[][][]
Kurtze doch bewaͤhrte
Vieh-Artzney,
darinnen die meiſten Kranck-
heiten und darwider dienende Artz-
neyen der Rinder, Schaf Ziegen,
Schweine, Hunde, Gaͤnſe und
Huͤner zu be-
finden.

Gedruckt im Jahr 1712.
[][[1]]

Viehe-Artzeney.
Das I. Capit.
Von Ochſen und Kuͤhen.


SO ein Ochs ſich rohe oder
wund gezogen, alſo, daß ihm
die Haut abgangen, ſo nim̃ al-
te Butter oder Wagen-Theer, ſchmiere
ihm damit den rohen Orth, laß ihm
drey Tage in einen warmen Stalle ſte-
hen, ſo heilet es wieder.


Wann das Rindviehe die BlatternBlat-
tern am
Rind-
viehe.

bekommet, welches zumercken, wann das
Vieh an der Erden lieget und mit den
Beinen von ſich ſchlaͤget, muß man ihnen
helffen, oder ſie erſticken.


Schneid oder beiß ihnen ein wenig
von der Zungen, nim̃ ſie bey den Fuͤſſen,
waͤltze ſie von einer Seiten zur andern,
daß ſie ſich wohl auf den Ruͤcken waͤl-
tzen, darnach nim̃ einen Riemen von Le-
der und ſchlage ſie einmahl oder vier auf
den Leib, ſo wird ihnen bald beſſer. Jtem,
Wann das Vieh die Augen verkehret, ſo
blaſe ihnen nur Saltz in die Augen.


A 2Wenn
[2]
Stertz-
Seuche.

Wenn ein Vieh nicht eſſen will, ſo
greiffe ihn an den Schwantz, iſt der
welck und weich, alſo, daß man ihn gar
umdrehet, ſo nimm ein Meſſer und
ſchneide ihnen die qveer uͤber ſo tieff, als
die Helffte der Breite eines Meſſers in
Schwantz, ſie fuͤhlens nicht, denn der
Schwantz iſt wie er todt waͤre, lege in
die Wunden 9. Gerſtenkoͤrner, binde es
mit einen rothen Gewand Lappen oder
rother Seide, und laß es 9. Tage darin-
nen bleiben, darnach ſchneide es wieder
loß. Wenn ſie dieſe Kranckheit lange
haben, ſo ſchlaͤgt es ihnen in die Beine,
werden ſchlagebaͤuchich und faͤllt ihnen
der Leib in den Seiten gar ein.


Blutſei-
chen.

Wenn die Ochſen oder Kuͤhe Blut-
piſſen oder ſeichen, ſo muß man ſie nicht
zu ſehr treiben, ſonſt verdirbet ihnen
Lung und Leber, es kommet her von der
Weyde und Graß. Nimm Blutfle-
cke, iſt eine rothe Wurtzel oder Blut-
kraut, ſiehet wie Sauerapffer, ſchneide
es und miſche ihnen ſolches unter das
Futter.


Ochſen-
hincken.

Hat ſich ein Ochs oder Kuh etwan in
einen Nagel odeꝛ etwas anders geſtochen
ſo ſtecke man ſolchen Nagel in Speck,
koͤnte man aber den Nagel, oder anders,
darmit das Vieh verwundet, nicht haben
ſo ſtecke man Speck in die Wunden, bin-
de
[3] de es zu, des andern Tages nim̃ Storch-
ſchnabel, welches blaue Bluͤmlein hat,
koche und waſche ihm den Fuß rein aus,
ſo wird es bald heil.


Wenn ein Ochs die Ader vertreten, ſoOchſen
ſo die A-
dern ver-
treten.

waſch ihm die Ader fein mit warmen
Biere und zerlaſſenen Fette, netze einen
Hader darinnen, und binde es ſo offt
warm auf, biß du merckeſt das es beſ-
ſer worden.


Wañ ein Ochs verfangen hat, ſo mer-Ochſen
ſo verfan
gen.

cket, kehlet und ꝛuminiꝛet eꝛ nicht, hat kal-
te Ohren und ein kalt Maul, da ſchneidet
man ihme in das Ohr, daß er nur blutet,
und reibet ihm die Zunge mit Saltz.Ochſen
oder Kuͤ-
he ſo
Mangel
an Fuͤſ-
ſen.
So eine
Kuhe nit
verwerf-
fen ſoll.


So ein ſolch Vieh einen Mangel an
den Fuͤſſen oder Klauen bekommen, ſo
ſchmiere ſie zwiſchen den Hoͤrnern mit
Oel und Pech durcheinander gelaſſen ſo
werden ſie wieder geſund.


Wenn ſich eine Kuhe belauffen hat, ſo
nimm Qvitten, Fenchel-Samen und
Feldkuͤmmel, thu es in ein Toͤpfflein,
geuß Waſſer dran und drey Loͤffel voll
Honig, Pulveriſir die Schalen von ei-
nem Ey, da junge Huͤnlein ausgenom-
men, und thu es darunter, gib der Kuhe
drey Morgen davon zu trincken, ſo ver-
wirfft ſie nicht.


Weñ von einer tragenden Kuhe BlutKuh von
welcher
Blut
geht.

gehet, und man erfaͤhret, daß ſie verwerf-
A 3ſen,
[4] fen moͤcht, ſo gieb ihr Fenchel mit Honig
auf Brodt ein.


So ſich auch junge Kaͤlber von an-
derthalb Jahr alt belauffen, verwerffen
ſie gemeiniglich, wann ſie aber geworf-
fen haben, iſt da keine Milch bey ihnen,
da muß man ihnen gekochten Haber zu
eſſen geben oder aufs Eſſen ſtreuen, ſo
bekommen ſie Milch und koͤnnen die
Kaͤlber nehmen.


Den Un-
rath un-
ter den
kalben
abzuhelf
fen.

Koͤmmt einer Kuh das Kalben ſchwer
an und kan nicht geneſen, ſo gib ihnen 6.
oder 7. Zwiebeln ein, die ſtoſſe ihnen tieff
in den Halß, daß ſie es hinein ſchlucken
muͤſſen, ſo befoͤrdert es das Kalb bald.


Wenn die Secundinæ oder Nachtge-
burth nicht fort will, ſo koche ihr vor
6. Pfennige Lein mit Waſſer, giebs ihr
zutrincken, ſo gehets bald fort. Oder
zerſchneide zwey Herings-Schwaͤntzs
fein klein, ſtecks ihr in den Halß, ſo ge-
hets bald fort, oder ſeud Jngruͤnn und
giebs ihr zu trincken.


Wenn einer Kuhe im Kalben der
Maſt-Darm ausgehet, ſo muß er wieder
hinein gethan werden, nimm hernach
Wuͤllich, Heuſamen, Haber und Hopffe,
koche es mit einander und behe den Ort
damit. Jtem, gieb ihr auch eine gute fet-
te Butterſchnitte zu eſſen.


Mohn-
Kaͤlber.

Die Mißgeburth bey den Kuͤhen,
Mohn-
[5] Mohn-Kaͤlber genandt, wenn ſich daſ-
ſelbige heraus leget voller Knoten, nim̃
warm Waſſer und ſpiele es damit ab,
und ſtoſſe fein artig wieder hinein, wie
es heraus kommen, nehe den hintern
Leib oder pudenda, da es heraus kom-
men iſt, mit Seiden ein wenig zu, doch
alſo, daß man ein wenig Raum laͤſt,
daß ſie noch ſtallen und urinam reddi-
ren
koͤnnen, thu nur ein Hefft oder vie-
re, laß es drey Tage alſo, darnach loͤſe
alle Tage einen Hefft auf, oder ſchneide
ihm entzwey, ſo verfaulet das Mohn-
Kalb bey ihr, und gehet hernach durch
die Miſtung immer mehlich mit weg-
Man muß aber die Kuͤhe wohl war-
ten, denn ſie werden ſehr gering dar-
nach. Es wieder faͤhret bißweilen den
Schweinen, mit denen iſt auch alſo zn
gebaͤhren. Wann eine Kuhe auf ein-
mahl viel Kaͤlber als dreißig und mehr
hat, ſo gieb ihr blauen oder grauenNieren-
Kaͤlber.

Mohn, (papaver,) klein gerieben mit
Bier oder Eßig ein, ſo gehen ſie ih-
nen ab.


Gib der Kuhe ſo bald ſie gekalbet, eine
Hand voll Saltzes, hernach uͤber eine
kleine Weil ein Hexel mit Schrot-Fut-
ter, darinnen fein dicke zerbrochene Lein-
kuchen, das ſtaͤrcket ſie maͤchtig ſehr.


Jtem, milck ſie alſobald aus, gieß
A 4warm
[6] warm Waſſer zur Milch, wirff darein
zerbrochenen Leinkuchen und Saltz, und
laß ſie es ſauffen, gieb ihr den einen an-
dern warmen Soth, und taͤglich ein
Futter von Heu.


Wiewohl ein andaͤchtig Gebeth das
kraͤfftigſte Mittel wider des Teuffels Liſt
und Vergifftung, iedoch ſind aͤuſſerli-
che Mittel nebſt dem Gebeth auch nicht
gantz zuver achten.


Vor Zau
berey an
Kuͤhen.

Derowegen, wo die Kuͤhe bißweilen
gantz toll werden, fuͤrchten ſich vor den
Stall, reiſſen an den Stricken oder
Ketten, als ſtuͤnde einer mit einer Axt
vor ihnen nimm eine Schnitte Brod,
ſtreue darauf ſchwartzen Kuͤmmel,
Creutzrauthen und Liebſtoͤckel, giebs
ihr zu eſſen, binde ſie loß, und laß ſie
lauffen wohin ſie will, gib nur acht wo
ſie hinkommet, es vergehet ihr alsdann
gewiß.


Jtem, nimm Meiſterwurtzel, Liebſtoͤ-
ckel, Lungwurtzel, und Wermuth, hacke
durcheinander und gibs ihnen zu lecken.


So dir dein Vieh etwa bezaubert
wuͤrde, daß es gantz feig, lahm oder ver-
dorret waͤre, ſo nim̃ S. Johannis Kraut,
gieb es ihnen zu freſſen, es wird beſſer.


Jtem, nim̃ Torant, Gartheil, Creutz-
Rauthen, rothen Knoblauch, binde es zu-
ſam-
[7] ſam̄en, und begrab es unter der Schwel-
le, daruͤber das Vieh gehen muß.


Jtem, Erde, Berwurtzel und Wieder-
thon, backe es klein geſchnitten in Brod,
und gib es dem Viehe zu eſſen, dieſes
iſt auch gut vor Beraubung der Milch.


Wann dir durch Zauberey deinesVor Be-
raubung
der
Milch.

Viehes Milch entzogen wird, ſo nimm
Liebſtoͤckel, bruͤhe es und giebs den Kuͤ-
hen unters Graß zu eſſen, oder backe es
mit Brodt, und gib ihnen alle Morgen
eine Schnitte zu eſſen, ſo du auch die
Schnitte Brodt auf einer Seiten mit
Aſchen, auf der andern mit Saltz rei-
beſt, und hernach auf dem Roſte roͤſteſt,
wird es kraͤfftig erkant, darffſt nur den
dritten Theil der Schnitte iedem Viehe
geben.


Jtem, wann dir die Milch entzogen
wird, ſo nimm von einer jeden Kuhe ein
halb Maß Milch, thue es zuſammen in
einen Hafen und ſcheiß darein, ruͤhre es
herum, und laß es wohl ſtinckend wer-
den, ſo wird dir deines Viehes Milch zur
andern Zeit wohl bleiben.


So dir die Milch bezaubert wuͤrde,
und keine Butter geben wolte, ſo ſetze die
Milch auf das Feuer, laß ſie wohl heiß
werden, ruͤhre ſie ſtarck um, und thue viel
Saltz darunter, nim̄ dann eine Sichel,
A 5mache
[8] mache ſie gluͤend heiß, und ziehe ſie etliche
mahl durch die Milch, da wird ſie ihre
Krafft wieder bekommen.


Jtem, nimm Ochſenzungen, gieb es
dem Viehe mit zu eſſen, ſo wird der
Milch kein Schade geſchehen.


Oder nimm Metterkraut, koche es in
Urin und waſche die Kuͤhe ſonderlich um
Walpurchis damit, es thut gut, und iſt
probiret.


Vor
Kroͤten
ſo das
Vieh
ausſau-
gen.

Bißweilen giebet es viel Kroͤten in
Staͤllen, ſo das Vieh ausſaugen, alſo
daß den Kuͤhen die Euter ſehr ſchwel-
len, alsdenn nimm Butter, und ſchmie-
re die Euter darmit, ſo vergehets ih-
nen, damit man aber ſolcher boͤſen
Gaͤſte aus den Staͤllen gantz loß wird,
ſo ſetze man nur Wagenſchmiere in ei-
nen Scherblein in die Staͤlle, ſo bleibt
Vor die
Laͤuſe.
keine Kroͤte drinnen. Nimm Queck-
ſilber und alte Butter oder Schmeer,
und uͤberſtreich das Vieh, ſo vergehen
die Laͤuſe.


Jtem, Wermuth in Waſſer geſotten,
und damit das Vieh beſtrichen.


Jtem, Knoblochſafft vertreibet ih-
nen die Laͤuſe, Weinrauthen in Baum-
oͤhl geſtoſſen und durchgedruckt, dar-
mit geſchmieret, vertreibet die Laͤuſe.


So den Kuͤhen die Zaͤhne wackeln, ſo
wetze
[9] wetze ſie mit einen Wetzſtein, reibe ſiemit
Saltz und gieb es ihnen zufreſſen, ſo
werden ſie wieder feſte.


Wann die Kuͤhe eine Kranckheit an-Teußlich
te Kuͤhe.

koͤm̄t, daß ſie mit den Munde ſchaͤumen,
und teußlicht in Kopff werden, alſo, daß
ſie toll herum lauffen, ſo ſchneide ſie in
ein Ohr, daß es blutet, ſo vergehet ſie
es bald wieder, aber ſchaffe ſie nur abe,
denn die Kranckheit koͤmmt zum oͤfftern
wieder.


Jtem, wann das Vieh ringlich wird,Ringlich
Vieh.

ſo nimm Maͤyenwuͤrmlein, todt oder le-
bendig, lege ſie in Honig, ſchabe Ciben-
Holtz darzu, und giebs dem Vieh auf
Brod zu eſſen.


Wann die Kuͤh oder Ochſen ein Ge-
ſchwuͤr oder Schwelle unter der Gurgel,
Kinbacken oder am Halſe bekommen,
und Blut ſeichen, ſo gieb ihnen Hanff-
Kaff mit Saltz zu eſſen, ſo vergehet ſie
es zum erſten mahl, aber du muſt ſie
weg ſchaffen, denn es kommt doch wie-
der, und ſterben gemeiniglich zum an-
dernmahl daran.


Nim̄ Blutkraut, das ſtehet in Teichen
und Lachen voran, hat einen rothen Sten-
gel, und ſtehen ſtets ſieben Blaͤtter neben
einander, dieſes gieb ihnen zu eſſen, es
hilfft den Ochſen und Kuͤhen.


Jtem, nim̄ 5. Tormentill-Wurtzeln,Blut
melcken.

ſie-
[10] ſieben Schlangen-Wurtzeln, eine gute
Hand voll Baldriankraut, anderthalb
Hand voll Saltz, dieſes alles klein geſtoſ-
ſen und guten Eßig darzu gegoſſen und
wohl umgeruͤhret, gib es dem Viehe zu-
trincken, vergehet es nicht auf einmahl,
ſo muſt du es alle Tage thun, biß es ver-
gehet.


Jtem, nim̃ einen Hering, tauche ihn
in Theer, zerſchneide ihn, und laß ſie ſol-
che verſchlingen.


Wenn den Kuͤhen der Leib ſehr auf-
laͤuffet, welches man ingemein die
Plarr nennet, ſo waltze man ſie von ei-
ner Seiten zur andern, ſo vergehet ſie
es wieder.


Verfau-
lung der
Lung und
Leber.

Bißweilen kommet in Sommer das
Vieh zu faulen Waſſer, und uͤberſaͤuffet
ſich, daß ihm Lung und Leber zu faulen
anfanget, jehling hinfaͤllet uñ ſtirbet, ehe
man ſolches gewahr wird, deme begegne
alſo: Gib ihnen unter den Hexel vor 6.
Pf. geſtoſſene Eberwurtzel, und vor 6. Pf.
Lungenkraut ein wollen ſie aber das Fut-
ter nicht freſſen, ſo muſtu ſehen wie du es
ihnen ſonſten einbringeſt.


Jtem, man ſoll ihnen vor 3. Pf. Eber-
wurtzel in die Krippen, oder woraus ſie
ſonſten eſſen, ſpuͤnden.


Jtem, gib ihnen Oleum Therebin-
tinaͤ
in kleinen Tranck mit untergemen-
get,
[11] get, wo ſie es aber nicht ſauffen wollen, ſo
muß mans ihnen mit Gewalt eingieſſen.


Oder gieb ihnen Mether BeerwurtzelVor das
Ungezie-
fer wel-
che das
Vieh ſte-
chen.
Vor Aus
lauffen
des Vie-
hes.

und Tille ein, welches denn auch hilffet.


Beſtreich das Vieh uͤber den gantzen
Leib mit Salſchmaltz von Saalhund,
ſo in der See geſangen wird, ſo ſetzet ſich
das Ungeziefer nicht darauf.


Nimm gereuchert Rindfleiſch, pul-
veriſire
und ſtoß oder zerreibe es klein,
ſtreu darunter gepuͤlverte Qvitten, gieb
es dem Vieh mit Weineßig zutrincken,
thu es etliche mahl, ſo wird es gewiß
helffen.


Oder nimm gebackene Biern oder
Qvitten, koche ſie, gieb dem Vieh die
Bruͤh zutrincken, und die Biern zu eſ-
ſen, ſo wird es ſich ſtillen.

Vor das
ſchaͤbich-
te Vieh.

Nimm alt Schmeer, ſchmeltze es,
und geuß es aufs Waſſer, und nimm
Teuffelsdreck, gelben Schwefel, Lor-
beer, Kupfferrauch und ungenetzten
Theer, menge es alles untereinander,
laß es kochen und ſchmiere das Vieh
darmit, es muß aber warm ſeyn, wie
auch der Stall, darinnen das Vieh
ſtehet.


Zerſtoſſe Pappeln und ſtreiche ſie uͤberVerwun
dete Rin-
der.

die Wunden, ſo heilen ſie wieder.


Wann das Vieh eine boͤſe Zunge hat,
oder ſonſt verwund in der Zunge iſt, ſo
nimm
[12] nimm Krebswurtzel, (iſt keulicht,) koche
ſelbe und waſche ihnen die Zunge da-
mit.


Wañ die
Rinder
nicht zu-
nehmen
wollen.

Nimm Schwalbenwurtzel, Oder-
meñigkraut, Fenchelwurtzel oder Kraut,
zerſtoſſe es und druͤcke den Safft raus,
thue guten Tyriac darein und giebs dem
Viehe zutrincken, kanſtu das Kraut
nicht gruͤn haben, ſo nimm es duͤrr und
koche es mit Bier, giebs dem Viehe
warm zu trincken.


So auch ein toller Hund ein Vieh
gebiſſen, ſo waſche die Wunden damit,
und gieb es auch dem Viehe zugleich
warm im Leib.


Jtem, kaͤue nuͤchtern eine Welſche
Nuß, thue Krafftmehl darzu, und lege
es uͤbern Schaden.


Wann
das Vieh
aufſtoͤſ-
ſig iſt.

Nimm weiſſen Andorn, Lungenkraut
und Waldwurtzel, ſiede es mit einander
in Waſſer, thu darunter Rockenmehl, he-
be es in einem Faͤßlein auf, und ſo das
Vieh aufſtoͤßig wird, ſo gib ihnen daſ-
ſelbige zutrincken.


Den Hauck pflegen die Kuͤhe und Pfer-
de in den Auge zu bekommen, und den
pflegt man ihnen im Augenwinckel zu
ſchneiden, man faͤdelt eine Nadel ein,
und ſticht ſie durch ein Haͤutlein, und
ſchneidets entzwey, und ſtreichet ihnen
Rahm und Saltz drein, und reibet die
Naſ-
[13] Naſe und Zung mit dem Saltz, es muß
aber niemand thun, als der mit um-
gehen kan.


So ein Vieh ſich hart vertreten, oderViehe, ſo
hinckend.

an den Beinen hart geſchwollen waͤre, ſo
ſoll man ihm geſottene Stengel von Ver-
baſto
oder Himmelbrand, das ſonſten
auch Kertzenkraut, Brenkraut, unſer
Frauenheil nennet, uͤberlegen.


Wann ein Vieh von einer Spinne,
Scorpion oder andern gifftigen Thiere
geſtochen worden, und derowegen ſehr
der Ort ſchwillet, nimm Stiffmuͤtterlein
(ſo drey Farben haben,) mit Kraut und
Blumen, ſiede es in Waſſer und lege es
den Viehe fein warm auf, dergleichen
thut Schellkraut oder groß Schwalben
kraut auch.


Wann das Vieh von Gifft oder un-
reinen Futter geſchwollen waͤre, ſo ſoll
man ihm nur centaurium Majus, das
man ſonſten Aquilegiam oder Agley
nennet, eingeben, ſo vergehets ihnen
bald.


Jtem, gib ihnen Perſicariam oder
Floͤhekraut ein.


Gib dem Vieh in Fruͤhling und nachVor ver-
giffte
Weyde.

Michaelis einer Bohnen groß Tyriac
mit einen Biſſen Brod.


Jtem, monatlich einmal eine Schnitte
geroſtet Brod mit Butter, Fenchel, Til-
len
[14] len und Knoblauch beſtrichen, ſo ſchadet
ihnen auf der Weide nichts.


So eine
Kuhe kal
ben will,
was ihr
zuthun.

So eine Kuhe uͤber die Zeit traͤget, ſo
nimm Zwiebelſchalen, ein gut Theil Po-
ley, gantzen, Saffran, ſiede es in Bier,
gib es den Kuͤhen 1. mahl 2. oder 3. ſo
koͤmmt das Kalb von ihr, es ſey tod o-
der lebendig. NB. Man ſoll es ihnen a-
ber nicht eingeben, es ſey denn Zeit mit
ihnen, man kan es einer Kuh bald an-
ſehen, wann ſie kalben will, indeme ſie
5. oder 6. Tage vorhero entlaͤſt.



Das II. Cap.
Von Schafen.


Geſunde
Schafe
zu erhal-
ten.

MJlt du geſunde Schafe ha-
ben, ſo backe Holunderbeeren,
wenn ſie reiff ſeyn, und behalte
ſie durchs gantze Jahr, zerreibe ſie dann
in Saltze, und gib ſie den Schafen zu eſ-
ſen oder zulecken.


Nimm Leinkuchen, gedoͤrret und ge-
ſtampffet Brod, Eichenlaub, ungeleſch-
ten Kalck, Ruhſt aus der Feuer-Mauer,
und Roßbein, dieſe Dinge mache alle
klein zu Pulver, miſche Wermuth dar-
unter, und menge es unter das Saltz,
giebs ihnen uͤbern 2dern oder 3ten Tag
ein,
[15] eingemacht zu eſſen, wo ſie es nicht eſ-
ſen wollen, ſo gieb es ihnen mit Ge-
walt.


Jtem, menge Hollunderbeeren mit
Gerſtenmehl, mache daraus Kuchen,
ſtoſſe ſie zu Pulver, und gieb den Scha-
fen mit Saltz zu eſſen.


Oder nimm Erlene Spruͤßlinge ei-
nes Jahres alt, und Feldkuͤmmel, ma-
che es duͤrre und zu Pulver, und gieb
ihnen das Saltz zu eſſen.


Das Saltz iſt auch den Schafen wi-
der allerhand boͤſe Zufaͤlle, gieb ihnen
alle Wochen einmahl Saltz zu lecken,
ſonderlich wann es naſſe Weyde giebet,
ſo iſt es ihnen eine gute Praͤſervativ.


Oder nimm Wacholderbeer, zerſtoſſe
ſie klein und ſtreue ſie mit Saltz unter
den Haber, ſo eſſen ſie ſolches fein mit-
einander, dieſes kan man in einen Jah-
re drey oder viermahl thun.


Wenn dir ein Schaf aufſtuͤtzig
wird, ſo gieb ihm nur bald Saltz mit
gruͤnen Wermuth zu lecken oder zu eſ-
ſen, und ſchneide ihn in die Ohren.


Wenn ein Schaf gar unverſehens und
ploͤtzlich kranck wird, ſo ſchlagen ihnen die
Schaͤfer unter den Augen eine Ader, die
drucken ſie nur mit einen Meſſeꝛ auf, dar-
Bauf
[16] auf werden ſie wieder geſund, und man-
chen Schafe ſein Leben errettet.


Fuͤr die
Ge-
ſchwulſt.

Wann ein Schaf ſchwillet, ſo iſts ei-
ne Anzeichung daß es Gifft bey ſich hat,
welches ſie leichtlich von der Weyde o-
der im Futter bekommen, gieb ihnen
nur Tyriac, auf eine Schnitte Brod ge-
ſchmieret, ein, ſo wird es bald beſſer
mit ihnen.


Nimm Wintergruͤn, Roͤmiſchen Ei-
biſch und Alandwurtzel, ſeud das alles
mit Waſſer, in einen Keſſel, thue Huͤn-
nermiſt darzu, und laß es drey Tag und
Nacht ſtehen, ſeige es durch ein Tuch,
darnach nimm Qveckſilber, toͤdte es mit
alten Schmeer in einen Becken, darzu
nimm alt Schmeer und Pech, nach An-
zahl der Schafe, grauen Schweffel,
weiſſe Aſchen und Kupfferwaſſer, iegli-
ches ſo viel du wilt, odeꝛ iegliches ein halb
Pfund, und zuſammen klein geſtoſſen,
in einen Keſſel gethan und wohl durch
einander geruͤhret, laß es aufſieden,
geuß es darnach aus in ein Faß, und
wo das Schaf reudicht iſt, da theile die
Wolle voneinander, und ſchmiere es
darauf, dieſes iſt eine gute Schmierſalbe.


Es bekommen aber die Schafe den
Fuͤr die
Rauten.
Schurff von den kalten Platzregen und
froſtigen Wetter, ſo da pfleget darauf zu-
kommen, oder wenn man ihnen den
Sem-
[17] Semmerſchweiß nicht abſpuͤlet, oder
ihnen die Wolle abgenommen und ſie
bald darauf in Wald oder ander doͤr-
nicht Geſtreuche treibet, da ſie geritzt
und verletzt werden, oder wo man ſie in
einen Stall bringet, darinnen Pferde
Mauleſel oder andere Eſel geſtanden
ſeyn, ſonderlich wann ſie wenig Eſſen
haben, davon werden ſie mager und
leicht reidicht.


Man kan leicht ſpuͤren, wenn dieRaude
der
Schafe.

Schafe raͤudicht ſeyn, denn ſie kratzen
mit den Fuͤſſen auf der Erden, reiben
ſich an Baͤumen und Waͤnden, pfluͤcken
ſich die Wolle aus und naſchen mit den
Maul an ſelbigen Orte, den ziehe nur
die Welle aneinander, ſo wirſtu befin-
den, daß ihnen die Haut jucket. Nimm
Urin, waſche die Oerter damit, hernach
beſtreich die Oerter mit Schwefel-Oel
und weichen Pech. Wenn dir 1. oder
2. Schafe anbruͤchig werden, daß man
ſie ſchmieren muß ſo verkauffe bald die
andern alle, denn es ſtecket an, du
magſt ſie darmit ſchmieren wilt, ſo ſter-
ben dir endlich die meiſten weg, wiltu
aber der Rauden wehren, daß ſie die
andern nicht anſtecke, ſo nimm Laub
und Wagenſchmeer und koche ei-
nen Brey von rockenen Mehl thue
Fettes von einer Schweins flieſſe
B 2dar-
[18] darein, und ſchuͤtte den Brey in einen
Topff voll Schmeer, menge es wohl
durcheinander und ſchmere die Schafe
damit, ſo vergehet ſie die Raude und
werden fein rein.


Fuͤr die
Raͤudig
keit.

Wenn die Schafe unrein und raͤudig
werden, ſo henge erſtlich einen Keſſel
mit Waſſer uͤber das Feuer, darein et-
wa eine Tonne Waſſer gehet, thue als-
denn den Keſſel gar voll des Krauts,
das die Schaͤfer Kinitz nennen, ſo viel
man deſſen ins Waſſer bringen kan, laß
es alſo zwey Stunden lang aufſieden.


Darnach nimm einen Stengel aus
den Keſſel, und ſtreiffe ſie durch die Fin-
ger: Wenns gar recht geſotten iſt, ſo
ſtreifft es ſichs rein ab, man muß es
auch lang ſieden laſſen, bis ſich dieſelbe
Rinde abſtreiffet, wenn es nun gar ge-
kocht iſt, ſo thut man das Kraut aus
dem Keſſel, und wirffts weg, und laͤſt
das gekochte Soth im Keſſel, thut
darzu zwey Loth Schweffel und laͤſt es
darinnen eine gute Stunde miteinan-
der ſieden, bis es wohl gar iſt, ſo wird
das Soth fein gelbe, wie es geſaffert
waͤre, man muß auch ſtets darbey ſte-
hen, und mit einen Stecken wehren, daß
es nicht uͤbeꝛlaͤuffet, deꝛ Keſſel bleibet faſt
halb voll, wenns aus geſotten iſt, alsdeñ
fuͤllet
[19] fuͤllet man es in eine Tonne, die nur ei-
nen Boden unten hat, daß mans oben
heraus ſchoͤpffen kan, wenn man denn
etwas daraus nehmen will, ſo ſoll man
es erſtlich in der Tonnen mit einen Ste-
cken umruͤhren, daß der Schwefel nicht
unten am Boden liegen bleibet, denn
nehme man kleine Schnautz- oder Laß-
kaͤnnlein und ſchoͤpffe darein des gekoch-
ten Sothes, und an welchen Orte die
Schafe raͤudicht oder grindicht ſeyn,
geuſt man alsdenn deſſelben Soths
mit den Kaͤnnlein, ſo weit die Rauden
iſt, ein wenig darauf, es heilet ſehr,
und koͤnnen die Schafe, ſo oͤffters durch-
aus raͤudig, darmit geheilet werden.


Jtem, nimm Lungenwurtzel, das
Kraut Kinitz und Wermuth, doͤrre es
untereinander und ſtoß es klein, thu es
den Schafen unter das Saltz, und men-
ge es wohl untereinander, das iſt ein
gut praͤſervativum, es bewahret die
Schafe, nechſt GOtt fuͤr den Rauden
und Kranckheiten, und haͤlt ſie bey ge-
ſunden Leibe.


Jtem, ſo ſich einer befuͤrchtet, daß
die Schafe den Grind bekommen moͤch-
ten, ſo nehme er nur groſſe Omeiſen,
die man ſonſten Roß-Omeiſen heiſt,
mit ſammt den Neſte, ſchuͤtte ſie in
einen naſſen Sack, und thue ſie in ei-
B 3nen
[20] nen heiſen Backofen, darnach zerſtoſſe
und ſiebe ſie, und gieb ſie den Scha-
fen in Saltz zu eſſen. Jtem grabe
Hirſchwurtzel, Holwurtzel und Aland-
wurtzel im Maͤyen zwiſchen den 2. Frau-
entagen, doͤrre, ſtoſſe und ſiebe ſie, und
gieb ſie den Schafen im Saltz zueſſen.


Zu weilen erſticken die Schafe in ih-
ren eignen Blut, fallen ploͤtzlich nieder
und ſterben, wenn ſie gleich fein leibig,
fett und ſonſten gar nicht kranck ſeyn,
da nehme man nur Schellkraut, das an
den Taͤnnen waͤchſt, bluͤhet gelbe, und
wenn mans abbricht, ſo hats rothe
Milch, das doͤrre man, zerſtampffe es
und giebs ihnen im Saltz zulecken, ſo
iſt ihnen geholffen, es muß aber in der
erſte geſchehen.


Vor das
Plecken.

Wann die Schafe im Stall ſtehen,
zittern und blecken, umher lauffen und
nicht freſſen wollen, ſo iſt ihnen eine
Buͤberey geſchehen, denn ſo boͤſe Bu-
ben einen Wolffs ſchwantz, Wolffskoth
oder dergleichen vom Wolff im Stalle
verſtecken, ſo ruhen die Schafe nicht,
biß es wieder aus dem Stall genom-
men wind, denn ſie immer meynen, ihr
Feind ſey vorhanden.


Wenn ſie kropffen, ſo bekommen ſie
gar eine dicke Geſchwulſt unter dem Hal-
ſe, zuweilen wie ein Ganß-Ey groß das
iſt
[21] iſt voller Waſſer, und kommt von der
Leber und Lunge, wenn die kein Waſſer
haben, ſo verfaulen ſie und werden
verſchleimet, dieſes koͤmmet her wenn
die Schafe in naſſer Weyde gehen, und
es oͤffters Schlag-Regen auf ſie thut.


Nimm eine Pfrieme, ſtreich es auf
und druͤcke es aus, hilfft an den meiſten.


Mache Kuchen von Leinoͤhl, altenFuͤr an-
bruͤchti-
ge Scha-
fe.

Schmeer, Pech, neuen Wachſe und
Baumoͤhl, dieſe Stuͤcke zuſammen ge-
macht, ſeyn gut dafuͤr, frage nur die
Schaͤfer, die werdens weiter berichten.


Nimm Alandwurtzel, ſchneide die inFuͤr den
Rotz.

Scheibigen, doͤrre ſie in einen Backo-
fen, mache es zu Pulver, ſichte oder
ſiebe es, thue auch Saltz darzu, eines
ſo viel als das ander, und laß es ſie
lecken, es hilfft und iſt bewaͤhrt.


Oder nimm Ochſenzungenwurtzel oh-Fuͤr das
Blutpiſ-
ſen.

ne das Kraut, ſchneit die klein, doͤrre ſie
auch in einen Backofen, ſtoſſe ſie denn
zu Pulver und ſiebe es, giebs den Scha-
fen mit Saltz zu eſſen.


Wenn die Schafe Blut ſeichen, ſo
ſtoſſe Kuͤmmel zu Pulver, und menge es
unter Saltz, giebs ihnen zu lecken, ſo ver-
gehet ſie es bald wieder. Oder brauche
B 4
Blut-
[22] Blutkraut, wie zuvor von andern Vieh
auch iſt geſaget worden.


Vor das Bluten der Schafe ſoll man
den Samen nehmen von den jungen
und rothen Ochſenzungen und ſolls al-
len Schafen unter das Saltz geben, ſie
ſeyn jung oder alt.


Fuͤr den
Huſten.

Nimm drey oder vier Lebern, nach-
dem der Schafe viel ſeyn, und doͤrre ſie
in einen Backofen, ſtoß ſie klein und ſie-
be ſie, nim̃ darnach einen halben Schef-
fel Maltz oder weniger, laß das fein
alleine mahlen, und nimm auch ſo viel
Holunderbeeren, drucke den Safft dar-
aus, in den Maltz, und knete das wie
ein Teig, mache Kuͤchlein davon, ſtoſſe
ſie zu Pulver und gieb daſſelbe den
Schafen in Saltz zu eſſen, du kanſt itzo
beruͤhrte Kuchen ein gantz Jahr behal-
ten, ſeynd ſehr gut vor den Huſten der
Schafe.


Wann die Schafe die Egeln haben,
ſo nimm capita papaveris, Mohnhaͤu-
pter, brenne ſie zu Pulver, ſiebe ſie
durchs Sieb und menge es unter das
Saltz, giebs ihnen zu eſſen, es hilfft
und iſt bewehret.


Oder gieb ihnen Reinfahren, Schieß-
beeren-Holtz darunter geſtoſſen, und un-
ter das Saltz gemenget.


Wann ſich die Schafe oder Laͤmmer
nach
[23] nach Oſtern von der neuen Weide ver-Fuͤr die
Spul-
Wuͤr-
mer.

unreinigen, oder die Spulwuͤrme beiſ-
ſen, ſo nimm junge Erlene Sproͤßlein,
die ein Jahr ſeyn, doͤrre die in einen
Backofen, ſtoſſe ſie zu Pulver und ſiebe
ſie, und nimm das kleinſte Pulver und
Lungwurtzel, welches Kraut 3. Blaͤtter
hat, und auf der Wieſen waͤchſt, doͤrre
es zu Pulver, ſiebe es und giebs den
Schafen mit Saltz zu eſſen, dieſes iſt
probieret.


Es pflegen etliche Schafe gern tollVon tol-
len Scha
fen.

zu werden, die ſind dabey zu erkennen,
ſie gehen umgedrehet in einen Ring
herum, und fallen darnach nieder, wo
ihnen nun ſolches nicht zum Koͤpffen
heraus ſchwieret, ſo iſt es mit ihnen
verlohren und kein Mittel zu gebrau-
chen.


Wenn die Schafe rotzicht, ſchaͤbichtRotzigte
Schafe.

oder ſchoͤrbicht werden, ſo nimm Ochſen-
zungenwurtzel ohne das Kraut, ſchneide
ſie klein, doͤrre ſie in Backofen, ſtoß ſie
zu Pulver und ſiebe ſie, gieb das Pulver
den Schafen in Saltz zu lecken.


Jn dem Hunds-Tagen pflegen dieFuͤr die
Pocken.

Schafe zu pocken, das iſt ihnen ein treff-
lich anfaͤllig Ding, welches offtmahls
gemachet, daß man die Schafe aus ei-
nen gantzen Dorff muß weg bringen.


Es iſt aber vieler Schaͤfer Brauch,
B 5daß
[24] daß ſie darfuͤr nichts brauchen, ſondern
thun Geſunde und Krancke in einen
warmen Stall treiben ſie dichte ineinan-
der, damit ſie erwarmen, ſagen alſo:
die Pocken oder Blattern kommen deſto
eher heraus und vergehn wieder.


Nimm nachdem der Schafe viel ſeyn,
1.2.3. pockichte Schafe, bind ihnen die
Fuͤſſe zuſammen und brenne die leben-
dig in einen Backofen zu Pulver, thue
darzu Lindenholtz, oder in deſſen Man-
gelung nur ander gemein Holtz, und laß
es zugleich mit verbrennen, alsdann
ſtampff das Pulver, ſiebe es durch, und
nimm Attichkraut, doͤrre Pulver, und
Gerſten Maltz, daſſelbe mache zu Mehl
und ſiebe es auch, nimm den gruͤnen
Endenkreiß, doͤrre und mache ihn zu
Pulver, darnach nimm Leinſaat, daſſel-
be thue gantz darunter, und Saltz, wel-
ches gantz duͤrr und klein gerieben ſeyn
ſoll, dieſe genandten Stuͤcke nimm ei-
einen ſo viel als des andern, menge es
alles durcheinander, giebs den Schafen
zu eſſen, daſſelbe thue acht oder zehn
Tage nacheinander, weil ſie eſſen wol-
len, habe auch gute Achtung darauf,
daß ſie in zwey oder drey Tagen nicht
zum Waſſer kommen, es wird gewiß
helffen, und iſt probirt.


Nimm
[25]

Nimm gedoͤrrte geſchrotene Gerſten,
abgepfluͤckte gedoͤrrte Wermuth, reine
aus gerodene Hanffſpreu und geſtoſſene
Lorbeer, unter dieſe Stuͤck miſche Saltz
und giebs den Schafen zwiſchen Mi-
chael und Martin alle Wochen auf den
Abend, wenn es ſchoͤn iſt 3. mahl und
laß ſie nicht drauf trincken, das heilet
den Schafen alle Kranckheiten. Jtem,
nimm rothe Kalnickenbeer, Haſelkno-
ſpen und weiſen Huͤnermiſt, dieſe
Stuͤck gedoͤrret und zu Pulver geſtoſ-
ſen, mit Saltz untereinander gemiſchet
und den Schafen um Martini einmahl
oder etliche gegeben, iſt gut fuͤr alle
Seuche der Schafe.


NB. Mercke, alle ſieben Jahr haben
die Schafe einen Anſtoß, verkauff deine
Schafe, ſonderlich wann der Chriſttag
an einen Sonnabend iſt, denn ſie ſterben
gemeiniglich daſſelbe Jahr, oder kran-
cken ſehr, laut der Schaͤfer Erfahrung.


Nimm Lorbeern und Entzian 1.Fuͤr die
Faͤule.

Pfund, und halb Baumſchalen auf
ein hundert, mache es zu Mehle, giebs
den Schafen drey Tage vor und nach
Michael mit Saltz zu eſſen, Lungen-
wurtzel und Naterwurtzel ſind auch
gut vor die Faͤule, da aber dieſes nicht
hilfft, ſo nimm Holunderbeeren, ſchuͤt-
te ſie in Waſſer, wie viel du bedarffſt,
Dar-
[26] Darnach nimm einen halben Schef-
fel Gerſten Mehl, und machs miteinan-
der ein, auf das ſtaͤrckſte und laß es alſo
ſtehen biß den dritten Tag, hernach wir-
cke Brod und mache breite Plaͤtze da-
von, und ſetze es in einen heiſſen Back-
ofen und laſſe es wohl duͤrr darinnen
backen, und ſtoß es hernach zu Pulver,
ſo viel als es bedarff, menge es mit lau-
ter Saltz und giebs den Schafen auf
einen Abend und treib ſie darnach in ei-
nen warmen Stall, uͤber 8. Tage her-
nach nim̃ Wurmmehl aus einen Birn-
baum, menge es unter Saltz, und giebs
den Schafen auf einen Abend.


Faͤule
um Mi-
chael.

Wann die Schafe die Faͤule um Mi-
chaelis Tag haben, ſo nimm Waſſer-
bley, und ſchneid es zu kleinen Stuͤck-
lein, darnach nimm Kreſſen-Samen
und rothe Salben, thu die in eine Pfan-
ne und laß ſie zugehen, brocke Brod
drein und laß ſie zuvor backen, ſtoß es
zu Pulver und menge es durcheinander
und viel Saltz darunter, giebs den
Schafen auf den Abend.


Oder, nimm Liebſtoͤckel, Alandwur-
tzel, Wacholderbeer, Eſpenlaub und Lor-
beern, diß alles untereinander geſtompft
davon ſoll man den Schafen, da man ſich
der Faͤule befahrt, nach Gelegenheit der
Schafe, etliche Hand vol unteꝛ das Saltz
der
[27] der Schaf mengen, und allewege uͤbern
andern oder dritten Tag auf den Abend,
wenn man eintreibet, in die Saltztroͤge
geben, welches Schaf faul iſt, friſt
nichts, ſondern gehet davon, demſelben
faulen Schaf muß man ſolch gemengt
Saltz mit einer Holunderroͤhre in den
Halß ſchuͤtten, und halten, daß es mit
Gewalt freſſen muß, man darffs aber
ehe nicht trincken laſſen biß auf den
Morgen.


Nim̃ des hohen Farrenkrauts, bren-Fuͤr das
Gaͤhnen.

ne es zu Pulver, darnach ein Eichen-
Moß und ſiebe es klein, und Erlene Kno-
ten die Laͤnge, und laß es recht duͤrre wer-
den, daß du es kanſt zu Mehl machen
und Ruß oder Rahm aus einer Feuer-
mauer, ſolches ſchuͤtte in einem Backo-
fen, der gar heiß iſt, und ſtoß es darnach
zu Pulver, und menge es mit Saltz un-
tereinander, und giebs den Schafen.


Nimm Haͤſeln-Laub, SommerlattenLungen-
wuͤrmer.

und Feldkuͤmmel, und mache es darnach
klein und giebs ihnen unter das Saltz.


Nimm Merlinſen, Holunderbeeren,Vor das
Moͤriſch

Gerſten Mehl, Koppelung von den
Bircken, Meiſterwurtzel, Heiligengeiſt-
wurtzel, dieſe Dinge ſind alle gut fuͤrn
Moͤriſch.


Tormentille und WacholderbeerenVor das
Draben.

ſeyn gut fuͤr das Draben der Schafe,
wenn
[28] wenn man ſie mit Saltz brauchet, wie
braͤuchlich.


Wenn die Schafe das Reißen in den
Daͤrmen, oder die Darm-Gicht haben,
ſo laß ſie nur gedoͤrrte Zwiebeln und
Haſelwurtz mit Saltz more ſolito brau-
chen.


Fuͤr den
Huſten.

Nimm Triebſand und Wolffswurtzel
die ſind den Schafen und ſonderlich den
jungen Laͤmmern gut vor den Huſten,
Jtem, Mandelkern zerſtoſſen, mit Wein
vermiſcht in die Naſenloͤcher gegoſſen,
vertreibet ihnen auch den Huſten.


Fuͤr den
Unflath.

Nimm gelben Senff ſo bald du den
Unflath gewahr wirſt, ſtoſſe den Scha-
fen ins Maul daß ſie ihn freſſen, oder
drucke den gelben Senff ins Brod, giebs
den Schafen zu freſſen, und ſchuͤtte al-
ſobald eine Hand voll Senff hinnach in
den Halß.


Jtem, nimm rothen Wein, Holun-
derbeer und Gerſten Mehl menge es
untereinander wie ein Teig, backe Brod
daraus, wohl gantz duͤrre. Darnach
laß es ſtampffen in der Muͤhlen zu
Pulver, und giebs den Schafen unter
das Saltz.


Nimm Benedict-Wurtzel, oder das
Pulver von einen Maulwurff gebrand,
und ſtreue es den Schafen in die Augen
dar-
[29] daruͤber ſie ein Fell haben, das treibet
alle Fell davon.


Die Holtzboͤcke ſind kleine raucheFuͤr
Laͤuſe

Wuͤrmlein, wie die Wantzen, und beiſ-
ſen ſich in die Haut der Schafe, Hunde
und Ochſen tieff hinein, und plagen die-
ſe Thier gar ſehr, wenn man nun mer-
cket, daß Schafe, Leuſe oder ſolche Holtz-
boͤcke haben, ſo zerſtoſſe die Wurtzel
Aceris, koche ſolche in Waſſer, ziehe die
Wolle auf den Ruͤckgrad voneinan-
der, begieſſe ſie damit auf den Ruͤcken,
damit es zu beyden Seiten von ihnen
fleuſt.


Oder nimm Madrogoriaͤ, des Al-
raune und gebahre damit wie gedacht,
aber ſiehe dich fuͤr, daß die Schafe da-
von nichts genieſſen, denn es iſt Gifft.


So bald ſie das Fieber ankommet,Fuͤrs
Fieber.

ſo ſchlage ihnen zwiſchen den 2. Keulen
eine Ader, ſo vergehet es.


Nimm Aſche ausm Kachelofen, wel-Fuͤr die
Wuͤrm
im Leibe.

che wohl gebrand iſt, thue ſie in guten
Weineßig, laß es ihnen eingeben, wie
man es ihnen einbringen kan, am be-
ſten, wenn ſie von Hopffen Rancken ge-
brant iſt.


Wenn ſich ein Schaf rohe getrieben
hat, ſoll man weich Pech, Alaun Schwe-
fel und Eßig untereinander nehmen,
und es damit ſchmieren. Oder ſoll den
Roſt
[30] Roſt vom Kupffer darein ſtreuen, ha-
ben ſie ihnen aber eine Beule gerieben,
ſoll man dieſelbe gar vernuͤnfftig oder
beſcheidentlich umſchneiden, daß man
das Wuͤrmlein, das darinnen verbor-
gen liegt nicht verletze, denn ſo das
verletzet wird, ſo wirffts viel Eyter
aus und macht, daß die Wunde her-
nach nicht heilet.


Wenn die Schafe in den heiſſen Hun-
des-Tagen von der Sonnen zuſehr erhi-
tzet werden, und von den andern Scha-
fen abtreten, allein ſtehen und nicht eſ-
ſen wollen, ſo gieb ihnen den Safft ſo
im Fruͤhling aus den Bircken laͤufft,
wenn darein gehauen wird, und laß ſie
Bircken-Laub eſſen.


Schwe-
rer
Athem.

Wann die Schafe ſchwerlich Odem
holen, ſchneide ſie mit einem Meſſer in
beyde Ohren, ſo wirds bald beſſer mit
ihnen werden.


Lungen-
ſucht.

Wann die Schafe Mangel an der
Lungen bekommen, ſo ſoll man ihnen
durch das Ohr Chriſtwurtz oder Lungen-
kraut, oder Rettig ſtecken, wie man denn
auch den Schweinen thut, dieſe Kranck-
heit bekommet das Vieh aus Mangel
des Waſſers, denn wenn ſie von der
Sonnen Hitze ſehr durſten, ſo uͤberlauf-
fen ſie ſich und fangen bald.


So
[31]

So ein Schaf ein Bein bricht, mußBein-
brechen.

man es heilen wie einen Menſchen, alſo
auch Hunden, Huͤnern und andern
Viehe, winde das Bein in Wolle, die
mit Lein - Oel und Wein genetzet iſt,
ſchiene es hernach wie braͤuchlich iſt.


Bißweilen bekommen die Scha-Boͤſe
Maͤuler.

fe Grindichte Maͤuler, wenn ſie
von den Kraͤutern eſſen, darauff der
Mehlthau gefallen iſt, da nimm Ei-
ſopp und Saltz gleich ſchwer, zerſtoſ-
ſe und menge es beydes unter einander,
und reib ihnen den Mund, die Lippen
und Gaum im Halſe damit, ſo vergehet
es wieder.


Wenn die Schafe Geſchwuͤr haben,Ge-
ſchwuͤr.

ſo mache eine Salbe von Eßig, weichen
Pech und Seuſchmeer, und ſchmiere ſie
damit.


Wenn ſie etwa ein ſchaͤdlich Kraut
oder ein boͤß Wuͤrmlein geſſen haben,
davon ihnen der Leib aufflaͤufft! ſo
oͤffne ihnen eine Ader uͤber den Mund
oder Lippen, deßgleichen die Adern,
die ſie unter dem Schwantz juxta ſe-
dem
haben, und geuß ihnen Menſchen-
Urin drein.


Wenn ein Schaf eine Blut-Egel im
Trincken eingeſchlucket, ſo gieb ihm
ſcharffen warmen Eßig, oder Oel mit
Gewalt ein, denn ſonſt trinckets nicht.



[32]

Das III. Capit.
Von Ziegen.


Ziegen
ſo die
Milch
verloh-
ren.

WEnn eine Ziege gezickelt,
hat, und die Milch verleuret,
ſo laß ſie gleichwohl melcken,
und immer fort trecken, ſo bekommt ſie
die Milch wieder.


Ziegen
ſo nicht
eſſen
wollen.

So eine Ziege nicht eſſen will, ſo
iſts eine Anzeigung, daß ſie das Kehlen
verlohren haben, und wenn ſie das
Kehlen oder Wiederkaͤuen verlohren ha-
ben, ſo koͤnnen ſie nicht eſſen, denn es
iſt ihre Natur, wie auch Kuͤhe, Ochſen
und Schaafe thun, gieb Achtung, wenn
ſich die Kuͤhe, Schaafe oder Ziegen nie-
derlegen, und ſuchen das Eſſen wieder
aus dem Munde, und kehlen von neuen,
denn halt ihnen geſchwind mit der Hand
den Haltz zu, und greiff ihnen ins Maul,
nimm das Gekaͤuete herauß, und ſtreichs
der Ziegen ein, oder giebs ihr in den
Mund, daß ſie es iſſet, ſo hebt ſie auch
wieder an zu kehlen, oder zu kaͤuen,
und wird wieder geſund.


Wenn die Peſtilentz unter die Ziegen
koͤm̃t, ſo werden ſie nicht erſt kranck, ma-
ger,
[33] ger und duͤrre wie das andere Vieh, ſon-Ziegen
Peſti-
lentz.

dern, wenn ſie am luſtigſten ſeyn, fallen
ſie um, und ſterben ploͤtzlich weg, wieder-
faͤhret ihnen, wenn ſie zuviel gute
Weyde haben, wann nun eine oder zwo
niederfallen, ſo ſchlage alſobald den
andern zur Ader, und thue ſie in einen
warmen Stall, damit ſie in dreyen Ta-
gen nicht wieder an die Weyde kom-
men.


Gieb ihnen Rohricht zu eſſen, undWann
ſie kranck
werden.

zerſtoſſe weiſſe Doren-Wurtzel im
Moͤrſel, und geuß Regen-Waſſer dar-
ein, laß ſie davon trincken, werden ſie
davon geſund, ſo verkauffe ſie alle mit
einander, oder kanſt du ſie nicht anwer-
den, ſo ſchlachte, und ſaltze ſie ein, doch
nicht ehe, biß die Peſt-Zeit voruͤber
ſey.


Wann den Ziegen die Haut vor eitel
Waſſer thonet, ſo ſchneide ihnen unter
der foͤrderſten Schulder die Haut ein
wenig oder gar gelindiglich auff, und laß
das Waſſer weglauffen, ſchmiere das
Loͤchlein mit weichen Pech wieder zu, ſo
vergehet es ihnen.


Jm uͤbrigen, weiln offters die Ziegen
mit dergleichen Kranckheiten wie die
Schaafe behafftet, alſo kanſt du ſelbigen
vorhero geſetzte Artzneyen brauchen, und
iſt unnoͤthig hiervon zu ſchreiben.



[34]

Das IV. Capitel.
Von Schweinen.


Schwein
ob es
kranck o-
der ge-
ſund zu
erkennen.

WJe man eine geſunde
Sau oder Schwein erken-
net, wenn ſie einen feinen
keulichten gedreheten Schwantz hat, al-
ſo kan man auch hinwiederum an ihr
leichtlicht ſehen und erkennen, welche
kranck iſt, denn wenn man einem
Schwein die Porſten auff den Ruͤcken
ausreifft, und unten am Ende der
Porſte ein wenig Blut oder Fettigkeit
hanget, ſo iſt daſſelbige Schwein ge-
wißlich nicht geſund, Jtem, wenn ſie die
Koͤpffe auff eine Seite hangen, und bald
wiederum ſtille ſtehen, den Schwindel
ins Haupt bekommen, und darnieder
fallen, ſo haben ſie entweder das Fieber,
oder ſeyn ſonſt kranck, ſchneide ihnen den
Schwantz ab, und ſchneide ihnen in ein
Ohr, wenn ſie denn flugs bluten, ſo
ſterben ſie nicht, wenn ſie aber nicht blu-
ten, ſo ſterben ſie, darum muß man Ach-
tung darauff geben, auff welcher Seite
ſie das Haupt wieder haͤngen, ſo muß
man ihnen auff der andern ins Ohr
ſchneiden, daß ſie bluten.


Sie
[35]

Sie haben auch unter den Arsba-
cken etwa zwey Finger lang eine groſſe
Ader, darauff muß man erſtlich mit ei-
ner Ruthen ſchlagen, daß ſie ſich fein
auffblehet und dehnet, darnach ſoll
man ſie ſchlagen, und das Blut lauffen
laſſen, und ſie mit einer Wiete oder Baſt
von einer Weide oder Ulmen-Baum
wieder verbinden.


Darnach ſoll man das Schwein
ein Tag oder zween innen behalten,
und ihm in laulicht Waſſer zu hands-
weilen eine halbe Metze Gerſten-
Mehl ruͤhren, und es ausſauffen laſ-
ſen.


Wenn die Schwein in der Faſten zuFuͤr den
Gifft in
der Fa-
ſten.

Felde gehen, ſo nimm Tyriac und Kraut,
Reinfahren (es ſiehet faſt wie Camillen-
Blumen,) hacke es klein, und thue es un-
ter einander in den Tranck, darein
Schrot oder Obſt gemenget iſt, und laß
es die Schweine austrincken, ſo ſchadet
ihnen kein Gifft; Jn gleichen Fall giebt
man auch den Schweinen auff den Ko-
ben zu eſſen.


Jtem, nimm Leber-Blumen ſammt
der Wurtzel und dem Kraut, zwo Haͤnde
voll Aurin mit der Wurtzel und Kraut,
auch ſo viel Liebſtoͤckel und Eberwurtzel,
ein iedes ein Viertel Pfundes, Sade-
baum eine Hand voll, Lorbeeren ein Vier-
C 3tel
[36] tel eines Pfundes, und Stech-Dorn ei-
ne Hand voll. Dieſe Stuͤcke zuſam-
men in einen groſſen Keſſel von dreyen
Zubern Waſſer gethan und geſotten,
den Keſſel mit Brettern hart zugedeckt,
und den Schweinen alle Tage zwey Ey-
mer unter einander mit harten Kern in
einem Troge vermiſchet gegeben, ſo lan-
ge es waͤhret, des Tages zwey oder
dreymahl; dieſes iſt auff hundert
Schweine zugericht. Hat man denn
ihrer mehr, ſo kan man allemahl nach
Anzahl der Schweine den Tranck min-
dern und mehren.


Jm Winter giebt man es warm, und
im Sommer kalt.


Schwei-
ne ſo
kranck.

Nimm Araneas, ſtoß dieſelben klein,
ſchmiere ſie auff eine Schnitte Butter,
und gieb einem ieden krancken Schweine
etwas davon zu eſſen.


Jtem, brenne Aſche von Buͤchenen
Holtz, und menge ſie den Schweinen, ſo
kranck ſeyn, deßgleichen auch den geſun-
den, in Schrot und Tranck, und giebs
ihnen zu eſſen.


Oder wenn man einen iedem Schwei-
ne alle Morgen auff Butter und
Brodt ein wenig Venediſchen Tyriac
giebt, das iſt ihnen ein trefflich praͤſerva-
tivum.


Am Anfang des Brachmonats, wel-
cher
[37] cher der Schweinen Peſtilentz iſt, gieb ih-
nen Nieſewurtzel mit Milch, oder ſon-
ſten einen Tranck ein, auff zwey Schwei-
ne vor einen Pfennig, ſo werden ſie ſich
brechen und purgiren, wenn ſie ſich aus-
gebrochen haben, ſo thue ſie in einen an-
dern Stall, daß ſie es nicht auſffreſſen;
dieſes iſt ein gemein Recept, und pro-
biret.


Jtem, lege ihnen Scordium im Tꝛanck.


Jm Winter verſtopffe die Staͤlle
wohl, und gieb den Schweinen oͤffters
Warmes, damit ſie nicht erfrieren.


Wenn die Schweine mit gekruͤmm-Fuͤr den
Gifft.

ten Ruͤcken ſtehen, und ſetzen alle vier
Fuͤſſe zuſammen, und zittern, ſo ſchneide
ihnen ein Loͤchlein in ein Ohr, und ſtecke
in daſſelbige Chriſt-Wurtzel, ſo zieht
die Wurtzel allen Gifft aus dem Leibe
in das Ohr, und ſo das Ohr geſchwollen,
ſo geneſet das Schwein, und daſſelbe
Ohr faͤllt darnach gantz weg; dieſes
Recept ſoll man mercken, denn die
Schweine freſſen oͤffters Schlangen,
ſonſten iſt auch gut Tobac, Wermuth,
Knoblauch, ſolches ihnen ins Freſſen ge-
menget.


Zuweilen bekommen die Schweine
einen boͤſen Hals, iſt eine Entzuͤndung
des Zaͤpffleins im Halſe, dadurch werden
die Lufftroͤhren verhindert, daß es end-
C 4lich
[38]Braͤu-
ne.
lich erſticken muß, es wird die Zun-
ge, braun oder ſchwartz, und iſt eine
gemeine Schwein-Kranckheit, ſchlage
oder reiß ihnen unter der Zungen eine
Ader, muß aber bald in der erſte geſche-
hen.


Wolffs-
Zaͤhne.

Haͤtte ein Schwein die Wolffs-Zaͤh-
ne, ſo doͤrre man ihn ein wenig Gerſten
auffu Ofen, oder ſonſt im Back-Ofen,
gieb es ihme, ſo beiſſet ſichs die Wolffs-
Zaͤhne ſelber aus.


Kropff.

Bißweilen bekommen ſie groſſe Ge-
ſchwuͤr unten am Hals, von auſſen, das
pflegen die gelehrten Strumam, einen
Kropff zu nennen, denen ſoll man unter
der Zungen laſſen, wenn das Blut
laͤufft, ſoll man Weitzen Mehl mit klein-
geſtampfften Saltz gemenget, zur Hand
haben, und inwendig das Maul wohl
reiben.


Ranck-
korn.

Um die Erndte-Zeit bekommen die
Schweine inwendig im Maul am obern
Ruͤſſel forne ein Ding, wie eine weiſſe
Erbiß, das waͤchſt aus dem Fleiſche, und
ſo es das Schwein 24. Stunden hat,
muß es nicht allein ſterben, ſondern es
ſtecket ſehr an, und verderbet gantze Heer-
den, man merckets bald, wenn ſie es ha-
ben, denn ſie auff dem Felde nicht freſſen
wollen.


Sobald du es gewahr wirft, wirff das
Schwein
[39]Schwein nieder, ſtecke ihn einen Knit-
tel qveer uͤber ins Maul, daß es nicht
zuthun kan, nimm ein Meſſer, ſo for-
ne fein ſcharff iſt, und ſchneide ringſt um
die weiſſe Erbiß herum, und grabe ſie
aus dem Fleiſch heraus, druͤcke alsbald
klein geſtoſſenen Jngwer mit Rahm
aus der Eſſen vermengt in das
Loch, und thue es von andern abſonder-
lich in einen Stall, uͤber eine Stunde
gieb ihm ein gut Geſaͤuffe, ſo wirds bald
wieder zurecht.


Oder lege ihnen nach den Schnitt
taube Neſſeln in den Tranck.


So ſich ein Schwein uͤberſoffen, Schwein
ſo ver-
fangen.

oder uͤberfreſſen haͤtte, alſo, daß ihn
die Ohren kalt wuͤrden, und nicht freſ-
ſen moͤchte, den ſchneide nur in ein Ohr,
gieb ihn das Blut auff Butter und
Brodt in einen Wieſel-Felle ein, es wird
bald helffen.


Das ſoll man ihnen eben das thun,Fuͤr die
Laͤuſe.

wie vorgemeldet, und man andern Viehe
pflegt zu rathen.


Jtem, nimm Erbis und Erlne Scha-
len, ſiede es in einem Topff unter einan-
der, und waſche ſie daraus.


Oder nimm Gaͤnſe-Fett, oder Leinoͤhl,
auch Ruͤben-Oel, und thue geriebenen
Knoblauch darunter, und ſchmiere die
Kuͤhe und Schweine damit, und gieb ih-
C 5nen
[40] nen Lein-Kuchen zu eſſen. Jtem, nimm
alt Schmeer vom Schweine in einem
Scherben, und thue ein wenig Qveckſil-
ber darzu, zerſtoß, und ruͤhre es mit ei-
nem Hoͤltzlein unter einander, ſo wird das
Qveckſilber getoͤdtet, und das Schmeer
gar blau davon, damit ſchmiere ſie, wo
ſie Laͤuſe haben, ſo gehen die Laͤuſe weg,
doch muß man ſie vorhero baden, ehe
man ſie ſalbet.


Jtem, nimm Peſten-Kraut, laß es
mit Waſſer wohl kochen, und waſche
ſie damit, etliche legen ſie auch in die
Staͤlle, da das Vieh innen ſtehet, wenn
ſie drauf liegen,| ſo ſollen die Laͤuſe davon
ſterben.


Fuͤr die
Vinnen.

Wiewohl die Vinnen offters geſun-
den Schweinen im Fleiſch als Erbiſſen
ſtecken, und derowegen manche Leute
ſolche Fleiſch wegwerffen, ſo iſt es doch
niemand ſchaͤdlich, und kan man es wohl
das Geſinde und arbeitende Leute eſſen
laſſen, eh du aber eins kauffen oder
ſchlachten wilſt, und befindet der
Schlaͤchter an der Zungen, daß es
vinnicht ſey, ſo ſchuͤtte ihnen nur zu-
weilen Erbiß oder Hanff-Koͤrner in den
Trog, und laß ſie dieſelben eſſen, oder
oder ruͤhre ihnen das Eſſen mit einem
Eichenen Brandt um, ehe man es ihnen
zu eſſen giebet.


Oder
[41]

Oder man gebe ihnen Seiff-Lauge, o-
der das Hand-Waſſer, darinnen man die
Haͤnde gewaſchen hat, zu ſauffen.


Jtem, gieb ihnen geſchrotene Wicken
ein, das dienet auch vor ſolche Unreinig-
keit.


Wiltu deine Schweine vor Unrei-
nigkeit der Vinnen bewahren, ſo nagle
nur ein bleyern Blech in dem Trog, dar-
aus ſie eſſen, oder gieb ihnen zu weilen
Bryoniam radicem in den Tranck, die
Bauren nennens Zaunruͤben oder
Stuͤckwurtz.


Jtem, man nimmet Alaun, Schwe-
fel, Lorbeeren, eines ſo viel als des an-
dern, und eine Hand voll Rahm oder
Radloff aus der Feuer-Mauer, zerſtoß
alles fein klein, und menge es unter ein-
ander, thue es in ein Saͤcklein, und lege
es in den Tranck des Jahres einmahl
oder 2. ſo bekommen ſie auch keine Vin-
ne.


Jtem, nimm Lorbeern und weiſſen
Senff, giebs ihnen alle vier Wochen ein-
mahl zu eſſen, ſo bekommen ſie auch keine
Vinnen.


Schließlich erkenneſtu die Vinne an
einem Schwein, wann es eine heiſchere
Stimme hat, und forne dick, hinten aber
ſpitzig ſeyn, welches man an Maſtſchwei-
nen bald ſiehet, ſo man ihnen die Por-
ſten
[42] ſten zwiſchen den Ohren ausrupffet, ſo
ſind ſie unten rothgelbicht.


Fuͤr die
madenen
Ohren.

Bißweilen bekommen die Schweine
Wuͤrmer oder Maden in Ohren, die zu-
ſchwellen ihnen ein wenig rings umher,
und hangen die Ohren auff eine Seite,
und wenn es ihnen auffbricht, ſo blu-
tet es ſehr, wenn du dieſes merckeſt, ſo
behalt ſie zu Hauß, und treibe ſie nicht
zu Felde.


Nimm Pfirſchken-Laub, und zudruͤ-
cke das zwiſchen zween Steinen, oder
zerſtoſſe es ſonſten wie man kan, druͤ-
cke den Safft durch ein Tuͤchlein, thue
Nieß-Wurtz unter den Safft, lege die
Schweine nieder, und raͤum ihnen das
Ohr mit einem Holtz aus, geuß ihnen
das alles ins Ohr, es wird beſſer, und
weil ſie in dieſer Kranckheit nicht eſſen
wollen, muß man ſie meiſt mit Brodt
erhalten.


Wann man den Schweinen zu heiß
eſſen geben hat, wie deñ das unachtſame
Geſinde oͤffters thut, daß ſie kranck da-
von werden, ſo nimm Tormentille, beydes
fein geſtoſſen, menge es unter einander,
und giebs ihnen unter das eſſen.


Schwei-
ne ge-
ſund zu
erhalten.

Mache an einen ieden Ende des Tro-
ges daraus die Schweine freſſen, oben
in der Hoͤhe ein Loch, thue Queckſilber
drein, und ſpuͤnde es feſte zu, ſo ſtirbet dir
leicht
[43] leicht kein Schwein, dieſes ſcheinet dem
gemeinen Mann einfaͤltig, aber es ſte-
im Mercurio groß Geheimniß.


Sobald ein Sterben unter dieFuͤr das
Ster-
ben.

Schweine koͤmmet, ſo bald gieb ih-
nen Morgens ein wenig ungenuͤtzten
Schwefel auffs Brodt, ſo wiederfaͤh-
ret ihnen unter andern krancken
Schweinen nichts, etliche geben ihnen
gepulverten Schwefel und Nieſewurtz
in ſuͤſſer Milch zu trincken, und laſſen ſie
darnach im Stall darauff faſten, wel-
ches auch gut iſt.


Oder nimm geraumte Milch, Och-
ſen- oder Kuͤh-Miſt, und ein wenig
Nieſewurtz, menge es wohl durch ein-
ander, und geuß es ihnen in den
Halß.


Jtem, ſtreiff die Holunder-Beer ab,
thue ſie in einen groſſen Topff, ſtreue
immer eine Schicht Beer, und eine
Schicht Saltz, denn es muß ſehr wohl
geſaltzen werden, ſetze es alſo weg,
ſo wirds fein wie ein Brey oder
Muß von eingemachten Kirſchen, dar-
nach, wenn eine Seuche unter die
Schweine koͤmmt, ſo gieb ihnen ein Loͤf-
fel oder 3. ins Eſſen.


Jtem, nimm Liebſtoͤckel, Alandwur-
tzel und groſſe Klettenwurtzel, lege ſie alle
3. in das Geſpuͤle, und gieb den Schwei-
nen
[44] nen taͤglich davon zu trincken, zuvor ehe
ſie kranck werden.


Fuͤr das
Brechẽ.

Bißweilen brechen ſich die Schweine
im Fruͤhling ſehr, das muß man ihnen
bey Zeit vertreiben, gieb ihnen nur gan-
tzen Rocken oder Gerſten zu eſſen.


Jtem, nimm reine Aſche, geuß
Waſſer darauff, und laß ſie davon
trincken, Jtem Tyriac auff einen Biſ-
ſen Brodt ihnen fruͤhe Morgens gege-
ben, dergleichen gieb ihnen fruͤhe Mor-
gens Saltz mit Bohnen-Mehl ver-
miſchet, ehe ſie zu Felde gehen, es hilfft,
und iſt ſehr gut.


Purgie-
ren.

Nimm Bier vor 1. Pfennig, geſtoſſe-
ne Lorbeern vor 2. Pfennig und Tyriac
vor 3. oder mehr Pfennig, menge dieſes
ins Bier, und ruͤhre es unter einander,
geuß es den krancken Schweinen in
Hals, darnach gieb ihnen eine
Schnitte Brodt, mit Wagentheer be-
ſtrichen, zu eſſen, das purgiret es ſehr
wohl.


Wie offt
ſie zu
purgie-
ren.

Erſtlich, wenn die Schweine am lu-
ſtigſten und ſtaͤrckſten ſeyn, und ehe ſie
kranck werden, ſoll man ſie des Jahres 3.
oder vier mahl purgiren, zur ſelben Pur-
gation
ſoll man neu ungegoren Tiſchbier
zwey oder drey halbe Maß oder Pfund
nehmen, ja nachdeme der Schweine viel
ſind, Jtem, Nieſewurtz auffs kleinſte ge-
ſtoſ-
[45] ſtoſſen, und menge dieſelbe in das Bier
mit Kleyen, und laß die Schweine den
Tag im Stalle bleiben, gieb ihnen Mor-
gends davon zu trincken, ſo wirſt du
befinden, wie dieſer Tranck dieſelbe
purgiret, wer es nicht weiß, der ver-
meynet daß ſie denſelben Tag nicht uͤber-
leben ſolten; auff den Abend ſoll man
ihnen Gerſten geben, daß ſie ſich wieder
reinigen, auff den andern Morgen gieb
ihnen wieder neu ungegorn Tiſchbier, 2.
oder 3. Loth geſtoſſene Lorbeern, und
zwey Hand voll grauen Schwefel und
Kleyen, menge es unter einander, und
giebs den Schweinen, darnach ihr viel
oder wenig ſeyn, zu ſauffen, daſſelbe
macht die Schweine nach der erſten
Purgation luſtig, und moͤgen denſelben
Tag wiederum zu Felde getrieben wer-
den, da wird man mercken, wie viel boͤſe
Feuchtigkeit von ihnen koͤmmt.


Nimm Tyriac einer Bohne groß, vorKran-
cken
Schwei-
nen zu
helffen.

8. Pfennige Nieſewurtz, und Kupffer-
Waſſer einer Welſchen Nuß groß, ſeud
es im Bier, und geuß es den Schweinen
warm ein. Darnach nimm ein wenig
Lorbeeren, Alandwurtzel, und gruͤnen
kleinen geſtoſſenen Schwefel, gieb das
den Schweinen in Kleyen, oder worin-
nen ſie es ſonſten eſſen wollen.


Jtem,
[46]

Jtem nimm einen Hunds-Kopff, ſtoß
ihn wohl in ungenuͤtzten Schwefel dar-
nach nimm vor einen Schilling oder 3.
Pf. das ſind etwa 36. Schneckenhaͤuß-
lein, und ſtuͤrtze ſie auff einen warmen
Heerd, in Backofen, da man das Brodt
ausgenommen, eine Stunde lang,
nimm ſie heraus, zerſtoſſe ſie, und ma-
che ein Pulver draus, binde daſſelbe in
ein Tuͤchlein allein, darnach bind die drey
Stuͤck in einen neuen groben Hader, le-
ge es in das Geſpuͤle, und gieb den
Schweinen alle Morgen davon zu ſauf-
fen, es hilfft nechſt GOtt gewiß, und iſt
oͤffters probiret worden.


Oder nimm Aſcherrade von der
Lauge, ſchuͤtte den in Schweintrog,
geuß rein Waſſer darauff, laß ſie etli-
che Tage darvon trincken, ſchuͤtte es her-
nach weg, und nimm denn einen andern
Aſcherrade, iſt die Aſche davon man
Lauge gemacht hat, wie itzt gemeldt, laß
ſie auch davon trincken, es reiniget ge-
waltiglich.


Nimm das Tuch oder Hader, ſo die
Weiber uñ Jungfrauen brauchen, wenn
ſie das Menſtruum oder ihre Kranckheit
haben, waſche das aus, und gieb es den
Schweinen zu trincken.


Nimm Eberwurtzel, Creutz-Kraut
Ranckkorn-Kreudicht, und die Aſche, da-
von
[47] von Lauge gemacht iſt, dieſe Kraͤuter laß
wohl ſieden und thue ſie ſamt der Aſchen
den Schweinen in den Tꝛog, und laß ſie es
alſo mit einander brauchen, man ſoll ihnẽ
auch eine Schuͤtte neuen Rocken breñen,
und ſie demſelben warm eſſen laſſen.


Jtem in Schweinſterben ſo gieb ihnen
auf ein jaͤhriches Schwein ein gantz
Saͤcklein, auf ein halb jaͤhriges Schwein
ein halb Saͤcklein voll weiſſe Nieſewurtz,
ſchuͤtte es ihnen in ſuͤſſen Tranck, darnach
laß ſie im Stall biß ſie wieder nach Eſſen
ſchreyen, denn dazumahl purgiret ſie es,
den thue ihnen in einen dicken Tranck von
Kleyen Schrot gemachet, Oſterlucia-
Blaͤtter geſtoſſen, auf 2. mahl 1. guten
Loͤffel voll.


Jtem, geſtoſſene Holwurtzel und ſchwar-
tzen Schwefel, menge es durcheinander,
thue es in Tranck, und laß ſie im Hofe
umher gehen und den Stall ausmiſten,
und fein rein wieder ſtreuen.


Nim̃ 4. Theil Schwefel, 4. Theil Lor-
beeꝛen, ſtoß dieſes klein zu Pulveꝛ und gib
es den Schweinẽ im eſſe, halte ſie darauf
2. Tage innen, weil es aber herbe, muß
es deſto beſſer zugerichtet werdẽ, daꝛnach
gieb ihnen Nieſewurtzel im Geſpuͤle zu-
trincken, davon druͤſen ſie und reinigen
ſich.


Treib das Schwein nur alsbald ins fri-
Dſche
[48]Fuͤr tol-
ter Hun-
de Biß.
ſche Waſſer, und laß einmahl oder etliche
durch ſchwimmen, darnach gib ihm But-
ter und Brodt, und einen halben Pfen-
nig im Butter und Brod mit. Denn
das Silber ſoll ihnen die Gifft von Her-
tzen treiben.


Bißweilen koͤmmts den Schweinen
in die Beine, daß ſie nicht gehen koͤnnen,
Fuͤr den
Spath.
ſondern zittern, wenn ſie gehen wollen,
das nennet man den Spath, ſchneide ih-
nen alſobald die Schwaͤntze ab, und gib
ihnen Tyriac ein.


Auf ein Schwein wenn es kranck
wird, ſoll man nehmen wie folget: Ein
Fuͤr die
ſchwein-
Seuche.
Saͤcklein Nieſewurtzel, ein Qventlein
Lorbeern ein halb Qventlein Schwefel,
ein halb Quentlein Kreſſen-Saamen,
ein halb Qventlein Venediſche Seiffe,
die ſoll man klein ſtoſſen und den Schwei-
nen mit ſuͤſſer Milch zu trincken geben.
Man mag dieſes, (auſſertraͤchtigen oder
ſaͤugenden Saͤuen,) allen Schweinen
geben.


Jtem, nim̃ einen Schuß Buͤchſenpul-
veꝛ grobe Venediſche oder Land-Seiffen,
Jungfer Waſſer von einem Maͤgdlein
oder Knaͤblein. Darnach nim̃ einen groſ-
ſen Topff und laß die vorgemeldte Stuͤck
darinnen eine ebene weile ſieden, miſche
heꝛnach alle Morgen auf ein Schwein ei-
nen Loͤffel voll dieſes Zeuges in ſeinem
Tranck,
[49] Tranck und laß es davon trincken, ſo ſoll
das Krancke, nechſt GOtt wieder friſch,
und die andern ſo geſund ſeyn, nicht
kranck werden.



Das V. Cap.
Von Hunden.


DJe Hunde ſeynd gar ein nuͤtzlich
Vieh, deñ ob man gleich von ſol-
chen weder Wolle noch Milch be-
kommet, ſie auch nicht zu eſſen pflegt ſo iſt
man derer doch zu Bewahrung der Haͤu-
ſer, Staͤlle, Heerden und dergleichen wi-
der allerhand boͤſe Thiere und Diebe ſehr
benoͤthiget. Man kan ſie auch zur Jagt
und Weydwerck brauchen, derowegen
von Erhaltung derer Geſundheit her-
nach folgend etwas erwehnet wird.


Wenn die Hunde oder Roſſe boͤſe Au-Augen-
Wehe.

gen haben, es ſeyn rothe Troͤfflein oder
ſonſt andere Schmertzen, ſo nimm vier
oder fuͤnff Wurtzeln, ſo man Teuffels-
Abbiß nennet, ie friſcher, ie beſſer, zer-
ſchneide ſie in Stuͤck, und haͤnge ſie den
Thieren an Halß, ſo bald die Wurtzel
duͤrre wird, ſo wird es mit dem Vieh
auch beſſer und iſt ein probirtes Stuͤck
an Menſchen und Viehe.


Trieffende Augen bekom̃en junge zar-Trieffen-
de Augen

te Huͤndlein leichtlich von Fleiſch eſſen.
D 2Waſch
[50] Waſche ihnen aber die Augen mit war-
men Waſſer, ſo vergehet es ſie.


Boͤſer
Halß.

So ein Hund einen boͤſen Halß hat,
ſo iſſet und trincket er nichts, denn er
kans nicht durch den Halß bringen, ſo du
nicht bald hilffeſt, muͤſſen ſie ſterben,
lege ihnen Menſchen und Hundes-Koth
untereinander in einen alten Lumpen
um den Halß, oder ſiede eine Mauß
mit Eiſenkraut, gieb ihnen darvon zu
trincken.


Kan ein Hund ſchwerlich Athem ho-
len, ſo durchſtich ihm nur das Ohr, ſo
bekoͤmmt er ſeinen Athen wieder.


So ein Hund einen Schaden hat,
ſo er nicht mit der Zungen erreichen kan,
(denn da heilet er ſich ſelbſt,) ſo gieſſe
man ihn nur Terpentinoͤhl in die Wun-
de und waſche ihn den Schaden mit
Geſoͤde, darinnen Ehrenpreiß und an-
dere Wund-Kraͤuter geſotten. Jtem
tropffe ihn den Tobac-Safft darein,
oder nimm Regenwuͤrmer in Honig ge-
legt, und lege ſie auf den Schaden.


Wuͤrme
in den
Schaͤ-
den.

Waſch die Hundes-Schaͤden nur
mit Menſchen-Harn, und purgire die
Hunde mit den Safft von Huͤner- oder
Maͤuſe-Darm, waͤren aber die Schaͤ-
den geſchwollen, ſo beſtreich ſie mit Oehl,
oder ſtoſſe Brunnenkreß und Schmeer
durcheinander, lege es ihnen Pflaſter-
weiſe
[51] weiſe auf. Bißweilen wachſen den
Hunden in den hinder Beinen Wuͤrme,
die muß man mit den Saffte, ſo aus
Pruͤfing Laub gepreſt, vertreiben.


Wañ ein Hund einen Dorn oder ſonſtDoͤrner
auszuzie-
hen.

etwas ſpitziges eingetreten, ſo zerſtoſſe
Roßbub mit Schmeer, oder brenne jun-
ge Schwalben in einen irrdnen Geſchirr
gantz zu Pulver, temperirs mit Schmeer
zu einer Salben, und lege es ihn auf, ſo
zeucht es den Dorn heraus, oder nimm
ein Haſen-Auge oder Haſen-Fett, und
ſchmiers damit.


Offtermahls verdorren die Hunde, obHunde ſo
verdor-
ren.

ſie ſchon viel zufreſſen haben, dieſen gib
zum oͤfftern Butter zufreſſen, und ſo es
nicht hilffet, ſo werden ſie Wuͤrmer unter
der Zungen haben, die muß man ihnen
mit einer Nadel herausgraben.


Wann die Hunde raͤudicht oder ſchaͤ-Raͤudig-
keit der
Hunde.

bicht werden, ſo ſchele die aͤuſſerſte Scha-
le von Scheißbeern Holtz und behalte die
unterſte, thue guten reinen Schwefel
darzu und Alaun ſtoß dis klein, vermiſche
es mit Schmeer und ungeſaltzener But-
ter, laß es in einen Topffe wohl mitein-
ander ſieden, ruͤhre es um, und wenn
es kalt iſt, ſo ſchmiere die Hunde dar-
mit.


Oder mach eine Salbe von Schmeer,
Neſſelſamen, Schwefel und Queckſilber
D 3die-
[52] eines ſo viel als des andern, ſchmiere ſie
mit dieſer Salben, waſche ſie aber vor-
hero etlichemahl mit geſottenen Erd-
rauchwaſſer.


Fuͤr die
Floͤhe.

Jm Sommer haben die Hunde Floͤhe
und Fliegen, die ſetzen ſich bißweilen an
die Ohren, und freſſen die Hunde wund
und gar rohe, bereibe ihnen denn die Oh-
ren nur mit Wermuth und bitter Man-
delkern, ſo werden ſie wohl zufrieden laſ-
ſen, Jtem, beſtreich die Hunde mit Oel,
ſo laſſen ſie die Floͤhe mit frieden.



Das VI. Cap.
Von Baͤnſen.


JN gemeinen ſiehet man gerne
nach der Groͤſſe, denn groſſe Gaͤn-
ſe, die einen dicken breiten Leib ha-
ben, die hat man gemeiniglich am lieb-
ſten, weil man ein gut Stuͤck davon
ſchneiden kan, was die Lege-Gaͤnſe an-
langet dieſelbe ſollen zotige Baͤuche ha-
ben, ſo ihnen faſt biß auf die Erden
gehen.


Ein Ganſer Maſculus, hat hoͤhere
Beine als eine Ganß. Jtem, wenn
man ihn beym Kopff ergreifft, ſo ſchrey-
et er, das thut eine Ganß nicht.


So man auch will der Gaͤnſe groß Ge-
ſchrey verhindern, ſo ſtecke man ihnen nuꝛ
Er-
[53] Erbis in die Ohren, ſo werden ſie taub
und ſtumm.


Jm Julio ſterben die jungen Gaͤnſe
am erſten, entweder ſo groſſ Naͤſſe
einfaͤllt, oder wegen der kleinen Muͤ-
cken, und Fliegen, die zur ſelben Zeit
anheben zu fliegen, welche den jungen
Gaͤnßlein haͤuffig in die Ohren fliegen,
ſie alſo beiſſen, daß ſie ſterben muͤſ-
ſen.


Nimm Leinoͤhl oder Baumoͤhl, und
ſchmier den Gaͤnſen die Ohren damit,
ſo kommen keine Muͤcken darein.


So die Gaͤnſe den Zips haͤtten, ſoZips zu
vertrei-
ben.

nimm der groſſen Bibenell, ſo auf den
Wieſen waͤchſt, bruͤhe ſolche mit Waſ-
ſer, daß ſie weich wird, laſſe den die
Gaͤnſe mit der Bruͤhe einſchlucken.


So die Gaͤnſe Laͤuſe habrn, dafuͤr ſieLaͤuſe
weg zu
bringen.

nicht gedeyen koͤnnen, ſo nim̃ das Kraut
Kihnroſt, (ſtehet in der Heyde, und ſie-
het wie Roßmarien,) oder Fahrenkraut,
und lege es den Gaͤnſen in Stall, ſo ver-
laſſen ſie die Laͤuſe


Wilt du Gaͤnſe ſetzen, ſo muſt du zu-
vor, wenn ſie legen, ihnen gar wenig zu
freſſen geben, ja ſie wenig ſpeiſen, daß ſie
kaum das Leben erhalten, denn ſonſt
werden die Eyer zu fett, und kommen
keine junge Gaͤnßlein daraus.



[54]

Das VII. Cap.
Von Huͤnern.


Huͤner,
daß ſie
wohl le-
gen.

SO einer Huͤner halten will, ſo
fleißig legen ſollen, der muß ſie
Winterzeit mit einen warmen
Stalle oder Huͤner-Hauß verſehen, denn
die Kaͤlte ſchadet ihnen am Leben ſehr,
denn nehme er um Faſtenzeit oder auch
vorhero in Winter klein geſchnitten
Brod und Haber, roͤſte den in einer
Pfann oder Ofen-Roͤhren, und giebs
den Huͤnern alſo warm zu eſſen, gebe den
Huͤnern ein wenig andern Haber darauf
zu eſſen, damit ſie nicht fett werden, wie
denn wo man die Huͤner zu ſtarck fuͤttert
alſo daß ſie fett werden, ſelbige niemahls
wohl legen. Alle Huͤner ſo uͤber drey
Jahr alt, legen nicht wohl, mag ſie al-
ſo ein Haußwirth wohl abſchaffen.


So du vermeyneſt, es werden der Huͤ-
ner Eyer durch Zauberey weggenom̃en,
ſo raͤume ihnen nur die Neſter aus und
lege friſch Stroh darein.


Jtem, nimm ſchwartzen Kuͤmmel, ko-
che den mit Bier, ſchneid Brod darein,
ſchuͤtte dieſe Suppen den Huͤnern vor,
lege einen Reiffen ſo ererbet worden,
rund umher, alſo daß die Huͤner druͤ-
ber lauffen muͤſſen, bleiben dir die Eyer.


Wenn
[55]

Weñ man friſche Eyer in einen neuen
Mondſchein gelegt, aufhebt, die bleiben
wahrhafftig nicht allein zur Speiſe, ſon-
dern auch den Huͤnern unterzulegen,
denn die in Abnehmen des Monds gele-
get werden, dienen nicht zur Zucht.


Vor den Zips der Huͤner nimm wil-Vor den
Zips.

den Qventel oder Feldkuͤmmel, thue ihnen
das in ihr Trincken, ſo werden ſie wieder
geſund. Jtem nimm die kleinen Biß-
lein, ſo bey den Schmieden abſpringen,
wenn ſie gluͤend Eiſen ſchlagen, man
nennet es Hammerſchlag, eine Hand
voll, thue es den Huͤnern in das Sauf-
fen, ſo bleiben ſie geſund, man kan die-
ſes neben den Feldkuͤmmel Jahr und
Tag ins Trincken legen, und alſo den
Zips zuvor kommen.


Jtem, ſo eine Henne den Zips hat, ſo
ſtecke ihr eine Feder durch die Naſe, dre-
he oder zeuch die Feder alle Tage in der
Naſen hin und wieder, damit die Huͤner
Lufft bekommen, gib ihnen auch ein
wenig Butter mit Pfeffer vermenget,
ein, ſo vergehet ihnen der Zips. Wer
nun nicht will, daß ſeine Huͤner den
Zips bekommen ſollen, der halte ihnen
das Huͤner-Hauß fein rein, und gebe
ihnen lauter Waſſer zutrincken, ſo blei-
ben ſie geſund.


Alles lauſige Vieh begeuß nur mit Kuͤh-Vor die
Laͤuſe.

ſeiche,
[46] ſeiche, alſo auch die Huͤner, ſo werden
ſie des Ungeziefers loß, denn es thut
den Huͤnern Schaden, ſonderlich wenn
ſie bruͤten.


Oder nimm Laͤuſe-Saamen, Roͤmi-
ſchen Kuͤmmel Ana, ſtoſſe es klein und
miſche Wein darunter.


Wenn man den Huͤnern das Durch-
lauffen vertreiben will, ſo nehme man
eine Hand voll Gerſten Mehl, und thue
darzu ſo viel Wein und Wachs, und mi-
ſche es bey dem Feuer unteꝛeinander, und
gebe es ihnen alſo zu eſſen.


Oder gib ihnen gekocht oder gebra-
tene Quitten zu eſſen.


Jm Sommer koͤmmt bißweilen ein
Ungluͤck unter die Huͤner, daß ſie ſehr
ſterben, da hole man ihnen nur einen
Sack voll Roß-Ameiſen, ſchuͤtte die ih-
nen vor, die purgiren ſie und werden
davon geſund.


Jtem, wann die Huͤner ſchwartze
Kaͤmme bekommen, ſtille ſitzen, ſich zu-
ſammen huͤfern und nicht eſſen wollen,
denen gib nur gruͤnen Kohl zu eſſen,
wie auch Knoblauch und Butter,
ſo werden ſie wieder ge-
ſund.


ENDE.

[[57]][[58]][[59]][[60]][[61]][[62]]

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Holder of rights
Kolimo+

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TextGrid Repository (2025). Collection 0. Kurtze doch bewährte Vieh-Artzney, darinnen die meisten Kranckheiten und darwider dienende Artzneyen der Rinder, Schaf, Ziegen, Schweine, Hunde, Gänse und Hüner zu befinden. Kurtze doch bewährte Vieh-Artzney, darinnen die meisten Kranckheiten und darwider dienende Artzneyen der Rinder, Schaf, Ziegen, Schweine, Hunde, Gänse und Hüner zu befinden. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bhm1.0