
derer Thiere in die menſchliche Koͤrper verſezzet hat, in-
dem er ſich bei dem Eingeweide faſt durchgehends nur der
Thiere bediente (m), weil er damals, da er ſein groſſes
Werk zu Ende bringen wollte, nicht genung menſchliche
Koͤrper bekommen konnte (n). Jn dieſem Jrrthume be-
harreten nachhero theils diejenigen Zergliederer, welche
ſich ebenfalls nur der Thiere bedienten (o), theils diejeni-
gen phiſiologiſchen Schriftſteller (p), die ihre Sachen
mehr aus anatomiſchen Schriften, als aus der Natur
ſelbſt hernahmen, von welchen der vormals beruͤhmte
Ham-
[667]Der Bau des Herzens.
Hamberger(q), ſo viel die Lage dieſer Theile betrift,
nur in ſo fern abgieng, daß er dieſe Faſern ſowol in die
innere, als aͤuſſere Gegend ſezte, und denen Queerfaſern
mitten zwiſchen beiden ihren Plazz anwieß. So wenig
ich aber meines Orts, nach der Hinwegraͤumung des Fet-
tes, welches das menſchliche Herz oͤfters ganz verdekket,
jemals etwas angetroffen habe, welches einer ſolchen
Schicht von geraden Faſern aͤhnlich geweſen waͤre, eben
ſo wenig haben auch andre Zergliederer, die ſowol wegen
ihrer Geſchiklichkeit im Zerlegen, als in Anſehung ihrer
Liebe zur Wahrheit, beruͤhmt geweſen, etwas von der-
gleichen Faſern gefunden, ins beſondere Stenonis, der
Sohn (r), und ohnlaͤngſt J. Baptiſta Morgagni(s),
ingleichen auch der, unter dem verdekten Namen eines Ho-
ratius de Florianis, aufgetretene Vertheidiger des
Malpighius guten Namens (t), wer derſelbe auch im-
mer ſeyn mag, ferner Raymund Vieuſſens(u), der
fleißigſte Zerleger des Herzens, und der beruͤhmte Sieg-
wart
(x). Wenn nun auch gleich Heiſter(y) einige
von dergleichen Faſern in der Oberflaͤche der linken Kam-
mer, wenn Johann Tabor ſo viele, als der hunderteſte
Theil derer uͤbrigen Faſern betrug (z), oder wenn gleich
der vortrefliche Senac(a) zehn oder zwoͤlf von undeutli-
chen geraden Faſern wahrgenommen hat, ſo iſt es doch
gewiß, daß diejenigen ſehr ſelten zu ſehen ſind, die auf
der Oberflaͤche ſich befinden ſollen, und meinen Augen,
die ſcharf darauf gerichtet geweſen, moͤchten entwiſcht
ſeyn, und daß man ſich von denenſelben, wegen ihrer ge-
ringen
[668]Viertes Buch. Das Herz.
ringen Anzal, keine allzuwichtigen Dienſte verſprechen
koͤnne.


§. 21.
Die Beſchreibung derer Herzfaſern iſt vielen
Schwierigkeiten unterworfen.


Es iſt aber in der That etwas ſehr ſchweres,
die wahren Ordnungen derer Herzfaſern zu beſtim-
men: es iſt mir auch nicht moͤglich geweſen, nach geſche-
hener Einwaͤſſerung, oder vermittelſt des Kochens in
Eßige, den Knoten von dieſem Raͤthſel aufzuloͤſen, ſo
wenig als es dem Veſalius(b), oder dem Zergliederer
der erſten Groͤſſe (c) gegluͤkt iſt, unter deſſen beſondrer
Anfuͤhrung ich die erſten Gruͤnde dieſer Kunſt erlernet,
und die erſten Menſchenkoͤrper zu oͤfnen angefangen ha-
be. Die groͤſſeſte Schwierigkeit entſtehet daher, weil die
wie ein Nezz durcheinander geflochtene Faſern (d) auf kei-
nerlei Weiſe von einander abgeſondert werden koͤnnen,
wie es ſonſt bei andern Muskeln ſich thun laͤſſet, in de-
nen ſie parallel an einander liegen, und wenn gleich an
denenſelben Schichten von verſchiednen Faſern uͤberein-
ander liegen, dennoch die oͤberſte Schicht von der untern,
ohne derſelben Verlezzung, kann weggenommen werden,
wie ſolches an dem weichen Theile des Gaumens, und
an andren Orten geſchiehet. Hiernaͤchſt erlauben auch
die Zellfaͤden, ob ſie gleich an einigen Orten kuͤrzer und
zahlreicher ſind (e), dennoch nicht, daß man die Faſern
abloͤſen kann, und es haben verſchiedene Zergliederer,
die nicht unter die ſchlechten gehoͤren (f), dieſe Faͤden als
die
[669]Der Bau des Herzens.
die wahren Queerfaſern angegeben, welche die Herzfaſern
verbinden ſollen. Endlich ſo werden die Muskelſchnuͤ-
ren (lacerti) derer andern Muskeln durch ganz deutliche
Fettſtreifen abgeſondert, und wenn man dieſe mit einem
Meſſerchen wegraͤumet, ſo entſtehen dadurch deutliche
leere Raͤume zwiſchen dieſen Muskeln. Jm Herzen iſt,
auſſer der aͤuſſerſten Flaͤche deſſelben, nichts dergleichen vor-
handen, und es werden auch die inwendigen fleiſchigen
Schichten von gar keinen Fett umgeben, welches man
herausſchneiden, und ſo denn dieſe Schichten von den
uͤbrigen daneben befindlichen abſondern koͤnnte (g).


Wir werden alſo mit leichter Muͤhe dasjenige anzei-
gen koͤnnen, was ich fuͤr meine Perſon ſelbſt geſehen ha-
be: es wird ſolches zwar glaubwuͤrdig, aber nicht voll-
ſtaͤndig ſeyn. Es ſcheinen mir demnach alle Herzfaſern
insgeſamt ſchief, aber doch dergeſtalt zu laufen, daß die
mehreſten den Queerfaſern naͤher, als den geraden kom-
men. Sie entſpringen aus der Gegend des rechten Herz-
ohres, laufen hernach auf der bauchigen Flaͤche nach
der Herzſpizze herab (h), und kehren uͤber die flache
Ebene des Herzens zu eben dem Ohre wieder zuruͤk-
ke (i). Nahe aber an dieſem Ohre und an dem Grunde
des Herzens kommen die meiſten zuſammen, und machen
das Herz dikke: zwiſchen dem Grunde aber deſſelben, und
dem Ohre, laſſen ſie viele von ihres gleichen zuruͤkke, und
wenden ſich nach den Hoͤlen der Kammern, um die in-
wendige Muskeln und gegitterten Schnuͤre (reticulati la-
certi
) zu bilden, und daher kommt es eigentlich, daß das
Fleiſch gegen die Herzſpizze viel duͤnner, als nahe an dem
Grunde deſſelben iſt.


Es
[670]Viertes Buch. Das Herz.

Es ſcheinen aber, mir zum wenigſten, die verſchie-
dene Schichten, woraus das Herz zuſammengeſezt iſt,
darinnen von einander abzugehen, daß die aͤuſſerſten und
innerſten der ſchiefen Richtung einer geraden Linie naͤ-
her kommen, welche von dem Grunde des Herzens bis
zur Spizze gezogen iſt, die mittleren aber, zwiſchen den
aͤuſſerſten und innerſten, mehr in die Queere laufen (k).
Ferner verwikkeln ſich, an der Scheidewand des Herzens,
die Faſern der rechten und linken Kammer unter einander,
jedoch dergeſtalt, daß ſie beinahe unter ſich parallel ſind (l),
ſich auch unter keinen groſſen Winkeln durchſchneiden.
Endlich ſind die Faſern der warzfoͤrmigen Muskeln ganz
gerade, und ſteigen von der Herzſpizze gegen die Blut-
adermuͤndungen wieder aufwaͤrts.


§. 22.
Die Beſchreibungen des Borellus, Stenon,
Vieuſſens, Lanciſius und Johann Tabor,
von dieſen Faſern.


J. Alphonſus Borellus, welcher der erſte iſt, der
vor dem Lower, im Jahr 1657 (m), aber nur an Thie-
ren, die fleiſchige Faſern des Herzens in Ordnung zu
bringen geſuchet, hat in ſeinen Aufſaͤzzen, nach ſeinem
Ableben, ſehr viel aͤhnliches mit demjenigen, was Lo-
wer
gelehret hatte, hinterlaſſen, naͤmlich daß von dem
Grunde des Herzens gerade Faſern zur Spizze giengen,
und in die Hoͤlen derer Kammern zuruͤkgebogen waͤren:
ingleichen auch, daß zwo Schichten von Faſern vorhan-
den waͤren, welche in Geſtalt einer Schnekkenlinie nach
der Spizze herabgiengen, nachdem ſie ſich zuvor mit an-
dren von ihrer Art durchkreuzet, und theils die Saͤulen
inwen-
[671]Der Bau des Herzens.
inwendig im Herzen gebildet, theils wieder gegen den
Grund des Herzens ſich zuruͤkbegeben haͤtten.


Nicolaus Stenonis, der Sohn, hat auch ſo gar
nach denen vorgelegten Abbildungen keine gar zu leichte
Beſchreibung gegeben: jedoch ſcheinet er noch, vor de-
nen neuern beruͤhmten Maͤnnern, der aͤuſſeren Schicht
derer Faſern eine ſolche Stellung gegeben zu haben, daß
beide Herzkammern davon umgeben wuͤrden: er hat auch
diejenigen Faſern beſchrieben, die in die Hoͤlungen derer
Kammern hineingehen, und nach ſeiner Zeit von dem
Pechlinus ſind angefuͤhret worden; ingleichen auch die-
jenigen, welche, nachdem ſie ſich um die Spizze herum-
gebogen, in den Grund des Herzens wieder hineinlaufen.


Raymund Vieuſſens hat ſich ſehr viele Muͤhe we-
gen dieſer Faſern gegeben (p): indeſſen hat er dennoch
in ſeiner lezten (q) und ſehr weitlaͤuftigen Geſchichte von
denenſelben, vermoͤge ſeiner Hypotheſe, viel dunkles in
ſeinen Ausdruͤkken mit einſchleichen laſſen, weil er nach
derſelben vorausſezzete, daß die fleiſchigen Gaͤnge (denn
ſo nennet er die Faſern,) aus den Kranzſchlagadern und
deren kleinen Oefnungen (pori) entſtuͤnden, und er hat
ſich dergeſtalt an dieſe Hypotheſe bisher gebunden, daß
er den Lauf derer Faſern nach der Lage dieſer Schlagadern
angegeben hat. Jch mag die eigenen Worte dieſes be-
ruͤhmten Mannes nicht anfuͤhren, aus denen ich mir we-
nigſtens keinen ſolchen deutlichen Begrif von denen Sa-
chen habe machen koͤnnen, den ich meinem Leſer mitzu-
theilen vermoͤgend waͤre.


Den Lanciſius kann ich ſchon etwas beſſer verſte-
hen, es mag nun das Buch dieſes beruͤhmten Mannes
eine
(n)
(o)
[672]Viertes Buch. Das Herz.
eine Frucht ſeines eignen Fleiſſes, oder eine Nachgeburt
von einem juͤngeren Arzeneigelehrten ſeyn. Es laufen
demnach, nach dieſem groſſen Leibarzt (r), die aͤuſſerſten
Herzfaſern von der aͤuſſern Ohrenflaͤche ſchief, und in Ge-
ſtalt einer Spiral-Linie, uͤber die aͤuſſere Seite der Kam-
mern bis zur Spizze des Herzens fort, und indem ſie nie-
derwaͤrts gehen, werden ſie zugleich ſtaͤrker und dikker.
Es bilden dieſe Faſern durchgaͤngig den aͤuſſern Ueberzug
(cortex) derer Herzkammern, jedoch gehen einige gerades
Weges hineinwaͤrts, und verbinden die Spiralfaſern ruͤk-
lings mit einander. Hiernaͤchſt entſtehet auch von denen
jeztgemeldeten Spiralfaſern (s), wenn ſie die Spizze des
Herzens erreichet haben, vermoͤge eines ſchlechten Bei-
tritts, die inwendige Flaͤche der linken Kammer, nebſt
den Muskeln der Klappen, wornach ſie wiederum mit
der innern Subſtanz derer Blutadern und Ohren verei-
niget werden.


Endlich entſtehen von denen in der Mitte, zwiſchen denen
aͤuſſerſten befindlichen Faſern (t), welche mit ihnen aus einer
Gegend entſpringen, naͤmlich von den zirkelfoͤrmigen Seh-
nen der Schlagadern, und den Schlagadern ſelbſt, vie-
le Faſerſchichten, vornaͤmlich in der linken Kammer, da-
von einige mehr, andre weniger abhaͤngig ſind, und in
eben die Schlagadern zuruͤkkehren, aus denen ſie zuerſt
hervorgekommen. Diejenigen Faſern, welche die rechte
Kammer erſtlich umgeben hatten, laufen nachher in die
linke hinuͤber, nachdem ſie ſich vorher, in der Scheide-
wand des Herzens, wie zarte Reiſer unter einander durch-
kreuzet haben.


Die Beſchreibung, welche Johann Tabor(u) von
dieſen Faſern giebt, und die von den Herzen derer Thiere
hergenommen iſt, uͤbergehe ich mit Fleis, wie auch des
Alexan-
[673]Der Bau des Herzens.
Alexander Stuarts(x) kuͤnſtliches Herz, welches er, um
die Natur nachzuahmen, nach ſeiner Hypotheſe verfertigt
hat. Jn dem Syllabo partium corporis humani, wel-
cher zu Petersburg ohne ſeines Verfaſſers Namen her-
auskommen, befinden ſich zwo Figuren vom Herzen, da-
von die erſtere (y) die Faſern der bauchigen Flaͤche rech-
ter Hand gegen die Spizze herablaufend, und unter ih-
nen andre, beinahe queergehende Faſern vorſtellt: die
zwote hingegen (z) die Faſern der ebnen Herzflaͤche ſo ab-
bildet, daß ſie ganz nahe an denen Queerfaſern liegen.


§. 23.
Die Beſchreibungen des J. B. Winslow
und Caſſebohms.


Jacob Benignus Winslow ſtellet einige Herzfa-
ſern winklicht, andre in Bogen gekruͤmmt (a) vor, dar-
unter die laͤngſten nicht nur die aͤuſſerſte Schichten am
Herzen ausmachen, ſondern auch in die Kammern drin-
gen, und die innerſte Schichten an eben dieſem Muskel
gleichergeſtalt bilden (b): die Mittelfaſern werden, nach ſei-
ner Vorſtellung, allmaͤlich kuͤrzer, und verurſachen mit ihrer
kleineren Kruͤmmung, an dem Grunde des Herzens, daß
daſſelbe hier dikker iſt (c). Ferner entſtehet auch, laut
der Beſchreibung dieſes vortreflichen Mannes, aus der
Zuſammenkunft und Vereinigung derer zwo Kammern,
die Scheidewand des Herzens (d). Solchergeſtalt be-
koͤmmt man zwo Muskeln, ſo wie man zwo Kammern
hat, welche ein dritter Muskel zuſammenfaſſet (e). Es
U udurch-
[674]Viertes Buch. Das Herz.
durchſchneiden ſich mehr Herzfaſern nach der Queere, als
ihrer Laͤnge nach (f). Von denenjenigen, die ſich in die
Hoͤle der Kammer hineinbegeben, pflegen hernach ſehr
viele die innere Muskelſchnuͤre zu bilden, welche die Klap-
pen der Blutadern zuruͤkhalten (g). Eben dieſer vor-
trefliche Mann hat beſondere Abbildungen ohne Buch-
ſtaben herausgegeben (h), in welchen die aͤuſſern Faſern
in der erhabenen Herzflaͤche mit den innern ſich dergeſtalt
zu durchkreuzen ſcheinen, daß die leztern mehr nach der
Queere gerichtet ſind, und die erſten mehr nach der Laͤnge
des Herzens hinlaufen. Endlich hat er auch die rechte
Kammer kuͤnſtlich von der linken abgeſondert, wie ſol-
ches ſchon ehedem Nicol. Stenonis, der Sohn (i), und
Bartholinus der Enkel gethan haben (k).


Diejenige Beſchreibung, welche Carl Philipp Glaſ-
ſius
(l), nach den Vorleſungen J. Friederich Caſſe-
bohms,
eines ſehr fleißigen Zergliederers, bekannt ge-
macht hat, kommt mit der Winslowiſchen ziemlich
uͤberein. Er nimmt ebenfalls aͤuſſere Faſern an, aus
welchen gleichſam die aͤuſſere Rinde des Herzens beſtehet,
und dann in der rechten Kammer mehr, in der linken
weniger ſchief laufende. Einige dererſelben, die ſich in
der Scheidewand des Herzens, und in der Gegend befin-
den, wo die Hauptaͤſte der linken Kranzſchlag- und Blut-
ader hinabſteigen, verbergen ſich in dem Fleiſche des
Herzens: andre kommen bis zu der Herzſpizze, biegen
ſich daſelbſt zuruͤkke, begeben ſich darauf in die Hoͤle der
Kammer, und machen allda die innern Faſern derſelben
aus, worauf ſie im Aufſteigen entweder wieder zum Grun-
de des Herzens zuruͤkkehren, oder ſich in die Muskeln
ver-
[675]Der Bau des Herzens.
verliehren, welche die Klappen der Blutadern zuruͤkhal-
ten. Zwiſchen dieſen zwo Schichten befindet ſich eine
dritte in der Mitten. Dieſe iſt an ſich dikker, vielfach,
und laͤſt ſich in viele Blaͤtter aufloͤſen, gehet von dem
Grunde des Herzens nach der linken Seite hin, und ab-
waͤrts fort, und verwandelt ſich von dar aus in eine Queer-
ſchicht, macht auch endlich den groͤſten Theil von der
Scheidewand des Herzens aus.


§. 24.
J. B. Senacs Beſchreibung.


Endlich hat ganz kuͤrzlich Johann Baptiſta Se-
nac,
der erſte koͤnigliche Leibarzt, eine neue und vollſtaͤn-
dige Geſchichte von den Herzfaſern bekannt gemacht, aus
welcher wir nur ſo viel herausziehen wollen, als die Kuͤr-
ze unſers Vortrags erlaubet, wobei wir zugleich wuͤn-
ſchen, daß man dieſes in ſolcher Abſicht leſen moͤge, um
den Schriftſteller ſelbſt dabei zu Rathe zu ziehen, indem
ſeine Beſchreibung viel vollſtaͤndiger und zierlicher ausge-
arbeitet iſt. Sie faͤngt aber eigentlich von den innerſten
Faſern an.


Um die gegitterte Faſern (m) der linken Kammer
wikkeln ſich zu allernaͤchſt die Spiralfaſern (n) herum,
welche von dem Grunde des Herzens bis zur Spizze, und
von der linken Seite nach der rechten hin laufen, auch
vermittelſt gewiſſer Queerfaſern unter einander verbun-
den werden. Es laufen dieſe Faſern nicht in einen Stuͤk-
ke fort, gleichwie auch ſonſt an keinem Orte die Faſern
der Muskeln eine weite Strekke gerade fortlaufen, und
ſie laſſen ſich in viele Schichten, obgleich nicht ganz voll-
kommen, abſondern (o). Jhren Urſprung nehmen ſie
aus den Saͤulen ſelbſt, oder aus den warzfoͤrmigen Mus-
U u 2keln
[676]Viertes Buch. Das Herz.
keln der linken Kammer, und die erſten und innerſten
dererſelben beſchreiben mit der Achſe des Herzens ſehr
ſchiefe Winkel: diejenigen, welche auswendig liegen, ma-
chen allmaͤlich mit eben dieſer Achſe groͤſſere Winkel, und
die ganz aͤuſſerſten bilden endlich vollkommen gerade
Winkel (p), indem dieſe leztern in der That nach der
Queere hin laufen.


Um dieſe Faſern (q) herum liegen andre, von entge-
gengeſezter Richtung, und dieſes ſind diejenigen, welche
von der rechten zur linken Hand herablaufen, und nach-
dem ſie allmaͤlich mehr und mehr ſchief geworden, die
Achſe des Herzens nach ungleichern Winkeln zerſchneiden,
bis ſie endlich die auswendigen Faſern des Herzens be-
ruͤhren.


Es laufen dieſe aͤuſſern Faſern(r) gegen den Grund
des Herzens mit den inwendigen in einem Stuͤkke fort,
und einige dererſelben haͤngen ſich an die ſchnige Muͤn-
dungen des Herzens, aber doch dergeſtalt an, daß ſie
nicht gaͤnzlich die ſehnige Art annehmen. Andre, die ſich
kruͤmmen (s) und durchkreuzen, laufen mit den innern
Faſern der Kammern in einem Stuͤkke fort.


An der Spizze der linken Kammer gehen die aͤuſſern
Faſern in dieſe Hoͤle ſelbſt hinein, und zwar dergeſtalt, daß
ſich die Faſern der linken Wand, nebſt denen aͤuſſern, an
der rechten und inwendigen Seite des Herzens endigen.
Es bilden eben dieſe Faſern an der Spizze des Herzens
gleichſam einen Stern, den man ſowol von innen, als
auswendig wahrnehmen kann (s*). Aus eben dieſen Fa-
ſern entſtehen auch, wenn ſie ſich in die linke Herzkammer
begeben, die muskelhaften Saͤulen im Herzen.


Jn
[677]Der Bau des Herzens.

Jn derjenigen Herzkammer, die man gemeiniglich die
rechte nennet, giebt es zwo Schichten von Faſern (t),
um welche ſich die warzfoͤrmige Muskeln winden: es ſtei-
gen naͤmlich an dem untern Theile der Scheidewand des
Herzens die Faſern der auswendigen Schicht in ſchiefer
Richtung gegen die Spizze des Herzens herab, beruͤhren
den Obertheil der bauchigen Herzflaͤche, nachdem ſie ſich
gekruͤmmet haben, und endigen ſich an dem Rande der
Scheidewand des Herzens.


Die zwote Schicht von dieſen Faſern (u) ſteiget
ſchief nach dem Herzgrunde hinauf, es verſchwinden ſo-
dann einige dererſelben in der Oberflaͤche der Kammer,
und in derjenigen Linie, welche mit Recht die Diagonal-
Linie koͤnnte genennet werden (x), und gewoͤhnlicher maſ-
ſen von der Herzſpizze bis zur Helfte des Herzgrundes
fortgehet (y). Von den aͤuſſerſten Enden dieſer Faſern
entſpringen wieder andere, welche von dem Herzgrunde
und den Seiten der jeztgedachten Diagonal-Linie, in
einer Kruͤmmung hinabwaͤrts laufen, und ſich in der an-
dern Diagonal-Linie (z) verliehren, aus welcher andre
Faſern entſtehen, die, nachdem ſie ſich mehr nach der
Spizze zu geneiget haben, alsdenn nach der Vereinigung
der zwo Kammern in der obern Herzflaͤche, und nach der
Spizze dieſes Eingeweides hin gehen. Alles dieſes iſt
auf die beſchriebene Art wirklich am Herzen wahrzu-
nehmen.


Die Scheidewand des Herzens(a) entſtehet aus
den Faſern der rechten und der linken Kammer: denn es
wenden beide Kammern einander ihre erhabne Ruͤkken zu,
und die Faſern beider Kammern werden an dieſer Schei-
dewand zuſammen vereiniget. Einige Faſern, und zwar
U u 3von
[678]Viertes Buch. Das Herz.
von denen aͤuſſern, welche ihren Urſprung von den aͤuſſer-
ſten Warzmuskeln der rechten Kammer bekommen haben,
laufen uͤber die linke Kammer weg (b). Andre entſprin-
gen aus derjenigen Flaͤche der rechten Kammer, die ſich
gegen der linken uͤber befindet, und begeben ſich, unter-
halb den vorigen, in das Gewebe der linken Kammer.
Auf dieſe Art vereinigen ſich beide Kammern an ihrer er-
habnen Flaͤche mit einander.


Auf der platten Flaͤche (c) laufen ſchiefe Faſern von
der rechten Kammer nach der linken hin, und zwar un-
terhalb den aͤuſſern Faſern, worauf ſie gegen den Herz-
grund ſchief aufwaͤrts ſteigen. Nachhero gehen die aͤuſ-
ſern Faſern der linken Kammer, uͤber den Rand der rech-
ten Kammer weiter fort, und ſolchergeſtalt werden beide
Kammern mit einander verbunden.


Endlich vereinigen ſich beide Kammern nach dem
Grunde zu, vermittelſt gewiſſer Faſern, die von der rech-
ten Kammer nach der linken hingehen, alſo daß die an
der Scheidewand rechter Hand befindliche Faſern ſich
mit denen zur linken Hand vermiſchen.


An der Herzſpizze begeben ſich die rechten Faſern, oder
wenigſtens einige von ihnen, in die Hoͤle der linken Kam-
mer hinein, wiewol ſie hier keinen ſolchen Stern bilden,
dergleichen wir an der Spizze der rechten Kammer be-
ſchrieben haben.


Es iſt alſo keine ſolche gemeinſchaftliche Schicht von
Faſern vorhanden (d), welche beide Kammern umgiebt, wie
verſchiedene beruͤhmte Maͤnner angegeben haben (e). Es
gehen aber die aͤuſſern Faſern auf der erhabenen Flaͤche
von der rechten Hand nach der linken hin (f), auf der
ebnen Flaͤche aber von der linken zur rechten Hand (g),
und
[679]Der Bau des Herzens.
und zwar laufen ſie beiderſeits ſchief und nach Art einer
Spiral-Linie fort, haben aber niemals eine recht beſtaͤn-
dige und unveraͤnderliche Richtung. Auf der ebenen
Flaͤche des Herzens ſteigen die Faſern der linken Kammer
ein wenig uͤber ſich hinauf, indem ſie uͤber die rechte Herz-
kammer weglaufen. Am oberſten Rande der Scheide-
wand ſteigen die Faſern der rechten Kammer uͤber die lin-
ke hinweg (h), ſind dabei ein wenig nach dem Herzgrund
zu gekruͤmmet, doch ſo, daß ſie uͤberall ſich ſchief gegen
die Spizze zu neigen, und, nach mathematiſcher Art zu
reden, einen widerſinnigen Beugungspunkt haben.


Die aͤuſſern Faſern der rechten Kammer entſtchen
ebenfalls an deren aͤuſſern Seite aus fleiſchigen Buͤſcheln,
und befeſtigen ſich gemeiniglich faſt uͤberall unter einan-
der ſelbſt, indem ſich die verſchiedne Flaͤchen der Herz-
faſern ſchief durchſchneiden. Solte nun dieſes alles doch
noch dunkel zu ſeyn ſcheinen, und aus meinem Vortrage
auch kein recht deutlicher Begrif von dem Herzen koͤnnen
erhalten werden, ſo muß ich mich mit der Schwierigkeit
der Sache ſelbſt entſchuldigen, welche verurſachet hat,
daß ich dieſes vortreflichen Mannes Ausdruͤkke nicht ha-
be auf eine angenehmere Art in einen Auszug bringen
koͤnnen.


§. 25.
Die Nerven des Herzens. Unſre Ge-
ſchichte davon.


Die Geſchichte dererjenigen Nerven, die ſich zu den
Faſern des Herzens hinbegeben, iſt an ſich ſchon ein we-
nig begreiflicher. Denn ohnerachtet dieſe Nerven weder
leicht zu praͤpariren, noch auch in einer flieſſenden Schreib-
art deutlich genung koͤnnen beſchrieben werden, welches
faſt bis auf dieſe Stunde noch nicht geſchehen iſt, ſo
U u 4habe
[680]Viertes Buch. Das Herz.
habe ich doch eine ziemliche Anzahl eigner Beobachtun-
gen davon geſammlet. Jch muß aber auch nochmal[s]
deswegen um Verzeihung bitten, daß ich nicht in den
Stande geweſen bin, andrer beruͤhmter Maͤnner Be-
ſchreibungen in eine ordentlich fortgehende Geſchichte zu-
ſammenzufaſſen, weil dieſelben theils fuͤr ſich ſelbſt nicht
mit einander uͤbereinkommen, theils auch von meinen Be-
merkungen in vielen Stuͤkken abgehen. Dieſe Schwie-
rigkeit wird aber noch dadurch vergroͤſſert, weil die Ner-
ven uͤberhaupt, und auch die gegenwaͤrtigen, welche zum
Herzen hin gehen, in Anſehung ihres Weges und ihrer
Aeſte wunderbare und haͤufige Ausartungen in den menſch-
lichen Koͤrpern annehmen, ſo daß das Vorhaben, meine
eigne Beobachtungen von allen fremden abzuſondern, und
ganz allein in einen Vortrag zuſammenzufaſſen, beinahe die
Kraͤfte meines Verſtandes uͤberſtiegen hat. Jch habe
aber bisher geglaubet, daß ich dieſe meine Arbeiten deſto
deutlicher wuͤrde darlegen koͤnnen, wenn ich vorerſt alle
meine Beobachtungen in eine einzige Beſchreibung zu-
ſammen braͤchte, und hernach dasjenige hinzufuͤgte, wor-
innen andere beruͤhmte Maͤnner entweder von mir abge-
gangen, oder vorgedachte meine Beobachtungen durch
neue Zuſaͤzze zu beſtaͤrken ſcheinen.


Jch werde demnach eine aus vielen todten Leichna-
men hergenommene, wiewol kurzgefaßte Beſchreibung,
von den Nerven dieſes Hauptmuskels geben, und ich
wuͤrde ſie mit einer Zeichnung begleiten, welche in mei-
ner Gegenwart von dem beruͤhmten Anderſch, den ich
als meinen Schuͤler zu dieſem muͤhſamen Werke ermun-
terte, iſt verfertiget und derjenigen Streitſchrift mit bei-
gefuͤget worden (i), die dieſer fleißige junge Mann von
den
[681]Der Bau des Herzens.
den Nerven des Herzens ausgearbeitet hatte, an deren
Herausgabe ihn aber eine ungluͤkliche Krankheit verhin-
derte. Jch beſizze zwar dieſe Zeichnung, habe aber bisher
noch nicht das Recht erhalten, ſie herauszugeben. Es
kommen zwar bei dieſer Bauart ſehr viele Veraͤnderungen
vor, ich werde aber anjezzo nur die vornehmſte Aeſte,
und die faſt immerzu vorhanden ſind, anfuͤhren.


Es entſpringt demnach an der rechten Seite der
oberſte, oder der Herzflaͤchen-Nerve, vornaͤm-
lich aus dem oberſten Knoten (ganglium) des Genikk-
nerven (k), deſſen groͤſte und meiſte Wurzeln von den
Genikknerven, naͤmlich dem erſten (l), dem zwiſchen dem
erſten und zweiten befindlichen Copulationsaſte (m), wie
auch von dem zweiten (n) und dritten (o) herruͤhren: je-
doch kommt auch ein Theil dererſelben aus dem Gehirne,
und denen vermiſchten Fortſaͤzzen des fuͤnften (p) und
ſechſten Paares (q) noch hinzu. Bisweilen gelanget
auch vom neunten Nerven, und endlich vom achten (r),
etwas von Mark zu dieſem Nervenknoten, den ich an
einem andern Orte weitlaͤuftiger beſchrieben habe. Es
koͤmmt demnach aus dieſem Nervenknoten die erſte
Wurzel
(t)des oberſten Herznerven hervor. Ei-
ne zwote Wurzel entſtehet aus dem Nervengeflechte (u),
welches die weichen Nerven, die von eben dem Ner-
venknoten entſpringen, durch ihre Vermiſchung mit dem
Schlundaſte des achten Paares und dem Luftroͤhrenaſte
U u 5eben
[682]Viertes Buch. Das Herz.
eben dieſes Paares hervorbringen. Eben dieſelben lau-
fen neben den Aeſten der aͤuſſern Halsader hin, und bil-
den an dieſer Schlagader ihren beſondern Nervenknoten
in derjenigen Gegend (x), wo ihr Stamm ſich in den
Gehirn-und Geſichtsaſt zertheilet. Jch habe wahrge-
nommen, daß eben dieſer Herznerve von dem achten
Paare allein hergekommen, alſo daß eine Wurzel aus
dem Stamme, und eine andere aus dem Luftroͤhrenner-
ven entſtanden iſt, der von eben dem Stamme herruͤh-
ret. Bisweilen iſt gar kein oberſter Herznerve vorhan-
den, und es vertritt alsdenn deſſen Stelle der Fortſaz,
der aus dem mit dem Nervenknoten des Luftroͤhrenſchildes
vereinigten Jnterkoſtalſtamme entſtehet.


Wenn derſelbe vorhanden iſt, welches allerdings ſehr
oft geſchiehet, ſo ſteiget er laͤngſt der Schilddruͤſe und
der Luftroͤhre hinab, und theilet dem Zungenbeinmuskel
des Schildes bisweilen einige Zweige mit, ſonſten aber
dem Schlundmuskel des Schildes, des ringfoͤrmigen
Knorpels, dem Ringſchildmuskel, und der Schilddruͤſe,
und unterhaͤlt gemeiniglich mittelſt eines, oder mehrerer
Aeſte, mit dem ruͤklaufenden Fortſazze des achten Paa-
res eine Gemeinſchaft, oder bekommt dagegen von eben
dieſem zuruͤklaufenden Aſte ſeine Wurzeln: zuweilen fin-
det es ſich aber auch, daß er mit dieſem Nerven nichts
gemein hat. Wir wollen bald auch von ſeinen Endi-
gungen reden.


Es begeben ſich aber auch andre Nerven vom Genik-
ke nach dem Herzen hin. Es ſteiget naͤmlich der Jnter-
koſtalnerve von dem untern Theil des oberſten Nakken-
knoten (ganglium cervicale) (a) hinab, und empfaͤngt
bisweilen einen Aſt vom achten Paare, ſonſten aber, und
oͤfterer von dem dritten (b), vierten und fuͤnften Paare
der
[683]Der Bau des Herzens.
der Nakkennerven. Nachher macht er faſt an dem fuͤnf-
ten Halswirbel, oder etwas tiefer (c), oberhalb dem
Hauptſtamm der untern Schildſchlagader, welcher nach
der eben dieſen Namen fuͤhrenden Druͤſe hingehet, oder
wenigſtens ganz zunaͤchſt unterhalb dieſer Schlagader,
einen Nervenknoten, den ich gemeiniglich den mittel-
ſten Nakkenknoten
genannt habe (d), bisweilen aber
auch, von denen in der Naͤhe befindlichen Theilen, den
Schildknoten nenne, und der zwar kleiner iſt als der
obere Nakkenknote, aber eben ſo, wie dieſer, beſtaͤndig
gefunden wird. Es lieget dieſer Knote auf dem groſſen
geraden Halsmuskel, und erhaͤlt vom vierten und fuͤnf-
ten Nakkennerven und vom Zwerchfellsnerven einige
Wurzeln, die groͤſſer ſind, als der Jnterkoſtalnerve an
dieſem Orte ſelbſt iſt, und die Schildſchlagader auf man-
cherlei Weiſe umgeben. Jch habe auch zweene derglei-
chen Knoten ganz nahe bei einander, und mit verſchiede-
nen Nervenſchnuͤren unter ſich verbunden geſehen: der
untere darunter lag an dem ſechſten und ſiebenten Hals-
wirbel auf dem langen Muskel, inwendig nach der Wir-
belſchlagader zu. Die Aeſte dieſes Nervenknotens um-
geben gedachte Schlagader ebenfalls.


Aus dieſem mittleren Knoten des Nakkennerven lau-
fen nun verſchiedne Aeſte nach dem Herzen hin. Erſtlich
begeben ſich einige dererſelben, oder einer und der andre,
nach dem oͤberſten Herznerven hin (e), welcher an dieſem
Orte mit dem zuruͤklaufenden Nerven eine Gemeinſchaft
unterhaͤlt (f). Es ſcheinet aber, nach dem Verhaͤltnis
derer Durchmeſſer, daß die Nerven, welche von dem
zuruͤklaufenden zum Schlunde gehen, vielmehr von dem
Herznerven vermehret werden, und hingegen nichts vom
zuruͤklaufenden (g) wieder zum Herzen abgegeben werde.
Die-
[684]Viertes Buch. Das Herz.
Dieſes geſchiehet, wo keine dergleichen Anaſtomoſirung
mit dem zuruͤklaufenden Nerven ſtatt hat. Wenn nun
ferner dieſe Aeſte, naͤmlich der oberſte Herznerve, und
der andre jeztbeſchriebene, in ein Nervengeflechte (h)
ſind verwikkelt worden, das bisweilen noch durch einen
beſondren Nervenknoten (i) annoch unterſchieden wird,
ſo laufen ihre Zweige in das Herz hinein. Diejenigen
von denenſelben, welche ſich voͤllig zur rechten Seite be-
finden, ſteigen vor der Aorte abwaͤrts (k), nachdem ſie
ſich mit den nachfolgenden verſtrikket haben, und bleiben
theils in der Aorte, unterhalb der Muͤndung der rechten
Schluͤſſelbeinader und im Herzbeutel zuruͤkke, theils ver-
miſchen ſie ſich bei dem unterſten Ende der Aorte (l) mit
dem vornehmſten Geſchlechte der Herznerven, und end-
lich lauft auch ein Theil dererſelben neben der rechten
Kranzſchlagader fort, nachdem er ſich mit dem nachfol-
genden Buͤndel (faſciculus) vermiſcht hat, der aus dem
groſſen Herzgeflechte hervorkommt. Es entſtehet aber
auch vom Stamme des achten Paares, an dem dritten
Halswirbel, oder ein wenig niedriger, ein gewiſſer Aſt,
der entweder den oberſten Herznerven verſtaͤrken hilft,
oder auch vor ſich allein, in einer parallelen Richtung
mit demſelben, zum Herzen fortgehet. Ferner kommt
auch aus dieſem mittleren Nakkenknoten ein andrer Aſt
zu dem oberſten Herznerven, und verbindet ſich mit dem-
ſelben. Er nimmt noch eine oder die andre Wurzel, die
aus dem unterſten Knoten der Nakkennerven hervor-
kommt, zu ſich, und denn gehet er zu den Grenzen der
rechten Halsader, und der Schluͤſſelader herab, koͤmmt
bei der Luftroͤhre an, nimmt von dem zuruͤklaufenden
Nerven mehrmals einen oder den andren Zweig zugleich
auf, vereiniget ſich mit einem, oder mehrern von den un-
terſten
[685]Der Bau des Herzens.
terſten Herznerven, giebt ſelbſt einige zarte Zweige von
ſich, welche ſich in dem Aortenſtamme, und deſſen Mem-
branen, ingleichen auch im Herzbeutel zu endigen ſcheinen;
mit ſeinem Stamme aber erreicht er vorwaͤrts die rechte
Lungenſchlagader, hinter der Aorte, wird ſodann weicher,
und begiebt ſich mit zweenen oder mehrern Zweigen, be-
nebſt dem rechten Stamme der Kranzſchlagader und de-
ren Aeſten, mit welchen er fortlauft, in das Herz hinein,
theilet auch zugleich dem rechten Herzohre ſeine nervige
Fortſaͤzze mit. Es vermiſchen ſich auch ferner, mit die-
ſen rechter Hand laufenden Nervenaͤſten des Herzens, ei-
nige von der linken Seite herkommende, und es begeben
ſich hinwiederum einige von denen zur rechten befindlichen
zu denen linken Herznerven, und durchflechten ſich auf
mancherlei Weiſe in dem Luftroͤhrenaſte unter einander,
welches eigentlich das Hauptgeflechte von den Aeſten der
Herznerven iſt. Von dieſen zur rechten liegenden Ner-
ven, die in dieſes Geflechte mit eingemiſchet ſind, begeben
ſich ferner einige in die linke Kranzader, und in den Si-
nus derſelben Seite, nachdem ſie ſich mit dem zuruͤklau-
fenden Aſte, und denen linker Seits befindlichen Nerven
vermiſchet haben. Andre laufen hinter der Schlagader,
in einer tiefern Gegend, bei dem linken Sinus, bis ge-
gen die Muͤndung der Holader hin, und bis in die ebe-
ne Flaͤche des Herzens.


Hiernaͤchſt kommen auch aus dem mittleren Knoten
der Nakkennerven zweene Aeſte hervor, welche die Fort-
ſezzung von dem Jnterkoſtalſtamme abgeben. Einer
von denenſelben, welcher der vordere, und dabei klei-
ner iſt (p), gehet vor der Schluͤſſelſchlagader vorbei, und
lauft bei den Anfaͤngen der hervorbrechenden Schlagader
der Bruͤſte in die Bruſt hinein. Der andre Aſt, welcher
der tiefe(q) und zugleich der groͤſſere iſt, ſteiget hinter
der
[686]Viertes Buch. Das Herz.
der Schluͤſſelſchlagader herabwaͤrts, iſt nicht ſo gar ſel-
ten mit einem beſondern Knoten verſehen, und bildet
auſſerdem den beruͤhmten untern Knoten der Nak-
kennerven
(r), der ſich zwiſchen dem langen Halsmus-
kel, der dabeiliegenden Wirbelſchlagader, dem Queer-
fortſazze des erſten Ruͤkkenwirbels, und zwiſchen der er-
ſten Ribbe, oberhalb der obern Grenze der Ribbenhaut,
befindet, und dabei breit, kurz und vielfoͤrmig iſt. Jn
dieſen Nervenknoten laufen auch vom ſechſten, ſieben-
den (s) und achten Paare (t) der Nakkennerven, und
vom erſten (u) und zweiten der Ruͤkkennerven, verſchie-
dene feſte und anſehnliche Wurzeln.


Von dieſem Knoten, und von dem tiefen Jnter-
koſtalſtamme, der dieſen Knoten bildet, entſpringen nun
die unterſten Herznerven, welche weich ſind. Eini-
ge von denenſelben, die mit den Aeſten des zuruͤklaufen-
den und umherſchweifenden Nerven (vagus) verwikkelt
ſind, folgen der Lungenſchlag- und Blutader nach, ſind
ſehr klein, und machen die kleinen vordern Nerven der
Lunge aus. Die meiſten begeben ſich aber in den Luft-
roͤhrenaſt hinein, vereinigen ſich mit den Nerven, die
bereits von dem mittleren Knoten der Nakkennerven her-
gekommen ſind, und begeben ſich zu einem oder dem an-
dern von denen ſtaͤrkeren Herznerven, welche (x), mit den
Fortſaͤzzen des vornehmſten von dieſen leztern, an dem
linken Aſte der Luftroͤhre, oder etwas hoͤher daruͤber,
rechter Hand an dem Schlagadergange, dasjenige Ge-
flechte bilden, von welchen theils die Nerven des rechten
Herzens, wie ich bereits gemeldet habe, theils auch etli-
che, die zum linken Herz gehoͤren, und die ich ebenfalls
angefuͤhrt habe, ihren Urſprung bekommen.


Die
[687]Der Bau des Herzens.

Die Nerven der linken Seite, ſind denen die ſich
auf der rechten befinden ziemlich aͤhnlich. Jch habe
hier nicht wahrgenommen, daß der oberſte derer Herz-
nerven gemangelt haͤtte. Seine Geſchichte kommt mit
derjenigen, die ich von dem an der rechten Seite mitge-
theilet habe, voͤllig uͤberein. Ein Theil von ihm bleibet
naͤmlich in der Oberflaͤche der Aorte, und verliehrt ſich
daſelbſt (y). Ein anderer Theil gehet rechter Hand, nach-
dem er ſich mit den rechten Aeſten vermiſcht hat, vor der
Aorte vorbei, nach dem Hauptaſte der linken Kranzader
hin (z), und zertheilet ſich am Herzen, nebſt dieſen lez-
tern, durch die ganze Scheidewand, nachdem er ſich mit
den Aeſten des vornehmſten Geflechtes der Herznerven
vereiniget hat; zuweilen gehet er gleichergeſtalt mit dem
groſſen Stamme der rechten Kranzader zugleich fort.
Die uͤbrige zarte Zweige verliehren ſich, in der Gegend
des Schlagaderganges, in dem groſſen Herzgeflechte (a).


Es wird naͤmlich von andren Nerven, die von dem
oberſten, mittleren und unterſten Knoten entſtanden ſind,
wenn ſie hinter die Aorte kommen, und die vornehmſten
Herznerven abgeben, das groſſe (b) Herzgeflechte gebil-
det, welches in der vordern Flaͤche des linken Aſtes der
Luftroͤhre, hinter der Aorte, uͤber der Lungenſchlagader,
und rechter Hand am Schlagadergange liegt, wozu ſich
auch die angefuͤhrten Aeſte der linken Seite mit einfin-
den (c). Von dieſem Geflechte, welches beſtaͤndig vor-
handen iſt, laufen die Herznerven auf dreien Wegen bis
zu ihren beſtimmten Enden fort. Einer, oder der andre,
kommt ſowol hinter der Lungenſchlagader, als vor derſel-
ben an, gehet darauf zu den gleichmaͤßigen Nerven der
rechten Kranzader, und in deren Gefolge endlich zum
rechten Herzen fort. Einige, die groͤſſer, als die uͤbri-
gen
[688]Viertes Buch. Das Herz.
gen ſind, gehen hinter der Aorte weg, nachdem ſie durch
die Aeſte der rechten Seite, welche hinter dieſer Haupt-
Schlagader herauskommen, ſind verſtaͤrket worden. Die-
ſes ſind die Nerven, von denen man nicht ganz unwahr-
ſcheinlich vermuthen koͤnnte, daß ſie zwiſchen beiden groſ-
ſen Schlagadern zuſammengedruͤkt werden. Nunmehr
kommen einige von ihnen, uͤber der Aortenflaͤche, zu der
rechten Kranzſchlagader, nachdem ſie ſich mit denen ver-
wikkelt, von denen wir jezzo gleich gemeldet haben, daß
ſie eben dieſen Weg nehmen. Die mehreſten begeben
ſich aber nach der linken Kranzſchlagader hin, begleiten
darauf den vordern Aſt dieſer Schlagader, und gehen
endlich in die obere Flaͤche des Herzens: andre nehmen
in groſſer Anzahl, mit dem hintern Aſte, ihren Weg
nach der holen Flaͤche des Herzens, und nach dem linken
Herzohre, und begeben ſich in den untern Theil deſſelben.
Aus andern gehen Aeſte, die ſich mit dem achten Paare
vermiſchen, in die vordere Lungenflaͤche. Noch andre,
die ſowol vor, als hinter der Lungenſchlagader mit einem
Aſte von denen zur rechten befindlichen vereiniget ſind,
gehen etwas mehr hinterwaͤrts, als es die uͤbrigen Herz-
nerven thun, zu der linken Kranzſchlagader und der gleich-
namigen Kammer fort. Andre, die von eben dem Ge-
flechte entſtanden ſind, wandern hinter der Lungenſchlag-
ader, zum linken Sinus, und zur ebnen Flaͤche des Her-
zens fort, nachdem ſie ſich mit den Nerven, die vom
zuruͤklaufenden entſtanden ſind, und mit andern Zweigen
des oberſten Herznerven, vermiſchet haben. Jch uͤber-
gehe diejenigen Aeſte, welche eben dieſes Geflechte dem
Schlunde der Luftroͤhre, und den Membranen der Aorte
mittheilet.


Vom achten Paare wenden ſich ebenfalls die Aeſte
der linken Seite, nach dem groſſen Herzgeflechte (d), nach
denen
[689]Der Bau des Herzens.
denen uͤber die Oberflaͤche der Aorte ausgebreiteten Ner-
ven (e), ingleichen hinter der Aorte, in das erwaͤhnte Ge-
flechte (f), wie auch zu den Lungengefaͤſſen, und zur Lunge
ſelbſt hin (g).


Es haben alſo die Herznerven drei Hauptanfaͤnge,
naͤmlich den oberſten, mittleren, und unterſten Knoten
derer Nakkennerven: es ſinden ſich auch drei Nervenbuͤn-
del, davon der anſehnlichſte vor der groſſen Schlagader
liegt: der mittelſte, welcher aus ſtaͤrkern Schnuͤren be-
ſtehet, wendet ſich, zwiſchen den zwo groſſen Schlagader-
ſtaͤmmen, nach der bauchigen Flaͤche des Herzens hin,
und der lezte gehet endlich hinter der Lungenſchlagader bis
zur ebnen Flaͤche des Herzens und dem linken Sinus fort.


§. 26.
Des Williſius und Vieuſſens Herznerven.


Nunmehr muß ich auch meine Beſchreibung mit an-
drer beruͤhmter Maͤnner ihrer in Vergleichung ſtellen.
Die Alten haben in dieſem Felde uͤberhaupt wenig ge-
than. Veſalius beſchreibt einen einzigen Nerven (h)
am Herzen, der von dem achten Paare, wie wir es heu-
tiges Tages zu nennen pflegen, herkommt, und hat ſo
gar in ſeinen lezteren Schriften (i) eine groſſe Verwun-
derung uͤber die Meinung des Fallopius(k) geaͤuſſert,
da derſelbe dem Herzen mehrere Nerven zugeſchrieben.
Es hat naͤmlich dieſer beruͤhmte Mann die vom achten
Paare, unterhalb dem Urſprunge des zuruͤklaufenden, her-
vorkommende Aeſte, deren wir bereits ebenfalls gedacht
haben, und die ſich unterhalb der Halsader in das Ge-
flechte begeben, ingleichen mit was fuͤr Aeſten die Ner-
ven
X x
[690]Viertes Buch. Das Herz.
ven in dem Herzgrunde anlangen, ehemals angefuͤhret,
welches alles zwar ſeine gute Richtigkeit hat, aber noch
nichts vollſtaͤndiges iſt. Thomas Williſius hat eine um-
ſtaͤndliche und muͤhſame Geſchichte uͤber die Nerven des
Herzens geliefert, und viel nuͤzliches darinnen beigebracht:
daß naͤmlich im Menſchen viele Aeſte vom Jnterkoſtal-
nerven zum Herzen hingiengen, und daß wenigere Aeſte (l)
in unvernuͤnftigen Thieren, von dieſem Stamme dahin
liefen, indem deren Herz gemeiniglich ſeine Nerven von
dem achten Paare erhielte. Da nun aber dieſer Mann,
bei ſeinen meiſten Schriften, ſich derer Thiere ſcheint be-
dienet zu haben, ſo enthalten daher auch dieſelben verſchie-
denes, das bei einem, der dieſer Sachen kundig iſt, ſchwer-
lich Glauben finden wird, als z. E. ſeine zween Nerven-
knoten des achten Paares (m), die ich niemals geſehen
habe, eine wirklich in drei Aeſte getheilte aufſteigende
Aorte, und andre, von dem gewoͤhnlichen Bau des
menſchlichen Koͤrpers abweichende Dinge. Aus dieſer
Urſache mag ich die Beſchreibung gedachten Verfaſſers
hier nicht wiederholen.


Vieuſſens traͤgt ſchon ſolche Sachen vor, die mit
unſren Erfahrungen viel naͤher uͤbereinkommen, als was
die uͤbrigen Zerleger anfuͤhren, weil er ſich bei ſeiner Ner-
vengeſchichte keiner andren, als menſchlicher Koͤrper be-
dienet hat. Er leitet demnach, in ſeiner praͤchtigen
Kupfertafel (n) uͤber das Nervenſyſtem der Bruſt und
des Unterleibes, auf der rechten Seite keinen einzigen
Nerven von dem obern Knoten der Nakkennerven nach
dem Herzen hin: und hingegen fuͤhret er die erſten Herz-
nerven auf eben der Seite, von dem mittelſten Nerven-
knoten des Nakkens her, ſo wie ich es auch ſelbſt geſehen
und beſchrieben habe. Er fuͤhret ferner, mit gutem Rech-
te, denjenigen Nerven bis zur rechten Kranzſchlagader,
und
[691]Der Bau des Herzens.
und zum Herzen hin, der mit einem Aſte des groſſen Herz-
geflechtes verbunden iſt (o). Desgleichen beſchreibt er
auch ferner den Aſt (p), der vom achten Paare, unter-
halb dem Urſprunge des zuruͤklaufenden, entſtehet, und
der nicht nur zum groſſen Geflechte (q), ſondern auch
zum rechten Herzohre hinlaͤuft, welches von ihm in der
Gegend der Muͤndung der obern Holader umgeben
wird (r). An der linken Seite fuͤhret er auch den oͤber-
ſten Herznerven an, der vermittelſt einiger Faͤſerchen mit
dem achten Paare in Verbindung ſtehet (s), und ſodann
zum Herzen fortgehet. Er nennet auch die kleinen Zwei-
ge, die von dem untern Knoten der Nakkennerven her-
kommen, denn er laͤſt hierbei den mittleren, oder den
Schildknoten hinweg: hingegen theilet er den untern in
zwo beſondere Knoten (t). Er fuͤhret zwo dergleichen
kleine Zweiglein an, die hinter der Aorte fortgehen, und
das Herzgeflechte bilden (u), von dem einige Faͤſerchen
zur rechten Kranzſchlagader, und zur rechten Kammer
hinlaufen, andre dagegen das linke Ohr umſchlingen (x),
und noch andre davon mit der linken Kranzſchlagader
zum Herzen hinabſteigen, ſodann aber noch einige ſolcher
Zweiglein, ſo viel ich verſtehen kann, nach dem linken
Sinus hin zugehen ſcheinen (z). Endlich leitet er von
dem zuruͤklaufenden Stamme einen Aſt ab, der ſich ſo-
wol mit dem groſſen Herzgeflechte vermiſchet, als auch
einen andern Aſt an die linke Herzkammer abgiebt. Es
erhellet hieraus, daß dieſer beruͤhmte Mann in den mei-
ſten mit uns uͤbereinkomme, daß er aber allzu wenige
und zu einfache Nerven in ſeinen Abbildungen vorgeſtel-
let habe, das einzige Herzgeflechte ausgenommen, davon
X x 2er
(y)
[692]Viertes Buch. Das Herz.
er wirklich eine ungemein groſſe Zeichnung liefert. Jn An-
ſehung der Nervenknoten haͤtte ich dieſem Manne entweder
mehreren Fleis, oder groͤſſeres Gluͤk gewuͤnſcht.


§. 27.
Des Lanciſius, Winslow und Walthers
Berichte von denen Herznerven.


Die Beſchreibungen und Abbildungen des J. Maria
Lanciſius weichen unter allen am meiſten, ſowol von
unſern, als andrer Zergliederer Beobachtungen ab. Es
leitet dieſer vortrefliche Mann (a) von dem oberſten, ſehr
anſehnlichen, flechtartigen, und faſt mit allzuvielen
Aeſten verſehenen (b) Nervenknoten des Jnterkoſtalſtam-
mes, drei Nerven her. Andre fuͤhret derſelbe von den
zweenen unterſten Knoten der Nakkennerven eben dieſes
Jnterkoſtalſtammes her, denn er macht zween dergleichen
Knoten, (und es iſt auch in der That nichts ſeltenes,
daß ihrer zween vorhanden ſind,) welche durch eine dikke
roͤthliche Schnure, wie in einer ſchmalen Erdzunge, zu-
ſammengehaͤngt ſind. Von dieſen Nervenknoten leitet
er die haͤufigſten Nerven in das Herzgeflechte (c). Fer-
ner fuͤhret er von dem Zwerchfellsſtamme, zum Herzohre
und zur rechten Kammer verſchiedene Aeſte hin, und bil-
det an den Herzbeutel einen Zirkel ab, den in der Ge-
gend der rechte und linke Zwerchfellsnerve mit einander
machen, und wovon bis zur untern Holader gewiſſe Aeſte
gehen ſollen. Jch habe aber ſo wenig, als ein anderer
Zergliederer, etwas dergleichen finden koͤnnen. Alſo
kann auf keinerlei Weiſe das achte Paar (f) mit ſeinem
Haupt-
(d)
(e)
[693]Der Bau des Herzens.
Hauptſtamme in das Herzgeflechte eingeſenkt werden.
Es koͤmmt auch kein Zweig vom erſten Paare derer Nak-
kennerven, oder vom zehnten hervor, von dem ſonſt die-
ſer beruͤhmte Mann gemeldet, daß er mit der Wirbel-
ſchlagader, laͤngſt dem Canale aller Queerfortſaͤzze des
Halſes, hinabſteige, in den unterſten Knoten derer Nak-
kennerven trete, und zum Herzbeutel und dem Nervenge-
flechte des Herzens beſondere Nerven abgebe (g). Denn
wenn gleich verſchiedne beruͤhmte Maͤnner dieſen Nerven
angenommen, ſo hat doch George Thomas Aſch(h), ein
beruͤhmter Arzt, und unſer vormalige Schuͤler, zur Gnuͤ-
ge gezeigt, daß man nichts dergleichen in einem menſch-
lichen Leichname wahrnehmen koͤnne. Endlich ſind ſeine
vom dritten, oder vierten Paare des Nakkens entſtan-
dene uͤbrigen Aeſte (i), die laͤngſt der Oberholader und
dem rechten Ohre zum Herzen fortlaufen ſollen, entweder
Aeſte vom mittleren Knoten derer Nakkennerven, oder
etwas, das mir gar nicht bekannt iſt.


Bei dem Jacob Benignus Winslow kommen fol-
gende Herznerven vor, die ich jezzo anzeigen will. Der
oberſte Nervenaſt des Herzens (k): ein Aſt vom achten
Paare, der ſeltner zugegen iſt, und davon ich eine Abzeich-
nung geliefert habe (l): ein von dem unteren zweitheili-
gen Knoten der Nakkennerven (m) (nicht von dem mitt-
leren Knoten) entſpringender Mittelaſt des Herzens,
welcher der einzige deſſelben iſt (n): das Herzgeflechte, wel-
ches er knotenfoͤrmig (gangliformis) nennt, und das
vom untern Knoten der Nakkennerven herkommt (o): die
tiefen Herznerven (p), wofern ich anders dieſen beruͤhm-
ten Mann recht verſtehe. Er erzaͤhlt alles dieſes ganz
X x 3kurz,
[694]Viertes Buch. Das Herz.
kurz, wie es die Abſicht eines anatomiſchen Handbuches
erfordert.


Auguſtin Friederich Walther(q) rechnet eben ſowol
drei Knoten derer Nakkennerven, wie wir zu thun pfle-
gen. Von dem unterſten dieſer Knoten, und dem Ner-
ven des achten Paares, die in ein Geflechte zuſammen
vereiniget ſind, leitet derſelbe die drei groͤſſere rechte Herz-
nerven her, mit Hinweglaſſung des oberſten (r), und von
dieſem Geflechte ſoll auch die Lunge ihre Zweige erhalten.
Von denen zur linken befindlichen ſagt er, daß dieſelben,
nachdem ſie von denen zur rechten einen Aſt erhalten,
theils ein ander Geflechte bildeten, theils auch daß die
uͤbrigen Aeſte, die mit dem zuruͤklaufenden in einiger Ver-
bindung ſtehen, ſich in eben dem Geflechte derer Herz-
und Lungennerven endigen. Es pflegt aber dieſer be-
ruͤhmte Mann ſich eines etwas ſchwer zu verſtehenden
Vortrags zu bedienen.


§. 28.
Des Senac, Tarin und Schmiedels
Beſchreibungen.


Der vortrefliche J. Baptiſta Senac hat ſich in die-
ſem Theile der Geſchichte des Herzens viel kuͤrzer gefaſſet,
als in den uͤbrigen, und daher auch nur eine kleine An-
zahl von Nerven angefuͤhret, und beſonders noch weni-
gere in Kupfern vorgeſtellet. Er beſchreibt aber doch un-
ſer Geflechte (s): hernach ſezzet er, ſtatt des andren obi-
gen Geflechtes, ein Nervennezz, welches von denenjeni-
gen Nerven gebildet wird, die zwiſchen denen zweenen
groͤſten Staͤmmen der Schlagadern zum Herzen lau-
fen
[695]Der Bau des Herzens.
fen (t). Er fuͤhret ferner den oberſten Herznerven der
linken Seite, und deſſen Aortenzweig an (u): hiernaͤchſt
einen andern (x), der von dem achten Paare entſtehet,
und den ich ebenfalls in der Abbildung vorgeſtellet ha-
be (y): noch einen andern, der ſich vom zuruͤklaufenden
in das Herzgeflechte begiebt (z): wiederum andere Ner-
ven, die vom achten Paare, unterhalb dem zuruͤklaufen-
den Aſte, entſtehen, und von uns gleichfalls ſind ange-
fuͤhret worden: noch andre, die von dem untern Knoten
der Nakkennerven herkommen: die vor der Aorte hinab-
ſteigende Nerven (a), und andre die hinter dieſer Schlag-
ader (b) herabwaͤrts gehen, und endlich den mittleren
Herznerven (c), der vom mittelſten Knoten hervor-
kommt.


Der beruͤhmte Peter Tarin(d) fuͤhret denjenigen
Herznerven an, welcher vom Luftroͤhrenaſte des achten
Nervenpaares entſpringt, und ſich mit den Nakkenner-
ven (e), mit den Zweigen des obern Nakkenknotens,
und den Aeſtchen des Schlundnerven vereinigt, der von
dem umſchweifenden Paare ſeinen Anfang nimmt: fer-
ner den kleinſten Nervenknoten an der Halsſchlagader,
beinahe ſo, wie ich denſelben beſchrieben habe (f): inglei-
chen den Nerven, der vom achten Paare zur Aorte, zum
Herzbeutel, und zum Herzgeflechte (g) hingehet: den mitt-
leren Knoten, wiewol unter dem Namen des untern:
die von dieſem Nervenknoten auf der rechten und linken
X x 4Seite
[696]Viertes Buch. Das Herz.
Seite entſtandene, und in das Herzgeflechte zuſammen-
laufende Nerven; welches alles mit unſren Beobachtun-
gen voͤllig uͤbereinſtimmet, und wofern es von dieſen lez-
tern nicht zuviel geſagt iſt, mit der Natur ſelbſt gleich-
foͤrmig iſt.


Vor wenigen Jahren hat der beruͤhmte Caſimir
Chriſtoph Schmiedel(h) den langen Nerven beſchrie-
ben, der vom oberſten Nakkenknoten des Jnterkoſtal-
ſtammes entſtehet, und der ſich in das Herzgeflechte be-
giebt: ferner den an der Schildſchlagader (k) ſizzenden
Nervenknoten, und den zugleich daraus hervorkommenden
Herznerven (l): die linken Aeſte des Herzens; einen an-
dern, welcher naͤher an der Oberflaͤche liegt, mit den
Lungennerven Gemeinſchaft hat, und mit der Lungen-
ſchlagader zur rechten Herzkammer hingehet (m): ferner
einen andren tiefen, welcher ſich zwiſchen den zwo groſ-
ſen Schlagadern niederwaͤrts begiebt, mit dem Herzaſte
des umherſchweifenden Paares ſich vereiniget, und vor
das linke Herzohr und das linke Herz beſtimmet iſt (n).
Er beſchreibet auch den rechten Herzaſt, der vom Jnter-
koſtalſtamme entſtehet, und beinahe etwas kleiner iſt,
mit dem achten Paare in Gemeinſchaft ſtehet, auch end-
lich in der Oberflaͤche der Aorte, oder wenigſtens in dem
Herzbeutel und den groſſen Staͤmmen derer Gefaͤſſe ſich
verliehret (o). Alles dieſes kommt wiederum mit unſrem
Oberflaͤchennerven, und dem groſſen Geflechte voͤllig
uͤberein.


§. 29.

[697]Der Bau des Herzens.

§. 29.
Die uns annoch unbekannte Nerven.


Von den Nerven, die bei der dritten, oder vierten
Ribbe entſpringen ſollen, glaube ich, weil ich ſie nie ge-
ſehen, daß ſie ſehr ſelten vorkommen muͤſſen; es ſollen
dieſelben, nachdem ſie der Kehle einige Aeſte mitgetheilet
haben, und uͤber den Canal des Botallus fortgegangen
ſind, nach dem Herzen zu gehen, wie ſie von dem be-
ruͤhmten J. Zacharias Petſche(p) beſchrieben werden.
Jn dieſer Gegend treten zwar, in der ganzen Laͤnge der
Bruſt, von dem Jnterkoſtalnerven Zweige heraus, und
gehen nach denen Gewerbebeinen hin, ich habe aber das
Ende dererſelben niemals finden koͤnnen. Noch weniger
aber habe ich diejenigen Herznerven annehmen koͤnnen,
von denen ein ehemals beruͤhmter Academiſt, Hunaud,
meldet (q), daß dieſelben, nachdem ſie von dem groſſen
Geflechte im Gekroͤſe, in dem Unterleibe ſelbſt entſtan-
den, und durch das Loch der Holader in die Bruſthoͤle
zuruͤkgegangen, endlich in das rechte Herzohr gekommen
waͤren. Jch glaube, daß Lanciſius(r) eben dieſelben
meint, wenn er, von dem Nierengeflechte, Nerven zu der
untern Holader hinuͤberleitet. Jch habe wenigſtens kei-
ne Zweige geſehen, die ins Herz zuruͤkgelaufen waͤren,
als ich die Nerven des Zwerchfells, welche von der Ver-
einigung der halbmondenfoͤrmigen Nervenknoten ent-
ſtanden ſind, mit allen Fleis unterſuchte, ohnerach-
tet viele dererſelben vor dem Loche der Holader voruͤber-
gehen, von denen ich doch, bei genauerer Nachforſchung,
wahrgenommen, daß ſie ſich nach dem fleiſchigen Theil
des gedachten Zwerchfells hingewendet. Eben ſo wenig
X x 5hat
[698]Viertes Buch. Das Herz.
hat auch der vortrefliche Senac(s) dieſe Nerven beſtaͤ-
tiget.


§. 30.
Die Schlagadern des Herzens, nebſt ihrem
Urſprunge.


Es iſt die Geſchichte derer dem Herzen eigenthuͤm-
lich zugehoͤrenden Schlag- oder Kranzadern

ſchon an ſich viel leichter, als der Nerven ihre, wiewol
ſie ebenfalls nicht von allen Streit befreiet iſt. Alſo hat
man erſtlich uͤber ihren Urſprung mancherlei, und ſon-
derlich phyſiologiſche Streitigkeiten erreget. Jch habe
aber meines Orts dieſen ihren Urſprung beſtaͤndig und
ganz offenbar hoͤher, oder weiter vom Herzen entfernt
angetroffen, als ſich ſonſten der Sinus der vordern und
hintern Klappe befindet (t), ohnerachtet andre beruͤhmte
Maͤnner behaupten, daß bemeldete Schlagadern aus die-
ſen Sinus ihren Urſprung naͤhmen. Es iſt mir dieſes
bereits durch ſo haͤufige Verſuche beſtaͤtiget worden, daß
ich nunmehro um ſo viel gewiſſer und zuverſichtlicher be-
haupten kann, daß dieſes Geſez nicht nur wahr, ſondern
auch unwandelbar iſt. Denn es laͤſſet ſich erſtlich in ei-
nem todten Koͤrper nicht wohl thun, daß man die Klap-
pendekke (valvuloſum velum) dergeſtalt ausdehnen kann,
daß ſie den Anfang der Kranzſchlagadern voͤllig verſchlieſ-
ſen ſollte, und eben daher iſt es gekommen, daß dieſer
Urſprung von den beſten Schriftſtellern, in den Kupfern
ſowol (u), als in denen Beſchreibungen, wenn ſie auch
gleich die gegenſeitigen Gruͤnde in Erwegung gezogen ha-
ben,
[699]Der Bau des Herzens.
ben, dennoch oberhalb dieſen Klappenbekken iſt geſezzet
worden. Es iſt auch ſehr wahrſcheinlich, daß bei leben-
digen Thieren, die Klappen dieſe Muͤndungen um ſo viel
weniger beruͤhren, oder verſchlieſſen, weil man an dieſen
Thieren deutlich ſiehet, daß ſowol die Aorte, als die
uͤbrigen Schlagadern, wenn ſie mit Blut angefuͤllet wer-
den, ſich verlaͤngern (x), und daß alſo die Klappen um
deſto weniger die Muͤndungen der Kranzadern beſchuͤzzen,
weil dieſelben, unter der Zuſammenziehung des Herzens,
zugleich mit der Aorte vom Herzen zuruͤkkegehen, das
Herz aber indeſſen die Klappen, die es ſonſt heraustreibt,
in der That zuruͤkkehaͤlt (y). Da auch hiernaͤchſt die
weiſſe harthaͤutige Linie (z) um das obere Ende des Klap-
penbekkens, und den ganzen Zirkel an der Aorte herum-
gehet, und in denen Koͤrpern alter Perſonen deutlicher
in die Augen faͤllt, auch ohne Zweifel von dem Reiben
an dem freien Rande der Klappen entſtehet, wo das aus
dem Herzen herausgetriebne Blut gegen die Aortenwand
anſtoͤßt, ſo befindet ſich dieſer harthaͤutige Ring in der
That unterhalb den Muͤndungen der Kranzſchlagadern,
und gehet mitten zwiſchen den Klappenbekken und dieſen
Muͤndungen hindurch. Wenn auch ferner die Aorten-
klappen die dem Herzen eigentlich angehoͤrige Schlag-
adern bedekten, ſo wuͤrde nothwendig daraus folgen, daß
dieſe Schlagadern ihr Blut zu einer andern Zeit, als die
uͤbrigen Schlagadern des ganzen thieriſchen Koͤrpers,
empfangen muͤſten. Es wuͤrde naͤmlich, vermoͤge der-
jenigen Hypotheſe, die wir beſtreiten, das aus dem Her-
zen
[700]Viertes Buch. Das Herz.
zen her ausgehende Blut die halbmondfoͤrmige Klappen
gegen die Wand der Aorte andruͤkken, die Muͤndungen
der Schlagadern, von denen jezt die Rede iſt, verſchlieſ-
ſen, vor denenſelben voruͤbergehen, und die uͤbrigen Aor-
tenaͤſte anfuͤllen. Solchergeſtalt wuͤrde dasjenige erfol-
gen, was nach der Meinung einiger beruͤhmter Maͤnner
wirklich geſchehen ſoll (a), naͤmlich die Schlagadern des
Herzens wuͤrden nicht von der linken Herzkammer, ſon-
dern aus der Aorte das zuruͤkgehende Blut erhalten, und
wuͤrden zu der Zeit einen Pulsſchlag haben, oder, wenn
man ſie eroͤfnete, das Blut weiter in die Hoͤhe treiben,
wenn ſich die Aorte zuſammenzieht, und das Herz hinge-
gen erweitert wird.


Nun erfolget aber von dieſem allen das Gegentheil,
und es fuͤllt ſich erſtlich, wenn man in die Nabelblut-
ader Talg ſprizzt, wie ich bei einer menſchlichen Frucht
und neugebornen Kindern mehrmalen gethan habe, aller-
dings die linke Kammer, und zu gleicher Zeit auch die
Kranzſchlagadern, die von keinen Klappen gedekt wer-
den, damit an. Ferner kann man auch, wenn man die
klopfende Schlagadern an einem lebendigen Thiere genau
betrachtet, offenbar ſehen, wie alle zugleich, und zu ei-
nerlei Zeit, z. E. die Aorte, und Halsſchlagader, in-
gleichen die Kranzſchlagadern, klopfen (b). Oefnet man
endlich an einem lebendigen Thiere eine von den Herz-
ſchlagadern mit der Lanzette, ſo wird man wieder unge-
zweifelt wahrnehmen, wie ich oͤfters ſelbſt geſehen ha-
be (c), auch vor mir von andern vortreflichen Maͤnnern
iſt
[701]Der Bau des Herzens.
iſt beobachtet worden, daß das Blut hoͤher und mit groͤſ-
ſerer Heftigkeit aus der Wunde herausſpringt, wenn ſich
das Herz zuſammenzieht, und wieder ſchwaͤcher hervor-
kommt, ſo oft das Herze nachgiebt, und die Aorte als-
denn verengert wird. Hierzu kann man gar fuͤglich noch
ſezzen, daß eine zuſammengezogne Schlagader in der
That nicht die Gewalt und den heftigen Trieb habe, mit
dem die Natur das Blut in kegelfoͤrmige Aeſte fortzutrei-
ben ſuchet.


Diejenigen, welche hingegen behauptet haben, daß
dieſe Schlagadern aus dem Klappenbekken entſtuͤnden,
und vermittelſt ihrer Ausſpannung bedekt wuͤrden, deren
in der That nicht wenige, und darunter auch anſehnliche
Maͤnner ſind (f), davon auch einige ihren eigenen Ver-
ſuchen entgegen ſind (g), haben groͤſtentheils eine Hypo-
theſe gehabt, die ſie auf alle moͤgliche Weiſe zu erlaͤutern ge-
ſuchet. Denn ſie hatten vorausgeſezt, daß das Herz,
wenn es ſich zuſammenzieht, blaß werde, ſie ſahen aber
wohl, daß dieſes ohnmoͤglich ſtatt finden koͤnne, wofern
das Herz, unter dieſer Zuſammenziehung, das Blut in
ſeine eigene Schlagadern aufnaͤhme, denn davon ruͤhret
eben deſſen Roͤthe her. Es blieb ihnen noch zu behau-
pten uͤbrig, daß die Schlagadern des Herzens, wenn
dieſes ſchlaͤgt, ausgeleert wuͤrden, und daß alſo wegen
des fortgetriebenen Blutes, dieſe Blaͤſſe an dem Herzen
ent-
(d)
(e)
[702]Viertes Buch. Das Herz.
entſtehe, von welcher ſie gewiß uͤberzeugt zu ſeyn glaub-
ten, daß ſie wirklich erfolge. Es haͤtten ſich aber dieſe
beruͤhmten Maͤnner gar leicht von ſolchen Jrrthume be-
freien koͤnnen. Denn das Herz wird in der That unter
ſeiner Zuſammenziehung nicht blaß (h), ſo wie auch ſonſt
kein einiger von denen andern Muskeln, wenn er ſich
verkuͤrzt, ſeine Roͤthe verliehret. Jch habe dieſes an al-
len Thieren die warmes Blut haben, an Voͤgeln und
vierfuͤßigen, zu tauſendmalen mit Augen geſehen. Da-
mit es aber nicht das Anſehen gewinne, als ob ich ſolche
redliche Maͤnner eines angeſtellten betruͤglichen Verſuchs
beſchuldigen wollte, ſo iſt es allerdings an dem, daß
bei Thieren die kaltes Blut haben, und bei welchen
das Herzfleiſch duͤnne iſt, allezeit das Herz bei jegli-
cher Zuſammenziehung blaß werde; und daß beſonders
das Herz eines Huͤnchen, welches ſich in einem bebruͤte-
ten Eye befindet, ganz weis werde. Dieſes hatte Hel-
montius
(i) an einem Froſche, Harvey(k) an der
Schlange, und andere an Fiſchen (l), an den eyerlegen-
den vierfuͤßigen, und an Wuͤrmern wahrgenommen.
An dieſen Thieren iſt das Herz an ſich ſelbſt ſchon blaß (n),
es wird aber roth, ſobald es eine Portion rothes Blut
von dem Herzohre bekommt, und wird nachhero erſt blaß,
wenn es dieſe Blutmaſſe in die groſſe Schlagader getrie-
ben hat. Es beſtehet aber der Jrrthum derer beruͤhm-
ten Maͤnner eigentlich darinnen (o), daß ſie die abwech-
ſelnde Roͤthe und Blaͤſſe dem Herzfleiſche beigelegt haben,
die
(k*)
(m)
[703]Der Bau des Herzens.
die doch nur in der Hoͤle des Herzens eigentlich ſtatt ha-
ben kann. Daher iſt bei den groſſen Thieren, die war-
mes Blut und ein dikkes Herz haben, die Roͤthe beſtaͤn-
dig vorhanden, und laͤſſet auch nicht zu, daß das Blut,
ſo ſich in denen Kammern befindet, durchſcheinen koͤnne,
zumal da ſich ſchon in dem Fleiſche des Herzens ſelbſt die
Urſache der rothen Farbe befindet. Die Herzohren aber
ſehen allerdings, da ſie nur ein ganz duͤnnes Fleiſch ha-
ben, und das Blut durch ihre Hoͤle durchſcheint, auch
an Thieren von warmen Blute, wenn ſie angefuͤllet ſind,
roth, und wenn ſie ſich zuſammengezogen, blaß aus (p).


Jch mag aber hier nicht beſtimmen, ob die Theorie
des Lanciſius(q) einigen Grund habe, ohnerachtet ſie
Cajetanus Petrioli(r) zu beſtaͤtigen geſuchet hat; und
vielleicht iſt er ſelbſt der eigentliche Urheber von dieſer Hy-
potheſe geweſen. Es behauptete der erſtgedachte beruͤhm-
te Mann, daß bei denen muthigen Thieren, und ohne
Zweifel bei denen Fleiſchfreſſenden, die Kranzſchlagadern
oberhalb den Klappen entſtuͤnden: bei furchtſamen aber,
und denen die ſich von Graſe naͤhren, kaͤmen ſie unter-
halb dieſen Klappen, aus denen Bekken (ſinus) hervor:
bei dem Menſchen haͤtten ſie endlich einen ungewiſſen Ur-
ſprung, ſo wie einer muthiger, oder ſchwaͤcher, als der
andre waͤre. Das erſtere Geſez hat ein Mann von groſ-
ſem Anſehn, naͤmlich J. B. Morgagnus(s), beſtaͤti-
get. Jnzwiſchen hat dennoch dieſer von uns oftbelobte
erſte Leibarzt zugegeben, daß ſich zuweilen einige Veraͤn-
derung bei dieſer Einrichtung finde, und daß es Men-
ſchen gebe, bei welchen die Schlagadern von denen Klap-
pen beſchuͤzzet wuͤrden (t). So viel aber will ich dieſem
vor-
[704]Viertes Buch. Das Herz.
vortreflichen Manne (u) und dem Lanciſius(x) gerne
zugeben, daß, wenn ſich die Aorte verengert, und das
Blut gegen das Herz zuruͤkke treibt, alsdenn auch aller-
dings etwas von der Maſſe dieſes Blutes in das Herz zu-
ruͤkgepreſſet werden koͤnne; welches doch ſo zu nehmen iſt,
daß der vortrefliche Mann zugeſtehe, es dringe dieſes
Blut, welches die Aorte herbei getrieben, eben nicht tief
in das Fleiſch des Herzens hinein.


§. 31.
Die Anzahl dieſer Kranzſchlagadern, und
ihre uͤbrige Eigenſchaften.


So wie es zwo Klappen giebt, die wir beſchrieben
haben, eben ſo giebt es auch zwo kleine Muͤndungen fuͤr
die Schlagadern des Herzens. Jch habe niemals meh-
rere, aber auch nicht weniger, als zwo gefunden. Man
muß fuͤrwahr denjenigen kleinen Zweig nicht fuͤr eine
dritte Schlagader (y) des Herzens annehmen, der oͤfters
aus der rechten Kranzſchlagader, und zwar ganz nahe
bei ihrem Urſprunge, hervorkommt, alſo daß man ſei-
nen Anfang in einer geoͤfneten Aorte deutlich ſehen kann:
es begiebt ſich aber dieſer Zweig hernach in die eigenthuͤm-
liche Membranen der Aorte, oder in das Fett hinein (z).
Jch halte es vor etwas hoͤchſt ſeltenes, wenn man eine
wahre dritte (a) Schlagader in dem Herzen angetroffen
hat. Jm Gegentheil habe ich eines theils niemals nur
eine einzige Schlagader am Herzen gefunden, andern
theils leiden es auch faſt die wechſelnde rundliche Erhoͤ-
hungen dieſes Eingeweides nicht, indem dieſe nothwen-
dig
[705]Der Bau des Herzens.
dig von einem einzigen Stamme durchſchlaͤngelt werden
muͤſten, und es iſt nie etwas dergleichen, auſſer biswei-
len (b) an einem Rinde, und ein oder zweimal am Men-
ſchen (c), von einem gewiſſen tuͤchtigen Zeugen wahrge-
nommen worden, ohnerachtet die Alten, welche ſich von
dem Galenus(d) hatten verfuͤhren laſſen (e), insgeſamt
und recht einſtimmig, nur von einer einzigen Herzſchlag-
ader, ſo wie von einer einzigen Blutader, Meldung ge-
than haben. Jndeſſen hat ſchon vor langer Zeit Jacob
Sylvius, der gleichwol ganz und gar galeniſch geſinnet
war (f), und noch vor ihm Jacob Berengarius(g)
wahrgenommen, daß deren zwo vorhanden ſind.


Der Weg, den dieſe Schlagadern von ihrem Ur-
ſprunge an zunehmen pflegen, iſt ſo beſchaffen, daß ſie
wieder zu dem Herzen zuruͤkkekehren, oder daß ſie mit der
fortlaufenden Aorte einen groͤſſern (h), mit der entſtehen-
den Aorte hingegen einen kleineren Winkel beſchreiben,
wiewol dieſes eben nicht die Nothwendigkeit ſo mit ſich
gebracht hat, als welche nur erfordert, daß dieſe Schlag-
adern aus der Aorte, und folglich oberhalb dem Herzen
herausgeleitet werden ſollten.


Es finden ſich einige Schriftſteller, welche an der
Muͤndung dieſer Schlagader eine Klappe beſchrieben ha-
ben (i), dergleichen auch Lanciſius(k) wieder angefuͤh-
ret
Y y
[706]Viertes Buch. Das Herz.
ret hat, wiewol er ſie ungemein ſelten wahrgenommen.
Was mich betrift, ſo habe ich nie etwas dergleichen ge-
ſehen, wenn man nicht etwa den Damm, der auf einer
Seite auswaͤrts gebogen und gewoͤlbt, auf der andern
aber hohl iſt, fuͤr eine Klappe rechnen will, welches ſich
aber aller Orten an den Muͤndungen der Schlagaderaͤſte
alſo befindet. Eben ſo wenig finde ich auch an den fort-
laufenden Schlagadern des Herzens, bei dem Urſprunge
derer groͤſſern Zweige (l), diejenige Klappen, deren der
vortrefliche Lanciſius(m) gedenket, die naͤmlich verhuͤ-
ten ſollen, daß ſowol das Blut nicht aus den kleinen
Aeſten in die groͤſſere zuruͤkgetrieben werde, als auch das ein-
geſprizzte Waſſer, wenn das Herz zuſammengedruͤkket wird,
nicht wieder in dieſe Schlagadern zuruͤkgehen moͤge, wel-
che aber uͤbrigens bei den Pferden deutlicher ſollen zu ſe-
hen ſeyn. Endlich will auch der oftgenannte Roͤmiſche
Leibarzt in den Muͤndungen der groſſen Schlagaderzwei-
ge, die dem Herzen eigen ſind, gleichſam gewiſſe Schließ-
ringe (ſphincteres) geſehen haben (n); vielleicht aber hat
dieſer vortrefliche Mann die erhabnen Bogen darunter
verſtanden (o), welche wir in der Geſchichte der Schlag-
adern umſtaͤndlich beſchrieben haben.


Die innere Membrane eben dieſer Schlagadern hat
Lanciſius dikker, als anderswo, gefunden (p). Es
ſcheinet mir dieſelbe aber dichte, von weiſſer Farbe, und
nicht roͤthlich, oder faltig zu ſeyn, wie man ſie ſonſt an
andern Eingeweide wahrnimmt (q). Es geſchiehet aber
auch, daß dieſelben oft (r) zu Knochen werden, und es
ver-
[707]Der Bau des Herzens.
verwandelt ſich der gelbliche Saft, welcher zwiſchen der
muskelhaften und inwendigen Membrane befindlich iſt,
in Verhaͤrtungen, Knorpel (s), und knochige oder ſteini-
ge Schuppen (t), wie auch in kleine Roͤhrchen, derglei-
chen mir ſelbſt vorgekommen ſind (u), und dem vormals
beruͤhmten J. Friedrich Crell(x): und ſolche uͤble Eigen-
ſchaften pflegen ſich gemeiniglich an denen Staͤmmen der
Herzſchlagadern ſehr weit auszubreiten. Hingegen habe
ich nicht wahrgenommen, daß die Ringfoͤrmigen Faſern
waͤren in Knochen verwandelt worden (y), wie ich dann
dieſelben oͤfters von der innern knochigen Schuppe ohne
Verlezzung losgeriſſen habe, in welche ſie gleichſam Fur-
chen eingedruͤkket hatten.


§. 32.
Die rechte, untere Kranzſchlagader.


Bisher haben wir dasjenige erlaͤutert, was die bei-
den Schlagadern des Herzens unter ſich gemein haben,
nunmehro muͤſſen wir alles ſtuͤkweiſe durchgehen. Die
rechte Kranzſchlagader iſt mehrentheils groͤſſer, wie ich
es mit wiederholten Exempeln beſtaͤtiget habe, und bereits
Veſalius(z) ſolches behauptet hat; denn bisweilen iſt
ſie kleiner, wie ich es auch ehemals ſelbſt geſehen habe (a),
und Fantonus hat dieſes ſo gar vor ihren gewoͤhnliche-
ren Bau gehalten (b). Es koͤmmt dieſelbe aus der rech-
ten und untern Gegend der Aorte heraus, verſorget die
ſo genannte rechte Kammer, und laͤuft bei deren Urſprun-
ge um das kleine Thal herum, welches das Ohr an eben
Y y 2der
[708]Viertes Buch. Das Herz.
der Seite von dem Herzen abſondert (c), iſt auch anbei,
laͤngſt dem Urſprunge der vordern Klappe, mit vielen
Fette bedekt.


Sie endigt ſich gemeiniglich in der ebnen Herzflaͤche,
und an dem Orte, welcher der Scheidewand des Herzens
gegen uͤber liegt, begiebt ſich allda mit der mittleren
Herzblutader, in lauter Kruͤmmungen, nach der Herzſpiz-
ze hinab (d), in welcher Gegend ſie zu verſchwinden ſcheint,
oder uͤber das kleine Thal, zwiſchen den beiden Herzſpiz-
zen, bis zur ausgebogenen Herzflaͤche fortgehet (e), und
ſich in den ihr entgegen kommenden vornehmſten Aſt der
linken Kranzſchlagader endiget. Sonſten aber gehet
ſie vor der Scheidewand des Herzens voruͤber, wendet
fich gegen den ſtumpfen Rand hin, nimmt einen groſſen
Theil von der Furche ein (f), welche ſich zwiſchen der
linken Herzkammer und dem Sinus auf eben dieſer Seite
befindet, ſo daß ſie ſich endlich entweder in das linke
Ohr (g), oder in den Sinus, nahe bei der Muͤndung
der untern Holader, endigt.


Jhre vornehmſte Aeſte ſind folgende (h): Der erſte
befindet ſich bei dem Urſprunge der Lungenſchlagader, und
dem darauf liegenden Fette; und dieſen hat Vieuſſens
eines eigenen Namens wuͤrdig zu ſeyn erachtet (i); bis-
weilen iſt er auch gedoppelt (k); er verbindet ſich beſtaͤn-
dig,
[709]Der Bau des Herzens.
dig, uͤber die Lungenſchlagader hin, mit den Zweigen
der linken Kranzſchlagader. Entweder dieſer Aſt, oder
doch einer von denenjenigen, die wir gleich anfuͤhren wer-
den, giebt auch an die Aorte (l) einen Aſt ab, der mit
den oberſten Gefaͤſſen der Luftroͤhrenaͤſte wieder in Ver-
bindung ſtehet. Von ſeiner Anaſtomoſirung hat Fr.
Ruyſch eine Abbildung hinterlaſſen (m), jedoch hat er
den Urſprung desjenigen kleinen Staͤmmchen nicht be-
ſtimmet, das ſich mit der Kranzader vereiniget.


Von daraus gehen von dieſer Schlagader gemeinig-
lich drei Aeſte, auf der bauchigen Herzflaͤche, zum rechten
Ohre hin (n), und drei andre gehen auf der ebenen Herz-
flaͤche (o) und auf der untern fort. Einige derſelben lau-
fen durch die Grube, welche auf die Scheidewand derer
Herzohren ſtoͤßt, und uͤber den Ort, wo ſich das eyfoͤr-
mige Loch befindet, weit in den linken Sinus hinein (p),
und in die Aorte, die ſich dieſem gegen uͤber befindet, und
vereinigen ſich mit denen Aeſtchen der linken Kranzſchlag-
ader. Von einem ſolchen Aſte gehen auch etliche Zweige
in die Membranen der obern und untern Holader, und
theilen in der erſtern denen neben ihnen hinlaufenden
Zweigen des Zwerchfellsnerven (q), und denen aus der
Bruſtdruͤſe und denen Bruͤſten entſprungnen Zweigen:
in der zwoten aber denen Schlagaͤderchen, die von der
Zwerchfells- und Nierenſchlagader nach der Holader gehen,
einige Zweige mit. Andre laufen nach den rechten Lun-
genblutadern hin, und vereinigen ſich an denſelben mit
den Aeſtchen derer Luftroͤhren-Gefaͤſſe.


Diejenigen Aeſte aber ſind ungleich groͤſſer, welche
aus eben dieſer rechten Kranzſchlagader abwaͤrts, und ge-
Y y 3gen
[710]Viertes Buch. Das Herz.
gen die Spizze des Herzens hin laufen; es befinden ſich
naͤmlich deren vier bis fuͤnfe auf der rund-erhabnen Herz-
flaͤche, davon der unterſte, welcher zugleich der laͤngſte
iſt, die Herzſpizze erreicht (r), alle zuſammen aber durch-
flechten und vereinigen ſich jenſeits der Gegend, wo ſich
die Scheidewand des Herzens befindet, vermittelſt un-
zaͤhlbarer Zuſammenhaͤnge, mit den Aeſten der linken
Schlagader. Auf der ebenen Flaͤche des Herzens kom-
men aus derſelben andre aͤhnliche, und nach und nach
immer kleinere Aeſte hervor; denn es iſt dieſe Kranz-
ſchlagader ſelten ſo klein, daß ſie ſich am ſpizzigen Rande
endigen (s), und der linke Stamm ſich nur allein auf die
ganze ebene Flaͤche des Herzens einſchraͤnken ſollte.


Ruyſch hat die Abbildung von einer Krone mit-
getheilet (t), welche die rechte Kranzſchlagader um das
ganze Herz herum formiret, und die bis zur linken Kranz-
ader fortgehet, auch von andern beruͤhmten Maͤnnern
ohne viele Schwierigkeit iſt angenommen worden (u).
Jch habe niemals wahrgenommen, daß in der ebnen
Flaͤche des Herzens zwo Schlagadern einander begegnet,
und ſich in einen einzigen Stamm zuſammenbegeben haͤt-
ten: eben ſo wenig haben es auch andere fleißige Maͤn-
ner beobachtet (x), wofern nicht etwa Ruyſch eine jen-
ſeits der Lungenſchlagader befindliche kleine Anaſtomoſi-
rung darunter verſtanden, welche allerdings an dieſem
Orte beſtaͤndig zugegen iſt (y).


§. 33.
[711]Der Bau des Herzens.

§. 33.
Die linke obere Kranzſchlagader.


Die linke, oder obere Kranzſchlagader des Her-
zens, kommt aus der Aorte, zwiſchen der Lungenſchlag-
ader und dem linken Ohre heraus, und aus einem kur-
zen Stamme entſtehen ſogleich zween, und bisweilen
drei ſehr anſehnliche Aeſte. Der erſte, und vordere(z)
von denenſelben, gehet alſobald durch die Furche, welche
der innwendig verborgen liegenden Herzſcheidewand ge-
gen uͤber liegt, mit vielen Aeſten (a) und Kruͤmmungen
zu der Herzſpizze hinab; bisweilen laͤuft eben dieſer Aſt,
wie ich kurz zuvor gemeldet habe (b), uͤber die Herzſpizze,
durch das daſelbſt beſchriebne kleine Thal, nach der un-
tern Ebene fort (c), bis er endlich auf die ihm entgegen
kommende rechte Kranzader ſtoͤſſet, und ſich mit derſelben
vereiniget.


Von dieſem Aſt gehet einer derer erſten Zweige in die
Membranen der Aorten (d), und in die Lungenſchlag-
ader hinein (e), und vereiniget ſich jenſeits derſelben mit
den beſchriebnen Zweigen der rechten Schlagader, und
zwar mehr vermittelft einer gedoppelten, als einer ein-
fachen Anaſtomoſirung. Dieſe Aeſtchen an der Lungen-
ſchlagader kommen von einem andern groſſen Fortſaz der
linken Schlagader her (f), von dem wir gleich reden wol-
len. Eben dieſe Aeſtchen endigen ſich, nebſt den Fort-
ſaͤzzen der Schlagader der Luftroͤhrenaͤſte, in die Lungen-
ſchlagader. Die uͤbrigen annoch in groſſer Anzahl vor-
Y y 4han-
[712]Viertes Buch. Das Herz.
handenen Aeſte gehen gemeiniglich in groſſer Menge nach
der linken Herzkammer hin (g).


Der andre krummgebogne (circumflexus) Aſt der
linken Kranzader begiebt ſich uͤber das kleine Thal, wel-
ches ſich zwiſchen dem linken Sinus, und der auf eben
dieſer Seite liegenden Kammer befindet, nach dem
ſtumpfen Rande hin, beugt ſich um dieſen Rand her-
um (g*), kommt ſodann in die untere ebene Flaͤche, und
endigt ſich gemeiniglich etwas mehr hinterwaͤrts, als die
Scheidewand des Herzens, bis auf einige Entfernung
von dem Ende des rechten Kranzaderſtammes, in dem
Fleiſche der linken Herzkammer, nachdem er ſich gegen
die Herzſpizze hinabgewendet hat (h). Etwas ſeltener
findet ſich dieſe Bauart, ohnerachtet einige groſſe Maͤn-
ner (i) ſie in ihren Abbildungen vorgeſtellet haben, da
naͤmlich dieſer Aſt bis zur mittleren Blutader des Her-
zens fortlaͤuft, und mit ſelbiger gegen die Herzſpizze hin-
abſteigt.


Von dieſem Aſt begeben ſich wieder die meiſten Zwei-
ge gekruͤmmet in das Fleiſch des linken Herzens herab:
andre aber, und deren nicht wenige, wenden ſich auf-
waͤrts nach dem Herzohre (k) und dem Sinus der linken
Seite hin. Diejenigen, welche in den Sinus laufen,
endigen ſich mit ihren Muͤndungen in dieſem Sinus mit
gedachten Aeſten der rechten Schlagader, und in den
linken Lungenblutadern, mit den Zweigen der Schlag-
adern der Luftroͤhrenaͤſte. Bisweilen ſind ſie bis zur vor-
dern Flaͤche des linken Sinus fortgegangen, und kom-
men alsdenn in das rechte Herzohr, die eyfoͤrmige Grube,
und
[713]Der Bau des Herzens.
und die untere Holader, nachdem ſie ſich ebenfalls mit
den Aeſtchen der Zwerchfells- und Nierenadern vereini-
get haben, ingleichen laufen ſie auch in die Aorte, nach-
dem ſie ſich gleichergeſtalt mit den rechten Kranzadern
verbunden haben (l).


Es geſchiehet ſehr oft, daß der dritte Aſt, nicht
weit vom Urſprunge der linken Kranzader, aus dieſer ih-
ren Stamme ſeinen Urſprung nimmt (m), wie denn auch
derſelbe, wiewol ungleich ſeltener, aus der Aorte hervor-
kommt (n): und dieſen nennt Vieuſſens den innern Aſt.
Er liegt tief im Fleiſche des Herzens verwahrt, und ge-
het uͤber die Gegend, wo ſich die Scheidewand befindet,
ohne daß ihn eine Blutader begleitet, bis zur Herzſpizze
hinab. Jndeſſen befindet ſich doch nicht immerzu nur
ein einzeler Stamm in dieſer tiefen Gegend, wie vorge-
dachter beruͤhmte Mann davor gehalten hat. Jch habe
deren drei gefunden, welche ordentlich nach einander aus
dem vordern Aſt der linken Kranzader hervorkamen, da-
von der erſte laͤnger, die andern aber kuͤrzer waren, und
ſich in das dikke Fleiſch der linken Kammer begaben.


Die jeztbeſchriebene Schlagadern des Herzens brei-
ten ſich nun mit unzaͤhlbaren Aeſten durch alle Muskel-
ſchnuͤre des Herzens aus, und davon ruͤhret dieſer ihre
ſo lebhafte Roͤthe her; ich habe es aber nicht vor noͤthig
gefunden, mehrere Zweige zu verfolgen, oder jedes
Schlagaͤderchen der Klappen oder der zizzenfoͤrmigen
Muskeln anzudeuten, indem dergleichen feiner Bau,
wenn man ihn gleich auf das allergenaueſte aus einem
todten Koͤrper beſchriebe, dennoch nicht mit einem an-
dern, den man gleich darauf ebenfalls eroͤfnete, voͤllig
uͤbereinkommen wuͤrde. Wir fuͤgen alſo nur noch dieſes
hinzu, daß die rechten und linken Schlagadern des Her-
Y y 5zens
[714]Viertes Buch. Das Herz.
zens an unzaͤhlbaren Orten unter ſich in Verbindung ſte-
hen, ſo daß man ſich in der That nicht daruͤber wundern
darf, daß man bereits vorher, ehe noch die Art, die Ge-
faͤſſe kuͤnſtlich auszuſprizzen, erfunden worden, dennoch
gewuſt habe (o), daß wenn eine von beiden Schlagadern
mit Luft, oder Waſſer angefuͤllt worden, auch die ande-
re damit angefuͤllet werde. Der Durchgang in das
Zellgewebe iſt hier ſo frei und ſo offen, als er irgend an
einem Orte ſeyn kann.


Ein neuer Schriftſteller behauptet, daß von beiden
Adern der Luftroͤhrenaͤſte ein Aſt zu dem Herzohre von
eben derſelben Seite hingehe (p); vielleicht verſtehet er
aber darunter die von uns angezogne Vereinigungen
der Schlagadern beider Ohren, mit den Schlagadern
der Luftroͤhrenaͤſte.


§. 34.
Die groſſen Blutadern. Die Kranz-
blutadern.


Die Blutadern des Herzens ſind nicht von einerlei
Groͤſſe; wir wollen ſie in drei Gattungen, naͤmlich in
die groſſen, mittelmaͤßigen, und ganz kleinen ab-
theilen. Die leztern werden aber nicht von allen Zer-
gliederern angenommen.


Unter den groſſen Blutadern iſt diejenige die vor-
nehmſte, welche Galenus in eigentlicherem Verſtande
die Kranzader nennete (q), welches auch von denen
uͤbrigen alten Schriftſtellern geſchehen iſt, die dieſen Na-
men von der Umbeugung entlehnten, welche dieſe Blut-
ader um den ſtumpfen Rand macht. Es iſt dieſe Blut-
ader in der That groß (r), wenn man ſie mit der mittel-
maͤſ-
[715]Der Bau des Herzens.
maͤßigen Groͤſſe des Herzens vergleicht. Jhre Muͤn-
dung (s), welche etwas ſonderbares an ſich hat, eroͤfnet
ſich in die Hinterflaͤche des rechten Herzohres, an der lin-
ken Seite des eyfoͤrmigen Ringes, und der von dieſem
Ringe entſtandenen Klappe des Euſtachius. Sie
hat eine ſolche deutliche Oefnung, daß man aus dem
Herzohr, gegen den ſtumpfen Rand, einen Griffel hin-
einbringen kann. Der Rand dieſer Blutader iſt, wo
ſie ſich in das Ohr eroͤfnet, hinterwaͤrts verſchnitten (ab-
geſtuzt), vorwaͤrts aber liegt die halbmondenfoͤrmige
Klappe vor demſelben, welche Euſtachius(t) erfunden,
Bartholinus(u) mit gutem Grunde fuͤr die Guiffarti-
ſche Klappe angeſehen, und die meiſten Zergliederer (x)
ordentlich angenommen haben. Sie iſt zart, und mond-
foͤrmig gebaut; ich habe ſie auch gegittert gefunden, auf
welche Art ſie auch dem Morgagni(y) vorgekommen
iſt. Jch habe beobachtet, daß ſie nicht uͤberall gleich
breit, und dabei vierekkig geweſen, alſo daß ihr mon-
denfoͤrmiger Theil ſich an die Blutadermuͤndung
angelegt, ihr nezzfoͤrmiger Theil aber von einer
Seite an dem Rande der Blutadermuͤndung, und andrer
Seits an dem rechten Herzohre angewachſen war, doch
mehr nach der linken Hand zu, als wo ſich die Kloppe
des Euſtachius befindet. Bisweilen hat ſie aus dem Git-
terwerke eine Faſer abgegeben, welche ſich entweder mit
dem gegen uͤber befindlichen Rand der groſſen Herzmuͤn-
dung (z), oder mit der Euſtachiſchen Klappe verbun-
den (a). Es geſchiehet auch gar oft, daß ſtatt einer
Klap-
[716]Viertes Buch. Das Herz.
Klappe mehrere vorhanden ſind, wie dann Lanci-
ſius
(b) zwo, und andre noch mehrere, bis auf ſechs (c),
ſolcher Klappen angemerkt habe. Vor meine Perſon
habe ich nie geſehen, daß ſie gaͤnzlich gefehlet haͤtte, wel-
ches indeſſen einem beruͤhmten Manne (d) begegnet iſt,
ich will aber auch darum nicht laͤugnen, daß ſie deswe-
gen nicht ſollte eine wahre Klappe ſeyn, weil ſie ſich in
einer Richtung befindet, die von dem obern (oder vor-
dern) Rande mit ihrer Blutader gerade fortgehet (e).
Weil ſie denen uͤbrigen Blutaderklappen vollkommen
aͤhnlich iſt, ſo verhuͤtet ſie ohne Zweifel bei einem leben-
digen Menſchen, daß das Blut aus dem linken Herzoh-
re nicht ſo leicht in die Kranzblutader zuruͤktreten kann.
Jn einem todten Koͤrper verrichtet ſie hingegen dieſes
Amt nicht ſo treulich, indem man in der That die Hol-
ader niemals mit Talg ausſprizzen kann, daß nicht auch
zugleich die Kranzblutader mit ausgeſprizzt werden ſoll-
te (f). Es wird aber auch bei einem lebendigen und ſter-
benden Thiere, das Blut offenbar von der Kranzblut-
ader wechſelsweiſe wieder eingeſogen, wie wir an einem
andern Orte zeigen wollen (g).


Was die uͤbrigen Klappen in den Kranzblutadern be-
trift, welche von beruͤhmten Maͤnnern (h) und vom
Morgagni(i) ſelbſt beinahe in der Helfte derer geoͤfne-
ten Leichname ſind angemerket worden, ſo erinnere ich
mich nicht, daß ich ſie geſehen haͤtte (k). Es iſt auch an ſich
gewiß, daß alle Blutadern des Herzens eine ſolche freie
Oefnung haben, daß der in die Muͤndung der Kranz-
blutader
(i)
[717]Der Bau des Herzens.
blutader getriebne Talg alle Aeſte derſelben mit anfuͤllt,
und zugleich auch in alle uͤbrige Blutadern des Herzens
ohngehindert uͤbergehet (l); wie man denn auch in keine
einzige von denen uͤbrigen Blutadern des Herzens Luft
oder Waſſer bringen kann, daß dieſe Materien ſich nicht
auch in alle uͤbrige ausbreiten ſollten.


Aus dieſer Muͤndung gehen nunmehro nicht eine
Kranzblutader allein, ſondern in der That ihrer zwo, und,
welches gar nichts ſeltenes iſt, ſo gar drei Blutadern
nach verſchiednen Gegenden hin. Die vornehmſte un-
ter ihnen, die wahre Kranzader, folget der Wurzel des
linken Sinus nach, und gehet zwiſchen den Membranen
deſſelben fort, wo ſie mit einem haͤufigen Fette bedekt iſt,
und wandert darauf oberhalb der linken Kranzſchlagader
und hinterwaͤrts, nach dem ſtumpfen Rande, uͤber der
ebnen Herzflaͤche fort (m). An dieſem Theile des Her-
zens gehen von derſelben ſowol oberwaͤrts in den linken
Sinus (n), als abwaͤrts in die Kammer, gegen die Herz-
ſpizze einige Aeſte hin (o); und zwar kommen dorthin
zwo, oder drei Fortſaͤzze, welche ſich unter einander ſelbſt,
und mit der mittleren Blutader des Herzens, mit ihren
Muͤndungen vereinigen. Was aber die Blutader des
Herzbeutels anbelangt (p), welche aus dieſer Gegend ih-
ren Urſprung nimmt, ſo habe ich ſie an meinen Theil nie-
mals geſehen, ob ſie gleich auch nur um deswillen ſchon
ſichtbar ſeyn muͤſte, weil ſie, wenn man das Herz von
dieſem Sakke entbloͤſſet, aus der weggeſchnittenen Muͤn-
dung das Wachs muͤſte ausgeſchuͤttet haben.


Wenn
[718]Viertes Buch. Das Herz.

Wenn ſich nun ferner der Kranzaderſtamm um den
ſtumpfen Rand herumgebogen hat, ſo gelanget derſelbe
in die vordre Flaͤche, und deren oberſten Theil, und zwar
allezeit in den Anfang der linken Kammer, und ſteigt, in
Begleitung des vordern Aſts der linken Herzſchlag-
ader (q), laͤngſt der Linie hinab, welche der inwendig
verborgen liegenden Scheidewand des Herzens gegen uͤber
liegt, bis zu der Herzſpizze, und nachdem er uͤber dieſelbe
weiter hinaus gelaufen, ſo kommt er, wie wir von der
Schlagader geſagt haben (r), der mittleren Blutader
entgegen, und endiget ſich mit ſeiner Muͤndung in die-
ſelbe. Die linke Herzkammer, die Lungenſchlagader, die
Aorte (s), das linke Herzohr, empfangen von ihm Zwei-
ge, und er anaſtomoſirt mit einer Menge anderer unbe-
nannter Blutadern. Jch habe auch wahrgenommen,
daß ein Aſt uͤber die Lungenſchlagader weg, unterhalb
der Aortenwurzel, nach dem ſpizzigen Rand des Herzens
hinabgegangen, und ſich, in dem Fleiſche des rechten Herz-
ohres ſelbſten, in eine von den unbenannten Blutadern be-
geben hat. Daß ſich aber dieſe vornehmſte Blutader des
Herzens in die rechte Schluͤſſelader zulezt verfuͤget habe, das
wird man nicht anders, als hoͤchſt ſelten wahrnehmen (t).


§. 35.
Die mittlere Blutader des Herzens: des rechten
Sinus: die ungenannte: die vordre.


Die von uns ſogenannte mittlere Herzblutader(u),
welche Vieuſſens(x) die hintere nennet, wird von an-
deren
[719]Der Bau des Herzens.
deren Schriftſtellern (y) unter die Aeſte der groſſen Kranz-
ader gezaͤhlet. Sie iſt allezeit zugegen, aber um ein vie-
les kleiner, ſie wandert von ihrer Muͤndung an, die ſich
ins rechte Ohr oͤfnet, in der Scheidewand der Kammern,
uͤber die ebne Herzflaͤche fort, und begleitet ihre Schlag-
ader (z), ſteiget ſodann in krummen Biegungen bis zur
Herzſpizze hinab, und nimmt ihren Ruͤkweg uͤber das
kleine Thal, welches zwiſchen den Enden beider Kam-
mern liegt, wieder zu der vornehmſten Kranzblutader, in
welche ſie ſich, da ſie derſelben entgegen kommt, zulezt
endiget. Auſſerdem verbindet ſie ſich mit dem groſſen
Kranzaderſtamme, und mit den unbenannten Blutadern,
vermittelſt ſehr vieler Aeſte, welche dazwiſchen hindurch-
laufen. Es iſt nichts ſeltenes, daß dieſe Blutader mit
einer eignen Klappe, an der gemeinſchaftlichen Muͤndung
des rechten Ohres, iſt verſehen geweſen.


Die Blutader des rechten Sinus(a) iſt eben
ſowol beſtaͤndig zugegen, jedoch befindet ſich ihre kleine
Oefnung nicht allezeit in der groſſen Muͤndung der Kranz-
ader. Sonſten aber begiebt ſie ſich allerdings vielmehr
in die mittlere Blutader (b), und zwar etwas mehr nach
unten zu, als wo ſie mit der Kranzader zuſammenkommt.
Sie wandert zwiſchen der aͤuſſern und innern Membra-
ne des rechten Sinus und Ohres fort, und wendet ſich
nach den ſcharfen Rand des Herzens hin, um an dieſem
Rande ſelbſt, oder wenigſtens ganz nahe dabei ſich der-
geſtalt zu endigen, daß ſie mit der mittleren Blutader
des Herzens gegen die Herzſpizze parallel hinabſteigt.
Es geſchiehet auch zuweilen, daß ſie ſich, nachdem ſie ei-
nen Zirkelbogen beſchrieben, in der vordern Herzblutader
mit
[720]Viertes Buch. Das Herz.
mit ihrer Muͤndung endiget. Sonſten kehret ſie zwar
in die obere Herzflaͤche wieder zuruͤk, ſie endigt ſich aber
nicht in eine Blutader, die den Namen der vordern ver-
dienen koͤnnte, ſondern in eine von denen ungenannten
Adern.


Die jeztgenannte Blutadern des Herzens, welche
beim Vieuſſens(c) die ungenannten heiſſen, haben
dieſen Namen ohne allen Nuzzen erhalten, und verdien-
ten vielmehr, daß man ſie die vordern unterſten nen-
nete. Es befinden ſich dieſe Blutadern in der ganzen
Gegend der obern Herzflaͤche, die aus dem Raum zwi-
ſchen dem ſcharfen Rande und der Aorte beſtehet. Jhre
Anzahl iſt ungewiß, indeſſen wird man doch ihrer drei
oder vier gemeiniglich antreffen, darunter die untere jeder-
zeit laͤnger, groͤſſer, und dem ſcharfen Rande naͤher iſt.
Sie ſind an dem Ende des rechten Ohres befeſtiget, wo
ſich dieſes mit ſeiner Kammer verbindet. Diejenigen
Aeſtchen von dergleichen Adern, welche zwiſchen denen bei-
den des rechten Herzohres ſchief hinlaufen, ſind die Ader-
Rinnen
(ſinus), welche Vieuſſens(d) und Lanci-
ſius
(e) in der Abbildung vorgeſtellet haben, wiewol
auch eine andre Blutader, von der ich gleich ein mehre-
res melden werde, vielleicht ebenfalls von den angefuͤhr-
ten vortreflichen Maͤnnern als ein Sinus iſt beſchrieben
worden. Daß hiernaͤchſt die Zwiſchenaͤſte auf allerlei
Weiſe mit der groſſen Kranzader, mit der mittleren Ader,
und der Ader des rechten Sinus in Verbindung ſtehen,
iſt ſchon vorher angezeiget worden.


Bisweilen findet ſich unter dieſen ungenannten Blut-
adern eine von ſolcher anſehnlichen Groͤſſe, daß ſie auch
einen
[721]Der Bau des Herzens.
einen eignen Namen verdienet, wie ſie denn Gale-
nus
(f) bereits die vordre genannt hat. Jch habe dieſe
zum oͤftern ſelbſt geſehen (g), ſie iſt dieſes Namens wohl
wuͤrdig, und Abr. Kaauw beſchreibet ſie (h) als eine,
die beſtaͤndig zugegen waͤre. Sie pflegt unterweilen die
oͤberſte von den ungenannten, bisweilen auch eine von
den unterſten zu ſeyn; ſie oͤfnet ſich gemeiniglich mitten,
oder etwas tiefer an der Wurzel des rechten Herzohres (i),
der groſſen Kranzblutader gegen uͤber. Sonſten uͤber-
trift die unterſte unter den ungenannten die uͤbrigen um
ſo viel an der Groͤſſe, als ſich das Herz in der Gegend
des ſcharfen Randes weiter hinaus verlaͤngert (k). Denn
es nimmt dieſe Blutader alsdenn die unterſte Gegend
des Herzohrs, nahe an dem ſcharfen Rande des Her-
zens, ein.


§. 36.
Die Blutadern des Herzens von mittle-
rer Groͤſſe.


Jch habe bisher von den groſſen Blutadern des Her-
zens, der Kranzader, der mittleren, den ungenann-
ten,
und der vornehmſten Blutader des rechten
Herzohres
gehandelt. Nunmehro folgen die uͤbrigen,
die zwar kleiner, und nicht lang ſind, deren Aeſte aber
nicht nur in dem Herzfleiſche zerſtreut zu ſehen ſind, ſon-
dern
Z z
[722]Viertes Buch. Das Herz.
dern deren kleine Muͤndungen ſich auch in den Sinus der
rechten Seite und in das Herzohr offenbar eroͤfnen.


Jch habe dergleichen Blutader geſehen, die ſich in
die Wurzel des rechten Sinus, uͤber der Muͤndung der
Kranzblutader, hineinbegab. Jhre zween Aeſte liefen
nach entgegengeſezten Richtungen aus einander. Der
eine (l), welcher verborgen war, gieng unter der Aorte,
durch die verſtekten Theile der Herzbaſis fort, und en-
digte ſich in diejenige Blutader, von der wir gleich reden
wollen, welche die groſſe Kranzader, mit der Blutader
des rechten Ohres, oder mit den ungenannten vereiniget.
Der andre verſtekte Aſt (m) begab ſich, oberhalb der Aor-
te, in die groſſe Kranzblutader, alſo, daß die Aorte in
der That in einen Blutaderzirkel eingeſchloſſen war. Es
iſt gar wol moͤglich, daß Vieuſſens(n) und Lanci-
ſius
(o) dieſe Blutader fuͤr den Sinus angeſehen haben,
und man kann ſie mit viel groͤſſerer Gewißheit fuͤr denje-
nigen zirkelhaften Sinus halten, von dem, etliche
Jahre nach unſren gemachten Beobachtungen, Joſeph
Lieutaud(q) meldete, daß er das Herzohr umgebe.
Wenn nun aber dieſer Bau alſo eingerichtet iſt, ſo be-
ſchreiben folgende Blutadern um das ganze Herz herum
einen Zirkel: die groſſe Kranzblutader: die verſtekte
Blutader, welche eben jezzo angefuͤhret worden: dieje-
nige Blutader, welche die groſſe Kranzblutader mit der
rechten Ohrblutader verbindet, oder auch mit der unge-
nannten, die ſich mit der Blutader des rechten Ohres
vereiniget: und endlich die Blutader des rechten Herz-
ohres. Jch habe zwar dieſes ausfuͤhrlicher beſchrie-
ben
(p)
[723]Der Bau des Herzens.
ben (r), es iſt aber nicht beſtaͤndig genung, daß ich al-
les in dieſem gegenwaͤrtigen Werke wieder anfuͤhren
koͤnnte.


Man trift ſehr oft noch eine andre Blutadermuͤn-
dung (s) nicht weit von der eyfoͤrmigen Grube an, und
dieſe fuͤhret das Blut von derjenigen Blutader zuruͤkke,
welche ſich zum rechten Sinus und Ohre hinbegiebt. An-
dre aͤhnliche Muͤndungen derer Blutadern, welche in
deutliche Staͤmmchen fuͤhren, oͤfnen ſich hin und wieder
in den Sinus, und das rechte Ohr (t): es gedenket aber
auch Vieuſſens(u) einer in die Holader eroͤfneten klei-
nen Muͤndung, welche das Blut von der Aorte und Lun-
genſchlagader zuruͤkgeleitet haͤtte.


Hiernaͤchſt habe ich auch an dem linken Sinus ein
Blutaderloch, oberhalb der Blutadermuͤndung des Her-
zens, und ein andres mitten uͤber dem eyfoͤrmigen Loche
angetroffen, wie denn auch bei dem Vieuſſens(x) eini-
ger Blutadermuͤndungen, welche ſich in die Lungenblut-
ader eroͤfnen, und bei dem Caͤcilius Folius verſchie-
dener ſolcher Blutader-Rinnen (ſinus) Erwehnung ge-
ſchiehet.


§. 37.
Die kleinſten Blutadern des Herzens.


Auch uͤber dieſe Blutadern kann kein Streit entſte-
hen. Man hat aber nicht auf eben ſolche Art andre
ganz kleine Blutadermuͤndungen angenommen, welche
ſich durch beide Sinus, und durch beide Kammern ver-
theilen, und ſchwerlich, oder wol gar nicht zu einigen
Z z 2aͤſtigen
[724]Viertes Buch. Das Herz.
aͤſtigen Staͤmmen koͤnnen gerechnet werden, da man doch
inzwiſchen ſiehet, daß Luft, Waſſer, oder Quekſilber,
welches man in die Blutadern des Herzens, oder in die
Schlagadern getrieben hat, wieder aus denſelben heraus-
kommt. Jhr Erfinder war Vieuſſens(y), und die
Veranlaſſung zu ſeiner Erfindung war eine Hypotheſe.
Es ſuchte naͤmlich dieſer beruͤhmte Mann eine gaͤhrende
Materie (fermentum), welche dem Blute, in den Kam-
mern des Herzens, gewiſſe beſondre Eigenſchaften mit-
theilen ſollte. Denn es kann die Blutader, welche ſich
in die Hoͤle des Herzens eroͤfnet, und von der die Am-
ſterdamer
Zergliederer ſchon lange geredet hatten, zu
der erſtern Claſſe gehoͤret haben (z). Nach Vieuſſens
Zeiten hat J. Adam Thebeſius(a), und nachgehends
andre groſſe Maͤnner (b), auch ohnlaͤngſt der beruͤhmte
Geisler(c), eben dergleichen vorgetragen. Hingegen
haben andere, entweder gegen dieſe kleine Muͤndungen
Zweifel erreget (d), oder doch in der That kein guͤnſtiges
Urtheil davon gefaͤllet (e). Folglich muß man die Ver-
ſuche als Zeugen annehmen, welche dieſe Sache beſtaͤti-
gen koͤnnen.


Man ſtekt ein Roͤhrchen in eine von den Blutadern
des Herzens, es mag die groſſe, oder eine mittlere ſeyn,
welches gleich viel iſt, weil ſie alle an den meiſten Orten
durch Aeſte unter ſich verbunden ſind. Hierauf unter-
bindet man alle Blutaderſtaͤmme, ſo viel man deren mit
dem Faden faſſen kann, nahe an den kleinen Muͤndungen.
Man treibet ſodann Luft, gefaͤrbtes Waſſer, oder Quek-
ſilber
[725]Der Bau des Herzens.
ſilber gegen die Herzſpizze zu, mithin alſo in einer Rich-
tung, die von den kleinen Muͤndungen abgekehrt iſt.
Nunmehro beobachtet man an dem unter den Waſſer lie-
genden Herzen, was daran erfolgt. Jn kurzer Zeit wer-
den unter dieſer Arbeit einige Troͤpfgen Saft und Luft-
blaſen, an den Ohren oder denen Blutader-Rinnen des
Herzens, durch die ſchiefe Muͤndungen hervorkommen,
deren Membranen, die von dem einen Halbkreiſe des Si-
nus weiter fortgefuͤhret ſind, einige Schriftſteller (f) fuͤr
Klappen angeſehen haben, welche bey der Ausdehnung
des Herzens geſchloſſen wuͤrden (g). Es oͤfnen ſich in
dieſe kleine Muͤndungen einige kegelfoͤrmige Blutadern,
welche nach ihren eigenen Muͤndungen zu etwas brei-
ter (k), auch zugleich aͤſtig ſind, und zu denen mittel-
maͤßigen Herzblutadern gehoͤren. Es befinden ſich aber
auch in den Herzkammern, und am unterſten Grunde
derer Gruben, welche zwiſchen den gegitterten Muskel-
ſchnuͤren des Herzens eingeſchloſſen ſind, kleine Muͤndun-
gen, durch welche die eingeſprizten Saͤfte aus dem Herz-
fleiſche herausdringen. Jn dieſen kleinen Muͤndungen
ſtekken oͤfters entweder Blutkluͤmpchen (m), oder es ſez-
zen ſich auch darinnen die erſten Wurzeln derer Herzge-
waͤchſe an (n), ſo daß es gar nicht das Anſehen hat, daß
dieſe Gitterwerke uͤberhaupt mit einigem Nachdrukke et-
was zur Verduͤnnung und Zertheilung des Blutes
moͤchten beitragen koͤnnen, weil ſie ſelbſt denen Herzge-
waͤchſen zum Aufenthalte dienen (o). Raymund Vieuſ-
ſens
hat wahrgenommen, daß ſich in eben dieſen Muͤn-
Z z 3dungen
(l)
[726]Viertes Buch. Das Herz.
dungen herauskommende Quekſilbertroͤpfgen gezeiget ha-
ben (p).


Man findet die jeztberuͤhrte kleine Muͤndungen, an
dem Herzohre und dem Sinus der rechten Seite (q), an
der rechten Herzkammer (r), am linken Ohre, und Si-
nus (s), an der linken Kammer (t), und vornaͤmlich an
der Scheidewand des Herzens (u). Treibt man den
Saft durch die Blutadern hinein, ſo wird er zwar un-
gleich leichter in dieſelben eindringen (x), man wird aber
weniger (y) Muͤndungen an der linken Seite, und bis-
weilen gar keine (z) antreffen, welche den eingeſprizten
Saft wieder ausſchuͤtten. Wird hingegen der Saft
durch die Schlagadern eingeſprizt (a), ſo werden oͤfters
alſobald, bisweilen aber auch etwas langſamer, einige
Troͤpfchen gleichergeſtalt am rechten Ohre, am rechten
Sinus, und der rechten Kammer (b), ingleichen auch
am linken Sinus und der linken Kammer (c) herauskom-
men,
[727]Der Bau des Herzens.
men, und es iſt mir, dem Senac und dem beruͤhmten
Zinn, wie ich gleich melden werde, bisweilen begegnet,
daß gar nichts hat heraustroͤpfeln wollen.


Diejenigen, welche annehmen, daß dieſe kleine Muͤn-
dungen in die Blutader-Rinnen und in die Kam-
mern des Herzens hineingiengen, nehmen uͤberhaupt an,
daß ſich das Blut aus den Schlag- und Blutadern, die
dem Herzen eigenthuͤmlich angehoͤren, durch den kuͤrzeſten
Weg, in dieſe Muͤndungen, und in die Vorkammern
und wirkliche Kammern des Herzens ergieſſe: und ande-
re, welche die Sache beſſer wollen unterſuchet haben, ſez-
zen noch hinzu, daß dieſes Blut durch dieſe Muͤndun-
gen vornaͤmlich zu der Zeit heraustrete, wenn ſich das
Herz zuſammengezogen haͤtte, und glauben, es wuͤrden
dieſe Muͤndungen verſchloſſen, ſo oft das Herz erweitert
wuͤrde (d).


Hingegen laͤugnen andre beruͤhmte Maͤnner, daß
dergleichen Muͤndungen nach dem Laufe der Natur offen
waͤren (e), und glauben vielmehr, es geſchehe durch eine
Gewaltthaͤtigkeit, und Zerreiſſung des Zellgewebes (f),
daß bisweilen der Saft, den man in die Herzgefaͤſſe ge-
ſprizzet, in die Hoͤlungen herausdringe. Jch bin aber
ganz gewiß verſichert, daß wenigſtens bei meinen Ver-
ſuchen nicht die geringſte Gewalt ſey angewendet worden,
und daß dieſes eben auch bei den Verſuchen des Vieuſ-
ſens
(g) nicht geſchehen ſey, laͤſſet ſich daraus leicht
ſchlieſſen, weil ſie nur vermittelſt eines bloſſen Druks
ſind angeſtellet worden. Man kann auch die Ruyſchi-
Z z 4ſchen
(c)
[728]Viertes Buch. Das Herz.
ſchen(h) Verſuche ganz ſicher mit unter die buͤndige
Zeugniſſe ſezzen, ſo oft von einem einfachen Erfolge die
Rede iſt. Ferner ſo iſt das Waſſer ſo leichtflieſſend und
zart, daß es in alle Hoͤlen eines belebten Koͤrpers durch-
ſchwizt, und dennoch erinnre ich mich nicht, daß es je-
mals, bei denen ſo haͤufig angeſtelleten Verſuchen, einige
Gefaͤſſe zerriſſen haͤtte, und es erhellet auch um ſo viel
mehr die Wahrheit, daß es naͤmlich die Gefaͤſſe nicht zer-
reiſſe, daraus, wenn das nach dieſem eingeſprizten Waſ-
ſer hineingetriebene Wachs nicht eben denſelben Weg
nimmt. Ferner hat auch die tiefe Schlagader, welche
die Scheidewand des Herzens mit Blut verſorget, wirk-
lich keine Blutader die neben ihr hinlauft, daß demnach
um ſo viel mehr zu vermuthen ſteht, die Natur habe hier
einen andern Weg bereitet, vermittelſt deſſen das Blut
dieſer Schlagader in die fuͤr den Blutumlauf gebahnte
Straſſen wieder zuruͤkkehren koͤnne. Endlich ſo geſtehet
der vortrefliche Urheber der gegenſeitigen Meinung ſelbſt,
daß man an der linken Kammer runde Muͤndungen war-
nehme (i), welche etwas herauszulaſſen ſchienen, und er
giebt auch zu, daß an andren Orten die aͤuſſerſten Endi-
gungen der kleinen Gefaͤſſe in die Kammern (k) geoͤfnet
waͤren.


Es ſcheint mir daher allerdings hoͤchſt wahrſcheinlich
zu ſeyn, daß die in der Nachbarſchaft derer mittelmaͤßi-
gen Herzblutadern befindliche Muͤndungen nur allein
das Blut, aus den tiefen Schlagadern des Herzens, in
deſſen Hoͤlungen zuruͤkbringen. Jch glaube daher nicht,
daß etwas verhindern ſollte, daß das Blut, ſowol un-
ter der Erweiterung, als der Zuſammenziehung, und in
allen Umſtaͤnden darinnen ſich das Herz befindet (l), nicht
ſollte durch dieſe Muͤndungen in die Herzhoͤlen zuruͤktre-
ten.
[729]Der Bau des Herzens.
ten. Denn ich finde keine Maſchine, welche einige Hin-
derniß abgeben koͤnnte, daß das Blut, welches beſtaͤn-
dig durch die Schlagadern des Herzens flieſſet, wie es
ſelbſt der Augenſchein lehret, nicht auch mit eben derglei-
chen anhaltenden Strome in die kleinſten Aeſte, und in
die ausfuͤhrende Muͤndungen fortſchieſſen ſollte. Denn
wir haben bereits gezeiget, daß das Blut, unter der Zu-
ſammenziehung des Herzens, aus den Kranzſchlagadern
ſtaͤrker herausſpringe (m), und alſo mit Macht in die
kleinſte Aeſte hineingetrieben werde, und daß es unter
der Erweiterung des Herzens ebenfalls ſeinen Lauf, ob-
gleich mit etwas verminderter Geſchwindigkeit, fortſezze (n).
Das uͤbrige, was dieſer geſchikte Mann von denen Ab-
wegen des Blutes in dem Herzen (o), und von dem Ruͤk-
fluſſe desjenigen Blutes, welches in die ausdaͤmpfenden
Bluͤtaͤderchen bis zu den Klappen zuruͤkkaͤme, auf eine
ſubtile Art vorgetragen hat, wuͤnſche ich lieber, daß man
es, als eine wizzige Hypotheſe, bei dieſem vortreflichen
Manne ſelbſten nachleſe.


Wir wollen aber auch am gehoͤrigen Orte zeigen (o*),
daß ſo wenig im Herzen eine Gaͤhrung ſtatt finde, als uns
die Sache ſelbſt erlaubet, dem Vieuſſens(p) beizupflich-
ten, wenn er vorgiebt, daß durch die jeztbeſchriebne Muͤn-
dungen ein Saft, der etwas feiner und waͤrmer waͤre,
als das Blut, herausdringe, und ſich mit dem in denen
Blutadern befindlichen Blute vermiſche, auch wenn es
von dieſem wieder zuruͤkke kaͤme, alsdenn von den Hol-
adern erwaͤrmt und verduͤnnt, zur Bewegbarkeit gereizet,
oder ſo gar endlich in eine Gaͤhrung gebracht wuͤrde, wie
Z z 5an-
[730]Viertes Buch. Das Herz.
andre beruͤhmte Maͤnner behaupten, die noch geneigter
ſind, dergleichen Aufbrauſen zuzugeben (q).


Es hat ſchon ehemals Boerhaave(r) deutlich ge-
zeigt, daß der Unterſchied zwiſchen dem Blute, welches
durch dieſe kleine Muͤndungen durchſikkert, und der ge-
meinen Beſchaffenheit des Blutes in den Blutadern, ſehr
geringe ſey. Denn dasjenige Blut, welches ſich anjezzo
und in dem Augenblik in den Kranzſchlagadern befindet,
iſt nur vor ſechs Minuten, wenn man auch die laͤngſte
Zeit annehmen will, da es ſich in der Lunge moͤchte ver-
weilet haben, durch die Holader in das Herz gebracht
worden. Denn es gehen in der Zeit, da 450 Pulsſchlaͤ-
ge geſchehen, neunhundert Unzen aus dem linken Herzen
heraus, welche Maſſe groͤſſer iſt, als die Menge aller
Fluͤßigkeiten, die durch die rothen Adern dem Herzen
wieder zugefuͤhret werden. Damit alſo das Herz etwas
habe, das in die Aorte koͤnne herausgetrieben werden,
ſo muß innerhalb dieſen ſechs Minuten das in der Hol-
ader enthaltne Blut in die Lunge hineingetreten, und an
die Stelle der neunhundert Unzen gekommen ſeyn, welche
unterdeſſen die Aorte empfangen hat.


§. 38.
Ob es im Herzen Druͤſen giebt?


Eben ſo wenig nehmen wir die Druͤſen an, welche
einige beruͤhmte Maͤnner in dem Herzen angegeben haben.
Riolanus(s) meldet, er habe eine einzige in der Schei-
dewand des Herzens wahrgenommen. An einem Kanini-
chen hat Harder(t) ſolche Druͤſen beſchrieben, die denen
im Gedaͤrme befindlichen aͤhnlich ſind, und es finden ſich
im
[731]Der Bau des Herzens.
im Stoͤrfiſche ſchwarze Druͤſen (u), welche eine ſchwarze
Feuchtigkeit in die Herzkammer bringen. Daß bei dem
Elephanten (x) deutliche Druͤſen in den Herzkammern
vorhanden ſind, die einen rothen und faͤrbenden Saft
zubereiten, das iſt von einem Mann angezeiget worden,
der ſich durch ſeine Arbeiten allerdings eine anſehnliche
Stelle unter den fleißigen Zergliederern erworben hat.
Bei dem Menſchen aber iſt bisher, alles angewendeten
Fleiſſes ohnerachtet, dennoch nichts druͤſenhaftes ent-
dekket worden (y): es hat auch gar nicht das Anſehen,
daß man von einer Druͤſe eine gewiſſe Verweilung weg-
nehmen (z), oder in dem Herzen einige Verzoͤgerung und
Aufenthalt zugeben koͤnne. Wenn nun ja allenfalls
wirklich in einem Thiere etwas druͤſenhaftes ſich in dem
Herzen befinden koͤnnte, ſo muͤſte es noch am erſten bei
dem Fiſche, als einem kalten, und mit keinen ſchnellen
Pulsſchlage begabten Thiere, zu vermuthen ſeyn.


§. 39.
Die Flieswaſſergefaͤſſe im Herzen.


Hingegen hat man aber in denen Thieren deſto zu-
verlaͤßiger, auſſer denen rothen Gefaͤſſen, auch mit Klap-
pen verſehene Flieswaſſergefaͤſſe entdekket, und es iſt
ſehr wahrſcheinlich, daß dergleichen Adern auch im menſch-
lichen Herzen werden vorhanden ſeyn, weil ſie bei dem
Menſchen von eben derſelben Nothwendigkeit zu ſeyn
ſcheinen, um deren willen die Natur iſt veranlaſſet wor-
den,
[732]Viertes Buch. Das Herz.
den, ſie in den Thieren zu bilden. Olaus Rudbek(a)
iſt der erſte, der die Flieswaſſergefaͤſſe bis zu dem Gange
des Nahrungsſaftes fortgeleitet hat, dem hernach An-
ton Nuk(b) darinnen nachgefolgt. Die Verſuche, die
der vortrefliche Abraham Kaauw(c), mittelſt eines be-
ſondern Handgriffes, hieruͤber angeſtellet, ſind viel
neuer, und er zeigte nicht allein dieſe Gefaͤſſe in dem Her-
zen, ſondern er fuͤllete ſie auch mit Luft an, die er ver-
mittelſt der Luftpumpe hineintrieb. Die Knoten, wel-
che wegen derer Klappen ſich dazwiſchen befinden, hat
Peter von Muſchenbroͤk gezeiget (d). Die Flies-
waſſergefaͤſſe beſtaͤtiget auch der Verſuch des Jacob
Hovius(e), und ich habe ſelbſt an einer jungen Ziege,
unter dem linken Herzohre, wirkliche, und mit Klappen
verſehene Flieswaſſergefaͤſſe wahrgenommen (f). End-
lich hat auch J. Friedrich Caſſebohm(g) ein einziges
Flieswaſſergefaͤß geſehen, als er unter die Membrane
des Herzens Luft hineingeblaſen, und der Schuͤler dieſes
beruͤhmten Mannes, J. Zacharias Petſche(h), geden-
ket eines Waſſergefaͤſſes, welches neben denen Kranzblut-
adern von dem Grunde des Herzens bis zu deſſen Spizze
fortlief. Jch zweifle alſo gar nicht daran, daß auch
dergleichen durchſichtige Gefaͤſſe am menſchlichen Herzen
ſollten vorhanden ſeyn, ob ich gleich weder fuͤr meine
Perſon, noch der vortrefliche Senak(i), ſolche bisher zu
ſehen bekommen.


Vierter
[733]Die Bewegung des Herzens.

Vierter Abſchnitt.
Die Bewegung des Herzens.


§. 1.
Die Zuſammenziehung des Herzens (ſyſtole)
iſt demſelben nicht natuͤrlich.


Es fuͤhrt uns nun die Ordnung auf die Geſchichte von
der Bewegung des Herzens, wie ſie uns die Zerglie-
derungskunſt an lebendigen Thieren zeiget. Es beruhet
dieſe ganze Bewegung auf dem Zuſammenziehen, als
worinnen auch die allgemeine Verrichtung aller Muskeln
beſtehet. Denn ſo lange ein Thier lebet, ſo lange zie-
het ſich auch das Herz mit der groͤſten Geſchwindigkeit,
und der heftigſten Anſtrengung, zuſammen; iſt das Thier
dagegen kraftlos, ſo iſt dieſe Zuſammenziehung ſchon
ſchwaͤcher, und wenn es todt iſt, ſo hoͤret ſie gaͤnzlich
auf, mithin wird alſo dieſelbe durch das Leben und die
thieriſchen Kraͤfte hervorgebracht. Jſt nun die Zuſam-
menziehung geſchehen, ſo wird eben daſſelbe Herz in den-
jenigen Zuſtand verſezzet, den man die Erweiterung,
das Nachlaſſen, oder die Diaſtole nennet (k), und der
bei einem matten Herzen ſowol in der mittlern Zeit zwi-
ſchen zwoen Zuſammenziehungen, als auch nach dem
Tode uͤbrig bleibet, nur mit dem einzigen Unterſchiede,
daß bei einem todten Koͤrper das Herz nicht braucht an-
gefuͤllet zu ſeyn, welche Anfuͤllung hingegen bei einem
lebendigen und geſunden Thiere allezeit zugleich mit ver-
bunden iſt. Dieſer zweite Zuſtand des Herzens beſtehet
bei einem lebenden Thiere in einer abwechſelnden Ruhe,
und bei einem verſtorbenen in dem Tode ſelbſt, und einer
voͤlligen Unthaͤtigkeit. Es wird aber dieſe wechſelsweiſe
auf
[734]Viertes Buch. Das Herz.
auf einander folgende Zuſammenziehung und Nachlaſ-
ſung in allen, auch ſelbſt denen kleinſten Thierchen, deut-
lich wahrgenommen (l). Daher hat Gavet ganz un-
recht, oder wenigſtens nicht mit gehoͤriger Behutſamkeit
vorgegeben (m), daß die Zuſammenziehung des Herzens
natuͤrlich, die Erweiterung aber auf eine gewaltſame
Art geſchehe, welches auch Jacob Drake(n), aus frem-
der Zergliederer ihren Berichten eben alſo behaupten woll-
te: denn es iſt gewiß, daß das Herz von freien Stuͤk-
ken, wenn gleich keine fremde Urſache hinzukoͤmmt, in
den Zuſtand ſeiner Erweiterung uͤbergeht, und in dieſem
Zuſtande bleiben wuͤrde, wofern nicht ein gewiſſer Reiz
wieder dazu kaͤme und denſelben veraͤnderte: ſo hat auch
George Erhard Hamberger(o), ein Mann, der ehe-
mals mehr wizzig, als in Verſuchen geuͤbt war, eben-
falls unrecht, wenn er behauptet, daß das Herz bei ei-
nem lebendigen Hunde nicht welk werde, wenn es im Er-
weiterungszuſtande von ſeiner Anſtrengung nachlaͤſ-
ſet. Bei dieſer Meinung iſt nur das einzige wahr, daß
ſich das Fleiſch des Herzens der Erweiterung deſſelben in
ſo weit widerſezt, ſo wie es ſich auch derſelben nach dem
Tode noch widerſezt; denn die Waͤnde dieſes holen Mus-
kels thun ſeiner Erweiterung, von der ſie ausgedehnt
werden, Widerſtand, welcher allezeit um ſo viel groͤſſer
iſt, je weiter ſie auseinander getrieben werden (p). Aus
dieſem ganz einfachen Verſuche folget demnach, daß das
Herz, ſeiner Natur nach, keine Erweiterung, ſondern
vielmehr die Ruhe ſuche.


§. 2.
[735]Die Bewegung des Herzens.

§. 2.
Ob die Erweiterung durch die Fleiſchfaſern
zuwege gebracht werde.


Es hat indeſſen nicht an alten und neuen Schrift-
ſtellern gemangelt, die eine gegenſeitige Meinung gehe-
get, und die Erweiterung des Herzens ebenſowol fuͤr ei-
ne Action deſſelben gehalten haben, gleichwie es die Zu-
ſammenziehung dieſes Eingeweides iſt, auch dabei nicht
haben zugeſtehen wollen, daß die Erweiterung von der
Ruhe des Herzens herruͤhre. Solchergeſtalt hat Pech-
lin
(q), ein nicht unbekannter Schriftſteller, ausdruͤklich
gelaͤugnet, daß das eine bloſſe Nachlaſſung waͤre,
was man ſonſt die Erweiterung nennt, und hat dabei
vorgegeben, daß dieſer Zuſtand ebenfalls mit zu denen
Lebensgeiſtern und der Muskelkraft gehoͤre, ſich auch zu-
gleich auf den Beweis gegruͤndet, den man von den Fi-
ſchen herzunehmen pflegt. Denn es erweitert und ver-
engert ſich das Herz bei denenſelben auch zu der Zeit wech-
ſelsweiſe, wenn weder eine Fluͤßigkeit in daſſelbe hinein-
kommt, noch herausgetrieben wird, gleichwie man ſonſt
dergleichen abwechſelnde Nachlaſſungen an den mehreſten
Muskeln gewahr wird (r), und andre Schriftſteller ſol-
che von allen Muskeln behaupten (s). Claudius Per-
rault,
der bisher ſich blos nach denen Alten gerichtet
hatte, und G. Erhard Hamberger(u), giengen hier-
innen noch etwas weiter, indem ſie einige Faſern am
Herzen zu geraden, und andre zu Queerfaſern machen,
und
(t)
[736]Viertes Buch. Das Herz.
und dabei behaupten, daß deswegen die abwechſelnde
Action des Herzens beſtaͤndig nach einander fortgehen
muͤſſe, weil die erweiternde Faſern, wenn ſie von den
verengernden uͤberwaͤltiget worden, mit einiger Beſchwer-
lichkeit wieder ausgedehnet wuͤrden, deren ſie ſich alſo zu
entledigen, und ſich in ihre natuͤrliche Lage wieder zu be-
geben ſuchten, und auf ſolche Art wuͤrde das Herz erwei-
tert: gleich darauf aber bemuͤheten ſich die verengernde
Faſern, diejenige Gewalt, die ſie von denen erweitern-
den kurz vorher erlitten, durch eine gleiche Wiederherſtel-
lung, abzutreiben, und ſolchergeſtalt wuͤrde die Zuſam-
menziehung des Herzens zuwege gebracht.


Der beruͤhmte Browne Langrish(x), der durch
ſeine Verdienſte ohnlaͤngſt die hoͤchſte Wuͤrde in der Arz-
neigelahrtheit, ohne ſein Geſuch, erhalten hat, tragt
beinahe eben das vor, was Pechlin angefuͤhret hat,
fuͤgt aber auch uͤber dieſes noch eine Urſache hinzu, die
eben nicht zu verwerfen iſt, es werde naͤmlich das Herz
vorher etwas ſchlaff, ehe ein neuer Strom von Blute
hinein kaͤme, von dem es hernach erweitert wuͤrde.


Es laͤſt ſich aber alles dieſes, wenn man nur ein we-
nig genau Achtung geben will, voͤllig widerlegen. Denn
erſtlich werden die meiſten Muskeln, die offenbar nur eine
einzige Richtung von Faſern haben, ſo beweget, daß ſie
wechſelsweiſe angezogen und wieder nachgelaſſen wer-
den. Hiernaͤchſt haben wir am Herzen gezeiget, daß
auswendig an demſelben gar keine gerade Faſern befind-
lich waͤren (a*). Wollte man aber die allmaͤlich abwaͤrts-
gehende aͤuſſere Schicht der Faſern (b) ſo erklaͤren, daß
man ſie gerade Faſern nennte, ſo wuͤrde es deswegen
dennoch unbillig ſeyn, wenn man dieſen die Erweite-
rung des Herzens zuſchreiben wollte. Denn man muß
in
(a)
[737]Die Bewegung des Herzens.
in der That diejenigen Faſern, die uns an der Oberflaͤche
des Herzens zu allererſt zu Geſichte kommen, die aͤuſſern
nennen. Es werden aber dieſe aͤuſſerſte Faſern an allen
Thieren, deren ich eine groſſe Menge unterſucht habe, zu
der Zeit, wenn ſich das Herz zuſammenziehet, offenbar
angezogen, ſie ſchwellen auf, werden hart, ſie runzeln
ſich, und werden zugleich kuͤrzer; wenn aber hingegen
das Herz von ſeiner Anſtrengung nachlaͤſſet, ſo verſchwin-
den dieſe Runzeln, das Herz wird glatt, flach, ganz eben,
weich, und die Faſern ſelbſt werden offenbar gerade und ver-
laͤngern ſich (c). Es gehet dieſer Verſuch an einem mat-
ten Thiere, oder an einem das kaltes Blut fuͤhret, der-
gleichen der Fiſch iſt, viel ſchoͤner von ſtatten. Denn
indem die Pulsſchlaͤge ſeltener auf einander folgen, ſo
kann man deſto deutlicher ſehen, daß auf eine kurze Zu-
ſammenziehung, eine etwas laͤnger anhaltende Erweite-
rung folge, unter welcher das Herz weich, ſchlaff, und
ruhig bleibt (d), bis ſich daſſelbe wieder, nach einem
neuen Reize, zu der Zuſammenziehung anſchikt. Nun-
mehro erwaͤge man, daß die Faſern, von denen der Zer-
leger wahrnimmt, daß ſie in der Zuſammenziehung ei-
gentlich wirken, in der That Faſern von der aͤuſſerſten
Schicht ſind, von denen die Gegner vorgeben, daß ſie
in derſelben kurzen Zeit in etwas lokker und verlaͤngert,
hingegen aber unter der Erweiterung geſpannet, verkuͤr-
zet und zuſammengezogen wuͤrden, welches beides gleich-
wol durch unſern ſehr leichten Verſuch widerlegt wird.
Es erfolgt auch niemals die Erweiterung, wenn man
die aͤuſſern Herzfaſern reizt, wohl aber im Gegentheil
beſtaͤndig die Zuſammenziehung. Wenn nun aber die
aͤuſſer-
A a a
[738]Viertes Buch. Das Herz.
aͤuſſerſten Faſern die Werkzeuge der Nachlaſſung waͤren,
ſo muͤſten dieſelben, wenn ſie gereizt, und alſo zuſam-
mengezogen worden, das Herz wiederum in eine Schlaff-
heit verſezzen. Denn wenn eine Muskelfaſer gereizt
wird, ſo aͤuſſert ſie allezeit eine Wirkſamkeik darnach (e).


Es iſt hiernaͤchſt gleichergeſtalt gezeiget worden, daß
ſich die Muskelbuͤndel (lacerti), und die Faſern des Her-
zens ſehr untereinander verwikkeln, und daß ſie unter ſich
ſelbſt, theils durch ein dichtes Zellgewebe (g), theils auch
durch die Aeſte (h) der Faſern dergeſtalt verknuͤpfet wer-
den, daß es ſich nicht einmal gedenken laͤſt, wie in die-
ſen muskelhaften Nezze einige Faſern zu der Zeit ganz
vor ſich allein koͤnnen wirkſam ſeyn, und ſich verkuͤrzen,
da die uͤbrigen in der Unthaͤtigkeit verharren. Es iſt fer-
ner gewiß, daß die Erweiterung des Herzens keine zum
Leben erforderliche Verrichtung (vitalis actio) iſt, welche
eine Staͤrke, oder eine Muskelkraft erforderte. Denn
die Erweiterung erfolget alsdenn, wenn das Herz ent-
weder matt wird, oder in eine vollkommene Traͤgheit
verfaͤllt, und in ſolcher ohne einige Bewegung entweder
beſtaͤndig, oder doch wenigſtens ſo lange verharret, bis
es durch einen Reiz zu einer neuen Zuſammenziehung an-
getrieben wird (k)


Uebrigens ſcheint mir gar nichts dunkles mehr bei
derjenigen Erweiterung uͤbrig zu ſeyn, welche auf die Zu-
ſammenziehung des Herzens folget. Denn es bleibt ein
jeder Muskel ſo lange in der Zuſammenziehung, als die
Urſache derſelben bei ihm vorhanden iſt, es moͤgen nun
ſeine Faſern eine Lage haben welche ſie wollen. Man
nehme dieſe Urſache hinweg, ſo wird auch zu gleicher Zeit
die Zuſammenziehung aufgehoben ſeyn, und an deren
ſtatt
[739]Die Bewegung des Herzens.
ſtatt eine Schlaffheit erfolgen. Will man mit den Zaͤh-
nen beiſſen, ſo ziehet ſich der Kaͤumuskel zuſammen, er
wird kuͤrzer, und ſchwillt auf: hat man dieſe Abſicht nicht
mehr, ſo erſchlaffet eben dieſer Muskel auf einmal, und
wird weich. Reizet man das Herz mit einem Meſſer,
ſo ziehet es ſich zuſammen, und wenn ſolches wieder un-
terlaſſen wird, ſo verlaͤngert und erweitert es ſich von
ſelbſten. Reizt man es durch Einblaſen der Luft, ſo er-
folgt das Zuſammenziehen; treibt man die Luft wieder
heraus, ſo erſchlaft es. Laͤſſet man Blut aus den Blut-
adern in das Herz laufen, ſo zieht es ſich zuſammen;
wenn es aber daſſelbe herausgeſtoſſen hat, ſo bleibt es
wieder ruhig. Haͤlt man dieſes Blut von dem rechten
Herzohre, und von eben derſelben Kammer zuruͤkke, ſo
dauret die Erweiterung beider Hoͤlen beſtaͤndig fort (l).
Man kann es aber an denen Thieren, die kaltes Blut
fuͤhren, am beſten ſehen, wie derjenige Theil des Her-
zens ruhig wird, welcher ſich ausleert, und wie ſich da-
gegen derjenige zuſammenzieht, der mit Blut iſt ange-
fuͤllet worden (m). Von der Schildkroͤte bezeuget dieſes
der in guten Anſehen ſtehende Joh. Baptiſta Caldeſi
(n). Endlich erſieht man auch an dem Herzohre und der
Kammer der Fiſche auf das allerdeutlichſte, wie ſehr ſich
dieſe hole Muskeln um die eingeblaſene Luft, oder das
durch die Unterbindung zuruͤkgehaltene Blut, zuſammen-
ziehen. Wir wollen uͤbrigens an gehoͤrigen Orte einige
Einwuͤrfe wieder beibringen, weil zu der Widerlegung
dererſelben eine Kenntniß von gewiſſen Erſcheinungen
voraus erfordert wird. Daß ſonſten ein ausgeleertes
Herz nicht ſogleich ruhig verbleibe, wie ohnlaͤngſt ein groſ-
A a a 2ſer
[740]Viertes Buch. Das Herz.
ſer und beruͤhmter Mann vorgeben wollen, das iſt etwas,
welches alle Muskeln nach ihrer weſentlichen Beſchaffen-
heit mit einander gemein haben, indem ſich dieſelben
nach der Reizung etlichemale wechſelsweiſe zuſammenzie-
hen, und wieder verlaͤngern, ſo lange bis die Kraft des
Reizzes, gegen dieſe allmaͤlich nachlaſſende Bewegungen,
ſich voͤllig verlohren hat.


§. 3.
Die Erſcheinungen bei dem Zuſammenzie-
hen des Herzens.


Wir haben bisher von der Wirkſamkeit des Herzens
uͤberhaupt gehandelt. Es erfordert aber die Wichtigkeit
dieſer Bewegung in der That, daß man eine umſtaͤndli-
chere und genaue Betrachtung daruͤber anſtelle. Wir
wollen daher nunmehro erſtlich von den Kammern, nach-
gehens von ihren Theilen, und zulezt von den Herzohren
handeln. Wenn das in Ruhe, oder in einer Erſchlaf-
fung ſich befindende Herz, von einigem Reize in Bewe-
gung gebracht wird, ſo erſcheinen alsdenn auf der aͤuſ-
ſern Oberflaͤche deſſelben einige Runzeln, welche von der
Kraͤuſelung der zuſammengezogenen und wellenfoͤrmigen
Faſern entſtehen, die am Froſche und dem Aale ſehr deut-
lich in die Queere liegen (o), und am Hunde, der Kazze,
oder an andren Thieren, die warmes Blut haben, auch
nicht ganz undeutlich erſcheinen (p): mit dieſen Runzeln
vereiniget ſich eine Art von einem Zittern und Klopfen,
ſie nehmen auch nicht allemal die ganze Kammer ein, und
bewegen oft, beſonders wenn das Thier kraftlos iſt (q),
einige zerſtreute und abgeſonderte Theile des Herzfleiſches,
wel-
[741]Die Bewegung des Herzens.
welche endlich zuweilen die Zuſammenziehung der ganzen
Kammer befoͤrdern helfen (r). Hat aber das Herz noch
hinlaͤngliche Kraͤfte, ſo ziehen ſich alsdenn in der That
beide ganze Kammern zu gleicher Zeit zuſammen. Es
ſteiget naͤmlich die rechte Herzkammer an der Herzſcheide-
wand und der linken Kammer hinauf (r*); hingegen
ſenkt ſich die linke Herzkammer an gedachter Scheide-
wand (s), aber nach keiner ſo groſſen Linie, niederwerts.


Zu gleicher Zeit werden auch beide Herzſpizzen nach
dem Grunde deſſelben angezogen, verkuͤrzen ſich, werden
ſtumpfer, und ein wenig nach vorne zu zuruͤkkegebogen,
falten ſich auch gleichſam rechter Hand gegen den Grund
zuruͤkke (t); mithin wird alſo dadurch das Herz kuͤrzer (u).
Es nimt auch die Bewegung des Herzens ihren Anfang
an der Spizze, und gehet von da weiter gegen den Herz-
grund fort (x), wobei zugleich eine andere Bewe-
gung, die von dem Grunde nach der Spizze zu herabge-
het, derſelben gleichſam entgegenkommt. Der jetztge-
dachte Grund des Herzens begiebt ſich, nach einem beina-
he umgekehrten Verhaͤltniſſe derer Staͤrken gegen einan-
der, ein wenig nach der Herzſpizze hinab (y), und ſcheinet
bisweilen gar keine Bewegung zu haben (z). Eroͤfnet
man hiernaͤchſt das Herz, ſo wird man gewahr, daß un-
ter eben dieſer Bewegung des Zuſammenziehens, die
Scheidewand der Kammern, welche gar nicht unbeweg-
lich iſt (a), in der That verkuͤrzet werde (b), und die Herz-
ſpizze zugleich linker Hand gegen den Grund hinauf zie-
A a a 3he.
[742]Viertes Buch. Das Herz.
he. Endlich finde ich auch, daß ſelbſt die Muskeln, wel-
che die Klappen zuruͤkhalten, kuͤrzer werden, und ſich den
Blutadermuͤndungen naͤhern (c), ingleichen daß die Seh-
nenſchnuͤre der Klappen in etwas ſchlaff werden. Jch
behaupte dieſes alles mit voͤlliger Zuverlaͤßigkeit, weil
man es bei einer groſſen Anzal von Thieren wahr befunden
hat.


§. 4.
Das Herz verkuͤrzt ſich in der That, wenn
es wirkſam iſt.


Da alles dieſes ohne groſſe Schwierigkeit an allerlei
eroͤfneten lebendigen Thieren kann wahrgenommen wer-
den, ſo muß man ſich billig wundern, daß dennoch be-
ruͤhmte Maͤnner das Gegentheil von demjenigen haben
glauben koͤnnen, was ich bisher erklaͤret habe. Alſo ha-
be ich gemeldet, daß das Herz ſich unter der Zuſammen-
ziehung verkuͤrze; Veſalius hingegen ſchreibt (g), es
verlaͤngere ſich unter derſelben, und werde eigentlich bei
der Erweiterung kuͤrzer. Das groſſe Anſehn, darinnen
dieſer Mann geſtanden, hat auch andere, wie es gemei-
niglich zu geſchehen pflegt, ja den Riolanus ſelbſt (h),
welcher ſich gleichwol auf die Oefnung lebendiger Thiere
beruft, und verſchiedene phyſiologiſche Schriftſteller, be-
wogen, eben dieſes zu behaupten (i).


Es iſt aber auch dieſe Streitigkeit noch ganz kuͤrzlich,
bei der groſſen Erkenntniß, die man in der Zergliede-
rungs-
(d)
(e)
(f)
[743]Die Bewegung des Herzens.
rungskunſt erlanget hat, wieder zu Paris und Montpel-
lier rege gemacht worden, und es haben ſich anſehnliche
Maͤnner gefunden, welche aus verſchiedenen Gruͤnden
behauptet haben, daß ſich das Herz unter der Zuſammen-
ziehung allerdings verkuͤrze. Einige beruften ſich auf
einen Verſuch, bei dem es in der That zweifelhaft blieb,
ob ſich das Herz wirklich unter der Erweiterung verkuͤr-
ze (k). Andre brachten die Anzal und die Staͤrke der
Queerfaſern in einen Anſchlag, von denen ſie glaubten,
daß ſie das Herz, durch ihre Zuſammenziehung, gleichſam
zuſammengepreſſet gegen die Spizze zu trieben, indem kei-
ne Gegenkraͤfte vermoͤgend waͤren, daſſelbe zu verkuͤr-
zen (l): die furchtſamſten aber unter denenſelben behau-
pteten, daß das Herz wenigſtens unter der Zuſammenzie-
hung nicht kuͤrzer wuͤrde (m). Sie nahmen auch die
Klappen der Blutadern zu Huͤlfe, und glaubten, daß
ſich dieſe unter der Zuſammenziehung, wider die Natur
des Blutumlaufes, oͤfnen muͤſten, wofern die warzfoͤr-
mige Muskeln, unter der Zuſammenziehung des Herzens,
kuͤrzer gemacht wuͤrden (n).


Vor andern aber beſtrebte ſich der beruͤhmte Hiero-
nymus Queye, zu Montpellier, durch Verſuche die ver-
mehrte Laͤnge des Herzens zu beſtaͤrken (o), und nachdem
funfzig Verſuche fruchtlos ausgefallen waren (p), ſo ſa-
he derſelbe endlich an der Schildkroͤte, daß ſich das Herz,
wenn es zuſammengezogen wird, ausſtrekke, und die
Spizze ſich von dem Grunde zuruͤkziehe, wobei er auch
A a a 4das
[744]Viertes Buch. Das Herz.
das Vergroͤßrungsglas zu Huͤlfe nahm (q), und endlich
beſtaͤtigte er ſeine Meinung mit den feſtgeſezten Gren-
zen, von denen er beobachtete, daß ſie von dem Herzen un-
ter der Zuſammenziehung angeſtoſſen und gekruͤmmet
wuͤrden (r). Dagegen vermeinte er auch wahrgenom-
men zu haben, daß das Herz unter der Erweiterung roth
wuͤrde, und zu gleicher Zeit auch die Spizze deſſelben ſich
nach dem Grunde zu hinaufziehe (s). Er ſahe aber auch
am Hunde (t) und am Ochſen, daß das Herz, wenn es in
der Zuſammenziehung begriffen iſt, den nahen Finger zu-
ruͤkſtoſſe, welches hingegen nicht geſchiehet, wenn es ſich
erweitert (u), und endlich hat er auch bei denen Mezgern
die Beſtaͤtigung geſehen, daß das Herz, wenn es ſich zu-
ſammenziehet, und blaß wird, ſich weiter verlaͤngere (x).
Wider dieſe angegebene Gruͤnde haben nun die neueſten
Schriftſteller verſchiedenes eingewendet. Auf den Be-
weis, den man von den Blutaderklappen hergenommen,
antwortete der beruͤhmte Baſſuel(y), daß ihr eigner
Bau denen Gegnern zuwider ſey. Denn wenn in der
Zuſammenziehung des Herzens, die Spizze deſſelben ſich
von dem Grunde entfernte, ſo wuͤrde in der That daraus
folgen, daß, wenn die Schnuͤre gegen die Spizze zu an-
gezogen worden, alsdenn die in die Herzhoͤle hineingetrie-
bene Klappen, die Muͤndung oͤfnen, und dem aus den
Blutadern ankommenden Blute einen freien Durchgang
verſtatten wuͤrden, der doch allerdings verſchloſſen ſeyn
muͤſte, wenn ſich das Herz zuſammenzieht. Es ſcheint
mir aber, daß die Klappen der Blutadern zu der Zeit,
von dem gegen die Ohren zuruͤkgetriebnen Blute, nach
auſſen heraus, und in die Hoͤlungen der Ohren weichen
wuͤrden, wofern ſie nicht von ihren warzfoͤrmigen Mus-
keln,
[745]Die Bewegung des Herzens.
keln, die ſich zu eben der Zeit verkuͤrzen, zuruͤkgehalten,
und in die Kammer wieder zuruͤkkegezogen wuͤrden.


Der beruͤhmte Baſſuel hat noch einen andern Ver-
ſuch hinzugefuͤgt: er fuͤllte naͤmlich das Herz mit Waſ-
ſer an, und ſahe, daß dieſes herausgetrieben ward, wenn
ſich das Herz verkuͤrzte (z).


Jch, fuͤr meine Perſon, laſſe mich an denen Verſu-
chen, und dem Berichte der Augenzeugen voͤllig begnuͤ-
gen. Denn es haben nicht allein unzaͤliche und beruͤmte
Zerleger (a) offenbar geſehen, daß das Herz unter ſeiner
Zuſammenziehung verkuͤrzt werde, und daß ſich die Spizze
dem Herzgrunde naͤhere, ſondern ich habe auch ſelbſt eben
das ſehr vielmal bei denjenigen bereits angefuͤhrten Ver-
ſuchen gleichfals wahrgenommen. Jch habe hiernaͤchſt
auch den Verſuch des beruͤhmten Hieronymus Queye
wiederholt, und die Spizze eines Meſſers nahe an das
Herz eines Froſches angebracht (b). Solchergeſtalt ge-
ſchahe es, daß ſich zwar bei der Zuſammenziehung die
Spizze des Herzens von dem Eiſen zuruͤkkebog, und
das Eiſen nicht beruͤhrte, bei der Erweiterung aber das
ausgedehnte Herz ſich zugleich verwundete. Endlich iſt
auch das Herz an einem Knaben, bei dem daſſelbe auſſer-
halb der Bruſt heraushing, unter der Erweiterung ver-
laͤngert, und unter der Zuſammenziehung verkuͤrzt wor-
A a a 5den,
[746]Viertes Buch. Das Herz.
den, gleichwie wir es ebenfalls alſo an den Thieren wahr-
nehmen (c). Die Richtigkeit dieſer Verſuche wird nun
um ſo viel mehr durch die Ueberzeugung der Vernunft be-
ſtaͤrket. Denn wenn die Herzfaſern von dem Grunde
deſſelben gegen die Spizze fortlaufen, wenn die Spizze
geſchlank, und der Grund dikke iſt, wenn eine jede Mus-
kelfaſer, indem ſie ſich zuſammenzieht, gegen die Mitte
ihres Bauches ſich erhebt (d), und ihre beiden Enden ge-
gen dieſe Mitte anzieht, ſo kann es in der That nicht an-
ders ſeyn, als daß ſich bei dieſer Zuſammenziehung des
Herzens, die duͤnnere Spizze ziemlich weit nach dem
Grunde hinaufbegiebt, und hingegen der Grund ſich nur
ein wenig gegen die Spizze zu neiget.


Jch habe endlich an einem andren Orte gezeiget, was
den beruͤhmten Queye, der die Natur ſelbſt zu Rathe zu
ziehen ſuchte, hinter das Licht gefuͤhrt habe. Es ſcheint
naͤmlich, daß der Herzbau an der Schildkroͤte eben ſo be-
ſchaffen iſt, wie man ihn bei dem Aale wahrnimt. Es
weichet aber die Geſtalt des Herzens am Aale, von dem
Herzen des Menſchen, der vierfuͤßigen Thiere, der Froͤſche
und der Eidechſen, um ein merkliches ab: denn es iſt laͤng-
licht rund (e), und nach der ſenkrechten Linie laͤnger aus-
geſtrekt, endiget ſich auch an dem obern Theil, bei der
Aorte, in eine Spizze, mit dem untern aber verlaͤngert
es ſich gegen die Leber, und iſt in dieſer Gegend dikker.
Es wird in der That das Herz an dieſem Thiere, wenn
es ſich zuſammenzieht, nicht allein blaß und laͤnger (f),
ſondern wendet ſich auch zu gleicher Zeit mit der Spizze
nach oben hinauf, da ſich indeſſen der unterſte Theil deſ-
ſelben naͤher nach der Leber hin begiebt: daß ſich alſo die-
jeni-
[747]Die Bewegung des Herzens.
jenigen in der That ſehr irren, die behauptet haben, daß
ſich das Herz des Aales eben ſo, wie das Herz an an-
deren Thieren, unter der Zuſammenziehung verkuͤrze (g).
Wofern es an dem iſt, daß das Herz in den Schnekken
ohne Gehaͤuſe (h), wenn es ſich zuſammenzieht, laͤnger
werde, ſo wuͤrde ich davor halten, daß es auf gleiche
Art gebildet ſey, wiewol man einen ſichern Zeugen hat,
naͤmlich den Liſter(i), daß ſich die Sache anders ver-
halte, und daß die Spizze und der Grund des Herzens
alsdenn naͤher zuſammen kommen. Es kann aber an
einem kegelfoͤrmigen Herzen, dergleichen das menſchliche,
oder der vierfuͤßigen Thiere, oder der Voͤgel ihres iſt,
eine ſolche Bewegung nicht ſtatt haben, weil der gar
zu dikke Grund von den Faſern der Mitte des Herzens,
welches daſelbſt ſchmaͤler iſt, und folglich von wenigerm
Fleiſche unterſtuͤzzet wird, nicht uͤberwaͤltiget und zuruͤk-
getrieben werden kann; die Spizze aber denen Queerfa-
ſern, die das Blut aller Orten von der Mitte des Her-
zens zuruͤkketreiben, aus der Urſache nicht nachgiebt, weil
ſeine Faſern offenbar in den Grund des Herzens in einen
Stuͤkke fortlaufen, und alſo, wenn ſie ſich zuſammenzoͤ-
gen, die bewegliche Herzſpizze nothwendig gegen dem fe-
ſten Grund fortziehen muͤſten.


§. 5.
Die Herzſchlaͤge.


Es veraͤndert ſich aber unter der Zuſammenziehung
nicht blos und allein die Figur des Herzens, ſondern auch
zugleich die Lage deſſelben. Denn es beſchreibet die Herz-
ſpizze an den vierfuͤßigen Thieren, indem ſie ſich dem
Grunde naͤhert, rechter Hand, und nach vorne zu, um
den
[748]Viertes Buch. Das Herz.
den nur wenig verruͤkten Grund, gleichſam als der aͤuſ-
ſerſte Radius um eine feſte Angel, einen Zirkelbogen,
und innerhalb dem Umfange ihrer Bewegung pflegt ſie
an die fuͤnfte oder ſechſte Ribbe, nach dem verſchiedenen
Alter des Menſchen, anzuſchlagen, welches wir den
Herzſchlag nennen. Daher ſchlaͤgt die Aorte und das
Herz (k) zu gleicher Zeit. Denn bei der Erweiterung
ſchlaͤgt das Herz nicht an die Bruſt an (l), wie denn
auch dieſes niemals vom Harvey(m) behauptet wor-
den (n), und ſtimmet auch mit keiner Erfahrung an ei-
nem lebendigen Thiere uͤberein; und uͤber dieſes hat auch
ſo gar Harvey an einem Menſchen, da er ſich deſſen un-
gluͤkliches Schikſal recht weislich zu Nuzze machte, wahr-
genommen, daß das Herz, wenn ſich die Schlagader zu-
ſammenzog, hervortrat, und ſich erweiterte, alsdenn
aber an die Bruſt anzuſchlagen und hervorzukommen
pflege, wenn es ſich in die Hoͤhe erhebt, und in ſich ſelbſt
zuſammengezogen wird (o).


Von dieſer Erhebung des Herzens iſt mehr als eine
Urſache vorhanden. Erſtlich neiget ſich die Spizze, da
ſie duͤnner, der Grund aber an ſich dikker iſt, und die
Spizze daher genoͤthigt wird, dem Grunde naͤher zu kom-
men, um deswillen vorwaͤrts und nach dem Grunde zu,
weil der linke Sinus, der hinter dem Herzen liegt, zu
eben der Zeit aufſchwillt und voll wird, und auſſerdem
von den Knochenwirbeln zuruͤkgehalten wird, daß er nicht
ausweichen kann. Es biegt ſich alſo die Herzſpizze nach
vorne zu gegen den Grund zuruͤkke, da ſie es ruͤkwaͤrts
nicht thun kann. Daß ſich dieſes in der That ſo verhal-
te, und von denen vortreflichen franzoͤſiſchen Zergliede-
rern
[749]Die Bewegung des Herzens.
rern (p) ganz richtig ſey vorgeſtellet worden, habe ich bei
einen angeſtellten Verſuch wahrgenommen. Jch blies
naͤmlich in einem todten Koͤrper den linken Sinus auf,
und ich fand, daß die Herzſpizze in der That gegen die
Bruſtwarze in die Hoͤhe ſprung, und den natuͤrlichen
Herzſchlag nachmachte.


Da es uͤberdem an ſich gewiß iſt, daß ſich mit dem
Herzſchlage, die groſſen und im Herzen befeſtigten Schlag-
adern zugleich mit in die Hoͤhe richten, und nach der rech-
ten Hand in einer geraden Linie fortgehen; ſo iſt daraus
die Vermuthung eines beruͤhmten Leibarztes entſtanden,
daß ſich die Aorte und die Lungenſchlagader zu eben der
Zeit gerade ausſtrekken, und das Herz noͤthigen, einen
Zirkelbogen zu beſchreiben, der um deſto groͤſſer iſt, je
weiter ein jeder Theil des Herzens von dem Grunde ent-
fernt iſt (q). Endlich hat auch der vortrefliche Leibarzt
geſehen, daß auch das rechte Herzohr, welches zu eben
der Zeit angefuͤllet iſt, einigen Antheil an dem Herzſchla-
ge nehme (r).


Daß die Urſache des Herzſchlages an ſich etwas ein-
facher ſey, das erhellet daraus, weil ſich an denen
Froͤſchen, die nur ein einziges und hinterwaͤrts be-
findliches Herzohr, und eine einzige ungekruͤmmte Schlag-
ader haben, die ſich folglich nicht empor richtet, wie auch
an dem bebruͤteten Huͤnchen, deſſen Schlagadern zu dem
Herzen ein ganz kleines Verhaͤltniß haben, dennoch das
Herz, wenn es zuſammengezogen wird, ſich ebenfalls nach
vorne zu erhebt.


Selbſt das Zwerchfell gehet mit dem Herzen, ein we-
nig nach der rechten Hand, und vorwaͤrts zuruͤkke (s):
denn
[750]Viertes Buch. Das Herz.
denn es ſchlaͤgt die uͤberall aufſchwellende Herzſpizze an
daſſelbe an (t). Hingegen machet auch das Einathmen,
und die angefuͤllete Lunge, einige Veraͤnderung in der Lage
des Herzens, indem ſie die Herzſpizze vorwaͤrts ziehen,
daß alsdenn dieſes ganze Eingeweide mehr eine ſenkrech-
te Stellung bekommt (u).


§. 6.
Die Zuſammenziehung der Herzohren.


Nunmehro muͤſſen wir die Verkuͤrzung der Herzoh-
ren erklaͤren, woruͤber ich nur kuͤrzlich ſehr viele Erfah-
rungen, an lebendigen Thieren, angeſtellet habe (x).
Was das rechte Herzohr betrift, ſo nehmen alle Durch-
meſſer in demſelben zugleich mit einander ab. Denn die
blinde Spizze deſſelben runzelt ſich zuſammen, ſteiget ab-
waͤrts (y), und ſchlieſſet ſich an das Herzfleiſch an, ſo
daß man offenbar ſehen kann, wie die von oben ange-
fangne Bewegung niederwaͤrts fortgehet. Zu eben der
Zeit gehet die Bewegung dieſes Ohres von unten nach
oben zu (z), ſein unterſter Theil ſteiget in die Hoͤhe, und
das ganze Herzohr wird auf dieſe Art kuͤrzer. Hiernaͤchſt
ſo richten ſich auch alsdenn die gezakten Anhaͤnge deſſel-
ben gleichſam empor und kruͤmmen ſich. Da auch fer-
ner das rechte Herzohr bauchig iſt, und man ſich unzaͤhl-
bare Zirkelbogen vorſtellen kann, welche von der Blut-
adermuͤndung des Herzens, zum rechten Sinus, und zu
der Gegend des eyfoͤrmigen Loches koͤnnen gezogen wer-
den, ſo muͤſſen auch dieſe Bogen zugleich kuͤrzer und ge-
rader erſcheinen. Jndem ſie nun kuͤrzer werden, ſo naͤ-
hert ſich der rechte Rand des Ohres dem linken, und ſo
um-
[751]Die Bewegung des Herzens.
umgekehrt, mithin vermindert ſich der in die queergehen-
de Durchmeſſer des Ohres (a) ſo augenſcheinlich, daß die
laͤngern Bogen, welche die Zakken an dem gekerbten
Rande der Herzohren ausmachen, offenbar gegen die
Mitte der Achſe und ins Ohr zuruͤkgezogen werden. Da
ſie auch endlich vorwaͤrts gewoͤlbt, und hinterwaͤrts ge-
rade ausgeſpannt ſind, ſo wird der Durchmeſſer des Oh-
res, wenn er von vorne nach hinten zu gezogen wird (b),
kleiner. Hierzu traͤgt der linke Sinus etwas bei, als
welcher ſich mit der Scheidewand der Ohren zu eben der
Zeit vorwaͤrts verengert, mithin iſt alſo gar kein Durch-
meſſer an dem rechten Herzohre uͤbrig, der nicht kuͤrzer
werden ſollte.


An dem linken Ohre zeigen ſich eben dieſe Erſchei-
nungen, die man an den Anhaͤngen der rechten Vor-
kammer des Herzens beobachtet. Denn es zieht ſelbiges
augenſcheinlich ſeine Spizze gegen den ſchlaffern Theil in
die Hoͤhe und zuruͤkke (c), und vermindert den Durch-
meſſer (d), daß die hineinwaͤrts gezogene Zaͤhne der Ker-
ben naͤher zuſammenkommen und gekruͤmmt werden. Al-
les dieſes wird von einigen ſehr ſchnellen Erſchuͤtterungen
begleitet (e), dergleichen wir an dem rechten Herzohre
nicht wahrnehmen. Derjenige Theil aber, den man den
Sinus nennet, wird ſowol der Queere nach enger ge-
macht, als auch beſonders vorne her an das Herz ange-
druͤkt.


§. 7.
[752]Viertes Buch. Das Herz.

§. 7.
Das Herz entlediget ſich unter der Zuſammen-
ziehung von dem Blute.


Da an dem Herzen, ſo wie an den Ohren, alle
Durchmeſſer zugleich mit einander kleiner werden, ſo
folget, daß die Hoͤlen dieſer Behaͤltniſſe ebenfalls enger
gemacht werden muͤſſen. Es iſt dieſes an den Ohren ſo-
wol, als den Kammern, bei lebendigen Thieren ganz
deutlich zu ſehen. Denn die Verengerung derſelben, un-
ter der Zuſammenziehung des Herzens, kann man, wenn
die Herzſpizze weggeſchnitten iſt, ſowol ſehen, als fuͤhlen.
Stekket man einen Finger in die Kammer, ſo wird er
zuſammengeklemmt (f), wenn ſich beide Kammern der
Scheidewand des Herzens naͤhern (g). Daß aber dieſe
Preſſung ſo nachdruͤklich ſey, wie ſich einige beruͤhmte
Maͤnner eingebildet, das habe ich niemals finden koͤn-
nen (h). Ein beruͤhmter Mann hat noch den Beweis
hinzugefuͤgt, wie die Kammern mehr nach innen, als
nach auſſen zu aufſchwellen koͤnnten, weil naͤmlich die
innern Spiralfaſern uͤberhaupt groͤſſere Runzeln zu ma-
chen pflegen (i).


Wenn es wahr iſt, daß ſich die Hoͤlen der Ohren und
des Herzens verengern, ſo folget daraus, daß ſie auch
das Blut, oder jede Feuchtigkeit, die ſich darinnen be-
findet, heraustreiben muͤſſen. Es verlohnt ſich eben nicht
der Muͤhe, daß wir den alten Jrrthum einiger beruͤhmter
Maͤn-
[753]Die Bewegung des Herzens.
Maͤnner (k) widerlegen, welche vorgegeben, daß das
Blut unter der Erweiterung des Herzens, gleichſam uͤber-
flieſſe, und aus dem Herzen heraustrete; und es iſt Carte-
ſius
(l), mit ſeinen Anhaͤngern, durch ſeine eigene Hypo-
theſe gezwungen worden, dieſen Jrrthum im vorigen
Jahrhundert wieder aufzuwaͤrmen. Denn da dieſe
Herrn in den Gedanken ſtunden, daß das Blut im Her-
zen von einem gewiſſen angebornen Feuer aufwalle, und
verduͤnnet werde, ſo brachte dieſer Jrrthum den andren
hervor, daß ſie vorgaben, es koche gleichſam ein Schaum
von dem erwaͤrmten Blute aus dem Herzen heraus, und
ſolchergeſtalt wuͤrden zu gleicher Zeit, das Herz und die
Schlagadern, ſowol angefuͤllet, als auch wieder ausge-
leert (n).


Es hat indeſſen ſchon in voriger Zeit nicht an be-
ruͤhmten Vertheidigern der wahren Meinung (o) ge-
fehlt. Man hat es wenigſtens an lebendigen Thieren,
welche man damals in groſſer Menge oͤfnete, ganz leicht,
ſowol an der Holader (p), als an beiden Herzohren (q),
wie
(m)
[754]Viertes Buch. Das Herz.
wie auch an den Kammern (r) mit leichter Muͤhe ſehen
koͤnnen, wie ſie das Blut, die Luft, und den Nahrungs-
ſaft ſogleich ausſchuͤtten, wenn dieſe Hoͤlen, die einer
Zuſammenziehung faͤhig ſind, wirklich zuſammengezogen
werden. Endlich ſiehet man auch, wenn die Spizze des
Herzens weggeſchnitten worden, ganz deutlich, wie bei
jeglicher Zuſammenziehung des Herzens, eine gewiſſe
Portion Bluts aus demſelben herausgetrieben wird (s).
Beſonders iſt es bei den Fiſchen (t), Froͤſchen, und dem
klopfenden Herzchen eines bebruͤteten Huͤnchens im Eye,
ein angenehmes Schauſpiel, wenn man ſiehet, wie eine
rothe Blutwolke von der zuſammengezogenen Holader in
das Herzohr, welches an dieſen kleinen Thieren nur ein-
fach iſt, fortgewaͤlzet wird, daſſelbe mit einem blau-
lichten Purpur anfuͤllet, und es zum Aufſchwellen bringt:
ferner, wie ſich bald darauf dieſes Herzohr zuſammen-
ziehet, blaß wird, und ſeinen rothen Nebel in die Kammer
hineintreibt, der ſich alsdenn nach und nach, nicht aber
auf einmal, in dieſer Hoͤle, ſo lang ſie iſt, ausbreitet: wie
ſich endlich die Kammer ſelbſt verengert, von der Spizze
an nach oben zu blaß wird, und ihr Blut in den huͤg-
lichten Theil der Aorte (bulbus aortae) ausſchuͤttet, wel-
cher ebenfalls, indem er vom Blute aufgetrieben wird,
eine blaue lichte Farbe bekoͤmt. An einem Flußkrebſe
hat es Thomas Williſius(u) an der Schildkroͤte, J.
Baptiſta Caldeſi(x), und Hieronymus Queye(y), ich
aber, fuͤr meine Perſon, an den Froͤſchen (z) und Aaalen
beobachtet (a).


Man
[755]Die Bewegung des Herzens.

Man zweifelt noch daran, ob ſich auch das Herz voll-
kommen ausleeret. Bei denenjenigen Thieren, die un-
ter denen Verſuchen ſterben, bleibet wenigſtens etwas
Blut im Herzen zuruͤkke, und es laͤſſet ſich daſſelbe, wenn
man gleich das Herz zuſammenpreſſet, und zwiſchen den
Fingern druͤkt, doch ſchwerlich, auch nicht einmal nach
nach dem Tode, voͤllig heraustreiben. Alſo trift man
ebenfalls meiſt in allen menſchlichen Leichnamen einige
Blutkluͤmpe, oder wilde Faſergewaͤchſe (polypoſa coagu-
la
) in den Hoͤlen des Herzens und der Ohren an (b).
Folglich haben, auſſer dem erſten Leibarzt, J. Baptiſta
Senac(c), auch ehemals Bartholinus(d), und an-
dre beruͤhmte Maͤnner (e), vermoͤge derer gemachten
Verſuche, ſchlechterdings geleugnet, daß das Herz unter
ſeiner Zuſammenziehung voͤllig ausgeleeret wuͤrde. Jn-
zwiſchen vermuthe ich dennoch mit gutem Grunde, daß
ſich das Herz unter derjenigen letzten nach und nach ab-
nehmenden Zuſammenziehung, welche den lezten Auf-
tritt des Lebens beſchlieſſet, aus Kraftloſigkeit nur un-
vollkommen von dem Blute entledige, da ohnehin auch
der Druk derer Theile, die daſſelbe umgeben, aufgehoben
worden: und daß ſich hingegen das Herz in einem beleb-
ten und geſunden Thiere, entweder vollkommen von dem
Blute befreie, oder doch nur etwas ganz weniges zuruͤkke
behalte, das nicht einmal ſo viel, als eine Unze, betraͤgt (f).
Es wuͤrde alſo vors erſte, wofern eine groͤſſere Menge
Bluts im Herzen bliebe, eine beſtaͤndige Reizung daraus
entſtehen (g), welche das Herz in einer immerzu fort dau-
B b b 2renden
[756]Viertes Buch. Das Herz.
renden Bewegung erhalten, und nicht zulaſſen wuͤrde,
daß dieſer Muskel wieder zu ſeiner rechtmaͤßigen Schlaff-
heit gelangen moͤchte. Denn es ziehet ſich das Herz des
Froſches um eine ganz geringe Portion von Luft, die
mit Schaum vermiſchet iſt, noch ſehr lange zuſammen (h),
und daß auch die kleinſte Quantitaͤt Bluts den Herzſchlag
zu erwekken vermoͤgend ſey, behauptete ehedem Archibald
Pitcarne(i), aus den Erſcheinungen, die an Leuten er-
folgen, welche vom Schlage geruͤhret worden, und es
ſtimmen mit dieſem Manne meine eigne Verſuche eben-
falls uͤberein. Denn als ich die Herzkammern bei einem
lebendigen Thiere, ſo viel ich vermochte, durchs Druͤkken
ausgeleeret hatte, ſo ließ doch die kleine Menge Blut,
welche darinnen uͤbrig geblieben war, das Herz nicht ru-
hig werden. Hiernaͤchſt wird das Herz bei Thieren die
kaltes Blut haben, wenn es im Zuſammenziehen begrif-
fen iſt, blaß (l), welches ſo gar viele Verſuche beweiſen:
es koͤnnte aber daſſelbe in der That nicht blaß werden,
wenn es nicht das in ſeinen Kammern enthaltne Blut in
ſo weit herausgetrieben haͤtte, daß keine ſolche Menge
darinnen uͤbrig bliebe, die vermoͤgend waͤre, durch das
weiſſe Fleiſch durchzuſcheinen, und die Roͤthe, ſo ſich un-
ter der Erweiterung aͤuſſert, auch bei der Zuſammenzie-
hung zu erhalten. Man ſiehet es aber auch an den Herz-
ohren warmer Thiere, daß dieſelben, weil ſie duͤnne ſind,
unter der Zuſammenziehung ganz augenſcheinlich blaß
werden (m). Endlich habe ich auch bei meinen neuerlich
angeſtellten, und noch nicht bekannt gemachten Verſu-
chen, die ich uͤber das Huͤnchen im Eye gemacht habe, mit
der groͤſten Zuverlaͤſſigkeit wahrgenommen, daß al-
les ungemein rothe Blut an dieſem Thierchen aus dem
weiſ-
[757]Die Bewegung des Herzens.
weiſſen und durchſichtigen Herzen dergeſtalt herausgetrie-
ben wurde, daß in der That blos und allein die weiſſe
Farbe an dieſem zarten Herzen, ohne die geringſte ruͤk-
ſtaͤndige Roͤthe, wahrzunehmen war.


§. 8.
Die Erweiterung des Herzens (diaſtole.)


Bisher haben wir von der Zuſammenziehung des
Herzens gehandelt. Es folget nun auf dieſe der zwote
Zuſtand des Herzens, oder die Erweiterung deſſelben, ſo
bald ſich das Herz entweder von allem ſeinem Blute, oder
doch wenigſtens von dem groͤſten Theile deſſelben entle-
digt hat. Denn obgleich bei dem Blute kalter Thiere
keine immerwaͤhrende Verengerung des Herzens ſtatt
hat, wenn auch gleich das Blut durch die unterbundne
Aorte nicht fortgehen kann, ſo entlediget ſich doch das
Herz, auch in dieſem Verſuche, von einem Theile ſeines
Blutes (n), der in das Herzohr zuruͤkgetrieben wird,
und es laͤſſet ſich die unvollkommne Erweiterung des Her-
zens einzig und allein aus der wieder in ihre gerade Lage
verſezten Spizze des Herzens erkennen (o), und ſie dau-
ret auch nur eine kurze Zeit, und machet den Augenblik
einer neuen Zuſammenziehung wieder Plaz (p).


Da wir die Verengerung des Herzens beſchrieben ha-
ben, ſo haben wir auch beinahe zu gleicher Zeit von der
Erweiterung deſſelben geredet, indem dieſe in allen Stuͤk-
ken das Gegentheil von der Zuſammenziehung zeiget. Es
verſchwinden die Runzeln an den Herzfaſern, und es
wird dieſes ganze Eingeweide glatt (r), flach, und weich.
Es ſtrekket ſich daſſelbe gerade aus, und der Herzgrund
entfernet ſich von der Spizze, und die Spizze von dem
B b b 3Herz-
[758]Viertes Buch. Das Herz.
Herzgrunde (s), wobei es ſich zugleich nach hinten und
nach der linken Hand zu bewegt. Es faͤllt aber auch
das Fleiſch der Kammern von der Scheidewand zuruͤkke,
und daher bekoͤmmt der in die Hoͤle des Herzens geſtekte
Finger ſeine Freiheit wieder.


Die Herzohren kommen gleichergeſtalt in den erſten
Zuſtand wieder, aus dem ſie die Gewalt der Zuſammen-
ziehung brachte. Folglich ſteigt die Spizze des rechten
Ohres wieder in die Hoͤhe, und der untere Theil deſſelben
hernieder: das linke Ohr koͤmmt wieder in die Hoͤhe zu
ſtehen, und der linke Sinus erweitert ſich hinterwaͤrts.
Die kleinen Kerben (crenae) fallen alsdenn auch deutli-
cher in die Augen (s*).


Wenn nun alle Faſern des Herzens ſolchergeſtalt in
etwas ſchlaff werden, ſo widerſtehen die Waͤnde dieſes
Eingeweides, und deſſen Vorkammern, der neuen Erwei-
terung blos und allein vermittelſt ihres Gewichtes, aber
mit gar keiner Verkuͤrzungskraft, ſondern nur mit ihrer
Traͤgheit. Solchemnach wird durch eine ſanft eingebla-
ſene Luft, oder die Verengerung der Holader und der
Lungenblutadern, dieſer Widerſtand ungemein leicht uͤber-
waͤltiget, daß alſo in der That eine kleine Kraft ſchon
hinlaͤnglich iſt, das Herz anzufuͤllen, weswegen ich auch
nicht abſehen kann, warum einige das Athemholen mit
zu Huͤlfe genommen haben, wenn ſie die Erweiterung die-
ſes zum Leben erforderlichen Muskels erklaͤren wollten (t),
und andre ſich dagegen zu dem Ende gerade Faſern aus-
geſonnen haben (u).


Man muß das Herz in dem Zuſtande ſeiner Ruhe bei
ſolchen Thieren betrachten, welche eben ſterben wollen,
und
[759]Die Bewegung des Herzens.
und beſonders an denen, die kaltes Blut haben, und wo
das Herz langſam ſchlaͤgt, weil dieſer Zuſtand bei denen-
ſelben laͤnger dauret, und auch zugleich weit vollkomme-
ner (y), als an andern, wahrzunehmen iſt.


§. 9.
Das Schlagen der Holader.


Wir haben bisher vom Herzſchlage allein geredet, und
wollen nun in derjenigen Ordnung fortgehen, in welcher
verſchiedene Theile des Herzens, in Anſehung der Bewe-
gung, auf einander folgen, wobei wir zugleich die Zei-
ten mit einander vergleichen wollen, innerhalb welchen
ein jeglicher Theil dieſes Geſchaͤfte verrichtet, und ſodenn
werden wir endlich das Blut von der erſten Herzhoͤle an
bis in die lezte begleiten.


Wir muͤſſen alſo von der Holader den Anfang ma-
chen. Ein Theil derſelben wird ſowol ober-als unter-
halb dem Herzen durch Muskelfaſern befeſtiget, und
nimt eine reizbare Natur an, ſo daß ſich derſelbe in der
That, ſo bald er mit einer kleinen Nadel, mit einer Meſ-
ſerſpizze, mit eingeblaſener Luft, oder vom Blute gereizet
worden, ſogleich zuſammenziehet (z), enger und flacher
wird, auch ſeine Farbe verliehret, auf eben die Art, wie
man an dem Herzen wahrnimt. Jch kann noch nicht ge-
nau beſtimmen, wie weit eigentlich dieſe Blutader mus-
kelhaft ſey; an den Froͤſchen ziehen ſich wirklich auch die
Leberaͤſte der Holader (a), und die Holader ſelbſt bis in
die Leber hinein, offenbar zuſammen (b). An Thieren
die warmes Blut haben, iſt die Pulſirung der obern (c),
B b b 4und
(x)
[760]Viertes Buch. Das Herz.
und untern Holader (d) vollkommen richtig, und es en-
digt ſich ſelbige auf einer Seite ganz oben in der Bruſt,
und auf der andren Seite an der Leber. Ein beruͤhmter
Schriftſteller verſichert, daß ſich der obere Stamm ſtaͤr-
ker verengere, und auch ſtaͤrkere Faſern habe (e); ich habe
aber daruͤber noch keinen Verſuch ſelbſt gemacht.


Man hat hierbei alle Vorſichtigkeit zu beobachten, da-
mit man nicht den von dem Athemholen erfolgenden Ruͤck-
flus des Blutes, oder die Macht, welche das Zwerchfell
uͤber die untere Holader hat, mit der dieſer Ader ange-
bohrnen und weſentlichen Kraft verwechſele. Um des-
willen nehmen wir die erſten Beiſpiele von den Froͤ-
ſchen (f) und Fiſchen (g) her, indem an dieſen weder der
Druk einer verengerten Bruſt, noch die Gewalt des
Zwerchfells, gegen die Holader etwas auszurichten ver-
mag. Es ſind demnach an dieſen Thieren die beiden
Holadern, naͤmlich die obere und die untere, eigentlich
die erſten Theile des Herzens, indem ſie offenbar, und mit
groſſer Gewalt, ihr Blut ganz deutlich in das Herzohr
hineintreiben, und das rothe Blut, welches ſich vorher dar-
innen befand, in dieſes Ohr ſichtbarer Weiſe von ſich ge-
ben. Es bringet aber auch dasjenige Blut, welches das
Ohr wieder in die Holader ausſchuͤttet, den Pulsſchlag
nicht fuͤr ſich allein zuwege (h). Wenn dieſelben kurz
darauf wieder in der Bewegung nachgelaſſen haben, ſo
werden ſie wiederum offenbar aus den benachbarten Blut-
adern mit Blute angefuͤllet, ſie ſchwellen daher auf,
werden breit und dikke, und bekommen eine ſchwarzblau-
liche Farbe (i). Solchergeſtalt entſtehet daraus der
wahre
[761]Die Bewegung des Herzens.
wahre Blutaderpuls, den beruͤhmte Maͤnner vorlaͤngſt
mit in die mediciniſche oͤffentliche Schriften geſezzet ha-
ben. Von denen kalten Thieren haben wir bereits Er-
waͤhnung gethan. An denen Thieren hingegen, die ein
warmes Blut haben, dergleichen der Hund, die Kazze,
das Kaninchen, und andre mehr ſind, habe ich nicht al-
lein dieſe Bewegung der Holader zum oͤftern geſehen (k),
ſondern ſie wird auch durch das Zeugnis andrer vortref-
licher Zerleger aus dem lezt verfloſſenen Jahrhundert (l)
beſtaͤtiget. Es haben auch beruͤhmte Maͤnner ganz recht
beobachtet, daß die Holader bei abgematteten Thieren
oͤfterer ſchlage, ehe das Ohr einen einzigen Puls zei-
get (m). Eben dieſe Gelehrten haben recht, wenn ſie
behaupten, daß der Puls der Holader beſtaͤndig und an-
haltend ſey, und ungemein lange, auch ſogar etliche Stun-
den lang (n), und auch nach der voͤlligen Ruhe des Her-
zens (o) annoch fortdaure, alſo daß dieſe Blutader in
der That oͤfters, ſogar drei Stunden und laͤnger, nach-
dem das Herz aufgehoͤret hat zu ſchlagen, die lezten Le-
benszeichen in dem ganzen Thiere von ſich gibt.


B b b 5§. 10.
[762]Viertes Buch. Das Herz.

§. 10.
Das Schlagen des rechten Herzohres.


Es folget nunmehr das rechte Herzohr, welches das
aus der Holader herausgetriebene Blut aufnimmt. So
bald dieſes Blut bis zum oberſten Anhang fortgetrieben
worden (p), ſo ſchwillt das ganze Ohr auf, richtet ſich
in die Hoͤhe, breitet ſeine Kaͤmme auseinander, wird
ſteif, und es ſcheinet ein violettes Blut durch die Waͤn-
de deſſelben durch. Daß aber die Vorſtellungen, ſo ſich
einige gemacht haben, als ob es die Geſtalt eines ungleich-
ſeitigen Vierekkes (Trapezium) (q) haͤtte, ganz unrichtig
ſind, wird derjenige leicht einſehen, der nur in etwas
uͤberlegt, daß eine jegliche Geſtalt des Herzohres, es ſey
auch was fuͤr eine es wolle, dem aus denen Blutadern
hervorkommenden Blute leichtlich nachgeben werde, ſo
bald nur daſſelbe einen weitern und groͤſſern Umfang hat,
als die Blutader. Und ſo hat die Natur bei denen Thie-
ren die Herzohren nach verſchiedener Geſtalt gebildet, ſie
ſind aber allezeit weiter, als die Holader.


Es ziehet ſich demnach dieſes Ohr, da es hoͤchſt reiz-
bar iſt, ſogleich, wenn es das Blut aufgenommen hat, zu-
ſammen (r), es wird blaß (s), und treibet das empfan-
gene Blut mit einer ſonderbaren Hurtigkeit wieder her-
aus. Es ſind aber zween Wege vorhanden, auf denen
dieſes fortgepreſſete Blut ausweichen kann. Der erſte
eroͤfnet ſich in beide Holadern. Man trift naͤmlich in
keinem mir bekannten Thiere einige Klappe zwiſchen dem
Herzohre und der Holader, auſſer der bekannten unvoll-
kommenen Euſtachiſchen Klappe, an. Und daher
pflegt das Blut in allen Thieren, die ich jemals geoͤfnet
habe
[763]Die Bewegung des Herzens.
habe (t), aus dem Herzohre, wenn ſich daſſelbe zuſam-
menziehet, wieder in beide Holadern, ingleichen in deren
naͤchſte Aeſte, die Droſſelader (u), die Blutadern der
Bruͤſte (x), der Leber (y), und des Unterbauchs (z) wie-
der zuruͤkke zu treten. Es haben aber auch andre Zer-
leger an der Schildkroͤte (a), am Froſche (b), und an
andern Thieren (c) dieſen Ruͤklauf des Blutes aus dem
Herzohre wahrgenommen. Jch kann inzwiſchen ſo viel
leichtlich einſehen, daß bei einem muntern und geſunden
Thiere diejenige Blutſaͤule, welche von neuem, aller
Orten her, aus den Blutadern in das Herz zuruͤkke kehrt,
dieſem Ruͤkfluſſe im Wege ſtehe; und daß alles durch-
gaͤngig mehr angefuͤllet, und mehr zuſammengedruͤkt ſey,
als es ſich bei einem aufgeſchnittnen Thiere befindet, wo
alle hole Theile, weil ſie von einem groſſen Theile ihres
Drukkes befreiet worden, von freien Stuͤkken von ein-
ander ſtehen.


Es gibt aber doch auch ohnfehlbar ſolche Faͤlle, und
deren nicht wenige, da das Blut auch an lebendigen Thie-
ren aus dem rechten Herzohre in die Holadern zuruͤkge-
trieben wird; und dieß muß ſich alsdenn eraͤugnen, wenn
eine Hinderniß im Ohre ſelbſt, in der rechten Herzkam-
mer, in der Lunge, und endlich auch in der andern Kam-
mer, und in der Aorte, den Umlauf des Blutes verzoͤgert.
Es iſt etwas ganz bekanntes, daß das Geſichte bei aller-
lei Anſtrengungen aufſchwillt, und mit Blute erfuͤllt
wird.
[764]Viertes Buch. Das Herz.
wird. Jn ſolchem Zuſtande bewegt ſich ſchon das Blut
ſchwerer durch die Lunge, folglich haͤuft ſich daſſelbe im
rechten Herzohre und im rechten Herzen mehr an, drengt
alle beide Hoͤlungen auseinander (d), welches nicht oh-
ne Gefahr abgehet, wenn die Urſache dieſer Zuruͤkhal-
tung beſtaͤndig vorhanden ſeyn ſollte, dergleichen ein
wildes Herzgewaͤchſe (e), oder eine fehlerhafte Verenge-
rung in einer von den Hoͤlen des Herzens (f), oder auch
eine Verſtopfung der Lunge iſt (g). Denn die Membra-
ne des Herzohres, welche ſich unter den muskelhaften
Schnuͤren befindet, iſt ſehr zart, und laͤſſet ſich ſehr leicht
ausdehnen, wird auch daher ohne ſonderliche Schwie-
rigkeit von dem geſammleten Blute ausgedehnet, und
endlich wohl gar zerriſſen. Wenn alſo dergleichen Ver-
ſammlungen des Blutes in den Herzohren erfolgen, ſo
wird das Leben des Menſchen annoch dadurch wider alle
Gefahr in Sicherheit geſezt, daß das Blut aus dem Herz-
ohre wieder in die naͤchſte Blutadern zuruͤkflieſſet, welche
dem Blute, das vor der Lunge indeß aufgehalten wird,
ſtatt eines Behaͤltniſſes und gleichſam ſtatt eines zweiten
Herzohres dienen. Aus dieſer Urſache erfolget, wenn
ein wildes Faſergewaͤchſe vorhanden, ein beſtaͤndiges und
ordentlich auf einander folgendes Klopfen der Droſſel-
blut-
[765]Die Bewegung des Herzens.
blutadern (h). Alſo hat man, als ſich in dem groſſen
Stamme beider Schlagadern dergleichen Faſergewaͤchſe
befand, an den Droſſelblutadern (i) ein ſolches Klopfen
wahrgenommen.


Daß aber in der That Gefahr dabei zu befuͤrchten
ſey, zeigen die toͤdlichen Exempel, da nicht nur die drei-
ſpizzigen Klappen zerriſſen, ſondern auch die Holader ge-
borſten war, als man das Herz ungemein erweitert (k),
und die Aortenmuͤndung wie einen Arm dik, und von ei-
nem Schlagadergeſchwulſte aus einander gedehnt fand.
Es erhellet demnach aus dieſem, warum die Natur der
Holader nahe am Herzen Muskelfaſern verliehen, damit
ſie ſich naͤmlich deſto nachdruͤklicher von dem zuruͤkflieſ-
ſenden Blute entledigen moͤchte: ferner, warum ſie durch
keine Klappe den Ruͤkfluß des Blutes im Herzohre hat
hindern wollen, welches ſie doch gar leicht haͤtte thun
koͤnnen. Denn wenn gleich die Euſtachiſche Klappe den
Ruͤkfluß des Blutes in die untere Holader in etwas auf-
haͤlt, ſo hindert ſie ihn doch nicht voͤllig, da ſie hoͤch-
ſtens nur die Haͤlfte, bisweilen auch nur ein Drit-
theil, ja endlich wol noch weniger von der Breite dieſer
Blutader einnimmt (l); hingegen haͤlt ſie von der obern
Holader gar nichts zuruͤkke. Jch will jezt nicht geden-
ken, daß das Blut auch zu der Zeit, wenn ſich das Herz
zuſammenziehet, in den Blutadern nothwendig zuruͤkge-
halten werden muͤſſe, wie denn auch ſchon beruͤhmte
Maͤnner gemeldet haben, daß es ſich zu gedachter Zeit
in der untern Holader ſammle (m). Denn es iſt dieſer
kleine Zeitraum von ſehr geringer Dauer, und es kann
dieſe kurze Verweilung alſo eben keinen groſſen Schaden
nach ſich ziehen.


Der
[766]Viertes Buch. Das Herz.

Der andere von obgedachten beiden Wegen, welcher
der vornehmſte iſt, gehet hingegen wirklich aus dem rech-
ten Herzohre in die Kammer, die ſich in eben dieſer Sei-
te befindet. Denn es oͤfnet ſich der Klappenring (n),
der ſich in der Muͤndung befindet, die nach dieſer Kam-
mer hingehet, gerade in der Mitten, und giebt dem Blu-
te des Ohres, welches durch ſeine leere Oefnung im lich-
ten durchſtroͤmt, leichtlich nach, und eroͤfnet ſich um ſo
viel mehr, wenn eben dieſer Blutkegel, der von der Ach-
ſe her entgegen treibet, von der Mitte der Muͤndung
des Ringes auswaͤrts, gegen die Waͤnde des Herzens,
dieſen beweglichen Ring fortſtoͤſſet, und ſich ſelbſt alſo
Plaz macht. Es bewegt ſich naͤmlich eine jede Fluͤßig-
keit, die in einem biegſamen Kanal befindlich iſt, nach
ſolchen Linien, die mit der Achſe des Kanals ſenkrecht
fortgehen. Jn unſrem Exempel hingegen wenden ſich
dieſe Radii von allen Seiten nach dem Klappenring zu,
und wenn ſie dieſen angeſtoſſen haben, ſo gehen ſie in die
Waͤnde des Herzens.


Es beſtaͤtigen aber auch die kurz zuvor angefuͤhrten
Krankheiten (o), daß das Blut dieſen Weg nehme.
Denn es veranlaſſen die in dieſer Kammer entſtandne Hin-
derniſſe, daß das rechte Herzohr aufſchwellen muß, wel-
ches ein offenbarer Beweis iſt, daß das Blut aus dieſem
Ohre in die mit ihm in eins fortlaufende Kammer ge-
kommen, durch die daſelbſt vorhanden geweſene Hinder-
niß aber genoͤthigt worden ſey, ſich da zu verweilen, und
da es in dem Herzohre in etwas ſtille geſtanden, ſeine
ausdehnende Kraft gegen daſſelbe ausgeuͤbet habe.


Ohnerachtet nun aber dieſe Gruͤnde an ſich buͤndig ge-
nung ſind, ſo iſt dennoch auch das noch viel ſtaͤrkre Au-
genzeugnis uͤbrig. Dieſem zu Folge ſiehet man ganz deut-
lich, daß in den Froͤſchen und Fiſchen, ingleichen in be-
bruͤ-
[767]Die Bewegung des Herzens.
bruͤteten Huͤnchen, bei welchen allen die Ohren, nebſt
dem Herzen, durchſichtig ſind, eine rothe Blutwolke aus
dem Ohre in die Kammer ſich ausbreite, und nach der
Laͤnge durch dieſelbe fortgehe, bis ſie endlich die Herz-
ſpizze erreichet. Jch habe dieſes an Thieren von beider-
lei Claſſen (p), und an Thieren die kaltes Blut fuͤhren
haben es diejenigen Maͤnner, welche ſich in dieſer Be-
muͤhung hauptſaͤchlich hervorgethan, naͤmlich Wilhelm
Harvey(q), Johann Walaeus(r), Richard Lo-
wer
(s), und Oligerius Jacobaͤus(t), gleichfals
wahrgenommen. Jch habe aber auch an warmen Thie-
ren beobachtet, daß das Ohr, unter ſeiner Zuſammen-
ziehung, Blut (u) und den Nahrungsſaft (x) in die rech-
te Kammer (x*) ausgeſchuͤttet.


§. 11.
Auf was fuͤr Art ſich die Lungenſchlagader
verſchlieſſe.


Man muß hier nicht aus der Acht laſſen, daß zu der
Zeit, wenn ſich die Blutadermuͤndung croͤfnet, derjenige
Theil des Ringes, welcher am breiteſten iſt, fortgeſtoſ-
ſen, und vor die Muͤndung der Lungenſchlagader vorge-
ſpannet werde, auch ſelbige entweder voͤllig, oder doch
wenigſtens groͤſtentheils verſchlieſſe. Auf dieſe Weiſe
wird alſo verhuͤtet, daß das Blut von der ſchwachen
Kraft des Ohres nicht in die Schlagader getrieben wer-
de, und daß ſolches in der That verhuͤtet werde, iſt dar-
aus gewiß zu erſehen, weil in einem lebendigen und ge-
ſunden Thiere die Schlagader allemal zu der Zeit blaß
wird
[768]Viertes Buch. Das Herz.
wird, wenn ſich das Ohr zuſammenziehet, mithin alſo
kein friſches Blut alsdenn bekommt. Dieſe hoͤchſtkuͤnſt-
liche Eigenſchaft der dreizakkigen Klappe iſt ſchon laͤngſt
bekannt geweſen, und ſogar ſelbſt dem Galenus(y),
auch denen meiſten von denen neuern (z). Ein gewiſſer
beruͤhmter Mann hat zwar dieſes anſehnliche Vorrecht
kuͤrzlich verworfen (a), und dagegen eingewendet, daß
die Klappen, von denen jezt die Rede iſt, von den Fleiſch-
ſaͤulen auseinander getrieben wuͤrden, und daher kaͤme
es, daß ſie nicht im Stande waͤren, die Lungenſchlagader
zu bedekken. Es iſt auch nicht zu laͤugnen, daß der Klap-
penring in einem todten Koͤrper kleiner zu ſeyn ſcheine (b),
als daß er dieſem Amte vorſtehen koͤnnte: und daß in ei-
nem kraftloſen und geſtorbnen Thiere das Blut aus dem
zuſammengezognen Herzohre in die Schlagader drin-
ge (c). Allein es iſt auch an ſich gewiß, daß, ſo lange
das Thier lebt, und die Bruſt noch nicht verlezzet iſt,
alle Theile naͤher an einander liegen, und daß die Klap-
pen die ihnen eigentlich beſtimmten Wege viel genauer
verſchlieſſen, und es zeigt die Sache ſelbſt, daß dieſes ſo
geſchehe, indem die Schlagader in der That kein Blut
zu der Zeit empfaͤngt, wenn das Ohr daſſelbe heraus-
treibt. Es haͤtte alſo billig dieſe Verrichtung der Klap-
pe einem beruͤhmten Manne (d) nicht als etwas neues,
das er ſelbſt zuerſt ausgeſonnen haͤtte, vorkommen ſollen,
indem man bereits ſo oft davon geſchrieben, und auch ſo
vielmal daruͤber geſtritten hat.


§. 12.
[769]Die Bewegung des Herzens.

§. 12.
Das Blut kommt in die rechte Herzkammer.


Jn dem Augenblikke, da ſich das Ohr zuſammenzie-
het, laͤſſet die Kammer, die alsdenn welk und unbeweglich
iſt, in ihrer Anſtrengung nach, wie wir am gehoͤrigen
Orte umſtaͤndlicher zeigen werden. Denn wofern das
Herz zuſammengezogen bliebe, ſo wuͤrde ſich daſſelbe ge-
wiß niemals, da es ungleich ſtaͤrker iſt, von dem Ohre
erweitern laſſen, oder einiges Blut von ihm annehmen.


Solchemnach gelanget das Blut aus dem Herzohre
in die rechte Kammer des Herzens, fuͤllet dieſelbe uͤber-
all an, und dehnet ſie aus. Es richtet ſich das Maaß
dieſer Ausdehnung nach den zwoen oder drei Unzen Blut,
welches das Herzohr ausſchuͤttet. Daß dieſes Maaß
aber vermehret werden koͤnne, wenn die ausdehnende
Kraft iſt verſtaͤrket worden, und daß ſich der innere Um-
fang des Herzens, wenn es nach dem gewoͤhnlichen Ge-
ſetze der Natur erweitert iſt, zu dem innern Umfang eines
von Blute ausgedehnten Herzens wie 2 zu 5 verhalte,
zeiget Stephan Hales(e), und man ſchaͤzt dieſes nach
demjenigen Strome des Blutes, welcher aus dem Herzen
in die Schlagader kommt.


§. 13.
Jngleichen in die Lungenſchlagader.


Wenn das Herz ſolchergeſtalt gereizet worden, ſo
folget alsdenn gleichſam augenbliklich, wenn das Thier
noch vollkommen bei Kraͤften iſt, die Zuſammenzuziehung
darauf, es wendet ſeine Muskelkraͤfte an, und entledigt
ſich auf die Art, wie wir beſchrieben haben, von ſeinem
Blute. Hier ſind aber auch wieder zween Wege vor
C c cdie-
[770]Viertes Buch. Das Herz.
dieſes Blut vorhanden, davon der erſte in das Ohr, von
dem es herkam, der andre aber in diejenige Schlagader
der Lunge fuͤhrt, welche aus der rechten Herzkammer her-
auskommt.


Bei einem ſterbenden Thiere tritt das Blut zuweilen
aus der rechten Hoͤlung des Herzens in das Ohr zuruͤkke.
Noch oͤfterer aber geſchiehet ſolches bei denen Thieren die
kaltes Blut haben (f), weil bei denenſelben ein ununter-
brochener Hin- und Ruͤkfluß des Blutes, zwiſchen dem
Herzohre und dem Herzen, zuwegegebracht wird, wenn
man die Aorte unterbunden hat. Einen ſolchen Blut-
ſtrudel ſahe Mery an dem Thier in der Keilmuſchel, da
das Herze wechſelweiſe das Waſſer aus dem Ohre in ſich
ſchlukte, und daſſelbe wieder in das Ohr zuruͤktrieb (g).
Jch habe auch an vierfuͤßigen Thieren, die warmes Blut
fuͤhren, ebenfalls wahrgenommen (h), daß das Blut,
wenn ich das Herze gelinde druͤkte, wieder in das Ohr
zuruͤkfloß, und daß auf eben die Art das Waſſer, womit
ich die Herzkammern anfuͤllte und ausmaß, durch die Oh-
ren heraustrat, und daß die Luft, die man hineingeblaſen,
wieder in das Herzohr zuruͤkgetrieben ward.


Es bringt mich aber der Bau des Blutaderringes,
welcher ſich von der Blutadermuͤndung an, und den Gren-
zen des Ohres, bis in die Hoͤle der rechten Kammer ver-
laͤngert, auf die Gedanken, daß dergleichen Erfolg bei
einem lebendigen Thiere nur ſehr ſelten ſtatt finde. Denn
da ſich, unter der Zuſammenziehung, die Waͤnde des Her-
zens allemal der Scheidewand, und folglich der Achſe
der Kammern naͤhern (i), ſo treiben ſie folglich das
Blut gegen dieſe Achſe hin. Zwiſchen dieſen Waͤnden
aber, und der Achſe, ſchwebet der membranoͤſe Ring; die-
ſer
[771]Die Bewegung des Herzens.
ſer weichet dem gegen die Achſe druͤkkenden Blute ſo lan-
ge aus, bis er von allen Seiten ausgedehnt wird, und
in ſeiner Erweiterung mit der Achſe rechte Winkel be-
ſchreibet, und alſo die ganze Blutadermuͤndung ein-
nimmt; denn weiter kann derſelbe nicht nachgeben, oder
in das Ohr getrieben werden, weil zu eben der Zeit auch
die warzfoͤrmige Muskeln des Herzens kuͤrzer gemacht
werden (k), und den Ring ſolchergeſtalt zuruͤkke halten,
damit er nicht weiter ausweichen, oder gegen das Ohr
zu bauchig, gegen die Kammer aber hol werden moͤ-
ge (l). Es beſtehet aber das Maaß dieſes Klappenrin-
ges darinnen, daß derſelbe, wenn er ſich ausdehnt, die
voͤllige Blutadermuͤndung vollkommen ſperrt, und nicht
das mindeſte von der Kammer in das Herzohr durch- und
zuruͤkke gehen laͤſt. Man kann, wiewol auf eine etwas
unvollkommene Art, die Verrichtung dieſes Klappenrin-
ges an dem herausgenommenen Herzen nachahmen, wenn
man daſſelbe mit Waſſer anfuͤllt, und vermittelſt der
Einbiegung ſeiner Spizze noͤthiget, daß es in eine Art
von einer Zuſammenziehung verſezzet wird: denn ſolcher-
geſtalt wird der Klappenring gegen das Ohr zu heraus-
treten, und die Blutadermuͤndung verſchlieſſen. Je
groͤſſer aber die Gewalt iſt, mit welcher eine fluͤßige Ma-
terie in das Herz getrieben wird, deſto vollkommner ver-
ſchlieſſet auch dieſer Ring ſeine Muͤndung. Es pfleget
das Wachs, das in die Lungenſchlagader geſprizzet wor-
den, wenigſtens nach meinen Verſuchen, in der rechten
Kammer ſtehen zu bleiben, und durch die Verſperrung
der Blutadermuͤndung ſich den Weg zur Flucht ſelbſt
abzuſchneiden. Es ſind dieſes Sachen, die man bereits
in dem tiefſten Alterthume gewuſt hat, und die ſchon
Eraſiſtratus(m) und Galenus(n), nachhero aber
C c c 2die
[772]Viertes Buch. Das Herz.
die neuern Zerleger (o) gezeiget haben. Diejenigen Er-
ſcheinungen, welche dieſem Geſezze zuwider dennoch erfol-
gen, ſchreibe ich der Schlaffheit der nicht zuſammenge-
druͤkten Blutadermuͤndung zu, welche daher, nach dem
Verhaͤltniſſe ihres Gewichts, auf die Seite ſinkt, in-
gleichen einer erſtorbenen Traͤgheit der Klappen, und
endlich einer zerſtoͤrten Zuſammenziehungskraft der warz-
foͤrmigen Muskeln.


Es hat dieſes alles ſeine vollkommene Richtigkeit, je-
doch mit der Einſchraͤnkung, daß dem ohngeachtet doch
etwas weniges von dem Blute, durch die Kraft der zu-
ſammengezognen Kammer, in das Herzohr wieder zuruͤk-
getrieben wird, wie ſolches bereits vorlaͤngſt von Schrift-
ſtellern, die eben nicht allzu bekannt ſind, und keine
Nachfolger von Hipotheſen waren (p), aus einer bloſſen
Muthmaſſung iſt bekannt gemacht, nachgehends aber von
Peter Simon Rouhault(q), und nur ohnlaͤngſt von
dem vortreflichen Senac(r), auch von mir ſelbſt um-
ſtaͤndlicher gezeiget worden, und aus dem eigenen Baue
derer Theile deutlich hergeleitet wird.


Es begiebt ſich naͤmlich, unter der Erweiterung des
Herzens, der Klappenring tief in die Kammer herab, wie
man ihn bei verſtorbenen Perſonen zu finden pfleget: man
kann ſich alſo einen kegelartigen Raum vorſtellen, deſſen
Baſis die Blutadermuͤndung, und der Umfang des eben-
falls abgeſtumpften Kegels, der eben ſo geſtaltete Blut-
aderring iſt. Hat das rechte Herzohr ſein Herz, das ſich
in der Erweiterung befindet, angefuͤllt, ſo wird dieſer ke-
gelfoͤrmige Raum in der That ganz und gar mit Blut
angefuͤllet. Man ſezze nun, daß das Herz ſeine Zuſam-
menziehung wieder anfaͤngt, und den Klappenring aus-
breitet
[773]Die Bewegung des Herzens.
breitet, ſo wird dieſer ganze Ring in der That, da er ge-
gen die Blutadermuͤndung zuruͤkgeſtoſſen worden, ge-
dachten Blutkegel vor ſich fort treiben, und ihn zwin-
gen, daß er wieder in das Herzohr zuruͤktreten muß, wenn
jezo eben dieſer Ring, vermittelſt ſeiner Ausſpannung, die
Grenze, welche das Herzohr mit der Kammer gemein-
ſchaftlich hat, verſperret, und mit dem Umfange der Blut-
adermuͤndung in einerlei Flaͤche zu liegen kommt. Es
iſt demnach ein wahrer, obgleich widerſinnig ſcheinender
Ausſpruch, daß das rechte Herzohr ſein Blut nicht blos
von den Holadern, ſondern auch vom Herzen bekomme,
und durch deſſen Kraft und ſeine Zuſammenziehung end-
lich vollkommen ausgedehnt werde.


Es gehet aber der vornehmſte und natuͤrlichſte Weg
des Blutes, aus der rechten Kammer des Herzens, wirk-
lich in die Lungenſchlagader. Denn wenn ſich das Herz
zuſammengezogen hat, ſo verſchlieſſen die Blutaderklap-
pen die in das Ohr ſich oͤfnende Muͤndung, die groͤſte
Klappe (s), welche den Zugang zu der Lungenſchlagader
eroͤfnet, entfernt ſich ein wenig von demſelben, und
zwar ſo lange, als ſie ſich mit ihrer Spizze gegen die Spiz-
ze des Herzens ausſtrekt: ſie entfernet ſich, ſage ich, von
den Blutſaͤulen, welche durch die Waͤnde des Herzens,
indem ſie ſich gegen einander naͤhern, fortgetrieben wer-
den, und wird von der Gegend der Herzſcheidewand weg-
getrieben, alſo daß die Muͤndung der Lungenſchlagader
frei und offen bleibt (t).


Man hat ſehr viele Gruͤnde, welche erweiſen, daß ſich
das aus der Herzkammer herauskommende Blut in die
Schlagader ergieſſet. Denn man kann bei Thieren, die
kaltes Blut haben, die rothe Blutwolke mit dem Geſich-
te verfolgen, die aus der blaß werdenden Herzkammer
C c c 3in
[774]Viertes Buch. Das Herz.
in die Schlagader herauskommt (u), und ſolche ausdeh-
net und blau faͤrbet. Um aber auch wieder auf die war-
men Thiere zu kommen, ſo pflegt die Lungenſchlagader,
wenn man ſie unterbindet (x), zwiſchen dem Herzen und
der Lunge aufzuſchwellen, mithin bekommt ſie aus dem
Herzen ihr Blut. Endlich ſo kommen uns hier die Krank-
heiten ſelbſt zu Huͤlfe, und vertreten in dieſem Falle die
Stelle der Verſuche. Denn ſo oft eine beſondere Ur-
ſache, es ſey nun was fuͤr eine es wolle, den freien
Durchgang des Blutes durch die Lunge zuruͤkhaͤlt, ſo oft
wird auch die rechte Herzkammer aufgetrieben, ausge-
dehnet, und endlich auch wol gar zerriſſen. Solchem-
nach hat man, nach einer heftigen Beſchwerung wegen
des Athemholens, wobei ſich ein ſtechender Schmerz mit
eingefunden, das Herz beinahe wie ein Rinderherz, und
ungemein erweitert wahrgenommen (y). Bei Entzuͤn-
dungen der Lungen findet man das Herz aͤuſſerſt aufge-
trieben (z). Bei Perſonen, die ihre Stimme ſtark an-
ſtrengen, und dabei engbruͤſtig ſind, iſt ſowol das Herz-
ohr, als die rechte Herzkammer ungemein ausgedehnt (a).
Bei einem Waſſerſuͤchtigen, deſſen Lunge flach, und zu-
ſammengefallen war, fand man das rechte Herz (und
auch die Lungenſchlagader) von auſſerordentlicher Wei-
te (b). Endlich zerberſtete nach einem Tanze, und unter
einer geilen Erhizzung, da ſich das Blut, wie es gemei-
niglich zu geſchehen pflegt, mit Keuchen in der Lunge an-
haͤufte, ploͤzlich die rechte Herzkammer (c). Eben dieſe
Kammer zerplazte in der Mitten, nachdem der Anfang
der
[775]Die Bewegung des Herzens.
der Aorte war verhaͤrtet worden (d). Bei einem, der an
der Peſt darnieder lag, zerriß das Herz von der Menge
des darinnen zuſammengetriebenen Blutes (e). Der-
gleichen Erſcheinungen, die wir aber lieber anderswo bei-
bringen wollen, eraͤugnen ſich, ſo oft das Blut verhin-
dert wird, daß es keinen freien Durchgang durch die Lun-
ge erhalten kann.


Solchemnach dringet alſo das Blut mit Gewalt aus
der rechten Herzkammer in die Lungenſchlagader, treibet
dieſelbe heraus, entfernet ſie von dem Herzen, und macht
ſie laͤnger; es oͤfnet ſich zwiſchen den Sigmafoͤrmigen
Klappen einen Weg; es treibet dieſe biegſame zarte Mem-
branen mit ſeinem Drukke, welcher von der Achſe allent-
halben ſenkrecht auf den Umfang der Schlagader herab-
gehet, an die Waͤnde der Schlagader an, es leeret ihre
Seegelfoͤrmigen Hoͤlen dergeſtalt aus, daß, auſſer ihrer
ganz geringen Dikke, nichts weiter uͤbrig bleibt, das der
Muͤndung der Schlagader nur einiger maſſen im Wege
ſtuͤnde; dieſe ganz kleine Dikke aber nehmen die Sinus
der Schlagader auf (f), daß ſolchergeſtalt auch noch die-
ſe ſchwache Hinderniß voͤllig verſchwindet. Warum aber
eigentlich bald darauf das Blut, aus der zuſammengezo-
genen Schlagader, nicht in das Herz wieder zuruͤkkegetrie-
ben werde, davon wird viel bequemer in der gleichmaͤßi-
gen Geſchichte der Aorte koͤnnen gehandelt werden.


Wenn nun auf dieſe Weiſe die rechte Herzkammer das
Blut zum Theil in ihr Ohr, zum Theil in die Lungen-
ſchlagader getrieben hat, ſo wird ſie davon leer, oder doch
beinahe ausgeleert, ihre Spannung laͤſſet nach, und ſie
gelanget in den Zuſtand der Erweiterung. Und ſo ha-
ben wir nunmehr an den kalten Thieren den ganzen Um-
lauf des Blutes hinlaͤnglich beſchrieben, naͤmlich ſowol
C c c 4den
[776]Viertes Buch. Das Herz.
den, der durch die Schlag- und Blutadern des ganzen Lei-
bes geſchiehet (g), als auch den andern, wodurch das
Blut aus der vornehmſten Blutader in das Herzohr, in
die Kammer, und in die Aorte gelanget. Es ſtellet die-
ſen Umlauf, um ſolches noch zum leztenmal zu wiederho-
len, an den Thieren, die ein durchſichtiges Herz bekom-
men haben, und die nicht mehr als eine einzige Blut-
ader, ein einziges Herzohr, eine Herzhoͤle und Schlag-
ader beſizzen, ſelbſt die Roͤthe des Blutes ſehr artig vor,
da man deutlich ſiehet, wie dieſelbe in der Blutader ihren
Anfang nimmt, und ſich darauf ins Ohr, von da in die
Kammer, und aus dieſer in die Schlagader verbreitet.
Es zeiget auch eben dieſer Verſuch die Folgen der kurzen
Zeitraͤume hintereinander, innerhalb welchen dieſe Theile
des Herzens ſich zuſammenziehen, und wechſelweiſe wie-
der nachlaſſen, da naͤmlich die Blutader, das Herzohr,
die Kammer, und die Aorte in dieſem Geſchaͤfte auf ein-
ander folgen. Jch habe dieſes an den Froͤſchen (h), an
Eidechſen und Fiſchen (i), mehrmalen beobachtet, in-
gleichen an dem klopfenden Punkte, oder dem erſten
Grundriſſe des entſtehenden Herzens in menſchlichen Lei-
besfruͤchten (k), und es haben es ebenfalls andre ſehr be-
ruͤhmte Maͤnner vor mir am Huͤnchen (l), am Flußkreb-
ſe (m), an der Schildkroͤte (n), am Aale (o) und dem
Hechte (p), und an verſchiedenen mit kaltem Blut ver-
ſehenen Thieren (q): andre auch, ſo viel es ſich hat thun
laſſen,
[777]Die Bewegung des Herzens.
laſſen, an warmen Thieren, z. E. dem Waſſer-Raben (r)
und der Nachteule, gleichfals geſehen (s).


§. 14.
Durch die Lunge gelanget das Blut in die Blut-
adern dieſes Eingeweides.


Jn dieſen Thieren verhaͤlt ſich indeſſen doch die Sa-
che ſchon nicht mehr ſo einfach. Es folget hier naͤmlich
auf die Schlagader, welche aus der rechten Herzhoͤle ent-
ſpringt, die Lunge, auf die Lunge kommt die Reihe end-
lich an den andern Sinus, an die andere Herzkammer,
und an eine andre Schlagader. Man muß daher un-
terſuchen, wohin eigentlich das Blut aus der Lungen-
ſchlagader gelange. Es iſt demnach erſtlich eine ausge-
machte Sache, daß es durch die Aeſte dieſer Schlagader,
und ihre Zweige, bis zu den kleinſten Gefaͤßchen vertheilt
werde. Dieſes erweiſet die Unterbindung; und man
kann das Fortruͤkken des Blutes und das Schlagen, an
der Lunge eines Froſches, vermittelſt eines Vergroͤſſe-
rungsglaſes ganz leichtlich zeigen.


Hiernaͤchſt laufen die lezten Aeſte der Lungenſchlag-
ader in die kleine Wurzeln der Blutader eben dieſes Na-
mens; denn es kommt Milch, Waſſer, Quekſilber, und
andre in die Lungenſchlagader getriebene fluͤßige Mate-
rien, durch die neben ihr hinlaufende Blutader wieder
heraus, wie ich ſolches ſelbſt mit einem blau gefaͤrbten
Waſſer und mit Luft alſo wahrgenommen habe (u).


Es laͤſt ſich aber das Zuſammenhaͤngen (x) dieſer
Schlagadern mit ihren geſelligen Blutadern, vermittelſt
C c c 5des
(t)
[778]Viertes Buch. Das Herz.
des Vergroͤſſerungsglaſes, ingleichen auch der Uebergang
des Blutes aus den kleinſten Schlagaͤderchen in die ent-
ſtehende Blutaͤderchen (y), ganz deutlich zeigen. Daß
das Blut aber aus denen kleinen Aeſtchen der Lungen-
blutader in groͤſſere Aeſte, und von da in die vorbemel-
deten Staͤmme fortgehe, das wird durch die Unterbin-
dung wiederum erwieſen, als welche allezeit verurſachet,
daß dieſe Blutader von dem zwiſchen der Lunge und dem
linken Herzen geſammleten Blute aufſchwillt (z).


Um nun endlich die Verſuche an einem Orte zuſam-
men zu faſſen, welche ſonſt in mehrere koͤnnten verthei-
let werden, ſo zeigen auch die Krankheiten dieſen Umlauf
des Blutes durch die Lunge. Denn es ſchwellen nicht
nur das rechte Ohr, ſondern auch die rechte Kammer
und die Lungenſchlagader auf, ſo oft die Lungenblut-
adern verſtopft, die linke Kammer geſperrt, oder der
Ausfluß des Blutes in die Aorte beſchwerlicher, oder end-
lich die Aorte ſelbſt harthaͤutig, knochig, und unwegſam
geworden. Und hieraus erhellet offenbar, daß ſich das
Blut, bei geſunden Menſchen, aus dem rechten Herzohre
und aus der rechten Kammer, in die linke und in die
Aorte fortbewegt: daß aber auch hingegen daſſelbe, wenn
bei einer kranken Perſon dieſer Weg verſchloſſen iſt, ſich
in den rechten Hoͤlungen des Herzens ſammle, und die
Gefaͤſſe, darinnen es befindlich iſt, ausdehne. Denn
dieſe Hinderniſſe thun eben das, was man von einer be-
ſtaͤndigen Unterbindung zu gewarten hat, und ſie koͤnnen
eben ſowol einen Beweiß abgeben, daß das Blut aller-
dings dieſen Weg zu nehmen pflege. Von ſolchen Bei-
ſpielen iſt auch wirklich eine groſſe Anzahl vorhanden.


Solchemnach hat ſich das zuſammengetriebene und
verdikte Blut, als die Lungenblutader mit einem wilden
Faſergewaͤchſe angefuͤllt war, in der rechten Herzkammer
und
[779]Die Bewegung des Herzens.
und deren Gefaͤſſen auſſerordentlich angehaͤufet (a). Als
eben dieſe Blutader der Lunge dikker geworden war, als
ſie ſonſt zu ſeyn pflegt, fand man die rechter Hand am
Herzen befindliche Gefaͤſſe ungewoͤhnlich erweitert (b).
Ein wildes Faſergewaͤchſe in der rechten Kammer hat-
te verurſachet, daß das rechte Herzohr um ſechsmal wei-
ter, und ganz mit Blute angefuͤllet war (c). Nachdem
die zur Linken befindlichen Blutaderklappen zu Knochen
geworden, und dieſe Muͤndung faſt ganz und gar ver-
ſchloſſen war, ſo fand man darauf das rechte Herzohr,
die rechte Kammer, und die Schlag- und Blutader der
Lunge ungemein erweitert (d).


Nachdem ferner die Klappen der Aorte (und die Aor-
te ſelbſt) verhaͤrtet worden, war das Herz weit, und ſo
groß als ein Rinderherz (e), und die rechte Kammer un-
gemein ausgedehnt. Als die Klappen der Aorte kno-
chenhaft, und die Muͤndung derſelben ſehr enge gewor-
den, ſo befand ſich das Herz auſſerordentlich erweitert (f).
Nach einem ploͤzlichen Todesfall fand man die linke Herz-
kammer, die Aortenklappen, und die Aorte ſelbſt verhaͤr-
tet, die rechte Herzkammer aber ſtark ausgedehnt (g).
Von einem in dem Anfange der Aorte befindlichen Kno-
chen, war das rechte Ohr, und die rechte Herzkammer
auf eine ungewoͤhnliche Art ausgedehnt (h): und als die
innere Haut der Aorte, vier Queerfinger lang, beim Aus-
tritte aus dem Herzen, knochig geworden war, fand man
das Herz von unnatuͤrlichem Umfange, und es war das
rechte Herzohr, und die rechte Kammer mit einem Fa-
ſern-
[780]Viertes Buch. Das Herz.
ſerngewaͤchſe angefuͤllet (i). Jn einem andern Koͤrper,
wo die Aorte in dem Unterleibe ganz klein geblieben war,
fand man das Herz von auſſerordentlicher Groͤſſe (k).


§. 15.
Der Pulsſchlag dieſer Blutadern.


Es wird alſo das in der rechten Herzkammer befind-
liche Blut in die Lungenblutader aufgenommen, und
durch dieſe gegen den linken Sinus zuſammengeleitet.
Es muß aber hier eben das von dieſer Blutader, und
vom linken Sinus, der linken Kammer, und der Aorte
wiederholet werden, was wir bereits oben von der Blut-
ader, dem Herzohre, von der Kammer der rechten Seite,
und von der Lungenſchlagader gemeldet haben. Denn
dieſe beide zuſammengefuͤgte Werke, die einander voll-
kommen gleich ſind, machen gleichſam zwei Herzen aus,
zwiſchen denen das Blut, vermittelſt der Lunge, frei hin
und hergehen kann. Gleichwie nun alſo die Holadern,
nahe am Herzen, mit einer Kraft ſich zuſammen zu zie-
hen verſehen ſind, alſo ziehen ſich auch zugleich die Lun-
genblutadern ganz deutlich zuſammen, und ſchuͤtten ihr
Blut in den Sinus aus. Solchergeſtalt habe ich, wie
es ein vortreflicher Mann (l) bereits vorher vermuthet,
und ein Ungenannter, der aber ſchon laͤngſtens wieder in
Vergeſſenheit gerathen, verſichert hat (m), das Schla-
gen dieſer Blutader, wovon der vortrefliche Leibarzt, ver-
mittelſt eines ſcharfſinnigen Vernunftſchluſſes, die Wahr-
ſcheinlichkeit laͤugnete, daß er jemals wirklich ſey geſehen
worden, in meinen neuerlich angeſtellten Verſuchen an
denen eroͤfneten Thieren, die warmes Blut haben, in der
That,
[781]Die Bewegung des Herzens.
That, und zu wiederholten malen, wahrgenommen. Es
ſchlaͤget ihr Aſt, welcher nach demjenigen Lungenlappen
hingehet, den die Thiere beſonders haben, es ſchlaͤget die
Blutader der linken Lunge in derſelben ganzen ziemlich
groſſen Gegend, wo dieſelbe in dem Zwiſchenraume der
beiden Laͤppchen blos hervorragt.


Es dauret auch der Schlag derer Lungenblutadern
eben ſo, wie an der Holader, laͤnger, als die Bewegung
des Herzohres, oder des Sinus anzuhalten pflegt, und
er faͤhret noch immerzu fort, wenn ſowol das Herz, als
der Sinus der linken Seite ſchon lange aufgehoͤret haben
zu ſchlagen. Blaͤſt man Luft hinein, ſo gehet dieſelbe
durch dieſe Blutadern ebenfalls in den linken Sinus hin-
ein. Jndeſſen ſchlaͤget doch der kuͤrzere Theil der Blut-
ader, welcher ſich naͤher bei dem Sinus befindet, nach
und nach ganz allein. Jch habe beobachtet, daß dieſe
Blutader zwo Stunden, und daruͤber, annoch geſchla-
gen habe.


§. 16.
Das Schlagen der linken Vorkammer des
Herzens.


Nach den Lungenblutadern ziehet ſich der linke Si-
nus, nebſt ſeinem Anhange, nachdem er vorher von dem
aufgenommenen Blute ausgedehnt und gereizet worden,
gleichfalls zuſammen. Auch dieſer hat ebener maſſen zwo
ofne Wege, durch welche er ſein Blut ausfuͤhren kann,
naͤmlich die Blutadern der Lunge, und die linke Herz-
kammer. Solchemnach wird in einem lebendigen Thie-
re, wenn man ſolches oͤfnet, auf eben die Art, wie ein
Theil des in dem rechten Sinus befindlichen Blutes in
die Holader getrieben wird, alſo auch gleichergeſtalt ein
Theil des Blutes aus dem linken Sinus, bei einer Kaz-
ze, auf einen Zoll, und anderthalb Zolle weit in die Lun-
gen-
[782]Viertes Buch. Das Herz.
genblutadern zuruͤkgetrieben, wodurch dann dieſelbe zur
Erweiterung gereizet, und bald darauf, wenn ſich die
Blutader zuſammengezogen hat, das Blut wieder in den
Sinus gefuͤhret wird. Dieſes Ab- und Zuflieſſen des
Blutes kann nun bei einem geſunden Thiere, und wenn
die Bruſt noch verſchloſſen iſt, weniger ſtatt haben: denn
es ſcheinet, daß dasjenige Blut, welches von der Lunge
durch die Blutadern dieſes Eingeweides zuruͤkkommt, das
Blut, ſo aus dem linken Sinus zuruͤkkommen wuͤrde, al-
lezeit aufhalte, und durch ſeinen Widerſtand verhindere,
damit daraus nicht etwa eine dem natuͤrlichen Laufe des
Blutes entgegengeſezte Blutſtroͤmung entſtehen moͤchte.
Jn einem eroͤfneten Thiere gehet aus der zuſammenge-
druͤkten Lunge nichts in ihre Blutader uͤber.


Der andere Weg hingegen, welcher der Natur gemaͤß
iſt, oͤfnet ſich in die linke Kammer, in welche auch aus
dem Herzohr, und dem Sinus, der ſich an eben derſelben
Seite befindet, alles Blut hingefuͤhret wird. Denn der
haͤutigte und klappenfoͤrmige Ring giebt dem Blutkegel,
der nach der Achſe in das Herz eindringet, ebner maſſen
nach, und wird ſodann an die Waͤnde des Herzens ange-
druͤkt. Daher iſt es nun gekommen, daß man aus die-
ſem Baue, der an ſich gar zu deutlich in die Augen faͤllt,
ſchon vor langer Zeit etwas von der wahren Bewegung
des Blutes gewuſt hat. Denn Veſalius(n) hat vor-
laͤngſt wahrgenommen, daß die Luft durch dieſe Klappen
einen Durchgang in die linke Kammer erhalte, und daß
derſelben uͤberhaupt aller Ruͤkweg daraus abgeſchnitten
werde; wie denn auch Realdus Columbus(o), inglei-
chen Johann Valverdus(p), und Adrian Spigel(q),
blos durch dieſen Verſuch, von dem wahren Wege, den
das
[783]Die Bewegung des Herzens.
das Blut durch die Lunge nimt, eigentlich ſind uͤberzeu-
get worden.


Wie man nun durch die Klappen dieſen Weg des
Blutes aus dem linken Sinus erkennet, ſo geſchiehet
ſolches auch durch die Krankheiten. Denn ſo oft ſich in
dem linken Herz, oder dem Austritt deſſelben in die Aorte,
oder dem Anfang der Aorte, einige Hinderniß befindet,
und das Blut nicht frei in die Aorte hineingehen kann,
ſo oft hat man das linke Herzohr aufgetrieben und unge-
woͤhnlich erweitert gefunden, ja zuweilen iſt es gar von
dem angehaͤuften Blute zerriſſen worden. Alſo traf man
das linke Herzohr ſehr ausgedehnt an, als die Blutader-
klappen an der Muͤndung deſſelben beinahe unter ſich ver-
wachſen waren (r). Von einem in der linken Herzkam-
mer befindlichen wilden Faſergewaͤchſe zerborſte das linke
Herzohr, nach vorhergegangener ſtarken Aengſtlichkeit
und Herzklopfen (s). Jn einem todten Koͤrper waren
die Klappen zuſammengezogen, und der linke Sinus un-
gemein erweitert (t). Jn einem andern waren die
Klappen der Aorte, und die Aorte ſelbſt, verhaͤrtet, und
rauh, das Herz aber auſſerordentlich groß geworden,
und aus dem geborſtenen linken Aſte oder Lungenblutader
war das Blut haͤufig herausgetreten (u). Alles dieſes
zeiget zur Genuͤge, daß das Blut von dem linken Sinus
in die Kammer eben dieſer Seite, und in die Aorte, uͤber-
gehe, weil dieſer Sinus aufſchwillt, wenn der Weg, wo-
durch das Blut aus demſelben in die Aorte gebracht wer-
den ſollte, geſperrt worden.


So bald das Blut in die linke Kammer eindringt,
ſo wird gleich die groͤſſere muͤzzenfoͤrmige Klappe fuͤr die
Muͤndung der Aorte vorgeſpannt, und verhuͤtet, gleich-
ſam
[784]Viertes Buch. Das Herz.
ſam wie ein weites Seegel, daß das Blut nicht mit allzu
ſchwachem Triebe aus dieſem Sinus in die Aorte hinein-
dringen moͤge (x). Denn dieſe Klappe iſt zu dieſem Ge-
ſchaͤfte ſchon hinreichend, weil ſie viel breiter iſt, als der
rechte haͤutigte Ring (x*).


§. 17.
Dieſes iſt der kleine Umlauf des Blutes.


Ehe wir den Lauf des aus der linken Kammer her-
vorkommenden Blutes weiter verfolgen, muͤſſen wir bil-
lig melden, daß die Bewegung deſſelben aus der rechten
Herzkammer, durch die Schlag- und Blutader der Lunge,
in den linken Sinus und die linke Herzkammer, der
zwote oder kleine Umlauf des Blutes heiſſe, welcher
einige Zeitlang vor dem Harvey ſchon hin und wieder
bekannt geweſen, ohnerachtet vor dieſem vortreflichen
Manne die oͤffentliche Vorurtheile der Schulen noch nicht
hatten koͤnnen aus dem Wege geraͤumet werden. Es hat
demnach das Alterthum von denen groſſen Gefaͤſſen der
Lunge ganz anders geurtheilet, als wir zu thun pflegen.
Denn weil man ſich zur ſelbigen Zeit einbildete, daß in
der linken Herzkammer Luft, in der rechten aber Blut
gewoͤhnlicher maſſen befindlich ſey (y), ſo nennete man
die Lungenſchlagader, in Anſehung der Herzkammer, eine
Blutader, welche in Anſehung ihrer Bauart ſchlag-
aderhaft
(vena arterioſa) waͤre (z): dagegen hieß die
aus
[785]Die Bewegung des Herzens.
aus der linken Kammer entſpringende Lungenblutader,
ihres Urſprungs halber, eine Schlagader, und wegen
ihres duͤnnen Gewebes eine Blutader (arteria venoſa) (a).
Hiernaͤchſt leitete man auch das Blut aus der rechten
Kammer, durch die kleinen Oefnungen (pori) der Herz-
ſcheidewand (b), in die linke Hoͤlung des Herzens, und
behauptete zugleich dabei, daß in dieſer Hoͤlung das Blut
von dem Lebensgeiſte gleichſam beſchwaͤngert wuͤrde. Jn-
deſſen hat ſich doch dieſer Jrrthum nicht uͤberall ausge-
breitet, wenigſtens blieb Galenus davon befreiet. Denn
es war ihm ſchon ſo viel bekannt, daß das naͤhrende
Blut, durch ein aus der rechten Kammer entſpringendes
Gefaͤß, der Lunge zugefuͤhrt wuͤrde (c), hingegen aber
von der Lunge, mittelſt eines von dem linken Sinus ab-
ſtammenden Gefaͤſſes, der Geiſt oder die Luft aus der
Lunge in die linke Herzkammer gelange (d).


Nachdem nun alſo ſchon vorlaͤngſt bereits ein Theil
der Wahrheit bekannt war, ſo betrachtete zuerſt Michael
Servetus(e), aus Villanova gebuͤrtig, und nachher
Realdus Columbus(f), die Groͤſſe der Lungenſchlag-
ader (g), wie wir ſie heutiges Tages nennen, und fan-
den dieſelbe in der That zu weit, als daß ſie blos der
Lunge die Nahrung zuzufuͤhren beſtimmt ſeyn ſollte: und
nachdem ſie auch die wahre Beſchaffenheit derer Klappen
genau erkannt hatten, welche zwar die fluͤßigen Saͤfte in
die linke Kammer durchlaſſen, aber denenſelben die Ruͤk-
kehr
D d d
[786]Viertes Buch. Das Herz.
kehr aus der Kammer in den Sinus nicht geſtatten, ſo
behaupteten ſie faſt 80 Jahre vor des Harvey Zeiten,
daß das Blut in der That aus der rechten Kammer in
die Lunge, von da aber durch die Lungenblutader in den
linken Sinus, und die gleichnamige Kammer fortge-
he (h). Dieſes iſt der kleine Servetiſche Blutumlauf,
den ſehr viele beruͤhmte Maͤnner ſowol in ſechszehnten (i),
als gegen den Anfang des ſiebenzehnten Jahrhunderts (k)
angenommen haben. Es hat auch noch Caeſalpinus(l)
und Caſpar Hofmann(m) bereits vor dem Harvey(n),
und dem Jacob Back(o) die Benennungen der groſſen
Gefaͤſſe, die vom Herzen in die Lunge laufen, auf die Art
verbeſſert, wie ſie noch bis auf den heutigen Tag gewoͤhn-
lich ſind.


§. 18.
Es ergieſſet ſich das Blut aus der linken Herz-
kammer in die Aorte.


Wenn ſich die linke Herzkammer eben ſo, wie die rech-
te, zuſammengezogen hat, ſo treibet ſie die Blutaderklap-
pen von den Waͤnden des Herzens zuruͤkke, und breitet ſie
ſodenn aus einander, bis ſie mit dem Umfang der Blut-
adermuͤndung einerlei Flaͤche einnehmen (p): und ſolcher-
geſtalt
[787]Die Bewegung des Herzens.
geſtalt eroͤfnet ſie ihrem Blute den Eingang in die Aor-
te. Hiernaͤchſt verhindern auch eben die Urſachen, die
wir bereits bei der rechten Kammer angefuͤhret haben,
daß ſich dieſe Klappen hier nicht weiter in das Ohr zu-
ruͤkke falten laſſen (q). Da aber die linken Klappen de-
nen Anſtrengungen der Kammer nachdruͤklicher wider-
ſtehen, ſo werden auch durch das Reiben viel oͤfterer har-
te Fleiſchwaͤrzchen (carunculae calloſae) an denenſelben
beinahe auf eben die Art hervorgebracht, wie ſich an den
Sehnen die harte Schwielen bilden; ja, man hat auch
einige, wiewol ſehr wenige Beiſpiele, daß ſie bisweilen
gar zerriſſen ſind. Bei einem ploͤzlich verſtorbenen ſahe
Lanciſius(r), und endlich auch an einem lebendigen
Thiere bemerkte Friedrich Hoffmann den ganz uner-
hoͤrten Erfolg (s), daß, nachdem die Aorte und die
Lungenſchlagader unterbunden worden, durch die Gewalt
der linken Herzkammer, welche das Blut durch den or-
dentlichen Weg vergebens forttrieb, alle beide Blutader-
klappen, ſowol die rechte, als die linke, ſind zerriſſen
worden.


Der rechte wahre Weg des Blutes gehet in die Aor-
te, die von einer Blutaderklappe entbloͤſſet iſt. Das
durch ihre Muͤndung herausdringende Blut preſſet die
halbmondenfoͤrmige Klappen eben ſo an die Waͤnde der
Schlagader an, wie wir bereits von der Lungenſchlag-
ader geſagt haben (t), und dehnet zugleich dieſe Aorte der
Laͤnge und der Weite nach auseinander. Aus der Urſa-
che ſchwillt die unterbundene Aorte zwiſchen dem Her-
zen und der umgelegten Schnur auf (u). Und da die
Aorte bei ihrem Anfange knochig geworden war, ſo fand
man ein haͤufiges und geronnenes Blut in der linken
D d d 2Kam-
[788]Viertes Buch. Das Herz.
Kammer (x). Jſt die Aorte hingegen frei, ſo leeret ſich
die Herzkammer in ſelbige aus, und wenn dieſes Blut
herausgetrieben worden, ſo laͤſt die Kammer in ihrer
Anſtrengung nach, bis eine neue Urſache wieder zum
Vorſchein kommt, von der ſie veranlaſſet wird, ſich wie-
der zu verengern.


Es faͤllt dieſe vornehmſte Schlagader, (und eben ſo
auch die Lungenſchlagader,) nachdem ſie von dem hinein-
getriebenen Blute aufgeſchwollen, bald darauf wieder
zuſammen, es mag nun dieſes blos von der Federkraft,
oder von einer muskelhaften Bewegung herruͤhren.
Wenn ſie ſich aber wieder zuſammenziehet, ſo treibet ſie
nach allen Seiten das Blut von ſich, und findet nicht
nur von neuem den Weg, der in ihre Aeſte fuͤhret, ſon-
dern ſie wuͤrde auch das Blut gegen das nunmehro ſchon
ermattende Herz, welches kein neues Blut mehr fort-
treibet, zuruͤkke ſtoſſen, wofern ſie nicht die halbmonden-
foͤrmigen Klappen bekommen haͤtte (y).


Denn wenn ſich die Waͤnde der Aorte verengern,
und das in der Schlagader enthaltne Blut weiter fort-
treiben, ſo trift daſſelbe auf der Richtungslinie, die nach
dem Herzen fuͤhrt, die Muͤndungen der blinden Klap-
penbuchten offen an, tritt in dieſelben hinein, erfuͤllet ſie,
und ſchiebet die beweglichen Klappenſeegel von den Waͤn-
den des Herzens zuruͤkke, und draͤnget ſo lange gegen die
Achſe, bis alle drei ausgeſpannte Klappen mit einander
die Schlagader voͤllig verſchlieſſen, und den Ruͤklauf des
Blutes in das Herz wirklich hemmen, indem ihr Maas
mit dem Durchſchnitte der Schlagader gleich gros iſt (z).
Es wird aber dieſe Staͤrke der Klappen von ihren Seh-
nenfaſern vermehrt, damit ſie deſto leichter den Stoß
von
[789]Die Bewegung des Herzens.
von dem Blute, das ſich zuruͤkke zu laufen beſtrebt, auf-
halten moͤgen, ohnerachtet ihre ſehnenhafte Beſchaffen-
heit nicht allzu geſchikt dazu iſt, daß ſie eine reizbare und
zuſammenziehende Kraft daher erhalten ſollten (a). Jn
der That halten ſie die Luft (b), die man nach dem Her-
zen zu hinein blaͤſet, ingleichen das eingeſprizte Wachs,
gemeiniglich von dem Herzen zuruͤkke, und ſie zerreiſſen
nicht ehe, als bis ſie eine Gewalt ausgeſtanden, die 63
Pfunden gleich iſt (c). Bei einem lebendigen Thiere
kommt, wenn man gleich die Aorte unterbindet, dennoch
nicht das mindeſte in das Herz zuruͤkke, weil ſich die
Schlagader in ihrer Ausdehnung erhaͤlt, ſonſt aber ohn-
fehlbar zuſammenfallen wuͤrde, wofern ſie ſich in das
Herz ausleeren koͤnnte (d). Jndeſſen haben ſich doch ei-
nige gefunden, welche vermuthet haben (e), daß etwas
Blut bei einem Menſchen, der das Fieber haͤtte und voll-
bluͤtig waͤre, zuruͤkkeflieſſe, und ich habe verſchiedene mal
an dem klopfenden Herzen einer Frucht wahrgenommen,
daß ein Theil des Blutes aus der Aorte in die linke Herz-
kammer zuruͤkgelaufen ſey. Allein dieſes kommt mit der
natuͤrlichen Beſchaffenheit eines geſunden und vollkomme-
nen Koͤrpers nicht uͤberein. Denn derjenige Strom des
Blutes, welcher von der zuſammengezogenen Aorte in
Bewegung geſezzet worden, und ſich bemuͤhet in das Her-
ze zuruͤkke zu treten, der findet das Herz bereits ganz an-
gefuͤllet, und er hat den Widerſtand derer Blutſaͤulen
gegen ſich, welche jezo mit dem groͤſten Nachdrukke aus
dem Herzohre in das Herze zu kommen ſuchen, und das
Widerſtreben der Klappen mit unterſtuͤzzen helfen. Waͤ-
re aber wirklich ein offener Weg zwiſchen den halbmon-
denfoͤrmigen Klappen vorhanden, ſo wuͤrde dieſe dazu
kommende Menge Bluts, wenn ſie ſich mit dem gehoͤri-
D d d 3gen
[790]Viertes Buch. Das Herz.
gen Vorrathe des aus denen Blutadern herauskommen-
den Blutes vereiniget, ſodann ohnfehlbar die linke
Herzkammer uͤber ihr gewoͤhnliches Maaß weiter aus-
dehnen, und nach mehrmaliger Wiederholung ſolcher Aus-
dehnungen, endlich dem an ſich ſonſt mit einer ziemlichen
Staͤrke begabten Fleiſche des Herzens Gewalt anthun,
daß alſo das Herze ſelbſt wie ein Schlagaderſak aufſchwel-
len muͤſte. Man wird auch in der That wahrnehmen,
daß ſich dieſes allemal eraͤugne, ſo oft die halbmondenfoͤr-
migen Klappen knochig, oder knorpelhaft, oder mit Stein-
chen angefuͤllet, und ſteif geworden ſind, und folglich
aufgehoͤrt haben, ſich vom Blute ausſpannen zu laſſen,
und die Muͤndung der Aorte zu verſchlieſſen.


Es entſtand alſo ein Herzgeſchwulſt, als zwo von de-
nen halbmondenfoͤrmigen Klappen knorplich, und die
dritte gar zu Knochen geworden war (f). Als die Klap-
pen der Aorte an die Waͤnde dieſer Schlagader ange-
wachſen waren, ſo erfolgte ein ploͤzlicher Tod darauf,
und man fand das Herz ungemein erweitert (g). Der
Pulsſchlag blieb aus, die Glieder wurden von dem kalten
Brande angegriffen, und es hatte das Herz eine unge-
woͤhnliche Groͤſſe bekommen, da die in Knochen verwan-
delte Klappen der Aorte deren Muͤndungen nicht mehr
verſchlieſſen konnten (h). Als eben dieſe Theile zu Kno-
chen geworden waren, und dem Blute die Ruͤkkehr in
das Herz verſtatteten, ſo war das linke Herz ungemein
erweitert (i). Als die Klappen der Aorte ſich zuſammen-
gezogen hatten, daß daher das Blut Gelegenheit bekam,
in das Herz zuruͤk zu treten, ſo fand man die linke Herz-
kammer
[791]Die Bewegung des Herzens.
kammer mehr erweitert, als die rechte (k). An einem
Waſſerſuͤchtigen waren die Aortenklappen mit einer kalk-
artigen Materie erfuͤllt, und davon die linke Kammer
noch einmal ſo dik aufgetrieben, als ſie ordentlicher Wei-
ſe zu ſeyn pflegt (l). Da uͤbrigens hier das Blut der
Aorte ein ſtaͤrkeres Reiben auszuſtehen hat, ſo werden
auch dieſe Klappen oͤfterer, als die ſigmafoͤrmigen Klap-
pen, von den Verhaͤrtungen und knochenartigen Schup-
pen verderbet.


§. 19.
Die Zeitraͤume, innerhalb welchen die Theile des
Herzens, in den Herzſchlaͤgen auf einander folgen.
1) Es ſchlagen die Blutadern, die mit dem
Herzen zuſammenhaͤngen.


Die Zeiten, worinnen die verſchiednen Theile des
Herzens ſich wirkſam bezeigen, ſind nun das erſte, da-
von wir weiter zu reden haben. Es verengern ſich dem-
nach die Holadern zu eben der Zeit, als es die Lungen-
blutadern thun, und ſie erfuͤllen alsdenn die Herzohren
mit Blut. Jch habe dieſes oͤfters bei meinen leztern
Verſuchen wahrgenommen, jedoch alſo, daß die Bewe-
gung der Holader laͤnger anhaͤlt, und dieſelbe ſich bis-
weilen gegen die lezte, wenn der Tod herannahet, noch
etliche mal zuſammenziehet, da es zu ſolcher Zeit die Lun-
genblutadern nur einmal thun.


Wir wollen diejenige Zeit, in der ſich die aus dem
Herzen kommende Blutadern an einem geſunden Men-
ſchen verengern, die erſte nennen. Es werden in ſol-
cher Zeit die Herzohren und die Sinus angefuͤllet, wel-
ches zwar nicht ploͤzlich geſchiehet, ob es gleich der Schnel-
D d d 4ligkeit
[792]Viertes Buch. Das Herz.
ligkeit wegen alſo zu erfolgen ſcheint, ſondern es wird
zuerſt derjenige Theil angefuͤllet, der ſich am naͤchſten bei
der Blutader befindet, hernach die davon etwas entfern-
ten Gegenden des Herzohres, und zulezt die Anhaͤnge
beider Vorkammern des Herzens, jedoch dergeſtalt, daß
ſich die ganze Vorkammer des Herzens, entweder die
rechte, oder die linke, innerhalb einer Seeunde, bei ſol-
chen Perſonen, die einen ſehr langſamen Herzſchlag ha-
ben, mit Blut erfuͤllt. Aus der Urſache muß man hier
billig die Erinnerung beifuͤgen, daß man nicht etwa ei-
nige Ausdruͤkke des Boͤrhaave(m) in dem Verſtande
nehme, zu welchen ſie in der That dem erſten Anſehen
nach veranlaſſen koͤnnen. Es ſcheinet dieſer vortrefliche
Mann (n) eine beſondere Zeit feſt zu ſezzen, darinnen der
Sinus angefuͤllet wird, und wieder eine andre, welche
auf die erſtere zunaͤchſt folgen ſoll, innerhalb welcher das
Blut in das Herzohr eindringt: ſolchergeſtalt wuͤrde
folgen, daß der Sinus durch die Blutader, das Herzohr
aus dem Sinus, und die Kammer aus dem Herzohr an-
gefuͤllet wuͤrde, und es wuͤrde ſich hinwiederum der Si-
nus und die Kammer zu gleicher Zeit zuſammenziehen.
Dergleichen Zeitfolgen aber weichen voͤllig von der Wahr-
heit ab. Es lieget zwiſchen dem rechten Ohre und dem
Sinus keine Klappe, und kein Unterſchied, welche hin-
dern koͤnnten, daß nicht die Holader gleicher maſſen das
Herzohr und den Sinus mit einem und eben demſelben
hineingetriebnen Blutſtrom anfuͤllen ſollte. Endlich
machet der rechte Sinus (n*) nicht einmal eine vollſtaͤn-
dige Hoͤlung aus, und er beſtehet nur allein aus dem
hintern und rechten Theil dieſes Behaͤltniſſes, deſſen
vordre Seite von der wirklich gegitterten Subſtanz des
Herz-
[793]Die Bewegung des Herzens.
Herzohres gebildet wird. Der linke Sinus macht hin-
gegen allerdings die ganze Hoͤlung aus, deren Anhang
und innerer Winkel dasjenige iſt, was man das Herzohr
nennt. Es kann aber das Blut auf keinerlei Weiſe aus
der Lunge in das Herzohr kommen, wenn es nicht vor-
her in den Sinus gelangt: und es kann auch aus dieſem
Ohre nicht in die Kammer eindringen, daß es nicht zu-
vor durch den Sinus ſollte gegangen ſeyn. Jch habe
dieſes mit Fleiß ſo umſtaͤndlich erinnert, weil Peter Si-
mon Rouhault(o), der nicht unter die ſchlechteſten
Schriftſteller gehoͤrt, die von dem Herzen geſchrieben ha-
ben, ſich in ſeinem Vortrag nach den Ausdruͤkken des
Boͤrhaave gerichtet hat.


Jch muß hier aufrichtig geſtehen, daß es Verſuche
gebe, welche uns einigermaſſen veranlaſſen koͤnnten zu
glauben, daß einige Zeitfolge bei der Anfuͤllung der gan-
zen Vorkammer des Herzens ſtatt habe. Alſo habe ich
ſelbſt geſehen, daß der erſte rechte Theil vom Herzohre
an einem Froſche (p), von der zuſammengezogenen Hol-
ader zuerſt mit Blut angefuͤllet ward, und daß hierauf
erſt die Reihe an das linke Stuͤk kam, und nach dieſen
an die Herzkammer. Desgleichen habe ich auch beob-
achtet, daß am rechten Herzohre eines Hundes, der obe-
re Anhang ſein Blut von dem unteren Theile des Ohres,
wenn ſich ſolches zuſammenzog, allezeit erhielt (q).


Es iſt aber dieſe Zeitfolge von der Natur uͤberhaupt
mit allen Arten von Bewegungen verbunden, und ſie
findet bei den Herzkammern eben ſowol ſtatt (r), indem
dieſer und jener Theil derſelben nicht zu gleicher Zeit, ſon-
dern in den zwoen naͤchſten Zeitpunkten, mit Blut ange-
fuͤllet wird. Es dauren aber dieſe ganz kleine Zeitpunk-
te, worinnen die verſchiedenen Theile des Ohres, oder der
D d d 5Kam-
[794]Viertes Buch. Das Herz.
Kammer angefuͤllet, oder verengert werden (s), wenn
man ſie zuſammen nimmt, eben nicht laͤnger, als ein gan-
zer Herzſchlag, und ihre Summe ſtehet mit einem einzi-
gen Pulsſchlag, oder dem ſechzigſten Theil von einer Mi-
nute, in gleicher Verhaͤltniß; ich werde aber dieſes Maaß,
welches ich fuͤr die Bewegung einer einzigen Hoͤle des Her-
zens jezo von dem Boͤrhaave angenommen habe, anders-
wo genauer beſtimmen.


Einige wegen der Zerlegung lebendiger Thiere uͤber-
all beruͤhmte Maͤnner (t) haben hievon voͤllig das Gegen-
theil behauptet, indem ſie in ihren Schriften gemeldet,
daß die Kammern eben ſo von den Blutadern, wie von
denen Herzohren, angefuͤllt wuͤrden. Es iſt aber keine
von den Blutadern dergeſtalt mit dem Herzen verbun-
den, daß ſie nicht vorher ihr Blut, wie es die Beſchaf-
fenheit ihres Baues ſelbſt ohnumgaͤnglich erfordert, in
den vorwaͤrts befindlichen Sinus ausſchuͤtten ſollte.


§. 20.
2. Es klopfen die zwei Herzohren.


Gleichwie das rechte und linke Herzohr zu gleicher
Zeit mit Blut angefuͤllet wird, die wir daher die erſte
Zeit genannt haben, ſo werden dieſelben auch auf einmal
wieder in der zweiten Zeit ausgeleert (u), und ſchuͤtten
ihr Blut in das Herz aus. Jch habe dieſes bei ſehr zahl-
reichen Verſuchen ſo befunden (x), und die Vernunft
uͤberzeuget uns ſelbſt davon, da der rechte Sinus, bei er-
wachſnen Perſonen, mit dem linken eine gemeinſchaftli-
che Wand hat (x*), hingegen aber in der noch ungebor-
nen
[795]Die Bewegung des Herzens.
nen Leibesfrucht in der That ſich faſt eben eine ſolche Hoͤ-
lung befindet, die hernach bei erwachſnen Perſonen, nach-
dem ſich die Scheidewand gebildet hat, in die rechte und
linke Hoͤlung abgetheilet wird. Es iſt indeſſen an ei-
nem ſterbenden Thiere dieſe beſtaͤndige Vereinigung nicht
vollkommen wahrzunehmen. Denn es ſchlaͤgt in der
That das rechte Herzohr mehrentheils oͤfterer und zu wie-
derholten malen (y), ehe ſich das linke nur einmal zu-
ſammenziehet; und endlich haͤlt das rechte allein, und
zwar ziemlich lange, mit ſeiner Zuſammenziehung an (z),
wenn das linke bereits gaͤnzlich aufgehoͤrt hat ſich zu be-
wegen. Es geſchiehet auch im Gegentheil, und zwar
nicht ſelten, daß man an dem linken Ohre die ſchnelleſten
Bebungen zu derjenigen Zeit wahrnimmt (a), da ſich
das rechte nur einmal zuſammenziehet: desgleichen ge-
ſchiehet es auch, und zwar vermittelſt eines Handgriffes,
daß das linke Ohr zu ſchlagen fortfaͤhret, wenn das rech-
te bereits abgeſtorben iſt (b). Dieſes alles aber erfolget
wider die ordentlichen Geſezze der Natur, und die Be-
wegungen beider Herzohren erfolgen bei einem geſunden
und munkern Thiere allerdings zu gleicher Zeit. Jm
uͤbrigen iſt mit dieſer Bewegung der Ohren zugleich die
Erweiterung des Herzens verknuͤpfet, weil es eine aus-
gemachte Sache iſt, daß die Kammern von dem aus den
Ohren herausgetriebnen Blute muͤſſen angefuͤllet werden.


§. 21.
3. Es klopfen auch beide Kammern.


Auf die Verengerung der Herzohren folget die Zu-
ſammenziehung der Kammern, bei geſunden und warm-
bluͤtigen Thieren (c), ſehr ſchnell, etwas langſamer aber
bei
[796]Viertes Buch. Das Herz.
bei kalten (d) und kraftloſen (e) Thieren, ja zuweilen wird
auch bei warmen Thieren eine ziemliche Zeit dazwiſchen
bemerket (f): ſie erfolget alſo, wie ich geſagt habe, in-
dem nicht allein ich es in ſehr vielen Verſuchen ſo befun-
den habe (g), an der Kazze, am Hunde, der Hausratte,
und am leichteſten unter allen an einem bebruͤteten Huͤn-
chen; ſondern auch ſehr viele Zerleger der verfloſſnen Zei-
ten, die ſich beſtaͤndig mit der Eroͤfnung lebendiger Thie-
re beſchaͤftiget, gleichfalls bezeugen, daß die Bewegung
der Kammern auf die Verengerung der Herzohren fol-
ge (h), auch mit ihren Verſuchen das wechſelsweiſe er-
folgende Zuſammenziehen der Ohren und der Kammern
beſtaͤtigt haben. Es verengern ſich aber beide Kammern
wiederum zu gleicher Zeit (i), und dieſe dritte kurze Zeit
kommt mit der erſten uͤberein, alſo daß die groſſen ſich
zuſammenziehenden Blutadern, die Herzohren in eben
dem Augenblikke mit Blut anfuͤllen, da die verengerte
Kammern ihr Blut in die Schlagadern ausgieſſen. Es
haben auch ſchon unſere Vorfahren in der Zergliede-
rungskunſt, dieſe zu gleicher Zeit erfolgende Bewegung
bei-
[797]Die Bewegung des Herzens.
beider Kammern mit ihrem Zeugniſſe bekraͤftiget (k).
Jch habe auch an geoͤfneten Kammern wahrgenommen,
daß die Zuſammenziehung zu gleicher Zeit geſchehe (k*).


§. 22.
Des Lanciſius Meinung daruͤber.


Es folgen demnach dieſe drei Zeiten immerzu in ei-
ner Verbindung auf einander, alſo daß die Blutadern
und die Herzkammern allemal zu gleicher Zeit angefuͤllet
und ausgeleeret werden, und in der darauf folgenden
Zeit die Herzohren und groſſen Schlagadern ebenfalls
auf einmal ſich mit Blut anfuͤllen, und wiederum davon
entledigen. Es haben nur erſt in dieſem jezzigen Jahr-
hundert einige beruͤhmte Maͤnner dieſe eingefuͤhrte Mei-
nung beſtritten. Es berufet ſich naͤmlich Johann Ma-
ria Lanciſius(l) auf ſeine Verſuche, die er an groſſen
Thieren (m), als an den Pferden, und bei dem klopfen-
den Punkte, oder dem zarten Herzen eines bebruͤteten Huͤn-
chen (n), gemacht haͤtte. Er iſt aber bisher von der ge-
meinen Meinung darinnen eigentlich abgewichen, daß er
zwar geſtand, es geſchehe die Zuſammenziehung des Herz-
ohres um den dritten Theil der Zeit, die dem Herzſchla-
ge gleich waͤre, fruͤher, als die Zuſammenziehung des Her-
zens, und erfolge alsdenn, wenn die Erweiterung der
Herzkammern aufhoͤre; in der zwoten Zeit aber ſolte die
Zuſammenziehung der Ohren, wie er ferner ſagte, zu-
gleich mit dem Anfange des Zuſammenziehens der Kam-
mer geſchehen, und in der dritten Zeit ſollte endlich die
Zuſammenziehung des Herzohres alsdenn erfolgen, wenn
das zweite Drittheil derer Herzkammern zuſammengezo-
gen
[798]Viertes Buch. Das Herz.
gen wuͤrde. Wenn man demnach eine jede Verenge-
rung der Ohren, oder der Kammern, in drei Theile ein-
theilete, ſo wuͤrden die zween leztern Drittheile der voͤl-
ligen Zuſammenziehung des Ohres auf die zween erſtere
Drittheile der zuſammengezognen Kammern fallen, und
es wird, nach der Meinung des Lanciſius(o), welche
Carl Philipp Glaſſ(p) angenommen, und der beruͤhm-
te J. Gottfried Brendel(q) vertheidiget hat, die Zu-
ſammenziehung des Ohres nur um das einzige erſte Drit-
theil eher erfolgen, als die Verengerung des Herzens.


Jch will zwar dem Harvey(r) und Backe(s), wel-
che ſich durch ihre gemachte Verſuche vor andern am mei-
ſten hervorgethan haben, nicht widerſprechen, wenn ſie
behaupten, daß ſich die Bewegung des Herzens ſehr
ſchwer beobachten laſſe, oder dem Walaͤus entgegen
ſeyn (t), der eben um dieſer Urſache willen angerathen
hat, daß man die Erſcheinungen, ſo bei dem Herzen vor-
kommen, an matt gewordnen Thieren, oder an ſolchen
beobachten ſolle, welche ein kaltes Blut fuͤhren. Es iſt
aber dem allen ohnerachtet dennoch diejenige Schwierig-
keit nicht unuͤberſteiglich, von der Lanciſius hinter das
Licht gefuͤhret wurde. Jch habe in der That gar zu oft
an Fiſchen, Froͤſchen, Eidechſen, Raben, Eulen, bebruͤte-
ten Huͤnchen, an Maͤuſen, Ratten, Schweinen, Kanin-
chen, jungen Boͤkchen, Schafen, Hunden, Kazzen, Jgeln,
ohne daß mir der geringſte Zweifel uͤbrig geblieben waͤ-
re, deutlich wahrgenommen, daß ſich die Herzohren viel
ehe mit Blut anfuͤllen, als die Kammern, und daß die-
ſelben, nachdem ſie ſich zuſammengezogen, ebener maſſen
eher ausgeleeret wurden, als ſich die darunter befindli-
che
[799]Die Bewegung des Herzens.
che Kammern von ihrem Blute entledigten, naͤmlich zu
der Zeit, wenn ſich die Kammern in ihrer Erweiterung
befanden, da ſie ſodann eben mit dem rothen Blute, das
die Ohren wieder hineintreiben, ausgedehnet werden:
Kurz darauf ſind die Ohren ruhig, und die Herzkammern
fangen an ſich zuſammen zu ziehen, und treiben ihr Blut
heraus, daß man alſo ganz deutlich die vorher in denen
Ohren ſich aͤuſſernde, und gleich darauf in dem Herzen
erfolgende Zuſammenziehung, von einander unterſcheiden
kann. Endlich hat Lanciſius ſelbſt eben dieſe Erſchei-
nungen bei lebendigen Thieren wahrgenommen (u). An
einem Huͤnchen im Eye kann dieſe Beobachtung am al-
lerleichtſten angeſtellet werden.


Bei einem Thiere, das bald ſterben will, wird hinge-
gen dieſe Ordnung und Zeitfolge, in Anſehung der Wirk-
ſamkeit der Herzohren und der Kammern, merklich ge-
ſtoͤrt. Man wird oft ſehen, daß das rechte Herzohr mit
einer wunderbaren Geſchwindigkeit annoch klopfet, wenn
das Herz bereits ganz ruhig iſt, und keine Veraͤnderung
mehr zeiget, und es wird jenes oͤfters fuͤnf-(x) und ſechs-
mal (y), ja ſechzig- und hundertmal ſchlagen (a), ehe ſich
das Herz ein einziges mal zuſammenzieht. Zuweilen
kann man auch, bei einer allzuſchnellen Bewegung des
Herzens, nicht leicht die vorhergehenden Schlaͤge des
Herzohres unterſcheiden (b). Denn da an einem Thiere,
das alſo gequaͤlet wird, beinahe 140 Herzſchlaͤge in einer
Minute geſchehen, die Zuſammenziehung des Ohres hin-
gegen nicht viel mehr, als den dritten Theil von dieſer
kur-
(c)
[800]Viertes Buch. Das Herz.
kurzen Zeit erfordert, ſo wird dieſelbe innerhalb dem
\{1}{420} Theil einer Minute, oder dem ſiebenden Theile einer
Secunde, folglich gewiß ſo ſchnell geſchehen, daß das Au-
ge beinahe derſelben nicht mehr folgen kann. Es geſchie-
het auch das nicht ſelten, daß nur ein Herzohr, und be-
ſonders das rechte (d), zuweilen aber das linke (e), ſich
bewegt, wenn das Herz bereits lange ſchon, auch wol et-
liche Stunden zuvor, ruhig geblieben. Zuweilen bewe-
gen ſich auch nur die Kammern allein, ohne daß die Herz-
ohren einige Wirkſamkeit aͤuſſern (f). Allein dieſe Un-
ordnungen in Anſehung derer Schlaͤge benehmen dem or-
dentlichen Geſezze der Natur gar nichts, welches ſonſt an
Thieren, die bei Kraͤften ſind, immer uͤberein bleibt, und
von mir bereits nach denen Verſuchen iſt beſtimmet
worden.


Hingegen kann dieſer Saz gar nicht eingeraͤumet wer-
den, daß die Zuſammenziehung der Ohren und der Kam-
mern zu gleicher Zeit ſollte geſchehen koͤnnen. Denn da
erſtlich die Verengerungskraft des Herzohres durch die
Staͤrke derer Kammern ſehr weit uͤbertroffen wird, ſo
wuͤrde daſſelbe ganz vergebens arbeiten und ſich zuſam-
menziehen, da es auf keinerlei Weiſe zu gleicher Zeit ſein
Blut in das ebenfalls zuſammengezogene Herz ausſchuͤt-
ten koͤnnte (g). Ferner muß man aus dem obigen wie-
derholen (h), daß das Herz, wenn es in ſeiner Zuſam-
menziehung begriffen iſt, und ſein Blut forttreibt, dieſes
Blut gegen den haͤutigen Ring der Blutadermuͤndung
fortbewege (i). Es wuͤrde folglich unter der Zuſammen-
ziehung
[801]Die Bewegung des Herzens.
ziehung des Herzens, wie ſie nach des Lanciſius Mei-
nung geſchehen ſoll, dieſer Ring von einander entgegen-
geſezten Kraͤften gedrukt werden, naͤmlich von dem Blu-
te des zuſammengezognen Ohres, welches in das Herz
hinein will, und vom Blute der Kammer, welches den
Blutaderring gegen das Herzohr zutreibt. Solchem-
nach wuͤrde alſo die Natur die Kraft, die ſie auf das Zu-
ſammenziehen der Herzohren verwendete, ganz vergebens,
und noch dazu mit einigem Schaden verſchwenden, weil
indeſſen die widerſtrebende Kraft der Kammer den Klap-
penring an ſeiner nothwendigen Ausſpannung hindern
wuͤrde, wodurch alſo die Eroͤfnung der Schlagadermuͤn-
dung wuͤrde gehindert werden (k). Da auch ferner, nach
dieſer Hypotheſe, zween Theile von der Erweiterung der
Ohren, in der That mit zween Drittheilen der Erweite-
rung der Kammer in einerlei Zeit zuſammenkommen, ſo
wuͤrden gewiß die ganze Zeit hindurch, da das Herz, ver-
moͤge ſeiner Schlaffheit, am geſchikteſten waͤre das Blut
aufzunehmen, die Hoͤlungen dieſes Muskels gar nichts
empfangen, weil die Ohren zu der Zeit, da ſie zumal
ſelbſt ſich in Ruhe befaͤnden, nichts dahin wuͤrden ſenden
koͤnnen. Daher wuͤrde alſo nicht nur die Zuſammenzie-
hung der Ohren, innerhalb denen zween Drittheilen ih-
rer Dauer vergeblich vorgenommen werden, ſondern es
wuͤrde auch eben dieſes innerhalb ſolcher Zeit in Anſe-
hung der Erweiterung des Herzens erfolgen. Man
kann auch hierbei noch die Gruͤnde des vortreflichen
Morgagni(l) in Ueberlegung ziehen, indem derſelbe
ſich, aus Liebe zur Wahrheit, nicht hat entſchlieſſen koͤn-
nen, die Parthie ſeines Freundes zu ergreifen.


§. 23.
E e e
[802]Viertes Buch. Das Herz.

§. 23
Die Gedanken des Nicholls von dieſer Be-
wegung.


Es ſtehet demjenigen, was wir bereits vorgetragen
haben, auch noch eine andere Hipotheſe ungleich mehr
entgegen. Es hat naͤmlich Franz Nicholls, der be-
ruͤhmte Nachfolger und Schwiegerſohn des Mead, eine
von der unſerigen merklich abweichende Zeitfolge, in An-
ſehung derer Bewegungen des Herzens und ſeiner Ohren,
beſtimmet. Denn er ſagt (m), es ſchluͤge in dem erſten
Zeitabſchnitte das rechte Ohr, und triebe ſein Blut her-
aus; im zweiten ſchluͤge die Kammer an eben der Seite;
im dritten die Lungenſchlagader; im vierten ziehe ſich das
linke Herzohr; im fuͤnften aber die linke Kammer zuſam-
men. Solchergeſtalt wuͤrde folgen, daß entweder die
Zuſammenziehung, oder die Erweiterung des rechten Oh-
res, denn es iſt beides einerlei, mit der Erweiterung oder
dem Zuſammenziehen des linken Ohres auf einerlei Zeit
fiele; in dem naͤchſt darauf folgenden Zeitabſchnitte wuͤr-
de hingegen die rechte Kammer alsdenn eigentlich ſchla-
gen, wenn ſich die linke Kammer erweiterte; und ſolchem-
nach wuͤrde allemal das rechte Ohr in dieſer, und das lin-
ke zu einer andren Zeit ſchlagen, mithin alſo weder das
Schlagen, noch das Nachlaſſen beider Kammern jemals
auf einmal, oder zu einerlei Zeit erfolgen.


Es erhellet hieraus ganz deutlich, daß man den Bau
des Herzens und der Ohren mit dieſer Hipotheſe nicht zu-
ſammenreimen koͤnne. Denn es hat das rechte Herzohr
mit dem linken eine gemeinſchaftliche Wand (n), welche
man die Scheidewand derer Buchten (ſinus) nennet. Es
iſt aber in der That etwas widerſprechendes, daß die Zei-
ten
[803]Die Bewegung des Herzens.
ten, darinnen ſich das rechte und das linke Ohr zuſam-
menziehen, verſchieden ſeyn ſollen, indem die Faſern des
rechten Ohres, mit den Faſern des linken, an dieſer Schei-
dewand verwikkelt ſind, und untereinander zuſammenhaͤn-
gen, folglich alſo, wenn ſie ſich zuſammenziehen, noth-
wendig beide Ohren zugleich verengern, und wenn ſie
wieder nachlaſſen, auch alsdenn dieſelben erweitern muͤſ-
ſen. Es wuͤrde alſo ungereimt ſeyn, wenn man ſagen
wollte, es zoͤge ſich dieſe Scheidewand der Herzohren
darum zu einerlei Zeit zuſammen, weil ſich der linke Si-
nus zuſammenzieht, und daß ſie dennoch wieder ſchlaff
werde, weil der rechte Sinus zu eben der Zeit von ſei-
ner Spannung nachlaͤſſet. Hierzu kommt noch, daß die
zwei Ohren bei einem in Mutterleibe annoch befindlichen
Kinde in der That eine einzige Hoͤlung ausmachen, wel-
che durch eine unvollſtaͤndige Scheidewand noch nicht
voͤllig abgetheilet iſt.


Es erfolget aber auch eine weit genauere und unzer-
trennlichere Vermiſchung derer fleiſchigen Faſern der Herz-
kammern in der Scheidewand deſſelben (o), indem der
rechten Kammer ihre in die linke, und hinwiederum der
linken ihre in die rechte hinuͤber gehen, daß alſo aber-
mals, wenn die Faſern der rechten Herzkammer angezo-
gen werden, auch die aus der linken dahin laufende ſich
zuſammenziehen muͤſſen, und daß dagegen diejenigen Fa-
ſern der linken Kammer zuſammengezogen werden, wel-
che aus der rechten Kammer nach dieſer linken hingehen.
Es iſt mir zwar mehr als zu wohl bekannt, daß an ei-
nem Muskel etliche Faſern wirkſam ſeyn koͤnnen, wenn
die uͤbrigen ruhig bleiben. Es geſchiehet aber dieſes nur
allein bei denen geraden, parallelen, und durch bloſſes
Fett verbundnen Schnuͤren, durch welche die groſſen
Muskeln mit einander vereiniget werden.


E e e 2Fer-
[804]Viertes Buch. Das Herz.

Ferner bekraͤftigen auch alle bereits oben ſehr haͤufig
angefuͤhrte Beobachtungen (p) durchgaͤngig dieſen Punkt,
daß ſich die zwei Herzohren in der That zu gleicher Zeit
entweder zuſammenziehen und blaß werden, oder in ihrer
Anſtrengung wieder nachlaſſen, und, nachdem ſie mit
Blute angefuͤllet worden, wieder roth werden; inglei-
chen, daß ſich auch die Kammern ebenfalls in einerlei
Zeit zuſammenruͤmpfen, hart werden, und ihre Herzſpizze
zuruͤkke ziehen, oder wieder glatt und weich werden, und
die Herzſpizze gerade ausſtrekken.


Es verlieren auch dieſe Verſuche dadurch nichts von
ihrer Glaubwuͤrdigkeit, wenn zuweilen an einem kraft-
loſen und ſterbenden Thiere, bald das rechte Ohr eine
Zeitlang ohne das linke wirkſam iſt (q), bald aber auch
die rechte Kammer ohne die linke zuſammengezogen
wird (r). Denn das ſind blos ſolche Zufaͤlle, die ſich
bei dem herannahenden Tode, und denen dabei erfolgen-
den Unordnungen in der Natur, einzufinden pflegen,
wenn entweder die rechte Kammer fuͤr ſich allein zu ſchla-
gen fortfaͤhrt (s), da indeſſen die linke, aus beſondern
Urſachen, die wir an einem andern Ort anfuͤhren wollen,
in Ruhe iſt, oder da die linke von dem noch uͤbrigen Reize
allein noch fortwirkt, und die rechte dagegen leer iſt, auch,
weil ſie von allem Reizze frei iſt, bereits aufgehoͤret hat
die Lebenskraͤfte zu aͤuſſern (t); es iſt aber dieſe Erſchei-
nung ſehr ſchwer, und gemeiniglich nur unvollkommen,
durch die Kunſt nachzuahmen (u). Sonſt ſtimmet auch
dieſe Erſcheinung mit der Meinung des Nicholls gar
nicht uͤberein, da wir allemal geſehen haben, daß eine
einzige Kammer allein ſich zuſammengezogen, die andre
aber unbeweglich geblieben und ruhig geweſen, und keine
Ab-
[805]Die Bewegung des Herzens.
Abwechſelung von Zuſammenziehungen jemals in beiden
Kammern ſtatt gefunden habe.


Uebrigens muͤſſen wir noch denjenigen beſondern
Scheingrund widerlegen, welcher dem Nicholls zu ſei-
ner angenommenen Meinung Anlaß gegeben hat. Man
ſezze demnach voraus, daß das rechte Herzohr in dem er-
ſten Zeitpunkte ſchlage, und ſich von ſeinem Blute entle-
dige; daß im zwoten die rechte Kammer gleichergeſtalt
zuſammengezogen und ausgeleeret werde; im dritten die
Lungenſchlagader ihr Blut in die ihr zur Geſellſchaft ge-
gebene Blutader ausſchuͤtte; im vierten die Lungenblut-
ader ihren Vorrath in den linken Sinus bringe; im
fuͤnften der linke Sinus ſein Blut in die auf eben dieſer
Seite befindliche Kammer ausleere, und im ſechſten die-
ſe Kammer ihr Blut in die Aorte ausſchuͤtte: ſo werden
auf dieſe Weiſe ohnſtreitig, wie es auch in der angenom-
menen Meinung angegeben wird, die Zeiten, wenn ſich
das rechte und linke Ohr ausleeren, auf einen Punkt fal-
len, da ſie aus 1 und 5 beſtehen, und die Zeiten, welche
ungleiche Zahlen haben, allemal in einem Punkt zuſam-
menkommen; ingleichen wird das Ohr, welches ſich in
dem erſten Zeitpunkte zuſammenziehet, wieder in dem drit-
ten, fuͤnften und ſiebenden zuſammengezogen werden, und
die Kammern werden gleichfalls zu eben derſelben Zeit
ſchlagen, naͤmlich in dem zweiten und ſechsten Zeitab-
ſchnitte. Wir haben hier nichts anders, als was Ni-
cholls
lehrt, zum Grunde geſezzet, auſſer daß wir dem
Blute einen laͤngern Aufenthalt in der Lunge zugeſtan-
den, da dieſer beruͤhmte Mann behauptet, daß es in einer
einzigen Secunde (wenn in einer Minute 60 Pulſirun-
gen geſchehen,) durch die Schlag- und Blutader der Lun-
ge gehe, welches in der That eine ganz unglaubliche Ge-
ſchwindigkeit iſt; da wir hingegen ſezzen, daß es in zwoen
dergleichen Secunden durch die Lunge gefuͤhret werde.
Solchemnach wird in den Lungenblutadern eben das ge-
E e e 3ſchehen,
[806]Viertes Buch. Das Herz.
ſchehen, was von den Holadern bereits zum Ueberfluß
bekannt iſt (x), naͤmlich daß ſie zu der Zeit mit Blut an-
gefuͤllet werden, wenn der linke Sinus eben in ſeiner Zu-
ſammenziehung begriffen iſt, und daß ſie ſich kurz darauf
in den wieder erweiterten Sinus ausleeren.


Es wendet zwar dieſer beruͤhmte Mann dagegen ein,
es folge aus dieſer unſrer Aufloͤſung der Frage, welche er
nach ſeinem ſcharfſinnigen Verſtande leicht vorherſehen
konnte, daß die Lungenblutader eben ſowol ſchlagen muͤſ-
ſe, wie die Schlagadern, indem ſie nach unſerer Hipo-
potheſe in der erſten Secunde das Blut von der Schlag-
ader aufnimmt, und in der zwoten in den Sinus ausgieſ-
ſet: und das haͤlt dieſer vortrefliche Mann fuͤr etwas un-
gereimtes. Allein es kann dasjenige, was die Sinnen
ſelbſt beweiſen (y), nichts widerſinniges ſeyn, und man
ſiehet ganz deutlich, daß die Lungenblutadern eine ſchla-
gende Bewegung haben. Geſezt aber auch, man koͤnn-
te an dieſer Blutader gar keinen Pulsſchlag wahrneh-
men, ſo wuͤrde Harvey deswegen dennoch nicht un-
recht haben. Denn es koͤnnte ja die Staͤrke die-
ſer Blutader nur allein gegen die ſtoſſende Kraft der
Schlagader groͤſſer ſeyn: und die Lungenblutader koͤnnte
ebenermaſſen keine Pulſirung haben, gleichwie dieſelbe
bei den Schlagadern kalter Thiere mangelt (z), welche
indeſſen doch durch die eigene Kraft des ſehr nahe liegen-
den Herzens mit Blut verſehen werden. Man kann hier-
bei dasjenige nachſehen, was hieruͤber von den Edimbur-
ger Aerzten (a), und von dem vortreflichen erſten Leib-
arzte (b), fuͤr unſre vorgetragne Meinung, oder gegen die
Erklaͤrung des vorgemeldeten beruͤhmten Mannes, iſt an-
gefuͤhret worden.


§. 24.
[807]Die Bewegung des Herzens.

§. 24.
Das Ende derer Bewegungen der Kammern,
der Ohren, der Holader und der Lun-
genblutader.


Bisher haben wir vieles von der Bewegung des
Herzens beigebracht, nunmehro muͤſſen wir auch noch
etwas von der Ruhe deſſelben hinzufuͤgen. Es er-
folgen naͤmlich, bei einem in den lezten Zuͤgen liegenden
Thiere, die Zuſammenziehungen des Herzens allmaͤlich
ſchwaͤcher (c), und werden nach dem Maaſſe der Schwaͤ-
che immer geſchwinder (d), woraus dann derjenige wurm-
foͤrmig kriechende Herzſchlag entſtehet, der bei ſeiner un-
gemein ſchwachen Beſchaffenheit ſo ſchnell gehet, daß
man ihn in der That nicht zaͤhlen kann. Hiernaͤchſt er-
folgen auch zwiſchen den Zuſammenziehungen des Her-
zens gewiſſe Zeitraͤume oder Pauſen, die man theils an
dem auſſen bleibenden Pulſe, theils aus dem Athemho-
len erkennen kann, welches bei ſterbenden Thieren oft
auf eine lange Zeit zuruͤkgehalten wird, und gleichſam
erſt von weiten wiederzukommen ſcheinet. Es dauren
dieſe Zwiſchenzeiten auch ſelbſt bei lebendigen Thieren
zwo, bis vier Secunden (e), und endlich ganze Minu-
ten (f) lang. Jn einem bebruͤteten Eye habe ich an-
fangs zehn, nachgehends ſechs, vier, und endlich zween
Pulſe gezaͤhlet, als das Huͤnchen nach und nach ſeine
Kraͤfte verlohr.


Hierauf begeben ſich die linken Hoͤlungen des Her-
zens zur Ruhe, und zwar erſtlich die Herzkammer (g)
E e e 4und
[808]Viertes Buch. Das Herz.
und kurz darauf auch der Sinus derſelben Seite (h), wel-
ches innerhalb einer Viertelſtunde, und einige Stunden
eher erfolget, als das rechte Herzohr zu ſchlagen aufhoͤ-
ret (i).


An der rechten Kammer dauret zwar das Schlagen
ſchon laͤnger (k), doch ſo, daß die Kammer allmaͤlich
nach einer laͤngern Zwiſchenzeit nach dem Herzohre zuſam-
mengezogen wird (l), mithin alſo das Verhaͤltnis der
Schlaͤge des auf dieſer Seite befindlichen Ohres, gegen
die Schlaͤge der Kammer, groͤſſer wird, und ſich um
anderthalb mal (m) und gedoppelt, ja auf die lezte gar
vielfach vermehret (n). Es ſchlaͤget aber auch die Kam-
mer ſelbſt im Anfange ſehr heftig und oft hinter einan-
der, hierauf aber fangen die Schlaͤge an immer langſa-
mer zu werden (o), endlich ſchlaͤgt die Kammer nicht ein-
mal mehr, ſondern es erfolget ich weiß nicht was vor
ein Herzbeben, das ſich uͤber der Oberflaͤche des Fleiſches
ausbreitet (p), alſo daß man ein ſchnelles Zittern um ge-
wiſſe bewegliche Mittelpuncte herum, und an den naͤ-
her liegenden Faſern ein Zuſammenziehen wahrnimmt.


An
[809]Die Bewegung des Herzens.

An der rechten Kammer, und ſo auch an der linken,
ziehet ſich dagegen die Herzſpizze (q) zu allerlezt, und von
freien Stuͤkken zuſammen, und behaͤlt zugleich ihre reiz-
bare Natur. Jch habe beobachtet, daß, nachdem be-
reits das ganze Herz ruhig war, nach Verlauf zwoner
Stunden die Spizze ſich gekruͤmmet, und daß die Be-
wegung des Herzens von neuen wieder angegangen, als
man gedachte Spizze gereizet, dahingegen, wenn man
das ganze uͤbrige Herz reizete, nicht die geringſte Bewe-
gung mehr konnte erreget werden. Nach der Herzſpizze
behielt die Herzſcheidewand am laͤngſten noch die Bewe-
gung und Reizbarkeit (r). Daß ſich aber der Herzgrund
am laͤngſten bewege, das iſt zwar vorgegeben, aber durch
keine Verſuche beſtaͤtiget worden (s).


Wenn demnach nun auch die rechte Kammer matt
geworden, oder, nachdem man ſie zerſchnitten hat, voͤl-
lig in Ruhe geblieben iſt, ſo pflegt gemeiniglich die Be-
wegung in dem rechten Herzohre noch eine Zeitlang (t)
anzuhalten. Jch habe wahrgenommen, daß ſie alſo
noch eine halbe (u), eine ganze (x), auch zwo (y), ja gar
ſieben Stunden gedauret hat (z). Bei einem Aale habe
ich geſehen, daß dieſer Theil ſich noch fuͤnf (a) und ſechs
Stunden lang beweget, und bei einem Hunde hat We-
pfer
eben dieſes ſechs Stunden lang beobachtet (b). An
E e e 5einer
[810]Viertes Buch. Das Herz.
einer Schildkroͤte ſchlug gedachtes Herzohre dreißig Stun-
den darnach, als das Herze bereits ſtille geworden war (c),
ja es klopfete daſſelbe auch noch, als man es ganz allein,
ohne das Herz, in dem Koͤrper eines Froſches zuruͤkge-
laſſen hatte (d). Unterſuchet man nun, welches eigent-
lich derjenige Theil am Herzohre iſt, der ſo lange fort-
faͤhret ſich zu bewegen, wenn alles uͤbrige ſchon ruhig
worden, ſo iſt ſolches bisweilen die Spizze des An-
hangs (e), zur andern Zeit derjenige Theil, der mit der
Holader zuſammengrenzt (f), und vornaͤmlich der un-
tere Theil (g) geweſen.


Es hat alſo Galenus ganz recht (h), wenn er die-
ſes Herzohr, gleichwie auch Harvei(i), fuͤr denjenigen
Theil haͤlt, welcher am ſpaͤteſten ſtirbt. Eben dieſes
Ohr laͤſt ſich auch am allerlaͤngſten, und am leichteſten
aus der Ruhe wieder in die Bewegung bringen (k), und
es uͤbertrift in dieſem Stuͤkke die Kammer ſelbſt (l), wenn
man es mit warmen Waſſer (m), mit Einblaſung der
Luft (n), oder auf andre Weiſe dazu reizet. Hiernaͤchſt
iſt auch die Bewegung deſſelben recht lebhaft (o), und
die Schlaͤge folgen oͤfter auf einander, als an dem lin-
ken Herzohre (p).


Jndeſſen geſchicht es doch auch, daß das rechte Herz-
ohr eher aufhoͤrt zu ſchlagen, als ſeine Kammer, und auch
die linken Hoͤlungen des Herzens (q). Es ſind aber dieſe
Bei-
[811]Die Bewegung des Herzens.
Beiſpiele ſehr ſelten, und haben entweder eine beſtaͤndig
anhaltende Blutanhaͤufung, oder andere Urſachen zum
Grunde, welche nicht von der Bauart des Koͤrpers her-
ruͤhren. Es ſchlaͤget aber auch das rechte Herzohr ſelbſt,
oder dasjenige, welches in kalten Thieren ganz allein vor-
handen iſt, allmaͤhlich immer langſamer (r), bevor es
voͤllig ruhig wird. Ueber dieſes kann man auch nicht
laͤugnen, daß derjenige Theil von der Holader, welcher
mit dem rechten Herzohre zuſammenhaͤngt, nicht nur al-
lezeit ſehr lange (s), ſondern auch bisweilen ganz zulezt
geſchlagen (t), und ſogar laͤnger damit angehalten habe,
als das Ohr ſelbſt. Es ſchlaͤget auch ebener maſſen bei
einem ſterbenden Thiere mehrere male nach einander, ehe
ſich das Herzohr nur ein einziges mal zuſammenzieht (u).


An der linken Seite des Herzens wird gleichfalls die
Kammer eher ruhig, als ihr Ohr oder Sinus: und
wenn dieſer leztere aufgehoͤret hat ſich zu bewegen, ſo
ſchlagen die Lungenblutadern noch zulezt (x), und erhal-
ten das Blut wechſelweiſe von der Lunge, und fuͤhren es
in dieſelbe wieder zuruͤkke. So lange das Thier noch
Kraͤfte uͤbrig hat, ſo ſchlaͤgt die Blutader in der Lunge
nach ihrer ganzen Laͤnge hin; wenn es aber matt wird,
ſo zittert nur ein kuͤrzerer Theil von derſelben. Solcher-
geſtalt geſchiehet die Bewegung, ſo lange ſie ſtark iſt, in
den Lungenblutadern und den Holadern zu gleicher Zeit (y);
wenn
[812]Viertes Buch. Das Herz.
wenn aber dieſelbe ſchwaͤcher wird, ſo behaͤlt die Holader
den Vorzug, ſowol in Anſehung der oͤftern Wiederholun-
gen der Schlaͤge, die weit zahlreicher ſind, als in der Lun-
genblutader (z), als auch in Anſehung der Dauer der-
ſelben.


§. 25.
Es dringet die Kraft des Herzens bis in die Haar-
foͤrmige Schlagaͤderchen.


Bisher haben wir die Zeitraͤume angefuͤhret, innerhalb
welchen die Bewegung des Herzens geſchiehet, nun iſt
noch uͤbrig, daß wir die Kraͤfte dieſes holen Muskels be-
rechnen, womit ſich die Phyſiologiſten bereits ſeit langer
Zeit beſchaͤftiget haben. Wer die Sache nur blos oben-
hin betrachtet, der wird ſchon ſogleich gewahr werden,
daß ein ſo kleines Stuͤkchen Fleiſch mit einer groſſen
Kraft begabt ſey; da daſſelbe, wenn man es mit der
Hand ergreifet, keineswegs durch die Staͤrke derſelben
in ſeiner Bewegung kann zuruͤkgehalten, und faſt auch
von keinem Gewichte unterdruͤkt werden, indem bei je-
dem Herzſchlage die groͤſten Gewichte, die man auf die
Bruſt gelegt hat, zugleich mit in die Hoͤhe gehoben wer-
den: da es auch uͤber dieſes fuͤr ſich ganz allein, ſowol oh-
ne Unterlaß, als auch ohne einige Ermuͤdung, in ſeiner
Arbeit fortfaͤhret, und in einer einzigen Stunde fuͤnftau-
ſendmal, ganze hundert Jahre lang, ohne jemals im ge-
ringſten dazwiſchen auszuruhen, ſich fortbeweget; da
hingegen alle uͤbrige Muskeln, die viel groͤſſer und ſchwe-
rer ſind, innerhalb wenigen Stunden dergeſtalt ermuͤden,
daß ſie uns, wenn wir gleich nicht die geringſte Luſt dazu
bezeigen, dennoch zur Ruhe zwingen. Wir muͤſſen aber
billig
(a)
[813]Die Bewegung des Herzens.
billig dieſe einem Wunderwerke ſehr nahe kommende Kraͤf-
te des Herzens genauer auszumeſſen ſuchen.


Das Maaß der Kraͤfte beſtehet in ihrer Wirkſam-
keit, denn die Natur der Bewegung ſelbſt, die ſonſt eine
an ſich ganz bekannte Sache iſt, hat noch keiner unter den
Weltweiſen eingeſehen. Die Wirkung derer Kraͤfte des Her-
zens zeiget ſich durch die Ausſtoſſung des Blutes, welches
aus dem Herzen in die Lungenſchlagader, und in die Aor-
te, folglich auch in die Schlagadern des ganzen Koͤrpers
fortgetrieben wird. Die eigentlichen Grenzen aber von
dieſer Ausſtoſſung ſind von verſchiednen Gelehrten auch
verſchiedentlich beſtimmet worden. Es wird zwar der
Anfang der Aorte oder der Lungenſchlagader, von dem
Blute, welches das Herz herausgetrieben hat, in der
That von allen Seiten ausgedehnt, und zu gleicher Zeit
auch verlaͤngert, und auf ſolche Art wird der Pulsſchlag
hervorgebracht. Wie weit ſich aber dieſe Pulſirung er-
ſtrekke, ob die Kraft des Herzens bis in alle Aeſte der
Schlagadern dringe, oder ob ſie endlich in die Blutadern
uͤbergehe, und das darinnen befindliche Blut, nebſt de-
nen duͤnneren Feuchtigkeiten, weiter forttreibe, das muͤſ-
ſen wir hier noch weiter unterſuchen.


Was nun zufoͤrderſt den Pulsſchlag anbelangt, wel-
cher eine durch das Herz hervorgebrachte Wirkung iſt,
ſo wollen wir anjezo zeigen, daß er bei den Thieren, die
warmes Blut haben, bis zu denenjenigen Schlagaͤder-
chen fortgehe, die nur die Breite von dem ſechsten Theil
einer Linie haben (b), indem der eine Theil eines ſolchen
Schlagaͤderchens, in dem bogenweiſe gekruͤmmten Ge-
daͤrme, uͤber den zwoten Theil fortgeſchoben wird. Jn
dieſer ganzen Gegend findet man dieſes beſtaͤndig an de-
nen Schlagadern, daß das Blut aus einem eroͤfneten
Gefaͤſ-
[814]Viertes Buch. Das Herz.
Gefaͤſſe zu der Zeit mit Gewalt herausſprizzet (c),
wenn ſich das Herz zuſammenziehet, und daß es gelinde
herausdringet, wenn das Herz in ſeiner Erweiterung
ruhig iſt.


Hiernaͤchſt zeigen auch die Verſuche, welche man mit
Beihuͤlfe derer Vergroͤſſerungsglaͤſer anſtellet, daß die
Kraft des Herzens noch uͤber dieſe Grenzen hinauswir-
ke. Man wird demnach an den kleinſten Schlagaͤder-
chen der Froͤſche (d), welche die Breite von einem einzi-
gen oder doch nur von wenigen Blutkuͤgelchen haben,
und deren Durchmeſſer folglich tauſend- und mehrmal
kleiner iſt, als ein Zoll, dennoch wahrnehmen, daß, ſo
bald die groͤſte Schnelligkeit des Schlagaderblutes in et-
was ſchwaͤcher geworden, in der That bei jeder Zuſam-
menziehung des Herzens eine Erſchuͤtterung, und eine ge-
ſchwinde Bewegung derer Blutkuͤgelchen er olge; es wird
auch bei jeglichem Pulsſchlag die gegen das Herz zuruͤk-
tretende Portion von Blute wieder an ihren gehoͤrigen
Ort gebracht, und in ihrer ordentlichen Richtungslinie
gegen die kleinſten Aeſte der Schlagader (e) fortbewegt.


§. 26.
Wirkt vielleicht die Kraft des Herzens auch bis
in die Blutaͤderchen fort?


Man hat daran gezweifelt, ob auch die Kraft des
Herzens das Blut in die Blutader fortbewege (f). Es
ſind desfalls Verſuche vorhanden, woraus erhellet, daß
das Blut in denen kleinſten Blutaͤderchen, durch die Zu-
ſam-
[815]Die Bewegung des Herzens.
ſammenziehung des Herzens ſchleuniger fortgetrieben
werde (g), gleichwie denn auch andere anſehnliche, und
in Anſtellung derer Verſuche ſehr geuͤbte Maͤnner eben
dieſes von denen groͤſſeren Staͤmmen bezeuget haben (h).
Jch koͤnnte die Zeugniſſe derſelben, um die bis in die
Blutadern ſich erſtrekkende Kraft des Herzens zu erwei-
ſen, in ſo weit anwenden, indem ſie in der That bei denen
Thieren, die ſie hierzu gebraucht, wahrgenommen haben,
daß dieſe Kraft bis in die Blutadern wirkſam geweſen ſey,
und daß alſo dieſelbe bis dahin gelangen koͤnne: mithin
wuͤrde mir alſo erlaubt ſeyn, den deutlichen Schluß
hieraus zu machen, daß, obgleich dergleichen beſchleunig-
te Bewegung, bei dem in denen Blutadern befindlichen
Blute, in andren Beiſpielen nicht wahrzunehmen iſt,
dennoch die vermeinende Erfolge, denen die es bekraͤf-
tigen, nichts von ihrer Staͤrke benehmen koͤnnen. Jch
mag mich aber dieſes Arguments nicht bedienen, weil
ich niemals einige Kraft des Herzens an den Blutadern
wirkſam befunden habe (i). Jnzwiſchen will ich aber
dennoch mit andren Gruͤnden erweiſen, daß ſich dieſe
Wirkſamkeit in der That bis dahin erſtrekke. Jn den
Froͤſchen, und andren kalten Thieren, haben die mehre-
ſten Schlagadern wirklich keine Kraft ſich zuſammen zu
ziehen (k), daß alſo allerdings, auſſer dem Herzen, keine
andre Urſache von derjenigen Bewegung vorhanden iſt,
die wir in den Blutadern wahrnehmen: denn wir wer-
den nach der Ordnung zeigen, wie ſo gar wenig die
uͤbrigen Urſachen zu dem natuͤrlichen Umlaufe des Blu-
tes in geſunden Thieren beitragen. Es ruͤhret aber auch
in warmen Thieren ein groſſer Theil der Kraft, des in
denen Blutadern befindlichen Blutes, offenbar von dem
Her-
[816]Viertes Buch. Das Herz.
Herzen her, indem daſſelbe ſich zu derjenigen Zeit ebener
maſſen fortbeweget, wenn ſich die Schlagadern erwei-
tern, und folglich gar keine Wirkſamkeit in ihr Blut
aͤuſſern.


§. 27.
Oder auch bis in die kleinen Gefaͤſſe?


Man kann es mit keinem Verſuche bewaͤhren, ob
auch die Saͤfte der kleinen Gefaͤſſe durch das Herz in
Bewegung gebracht werden, weil man uͤberhaupt weder
an den Flieswaſſergefaͤſſen einen abwechſelnden Stoß
wahrnimmt, noch an den farbenloſen Schlagadern Ver-
ſuche ſind gemacht worden, oder etwa nicht gar zu leicht
koͤnnen gemacht werden. Jndeſſen ſcheinet doch die
Vernunft zu erkennen zu geben, daß dieſe Gefaͤſſe mit
den rothen Blutadern von gleicher Beſchaffenheit ſind,
und daß das Herz uͤber beide Arten dererſelben gleiche
Macht habe. Denn da wir gezeiget haben, daß das in
den Blutadern befindliche Blut von dem Herzen herum-
beweget werde, und die Saͤfte in die mehreſten kleine
Gefaͤſſe eben ſo leicht, als in die Blutadern, hineingetrie-
ben werden (l), mithin alſo die Bewegung aus den
Schlagadern eben ſowol bis in die kleinſten Gefaͤſſe ge-
langet, wie ſie in die Blutadern kommt, ſo ſollte ich
glauben, daß ſich die Kraft des Herzens auch ebenfalls
bis in die kleinſten Gefaͤſſe wirkſam bezeige, wie ſie es in
den Blutadern iſt. Hiernaͤchſt kommt es mir auch ſehr
wahrſcheinlich vor, daß die ſaͤmtlichen Saͤfte in dem
thieriſchen Koͤrper von einer einzigen bewegenden Kraft
im Kreiſe herumgetrieben werden; weil bei einem er-
trunknen Menſchen, oder geſtorbenen Thiere, wo alle
Feuchtigkeiten ſtille ſtehen, das Herz allein vermoͤgend iſt,
die Bewegung wieder herzuſtellen, alſo daß die Saͤfte,
wel-
[817]Die Bewegung des Herzens.
welche zuweilen bereits etliche Stunden lang geſtokket,
in ihren gehoͤrigen Lauf kommen, und das Leben, ohne
daß ein andrer Theil des ganzen Koͤrpers einige Veraͤn-
derung erlitten, auf die vollkommenſte Weiſe wieder her-
geſtellet wird. Hiervon ſollen an einem andren Orte
mehrere Verſuche angefuͤhret werden; inzwiſchen wird
es vorjezo genung ſeyn, wenn ich nur denjenigen Ver-
ſuch anfuͤhre, der von dem Wepfer(m) und andern
Schweizeriſchen Aerzten ſo oft iſt wiederholet worden, da
die durch den Bruſtkanal eingeblaſene Luft, dem Herzen
ſeine vorige Kraft und Lebhaftigkeit, und denen Saͤften
die Bewegung, wieder hergeſtellet hat; oder auch den
andern noch leichtern Verſuch, da die durch die Holader
in das Herz getriebene Luft (n) daſſelbe mit gleichem Er-
folge wieder belebet: oder den ohnlaͤngſt zu Baſel ge-
machten Verſuch, da ein ertrunkner und geſtorbener
Vogel, nachdem man an deſſen gerupften Steiß einen
elektriſchen Funken erreget, vermittelſt der Erſchuͤtte-
rung derer Nerven wieder aufgelebt wurde; oder endlich
noch einen andern genungſam bekannten Verſuch, da
man ertrunkne Perſonen durch Eintroͤpflung des Sal-
miakgeiſtes in die Naſe (o), oder durch Beibringung
eines ſcharfen Klyſtirs (p), oder durch Einblaſung der
Luft in den Mund und die Luftroͤhre (q), oder durch al-
lerlei erregte heftige Schmerzen (r), wieder erwekket.
Denn da in allen dieſen Verſuchen weder die Beſchaf-
fenheit der ſaͤmtlichen Schlagadern, noch die kleinſten
Gefaͤschen im geringſten veraͤndert werden, ſondern man
nur
F f f
[818]Viertes Buch. Das Herz.
nur das Herz, oder die Herznerven zwinget, daß ſie ſich
wieder in Bewegung ſezzen muͤſſen, ſo erhellet daraus,
daß weder in den groſſen, noch den kleinſten Schlagadern,
ſondern allein im Herzen, die Urſache von der Bewegung
der Saͤfte geſuchet werden muͤſſe.


Daß hiernaͤchſt auch die Entwikkelungen in einem
Thiere, und die groͤſten Veraͤnderungen in der ganzen
Bauart, vermittelſt des preſſenden Herzens zuwege ge-
bracht werden, das beweiſen die Jnſekten gar deutlich (s).
Ferner iſt es auch mehr als zu gewiß, daß der Pulsſchlag,
und folglich zugleich der Umlauf des Blutes, ſogleich
aufhoͤret, wenn die Bewegung des Herzens aufgehoben
wird. Solchergeſtalt erfolgte eine ploͤzliche ſtarke Ohn-
macht, als man bei einem lebenden Menſchen das Herz
beruͤhrete (t). Wenn das Herz ruhig iſt, oder aus dem
Koͤrper genommen wird, ſo hoͤrt aller Pulsſchlag von
ſelbſten auf (u), wie ich in unzaͤhlbaren Beiſpielen ſelbſt
geſehen habe. Bey einem jungen Menſchen, wo ein
Theil vom Herzen zu Knochen, und ein andrer Theil zu
Stein geworden war, konnte man ganzer vier und zwan-
zig Stunden lang an der Handwurzel keinen Puls ſuͤh-
len (x). Wenn eine Schlagader unterbunden wird, und
alſo die Kraft des Herzens ſich nicht bis in ihre Aeſte
ausbreiten kann, ſo hoͤrt der Pulsſchlag ploͤzlich unter-
halb dem Bande auf (y), wird aber ſogleich wieder her-
geſtellet, wenn man den Faden wegnimt (z); und es zie-
het endlich eine ſtarke Verwundung des Herzens, oder
eine
[819]Die Bewegung des Herzens.
eine andre Zerreiſſung ſogleich den Tod nach ſich (a):
ohnerachtet in allen dieſen Beiſpielen die Kraͤfte der
Schlagadern, und der kleinſten Gefaͤſſe, ganz unverlezt
geblieben ſind.


Endlich habe ich auch, da ich das junge Huͤnchen oͤf-
ters betrachtet, welches in einem bebruͤteten Eye ver-
ſchloſſen liegt, die erſtaunende Lebhaftigkeit und feurige
Kraft des kleinen Herzchens, welches gegen das Ende
des zwoten Tages ſchon ein wenig haͤrtlich, feſte und beſ-
ſer abgeſezt iſt, gegen den traͤgen und zerflieſſenden Schleim,
woraus das uͤbrige Koͤrperchen beſtehet, und gegen die un-
gemeine Weichlichkeit der Schlagadern, verglichen, wel-
che man ſich kaum in dem vorgedachten Schleime der
Gliedmaſſen und Eingeweide, oder in dem Waſſer des
kleinen Gehirns, in Gedanken vorſtellen kann: ich habe
auch den an ſich ſehr leichten Verſuch des Harvey mehr-
malen wiederholet, da man das bereits kraftloſe Herz in
einem Huͤnchen durch einen Reiz, oder einen Tropfen
warmen Waſſers zu der ſchnelleſten Bewegung wieder
erwekket, die ſich auch in alle Schlagadern der Membra-
nen ſogar fortpflanzt, da man ſonſt nicht vermoͤgend waͤ-
re, auf einige andre Weiſe, durch eine Reizung der
Schlagadern und der Eingeweide auch nur die kleinſte
Bewegung, oder etwas, das derſelben nur auf eine ent-
fernte Weiſe gleich kaͤme, hervorzubringen. Jch habe
aber auch am Menſchen, oder einem warmen Thiere, die
hoͤchſt reizbare Natur des Herzens, gegen die Traͤgheit
der zuſammenziehenden Kraft der Schlagadern, und ge-
gen die gaͤnzliche Schlaͤfrigkeit derſelben in kalten Thie-
ren, ingleichen gegen die unbewegliche Materie aller uͤbri-
gen Theile des Koͤrpers, gehalten. Jch habe ferner die
Faͤhigkeit zur Erregung der Bewegung, und das dauer-
F f f 2hafte
[820]Viertes Buch. Das Herz.
hafte Leben erwogen, welches ſich im Herzen aͤuſſert, der-
gleichen man ſonſten, auſſer denen Gedaͤrmen, an keinem
andren Theil der thieriſchen Maſchine wahrnimmt (b).
Nachdem ich nun alles dieſes genau erwogen, ſo finde ich,
daß die vornehmſte und beinahe einzige Quelle der Bewe-
gungen des Herzens, in dem Herzen ſelbſt zu ſuchen
ſey.


§. 28.
Das Herz iſt das erſte, welches ſich bewegt, und
in den menſchlichen Fruͤchten groͤſſer, als in
andern Koͤrpern.


Es iſt alſo billig, daß ſich das Herz, unter allen Thei-
len eines Thieres, zu allererſt in Bewegung ſezzet. Denn
man erkennet aus dem wechſelsweiſe ſich aͤuſſernden Auf-
huͤpfen, daß diejenige Bewegung, welche man, nach dem
zwoten Tage des Bruͤtens, an dem noch immer weiſſen
und ungefaͤrbten Huͤnchen im Eye wahrnimmt (c), von
dem Herzen herruͤhret. Es zeiget auch das Herz unter
allen Eingeweiden zuerſt ſeine kegelfoͤrmige Geſtalt, ſeine
Feſtigkeit, und ſeine reizbare Natur; es erfuͤllet allein die
Bruſt zu der Zeit, da das Gehirn noch wie eine Molken
anzuſehen iſt, wenn die Lunge noch ganz klein, und an den
Ruͤkken hinaufgezogen, auch gar nicht deutlich zu ſehen
iſt, der Magen, die Leber, das Gedaͤrme, und die Nie-
ren, unter der weiſſen Gerinnung der Gallerte noch ver-
ſtekt liegen, und keine Spur von denen Aermen und
Fuͤſſen vorhanden iſt, auch nur noch ganz wenige Ge-
faͤſſe, welche viel eher Gleiſen, als Gefaͤſſe zu ſeyn ſchei-
nen,
[821]Die Bewegung des Herzens.
nen, laͤngſt der Membrane derer Nabelgefaͤſſe abgebildet
ſind, mithin alſo die uͤbrigen Theile des thieriſchen Koͤr-
pers noch ganz klein und unvollkommen erſcheinen.


Um deswillen iſt nun das Herz in einer Frucht, wenn
man es gegen den uͤbrigen Koͤrper vergleichet, merklich
groͤſſer, und in einem Huͤnchen hat es das groͤſſeſte Ver-
haͤltniß, indem das Herz deſſelben gegen das Ende des
zwoten Tages etwas kleiner als der Kopf, im uͤbrigen
aber dikker iſt als das uͤbrige Koͤrperchen, und den fuͤnf-
ten Theil, oder noch daruͤber, von ſelbigem ausmacht.
Jn einer Frucht, die etwas vollkommener war, verhielte
ſich das Herz, gegen das Herz einer erwachſenen Perſon,
wie 40 zu 24 (d): in einem unzeitig gebornen Kalbe war
das Herz, gegen das Herz einer Kuh, wie 12¾ zu 9¼, oder
wie 51 zu 37 (e). Es iſt aber auch das Herz, nachdem
das Thier bereits zur Welt gebohren worden, dennoch
groͤſſer, als es bei einem erwachſenen iſt (f), und da es
auch zugleich reizbarer iſt, ſo laͤſſet es ſich weit leichter
wiederum in Bewegung bringen (g), ſchlaͤget auch viel
laͤnger, wenn das Thier ſchon todt iſt (h). Aus dieſer
Urſache flieſſet auch innerhalb einer gewiſſen beſtimmten
Zeit mehr Blut durch das Herz eines Knaben, als durch
das Herz einer erwachſenen Perſon, nach der Beſchaffen-
heit der Groͤſſe dieſes Theils. Hingegen nehmen in er-
wachſenen, und bei herannahenden Alter, die Kraͤfte, wie
der Umfang des Herzens, nach und nach ab, und werden
nach dem Maaſſe ſchwaͤcher, wie die Kraͤfte des Wider-
ſtandes wachſen (i).


F f f 3Es
[822]Viertes Buch. Das Herz.

Es iſt aber auch unter den vierfuͤßigen Thieren, und
bei dem Geſchlechte derer Voͤgel, das Herz allezeit bei de-
nenjenigen Thieren groͤſſer, die von kleinerer Statur ſind,
und hingegen kleiner bei denen groͤſſern, nach der Be-
ſchaffenheit der Groͤſſe des ganzen Koͤrpers. Daher kommt
es auch, daß an kleinern Thieren die Herzſchlaͤge zahlrei-
cher ſind, auch eine groͤſſere Lebhaftigkeit, und ein ſtaͤrke-
rer Trieb zum Eſſen und zur Geilheit bei denenſelben ver-
ſpuͤhret wird (l), welches alles bei den groſſen und ſchwer-
leibigen Thieren ſchwaͤcher und langſamer von ſtatten
gehet.


Die Voͤgel haben ein groſſes Herz (m), ſehr haͤufige
und geſchwind auf einander folgende Pulsſchlaͤge, ein ge-
ſchwinderes Wachsthum (n), als man bei den vierfuͤßigen
Thieren wahrnimmt, und ein Herz, das viel reizbarer
iſt (n*).


So findet man auch bei denen wilden Thieren ein
groͤſſeres Herz (n**), bei den zamen aber, und die in Haͤu-
ſern aufgezogen werden, ein kleines, daß demnach in der
That aus dieſer allgemeinen Quelle derer thieriſchen Be-
wegungen die Staͤrke, und aus dem Bewuſtſeyn der
Staͤrke eine kuͤhne Verwegenheit entſtehet. Solchem-
nach haben alſo die Alten unrecht, wenn ſie den furchtſa-
men Thieren ein groſſes Herz zugeſchrieben (o).


Es haben auch ferner die Thiere von maͤnnlichen Ge-
ſchlecht, und die ſtaͤrker und unerſchrokner ſind, ebenfalls
groͤſ-
(k)
[823]Die Bewegung des Herzens.
groͤſſere Herzen, als die von weiblichen Geſchlechte, und
verhalten ſich gegen die lezteren beinahe wie 6 zu 5, und
wie 16 zu 14 (p), jedoch iſt der Unterſchied bei denen
Raubthieren kleiner, als bei den friedfertigen (q). Sonſt
iſt aber auch bei denen abgezehrten Thieren das Herz ge-
meiniglich groͤſſer (r).


Unter den Thieren haben endlich die Fiſche das klein-
ſte Herz (s), als welches bei denenſelben wenigſtens um
achtmal kleiner iſt, als an den Voͤgeln. Unter den Fi-
ſchen haben wiederum diejenigen, welche von rundlichem
Leibe, und zugleich muntrer ſind, ein viermal groͤſſeres,
als die uͤbrige flachleibige, traͤge und langſam fortſchlei-
chende Fiſche (t). Ferner iſt es auch bei den warmen Fi-
ſchen merklich groͤſſer, als an denen kalten, und hat bei al-
len Arten von Wallfiſchen gleiche Groͤſſe mit dem Her-
zen derer vierfuͤſſigen Thiere. Ueberhaupt wird man al-
lezeit finden, daß diejenigen Thiere ſtark von Leibe ſind,
bei denen das Herz gegen den Koͤrper die groͤſſeſte Ver-
haͤltniß hat (u).


Alles dieſes ſtimmet, wo mir recht iſt, mit der von
mir vorgetragenen Meinung vollkommen uͤberein, daß
naͤmlich alle Bewegung des Blutes und der uͤbrigen Saͤf-
te im Koͤrper, ganz allein von dem Herzen herruͤhre. Es
erhellet auch zu gleicher Zeit daraus, daß es unrichtig ſey,
wenn man behauptet, daß in allen Thieren das Herz eine
vierfach ſo groſſe Kraft beſizze, als der Durchmeſſer in
Vergleichung gegen das Thier betraͤgt (x). Denn bei ci-
nigen Thieren hat das Herz gegen den Koͤrper ein groͤſſe-
res, bei andern ein kleineres Verhaͤltniß.


F f f 4§. 29.
[824]Viertes Buch. Das Herz.

§. 29.
Die Einwuͤrfe derer Gegner. Der erſte, den man
von denen Thieren hernimmt, die kein Herz
bekommen haben.


Es haben wider dieſen beſondern Vorzug des Herzens
viele von denen neuern Schriftſtellern ihre Einwendun-
gen vorgebracht, und auſſer dem Herzen noch andre Kraͤf-
te, die das Blut in Bewegung ſezzen ſollen, angefuͤhret,
von denen ſie behaupten, daß ſie entweder von gleicher
Staͤrke mit dem Herzen waͤren, oder wol gar daſſelbe
noch darinnen uͤbertraͤfen. Jch habe ſelbſt in einer be-
ſondern Schrift dergleichen Urſachen (y), ſo viel mir de-
ren durch Verſuche bekannt geworden, erzaͤhlet. Wir
werden uns alſo gleich zuerſt beſtreben, dieſes mit unſern
Grundſaͤzzen zu vereinigen.


Erſtlich ſezzen uns einige vortrefliche Maͤnner dieje-
nigen Geſchichte entgegen (z), welche von menſchlichen
Leibesfruͤchten, die ohne Herz gebildet worden, und von
Menſchen, die bei den heftigſten Krankheiten des Herzens
dennoch haben leben koͤnnen, hin und wieder ſind aufge-
zeichnet worden. Man hat auch in der That von ſolchen
ungebohrnen Kindern nicht wenig Beiſpiele. Ein ſolches
beſonderes hat Winslow(a) beſchrieben, ein anderes
fuͤhret der vortrefliche Leibarzt, Gerard van Swie-
ten
(b) an, wobei die Gefaͤſſe, ohne Herz, in der Bruſt
gleichſam auseinander getheilet waren. Von ſolchen
Krankheiten, die das Herz nach und nach beinahe voͤllig
zerſtoͤret haben, ſind ebenfalls verſchiedene Berichte vor-
handen
[825]Die Bewegung des Herzens.
handen (c). Durch eine Bruſtfiſtel war beinahe alles
Fleiſch am Herzen verzehret worden (d). Jn einem an-
dern Koͤrper war faſt alles Fleiſch am Herzen dergeſtalt
verzehret, daß daſſelbe ganz ſaftlos, runzlich, und wie ei-
ne gebakkene Birn anzuſehen war (e). Nach vorherge-
gangenen ſehr haͤufigen Ohnmachten fand man, daß mehr
als die Helfte des Herzens weggefault war (f). Nach ei-
nem viertaͤgigen Fieber war das Herze welk, und faſt ver-
zehrt (g). Die Lunge, und das Herz ſelbſt waren von
einem Geſchwuͤre verzehrt, das leztere mit dem Herzbeu-
tel zuſammengewachſen, und wie eine leere Blaſe anzu-
ſehen (h). Jn einem Koͤrper war das Herz ſo verzehret,
daß nur die bloſſen Haͤute davon uͤbrig waren (i). Nach
vorher erlittenen Entzuͤndungsfieber mit Seitenſtechen,
findet man oͤfters das Herz faſt gaͤnzlich zerſtoͤrt. Eben
daſſelbe iſt auch vom heiſſen Brande angegriffen, und
die linke Kammer in Knochen verwandelt gefunden wor-
den (k). Man hat das Herz dergeſtalt verzehrt angetroffen,
daß faſt nichts weiter, als eine Spur von der linken Herz-
kammer uͤbrig geweſen (l). Bei einem lungenſuͤchtigen
fand ſich uͤberhaupt gar kein Herz (m).


F f f 5§. 30.
[826]Viertes Buch. Das Herz.

§. 30.
Der zwote Einwurf, welcher von der Bewegung
des Blutes hergenommen iſt, die, nachdem das
Herz herausgeriſſen worden, annoch fort-
dauret.


Es hat aber auch bei unſeren Verſuchen das Blut,
in Thieren von kaltem Blute, und beſonders an Froͤſchen
und Fiſchen (n), wenn man ihnen gleich das Herz aus
der Bruſt geriſſen, oder die groſſen Schlagadern zerſchnit-
ten, zwanzig (o), ſieben und zwanzig (p), dreißig (q), und
ſechs und dreyßig Minuten lang (r), in den Schlag- (s)
und Blutadern ſich gewoͤhnlicher maſſen ſehr deutlich be-
weget, und iſt auf verſchiedene Weiſe, wie man vermit-
telſt derer Vergroͤſſerungsglaͤſer geſehen, fortgetrieben
worden. Es befinden ſich auch noch einige Beiſpiele,
faſt von gleicher Beſchaffenheit, hin und wieder bei an-
dern Schriftſtellern. Denn es leben theils die Schild-
kroͤten noch zwei ganzer Tage lang, nachdem man ihnen
das Herz bereits herausgenommen, da ſich ohne Zweifel
alsdenn die Lebensſaͤfte bei denenſelben noch bewegen muͤſ-
ſen; theils iſt auch an einem kleinen Fiſchgen, bei dem
das Herz bereits ſtille geſtanden, der Umlauf des Blutes
in den Gefaͤſſen des Schwanzes von einigen andern be-
ruͤhmten Maͤnnern beobachtet worden (x); wie denn auch
die Schlagadern, nachdem das Herz bereits zerſtoͤret war,
noch allmaͤhlich alles ihr Blut ausgeſchuͤttet haben (y),
und kuͤnftig noch mehrere dergleichen Exempel, da die
Thie-
[827]Die Bewegung des Herzens.
Thiere auch ohne Herzen gelebet haben, an einem andern
Ort ſollen beigebracht werden (z).


Dieſe Verſuche ſcheinen alſo deutlich zu zeigen, daß
der Lauf des Blutes, ohne einige Beihuͤlfe des Herzens,
fortdauren koͤnne, mithin alſo andere Urſachen muͤſſen
vorhanden ſeyn, wodurch dieſe Fluͤßigkeit in den Gefaͤſ-
ſen herumgetrieben wird.


§. 31.
Der dritte Einwurf, welcher von dem Mangel
derer dazu nothwendigen Kraͤfte hergenom-
men iſt.


Nachdem einige beruͤhmte Maͤnner gezeiget haben,
daß das Herz zu der Bewegung des Blutes nicht ohn-
umgaͤnglich erfordert werde, ſo muſten ſie demnaͤchſt zu-
foͤrderſt zeigen, daß daſſelbe nicht im Stande ſey, derglei-
chen Bewegung hervorzubringen. Daher laͤugneten ei-
nige (a) nur ſchlechtweg, daß eine aus dem Herzen her-
ausgeſtoſſene kleine Portion Bluts vermoͤgend ſey, die
ganze Maſſe derer Saͤfte fortzutreiben: andere (b) fuͤhr-
ten einen Verſuch an, aus welchem erhellen ſollte, daß,
wenn ein Saft durch die kleinſten Gefaͤſſe in einem tod-
ten Thiere hindurchdringen ſollte, ſo muͤſſe derſelbe dop-
pelt ſo hoch herabfallen, als das Vermoͤgen des Herzens
betruͤge. Andere (c) laͤugneten ganz und gar, daß die ab-
wechſelnden Stoͤſſe des Herzens in denen kleinſten Schlag-
aͤderchen empfunden wuͤrden, und daß die Kraft dieſes
Werkzeuges bis zu den rothen Gefaͤßchen hindurchdringe.
Noch andere (d) haben wieder andere Einwendungen vor-
gebracht.
[828]Viertes Buch. Das Herz.
gebracht. Eine groͤſſere Anzahl aber von Gruͤnden hat
Robert Whytt mit vieler Muͤhe zuſammengetragen (e),
weil ihm viel daran gelegen war, daß die Kraft des Her-
zens nicht moͤchte hinlaͤnglich ſeyn, das Blut in Bewe-
gung zu bringen, damit er alſo mit dieſem Vermoͤgen
noch eine andere von ihm neuerlich entdekte Kraft ver-
binden koͤnnte. Er fand alſo erſtlich, bei einer nach den
Keiliſchen Grundſaͤzzen gemachten Rechnung, daß ſich
das Gewichte eines rothen Blutkuͤgelchen (f) gegen einem
Grane, wie 1 zu 50.000,000. verhalte, und folgerte
hieraus, daß die Anſtrengung des Herzens, wenn es ein
Blutkuͤgelchen in ein haarfoͤrmiges Schlagaͤderchen trie-
be, nicht viel groͤſſer ſey, als die gedoppelte Schwere ei-
nes ſolchen Kuͤgelchen (g), und wenn man das Reiben
und die uͤbrigen Urſachen davon abzoͤge, die den Trieb des
Blutes unterbrechen, ſo waͤre ſie nicht einmal ſo groß als
ein Drittheil des bemeldeten Gewichts (h), und es koͤnne
das Herz dergleichen Kuͤgelchen in der That nicht fortbe-
wegen. Hierauf hat nun ferner derſelbe, um desjenigen
nicht zu gedenken, was er gegen die Nervenkraft einwen-
det, das jedoch durch die bei heftigen Zuͤkkungen eines klei-
nen Nerven erfolgende Ueberwaͤltigung eines ſehr groſſen
Gewichtes widerlegt wird, noch von dem Stephan Ha-
les
angenommen, daß die Kraft des Herzens 60 Pfun-
den gleich ſey (i): da aber der innere Umfang der linken
Herzkammer um funfzehnmal groͤſſer iſt, als der Umfang
der Aorte, ſo ſey uͤberhaupt die Kraft des Herzens, mit
der es ſein Blut in die Aorte treibet, nicht einmal zweien
Pfunden gleich (k). Und dennoch giebt er zu, daß das
Blut kaum mit dem zehnten Theile derjenigen Kraft, mit
wel-
[829]Die Bewegung des Herzens.
welcher es in die Aorte herausgegangen iſt, wieder in das
Herz zuruͤkke kaͤme, mithin wuͤrden alſo, laut der ange-
nommenen Hipotheſe, neun Zehntheile von der Kraft
des Herzens zur Heraustreibung erfordert (l). Er glau-
bet auch nicht, daß die Borelliſche Hipotheſe, von denen
faſt unendlichen fortſtoſſenden Kraͤften (m), ſtatt haben
koͤnne, da die Kraft des Herzens durch einen Druk wir-
ke, und nicht zu denen ſtoſſenden Kraͤften gehoͤre (n).
Endlich werde auch die Bewegung in denen aͤuſſerſten En-
den der Nabelblutadern durch eine andere Urſache hervor-
gebracht, weil das Herz nicht vor dem Verlaufe des
zwoten Tages zu ſchlagen anfinge (o).


§. 32.
Man giebt der Kraft des Herzens die Zuſam-
menziehung derer Schlagadern noch
zur Huͤlfe.


Wenn zur Bewegung des Blutes die Kraft des Her-
zens weder erforderlich, noch hinlaͤnglich iſt, ſo folget dar-
aus, daß eine andere Kraft muͤſſe vorhanden ſeyn, von
der das Blut im Kreiſe kann herumgetrieben werden.
Die mehreſten haben hierzu die Zuſammenziehung der
Schlagadern angegeben (p), welche entweder eben ſo
ſtark, oder noch ſtaͤrker, als die Kraft des Herzens waͤre.
Denn diejenigen ſagen nur, daß dieſe Kraͤfte gleich groß
waͤren, welche die Verrichtungen des Herzens und der
Schlagadern dergeſtalt einzutheilen pflegen, daß das
Blut aus dem Herzen in die kleinſte Schlagadern getrie-
ben,
[830]Viertes Buch. Das Herz.
ben, durch die Zuſammenziehung derer Schlagadern aber
in die Blutadern gepreſſet werde (q). Noch andere zie-
hen die Schlagadern dem Herzen vor, weil ſie behaupten,
daß theils die Schlagadern eine groͤſſere Reizbarkeit haͤt-
ten, als das Herz ſelbſt (r), welches allein von den Blut-
adern gereizet wuͤrde, theils auch die Kraft des Herzens
durch den Widerſtand (reactio) derer Schlagadern ver-
mehret werde (s).


Weiter ſagen ſie auch noch uͤber dieſes alles, es trei-
be eine verſtopfte Schlagader in der That, vermittelſt ih-
rer Zuſammenziehungskraft, ihr Blut zuruͤkke (t), und
es leerten ſich ſolchergeſtalt die Nabelſchlagadern aus;
es zeige auch die blaſſe Farbe an einem noch lebenden
Menſchen, welche ſich bei der aͤuſſerſten Schwachheit ein-
findet, offenbar an, daß das Blut aus den kleinſten Ge-
faͤſſen gegen das Herz zuruͤkgehe (u). Sie beweiſen die-
ſe Kraft theils durch die bereits angefuͤhrte Verſuche,
theils durch diejenigen Zufaͤlle, welche ſich einzufinden
pflegen, wenn die Schlagadern nicht zuſammengezogen
werden. Denn es geſchiehet mehrmals, daß dieſelben
knochenhaft werden. Nun, ſagen ſie, werde zwar bei
dieſer vorhandenen Urſache das Blut in den Blutadern
verſammlet, es ſtehe aber nach dieſer Zuſammenhaͤufung
darinnen ſtille (y), indem gleichſam der eine von beiden
Stempeln alsdenn fehle, durch deſſen mit dem Herzen
vereinigte Kraft das Blut bei einem geſunden Menſchen
bewegt wuͤrde, und da derſelbe hinweggenommen waͤre,
ſo
(x)
(z)
[831]Die Bewegung des Herzens.
ſo ſey auch zugleich die halbe Kraft des Umlaufs verloh-
ren gegangen.


Sie fuͤhren aber auch ferner an, daß der Pulsſchlag
in den Schlagadern von der nach und nach zunehmenden
knochenhaften Art dererſelben ſchwaͤcher werde, und der
heiſſe Brand daher entſtuͤnde (a). So fand man an ei-
nem vom heiſſen Brande angegriffenen Korper alle Schlag-
adern erweitert (b).


Andere beruͤhmte Maͤnner haben in den kleinſten Ge-
faͤſſen eine huͤlfleiſtende Kraft geſucht, welche die Schwaͤ-
che des Herzens unterſtuͤzzete. Einige dererſelben neh-
men eine anziehende Kraft (c), oder ein derſelben aͤhnli-
ches Saugen in den kleinſten Gefaͤſſen an, dergleichen
man bekannter maſſen bei denen glaͤſernen Haar Roͤhr-
chen wahrnimmt, welche, indem ſie den Lauf des Blu-
tes in die kleinſten Gefaͤſſe befoͤrdert, dem Herzen alſo zu
Huͤlfe kaͤme. Hieraus erklaͤren ſie, woher es komme, daß
in den todten Koͤrpern die groſſen Schlagaderſtaͤmme faſt
ganz leer, und die kleinſten Aeſtchen voll Blut gefunden
wuͤrden (d).


§. 33.
Es werden auch dem Herzen die Schwingungen
der kleinſten Gefaͤſſe zu Huͤlfe gegeben.


Hiernaͤchſt haben einige neuere Schriftſteller, welche
Beobachtungen anfuͤhren, die mit Vergroͤſſerungsglaͤ-
ſern ſind gemacht worden, die zuruͤktreibende Kraft der
Schlagadern ſelbſt mit Augen geſehen (e), alſo daß das
Blut bald aus ſeinem Stamme in die Aeſte fortgehet,
bald
[832]Viertes Buch. Das Herz.
bald aber wieder aus denen Aeſten in den Stamm zuruͤk-
ke getrieben wird. So hat vormals Malpighius bei
dem Seidenwurm eine entgegengeſezte und wiederkehren-
de Bewegung des Blutes wahrgenommen (f). Es be-
zeuget auch Stephan Hales(g), daß die Kuͤgelchen des
Lebensſaftes, in den Miesmuſcheln, wechſelsweiſe von
den Muͤndungen der Schlagadern angezogen und wieder
zuruͤkke geſtoſſen wuͤrden. Die abwechſelnde Zuſammen-
ziehungen der kleinſten Gefaͤſſe hat Herr Baker(h) an
dem Schenkel einer Wanze beobachtet.


Zu dieſen Erſcheinungen fuͤget J. von Gorter(i),
und der beruͤhmte Robert Whytt(k), die Schwin-
gungs-
oder Schwankungskraft der kleinſten Ge-
faͤſſe, welche noch, auſſer den Kraͤften des Herzens und
der Schlagadern, das ihrige mit beitruͤge, um die Saͤf-
te durch die kleinſten Gefaͤſſe hindurch zu bewegen. Es
zoͤgen ſich naͤmlich von dem Reize des Blutes, oder der
Lebensſaͤfte, die dadurch gereizten Gefaͤſſe wechſelsweiſe
zuſammen, und trieben dieſe Feuchtigkeiten weiter fort,
wie ſich beide beruͤhmte Maͤnner einbilden. Der be-
ruͤhmte Whytt bringet Exempel bei, da die wurmfoͤrmi-
ge Bewegung derer Gedaͤrme offenbar von einem Reize
entſtanden (l): da haͤufige Thraͤnen davon aus dem Au-
ge gelaufen (m), oder vieler Speichel ausgeworfen wor-
den; wozu er auch die Entzuͤndung fuͤgt, naͤmlich den
unter derſelben erfolgenden geſchwindern Lauf des Blu-
tes gegen die gereizten und ſchmerzhaften Orte (n): und
endlich die von dem leidenden Theile ſich weiter hinaus
erſtrekkende Wirkung bei dem Nierenſtein, welcher
an der aͤuſſerſten Gegend der Harnroͤhre Schmerzen er-
reget
[833]Die Bewegung des Herzens.
reget (o). Er beantwortet auch noch einen Einwurf,
den er ſchon zum voraus vermuthete, und laͤugnet, daß
man durch Beihuͤlfe eines Vergroͤſſerungsglaſes die Zu-
ſammenziehung der kleinſten Gefaͤſſe entdekken koͤnne, da
dieſelbe an einem kleinen Gefaͤschen, welches nur um den
\{1}{2000} Theil eines Zolls breit waͤre, nicht groͤſſer als der
\{1}{150} Theil vom Durchmeſſer eines ſolchen Gefaͤschen ſeyn
koͤnne, folglich nur der \{11}{100000} Theil vom Zolle waͤre, und
folglich dem Auge nicht ſichtbar koͤnne gemacht werden (p).
Es kommt auch dieſer gelehrte Mann noch einem andren
Einwurf zuvor. Denn da die kleinſten Gefaͤſſe mit klei-
nen Klappen verſehen ſind, ſo kann man einwenden, es
waͤren ihre Zuſammenziehungen dem Umlaufe derer Saͤf-
te eben ſo nachtheilig, indem ſie dieſelben zuruͤkke treiben,
als ſie ihnen befoͤrderlich ſind, indem ſie ihren Lauf vor-
waͤrts unterſtuͤzzen (q). Er antwortet aber hierauf, es
wuͤrde dieſer Ruͤklauf, durch den Widerſtand des Herzens
ſowol, als der groſſen Schlagadern, abgehalten, und viel-
leicht auch die gleichſam wurmfoͤrmige Bewegung, ver-
mittelſt welcher derjenige Theil vom Gefaͤßchen, der dem
Herzen am naͤchſten iſt, zuerſt, und ſodenn nach und nach
auch der uͤbrige Theil deſſelben der Laͤnge nach zuſammen-
gezogen wird. Er glaubet alſo, es ſey vollkommen er-
wieſen, daß in der kleinen Art von Gefaͤſſen der Umlauf
faſt ganz allein durch ihre Schwingungen geſchehe (r),
und daß uͤberhaupt in dem ganzen Siſtem derer Gefaͤſſe
die Urſache der Bewegung ſich eigentlich befinde.


§. 34.
G g g
[834]Viertes Buch. Das Herz.

§. 34.
Endlich wird auch die Kraft der ausgedehnten
Luft bei dem Herzen zu Huͤlfe ge-
nommen.


Es hat ſchon laͤngſtens der beruͤhmte Hutchinſon(s)
den Dunſt fuͤr die vornehmſte Urſache der thieriſchen Be-
wegung gehalten; der beruͤhmte Huber(t) hat faſt eben
dieſe Meinung angenommen, naͤmlich daß die Waͤrme,
welche blos und allein die Saͤfte derer Pflanzen in Be-
wegung bringt, auch in den Thieren die Haupturſache
von derjenigen Bewegung ſey, durch deren Huͤlfe die Le-
bensſaͤfte herumgetrieben werden. Wir haben naͤmlich
gezeiget (u), daß ſich das Herz am beſten durch die Waͤr-
me zur Bewegung reizzen laſſe; daß man den Pulsſchlag,
der ſchon voͤllig aufgehoͤret hat, an dem in einem bebruͤ-
teten Eye befindlichen Huͤhnchen, und an Thieren, die in
dem Winter-Schlafe ohne alle Bewegung liegen, wie-
der herſtellen, und immer mehr verſtaͤrken koͤnne (x);
daß ein herausgenommenes Herz noch viele Stunden
lang in laulichen Waſſer fortſchlage (y); daß Jnſek-
ten (z), die neugebohrne menſchliche Frucht, und die mit
Mutterbeſchwerungen behaftete Frauensperſonen (a),
blos durch die aͤuſſere Waͤrme wieder zum Leben gebracht
werden. Hingegen vermindert ſich von der Kaͤlte die
Anzahl der Herzſchlaͤge faſt bis um den achten Theil (b),
und
[835]Die Bewegung des Herzens.
und endlich dermaſſen, daß das Herz an der Waſſerſchnek-
ke innerhalb acht Minuten nur ein einziges mal ſchlaͤget (c),
und einige Thiere in der That ganz kalt werden, und in
einen Schlaf verfallen, der dem Tode ſehr aͤhnlich iſt, da
man keine ſichtbare Bewegung derer Lebensſaͤfte wahr-
nehmen kann (d). Daß hingegen die belebende Fruͤh-
lingswaͤrme dieſen tiefen Schlaf wieder hinwegnehme,
und die ganze gleichſam erſtarrete Maſchine, ohne daß
der geringſte Theil des Thieres einige Veraͤnderung erlit-
ten, blos durch die Waͤrme der Luft wieder in Bewegung
gebracht werde (e). Es ſey ferner ganz offenbar be-
kannt, wie geſchwind die Jnſekten von der Kaͤlte ent-
kraͤftet wuͤrden, und ihnen die Luſt zum Eſſen vergien-
ge, von der Waͤrme hingegen zu allerlei lebhaften Bewe-
gungen, Nahrung zu ſich zu nehmen, und zur Fortpflan-
zung ihres Geſchlechtes, aufgemuntert wuͤrden. Daß
aber auch bei vollkommenern Thieren, und in dem klopfen-
den Herze der Frucht, der Pulsſchlag, ſo bald man das Herz
mit kaltem Waſſer uͤbergieſſet, aufhoͤre (f), wie ich dann
auch ſelbſt in einem Verſuche das Herz, welches ich aus ei-
ner Kazze genommen hatte, und das ſehr lebhaft ſchlug, auf
ſolche Art ploͤzlich zum Stillſtehen genoͤthiget.


§. 35.
Eine andere Hipotheſe von der Kraft
der Luft.


Hievon weichet aber die angenommene Meinung des
beruͤhmten Bertier(g) in etwas ab. Dieſer behaupte-
G g g 2te,
[836]Viertes Buch. Das Herz.
te, daß ſich die in den Blutgefaͤſſen befindliche Luft, wenn
ſie erwaͤrmt wuͤrde, ausdehne, wie ſie es in einer Glas-
roͤhre zu thun pflegt, und alſo das Blut forttriebe, auch
ſolchemnach die Haupturſache von der Bewegung des
Blutes ſey. Sie dehne ſich aber um den fuͤnften Theil
ſtaͤrker aus (h), und ſey daher vermoͤgend 25 Pfunde
Blut fortzuſtoſſen (i), indem alles das, was die Maſſe
dieſes Saftes mehr am Gewichte betraͤgt, wegen der Be-
ſchaffenheit der zweiſchenklichten Roͤhre, fuͤr nichts gerech-
net werden koͤnnte: es werde aber das Blut von der Luft
viel geſchwinder fortgetrieben, als ſonſt ein Schuh lang
in einer Secunde ſich fortbewege (k), und es gehoͤre die-
jenige Bewegung des Blutes hieher, von der wir gezei-
get haben, daß ſie auch ohne das Herz noch fortdaure (l),
ingleichen auch diejenige, welche noch an der Holader ei-
nes ſterbenden Thieres ſich aͤuſſert (m). Ferner ſey auch
das Herz nicht die Haupturſache der Bewegung des Blu-
tes, weil ſich dieſer Saft auch zu der Zeit noch bewege,
da das Herz in der Erweiterung begriffen iſt (n). Er
fuͤhret auch das Beiſpiel von dem bebruͤteten Eye an, von
dem man nicht in Abrede ſeyn kann, daß der Druk der
verduͤnnten Luft nicht ſollte, wenigſtens in der Fortbewe-
gung der Eyſaͤfte, das ſeinige mit beitragen. Es hat
indeſſen dieſer beruͤhmte Mann zugeſtanden, wie es auch
bereits vor ihm der beruͤhmte Hutchinſon gethan hat,
daß das Herz die naͤchſtfolgende Kraft bei dem Blutum-
laufe ſey: denn es vermindere die Bewegung derer Saͤf-
te, welche auſſerdem allzu eilig geſchehen wuͤrde (n*); und
dann vermehre es auch die Kraͤfte, die den Umlauf be-
foͤrdern, indem es dieſelben bei der Erweiterung erſpare,
damit
[837]Die Bewegung des Herzens.
damit ſie in der kuͤrzern Zeit des Zuſammenziehens deſto
wirkſamer ſeyn moͤchten (n**).


§. 36.
Beantwortung dieſer Einwuͤrfe.


Jch habe hier die Saͤzze, Verſuche, und Beweis-
gruͤnde derer beruͤhmten Maͤnner aufrichtig vorgetragen,
ohne daß ich ihnen, ſo viel mir moͤglich geweſen, das ge-
ringſte von ihrer Staͤrke benommen. Nun iſt noch zu
zeigen uͤbrig, warum ich, nach genauer Ueberlegung al-
ler dieſer Umſtaͤnde, dennoch bei meiner Meinung be-
harre.


Jch werde zuerſt von der Bewegung derer Saͤfte und
von dem Leben reden, welches entweder ohne Herzen in
der Frucht fortdauret, oder doch nach der ſtarken Verlez-
zung des Herzens in Erwachſenen noch erhalten wird.
Jn dem erſtern Exempel hat ein langſamer Antrieb derer
Saͤfte von der Mutter dazu kommen koͤnnen (o); in dem
andern ſind die Lebenskraͤfte auch mit dem allmaͤlich ver-
zehrten Herzen ohne Zweifel zugleich vermindert worden.
Das noch uͤbrige Stuͤkchen Herz, oder die Herzohren, die
nichts gelitten (p), haben noch ein ſchwaches und unvoll-
kommenes Leben erhalten. An andern Eingeweiden er-
eignen ſich dergleichen Krankheiten ebenfalls auch, und he-
ben dennoch ihre Verrichtung nicht auf, gleichwie die hef-
tigſten Beſchwerungen im Gehirn, die manche Menſchen
eine Zeitlang, bei annoch daurenden Leben, erlitten haben,
deswegen das Vermoͤgen des Gehirnes und derer Nerven,
in Anſehung der Bewegung des Koͤrpers, nicht aufheben.
Beſonders aber kann die langſame Wirkung einer lang-
wierigen Krankheit denen ſo klaren Verſuchen, die ich
G g g 3vor-
[838]Viertes Buch. Das Herz.
vorgetragen habe (q), gar nichts von ihrem Anſehn be-
nehmen.


Es wird aber durch dieſe Verſuche, welche mich ge-
lehret haben, daß in dem Blute, wenn das Herz bereits
zur Ruhe gekommen, doch noch einige Bewegung und
Schwankung uͤbrig bleibe, nach meinem Ermeſſen, die
Bewegung einer Anziehungskraft bewieſen, vermoͤge de-
ren ſich Blut zum Blute geſellet (r). Allein, dieſe Be-
wegung iſt an ſich ſo ſchwach, gelinde, und ungewiß,
daß ſie auf keinerlei Weiſe verdienet mit derjenigen Bewe-
gung verglichen zu werden, kraft welcher das Blut durch
die Gefaͤſſe eines lebenden Thieres hindurchgefuͤhrt wird.
Aus dem fortwaͤhrenden Leben einer Schildkroͤte ohne
Herz, dergleichen Beobachtung man auch von den Froͤ-
ſchen hat (s), erhellet nichts weiter, als daß die Ner-
venkraft, und die Faͤhigkeit derer Muskeln, ſich wirkſam
zu bezeigen, auch ohne die Bewegung des Schlagader-
blutes einige Zeitlang fortdaure.


Diejenigen, welche laͤugnen wollen, daß man die
fortſtoſſende Kraft des Herzens an den kleinſten Schlag-
aͤderchen nicht wahrnehmen koͤnne, haben ihren Verſuch
mit einem muntern Thiere angeſtellt (u). Denn bei ei-
nem matten Thiere, wo das Blut mit etwas mehrerer
Beſchwerlichkeit ſeinen Umlauf fortſezzet, wird das in
denen kleinen Schlagaͤderchen befindliche Blut in der
That, durch einen jeglichen Herzſchlag, ein wenig wei-
ter getrieben. Leeuwenhoͤk ſelbſt hat dieſe Beſchleu-
nigung (x), ingleichen auch Baker(y), zu der Zeit wahr-
genommen, wenn ſich das Thier in dergleichen Umſtaͤn-
den
(t)
[839]Die Bewegung des Herzens.
den befunden hat, und Hales(z), welcher gelaͤugnet
hatte, daß man dieſelbe in den kleinen Schlagaͤderchen
gewahr werden koͤnnte, will dennoch dieſelbe, wie er an
einem andren Orte meldet, an denen kleinen Blutaͤder-
chen beobachtet haben. Wie ſollte ſich nun aber wohl
die Kraft des Herzens bis in die kleinen Blutaͤderchen er-
ſtrekken koͤnnen, wenn keine in den Schlagaͤderchen wirk-
ſam iſt?


Dasjenige, was der beruͤhmte Whytt anfuͤhrt,
darf uns um ſo viel weniger beunruhigen, indem es nur
blos zur Auszierung ſeiner Hipotheſe gehoͤrt. Was auch
derſelbe von den Blutkuͤgelchen gemeldet hat, daß ſie naͤm-
lich von dem Herzen nur blos einen ſolchen Eindruk be-
kaͤmen, der kleiner waͤre, als der dritte Theil von ihrem
Gewichte betruͤge, alles dieſes wird uͤberhaupt durch den
Verſuch widerlegt, da das Blut in kalten Thieren, ganz
allein von dem Herzen, ſehr ſchnell durch die kleinſten und
unbeweglichen Gefaͤschen fortgetrieben wird, und, wenn
daſſelbe herausgeſchnitten worden, ſtille ſtehet (a), hinge-
gen aber, wenn das Herz wieder anfaͤngt zu ſchlagen, ſich
gleichfalls fortbewegt, und durch ſeine vorher bereits er-
wehnte deutliche Erſchuͤtterungen zur Genuͤge zeiget, daß
es ſeine Bewegung von dem Herzen her habe.


Derjenige, welcher die Kraft des Herzens auf zwei
Pfunde ſezt, wodurch doch ganz offenbar 51 Pfunde in
die Hoͤhe gehoben werden, braucht nur ein Gewicht auf
das Herz, die Vruſt, oder die Knieſcheibe eines lebendi-
gen Menſchen legen, und ſo denn zu beobachten, wie viel
Pfunde von der zuruͤkkegebogenen Spizze des Herzens,
oder von dem in eine Schlagader getriebenen Blute, in
die Hoͤhe gehoben werden. Jn der That werden funfzig
Pfunde, die man an dem aͤuſſerſten Ende des Fuſſes an-
G g g 4gehaͤn-
[840]Viertes Buch. Das Herz.
gehaͤnget, bei einem jeden Herzſchlage in die Hoͤhe getrie-
ben (b).


Daß uͤbrigens das Herz das Blut nur fortpreſſe,
nicht aber fortſtoſſe, ſcheinet mir eine bloſſe Spizfindigkeit
zu ſeyn. Dasjenige, was wir Herz nennen, iſt ein Mus-
kel, und es kommt eigentlich allen Muskeln zu, wenn
wir dieſes Wort in dem ſtrengeſten Verſtande nehmen
wollen, daß ſie ſtoſſen; daher ſehe ich nicht, warum die-
ſer beruͤhmte Mann das Herz, welches unter allen Mus-
keln der bewegbarſte, und in der Bewegung der aller-
dauerhafteſte iſt, von dem gemeinſchaftlichen Geſchaͤfte
derer uͤbrigen Muskeln ausſchlieſſen will?


§. 37.
Was eigentlich von der Zuſammenziehungskraft
derer Schlagadern als richtig und gewiß
koͤnne angenommen werden.


Nunmehro wende ich mich zu denenjenigen Kraͤften,
welche man an die Stelle des von ſeinem Amte verdraͤng-
ten Herzens ſezzet. Jch will zwar denen rothen Schlag-
adern ihre Zuſammenziehungskraft nicht abſprechen (c);
ich mag auch, mit einigen Zergliederern von Montpel-
lier (d), nicht behaupten, daß man bei einem lebendigen
Thiere, das warmes Blut fuͤhret, keine Zuſammenzie-
hung der Schlagader wahrnehmen koͤnne. Jch bediene
mich auch keineswegs derer Gruͤnde, die von dem Bau
der Schlagadern hergenommen ſind (e), wider ihre zu-
ſam-
[841]Die Bewegung des Herzens.
ſammenziehende Kraft, ich ſondre aber auch davon die-
jenige Zuſammenziehung ab, welche von der Federkraft
einer getrokneten Schlagader entſtehet; denn dieſe iſt
auch in denen todten Koͤrpern, eine geraume Zeit nach ih-
ren Ableben, annoch vorhanden, indem die mit Talg aus-
geſprizte Schlagadern, wenn man mit der Lanzette nach-
her eine kleine Oefnung in dieſelben macht, nach Verlauf
ganzer Monate einen talgichten Wurm durch ihre Wun-
de herauspreſſen. Und eben dieſer jezt erwehnten, wie
auch der todten Kraft, ſchreibe ich die meiſten Erſcheinun-
gen zu, welche man zum Behuf der Zuſammenziehungs-
kraft dieſer Gefaͤſſe gemeiniglich anzufuͤhren pflegt (f).


Die lebendige Kraft, welche in denen Schlagadern
wirklich vorhanden iſt, ruͤhret eigentlich von denen nicht
ſehr zahlreichen, und wenig empfindlichen Muskelfaſern
her (g), welche man an denen groſſen Schlagadern war-
mer Thiere antrift. Es iſt an ſich richtig, daß dieſe Fa-
ſern von dem herandringenden Blute in laͤngere Bogen
ausgedehnt werden, und es iſt auch daneben ſehr wahr-
ſcheinlich, daß dieſelben kurz darauf, wenn das Herz von
ſeiner Anſtrengung nachlaͤſſet, ſich wieder verkuͤrzen, und
die ganze Laͤnge der Schlagader vermindern, kleinere
Bogen bilden, die Schlagaderroͤhre verengern, und das
Blut weiter forttreiben. Wir ſehen, daß dieſes offenbar
bei einem lebenden und warmen Thiere alſo erfolge, ſo
bald ſich die Schlagader in ihrer Zuſammenziehung be-
findet, und in ſo weit wenden ſie in der That geſellſchaft-
lich mit dem Herzen ihr Vermoͤgen an, um das Blut
weiter fortzutreiben. Uebrigens aber ſind ſie von einer
ſehr ſchwachen Reizbarkeit. Denn nachdem Boͤrhaave
in die Vlutadern eines in Ohnmacht liegenden Thieres
fluͤchtige Salze gebracht hatte, ſo erfolgte keine Bewe-
G g g 5gung
[842]Viertes Buch. Das Herz.
gung davon; hingegen kam ſie den Augenblik wieder, da
er das Herze reizte (h).


Wenn nun aber indeſſen gleichwol die Schlagadern
allerdings etwas zu der Forttreibung des Blutes beitra-
gen ſollen, ſo hat dennoch die Wirkſamkeit des Herzens
hierbei einen weit groſſeren Vorzug. Denn der Sprung
des Blutes, der alsdenn erfolget, wenn ſich die Schlag-
ader zuſammenzieht, iſt offenbar viel ſchwaͤcher und gerin-
ger, als derjenige, der durch die ſtoſſende und treibende
Kraft des Herzens zuwegegebracht wird (i). Und doch
vereinigen ſich bei ſolchem Sprunge noch die Kraft des
Herzens, welche noch nicht gaͤnzlich aufgehoͤret hat zu
wirken, und die Zuſammenziehungskraft der Schlag-
adern gemeinſchaftlich mit einander, ingleichen auch end-
lich noch, nach dem Zeugniß des beruͤhmten Whytt, die
Kraft der kleinen Schlagadern; daß ſolchemnach alſo die
Summe aller derer Kraͤfte, welche auſſer dem Herzen das
Blut in Bewegung ſezzen, offenbar viel ſchwaͤcher iſt.
Ueberdieß iſt auch der Druk gar ſchwach, den eine Schlag-
ader gegen einen in dieſelbe hineingeſtekten Finger aͤuſſert,
desgleichen iſt auch die zuſammenziehende Bewegung an
derſelben nur ſchwach zu bemerken, wenn man zu der Zeit,
da ſie ſich eben verengert, den Finger darauf legt.


Hiernaͤchſt iſt es auch aus vielen Beiſpielen genung-
ſam bekannt, daß das Herz ganz allein alle Saͤfte insge-
ſamt, die ſich in dem Koͤrper befinden, in Bewegung
bringt. Daher muß erſtlich bei denen Ohnmachten,
wenn durch die Reizung des Herzens das Leben ſoll wie-
der hergeſtellet werden, vorher ſchon die ganze ſtillſtehen-
de Maſſe derer Saͤfte erreget werden, ehe noch die
Schlagadern, welche durch ſolche Erweiterung zur Zu-
ſammenziehung gereizet werden, ſich wirklich verengern.
Was
[843]Die Bewegung des Herzens.
Was aber diejenige Kraft anbelangt, welche indeſſen, daß
die Schlagadern ruhen, das Blut und die uͤbrigen Saͤf-
te forttreibt, ſo muß man von derſelben geſtehen, daß ſie
in der That vermoͤgend ſey die ganze Laſt zu heben, und
den ganzen Widerſtand zu uͤberwaͤltigen, womit das Blut
ſeiner Bewegung widerſtehet.


Wir haben ferner bei den Thieren von kaltem Blute
angemerket (k), daß die etwas kleinen Schlagadern gar
keine Kraft beſizzen ſich zuſammenzuziehen: es iſt alſo
nichts weiter uͤbrig, als daß das Herz, ohne dieſe Beihuͤl-
fe, die einzige Urſache von der Ausuͤbung des Blutum-
laufes ſeyn koͤnne. Dieſer Beweis iſt deswegen noch
ſtaͤrker, weil dieſe Thiere ein kleineres Herz haben, als
die warmen Thiere, und zwar ein viermal kleineres, wenn
man es mit dem Herzen derer vierfuͤßigen Thiere ver-
gleicht, die ihre Jungen lebendig zur Welt bringen (l).


Es dauret aber auch an ſolchen Thieren das Leben
lange, deren Schlagadern ihre Zuſammenziehungskraft
bereits verlohren haben. Bei alten Leuten iſt es eine
ſehr oft vorkommende Beſchwerung, daß ihre Schlag-
adern knochenhaft werden (m). Und dennoch haben al-
te Perſonen, und ſolche Leute, deren Schlagadern man
nach dem Tode knochenhaft gefunden, mit dergleichen
ſteif gewordnen und zum Zuſammenziehen untauglichen
Schlagadern, noch lange leben koͤnnen. Es bringet
auch dieſes Uebel keinen ſchleunigen Tod zuwege: denn es
iſt nur ein langſam zu Stande kommendes Werk der
Zeit, und der Saft (n), welcher erſt in knochige Schup-
pen
[844]Viertes Buch. Das Herz.
pen an den Schlagadern iſt verhaͤrtet worden, gehet Stu-
fenweiſe von einer ſchwielenhaften Beſchaffenheit (callo-
ſa natura
) in eine knorplige, und von dieſer in eine kno-
chenhafte, ohne Zweifel vermittelſt einer langſamen Her-
austreibung und Ausduͤnſtung derer zaͤrtern Theilgen.
Nach der Hipotheſe haͤtte aber der Menſch nothwendig
ſterben muͤſſen, ſo bald die Schlagader, ich will nicht
eben ſagen eine knochenartige, ſondern nur eine ſchwie-
lenhafte und der Zuſammenziehung widerſtehende Beſchaf-
fenheit angenommen hat. Nun erfolgen aber dieſe toͤd-
liche Zufaͤlle des heiſſen Brandes erſtlich bei abgelebten
Greiſen, und zuweilen erſt in einem Alter von hundert
Jahren (o). So iſt auch gegen dasjenige, was ich bis-
her aus meinem Handbuche angefuͤhret habe, noch ein
ſehr anſehnlicher Zeuge vorhanden, naͤmlich der Har-
vey
(p), welcher beobachtet hat, daß die Schlagadern
unterhalb der in Knochen verwandelten Gegend noch ge-
ſchlagen haben.


Endlich ſo leiſtet die zuſammenziehende Kraft der
Schlagadern dem Herzen uͤberhaupt gar keine Huͤlfe: ſie
erſezzet nur blos diejenigen Kraͤfte des Herzens, welche
kurz vorher von demſelben zur Erweiterung derer Schlag-
adern ſind angewendet worden.


§. 38.
Widerlegung der anziehenden Kraft derer klei-
nen Gefaͤſſe.


Jch will zwar denen Waͤnden derer Gefaͤſſe einige
Kraft, die Saͤfte anzuziehen, nicht gaͤnzlich abſprechen,
indem ich ſelbſt geſehen habe, daß Blutkuͤgelchen, die ſich
zwiſchen die Blaͤtter (laminae) des Gekroͤſes ergoſſen
hat-
[845]Die Bewegung des Herzens.
hatten, ziemlich geſchwinde von den aͤuſſern Waͤnden
der groſſen Gefaͤſſe angezogen wurden (q): und daß ſie
ſich auch an die Membranen des thieriſchen Koͤrpers der-
geſtalt anhaͤngen, daß nicht das mindeſte durch das Loch
des Gekroͤſes herausflieſſen kann, wenn man dieſes zu-
gleich mit der Schlagader zerſchneidet (r).


Jch kann dieſe Anziehung in der That nicht mit un-
ter die Urſachen eines natuͤrlichen Blutumlaufes ſezzen.
Jch will jezt nicht gedenken, daß die bereits mit Saͤften
angefuͤllete haarfoͤrmige Gefaͤschen nichts weiter an ſich
ziehen (s); ſondern ich werde nur zeigen, daß derglei-
chen Kraft, die man denen kleineſten Schlagaͤderchen zu-
ſchreibet, dem Umlaufe des Blutes vielmehr hinderlich,
als befoͤrderlich ſeyn werde.


Es werden zwar dieſe kleine Gefaͤschen in der That
aus den Schlagaderſtaͤmmen Blut anziehen. Denn da
ſie mehr Materie haben (t), als die groſſen Gefaͤſſe, ſo
werden ſie allerdings dieſer ihre Anziehungskraft uͤber-
treffen, und ſich ihres Blutes bemaͤchtigen. Es ſind
aber alle Schlagadern uͤberhaupt dikker (u) als die Blut-
adern, und beſizzen vielmehr koͤrperliches, als die leztern.
Solchemnach werden die kleinſten Schlagaͤderchen das
Blut aus den haarfoͤrmigen Blutaͤderchen mit groͤſſerer
Gewalt wieder zuruͤkkeziehen, als dieſe kleine Blutaͤder-
chen daſſelbe in ſich faſſen. Es haben aber auch die klein-
ſten Blutaͤderchen ebenfalls mehr von einer dichten Mate-
rie, als die groſſen Blutadern; mithin werden ſie glei-
chergeſtalt das Blut aus den Blutaderſtaͤmmen mit einer
ſtaͤrkeren Kraft gegen ſich zuruͤkke ziehen, als diejenige iſt,
mit welcher dieſe Staͤmme das Blut an ſich reiſſen. Da-
her wird alſo die anziehende Kraft derer kleinſten Gefaͤſſe
das
[846]Viertes Buch. Das Herz.
das Blut in den kleinſten Schlagaͤderchen und Blutaͤder-
chen anhaͤufen, und ſich dem natuͤrlichen Stoſſe, kraft
deſſen das Blut aus dieſen Gefaͤschen in die Blutader-
ſtaͤmme getrieben wird, widerſezzen, auch ſolchergeſtalt
dem Umlaufe des Blutes hinderlich fallen.


Aus dieſer Urſache kann nun wol bei denen Pflanzen
eine anziehende Kraft in ihren Gefaͤſſen ſtatt haben, kei-
neswegs aber bei denen Thieren. Denn man findet an
denen Staͤmmen derer Baͤume keinen Unterſchied zwi-
ſchen Schlag- und Blutadern, ſie haben auch weder ke-
gelfoͤrmige Gefaͤſſe, noch Theile, die dichter als andere
ſind, wie denn auch keine andere Urſache die Richtung
ihrer Saͤfte beſtimmet, als die Schwere und die Waͤrme
der Luft. Wenn dieſe Luft den Tag uͤber verduͤnnet wor-
den, ſo duͤnſten die Feuchtigkeiten aus den Kraͤutern in
dieſe erwaͤrmte Luft aus; ſind ſie aber des Nachts von
der Kaͤlte verdikket worden, ſo ziehet ſie ihr eigenes Ge-
wichte wieder nach der Erde hinab.


Da auch uͤber dieſes, wenn das Herze ruhet, die Le-
bensſaͤfte derer Thiere ebenfalls in die Staͤmme der
Schlagadern (x) und der Blutadern geleitet werden (y),
ſo erhellet hieraus offenbar, daß das Blut der Schlag-
und Blutadern keinesweges von einigem Saugen derer
haarfoͤrmigen Schlag- und Blutaͤderchen die Richtung
ſeiner Bewegung erhalte.


§. 39.
Widerlegung der Schwingungskraft, die man
ſonſt den kleinen Gefaͤſſen beilegt.


Diejenigen Verſuche, welche das Schwanken des
Bluts beweiſen, zeigen weiter nichts, als daß ein ſchwa-
ches
[847]Die Bewegung des Herzens.
ches Leben bei denen Thieren vorhanden ſey (z), unter
welchen das Herz wechſelsweiſe die ihm entgegengeſezte
Schwierigkeiten hinwegraͤumet, und wiederum wechſels-
weiſe von denenſelben uͤberwaͤltiget wird. Bei geſunden
und ſtarken Thieren pflegt man keine dergleichen Schwan-
kung wahrzunehmen, ſie wuͤrde aber alsdenn gewiß er-
folgen muͤſſen, wenn die Kraͤfte des Herzens ſind ge-
ſchwaͤchet worden, und es erlangt ein Thier ſeine Kraͤfte
niemals vollkommen wieder, wenn ſich nicht das Blut
vorher von ſeiner Schwankung erholet, und ſeinen or-
dentlichen Lauf wieder angenommen hat (a). Zum
Umlaufe des Blutes wird eine ſolche Kraft erfordert,
welche das Blut, nach einer einzigen und unveraͤnderten
Richtung, aus dem Herzen in die kleinſten Schlagadern,
aus dieſen in die Blutaͤderchen, aus ſolchen in die Blut-
aderſtaͤmme, und endlich ins rechte Herzohr treibt. Eine
jedwede Kraft, welche nach unbeſtimmter und abgewech-
ſelter Richtung wirket, ſchadet dem Umlaufe eben ſo viel,
als ſie ihm Nuzzen bringt.


Was die ſchwingende Kraft derer kleinſten Gefaͤſſe
(vis vibratilis) anbelangt, ſo wird dieſelbe ſogleich durch
den Augenſchein widerlegt, indem man an den kalten
Thieren die Gefaͤſſe beſtaͤndig unbeweglich findet (b).
Es koͤnnte auch in der That nicht einmal die allerkleinſte
Zuſammenziehung denen Augen verborgen bleiben, wel-
ches doch der beruͤhmte Gegner ſonſten zu behaupten ge-
ſucht hat. Denn vermittelſt eines Vergroͤſſerungsgla-
ſes kann man an der allerkleinſten Schlagader nicht nur
uͤberhaupt alle Veraͤnderungen des Durchmeſſers, ſon-
dern auch noch viel feinere Veraͤnderungen, in Anſehung
der vermehrten oder verminderten Dikke derer Membra-
nen, ingleichen der groͤſſern oder kleinern Oefnung der
Schlagader im lichten, ohne groſſe Muͤhe wahrnehmen.
End-
[848]Viertes Buch. Das Herz.
Endlich zeigen auch meine Verſuche ganz deutlich, daß
die haarfoͤrmige (c) Spalte des kleinſten Schlagaͤderchen,
oder Blutaͤderchen, die noch enger iſt, als die Dikke eines
rothen Blutkuͤgelchen, gar nicht veraͤndert noch auch von
einer zuſammenziehenden Kraft ihrer Lefzen erweitert wer-
de. Nun haͤtte aber auch die allerſchwaͤchſte zuſammen-
ziehende Kraft eines geſpaltenen Gefaͤſſes dieſe Spalte
ganz deutlich vergroͤſſern muͤſſen, und man wuͤrde dieſe
Veraͤnderung durch Beihuͤlfe eines Vergroͤſſerungsgla-
ſes wahrgenommen haben, wenn ſie auch gleich viel klei-
ner, als ein Blutkuͤgelchen, geweſen waͤre. Das Schla-
gen und das Zuſammenfallen einer erweiterten Schlag-
ader iſt ſchon ohne ein Vergroͤſſerungsglaß an einem ſol-
chen kleinen Gefaͤschen, deſſen Breite nur den ſechsten
Theil einer Linie betraͤgt, ganz deutlich zu ſehen. Hin-
gegen erſcheinet die vorgemeldete Spalte, wenn man ein
Vergroͤſſerungsglaß zu Huͤlfe nimmt, viel groͤſſer, als der-
gleichen Gefaͤschen.


Ferner ſcheinet auch die Unbeweglichkeit derer groſſen
oder kleinen Gefaͤſſe, welche auch bei den ſchaͤrfſten Rei-
zen (d) durch unſere Verſuche beſtaͤtiget iſt, nicht zuzulaſ-
ſen, daß die gelinde Reizung, welche das angetriebene
Blut erreget, die Schlagadern zur Bewegung veranlaſ-
ſen koͤnne, da die Luft, das Waſſer, der hoͤchſt rectificirte
Weingeiſt, und die chimiſche Gifte nichts dergleichen zu-
wegebringen.


Die Entzuͤndungen, welche dieſer beruͤhmte Mann
anfuͤhrt, ſcheinen ſeiner Meinung nicht zu ſtatten zu kom-
men. Geſezt, es erfolge bei dieſer Krankheit eine abwech-
ſelnde, aber ſchnellere und ſtaͤrkere Zuſammenziehung de-
rer Schlagaͤderchen, ſo darf darum das Blut eben nicht
in den kleinſten Gefaͤſſen zuruͤkbehalten werden; wofern
die-
[849]Die Bewegung des Herzens.
dieſer beruͤhmte Mann nicht zugeben wollte, daß die Ur-
ſache des Umlaufs, die er vor die vornehmſte haͤlt, eben
dieſem Umlaufe Widerſtand thun, wenn ſie mit ſtaͤrke-
rer Kraft wirkt, und daß das Ganze kleiner ſey, als ein
Theil deſſelben: denn wenn die zuſammenziehende Kraft
verſtaͤrket iſt, durch welche, ſeinem Angeben nach, das
Blut fortgetrieben wird, ſo muß daſſelbe in der That viel-
mehr durch die gereizten Gefaͤschen ſchneller durchgehen,
keineswegs aber darinnen ſtille ſtehen. Wollte man anneh-
men, daß dieſe Zuſammenziehung ununterbrochen fort-
gienge, ſo wuͤrde daraus eben das erfolgen, was eine be-
ſtaͤndig anhaltende Zuſammendruͤkkung zuwege bringt,
und ſolchemnach in der That die kleinſten Gefaͤſſe auslee-
ren, und ſie, ſtatt der Roͤthe, zum Erblaſſen noͤthigen.


Endlich haͤtte er auch die wurmfoͤrmige Zuſammen-
ziehung (periſtaltica contractio) derer Schlagadern be-
weiſen ſollen. Die Gedaͤrme ſind von cilindriſcher Ge-
ſtalt, ſie endigen ſich in ein breiteres Behaͤltniß, und
nehmen ihren Anfang von dem Magen, der noch mehr,
als ſie ſelbſt, reizbar iſt. Hieraus erkennet man, daß die
Luft, oder die Maſſe derer Speiſen, nothwendig zulezt in
ein weiteres und weniger reizbares Behaͤltniß geſamm-
let werde. Es gelanget aber dieſe Maſſe erſt ganz ſpaͤt
dahin, nachdem ſie durch mancherlei Bewegungen vor-
und ruͤkwaͤrts iſt herumgetrieben worden. Machet man
nun hiervon eine Vergleichung auf die Schlagadern, ſo
wird es ſich zeigen, daß das Blut immer in nach und
nach kleinere Gefaͤschen getrieben werde, welche, wie
dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt davor haͤlt, eine merkliche
Reizbarkeit beſizzen. Man nehme alſo zum Exempel
zween Aeſte, die der Laͤnge nach cilindriſch und enge ſind,
anbei aus einem einzigen Staͤmmchen hervorkommen.
Man ſezze ferner, es befinde ſich in dieſen Gefaͤschen eine
zuſammenziehende Kraft, und eine ſchwankende Bewe-
H h hgung,
[850]Viertes Buch. Das Herz.
gung, ſo wird dieſe Bewegung, wegen der Dikke (e) und
Dichtheit (f), und wegen der groͤſſern Flaͤche des (g)
gereizten Staͤmmchen, aus dem dieſe Aeſte entſpringen,
die Oberhand uͤber die andere Bewegung behaupten, wel-
che das groͤſſere, zuſammengezogene, weniger dichte, und
mit einer kleinern holen Flaͤche verſehene Gefaͤß demſel-
ben mitgetheilt hat. Solchemnach wird alſo das Blut
durch dieſe Zuſammenziehung der kleinſten Schlagadern,
die dieſer beruͤhmte Mann behauptet, zuruͤkgetrieben wer-
den, und ſo lange zuruͤkke treten, bis es von einem neuen
aus dem Herzen hervorkommenden Blutſtrohm wieder
fortgetrieben und uͤberwaͤltigt wird. Auf dieſe Weiſe
wird alſo diejenige Kraft, welche der beruͤhmte Mann
als eine den Umlauf des Blutes zugleich mit unterſtuͤzzen-
de Urſache angegeben, in der That diejenige Urſache ſeyn,
wodurch dieſer Umlauf zuruͤkgehalten wird. Je reizba-
rer man nun die kleinſten Gefaͤschen macht, deſto groͤſſer
macht man zugleich die Hinderung, welche ſie dieſem Um-
laufe entgegenſtellen.


Es ſcheinet mir alſo vielmehr, daß die kleinſten Ge-
faͤſſe, auch an warmen Thieren, entweder gar keine, oder
doch eine nur ganz ſchwache zuſammenziehende Kraft be-
kommen haben, weil noch zur Zeit weder ein Pulsſchlag,
noch eine reizbare Kraft, an denenſelben durch Verſuche
iſt gezeiget worden: und daß man auch aus eben dieſem
Grunde an dieſen kleinſten Gefaͤschen keinen Pulsſchlag
bemerke. Denn es hat mit denenſelben eben die Bewand-
niß, als mit den Gefaͤſſen kalter Thiere, die gewiß nichts
von einer zuſammenziehenden Kraft an ſich haben, und
an denen man auch keinen Pulsſchlag gewahr wird.


§. 40.
[851]Die Bewegung des Herzens.

§. 40.
Widerlegung der Kraft, die man zu dieſem Ende
der Waͤrme, oder der Luft beilegt.


Es muͤſſen diejenigen, welche den Umlauf des Blutes
von der Waͤrme herleiten, vorher erſtlich zeigen, woher
die Waͤrme bei denen Thieren entſtehe: allem Anſehen
nach aber ſuchen ſie in der That die Frage auf eine un-
rechte Art zu verdrehen. Ein in ſtarker Ohnmacht lie-
gendes Thier iſt durchaus kalt; verſchaffet man ihm auf
einigerlei Weiſe, vermittelſt eines Reizes, wodurch das
Herz zum Schlagen genoͤthiget wird, die Bewegung wie-
der, ſo wird das Thier auch zugleich ſeine Waͤrme wieder
bekommen, jedoch nicht eher, als nachdem die Bewegung
iſt wiederhergeſtellet worden. Das Thier beweget ſich
nicht darum, weil das Blut warm geworden iſt, ſondern
es faͤngt an wieder warm zu werden, weil das Blut ſei-
ne Bewegung wieder bekommen hat. Es zeiget ſich die
Richtigkeit dieſes Beweißgrundes, der ohnehin an ſich
gewiß iſt, am allerdeutlichſten bei der groͤſſeſten Kaͤlte,
wenn die Luft recht eiskalt iſt. Denn die Kaͤlte iſt als-
dann ſo groß, daß das Quekſilber zu Jeniſeisk in Sibe-
rien, unterhalb den Punkt des Gefrierens, auf den
120ſten Fahrenheitiſchen Grad (h) herabfaͤllt. Und doch
leben unter dieſem Grade von ſtrenger Kaͤlte, oder noch
unter kaͤlteren Himmelsſtrichen, Wallfiſche, Meerkaͤlber,
und ſogar Menſchen, welche ihre Lebensart noͤthiget, un-
ter freien Himmel der Jagd nachzugehen, und ihre Rei-
ſen zu thun. Hier kann demnach die Luft dem Blute
von auſſen keine Waͤrme mittheilen: ſie raubet vielmehr
die im Blute befindliche Waͤrme, welche in die Luft uͤber-
geht, denn das nennen wir eben das Kaltwerden. Und
doch lebt der Menſch in ſolcher Luft, er behaͤlt, ſo lange
H h h 2er
[852]Viertes Buch. Das Herz.
er ſich bewegt, ſeine Waͤrme, und er wuͤrde mit dem Le-
ben alle Waͤrme verlieren, ſo bald er aufhoͤren wollte ſich
zu bewegen. Man ſiehet alſo, daß das Blut ſeine Waͤr-
me nicht von der Luft bekommt.


Bei der Hipotheſe des beruͤhmten Bertier haͤtte al-
lerdings die Urſache ſollen angezeigt werden, warum die
mit dem Blute vermiſchte Luft warm wird. Man muß
dieſe Frage nicht auf den Menſchen allein einſchraͤnken,
deſſen Blut ſchon ſeine angeborne Waͤrme bei ſich fuͤhret,
ſondern ſie vornaͤmlich auf die Fiſche, die vierfuͤßigen Thie-
re, und die Jnſekten, als die allerweitlaͤuftigſte Claſſe von
Thieren, anwenden. Jn allen dieſen hat das Blut eben
diejenige gemaͤßigte Waͤrme, mit der die Luft verſehen
iſt (k). Es iſt alſo vergebens, wenn man annehmen will,
daß ſich dieſe Luft, wenn ſie in das Blut gelanget iſt, aus-
dehne. Wenn dieſer Grund weggeriſſen wird, ſo faͤllt das
ganze Gebaͤude von ſelbſten uͤber den Haufen. Es wird
aber auch das Blut auſſerdem, laut dem Verſuche, den
der beruͤhmte Samuel Aurivillius(l) gemacht hat, in
einer Glaßroͤhre durch die Kaͤlte entweder gar nicht, oder
doch nur um einen ſo geringen Grad, fortbewegt, daß
ſolcher zur Bewegung der Blutmaſſe ſo viel als nichts
beitraͤgt, wofern ſie nicht von der Kaͤlte ihre Richtung
bekommt, und von der Waͤrme ſehr ausgedehnt wird.
Der beruͤhmte Bertier hat bei ſeinem Verſuche allzu viel
Waͤrme zu Huͤlfe genommen.


Dieſem allen kann man noch beifuͤgen, daß hier das-
jenige ebenfalls gilt, was wir bereits von dem Zuſammen-
ziehen der Schlagadern erwaͤhnt haben, und daß es hier
noch einen groͤſſern Grad der Guͤltigkeit habe. Die Waͤr-
me
(i)
[853]Die Bewegung des Herzens.
me iſt eine blinde Urſache, welche die Saͤfte nach beiden
Seiten hin ausdehnt, und wenn man ſie zu dem Blute
eines lebenden Thieres bringt, ſo zwinget ſie daſſelbe, daß
es hin und her, nach entgegen geſezter Richtung, einen
Ausweg ſuchen muß (m). Dergleichen Urſache wuͤrde
aber dem Umlaufe derer Saͤfte eben ſo viel ſchaden, als
ſie ihm etwa nuͤzzen moͤchte. Es wuͤrde dieſe Waͤrme
dasjenige Blut, welches ſich zwiſchen der Urſache der
Waͤrme und denen kleinſten Gefaͤſſen befindet, zwar aller-
dings in dieſe Gefaͤſſe treiben; ſie wuͤrde aber auch zu
gleicher Zeit dem Blute Widerſtand thun, welches von
dem Herzen herbeikommt. Man theile daher verſchie-
denen unter einander zuſammengefuͤgten glaͤſernen Roͤh-
ren einen beliebigen Grad der Waͤrme mit, ſo wird man
zwar ſehen, daß davon eine Verduͤnnung, ein Aufwallen,
und eine innere Bewegung, niemals aber dergleichen Fort-
ruͤkken des darinnen befindlichen Safts erfolget, als man
bei dem Blute wahrnimmt.


§. 41.
Die Kraft des Herzens iſt die vornehmſte Urſache
von der Bewegung des Blutes.


Es wird demnach das Blut bei kalten Thieren von
dem Herzen ganz allein, und bei den waͤrmeren Thieren
von eben dieſem Muskel, nebſt der abwechſelnden Bei-
huͤlfe, welche die niederſinkenden groſſen Schlagadern
hierbei leiſten, eigentlich in Bewegung geſezt, ohnerachtet
die Maſſe deſſelben ſehr groß iſt, und viele Pfunde be-
traͤgt, wie wir am gehoͤrigen Orte kuͤnftig (n) zeigen
wollen. Keil, der Zerſtoͤrer der Borelliſchen Wun-
der, wollte nicht zugeben, daß dieſe ganze Maſſe bewegt
H h h 3werde
[854]Viertes Buch. Das Herz.
werde (o); er laͤugnete, daß die Kraft des Herzens ver-
moͤgend ſey, die Bewegung des Blutes wieder herzuſtel-
len, wenn dieſelbe durch einen Zufall etwa waͤre gehem-
met worden; endlich laͤugnete er auch, daß die in denen
Gefaͤſſen vorausgetriebene Portion von Blut der nach-
folgenden widerſtehe: und behauptete dabei, daß die
Kraft des Herzens weiter nichts, als die zwo Unzen Blut
bewege, woraus eine jegliche Welle von Blut beſtehet,
die bei jedem Herzſchlage aus der linken Herzkammer her-
ausgetrieben wird (p).


Borellus wuͤrde ſich leicht gegen ihn vertheidigen
koͤnnen. Wir haben bereits geſaget, daß an einem Thie-
re, deſſen Blut ſtille ſteht, die ganze Blutmaſſe blos von
dem Herzen, wenn es ſich zuſammenzieht, offenbar fortge-
trieben werde (q): desgleichen haben wir auch mehr als
einmal geſehen, daß die vorausgehende Welle von der fol-
genden fortgeſtoſſen und weiter getrieben werde (r).


§. 42.
Das Maaß der Herzkraͤfte iſt ſehr anſehnlich.


Jſt das Gewichte groß, welches von dem Herzen in
Bewegung geſezzet wird, ſo iſt die Geſchwindigkeit nicht
geringer, mit der daſſelbe herumgetrieben wird. Dieſes
bezeugen in der That die Wunden, durch welche in kur-
zer Zeit viele Pfund Blut, wenn die Wunde gleich noch
ſo enge iſt, herausgeſtoſſen werden (s). Es zeiget ſol-
ches auch der ſehr heftige Blutſtrudel (t), mit welchem
ſich, auch ſogar bei einem kalten Thiere, das Schlagader-
blut aus der Wunde einer Schlagader ſo ſchnell heraus-
ſtuͤrzt,
[855]Die Bewegung des Herzens.
ſtuͤrzt, daß man es mit dem Auge kaum abſehen kann.
Es geſchiehet auch die Bewegung des Blutes durch die
ganze Schlagader hindurch, bei einem ſolchen Thierchen (u)
ganz offenbar mit der groͤſten Geſchwindigkeit. Man
kan aber auch an einem Menſchen, wenn man die rechte
Hand an die Gegend des Herzens haͤlt, die linke hinge-
gen an die Schlagader der Schlaͤfe, derer Lefzen, des Ell-
bogens, oder der Knieſcheibe bringt, ganz deutlich em-
pfinden, daß nicht nur die zuruͤkgebogene Spizze des Her-
zens an die Ribben anſchlaͤgt, ſondern auch das Blut in
allen jezt benannten Schlagadern in der That zu gleicher
Zeit den Pulsſchlag errege. Jch habe dieſen Verſuch
mehrmalen, theils an mir ſelbſt, theils an lebendigen
Thieren gemacht; es hat ihn auch Harvey(x), es haben
ihn die erſten Befeſtiger des Blutumlaufes (y), einige
neuere beruͤhmte Maͤnner (z), und der beruͤhmte Bour-
gelat
(a) am Pferde gleichfalls gemacht. Nur ein ein-
ziger iſt noch dawider, naͤmlich der ehemals beruͤhmte
Joſias Weitbrecht(b), welcher den Pulsſchlag in ei-
nem gewiſſen Augenblikke an der Halsſchlagader, in ei-
nem andern aber an der Schlagader der Handwurzel ge-
fuͤhlt, und es muß dieſer Mann gewiß auf eine ſonderba-
re, und von dem eingefuͤhrten Naturgeſezze ganz abwei-
chende Erſcheinung gefallen ſeyn.


Nun bin ich aber in dem Stande, innerhalb einer
Minute eine Menge Woͤrter ohne Muͤhe auszuſprechen,
welche aus tauſend Buchſtaben beſtehen: und es unter-
ſcheidet die Seele leicht den Augenblik, worinnen der er-
ſte Buchſtabe ausgeſprochen wird, von dem Augenblikke,
H h h 4da
[856]Viertes Buch. Das Herz.
da ich den zwoten nenne; folglich unterſcheidet die Seele
den tauſendſten Theil von der Minute. Hingegen iſt die
Knieſchlagader wenigſtens drei Fuß weit von der Muͤn-
dung der Aorte, wo ſie aus dem Herzen hervorkommt,
entfernt, und dennoch unterſcheidet die Seele, in dieſem
Beiſpiele, die beiden Augenblikke nicht von einander, wenn
das Herz ſchlaͤgt, und wenn die Knieſchlagader klopfet.
Es muß demnach die Kraft des Herzens (c) das Blut in
viel kuͤrzerer Zeit drei Fuß weit fortgetrieben haben, naͤm-
lich in einer Zeit die tauſendmal kleiner iſt, als eine Mi-
nute: und umgekehrt, muͤſte die Kraft des Herzens zu ei-
nem dreitauſend Fuß weit entfernten Blute noch eher,
als in einer Minute, hin gelangen, wenn unterdeſſen dem-
ſelben nichts an ſeiner Geſchwindigkeit, mit der es ſich
durch die groſſen Staͤmme der Schlaͤgadern hindurch be-
wegt, abgienge.


§. 43.
Das Maaß des Borellus.


Dieſes ſind nun Sachen, die einem, der ſie nur oben-
hin betrachtet, ungemein leicht vorkommen; indeſſen ha-
ben ſie andere beruͤhmte Maͤnner in viel genauere Erwe-
gung gezogen. Unter denen mathematiſchen Aerzten hat
Johann Alphonſus Borellus ſich zuerſt bemuͤhet, die
Kraͤfte des Herzens auf gewiſſe Zahlen zu ſezzen. Er
macht dieſe Kraͤfte dem Gewichte von 180 000 Pfunden
gleich: es pflegte aber dieſer Gelehrte gemeiniglich alle ſei-
ne Bemuͤhungen dahin zu richten, daß er recht wunder-
bare Zahlengroͤſſen dadurch herausbringen moͤchte.


Um
[857]Die Bewegung des Herzens.

Um mich aber hierinnen kurz zu faſſen, ſo hat gedach-
ter Gelehrte bei ſeiner Berechnung etwas zum Grunde
geleget, das offenbar falſch iſt. Er hat naͤmlich ange-
nommen, daß die Kraͤfte der Muskeln, wenn ſie gegen
einander verglichen wuͤrden, in eben dem Verhaͤltniß ſtuͤn-
den, darinnen ſich ihre Schwere befaͤnde. Es koͤnnen
aber in der That an verſchiedenen Muskeln die Theile der
Faſern von verſchiedener Groͤſſe ſeyn, und ein Muskel
mehr wirkliches Fleiſch als der andere, hingegen aber
weniger an Sehnen, Fett oder Gefaͤſſen haben, welche
Nebenſtuͤkke des Muskels in der That zu ſeiner zuſam-
menziehenden Kraft nichts beitragen, und indeſſen den-
noch das Gewichte vergroͤſſern helfen. Jn ſo fern aber
hat gleichwol dieſer beruͤhmte Mann recht, wenn er for-
dert, daß man ihm die hoͤchſten Kraͤfte angeben ſolle, die
nur irgend ein Muskel in ſeiner Gewalt hat, weil die
reizbare Natur des Herzens derer meiſten, oder gar aller
uͤbrigen Muskeln ihre Reizbarkeit uͤbertrift. Daß aber
verſchiedene Muskeln auch gleichſam einen verſchiedenen
Grad von Empfindlichkeit haben koͤnnen, das erhellet
daher offenbar, weil einige vom Lichte, andre von der
Luft, etliche vom Waſſer, und endlich noch andre erſtlich
von ſtaͤrkern reizenden Urſachen zur Bewegung ermuntert
werden. Uebrigens hat auch Borellus(d) ſein Abſe-
hen auf den Widerſtand gerichtet, welcher dem Geſchaͤf-
te des Herzens hinderlich iſt, und nimmt dieſen ſechzig-
mal vergroͤſſerten Widerſtand fuͤr das Maaß der Kraͤfte
des Herzens an. Man kann inzwiſchen nachſehen, was
Jurin(e), und andere (f), ingleichen Carl Malouin(g)
H h h 5wider
[858]Viertes Buch. Das Herz.
wider dieſen beruͤhmten Mann erinnert, und was der be-
ruͤhmte Franz Boiſſier(h) zur Entſchuldigung ſeiner
Rechnung vorgebracht hat.


§. 44.
Keils Berechnung derer Kraͤfte des Herzens.


Keils Bemuͤhung war beinahe der vorigen entge-
gengeſezt. Denn da Borellus die Kraft des Herzens
faſt unendlich machte, ſo ſuchte ſie dieſer beruͤhmte Eng-
laͤnder bis auf Unzen herabzuſezzen. Er ſezte bei ſeiner
Berechnung den Newtonianiſchen Lehrſaz zum Grun-
de, nach welchem gezeiget wird, daß eine jede Kraft, die
eine jegliche fluͤßige Materie in Bewegung bringt, dem
Gewichte des fluͤßigen Cilinders gleich ſey, deſſen Baſis
ſo groß iſt als die Muͤndung, aus der die fluͤßige Mate-
rie herauslauft, und daß die Hoͤhe doppelt ſo hoch ſey, als
die Hoͤhe, von der die fluͤßige Materie herabfallen muß,
um eben die Geſchwindigkeit zu bekommen, mit der ſie
aus der Muͤndung herausflieſſet (i). Um dieſe erſten
Gruͤnde deutlich zu beſtimmen, unterſuchte er die Geſchwin-
digkeit, mit der das Blut aus dem Herzen hervordringt (k).
Er ſchaͤzte das Blut, welches durch einen Herzſchlag aus
der linken Kammer herausgetrieben wird, auf eine Un-
ze, welche einen Raum einnimmt, der 1. 659. Zoll gleich
iſt. Er zaͤhlte ferner in einer Minute achtzig Herzſchlaͤ-
ge, und er fand demnach, daß in dieſer Zeit aus dem
Herzen 132. 72. Zoll Blut herausfloͤſſen. Nachdem
er hierauf die Muͤndung der Aorte gemeſſen hatte, ſo
befand er ſie 0.4187 eines Zolles. Solchemnach macht
er den Cilinder, deſſen Grundflaͤche mit der Aortenmuͤn-
dung
[859]Die Bewegung des Herzens.
dung gleich groß waͤre, und den 132 72 Zolle Blut aus-
fuͤllen, 316 Zolle, oder 26 Fuß lang, welches eben-
falls die Laͤnge des Weges iſt, den das Blut innerhalb
einer Minute zu durchlaufen hat. Damit nun endlich
dieſer beruͤhmte Mann die Geſchwindigkeit beſtimmen
moͤchte, ſo macht er die Erweiterung des Herzens (diaſtole),
und die Zeit, die zwiſchen ſolcher und der Zuſammenziehung
des Herzens verlaͤuft, doppelt ſo groß, als die Zeit der
Zuſammenziehung (ſyſtole) des Herzens, oder ſo groß, als
\{1}{240} Theil von einer Minute (l). Da nun das zuſam-
mengezogene Herz, innerhalb dem dritten Theile einer
Minute, das Blut 26 Fuß weit forttreibt, ſo wird die-
ſes ſolchergeſtalt in einer Minute 78 Fuß weit laufen,
wenn man ſezzet, daß das Blut immer in der Geſchwin-
digkeit fortgehe, die ihm anfangs von dem Herzen mit-
getheilt worden. Da nun ferner nicht eine, ſondern
zwo Unzen Blut (m) aus dem Herzen flieſſen, und ſie al-
ſo einen Cilinder ausfuͤllen, der noch einmal ſo lang iſt,
als der angenommene, ſo wird alſo das aus der linken
Kammer herausgetriebene Blut innerhalb einer Minu-
te 156 Fuß weit fortgehen. Weil ſich aber hierbei die-
ſer beruͤhmte Mann erinnerte, daß ſich das Blut nicht
ohne Widerſtand durch das Siſtem derer Gefaͤſſe an ei-
nem belebten Koͤrper hindurchbewegen laſſe, und daß ſich
die Geſchwindigkeit des in denen Blutadern befindlichen
Blutes, zur Geſchwindigkeit des Schlagaderblutes, wie
3 zu 7½ verhalte, ſo ſezte er wiederum 390 Fuß, welche
die von der linken Kammer herausgeſtoſſene Blutwelle zu
durchwandern haͤtte, wofern ſich uͤberhaupt nichts ihrem
Laufe entgegen ſezte. Er verglich hernach dieſe Geſchwin-
digkeit mit dem Newtonianiſchen Lehrſazze (n), und
ſuchte
[860]Viertes Buch. Das Herz.
ſuchte die Hoͤhe, von der das Blut herabfallen muß,
wenn es mit der Geſchwindigkeit, die er ausgefunden hat-
te, aus dem Herzen herausflieſſen ſoll. Fuͤr dieſe Hoͤhe
fand er nun 17 Zolle, und ſechs und ſiebenzig Hundert-
theile. Denn es erhaͤlt ein ſchwerer Koͤrper, wenn er
15 Fuß hoch herabfaͤllt, eine Geſchwindigkeit, welche in-
nerhalb einer Secunde dreißig Fuß und mehr durchlaͤuft,
und welche fuͤnfmal groͤſſer iſt, als diejenige Geſchwin-
digkeit, die dem in die Aorte herausgetriebenen Blute iſt
beigelegt worden. Nunmehr iſt es leicht, die Schwere
des Cilinders zu meſſen, welche dasjenige Gewichte an-
deutet, das von dem linken Herzen uͤberwaͤltigt wird.
Denn ſeine Grundflaͤche iſt die Oefnung der Aorte im
lichten, und ſeine Hoͤhe betraͤgt, nach dem was vorher er-
wehnt iſt, 17. 16. Es wird alſo daraus ein feſter Koͤr-
per werden von 7″.436112, welcher fuͤnf Unzen wiegt (o),
und dieſe ſind das Maaß von der Kraft des linken Her-
zens.


Eben dieſe Berechnung hat der gelehrte Mann auch
noch auf eine andere Weiſe, welche ein wenig leichter iſt,
angeſtellt. Es durchlaͤufet naͤmlich das Blut, welches
aus der Bekkenſchlagader an einem lebenden Thiere her-
ausſpringt, eine Parabel, welche den Geſichtskreis (Ho-
rizont) auf 3 Fuß weit von der ſenkrechten Linie (p), die
man aus dem Herzen herabgezogen hat, durchſchneidet.
Hieraus ſchlieſſet nun eben dieſer beruͤhmte Mann, daß
das
(n)
[861]Die Bewegung des Herzens.
das Blut, wenn es aus einer Hoͤhe von 11 Zoll und ei-
nem halben herabfaͤllt, eben die Schnelligkeit erlange,
mit der es aus dem Herzen herausgetrieben wird. Eben
dieſe Hoͤhe, wenn ſie doppelt genommen wird, gibt die
Laͤnge von einem Cilinder, deſſen Grundflaͤche die Aor-
tenmuͤndung, und deſſen Gewicht die Kraft des Herzens
iſt, die in einem Hunde gewiß nicht groͤſſer iſt, als vier
Drittheile von einer Unze, und folglich an einem Men-
ſchen auf acht Unzen, in gehoͤriger Vergleichung mit ei-
nem kleineren Thiere, geſchaͤzzet werden kann.


Dieſes ſind alſo Keils Verhaͤltniſſe. Was nun die
leztere Rechnung betrift, ſo giebt er das rechte Maaß von
dem Sprung des Blutes nicht an. Denn es wird das
Blut aus der Bekkenſchlagader nicht ſo ſchnell herausge-
trieben, als aus dem Herzen: und es erweiſen ſowol mei-
ne, als andrer ihre Verſuche, daß der Sprung ſehr viel
groͤſſer, und folglich auch die Kraft des Blutes ſelbſt viel
anſehnlicher ſey. George Martine ſchaͤzte den Blut-
ſtral bei einem Hunde, in der Anwendung auf den Men-
ſchen, auf zehn Fuß (q). Jch habe dagegen geſehen, daß
aus dem kleinen Aſt, der von der Schlagader derer Bruͤ-
ſte, bei einem kleinen Hunde, nach denen Ribbenmuskeln
hingehet, das Blut bald drei Fuß und vier Zolle (r),
bald ſechs Fuß und ſechs Zoll weit herausgeſprungen (s).
Es ſcheinet alſo, daß in vielen Faͤllen der Schuß des
Blutes bei dem Menſchen groͤſſer muͤſſe angenommen
werden, als es Keil gethan hat (t), der denſelben an
einer groſſen Schlagader kleiner angenommen (u).


Gegen die erſtere Berechnung laͤſt ſich ebenfalls vie-
les mit Grunde erinnern. Jurin (u) behauptet, daß
die
[862]Viertes Buch. Das Herz.
die erſtere Zugabe (corollarium) des Newton unrecht
angewendet worden, und er billiget nicht, daß man eine
Geſchwindigkeit ſezzet, die der ganzen Zeit der Zuſam-
menziehung des Herzens gleich ſeyn ſoll. Ueber dieſes
hat auch Peter Anton Michelottus(x)Newtons
Zugabe ſelbſt verworfen, und verlangt mit dem Ber-
noulli
und andern beruͤhmten Maͤnnern, daß man
nicht die doppelte, ſondern allerdings die einfache Hoͤhe
nehmen ſolle; wir koͤnnen aber dieſe ſchwere Frage hier
nicht entſcheiden. Ferner hat auch ein anderer beruͤhm-
ter Mann eingewendet, man koͤnne diejenige Menge
Bluts nicht angeben, welche das linke Herz ausſchuͤttet,
und es koͤnne dieſemnach die Schnelligkeit ohnmoͤglich ge-
nau beſtimmet werden: und endlich laſſe ſich von dem
Blute, welches ein zaͤher und beinahe dichter Saft ſey,
nicht alles das mit Recht ſagen, was man mit gutem
Grund vom Waſſer geſagt habe, wobei es zugleich un-
recht ſei, daß man dieſen zweifelhaften Lehrſaz des New-
tons
bei der Berechnung wolle zum Grunde legen.
Endlich hat der vortrefliche Franz Boiſſier angemer-
ket (a), daß Keil nur allein diejenige Wirkſamkeit des
Herzens ausfindig mache, welche ſich uͤber alle Hinder-
niſſe erſtrekket, und daß derſelbe alſo den kleinſten Theil
von der ganzen Wirkung angebe, welche das Herz aͤuſ-
ſert, indem ohne Zweifel der groͤſſeſte Theil der Geſchwin-
digkeit, die dem Blute beigebracht worden, bei der Ueber-
waͤltigung des Widerſtandes verlohren gehet. Es wird
zum Exempel der Unterſchied ganz ungeheuer groß, wenn
man gegen den Keil nur allein annimmt, daß die vor-
ausgehende Blutſaͤule, wenn ſie noch dazu ſtill ſtehet,
oder langſamer bewegt worden, derjenigen Welle des
Blu-
(y)
(z)
[863]Die Bewegung des Herzens.
Blutes Widerſtand thut, die das Herz heraustreibt. Es
haͤtte aber auch Keil an ſeine Verſpaͤtungen, die gar zu
unrichtig ſind, gedenken ſollen, wenn er die Geſchwindig-
keit, die in der haarfoͤrmigen Schlagader, bis auf den
5233ſten Theil der erſten Geſchwindigkeit iſt vermindert
worden, in der Blutader wieder auf zwei Fuͤnftheile von
der erſten Geſchwindigkeit ſezzet. Denn daß der groͤſſe-
ſte Theil dieſer Geſchwindigkeit wirklich von dem Herzen
herruͤhre, zeiget auch ſchon der Verſuch ganz deutlich,
nach welchen bereits bekannt iſt, daß das Blut zweimal
ſo hoch, und daruͤber, aus der Schlagader herausſpringe,
wenn ſich das Herz zuſammenziehet. Jch will mich bei
dieſer Rechnung nicht aufhalten, inzwiſchen betraͤgt doch
der erſtere Widerſtand hundert Pfunde, und daruͤber,
ſelbſt nach Keils Zeugniſſe, welche von den zwoen Un-
zen der neuen Blutwelle ſo geſchwinde fortgeſtoſſen wer-
den, daß dieſe Geſchwindigkeit, wenn ſie bis auf \{1}{5233}
vermindert worden, wieder auf ⅖ zu ſtehen kommt (b).


Es ſind aber auch noch ganz leichte Verſuche vorhan-
den, und es hat in der That Wilhelm Cheſelden un-
recht (c), daß er die kleine Kraft des Herzens daraus her-
leiten will, weil man das ganze Thier vermittelſt einer
geringen Kraft mit Saͤften ausſprizzen kann. Die Er-
fahrung des Stephan Hales(d) iſt weit richtiger, da
er gefunden, daß ein Fall von eilf Fuß, oder ein ſechsmal
hoͤherer, als ihn Keil verlangt, dazu erfordert werde,
wenn das Waſſer den ganzen thieriſchen Koͤrper anfuͤllen,
und durch die Blutadern aus den Schlagadern zuruͤkkom-
men ſoll. Jch habe hingegen in ſo vielen Verſuchen ge-
ſehen und erfahren, daß die Sprizze nicht von der Kraft
der Hand allein, welche leicht zweihundert Pfunde aus
der
[864]Viertes Buch. Das Herz.
der Stelle treiben koͤnnte, ſondern auſſerdem noch mit
einer ſolchen Anſtemmung des Koͤrpers, womit man den
groͤſten Stein fortwaͤlzen koͤnnte, ſo gebraucht werde,
daß der Stempel uͤber der ſehr glatt geſchliffenen Flaͤche
derſelben heruntergehet; daß aber dem ohngeachtet gleich-
wol der Saft, der noch fluͤſſiger iſt als das Blut, wie
zum Exempel in Waſſer aufgeloͤſeter Fiſchleim, ganz lang-
ſam, und viel langſamer als Blut, auch uͤberhaupt ganz
unvollkommen in den Koͤrper eines kleinen Knaben drin-
ge. Denn das Herz fuͤllet alle rothe Gefaͤſſe, die un-
zaͤhlbare Menge der farbenloſen Gefaͤſſe, und die Aus-
fuͤhrungsgaͤnge, ganz leicht und ſehr geſchwinde an: die
Sprizze aber treibet den Saft blos in die rothen Schlag-
und Blutadern, und in das Zellgewebe; hingegen gelan-
get derſelbe nur in ſehr wenige ungefaͤrbte, und faſt in
gar keine von denen kleinſten Gefaͤſſen, woraus das Ein-
geweide beſtehet. Es erhellet alſo aus dieſem groben Ver-
ſuche, daß die Kraft, welche einige hundert Pfunde fort-
ſtoͤſſet, nur den kleinſten Theil von dem Gewichte bewe-
ge, welches von dem Herzen ſo leichte, ſo anhaltend, und
ungemein geſchwinde herumgetrieben wird.


§. 45.
Jurins Berechnung der Herzkraͤfte.


Jacob Jurin, der vor kurzem Praͤſident in dem me-
diciniſchen Collegio zu London war, bemuͤhete ſich die
Kraft des Herzens nach einer andern Methode (e) zu be-
ſtimmen: dieſe wollen wir jezo vortragen, ob ſie gleich
ihrem Erfinder ſelbſt nicht gar zu gewiß vorgekommen
iſt (f).


Es
[865]Die Bewegung des Herzens.

Er macht naͤmlich die ganze von dem fleiſchigen We-
ſen des Herzens hervorgebrachte Bewegung ſo groß, als
die Summe derer Factoren iſt, welche aus allen Queer-
ſchnitten aller Blutfaͤden entſtanden ſind, die man in ih-
re Geſchwindigkeiten und Laͤngen gerechnet hat. Die
Summe dieſer Schnitte, oder die ganze innere Flaͤche des
Herzens, iſt bei dieſem beruͤhmten Manne zehn Quadrat-
zolle gros. Denen Faͤden gibt er zwo Zolle zur Laͤnge,
welches noch nicht die volle Laͤnge des Herzens iſt. Die
Quantitaͤt des Blutes, welches aus der linken Kammer
herausgetrieben wird, ſezzet er auf zwo Unzen: den Jnn-
halt der Aortenmuͤndung macht er, nach dem Keil,
=0. 4185. die Zeit, in der das Blut aus dem Herzen
herausgepreſſet wird, ſezzet er auf eine Secunde, und die
Maſſe des linken Herzens auf acht Unzen. Aus dieſen
Gruͤnden folgert er nun, es ſey die Kraft der rechten
Kammer ſechs Pfunden und drei Unzen, die Kraft der
linken Kammer neun Pfunden und einer Unze, die Kraft
des geſammten Herzens, 15 Pfunden und 4 Unzen gleich:
und die voͤllige Kraft, welche das Herz gegen das Blut
anwendet, ſey gleich dreien Pfunden, die in einer Secun-
de einen Zoll durchlaufen (g). Er fuͤget noch hinzu, es
ſey dieſes nicht das Maaß von dem groͤſſeſten Vermoͤgen
des Herzens, ſondern nur von der mittelmaͤßigen Kraft
deſſelben, und zwar ſo lange als dieſer vornehmſte Mus-
kel ohne Ermuͤdung arbeite.


Jch halte davor, daß dieſer beruͤhmte Mann recht
hat, wenn er die Geſchwindigkeit als veraͤnderlich anſie-
het, und dieſelbe im Anfange, wenn ſich die linke Kam-
mer zuſammenziehet, 14 und ein Viertheil Fuß, am En-
de 4 und ¼ Fuß groß macht. Hingegen ſcheint derſelbe
die inwendige Herzflaͤche gar zu klein genommen zu haben,
gleichwie er auch die Laͤnge derer zwiſchen dem Blut be-
findlichen Faͤden ebenfalls zu kurz angeſezzet hat. Weiter
Jiiwill
[866]Viertes Buch. Das Herz.
will ich nichts dagegen erinnern, da es ſchon ausgemacht
iſt, daß hundert Pfunde Blut, oder andere zuſammenhaͤn-
gende Fluͤßigkeiten, aus einer vollkommenen Ruhe blos
und allein durch die Schlaͤge des Herzens wieder in eine
vollkommene Bewegung geſezt werden, und daß folglich
15 Pfunde Blut die Kraft des Herzens noch nicht hin-
laͤnglich andeuten.


§. 46.
Morlands und Tabors Ausrechnung.


Es hat zwar Joſeph Morland(h) keine Berechnung
uͤber dieſen Punkt gegeben, inzwiſchen aber doch verſchie-
denes vorgebracht, das in dieſe Sache einſchlaͤgt. Er
glaubet, daß die Laͤnge der Schlagader bei dem Wider-
ſtande, den das Herz vor ſich findet, nichts zu ſagen haͤt-
te, und daß die Kraft des Herzens nicht ſo gar groß zu
ſeyn ſcheine. Denn wenn man gleich hundert Pfunde
Druk auf das in der Aorte befindliche Blut rechnen woll-
te, ſo glaubt er doch, es folge hieraus, daß die Ge-
ſchwindigkeit des Bluts 9600 Fuß in einer Minute be-
trage, welches aber unglaublich ſcheine. Es hat aber
dieſer Mann darinnen offenbar geirret, daß er die Kraft
des Herzens blos nach dem Widerſtande der Schlagadern
gemeſſen, als welchem er die Staͤrke des Herzens gleich
macht. Denn es wird dem Blute der Aorte, auſſer die-
ſem Widerſtande, ganz offenbar eine groſſe Geſchwindigkeit
mitgetheilet (i), und man muß die Kraft des Herzens in
der That in zwo Theile theilen, davon der erſte auf die
Erweiterung der Aorte, der andere auf die Forttreibung
des Blutes verwendet wird (k).


Johann
[867]Die Bewegung des Herzens.

Johann Tabor ſchaͤzzet die Kraft des Herzens nach
der Gewalt, welche erfordert wird, wenn die halbmon-
denfoͤrmigen Klappen, die ſich vor der Aortenmuͤndung
befinden, ſollen zerriſſen werden. Er fand aber, vermit-
telſt eines Verſuches, daß dieſe Kraft 63 Pfunden gleich
ſey (l). Und hieraus leitet er die Aehnlichkeit her, daß
ſich die Kraft, welche die Klappen verengert, zu dem
Widerſtande verhalte, wie der Jnhalt der Grundflaͤche
der Kammer zu dem Jnhalte der Aorte, naͤmlich wie 4
zu 1, und er fand alſo, daß die Kraft des linken Herzens
allerdings hundert und funfzig Pfunde betrage. Man
erſiehet hieraus eben ſo leicht, daß die Kraft, von wel-
cher man vorausſezt, daß ſie das in der Aorte befindliche
Blut gegen die Klappen aͤuſſere, hoͤchſtens die Helfte (m)
von dem Vermoͤgen betrage, wodurch dieſes Blut bewe-
get wird, und daß folglich dieſe ganze Rechnung mit der
Wahrheit nicht uͤbereintreffe.


§. 47.
Des Stephan Hales Berechnung.


Nach dieſen hat Stephan Hales, ein in Verſuchen
hoͤchſt fleißiger Mann, eben dieſe Arbeit uͤbernommen.
Er ſuchte daher das Gewichte ausfindig zu machen, wel-
ches ſich dem Herzen entgegenſezt, ſo oft dieſer Muskel
ſein Blut ausſchuͤttet; denn dieſes Gewichte iſt eigentlich
ſelbſt die Kraft des Herzens. Er erforſchte in der Ab-
ſicht, durch Verſuche, die Hoͤhen des Blutſtrals, der aus
der verwundeten Halsſchlagader an verſchiedenen Thieren
herausſpringt. An einem Hunde fand er dieſe Hoͤhe ſechs
Fuß acht Zoll (n): an einem Widder eben ſo viel Fuß,
und ſechſtehalb Zolle (o): an einem Pferde neun Fuß acht
Jii 2Zolle
[868]Viertes Buch. Das Herz.
Zolle (p). An einem Menſchen ſchaͤzt er dieſe Hoͤhe,
wenn man ein Mittelverhaͤltniß annimmt, auf achte-
halb Fuß (q). Da auch P. Anton Michelottus(r)
hierbei die Erinnerung gab, man muͤſſe auch ſein Abſe-
hen zugleich auf den Jnnhalt der linken Herzkammer mit
richten, ſo uͤberrechnete er dieſe Flaͤche, und brachte fuͤr
ſelbige funfzehn Quadratzolle heraus. Rechnet man die-
ſe Flaͤche zu der Hoͤhe des Blutſtrals, ſo iſt dieſelbe, oder
7′. 6″. das Maaß von der Blutſaͤule, welche, vermoͤge
des bekannten hidroſtatiſchen Lehrſazzes, auf die Kammer
des linken Herzens druͤkt, und welche dieſe Kammer, wenn
ſie ſich zuſammenzieht, allezeit in die Hoͤhe hebt. Es
betraͤgt aber das Gewichte dieſer Saͤule 51 Pfunde und
fuͤnf Unzen.


Die Geſchwindigkeit ſezzet er beinahe mit dem Keil
uͤberein, naͤmlich auf 149. Fuß fuͤr eine Minute, weil er
annimmt, daß die Zuſammenziehung des Herzens in
dem dritten Theile vom ganzen Pulsſchlage vor ſich
gehe.


Gegen dieſe gar nicht unwahrſcheinliche Rechnung
haben verſchiedene Maͤnner verſchiedenes erinnert, beſon-
ders aber Franz de Sauvages. Und zwar berechnet
erſtlich Stephan Hales ebenfalls ganz allein diejenige
Wirkſamkeit des Herzens (s), die es gegen allen Wider-
ſtand aͤuſſert. Hiernaͤchſt behauptet (t) dieſer beruͤhmte
Mann, daß man unrecht thaͤte, wenn man die auf die
Herzverengerung verwandte Zeit fuͤr die Helfte von der-
jenigen Zeit hielte, darinnen die Erweiterung deſſelben
geſchehe, und haͤlt vielmehr davor, daß beide Zeiten gleich
groß waͤren: nach dieſer Verbeſſerung bringt man aber
die ganze Geſchwindigkeit des Blutes bis auf die Helfte
her-
[869]Die Bewegung des Herzens.
herab, naͤmlich bis auf 74 Fuß und 6 Unzen. Hinge-
gen fand dieſer beruͤhmte Mann bei einem anderen Blut-
ſtral, den er an einem Hunde beobachtete, da ſchon die
bloſſe Kraft des Falles von einer Hoͤhe von 14 Fuß eine
Geſchwindigkeit zuwegebringt, vermoͤge welcher der Saft
28 Fuß, innerhalb einer Minute, mit gleichfoͤrmiger Be-
wegung durchlaufen kann; er fand, ſage ich, als er die
Geſchwindigkeiten wie die Wurzeln der Hoͤhen betrachte-
te, daß die Geſchwindigkeit des Blutes um etwas groͤſ-
ſer ſey, und zwar 22′. 4″. fuͤr eine Secunde, und folglich
136′ fuͤr die Minute, welche Rechnung von der Keili-
ſchen
nicht ſonderlich abweicht (u).


Jnzwiſchen halte ich an meinem Theil davor, daß
ſich die auf die Zuſammenziehung des Herzens verwandte
kleine Zeit ſchwerlich genau beſtimmen laſſe: jedoch wuͤr-
de ich vielmehr dieſe kleine Zeit, wiewol ſie nur ganz
kurz iſt, die theils vor der Ruhe, theils nach derſelben
verfließt, gedoppelt annehmen, glaube auch anbei, daß
zu der Erweiterung des Herzens etwas mehrere Zeit, als
zu deſſen Verengerung, erfordert werde. Hiernaͤchſt iſt
auch der Sprung des Blutſtrals noch nicht vollkommen
ausgemacht. George Martine(x) giebt zwar eben ſol-
che Spruͤnge an, die nicht viel von des Hales ſeinen un-
terſchieden ſind. Nimmt man aber den erſten Sprung
alſo an, welcher allerdings die nachfolgenden (y) um ein
merkliches in Anſehung der Hoͤhe uͤbertrift, ſo wird man
groͤſſere Blutſtralen bekommen, als man ſonſt insgemein
glaubet. Es war naͤmlich an der Schlagader des Ge-
kroͤſes, welches eine von denen vielen Schlagadern iſt, die
Jii 3man
[870]Viertes Buch. Das Herz.
man mit der Aorte nicht wohl vergleichen kann, dem ohn-
geachtet doch der Stral des ſpringenden Blutes ſechs
Fuß hoch (z), an einem Schafe, welches ein gedultiges
Thier iſt, und von dem Menſchen, in Anſehung der Groͤſ-
ſe und Staͤrke, weit uͤbertroffen wird. Der vortrefliche
Senac fand, daß das Blut aus der Aorte eines Hundes,
welche er aber gebunden hatte, 12 Fuß hoch ſprang (a).
Uebrigens hat die oben angefuͤhrte Beobachtung des be-
ruͤhmten Boiſſier allerdings ihre gute Richtigkeit.


§. 48.
Morgans und Robinſons Berechnungen.


Die Berechnung des Thomas Morgan iſt von der
Haleſiſchen nicht ſehr unterſchieden, wenn man einer-
lei Zeit ſezzet, in welcher die Zuſammenziehung des Her-
zens geſchiehet. Er beſtimmt naͤmlich eine ſolche Ge-
ſchwindigkeit des Blutes, daß daſſelbe innerhalb einer
Minute fuͤnf und funfzig Fuß durchlaufe, wenn es ſich
eben ſo gleichfoͤrmig fortbewegte, als es durch den An-
fang der Aorte herauskommt. Jn einer Minute zaͤhlt
er achtzig Pulsſchlaͤge, nimmt aber dieſen ganzen achtzig-
ſten Theil der Minute fuͤr diejenige Zeit an, darinnen
die Zuſammenziehung des Herzens geſchiehet. Wenn
man nun vor die Zuſammenziehung den dritten Theil
dieſes achtzigſten Theils annimmt, ſo wird die Schnellig-
keit des Blutes in der Minute 165 Fuß betragen, und
alſo wenig von der Haleſiſchen Schnelligkeit unter-
ſchieden ſeyn. Uebrigens ſchaͤzzet Morgan die Welle
des Bluts, die in die Aorte getrieben wird, auf zwo Un-
zen, die Aortenmuͤndung aber auf ſieben Quadratlinien,
die Quantitaͤt des Blutes, welche das Herz in einer Mi-
nute
[871]Die Bewegung des Herzens.
nute herausſtoͤſſet, auf 160 Unzen, und giebt endlich dem
Blute, welches die Aorte anfuͤllet, 264 Zolle (b).


Der vormals beruͤhmte Bryan Robinſon macht
die Zeit, die auf die Zuſammenziehung des Herzens geht,
wie Keil, der Helfte derjenigen Zeit gleich, welche zur
Erweiterung erfordert wird: er ſezzet aber 3 Unzen an,
die mit einem Pulsſchlage in die Aorte ſollen getrieben
werden; er ſchaͤzzet den Durchmeſſer auf einen Zoll, nebſt
\{1}{100} Theilen, und rechnet nur 54 Pulsſchlaͤge: aus die-
ſen Saͤzzen beſtimmt er die Geſchwindigkeit des Blutes
ſo, daß daſſelbe innerhalb einer Secunde 15 Zolle und
\{48}{100} Theile vom Zolle durchlaufe. Es iſt aber die An-
zahl der Pulsſchlaͤge in der That zu klein, und folglich
die Zeit, darinnen die Zuſammenziehung des Herzens ge-
ſchiehet, allzu lang, auch die Blutwelle, die das linke
Herz heraustreibt, gar zu groß angegeben (c).


§. 49.
Die Berechnung des Franz Boiſſier.


Der beruͤhmte Franz Boiſſier hat eine andere Rech-
nung gemacht (d), und beſtaͤrket dieſelbe mit dem An-
ſehn des Daniel Bernoulli, eines der groͤſſeſten Meß-
kuͤnſtler, der ſeine Arbeit gebilliget hat. Er nahm daher
zu ſeinen Grundſaͤzzen den vom Stephan Hales durch
Verſuche erwieſenen Sprung des Blutes an; er machte
ferner die Geſchwindigkeit, die dieſen Sprung hervor-
bringt, der Geſchwindigkeit gleich, vermoͤge welcher 20
Fuß, in einer mit dem Geſichtskreiſe parallelen Flaͤche, in-
nerhalb einer Secunde durchwandert werden. Die Kraft
des Herzens findet er eilftehalb Unzen gleich, welche in-
nerhalb einer Secunde einen Fuß hoch erhoben wuͤrden;
J i i 4und
[872]Viertes Buch. Das Herz.
und da ferner in allen Maſchinen mehr Bewegung erfor-
dert wird, als ſie Wirkung hervorbringt, naͤmlich ein
Verhaͤltniß wie 27 zu 4, ſo vermehrt er nach dieſem Ver-
haͤltniß die Kraft des Herzens, und findet ſie 71 Unzen
gleich, welche innerhalb eben der Secunde einen Fuß hoch
erhoben wuͤrden. Es betraͤgt aber in der That der
Sprung des Haleſiſchen Blutſtrals nicht 3 Fus, ſon-
dern achtehalb Fuß; und auch dieſer Sprung ſtimmet
noch nicht einmal mit der Kraft voͤllig uͤberein; jedoch
folget hieraus eine groͤſſere Schnelligkeit.


§. 50.
Daniel Bernoulli Berechnung.


Selbſt der beruͤhmte Daniel Bernoulli bedienet ſich
in der academiſchen Probeſchrift ſeines Schuͤlers, des
Daniel Paſſavant(e), der Haleſiſchen Verſuche der-
geſtalt, daß die Wirkſamkeit des Herzens anderthalb Un-
zen (oder vielmehr zwo volle Unzen) acht Fuß weit vor
ſich her treibt; da aber dieſe Wirkung innerhalb ei-
ner Stunde viertauſendmal wiederholt wird, (es muſten
aber 4500 oder 4800 Pulsſchlaͤge gerechnet werden), ſo
wird die Kraft des Herzens 6000 Unzen, oder dreihun-
dert fuͤnf und ſiebenzig Pfunde betragen, die innerhalb
einer Stunde acht Fuß hoch erhoben worden. Es be-
hauptet aber dieſer beruͤhmte Mann mit gutem Grunde,
daß ſich die Kraft des Herzens zu der mittleren Geſchwin-
digkeit des durch die Aorte flieſſenden Blutes verhalte,
wie die Zeit des ganzen Pulsſchlages (naͤmlich ⅕ von ei-
ner Minute) zu der Zeit, in der ſich das Herz zuſammen-
ziehet. Die Geſchwindigkeit erklaͤret derſelbe ſo, daß
daß Blut 22′ in einer Secunde durchlaufen wuͤrde, wenn
es ſich einfoͤrmig bewegte (f). Er glaubet aber, daß aus
ſeiner
[873]Die Bewegung des Herzens.
ſeiner Rechnung folge, daß es in der That noch andere
Muskeln gebe, die das Herz noch an Staͤrke uͤbertraͤfen.
Alſo hebe ein Adler, deſſen ganzes Gewicht dreißig Pfun-
de ſey, innerhalb einer Stunde 648. 000. Pfunde em-
por, und es pflegten am Menſchen die Muskeln, welche
im Gehen ſich anſtrengen, den ganzen Koͤrper, der 160
Pfunden gleich ſey, innerhalb einer Stunde bis auf 4000
Fuß weit empor zu halten, welche Kraft zweihundert mal
mehr groͤſſer ſey, als das Vermoͤgen des Herzens.


Dieſes alles aber iſt offenbar zu groß angenommen.
Jch wuͤrde den fuͤr einen ſehr hurtigen Laͤufer halten, der
einen viertauſend Fuß hohen Berg, nicht in einer Stun-
de, ſondern in einem Tage erſteigen wollte, da ich ſelbſt
auf meinen vielen Reiſen erfahren habe, daß es ſchon vie-
le Muͤhe koſte, wenn man auf eine Hoͤhe von 3000 Fuß
in einem Tage gelangen will. Hiernaͤchſt kann auch kei-
ner von denen Muskeln, die den menſchlichen Koͤrper fort-
bewegen, vier ganzer Stunden hinter einander beſtaͤndig
ſein Geſchaͤfte treiben, ohne die aͤuſſerſte Entkraͤftung und
faſt unleidliche Schmerzen zu erdulten. Jch entſinne
mich noch ganz wohl, daß ich dieſe Beſchwerlichkeit gar
zu gut empfunden, da ich nicht einmal tauſend Fuß aus
den Gruben zu Clausthale, und den Rammelsbergiſchen
Schachten, auf denen Fahrten herausgeſtiegen. Sonſt
uͤberſteigt auch der Stral von zwo Unzen Blut, der aus
der linken Herzkammer ſenkrecht acht Fuß weit heraus-
ſpringt, allerdings die Rechnung, welche dieſer beruͤhmte
Mann gemacht hat.


§. 52.
Senacs Erinnerungen.


Endlich fand ohnlaͤngſt der vortrefliche Schriftſtel-
ler, der das Herz beſchrieben, J. Baptiſta Senac, vieles
an dieſen Lehrgebaͤuden wieder zu zerſtoͤhren, ob er gleich
J i i 5ſelbſt
[874]Viertes Buch. Das Herz.
ſelbſt gar nicht geneigt war neue aufzufuͤhren. An denen
Berechnungen des Jurins und Stephan Hales(g)
tadelt er, daß ſie zu der Grundflaͤche des Cilinders nicht
den Jnhalt der Aorte, ſondern die Flaͤche des Herzens an-
naͤhmen, und daß ſie ſolchergeſtalt das Blutgewicht, wel-
ches von dem Herzen unterſtuͤzzet wird, vergroͤſſerten. Er
laͤugnet, daß das Herz ein dichter Koͤrper ſey, der das
Blut fortſtoſſe, wie es Jurin vorſtellt (h); er laͤugnet,
daß man die Blutmaſſe durch ihr Gewichte gehoͤrig an-
deute; er laͤugnet, daß es recht ſey, wenn man zwo Un-
zen fuͤr das Gewicht einer Blutwelle annimmt, welche
aus der linken Kammer herausgetrieben wird; und endlich
laͤugnet er, daß die ganze Kammer voͤllig ausgeleeret
werde. An dem Hales tadelt er, daß er den Stral des
ſpringenden Blutes nicht an der Aorte, ſondern an der
Halsſchlagader eines Hundes gemeſſen, und ihn alſo zu
klein beſtimmet haͤtte (i); und endlich macht er den Schluß,
es ſey die Kraft des Herzens ungewiß, aber ſehr groß,
wie man an dem Sprunge ſelbſt ſehen koͤnnte, ingleichen
auch an den Schlagaderſaͤkken, deren ungemein dikke
Haͤute durch die Kraft des Herzens zerriſſen werden, und
daß es auch aus dem Gewichte von 50 Pfunden erhelle,
welches, wenn es an den Fuß angehaͤngt worden, mit
jedem Pulsſchlage in die Hoͤhe ſteigt. Nach dieſem Ver-
ſuche, da das Gewichte in einer ſo groſſen Entfernung
von dem Ruhepunkte angehaͤngt, und dennoch von dem
Herzen, welches ſich naͤher am Ruhepunkte befindet, in die
Hoͤhe gehoben wird, ſchaͤzzet er die Kraft des Herzens,
welches das Blut durch die Schienbeinſchlagader treibt,
auf vierhundert Pfunde (k). Jch habe uͤbrigens viele
von
[875]Die Bewegung des Herzens.
von ſeinen Verhaͤltniſſen, aus gleichmaͤßiger Ueberzeu-
gung, bereits mit unter die meinige genommen.


§. 53.
Unſere Meinung von denen Kraͤften des
Herzens.


Um nun auch etwas von meinen eigenen Gedanken
hinzuzufuͤgen, ſo glaube ich fuͤr meine Perſon, daß ſich
keine beſtimmte Zahlen von Pfunden und Fuſſen ange-
ben laſſen. Erſtlich ſehe ich nicht ein, wie man die klei-
ne Zeit, in der das Herz ſeine Zuſammenziehung verrich-
tet, mit Zuverlaͤßigkeit beſtimmen koͤnne. Jch halte
nicht einmal davor, daß man die Menge des herausge-
ſtoſſenen Blutes recht genau nach dem Gewichte anzeigen
koͤnne. Solchemnach mangeln alſo die beiden Grund-
ſtuͤkke, aus denen eigentlich die Schnelligkeit beſtehet,
naͤmlich die Zeit, und die Laͤnge, welche durchwandert
wird. Verlangt man nun noch uͤberdem die gemeine Kraft
des Herzens zu wiſſen, ſo wird es noͤthig ſeyn, daß man zwi-
ſchen dem erſten, als dem hoͤchſten, und dem lezten, als
dem niedrigſten Blutſtrale, eine Mittelhoͤhe annehme;
aber auch dieſe willkuͤhrliche Mittelhoͤhe wendet man oh-
ne allen Verſuch, und folglich ohne alle Gewißheit, auf
den Menſchen an.


Es ſcheinet zwar die Methode, welche Bernoulli
aus den Saͤzzen des Hales angenommen, hoͤchſt einfach
zu ſeyn. Es beſtehet aber doch bei dieſer Rechnung der
groͤſſeſte Fehler darinnen, daß der beruͤhmte Mann nicht
zugleich mit auf den ungeheuren Widerſtand geſehen, wel-
chen die gegen das Blut erregte Kraft des Herzens an-
trift. Wir wollen alſo etliche von dieſen Widerſtaͤnden
hiervon beifuͤgen.


Es werden alle Schlagadern des thieriſchen Koͤrpers,
die ſo zahlreich, und ſo feſt gewebt ſind, von einem einzi-
gen
[876]Viertes Buch. Das Herz.
gen Herzſchlage erweitert, ſie aͤndern die Geſtalt ihrer
Biegungen, und nehmen eine groͤſſere Laͤnge an. Mit
was fuͤr Schwierigkeiten dieſes geſchehe, erfahren diejeni-
gen, welche ſich die Muͤhe geben, an todten Koͤrpern die
Gefaͤſſe auszuſprizzen. Es werden dadurch nicht nur die
Schlagadern angefuͤllet, ſondern auch ſogar nicht ſelten
durch die bloſſe Kraft des Herzens zerriſſen (l), die Blut-
adern (m) berſten von dem bereits geſchwaͤchten Antriebe
des Herzens, und es wird endlich die Aorte ſo ſtark aus-
gedehnt, daß das klopfende Herz die Ribben auswaͤrts
herauspreſſet (n), und zuweilen gar zerbricht (o). Fer-
ner meldet man auch, daß in Schlagadergeſchwuͤlſten
einer groſſen Schlagader die Ribben aus ihrer Stelle ver-
ruͤkt (p) und zerbrochen (q) worden, daß das Bruſtbein
durchloͤchert (r), und eins von denen Schluͤſſelbeinen zer-
brochen, das andere verrenkt worden (s). Ein ausein-
ander gedrengtes Herzohr hatte auch die Ribben entzwei
gebrochen (t).


Ferner werden die zweihundert Pfunde, welche das
Gewichte des menſchlichen Koͤrpers ausmachen, in der
That durch eine jede Pulſirung der Schlagadern nach
allen Seiten empor gehoben. Man findet ſelten Men-
ſchen, welche Gewichte dergeſtalt feſt mit der Hand hal-
ten koͤnnen, daß ſie nicht bei jedem Pulsſchlage etwas
erhoben werden, und in der naͤchſten Zuſammenziehung
der Schlagader niederſinken ſollten. Denn es werden
alle Theile des ganzen Koͤrpers in eben dem Augenblikke
nach
[877]Die Bewegung des Herzens.
nach allen Seiten ausgedehnt, und der ganze Koͤrper
wird zu gleicher Zeit laͤnger, breiter und hoͤher gemacht.
Legt man uͤberdem ſo viele hundert Pfunde, als der Menſch
ohne Nachtheil tragen kann, auf die Bruſt, ſo werden ſie
von dem Herzſchlage ohne Widerſtand in die Hoͤhe ge-
hoben. Da uns auch endlich faſt 40.000 Pfunde von
der in dem Dunſtkreiſe befindlichen Luft umgeben, und
mit gleicher Kraft auf uns druͤkken, wie unſer Koͤrper wuͤr-
de gedruͤkt werden, wenn er in einem groſſen Zuber voller
Quekſilber laͤge, das ſieben und zwanzig Zoll hoch daruͤ-
ber gienge (u); ſo hindert dennoch dieſes ſo ungeheure Ge-
wichte nicht im geringſten, daß die Bruſt nicht von dem
ſchlagenden Herzen ſollte erhoben werden. Denn wenn
dieſe Gewichte die Kraͤfte, wodurch der Umlauf befoͤrdert
wird, nicht vermindern (x), wenn auch unter dieſen Kraͤf-
ten ſelbſt einige ſind, die dieſen Umlauf befoͤrdern, und
die Zuſammenziehung der Schlagadern alsdenn vermeh-
ren, wenn das erweiterte Herz ruhig iſt, ſo haͤtten ſie
doch wenigſtens nicht von der Anzahl der Hinderniſſe ſol-
len ausgeſchloſſen werden, welche dem Herzen zu der Zeit,
wenn es das Blut in die Schlagadern treibt und ſie er-
weitert, in der That Widerſtand thun, und hinwiederum
von dem Herzen uͤberwunden werden.


So viel habe ich von denen Gewichten gedenken wol-
len, die von dem Herzen in die Hoͤhe gehoben werden.
Wir wollen aber im naͤchſten Buche mehr ſolche Hinder-
niſſe anzeigen, welche die Kraͤfte des Herzens verzehren,
oder ſchwaͤchen. Unter dieſe gehoͤret auch die Vergroͤſſe-
rung der Oefnungen im Lichten, an den Aeſten der Schlag-
adern, welche groͤſſer ſind als ihr Stamm, und gleiche
Wirkung mit einem groſſen See zu aͤuſſern ſcheinen, in
welchen ſich das Blut ergieſſen moͤchte: ingleichen gehoͤ-
ret dazu das verſchiedene Reiben; die zur Gerinnung ge-
neigte Beſchaffenheit des Blutes, welches ſogleich in ei-
nen
[878]Viertes Buch. Das Herz.
nen Kuchen, oder wildes Faſergewaͤchſe ſich verwandelt,
ſo bald es ſtille ſtehet. Aller dieſer Hinderniſſe ohnge-
achtet, wird man dennoch finden, daß das Blut nur mit
der allerkleinſten Verminderung der Geſchwindigkeit durch
die kleinſten Gefaͤſſe getrieben wird, ſo daß es faſt eben ſo
ſchnell durch dieſe engen Wege fortgetrieben wird, als es
ſich ſonſt durch einen Schlagaderſtamm hindurchbewegt,
wenn ſeine Schnelligkeit gleich durch ſo viele Hinderniſſe
iſt geſchwaͤchet worden. Man hat auch noch keine Ma-
ſchine ausgeſonnen, die nur einigermaſſen, und gleichſam
von weiten die Kraͤfte des Herzens vorſtellen koͤnnte, oder
einen Saft durch alle Gefaͤſſe eines thieriſchen Koͤrpers
treiben ſollte, dergleichen Maſchine doch wirklich das
Herz iſt.


Uebrigens hat die Natur dieſe Kraͤfte unter die Herz-
kammern ungleich ausgetheilt, und es gehoͤret in der
That der linken Kammer ein groͤſſerer Antheil, der rech-
ten ein kleinerer zu, der jedoch darum eben nicht gar zu
ſchwach ſeyn darf. Denn es iſt jene Kammer an ſich dik-
ker, und hat zugleich haͤrtere, zahlreichere und laͤngere
Schlagadern vor ſich, welche ſie mit Blut verſehen muß.
Ob ſie aber auſſer dem auch von dem durch den wirkſa-
men Druk der Luft ſchneller herbeigeleiteten Blute (y)
mehr gereizet werde, das laͤſſet ſich hier noch nicht un-
terſuchen.


Fuͤnf-
[879]Die Bewegung des Herzens.

Fuͤnfter Abſchnitt.
Die Urſachen der Bewegung des Herzens.


§. 1.
Die Fleiſchfaſern.


Die naͤchſte Urſache der Bewegung, die wir bisher am
Herzen beſchrieben haben, iſt allerdings in den Fleiſch-
faſern dieſes Muskels zu ſuchen. Beſonders giebt aber
die Scheidewand des Herzens, die von dikkerer und haͤr-
terer Subſtanz iſt, als beide Kammern, den eigentlichen
Grund von der Bewegung des ganzen Herzens ab, und
hat oben eine groͤſſere Breite, als gegen die Spizze zu,
indem ſich beſonders das Fleiſch an der rechten Kammer
um deſto mehr vermindert, je mehr es ſich der Herzſpizze
naͤhert. Da ferner die Faſern des Herzens aller Orten,
bei ihrer einigermaſſen ſchiefen Richtung, der Queere nach
fortwandern (z), ſo kann man ſie fuͤr ſchiefliegende Halb-
kreiſe anſehen, daran die zwo feſten Punkte, naͤmlich der
obere und untere, in der Scheidewand der beiden Herz-
kammern ſtekken, und der mittlere Bogen die groͤſſeſte aus-
waͤrts gebogene runde Flaͤche (convexitas) der rechten,
oder linken Kammer ausmacht. Wenn ſich alſo dieſe
Faſern verkuͤrzen, ſo ziehen ſie die mittlere runde Erhoͤ-
hung ihres Bogens naͤher an die Herzſcheidewand her-
bei, machen anbei, daß dieſer Bogen einer geraden Linie
aͤhnlicher wird, und verengern ſolchergeſtalt die Kammer.


Da auch ferner die Spizze des Herzens in der That
ſchwaͤcher als der Grund deſſelben iſt, die Fleiſchfaſern des
Herzens hingegen in ſchiefer Richtung von dem Grunde
nach der Spizze hinabſteigen, ſo folget daraus, daß eben
dieſe Faſern, indem ſie ihr beiderſeitiges Ende naͤher ge-
gen
[880]Viertes Buch. Das Herz.
gen die Mitte des Bauches ziehen (a), auch zu gleicher
Zeit den Grund ein wenig naͤher an die Spizze, die
Spizze hingegen viel ſtaͤrker an den Grund heran brin-
gen (b), und daß alſo der Herzgrund und die Spizze in
umgekehrten Verhaͤltniß gegen ihre Feſtigkeiten naͤher
zuſammenkommen. Auf ſolche Weiſe wird die Herzſpiz-
ze gegen den Grund zuruͤkgebogen. Es ſtimmet dieſe
ganz einfache Erzaͤhlung von der Thaͤtigkeit des Herzens,
in allen Stuͤkken mit den oben gemeldeten Erſcheinun-
gen uͤberein.


Jn Anſehung derer Herzohren finden ſich auch keine
ſonderliche Schwierigkeiten. Es beſtehet naͤmlich das
rechte Ohr, eben wie die Kammer, aus Faſern die in Bo-
gen gekruͤmmet ſind, und das vordere Ende dererſelben
ſtekket in dem fleiſchigen und feſten Umfange der rechten
Blutadermuͤndung des Herzens (c): das hintere Ende (d)
aber in einem andern kreisfoͤrmigen gegenuͤber liegenden
Muskel, welcher von dem oberen Theile des Jſthmus,
oder des eyfoͤrmigen Ringes, ſeinen Urſprung bekommt,
und ſich zugleich bis an den hintern Theil von der Wur-
zel des Anhangs des Ohres, ingleichen an die vordere
Linie des Ohres erſtrekket, und der Euſtachiſchen Klappe
entgegen kommt, endlich aber ſich allmaͤhlich in dem Thei-
le des rechten Herzohres verlichret, welcher am meiſten
vorwaͤrts ſich befindet. Zwiſchen dieſen beiden Kreiſen
beſchreiben die Faſern, die das rechte Ohr umſchlieſſen, er-
habene Bogen, deren Scheitelpunkt in demjenigen Thei-
le des Ohres iſt, welcher am meiſten vorwaͤrts liegt. Jn-
dem ſich nun alſo dieſe Faſern verkuͤrzen, ſo druͤkken ſie in
der That dieſen Scheitelpunkt ihres Bogens niederwaͤrts,
machen
[881]Urſachen des Herzſchlages.
machen die erhabene und vordere Wand des Ohres flach,
und preſſen ſolchergeſtalt aus dem verengerten Herzohre
das Blut heraus (e). Es giebt aber auch noch ein an-
derer Muskel (f), der aus der Gegend des ſcharfen Ran-
des ſeinen Urſprung erhaͤlt, ſtrahlenfoͤrmige Faſern von
ſich, die ſowol in das Ohr, als in deſſen Anhang, gehen,
und ziehet ſolchergeſtalt alle beide mit herab und veren-
gert ſie.


Ferner wird auch der Anhang des Ohres vermittelſt
desjenigen Muskels hinabgezogen (g), welcher, indem
er von der ſehnigen Muͤndung des Herzens aufwaͤrts ſtei-
get, und alſo hoͤher liegt, als der eben beſchriebene, gera-
des Weges in den Anhang hineingehet, und durch den-
ſelben ſeine ſtrahlenfoͤrmige Faſern aufwaͤrts ausbreitet,
und ſie ſodann gegen die Blutadermuͤndung hinab-
zieht (h).


Das linke Herzohr ziehet beide Enden ſeiner Brei-
te (i), vermittelſt der in Bogen gekruͤmmten Faſern, naͤ-
her zuſammen, ſo daß es an ſich ſelbſt eine geringere
Breite dadurch bekommt, und, indem es ruͤkwaͤrts gebo-
gen worden, das Blut endlich ausſchuͤttet (k). Die an-
dern Faſern (l) ziehen die Spizze dieſes Ohres nieder-
waͤrts herab, und machen ſeine Hoͤlung kuͤrzer.


Den linken Sinus verengern die beinahe queer lau-
fende und bereits (m) beſchriebene Faſern. Jch habe an
gehoͤrigen Orte von ihrer Bewegung gehandelt (n).


§. 2.
Kkk
[882]Viertes Buch. Das Herz.

§. 2.
Die Faſern bekommen ihre Bewegung von de-
nen Nerven.


Da das Herz in der That ein Muskel iſt (o), ſo ſchei-
net daſſelbe auch mit den uͤbrigen Muskeln einerlei ge-
meinſchaftliche Natur zu haben, alſo daß es eine ihm ei-
gene Kraft ſich zuſammenzuziehen (p), und auſſer dem
noch eine andere beſizzet, welche von den Nerven dazu
kommt. Denn es haben die Verſuche bei allen Mus-
keln beſtaͤtiget, daß, wenn ein Nerve an einem Muskel
gereizet wird, dieſer Muskel ſehr heftig und ſchnell zu-
ſammengezogen werde (q), welches man ſein Verzuk-
ken
nennet: unterbinde man aber den Nerven, ſo ver-
liere er alle Kraft (r), mit der zuvor das Glied beweget
ward. Es ſind aber die fleißigen Zerleger nicht bei die-
ſer bloſſen Analogie allein ſtehen geblieben, ſondern man
hat ſogar am Herzen ſelbſt Verſuche gemacht, um zu zei-
gen, daß auch dieſer Muskel, der unter allen der vor-
nehmſte iſt, ſeine Kraft den Nerven zu danken habe.
Die mehreſten haben zu ihren Verſuchen das achte Ner-
venpaar gewaͤhlt; ohne Zweifel, weil nicht nur von die-
ſem Paare einige Nerven des menſchlichen Herzens ihren
Urſprung haben (s), ſondern auch die uͤbrigen von dem
ſympathiſchen groſſen (Jntercoſtal) Stamme herfuͤrkom-
mende Aeſte, von den alten Zergliederern, und vornaͤm-
lich von dem Fallopius(t), zu dem achten Nervenpaar
mit gezogen werden. Sie haben daher dieſen Nerven
an lebendigen Thieren gebunden, zerſchnitten, und davon
das
[883]Urſachen des Herzſchlages.
das Stilleſtehen des Herzens, oder den Tod, als eine Fol-
ge erwartet.


Solchemnach hat alſo Riolanus zuerſt das herum-
ſchweifende Paar an dem Nakken lebendiger Thiere mit
einem Faden unterbunden, aber mit einem ſo geringen
Erfolg, daß das Thier nicht einmal am Laufen gehindert
ward (u). Es beobachtete auch Vopiscus Fortunatus
Plempius(x), daß das Herz, nach der Unterbindung,
oder Zerſchneidung dieſes Nervens, ebenfalls nicht zum
Stillſtehen genoͤthiget wuͤrde. Hierauf machte ſich der
in dergleichen Verſuchen unermuͤdete Richard Lower
an dieſe Arbeit, und ſein Freund, Thomas Willis, wie-
derholte ſie. An Lowers Hunde klopfte das Herz ſtark,
das Keichen war mit Seufzen untermengt, und es erfolg-
te in ein paar Tagen der Tod: des Williſius ſeiner
verſtummte, bekam krampfhafte Verzuͤkkungen, und ſtarb
nach etlichen Tagen, nachdem er unter dieſer Zeit keine
Speiſe zu ſich genommen hatte. Endlich hat Robert
Boyle ganz deutlich geſehen, daß ſich, nach der Unter-
bindung des herumſchweifenden Paares, der ausgebliebe-
ne Pulsſchlag wieder eingefunden, wobei das Thier, mit
einiger Traurigkeit, bis zum vierten Tage leben blieb.
Beide beruͤhmte Maͤnner ſchrieben die Urſache des lang-
ſam erfolgten Todes denen Aeſten des Ribbennerven-
Stammes zu, und haͤtten gewiß geglaubt, daß derſelbe
wuͤrde ſchleunig erfolget ſeyn, wofern alle Nerven des
Herzens von dieſem herumſchweifenden Paare ihren Ur-
ſprung bekaͤmen.


Peter Chirac, ehemaliger erſter Leibarzt des Koͤnigs
in Frankreich, ſchreibet, das Herz haͤtte zwar noch einige,
aber ſehr ſchwache Bewegung uͤbrig behalten, als er eben
K k k 2die-
(z)
(a)
[884]Viertes Buch. Das Herz.
dieſen Nerven unterbunden gehabt (b). Ein anderer
Hund ſtarb nach zween Tagen, als ihm Courtenius(c)
eben dieſes herumſchweifende Paar mit einem Faden un-
terbunden, nachdem er einen Ekel gegen die Speiſen,
Erbrechen, und ein beſchwerliches Athemholen erlitten
hatte. Derjenige ſtarb den dritten oder vierten Tag
darauf, dem Berger(d) eben dieſen Nerven gebunden
hatte, und nach ſiebenzehn Tage ſtarben die, an de-
nen Bagliv(e) eben dieſen Verſuch gemacht hatte. Des-
gleichen haben auch diejenigen Hunde das Leben ſpaͤter
eingebuͤſſet, deren ſich der ſehr glaubwuͤrdige Gelehrte,
Morgagnus(f), bediente. Der erſte unter denenſel-
ben wurde erſtlich den zehnten Tag dem Tode zu Theil,
nachdem der Magen ſeine Dauungskraft verloren, und
die Stimme verſchwunden war: der andere endigte ſein
Leben unter keichenden Seufzern und ſtarken Herzzittern,
den achtzehnten Tag darnach. Mit demjenigen war es
in dreien Tagen aus, dem der beruͤhmte Heuermann(g)
eben dieſes Paar gebunden hatte, und er ſtand ebenfalls
Herzensangſt, eine Verwirrung der Sinne, und andere
Zufaͤlle vorher aus. Von einer ſolchen Unterbindung
hat der vortrefliche Senac eine gaͤnzliche Entkraͤftung
des Herzens wahrgenommen (h).


Jch habe auch ſelbſt hieruͤber viele Verſuche, in Ge-
ſellſchaft des Enkels des vortreflichen Brunners(i),
gemacht. Jch unterband an Kaninchen und Hunden
anfaͤnglich den umſchweifenden Nerven der einen Seite,
nachgehends an beiden Seiten. Es eraͤugnete ſich dabei
ein
[885]Urſachen des Herzſchlages.
ein Erbrechen, oder doch wenigſtens ein Beſtreben zum
Erbrechen, es gieng alles, was der Magen enthielte, in
eine Faͤulung, es erfolgte ein ſchweres Athemholen, und
ein voͤlliger Mangel der Stimme (k). Dergleichen Thie-
re verſtarben die erſte Nacht darauf, als man die Verſu-
che mit ihnen gemacht hatte (l), oder erſt den zwoten (m)
und dritten Tag darnach (n).


Jch glaube alſo, daß eine ungluͤkliche Begebenheit
daran Schuld geweſen, wenn in Bohnens(o), Ber-
gers
(p), und Varignons(q) Verſuche, das Thier nach
der Unterbindung des umſchweifenden Nerven ſeinen Geiſt
ploͤzlich aufgegeben, oder doch wenigſtens nach einer Ent-
kraͤftung des Herzens, und nachdem die Schlag- und
Blutadern vorher aufgeſchwollen, bald geſtorben iſt (r).
Es ſind mir dergleichen Faͤlle ſelbſt begegnet (s), es er-
lauben aber die gegenſeitigen nicht, die ich bereits erzaͤhlet
habe, daß man den Schluß mache, es werde die Be-
wegung des Herzens gaͤnzlich gehemmet, ſo dald die Ner-
ven des achten Paares zerſtoͤret worden. Denn da in
den mehreſten Exempeln, ohne den Beiſtand dieſer Ner-
ven, das Herz ſeine Kraft uͤbrig behaͤlt, ſo erhellet dar-
aus, daß dieſelbe bei der Verrichtung des Herzens nicht
ohnumgaͤnglich erfordert werde. Jch habe auch nie ge-
ſehen, daß die Bewegung des Herzens ſchneller erfolget,
der Pulsſchlag ſtaͤrker geworden, oder das Blut heftiger
herausgedrungen ſey, wenn man das achte Paar (t), oder
K k k 3einen
[886]Viertes Buch. Das Herz.
einen andern Nerven gereizzet. Der vortrefliche Senac
hat es gleichergeſtalt beobachtet, daß nach der Reizzung
des achten Paares das Herz in keine ſtaͤrkere Bewegung
ſey gebracht worden (u).


Es haben andere beruͤhmte Maͤnner die Jnterkoſtal-
nerven unterbunden, und das nicht ohne Grund, weil
das Herz von dieſem Stamme mehr Nerven, als vom
achten Paare, bekommt. Auch nach der Unterbindung
dieſes Nerven iſt das Thier allererſt vier und zwanzig (x)
und dreißig Stunden (y) hernach verſtorben. Jn dieſen
Verſuchen hat der unverlezte Zuſtand des umherſchwei-
fenden Paares dem Thiere das Leben erhalten koͤnnen.


Endlich haben noch andere Zerleger vermittelſt eines
ſehr muͤhſamen Verſuchs, ſowol den Nerven des achten
Paares, als auch den groſſen Jnterkoſtalnerven (ſympa-
theticus magnus
) zerſchnitten, worauf zwar das Thier
auch ſtarb (z), aber nicht ſo ſchleunig, als wol allerdings
haͤtte geſchehen muͤſſen, wofern die Kraft des Herzens
von dieſen Nerven abhienge (a).


Man haͤtte aber auch die anatomiſche Erklaͤrung die-
ſes Verſuches von denen groſſen Nervenſtaͤmmen herneh-
men koͤnnen, welche von dem unterſten Knoten des Nak-
kennerven (b) in das Herz gehen. Es kommt naͤmlich
die Wurzel dieſes Nervenknoten ganz allein von dem Jn-
terkoſtalſtamme her; die andern aber, welche groͤſſer und
zahlreicher ſind, ſtammen von dem ſechſten, ſiebenden und
achten Nerven des Nakkens, und vom erſten und zwoten
Nerven des Ruͤkkens her, welche ſich mit einander ver-
einigen,
[887]Urſachen des Herzſchlages.
einigen, um dieſen Knoten zu bilden, und die in der That der
allergeſchikteſte Zergliederer an einem lebendigen Thiere
niemals zerſchneiden kann, ohne zu gleicher Zeit eine oder
die andere groſſe Schlagader, die Schluͤſſel-Wirbel- oder
die untere Schilddruͤſenſchlagader, zugleich mit zu oͤfnen,
wovon der Erfolg allezeit toͤdlich geweſen. Es bleibet
alſo noch immer ein ſtarker Vorrath von Nerven fuͤr das
Herz uͤbrig, wenn auch gleich die auf eine grauſame Art
emſige Hand des Zergliederers alle beide groſſe Nerven-
ſtaͤmme, den achten, und den Jnterkoſtalſtamm, am Nak-
ken zerſchnitten hat.


Es iſt auch noch ein anderer Verſuch uͤbrig, wobei
man faſt die geſamte Claſſe aller ins Herz laufenden Ner-
ven auf einmal verſtuͤmmelt: wenn naͤmlich das Ruͤk-
kenmark etwas hoch am Halſe hinauf verlezzet wird.
Denn der ganze Jnterkoſtalnerve nimmt ſeinen Urſprung
von dieſem Marke, etliche kleine Aeſte ausgenommen,
welche, nachdem ſie vom zwoten Aſte des fuͤnften Paa-
res, und vom ſechſten entſtanden ſind, ſodann ſich herab-
waͤrts begeben, und deren groͤſſeſter Theil vielleicht in die-
jenigen weichen Nerven hinuͤbergehet, die aus dem obern
Knoten des Nakkennerven herauskommen. Es iſt zwar
noch der Nerve des achten Paares uͤbrig, allein es laufen
von dieſem Stamme in dem menſchlichen Koͤrper weni-
ge, und an der linken Seite noch wenigere kleine Nerven
nach dem Herzen hin.


Da nun alſo das Ruͤkkenmark der vornehmſte Ur-
ſprung derer Herznerven iſt, ſo leſen wir daher bei ver-
ſchiedenen Schriftſtellern, daß, wenn daſſelbe ganz oben
am Halſe zerſchnitten, und folglich der Urſprung des Ner-
venſiſtems zerſtoͤret worden, welches unterhalb dieſer Ge-
gend aus dem Ruͤkkenmarke hervorkommt, die Thiere als-
denn ploͤzlich das Leben verlieren. Galenus iſt der er-
ſte, der hiervon ein Experiment bekannt gemacht hat. Ein
Ochſe ſtirbt ſogleich, wenn man ihm an dem erſten Ruͤk-
K k k 4grads-
[888]Viertes Buch. Das Herz.
gradswirbel das Mark zerſticht (c). Die harte Mem-
brane des Ruͤkkenmarks laͤſſet ſich ohne Schaden zerſchnei-
den, und es ſtirbt das Thier nicht davon, wenn das Mark
der Laͤnge nach zerſchnitten worden, es verlieret aber au-
genbliklich das Leben, wenn das Mark nach der Queere
durchſchnitten wird (d). Als der knopffoͤrmige Fortſaz
(proceſſus condyloides) des Hinterhauptes von dem er-
ſten und zwoten Wirbel losgewichen war, ſo erfolgte ein
ſchleuniger Tod (e). Von der Verrenkung des Kopfes
und einem geſpaltenen Ruͤkkenmarke, ſtarb ein Menſch
ſogleich in einem Augenblik (f). Nachdem man eine Na-
del durch das Ruͤkkenmark eines Hundes geſtochen hatte,
ſo erfolgte ebenfalls ein ſehneller Tod. Die Braſilianer
toͤdten die wilden Ochſen mit einem Stiche, indem ſie das
Eiſen in den Nakken ſtoſſen (h). Jch uͤbergehe die uͤbri-
gen Exempel, deren es ſonſt noch eine groſſe Menge
giebt (i).


Wir finden aber auch, daß am Herzen ſehr heftige
Bewegungen erfolgen, und die Heftigkeit des Pulsſchlags
ungemein vermehret werde, ſo bald das Hirnmark (me-
dulla oblongata
) gereizzet wird (k).


Der Leſer wird es aber nicht uͤbel nehmen, wenn ich
auch dieſe Dinge nicht vor vollkommen gegruͤndet halte.
Erſtlich leidet der Herzſchlag durch die Verwundungen
des Ruͤkkenmarkes, bei kalten Thieren keinen Schaden,
wenn man auch gleich das Mark nach der Queere durch-
ſchneidet. Hernach habe ich auch an Hunden eben dieſes
Mark
(g)
(l)
[889]Urſachen des Herzſchlages.
Mark am Nakken ganz zerſchnitten, und das Thier holte
dennoch Athem, das Herz ſchlug immer fort, und ſogar
noch etliche Stunden hinter einander (m). Es haben
auch die von glaubwuͤrdigen Maͤnnern angeſtellete Ver-
ſuche gezeiget, daß dergleichen Zerſchneidung ſogar bei
dem Menſchen nicht allezeit einen ſchleunigen Tod verur-
ſache. Ein junger Bauer, bei dem ſich das erſte Gewerb-
Bein, durch einen Fall, von dem zwoten losgemacht hat-
te, lebte noch einige Stunden, ohne Beſchwerlichkeit, und
ohne beſondere Zufaͤlle (n), ja ein anderer ſogar bis in
den vierten Tag (o). Von dem Einſchnitte in das Ruͤk-
kenmark am Nakken erfolgte erſt der Tod den andern
Tag (p). Man erſiehet alſo hieraus, wie die ſchweren
Verlezzungen dieſes Markes uͤberhaupt nicht ploͤzlich das
Schlagen des Herzens aufheben. Jch habe auch nicht
beobachten koͤnnen, daß die Bewegung des Herzens, nach-
dem man das Mark gereizzet, wieder ſey erreget wor-
den (q).


Ueber das kleine Gehirn, welches man vor den Ur-
ſprung derer Herznerven gehalten hat, werden wir bald
nach dieſem eine genauere Betrachtung anſtellen. Sonſt
hat das Herz, nachdem alle Nerven deſſelben zerſchnitten
geweſen, gleichwol noch, und ſogar geſchwinder fortge-
ſchlagen (r). Ja es ſoll endlich noch gezeiget werden (r*),
daß das Herz noch fortgeſchlagen, nachdem der Kopf be-
reits abgeſchlagen geweſen. Nimmt man nun alles die-
ſes zuſammen, ſo erhellet daraus, daß zwar nach der Zer-
ſtoͤrung der Herznerven, man mag ſie nun ausgerottet ha-
K k k 5ben
[890]Viertes Buch. Das Herz.
ben wo man will, wirklich der Tod erfolge, aber doch uͤbri-
gens in dem Herzen eine bewegende Urſache vorhanden
ſey, welche die Bewegung dieſes Muskels einige Zeitlang
unterſtuͤzzet, wenn auch derſelbe keinen Beiſtand mehr
von denen Nerven erhaͤlt. Daß aber wirklich derglei-
chen Urſache vorhanden ſey, legen die Verſuche auf das
augenſcheinlichſte an den Tag, welche wir jezzo eben an-
fuͤhren. Es iſt dieſe Urſache die reizbare Natur, wel-
che in allen und jeden Muskeln einigermaſſen, im Herzen
aber mehr und maͤchtiger, als in irgend einem Fleiſche,
zugegen iſt. Wir wollen aber die Sachen nach ihrer
Ordnung durchgehen.


§. 3.
Die Reizbarkeit iſt die Urſache des Herz-
ſchlages.


Es bewegt ſich das Herz nicht nur von ſelbſten, ſon-
dern es wird auch durch die Luft, die Waͤrme, allerhand
eingeſprizte Saͤfte, die Spizze eines Meſſers, alle Arten
ſcharfer Saͤfte, die Salze, und die durch Beihuͤlfe des
Feuers verfertigte Gifte, aus ſeiner Ruhe gar leichtlich
wieder zur Bewegung gereizzet, behaͤlt auch dieſe Eigen-
ſchaft noch, wenn bereits im thieriſchen Koͤrper alle Mus-
keln erſtarret, kraftlos (s), und ganz ruhig ſind, auch
durch keine Kraft wieder zur Bewegung koͤnnen gebracht
werden (t). Bei den kalten Thieren iſt es etwas aus-
gemachtes (u), daß in denenſelben das Herz noch ganzer
zehn
[891]Urſachen des Herzſchlages.
zehn Stunden, nachdem man die Bruſt geoͤfnet, fort-
ſchlaͤgt, wenn bereits das Gedaͤrme und die uͤbrigen
Muskeln am ganzen Koͤrper auf ewig unbeweglich ge-
worden ſind. Am Krampffiſche bebet noch der ganze Koͤr-
per drei Stunden lang, und das Herz ſchlaͤgt noch acht
bis neun Stunden lang (x). An der Schildkroͤte behaͤlt
das Herz ſeine Reizbarkeit laͤnger als das Fleiſch (y).
Nachdem ich das Herz einer Kazze mit kaltem Waſſer
abgewaſchen hatte, war es doch noch reizbar, da indeſſen
die Huͤftenmuskeln durch keine Kraft mehr konnten zur
Bewegung gebracht werden (y*). Bei denen Thieren,
die warmes Blut fuͤhren, ſtreiten zwar die Gedaͤrme mit
dem Herzen uͤber dieſen Punkt um den Vorzug, und ſie
behalten zum oͤftern ihre wurmfoͤrmige Bewegung und
reizbare Natur noch laͤnger, als das Herz (z); ſonſten
aber verliehren ſie auch bei dieſer Art von Thieren zuerſt
ihre voͤllige Bewegung (a), und wenn ſie ja in dieſem
Stuͤkke das Herz uͤbertreffen, ſo ſcheinet dieſes groſſen
Theils von der noch uͤbrig gebliebenen Waͤrme (b), und
dem kleineren Vorrathe von Fett (c), welches an
dem Herzen von der Kaͤlte gerinnet, und die Bewegung
deſſelben hemmet, ingleichen auch von dem immerwaͤhren-
den Reizze der Luft herzuruͤhren. Denn wenn die Luft
in die Herzhoͤlen gedrungen iſt, ſo lebt auch das Herz in
der
[892]Viertes Buch. Das Herz.
der That oͤfters noch laͤnger als das Gedaͤrme, weil es
alsdenn mit dieſem gleichen Reiz hat (d). Es bekom-
men aber auch in der menſchlichen Frucht die Gedaͤrme
viel ſpaͤter ihre reizbare Natur, welche hingegen in dem
Herzen zuerſt entſtehet. Es ſtimmet auch keinesweges
mit der unveraͤnderlichen Beſtaͤndigkeit der Natur uͤber-
ein, daß das Herz bei kalten Thieren eine groͤſſere Kraft
haben, und es bei denen, die warmes Blut haben, nicht
eben ſo beſchaffen ſeyn ſolte. Jn Anſehung derer uͤbri-
gen Muskeln iſt die Sache auſſer allem Streite, indem
dieſelben zwar eine Zeitlang, nach der voͤlligen Zer-
ſtoͤrung derer Sinne und der willkuͤhrlichen Bewegung,
noch zukken (e), im uͤbrigen aber ſchon lange Zeit uͤber
ganz kalt, und bei allen Reizzungen unempfindlich ſind,
wenn indeſſen das Herz entweder noch forfaͤhrt zu klopfen,
oder doch wenigſtens ſeine verlohrne Bewegung nach der
Reizzung wieder bekommt. Es befindet ſich unter dieſen
Muskeln auch das Zwerchfell mit, welches aber noch ei-
ne laͤnger daurende Bewegbarkeit beſizzet (f).


Da nun alle Muskeln eben ſo, wie das Herz, ihre
Nerven bekommen, die an ihnen noch deutlicher und zahl-
reicher zu ſehen ſind, ſo folget, daß die Muskeln das
Herz uͤberleben muͤſten, woferne die Bewegung dererſel-
ben blos von der Nervenkraft herruͤhrte. Weil aber
hingegen die uͤbrigen Muskeln das Herz nicht uͤberleben,
ſo erhellet daraus, daß im Herzen eine andere Urſache der
Bewegung muͤſſe vorhanden ſeyn.


§. 4.
Die verſchiedenen Reizze, wodurch das Herz wie-
der zum Leben gebracht wird.


Man wird mir hoffentlich erlauben, daß ich hier
noch einige nicht ganz unnuͤzze Verſuche, wegen der reiz-
zenden
[893]Urſachen des Herzſchlages.
zenden Urſache mit anfuͤhre. Es wird das Herz
von der aͤuſſern Beruͤhrung der kalten Luft (g) gereizt.
Und daher kommt es, daß bei einem Thiere, deſſen Herz
nicht mehr ſchlaͤgt, daſſelbe von neuen anfaͤngt ſich zu be-
wegen, ſo bald man ihm die Bruſt eroͤfnet: und eben
dieſe Erſcheinung beobachten wir auch an dem Gedaͤrme.


Viel maͤchtiger iſt die Waͤrme (h), und die Beſpren-
gung mit warmen Waſſer, womit das ſchlafende Herz
ſehr leicht wieder erwekket wird, welches auch am Jgel (i),
der Natter (k), dem Aale (l), und am artigſten an dem
klopfenden Punct, oder dem Herzen eines in dem Eye an-
noch eingeſchloſſenen Huͤnchens, wahrgenommen wird.
Denn bei dieſem noch unvollkommenen Thierchen beobach-
te ich, nach Harveys(m) und anderer bereits gemachten
Erfahrungen (n), ſehr ofte die ungemein groſſe Kraft,
welche das Herz anwendet, um das bereits ermangelnde
Leben wieder zu erwekken. Es mag nun dieſes zarte klei-
ne Herz bereits gaͤnzlich aufgehoͤret haben ſich zu bewe-
gen, oder nur matt geworden ſeyn, und nur dann und
wann, auch ganz ſchwach geſchlagen haben, ſo wird doch
deſſen Bewegung wieder beſchleuniget, und es bekommt
gleichſam neue Munterkeit, ſo bald man das unverlezte
Ey in warmes Waſſer legt, oder das Thierchen mit war-
men Waſſer begieſſet. Es lebt auch dieſes kleine Thier
noch eine Zeitlang, wenn man es aus dem Eye genom-
men,
[894]Viertes Buch. Das Herz.
men, und in laulich Waſſer geworfen hat, und es iſt die-
ſes die beſte Art, wie man das Schlagen des Herzens in
allerlei Lagen betrachten kann. Von heiſſem Waſſer hin-
gegen wird es gleich getoͤdtet (o).


Ferner werden auch die ſchlafenden Herzen, beides in
warmen Thieren (p), als am Hunde (q), oder an der
Kazze (r), und an Thieren die kaltes Blut haben (s),
durch das mechaniſche Reizzen mit dem Meſſer, oder der
Nadel, oder mit irgend einem anderen ſcharfen Werk-
zeuge, oder ſelbſt durch die Ausdehnung (t), wieder in Be-
wegung gebracht.


Gleiche Kraͤfte beſizzen auch die ſcharfen Salze (u),
die Spiesglasbutter (x), oder der Vitriol-(y) und Sal-
miak-Spiritus (y*), oder andere Gifte von dieſer Art (z).
Es ziehet ſich naͤmlich von deren Veruͤhrung das Fleiſch
des Herzens zuſammen, und es bleibet von den zuſam-
mengeſchrumpften Faſern eine Grube zuruͤkke (a). Selbſt
der elektriſche Funke, den man aus dieſem Fleiſche hervor-
bringt, erreget die Bewegung von neuen in dem bereits
ſtille ſtehenden Herzen (b).


Die aͤuſſern Reizungen, ſie moͤgen nun ſeyn von
welcher Art ſie wollen, bringen eine kurze Wirkung her-
vor,
[895]Urſachen des Herzſchlages.
vor, und es ſtellet ſich, nach etlichen wenigen Herzſchlaͤ-
gen, die ewige Ruhe ein, beſonders wenn man ſich dabei
des Giftes bedienet hat (c). Diejenige Bewegung des
Herzens, welche von dem innern Reiz hervorgebracht
wird, hat in Anſehung der Dauer, der Vollkommenheit,
und guten Ordnung, einen groſſen Vorzug vor jener.
Von dieſer Art ſind die Herzſchlaͤge, welche von der Waͤr-
me, die alle Koͤrper durchdringt (d), und die vielleicht das
verduͤnnte Blut der Blutadern in die Herzhoͤlen hinein-
treibt, ſo lange anzuhalten pflegen. Eben dieſes thut
auch das Waſſer (e), wenn es in das Herz oder die Ge-
faͤſſe (f) eingeſprizzet wird, noch mehr aber das Blut,
indem deſſen reizzende Kraft recht nach der Natur des
Herzens abgewogen zu ſeyn ſcheint. Wir werden von
dieſer Urſache, die dem Herzen die Bewegung mittheilet,
an einem andern Orte ausfuͤhrlicher handeln: es wird
inzwiſchen genung ſeyn, wenn wir jezzo nur einen ganz
bekannten Verſuch ausfuͤhren, da nach zwoen oder dreien
Schlaͤgen des Herzohres, eine zureichende Blutwelle das
ſtillſtehende Herz wieder in Bewegung bringt (g); in-
gleichen auch den andern Verſuch, den man nur den Hoo-
kiſchen
(von Robert Hooke) nennt (h), wo die Kraft
in der That mehrentheils vom Blute herruͤhret, welches
von der in die Lunge hineingetriebenen Luft in die linke
Kammer gepreſſet wird.


Jn-
[896]Viertes Buch. Das Herz.

Jnzwiſchen iſt dennoch in meinen Verſuchen kein an-
derer Reiz ſo maͤchtig geweſen, als der Reiz der Luft, man
mag nun dieſelbe nur ſchlechthin durch die Blutadern (i),
oder etwas kuͤnſtlicher durch den Bruſtkanal (k) einbla-
ſen. Denn es ſchlaͤget das Herz am Froſche, von der
Luftblaſe, die in daſſelbe und das dabei befindliche Ohr iſt
gebracht, und mit der zaͤhen ſalzigen Feuchtigkeit des Blu-
tes iſt vermiſchet worden, ganzer neun oder zehn Stun-
den lang, und weit in die Nacht fort (m), und wechſelt
mit der Erweiterung, nach dem Zuſammenziehen, eben ſo
ordentlich ab, wie es zum Leben erfordert wird: desglei-
chen habe ich auch geſehen, daß das Schlagen des Her-
zens an einem Hunde ſieben ganzer Stunden, nachdem
man eben dieſes Element hineingebracht hatte, fortdau-
rete (n), und uͤberhaupt habe ich durch das Einblaſen der
Luft das Herz wieder in Bewegung gebracht, wenn es
ſonſt bei allen anderen Reizen unempfindlich blieb (o).
Alſo berichtet man uns, daß zwoͤlf Stunden nach dem
Tode (p), und von andern beruͤhmten Maͤnnern nach Ver-
lauf ganzer Tage (q), das bereits voͤllig ſtilleſtehende Herz
wieder zum Schlagen ſey beweget worden, wiewol ich der-
glei-
[897]Urſachen des Herzſchlages.
gleichen Verſuch meines Orts niemals angeſtellet habe.
Es erhellet uͤbrigens aus dieſen Experimenten, daß, ob-
gleich das ganze Herz und alles ſein Fleiſch (r) reizbar
iſt, dennoch die innere Flaͤche deſſelben ungleich mehr von
dieſer Kraft enthalte (s), wobei es auch zugleich ſcheinet,
daß die inwendige Flaͤche des rechten Herzohres mit die-
ſem Vermoͤgen noch in groͤſſerm Maaß verſehen ſey (t).


Zu dieſem muß man noch beifuͤgen, daß das Herz in
jungen Thieren offenbar eine groͤſſere Reizbarkeit beſizzet,
viel ehe aus dem Zuſtande der Erſtarrung wieder erwek-
ket wird, und in dieſer Bewegung beſtaͤndiger beharret (u),
wenn auch gleich der Gebrauch der aͤuſſern Sinnen be-
reits aufgehoͤrt hat. Bei denen Kazzen aͤuſſerte ſich vor
allen andern Thieren die groͤſte Reizbarkeit, wenn ſie 20
Tage alt waren (x): dagegen konnte man das Herz an
einem alten Hunde, obgleich noch alles Eingeweide warm
war (y), nicht mehr zum Schlagen bringen. Es laſſen
ſich hieraus viele und ſehr wichtige Folgerungen, zur Er-
laͤuterung der Theorie des Wachsthums, der Leidenſchaf-
ten der Seele, derer Fieber, und zur Heilung hizziger
Krankheiten, herleiten. Daher entſtehet auch das ſehr
lebhafte Schlagen des vollkommen zarten Herzens, wel-
ches den Namen eines klopfenden Punktes erhalten, da
indeſſen das ganze Thier, das Herz ausgenommen, nichts
als eine traͤge Gallerte iſt. Daher geſchehen die Herz-
ſchlaͤge
L l l
[898]Viertes Buch. Das Herz.
ſchlaͤge bei jungen Thieren viel ſchneller. Daher gehet
in der Frucht, und in kleinen Kindern, innerhalb einer ge-
gebenen Zeit viel mehr Blut durchs Herz hindurch, als
bei einem erwachſenen Menſchen (z). Uebrigens haben
die Herzen, welche aus einer Kammer beſtehen, eine viel
reizbarere Natur, welche hingegen an denen Herzen derer
warmen Thiere viel ſch waͤcher iſt (a).


§. 5.
Es ruͤhret dieſe Kraft nicht von den Ner-
ven her.


Wir muͤſſen aber wieder auf die Erſcheinungen zu-
ruͤkgehen, welche uns zeigen, daß der Herzſchlag eine an-
dere Urſache, als die Nerven, habe. Es iſt ganz was ge-
meines, und es koͤmmt ſehr haͤufig vor, daß noch das
Herz in Thieren ſchlaͤgt, wenn kein einziger Sinn mehr
wirkſam iſt (b), oder ſich das Thier bei keinen Schmer-
zen oder Reizungen mehr bewegen will: und man kann
dieſe Bewegung ſo viele Stunden oder Tage nach dem
Tode wieder in den Gang bringen, daß in der That das
ganze Nervenſiſtem bereits trokken, verhaͤrtet, unwegſam,
und unbrauchbar muß geworden ſeyn. So konnte man
an einer Schlange das Herz noch am vierten Tage ſchla-
gend machen (c), und es ſchlug daſſelbe an einem jungen
Hunde noch den zweiten Tag (d), wobei ich die andern
bereits angefuͤhrten Exempel (e) jezzo nicht wiederholen
will. Es erhellet demnach hieraus, daß, weil in dieſen
Erſcheinungen die von denen Nerven herruͤhrende Urſa-
che
[899]Urſachen des Herzſchlages.
che der Bewegung nicht bei dem Herzen befindlich iſt, al-
lerdings noch eine andere muͤſſe vorhanden ſeyn.


Endlich kann man auch, daß dieſes Vermoͤgen des
Herzens von der Kraft der Nerven ganz unterſchieden ſey,
aus denen Exempeln erkennen, da das voͤllig aus der
Bruſt geriſſene Herz, welches nun gar keine Gemein-
ſchaft mit dem Gehirne mehr hat, und an dem alle Ner-
ven zerſtoͤret worden, gleichwol noch in guter Ordnung
und ununterbrochen in ſeiner zitternden Bewegung fort-
gefahren habe. Bei kalten, und nur mit einer einzigen
Kammer verſehenen Thieren, laſſen ſich dieſe Verſuche am
allerbeſten anſtellen, indem ſich an dieſen uͤberhaupt die
reizbare Kraft des Herzens laͤnger aͤuſſert, und nicht al-
lein, wenn bereits alle Eingeweide herausgenommen
ſind, das Leben noch einen ganzen Tag, und laͤnger fort-
waͤhrt (f), ſondern auch die Urſache, wodurch noch lan-
ge Zeit nach dem Tode gefaͤhrliche Biſſe hervorgebracht
werden (g), fortwirket, und das Herz hartnaͤkkig in ſei-
ner Bewegung fortfaͤhret (h).


Es hat ſchon vorlaͤngſt Cleanthes(i) in ſeinen
Schriften angemerket, daß das Herz der Thiere, welches
man ihnen aus der Bruſt geriſſen, wunderbarer Weiſe
fortſchlage, und ſo zu ſagen dem Feuer nachahme. Wenn
man einem Froſche das Herz herausſchneidet, ſo faͤhrt es
noch viele Stunden fort ſich vollkommen zuſammen zu
ziehen, und zu erweitern (k), und es beobachtet auch ebe-
L l l 2ner
[900]Viertes Buch. Das Herz.
ner maſſen das Herzohr allein die abwechſelnde Ordnung
der Zuſammenziehung und Erweiterung, wenn man es
vom Herzen abgeſondert im Koͤrper zuruͤkke laͤſſet (l).


Das ausgeriſſene Herz eines Lachſen ſchlaͤgt noch 24
Stunden lang (m), und am groſſen Hundſiſche nicht allein
drei oder vier Stunden (n), ſondern gar bis zum andern
Tage (o) fort. Es ſchlaͤgt auch ſtandhaft in der Karau-
ſche (p), und es iſt in Fiſchen uͤberhaupt ſehr bewegbar (q).
Am Krampffiſche ſchlaͤgt es drei (r), acht und neun (s),
auch gar zehn Stunden lang, nachdem man es aus dem-
ſelben herausgenommen hat (t). Das aus einem Aaale
herausgeſchnittene Herz habe ich ſelbſt (u) eine ganze Stun-
de, Woodward drei (x), Anton von Leeuwenhoek
ſechs (y), und andere noch mehr Stunden nach dem To-
de, entweder ſchlagen geſehen, oder andere beruͤhmte Maͤn-
ner haben deſſen Bewegung wieder hervor zu bringen ge-
wuſt. An der Schildkroͤte ſchlaͤgt das ausgeriſſene Herz
zwoͤlf (a), achtzehn (b), und dreißig Stunden fort (c).
An der Schlange (d) oder Natter waͤhret der Herzſchlag
zwo, drei, vier (e), ſechs (f), zwoͤlfe (g), vier und zwan-
zig
(z)
[901]Urſachen des Herzſchlages.
zig (h), auch funfzig (i) Stunden, oder uͤberhaupt viele
Stunden lang, und es dauret die reizbare Beſchaffenheit
deſſelben bis in den dritten und vierten Tag (l), da man
daſſelbe durch die Reizungen wieder zum Schlagen brin-
gen kann. Am Froſche iſt eben dieſe Dauer derer Herz-
ſchlaͤge ſchon zur Genuͤge bekannt (m). Jn Anſehung
derer Schnekken (n) und Kammuſcheln (o) ſind von be-
ruͤhmten Maͤnnern ebenfalls Erfahrungen vorhanden.


Ohnerachtet nun bei Thieren, die warmes Blut ha-
ben, dieſe Bewegung nicht ſo lange anhaͤlt, und das Herz
gemeiniglich, wenn es kalt geworden, ſtille ſtehet, ſo bald
das Fett gerinnet und hart wird: ſo fehlt es doch nicht
an Verſuchen, da das aus dem Koͤrper geriſſene Herz ei-
ne Zeitlang geſchlagen hat, und ſich durch einiges Rei-
zen aus der Ruhe wieder in Bewegung hat bringen laſ-
ſen. Man hat dieſes an der Maus (p) und am Jgel (q)
geſehen, da das Herz zwo Stunden und laͤnger, nach
dem Ausſchneiden (r), fortgelebt, welches auch von der
Kazze (s) gilt, wie ich es ebenfalls beobachtet habe. Auch
am Hunde (t) haben andere wahrgenommen (u), daß
ſich das Herz ſehr vielmal zuſammengezogen und erwei-
tert hat, wie denn auch nur ohnlaͤngſt noch der ſehr ge-
faͤllige Urban Toſetti bezeuget, wie er ſelbſt geſehen,
daß das Herz 7 Minuten (x) und laͤnger, und endlich 26
L l l 3Minu-
(k)
[902]Viertes Buch. Das Herz.
Minuten und vierzig Secunden (y) fortgeſchlagen. Der
beruͤhmte Johann Oſterdyk Schacht hat gefunden, daß
es ſogar noch dreißig Minuten lang ſich beweget (z).
Eben dergleichen Beobachtungen ſind auch vom Raben (a)
und vom Huͤnchen (b) in Schriften angemerket. Selbſt
am Menſchen, der doch unter allen Thieren am zaͤrtlich-
ſten iſt, ſprang das Herz, welches man einem Verraͤther
aus der Bruſt geriſſen, und ins Feuer geworfen hatte,
bei dem erſten Aufhuͤpfen auf anderthalb Zoll in die Hoͤ-
he, nachhero aber immer niedriger, und doch behielt es
acht Minuten lang beſtaͤndig einige Bewegung, wie ſol-
ches der beruͤhmte Franz Bacon(c) ſelbſt mit angeſe-
hen hat.


Endlich iſt die Reizbarkeit ſo genau mit der Natur
des Herzens verbunden, daß ſich auch die einzelne Thei-
le von dieſem Muskel, wenn man ihn zerſchneidet, beſon-
ders bewegen, und ſich wechſelsweiſe zuſammenziehen und
erweitern. Vom Aaale (d) bezeugen es ſehr viele Schrift-
ſteller (e), ingleichen auch vom Krampffiſche (f), der
Kazze (g), und von andern Thieren, und ich ſelbſt habe es
an dem Warzenmuskel der rechten Herzkammer, und an
andern Theilen des Herzens beobachtet.


Es erhellet aus dieſen Erſcheinungen abermal, daß
das Herz ſeine natuͤrliche abwechſelnde Bewegung, die
aus der Zuſammenziehung und Erweiterung zuſammen-
geſezt iſt, noch uͤbrig behalte, wenn gleich die Lebensgei-
ſter aus dem Gehirne nicht mehr frei nach dem Herzen
kommen koͤnnen, und wenn keine Empſindung mehr im
Herzen zu vermuthen iſt; dazu kommt noch, daß bei de-
nen-
[903]Urſachen des Herzſchlages.
nenjenigen Thieren das Schlagen des Herzens nicht in
der gehoͤrigen Ordnung fortgeſezzet werde, an denen man
weder einen Kopf, noch ein Gehirn, noch eine Nerven-
faſer mit einiger Gewißheit hat deutlich zeigen koͤnnen;
wie z. E. bei dem Geſchlechte derer Wuͤrmer, die keine
Koͤpfe haben (g*).


§. 6.
Was eigentlich die Urſache der fortwaͤhrenden
und beſtaͤndigen Bewegung im Herzen
ſey.


Nunmehro muͤſſen wir, der Ordnung nach, dieſe ver-
borgene Urſache im Herzen aufſuchen. Es wird aber ei-
ne ſolche Urſache erfordert, welche veranlaſſet, daß das
Herz ſeine Bewegung laͤnger als irgend ein anderer Mus-
L l l 4kel
[904]Viertes Buch. Das Herz.
kel fortſezt: daß es beſtaͤndig die auf einander folgende
Abwechſelung der Zuſammenziehung und Erweiterung
beobachtet: daß es unter dem Schlafe, bei dem Schlag-
fluß, und in ertrunkenen, oder mit dem Strange erwuͤrg-
ten in dieſer Abwechſelung beharret, wenn das Thier kein
Zeichen der Empfindung, oder einiger andern Bewegung
mehr von ſich gibt, naͤmlich etliche Stunden nach dem
ſcheinbaren Tode. Wenn man dieſe Urſache entdekken
ſolte, ſo moͤchte ſie, allem Anſehen nach, uns auch wohl
erklaͤren, warum das Herz alle uͤbrige Muskeln ſo gar
weit, in Anſehung der Kraft, uͤbertreffe.


§. 7.
Ob ein angebornes Feuer die Bewegung im Her-
zen hervorbringe.


Wir wollen die ſchon laͤngſt veraltete Meinung, daß
ein angebornes Feuer ſeinen Siz im Herzen habe (h),
und daß daſſelbe unſichtbar ſey, weil die zarte Flamme
ſogleich augenbliklich verloͤſche, ſo bald man das Thier
eroͤfnete, anjezo nur mit wenigen beruͤhren (i). Man
gab naͤmlich vor, es wuͤrde von dieſem Feuer der Tropfen
Blut, welcher aus dem rechten Herzohre in die Kam-
mer herabſiele, verduͤnnet (k), daß er wie ein Schaum,
der aus ſiedendem Waſſer aufgetrieben wird, in die offe-
ne Schlagader hineindringe: ſolchergeſtalt fiele in das
ledige Herz ein zweiter Blutstropfen, der gleichfalls dar-
innen aufwalle, und ausgedehnt werde, mithin entſtuͤn-
de alſo der Herzſchlag von dem angebornen Feuer und
von dem Blute. Es wird aber dieſe Hipotheſe durch die
Natur der Waͤrme ſogleich widerlegt, welche, als ein
fluͤch-
[905]Urſachen des Herzſchlages.
fluͤchtiger Gaſt im Herzen, durch keine Schranken wuͤrde
koͤnnen zuruͤkgehalten werden, ſondern ſich uͤberall in
demſelben herumziehen und endlich voͤllig verſchwinden
moͤchte; wie denn auch derſelben theils der Austritt des
Blutes aus dem Herzen, welcher unter der Zuſammen-
ziehung deſſelben erfolget, da die Kammern vollkommen
verengert worden; theils auch die ſehr lebhafte Beſchaf-
fenheit derer Herzen bei kalten Thieren, und ſehr viele an-
dere Gruͤnde mehr, offenbar entgegen ſtehen.


Eben ſo kurz ſoll auch die Theorie des Sylvius, ei-
nes ſonſt ganz beruͤhmten Mannes, der ſich aber allzu
ſehr an die Aufwallung hielt, und daraus alle Bewegungen
derer Thiere zu erklaͤren pflegte, anjezo widerlegt werden.
Er behauptete naͤmlich, daß von dem alten zuruͤkbleiben-
den laugenhaft gewordenen Blute, und dem ſauren Spei-
ſeſafte, ingleichen dem ſauren Flieswaſſer der Gekroͤſedruͤ-
ſe, ein Aufbrauſen im Herzen (l) erfolge, welches die Ur-
ſache der Bewegung in dem edelſten Werkzeuge waͤre.
Es hat aber mein verehrungswuͤrdiger Lehrer(m) ſchon
vorlaͤngſt dieſes Aufbrauſen ausfuͤhrlich widerlegt, indem
weder die Galle laugenhaft, noch das Flieswaſſer ſauer
iſt, uͤber dieſes auch nicht allein beide, wenn ſie mit ein-
ander vermiſchet werden, gar nicht aufwallen, ſondern
auch niemals im Herzen zuſammen vermengt werden.


§. 8.
Ob es beſondere Nerven gebe, die zum Leben de-
rer Thiere erfordert werden.


Das Syſtem des Williſius(n) war ſchon viel ſub-
tiler eingerichtet, und erhielt daher auch einen viel groͤſ-
ſern und laͤnger daurenden Beifall. Er leitete das Schla-
L l l 5gen
[906]Viertes Buch. Das Herz.
gen des Herzens uͤberhaupt auf eben die Art, wie die Be-
wegungen derer uͤbrigen Muskeln, von den Nerven her:
und demnaͤchſt errichtete er aus denen Nerven ſelbſt gleich-
ſam eine gedoppelte Leibwache. Die erſte dererſelben ſol-
te, ſeinem Angeben nach, die Befehle der Seele ausrich-
ten, und ſie denen Muskeln uͤberbringen, die unter der
Aufſicht des Willens ſtehen, anbei die Urſache ihrer Be-
wegung abgeben, und der Seele diejenigen Eindruͤkke
wieder zuruͤkbringen, welche die aͤuſſere Werkzeuge derer
Sinnen von den benachbarten Koͤrpern erhalten haͤtte;
dieſe Art derer Nerven naͤhme allein aus dem groſſen Ge-
hirne ihren Urſprung, und ſey von der beſondern Beſchaf-
fenheit, daß ſie nicht beſtaͤndig ſich wirkſam bezeigte.
Ferner zeigte er, was eigentlich das groſſe Gehirn vom
kleinen unterſcheide, naͤmlich die Verſchiedenheit derer
Falten und des Baues, die bei dieſen und jenen Thieren
anders beſchaffen waͤre: das kleine Gehirn ſey dagegen
viel einfacher gebauet, und in allen Thiergeſchlechtern
von der Natur immer uͤberein geſchaffen. Er fuͤgte noch
weiter hinzu, daß die Nerven des Herzens, und derjeni-
gen Theile, die keiner abwechſelnden Ruhe benoͤthigt waͤ-
ren, offenbar von dem kleinen Gehirne ihren Urſprung
bekaͤmen: daß die Beſchwerungen, welche den Hintertheil
des Hauptes angriffen, groͤſſere Lebensgefahr verurſach-
ten, Ohnmachten nach ſich zoͤgen, und daß die Ver-
wundungen des kleinen Gehirnes gefaͤhrlicher waͤren, wel-
ches Argument die neuern phiſiologiſchen Schriftſteller
dergeſtalt erlaͤutert haben, daß ſie gemeiniglich Beiſpie-
le von ploͤzlichen Todesfaͤllen anzufuͤhren pflegen, welche
auf die Wunden dieſes Theiles erfolgt waͤren, von denen
wir daher einige jezt beibringen wollen.


Carl Drelincourt ſtach mit einer Nadel bis in die
vierte Kammer des Gehirnes, worauf das Thier ploͤzlich
ſeinen Geiſt aufgab (o). Claudius Perrault beobachte-
te,
[907]Urſachen des Herzſchlages.
te, daß, nachdem er an einem lebendigen Hunde den groͤ-
ſten Theil des Gehirnes vernichtet hatte, der Tod erſt
alsdenn erfolgte, als er das kleine Gehirn beruͤhrte (p).
Johann Bohn bezeuget, daß junge Thiere nach wenigen
krampfhaften Verzuͤkkungen umgefallen, als er das klei-
ne Gehirn durchboret hatte (q). Humphred Ridley be-
richtet, daß wenn das kleine Gehirn zuſammengedruͤkt
wuͤrde, das Schlagen des Herzens und das Athemho-
len ſogleich aufhoͤre, und der Tod nach deſſen Verwun-
dung erfolge (r), da die Verlezzungen des groſſen Gehir-
nes leichter zu ertragen waͤren, und dem Leben keine Ge-
fahr braͤchten. Raymund Vieuſſens ſeine Verſuche
waren von gleichen Erfolg (s). Friedrich Hofmann
hat wahrgenommen, daß ein Hund nach der Verwun-
dung des kleinen Gehirnes ſogleich verſtorben (t). Der
unter den neuern Engliſchen Wundaͤrzten beruͤhmte
Sharp behauptet, daß man gar keine Exempel habe,
da nicht nach der Verwundung des kleinen Gehirnes,
oder wenn daſſelbe von einem Geſchwuͤre angefreſſen wor-
den, ein ploͤzlicher Tod erfolgt ſey (u). Es kommt auch
in ſo fern des Franz Petits Verſuch mit der Williſi-
ſchen
Hipotheſe uͤberein, indem derſelbe berichtet, daß
die Sinnen vollkommen unverſehrt geblieben, als das
kleine Gehirn verwundet worden (x), und daß der Tod
nicht ploͤzlich darauf erfolget ſey.


Es iſt nie eine Hipotheſe von denen phiſiologiſchen
Schriftſtellern mit ſo groſſen Beifalle aufgenommen wor-
den, als die jezt gemeldete, indem dieſelbe die ſchwerſte
Er-
(o)
[908]Viertes Buch. Das Herz.
Erſcheinung auf eine ungemein leichte Art zu erklaͤren
ſchiene. Die Meinung des Johann Mayow gieng
beinahe eben darauf hinaus, indem er dem Klopfen der
harten Gehirnhaut, die das kleine Gehirn bekleidet, den
Herzſchlag und das Athemholen zuſchreibt (y). Es
haben noch ſehr viel andere Schriftſteller (z) die ganze
Theorie des Williſius angenommen, unter welchen
Boͤrhaave(a) der vornehmſte iſt. Es hat dieſer be-
ruͤhmte Mann nicht wenige Gruͤnde beigebracht, um die-
ſe Hipotheſe auszuſchmuͤkken. Er meldet, daß das Ge-
hirne durch Kammern ausgehoͤlt ſey, die zu der und jener
Zeit nicht allezeit auf gleiche Art angefuͤllet waͤren; es
habe ſeine Adergaͤnge (ſinus), welche ebenfalls nicht im-
mer uͤberein angefuͤllet waͤren; es werde mit groſſen
Schlagaderkreiſen umgeben, deren angehaͤuftes Blut das
Mark in die Enge treiben koͤnne: und es ſey endlich das
Gehirn zu weich, und koͤnne daher deſto leichter zuſam-
mengedruͤkt werden. Dagegen waͤre das kleine Gehirn
ungleich dichter, habe keine Hoͤlungen, keine Adergaͤn-
ge, ſtehe nicht in Gefahr von Schlagadern zuſammen-
gedruͤkt zu werden, behalte auch beſtaͤndiger einerlei Groͤſ-
ſe: und es naͤhmen endlich die dem Herzen gewidmete
Nerven einzig und allein von dieſem kleinen Gehirne ih-
ren Urſprung.


Raymund Vieuſſens(b), der die Geſchichte des
menſchlichen Gehirnes nicht viel beſſer beſchrieb, ſahe
ſehr leicht ein, daß die Lebens- oder Herznerven nicht
vom kleinen Gehirne allein herkaͤmen, und geſtund ganz
aufrichtig, daß vielmehr ein groſſer Theil dererſelben
vom
[909]Urſachen des Herzſchlages.
vom Gehirne, und vom mittleren und untern Theile des
eyfoͤrmigen Mittelpunktes, von dem in die Queer lau-
fenden markichten Striche (tractus medullaris transver-
ſus
), von denen am Trichter befindlichen Erhoͤhungen,
und endlich von den oliven-und piramidenfoͤrmigen Koͤr-
pern, ſeinen Urſprung bekaͤme. Da er aber indeſſen doch
ein Freund von den Siſtemen war, ſo hatte er keine Luſt,
die Theorie des Williſius zu verlaſſen, und ſonderte
auſſer dieſen zum Leben erforderlichen Nerven noch ande-
re aus, die zu den willkuͤhrlichen Verrichtungen beſtimmt
waͤren, und dazu rechnet er diejenigen, welche von der
obern Gegend des eyfoͤrmigen Mittelpunktes, und von
dem gedoppelten halbmondenfoͤrmigen Mittelpunkte her-
kaͤmen.


Eben ſo wenig entfernte ſich auch Ridley von der
Theorie ſeines Landsmannes, da er behauptete, daß die
Werkzeuge derer natuͤrlichen Bewegungen, dergleichen
das Herz iſt, ihre Nerven blos vom kleinen Gehirne er-
hielten (c), die willkuͤhrlichen Muskeln aber ihre Nerven
ſowol vom groſſen als kleinen Gehirne bekaͤmen (d).


Es hat ſchon ehedem der ruhmwuͤrdige Leibarzt, Jo-
hann Maria Lanciſius, die Erſcheinungen am Herzen,
welches die willkuͤhrlichen Muskeln an dauerhafter Be-
wegung uͤbertrift, auch durch die Verſchiedenheit, die
bei den Nerven ſtatt faͤnde, zu erklaͤren geſucht. Er ſez-
te gleichſam zwiſchen die Leibwache derer Bewegungen,
die dem Befehle des Willens untergeben waͤre, die Ner-
venknoten: er ſtellte ſich alſo vor, daß aus dieſen Kno-
ten die Lebensgeiſter bald ſchneller, bald langſamer nach
ihren beſtimmten Muskeln abgiengen, nachdem es
die Angelegenheiten der gebietenden Seele erforder-
ten (e). Gegen dieſe Meinung hat ohnlaͤngſt ein an-
derer
[910]Viertes Buch. Das Herz.
derer Zerleger behauptet (f), daß diejenigen eigentlich
die zum Leben erforderlichen Nerven waͤren, welche ſich
mit haͤuſigen Umflechtungen, wodurch die Richtungsli-
nien der vom Willen herruͤhrenden Bewegung unterbro-
chen wuͤrden, unter einander verwikkelten: er hat auch da-
neben zugleich die Nerven des Herzens, der Lunge, des
Magens, der Gedaͤrme, und der Eingeweide im Unter-
leibe, als Beiſpiele angefuͤhret.


§. 9.
Es ſcheint dieſes nicht ſtatt zu finden.


Jch bin durch langwierige Erfahrung uͤberzeuget,
daß diejenigen Erklaͤrungen von natuͤrlichen Dingen ſehr
ſelten gruͤndlich ſind, welche mit ihrer zierlichen Einfalt
den Schein des Wahren anzunehmen pflegen. So ha-
be ich ſchon vor langer Zeit, da des Williſius Hipo-
theſe noch hin und wieder gebraͤuchlich war, erinnert, daß
die Unterſchiede zwiſchen den Nerven durchgaͤngig von der
Zergliederungskunſt widerlegt werden (g). Erſtlich muß
man von dieſer im Herzen beſtaͤndig anhaltenden Bewe-
gung eine Urſache angeben, die ſich in allen Thieren, in
den vierfuͤßigen, in den Voͤgeln, den Fiſchen und Jn-
ſekten, allezeit befindet; indem alle dieſe Thiere, in Anſe-
hung dieſer beſtaͤndig daurenden Bewegung des Herzens,
mit einander uͤbereinkommen. Es befinden ſich aber un-
ter dieſen Thieren nicht wenige, bei denen das groſſe Ge-
hirn entweder ſehr undeutlich, oder ganz und gar nicht
von dem kleinen unterſchieden iſt. Die Fiſche haben
durchgehends kein zuverlaͤßig beſtimmtes Gehirn, und
ſehr wenig Nerven, die ſich aus ihrer Gehirnmaſſe erzeu-
gen, und man findet bei ihnen keine Faſern, die ganz deut-
lich
[911]Urſachen des Herzſchlages.
lich und offenbar bis zum Herzen fortgehen. Die Jnſckten
haben uͤberhaupt gar kein kleines Gehirn, welches man
vom groſſen unterſcheiden koͤnnte. Jndeſſen beobachtet
das Herz in allen Thieren ſeine Zeiten, da es zu ſchlagen
fortfaͤhrt, wenn die Werkſtatt derer Sinnen bereits ver-
ſchloſſen iſt.


Ferner findet ſich uͤberhaupt am kleinen Gehirne nicht
das mindeſte, warum es in Anſehung der Bewegung des
Blutes, oder der Geiſter, beſtaͤndiger anhalten ſollte, als
das groſſe Gehirn. Denn ob es gleich eine groͤſſere aͤuſ-
ſere Rinde hat, ſo iſt es doch ſo wenig von einem feſte-
ren Weſen, daß es vielmehr noch weicher, als das groſſe
iſt, wie ſolches die ohnlaͤngſt zu Montpellier gemachten
Verſuche beſtaͤtigen (h).


Es hat aber auch daſſelbe nicht nur ſeine eigene Hoͤ-
le, die man gewoͤhnlicher maſſen die vierte Kammer nen-
net, ſondern auch die daruͤber liegenden Adergaͤnge (ſinus),
die gemeiniglich den Namen derer Queergaͤnge fuͤhren,
ingleichen auch ſeine Schlagadern, die nach dem Umfang
dieſes Eingeweides groß genung ſind. Ferner kann man
auch in dem Blute der Wirbelſchlagader gar nichts vor-
zuͤgliches wahrnehmen: denn es treiben eben die Schlag-
adern, aus welchen die Staͤmme des kleinen Gehirnes
entſtehen, auch die naͤchſten hintern Schlagadern des Ge-
hirns hervor (i).


Hiernaͤchſt iſt es auch allerdings wider die Wahrheit, daß
die Wunden des kleinen Gehirns ſogleich ein Thier ums
Leben bringen. Es ſind hieruͤber Gegen-Verſuche von
dem vortreflichen Peter Chirac(k), von Franz Petit(l),
von
[912]Viertes Buch. Das Herz.
von J. Godfried Zinn(m), gemacht worden, und ich
habe ſelbſt einige angeſtellet (n), aus denen erhellet, daß
das Leben, nach denen ſtaͤrkſten Verwundungen am klei-
nen Gehirne, und nachdem man eine dreiekkige Nadel
durch dieſes Eingeweide geſtoſſen hatte, doch noch gan-
zer vier und zwanzig Stunden fortgedauret: es iſt auch
durch keinen vollkommen zuverlaͤßigen Verſuch erwieſen,
daß die Beſchaͤdigung des kleinen Gehirns ſchneller den
Tod zuwege bringe, als wenn das groſſe Gehirn verlez-
zet worden. Ja was noch mehr iſt, man hat Exempel,
daß die Wunden des kleinen Gehirns geheilt worden ſind.
Alſo hat Johann Vesling(o) einen Mohren an einer
Wunde, wobei das kleine Gehirn mit gelitten hatte, in-
nerhalb zwanzig Tagen mit weniger Muͤhe geheilet; und
eben dergleichen Begebenheiten findet man auch bei dem
Platner(p), und dem Fallopius(q). Auſſer dieſen
hat es auch ſeine gute Richtigkeit, daß viele Perſonen
noch andere, und zwar die heftigſten Beſchwerungen an
dem kleinen Gehirne erlitten, dabei ſie dennoch lange ge-
lebet haben. Jch habe ſelbſt geſehen, daß ein Bettler-
Junge einen verhaͤrteten Geſchwulſt im kleinen Gehirne,
welches ein langwieriges und langſam entſtehendes Uebel
iſt, mit ſich herumtrug (r), und es haben die Pariſer
Academiſten eben dergleichen Exempel wahrgenom-
men (s), wie denn auch unſer beruͤhmter Zinn(t) eben-
falls ſolche beſchrieben, und noch mehrere andere Zeug-
niſſe mit hinzugefuͤget hat. Endlich hat auch das Ge-
ſchwuͤr im kleinen Gehirne, welches Janus Plancus
beſchrei-
[913]Urſachen des Herzſchlages.
beſchreibet (u), und der an dem kleinen Gehirne entſtan-
dene kalte Brand, deſſen Bonetus(u*) gedenket, noch
ſpaͤter, und erſt nach eilf Tagen den Tod zuwege gebracht.
Es hoͤret aber auch der Herzſchlag nicht einmal bei einem
erwachsnen Thiere, oder in der Leibesfrucht auf, wenn
man die ganze Gehirnmaſſe herausnimmt (x), oder die
Blaſe vernichtet, woraus ſich kuͤnftig das Gehirn bil-
den ſoll (y).


Ueber dieſes haben auch die dem Herzen zugehoͤrige
Nerven in der That einen ganz andern Urſprung, als
nach der Williſiſchen Theorie erfordert wird. Denn
es kommen eben ſo wenig die Nerven, welche vor die
Werkzeuge des Lebens beſtimmet ſind, aus dem kleinen Ge-
hirne allein hervor, als diejenigen Nerven, die zum Dienſt
der Seele verordnet ſind, allein aus dem groſſen Gehir-
ne ihren Urſprung erhalten: es finden ſich auch uͤberhaupt
im ganzen menſchlichen Koͤrper keine Nerven, die man,
ohne einen Jrrthum zu begehen, entweder Nerven des
Lebens, oder des Willens nennen koͤnnte.


Es kommt zwar in der That das fuͤnfte Nervenpaar
aus denen Schenkeln des kleinen Gehirns hervor. Es
iſt aber der erſte Fortſaz dieſes Paares ganz und gar thie-
riſch, oder er wird zu den Werkzeugen der Sinnen und
der willkuͤhrlichen Muskeln angewendet. Hiernaͤchſt
hilft auch der andere Aſt dieſes Stammes, nur mit einem
einzigen kleinen Zweiglein, den Jntercoſtalnerven vergroͤſ-
ſern, hingegen begiebt er ſich mit allen uͤbrigen Fortſaͤz-
zen nach denen Naſenhoͤlen, dem Gaumen, und denen
Muskeln des Angeſichts und des Zaͤpfchens. Endlich
ver-
(z)
M m m
[914]Viertes Buch. Das Herz.
vertheilt ſich der dritte und groͤſte Aſt des fuͤnften Paa-
res in die Muskeln des untern Kinnbakkens, der Zunge,
der Schlaͤfe, ingleichen nach dem Ohrlaͤppchen, dem in-
wendigen Ohre, der Zunge, und in die Haut des Halſes,
und des unterſten Theils vom Geſichte (a). Solchem-
nach ſendet dieſer Nerve, der ganz allein vom Gehirn her-
kommt, den groͤſten Theil von ſeinen Aeſten zu den Werk-
zeugen derer Sinne und der willkuͤhrlichen Bewegungen,
den kleinſten aber zu den Werkzeugen, welche lediglich
zum Leben erfordert werden.


Hingegen gehen von dem Nerven des ſechſten Paa-
res, aus dem die erſten Faͤden des Jnterkoſtalſtammes,
als eines zum Leben gehoͤrigen Nerven, herkommen, die
mehreſten Faſern allerdings in einen dem Willkuͤhr der
Seelen untergebenen Muskel, naͤmlich in den aͤuſſern
Augenmuskel. Es iſt auch in der That kein einziger
Nerve vorhanden, der zum Leben beſonders beſtimmet
iſt, und gleichwol nicht auch einen anſehnlichen Theil
von Aeſten zum Dienſte der Seele zugleich hergeben ſoll-
te. Auf ſolche Art verſorget das achte Paar zwar das
Herz, die Lunge, den Magen, die Leber, welches Ein-
geweide des thieriſchen Lebens ſind, mit ſeinen Aeſten.
Allein eben dieſes Paar ſendet auch zugleich Aeſte, und
zwar nicht von der kleinſten Gattung, nach der Zunge,
dem Kopfe des Magenſchlundes, und dem Luftroͤhren-
kopfe, und alſo nach ſolchen Muskeln, die zum Dienſt
der Seele beſtimmt ſind. Es iſt auch noch ein anderer
von denen vornehmſten Nerven vorhanden, den man
gemeiniglich den Jntercoſtalnerven nennet, und der faſt
ganz von dem Ruͤkkenmark gebildet wird, auſſer welchen
ſich auch noch einige nicht allzu groſſe Fortſaͤzze vom ſech-
ſten Paare, und dem zwoten Aſte des fuͤnften Paares zu-
gleich noch finden. Dieſer Nerve begiebt ſich zwar in
das
[915]Urſachen des Herzſchlages.
das Herz, die Leber, die Gedaͤrme, in die Nieren und
Milz hinein, welches Werkzeuge des Lebens ſind; er
ſendet aber auch auſſer dem noch ganz anſehnliche Aeſte
in das Zwerchfell, andere aber zum Maſtdarme, und
noch andere zu den Schienbeinsnerven, welches alles
Theile ſind, die unter der Herrſchaft des Willens ſtehen,
ingleichen gehen auch einige zarte Zweige in die Hoden,
und von dieſen ruͤhret die heftige Empfindlichkeit, und
die Bewegung in demjenigen Muskel her, welcher die
Hoden in die Hoͤhe zieht.


Man kann endlich noch hinzufuͤgen, daß die Kraft
des Herzens ſolchemnach nicht von einer beſtimmten Claſ-
ſe der Nerven abhaͤnge, und daß vielmehr ein groſſer
Theil der Urſache, von der das Herz in Bewegung ge-
ſezt wird, in der That nicht einmal von den Nerven her-
komme. Wir haben hier einige Gruͤnde fuͤr dieſe Mei-
nung vorgetragen, es ſollen aber noch andere folgen,
wenn wir von der Herrſchaft der Seele, die ſie uͤber das
Herz ausuͤbt, reden werden. Denn es zeiget ſich auch
an Thieren von warmen Blute, noch mehr aber bei kal-
ten Thieren, die Bewegung des Herzens noch, wenn man
ihnen gleich den Kopf abgehauen hat, und ſie dauret auch
ſo gar in kalten Waſſer noch lange, ja wol gar ganzer
drei Tage lang.


§. 10.
Andere Hipotheſen ſtimmen eben ſo wenig mit
den Verſuchen uͤberein.


Was nun aber der vortrefliche Lanciſius, und ein
anderer beruͤhmter Mann hieruͤber vorgetragen haben,
alles dieſes widerſpricht der ganzen Zergliederungskunſt.
Man findet die Nervenknoten nicht blos und allein an
denen zum Leben beſtimmten Nerven, die vom Ruͤkken-
marke entſpringen, ſondern es ſind auch andere, zwar
M m m 2weni-
[916]Viertes Buch. Das Herz.
weniger bekannte, an denen Nerven, die zur Empfindung
und der willkuͤhrlichen Bewegung erfordert werden, vor-
handen, naͤmlich am Nervengeflechte der Augen, wel-
ches von dem dritten Paare (b) und dem erſten Fortſazze
des fuͤnften Paares zuſammengewebt iſt, an dem zwo-
ten Aſte des fuͤnften Paares (c), und an dem Spalt des
Keil-Kieferbeins (rima ſphaenomaxillaris), endlich an
den Aeſten, die vom dritten Aſte des fuͤnften Paares her-
kommen, und an der Druͤſe des Kinnbakkens (d).


Ohnerachtet man nun hingegen in der That ſehr vie-
le Geflechte an denen zum Leben beſtimmten Nerven an-
trift, ſo gibt es doch auch verſchiedene an denen Nerven,
die der Seele zu Dienſten ſtehen. Die bekannteſten und
groͤſſeſten darunter ſind die Geflechte an denen Nerven
des hintern Schenkels, des Schienbeins, und der Arme;
und ſodann die weniger bekannte, aber doch ſelzam in ein-
ander verwikkelte Geflechte des Schlundkopfsnerven, und
derer harten vom ſiebenden Paare erzeugten Nerven, wel-
che ſich mit allen Fortſaͤzzen des fuͤnften Paares verei-
nigen.


Andere haben dieſe beſtaͤndig daurende Lebensbewe-
gungen im Herzen wieder von andern Urſachen hergelei-
tet. Es glaubte der ehemals ſehr beruͤhmte Zerleger,
Johann Swammerdam(e), es waͤre dieſes hierzu
ſchon hinlaͤnglich, daß bei denen Lebensmuskeln keine Ge-
genmuskeln (antagoniſtae), wie man ſie zu nennen pflegt,
vorhanden waͤren: und auf ſolche Art, vermeinte er,
koͤnne es geſchehen, daß dergleichen Muskeln von weni-
gern Lebensgeiſtern in Bewegung gebracht wuͤrden, als
die zu denen thieriſchen Verrichtungen erforderlichen Mus-
keln, denen andere entgegengeſezte Muskeln widerſtuͤn-
den.
[917]Urſachen des Herzſchlages.
den. Dieſe Erklaͤrung iſt auch von Archibald Pit-
cairn
(f) und Johann Freind angenommen worden (g).


Die Zergliederungskunſt zeiget hier abermals, daß
dieſes nicht richtig ſey. Denn es haben einige zum Le-
ben gehoͤrige Muskeln gewiſſe Laſten, oder ihnen entge-
gen geſezte Schnellkraͤfte zu heben und zu uͤberwaͤltigen,
wie zum Exempel das Herz, oder die Jntercoſtalmuskeln,
woferne dieſe zum Leben mit gehoͤren: andere haben al-
lerdings eigentliche gegenwirkende Muskeln bekommen,
wie die ringfoͤrmige und gerade Faſern a[n] den Gedaͤr-
men. Es gibt aber auch unter denen zu den thieriſchen
Verrichtungen gehoͤrigen Muskeln einige, denen kein
anderer Muskel Widerſtand thut. Diejenigen, welche
man Aufrichter der Mannsruthe nennt, und die gewiß
unter der Herrſchaft der Empfindung ſtehen, haben kei-
nen erhebenden Gegenmuskel: es iſt der Steigbuͤgelmus-
kel der einzige, der aber doch keinen allzu ſtarken Geg-
ner hat.


Auf eine andere Weiſe hat wiederum der vormals
gelehrte J. Gottfried von Berger(h), da er in den
Werkzeugen des Lebens ſchnekkenfoͤrmig gewundene und
an einander hangende Faſern fand, dieſelben mit Maſchi-
nen verglichen, darinnen viele mit Zaͤhnen verſehene Raͤ-
der in einander greifen: er dachte aber hierbei nicht an
die Muskeln, welche zum Athemholen, und vornaͤmlich
zum Zwerchfelle gehoͤren, und an denen man nicht das
mindeſte wahrnimmt, welches vom gemeinen Baue de-
rer dem Willen untergebenen Muskeln abwiche. Et-
was ſubtiler war die Meinung des vortreflichen Ruſſiſchen
Leibarztes, Johann von Gorter(i), da er behauptete,
daß ſich in allen Faſern derer Gefaͤſſe (k), derer Eingewei-
M m m 3de
[918]Viertes Buch. Das Herz.
de (l) und der Lebensmuskeln, folglich auch in den Fa-
ſern des Herzens, der Lunge (m) und der Knochen (n),
eine lebendige Bewegung, naͤmlich eine reizbare Natur,
oder die Stahliſche Springkraft (tonus) befinde. Er
brachte ferner die Muthmaſſung vor, und bildete ſich
ein, es entſtuͤnde in der Bewegung eine wechſelnde und
immerwaͤhrende Dauer, ſo oft eine zuſammengezogene
Faſer ihren Nerven zuſammendruͤkket, und folglich ent-
wendeten ſich die Muskelfaͤden, wenn ſie ſich zuſammen-
zoͤgen, die [n]ervenhafte Kraft ſelbſt, von der doch die
Staͤrke derer Muskeln herruͤhrete. Hingegen gaͤbe ei-
ne ſchlaff gewordene Faſer dem Nerven die Freiheit wie-
der (o), daß er kurz darauf den Muskel wieder zu ſeiner
vorigen Verkuͤrzung veranlaſſen koͤnnte.


Es hat aber der vortrefliche Mann auch in dieſer Hi-
potheſe die Herrſchaft der reizbaren Beſchaffenheit allzu-
weit ausgebreitet, die ſonſten von der Natur nur allein
der Muskelfaſer iſt zugeſtanden, und einer jeden anderen
Faſer oder thieriſchen kleinen Theile gaͤnzlich verſagt wor-
den. Denn ich halte gewiß dafuͤr, daß dieſes Geſezze
durch meine Verſuche ſey beſtaͤtiget worden. Hiernaͤchſt
widerſpricht auch dieſe abwechſelnde Thaͤtigkeit der Faſern
und Nerven denen Erſcheinungen. Denn ſo oft ir-
gend ein Muskel in ſeiner Beſchaͤftigung begriffen iſt, ſo
oft ziehen ſich in der That nicht nur die Faſern deſſelben
zuſammen, ſondern es aͤuſſern auch die Nerven zu glei-
cher Zeit ihre Kraft gegen den Muskel. Solchemnach
ſind hier keine abwechſelnde Zeiten vorhanden, da die Fa-
ſern ihre zuſammenziehende Kraft, und die Nerven ihre
Wirkſamkeit beweiſen. Endlich, wenn in der That die
abwechſelnde Ruhe derer Muskelſchnuͤren im Herzen von
dieſer Zuſammendruͤkkung der Nerven, die ſie von den
Fleiſchfaſern erleiden, herruͤhret, ſo ſehe ich keinen Unter-
ſchied,
[919]Urſachen des Herzſchlages.
ſchied, warum nicht auch alle uͤbrige Muskeln im thieri-
ſchen Koͤrper einer immerwaͤhrenden abwechſelnden Be-
wegung ſollen unterworfen ſeyn. Denn ſie ſind alle von
einerlei Beſchaffenheit, ihre Faſern werden ebenfalls zu-
ſammengezogen, und ſie ſind auch alle mit Nerven ver-
ſehen. Es muͤſſen nach dieſer Hipotheſe die Nerven im
Herzen, und in den Werkzeugen des Lebens, von den Fa-
ſern zuſammengedruͤkt werden; hingegen aber in denen
willkuͤhrlichen Muskeln von dieſer Zuſammendruͤkkung
befreiet ſeyn. Man kann aber in dem Baue dererſelben
keinen Unterſchied zeigen, vermoͤge deſſen die Herznerven
der Zuſammenziehung derer Faſern unterworfen, und
hingegen die in andern Werkzeugen befindliche Nerven
davon befreiet wuͤrden.


§. 11.
Auch die von Stahlen angegebene Kraft der See-
le kann nicht vor die Urſache dieſer beſtaͤndi-
gen Bewegung gehalten werden.


Wir muͤſſen noch das Lehrgebaͤude des beruͤhmten
Stahls kuͤrzlich beruͤhren, welcher mit einem Streiche
alle Schwierigkeiten hinwegraͤumt: es ſoll aber dieſes
nur mit wenigen geſchehen, weil ich an einem andern
Orte (q) von der voͤlligen Meinung dieſes Mannes aus-
fuͤhrlicher handeln werde, nach welcher die Urſache aller
Bewegungen in denen Thieren von der Seele hergeleitet
wird (r). Dieſemnach macht dieſer Gelehrte den Herz-
M m m 4ſchlag
[920]Viertes Buch. Das Herz.
ſchlag eben ſo willkuͤhrlich, als die Bewegungen der Hand,
oder des Fuſſes, nur mit einem beſondern Unterſchiede, den
ich gleich anfuͤhren will. Die zum Leben gehoͤrigen Be-
wegungen ſind allemal unentbehrlich; folglich ſiehet die
Seele wohl ein, wenn ſie nicht zugeben will, daß das aus
ungleichartigen Grundſtoffen zuſammengeſezte Blut in
eine Faͤulniß uͤbergehen ſoll, daß ſie daher nothwendig
den Umlauf des Blutes auf alle Weiſe befoͤrdern muͤſſe,
weil dieſer allein die Faͤulung abzuhalten vermoͤgend ſey.
Daher ſchlaͤgt das Herz auch im Schlafe; denn es ſchleicht
ſich der Schlaf nach dem Gutbefinden der Seele ein,
weil ſie, da ihr ſchon bekannt iſt, daß ihr Koͤrper einer
abwechſelnden Ruhe benoͤthiget ſey, die nicht ſo gar noth-
wendigen Bewegungen eine Zeitlang ausſezzet (s),
und unterdeſſen nur die nothwendigen unterhaͤlt. Auf
eben die Weiſe werden von der Seele, bei denen vom
Schlage geruͤhrten Perſonen, die ſinnlichen und willkuͤhr-
lichen Bewegungen unterlaſſen, damit ſie ihre Kraͤfte
fuͤr die nothwendige Verrichtungen ſparen koͤnne (t).


Die Anhaͤnger dieſes beruͤhmten Mannes pflegen ge-
meiniglich dieſe willkuͤhrliche Urſache der Bewegung des
Herzens mit einem beſondern Zeugniſſe zu beſtaͤtigen.
Sie ſagen, es haͤtte ein Officier (u), einige Zeit kurz vor
ſeinem wirklich erfolgten Tode, lediglich vermoͤge ſeines
Willens das Herz zum Stillſtehen gebracht, und ſich tod
ſtellen koͤnnen. Einige ziehen auch die zwiſchen denen
Herzſchlaͤgen vorkommende Pauſen hieher, die man oͤfters
an einem matten Thiere beobachtet (x): ſie glauben naͤm-
lich, man koͤnne daraus mit Recht ſchlieſſen, daß die See-
le
[921]Urſachen des Herzſchlages.
le nach ihrem Gutbefinden das Herz bald ruhen, bald
wieder ſchlagen laſſe (y).


Man kann aber leicht erachten, daß die Patronen der
mechaniſchen Secte allerdings gegenſeitige und ſehr be-
kannte Verſuche dagegen anfuͤhren werden; daß z. E.
der Pulsſchlag durch die eigene Macht der Seele weder
beſchleunigt, noch aufgehalten werden koͤnne; daß ſich
das menſchliche Gemuͤthe gar keiner Herrſchaft uͤber das
Herze bewuſt ſey, da es doch von ſeiner Gewalt uͤber die
Glieder ſehr wohl unterrichtet iſt; daß die Seele nicht
einmal von dem Schlagen des eigenen Herzens etwas wiſ-
ſe, wofern ſolches nicht durch die auf die Bruſt gelegte
Hand empfunden wuͤrde, oder wenn man nicht von an-
dern unterrichtet wuͤrde, daß das Herz ein Muskel ſey,
der unter der Bruſtwarze klopft. Es fehlet inzwiſchen
bei dieſen Einwuͤrfen nicht an mancherlei Entſchuldigun-
gen, die von beruͤhmten Maͤnnern zur Vertheidigung
dieſer Hipotheſe angefuͤhret werden. Sie ſagen naͤmlich,
es waͤren im erſten Anfange alle Bewegungen eines be-
ſeelten Koͤrpers blos willkuͤhrlich geweſen: es haͤtten ei-
nige darunter, weil ſie beſtaͤndig wiederholet worden,
vermoͤge der Gewohnheit, die mit einer Ueberlegung ver-
knuͤpfte Handlung verlohren (z), welche man das Be-
wuſtſeyn
nennet. Aus der Urſache waͤren auch an an-
dern Orten die Muskelbewegungen, nach dem einhelli-
gen Geſtaͤndniß aller Gelehrten, dem Willen gaͤnzlich
unterworfen, wovon das Nikken der Augenlieder ein
deutliches Beiſpiel abgaͤbe. Sie bringen auch andere
noch ſubtilere Sachen bei, theils von der Erkenntniß
der Seele, da ſie ſich von ihrem Eingeweide, und ihrem
M m m 5eige-
[922]Viertes Buch. Das Herz.
eigenen Koͤrper allgemeine Begriffe macht, und ſich die-
ſelben ohne Vernunftſchluͤſſe vorſtellet; theils auch von
der mit einer Ueberlegung verbundenen Handlung, ver-
moͤge deren ſich die aͤuſſern Gegenſtaͤnde mit einem Be-
wuſtſeyn ihrer Empfindung in der Seele vorſtellen (a).


Die neuern Stahlianer gehen in ſo fern von den
vorigen Patronen dieſer Secte ab, daß ſie der Seele kei-
ne beſondere Abſicht, und eine eigene Weisheit in Anſe-
hung der Beherrſchung ihres Koͤrpers, zugeſtehen, aber
doch dem Verſtande die Empfindung desjenigen, was
beſchwerlich iſt, und die eben daraus entſtehende Zuſam-
menziehung der bewegenden Faſern zuſchreiben, als in
welcher hoͤchſt-einfachen Handlung, ihrer Meinung nach,
das ganze Leben beſtehet. Es verdient vor andern Ro-
bert Whytt hier angefuͤhret zu werden (b), welcher in
wenig Stuͤkken von uns abgehet, ausgenommen daß er
die Reizbarkeit mit der Empfindung verbindet, und die-
ſe Kraft nicht von einiger Eigenſchaft des Koͤrpers, ſon-
dern von der Seele herleitet, welche ſich von einer em-
pfundenen Ungemaͤchlichkeit, vermittelſt der Zuſammen-
ziehung der Faſer, zu befreien ſucht.


Jch bin dieſer Theorie des Stahls, welche ich zum
oͤftern ganz genau uͤberlegt habe, nicht aus dem Grunde
entgegen, weil ich in meiner Jugend in Boͤrhaavens
Schule eine derſelben entgegen ſtehende Hipotheſe gefaſ-
ſet habe. Denn ich habe durch ſehr viele Beiſpiele ge-
zeigt, daß mich die Zaͤrtlichkeit fuͤr meinen Lehrer, be-
ſonders ſeit den dreißig Jahren, die ich bereits auſſer Lei-
den zugebracht, niemals zuruͤkhalte, ſo oft mich die
Stimme der Wahrheit und der Natur anderswohin
ruft. Hier aber erlauben es meine Verſuche nicht, daß
ich mich fuͤr die Stahliſche Meinung erklaͤren ſollte.


Und
[923]Urſachen des Herzſchlages.

Und zwar beweget mich erſtlich die ganz deutliche und
offenbare Bewegbarkeit des von einer mechaniſchen, oder
chimiſchen Schaͤrfe gereizten Herzens, billig, zu glauben,
daß vielmehr eine koͤrperliche reizende Urſache, als eine
von der Seele abhaͤngende ſtete und unaufhoͤrliche Be-
wegung (entelechia) den Herzſchlag errege. Denn das Herz,
wenn es gleich bereits ſtille ſtehet, oder man es auch aus
dem Leibe geſchnitten, und von allem Beiſtande der Seelen
gaͤnzlich entfernet hat, kommt dennoch durch das Be-
ſprengen mit Salz, oder durch allerhand Reizungen,
wiederum in ſeine vorige Bewegung (c). Hiernaͤchſt
wird auch in der metaphiſiſchen Erklaͤrung dieſes be-
ruͤhmten Mannes keine koͤrperliche Urſache angezeiget,
warum die Werkzeuge des Lebens, und beſonders das
Herz, beſtaͤndig in einer abwechſelnden Bewegung ſind,
und kein anderes Fleiſch am belebten Koͤrper es ihnen in
dieſem Stuͤkke nachthut. Es muß ſich alſo ohne Zwei-
fel eine beſondere weſentliche Urſache im Herzen befinden,
von der die Hurtigkeit zum Schlagen, und die nicht zu
ermuͤdende Beſtaͤndigkeit deſſelben herruͤhret. Denn daß
das Herz ganz allein unter allen Muskeln, ohne eine ab-
wechſelnde Ruhe und Erquikkung, Nacht und Tag, ſo
viele Jahre, und ohne einige Ermattung oder Schmer-
zen, zu ſchlagen fortfaͤhrt, da alle uͤbrigen Muskeln, auch
nach einer wenige Stunden lang daurenden Bewegung,
theils ſchmerzhafte Empfindungen auszuſtehen haben,
theils auch mit einem unertraͤglichen Gefuͤhle der Ermuͤ-
dung beſchweret werden, alles dieſes muß man in der
That von dem Baue des Herzens, und von keiner vor-
zuͤglichen Beguͤnſtigung der Seele herleiten.


Ferner will ich nur ſo viel erinnern, daß die Geſchlech-
ter derer dem Willen untergebenen Muskeln, ingleichen
auch diejenigen, welche unter der Herrſchaft des Lebens
ſtehen, von unveraͤnderlicher Beſtimmung ſind, und daß
bei
[924]Viertes Buch. Das Herz.
bei keinem einzigen Menſchen ein willkuͤhrlicher Muskel
in die Claſſe dererjenigen uͤbergehe, die von ſelbſten wir-
ken, oder daß ein Muskel des Lebens ſich unter diejeni-
gen begebe, die dem Willen unterworfen ſind. Es hat
ſich niemals das Herz, niemals der Magen, oder die
Gedaͤrme, nach dem Willen der Seele bequemt; es iſt
auch niemand vermoͤgend geweſen, den Pulsſchlag nach
eigenem Gefallen zu beſchleunigen oder aufzuhalten, oder
ſich zu erbrechen, oder die Gedaͤrme, ohne Beihuͤlfe des
natuͤrlichen Triebes, von dem Unrathe zu entledigen, und
es hat auch noch keiner die Kraft eines Reizes, oder die
Verſchiedenheit einer Unempfindlichkeit und Reizung,
unter der Erweiterung oder Verkuͤrzung des Herzens em-
pfunden (d). Derjenige Oberſter, welchen man der ein-
ſtimmigen Erfahrung aller Jahrhunderte ganz allein ent-
gegen ſezt, hat entweder blos vermittelſt der Lage auf
dem Ruͤkken (e) ſeinen Pulsſchlag matt zu gehen genoͤ-
thiget, oder er hat dieſes mit dem langſamen Athemho-
len bewerkſtelliget, wofern in der That an dieſer ganzen
Geſchichte etwas wahres iſt. Man nimmt hier die Ge-
wohnheit vergebens zu Huͤlfe, indem dieſe niemals die
Claſſen derer Muskeln, wie ſie einmal von der Natur
geordnet worden, zu verwirren pflegt. Das Athemho-
len dauret Nacht und Tag, unter unendlichem Abwech-
ſeln: und doch hat nie ein Sterblicher das Vermoͤgen
verloren, nach Gefallen entweder geſchwinder zu athmen,
oder den Athem hinwiederum anzuhalten. Das ſo oͤf-
tere Nikken mit den Augenliedern, benimmt der Regie-
rung der Seele in hundert Jahren nicht das mindeſte,
und man behaͤlt immer noch die Freiheit, ſie entweder oͤf-
terer zuſammen zu ziehen, oder eine Zeitlang von dieſer
Zu-
[925]Urſachen des Herzſchlages.
Zuſammenziehung abzuſtehen. Ein Fechter (f) hatte
ſich, indem er dieſer von der Furcht herruͤhrenden Ge-
wohnheit, mit den Augen zu nikken, auf das eifrigſte zu
widerſtehen ſuchte, in eine ſolche Verfaſſung geſezzet, daß
er mit unverwandtem Auge, und ohne einige Bewegung
derer Augenlieder, die ihm zugedachten Streiche beobach-
ten konnte. Es fehlet auch nicht an Verſuchen, wo-
durch man zeigen kann, daß dieſe Gewohnheit bei denen
Werkzeugen des Lebens unterbrochen wird, und daß vie-
le Stunden und Tage vergehen, da dieſe Werkzeuge nicht
ein einziges mal in Bewegung gebracht werden, und hin-
wiederum nach geraumen Zwiſchenzeiten ihre Bewegung
von neuen anfangen: und doch ſind dieſe neue Bewegun-
gen niemals dem Bewuſtſeyn, oder dem freien Willen
der Seele unterworfen. Daß der Stuhlgang ganze Wo-
chen und Monate langſam und ſelten erfolgen koͤnne, das
iſt jedermann bekannt: und doch iſt bei keinem Men-
ſchen, wegen dieſer unterbrochenen Gewohnheit, die
wurmfoͤrmige Bewegung unter die Aufſicht des Willens
verſezt worden. Alſo wird auch der Herzſchlag durch die
aͤuſſerſte Mattigkeit, einen ſtarken Verluſt des Blutes,
durch vorher erlittenen Mutterkrampf, Erſtikkung unter
dem Schnee, oder Waſſer, verſchiedene Stunden und Ta-
ge lang voͤllig zuruͤkgehalten. Es hat hiervon der be-
ruͤhmte Bruhier(g) unzaͤhliche Exempel geſammlet, wo-
von ich nur einige wenige anfuͤhren will. Nach Verlauf
von zwanzig (h), und dreißig Minuten (i), wurde ein
in das Waſſer gefallener Menſch, bei dem kein Puls-
ſchlag mehr zu fuͤhlen war, wieder aufgewekket, und ich
habe ohnlaͤngſt ein aͤhnliches Beiſpiel von einem Men-
ſchen geleſen, der von der Kaͤlte unter dem Waſſer faſt
ums
[926]Viertes Buch. Das Herz.
ums Leben gebracht worden, und an dem alle Glie-
der erſtarrt, und weder Puls noch Athem mehr zu ſpuͤh-
ren waren (i*). Ein Exempel von einem Menſchen,
an dem kein Puls mehr zu bemerken war, und den der
Kohlendampf faſt erſtikt hatte, fuͤhret Pareus an (k),
welcher durch den Rauch vom angezuͤndeten Euphor-
bium, den man ihm in die Naſe blies, wieder zu ſich ſelbſt
gebracht wurde. Als man einen, allem Anſehen nach
an einer Verwundung verſtorbenen Menſchen, nach vier
und zwanzig Stunden oͤfnen wollte, um die Beſchaffen-
heit ſeiner Wunde zu unterſuchen, ſo lebte er wieder
auf (l). Der Rathsherr Marcellus, den man nach
zween Tagen aus dem Grabe genommen hatte (m), wur-
de voͤllig wieder lebendig. Ein vom Schlage geruͤhrter
kam nach zween Tagen, da die Wundaͤrzte das Meſſer
bereits an ihm anſezzen wollten, wieder zu ſich (n), und
gelangte wieder zu ſeiner Geſundheit. Eine Frauens-
perſon, die man mit andern Leichnamen in eine Grube
geworfen hatte, wurde nach vier Tagen aus derſelben her-
ausgezogen, und wieder hergeſtellet (o). Eine bereits
beerdigte Frau ward nach dreien Tagen wieder ausgegra-
ben, und beim Leben erhalten (p). Eine andere, welche
acht Tage lang in der Kaͤlte, ohne Bewegung und Em-
pfindung gelegen hatte, wurde durch vieles Reiben wie-
der ermuntert (q). Ein Soldat, der nach einer Feld-
ſchlacht zehn Tage lang, ohne Verpflegung, auf dem
Wahlplazze gelegen, ward durch gute Wartung wieder
zu ſich ſelbſt gebracht (r). Jch will jezzo nichts weiter
von
[927]Urſachen des Herzſchlages.
von denen ungleich wunderbarern Geſchichten gedenken,
ſondern nur noch mit wenigen diejenige merkwuͤrdige Be-
gebenheit beruͤhren, welche ſich mit einem vornehmen
Manne zugetragen, der ganzer ſechs Wochen als ein Ver-
ſtorbener gelegen, und ſeine Beerdigung erwartet hat (s),
dem ohngeachtet aber doch von ſelbſten wieder zu ſich ge-
kommen und geſund worden: ingleichen auch eine ande-
re von der ſehr bekannten Frauensperſon, von welcher
Empedocles(t) und das ganze Alterthum, als von ei-
ner απνου (unbeſeelten) redet, da ſie dreißig Tage, ohne A-
them zu holen, und folglich ohne Pulsſchlag, gelebt hat-
te. Es erlangen dieſe wunderbare Geſchichte in der
That, nicht nur von dem langwierigen Leben der Rau-
penpuppen allein, welche ohne einen Pulsſchlag da lie-
gen, ſondern auch durch das Exempel einiger Jnſekten,
ihre Glaubwuͤrdigkeit. Denn es gibt das Raͤderthier-
chen (u), wenn es auſſer dem Waſſer ganz trokken und
faſt zu Staub geworden, kein Zeichen des Lebens von
ſich; hingegen faͤngt es den Augenblik wieder an im
Waſſer zu leben, und ſeine Raͤder auszubreiten. Die
Aelchen, die man im verdorbenen Getreide findet (x), lie-
gen viele Jahre unbeweglich im verdorbenen Mehle ſtil-
le, und wenn man ſie in das Waſſer bringt, ſo nehmen
ſie alſobald ihre willkuͤhrliche Bewegungen wieder an.


Hieraus erhellet alſo, daß die Bewegung des Herzens
lange Zeit unterbrochen, und nach langem Stilleſtehen
wieder hergeſtellet werden koͤnne. Wenn nun aber nach
dergleichen Ohnmachten das Herz wieder von neuem ſei-
ne Bewegbarkeit erhalten hat, und durch keine Gewohn-
heit die Empfindung oder der Wille der Seelen iſt ein-
geſchlaͤ-
[928]Viertes Buch. Das Herz.
geſchlaͤfert worden, ſo hat dennoch niemals jemand uͤber
ſein Herz, oder ſeine Schlagadern, eine willkuͤhrliche Herr-
ſchaft bemerket, oder ſelbſt geaͤuſſert, oder auch ſeinen
Pulsſchlag jemals nach eigener Willkuͤhr beſchleunigen,
oder anhalten koͤnnen. Das Herz iſt von den Befehlen
der Seele frei geblieben, und die Seele hat ihr voriges
Unvermoͤgen, in Anſehung der Beherrſchung des Herzens,
behalten. Es wuͤrde hier jemand von der Parthei derer
Gegner vergebens einwenden, es waͤre unter dergleichen
Ohnmachten der Herzſchlag ſehr ſchwach geweſen, habe
aber nicht gaͤnzlich aufgehoͤret: denn es iſt in einigen
Exempeln das Herz ſo vollkommen ruhig geweſen, daß
auch ſogar die Faͤulung, laut der Geſchichte die Job van
Meekren anfuͤhret, die aͤuſſerſten Glieder bereits ange-
griffen gehabt (y).


§. 12.
Die Seele hat ihre Wohnung nicht im
Herzen.


Endlich iſt es auch mehr als zu gewiß, daß die See-
le ihren Siz im Kopfe hat, und daß das Herz, wenn
man es gleich vom Kopfe abgeſondert hat, dennoch eben-
falls ſchlaͤgt, mithin alſo der Herzſchlag nicht von der
Seele herruͤhren koͤnne. Denn es hat ſeine vollkomme-
ne Richtigkeit, (um nur aus vielen Gruͤnden einige we-
nige anzufuͤhren,) daß, wenn das Gehirn durch irgend
eine Urſache gedruͤkket wird, alsdenn ſogleich alle Ge-
ſchaͤfte der Seele, und das Bewuſtſeyn unſerer ſelbſt, voͤl-
lig aufhoͤren. Es iſt auch hinwiederum gewiß, daß nie-
mals etwas dergleichen erfolget, wenn gleich dieſer oder
jener von denen uͤbrigen Theilen des Koͤrpers gedruͤkt,
zerſchnitten, oder gar abgenommen wird; ſo oft aber das
Leben
[929]Urſachen des Herzſchlages.
Leben nach der Verwundung eines oder des andern Ein-
geweides, oder eines Gliedes, fortgedauret hat, ſo oft
muß auch die Kraft der Seele, das Bewuſtſeyn, der
Wille, und das Gedaͤchtniß annoch vorhanden gewe-
ſen ſeyn. Alſo konnte ein Spaniſcher Soldat, dem man
das Herz aus der Bruſt geriſſen hatte, noch einige
Worte hervorbringen (z), und derjenige, deſſen Franz
Bacon(a) gedenkt, konnte nach der Herausreiſſung des
Herzens noch beten. Ein anderer ſolcher Miſſethaͤter
betrachtete noch das Herz, welches man ihm aus der
Bruſt geriſſen hatte, in der Hand des Scharfrichters
mit ſteif darauf gerichteten Augen (b). Der Kopf des
Ohrwurms, den man vom Koͤrper abgeſchnitten hatte,
fraß noch ſeinen eigenen Bauch mit vieler Begierde
auf (c). Dieſes ſind nun ſeltene Faͤlle; hingegen iſt es
etwas viel gewoͤhnlicheres, daß Thiere, nachdem man
ihnen das Herz herausgeriſſen, vornaͤmlich, wenn die
groſſen Gefaͤſſe unterbunden worden (d), gleichwol noch
gehen, laufen und ſchreien koͤnnen. Jch habe oͤfters
Froͤſche geſehen (e), welche noch Speiſe hinabſchlingen,
huͤpfen, die Lunge voll Luft ziehen und ausleeren, mit den
Augenliedern nikken, ihre Augen worauf richten, fort-
gehen, mithin alſo ſich willkuͤhrlich bewegen, wenn man
ihnen
N n n
[930]Viertes Buch. Das Herz.
ihnen bereits das Herz ausgeſchnitten hatte, und es kom-
men auch hin und wieder mehr dergleichen Beiſpiele vor,
von der Schildkroͤte (f), dem Salamander (g), und dem
Krampffiſche (h). Auch die Thiere die warmes Blut
haben, wie das unſerige, behalten eben dieſe Kraft zu
ſchreien, zu gehen, und ſogar noch zu laufen, wenn ihnen
bereits das Herz herausgeriſſen iſt. Man hat die Ver-
ſuche an einem Huhn (i), Hunde (k), einer Kazze (l),
und am Faulthiere (m) gemacht, und Galenus meldet,
daß die Opferthiere, nachdem man das Herz aus der
Bruſt genommen, noch geſchrien haben (n).


Wofern nun alles dieſes ſeine gute Richtigkeit hat,
wie man denn in der That an der Wahrheit deſſen nicht
zweifeln kann, ſo folget daraus, daß zwar der Wille
ſeinen Siz, nebſt denen uͤbrigen Eigenſchaften der Seele,
im Haupte habe; daß aber auch hingegen im Herzen we-
der das Bewuſtſeyn, noch der Wille, noch die Kraft zu
empfinden, angetroffen werde, folglich alſo auch die See-
le ſich nicht daſelbſt befinde, indem alle Verrichtungen
derſelben noch fortdauren, wenn das Herz bereits aus
dem Thiere iſt genommen worden. Solchemnach hat
alſo die Seele ihren Siz nicht im Herzen, und kann auch
nicht die Urſache derer Bewegungen ſeyn, die das Herz
hervorbringt.


Es kann aber auch die im Kopfe befindliche Seele
keineswegs vermittelſt derer Nerven uͤber den Herzſchlag
eini-
[931]Urſachen des Herzſchlages.
einige Herrſchaft haben. Unzaͤhliche Verſuche, die ich
ſowol, als andere, gemacht haben, widerſprechen dieſer
Meinung. Denn das Herz faͤhret fort zu klopfen, und
wechſelt noch mit ſchlagen und ſtilleſtehen ab, wenn be-
reits der Kopf vom Rumpfe getrennet, und folglich die
Nerven zerſchnitten worden, welche das Herz aus dem
Haupte erhaͤlt. Es hoͤret aber auch das Herz, welches
man aus eben demſelben Koͤrper geriſſen, und davon ge-
trennet hat, nicht auf zu ſchlagen. Eben dieſes zaͤhe Le-
ben behaͤlt auch das Herz bei denen Kindern, die mit
keinem Kopfe verſehen ſind (o), gleichwol aber doch ſind
ernaͤhrt worden, und bei denen die Bewegung derer Le-
bensſaͤfte und des Herzens, ohne daß der Kopf einige
Herrſchaft hierbei hat beweiſen koͤnnen, noch wahrgenom-
men worden. Von abgeriſſenen Koͤpfen hat man Exem-
gel an der Stubenfliege (p), der Horniſſe (q), der Bie-
ne (r), der Heuſchrekke (s), dem Kaͤfer (s*): ingleichen
am Froſche (t), der Schildkroͤte (u), der Schlan-
N n n 2ge
[932]Viertes Buch. Das Herz.
ge (x) und Eidechſe (y): ferner am Haushane (z), der
Taube (a), und an anderen Voͤgeln (a*): an der Kazze, der
man wirklich die ganze Gehirnmaſſe zernichtet hatte (b),
und am Hunde (c). Von ausgeriſſenen und in Stuͤkke
zerſchnittenen Herzen, haben wir an einem andern Orte
die Verſuche angefuͤhret, und es erhellet demnach ganz
offenbar, daß in ſehr vielen Thieren das Herz die Urſache
ſeiner Bewegung nicht aus dem Kopfe erhalte.


Wenn nun weder die Seele im Herzen ihre Wohnung
hat, um die Urſache der Bewegung deſſelben abzugeben,
noch auch, da ſie ſich im Haupte befindet, aus demſelben
die bewegende Kraft in das Herz bringt, ſo folget, daß
in des Stahls Hipotheſe ſich ein Jrrthum befinde, wenn
er vorgiebt, daß das Herz von der Seele beweget werde.


Man darf aber auch hier nicht verſchweigen, daß
Robert Whytt bisher auf unſere Verſuche geantwortet
habe. Er hat die Seele in ſo fern als theilbar ange-
nommen, daß ſie naͤmlich im Koͤrper und im Gehirne zu-
gegen ſey, und dennoch eben dieſe Seele auch ihre Herr-
ſchaft uͤber das Herz, oder andere von dem Koͤrper abge-
ſchnittene Werkzeuge, fortſezze, und ſie dadurch belebe (d).
Jedoch
(u)
[933]Urſachen des Herzſchlages.
Jedoch will er nicht zugeben, daß man hieraus einigen
Verdacht, wegen einer koͤrperlichen Natur der Seele,
ſchoͤpfen moͤchte.


Eben dieſer Gelehrte (e) behauptet, nebſt einem noch
andern beruͤhmten Manne (f), daß die Urſache des Le-
bens, oder die Seele, noch etliche Stunden nach dem Ab-
ſterben mit dem Koͤrper vereinigt bleibe, alſo daß noch
einige Empfindung in dem Thiere vorhanden ſey, das
uns ſchon voͤllig tod zu ſeyn ſcheint, und von dieſer Em-
pfindung koͤnne man die Bewegungen, die nach dem To-
de uͤbrig ſind, herleiten (g).


Es haͤtte zwar derſelbe, nach dem Beiſpiel anderer
Schriftſteller derer heutigen Zeiten, eine koͤrperliche See-
le, die ſich zerſchneiden lieſſe, in der That annehmen koͤn-
nen. Allein auch dieſe Meinung ſtimmt nicht einmal
mit den Verſuchen uͤberein. Es bleibet naͤmlich im Her-
zen, im Fuſſe, und Arme, der von meinem Koͤrper abge-
loͤſet iſt, die reizbare Natur noch eine Zeitlang zuruͤk, und
wenn man die Nerven an dieſen Theilen mit reizenden
Mitteln angreift, ſo entſtehet in einem jeglichen Mus-
kel des Fuſſes oder des Armes ein Zittern. Jch bin aber
vollkommen uͤberzeuget, daß meiner Seele dadurch nichts
entgangen ſey, indem ſie dieſen Fuß, oder dieſen Arm be-
lebet (h). Denn mein Wille, Verſtand und Gedaͤchtniß
ſind annoch vollkommen vorhanden, und es befindet ſich
anjezzo kein Theil von mir in dieſem Finger, indem mei-
ne Seele, die ihren Siz im Kopfe hat, weder einigen Ab-
gang erlitten hat, noch auch das geringſte von der Un-
gemaͤchlichkeit fuͤhlet, welche dieſer abgenommene Fuß
oder Arm erleiden muß. Jch fuͤhle nichts mehr von
dem abgeloͤſeten Fuß, ich bewege ihn nicht, und dennoch
N n n 3wird
[934]Viertes Buch. Das Herz.
wird er von denen krampfhaft zuſammengezogenen Ner-
ven beweget, folglich haben diejenigen Muskeln ihre
Kraft nicht von der Seele, die dieſes Glied bewegen.
Was nun in Anſehung anderer Muskeln wahr iſt, das
gilt auch von dem Herzen, indem wir ebener maſſen ge-
zeigt haben, daß es ganz allein fuͤr ſich ſeine Bewegung
zu der Zeit beibehalte, wenn inzwiſchen der Wille und das
Bewuſtſeyn im Haupte ſich noch aͤuſſern.


Auf den erſtern Einwurf ſchikket ſich eben dieſe Ant-
wort. Denn wenn der vom Koͤrper abgeloͤſte Muskel
keine Empfindung mehr hat, und ſich doch nach einer
Reizung in Bewegung ſezt, ſo muß, auſſer der Seele,
eine andere Urſache vorhanden ſeyn, die den Muskeln
die Bewegung mittheilt. Jſt nun dieſe Urſache in dem
Arme, oder Fuſſe, und im Herzen, von der Seele gaͤnzlich
unterſchieden, ſo kann man in der That diejenigen Be-
wegungen nicht von der Seele herleiten, die wir in ei-
nem nur erſt geſtorbenen Thiere wahrnehmen. Ueber
dieſes haben wir auch bereits laͤngſtens gezeigt, daß die
Graͤnzen der Reizbarkeit und der Empfindlichkeit voͤllig
von einander unterſchieden ſind.


§. 13.
Die ſtaͤrkere Reizbarkeit des Herzens iſt zu Er-
regung dieſer Bewegung hinlaͤnglich.


Wenn in den vorgetragenen Lehrgebaͤuden wenig
gruͤndliches iſt anzutreffen geweſen, ſo wird man von uns
verlangen, daß wir an deren ſtatt etwas beſſers an die
Hand geben ſollen. Es ſcheinet mir alſo fuͤr meine Per-
ſon die einfaͤltigſte Urſache von der Dauer derer Herz-
ſchlaͤge darinnen zu beſtehen, daß das Herz beſtaͤndig ge-
reizt wird, daß es alle uͤbrigen Muskeln an Reizbarkeit
uͤber-
(i)
[935]Urſachen des Herzſchlages.
uͤbertrift, und daß es folglich uͤberhaupt nicht ruhen
koͤnne.


Wir haben mit Verſuchen bewieſen, daß das Herz
und die Gedaͤrme alle willkuͤhrliche Muskeln an Reizbar-
keit uͤbertreffen (k): daß die Gedaͤrme in den warmen
Thieren den Vorzug haben, in den kalten aber das Herz
offenbar laͤnger lebe (l), und daß ſich das Herz entweder
von freien Stuͤkken wieder bewege, oder doch wenigſtens
durch fremde Reizze dazu veranlaſſet werde; und endlich,
daß man an einem bebruͤteten Huͤnchen noch keine Reiz-
barkeit derer Gedaͤrme wahrnehme, wenn ſich ſelbige ſchon
lange an dem Herzen deutlich gezeiget hat.


Fragt man aber genauer nach, warum der Reiz in
das Herze einen groͤſſern Eindruk, als in irgend einen an-
dern Muskel macht, ſo werden einige mit nichts weiter,
als mit der Erſcheinung ſelbſt, antworten; andere werden
dagegen ſich auf ihre Hipotheſe berufen. Johann Mu-
raltus
(m) leitet die Dauer derer Herzſchlaͤge von dem
ſchnekkenfoͤrmigen Baue des Herzens her, den er auf das
genaueſte will eingeſehen haben: andere haben dagegen
die zeraͤſtelte Faſern (n) des Herzens hierbei zu Huͤlfe ge-
nommen: Kaauw leitet denſelben (o) von dem Blute
her, das nach dem Tode, vermittelſt der ſich zuſammen-
ziehenden Aorte, in die Kranzſchlagadern getrieben wuͤr-
de; Robert Whytt behauptet, daß die Nerven des Her-
zens, vermoͤge eines beſondern Vorrechts, empfindlicher
waͤren (p), und Johann Fanton(q) vermeint, ſie waͤ-
ren ſo gebauet, daß der Nervenſaft ungleich weiter in die-
ſelben eindringen koͤnne.


N n n 4Jch
[936]Viertes Buch. Das Herz.

Jch finde meines Orts die Nerven weder am Herzen,
noch an der Membrane der Gedaͤrme in groͤſſerer Anzahl,
als ſie nach denen Muskeln hin zu laufen pflegen, und
es haben die Zunge, das Auge, und das andere Fleiſch,
nach Proportion ihrer Maſſe, in der That eine groͤſſere
Menge von Nerven. Es ſind zwar die Nerven des Her-
zens von einer weichen Subſtanz (r), ſo daß man ſie mehr
fuͤr markicht halten koͤnnte; denn das Zellgewebe, wel-
ches ſie hart macht, iſt nur ein fremder dazu kommender
Koͤrper, der ohne Empfindung iſt. Es ſind aber auch
diejenigen Nerven weich, die in der Mittelhand zu den
zwiſchen den Handknochen liegenden Muskeln hinlaufen;
weich ſind auch die Nerven, welche uͤber die von der Hals-
ader entſprungene Schlagadern hinlaufen: man kann
aber daraus keine groͤſſere Empfindlichkeit oder Reizbar-
keit beweiſen, denn ſie ſind blos aus der Urſache weich,
weil ſie tief liegen, und von anderen edlen Theilen des
Thieres beſchuͤzzet werden: endlich ſind auch die Nerven
nicht weich, welche ſich in die hoͤchſt reizbare Gedaͤrme
hinein begeben. Hingegen iſt man durch die Verſuche
allerdings uͤberzeuget, daß die Empfindung an dem Her-
zen, wenn man es beruͤhret, nicht ſehr merklich iſt (s).
Es bleibt alſo nur das einzige noch uͤbrig, daß das Herz
aus der Urſache reizbarer ſeyn muß, weil die empfinden-
den Nerven des Herzens, die ſich nahe an der innerſten
Haut deſſelben befinden, von dem ſie zu allernaͤchſt beruͤh-
renden Blute unmittelbar gereizt werden, und folglich
dar-
[937]Urſachen des Herzſchlages.
daraus eine heftigere Bewegung entſtehet, als ſonſt von
der Reizzung der aͤuſſern Flaͤche eines andern Muskels
erfolgt. Auch an denen Gedaͤrmen iſt die aͤuſſere Seite
faſt ohne Empfindung, die inwendige hingegen hoͤchſt
empfindlich, und bringet auch, wenn ſie gereizet worden,
die ſtaͤrkſte Bewegungen hervor (t). Sind nun etwa
die ſo bewegliche Herzohren, welche die Natur noch
reizbarer gemacht hat, als das Herz iſt, um deswil-
len ſo empfindlich, weil ſie ungemein duͤnne ſind, und die
daſelbſt faſt ganz blos liegende Nerven dem Reize des
Blutes unmittelbar ausgeſezzet ſind? Sollte jemand ei-
ne andere Urſache von der auf die Reizungen erfolgenden
groͤſſern Bewegbarkeit des Herzens angeben koͤnnen, ſo
werde ich dieſelbe willig annehmen.


§. 14.
Jngleichen auch die immerwaͤhrende Reizung,
die das Herz leidet.


Der ſtaͤrkſte Reiz, der das Herz zur Bewegung an-
treibet, iſt beinahe ein jedes fluͤßiges Weſen, das durch
die Blutadern in die Ohren und Kammern des Herzens
getrieben wird (u). Unter dieſen Fluͤßigkeiten befindet
ſich auch das Blut mit: denn wenn dieſes bei einem ſter-
benden Thiere in das Herzohr gepreſſet wird, ſo bekoͤmmt
das Herz ſeine Bewegung wieder (x). Dieſe Wirkſam-
keit aͤuſſert nicht blos und allein das rothe und ſchwere
Blut (y), indem bey einem Huͤnchen das Herz ſchon vor-
her ſehr lebhaft ſchlaͤgt, ehe noch das Blut ſeine Pur-
N n n 5pur-
[938]Viertes Buch. Das Herz.
purfarbe angenommen hat (z), und es erwekket ſo gar
die Luft, die doch tauſendmal leichter iſt, als das Blut,
die Bewegung eben ſo wol, und noch beſſer, wiederum in
dem Herzen (a).


Man muß hier einem wichtigen Einwurfe zu bege-
gnen ſuchen, den man wider dieſe Kraft des vom Blu-
te herruͤhrenden Reizes vorzubringen pflegt. Es ſagen
beruͤhmte Maͤnner (b), das Herz ſchluͤge auch, wenn es
ganz leer waͤre, es klopfe das Herz am Froſche, wenn es
ſich gleich ausgeleert habe, noch ſehr lange fort, und ha-
be ſich auch immerzu wechſelsweiſe fortbewegt, nachdem
man ſchon beide Holadern zerſchnitten, und folglich der
Zufluß des Blutes aufgehoben war (c); es ſchluͤge auch
das Herz fort, wenn die Holader gleich gebunden wor-
den (d), und es komme nicht darum das Blut in das
Herz, weil es daſſelbe erweitere, ſondern es wuͤrde dar-
um von dem Herzen aufgenommen, weil daſſelbe ſchon
erweitert ſey (e).


Man kann hierauf verſchiedenes antworten. Erſtlich
iſt es an ſich gewiß, daß das Herz ſchwaͤcher werde, wenn
man ihm das Blut entzieht, und daß daher nach dem
Aderlaſſen (f), nach Verwundungen, und uͤberhaupt, nach
einem jeglichen ſtarken Verluſte von Blute, die Kraͤfte
geſchwaͤcht werden (g), und Ohnmachten, oder gar ein
ſchleuniger Tod erfolge (h), daß alle Blutergieſſungen,
die
[939]Urſachen des Herzſchlages.
die von den Kraͤften des Herzens ſind erregt worden, ver-
mittelſt einer bis zur Ohnmacht fortgeſezten Aderlaß ohn-
fehlbar geſtillet werden (i), und daß kein Thier, ohne
die aͤuſſerſte ſogleich erfolgende Lebensgefahr, zwei Drit-
theile (k) von ſeinem Blute verlieren koͤnne. Wenn nun
die Kraͤfte des Herzens durch die Abzapfung des Blutes
geſchwaͤcht werden, ſo wachſen ſie dagegen in der That
von der Anhaͤufung deſſelben. Man empfindet, daß ſich
das Herz viel ſtaͤrker, ſchneller, anhaltender und heſtiger
zuſammenzieht, je mehr daſſelbe mit Blut angefuͤllet
iſt (l). Daher verhaͤlt ſich in der Entzuͤndung der Lun-
gen die Staͤrke und Lebhaftigkeit des Pulsſchlages, wie
die Menge Bluts, welches durch den unverſtopften Theil
der Lunge durchflieſſet, und es nimt derſelbe mit dieſer
Menge ab, oder zu (m). Aus der Urſache arbeitet das
Herz in einem lebendigen Thiere auf das allerheftigſte,
es ziehet ſich auf die lebhafteſte Weiſe zuſammen, und
klopfet ſo ſtark, als es immer kann, ſezzet auch ſeine Be-
wegung ſehr lange fort, wenn daſſelbe, nachdem die
Schlagadern unterbunden worden, und es alſo vom
Blute ſich nicht entledigen kann, einem beſtaͤndigen Rei-
ze ausgeſezzet iſt (n). Daher entſtehet auch das Herz-
klopfen von der Vollbluͤtigkeit, wenn das Herz, nachdem
beide Arme ſind abgeloͤſet, und alſo der Umfang derer
Schlagadern vermindert worden, die uͤbrigen Eingewei-
de aber unverlezt ſind, und alſo eben ſo viel Blut, als
ſonft,
[940]Viertes Buch. Das Herz.
ſonſt, bereitet wird, ſolches nunmehr mit groͤſſerer Be-
ſchwerung in die engere Gefaͤſſe heraustreiben muß (o).


Noch deutlicher bemerket man alsdenn die Kraft des
Reizes, wenn wir entweder auf die durch das Herz ge-
hende Blutwolke (p) genau Achtung geben, oder dieſes
bei dem eingeſprizten Waſſer (q), oder der eingeblaſenen
Luft (r) thun. Man wird alsdenn wahrnehmen, daß
die Holader zuerſt angefuͤllet werde, und wenn dieſes ge-
ſchehen, ſich auch zuerſt wieder zuſammenziehe. Wie
nun hierauf das Blut, oder die Luft in das Herzohr und
in die Kammer gelanget, ſo verengert ſich auch das Ohr
und die Kammer kurz darauf; ſolchergeſtalt verengert ſich
nach einer beſtaͤndigen Ordnung jederzeit derjenige Theil
am Herzen, den der kurz zuvor hinein getriebene Saft
gereizt hat. Auf eben dieſe Art ziehet ſich an dem laͤng-
lichten Herzen der Jnſekten ordentlich jedweder Knote,
wenigſtens das, was ein Knote zu ſeyn ſcheint, und zwar
einer nach dem andern, in ihrer Ordnung, periſtaltiſch
zuſammen, wie man ſonſt an denen Gedaͤrmen ſiehet, oh-
ne Zweifel wie ein jeder nach dem andern iſt gereizet wor-
den (s). So oft nun hiernaͤchſt ein einzeler Theil des
Herzens mit Blut angefuͤllet wird, ſo oft ziehet ſich auch
derſelbe allein kurz darauf zuſammen, es mag nun dieſes
die Holader (t), oder das rechte Herzohr (u), die rechte
Kammer (x), oder die linke ſeyn, wovon gleich ein meh-
reres wird gemeldet werden. Endlich faͤngt ſich die Be-
wegung allezeit an dem Orte an, wo das Herz gereizt
wird, und von da aus bekommt das Blut ſeine ordentli-
che
[941]Urſachen des Herzſchlages.
che Richtung (x*). Folglich iſt die Reizung ohne Zwei-
fel die Urſache, warum ſich das Herze zuſammenzieht.


Es iſt nach meinen (y) und anderer Maͤnner Verſu-
chen, auch ſo gar nach den Zeugniſſen ſolcher, die von der
Gegenpartei ſind, vollkommen richtig, daß das Herz,
wenn es vom Blute gehoͤrig entlediget iſt, allezeit aufhoͤ-
ret zu ſchlagen: und daß daſſelbe, ſo bald man es her-
ausgenommen, und alles Blut, nebſt dem groͤſten Theile
der Luft weggeſchaffet, ſogleich ſeine Bewegung verliere,
man mag nun dieſen Verſuch an der Herzkammer, oder
am Ohre vornehmen. Bei denen Verſuchen, da man
die Blutadern unterbindet, hoͤret zwar der Herzſchlag
nicht allezeit auf; ich mag auch hier das Anſehen großer
Maͤnner nicht misbrauchen, welche melden, daß dieſe
Bewegung voͤllig aufhoͤre (a): wie denn auch, nach eben
dieſer beruͤhmten Maͤnner ihrem Vorgeben, die Bewe-
gung des Herzens ſich ebenfalls nicht wieder einfindet,
wenn man den Faden an der Blutader wieder hinweg-
nimmt. Denn meines Orts hat es mir geſchienen, daß
dieſe Bewegung ſelten voͤllig aufgehoben (b), zuweilen
nur
(z)
[942]Viertes Buch. Das Herz.
nur geſchwaͤchet (c), dennoch aber fortgeſezzet worden,
da hingegen andere melden, daß ſie ſogleich aufhoͤre: ſon-
ſten habe ich auch beobachtet, daß der Herzſchlag noch
vollkommen anhalte, wenn gleich viele Blutadern unter-
bunden worden (d). Es iſt aber nicht ſehr ſchwer, die
Urſache von ſolchem ungleichen Erfolge zu finden. So
oft naͤmlich das Herz nach der Unterbindung derer Blut-
adern nicht ſtille geſtanden, und nicht einmal, wenn es
gleich aus der Bruſt geriſſen und ausgedruͤkt worden, da-
zu hat koͤnnen gebracht werden; ſo oft hat man auch et-
was weniges Blut (e) in der Herzkammer noch ruͤkſtaͤn-
dig gefunden. Folglich wird unſere Meinung durch den
Einwurf, den man von den unterbundenen Blutadern
hernimmt, keineswegs widerlegt.


Endlich habe ich verſucht, Erfahrungen auf eine an-
dere Art anzuſtellen, um in der That mit einiger Gewiß-
heit beſtimmen zu koͤnnen, daß das Schlagen des Her-
zens von dem Reiz des Blutes erfolge. Da nun in je-
dem warmen Thiere die rechte Herzkammer (f) und das
rechte Herzohr (g) laͤnger in der Bewegung verharren,
und hingegen die linken Hoͤlen des Herzens eher ruhig
werden: da auch ferner ſtark zu vermuthen iſt, daß dieſe
dauerhafte Bewegung, welche die rechte Herzhoͤlen aͤuſ-
ſern, von dem Blute herruͤhret, welches aus beſondern
Urſachen (h) in dieſen Hoͤlen zuruͤkke bleibt, zu welcher
Zeit alsdenn nichts vom Blute in das Ohr, oder in die
Kammer der linken Seite kommt: ſo habe ich mich be-
muͤhet ſo viel zu erhalten, daß die Kammer und das Ohr
der rechten Seite eher moͤchten leer gemacht, und dieſe
beide
[943]Urſachen des Herzſchlages.
beide Theile auf der linken Seite vom Blute laͤnger ge-
reizt werden. Haͤtte ich dieſes zuwege gebracht, ſo ſahe
ich voraus, daß das Vorrecht einer laͤngern Bewegung
von den rechten Herzhoͤlen auf die linken wuͤrde koͤnnen
gebracht werden, ſo ferne ſich das Herz von der Kraft
des Reizes zuſammenzoͤge; und daß hingegen keine Ver-
aͤnderung erfolgen wuͤrde, wann unſere Meinung falſch
ſeyn ſolte. Jch fieng demnach an, den Verſuch an ver-
ſchiedenen Thieren zu machen, und befand die Sache ziem-
lich ſchwer. Man muß ſich naͤmlich zu dieſer Abſicht ei-
nes Thieres, das warmes Blut hat, und auf unſere Wei-
ſe Athem holt, bedienen: dergleichen Thiere aber geben
gemeiniglich ſogleich ihren Geiſt auf, wenn man beide
Bruſthoͤlen eroͤfnet. Durch oͤfteres Verſuchen, und be-
ſonders an geduldigen Thieren, habe ich endlich einen
gluͤklichen Erfolg davon erhalten.


Jch ſchnitte demnach die Holadern auf: ich leerte,
ſo viel mir moͤglich war, das Herzohr, und die Kammer
an der rechten Seite aus, und unterband darauf die
Blutadern. Dagegen eroͤfnete ich die Lungenſchlagader
mit einem groſſen Einſchnitt, damit ſich die rechte Kam-
mer deſto leichter von ihrem Blute entledigen moͤchte.
Auf dieſe Art brachte ich ſo viel zuwege, daß ſich das Ohr
und die Kammer der rechten Seite ausleerten. Die
Lungenblutadern ließ ich dagegen in voͤlliger Freiheit,
und unterband nur die Aorte mit einem Faden: auf die-
ſe Weiſe geſchahe es, daß das linke Ohr und die linke Kam-
mer Blut bekamen, ſolches aber nicht wieder heraustrei-
ben konnten.


Nachdem dieſes alſo eingerichtet worden, ſo geſchahe
es allemal, daß das linke Ohr (i), und die linke Kammer
un-
[944]Viertes Buch. Das Herz.
ungleich laͤnger (k) mit ihrer Bewegung anhielten, als es
die beiden eben ſo benannten Hoͤlen der rechten Seite tha-
ten, naͤmlich auf vier Stunden nach einander. Das
rechte Herzohr pflegte faſt allezeit ſogleich ſtille zu ſtehen.
Die rechte Kammer zog ſich entweder nur unvollkommen,
ſehr ſchwach, und in einer kuͤrzern Zeit zuſammen (m),
ſo oft ſie nicht voͤllig ausgeleeret war; oder ſie ward uͤber-
haupt ſogleich ruhig, ſo oft der Verſuch gluͤklicher von
ſtatten gegangen, und dieſelbe vollkommen ledig gemacht
war (n).


Verhoffentlich wird nun ein jeder, der den Erfolg von
dieſen unſern Verſuchen genau uͤberlegt, kein Bedenken
tragen, mit uns zu geſtehen, daß das in denen Blut-
adern befindliche Blut in der That die Urſache ſey, wo-
durch das Herz in Bewegung geſezzet wird. Denn ſo
bald dieſe Urſache vorhanden iſt, ſo bewegt ſich das Herz,
und wenn dieſelbe hinweggenommen iſt, ſo wird es wie-
der ruhig (o); vermindert man dieſelbe, ſo ſchlaͤgt es
matt, und vermehret man ſie, ſo wird der Herzſchlag
ſtaͤrker.


Wenn nun dieſes alſo ſeine gute Richtigkeit hat,
wenn ſich ferner das Herz hurtiger, als alle uͤbrigen Mus-
keln, in Bewegung bringen laͤſſet, wenn uͤber dieſes das
Herz beſtaͤndig, ſo lange wir leben, Blut empfaͤngt (p),
ſo darf man ſich nicht wundern, daß ſich auch daſſelbe
beſtaͤndig bewegt.


Da

[945]Urſachen des Herzſchlages.

Da endlich die reizbare Kraft, auch ohne die Nerven-
kraft, in den Muskeln vorhanden iſt (q), da das Herz
ohne Zweifel von gleicher Beſchaffenheit iſt, wie die uͤbri-
gen Muskeln (r), ſo ſiehet man deutlich hieraus, wie
die Zuſammenziehung des Herzens, ohne den Beiſtand
der Nervenkraft, an einem Thiere, das weder Kopf noch
Gehirn, oder Ruͤkkenmark mehr hat, in einem aus der
Bruſt geriſſenen und zerſchnittenen Herzen noch vollkom-
men anhalten kann. Da aber die Nervenkraft bei de-
nen uͤbrigen Muskeln gar vieles zur Dauer und Groͤſſe
der Bewegung mit beitraͤgt, ſo iſt es gar nicht unwahr-
ſcheinlich, daß auch das Herz durch die Nerven eine be-
wegende Kraft erhalte, wodurch die von der reizbaren
Natur abhaͤngende Bewegung ſtaͤrker und ſchneller ge-
macht wird. Es ſoll aber die Erklaͤrung dieſer gedop-
pelten Bewegung derer Muskeln an einem beſondern Or-
te beigebracht werden.


Jch habe alſo meine Verſuche (s) und Beweiſe hier
vorgetragen: es wuͤrde aber unbillig ſeyn, und wider
meine Aufrichtigkeit ſtreiten, wenn ich nicht auch ſagte,
daß bereits viele vor mir, wenigſtens vermuthungswei-
ſe, das Schlagen des Herzens vom Reize hergeleitet ha-
ben, und daß einige unter den neueſten phiſiologiſchen
Schriftſtellern eben dieſer Meinung geweſen ſind. Es
hat Berger(t) die natuͤrliche Bewegungen des Herzens
und der Gedaͤrme von der Reizung hergeleitet. Von
dem Reize des herbeiflieſſenden Blutes leitet Fanton
die
O o o
[946]Viertes Buch. Das Herz.
die Bewegung des Herzens her (u). Eben dieſes war
die Meinung des Lanciſius(x), des Thomas Mor-
gan
(y), des Gvilielmini(z), und des vortreflichen
Senacs(a). Sie iſt beinahe zur herrſchenden Erklaͤ-
rung unter den neueſten Schriftſtellern geworden. Man
ſehe den J. Friedrich Winter(b), Johann Gottl. Kruͤ-
ger
(c), J. Lups(d), den beruͤhmten Paſſavant(e)
nach, ingleichen auch die Zeugniſſe des Robert Whytt
(f), des beruͤhmten von Man(g), J. Vincent. Pe-
trini
(h), und andrer ihre, meiner Schuͤler anjezo nicht
zu gedenken.


§. 15.
Warum das rechte Herzohr ſich zulezt be-
wege.


Dasjenige, was nunmehro folget, iſt leichtlich zu ver-
ſtehen. Es beweiſen unſere und anderer beruͤhmter Maͤn-
ner Verſuche (i), daß das rechte Herzohr allein zulezt
noch lebe, oder zu der Zeit, wenn bereits die ganze thie-
riſche Maſchine ſtille ſteht, ſich entweder noch bewege,
oder, wenn es ja ruhig geworden, doch noch geſchickt ſey,
die Bewegung wieder von neuem anzufangen. Man
muß alſo erſtlich bedenken, daß das linke Herzohr (k)
nur
[947]Urſachen des Herzſchlages.
nur allein in Thieren, die warmes Blut haben, vorhan-
den ſey, als in welchen alles Blut, welches die rechte
Kammer aufgenommen hat, viel eher durch die Lunge
fortgefuͤhret wird, als es durch die Aorte und deren Aeſte
in alle Theile des Leibes und die aͤuſſern Glieder vertheilt
werden kann. Es iſt aber an einem andern Orte gezei-
get worden, daß es keineswegs durch die Lunge hindurch-
gefuͤhret werden koͤnne, wenn dieſelbe nicht von dem wech-
ſelweiſen Athemholen in Bewegung geſezzet wuͤrde (l),
welches durch den Hookiſchen Verſuch beſtaͤtigt wird.
Wir pflegen naͤmlich an einem ſterbenden Thiere, deſſen
Herz bereits ſtille geſtanden, die Lunge aufzublaſen, und
das Athemholen nachzumachen: auf dieſe Art erhaͤlt man
ſo viel, daß das Blut ſeine Bewegung wieder bekommt,
und aus der Lungenblutader durch die vorher unbewegli-
che Lunge in das linke Herz dringt (m). So bald man
eine Zeitlang mit dem Einblaſen inne haͤlt, ſo ſtehet das
Blut von neuem zwiſchen der rechten und linken Kammer
ſtille, und es kommt gar nichts davon in das linke
Herzohr.


Nun hoͤret aber bei einem ſterbenden Thiere das A-
themholen ein wenig eher auf, als die Bewegung des
Herzens, indem die Kraͤfte, welche die Bruſt erweitern
muͤſſen, nicht ſo reizbar ſind als das Herz (n). Es ſchlaͤ-
get alſo noch in dem lezten Kampfe, der vor dem wirk-
lichen Tode vorhergehet, die linke Kammer eine Zeitlang,
und treibet das Blut zu der Zeit noch in die Aorte, von
da in die Holadern und ins rechte Herz, wenn die Lun-
ge, durch welche, wegen Mangel des Athemholens, kein
O o o 2freier
[948]Viertes Buch. Das Herz.
freier Durchgang mehr vorhanden iſt, aus der rechten
Kammer nichts weiter von Blute annehmen kann, und
das wenige, ſo ſie etwa annimmt, in ſich behaͤlt, und nicht
in den linken Sinus gelangen laͤſſet. Solchemnach em-
pfaͤngt ſowol dieſer Sinus, als die in eben dieſer Seite
befindliche Kammer, zu der Zeit kein Blut mehr, wenn
daſſelbe noch immer in das rechte Ohr und die rechte
Kammer herbeifließt: mithin fehlet ihnen der Reiz, deſ-
ſen ſich die Natur bedienet, um dieſe Hoͤlungen in Bewe-
gung zu bringen (o); ſie werden alſo ſtille, und zwar
erſt das ſo genannte linke Ohr, hernach auch die Kammer
an der linken Seite. Nachgehends, wenn das Herz ganz
und gar ruhig geworden, ſo verengert (p) die darauf ent-
ſtehende Kaͤlte die Gefaͤſſe am ganzen Koͤrper, und ziehet
die Haut zuſammen. Wie heftig dieſe Urſache die Saͤf-
te in Bewegung bringe, zeiget die Ausdaͤmpfung derer
Feuchtigkeiten durch die Augen, und durch die dichte Horn-
haut des Auges. Es bekommt aber auch das Blut ſei-
ne Richtung, ſowol von ſeinem eigenen Gewichte (q),
als auch dem Gewichte derer daruͤber liegenden (r) Mus-
keln, Knochen und Eingeweide, und es liegen immer ei-
nige Theile hoͤher als das Herz und die groſſen Bluta-
dern. Aus dieſen Urſachen wird auch, ohne daß ſich das
Herze bewegt, alles fluͤßigere Blut von den Bekleidun-
gen des Koͤrpers, und dem Umfange der Haut, haͤufiger
in der Gegend des Herzens verſammlet (s), welche daher
am ſpaͤteſten kalt wird, und bis dahin noch immer weich
und ſchlaff bleibet. Solchemnach wird das Blut in der
Holader (t), beſonders in dem ſehr weiten Stamm der-
ſelben,
[949]Urſachen des Herzſchlages.
ſelben, der durch den Unterleib gehet, noch immer mehr
angehaͤuft, und das rechte Ohr alſo zum Schlagen gerei-
zet. Ziehet ſich dieſes zuſammen, ſo preſſet es einiges
Blut in die vordere Herzkammer hinein, ſo lange dieſel-
be weich bleibet, und von der Kaͤlte noch nicht erſtarret
iſt. Wenn nun unter denen wiederholten Zuſammenzie-
hungen des Herzohres ſo viel Blut in die Kammer gekom-
men iſt, als zu einem lebhaften Reiz derſelben erfordert
wird, ſo ziehet ſie ſich ebenfalls zuſammen, aber etwas
ſeltener als das Ohr (u), weil dieſes zwar an ſich reizba-
rer iſt (x), aber von den Blutadern mehr Blut empfaͤngt,
als es, wegen der bei dem herannahenden Tode erfolgen-
den Mattigkeit, ausſchuͤtten kann: denn es muß das dik-
ke Fleiſch der Kammer in die Hoͤhe ziehen, damit es das
Blut in ihre Hoͤle hineintreiben koͤnne. Da nun dieſe
Kammer weniger gereizt wird, und an ſich ſchon weni-
ger reizbar iſt, ſo ziehet ſie ſich auch langſamer und ſelte-
ner, als das Ohr, zuſammen. Wenn nun ferner die toͤd-
liche Kaͤlte ſich nach und nach auch uͤber das Herz aus-
breitet, ſo ziehet ſich daſſelbe nicht mehr vollkommen zu-
ſammen, ſondern es erfolget nur ein unterbrochenes
Klopfen (y), davon wir bereits Erwehnung gethan ha-
ben, und endlich ſtehet das Herz voͤllig ſtille, ſo bald das
nunmehr verdikte Fett die Faſern ſteif gemacht hat. Zu-
lezt ſtirbet endlich auch das Herzohr (z), dem die toͤdten-
de Kaͤlte die uͤbrigen Kraͤfte vollends entwendet, nachdem
es ſich vergebens dem angehaͤuften Blute entgegen geſez-
zet hat; jedoch zeigen diejenigen Theilchen noch einige
Lebhaftigkeit, welche, weil ſie ſich zunaͤchſt an denen bei-
den Holadern befinden, noch zu allerlezt von dem in de-
O o o 3nen
(t)
[950]Viertes Buch. Das Herz.
nen Blutadern befindlichen Blute beruͤhret werden. Jn-
zwiſchen bewegt ſich doch oͤfters das Ohr noch eine ganze
Stunde lang, wenn das Herz bereits voͤllig ruhig ge-
worden, und iſt alſo derjenige Theil, der in dem thieri-
ſchen Koͤrper zulezt lebet, und zulezt aufhoͤret zu leben (a).
Bei der Holader, welche in Anſehung der Dauer des
Schlagens mit dem Herzohre gleiches Vorrecht haben
koͤnnte, ſind eben dieſelben Urſachen einer laͤnger anhal-
tenden Bewegung vorhanden (b).


Bringt man es hingegen durch die Kunſt dahin, daß
daß Blut laͤnger nach dem linken Ohr und der linken
Herkammer hinflieſſet, als in die rechten Hoͤlungen, ſo
ſtehet das rechte Ohr freilich ehe ſtille, und man verſchaf-
fet alſo dem zur Linken befindlichen Herzfleiſche, benebſt
dem Reize, auch den Borzug eines dauerhaftern Le-
bens (c).


§. 16.
Durch was fuͤr eine Urſache halbtodte Menſchen
wieder zu ſich ſelbſt gebracht werden.


Nunmehro kann man leicht einſehen, auf was fuͤr ei-
ne Art ertrunkene, oder in Ohnmachten liegende Perſo-
nen, wieder zum Leben koͤnnen gebracht werden. Das
geſchwindeſte Mittel ſcheint dieſes zu ſeyn, daß man ih-
nen durch den Mund Luft einblaſe, und alſo den Hoo-
kiſchen
Verſuch nachmache, wie ohnlaͤngſt der beruͤhm-
te Fothergill mit vielem Ruhme gethan hat. Die mei-
ſten Menſchen haben ſich aber hierzu derer ſchmerzhaften
Mittel bedient, damit die gercizten Nerven in denen noch
nicht voͤllig erſtorbenen Muskeln eine Erſchuͤtterung er-
regen moͤchten. Viele haben, und zwar ganz weislich (d),
mit-
[951]Urſachen des Herzſchlages.
mittelſt des in die Naſe geblaſenen Pulvers vom Euphor-
bium (e), oder durch Eingieſſung des Salmiacgeiſtes (f),
ingleichen auch durch andere ſcharfe Dinge (g), die man
in den Mund oder die Naſe gebracht, ein Nieſen erregt.
Andere haben ſich bemuͤhet, die wurmfoͤrmige Bewegung
derer Gedaͤrme mit dem in den Maſtdarm getriebenen
Tabaksrauche (h) wieder zu erregen; noch andere haben
blos einen lebhaften Schmerz, durch Nadeln, die man
unter die Fingernaͤgel hineingeſtochen (i), durch hinein-
getriebene Naͤgel (k), durch Meſſerſtiche in die Haut, er-
wekket, und dieſe haben es wider ihren Willen, oder ohn-
wiſſend gethan (k*). Wieder andere haben noch heftige-
re Empfindungen, Stoͤſſe, und ein groſſes Lermen dabey
zu Huͤlfe genommen (l).


Alle zuſammen haben einerlei Abſicht gehabt, naͤm-
lich die Nerven zu erſchuͤttern. Wenn dieſe ſind gereizet
worden, ſo erregen ſie in denen Muskeln, in welche ſie
hineingehen, krampfige Erſchuͤtterungen (convulſiones),
die um ſo viel heftiger ſind, je ſtaͤrker der Reiz geweſen,
den ſie erlitten haben. Wir haben aber von der Kraft
derer in das Blut derer Blutadern wirkenden Muskeln
nicht nur bereits Erwehnung gethan (m), ſondern es ſoll
auch kuͤnftig noch weiter davon gehandelt werden (n).
Sie ſchwellen auf, ſie wirken auf die dazwiſchen liegende
Blutadern, drukken ſie zuſammen, und treiben das Blut,
wegen der Klappen, zum rechten Herzen hin. Solcher-
geſtalt wird das rechte Herzohr von neuen gereizet, und
erfolget alles das wieder, was wir bereits gemeldet ha-
O o o 4ben.
[952]Viertes Buch. Das Herz.
ben. Es muß aber das Blut noch fluͤßig, und das Herz
und die Muskeln noch nicht ſteif ſeyn, auch keine Faͤulung
bereits die Oberhand bekommen haben.


Eine ganz beſondere Art von dergleichen Erwekkung
iſt diejenige, wenn das in denen Blutadern befindliche
Blut auf die einfachſte Weiſe von einem ſehr heftigen
Drukke in das rechte Ohr gepreſſet wird, um den Reiz
abzugeben, wodurch das Ohr und das Herze ſelbſt wie-
der in Bewegung geſezzet wird. Von dieſer Art war
der bekannte und toͤdliche Verſuch, welcher dem Veſa-
lius
die Verbannung, und ſogar den Tod auf einer abge-
legenen Kuͤſte zuzog. Denn als er den Koͤrper einer ade-
lichen Dame aus Uebereilung, da ſie kaum verblichen,
und noch warm war, eroͤfnete, ſo aͤuſſerten ſich durch den
Herzſchlag deutliche Zeichen eines noch vorhandenen Le-
bens. Da man nun dieſerwegen einen Haß auf ihn
warf, und ihn gerichtlich belangte, ſo konnte ihn Phi-
lipp der andere nicht anders von der Todesſtrafe erretten,
als daß er eine Wallfart thun muſte, da er denn auf der
Ruͤkreiſe von Jeruſalem, auf der Jnſul Zacinthus ver-
ſtarb. So berichtet es Thuanus, und ſo hat es Am-
broſius Pareus(o) neun Jahre nach dieſes Mannes To-
de in ſeinen Schriften angemerket. Eben dieſes war
auch die Urſache, daß Siegel(p) von dem Schrekken ei-
ne ſehr ſchwere Krankheit ausſtehen muſte. Man glaubt
aber, daß die umſtehenden Freunde, welche ſich auf die
Bruſt des verſtorbenen geſtuͤzt hatten, das Blut in das
rechte Herzohr moͤchten gepreſſet haben. Man findet
auch, daß es mehrern Zergliederern alſo ergangen, daß ſie
in einem Koͤrper, den ſie vor todt gehalten, das Herz
ſchlagend gefunden, weil ſie nicht daran gedacht haben,
daß das noch weiche Herz von dem fluͤßigen Blute in der
That
[953]Urſachen des Herzſchlages.
That etliche Stunden nach ſeinem Stillſtande koͤnne in
Bewegung gebracht werden.


§. 17.
Warum die Herzohren eher, als die Kammern,
ſchlagen.


Endlich kann man nun einiger maſſen hieraus erſe-
hen, wie wir es auch nun gleich unterſuchen werden, war-
um ſich die Ohren vorher, und darauf erſtlich die Kam-
mern zuſammenziehen. Denn weil nicht nur die Ohren,
ſondern auch die Kammern von dem Reize des in denen
Blutadern befindlichen Blutes in Bewegung geſezt wer-
den, die Ohren aber eher von den Blutadern ihr Blut
bekommen, und die Herzkammern hingegen es nachhero
erſtlich von ihren Ohren erhalten, ſo ſiehet man leicht,
daß ſich auch jene eher, und dieſe ſpaͤter zuſammenziehen
muͤſſen, da mit dem Blute der Reiz, und mit dem Reize
das Schlagen erſt bei ihnen ſpaͤter erfolget (q). Es iſt
auch der Reiz nicht in beiden Hoͤlen, naͤmlich im Herzoh-
re und der Kammer, zu gleicher Zeit zugegen. Denn
bei Thieren, die kaltes Blut und nur ein einziges Ohr ha-
ben, ziehet ſich in der That eben ſo, wie von der eingebla-
ſenen Luft, nach der Ordnung, erſt die Holader, ſodann
das Ohr, und zu allerlezt erſt die Kammer zuſammen (r).


§. 18.
Worinnen eigentlich die Urſache der abgewechſel-
ten Ordnung beſtehe, vermoͤge der ſich die Theile
des Herzens nach einander verengern, oder
erweitern. Verſchiedene Hipothe-
ſen hiervon.


Man muß hier noch eine zwote wichtige Frage auf-
loͤſen. Man fragt naͤmlich nach der Urſache derjenigen
O o o 5Ord-
[954]Viertes Buch. Das Herz.
Ordnung, welche in der Bewegung und in der abwech-
ſelnden Ruhe derer verſchiedenen Gegenden des Herzens
unveraͤnderlich beobachtet wird. Man verlangt den
Grund zu wiſſen, warum ſich zu allererſt das rechte Herz-
ohr, und zugleich auch zu eben der Zeit das linke Ohr zu-
ſammenziehe, da indeſſen die ſchlaff gewordenen Kammern
ruhig verbleiben: und warum kurz darauf die Ohren von
der Zuſammenziehung nachlaſſen und ſchlaff werden, da-
gegen aber beide Kammern ſich zuſammenziehen: und
warum endlich in der dritten kurzen Zeit die ſchlaffen Kam-
mern ruhig bleiben, wenn ſich dagegen die Ohren lebhaft
verengern. Morlandus(s) hat ſich ſchon vorlaͤngſt
uͤber die Urſache dieſer immerwaͤhrenden ordentlichen Ab-
wechſelung ungemein verwundert.


Die phiſiologiſchen Schriftſteller haben davon ver-
ſchiedene ziemlich ſcharfſinnige Hipotheſen vorgebracht.
Lorenz Bellinus(t) nimmt zwiſchen denen Herzkammern
und Herzohren einen gewiſſen Gegenkampf (antagonis-
mus
) an: es erweitern ſich, ſagt er, wenn die Kammern
zuſammengezogen werden, die Herzohren deswegen, weil
das Blut, welches die Herzhoͤlen anfuͤllet, die Nerven der
Ohren druͤkket und den Einfluß des Nervenſaftes in die-
ſe Ohren hindert. So bald nun hinwiederum die Kam-
mern erweitert wuͤrden, ſo ſchuͤtteten die Nerven ihre be-
wegende geiſtige Fluͤßigkeit in die wieder in Freiheit ge-
ſezte Ohren aus, und veranlaſſeten dieſelben zur Zuſam-
menziehung, nach der Hipotheſe dieſes beruͤhmten Man-
nes, die George Cheyne(u) wieder von neuen aufge-
waͤrmet hat.


Faſt zu eben der Zeit leitete Raymund Vieuſſens(x)
die Kraft des Herzens von der vereinigten Wirkung der
thie-
[955]Urſachen des Herzſchlages.
thieriſchen Lebensgeiſter und derer Kranzſchlagadern her,
gleichwie er ſonſt ſich einbildete, daß die Muskeln uͤber-
haupt durch die vereinigten Kraͤfte des Blutes und der
Geiſter in Bewegung geſezzet wuͤrden. Er fuͤgte noch
hinzu, daß bei der Verengerung derer Herzkammern, das
Blut von denen zuſammengezogenen Faſern aus den
Kranzſchlagadern herausgetrieben, und die Nerven von
den Faſern, die ſich wieder ausſtrekken wollten, zuſammen-
gedruͤkt wuͤrden, daher dann ſolchergeſtalt das Fleiſch de-
rer Kammern, welches beide Urſachen von ſeiner Bewe-
gung verloren haͤtte, ſchlaff gemacht, und das Blut aus
den benachbarten Ohren in die ruhig gewordene Kam-
mern hineingepreſſet wuͤrde. Wenn nun aber hinwie-
derum die Urſache, welche die Schlagadern und die Ner-
ven der Kammern druͤkte, hierauf weggenommen worden,
ſo komme das Blut, in das nunmehro weich gewordene
Herz, durch die Kranzſchlagadern wieder zuruͤkke, und die
geiſtige Fluͤßigkeit gelange von neuen in die Nerven, wo-
durch alſo eine neue Zuſammenziehung entſtuͤnde. Jch
habe alles dieſes, welches er ſehr dunkel vorgetragen, alſo
deutlich zu machen geſucht. Jndeſſen hat gleichwol Joh.
Fantonus(y), und nur neulich noch der beruͤhmte
Fracaßinus(z), beinahe eben dieſe Theorie wieder ange-
nommen.


Mit dieſem kam auch dasjenige ziemlich uͤberein, was
ehemals Daniel Tauvry, ein Mann von ſcharfſinnigen
Verſtande, in ſeinem erſtern Werke (a) vortrug. Er be-
hauptete naͤmlich, daß das Blut von den Nerven in de-
nen Herzfaſern zuruͤkgehalten werde, und ſolchergeſtalt
die Zuſammenziehung des Herzens zuwegebringe: Kurz
darauf folge die Erweiterung des Herzens, weil unter
waͤhrender Zuſammenziehung deſſelben das Blut nicht
mehr
[956]Viertes Buch. Das Herz.
mehr den Faſern dieſes Werkzeuges zugefuͤhrt wuͤrde, und
folglich durch die Hinwegnehmung der Urſache auch zu-
gleich die Kraft ſich zuſammen zu ziehen mit aufgehoben
wuͤrde; woraus denn alſo folge, daß das Herz wieder
muͤſſe ſchlaff werden.


Zu eben der Zeit, oder noch etwas eher, hat Clau-
dius Perrault eine leichtere Hipotheſe bekannt ge-
macht (b). Er glaubte naͤmlich, es befaͤnden ſich zweier-
lei Arten von Faſern am Herzen, wie wir bereits gemel-
det haben (b*), einige die nach der Laͤnge dieſes Werkzeu-
ges gerade aus giengen, und andere, die nach der Queere
hin liefen. Jene machten das Herze ſchlaff, und eroͤfne-
ten dem Blute, welches aus den Ohren herbeikommen
ſollte, die blutaderhaften Zugaͤnge. Dieſe verengerten
die Kammern des Herzens, und trieben das Blut aus
den Hoͤlungen des Herzens heraus. Dieſe entgegen ge-
ſezten Arten von Faſern widerſtuͤnden einander, und be-
kaͤmen auch wechſelsweiſe die Oberhand uͤber einander.
So hat derſelbe, wie er ſelber geſtehet, nach ſeiner ange-
nommenen Hipotheſe geſchrieben. Es ſind auch dieſem
beruͤhmten Manne ſehr viele, und darunter einige insge-
heim, nachgefolgt, als Samuel Schaarſchmidt(c),
Ludwig de Clarellis(d), George Ehrhard Hamber-
ger
(e), und andere, auch der unvergleichliche Browne
Langriſh(f) in ſo ferne, daß er nur allein behauptet,
daß einige Faſern unter allen Umſtaͤnden des Herzens ei-
nige Gewalt erleiden muͤſten. Joh. Baptiſta Scara-
mucci
(g) hat in einem beſondern Werkchen behauptet,
daß
[957]Urſachen des Herzſchlages.
daß das Blut, zur Zeit der Erweiterung des Herzens, in
die Kranzſchlagadern getrieben werde, und darinnen durch
ein Aufwallen, oder auf andere Weiſe, die Zuſammenzie-
hung erwekke: daß es aber nachhero von dem in der Zu-
ſammenziehung begriffenen Herzen wieder herausgetrie-
ben werde, das hat er aus einer bloſſen Muthmaſſung an-
gegeben.


Gegen den Anfang dieſes Jahrhunderts hat Chri-
ſtian Stroem(h), aus der Zergliederungskunſt, eine
faſt gleiche Aufloͤſung dieſer Erſcheinung hergenommen.
Er glaubte naͤmlich, es haͤtten die Aortenklappen eine ſol-
che Lage, daß ſie von dem Blute, das aus der linken Herz-
kammer herauskommt, verſchloſſen wuͤrden, und daß die
Kranzſchlagadern ihr Blut nicht von der Kraft des zu-
ſammengezogenen Herzens, ſondern von der zuſammen-
fallenden Aorte bekaͤmen. Er ſezzet ferner zwiſchen den
Geiſtern und dem Blute einen ſolchen Gegenkampf (an-
tagonismus
), daß die Herzfaſern von dem in die Kranz-
ſchlagadern tretenden Blute ausgedehnt und ſchlaff ge-
macht wuͤrden, und auf dieſe Weiſe braͤchte das Blut die
Erweiterung des Herzens zuwege. Es wuͤrde aber das
in dieſer Schlaffheit ſich ſelbſt uͤberlaſſene Herz wiederum
von der geiſtigen Fluͤſſigkeit veranlaſſet, ſich zuſammen
zu ziehen, und ſein Blut in die Aorte zu treiben: und die-
ſes Blut wuͤrde von den Muͤndungen der Kranzſchlag-
adern, welche unter-dem Schuzze ihrer Klappen geſichert
waͤren abgehalten, damit es nicht die Zuſammenziehung
verhindern moͤge. Solchergeſtalt wuͤrden die Klappen,
wenn ſich das Herz ausgeleeret hat, wieder ſchlaff, und
es werde das Blut von der zuſammengezogenen Aorte in
die Kranzſchlagadern hineingetrieben; hierauf ſtrekten
ſich die verkuͤrzte Herzfaſern wieder aus, und es folge eben
eine ſolche Erweiterung des Herzens wieder, wie vorher.


Domi-
[958]Viertes Buch. Das Herz.

Dominicus Mistichellius(i) glaubte, daß ſich die
harte Gehirnhaut, nach der Meinung des Pacchionus
und Baglivius, bewege, und die Lebensgeiſter forttrei-
be, und leitete alſo daraus einen Gegenkampf zwiſchen
dem Herzen und dieſer harten Gehirnhaut her. Er nahm
alſo an, daß das zuſammengezogene Herz das Blut wech-
ſelsweiſe in das Gehirn triebe, den Widerſtand der har-
ten Membrane uͤberwaͤltige, und dieſelbe ausdehne. So
bald aber dieſe Membrane wieder ſchlaff wuͤrde, ſo wuͤr-
de auch diejenige Kraft hinweggenommen, welche das
Herz mit der geiſtigen Fluͤßigkeit verſorge, und daher
muͤſſe alſo nothwendig das Herz bald hernach wieder
ſchlaff werden, weil es weiter keinen Vorrath von denen
Nerven erhielte. Solchemnach ziehe ſich die ſich ſelbſt
uͤberlaſſene harte Gehirnhaut, vermittelſt ihrer eigenen
angebornen Kraft, wieder zuſammen, und ſende dem Her-
zen einen neuen Vorrath von geiſtiger Fluͤßigkeit zu, wel-
che die Faſern dieſes Muskels wieder zur Zuſammenzie-
hung antriebe.


Es hat ferner unſer Lehrer Boerhaave(k), die Ver-
ſuche und Lehrarten derer vorigen phiſiologiſchen Schrift-
ſteller, wie er ſonſt oͤfters zu thun iſt gewohnt geweſen,
mit einander zu vereinigen geſucht. Er nimmt naͤmlich
eine doppelte Urſache zum Herzſchlage an, die Nerven-
kraft, und das Vermoͤgen des Schlagaderblutes. Er zei-
get, daß beide Kraͤfte wechſelsweiſe ſich in dem Herzen
befinden, und daſſelbe wieder verlaſſen. Man ſezze al-
ſo, es ziehe ſich in dieſem Augenblikke das Herz zuſam-
men, wie die Muskeln zu thun pflegen. Solchergeſtalt
fuͤllet es die zwo groſſe Schlagadern an, die aus dem Her-
zen herauskommen, und druͤkket dieſelben ſo zuſammen,
daß ſie ſich mit einander beruͤhren. Nun laufen aber die
vornehmſten Herznerven zwiſchen dieſen Schlagadern
hin: hieraus folget alſo, daß ſie zwiſchen dieſen beiden
aus-
[959]Urſachen des Herzſchlages.
ausgedehnten Gefaͤſſen muͤſſen zuſammengedruͤkt wer-
den: wird der Nerve zuſammengedruͤkt, ſo verlieret der
Muskel ſeine Kraft, und folglich wird auch das Herz
aus dieſer Urſache, und aus Mangel der herbeiflieſſenden
Nervenfeuchtigkeit, nicht mehr zuſammengezogen. Fer-
ner wird auch das Blut aus dem verengerten Herzen in
die Aorte gepreſſet: dieſe Blutwelle dehnet die vor den
Kranzſchlagadern befindliche Klappen aus einander, und
verſchlieſſet alſo die Muͤndungen dieſer Schlagadern, daß
ſie kein Blut mehr aufnehmen koͤnnen. Solchergeſtalt
wird auch die zwote Urſache des Herzſchlages vernichtet;
es wird naͤmlich der Zufluß des Schlagaderblutes, ohne
welchen die Muskeln in der That nicht wirken koͤnnen,
zuruͤkgehalten. Da nun auf dieſe Art beide bewegende
Urſachen dem Herzen entzogen werden, ſo muß daſſelbe
nothwendig ſchlaff werden und ſtille ſtehen.


Jndem nun aber das Herz ſchlaff wird, ſo ziehen ſich
die Schlagadern, die Aorte, und Lungenſchlagader, ver-
moͤge derjenigen Kraft die ihnen eigen iſt, zuſammen, und
treiben alſo das aus dem Herzen empfangene Blut wie-
der heraus: folglich werden ihre Durchmeſſer kleiner,
der Zwiſchenraum groͤſſer, und die bisher zuſammenge-
druͤkte Nerven kommen wieder in Freiheit, die nach dem
Herzen zuruͤkke kehrende Fluͤßigkeit findet einen offenen
Weg vor ſich, und das Herz erhaͤlt wiederum die erſte Ur-
ſache zu einer neuen Bewegung. Eben dieſe Zuſammen-
ziehung der Aorte treibt das Blut in die Kranzſchlag-
adern, indem daſſelbe, nachdem es von der Aorte zuruͤkke
geſtoſſen worden, gegen die Klappentiefen (ſinus valvu-
loſi
) getrieben wird, und in dieſen Tiefen in die offene
Muͤndungen derer Kranzſchlagadern tritt, und ſodann in
ihre Aeſte, und endlich in das Fleiſch des Herzens gelan-
get. Solchergeſtalt entſtehet die zweite Urſache der Zu-
ſammenziehung des Herzens wieder von neuen, naͤmlich
der Vorrath von Schlagaderblute, und es folgt hier-
aus,
[960]Viertes Buch. Das Herz.
aus, daß ſich das Herz zuſammenziehen muͤſſe, aber auch,
wenn es zuſammengezogen worden, ſich ſelbſt die Urſache
des Zuſammenziehens raube. So viel findet ſich in ſei-
nen gedrukten Schriften. Er pflegte aber in ſeinen
Vorleſungen
noch hinzu zu ſezzen, die dritte Urſache, die
das Herz zur Zuſammenziehung noͤthige, ſey der Reiz des
Blutaderblutes, welches in die Herzkammern getrieben
wuͤrde. Aber auch dieſe Urſache ſchaffe das Herz bei ſei-
ner Zuſammenziehung wieder fort, und bekomme dieſel-
be hernach wieder, wenn es ſich im ſchlaffen Zuſtande be-
findet. Denn es werde dieſer Muskel bei der Zuſam-
menziehung ausgeleert, bei der Erweiterung aber von de-
nen angefuͤlleten Herzohren, welche nur auf dieſe Gele-
genheit warteten, wieder angefuͤllet. Dieſe Hipotheſe
ward, wie ſonſt faſt das mehreſte, ſo dieſer gelehrte Mann
vorgebracht, von ſehr vielen andern beruͤhmten Maͤn-
nern (l) ſogleich angenommen. Der beruͤhmte Lillie(m)
fuͤgte noch einiges hinzu, um eine vorlaͤngſt dagegen ge-
machte Einwendung zu widerlegen. Es laufen naͤmlich
nicht alle Herznerven zwiſchen zweien groſſen Schlaga-
dern hin, und folglich koͤnnen ſie auch nicht alle von dem
aus dem Herzen herausgetriebenen Blute zuſammenge-
druͤkt werden. Es ſagte daher dieſer jezt gemeldete be-
ruͤhmte Mann, es gehoͤrten zwar diejenigen zu der Be-
wegung des Herzens, welche zwiſchen denen Schlagadern
hindurchgiengen, die uͤbrigen aber, welche an den Sei-
tenflaͤchen der Schlagadern hinliefen, braͤchten die Em-
pfindlichkeit des Herzens zuwege.


Joſeph
[961]Urſachen des Herzſchlages.

Joſeph Lieutaud(n) erklaͤret dieſes auf folgende
Art, daß naͤmlich das Blut, welches die Hoͤlen des Her-
zens ausdehnet, die Faſern dieſes Muskels zuſammendruͤk-
ke: ſolchergeſtalt ſpringet die in denen Herzfaſern ver-
borgene Materie der Bewegung, indem ſie durch die em-
pfundene Schwierigkeit erreget wird, wieder zuruͤkke, und
veranlaſſet das Herz, daß es ſich uſammenziehen muß;
gleich darnach ruhet dieſelbe wieder, wenn das aus denen
Hoͤlen des Herzens herausgetriebene Blut die Faſern deſ-
ſelben nicht mehr druͤkket.


Der beruͤhmte J. Rudolph Staͤhelin(o) hat eine
andere Meinung, die nach denen neuern Hipotheſen ein-
gerichtet war, vorgetragen. Er nimmt naͤmlich an, der
Nervenſaft ſey electriſch, und das Herz ziehe ſich zuſam-
men, ſo oft demſelben von den Nerven die Electricitaͤt
mitgetheilet wuͤrde, da es ſonſten vorher nicht electriſch
geweſen ſey. Es verſchwinde aber dieſe electriſche Kraft,
und die davon herruͤhrende Zuſammenziehung, bald dar-
auf wieder, weil das Herz, indem es ſich verengert, ein
Blut beruͤhret, das nicht electriſch iſt, und folglich nach
dem allgemeinen Geſezze ſeine eigene Electricitaͤt verlieret,
welche nunmehro in das Blut uͤbergegangen iſt. Es
werde aber dem Herzen, das nun nicht mehr electriſch iſt,
durch die Nerven von neuen eine electriſche Kraft beyge-
bracht, welche es aber kurz darauf, aus eben der Urſa-
che, wieder verlieren muͤſſe.


§. 19.
Das mangelhafte bei dieſen Hipotheſen.


Es iſt demnach noch uͤbrig, daß wir unterſuchen,
was an dieſen Hipotheſen eigentlich gut oder ſchlecht ge-
P p pgruͤn-
[962]Viertes Buch. Das Herz.
gruͤndet iſt. Es war alſo nicht ohnumgaͤnglich noth-
wendig, daß man uͤber die wechſelsweiſe erfolgende Zu-
ſammenziehung und Erweiterung des Herzens allzu ge-
naue Unterſuchungen anſtellte. Denn dieſe Abwechſe-
lung ſolcher Kraͤfte, die einander entgegen geſezt ſind, ha-
ben beinahe (p) alle Muskeln, als die Bruſtribben- (q),
die Bruſt- (r) die Unterbauchs- (s) die Hoden- (t) und
Armmuskeln, mit einander gemein (u). Es pflegen ſich
auch die abgeriſſene Fuͤſſe derer langbeinigen Spinnen
wechſelsweiſe zuſammen zu ziehen, und wieder zu erſchlaf-
fen (x). Man hatte alſo nicht noͤthig, in dem Baue des
Herzens beſondere Urſachen von einer Erſcheinung zu ſu-
chen, die daſſelbe mit den uͤbrigen Muskeln gemein hat,
und man muß vornaͤmlich bei der Erklaͤrung dieſer Er-
ſcheinung alles dasjenige hinweglaſſen, was dem Herzen
allein eigen iſt, und in allen uͤbrigen Muskeln nicht wahr-
genommen wird. Wo ſich einerlei Erfolg aͤuſſert, da
muß auch einerlei Urſache vorhanden ſeyn.


Wir wollen aber nun dieſe Materie ſtuͤkweiſe durch-
gehen. Es widerſpricht des Bellini Hipotheſe dem Ver-
ſuche. Er ſagt, es wuͤrden die Nerven von dem mit
Blut erfuͤllten Herzohre zuſammengedruͤkt, und ſie verloͤ-
ren dadurch ihre Kraft. Es iſt aber ausgemacht, daß
die Herzohren, wenn ſie mit Luft, Waſſer oder Blut an-
gefuͤllt worden, veranlaſſet werden, ſich zuſammen zu zie-
hen,
[963]Urſachen des Herzſchlages.
hen, auch wenn ſie bereits eine Zeitlang ruhig geweſen.
Folglich wird ihnen durch das Anfuͤllen die Verkuͤrzungs-
kraft keineswegs benommen, ſondern ſie werden vielmehr
dazu angereizet (y). Jch nehme hier aber zu der Anfuͤl-
lung ein fluͤßiges Weſen, indem die Klumpen von geron-
nenen Blut, wenn ſie das Ohr ausdehnen (z), daſſelbe
vielmehr unbeweglich machen.


Daß die Nervenkraft von den Faſern der Muskeln
uͤberwaͤltigt werde, iſt der Wahrheit ebenfalls entgegen.
Es wirket die der Faſer anerſchaffene zuſammenziehende
Kraft (a), und die zwote von denen Nerven mitgetheilte
Kraft (b), zu einerlei Zeit und auf einmal zugleich, und
ſie werden beide durch die Faſer unterſtuͤzzet, verſtaͤrket
und beſchleuniget. Denn es ziehet ſich eine Faſer ohne
Nerven nur mittelmaͤßig zuſammen, ſie wird aber viel
lebhafter angezogen, ſo bald die Nervenkraft dazu kommt.


Nun wollen wir auch zeigen, daß die Mitwirkung
des Blutes, bei der Action eines Muskels nur einen ent-
fernten Einfluß aͤuſſere. Wenn man die Halsadern un-
terbindet, ſo wirken die Muskeln des Geſichtes und des
Kopfes unveraͤndert fort. Wenn die Schlagader des
Arms gebunden wird, ſo erfolget keine Laͤhmung (c),
und bei denen Froͤſchen behalten auch die Muskeln ihre
Wirkſamkeit noch, wenn man gleich das Herz herausge-
ſchnitten hat. Der heiſſe Brand, welcher auf das von
ſeinem gewoͤhnlichen Orte weggeleitete Blut erfolgt, zie-
het erſt lange Zeit hernach, wenn die Muskelfaſern be-
reits ſind zerſtoͤret worden, die Laͤhmung nach ſich.


Es iſt auch bereits oben das Vorgeben widerlegt
worden, daß das Herz gerade Faſern habe, die ſich ent-
weder gegen einander wenden, oder ſo wenig unter ſich
P p p 2im
[964]Viertes Buch. Das Herz.
im Zuſammenhange ſtehen, daß ſie vor ſich einzeln wir-
ken koͤnnten (d).


Jch habe ferner ſchon gezeigt, daß die Kranzſchlag-
adern von keinen Klappen beſchuͤzzet werden (e), und daß
ſie in der That von der Kraft des zuſammengezogenen
Herzens ihr Blut bekommen (f), ingleichen auch, daß
ſie ihr Blut weiter in die Hoͤhe treiben (g), wenn ſich
das Herz eben zuſammenziehet. Wenn aber auch die
Kranzſchlagadern (h) unterbunden, oder eroͤfnet wer-
den (i), daß kein Blut ins Herze zuflieſſen kann, ſo ent-
gehet dennoch dadurch dieſem Hauptmuskel nicht das min-
deſte von ſeiner Bewegung.


Daß die harte Gehirnhaut ohne Empfindung, und
alſo auch ohne Bewegung ſey, habe ich bereits vor lan-
ger Zeit (k), und nur ohnlaͤngſt noch (l) durch Verſu-
che gezeigt.


Es hat zwar mein unſterblicher Lehrer die Muͤn-
dungen der Kranzſchlagadern ſo angegeben, daß ſie von
denen Klappen koͤnnen bedekket werden: es iſt aber bereits
gezeiget worden, daß ſie davon nicht bedekket werden koͤn-
nen (m), und daß das Herz unter waͤhrender Zuſammen-
ziehung das Blut keinesweges aus ſeinem eigenen Fleiſche
heraustreibe (n). Hernach laufen wol einige, und zwar
groſſe Nerven (o), mitten zwiſchen beiden groſſen Schlag-
adern hin; es gehen aber auch, auſſer denenſelben, gar
viele andere Nerven, ſowol vor der Aorte (p), als hinter
der
[965]Urſachen des Herzſchlages.
der Lungenſchlagader (q), nach dem Herzen hin. Ferner
iſt es auch nicht ſonderlich wahrſcheinlich, daß der zwi-
ſchen dem Geflechte der Schlagader befindliche Nerve ſoll-
te koͤnnen zuſammengedruͤkt werden. Denn ſie liegen in
eigenen kleinen Furchen, die in der zellfoͤrmigen Subſtanz
derer Schlagadern ausgehoͤlet ſind, gleichſam eingefaſſet,
daß ſie in der That wenig hervorragen, und auch aus die-
ſer Urſache ſehr ſchwer davon koͤnnen abgeſondert und ge-
reiniget werden: hiernaͤchſt muß ein Nerve nicht gar zu
gelinde gedruͤkt werden, wenn man die vom Gehirne her-
abkommende Kraft zuruͤkhalten will (r): ein ſtarkes Zu-
ſammendruͤkken aber, welches ſo weit gehet, daß es eine
Laͤhmung in dem Muskel verurſachen kann, muß noth-
wendig die ſtaͤrkſte Empfindung einer Beſchwerlichkeit
erregen, dergleichen doch kein Menſch unter dem Herz-
ſchlage an ſich wahrnimmt (s). Es iſt ferner gezeiget
worden, daß das Herz nicht ſogleich aufhoͤre zu ſchlagen,
wenn die Nerven zerſchnitten oder zerſtoͤret worden (t),
und daß es noch eine Zeitlang in ſeiner Bewegung fort-
fahre, wenn der Kopf gleich vom Rumpfe getrennt (u),
oder daſſelbe aus der Bruſt iſt geriſſen worden (x): nach
meines Lehrers Hipotheſe aber muß das Herz ſogleich
in dem Augenblik ſchlaff werden, wenn eine Zuſammen-
druͤkkung ſeiner Nerven erfolget. Ueber dieſes muͤſſen
die Herzohren ſich ebener maſſen wechſelsweiſe bewegen
und ruhen, und gleichwol ſagt man von ihren Nerven
nicht, daß ſie zuſammengedruͤkket wuͤrden. So pflegen
auch bei Fiſchen und andern kalten Thieren, die nur eine
einzige Schlagader haben, und an denen die Nervenſtaͤm-
me nicht auf ſolche Art eingeklemmet werden, dennoch
die vorgedachte Abwechſelungen an dem Herzen in eben
P p p 3der
[966]Viertes Buch. Das Herz.
der Ordnung beſtaͤndig auf einander zu folgen. Daher
hat man wol Urſache, daß man ſich in dieſe ſonſt ziemlich
ſubtile Hipotheſe nicht allzuweit einlaſſe. Wem es uͤbri-
gens beliebt, der kann hieruͤber noch mehrere Gruͤnde, dar-
unter die meiſten mit denen unſrigen uͤbereinkommen, bei
beruͤhmten Maͤnnern (y) ſelbſt nachſehen.


Da nun das Herz, ohne Nerven (z), und ohne dazu
kommendes Blut aus denen Schlagadern (a), nicht nur
einen, ſondern viele Schlaͤge thut, ſo kann die Bewe-
gung dieſes Muskels, oder ſeine Ruhe, weder von einer
nervenhaften Beruͤhrung, noch vom eindringenden Blu-
te, entweder ſogleich entſtehen, oder auch wieder aufgeho-
ben werden.


§. 20.
Was nun eigentlich die wahre Urſache von die-
ſer Erſcheinung ſey. Der Weg, den der Reiz
nimmt, und ſein Fortgang.


Wenn wir hier von denen Hipotheſen ſollten verlaſ-
ſen werden, ſo doͤrfen wir uns eben nicht ſehr daruͤber
beklagen, da wir die Sachen ganz einfach, und ohne
Verwikkelung vor uns ſehen. Es ſind naͤmlich die
Blutgefaͤſſe, ſie moͤgen den Schlagadern, oder den Blut-
adern angehoͤren, laut dem was oben iſt gezeigt worden,
beſtaͤndig voll Blut (b). Jn der Zeit alſo, wenn ſich
das rechte Herzohr zuſammenziehet, und gleichſam ſteif
iſt, ſtehet ſchon in beiden Holadern eine Blutwelle be-
reit, welche beſtaͤndig von dem nachfolgenden Strome
des in denen Blutadern zuruͤk kehrenden Blutes vermeh-
ret
[967]Urſachen des Herzſchlages.
ret und vergroͤſſert wird, da indeſſen das unter ſeiner
Action verengerte Herzohr demſelben Widerſtand thut;
denn man muß uns billig erlauben, daß wir, um einen
deſto deutlichern Begrif zu geben, dieſen kurzen Zeit-
punkt ein wenig ausdehnen. So bald nun eben dieſes
Ohr ſeine Zuſammenziehung geendiget, und ſich von al-
lem Blute entlediget hat, ſo wird es ſchlaff, und ſtehet
einen Augenblik ſtille, weil es wirklich ohne Reiz iſt. Da-
her wird aus beiden Holadern, vermittelſt der Muskel-
kraft dieſer Ader (c), eine Blutwelle in das Herzohr ge-
trieben; nicht aber in die Kammer, welche, da ſie ſon-
derlich zu der Zeit zuſammengezogen und verſchloſſen iſt,
einen Theil von ihrem Blute, und darauf den Ring der
Blutadermuͤndung, gegen das Ohr zuruͤkke ſtoͤßt, mithin
alſo das von dem Ohre ankommende Blut, vermittelſt
der Staͤrke ihres Fleiſches zuruͤkke treibet (d), welche
ohne Zweifel groͤſſer iſt, als die an dem Ohre befindliche.
Unterdeſſen ziehet ſich das von dem aus denen Blutadern
erhaltenen Blute wiederum gereizte Herzohr, ſo bald die
vom Blute entledigte Kammer ſchlaff geworden, nach
dem Geſezze des Reizes ſelbſt zuſammen, und treibet ſein
Blut in die ſchlaff gewordene Kammer. Solchergeſtalt
verlieret es auch ſelbſt die reizbare Kraft, von der es zur
Zuſammenziehung angetrieben wurde, es uͤberlaͤſſet die-
ſelbe der Kammer, welche nach eben dieſem Geſezze ſich
kurz darauf anfaͤngt zuſammen zu ziehen, ihr Blut her-
ausſtoͤßt, und wenn ſie vom Reize befreiet iſt, ebenfalls
wieder ſchlaff wird, und von dem Ohre eine neue Welle
von Blute bekommt. Solchergeſtalt folgen, nach dem
unveraͤnderlichen Geſezze des bloſſen Reizes, wie auch ver-
moͤge der Beſchaffenheit derer Blutaderklappen, welche
die Hoͤle des Ohres von der Hoͤle der Kammer abſondern,
P p p 4die
[968]Viertes Buch. Das Herz.
die abwechſelnden Zuſammenziehungen und Erweiterun-
gen beider Muskeln ununterbrochen auf einander.


Unter denen, welche die Staͤrke der Wahrheit em-
pfunden haben, befindet ſich vornaͤmlich Fantonus(e),
der verehrungswuͤrdige Greis, ferner C. Gottfried Sten-
zel
(f), J. Exuper. Bertin(g), Joh. B. Senac(h),
und der noch neuere und beruͤhmte Moers(i).


Da ich den Reiz ſo gar oft als die Urſache derer am
Herzen beobachteten Bewegungen angegeben habe, ſo ſe-
he ich mich allerdings genoͤthiget zu erinnern, daß ich
darunter die erwekkende und reizende Urſache verſtehe, wel-
che eine andere bewegende und im Herzen wohnende Kraft
zur Zuſammenziehung antreibet. Wuͤrde man aber von
mir verlangen, daß ich dieſe Kraft, die keinen Reiz ver-
tragen kann, erklaͤren, und das Vermoͤgen angeben ſoll-
te, das durch die Zuſammenziehung ſeines Werkzeuges
ſich der Reizung gemaͤß bezeiget, ſo weiß ich in der That
auf dieſe Frage zur Zeit noch nichts zu antworten. Das
Herz hat wirklich mit allen uͤbrigen Muskeln dieſe Be-
ſchaffenheit gemein, daß ſich das gereizte Fleiſch deſſel-
ben verkuͤrzet, und ſich nach ſeiner Mitte hinziehet. Eben
dieſe Beſchaffenheit hat auch der Magen, das Gedaͤrme
und der Schlund. Denn es verengern ſich dieſe holen
Roͤhren, wenn man ſie entweder anfuͤllet, oder aufblaͤſet,
in derjenigen Gegend, wo ſie die reizende Kraft erleiden
muͤſſen, es mag nun ſolche von der Luft, oder von Spei-
ſen, oder vom Unrath, oder irgend einer andern ſcharfen
Sache herruͤhren, wodurch die Faſern ausgedehnt, oder
gereizet werden: der Erfolg aber von dieſer Zuſammen-
ziehung
(k)
[969]Urſachen des Herzſchlages.
ziehung beſtehet darinnen, daß die reizende Urſache von
dem Orte, den ſie gereizet hat, weiter fortgetrieben wird.
Auf ſolche Art treibet in einem Darme allezeit der ober-
halb befindliche Theil (l) ſeine reizende Materie in den
zunaͤchſt unter ihm liegenden Theil hinab, wird auch ſo-
gleich ruhig, ſo bald er ſich von derſelben entlediget hat.
Hierauf wird nun derjenige Theil, den ich den untern ge-
nennet habe, ſo bald er in ſeiner Erſchlaffung die vorge-
dachte Materie aufgenommen hat, ebenfalls gereizet, zie-
het ſich daher zuſammen, und preſſet die reizende Urſache
in eine andere Gegend des Darmes. Hier zeiget ſich eine of-
fenbare Aehnlichkeit zwiſchen dem Gedaͤrme, und dem
lang geſtrekten Herze derer Jnſecten, weil ſolches bei de-
nenſelben ſowol das Herz, als die Aorte vorſtellet (m):
wie ſich denn auch an dieſem Herzen ebenfalls die Kno-
ten, womit es beſezt zu ſeyn ſcheinet, vom erſten bis zum
lezten, mit einiger Abwechſelung, nach einander bewe-
gen (n), und ihren Saft alſo forttreiben. Bei einem
Thiere das kaltes Blut hat, unterſcheidet ſich das Herze
in ſo fern von dem Herzen eines warmen Thieres, daß
der Blutkanal, naͤmlich die Blutader, das Herzohr, die
Kammer, und die Aorte, zwar in einem Stuͤk fortgehet,
aber doch dazwiſchen ſeine wechſelsweiſe abgetheilte flei-
ſchige Schlaͤuche hat, wiewol im uͤbrigen die Ordnung
derer Zuſammenziehungen und Erweiterungen an dem
Gedaͤrme und dem Herzen einer Raupe uͤberein iſt. Bei
dem Menſchen befinden ſich gleichſam zwei Herzen, die
blos vermittelſt der Lunge zuſammenhaͤngen; und die
Holadern machen, nebſt dem rechten Herzohre, der erſten
P p p 5Kam-
[970]Viertes Buch. Das Herz.
Kammer und der Lungenſchlagader, das erſte Siſtem aus,
welches mit dem ganzen Herzen eines mit kalten Blut
verſehenen vierfuͤßigen Thieres uͤbereinkommt. Das an-
dere, und dem vorigen aͤhnliche Siſtem, gehoͤrt fuͤr die
Lungenblutadern, fuͤr das linke Ohr, die linke Kammer
und die Aorte. Wenn man nun das menſchliche Herz
ſo betrachtet, ſo wird man bei einem jeden von dieſen bei-
den Siſtemen faſt eben dieſelbe einfache Beſchaffenheit
antreffen, die ſich im Herzen der Raupe (o) und des Fi-
ſches findet; nur werden dort zwei einander vollkommen
aͤhnliche und unter ſich verbundene Herzen vorhanden ſeyn,
da die Fiſche nur ein einziges haben.



Einige
[]

Einige Zuſaͤzze,


Die der Verfaſſer noch hinzugefuͤget hat,
um hin und wieder ſeine Gedanken, die er vorge-
tragen, zu verbeſſern, damit das Wahre bekannt wer-
de; es ſind aber dieſe Verſuche erſt ſeit der Zeit ge-
mein gemacht worden, da ſich ſeine lateiniſche Phi-
ſiologie, vom Auguſt 1756. unter der Preſſe be-
fand. Etliche ſind bereits in dieſe Ueberſezzung mit
eingeſchaltet worden; die uͤbrigen folgen hier, weil
dies Werk nicht in Berlin gedrukt worden, und es
die Verſchikkung gehindert hat, ſie gehoͤrig mit ein-
zuruͤkken.


Seite 314. Die Flieswaſſergefaͤſſe entſpringen vornaͤm-
lich aus dem Zellgewebe, wie ſolches ebenfalls der
vortrefliche Meckel S. 5. und Alex. Monroo S. 41.
bezeugt. Eben dieſer fuͤgt noch hinzu, ſie waͤren das
Siſtem derer verſchlukkenden Gefaͤſſe, und er fuͤhrt dar-
uͤber Verſuche an, die von Krankheiten hergenommen
ſind, S. 47. 48.


Seite 320. Zu den Flieswaſſergefaͤſſen der Huͤfte
ſezzet noch, daß Mekel, uͤber dem Knie, geſchlanke mit
Klappen begabte Gefaͤſſe von dieſer Art im Menſchen
angetroffen, welche Jnſeln machen, und in die Schien-
beinsdruͤſen eingepfropft ſind, S. 4. 5.


Seite 329. Und daß ſie vom Ellbogen bei der Milz-
ader (baſilica) zu denen Schluͤſſelbeindruͤſen fortgehen,
und in das zuſammenflieſſende Stuͤk der Droſſel- und
Schluͤſſelblutader, oder in die Schluͤſſelblutader allein ein-
gelenkt werden, S. 6. 17. 18. 19.


S. 331. Eben dieſer beſchreibt die zwo Klaſſen der
Flieswaſſergefaͤſſe am Halſe, S. 16. 17.


Seite
[]Einige Zuſaͤzze.

Seite 339. Jch habe verſprochen, daß ich genaue-
ren Verſuchen meinen Beifall nicht verſagen wuͤrde. Sol-
chergeſtalt verſichert der vortrefliche Mekel, daß ſich die
Flieswaſſergefaͤſſe hin und wieder in die kleinen Bluta-
dern hinein begeben, wie am Magen S. 10. 11. am
Gedaͤrme S. 13. Neben dem Bruſtkanale laufen ſie
nach verſchiedenen Gegenden der benachbarten Staͤmme
der Schluͤſſel- und Droſſelblutader, S. 14.


Seite 345. Die Schlagaͤderchen ſchuͤtten ſehr leicht
ihren Saft in das Zellgewebe der einfachen Druͤſen dam-
pfend aus. Mekel S. 9.


Seite 348. Die einfachen Druͤſen ſind Knaͤuel von
hellen Gefaͤſſen, die durch ein Zellgewebe unter ſich ver-
bunden werden. Mekel S. 7. 16. u. f. Oft gibt es
mehrere Ausfuͤhrungsgaͤnge, ſeltener einen, und zwar
groſſen dergleichen Gang, S. 9. Mehr von der Verbrei-
tung der Flieswaſſergefaͤſſe durch dieſe Druͤſen, leſet bei
dieſem beruͤhmten Manne ſelbſt nach.


S. 365. Daß allerdings eine Verſpaͤtung ſtatt ha-
be, bezeugt eben der beruͤhmte Mann.


Seite 479. Doch haben die Flieswaſſergefaͤſſe hin
und wieder eine einzige Klappe, die am Eintritte in ein
groͤſſeres Gefaͤſſe liegt, von da laufen ſie lange Strekken
ohne allen Klappen fort. Mekel S. 6. Es gibt Gaͤn-
ge, die Gemeinſchaft unter einander haben; daß die Ge-
faͤſſe der Milz ohne Klappen ſind, bezeugt Monroo S.
27. Auch der Bruſtkanal laͤſt auf ſeinen beiderlei Straſ-
ſen das Flieswaſſer durch. Mekel S. 14.


Seite 482. Monroo widerlegt S. 19. 20. den
Hamberger, welcher nicht zugeſtehen wollen, daß die
Klappen den Weg des Flieswaſſers beſtimmen.


Seite
[]Einige Zuſaͤzze.

Seite 513. Man muß dieſen ledigen Raum am
Herzen ſo nehmen, daß man ſich dabei erinnere, wie
uͤberhaupt alles vollgefuͤllt iſt, und daß die ganze Ober-
flaͤche des Herzens von der ganzen Oberflaͤche des Herz-
beutels bedekt wird, wenn man nicht das zarte Waſſer
ausnimmt, welches ſich zwiſchen beiden befindet.


Seite 567. Jm Herzen des Schuͤſſelmuſchelfiſches iſt
der Herzſchlag ganz deutlich. Adamson Hiſt. natur. du
Senegal. Coquillages.
S. 31. An vielen Waſſerinſecten
beſchreibt das Herz baker Employm. for the microſc.


Seite 580. Ein noch einmal ſo groß gewordenes
Herz druͤkte das Zwerchfell mit ſeiner Spizze herab. ta-
barran
Obſ. anat. Edit. II.
S. 28.


Seite 582. Jn den Fiſchen ſind die Blutadern groß,
die Holader dreimal groͤſſer. needham c. 5. Am See-
kalbe ſind die Blutadern ſehr groß. Schelhammer in
der Zergliederung dieſes Waſſerthieres.


4. B. 4 Abſchn. 22. §. Aus denen von dem beruͤhmten
Arnold Dunze neulich angeſtellten Verſuchen erhellet, daß
ein blaugefaͤrbtes Waſſer, welches man in die Kranzblut-
ader ſprizt, ſehr leicht durch die Schweisloͤcher des innern
Herzens hindurchſchwizt: ferner daß die rechte Herzkam-
mer, die man mit reiner Wolle ausgeſtopft, nachdem man
durch eine Schlagader des Herzens ein ſtark blaugefaͤrb-
tes Waſſer eingeſprizt, davon an dem Grunde mehr, an der
Spizze weniger gefaͤrbt worden.


Ebendaſ. Seite 799. Jch habe aus einer Menge eige-
ner Verſuche, die ich an Bruͤteyern angeſtellt, ebenfalls
geſehen, daß ſich in den lezten Tagen die Kammern und
Ohren an dem Herzen des jungen Huͤnchens mit ſolcher
Lebhaftigkeit zuſammenziehen, daß das Auge die Folgen
des Wechſels nicht unterſcheiden kann. Jch geſtehe es
aber
[]Einige Zuſaͤzze.
aber mit aller Aufrichtigkeit, daß dieſe Verwirrung, die
ſich an geoͤfneten Thieren zutraͤgt, der guten und ab-
wechſelnden Ordnung nicht entgegen geſezzet werden
muß, die ich an der Frucht in den erſten Tagen, und an
den Thieren von kaltem Blute ſo oft geſehen habe.


Seite 846. Um die Gruͤnde, womit ich erwieſen,
daß die Anziehungskraft keine Urſache von dem Blut-
umlaufe ſeyn koͤnne, zu beſtaͤtigen, fuͤge ich noch den
Verſuch des beruͤhmten Krazenſteins hinzu; daß ſich
naͤmlich ein Troͤpfchen eines fluͤßigen Weſens, in einem
Haarroͤhrchen, von dem weiten nach dem engern Theile
hinbewege, S. 61. Theor. Diabet; eben auf die Weiſe,
wie ich es aus der groͤſſern Menge des Feſten in den Haar-
gefaͤschen hergeleitet habe.


Seite 852. Diejenigen, welche der Luft und Waͤr-
me ſo viel Wirkſamkeit zuſchreiben, koͤnnen aus der Ge-
ſchichte bebruͤteter Huͤnchen lernen, daß, wenn das Herz
zur Ruhe gekommen, die Bruͤtwaͤrme der Mutter, und
das Gewichte, oder die Springkraft der in die Eyhoͤle
eingedrungenen Luft, ferner nicht vermoͤgend ſind ſo viel
auszurichten, daß die Theile des Huͤnchen fortwachſen,
ſondern daß beide vielmehr alle Feuchtigkeiten der Luft in
eine garſtige duͤnne Fluͤßigkeit verwandeln.



Regi-[]

Appendix A Regiſter
uͤber den erſten Theil
der
Anfangsgruͤnde der Phiſiologie.
Erſtes Buch.
Die
Elementartheile des menſchlichen Koͤrpers.


Appendix A.1 Erſter Abſchnitt.
Die Faſern.


  • Seite
  • Die kleinſte Faſer 4
  • Jhre urſpruͤnglichen Theile 4
  • ſind Erde 5
  • Leim 7
  • Die ſichtbare Faſer 13
  • Das Faſerplaͤttchen 15

Appendix A.2 Zweiter Abſchnitt.
Das Zellgewebe.


  • Deſſen Erfinder 16
  • Oerter, die das Zellgewebe einnimmt 17
  • Alle Zellchen oͤfnen ſich in einander 21
  • Die Luft gehet durch dieſelben 21
  • Daher entſtehet ein Windgeſchwulſt 23
  • Es gehet auch das Waſſer 24
  • und der Eiter durch dieſelben 25
  • ingleichen allerlei Koͤrper, die in die Haut gerathen 27
  • Die Fortſaͤzze des Gewebes 29
  • Der Nuzzen deſſelben iſt 31
  • alles in ſeiner Lage zu erhalten 31
  • und die Geſtalten der Koͤrpertheile zu beſtimmen 33

Drit-
[]Regiſter

Appendix A.3 Dritter Abſchnitt.
Die Membranen.


  • Das Zellgewebe bildet die Membranen 35
  • Verſuche, womit dieſes der Verfaſſer zeigt 35
  • Welche Gelehrte gleiche Gedanken mit ihm gehabt 42
  • Boͤrhaavens Meinung von den Membranen 43
  • wird widerlegt 45

Appendix A.4 Vierter Abſchnitt.
Das Fett.


  • Welches Zellgewebe ohne Fett ſey 48
  • Jn deſſen Faͤcherchen iſt ein Dunſt anzutreffen 48
  • Der Anfang des Fettes 49
  • Wo kein Fett anzutreffen ſey 50
  • Wo es am haͤufigſten vorhanden 51
  • Das Fett iſt fluͤßig 53
  • Jn gehoͤrnten Thieren talchig 54
  • Chimiſche Aufloͤſung des Fettes 57
  • Deſſen ſaͤuerliche Natur 58
  • Die Fettbeutelchen 61
  • Hierbei verwirft man die Druͤſen 63
  • und die beſondern Fettgaͤnge 65
  • Durchſchwizzung des Fettes 66
  • Die Durchſchwizzung des Blutes in die Zellchen 69
  • Fett im Blute 72
  • Es haͤuft ſich bei ruhigem Verhalten an 73
  • und bei der Schwaͤchung des Koͤrpers 74
  • Es wird von den Blutadern wieder eingeſchlukt 75
  • Verſuche uͤber die Einſchlukkung des Fettes 76
  • Die Urſache der Verſchlukkung iſt die Bewegung und das
    Fieber 79
  • ingleichen die Beſchaffenheit derer Speiſen, und der Hun-
    ger 81
  • Aus Fett wird Flieswaſſer 82
  • Nuzzen des Fettes, die Theile beweglich zu machen 83
  • das Zuſammenwachſen zu verhuͤten 84
  • vor der Kaͤlte zu beſchuͤzzen 89
  • Ob das wiedereingeſogne Fett ernaͤhre 89
  • Nuzzen des Knochenmarkes 91
  • Nachtheil von allzu vielem Fette 93

Zwei-
[]uͤber den erſten Theil.

Appendix B Zweites Buch.
Die Gefaͤſſe.


Appendix B.1 Erſter Abſchnitt.
Die Schlagadern.


  • §. 1. Schlagadern uͤberhaupt 99
    • ihre alte Geſchichte 100
  • ‒ 2. Jhr Durchſchnitt iſt ein Kreis 103
  • ‒ 3. Jn wie fern ſie kegelfoͤrmig heiſſen 105
    • werden kleiner, wenn ſie groſſe Aeſte von ſich werfen 106
    • bleiben ſonſt walzenfoͤrmig 107
    • oder ſie verbergen ihre Geſtalt, wenn ſie weit vorruͤkken 108
    • Die haarfoͤrmige Schlagaͤderchen ſind cilindriſch 110
  • ‒ 4. Die Farbe der Schlagadern 111
  • ‒ 5. Jhre aͤuſſere Membrane 111
    • iſt nicht uͤberall zugegen 112
    • Das Zellgewebe haͤngt ſich an ſie an 113
    • welches loſer iſt, und die Schlagaderſcheide heiſt 113
    • Aderhaut, und druͤſenhafte Membrane ſind die Zuna-
      men dieſer Zellhaut 115
  • ‒ 6. Jhre beſondre zellenhafte Membrane 116
    • iſt die vornehmſte Schlagaderbekleidung 117
  • ‒ 7. Jhre muskelhafte Bekleidung ib.
    • deren kreisfoͤrmige Faſern 118
    • und das Verhaͤltniß dieſer Faſern gegen die Schlagader-
      aͤſte 119
    • Es giebt keine Faſern, die in der Schlagader nach der
      Laͤnge fortlaufen 120
  • ‒ 8. Die innere Zellhaut 121
  • ‒ 9. Die innerſte Schlagadermembrane 122
  • ‒ 10. Die Hoͤlung derer Schlagadern 123
    • Die Ringe bei dem Urſprunge derer Aeſte 125
  • ‒ 11. Die kleinen Schlagaͤderchen an den Schlagadern ib.
    • entſpringen nicht alle von der Aorte 126
    • Jhre Blutaͤderchen 128
  • ‒ 12. Nerven hat man darinnen noch nicht gewiß geſehen 129
    • Die Schlagadern ſind unempfindlich 130
  • ‒ 13. Die Zuſammenziehungskraft der Schlagadern 131
    • iſt keine wahre ib.
    • oder lebendige Kraft 132
    • Die Gifte beweiſen die Reizbarkeit der Schlagadern nicht ib.
    • doch ſcheinen dieſe Adern ſich zuſammenzuziehen 133
  • §. 14. Die Staͤrke der Schlagadern 134
    • Wintringhams Verſuche daruͤber 135
    • Die Aeſte ſind ſtaͤrker, als ihre Staͤmme ib.
  • ‒ 15. Das Verhaͤltnis des Fluͤßigen zum Feſten, in Schlag-
    adern 139
    • iſt in den Aeſten kleiner ib.
  • ‒ 16. Der Ort, wo Schlagadern ſind 140
  • ‒ 17. Die Anzahl ihrer Zeraͤſtelung 143
    • erſtrekket ſich kaum uͤber zwanzig ib.
  • ‒ 18. Die Oefnung der Aeſte im Lichten iſt groͤſſer, als das
    Loch des Stammes 144
    • Cole erfand dieſes zuerſt ib.
    • Maaſſe des Keils146
    • des Helvetius147
    • des Martins148
    • Nicholls und Senacs149
    • und des Herrn von Haller150
  • ‒ 19. Die Winkel, welche die Aeſte mit ihren Staͤmmen
    machen 153
    • ſind meiſt ſpizzig, und 154
    • folgen keiner unveraͤnderlichen Ordnung 156
  • ‒ 20. Jhre Beugungen. Davon ſind einige denen vollen
    Schlagadern faſt gemein 156
    • andere ruͤhren von der veraͤnderlichen Laͤnge der Theile
      her, zu denen ſie hinlaufen 158
    • Die krummen Zuruͤkbiegungen derer groͤſſern Gefaͤſſe 161
  • ‒ 21. Die Verbindung derer Schlagadern unter ſich (anaſto-
    moſis
    ) ib.
    • Die Schlagadern laufen in einen einzigen Stamm zu-
      ſammen 162
    • Die Bogen, welche aus zween einander entgegen kom-
      menden Staͤmmen entſtehen 163
    • Verbindungen durch kleine Aeſte 164
  • ‒ 22. Endigung der Schlagader 1. Jn die Blutader 171
    • Ob zwiſchen einer Schlag- und Blutader eine Blutſub-
      ſtanz (parenchyma) ſey ib.
    • Schlag- und Blutadern ſind ein Stuͤk 173
    • Die Saͤfte laufen aus den Schlag- in die Blutadern
      uͤber 176
    • Warum die Saͤfte nicht eben ſo aus den Blut- in die
      Schlagadern zuruͤktreten 179
    • Man entdekt keine Blutſubſtanz durch Vergroͤſſerungs-
      glaͤſer 181
    • Die kleinſten Schlagadern ſind ſehr zart 182
    • Wie gros ihr Durchmeſſer ſey 183
  • §. 23. 2) Jn den Ausfuͤhrungsgang 183
    • Dieſen Weg zeiget die Einſprizzung 184
    • und das in Krankheiten ſich verirrende Blut 186
  • ‒ 24. 3) Die Ausdaͤmpfung 190
    • 1. des Blutes 191
    • 2. ins Zellgewebe, und 3. in die Lunge ib.
  • ‒ 25. 4. in groſſe Hoͤlen des thieriſchen Koͤrpers 192
    • Eben das thun auch eingeſprizte Saͤfte 193
    • und das Blut 194
    • 5. Jn die Hoͤlen des Speiſeweges, die Harnhoͤlen, Luft-
      und Zeugungsbehaͤltniſſe 195
    • Dahinein begiebt ſich auch Blut 196
  • ‒ 26. 6. Die Ausduͤnſtung durch die Haut 198
    • Dieſe wird auch vom Blut nachgeahmet 199
  • ‒ 27. Die Ausduͤnſtung in die Druͤſen 201
  • ‒ 28. 4) Der Uebergang ins Flieswaſſergefaͤß ib.
  • ‒ 29. 5) Jn eine Schlagader, die farbenlos, oder ohne Roͤthe
    iſt 205
    • Boerhaavens Geſchlechter von kleinen Gefaͤſſen 206
  • ‒ 30. Boerhaavens Blutverirrung vom natuͤrlichen Orte
    211
    • das dritte, und die noch kleinere Geſchlechter von Ge-
      faͤſſen 212
    • Entzuͤndungen ohne Roͤthe 213
  • ‒ 31. Anmerkungen daruͤber ib.
    • Es giebt Gefaͤſſe, die noch kleiner ſind, als die rothen ib.
    • Die Verirrung iſt noch zweifelhaft 215
    • Die Entzuͤndung iſt keine Verirrung 216
    • und keine Verſtopfung 217
    • Es giebt keine ſtuffenweiſe kleinere Gefaͤſſe 220
    • Verſuche daruͤber 221
    • Erweis, daß ſich das Blut ſonſt zu ſehr verſpaͤten muͤſte
      222

Appendix B.2 Zweiter Abſchnitt.
Die Blutadern.


  • §. 1. Die Meinung derer Alten von denen Blutadern uͤber-
    baupt 225

Q q q 2
[]Regiſter
  • §. 2. Die zween Blutaderſtaͤmme 227
    • Die alte Geſchichte der Holader 229
  • ‒ 3. Jhre kegelfoͤrmige Geſtalt, wie ſie die Schlagadern
    auch haben 230
  • ‒ 4. Jhre blaue Farbe 232
    • Sie haben keine Kreisfaſern ib.
  • ‒ 5. Jhre innerſte Membrane ib.
    • welche keine Schweisloͤcher hat ib.
  • ‒ 6. Die mittlere Membrane 233
    • deren nach der Laͤnge fortlaufende Faſern 234
    • ingleichen ihre harte Faſern, und Aderknoten ib.
  • ‒ 7. Die zellfoͤrmige Membrane ib.
    • Jhre Blut- und Schlagaͤderchen 235
  • ‒ 8. Jhre Dikke, in Vergleichung mit dem holen Theile 237
    • nimmt mehr und mehr zu, nachdem die Adern weiter
      herabwaͤrts gehen
    • Die Blutaderhaͤute ſind dichter, als die Schlagader-
      haͤute 238
    • und ſtaͤrker 239
    • nach Wintringhams Verſuchen 240
  • ‒ 9. Die Blutadern zerreiſſen dennoch oft 242
  • ‒ 10. Das Verhaͤltnis derer Blutadern, zu ihren Neben-
    ſchlagadern 245
    • Jhre Oefnungen im Lichten verhalten ſich faſt uͤberall
      wie 9 zu 4 245
  • ‒ 11. Jhre Anzahl iſt groͤſſer 250
  • ‒ 12. Sie laufen naͤher unter der Haut hin 251
  • ‒ 13. Sie haben zahlreichere Verbindungen unter ſich (ana-
    ſlomoſes
    ) 253
  • ‒ 14. Jhre Klappen. Geſchichte von deren Erfindung 255
    • Cannan hat ſie zuerſt entdekket 256
    • Jſt von andren zu ſeiner Zeit widerlegt worden 257
    • Fabricius macht ſie von neuen bekannt 258
  • ‒ 15. Jhre Bauart 260
    • Jhr Damm 261
    • und die Klappenbucht (ſinus) 262
  • ‒ 16. Jhre Anzal. Die gepaarten Klappen 263
    • Die einzelnen 264
  • ‒ 17. Die Weite derer Klappen 265
  • ‒ 18. Wo ſie mangeln 266
    • An der untern Holader 267
    • an der Pfortader 269
    • an den Blutadern der Gebaͤrmutter, und den Eingeweide
      270
  • §. 19. Wo Klappen vorhanden ſind. An der untern Holader.
    Jn den Blutadern des Unterbauchs, der Huͤften und
    Schenkel 272
  • ‒ 20. Die Klappen der obern Holader 274
    • an der ungepaarten 275
    • an der Droſſelader 276
    • Schluͤſſelader, und 279
    • Armblutader ib.
  • ‒ 21. Welche Gegend ſie einnehmen. Sie folgen den aͤuſſern
    und ſenkrechten Blutadern 280
  • ‒ 22. Die Endigungen der Blutadern. Jhr Urſprung aus
    den Schlagadern 281
    • aus allerlei Zellgewebe 282
  • ‒ 23. Aus groſſen Hoͤlen 285
    • Verſuche daruͤber ib.
  • ‒ 24. Aus kleinen Hoͤlen 290
  • ‒ 25. Aus zaͤrtern Blutadern 291
  • ‒ 26. Verwandlung der Blutadern in Schlagadern 293

Appendix B.3 Dritter Abſchnitt.
Die Flieswaſſergefaͤſſe.


  • §. 1. Geſchichte ihrer Entdekkung. Jn welchen Thieren ſie
    ſich finden 294
    • Spuren bei dem Hippokrates und Ariſtoteles295
    • ingleichen bei dem Maſſa, Fallopius, Aſellius296
    • Veslingius297
    • Walaͤus, van Horne298
    • Jolivius, Sylvius299
    • und Schneider300
    • Anzeige von Rudbeks300
    • und Thom. Bartholins Schriften 301
    • Gruͤnde fuͤr den Rudbek303
    • Jn wie fern nach den Zeiten dieſer Maͤnner dieſe Geſchich-
      te vermehrt worden 305
    • Es mangelt noch vieles daran 308
  • ‒ 2. Die Membrane, woraus ſie beſtehen 308
    • Jhre Klappen 309
  • ‒ 3. Jhre groſſe Reizbarkeit 311
  • ‒ 4. Entſpringen aus rothen Schlagadern und Ausfuͤh-
    rungsgaͤngen 313

Q q q 3§. 5.
[]Regiſter
  • §. 5. Aus den kleinen Hoͤlen des zellfoͤrmigen Gewebes 314
  • ‒ 6. Aus den groſſen Hoͤlen des Magens, und der Ge-
    daͤrme 315
    • Wie ihr Urſprung durch Krankheiten gezeiget wird 316
  • ‒ 7. Ob ſie auch aus den kleinen Blutadern und Nerven 317
  • ‒ 8. oder den einfachen Druͤſen entſpringen 318
    • Dieſes wird gelaͤugnet 319
  • ‒ 9. Jhre Endigungen 320
    • Flieswaſſergefaͤſſe an den untern Gliedmaſſen 321
    • an den Schaamleiſten (inguina) 322
  • ‒ 10 Am Bekken 323
    • dem Unterleibe 324
    • denen Nieren und der Leber 326
    • Der Sammelkaſten des Nahrungsſaftes 327
  • ‒ 11. Die Milch-Bruſt-Ader 328
    • Die Flieswaſſergefaͤſſe in der Bruſt 328
  • ‒ 12. am Arme 329
  • ‒ 13. am Kopfe und Halſe 330
  • ‒ 14. Wo man ſie noch nicht geſehen 332
    • am Gehirne 332
    • im Ruͤkkenmarke 333
  • ‒ 15. Ob ſie ſich in rothe Blutadern begeben, wie einige
    verſichern 334
    • Solches iſt nicht wahrſcheinlich 337
  • ‒ 16. Alterthum der einfachen Druͤſen 340
  • ‒ 17. Jhr Bau 341
  • ‒ 18. Beſtehet meiſt aus dem zellfoͤrmigen Gewebe 343
  • ‒ 19. Ob in dieſem Gewebe Kernchen, oder kleine Druͤ-
    ſen ſind 344
    • Dieſe werden nicht zugeſtanden 345
  • ‒ 20. Der Druͤſenſaft in den Zellraͤumen 346
  • ‒ 21. Gefaͤſſe und Nerven derer Druͤſen 347
  • ‒ 22. Wie die Flieswaſſergefaͤſſe ſich in die Druͤſen be-
    geben 348
  • ‒ 23. und ihren Saft in das zellfoͤrmige Gewebe aus
    ſchuͤtten 350
  • ‒ 24. Die Ordnungen und Siſtem derer einfachen Druͤſen 352
    • Was die Ruͤkkendruͤſe eigentlich ſey 357
  • ‒ 25. Der Nuzzen derer Druͤſen; iſt beſonders bei jun-
    gen Thieren groß 360
  • ‒ 26. Sie ſcheinen den Lauf des Flieswaſſers nicht zu be-
    foͤrdern 362
    • Sie werden oft verhaͤrtet 362
    • Urſachen dieſer Verhaͤrtung 364
  • §. 27. Andere Hipotheſen von den Flieswaſſerdruͤſen 365

Appendix C Drittes Buch.
Umlauf des Blutes aus dem Herzen in die Schlag-
adern, aus den Schlagadern in die Blutadern, aus
den Blutadern wieder in das Herz zuruͤkke.


Appendix C.1 Erſter Abſchnitt.
Wohin das Blut durch die Schlagadern laͤuft.


  • §. 1. Jn den Schlagadern iſt immer Blut 367
    • nicht aber Luft, nach dem Eraſiſtratus368
    • als nur zuweilen eine verdorbene Luft anzutreffen 370
  • ‒ 2. Die Schlagadern ſind auch nicht nach dem Tode leer 371
  • ‒ 3. Das Blut flieſt aus dem Herzen in die Schlagader-
    ſtaͤmme, aus ſolchen in die Aeſte, und aus dieſen in die
    kleineſten Zweige 373
  • ‒ 4. Denn es ſchwillt eine unterbundene Schlagader zwi-
    ſchen dem Herzen und der Schnur auf 374
  • ‒ 5. Warum bisweilen doch Blut unterhalb dem Bande
    in der Schlagader gefunden werde 377
    • Dieſes erfolget, weil mehr Aeſte mit ihr zuſammen-
      haͤngen 377
  • ‒ 6. Ein anderer Einwurf: Unterbundene Schlagadern
    ſchwellen nicht immer auf 379
  • ‒ 7. Die wahre Richtung des Schlagaderblutes zeigt der
    Augenſchein 380
    • Ein Einwurf, der vom Schwanken 381
    • und vom Ruͤklaufe des Blutes hergenommen iſt 382

Appendix C.2 Zweiter Abſchnitt.
Lauf des Blutes in den Blutadern.


  • §. 1. Der Strom des Blutes in denen Blutadern iſt dem
    in denen Schlagadern befindlichen entgegen geſezt 383
  • ‒ 2. Dieſes wird durch die Klappen erwiefen 384
    • deren Beſchaffenheit Harvey entdekt hat 385
  • ‒ 3. Der Nuzzen derer Klappen 386
    • Sie beſtimmen den ganzen Druk des Blutaderblutes
      gegen das Herz 387

Q q q 4§. 3.
[]Regiſter
  • §. 3. Ein Verſuch daruͤber 388
  • ‒ 4. Ein Gegenverſuch 390
    • Die davon hergenommene Einwendung wird wider-
      legt 391
  • ‒ 6. Die Klappen unterſtuͤzzen die Laſt des Blutes, damit
    nicht die Oberſaͤule auf die untere Blutſaͤule druͤkke 391
  • ‒ 7. Wie die Blutaderſaͤkke entſtehen 394
  • ‒ 8. Die Unterbindungen zeigen den Lauf des Bluts in
    Blutadern 395
    • denn die Blutadern ſchwellen zwiſchen dem Bande und
      dem Gliede auf 395
  • ‒ 9. Warum dieſes Aufſchwellen an gebundenen Bluta-
    dern bisweilen nicht erfolget 397
  • ‒ 10. Die Zuſammendruͤkkung thut eben das, was das
    Binden zuwegebringt 398
  • ‒ 11. Ein Beweis, der von der Zuruͤkhaltung des Blutes
    hergenommen iſt, die auf das Binden derer aͤuſſern
    Glieder erfolgt. 399
  • ‒ 12. Eine entbloͤſſete Blutader ſchwillt eben ſowohl auf,
    wenn ſie unterbunden wird 401
    • An verſchiedenen Blutadern angeſtellete Verſuche 402
  • ‒ 13. Widernatuͤrliche Geſchwulſte, welche die Blutadern
    druͤkken, zwingen dieſelben ebenfalls zum Aufſchwel-
    len 404
  • ‒ 14. Bisweilen ſchwillt eine unterbundene Blutader nicht
    auf 405
  • ‒ 15. Und es befindet ſich zwiſchen zwo Schnuͤren noch
    Blut 407
  • ‒ 16. Saure Saͤfte verdikken die Blutſaͤule in dem Wege
    durch die Blutadern 408
  • ‒ 17. Der Augenſchein bekraͤftigt den Weg, den das Blut
    durch die Blutadern nimmt 408
  • ‒ 18. Und doch tritt es bisweilen gegen die aͤuſſern Glie-
    der zuruͤkke 409
    • Das Schwanken derer Blutadern 410

Appendix C.3 Dritter Abſchnitt.
Der Weg des Blutes aus den Schlagadern in die
Blutadern.


  • §. 1. Es muß das Blut aus denen Schlagadern in die
    Blutadern, und aus dieſen in das Herz flieſſen 411

§. 2.
[]uͤber den erſten Theil.
  • §. 2. Folglich wird die Blutader ausgeleeret, und bekomt
    kein Blut, wenn die Schlagadern gebunden worden 413
    • Ein Einwurf, der von einem gegenſeitigen Erfolg her-
      genommen iſt 414
    • wird erklaͤrt 414
  • ‒ 3. Das Herz wuͤrde ohne die Blutadern gar kein Blut
    haben 415
    • Berechnung, wie viel Blut in gegebener Zeit aus dem
      Herzen herausfließt 416
    • Der von der nicht gaͤnzlich erfolgenden Ausleerung des
      Herzens hergenommene Einwurf wird gehoben 417
    • Jn einem Tage flieſſet ſo viel Blut durchs Herz, als kaum
      in ſechshundert Tagen aus den Speiſen verfertigt
      werden kann 419
  • ‒ 4. Aber auch aus denen Wunden koͤnnte nicht ſo viel Blut
    herausſtuͤrzen, wenn das Blutaderblut nicht wieder
    ins Herz und in die verlezte Schlagadern, zuruͤkkaͤme 420
    • Der hoͤchſtſchnelle Ausfluß des Blutes bei toͤdlichen
      Blutergieſſungen 421
  • ‒ 5. Eben dergleichen toͤdliche Verblutungen erfolgen,
    wenn die kleinſten Gefaͤſſe verwundet worden 422
    • z. E. eine Schlagader an den Zaͤhnen 422
  • ‒ 6. Die Thiere verbluten ſich auch bey Verwundungen de-
    rer Blutadern 425
  • ‒ 7. Ein Beweis, der von denen in die Blutadern geſpriz-
    ten Giften hergenommen iſt, deren Schaͤrfe ſich durch
    alle Blutadern uͤberall im Thiere verbreitet 427
    • Verſuche mit vergifteten Pfeilen 428
  • ‒ 8. Eingeſprizte Gifte. Geſchichte von der Einſprizzung
    fluͤßiger Arzeneien 429
  • ‒ 9. Die Wirkung derer eingeſprizten Gifte, die das Blut
    verdikken 430
  • ‒ 10. Die Wirkung derer einſchlaͤfrenden und betaͤubenden
    Mittel 432
  • ‒ 11. Die eigenthuͤmliche Kraft gewiſſer Arzeneien. Derer
    Brechmittel 434
    • Derer Purgirmittel 435
    • Derer harntreibenden Mittel 436
  • ‒ 12. Es werden krampfhafte Verzukkungen und toͤdliche
    Zufaͤlle erregt 436
  • ‒ 13. Die heilſame Kraft eingeſprizter Saͤfte 438
  • ‒ 14. Dieſe Heilungsart iſt bisher widerrathen worden 439

Q q q 5‒ 15.
[]Regiſter
  • §. 15. Fernerer Beweis, der von der Blutverpflanzung
    (transfuſio ſanguinis) hergenommen wird 440
    • Die Geſchichte der Blutverpflanzung 441
  • ‒ 16. Die Englaͤnder ſind die erſten, welche das Blut aus
    einem Thiere in das andere zu leiten verſucht haben 442
  • ‒ 17. Jhnen folgten die Franzoſen nach 444
  • ‒ 18. Dieſe machen den Verſuch zuerſt am Menſchen,
    mit groſſem Zutrauen 445
  • ‒ 19. Die Hofnung wird aber durch toͤdliche Erfolge ver-
    nichtet 446
  • ‒ 20. Durch die Vergroͤſſerungsglaͤſer wird der Umlauf
    des Blutes deutlich vorgeſtellet 448
    • Des Malpighius Verſuche 448
  • ‒ 21. Leeuwenhoͤks Entdekkungen 449
  • ‒ 22. und anderer Neuerer ihre 452
  • ‒ 23. Des Herrn von Hallers eigene Erfahrungen 454
  • ‒ 24. Der eigentliche und wahre Erfinder des Blutumlau-
    fes iſt Harvey456
  • ‒ 25. Und alſo weder der Hippocrates, deſſen hieher ge-
    hoͤrige Stellen unterſucht werden 458
  • ‒ 26. noch Salomo, Plato, Nemeſius, oder ein anderer
    von denen alten Schriftſtellern 461
  • ‒ 27. auch nicht Servetus, und noch viel weniger Jacob
    Ruef
    463
  • ‒ 28. Caͤſalpinus kam der Wahrheit ſchon ein wenig naͤ-
    her 464
  • ‒ 29. Paul Sarpi hat auch den Umlauf des Blutes nicht
    erfunden 464
  • ‒ 30. Auch nicht Helfrich Dieterich466
    • oder Thomas Harriot, und Honoratus Fabri467
  • ‒ 31. Noch vielweniger die Chineſer, oder Perſer468
  • ‒ 32. Die Ehre der Erfindung gehoͤrt dem Harvey al-
    lein zu 469
  • ‒ 33. Einige Einwuͤrfe 470
    • Der Umlauf des Riolanus471
    • Des Fortunius Licetus472
    • Des Homobonus Piſoni neuere Einwendungen gegen
      den Umlauf des Blutes 472
    • und andrer ihre 473
  • ‒ 34. Die Wahrheit haben Joh. Walaͤus und die hollaͤn-
    diſchen Aerzte 474
    • ingleichen Joh. Pecquet und andre vertheidiget 475

Vier-
[]uͤber den erſten Theil.

Appendix C.4 Vierter Abſchnitt.


  • Der Lauf des Flieswaſſers und anderer duͤnnern Saͤfte.
  • §. 1. Das Flieswaſſer bewegt ſich aus den kleinſten Ge-
    faͤſſen bis zum Bruſtkanale hin 476
  • ‒ 2. Daß es dieſen Weg nehme, zeigen die unterbun-
    dene Flieswaſſergefaͤſſe 477
  • ‒ 3. und der Bau der Klappen 479
  • ‒ 4. obgleich dieſelben bisweilen das Flieswaſſer wieder
    zuruͤkgehen laſſen 480
  • ‒ 5. Des Bilſius irrige Meinung, daß das Flieswaſſer
    wie das Schlagaderblut aus denen Behaͤltniſſen des
    Speiſeſafts uͤberall im Koͤrper ausgetheilet werde 482
    • Dieſe wird widerlegt 484
  • ‒ 6. Ein anderer Jrrthum, daß die Flieswaſſergefaͤſſe mit
    andern durchſichtigen Gaͤngen Gemeinſchaft haͤtten 485
  • ‒ 7. Wo der in denen kleinen Blutaͤderchen befindliche
    Saft hinkomme 486

Appendix D Viertes Buch.
Das Herz.


Appendix D.1 Erſter Abſchnitt.
Die aͤuſſern Bekleidungen des Herzens.


  • §. 1. Das Ribbenfell beſtehet aus einem dicht verwebten zell-
    foͤrmigen Gewebe 487
    • und iſt eine einfache, nicht aber eine doppelte Mem-
      brane 488
  • ‒ 2. Aus dem Ribbenfelle bilden ſich zween Saͤkke 490
  • ‒ 3. welche, wenn ſie ſich zuſammen vereinigen, das Mittel-
    fell ausmachen 492
    • naͤmlich das vordere 492
    • und hintere Mittelfell 493
  • ‒ 4. Beſchreibung des vorderen Mittelfelles 494
    • Deſſen rechtes 495
    • und linkes Blat 496
  • ‒ 5. Das hintere Mittelfell 498
    • Deſſen rechtes 499
    • und linkes Blat 499
  • ‒ 6. Die Lungenbaͤnder 501

§. 7.
[]Regiſter
  • §. 7. Die Hoͤlung des vordern Mittelfelles 502
    • Der Siz derer Eitergeſchwuͤre und Breigeſchwuͤlſte 503
    • Die Hoͤlung des hintern Mittelfelles 504
    • Die Mittelfellshoͤle, welche nur den Thieren eigen iſt 505
  • ‒ 8. Die Gefaͤſſe des Mittelfelles 505
    • Die Schlagadern 506
    • Die Blutadern. Der Nuzzen dieſer bekleidenden Mem-
      brane 507
  • ‒ 9. Der Herzbeutel. Wird aͤuſſerlich vom Mittelfelle
    bedekt 508
  • ‒ 10. Wie der Herzbeutel auf dem Zwerchfelle aufliegt
    und daran angewachſen iſt 509
    • Warum das nur am Menſchen allein ſo iſt 510
  • ‒ 11. Das obere Ende dieſer Herzbekleidung 512
  • ‒ 12. Jhr vorderes Ende. 513
  • ‒ 13. Wie der Herzbeutel an groſſe Gefaͤſſe angewachſen
    iſt. Vorwaͤrts 515
  • ‒ 14. und hinterwaͤrts 517
    • Der Ring des Herzbeutels, der die Aorte und Lungen-
      ſchlagader in ſich begreift 518
  • ‒ 15. Der Theil des Ringes, welcher an der Lungenſchlag-
    ader feſte iſt 520
    • Die Befeſtigung des Herzbeutels in dem Zwiſchenraum
      derer Holadern 521
    • Die Loͤcher am Herzbeutel 522
    • Die hinterſten Hoͤrner 523
    • Die vordern Hoͤrner deſſelben 524
  • ‒ 16. Die weſentliche Beſchaffenheit des Herzbeutels.
    Er entſtehet aus dem zellfoͤrmigen Gewebe 525
  • ‒ 17. und einem einzigen Blate 526
    • Anderer ihre Meinungen davon 527
  • ‒ 18. Die Schlagadern 529
    • Blutadern 532
    • und kleinen Nerven des Herzbeutels 533
  • ‒ 19. Das Waſſer des Herzbeutels 534
    • wer daſſelbe gelaͤugnet habe 534
  • ‒ 20. Dies Waſſer iſt wirklich vorhanden, und in allen
    Thieren befindlich 535
  • ‒ 21. Es iſt von gleicher Beſchaffenheit wie das Flieswaſſer
    540
  • ‒ 22. und wird, wenn es verdorden iſt, dikke 542
    • Die daher entſtehende ſchlimme Folgen ſind Schwaͤmme,
      die am Herzen hervorkommen 543
    • Haare, die das Herz zottig machen 544
    • und eine Zuſammenwachſung des Herzbeutels und des
      Herzens 546
    • Was aus dieſer Zuſammenwachſung vor Beſchwerun-
      gen entſtehen 548
  • §. 23. Wegen dieſer Zuſammenwachſung hat man ſich von
    einigen Menſchen eingebildet, ſie haͤtten gar keinen
    Herzbeutel gehabt 551
    • Einige Thiere ſollen gar keinen Herzbeutel haben, welches
      aber falſch iſt 552
  • ‒ 24. Der Nuzzen des Herzbeutels. Er unterſtuͤzzet das
    Herz 553
  • ‒ 25. Allzugroſſer Ueberfluß vom Herzbeutelwaſſer 554
  • ‒ 26. Der Nuzzen dieſes Waſſers 557
  • ‒ 27. und deſſen Quell. Es kommt nicht aus dem Bruſt-
    kanal 558
    • nicht aus der Bruſtdruͤſe559
    • nicht aus einfachen Druͤſen 559
    • nicht aus beſondern Druͤſen im Herzbeutel, als welcher
      ohnehin keine hat 561
    • ſondern aus einem Dunſt 562
    • den man durch die Kunſt nachmacht 563
  • ‒ 28. Die Blutadern ſaugen dieſes Waſſer wieder in ſich 565

Appendix D.2 Zweiter Abſchnitt.
Die Herzohren.


  • §. 1. Was vor Thiere von der Natur mit einem Herzen ſind
    verſehen worden 567
    • Was vor welche keins bekommen haben 567
    • Welche ein cilindriſches haben 569
  • ‒ 2. Die Geſtalt des Herzens im Menſchen iſt wie ein durch
    die Achſe zerſchnittener Kegel 569
    • Der Herzgrund (baſis) 572
    • Die zweihuͤglige Spizze 572
  • ‒ 3. Die Lage des Herzens im Menſchen 573
    • und in vierfuͤßigen Thieren 575
    • Jrrige Benennung der rechten und linken Herzkammer 576
    • Was das Herz vor verſchiedene Lagen bei ein und andern
      Menſchen gehabt habe 577
  • ‒ 4. Verkehrte Lage des Herzens 578
    • ſchwebende und fehlerhafte Lage 579
  • ‒ 5. Von denen Herzobren uͤberhaupt 580
    Was
    []Regiſter
    • Was man eigentlich ſo nenne, und was vor unrechte Be-
      griffe mit dieſem Namen verbunden werden 581
    • Die eigentliche Abſicht, warum die Herzohren ſind gebil-
      det worden 582
    • Nur ein einziges Herzohr iſt in Thieren von kaltem Blu-
      te, in Fiſchen, und vierfuͤßigen eyerlegenden 583
    • Einige Schriftſteller ſind hiervon anderer Meinung 584
  • §. 6. Das rechte Herzohr 585
    • Seine Geſtalt 586
    • und Graͤnzen 587
  • ‒ 7. Die ins rechte Ohr eingepflanzte Holadern 588
    • Einige Veraͤnderungen bei dieſen Blutadern 589
    • und ihr muskelhaftes Weſen 590
  • ‒ 8. Die gezakte Muskeln des Herzohres 591
    • Jhre Enden 592
    • Jhre Muskeln, wovon die zarten Muskeln des Anhangs
      am Herzohre entſtehen 593
    • Die duͤnnen Membranen des Herzohres 594
  • ‒ 9. Der rechte Sinus 595
    • Deſſen Faſern und Bau596
  • ‒ 10. Lowers Herzohrenknote 597
    • iſt nicht am Menſchen befindlich 598
  • ‒ 11. Die eyfoͤrmige Grube 599
  • ‒ 12. Der eyfoͤrmige Ring, oder des Vieuſſens Gruben-
    wand (iſthmus) 601
  • ‒ 13. Die Euſtachiſche Klappe 603
    • iſt natuͤrlicher Weiſe ohne Gitterwerk 604
    • und allezeit zugegen. Jhr Nuzzen 609
  • ‒ 14. Der linke Sinus 610
    • Der vornehmſte Theil deſſelben iſt der wuͤrfelfoͤrmige 611
    • und der ausgezakte Anhang 612
  • ‒ 15. Die Lungenblutadern 612
    • Deren ſind wirklich viere 613
  • ‒ 16. Das linke Herzohr 614
    • und deſſen Fafern 614
  • ‒ 17. Das rechte Herzohr iſt geraͤumiger 615

Appendix D.3 Dritter Abſchnitt.
Der Bau des Herzens.


  • §. 1. Die aͤuſſere Herzmembrane 617
    • Darunter liegt ein zellfoͤrmiges Gewebe, und Fett ib.
    • Verwachſungen von Krankheiten 619

§. 2. Die
[]uͤber den erſten Theil.
  • §. 2. Die rechte, oder vordre Kammer des Herzens 619
    • Deren Geſtalt 620
    • Jhre Dikke 621
  • ‒ 3. Die rechte Herzkammer iſt geraͤumiger, als die linke 622
  • ‒ 4. Die innere Herzmembrane 625
    • Das fleiſchige Nezchen 626
  • ‒ 5. Was die Blutaderſehne im Herzen eigentlich ſey 627
    • Sie iſt keine wahre Sehne 628
  • ‒ 6. Der Klappenring der rechten Blutadermuͤndung ib.
    • Welche Schriftſteller denſelden gezeichnet, und beſchrie-
      ben haben 629
    • Jſt fuͤr drei Klappen gehalten worden 630
    • Die zizzenfoͤrmige Muskeln 631
    • und deren Sehnen ib.
  • ‒ 7. Die Klappen, in welche einige den Blutaderring ein-
    getheilt 633
    • Die groͤſte, obere, vordere 634
    • die mittlere, oder die am ſcharfen Herzrande 635
    • die kleinſte, oder die an der Scheidewand des Herzens 635
    • Veraͤnderungen, die hier zuweilen vorkommen 636
    • Wie dieſe Klappen in den Voͤgeln beſchaffen ſind 637
  • ‒ 8. Die rechte Schlagadermuͤndung 638
    • Was die Schlagaderſehne ſey 639
  • ‒ 9. Die Klappen an der Schlagadermuͤndung 640
    • Der Sinus an der Lungenſchlagader 642
  • ‒ 10. Der Rand der Klappen ib.
    • Die Knoͤtchen daran 643
    • und die queer-und bogenfoͤrmige Faſern 643
    • dienen zur Verſchlieſſung der Schlagader 645
  • Jhre Verhaͤrtung 646
  • ‒ 12. Warum einige Thiere nur eine einzige Herzkam-
    mer haben 646
    • Warum andere zwo 647
    • und kein Thier deren drei hat 648
  • ‒ 13. Die Scheidewand im Herzen 649
    • deren Gruͤbchen ſind faſt niemals durchloͤchert 650
  • ‒ 14. Die linke Herzkammer 652
  • ‒ 15. Die Blutadermuͤndung an der linken Herzkammer 653
    • Jhr Blutaderring und zwo muͤzzenfoͤrmige Klappen 654
    • welche oft verhaͤrtet werden 655
    • die zizzenfoͤrmige Muskeln 656
  • ‒ 16. Die Schlagadermuͤndung 657
    • Die halbmondenfoͤrmige Klappen daran 657

§. 17. Die
[]Regiſter
  • §. 17. Die Kuͤgelchen des Arantius an dieſen Klappen 659
    • und ihre oͤftere Verhaͤrtung 660
    • Die Sinus der Aorte 661
  • ‒ 18. Das Herzbeinchen gehoͤrt unter die Krankheiten 662
  • ‒ 19. Die Fleiſchfaſern des Herzens 664
    • vergittern ſich als ein Nez 665
  • ‒ 20. Am Herzen befinden ſich keine gerade Faſern 666
  • ‒ 21. Die Herzfaſern ſind ſchwer zu praͤpariren und zu be-
    ſchreiben 668
    • Was der Verfaſſer davon ſelbſt geſehen hat 669
  • ‒ 22 Was Borellus670
    • Nic. Stenonis, der Sohn, Raymund Vieuſſens, J.
      M. Lanciſius671
    • Johann Tabor672
  • ‒ 23. Jac. Benign. Winslow673
    • Joh. Friedr. Caſſebohm, und 674
  • ‒ 24. Joh. Bapt. Senac davon anmerken 675
  • ‒ 25. Die Herznerven 679
    • Die Geſchichte derſelben vom Verfaſſer 680
    • Der Herflaͤchennerve 681
    • Die Nerven, die vom mittleren Knoten des Genikkes
      herkommen 683
    • Das groſſe Nervengeflechte im Herzen 685
    • Der untere Nakkenknote 686
    • Die Nerven der linken Seite 687
    • Die vornehmſten drei Klaſſen der Herznerven 687
  • ‒ 26. Des Williſius Herznerven ſind aus den Thieren
    hergenommen 690
    • Des Vieuſſens ſeine 690
  • ‒ 27. Dieſe Nerven nach dem Lanciſius692
    • Winslow, und 693
    • Walther694
  • ‒ 28. Beſchreibung dererſelben nach dem Senac694
    • Peter Tarin, und 695
    • Caſim. Chriſtoph Schmiedel696
  • ‒ 29. Nerven die uns noch unbekannt ſind 697
  • ‒ 30. Die Kranzſchlagadern 698
    • Deren Urſprung befindet ſich uͤber den Klappen 698
    • Urſache des Jrrthums, warum viele geglaubt, das
      Herz werde alsdenn blaß, wenn es ſich eben zuſam-
      menziehet 701
    • Wie das Herz blaß werde. Nicht ſein Fleiſch, ſondern die
      Hoͤle, die ihr Blut ausſchuͤtter, macht es blaß 702
    • Des Petriolus Diſtinction 703
  • §. 31. Es ſind immer zwo Kranzſchlagadern vorhanden 704
    • Sie haben keine Klappen 706
    • auch keine innere wichtige Membrane ib.
  • ‒ 32. Die rechte, oder untere Kranzſchlagader 707
    • Die Krone an der Schlagader im Herzen iſt von kei-
      ner Erheblichkeit 710
  • ‒ 33. Die linke, oder obere Kranzſchlagader 711
    • Deren Hauptaͤſte. Der vordere ib.
    • der krummgebogene 712
    • der innere, oder tiefe Aſt 713
  • ‒ 34. Die drei Claſſen von den Blutadern des Herzens 714
    • Die groſſen. Die Kranzblutader ib.
    • Jhre Muͤndung am rechten Herzohre 715
    • und die daſelbſt befindliche Klappen ib.
    • Die Kranzblutadern haben keine Klappen 716
    • Die Aeſte der Kranzblutader 717
  • ‒ 35. Die mittlere Blutader am Herzen 718
    • Die Blutader des rechten Sinus 719
    • die ungenannten Blutadern 720
    • die vordere Blutader des Galenus721
  • ‒ 36. Die mittelmaͤßige Blutadern des Herzens ib.
    • Die Blutadern, welche die Aorte umgeben 722
    • Noch andere von dieſer Art ib.
  • §. 37. Die kleinſten Herzblutadern 723
    • Ob ſie ſich in die Herzhoͤle oͤfnen 724
    • Dieſes ſcheinen ſie zu thun 725
    • Sie laſſen aber kein beſonder Blut durch, welches das
      Blut der Holader vollkommen zubereiten ſollte 729
  • ‒ 38. Ob man im Herzen Druͤſen finde 730
    • An Fiſchen ſcheinen einige vorhanden zu ſeyn 731
  • ‒ 39. Die Flieswaſſergefaͤſſe des Herzens ib.

Appendix D.4 Vierter Abſchnitt.
Die Bewegung des Herzens.


  • §. 1. Die Zuſammenziehung iſt dem Herzen nicht natuͤrlich
    733
    • Es erweitert ſich auch nicht von ſelbſten 734
  • ‒ 2. Ob die Erweiterung des Herzens von geraden Faſern
    herruͤhre 735
    R r rEs
    []Regiſter
    • Es ſcheint dieſes nicht richtig zu ſeyn 736
  • §. 3. Die Erſcheinungen beim Zuſammenziehen des Her-
    zens 740
  • ‒ 4. Das Herz wird allerdings, wenn es ſich zuſammen-
    zieht, kuͤrzer 742
    • Gegengruͤnde 743
    • Beantwortung dererſelben 745
    • Woher die Verſuche des beruͤhmten Queye ſolchen Er-
      folg gehabt 746
  • ‒ 5. Der Herzſchlag 747
    • Erſcheinungen dabei 748
  • ‒ Das Schlagen derer Herzohren 750
  • ‒ 7. Unter der Zuſammenziehung leert ſich das Herz
    aus 752
    • nicht aber indem es ſich erweitert 753
    • ob es ſich von allem Blute jedesmal entledige. Es
      ſcheint ſolches zu thun 755
  • ‒ 8. Erſcheinungen bei der Erweiterung des Herzens 757
  • ‒ 9. Das Schlagen der Holader 759
  • ‒ 10. Auf dieſes folgt das Schlagen des rechten Herz-
    ohres 762
    • Der Ruͤcklauf des Blutes aus dem Herzohre in die
      Holader 763
    • Der Nuzzen davon 764
    • Hingegen kann das Blut, wenn es ſich in dieſem Herz-
      ohre anhaͤuft, den Tod zuwege bringen 765
    • Der rechtmaͤßige Weg, den das Blut in die rechte Kam-
      mer nimmt 766
  • ‒ 11. Die Lungenſchlagader wird von der groͤſten Bluta-
    derklappe verſchloſſen 767
  • ‒ 12. Das Blut tritt in die rechte Kammer 769
  • ‒ 13. Hierauf in die Schlagader die im rechten Herzen
    befindlich iſt, weil es die Klappen vergoͤnnen 770
    • Doch koͤmmt etwas davon ins rechte Herzohr zu-
      ruͤkke ib.
    • Verſuche, wodurch vorbemeldeter Weg des Blutes er-
      weislich gemacht wird 773
    • Der Blutumlauf an den kalten Thieren 775
  • ‒ 14. Jn den warmen Thieren gehet das Blut aus der
    Lungenſchlagader in die Blutadern der Lunge 777
    • das erweiſen die Unterbindungen ib.
    • und einige Krankheiten 778

§. 15.
[]uͤber den erſten Theil.
  • §. 15. Die Lungenblutadern ſchlagen eben ſowohl, als die
    Holadern 780
  • ‒ 16. Der Zufluß und Ruͤkfluß des Blutes aus dem lin-
    ken Sinus in die Lungenblutader 781
    • aus dieſer in die linke Herzkammer 782
    • Dieſes beweiſen die Klappen ib.
    • und einige Krankheiten 783
  • ‒ 17. Dieſer Lauf des Blutes durch die Lunge heiſſet der
    kleine Umlauf 784
    • den Servetus erfunden hat 785
  • ‒ 18. Aus der linken Kammer koͤmmt das Blut in die
    Aorte 786
    • Dieſes beweiſen die halbmondenfoͤrmigen Klappen,
      und einige Krankheiten 787
    • ob dieſe Klappen etwas ins Herz zuruͤkke laſſen 789
  • ‒ 19. Die Zeitraͤume, innerhalb welchen ſich die Theile
    des Herzens nach einander in Bewegung ſezzen 791
    • Jn dem erſten Zeitpunet ſchlaͤgt die Holader und die
      Lungenblutader ib.
    • zu gleicher Zeit erfuͤllet das von den Blutadern zuruͤk-
      kommende Blut die Sinus und die Herzohren 792
    • und das nicht in verſchiednen Zeiten 793
    • ob gleich der Durchfluß des Blutes nicht in einem Au-
      genblik durch das Ohr und die Kammer geſchicht 794
  • ‒ 20. Hierauf folget im zweiten Zeitpunct die Zuſammen-
    ziehung beider Herzohren ib.
  • ‒ 21. Jm dritten Zeitpunct, die Zuſammenziehung beider
    Kammern 795
  • ‒ 22. Des Lanciſius Meinung, welche der unſrigen ent-
    gegen geſezt iſt 797
    • Es geſchehe naͤmlich die Zuſammenziehung der Ohren
      in einer gewiſſen kurzen Zeit zugleich mit der Zuſam-
      menziehung derer Kammern ib.
    • Dieſe Meinung kommt aber nicht mit denen Verſuchen
      uͤberein 798
    • auch nicht mit der Vernunft 799
  • ‒ 23. Des Nicholls Meinung. Es ziehe ſich weder das
    rechte Herzohr mit dem linken, noch die rechte Kam-
    mer mit der linken, zu einerlei Zeit zuſammen 802
    • Warum dieſe Begriffe nicht zugeſtanden werden koͤnnen ib.
    • Ein Einwurf wird gehoben 805
  • ‒ 24. Das Ende derer Bewegungen der Kammern, der Oh-
    ren, der Hol- und Lungenblutader 807
    R r r 2Mat-
    []Regiſter
    • Matter Herzſchlag 807
    • Ruhe der linken Kammer, und des Sinus 808
    • Ferner der rechten Kammer, und des rechten Herzohres ib.
    • Das rechte Herzohr lebt lange 809
    • Ruhe der Holader und der Lungenblutader 811
  • §. 25. Wie weit die Kraft des Herzens das Blut treibt 812
    • bis in die haarfoͤrmigen Schlagaͤderchen 813
  • ‒ 26. Jn die rothe Blutadern 814
  • ‒ 27. Auch in die kleine Gefaͤſſe, und nach allen Puncten
    des Koͤrpers 816
  • ‒ 28. Das Herz iſt das erſte, was ſich im Thiere be-
    wegt 820
    • Es iſt in der Frucht groͤſſer, als im erwachſnen Thiere 821
    • ferner in den jungen Thieren, Voͤgeln, und muthigen
      Thieren 822
  • ‒ 29. Die Gegner, welche behaupten, das Blut werde
    nicht vom Herzen allein, oder vornaͤmlich bewegt 824
    • Der erſte Einwurf, welcher von Leibesfruͤchten die keine
      Koͤpfe gehabt, hergenommen wird ib.
  • ‒ 30. Ein andrer, von der Bewegung des Blutes, die
    noch uͤbrig iſt, nachdem das Herz herausgeriſſen wor-
    den 826
  • ‒ 31. Ferner wendet man ein, es reichten die Kraͤfte des
    Herzens nicht zu, den Umlauf des Blutes zu unter-
    ſtuͤzzen 827
  • ‒ 32. Folglich wuͤrde der Mangel derer Herzkraͤfte 1) durch
    die Zuſammenziehung der Schlagadern ergaͤnzet 829
    • welches durch Verſuche ſoll bewieſen werden 830
  • ‒ 33. 2) Durch die Schwingungen derer kleinſten Gefaͤſſe,
    welche aber nicht wahrzunehmen ſind 831
  • ‒ 34. 3) Durch die Kraft der von der Waͤrme ausgedehn-
    ten Luft, nach der Meinung des Hutchinſon834
  • ‒ 35. und des beruͤhmten Bertier835
  • ‒ 36. Dieſe Einwuͤrfe werden beantwortet 837
    • Das Leben dauret noch bei ſehr ſchweren Verlezzungen
      des Gehirns 837
    • Das Schwanken des Blutes nach dem Tode koͤmmt von
      dem Anziehen her 838
    • Man kann in der That den Stoß des Herzens bis in
      den kleinſten Schlagaͤderchen wahrnehmen ib.
    • Daß das Herz druͤkken, und nicht ſtoſſen ſoll, iſt eine
      pure Subtilitaͤt 840

§. 37.
[]uͤber den erſten Theil.
  • §. 37. Die zuſammenziehende Kraft der Schlagadern in
    Thieren von warmen Blute iſt in der That kleiner,
    als die Kraft des Herzens 842
    • und koͤmt derſelbigen nicht zu ſtatten 844
  • ‒ 38. Das Anziehn der kleinen Gefaͤſſe wird verworfen ib.
  • ‒ 39. Jmgleichen auch ihre Schwingungskraft 847
    • Die periſtaltiſche Kraft der Gefaͤſſe iſt noch nicht hin-
      laͤnglich bewieſen 849
  • ‒ 40. Die Bewegung des Blutes wird weder von der
    aͤuſſern Luft 851
    • noch von der, die im Blute ausgebreitet iſt, befoͤrdert 852
  • ‒ 41. Die Kraft des Herzens iſt die vornemſte Urſache
    von der Bewegung des Blutes 853
  • ‒ 42. Sie hat auch einen groſſen Nachdruk, da ſie vieles
    Blut, und zwar ſchnell forttreibt 854
  • ‒ 43. Verſchiedene Maaſſe dieſer Kraͤfte. Des Borel-
    lus
    Ausrechnung 856
  • ‒ 44. Jacob Reils Berechnung 858
    • Die von ihm beſtimmte Geſchwindigkeit des Blutes 858
    • Der Blutcilinder, deſſen Schwere dieſe Schnelligkeit
      zuwege bringen kann 860
    • Der Sprung des Blutſtrals 861
    • Anmerkung uͤber Keils Rechnung ib.
    • Er hat den Widerſtand aus der Acht gelaſſen, den das
      Herz vor ſich findet, und die Verſpaͤtung, die er
      ſelbſt angenommen hatte 862
  • ‒ 45. Die Berechnung Jacob Jurins864
  • ‒ 46. Joſeph Morlands, und Johann Tabors866
  • ‒ 47. Jngleichen des Stephan Hales. Das Gewicht
    des Blutes, welches das zuſammengezogne Herz
    in die Hoͤhe hebt 867
    • Die Geſchwindigkeit, mit der es fortgetrieben wird 868
    • Anmerkungen uͤber dieſe Berechnung 869
  • ‒ 48. Die Berechnung des Thomas Morgan, und Bryan
    Robinſon870
  • ‒ 49. Des Franz Boiſſiers871
  • ‒ 50. Des Daniel Bernoulli, der dem Herzen zu wenig
    beilegt 872
  • ‒ 52. Erinnerungen des vortreflichen Senac873
  • ‒ 53. Des Verfaſſers Beobachtungen Es ſind die Kraͤfte
    des Herzens anſehnlich, aber ſchwerlich in Berech-
    nungen zu bringen 875

R r r 3Fuͤnf-
[]Regiſter

Appendix D.5 Fuͤnfter Abſchnitt.
Die Urſachen des Herzſchlages.


  • §. 1. Die Fleiſchfaſern. Jhre Verkuͤrzung an den Kam-
    mern 879
    • und Ohren 880
  • ‒ 2. Die Faſern erhalten ihre Bewegung von denen Ner-
    ven. 882
    • Ob der Herzſchlag, nach Unterbindung des achten Ner-
      venpaares aufhoͤrt 883
    • oder nach Unterbindung der Jnterkoſtalnerven 886
    • ingleichen nach Verlezzung des Ruͤkkenmarkes 887
    • Nach allen dieſen ſchlaͤgt das Herz noch 888
    • Die Wunden des Ruͤkkenmarkes ſind nicht allezeit toͤd-
      lich 889
  • ‒ 3. Die Urſache des Herzſchlages, iſt ſeine reizbare Na-
    tur 890
    • in Anſehung deren das Herz die andern Theile des
      Koͤrpers uͤbertrift 891
  • ‒ 4. Die verſchiedene Reize, welche das Herz zur Bewe-
    gung antreiben. Die Waͤrme 893
    • Scharfe Salze. Allerlei ſpitzige Werkzeuge 894
    • Der innere Reiz iſt ſtaͤrker, und am allerſtaͤrkſten der,
      der von der Luft herkommt. 896
    • An jungen Thieren iſt das Herz reizbarer. 897
    • Jngleichen auch an Thieren, die nur eine Herzkammer
      haben 898
  • ‒ 5. Die reizbare Kraft ruͤhret nicht von den Nerven her 898
    • Denn dieſe iſt noch im ausgeriſſnen und zerſchnittnen
      Herzen uͤbrig 899
    • Auch an warmen Thieren 901
  • ‒ 6. Unterſuchung der Urſache, welche die beſtaͤndige Be-
    wegung im Herzen hervorbringt 903
  • ‒ 7. Dieſe ruͤhret nicht von einem angebohrnen Feuer
    her 904
  • ‒ 8. Sie ſtekkt auch nicht in denen zum Leben erforderli-
    chen Nerven, die das Herz beſonders haben ſoll 905
    • Wie es dem Williſius, Vieuſſens, und andern auch
      auf andere Art dem Lanciſius und Lieutaud vor-
      gekommen 906
  • ‒ 9. Denn es muͤſte ſich dieſe Urſache in allen Thieren
    durchgaͤngig finden, die nur ein Herz haben 910
    Das
    []uͤber den erſten Theil.
    • Das kleine und groſſe Gehirn unterſcheiden ſich nicht 911
    • Jhre Wunden ſind nicht ſogleich toͤdlich ib.
    • Desgleichen ſind auch die Nerven des kleinen Ge-
      hirns, zu keinen gewiſſen, zur Erhaltung des Lebens
      erforderlichen Verrichtungen beſtimmt 913
  • ‒ 10. Die uͤbrigen Meinungen des J. M. Lanciſius915
    • Joh. Swammerdam916
    • Joh. Gottfr. Bergers, und Joh. von Gorter917
  • ‒ 11. Unterſuchung der von Stahlen angegebenen Herr-
    ſchaft der Seele 919
    • Die Gruͤnde, ſo fuͤr dieſe Meinung angefuͤhret wer-
      den 920
    • Widerlegung dererſelben 923
    • Es wird hierbei keine mechaniſche Urſache angegeben,
      wodurch das Herz zur Bewegung ſoll geſchickt ge-
      macht werden 923
    • Die willkuͤrlichen, und die von ſelbſt erfolgenden Bewe-
      gungen, werden niemals unter einander verwirret 924
    • Keine von ſelbſt erfolgende Bewegungen verwandeln
      ſich in willkuͤrliche, wenn man die Gewohnheit weg-
      nimmt 925
  • ‒ 12. Die Seele wohnt nicht im Herzen 928
    • denn ſie wirket noch, wenn das Herze gleich herausge-
      riſſen worden 929
    • Das Herz braucht zu ſeinem Geſchaͤfte weder den Kopf,
      noch das Gehirn 931
    • Einwendungen des beruͤhmten Whytt932
    • Hierauf wird geantwortet, daß die Seele nicht im ab-
      geſchnittnen Gliede ſey, da doch daſſelbe noch reiz-
      bar bleibet 933
  • ‒ 13. Jm Herzen ſtekkt die Urſache, warum es zu einer
    beſtaͤndig erhaltenden Bewegung geſchickt iſt 934
    • Die Nerven des Herzens ſind nicht groͤſſer, noch auch
      zahlreicher als an andern Theilen 936
    • Sie liegen aber vielleicht etwas mehr entbloͤſſet ib.
  • ‒ 14. Die Reizung gehet im Herzen ununterbrochen und
    beſtaͤndig fort 937
    • Einwurf: auch das leere Herz ſchlage 938
    • Antwort darauf: Wenn man dem Herzen das Blut
      entziebet, ſo ſchwaͤchet man ſeine Kraͤfte 938
    • Der gereizte Theil des Herzens ziehet ſich zuſammen 940
    • Das ausgeleerte Herz’ wird ruhig 941
    • Theilt man den linken Theilen den Reiz mit, ſo ſchla-
      gen dieſe laͤnger 943
    • Folglich entſtehet alſo die Bewegung des Herzens vom
      Reize 945
    • Vielleicht durch Beihuͤlfe derer Nerven ib.
    • Welche Gelehrte eben dieſer Meinung geweſen ſind ib.
  • §. 15. Warum das linke Ohr am laͤngſten unter allen lebe 946
    • Weil die linken Herzhoͤlen kein Blut empfangen 947
    • wenn indeß die rechten noch immer einiges erhalten. 948
  • ‒ 16. Wie halbtodte Menſchen wieder zum Leben ge-
    bracht werden 950
    • Durch Erregung allerlei Schmerzen 951
    • und nachdruͤkliche Forttreibung des Bluts in das
      Herz 952
  • ‒ 17. Warum die Herzohren eher, als die Kammern,
    ſchlagen 953
  • ‒ 18. Worinnen die Urſache der Abwechſelung beſtehe, in
    welcher die Ohren und Kammern ſich entweder zu-
    ſammenziehen, oder wieder erweitern 954
    • Die Hipotheſen des Bellinus, Vieuſſens, Tauvry955
    • Claud. Perrault, Joh. Bapt. Scaramuccius956
    • Chriſtian Stroͤms957
    • Dominic. Miſtichellius, Herm. Boͤrhaave958
    • Joſeph Lieutaud und Joh. Rud. Staͤhelins961
  • ‒ 19. Erzaͤhlung derer Fehler in ihren Hipotheſen 962
  • ‒ 20. Die Urſache dieſer Erſcheinung beruhet allein auf
    den wechſelsweiſen erfolgenden Reiz 966
    • Dieſe wird durch das Beiſpiel derer Gedaͤrme erlaͤu-
      tert 968
    • ingleichen mit dem langgeſtrekkten Herzen, da ſich in
      denen Jnſekten befindet 969

Ende des erſten Theils.


Notes
(*)
Auf dieſe Weiſe ſind die academiſchen Streitſchrif-
ten der beruͤhmten Maͤnner, eines Mekels, Zinns,
Sproͤgels, Aurivillius, Trendelenburgs, Noree-
nius, Felix, Aſch,
des Freiherrn von Brun, eines
Zimmermanns, Walstorfs, Kuhlemanns, Rhades,
Schobingers, Voſſius, Detlef, Vemus, Caſtelli,
Albrechts, Rungs und Dunzius,
zum Vorſchein ge-
kommen, wie auch die Diſputation des Anderſch,
welche gewis keiner andern etwas nachgegeben haben
wuͤrde, wo ſie nicht durch ein ungluͤkliches Schikſal
waͤre unterdruͤkt worden.
(*)
De partibus ſenſibilibus \& irritabilibus, zu Lauſanne in
franzoͤſiſcher Sprache 1756. De motu ſanguinis, \& ve-
nae ſectione,
ebendaſ. und in eben dem Jahre. De
euolutione cordis; de oſſium formatione; deque reſpira-

tione.
(*)
tione. Lauſan. 1757. 2 Tom. Die uͤbrigen zerſtreueten
Stuͤkke, die zur Verdauung der Speiſen, zur Rede,
und zu andern Verrichtungen des beſeelten Coͤrpers ge-
hoͤren, habe ich aus meinem Handbuche in die Phi-
ſiologie eingeruͤkket.
(a)
Elem. Med. phyſ. math.
(b)
Hiſtor. of Poland. T. I.
S. 308. u. w. de oſſ. coalit.
S. 32. 33.
(c)
Du clos ſur les princip.
S. 8.
(d)
Der beruͤhmte malovin,
und Joſ. de Juſſieuin theſi: Er-
go in reactionis et acti. aequal.
oecon. animalis. Paris
1733.
(e)
Inſt. rei med. Cap. de nutrit.
Aphor. de cogn. et cur. morb.

gleich im Anfange. Elem. chem.
T. II.
360.
(f)
Diſp. inaug. de ſolid. corp.
hum. partibus. Leid.
1725.
(g)
Comp. Med. Chirurg. S.
267. n. 289. u. w.
(h)
Perſp. Hipp. c. 37. Imp. fact.
Hipp. n.
263. 264.
(i)
Der beruͤh. Schinz, Streit-
ſchrift de calce. S. 29.
(k)
Flora ſatur. S. 372. Neu-
mann
von Zimmermann herausg.
S. 1221.
(l)
Ep. cent. II. S. 306. Et-
was beſſer haben die Elephanten-
knochen ihre thieriſche Natur er-
halten, die man nahe bey Tonne
ausgrub. Siehe den Tenzel.
Denn ſie gaben, uͤber dem Feuer
abgezogen, ein fluͤchtig Salz von
ſich.
(m)
Itin. T. III. L. I. c. 2.
(n)
Travels and obſerv. S. 488.
(o)
Voyage d’Italie. T. II. S.
543. Er beſchreibt zu weiſſem
Breie aufgeloͤßte Knochen, weil
der Ort ſchattig und feuchte war.
(p)
Deſer. of the weſtern Is-
lands.
S. 60.
(q)
Jn den deutſchgeſchriebe-
nen Reiſen. Zuͤrch 1678. 8
(r)
Anfangsgruͤnde der mecha-
niſchen Arzeneigelahrheit. S. 24.
(s)
Hiſtoria vit. et mort. S. 67.
(t)
Nro. 475.
(u)
Merkwuͤrdige Haarkrank-
heit. S. 229.
(x)
Vom Jahr. 1723. S. 177.
(y)
Anatomie. S. 336.
(z)
In fetu Muſſipontani ſe-
cund.
S. 103.
(a)
Perſp. Hipp. n. 946. u. f.
(b)
Des SerresMaiſ. ruſt.
S. 170.
(c)
Denn daß dieſes alles ent-
weder reifes oder unvollkomme-
nes Eiſen ſey, erinnert Peter von
Musſchenbroek billig im eſſais
de phyſ.
S. 293.
(d)
Mem. d. l’ac. d. ſci. 1707.
S. 40. Hiſt. de l’acad. 1709.
(e)
Comment. ac. Bon. T. II. P.
II.
S. 251. 252. am Hunde, Pferde,
Menſchen. galeacivs ebend.
S. 29. Liſter fand im Men-
ſchenſteine Eiſen.
(f)
Jm Menſchen kam aus
zweien Pfunden Knochen ein
Fuͤnftheil vom Grane hervor.
Siehe Menghin ang. Ort.
(g)
Zymotechnia fund. S. 49.
(h)
kaavw boerhave
perſp. Hipp. n.
957. 961.
(i)
Elem. chem. T. II. S. 360.
(k)
Gebrannt Hirſchhorn, er-
langt, in Oel gekocht, ſeine erſte
Feſtigkeit wieder. Streitſch. de
oſſium nat. n.
6.
(l)
bonani obſ. microſ. S.
130.
(m)
stahl ang. Ort.
(n)
Nouveau digeſteur ou l’art
d’amolir les os. et Contin.
(o)
Zodiac. Med. gall. ann. 3.
S. 80. Mem. d. l’ac. d. ſci. vor
1699. S. 321. Iourn. d. ſav. 1681.
n. 15. nollet cours de phyſ.
exp. T. IV.
S. 40.
(p)
Nouveau digeſteur. S. 52.
(q)
S. 34. 59. 60.
(r)
Contin. du digeſteur. S.
19. 21.
(s)
Es verfliegen naͤmlich zwey
Drittheile von den Fruchtknochen
nesbit oſteogn. S. 31.
(t)
De velocit. ſangui. S. 32.
(u)
Oſteol. T. I. S. 267. T. II.
S. 488. 489.
(x)
schrader de pane.
(y)
nollet ang. Ort. Ma-
lovin
chym. med. T. I.
S. 169.
(z)
Hellot uͤber Schlütersopus
metallurg. T. I.
S. 120. Denn
man verfertigt die Teſten aus
Rinderknochen, die man ihres
Leimes beraubet hat.
(a)
le clerc Mal. des os.
Kap. 4.
(b)
freke eſſay on the art.
of healing.
S. 242.
(c)
Chymical lectures S. 176.
(d)
pavlowsky de fibra de-
bili.
(e)
teichmeyer anthropo-
log.
S. 67.
(f)
geofroi Mem. de l’acad.
roi de ſci.
1732. vom Anfange.
(g)
P. van mvsschenbroek
inſtit. phyſ.
19. Eben der be-
ruͤhmte Mann, de cohaeſione cor-
por.
S. 435. Er zeiget, daß man
das Zuſammenhaͤngen durch da-
zwiſchen gegoſſenes Waſſer, oder
mit vielem Oele verſtaͤrken koͤnne.
(h)
Mem. de l’ac. roi. d. ſcienc.
de Berlin.
1749.
(i)
Anal. of the air in des Ha-
les veget. ſtat. K. 6. Verſ. 119.
S. 296. u. ſ. w.
(k)
Ebendaſ. Verſ. 151. Vergl.
J. Theoph. Desaguliersin phil.
trans.
N. 454. und im Courſe of
exp. phil. II.
S. 403. Browne
Langriſhof muſc. mot. in ph.
trans.
Nachtrag 1747.
(l)
staehlin. in epiſt. ad
Hartley.
(m)
Die Verſuche, die da die-
nen, hieruͤber eine Erlaͤuterung
zu geben, kann man in Mich.
Lomonoſſows Aufſazze in
Comm. ac. ſci. petr.
Band 1. nach-
leſen.
(n)
LudwigsPhyſiol. N. 130.
(o)
Gorter nennt ſie ſtamen,
Faden. in chir. S. 259. N. 789. u. w.
(p)
Mem. de l’ac. d. ſci. 1743. S. 128.
(q)
Jch werde mich hieruͤber
weitlaͤuftiger in der Abhandlung
von den Muſkelfaſern erklaͤren.
(r)
hvnter in phil. trans.
N. 470.
(s)
von Hallerſur l’irritabi-
lité.
S. 53. erſte Abh.
(t)
Ebend. Abſchn. 19. 2te Abh.
(u)
De gorter. angef. Ort.
S. 267. Streitſchr. ſur lesp art.
ſenſib.
S. 42.
(x)
Ebenderſ.
(y)
Steph. diſſ. corp. human.
S. 357. spigel op. anat. L.
VIII. c.
3. er uennet es das in
dem Fette ausgebreitete faſrige
Gewebe. vesling ſynt. anat.
hoffm. diſſ. de ping. vievs-
sens
du coeur. p. 33. malpi-
ghi
de omento, pingv. adip.
duct. p.
40. hat es zuerſt erlaͤu-
tert. rvysch cat. muſ. rar.
p. 146. f. I.
hat dieſe Zellen aus-
gefuͤllt. dovglas de perit.
N. 8. winslow exp. anat. T.
III. des tegumens. boerha-
ve
praef. ad aphrodis kaaw
Boerh. perſpir.
N. 771. u. w. al-
bin
diſſ. fratr. de inſt. ten. fabr.

und ohnlaͤngſt in ann. acad. de
bergen memb. cellul. 1732.
halleri coll. T. III.
(z)
dovglas und hensing
de peritonaeo.
(a*)
Parenchyma (Mittelweſen
eines jeden Eingeweides, gleich-
ſam ein zwiſchen die Gefaͤſſe der
Leber, Milz ꝛc. ausgegoſſner Blut-
koͤrper.) Die Neuern wiſſen nur
von Gefaͤſſen und keinen geronne-
nen Blutſubſtanzen. Ueberſez.
(a)
Weitleuftiger davon im
Buche de motu muſcul.
(b)
Jch glaube, daß dieſes die
in Aeſte zertheilte Hoͤlungen ſind,
worinnen wahrſcheinlicherweiſe der
Wallrat im Wallfiſche aufbehalten
wird, und die ſich laͤngſt dem gan-
zen Koͤrper in etliche tauſend Ge-
faͤſſe (Streifen) vervielfaͤltigen.
Anderſon Beſchreib. von Jsland.
p. 210. ſ.
(c)
Roſenanat. berkriſn. p. 128.
grashvys ſuppur. p. 69. wal-
ther de obeſ. et vor. p.
11. u.
ſ. w.
(d)
kaavw perſp. N. 929.
(e)
lvdwis inſt. reg. veg.
N. 318.
(f)
boerh. prael. ad ventrie.
actio.
N. 82.
(g)
vesal. corp. hum. fabr.
p. 281. riolanvs
uͤber den
bartholinvs p. 762. an.
pnev. p. 167. enchir. path. p.
439.
(h)
gieson an. equi. p. 57.
(i)
lister humor. c. 19.
cowper ad bidloo. T. IV.
ad. f. 615.
an den Ochſen, ſiehe
casavbonvm. Lib. V. com-
ment. in athenaevm.
(k)
tavernier voy. de
Perſe, Lib. VII. c.
9.
(l)
plin. L. VIII. c. 45. mav-
chartvs
der aͤltere in ephem.
nat. cur. cent. 1-2. obſ. 12. ari-
stoteles
in hiſt. anim. L. VIII.
c.
7.
(m)
Aduerſ. anat. III. n. 10.
(n)
P. borellvs hiſt. 30.
cent. 3. rosen anat. p.
129.
(o)
hildan. cent. 3. obſ. 18.
(p)
imbert des tumeurs.
S. 241.
(q)
Lib. VIII. c. 38.
(r)
Alex. monroo eſſ. of a
Societ. at Edimburgh. T. V.
(s)
cheselden anat. of
hum. bod Ed. 6. p.
130.
(t)
El. col. de villars cours
de chirurg. T. II.
S. 170.
(u)
Alexius littre Mem. de
l’ac. des ſci.
1713. S. 12.
(x)
Io. Gottf berger de
tympanite.
S. 26.
(y)
dran obſ. 29.
(z)
littre. Ebendaſ. S. 11.
(a)
obſ. 100. cent. 4.
(b)
I. H. schvlze Streitſchr.
de emphyſemate.
(c)
mann tripes Haitersba-
cenſis. 1. Tub.
1755. 4.
(d)
J. Will. de la Mottechi-
rurg complete. obſ.
126.
(e)
Beim A. Pacchonin op.
omn.
S. 219. Meibom de pede
tum.
S. 14.
(f)
Corn. de velse de ingr.
int
S. 34.
(g)
Chr. Jerem. Rollin in den
braunſchweig. Anzeigen vom Jahre
1751.
(h)
Ger. v. SwietenComm. in
Boerh. aphor. T. I.
S. 705.
(i)
Jak. Nik. weiss. Progr. 5.
(k)
thevenot. itin. Lib. II.
e. XXV.
(l)
Ephem. nat. cur. dec. 1. an.
6. 7. obſ.
147.
(m)
Aeg. watts of revulſion
and derivation.
S. 43.
(n)
Ger. v. Swieten angef.
Ort. T. III. S. 669.
(o)
geofroi de la peſte in
der Samlung des beruͤhmten
Senaks. S. 443.
(p)
fehr de abſint. S. 139.
spindler obſ. 52. des gelehrt.
Donald monroo, ehemaligen
Schuͤlers unſers H. v. Hallers,
Abh. of dropſy. S. 84.
(q)
rainssant. Iourn. d.
Savans
1685. N. 28. Kolumell
befiehlt die Feuchtigkeiten der
Waſſerſucht vermittelſt gewiſſer
Einſchnitte in die Haut unter der
Schulter auszutroknen.
(r)
Rich. mead mon. med.
S. 132.
(s)
Die Egiptier nach dem
Prosp. Alpinde medic. Aegypt.
L. III. c. XIII.
S. 102. Bör-
have
angefuͤhrt. Ort. S. 286.
Schulze beim Schenkenobſ.
med.
S. 438. Kundmanns Sel-
tenh. d. Nat. u. Kunſt. S. 931.
Bremer Saml. 1723. Mon. Jun.
(t)
Breslauer de hydrop. pecto.
S. 7.
(u)
sarrazin Mem. de l’ac.
d. ſci.
1727. S. 392.
(x)
parevs de monſtr. S. 458.
(y)
Zod. med. gall. an. 2. S. 88.
act. litt. Suec. ann. 1724. S. 602.
(z)
Marc. donatvs hiſt. med.
S. 746. dergleichen Begebenh. in
Nov. lit. mar. balt.
1707. Mon.
Merz. dolge in einer beſond.
Streitſchr.
(a)
Eine verſchlukte Spindel
durchborte die Gegend der Leber
Valiſnier. op. T. I. S. 360.
Steknadeln aus den Fingern wie-
der hervorgezogen. Ebendaſ. Eine
Steknadel hatte ſich zu den Fuͤſ-
ſen herabgewandt. Mem. de l’ac.
de chir.
Band 1. Ausgabe 12.
Th. 3. S. 91. aͤhnliche Faͤlle eben
da, und beim H. van moinichen
obſ. 21. 22. Ephem. nat. cur. dec.
2. ann. 3. obſ.
59. Eine Lanzet-
tenklinge war beim Aderlaſſen
abgebrochen, und kam hinter den
Ohren wieder hervor. Alex. be-
niven
de abdit. rer. cauſ.
S.
31. b.
(b)
Phil. trans. N. 461.
(c)
ravaton Trai. des ar-
mes a feu.
S. 22.
(d)
Prax. med. L. I. S. 143.
(e)
And. a cruce chir. mag.
Lib. II.
S. 104.
(f)
parevs de monſtr S. 442.
(g)
Die Zellſtreife uͤber einen
jeden Theil am Koͤrper hat der
beruͤhmte Schobinger in ange-
zeigt. Streitſchr. entworfen. Siehe
ferner winslow des tegum.
N. 68.
(h)
haller. Memoir. II. ſur
le mouvem. du ſang.
S. 238. und
364. Exp. 93. 94. 96. 97. 98. 101.
145. 180. 230.
(i)
Nach der Abbildung die Bartholin davon gibt in anat. 4.
re[n]ov. T.
20.
(k)
Jn der Abhandlung vom
Fette wird es ausfuͤhrlicher be-
ruͤhrt werden.
(l)
boerhaave, Prael. ad inſt.
rei. med.
N. 412.
(m)
S. dieſes Blaͤschens Be-
ſchreib. in halleri Pr. lin. Phyſ.
N. 784. ingl. in Phil. trans. N.
494. u. im Progr. de viis ſeminis.
(n)
Prim. lin. Phyſ. N. 719.
Progr. de valvula coli. Gott. 1742.
(o)
Icon. anat. Faſcic. VII. S. 1.
(p)
Milzſchlagader. halleri
Prim. lin. Phyſ. n.
753. von den
Nieren. cowper Phil. trans. n.
280. von der Muskelbewegung.
schebbeare Pract. of phyſ. T. I.
S. 80. 89. 108. la CazeSpecim.
nov. med. conſp. Idee de l’hom-
me phyſ. et mor.
S. 151.
alle feſte Theile ſind ein Zellge-
webe. Prim. lin. Phyſ. n. XI. die
weitleuftige Ausbreitung des Ge-
webes hatte der Verfaſſer laͤngſt
zuvor in Comment. in prael.
Boerh. T. II. p.
66. gezeigt, ob er
den Umfang dieſer Jdee gleich zu
der Zeit noch nicht vollkommen
einſah. Alex. monroo Eſſay of a
ſociety at Edim. Vol. V.
S. 286,
trieb Luft in die Membranen.
(q)
lvdwic de humore cutem inung. S. 8.
(r)
Bernh. Siegf. Albin in C.
Beruh. ſeines Bruders Streitſch.
de Inteſt. tenu. n. 8. 14. und ohn-
laͤngſt im Lib. II. adnot. academ.
Von der Bekleidung der Manns-
ruthe und dem zellartigen derſel-
ben ſ. v. haller Prim. lin. Phy-
ſiol.
N. 795. 774.
(s)
Raymund vievssens nov.
vaſ. corp. hum. ſyſt.
S. 83. 84.
85. 88. Dav. Chriſt. Schobin-
gers
angef. Streitſchr. S. 72. 73.
(t)
boerhaave in Praelect. ad
inſt. rei med. T. II.
S. 373. Von
einer zerriſſenen Gebaͤrmutter, die
ſich in ein zellfoͤrmiges Gewebe
verwandelte, hat der Verfaſſer
Nachricht gegeben in ſ. Op. pa-
thol. obſ. 38. hiſt.
2. 3.
(u)
Des Verf. Prim. lin. Phy-
ſiol. n.
11. Schreiben des Cipri-
ans
de fetu tubario, p. 57. Der
Sak iſt in dem Waſſerbruche bis-
weilen auf zwey Drittheile eines
Zolles dick. dovglas de Hydro-
cele.
(x)
Ludwig am angef. Ort.
(y)
warner Caſes in ſurgery. S. 164.
(z)
Man wird dieſe Streitig-
keit anderswo beruͤhren; indeſſen
muß man den Franz du Hamel
nicht ohne Ehrerbietung an die-
ſem Orte erwaͤhnen.
(a)
de la SoneComment.
acad. reg. ſcient. Paris.
1751.
(b)
Idde de l’hom. phyſ. et
mor.
S. 326.
(c)
Suite des conject. phyſ.
S. 93. Nikol. Hartſöker.
(d)
Beim Keilof anim. ſecret.
S. 129. Willh. Cowper.
(e)
Mechanic. pract. of phyſik.
S. 338. Thom. Morgan.
(f)
Franz. Thierry Streitſchr.
Derowegen entſtehen die haͤufig-
ſten Krankheiten in dem Zellge-
webe, und folglich hat auch die
Heilungskunſt hierauf ihr Abſehen
zu richten. Paris, 1749. 4.
(g)
Der ein Buch unter dem
Titel Archangeluspiccolho-
minevs
geſchrieben.
(h)
Unter andern Joh. Dou-
glas
de Hydrocele, Lond. 1755.
8 S. 46.
(i)
Ioſeph dvverney, Mem. de
l’ac. des ſci.
vor 1699. S. 281.
(k)
santorinvs de nutrit. N. 9.
(l)
Archib. pitcarnivs,Boerie
Schreiben an den Pitkarn. S.
236.
(m)
Aph. de cog. et cur. morb.
N. 21. 23. Prael. ad inſt. rei med.
T. III.
S. 644.
(n)
Aphor. N. 38.
(o)
Gerard van Swieten, zur
N. 39.
(p)
Prael. ad inſt. rei med. T.
III.
S. 336.
(q)
Inſt. rei med. N. 214. Vor-
leſungen daruͤber. T. II. S. 252.
N. 440. u. a.
(r)
Inſt. rei med. N. 301. Er
gibt es als beinahe erweislich an.
N. 440. Jch habe in meiner
Thiergeſchichte vermutet, daß die
Saamenthierchen die anfaͤngliche
Nervenfaͤſerchen ſeyn koͤnnten.
Die Kraft zu wachſen, ein Ge-
flechte von ſich zu ſtrekken, iſt im
abgezapften Blute, im Saamen,
den man in abgekochtem Waſſer
laulich erhaͤlt, und der ſich als eine
Thierpflanze in ein Adergeflechte
nach und nach ausbreitet, Faſern
macht, und zuſammenhaͤngt, alle-
zeit ſichtbar zu machen. Folglich
beſtuͤnde der Mannsſaamen, 1. aus
reizbaren, wachſenden, nezzbilden-
den Nervenfaͤſerchen (Saamen-
thierchen) oder den urſpruͤnglich-
ſten Elementarfaſern eines Thie-
res. 2. Aus dem Leime, der ein
ſolches Thierfaͤſerchen mit dem
andern verbindet, und dem Ge-
flechte die Feſtigkeit mittheilt;
oder es in den erſten Tagen er-
naͤhrt; und ſo ſind Millionen
Saamenthierchen nicht zu viel,
da viele tauſend Nervenſtaͤubchen,
als ſo viele mathematiſche Puͤnkt-
chen, erfordert werden, eine kleine
Laͤnge oder Faſer zu beſchreiben.
Ueberſez.
(s)
Ger. v. SwietenComm.
ad aphor.
(t)
Ioh. de gorter Comp.
med. T. I.
S. 4. ſ. fig. 1. 5. 14.
15. 17. 18. 19. 20. 21.
(u)
Perſp. Hipp. N. 980.
(x)
Ioh. Frid. schreiber El.
med. phyſ. math.
(y)
Clifton wintringham. de
Podag. p.
32.
(z)
Franc. qvesnay eſſ. ſ. l’oe-
eon. anim. T. III.
S. 93.
(a)
Conſp. mech. ſecret. S. 81.
(b)
De tuend. valet. S. 12. 13.
(c)
Patholog. S. 128.
(d)
Phiſiol. S. 136.
(e)
Phyſiol. med. S. 329.
(f)
De fibra debili. S. 12.
(g)
Adn. anat. L. III. p. 11. 13.
ed.
1756.
(h)
Streitſchr. de Nutrit. Leid.
1744. p.
40 bis 42.
(i)
Comment. ad prael. Boerh.
T. II. p.
253. 660. Ausgabe von
1740.
(k)
Anat. of hum. bod. Ed. 6.
p.
204.
(l)
alrin. ang. Or. S. 5.
(m)
Opera omnia. S. 399.
(n)
De fabr. fibr. muſc. S. 283.
484.
(o)
W. W. Muys. S. 284. A.
v. LeuwenhökEpiſt. 67.
(p)
Karl Aug. von Bergen an-
gef. Progr.
(q)
Jn der Beſchreib. der zwei-
koͤpfigen Menſchenfrucht; unter
des Verfaſſers anat. Werken. S.
205.
(r)
Jsbrand von Diemerbrök
Anat. S. 13.
(s)
Theſ. anat. III. N. 64. Muſ.
Petrop. T. I.
S. 13.
(t)
[...]. N. 17.
(u)
De Perſp. Hippoer.
(x)
Die Gallerte ſtehet in de-
nen den Wachstafelzellen aͤhnli-
chen Faͤcherchen des Hodenbeutels
ſtille. dovglas de Hydrocele.
S. 5.
(y)
Hiſt. animal. L. 3. c. 20.
part. anim. L. 2. c.
6.
(z)
Theor. med. S. 376.
(a)
kaavw Perſp. N. 792. 794.
bis 796. muß durchgehens gele-
ſen werden.
(b)
De celluloſa. Leid. 1728. 4
(c)
an. 1699. S. 18.
(d)
1. m. hoffmann diſſ. de
Pinguedine.
(e)
hvnavld Hiſt. d. l’acad.
des ſci.
1732.
(f)
Anthropogr. S. 410.
(g)
Theſ. anat. V. n. 1.
(h)
Iac. Ben. winslow Traité
des tegumens.
N. 82.
(i)
Anat. S. 287. rollfink
Diſſ. anat.
S. 502.
(k)
Am Kopfe und Vorderkopfe.
Muſ. Petrop. T. I. S. 10. am Vor-
derhaupte und der Stirn. Theſ. II.
an. II. n.
4.
(l)
Das ſind die faſerhafte Faͤ-
den, die durchs Fett laufen. Ant.
de marchettis
beim Hoff
manne
de Pingv. N. 10.
(m)
albin. Hiſt. muſc. corp.
hum.
S. 319. 694.
(n)
plinivs Hiſt. nat. L. XI.
S. 631.
(o)
kaavw de Perſpir. N.
569. 570.
(p)
Das Fett iſt blaͤtterig, und
zwiſchen breiten Platten um die
Nieren der Beutelratten gelagert.
Tyſon S. 35.
(q)
grützmacher de me-
dulla oſſium.
N. 11.
(r)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1700. S. 202.
(s)
angef. Ort. N. 929.
(t)
In 1. Fen. Auicen. S. 325.
(u)
Thom. MorganMechan.
pract. of Phyſ.
S. 284.
(x)
Franc. quesnay Oecon.
anim. T. III.
S. 91.
(y)
Anderſons Nachr. von Js-
land. S. 212.
(z)
Voyage round the World.
S. 124.
(a)
Edw. tyson Phocaena.
S. 17.
(b)
Angef. Ort.
(c)
Phyſikal. Beluſtigungen. S.
341.
(d)
stahl Theor. med. S. 376.
(e)
bourgelat Hippiatri-
que. T. II.
S. 158.
(f)
De Part. anim. L. II. c. 5.
Hiſt. anim. L. III. c.
17.
(g)
De Part. anim. L. II. c. 6.
(h)
L. XI. S. 621. L. XXVIII.
N. 38.
(i)
Lexicon,Küſters Ausgabe.
T. I. S. 155.
(k)
De rerum varietate. Lib.
VII. c.
31.
(l)
N. 326.
(m)
Theſ. anat. II. obſ. III.
N. 4. Aduerſ. anat. III. N. 9.
(n)
Ioach. becher Phyſ.
ſubt.
S. 196.
(o)
Fr. Ernſt BrükmannEpiſt.
itin.
S. 57.
(p)
tengstroem ars adip.
phoc. coquendi.
(q)
Cont. arc. nat. S. 223. Ep.
128.
(r)
Swenska acad. Handl. 1741.
S. 279.
(s)
Man ſendet in Butter ein-
gelegte Voͤgel aus dem Herzog-
thum Meklenburg nach entfernten
Gegenden hin. boerhave Prael.
ad inſt. rei med. T. I.
S. 131 und
noch ehe Robert boyle Exper.
phyſ. mech. de aëre.
S. 209. und
ſeine Fortſezzung.
(t)
swenke Haemat. S. 127.
(u)
Caecil. folivs della ge-
nerat. del. pingued.
Das ganze
Buch enthaͤlt die Gruͤnde fuͤr dieſe
Meinung.
(x)
De Medul. oſſium. Lipſ.
1748.
(y)
Nach den Acroam. experi-
ment.
17.
(z)
Dav. Henr. knape in der
vortreflichen Streitſchr. de acido
pingued. anim. Gotting.
1754. S.
15. er bekam 4 Unzen waͤſſriger
Feuchtigkeit aus einem halben
Pfunde Mark.
(a)
Exp. 8.
(b)
De ferro ſangu. hum. aliis-
que liqu. anim. Gott.
1753. S. 43.
Joach. Jak. Rhades.
(c)
Exp. 17. Angef. Ort.
(d)
De Podagra. S. 228.
(e)
Joh. Fridr. Karthäuſerde
Princ. ſpecif.
S. 41. verglichen
mit ſeinen Fundam. mat. med. T.
II.
S. 518.
(f)
Angef. Ort. N. 14. u. ſ. w.
(g)
Funfzehn Gran aus zwoen
Unzen Fett; doch noch einmal ſo
viel, als aus dem Marke. N. 14. 15.
(h)
rhades angef. Ort. S. 38.
N. 63.
(i)
S. 39. N. 64.
(k)
S. 41. N. 66.
(l)
S. 41. N. 67.
(m)
S. 42. N. 68.
(n)
S. 44. N. 71.
(o)
Chym. prat. T. II. S. 484.
(q)
Angef. Ort. S. 23. N. 22.
(r)
Martens Reiſe nach Spiz-
bergen. S. 114.
(s)
Knape angef. Ort. N. 25.
252
(p) S. 481.
(t)
S. 27.
(u)
S. 29. Nemlich, daß es ein
dem Salmiac aͤhnliches Salz ſehr
leicht erzeugt.
(x)
pringle Diſſ. of the Ar-
my
S. 425. Das friſche Fett be-
ſteht aus Criſtallkuͤgelchen. leev-
wenhoek
T. III.
S. 223.
(y)
Aus einem ſchmierigen Tal-
ge wird eine dem Eiter aͤhnliche
Materie gemacht. grashvys
de Suppur.
S. 28.
(z)
Du verney Traité des
maladies des os T. II.
S. 410.
Pinelli angef. Ort. S. 162. hatte
im Eiter lauter laugenhafte Be-
ſtandtheile angetroffen.
(a)
Nehem. GrewAnat. of the
plants
S. 233. Der Verſuch ſteht
auch in Comment. Acad. reg.
Scient.
vom Jahr 1719.
(b)
Angef. Ort S. 482.
(c)
Joh. Frid. Karthäuſer an-
gef. Ort.
(d)
dale ingram oſ the
Gout
S. 46.
(e)
S. 39. N. 63.
(f)
S. 42. N. 69.
(g)
Angef. Ort. Joh. Konr.
Barchuſen.
(h)
martens angef. Ort.
S. 109.
(i)
Marc. Malpighide Omen-
to, et adip. ductib.
S. 40. 41.
(k)
Franz Gliſſonde ventric, et
inteſt. c. XI.
(l)
Clopton havers Oſteol.
diſcour.
3.
(m)
Angef. Ort. N. 12.
(n)
S. 2. 3.
(o)
Angef. Ort. S. 39.
(p)
Eſſays de phyſ. T. III.
S. 294. Pariſ. Ausg.
(q)
Samuel collins Syſt. of
anatom.
S. 181.
(r)
Nik. HartſoekerSuite des
conj. phyſ.
S. 85.
(s)
Johann FantoniAnat. corp.
hum. ed.
1711. S. 37.
(t)
Hiſt. de l’Acad. des Scienc.
1704. S. 18.
(u)
Angef. Ort. S. 39.
(x)
S. 35. bis 38. Ebendaſ.
(y)
S. 41.
(z)
Streitſchr. de Omento. S. 2.
(a)
Nov. vaſ. Syſt. S. 99.
(b)
Memoir. pour ſervir a l’hi-
ſtoire des animaux.
(c)
Manud. anat. S. 14.
(d)
Angef. Ort. S. 183. 185.
(e)
de Tumore. S. 2.
(f)
Diſſ. anat. 1745. S. 42.
(g)
Ocul. \& ment. vigil. S. 60.
(h)
Opera poſthuma. S. 85.
(i)
Advers. anat. III. S. 3.
(k)
Douglas. angef. Ort. S. 6.
(l)
Theſ. anat. IV. n. 96.
Prooem. ad Theſ. VI.
S. 13. eben
denſ. Theſ. n. 125. Theſ. X. n. 35.
Theſ. max. n. 19. 112. Adv.
anat. I. n. 6. De fabr. gland.

S. 67.
(m)
De Natur. hum. S. 171.
(n)
Bei dem beruͤhmten Schrei-
ber
im Leben Ruyſchens.
(o)
Jn der Streitſchrift de Sy-
novia.
(p)
De motu et ſtruct. muſcul.
S. 12.
(q)
Method. anat. S. 101.
(r)
Hæmaſtat. S. 144.
(s)
Perſp. Hipp. N. 562. und
an andern Orten mehr.
(t)
Myolog. S. 8.
(u)
Opuſc. pathol. obſ. 43. S.
109.
(x)
Memoir. ſur le mouv. du
ſang. II.
hie und da im 8 Ab-
ſchnitt.
(y)
Opuſc. path. Obſ. 14. S.
[3]8.
(z)
rogers of epidemic. diſea-
ſes.
S. 14.
(a)
Coel. aurelian. Chron. L.
II. c.
10.
(b)
Thavmatogr. S. 239. not.
ad verbrvgge
S. 283. 284.
(c)
Comment. in Aphor. Boerh.
S. 646.
(d)
Of fevers S. 4.
(e)
S. 191.
(f)
Deſcript. of Minorca S. 65.
(g)
Traité de la Peſte S. 402.
(h)
Prax. med. T. I. S. 242.
von dem Haſen aber Prælect. T.
III.
S. 501.
(i)
Ger. van Swieten an an-
gef. Ort. S. 171.
(k)
Contin. arc. nat. Brief 113.
S.
(l)
Advers. anat. II. S. 16.
(m)
Am angef. Ort S. 42. poſth.
S. 92.
(n)
Am angef. Ort. S. 85.
(o)
Adverſ. anat. II. S. 28.
(p)
Traité des Tégumens, N.
72.
(q)
stahl Theor. med. S. 374.
(r)
AriſtotelesHiſt. anim. L.
VIII.
K. 6.
(s)
Clopton havers Oſteol. S.
207.
(t)
vervlam Hiſt. vit. et mort.
S. 364. bradley hushandry S.
55. Dieſe Art Ochſen zu maeſten
iſt in der Grafſchaft Devon, und
im weſtlichen Theile von England,
ingleichen in der Schweiz, und
in Thuͤringen gebraͤuchlich.
(u)
Oliv. des serres de pra-
del
S. 446. bradley country
ſarmer director.
S. 27.
(x)
Des serres S. 482.
(y)
rai wisdom of God. S.
292.
(z)
aristoteles Hiſt. anim.
B. VI. K. 36. hillerstroem
laemtelands diur ſange.
S. 15.
(a)
v. ReaumurArt. de faire
eclore les oiſeaux domeſtiques
S.
2. Eb. 392.
(b)
S. 393.
(c)
varro de re ruſtisa, B. III.
K. 15.
(d)
Der beruͤhmte Rhades in
der angefuͤhrten Streitſchrift S.
45.
(e)
razczynski Hiſt. nat. Polon.
T. II.
S. 211.
(f)
baker de affect. anim.
S. 20.
(g)
bagliv de Fibr. mot. B. I.
S. 338.
(h)
lister Iourny to Paris S.
157. de Humor. S. 450. Holl.
Ausgabe, lavrence in Opere ru-
ſtico,
und andere mehr.
(i)
Wie der beruͤhmte Buffon
in ſ. Hiſtoire natur. B. IV. S.
444. mutmaſſet.
(k)
borrich. Hermet. med. ſa-
pient.
S. 429.
(l)
hülsebusch am angef. Ort.
n. 27.
(m)
Jn der Streitſchrift de
Ven. ſect. in hydropicis,
die der
beruͤhmte Schaarſchmid in den
Berlinſchen Nachrichten, Th. IV.
S. 400. anfuͤhrt, und jezo neh-
ne ich wahr, daß eben dieſer Ver-
ſuch in des erſtgedachten deruͤhm-
ten Mannes Streitſchrift de Su-
dore.
S. 9. vorkoͤmt.
(n)
Am angef. Ort. S. 117.
(o)
Joſ. de la CharriereAnat.
de la tete.
S. 62.
(p)
Am angef. Ort. N. 800.
u. w.
(q)
De mento. S. 42.
(r)
stahl angef. Ort. S. 374.
(s)
dampier Voyage round
the World. T. II.
S. 62.
(t)
zucchelli Rilaz delli miſ-
ſioni. P. V.
S. 64.
(u)
Er hat es an Schafen gan-
zer 25 Jahre lang wahr befunden.
Bei dem vauguyon Oper. de Chir.
S. 683.
(x)
De la nouriture des [os]
S. 12.
(y)
Vorrede zu bertini Oſte[o]-
log.
S. 60.
(z)
hippo metapontinvs beim
censorinus de die natali. K. V.
S. 25.
(a)
Chronicor. B. V. K. II.
(b)
kaauw am angef. Ort. N.
569. 570.
(c)
zacutus Luſitan. Prax. ad-
mir.
B. III. obs. 112. Noch vie-
les andere von eben dieſer Art fin-
det man beim Wier. Wilh. Muys
und Franz quesnay de la ſaignée.
S. 5.
(d)
king Phil. Trans. N. 18.
(e)
Wilh. Croonede Motu
muſc.
S. 26.
(f)
Fiſchers lieflaͤndiſches Hand-
buch S. 126.
(g)
ruysgh de Gland. fabr. \&c.
(h)
Diſeaſes of the horſes. S.
326. 327. und S. 57.
(i)
Morgan am angef. Ort.
Mein Lehrer hin und wieder;
und ehemals connor Evang. Med.
S. 147. Jn einem ausgezehrten
war nicht der kleinſte Muskel an-
gegriffen, und nicht einmal eine
Faſer. petermann de Nutr.
(k)
Fr. Ruyſchde Fabr. gland.
S. 60. sanctorius Med. ſtat. 1.
aph.
81.
(l)
Boerhaavede Lue vene-
rea.
S. 162.
(m)
Die Stelle iſt mir entfal-
len.
(n)
Fr. HoffmannMed. con-
ſult. T. II. Dec. 5. Caſ. 3. ver-
dries
de Pingv.
S. 26.
(o)
Phil. Trans. N. 326.
(p)
verduc Operat. de chirur.
S. 139.
(q)
App. obs. poſt scultetum.
N. 46.
(r)
Jm zehrenden Fieber vom
verdorbnen Marke monroo of the
bones.
S. 21.
(s)
On the bilious fever. S. 12.
(t)
Auf 6 Pfunde. Act. Mar.
Balth.
1701. S. 24.
(u)
bagliv de Fib. mot. ſp. 1.
S. 313.
(x)
verulam Hiſtor. vit. \&
mort.
S. 364. 365.
(y)
schlichting Siphilid. mne-
moſyn. crit.
S. 546. das uͤbermaͤſ-
ſige
(z)
Method. med. L. XIV.
(a)
P. Borell ein Schriftſtel-
ler, der eben nicht das beſte Lob
hat, Cent. 2. Obſ. 2.
(b)
riolanus Enchir. anat.
path.
S. 477. mit angefuͤhrten
Beiſpielen, baynard Pſychrolu-
ſia
S. 485. spon Aphor. nov. S.
216. J. W. Paulide Nutrit. S.
44. bis 46. Acta Hafni. ann. 1.
obſ.
47.
(c)
De savlt.
(d)
Hervieuxdes Serins de
canarie
S. 237.
(y)
ſige Fett wurde durch einen Spei-
chelflus vom Quekſilber gehoben.
forestus Obſ. L. XXXI. Obſ. 10.
pauli de Nutrit.
S. 46.
(e)
Bertram Streitſchrift de
Pingued
S. 31.
(f)
valisnieri de chamæleonte
Aſric. T. II.
ſeiner Werke S. 418.
(g)
KaauwImp. fac. Hippocr.
N. 456.
(h)
A. J. Roeſel von Roſen-
hof
Froͤſchgeſchichte. S. 22.
(i)
Ephem. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 8. obſ.
30.
(k)
Conſil. T. III. S. 121. 124.
(l)
SwammerdamBiblia na-
turæ.
S. 576.
(m)
malpighi de Bombyce S.
16. 17. C. de Geer in ſeinen Me-
moir. pour ſerv. a l’hiſtoire des
inſectes,
S. 11.
(n)
Prim. lin. ſyſt. med.
(o)
Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.
1732. S. 28. 29.
(p)
petit des malad. des os.
T. I.
S. 354. u. a. beruͤhmte
Maͤnner mehr. Dasjenige haͤngt
nicht zuſammen, was eine fluͤßi-
ge Materie zwiſchen ſich hat.
BoerhaavePræl. T. III. S.
703.
(q)
BoerhaavePræf. ad
Aphrodis. sharpe chir. op.
S.
66. schebbeare Pract. T. II. S.
42.
(r)
grashuys de Suppur. S.
16.
(s)
Ebendaſelbſt S. 26.
(t)
Ebendaſelbſt 28.
(u)
Ebendaſ. S. 22. u. ſ. w.
(x)
Boerhaavede Lue vene-
rea.
S. 16. bartholin Cent. 3.
hiſt.
19.
(y)
de Effectu elaſtic. in corp.
hum.
S. 8.
(z)
Tom. I. obſ. 94.
(a)
Trait. des playes des armes
a feu. obſ.
87.
(b)
Loimologia S. 130.
(c)
Traité de la Peſte S. 285.
(d)
moyle Chir. mem. S. 10.
n. w.
(e)
boerhaave Præl. ad aphor.
pract.
S. 330.
(f)
De Cicuta aquatica. S. 204.
(g)
saviard Obſ. 59. Mem. de
l’Acad. des Scienc.
1705. S. 40.
Ephem. N. C. Vol. VI. obſ. 134.
moyle
angef. Ort.
(h)
Jn den meiſten der eben
angefuͤhrten Beobachtungen.
(i)
cowper Phil. Tranſ. n. 302.
und Tom. III. eidlo.
(k)
bartholin. Cent. 3. hiſt. 6.
(l)
bontius Obſ. 7. l. 3.
(m)
Die Haut iſt an den Wall-
fiſchen ganz durchloͤchert und von
allen Seiten ſchluͤpfrig. martens
angef. Ort. S. 102. u. f.
(n)
Ant. v. leeuwenhoek
Epiſt. phys.
S. 405. 406. ruysch
uͤber Boerh. de gland. fabr. S.
55. trew Commerc. litt. Nor.
1743. Woche 31.
(o)
C. Gott. LudwigProgr.
de Humore cutem inungente,

welches in unſrer Samlung ana-
tom. Streitſchriſten wieder abge-
drukket worden.
(p)
Anderſon Nachricht von
Jsland; von dem mit Zaͤhnen
verſehenen Wallfiſche, Cachelot,
schellhammer de Xiphia. rai
Wisdom of god.
S. 26. 252.
(q)
valisnieri T. II. S. 436.
iacobaevs de Ranis. S. 71. rai
Wisdom of god
S. 292. von den
Bergmaͤuſen oder Murmelthieren
der beruͤhmte Altmann vom Eis-
meere. S. 108.
(r)
fanton am angef. Ort. S.
34.
(s)
huxham of fevers. S. 13.
daher ſind die Fieber bey fetten
Leuten am gefaͤrlichſten.
(t)
Jn denen Froͤſchen findet
man ein haͤufiges gelbes Fett,
wenn ſie aus ihren Winterwoh-
nungen kommen. A. J. Roeſel.
angef. Ort. S. 34. Die Baͤre
ſind fett, wenn ſie die Hoͤlen ver-
laſſen. plin. L. VIII. K. 36. hil-
lerstroem
angef. Ort. aristote-
les
Hiſt. L. VI. c. 30. pantop-
pidan
Hiſt. nat. Norv. T. II.
S.
31.
(u)
duverney Iourn. des ſavans
1689. n.
19. Jn der kleinen
Schrift, die ich unter denen Diſp.
anat. Vol. VI.
wieder auflegen
laſſen. Mem. de l’ Acad. des
ſcienc.
1700. S. 204. vieussens
des liqueurs.
S. 318. glass. In-
flam. oſſ.
S. 200. 201.
(x)
Duverney. glass. am an-
gef. Ort.
(y)
Ebendieſ. ebendaſ. Clopton
havers
(z)
andry des vers II. S. 670.
Eclairciſſ. ſur le Tr. de vers.
lieutaud Eſſays.
S. 12. gruez-
macher
N. 18.
(a)
Hiervon handelt Lemeni
ausfuͤhrlich in der Schrift de la
nourrit. des os,
und im Diar.
Trivult Dec.
1707. wie auch vor-
laͤngſt Jak. de Marque in einem
beſondern Tractat. Paris 1609.
malpighivs de Omento \& adip.
duct.
(d)
An Menſchenknochen C.
neumann
am angef. Ort. S. 1244.
An Rinderknochen bey dem be-
ruͤhmten MacquerChym. prat.
T. II.
S. 478. und neumann am
angef. Ort. S. 1250. An Hirſch-
geweihe Ebenderſ. S. 1242. J.
Conr. Barchhuſen am angef.
Ort. Exp. 5. An Kaͤlberknorpeln
Ebenderſ. Exp. 14. und in Pferds-
hufen. Exp. 20. wo man uͤberall
keine Spur vom Sauren angetrof-
fen.
(e)
Clopton havers diſcourſe
3. gorter Chirurg.
S. 32. u. f.
(b)
duverney Mem. de l’acad.
am angef. Ort. S. 203.
(c)
glisson de Rachit. S. 117.
(f)
Grüzmachern. 20.
(g)
Angef. Ort.
(h)
Senak uͤber Bertins
Oſteolog. S. 61.
(i)
quesnay ſur la ſaignee
ed. nov.
S. 145.
(k)
Plutarch im Leben dieſes
Fuͤrſten.
(l)
Smetius bey einer Fuͤrſtin,
die einen ungeheuren Magen hat-
te. Miſcell. L. X. S. 580.
(m)
cheyne engliſh. malad.
S. 342. mit guter aber gewoͤnli-
cher Diaͤt.
(n)
Phil. trans. n. 479.
(o)
Hanows Anmerkungen.
B. I. S. 144.
(p)
Phil. Transact. angef. Ort.
Gentlemanns Magaz. 1750. wo
eine Abbildung vom Menſchen zu
ſehen iſt.
(q)
Breslauer Samlungen 1721.
Mon. Dec. 1724 S. 530.
(r)
Ebendieſ. Eph. nat. cur.
Dec. I. ann. 2. Obſ.
87.
(s)
Hanow angef. Ort. S. 220.
221.
(t)
Gentlemanns Magaz. Dec.
1750.
(u)
tvlpii L. III. Obs. 55.
(x)
No. 265.
(y)
phot. in Biblioth. S. 269.
aelian. var. lect. L. IX. c. 13.
Athen.
(z)
Lib. II. c. 4.
(a)
Hiſtoire naturelle, T. V.
S. 112.
(b)
plinivs. L. XI. S. 632.
Harduins Ausgabe.
(c)
Memoir. 2. ſur les part. ir-
rit. \& ſenſibles Exp.
52. 53. u. w.
(d)
Bekommen die Ortolans
Speiſe genung, ſo bringt ſie das
zu viele Fett ums Leben. Döbel
Jaͤgerpraktik, S. 56. reaumur
art de faire éclore \&c.
B. II.
S. 409. Die Voͤgel, welche er
Maubeches nennet, ſterben fuͤr Fet-
tigkeit.
(e)
aristoteles Hiſt. anim.
B. III. K. 17.
(f)
Hartmann in Ephem. N.
C. Dec. 2. Ann. 9. Obſ.
13. Fr.
LoßObſ. 8. l. 3. der mehr Exem-
pel davon anfuͤhret. hildan
Cent. 6. Obſ. 97. plvtarchvs
de Demetrio Poliorcete.
(g)
dionis Cours d’anato-
mie,
S. 412.
(h)
LeeuwenhökEpiſt. phy-
ſiol.
S. 321. 362.
(i)
Streitſch. de plurium mu-
ſculor. defectu.
(k)
Beim Galende differ.
morb. L. I. c.
9.
(l)
Philoſ. Transact. n. 265.
(m)
Hiſtor. anim. B. III. K. 19.
(n)
Franz RediOper. omn. T.
VII.
S. 61. hildanvs Cent. 6.
Obſ. 97. boerhaave Præl. ad in-
ſtit. med. T. IV.
S. 527.
(o)
Ephem. N. C. Dec. I. Ann. I.
Obſ.
101. Fr. loss angef. Ort.
linden Phyſiol. S. 221.
(p)
Hiſtoria morbi atrocis alte-
ra Herm.
Börhaavens.
(q)
Ephem. N. C. Dec. 2. Ann.
9. Obſ.
13.
(a)
De part. anim. B. 4. K. 5.
(b)
lyonnet Inſectotheol.
T. II.
S. 84.
(c)
redi degli animali viven-
ti negli altri animali
S. 55. Tab.
XV. f. 5. Tab. XVI.
von den Re-
genwuͤrmern und Lampreten. S. 56.
bonnet Inſectolog. T. II. S. 125.
(d)
Inſectolog. T. II. S. 12.
(e)
Micrograph. S. 184.
(f)
Phil. transact. n. 284.
(g)
Microſcop. obſerv.
(h)
B. III.
(i)
rvfvs Epheſius de appell.
part.
S. 42. ſiehe den beruͤhmten
meibom. Comment. ad Formu-
lam Casſiodori.
S. 85.
(k)
[...]
[...]n. 6.
(l)
Hiſtor. anim. B. 3. K. 4.
B. 1. K. 16.
(m)
rvfvs angef. Ort.
(q)
Rufus angef. Ort. aristo-
teles
de gener. anim.
B. II.
K. 4.
(r)
De curat. morb. diut. L. I.
c.
2.
(n)
celsvs B. 4. K. 1.
(o)
De Osſ. nat. S. 274. de
princip. \& carnib.
S. 250. lin-
denii
Ausgabe. aretaevs acut.
B. II. K. I.
(p)
Hiſt. anim. B. III. K. 3.
n. w. Er fand jedoch, daß der
Name bereits angenommen war,
und ſagt: einige nennten ſie Aov-
ta.
Alſo iſt er nicht der erſte, der
ſich dieſer Benennung bedienet,
wie man aus dem Rufus und Ga-
lenus
gemeiniglich zu ſchlieſſen
pflegt. galenvs de diſſect. ar-
ter.
K. 1.
(s)
B. 7. K. 51.
(t)
B. X. S. 633.
(u)
Ebendaſ. S. 631.
(y)
Dieſes behaupten gemeinig-
lich die Mathematiker. hermann
in Phoronom. L. II.
S. 164. Ioh.
bernovlli de motu muſcul.
n. 10. P. Ant. michelotti de
ſeparat. fluid.
S. 58. Jak. Keil
de Secret. anim. S. 127. orlov
de motu ſanguin. in arter. \& ven.

S. 5. u. w.
(x)
Noct. Attic. L. XVIII. K. 10.
(z)
Prim lineæ Phyſiol. n. 346.
(a)
Franz Boiſſterde pulſu
S. 2. macht ſie vorne dikker und
feſter im Unterleibe.
(b)
Second memoir. ſur le mou-
vement du Coeur.
S. 238. N. 10.
(c)
boerhaave Inſtit. rei med.
N. 132. Præl. T. II. S. 4.
(d)
Theſ. med. N. 14.
(e)
Traité du coeur. T. I. 243.
(f)
Beim Valisneri in der Zer-
gliederung dieſes Vogels. S. 253.
santorinus Obſ. anat. C. VII.
n.
6. J. B. MorgagniAdverſ.
anat. II.
N. 38.
(g)
Elem. med. phyſ. mathem.
B. II. K. I. N. 18. 19. 20.
(h)
Jn der Streitſchrift, die ſich
ſo endigt: Ergo ex vaſorum ſi gura
\& originalibus angulis facilior
fluidorum diſpenſatio.
Pariſ.
1741.
(i)
De ſimilibus animalibus.
S. 200. Eſſays of a Society at
Edimb. T. III.
S. 156.
(k)
Philoſ. Trans. N. 280.
(l)
Icon. anat. Faſc. II. T. II.
arter. thyreoid. infer. not.
6.
(m)
Jn der ohnlaͤngſt angefuͤhr-
ten Stelle.
(n)
keil de ſecr. anim. S. 99. 100.
(o)
monroo de teſtibus \& fe-
mine. T. III. f.
5.
(p)
Theſ. anat. VII. N. 40.
(q)
Phil. Tranſ. N. 153.
(r)
Hippiatrique. B. II. T. I.
S. 379.
(s)
boerhaave Inſt. rei med.
N. 243. Præl. schwenke hæma-
tol.
S. 11. wenigſtens von vielen.
(t)
Cowper uͤber den Bidloo
B. III. Abbild. 4. 5.
(u)
Ausg. 6. anat. of human.
body.
T. XXX.
(x)
leeuwenhoek. Epiſt. ad
Soc. reg. Angl. T. III.
S. 52.
(y)
Ebenderſ. hie und da in ſei-
nen Werken.
(z)
schacher de adminiſtr. anatom. S. 23.
(a)
Chr. Gottl. Ludwigde tu-
nica arter.
N. 8. 22.
(b)
A. Kaauw Boerhaavede
Perſp.
N. 153. Senak. angef. Ort.
S. 13.
(c)
Die aͤuſſere Membrane der
Schlagader iſt der Blutader ihrer
aͤhnlich. vesalivs de fabr. corp.
hum.
1755 S. 439. So lehren
Thom. WillisPharmac. ration.
Th. 2. S. 16. Lorenz Heiſter
Comp. anat. n. 63. und andre ge-
woͤhnlicher maſſen.
(d)
De Periton. N. 19.
(e)
Edimb. Society eſſays, B.
II. n. 16. S. 365. u. f. 1. Ausg.
(e*)
Angef. Ort. N. 9.
(f)
B. 1. Abſchn. 2. Th. 11.
(g)
Joh. Ernſt. Hebenſtreitde
vaginis vaſorum.
Joh. Jak. Hu-
ber
Brief de orig. nervi interco-
ſtal.
S. 23.
(h)
J. E. HebenſtreitProgr.
de baſi calvariæ.
(i)
Prim. lin. Phyſiol N. 336.
(k)
Hebenſtreitde vaginis va-
ſorum
(l)
Beim ValentiniAmphit.
zootom. append.
S. 92.
(m)
Ludwig N. 21.
(n)
Ebend. N. 9.
(o)
De corde \& anevriſm. S.
95. die Ausgabe von 1728.
(p)
Prax. med. I. S. 242. Inſt.
med. n.
132.
(q)
Comp. anat. Anmerk. 63.
(r)
Comp. anat. oecon. S. 2.
(s)
Eſſays d’anat. S. 119.
(t)
N. 10. 21.
(u)
Progr. de anevriſm.
(x)
Pharm. ration. Th. II. S.
38. Tom. VI. n. 4.
(y)
Ebendaſ. Abbild. 3.
(z)
Nouvell. decouv. S. 12.
Nov. vaſ. ſyſt. S. 72.
(a)
Comp. med. S. 76.
(b)
Th. XXIII. f. 4.
(c)
Am angef. Ort. S. 439.
(d)
Am angef. Ort.
(e)
S. 237. Er behauptet alda,
daß es eine wahre Membrane ſey.
(f)
Jn dem Methodo ſecandi,
der nach ſeinem Tode herausge-
kommen.
(g)
Am angef. Ort.
(h)
Nov. vaſ. Syſt. S. 85.
(i)
Am angef. Ort. N. 50.
(k)
Am angef. Ort. N. 12.
(l)
Deſcr. of the periton. S. 26.
(m)
Eſſays of a Society at E-
dimb. Tom. II.
S. 267.
(n)
Der beruͤhmte Ludwig hat
8 oder 10 im Ochſen gezaͤlt. N. 14.
(o)
Will. Cole, Creſcentius
de febribus, u. a.
(p)
Adverſ. anat. II. S. 78.
(q)
Jn den vom Dundaſſen
herausgegebnen Anat. Schriften.
S. 74.
(r)
Willis, am angef. Ort. Taf.
6. Abbild. 2. Bidloo f. 5. Lan-
cis, Nicholls
u. a.
(s)
Am angef. Ort.
(t)
BörhaavePræl. Tom. II.
n.
234.
(u)
Am angef. Ort. n. 18.
(x)
I. Memoir. ſur le mouv du
ſang.
S. 12.
(y)
II. Mem. Abſch. IV. n. 4.
S. 236.
(z)
De Pulſu. S. 13. Art. med.
univ. Tom. I.
Th. CLX.
(a)
Am angef. Ort. S. 86. 88.
(b)
II. Mem. ſur le mouv. du
ſang.
Erf. 55. 56. Eben das beſtaͤ-
tigt der vortrefliche Heiſterde
vuln. arter. crural.
(c)
Ludwig am angef. Ort.
n. 21.
(d)
Mem. des ſav. etrangers,
T. II. f. 1. bis 5.
(e)
S. 35. fig. 7.
(f)
Ebendaſ. S. 32. 33. 35. fig
4. E. E. E.
(g)
Fig. 5.
(h)
Am augef. Ort. T. II. S.
671. T. IV. fig. 2.
(i)
Epiſt. anat. XV. n. 33.
(k)
Mem. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1703. S. 453.
(l)
Mant. anat. S. 77.
(m)
Am angef. Ort. S. 15.
(n)
Bidloo gibt eine Abbil-
dung am angef. Ort. fig. 6. J. Petr.
AlbrechtDiſſ. de adminic. anat.
S. 23.
(o)
Laur. heister de vuln. art.
crur. n.
25.
(p)
morgagni Adv. anat. am
angef. Ort. Joh. Gottl. Ludwig.
n. 19. g. a.Langgutharter. a vi
cord. æmul. remot.
S. 28.
(q)
Beim wesseling, Diſſ. de
arter. homin.
S. 10.
(r)
De Anevr.
(s)
Pet. TarinAnthropots-
mie.
T. II. S. 10.
(t)
Opuſc. pathol. Obſ. 47.
(u)
monroo Eſſ. of a ſociety
at Edimb.
T. II. S. 271.
(x)
Prax. med. T. I. S. 242.
(y)
oribasivs am angef. Ort.
vesalivs S. 440. vidvs vidivs
Anat. corp. hum.
S. 129. A. Lau-
rentius
im groſſen Werke. S. 142.
(z)
Willis. S. 38. T. VI. fig. 1.
(a)
R. VieuſſensNov. vaſ. Syſt.
S. 87. Bidloo fig. 6. Lanciſius
am angef. Ort. Ludwig. N. 19.
(b)
Iac. Nic. weiss de arter.
viſcer. propr.
(c)
lancisivs S. 62. Ausg. in
fol. S. 123. 4.
(d)
Eſſ. of a ſociety at Edimb.
T. II. S. 267.
(e)
duverney Mem. de l’Ac. des
ſcienc. 1699. fig.
9. am Froſche.
An dem ſchlagadrigen Knauel des
Lachſes hat der beruͤhmte Gering
ſtraligte Faſern wahrgenommen,
und in dem Tr. de Piſcat. Salm.
beſchrieben.
(f)
Anat. IV. renov. S. 595.
(g)
horne B. V. S. 140.
(h)
lower de corde. S. 37.
bassvel T. I. fig. 2. T. II. fig. 6.
und I. E. S. 26.
(i)
bassvel. T. I. d. T. II.
fig. 1. F.
(k)
Ludwig am angef. Ort.
N. 22.
(l)
Angef. Ort. N. 242.
(m)
De corde. T. II. f. 5. bas-
svel
f. 3.
(n)
Anat. B. 1.
(o)
Commerc. litter. Noric.
1735. Woche 4. B. 1. Fig. 3. 4.
S. 26.
(p)
Faſc. IV. Icon. anat. ic. valv.
evstach.
Anm. 12.
(r)
De motu ſangu. N. 22.
(q)
lancisivs S. 62. 63. in Fol.
Er hielte ſie in der That vor wahre
Fallthuͤren, die den Blutlauf rich-
ten muͤſten. glass de circular.
P. 43.
(s)
B. XI. S. 633. Harduins
Ausgabe.
(t)
Angef. Ort. T. VI. Fig. 4.
(u)
Ebendaſ. Fig. 3.
(x)
Nouv. decouv. S. 12.
(y)
Ep. III. Tom. III. 1. 3.
(z)
Icon. anat. faſe. VIII. S. 7. 8.
(a)
Du coeur. S. 68. T. V. f. 1.
T. II. f. 2. unſre Streitſchrift de
vaſis cordis propriis, N. 5. mor-
gagni
Epiſt. XV. n.
8.
(b)
Ruyſch, angef. Ort.
(c)
Eſſ. of a ſociety at Edimb.
T. III. S. 112. 113.
(d)
Icon. anat. faſc. III. Tab.
art. bronchial. n.
6.
(e)
Ruyſch angef. Ort. u. Fig. 2.
(f)
Icon. anat. faſc. III. Ic. art.
renal. n.
7.
(g)
Inſtit. rei med. n. 213.
(h)
De polyp. S. 127.
(i)
Faſc. II. Icon. vaſ. bronch.
(k)
Icon. anat. faſc. II. not. 12.
ad arter. maxill. int.
Streitſchrift
de orig. nerv. interc. n. 17.
(l)
Angef. Streitſchrift.
(m)
Der vortrefliche Mekel in
ſeinen Briefen.
(n)
Second. Memoir. ſur les parties ſenſibl. S. 217.
(o)
Prem. Mem. ſur l’irritabilité,
S. 53.
(p)
savvages theor. tumor.
S. 8. De pulſu. S. 2.
(q)
Senak beobachtete, daß
ſich ein Stuͤk der menſchlichen
Aorte von 21. Lin bis auf 13. zu-
ruͤkkegezogen. angef. Ort. S 239.
(r)
Sauvages S. 9.
(s)
Der vortrefliche und ehr-
wuͤrdige Greis, Joh. FantonDiſſ.
anat. 1745. p. CXI.
Fr. Hoffmann
de effect. elaſt. S. 7.
(t)
lamvre de ſecret. S. 26.
(u)
senac T. II. S. 199.
(x)
drelincovrt Canicid. III.
(y)
Second Memoire ſur les
parties irritabl.
S. 274.
(z)
Angef. Ort. Exp. 278.
(a)
Angef. Ort. Exp. 267. zim-
mermann
diſſ. de irritabilit.

S. 24.
(b)
Sec. Mem. etc. Exp. 280
565.
(c)
Ant. de heyde Exper.
anat.
S. 7.
(d)
Ebenderſ. Obſ. 85.
(e)
Exp. 565 bis 567.
(e*)
Angef. Ort. Exp. 265. 266.
269. ingleichen 281. 282 bis 285.
(f)
senac T. II. S. 199.
(g)
vievssens neurogr.
S. 27.
(h)
Ger. van SwietenCom.
T. I.
S. 65.
(i)
schwenke Hæmatol. S. 80.
(k)
senac T. II. S. 228. pec-
qvet
de mot. ſangu. C. 7. dre-
lincovrt
canicid. I. gavet nov.
febr. idea.
S. 137.
(l)
borellvs de mot. anim. L.
II. prop. 31. staehelin de pulſu,

S. 20. qvincy of animal fibres.
(m)
Die Aorte verhaͤlt ſich zur
Lungenſchlagader wie 148 zu 110.
savvages de pulſu. S. 8. Es iſt
gewiß, daß die Aorte ein groſſeres
Vorrecht habe.
(n)
morland on the force of
the heart.
S. 62. martine de
anim. ſimil.
S. 60. savvages
phyſiol
S. 213.
(o)
Experimental inquiris on
ſome parts of the animal ſtructure.
(q)
Exp. 1.
(r)
Exp. 6.
(s)
Exp. 7.
(t)
Exp. 8.
(t*)
Exp. 9.
(p)
Exp. 5. von der abſteigenden
Aorte.
(u)
Exp. 15.
(x)
S. 57.
(y)
S. 86. 87.
(z)
S. 87.
(a)
hales Hæmaſtat. S. 156.
(b)
senac S. 241.
(c)
Clifton wintringham.
Exp.
34.
(d)
Eberderſ. Exp. 36.
(e)
Exp. 38.
(f)
S. 60. 178.
(g)
S. 87. 90.
(i)
S. 90.
(k)
S. 92.
(l)
S. 210.
(m)
Exp. 12. S. 62.
(n)
cheselden anat. of human
body.
6te Ausg. S. 201.
(h)
S. 209.
(o)
Jſt eine Vermutung des be-
ruͤhmten Wintringhams, S. 90.
(p)
Schretber angef. Ort. S.
325. J. B. morgagni Adv. anat.
II.
S. 81. lancisivs S. 76. fer-
rein
beim Henkel Samml. medic.
und chirurg. Aum. III. S. 9. se-
nac
T. II
S. 319. der noch eine
andre Urſache angiebt, wovon an
einem andern Ort ein mehreres
wird gemeldet werden.
(q)
Angef. Ort, S. 108.
(r)
Clift. wintringham S. 176
(s)
Dieſes war Morlands
Meinung. S. 27.
(t)
wintringham S. 84.
(u)
Ebenderſ.
(x)
Ebenderſ.
(y)
S. 174.
(z)
S. 202. u. ſ. w.
(a)
rvysch Adv. anat. III. N. 8.
(b)
hvnter. Phil. Trans. n. 470.
(c)
De velocitate ſanguinis. S. 48.
(d)
Jm Pferde nahm Steph.
Hales eben die Regel wahr. S.
24. Jn den Froͤſchen habe ich ſie
ebenfalls gefunden.
(e)
De Secret. anim. S. 97.
Oxford. Ausgabe 1674.
(e*)
Den 3 Merz 1670. beim
birch Hiſtory of the Royal ſocie-
ty, T. II.
(f)
Am angef. Ort.
(g)
De fermentis. S. 45.
(h)
Lettre a M. bourdelin.
S. 10.
(i)
De motu, quo cibi adte-
runtur. n.
8.
(k)
De Secret. anim. S. 87.
(l)
De velocit. ſangu. S. 46.
(n)
De velocit. ſangu. S. 46.
(m)
De Secret. anim. S. 88.
(o)
Ebendaſ.
(p)
Ebendaſ.
(q)
Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.
1725. S. 24.
(r)
Lettre au ſujet de la lettre
critique de M. besse.
S. 181. u. f.
(s)
De la ſaignée. S. 112.
(t)
Ebendaſ. T. II. S. 297.
(u)
Mechanic practice of phy-
ſik.
S. 124.
(x)
An dem gleich anzuzeigen-
den Ort. S. 142.
(y)
Eſſays of a ſociety at Edim-
burgh, T. III.
S. 143. und de
anim. ſimilib.
S. 183. 184.
(z)
Eſſays S. 150. und de anim.
ſimil.
S. 194.
(a)
Exercit. medic. S. 3.
(b)
Comp. anat. oeconom. T.
II.
f. 4.
(c)
Am angef. Ort. S. 246.
247.
(d)
pitcarne de motu, quo
cibi
u. ſ. w. n. 8. u. w. walther
de ſangu. acceler. er retard. Prop. I.
(e)
De Inflammatione. S. 218.
(f)
De Pulſu. S. 12.
(g)
S. 29.
(h)
Jn diefem Werke. N. 14.
(i)
martine Eſſays of a ſociety
at Edimb. T. III.
S. 141. che-
selden
Anat. Ed.
6. S. 195.
196.
(l)
Siehe alle dieſe Stuͤkke ent-
weder in Euſtachs 25 und 26 Ta-
fel, oder in unſerer Tab. ant.
Arter. corp tot.
(m)
Comment. ad præl. boer-
haav.
T. II.
S. 437.
(n)
Theſ. anat. med. N. 13.
(o)
Tab. corp. tot. antic. I. N. X.
(p)
evstach. Tab. anat. XII.
f.
10. 12.
(q)
Icon. anat. faſc. VI. T. IV.
δθ. Θ. ν. θτ.
(r)
Tab. corp. tot. poſtic.
τ. χ.
(s)
Ebend. 2. 7.
(t)
Icon. anat. faſc. VI. T. IV.
30. 31. 36.
(u)
Icon. faſc. V. T. VI. Fig. 2.
ηΔ. δ. [...]. c.
(x)
Icon. anat. faſc. VII. T. I.
f. f. rvysch Epiſt. XII. T. XIII.
(y)
Ebendaſ. d. h.
(z)
rvysch Epiſt. anat. IV. T.
III.
doch kommt ſie einem rechten
Winkel naͤher, ohnerachtet Euſta-
chius denſelben zum ſtumpfen
macht. evstach. T. XV. f. 2. T.
XVI.
f. 1.
(a)
cheselden anat. of hum.
body.
6te Ausg. S. 195.
(b)
cantwell.Ergo ſecret.
diverſitatis multiplex cauſa.
(c)
hales Hæmaſtat. S. 59.
parson ſupplem. Tranſ. philoſ.
ad T. 43. T. l.
f. 4.
(d)
hales. angef. Ort. S. 150.
151.
(e)
Beſiehe das Schlagadernez
an der Gallenblaſe, das ſehr ſcharf-
winklig iſt, und ſich abgebildet be-
findet in Epiſt. IV. T. V. f. 4.
Theſ. anat. IX. T. IV. f. 1.
(g)
Icon. anat. faſc. V. T. V.
(h)
Ebend. T. V.
(i)
Ebendaſ. T. V. f. 2. p.
(l)
Ebendaſ. T. IV.
(m)
Faſc. VI. T. III. e. Tab. V.
(n)
Faſc. II. T. arter. thy[r]. in-
ſer. II.
(o)
Faſc. II. T. art. coel. I.
(p)
Faſc. VII. T. arter. medull.
ſpinal. utr.
(q)
Faſc. VII. Tab. arter. ocul.
f. 2. 3.
(r)
Vornaͤmlich Euſtach.
(s)
Faſc. III. Tab. II.
(t)
Faſc. IV. Tab. I. pelv.
(u)
Faſc. II. Tab. arter. coel. II.
(x)
Faſc. III. Tab. I. z.
(y)
Faſc. II. Tab. Coel. I.
(y*)
Faſc. III. Tab. art. bronch.
(z)
Siehe des beruͤhmten Joh.
Zachar. PetſcheObſervationes an-
giologicas,
in der aeademiſchen
Probeſchrift, die in dem ſechſten
Theil unſerer Sammlung wieder
aufgelegt worden. S. 172.
(a)
Faſc. II. Tab. art. maxill.
(c)
Ebendaſ. n. 14. Faſc. icon.
anat. Tab. II. arter. thyr. inf. he-
benstreit
de flex. arter.
S. 14.
(b)
cowper beim drake T.
XX. n. 13.
(d)
duverney Mem. de l’Acad.
roiale des ſcienc.
1699.
(e)
Icon. medull. ſpin. ant.
Faſc. VII.
(f)
Faſc. icon. anat. III. Tab.
arter. meſent.
3. 6.
(g)
Faſc. icon. anat. II. art.
coel. I.
(h)
Ebendaſ. T. II. c. c.
(i)
Ebendaſ. Note q. ſ.
(k)
Tab. II. f.
(l)
Faſc. III. n. 6.
(m)
evstach. T. XXVII.
f. 2. 4.
(n)
Faſc. icon. III. 1. 2. 2.
(o)
Ebendaſ. χ. y.
(p)
t. u.
(q)
Ebendaſ. 3. 6. 5.
(r)
Ebendaſ. 7. 9. 15. 14. 11.
(s)
Am angef. Ort.
(t)
Tab. coel. I.
(u)
Faſc. icon. VI. Tab. III. e. t.
χ. und in Tab. corp. tot. anter.
(x)
Ebendaſ. Tab. IV. a 9. ad
44. und Tab. corp. tot. anter.
(y)
Faſc. V. T. VI. f. 2. μ. \&
in tab. corp. tot. poſter.
(z)
Faſc. IV. f. 5.
(a)
Faſc. III. art. faciei, k. k.
(b)
Ebendaſ. y. und Tab. tot.
corp. anter.
(c)
swammerdam. mirac. nat.
T. II.
(d)
Tab. corp. tot. poſt. faſc.
IV. n.
9.
(e)
Faſc. VI. p. 13. T. II. fig.
2. O.
(f)
Faſc. VII. T. VI. f. I. g. c.
(g)
Faſc. IV. T. VI. f. 12. faſc.
V.
f. 6.
(h)
Faſc. VII. T. 6. f. 6.
(i)
Faſc. VII. T. I. φ. φ.
(k)
Ebendaſ. A.
(l)
Comment. ad præl. T. V.
P. II.
S. 294.
(m)
Tab. tot. corp. poſt. dex. t.
(n)
Faſc. VI. T. VI. η. \& Tab.
corp. tot. poſt,
δ.
(o)
Faſc. VI. T. VI. τ. \& Tab.
corp. tot. poſt.
6.
(p)
Faſc. VI. T. VI. χ. \& Tab.
corp. poſt. r. t. u. x. y.
(q)
Art. corp. tot. poſt. α.
(r)
Tab. art. corp. tot. ant. ſin. β.
(s)
Art. poſt. Tab. 15. 16.
(t)
Ebendaſ. Tab. ant. p. P.
(u)
Faſc. II. thyr. inf.
(x)
Faſc. VII. T. II. nahe bei C.
(y)
Ebendaſ. n. 11. S. 52. Faſc.
III. Tab. faci.
8. 19.
(z)
Faſc. VII. T. VI. f. 1. z.
Faſc. III. Tab. fac.
(a)
Faſc. VII. am angef. Ort.
e. h h. Faſc. III. am angef. Ort. y.
(b)
Faſc. VII. Q. X. Y. Faſc. III.
ebend. 3.
(c)
Tab. corp. tot. ant. π.
(d)
Ebendaſ. κ. λ.
(e)
Faſc. III. Tab. art. faciei,
Q. P.
(f)
Ebendaſ. Q. 36.
(g)
Ebendaſ. 22. 23. Δ.
(h)
Ebendaſ. S. 18. not. 24.
(i)
Faſc. VIII. S. 58. 59.
(k)
Faſc. VIII. S. 59. Faſc. II.
not. h.
(l)
Faſc. II. Ebendaſ.
(m)
Tab. arter. med. ſpinal.
ant. \& poſt.
(n)
Tab. art. thyreoid. inf. II.
Tab. medull. ſpin. ant. K. poſt V.
(o)
Tab. art. medull. ſpin. ant.
Q. l. m. n. r. poſt.
ρ. χ. ω.
(p)
Ebendaſ. an verſchiedenen,
doch nicht an allen Ribben.
(q)
Ebendaſ. 86. 91. 94. 97. 101.
105.
(r)
Ebendaſ. 107. 108. 113. 114.
115. 119.
(s)
Faſc. IV. T. III. o. p. not.
9. 10.
(t)
Faſc. VI. T. II. f. 2. l. f. c.
(u)
Ebendaſ. T. I. m. n. o. p. q.
r. ſ. t.
(x)
Ebendaſ. OE. o: 1. p. n: 3.
e:
4. λλ κκ: 7. κκ. λλ. 8. 9.
νν: 12. ρρ: 13.
(y)
14. φ. 15. χ. 20. ψ: 21. ω.
22: 23. Θ: 24. Λ: 25. Λ.
(z)
Ebendaſ. n. l. α. f. 5. υ.
u. ſ. f.
(a)
Ebendaſ. Π. 46. φ. 46.
ψ. 43.
(b)
Ebendaſ. Ω. 43. Ω. 43.
(c)
Ebendaſ. 30. 30. 45.
(d)
Interpret. de la nature. S.
172.
(e)
Faſc. III. T. arter. pector.
not.
7.
(f)
Faſc. VI. S. 8.
(g)
Faſc. III. Tab. art. ren. \&
phren.
S. 55.
(h)
Ebendaſ.
(i)
S. 54.
(k)
Faſc. VIII. \& Tab. art. thy-
reoid. ant. in Faſc. II.
(l)
Ebendaſ. und Faſc. III.
S. 36.
(m)
Ebendaſ.
(n)
Faſc. VIII. S. 21.
(o)
Ebendaſ.
(p)
Faſc. III. S. 36. Faſc. VIII.
S. 21.
(q)
Faſc. III. S. 37.
(r)
Faſc. III. hiſt. art. mefenter.
S. 48.
(s)
Faſc. IV. in hiſt. eius arter.
(t)
Laͤngſt dem abfuͤhrenden
Gange.
(u)
Faſc. IV. hiſt. art. uteri.
(x)
Faſc. VIII. S. 33.
(y)
Faſc. V. S. 8.
(z)
Ebendaſ. not. 12. 16.
(a)
Ebendaſ. Tab. I. ζ.
(b)
Faſc. III. S. 48.
(c)
Faſc. IV. n. 17. Tab. corp.
hum. poſt.
S. 37.
(d)
Faſc. IV. Tab. V.
(e)
Faſc. IV. 19.
(f)
Ebendaſ. hiſt. arter. iſchiad.
not.
11.
(g)
Faſc. VIII. 72.
(h)
Ebendaſ. Faſc. IV. not. 8.
(i)
Faſc. V. 9.
(k)
Tab. corp. hum. poſt. ſin.
i. p. q. r. ſ. Faſc. IV. not. II. Faſc.
V. Tab. III.
δ. κ.
(l)
Ebendaſ. Tab. VIII. δ. e. κ.
(m)
Faſc. IV. not. g. Faſc. V.
T. II.
(n)
Faſc. V. 29.
(o)
Ebendaſ. S. 58. Tab. corp.
hum. tot. poſt. ſin.
S. 48.
(p)
Tab. corp. tot. ant. H. M. E.
(q)
Ebendaſ. Tab. IV. α. Tab.
tot. corp. ant. x.
(r)
Ebendaſ. T. VI. f. 2. δ. σ.
Tab. corp. tot. poſt. 58.
(s)
Ebendaſ. Tab. corp. tot.
poſt. dext.
(t)
Ebendaſ. Tab. V. δ. ω. υ. w. v.
(u)
Faſc. VI. T. II. z. b. d. Tab.
corp. tot. poſt. dext. 3. a.
(x)
Ebendaſ. fig. 1. und 2. Tab.
corp. tot. poſt. m.
(y)
Ebendaſ. T. VI. t. q.
(z)
Ebendaſ. χ. 2. Tab. corp.
poſt. dext.
κ. τ.
(a)
Ebendaſ. p. u. ſ. w. und in
Tab. corp. poſt. dext.
(b)
Ebendaſ. A. B. Tab. corp.
poſt.
4. 7.
(c)
Ebendaſ. D. Tab. corp. poſt.
4. 5.
(d)
In vola T. V. Faſc. V. 51.
53. 54. u. ſ. w. Am Ruͤkken Tab.
VI.
Am Fuſſe T. VI. f. 1. 2. Tab.
tot. corp. ant. \& poſt.
(e)
rvysch Theſ. IV. T. III.
(f)
Faſc. anat. II. Tab. uteri.
(g)
Ruyſch in der Figur bei
dem Briefe de glandul. fabr.
(h)
De pulmon.
(i)
De ferm. \& gland. Prop. 38.
(k)
Faſc. anat. VI.
(l)
Faſc. V. S. 12.
(m)
boerhaave Præl. T. II.
S. 13.
(n)
Beim Galenusde adminiſt.
anat. L. VI. c. II.
(o)
Curat. acut. L. II. c. 6.
(p)
Ebendaſ. c. 9.
(q)
Meth. med. L. X.
(r)
Quod ſanguis natura in ar-
ter. contineatur.
(s)
De uſu part. L. VI. c. 17.
(t)
Theatr. anat. S. 48.
(u)
Anatome Phocæ.
(x)
I. casserivs Tab. VIII.
L. VIII.
f. 2. G.
(y)
Reſp. ad harvei. S. 53.
(z)
Περι σπερματιζοντων οργανων.
(a)
Phil. Transact. n. 415.
(b)
Beim beruͤhmten Mores.
Streitſchr. de Nutritione.
(c)
Comment. boerhaav. T. V.
P. I.
S. 281.
(d)
Diſſ. II. S. 204.
(e)
Diſſ. anat. C. V.
(f)
Apol. pro ſangu. circul. S.
260.
(g)
S. 249.
(h)
S. 145. an der Achſelblut-
ader.
(i)
S. 150. 151.
(k)
Epiſt. II. de pulmon. die im
Jahr 1661. herauskam.
(l)
Phil. Trans. n. 18. 1666. und
52.
(m)
Epiſt. anat. III. S. 28.
(n)
Theſaur. IV. n. 96. Theſ.
VI.
gegen das Ende. Theſ. X. n.
35. Theſ. max. n. 19. 112. Adverſ. I.
n. 6. II. n. 8. Epiſt. probl. XVI.
(o)
Oper. omn. belg. ed. S. 307.
(p)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1699. T. I. S. 281. fuͤhrt die Milz
und Lunge zum Beiſpiele an.
(q)
Phyſiol. p. CLXV. CLXXI.
(r)
Spicil. obſ. 8.
(s)
Hiſt. temperament. Diſſ. de
motib. humor. ſpaſmod. et de Me-
chaniſmo motus progr. ſanguin.
(t)
Conſp. Phyſiol S. 184.
(u)
Diſſ. de Hæmopt. S. 17.
Circ. anat. phyſiol. 99. 100.
(x)
Eſſais de phyſ. 1735. S.
460.
(y)
Arcan. nat. det. ſ. Opera
omn. lat. edita. T. II.
S. 160. f. A.
B. C.
S. 168. f. 10. Siehe auch
183. 185. Contin. arcan. nat ſ. Tom.
Oper. III.
S. 52. 110. f 1. G.
cowper. phil. Trans n.
280. f. 45.
App. ad bidloo T. III. f. 4. baker
microſc. made eaſy.
S. 124. 126.
136. T. X. f. 2.
(z)
A. v. leevwenhoek T. II.
S. 178. f. 1. S. 183. f. 14. S. 185.
f. 15. S. 186. f. 16. 17. T. III. S.
52. und Kupf. S. 223. f. 7. cowper
App. ad bidl. anat. T. III.
f. 4. 5.
cheselden anat. of hum. bod. T.
30. f. 2.
(b)
leevwenhoek. cowper ad
bidloo anat. T. III.
f. 4. 5. che-
selden
am angef. Ort. hales Hæ-
maſtat.
S. 58.
(c)
leevwenhoek T. II. S. 161.
T. III. S. 119. baker. 121. T. X. f. 1.
(d)
Angef. Ort Exp. 59. 62. 63.
(e)
De nutrit. n. 8.
(f)
Angef. Ort. Phil. Trans. 285.
an der Lunge eines Froſches.
(g)
Opp. poſthum. S. 123.
(h)
Er ſezt noch hinzu, daß die
Winkel, unter denen die Schlag-
aͤderchen mit denen Blutadern ſich
vereinigen, rechte geweſen. Hæ-
maſtat.
S. 150. 151.
(i)
Angef. Ort.
(a)
Sec. mem. ſur le mouv. du
ſang, Exp.
62. 63.
(k)
De uſu ſiphonis. S. 531. 532.
aller ſeiner Werke.
(l)
Method. demonſtr. anat.
(m)
Specim. anat. S. 85.
(n)
Circul. anat. oecon. S. 100.
101.
(n*)
Beim BartholinCent.
IV. n.
17. Die Luft drang aus der
Bauchſchlagader (coeliaca) in die
Blutadern der Milz.
(n†)
De la ſtructure des viſce-
res.
Er bediente ſich des Quekſil-
bers.
(o)
Beim bloemesteyn admi-
niſt. anat.
S. 7.
(o*)
De la ſtructure des viſce-
res.
(p)
Phil. Trans. n. 283.
(q)
Phil. trans. n. 280. 285.
(r)
Ad T. 38. f. 5. in der Bidloi-
ſchen Anat. Vieuſſens de la ſtruct.
des viſc.
(s)
Ep. III. de arter. intercoſta-
libus.
(t)
De Nat. hum. S. 88. 211.
Vieuſſens machte eben den Ver-
ſuch, ſo daß Quekſilber aus der
Bauchſchlagader in die Hol- und
Pfortader drang.
(x)
De adm. anat. S. 31.
(y)
De tranſitu. ſangu. per mi-
nima
S. 7.
(y*)
Cent. IV. Epiſt. 17. Luft
drang durch die Bauchſchlagader in
die Pfort- und Holader.
(z)
De homine. S. 685.
(a)
Faſc. diſp. S. 129.
(b)
De ſecret. S. 18.
(c)
De acceler. et retard. ſangu.
n. 13. ſeq.
(u)
Negot. cholepojeſeos. n. XI.
(d)
Traité des liqueurs. S. 177.
(e)
Of the ſpleen. S. 17. Dieſe
Begebenheit nehme ich allein an,
ob ich gleich ſeinen wunderbaren
Blutaderbau gar nicht annehmen
moͤchte, da ſie in ihren Roͤhrchen
die Schlagadern einſchlieſſen.
(f)
Traité de l’inflammat. 215.
(g)
Jn dem ganzen Tractat, der
den Titul fuͤhrt: Anaſtomoſis re-
tecta.
(h)
De Perſp. n. 550. 151.
(i)
Phil. exp. 84. 91. u. w.
(k)
Hæmaſt. 144.
(l)
Angef. Ort. S. 100.
(m)
Comm. Noric. 1739. Wo-
che 36.
(m†)
Angef. Ort.
(n)
T. III. Comment. S. 82.
(o)
Præl. T. II. S. 17. 18.
(p)
Jn dem Tractat de circulat.
ſanguin. per fibras.
(q)
Fr. qvesnay oecon. anim.
T. III.
S. 424.
(r)
Ioh. Godofr. de berger de
natura humana.
S. 84. de inflam-
mat.
S. 8. 9. Samuel de berger
angef. Ort. A. F. walther de
ſangu. acceler. et retard. n.
13. und
folg. Hermann Boerhaave, und
andre mehr.
(s)
persoons de morb. vetula-
rum ex Ill. albini præceptis.
(t)
Naͤmlich die weiſſe Gefaͤſſe
des vortreflichen Ferreins, die er
in denen Comment. Acad. reg.
ſcient. Paris.
1749. beſchrieben.
(u)
kavivs im Anhange zu M.
B. valentini Amphith. Zootom.

S. 52.
(x)
Lettre ſur le nouveau ſyſte-
me ſur la formation de la voix.

S. 55.
(y)
Daß ſich die Kuͤgelchen Plaz
machten und durchpreſſeten, wel-
ches der leichteſte Weg ſey. Oper.
T. II.
S. 184.
(z)
Second. Memoire ſur le
mouvem. du ſang. Exp. II.
124.
(a)
hales Hæmaſtat. S. 61.
cowper phil. Tranſ. n. 280. 285.
460. mvys fabr. fibr.
S. 303. ba-
ker.
angef. Ort. S. 136.
(b)
L. VI. darinnen vom Blute
gehandelt wird.
(c)
Hæmaſtat. S. 58. 52.
(d)
dovglass on the generat.
of heat.
S. 6.
(e)
mvys. S. 306.
(f)
Am angef. Ort. S. 136.
(g)
De ſemine \& teſtib. S. 23.
(h)
Ein gleiches haben von eben
dieſen Materien wahrgenommen,
Will. Cowper uͤber den Bidloo
T. 43. f. 5. und RuyſchTheſ. I.
aſſ. 2. n. 8. Theſ. II. aſſ. 6. n. 7.
Theſ. III. n. 41. Theſ. VI. n. 2. 16.
Theſ. VIII. n. 44. 96. Theſ. IX.
n.
10.
(i)
rhod Obſ. 37. Cent. II.
(k)
ortlob Oecon. anim. S.
132. lischwe de princip. venar.
S. 32. heuermann Phyſiol. T.
III.
S. 734. boerhaave de fabr.
gland.
S. 36. franken. de hepa-
te,
S. 19. Vieuſſ. (durch die Pfort-
blutader, nicht durch die Schlag-
ader,) am angef. Ort.
(l)
haymann. Comm. in inſtit.
re. med. T. III.
S. 494. 815.
(m)
Theſ. X. n. 124.
(n)
Ueber den BidlooT. 19.
(o)
Jn dem Anhang der Gene-
ver Ausgabe des Verheins.T. I.
S. 31. 32.
(p)
Theat. anat. T. II. S. 168.
(q)
Phil. transact. n. 471.
(r)
valcarenghi med. rat.
S. 4.
(s)
In Tripl. oper. medendi.
S. 235. Th. SchenkExerc. anat.
S. 561. 562. harder Apiar.
obſ.
79.
(t)
F. Hoffmannde venæ ſe-
ctione prud. adminiſtr.
S. 11.
(u)
Amatus lvsitanvs Cent. II.
curat. 93. salmvth Cent. III.
obſ.
47.
(x)
bavsch de Hæmatite prodr.
S. 22. Storch von Jungferkrank-
heiten S. 332. moeb. Inſt. med. S.
422. stahl Theor. med. 758.
(y)
Alex. bened. L. 22. c. 26.
pechlin Cent. II. obſ. 57. hoff-
mann
med. ſyſt. T. IV. L. II. 136.
137. 150. Comment. acad. ſcient.
Pariſ. 1735. obſ. 4. Commerc. litt.
noric. 1731. hebd. 20. forest Obſ.
5. 7. L. 24. river Cent. I. obſ. 13.
bonnet Sepulchret. L. III.
S. 687.
stahl am angef. Ort.
(z)
salmvth L. II. obſ. 24.
auzout
in denen mit des Pec-
quet
Diſſertation de ſangu. \&
chylo
herausgegebenen Tractaten.
S. 105.
(a)
stalpart van der wiel
Cent. I. obſ.
79.
(b)
Iuſt. vesti obſ. 4.
(c)
panarolvs Pentec. IV. obſ.
13. rvysch Adverſ. III. n. 3. Com-
ment. ad præl. T. V. P. II.
S. 88.
(d)
mesaporitvs in den Phil.
Transact. n. 302. valisneri T. III.

S. 305. Dieſe floß lange Zeit.
dodon. hiſt. vitis \& vini. S. 110.
Comment. ad præl. T. V. P. II. 88.
(e)
stalpart van der wiel obſ.
19. cent. prior.
(f)
bierling Adverſ. n. 98.
(g)
Phil. Transact. n. 268.
(h)
Diar. Trivultienſe Mai. Iun.
1701.
(i)
Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
6. 7. obſ.
200.
(k)
helwig Obſ. 140.
(l)
zacvtvs Luſitan. Hiſt. med.
mir. obſ.
54.
(m)
Blankards Jahrregiſter,
Cent. VII. obſ. 27.
(n)
Eph. Nat. Cur. Dec. III.
ann. 7. 8. obſ.
48.
(o)
piso Hiſt. nat. Ind. S. 276.
(p)
chevalier malad. de S.
Domingue
S. 5. loyer voyage
d’Isſigny.
S. 7.
(q)
Henr. ab heers Obſ. oppi-
do rar.
S. 126. u. w.
(r)
Phil. transact. n. 208.
(s)
lister de variolis. S. 93.
(t)
bertin Mem. de l’Acad. des ſeienc. 1744. S. 98. 99.
(u)
Jm vorlezten Buche, und
dem lezten, wo von den Zeugungs-
theilen ſoll gehandelt werden. Jn-
deſſen vergleiche damit Comment.
ad Præl. boerhaave T. V. P. I.

S. 423. 424. P. II. 426.
(x)
L. I. S. IV. S. 35. Die klein-
ſten Schlagadern ſchwizzen etwas
aus. B. S. albinvs Adn. L. III.
c.
10.
(y)
Comment. ad Præl. n. cci.
(a)
Opuſc. pathol. obſ. 14.
(b)
pechlin L. I. obſ. 43. hvx-
ham
on fevers.
S. 44. 191. hip-
pocrates
περι γυναικειων, u. a.
haͤufig in Comment. ad Præl. T. V.
P. II.
S. 86. angefuͤhrte Maͤnner.
(c)
kaauw de Perſp. n. 539. 540.
542. 543. 544. 547. 549.
(d)
Ebendieſ. beruͤhmte Mann
ebendaſ.
(e)
rvysch Obſ. rar. poſt tract.
de valvul. XIX. N. stenonis de
muſc. \& gland. n.
45. 46.
(f)
desportes Traité des armes
à feu.
S. 258.
(g)
kaauw n. 541. 548. 557.
(h)
kaauw n. 546. 549. 550.
551. 552. 555. 556. 557. 562. 563.
Comment. in Præl. boerh. T. I.

S. 596. T. II. S. 625. C. A. a
bergen Diſſ. de perſpir. viſcer.
(i)
günz de Hepate n. 8.
kaavw. n.
562.
(k)
santorini Iſtoria d’un feto.
n.
51.
(l)
nvk Defenſ. duct. aquoſ.
S. 25.
(m)
Damianus sinopevs Pa-
rerg. med.
S. 38. 60. senac Eſſais
de phyſique.
735. S. 544. qves-
nay
Traité des ſuppurations.
(n)
kaavw n. 635.
(o)
περι τεχνης.
(p)
De fabr. corp. hum. S. 728.
(q)
helvetivs Lett. au ſujet de
la critique de M. besse.
S. 206.
207.
(r)
kaavw n. 112. 120. 177. 178.
179. bis 182. 185. 186. 191. 194.
195. 196. 201. 202. 204. 210. 213.
214. 562.
(s)
hartmann de Peritia ana-
tom. veter. ſpec. Diſſert. I. n.
27.
28.
(t)
kaavw. n. 186. 187. 196. 201.
213. von der Mutter, der Harn-
blaſe, dem Magen und Gedaͤrmen.
Dele Boe sylvivs Diſp. med. VI.
n.
53. von der Gallenblaſe.
(u)
towne de morb. Barbadenſ.
S. 115. Mehr Exempel ſiehe in
Comm. Boerh. V. P. II.
S. 87.
(x)
stalpart van der wiel,
Cent. II. c.
17.
(y)
Phil. Trans. n. 471.
(z)
T. III. Opp. omn. S. 305.
(a)
Alberti kleiner Schriften
S. 580.
(b)
Marc. donatvs Hiſt. med.
mir. L. IV.
19.
(c)
smetivs in Miſc.
(d)
Diomed. CornariusObſ.
med. c.
26.
(e)
bartholinvs Cent. V. h. 41.
(f)
hildanvs L. II. obſ. 19.
(g)
spindler Obſ. 44.
(h)
Iul. ofrai Obſ. de prat. 80.
(i)
rhodivs Obſ. 85. cent. 10.
(k)
Glisson de hepat. 442.
(l)
Epiſt. XI. u. w.
(m)
n. 112. 186. 187. walther
de inteſt. anguſt. n.
3.
(n)
kaavw n. 113.
(o)
kaavw n. 94. 96.
(p)
rvysch beim boerh. de fabr.
gland.
S. 6. kaavw n. 96.
(q)
De part. anim. L. III. c. 5.
(r)
Marcell. donatvs Hiſt. med.
mir.
S. 17. 30. hildanvs L. VI.
obſ. 70 borellvs hiſt.
S. 353.
Jetze von den weiſſen Haſen. S.
14. binninger Cent. 4. obſ. 52.
an verſchiednen Kindern. senac
T. II.
669. 670. (daß er oͤfters an
den Achſelhoͤlen vorkomme). Eines
vom Schrekken entſtandenen Blut-
ſchweiſſes erwaͤhnet mvsitanvs.
(s)
dilthey obſ. 2.
(t)
tvlpivs L. II. c. 31.
(u)
hvxham of fevers S. 44.
(x)
williams of the yellow fe-
ver
S. 13. Jn der Peſt ſahe eben
dergleichen zacvtvs Luſitanus
Prax. admir. L. III. obſ.
41.
(y)
helvetivs des pertes du
ſang.
S. 87. 88.
(z)
pechlin Obſ. med. III. L. I.
et de Apopl. n. 15. schenk Exercit.
anat.
S. 175. kerkring obſ. 86.
rvysch Adv. anat. III. n.
3. mehr
Stellen ſind geſamlet in Comm. ad
boerh. T. V. P. II.
S. 87.
(a)
Comm. T. V. P. II. S. 87.
89.
(a*)
C. a. reyes Camp. elys.
jucund. quæſt. n.
93.
(b)
zacvtvs Luſitanus Prax. ad-
mi[r. L.] III. obſ.
75.
(c)
hird of contag. diſeas. S.
(d)
pezold obſ. 46.
(e)
mesaporitvs phil. Trans.
n.
302.
(f)
bartholinvs Hiſt. anat.
XIII. Cent. III.
(g)
binninger Cent. IV. obſ.
53.
(h)
H. ab heers obſ. 23.
(i)
zacvtvs Prax. med. obſ.
51.
(k)
Commerc. litter. Noric.
1740. Woche 26.
(l)
Phil. Trans. n. 109.
(m)
G. v. SwietenComment.
in aphor. boerh. T. III.
S. 608.
(o)
L. VII. de ſecretione.
(p)
Jn die Gedaͤrmdruͤſen des
Peyers, iſt ſolches von Ruyſch
und Kaauw geſchehen. Angef.
Ort. n. 255.
(q)
De diaphragmate. S. 91.
(r)
S. 93.
(s)
Schreiben an Bartholin
den Vater Ep. 17. Cent. IV.
(t)
Adenogr. S. 52. Defenſ.
duct. aqvoſor.
S. 8.
(u)
Ebendaſ. S. 48. 61. An der
Saamenſchnur. Ebendaſ.
(x)
Ad bidlovm T. 38.
(y)
De Secretione. S. 18. und
Phil. Ad. boehmer Faſc. obſ. I.
Præf.
S. 15.
(z)
manget Theatr. anat. T. II.
S. 168.
(a)
Ebendaſ. S. 204.
(b)
De arter. hepat. n. 7.
(c)
winslow und cassebohm in
M. S. Cod.
den ich beſizze.
(d)
cowper ad bidloi anat. T.
39. f. 1. Edw. tyson anat. of a
pigmy.
S. 43. Wilh. Stukeley of
the ſplen.
S. 18. P. v. copello de
fabr. gland.
S. 32. Pet. tarin in dem
im VII. Theil unſerer Sammlung
wieder aufgelegten Sendſchreiben.
Mekel in den an mich abgelaſſenen
Briefen.
(f)
monroo de ſemine et teſtib.
T. I.
f. 4. 5. 6. T. II. 10. T. III. f. 5.
IV. 2. 4.
(g)
vievssens Traité des li-
queurs.
S. 252.
(h)
Hier. sbaragli Scepſis II.
S. 445.
(i)
Adenogr. S. 54.
(k)
Obſ. 8.
(l)
Regn. anim. S. 107.
(m)
Obſ. 60. L. I.
(n)
Obſ. anat. 13.
(o)
Jn der Streitſchrift de ad-
miniſtrat. vaſor. lymphat.
(p)
Jn dem Tractat de Pan-
create.
(q)
Diſſert. med. VIII. n. 7.
(r)
Tom. I. Comment. Acad.
Petropol.
(s)
Sectio III. verglichen mit
L. VII.
(t)
Nic. stenonis der juͤngere
de muſcul. et glandul. C. bartho-
linvs
,
des Thomas Sohn, Hiſt. anat.
S. 13. Mart. Liſterde humori-
bus c. 22.
(u)
Hiſtor. anim. L. III. c. 6.
(x)
De uſu ratiocinii mechanici.
S. 14. Inſtit. Med. n. 245.
(y)
Anton. fizes de tumoribus,
S. 10.
(z)
Nov. vaſ. ſyſtem. S. 112.
(a)
Traité des liqueurs. S. 22.
129. u. f.
(b)
Eben den Verdacht kann man
auch mit Recht von B. Boſchett
faſſen. Tr. de ſalivatione. S. 16.
(c)
Beſiehe die Beſchreibung
der Gekroͤsdruͤſe S. 212.
(d)
Hiſt. de l’acad. des ſcienc.
1725.
(e)
le tellier in Emmenol.
Friendianae refutatione.
S. 75.
(f)
Jm Jahre 1722. da die In-
ſtit. rei medic.
ſchon ann. 1707.
1713. und 1720. zu Leiden heraus-
gekommen waren.
(g)
Lib. VI. de ſanguine.
(h)
helvetivs lettre au ſujet
de la lettre critique de M. besse.

S. 213.
(i)
Prax. med. T. I. S. 269.
G. v. SwietenT. I. S. 640.
(k)
Comment. ad. præl. boerh.
T. 4. n.
521. S. 150. mit Quekſil-
ber hat Vieuſſens den Verſuch
gemacht, am angef. Ort. S. 286.
287.
(l)
helvetivs Hiſt. de l’Acad.
des ſcienc.
S. 215. Es ſind die-
ſe Gefaͤschen als wahre duͤnne Ge-
faͤſſe ebenfalls von dem beruͤhm-
ten Ferrein beſchrieben; allein
der Streit ſoll anderswo beruͤhrt
werden.
(m)
helvetivs am angef. Ort.
(n)
Arcan. nat. det. S. 15.
(o)
S. 16.
(p)
senag Traitè de la peſte. S. 248. 450.
(q)
strvthivs de arte ſphy-
gmica.
(r)
Franc. nicholls Compend.
anat. oecon.
S. 3. Clifton win-
tringham
der aͤltere de poda-
gra
26. 36. Joh. Frid. Schrei-
ber
Elem. med. phyſ. math. L. II.
c.
2. u. f. Aug. Fridr. Walther
Streitſchr. de inflammat. n. XI.
J. Cl. Adrian HelvetiusOecon.
anim.
S. 6. 132. u. f. Hiſt. de
l’Acad. des ſcienc.
1725. u. f. Joh.
Baptiſt Senak in ſeinen erſteren
Werken, als Eſſais de phyſ. S.
154. und du coeur T. II. S. 61. 62.
Franz Quesnayde la Suppura-
tion.
S. 266. 273. und in der neuern
Ausgabe de l’uſage de la ſaignée.
S. 61. Ger. v. SwietenDiſſ. in-
aug. n. 6.
und in Comment. ad
aphor. pract.
uͤberall. Anton Va-
lisneri
Opp. T. II. S. 51. 52. (er
nam naͤmlich limphatiſche Schlag-
adern an). Jak. Benj. Winslow
Exp. anat. T. IV. n. 600.
(s)
Jch fuͤhre hier einige an,
welche die Börhaaviſche Verir-
rung vom gewohnlichen Ort ange-
nommen haben. J. Claud. Adrian
Helvetius in der Oecon animal.
S. 44. 78. wo zwar der Quell nicht
deutlich genung angezeigt iſt, aus
dem er geſchopft hatte, wie ſol-
ches ſchon laͤngſtens Joh. Beſſe
(in der replique S. 73.) erinnert
hat. raym. vievssens nov. vaſ.
ſyſt.
S. 109. 110. sylva de la
ſaignée T. I.
S. 281. Thom.
Schwenkehæmatol. S. 52. 98.
Joh. von Gorterde perſp S. 47.
G. v. SwietenComment. T. I.
S. 178. 640. 641. 646. u. f. Geor-
ge Erhard Hambergerde theor.
inflammationis Clift. wintring-
ham
Inquiry.
S. 219. J. Hux-
ham
of fevers. S. 3.
(t)
Aphor. de cognoſc. \& cu-
rand. morb n. 118. 378. Prax. med
T. I.
S. 269.
(u)
Prax. med. T. I. S. 314.
(x)
Beim GalenusMeth. med.
L. II. VII. plvtarchvs de placi-
tis Philoſ. L. V. n. 29. celsvs
in præfam. L. I.
(y)
L. VI.
(z)
Inſtit. rei med. n. 245. 246.
(a)
Aphor. de cognoſc. \& cu-
rand. morb. n. 379. 380. Prax.
med. T. II.
S. 25. Steph. Ha-
les
Hæmaſtat. S. 169.
(b)
G. v. SwietenT. I. S.
644.
(c)
viridet du bon chile. S.
407.
(d)
lanzoni Animadverſ. 75.
(e)
Prim. lin. Phyſiol. n. 519.
(f)
N. 359. Comment. boerh. T. II. n. 265. not. a.
(g)
Es ſind dieſelben in denen Comment. Acad. ſcient. 1749. be-
ſchrieben worden.
(h)
Microſcopial experiments.
S. 59.
(i)
Lettre a M. helvetivs.
S. 190.
(k)
Traité du coeur. T. II. S.
667. u. f.
(l)
Tr. de la faignée, neuſte
Ausg. S. 354. de la ſuppurat.
266. 279.
(m)
Lettre ſur le nouveau ſy-
ſteme de la voix.
S. 55.
(n)
Premier Memoire ſur le
mouvem. du ſang.
S. 14. 15.
(q)
Am angef. Ort. S.
37. 38.
(r)
Method. med. L. X. daß das
Blut ſich in die weiten Raͤume
ergieſſe, welche zwiſchen den Ge-
faͤſſen befindlich ſind.
(s)
Comment. T. I. S. 178.
(o)
Opuſc. path. obſ. 43.
(p)
Am angef. Ort. S.
37. 38.
(x)
sauvages theor. pulſus. S.
56. Pathol. method. S. 125. 226.
(z)
Second Memoire ſur le mou-
vement du ſang. Exp. 54. 93. re-
mvs
in Exper. ad circul. ſangu.

S. 50.
(a)
Exp. 93.
(y)
Ferrein beim beruͤhmten
Salmon in der Streitſchr. de
Vtero.
(b)
Exp. 180.
(c)
Experim. 92. 93. 187.
(d)
Opuſc. pathol. obſ. 19.
(e)
whytt phyſiological eſſays.
S. 67.
(f)
Præl. ad boerh. T. II. n. 245. not. c.
(g)
L. I. S. 37. 38. L. II. S. 102.
(h)
L. II. S. 104.
(i)
L. II. S. 103.
(k)
S. 105.
(l)
S. 100. 101.
(m)
Welches die monatliche
Reinigung beweiſet.
(n)
S. 106.
(o)
C. A. von Bergen Streit-
ſchrift de inflammat. ſanguinea.
(p)
T. II. S. 64.
(q)
Siehe Inſtit. rei med. n.
CCLXI.
und die Vorleſungen uͤber
dieſe Stelle.
(r)
Ebendaſ. und anderwaͤrts,
z. E. n. CCXXII. CCCCLXXIX.
(s)
Siehe ebendaſelbſt und in
Comment.
S. 305. Ferner Tom.
III. Com.
uͤber n. 479. Jch habe
aber das Verhaͤltnis von 20 zu 1
als das kleinſte von dem genom-
men, was verſchiedene mathema-
tiſche Aerzte ſonſt feſt zu ſezzen pfle-
gen.
(t)
Prim. lin. n. 440.
(u)
Ebendaſelbſt n. 393.
(x)
Angef. Ort.
(y)
Der Siz des Fiebers iſt in
der Holader, praxagoras beim
rvfvs L. I. S. 41. Aus der Hol-
ader erfolgt eine ſchaͤdliche Aus-
ſtoſſung des Blutes, aretaevs cu-
rat. acut. L. II. c. I.
(z)
Jn dem Buch de venarum et
arteriarum diſſectione.
(a)
vesalivs L. III. S. 484.
o. B.
(b)
vesalivs L. VII. c. 12.
(c*)
L. V. f. 4. x. Siehe auch
Faſc. II. Icon. anat. T. II. coeliac.
not. b.
(c)
lister de buccinis.
(d*)
baker employement for
the microſcopei T. II.
S. 352.
Naͤmlich ein herbei-und zuruͤkfuͤh-
rendes Gefaͤs.
(e)
malpighivs de bombyce.
S. 19.
(d)
Ebenderſelbe de conchis
bivalvibus.
S. XXXII.
(e*)
Das Jnſektenreich, die
Muſcheln, das Gewuͤrme, ſind
blutlos, wenn man ein Blut ohne
Rothe fuͤr ein Unding haͤlt. Je fei-
ner die Adernſiſteme in kleinen
Thierchen werden, je weniger faſ-
ſen ſie rothe Bluttheile. Die Ge-
faͤſſe dehnen ſich in uns immer wei-
ter aus, ſo weit unſre Haut, ohne
Haͤutung, es zulaͤſt, und vermuth-
lich iſt darinnen eine Anlage zu ſo
ſtuffenweiſen feinern Gefaͤſſen, wie
Börhaave glaubt. Jnſekten haͤu-
ten ſich alle. Jhre groͤbſte Gefaͤſſe
liegen nach auſſen, ſie zerſpringen
von der Ausdehnung der ſich neu-
entwikkelnden zaͤrteren, und zer-
faſern als vertroknete Skelette.
Welche Geſchlechter von Gefaͤſſen
von den Hummern bis zu den Mi-
kroſ kopenthierchen, die immer
hellere und weiſſere Saͤſte fuͤhren!
die Regenwuͤrmer, Fliegenkoͤpfe u.
ſ. w. haben rothes Blut. Sollte
den Jnſekten alſo die Blutader
mangeln, da man wenig Schlag-
adern nach unſerm Begriffe in ih-
nen ſiehet? Ueberſezzer.
(f)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1739. S. 590.
(g)
Exerc. de motu cordis. S.
171. Prooem. S. 11.
(h)
Mem. ſur le mouvem. du
ſang.
K. 1. S. 10.
(i)
Der Blutadern Anfang iſt
das Herz, de gener. anim. L. II. c. 4.
de part. anim. L. III. c.
4.
(k)
De fabric. corp. hum. L. IV.
c. 6. de radice Chinæ.
S. 263.
(l)
Andr. caesalpinvs quæſt-
peripat. L. V. c. 3. Caeſar cremo-
ninvs
in einem eignen Buche.
Nach dem Harvey vornaͤmlich
Franz Gliſſonde hepate, c. 36.
(m)
N. 8. S. 29. Ausg. lalla-
mantii.
(n)
De hippocr. et platon. de-
cret. L. VI.
u. f.
(o)
Die Leber iſt der eigentliche
Ort, wo die Blutadern ihre Wur-
zeln haben. Cur. acut. L. II. c. 7.
Ebendaſelbſt cap. 6. und de diut.
curat. n.
1.
(p)
De partib. ſimilarib. c. 14.
(q)
oddvs de oddis Apol. pro
Galeno. L. II.
(r)
De thorace. L. II. c. 23. 26.
Apolog. pro Galeno ironice dicta
L. II. Sect. III. c.
11.
(s)
Triumph. cordis. Francof.
1654. in 4.
(t)
Anat. tert. renov. S. 584. u. f.
(u)
De carnibus. S. 250. Ausg.
Linden.
(x)
rvfvs appellat. part. corp.
hum. L. I.
S. 41.
(y)
[...]
[...]. n. 8.
(z)
rvfvs. Ebendaſelbſt.
(a)
Hiſtor. animal. L. I. c. 17.
(c)
rvfvs angef. Ort.
(d)
De Cur. morb. acut. L. II.
c.
7.
(e)
Oratio cum Hiſt. hepat. edit.
I.
S. 18.
(b)
Ebendaſelbſt L. III. c. 4.
(f)
schwenke hæmat. S. 11.
(g)
Second Memoire ſur le
mouvem. du ſang. Exp.
119. 120.
122. 124. 125. 126. 127. 128. 132. 138.
143. 145.
(h)
J. Adam Kulmus in den
deutſchen anatomiſchen Tabellen.
S. 88. Ausgabe von 1741.
(i)
cowper Phil. trans. n. 280.
(k)
Epiſt. anat. XVI. S. 161.
(l)
Angef. Ort, Exp. 126.
(m)
Breslauer Sammlungen.
1718. Monat Febr.
(n)
Sectio I. S. 59.
(o)
Examen obſ. Fallop. S. 81.
(p)
Obſ. anat. S. 146. b. Erſte
Ausg. von Venedig.
(q)
petit ad anatomen palfyni
T. I.
S. 339. und an andern Orten
mehr.
(r)
Nov. vaſ. ſyſt. S. 127.
(s)
An dem eben angefuͤhrten Ort.
(u)
Davon ſoll im X. Buche, in
der Abhandlung vom Athemholen
geredet werden.
(x)
Die Zirkelfaſern beſchrieb
J. Alph. Borellusde motu ani-
mal. L. II. prop.
17.
(y)
Second. Memoire ſur les
part. irrit. Exp.
473. 475. 479. 480.
482. 526. 530. 531. 532. 543. 548. 549.
553. 554.
(t)
Memoir. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1703. f. g.
(z)
Der vortrefliche Senak S.
254. T. IV. f. 3. a. b.
(a)
Ebendaſ. T. IV. f. 3. e. f.
(b)
Ebendaſ. B.
(c)
Epiſt. anat. XV. bis zum
Ende.
(d)
Senak S. 254.
(e)
bartholinvs Anat. tert. re-
nov.
S. 593. Veſalius am angef.
Ort. S. 638. Senak S. 235. de
pericardio.
(f)
Nov. vaſ. ſyſt. S. 117.
(g)
Pharmac. ration. P. II. T.
VI.
f. 1. 2. 3. 4.
(h)
Jm groſſen Werke T. XXIII.
f. 1. 2. 3.
(i)
An der Pfortader hat ſie
KerkringSpicil. obſ. 26. beſchrie-
ben.
(k)
Faſc. icon. anat. III. Tab.
ant. pect.
(l)
Second memoire ſur les part.
ſenſibl. \& irritabl.
S. 217.
(m)
Ebendaſ. Exp. 286. 288.
289. 291. 292. der beruͤhmte Zim-
mermann
hin und wieder.
(n)
Ebendaſ. S. 276.
(o)
Senak am angef. Ort. T.
II.
S. 227.
(p)
Ebendaſ. Exp. 290. Second
Memoire ſur le mouvem. du ſang.
Exp.
120. 132. 136.
(q)
De quantitate ſanguinis.
S. 112.
(r)
Exp. 5.
(s)
Ebenderſelbe S. 173. 202.
(t)
S. 203.
(u)
pecqvet Diſſ. anat. I.
S. 32.
(x)
Clifton wintringham am
angef. Ort. S. 147.
(y)
S. 175.
(z)
S. 150.
(a)
Exper. 1.
(b)
Exper. 6.
(c)
Exper. 2.
(d)
Exper. 7.
(e)
Exper. 4.
(f)
Exper. 8.
(g)
Exper. 9.
(h)
Exper. 10.
(i)
Exper. 3.
(k)
Exper. 10.
(l)
sauvages Theor. pulſ.
S. 10.
(m)
Opuſc. pathol. obſ. 20.
(n)
Hæmaſtatiks S. 159.
(o)
Ebendaſ. 155.
(p)
Exper. 21.
(q)
Ebendaſ.
(r)
Exper. 27.
(s)
Exper. 23.
(t)
Exper. 28. S. 100.
(u)
Exper. 31.
(x)
Exper. 41.
(y)
Exper. 44.
(z)
cheselden anat. 6te Aus-
gabe. S. 201.
(a)
wintringham Exper. 39
(b)
Exper. 35.
(c)
Exper. 37.
(d)
Exper. 43.
(e)
Mehrere aͤhnliche Exempel
befinden ſich in denen Nov. litt.
mar. Balth.
S. 49. bavsch Præf.
ad L. de Hæmatite,
dieſes erfolg-
te mit einer heftigen Blutergieſ-
ſung.
(f)
Hiſtor. morb. Vratislav. S.
278. Die Blutader am Fusknoͤchel
zerriß von ſelbſt an Frauensperſo-
nen, die mit Blutaderbruͤchen be-
ſchwehrt waren. Ephein. nat. cur.
Dec. I. ann. 3. obſ.
54.
(g)
Mit toͤdlichem Ausgange,
Storch Hebammen Unterricht.
S. 229. Ephem. N. C. Dec. I. ann.
3. obſ.
204. Eine in kurzer Zeit
toͤdliche Zerreiſſung des Blutader-
bruches, wobey das Blut mit ſtar-
ker Gewalt hervorſchoß, fallop.
de ulceribus.
S. 58. petit Mer-
cure de France 1733. Nov.
(h)
Diomedes cornax in En-
chiridio.
S. 26.
(i)
hagedorn Cent. III.
Hiſt.
45.
(k)
Breslauer Samlungen 1726.
Aug. 254.
(l)
hoechstetter Caſ. 7.
Dec. II.
(m)
pechlin Obſ. 9. L. II.
bartholin Cent. V. hiſt.
19.
(n)
fantoni an den morgagn.
Ep. VIII. lancisivs Obſ. V. poſt
lib. de mortib. ſubiran.
(o)
Louiſe bourgeois ſur la ſte-
rilité L. I.
S. 221.
(p)
helwig Obſ. 153.
(q)
harder Apiar. obſ. 85.
(r)
detharding Diſſ. de ven-
tric haemorrh.
mit einem beina-
he toͤdlichen Erfolg.
(s)
Select. Francofurtenſ. T.
II.
7.
(t)
Ephem. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 3. obſ.
54.
(u)
hales Hæmaſtat. S. 158.
(x)
B. V. vom Blutlaufe durch
die Schlag- und Blutadern.
(y)
De motu animal. L. II.
Prop.
68.
(z)
Inſtaurat. med. T. I. S. 42.
(a)
Sangu. hiſt. S. 21.
(b)
Theor. pulſ. S. 9.
(c)
S. 4.
(d)
Exper. 33. der Diameter der
anfſteigenden Aorte iſt o. 41. der
abſteigenden o. 55. der Diameter
der obern Holader o. 56. der ab-
ſteigenden o. 71.
(e)
Ebendaſ. S. 144.
(f)
Ebendaſ. 143.
(g)
Ebendaſ. S. 144.
(h)
Ebendaſ. S. 4.
(i)
Exper. 22. S. 100.
(k)
Exper. 46. S. 201.
(l)
Exper. 28. S. 100.
(m)
De ſecret. anim. S. 93.
(n)
Am angef. Ort.
(o)
Comment. ad boerh. T. V.
P. II.
S. 303.
(p)
Exper. 39. S. 171.
(q)
Ebendaſ.
(r)
Exper. 46. S. 201.
(s)
Am angef. Ort.
(t)
S. 100.
(u)
Am angef. Ort.
(x)
Tab. 30. 6te Ausg. Anat. of. hum. hody.
(y)
Daß viele Blutadern ohne
Nebenſchlagadern ſind. de duct. ſal.
Diſſ. II.
(z)
Admin. anat. S. 94.
(a)
T. XXVII. f. 5. 6. 7.
(b)
hebenstreit venæ com-
municantes. cheselden
am angef.
Ort. S. 191.
(c)
evstach T. XII. f. 1. T.
XIII.
(d)
Comment. ad boerh. T. V.
P. I.
S. 300. 418. 419.
(e)
Second Mem. ſur le mouvem.
du ſang. exper.
119. 122. u. f.
(f)
B. Siegfried Albinusde
vaſ. inteſtinor.
(f*)
S. 75. 76.
(g)
I. Abſchnitt n. 16.
(h)
Hæmaſtat. S. 151.
(i)
evstach. Tab. VIII. f. 1. 2.
3. 4.
(k)
Siehe hin und wieder in den
Kupfertafeln der Grundflaͤche der
Gehirnſchale im I. Faſcic. der ana-
tomiſchen Abbildungen.
(l)
Prim. lin. n. 227.
(m)
Davon wird in VII. Theile
dieſes Werkes gehandelt werden.
Jndeſſen beſiehe Comment. in
boerh. prælect. T. V. P. I.
S. 412.
413. 415. 416.
(n)
Beim rvfvs Epheſius de
appell. corp. hum. L. I.
S. 42.
Clinchians Ausgabe.
(p)
Hiſtor. part. corp. hum. S.
170.
(q)
Novantiqua. S. 228. auch
Riolanus.
(r)
De venis. n. 24.
(s)
Jn der von uns wieder auf-
gelegten Streitſchrift in T. VI.
Diſp. anat. n.
56.
(t)
De diſſect. corp. hum. S.
183. 357.
(u)
Iſagog. anat. L. I. c. 4. S.
22. b.
(x)
Exam. obſ. Fallop. S. 83.
(y)
Cent. I. curat. 52. in Scholio.
Er verſichert, daß er ſie in zwoͤlf
Leichnamen geſehen habe.
(z)
Cent. V. cur. 70.
(a)
Salvus sclanvs comment.
ad aphor. Hippocr. 21. L. I.
(b)
De fabrica corp. hum.
Ausgabe 555. S. 443.
(c)
Exam. obſ. fallop. S. 83.
(d)
Obſ. anat. S. 118. b. de ve-
nis obſ.
4.
(e)
De vena ſine pari antigramm.
XI.
(f)
Anatomes L. I.
(h)
De venarum oſtiolis. Patav.
1603. fol.
(i)
Hinter ſeinen Reden S. 173.
und in der Hiſtoria plerarumque
partium.
Ausg. 1601. S. 153. u. f.
(g)
Teſte eabricio und C. bav-
hino,
der im Jahr 1577. nach Pa-
dua gegangen.
(k)
Hiſtor. anatom. S. 128.
(l)
Er fuͤhret eine in der That
ganz ruͤhmliche Art an, wie er die-
ſelben erfunden. Da er naͤmlich
aus der Theorie wahrgenommen,
daß das Blut nothwendig wieder
in die Blutadern zuruͤkkehren muͤſ-
ſe, ſo dachte er auf Klappen, die
den Ruͤkfall hinderten, und er fand
dieſelbe bei dem Walth. Charlton
third lecture S. 19. beſchrieben.
(m)
Anthropogr. S. 346. Anim-
adv. in Walaeum,
S. 613.
(n)
Bei dem BartholinEpiſt.
S. 774.
(o)
Diſquiſ. anat. pathol. S. 243.
(p)
Epiſt. anat. XV. n. 68. u. ſ. w.
(q)
Angef. Ort. S. 163.
(r)
Senaktraité du coeur. T. II.
S. 678.
(s)
senac ebendaſelbſt.
(t)
Angef. Ort. n. 39.
(u)
Angef. Ort.
(x)
fabricivs angef. Ort. T. II.
f. 2.
(y)
Ebendaſelbſt S. 677.
(z)
De valvul. lymphatic. S.
S. 10.
(a)
Spicil. obſ. n. 4. f. 7. 8.
(b)
Anthropograph. S. 347. die-
ſe Laͤnge iſt aber viel zu gros.
(c)
Streitſchrift de valvul. na-
tura.
Jena 1683. welche wieder
aufgelegt iſt in T. II. unſrer Samm-
lung.
(d)
Angef. Ort. T. I. S. 257.
(e)
S. 4.
(f)
Angef. Ort. S. 171, und hin-
ter den Reden.
(g)
Eſſays de Phyſ. T. III. 255.
(h)
Angef. Ort. T. I. S. 257.
T. II. S. 680.
(i)
Angef. Ort. S. 13.
(k)
Angef. Ort. n. 39.
(l)
Angef. Ort. f. 1. 4.
(m)
Am angef. Ort. f. 1.
(n)
T. XXIII. f. 8. auch an der
Droſſelader.
(o)
Progr. de valvul. ſeminula-
ribus animal.
(p)
Kerkring f. 2. 3.
(p*)
Am angef. Ort. f. g.
(q)
Fabricius am angef. Ort.
S. 4. Salom. Alberti. S. 171.
Perrault am angef. Ort.
(r)
Am angef. Ort. S. 3. oder
gedoppelte.
(s)
Wie es dem Fabricius vor-
gekommen. S. 5. und dem Salo-
mon Alberti, am angef. Ort.
(t)
T. II. S. 680.
(u)
Der vortrefliche Senak iſt
gleicher Meinung, am angef. Or-
te S. 679.
(x)
Auch hier hat der beruͤhm-
te Mann eben das beobachtet.
Gendaſ.
(y)
Am angef. Ort. S. 4.
(z)
Salomon Alberti am an-
gef. Ort. S. 163.
(a)
Am angef. Ort. S. 679.
680.
(b)
Am angef. Ort. S. 120.
121.
(g)
J. Ernſt Hebenſtreitde venis communicantibus. J. B. Senck
Tom. I. S. 258.
(h)
De ſectione viſcerum. S. 61.
(i)
Am angef. Ort.
(k)
Icon. XIII. L. III. c. 5.
(l)
Fabricius am angef. Ort.
T. III. R. S. Jn der Erklaͤrung
entdekket er aber ſeine Gedanken
beſſer, und laͤſt keine Klappen zu.
Thom. bartholinvs anat. tert.
renov.
S. 137. Heinr. Meibom
de venar. valv. am Rehbokke. Sa-
lom. ReiſelEphem. N. C. Dec. I.
ann. IX. X. obſ.
141. nebſt dem
Kupfer.
(m)
Expoſit. anat. T. IV. n. 109.
(n)
S. 121.
(o)
Anthropogr. 346.
(p)
Am angef. Ort.
(q)
Expl. tab. III. i. e.
(r)
hvybert Diſp. de valv. in-
teſt. \& venar. n. 24. Leid.
1744.
(s)
De different. inter homin.
nat. \& non nat.
S. 44. Von die-
ſen Klappen ſoll aber anderswo ge-
handelt werden.
(t)
S. 29.
(u)
Spicil. anat. T. I. f. 2. 3.
(x)
S. 436.
(y)
Von Schellhammerin
Progr. valedict. n.
28.
(z)
Salom. Albertus S. 159.
und hinter den Reden S. 172. J.
RiolanAnimadv. ad C. bavhi-
nvm
S. 693. Jsbr. von Diemer-
brök
S. 493. Thom. Kemper,
Wintringham.
(a)
J. RiolanAnthropogr. S.
347. C. bavhinvs Theat. anat.
S. 75. Adr. spiegel Anat S. 244.
hihmor Diſquiſit. anat. S. 75. T.
X.
f. 1. G harvei. S. 121. Jsb.
v. Diemerbrök.
(b)
J. E. Hebenſtreit. Senak,
am angef. Ort.
(c)
Er leugnet, daß in dem
Stamme der Holader Klappen waͤ-
ren. Expl. T. III.
(d)
Hiſt. part. plerar. corp. 159.
hinter den Reden. 172.
(e)
Am angef. Ort. S. 3.
(f)
Thom. Bartholin S. 595.
(g)
Guern. RollfinkDiſp. anat.
S. 941. Jsbr. v. Diemerbrök
Anat. S. 494. bloemesteyn Ad-
min. anat.
S. 16. J. E. Heben-
ſtreit
am angef. Ort. J. Fr. Caſ-
ſebohm.
Alex. Monroo ebendaſ.
(h)
De part. genit. mulier. S.
100.
(i)
Diſquiſ. anat. T. X. f. 1.
(k)
Obſerv. miſcell. n. 64. 65.
in unſrer Samml. T. VI.
(l)
Regner de graaf de org.
genit. viril.
S. 21. J. Fanton
Diſſ. anat. S. 163. dionis cours
d’anat.
S. 257. welsch Tab. VI.
anat.
51. Molinett S. 314.
(m)
De ſemin. \& teſtib. T. I.
f. 1. 2. Er bildet aber zwei Paare
ab, am angef. Ort.
(n)
Monroo S. 15.
(o)
J. E. Hebenſtreit. Senak
T. I. S. 258.
(p)
RuyſchAdv. anat. II. n. I.
RiolanAnthropogr. S. 347. G.
Harvei S. 121. Bartholin am
angef. Ort. S. 595. Leonh. Taßin
am angef. Ort. S. 77. Bourgelat
Hippiatrique T. II. S. 356.
(q)
Opera omnia S. 101.
(r)
Joh. a. MuraltoVadem.
anatom.
S. 219. C. Bauhin am
angef. Ort. S. 75. Phil. Jak.
Hartmannde bile c. I. n. 9.
(s)
Exerc. II. 182.
(t)
R. Lowerde corde S. 217.
Leid. Ausg.
(u)
Disquiſ. anat. T. VI. 61.
(x)
Obſ. anat. 6. Dec. I.
(y)
Comp. anat. S. 29. edit.
Patav.
(z)
Hebenſtreit am angef. Ort.
(a)
Monroo am angef. Ort.
Comment. ad boerh. T. V. P. II.
S. 305.
(b)
Prim. lin. phyſiol. n. 53.
senac T. II. 677. willis pharm.
ration. T. II. n.
9.
(c)
lancis de corde \& anevr.
67. Kemper S. 31.
(d)
Dies hat laͤngſt Fabricius
erinnert. S. 3. ferner Salom. Al-
bertus
S. 171 und Joh. Swam-
merdam
hinter der Streitſchr. de
reſpirat. coroll.
13.
(e)
Prim. lin. Phyſiol. S. 11.
(f)
Centur. obſ. Exp. 9. 10.
(g)
F. Boißier de Sauvages
in Hæmaſtat. S. 63.
(g*)
De reſpirat. coroll. 13.
(h)
Hebenſtreit am angef. Ort.
(i)
Am angef. Ort.
(k)
Am angef. Ort. S. 121.
(l)
Am angef. Ort. T. V. M. O.
(m)
Cowpermyolog. reform.
fig.
10. Hebenſtreit am angef.
Ort.
(n)
Obſ. anat. VII.
(o)
Gedoppelte ſtellet Fabri-
cius
T. V. in Kupfer vor.
(p)
Ebenderſ. ebendaſ. N. O.
(q)
Fabricius ebendaſ. O O.
(r)
J. B. MorgagniEpiſt.
XV.
S. 162. n. 70.
(s)
Tabul. VIII.
(t)
Am angef. Ort. S. 172.
173.
(u)
S. 171.
(x)
T. V. VI.
(y)
T. VI.
(z)
T. VI. VII.
(z*)
Am angef. Ort. S. 171.
(a)
T. IV.
(b)
Antigramm. XI.
(c)
Salom. Albertus hinter ſei-
nen Reden. S. 171. Andr. Lau-
rentius
Hiſt. anat. S. 126. 463.
C. bartholinvs Inſtit. anat. S.
359. Der beruͤhmte Kieſewetter
de calcul. renis ſiniſtri frequen-
tiori n.
13. Er fuͤhrt aber den
Caſſebohm an.
(d)
Anthropogr. S. 346. En-
chir. anat.
S. 230.
(e)
Ebendaſ. S. 222.
(f)
Diſſ. anat. S. 972.
(g)
Am angef. Ort. S. 243.
(h)
Anat. tert. renov. S. 637.
(i)
Am angef. Ort. S. 30.
(k)
Epiſt. de vena ſine pare.
(k*)
Exam. obſ. fallop. T. II.
795. Leid. Ausgabe.
(l)
Am angef. Ort. T. II. S.
1679.
(m)
De variet. vaſ. n. 20.
(n)
Am angef. Ort.
(o)
De direct. vaſ. S. 92.
(p)
Epiſt. anat. XV. n. 34.
(q)
Ebendaſ. n. 35.
(r)
T. I. A.
(s)
Theſ. anat. VII. n. 69.
(t)
Morgagnin. 39.
(u)
Ebendaſ.
(x)
hales Hæmaſtat. S. 14.
(y)
Second Memoire ſur les
part. irritabl. \& ſenſibles. Section
IV. Exp.
96 bis 112.
(z)
Vergl. damit J. Zachar.
Petſche.n. 57. am angef. Ort.
(a)
Ebenderſ. ebendaſ.
(b)
Anthrop. S. 346. Animadv.
in Bartholin.
S. 787.
(c)
Wie Fabricius ſelbſt.
(d)
Thom. Bartholinus am
angef. Ort. S. 695. Hebenſtreit
am angef. Ort.
(e)
Memoires pour ſervir a
l’Hiſtoire des animaux.
(f)
Am angef. Ort. S. 787.
(g)
Hebenſtreit am angef. Ort.
(h)
Obſerv. S. 40.
(i)
Fabricius,Tab. I. H.
(k)
N. O. P. Q.
(l)
L. M.
(m)
Philoſophical princ. of re-
lig.
S. 350.
(n)
Vergl. mit dem vortrefli-
chen SenakT. I. S. 257.
(o)
De motu cordis \& ſangu.
Diſſ. II.
S. 182.
(p)
Am angef. Ort. T. II. S.
679.
(q)
cowper ad bidloo. T.
XLIII.
f. 5.
(r)
Durch die Hol- und Pfort-
ader. vievssens de la ſtructure
des viſceres.
Er ſezt hinzu, daß
er nicht in die Schlagader uͤber-
gehe.
(s)
Von dieſer Wiedereinſaugung (reſorbtio) ſoll an gehoͤrigen
Orte gehandelt werden.
(t)
Comm. ad boerh. T. III.
n.
416.
(u)
Unterdeſſen ſchlage man
nach Prim. lin. phyſ. n. 272.
(x)
L. I. S. IV.
(y)
Daß dieſes leicht angehe, be-
zeuget schwenke S. 99.
(z)
wepfer de apoplex. 313.
(a)
T. II. S. 73.
(b)
Prax. med. T. I. 544.
(c)
Rich. mead monita medica,
S. 154.
(d)
spindler Obſ. 82.
(e)
lorry beim vandermon-
de
Iourn. de Medec. 1756. n. I.
(f)
Soll an ſeinem Orte gezeigt
werden, wenn von den Zeugungs-
theilen der Maͤnner die Rede ſeyn
wird.
(g)
Sect. I. S. 103. u. f.
(h)
Phil. Trans. n. 240.
(i)
Sialograph. C. II. S. 27.
(k)
Tr. des maladies des os. T. I.
S. 355.
(l)
De diabete, Exp. I.
(m)
Chronicor. L. V. 10.
(n)
mezger Diſſ. de ſanguinis
in circulum motu.
S. 15.
(o)
galenvs meth. medend.
L. V.
(p)
parevs Traité des arquebu-
ſades.
S. 77. Opp. omnium L. IX.
c.
31.
(q)
kaavw perſp. Hipp. n. 623.
(r)
Ebendaſelbſt 618.
(s)
Ebendaſelbſt n. 621. reav-
mvr
Memoir. de l’acad. des ſcienc.

1714. S. 61.
(t)
kaavw n. 617. Wolfs nuͤz-
liche Verſuche, T. III. n. 70.
(u)
kaavw n. 618.
(x)
Ebenderſelbe n. 619.
(y)
Ebenderſelbe n. 620.
(a)
petit angef. Ort.
(b)
kaavw n. 616.
(c)
kaavw n. 706. Siehe auch
das IV. Buch.
(d)
kaavw n. 703.
(e)
kaavw n. 611. zwar nicht
nach einem Verſuch.
(f)
Ebendaſ. n. 612.
(g)
Ebendaſelbſt n. 614. eben ſo
wenig laut Verſuchen.
(h)
hales Hæmaſt. S. 117.
(z)
Ebendaſelbſt n. 621.
(i)
dampier new voyage round
the world. T. I.
S. 276.
(k)
allies malad. de l’urethre.
S. 54.
(l)
De corde. c. II. S. 82. beim
birch hiſtory of the royal ſociety.
T. II.
S. 202. 209.
(m)
peyer parerg. anat. III. S.
160. c. bontekoe beim Blan-
kard
Jaarregiſter C. VII. n. 35.
(n)
willis Pharmac. rational.
T. II.
S. 125. pechlin obſ. 61. L. I.
lower
ebendaſelbſt und beim
Birch.
(o)
Fr. Hofmannde elaſticit.
fibr.
S. 17. Jch kann aber nicht
verhalten, daß bei mir nach der
Unterbindung der Blutadern der-
gleichen nicht geſchehen ſey, viel-
leicht weil in meinem Verſuche
das Thier nicht lange genung leben
blieb.
(p)
Ant. deidier des tumeurs.
S. 180. an verſchiedenen Leibes-
theilen. Schaarſchmid Verlin.
Sammlung. T. IV. S. 108. von
einem Geſchwulſte, der die Blu[t-]
ader zuſammenſchnuͤrte.
(q)
willis angef. Ort.
(q*)
belloste T. II. S. 309.
(r)
bartholinvs Hiſt. 23. C. I.
(s)
hildanvs Cent. IV. obſ. 73.
(t)
bogvtsky Diſp. de anatom.
ad chirurg. necesſit.
S. 23.
(u)
torres Memoir. preſentès.
T. I.
S. 145.
(x)
felice Streitſchrift S. 128.
129.
(y)
klavnig Noſocom. obſ. 22.
barrere obſ. anat.
zweite Aus-
gabe. S. 109. u. f.
(y*)
Philoſ. Trans. n. 308.
(z)
kaavw angef. Ort. n. 748.
rvysch Advers. anat. II.
S. 24.
deidier Phyſiolog. S. 94. 95.
boerhaave Inſtit. rei medic. n.
769.
(a)
De hepate S. 457.
(b)
Epidemior. L. VI. Sect. VI.
[...]
(c)
kaavw n. 492.
(d)
n. 495.
(e)
Dieſes ſagt der beruͤhmte
J. F. SchreiberElem. med. math.
S. 318.
(f)
Der beruͤhmte zinn be-
ſchreibt die Blutaͤderchen im Re-
genbogen. S. 241. dieſe fuͤhren aber
einen feineren Saft.
(g)
J. B. Morgagni,Adv.
anat. II.
S. 88. cowper ad bidloo
T. 36. f. 1. nvck Defenſ. duct.
aquos.
(h)
cowper ad bidloo T. 43. f. 5.
vievssens nov. ſyſt. vas.
S. 147.
Dieſer beruͤhmte Mann bezeichnet
die Flieswaſſergefaͤſſe ſo, wie man
ſie gewoͤhnlicher Weiſe zu nehmen
pflegt. A. Fridr. Waltherde ſe-
cret.
S. 18. Ant. nvck adeno-
graph.
S. 61. J. Conrad Brun-
ner
de glandul. duodeni 7. J.
G[o]tfr. Bergerde natura hum.
S. 78. bartholinvs de dia-
phragm.
S. 93.
(i)
nvck Defenſ. duct. aquoſ.
(k)
S. 53. an der Hode. cowper
T.
46. f. 4. an der Mannsruthe
ebenderſelbe T. 36. f. 1.
(l)
senac du coeur T. I. S. 466.
(m)
vievssens Traité des liqu.
197. deidier de tumor.
38.
(n)
Comment. acad. reg. ſcient. 1699.
(n*)
Am Seekalbe Eph. N. C.
Vol. I.
1727. S. 24.
(o)
Ant. Valisnieri in ſeiner
Noromia d’un ſtruzza vermeinet
ſie auch geſehen zu haben.
(q)
Ebenderſelbe S. 50. 53. 48.
49.
(r)
Lact. thorac. S. 48. anat. re-
nov.
S. 133.
(s)
Eph. N. C. Dec. II. ann. I.
obſ.
46.
(p)
monroo de ſemine et teſtib.
S. 54.
(t)
franci Satyr. 8. 1748.
(u)
Eph. N. C. Dec. II. an. II.
obſ.
28.
(x)
[...]c. I. n. 13.
(y)
Ebendaſ. n. 4.
(z)
Hiſtor. anim. L. III. c. 6.
(a)
Anat. liber. introductor. S.
32. b.
(b)
Tab. XI. f. 7.
(c)
Jn der Auslegung uͤber dieſe
Tabelle des Euſtachius.
(d)
Obſ. de venis. n. 3.
(e)
De lacteis. T. III. IV.
(f)
Diſqu. anat. S. 40. 41. T.
III.
das Buch kam 1650 heraus.
(g)
Sanguinis a dextro in ſini-
ſtrum cordis ventriculum defluen-
tis reperta via. Venet.
1639.
(h)
Anat. L. V. c. 3.
(i)
Ep. VIII. den 8 Jenner da-
tirt.
(k)
Beim Joh. Rhodiusin
Mantiſſa anat. n.
31.
(l)
Beim Bartholinin Lact.
thoracic.
S. 48.
(m)
Epiſt. de motu chyli \&
ſangu.
ſo im Jahr 1641. aufge-
ſezt, S. 387. Auch dieſen Brief
hat Bartholin im Druk heraus-
gegeben.
(n)
Wie aus den poſthumis ta-
bulis
erhellet, welche beim Bör-
haave
aufbehalten wurden, und
die deren Beſizzer der Graf von
Thoms ausnehmend zu loben
pflegte.
(o)
Hiſt. duct. chylif. Leidæ.
1652. 4. S. 8.
(p)
Ebendaſ. S. 14.
(q)
Beim Thom. Bartholin
in Lact. thoracic. c. VI. 21.
(r)
RudbekInſid. ſtruct. du-
ctib. hepatis aquoſis,
S. 147.
(s)
Thom. warthon Adenogr.
c. II.
S. 98. Franciſc. glisson
de hepate. c. 31. n. 266. Gualter
charleton Exercit. de lymphæ
ductibus. Robert plott natural
hiſtory of Oxfordshire,
S. 315.
T. wotton of antient and mo-
dern learning.
S. 220. Rob. boy-
le
de utilit. Philoſoph. exper.
S.
98. edit. Lindav.
(t)
Diſſert. VII. de bile, \& he-
pate,
welche er in eben dem Jah-
re herausgab.
(u)
Lib. de catarrhis ſpecialis-
ſim.
S. 523.
(x)
In inſidiis ſtructis ductibus
hepatis aquoſis,
S. 5. Man
muß indeſſen nicht vergeſſen, daß
der beruͤhmte Verfaſſer in ſeinem
1653. zu Weſteras herausgegebe-
nen Buche, von den Waſſergaͤngen
in der Leber, nur allein von dem
Bruſtkanale redet, welchen er 1650
1651 und 1652 geſehen haͤtte, und
daß derſelbe in den lezt heraus-
gegebenen Inſtdiis noch die Flies-
waſſer-Gefaͤſſe dem obgedachten
Milchgange beigefuͤgt habe.
(y)
Inſidiarum S. 9.
(z)
Ebendaſ. S. 6.
(a)
Nova experimenta anatom.
exhibentia ductus hepatis aquoſos,
\& vaſa glandularum ſeroſa.
(b)
De recentiorum inventis
anatomicis.
(c)
bogdan Apol. S. 16. bar-
tholin
Hiſtor. anat. 48. Cent. II.

und in ſeiner Anatom. renovata,
S. 621.
(d)
Bogdan S. 20.
(e)
S. 21.
(f)
S. 36.
(g)
S. 38.
(h)
S. 491.
(i)
S. 57.
(k)
S. 58. 59.
(l)
RudbekInſid. ſtruct. ducti-
bus aquoſis,
S. 105.
(m)
Vaſa lymphat. barthol.
S. 21.
(n)
S. 16.
(o)
Inſid. ſtruct. bartholini va-
ſis lymphat.
Koppenhag. 1654. 4.
(p)
Inſid. ſtruct. Olai rvdbekii
ductib. hepatis aquoſis.
Leiden.
1654. 8.
(q)
Apologia pro vaſis lympha-
ticis bartholini, adverſus Inſi-
dias ſecundo ſcriptas, ab Olao
rvdbekio.
Koppenh. 1654. 12.
(r)
Die vorhergehende Anmerk.
unter dem Buchſtaben x.
(s)
Jn dem Briefe, der bei
den Inſid. ſtructis rvdbekii vaſis
aquoſis,
befindlich iſt, S. 147. 148.
(t)
In Microcoſmo. S. 73. Leipz.
Ausgabe.
(u)
Vaſa lymph. in anim. ant.
S. 30.
(x)
Inſid. ſtruct. vaſis lymphat.
barthol.
(y)
Sowohl in dem, das zu We-
ſteras herausgekommen, und von
Sybold. hemsterhvys in meſ-
ſe aurea
wieder aufgelegt worden,
als in der Diſput. de ſero, \& ejus
vaſis.
1661. Upſal, welche wir in
T. VII. Diſp. Anat. wieder haben
auflegen laſſen.
(z)
Inſid. anatom. S. 6.
(a)
Vornaͤmlich in den Actis Hafnienſibus.
(b)
Jn der Blaſiſchen Ausgabe
des Veslingiſchen ſyntagmatis. Der
erſtere von denenſelben hat ſich
der glaͤſernen Roͤhren bedient. Tr.
de reſpirat.
S. 92.
(c)
Jn einem eignen Buche,
welches er 1667. in 12. herausge-
geben.
(d)
Epiſt. anat. III. S. 28.
(e)
Er nennet ihn einen Betruͤ-
ger. Diſſ. de pingued. S. 27.
(f)
Compend. anat. not. 6.
(g)
Prælect. acad. T. I. S. 576.
(h)
Lettre a M. bertin. S. 71.
Unter die Schriftſteller, welche
ſich um die Geſchichte der Flies-
waſſergefaͤſſe verdient gemacht, ſez-
ze man noch den vortreflichen J.
Fr. Mekel, deſſen Diſſert. epiſtol.
ad hallervm de vaſ. lyinphat. \&
gland. conglob. Berol.
1757. ich
hier anfuͤhre. Er hat vieles, ſo
in dem menſchlichen Koͤrper von
ihm wahrgenommen worden, mit
gutem Nuzzen hinzugefuͤgt, z. E.
vom Laufe der Waſſergefaͤſſe uͤber
die Huͤfte, den Arm, die Schul-
ter und den Hals, von ihrer Ver-
einigung mit den Blutadern, von
dem Baue der einfachen Druͤſen,
welcher blos zelligt iſt, und zu-
gleich aus Gefaͤſſen beſtehet, und
von andern Dingen mehr. Der
beruͤhmte junge Mann, Aler.
Monroo, Alexand. Sohn, hat
in eben dem Jahr in einem zu
Berlin herausgegebenen Werkchen,
de venis lymphaticis \& valvuloſis,
ausgefuͤhrt, daß die Flieswaſſer-
gefaͤſſe vornaͤmlich aus dem Zell-
gewebe entſpringen.
(i)
De formentis. S. 123.
(k)
Exercit. de hydatidibus. S. 10
(l)
Comment. Acad. Petropol.
T. I.
(m)
Philoſoph. transact. n. 364.
(n)
Am angef. Ort. n. 625. u. f.
(o)
In diſſert. inaug. de Semine
\& teſtibus.
(p)
Er zeichnet ſie, als wenn ſie
aus Kugeln gebildet waͤren. Ade-
nograph. f.
20. 21.
(q)
Ebendaſ. f. 19. S. 42.
(r)
Am angef. Ort. S. 43.
(s)
Anat. tert. renov. S. 622.
(t)
rvysch de valvulis lympha-
ticorum. f.
1.
(u)
Ebenderſelbe ebendaſelbſt
ſig. 3. 4. 5.
(x)
Wilh. Cheſelden hat dieſes,
ſo er fuͤr einen Fehler hielt, dahin
gerechnet. Anat. of hum. body.
Ausg. 1726. L. III. c. 10.
(y)
Damit ſtimmt der beruͤhmte
Ferrein uͤberein in Diſſ. an arter.
pulmonal. temp exſpirationis etc.

Fr. GigotIourn. des ſavans. 1742.
S. 43. wo ich nicht irre.
(z)
Jn einem beſondren Pro-
gramma.
(a)
senac Traité du coeur. S.
252.
(c)
Fig. 24. 25. die zwar zum
Bruſtkanale hingezeichnet worden.
(b)
Siehe den beruͤhmten win-
tringham
S. 227.
(d)
Vaſa lymph. brutor. S. 46.
abdom. S. 18.
(e)
Lact. thorac. S. 35.
(f)
Inſid. ſtruct. S. 93-128.
(g)
De hepate S. 449.
(h)
De reſpirat. S. 90. in Ob-
ſerv. collegii privati Amſteloda-
menſ.
und in Syntagm. Veslingia-
no Blaſii
S. 552. T. 24. f. 1. 2. 3. 4.
(i)
Lib. de valvul. lympltat.
(k)
Ebendaſelbſt im Anfange.
(l)
Second Memoire ſur le
mouvem. du ſang, Exp.
295.
298.
(m)
De purgant. S. 75. obſ. S.
146.
(n)
Obſ. raræ et novæ. S. 20.
(o)
elsner Ephem. Nat. Cur.
Dec. I. ann. I. obſ. 61. barthol.
de lacteis thorac.
S. 50. rvdbek
vaſa aquoſa. c. 5. Nicolaus, steno-
nis
fil.
beim BartholinCent. III.
Ep.
24. S. 92. Second Memoi-
re etc. Exp.
194.
(p)
drelincovrt Canicid. 5.
(q)
cowper ad tab. 28. f. 1. des
Bidloiſchen Werkes.
(r)
cassebohm in denen Codd.
manuſcript.
welche ich beſizze.
(s)
cowper ad tab. 43. f. 5. nvck
Adenogr.
S. 61.
(s*)
Ephem. N. C. Dec. II. ann.
7. obſ.
229.
(t)
Catal. Muſ. S. 153.
(u)
Medic. ſyſtemat. T. I. S.
238.
(x)
Phil. Tranſ. n. 494 und vor-
laͤngſt ſchon im Progr. ad cl. wink-
leri
Diſput. inaug. 1745. n. 8.
Not. n.
(y)
De ſemine et teſtib. hin und
wieder, und S. 50. 53. Tab. II.
f.
10. 11.
(z)
Angef. Ort. S. 51. 52. 55.
T. I. f. 4. 5. T. II. f. 10.
(a)
Conſultat. T. III. S. 12.
124. an der Leber und dem Ar-
me, und in Phyſiolog. S. 41.
42. Von der Leber, beſiehe eben
die Stelle.
(b)
dvverney der juͤngere in
tavvry anat. raiſonne S. 114.
(c)
Perſpir. Hippoer. n. 626.
(d)
Thom. bartholinvs. Cent.
IV. obſ.
58. J. Theod. Ellerobſ.
med. chir.
S. 72. allen Synopſ.
c. 14. C. bartholin de duct. ſaliv.

S. 12.
(e)
Mem. de l’Acad. de chirurg.
12. T. II.
S. 6. 7.
(f)
tvlpivs L. II. obſ. 32.
(g)
Wilh. de la motte Chir.
compl. obſ. 121. boerhaave Præ-
lect. T. I.
S. 580.
(h)
moebivs obſ. 6.
(i)
dvverney beim D. tavvry
anat. raiſonnée
S. 114.
(k)
nvck Adenogr. C. VIII. S.
96. allen addenda ad Cap. VIII.
Commerc. litt. Noric. 1732. hebd.
12. bartholin. Lymphat. in homi-
ne
S. 38. tvlpivs. L. II. obſ. 34.
nvck Adenogr.
S. 96. 100. P. I.
hartmann Eph. N. C. Dec. III.
ann. 2. obſ.
190.
(l)
Thom. bartholin beim hem-
sterhvys,
S. 246 und Lymphat.
in homine, c.
4.
(n)
Lymphat. in homine. S. 30.
31.
(o)
Anaſtomoſirungen ſezt J. C.
Adrian Helvetius zwiſchen den
Flieswaſſergefaͤſſen und den
Schlag- und Blutadern. Lettre
au ſujet de l’écrit critique de M.
besse
S 215. dergleichen hat auch
Phil. hecqvet in novo conſpectu
medic. P. II.
S. 17.
(p)
Daß ſich von den Nerven in
die Druͤſen die Lebensgeiſter wie-
der ruͤkwerts ergieſſen, meldet glis-
son
de hepate c.
45. S. 438.
(m)
collins anat. S. 169.
(q)
Daß das Flieswaſſer in die
einzele Druͤſen verſammlet werde,
und daher ebenfals, wie die Lebens-
geiſter, von ſaurer Art ſey. sylvivs
de le boe Diſſ. med. VII. n.
40.
(r)
De gland. conglob. 4.
(s)
Jn der angefuͤhrten Diſſert.
(t)
gevder de ferm. 13.
(u)
Mart. lister de humor. c.
22. loſ. del papa de humor. c.
7.
S. 494. Er lehrt, daß die Flies-
waſſergefaͤſſe nicht von den Druͤſen
allein entſtuͤnden.
(x)
Daß Druͤſen von den Schlag-
adern ihr Salzwaſſer empfungen,
und es den Flieswaſſergefaͤſſen wie-
dergeben, lehrt Hier. barbatvs de
ſero et ſanguine
und malpighi de
hepate.
S. 67.
(y)
Alex. monroo T. I. f. 45.
T. II. f.
10.
(z)
Fr. rvysch de vaſ. lymph.
c.
3.
(a)
bianchi Hiſtor. hepat. L. I.
c.
7.
(b)
peyer Merycol. 88. Exerc.
anat.
84. 142. u. f.
(c)
Hin und wieder in dem Ein-
geweide, winslow Exp. anat. T.
IV. n.
599.
(d)
Exempel von dergleichen
Limphfluſſe beim adolphi de vin-
cul chirurg.
S. 21. 1. i. bohn phle-
bot. culpos.
S. 34. Santem zarini
de misſione ſanguin. Alex. mon-
roo
Eſſ. of a ſociety at Edimb. T.
V. n. 26. c. stalpart van der wiel
Cent. II. obſ. 46. schovten van
gezzwellen.
S. 164.
(e)
nvck Exp. chir. n. 28.
(f)
Godofr. klavnig Noſocom.
obſ. I.
Nach einer Wunde von ei-
nem Flintenſchuſſe drang die Lim-
phe aus den kleinen Schweisloͤchern
der Huͤfte hervor, und zog den Tod
nach ſich. Chriſt. Ludw. walter,
obſ. med. chir. theſ. n.
65.
(g)
nvck angef. Ort. Cornel. v.
solingen nieuwe operation de
chirurgie.
S. 375. 376.
(h)
Phyſiol. S. 423.
(i)
Ebendaſelbſt S. 41. 42.
(k)
Keil tumor. tunicat. n. I.
(l)
G. blas Anat. anim. S. 25.
Colleg. privat. Amſtelod. obſ. S.
35.
(m)
Lact. thorac. S. 38.
(n)
Lymphat. homin. S. 54.
(o)
Lymphat. brut. S. 17. 38.
(p)
Acta Hafnienſ. Vol. II. obſ.
97. S. 241.
(q)
Diſp. sorgeloos de oecon.
anim.
(r)
Inſid ſtruct. S. 110.
(s)
Nach dem Zeugniſſe des Lo-
renz Robergs,diſp. de invent. anat.
recent.
S. 18.
(t)
Tab. VIII.
(u)
Append. ad bidlovm f. 11.
(x)
Memoir. de l’ Acad. des
ſcienc. avant 1699. T. I.
S. 403.
(y)
Angef. Ort, S. 148.
(z)
Angef. Ort, n. 634.
(a)
Comment. Acad. Petrop.
T. I,
(b)
Beim Joh. Buxtorf, ei-
nem Baſeler Arzte, in Theſ. anat.
botan. 1731. n.
13.
(c)
Obſ. anat. chir. 41.
(d)
In Opuſculo Aroſiæ edito,
T. II.
f. 1. f. f. f.
(e)
Am Menſchen zeiget ſie
Wilh. Cowperappend. f. 10. s. s.
und J. Georg Duverney angef.
Ort. h. h. und S. 289.
(f)
T. bartholin Icon lymph.
brutor. rvdbeck edit Aroſian. T.
II.
f. 1. g. g. beim Hemſterhuys
f. 9.
(g)
Diſſ de via lactea n. 44. Jn
unſrer Sammlung koͤmmt ſie mit
vor. T. I.
(h)
Angef. Ort, S. 50. bis 53.
T. II. f. 10. 11. T. I. f. 4. 5. u. f.
(i)
rvdbeck beim Hemſter-
huys
f. 7. bartholin Cent. III.
Ep [...]kohlhans
in einer eigenen
Streitſchrift, die in Koͤnigsberg
herausgekommen. nvck angef.
Ort. S. 53. 147. aus dem Hoden-
beutel i. v. horne beim sorge-
loos,
angef. Ort.
(k)
Myot. reform. T. X, L. L.
(l)
F. hoffmann Med. ſyſt. T. I.
S. 238.
(m)
T. bartholin Lact. thor. S. 21.
(n)
I. zeller. Diſp. citata.
(o)
rvdbeck f. 7. verheyen
Anat. L. II. tract. I. c. 22. need-
ham
de formato ſetu. c. I. nvck
f. 33. manget theat. anat.
S. 204.
(p)
J. B. MorgagniAdverſ.
anat. IV.
S. 88.
(q)
nvck angef. Ort. S. 70. \&
T. V.
(r)
rvdbek beim Hemſter-
huys
c. 6. S. 312. nvck angef.
Ort. S. 129. 130. schellhammer
Ephem. N. C. Dec. III. ann. 3.
obſ.
92.
(s)
Am angef. Ort. f. 10.
(t)
Am angef. Ort. f. 32.
(u)
Am angef. Ort.
(x)
Am angef. Ort.
(y)
Th. BartholinLact. tho-
rac.
S. 38. evertse de org. chy-
i, T. II.
RudbekT. II. h. h. h.
u. f. 9. nvck Adenogr. S. 99.
f. 31. mieg. am angef. Ort.
(z)
Duverney am angef. Ort.
(a)
Nova encheir. duct. thor. S.
30. erſte Ausgabe; und die Aus-
gabe, die ich verauſtaltet habe. S.
707.
(b)
De pancreate. S. 107. naͤm-
lich an der Holader, neben den
Nieren.
(c)
Jm angef. Append. f. 10.
(d)
Nuck f. 32. f. 34.
(e)
MorgagniAdv. anat. II.
n.
47. Kaauwn. 631. 632.
(f)
So giebt es J. Zeller S. 3.
Lud. Blaſius aber app. ad. Ves-
ling. ſyntagm.
S. 552. T. XXIV.
f. 8. auf ſolche Art, daß ſich auch
in dieſen Gang die durchſichtigen
Milz- und Gekroͤsdruͤſengefaͤſſe
vereinigen.
(g)
RudbekTab. I. edit. Aro-
ſianae. bianchi hiſt. hepat. T. II.
tab.
3. u. f.
(h)
PeyerMerycologia. S.
109. u. f.
(i)
So hat ſie der vortrefliche
Bohlius, abgebildet, am angef.
Ort. f. 1. und BartholinTab.
lymph. brut.
ingleichen Joh. Zel-
ler
an angef. Ort. der ihn trun-
cus iliacus
nennt.
(k)
Mehr Gaͤnge hat J. Siegm.
Henninger oder Eulerde me-
ſenterio, b. b. b.
CowperAp-
pend.
f. 11. I. K. L. E. f. 10. Q. S.
(l)
hale Phil. Transact. n. 364.
(m)
Dieſes war eine Muthmaſ-
ſung des J. Georg Duverneys,
am angef. Ort. S. 289.
(n)
Jch habe zwar dieſelben nicht
geſehen, es beſchreibt aber Franz
ZypäusFundam. medic. S. 58.
die von den Bruͤſten zum Bruſt-
kangle und dem Sammelkaſten des
Nahrungsſaftes laufende Gaͤnge,
wie ſie im Hunde zu ſehen ſind.
Phil. Transact. n. 65.
(o)
Ant. Nuck. S. 142. 143.
Ol. Rudbekde ſero ejusque va-
ſis,
f. 1. 3. Er zeichnet an dem
Orte einen groſſen, faſt dem Bruſt-
kanale gleichen, und in dieſen ein-
gelenkten Gang. Der beruͤhmte
Eſchenbach, in ſeiner deutſch ge-
ſchriebenen Anatomie, beſchreibet
anſehnliche Flieswaſſergefaͤſſe, die
zum Bruſtkanale, hinter dem
Bruſtknochen gehen, zugleich auch
die, welche von der bauchigen Le-
berflaͤche in die Hohe ſteigen.
(p)
Rudbek am angef. Ort.
(q)
Ebenderſ. f. 3. Beim Hem-
ſterhuys
b. b. S. 300.
(r)
RudbekT. II. f. 1. Vom
Herzbeutel beſiehe A. de Mar-
chettis
beim J. M. Hoffmann,
in Comment. ad I. v. horne Mi-
crocoſm.
S. 196.
(s)
Rudbek S 300. und fig. 1.
Henr. a moinichen Epiſt. ad bar-
tholin.
44. Cent. II.
S. 538.
(t)
BartholinLact. thoracic.
S. 36. GölikeHiſt. anat. S. 494.
(u)
Siehe BohliusTab. I. und
die Abbildung des Narciſſus und
Evertſenius, welche vielleicht
eine Arbeit des Bidloo geweſen
ſeyn mag, de organo chyli, T. II.
f. 1. 2.
(x)
Cowper f. 12. B. D. Eph.
Nat. Cur. Dec. II. ann. 5. obſ.
32.
DrelincourtCanicid. 6. mit ei-
ner andren Einfuͤgung Dorſten,
Duct. thorac. n. 10. Cheſelden
Anat. Ed. VI. S. 214.
(y)
Rudbek f. 2. Ferrein am
angef. Ort. BourdonDeſcript.
anat.
S. 177.
(z)
Wenn man nicht das Expe-
riment des J. van Horne anneh-
men will, welcher ſie an einem
jungen Menſchen, nachdem er ein
Band wenig Stunden nach dem
Tode angelegt, am Arme gezeigt
haben ſoll. SorgeloosOecon.
theſ.
54.
(a)
Am Schaafe ſind ſie gezeigt
worden beim Roberg, S. 18.
(b)
Lact. thorac. S. 38.
(c)
Richard Hale, am angef.
Ort, f. 13. und 29.
(d)
Dieſes ſcheint der Aſt zu
ſeyn, welcher von der Ohrendruͤſe
zum Bruſtkanale gieng. Ant. de
marchettis
in den Phil. Transact.
n.
307.
(e)
Nicolaus Stenonis, der
Sohn, zeichnete dieſe Gefaͤſſe in
ſeiner Streitſchrift de glandul.
oris add. n.
11. Eben dieſe hat
auch J. Henr. Pauli recht erklaͤrt
in anat. Bilſianæ anatome. c. 6.
(f)
MorgagniEpiſt. anat. IX.
n.
24.
(g)
Die Abbildung findet man
davon in der Streitſchrift, die ich
unter dem Vorſizze des J. Georg
Duverney zu Tuͤbingen 1725. ver-
theidigt habe, als ein Gehuͤlfe in
den Verſuchen, de ductu ſalivali
novo.
(h)
Georg Dan. CoſchwizDiſp.
de ductu ſalivali novo. T. II. a. a.
duvernoi.
(h*)
Coſchwiz f. 1. nennt es
den fleiſchigen Sak der Schild-
druͤſe.
(i)
Rudbekde ſero ejusque va-
ſis, f.
2. u. in der Streitſchr. des
beruͤhmten Duvernoi.
(k)
Duvernoi am angef. Ort.
S. 16.
(l)
Von den Kaͤmmen der drei-
ekkigen Luftroͤhrenknorpel leitet
ſie Guͤnth. Chriſtoph Schellham-
mer
her, de voce. S. 14.
(m)
H. v. Moinichen beim
BartholinCent. III. Ep. I. die
Amſterdammer in Obſ. anat. coll.
priv.
S. 35. Nicolaus Stenonis,
der Sohn, beim BartholinEp.
57. Cent. III.
S. 229. Act. Haf-
nienſ. Vol. II. obſ.
97. Brunner
am angef. Ort. S. 33. Exp. 5. T. I.
Zeller S. 4.
(n)
J. Henr. Pauli am angef.
Ort.
(o)
Nuck S. 141. Keils angef.
Streitſchrift.
(p)
Anat. Bilſ. anat. fig. zum 7.
Kap.
(q)
Beim CamerariusEpiſt.
Taurinenſ.
S. 148. 149. des be-
ruͤhmten desnoues lettre a M.
guilielmini.
S. 18. Er ſezzet
aber kein zu groſſes Vertrauen auf
den Verſuch.
(r)
Anatomy of the brayn, C.
II. f. 1. q. q.
Von dieſem Aderge-
webe ſiche Nicol. Stenonis, den
Sohn, in BartholiniAnat. S.
475.
(s)
Nov. invent. S. 150.
(t)
Der beruͤhmte Heuermann
in ſeiner deutſchgeſchrieb. Phiſio-
logie T. II. S. 209. an dem Kor-
per eines Ertrunkenen.
(u)
Lanciſius, Pacchionus,
und Fantonus, die ich an ihrem
Orte anfuͤhren will.
(x)
Epiſt. I. S. 5. zu Leiden ha-
be er ſie 1683. geſehen.
(y)
De gland. pituitar. S. 174.
(z)
Am angef. Ort.
(a)
Am Nezhaͤutchen valsalva
de, aure humana, c. 3. n.
15.
(b)
Beim Camerarius am an-
gef. Ort. u. BianchiHiſt. hepat.
T. II.
S. 310.
(c)
Am angef. Ort.
(d)
Am angef. Ort. S. 289.
(e)
Ebendaſ. S. 281.
(f)
De muſcul. \& gland. S. 38.
(g)
De gland. oris. n. 41.
(h)
Acta Hafnienſ. am angef.
Ort.
(i)
Am angef. Ort.
(k)
Am angef. Ort. S. 148.
(l)
Phil. Transact. am angef.
Ort. DuverneyMem. avant
1699. T. I.
S. 403.
(m)
Lymph. brut. S. 34. 38.
(n)
P. J. Hartmannde perit.
anatom. veter. ſpecial. Diſſ. II.
(o)
De valvul. lymphat. S. 6.
(p)
Canicid. 6.
(q)
Am angef. Ort. S. 142.
(r)
Ebendaſ.
(s)
S. 143.
(t)
I. Henr. pavli Anat. Bilſ.
anat. c. 6. Rich. hale
ebendaſ.
n. 31. 32.
(u)
rvdbek de ſero ejusque va-
ſis
f. 2. Duverney am angef.
Ort.
(x)
De glandulis oris. n. 41.
Er geſtehet aber dennoch, daß ſie
bisweilen in den Bruſtkanal ge-
fuͤhrt wuͤrden. Siehe die Kupfer
in den Act. Hafnienſ.
(y)
De corde C. II. S. 82. der
Engl. Ausgabe.
(z)
Mauritius v. reverhorst
de circulat. bilis, n. 19. T. I.
f. 1.
(a)
J. Waläus beim Bartho-
lin
S. 789. Jhn hat Alexander
mavrocordatvs de officio pul-
monum
ausgeſchrieben S. 112.
(b*)
Dubia anatomica S. 100.
de Apoplexia S. 350.
(b)
Caſimir. Chriſtoph. schmie-
del,
Progr. de vaſis lymph. he-
pat.
(c)
N. 633.
(d)
Progr. de mediaſtino po-
ſtico.
(e)
Gayant und PecquetMe-
moir. de l’Acad. des ſciences a-
vant 1699. T. X.
S. 63. 464. 503.
und in Claud. perravlt Eſſais de
Phyſique,
und deſſen Diſſert. ſur
une nouvelle inſertion du canal
thorachique.
(f)
Jn den Breslauer Samm-
lungen, 16 Verſuch, S. 432.
(g)
Jch werde darinnen durch
das Zeugnis Caſſebohms in ſei-
nen hinterlaſſenen Manuſcripten,
die ich beſizze, noch mehr beſtaͤrkt.
(h)
Second Memoire ſur le mouvem. du ſang. Exp. 137. 144.
(i)
bohn Circul. anat. S. 161.
(k)
Prælect. ad lnſtit. rei medic.
n.
129.
(l)
Dieſes war die Meinung
Walth. Nedhams von des
Gayans ſeinen Gaͤngen. Phil.
Transact. n.
85. Lower aber
meldet, daß dieſes der Flieswaſ-
ſergang, der von den Nieren nach
dem Milchkaſten geht, geweſen
ſey, was die Franzoſen geſehen
haben moͤchten; beim birch Hi-
ſtor. of the royal ſociet. T. II.

S. 172.
(m)
Jm 2ten Abſchnitt.
(n)
nvck S. 49.
(o)
L. IV. c. 1.
(p)
Beim Galende ſemine L.
II.
und de meth. medendi L. XIV.
(q)
Beim oribasivs Ausg. von
Dundaß, S. 80. Er ſagt, es ge-
ſchehe keine Gefaͤszertheilung, die
nicht auch in dergleichen Druͤſen
ſtatt habe.
(r)
De appell. partium L. II. S.
64. Ausg. Clinchs.
(s)
Ebendaſelbſt L. I. S. 38.
(t)
Ausg. Hemſterhuys, S.
26.
(u)
De fabr. corp. humani S.
722.
(x)
Diſp. med. quint. n. 25. 26.
27.
(y)
Nic. Stenonis, der Sohn,
de muſcul. et glandul. S. 29. Reg-
ner de graaf de pancreate,
S. 50.
(z)
Diſp. de glandulis in genere.
n.
24. 30.
(a)
N. 28.
(b)
G. C. schelhammer in Ana-
lectis. nicholls in Compend. anat.
oecon.
S. 4.
(c)
Siehe Nucks, Cowpers,
und Mylius Figuren.
(d)
Marc. malpighivs de gland.
conglobat. n. 2. Opuſc. poſthum.

S. 46. I. Godfr. de berger de na-
tura humana,
S. 165.
(e)
Angef. Ort.
(f)
nvck Adenographia C. I.
S. 27. 28.
(g)
So beſchreibt und zeichnet
ſie Wilh. Mylius in der Streit-
ſchrift de glandul. welche im 2. Th.
meiner Sammlung wieder aufge-
legt iſt, und nicht unbillig dem
Bidloo zugeeignet werden koͤnn-
te. Vergl. hiermit n. 4. [...] f. I. B.
D. E.
(h)
Ebendaſelbſt C. C. und n. 5.
(i)
l. bilsivs beim Tob. an-
dreae,
in Bilance balſamat. Bil-
ſian. et Clauderian.
S. 7. nvck de
gland. conglobat. c.
2. S. 33. 35. 36
f. 13. 14.
(k)
Ebendaſelbſt S. 37.
(l)
tiling beim beruͤhmten
b assivs obſ. 5.
(m)
Angef. Ort. n. 12.
(n)
Angef. Ort. n. 6.
(o)
Angef. Ort, S. 5. 6. A. A.
(p)
Fig. 6. B.
(q)
Diſp. de glandul. meſent.
Tubing.
1725.
(r)
De gland. conglobar. S. 1. 2
(s)
In Poſthumis, S. 101.
(t)
Angef. Ort, f. 5. E. E.
(u)
Epiſt. de fabr. gland. S. 65.
im beigefuͤgten Kupfer, und im
Theſaur, X. n. 61. Theſ. omn. max.
n. 118. Curae poſt. n. 119. conf.
boerhaave
in kurz vorher ange-
fuͤhrtem Schreiben.
(x)
Auf den hohen Schulen, die
ich in den Jahren 1725. und 1726.
beſucht habe.
(y)
Angef. Ort. S. 13.
(z)
Diſp. de glandulis et thymo,
S. 12.
(a)
Angef. Ort, f. 1. E. E.
(b)
f. V. c. et f. VI.
(c)
Adenogr. S. 30.
(d)
Poſthum. 46. S.
(e)
Angef. Ort. S. 38.
(f)
Epiſt. anat. IX. n. 27. 28.
S. 256. u. folg. an den Droſſeldruͤ-
ſen und andren aus dem Geſchlech-
te der Flieswaſſerdruͤſen.
(g)
Der beruͤhmte Nic. le cat,
Traité des ſens,
S. 379.
(h)
Angef. Ort. S. 36.
(i)
malpighivs de gland. con-
glob.
S. 2. handelt von dieſen
Schlagadern umſtandlich.
(k)
Jn dem Kupfer, ſo ſich bei
dem mehrmalen angefuͤhrten
Sendſchreiben befindet.
(l)
malpighivs de gland. con-
glo [...].
S. 2. nvck S. 46.
(m)
nvck f. 10. 27.
(n)
Ebenderſelbe f. 11. 12. 26.
28. 29.
(o)
Nicol. Stenonis, der Sohn,
de muſc. \& gland. S. 37.
(p)
Dieſen Namen hat ihnen
Nicolaus beigelegt, angef. Ort.
Siehe auch nvck S. 34. kerk-
ring
obſerv.
93.
(q)
nvck f. 26. 27. 28. 29.
(r)
Nicolaus Stenonis, der
Sohn, Fig. am angef. Ort.
(s)
Ebenderſelbe an angef. Ort.
S. 38. Malpighius angef. Ort.
(t)
Angef. Ort. S. 3.
(u)
I. Conrad brvnner de
glandul. duodeni, c.
2.
(x)
Angef. Ort. S. 7. daß das
Flieswaſſer durchgehe, und nicht
in den einfachen Druͤſen gefamlet
werde.
(y)
Jm 12 B. 1 Abſch. N. 30.
(z)
Jm 1 Buch, 4 Abſchnitt.
(a)
oribasivs angef. Ort. S. 80. Veſalius ebenfalls, L. III. c. 4. S.
260.
(b)
Jn dem Kupfer des Nico-
laus Stenonis, des Sohns, wel-
ches bei ſeiner Streitſchrift, de
glandulis oris,
befindlich iſt.
(c)
wharton angef. Ort. S.
128. nvck angef. Ort, S. 5.
(d)
Philoſ. Trans angef. Ort.
(e)
Bis zum Griffelfortſazze.
wharton angef. Ort. S. 123.
(f)
Er ward ihm vom Thom.
Wharton beigelegt. c. 19. angef.
Ort S. 122. Siehe auch riolani
Anthropograph.
S. 290. Vielleicht
gehoͤren die Nakkendruͤſen des Ru-
fus
mit hieher, de appellat. part.
corp. hum. L. I.
S. 38.
(g)
nvck angef. Ort. S. 6. my-
livs
angef. Ort. n. 2.
(h)
Angef. Ort.
(i)
cowper Append. ad bid-
lovm
f. 12. E.
(k)
nvck angef. Ort. mylivs
angef. Ort.
(l)
Tab. ant. art. corp. hum.
T.
ingleichen poſterior Tab. Y.
(m)
Adenograph. S. 188.
(n)
Am angef. Ort.
(o)
Von Carl Stephanusde
diſſect. corp. hum.
S. 129. Real-
dus Columbusde re anatom. S.
209. Th. Warthon am angef.
Ort, S. 187. Nuck am angef. Ort.
Mylius am angef. Ort. Heiſteu
Compend. anat. T. II. S. 34. 35.
(p)
C. Stephanus, Nuckius,
Mylius, Heiſterus
am angef.
Orte.
(q)
Dieſes ſind die Kropforil-
ſen
(ſtrumoſae), die von der Bruſt-
druͤſe zum Zwerchfelle gehen, wie
ſie Franz Gliſſon nennt, de ra-
chitide,
S. 12.
(r)
Rudbek beim Hemſter-
huys,
fig. nov. I.
(s)
De corde \& anevriſm. T. III.
f. 1. F. F.
(t)
Am angef. Ort.
(u)
Eine Menge Druͤſen be-
ſchreibt Fr. Gliſſon zwiſchen der
Lunge und dem Mittelfelle, am
angef. Ort.
(x)
Am angef. Ort. S. 6.
(y)
Anat. L. I. T. 22. f. 3.
(z)
Einige merkt Rudbek an
T. II. f. 1. rr. ss. beim Hemſter-
huys
Dom. deMarchettisComp.
anat.
S. 93. wepfer Eph. N. C.
Dec. II. ann.
9.
(a)
Am angef. Ort. f. 2. FFF.
I.
er hat ſie aber zu haͤufig und zu
klein vorgeſtellet.
(b)
L. V. f. 15. F. F.
(c)
De glandul. conglom. oe-
ſoph.
S. 59. 60. 112 u. f.
(d)
BoerhaaveInſt. Med. n.
73. Es iſt dieſes diejenige, die,
wenn ſie verhaͤrtet iſt, unſer Leh-
rer mit gutem Erfolg auszurotten
angerathen hat, beim Ruyſch,
Adverſ. anat. I. n. 10. Ohnlaͤngſt
hat unſer ehemalige Zuhoͤrer, Da-
niel Rudolph Jth, ein Arzt der
die beſte Hofnung von ſich gieb[t],
auf mein Anrathen, da einem
Kranken ein aͤhnliches Schikſal be-
vorſtand, durch den Gebrauch des
Quekſilbers mit Campher, einen
toͤdlichen Ausgang gluͤklich abge-
wendet.
(e)
Am angef. Ort, S. 112. 113.
(f)
Jsbr. v. DiemerbrökAnat.
S. 326.
(g)
De gland. appellat. S. 9
Vergl. die Kupfer des Bohlius
T. I. evertse de organo chyli,
T. II.
f. 1. 2. Das Kupfer des Nar-
ciſſus,
welche alle von uns T. I.
unſerer anatomiſchen Samm-
lung
wieder aufgelegt worden.
(h)
MorgagniEp. anat. IX.
n.
42. 43. Es hat auch Amatus
Bourdon dieſes erinnert, in ma-
gnar. tabular. explicatione,
die er
deſcription anatomique nennt, 49.
Seite.
(i)
Am angef. Ort.
(k)
Merycolog. S. 109. aller-
dings noch vor dem Bianchi.
Siehe auch Joh. FantoniDiſſert.
anat.
(l)
Am angef. Ort, S. 50. u. w.
(m)
RuyſchIc. XI. beim tract.
de gland Iymph.
(n)
RudbekT. I. m.
(o)
Wie G. Mylius.
(p)
Nuck f. 32. u. folg.
(q)
Lact. thorac. fig. a. bb.
(r)
Iliacæ des Nucks f. 31. 32.
Q. Q.Rudbek hat eine einzige
vorgeſtellet, f. 9. beim Hemſter-
huys,
K. L.
(s)
Vom Anton Nuck, und My-
lius,
der faſt alles daher genom-
men.
(t)
CowperMyotom. in fol.
T.
55. f. 1. Jm Anhange zum
BidlooT. I.
(u)
Jch habe drei von einander
abgeſonderte gezeichnet, naͤmlich
die von ihrem Plazze geruͤkt wa-
ren und von den Gefaͤſſen herab-
hiengen, in der Tab. art. ped. I.
Faſcic. V.
vier aber in Tab. art.
tot. corp. anter.
(x)
Am angef. Ort. S. 188.
(y)
Am angef. Ort.
(z)
Rudbek am angef. Ort. f. f.
(a*)
Druͤſen an der Kniekehle
haben die beruͤhmten Maͤnner,
Columbus, T. Wharton, Nuck,
Mylius
und Heiſterll. cc.
(a)
Mart. Liſterde humor.
S. 7.
(b)
Von den Gekroͤsdruͤſen Fr.
RuyſchAdverſ. anat. III. n. 7.
(c)
Daß ſich in dieſen Druͤſen
das Verhaͤltnis des Feſten zum
Fluͤßigen beſtaͤndig vermehre, er-
innert Clifton Wintringham am
angef. Orte, S. 208. mit gutem
Rechte.
(d)
RuyſchAdverſ. anat. III.
n. 7. de fabrica glandul.
S. 65.
u. folg.
(e)
De gland. conglobat.Lan-
cifius
in Epiſt. S. 14. Mylius
n. 7. 12.
(f)
J. Godfr. v. Bergerde
Succi nutritii per nervos tranſitu,

S. 26. de nat. humana S. 167.
(g)
MorgagniAdverſ. anat.
II.
S. 88.
(h)
Iul. Cæſ. arantivs de tu-
morib.
S. 44. blasivs P. I. Obſ.
anat. 13. Ido wolf Obſ. n.
22.
(i)
diemerbroek Anat. S. 40.
sbaragli Ocul. \& ment. vigil.
S. 22. Memoires avant 1699. T.
I.
S. 404. u. folg. Eph. N. C. Dec.
II. ann. 2. obſ. 160. tvlpivs L.
II. obſ.
32. und eine Schwanger-
ſchaft obſ. 33.
(k)
SchellhammerOncolog.
S. 140. hildanvs L. I. obſ. 70.
(l)
Chriſt. fridericvs, in nova
methodo curandi atrophiam.
(m)
Valentinus, in ſeiner zu
Goͤttingen 1747. vertheidigten
Streitſchrift, worinnen er ſeinen
Vater vertheidiget.
(n)
Reflexions ſur les playes.
S. 54. und SaviardObſ. chir.
(o)
Am angef. Ort.
(p)
Hiſt. med. mirab. S. 336.
(q)
Mechanical practice of phy-
ſik,
S. 331.
(r)
Opuſc. pathol. obſ. 39. Jn
dem Saamenfluſſe hat J. de
Muralt ein Exempel davon. Va-
demecum
S. 64.
(s)
Opuſc. patholog. obſ. 45.
(t)
drouin Journ. des ſavans
1690. n. 25. harder Apiar. obſ.
61. 71. ingrassias de tumorib.

S. 229. Warthon am angef.
Ort. S. 57.
(u)
fontani Analect. S. 66.
moebivs in Diſp. qua obſ. ſelect.
u. f. n. 6. barbette Prax. S. 27.
HeiſterComp. anat. T. II. S. 29.
mit der Abzehrung verbunden.
(x)
Phil. Conr. fabricivs Progr.
anat.
Ausg. 1749. S. 8.
(y)
rvssel de tabe glandul.
S. 23. vergl. barbette Prax.
S. 28. MorgagniEpiſt. IX.
n.
26.
(z)
riolanvs Enchirid. anat.
pathol.
S. 110. andry Orthope-
die.
S. 117. Siehe auch vigier
Chirurg.
S. 65.
(a)
Ioh. scvltetvs Obſ. 31.
hinter dem Armamentario. Ger-
hard BlaſiusObſ. anat. P. I. obſ.
12. MuraltVademecum. S. 54.
(b)
Fr. Ruyſch hinter dem Tr.
de Valv. lymph. obſ. 20. Blaſius
P. I. obſ. 13. Nie. Stenonis, der
Sohn, de Glandul. oris. n. 10.
(c)
Jm fuͤnften Buch.
(d)
rivinvs de Coagul. humor.
S. 37.
(e)
Guil. CheſeldenAnat. of
human body,
6te Ausg. S. 218.
(f)
glisson de Hepate c. 45.
S. 439.
(g)
sylvivs de le boe Diſp. VIII.
n.
40.
(h)
Anton Nuck am angef. Ort.
S. 46. 47.
(i)
A. P. QueitſchSelect.
Francof. T. II.
S. 37. u. f.
(k)
Progr. de glandularum in
coecas \& apertas diviſiene, Helmſt.

1741. 4.
(a)
Galenusde Dignoſc. pulſ.
L. IV. c.
2.
(b)
Die Luft tritt aus der Lun-
ge ins Herz, und vertheilt ſich in
die Schlagadern; das Blut gehet
hingegen durch die Blutadern. De
natura Deor. L. II.
S. 603. in meiner
Ausgabe.
(c)
Die Waͤrme kaͤme vom Her-
zen in die Schlagadern. Curat.
acut. L. II. c.
7. S. 108.
(d)
Die rechte Herzkammer ge-
hoͤrt fuͤr das Blut, die linke fuͤr
die Luft, indem ſie von der ein-
gezognen Luft in Bewegung ge-
ſezt wird. De appell. part. L. II.
S. 59.
(e)
Pollux, Hemſterhuys Aus-
gabe S. 258.
Das Herz treibt das Blut durch
die Blutadern, und Luft durch die
Schlagadern, und die linke Herz-
kammer treibt die Luft heraus.
(f)
Num ſanguis natura in ar-
teriis contineatur.
(g)
De Hippocrat. \& Platon. de-
cret. L. I.
S. 302.
(g*)
Num ſanguis \&c. c. 6.
(h)
Admin. anat. L. VII. Cap.
Ult.
(l)
Sec. Mem. ſur le mouv, du
ſang,
S. 262. n. 1.
(k)
Siehe mehrere dergleichen
Zeugniſſe in des Alexius littre
Hiſt. de l’Acad. roi. des ſcienc.
1704. obſ. 17. Memoir. de l’Acad.

1714.
(l)
Premier Memoire, S. 153.
(m)
Giorn. de letterati ſuppl. III.
S 86.
(n)
Obſervaz. anatomiche intor-
no alle Tartarughe.
S. 67.
(o)
Second Memoire ſur le mou-
vom. du ſang, Exp.
3. 9. 198. 214.
(p)
Am angef. Ort, Exp. 17.
und S. 188.
(p*)
Inſtir. Med. n. 213. daß die
Schlagadern faſt ledig waͤren.
(p**)
Der beruͤhmte Perrault
du mouvement periſtalique, S.
136. F. boissier Comment. ad Ha-
leſii hæmaſtatiks.
S. 9.
(q)
Streitſchr. de motu ſanguin.
S. 93. II. Streitſchr. S. 208.
III. Streitſchr. S. 223.
(r)
I. pecqvet Diſſ anat. S.
44. I. Theod. schenk Hiſt. hu-
mor.
S. 68. Jac. PeyerObſ.
anat.
17.
(s)
lamure de ſecret. S. 26.
(t)
De motu ſangu. poſt mor-
tem. Epiſt. I.
S. 4. u. folg.
(u)
Diſſert. III. S. 225.
(x)
Am angef. Ort. S. 84.
(y)
De corde \& anevr. S. 64.
Fol.
(a)
Diſſ. anat. S. 93. Ferner F.
BaglivExp. med. pract. S. 679.
(b)
bartholin. Hep. defunct.
S. 44. 45.
(z)
Adverſ. anatom. II. S. 83.
(c)
harvei Exercit. I. S. 93.
III. S. 251. pechlin de purgant.
S. 484. peyer Obſ. 13.
(d)
panarolvs Iatrologiſm. Pen-
tecoſt. I. Obſ.
13.
(e)
D. capilvpi beim valisne-
ri
Oper. omn. T. III.
S. 320.
(f)
Siehe den 4 und 6 Abſchnitt
des ſecond Memoire ſur le mouve-
inent du ſang.
(g)
Siehe den galenvs, quod
ſanguis in arteriis natura continea-
tur. c.
4. auch de utilit. pulſus c. 5.
(h)
Philof. Trans. n. 319. Epiſt.
phyſiol.
S. 167. daß ſich das Blut
in den Schlagadern langſam bewe-
ge, und wieder dem Herzen zuge-
fuͤhret werde; ingleichen behauptet
er, die Schlagadern haͤtten keinen
Puls.
(i)
Second Memoire etc. Exp.
47. 57. 58.
(k)
Exp. 48.
(l)
Exp. 52.
(m)
Exp. 51.
(n)
Exp. 51.
(o)
Exp. 53. 204. 206.
(p)
Exp. 206.
(q)
De fabrica corp. hum. S.
568. 569. Leidner Ausgabe.
(r)
Am angef. Ort. S. 70.
(s)
I. pecqvet Diſſ. anat. S. 27.
Ioh. walaevs Diſſ de motu ſanguin.
Ausg. 1641. S. 389. Carl Drelin-
court
Canicid. 9. Ph. verheyen
L. II.
S. 204.
(t)
Am angef. Ort, S. 104.
(u)
Am angef. Ort, S. 29.
(x)
Ebendaſelbſt, S. 30.
(y)
Vopiſcus Fortunatus plem
pivs
Fundam. medic.
S. 117. Ioh-
walaevs
am angef. Ort. Phil vel
heyen
am angef. Ort.
(z)
De circulat. ſangum. S.
406.
(a)
Exercit. III. S. 236.
(b)
salmon de utero, S. 27.
(b*)
Method. medendi, L. XIII.
(c)
Matth. Gottfr. pvrmann im
chirurgiſchen Lorberkranz. S. 351.
(d)
F. de savvagfs L. de in-
flammat.
welches mit dem hales
zugleich herausgegeben iſt, S. 281.
Theophil, lobp of feverſ. S. 247.
(e)
Dieſen Einwurf hat mein
Lehrer gemacht, Praelect. acad. T.
II.
S. 37.
(f)
Jn den Anmerkungen uͤber
des Walaeus Briefe, S. 621. fol.
Eben das ſahe WalaeusEpiſt. II.
S. 4 6. melche Zahl da ſtehen wuͤr-
de, wenn ſie nicht aus Nachlaͤßig-
keit des Buchdrukkers waͤre ausge-
laſſen worden.
(g)
Ebendaſelbſt.
(h)
pigrai Praecept. L. II. S.
243. wisemann Oper. omn. S. 357
saviard obſ. 34. Alex. monroo in
Eſſays of a ſociety at Edimburgh,
T. II. n. 15. T. IV. n. 17. R. I. C.
garengeot Operat. de chirurgie,
T. III.
S. 249. Le dran Operaſ.
de chirurgie,
S. 30. molinelli
de anevriſm. p. XXII. obs. 4. vyl-
hoorn
uͤber den Heiſter, S. 111.
sharpe preſent ſtate of ſurgery.
c.
36. S. 209. und andre, ohne faſt
einen einzigen auszunehmen.
(i)
Ebendaſelbſt.
(k)
Siehe die Erzaͤhlung von den
Anaſtomoſirungen im 2 Buche
1 Abſchnitt §. 1
(l)
Schon laͤngſt hat Ioh. van
horne
die Sache eingeſehen, de
anevriſmat.
S. 347. Leipziger Aus-
gabe. Weitlaͤuftiger hat es erklaͤrt
I. B. winslow Expoſit. anatom. T.
III. Traite des arteres, n.
40. und
andre. Siehe auch Faſc. V. icon.
anatom.
S. 22. 23. molinelli de
anevriſm. obſ. II.
(m)
Siehe z. E. das Colleg. chi-
rurg. Hannoveran. obſ.
26.
(n)
molinelli am angef. Ort.
S. VII. Nach dreißig Stunden fand
ſich der Pulsſchlag an der ſtark ge-
bundnen Armſchlagader von neuem
ein. Hierbei ſchlage man auch die
Acta Eannburg. T. II. S. 284 nach.
(o)
Second Memoire ſur le mou-
vem. du ſang, exp.
54. 93. 188. Der
beruͤhmte remvs. S. 43. 50. Wir
haben auch in den Halsſchlagadern
keinen Geſchwulſt entdekt.
(p)
savvages Pathol. method.
S. 125. 126. de pulſu, S. 26. u. f.
(q)
Siehe [z. E.] die Continuat. arcan. nat. Ep. 112.
(s)
Exp. 66. 68. 69. 87. 93, 95.
Premier Memoire
S. 63.
(t)
Exp. 152. 154. 155. 156. 166.
170. 172. 173. 175. 176. 180. 187. 199.
201. 221. 222. 226. 229. 231. 234.
(u)
Exp. 92. 93. Premier Me-
noire.
S. 63.
(x)
An angef. Ort, Exp. 65. 66.
68. 69. 72. 73. 87. 93. Premier Me-
moire,
S. 60. und folg.
(y)
Exp. 69. Premier Memoire
S. 62. leevwenhoek Exp. et con-
templ. Tom. II.
S. 164. 165. Tom
III.
S. 112.
(z)
Exp. 66. 69. 93. 95.
(r)
Second. Memoire Sect. IV.
faſt in allen Erperimenten, als 59.
61. 62. 63. 64. 65. u. f.
(a)
Poſthum. S. 92.
(b)
Oper. omn S. 679.
(c)
Arcan. nat. detect. Ep. 65. S.
164. 165. 170. Epiſt. 67. S. 205.
206. Contin. Arcan. nat. Epiſt. 118.
S. 111. und anderswo.
(d)
Centur. obſ. n 85.
(e)
De uſu ratiocin. mechan. S.
34. Praelect. acad. T. II. S. 298.
und bei dem J. G. Haymannin
Comment. Tom. IV.
S. 484.
(f)
Dieſe ruͤkgaͤngige Bewegung
fuͤhren an Bernh. Siegfr. Albin
de vaſis inteſtinor. I. B. senac du
coeur, Tom. I.
S. 174. F. boissier
de savvages de l’inflammation,
S.
248. Franc. qvesnay de la ſaignée,
Ausg. 1736. S. 208. Ausg. 1740.
S. 252. G. v. swieten Comment.
T. I.
S. 214.
(g)
Lettres de morisson ſur le
choix des ſaignées
S. 52.
(h)
Not. h im 3 Buch, Umlauf des Bluts, 1 Abſchnitt, Lauf des
Schlagaderblutes, §. 3.
(i)
De venar. oſtiolis, Tom. II. f. 1
(k)
Ebendaſelbſt. S. 2.
(l)
Ebendaſelbſt. S. 3.
(m)
Er ſezzet noch zugleich hin-
zu, daß ſich das Blut in der Holung
der Klappen ſammle, damit es nicht
zu ſchnell voruͤber gehen moͤge. Hiſt.
plerarumque partium,
S. 164.
169.
(n)
Diſquiſ. nov. in circul. ſan-
guin.
S. 15.
(o)
De motu cordis. c. 13.
(p)
L. II. Sect. II. n. 15. S. 148.
(q)
Georg. Ehrhard. hamberger Phyſiol. med. S. 84.
(r)
charleton three lectures
S. 19. aus der von fvlgentivs
herausgegebenen Lebensbeſchrei-
bung des Bruders sarpi.
(s)
Claud. perravlt du mou-
vement periſtaltique.
S. 140. Me-
canique des animaux,
S. 256. Clif-
ton wintringham
an angef. Ort.
S. 225.
(t)
Sie geben nach, wenn man
mit einem Drat gegen das Herz zu
ſtoͤſſet, und widerſtehen hingegen,
wenn man denſelben ruͤkwerts be-
wegt. harvei, S. 124.
(u)
Icon. Anat Faſc. VI. Tab.
III. monroo de ſemine et teſtib. T.
I. f.
2.
(u†)
Second Mem. ſur les part.
irrit. er ſenſibl.
S. 392. Exp. 474.
55. 553. 557.
(u*)
biolan reſponſ. ad Harv.
S. 77. pisoni ult. antiquit.
S. 64.
(u**)
hales Haemaſtat. S. 14.
(u***)
meibohm de Valvul u.
58.
(x)
pisoni ult. antiquit. S. 64.
Disquis. S. 417. 418. Es muth-
maſſet MangetTheatr. S. 955.
daß in die Blutader keine Roͤhre
geſtekkt geweſen.
(y)
Second Memoire S. 388.
389. Exp. 205. 207. 209. 213.
219. 223.
(y*)
Bernardin ramazzini de
morbis artificum, c.
29.
(z)
bidloo Exercit. anatom.
chir. VI.
(a)
Franciſc. bayle Probl. 16.
(b)
Dieſes iſt vorlaͤngſt bekannt.
Siehe unter den Neuern den be-
ruͤhmten nicholls, Comp. anat.
oecon.
S. 3. brvn Otia phyſiol.
S. 28. boerhaave Praelect. ad
n.
133.
(c)
hildan Oper. S. 899. die
Geſchichte des Marius iſt an ſich
genugſam bekannt.
(d)
Siehe einige Beiſpiele beim
tezold, Obſ. 45. Hiſt. med. Vra-
tislav.
S. 278. bavsch de Haema-
tite.
(e)
viti dialoghi d’un Bolo-
gneſe IV.
S. 107. Storch Hebam-
men Unterricht. S. 225.
(g)
stahl de motu ſanguin.
haemorrhoidali,
S. 9.
(h)
Am angefuͤrten Ort, S. 15.
und folg.
(i)
La fosse Obſervations,
S. 112.
(k)
Ebenderſ. ebendaſelbſt.
(l)
Quæſtion. medic. 17. L. II.
(m)
Am angef. Ort. S. 105. 106.
c. XI.
(n)
Animadverſion. in walaei
Diſput. pro ſanguin. circulat. Har-
veiana.
S. 89.
(o)
Dieſen Einwurf hat Jacob
Primiroſe uͤber den Waläus ge-
macht, S. 96.
(p)
Anatom. S. 172.
(q)
Am angef. Ort, c. XI. S.
103. u. folg.
(r)
Ioh. walaevs Epiſt. II. S.
412. 415. Ausgabe 1641. P. dio-
nis
Cours d’operat.
S. 463. u.
folg.
(s)
camerarivs de Ophthalm.
venerea.
(t)
Storch Kinderkrankheiten,
T. IV. S. 349. G. v. Swieten
T. III. S. 330.
(u)
L. IV. c. 4.
(x)
Obſ. 16. Cent. II.
(y)
G. v. SwietenComment.
T. I.
S. 382.
(z)
L. III. Sect. I. n. 4.
(a)
Jn den Verſuchen des Har-
veys,
S. 113. des c. III.Lowers,
Ferreins
beim Salmonde utero,
S. 27. Siehe auch den vortrefli-
chen senac du coeur, T. II. S.
174.
(b)
Second Memoire ſur le mou-
vem du ſang. Exp.
153. 154. 157.
160. 161. 165. 166. 167. 170. 171.
176. 177. 178. 179. 180. 182. 187.
194.
(c)
tillands in Diſp. de atrophia.
(d)
Am angef. Ort, c. X. S. 94.
(e)
Epiſt I. 387. Er ſtellte ſeine
Verſuche in Beiſeyn beruͤhmter
Maͤnner, naͤmlich des F. Sylvius
de le Boe, Rogerius Drake, und
anderer an. Siehe Epiſt. II. S.
408.
(f)
Am angef. Ort, S. 27.
(g)
Diſſert. de circulat. nat.
n. XI.
(h)
Epiſt. I. S. 395.
(i)
Exercit. S. 249.
(k)
walaevs Epiſt. II. S. 410.
(l)
Harvey S. 279.
(m)
Waläus am angef. Ort,
S. 394. Vop. Fort. plempivs Fun-
dam. medic. Ed. II.
S. 135.
(n)
Waläus angef. Ort. Pec-
quet
S. 30. 33. 34. 35.
(o)
Waläus S. 394.
(p)
Waläus ebendaſ. Drelin-
tourt
Canicid. 7. 8. 9.
(q)
Waläus am angef. Ort.
Drelincuort am angef. Ort.
(r)
Beide am angef. Ort.
(s)
Drelincourt am angef. Ort.
(t)
Ebendaſelbſt.
(u)
Ebendaſ.
(x)
Ebendaſ.
(y)
Waläus am angef. Ort.
(z)
Harvey S. 250. Waläus
S. 390. Pecquet S. 27. Ver-
heyen
L. II. S. 264. P. dionis
Cours d’anatomie,
S. 447. P. B.
Morgagnus bei dem Piſonus,
S. 406.
(a)
Pecquet S. 30.
(b)
Von Vop. Fortunat. plem-
pivs
, Fundam. med.
S. 116. und
in munit. fundam. Plemp. S. 141.
I. mvraltvs Vademec. anatom.
S. 135. 136. Thom. bartholi-
nvs
Anat. tert. renov.
S. 588.
Raym. vievssens Neurograph.
S. 26.
(c)
Second Memoire ſur le mou-
vem. du ſang,
5ter Abſchn.
(d)
Exp. 108.
(e)
Exp. 110.
(f)
Exp. 112. 107. remvs Exp.
S. 4. 10.
(g)
Exp. 114.
(h)
Exp. 105. remvs Exp. 1.
(i)
Exp. 106.
(k)
Exp. 108. remvs S. 10.
(k*)
Siehe Exp. 111. remvs
S. 44.
(l)
Jn der Streitſchr. de cord.
polyp. n.
19.
(m)
malpigh. poſthum. S. 45.
(n)
Bernh. albin de polyp.
S. 7.
(o)
Georg. Aug. Langguth
Anat. infantis rachitici.
(p)
senac T. II. S. 412.
(q)
Philoſ. Transact. n. 157.
(q*)
tropanneger de ſangu.
reditu, n.
27.
(r)
Iac. primirose in animad-
verſ. L. II. de motu cordis,
S. 87.
in deſtruct. fundam. Plempii, S.
91. Ioh. riolanvs in Prætermiſ-
ſis. Pariſiis,
1652. 12. S. 176.
Homobonus pisoni ult. antiquit.
mangeti Biblioth. anat.
S. 953.
(s)
Animadverſion. am angef.
Ort.
(t)
In Deſtruct. fundam. S. 105.
(u)
Second Memoire ſur le
mouvem. du ſang. Exp.
113.
(x)
Ebendaſ. Exp. 107.
(y)
Exp. 109.
(z)
primirose Deſtruct. fundam.
Plempii,
S. 97. wofern das Band
gegen das Herz zu nicht zu feſt
angezogen iſt. Homob. pisoni
ult. antiqu.
S. 78.
(a)
Waläus am angef. Ort,
S. 411. 412.
(b)
nvck Defenſ. duct. aquoſ.
S. 14.
(c)
Second Memoire ſur le mouvem. du ſang, Exp. 10.
(d)
Ebend. Exp. 59. 60. 61. 62.
63. 64. 65. u. f. w.
(e)
1. Abſchnitt und die daſelbſt
angefuͤhrte Verſuche.
(f)
Second Memoire Sect. II.
(g)
In Poſthum. S. 91.
(h)
Hin und wieder, und in den
Experim. \& contempl. Epiſt. 112.
u. ſ. f.
(i)
Prem. Memoire, S. 93. Exp.
117. 137.
(k)
Ebendaſ. S. 88. Exp. 117.
123. 124. 129. 132. 134. 137. 142. 143.
145. 224. 225. 226. 230. leevwen-
hoeck
Contin. arcan. nat.
S. 116.
(l)
Premier Memoire, S. 93.
Second Memoire, Exp. 137. 150.
151. 152. 153. 154. 155. 156. 158. 159.
162. 164. 166. 167. 169. 170. 171.
174. 177. 178. 179. 184. 188. 189. 190.
191. 192. 193. 194. 224. u. ſ. f.
(m)
Premier Memoire, S. 93.
Second Memoire, Exp. 123. leev-
wenhoeck
Exper. \& contempl.

S. 208.
(n)
Exp. 135. 145.
(o)
Conf. Exp. 205. 207. 209.
213. 219. 223.
(p)
Premier Memoire, S. 93.
Exp. 123. 129. 66. 95. Malpighi
am angef. Ort. Leeuwenhoeck
am angef. Ort, und anderswo.
(q)
stahl de Hæmorrhoid. in-
ternar. motu.
(r)
Jm II. Buch I. Abſchnitt,
N. 22.
(s)
Jm II. Buch, I. Abſchnitt,
N. 29.
(t)
Jm II. Buch, II. Abſchn.
N. 22. 23. 24. 25.
(u)
Jm II. Buch, I. Abſchnitt.
(x)
drelincovrt Cancid. 9.
(y)
Munit. fund. plemp. S. 144.
(z)
walaevs am angef. Ort,
S. 413. Die weggelaſſene Zalen
habe hinzugefuͤgt.
(a)
Notat. in l. Exercit. har-
vei
de motu cord.
S. 111.
(b)
Diſquiſ. angef. Ort, S. 406.
(c)
Faſcic. icon. anat. V. T. II.
δ. ψ. ω. δ.
(d)
Faſcic. V. S. 13. Tab. corp.
tot. poſt. p. q. r.
u. w.
(e)
Ebendaſelbſt S. 14. T. 3. d.
(f)
Faſcic. V. S. 15. Tab. corp.
tot. e.
u. w.
(g)
Faſcic. V. T. III. z. T. II. e,
Tab. corp. tot. e.
(h)
Ebendaſelbſt T. 3. k. d. Tab.
corp. tot. r. r. y. y.
(i)
Ebendaſelbſt S. 15.
(k)
Auf dieſen Beweis hat Har-
vey
im ganzen neunten Capitel
ſehr gedrungen.
(l)
Prim. lin. Phyſiol. n. 108.
115. u. f.
(m)
G. Wolfg. wedel Phyſiol.
reform.
S. 107.
(n)
Traité du coeur T. I. S.
348.
(o)
Am angef. Ort, S. 81.
(p)
Epiſt. I. S. 93.
(q)
G. charleton de motu
ſanguin.
S. 91.
(r)
Ebenderſelbe ebendaſelbſt.
(s)
Animadv. in walaevm.
S. 85.
(t)
De homine S. 5. Ausg. des
Schuyl.regivs Diſſ. de circul.
ſango
S. 3.
(u)
Am angef. Ort.
(x)
C. III. S. 112.
(y)
Beim H. A. nicolai de di-
rectione vaſor.
S. 51. Memoir. de
l’Acad. des ſcienc.
1718.
(z)
Ebenderſelbe ebendaſelbſt.
(a)
Prop. 68 ohne einen zuver-
laͤßigen Verſuch. Damit ſtimt
I. tabor Exerc. S. 103. nach geo-
metriſcher Berechnung uͤberein.
(b)
Philoſ. Transact. n. 1 [...]. Ein
mehteres hiervon wird man in un-
ſern vierten Buch vom Herzen fin-
den.
(c)
Der Verſuch ſtehet bei dem
Galenus,an ſang. nat. in arter.
contineat. c.
4. und de utilit. pulſus.
c.
5.
(d)
Die Juden bedienen ſich ei-
nes ſehr ſcharfen Meſſers, womit ſie
die Schlagadern der Kehle zer-
ſchneiden, damit ſie nicht, wider
das von Noa und Moſes erhaltene
Verbot, mit dem Fleiſche zugleich
Blut eſſen moͤchten. 1. B. Moſ.
C. 9. v. 4. 3 B. Moſ. C. 17. v. 13. 14.
(e)
Von einem Pferd giengen
44 Pfunde Blut weg, und es be-
hielten die Blutadern noch beinahe
ſechs Pfunde uͤbrig. hales Haema-
ſtat.
S. 7. 8. Einem Hunde ent-
gieng alles Blut, nachdem man ihm
vier Pfunde abgezapfet hatte. B de
moox de inſtaur. med.
S. 50. Nach
einer toͤdlichen Wunde des Gekroͤ-
ſes traf man weiter im uͤbrigen
Koͤrper kein Blut an. boerh.
Prax. I.
373.
(f)
Denn es ſtirbt ein Thier,
wenn der meiſte Theil des Blutes
ausgeſchuͤttet worden, und bei den
Pferden iſt das Blut zwei Schuh
weit aus der Halsſchlagader ge-
ſprungen. hales S. 16.
(g)
lower de corde. c. 3. S. 174.
175. Da eine Nakkenſchlagader
verlezt war.
(h)
Ein Hund ſtarb innerhalb
dem ſechszehnten Theil einer
Stunde. Siehe Bartholom. de
moor,
am angef. Ort.
(i)
lower am angef. Ort, S.
174. Holl. Ausg. und S. 115. Engl.
Ausg. auch aus der Nakkenſchlag-
ader.
(k)
Eraſiſtratus beim gale-
nvs
an ſang. in art. cervic. cont.
c. 5. gadenvs de uſu part. L, VI. c.

17. Er lehrt naͤmlich, daß der Le-
bensgeiſt aus der Luft in die Blut-
adern kaͤme, und daß hingegen eine
Entzuͤndung (phlegmone) von dem
Blute entſtuͤnde, welches aus de-
nen Blutadern in die Schlagadern
gerathen waͤre.
(l)
Homobonus pisoni.
(m)
Gar keins, Second Memoire
ſur le mouvem. du coeur, Exp.
156.
180. 183.
(n)
Exp. 173. 175. 187.
(o)
Jn der Hiſtor. art. maxill.
die ſich im Faſc. II. und III. welche
1743. und 1752. herausgekommen,
befindet.
(p)
Nouvelle oſteologie T. I.
(q)
stalpart van der wiel obſ.
18.
(r)
helwig obſ. 27. Man konn-
te eine ſiebenſtuͤndige Verblutung
mit vieler Muͤhe kaum ſtillen. Carl
gvillemeav Oſteol.
S. 190. tvl-
pivs
. obſ. 49. L. I. gvisard des
playes, T. I.
S. 164. ronsevs
Epiſt. med. 2. hoechstetter de-
cad. VIII. caſ. I. zacvtvs Luſita-
nus prax. med. mir. obſ. 90. Guil.
de la motte obſ.
210. (nachdem
zehn Pfunde vergoſſen waren. fav-
chard
T. I.
S. 263. Breslauer
Sammlungen 1721. Jun. und in
Miſcell. A. E. büchner 1730. S.
1139.
(s)
rvmler obſ. 72.
(t)
Nic fontanvs curat. et
reſp.
S. 171.
(u)
lancisivs de ſubit. mortib.
L. II.
zu Ende.
(x)
christinvs beim schvrig
Haematol.
S. 285.
(y)
büchner Miſc. medic. 1728.
S. 932.
(z)
baronivs de pleuropnevm.
S. 293.
(a)
Iourn. des ſavans T. XI.
(b)
Andre ſtarke Verblutungen
ſiehe beim Ioh. v. mekren Anmer-
kung K. 4.
(q)
18. Cent. I. Commerc. litt. Noric.
1732. S. 294. Dominic. anel
beim favchart chirurg. dentiſte,
S. 266. Ioh. de diest diſſ. uͤber
folgenden Saz: Ergo haemorrha-
gia ex deutium evulſione ex culpa
chirurgi lethalis.
Paris 1734. Ioh.
bohn renunc. vulner.
S. 24. fav-
dacq
reflexions ſur les playes,
S.
132. (Da man alle Huͤlfsmittel
vergeblich angewendet hatte.)
(c)
Wilh. Fabrie. Hildanus
obſ. 77. Cent. VI. Chriſt. Ehren-
fried HagedornCent. I. hiſt. 60.
Breslauer Sammlungen 1724. S.
581. bavsch de haematit prodrom.
(d)
Phil. salmvth obſ. 20.
Cent. II.
(e)
Jſt toͤdlich. Phil. Trans.
n.
208.
(f)
Iourn. des ſavans, T. 14.
Marc. donatvs,
S. 350. bis auf
echr Pfunde camerar. memor. L.
20. obſ.
77.
(g)
Der beruͤhmte Uſſerius hat-
te alljaͤhrlich dergleichen Bluter-
gieſſungen. Arn. de boot.
(h)
Aus derſelben flos eine groſſe
Menge Bluts heraus. Breslauer
Sammlungen 1720. S. 322.
(i)
schvrig Sialograph. S. 226.
mit einem toͤdlichen Erfolg.
(k)
Dergleichen hat ſonderlich
bavsch am angefuͤhrten Ort, und
keil de quant. ſanguin. viele ge-
ſammlet.
(l)
Second Memoire ſur le mou-
vem. du ſang, Sect. VII.
faſt durch-
gaͤngig.
(m)
hildanvs Cent. I. obſ. 14.
(n)
büchner Miſcellan. 1730.
S. 1062. Daher entſtand ein ſtar-
kes Bluten, I. Antonides van der
linden, Diſſert. XV. de circul.
ſangu. n.
519.
(o)
Iul. ofrai in Penelope T. II.
S. 219.
(p)
harvei c. 12. S. 115.
(q)
gatinera Oper. S. 15.
Bisler Ausg.
(r)
kanold Breslauer Samm-
lung. 1726. S. 254.
(s)
Am angef. Ort, S. 177. Hol-
laͤndiſche Ausgabe. Eine ganze
Sammlung von Blutſtuͤrzungen
aus den Blutadern liefert I. bohn
de lethal. vulner.
S. 26. und folg.
(t)
De facult. nat. L. III. c. 15.
(u)
De fabr. corp. hum. S. 247.
(x)
lobel Adverſ. S. 263. Von
dem ſchaͤdlichen Gewaͤchſe, welches
er nicht nennet, und womit die
Dalmatier die Spizze ihrer Piken
vergiften, meldet eben dieſes Ga-
lenus
de Theriac. ad Piſonem.
c.
110.
(z)
crato Epiſt. med. T. II.
S. 226. matthiolvs ad Dioſcor.
S. 1226. Ep S. 219.
(a)
arcaevs de Curat. vulner.
L. I.
S. 70. redet von der weiſſen
Nieſewurz.
(b)
In Theſaur. Amboinenſi.
(c)
Voyages des Hollandois aux
Ind. orient. T. I.
S. 33. 418. Vo-
yage de rechteren,
S. 164. ta-
chard
Voyage de Siam T. III.

S. 166. tavernier Itin. T. III.
S. 518. birch Hiſt. of the Ro-
yal Societ. T. II.
S. 43.
(d)
De la condamine Relat.
d’un voyage dans l’Amerique me-
ridion.
S. 68. 209. 209.
(e)
Denn in Europa wirken ſol-
che vergiftete Pfeile ſchon matter,
und haben erſt nach 24 Stunden
bei dem Kundmann einen Hund
getoͤdtet. Singular. nat. \& artis,
S. 602. Dieſes Gift hatte einen
Speichelfluß und Erbrechen her-
vorgebracht.
(f)
I. Dan. maior Memor. anat.
n. 5. ettmüller Chir. infuſor.
n.
3.
(g)
Philoſ. Transact. n. 35.
(h)
Ebenderſ. ebendaſ.
(i)
Er ſchreibt, er haͤtte ſich ſeit
vielen Jahren damit beſchaͤftiget,
Tr. de corde, c. 4. S. 127. Engl.
Ausg.
(k)
Phil. transact. n. 7. und of
the uſeſulneſſ of exp. philoſophy
T. II.
S. 62. 63.
(l)
Birch am angef. Ort, T. I.
S. 303. den 16 Tag des Septem-
bers.
(m)
Prodrom. chir. infuſ. denn
er blieb blos bei der Theorie ſte-
hen, nach dem Zeugniſſe des Els-
holzens,
S. 16.
(n)
Clyſmatica curioſa.
(o)
Diſp. inaugur. qua experi-
menta circa venena in variis ani-
mal. inſtituta continentur. Göt-
ting.
1753.
(p)
Du hamel Hiſt. acad. reg.
ſcient.
S. 88.
(q)
Car. fracassatvs de Ce-
rebro,
S. 44. u. f. Phil. transact.
n.
29.
(r)
Georg. bagliv. Oper. omn.
S. 465.
(s)
ettmüller in Chir infuſ.
(t)
fracassatvs am angef. Ort.
(u)
Sproegel am angef. Ort.
Exp. 57. 58. Phil. transact. n. 335.
mit Waſſer verduͤnnt, toͤdtet er
nicht. sproegel Exp. 56.
(x)
petit Lettres d’un Medecin
II.
S. 37.
(y)
Ettmüller am angef. Ort.
(z)
Allen moulins Phil. transact.
n.
191.
(a)
sproegel Exp. 51. Philoſ.
transact. n.
29.
(b)
R. de graaf Def. contra
Swammerd.
S. 319.
(c)
Anton de heyde Obſ. 90.
(d)
Ant. deidier in Collect. de
la peſte ann.
1744. S. 534.
(e)
clayton Phil. Transact. n.
210. Miſcellan. cur. T. III.
S. 347.
(f)
Browne langrisch Phyſ.
experim. cum brutis,
S. 152.
Exp. 8.
(g)
sproegel Exp. 44. 45. 46. 47.
(h)
sproegel Exp. 49. bagliv
Exp.
2. S. 674.
(i)
sproegel Exp. 48. 50. pe-
tit
am angef. Ort, S. 23. J.
Gottl. KrügerPathol. S. 157.
Ant. de heyde Obſ. 90. bagliv
S. 674. Exp. 3. Phil. Transact.
n.
335.
(k)
drelincovrt Canicid. 6.
(l)
lower de corde c. 2. qveye
de Syncope,
S. 90. (doch nicht
allemal, denn in andern Verſu-
chen that ſie keinen Schaden).
Sachs am angef. Ort. denys
Phil. transact. n.
27.
(m)
covrten Phil. transact. n.
335. Das Thier ſtarb davon unter
einem tiefen Schlaf.
(n)
Ant. de heyde, angef. Ort.
Rud. Iac. camerar. de tenſione
cordis. I. Conr. brvnner de Pan-
create,
S. 178. harder Apiar.
obſ. 25. Browne langrisch
am
angef. Ort. S. 194. sproegel
Exp.
52. 53.
(o)
boyle Phil. transact. n. 7.
Uſefulneſſ of exp. philoſ.
am angef.
Ort. garmann Ep. 30. und beim
I. Dan. maior am angef. Ort, Seite
66. borrichivs de ſangu. S. 85.
T. willis Pharm. ration. S. 157.
J. Sigism. Elsholz S. 15. 16.
sproegel Exp. 42.
(p)
Von einer Quente Opium
I. C. maior Memor. anat. n. 1.
Eine dreitaͤgige Unempfindlichkeit
fuͤhret Sprögel an, Exp. 43.
(q)
An der Kazze covrten
Phil. transact. n.
335.
(r)
Nach einen dreitaͤgigen
Schlaf, Ebenderſ. ebendaſ.
(s)
Phil. Jae. Sachs am angef.
Ort. S. 146. schott Technic.
curioſ.
S. 891. nach P. Ruperts
Erzaͤlung. Wahrendorf angef.
Ort.
(t)
Petit am angef. Ort. S. 23.
Phil. transact. n. 335. Topp beim
Pacchioni.
(u)
pitt Phil. transact. n. 240.
(x)
brvnner de Pancreate, am
angef. Ort. Elsholz S. 17.
(y)
Phil. transact n. 7. Elsholz
am angef. Ort, von der doppelten
Portion des Brechweinſteins.
(z)
becket Collect. of tracts,
S. 44.
(a)
borrichivs beim bartho-
linvs
Cent. IV. Ep.
92. S. 522.
(b)
Es waren nicht mehr, als 2
Quenten Senesblaͤtter, covrten
Phil. transact. n.
355.
(c)
Sprögel hin und wieder.
(d)
De ſanguine. S. 84.
(e)
Schott am angef. Ort. fa-
bricivs
beim pechlinvs de Pur-
gant. 410. elsholz Append.
am
angef. Ort.
(f)
Ant. de heyde Obſ. 90.
(g)
bagliv de Veſicantib. Exp.
1. 2. Bei dem andren war nur die
Portion der Spaniſchen Fliegen
anders beſchaffen.
(h)
malpighi de Polyp. S.
131.
(i)
Elsholz S. 18.
(k)
A. Deidier am angef. Ort.
S. 506. Die Gerinnung des Blu-
tes ſchreibe ich nicht der Galle zu,
da eine verdorbene Galle, nach an-
deren Beobachtungen dieſes Man-
nes, das Blut vielmehr aufge-
loͤſet hat, Obſ. ſur la bile des pe-
ſtiferés, n. 13. Journ. des ſav. De-
cemb.
1722.
(l)
harder Apiar. obſ. 7.
(m)
birch T. II. S. 50. 53.
(n)
covrten Phil. transact.
n.
335.
(o)
Ebenderſ. ebendaſelbſt.
(p)
Drelincourt beim Bautz-
mann
de Peſte.Courten angef.
Ort. PetitEpiſt. N. S. 22. 33.
(q)
ZollickhoferDiſp. de do-
lore,
S. 11.
(r)
Clayton am angef. Ort.
S. 347. Ettmüller am angef.
Ort, S. 21. 37.
(s)
Courten am angef. Ort. de
heyde, fracassatvs,
S. 318.
borrichivs, S. 85. pechlinvs,
S. 180
(t)
colbatch Append. con-
cerning acid and alcali,
S. 215.
(u)
Chirurg. Lorbeerkranz T. III.
S. 277.
(x)
Ebendaſ.
(y)
Beim Elsholzin Append.
und in den Philoſ. transact. n. 39.
(z)
Philoſ. transact. am angef.
Ort.
(a)
Ortus \& occaſus med. clys-
mat.
Elzholz, S. 48. Phil. transact.
n.
30.
(b)
Breslauer Sammlungen
718. M. April.
(c)
valisneri in Galer. di Mi-
[n]erva, T. VII.
S. 153. und in Oper.
[om]n. T. III.
S. 211.
(d)
Ettmüller rathet, man ſol-
le’ ſchweistreibende, mit Opium
verſezte, und andere Arzneien ein-
ſprizzen, und dieſe Heilungsart in
den groͤſten und heftigſten Krank-
heiten, z. E. dem Schlage, Con-
vulſionen, oder in ſolchen ver-
ſuchen, wobei die ganze Maſſe der
Saͤfte verderbt iſt, als im Scor-
but, den Franzoſen, der Gelbſucht,
und den bosartigen Fiebern.
(e)
An einem Fuchſe und Scha-
ſe erfolgten verſchiedne Zufaͤlle
von der uͤbermaͤßigen Menge des
mitgetheilten Blutes. Den erſten
heilte eine Aderlaß voͤllig. Siehe
Birch,T. II. S. 179. Das lezte-
re ſtarb an der Entzuͤndung der Ge-
daͤrme, S. 190. 191. ebendaſ. So
erfolgte in Frankreich ein Blut-
harnen und eine Entzuͤndung de[r]
Gedaͤr[-]
(f)
Beim Santinelli, in der
Confuſione transfuſionis ſangui-
nis,
S. 99.
(g)
Defenſio ſyntagm. arcano-
rum chemicorum.
(e)
Gedaͤrme darauf, Phil. transact.
n. 28. 32. Rilazione della transfu-
ſione,
S. 36. 37. und ein in den
Unterleib ergoſſenes Gebluͤt, san-
tinelli
S. 25. auch gar der Tod
der Thiere, G. de guryes de
montpolli, in Lettres rouchants
la transfuſion. Paris 1668. 4. la-
my
Second lettre a M. moreau.

S. 3.
(h)
Methodus facil. præp. me-
dicam. Venet.
1628.
(i)
Phil. Trans. n. 35.
(k)
birch, T. I. S. 303.
(l)
Phil. Trans. n. 30. de corde,
c.
4. S. 138. Engliſche Ausgabe.
(m)
birch bei eben denſelben
Tage.
(n)
T. II. S. 50.
(o)
birch bei eben dem Tage.
(p)
Am angef. Ort.
(q)
Ebenderſelbe T. II. S. 123.
Phil. Trans. n. 19. 20. 25. 27. indeſ-
ſen ruͤhmt er doch den Lower, als
ſeinen Vorgaͤnger.
(q*)
Es billigte ſolches auch
tardy im Tr. de l’écoulement du
ſang d’un homme dans les veines
de l’autre. Paris
1667.
(r)
Birch bei eben dem Tage.
(s)
Ebenderſelbe ebendaſ. S.
133. Phil. Trans. n. 20.
(t)
Siehe noch andre Verſuche
beim BirchT. II. S. 162. 179.
190. 191.
(u)
Phil. Trans. n. 27. und in
Epiſt. I. woraus man erſiehet, daß
der Verſuch vier Monate vor dem
Januarius 1667 bereits gemacht
worden. Jn dem Diario Eruditor.
wird ſchon den 1. Merz deſſelben
Jahres von dieſem Verſuche Nach-
richt ertheilet.
(x)
denys épitre I. Phil. Trans.
n 25. 27. 42. Iourn. des ſavans 1667.
n.
6. und 8.
(y)
Phil. Trans. n. 42.
(z)
Ebendaſelbſt n. 26. 10. ga-
droys
lettre à Mr. blondel,
S. 13.
Rilazione della transfuſione, S.
40. Diarium Romanum tinassii,
1668. S. 92.
(a)
Phil. Trans. n. 25.
(b)
Phil. Transact. n. 30.
(c)
birch T. II. S. 312.
(d)
Rilazione della transfuſione
c.
3.
(e)
De corde c. 4. p. 142.
(f)
Beim Ettmüllerde Chirur-
gia infuſoria c.
3. Es ſchlug auch
J. Dan. Major ſie an dem Men-
ſchen zu verſuchen vor.
(g)
Am angef. Ort.
(i)
Phil. Tranſ. n. 27. 32. Lettre
I.
S. 13.
(h)
Philos. Trans. n. 27. da viele
Gruͤnde angefuͤhrt und die gemach-
ten Einwuͤrfe widerleget werden.
(k)
Phil. Trans. am angef. Ort,
Lettre I. S. 14. 15.
(l)
Am angef. Ort, c. 4. S. 16.
(n)
Acta Hafniens. Vol. III. obſ.
53.
(o)
birch T. II. S. 215.
(p)
Ebendaſelbſt S. 216. Phil.
Trans. n.
30.
(q)
birch S. 125. 127. Sie ſag-
ten, er haͤtte ſich das Fieber durch
das viele Trinken zugezogen.
(r)
Ebendaſ. S. 312.
(m)
Am angef. Ort, S. 284.
285.
(s)
Phil. Transact. n. 28. 32. 36.
37. 54.
(t)
Phil. Transact. n. 28. 30.
Lettre de C. G.
S. 15. 16.
(u)
Du hamel Hiſt. acad. reg.
ſcient.
S. 21. 22. bartholin am
angef. Ort.
(x)
Er hatte, wiewol mit ſchlech-
ter Ueberlegung, in die Blutadern
eines Schwindſuͤchtigen anderes
Blut gebracht. Eph. Nat. cur. Dec.
I. ann. I. obſ.
149.
(y)
merkclin de transfuſ. ſan-
guin.
S. 25. 85. und folg.
(a)
pvrmann am angefuͤhrten
Orte.
(b)
Phil. Transact. n. 20. per-
ravlt
Eſſays de Phyſique, T. IV.

S. 417. 418. stvrm de transfuſ.
ſanguin.
in allen ſeinen Verſu-
chen.
(z)
Am angefuͤhrten Orte.
(c)
Jm zwoten Brieſe deſſelben, von der Lunge.
(d)
Seite 91. 92.
(e)
Opera omnia, S. 678. u.
folg.
(f)
Epiſt. 59. S. 15.
(g)
Experim. et contempl. und
in Arcan. nat. detectis, Ep. 65. S.
158. u. f.
(h)
Oper. omn. latin. T. II. Ex-
perim. et contempl. Epiſt.
65. S. 161.
f. V. VI. A. f. X. S. 163. an Froͤ-
ſchen, und S. 166. an kleinen Fiſch-
gen: Ferner Epiſt. 67. S. 1 [...]7. f. 1.
am Aale, und S. 185. an der Forel-
le (Trocta) Nachgehends in Epiſt.
ad ſociet. reg. ſcient. Brit.
oder T.
III. operum.
S. 52. und anderswo;
ingleichen im T. IV. oder denen
Epiſt. phyſiolog. S. 336.
(i)
Epiſt. 119. f. 4.
(k)
Ebendaſelbſt f. 1. Epiſt. 65.
S. 161. f. VI. A.
(l)
Jm T. II. deſſen Ueberſchrift
Experimenta et contemplationes
heiſt,
(m)
Epiſt. phyſiol. 18. S. 167.
(n)
Tom. III. Oper. ſive Epiſt.
ad Societat. reg.
S. 224.
(o)
Obſ. 85.
(p)
Second Memoire ſur le
mouvem. du ſang. Exp.
119. 120.
122. 124. 125. 127. 132. 138. 143. 144.
145. 147.
(q)
Exp. 138. 143.
(r)
Exp. 127.
(l)
heiſt, zum Titel aber die Worte:
Arcana naturae detecta, hat, Epiſt.
66. S. 183. 185. f. 14. 15. 16. 17.
nach allerhand Arten. Ferner im
Tom. III. oder Epiſt. ad reg. ſocie-
tat. Britann. Epiſt.
112. wie auch in
der beigefuͤgten Figur, in deren
weiten Umfange ſowol die erſtere
Art des Blutumlaufes vorſtellig ge-
macht iſt, als auch die andre, von
der jezund die Rede iſt; und end-
lich in Epiſt. 128. f. 3. S. 220.
(s)
Phil. Transact. n. 280. und
285.
(t)
Ebendaſ. f. 4. 5.
(u)
Am angef. Ort. Exp. 10.
(x)
Tom. II. Oper. ſive Experim.
et contemplat.
S. 204.
(y)
Append. ad bidloi opus, T.
III,
f. 4. 5.
(z)
N. 288.
(a)
Anat. of human body, T. 30.
f. 3. Ausg. 6.
(c)
S. 135. 136. Es hat uns
auch davon eine Abbildung geliefert
George Adamsin Micrographia
illuſtrata, Tab.
13.
(d)
Am angef. Ort, T. X. f. I.
(e)
Am angef. Ort, S. 63. 126.
(b)
Microſcope made eaſy, S.
59. u. folg.
(f)
S. 127. u. folg.
(g)
Haemaſtatiks, S. 66. 150.
151. u. folg.
(h)
S. 70.
(i)
Diſſ. de Nutritione, n. 8.
(k)
Cours de philoſoph. expe-
rim.
S. 544.
(l)
Hiſtoire de l’Acad. roy. des
ſcienc.
177. S. 9.
(m)
Obs. 85.
(n)
De motu muſculor. T. I. f. 3.
S. 54.
(o)
Jn der Vorrede zu den ohn-
laͤngſt wieder aufgelegten Mikro-
ſcopiſchen Beobachtungen.
(p)
Second Memoire ſur le
mouvem. du ſang. Sect. VI.
(q)
Ebendaſelbſt Exp. 59. 62. 63.
64. 65. 66.
(r)
Exp. 59. 62. 63. 68.
(s*)
Exp. 62. 63.
(s)
G. H. welsch in Somnio
Vindiciani,
S. 27.
(t)
Rob. taylor Orat. anniv.
Harvei anni
1756. S. 44.
(t*)
Der Titel heiſt: Exercitatio
anatomica, de motu cordis etſan-
guinis in animalibus, Guilielmi
harvei Angli. Francof.
1628. 4.
(u)
Noct. genial. X. Dieſer
Gegner ruͤhmt indeſſen doch des
Harvey ſeine Beſcheidenheit.
(x)
In hippocrate de circulat.
ſanguinis, viginti \& novem Di-
ſputationibus illuſtrato.
(y)
Oper. omn. Ausg. 1649.
fol. 556.
(z)
In Epimetris, hinter der
Streitſchrift de Lienoſis.
(a)
Jn der franzoͤſiſchen Ueber-
ſezzung einiger Buͤcher der Hip-
pocratiſchen
Werke, und in den
Anmerkungen uͤber das 1 Buch, de
Diaeta.
(b)
Traité des fievres. Paris.
1723. 12.
(c)
Meth. ſtud. med. S. 314.
(d)
Gleich im Anfange des Bu-
ches, [...]
[...].
(e)
De inſomniis.
(f)
Ebendaſ. n. 13. Ausg. van
der Linden.
(g)
Ebendaſ. n. 12.
(h)
Ebendaſ. n. 8.
(i)
Ebendaſ. n. 4.
(l)
Streitſchr. de divino Hip-
pocratis,
und in Commentariis
Soc. reg. Goetting. T. I. ad ann.

1751.
(k)
L. I. [...].
(m)
N. XV. §. 27. 28. S. 193.
(n)
N. XV. §. 51. 52. 53.
(o)
N. XXXII.
(p)
N. XI. Dieſe drei Perioden
ziehet Dacerius hieher, am angef.
Ort. S. 107.
(q)
Am angef. Ort. Er muth-
maſſet, in den verlohren gegange-
nen Werken, de venis \& arteriis.
habe Hippocrates ſeine Gedan-
ken klaͤrer auseinander geſezzet.
(r)
Ex lib. περι τοπων \&c. n. 6.
(s)
De virginum morbis, n. 2.
S. 356. Ausg. van der Linden.
(t)
Beſonders von D. Clericus
einem ſehr gelehrten und ſcharf-
ſinnigen Schriftſteller, in Hiſtoire
de la Medecine,
S. 127. von
SchultzenHiſt. Mediein. Period.
I. Sect. III.
J. B. Senacdu coeur,
T. I.
gleich im Anfange. wotto-
nvs
of antient and modern lear-
ning,
S. 210.
(u)
I. smith Phil. Transact.
n. 14. I. mvraltvs. warliz in va-
letudinario ſenum.
(x)
F. L. norden Voyage d’E-
gypte \& de Nubie.
(y)
In Timaeo.
(z)
Jn dem Programma, ſo er
1720. herausgegeben. Siehe auch
annal. Iuliae T. I. S. 146. u. folg.
(a)
Novantiq. S. 241.
(b)
Gleichfalls aus dem Timaeo.
Siehe S. 222. dieſes Werks.
(d)
De utilit. part. L. VI. K. 17.
(e)
De veteris Graeciae re me-
dica,
S. 31.
(f)
De Fabric. corp. hum. S.
443.
(g)
De reſtitutione chriſtianiſmi
beim wotton on antient and mo-
dern learning.
(h)
L. IV.
(i)
De generatione, S. 5. 6.
(k)
garengeot Splanchnologie,
Ed. II. T. II.
S. 157. u. D. de la faye
ebendaſ.
(l)
Daß die Holader das Blut
der rechten Herzkammer uͤberlie-
fere, (welches die gemeine Lehre
der Schulen war,) und daß die Lun-
genblutader der linken Kammer
Luft zufuͤhre, de divinatione S. 245.
(m)
Quæſt. Peripatet. L. V.
c.
4.
(n)
Quæſt. med. 17. L. II.
(o)
Ebendaſ. S. 234.
(p)
Beim BartholinCent. I.
Epiſt.
26.
(q)
Beim Bartholin,in Anat.
tert. renov. Ep. I.
S. 774.
(r)
Metamorphoſis Apollinis \&
Aeſculapii,
S. 76.
(s)
Jn der Dedicat. apolog. pro
circulat. ſangu.
(s*)
Rob. taylor Orat. anni-
vers. Harvei.
S. 44.
(t)
Animadverſ. in Walaeum,
S. 613.
(u)
Siehe den Hyacinthus gim-
ma
in Italia litterata,
S. 696.
(x)
charleton three lectures,
S. 24.
(y)
Vindiciæ adverſus tache-
nivm.
(z)
Wotton am angef. Ort,
S. 251.
(a)
hippocrates de circulatio-
ne ſanguinis, n.
196.
(b)
De homine L. I. Propoſ. 2.
S. 204.
(c)
Jn dem Collegio anato-
mico,
welches 1636. herausgekome-
men.
(d)
cleyer Specim. Medicin.
Sinic.
S. 84. u. folg.
(e)
Jn ſeiner Reiſebeſchreibung
T. V. S. 292. der Pariſer Ausga-
be 1723.
(f)
Ebendaſ. T. VII. S. 226.
Es ſind dieſe Worte nebſt der gan-
zen Perſiſchen Gottesgelarheit aus
dem kurzen Auszuge genommen,
welcher zu des Konigs Abbas Zei-
ten herauskam, der zwar mit dem
Harvey zu gleicher Zeit lebte, in
deren Anſehung aber ſich ein ſo
kleiner Unterſchied zwiſchen ihnen
befand, daß eine neue Warheit
nicht einmal in Europa haͤtte koͤn-
nen bekannt, oder aufgenommen
werden, noch weniger aber wahr-
ſcheinlicher Weiſe zu vermuthen
waͤre, daß die Schriften des Har-
vey
von ſo weit entfernten Vol-
kern indeſſen ſolten ſeyn geleſen
worden.
(g)
In Progr. de inventoribus.
(h)
Nova doctrina de motu cir-
culatorio in corde. Paris 1649. fol.
Lond.
1659. 4.
(i)
Digresſio de circulatione
ſanguinis. Paris
1652. 12.
(k)
Epiſt. 37. Centur. I. ad bar-
tholinvm.
(l)
Vltio antiquitatis. Cremæ
1690. 8. Diſquiſit. de circuitu
ſanguinis. Patav.
1726. 4.
(m)
Diſquiſit. S. 417. u. folg.
(n)
Ebendaſ. Cap. 1.
(o)
Cap. 2.
(p)
Cap. 4.
(q)
Ebendaſelbſt.
(r)
Jn eben dem Capitel und in
Ult. antiquit.
(s)
Jn ebendemſelben Capitel.
(t)
Diſquiſit. S. 428. welches
freilich gut iſt, indem ſo viele Ver-
ſuche vom Harvey, Walaeus,
und Drelincourt vorhanden ſind.
(u)
Oben im 3ten Buch, 2ten
Abſchn. §. 5.
(x)
Jn der zu Baſel 1679 ver-
theidigten Streitſchrift.
(y)
De motu ſanguinis exercita-
tio antiharveiana.
Arnſtadt 1647.
(z)
Zodiac. med. gall. P. V.
(a)
In Primis lineis ſyſtematis
novi medici. Argent.
1722. Siehe
noch einige andre mehr, die in Meth.
ſtud. med.
angefuͤhrt ſind.
(b)
Jn denen Epiſt. de motu
chyli et ſangu.
die 1641 zu Leiden
herausgekommen, und mit Bar-
tholins
Anatomie, auch ſonſten
oͤfters ſind aufgelegt worden.
(c)
Diſp. med. V. n. 15.
(d)
Jn der erſten Ausgabe der
Fundam. medicinae. 1638. S. 203.
204.
(e)
Beim Beverwykde cal-
culo,
S. 209.
(f)
Jn der zwoten Ausgabe der
Fundam. med. vom Jahr 1644.
S. 113. 115.
(g)
L. de homine: de formatio-
ne fetus: de paſſionibus animae.
(h)
Experim. anatom. Paris.
1654. 4.
(i)
Beim Schenkde ſchola part.
S. 57. bereits im Jahr 1642.
(k)
Cent. I. Epiſt. 66.
(l)
Epiſt. 7. de quidditate lym-
phae Bartholinianae ad segervm.

Jndeſſen vertheidiget er doch den
Harveyin Epiſt. 31. Cent. I. bar-
tholini.
(m)
Beim Jacob Sinibaldin
geneanthropia,
S. 527.
(n)
M. lister de humor. c. 25.
Mit beſſern Recht hat vorlaͤngſt
Pechlin geſchrieben, daß im
menſchlichen Koͤrper ein ſo vielfa-
cher Umlauf ſtatt finde, als es Ver-
ſchiedenheiten von Saͤften darin-
nen gebe. Tr. de corde, n. 24.
(o)
Siehe das 2te Buch dieſer
Anfangsgruͤnde, S. 334. bis
339.
(p)
Jn eben dieſem 2ten Buch,
S. 201. bis 205.
(q)
Inſid. ſtruct. vaſ. aquos. rvd-
peck.
S. 128.
(r)
Lymphatic. brutor. S. 46.
Lact. thorac. C. 6. S. 31. u. f. vaſa
lymphat. in homine,
K. 5.
(s)
De vaſis ſeroſis, C. 1. 10.
u. f.
(t)
Beim SorgeloosOecon.
anim. Theſ.
54. und sylvivs Diſſ.
8. n.
20. 21.
(u)
Epiſt. 26. Cent. IV. beim
Bartholin.
(x)
Am angef. Ort.
(y)
Canicid. XI.
(z)
Thomas warthon am
angefuͤhrten Ort, S. 98. Samuel
gollins (in hepate) Syſtem.
of anat.
S. 440. 441. Gualtherus
needham de formate fetu C. 1.
Isbrand v. diemerbroeck Anat. L.
I. C. 13. Theod. kerkring Spicil.
obſ. 91. Phil. verheyen L. I. Tract.
2. C. 13. Henr. pavli Anat. Bilſiau.
anat. c. 7. c. bartholin de dia-
phragm.
S. 90.
(a)
rvdbeck. drelincovrt.
Henr. pavli. C. bartholin
angef.
Ort.
(b)
Beim Hemſterhuys,c. V.
(b*)
Es ſind eine Menge Verſu-
che vorhanden vom Nicolgo Ste-
nonis
Sohne, am angef. Ort,
Epiſt 24. Cent. III. vom Caſp. Bar-
tholin,
dem Enkel, de diaphragm.
S. 90. I. Hen. pavli c. 7. S. 79.
Ferner von Godof. bidloo Exerc.
de hydatid.
S. 10.
(d)
Siehe das 2te Buch, S. 164.
165. Er hat naͤmlich im Jahre
1664. zu Saumur, in Frankreich, die
Verſuche gemacht, die er dem Bla-
ſius
uͤberſchrieb. de reſpir. S. 90.
(e)
Jn dem ganzen Buͤchelchen,
das den Titel fuͤhrt: Dilucidatio
valvularum in vaſis lyinphaticis,

S. 1. 2. 9. Dieſes iſt das erſte, und
wo ich nicht irre, das beſte unter
Ruyſchens Schriften.
(f)
L. II. S. 164.
(c)
Es ſind die Verſuche des T.
barthol. de lymphat. brut.
S. 46.
Frid. rvysch de valv. vaſ. lym-
phat. c.
3. S. 12. Ioh. zeller de
adminiſtr. vaſ. lymph. c. 1. Ray-
mund vievssens Tr. des liqueurs,

S. 252. Reinh. wagner in Nov.
litt. Mar. Balth.
1700. S. 271. und
I. Chriſtoph. bohlivs am angef.
Ort, S. 45.
(g)
T. bartholinvs Lymph.
brutor.
S. 46.
(h)
bohlivs am angef. Ort.
(a)
Ad Bidloi tab. 21.
(b)
Epiſt. 24. Cent. III. bar-
tholinvs,
und in dem Tractat de
glandulis oris,
am Ende.
(c)
Jacob Keilin Compend.
anat.
S. 120. Bloemeſteinde ad-
min. anatom.
(d)
Beim Heinr. von Moini-
chen
in Epiſt. Bartholianis Cent. II.
S. 590.
(e)
Clifton wintringham S.
227.
(f)
lower in Vindicatione py-
retologiae Williſianae,
S. 53.
I. Henr. pavli am angef. Ort, am
Ende des Capitels.
(g)
Jm 2ten Abſchnitt des 3ten
Buchs, §. 4.
(h)
bils Gebruyk van de Gyl-
buys,
S. 11. wobei zugleich ein
Zeugnis befindlich iſt.
(i)
Er uͤberlies ſelbige der Aea-
demie zu Loͤwen vor 22000 Gulden
Epiſt. ad T. Andr.
(k)
I. v. horne Waarſchouwing
S. 31.
(l)
Ebendaſelbſt S. 14.
(m)
Er verſtand kaum die Na-
men derer Theile des Koͤrpers.
graanen de homine, S. 119.
(n)
Epiſtolica Diſſert. qua verus
hepatis circa chylum (quem a rore
diſtinguebat) et pariter ductus
chyliferi hactenus dicti uſus de-
monſtratur,
und in einem hollaͤn-
diſchen Tractate (denn er verſtand
kein Latein) van de gebruyk der
gylbuys.
(p)
In Vindiciis hepatis redivi-
vi;
im Sendſchreiben de admi-
randa anatome Bilſii:
und im Ex-
amine anatomes Bilſianae
u. ſ. f.
(q)
Er vertheidiget den Bilſius
im Tractat: Den daau der dieren
en de wellen de waters.
(r)
Verus animalium exortus.
S. 15.
(o)
Am Hunde, wovon die einzige
Abbildung vielmal wieder iſt abge-
drukket worden, als in dem Tra-
ctaͤtgen van de Gebruyk der gyl-
buys,
und im kort bericht over
de waarſchouwinge van I. v. hor-
ne,
wie auch in den in das lateini-
ſche uͤberſezten Werkgen.
(s)
Epiſt. de experim. Bilſii:
Nicol. stephani Caſtigatio epiſt.
maledicae Bilſii,
und Reſponſio ad
novas obſervat. Bilſianas.
(t)
Waarſchouwing aan alle lief-
hebbers der Anatomie.
(u)
Epiſt. barthol. 76. Cent.
IV.
und im Tractat de glandulis
oris,
gegen das Ende.
(x)
Am angef. Ort, S. 4.
(y)
Paul. barpette Anmerkun-
gen over de Schriften van L. de
Bils. I. Henric. pavli
in ſeiner in
der That vortreflichen Anatome
anatomes Bilſianae.
(z)
Welche Ruyſch dem Bilſius
ſelbſt gezeiget hat.
(a)
Dieſen haben ihm verſchie-
dene, als Ruyſch und Moinichen,
beim Bartholinin Reſp[.] ad Epiſt.
Bils.
ingleichen Houfwenius beim
I. v. horne, S. 22. 24. angeboten.
(b)
Epiſt. ad Tobiam andreae,
S. 6. 7. 8.
(c*)
Am angef. Ort.
(c)
De glandul. oris, S. 39.
(d)
Cent. H. hiſt. 48.
(e)
Vindiciae hepat. redivivi,
S. 24.
(f)
Jn der Beſchreibung des du-
ctus ſalivalis,
S. 19. 20.
(g)
Jm 2ten Abſchn. des 2ten
Buchs, S. 291.
(h)
Ebendaſelbſt.
(i)
S. 282. u. folg.
(k)
schobinger de telæ cellulo-
ſæ dignitate, n.
65.
(l)
vesalivs de fabric. corp.
hum. L. V.
S. 710. der Ausgabe
von 1555.
(m)
Ebenderſelbe ebendaſelbſt.
I. Antonides van der linden in
Phyſiolog. reform.
S. 159. Thom.
bartholinvs
uͤber die Anatomie
ſeines Vaters, S. 191.
(n)
kaavw de perſpir. n. 143.
144. 145.
(o)
Sie nannten es’ eine gedop-
pelte Haut (duplicatura). So
findet man es beim realdvs de re
anatomica.
S. 191.
(p)
Inſtit. anat. S. 190.
(q)
Epiſt. ſecund.
(r)
Jm Sendſchreiben, welches
im Jahr 1728 mit Morlands
Buche, du haut appareil, beraus-
kam, ingleichen in Expoſit. ana-
tomique, T. IV. tr. des viſceres de
la poitr. n.
25. 26.
(s)
Second Memoire ſur la na-
ture ſenſible des parties du corps
animal, Exp. 162. 163. 164. 165. 166.
castell
in denen fuͤnf Verſuchen.
S. 74. 75. 76. 77.
(u)
Noch andre Beweiſe fuͤr
meine Meinung befinden ſich in
Urb. yossetti lett. IV.
(u*)
winslow am angef. Ort.
(x)
winslow am angef. Ort.
n. 26.
(z)
Veſalius S. 713.
(a)
Es hat Nicol. habicot. recht,
[w]enn er meldet, daß das Mittel-
fell eine gedoppelte Ribbenhaut ſey.
Die IV. L. VII. S. 115. der hollaͤn-
diſchen Ausgabe.
(b)
Siehe Tab. I. art. brachii,
wo man die Ribbenhaut entbloͤſt
antrift.
(c)
Am angef. Ort. n. 155. 156.
(d)
L. VI. fig. I.
(e)
Ebendaſelbſt S. 712.
(f)
S. 70. 72. in Dundaſſens
Ausgabe.
(g)
Progr. de mediaſtino pv-
ſtico. Lipſ.
1743.
(g*)
Daß es von den Knorpeln,
und nicht vom Bruſtbeine herkom-
me, S. 5. und daß auch das rechte
Blat linker Seits entſpringe, mel-
[d]et Senacdu coeur, S. 5.
(h)
Memoir. de l’Acad. Roy.
des ſeienc.
1715. S. 228. Expoſ.
anat.
am angef. Ort, n. 29. 30.
(i)
garengeot Splanchnol. T.
II.
S. 104.
(k)
winslow am angef. Ort.
gheselden Anat. of human bo-
dy L. III. c.
6. S. 172. santori-
nvs
Obſ. anat. c. 8. n.
1. S. 141.
martin Journal de medec. 1756.
Merz.
(l)
De puris in bronchia deri-
vatione,
S. 4.
(m)
Am angef. Ort.
(n)
Spanchnol. T. II. S. 21.
(n*)
De Reſpirat. Exp. 12. 13.
14. \&c.
(o)
S. 4.
(p)
Von der fuͤnften Ribbe
Günz am angef. Ort, S. 5.
(q)
Senak S. 4. Daß das Mit-
telfell gerades Weges herabſteige,
hat auch der beruͤhmte Martini
in dreien Exempeln wahrgenom-
men.
(r)
walther de obeſ. \& vo-
racib
S. 7. martin am angef.
Ort.
(s)
T. IX. T. XV. f. 1.
(t)
Kaauw angef. Ort, n 151. 152.
(u)
Wenn von denen Schrift-
ſtellern gemeldet wird, daß die
Lunge an den Herzbeutel ange-
wachſen geweſen, ſo muß eigent-
lich die Ribbenhaut mit dem Herz-
beutel verwachſen geweſen ſeyn.
Daß dieſer ſchlimme Umſtand ſich
oftermals in der Bruſtwaſſerſucht
eraͤugne, berichtet Fabricius bar-
tholetvs
de Reſpirat,
S. 277.
(x)
Jm 2ten Buch dieſer Anfangsgruͤnde, S. 112.
(y)
Senac am angef. Ort, Sei-
te 6.
(z)
Ebenderſ. eb[en]daſ.
(a)
winslow n. 27.
(b)
Arter. bronchial. fig. II. Faſe.
leon. III.
(c)
Cowper uͤber den Bidloo,
T. 21.
(d)
Am angef. Ort, S. 713.
(e)
Winslow am angef. Ort.
Garengeot am angef. Ort. S.
206.
(f)
I. Antonides van der
linden Phyſiol. reform.
S. 221.
Herm. BoerhaaveHiſt. morb.
atrocis altera.
(g)
I. Antonides van der
linden Phyſiol. reform.
S. 221.
Herm. BoerhaaveHiſt. morb.
atrocis altera.
(h)
Philoſ. Transact. n. 300.
(i)
panarolvs Iatrologiſin. I.
obſ.
10.
(k)
Zodiac. Gall. T. II. S. 153.
Ein verſchloſſenes Geſchwuͤr des
Mittelfelles hat bartholinvs
Hiſt. 59. Cent. II.
(l)
Adminiſtr. anat. L. VII. c. 13.
(m)
Oper. S. 137.
(n)
Beim Caſp. HofmannIn-
ſtit. med.
S. 117.
(o)
Comment. [in]mvndini
Anat.
S. CCCXXVI.
(p)
Dominic. de marchettis
Comp. anat.
S. 67.
(q)
S. 712. daß ſie ſo lang ſey
als das Bruſtbein.
(r)
Comp. anat. T. II. n. 39.
(s)
Am angef. Ort, S. 5.
(t)
Veſalius S. 712. Senac
S. 6.
(u)
Senac. S. 6.
(x)
S. 712.
(y)
Memoires pour ſervir a
l’hiſt. des animaux,
Zergliederung
des Loͤwen, S. 9.
(z)
Opuſc. anat. Tr. de reſpi-
rat. I. n. 4. not.
12. S. 44.
(a)
Caſp. bartholinvs Inſtit.
med.
S. 191. Thomas (Caſpars
Sohn) Anat. tert. renov. S. 344.
345. I. Antonides van der lin-
den
Phyſiol. reform.
S. 160.
Ohne Zweifel haben Vopiſcus
Fortunatus Plempius
Com-
ment. ad Cabrolium
S. 185. Al-
bert. kyper Anthropol.
S. 79. und
I. v. horne Diſſ. de ductu ſaliv.
das ihrige aus dem Falcobur-
gius
genommen.
(b)
Jn ſeinem Cours d’anato-
mie
befindet ſich dieſe Widerl[e]-
gung, S. 416.
(b*)
garengeot Splanchnol.
T. II.
S. 105. Nach dem Dionis
findet man eben dergleichen Erin-
nerungen beim I. Benign. wins-
low
Mem. de l’Acad. des ſcienc.

1715. S. 228. und in Expoſ. anat.
n. 28. I. palfyn Anat. chirurgi-
cale, 264. 265. R. I. garengeot.
(b**)
Eine nicht wirklich vor-
handene, ſondern nur moͤgliche,
hat dennoch Falcoburgtus zuge-
geben.
(c)
Faſc. Ic. Anat. III. n. 6. Faſc.
VIII.
S. 20. rvysch Epiſt. anat.
II. Tab. II. f. 3. vesalivs
S. 713.
winslow n. 33.
(d)
Icon. Anat. am angef. Ort.
n. 14. Faſc. VIII. S. 20.
(e)
Ebendaſ. not. 7. T. anter. b.
Dieſes kleine Blutaͤderchen iſt,
wegen ſeiner etwas anſehnlichern
Gefaͤhrtin, ſchon den Alten be-
kannt geweſen.
(f)
Ebendaſ. not. 8. Hiſt. a[rter].
renal.
S. 54.
(g)
Faſc. III. Tab. arter. thyro.
inf. not. l. Faſc. III. in fig. ſecund.
bronchial. i.
(h)
Faſc. III. Icon. vaſ. bronch.
not.
6.
(i)
Faſc. VIII. S. 21.
(k)
Faſc. III. tab. arter. bronch.
not. 10. Faſc. VIII.
S. 21.
(l)
hebenstreit de mediaſt.
poſtico. Faſc. III. tab. arter. pect.
n. 7. Tab. art. bronch. not.
5.
(l*)
Ebendaſ. not. 12. fig. II. n.
17. 18. 19. 20.
(m)
Veſalius S. 713. Com-
ment. ad præl. boerhaav. T. V.
P. I.
S. 40. 41.
(n)
Cowper.
(o)
Veſalius S. 727. 728. Se-
nac
S. 8.
(p)
Veſalius S. 727.
(q)
Winslow am angef. Ort,
n. 82. barbavt Splanchnolog. S.
222. Abr. kaavw am angef. Ort.
n. 151. I. F. cassebohm apud glas-
sivm
de ſanguin. circuitu n.
16.
(r)
Senac S. 8.
(s)
garengeot Splanchnolog.
T. II.
S. 128. f. 1. evstachivs
T. XV. f. 1. Icon. vaſor. pect.
ant. in Faſc. III.
(t)
fanton. Anat. corp. hum.
S. 276. Senac S. 8. morgagni
Adverſ. anat. V.
S. 19. und Ep.
anat. XV. n.
50. 51. darinnen die
Verſchiedenheiten beſchrieben wer-
den.
(u)
rvysch Catal. Muſ. rar. S.
68. winslow n. 81. garengeot
S. 118. senac S. 8. Eben derſelbe
fuͤgt hinzu, daß der Zuſammen-
hang vorwerts und rechter Hand
ſtaͤrker ſey.
(x)
Wie Lanciſius gezeiget hat,
Tr. de corde et anevriſm, S. 28.
(y)
vesalivs L. VI. f. 1. S. 728. und
weitlaͤuftiger de radice chinae S.
99. die Lage ſtellt Euſtachius vor
T. XV. f. 2. 4.
(z)
Am Pferde bovrgelat Hip-
piatrique T. II.
S. 397.
(a)
Anthropograph. L. III. c. 7.
(b)
Ep. anat. XV. n. 51.
(c)
Am angef. Ort, S. 9. 10. I.
Lanciſius wendet allerlei dagegen
ein, Tr. de corde et anevriſin. S.
27. prop. XI. und Thebeſiusde
princip. rat. ſuffic. utilit.
S. 28.
welcher ſie fuͤrnemlich von der un-
gewiſſen Lage der Frucht herleitet.
(d)
Comment. in Praelect. T. III.
S. 120.
(e)
Edward tyson Anatomy of
a pygmy
S. 49.
(f)
Unſer Kupfer I. T. I.
(g)
Am angef. Ort, n. 80.
(h)
senac am angef. Ort. S. 7.
carengeot am angef. Ort. S.
119. 128. u. f. 2. welche den Anhang
ſchmaler vorſtellt, nicht aber die
groſſe Gefaͤſſe, mit welchen der
Herzbeutel zuſammen gewachſen
iſt.
(i)
Eben das erinnert auch R. I.
C. garengeot
am angef. Ort S.
116.
(k)
Am angefuͤrten Ort. S. 727.
(l)
EuſtachiusT. XV. f. 2.
(m)
winslow n. 76.
(n)
senac am angef. Ort S. 7.
(o)
fanton Anat. corp. hum.
S. 276. Er ſezzet auch noch das
zweite Pfund hinzu.
(p)
Beim Oribaſius an angef.
Ort S. 88.
(q)
vesalivs C. VI. fig. 4. arent
cant
Impet. anat. Tab. IV. ev-
stachivs
an angef. Ort, wenn
man das Herz der zweiten Figur
mit dem Herzbeutel der vierten
in Vergleichung ſtellt.
(r)
vesalivs S. 727.
(s)
Opuſc. patholog. obſ. 16.
(t)
Siehe z. E. den gelehrten
Ioh. astrve uͤber den Saz: Ergo
ex anatomia ſubtiliori ars medica
certior.
(u)
Wie z. E. vom vesalivs L.
VI. f.
2. und evstachivs T. XVI.
f. I.
geſchehen.
(x)
barbavt Splanchnologie
S. 240.
(y)
disdier Splanchnologie T.
II.
S. 60
(z)
Daher iſt daſſelbe auf der T.
XVI. f.
2. des Euſtachius nicht zu
ſehen, auch nicht ſonderlich bei
unſerer Abbildung.
(a)
evstachivs T. V. f. 2. Faſc.
noſter III. Tab. art. pect.
Lanci-
ſius
hat die Linie nach der Queere
vorgeſtellet, am angef. Ort T. I.
bei K.
(b)
lancisivs am angef. Ort.
(c)
Fig. I. noſt. M. evstachivs
T. XV. f.
2. 4.
(d)
Fig. noſt. N. evstachivs
T. XV. f.
4.
(e)
Ebendaſelbſt.
(f)
Ebendaſelbſt unter F bis O.
(g)
Von O bis P.
(g*)
Zu dem gemeinſchaftlichen
Stamme dieſer Schlagader, lan-
cisivs
am angef. Ort.
(h)
Fig. noſt. I. ad L.
(i)
Beim Anfange des linken
Aſtes, in unſerer Figur [I.] K. ev-
stachivs
Tab. XV. f.
6.
(k)
Wie in unſerer zwoten Fi-
gur D
(m)
Fig. II. von R bis Q.
(l)
evstachivs Tab. XV. f. 6.
bei Z. des albini. Unſere Fig. II.
R. L.
(n)
Bei dem Einblaſen tritt
dieſer Zuſammenhang in die Hoͤhe
P. Q. O er liegt aber dennoch uͤber-
zwerch, ob er gleich in einen Bo-
gen gezogen wird. Euſtachius
hat ihn auch an angefuͤhrten Ort
ſchraͤge vorgeſtellet.
(o)
evstachivs am angef. Ort, d
(p)
Dieſen ſchlieſſet Euſtachius
davon aus, am angef. Ort, bei e.
des albini.
(q)
evstachivs am angef. Ort,
Fig. 4. Unſere erſte Figur E.
(r)
evstachivs f. 6. Unſre 2te
Figur.
(s)
Unſre zweite Figur R. F.
(t)
Ebendieſelbe L.
(u)
Unſere Figur I. M. bis N.
(x)
Ebendieſelbe bei K.
(y)
Fig. II. R. P.
(z)
Ebendieſelbe F. Q.
(a)
Nahe bei E.
(b)
Bei M. N. Fig. II.
(c)
Fig. 2. P.
(d)
Fig. 2. O.
(e)
lancisivs T. II. f. 1. bei G.
(f)
senac S. 13.
(g)
Lancisivs am angef. Ort.
S. 24. 25. Tab. I. Q.
(h)
vesalivs. P. nogvez und
andere.
(h*)
Lanciſius am angef. Ort.
S. 23. Ahr. Kaauw Boerhaa-
ve
am angef. Ort. n. 152. Com-
ment. Acad. Petropol. nov. T. I.

S. 364. 365. Senac S. 8. 13.
Barbaut am angef. Ort, S. 223.
(h**)
Senac S. 14. 15. 186.
187.
(i)
Gerard blas in Miſcell. anat.
S. 228.
(k)
Lanciſius S. 25.
(l)
LanciſiusTab. I. K. K. K.
Tab. II. f. [...]. K K. f. 2. A A. Pro-
poſ. VII.
S. 24. kaauw de per-
ſpir. Hipp. n.
155.
(m)
Fig. 2. O.
(n)
Ebendaſelbſt P.
(o)
Ebendaſelbſt P Q F.
(p)
garengeot T. II. S. 128.
f. 2. SenacT. I. S. 7.
(q)
Unſre erſte Figur M.
(r)
Ebendaſ. O.
(s)
Ebendaſ. N.
(t)
Ebendaſ. ONM.
(u)
Schobinger angef. Ort,
S. 72.
(x)
Clifton wintringham In-
qviry into ſome parts of the ani-
mal ſtructure
S. 140.
(y)
Ebenderſ. S. 49.
(z)
Die Pariſer in der Zerglie-
derung dieſes Thieres.
(a)
borrichivs de hermet. Ae-
gypt. ſapient.
S. 276. hamme de
Herniis,
S. 107.
(b)
verduc Tr. de l’uſage des
parties, T. II.
S. 68.
(c)
du hamel Hiſt. acad. reg.
ſcient.
S. 67. hill of animals,
S. 113. Am Seeaale (muraena)
severin Zoot. Democrit.
S. 369.
370. Am Heeringe, Leipzig. Ab-
handlungen T. IX. S. 121.
(d)
Sam. collins Syſtem. S.
776.
(e)
bronzer de calido innato.
rhodii Mantiſſa anat. obſ. 22.
bellin Diſcours. anat. T. I. n.
5.
S. 59. power Obſ. microſcop. II.
blas Anat. anim.
S. 279.
(f)
Splanchnol. T. II. S. 28.
(g)
Am angef. Ort S. 13.
(h)
S. 11. 12.
(i)
De perſpir. n. 151.
(k)
N. 152.
(l)
N. 157.
(m)
Commentar Acad. Petro-
pol. nov. T. I.
S. 370.
(n)
zimmermann de Irritabi-
litate,
S. 4. 5.
(o)
Am angef. Ort, Prop. V.
S. 22.
(p)
T. III. f. 2. l. l.
(q)
De humore pericard. n. 20.
(r)
Progr. de ſiphone anatomi-
co Lipſ.
1721, welches wieder auf-
gelegt worden.
(s)
Die Seekuh, oder das Ma-
nati. Comment. nov. Acad. Pe-
trop. T. II.
S. 314.
(t)
Am angef. Ort, n. 79.
(u)
Am angef. Ort S. 11.
(x)
Ebendaſ.
(y)
Ebendaſelbſt, Seite 12.
(z)
Die kleinen obern, Faſcic.
III.
S. 24. not. 6. auf der daſelbſt
befindlichen Kupfertafel. Faſcic.
VIII.
S. 20. 21. rvysch Epiſt. II.
T. II. f. 3. 4. senac
S. 17. kaauw
n.
656. 3. 4. die untern groͤſſeren
Faſcic. cit. S. 14. Faſcic. VIII.
S. 20. Tab. ead. 3. 21.
(a)
Faſcic. cit. n. 7. in tab. h. k.
senac
S. 17. Dieſes iſt des
Ruyſchens ſeine pericardico-dia-
phragmatica,
am angef. Ort D.
der ſie allzugros vorſtellet.
(b)
Jn ebendemſ. Faſcic. n. 8.
Tab. cit. l.
und Hiſt. arter. renal.
S. 54.
(c)
Hiſt. arter. renal. ebendaſ.
(d)
Jn der Geſchichte der
Zwerchfellsſchlagader, ſonderlich
der linken, S. 54. cowper ad
bidloo T. 21. nicholls
angef.
Ort S. 18. kaauw n. 656. 2. D.
de marchettis Compend. anat.

S. 7.
(e)
Epiſt. II. T. II. f. 4. B B B.
(f)
Senac am angef. Ort.
(g)
Ruyſch angef. Abbildung.
(h)
Tab. art. bronch. h. und
not. 6.
(i)
Ebendaſ. n. 7. 9. Faſcic. VIII.
S. 21. 22. nicholls S. 8.
(k)
kaauw n. 656. 5. Senac
S. 17.
(l)
Es iſt vielmehr der Aſt groͤſ-
ſer, der nach der Lunge hin gehet.
(m)
Faſcic. VIII. S. 22.
(n)
Tab. art. bronch. not. 10.
Faſcic. VIII.
S. 22.
(o)
Von denenſelben wird in
der Geſchichte des Herzens im
3ten Abſchnitt gehandelt werden.
(p)
Tab. art. bronch. not. 9. Faſc.
VIII.
S. 21. 22.
(q)
S. 16.
(r)
Tab. art. pect. i. und n. 7.
Tab. art. bronch. not.
5. Senac
S. 18.
(s)
Veſalius S. 728.
(t)
Not. 9. Tab. art. pect.
(u)
Ebendaſ. n. 6. S. 35.
(x)
Tab. art. bronch. n. 5. S. 34.
(y)
Ebendaſ. not. 12.
(z)
Tab. art. renal. S. 16.
(a)
Tr. du coeur T. V. S. 2.
(b)
Von ihr leitet Senac die
rechte Blutader des Herzbeutels
her, S. 18.
(c)
T. V. m.
(d)
Am angef. Ort.
(e)
Siehe die Geſchichte der
Herznerven, Abſchn. III. B. IV.
(f)
Premier Memoire ſur les
part. irritables \& ſenſibles
S.
35.
(g)
rhodivs Cent. II. obſ. 38.
Vesling beim Bartholin, in der
Anat. S. 350.
(h)
Obſ. anat. S. 131.
(i)
Vademecum anat. S. 346.
(k)
Am Hunde drelincovrt
Canicid. 17. dionis Cours d’anat.

S. 418. 420. An der Eidechſe To-
kaye,
die Siamer Jeſniten in ih-
ren Obſ. de mathem. \& de phyſ.
S. 51. Die Fleiſcher ſprechen es
den Ochſen ab, verduc de l’uſage
des parties, T. II.
S. 63. u. folg.
(l)
De catarrhis L. II. S. 99.
(m)
Circul. anat. progymn.
XX.
S. 383. de lethal. vuln. S.
130. aus ihm verduc de l’uſage
des parties,
am angef. Ort.
(n)
Am angef. Ort.
(o)
Obſerv. epiſagmat. n. 35.
Er war nach einem heftigen Zor-
ne verſtorben.
(p)
De ſero ſanguin. S. 26.
(q)
Am angef. Ort.
(r)
Anat. chirurg. S. 271.
(s)
schvrig Hæmatol. S. 362.
verdvc S. 65. an einem Enthau-
pteten.
(t)
Dominicus panarolvs Pen-
tec. I. obſ.
31.
(u)
codronchvs von eben der
Krankheit S. 79. aus dem capi-
vaccio
.
(x)
riolanvs Anthropograph.
S. 219.
(y)
Laneiſius am angef. Ort,
S. 38. er fuͤgt hinzu, daß es meh-
rentheils fehle.
(z)
stenzel de Steatomat. aor-
tae,
S. 9. 10.
(a)
Zod. med. gall. T. I. S. 128.
Act. lit. Suec. 1726. S. 135.
(b)
schneider de corde S. 13.
(c)
saviard Obſ. 55.
(d)
bartholin. Hiſt. 50. Cent. I.
(e)
Anat. S. 270. 271.
(f)
Tab. anat. S. 75.
(g)
Comment. Acad. Petropol.
T. II.
(h)
Thom. bartholin. Hiſt. 25.
Cent. III. schvster de hydrope
pericard. borgarvccivs in Cont.
anat.
S. 260.
(i)
lister de cochleis. S. 24.
33.
(l)
Second Mem. ſur le mouv.
du ſang, Exp.
526. an andren Fi-
ſchen von allerhand Art bello-
nivs
.
(k)
mery Memoir. de l’acad. des
ſcienc.
1711. S. 422.
(m)
steller nov. Comment.
acad. Petrop. T. II.
S. 317.
(n)
Ebenderſelbe ebendaſelbſt
S. 343.
(o)
Jn dieſem Thiere hat bla-
sivs
Anat. anim.
S. 119. viel da-
von gefunden, ingleichen collins
S. 713.
(p)
hamme de herniis und bla-
sivs
.
(q)
severin. Zootom. Demo-
crit.
S. 359.
(r)
Memoires pour ſervir a l’hiſt.
des animaux.
(s)
Ebendaſelbſt.
(t)
Guil. stvkeley in ſeiner
Zergliederung, die mit der Ge-
ſchichte der Milz herausgekommen,
S. 98. Allen movlins Anat. of an
Eleph. burnd a Dublin.
(u)
snape Anat. of the horſe S.
79. 91. weitlaͤuftig in bovrgelat
Hippiatr. T. II. P. II.
S. 389.
(x)
C. bavhin Theat. anat. S.
204. Er pflegte es alle Jahre an ei-
nem lebendigen Schafe zu zeigen.
(y)
Second. Mem. u. ſ. f. Exp.
521.
(z)
vesalivs S. 728. Jn leben-
digen Schweinen fand er es haͤufi-
ger, als in Hunden.
(a)
blas. Anat. animal. S. 75.
(b)
Second Mem. Exp. 492.
(c)
steller angef. Ort, S. 380.
Nach wiederholten Verſuchen.
(d)
vesalivs an angef. Ort.
littre Mem. 1711. S. 29. an leben-
digen Hunden, auch nach unſern
Verſuchen 538. 539.
(e)
Eph. N. C. Dec. II. ann. I.
obs.
61.
(f)
Comment. in mvndinvm S.
CCCXXXVI. CCCXXXIX.
(g)
Introd anat. S. 52. b.
(h)
De re anat. S. 176.
(i)
Am angef. Ort, S. 218.
(k)
Semain. anat. journ. IV.
lecon VII.
(l)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
avant 1699. T. II.
S. 179.
(m)
tvlpivs L. IV. obſ. 20.
(n)
Mein ſeel. Schwiegervater,
H. F. Teichmeyer,Anthropolog.
S. 77. Er fuͤgt hinzu, daß an er-
haͤngten im Herzbeutel mehr Waſ-
ſer vorraͤthig ſey.
(o)
Gottwald schvster de hy-
drop. pericard.
S. 7. Ephem. N.
C. Vol. VI. obſ.
46.
(p)
Hiſt. de l’acad. des ſcienc.
1721. n.
7.
(q)
vesal. am angef. Ort.
(r)
bartholin. Anat. S. 350.
(s)
Den I. posthivm uͤber den
von ihm herausgegebnen Colum-
bus
S. 512. I. nardivm Noct. ge-
nial. X.
S. 693. C. hofmannvm
de thor.
S. 17. welcher meldet, daß
es bei Frauensperſonen in groͤſſrer
Menge vorhanden ſey. Thom. bar-
tholin.
(t)
Anat. L. II. S. 108.
(u)
G. fallopivs Inſtit. anat.
S. 17. Er zweifelt daran, daß man
in lebendigen Thieren viel davon
antreffe, und glaubt, daß es aus
verdichteten Lebensgeiſtern ent-
ſtuͤnde. Abr. kaavw am angefuͤhrten
Ort N. 543. 651. 697. 699. I. B.
senac.
am angefuͤhrten Ort S.
264. Ant. deidier Phyſiol. S. 94.
Carl. Aug. a bergen de perſpir.
viſcer. Diſſ. II. n.
5.
(x)
So hat es am Hunde Bla-
ſius
gefunden, Miſc. anat. S. 228.
und vormals Veſalius am angef.
Ort.
(y)
J. Berengarius am angef.
Ort.
(z)
Verheyen am angefuͤhrten
Ort.
(s)
tholin. Anat. S. 350. Rich. lower,
I. Conr. peyer in Parerg. anat.

S. 153. Ios. lanzonvm Op. omn.
S. 598. G. C. schelhammer
Diſſ. de aqua pericard.
S. 12. I.
fantonvm
am angef. Ort S. 279.
I. ravivm beim valentini in
Amph. Zoot. append.
S. 87. Gott-
wald schvster
am angefuͤhrten
Ort, welcher viele Exempel an-
fuͤhrt.
(a)
iasolynvs in einem beſon-
dern Werke, spigelivs, fantonvs
S. 278. Comment. Acad. Petro-
pol. I VII.
S. 228. pechlinvs de
corde
S. 3 4. in meiner Ausgabe,
welcher dieſe Farbe der Zeit und
der gleichſam ausgezognen Tinctur
zuſchreibt. Jm Elephanten fand
ſie Stukeley roth, und eben ſo
auch Schelhammer in einem al-
ten Ochſen, am angefuͤhrten Ort,
S. 114.
(b)
santorini Iſtoria d’un fe-
to, n.
51.
(c)
lancisivs S. 40. bovrdon
Deſcript. anat.
S. 156. bei alten
Perſonen.
(d)
vievssens Tr. du coeur,
gleich anfangs.
(e)
schlenker Diſſert. de
morb. ovarii. dovglas phil. Trans.
n.
345.
(f)
lower. c. I. S. 7. sinibald
Apollo bifrons,
S. 38.
(g)
viridet du bon chyl, S. 11.
(h)
lower am angef. Ort, S. 6.
savber Obſ. med. n. 2. vievs-
sens
S. 13. 14. Tr. des liqueurs
S. 133. lanzon Oper. T. I. S.
597. kaavw n. 741. bayle de corp.
anim.
S. 185. tavvry Anat. rai-
ſonn.
S. 53.
(i)
verheyen S. 110. hay-
mann
Comment. in boerh. Inſtit.
T. V.
S. 24.
(k)
verheyen. haymann am an-
gef. Ort. Der zwoͤlfte Theil wird
zum Eierweiſſe, das uͤbrige zu
Milch. verdvc. am angefuͤhrten
Ort.
(l)
kaavw am angefuͤhrten Ort.
drelincovrt beim Blaſius, in der
Zergliederung des Affen. verheyen
am angef Ort.
(m)
Am angef. Ort. S. 16.
(n)
vievssens Tr. des liqueurs,
S. 133.
(o)
haymann l. c.
(p)
vievssens l. c. S. 14. 15.
frank de pericard. S. 22.
(q)
lanzon l. c. S. 598.
(r)
fanton Obſ anat. 4. lan-
cis
l. c.
S. 40.
(s)
harder Apiar. S. 216. die
Waſſerſucht des Herzbeutels und
eine auſſerordentliche Dikke dieſes
Sakkes fand ſich dabei. fabricivs
ab Aquapend. Oper. chir.
S. 48.
Paduan. Ausgabe. cheselden Anat.
of hum. body,
ſechſte Ausgabe S.
181. blancard Jahrregiſter Cent.
VI. n.
23. wobei ebenfalls das Waſ-
ſer des Herzbeutels im Ueberfluß
zugegen war.
(t)
fanton Anat. S. 278. und
wegen der Gallerte, die das Herz
uͤberzogen, pechlin am angefuͤhr-
ten Ort. verdvc am angef. Ort,
S. 110. Breslauer Sammlun-
gen
1718. S. 996.
(u)
barrere Obſ. anat. neue
Ausgabe, obſ. 3. 4. 5.
(x)
senac am angef. Ort. T. II.
S. 338. 352. cleghorne epidem.
diſeas of Minorca,
S. 248.
(y)
valcarenghi Conſtit. epi-
dem.
S. 100. 101. 102.
(z)
Thes. inaugur. med. Tu-
bing.
1704.
(a)
Diſſ. inaug. de exulcerat.
pericard. etc. Ienae
1742. welche im
zweiten Theil unſrer practiſchen
Sammlung wieder aufgelegt iſt.
(b)
Aug. bvdaevs in Miſcell.
Berolin. T. VI.
(c)
hvnter beim cleghorne
S. 249.
(d)
rvysch Thes. anat. 6. n. 36.
(e)
peyer meth. anat. pract. S.
62.
(h)
Siehe die hiervon geſamlete
Exempel beim Caſp. bavhinvs
Theatr.
S. 223. wie auch beim
sachs Ocean. microcoſm. S. 32.
Vergleiche auch damit den senac
T. II.
S. 341. und tardinvs de
pilis,
S. 60.
(i)
plinivs L. XI. S. 626.
(k)
Beim Suidas.
(l)
De morb. abdit. c. 83.
(f)
malpigh. Op. poſth. S. 7.
(g)
loesel de renib. S. 60.
(m)
rasczinsky Hiſt. nat. Po-
lon. app. T.
2. S. 457. amatvs
curat. 65. cent.
6.
(n)
Philoſ. Transact. n. 5.
(o)
Domin. panarolvs in Ia-
trologiſm. Pentec. I.
(p)
cowper ad T. 21. Op. anat.
Bidloiani.
(q)
Nov. Comm. Acad. Petropol.
T. III.
S. 402. 403.
(r)
verdvc am angef. Ort.
(s)
WeitbrechtComment. A-
cad. Petropolitanæ, Tom. V.
S.
268. 269. 275.
(t)
Parerg. med. S. 31.
(u)
Ebendaſ. S. 44. 45.
(x)
S. 53. 54.
(y)
S. 46.
(z)
Second Memoire ſur les
parties ſenſibl. \& irrit. Exp.
527.
Dergleichen ſahe auch I. de mvr-
alt
in Vademec. anat.
S. 384.
und I. Conr. peyer Meth. anat.
pract.
S. 76. 77.
(a)
bvssiere Lettre a M. mery
S. 38. caldesi Notomia dalle tar-
tarughe
S. 60.
(b)
gavtier Obſ. P. III. S. 483.
(c)
Welchen die Pariſer De-
moiſelle
nennen (wegen ſeines pa-
thetiſch laͤcherlichen Ganges). Me-
moir. pour ſervir a l’ hiſt. des
anim.
(d)
Kaauwn. 704.
(e)
Philoſ. Transact. n. 207.
(f)
dovglas in Phil. Transact.
n.
345.
(g)
haymann T. V. S. 26.
(h)
senac T. II. S. 340. 341.
nihell ad solani ex pulſu prae-
ſagia,
S. 130. (nach einer hizzi-
gen Krankheit) Arent. cant Im-
pet anat
S. 17. Damianus sino-
pevs
am angef. Ort, S. 31. 44. u.
anderswo. Ephem Nat. Curioſ.
Vol. V.
S. 90. Phil. Transact. n.
188. Phil. Conr. fabricivs in
Progr. Helmſtad. 1750. dethar-
ding
Anat. curioſ. \& util.
Der
Herzbeutel ſaß an drei oder vier
Orten am Herzen feſt. Es hieng
aber auch das Herz an zwoen oder
drei Stellen am Herzbeutel, in
der Geſchichte, die ich aus dem
Cowper angefuͤhrt habe.
(i)
Opuſc. patholog. obſ. 52.
(k)
S. 46. 53. 54.
(l)
S. 50. 51.
(m)
Samuel Schaarſchmidt
in den Berliner Nachrichten 1740.
Obſ. 31.
(n)
Senac S. 341.
(o)
Lanciſiusl. c. S. 39. und
faſt ein gleiches Exempel hat beg-
gi
beim pacchionvs Op. omn.
S. 219. Eſſays of a ſociet. at E-
dimb. T. II. n.
23.
(o*)
Vieuſſensdu Coeur, S.
15. 16.
(p)
hevrnivs. peyervs Meth.
anat. pract.
S. 51. 52. Jn dieſem
Exempel konnte das Herz nicht
von ſeinem Herzbeutel losgemacht
werden. Gottl. Buddäus in ſei-
nen Sammlungen l. 1. Caſ. 35.
(q)
Fabric. Bartholetusde
Reſpir.
S. 271.
(r)
Goueyle veritable Chirurg.
S. 269. 270.
(s)
Ephem. N. C. Vol. VI. obſ.
63.
(t)
agricola Commerc. litt.
Noric. 1735. hebd.
8.
(u)
GölikeObſ. anat. chir. II.
Cheſelden S. 182. am angef. Ort.
Lanciſiusde mortib. ſubitan. L.
II. obſ. IV. in D. spada. Benj.
hoadley of the organs of reſpi-
rat.
S. 81.
(x)
C. stalpart van der wiel
Cent. I. Obſ.
37.
(y)
SenacT. II. S. 340. und T. I.
S. 260.
(z)
Iul. ofrai Obſ. CXI. mar-
qvet
Journ. de Trev. Juin.
1726.
(a)
barrere Obſ. anat. nov. S.
75. 76.
(b)
Kaauw 365. am angef. Ort,
wo das Zellgewebe offenbar ſtatt
eines Bandes war. Oliger iaco-
baevs
de diſtinguend. cadav. per
crania
S. 23. Olaus borrichivs,
wobei der Herzbeutel trokken war,
beim bartholin. Ep. 93. cent. III.
Fantonus am angef. Ort, S. 275.
da der Herzbeutel knorplig war.
malpighi de glandul. conglob.
(c)
Alexius littre Hiſt. de l’A-
cad. des ſcienc.
1701. S. 54. und
1706. HeiſterObſ. med. miſc.
n.
4. Cheſelden an angef. Orte
S. 182. P. dionis de la mort ſu-
bite
S. 66. wenn ich anders dieſen
Mann recht verſtehe.
(d)
Eſſays of a Societ. at Edimb.
angef. Ort. Buddäus angef. Ort.
Dam. sinopevs S. 44. Phil. Trans.
n.
345.
(e)
Comm. nov. Acad. Petrop.
T. I.
S. 387.
(f)
De re anat. L. XV. S. 265.
(g)
BartholinusCent. IV.
hiſt.
20. HarderApiar. obſ. 17.
An einem ploͤzlich Verſtorbnen.
PeyerParerg. 111. Vieuſſens im
Anfang des Tractats du Coeur.
An einem Hunde, der ſich voll-
kommen wohl befand lamy Dis-
cours anatom.
S. 111.
(h)
Phil. Transact. n. 461. Mem.
des ſavans étrangers, T. I.
S. 140.
(i)
Diſp. de pulſu.
(k)
Ephem. N. C. Vol. V. S. 256.
Hiſt. de l’Acad. roy. des ſcienc.
1712. S. 37.
(l)
Am angef. Ort, S. 339.
(m)
L. II. c. 25.
(n)
L. II. c. 44.
(o)
Den Herzbentel laͤugnen an
denenſelben Thom. Bartholi-
nus,
Anat. tert. renov S. 349.
G. blasivs Anat. anim. S. 65.
J. Muraltus am angef. Ort, S.
267. Joſ. duVerney beim du
HamelHiſt. Acad. reg. ſcient. S.
229. 243. J. Conrad PeyerParerg.
anat.
S. 274.
(p)
Blaſius am angef. Ort.
(q)
Memoir. pour ſervir a l’hi-
ſtoire des animaux,
und duVer-
ney
beim duHamel S. 229.
(r)
PeyerMeth. anat. S. 77.
(s)
Und bereits vor mir Lan-
ciſius
am angef. Orte S. 20.
(t)
Es mangle bei keinem Vo-
gel oder Fiſche Tr. de corde, ſo-
gleich im Anfange.
(u)
willis de anim. brut. S.
17. 18.
(x)
Liſter in ſeiner Anat. me-
ry
Memoir. de l’Acad. des ſcienc.

1710. S. 422.
(y)
Phil. Transact. n. 229.
(z)
Willis am angef. Ort.
(a)
Senac am angef. Ort, S.
276.
(b)
Kyperde humore pericard.
Leid.
1741. 4.
(c)
Siehe den 16 §. dieſes Ab-
ſchnittes und Buches.
(d)
lancisivs am angef. Ort, S.
39. barrere Obſ. I. vievssens
S. 9. 10.
(e)
Du verney an dem ſogleich
anzufuͤhrenden Ort.
(f)
De catarrh. L. II. c. 9. S. 95.
96. Er meldet, daß er in derglei-
chen Kranken vier oder ſechs Unzen
Waſſer gefunden. Nach der Blut-
ſtuͤrzung hat davon Iul. ofrai obſ.
de pratique n.
4. ein Exempel an-
gefuͤhrt.
(g)
hildanvs L. IV. obſ. 51.
vievssens
S. 7.
(h)
Erſtikkung und Herzensangſt
barrere obſ. anat. nov. Ed. obſ.
2. 3.
(i)
Ebendaſelbſt obſ. 4. und ſo
gar ein Aſthma, vievssens S. 13.
(k)
vievssens am angef. Ort.
S. 12. Vergleichet damit den Lan-
ciſius
S. 39.
(l)
Ebenderſ. ebendaſ. S. 9. 10.
(m)
senac T. II. S. 361.
(n)
Ebendaſ. S. 366.
(o)
tvlpivs L. IV. c. 10.
(p)
Wie beim Bartholettus
de reſpir. S. 290.
(q)
horstivs obſ. 8.
(r)
tvlpivs am angef. Ort.
(s)
bonnetvs in Sepulchreto.
(t)
blasivs L. I. obſ. 19.
(u)
hildanvs L. II. obſ. 29.
(x)
diemerbroeck Anat. S. 160.
161.
(y)
schneider de corde S. 10.
(z)
hildanvs L. IV. obſ. 51.
(b)
iasolin de aqu. peric. P.
bartholettvs
am angefuͤhrten
Ort. c. piso de colluvie ſeroſa,
Sect. III. c. 2. Nic. tvlpivs L. I.
obſ.
44. und am angef. Ort Die
Breslauer Aerzte in einem be-
ſondern Werke. dvverney Me-
moir. de l’Acad. des ſcienc.
1703.
S. 158. I. Maria lancisivs an an-
gefuͤhrten Ort. r. vievssens am
angef. Ort. S. 6. 7. 10. 11. 15. 16.
p. barrere Obſ. anat. Ed. nov.
(c)
valisner. Oper. T. I. S.
248.
(a)
malpighivs am angefuͤhrten
Ort S. 7. vievssens S. 13.
(d)
Siehe den §. 22.
(d*)
S. 45.
(e)
L. VIII. de nutritione.
(f)
Ant. de marchettis in Phil.
Trans. n.
307.
(g)
Dieſe Vermuthung hatte
Nic. stenonis, der Sohn, und ſie
ward von Phil. verheyen Anat. L. I.
p. 161. L. II. p.
109. ausfuͤhrlicher
vorgetragen und beſtaͤtiget.
(h)
Jn der Aorte des Hundes be-
finden ſich ſechs Druͤſen, und in
dem menſchlichen Koͤrper kommen
ſie auch nicht ſelten vor, bartho-
lini
Cent. II. hiſt.
82.
(i)
Engl. Ausgabe S. 4. die hol-
laͤnd. S. 6.
(k)
welschivs Tab. anat. 42. p.
dionis
S. 426. Er hielte es fuͤr
nichts zuverlaͤßiges. I. C. peyer
Exercit. anatom.
S. 117.
(l)
Am angef. Ort, T. III. f. 1.
Er zaͤhlet vielmehr zu viel von die-
ſen Druͤſen.
(m)
Ebendaſelbſt f. 2.
(n)
Ebendaſelbſt an der Seite.
(o)
Ebendaſelbſt S. 34.
(p)
S. 35.
(q)
T. III. f. 1. h. h.
(r)
F. 2. ſ. ſ. ſ.
(s)
F. 3.
(t)
Ebendaſelbſt S. 35.
(u)
schelhammer de aqua
pericard.
S. 28.
(x)
Eben dieſe Anmerkung macht
Iac. pozzi Commerc. epiſtolic. S. 67.
(y)
Syſtem of anatomy S. 713.
(z)
Nach dem Zeugniſſe Ioh.
fantoni
am angef. Ort, S. 277.
(a)
De gland. conglob. S. 7.
(b)
Denn er geſtehet, daß dieſe
Bauart bei einem geſunden Herz-
beutel ganz zweifelhaft ſey.
(c)
Vom I. G. berger de natur.
hum.
S. 28. I. M. hoffmann Diſp.
de pericard.
von Alex. littre Me-
moir. de l’Acad. roy. des ſcienc.

1701. S. 54. G. cowper ad bidloi
T. XXI.
an kranken Koͤrpern.
(d)
schmiedel Diſſ. de exulcer.
pericard.
(e)
Am angef. Ort, S. 68. 69.
(f)
senac T. I. S. 19.
(g)
I. Conr. peyer Parerg. anat.
III.
S. 153. Ioh. Dominic. santo-
rinvs
S. 143. Raymund vievs-
sens
du coeur.
S. 14. Tr des li-
queurs
S. 175. Dieſer nimmt auch
Auswurfsgaͤnge an.
(h)
fanton am angef. Ort, S.
284. und in Animadvers. ad pac-
chionvm
S. 109.
(i)
Die Parlſer, in denen Mem.
pour ſerv. a l’hiſtoire des animaux.
(k)
Lud. Ferdin. marsigli in
Huſonis Anatome,
welche in ſeinen
Werke uͤber die natuͤrlichen Ge-
ſchichte des Donaufluſſes T. VI. T.
16. befindlich iſt.
(l)
Hier. sbaragli Vigil. ment.
et oculi.
S. 42. verwirft die Blaͤs-
chen.
(m)
Ioh. Dom. santorini Obſ.
anat.
S. 142. Es verwirft auch die
Herzbeuteldruͤſen Frid. rvysch,
Adv. anat. I.
S. 13.
(n)
kaauw. n. 539. 541. 542. 668.
669. 670. Senac am angef. Ort
S. 267. stenzel de Steatom.
aortae.
(o)
Stenzel ebendaſ.
(p)
Eben dieſen Verſuch mach-
te der vortrefliche Kaauw an an-
gef. Ort n. 552. 690. 691. 692.
(q)
Raym. VieuſſensTr. des
Liqueurs,
S. 175.
(r)
Ebenderſ. Tr. du Coeur
S. 16.
(s)
mery Mem. de l’Acad. des
ſcienc.
1710. S. 422. Kyper am
angef. Ort n. 53.
(t)
Ioh. vesling, D. de mar-
chettis,
I. Antonides van der
linden, P. Ant. molinettvs,
Ger. blasius, Iſbrand van die-
merbroeck,
Ioh. Iac. harder,
Theodor. craanen,
um nur we-
nige unter vielen auszuleſen.
(u)
thebesivs de Circul. ſangu.
per cor.
S. 30.
(u*)
lieutaud Mem. de l’Acad.
des ſcienc.
1752. S. 262. 263.
(x)
kaauw n. 694.
(y)
Ebenderſ. n. 703. 748.
(z)
N. 706.
(a)
N. 707.
(b)
Wie Lanciſius davor haͤlt,
am angef. Ort S. 37.
(c)
cowper ad bidloi T. XXI.
Er ſezt noch hinzu, daß ſie zum
Bruſtkanale hin laufen. I. fan-
ton
Opuſc. anatom.
S. 178.
(d)
De partib. anim. L. III. c. 4.
L. IV. c.
1.
(e)
harvei Exercit. I. S. 148.
(f)
redi degli anim. vivent.
nell. altr. anim. T. XIX. f.
6.
(g)
Phil. Transact. n. 229.
(h)
An der Menſchenlaus hat
Henrich Power ein Herz und
Herzohr, naͤmlich zwo wechſelsweiſe
klopfende Blaſen, geſunden. Mi-
croſcop. obſ.
6. An der Laus ei-
nes Karpen ſahe Henr. Baher
eben dergleichen Herz, Employem.
for the microſcope,
S. 176.
(i)
Ebenderſ. ebendaſ. welches
ſich wechſelsweiſe zuſammenzog,
S. 279. Jn einer andern Art. fand
er keins S. 294.
(k)
Deſcript. de pluſieurs mi-
croſcopes,
S. 54. 55. 69. T. 6. f. 10.
an dem Polypen, den er grenade
nennt, P. I. S. 69. nov. Edit. in
der Waſſerraupe, ebendaſ. T. I.
S. 55.
(l)
Am angef. Ort. T. 22. f. 3.
(l*)
Mir ſind von den Vielaͤr-
men (Polypen) bekannt: die ge-
meinen weiſſen, die gruͤnen; un-
ter denen in Schaalen: die Ein-
ſiedler, Korallpolypen, die Be-
cherpolypen, und die ganz kleinen
Mikrofkopenpolypen, die wie ein
feiner Schaum im Waſſer, und
vergroͤſſert, wie Tulpen an langen
Stielen ausſehen, deren Stiele
ſich ſchlaͤngelnd verkuͤrzen. Jn die-
ſer Tulpen Mitte, wie in allen
Mikroſkopen-Thieren, die ganz
weis, und wie Waſſer durchſich-
tig ausſehen, iſt ein gelber Klum-
pe, oder ein Herz, und dieſes wird
weis, ſobald das Thier ſtirbt.
Ueberſ.
(m)
Hiſt. maris Hadriatici.
(n)
Microſcop. obſ.
(o)
Spigelius vermuthet ganz
wahrſcheinlich, es waͤren die Zer-
leger durch die Menge Fett betro-
gen worden, Hiſt. anat. corp. hum.
S. 272. KerkringSpicileg. obſ.
66.
(p)
Gualt. charleton One-
maſt. Zoic.
S. 76.
(q)
redi am angef. Ort T. 19.
f.
5.
(r)
malpighivs de Bombyce T.
III. f.
4. S. 15. Poſthum. S. 62.
Stokholm Acad. Handlingar 1745.
S. 257.
(s)
Bibl. natur. T. II. S. 253.
T. 15. f. 4. XX. T. 34. f. 6. Bern.
de reaumur Memoir. pour ſervir
a l’hiſtoire des inſectes, T. I.
S.
161.
(t)
redi angef. Ort, T. 25. f. 5.
(t*)
Schäffer in einem beſon-
dern Traetat davon. Er ſahe eine
periſtaltiſche Bewegung daran.
(u)
Am angef. Ort. Er ſezt noch
hinzu, es giengen aus jeglichem
Knoten zu den benachbarten Thei-
le Gefaͤſſe uͤber.
(x)
Reaumur am angef. Ort.
(y)
WinslowMem. de l’Acad,
des ſcienc.
1715. S. 229. Expoſ.
anat. T. IV. Trait. de la poitrine
n.
70. 76. 77.
(z)
Expoſ. n. 77.
(a)
RuyſchTneſ. IV. n. 96. Jn
T. III. f. 1. ſtellet er die flache Sei-
te, und f. 2. die erhabene vor.
(c)
Diſſ. de vaſ. cor. propr.
n.
2.
(d)
L. VI. c. 9. S. 729.
(e)
evstach. T. XXV.
(f)
Jch habe die linke Kammer
an einem ungebornen Lamme, in-
gleichen auch bei einem Bokchen
ſehr lang wahrgenommen. Second
Memoire ſur le mouvem. du coeur.
Exp.
484. Daß das Herz im Hun-
de ſpizziger ſey, als im Menſchen,
bezeiget Alex. monroo Eſſay on
comparat. anat.
S. 42. Jm Huͤn-
chen findet man an einem bebruͤ-
teten Eie die rechte Kammer ſehr
kurz, die Spizze aber ziemlich ſpiz-
zig, und dieſe beſtehet nur aus ei-
nem Huͤgelchen.
(g)
Siehe unſre Kupfer von der
Euſtachiusklappe Faſc. IV. f. 3. 4.
Jn der Frucht iſt die rechte Kam-
mer gleich lang. Harvey S. 153.
(i)
Wie es denen Alten, und
dem Wilhelm Stuckley bei der
Zergliederung eines Elephanten
geichienen, welche ſich in deſſen
Hiſtory of the ſpleen S. 79. be-
findet.
(k)
Wie beim Riolanus am an-
gef. Ort. S. 236.
(l)
Beim Galenusde Adm.
anat. L. VII. c.
10.
(m)
Epiſt. anat. XV. n. 59.
(n)
Obſ. anat. S. 143.
(h)
Ebendaſ. f. 3.
(o)
Ad mvndinvm.
(o*)
Theſ. IV. T. III.
(o**)
bartholin. Cent. I. obſ.
67.
(p)
morgagni ebendaſ. n. 51. 55.
Waltherde Obeſ. \& vorac. S. 7.
und ehemals Veſalius am angef.
Ort, S. 730. und vor ihm Ari-
ſtoteles
Hiſt. anim. L. I. c. 17.
(q)
Morgagni ebendaſ. n. 55.
Senac S. 183.
(r)
Winslow am angef. Ort,
n. 74. Disdier am angef. Ort, S.
31. 32. Bis zu den Knorpeln der
ſechſten und ſiebenden Ribbe Ve-
ſalius
S. 730.
(s)
Santorin S. 142. Wins-
low
Memoir. am angef Ort, S.
231. CheſeldenT. XXI. am angef.
Ort.
(t)
Jm 12ten §. des erſten Ab-
ſchnittes.
(u)
Morgagni am angef. Ort,
n. 51.
(x)
Ebendaſ. n. 57. RuyſchTheſ.
anat. IV. tab. 3. f.
2. Winslow
Memoir. am angef. Ort. Expoſ.
anat.
am angef. Ort n. 75.
(y)
S. 272.
(z)
S. 273. 274.
(a)
S. 272.
(b)
S. 271. 272.
(c)
S. 271. 272.
(d)
S. 270. 271. 272.
(e)
S. 271.
(f)
S. 274.
(g)
L. II. S. 60. 61.
(i)
Morgagni angef. Ort, n. 51.
(k)
Morgagnin. 55. monroo
Eſſay on compar. anatomy,
S. 40.
da er vom Hunde redet.
(l)
thonervs Obſ. med. 102.
(m)
BidlooT. XXIV.Ver-
heyen
T. XIX. f. 2.
(n)
Hiſtor. anim. L. III. c. 4.
L. I. c.
17.
(o)
L. XI. S. 625. Hardnins
Ausgabe.
(p)
De animal. L. IV. c. 19.
(q)
L. VI. f. 3. 4.
(r)
Jn eben dieſem Buch f. 5.
(s)
De re anat. S. 176.
(t)
T. XV. f. 2. 4. T. XVI. f. 1.
2. T. XXV.
(u)
Am angef. Ort. S. 7.
(x)
De cordis fabr. \& uſu.
(y)
Adverſ. anat. I. n. 6.
(z)
Theſ. anat. IV. T. III.
(a)
Impet. anat. T. IV.
(b)
WinslowMem. de l’Acad.
des ſcienc.
am angef. Ort. Expoſ.
am angef. Ort. n. 75.
(c)
Cheſelden am angef. Ort,
T. XXI.GarengeotSplanchnol.
T. II. T.
11. 14.
(d)
Siehe in dem Second Mem,
ſur les parties irritables \& ſenſi-
bles, Exp.
507. 508. 509.
(e)
Mentelius in ſeinen mit
Pecquets Diſſert. im Jahr 1654.
herausgegebnen Schriften, S. 146.
Friedr. Hoffmann, der Vater des
noch mehr beruͤhmten Friedr. Hoff-
manns,
in ſeiner [...]
[...]admiranda hiſtoria. Ferner
der beruͤhmte MöllenbrökEph.
Nat. Cur. Dec. I. ann. II. obſ.
76.
Joh. Mery beimduHamelHiſt.
acad. reg. ſcient. L. III. c.
2. der
beruͤhmte DaubentonDeſcr. du
cabinet du Roi T. III.
S. 204.
(f)
Es waren Moͤrder, deren
Leichname Mentelius und Mery
geoͤfnet.
(g)
Ephem. nat. cur. Dec. I.
ann. II. obſ. 194. Mem. de l’Acad.
des ſcienc.
1743. S. 356.
(h)
Wenn das Klopfen in der
rechten Bruſtſeite bemerkt wird,
ſo iſt der Tod nahe, nach dem
Riolan,Animadv. in. C.Bauhin.
S. 703.
(i)
Journ. des ſav. 1688. n. 3.
(k)
Lanciſius S. 132. Es ſey
dieſe Krankheit erblich und toͤd-
lich.
(l)
Act. N. C. Vol. X. obſ. 39.
(m)
Phil. Transact. n. 461. Me-
moir. des ſavans étrangers, T. I.

S. 140.
(n)
Oper. omn. S. 212.
(o)
Iournal des ſavans 1681.
n.
14.
(p)
Der beruͤhmte Büttner in
einem eignen Werkchen ſo 1747 zu
Koͤnigsberg herausgekommen.
Mart. martinez in dem Tractat de
corde monſtroſo infantuli;
dieſer
iſt im zweiten Tomomeiner Samm-
lung wieder aufgelegt.
(q)
winslow n. 65. walther
de cordis auricularum fabrica.
n. XI.
(r)
Inſtit. rei med. n. 148. Eben
ſo gebrauchen dieſe Woͤrter Ioh.
Jac. rav in app. ad amphitheatr.
zootom.
und Sim. Petr. rovhavlt
Oſſervaz. anat. fiſiche
S. 63.
(s)
senac an angefuͤhrtem Ort,
S. 343.
(s*)
savvages de pulſu S. 14.
15.
(t)
Memoir. de l’Acad. des ſci-
enc. 1703. hill review
S. 113.
(u)
Ebendaſ. im Jahr 1699.
(x)
harvei S. 76.
(y)
rondeletivs de piſcib. L.
III. c. 14. severinvs de reſpir. pi-
ſcium
S. 105. artedi Ichthyol.
S. 29.
(z)
gering angefuͤhrte Streit-
ſchrift. leevwenhoeck Phil. trans.
n. 319. f.
2.
(a)
gering l. c.
(b)
collins T. 34.
(c)
Ebendaſelbſt S. 777. power
ebs.
32.
(c*)
gronov Muſ. ichthyol. II.
S. 44.
(d)
collins T. 32. und in den
Mein. pour ſervir a l’hiſtoire des
animaux.
(d*)
collins T. 71.
(e)
bartholin. Hiſt. 16. Cent.
II.
(f)
Ianus plancvs in Comment.
acad. Bononienſ. T. II. P. II.
S.
301.
(g)
charleton Onom. zoic. S.
76.
(h)
lorenzinii Crampfish S.
58.
(i)
Wie der beruͤhmte per-
ravlt
Eſſays de phyſique, T. III.

S. 260. T. XII. f. 3. gering und
leevwenhoeck an angef. Ort.
(k)
Quaeſt. peripat. S. 119. a.
119. b.
(l)
blasivs Miſcellan. anat. S.
372. collins am angef. Ort, S. 773
Oli [...]iacobaevs de ranis, S. 105.
Unddennoch nennt er es zweithei-
ſig.
(m)
Hiervon iſt ein wuͤrdiger
Zeuge Olaus borrichivs, in her-
met. ſapient. Aegypt.
S. 276.
(n)
Franc. redi degli inſetti,
S. 73. nennet es halbzweibentlig.
charas T. III. Anat. viperae, denn
es iſt eine von beiden Kammern in
der That ein Herz-Ohr. Albert.
seba Theſaur. T. 109. f.
9. nennet
es auch halbgedoppelt.
(o)
tyson Phil. Trans. n. 144.
(p)
Jhr legen zwei Herz-Ohren
bei Ios. dvverney l. c. mery l. c.
Ioh. faber
uͤber den F. hernan-
dez
,
S. 728. I. Baptiſta caldesi
oſſerv. anat. nelle Tartarughe
S.
60. peyer in Itin. orient. S. 123.
Du tertre hiſt. des Iles Antill.
T. II.
S. 228. Griffith hvghes na-
tural hiſtor. of Barbados,
S. 309.
(q)
Die Siamiſchen Jeſuiten
in ihren Obſ. d’Anat. et de Phyſi-
que
S. 28. dvverney S. 32.
(r)
Die Pariſer in ihren Me-
moir. pour ſervir a l’hiſtoire des
animaux. I. Nic. pechlin Obſ.
S.
387. Ant. valisneri Oper. omn. T.
II.
S. 417.
(s)
De ranis S. 83. 84.
(t)
willis de anim. brut. T. III.
f. 1. S.
(u)
harvei S. 160.
(x)
willis an angef. Ort. S. 17.
T. II. f. 2. lister de conchyl. bi-
valv.
S. 77.
(y)
lister de conchyl. bivalv.
T. II. f.
2.
(z)
Ebenderſelbe Exercit. II. de
buccinis
S. 79
(a)
Siehe die Figur des Cheſel-
dens.
T. 21.
(b)
Die Weite dieſes Ohrs hat
evstachivs gut vorgeſtellet T. XV.
f.
7.
(c)
evstachivs T. XVI. f. 1. 3.
rvysch Epiſt. III. T. 3. f. 2. Theſ.
IV. T. III. cheselden T.
21.
(d)
De la circulation du ſang
T. I.
(e)
S. 739. L. IV. c. 14.
(f)
Am angef. Ort. n. 66.
(g)
Traité des veines n. 9.
(h)
De fabrica cordis auricular.
S. 11. Er geſtehet aber doch, daß
ſie auf ein Viertheil lang mit ein-
ander verbunden ſind.
(i)
Am angefuͤhrten Ort, S. 215.
(k)
evstachivs T. XVI. f. 2.
(l)
Der vortrefliche senac nen-
net ihn ſo an angef. Ort. S. 216.
(m)
back de corde. S. 159.
helvetivs Eclairciſſement, S. 41.
u. w. weitbrecht Comment.
Acad. Petrop. Vol. V.
S. 300.
(n)
So ſagt Morgagni mit gu-
tem Grunde, Adverſ. anat. V. 22.
(o)
S. 267. 268.
(p)
Wie 12 \{5}{12} zu 8 \{20}{22}san-
[t]orin
Obſ. anat.
S. 145.
(q)
evstachivs T. XV. f. 2.
(r)
Phil. Trans. n. 337.
(s)
Hiſtoire de l’Acad. roy. des
ſcienc. 1738. obſ.
6. 7.
(t)
De adminiſtr. anat. L. VII.
c.
9.
(u)
L. III. c. 7.
(x)
In calumniae 17. depulſione,
S. 144.
(y)
Am angef. Ort.
(z)
bartholin. hiſt. 84. Cent. II.
(a)
Ebendaſelbſt aus dem Fal-
coburgius.
(b)
Praef. ad Faſc. I. Obs. anat.
S. 12.
(c)
Spicil. anat. obs. 29.
(d)
Jn der oft belobten und in
unſerer Sammlung von neuen wie-
der aufgelegten Streitſchrift.
(e)
Jn des beruͤhmten Timmer-
manns
academiſchen Probeſchrift:
de notandis circa naturae in hu-
mana machina luſibus,
S. 54. 55.
Ein jeder von beiden Aeſten lief in
die Huͤftenblutader ſeiner Seite.
(f)
De fabrica et uſu cordis n. 9.
(g)
c. bartholinvs der Sohn
und Enkel de diaphragm. c. 3. f. 3.
vievssens du coeur,
S. 34. Taf.
3. f. 1. leitet dieſe Faſern von den
hinteren Faſern des Herz-Ohres
her.
(h)
vievssens du coeur. S. 34.
35. auch dieſe Faſern leitet er eben-
falls von den Faſern des Herz-Oh-
res her.
(i)
vesalivs S. 740.
(k)
vievssens du coeur. Taf. 3.
f. 1. d.
(l)
senac Taf. 16. hin und wie-
der, beſonders bei g. g.
(m)
rvysch epiſt. X. Taf. 11.
f. 5. B.
(n)
Am angef. Ort, n. 67.
(o)
Epiſt. 10. Taf. XI. f. 1.
(p)
Taf. 12 und 16.
(q)
Am angef. Ort. T. 5. f. 2.
(r)
Angef. Ort.
(s)
lower angef. Ort. a. a. a.
(t)
Senac nennet ſie die Verei-
nigung der Membranen des Her-
zens, S. 207.
(u)
senac Tab. 9. f. 1. g. g. G. G.
(x)
senac S. 208.
(y)
Am angef. Ort, S. 40.
(z)
S. 207. u. ſ. f.
(a)
vievssens de remot. et pro-
xim. princip.
S. 76.
(b)
thebesivs de ſangu. circul.
per cor
S. 29. winslow am an-
gefuͤhrten Ort.
(c)
Inſtit. rei med. n. 135. und
folg.
(d)
De fabrica auricul. cord. et
de erubeſcentibus.
(e)
Am angef. Ort. S. 40. 41.
(f)
Reponſe a M. W. S. 6. 7.
(g)
S. 200 und folg.
(h)
S. 209.
(i)
Jn der dazwiſchen befindli-
chen Erube senac Taf. 10. f. 1.
f. g. g.vievssens
S. 41.
(k)
senac T. 9. f. 2. 5.
(l)
Am angef. Ort, S. 14.
(m)
Ebendaſelbſt Taf. 2. f. 1. 2.
(n)
Wilh. wood mechan. de-
ſeript. of the heart
S. 10. Taf. 1.
f. 2. I. Henr. Croeser Diſſ. de cir-
cul. ſangu. I. Henr. schvlze Com-
merc. litt. Neric. 1731. ſpec.
5. und
in ſeiner Phiſiologie, S. 36. wo er
dieſem Theile vieles beilegt.
(o)
Hieher gehoͤrt Philipp. ver-
heven
,
der auch eine Abbildung
davon gegeben, Anat. L. I. Tab. 20.
f. 11. L. II. Tab. 4. f. 2. Henr. Alb.
nicolai de direct. vaſ.
S. 52. der
dieſen Knoten zugleich muskelhaft
gemacht. Wilhelm. cheselden an
angef. Ort, S. 178.
(p)
Vergleichet damit Fr. Ruy-
ſchens
Abbildung in ſeinen Epiſt.
anat. X. Tab. XI. f. 3. B.
und f. 4.
(q)
Man ſchlage die beim Kno-
ten angezogene Stellen nach.
(r)
Es fand auch Auguſtin Fr.
Walther an angef. Ort S. XI.
eben ſo wenig etwas davon.
(t)
Cheſelden am angef. Ort.
(u)
Homobonus pisoni Diſquiſ.
de circulat.
S. 343. Lorenz Heiſter
Comp. anat. n. 44. A. F. walther
l. c. I. B. senac
am angef. Ort, S.
59. I. B. morgagni Epiſt. anat. XV.
n. 43. 44. Advers. anat. V. n.
15.
(x)
Humfredus ridley Obs.
anat. pract.
S. 184. da er die Spal-
te zwiſchen dem Knoten, davon die
Rede iſt, und der Klappe des ey-
foͤrmigen Loches andeutet.
(y)
lancisivs uͤber evstachii
Tab. 16. f. 3. de motu cord. Pro-
pos.
36.
(z)
Billig erinnert hier der be-
ruͤhmte I. Iacob. hvber, daß er
darunter den Jſthmus nicht ver-
ſtanden habe. de foram. ovali n. 20.
(a)
morgagni am angef. Ort.
(b)
Ebenderſelbe ebendaſelbſt.
(s)
Lower S. 35.
(d)
Traité du coeur. Tab. 2. f. 1.
Tab. 10. f. 1. Tab. 11. f.
1.
(e)
Faſc. IV. am angef. Ort.
(f)
trew de differ. fetus et
adult. f.
10. Siehe auch unſern
Faſc. IV. bei der Beſchreibung der
Euſtachius Klappe, wo ich dieſe
Theile ausfuͤhrlicher beſchrieben
habe, S. 4. ingleichen in dieſem
Werke die 2te Kupfer Tafel.
(g)
cowper Myotom. nov. Tab.
17. f. 1. trew f. 25. 26. le cat Phil.
Trans. n.
460. von unſern Abbil-
dungen im Faſc. IV. die fuͤnfte.
(h)
Von unſern Figuren die 8te
e. F. und in dieſem Werke die 2 Ta-
fel unter L.
(c)
Jn dieſem Thiere ſoll, wie
Joh. Fantonus behauptet, ge-
[d]achter Knoten groͤſſer ſeyn, Anat.
corp. human.
S. 291.
(i)
vievssens, der beruͤhmte Nic.
le cat
am angef. Ort.
(k)
Tr. du coeur. S. 37. Tab. 2.
f.
1. undeutlich und etwas ſchlecht
Tab. 4. f. 1. Jm erſten Werke hat-
te er ihn eine Fleiſchfaſer genant,
und eine andre ſchlechte Figur da-
von gegeben, de remot. et proxim.
princip.
S. 128. 129. Tab. 6.
(l)
Am angef. Ort.
(m)
Hieron. fabricivs ab Aqu[a-]
pendente de formato fetu tab. 6. f.
14. tab. 10. f. 23. 24. Mich. Rupert.
besler
in der Abbildung, ſo ſich
bei ſeinen Admir. part. fet. delinea-
tione
befindet. Caecil. folivs de via
ſangu.
der Venetianiſchen Aus-
gabe.
(n)
Diſquiſit. anat. T. 12. f. 3.
mit einen ſchlechten Kupfer.
(o)
De la circul. du ſang dans le
fetus, f.
6. 7. 8.
(p)
Am angef. Ort, S. 108. Aus-
gabe in 4.
(q)
Am angef. Ort f. 20. und
folg.
(r)
Jm vorhergehenden 11 §.
(s)
Mery am angef. Ort.
(t)
P. Sim. rouhault Oſſerv.
anat. fiſiche
S. 66. Reponſe a M.
Winslow S. 8.
(u)
Faſc. IV. f. 1. Der Zwiſchen-
raum iſt ein wenig groͤſſer in tab. 2.
unter M. O.
(x)
Faſc. IV. fig. 8. Sie ſtellet
aber die Faſern nicht vor.
(y)
Ebendaſ. S. 20
(z)
De vena ſine pari antigramm.
XI.
(a)
Tab. 8. f. 6.
(b)
Caietanus petriolvs uͤber
dieſe Figur des Euſtachiusin
Tab. 16. f.
3. S. 93.
(c)
Animadv. in C. bavhin. S.
702.
(d)
Am angef. Ort, vergleiche
damit die S. 705.
(e)
Anthropolog. phyſ. ſpec.
S. 432.
(f)
Dergleichen ſchmale, oder
doch uͤberhaupt nicht viel breitere
Klappe zeichnet Guil. cowper
Myotom. nov. T. 37. f. 2. R. I.
Cr. garengeot Splanchnol. T. II.

S. 140. f. 2. C. Iac. trew f. 1.
am angef. Ort f. 41. und um etwas
breiter f. 59. 60.
(g)
So verhielt ſie ſich auf der
zwoten Tafel dieſes Werkes bei
Q. und im Faſc. IV. icon. T. I.
f.
7. Breit zeichnet ſie auch Lan-
ciſius
am angef. Ort, S. 109. 110.
und C. trew f. 20. und eben ſo
beſchreibt ſie Joſ. Duverney beim
vortrefl. SenacT. II. S. 631.
MorgagniEp. XV. n. 28. 40.
Petr. Sim. Rouhault am angef.
Ort, S. 70. J. Wilh. Albrechtin
Paræneſi ad diſcent. \& docent.
(h)
Daß ſie veraͤnderlich ſey,
erinnern auch andre beruͤhmte
Maͤnner, als Joſ. Duverney
Memoir. de l’Acad. des ſcienc.
1717. Jac. Benig. Winslow
ebendaſ. 1725. S. 25. J. B. Se-
nac
T. II. S. 678. J. B. Mor-
gagni
n. 28. welcher ebenfalls ver-
ſchiedne von ihm wahrgenommene
Naturſpiele aufuͤhret.
(i)
Den dritten Theil, Wal-
ther
de fabr. auric. cord.
(k)
Wie in der Abbildung Tab. 11.
(l)
Albrecht am angef. Ort.
(m)
Wie ſie der beruͤhmte Ver-
dier
beſchrieben im Cours d’ana-
tom.
(n)
SenacT. I. S. 228. T. II.
S. 624. Unſre 2te Taf. bei O. und
fig. 7. f. 8. Faſc. IV.
(o)
RouhaultOſſerv. S. 21.
am angef. Ort.
(p)
J. B. MorgagniEp. anat.
XV. n.
40. J. B. SenacT. I. S.
228. 229. Caiet. petriolvs ad ev-
stachii
Tab. XV. I. Godofr. bren-
del
Progr. de valv. Euſtach.
wel-
ches im 2 Theil unſrer Sammlung
wieder abgedrukt iſt.
(q)
Jn der Gegend, wo die Hol-
ader das Bruſtbein beruͤhrt. Eu-
ſtachius
am angef. Ort.
(r)
Jn unſerem 7 und 8 Kupfer
b. welches indeſſen doch nicht die
voͤllige Laͤnge ausdruͤkt, ingleichen
Tab. 2. p. und im Kupfer des J.
A. Lanciſii.
(s)
Morgagni am angef. Ort,
n. 28. 40.
(t)
Myotom. nov. Tab. 37. f. 2.
Unſre Kupfer im Faſc. IV. f. 7. und
die 2te Taf. in dieſem Werke.
(u)
Jm angefuͤhrten Progr.
(x)
Am angef. Ort.
(y)
Am angef. Ort, n. 28. 40.
(z)
Am angef. Ort S. 52.
(a)
Am angef. Ort.
(b)
Faſc. IV. S. 13. Morgagnt
ſtimmt damit uͤberein n. 28.
(c)
Euſtachiusl. c.Morgagni
l. c.Winslowl. c. an. 1717. S.
215.
(d)
Cowperf. 3. Faſc. noſt. IV.
f.
8.
(e)
Euſtachiusl. c. ſo viel ſich
aus den wenigen Worten ſchlieſ-
ſen laͤſt. J. Bapt. SenacT. I.
S. 228. BarbaultSplanchnol.
S. 227. Jae Benig. Winslow;
dieſem iſt das Wort nezzfoͤrmig
zwar entfahren, er wuſte aber ſehr
gut, daß die Klappe nicht immer
gegittert ſey 1717. S. 214.
(f)
Caſp. Bauhin, nachdem er
dieſe Klappe nach dem Euſta-
chius
in Theat. anat. S. 127. be-
ſchrieben, ſagt, daß er ſie nicht
finde, ebendaſ S. 205. Eben das
verſichert J. Henr. Cröſer am an-
gef. Ort, S. 14. Andre ſchreiben,
daß ſie bisweilen mangle, wie der
vortrefliche Winslow am angef.
Ort. 1717. S. 216. Henr. Albr.
Nicolai S. 53. Euſtachius und
Jſaac Cattier.
(g)
I. Bapt. bianchi Deſcriz-
zione di due moſtri,
S. 113.
(h)
flvrant Splanchnol. T. II.
S. 209. rouhault Oſſerv. S. 21.
H. A. Nicolai S. 53.
(i)
Memoir. de l’Acad. 1725.
S. 26.
(k)
Ebendaſ.
(l)
Faſc. IV. f. 8. Morgagni
am angef. Ort n. 30.
(m)
Guiffart in einem Send-
ſchreiben, deſſen Worte Senac
wiederholet T. II. S. 626. Wins-
low
Memoir. de l’Acad. 1717.
trew l. c.
S. 54. I. F. crell
Progr. de valv. evstachii.
(n)
Eben ſo wenig glaûbt es
SenacT. I. S. 228.
(o)
Am angef. Ort.
(q)
RuyſchTheſ. anat. IV. tab.
3. f. 2. F.
(p)
Lanciſius am angef. Ort.
(r)
Tab. 2. f. 1. B.
(s)
Am angef. Ort f. 3. B. C. G.
C. C.
(t)
T. II. A.
(u)
Senac ebendaſ.
(x)
Ebendaſ. G G G. und Tab.
9. ingleichen Seite 207. Ruyſch
am angef. Ort zwiſchen F und
M M.
(y)
Die Zeichnungen, die Ruyſch
geliefert hat, ſind unverwerflich.
Epiſt. anat. X. tab. XI. f. 1. 2. Theſ.
anat. IV. tab. 3. f.
2.
(z)
EuſtachiusTab. 15. f. 5.
tab. 27. f.
13. F. RuyſchTheſ.
anat. IV. tab. 3. f.
1. Guil. Cowper
Philoſ. Transact. n. 270. mit 2
Kupfern. Joh. Mery am angef.
Ort c. c. c. c. J. Jac. Rau beim
M. B. Valentini am angef. Ort,
S. 89.
(a)
Der beruͤhmte Löſekein
Obſ. anat. mea.
(b)
Der vortrefliche Mekel
Memoir. de l’Acad. des ſcienc. de
Berlin
1750. S. 167. T. II. Es be-
fand ſich aber die rechte Lungen-
blutader, wider die Gewohnheit,
in der Mitte.
(c)
Man vergleiche hier der
SenacT. 9.
(d)
SenacT. 9. f. 1. Tab. 10.
f. 1. b. f. 2. B.
und S. 208. Cow-
per
Myotom. nov. Tab. 36. f. 2.
(e)
SenacTab. 9. f. 2. 3. S.
208.
(f)
Ebenderſ. S. 210. und Tab.
9. f.
1. bei C. Tab. 10. f. 1. bei A.
(g)
Am angef. Ort, S. 740.
(h)
Faſcic. icon. anat. 4. Tab. 1.
f.
2.
(i)
Er macht ſie nur halb ſo
klein, S. 740.
(k)
Lower am angef. Ort, S.
24. Steph. Blancaard Carteſian-
ſche Academie, S. 34.
(l)
Am angef. Ort, S. 144.
(m)
Memoir. de l’Acad. roy.
des ſcienc.
1718. S. 283.
(n)
Reponſe a la critique de
M. winslow
S. 4.
(o)
Memoir. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1704. S. 59.
(p)
Ioſ. lievtavd Eſſays anato-
miques,
S. 232.
(q)
Drei hat an gefrornen Her-
zen Senac abgeſondert, am angef.
Ort, S. 187.
(r)
colvmbvs de re anat. S.
176.
(s)
iasolin macht es haͤrter, in
einem beſondern Werkchen.
(t)
vievssens am angef. Ort. S.
33.
(u)
Epiſt. Probl. XVI. Theſ. IV.
n. 96. Theſ. VI.
gegen das Ende.
Adverſ. anat. I. n. 6.
(y)
rvysch Theſ. IV. n. 96.
(z)
verheyen Anat. Tab. 21. f.
1. 2. lancisivs
S. 54. Oben am
Herzen befindet ſich Fett, plinivs
L. XI.
S. 626. Harduins Aus-
gabe.
(a)
Faſc. IV. T. I. f. 8.
(b)
senac am angef. Ort, S.
187.
(c)
vievssens am angef. Ort, S.
23. 24.
(d)
lancisivs S. 55. Breslauer
Sammlungen 1719. S. 361. 362.
(x)
kaavw n. 687. 689.
(e)
Opuſc. pathol. obſ. 52.
(f)
Beiſpiele von Knochen im
Herzen.
Jn der linken Herzkam-
mer des Pabſtes Urbans des achten
befand ſich ein Knochen, der die
Geſtalt des Buchſtaben T hatte,
Th. bartholinvs Hiſt. 45. Cent. II.
Jm Herzen fanden ſich viele Kno-
chen, die aber klein waren: ein
groſſer war fuͤnftehalb Zoll lang,
und einen Zoll breit, und ſo lang,
als die ganze Kammer, Iourn. de
Trevoux 1728. Iun.
Jn einem
achtzigjaͤhrigen Greiſe war das
Herz ziemlich weit herum knochen-
haft, alſo daß ſich auf der Oberflaͤ-
che deſſelben gegitterte Knochen,
beinahe zwo Unzen ſchwex, befan-
den, Iul. ofrai Obs. de medic.
pract. CXI.
Ein Knochenring an
der Herzſpizze, der den Boden der
linken Kammer umgab, wobei der
Herzbeutel angewachſen war, kam
an einen Waſſerſ uͤchtigen vor, Ia-
nus plancvs de Monſtris.
Ein
Knochen der zwiſchen den Herzkam-
mern und Herzbeutel angewachſen
war, beim cheselden Phil. Tranſ.
n.
337. Man hat Herzen gefunden,
davon ein Theil in Knochen ver-
wandelt worden, senac T. I. S.
362. Jm Koͤrper des Marſchalls
von Schomberg war die linke Herz-
kammer knochenhaft, thvanvs.
Ein Knochen befand ſich im Herzen
ſelbſt, Hiſt. de l’Acad. des ſeienc.
1726. Jm Herzen eines Waſſer-
ſuͤchtigen fand man einen ſehr groſ-
ſen Knochen, in Geſtalt einer Kro-
ne, Iourn. des ſavans 1679. n. 21.
Ein kleiner Knochen, wie ein
Zungenbein geſtaltet, wurde im
Herzen eines vierzigjaͤrigen Man-
nes angetroffen, wie Pauli beim
Bartholinus,Anat. S. 394.
meldet. Nach einem ſtarken Herz-
klopfen hatte eine knochenhaſte
Materie das rechte Herz-Ohr in-
wendig uͤberzogen, Memoir. avant
1699. T. II.
S. 338.
(g)
tabor Exerc. med. S. 95.
(h)
Expoſit. am angefuͤhrten Ort
n. 2.
(f)
Verſteinevungen im Herzen.
Nach vorgaͤngigem Herzklopfen
traf man in der rechten Kammer
drei Steine an, zacvtvs in Prax.
med. mirab. L. I. obs.
141. Ein
Stein, vierzehn Gran ſchwer, lag
im Herzen eines jungen Menſchen,
kerkring Spicil obs. 78 Ein
Stein hatte ſich an die groſſen
Kranzaderaͤſte angeſezt, wo dieſe
die rechte Kammer von der linken
abſondern, bellinvs de urinis et
pulſibus
S. 609. Steine im Herz-
fleiſche, unter den Klappen der
Lungenblutader, mit einer wun-
dernswuͤrdigen Vergroͤſſerung die-
ſes Eingeweides, kvlmvs in Hiſt.
monſtr.
S. 43. Man fand im Her-
zen Steine, davon einer zweene
Zoll lang, und einen breit war,
boerhaave de calculo. Jn einem
Waſſerſuͤchtigen befanden ſich
Steine uͤber den muͤzzenfoͤrmigen
Klappen, und um den Grund her-
um, die auch ſo gar in den Blut-
aderſinus hervorragten, Corn. de
velse de ingreſſ. inteſt. obs. II.
Ei-
nes Kindes Herz war zur Helfte
verſteinert, senac T. II. S. 430.
Ein zweizoͤlliger Stein im Herzen
hatte die Form von dieſem Einge-
weide, und erfuͤllte die Kammern,
senac am angef. Ort, S. 429. Ein
harter Stein im Herzen war an
das Fleiſch deſſelben feſtgewachſen,
blasivs L. VI. obs. 13. Zween
Steine befanden ſich zwiſchen den
zwo Kammern, Phil. Trans. n. 5.
Jn der linken Herzkammer fand ſich
ein zuſammengerolltes Steinge-
waͤchſe, meibom de vaſis palp.
Ein Stein ſtak im eifoͤrmigen Loche
und verurſachte einen ſchleunigen
Tod, mavrocordatvs de pulm.
S. 88. 89. Ein Stein im Men-
ſchenherze und in dem Blutader-
eingange, wo die Klappen ſind,
war cilindriſch, ungleich, ſandar-
tig, mit dem Herzfleiſche umge-
ben, und mit den Faſern der linken
Kammer umflochten, mekel in
denen Mem. de l’Acad. de Berlin,
im neuſten Theil, S. 106. 107.
(i)
senac T. I. S. 192. R.
vievssens de remot. et prox. prin-
cip.
S. 184. I. B. morgagni Epiſt.
Anat. XV. n.
2.
(k)
harvei am angef. Ort. S.
153. morgagni am angef. Ort.
n. 60.
(l)
Und ehmals vesalivs L. VI.
c. XI.
(m)
De corde S. 45.
(n)
Anthropograph. S. 239.
(o)
Beim VeſaliusL. VI. f. XI.
bartholinvs Anat.
S. 397. Ama-
tus bovrdon T. IV. f.
18.
(p)
De corde.
(q)
Ioh. riolanvs am angefuͤhr-
ten Ort, S. 567. Honorat. fabri
de homine
S. 122. Isbrand v. die-
merbroeck
Anat.
S. 279. Steph.
blancard Cartes. Acad.
S. 134.
vievssens du coeur. S. 111.
(r)
Phyſiol. reformat. S. 107.
(s)
Am angef. Ort, S. 34. 35.
(t)
De inſtaur. medic. S. 67.
(u)
Die Kammern machen
gleichgros Herm. boerhaave Præ-
lect. ad n. 185. g. wood
angef. Ort,
Ioh. tabor S. 103. 105. welcher
ſagt, daß eine jede Kammer drei
Unzen in ſich faſſe. Der beruͤhmte
lillie de cord. palpit. S. 2. Die-
ſer macht auch die Herz-Ohren
uͤberein gros.
(x)
Memoir. de l’Acad. royal.
1718.
(y)
Am angef. Ort, n. 51.
(z)
Beim G. Ehrh. hamberger
in Phyſiol.
S. 708.
(a)
Croonian lecture S. 63.
(b)
bovrgelat Hippiatrique T.
II. P.
2. S. 407.
(c)
Am angef. Ort, S. 144.
(d)
Eſſais anatomiques S. 203.
(e)
Progr. anat. V. S. 15.
16.
(f)
Am angef. Ort. n. 53.
(g)
Am angef. Ort. S. 191. 346.
347.
(h)
fantonvs am angef. Ort,
S. 308. vievssens du coeur, Tab[.]
12. senac
u. g. m.
(i)
vievssens S. 101.
(k)
senac S. 188.
(l)
vievssens am angef. Ort. S.
111. fantonvs S. 290.
(m)
cowper Myot. nov. tab. 38.
f. 1. Tab. 39. f. 1. tab. 40. f. 2. R.
vievssens de remot. et proxim.
princip. tab. 6. du coeur tab. 11. 12.
(n)
cowper tab. 39. f. 1. tab. 40.
f. 2. bidloo T. 22. f. 7.
(o)
Am Hirſchen und Haſen va-
lisnieri
Oper. omn. tab. I.
S.
248.
(p)
Am angef. Ort.
(q)
lower S. 61. morgagni
Ep. anat. XV. n. 60. fantonvs
S.
290.
(r)
harvei S. 156.
(s)
Wie z. E. vom Falken, mv-
raltvs
Vademec. anat.
S. 340.
(t)
Ueber den mvndinvs S.
CCCXLVIII. Er nennt ſie Mus-
keln, an welche die Sehnen der
Klappen feſt gebunden waͤren.
(u)
Die fleiſchige Herzfortſaͤzze,
S. 734.
(x)
Am angef. Ort. S. 15. 16.
(y)
Raym. vievssens de remot.
et proxim. princip.
S. 82. Ioſeph.
lievtavd
am angef. Ort, S. 229.
I. B. senac du coeur tab. 14. b. b. b.
tab. 15. c. c. tab. 13. d. d. d. tab. 12.
(z)
An angefuͤhrtem Ort, S. 48.
51. u. ſ. f.
(a)
Ebendaſelbſt S. 51.
(b)
An angef. Ort, S. VIII.
(c)
An angef. Ort, S. 211.
(d)
Advers V. S. 21.
(e)
Denn dieſem Zergliederer
habe ich das zu danken, was Carl
Phil. Glaſſ an angef. Ort S. 27.
meldet.
(f)
Jn der Iſagoge anatomica.
(g)
Tab. 16. f. 3.
(h)
Myot. nov. tab. 38. f. 1. 2. tab.
39. f. 1. 2.
welches die zierlichſten
Figuren ſind.
(i)
De remot. \& prox. princip.
Tab. 6.
und du coeur Tab. 10. f.
1. 2.
(k)
Tab. 14. und noch ſchoͤner iſt
Tab. 12. A. A. und Tab. 11. Man
ſehe auch die Abbildungen vidi
vidii
Tab. 75. f. 11.
und das vom
Elephanten des Guil. Stukeley
am angef. Ort.
(l)
Anat. S. 366.
(m)
L. VI. c. 13. S. 737 738.
(n)
valverdvs L. IV. c. 9. S. 231.
(o)
Am angef. Ort, S. 98. 102.
(p)
Diſput. de motu ſangu. per
cor. 1737.
(q)
Am angef. Ort. S. 233. Phy-
ſiol.
S. 68.
(r)
Am angef. Ort, S. 210.
Dieſer vortrefliche Mann meldet
hierbei noch, daß er eben dieſes
ſchon 1728. gelehret habe. Es iſt
aber nichts von ſeinem Vortrage
bekannt geworden, und in dem im
Jahr 1735. herausgegebenen Buch:
Eſſays de phyſique, werden an-
noch drei Klappen gezaͤhlet, S. 453.
(s)
Georgius Martine uͤber den
Euſtachius, S. 145.
(t)
Siehe Cowper,Tab. 38.
f.
2. bei c.
(u)
Ebendaſ. bei a. c.
(x)
[...]anguli; [...]
[...] quadrangularis, suidas
T. I.
S. 486. Küſters Ausgabe.
(y)
De hippocrat. \& platon.
placidis L. I.
(z)
Galenus ebendaſ.
(a)
Hiſtor. animal. L. I. c. 17.
(c)
Ebendaſ. Tab. 39. f. 3. Se-
nac
Tab. 11. b. b. b.Winslow
Memoir. de l’Acad. des iciene.
1711. tab. 5.
(b)
CowperTab. 39. f. 1. 2. in
lat. ſin.
(e)
CowperTab. 38. f. 2. Tab.
39. f. 2.
Senac am angef. Ort.
(f)
SenacT. II. S. 638.
(g)
Eben das meldet der vorge-
dachte beruͤhmte Mann T. I. S.
213.
(h)
Hiſtor. anat. 53. cent. I. A-
nat. renov.
S. 406.
(i)
Themel Obererzgebuͤrgiſche
Sammlung, T. II. S. 76.
(k)
T. II. S. 433.
(l)
Sie waren mit Topfeinarti-
gen Koͤrnchen, bei einem vom
Schlage geruͤhrten, uͤberzogen.
nebel de Coagulo bilis S. 6. und
folg.
(m)
Die Erſtein Diſſ, de mo-
tu ſanguin. per cor, n.
3.
(n)
Am angef. Ort T. II. S.
639. Tab. XI. b. b. b.
(o)
De differ. inter nat. \& non
nat. fig. 45.
(o*)
Memoir. de l’Acad. des
ſcienc. 1752.
S. 321. 322.
(p)
Zweene hat Senac am an-
gef. Ort. F. G.
(q)
Jch ziehe die Worte dieſes vortreflichen Mannes hieher: Les
[deux] boras de chaque pilier
S. 214.
(r)
Tendons, qui ſortent de
quelques colounes diſperſées ſur les
parois,
SenacT. I. S. 214. T. II.
S. 683.
(s)
Jm Compend. anat. ſo in
Schwediſcher Sprache herausge-
kommen, S. 295.
(t)
Splanchnolog. T. II. S. 387.
(u)
Am angef. Ort, n. 60.
(x)
Am angef. Ort, S. 213.
(x*)
Am angef. Ort, S. 320.
(y)
Specim. anat. S. 66.
(z)
Nov. febr. idea. S. 4. und
folg.
(a)
Vieuſſens am angef. Ort
S. 99.
(b)
Senac am angef. Ort S.
200.
(c)
Tab. 38. f. 2.
(d)
Am angef. Ort S. 60. high-
morvs
Diſquiſit. anat.
S. 143.
(e)
Eſſays de phyſ. T. III. S.
261.
(f)
Anatome cygni S. 41. und
Hiſtor. 79. Cent. II.
(g)
Oper. omn. T. I. S. 248.
Notomia d’un ſtruzzo.
(h)
borrichivs Hermet. Aegypt.
ſap.
S. 267.
(h*)
Die Amſterdammer Aerzte
in Colleg. privat. obſ. S. 24.
(i)
Ian. plancvs Comment.
acad. inſt. Bononienſ. T. II. P. II.

S. 301. am Klumpfiſche und an-
dern Fiſchen.
(k)
Perrault S. 260. HillRe-
view
S. 113. am Seefuchſe (ga-
leus
) die Pariſer Academiſten.
(l)
Die Jeſuiten in Obſ. de
math. \& de phyſ.
S. 28.
(l*)
Lietaud am angef. Ort,
S. 321.
(m)
Nach der Beſchreibung des Lanciſius S. 51. Ausgabe von
1728.
(n)
SenacTab. 13. f. 1. h. h. h.
und Tab. 15. a. a. a.
(o)
Jn der Streitſchrift, die
im 6ten Theil unſerer anatomi-
ſchen Sammlung wieder aufgelegt
worden, n. 47. 48.
(p)
Commerc. litt. Nor. 1734.
(q)
Dieſes thut Joſ. Lietaud
in Phyſiol. S. 67.
(r)
Jn denen oft angefuͤhrten
Epiſt. anat.
(s)
Beim Galenusde Hip-
poer. \& Plat. decretis L. VI. c. 6.
(t)
N. 8. Er vergleicht ſie mit ei-
nem halben Durchſchnitte von ei-
nem Zirkel.
(u)
VieuſſensTab. XI. f. 1.
Cowper in allen Kupfern. Senac
Tab. 15.
(x)
Tab. 75. f. 10.
(y)
Am angef. Ort, S. 145.
(z)
Tab. 38. f. 1.
(a)
Am angef. Ort S. 52.
(b)
Denn es ſagt Morgagni
in dem 15ten Sendſchreiben. man
faͤnde ſie auch an zarten Perſonen,
n. 3.
(c)
In Diſſ. poſth. I. Tab. 2. f. 1.
(d)
Ebenderſ. ebendaſ.
(e)
Obſ. anat. 33.
(f)
Fantonus am angef. Ort S.
299.
(g)
Diſſ. de corde S. 28.
(h)
Am angef. Ort, S. 42.
(i)
Winslown. 67.
(k)
Tab. 75. f. 10.
(l)
Adverſ. anat. III. Tab. 4[.]
f. 3.
(m)
Verheyen hat ſie voͤllig als
Queerfaſern abgebildet. Anat. L. I.
tab. 20. f. 4.
und CowperTab. 38.
f. 5.
und der vortrefliche Senac
Tab. 13. S. 218. Am Elephanten
aber J. StukeleyTab. 3. f. 1. 2.
nach einer maͤßigen Mondenge-
ſtalt.
(n)
morgagnvs Epiſt. anat. XV.
n. 48. Adverſ. anat. V.
S. 36. Sie
ſind hier beſtaͤndig zugegen.
(o)
Fantonus am angef. Ort,
S. 300.
(p)
morgagnvs Adverſ. anat. I.
Tab. 4. f. 3. glass.
S. 40. aus
dem Caſſebohm, Senac am an-
gef. Ort. Bianchi meldet, ſie waͤ-
ren nicht beſtaͤndig zugegen, ad
mangeti Theatr. anat.
S. 218.
(q)
bass Obſ. anat. chir. Dec. I.
n. 8.
nennet ſie adductores.
(r)
Lacerti triangulares addu-
ctores
bei ebendemſelben ebendaſ.
112.
(s)
Ep. anat. XV. n. 17. 18.
(t)
Wie ſie Lanciſius beſchreibt
S. 58. tab. 4. f. 4.
(u)
So ſehen Cowpers Figu-
ren aus Tab. 40. f. 3. 5. und zwar
an der Aorte. Mit den Kleeblaͤt-
tern verglich ſie Nicol. habicot,
Semaine anat. Journ. IV. lec.
8.
(x)
rouhault Reponſe S. 64.
65.
(y)
MorgagniAdverſ. anat. V.
S. 36.
(z)
Eben der vertrefliche Mann,
ebendaſ. S. 31. 32. Epiſt. XV. n. 19.
(a)
CowperTab. 38. f. 3. 4.
Baß am angef. Ort, S. 114. und
im Kupfer. SenacTab. 15.
(b)
An den Froͤſchen Jacobäus
S. 16.
(c)
Am Seefuchſen (galeus) die
Pariſer Academiſten. Memoir. pour
ſervir a l’hiſtoire des animaux:

am Schwerdfiſche Bartholinus
Cent. II. hiſt. 16. am Krampfiſche
crew Muſaeum S. 39.
(d)
An dem Mies- oder Keil-
muſchelfiſche. MeryMemoir. de
l’Acad. des ſciences
1710. S. 421.
an der im Gehaͤuſe befindlichen
Schnekke. Liſterde Cochleis S.
35. f. 3.
(e)
Ed. tyson Anat. phocænæ,
S. 30. Collins am angef. Ort,
S. 776. Tab. 44. u. ſ. f.
(f)
L. V. c. 1.
(g)
Hiſt. anim. L. III. c. 3. und
aus ihm PliniusL. XI. S. 625.
Edit. hardvini.
(h)
L. I. c. 17.
(i)
L. III. c. 3.
(k)
Apologia Galeni S. 109.
(l)
P. IX. Er geſteht, daß das
mittlere Kaͤmmerchen aus vielen
Hoͤlen beſtuͤnde.
(m)
Beim BartholinCent. I.
Ep.
38.
(n)
Iſag. anat. S. 56. Die drit-
te Kammer ſucht er in der ober-
ſten Scheidewand.
(o)
Die Parifer in den Memoir.
nour ſervir a l’hiſt. des animaux
Tom. III. Part. III.
S. 135. Alb.
movllins Anat. of an Elephant
burnd at Dublin.
(p)
Obſ. 69.
(q)
Hiſt. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1699. S. 37.
(r)
Quæſt. Peripat. S. 119. a.
119. b.
(s)
Memoir. pourſervir a l’hiſt.
des animaux,
und Mery in den
Memoir. de l’Acad. roy. des fcienc.
1692. 1703. an der Meerſchild-
kroͤte.
(t)
EbendeſſelbenReflex. ſur
le coeur de la tortue. Journ. de
Trevoux
1713. und Memoir. de
l’Acad. des ſcienc.
1703. an der
Landſchildkroͤte.
(u)
Als Zeugen fuͤhre ich die
beruͤhmte Maͤnner an: I. B. cal-
desi
Notom delle tartarughe.
S.
60. iacobaevm de Ranis S. 105.
Ioſ. du verney Memoir. de l’Acad.
1699. bussiere Phil. Transact. n.
328. stobaeum Act. litt. Suec.
1730. Griffith hvghes Nat. hiſt.
of Barbados.
S. 309. Gavtier
Obſ. de Phyſ. Tom. III.
S. 426.
Dieſer ſezt zwo Kammern, die
durch eine Muͤndung unter ſich
verbunden waͤren, in der die Klap-
pe iſt.
(x)
DuverneyMemoir. de Ma-
them. \& de Phyſ.
S. 32.
(y)
mvralt Vademec. anatom.
S. 33.
(z)
Ebenderſ. ebendaſ. S. 534.
(a)
willis de Anima brutor.
S. 28. 29.
(b)
Wie der beruͤhmte bussiere
gelehrt hat, Lettre a mery S. 16.
Lieutaud am angef. Ort, S. 315.
(c)
S. 327.
(d)
Galenusde Facult. natur.
L. III. c.
15. Jac. Berengarius
uͤber den Mundinus S. CCCL.
(e)
Ebendaſ. S. CCCXLI.
(f)
L. VI. c. 15.
(g)
Obſ. 38.
(h)
Jn dem Sendſchreiben des
Monavii, welches ſich unter den
vom Schulzen herausgegebnen
Cratonianſchen Briefen mit be-
findet. Ausg. in 8vo. T. V. S. 344.
(i)
Beim Jsbrand von Die-
merbroeck
S. 278.
(k)
Beim RiolanAnthropogr.
S. 235. Ep. de ſepto cordis S.
262.
(l)
Hiſt. anat. 67. cent. II. Anat.
renov.
S. 387. 400. Vindiciæ
anat.
S. 77. Er geſtehet, daß ſie
nicht beſtaͤndig vorhanden ſind.
(m)
Comp. anat. S. 80.
(n)
Zodiac. med. gall. T. I. S.
134.
(o)
rolfink Diſſ. anat.S.
1132. de cordeS. 97. Riolanus
uͤber den Schlegel S. 265. u. f.
(p)
De ThoraceS. 94. Inſtit.
med.
S. 120.
(q)
Prooem.S. 18.
(r)
I. walaevs in ſeinem be-
kannten Sendſchreiben an den Bar-
tholin,
Ep. I.S. 388. I. pecqvet
Diſſ. anat.
S. 34. N. highmor.
Diſqu. anat.
S. 140. Conr. Vi-
ctor schneider Diſp. de corde,

S. 39. Vop. Fort. plempivs Fun-
dam. medic.
S. 113. Laurember-
gius
u. a. m.
(s)
Allen moulins am angef.
Ort.
(t)
Epiſt. anat. XV. n. 62.
(t*)
Lieutaud am angef. Ort
S. 313.
(u)
S. 326.
(x)
S. 327. 328.
(y)
VeſaliusL. VI. f. 11.Bar-
tholinus S.
297.
(z)
SenacTab. XI.
(b)
EuſtachiusTab 16. f. 6.
LowerTab. 5. f. 1. BidlooTab.
22. f.
7. CowperTab. 39. f. 1. 2. 3.
tab. 40. f.
1. Vieuſſensdu Coeur
tab. 10. f.
2. u. ſ. f.
(c)
Einen harten cilindriſchen
und mit dem Fleiſche der linken
Kammer umgebenen Ring, der ſich
in Scheidewaſſer aufloͤſen laſſen,
fuͤhret der vortrefliche Mekel an,
l. c.S. 107. 108. Jn einem Greiſe
fand man unter den muͤzzenfoͤrmi-
gen Klappen einen Knochen, der
laͤnger als ein Zoll war; und in ei-
ner alten Frau traf man einen
Knochen an, der wie ein halber
Ring ausſahe, und woran die ge-
meldte Klappen hiengen, Mor-
gagni
Adverſ. anat. V.S. 20.
Die Lungenblutader war von ei-
nem angewachſnen Knorpel beinahe
verſchloſſen, mayow Oper.S. 375.
Vielleicht war es eben die Sehne
an dem Grunde des Herzens, wel-
che oft zu Knochen wird, nach dem
Joſeph Duverney,Journ. des ſa-
vans 1689. n.
19.
(a)
BidlooTab. 22. f. 7. Cow-
per
Tab. 39. f. 1. Vieuſſensde
remot. \& proxim. princip. tab.
6.
(d)
EuſtachiusTab. 16. f. 6.
LowerTab. 5. f. 1. BidlooTab.
22. f.
7. CowperTab. 39. f. 1. 2.
3. tab. 40. f.
1.
(e)
Veſalius S. 738.
(f)
Ebendaſ.
(g)
SenacTab. 11. Lieutaud
Eſſays anat.S. 233. Tab. 4. f. 2.
Phyſiol.
S. 68. Cheſelden am an-
gef. Ort, S. 180.
(h)
CowperTab. 39. f. 3.
(i)
SenacTab. 12.
(k)
Garengeot am angef. Ort.
Roſen am angef. Ort.
(l)
CowperTab. 39. f. 3. nahe
bei 6.
(m)
DuverneyComment. acad.
Petrop. T. V.
S. 233.
(n)
Lower S. 41.
(o)
Opuſc. patholog.S. 133.
(q)
Hiſt. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1701. S. 25. 26.
(r)
Hiſt. de l’Acad. roy. des
ſciences
1729. S. 14.
(s)
Ebendaſ. 1735. S. 19.
(u)
Siehe die Opuſc. pathol
obſ.
52. S. 135.
(t)
Commerc litt. Noric. 1744.
S. 22.
(x)
Philoſ. Transact. n. 306.
(y)
bellini de Vrinis \& pulſi-
bus
S. 610. 611.
(z)
nebel de Coagulo bilis
S. 6. VieuſſensTr. du CoeurS.
16. tab. 13. f. 2. Philoſ. Transact.
n.
339.
(a)
Cowper am angef. Ort.
Tab. 40. f. 4. 6. Philoſ. Transact.
n.
297.
(b)
SenacTab. 11. 12.
(c)
Zweene hat CowperTab.
39. f.
1. 2. abgebildet. Euſtachius
Tab. 16. f. 6. VeſaliusL. VI. f. 9.
Zweene beſchreibet Lieutaud am
angef. Ort. S. 39.
(d)
Drei zaͤhlet Vieuſſens am
angef. Ort. S. 102.
(e)
Ebenderſ. ebendaſ. Tab. 13.
f.
2. Gavet am angef. Ort S. 14.
(f)
Garengeot am angef. Ort.
Theodulus kemper Diſſ. de val-
vulis
S. 23. Jm Elephanten ſind
ihrer viele, Stukeley am angef.
Ort Tab. 4.
(g)
Am angef. Ort, S. 107.
(h)
SenacTab. 13. h. h. h. Sie-
he den naͤchſt vorhergehenden 9 §.
dieſes Werkes.
(i)
Ebendaſ. §. 8.
(k)
EuſtachiusTab. XVI. f. 5.
SenacTab. 13. MorgagniAd-
verſ. anat. I. tab.
4.
(l)
MorgagniEpiſt. anat. XV.
n.
3.
(m)
Veſalius S. 739.
(n)
Valſalva am angef. Ort,
S. 129. tab. 2. f. 3. f. f. f.Mor-
gagnus
Adverſ. I. tab. 4. f. 3. b. b.
Senac nennt ſie S. 217.
(o)
MorgagniEpiſt. anat. XV.
n.
4.
(p)
Opuſc. patholog. obſ. 51.
(q)
Auch im Pferde Bourge-
lat
Hippiatrique T. II. P. II. S.
443.
(r)
MorgagniAdverſ. V. S. 33.
Blömrſteynde Humorum per
vaſa ſanguinea motu.
(s)
Eſſays of a Society at Edim-
burgh T. II.
S. 312.
(t)
MorgagniAdverſ. anat. V.
S. 31. Adverſ. I. S. 22.
(u)
I. B. bianchi in mangeti
Theatr. anat.
S. 218.
(x)
Obſ. anat. 34. S. 95.
(y)
Obſ. anat. S. 54.
(z)
Am angef. Ort, S. 21.
(a)
Adverſ. anat. I. tab. 4. f. 3.
Adverſ. V.
S. 31. u. f. worauf
Bianchi antwortet.
(b)
Baß am angef. Ort. Senac
Tab. 13. u. f.
(c)
MorgagniAdverſ. V. S.
36. Fantonus am angef. Ort S.
299.
(d)
Obſ. de pratique n. CXI.
(e)
RoſenCompend. anat. S.
37. 295.
(f)
Adam BrendelObſ. anat. 5.
Dec.
(g)
Breslauer Verſuch XXIV.
(h)
Opuſc. patholog. obſ. 18.
(i)
Ebendaſ. Obſ. 51. 52.
(k)
Lanciſius am angef. Ort
Ausg. 4. S. 300.
(l)
RuyſchCent. obſ. anat. chir.
n.
69.
(m)
Acta Med. Berolin. T. I.
Vol.
9. S. 57.
(n)
Cheſelden am angef. Ort,
S. 182. Phil. Transact. n. 337.
(o)
hagstroem de Gener. cal-
cul.
S. 6.
(p)
Am angef. Ort Tab. 40. f. 4.
(q)
valsalva Diſſ. I. S. 219.
Tab. 2. f. 1. 2. 3. MorgagniEpiſt.
XV.
(r)
Ebendaſ. n. 3.
(s)
Es geſteht es der vortrefli-
che Morgagni angef. Ort, n. 5.
(t)
N. 6.
(u)
Ebenderſ. ebendaſelbſt.
(x)
Adminiſt. anat. L. VII. c. 10.
de utilit. part. L. VI. c.
19.
(y)
Admin. am angef. Ort.
(z)
Einmal fand er ein Bein-
chen, ſonſt aber einen Knorpel,
Tr. de Offibus, n. 273.
(a)
Hiſt. anim. L. II. c. 15. und
flinivs L. XI. c. 626.
(b)
Fundam. med. S. 115. Es
hat es lange ſchon Hildanus ge-
meidet, de Gangræna, S. 784.
ferner Mich. Bernh. Valentinus
Pandect. med. leg. T. I. S. 694.
und CartheuſerMat. med. S.
182. man verkaufe die Beinchen
aus Rindern, ſtatt der aus Hir-
ſchen.
(c)
Vom Ochſen Hiſt. naturelle
T. IV.
S. 530.
(d)
Ebendaſelbſt T. VI. S. 119.
142. mit dem Kupfer Tab. 15. f. 4. 5.
(e)
Er lobt ſie in ſchweren Ge-
burten L. 28. n. 77. Jac. Dale-
champ
in den Anmerkungen uͤber
dieſe Stelle. Unter den Neuern
J. C. RiegerL. II. S. 732.
(f)
Knorplig in den Schlagader-
muͤndungen L. VI. c. 20.
(g)
Nat. hiſtory of Staffords-
hire
S. 65. Döbels Jaͤgerpra-
ctie S. 14.
(h)
Hippiatrique T. II. Part. 2.
S. 433.
(i)
Anat. L. I. c. 17.
(k)
Columbus S. 180. am
Menſchen. Daß die Sehnen der
Herzſchlagadern ſehr oft an Be-
tagten knorplig ſind, ſagt Lanci-
ſius
S. 41 und la mettrie Com-
ment. T. II.
S. 295.
(l)
De corde S. 28.
(m)
BartholinusHiſt. 50.
cent. 1.
(n)
BekDiſp. de palpit. cord.
welche im 2ten Tomo meiner pra-
ctiſchen Sammlung wieder aufge-
legt worden.
(o)
riolanvs in Bauhin. S. 705.
ſagt, er haͤtte es zwanzigmal geſe-
hen.
(p)
Exerc. II. S. 219.
(q)
Am angef. Ort S. 182.
(r)
Tr. de ſenio S. 76.
(s)
Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.
1735. S. 20. 21. blasivs Obſ. 5.
Part. 6. rhodivs Obſ. 63. L. III.
Comm. litt. Noric. 1744. hebd. 3.
vylhoorn ad heistervm
S. 67.
eellin. de Org. guſt. S. 135.
hoffmann de ſutur. cran. n. 17.
am Hunde. I. Ad. kvlmvs de Ten-
dine rupto.
(t)
Hiſt. de l’Acad. am angef.
Ort, und bartholin. in Obſerv.
wie auch von Fiſcher.
(u)
Ariſtoteles hielte es fuͤr
das Fundament des Herzens. Jm
Herzen eines Elephanten ſuchten
die roͤmiſchen Aerzte vergebens dar-
nach, beim Galenus.
(x)
rhazes ad Almanzorem
L. l. c.
3. 14.
(y)
boyle Hiſt. firmitat.
(y*)
Am angef. Ort, S. 29.
(z)
bvffon T. V. S. 34.
(a)
De Radice chinæ.
(b)
Am angef. Ort.
(c)
Opuſc. pathol. obſ. 51.
(d)
Lapic. S. 100.
(e)
De ſutur. cran. n. 17.
(g)
Phyſiol. med. S. 615. Es
ſey naͤmlich dies Fleiſch von dem
Fleiſche andrer Muskeln unter-
ſchieden, und es laſſe ſich nicht
ſo voͤllig weich kochen.
(h)
[...] n. 4.
(i)
L. IV. c. 1.
(k)
De Muſcul. \& gland. S. 22.
Koppenhag. Ausgabe.
(f)
Adminiſtr. anat. L. VII. c. 10.
(l)
Anton v. leevwenhoeck
Arc. nat. detect. Epiſt.
52. S. 412.
Der vortrefliche SenacT. I. S.
194. 106. G. W. mvys de fabr.
fibr. muſc.
S. 367.
(m)
Bei dem Auge, der Ge-
baͤrmutter, und dem Luftroͤhren-
kopfe.
(n)
L. VI. S. 731.
(o)
Lower bediente ſich der
Ochſen und Schafe dazu, S. 16.
18. tab. 3. f. 2. Car. perravlt
Eſſays de Phyſ. T. III.
S. 227.
230. 232.
(p)
Car. steihanvs Anat. L. II.
c.
33. Hannibal Albertinus, der,
wie am Magen, dem Gedaͤrme,
und der Harnblaſe, alſo auch zur
Erweiterung des Herzens gerade,
und zur Verkuͤrzung deſſelben ſchie-
fe Linien erfordert, de cord. af-
fectionibus,
S. 57. I. Alph. bo-
rellvs
de motu animal. L. II.
Prop. 37. I. G. haymann Com-
ment. ad boerhaav. T. V.
S. 67.
S. schaarschmid Epiſt. ad Illuſt.
ellervm.
(q)
Phyſiol. S. 41. 43.
(r)
Epiſt. 70. cent. IV. bartho-
lini.
(s)
Adverſ. anat. V. anim. 14.
(t)
In Epiſtola, in qua plus quam
150 errores, in oculorum \& men-
tis vigiliis demonſtrantur
S. 77.
(u)
Nevrogr. S. 17.
(x)
De antagoniſmo fibrarum
cordis,
S. 33.
(y)
Compend. anat. T. II. not. 45.
(z)
Exercit. med. S. 96. f. 11.
Er bediente ſich hierbei eines Kaͤl-
berherzes.
(a)
Am angef. Ort, S. 204.
(b)
S. 731. Er ſagt, man koͤnne
ſie nicht entwikkeln.
(c)
Der vortrefliche B. S. Al-
binus.
(d)
S. 350.
(e)
kaauw de Perſpir. n. 781. 782.
(f)
J. Jacob Wepferde Cicu-
ta aquatica
S. 87. R. Lower
c. 1. S. 19. Tab. 3. f. 5. J. B.
MorgagniAdverſ. anat. II. anim.
7. J. Fantonus am angef. Ort S.
286. R. VieuſſensNouvelles de-
couvertes du coeur,
S. 38. Er
nennet ſie Zwiſchenaͤſte, die zwi-
ſchen den Fleiſchgaͤugen die Ge-
meinſchaft unterhalten.
(g)
SenacT. I. S. 198.
(h)
Cowper am angef. Ort.
Tab. 36. f. 1.
(i)
Ebendaſelbſt, f. 2. So be-
ſchreibt ſie beinahe C. Bartho-
lin,
Thomas Sohn, in Specim.
anat.
S. 64.
(k)
CowperTab. 36. f. 4.
(l)
Ebenderſelbe in allen ſeinen Figuren.
(m)
Am angef Ort.
(p)
Jn den drei Werken, dar-
unter das erſte ſeine Neurogra-
phia
iſt, S. 18. u. f. das andre,
Nouvelles decouvertes ſur le
coeur;
uͤberall im ganzen Buche;
das dritte aber gleich ſoll genen-
net werden.
(q)
Traité du coeur S. 78. u. f.
(n)
In Lib. de muſculis \& glan-
dulis,
und beim Bartholinus in
ſeiner Anat. tert. renov. S. 382.
(o)
Diſſ. de corde n. 7.
(r)
Am angef. Ort S. 49.
(s)
Am angef. Ort.
(t)
S. 49. 50. Tab. 4. f. 3.
(u)
Exerc. med. S. 96. 97.
(x)
Philoſ. Transact. n. 460.
(y)
Tab. 15. f. 1.
(z)
F. 8.
(a)
Am angef. Ort, n. 47.
(b)
N. 49.
(c)
N. 50.
(d)
Am angef. Ort, und in den
Mem. de l’Acad. roy. des ſcienc.
1711. S. 512.
(e)
Exp. n. 52. Die jezt anger
fuͤhrten Memoires l. c.
(f)
Expoſ. n. 55.
(g)
N. 57.
(h)
Die angezognen Memoires.
(i)
Beim BartholinAnat.
pect.
S. 106.
(k)
Specim. anat. tab. 2. f. 1.
(l)
De admirando ſanguinis cir-
cuitu n.
47.
(m)
Am angef. Ort, S. 194.
n. 9.
(n)
Tab. 8. f. 4. u. 5. D.
(o)
S. 95. n. 10.
(p)
Tab. 8. f. 3. und f. 5. G.
(q)
S. 196. Tab. 8. f. 2. und
f. 5. B.
(r)
S. 197. n. 21.
(s)
S. 198.
(s*)
Von dergleichen Stern hat
Thom. Bartholin in ſeiner Anat.
tert. renov.
S. 362. eine Abbil-
dung geliefert.
(t)
S. 200. n. 13. \& ad Tab. 7.
f. 3. tab. 8. f. 1. a. a.
ſo viel ich
einſehen kann.
(u)
Tab. 7. f. 3. und
(x)
Tab. 7. f. 3. B. B.
(y)
S. 201.
(z)
Ebendaſ. D D.
(a)
S. 202. n. 14. [...] tab. 8. f. 6.
(b)
S. 203.
(c)
Ebendaſ.
(d)
S. 240. n. 15.
(e)
S. 354.
(f)
S. 205. Tab. 7. f. 1.
(g)
Tab. 7. f. 2.
(h)
Tab. 7. f. 1.
(i)
Jch will unterdeſſen die
Buchſtaben von ſeiner Abbildung
anzeigen, und werde dieſelbe die-
ſem Buche einverleiben, wenn ich
mit der Familie des beruͤhmten
Anderſchen und dem Buchdruk-
ker erſt daruͤber Richtigkeit moͤch-
te treffen koͤnnen.
(k)
Tab. art. max. in Faſc. 11.
asche de prim. pari nervor. cer-
vicis f.
3. 4.
(l)
Ebendaſ. f. 4. Σ
(m)
asche f. 2. 3. und der vor-
trefliche Mekelf. 1. 98.
(n)
Ebendaſ. Tab. andersch.
e. b.asche f. 3. k.
(o)
Ebendaſ. β. γ. δ.
(p)
Der vortrefliche Mekelde
quinto pare,
in allen Kupfern.
(q)
Ebenderſ. ebendaſ.
(r)
Nach fremden, nicht mei-
nen eignen Verſuchen. Vieuſſens
Tab. 23. p. q. und Mekell. c. S.
95. haben es nach einer einzigen
Obſervation.
(t)
Tab. andersch.m.
(u)
Faſc. II. art. maxil. int.
not. ff.
(x)
Ehendaſ. und in angef. Diſſert.
(a)
Tab. andersch. [...]. Faſc. II. tab. art. thyr. inf. ant.
(b)
Faſc. II. T. T.
(c)
Viel tiefer in Anderſch
Kupfer.
(d)
Faſc. II. v. Tab. andersch.
v w.
(e)
Tab. andersch. x. y. 1.
(f)
Ebendaſ. 20.
(g)
Ebendaſ.
(h)
Ebendaſ. u. x. 1. 2. y. x. 9. 8.
(i)
Ebendaſ. 2.
(k)
Vergleichet damit den Faſc. II.
ψ. ψ.
(l)
Ebendaſ. ψ.
(p)
Tab. andersch. 91. 92.
(q)
Ebendaſ. 95.
(r)
Ebendaſ. 78. Vieuſſens am
angef. Ort. 32. 37.
(s)
Tab. andersch n. 80.
(t)
79. 81. 82. 83.
(u)
84. 85.
(x)
26. 27.
(y)
Ebendaſ. 21. 22. 23.
(z)
24.
(a)
16.
(b)
12. 13. 14. 15. 18. und folg.
(c)
26. 27.
(d)
Ebendaſ. 10.
(e)
15. 17.
(f)
32.
(g)
35. 34. 31.
(h)
S. 508. 524. L. VI. f. 6.
(i)
Examen obſervat. fallopii,
S. 108.
(k)
Obſerv. anatom. S. 153.
154.
(l)
De cerebro, \& nervis S.
164.
(m)
Tab. IX. G. G. K. K. K.
(n)
Tab. XXIII. Nevrographiæ.
(o)
Ebendaſ. 36. 36.
(p)
Am angef. Ort 5.
(q)
Am angef. Ort 6.
(r)
Am angef. Ort 10. 12.
(s)
Am angef. Ort 29. 29.
(t)
Am angef. Ort 40. 39.
(u)
Am angef. Ort 43. 44. 45.
47. 48. 49.
(x)
Am angef. Ort 46. 53.
(z)
Am angef. Ort 48.
(y)
Am angef. Ort 49.
(a)
Vornaͤmlich die 7te Tafel.
(b)
c. c. S. 75.
(c)
Am angef. Ort g. k. und
S. 75.
(f)
Jn Tab. 7. und tab. 4. f. 1.
und f. 2. Q. q. Jndeſſen hat er
doch das Herzgeflechte, welches
nahe am Schlagadergange ſich be-
findet, auch bei H angedeutet.
(d)
Taf. 7. l. l. und S. 75.
(e)
Ebendaſ. p. p. und S. 75. 77.
(g)
S. 75.
(h)
Diſſert. de primo pare me-
dullæ ſpinalis,
S. 25. not. k.
(i)
S. 75.
(k)
Expoſ. anat. Tab. III. Tr. des
nerfs, n.
378.
(l)
N. 379.
(m)
N. 381. 382.
(n)
N. 386.
(o)
N. 389. 390.
(p)
N. 388.
(q)
Progr. I. quo paris vagi, \&
intercoſtalis inveſtigatio contine-
tur. Lipſ.
1733.
(r)
Denn er leitet ihn zum hin-
tern Mittelfelle hin.
(s)
Am angef. Ort S. 224. und
n. 2. ferner S. 493. und Tab. 5. f. 5.
(t)
Ebendaſ.
(u)
S. 224.
(x)
S. 225. tab. 5. f. 4.
(y)
In Tab. arteriæ thyreoid.
infer. priore.
(z)
Ebendaſ. f. 3.
(a)
Tab. 5. f. 1. a.
(b)
Ebendaſ. f. 2. c. d. e. f. 4. d.
(c)
S. 226. Es ſcheinen die
Worte dieſes vortreflichen Man-
nes anzudeuten, daß der linke Herz-
nerve nicht vom untern Nakkenkno-
ten, ſondern vom mittleren ent-
ſpringe. Es ſenden aber beide
Knoten Nerven zum Herzen, und
zwar der untere viel zahlreichere.
(d)
Anthropotom. S. 286. und
310.
(e)
S. 287. 310.
(f)
In Diſput. de vera nervi in-
tercoſtalis origine, n.
17.
(g)
S. 305.
(h)
In Diſſert. qua quaedam de
nervo intercoſtali notantur.
Erlang.

1754.
(k)
N. 8 9.
(l)
N. 10.
(m)
Ebendaſelbſt.
(n)
Ebendaſ.
(o)
Ebendaſ.
(i)
Ebendaſelbſt n. 5. 7.
(p)
Jn der oftbelobten Diſſer-
tation n. 104.
(q)
Hiſt. de l’Acad. royale des
ſcienc. 1734. n.
4.
(r)
S. 77. tab. 7.
(s)
Jn ſeinem Werk vom Her-
zen.
(t)
Morgagni nennet ſie die
rechte und linke, Epiſt. XV. n. 8.
es macht aber eine kleine Kruͤm-
me, daß ſie von den unſrigen nicht
ſehr unterſchieden iſt. Veſalius
hat eine hintere, und rechte, am
angef. Ort S. 486.
(u)
EuſtachiusTab. 16. f. 1.
SenacTab. 13. f. 1. 2. Trew
Commerc. litt. Noric. 1737. heb-
dom.
(x)
I. D. santorinvs Obſ. anat.
c. 8. n.
6. J. Ad. Thebeſius am
angef. Ort S. 23. J. Wilh. Al-
brecht
in Paræneſi ad diſcentes \&
docentes,
S. 7. J. Baptiſta Se-
nac
am angef. Ort S. 218. und
365. der vortreſliche Trew am
angef. Ort. Daß es ſich mehren-
theils ſo befinde, meldet Mor-
gagni
Adverſ. anat. V. S. 37. 38.
Epiſt. anat. XV. n. 11. und ofter-
mals, nach dem Berichte des Lan-
ciſius,
der im uͤbrigen von uns
abgeht, S. 294. der neuen Aus-
gabe.
(y)
Second Memoir. ſur le Mou-
vement du coeur, Exp.
47. 48.
(z)
S. 346.
(a)
R. vievssens Traité du
coeur,
S. 76. Chriſtian stroem
nova theoria machinae animalis,

S. 38. J. Adam Thebeſiusde
circulo ſa iguinis in corde
S. 20.
Herm. BörhaaveInſtit. rei med.
n.
183. u. ſ. f.
(b)
Dieſes ſahe auch J. M. Lan-
ciſius
am angef. Ort, S. 65. Ausg.
in fol. und der beruͤhmte Star-
ke,
de reliquis inſtrumentis, qui-
bus ſanguis in circulum agitur.
(c)
Second Memoire ſur les par-
ties ſenſibles \& irritables, Exp.

502. 542. 543. 544.
(f)
J. Fantonus am angef. Ort
S. 306. Abrah. Kaauw Börhaa-
ve
de Perſpirat. n. 637. 758. Ius.
lievtavd Eſſays anat.
S. 234.
giering in Select. Francofurt.
Tom. IV. P. I.
und am Pferde
der beruͤhmte bovrgelat Hippia-
trique, Tom. II. P. H.
S. 449.
(g)
Ebenderſ. Santorinus S.
150.
(d)
Joſ. Exuperius Bertin in
der zu Paris 1740. vorgetragnen
Theſis, die ich in meiner Samm-
lung T. II. wieder auflegen laſſen,
und deren Rubrik iſt: Ergo cauſa
motus alterni cordis multiplex.

Jacob Theodor Baron in ſeiner
Theſis, 1743. unter folgender Auf-
ſchrift: Ergo dum contrahitur cor,
dilatantur arteriæ coronariæ.
Wir
haben dieſe auch wieder abdrukken
laſſen. Der beruͤhmte ens, de cau-
ſa motum cordis alternum pro-
ducente,
welche eben daſelbſt wie-
der aufgelegt iſt.
(e)
L. II. S. 70. u. f.
(h)
Unter vielen, ſehe man nur
etwas weniges nach am angef. Ort,
Exp. 474. 482. 483. der beruͤhmte
remvs S. 33.
(i)
Blas humanum n. 16.
(k)
Am angef. Ort S. 21. 22.
24. 28. 47.
(l)
Waläus, Nicol. Steno-
nis
der Sohn, Acta hafnienſ. am
angef. Ort. S. 149. Lowerc. 3.
S. 111. Lanciſius S. 68. 81.
Ausg. 1728. Am Froſche de bre-
mond
Memoir. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1739. S. 472. An der Lam-
prete PowerObſ. 32. An dem Sa-
lamander Jacobäus S. 120.
(n)
Am angef. Ort Exp. 487.
492. 542. 546. 549.
(o)
Gavet am angef. Ort S. 26.
(k*)
S. 47.
(m)
Liſter S. 29. an der
Schnekke.
(p)
Dies ſahe auch Volcher
CoiterObſ. anat. S. 124. Man
fuͤge noch unſre Verſuche hinzu,
487. 492. 514.
(q)
Am angef. Ort S. 63.
(r)
Er ſchreibet ſich wenigſtens
dieſe Beobachtung zu, beim Eu-
ſtachius
S. 91.
(s)
Epiſt. anat. XV. n. 11.
(t)
S. 218. 365.
(u)
S. 365.
(x)
S. 63. 64. 65. am angef. Ort.
(y)
Dieſes thut Fantonus und
Lanciſus S. 61.
(z)
Icon. Anat. faſc. VIII. S. 7.
(a)
Winslow nennt ſie die hin-
tere, Expoſ. anat. T. III. Traité
des arteres, n. 44. T. IV. Tr. de
la poitrine n.
72.
(b)
Kaauwn. 675. Morga-
gnus
Epiſt. anat. XV. n. 8.
(c)
Fantonus am angef. Ort
S. 293. MuraltVademec. S.
455. Jndeſſen halte ich, was die
Zergliederung menſchlicher Koͤr-
per betrift, nicht viel auf dieſen
Schriftſteller.
(d)
De Hippocr. \& Platon. de-
cret. L. I.
(e)
I. Ant. van der linden
Phyſiol. reform.
S. 69. Guerner
rolfink Diſſert. anat.
S. 1112.
1113. de corde S. 33. Er geſtehet
indeſſen doch, daß ſie oͤfters ge-
doppelt iſt. Jch habe mehrere ge-
ſehen in not. a. ad n. 4. meiner
Diſſertation, de vaſis cordis pro-
priis.
(f)
Var. corp. diſſect. S. 70. b.
(g)
Iſagog. anat. S. 29.
(h)
EuſtachiusTab. 15. f. 2.
tab. 16. f.
2. VieuſſensTab. 5.
f.
1. Fanton S. 293.
(i)
Isbr. van diemerproek Anat.
S. 475.
(k)
S. 61.
(l)
Es hat auch Conr. Victor
Schneiderde corde, S. 28. 38.
nur eine einzige geſehen, und Fan-
tonus
ein einziges mal, am angef.
Ort.
(m)
S. 63.
(n)
Am angef. Ort. Aus dem
Lanciſius wiederholt es Glaſſius
am angef. Ort n. 52.
(o)
S. 66. 67.
(p)
Ebendaſ.
(q)
L. II. S. 66.
(r)
Nach oͤfterem Herzklopfen
SenacTom. II. S. 434. Die
Kranzſchlagader hat LöſekeOb-
ſerv.
S. 30. einen Zoll lang kno-
chig gefunden.
(s)
La mettrie Obſerv. CXI.
(t)
gieseler de calculo veſicæ.
Leid.
1674.
(u)
Opuſc. patholog. obſ. 51.
(x)
In Diſp. de arteria corona-
ria, inſtar oſſis indurata.
(y)
morand Memoir. de l’Acad.
des ſcienc.
1736. S. 632.
(z)
Lib. III. c. 12. S. 486. und
J. B. Senac S. 218.
(a)
De vaſ. cord. propr. n. 4.
not. a.
(b)
Am angef. Ort S. 293.
(c)
An der erhabnen Flaͤche ha-
ben ſie EuſtachiusT. XV. f. 2.
T. XVI. f.
1. VieuſſensTab. V.
f.
1. SenacTab. 1. h. vorgeſtel-
let; an der ebnen, oder untern
Flaͤche aber VieuſſensTab. 5. f. 2.
e. e. Tab. VI. f. 2. f. 2. f. f.
(d)
RuyſchTheſ. anat. IV. Tab.
3. f.
1.
(e)
Am angef. Ort. S. 10. n. 6.
(f)
Ebendaſ. n. 4.
(g)
Etwas dergleichen hat Ruyſch
Theſ. anat. IV. f. 1. und Senac
Tab. 3. f. 2. k. k.
(h)
Auſſer demjenigen, welcher
ſich zu den Aortenmembranen hin-
begiebt, und der bisweilen fuͤr ei-
ne dritte Kranzſchlagader angeſe-
hen worden, Vieuſſens S. 68.
Tab. I. f. 1. Tab. II. f. 2. g.
(i)
Artére graiſſeuſe,Vieuſ-
ſens
Tab. V. f. 1. f.Morgagni
Epiſt. anat. XV. n. 8.
(k)
Zwone Aeſte, und zwo Ana-
ſtomoſirungen mit der linken Kranz-
ſchlagader beſchreibt SenacTab.
I. l. l. m. m.
S. 220.
(l)
Senacm.
(m)
Epiſt. anat. III. tab. 3. f. 3.
(n)
SenacTab. I.
(o)
Ebenderſ. Tab. 2. i. i.Ruyſch
am angef. Ort C. er ſtellet aber
nur einen einzigen vor.
(p)
VieuſſensTab. 5. f. 1.
(q)
Die in Tab. I. arteriar. pe-
ctor Faſcic. III. icon.
vorgeſtellet
ſind.
(r)
RuyſchEpiſt. anat. III. am
angef. Ort f. 1. Theſaur. anat IV.
am angef. Ort f. 2. SenacTab. I.
(s)
Auf ſolche Art hat ſie der
vortrefliche SenacTab. 2. bei o.
o. o.
vorgeſtellet.
(t)
Epiſt. anat. III. tab. 3. f. 1.
(u)
Philipp VerheyenAnat.
tab. 21. f.
1. Hermann Börhaave
Inſtit. rei med. n. 183. Abrah.
Kaauw Börhaavede perſpir.
n.
674. 676. Jac. Benign. Wins-
low
Tr. de la poitrine n. 72.
(x)
Senac S. 219.
(y)
S. 372.
(z)
Artere coronaire anterieure,
Vieuſſens.Conf.Winslow am
angef. Ort n. 72.
(a)
VieuſſensTab. 5. f. 1. e. e.
tab. 6. f.
1. 3. SenacTab. 1. g. h.
tab. 3. f. 1. d. d. i. i.
(b)
Denn es iſt der Aſt der rech-
ten bisweilen groͤſſer, welcher um
die Spizze herumgeht.
(c)
RuyſchTheſ. anat. IV. am
angef. Ort. Senac am angef. Ort.
(d)
Vieuſſens S. 64.
(e)
SenacTab. 1.
(f)
VieuſſensTab. 6. f. 2.
(g)
RuyſchEpiſt. III. tab. 3. f. 1.
Theſ. anat. IV. Tab. 3. f.
2.
VieuſſensTab. 6. f. 1. 4. 4.
(g*)
Conf. artere coronaire gau-
che
VieuſſensTab. 5. f. 1. c. u.
ſ. f. SenacTab. 2. a. a. a.
(h)
SenacTab. 3. f. 2.
(i)
EuſtachiusTab. 16. f. 2.
SenacTab. 1. und tab. 2. i. i. i. i.
VieuſſensTab. 5. f. 2. d. d. Tab.
6. f. 2. C. r.
(k)
RuyſchEpiſt. anat. III.
Tab.
3. VieuſſensTab. 6. f. 2.
(l)
Vergl. Faſc. VIII. Icon.
anat.
S. 8.
(m)
Tab. 7. f. 2. l. f. 1. 1. 2. 4. 4.
(n)
Ebenderſ. S. 67.
(o)
Es wuſte dieſes ſchon Ri-
chard Lower am angef. Ort c. 1.
S. 9. Carl Drelincourt im Cani-
cid. V. Gualther charleton three
lectures
S. 46.
(p)
disdier Sarcologie Part. III.
S. 55.
(q)
Diſſect. arter. \& venar. c. 2.
(r)
VeſaliusL. VI. S. 279.
(s)
Ebenderſ. ebendaſ. f. 7.
(t)
De vena ſine pari antigramm.
X. 263. 264. tab. 8. f.
6. und tab.
16. f.
3. welche Figuren nicht von
einander unterſchieden ſind.
(u)
Anat. tert. renov. S. 678.
(x)
I. C. arantivs Obſ. 33. rio-
lanvs
Anthropograph.
S. 346.
Jſaac CattierObſ. 78. Senac
S. 200. u. f.
(y)
Adverſ. anat. V. S. 32.
(z)
martine Comm. in ev-
stach.
S. 145.
(a)
Jn der Abbildung der Eu-
ſtachiſchen Klappe, welche der vor-
trefliche Brendel, unſer ehema-
lige beruͤhmter Amtsgehuͤlfe, be-
kannt gemacht hat.
(b)
S. 66. glass n. 44.
(c)
De vaſ. cord. propr. n. 18.
(d)
glass Propoſ. 42.
(e)
Ill. trew de differ. inter
nat. \& non nat. n.
9. S. 49. Tab.
I. f. 1. g.
u. ſ. f.
(f)
Lanciſius S. 67. 68.
(g)
Jn der Geſchichte des Blut-
aderpulſes, und in dieſem Werke
Sect. IV.
(h)
Lanciſius S. 67.
(i)
J. Ad. Thebeſius am angef.
Ort S. 24.
(k)
Auch Verheyen nicht, Anat.
S. 179.
(i)
MorgagniEpiſt. Anat. XV.
n.
21.
(l)
Lower am angef. Ort.
Charleton am angef. Ort.
(m)
Siehe in den Kupfern des
EuſtachitTab. 16. f. 2. Ruyſch
Theſ. IV. Tab. 3. f. 1. Vieuſſens
Tab. I. f. 2. Tab. IV. f. 2. und an-
derswo. SenacTab. 2. D. D.
(n)
SenacTab. 2. a. a.
(o)
Ruyſch am angef. Ort f. 1.
Senac ebendaſ.
(p)
Welche Vieuſſens vorſtel-
let Tab. I. f. 2. K. Tab. V. f. 2. f.
(q)
SenacTab. I. k. k. Tab. III.
f.
1. Ruyſch am angef. Ort f. 2.
Dieſe iſt ſehr ſchoͤn. Vieuſſens
Tab. 1. f. faſt ohne Aeſte. Sie
bekoͤmmt aber bei dieſem Schrift-
ſteller hier den beſondern Namen
der veine coronaire anterieure.
(r)
Siehe den naͤchſt vorherge-
henden §. 33.
(s)
Vieuſſens S. 32.
(t)
Claud. Nic. le cat Hiſt. de
l’Acad. des ſcienc. 1738. obſ.
7.
(u)
Diſſ. de vaſ. cord. propr.
n.
14.
(x)
Tab. I. f. 2. L. Tab. IV. f. 2.
Tab. V. f. 2. g.
(y)
EuſtachiusTab. 16. f. 2.
ad e.
Albinus, VeſaliusL. VI.
f. 6. D. E.
Ruyſch am angef. Ort
f. 1. ohne Zahl SenacTab. 2. b. b.
Tab. 3. f.
2. S. 221.
(z)
Siehe den naͤchſtvorherge-
henden §. 33.
(a)
De vaſ. cord. obſ. iterat.
n.
8.
(b)
SenacTab. 2. b. b.
(c)
Tab. I. f. 1. i. i. i. i. i. und
S. 45. Auch DrakeTab. 2. a. a.
Jch habe den Namen beibehalten
in Diſſ. de vaſ. cord. propr. n. 15.
19. und in Obſ. iterat. n. 7.
(d)
Tab. 4. f. 1. 1. 1. 1. tab. 10.
f. 1. tab.
11.
(e)
Tab. 5.
(f)
De diſſect. art. \& ven. C. 2.
adminiſt. anat. L. 7. c.
10. auch
EuſtachiusTab. 15. f. 2. tab. 16.
f.
1. und RuyſchiusEp. X. tab. XI.
f. 4. Epiſt. III. tab. 3. f.
2. Er eignet
ſich ihre Erfindung zu; auch Wilh.
CowperMyotom. nov. tab. 37.
f.
3. SenacTab. 1. i. i. tab. 2. l.
(g)
De vaſ. cord. propr. n. 15. b.
Obſ. iter. n.
6.
(h)
Am angef. Ort n. 714. 717.
(i)
Jn die Holader, aber ohne
hinlaͤnglichen Grund. rolfink de
corde
S. 38.
(k)
Jch habe dieſes in der Diſ-
ſert. de vaſ. cord. propr. n.
16.
angezeiget.
(l)
Die beſondre Blutader in
den Obſ. iter. n. 9.
(m)
Ebendaſ. die verborgne
Ader.
(n)
Tab. 4. f. 1. tab. 10. f. 2.
(o)
Tab. 5.
(q)
Eſſays anatomiqu. S. 235.
(p)
Die Obſervationes iteratæ
ſind im Jahr 1739 die Specimina
des Joſeph Lieutaud 1742. her-
ausgekommen.
(r)
Am angef. Ort.
(s)
VieuſſensTab. 12. f. 1. L.
(t)
Dergleichen hat Vieuſſens
Tab. 10. f. 1. tab. 12. f. 1. und Sei-
te 47. LanciſiusTab. 5.
(u)
S. 32.
(x)
Ebendaſelbſt, und S. 51.
Nouvelles decouvertes ſur le coeur
S. 18.
(y)
Jm Jahr 1706. in denen
Nouvelles decouvertes ſur le coeur,
und nachgehends in dem Tractat
du coeur 17[1]5.
(z)
Coll. priv. S. 10.
(a)
Diſſ. de circulat. ſanguin.
per cor. Leid.
1708. 4.
(b)
Rochetin Galeria di Mi-
nerva. Tom.
7. S. 55. Phil. Ver-
heyen
in Anat.Lanciſius im an-
gezognen Werke. Kaauw, und an-
dere mehr.
(c)
Jn ſeiner eigenen Streit-
ſchrift.
(d)
J. Georg DuvernoyCom-
ment. acad. Petrop. T. II.
S. 295.
(e)
Senac am angef. Ort S.
113. 115. 367.
(f)
Rochet am angef. Ort,
VieuſſensNouv. decouv. S. 24.
Traite du coeur S. 101. 111. 112.
(g)
VieuſſensNouv. decouv.
S. 24. 26. Tr. du coeur 45. 46.
48. 111. 112. Kaauwn. 720.
(k)
Kaauwn. 725.
(m)
VieuſſensNouv. decouv.
S. 15. 16. Tr. du coeur S. 100.
Thebeſius S. 31. Dam. sinopevs
in Parergis.
(n)
Rochet am angef. Orte.
(o)
Senac S. 305. 364. 365.
(l)
Thebeſius S. 13.
(p)
Obſerv. d’anatom. S. 54.
(q)
vievssens du coeur S. 32.
33. 45. 46. tab. 2. f. 1. tab. 4. f. 1.
2. tab. 10. 12. f.
1. Lanciſius S.
70. Fantonus S. 294. Kaauw
n. 721. Senac S. 222. Geisler
n. 14.
(r)
Vieuſſensdu coeur S. 31.
tab. 12. f. 1. 4. 4. 6. 6. Thebeſius
S. 12. VerheyenTab. 21. f. 3.
palfyn Anat. chir.
S. 278. kaavw
n.
719. 721. Lanciſius S. 70.
Geislevn. 14.
(s)
VieuſſensTab. 13. f. 1.
CowperTab. 39. f. 1. Thebeſius
S. 23. Verheyen S. 176. Lan-
ciſius
l. c.Kaauwn. 721. 723.
(t)
Vieuſſens, Thebeſius S.
12. 13. f. 2. Palfynl. c.Lanci-
ſius
S. 69. 70. Verheyen S. 177.
Winslown. 71. Schmiedelde
ulcer peric.
Er beſchreibt die groſ-
ſe Blutader, wie ſie ſich in die
linke Kammer geoͤfnet habe.
(u)
Thebeſiusf. 1. E. und S.
22. Lanciſius S. 69. Kaauwl. c.
(x)
Lanciſius S. 70. Ver-
heyen
S. 177.
(y)
Thebeſius S. 23. Wins-
low
l. c.Kaauwn. 726.
(z)
Geislern. 15.
(a)
Vieuſſens S. 18. Adam
BrendelObſ. anat. dec. 3. in
præf.
Rochetl. c. (der die Blut-
adern unterbunden). Ens am an-
gef. Ort n. 44.
(b)
An der rechten Schlagader
VieuſſensNouv. decouv. S. 21.
34. An der linken ebenderſ. in
Obſ. d’anat. \& de med. prat.
wel-
che erſt nach deſſen Tode heraus-
gekommen ſind. An den Schlag-
adern uͤberhaupt Geislern. 14.
(c)
An der linken und tiefen
Schlagader, in die linke Kammer,
VieuſſensNouv. decouv. S. 18.
20. 22. Obſ. d’anat. \& de medic.
prat.
Rochet am angef. Ort. Geis-
ler
(d)
Kaauwn. 725. Vieuſſens
du coeur S. 45. 97. u. f.
(e)
Duvernoy am angef. Ort.
SenacT. I. S. 367. 368.
(f)
Senac S. 369.
(g)
Tr. de coeur S. 104.
(c)
lern. 14. welcher berichtet, daß
aus den Schlagadern allein die
Fluͤßigkeiten ins linke Ohr und
Kammer durchſikkern. Hingegen
ſchreibt Vieuſſens am angef. Ort,
daß ſie aus der rechten Schlag-
ader ins linke Ohr getreten waͤren,
aus der linken aber nach ſeinen
Obſ. d’anat.
(h)
Adverſ. anat. I. n. 6.
(i)
Senac S. 192. 193.
(k)
S. 188.
(l)
Ensn. 43.
(m)
Siehe den vorhergebenden
30ſten §.
(n)
Ebendaſ.
(o)
Lanciſius S. 70. 71. 74.
(o*)
Bei den Urſachen des Herz-
ſchlages ſoll davon im 5ten Ab-
ſchnitt gehandelt werden.
(p)
Du coeur c. 2. de remot.
\& proxim. c. 15. 16. Nouv. de-
couvert. ſur le coeur
S. 52. u. f.
(q)
Lanciſius am angef. Ort,
S. 71.
(r)
Inſtit. rei med. n. 177. u. ſ. f.
(s)
Anthropogr. S. 239.
(t)
Exercit. Paeonis \& Pythag.
S. 114.
(u)
MorgagniEpiſt. anat. XV.
n.
2. Nach A. M. Valſalvä Be-
obachtung.
(x)
J. G. Duvernoy am an-
gef. Ort S. 300.
(y)
Es befindet ſich zwar ein
Zeugnis vom J. B. Bianchi uͤber
die inwendigen Druͤſen des menſch-
lichen Herzens, bei dem Senac
T. I. S. 115. Man weiß aber, aus
vielen Beiſpielen, an den Muskeln
des Harnganges, an den Gaͤngen in
der Hirnſchaale, an denen Nerven
und denen Leber- und Gallenbla-
ſengaͤngen, wie ungluͤklich dieſer
Mann in Beſchreibung der menſch-
lichen Theile geweſen.
(z)
L. VII.
(a)
De ſero, eiusque vaſis.
(b)
Epiſt. de nov inventis S. 143.
(c)
N. 629. 631. 632.
(d)
Diſp. de aëre S. 19. die
im IVten Theil unſerer Samm-
lung wieder iſt aufgelegt worden.
(e)
De circul. humor. per ocu-
lum
S. 89.
(f)
Second Mem. ſur le mouv.
du ſang, Exp.
521.
(g)
Jn dem geſchriebnen Wer-
ke, welches ich von der Hand die-
ſes beruͤhmten Mannes beſizze.
(h)
Am angef. Ort n. 83.
(i)
T. II. S. 681. 682.
(k)
Exp. 481.
(l)
An der Laus des Karpfen.
BakerEmployem. for the Mi-
croſcop.
S. 376. an dem radſchla-
genden Thierchen (animal rotife-
rum
) S. 279. an dem Thierchen,
das Joblot die Waſſer-Raupe
nennt, Deſcript. de pluſieurs Mi-
croſcop. T. I.
S. 55.
(m)
Nov. febr. idea S. 143.
(n)
Anthropograph. L. II. c. 7.
(o)
Jn der Streitſchrift, in der
er zeigt: daß die Erweiterung
des Herzens nicht vom Blute
der Blutadern herrühre,
n. 35.
(p)
SenacT. I. S. 311. 451.
u. f.
(q)
De corde n. 12.
(r)
Prem. Mem. ſur les part.
irritables,
S. 61.
(s)
whytt on vital motions
S. 63. 64.
(u)
Er hatte die Urſache, von der
abwechſelnden Bewegung des Her-
zens, in der angefuͤhrten Streit-
ſchrift 1744. anzugeben verſprochen.
Er hat auch in ſo weit ſein Ver-
ſprechen erfuͤllt in ſeiner Phyſio-
logia medica.
S. 43. 50. 51. Sie-
he in dieſem Werke den 20 §.
(t)
Eſſays de phyſique T. III.
S. 227. 230. 232. vergl. mit S. 350.
(x)
Lection the third on muſcu-
lar motion n.
142. 143. 144.
(a*)
Jn dieſem Werke §. 20.
(b)
§. 21.
(a)
Mem. ſur l’irrit. am angef.
Ort.
(c)
Second Mem. ſur l’irritab.
Exp. 476. 477. 484. 485. 492. 496.
524. 526. 536. 537. walaevs in
Edit. I. Epiſt. ad barthol. I.

S. 402.
(d)
Second Memoire ſur les part.
irrit.
S. 392. n. 7. Exp. 481. 550.
(e)
Prem. Mem. S. 7. u. f.
(g)
S. 351.
(h)
S. 350.
(k)
Second Mem. am angef. Ort
und in dieſem Werke n. 24.
(l)
Am angef. Ort Exp. 515. 517.
518. 519. 520. 521. 522. 523.
(m)
Exp. 512. 513. 514. u. f. S.
388. u. f.
(n)
Oſſ. notom. fatte nelle Tar-
tarughe
S. 67. Uebrigens iſt die-
ſe ganze Frage umſtaͤndlich abge-
handelt worden von dem beruͤhm-
ten Siegwart in der Diſſert. de
antagoniſmo fibrar. cordis.
(o)
Exp. 524. 526. 547.
(p)
Exp. 470. 477. 481. 492. 496. 506. Volcher CoiterObſ. anat.
S. 124.
(q)
Exp. 476. 484. 494. 499. 536.
(r)
Exp. 476.
(r*)
Exp. 475. 515. 534. 536. 537.
539. 542. 553.
(s)
Exp. 475. 534. 536. 542.
(t)
Second Mem. Exp. 470.
474. 478. 481. 484. 492. 498. 501.
510. 515. 532. 533. 535. 547. 552. 535.
Senac S. 294.
(u)
Exp. 477. 478. 483. 484. 503.
514. 532. 535.
(x)
Exp. 519. bovrgelat Hip-
piatrique T. II. P. II.
S. 470.
(y)
Exp. 470. 503. 515. 555.
(z)
481.
(a)
Wie es dem beruͤhmten
Waläus vorgekommen Epiſt. I.
S. 402. Epiſt. II. S. 417.
(b)
Exp. 539. 543.
(c)
Exp. 543.
(g)
Am angef. Ort S. 732. 744.
(h)
Anthropogr. S. 241. Vivi-
ſection.
S. 415.
(i)
Hannibal albertinvs am
angef. Ort. I. Alph. borellvs de
motu animal. L. II. Prop.
50. Ga-
vet
am angef. Ort. S. 19. 20.
wobei er, ich weiß nicht welchen
Erweis gebraucht hat.
(d)
Exp. 507. 508. 509. J. Fan-
ton
S. 295.
(e)
Senac S. 305.
(f)
Exp. 485. 470. 471. Harvey
S. 27. BertinTheſ. cit.Mayow
Op. S. 368. an Fiſchen. Liſter
an Schnekken u. ſ. w.
(k)
Am Froſche Charleton
Mantiſſ. anat. S. 88. an der Schild-
kroͤte die Pariſer Academiſten in
den Memoir. pour ſerv a l’hiſt.
des animaux.
(l)
I. A. borellvs, Iac. Benig.
winslow in Hiſt. de l’Acad. des
ſcienc.
1725. und 1731. Car. Phil.
glass l. c. n. 70. I. Ren. Creſc.
garengeot
am angef. Ort S. 112.
(m)
verdier Abregé d’anatom.
\&c.
(n)
Hiſt. de l’Acad. am angef.
Ort.
(o)
Diſſ. de ſyncope, die in un-
ſerer Samml. Th. VII. wieder iſt
aufgelegt worden.
(p)
S. 26.
(q)
S. 32. 38. 42.
(r)
S. 29. 30. 31. 38. 42. u. f.
(s)
S. 30. 31.
(t)
S. 33.
(u)
S. 28.
(x)
S. 34. 35.
(y)
Hiſt. de l’acad. 1731.
(z)
Am angef. Ort S. 28.
(a)
Hier folgen einige. Volche-
rus Coiter, ein alter, aber fleiſ-
ſiger Erforſcher der Natur, Obſ.
anat.
S. 124. Wilh. Harvey S.
27. 49. 165. auch an der Schlan-
ge. J. WaläusEpiſt. I. S. 402.
Nicol. Stenonis, der Sohn, de
muſcul. \& gland.
S. 5. denys
Conference XIV. Car. drelin-
covrt
in Canicid. 2. Nath. high-
morvs
Diſquiſ. anat.
S. 145. Th.
bartholin. Anat. renov.
S. 377.
Franc. bayle Problem. XX. P.
dionis Cours d’anat.
S. 426. I.
Nic. pechlin de corde n. 10. Ioh.
bohnivs
uͤber Ioſ. foresti Diſſ.
de cord. motu.
Raym. Vieuſſens
S. 84. 85. J. MayowOper. omn.
S. 369. J. Jac. PeyerObſ 32. de
Bremond am angef. Ort. J. Bapt.
Senac S. 292. 312. Joſ. Lieutaud
Eſſays anat. S. 236. Ant. Fer-
rein
Hiſt. de l’Acad. roy. des
ſcienc. 1743. n.
4. Browne Lan-
grish
am angef. Ort. n. 142. Al-
les ſind Schriftſteller, die an le-
bendigen Thieren ſelbſt Verſuche
gemacht haben.
(b)
Exper. 525.
(c)
Jn dem Tractat des beruͤhm-
ten Martinez, der im 2ten Theil
unſrer Sammlung wieder abge-
drukt iſt.
(d)
Prem. Mem. S. 63.
(e)
Am angef. Ort Exp. 526.
527.
(f)
Ebendaſ. Remus in der an-
gefuͤhrten Streitſchrift, S. 33.
(g)
Dominicus de marchettis
Compend. anat.
S. 73. Ioh. mvral-
tvs
Vademec. anat.
S. 385.
(h)
Das verſichert M. gavtier
Obſerv. T. III.
S. 482.
(i)
De cochlea S. 26.
(k)
riolan. Anthropogr. S. 234.
240. 476. und folg.
(l)
Wie shebbeare angegeben,
Princ. of pract. S. 194.
(m)
De gener. animal. S. 157.
(n)
shebbeare S. 195.
(o)
Am angef. Ort.
(p)
J. B. SenacEſſays de
phyſique
S. 191. Tr. du coeur
S. 356. Ant. ferrein, in XII.
quæſtion. Monſpelii 1738. propo-
ſitis.
(q)
Senac am angef. Ort.
(r)
S. 357.
(s)
Exp. 476.
(t)
Exp. 502.
(u)
Exper. 500.
(x)
Jm Jahr 1756, nach der Her-
ausgabe der Comm. de part. irrit.
\& ſenſibilibus.
(y)
Second Memoire Exp. 477.
482. 510. 538. 539. 556. Lanciſius
S. 57.
(z)
Ebendaſ. Exp. 482. 548. 120.
(a)
Exp. 533. 537. 538. 539. 540.
(b)
Exp. 555. 556.
(c)
Exp. 541.
(d)
539. 545. Exp.
(e)
Exp. 507. 508. 509. 534.
Dieſe Erſcheinungen hat der be-
ruͤhmte Bertier geſehen, er nennt
aber Erweiterung, was eigentlich
Zuſammenziehung heiſſen ſollte,
und er glaubte, es wuͤrden dieſe
Erweiterungen in der Abſicht wie-
derholet, damit das Blut aus der
rechten Herzkammer aufgenommen
werden moͤge. Es geſchehen aber
dieſe Erſchuͤtterungen zu der Zeit,
wenn die rechte Herzkammer nichts
durch die geſperrte Lunge zu dem
linken Ohre hindurchgehen laͤſſet;
Phyſiq. des corps anim. S. 155.
(f)
Exp. 475. 485. Man verglei-
che damit die faſt unzaͤhlbare Zeu-
gen des verfloſſenen Jahrhun-
derts, den Joh. WaläusEpiſt. I.
S. 402. Epiſt. II. S. 417. Nic.
Stenonis, den Sohn, de muſc.
\& gland.
S. 29. Thom. Bartho-
linus
anat. renov. S. 377. Jsbr.
v. Diemerbrökanat. S. 272. J.
Alph. Borellus am angef. Ort.
L. II. Prop. 38. 44. 50. 52. Petr.
BayleProblem. 20. R. Vieuſ-
ſens
Nevrogr. S. 21. J. Fanto-
nus
am angef. Ort, S. 295. Joſ.
Exup. BertinTheſ. cit. Hieron.
Queye am angef. Ort, S. 41.
(g)
Waläus am angef. Ort.
(h)
Exp. 475.
(i)
Charletonthree lectures
S. 51.
(k)
Der Verfaſſer von der Iſa-
goge anatomica,
die man hin und
wieder dem Ariſtoteles zuſchreibt,
hat ſchon vorlaͤngſt geſagt, daß der
aus dem Herzen aufwallende Saft
den Herzſchlag hervorbringe.
(l)
De format. fetus S. 11. auch
nachdem Harvey ſchon gegenſei-
tige Verſuche gemacht hatte, S.
197. und f.
(n)
Carteſius brachte auch ein
Experiment vor, beim Bever-
wyk
Epiſt. quæſt. S. 132. Es
flieſſe naͤmlich aus einer verlezten
Schlagader zu der Zeit Blut her-
aus, wenn ſich das Herz ausdehnt,
und nicht alsdenn, wenn ſich daſ-
ſelbe zuſammenziehet. Daß ſich
in einerlei Zeit das Herz und die
Schlagadern erweitern, will Mal-
vicinus
an einem Schaafe geſe-
hen haben, in util. collect. S. 11.
Eben dergleichen lehrt Gavet S.
151. Keiner aber von dieſen bei-
den Schriftſtellern iſt ein bewaͤhr-
ter Zeuge.
(o)
Wilh. Harvey S. 23. 181.
J. WaläusEpiſt. I S. 401. Ep. II.
Carol. DrelincourtCanic. 2.
Joach. TargirusPhyſiol. S. 166.
Herm. BörhaaveInſtit. rei med.
n.
180. u. f.
(p)
Exp. 475. 479. 480. 532. 543.
548. 553. 554.
(q)
Exp. 470. 479. 480. 482. 485.
491. 498. 574. 537. 540. 543. 551.
556.
(m)
G. v. hoghelande, Wolf.
sengverd Philoſ. natur.
S. 418.
J. Jac. WaldſchmidtInſtit. med.
ration. c. 3. n. 11. 12. 13. Theodor.

Craanende homine S. 154.
(r)
Exp. 471. 485. 551.
(s)
Exp. 471. 485. Harvey
S. 23. Car. DrelincourtCani-
cid.
2. J. WaläusEpiſt. I. S.
393. Thom. Bartholinus,Anat.
S. 374.
(t)
Harvey S. 58.
(u)
De anima brutor. S. 21.
(x)
Am angef. Ort S. 65.
(y)
Am angef. Ort S. 30. 21.
(z)
Exp. 487. 511. 516. 530. 546.
548. 549. 553. 554.
(a)
Exp. 526.
(b)
Jm Herzen eines ploͤzlich
Verſtorbnen war etwas Blut vor-
handen. LanciſiusObſ. poſt Tr.
de mortib. ſubitan. obſ.
2.
(c)
S. 348.
(d)
Anat. tert. renov. S. 375.
(e)
J. God. BrendelProgr. ad
Diſp. Clar. schmidtii.
(f)
Senac am angef. Ort.
(g)
Wie in den Experimenten
515. 516. 518. 526. 550. 551. 552.
553. Man vergleiche hiermit die
Experimente 477. 507. 508. 509.
(h)
Exp. 479. 480.
(i)
Elem. med. mathem. L. II.
c. 2. n.
7.
(l)
Exp. 517. 518. 519.
(m)
Harvey S. 40. 58. Coi-
ter
S. 224. MuraltVademec.
S. 267. Meine Experimente 492.
513. 514. 515.
(n)
Exp. 551. 553. u. f.
(o)
Exp. 550. 552.
(p)
Exp. die in den Noten g.
h. p.
vorher ſind angefuͤhret wor-
den.
(r)
Exp. 524.
(s)
J. WaläusEpiſt. I. S.
402. Senac S. 312.
(s*)
LieutaudMemoir. am an-
gef. Ort S. 310.
(t)
Jac. DrakeAnthropogr.
L. II. c. 7. Phil. Transact. n. 281.
bertier Phyſ. du corps animé

S. 359.
(u)
G. Erh. HambergerV. S.
350.
(y)
HarveyExercit. I. c. 2.
(z)
Joh. Maria Lanciſius am
angef. Ort S. 84. SenacT. I. S.
310. 329. T. II. 227. auch in un-
ſeren ohnlaͤngſt gemachten Verſu-
chen. Er macht ſie S. 329. viel reiz-
barer, als das Herz.
(a)
Exp. 548. 553. 554. 126.
(b)
Ebendaſ.
(c)
Exp. 473. 543.
(x)
Exp. 481. 492.
(d)
Exp 120. An der Leber und
Kehle Waläus.
(e)
Günzde humorib. S. 142.
(f)
Exp. 479. 480. 530. 532. 548.
549. 553. 554. 126.
(g)
Exp. 526. 527. Am Aale
Muralt im Vademec. S. 585.
(h)
Schwarzde vomitu \& mot.
periſt. n.
17.
(i)
Ebenderſ. ebendaſ.
(k)
Exp. 473. 475. 510. 543. 556.
120.
(l)
J. Waläus am angef. Ort
S. 783. Die neue Ausg. V. F. plemp.
Fund. med.
S. 203. und in Munit
fundam. Plemp.
S. 129. am Scha-
fe, Kalbe und Schweine. F. syl-
vivs
Diſſ. med. VII. n.
87. S. 131.
Nicol. Stenonis, der Sohn, im
Corollar. zu ſeiner Jnauguralſchrift
S. 109. 110. 111. 112. und in Epiſt.
26. Cent. IV.
Bartholinus, wie
auch In Act. Hafnienſ. Vol II. obſ.
46. S. 142. u. f. Olaus Borri-
chius
Epiſt. 51. Cent. IV. adBar-
tholinum
S. 333. Rich. Lower
c. 2. S. 73. Hollaͤnd. Ausg. S. 49.
Engl. Ausgabe. J. Jac. Wepferde
Cicut. aquat.
S. 172. die Amſterd.
Zergliederer in Obſ. colleg. priv. ſe-
lect.
S. 22. J. Fantonus am an-
gef. Ort S. 297. J. Mar. Lanci-
ſius
S. 84. 85. 86. Wilh. Cowper
ſahe eben dieſe Erſcheinung, er hat
ſie aber nicht mit gutem Rechte auf
die Zuſammendruͤkkung der Aorte
gedeutet, App. anat. Bidl. ad f. 10.
(m)
N. Stenonis, der Sohn, l. c.
J. Fantonusl. c.
(n)
Exp. 473.
(o)
Borrichiusl. c. J. Jac.
Wepferl. c. J. Fantonusl. c.
N Stenonis, der Sohn, l. c.
Lanciſiusl. c. und in meinen
neuerlich gemachten Verſuchen.
(p)
Exp. 492. u. f.
(q)
Hambergerde dilatat. cord.
n. XXII.
(r)
Siehe den vorhergehenden
6ten §.
(s)
Harvey S. 40. 58. Lanci-
ſius
S. 68.
(t)
An der Kazze Exp. 475. 478.
498. 556. 118. 119. 122. 123. 128. am
Hunde Exp. 482. 491. 510. 537. 540.
120. 121. 124. 125. am Froſche Exp.
548. 553. 126. 127. Siehe Prem.
Mem.
S. 392.
(u)
Exp. 118. 128.
(x)
Exp. 556.
(y)
Exp. 126. 127.
(z)
Exp. 556.
(a)
J. B. Caldeſi am angef. Ort
S. 67.
(b)
J. Fantonus S. 297. Er
hatte die Lungenblutadern unter-
bunden.
(c)
SenacT. II. S. 328. 509.
Ant. le camvs in Theſi, cui titu-
lus eſt: An pulſat. defect. in ve-
nis
u. ſ. f. die zu Paris herausge-
kommen, und in unſerer Samm-
lung T. II. S. 566. wieder aufge-
legt worden.
(d)
Bei Leuten, die ihre Stim-
me ſtark angeſtrenget haben, fin-
det man oft Erweiterungen des
Ohres, und der rechten Herzkam-
mer, michelotvs Comment. Bo-
non. T. I.
(e)
An einem Hypochondriſchen,
in deſſen rechtem Herzohre ein wil-
des Faſergewaͤchſe ſtak, fand Lan-
ciſius
dieſe Hoͤle ſehr erweitert,
am angef. Ort, neue Ausgabe S.
311. Ein aͤhnliches Exempel hat
FantonusObſ. 2. Senac meldet
von alten und harten Anſaͤzzen in
der rechten Kammer, wovon die
Holader, das rechte Ohr, und das
rechte Herz ungemein erweitert
war, T. II. S. 417.
(f)
Von einem zu Knochen ge-
wordnen Stuͤkchen des rechten
Herzohres, erfolgte eine wunder-
bare Ausdehnung, und ein ſtarkes
Herzklopfen, Memoir. de l’Acad.
des ſcienc. avant 1699. T. II.
S.
238.
(g)
Das rechte Herzohr war drei-
mal groͤſſer geworden, da ſich die
Lunge verzehret hatte, C. Ste-
phanus
S. 216. bei einer Ver-
haͤrtung der Lunge war das rechte
Ohr ſehr groß, LöſekeObſ. anat.
chir.
S. 35.
(h)
morand Memoir. de l’Acad.
1732. S. 432. 433.
(i)
HombergMem. de l’Acad.
des ſcienc.
1704. S. 159.
(k)
lavrent. Anat. S. 495.
(l)
§. 13. des 2ten Abſchnitts.
(m)
VieuſſensObſ. d’anat. \&
de med. pract.
S. 164.
(n)
§. 6. des 3ten Abſchnitts.
(o)
Jm Exempel, das der vortrefliche Senac anfuͤhret.
(p)
Exp. 548. 549. 551. 553. 554.
(q)
S. 20. 40. 58. 282. u. f.
(r)
Epiſt. I. S. 400.
(s)
C. 2. S. 45.
(t)
De ranis S. 120. vergl. da-
mit den P. Lauremberg im Col-
leg. anat.
S. 371.
(u)
An der Kazze Exp. 470.
(x)
Exp. 543. am Hunde.
(x*)
De motu ſangu. per cor,
n.
5.
(y)
Daß die Schlagadern ver-
ſchloſſen ſind, wenn das Blut aus
der Blutader ins Herze tritt, de
uſu part. L. VI. c.
15.
(z)
I. C. arantivs Obſ. anat.
S. 34. George bvssiere Lettre a
M. mery
S. 23. 24. W. Cheſel-
den
am angefuͤhrten Ort S. 180.
von der Aortenmuͤndung.
(a)
Senac am angef. Ort S. 88.
(b)
Oben §. 4. im 3ten Buch,
von dem Umlauf des Blutes, 2ten
Abſchnitt.
(c)
Harvey S. 40.
(d)
LieutaudPhyſiol. S. 67.
(e)
Hæmaſtatiks S. 23.
(f)
Exp. 551. 553.
(g)
Memoir. de l’Acad. roy. des
ſcienc.
1710. S. 421.
(h)
Exp. 474.
(i)
Jm 6ten Abſchnitt §. 6.
(k)
Exp. 543. vergl. Obſ. colleg.
priv. Amſt.
S. 23.
(l)
SenacT. I. S. 343. 344.
(m)
Beim Galenus,de hipp.
\& platon.
Decret. L. VI. c.
6.
(n)
De uſu part. L. VI. c. 10.
(o)
Harvey. J. A. Borellus
am angef. Ort L. II. Propoſ. 35. 55.
Claudius PerraultEſſays de Phy-
ſique T III.
S. 258.
(p)
Edmundus de meara in
Williſium de febribus
S. 75. Ga-
vet
am angef. Ort S. 124.
(q)
Oſſerv. anat. fiſiche S. 8.
Diſcorſo anatom. S. 8.
(r)
S. 354. 357.
(s)
Jm 3ten Abſchnitt des 4ten
Buchs, §. 7.
(t)
Diſp. de motu ſanguin. per
cor, n.
6.
(u)
Exp. 487. 516. 526. 530. 546.
548. 549. 551. 554. Nic. stenon.
Fil. acta Hafnienſ. ann. II.
S. 141.
HarveyExerc. I. S. 33.
(x)
Second Memoire ſur le mou-
vement du ſang, Exp. 52. pec-
qvet
Diſſ. anat.
S. 34.
(y)
Parerg. med. S. 144.
(z)
SenacT. II. S. 318.
(a)
michelotti Comment. Bo-
non. T. I.
(b)
duverney Memoir. de
l’Acad. des ſcienc.
1730. S. 158.
(c)
Vaterde cauſa mortis ſubi-
taneae.
(d)
Breslauer Sammlungen 1723. Mon. May, S. 560.
(e)
qvesney des fievres T. II. S. 448.
(f)
Jm 4ten Buch, 3ten Abſchn. §. 6.
(g)
Der im 3ten Buche beſchrie-
ben worden.
(h)
Exp. 479. 480. 516. 530. 548.
549. 553. 554.
(i)
Exp. 526. 527.
(k)
Jn denen noch nicht bekannt
gemachten Verſuchen.
(l)
Harveyde gener. animal.
S. 58. Lanciſius am angef. Ort,
S. 141. maitre iean de la forma-
tion du poulet,
S. 71. Senac S.
314. 325.
(m)
willis. de anima brut.
S. 21.
(n)
Caldeſi S. 65.
(o)
MuraltVademec. anat. S.
385. ſehr ſchon, und mit vielem
Fleiſſe.
(p)
A. v. LeeuwenhökPhil.
Transact. n.
319.
(q)
HarveyExercit. I. de mo-
tu ſanguin.
S. 40. 41.
(r)
Nicol. Stenonis,Fil. Epiſt.
93. Cent. III. barthol. Act. Haf-
nienſ.
am angef. Ort S. 145.
(s)
J. Jac. PeyerObſ. 50.
(u)
Vergl. den Comment. in
boerh. T. II.
S. 227.
(x)
MalpighiPoſth. S. 17.
HalesHæmaſtat. S. 66. Cowper
Phil. Transact. n. 285. f. 5. 6. und
n. 280.
(t)
Exper. 102. ſur le mouvem.
du ſang.
(y)
Hales ebendaſ. S. 68. Phil. Transact. am angef. Ort.
(z)
J. WaläusEpiſt. I. S. 388.
(a)
Hiſt. de l’Acad. des ſcienc.
1701. S. 25. 26.
(b)
Littre ebendaſ. 1704. hiſt. XI.
(c)
QueitſchSelect. Francof. T.
IV. vol.
6.
(d)
VieuſſensTr. du coeur,
c. 16. T.
13.
(e)
Lanciſius am angef. Ort,
neue Ausg. S. 299.
(f)
Themel Obererzgeb. Samm-
lung T. II. S. 76.
(g)
Damian. sinopaevs S. 55.
(h)
BartholinusHiſt. 56.
Cent. I.
(i)
Beckde palpitat. cord. un-
ter den practiſchen von mir her-
ausgegebenen Diſſert. T. II.
(k)
Der vortrefliche Mekel
Memoir. de l’Acad. des ſcienc. de
Berlin.
1750. S. 167.
(l)
SenacT. I. S. 310.
(m)
In Oeconomia animal. Gou-
dæ, an.
1685.
(n)
Am angef. Ort S. 746.
(o)
De re anatom. L. VII. c. 1.
S. 178. 179.
(p)
Anat. corp. hum. S. 230.
289.
(q)
Anat. L. IX. c. 8.
(r)
HunauldMem. de l’Acad.
roy. des ſcienc.
1735. S. 19.
(s)
Der beruͤhmte Langhans
Act. Helvat. T. II. S. 125.
(t)
douglas Phil. Transact. n.
345.
(u)
Lanciſius am angef. Ort
S. 299. neue Ausgabe.
(x)
Man ſehe nach, was im vor-
hergehenden 10ten §. von der rech-
ten Schlagadermuͤndung iſt gemel-
det worden.
(x*)
§. 12. B. 4. Abſchn. 3.
(y)
Die linke Kammer iſt mit
dem Lebensgeiſte angefuͤllt. Era-
ſiſtratus
bei dem Galenusde Hip-
poc. \& Plat. decret. L. I.
voll vom
thieriſchen Geiſte, Chryſippus
bei eben demſelben. Der linke Si-
nus ſchikket durch die Schlagadern
den Geiſt, durch die Blutadern
Blut fort, pollvx in Lexico.
(z)
Herophilus beim RufusI.
S. 42. Galenusde uſu part. L.
VI. c.
10. 20. u. f. Der Verfaſſer
des Hippocratiſchen Buches [...]
[...]n. 10. hatte ſie eine knorpli-
ge Blutader genennet.
(a)
Galenus ebendaſ. Oriba-
ſius
de corde.
(b)
Ebenderſ. ebendaſ. c. 17.
(c)
Ebendaſ.
(d)
Ebendaſ. c. 10. 14 15. u. f.
(e)
L. V. de Trinitate, ſo 1553.
herausgekommen. Man ziehe hie-
her die Stelle aus der Lebensbe-
ſchreibung des Servetus, welche
von unſrem ehemaligen vortrefli-
chen Collegen, dem Mosheim, iſt
herausgegeben worden, wie auch
bei dem wotton of antient \& mo-
dern learning,
S. 212. und den
Douglasin Bibliographia anato-
mica.
(f)
Am angef. Ort L. VII. c. 177.
(g)
Servetus, Columbus,
Arantius
Obſ. anat. 33.
(h)
Galenus am angef. Ort.
CäſalpinusQuæſtion. Peripat. L.
V. c.
4. S. 125. b.Arantius am
angef. Ort. C. Hoffmannde tho-
rac.
S. 245. de uſu partium, S.
107.
(i)
Cäſalpinus am angef. Ort.
Arantius, Proſper Borgaruc-
cius
Contemplat. anat. S. 254.
J. Valverdus. J. Langius Lem-
bergius
beim Foliusde ſangui-
nis via a dextro in ſiniſtr. cord.
ventriculum.
J. C. Arantius, der
aber, weil er zaghafter war, beſſer
geſehen, als gelehret hat. Piga-
tella,
ein Schuͤler des Fallopius,
bei dem Monaviusin Collect.
epiſt. ſelect. L. V.
S. 345.
(k)
Adr. Spigelius, C. Hof-
mann
am angef. Ort. Hermann
ConringDiſp. de calido innato.
Leid. 1627. n.
14.
(l)
Am angef. Ort.
(m)
Ebendaſ.
(n)
Exercit. anat. am angef. Ort.
(o)
De corde S. 154.
(p)
Vergleiche damit den vor-
hergehenden 11ten §.
(q)
Ebendaſ.
(r)
Am angef. Ort S. 495.
(s)
De elaſticit. fibr. S. 7.
(t)
Der vorhergehende 13te §.
(u)
Exp. ſur le mouvement du
ſang. Exp. 52 53. Exp. ſur la na-
ture irrit.
u. f. n. 526. 550. 551.
552. 553. 554.
(x)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1735. S. 20. 21.
(y)
§. 10. Abſchn. 3. Vom Baue
des Herzens und §. 17.
(z)
Ebendaſ. Siehe auch den
galenvs de Hippoc. \& Platon.
decretis L. 6. c.
6. Senac S. 359.
(a)
Senac S. 360.
(b)
faber ad hernandez S.
606.
(c)
Am angef. Ort S. 124.
(d)
meibom. de valvulis n. 50.
(e)
Stahelinde Pulſib. S. 14.
(f)
Lanciſius S. 137.
(g)
Schaarſchmid Berlin. Nach-
richten 1740. n. 6. Faſt eben ſol-
che Geſchichte befinden ſich in der
Hiſt. de l’Acad roy. des ſcienc.
1713. n.
3. und es erfolgte der Tod
ebenfalls ſchleunig, wie in denen
Ephem. Natur. Curioſ. Dec. I. an.
3. obſ.
282. gemeldet wird.
(h)
Cowper am angef. Ort,
Tab. 40. f. 4. 6.
(i)
SenacT. II. S. 413.
(k)
DouglaßPhil. Transact.
n.
345.
(l)
Cheſelden am angef. Ort
S. 182. Phil. Transact. n. 357. Eph.
Nat. Curioſ. Dec. I. ann. I. obſ.

70.
(m)
JurinPhil. Transact. n.
358.
(n)
Inſtit. rei med. n. 147. 155.
richtiger iſt dieſes angezeigt in der
6ten Ausgabe n. 159.
(n*)
§. 17. eben dieſes Abſchnit-
tes.
(o)
Reponſe à M. winslow
S. 112.
(p)
Exp. 479. 480.
(q)
Exp. 482.
(r)
Exp. 516.
(s)
Exp. 533. 537. 548.
(t)
J. PecquetDiſſ. S. 73.
J. Fanton am angef. Ort S. 296.
(u)
Am angef. Ort. Exp. 470.
474. 478. 493. 503. 510. 515.
(x)
HarveyExercit. I. S. 38.
und die mehreſten, welche in fol-
gender Note. (h) ſollen benennet
werden.
(x*)
§. 9. Abſchn. 2. B. 4.
(y)
Exp. 474. 482. 540.
(z)
Jm folgenden §. 24.
(a)
Exp. 507. 508. 509.
(b)
Exp. 517. 518. 541. 545.
(c)
Exp. 492. 493.
(d)
Exp. 526. 546. 549.
(e)
Exp. 473. Harvey S. 38.
(f)
Exp. 470. Riolanusnot. de
mot. cord.
S. 38.
(g)
Exp. 470. 473. 474. 478. 479.
480. 481. 493. 503. 516. 526. 530.
546. 548. 549. 554.
(h)
Volcher CoiterObſ. anat.
S. 124. 126. Wilh. Harvey am
angef. Ort S. 38. 40. ꝛc. und de ge-
ner animal.
S. 53. RiolanusAn-
thropogr.
S. 241. 415. 418. und in
not. de mot. cord.
S. 83. J. Jac.
Wepferde Cicut. aquat. S. 90.
Car. DrelincourtCanicid. 2. n.
10. J. Jac. PeyerObſ. anat. n. 21.
J. B. Caldeſi am angef. Ort S. 65.
J. Alph. Borellus am angef. Ort
L. II. Prop 55. Dom. de marchet-
tis
Compend. anat.
S. 74. J.
Muralt am angef. Ort S. 385.
(am Aale, und zwar recht gut). Nic.
StenoAct Hafnienſ. T. II. S.
145. Olig Jacobäusde ranis
S. 120. an dem Salamander.
Raym. Vieuſſensde remot. \&
proxim. princ.
S. 86. du Coeur
im lezten Capitel. Ant. v. Leeu-
wenhök
am Hechte, Phil. Trans.
n. 319. bussiere Lettre a. M. mery

S. 21. an der Schildkroͤte. J. Mar.
Lanciſius S. 84. am klopfenden
Punct des Huͤnchens, Maitre Jean
de la format. du poulet
S. 71. Joh.
Fanton am angef. Ort, S. 310.
an Froͤſchen, Browne langrish
Croonian lecture
S. 92. J. B.
Senac S. 314. 325. u. ſ. f. Alles
ſind Augenzeugen.
(i)
Exp. 470. 474. 475. 478. 492.
493. 503. 514. 536. 542.
(k)
Harvey S. 26. 30. 38. Wa-
läus
Epiſt. I. S. 400. oder 784. der
dritten Ausg. Lowerc. 2. S. 45.
(k*)
Exp. 471. 485.
(l)
Am angef. Ort. Prop. 59.
60. 61.
(m)
S. 88.
(n)
S. 43.
(o)
S. 88. 89.
(p)
Deſſen oͤfters angefuͤhrte
Diſſert. n. 69.
(q)
Jm Programma, de ſenten-
tia Lanciſiana, non penitus im-
probabili.
(r)
Exercit. I.
(s)
S. 248.
(t)
S. 403.
(u)
S. 87.
(x)
Exp. 474. 477. 492.
(y)
stenonis Act. Hafnienſ. am
angef. Ort. S. 142. J. Jac. Peyer
Obſ. 32. J. v. BeverwykQuæſt.
epiſt.
S. 143. Senac S. 324.
Browne Langrish am angef. Ort
S. 143. Highmorusde generat.
S. 71.
(a)
Waläus S. 401. Ensde
cauſa, vires cordis alternas pro-
ducente, n.
5.
(b)
Harvey S. 49. 51.
(c)
Exp. 470.
(d)
Exp. 473. 474. 482. 491. 492.
494. 510. 514. 537. 540. 543. 555.
556. Es werden dieſelben bald wie-
der in folgenden angefuͤhret wer-
den.
(e)
Exp. 517. 540. 541. 545.
(f)
Exp. 496. 517. 518. 519. 521.
(g)
De motu ſanguin. per cor
n.
13.
(h)
§. 13. Abſchn. 4.
(i)
Von der Bewegung des Blu-
tes durchs Herz. ebendaſ.
(k)
Die eben jezzo angefuͤhrte Stellen.
(l)
Epiſt. anat. XV. n. 13.
(m)
Compend. anat. oeconom.
S. 27.
(n)
VieuſſensTr. du coeur
S. 41. Vergleiche hiermit den 9ten
§. des 2ten Abſchnitts im 4ten
Buch.
(o)
§. 21. dritter Abſchn. 4. B. und Vieuſſens S. 88.
(p)
Jm vorhergehenden §. 20.
und 21.
(q)
Jm vorhergehenden §. 21.
(r)
Harvey S. 39.
(s)
Unſre Exp. 474. 482. 514.
543. 555.
(t)
Exp. 515. 521. 522.
(u)
Exp. 517. 518. 519. 520. 523.
(x)
§. 19. B. 4. Abſchn. 4.
(y)
Ebendaſ.
(z)
Hiervon ſoll im 5ten Bu-
che ausfuͤhrlich gehandelt werden.
Man vergleiche hierbei Second
Memoir. ſur le mouvem. du ſang.

S. 236. n. 4.
(a)
Eſſays of Society at Edim-
burg, T. III.
S. 398.
(b)
Am angef. Ort S. 297.
(c)
Ens am angef. Ort, n. 14.
Senac S. 320.
(d)
Senac ebendaſ.
(e)
tosetti Lettera 2. eſper. 19.
(f)
An dem radfoͤrmigen Thier-
chen (animal rotiferum). baker
Employement for the microſcope

S. 280.
(g)
Harvey S. 39. Second Me-
moir. ſur les parties ſenſibl. \& ir-
ritabl. Exp.
471. 474. 482. 512. 513.
514. 543. 555. und in meinen neu-
lich gemachten Verſuchen, die noch
nicht herausgegeben ſind, vom Jahr
1756.
(h)
Harvey am angef. Ort.
Highmorde gener. 71. Lanci-
ſius
S. 85. wo er von dem pun-
cto ſaliente
handelt. SenacEſſays
de phyſ.
S. 479. Second Mem.
Exp.
482. 510. 512. 513. 514. 543.
555. und in den neueſten Verſu-
chen.
(i)
Eine halbe Stunde, Exp.
555. eine ganze, im Jahre 1756,
zwo, in eben den Verſuchen, und
n. 473. 482. ſieben Stunden im
Exp. 472.
(k)
Volcher CoiterObſ. S. 125.
Harvey, DrelincourtCanic. 5.
Vieuſſensde remot. \& proxim.
S. [1]87. Second Memoir. \&c. Exp.
482. 543. 555. u. f. doch iſt es zu-
weilen anders beſchaffen. So kam
die rechte Kammer eher, als das
linke Ohr, zur Ruhe, im Exp. 474.
499. und einmal in unſren neue-
ſten Verſuchen.
(l)
Exp. 473.
(m)
Bei einer Schildkroͤte that
die Herzkammer 180 Schlaͤge, das
Ohr 240, Caldeſi am angef. Ort.
(n)
Jm vorhergehenden §. 20.
Dreimal, viermal, endlich ſechs-
mal geſchwinder, Exp. 492.
(o)
Woodward S. 87.
(p)
Exp. 476. 484. 498. 499. 536.
537.
(q)
MorgagniEpiſt. XV. n. 54.
Senac S. 335. Whytt. Unſer
535ſtes Experiment.
(r)
Exp. 541. 543.
(s)
Beim Galenusde Admi-
niſtr. anat. XV. c.
15. und Riola-
nus
S. 415.
(t)
Galenus am angef. Ort.
Veſalius S. 746. 824. Harvey
S. 26. 27. 28. 39. und de generat.
animal.
S. 151. DrelincourtCa-
nicid.
5. BohnCircul. phyſ. S.
93. VieuſſensNevrograph. S. 93.
J. Jac. PeyerObſ. 32. Lanciſius
S. 85. der beruͤhmte Aug. v. Ber-
gen
Commerc. litt. Nor. 1738. heb-
dom.
17. Browne Langrish.
Whytt
Second Memoir. Exp. 474.
492. 494. 512. 513. 514. 543. 555.
556.
(u)
Exp. 555. u. f.
(x)
Exp. 556.
(y)
Ohnlaͤngſt an einer Kazze.
(z)
Exp. 473. am Hunde.
(a)
LeeuwenhökPhil. Trans.
n.
319.
(b)
Wepferde Cicut. aquat.
S. 304.
(c)
Caldeſi S. 66. 67.
(d)
Exp. 479. 480.
(e)
Exp. 474. 491. 535. 537.
(f)
Exp. 535.
(g)
Am angef. Ort.
(h)
HarveyExercit. I. S. 39.
Amſtelod. in Colleg. privato, obſ.
S. 22.
(i)
Senac am angef. Ort. Se-
cond Memoir. Exp.
498. 499. 510.
(l)
tosetti Letter. 11. eſp. 20.
(m)
Wepferde Cicut. aquat.
S. 304. WoodwardSupplem.
S. 77. 78 Whitt S. 352. 353.
(n)
LeeuwenhökPhil. Trans.
n.
319. wenn er vom Aale redet.
Zimmermann am angef. Ort, S.
58. Man vergleiche damit unſre
Experimente.
(o)
Exp. 488.
(p)
Exp. 540.
(q)
Exp. 496. 541. 545. Wood-
ward
Supplem. S. 87. an der
Natter.
(r)
Exp. 473.
(s)
WaläusEpiſt. I. S. 399.
Nicol. Stenonis, der Sohn, in
Act. Hafnienſ.
am angef. Ort, und
in Epiſt. bartholin. 26. Cent. IV.
MuraltVademec. anat. II. S. 385.
Lowerc. II. S. 49. Wepfer am
angef. Ort S. 172. Colleg. Amſte-
lod. priv.
obſ.
S. 22. Lanciſius
S. 84. 87. Ausgabe in Folio. Fan-
ton
S. 297. 315. Whytt S. 354.
359.
(t)
Fantonus, Waläus, Lan-
ciſius, Wepfer.
Sehr oft hat ſie
in meinen Verſuchen vom Jahr
1756. ſich zwo, drei, und mehr Stun-
den laͤnger bewegt. Das Blut zit-
terte zulezt darinnen, Harveyde
generat. anim.
S. 152.
(u)
Jn eben denſelben Experi-
menten. Man vergleiche damit den
vorhergehenden 20ſten §.
(x)
Eine Stunde nach dem Stil-
leſtehen des Ohres: auch hundert
und zehn Minuten, und daruͤber.
(y)
Ebendaſ.
(z)
Die Holader ſchlug zwei- drei- auch zehn- und zwoͤlfmal,
in der Zeit, da die Lungenblutader nur einmal ſich bewegte.
(a)
Ebendaſ. bis auf hundert und zehn Minuten lang.
(b)
Memoir. ſur le mouvement du ſang. Exp. 44. 46. 52. 55.
(c)
Senac S. 338.
(d)
Am angef. Ort Exp. 67. 71.
81. 82. 84. 85. 91. 126. 163. 173.
189.
(e)
Ebendaſ. S. 62. Leeu-
wenhök
Exper. \& contemplat.
S. 65. BakerPhiloſ. Transact.
n.
460. und in Microſc. made eaſy
S. 134. 136.
(f)
Es laͤugnet dieſes der be-
ruͤhmte Joſias WeitbrechtCom-
ment. acad. Petrop. Tom. VII.
S.
320. T. VIII. S. 339. 340.
(g)
Steph. HalesHæmaſtat.
S. 69.
(h)
J. WaläusEpiſt. I. S. 781.
Ausgab. vom Jahr 1674.
(i)
Am angef. Ort. Exp. 122.
130. 132. 133.
(k)
Am oft angefuͤhrten Ort, S.
236. n. 4.
(l)
Jm 2ten Buch §. 31.
(m)
Sect. V. n. 4. und Second
Memoir. ſur les part. irrit. \& ſen-
ſibl. Exp.
473.
(n)
Exp. 478. und folgende not.
c.
S. 389. eben deſſelben Buches.
(o)
Sect. V. n. 17.
(p)
Ebendaſ.
(q)
Ebendaſ.
(r)
Ebendaſ. vermittelſt eines
Federmeſſers. Zod. Gall. P. II.
S. 264.
(s)
Es geſchiehet die Verwand-
lung einer Raupe, in ihre Puppe,
mittelſt der Kraft des Herzens,
welches alsdenn in der ſtaͤrkſten
Arbeit iſt. malpighivs de Bomby-
ce
S. 26.
(t)
La peyronie beim vortref-
lichen senac, T. II. S. 344.
(u)
Exp. 219. 227. 229.
(x)
Obſ. pathol. 52.
(y)
Jm 3ten Buch §. 4. Second
Memoire \&c. Exp.
192. 201. 204.
206. 207. 217. 220. 227. 228. 230.
(z)
Ebendaſ. Exp. 87. 207.
(a)
Muſ. Petropol. T. I. S. 313.
Robinſonof ſuddem deaths S.
44. MorandMemoir. de l’Acad.
des ſcienc.
1732. S. 430. u. f.
(b)
Second Memoir. ſur les part.
ſenſibl. \& irrit.
S. 387.
(c)
Man hat alſo hin und wie-
der ganz unrecht vorgegeben, daß
das Herz ſpaͤter gebildet werde,
nachdem bereits die Blutgefaͤſſe
zum Vorſchein gekommen waͤren.
Homme phyſique, S. 100. 101.
welches auch R. Whytt behau-
ptet, Inquiry into the cauſes \&c.
S. 80.
(d)
Raisin Embryolog. S.
10. 11.
(e)
Robinſonof food and di-
ſcharges
S. 120.
(f)
Ebenderſ. Eſſay on animal
oeconomy, T. II.
S. 408. dis-
dier
Anat. raiſonnée
S. 180.
(g)
tosetti Lettera II. obſ. XI.
XII.
(h)
maitre iean de la format.
du poulet
S. 285. Ens am angef.
Ort, S. 14.
(i)
BernerApplicat. mecha-
niſm. \&c.
S. 70.
(l)
Cheſelden am angef. Ort,
S. 200.
(m)
Es verhaͤlt ſich zum Herzen
eines vierfuͤßigen Thieres, wie
168 zu 263. Robinſon im angef.
Werk.
(n)
willvgby Ornitholog.
S. 13.
(n*)
maitre iean S. 285.
(n**)
Robinſonon food and
diſcharges
S. 101. 102. 103. 106.
(o)
Ariſtotelesde part. anim.
L. II. c.
4. PliniusL. XI. S. 625.
BartholinusAnat. S. 355. Jn-
deſſen ſchraͤnket dieſer doch ſeine
eigne Meinung etwas naͤher ein
in der Hiſt. 86. Cent. II.
(k)
Robinſ.on food and diſchar-
ges
S. 103. 104. Anim. oeconom.
T. II.
S. 408.
(p)
Robinſon am angef. Ort.
(q)
Ebenderſ. ebendaſ.
(r)
Ebenderſ. S. 104.
(s)
Ebenderſ. ebendaſ. S. 107.
Eſſays on animal oecon. T. II.
S. 408.
(t)
Ebenderſ. of food \&c. S.
109.
(u)
Ebenderſ. ebendaſ. S. 117.
118. 119.
(x)
Jurin Diſſert. S. 83.
(y)
Second Memoir. ſur le mouv.
du ſang.
die ganze Sect. VIII.
(z)
WhyttPhyſiologic. eſſays
S. 45.
(a)
Memoir. de l’Acad. des
ſcienc.
1740. S. 594. 595.
(b)
Am angef. Ort T. I. S. 256.
Andre Exempel hat Everhard,
Voglius
Hiſt. fluid. nerv.Va-
liſnerius
Op. T. II. S. 302.
SchellhammerEph. nat. curio-
ſor. dec. II. ann. 9. obſ.
148. Mon-
roo
beim Cheſelden.
(c)
Derer geringern aͤuſſerlichen
Zerſtoͤrungen am Herzen, inglei-
chen derer Verwundungen, die erſt
nach geraumer Zeit toͤdtlich gewor-
den ſind, davon man uͤberall Bei-
ſpiele findet, jezzo nicht zu geden-
ken.
(d)
Dom. de marchettis
Obſ.
47.
(e)
Eph. Nat. Curioſ. Dec. I.
ann. 3, obſ.
65.
(f)
M. cornax Enchirid. S.
206.
(g)
klavnig Noſodoch. obſ. 69.
(h)
Lud. Leodigar. gouey le
veritable Chirurgien
S. 269. 270.
(i)
martinez de corde S. 20.
aus dem Teleſius. LindenSelect.
S. 261.
(k)
SenacT. I. S. 483. T. II.
S. 222. 223. 381. 389.
(l)
Ebenderſ. T. II. S. 390.
(m)
Georg. Aug. Langguthde
Senſorio communi
S. 14.
(n)
Exp. 196.
(o)
Exp. 235.
(p)
Exp. 226.
(q)
Exp. 194. 195. 196. 221. 222.
225. 226. 228. 234. 235.
(r)
Exp. 195. 196. 204. 206. 217.
218. 222. 223. 224. 225. 226. 227.
228. 229. 233. 234.
(s)
Caldeſt am angef. Ort S. 76.
(x)
WoodwardSupplem. S.
101. 102.
(y)
J. Alph. Borellusde mo-
tu animalium L. II. propoſ.
31.
(z)
Jm fuͤnften Buche.
(a)
Alexander ThomſonDiſſ.
med. I.
(b)
Joh. von GorterExercit. V.
n.
2.
(c)
HalesHæmaſtat. S. 23. II.
baker Microſc. made caſy
S. 121.
F. de sauvages in Comment. ad
hæmaſtaticam
S. 250.
(d)
Nic. andry in Remarques
de medecine. senac, Ioſ. brvn
Otia phyſiol.
S. 15.
(e)
An inquiry into the cauſes
which promote the circulation of
the fluids in the very ſmall veſ-
ſels of the animals. Edimburgh.

1755. 8.
(f)
S. 10.
(g)
S. 10. 11.
(h)
S. 19.
(i)
Er rechnet dieſes ziemlich
reichlich, ſtatt der 51, die Hales
angiebt S. 30.
(k)
S. 31.
(l)
S. 34.
(m)
Am angef. Ort, Prop. 78.
(n)
Etwas aͤhnliches hiervon,
aber nur von der Bewegung des
Blutaderblutes, hat bereits vor
dieſem heruͤhmten Manne, in
Deutſchland Ern. Ant. Nicolai,
in dem Tractat vom Pulsſchlage,
vorgetragen.
(o)
S. 80.
(p)
Thomſon am angef. Ort.
Andry am angef. Ort.
(q)
Pechlinde corde n. 22.
Thomſon S. 26. 28. 35. scara-
mvzzi
in Giornale di Parma 1689.
n.
8. Vieuſſensde corde S. 77.
Andry am angef. Ort. C. Gottl.
LudwigPhyſiolog. S. 203. J.
von Gorter am angef. Ort.
(r)
Senac am angef. Ort. T. II.
S. 200.
(s)
Ebendaſ. T. II. S. 166. 224.
225. 226.
(t)
SenacT. II. S. 173.
(u)
Ebenderſ. S. 174.
(y)
An der Holader Santorin
de nutrit. n. 15.
(x)
Jm 2ten Buch, 1 Abſchn.
§. 13. dieſes Werkes.
(z)
Vieuſſensdu Coeur S. 107.
108. SenacT. II. S. 224.
(a)
Philoſ. Transact. n. 280. Be-
ket
Obſ. 27.
(b)
Philoſ. Transact. n. 335.
(c)
J. Gottl. Krüger Phiſio-
logie n. 125. Franc. Boiſſier uͤber
HalesHæmaſtatiks S. 9. Joſ.
Brunde Suctione vaſorum capil-
larium in corpore humano.
(d)
Joſ. Brun am angef. Ort.
(e)
Börhaavein Prax. med.
T. l.
S. 298. und ehemals de util.
ratioc. mech.
S. 34.
(f)
S. 38. Londner Ausgabe in
Folio.
(g)
Hæmaſtatiks S. 96. Thom.
Schwenke S. 27.
(h)
Jm angefuͤhrten Buch.
(i)
Am angef. Ort.
(k)
Of vital motions S. 95. 96.
und im kurz vorher angefuͤhrten
Tractat im 2ten Abſchnitt.
(l)
S. 43.
(m)
S. 46. 49. 50.
(n)
S. 49.
(o)
S. 51.
(p)
Wenn naͤmlich die Erweite-
rung, und folglich auch das Zu-
ſammenziehen, eben ſo groß, als
an der Aorte, waͤre, S. 56. 57.
58.
(q)
S. 59. 60.
(r)
S. 60.
(s)
Jn der Oeconomy of hu-
man frame.
(t)
De aëre electro \&c.
(u)
Jm 5ten Abſchnitt dieſes
Buches.
(x)
Von 28 bis zu 87 Schlaͤgen
an einer Natter, B. langrish on
muſcul. mot.
gegen das Ende.
(y)
charleton three lectures,
S. 79.
(z)
Von der Waͤrme der Hand,
swammerdam de Reſpir. S. 101.
follivs Recreat. ment. S. 60.
(a)
Durch umgeſchlagene wolle-
ne Tuͤcher wird der Pulsſchlag
wieder hergeſtellt, smellie Caſes
in midwifry,
S. 308.
(b)
Auf zehn Pulsſchlaͤge in ei-
ner Minute, floyer Pulſewatch,
S. 78. 250.
(c)
Hanov Seltenheiten I. S.
577. lyonnet theol. des inſectes,
S. 135.
(d)
An der Schnekke ſchlaͤgt das
Herz im Winter nicht, Harvey
S. 46.
(e)
Whytt S. 42. von den
Schwalben, Phyſicaliſch- öco-
nomiſcher Patriot,
T. I. n. 49.
(f)
Floyer am angef. Ort.
(g)
Phyſique des corps animals,
S. 197. 200. 202. und das ganze
5te Buch.
(h)
Laut dem Verſuche, der im
ſo genannten Marienbade angeſtellt
worden, S. 206.
(i)
S. 206. 207.
(k)
S. 210.
(l)
S. 222.
(m)
S. 233.
(n)
S. 239.
(n*)
Am angef. Ort S. 358.
Eben dieſes iſt die Meinung des
Hutchinſons geweſen; ſiehe deſ-
ſen Oeconomy of human frams.
(n**)
Am angef. Ort, S. 360.
(o)
Vergleiche damit J. B.
Bianchide due moſtri, S. 97.
(p)
Senac am angef. Ort T. II.
S. 483.
(q)
§. 25. dieſes Abſchnittes.
(r)
Second Memoir. ſur le mou-
vem. du ſang.
S. 341.
(s)
Exp. 203. 204. 208. 210. 219.
223. 228. 232.
(u)
Vergl. Sec. Memoir. S. 39.
(x)
Exp. \& contempl. S. 175.
und T. III. Oper. S. 114.
(y)
Am angef. Ort S. 136.
(t)
A. de heyde Exp. S. 6.
H. Baker am angef. Ort S. 121.
G. Adams S. 45. A. v. Leeu-
wenhök
Exp. \& contempl. S.
167. u. f.
(z)
Hæmaſtat.’ S. 69.
(a)
Exp. ſur le mouv. du ſang.
n.
192. 205. 207. 217. 220. 227. 228.
230.
(b)
SenacT. II. S. 153.
(c)
Siehe des 2ten Buchs erſten
Abſchnitt, §. 7.
(d)
Bei dem Stähelinde Pul-
ſu,
S. 21.
(e)
ProcopeAnaliſe de la tri-
turation,
S. 64. 79. der Beweis-
grund des beruͤhmten Mannes iſt
folgender: Wenn die Kraft derer
Faſern, die nach der Laͤnge derer
Schlagadern fortgehen, groͤſſer iſt,
ſo wird ſich die Schlagader nie zu-
ſammenziehen koͤnnen; iſt aber die
Kraft derer in die Rundung lau-
fenden Faſern ſtaͤrker, ſo wird ſich
die Schlagader niemals erweitern
koͤnnen.
(f)
Jm 2ten Buch dieſes Werks, 1 Abſchnitt, §. 13.
(g)
B. 2. Abſchn. 1. §. 6.
(h)
Prax. med. Utrechtiſche
Ausgabe, T. I. S. 211. 212.
(i)
Exp. 48. Remus an ange-
fuͤhrten Orte Exp. 2. WhyttObſ.
S. 45.
(k)
Exp. ſur le mouvem. du
ſang,
S. 236. n. 4.
(l)
Robinſon am angef. Ort,
S. 101. 120.
(m)
Harvey am angef. Ort
S. 218. CowperPhil. Transact.
n.
280. 299. Fiſcherde Senio, S.
76. Meine Opuſc. patholog. obſ.
47. 51. Man fuͤge noch hierzu, wenn
es beliebig iſt, die verſchiedenen
Geſchichte des Vieuſſens, am an-
gef. Ort S. 107. 108. 109. Naish
Phil. Transact. 369. ferner n. 483.
BaſſDec. III. obſ. 4. nebſt andern
ſehr haͤufigen Beobachtungen von
knochenhaften Schlagadern.
(n)
Opuſc. patholog. 47.
(o)
Vergleiche damit den CowperPhil. Transact. n. 299.
(p)
S. 218. 219.
(q)
Second Memoir. S. 340.
(r)
Exp. 200. 211. 212. 213. 214.
(s)
Joſias WeitbrechtCom-
ment. Acad. ſcient. Petropolit. T.
VII.
S. 330.
(t)
Clifton WintringhamIn-
quiry,
S. 206.
(u)
Buch 2. Abſchn. 2. §. 8.
(x)
Exp. 82. 205. u. ſ. f.
(y)
Exp. 126. 218. 226. 238. 230. 234. 236.
(z)
Ebendaſ. Premier Memoire
S. 60.
(a)
S. 61. 62.
(b)
Second Memoire S. 236.
(c)
Exp. 180. 200.
(d)
Exp. ſur les parties irritables \&c. n. 277. 278. 283. u. f.
(e)
L. II. n. 15.
(f)
L. II. n. 14.
(g)
L. II. n. 18.
(h)
Gmelin, in der Vorrede zur Flora Sibirica, T. I. S. LXXIII.
(k)
Hiervon wird im 6ten Bu-
che ausfuͤhrlicher gehandelt wer-
den.
(l)
Jn der inaugur. Diſp. de
Inæquali amplit. vaſor. pulm.
die
im VII Theil unſerer Sammlung
wieder abgedrukt worden.
(i)
Denn es war dieſe Kaͤlte un-
ter dem 58 Grade. Man findet
aber auch bis zum 80ſten Grad
Wallfiſche und Nationen, in dem
weſtlichen Groͤnland.
(m)
Exp. ſur le mouvem. du ſang, S. 6. 7.
(n)
Jm 6ten Buch.
(o)
De vi cordis Tentamen III.
S. 58. latein. Ausg.
(p)
Vergleiche damit des Mo-
riſſon
Lettres ſur le choix des
ſaigneés,
S. 26.
(q)
S. 441.
(r)
Second Memoire ſur le mou-
vement du ſang, Exp.
93. 180.
(s)
Wir haben hiervon viele
Exempel bereits im 3ten Buch,
Abſchn. 3. §. 5. angefuͤhrt.
(t)
Exp. 153. 170. 172. 180.
(u)
Ebendaſ. Exp. 67. 71. 88.
183. u. f.
(x)
Exercitat. am angef. Ort
S. 3.
(y)
Joh. Waläus,Epiſt. S.
406. erſte Ausgabe.
(z)
Joſeph Duverneyde l’ouie,
S. 207. wo er vom Pulsſchlage im
Ohre redet. Thom. Schwenke
am angef. Ort, S. 82.
(a)
Hippiatrique T. II. S. 346.
(b)
Comment. acad. ſcient. Pe-
trop. T. VII.
S. 317. 318.
(c)
Jch ſage, es komme die Kraft
des Herzens zum Knie, ich behau-
pte aber darum nicht, daß eine be-
ſtimmte Menge Blutkuͤgelchen vom
Herzen bis zum Knie fortflieſſe, in-
dem es ſehr wahrſcheinlich iſt, daß
die Blutwelle, welche vom Herzen
zum Knie fortgetrieben wird, von
der aus der linken Kammer kom-
menden Welle mit einem Stoſſe
fortbeweget wird.
(d)
Siehe den Borellus am an-
gef. Ort, Prop. 71. 72. 73.
(e)
Phyſico-mathemat. Diſſert.
S. 67.
(f)
LeyſerPrim. lin. nov. Sy-
ſtem. med. n. 7. I. Godfr. de hahn
de aëris inſpirati effectu,
S. 84.
(g)
Traité des corps ſolides \&
fluides, ou l’on examine le mou-
vement du coeur.
Er wirft ihm
vor, daß dasjenige unter die Wi-
derſtaͤnde geſezzet werde, was er in
der That unter die Kraͤfte haͤtte
rechnen ſollen, S. 57.
(h)
Introduct. S. XIX. Er ver-
langt, man ſolle die Kraͤfte mit
der Anzahl derer Runzeln des Her-
zens multipliciren.
(i)
De vi cordis ſanguinem per
corpus pellente,
S. 51.
(k)
De velocitate ſanguinis.
(l)
Ebendaſ. S. 42.
(m)
S. 54.
(n)
Es iſt naͤmlich an allen Koͤr-
pern, die man in die Hohe gewor-
fen, die Zeit des Steigens ſo groß,
als die Zeit, da der fallende Koͤr-
per eine Geſchwindigkeit erlangt.
die derjenigen gleich iſt, mit wel-
cher der Koͤrper, von dem die Fra-
ge
(o)
Ebendaſ. S. 55.
(p)
S. 56. der vortrefliche D.
Bernoulli hat es anders beſtimt.
Es ſey A. B. die ſenkrechte Lime,
B. D. die horizontale, und der
Koͤrper werde von A nach D ge-
worfen; ſo ſage ich, daß die Hoͤ-
he, die fuͤr die Geſchwindigkeit ge-
hoͤrt, mit der der Koͤrper aus A
fortgeſchleudert worden, beinahe
\{BC2}{4AB} ſey. Hydrodynamic. S. 53.
(n)
ge iſt, im Anfange ſeines Steigens
iu die Hoͤhe bewegt wurde. Es iſt
auch die Hoͤhe, in welche eben der-
ſelbe Koͤrper hinaufſteigt, der Hoͤhe
gleich, durch welche eben dieſer her-
abfallende Koͤrper, am Ende ſeines
Falles diejenige Geſchwindigkeit
bekoͤmmt, mit der er anfangs in
die Hoͤhe ſtieg. helsham Lectu-
res
S. 29.
(q)
De animalib. ſimilib. S. 35.
(r)
Second Memoire ſur le mou-
vem. du ſang, Exp.
43.
(s)
Ebendaſ. Exp. 42.
(t)
Auch G. Cheſelden hat nicht
recht geſehen, wenn er ſagt, daß
das Blut aus der Aorte eines Hun-
des nicht einmal einen Fuß weit
geſprungen ſey, am angef. Ort,
S. 197.
(u)
Diſſ. phyſico-mathem. S. 60.
(x)
De ſeparat. fluidor. S. 111.
(a)
Introduct. S. XIX.
(y)
MuſchenbrökEſſays S.
384. Es vertheidigen aber dieſes
Corollarium Jacob Jurin,Phil.
Transact. n.
452. und Rich. hees-
ham
in Append. ad prælectiones
ſuas.
(z)
Senac am angef. Ort., S.
465.
(b)
Daß er die Verſpaͤtuugen
aus der acht gelaſſen, hat ſchon
Michelottus am angef. Ort, S.
115. erinnert.
(c)
Am angef. Ort.
(d)
Phil. exper. S. 84. 91.
(e)
Phil. Transact. n. 358. 359.
und in Diſſert. phyſico-mathem.
(f)
Jn der Vertheidigung die-
ſer Diſſert. wider den vortreflichen
Senac, welche in London 1750.
herausgekommen, S. 20.
(g)
Diſſert. cit. S. 49.
(h)
Of the force of the heart.
(i)
Das erinnert Jacob Jurin
in den Philoſ. Tranſact. n. 358.
(k)
Ebenderſ. Diſſert. citata S.
71. 72.
(l)
Exercit. medic. cap. 5. n. 7.
(m)
Vergleiche den Michelot-
[tu]s
de ſeparat. fluidorum S. 95.
(n)
Hæmaſtatiks Exp. 8. S. 38.
(o)
Exp. 5. S. 27.
(p)
S. 16.
(q)
S. 40.
(r)
Am angef. Ort S. 115.
(s)
Sauvages Introduct. S.
XIX.
(t)
S. 32. in der uͤberſezten
Haͤmaſtatik.
(u)
Ebendaſ. S. 2.
(x)
De animalib. ſimilib. S. 41.
(y)
Es floß an einem Hunde, da
man den Herzkegel abgeſchnitten,
anfaͤnglich eine Menge Blut her-
aus, nachgehends bei jeder Zuſam-
menziehung nicht mehr, als eine
oder ein paar Quenten. Drelin-
court
Canicid. 2. An einem Aale
ſprang das Blut aus der zerſchnit-
tenen Aorte erſt 2 Zoll hoch; die
uͤbrigen Strahlen waren ſchon nie-
driger. Second Memoire ſur les
parties irritabl. Exp.
526.
(z)
Second Memoire ſur le mouvement du ſang, Exp. 46.
(a)
Am angef. Ort S. 484.
(b)
Philoſophic princip. of me-
dic.
S. 122.
(c)
Of food and diſcharges. S.
5. 6. 7.
(d)
Am angef. Ort S. 301.
(e)
De vi cordis. Baſel 1748.
(f)
Ebendaſ. S. 8.
(g)
Am angef. Ort S. 468. 475.
(h)
S. 471.
(i)
S. 474. 482. 484. Eben die-
ſe Klage fuͤhrt auch der beruͤhmte
J. Rudolph Stähelin, in der Di-
ſputat. de Pulſibus S. 5.
(k)
T. II. S. 153.
(l)
Jm 5ten Buche.
(m)
L. II. S. 129. u. f.
(n)
R. de graaf de ſucco pan-
creatico
S. 87.
(o)
Waldſchmidin Diſp. de
Fractura absque cauſa externa.
(p)
Anton de heyde Centur.
obſ. n.
34.
(q)
Angelus victorivs in der
Geſchichte von der Krankheit, und
dem Tode Philipp Neri. Daß
dieſes ſich oft eraͤugne, bezeugt
Fernelius,Patholog. L. V. c. 12.
(r)
Fiſcherde modo, quo ſe
oſſa accomodant
u. ſ. f. S. 32.
(s)
Henr. Franc. le dran Obſ.
de chirurg.
40.
(t)
manne in Obſ. poſt dioni-
sii
Cours de chirurgie.
(u)
Jm 5ten und 9ten Buche.
(x)
Malouin am angef. Ort.
(y)
Welches eine Vermuthung des Robert Whitts iſt, of vital
motions,
S. 73.
(z)
Jm 4ten Buch 3 Abſchnitt, §. 22.
(a)
Denn es iſt dieſes die ge-
meine Beſchaffenheit aller Mus-
kelfaſern. Second Memoire ſur les
parties irrit. \& ſenſibl. Exp.
226.
229. 231.
(b)
Jm 4ten Buch, 4. Abſchn.
§. 4.
(c)
Jm 4ten Buch, 3. Abſchn.
§. 8.
(d)
Ebendaſ.
(e)
Jm 4ten Buch, 4. Abſchn.
§. 6.
(f)
Jm 4ten Buch, 3. Abſchn.
§. 8.
(g)
Ebendaſ. Abſchn. 3. §. 9.
(h)
Ebendaſ. Abſchn. 4. §. 6.
(i)
Ebendaſ. Abſchn. 3. §. 17.
(k)
Ebendaſ. Abſchn. 4. §. 6.
(l)
Ebendaſ. Abſchn. 3. §. 16.
(m)
Ebendaſ.
(n)
Ebendaſ. Abſchn. 4. §. 6.
(o)
Jm 3ten Abſchn. 4. Buch
§. 19.
(p)
Second Memoire ſur les par-
ties irrit. \& ſenſibl. Exp.
226. bis
248.
(q)
Ebendaſ. Exp. 193 bis 209.
(r)
Exp. 171. 178. 179. 180. 183.
187. 189. 190. 191. 192.
(s)
Jm 3ten Abſchn. n. 5.
(t)
Man ſehe, was ich dieſes
Jrthums wegen erinnert habe, de
vera nervi intercoſtalis origine.
n.
4.
(u)
Anthropogr. L. VII. S. 414.
(x)
Fundamenta medicin. S. 212.
(z)
De cerebro \& nervis S. 172.
(a)
birch Hiſtory of the royal
ſociety T. I.
S. 504.
(b)
Beim Emanuel Königin
Regno animali
S. 98.
(c)
Philoſoph. Transact. n. 335.
(d)
De natura humana S. 63.
(e)
Diſſert. in qua experim.
anat. pract. \&c. n. VIII.
(f)
Epiſtol. anatom. XIII. n. 26.
[...]7.
(g)
Phyſiologie T. I. S. 300.
(h)
Am angef. Ort T. II. S.
224.
(i)
Diſſ. in qua continentur ex-
perimenta circa ligaturas nervo-
rum in variis animalibus inſtituta.
Gotting.
1753.
(k)
Second Memoire, Exp. 182.
185. 186. 188.
(l)
Exp. 182.
(m)
Exp. 185.
(n)
Exp. 186.
(o)
Circul. anat. phyſiolog.
S. 96.
(p)
Jn einem andern Exempel,
am angef. Ort.
(q)
Er giebt ſich als einen Zeu-
gen hiervon an, in der Hiſt. de
l’Acad. des ſcienc. 1706. n.
3.
S. 23.
(r)
Der beruͤhmte Ensde cau-
ſa vires cord. altern. n.
4.
(s)
Exp. 181.
(t)
Vom achten Nerven Ens
am angef. Ort, n. 10. von den Herz-
nerven Robert Whytt, S. 355.
(u)
Am angef. Ort S. 319.
(x)
VieuſſensTr. du coeur,
S. 30. 122. Die Verſtummung er-
folgte vielleicht deswegen, weil
dieſer Stamm mit dem zuruͤklau-
fenden im Zuſammenhange ſtehet.
(y)
Heuermann am angef. Ort.
(z)
PetitMemoir. de l’Acad.
roy. des ſcienc.
1727. S. 6. Brun-
ner
de Pancreate. S. 101. 102.
(a)
Sieben Stunden darauf, in
Petits Verſuche. Brunner mel-
det die Zeit nicht, wenn das Thier
geſtorben.
(b)
Jm 3ten Abſchn. n. 25.
(c)
De Hippecr. \& Plat. decret.
L. VII. c.
3.
(d)
Beim Oribaſius, nach der
Ausgabe des Dundas, S. 28.
(e)
Schneiderde Oſſe occi-
pitis.
(f)
PetitMaladie des os T. I.
S. 66.
(h)
Dampier in ſeinen Reiſen.
Vergleiche damit den Zodiac. med.
gall. T. III.
S. 56.
(i)
Man ſehe indeſſen nach die
Commentar. in boerhaav. Præle-
ction. T. II. ad n.
284.
(k)
Ens am angef. Ort, n. 2.
(g)
Bohnde lethalit. vulne-
rum,
S. 38. LeeuwenhökOper.
T. II.
S. 152.
(l)
Second Memoire ſur les par-
ties irrit. \& ſenſibl. Exp.
159. 160.
479. 480.
(m)
Vergl. Exp. 157. 158. 161.
491. am angef. Ort. An einem
Hahne machte der beruͤhmte Ur-
banus Toſetti den Verſuch, Let-
tera 2. exp.
24.
(n)
Burch. David Macehartde
Hernia incarcerata, coroll. I.
(o)
Duverneyin Tr. des ma-
ladies des os.
(p)
Ammande Lethalit. vulne-
rum n.
6. Faſt ein aͤhnliches Exem-
pel hat Zittmann in der Medici-
na forenſi, Cent. I. c.
79.
(q)
Exp. 489.
(r)
ChiracEph. nat. curioſ.
Vol. IV. obſ.
3[3].
(r*)
§. 12.
(s)
Etwas hieher gehoͤriges fin-
det man ſchon bei dem Plinius
L. XI. S. 621. An dem Herzen ei-
ner Kazze daurete noch das Schla-
gen, da die uͤbrigen Muskeln alle
nicht mehr zu erwekken waren.
MuraltVademec. anat. S. 449.
Es laͤſt ſich noch das Herze wieder
erwekken, wenn bereits der Le-
bensquell in den uͤbrigen Muskeln
vertroknet iſt. Senac S. 328.
(t)
Vergleiche damit unſre Ex-
perimente, am angef. Ort, 470.
472. 473. 493. 498. 515. 520.
(u)
Exp. 528. 529. 531. 546. der
beruͤhmte Brocklesby in den Phi-
loſ. Transact.
1755. S. 243.
(x)
lorenzini Anat. of the
Crampfish
S. 58.
(y)
oexmelin Hiſt. des avan-
turiers.
S. 87.
(y*)
Jn meinen neueſten Ver-
ſuchen.
(z)
Exp. 400. 401. 419. 420. 421.
424. 427. 428. 429. 435. 440. 443.
445. 464. 467. und in den Verſu-
chen des beruͤhniten Zinn, die er
mir mitgetheilt hat, ingleichen
auch beim Zimmermann S. 63.
Johann Woodwardin Supple-
ment.
S. 76. Vrban. tosetti
Lettera 2. eſper.
17. beim Stahl
in Theor. vit. \& mort. und beim
tvlpivs L. II. c. 41.
(a)
Exp. 469. 470. 472. 473. 493.
498. 503. 504. 533. 535. Zimmer-
mann
S. 65.
(b)
Es behaͤlt die Reizbarkeit
des Herzens den Vorzug, wenn der
Herzbeutel ganz gelaſſen wird. Oe-
der
de Irritabilit.
S. 4. verglei-
che den Zimmermann S. 62. Da-
her werden die Thiere durch die
Waͤrme wieder zum Leben gebracht.
(c)
Exp. am angef. Ort S. 485.
(d)
Exp. 473. 479. 480.
(e)
Am angef. Ort, Abſchn. 9.
(f)
Exp. 230. 239. 240.
(g)
Whytton vital motion S.
360.
(h)
Senac S. 328. Eſſays de
phyſique
S. 473. deidier Tr. des
tumeurs
S. 99. Lanciſius S. 68.
81. Whytt S. 82. 350. 352. u. f.
Phyſiological eſſays S. 42.
(i)
TemplerPhiloſ. Tranſact.
n.
93.
(k)
Woodward am angef. Ort
S. 87. Browne Langrishof
muſc. motion,
gegen das Ende.
(l)
Carteſius uͤber den Plem-
pius
in Fundam. medic. S. 159.
BoylePhiloſoph. Tranſact. n. 62.
Woodward S. 80.
(m)
De generatione animalium
S. 52. 151.
(n)
SchraderObſerv. anatom.
S. 173. Boylede utilit. Philoſ.
experim.
S. 114. HarderExercit.
anatom.
S. 236. maitre iean de
la formation du poulet,
S. 88. 122.
140. Swammerdamde Reſpir.
S. 101. ent. Apolog. S. 245.
(o)
Whytt am angef. Ort und
unſre Verſuche uͤber das bebruͤte-
te Ey.
(p)
Vergleiche N. stenonis
Act. hafnienſ. T. II.
S. 142. po-
rellvs
L. II. Prop.
28. Bertin
in der oft angefuͤhrten Diſput.
Whytt am angef. Ort S. 349.
355. Rolfinkde corde S. 32. Lo-
wer
am angef. S. 46. Caldani
an mich abgelaſſenes Sendſchrei-
ben, S. 325. Lanciſius S. 83.
(q)
DrelincourtCanicid. V.
Wepferde Cicuta aquatica S.
195.
(r)
I. mvralt Vademec. ana-
tom.
S. 449. Second Memoir. \&c.
Exp.
490. 495.
(s)
denys Conference XIV. am
Aale.
(t)
Whytt S. 354.
(u)
Am Karpen tralles Exam.
terreor.
S. 317.
(x)
Second Memoir. ſur les part.
irritabl. \& ſenſibl. Exp.
486. 520.
(y)
Vom Vitriol-Oel Exp. 489.
495. 498.
(y*)
Siehe auch tosetti Let-
ter.
2. S. 191.
(z)
santanelli Lucubrat. III.
S. 125.
(a)
Exp. 486. Zimmermann
S. 56.
(b)
sherbeare Practice S. 192.
(c)
Exp. 514. vergl. 498.
(d)
§. 34. 4ter Abſchn. 4. Buch
und den jezzigen Paragraph. lang-
sey
de Incub.
S. 148. stenonis
Act. Hafnienſ. T. II.
S. 87. 89. 90.
(e)
Lower am angef. Ort S.
47. Cowperin Introduct. har-
der
Apiar. obſ.
2. und 25. berger
de natur. human.
S. 62. loescher
Anthropolog. exp.
S. 15. Bertin
deſſen angefuͤhrte Diſp.
(f)
Ens am angef. Ort n. 19.
(g)
plemp. Fundam. medic. S.
204. u. f.
(h)
Vergleiche damit Second
Memoirc Exp.
476. 478. 482. 491.
Browne langrish Croonian lectu-
res,
S. 141. u. f. hooke Phil.
Transact. n.
29. und andre im Com-
mentar uͤber Börhaave Vorl-
ſungen, T. II. S. 176. 221. T. V.
P. I.
S. 12. angefuͤhrte Schrift-
ſteller. Der wahre Urheber war al-
lerdings Andreas VeſaliusL. VII.
(i)
MuraltColleg. anatom. S.
320. Cowper am angef. Ort.
Wepferde Cicuta aquatica, S.
156. Malachias thrvston de Re-
ſpirat. diatrib.
S. 141. J. B. Cal-
deſi
am angef. Ort S. 70. am
Dachſe drei Stunde nach dem To-
de; auch in unſern Verſuchen.
Second Memoire ſur les parties
irrit. \& ſenſibl. Exp.
479. 480. 482.
483. 489. 491. 496. 498. 499. 500.
504. 514. 520. 541. Zimmermann
Exp. 12. Durch die Schienbeins-
blutader, Phyſique des corps ani-
més,
S. 242.
(k)
Wepferde Cicuta aquat.
S. 90. 181. 223. 297. 303. 304. J.
C. PeyerParerg. anat. ſept. durch-
aus G. Needham beim Thru-
ſton
de Reſpir. S. 63. Collins
am angef. Ort S. 836. Brunner
de Pancreate S. 21. und am Ende.
de gland. duoden. S. 73. 74. J.
Bohnde aëris influxu S. 436.
VaterPhyſ. experim. S. 17. Se-
nac
am angef. Ort, S. 326. Fran-
ciſe. Joh. Hunauld bei eben dem-
ſelben vortreflichen Manne, und
zwar iſt dieſer Verſuch am Men-
ſchen gemacht worden. Heuer-
mann
Phyſiolog. S. 303. Second
Memoire \&c. Exp.
473.
(m)
Exp. 479. 480.
(n)
Exp. 473.
(o)
Exp. 473. 482. 489. 496. 498.
512. 513. 514.
(p)
Senac am angef. Ort.
(q)
Heuermann am angef. Ort.
(r)
Exp. 495.
(s)
Vergleiche hiermit Zim-
mermann
am angef. Ort, S. 57.
daß beſonders die Fleiſchſaͤulen des
Herzens am laͤngſten reizbar blei-
ben, berichtet der beruͤhmte Brok-
leſey
Phil. Transact. 1755. S. 243.
Es nahm das Herz, welches man
aus einem eilftaͤgigen Eye heraus-
genommen hatte, nach 24 Stun-
den in der Hand des Zergliede-
rers mit der Waͤrme wieder die Be-
wegung an. Zween Tage hernach
that es dieſes nicht uͤber 4 bis 5
Stunden, Langley S. 15.
(t)
Exp. 473. 494. u. f. Coſetti
Lettera 2. eſper. 20.
(u)
Lower S. 46. maitre
iean
du poulet
S. 285. Ens
n. 14. Whytt S. 358.
(x)
ToſettiL. II. obſ. 12. eſper.
21. 22.
(y)
Toſetti ebendaſ. Obſ. 11.
eſper.
13.
(z)
Robinſonon food and
diſcharges
S. 13.
(a)
An den Nattern iſt das Herz
ſehr reizbar, MorgagniEp. XV.
n.
54.
(b)
Exp. 472. 473. 498.
(c)
MuraltColleg. anat. S. 321.
(d)
Hooke beim BirchHiſt. of
the royal ſociet. T. II.
S. 184.
(e)
N. 18.
(f)
SeverinVipera pythia, S.
118. 119. Charasde Theriaca S.
6. 43.
(g)
Es ſoll von denen Nattern
an einem andern Orte gezeiget wer-
den.
(h)
Liſterde Humoribus, C. 2.
u. f.
(i)
Beim Cicerode natura
Deorum, L. II.
S. 561.
(k)
Borrichius beim Bartho-
lin
Epiſt. 76. cent. IV. S. 447.
Colleg. priv. Amſtelod. obſ. S. 29.
(nachdem das Herz unterbunden
worden). BagliviusAnat. fibr.
S. 401. Browne Langrish am
angef. Ort. S. 21. Zimmermann
am angef. Ort S. 55. 56. 57.
Whytt am angef. Ort S. 349.
Second Memoire ſur les part. ſen-
ſibl. \& irritabl. Exp.
479. 480.
(l)
Exp. 479. 480.
(m)
Arn. Montanusin Lega-
tione Chinenſi.
(n)
Lettres edifiantes \& cu-
rieuſes, T. XV.
S. 342.
(o)
Merollain Hiſtoir. gener.
des voyages, L. XII.
(p)
Zimmermann S. 55.
(q)
rvdbek Inſid. ſtruct. S. 67.
Es ſchlage zwei- bis dreihundert-
mal.
(r)
redi Eſperienze, S. 29.
(s)
lorenzini Anatomy of the
crampfish,
S. 58.
(t)
lister de Humor. S. 38.
(u)
Exp. 525. Siehe auch Wood-
ward
Supplem. S. 80. u. f. Brad-
ley
Mater. med. S. 151. Frank
Satyr. med. VIII. S. 148. Boyle
Philoſ. Transact. n. 62. Harvey
am angef. Ort S. 41. Peyer beim
Muralt S. 385.
(x)
Phil. Transact. n. 319.
(y)
Supplem. S. 80.
(a)
ligon Iourny to Barbados,
S. 72. Ovington Voyage de
Suratte T. II.
S. 2.
(b)
Oexmelin am angef. Ort,
wo ich nicht irre, denn ich habe
dies Buch nicht bei der Hand.
(c)
Caldeſt S. 66.
(d)
Vergl. Woodward am an-
gef. Ort S. 87. u. f. Morgagni
Epiſt. anat. XV. n. 54.
(e)
SeverinViper. pyth. S.
118. 119. 261. PeyerObſ. 43.
(f)
Phil. Transact. n. 466.
(g)
Bagliv im Anfange ſeines
Werkes, de fibra motrice.
(z)
Lower am angef. Ort S.
46. Liſter am angef. Ort.
(h)
Charasde Theriaca, S. 43.
(i)
Fabricius S. 210.
(l)
MuraltColleg. anat. S. 321.
(m)
Obſerv. colleg. priv. Am-
ſtclod.
S. 29.
(n)
BakerMicroſcope made
eaſy,
S. 138. Es ſchlaͤgt zwoͤlf
Stunden lang, Liſterde Cochlea
S. 38. 39.
(o)
Boylede util. philoſ. ex-
perim.
S. 222.
(p)
Zimmermann S. 56.
(q)
J. Jac. PeyerObſ. S. 81.
(r)
TemplerPhiloſ. Tranſact.
n.
93.
(s)
WoodwardSupplem. S.
77. Zimmermann S. 57.
(t)
Schneiderde corde S. 37.
(als man es unterbunden und auf-
geblaſen hatte.) Ens am angef.
Ort n. 14.
(u)
PecquetDiſſ. I. S. 5.
(x)
Lettera II. eſper. 17. Es ſez-
zet ſein Schlagen bis zur zwolften
Minute fort, wenn man es mit
Reizungen dazu erwekket hat.
(k)
Charasde la vipere, S. 6.
Charletonthree lectures, S. 79.
in laulichtem Waſſer.
(y)
Lettera II. eſper. 16.
(z)
Diſſ. de motu muſcul. S. 54.
(a)
PeyerObſ. S. 47.
(b)
Whytt S. 352.
(c)
Hiſtor. vitae \& mort. S. 390.
(d)
Harvey S. 27. 41. Lower
S. 46. WaläusEpiſt. I. S. 403.
DrelincourtCanicid. S. 7. Ba-
glivius
de fibra motr. S. 7.
(e)
Harvey S. 41. Morland
on the force of the heart. S. 67.
(f)
LorenziniCrampſish S. 58.
(g)
ToſettiLetter. II. eſper. 22.
(g*)
Es iſt die Analogie unter
den groͤſten Thieren und den klein-
ſten Glaͤſerthierchen ſo genau be-
feſtigt, daß ich an allen ſolche
Theile, die den Kopf, den Leib,
oder auch die Fuͤſſe unterſcheiden,
antreffe. Wuͤrmer, die ſich zer-
ſchneiden laſſen, und die unter der
anatomiſchen Scheere zu wahren
Phoͤnixen auferſtehen, behalten im-
mer einen Theil, der die Stelle
des Kopfes vertritt, oder wohin
ſich kuͤnftig das Thier bewegt, und
dem die andern Theile blindlings
nachfolgen. Es ſcheint der neue
Kopf nur eine neu aufgebluͤhte
Knoſpe zu ſeyn, von den naͤchſten
zerriſſnen Nervenfaͤſerchen zuſam-
mengeballt. Der Polipe iſt ein
aus groben Knoten geſtrikter haͤu-
tiger Sak, mit eben ſo knotigen
langen Zipfeln, und es haͤngen die-
ſe Knoten mit zarten Faͤden zu-
ſammen, welche die Maſchen ver-
weben. Die Vegetation macht,
daß die Kotte an dieſem zerſchnit-
tenen Zeuge auf der Stelle zunt
Einſchlage wird. Aber ein ſchla-
gend Herz im Polipen, ein Kno-
ten, aus deſſen zerriſſner Kapſel
Seelen hervorſpringen, darunter
ſich die naͤchſte an der Scheere zur
herrſchenden kleinen Tyrannin uͤber
die uͤbrigen Geſchwiſter aufwirft,
ein Gehirn, wie wir es zu ſehen
gewohnt ſind, ein Kopf nach dem
phiſiologiſchen Fuſſe, Nerben nach
unſrer Art, gehoͤren fuͤr keine Po-
lipen, und gar keine Juſekten und
Wuͤrmer. Und doch lebt der Po-
lipe ohne ſolches Herz, und ohne
allem Herzaͤhnlichen, und die Kno-
ten ſeines Gewebes bleiben fuͤr uns
Gordiſche Knoten, die wir nur zer-
ſchneiden, aber nicht aufloͤſen kon-
nen. Die Vegetation iſt vielleicht
in Pflanzen eben ein ſolcher Trieb
im kleinen, als das Schlagen des
Herzens im Thiere, im groſſen iſt,
das Spiel des feineren Aethers,
den ich nicht kenne. Ueberſezzer.
(h)
hipfocr. de diæta L. I.
(i)
ent. Apolog. S. 204.
(k)
cartesivs de format. fetus
S. 236. de homine c. 5. Schuyls
Ausgabe. ent. Apolog. S. 93.
H. regivs Theod. craanen, dar-
tigvelongve
Apograph.
S. 47.
u. f.
(l)
Diſſert. VIII. n. 63. Diſſ. X.
n.
58.
(m)
Inſtit. rei medic. in Cap.
de circulat. ſanguinis.
(n)
Cerebri anatom. c. 15.
(o)
Canicid. III. Es ſcheint in dieſem Beiſpiele die von ergoſſenen
Blu-
(p)
Mecanique des animaux,
part. II.
S. 155.
(q)
De renunciat. vulner. S.
96. 97.
(r)
Anatomy of the brain, S.
170.
(s)
Nevrograph. S. 174.
(t)
De motu elaſtic. in corp.
human.
S. 13.
(u)
Operat. S. 143.
(x)
Lettre II. S. 18. 19. 20.
(o)
Blute zuſammengedruͤkte ganze Ge-
hirnmaſſe, die Urſache zum Tode
geweſen zu ſeyn, indem das klei-
ne Gehirn unverlezt geblieben war.
(y)
De ſpirit. animal. c. 4. S.
48. 49. Orf. Ausg.
(z)
Franc. ZypäusInſtit. med.
S. 129. Phil. VerheyenAnat.
L. II.
S. 251. Nicol. Hartſoeker
Suite des conjectures phyſiques,
S. 24. Chriſtian Wolf Abſichten
der Theile, S. 174. Alexander
StuartPhiloſ. Transact. n. 427.
Beſonders wird es eine wahr-
ſcheinliche Meinung von J. God.
von Bergerde natura human.
S. 315. genennet.
(a)
Initic. rei medic. n. 296.600.
u. f.
(b)
Am angef. Ort S. 122.
(c)
Am angef. Ort, S. 162.
(d)
Am angef. S. 163.
(e)
De gangliis S. 410. neue
Ausgabe zu Rom.
(f)
Joſeph LieutaudDiſſ. I.
hinter denen Eſſays d’anatomie,
S. 702.
(g)
Comment. ad n. 600. Præl.
Boerhaav.
welcher im Jahre 1743.
herauskam.
(h)
Aſſemblée de la ſocieté roy.
des ſciences,
1746. S. 73.
(i)
Icon. anat. Faſc. VII. S. 11.
(k)
Philoſ. Transact. n. 226. Er
raͤumte das kleine Gehirn hin-
weg.
(l)
Lettre II. Ein Hund lebte,
nachdem ein Theil vom kleinen
Gehirne herausgenommen worden,
bis zum ſechſten Tage.
(m)
Experim. circa corpus cal-
loſum, cerebellum, \& duram me-
ningem. Gotting. 1749. Exp.
1.
2. 4. 5.
(n)
Second Memoire ſur les
part. irrit. \& ſenſibl. Exp.
149.
150. 151. 152. 153. 154.
(o)
Epiſt. poſthum. XIII.
(p)
Inſtit. chirurg. n. 547.
(q)
De vulnerib. S. 254.
(r)
Philoſoph. Transact. n. 474.
Opuſc. patholog. obſ. I.
(s)
Memoires de l’Acad. roy.
des ſcienc.
1705.
(t)
Comment. Soc. reg. ſcient.
Gotting. T. II.
am Ende.
(u)
Jn einem eignen Werkchen.
(u*)
Prodrom anat. pract c. 41.
(x)
Nachdem die ganze Gehirn-
maſſe weggenommen worden, leb-
te ein Hund noch drei Stunden.
Woodward am angef. Ort S. 80.
(y)
Octav. savioli in Lucubrat.
S. 25. am klopfenden Puncte in
dem bebruͤteten Ey.
(z)
Icon. anat. Faſcic. VII. T.
I. V.
(a)
Vergleiche damit die vor-
trefliche Streitſchrift des beruͤhm-
ten Mekels,de Nervo quinti pa-
ris.
(b)
Siehe die Zeichnung davon
im Icone baſeos cranii, Faſc. I.
Icon. I.
und Faſc. VII. t. t.
(c)
Der vortrefliche Mekel am
angef. Ort T. I. n. 74.
(d)
Eben der vortrefliche Mann
in denen Memoires de l’Acad. des
ſcienc. de Berlin,
1750.
(e)
De reſpirat. S. 65.
(f)
De circulat. ſangu. in anim.
genit. \& non genitis,
S. 128.
Edimburger Ausgabe.
(g)
Hiſtor. medic. ad Guiliel-
mum de saliceto,
S. 311. Pa-
riſer Ausgabe vom Jahr 1735.
(h)
De natura humana, S. 305.
(i)
In Exercit. de motu vitali.
(k)
N. 60. 65. 66. 67. 73.
(l)
N. 60. 61. 68. 69.
(m)
N. 70.
(n)
N. 71.
(o)
N. 39.
(q)
De motu muſculorum.
(r)
Der Urſprung von dieſer
Theorie iſt ſchon alt. Man findet
ſie beim Swammerdamin Bibl.
naturæ,
von den Froͤſchen, T. II.
S. 844. Beim Borellusde motu
anim. Lib. II. Prop.
80. Beim be-
ruͤhmten Perraultdu toucher T.
II.
S. 547. 548. du mouvement
des yeux, T. II.
S. 587. 588. du
bruit, T. III.
S. 271. Stahl hat
ſie aber vorgetragen in Diſp. de
motu tonico vitali,
S. 30. 37.
und in der Theoria medica S. 260.
567. u. f. Nach ihm haben J. Ta-
bor,
der beruͤhmte Porterfields,
R. Whytt, F. von Sauvages und
andere, eben dergleichen gelehret.
(s)
Theoria medica S. 437.
NenterPhyſiolog. c. 10. S. 316.
Junker und andere.
(t)
Sauvages oder Deshais
de Hemiplegia.
(u)
Der Oberſte Townshend
beim Georg Cheyneenglish Ma-
lady,
S. 307. PorterfieldsEſ-
ſays of a Society at Edimburgh,
T. IV.
S. 222. u. f.
(x)
Dieſe Zwiſchenzeiten betra-
gen bisweilen 15 und auch wol 24
Minuten, M. Liſterde cochleis
S. 13. 38. 39.
(y)
Liſter am angef. Ort S. 13.
u. f. Whytton vital motions S.
266. Eben dieſe Erſcheinung wird
auch am Raͤderthierchen bemerkt,
BakerEmployment for the mi-
croſcope
S. 280.
(z)
Ridleyof the brain S. 163.
Porterfields am angef. Ort S.
214. 215. 216. Bondof the nigth-
mare,
S. 70. u. f.
(a)
StahlTheor. medic. S. 266.
JunckerConſpect. Phyſiolog. S.
126. u. f.
(b)
Jn beiden Werken on vital
motions, \& phyſiological eſſay.
(c)
Vergleichet TrallesExamen terreor. S. 317.
(d)
shebbeare Practice S. 68.
(e)
Dieſes iſt die Erklaͤrung, die
der beruͤhmte Bond, ein Schrift-
ſteller von der Stahliſchen Par-
thei, uͤber dieſe wunderbare Er-
ſcheinung gegeben hat, am angef.
Ort S. 35.
(f)
Porterfields am angef. Ort
S. 215.
(g)
De l’incertitude de la mort.
(h)
mead of poiſons. S. 173.
(i)
FothergillPhiloſ. Transact.
n. 475. Eſſays of a Society at Edim-
burgh. T. V. art.
55.
(i*)
navcler Stokh. handling.
1756. Trim. II.
(k)
De renunciat. S. 879. Oper.
omn.
(l)
G. v. SwietenComment.
in boerhaav. Aphor.
S. 235.
(m)
blainville Itiner. T. II.
S. 8.
(n)
Zodiac. med. gall. ann. II.
S. 264. Delic. med. chirurg.
S. 70.
(o)
ValentiniChir. med. S.
910.
(p)
Winslow in der Streit-
ſchrift, die der beruͤhmte Bruhier
mit Zuſaͤzzen erlaͤutert hat, S. 13.
(q)
Bruhier am angef. Ort,
T. II. S. 500.
(r)
Beim Platode Republica.
(s)
GrauWæſtmanland, S.
257. 258.
(t)
Suidas S. 269. Es haben
naͤmlich Pauſanias, und andre
unter denen Alten, περι απνου
geſchrieben.
(u)
Baker am angef. Ort S.
269.
(x)
Ebenderſ. ebendaſ. S. 254.
255.
(y)
C. XVII. App.
(z)
I. a costa Hiſtor. natur.
Ind. L. V.
S. 248.
(a)
Hiſtor. vit. \& mort. S. 390.
(b)
BartholinHiſtor. 15. Cen-
tur. III.
(c)
Der beruͤhmte Unzer im
Hamburg. Magazin, T. XII. S. 90.
(d)
BourdonDeſcript. anat.
S. 167.
(e)
Second Memoire ſur le mou-
vem. du ſang, Exp.
218. 219. 222.
223. 231. Eben dergleichen haben
auch geſehen G. Needhamde for-
mato fetu, c.
6. die Amſterdam-
mer in Colleg. anat. privat. S. 30.
J. A. BorellusProp. 10. Mu-
ralt
am angef. Ort, S. 592 Bor-
richius
beim BartholinEpiſt.
92. Cent. IV.
Der beruͤhmte Bre-
mond,
Memoir. de l’Acad des
ſcienc.
1749 S. 476. Jacobäus
am angef. Ort. S. 58. Whytton
vital motions
S. 375.
(f)
Sie kroch noch vierzig Stun-
den herum, beim J. Baptiſta Cal-
deſi
S. 69. und zween Tage S. 76.
Siehe auch Faber uͤber den Her-
nandez,
S. 730.
(g)
Hiſtoir. natur. des animaux,
T. II. P. II.
S. 199. Ol. Jaco-
bäus
S. 120. einige Stunden lang.
(h)
Lorenzini in der Zerglie-
derung dieſes Thieres.
(i)
Ephem. N. C. Dec. II. ann. I.
obſ.
132. Heuermann Phiſiolog.
S. 210.
(k)
Columbusde re anat. L.
XII.
S. 261. Ephem. nat. cur.
Dec. I. ann. 8. obſ.
10.
(l)
Ieſſenius a iessen Anat. Pra-
genſ.
S. 91. Eine Kazze lief noch
funfzehn Minuten lang.
(m)
piso Hiſt. nat. Ind. L. V.
S. 322.
(n)
De Hippocr. \& Plat. decre-
tis, L. II. c.
7.
(o)
Jch will nur wenig Exem-
pel aus einer groſſen Anzahl an-
fuͤhren: naͤmlich die Geſchichte
des Morgagni,in Adverſ. III.
S. 22. Epiſt. XX. Hiſt. de l’Acad.
des ſcienc.
1701. S. 24. 1704.
obſ. 8. 1711. obſ. 5. 1712. obſ. 6.
Memoir. de l’Acad. 1741. la mot-
te
Traité des accouchemens obſ.

353.
(p)
Sie fliegt noch ohne Kopf
herum, BorellusL. II. Prop. 112.
und begattet ſich noch mit der
weiblichen Fliege, Boylede uti-
lit. philoſ. experim.
S. 116. Lin-
dens Ausg.
(q)
Sie lebt noch eine Stunde
lang, Purchasof bees S. 186.
(r)
Acta Francof. T. I. S. 385.
(s)
Wenn ihr der Kopf abge-
riſſen iſt, huͤpfet der Leib noch
lange herum, Purchas S. 185.
Siehe auch Kundmannde locu-
ſtis,
S. 6. Daß der Koͤrper einer
Heuſchrekkenart (Mantis), von der
man den Kopf getrennet hatte, die
Heilung fuͤr ſich allein wieder be-
kommen, und noch fuͤnf Monate
gelebet, meldet redvs degli in-
ſetti,
S. 81.
(s*)
Fuͤnf Tage lang, Phyſique
des corps animés,
S. 254.
(t)
Man nahm das Gehirn her-
aus, und doch ſchlug noch das
Herz an einem Froſche ſiebenzig
Minuten lang, tosetti Lettera 2.
eſper.
19. Siehe auch von abge-
riſſenen Koͤpfen die Verſuche des
Zimmermannin Diſp. de Irrita-
bilit.
S. 29. 30. Kaauwde Im-
pet. fac.
und den 479. und 480.
von meinen Verſuchen.
(u)
Es ſchlug das Herz ganzer
ſechs Monate, da der Kopf bereits
abgeſchnitten war, redi degli ani-
mal. viv,
S. 8. Caldeſi S. 75.
Sie-
(x)
WoodwardSupplement
S. 82. 86. 87.
(y)
Nach der Abſchneidung des
Kopfes ſchlaͤgt das Herz noch, Ta-
chard
Voyage de Siam, T. II.
S. 25.
(z)
Nachdem einem Hahne der
Kopf abgehauen worden, ſchlug
das Herz noch etliche Minuten
fort, Toſetti am angef. Ort, Eſp.
24. Ein Hahn geht noch, nachdem
der Kopf abgeſchnitten worden,
SaarItin. S. 58. Jacobäus S.
58. Der vortrefliche Albin hat ein
merkwuͤrdiges Beiſpiel, von einer
ohne Kopf fortgehenden Gans.
(a)
Eine Taube lebte, nachdem
das Gehirn herausgenommen wor-
den, noch ſechs Stunden, Wood-
ward
Supplem. S. 60.
(a*)
Es pflegen Voͤgel noch her-
umzugehen, wenn ſie gleich den
Kopf verlohren haben, Ent S. 513.
Oper. omn. Siehe auch Kaauw
Impet. fac. n. 331.
(b)
Exp. 154.
(c)
Bei jungen Hunden, die kei-
nen Kopf mehr haben, ſchlaͤgt das
Herze noch, J. J. Wepferde Ci-
cut. aquat.
S. 90.
(d)
Am angef. Ort S. 38.
(u)
Siehe auch aͤhnliche Beiſpiele
beim cardanvs de ſubtilit. S.
281. Ioh. ovington Voyage de
Surate, T. II.
S. 220. Jacobäus
de ranis S. 103. R. Whytton
vital motions
S. 387. BirchHi-
ſtory of the Royal Society, T. II.

S. 102.
(e)
Am angef. Ort S. 377.
(f)
Senac am angef. S. 315.
(g)
Whytt am angef. Ort S. 363.
(h)
Memoir. ſur l’irritabilité S. 51. 52.
(i)
Unſer vorhergehender §. 12.
(k)
Unſer vorhergehender §. 3.
(l)
Ebendaſ.
(m)
Vademec. anat. S. 451.
(n)
Jm 4ten Buch, 3. Abſchn.
§. 21.
(o)
Es bleibe dieſer Urſach hal-
ber noch warm, wenn bereits an-
dre Muskeln erſtarrt und kalt ſind.
Impet. fac. n. 758.
(p)
Am angef. Ort S. 316.
(q)
Am angef. Ort, S. 131.
(r)
Die Sache iſt an ſich wahr,
ob ich ſie gleich vergeſſen habe an
ihrem Orte zu beruͤhren Es ſind
naͤmlich alle die Nerven weich,
welche durch groſſe Schlagadern
herbeikommen.
(s)
Octavius saviolvs Lucu-
brat.
S. 36. 37. harvei de gene-
rat. animal.
S. 157. nach dem Ver-
fuche, den man an einem leben-
digen Menſchen angeſtellt hat; in-
gleichen auch der beruͤhmte Louis.
Robert Whitt, der den Harvey
ohnlaͤngſt anfochte, und die wahr-
genommene Unempfindlichkeit dem
ſchwammigen Fleiſche, welches das
Herz umkleidet, zuſchrieb, erinner-
te ſich nicht, wie empfindlich die
in ſolchen Geſchwuͤlſten einge-
ſchloſſene Hode zu bleiben pflege.
(t)
Alex. stvart n. 414.
(u)
Jm vorhergehenden §. 4.
(x)
N. stenonis Acta hafnienſ.
T. II.
S. 146. der beruͤhmte Jan-
ke
in der deutſchen Ueberſezzung
des Bruhier, S. 260.
(y)
Beruͤhmte Maͤnner erinnern,
daß blaſſes Blut das Herz nicht
vollkommen zur Zuſammenziehung
reize, ſiehe auch den vortreflichen
SenacT. I. S. 322.
(z)
highmor of generation,
S. 71.
(a)
Jm vorhergehenden 4. §.
(b)
Albinusin Adnotat. acad.
L. II. c.
16. ShebbearePractice
S. 75.
(c)
Browne Langrish am an-
gef. Ort n. 144. Faſt eben derglei-
chen ſchreiben Jacob Primiroſe
in Deſtruct. fundam. Plemp. S.
101. CharletonMantiſſ. anat. S.
38. Morlandof the force of the
heart,
S. 67.
(d)
Petr. Chirac beim Senac
S. 317. Blanquet S. 449. Sheb-
beare
Princ. of pract. S. 75. 181.
BellinProp. IV.
(e)
SauvagesTheor. pulſ.
S. 15.
(f)
Von zwoͤlf weggelaſſenen Un-
zen, Citeſiusde uſu phlebot. S. 22.
(g)
Keilde quantit. ſangu. S. 4.
(h)
zacvt. Prax. med. mir. L.
III. obſ.
143. Die Huͤnchen ſterben
gleich im Eye, ſobald man die groſ-
ſen Gefaͤſſe, zerſchneidet.
(i)
Quesnayde la ſaignée,
S. 228. 2te Ausg.
(k)
ThomſonDiſſert. med. S.
42. Es ſtirbt ein Pferd, wenn das
Blut nicht uͤber zwei Fus hoch
ſteigt, HalesHæmaſt. S. 16.
Nachdem das Herz und die groſ-
ſen Gefaͤſſe ausgeleeret waren, er-
folgte der Tod unter Ohnmachten,
Fiſcherde morb. ſenum, S. 135.
(l)
Whytton vital motions,
S. 70.
(m)
Ebenderſ. S. 59.
(n)
SenacT. II. S. 269. Se-
cond Memoire ſur les parties fen-
ſibl. \& irritabl. Exp.
515. 516. 518.
519. 521. 522. 523. 526. 550. 551.
552. 553. 554. Remus am angef.
Ort, S. 22.
(o)
VieuſſensTraité des li-
queurs,
S. 242.
(p)
Exp. 479. 480. 511. 516. 526.
am allerbeſten 530. 546. 548. 549.
553. 554. vergl. Zimmermann am
angef. Ort S. 58.
(q)
SenacT. I. S. 325. Eſſays
de phyſique
1735. S. 479.
(r)
Senac ebendaſ.
(s)
Malpighi, Swammer-
dam.
Siehe die lezte Nummer in
dieſem Buche und folg.
(t)
Am angef. Ort Exp. 475.
482.
(u)
Exp. 471. 491. 498. 537.
(x)
Exp. 471.
(x*)
Lanciſius S. 83. Es hat
der beruͤhmte Caldan durch Ver-
ſuche zu erforſchen ſich bemuͤhet,
ob das Herz von freien Stuͤkken
aus der Ruhe wieder in die Bewe-
gung gelange. Er fand, daß dieſes
nicht erfolge, wenn man vorher die
Luft herausgezogen; folglich ſchei-
ne die Luft der Reiz zu ſeyn, wo-
durch das Herz erreget wuͤrde, S.
325. 326. 327. 328.
(y)
Exp. 512. 513. 514. 515. 518.
519. 520. 521. 522.
(a)
HarveyExercit. III. S. 272.
vom linken Herzohre, von dem er
meldet, daß es, nach Unterbin-
dung der Lungenſchlagader, ruhig
werde: von dem ganzen Herze be-
zeugen folgende Schriftſteller, daß
es ſtille ſtehe, ſobald die Blut-
adern, welche das Blut herbeifuͤh-
ren, gebunden wuͤrden: Harvey
Exercit. I. S. 99. Thom. Bar-
tholinus
Anat. tert. renov. S. 279.
SorgeloosDiſſert. de oeconom.
corpor. Theſ.
68. 69. J. Gottfr.
Bergerde Natur. human. S. 62.
63. 306. J. M. LanciſiusProp.
56. S. 165. 166. 167. J. B. Se-
nac
am angef. Ort S. 316. 317.
(b)
Exp. 526.
(z)
An einem Hahne verlohr das
Herz ſeine Reizbarkeit, nachdem
alles Blut herausgetrieben wor-
den, Whytt am angef. Ort S. 251.
und auch das Herz eines Kalbes,
Caldan S. 328.
(c)
Exp. 552. hieher gehoͤret das
Herzklopfen von denen unterbun-
denen Blutadern, Whytt am
angef. Ort S. 79.
(d)
Exp. 488. 506. 511. 512. 513.
514. Chirac. Blanquet am an-
gef. Ort.
(e)
Exp. 517. 523.
(f)
Jm 4ten Buch, 4. Abſchn.
§. 24.
(g)
Ebendaſelbſt.
(h)
Jm folgenden 15 §.
(i)
Es ſtehen dieſe Verſuche in
den Commentar. Societ. Reg. Got-
ting.
vom Jahre 1751. und in den
Memoir. ſur le mouvem. du ſang,
S. 168. u. f. und im Second Me-
moire ſur les parties ſenſibl. \& irri-
tabl. Exp.
515. u. f. Es beſchreibt
ſie auch der Zeuge und Gehuͤlfe bei
dieſen Verſuchen, der beruͤhmte
Remus am angef. Ort, S. 14. 15.
und der beruͤhmte Caldanus S.
322. u. folg.
(k)
Second Memoir. ſur les part.
irrit. \& ſenſibl. Exp.
515. 518. 519.
521. 522. 523.
(m)
Ebendaſ. Exp. 515. 518. 519.
520. 523.
(n)
Ebendaſ. Exp. 521. 522. Sie-
he auch den Caldanus S. 325.
Dieſer beruͤhmte Mann hat dieſe
Verſuche ſo gemacht, daß er das
Blut bald der linken Kammer ent-
zogen, wenn ſie ſo gleich ſtille wer-
den ſolte, bald aber der rechten,
wenn ſie alle eigenthuͤmliche Be-
wegung verlieren ſollte, daß man
keine mehr mit der Hand an die-
ſer Hoͤle fuͤhlen konnte; von der
Seite 322 bis 325.
(o)
Die Zuſammenziehung hoͤret
mit dem Reize auf, R. Whytt am
angef. Ort, S. 243.
(p)
Das ganze dritte Buch.
(l)
Ebendaſ. Exp. 515. 517. 518.
519. 520. 521. 522.
(q)
Prem. Memoire ſur les part.
irrit.
S. 52. Second Mem. Exp.
243. 244. 245. 246. 247. 248. 255.
256.
(r)
Es ſtekt die Kraft, die den
Herzſchlag zuwege bringt, in den
Faſern des Herzens, Senac am
angef. Ort S. 322.
(s)
In Comment. ad Inſtit. rei
medic. anno
1740. uͤber n. 187.
Prim. lin Phyſiol.
im Jahre 1747.
n. 113. S. 51. Comment. Societ.
Reg. ſcient. Gotting.
1751. am an-
gef. Ort, und 1752. gegen das En-
de. Second Memoire \&c. S. 388.
389.
(t)
Am angef. Ort S. 306. 307.
(u)
Anat. corp. human. S. 312.
(x)
Am angef. Ort, Prop. 56.
S. 166. 167. 168. neuefte Ausg. 4.
(y)
Alle thieriſche Bewegungen
ſind Wirkungen des Reizes, Me-
chanical princip.
S. 37.
(z)
InOpuſc. ſcientificis, Tom. IV.
(a)
Die vornehmſte Urſache vom
Herzſchlage iſt das Blut, am angef.
Ort S. 315.
(b)
De certitud. Medic. practic.
Franck. 1746. fol.
(c)
Phiſiologie, neueſte Ausg.
S. 220. Grundriß einer neuen Arz-
neikunſt, n. 20.
(d)
Diſſ. inaugur. de irritabilit.
S. 28.
(e)
Diſp. de cordis motu.
(f)
Alle Lebensbewegungen ruͤh-
ren vom Reize her, am angef. Ort
S. 21. 325. u. f. beſonders aber das
Schlagen des Herzens, S. 44. 361.
(g)
Das Reizbare iſt die Urſache
der Bewegung des Herzens, de Na-
tura
S. 14.
(h)
Vorrede zur italiaͤniſchen
Ausgabe unſrer Streitſchr. de Ir-
ritabilit.
S. 24.
(i)
§. 24. Abſchn. 4. V. 4.
(k)
Ebendaſ.
(l)
Comment. ad Prælect. boerh.
T. II.
S. 165. 173. T. V. P. I. S.
112. daher iſt bei ertrunknen und
erſtikten, das Herz und die Lunge
mit geronnenem Blute angefuͤllet.
(m)
Eben dieſe Commentar. T.
V. P. I.
S. 12.
(n)
Second Memoir. ſur les part.
irrit.
S. 387. womit zugleich Exp.
230. 239. 240. verglichen werden
koͤnnen. Denn es dauret in allen
Beiſpielen das Schlagen des Her-
zens laͤnger, als die Bewegung der
Ribben, und des Zwerchfelles, wie
ich in meinen Handbuche finde.
(o)
Der vorhergehende §. 13.
(p)
Von dieſer Kraft der Kaͤlte
ſiehe das 5te Buch.
(q)
Second Memoire ſur le mou-
vem. du coeur,
S. 388. 389. und
das 5te Buch.
(r)
Das 5te Buch und Andr.
Paſtade motu ſanguin. a morte.
(s)
Pechlinde Purgant. S. 484.
(t)
Es iſt in allen Leichnamen
dieſe Gegend der Blutadern voll
Blut, ingleichen auch das rechte
Ohr,
(u)
§. 24. B. 4. Abſchn. 4.
(x)
§. 4. Abſchn. 5. B. 4.
(y)
Second Memoir. ſur les part.
irrit. Exp.
476. u. f.
(z)
§. 24. Abſchn. 4. B. 4.
(t)
Ohr. Siehe auch Drelincourt
Canicid. I.KaauwPerſpir. n. 751.
752. indeſſen daß der linke Sinus
leer iſt, Kaauw am augef. Ort.
Phyſique des corps animés, S.
234. 235. Caldanus S. 330.
(a)
Ebendaſ.
(b)
Ebendaſ.
(c)
§. 9. Abſchn. 4. B. 4. §. 24. Abſchn. 4. B. 4.
(d)
Mal. thrvston de Reſpir. S. 66.
(e)
parevs de Renunciat. S.
879. Opp. omn.
(f)
Mercure Suifſe vom Jahre
1734. Mon. Jun.
(g)
BoerhaavePrælect. T. I.
S. 108.
(h)
Ebenderſ. ebendaſ. Es iſt ein
Verſuch derer Jndianer in Aca-
dien.
(i)
Winslow in der beruͤhm-
ten Theſis, de incert. ſign. mort.
(k)
Winkler in Nymannum
de Apoplex. S. 64.
(k*)
Jn dem vorhergehenden
§. 10.
(l)
RumlerObſ. 67.
(m)
B. 3. Abſchn. 2. §. 3.
(n)
Jm 5ten Buche.
(o)
De la generation, S. 236.
wiewol unter verdektem Namen,
und deutlicher in der Sammlung
aller ſeiner Werke, L. XIII. c. 46.
(p)
Beim BartholinusLymph.
S. 27.
(q)
Whytton vital mot. S. 61.
(r)
Jm vorhergehenden §. 14.
(s)
Of the force of the heart, S. 38.
(t)
De cordis motu Propoſ. II.
(u)
Phil. princip. of religion, S. 135.
(x)
Vergl. die Nevrograph. L. I. c. 4. S. 19. 20. und Traité du
coeur,
S. 129. und folg.
(y)
Am angef. Ort S. 313.
(z)
De febre S. 27.
(a)
Anat. raiſonn. P. I. c. 4. er-
ſte Ausg. denn er traͤgt in der drit-
ten Ausgabe in der That eine an-
dre, und dunklere Hipotheſe vor.
(b)
Mecanique des animaux,
Part. III.
S. 230. 231.
(b*)
Abſchn. 4. §. 12. B. 4.
(c)
Jn einem eignen Schreiben
an den vortreflichen Eller, nach-
gehends in ſeiner Phiſiologie, S.
425.
(d)
Spirit. animal. exturbat.
S. 93.
(e)
Jn der Jnaugural-Diſputa-
tion de diaſtole cordis, und in der
Phyſiol. n. 185. u. f.
(f)
Am angef. Ort n. 148.
(g)
Jn dem im Jahr 1689. zu
Siena herausgekommenen kleinen
Tractat, und in dem Diario Par-
menſi
von eben dieſem Jahre.
(h)
Nov. Theor. machin. animal. Propoſ. V.
(i)
De apoplexia I. c. 16.
(k)
Inſtit. rei medic. n. 409.
(l)
Von Alexand. Monroo beim
Cheſelden in der 6ten Ausgabe ſei-
ner Anatomie, S. 198. Gerard van
SwietenComment in Aphoriſm.
T. II.
S. 18. von dem Verfaſſer
der Diſſert. de motu muſculor.
welche den Preiß, bei der koͤnigl.
preuſſiſchen Acad. derer Wiſſen-
ſchaften, im Jahre 1753. erhalten,
und von andren mehr.
(m)
De palpitat. cordis S. 47. 8.
(n)
Premiere Diſſertation, S.
703.
(o)
Diſp. de pulſibus, Baſel
1749. welche in unſrer Sammlung
T. VII. S. 14. wieder iſt abge-
drukt worden.
(p)
Der beruͤhmte Whytt eig-
net dieſelbe allen Muskeln zu, am
angef. Ort, S. 18. 243. ſo daß er
auch die Harnblaſe, von der ich er-
innert habe, daß ſie ſich in eins
fort, ohne wechſelsweiſes Nach-
laſſen, zuſammenziehe (Second Me-
moire Exp.
315. 316. u. f. und S.
290.), ſchlechterdings vor keinen
Muskel haͤlt (in P. II. Phyſiolo-
gical Eſſays,
die er neulich her-
ausgegeben). Es iſt dieſes aber
zu viel, und es ſind die muskel-
haften Faſern der Blaſe nicht im
geringſten von den Faſern des Ma-
gens, und der Gedaͤrme, unter-
ſchieden.
(q)
Second Memoire Exp. 234.
237.
(r)
Ebendaſ. Exp. 240. 242.
(s)
Ebendaſ. Exp. 226. 227. 236.
tosetti Lettera II. S. 191.
(t)
Ebendaſ. Exp. 226.
(u)
Ebendaſ. Exp. 241.
(x)
WoodwardSupplem. S. 94.
(y)
§. 4. Abſchn. 5. B. 4.
(z)
Second Memoire Exp. 521.
545.
(a)
Ebendaſ. S. 256.
(b)
Ebendaſ.
(c)
Blos einige ſchwere Traͤg-
heit, parisol lournal oeconom.
1756. Ianvier.
(d)
§. 20. Abſchn. 3. B. 4.
(e)
§. 30. Abſchn. 3. B. 4.
(f)
Ebendaſ.
(g)
Ebendaſ.
(h)
chirac Phil. Transact.
n. 263. besse Traité analitique

S. 308. Es habe das Herz noch
ſiebenzig Minuten geſchlagen, da
die Kranzſchlagadern gebunden wa-
ren. Es kommt dieſes dem vor-
treflichen Manne ſchwer vor, mir
aber ſcheint es nicht unmoͤglich zu
ſeyn. Tr. du coeur S. 318.
(i)
Am angef. Ort, Exp. 536.
542. 543. 544. u. f.
(k)
Comment. ad boerhav. Præ-
lect. T. II. n.
235. S. 364. u. folg.
(m)
§. 30. Abſchn. 3. B. 4.
(n)
Ebendaſ.
(o)
Lieutaud S. 233. und in
dieſem Werke §. 25. Abſchn. 3.
B. 4.
(p)
Ebendaſ.
(q)
Ebendaſ.
(r)
Second Memoire ſur les par-
ties irritabl. Exp.
211. verglichen
mit dem 222. Exp.
(s)
AlbinusAdnot. acad. L. II.
c.
16. Lups am angef. Ort.
(t)
§. 2. Abſchn. 5. B. 4.
(u)
§. 12. Abſchn. 5. B. 4.
(x)
§. 5. Abſchn. 5. B. 4.
(y)
J. B. Senac am angef.
Ort, S. 445. 446. J. Daniel
Schlichting in VerbruggiiExa-
mine chirurgorum,
S. 80. B.
Siegfried Albin am angef. Ort.
Weſſelingde arter. homin. ad-
nex. X.
Der beruͤhmte Mörsde
nutrit.
G. E. Hambergerde cor-
dis diaſtolc, n.
29. Joſeph Exupe-
rius Bertinin Diſſ. an motus al-
terni cordis cauſa multiplex. Pa-
riſ.
1740. Sie befindet ſich auch
in unſerer Sammlung.
(z)
§. 2. Abſchn. 5. B. 4.
(a)
Am ausgeriſſenen Herzen.
(b)
§. 1. Abſchn. 1. B. 3.
(c)
§. 9. Abſchn. 4. B. 4.
(d)
§. 22. Abſchn. 4. des vierten Buches.
(e)
Am angef. Ort S. 313.
(f)
Das Herz koͤmmt wegen der
immer waͤhrenden Reizung, die es
vom Blute erleidet, gar nicht zur
Ruhe. [...] S. 67.
(g)
Am angef. Orte.
(h)
S. 453. Jndeſſen verbinden
doch beide beruͤhmte Franzoſen,
den Nervenſaft mit der Kraft des
Reizes, Senac S. 329. 332.
(i)
Am angef. Ort.
(k)
Prem. Memoire ſur l’irri-
tabil.
S. 53. 77.
(l)
Second Memoire \&c. Exp.
406. 407. und vor andern 408. 424.
439.
(m)
§. 1. Abſchn. 2. B. 4.
(n)
Sie bewegen ſich nicht auf
einmal alle, ſondern nach Art der
wurmſoͤrmigen Bewegung. mal-
tighi
Poſthum.
S. 62. de Bom-
byce
S. 38. SwammerdamBi-
blia naturæ, T. II. tab. 15. f.
4.
Es bewegt ſich, ohne Zweifel wenn
die Stelle des Reizes iſt veraͤndert
worden, vermittelſt einer ruͤkwerts
gehenden wurmformigen Bewe-
gung (motu antiperiſtaltico). Mal-
pighi
am angef. Ort.
(o)
Dieſe Vergleichung hat ſchon
vorlaͤngſt Thomas Morgan ge-
macht, Philoſ. principles of pra-
ctice,
S. 150. 151.

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 1. Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bhrf.0