[][[1]]
Führer zum Himmel
Gebet- und Belehrungsbuch
für christliche Eheleute
Nebst Anhang für Mitglieder der
Erzbruderschaft der heil. Familie, des
Eucharistischen Männerapostolates
des Vereins der christl. Mütter.
[figure]
Herausgegeben von einem
Priester des Redemptoristenordens.
19. bis 22. Tausend.
Mit Erlaubnis der geistlichen Obrigkeit.
Dülmen i. W.: K. Laumann'sche Buchhandlung
Verleger des heil. Apostolischen Stuhles.
1921.
[[2]]

Imprimi potest.

Aquisgrani, die 5. Januarii 1921.

                                                         P. Fr. Schneider, C. SS, R.,
                                                         Sup. Prov.

Imprimatur.

Monasterii, die 25. Januarii 1921.

                                 Dr. Hasenkamp,
Nr. 635.                        Vicarius Eppi Gnlis.

A. Laumann'sche Buchdruckerei, Dülmen i. W.

Vorwort.

[3]

Christlicher Mann! Christliche Frau!
Nimm dieses schlichte Büchlein mit
auf den Lebensweg. Es will dir
ein lieber Führer zum Him-
mel
sein. Schätze es sehr und lies oft
darin.

Im ersten Teil findest du die
täglichen Gebete und Andachts-
übungen
nebst kurzen Belehrun-
gen
. Lies diese Belehrungen von Zeit
zu Zeit durch, besonders die Belehrungen
über das tägliche Gebet, über das heilige
Bußsakrament, die Generalbeichte und die
heilige Kommunion.

Der zweite Teil des Büchleins
bietet dir religiöse Belehrungen. Du fin-
dest dort einige Gedanken und Rat-
schläge fürs Leben
, sowie die
Standespflichten christlicher
Eheleute
. Beherzige die darin ent-
haltenen Mahnungen und befolge sie ge-
wissenhaft. Je treuer du deine Standes-
pflichten erfüllst, um so glücklicher wirst
du sein, desto mehr Gutes wirst du stiften
[4] in deiner Familie, an deinen Kindern
und für die menschliche Gesellschaft. Trittst
du aber deine Standespflichten mit
Füßen, dann gehst du außerhalb des Le-
bensweges, den Gott dir angewiesen: du
bist ein verrenktes Glied am Körper der
Menschheit; du stößest bald hier, bald dort
an; du machst dich und die Deinen un-
glücklich; du bereitest dir und andern
Kummer und Verdruß. Schande und Weh,
und am Ende deiner Tage stehst du vor
deinem Richter mit leeren Händen, und
die Klage wird sich von deinen Lippen
ringen: Ich habe umsonst gelebt!

Christlicher Mann! Christliche Frau!
Erfülle darum alle deine Pflichten recht
gewissenhaft. Lies von Zeit zu Zeit einen
kleinen Abschnitt der Belehrungen, lang-
sam, nachdenkend, betend, durchdrungen
von dem ernsten Worte des Heilandes:
‘„Was nützt es dem Menschen, wenn er die
ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet
an seiner Seele.“’
(Matth. 16, 26.)

Der Verfasser.

I. Teil.
Gebete und Andachts-
übungen.

[5]
[6]

Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu
sterben, darauf aber folgt das Gericht.

(Hebr. 9, 27.)

Was nützt es dem Menschen, wenn er die
ganze Welt gewinnt, aber Schaden lei-
det an seiner Seele?

(Matth. 16, 26.)

Suche zuerst das Reich Gottes und seine
Gerechtigkeit.

(Matth. 6, 33.)

Kurze Belehrung über das Gebet.

[7]

1. Notwendigkeit des Gebetes.


Auf dem Weg zum Himmel bete,
bete, bete! Das Gebet ist dein
Himmelsschlüssel, ist das große
Mittel zur Erlangung der ewigen
Seligkeit.

Die heilige Theresia sagt, sie möchte
gerne auf einen hohen Berg steigen, um
allen Menschen zuzurufen: ‘„O Menschen,
betet, betet!“’
Sie wußte nämlich, daß
unser Heil vom Gebete abhängt. Wer
betet, wird gewiß selig werden; wer hin-
gegen nicht betet, wird gewiß zugrunde
gehen.

In der heiligen Schrift findest du die
Notwendigkeit des Gebetes zur Erlangung
der ewigen Seligkeit mit den bestimm-
testen Worten gelehrt. ‘„Man muß immer
beten“’
, heißt es. ‘„und nicht nachlassen.“’
(Luk. 18, 1.) ‘„Wachet und betet, damit ihr
nicht in Versuchung fallet.“’
(Matth.
26, 41.) ‘„Bittet, und es wird euch ge-
geben werden.“’
(Matth. 7, 7) Die Aus-
drücke, ‘„man muß“’, ‘„betet“’, ‘„bittet“’, be-
zeichnen nach der allgemeinen Ansicht der
[8] Gottesgelehrten eine Notwendigkeit und
begründen eine Verpflichtung. Es kann
auch nicht anders sein. Ohne den Bei-
stand der Gnade vermögen wir nicht das
mindeste Gute zu tun. ‘„Ohne mich könnt
ihr nichts tun“’
, sagt der göttliche Heiland.
(Joh. 15, 5.) Der Mensch ist somit ganz
und gar unfähig sein Heil aus eigenen
Kräften zu wirken; nach Gottes Anord-
nung soll er alles, was er hat und zu
haben vermag, einzig und allein der
Gnade seines Schöpfers verdanken. Diesen
Gnadenbeistand verleiht aber Gott der
Herr nach dem gewöhnlichen Gange seiner
Vorsehung nur denen, die ihn darum
bitten.

Steht es somit einerseits fest, daß wir
ohne die Hilfe der Gnade nichts vermögen,
und ist es anderseits nicht minder gewiß,
daß Gott diese Hilfe in der Regel nur
denen gewährt, die darum bitten, nicht
wahr, mein Christ, dann müssen wir
schließen, daß uns das Gebet unbedingt
notwendig
ist, um selig zu werden.

2. Kraft des Gebetes.


Das Gebet, das du in der rechten
Weise verrichtest, wird unfehlbar von Gott
erhört. Gewährt Gott dir auch nicht gerade
das, was du verlangst, so gibt er dir
etwas anderes, was besser ist. Immer
[9] wieder verheißt er ja in der heiligen
Schrift, daß er unsere Bitten erhören
werde. Da lesen wir unter anderm:
‘„Rufe zu mir, und ich will dich erhören.“’
(Jer. 33, 3.) ‘„Rufe mich an, und ich will
dich erretten.“’
(Ps. 49, 15.) ‘„Bittet, und
es wird euch gegeben werden; suchet, und
ihr werdet finden; klopfet an, und es wird
euch aufgetan werden.“’
(Matth. 7, 7.)
‘„Euer himmlischer Vater wird denen
Wohltaten spenden, die ihn darum bitten“’

(Matth. 7, 11.) ‘„Ein jeder, der bittet,
empfangt; ein jeder, der sucht, wird finden.“’

(Luk. 11, 10.) ‘„Alles, was sie von meinem
Vater begehren, wird ihnen zuteil wer-
den.“’
(Matth. 18, 19.) ‘„Was immer ihr
im Gebete begehren möget, glaubet nur,
daß ihr es erhaltet, und es wird euch ge-
geben werden.“’
(Mark. 11, 24.) ‘„Wenn
ihr mich um etwas bittet in meinem Na-
men, so werde ich es tun.“’
(Joh. 14, 14.)
‘„Ihr möget bitten, um was ihr wollet,
es wird euch gegeben werden.“’
(Joh. 15, 7.)
‘„Wahrlich, wahrlich, sage ich euch: wenn
ihr den Vater in meinem Namen um
etwas bitten werdet, so wird er es euch
geben.“’
(Joh. 18, 23.)

Schließe aus diesen Worten auf die
Kraft deines Gebetes bei Gott. Er, dein
liebreicher Vater, wird dir alles geben,
um was du ihn bittest, wenn es nur
deinem Seelenheil förderlich ist. Frei-
[10] lich, damit dein Gebet Erhörung finde,
mußt du es auf die rechte Weise verrichten.
Vielen, sagt der heilige Jakobus, wird
ihre Bitte nicht gewährt, weil sie nicht
recht bitten. ‘„Ihr betet und ihr erhaltet
nicht, weil ihr schlecht betet.“’
(Jak. 4, 3.)

3. Eigenschaften des Gebetes.


Bete mitAndacht und Ehrfurcht.
Gottes Größe und Majestät verlangt das.
Mit welcher Ehrfurcht würdest du deine
Bitte vor einem irdischen Könige vor-
tragen! Meide darum sorgfältig jede Nach-
lässigkeit und Zerstreuung! Kannst du
auch nicht alle Zerstreuungen fernhalten,
so bestrebe dich doch, nicht freiwillig darin
zu verweilen!

Bete mitDemut! Nichts ist Gott
wohlgefälliger als ein demütiger Mensch,
der gleich dem armen Zöllner seine Sünd-
haftigkeit und Hilflosigkeit aufrichtig be-
kennt. Von diesem gilt das Wort der
Schrift: ‘„Das Gebet des Menschen, der
sich demütigt, dringt durch die Wolken“’

(Sir. 35, 21.)

Bete mitVertrauen! Ist Gott nicht
dein bester Vater, der dich zärtlich liebt?
Hat er nicht feierlich versprochen, dein
Gebet zu erhören? Darum darfst du nicht
zweifeln an der Erhörung deiner Bitten.
Bete ganz vertrauensvoll! ‘„Was immer
[11] ihr im Gebete begehret“’
, sagt der Heiland,
‘„glaubet nur, daß ihr es erhaltet, so wird
es euch zuteil werden.“’
(Mark. 11, 24.) Je
größer dein Vertrauen, desto größer auch
die Gnaden, die du von Gott erhältst.

Bete mitBeharrlichkeit! Der Apostel
sagt: ‘„Seid beharrlich im Gebete!“’ (Röm.
12, 12.) ‘„Betet ohne Unterlaß!“’ (1. Thess.
5, 17.) Du darfst also nicht in deinem
Gebete ermüden. Wie das kananäische
Weib den göttlichen Heiland mit ihren
Bitten verfolgte, bis er ihre Wünsche er-
füllte, so sollst auch du Gott dem Herrn
keine Ruhe lassen, bis er dich erhört hat.
Je zudringlicher du bist, um so lieber hat
er es. Er wünscht, daß du ihm durch deine
Bitten Gewalt antust. Höre, was der
heilige Gregorius sagt: ‘„Gott will ange-
rufen, will gezwungen, will gleichsam durch
Ungestüm besiegt werden.“’
Bete darum
mit Beharrlichkeit!

Bete morgens, bete abends; bete vor
und nach Tisch, bei der Arbeit, in der Ver-
suchung; bete so oft du ein Anliegen hast;
bete für dich und die Deinen, für die hei-
lige Kirche und die armen Seelen im Feg-
feuer! Bete vor allem um das, was zu
deinem Seelenheil notwendig ist! Gott
gibt dir es sicher. Wenn du für deine
zeitlichen Bedürfnisse betest, dann denke
immer: Ich will nur, was Gott will.
Wenn Gott meines Heiles wegen es nicht
[12] für gut findet, mich zu erhören, so bin ich
zufrieden. Ich weiß ja, daß er in allem
nur mein Bestes will. Bete nach dem Rate
des heiligen Alfons besonders um vier
Gnaden: um die Verzeihung deiner Sün-
den, um die Liebe Gottes, um die Gnade,
immer gut zu beten, und um die Gnade
der endlichen Beharrlichkeit! Ja, mein
Christ, bete, bete, bete! Vergiß nicht, was
der heilige Alfons so oft wiederholt hat!
Wer betet, wird gewiß seine
Seele retten; wer aber nicht
betet, wird gewiß seine Seele
verlieren
.

Morgengebet.


Sobald du erwachest, erhebe dein Herz zu Gott,
bezeichne dich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes
und stehe rasch und sittsam auf. Beim An-
kleiden beschäftige dich mit frommen Gedanken und
kleinen Schußgebetchen, z. B.: ‘„Jesus, Ma-
ria, Joseph, euch schenke ich mein Herz und meine
Seele! Jesus, Maria, Joseph, stehet mir bei im
letzten Todeskampfe! Jesus, Maria, Joseph, möge
meine Seele mit euch in Frieden scheiden!“’
‘„Mein
Jesus, Barmherzigkeit!“’
‘„Jesus, dir lebe ich;
Jesus, dir sterbe ich; Jesus, dein bin ich im Leben
und im Tode!“’
‘„Süßes Herz Maria, sei meine
Rettung!“’
Bist du angekleidet, so verrichte an-
dächtig und womöglich kniend dein Morgen-
gebet
. Danke Gott für den Schutz der Nacht und
bitte um seinen Beistand für den Tag. Sei fest
überzeugt, du verlierst nichts an deiner Arbeit, wenn
du einige Minuten vor Gott niederkniest und betest.
[13] An Gottes Segen ist alles gelegen. Darum sagt der
göttliche Heiland: ‘„Suchet zuerst das Reich Gottes
und seine Gerechtigkeit, das übrige wird euch zuge-
geben werden.“’
(Matth. 6, 33.) Du kennst auch das
alte Sprichwort: ‘„Mit Gott fang an, mit Gott hör
auf, das ist der schönste Lebenslauf.“’
Die Erfahrung
lehrt, daß, wer das Morgengebet gut verrichtet, den
Tag über nicht leicht in eine Sünde fällt; daß aber
in der Versuchung leicht unterliegt, wer es gar nicht
oder schlecht verrichtet. Fängst du den Tag mit
Gott
an, so wirst du ihn gewöhnlich auch mit Gott
beenden; fängst du ihn aber ohne Gott an, so
ist sehr zu fürchten, daß du ihn auch ohne Gott mit
der Sünde im Herzen beschließen wirst.

Allmächtiger, ewiger Gott, Schöpfer
und Erhalter aller Dinge, ich danke dir
von ganzem Herzen für alle Wohltaten,
die du mir bis auf diese Stunde erwiesen,
besonders aber, daß du mich diese Nacht
vor allen Gefahren des Leibes und der
Seele gnädig bewahrt und mich einen
neuen Tag hast erleben lassen.

Mein Gott, ich glaube an dich, weil du
die ewige Wahrheit bist; ich hoffe auf
dich, weil du allmächtig, barmherzig, gü-
tig und getreu bist: ich liebe dich, weil
du das höchste Gut bist.

Sieben Jahre und siebenmal 40 Tage Ablaß.
(28. Januar 1756.)

O Gott, alles, was ich heute denken,
sprechen, tun und leiden werde, opfere ich
dir zuliebe auf in Vereinigung mit dem
bitteren Leiden und Sterben unsers Herrn
und Heilandes Jesu Christi. Ich mache die
Meinung, alle Ablässe zu gewinnen, die
[14] ich heute gewinnen kann, und empfehle
mich und die Meinen in alle heiligen
Messen, die heute auf der ganzen Welt
dir dargebracht werden.

Auch nehme ich mir vor, heute keine
Sünde zu begehen, jede Gelegenheit zur
Sünde, besonders diese.... sorgfältig zu
meiden und alle meine Standespflichten
treu und gewissenhaft zu erfüllen. Gib
mir, o Herr, deine Gnade dazu. Beschütze
mich wider die Nachstellungen und Ver-
suchungen des bösen Feindes und bewahre
mich vor jeglichem Uebel des Leibes und
der Seele.

Ich empfehle dir auch meine Eltern
und Geschwister, meine Verwandten und
Bekannten, meine Vorgesetzten und Wohl-
täter. Segne uns alle. Erbarme dich auch
jener, die heute sterben werden, sowie der
armen Seelen im Fegfeuer. Gib ihnen
die ewige Ruhe.

Heilige Maria, Mutter Gottes, hei-
liger Joseph, heilige Patrone und alle
lieben Heiligen, bittet für mich bei Gott,
daß ich ihn heute mit keiner Sünde be-
leidige.

O meine Gebieterin, o meine Mutter,
dir opfere ich mich ganz auf, und um zu
zeigen, daß ich mich dir ganz ergeben habe,
weihe ich dir heute meine Augen, meine
Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich
selbst ganz und gar. Weil ich also dein bin,
[15] o gute Mutter, so bewahre und beschütze
mich als dein Gut und Eigentum.

Gegrüßet seist du, Maria...

100 Tage Ablaß einmal täglich, wenn man am
Morgen und am Abend ein Gegrüßet seist du, Ma-
ria, und dieses Gebet verrichtet. (5. August 1851.)

Laß, Joseph, schuldlos uns durchs
Leben gehn, in deinem Schutz uns stets
gesichert stehn.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (18. März 1882.)

O heiliger Schutzengel mein, * Laß
mich dir empfohlen sein, * In allen Nöten
steh mir bei * Und halte mich von Sünden
frei; * An diesem Tag, ich bitte dich, *
Beschütze und bewahre mich. Amen.

Bete dann nach dem Rate des heiligen Alfons
zu Ehren der unbefleckten Empfängnis Mariens, um
vor Sünden wider die heilige Reinheit bewahrt zu
bleiben, drei Gegrüßet seist du, Maria
mit der Anrufung:

Durch deine unbefleckte Empfängnis,
o Maria, mache rein meinen Leib und
heilig meine Seele.

300 Tage Ablaß morgens und abends. (5. De-
zember 1304.)

Besprenge dich sodann andächtig mit Weihwasser
und vergiß nicht, wenn die Morgenglocke läutet, zu
Ehren der lieben Gottesmutter den Engel des
Herrn
zu beten.

Heiligung der täglichen Handlungen.

[16]

1. Gehe, wenn möglich, jeden Tag in
die heilige Messe, wenigstens dann,
wenn die Arbeit weniger drängt. Nichts
ist so erhaben, nichts Gott so wohlgefällig,
nichts dir so nützlich wie das heilige Meß-
opfer, in dem der Heiland das Kreuzes-
opfer von Kalvaria unblutig erneuert und
dir Gnade und Verzeihung erwirkt. Kannst
du des Morgens nicht zur Kirche gehen,
dann vereinige dich wenigstens, besonders
wenn zur heiligen Messe geläutet wird,
im Geiste mit dem heiligen Opfer und
empfiehl dich in alle heiligen Messen, die
an diesem Tage gelesen werden.

2. Verrichte deine Arbeit mit Fleiß und
Gewissenhaftigkeit. Die Arbeit ist unsere
Lebensaufgabe; niemand ist davon aus-
genommen. Jeder muß sich der Arbeit
widmen, die sein Stand, seine besondern
Verhältnisse oder der Gehorsam von ihm
verlangen. Durch treue und gewissenhafte
Pflichterfüllung gewinnen wir Gottes
Wohlgefallen und eine schöne Himmels-
krone. Der fromme Christ hat daher bei
allem, was er denkt, redet, tut oder leidet,
die Absicht, den Willen Gottes zu erfüllen.
Diese gute Meinung soll die Seele all un-
serer Handlungen sein, denn sie gibt ihnen
[17] ihren eigentlichen Wert für die Ewigkeit.
Die Geisteslehrer nennen die gute Mei-
nung deshalb eine himmlische Kunst, die
das Eisen in Gold verwandelt. Durch sie
werden sogar die gewöhnlichsten Hand-
lungen, wie Essen, Schlafen, Erholung in
lauteres Gold umgesetzt, das einst im Him-
mel ausbezahlt wird. Mache darum jeden
Morgen die gute Meinung. Opfere Gott
dem Herrn dein ganzes Tagemerk auf in
Vereinigung mit allem, was der göttliche
Heiland auf Erden getan und gelitten hat.
Erneuere sodann diese gute Meinung zu
Anfang einer jeden Handlung oder we-
nigstens vor jedem wichtigeren Werke,
z. B. wenn du deine Arbeit beginnst, in die
Kirche gehst, bei Tisch oder vor einer Er-
holung gemäß den Worten des Apostels:
‘„Ihr möget essen oder trinken oder etwas
anderes tun, tut alles zur Ehre Gottes.“’

(1. Kor. 10, 31.)

3. Wer Gott wahrhaft liebt, denkt oft
an ihn und benutzt jede Gelegenheit, sein
Herz zu ihm zu erheben. Ein guter Christ
sucht deshalb bei den verschiedenen Ereig-
nissen des Tages in seinem Herzen fromme
Gedanken und Anmutungen zu erwecken.
Er hat seine Hand bei der Arbeit und sein
Herz bei Gott. Vergiß darum nicht, bei
der Arbeit, besonders wenn sie den Geist
nicht so sehr anstrengt, von Zeit zu Zeit
kleine Schußgebetchen zu verrichten. Diese
[18] Gebetchen sind leicht und können an jedem
Ort und zu jeder Zeit verrichtet werden.
Wähle dir mit Vorliebe solche Schuß-
gebetchen aus, die mit Ablaß versehen
sind. Auf einer der folgenden Seiten fin-
dest du einige angegeben.“

4. ‘„Das Leben des Menschen ist“’, wie
der heilige Geist sagt, ‘„ein Kampf.“’
(Job, 7, 1.) Mache dich darum jeden
Tag auf Kreuz und Widerwärtigkeiten
gefaßt und schaue oft im Tage zu deinem
gekreuzigten Heiland auf. Bedenke, daß
du nicht auf dieser Welt lebst, um gute
Tage Zu haben, sondern um dir den Him-
mel zu verdienen und nach dem Beispiele
deines göttlichen Erlösers das geduldig zu
leiden, was dein Stand und deine Ver-
hältnisse mit sich bringen.

5. Ebenso mußt du auf Versuchungen
gefaßt sein und ihnen immer schnell und
standhaft widerstehen. Wirst du von un-
reinen Gedanken und Begierden ange-
fochten, so rufe auf der Stelle die heiligen
Namen Jesus und Maria an. Verrichte
ein kurzes Gebet zur Mutter Gottes, das
Gegrüßet seist du, Maria, oder Unter dei-
nen Schutz und Schirm, und fahre fort
zu beten, bis die Versuchung
vorüber ist
. Bei Regungen des Zornes
und der Ungeduld bete: ‘„Mein Jesus, gib
mir Geduld.“’
Werden in deiner Gegen-
wart gottlose oder unsittliche Reden ge-
[19] führt, so weise den, der das tut, mit aller
Entschiedenheit zurecht, wenn es geschehen
kann. Ist dir das aber nicht möglich, so
entferne dich, oder zeige wenigstens aus
irgendeine Weise, daß du diese Reden ver-
abscheust.

6. Der wahre Christ geht nie zum
Tische
oder vom Tische, ohne sein
Herz zu Gott zu erheben. Vor dem Essen
sprich zu dir selbst: Ich will jetzt Speise
und Trank genießen, weil Gott es so ange-
ordnet hat, um meine Gesundheit zu er-
halten und meine Kräfte für meine stan-
desgemäße Beschäftigung zu stärken. Bei
Tisch hüte dich vor sündhafter Unterhal-
tung, namentlich vor lieblosen Reden
Genieße Speise und Trank mit Mäßigkeit.
Murre nicht, wenn das, was man dir vor
setzt, deinem Geschmacke nicht zusagt. Tue
dir hier und da sogar einen kleinen Ab-
bruch und teile gerne den Armen mit von
deinem Ueberfluß.

Kleine Schußgebete.


(Tagsüber öfters zu wiederholen.)

Die vorzüglichsten Tugend-
akte
. Wahrer Gott, ich glaub' an dich!
* Treuer Gott, ich hoff' auf dich! * Güt'ger
Gott, ich liebe dich * Und den Nächsten so
wie mich. * Meine Sünden reuen mich. *
Gib, Herr, daß ich bess're mich; * Dir er-
[20] geb' ich gänzlich mich; * Ja, dir leb', dir
sterbe ich.

Gute Meinung. Alles meinem
Gott Zu Ehren. * In der Arbeit, in der
Ruh'; * Gottes Lob und Ehr' zu mehren
* Ich verlang' und alles tu'; * Meinem
Gott allein will geben * Leib' und Seel',
mein ganzes Leben; * Gib, o Jesus, Gnad'
dazu!

Bei Widerwärtigkeiten. Herr,
dein Wille geschehe! – Nicht wie ich will,
sondern wie du willst, o Gott! – O mein
Jesus, gib mir Geduld!

Beim Anblick eines Kruzi-
fixes
. Wir beten dich an, Herr Jesus
Christus, und preisen dich, denn durch
dein heiliges Kreuz hast du die Welt
erlöst.

100 Tage Ablaß einmal täglich. (4. März 1882.)

Beim Anblick eines Mutter-
gottesbildes
. O meine Herrin, o
meine Mutter, gedenke, daß ich dein bin.
Bewahre mich, beschütze mich wie dein Gut
und dein Eigentum.

40 Tage Ablaß jedesmal zur Zeit der Ver-
suchung. (5. August 1851.)

In der Nähe einer Kirche. Lob
und Dank sei jetzt und ohne End' dem
heiligsten und göttlichsten Sakrament.

300 Tage Ablaß jedesmal. (10. April 1913.)

[21]

Mein Jesus, Barmherzigkeit.

300 Tage Ablaß jedesmal. (20. Mai 1911.)

Jesus, sanftmütig und demütig von
Herzen, mache mein Herz deinem Herzen
gleich.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. September 1905.)

Süßes Herz meines Jesus, gib, daß ich
immer mehr dich lieb'!

300 Tage Ablaß jedesmal. (26. November 1876.)

Alles für dich, o heiligstes Herz Jesu!

300 Tage Ablaß jedesmal. (26. November 1908.)

Heiligstes Herz Jesu, ich glaube an
deine Liebe zu mir!

300 Tage Ablaß jedesmal. (29. Juli 1907.)

Heiliges herz Jesu, ich vertraue auf
dich!

300 Tage Ablaß jedesmal. (27. Juli 1906.)

Göttliches Herz Jesu, bekehre die Sün-
der, errette die Sterbenden, befreie die
armen Seelen im Fegfeuer!

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. Juli 1906.)

Mein Herr und mein Gott!

7 Jahre und 7 Quadragenen Ablaß beim An-
blick der heiligen Hostie bei der heiligen Wandlung
oder bei Aussetzung des Allerheiligsten. Vollkom-
mener Ablaß einmal wöchentlich unter den gewöhn-
lichen Bedingungen, wenn man es täglich verrichtet
(18. Mai 1907.)

Bewahre uns, o Herr, den Glauben!

100 Tage Ablaß jedesmal. (20. März 1908.)

[22]

Gelobt und gepriesen sei das heiligste
Herz und das kostbare Blut Jesu im hei-
ligsten Altarssakrament.

300 Tage Ablaß jedesmal. (25. August 1908.)

Süßes Herz Maria, sei meine Rettung!

300 Tage Ablaß jedesmal. (30. September 1852.)

Gepriesen sei die heilige und unbefleckte
Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria,
der Mutter Gottes.

300 Tage Ablaß jedesmal. (10. September 1878.)

Mutter der Liebe, der Schmerzen und
der Barmherzigkeit, bitte für uns.

300 Tage Ablaß jedesmal. (14. Mai 1908.)

Jesus, Maria, Joseph!

7 Jahre und 7 Quadragenen Ablaß jedesmal
(8. Juni 1906.)

O heiliger Joseph, Pflegevater unsers
Herrn Jesus Christus und wahrer Gemahl
der Jungfrau Maria, bitte für uns.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (15. Mai 1891.)

Laß, Joseph, schuldlos uns durchs Le-
ben gehn, in deinem Schutz uns stets ge-
sichert stehn.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (18. März 1882.)

Engel Gottes, der du mein Beschützer
bist, erleuchte, beschirme, leite und regiere
mich, der ich dir von des Höchsten Vater-
liebe anvertraut bin. Amen.

100 Tage Ablaß jedesmal. (2. Okt. 1795.)

[23]

O mein Gott, alle heiligen Messen, die
heute auf der ganzen Welt dargebracht
werden, opfere ich dir für die armen Sün-
der auf, die im Todeskampfe liegen und
heute noch sterben werden. Möge das kost-
bare Blut unsers Heilandes Jesus Chri-
stus ihnen Barmherzigkeit erlangen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (26. Oktober 1907.)

Herr, gib den Verstorbenen die ewige
Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen.
Laß sie ruhen in Frieden.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13 Februar 1908.)

Alle Ablässe sind den armen Seelen zuwendbar,
wenn nicht ausdrücklich das Gegenteil vermerkt ist.

Abendgebet.


Vergiß nicht, den Tag auch mit Gott zu be-
schließen durch ein andächtiges Abend-
gebet
. Mußt du Gott nicht danken für die vielen
Wohltaten des verflossenen Tages? Mußt du nicht
um seinen Schutz bitten für die kommende Nacht? Du
weißt ja nicht, was dir im Schlafe zustoßen kann.
Verrichte darum abends immer dein Gebet. Bist du
sehr müde, so darf es kurz sein. Erforsche danach
dein Gewissen und bereue die begangenen Sünden.
Hast du das Unglück gehabt, im Tage eine schwere
Sünde zu begehen, so begib dich nicht zur Ruhe,
ohne durch vollkommene Reue dich mit Gott ausge-
söhnt zu haben. Der Tod konnte dich sonst in der
schweren Sünde überraschen. Was dann?

Beim Auskleiden sei sittsam. Besprenge dich und
dein Nachtlager mit Weihwasser, damit Gott dich
vor den Nachstellungen des bösen Feindes beschütze.
Dann beschäftige dich mit frommen Gedanken und
kurzen Gebeten, bis du einschläfst. Erwachst du des
[24] Nachts, so fange gleich an zu beten, damit keine
bösen Gedanken in deinem Herzen Eingang finden.

O mein Gott, von ganzem Herzen danke
ich dir für alles Gute, das du mir heute
erwiesen hast, für Speise und Trank, für
die Gesundheit und alle Kräfte meines
Leibes und meiner Seele, für deinen
Schutz und Schirm, für alle Gnaden und
Wohltaten. Ich danke dir dafür, o himm-
lischer Vater, durch Jesus Christus, dei-
nen Sohn, unsern Herrn.

O Gott, du hast stets auf meinen Wan-
del acht und zählst alle meine Schritte,
vor dir ist kein Gedanke verborgen; er-
leuchte meinen Verstand, daß ich genau er-
kenne, was ich heute Böses getan und
Gutes unterlassen habe. Bewege meinen
Willen, damit ich es herzlich bereue und
mich ernstlich bessere.

Erforsche hier dein Gewissen. Prüfe dich, wie
du dich an diesem Tage in Gedanken, Worten und
Werken oder durch Unterlassung schuldiger guter
Werke gegen Gott, gegen den Nächsten oder gegen
dich selbst versündigt hast; richte dabei dein Augen-
merk besonders auf deinen Hauptfehler. Nach der
Gewissenserforschung bete wie folgt:

O mein Gott und Herr, alle Sünden
meines ganzen Lebens sind mir von Grund
meines Herzens leid, weil ich dadurch ver-
dient habe, von dir, meinem gerechten
Richter, zeitlich oder ewig gestraft zu wer-
den; weil ich gegen dich, meinen größten
Wohltäter, so undankbar gewesen bin; be-
[25] sonders aber, weil ich dich, das höchste
und liebenswürdigste Gut, dadurch belei-
digt habe. Ich nehme mir ernstlich vor,
mein Leben zu bessern und nicht mehr zu
sündigen. O Jesus, gib mir deine Gnade
dazu. Amen.

Im Namen meines gekreuzigten Herrn
Jesus Christus lege ich mich zur Ruhe.
Er segne und bewahre mich diese Nacht an
Leib und Seele und führe mich zum ewigen
Leben.

O Maria, liebe himmlische Mutter,
heiliger Joseph, heilige Patrone und all
ihr Heiligen des Himmels, bittet für mich,
besonders in der Stunde meines Todes.

Heiliger Schutzengel, stehe mir diese
Nacht zur Seite; wende von mir ab alle
Gefahren des Leibes und der Seele.

Unter deinen Schutz und Schirm fliehen
wir, o heilige Gottesgebärerin; verschmähe
nicht unser Gebet in unsern Nöten, son-
dern erlöse uns jederzeit von allen Ge-
fahren, o du glorreiche und gebenedeite
Jungfrau! Unsere Frau, unsere Mittlerin,
unsere Fürsprecherin, versöhne uns mit dei-
nem Sohne, empfiehl uns deinem Sohne,
stelle uns deinem Sohne vor!

Bitte für uns, o heilige Gottesgebä-
rerin,

Auf daß wir würdig werden der Ver-
heißungen Christi!

[26]

Wir bitten dich, o Herr, du wollest
deine Gnaden in unsere Herzen eingießen,
damit mir, die wir durch die Botschaft
des Engels die Menschwerdung Christi,
deines Sohnes, erkannt haben, durch sein
Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der
Auferstehung geführt werden, durch den-
selben Christus, unsern Herrn. Amen.

Jesus, Maria, Joseph! euch schenke ich
mein Herz und meine Seele!

Jesus, Maria, Joseph! stehet mir bei
im letzten Todeskampfe!

Jesus, Maria, Joseph! möge meine
Seele mit euch in Frieden scheiden!

300 Tage Ablaß jedesmal. (28. April 1807.)

Bete dann wie am Morgen zu Ehren der unbe-
fleckten Empfängnis Mariens, um vor Sünden wider
die heilige Reinheit bewahrt zu bleiben, drei Ge-
grüßet seist du, Maria
mit der Anrufung:

Durch deine unbefleckte Empfängnis, o
Maria, mache rein meinen Leib und hei-
lig meine Seele.

300 Tage Ablaß morgens und abends. (5. De-
zember 1904.)

Es segne mich der allmächtige und
barmherzige Gott, der Vater und der Sohn
und der Heilige Geist. Amen.

Herr, gib den Verstorbenen die ewige
Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen.
Laß sie ruhen im Frieden. Amen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. Februar 1908.)

Kurze Belehrung über die Betrachtung.

[27]

Die Betrachtung oder das innerliche Gebet
ist von dem mündlichen Gebete verschieden.
Mündlich betet man, wenn man irgendein
Gebet, z. B. das Vaterunser andächtig mit
dem Munde spricht; man betet innerlich
oder man betrachtet, wenn man über irgend-
eine Heilswahrheit nachdenkt und dabei fromme
Anmutungen erweckt und gute Vorsätze faßt.

Die Betrachtung ist eines der besten Mittel,
wodurch die Seele im Guten gestärkt und vor
der Sünde bewahrt wird. Der heilige Alfons
sagt: ‘„Die Todsünde und die Betrachtung kön-
nen nicht zusammen wohnen. Ein Sünder,
der betrachtet, muß entweder die Sünde oder
die Betrachtung aufgeben. Wie tief auch seine
sündhafte Gewohnheit eingewurzelt sein mag,
wenn er mit der Betrachtung fortfährt, wird er
den Mut und die Kraft erlangen, mit seiner
sündhaften Gewohnheit zu brechen.“’
Die hei-
lige Theresia verheißt allen die ewige Seligkeit,
die täglich eine Viertelstunde ernstliche Be-
trachtung machen.

Glaube nicht, das sei zu schwer für dich.
Der heilige Alfons gibt dir folgende Anwei-
sung über die Betrachtung, die du leicht be-
folgen kannst.

Das betrachtende Gebet, sagt er, besteht aus
drei Teilen, aus der Vorbereitung, der Er-
wägung und dem Schluß.

Die Vorbereitung umfaßt drei Uebungen:
die Uebung des Glaubens an Gottes Gegen-
wart, die Uebung der Demut mit kurzer Er-
[28] weckung von Reue und Leid, und die Bitte um
Erleuchtung. Bete ungefähr wie folgt:

Mein Gott, ich glaube, daß du
hier gegenwärtig bist; ich bete dich
an aus dem Grunde meines Her-
zens
.

Wegen meiner Sünden, o Herr,
verdiene ich in der Hölle zu sein;
o höchstes Gut, von ganzem Her-
zen tut es mir leid, daß ich dich
beleidigt habe
.

Mein Gott, aus Liebe zu Jesus
und Maria erleuchte mich in die-
ser Betrachtung, damit sie mir
heilsam werde
.

Dann bete ein Ave Maria zur seligsten
Jungfrau, damit sie dir Licht erflehe, und in
gleicher Absicht ein Ehre sei dein Vater zu Ehren
des heiligen Joseph, des heiligen Schutzengels,
und deines Schutzpatrons. Diese Uebungen
verrichte mit Aufmerksamkeit, aber kurz, und
gehe bald zur Erwägung über.

Bei der Erwägung bediene dich für gewöhn-
lich eines Buches, worin die Heilswahrheiten
behandelt werden.*) Lies langsam und auf-
merksam die Betrachtung oder einen Teil da-
von. Fühlst du dich von einer Wahrheit be-
sonders ergriffen, so magst du die Lesung unter-
brechen. Der heilige Franz von Sales sagt,
man solle es dabei wie die Bienen machen, die
so lange auf einer Blume sitzen bleiben, als
sie Honig darin finden, und dann erst auf eine
[29] andere fliegen. Denke über das Gelesene nach
und frage dich:

Was ist da zu glauben? Warum?
Wie habe ich das bis jetzt getan?
Reue über die Vergangenheit. – Was soll
ich in Zukunft tun?
Warum? Ist es ge-
ziemend? nützlich? vielleicht schwierig? Weshalb?

Du mußt dir aber wohl merken, daß die
eigentliche Frucht der Betrachtung in drei Din-
gen bestehe, nämlich darin, daß du 1. fromme
Anmutungen erweckest. 2. Gott um seine Gna-
den bittest und 3. gute Vorsätze für die Zu-
kunft fassest. Darin liegt der große Nutzen des
betrachtenden Gebetes. Wenn du also eine
Wahrheit erwogen hast und Gott zu deinem
Herzen gesprochen hat, dann mußt auch du mit
Gott sprechen.

1. Erwecke fromme Anmutungen, nämlich
Akte des Glaubens, der Danksagung, der De-
mut, der Hoffnung; vor allem aber erwecke
viele Akte der Liebe und der Neue. Nach dem
heiligen Thomas verdienen wir durch jeden
Liebesakt einen neuen Grad der himmlischen
Glorie. Solche Akte kann man z. B. mit fol-
genden Worten erwecken: Mein Gott, ich liebe
dich über alles. Ich liebe dich von ganzem
Herzen. Ich will in allem deinen Willen tun
Ich freue mich, daß du unendlich glückselig
bist usw. Um vollkommene Reue zu erwecken,
genügt es, wenn du mit wahrer Ueberzeugung
sagst: Es tut mir leid, daß ich dich, das höchste
Gut, beleidigt habe.

2. Bitte Gott um seine Gnaden. Flehe zu
ihm um Erleuchtung, Demut oder eine andere
Tugend, um einen guten Tod und die ewige
Seligkeit; vor allem aber um seine Liebe und
[30] die heilige Beharrlichkeit. Wenn deine Seele
sich in großer Geistesdürre befindet, so be-
gnüge dich, zu wiederholen: Mein Gott, hilf
mir! Herr, erbarme dich meiner! Barmher-
zigkeit, mein Jesus! Wenn du auch nichts an-
deres tätest, so wäre deine Betrachtung doch
ganz vortrefflich.

3. Fasse vor Schluß der Betrachtung einen
besondern Vorsatz,
z. B. eine Gelegenheit zur
Sünde zu fliehen, eine Unannehmlichkeit von
feiten eines andern zu ertragen, einen Fehler
zu meiden u. dergl.

Diesen guten Vorsatz soll man so lange er-
neuern, bis man von einem Fehler frei ist oder
sich eine Tugend angeeignet hat.

Zum Schlusse der Betrachtung mache fol-
gende Akte: 1. danke Gott für die erhaltene
Erleuchtung, 2. nimm dir vor, die gefaßten
Vorsätze auch auszuführen, 3. bitte Gott, er
wolle aus Liebe zu Jesus und Maria dir hel-
fen, deine Vorsätze ins Werk zu setzen.

Empfiehl dann Gott die armen Seelen im
Fegfeuer, die Sünder und alle deine Ver-
wandten und Freunde; bete für sie ein Vater-
unser und Ave Maria, und so beschließe die
Betrachtung.

Der heilige Franz von Sales gibt noch
folgenden Rat: die Seele muß, wenn sie die
Betrachtung verläßt, einen geistigen Blu-
menstrauß
mit sich nehmen, um den ganzen
Tag dessen Wohlgeruch zu genießen; das heißt,
sie muß den einen oder andern Gedanken
(Schrifttext oder Ausspruch), der sie während
der Betrachtung mehr zur Andacht gestimmt
hat, sich einprägen, um sich dadurch tagsüber
immer wieder anzueifern.

Meßandachten.

[31]

Kurzer Unterricht über die heilige Messe.


Die heilige Messe ist die unblutige Er-
neuerung des Kreuzesopfers
Jesu Christi.
Am Kreuzesstamm auf Kalvaria hat der
göttliche Heiland seinem himmlischen Vater
als Sühne für unsere Sünden sich selbst
zum Opfer dargebracht. Doch das war
seiner Liebe noch nicht genug. Er wollte
allen Gläubigen bis zum Ende der Zeiten
die große Gnade verleihen, an diesem
Opfer persönlich teilzunehmen und seine
himmlischen Früchte sich anzueignen. Darum
setzte er beim letzten Abendmahl die heilige
Messe ein, in der er vom Aufgang der
Sonne bis zum Untergange, an allen
Orten, auf unzähligen Altären durch die
Hände des Priesters das Opfer von Kal-
varia unblutigerweise, unter den Ge-
stalten von Brot und Wein, erneuert.
Das heilige Meßopfer ist somit wesentlich
dasselbe Opfer wie das Kreuzesopfer. ‘„In
dem göttlichen Opfer der heiligen Messe“’
,
sagt die Kirchenversammlung von Trient,
‘„ist derselbe Christus enthalten und wird
unblutigerweise geopfert, der auf dem
Altare des Kreuzes ein einziges Mal sich
blutigerweise geopfert hat.... Es ist
ein und dasselbe Opfer und ein und der-
[32] selbe Opferpriester, der sich nun durch den
Dienst der Priester opfert und der sich
damals am Kreuze opferte; der einzige
Unterschied besteht in der Art und Weise
der Opferung.“’

Wie heilig und wertvoll ist darum die
heilige Messe! ‘„Sie ist“’, wie das Konzil
von Trient weiter sagt, ‘„die heiligste und
göttlichste Handlung der ganzen Religion.“’

Weil die heilige Messe ein und dasselbe
Opfer ist mit dem Kreuzesopfer, so hat
sie notwendig auch den gleichen Wert und
die gleichen Gnadenwirkungen. ‘„Eine
einzige heilige Messe“’
, sagt der heilige
Chrysostomus kurz und treffend, ‘„ist so
viel wert wie der Tod Jesu Christi am
Kreuze.“’
Und der heilige Alfons hat
recht, wenn er sagt: ‘„Alle Opfer der gan-
zen Welt ehren Gott nicht so sehr, wie
eine heilige Messe. Eine einzige heilige
Messe verherrlicht Gott mehr als alle
Ehrenbezeugungen, die ihm die Engel
durch ihre Huldigungen und die Menschen
durch ihre Tugenden, Nutzwerte und selbst
durch ihren Martertod erwiesen haben.“’

Müssen wir darum Gott nicht von
Herzen danken für das heilige Meßopfer?
Durch dieses heilige Opfer sind wir im-
stande, in Vereinigung mit dem göttlichen
Heiland und seinem Stellvertreter, dem
Priester. Gott auf die würdigste und wirk-
samste Weise zu loben, ihm zu dan-
[33] ken
, um seine Gnaden zu bitten und
Sühne zu leisten für unsere Sünden.
So ist das heilige Meßopfer für uns alle
das vollkommenste Lob-, Dank-, Bitt- und
Sühnopfer.

Benutze darum diesen ‘„unerschöpflichen
Schatz der Menschenkinder“’
. (Weish. 7, 14.)
Wohne so oft als möglich der heiligen
Messe bei. ‘„Was du während der hei-
ligen Messe nicht von Gott erlangst“’
, sagt
ein Kirchenvater, ‘„wirst du schwerlich zu
einer andern Zeit erlangen.“’
Hier findest
du reiche Gnade zum Kampfe wider die
bösen Leidenschaften, Schutz gegen alle
Feinde der Seele. Mut und Kraft in
schweren Stunden. O daß du doch die
Gabe Gottes erkenntest und die Gnaden-
schätze der heiligen Messe dir zu Nutzen
machtest! Gehe womöglich täglich zur
heiligen Messe
. An allen Sonn- und
Feiertagen mußt du dem heiligen Opfer
beiwohnen.
An diesen Tagen besteht für
alle, die zum Vernunftgebrauch gelangt
und nicht rechtmäßig entschuldigt sind, die
kirchliche Vorschrift, der heiligen Messe
von Anfang bis zu Ende beizuwohnen,
und zwar mit Aufmerksamkeit, Andacht
und Ehrfurcht. Wer an Sonn- und ge-
botenen Feiertagen freiwillig einen
Hauptteil (Opferung, Wandlung oder Kom-
munion) versäumt, oder wer sich mutwillig
während des heiligen Opfers fremdartigen,
[34] mit der Andacht unverträglichen Beschäf-
tigungen hingibt, begeht eine schwere
Sünde.

Willst du auf würdige Weise am hei-
ligen Opfer teilnehmen, dann erinnere
dich beim Beginne der heiligen Messe,
daß der Heiland auf dem Altare sei-
nen Kreuzestod unblutigerweise erneuert.
Stelle dir vor, du ständest auf dem Kal-
varienberge in der Nähe des heiligen
Kreuzes. Betrachte mit reumütigem
Herzen die Leiden deines sterbenden Hei-
landes. Bei der Opferung bringe dich
dem himmlischen Vater als lebendige
Opfergabe dar. Bei der Wandlung bete
den auf dem Altare gegenwärtigen Hei-
land in tiefster Ehrfurcht an. Bei der
Kommunion des Priesters kommuniziere
geistigerweise, d. h. verlange mit gläu-
bigem und reumütigem Herzen, dich mit
dem Heilande in der heiligen Kommu-
nion vereinigen zu dürfen. Wenn du
so der heiligen Messe beiwohnst, wirst
du ganz gewiß reichlich schöpfen aus die-
ser übersprudelnden Quelle der Gnaden
und des himmlischen Segens.

Aufopferungsgebet bei Beginn der heiligen
Messe.


Ewiger Vater, in Vereinigung mit den
heiligen Absichten und Gesinnungen der
seligsten Schmerzensmutter Maria auf dem
[35] Kalvarienberge bringe ich dir das Opfer
dar, das dein geliebter Sohn Jesus Chri-
stus selbst am Kreuze darbrachte und jetzt
auf diesem Altare erneuert; und zwar
erstens, um dich anzubeten und dir die
gebührende Ehre zu erweisen: ich will
dich damit anerkennen als den höchsten
Herrn über alle Geschöpfe; will bekennen,
daß alles von deinem Willen abhängt, und
daß du unser einziges und letztes Ziel bist:
zweitens bringe ich es dir dar, um dir zu
danken für die zahllosen uns erwiesenen
Wohltaten; drittens, um deine durch so
viele Sünden erzürnte Gerechtigkeit zu
versöhnen und dir würdige Genugtuung
zu leisten; viertens endlich, um Gnade und
Barmherzigkeit zu erflehen für mich und
die ganze Welt, besonders für..., für alle
Betrübten und Bedrängten, für die armen
Sünder und für die leidenden Seelen im
Fegfeuer. Amen.

300 Tage Ablaß, so oft man der heiligen Messe
beiwohnt und dieses Gebet am Anfange derselben
verrichtet. – Vollkommener Ablaß einmal im Mo-
nat unter den gewöhnlichen Bedingungen, wenn man
dasselbe an allen Sonn- und Festtagen, an denen
man zur heiligen Messe verpflichtet ist, am Anfange
derselben betet. (5. Juli 1904.)

Erste Meßandacht.
Zu Ehren des bitteren Leidens und
Sterbens Jesu Christi
.

[36]

Weil das heilige Meßopfer die unblutige Er-
neuerung des heiligen Kreuzesopfers ist, empfiehlt
es sich, bei der heiligen Messe das bittere Leiden
und Sterben des Herrn andächtig zu betrachten.
Nachstehend wird eine viel gebrauchte Anleitung
zu einer solchen Betrachtung geboten, die dich zu
Akten des Glaubens, der Reue und Demut, des
Vertrauens, der Dankbarkeit und Liebe anregen soll.

Es will aber damit nicht gesagt sein, daß jede
einzelne
Zeremonie der heiligen Messe in einer
bestimmten Tatsache des bitteren Leidens ihren Ur-
sprung habe.

Vorbereitungsgebet.

O unendlich heiliger Gott, ich armer
Sünder erscheine demütig und reumütig
vor deinem Altare, auf dem nun Jesus,
mein Erlöser, für mich und alle Menschen
sein Kreuzesopfer unblutigerweise er-
neuert. Wie auf Kalvaria, so ruft auch
hier sein kostbares Blut um Vergebung
für unsere vielen und schweren Sünden.
O Herr, um dieses Blutes willen bitte ich
dich, tilge meine Schuld, damit ich diesem
heiligen Opfer mit reinem Herzen bei-
wohnen kann. Siehe, ich bereue alle meine
Sünden von Grund meines Herzens, weil
ich dadurch dich, meinen besten Vater, das
höchste und liebenswürdigste Gut, belei-
digt habe. Nie mehr will ich dich durch
eine Sünde betrüben.

[37]

In Vereinigung mit dem Priester
opfere ich dir diese heilige Messe auf zum
Lobe und Preise deiner göttlichen Maje-
stät, zum Danke für alle Wohltaten, be-
sonders für das bittere Leiden und Ster-
ben Jesu Christi, zur Genugtuung für
meine Sünden, zur Erlangung aller zum
Heile notwendigen Gnaden, sowie zum
Troste der armen Seelen im Fegfeuer.

O schmerzhafte Mutter, die du unter
dem Kreuze deines Sohnes gestanden, als
er sich für das Heil der Welt aufgeopfert
hat, erflehe mir die Gnade, daß ich bei
dieser heiligen Messe das bittere Leiden
und Sterben unsers Herrn Jesu Christi
andächtig betrachte und der Früchte des
heiligen Opfers in reichem Maße teilhaft
werde. Amen.

Vom Beginne der heiligen Messe bis zur
Opferung.

Wenn der Priester an den Altar geht, betrachte,
wie Jesus mit seinen Jüngern an den Oelberg geht
und sein Leiden beginnt.

O Jesus, wie war deine gottmenschliche
Seele von Furcht und Traurigkeit erfüllt,
als du am Oelberge dein bitteres Leiden
begannest! Ach, auch meine Sünden sind
schuld, daß du so viel leiden müßtest! Siehe,
ich bereue sie darum von ganzem Herzen.
Hilf mir, daß ich fortan nie mehr in eine
Sünde einwillige, jede Gelegenheit zum
[38] Bösen gewissenhaft meide und dir treu
bleibe bis in den Tod.

Wenn der Priester am Fuße des Altares die
heilige Messe beginnt, betrachte, wie Jesus am Oel-
berge betet und Blut schwitzt.

O lieber Jesus, du hast bei deinem
Gebete am Oelberge meiner vielen Sünden
wegen eine solche Todesangst empfunden,
daß dein Schweiß wie Blutstropfen zur
Erde herabrann; verleihe gnädig, daß ich
die Bosheit meiner Sünden immer mehr
erkenne und sie darum unaufhörlich be-
reue. Stärke mich auch, daß ich nach dei-
nem Beispiele im Gebete nicht nachlasse
und allzeit meinen Willen dem göttlichen
Willen unterwerfe, indem ich mit dir
spreche: Vater, nicht mein Wille geschehe,
sondern der deine.

Wenn der Priester hinaufgeht und den Altar
küßt, betrachte, wie Jesus von Judas mit einem
Kusse verraten wird.

O Jesus, wie groß war dein Schmerz,
als du von einem deiner Apostel mit einem
Kusse verraten und deinen Feinden aus-
geliefert wurdest! Wie oft habe auch ich
dich durch meine Sünden verraten, obgleich
du mir so viele und große Wohltaten er-
wiesen hast! O Herr, verzeihe mir! Von
nun an will ich dich nicht mehr beleidigen.
Befestige mich so in deiner Gnade, daß ich
nie mehr von dir getrennt werde.

Wenn der Priester zur Seite des Altares geht,
betrachte, wie Jesus gebunden zum Hohepriester
Annas gefühlt wird.

[39]

O Herr Jesus Christus, welch großen
Schmerz hast du auf dem Wege zu Annas
erduldet! Um der Verdienste dieses
schmachvollen Ganges willen bitte ich dich,
löse die Bande aller meiner Sünden, be-
freie mich von den Fallstricken des bösen
Feindes und der verführerischen Welt, so-
wie von den Ketten der bösen Leiden-
schaften und fessele mich so innig mit den
Banden der Liebe, damit ich nie etwas
tue, was dem göttlichen Willen zuwider ist.

Wenn der Priester in die Mitte des Altares
zurückkehrt und Kyrie und Gloria betet, betrachte,
wie Jesus von Annas zu Kaiphas geführt und von
Petrus dreimal verleugnet wird.

O leidender Jesus, wie tief hat es dich
geschmerzt als Petrus, der erste unter den
Aposteln, dich dreimal verleugnete. O wie
oft habe auch ich dich verleugnet, wenn
auch nicht in Worten, so doch in Werken,
indem ich aus Menschenfurcht deine hei-
ligen Gebote übertreten und mich deiner
Lehre und deines Dienstes geschämt habe.
O hilf mir, daß ich von nun an nie mehr
ein Sklave der Menschenfurcht werde, daß
ich jede böse Gesellschaft meide, jede Ge-
legenheit zur Sünde fliehe und dich nie-
mals mehr verleugne, weder in Worten
noch in Werken.

Wenn der Priester sich zum Volke wendet und
sagt: Dominus vobiscum, betrachte, wie Jesus sich
zu Petrus wendet und ihn zur Buße bewegt.

[40]

O barmherziger Jesus, wie gnädig hast
du den gefallenen Petrus angesehen und
ihn zur vollkommenen Buße bewogen! Wirf
auch auf mich armen Sünder einen Blick
der Barmherzigkeit und durchdringe meine
Seele mit einem Strahle deines Lichtes,
damit ich alle meine Sünden erkenne, sie
mit Petrus beweine und büße und dich nie
mehr freiwillig beleidige.

Wenn der Priester zur Epistelseite geht und
betet, betrachte, wie Jesus zu Pilatus geführt und
fälschlich angeklagt wird.

O Jesus, wie sehr hast du gelitten, als
man dich wie einen Verbrecher zu Pilatus
führte und dich dort fälschlich anklagte!
Gib mir die Gnade, daß ich jedes frevent-
liche Urteil, jede Ehrabschneidung und
Verleumdung gewissenhaft meide. Hilf
mir, daß ich mir stets das Zeugnis eines
guten, lauteren Gewissens ausstellen kann,
damit ich beim Tode vor deinem Richter-
stuhle ein gnädiges Gericht finde.

Wenn der Priester von der Epistelseite in die
Mitte des Altares und dann auf die Evangelienseite
geht und dort das Evangelium liest, betrachte, wie
Jesus von Pilatus zu Herodes geführt wird.

O Jesus, aus Liebe zu mir hast du dich
unter Hohngelächter, unter Spott und
Schimpf durch die Straßen von Jerusalem
führen lassen, und als man dich dem He-
rodes vorstellte und dich verleumdete und
lästerte, hast du nicht ein einziges Wort zu
[41] deiner Verteidigung gesprochen. O gib,
daß auch ich aus Liebe zu dir Schmach und
Verspottung, Unbill und Lästerung der
Menschen gelassen ertrage, niemals dem
Zorne nachgebe und Böses mit Bösem ver-
gelte.

Wenn der Priester wieder zur Mitte des Altares
geht, betrachte, wie Jesus im weißen Spottkleide von
Herodes zu Pilatus geführt wird.

O Jesus, der du von Herodes spöttisch
mit einem weißen Kleide angetan und zu
Pilatus zurückgebracht worden bist, gib
mir um der Schmach willen, die du dabei
empfunden, die Gnade, daß ich das weiße
Kleid der Unschuld, das du mir bei der
heiligen Taufe geschenkt hast, nie mehr
durch eine Sünde beflecke. Beschütze mich
in den Gefahren dieser Welt, behüte mich
vor den Nachstellungen des bösen Feindes
und stärke mich in allen Anfechtungen der
unreinen Begierlichkeit. Dir will ich treu
nachfolgen bis zum Tode.

Von der Opferung bis zur Wandlung.

Wenn der Priester den Kelch abdeckt, betrachte,
wie Jesus vor der Geißelung seiner Kleider be-
raubt wird.

O allerreinster Jesus, wie schmerzlich
hast du es empfunden, als man dich bei der
Geißelung deiner Kleider beraubte! Gib
mir um dieser schimpflichen Entblößung
willen die Gnade, alle unordentlichen Nei-
gungen zu eitler Ehre und sinnlichen Ver-
[42] gnügungen abzulegen und dir allzeit mit
demütigem, reinem Herzen zu dienen.

Wenn der Priester Brot und Wein opfert, be-
trachte, wie Jesus an eine Säule gebunden und
grausam gegeißelt wird.

O Jesus, wie grausam bist du um mei-
ner Sünden willen gegeißelt und zerfleischt
worden, so daß von der Fußsohle bis zum
Scheitel nicht? Gesundes mehr an dir zu
sehen war! Verleihe gnädig, daß ich alle
Züchtigungen und Strafen, die du mir
zur Sühne für meine Sünden auflegst, ge-
duldig ertrage, meine Sinne aus Liebe zu
dir beständig abtöte und dich nie mehr
durch eine Sünde betrübe.

Wenn der Priester den Kelch zudeckt, betrachte,
wie Jesus mit Dornen gekrönt wird.

O Jesus, welch furchtbare Schmerzen
littest du, als die ruchlosen Henker dir die
Dornenkrone auf das Haupt drückten! Ach,
verzeihe mir meinen Hochmut, meinen
Eigensinn, mein eitles, sinnliches Leben,
alle freventlichen Urteile, sowie alle andern
Gedankensünden, die Ursache dieser uner-
hörten Marter gewesen sind.

Wenn der Priester die Hände wäscht, betrachte,
wie Pilatus seine Hände wäscht und Jesus für un-
schuldig erklärt.

O unschuldiger Jesus, wie tief hat es
dich geschmerzt, als trotz deiner Unschuld
die Juden von Pilatus verlangten, daß
er dich dem Kreuzestode ausliefere. Ach,
ich hätte an deiner Statt den Tod verdient,
[43] denn ich bin ein großer Sünder. Laß mir
die unendlichen Verdienste deines unschul-
digen Leidens zuteil werden und reinige
mich immer mehr von meinen Sünden und
bösen Neigungen, auf daß ich dir in Un-
schuld und Reinheit des Herzens nachfolge.

Wenn der Priester sich zu dem Volke wendet
und ‘„Orate Fratres“’ spricht, betrachte, wie Jesus
dem Volke mit den Worten: ‘„Ecce homo!“’ vorge-
stellt wird.

O leidender Jesus, wie tief hast du dich
meiner Sünden wegen verdemütigt! Mit
einem Spottmantel angetan, mit einer
Dornenkrone auf dem Haupte und mit
einem Rohre in der Hand lässest du dich
dem Volke vorstellen und dem Barabbas
nachsetzen. Um dieser schmerzlichen Ver-
demütigung willen bitte ich dich, schenke
mir den Geist der Demut und der Selbst-
verleugnung. Gib, daß ich dich niemals
weder der Welt, noch dem Satan, noch
der bösen Begierlichkeit nachsetze, son-
dern so lebe, daß ich am jüngsten Tage im
hochzeitlichen Kleide der Unschuld vor
deinem Angesichte erscheine.

Wenn der Priester die Präfation betet, betrachte,
wie Jesus zum Tode verurteilt wird.

O liebevoller Jesus, von Herzen danke
ich dir, daß du aus Liebe zu mir das
Urteil des schmählichen Todes über dich
hast ergehen lassen. Verleihe mir die
Gnade eines frommen, christlichen Lebens,
[44] damit ich einst dem unwiderruflichen Ur-
teile des ewigen Todes entgehe. Wenn
du kommst, zu richten die Lebendigen und
die Toten, so verdamme mich nicht. Nimm
mich unter die Schar jener auf, die du
durch deine beseligende Anschauung ewig
beglücken wirst.

Wenn der Priester in der Stille betet, betrachte,
wie Jesus sein Kreuz auf den Kalvarienberg trägt.

O Jesus, wie unbeschreiblich groß sind
die Schmerzen, die du auf dem Wege zum
Kalvarienberge unter der schweren
Kreuzeslast gelitten! Und doch, wie ge-
duldig und ergeben trugst du dein Kreuz!
Nicht eine einzige Klage kam über deine
gebenedeiten Lippen. Verleihe gnädig,
daß auch ich mein Kreuz und Leiden
willig von deiner Hand annehme und
täglich aus Liebe zu dir geduldig trage.
Dir will ich allzeit treulich nachfolgen.
Ueber nichts will ich klagen und über
nichts mich betrüben, als allein darüber,
daß ich dich, meinen gütigen Herrn und
Gott, schon so oft und schwer beleidigt
habe. O Jesus, sei mir armen Sünder
gnädig!

Wenn der Priester das Gedächtnis der Heiligen
betet, betrachte, wie Jesus seiner schmerzhaften Mut-
ter begegnet.

O gütiger Jesus, wer kann den Schmerz
fassen, den du empfunden, als du auf dei-
nem Leidenswege deine so zärtlich ge-
[45] liebte Mutter erblicktest, ihren grenzenlosen
Schmerz gewahrtest und von ihr Abschied
nahmest! Um dieses großen Seelen-
schmerzes willen bitte ich um die Gnade,
daß ich mein Herz nie in unordentlicher
Liebe an die Geschöpfe hänge, alle sünd-
haften Neigungen starkmütig bekämpfe
und mich mutig von allem trenne, was
deiner Liebe hinderlich ist. O Maria,
schmerzhafte Mutter, gib, daß ich dich und
deinen göttlichen Sohn immer mehr liebe
und in jeder Not und Gefahr zu euch
meine Zuflucht nehme.

Wenn der Priester das Brot und den Wein seg-
net, betrachte, wie Jesus ans Kreuz genagelt wird.

O Jesus, um meiner Sünden willen
hast du dich unter entsetzlichen Martern
ans Kreuz schlagen lassen. Voll Mitleid
und Reue verehre ich deine heiligen Wun-
den an deinen gebenedeiten Händen und
Füßen und bitte dich flehentlich, verzeihe
mir alle Sünden, die ich durch Mißbrauch
meiner Hände und Füße jemals begangen
habe. Gib mir die Gnade, daß ich mein
Fleisch samt seinen Lastern und sinnlichen
Lüsten also kreuzige, daß ich dich nie mehr
durch eine schwere Sünde aufs neue ans
Kreuz schlage.

Bei der Wandlung.

Wenn der Priester die heilige Hostie emporhebt,
betrachte, wie Jesus am Kreuze emporgerichtet wird.
[46] Knie dich demütig und reumütig nieder und bete
von Herzen deinen Herrn und Gott an, der sich auf
dem Altare wiederum wahrhaft und wirklich, wie
einst am Kreuze, für das Heil deiner Seele zum
Opfer bringt. Gelobe ihm ewige Liebe und Treue
und bitte um Erbarmen für dich und die Deinen.

O Jesus, mein Gott und Heiland, ich
glaube, daß du auf dem Altare wahrhaft,
wirklich und wesentlich zugegen bist. Ich
glaube, daß du hier derselbe bist, der für
das Heil der Welt am Kreuze erhöht
worden ist. Ziehe mich und alles, was
ich habe, zu dir empor, damit ich, von der
Welt und ihren Lustbarkeiten losgelöst,
mit dir auf immer vereinigt bleibe.
Jesus, ich glaube an dich! Jesus, ich
hoffe auf dich! Jesus, ich liebe dich von
ganzem Herzen! Ich bete dich in tief-
ster Ehrfurcht und Demut an als meinen
Herrn und Gott.

Wenn der Priester den Kelch emporhebt, betrachte,
wie aus den Wunden Jesu das Blut zur Erde
herabfließt.

O Jesus, ich glaube, daß dein heilig-
stes Blut, das du für mich am Kreuze ver-
gossen, wahrhaft hier zugegen ist. Ich bete
es demütig an und bitte dich, laß es an
mir armen Sünder nicht verloren gehen,
sondern gib, daß es mir und allen Leben-
den und Verstorbenen zum ewigen Heile
gereiche. Jesus, dir lebe ich! Jesus, dir
sterbe ich! Jesus, dein bin ich im Leben
und im Tode!

Von der Wandlung bis zur Kommunion.
[47]

Wenn der Priester nach der Wandlung stille betet,
betrachte, wie Jesus am Kreuze drei Stunden für
das Heil der Welt betet.

O Jesus, der du am Kreuze drei Stun-
den in unbeschreiblichen Schmerzen hingest
und für alle Menschen, selbst für deine
Todfeinde, zu deinem himmlischen Vater
betetest, gib, daß auch ich meine Feinde
aufrichtig liebe, ihnen von Herzen ver-
zeihe und gern für sie bete. Erbarme
dich meiner, wenn auch ich einst mit dem
Tode ringe. Erbarme dich auch aller
armen Seelen, die noch im Fegfeuer zurück-
gehalten werden, besonders der Seele...
Lindere ihre Schmerzen und laß sie bald
zu deiner glückseligen Anschauung gelangen.

Wenn der Priester an seine Brust schlägt und um
Vergebung der Sünden fleht, betrachte, wie der
Schächer am Kreuze sich bekehrt.

O Jesus, du hast dem Schächer am
Kreuze, der sein sündhaftes Leben demütig
bekannt und bereut hat, voll Liebe und
Barmherzigkeit alle Fehltritte verziehen
und ihm die Herrlichkeit des Paradieses
versprochen; wirf auch einen Blick der
Barmherzigkeit auf mich armen Sünder,
der ich alle meine Fehltritte von Herzen
bereue. Hilf mir, daß ich von nun an
alle deine Gebote treu beobachte, damit
ich bei meinem Hinscheiden aus deinem
[48] Munde das tröstliche Wort vernehme, daß
ich mit dir im Paradiese vereinigt werde.

Wenn der Priester das Pater noster betet, be-
trachte, wie Jesus am Kreuze die sieben Worte spricht.

1. O barmherziger Jesus, du hast am
Kreuze gesagt: ‘„Vater, verzeihe ihnen,
denn sie wissen nicht, was sie tun!“’
vergib
auch mir alle meine Sünden, und schenke
mir ein versöhnliches Herz, damit ich um
deiner Liebe willen allen verzeihe, die
mich jemals beleidigt haben.

2. O gütiger Jesus, du hast zum reumü-
tigen Schacher gesagt: ‘„Heute wirst du bei
mir im Paradiese sein“’
, gib mir die
Gnade, so zu leben, daß auch ich in meiner
Todesstunde, wenn ich meinen letzten Blick
vertrauensvoll auf deine Leidensgestalt
am Kreuze richte, dasselbe trostreiche Wort
vernehme, mit dem du den Schächer in
Gnaden aufgenommen hast.

3. O liebreicher Jesus, du hast zu dei-
ner Mutter gesagt: ‘„Siehe da deinen
Sohn!“’
und zu Johannes: ‘„Siehe da deine
Mutter!“’
ich bitte dich inständig, gib deine
schmerzhafte Mutter auch mir zur Mutter,
befreie mich durch ihre Fürbitte von allem
Uebel und verleihe mir die Gnade der
Beharrlichkeit bis ans Ende und einen
seligen Tod.

4. O verlassener Jesus, der du gesagt
hast: ‘„Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen!“’
ich bitte dich durch
[49] diese deine äußerste Verlassenheit, stehe
mir in allen Nöten bei und verlasse mich
nicht in der Stunde meines Todes.

5. O verschmachtender Jesus, du hast
gerufen: ‘„Mich dürstet!“’ Auch ich dürste
nach dir, der Quelle des lebendigen
Wassers. Gib mir die Gnade, daß dein
heiligstes Fleisch und Blut, das ich bei
der heiligen Kommunion empfange, im
Leben und im Tode meine Erquickung sei.

6. O gehorsamster Jesus, du hast ge-
sagt: ‘„Es ist vollbracht.“’ Ich bitte dich,
laß mich nicht eher sterben, bis auch ich
alles vollbracht habe, was dir wohlge-
fällig, mir aber notwendig und nützlich
ist zum ewigen Leben.

7. O sterbender Jesus, du hast mit
lauter Stimme gerufen: ‘„Vater, in deine
Hände empfehle ich meinen Geist.“’
Um
deiner letzten Tränen und Seufzer willen
bitte ich dich, verleihe mir gnädig, daß
meine letzten Worte und Seufzer seien:
‘„Jesus, dir lebe ich! Jesus, dir sterbe ich!
Jesus, in deine Hände empfehle ich mei-
nen Geist!“’
Amen.

Wenn der Priester die heilige Hostie bricht, be-
trachte, wie Jesus am Kreuze stirbt.

O Jesus, der du für uns sündige Men-
schen am Kreuze gestorben bist, von Grund
des Herzens danke ich dir für deine große
Liebe und beteuere, dir fortan in treuer
Liebe anzuhangen. Um der Schmerzen
[50] willen, die du am Kreuze erduldet, be-
sonders als deine heiligste Seele sich von
deinem gebenedeiten Leibe trennte, er-
barme dich meiner, vor allem in der
Stunde meines Todes, wenn auch meine
Seele sich trennt von meinem Leibe und
vor deinen Richterstuhl hintritt.

Wenn der Priester einen Teil der heiligen Hostie
in den Kelch fallen läßt, betrachte, wie die Seele
Jesu in die Vorhölle hinabsteigt.

O Jesus, der du nach deinem Hinschei-
den in die Vorhölle hinabgestiegen bist, um
den dort zurückgehaltenen Seelen die frohe
Botschaft der vollbrachten Versöhnung und
ihrer nahen Erlösung zu verkünden, laß
auch bei diesem heiligen Opfer die Früchte
deines Leidens und Sterbens den armen
Seelen im Fegfeuer reichlich zuteil wer-
den, damit sie, von ihren Peinen errettet,
der ewigen Ruhe teilhaft werden.

Wenn der Priester an die Brust schlägt und drei-
mal Agnus Dei usw. spricht, betrachte, wie so viele
beim Tode Jesu reumütig an ihre Brust schlagen und
sich bekehren.

O barmherziger Jesus, beim Anblicke
deines geduldigen Leidens und Sterbens
sind viele reumütig in sich gegangen und
haben sich aufrichtig zu dir bekehrt. Gib
auch mir armen Sünder um der Verdienste
deines bitteren Leidens willen eine voll-
kommene Reue über alle meine Sünden
und die Gnade, dich in Zukunft nicht mehr
[51] zu beleidigen. O du Lamm Gottes, das
du hinwegnimmst die Sünden der Welt,
erbarme dich meiner! O du Lamm Got-
tes, das du hinwegnimmst die Sünden
der Welt, erbarme dich meiner! O du
Lamm Gottes, das du hinwegnimmst die
Sünden der Welt, gib mir den Frieden!

Wenn der Priester die Gebete vor der heiligen
Kommunion betet, betrachte, wie die Seite Jesu mit
einem Speere geöffnet wird und Blut und Wasser
herausfließt.

O Jesus, mit der ganzen Inbrunst mei-
nes Herzens verehre ich deine heilige
Seitenwunde. Um des Blutes und Wassers
willen, das aus ihr geflossen, bitte ich dich,
wasche mich immer mehr von meinen
Sünden und gib mir ein demütiges, zer-
knirschtes Herz. Laß mich allzeit mit dir
vereinigt bleiben und in Ewigkeit nicht
von dir getrennt werden.

Von der Kommunion bis zum Schlusse.

Wenn der Priester die heilige Kommunion emp-
fängt, betrachte, wie Jesus vom Kreuze abgenommen
und begraben wird.

O Jesus, du wolltest nach deinem Tode
vom Kreuze abgenommen und in ein
neues Grab gelegt werden. Könnte ich
dich jetzt durch die heilige Kommunion in
mein Herz aufnehmen! Ich bin zwar
nicht würdig, dich zu empfangen, denn
ich bin ein sündiger Mensch, doch Herr,
sprich nur ein Wort, so wird meine Seele
[52] gesund. Komme wenigstens geistlicherweise
in mein Herz. Komm, ich verlange nach
dir. Mit dir vereint will ich leben und
sterben.

Wenn der Priester zur Seite des Altares geht
und das Kommuniongebet verrichtet, betrachte, wie
Jesus von den Toten aufersteht.

O Jesus, der du glorreich von den
Toten auferstanden bist, verleihe gnädig,
daß ich durch die Kraft dieses heiligen
Opfers zu einem neuen, dir wohlgefälligen
Leben auferstehe und beständig darin ver-
harre, auf daß ich einst nach meinem Tode
glorreich aus dem Grabe auferstehe und
zu dir in den Himmel komme.

Wenn der Priester sich zu dem Volke wendet und
sagt: Dominus vobiscum, betrachte, wie Jesus
einer heiligen Mutter, den frommen Frauen und
einen Jüngern erscheint.

O Jesus, du hast die Deinigen auch
nach deinem Tode nicht verlassen, sondern
bist ihnen öfter erschienen, um sie zu stär-
ken und zu trösten. Verlaß auch mich
armen Sünder nicht. Bleibe allzeit bei
mir, unterweise, tröste, stärke mich, solange
ich mich auf der Pilgerreise zum ewigen
Vaterlande befinde.

Wenn der Priester auf die Epistelseite geht und
die letzten Gebete verrichtet, betrachte, wie Jesus
nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage bei seinen
Jüngern bleibt.

O Jesus, der du nach deiner Auferste-
hung noch vierzig Tage mit deinen Jün-
[53] gern verkehrt und sie in den Geheim-
nissen des Glaubens unterwiesen hast,
lehre mich nach deinem göttlichen Willen
wandeln; belebe meinen Glauben, stärke
meine Hoffnung, entzünde meine Liebe,
auf daß ich im Guten ausharre und des
ewigen Lebens teilhaft werde.

Wenn der Priester sich nochmals zum Volke
wendet und den Segen gibt, betrachte, wie Jesus
seinen Jüngern zum letzten Male erscheint, sie segnet
und in den Himmel auffährt.

O Jesus, der du beim Abschiede von
deinen Jüngern sie nochmals gesegnet hast
und dann zum Himmel aufgefahren bist,
gib auch mir jetzt durch die Hand deines
Priesters deinen Segen. Segne mich heute
an Leib und Seele. Segne alle meine
Gedanken, Worte und Werke, alle meine
Schritte und Tritte, all mein Tun und
Lassen. Gib, daß ich im Geiste die Welt
verlasse, all ihre sündhaften Freuden von
Herzen verachte und nur das suche, was
droben ist, wo du sitzest zur Rechten des
Vaters, damit ich dir einst in deine Herr-
lichkeit folgen kann.

Wenn der Priester das letzte Evangelium liest,
betrachte, wie Jesus den Heiligen Geist sendet, und
das Evangelium auf der ganzen Welt ausgebreitet
wird.

O Jesus, ich sage dir herzlichen Dank,
daß du durch die Sendung des Heiligen
Geistes dein Versprechen erfüllt und die
Apostel erleuchtet und gestärkt hast, da-
[54] mit sie das Evangelium auf der ganzen
Welt verkünden konnten. Ich danke dir,
daß du auch mir die Gnade des heiligen
Glaubens geschenkt hast, und daß ich ein
Kind der heiligen Kirche bin. O laß mich
treu im Glauben ausharren und gewissen-
haft nach den Vorschriften des Glaubens
leben, damit ich einst den herrlichen Lohn
erhalte, den du deinen treuen Dienern
versprochen hast.

Schlußgebet.

O Gott, ich danke dir von Herzen, daß
du mich gewürdigt hast, an diesem hei-
ligen Meßopfer teilzunehmen. Ich bringe
es dir dar in Vereinigung mit dem Opfer,
das dein göttlicher Sohn am Kreuze für
das Heil der Welt dir dargebracht hat.
Gib mir die Gnade, daß ich noch recht oft
der heiligen Messe beiwohnen kann und
ihrer kostbaren Früchte teilhaft werde.

Bevor ich nun an meine Arbeit gehe,
erneuere ich dir, o Gott, den festen Vor-
satz, keine Sünde zu begehen, in allen mei-
nen Gedanken. Worten und Werken so
behutsam zu sein, daß ich die Segnungen
des heiligen Opfers nicht verliere. Stehe
mir heute bei, daß ich in allem, was ich
tue und lasse, nur deine größere Ehre und
dein heiliges Wohlgefallen suche.

O Maria, liebe himmlische Mutter,
empfiehl mich deinem göttlichen Sohne:
[55] heiliger Joseph, Schutzpatron der heiligen
Kirche, heiliger Schutzengel und alle Hei-
ligen Gottes, bittet für mich, auf daß ich
in der Gnade Gottes lebe und sterbe.
Amen.

Zweite Meßandacht.
Zum Troste der armen Seelen.


(Gebete der Kirche und Ablaßgebete.)

Aufopferungsgebet beim Beginn der hei-
ligen Messe.

Ewiger Gott, ich werfe mich nieder vor
deiner unendlichen Majestät. Demütig
bete ich dich an und opfere dir alle meine
Gedanken. Worte und Werke von heute
auf. Ich will alles aus Liebe zu dir, zu
deiner Ehre tun, um deinen göttlichen
Willen zu erfüllen, um dir zu dienen, dich
zu loben und zu benedeien, um in den
Geheimnissen unsers heiligen Glaubens
erleuchtet zu werden, um mein Seelenheil
sicher zu stellen und auf deine Barmher-
zigkeit zu vertrauen, um deiner göttlichen
Gerechtigkeit Genugtuung zu leisten für
meine vielen und schweren Sünden, um
den armen Seelen im Fegfeuer Erleich-
terung zu verschaffen und um allen Sün-
dern die Gnade einer wahren Bekehrung
zu erflehen. Mit einem Worte, ich mache
die Meinung, alles in Vereinigung mit
den reinsten Absichten zu tun, die während
[56] ihres Lebens Jesus und Maria und alle
Heiligen des Himmels hatten, und die alle
Gerechten auf Erden haben. Ich wollte,
daß ich diese Meinung mit meinem eigenen
Blute unterschreiben und so oft in jedem
Augenblicke wiederholen könnte, als es
Augenblicke in der ganzen Ewigkeit gibt.

O Gott, nimm diese meine gute Gesin-
nung gnädig auf und gib mir deinen hei-
ligen Segen mit der wirksamen Gnade,
die ganze Zeit meines Lebens keine Tod-
sünde zu begehen, und ganz besonders nicht
an diesem Tage, wo ich wünsche und die
Meinung habe, alle Ablässe zu gewinnen,
die ich nur immer gewinnen kann, und
allen heiligen Meßopfern beizuwohnen, die
heute auf der ganzen Welt gefeiert werden.
Ich opfere sie alle auf zum Tröste der
armen Seelen im Fegfeuer, damit sie von
ihren Peinen befreit werden. Amen.

100 Tage Ablaß einmal täglich. – Vollkommener
Ablaß einmal im Monat unter den gewöhnlichen
Bedingungen, wenn man das Gebet täglich verrichtet.
(6. September 1867.)

Bei den Gebeten.

(Für Geschwister, Verwandte
und Wohltäter
.) O Gott, du Aus-
spender der Gnade und Liebhaber des
heiles der Menschen, wir flehen zu deiner
Güte, laß unsere Eltern, Geschwister, Ver-
wandten und Wohltäter, die aus dieser
Welt geschieden sind, durch die Fürbitte
[57] der allerseligsten Jungfrau Maria, sowie
aller deiner Heiligen zur Gemeinschaft der
ewigen Seligkeit gelangen, durch Jesus
Christus, unsern Herrn. Amen.

(Für alle Verstorbenen.) O
Gott, Schöpfer und Erlöser aller Gläu-
bigen, verleihe den Seelen deiner Diener
und Dienerinnen Verzeihung aller Sün-
den, damit sie die Nachlassung, die sie all-
zeit gewünscht haben, durch unsere from-
men Gebete erlangen, der du lebst und
regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Von der Epistel bis zur Opferung.

Wir bitten dich, o Herr, du wollest in
deiner Güte die Bande unserer Sünden
lösen und auf die Fürbitte der seligsten,
allzeit jungfräulichen Gottesgebärerin Ma-
ria und des heiligen Joseph, wie auch dei-
ner heiligen Apostel Petrus und Paulus
und aller Heiligen, uns, deine Diener, und
unsere Wohnungen in aller Heiligkeit be-
wahren, alle unsere Angehörigen, Ver-
wandten und Bekannten, die uns teuer
sind, von Sünden reinigen und mit Tu-
genden schmücken, uns Frieden und Heil
gewähren, unsere sichtbaren und unsicht-
baren Feinde fernhalten, die Begierden
des Fleisches bändigen, Gesundheit und
gute Witterung uns gewähren, unsern
Freunden und Feinden die Liebe verleihen,
deine Stadt beschützen, unsern obersten Hir-
[58] ten, den Papst N., erhalten, alle geistlichen
Vorsteher, alle Fürsten und das ganze
christliche Volk vor allem Unglücke behüten.
Dein Segen sei allzeit über uns, und allen
abgeschiedenen Gläubigen verleihe die
ewige Ruhe. Durch Christus, unsern
Herrn. Amen.

40 Tage Ablaß jedesmal. – 100 Tage und 100
Quadragenen an allen Samstagen. (9. Juli 1828.)

Bei der Opferung.

1. Ewiger Vater, ich bringe dir dar
das Opfer seiner selbst, das dein geliebter
Sohn Jesus am Kreuze dargebracht hat
und jetzt auf diesem Altare erneuert. Ich
opfere es dir auf im Namen aller Ge-
schöpfe, zugleich mit den heiligen Messen,
die bereits gefeiert worden sind und noch
gefeiert werden, um dich anzubeten und
dir die Ehre zu bezeigen, die dir gebührt,
um dir für deine unzähligen Wohltaten
den schuldigen Dank abzustatten, um dei-
nen Zorn zu besänftigen, den wir durch
unsere zahlreichen Sünden erregt und her-
ausgefordert haben, um dir dafür ge-
bührende Genugtuung zu leisten, wie auch
um deine Barmherzigkeit anzurufen für
mich, für die Kirche, für die ganze Welt
und für die armen Seelen im Fegfeuer.

Ablaß von 3 Jahren. – Vollkommener Ablaß
einmal im Monat unter den gewöhnlichen Bedin-
gungen, wenn man das Gebet täglich verrichtet.
(11. April 1860.)

[59]

2. Ewiger Vater, dir opfern wir auf
das Blut, das Leiden und den Tod Jesu
Christi, die Schmerzen der allerseligsten
Jungfrau Maria und des heiligen Joseph
zur Genugtuung für unsere Sünden, zum
Tröste der armen Seelen im Fegfeuer, für
die Anliegen unserer heiligen Mutter, der
Kirche, und für die Bekehrung der Sünder.

100 Tage Ablaß einmal täglich (30. April 1860.)

3. Mildreichster Jesus, du allein bist
unsere Rettung, unser Leben, unsere Auf-
erstehung. Darum bitten wir dich, verlaß
uns nicht in unsern Nöten und Aengsten,
sondern um der Todesangst deines heilig-
sten Herzens und um der Schmerzen deiner
unbefleckten Mutter willen komme deinen
Dienern zu Hilfe, die du mit deinem kost-
baren Blute erlöset hast.

100 Tage Ablaß einmal täglich. (6. Oktober 1870.)

Bei den Stillgebeten.

(Für Geschwister, Verwandte
und Wohltäter
.) O Gott, dessen
Barmherzigkeit unendlich ist, nimm unser
demütiges Gebet gnädig auf und verleihe
den Seelen unserer Eltern, Geschwister,
Verwandten und Wohltäter, die du zum
Bekenntnisse deines Namens berufen hast,
durch diese Geheimnisse unsers Heiles Ver-
zeihung aller ihrer Sünden.

(Für alle Abgestorbenen.) Wir
bitten dich, o Herr, blicke gnädig auf das
[60] Opfer, das wir dir für die Seelen deiner
Diener und Dienerinnen darbringen, und
gib ihnen, denen du das Verdienst des
christlichen Glaubens geschenkt hast, nun-
mehr auch den Lohn des ewigen Lebens.
Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen.

Von den Stillgebeten bis zur Wandlung.

Das Leiden Christi betrachtend bete für die armen
Seelen im Fegfeuer fünf Vater unser und
Gegrüßet seist du, Maria und nach dem
letzten:

Wir bitten dich also, komme den im
Fegfeuer noch leidenden Seelen zu Hilfe,
die du mit deinem kostbaren Blute erlöst
hast.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. September 1908.)

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und
das ewige Licht leuchte ihnen. Laß sie
ruhen im Frieden. Amen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. Februar 1908.)

Bei der Wandlung.

Lob und Dank sei jetzt und ohne End
dem heiligsten und göttlichsten Sakrament.

300 Tage Ablaß jedesmal. – Vollkommener Ab-
laß einmal im Monat unter den gewöhnlichen Be-
dingungen, wenn man es täglich verrichtet. (10. April
1913.)

Mein Jesus. Barmherzigkeit.

300 Tage Ablaß jedesmal. (20. Mai 1911.)

Süßester Jesus, sei mir nicht Richter,
sondern Seligmacher.

50 Tage Ablaß jedesmal. (11. August 1851.)

[61]

Ewiger Vater, ich opfere dir auf das
kostbare Blut Jesu Christi zur Genug-
tuung für meine Sünden und für die An-
liegen der heiligen Kirche.

100 Tage Ablaß jedesmal. (22. September 1817.)

Milder Herr Jesus, gib ihnen die ewige
Ruhe.

300 Tage Ablaß jedesmal. (18. März 1909.)

Wir bitten dich also, komme den im
Fegfeuer noch leidenden Seelen zu Hilfe,
die du mit deinem kostbaren Blute erlöset
hast.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. September 1908.)

O Gott, wir opfern dir für die Seelen
des Fegfeuers alle Akte der Liebe auf,
durch die das heiligste Herz Jesu selber
hier auf Erden in dieser Stunde des Tages
dich verherrlicht hat.

300 Tage Ablaß jedesmal. (12. Oktober 1908.)

Nach der Wandlung.

Blicke herab, o Herr, heiliger Vater,
von deinem Heiligtume und von der erha-
benen Wohnung des Himmels, und siehe
auf dieses hochheilige Opfer, das dir unser
Hohepriester, dein heiliger Sohn und
unser Herr Jesus, für die Sünden seiner
Brüder darbringt, und lasse dich besänf-
tigen über die Menge unserer Bosheit.
Siehe, die Stimme des Blutes unsers
Bruders Jesus ruft zu dir vom Kreuze.
Erhöre, o Herr, laß dich versöhnen, o Herr,
[62] merke auf und säume doch um deiner selbst
willen nicht, o Gott; denn dein Name ist
ja angerufen über diese Stadt und über
dein Volk, und handle mit uns nach deiner
Barmherzigkeit. Amen.

Daß du uns verteidigen, im Frieden
erhalten, beschützen, bewahren und segnen
wollest, wir bitten dich, erhöre uns!

100 Tage Ablaß einmal täglich. (4. Febr. 1877.)

O kostbares Blut des ewigen Lebens,
Kauf- und Lösepreis der ganzen Welt,
Trank und Bad des Heiles für unsere See-
len, das du unaufhörlich die Sache der
Menschen verteidigst vor dem Throne der
Barmherzigkeit des Allerhöchsten: ich bete
dich in tiefster Ehrfurcht an und wünsche,
soweit es mir möglich ist, für die Unbilden
und Entehrungen dir Ersatz zu leisten, die
dir unablässig von den Menschen, deinen
Geschöpfen, widerfahren, besonders von
denen, die sich erkühnen, freventlich Fluch-
worte gegen dich auszustoßen. O, wer
sollte dieses Blut von unendlichem Werte
nicht preisen? Wer sollte nicht von Liebe
zu Jesus, der es vergoß, entflammt wer-
den? Was wäre aus mir geworden, wenn
mich dieses göttliche Blut nicht losgekauft
hätte? Und wer hat es aus den Adern
meines Herrn bis zum letzten Tropfen aus-
gepreßt? Ach, das war gewiß nur deine
Liebe. O unermeßliche Liebe, die uns
diesen Balsam voll des Heiles gegeben hat!
[63] O unschätzbarer Balsam, der du aus dem
Quell einer unermeßlichen Liebe geflossen
bist! Ach, mache doch, daß alle Herzen und
alle Zungen dich loben, dich verherrlichen
und dir danken jetzt und immer und bis
zum Ende der Zeiten. Amen.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (18. Okt. 1815.)

Bei der heiligen Kommunion.

Sieh, o mein liebreichster Jesus, wie
weit du im Uebermaße deiner Liebe ge-
kommen bist! Du hast mir mit deinem
Fleische und deinem kostbaren Blute eine
göttliche Tafel zubereitet, um dich mir
ganz zu schenken. Wer hat dich doch zu
solchem Uebermaße der Liebe angetrieben?
Gewiß niemand anders als dein liebe-
vollstes Herz. O anbetungswürdiges Herz
meines Jesus, brennender Feuerofen der
göttlichen Liebe, nimm meine Seele in
deine heiligste Wunde auf, damit ich in
dieser Schule der Liebe lernen möge, jenen
Gott wieder zu lieben, der mir so erstaun-
liche Beweise seiner Liebe gegeben hat.
Amen.

100 Tage Ablaß einmal täglich. (9. Febr. 1818.)

Bei den letzten Gebeten.

(Für Geschwister, Verwandte
und Wohltäter
.) Allmächtiger und
barmherziger Gott, wir bitten dich, laß die
Seelen unserer Eltern, Geschwister, Ver-
[64] wandten und Wohltäter, für die wir dieses
Opfer deiner Majestät dargebracht haben,
durch die Kraft dieses Geheimnisses von
allen Sünden gereinigt werden und durch
deine Erbarmung zur Glückseligkeit des
ewigen Lichtes gelangen.

(Für alle Verstorbenen.) Wir
bitten dich, o Herr, laß den Seelen deiner
Diener und Dienerinnen unser demütiges
Flehen ersprießlich sein, auf daß du sie von
allen ihren Sünden reinigest und deiner
Erlösung teilhaftig machest. Durch Jesus
Christus, unsern Herrn. Amen.

Zum Schluß der heiligen Messe.

(Vom heiligen Alfons.)

O süßester Jesus, durch den blutigen
Schweiß, den du im Garten Gethsemane
vergossen, erbarme dich der armen Seelen
im Fegfeuer!

O süßester Jesus, durch die Schmerzen,
die du bei deiner grausamen Geißelung er-
litten hast, erbarme dich der armen Seelen
im Fegfeuer!

O süßester Jesus, durch die Schmerzen,
die du bei deiner peinlichen Dornenkrö-
nung empfunden hast, erbarme dich der
armen Seelen im Fegfeuer!

O süßester Jesus, durch die Schmerzen,
die du am Kreuze auf dem Kalvarienberge
erduldet hast, erbarme dich der armen See-
len im Fegfeuer!

[65]

O süßester Jesus, durch die Schmerzen,
die du bei deiner grausamen Kreuzigung
erlitten hast, erbarme dich der armen See-
len im Fegfeuer!

O süßester Jesus, durch die Schmerzen,
die du in deinem bitteren Todeskampfe
am Kreuze empfunden hast, erbarme dich
der armen Seelen im Fegfeuer!

O süßester Jesus, durch den unermeß-
lichen Schmerz, den du erlitten hast, als
deine gebenedeite Seele von deinem hei-
ligen Leibe schied, erbarme dich der armen
Seelen im Fegfeuer!

O ihr heiligen Seelen, ich habe nun für
euch gebetet; ihr aber, die ihr Gott so teuer
seid und die Sicherheit habt, ihn nicht mehr
zu verlieren, bittet ihn nun auch für mich
und meine Mitmenschen, die wir noch in
Gefahr sind, verloren zu gehen und der
Anschauung Gottes in der Ewigkeit be-
raubt zu werden.

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
Und das ewige Licht leuchte ihnen!
Laß sie ruhen in Frieden! Amen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (13. Februar 1908.)

Von der Anhörung des
Wortes Gottes.

[66]

Unterlaß nicht, so oft du kannst, der Predigt
beizuwohnen. Die Predigt ist das gewöhnliche,
von Gott bestimmte Mittel, durch das er zu
unserm Herzen reden will. Wer daher das
Wort Gottes nicht anhört, wird nach und nach
dahin kommen, daß er nicht mehr recht weiß,
was er als katholischer Christ zu glauben hat,
wenigstens wird sein Glaube schwach oder mit
manchen verkehrten Ansichten vermischt werden.
‘„Die Unwissenheit in religiösen Dingen“’, sagt
Papst Pius X., ‘„ist die größte Feindin der
Religion und eine der Hauptursachen der reli-
giösen Gleichgültigkeit.“’
Wie leicht vergissest
du im Drange irdischer Geschäfte und Sorgen
den Unterricht, den du in der Jugend erhalten!
Wie manches hast du damals nicht gut verstan-
den oder gar nicht gelernt, das dir bei den
vielen Anfeindungen, denen die Religion aus-
gesetzt ist, bitter not tut. Und sag, bedarfst du
nicht auch wie jeder Mensch der beständigen
Ermunterung und Aneiferung, um dich vor der
Sünde zu hüten, um die Leidenschaften zu über-
winden und die Tugend zu üben? Darum hat
die heilige Kirche vorgeschrieben, daß des Sonn-
tags mit der heiligen Messe eine Predigt ver-
bunden werde, und Gott der Herr hat an diese
Verkündigung seiner Lehre besondere Gnaden
geknüpft. Wohne darum oft und gerne der
Predigt bei. Du bist es deinem eigenen Seelen-
heile, der Erbauung deiner Mitmenschen, der
Hochachtung gegen die Kirche und der Heilig-
keit des göttlichen Wortes schuldig. Höre die
[67] Predigt mit demütiger, frommer Gesinnung an.
Deute die Worte des Priesters nicht auf andere,
sondern auf dich selbst. Betrachte sie als die
Stimme Gottes, der zu deinem Herzen redet.
Unterlaß auch nicht, über das, was du gehört
hast, nachzudenken, besonders, wenn etwas durch
die Gnade Gottes einen tiefen Eindruck auf
dich gemacht hat. Mache am Schlusse der Pre-
digt einen bestimmten Vorsatz und bitte Gott
um die Gnade, ihn treu und gewissenhaft aus-
zuführen. Erwäge oft das Wort des Herrn:
‘„Wer aus Gott ist, der hört Gottes Wort;
darum hört ihr es nicht, weil ihr nicht aus
Gott seid.“’
(Joh. 8, 47.)

Lies auch gern von Zeit zu Zeit in einem
frommen Buche, besonders an Sonn- und
Feiertagen. Verschaffe dir einige gute, religiöse
Bücher: eine Heiligenlegende, eine Handpostille,
eine Nachfolge Christi, einen Diözesankatechis-
mus, eine von der Kirche gutgeheißene Aus-
gabe der Heiligen Schrift in deiner Mutter-
sprache, eine kurze Geschichte der heiligen Kirche,
Schriften, in denen der katholische Glaube er-
klärt und verteidigt wird usw. Die Lektüre
guter Bücher verschafft dir den edelsten Genuß
und bestärkt dich inmitten der ungläubigen,
religionsfeindlichen Welt in deiner religiösen
Ueberzeugung.

Beichtandacht.

[68]

Einsetzung und Wirkungen des heiligen
Bußsakramentes.


Die Buße ist das Sakrament, in dem
der Priester an Gottes Statt die Sünden
nachläßt, wenn der Sünder sie herzlich
bereut, aufrichtig beichtet und den Willen
hat, genugzutun.

Christus selbst hat das Sakrament der
Buße eingesetzt, als er nach der Auf-
erstehung die Apostel anhauchte und
sprach: ‘„Empfanget den heiligen Geist!
Welchen ihr die Sünden nachlasset, denen
sind sie nachgelassen, und welchen ihr sie
behaltet, denen sind sie behalten.“’
(Joh.
20, 22, 23.) Mit diesen Worten hat der
Herr seinen Aposteln und ihren recht-
mäßigen Nachfolgern, den Bischöfen und
Priestern, die wunderbare, wahrhaft
göttliche Gewalt übertragen, die Sünden
zu vergeben. Er hat sie mit diesen Wor-
ten als Richter über die Gewis-
sen
aufgestellt, so daß sie an Gottes Statt
den Gläubigen die Sünden verzeihen oder
behalten können. Daraus folgt, daß die
Gläubigen verpflichtet sind, ihre Sünden
dem Beichtvater zu bekennen. Denn soll
dieser kraft göttlicher Anordnung über die
Sünden richten, dann muß er sie genau
kennen: niemand kann ja ein Urteil
[69] fällen über etwas, was er nicht kennt.
Wie aber soll der Beichtvater alle Sün-
den, wie sie vor Gott und dem Gewissen
sind, kennen lernen? Offenbar nur, wenn
der Sünder sich selbst anklagt. Das Be-
kenntnis der Sünden ist demnach ein Ge-
bot Christi, und wir müssen uns ihm
fügen. Darum erklärt auch das Konzil
von Trient: ‘„Wenn jemand leugnet, daß
die sakramentale Beichte vermöge gött-
lichen Gesetzes eingesetzt oder zur Selig-
keit notwendig sei, oder sagt, die Art und
Weise, dem Priester allein geheim zu
beichten, wie es in der katholischen Kirche
von Anfang an immer beobachtet wurde
und noch beobachtet wird, sei der Anord-
nung und dem Gebote Christi nicht gemäß
und sei eine Menschenerfindung, – der
sei im Banne.“’
(Sitzung XIV, Kan. 6.
das Bußsakrament.)

Die Einsetzung des heiligen Bußsakra-
mentes ist eine der größten Wohltaten,
die Gott uns erwiesen hat. In diesem
Sakramente zeigt sich in hellem Lichte
seine erbarmende Liebe. Wer es würdig
empfängt,
erhält die wirkliche Nachlassung
aller Sünden; die heiligmachende Gnade
wird ihm wiedergegeben oder vermehrt
und mit ihr die Freundschaft Gottes und
das Recht auf den Himmel; die ewige
Strafe und wenigstens ein Teil der zeit-
lichen Strafen werden ihm nachgelassen,
[70] und er erhält noch besondere Gnaden zu
einem tugendhaften Lebenswandel; sodann
leben alle Verdienste, die er durch die
Todsünde verloren hatte, wieder auf, und
er erlangt den verlorenen Seelenfrieden
und die Ruhe des Gewissens wieder.

Wer aber dieses Sakrament unwürdig
empfängt,
der erhält keine Verzeihung,
sondern begeht eine neue schwere Sünde,
einen Gottesraub, und zieht sich die ewige
Verdammnis noch sicherer zu. Beichte des-
halb allzeit gut, beichte stets so, als ob du
gleich nach der Beichte sterben müßtest.

Zum würdigen Empfang des Buß-
sakramentes werden die fünf folgenden
Stücke erfordert: 1. die Gewissenserfor-
schung. 2. die Reue und der Vorsatz, 3. die
Beichte oder Anklage, 4. die Lossprechung
des Priesters. 5. die Genugtuung.

Die Gewissenserforschung.


Ein Haupthindernis einer wahren Bekeh-
rung besteht darin, daß man sich selbst nicht
kennt. Viele wissen, wenn sie beichten sollen,
sich keiner Sünde schuldig. Sind sie deshalb
unschuldig oder sündenlos? Ach nein! Es
fehlt ihnen nur an der wahren Erkenntnis
ihrer selbst. Sie sind nicht gewohnt, eine auf-
richtige Erforschung ihres Gewissens anzustellen.
Würden manche ihr Gewissen sorgfältig erfor-
schen, sie fänden diese und jene Sünde gegen
die Gerechtigkeit, gegen die Nächstenliebe usw.;
aber sie vermeiden es, in ihr Gewissen tief
[71] hineinzuschauen, aus Furcht, zu vieles zu ent-
decken, was sie beunruhigen könnte, und was
sie nicht lassen oder verbessern wollen. Das ist
besonders der Fall bei unkeuschen Menschen, die
eine Bekehrung und Meidung der Gefahren
und Gelegenheiten für allzu schwer oder für
unmöglich halten. Eine genaue Erforschung
des Gewissens ist somit notwendig zu einer
würdigen Beichte.

Wieviel Zeit auf die Gewissenserforschung
verwendet werden muß, kann nicht genau be-
stimmt werden. Verwende stets so viel Zeit
und Sorge darauf, als du auf ein wichtiges
Geschäft zu verwenden pflegst. Wer täglich sein
Gewissen erforscht, oder wer oft beichtet, bedarf
weniger Zeit als einer, der selten beichtet, häu-
fig schwere Sünden begeht und in sündhaften
Gewohnheiten dahinlebt.

Unterlaß es also nie, vor der Beichte über
deine Sünden ernstlich nachzudenken. Erforsche
dich, ob du deine letzte Beichte ordentlich
abgelegt, die auferlegte Buße gewissenhaft
verrichtet, ob du gutgemacht, was gutzumachen
war, ob du die freiwillige nächste Gele-
genheit
zu dieser oder jener Sünde gemie-
den, ob du die vom Beichtvater angerate-
nen Mittel
gebraucht hast. Durchgehe
dann im Geiste die einzelnen Gebote
und frage dich gewissenhaft, ob du dich dagegen
in Gedanken, Worten oder Werken verfehlt hast.
Vergiß nicht, bei schweren Sünden auch die
Zahl festzustellen. Gehe auch auf die Um-
stände ein, inwieweit sie die Sünde bedeutend
erschweren oder ihre Gattung ändern, auf
die Teilnahme an den Sünden anderer oder
die hierzu gegebene Veranlassung. Bereite alles
[72] gut vor, was du in der Beichte zu sagen hast.
Bedenke, daß von dieser Beicht vielleicht die
Entscheidung für deine Ewigkeit abhängt.
Mache daher deine Gewissenserforschung so
sorgfältig, als ob du jetzt schon vor dem Rich-
terstuhle Jesu Christi ständest. Richte dich selbst,
damit du nicht gerichtet werdest.

Vergiß auch nicht, vor der Gewissenserfor-
schung recht andächtig zu beten, damit
du deine Sünden klar erkennest, herzlich be-
reuest und gut beichtest. Rufe den Heiligen
Geist um seinen Beistand und die Heiligen, be-
sonders die allerseligste Jungfrau, deinen hei-
ligen Schutzengel und deine Schutzpatrone um
ihre Fürbitte an. Je häufiger und schwerer
du gefehlt, desto inniger mußt du beten.

Gebet vor der Gewissenserforschung.


O mein Gott und Herr, der du allzeit
bereit bist, die Sünder in Gnaden aufzu-
nehmen, gewähre auch mir armen Sünder
heute die Verzeihung aller meiner Fehl-
tritte. Um der Verdienste deines geliebten
Sohnes willen blicke barmherzig auf mich
herab und verleihe mir die Gnade, das
heilige Sakrament der Buße würdig zu
empfangen. O Heiliger Geist, erleuchte
meinen Verstand, daß ich alle meine Sün-
den recht erkenne; bewege mein Herz und
meinen Willen, daß ich sie wahrhaft be-
reue und verabscheue. Bewahre meine
Seele vor den Einflüsterungen des bösen
Feindes und vor den Täuschungen der
[73] Eigenliebe. Stärke mich durch deine
Gnade, daß ich deinem Stellvertreter die
Wunden und Krankheiten meiner Seele
aufdecke und vor deinem Angesichte mich
selbst so richte, daß ich einst an dir einen
gnädigen Richter finde.

Heilige Maria, du Zuflucht der Sünder,
hilf mir, daß ich durch diese Beichte mich
wahrhaft mit Gott versöhne und die Gnade
zu einem neuen Leben erlange. O mein
Schutzengel, mein heiliger Schutzpatron
und ihr heiligen Gottes, stehet mir bei,
daß diese Beichte mir nicht zur Sünde und
zum Gerichte, sondern zur Bekehrung und
Errettung meiner Seele dienen möge.
Amen.

Beichtspiegel.


Vorfragen: Wann habe ich das letzte Mal
gebeichtet? War die letzte Beichte gültig?
Habe ich die auferlegte Buße verrichtet?

1. Gebot (Gebet und Glauben).
Habe ich die täglichen Gebete (Morgen-, Abend-,
Tischgebete) längere Zeit hindurch unterlassen?
War ich bei meinen Andachtsübungen frei-
willig zerstreut? Habe ich mich in der Kirche
unehrerbietig betragen? Gottgeweihte Per-
sonen, Orte oder Sachen verunehrt, heilige
Sakramente unwürdig empfangen? Habe ich
an einer Glaubenswahrheit freiwillig gezwei-
felt? Religionswidrige Reden geführt oder
gern angehört? Glaubenswidrige Bücher oder
Zeitungen gelesen oder andern zum Lesen ge-
geben? Habe ich mich mit abergläubischen
Dingen abgegeben? Habe ich mich meiner Re-
[74] ligion geschämt? Habe ich gegen Gott ge-
murrt? Habe ich vermessentlich auf Gottes
Barmherzigkeit gesündigt, d. h. habe ich gerade
deshalb schwer gesündigt, weil Gott unendlich
barmherzig ist? Habe ich gesündigt durch
Eitelkeit und Stolz?

2. Gebot (Hl. Namen). Habe ich die
heiligen Namen Gottes, Jesu oder der Heiligen
unehrerbietig ausgesprochen? Von Gott, von
den Heiligen oder von heiligen Sachen Ver-
ächtliches geredet (Gotteslästerung)? Habe ich
falsch oder im Zweifel oder leichtsinnig geschwo-
ren? Einen Eid oder ein Gelübde nicht ge-
halten?

3. Gebot (Messe und Kirche). Habe
ich an Sonn- und Feiertagen die heilige Messe
durch eigene Schuld ganz oder einen bedeuten-
den Teil davon versäumt? Den Besuch des
übrigen Gottesdienstes vernachlässigt? Habe
ich ohne Not knechtliche Arbeit verrichtet oder
verrichten lassen? Wie lange? Habe ich
wissentlich an verbotenen Tagen Fleisch ge-
gessen? Habe ich das Fastengebot gehalten,
wenn ich es konnte?

4. Gebot (Eltern und Kinder). War
ich unehrerbietig gegen meine Eltern oder
Schwiegereltern? Habe ich sie verachtet, ver-
spottet, mich ihrer geschämt? War ich grob
gegen sie? Habe ich sie mißhandelt, sie ge-
schlagen? Habe ich meine Eltern oder Schwie-
gereltern schwer betrübt und erzürnt? Habe
ich mit ihnen in Streit gelebt, sie verwünscht,
durch schlechtes Betragen ihnen das Leben ver-
bittert? Habe ich sie in der Not, in der Krank-
heit, im Alter unterstützt? Habe ich meinen
Eheteil schwer gekränkt (durch Trunksucht, ver-
[75] schwenderische Ausgaben, häufiges langes
Ausbleiben oder durch Eifersucht), lieblos be-
handelt, beschimpft, geschlagen, mit ihm in
Zank und Streit gelebt? Habe ich gegen das
leibliche Leben meiner Kinder gefehlt, für ge-
hörige Nahrung und Kleidung gesorgt, sie miß-
handelt? Habe ich die Erziehung meiner Kin-
der vernachlässigt, sie nicht überwacht, größere
Kinder verschiedenen Geschlechtes zusammen
schlafen, sie zu gefährlichen Lustbarkeiten gehen
lassen, ihnen gemischte oder andere sündhafte
Bekanntschaften gestattet? Habe ich meine
Kinder zur Erfüllung ihrer Christenpflichten
angehalten, zum Gebet, zum Gottesdienst, zum
christlichen Unterricht? Habe ich zu einer von
der Kirche verbotenen ehelichen Verbindung
meine Zustimmung gegeben? Habe ich mei-
nen Kindern Aergernis gegeben durch schlechtes
Beispiel, durch Trunksucht, schlechte Reden,
Vernachlässigung der religiösen Pflichten? Habe
ich meine Pflichten gegen Dienstboten und
Untergebene erfüllt, sie herzlos behandelt, ihnen
den verdienten Lohn vorenthalten, sie des
Sonn- und Feiertags von der heiligen Messe
zurückgehalten, sie zur Sünde verführt, sie nicht
überwacht?

5. Gebot (Selbstliebe und Näch-
stenliebe
). Habe ich mir am Leib oder an
der Gesundheit geschadet? Habe ich dem kei-
menden Leben fahrlässig oder vorsätzlich ge-
schadet? zu schaden beabsichtigt? dergleichen
Dinge gutgeheißen und nicht nach Kräften ver-
hindert? Habe ich mein Leben ohne Grund
einer Gefahr ausgesetzt? War ich unmäßig im
Essen und Trinken (Trunksucht)? Bin ich zornig
gewesen? Habe ich mir etwas Böses gewünscht?

[76]

Habe ich andern am Leib oder an der Ge-
sundheit geschadet? Habe ich andern ein Uebel
gewünscht (verflucht)? Habe ich Haß und
Feindschaft im Herzen unterhalten (wie lange)?
Habe ich Rachegedanken genährt? Habe ich
andere beschimpft, sie geschlagen, sie verachtet?
Habe ich andere um ihr Glück beneidet oder
über ihr Unglück Schadenfreude gehabt? Habe
ich sie durch harte, lieblose Worte gekränkt?
Bin ich hartherzig gegen Arme gewesen?
Habe ich andere (durch Befehl, Rat, Lob oder
Schmeichelei) zu einer schweren Sünde verführt
(zu welcher)? Andern durch mein Beispiel
Aergernis gegeben? Habe ich zu einer Sünde
geschwiegen, wo es meine Pflicht war, sie zu
verhindern? Habe ich mutwillig Tiere ge-
quält, sie roh behandelt?

6. und 9. Gebot (Keuschheit). Habe
ich meinem Eheteil den schuldigen ehelichen Verkehr
verweigert? Habe ich gegen die eheliche Treue
gefehlt, durch Begierden, durch lüsterne Blicke,
durch sündhafte Vertraulichkeiten, durch böse
Werke mit Personen meines oder des andern
Geschlechtes (mit Ledigen, Verwandten, Ver-
schwägerten) oder mit unvernünftigen Ge-
schöpfen? Habe ich sündhafte Werke mit mir
allein begangen? Habe ich gegen den gottge-
wollten Zweck der Ehe gefehlt? Habe ich sünd-
hafte Reden geführt, solche mit Wohlgefallen
angehört? Habe ich unkeusche Bücher gelesen,
unkeusche Bilder geschaut, unanständige Kleider
getragen?

7. und 10. Gebot (Fremdes Eigen-
tum
). Habe ich gestohlen (Naschereien? Geld?
wieviel?) Habe ich Gefundenes oder Ent-
lehntes behalten? Gestohlenes angenommen?
[77] Habe ich andern Schaden zugefügt (Kleider,
Geräte, ungerechte Prozesse)? Großen Scha-
den? Habe ich andere betrogen (falsches Maß,
falsches Geld, falsche Ware)? Habe ich die Not
des Nächsten zu meinem Vorteil mißbraucht, in-
dem ich Wucherpreise für Lebensmittel ver-
langte? Habe ich die schuldige Arbeit schlecht
verrichtet? Habe ich den angerichteten Schaden
nicht gut gemacht, sobald ich es konnte? die
eigenen Sachen vergeudet? Habe ich den
Willen gehabt, zu stehlen?

8. Gebot (Wahrheit, guter Name).
Habe ich gelogen, mit oder ohne Schaden für
andere? geheuchelt? Habe ich ohne Grund vom
Nächsten etwas Böses vermutet? freventlich ge-
urteilt? Habe ich die verborgenen Fehler des
Nächsten ohne Not aufgedeckt (Ehrabschneidung),
etwa um Streit zu stiften (Ohrenbläserei)?
Habe ich unwahre Fehler vom Nächsten aus-
gesagt oder seine wahren Fehler vergrößert
(Verleumdung)? Habe ich Ehrabschneidung
veranlaßt oder mit Wohlgefallen angehört?
Habe ich Fehler anderer verschwiegen, die ich
hätte anzeigen sollen? Habe ich die verletzte
Ehre und den dadurch zugefügten Schaden
wieder gutgemacht? Habe ich Geheimnisse zu
erfahren gesucht oder verraten?

Reue und Vorsatz.


Nach der Gewissenserforschung sollst du nicht so-
gleich in den Beichtstuhl gehen, sondern zuvor eine
herzliche Reue über deine Sünden erwecken.

Die Reue ist ein Schmerz der Seele und
ein Abscheu über die begangenen Sünden,
verbunden mit dem festen Vorsatz, in Zu-
[78] kunft nicht mehr zu sündigen. Zur Ver-
gebung der Sünden
ist die Reue
durchaus notwendig. Ohne Reue gibt es
nie und nimmer Verzeihung. Im Notfalle
sind Gewissenserforschung, genaues Be-
kenntnis und Genugtuung nicht dazu er-
fordert; aber die Reue darf nie fehlen,
wenn nur Verzeihung von Gott erlangen
wollen. Ganz natürlich! Wo keine Reue
ist, da kann Gott nicht verzeihen. Als un-
endlich heiliger Gott muß er die Sünde
hassen und kann mit einem Menschen, der
die Sünde noch liebt, keine Freundschaft
schließen. Die Lossprechung, die ein Sün-
der ohne Reue empfängt, ist daher un-
gültig vor Gott, auch wenn er alle Sünden
gebeichtet hätte. Vergiß daher niemals,
ehe du in den Beichtstuhl gehst,
eine gute Reue zu erwecken, und bedenke
dabei folgendes:

1. Die Reuemuß vor alleminner-
lich
sein. Sie muß von Herzen kommen.
Die wahre Reue besteht nicht in einem
Reuegebet, das man bloß mit dem Munde
hersagt; sie muß von Herzen kommen, d. h.
man muß im Herzen, mit dem Willen die
Sünde verabscheuen und aufrichtig wün-
schen, sie nicht begangen zu haben.

2. Die Reue mußübernatürlich
sein. Wer seine Sünden nur darum
bereut, weil sie ihm Schande, Krankheit,
zeitlichen Schaden gebracht, hat eine na-
[79] türliche
Reue. Diese genügt nicht zum
Empfang des heiligen Bußsakramentes.
Die Reue muß übernatürlich sein,
d. h. sie muß aus einem Beweggrunde
hervorgehen, den uns der Glaube lehrt,
z. B. weil man Gott, den gütigsten Vater,
das höchste und liebenswürdigste Gut da-
durch beleidigt hat, oder weil man den
Himmel verloren, die Hölle verdient hat.
Im letzten Falle ist die Reue eine unvoll-
kommene, die aber hinreicht zur Verzei-
hung der Sünden im heiligen Bußsakra-
ment. Bereut man aber seine Sünden,
weil man Gott, das höchste und liebens-
würdigste Gut, dadurch beleidigt, so ist die
Reue eine vollkommene. Diese verschafft
uns schon vor dem Empfange des Buß-
sakramentes die Verzeihung der schweren
Sünden, wenn sie den Willen einschließt,
die Sünden bei der nächsten Beichte zu be-
kennen. Darum soll man die vollkommene
Reue erwecken in Todesgefahr und so oft
man das Unglück hatte, eine Todsünde zu
begehen.

3. Die Reue mußallgemeinsein,
d. h. man muß wenigstens alle schweren
Sünden von Herzen bereuen. Wer nur
eine einzige schwere Sünde von seiner
Reue ausschließt, bekommt keine Verzei-
hung seiner Sünden. Denn solange der
Sünder sein Herz auch nur an eine einzige
schwere Sünde heftet, bleibt er ein Feind
[80] Gottes; mit einem Feinde über, der mit
Ueberlegung unversöhnt bleiben will, kann
auch Gott sich nicht versöhnen. – Hast du
nur läßliche Sünden zu beichten, so
ist es ratsam, die eine oder andere Sünde
aus dem früheren Leben, die du wahrhaft
bereust, wieder in die Beicht einzuschließen.

4. Mit der Reue muß derVorsatz
verbunden sein, in Zukunft
nicht mehr zu sündigen
. Wer nicht
entschlossen ist, die Todsünde zu meiden,
der verabscheut sie offenbar nicht als das
größte Uebel und hat somit keine wahre
Reue. Der Vorsatz, in Zukunft nicht mehr
zu sündigen, erfordert auch, daß man ent-
schlossen ist, jede freiwillige nächste Ge-
legenheit zur schweren Sünde sorgfältig
zu meiden, alle notwendigen Besserungs-
mittel anzuwenden, und den durch die
Sünde zugefügten Schaden nach Kräften
wieder gut zu machen. Das ist selbstver-
ständlich. Wer einen Zweck will, muß auch
die zu diesem Zwecke notwendigen Mittel
wollen. Hat nun aber der diesen Vorsatz,
der zwar sagt, es reue ihn von ganzem
Herzen, Gott beleidigt zu haben, aber
dann gleich nach der Beichte,
ohne allen Widerstand, ohne
die Mittel der Besserung an-
zuwenden, die der Beichtvater
angegeben, immer wieder in
die alten Sünden zurückfällt
,
[81]die bösen Gelegenheiten, die
ihn zur Sünde verführt hatten
,
wieder aufsucht, seinen Fein-
den nicht verzeihen, oder den
angerichteten Schaden nicht er-
setzen will obschon er es leicht
tun kann?
Wer wollte das behaupten?

Sorge darum immer für eine wahre
Reue und einen ernsten, festen Vorsatz.
Vergiß es nie, sonst nützt dir das Beichten
nichts. Bete das Reuegebet, bevor du in
den Beichtstuhl gehst, weil du dich sonst der
Gefahr aussetzest, wegen Mangels an Reue
das Sakrament ungültig zu empfangen.

Reuegebet.


Mein Herr und mein Gott, in tiefster
Demut werfe ich mich vor deiner unend-
lichen Majestät nieder und bekenne, daß
ich oft und schwer gesündigt habe. Wenn
du nach deiner strengen Gerechtigkeit mit
mir verfahren würdest, was müßte aus
mir werden? Ich habe mich des Him-
mels unwürdig gemacht und mir deine
gerechte Strafe für Zeit und Ewigkeit
zugezogen. Darum bereue ich von gan-
zem Herzen alle meine sündhaften Ge-
danken, Worte und Werke, sowie alle
Unterlassungen des schuldigen Guten.
Vor allem aber tun mir meine Sünden
leid, weil ich dadurch dich, meinen größten
Wohltäter, das höchste und liebenswür-
[82] digste Gut, beleidigt habe. O könnte ich
meine Fehltritte so innig bereuen, wie
die heiligen Büßer ihre Vergehen bereut
haben! Zum Ersatze dessen, was meiner
Reue abgeht, opfere ich dir den großen
Schmerz auf, den dein eingeborener Sohn
meiner Sünden wegen auf Erden erduldet
hat. Ich opfere dir auf die bitteren Trä-
nen, die er meinetwegen geweint, alle
Blutstropfen, die er für mich vergossen,
sowie sein geduldiges Leiden und hei-
liges Sterben, das er zur Tilgung meiner
Sunden auf sich genommen hat. Vergib
mir um der unendlichen Verdienste Jesu
Christi willen alle schuld und Strafe.
Laß mich im heiligen Bußgerichte mit dir
versöhnt, gereinigt und geheiligt werden.
Schenke mir auch die Gnade, in Zukunft
dir nicht mehr zu beleidigen. Ich nehme
mir fest vor, jede freiwillige Sünde zu
meiden, die Gelegenheiten zur Sünde zu
fliehen und allen angerichteten Schaden
wieder gut zu machen. Stärke mich mit
deiner Gnade, daß ich diesen Vorsatz aus-
führe und dir fortan treu diene und dich
aufrichtig liebe. Amen.

Um dich in deiner Reuegesinnung zu bestärken,
stelle noch folgende Erwägungen an, wenigstens die
eine oder andere, je nachdem du Zeit hast.

Erwägung über die Todsünde.


Die Todsünde ist eine schwere Beleidi-
gung Gottes
und eine freche Verachtung seines
[83] heiligen Gesetzes. Du hast gesündigt unter den Augen
Gottes, der alles sieht, sogar die geheimsten Gedan-
ken deines Herzens. Welch eine Vermessenheit! Du
hast durch die Todsünde die heiligmachende Gnade
verloren, du hast dir die Feindschaft Gottes und die
Strafen der Hölle zugezogen. Welch namenloses Un-
glück! Wegen einer einzigen schweren Sünde wurden
unzählige Engel aus dem Himmel in die Hölle ver-
stoßen. Viele Verdammte, die nicht so viele schwere
Sünden wie du begangen haben, leiden jetzt in der
Hölle die furchtbarsten Qualen. Nur die unendliche
Geduld und Langmut Gottes hat dich bisher ertragen
und auf deine Bekehrung gewartet.

Gebet.


O heiliger und gerechter Gott, was
habe ich getan! Wie oft und schwer habe
ich dich beleidigt! Durch eine einzige
schwere Sünde habe ich schon den Himmel
verloren und die ewigen Strafen der
Hölle verdient. Doch ich weiß, o mein
Gott, daß du unendlich barmherzig bist
und jedem, auch dem größten Sünder,
verzeihest, wenn er reumütig zu dir zurück-
kehrt. Ja, o Gott, ich bereue meine Sün-
den von ganzem Herzen. Ich hasse und
verabscheue sie. Es schmerzt mich von
Grund meiner Seele, daß ich dich, das
höchste und liebenswürdigste Gut, so oft
und schwer beleidigt habe. Ich will dich
nie mehr beleidigen. Ich bin mit dem
Beistände deiner Gnade entschlossen, lie-
ber alles zu verlieren, als dich und deine
Gnade.

Erwägung über Gottes Wohltaten.

[84]

Gott hat dich aus dem Nichts ins Dasein gerufen
und nach seinem Ebenbilde erschaffen, ohne daß er
deiner irgendwie bedurfte. Er hat dich bestimmt,
einst mit ihm die Freuden des Himmels zu genießen.
Er hat dir die Gnade des allein wahren katholischen
Glaubens verliehen, während unzählige andere Men-
schen im Irrglauben oder im Unglauben geboren
werden. Er hat dich mit natürlichen und übernatür-
lichen Wohltaten überhäuft. Er hat dich trotz deiner
vielen und schweren Sünden bisher mit so großer
Langmut und Geduld ertragen. Hätte er wohl mehr
für dich tun können? Du aber hast alles mit Un-
dank erwidert. Mit Recht klagt er: ‘„Höret es, ihr
Himmel, und vernimm es, o Erde, ich habe Kinder
auferzogen und emporgebracht, sie aber haben mich
verachtet.“’
(Js. 1, 2.)

Gebet.


O mein Gott, mein zärtlicher Vater
und liebreicher Wohltäter, wie konnte ich
dich so oft und schwer beleidigen! Wie
konnte ich dich durch die Glieder meines
Leibes und die Kräfte meiner Seele, die
ich dir verdanke, so oft betrüben! Wie
konnte ich so undankbar und treulos sein,
meine Augen, meine Hände, meine Zunge,
mein Herz zur Beleidigung meines
Schöpfers, meines Erlösers, meines größ-
ten Wohltäters zu mißbrauchen? O
barmherziger Gott, erbarme dich meiner!
Siehe, ich bereue meine Undankbarkeit
von ganzem Herzen und nehme mir ernst-
lich vor, dich in Zukunft nicht mehr zu
beleidigen.

Erwägung über die Liebe des gekreuzigten
Erlösers.

[85]

Wirf einen Blick auf deinen Heiland am Kreuze.
Seine Hände und Füße sind mit Nägeln durchbohrt.
Sein Haupt ist mit Dornen gekrönt. Sein unschul-
diger Leib ist voll Blut und Wunden. Wer hat den
Sohn Gottes in diesen traurigen Zustand versetzt?
Die Sünden der Menschen, also auch deine Sünden,
für die er Genugtuung leisten wollte. Deine
Sünden
haben ihn vermundet und getötet. Dein
Stolz
hat dem Heiland die Dornenkrone aufs
Haupt gedrückt: deine Sinnlichkeit, deine
Unlauterkeit
hat seinen heiligen Leib zer-
rissen; deine Ungerechtigkeit, deine
schlechten Werke
haben seine heiligen Hände
und Füße durchbohrt: deine Unmäßigkeit
hat ihn mit Galle und Essig getränkt; deine Nach-
sucht, dein Neid, deine Gottverges-
senheit
sind schuld an seinen unsäglichen Leiden.

Gebet.


O gütigster Jesus, der du aus Liebe zu
mir den bittersten Kreuzestod erduldet,
verzeihe mir. Ich bereue von ganzem
Herzen meine Sünden. Ja, mein Jesus,
ich bin schuld an deinen Schmerzen und
an deinem Tode. Meine Sünden haben
dir im Oelgarten den blutigen Angst-
schweiß ausgepreßt; wegen meiner Sün-
den bist du mit Geißeln geschlagen, mit
Dornen gekrönt, ans Kreuz genagelt wor-
den; meinetwegen mußtest du eines so
bitteren Todes sterben. O Jesus, wie
schmerzen mich meine Sünden! Ich hasse
und verabscheue alle und will dich nie
wieder beleidigen. O barmherziger Hei-
[86] land, laß dein kostbares Blut an mir nicht
verloren gehen. Wasche mich rein von
allen Sünden. Gib mir die Gnade, de-
mütig und aufrichtig dem Priester meine
Sünden zu beichten und durch seinen
Mund von dir die Lossprechung zu emp-
fangen. Stehe mir auch bei, alle Ge-
legenheiten der Sünde in Zukunft zu mei-
den, damit ich dich nie mehr beleidige.
Heilige Maria, Mutter der Barmherzig-
keit, und du, mein Schutzengel, helfet mir,
eine gute Beicht ablegen. Amen.

Mußt du noch warten, bevor du beichten kannst,
dann bete den schmerzhaften Rosenkranz oder andere
Gebete. Kommt die Reihe an dich, so gehe andächtig
in den Beichtstuhl, knie nieder und beginne die
Beichte, wie du es im christlichen Unterrichte ge-
lernt hast.

Die Beichte.


Was muß man beichten?

1. Alle Todsünden, d. h. alle schwer
sündhaften Gedanken, Begierden, Blicke,
Worte, Werke und die Unterlassungen der
unter schwerer Sünde gebotenen guten
Werke. Die läßlichen Sünden braucht
man nicht zu beichten, jedoch ist es rat-
sam, weil man nicht immer mit Gewißheit
unterscheiden kann, ob man nur läßlich
oder schwer gesündigt hat.

2. Die Zahl der Todsünden, soweit dies
nach sorgfältiger Erforschung des Ge-
wissens möglich ist. Kannst du die Zahl
[87] nicht bestimmt angeben, so sage, wie oft
du ungefähr im Tage, in der Woche, im
Monat die Sünde begangen hast.

3. Die Umstände,die die Gattung
der Todsünde ändern oder aus
einer läßlichen Sünde eine
schwere machen
. Wer z. B. mit einer
verheirateten Person gegen die Keuschheit
sündigt, macht sich nicht bloß der Unkeusch-
heit, sondern auch des Ehebruches schuldig.
Eine unbedeutende Sache stehlen, ist nur
eine läßliche Sünde; einen größeren Be-
trag Geldes sich widerrechtlich aneignen,
ist Todsünde.

Wie muß man beichten?

1. Beichte kurz. Laß alle unnötigen Er-
zählungen und Beschreibungen weg. Beichte
nur deine Sünden, nicht die der andern.
Nenne niemals die mitschuldige Person
mit Namen; bezeichne sie bloß mit allge-
meinen Worten, wenn es notwendig ist.

2. Beichte demütig. Stelle dir in der
Person des Beichtvaters Jesus Christus
selbst vor, den du kniefällig um Verzeihung
bittest. Du bist sein Schuldner und hast
nichts, womit du deine Schuld bezahlen
kannst. Du hast durch die schwere Sünde
die Höllenstrafe verdient und kannst dich
nicht aus eigener Kraft davon loskaufen.
Ist das nicht Grund genug, mit demütiger
Gesinnung in den Beichtstuhl zu treten und
[88] mit willigem Herzen die Ermahnung des
Priesters anzunehmen?

3. Beichte aufrichtig. Laß dich nie
durch falsche Scham oder Furcht verleiten,
eine schwere Sünde zu verschweigen, zu
bemänteln oder zu verkleinern. Du beich-
test sonst ungültig und begehst eine neue
schwere Sünde, einenGottesraub. Be-
denke doch, daß du die verschwiegene Sünde
früh oder spät doch beichten mußt, wenn
du nicht ewig zugrunde gehen willst. Du
kennst das Wort des heiligen Augustin:
Entweder bekennen oder brennen. Warum
deshalb verschweigen? Warum verschie-
ben auf später? Wird es dir dann nicht
viel schwerer? Sind deine Sünden dann
nicht noch zahlreicher geworden? – Ver-
giß doch nicht, daß es besser und leichter
ist, dem Beichtvater im geheimen deine
Sünden zu beichten, als sie am Tage des
Gerichtes vor allen Menschen, allen Engeln
und Heiligen des Himmels zu deiner ewi-
gen Schande und Verdammung bekennen
zu müssen. – Zudem weißt du, daß der
Beichtvater dich um so mehr schätzen und
lieben wird, je mehr er an dir die Gnade
der Bekehrung und die Aufrichtigkeit dei-
nes Herzens wahrnimmt. Du weißt, daß
er die menschliche Schwachheit und Arm-
seligkeit nur zu wohl kennt und deshalb
auch großes Mitleid mit dir hat. Du
weißt auch, daß er zum strengsten, immer-
[89] währenden Stillschweigen über die Beichte
verpflichtet ist. Beichte darum allzeit auf-
richtig. Beichte so, als ob du dich vor dei-
nem allwissenden Gott selber anklagtest.

Hast du deine Sünden gebeichtet, dann sprich
ungefähr wie folgt: ‘„Diese und alle Sün-
den meines ganzen Lebens bereue ich
von ganzem Herzen, weil ich Gott
dadurch beleidigt habe. Ich nehme
mir ernstlich vor, mein Leben zu
bessern und nicht mehr zu sündigen
.
Ich bitte um eine heilsame Buße und
die priesterliche Lossprechung
.“’

Sollte der Priester noch eine Frage stellen, so ant-
worte ihm aufrichtig. Höre auf seine Belehrung und
merke dir die Buße, die er dir auferlegt. Während
er die Lossprechung erteilt, sollst du nochmals ein
kurzes Reuegebet sprechen. Hält der Priester es für
nötig, dir die Lossprechung aufzuschieben, dann grolle
ihm nicht, schmähe nicht auf ihn, sondern unterwirf
dich willig seinem Urteil und tue, was er verlangt;
kein Beichtvater wird die Lossprechung aufschieben, wo
er es nicht für seine Pflicht hält.

Die Lossprechung.

Wann bist du der Lossprechung
unwürdig
? Antwort: Wenn du deine
schweren Sünden nicht bereust, nicht den festen
Vorsatz hast, die schwere Sünde oder die frei-
willige nächste Gelegenheit zur schweren Sünde
in Zukunft zu meiden und all deine Christen-
pflichten wenigstens in den wichtigen Punkten
gewissenhaft zu erfüllen. Folglich bist du der
Lossprechung unwürdig:

1. Wenn du nicht alles glaubst, was Gott
dir durch seine Kirche zu glauben vorstellt.

2. Wenn du deinen Feinden nicht verzeihen
willst, sondern in Haß und Feindschaft fortlebst.

[90]

3. Wenn du bedeutenderes fremdes Gut
oder schweren Schaden, den du deinen,
Nächsten zugefügt hast, nicht ersetzen oder deine
Schulden nicht bezahlen willst, obgleich du es
könntest.

4. Wenn du die böse Gewohnheit
einer schweren Sünde
nicht entschieden
bekämpfen willst. Wenn du z. B. schon mehrere
Male vom Beichtvater ernstlich ermahnt worden
bist, aber immer wieder gleich nach der Beicht,
ohne allen Widerstand, ohne die Mittel der
Besserung anzuwenden, die der Beichtvater dir
angegeben, in die böse Gewohnheit zurück-
fällst; hast du dann einen entschiedenen Willen,
die Gewohnheit abzulegen?

5. Wenn du die freiwillige nächste
Gelegenheit zur schweren Sünde

nicht meiden willst. Wenn du z. B. einen sünd-
haften Umgang hast oder Untergebenen erlaubst:
wenn du ungeachtet wiederholter Ermahnungen
schlechte, glaubensfeindliche Zeitungen oder
Bücher liesest oder andern verschaffst; wenn
du aus einer für den Glauben oder die Sitten
gefährlichen oder von der Kirche verbotenen
Gesellschaft nicht austreten willst usw.

Sorge immer für wahre Reue und einen
festen Vorsatz, dann wird der Beichtvater dir
niemals die Lossprechung verweigern. – Rede
ohne Not nicht mit andern aus der Beichte;
dazu muß dir das Sakrament zu ehrwürdig sein.

Die Genugtuung.

Weil in der Beichte zwar alle Schuld und ewige
Strafe, nicht immer aber alle zeitlichen Strafen
nachgelassen werden, gibt der Priester dir in der
Beichte eine Buße auf, damit du dadurch die
[91] noch nicht nachgelassenen Sündenstrafen ab-
tragest. Du bist verpflichtet, die vom Beicht-
vater auferlegte Buße zu verrichten, denn die
Verrichtung der Buße macht einen Teil des
Bußsakramentes aus, das ohne sie unvollstän-
dig wäre. Sollte die Buße dir zu schwer fallen,
wegen schwächlicher Gesundheit, Mangel an
Zeit oder anderer Ursachen, so darfst du den
Beichtvater um Abänderung der Buße bitten.
Wer aus Nachlässigkeit die ganze Buße oder
einen bedeutenden Teil unterläßt, begeht eine
Sünde. Verrichte daher die Buße immer
ganz, zur bestimmten Zeit und an-
dächtig
. Verrichte sie womöglich bevor du
die Kirche verlässest. Bedenke, daß in den ersten
Jahrhunderten des Christentums für schwere
Sünden recht große und lange Bußen auferlegt
wurden, die offenbar nicht ungerecht waren.
Unterlaß es darum nicht, zu den geringen
Bußen, die die heilige Kirche jetzt aus Nachsicht
mit der menschlichen Schwäche auferlegt, noch
freiwillige Bußwerke hinzuzufügen und viele
Ablässe zu gewinnen, um dir so die verdienten
Strafen des Fegfeuers abzukürzen.

*     *     *

Nach der Beichte danke Gott von Herzen für
die Verzeihung deiner Sünden. Zeige deinen
Dank vor allem durch ein sündenreines, tugend-
haftes Leben. Fliehe nach der Beichte jede
schwere Sünde wie die Pest, bekämpfe energisch
deine Lieblingsfehler, meide gewissenhaft die
nächste Gelegenheit zur Sünde, denke oft an den
Tod und an das Gericht, bete in der Versuchung
vertrauensvoll zu Maria, vor allem aber emp-
fange häufig die heiligen Sakramente Dann
[92] wirst auch du mit dem Apostel sprechen können:
‘„Ich vermag alles in dem, der mich stärkt.“’
(Phil. 4, 13.)

Gebet nach der heiligen Beicht.

Liebenswürdigster Jesus, wie großen
Dank bin ich dir schuldig! Ich hoffe, daß
du mir um der Verdienste deines Blutes
willen meine Sünden vergeben hast. Ich
danke dir deshalb von ganzem Herzen und
wünsche, die ganze Ewigkeit hindurch im
Himmel deine Barmherzigkeit zu preisen.
Bis jetzt, o mein Gott, habe ich deine
Gnade so oft verloren, aber in der Folge
will ich sie nicht wieder verlieren; ich will
mein Leben ändern. Du verdienst alle
meine Liebe, ich will dich wahrhaft lieben
und mich nie wieder von dir trennen. Ich
habe dir fest versprochen, dich nie mehr
zu beleidigen; ich erneuere jetzt mein Ver-
sprechen und will es halten. Ich verspreche
dir, die Gelegenheiten zur Sünde zu mei-
den und alle Mittel anzuwenden, beson-
ders diese.... um nicht wieder zu sün-
digen. Aber du kennst meine Schwäche,
o mein Gott! Gib mir die Gnade, dir
treu zu bleiben bis zum Tode, und hilf
mir, daß ich jedesmal wenn ich versucht
werde, zu dir meine Zuflucht nehme. O
Maria, hilf auch du mir. Du bist die
Mutter der Beharrlichkeit; auf dich setze
ich alle meine Hoffnung. Amen.

Wie oft soll man beichten?
[93]

1. Wer schwer gesündigt hat, ist durch das
kirchliche Gebot streng verpflichtet, wenig-
stens einmal im Laufe des Jahres
würdig zu beichten.

Ist es dir aber ehrlich um dein Seelenheil
zu tun, so beichte sobald als möglich,
so oft du mit Grund fürchten mußt, schwer
gesündigt
zu haben. Denn welche Ver-
messenheit ist's, welche Sorglosigkeit und Torheit,
wenn ein Christ lange Zeit im Zustande der
Todsünde dahinlebt und seine Beichte wochen-
oder monatelang verschiebt! Ueberrascht der
Tod ihn in der schweren Sünde, so wird er
sicher ein Kind der ewigen Verdammnis. O
möge ein solches Unglück dich niemals treffen!
Versöhne dich daher immer sobald als mög-
lich mit deinem Gott. Empfange dieses Sa-
krament, das der Heiland in seiner unend-
lichen Liebe uns geschenkt hat, oft und würdig.
Dann geht in Erfüllung, was der Prophet
Michäas gesagt hat: ‘„Er (Gott) wird sich wie-
derum unser erbarmen, unsere Missetaten hin-
wegnehmen, und alle unsere Sünden in die
Tiefen des Meeres werfen.“’
(Mich. 7, 10.)

Aber selbst wenn du im Gewissen dir
keiner schweren Sünde bewußt bist, ist es
sehr nützlich, oft zu beichten. Denn die
öftere Gewissenserforschung mehrt unsere Selbst-
kenntnis, die oft erweckte Reue steigert den
Abscheu des Willens vor der Sünde, mehrt die
Festigkeit gegen sündhafte Lockungen; die hei-
ligmachende Gnade mit allen übernatürlichen
Tugenden und Gaben wächst in unserer Seele;
unsere Vereinigung mit Christus wird immer
[94] inniger, der Antrieb zu einem echt christlichen
Tugendleben immer stärker. Deshalb gehen
viele ehrlich strebende Katholiken jeden Monat
(am 1. Freitag oder Sonntag) oder alle
14 Tage, manche sogar jede Woche zur heiligen
Beichte.

2. Wer im Stande der Todsünde ist und
zur heiligen Kommunion gehen will,
ist durch ein besonderes, strenges Kirchengebot
zur heiligen Beichte verpflichtet, da er den Hei-
ligen der Heiligen in sich aufzunehmen beab-
sichtigt.

Liegt keine schwere Sünde vor, so läßt die
Ehrfurcht es trotzdem ratsam erscheinen, bei täg-
licher oder wöchentlich mehrmaliger Kom-
munion die Beichte nicht ohne wichtigen Grund
über 14 Tage hinauszuschieben.

3. Auch vor dem Empfange an-
derer Sakramente
, die den Gnaden-
stand erfordern, wie Firmung, Ehe, letzte
Oelung, soll man sich nicht mit vollkommener
Reue ohne Beichte begnügen, weil die Gefahr
der Selbsttäuschung groß ist. Ohne demütige
Selbstanklage nämlich, ohne Belehrung und
Ermahnung des Priesters als unparteiischen
Richters werden leicht unentschiedene Wünsche
und Gefühle für echte oder gar vollkommene
Reue gehalten.

4. Unter schwerer Sünde bist du endlich ge-
halten, etwa begangene und noch nicht würdig
gebeichtete Todsünden durch die heilige Beichte
wieder gutzumachen in lebensgefähr-
licher Krankheit
und vor jedem
lebensgefährlichen Unternehmen
.
Bist du schwer erkrankt, so schiebe die Beichte
nicht auf. Du setzest dich sonst der Gefahr aus,
[95] ohne Beichte zu sterben. Sorge auch, daß deine
kranken Eltern und Anverwandten rechtzeitig
beichten. Es ist das eine Pflicht der Liebe.

Die Generalbeichte.


Die Generalbeicht ist eine Beicht, in der
man alle oder mehrere früheren Beichten
wiederholt. Eine solche Beichte ist für
manche Christen unbedingt notwendig, für
die meisten sehr nützlich, für einzelne
schädlich.

Für wen ist eine Generalbeicht schädlich?

Schädlich ist die General-
beicht für die ängstlichen See-
len, die sich nie über ihre Beich-
ten beruhigen können
. Sie meinen
immer, sie hätten nicht gut gebeichtet, sie
hätten vielleicht dies oder jenes ausgelassen,
vielleicht keinen guten Vorsatz gehabt usw.
Diese sollen keine Generalbeicht ablegen,
sie werden sonst noch verwirrter. Sie mö-
gen dem Beichtvater blindlings gehorchen,
Reue und Leid über ihre begangenen Sün-
den erwecken und es dabei bewenden lassen.
Der Gehorsam gegen den Beichtvater, sagt
der heilige Alfons, wird solche Seelen
sicher retten und heilig machen.

Für wen ist die Generalbeicht nützlich?

Nützlich ist die Generalbeicht
für alle andern Christen. Sie
[96]
gibt uns, wie der heilige Franz von Sales
sagt, eine bessere Kenntnis unser selbst; sie
erfüllt uns mit heilsamer Reue beim An-
blick unserer Sünden; sie treibt uns an zu
guten Vorsätzen; sie befreit unser Herz von
mancher Unruhe, bringt uns wahren Her-
zensfrieden und unbeschreiblichen Trost für
die Sterbestunde. – Unterlaß es daher
nicht, von Zeit zu Zeit eine Generalbeichte
abzulegen. Ratsam ist es:

1. Wenn du über die Gültigkeit der
früheren Beichten von einem Zweifel be-
unruhigt wirst, der nicht ganz unbegrün-
det ist.

2. Bei gewissen Anlässen, z. B. vor der
ersten heiligen Kommunion, vor dem Ein-
tritt in einen andern Stand, zur Zeit
einer Mission oder eines Jubiläums usw.

3. Bei der Vorbereitung auf den Tod in
gefährlicher Krankheit oder vor dem An-
tritt einer langen und gefahrvollen Reise.

Für wen ist die Generalbeicht notwendig?

Notwendig ist die General-
beicht für alle, die früher un-
gültig gebeichtet haben und
diese Beichten noch nicht gut
gemacht haben
.

Ungültig wird die Beichte: 1. durch
schuldbare grobe Nachlässigkeit bei der Ge-
wissenserforschung. 2. durch absichtliches
Verschweigen einer Sünde oder eines Um-
[97] standes, die notwendig gebeichtet werden
müssen, und 3. durch Mangel an der not-
wendigen Reue.

Demnach ist die General-
beicht notwendig 1. allen, die
bei früheren Beichten ihr Ge-
wissen so oberflächlich erforscht
haben
, daß sie aus eigener schwerer
Schuld schwere Sünden nicht aufgefunden
haben.

2. Allen, die in früheren
Beichten etwas absichtlich ver-
schwiegen haben, was sie not-
wendig sagen mußten
; also

  • a) allen, die absichtlich eine Sünde aus-
    gelassen haben, die sie für eine Tod-
    sünde hielten;
  • b) allen, die eine sicher begangene Tod-
    sünde wissentlich als zweifelhaft oder
    als eine läßliche Sünde hingestellt
    haben;
  • c) allen, die in einer früheren Beicht die
    Zahl der Todsünden wissentlich ver-
    kleinert haben, oder die einen solchen
    Umstand einer Sünde verschwiegen
    haben, von dem sie wußten, daß er
    offenbart werden müßte;
  • d) allen, die sich angeklagt haben, als
    hätten sie in einer früheren Beichte
    eine Todsünde vergessen, obschon sie
    die Sünde mit Wissen und Willen
    ausgelassen haben;
  • e) allen, die zwar ihre Sündenvollständig
    gebeichtet, den Priester aber insofern
    getäuscht haben, als sie die freiwillige
    nächste Gelegenheit zu schweren Sün-
    den nicht gemieden und dies dem Beicht-
    vater mit Absicht verheimlicht haben.

3. Allen, die es bei früheren
Beichten an der notwendigen
Reue haben fehlen lassen
; also,

  • a) allen, die nicht wenigstens vor der
    Lossprechung Reue erweckt haben;
  • b) allen, die keine wahre und echte Reue
    erweckt haben.

    Wahr und echt ist aber die Reue nicht:

    • wenn man seinen Feinden nicht ver-
      zeihen und sich nicht mit ihnen aus-
      söhnen will;
    • wenn man fremdes Gut oder den an-
      gerichteten Schaden oder die ge-
      raubte Ehre nicht ersetzen will, ob-
      wohl man es tun kann;
    • wenn man sich gar keine Mühe gibt,
      seine sündhaften Gewohnheiten,
      z. B. der Unlauterkeit, der Trunk-
      sucht, abzulegen;
    • wenn man die freiwillige nächste Ge-
      legenheit zur schweren Sünde nicht
      meiden will, z. B. einen schlechten
      Kameraden, eine sündhafte Be-
      kanntschaft, ein Haus, einen Dienst,
      wo man schon öfter in schwere Sün-
      den gefallen ist.
Wie hält man eine Generalbeicht?
[99]

Erschrick nicht bei dem Worte ‘„General-
beicht“’
. Mit etwas gutem Willen ist es
durchaus nicht schwer, eine Generalbeicht
abzulegen. Beachte dabei folgendes:

Rufe zuerst den Heiligen Geist an
und bitte ihn um seinen Beistand. Er-
forsche
dann dein Gewissen und
frage dich, ob deine früheren Beichten
immer gut waren oder nicht, seit wann du
etwa nicht gut gebeichtet hast. Dann gehe
im Beichtspiegel die einzelnen Gebote
durch. Da du bei der Generalbeicht nicht
nötig hast, dich über läßliche Sünden anzu-
klagen, so erforsche dich vor allem über die
schweren Sünden, über ihre Zahl und die
notwendigen Umstände. Dann erwecke
herzliche Reue über alle deine Ver-
gehen und fasse den ernstlichen Vor-
satz
, in Zukunft nicht mehr zu sündigen.
Hast du dich auf diese Weise vorbereitet,
dann tritt in den Beichtstuhl und sage dem
Priester: Ich möchte eine Generalbeichte
ablegen von so und so viel Jahren.

Ist die Generalbeicht für dich
notwendig
, weil du früher ungültig
gebeichtet hast, dann sage zuerst, warum
deine früheren Beichten ungültig waren.
Sodann beichte alle schweren Sünden, die
du seit der letzten gültigen Beicht begangen
hast, nebst ihrer Zahl und den notwendigen
Umständen. Kannst du die Zahl der schwe-
[100] ren Sünden nicht genau angeben, dann
genügt es, wenn du sagst, wie oft du un-
gefähr in der Woche, im Monat oder im
Jahr die einzelnen Sünden begangen hast.
Gib auch an, wie oft du seit diesen ungül-
tigen Beichten die heiligen Sakramente
empfangen hast, sei es das Sakrament der
Buße, des Altars, der Firmung, der Ehe,
der letzten Oelung, weil du, so oft du eines
dieser Sakramente wissentlich unwürdig
empfangen, einen Gottesraub begangen
hast. Kannst du etwas nicht gut sagen, so
bitte den Beichtvater, er möge dir helfen.
Enthalte dich von allen unnötigen Erzäh-
lungen und Beschreibungen und beschränke
dich auf das, was zur Beichte gehört.

Hast du früher immer gut ge-
beichtet, ist also die General-
beicht nicht notwendig für dich
,
sondern bloß nützlich, dann beichte
zuerst die Sünden von der letzten Beicht
an. Sodann sage dem Beichtvater: Ich
möchte jetzt noch eine Generalbeicht ab-
legen von so und so viel Jahren. Meine
früheren Beichten waren, soviel ich weiß,
immer gut. Meine Sünden waren immer
mehr oder weniger dieselben, wie seit der
letzten Beicht; nur möchte ich noch diesen
und jenen Punkt mit einschließen. Nenne
dann die Sünden, die dich etwa noch äng-
stigen oder die du besonders bereust und
die du deshalb nochmals beichten möchtest.

[101]

Wenn die Generalbeicht nicht notwen-
dig für dich ist, sondern nur nützlich, dann
brauchst du nicht alle schweren Sünden so
genau auch mit ihrer Zahl zu beichten, wie
man es tun muß, wenn man eine notwen-
dige Generalbeicht ablegt. Doch vergiß
nicht, je mehr du dich vor Gott verdemü-
tigst und je aufrichtiger du alle deine Sün-
den bereust, desto mehr Gnaden wirst du
empfangen.

Mein lieber Christ! Unterlaß doch
nicht, von Zeit zu Zeit eine Generalbeicht
abzulegen. Glaubst du, die Generalbeicht
sei für dich notwendig, dann verschiebe
sie nicht auf später. Du weißt nicht, wann
du die letzte Gnade von Gott empfangen
wirst, wann das Sündenmaß voll geworden
und du vor den Richterstuhl Gottes hin-
treten mußt. Ist die Generalbeicht nütz-
lich
für dich, so lege von Zeit zu Zeit eine
solche ab, besonders während der heiligen
Mission, vor der Heirat und bei andern
wichtigen Anlässen. Was wird dich auf
dem Krankenbette, in deiner Sterbestunde
besser trösten und beruhigen als der Ge-
danke: Ich habe mich durch eine gute Ge-
neralbeicht mit Gott ausgesöhnt und habe
jetzt nichts Besonderes mehr auf dem Her-
zen. Dann geht das Wort der Schrift an
dir in Erfüllung: ‘„Selig die Diener, die
der Herr bei seiner Ankunft wachend fin-
det.“’
(Luk. 12, 37.)

Kurze Belehrung über die Ablässe.

[102]

Der heilige Glaube lehrt uns, daß nach er-
lassener Sünde noch zeitliche Sündenstrafen ent-
weder hier auf Erden oder im Fegfeuer abzu-
büßen bleiben. Der Heiland hat nun in seiner
Güte und Barmherzigkeit der heiligen Kirche
auch die Gewalt gegeben, dem reumütigen
Sünder diese zeitlichen Sündenstrafen ganz oder
teilweise nachzulassen. Als der Herr zu Petrus
sprach: ‘„Dir will ich die Schlüssel des Himmel-
reiches geben; alles, was du binden wirst auf
Erden, soll auch im Himmel gebunden sein, und
alles, was du lösen wirst auf Erden, soll auch
im Himmel gelöset sein“’
(Matth. 16, 19), da hat
er ihm und seinen Nachfolgern die Vollmacht
erteilt, nicht bloß die Sündenschuld und die
ewige Strafe, sondern alles, auch die zeit-
lichen Strafen nachzulassen.

Der Ablaß ist also nicht eine
Nachlassung von Sünden, noch viel
weniger eine Erlaubnis zum Sün-
digen, sondern nur eine Nach-
lassung von zeitlichen Sünden-
strafen
, und zwar nur nach getilgter Sün-
denschuld. Wenn die heilige Kirche die Nach-
lassung der zeitlichen Sündenstrafen erteilt, so
leistet sie der göttlichen Gerechtigkeit für die ver-
dienten Strafen Ersatz aus dem ihr anver-
trauten, unerschöpflichen Schatz der Verdienste
Jesu Christi und der Heiligen.

Man unterscheidet vollkommene und un-
vollkommene
Ablässe. Vollkommene Ablässe
sind solche, bei denen alle zeitlichen Sündenstrafen
nachgelassen werden. Bei den unvollkommenen Ab-
lässen wird nur ein Teil der zeitlichen Strafen auf-
gehoben. Ein Ablaß von 100 Tagen z. B. ist ein
[103] Ablaß, wodurch so viele zeitlichen Sündenstrafen nach-
gelassen werden, als erlassen worden wären, wenn
man nach den alten Kirchensatzungen eine Buße von
100 Tagen verrichtet hätte. Sollst du deshalb nicht
suchen, recht viele Ablässe zu gewinnen durch Verrich-
tung von Ablaßgebeten, durch Stoßgebetchen (S. 20 ff.)
durch Beten des Kreuzweges usw.? Du kannst so aus
leichte Weise die vielen zeitlichen Strafen, die du
durch deine Sünden verdient hast, von dir abwen-
den. Sei versichert, es wird in der Stunde deines
Todes kein geringer Trost für dich sein, durch Ge-
winnung von vielen Ablässen die Pein des Fegfeuers,
wenn nicht ganz, so doch größtenteils abgetragen zu
haben. Ach, wie viele werden es dann mit bitterem
Reueschmerz beklagen, ein so leichtes Mittel, der
strengen Gerechtigkeit Gottes genugzutun, nicht benutzt
zu haben! – Vergiß auch die armen Seelen nicht, die
im Fegfeuer ihre Sündenstrafen abbüßen müssen.

Alle vom Papste gewährten Ablässe und den armen
Seelen zuwendbar, falls nicht das Gegenteil feststeht.
(Neues Kirchl. Gesetzbuch can. 930.)

Um einen Ablaß zu gewinnen, muß man
im Stande der Gnade sein und die vorge-
schriebenen Werke genau und vollständig
verrichten
. Zur Gewinnung eines vollkomme-
nen
Ablasses wird gewöhnlich der würdige Empfang
der heiliger Sakramente der Buße und des Altars,
der Besuch einer Kirche und ein mündliches Gebet auf
die Meinung des heiligen Vaters verlangt. Für das
mündliche Gebet genügen 5 Vater unser und 5 Ave
Maria oder Gebete von gleicher Dauer, z. B. eine
Litanei. Zur Gewinnung aller vollkommenen Ablässe
kann die etwa erforderte Beichte innerhalb der acht
Tage abgelegt werden, die dem Ablaßtage unmittelbar
vorausgehen; die heilige Kommunion kann auch schon
tags vorher empfangen werden; es genügt auch noch
der Empfang der heiligen Sakramente während
der ganzen folgenden Oktav. – Um die Ablässe zu
gewinnen, die mit frommen Uebungen während eines
[104] Triduums, einer Woche usw. verbunden sind, ge-
nügt es ebenfalls, innerhalb der der beendeten Uebung
unmittelbar folgenden Oktav zu beichten und zu kom-
munizieren. – Gläubige, die, falls sie nicht recht-
mäßig verhindert sind, wenigstens zweimal monatlich
zu beichten oder täglich im Gnadenstande und in rechter,
frommer Absicht zu kommunizieren pflegen, auch wenn
sie das eine oder andere Mal in der Woche davon
absehen, können alle Ablässe gewinnen, auch ohne die
sonst etwa erforderliche jedesmalige Beicht; ausge-
nommen sind jedoch die ordentlichen und außerordent-
lichen Jubiläumsablässe und die Ablässe, die ihnen
gleichkommen. (Neues Kirchl. Gesetzbuch can. 931.)

Der Besuch der Kirche und das Gebet auf die
Meinung des heiligen Vaters müssen so oft wieder-
holt werden, als man einen vollkommenen Ablaß ge-
winnen will, und zwar innerhalb der zur Gewinnung
des Ablasses festgesetzten Zeit. – Man braucht nicht
immer die Meinung zu machen, den bestimmten Ablaß
zu gewinnen; es genügt, beim Morgengebet sich vor-
zunehmen, alle Ablässe für sich oder die armen Seelen
zu gewinnen, die man an dem Tage gewinnen kann.

Ablässe bei einer Mission oder bei geistlichen
Uebungen der PP. Redemptoristen.

(Den armen Seelen zuwendbar.)

Ein vollkommener Ablaß wenn man
wenigstens fünf Predigten beiwohnt, beichtet und
kommuniziert und innerhalb der drei letzten Tage in
der Kirche auf die Meinung des heiligen Vaters betet.
– Auch die Kranken, die den Predigten nicht bei-
wohnen können, gewinnen diesen vollkommenen Ab-
laß, wenn sie während der Mission die heiligen Sa-
kramente empfangen und ein vom Beichtvater auf-
erlegtes gutes Werk oder Gebet verrichten.

Ein vollkommener Ablaß, für alle,
die während der Mission oder geistlichen Uebungen
gebeichtet und kommuniziert haben, wenn sie am
[105] Schlusse den päpstlichen Segen empfangen und auf
die Meinung des heiligen Vaters beten.

Ein unvollkommener Ablaß von
7 Jahren und 7 Quadragenen (7 mal 40 Tagen), so
oft man einer Predigt oder einem Unterricht bei-
wohnt und auf die Meinung des heiligen Vaters
betet. (Pius IX., 27. März 1852. – 22. Aug. 1778.)

Ablässe beim Besuche des Missionskreuzes.

(Den armen Seelen zuwendbar.)

Ein vollkommener Ablaß 1. am Tage
der Errichtung des Missionskreuzes; 2. am Jahrestage
der Errichtung; 3. am Feste Kreuzauffindung (3. Mai);
4. am Feste Kreuzerhöhung (14. September) oder an
einem der sieben Tage, die auf die genannten Tage
folgen. (Bedingungen: Empfang der heiligen Sakra-
mente, Besuch des Missionskreuzes und Gebet auf die
Meinung des heiligen Vaters in einer Kirche.)

Ein unvollkommener Ablaß von
5 Jahren und 5 Quadragenen (5 mal 40 Tagen) täg-
lich einmal, wenn man das Missionskreuz mit einem
äußeren Zeichen der Verehrung reumütig begrüßt
und zu Ehren des bitteren Leidens und Sterbens
unsers Herrn ein Vaterunser, Gegrüßet seist du,
Maria und Ehre sei dem Vater betet. (Pius X.,
13. August 1913.)

Kommunionandacht.


Kurze Belehrung über den Empfang der
heiligen Kommunion.


Die heilige Kommunion ist der wirk-
liche Genuß des Leibes und Blutes Jesu
Christi zur Nahrung unserer Seele. Wie
jedes lebende Wesen einer seiner Natur
entsprechenden Nahrung bedarf, so muß auch
unsere Seele, die ein übernatürliches Le-
[106] ben hat, eine übernatürliche Nahrung
haben. Christus der Herr hat uns nun
eine solche Nahrung im heiligsten Sakra-
mente hinterlassen. Dort schenkt er uns
seinen Leib und sein Blut als Speise für
unsere Seele. ‘„Mein Fleisch ist
wahrhaft eine Speise und mein
Blut ist wahrhaft ein Trank..
..
So wie ich durch den Vater lebe,
so wird, wer mich ißt, leben
durch mich.... Wenn ihr das
Fleisch des Menschensohnes
nicht essen und sein Blut nicht
trinken werdet, so werdet ihr
das Leben nicht in euch haben.
“’

(Joh. 6, 56, 58, 54.) Daraus folgt, daß die
heilige Kommunion kraft göttlicher An-
ordnung notwendig ist für das Leben un-
serer Seele. Ohne Kommunion gibt's für den
Erwachsenen, dem sie möglich ist, kein über-
natürliches Gnadenleben; ohne Gnaden-
leben keine ewige Seligkeit. Darum hat
die heilige Kirche bestimmt, daß alle Chri-
sten, die zum Gebrauche der Vernunft ge-
langt und im Glauben genügend unter-
richtet sind, wenigstens einmal im
Jahre
, und zwar zur österlichen Zeit, die
heilige Kommunion empfangen müssen. Wer
das nicht tut, begeht eine schwere Sünde.

Ist es nicht traurig, mein lieber
Christ, daß die heilige Kirche den Emp-
fang der heiligen Kommunion noch vor-
[107] schreiben muß! Sollten die zahlreichen
großen Gnaden, die uns in der heiligen
Kommunion zuteil werden, nicht alle
Gläubigen bewegen, mit Freuden zum
Tisch des Herrn zu gehen! Der würdige
Empfang dieses heiligen Sakramentes,
sagt der heilige Alfons, bringt unserer
Seele unermeßliche Schätze von Gnaden
und himmlischen Segen. Jesus Christus,
der Herr aller Reichtümer, der Urheber
und Spender aller Gnaden, kommt selbst
in unser Herz und vereinigt sich aufs
innigste mit uns. ‘„Wer mein Fleisch
ißt und mein Blut trinkt
“’
, sagt
er, ‘„der bleibt in mir und ich in
ihm
.“’
(Joh. 6, 57.) Außerdem vermehrt
die würdige heilige Kommunion in uns
die heiligmachende Gnade; sie schwächt un-
sere bösen Neigungen und gibt uns Lust
und Kraft zum Guten; sie reinigt uns
von läßlichen Sünden und bewahrt uns
vor Todsünden; sie ist endlich nach den
Worten Christi ein Unterpfand unserer
glorreichen Auferstehung und ewigen Se-
ligkeit. ‘„Wer mein Fleisch ißt und mein
Blut trinkt, der hat das ewige Leben und
ich werde ihn auferwecken am jüngsten
Tage.“’
(Joh. 6, 55.) Kommuniziere
darum würdig und oft.

Kommuniziere würdig. – Gehe nie
mit einer schweren Sünde zum Tische
des Herrn. Solltest du so unglücklich ge-
[108] wesen sein, eine schwere Sünde zu begehen,
so mußt du sie vorher aufrichtig und reu-
mütig beichten. Wehe dem, der wissent-
lich die heilige Kommunion mit einer Tod-
sünde im Herzen empfängt! Er entweiht
das heiligste Sakrament; er begeht einen
entsetzlichen Gottesraub, ein Verbrechen,
das an den fluchwürdigen Verrat des
Judas erinnert. ‘„Wer unwürdig
dieses Brot ißt oder den Kelch
des Herrn trinkt
“’
, schreibt der hei-
lige Paulus, ‘„der ist schuldig des
Leibes und Blutes des Herrn.
..,
der ißt und trinkt sich das Ge-
richt
“’
. d. h. er zieht sich das ewige Ver-
derben zu. (1. Kor. 11, 27–29.) Wage des-
halb nie, mit einer bewußten schweren
Sünde den Leib des Herrn zu empfangen.
Bemühe dich auch, dein Herz von den
läßlichen Sünden zu reinigen und
deine Seele mit Tugenden zu schmücken.
Erwecke darum vor der heiligen Kommu-
nion recht lebendige Akte des Glau-
bens
und der Hoffnung, der Liebe
und der Demut, der Reue und des
sehnlichsten Verlangens.

Vergiß auch nicht, daß du vor der heiligen Kom-
munion nüchtern sein mußt. Von Mitternacht
an (die nach der natürlichen oder der mitteleuro-
päischen Zeit oder nach der Sommerzeit, wenn diese
vorgeschrieben ist, berechnet werden darf) darfst du
nichts mehr essen oder trinken. Von diesem Gebote
der Nüchternheit sind die in Todesgefahr Schwe-
[109] benden ausgenommen. Auch die Kranken, die be-
reits einen Monat lang bettlägerig sind, und bei denen
keine sichere Aussicht auf baldige Genesung besteht,
können nach dem klugen Rate des Beichtvaters ein- oder
zweimal wöchentlich die heilige Kommunion empfangen,
auch wenn sie vorher ein Heilmittel (fest oder flüssig) oder
etwas Flüssiges (z. B. Milch mit Ei, Schokolade, Fleisch-
brühe usw.) zu sich genommen haben. (Reues Kirchl.
Gesetzbuch can. 858.) – Moralische Unmöglichkeit, die
Nüchternheit zu beobachten, ist also nicht erfordert; nur
soll man sich nach dem klugen Rat des Beichtvaters richten.

Kommuniziere oft. – Denke nicht: Es
genügt, wenn ich einmal im Jahre kommu-
niziere; die heilige Kirche verlangt ja
nicht mehr. – Allerdings schreibt die hei-
lige Kirche im 5. Kirchengebote nur eine
heilige Kommunion für die österliche Zeit
vor, aber damit verlangt sie nur das Aller-
notwendigste. Ihr sehnlichster Wunsch ist
es, daß ihre Kinder öfter im Jahre die
heilige Kommunion empfangen. So wünscht
es ja auch der Heiland selbst. Wenn er
uns die heilige Kommunion als Nahrung
darbietet, ist es dann nicht sein Wunsch,
daß wir sie oft, ja täglich, wie Speise und
Trank, empfangen sollen? Wenn der Herr
sich uns unter der Gestalt der gewöhnlich-
sten Speise darreicht, unter der Gestalt des
Brotes, das die tägliche Nahrung aller
Menschen ist, müssen wir daraus nicht
schließen, er verlange, daß mir uns ebenso
täglich nähren durch die heilige Kommu-
nion, wie wir uns täglich nähren durch
das Brot? Zudem befiehlt uns der Hei-
[110] land zu beten: ‘„Gib uns heute unser täg-
liches Brot.“’
Damit versteht er, wie die hei-
ligen Kirchenväter lehren, nicht bloß etwa
das Brot des Leibes, sondern auch das
täglich zu genießende Brot der Seele, die
heilige Kommunion. Darum wünscht auch
die heilige Kirche nichts mehr, als daß die
Gläubigen diesem Verlangen des Heilan-
des nachkommen und oft, ja täglich dem
Tisch des Herrn sich nahen. Am 20. De-
zember 1905 hat Papst Pius X. ein
Schreiben erlassen, in dem er alle Gläu-
bigen zur öfteren, ja täglichen Kommu-
nion dringend auffordert. In diesem
Schreiben hat der heilige Vater folgende
Grundsätze
für die öftere Kommunion auf-
gestellt:

1. Die öftere und tägliche Kommunion
soll allen Christgläubigen jeden Standes
und Alters gestattet sein, so daß niemand,
der im Stande der Gnade und in richtiger
frommer Absicht zum heiligen Tische gehen
will, davon abgehalten werden kann.

2. Wer hat nun eine rechte Absicht?
Wer nicht zum heiligen Tische hinzutritt,
weil es eben so Brauch ist, oder von Eitel-
keit und menschlichen Rücksichten geleitet,
sondern weil er dadurch Gott Wohlge-
fallen, sich ihm inniger durch die Liebe
verbinden und seinen Schwächen und Män-
geln durch das himmlische Heilmittel ab-
helfen will.

[111]

3. Für solche, die häufig und täglich
kommunizieren, wäre es allerdings recht
angebracht, wenn sie frei wären von läß-
lichen Sünden, wenigstens von den ganz
überlegten, und von der Anhänglichkeit an
diese läßlichen Sünden. Indessen genügt
es, wenn sie keine Todsünde auf sich haben
und den Vorsatz fassen, nie mehr in Zu-
kunft zu sündigen. Ist dieser ernstge-
meinte Vorsatz vorhanden, so kann es nicht
ausbleiben, daß die täglich Kommunizie-
renden sich allmählich auch von den läß-
lichen Sünden und der Anhänglichkeit
daran frei machen.

4. Allerdings bringen die Sakramente
des Neuen Bundes ihre Wirkung aus sich
selbst hervor. Diese Wirkung wird jedoch
in dem Maße erhöht, als die Empfänger
in besserer Seelenverfassung sind. Darum
soll man sich sorgfältig auf die heilige
Kommunion vorbereiten und eine ent-
sprechende Danksagung folgen lassen je
nach den Kräften, den Verhältnissen und
Obliegenheiten eines jeden.

5. Damit die häufige und tägliche Kom-
munion mit größerer Klugheit empfangen,
werde und reichlicheres Verdienst eintrage,
soll man den Rat des Beichtvaters ein-
holen. Die Beichtväter dürfen aber nie-
mand abhalten von der öfteren und täg-
lichen Kommunion, der sich im Stande der
[112] Gnade befindet und in rechter Absicht hin-
zutritt.

Denke nicht: ‘„Was werden die andern sagen,
wenn ich so häufig kommuniziere? Sie werden mich
verspotten.“’
Wie, hast du so wenig Charakter, daß
du deinen heiligsten Ueberzeugungen untreu wirst
aus Rücksicht auf die andern? Wie sagt der Heiland?
‘„Wer mich vor den Menschen verleugnet, den werde
auch ich vor meinem Vater verleugnen, der im Him-
mel ist.“’
(Luk. 12, 8.)

Sage nicht: ‘„Ich habe keine Zeit, so häufig zu
kommunizieren.“’
Wo ein Wille ist, da ist auch ein
Weg. Und solltest du Werktags wirklich keine Zeit
finden, dann kannst du doch gewiß Sonntags zum
Tische des Herrn gehen.

Du denkst vielleicht: ‘„Aber ich kann nicht andächtig
genug beten, um so oft kommunizieren zu können.“’

Gerade deshalb sollst du oft kommunizieren. Du
weißt, was der Heiland sagt: ‘„Nicht die Gesunden be-
dürfen des Arztes, sondern die Kranken.“’
(Luk. 5, 31.)

Aber du antwortest wieder: ‘„Ich bin nicht wür-
dig, so oft den Heiland zu empfangen.“’
Das weiß
auch dein Heiland, und trotzdem ruft er dich immer
wieder zu seinem Tische. Du sollst kommunizieren,
nicht weil du würdig bist, sondern weil du es not-
wendig hast. Wenn du im Stande der Gnade bist
und die gute Meinung hast, d. h. wenn du die hei-
lige Kommunion aus Liebe zu Gott und deiner un-
sterblichen Seele empfangen willst, dann darfst du tag-
täglich kommunizieren, und dann wirst du ganz ge-
wiß immer würdiger.

So gehe denn oft, recht oft zur heiligen
Kommunion! Laß alle Entschuldigungen!
Mit etwas gutem Willen findest du schon
Zeit dazu. Komm und genieße das Brot
des Lebens, die Speise der Starken, die
den ersten Christen den unerschrockenen
Heldenmut verliehen hat. Die heilige
[113] Kommunion wird auch dich stärken und
unüberwindlich machen in den Kämpfen
des Lebens, die dich so oft umtosen. Du
wirst von der Kommunionbank aufstehen
stark wie ein Löwe, und du wirst siegreich
streiten gegen die vielen Feinde, die dich
zu verderben suchen. ‘„Wenn Gott mit uns
ist, wer ist dann wider uns?“’
(Röm. 8, 31.)

Erste Kommunionandacht.


Vorbereitungsgebet.

O mein Gott und Heiland, Jesus Chri-
stus, der du gesagt hast: ‘„Kommet alle zu
mir, ich will euch erquicken“’
, siehe, ich
komme auf deine liebreiche Einladung zu
deinem heiligen Tische, um deiner Ver-
heißung teilhaft zu werden. Ich verlange
diese heilige Kommunion zu empfangen
zur größeren Ehre der allerheiligsten
Dreifaltigkeit, zum Gedächtnis deines
bitteren Leidens und Sterbens, zum
Danke für alle mir bis heute erwiesenen
Wohltaten, zur Sühne für meine Sünden,
zur Erhaltung und Vermehrung der hei-
ligmachenden Gnade, zur Stärkung wider
alle Versuchungen, zur Bewahrung vor
aller Sünde, zur Erlangung eines wah-
ren und beständigen Eifers im Guten und
zur Erwerbung der besondern Gnaden,
deren ich jetzt am meisten bedarf.... Ich
[114] opfere dir diese heilige Kommunion auch
auf für meine Verwandten und Wohl-
täter, für meine Freunde und Feinde, für
die Erhöhung der heiligen Kirche, für die
Einigkeit der Fürsten und Völker, für die
Erleuchtung der Irrgläubigen, die Bekeh-
rung der Sünder und für die armen See-
len im Fegfeuer. O Jesus, nimm diese
meine Meinung gnädig auf und gib mir
die Gnade, das allerheiligste Sakrament
so zu empfangen, daß ich von deiner Liebe
und Barmherzigkeit die Gewährung mei-
ner Bitten erlange. Amen.

Glaube und Anbetung.

O Jesus, mein Gott und Heiland, ich
glaube alles, was du uns von diesem hei-
ligen Sakramente geoffenbart hast und
durch deine heilige Kirche zu glauben vor-
stellst; denn du bist die unendliche Weis-
heit, die nicht irren, und die ewige Wahr-
heit, die nicht in Irrtum führen kann.
Auch deine heilige Kirche kann nicht feh-
len, denn sie ist die Säule und Grundfeste
der Wahrheit, und du bist und bleibst bei
ihr bis ans Ende der Welt. Daher glaube
ich von ganzem Herzen, was deine heilige
Kirche lehrt, besonders, daß du in diesem
allerheiligsten Sakramente unter der Ge-
stalt des Brotes zur Nahrung meiner
Seele wahrhaft, wirklich und wesentlich
gegenwärtig bist, mit Leib und Seele, mit
[115] Fleisch und Blut, mit Gottheit und Mensch-
heit. Du hast es ja gesagt, als du bei der
Verheißung dieses heiligen Sakramentes
die Worte sprachest: ‘„Mein Leib ist wahr-
haft eine Speise, und mein Blut ist wahr-
haft ein Trank“’
, und bei der Einsetzung
desselben: ‘„Dieses ist mein Leib! Dieses
ist mein Blut!“’
Ich glaube dieses fest
und unerschütterlich. Darum bete ich dich
in diesem heiligen Sakramente in tiefster
Ehrfurcht an als meinen Gott und mein
höchstes Gut. Ich bete dich an wie die
Hirten im Stalle zu Bethlehem, wie die
heiligen drei Könige und deine heilige
Mutter dich angebetet haben. Mit dem
heiligen Thomas bekenne und rufe ich
aus: ‘„Mein Herr und mein Gott!“’ und
mit den heiligen Engeln, die die Ehren-
wache bei deinem heiligen Sakramente
halten, möchte ich anbetend mein Antlitz
verhüllen und ohne Unterlaß rufen:
‘„Heilig, heilig, heilig! Gelobt sei ohne
Ende das heiligste Sakrament des Altars!“’

Demut und Vertrauen.

O lieber Jesus, wie darf ich armer
sündiger Mensch es wagen, dich in mein
Herz aufzunehmen! Wer bist du, und wer
bin ich? Du bist der eingeborene Sohn
Gottes, der unendlich große Gott, der
Herr des Himmels und der Erde: ich ein
schwacher Mensch, ein undankbarer Sün-
[116] der, der dich oft und schwer beleidigt hat.
O Jesus, ich bin nicht würdig, daß du in
mein sündhaftes, undankbares herz ein-
kehrst. Aber, o Herr, wenn ich dich nicht
empfange, was soll dann aus mir werden?
Wo werde ich Hilfe finden in meiner
drückenden Not, wo Kraft in meiner
großen Schwachheit? Ohne dich gehe ich
ewig verloren. Gestatte darum, daß ich
mich deinem heiligen Tische nahe. Du
wünschest ja auch, daß ich dich empfange,
du lädst mich sogar dringend zu deinem
Gastmahle ein. Darum komme ich zu dir,
o Jesus, mit tiefster Demut und größter
Ehrerbietung, ganz beschämt wegen meiner
vielen Sünden, zugleich aber auch mit
kindlichem Vertrauen auf deine Güte und
Barmherzigkeit. Ich komme wie ein
Kranker zum Arzte des Lebens, wie ein
Unreiner zur Quelle der Barmherzigkeit,
wie ein Blinder zum Lichte der ewigen
Klarheit, wie ein Armer und Dürftiger
zum Herrn des Himmels und der Erde.
O Jesus, heile gnädig meine Krankheiten,
reinige mich von allen Makeln der Sünde,
erleuchte meine Blindheit, bereichere
meine Armut. Siehe, ich bereue nochmals
alle Sünden meines Lebens von ganzem
Herzen, weil ich dadurch dich, meinen gü-
tigen Gott, das höchste und liebenswür-
dige Gut, erzürnt und beleidigt habe.
Aus Liebe zu dir verzeihe ich auch allen,
[117] die mich oder die Meinen jemals betrübt
und beleidigt haben, und nehme mir fest
vor, von heute an nicht mehr zu sündigen.

Liebe und Verlangen.

O Jesus, so komm denn zu mir. Ich
liebe dich von ganzem Herzen, mehr als
mich selbst, mehr als mein Leben. Könnte
ich dich noch tausendmal mehr lieben, um
die grenzenlose Liebe zu erwidern, die
du zu mir getragen hast. Es war dir
nicht genug, für mich am Kreuze zu ster-
ben: voll unbegreiflicher Liebe hast du
auch dieses heilige Sakrament eingesetzt,
um dich mir ganz zu schenken, und um dein
liebreiches Herz mit meinem undankbaren
Herzen zu vereinigen. O liebevoller Jesus,
entflamme mein Herz mit Liebe zu dir!
Ich verlange dich zu lieben, wie die Hei-
ligen im Himmel, die Seraphim an dei-
nem Throne und die allerseligste Jung-
frau dich lieben. Ich will dich lieben jetzt
und allzeit und in Ewigkeit. Komm nun
in mein Herz, o Jesus, ich verlange nach
dir, denn du bist die Quelle alles Trostes,
meine Hilfe, mein Leben, meine Seligkeit.
Komm, du göttliches Licht, und erleuchte
meinen Verstand! Komm, du brennendes
Feuer, und entzünde mein Herz mit Liebe
zu dir! Komm, allmächtiger Heiland,
und heile meine Seele! Komm, du leben-
diges Brot, und nähre mich zum ewigen
[118] Leben! Komm, du starker Gott, und
mache mich stark im Kampfe wider die
Versuchungen.

O Maria, liebe himmlische Mutter,
heiliger Joseph, mein heiliger Schutzengel,
mein heiliger Namenspatron und alle
Engel und Heiligen, bittet für mich. Geht
mit mir meinem Gott entgegen und er-
fleht mir die Gnade, ihn würdig zu emp-
fangen.

Ist die Zeit zur heiligen Kommunion gekommen,
dann gehe andächtig, mit gefallenen Händen und
niedergeschlagenen Blicken zum Tische des Herrn.
Wenn der Priester sich zum Volke wendet und ihm
die heilige Hostie zeigt mit den Worten: Ecce
Agnus dei ꝛc.
, dann schlage dreimal an deine
Brust und sprich: O Herr, ich bin nicht wür-
dig, daß du eingehest unter mein
Dach, sondern sprich nur ein Wort
,
so wird meine Seele gesund.

Nach der heiligen Kommunion gehe andächtig auf
deinen Platz zurück und verweile wenigstens
eine Viertelstunde
lang in andächtigem Ge-
bete. Die Zeit nach der heiligen Kommunion, sagt
der heilige Alfons, ist überaus kostbar und geeignet,
uns große Gnadenschätze zu erwerben. Der Herr
weilt dann, wie die heilige Theresia schreibt, in der
Seele wie auf einem Throne und spricht zu ihr, wie
einst zu dem Blindgeborenen: ‘„Was willst du, daß
ich dir tun soll?“’
(Mark. 10, 51.) Unterhalte dich
dann ganz vertraulich mit deinem Heiland und sage
ihm alles, so wie dein Herz es dir eingibt. Bete ihn
an, danke ihm für seine Liebe, opfere dich ihm auf,
bitte ihn um viele Gnaden für dich und die Deinen;
bitte besonders um die Gnade der Beharrlichkeit und
einer großen Liebe zu Gott. Kühlst du dich nach der
heiligen Kommunion trocken und zerstreut, so bediene
dich der folgenden Gebete.

Nach der heiligen Kommunion.
Lob und Dank.
[119]

Sei tausendmal gegrüßt, liebenswür-
diger Jesus, mein Heiland und mein Er-
löser! Sei mir willkommen in der armen
Wohnung meines Herzens! Mit tiefster
Ehrfurcht und Demut bete ich dich an.
Woher kommt mir die Gnade, daß du,
mein Herr und mein Gott, mit all deinen
Gnadenschätzen bei mir eingekehrt bist
und meine Seele mit deinem allerheilig-
sten Leibe gespeist hast? Wie kann ich dir
dafür genugsam danken? O, ich allein
bin nicht imstande, dir nach Gebühr Dank
zu sagen. Darum bitte ich alle Geschöpfe,
alle Engel und Heiligen, daß sie mir hel-
fen, dich loben und preisen und dir von
Herzen danken. So lobt denn alle Ge-
schöpfe den Herrn, preist und verherrlicht
ihn mit mir in Ewigkeit! Ihr Engel und
Erzengel, ihr Kräfte und Herrschaften, ihr
Fürstentümer und Mächte, ihr Thronen,
ihr Cherubim und Seraphim, entflammt
von Liebe gegen euren Schöpfer, preist
und verherrlicht ihn mit mir in Ewigkeit!
Ihr Apostel und Evangelisten, erlauchte
Begründer und Grundsäulen der heiligen
Kirche, lobt den Herrn, preist und verherr-
licht ihn mit mir in Ewigkeit! O glor-
reiches Heer der Märtyrer und Bekenner,
ihr frommen und keuschen Jungfrauen
[120] und alle Bewohner des heiligen Sion, lobt
und verherrlicht den Herrn mit mir von
Ewigkeit zu Ewigkeit!

Liebe und Aufopferung.

O Jesus, der du nun in meinem Herzen
ruhst, entflamme dasselbe mit inniger
Liebe zu dir. Könnte ich dich doch lieben
von ganzer Seele und so sehr, wie du es
verdienst! Könnte ich dich lieben mit so
inbrünstiger Liebe, wie dich im Himmel
deine gebenedeite Mutter Maria und alle
Engel und Heiligen lieben! O Jesus, ich
liebe dich über alles und will nie mehr
aufhören, dich zu lieben. Alles, was ich
bin und was ich habe, bringe ich dir heute
zum Opfer. Du hast dich im Sakramente
der Liebe ganz mir hingegeben, darum
übergebe auch ich mein ganzes Wesen ganz
und ohne Vorbehalt in deine Hände. Meine
Sinne sollen mir von nun an nur dazu
dienen, dir wohlzugefallen; mein Gedächt-
nis soll an nichts anderes mehr denken,
als an deine Wohltaten und an deine
Liebe; mein Wille soll nichts anderes mehr
suchen und lieben, als dich und dein hei-
liges Wohlgefallen. Dir seien geweiht alle
meine Gedanken, Worte und Werke, meine
Wünsche und Neigungen, meine Freiheit
und alles, was ich bin, habe und kann;
Leib und Seele, alles lege ich in deine
Hände. Mache mit mir, was dir beliebt;
[121] schicke über mich, was dir gefällt; alles
will ich annehmen und in allem deinen
heiligen Willen zu erfüllen trachten. O
nimm dieses Opfer meiner selbst wohl-
gefällig an und bringe es in Vereinigung
mit deinem Kreuzesopfer der allerheilig-
sten Dreifaltigkeit dar. Laß nicht zu, daß
die Sünde nochmals Oberhand über mich
gewinne, nachdem du mich mit deinem
Fleische und Blute gespeist und von mei-
nem Herzen Besitz genommen hast. Mit
dir will ich leben und sterben.

Bitte.

O gütiger Jesus, du weißt es, aus eige-
ner Kraft bin ich nicht imstande, dir treu
zu bleiben und meine Vorsätze auszu-
führen; ich bedarf dazu deiner mächtigen
Hilfe. Schenke mir darum heute alle zum
Heile notwendigen Gnaden. Du bist ja
gerade deshalb in mein Herz gekommen,
um mir Wohltaten zu spenden und wün-
schest, daß ich dich vertrauensvoll darum
bitte. O so gewähre mir heute Verzeihung
aller meiner Sünden, die ich von Grund
meines Herzens bereue und nie mehr be-
gehen will. Schenke mir die Nachlassung
aller zeitlichen Strafen, die ich durch meine
vielen Sünden verdient habe. Erleuchte
mich, daß ich die Nichtigkeit alles Irdischen
recht erkenne und in Zukunft nur dich, mei-
nen Gott, von ganzem Herzen liebe und
[122] nur an dir und deinem heiligen Willen
Wohlgefallen finde. Vermehre meinen
Glauben, stärke meine Hoffnung, ent-
flamme meine Liebe. Ja, gib mir eine
starke, standhafte Liebe zu dir, die sich durch
treue Beobachtung aller Gebote und durch
gewissenhafte Erfüllung meiner Standes-
pflichten kundgibt. Laß mich von heute
an nicht mehr in eine Sünde fallen. Hilf
mir alles meiden, was irgendeine Gefahr
zur Sünde in sich schließt. Beschütze mich
in jeder Versuchung und Nachstellung des
bösen Feindes, behüte mich inmitten der
Lockungen und Verführungen der bösen
Welt, stärke mich in den Kämpfen mit der
eigenen bösen Begierlichkeit. Gib mir
Geduld in Kreuz und Leid, Ergebung in
jeder Widerwärtigkeit. Dein heiliger, an-
betungswürdiger Wille sei fortan die
Richtschnur meines ganzen Lebens. Flöße
mir sodann ein großes Vertrauen ein auf
deine unendlichen Verdienste, o liebreichster
Erlöser, sowie auf die mächtige Fürbitte
und den mütterlichen Schutz der allerselig-
sten Jungfrau Maria. Endlich bitte ich
dich um die Gnade der Beharrlichkeit und
um einen seligen Tod. O Jesus, schenke
mir alle diese Gnaden, ich bitte dich in-
ständig darum. Gewähre sie mir um dei-
nes bitteren Leidens und Sterbens willen,
das du für das Heil meiner Seele erduldet
hast.

[123]

O Maria, meine gute Mutter und
mächtige Fürsprecherin, flehe auch du zu
deinem göttlichen Sohne, daß er meine
Bitten erhöre. Danke ihm mit mir für
diese heilige Kommunion und hilf mir,
daß ich ihm von nun an immer treu bleibe
und nie mehr durch eine Sünde von ihm
getrennt werde, heiliger Joseph. Schutz-
patron der Kirche, mein heiliger Schutz-
engel und mein heiliger Namenspatron,
all ihr lieben Engel und Heiligen, helfet
mir beten. Behütet und beschützet mich
und erlanget mir die Gnade, in Zukunft
nicht mehr zu sündigen, heilig zu leben und
selig zu sterben, damit ich einst eurer Ge-
meinschaft beigezählt zu werden verdiene.
Amen.

Seele Christi, heilige mich.

Seele Christi, heilige mich. – Leib
Christi, mache selig mich. – Blut Christi,
tränke mich. – Wasser der Seite Christi,
wasche mich. – Leiden Christi, stärke mich.
– O gütiger Jesus, erhöre mich. – In
deine Wunden verbirg du mich. – Vor
dem bösen Feind beschirme mich. – In
meiner Todesstunde rufe mich. – Zu dir
zu kommen heiße mich, – Mit deinen
Heiligen zu loben dich – In deinem
Reiche ewiglich. Amen.

1. 300 Tage Ablaß jedesmal. – 2. 7 Jahre, ein-
mal täglich, nach dem Empfange der heiligen Kom-
[124] munion. – 3. Vollkommener Ablaß, unter den ge-
wöhnlichen Bedingungen, einmal im Monate an
einem beliebigen Tage für alle, die es einen Monat
hindurch einmal täglich gebetet haben. (9. Jan. 1854.)

Ablaßgebet.

(Vor dem Bilde des Gekreuzigten.)

[figure]

Siehe, o gütiger und
süßester Jesus, vor dei-
nem Angesichte werfe ich
mich auf die Knie nie-
der und bitte und be-
schwöre dich mit der
heißesten Inbrunst mei-
ner Seele: durchdringe
mein Herz mit den leb-
haftesten Gefühlen des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe,
und verleihe mir eine wahre Reue über
meine Sünden mit dem unerschütterlichen
Willen, mich zu bessern, indem ich mit
inniger Rührung und tiefem Schmerze
deine fünf Wunden betrachte und dabei
beherzige, was von dir, o guter Jesus, der
Prophet David geweissagt hat: ‘„Sie
haben meine Hände und meine Füße
durchbohrt, alle meine Gebeine haben sie
gezählt.“’
(Ps. 21, 17, 18.)

Allen Gläubigen, die nach reumütiger Beichte und
heiliger Kommunion obiges Gebet vor einem Bilde
des Gekreuzigten verrichten und außerdem auf die
Meinung des heiligen Vaters beten, ist ein vollkom-
mener Ablaß bewilligt, der auch den Verstorbenen
zugewendet werden kann. (31. Juli 1858.)

Ablaßgebet um Verbreitung der täglichen
heiligen Kommunion.
[125]

Süßester Jesus, du bist in diese Welt
gekommen, um allen Seelen das Leben
deiner Gnade zu verleihen. Ja, um dieses
Leben zu erhalten und zu kräftigen, bie-
test du dich selbst im allerheiligsten Sakra-
mente des Altars als tägliche Arznei zur
Heilung ihrer Gebrechen und als tägliche
Speise zur Stärkung ihrer Schwachheit
dar. So bitten wir dich denn demütig,
gieße in deiner Güte deinen Geist über
alle aus, damit die Seelen, die durch
schwere Sünden sich von dir getrennt
haben, sich wieder zu dir bekehren und
das verlorene Gnadenleben wieder er-
langen. Denen aber, die dir durch deine
Güte und Barmherzigkeit bereits ange-
hören, verleihe die Gnade, daß sie, soweit
es ihnen möglich ist, Tag für Tag mit
Andacht an deinem himmlischen Gastmahle
teilnehmen. In der täglichen heiligen
Kommunion laß sie jeden Tag das Gegen-
mittel gegen die täglich begangenen läß-
lichen Sünden und jeden Tag die Stär-
kung des Gnadenlebens empfangen, damit
sie so immer mehr geläutert werden und
endlich das ewige Leben erlangen. Amen.

1. Täglich 300 Tage Ablaß. – 2. Einen vollkom-
menen Ablaß gewinnt, wer dieses Gebet einen Mo-
nat hindurch täglich betet, die heiligen Sakramente
empfängt und auf die Meinung des heiligen Vaters
betet. (30. Mai 1905.)

Zweite Kommunionandacht.

[126]

(Für Kranke und für solche, die bei der heiligen
Kommunion nicht längere Zeit auf die Vorbereitung
und Danksagung verwenden können.)

Vor der heiligen Kommunion.

O mein Jesus, ich glaube fest alles,
was du geoffenbart hast; besonders glaube
ich, daß du wahrhaft und wirklich gegen-
wärtig bist in dem heiligsten Sakramente
des Altars, weil du, die ewige und un-
fehlbare Wahrheit, solches gesagt hast.

O mein Jesus, ich hoffe auf dich; ich
hoffe von dir kraft dieses heiligsten Sakra-
mentes die ewige Seligkeit zu erlangen,
sowie auch alles, was mir dazu notwendig
und nützlich ist, weil du, allmächtiger,
barmherziger und getreuer Gott, solches
versprochen hast.

O mein Jesus, ich liebe dich von
ganzem Herzen über alles, weil du das
allerhöchste und liebenswürdigste Gut bist.

O mein Jesus, alle meine Sünden be-
reue
ich von ganzem Herzen, weil ich
dadurch dich, meinen gütigen Gott, den ich
jetzt über alles liebe, erzürnt und beleidigt
habe.

O mein Jesus, ich bete dich in diesem
heiligsten Sakramente an als meinen
Herrn und Gott, als meinen Erlöser und
Seligmacher. O mein Jesus, ich bin
[127]nicht würdig, daß du eingehest unter
mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so
wird meine arme Seele gesund.

O mein Jesus, mein Heiland und Er-
löser, mein Gott und alles, ich ver-
lange
nach dir, komme, suche mich heim
und stärke und erhalte mich in deiner
Gnade.

Nach der heiligen Kommunion.

Jesus, dir lebe ich. – Jesus, dir sterbe
ich. – Jesus, dein bin ich tot und lebendig.

O mein Jesus, ich glaube an dich,
die ewige Wahrheit.

O mein Jesus, ich hoffe auf dich,
die unendliche Barmherzigkeit.

O mein Jesus, ich liebe dich von
ganzem Herzen als das höchste, schönste
und liebenswürdigste Gut.

O mein Jesus, woher kommt mir die-
ses, daß du, mein Gott, dich gewürdigt
hast, zu mir armen Sünder zu kommen?

O mein Jesus, ich sage dir unendlichen
Dank für die große Gnade, daß du in
mein sündhaftes Herz eingekehrt bist.

O mein Jesus, ich opfere dir auf
meinen Leib und meine Seele und alles,
was ich habe. Dir will ich von nun an
treu und gewissenhaft dienen.

O mein Jesus, bleibe bei mir
mit deiner Gnade und stärke mich durch
[128] die Kraft deines heiligsten Sakramentes
jetzt und in der Stunde meines Todes!
Amen.

Andachten zum göttlichen Heiland.


Belehrung.


(Aus den Schriften des heiligen Alfons.)

Wenn wir die Liebe aller Menschen, aller
Engel und Heiligen in ein Herz zusammen-
fassen könnten, so würde die Liebe dieses Her-
zens nicht zu vergleichen sein mit dem geringsten
Teile der Liebe, die Jesus Christus zu jedem
aus uns hegt. Als Gott hat er uns geliebt von
Ewigkeit. Aus reiner Liebe hat er uns aus
dem Nichts hervorgerufen; unter unzähligen
Geschöpfen, die er hätte ins Dasein rufen kön-
nen, hat er uns auserwählt und uns das Da-
sein gegeben.

Und als dann die Sünde uns der göttlichen
Gnade beraubt, uns vom Himmel ausgeschlossen
und zu Sklaven der Hölle gemacht hatte, da
bewies er uns von neuem seine grenzenlose
Liebe. Er wollte nicht, daß wir verloren gin-
gen; darum stieg er vom Himmel auf die Erde,
wurde ein schwacher Mensch, wählte sich ein
mühseliges, verachtetes Leben und starb am
blutigen Kreuzesstamme in namenlosen Schmer-
zen. Wodurch hätte uns der Heiland seine
Liebe deutlicher bekunden können? ‘„Eine
größere Liebe als diese hat nie-
mand, daß er nämlich sein Leben
für seine Freunde dahingibt.“
(Joh.
15, 13.)

[129]

Doch der Heiland wollte noch mehr für uns
tun. Er wollte uns nach Vollendung seines
Erlösungswerkes nicht allein in diesem Tränen-
tale zurücklassen. Darum setzte er am Vorabende
seines Leidens das heilige Sakrament des Al-
tars ein, in dem er beständig bei uns wohnt.
Und nicht nur das. Er will sich in diesem Sa-
kramente sogar aufs innigste mit uns vereini-
gen. In der heiligen Kommunion kommt er
mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und
Seele, mit Fleisch und Blut in unser Herz, um
uns ganz in sich umzuwandeln.

Kannst du diese Liebe deines Heilandes
erwägen, ohne von glühender Gegenliebe ent-
flammt zu werden! Du müßtest sonst ein Herz
von Stein haben. ‘„Wenn jemand nicht
lieb hat unsern Herrn Jesum Chri-
stum
“’
, sagt der Apostel, ‘„der sei ausge-
schlossen
.“’
(1. Kor. 16, 22.)

Habe darum eine große Liebe zu Jesus
Christus. Besuche ihn oft im allerheiligsten
Sakramente. Danke ihm für alles und sage
ihm, daß du ihn liebst von ganzem Herzen. Sei
überzeugt, die Zeit, die du vor dem allerhei-
ligsten Sakramente zubringst, gereicht dir zum
größten Segen fürs Leben und zum innigsten
Trost fürs Sterben.

Litanei vom heiligen Namen Jesu.


Kyrie eleison!Herr, erbarme dich unser!
Christe eleison!Christus, erbarme dich un-
   ser!
Kyrie eleison!Herr, erbarme dich unser!
Jesu, audi nos!Jesus, höre uns!
Jesu, exaudi nos!Jesus, erhöre uns!
Pater de coelis, Deus, –
   Miserere nobis!
Gott Vater vom Himmel,
   – Erbarme dich unser!
[130]Fili, Redemptor mundi,
   Deus, – Miserere nobis!
Gott Sohn, Erlöser der
   Welt. – Erbarme Dich
   unser!
Spiritus Sancte Deus,Gott Heiliger Geist,
Sancta Trinitas, unus
   Deus,
Heilige Dreifaltigkeit, ein
   einiger Gott.
Jesu, Fili Dei vivi,Jesus, du Sohn des leben-
   digen Gottes.
Jesu, splendor Patris,Jesus, du Abglanz des
   Vaters,
Jesu, candor lucis aeter-
   nae,
Jesus, du Strahl des ewi-
   gen Lichtes,
Jesu, Rex gloriae,Jesus, du König der Herr-
   lichkeit.
Jesu, sol justitiae,Jesus, du Sonne der Ge-
   rechtigkeit,
Jesu, Fili Mariae Virginia,Jesus, du Sohn der Jung-
   frau Maria,
Jesu amabilis,Du liebenswürdigster Je-
   sus.
Jesu admirabilis,Du wunderbarer Jesus,
Jesu, Deus fortis,Jesus, du starker Gott,
Jesu, Pater futuri saeculi,Jesus, du Vater der Zukunft,
Jesu, magni consilii An-
   gele,
Jesus, du Bote des großen
   Ratschlusses,
Jesu potentissime,Du mächtigster Jesus,
Jesu patientissime,Du geduldigster Jesus,
Jesu obedientissime,Du gehorsamster Jesus,
Jesu, mitis et humilis
   corde,
Jesus, sanftmütig und de-
   mütig von Herzen,
Jesu, amator castitatis,Jesus, du Liebhaber der
   Keuschheit,
Jesu, amator noster,Jesus, du Liebhaber der
   Menschen,
Jesu, Deus pacis,Jesus, du Gott des Frie-
   dens,
Jesu, auctor vitae,Jesus, du Urheber des Le-
   bens,
Jesu, exemplar virtutum,Jesus, du Vorbild der
   Tugenden,
Jesu, zelator animarum,Jesus, du Eiferer für das
   Heil der Seelen,
[131]Jesu, Deus noster, – Mi-
   serere nobis!
Jesus, unser Gott, – Er-
   barme dich unser!
Jesu, refugium nostrum,Jesus, unsere Zuflucht,
Jesu, pater pauperum,Jesus, du Vater der Ar-
   men,
Jesu, thesaurus fidelium,Jesus, du Schatz der Gläu-
   bigen,
Jesu, bone pastor,Jesus, du guter Hirt,
Jesu, lux vera,Jesus, du wahres Licht,
Jesu, sapientia aeterna,Jesus, du ewige Weisheit,
Jesu, bonitas infinita,Jesus, du unendliche Gütig-
   keit,
Jesu, via et vita nostra,Jesus, unser Weg und un-
   ser Leben,
Jesu, gaudium Angelorum,Jesus, du Freude der Engel,
Jesu, rex Patriarcharum,Jesus, du König der Pa-
   triarchen,
Jesu, magister Apostolo-
   rum,
Jesus, du Meister der
   Apostel,
Jesu, doctor Evangelista-
   rum,
Jesus, du Lehrer der
   Evangelisten.
Jesu, fortitudo Martyrum,Jesus, du Stärke der Mär-
   tyrer,
Jesu, lumen Confessorum,Jesus, du Licht der Be-
   kenner,
Jesu, puritas Virginum,Jesus, du Reinheit der
   Jungfrauen,
Jesu, corona Sanctorum
   omnium,
Jesus, du Krone aller Hei-
   ligen,
Propitius esto! – Parce
   nobis. Jesu!
Sei uns gnädig! – Ver-
   schone uns, o Jesus!
Propitius esto! – Exaudi
   nos, Jesu!
Sei uns gnädig! – Erhöre
   uns, o, Jesus!
Ab omni malo, – Libera
   nos, Jesu!
Von allem Uebel! – Er-
   löse uns, o Jesus!
Ab omni peccato,Von aller Sünde,
Ab ira tua,Von deinem Zorne,
Ab insidiis diaboli,Von den Nachstellungen des
   Teufels,
A spiritu fornicationis,Vom Geiste der Unkeusch-
   heit,
A morte perpetua,Vom ewigen Tode,
[132]A neglectu inspirationum
   tuarum, – Libera nos,
   Jesu!
Von Vernachlässigung dei-
   ner Einsprechungen, –
   Ersöse uns, o Jesus!
Per mysterium sanctae
   incarnationis tuae,
Durch das Geheimnis dei-
   ner heiligen Mensch-
   werdung.
Per nativitatem tuam,Durch deine Geburt,
Per infantiam tuam,Durch deine Kindheit,
Per divinissimam vitam
   tuam,
Durch dein göttliches Leben,
Per labores tuos,Durch deine Mühseligkeiten,
Per agoniam et passionem
   tuam,
Durch deine Todesangst
   und dein Leiden,
Per crucem et derelicti-
   onem tuam,
Durch dein Kreuz und
   deine Verlassenheit,
Per languores tuos,Durch deine Todesschwäche,
Per mortem et sepulturam
   tuam,
Durch deinen Tod und dein
   Begräbnis,
Per resurrectionem tuam,Durch deine Auferstehung,
Per ascensionem tuam,Durch deine Himmelfahrt,
Per sanctissimae Eucha-
   ristiae institutionem
   tuam,
Durch deine Einsetzung des
   allerheiligsten Altarssa-
   kramentes.
Per gaudia tua,Durch deine Freuden,
Per gloriam tuam,Durch deine Herrlichkeit,
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Parce
   nobis, Jesu!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Ver-
   schone uns, o Jesus!
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Exaudi
   nos, Jesu!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Erhöre
   uns, o Jesus!
Agnus Dei... – Mise-
   rere nobis, Jesu!
O du Lamm Gottes... – Er-
   barme dich unser, o Jesus!
Jesu, audi nos!O Jesus, höre uns!
Jesu, exaudi nos!O Jesus, erhöre uns!
   Oremus. Domine Jesu
Christe, qui dixisti: petite
et accipietis, quaerite et
invenietis, pulsate et ape-
rietur vobis: quaesumus,
[133] da nobis petentibus divi-
nissimi tui amoris affec-
tum, ut te toto corde, ore
et opere diligamus et a
tua nunquam laude ces-
semus.
   Lasset uns beten!
Herr Jesus Christus, der
du gesagt hast: Bittet,
und ihr werdet empfangen,
suchet, und ihr werdet
finden, klopfet an, und es
wird euch aufgetan werden:
verleih uns, wir bitten dich,
auf unser Flehen die In-
brunst deiner göttlichen
Liebe, damit wir dich von
ganzem Herzen mit Wort
und Tat lieben und nimmer
in deinem Lobe ermüden.
   Sancti nominis tui, Do-
mine, timorem pariter et
amorem fac nos habere
perpetuum, quia nunquam
tua gubernatione desti-
tuis, quos in soliditate
tuae dilectionis instituis:
qui vivis et regnas in
saecula...
   Laß uns, o Herr, allzeit
ebenso sehr deinen heiligen
Namen fürchten als lieben,
da du niemals deine Lei-
tung denen entziehst, die
du in deiner treuen Liebe
fest gegründet hast: der du
lebst und regierst von Ewig-
keit zu Ewigkeit. Amen.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (16. Jan. 1886.)

Gebet für die Besuchung des allerheiligsten
Sakramentes.


(Vom heiligen Alfons.)

Mein Herr Jesus Christus, du bist aus
Liebe zu uns Menschen Tag und Nacht in
diesem Sakramente gegenwärtig. Voll
Erbarmen und Liebe erwartest, rufst und
empfängst du alle, die dich besuchen. Ich
glaube, daß du im Sakramente des Altars
zugegen bist und bete dich an aus dem
Abgrunde meines Nichts. Ich danke dir
für so viele mir erwiesenen Gnaden, be-
sonders dafür, daß du dich selbst mir in
diesem Sakramente geschenkt, daß du mir
deine heilige Mutter zur Fürsprecherin
[134] gegeben und mich gerufen hast, dich in
dieser Kirche zu besuchen.

So grüße ich denn heute dein liebe-
volles Herz, und zwar erstens, um dir für
diese große Gabe Dank zu sagen; zweitens,
um alle Beleidigungen, die du von deinen
Feinden in diesem Sakramente erlitten
hast, wieder gut zu machen; drittens, um
dich durch diese Besuchung an all den
Orten der Erde anzubeten, wo du im
allerheiligsten Sakramente weniger ver-
ehrt, ja ganz verlassen bist. O mein Jesus,
ich liebe dich von ganzem Herzen. Ich be-
reue es, daß ich deine unendliche Güte
früher so oft beleidigt habe. Mit dem
Beistande deiner Gnade nehme ich mir
vor, dich nicht mehr zu beleidigen. Ich
weihe mich dir jetzt ganz, so elend ich auch
bin. Ich entsage meinem Willen, meinen
Neigungen, meinen Wünschen, allem,
was mein ist, und übergebe es dir. Mache
von heute an mit mir und mit allem, was
mir gehört, was immer dir gefällt. Ich
suche und verlange nur dich und deine
heilige Liebe, die endliche Beharrlichkeit
und die vollkommene Erfüllung deines
Willens.

Ich empfehle dir die Seelen im Feg-
feuer, besonders jene, die eine größere
Andacht zum allerheiligsten Sakramente
und zur allerseligsten Jungfrau Maria
hatten. Ich empfehle dir auch alle armen
[135] Sünder. Ich vereinige endlich, mein ge-
liebtester Heiland, alle meine Anmutun-
gen mit den Anmutungen deines liebe-
vollsten Herzens. In dieser Vereinigung
opfere ich sie deinem ewigen Vater auf
und bitte ihn in deinem Namen, daß er
sie aus Liebe zu dir annehmen und er-
hören wolle. Amen.

Bei der Besuchung des allerheiligsten Sakramentes
jedesmal 300 Tage Ablaß. (7. September 1854.)

Geistliche Kommunion.


Mein Jesus, ich glaube, daß du im
allerheiligsten Sakramente zugegen bist.
Ich liebe dich über alles, und meine Seele
sehnt sich nach dir. Da ich dich aber jetzt
nicht im heiligsten Sakramente empfangen
kann, so komme wenigstens geistlicherweise
in mein Herz. Ich umfange dich, als wä-
rest du schon bei mir, und vereinige mich
ganz mit dir: o lasse nicht zu, daß ich
mich je wieder von dir trenne. O Jesus,
mein höchstes Gut und meine süßeste
Liebe, verwunde und entflamme doch mein
Herz, daß es immerdar ganz für dich
brenne.

60 Tage Ablaß einmal täglich. (30. Juni 1893.)

Andacht zum heiligsten Herzen Jesu.

[136]

Bist du auch schon ein eifriger Verehrer des
heiligsten Herzens Jesu? Wenn nicht, dann
werde es noch heute. Der Heiland hat allen,
die sein heiligstes Herz verehren, die größten
Gnaden verheißen. ‘„Ich werde ihnen“’, sagte
er zur seligen Margareta Maria
Alacoque
, ‘„alle zu ihrem Stande notwen-
digen Gnaden geben; ich werde ihren Familien
den Frieden schenken; ich werde sie in allen
ihren Leiden trösten; ich werde ihnen eine
sichere Zufluchtsstätte sein im Leben und im
Tode; ich werde alle ihre Unternehmungen seg-
nen; die Sünder werden in meinem Herzen die
Quelle und das unendliche Meer der Barmher-
zigkeit finden; die lauen Seelen werden eifrig
werden; die eifrigen Seelen werden große Fort-
schritte in der Vollkommenheit machen; ich werde
die Wohnungen segnen, in denen das Bild
meines Herzens aufgestellt und verehrt wird,
und alle, die diese Andacht verbreiten, werden
in meinem Herzen für immer eingeschrieben
sein.“’
Welch herrliche Verheißungen! Suche
doch all dieser Gnaden teilhaft zu werden durch
eine große Verehrung des heiligsten Herzens
Jesu. Weihe dich ihm mit Leib und Seele.
Empfange zu seiner Ehre am ersten
Freitag
oder am ersten Sonntag im Monat
die heilige Kommunion. Rufe es
vertrauensvoll
an durch kleine Schuß-
gebete. Du weißt ja auch, wie erhaben der
Gegenstand der Herz-Jesu-Andacht ist. Der hei-
lige Alfons sagt: Der Gegenstand dieser Andacht
ist die Liebe des göttlichen Heilandes unter dem
Sinnbilde seines leiblichen Herzens. O von
[137] welch inniger Liebe zu uns Menschen war die-
ses Herz erfüllt im Stalle zu Bethlehem, im
Häuslein zu Nazareth, im Oelgarten, auf dem
schmerzvollen Leidensweg, am Stamme des
heiligen Kreuzes! Von welch glühender Liebe
ist es noch jetzt im Tabernakel für uns alle
durchdrungen! Und dieses Herz, diese Liebe
sollen wir nicht wiederlieben, nicht innig ver-
ehren? Wie viele erweisen dem göttlichen Her-
zen Jesu für seine Liebe nur Undank und Ver-
achtung, Unehrerbietigteit und Kälte! Liebe
darum das heiligste Herz Jesu mit wahrer,
warmer Gegenliebe, verehre es alle Tage deines
Lebens, leiste ihm Sühne für die ihm zugefügten
Unbilden, indem du von Zeit zu Zeit eine
Sühnekommunion empfängst und durch ein
sündenreines, tugendhaftes Leben ihm Freude
machst.

Litanei vom heiligsten Herzen Jesu.


Kyrie eleison!Herr, erbarme dich unser!
Christe eleison!Christus, erbarme dich
   unser!
Kyrie eleison!Herr, erbarme dich unser!
Christe, audi nos!Christus, höre uns!
Christe, exaudi nos!Christus, erhöre uns!
Pater de coelis Deus, –
   Miserere nobis!
Gott Pater von, Himmel,
   – Erbarme dich unser!
Fili, Redemptor mundi
   Deus,
Gott Sohn, Erlöser der
   Welt,
Spiritus Sancte Deus,Gott Heiliger Geist,
Sancta Trinitas, unus
   Deus,
Heilige Dreifaltigkeit, ein
   einiger Gott,
Cor Jesu, Filii Patris
   aeterni,
Herz Jesu, des Sohnes
   des ewigen Vaters,
Cor Jesu, in sinu Virginis
   Matris a Spiritu Sancto
   formatum,
Herz Jesu, im Schoße der
   jungfräulichen Mutter
   vom Heiligen Geiste ge-
   bildet.
[138]Cor Jesu, Verbo Dei sub-
   stantialiter unitum, –
   Miserere nobis!
Herz Jesu, mit dem gött-
   lichen Worte wesentlich
   vereinigt, – Erbarme
   dich unser!
Cor Jesu, Majestatis in-
   finitae,
Herz, Jesu, von unendlicher
   Majestät,
Cor Jesu, templum Dei
   sanctum,
Herz Jesu, du heiliger
   Tempel Gottes
Cor Jesu, tabernaculum
   Altissimi,
Herz Jesu, du Wohnzelt
   des Allerhöchsten,
Cor Jesu, domus Dei et
   porta coeli,
Herz Jesu, du Haus Gottes
   und Pforte des Himmels,
Cor Jesu, fornax ardens
   caritatis,
Herz Jesu, du brennender
   Glutofen der Liebe
Cor Jesu, justitiae et
   amoris receptaculum,
Herz Jesu, du Gefäß der
   Gerechtigkeit und Liebe,
Cor Jesu, bonitate et
   amore plenum,
Herz Jesu, voll der Güte
   und Liebe,
Cor Jesu, virtutum om-
   nium abyssus,
Herz Jesu, du Abgrund
   aller Tugenden,
Cor Jesu, omni laude dig-
   nissimum,
Herz Jesu, alles Lobes über-
   aus würdig.
Cor Jesu, rex et centrum
   omnium cordium,
Herz Jesu, du König und
   Mittelpunkt aller Herzen,
Cor Jesu, in quo sunt om-
   nes thesauri sapientiae
   et scientiae,
Herz Jesu, in dem alle Schätze
   der Weisheit und Wissen-
   schaft beschlossen sind,
Cor Jesu, in quo habitat
   omnis plenitudo divini-
   tatis,
Herz Jesu, in dem die ganze
   Fülle der Gottheit wohnt,
Cor Jesu, in quo Pater
   sibi bene complacuit,
Herz Jesu, an dem der
   ewige Vater sein Wohl-
   gefallen hat,
Cor Jesu, de cujus pleni-
   tudine omnes nos ac-
   cepimus,
Herz Jesu von dessen Fülle
   wir alle empfangen haben,
Cor Jesu, desiderium col-
   lium aeternorum,
Herz Jesu, du Sehnsucht
   aller Auserwählten,
Cor Jesu, patiens et multae
   misericordiae,
Herz Jesu, geduldig und
   von großer Erbarmung,
Cor Jesu, dives in omnes
   qui invocant Te,
Herz Jesu, reich für alle,
   die dich anrufen,
[139]Cor Jesu, fons vitae et
   sanctitatis, – Miserere
   nobis!
Herz Jesu, du Quelle des
   Lebens und der Heilig-
   keit, – Erbarme dich
   unser!
Cor Jesu, propitiatio pro
   peccatis nostris,
Herz Jesu, du Sühne für
   unsere Sünden,
Cor Jesu, saturatum op-
   probiis,
Herz Jesu, mit Schmach
   gesättigt,
Cor Jesu, attritum propter
   celera nostra,
Herz Jesu, verwundet um
   unserer Missetaten willen,
Cor Jesu, usque ad mor-
   tem obediens factum,
Herz Jesu, gehorsam ge-
   worden die zum Tode,
Cor Jesu, laucea per-
   foratum,
Herz Jesu, mit der Lanze
   durchbohrt,
Cor Jesu, fons totius con-
   solationis,
Herz Jesu, du Quelle alles
   Trostes,
Cor Jesu, vita et resur-
   rectio nostra,
Herz Jesu, unser Leben und
   unsere Auferstehung,
Cor Jesu, pax et recon-
   ciliatio nostra,
Herz Jesu, unser Friede
   und unsere Versöhnung,
Cor Jesu, victima pecca-
   torum,
Herz Jesu, du Schlacht-
   opfer für die Sünden,
Cor Jesu, salus in Te
   sperantium,
Herz Jesu, du Heil derer,
   die auf dich hoffen,
Cor Jesu, spes in Te mo-
   rientium,
Herz Jesu, du Hoffnung
   derer, der in dir sterben,
Cor Jesu, deliciae Sanc-
   torum omnium,
Herz Jesu, du Wonne aller
   Heiligen,
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Parce
   nobis, Domine!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Ver-
   schone uns, o Herr!
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Exaudi
   nos, Domine!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Er-
   höre uns, o Herr!
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Miserere
   nobis!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Er-
   barme dich unser, o Herr!
   . Jesu mitis et humilis
corde,
   . Jesu, sanftmütig und
demütig von Herzen.
    [140]. Fac cor nostrum se-
cundum Cor tuum.
   . Bilde unser Herz nach
deinem Herzen.
   Oremus. Omnipotens
sempiterne Deus, respice
in Cor dilectissimi Filii
tui et in laudes et satis-
factiones, quas in nomine
peccatorum tibi persolvit
iisque misericordiam tuam
petentibus, tu veniam con-
cede placatus in nomine
ejusdem Filii tui Jesu
Christi qui tecum vivit et
regnat in unitate Spiritus
Sancti Deus. Per omnia
saecula saeculorum.Amen.
   Lasset uns beten.
Allmächtiger, ewiger Gott,
blicke hin auf das Herz
deines vielgeliebten Sohnes
und auf den Lobpreis und
die Genugtuung, die es im
Namen der Sünder dir dar-
bringt, und verleihe ihnen,
die deine Barmherzigkeit an-
flehen, gnädig Verzeihung
im Namen dieses deines
Sohnes Jesus Christus, der
mit dir lebt und regiert
in Einigkeit des Heiligen
Geistes, Gott von Ewigkeit
zu Ewigkeit. Amen.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (2. April 1899.)

Tägliche Aufopferung an das heiligste
Herz Jesu.


Herr Jesus Christus, in Vereinigung
mit jener göttlichen Meinung, in der du
selbst durch dein heiligstes Herz hier auf
Erden Gott dem Herrn Lobpreisung dar-
gebracht hast und auch jetzt noch unablässig
im allerheiligsten Sakramente des Altars
an allen Orten bis zum Ende der Zeiten
darbringst, opfere ich dir diesen ganzen
Tag hindurch, auch nicht den kleinsten
Teil desselben ausgenommen, in Nach-
ahmung des heiligsten Herzens der selig-
sten, allzeit makellosen Jungfrau Maria,
von ganzer Seele alle meine Absichten
und Gedanken, alle meine Anmutungen
[141] und Wünsche alle meine Werke und
Worte auf. Amen.

100 Tage Ablaß einmal täglich. (19. Dez. 1885.)

Weihegebet an das heiligste Herz Jesu.


(Von Papst Leo XIII.)

O süßester Jesus, du Erlöser des Men-
schengeschlechtes, schaue auf uns herab, die
wir uns in Demut vor deinem Altare
niederwerfen. Dein sind wir, dein wollen
wir sein. Damit wir aber inniger mit
dir verbunden seien, darum weiht sich ein
jeder von uns heute freiwillig deinem
heiligsten Herzen. – Viele haben dich noch
niemals erkannt, viele haben deine Ge-
bote verachtet und dich von sich gestoßen:
erbarme dich ihrer, o gütigster Jesus, und
ziehe alle an dein heiligstes Herz. – Sei
König nicht nur über deine getreuen Kin-
der, die niemals von dir gewichen sind,
sondern auch über die verlorenen Söhne,
die dich verlassen haben. Verleihe, daß
diese bald ihr Vaterhaus aufsuchen, damit
sie nicht durch Elend und Hunger zugrunde
gehen. – Sei auch König über diejenigen,
die durch Irrlehren getäuscht oder durch
Spaltung von der Kirche getrennt sind,
führe sie zurück zum Hafen der Wahrheit
und zur Einheit des Glaubens, auf daß
bald Ein Schafstall und Ein Hirt werde.
– Herrsche endlich auch als König über
alle diejenigen, die noch im alten Wahne
[142] des Heidentums leben. Entreiße sie der
Finsternis und führe sie zum Lichte und
zum Reiche Gottes. – Verleihe, o Herr,
deiner Kirche Wohlfahrt und sichere Frei-
heit; verleihe allen Völkern Ruhe und Ord-
nung. Gib, daß von einem Ende der
Erde bis zum andern der eine Ruf er-
schalle: Lob sei dem göttlichen
Herzen, das uns das Heil ge-
bracht hat; ihm sei Ehre und
Ruhm in Ewigkeit
. Amen.

Anderes Weihegebet.


(Von der heiligen Margareta Alacoque.)

Ich weihe und übergebe dem heiligsten
Herzen unsers Herrn Jesus Christus meine
Person, mein Leben und meine Hand-
lungen, meine Beschwerden und Leiden,
um in Zukunft alles, was ich bin und
habe, nur zu seiner Ehre, Liebe und Ver-
herrlichung zu verwenden.

Es ist mein unwiderruflicher Entschluß,
ihm ganz anzugehören, alles aus Liebe zu
ihm zu tun und von ganzem Herzen allem
zu entsagen, was ihm mißfallen könnte.
Daher erwähle ich dich, o heiligstes
Herz, zum einzigen Gegenstand meiner
Liebe, zum Beschützer meines Lebens, zur
Sicherheit meines Heiles, zur Stütze in
meiner Schwachheit und Unbeständigkeit
und zum Ersatz für alle Fehler meines
ganzen Lebens.

[143]

O Herz voll Milde und Güte, sei du
meine Zuflucht in der Stunde meines
Todes, sei meine Rechtfertigung vor Gott,
dem himmlischen Vater, und wende von
mir ab die Strafen seines gerechten Zor-
nes. O Herz der Liebe, auf dich setze ich
mein ganzes Vertrauen; von meiner
Schwachheit und Bosheit fürchte ich alles,
von deiner Güte aber hoffe ich auch alles.

So tilge in mir, was immer dir miß-
fallen oder widerstehen kann. Deine reine
Liebe durchdringe so tief mein Herz, daß
ich dich niemals vergessen, noch von dir
getrennt werden kann. O mein Heiland,
ich bitte dich bei all deiner Güte, laß mei-
nen Namen eingegraben sein in deinem
heiligsten Herzen; denn ich will, daß es
mein Glück und meine Ehre sei, zu leben
und zu sterben in deinem Dienste. Amen.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (13. Jan. 1898.)

Sühnegebet.


Heiligstes Herz Jesu, voll Demut kom-
men wir, um dir unsere Aufopferung zu
erneuern und den festen Vorsatz zu be-
kräftigen, daß wir durch Vermehrung un-
serer Liebe und Treue die Beleidigungen
wieder gut machen wollen, die dir von
den Menschen zugefügt werden. Ja, wir
geloben dir: Je mehr man die Wahrheiten
unserer heiligen Religion lästert, desto
fester wollen wir daran glauben, o Herz
[144] Jesu, du Sitz der ewigen Weisheit. –
Je mehr der Unglaube sich bemüht, un-
sere Hoffnung uns zu rauben, desto mehr
wollen wir auf dich hoffen, o Herz Jesu,
einzige Hoffnung der Menschen. – Je
mehr die Herzen den Beweisen deiner
göttlichen Liebe widerstehen, desto mehr
wollen wir dich lieben, o unendlich lie-
benswürdiges Herz Jesu. – Je mehr man
deine Gottheit angreift, desto mehr wollen
wir sie anbeten, o göttliches Herz Jesu. –
Je mehr man deine heiligen Gebote über-
tritt, desto mehr wollen wir sie beobachten,
o heiligstes Herz Jesu. – Je mehr deine
heiligen Sakramente verachtet werden,
desto eifriger wollen wir sie mit Liebe
und Ehrfurcht empfangen, o freigebigstes
Herz Jesu. – Je mehr man deine anbe-
tungswürdigen Tugenden aus dem Her-
zen verbannt, desto mehr wollen wir uns
bemühen, sie auszuüben, o Herz Jesu, du
Muster aller Tugenden. – Je mehr die
Hölle am Verderben der Seelen arbeitet,
desto mehr wollen wir zu ihrem Heile
wirken, o Herz Jesu, du Eiferer der See-
len. – Je mehr die Sinnlichkeit und der
Stolz sich bemühen, die Selbstverleugnung
und Berufstreue zu zerstören, desto mehr
wollen wir uns selbst überwinden und un-
sere Pflichten treu erfüllen, o mit Schmach
erfülltes Herz Jesu. – Je mehr man deine
heilige Kirche verachtet, desto mehr wollen
[145] wir uns bestreben, ihre getreuen Kinder
zu sein, o dornengekröntes Herz Jesu. –
Je mehr man den heiligen Vater, deinen
Stellvertreter auf Erden, betrübt und ver-
folgt, desto mehr wollen wir ihm anhan-
gen und für ihn beten, o verwundetes
Herz Jesu. O Herz unsers Gottes, ver-
leihe uns so viele und so kräftige Gnaden,
daß wir deine Apostel hier auf Erden und
deine Krone in der ewigen Glückseligkeit
sein mögen. Amen.

Kreuzwegandacht.


Die Kreuzwegandacht ist nach dem einstim-
migen Zeugnis der Heiligen und Geisteslehrer
eine der schönsten und nützlichsten Andachten un-
serer heiligen Religion. ‘„Es gibt nichts“’, sagt
der heilige Alfons mit dem heiligen
Augustinus, ‘„was den Seelen so heilsam ist,
wie die Erwägung dessen, was der Gottmensch
für uns gelitten hat.“’
Und der gottselige
Thomas von Kempen
schreibt: ‘„Nichts
trägt so sehr dazu bei, die Seelen zu Gott zu
belehren, die Sünden zu verabscheuen, die be-
gangenen zu bereuen, in Zukunft sich davor zu
hüten und ein tugendhaftes Leben zu führen,
als die fromme Betrachtung des bitteren Lei-
dens Jesu Christi.“’
Darum war eine der letzten
Ermahnungen des großen Missionars, des
heiligen Leonardus von Portu
Mauritio
: ‘„Besuchet recht oft den heiligen
Kreuzweg, weil es nichts auf der Welt gibt,
was geeigneter ist, den Sünder zu wahrer Be-
[146] lehrung zu führen und den Gerechten in der
Gerechtigkeit zu erhalten, als eben die Betrach-
tung des bitteren Leidens. Die Erfahrung hat
mich darüber belehrt, daß es in den Pfarreien,
wo die Kreuzwegandacht eingeführt ist, weit
besser steht als in den andern.“’

Um die Gläubigen zu ermuntern, oft den
Kreuzweg zu beten, haben die Päpste mit der
Kreuzwegandacht dieselben Ablässe verbunden,
die man gewinnt, wenn man persönlich die Sta-
tionen des Kreuzweges zu Jerusalem besucht.

Diese Ablässe sind sehr zahlreich; teils sind
es vollkommene, teils unvollkommene, die alle
den armen Seelen im Fegfeuer zugewendet
werden können.

Die unvollkommenen Ablässe kann
man täglich öfters gewinnen; bei den voll-
kommenen
ist dies zweifelhaft.

Um die Kreuzwegablässe zu gewinnen, ist
der Empfang der heiligen Sakramente nicht vor-
geschrieben; man muß aber im Stande der
Gnade sein. Darum ist es ratsam, vorher voll-
kommene Reue zu erwecken. Ferner wird ver-
langt:

1. daß man von einer Station zur andern
gehe, oder, wenn dies bei der öffentlichen An-
dacht nicht möglich ist, bei jeder Station eine
kleine Bewegung, z. B. Hinwendung des Haup-
tes gegen die betreffende Station, mache oder
sich wenigstens erhebe und die Kniebeugung
mache;

2. daß man bei den einzelnen Stationen
das Leiden Christi im allgemeinen oder das
durch die Stationen vorgestellte Geheimnis kurz
betrachte. Mündliche Gebete, wie z. B. ‘„Wir
[147] beten dich an, Herr Jesus Christus“’
, Vater
unser, Vorbereitungs- und Schlußgebet, sind
zwar sehr löblich, aber zur Gewinnung der Ab-
lässe nicht vorgeschrieben.

Wer durch Krankheit, durch eine Reise usw.
rechtmäßig gehindert ist, den Kreuzweg in der
Kirche oder an dem Orte, wo er errichtet ist, zu
beten, kann dennoch alle Kreuzwegablässe ge-
winnen, wenn er ein geweihtes Stations-
kreuz
in der Hand hält und 20 Vater unser,
Ave Maria und Ehre sei dem Vater betet:
nämlich 14 für die 14 Stationen, 5 zu Ehren
der heiligen fünf Wunden und 1 auf die Mei-
nung des heiligen Vaters.

Gebete für den heiligen Kreuzweg.


(Vom heiligen Alfons.)

Vorbereitungsgebet.

Mein Herr Jesus Christus, mit so
großer Liebe bist du auf diesem Leidens-
wege für mich in den Tod gegangen, und
ich habe dich dennoch so oft verlassen. Jetzt
aber liebe ich dich aus ganzer Seele, und
weil ich dich liebe, so bereue ich es aus
dem Grunde meines Herzens, dich belei-
digt zu haben. Verzeihe mir und gestatte,
daß ich dich auf diesem Leidenswege be-
gleite. Du gehst hin, um aus Liebe zu
mir zu sterben; auch ich will aus Liebe zu
dir sterben, mein geliebter Heiland.
Immer mit dir, o Jesus, vereinigt, will
ich leben und sterben.

Erste Station.
Jesus wird zum Tode verurteilt.
[148]

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie Jesus Christus, nachdem man ihn
gegeißelt und mit Dornen gekrönt hatte, ungerechter-
weise von Pilatus zum Kreuzestods verurteilt wurde.

(Hier, wie bei jeder andern Station, hält, man
ein wenig inne, um das jedesmalige Leiden Christi
zu betrachten.)

O anbetungswürdiger Jesus, nicht Pi-
latus, nein, meine Sünden haben dich zum
Tode verurteilt. Durch die Verdienste, die
du auf diesem Schmerzenswege erworben
hast, stehe mir bei auf meiner Pilgerreise
in die Ewigkeit.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Zweite Station.
Jesus wird mit dem Kreuze beladen.
[149]

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie Jesus Christus, mit dem Kreuze
beladen, auf diesem schmerzhaften Gange an dich
dachte und den Tod, dem er entgegen ging, Gott
für dich aufopferte.

O liebenswürdigster Jesus, ich nehme
bereitwillig alle Leiden an, die du mir
bis zu meinem Tode bestimmt hast. Ich
bitte dich durch die Verdienste der Schmer-
zen, die du bei deiner Kreuztragung er-
duldet hast, stehe mir bei, mein Kreuz mit
vollkommener Geduld und Ergebung zu
tragen.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Dritte Station.
Jesus fällt zum ersten Male unter dem
Kreuze.
[150]

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie Jesus zum ersten Male unter
dem Kreuze niederfällt. Sein Leib war von den
Geißeln ganz zerrissen, sein Haupt mit Dornen ge-
krönt, er hatte eine große Menge Blutes vergossen
und war deshalb so schwach, daß er kaum gehen
konnte. Dabei trug er eine so schwere Last auf
seinen Schultern. Die Soldaten stießen ihn und so
fiel er aus diesem Leidenswege mehrmals zu Boden.

O mein geliebtester Jesus, nicht die
Last deines Kreuzes, nein, die Last meiner
Sünden hat dir so große Schmerzen ver-
ursacht. Ach, durch das Verdienst dieses
ersten Falles bewahre mich vor dem Falle
in die Todsünde.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre sei...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Vierte Station.
Jesus begegnet seiner betrübten Mutter.
[151]

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie der Sohn und die Mutter auf
diesem Leidenswege sich begegnen. Jesus und Maria
blicken sich gegenseitig an. Ihre Blicke sind ebenso
viele Pfeile, die ihre liebenden Herzen verwunden.

O mein beliebtester Jesus, durch die
Schmerzen, die du bei dieser Begegnung
empfunden, gib mir die Gnade einer wah-
ren Andacht zu deiner allerheiligsten Mut-
ter. Und du, o Königin der Schmerzen,
erwirb mir durch deine Fürbitte die
Gnade, daß ich der Leiden deines gött-
lichen Sohnes stets voll Liebe gedenke.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Fünfte Station.
Simon von Cyrene hilft Jesu das Kreuz
tragen.
[152]

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie die Juden den Heiland so er-
schöpft sahen, daß es bei jedem Schritte schien, er
werde den Geist aufgeben. Sie fürchteten, er möchte
auf dem Wege sterben. Weil sie ihn aber des
schimpflichen Todes am Kreuze sterben sehen wollten,
so zwangen sie Simon von Cyrene, dem Herrn das
Kreuz nachzutragen.

O mein süßester Jesus, ich will das
Kreuz nicht von mir weisen, wie der Cyre-
ner, ich umfange es, ich nehme es an. Ich
nehme besonders den Tod an, den du mir
bestimmt hast, mit allen Peinen, die ihn
begleiten werden. Ich vereinige ihn mit
deinem Tode, ich opfere ihn dir auf. Du
bist aus Liebe zu mir gestorben, auch ich
will aus Liebe zu dir, um dir wohlzuge-
fallen, sterben.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe,
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

[153] Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben. Herr, mit dir.
Sechste Station.
Veronika reicht Jesu das Schweißtuch dar.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie die heilige Frau Veronika, als
sie Jesus so beängstigt und sein Angesicht mit Blut
und Schweiß bedeckt sah, ihm ein Schweißtuch
reichte, wie dann der Herr sich damit antrocknete
und einen Abdruck seines heiligsten Angesichtes
darin zurückließ.

O mein geliebtester Jesus, dein Ange-
sicht war sonst so schön, aber auf diesem
Leidenswege hat es alle seine Schönheit
verloren; es ist durch Wunden und Blut
ganz entstellt. Ach, wie schön war einst
auch meine Seele, als sie die heilige Tauf-
gnade empfing; aber durch meine Sünden
habe ich sie entstellt. Du allein, mein Er-
löser, kannst ihr die frühere Schönheit
zurückgeben; o tue es durch die Verdienste
deines bitteren Leidens.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
[154] haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Siebente Station.
Jesus fällt zum zweiten Male unter dem
Kreuze.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte den zweiten Fall Jesu Christi unter
dem Kreuze: dem leidenden Heiland wurden da-
durch alle Schmerzen erneuert, die ihm die Wunden
seines heiligen Hauptes und seiner übrigen Glieder
verursacht hatten.

O sanftmütiger Jesus, wie oft hast du
mir verziehen, und wie oft bin ich in die
Sünde zurückgefallen, wie oft habe ich dich
von neuem beleidigt! Durch die Verdienste
dieses zweiten Falles stärke mich, daß ich
bis zu meinem Tode in deiner Gnade ver-
harre, und daß ich in allen Versuchungen,
die über mich kommen werden, mich stets
dir anempfehle.

[155]

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe,
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Achte Station.
Jesus spricht zu den weinenden Frauen.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie die Frauen vor Mitleid weinten,
als sie Jesus so elend daher wanken und den Weg
mit seinem Blute benetzen sahen, wie aber Jesus
zu ihnen sprach: ‘„Weinet nicht über mich, sondern
über euch und eure Kinder.“’

O schmerzhafter Jesus, ich beweine die
Beleidigungen, die ich dir zugefügt habe,
wegen der Strafen, die ich dafür verdient,
aber noch mehr wegen des Mißfallens,
das ich dir dadurch verursacht habe, der du
mich so sehr geliebt hast. Ich bemeine
meine Sünden nicht so sehr, weil ich dafür
[156] die Hölle verdient, als weil ich deine Liebe
verachtet habe.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Neunte Station.
Jesus fällt zum dritten Male.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie Jesus zum dritten Male zu
Boden fällt. Trotz seiner gänzlichen Erschöpfung
verlangten die grausamen Henkersknechte, daß er
seine schritte beschleunige, da er doch kaum gehen
konnte.

O mein entkräfteter Jesus, durch das
Verdienst dieser Schwäche, die du auf dem
Wege zum Kalvarienberge hast erdulden
wollen, gib mir hinlängliche Stärke, alle
Menschenfurcht und alle bösen Neigungen
[157] zu überwinden, die mich früher verleitet
haben, deiner Freundschaft zu entlassen.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Zehnte Station.
Jesus wird seiner Kleider beraubt.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich.

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie Jesus von den Henkern mit un-
gestümer Gewalt entkleidet wird. Das von den
Geißeln zerrissene Fleisch hatte sich fest an sein
Unterkleid geheftet, und so wurde mit diesem Kleide
zugleich auch die Haut abgerissen. Habe Mitleid
mit deinem Heilande und sprich:

O mein unschuldiger Jesus, durch das
Verdienst der Schmerzen, die du damals
ausgestanden hast, gib mir die Kraft, mich
von aller Anhänglichkeit an irdische Dinge
[158] loszureißen und alle meine Liebe dir zu
schenken, der du so sehr meine Liebe ver-
dienst.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Elfte Station.
Jesus wird ans Kreuz genagelt.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie Jesus, auf das Kreuz geworfen,
seine Hände ausbreitet und dem ewigen Vater sein
Leben für unser Heil zum Opfer bringt. Die grau-
samen Henker nageln ihn ans Kreuz, ziehen es so-
dann in die Höhe und lassen ihn an diesem schmach-
vollen Holze eines schmerzvollen Todes sterben.

O mein verachteter Jesus, hefte mein
Herz an deine Füße, damit es stets dort
bleibe, um dich zu lieben und dich nie
wieder zu verlassen.

[159]

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, um zu sterben,
Gehst du hin aus Lieb' zu mir,
Mir das Leben zu erwerben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Zwölfte Station.
Jesus stirbt am Kreuze.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie dein Jesus nach dreistündigem
Todeskampfe am Kreuze endlich, von Schmerzen
verzehrt, seinen Körper sinken läßt, das Haupt neigt
und stirbt.

O für mich gestorbener Jesus, ich küsse
mit tiefer Rührung das Kreuz, an dem du
für mich gestorben bist. Ich hätte zur
Strafe für meine Sünden verdient, eines
unglückseligen Todes zu sterben, aber dein
Tod ist meine Hoffnung. Durch die Ver-
dienste deines Todes gib mir die Gnade,
daß ich bei meinem Tode deine heiligen
[160] Füße umfasse und von Liebe zu dir brenne.
In deine Hände empfehle ich meine Seele.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Begrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, schon gestorben
Bist du nun aus Lieb' zu mir,
Hast das Leben mir erworben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Dreizehnte Station.
Jesus wird vom Kreuze herabgenommen.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich,

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie zwei Jünger, Joseph und Nikode-
mus, den Herrn nach seinem Tode vom Kreuze
herabnahmen und in die Arme seiner tiefbetrübten
Mutter legten, die ihn mit Zärtlichkeit empfing
und an ihr Herz drückte.

O schmerzhafte Mutter, aus Liebe zu
deinem göttlichen Sohne nimm mich zu
deinem Diener an und bitte ihn für mich.
Und du, mein Erlöser, der du für mich den
Tod erlitten hast, nimm mich unter die
[161] Zahl der dich liebenden Seelen auf, denn
ich verlange nur dich und nichts außer dir.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, schon gestorben
Bist du nun aus Lieb' zu mir,
Hast das Leben mir erworben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.
Vierzehnte Station.
Jesus wird ins Grab gelegt.

. Wir beten dich an, Herr Jesus Chri-
stus, und preisen dich.

. Denn durch dein heiliges Kreuz hast
du die Welt erlöst.

Betrachte, wie die Jünger, von Maria begleitet,
den Leichnam Jesu zum Grabe trugen, wo seine
heiligste Mutter ihn mit eigenen Händen zurecht
legte. Dann versiegelten sie das Grab und alle
gingen davon.

O mein im Grabe ruhender Jesus, ich
küsse diesen Stein, der dein Grab ver-
schließt; aber nach drei Tagen bist du
wieder auferstanden. Ich bitte dich durch
deine Auferstehung, laß auch mich am
[162] jüngsten Tage glorreich mit dir auferstehen,
um für immer mit dir im Himmel ver-
einigt zu sein und dich die ganze Ewigkeit
hindurch zu loben und zu lieben.

Ich liebe dich, o Jesus, meine Liebe;
ich liebe dich mehr als mich selbst. Es
reut mich von Herzen, dich beleidigt zu
haben. Lasse nicht zu, daß ich mich je
wieder von dir trenne. Gib, daß ich dich
immer liebe, dann mache mit mir, was
dir gefällt. Ich nehme alles an, was du
über mich verfügen willst.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Süßer Jesus, schon gestorben
Bist du nun aus Lieb' zu mir,
Hast das Leben mir erworben;
Laß mich sterben, Herr, mit dir.

Andachten
zur allerseligsten Jungfrau Maria.


(Aus den Schriften des heiligen Alfons.)

1. Maria ist unsere Mutter, zwar nicht dem
Fleische. Wohl aber dem Geiste nach; sie ist die
Mutter unserer Seelen und unsers Heiles. Nach
der Lehre der heiligen Väter ist Maria zu zwei
verschiedenen Zeiten unsere Mutter geworden.
Zuerst war dies der Fall, als sie in ihrem jung-
fräulichen Schoße den Sohn Gottes empfing.
Als ihr nämlich der Engel des Herrn verkün-
digte, daß das ewige Wort ihre Einwilligung
abwarte, um ihr Sohn zu werden, gab sie die-
selbe und legte zugleich, wie der heilige Ber-
[163] nardin von Siena lehrt, Gott dem Herrn
mit einer unaussprechlichen Liebe unser ewiges
Heil ans Herz; sie gab sich dem Werte unserer
Erlösung dergestalt hin, daß sie uns alle von
diesem Augenblicke an wie die zärtlichste Mutter
in ihrem Herzen trug. Sodann hat uns Maria
zur Gnade wiedergeboren, als sie beim Kreuze
unter so vielen Schmerzen das Leben ihres
vielgeliebten Sohnes dem ewigen Vater für
unser Heil darbrachte.

2. Ist aber Maria unsere Mutter, so ist
ihre Liebe zu uns überaus groß. Die allerseligste
Jungfrau liebt uns schon darum, weil sie Gott
liebt; denn die Liebe Gottes und die Liebe des
Nächsten sind nach dem Zeugnis des heiligen
Johannes unzertrennlich miteinander verbunden.
Sie liebt uns ferner, weil wir ihr von ihrem
vielgeliebten Sohne anempfohlen worden sind,
als er vor seinem Scheiden an sie die Worte
richtete: ‘„Weib, siehe da deinen Sohn!“’ (Joh.
19, 26.) Sie liebt uns, weil sie um unsert-
willen so große Schmerzen erlitten hat; denn
die Mütter lieben gewöhnlich die Kinder mehr,
deren Leben sie durch größere Leiden und Be-
schwerden erkauft haben. Nun aber sind wir
Menschen jene Kinder, um derentwillen Maria
sich dem qualvollen Opfer unterzog, ihren gött-
lichen Sohn unter unsäglichen Schmerzen vor
ihren Augen sterben zu sehen. Hierin aber fin-
den wir einen neuen Grund, warum uns Ma-
ria so sehr liebt; sie sieht nämlich in uns den
Preis des Blutes Jesu Christi. Wie sollte sie
uns nicht zärtlich lieben, nachdem ihr Sohn uns
so sehr geliebt hat, daß er sein Leben für uns
hingab? – Maria umfängt uns demnach alle
mit mütterlicher Liebe und Barmherzigkeit,
[164] Eher würden Himmel und Erde vergehen, sagt
der heilige Basilius, als daß Maria dem ihre
Hilfe versagte, der sie mit reiner Absicht um
ihren Beistand bittet und auf sie sein Ver-
trauen setzt.

3. Gott der Herr hat Maria zu einer Köni-
gin der Barmherzigkeit gemacht, damit sie durch
ihre Hilfe selbst die größten und verlassensten
Sünder rette, wofern nur diese sich ihr an-
empfehlen. Der heilige Bernhard sagt: Wenn
eine Mutter wüßte, daß ihre beiden Söhne sich
tödlich haßten und einander nach dem Leben
trachteten, so würde gewiß alle ihre Sorge
dahin gehen, sie miteinander zu versöhnen.
Nun ist aber Maria die Mutter Jesu und die
Mutter der Menschen. Wenn sie also einen
Sünder erblickt, der ein Feind Jesu Christi ist,
so gibt sie sich alle Mühe, ihn wieder zu ver-
söhnen. Sie verlangt von ihm nichts anderes,
als daß er sich ihr anempfehle und den Willen
habe, sich zu bessern. Wenn sie einen betenden
Sünder zu ihren Füßen steht, so blickt sie nicht
auf seine Schuld, sondern auf seine Gesinnung.
Ist seine Absicht gut, so empfängt sie ihn huld-
voll, und hätte er auch alle Sünden der Welt
begangen; sie bemüht sich alsdann eifrig, alle
Wunden seiner Seele zu heilen, weil sie nicht
bloß dem Namen nach, sondern auch in Wirk-
lichkeit die Mutter der Barmherzigkeit ist.

4. Die Anrufung Mariens ist das zuver-
lässigste Mittel, alle Anfechtungen der Hölle
zu überwinden; denn die Macht der seligsten
Jungfrau erstreckt sich auch auf die bösen Geister.
Wenn sie den Namen Maria aussprechen hören,
ergreifen sie die Flucht. O wären doch alle
darauf bedacht, bei jeder Versuchung Maria
[165] vertrauensvoll anzurufen, gewiß würden sie nie
in Sünden fallen. Diese gute Mutter verläßt
ihre treuen Diener auch nicht in ihren Lei-
den
; sie steht ihnen in jeder Not zur Seite,
besonders aber in der Todesstunde, wo die
Leiden am größten sind.

5. Danken wir also Gott dem Herrn, daß
er uns diese gute Mutter geschenkt hat. ‘„O
Mensch“’
, so ruft der heilige Bernhard einem
jeden zu, ‘„blicke auf zu Maria und rufe sie an.
In der Gefahr zu sündigen, bei lästigen Ver-
suchungen und bei langer Unschlüssigkeit denke
daran, daß du an Maria eine mächtige Be-
schützerin hast, und beeile dich, sie um ihre Hilfe
zu bitten. Ihr mächtiger Name sei stets in
deinem Herzen durch dein Vertrauen zu ihr;
er sei stets auf deinen Lippen durch häufige
Anrufung. Wenn du Maria folgst, so wirst du
nicht irre gehen auf dem Wege des Heils. Wenn
du dich ihr anempfiehlst, so brauchst du nich
mehr zu verzweifeln. Wenn sie dich hält, so
wirst du nicht fallen. Wenn sie dich schützt, so
hast du nichts zu fürchten. Wenn sie dich ver-
teidigt, so wirst du gewiß in das Reich der Se-
ligen gelangen.“’

Lauretanische Litanei.


Kyrie eleison!Herr, erbarme dich unser!
Christe eleison!Christus, erbarme dich un-
   ser!
Kyrie eleison!Herr, erbarme dich unser!
Christe, audi nos!Christus, höre uns!
Christe, exaudi nos!Christus, erhöre uns!
Pater de coelis Deus, –
   Miserere nobis!
Gott Vater vom Himmel,
   – Erbarme dich unser!
Fili, Redemptor mundi
   Deus,
Gott Sohn, Erlöser der
   Welt,
[166]Spiritus sancte Deus, –
   Miserere nobis!
Gott Heiliger Geist, –
   Erbarme dich unser!
Sancta Trinitas, unus
   Deus,
Heilige Dreifaltigkeit, ein
   einiger Gott,
Sancta Maria, – Ora pro
   nobis!
Heilige Maria, – Bitte für
   uns!
Sancta Dei genitrix,Heilige Gottesgebärerin,
Sancta Virgo virginum,Heilige Jungfrau alle?
    Jungfrauen.
Mater Christi,Mutter Christi,
Mater divinae gratiae,Mutter der göttlichen
   Gnade.
Mater purissima,Du reinste Mutter,
Mater castissima,Du keuscheste Mutter,
Mater inviolata,Du ungeschwächte Mutter,
Mater intemerata,Du unbefleckte Mutter.
Mater amabilis,Du liebenswürdige Mutter,
Mater admirabilis,Du wunderbare Mutter,
Mater boni consilii,Du Mutter des guten Rotes,
Mater Creatoris,Du Mutter des Schöpfers,
Mater Salvatoris,Du Mutter des Erlösers,
Virgo prudentissima,Du weiseste Jungfrau.
Virgo veneranda,Du ehrwürdige Jungfrau,
Virgo praedicanda,Du preiswürdige Jung-
   frau.
Virgo potens,Du mächtige Jungfrau,
Virgo clemens,Du gütige Jungfrau.
Virgo fidelis,Du getreue Jungfrau,
Speculum justitiae,Du Spiegel der Gerechtig-
   keit.
Sedes sapientiae,Du Sitz der Weisheit.
Causa nostrae laetitiae,Du Ursache unserer Freude,
Vas spirituale,Du peinliches Gesäß.
Vas honorabile,Du ehrwürdiges Gesäß.
Vas insigne devotionis,Du vortreffliches Gesäß der
   Andacht.
Rosa mystica,Du geheimnisvolle Rose,
Turris Davidica,Du Turm Davids,
Turris eburnea,Du elfenbeinerner Turm,
Domus aurea,Du goldenes Haus,
Foederis arca,Du Arche des Bundes,
Janua coeli,Du Pforte des Himmels,
[167]Stella matutina, – Ora
   pro nobis!
Du Morgenstern, – Bitte
   für uns!
Salus infirmorum,Du Heil der Kranken,
Refugium peccatorum,Du Zuflucht der Sünder,
Consolatrix atflictorum,Du Trösterin der Betrübten
Auxilium Christianorum,Du Hilfe der Christen,
Regina Angelorum,Du Königin der Engel,
Regina Patriarcharum,Du Königin der Patri-
   archen,
Regina Prophetarum,Du Königin der Propheten,
Regina Apostolorum,Du Königin der Apostel,
Regina Martyrum,Du Königin der Märtyrer,
Regina Confessorum,Du Königin der Bekenner.
Regina Virginum,Du Königin der Jung-
   frauen.
Regina Sanctorum om-
   nium,
Du Königin aller Heiligen.
Regina sine labe originali
   concepta,
Du Königin, ohne Erbsünde
   empfangen.
Regina sacratissimi Ro-
   sarii,
Du Königin des heiligen
   Rosenkranzes,
Regina pacis,Du Königin des Friedens,
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Parce
   nobis, Domine!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Ver-
   schone uns, o Herr!
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Exaudi
   nos, Domine!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Erhöre
   uns, o Herr!
Agnus Dei, qui tollis pec-
   cata mundi, – Miserere
   nobis!
O du Lamm Gottes, das du
   hinwegnimmst die Sün-
   den der Welt, – Er-
   barme dich unser, o Herr!

. Bitte für uns, o heilige Gottes-
gebärerin,

. Auf daß wir würdig werden der
Verheißungen Christi.

Gebet. Wir bitten dich, o Herr und
Gott, du wollest uns, deinen Dienern, be-
[168] ständige Wohlfahrt der Seele und des
Leibes verleihen, und uns auf die glor-
reiche Fürsprache der seligsten, allzeit jung-
fräulichen Mutter Maria von den Leiden
dieser Zeit befreien und der ewigen Freu-
den teilhaft machen. Durch Christus,
unsern Herrn. Amen.

Antiphon. Unter deinen Schutz
und Schirm fliehen wir, o heilige Gottes-
gebärerin, verschmähe nicht unser Gebet in
unsern Nöten, sondern erlöse uns jederzeit
von allen Gefahren, o du glorwürdige und
gebenedeite Jungfrau, unsere Frau, un-
sere Mittlerin, unsere Fürsprecherin. Ver-
söhne uns mit deinem Sohne, empfiehl
uns deinem Sohne, stelle uns deinem
Sohne vor.

. Bitte für uns, o heilige Gottes-
gebärerin.

. Auf daß wir würdig werden der
Verheißungen Christi.

Gebet. Wir bitten dich, o Herr, du
wollest deine Gnade in unsere Herzen ein-
gießen, damit wir, die wir durch die Bot-
schaft des Engels die Menschwerdung
Christi, deines Sohnes, erkannt haben,
durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlich-
keit der Auferstehung geführt werden.
Durch denselben Christus, unsern Herrn.
Amen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (30. Sept. 1817.)

Gegrüßet seist du Königin.

[169]

Gegrüßet seist du Königin Mutter der
Barmherzigkeit, unser Leben, unsere
Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir elende Kinder Evas, zu
dir seufzen wir klagend und weinend in
diesem Tale der Tränen. O du, unsere
Fürsprecherin, wende deine barmherzigen
Augen zu uns, und nach diesem Elende
zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht
deines Leibes, o gütige, o milde, o süße
Jungfrau Maria. Amen.

Das Memorare oder Gedenke.


Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria,
wie es von Ewigkeit her nicht erhört
wurde, daß jemand, der zu dir seine Zu-
flucht nahm, deine Hilfe anrief und um
deine Fürbitte flehte, von dir verlassen
worden sei. Von solchem Vertrauen be-
seelt, eile ich zu dir, o Jungfrau aller
Jungfrauen und Mutter Jesu Christi. Zu
dir komme ich, vor dir stehe ich als Sünder
seufzend und zitternd. O Mutter des ewigen
Wortes, verschmähe meine Worte nicht, son-
dern höre mich gnädig an und erhöre mich.
Amen. 300 Tage Ablaß jedesmal. (25. Juli 1846.)

Tägliches Gebet zur allersel. Jungfrau.


(Vom heiligen Alfons.)

Heiligste, unbefleckte Jungfrau, meine
Mutter Maria! Du bist die Mutter mei-
nes Herrn, die Königin der Welt, die Für-
[170] sprecherin. Hoffnung und Zuflucht der
Sünder. Zu dir nehme ich heute meine
Zuflucht, ich, der Armseligste von allen.
Ich verehre dich, o große Königin, und
danke dir für so viele mir bis auf diese
Stunde erwiesene Gnaden, besonders da-
für, daß du mich von der Hölle befreit
hast, die ich so oft verdient habe. Ich liebe
dich, o liebenswürdigste Gebieterin, und
aus Liebe zu dir verspreche ich, dir immer
dienen zu wollen und alles zu tun, was ich
vermag, daß du auch von andern geliebt
werdest. Auf dich setze ich alle meine Hoff-
nung. Von dir erwarte ich mein ewiges
Heil. Nimm mich an zu deinem Diener
und gewähre mir deinen Schutz, o Mutter
der Barmherzigkeit. Und weil du so mäch-
tig bei Gott bist, so befreie mich von allen
Versuchungen, oder erflehe mir die Kraft,
sie bis an mein Lebensende zu besiegen.
Von dir begehre ich eine wahre Liebe zu
Jesus Christus, durch dich hoffe ich einst
selig zu sterben. O meine Mutter, ich
bitte dich um der Liebe willen, die du zu
Gott trägst, stehe mir allzeit bei, besonders
aber im letzten Augenblicke meines Lehens.
Verlasse mich nicht, solange du mich noch
nicht unter den Seligen im Himmel siehst;
dort werde ich dich preisen und deiner
Barmherzigkeit ewiges Lob singen. Amen.

Jedesmal 300 Tage Ablaß, wenn man es vor
einem Bilde der Mutter Gottes verrichtet. (7. Sep-
tember 1854.)

Der Rosenkranz.

[171]

Betest du gern den Rosenkranz? – Ein
eifriger Verehrer Mariens liebt das Rosen-
kranzgebet. Er läßt keinen Tag vorübergehen,
ohne wenigstens ein oder zwei Gesetze vom
Rosenkranz zu beten.

Der Rosenkranz ist 1. ein heiliges Gebet,
weil es aus den heiligsten Gebeten besteht, näm-
lich aus dem Gebete des Herrn, dem englischen
Gruß, dem apostolischen Glaubensbekenntnis
und dem Lobpreise der allerheiligsten Dreifal-
tigkeit; 2. ein ehrwürdiges Gebet, weil es seit
vielen Jahrhunderten von der katholischen
Christenheit gebetet, von der Kirche empfohlen
und von den größten Heiligen mit Vorliebe ver-
richtet wurde; 3. ein inbrünstiges Gebet wegen
der vertrauensvollen Beharrlichkeit, mit der die
Bitten wiederholt werden; 4. ein andächtiges
Gebet wegen der vielen und erhabenen Geheim-
nisse, die man dabei andächtig betrachtet.

Die heilige Kirche hat das Rosenkranzgebet
mit vielen Ablässen versehen. Auf ein und
demselben Rosenkranz kann man gleichzei-
tig die Kreuzherrenablässe
und
die Dominikanerablässe gewinnen.
Ist der Rosenkranz mit den Kreuzherrenablässen
versehn, so gewinnt man für jedes Vater unser
und jedes Ave Maria 500 Tage Ablaß. Sind
auch die Dominikanerablässe auf dem Rosen-
kranz, so gewinnt man überdies einen Ablaß
von 5 Jahren und 5 Quadragenen und außer-
dem für jedes Vater unser und jedes Ave Maria
100 Tage Ablaß, so oft man im Laufe des Tages
den ganzen Rosenkranz von 5 Gesetzen, wenn auch
nicht in einem Zuge, sondern mit Unterbrechun-
[172] gen zwischen den einzelnen Gesetzen, betet. Beim
gemeinsamen Rosenkranzgebet zu Hause oder
in der Kirche gewinnt man überdies einen Ab-
laß von 10 Jahren und zehnmal 40 Tagen.
Um die Dominikanerablässe zu gewinnen, ist
auch vorgeschrieben, daß man den Rosenkranz
in der Hand halte und die einzelnen Geheim-
nisse betrachte.

Der Rosenkranz wird gebetet wie folgt:

Im Namen des Vaters...

Ich glaube an Gott, den allmächtigen
Vater...

Vater unser...

Dann drei Gegrüßet seist du Maria mit dem
Zusatze:

1. Der in uns den Glauben vermehren
wolle.

2. Der in uns die Hoffnung stärken
wolle.

3. Der in uns die Liebe entzünden
wolle.

Dann je zehn Gegrüßet seist du Maria mit den
Geheimnissen:

Die freudenreichen Geheimnisse.


1. Den du, o Jungfrau, vom Heiligen
Geiste empfangen hast.

2. Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth
getragen hast.

3. Den du, o Jungfrau, geboren hast.

4. Den du, o Jungfrau, im Tempel auf-
geopfert hast.

5. Den du, o Jungfrau, im Tempel
wiedergefunden hast.

Die schmerzhaften Geheimnisse.

[173]

1. Der für uns im Garten Blut ge-
schwitzt hat.

2. Der für uns ist gegeißelt worden.

3. Der für uns ist mit Dornen gekrönt
worden.

4. Der für uns das schwere Kreuz ge-
tragen hat.

5. Der für uns ist gekreuzigt worden.

Die glorreichen Geheimnisse.


1. Der von den Toten auferstanden ist.

2. Der in den Himmel aufgefahren ist.

3. Der uns den Heiligen Geist gesandt
hat.

4. Der dich, o Jungfrau, in den Himmel
aufgenommen hat.

5. Der dich, o Jungfrau, im Himmel
gekrönt hat.

Das Skapulier.


Willst du dich eines besondern Schutzes der
lieben Mutter Gottes erfreuen, willst du teil-
nehmen an den heiligen Messen, an den Ge-
beten und Bußwerken vieler frommer Orden,
willst du zahlreiche Ablässe gewinnen, dann
trage das heilige Skapulier oder eine Skapulier-
medaille. Es gibt 5 Arten von Skapulieren:
1. das weiße Skapulier von der allerheiligsten
Dreifaltigkeit (Trinitarier-Skapulier).
2. das rote Skapulier vom bitteren Lei-
den
und den heiligsten Herzen Jesu und Ma-
[174] riä (Lazaristen-Skapulier), 3. das braune Ska-
pulier U. L. Frau vom Berge Karmel (Kar-
meliter-Skapulier), 4. das blaue Skapulier von
der unbefleckten Empfängnis (Thea-
tiner-Skapulier), 5. das schwarze Skapulier von
den sieben Schmerzen (Serviten-Skapu-
lier). Die fünf Skapuliere können zusammen
vereinigt werden. Um die mit den Skapulieren
verbundenen Ablässe zu gewinnen, muß man
sich von einem bevollmächtigten Priester per-
sönlich mit dem Skapulier beklei-
den
lassen und es beständig tragen. Ist
das Skapulier abgenutzt oder hat man es ver-
loren, so braucht man das neue Skapulier nicht
wieder segnen zu lassen; nur wenn man das
Skapulier eine Zeitlang aus Verachtung abge-
legt hätte, müßte man sich wieder neu einkleiden
lassen.

Die geistlichen Vorteile des braunen Skapu-
liers werden im römischen Verzeichnis der Ab-
lässe für die Bruderschaft des Karmeliter-
skapuliers dahin bestimmt, ‘„daß die seligste
Jungfrau den Seelen der Brüder und Mit-
glieder, welche in der Liebe (Gnade Gottes)
verscheiden und in ihrem Leben das Skapulier
getragen, die standssmäßige Keuschheit bewahrt,
die kleinen Tagzeilen der Mutter Gottes ge-
betet oder wenn sie nicht lesen können, die kirch-
lichen Fasttage beobachtet und am Mittwoch
und Samstag (außer wenn Weihnachten auf
einen dieser Tage fällt) vom Fleischessen sich
enthalten haben, nach ihrem Tode und zumal
am Samstage, welcher Tag von der Kirche der
seligsten Jungfrau geweiht ist, durch ihre un-
aufhörliche Fürsprache, ihre frommen Bitten,
durch ihre Verdienste und ihren besonderen
[175] Schutz zu Hilfe kommen werde“’
. (Beringer-
Hilgers, Die Ablässe usw. 1916. Bd. II.,
S. 157 f.)

Sowohl die Tagzeiten wie die Abstinenz
können nach Bedarf von dem zur Aufnahme
in die Bruderschaft bevollmächtigten Priester in
andere fromme Werke umgewandelt werden.

Wer das blaue Skapulier trägt, gewinnt,
wenn er 6 Vater unser, Ave Maria und Ehre
sei dem Vater auf die Meinung des heiligen
Vaters betet, die zahlreichen vollkommenen und
unvollkommenen Ablässe, die man gewinnen
kann in den sieben Hauptkirchen Roms, in der
Portiunkulakirche, an den heiligen Stätten zu
Jerusalem und in St. Jakob von Compostella
in Spanien. Die vollkommenen Ablässe kann
man nur einmal im Tag gewinnen, die unvoll-
kommenen öfters.

An Stelle des Skapuliers kann man auch
eine Skapuliermedaille tragen. Mit dieser Me-
daille kann man dieselben Ablässe und Gnaden
gewinnen, wie mit dem Skapuliere. Nur ist
verlangt:

  • a) daß die Medaille auf der einen Seite
    irgendein Bild der Mutter Gottes und
    aus der andern ein Bild des heiligsten
    Herzens Jesu habe,
  • b) daß sie gesegnet sei von einem dazu be-
    vollmächtigten Priester,
  • c) daß man vorher in die Skapulierbruder-
    schaft aufgenommen und mit einem Ska-
    pulier bekleidet worden sei.
  • d) daß man die Medaille beständig bei sich
    trage, am Halse, am Rosenkranz oder in
    der Tasche, wie man will.

Gebete zu den Engeln und
Heiligen.

[176]

Gebet zu allen heiligen Engeln.


O Gott, du würdigst dich in deiner un-
aussprechlichen Vorsehung, deine heiligen
Engel zu unserm Schutze zu senden: ver-
leihe uns auf unser demütiges Flehen,
daß wir durch ihre Obhut allzeit vertei-
digt werden und in ihrer Gesellschaft auf
ewig uns freuen dürfen. Durch Jesus
Christus, unsern Herrn. Amen.

Gebet zum heiligen Schutzengel.


O heiliger Schutzengel, den Gottes
Güte mir in meiner Schwachheit zugesellt
hat, du mein Beschützer und Tröster, mein
Lehrer und Ratgeber, ich danke dir für
alle Liebe, die du mir täglich bewiesen
hast, und bitte dich, bleibe auch ferner an
meiner Seite und sei mir in allen An-
liegen ein himmlischer Freund und Helfer.
Wenn ich schlafe, so schütze mich; wenn ich
wache, so leite mich; bin ich traurig, so
tröste mich; bin ich schwach, so stärke mich;
in der Versuchung rette mich; im Zweifel
erleuchte mich; vor der Sünde bewahre
mich; zum Guten ermahne mich; im Gna-
denstande erhalte mich; vor einem jähen
Tode behüte mich; in der Stunde meines
[177] Hinscheidens flehe für mich und geleite
meine Seele in die himmlischen Wohnun-
gen, wo sie mit dir vereint Gott in alle
Ewigkeit loben und preisen wird. Amen.

Andacht zum heiligen Joseph.


Vergiß nicht, den heiligen Joseph in all deinen
Nöten und Bedrängnissen vertrauensvoll anzurufen.
Er überragt, wie Papst Leo XIII. sagt, an Würde
und Heiligkeit alle Seligen des Himmels, Maria
allein steht über ihm. Darum hat er eine ganz
wunderbare Macht über das Herz Gottes. Höre,
was die heilige Theresia sagt: ‘„Ich erinnere mich
nicht, den heiligen Joseph um etwas gebeten zu
haben, das ich nicht erhalten hätte. Der Herr
scheint den andern Heiligen die Macht gegeben zu
haben, uns in einigen bestimmten Anliegen zu hel-
fen; der heilige Joseph dagegen kann uns, wie die
Erfahrung lehrt, in allen Nöten helfen.“’
Rufe
darum den heiligen Joseph an in deinen Versuchun-
gen und Kämpfen, in deinen Leiden und Beschwer-
den; bitte ihn, den Patron eines guten Todes, um
eine glückliche Sterbestunde; bitte ihn, den Schutz-
patron der heiligen Kirche, um Hilfe und Beistand
in all ihren Bedrängnissen.

Litanei zum heiligen Joseph.


Herr, erbarme dich unser!

Christus, erbarme dich unser!

Herr, erbarme dich unser!

Christus, höre uns!

Christus, erhöre uns!

Gott Vater vom Himmel, – Erbarme dich
unser!

Gott Sohn, Erlöser der Welt.

Gott Heiliger Geist.

[178]

Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott,
– Erbarme dich unser!

Heilige Maria, – Bitte für uns!

Heiliger Joseph,

Du erlauchter Sproß Davids,

Du Licht der Patriarchen,

Du Bräutigam der Gottesmutter,

Du keuscher Behüter der allerseligsten
Jungfrau,

Du Nährvater des Sohnes Gottes,

Du eifriger Beschützer Christi,

Du Haupt der heiligen Familie,

Du gerechtester Joseph,

Du keuschester Joseph,

Du weisester Joseph,

Du starkmütigster Joseph,

Du gehorsamster Joseph,

Du getreuester Joseph,

Du Spiegel der Geduld,

Du Liebhaber der Armut,

Du Vorbild der Arbeiter,

Du Zierde des häuslichen Lebens,

Du Beschützer der Jungfrauen,

Du Stütze der Familien,

Du Trost der Armseligen,

Du Hoffnung der Kranken,

Du Patron der Sterbenden,

Du Schrecken der bösen Geister,

Du Beschirmer der heiligen Kirche,

O du Lamm Gottes, das du hinwegnimmst
die Sünden der Welt, – Verschone uns,
o Herr!

[179]

O du Lamm Gottes, das du hinwegnimmst
die Sünden der Welt, – Erhöre uns,
o Herr!

O du Lamm Gottes, das du hinwegnimmst
die Sünden der Welt, – Erbarme dich
unser, o Herr!

. Er hat ihn gesetzt zum Herrn seines
Hauses.

. Und zum Fürsten über all sein Be-
sitztum.

Lasset uns beten. O Gott, der
du in deiner wunderbaren Vorsehung den
heiligen Joseph zum Bräutigam deiner
heiligsten Mutter zu erwählen dich gewür-
digt hast, verleihe uns, wir bitten dich,
das er, den wir als unsern Beschützer auf
Erden verehren, unser Fürsprecher im Him-
mel sein möge, der du lebst und regierst
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (18. März 1909.)

Das Memorare zum heiligen Joseph.


Gedenke, o reinster Bräutigam der
Jungfrau Maria, o mein mildreichster Be-
schützer, heiliger Joseph, daß es niemals
ist gehört worden, daß jemand deinen
Schutz angerufen und dich um Hilfe ange-
fleht habe, ohne getröstet worden zu sein.
Mit diesem Vertrauen komme ich, mich dir
vorzustellen, und empfehle mich dir mit
aller Inbrunst an. Ach, verschmähe doch
[180] meine Bitten nicht, du Pflegevater des
Heilandes, sondern nimm sie gnädig auf.
Amen.

300 Tage Ablaß einmal täglich. (26. Juni 1863.)

Gebet zum heiligen Joseph um die Tugend
der Reinheit.


O heiliger Joseph, Vater und Beschützer
der jungfräulichen Seelen, dessen treuem
Schutze die Unschuld selbst, Jesus Christus
und Maria, die Jungfrau der Jungfrauen,
anvertraut worden ist, durch diese beiden
überaus teuren Unterpfänder, Jesus und
Maria, bitte und beschwöre ich dich, du
wollest bewirken, daß ich, vor aller Un-
reinigkeit bewahrt, mit reinem Herzen und
keuschem Leibe Jesus und Maria immer in
aller Keuschheit dienen möge. Amen.

100 Tage Ablaß einmal täglich. (4. Febr. 1877.)

Gebet zum heil. Joseph für die Sterbenden.


Ewiger Vater, um der Liebe willen,
die du zum heiligen Joseph trägst, den du
vor allen auserwählt hast, deine Stelle auf
Erden zu vertreten, habe Erbarmen mit
uns und mit den armen Sterbenden.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Ewiger göttlicher Sohn, um der Liebe
willen, die du zum heiligen Joseph trägst,
der dich auf Erden mit aller Treue beschützt
[181] hat, habe Erbarmen mit uns und mit den
armen Sterbenden.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

Ewiger, göttlicher Geist, um der Liebe
willen, die du zum heiligen Joseph trägst,
der mit so großer Sorgfalt deine heiligste
und innigstgeliebte Braut Maria beschützt
hat, habe Erbarmen mit uns und mit den
armen Sterbenden.

Vater unser... Gegrüßet... Ehre
sei dem Vater...

300 Tage Ablaß einmal täglich. (17. Mai 1884.)

Gebet zum heiligen Namenspatron.


O himmlischer Patron, dessen Namen
ich tragen darf, bitte immerdar für mich
bei Gott, befestige mich im Glauben, stärke
mich in der Tugend, schütze mich im
Kampfe, auf daß ich als Sieger über den
bösen Feind die ewige Herrlichkeit erlange.
Amen. 100 Tage Ablaß jedesmal, den armen
Seelen nicht zuwendbar. (2. Mai 1912.)

Gebet zum heiligen Kirchenpatron.


Heiliger Patron unserer Kirche und
Gemeinde, siehe gnädig auf uns, deine be-
sondern Pflegebefohlenen, hernieder. Er-
flehe uns einen festen und standhaften
Glauben an alle Lehren unserer heiligen
Kirche, eine unüberwindliche Hoffnung
auf die ewigen Güter des Himmels, eine
[182] große Liebe zu Gott und den Menschen.
Auch das zeitliche Wohl unserer Gemeinde
empfehlen wir deinem liebevollen Schutze.
Wende durch deine Fürbitte Krankheit.
Hungersnot, Krieg und alle Strafen der
Sünde gnädig von uns ab, und erflehe
uns die Wohlfahrt der Seele und des
Leibes. Nimm die Armen, Witwen und
Waisen in deinen besondern Schutz und sei
eine sichere Zuflucht für alle Leidenden
und Bedrängten. Segne unsere Mühen
und Arbeiten um das tägliche Brot, damit
wir uns um so ungehinderter und freu-
diger dem Dienste Gottes widmen können.
Hilf uns, daß wir im Wohlergehen unsers
Gottes nicht vergessen und im Leiden die
Geduld bewahren, damit wir allzeit Got-
tes heiligen Willen erfüllen, seine Ehre
fördern und so mit dir der himmlischen
Belohnung teilhaftig werden.

Gebet zum heiligen Alfons.


(Der heilige Alfons Maria von Liguori war
Bischof von St. Agatha in Italien und Stifter des
Redemptoristen-Ordens. Er starb am 1. August 1787,
wurde heiliggesprochen am 26. Mai 1839 und zum
Kirchenlehrer erhoben am 23. März 1871.)

O mein glorreicher und geliebtester Be-
schützer, heiliger Alfons, der du so viel
dich abgemüht und erduldet hast, um den
Menschen die Frucht der Erlösung zu
sichern, o siehe doch auf die Nöten meiner
armen Seele hernieder und habe Erbar-
[183] men mit mir. Um der mächtigen Für-
sprache willen, deren du dich bei Jesus und
Maria erfreust, erlange mir eine wahre
Reue und Nachlassung meiner bisher be-
gangenen Fehler, einen großen Abscheu
vor der Sünde und die Kraft, den Ver-
suchungen allzeit Widerstand zu leisten.
Teile mir, darum bitte ich dich, einen
Funken jener glühenden Liebe mit, wovon
dein Herz immerfort entzündet war, und
mache, daß deinem Beispiele gemäß das
göttliche Wohlgefallen die einzige Richt-
schnur meines Lebens sei. Erflehe mir
außerdem eine brennende und beharrliche
Liebe zu Jesus, eine zärtliche und kindliche
Andacht zu Maria, die Gnade, allzeit zu
beten und im Dienste Gottes bis zum
Augenblicke meines Todes auszuharren,
auf daß ich endlich mit dir mich vereinigen
könne, um Gott und Maria, die heiligste
Jungfrau, die ganze Ewigkeit hindurch zu
preisen. Amen.

200 Tage Ablaß einmal täglich. (18. Juni 1887.)

Gebet zum hl. Klemens Maria Hofbauer.


(Der heilige Klemens Maria Hofbauer, der erste
deutsche Redemptorist, starb in Wien am 15. März
1820 und wurde heiliggesprochen am 20. Mai 1909.)

O heiliger Klemens! Wie groß ist
deine Heiligkeit, wie herrlich leuchtet dein
Tugendbeispiel! Deine makellose Rein-
heit, dein lebendiger Glaube, dein Ver-
[184] trauen auf Gottes Vorsehung, deine Liebe
zu Jesus, deine Hinopferung im priester-
lichen Amte waren so groß daß ich sie nie
genug loben kann. O sende doch aus dei-
nem liebentflammten Herzen nur ein
Fünkchen der göttlichen Liebe in mein
kaltes Herz, damit es erfüllt werde von
wahrem Eifer und deinem Beispiele nach-
folge. Weil dir Gott einen so vollkomme-
nen Glauben verliehen hat, so erflehe mir
die Gnade eines tatkräftigen Glaubens.
Weil du mit den armen Sündern ein so
inniges Erbarmen getragen, so erwirke
mir durch deine Fürbitte die Gnade der
wahren Reue und der Beharrlichkeit in
meinen guten Vorsätzen. Du hast die
allerseligste Jungfrau Maria mit zärt-
licher Liebe verehrt, du hast durch das
Rosenkranzgebet von ihr alle Gnaden er-
halten, o bitte doch Maria für mich, daß
auch ich sie gerne anrufe, daß auch ich den
Rosenkranz oft mit Andacht bete. Bewirke,
daß ich Jesus von ganzem Herzen liebe
und in der Gnade Gottes von dieser Welt
scheide. Amen.

Gebet zum heiligen Gerhard.


(Der heilige Gerhard Majella, der große Wunder-
täter, war Laienbruder des Redemptoristen-Ordens.
Er starb zu Caposele in Italien am 16. Oktober 1755
und wurde heiliggesprochen am 11. Dezember 1904.)

Sei gegrüßt, o heiliger Gerhard, du
ruhmvoller Held der Tugend, du Zierde
[185] und Vorbild der christlichen Jugend. Siehe,
zu deinen Füßen werfe ich mich nieder und
verehre dich in der Demut meines Herzens
als meinen besondern Schutzpatron und
Fürsprecher bei Gott. O heiliger Gerhard,
fleckenloser Spiegel der Reinheit, reiche
mir deine mächtige Hand in allen Gefah-
ren und Bedrängnissen meiner Seele.
Stärke und kräftige mich im Kampfe wider
die Feinde meines Heiles. Umgib meine
Lenden mit dem Gürtel der heiligen
Keuschheit; bewahre meine Augen vor den
verführerischen Reizen der Welt; schütze
meine Seele vor den Nachstellungen des
bösen Feindes. Erhalte mich rein und
unversehrt alle Tage meines Lebens. Er-
flehe mir einen lebendigen Glauben, ein
festes Vertrauen, eine innige Liebe zu
Gott und dem Nächsten. Gib mir ein edles
und gerades Herz, das nur für das Wahre
und Gute schlägt. Verschaffe mir einen
festen Willen und entschlossenen Sinn, auf
daß ich, frei von allem Wankelmut und
jeglicher Menschenfurcht, das Gute tue
und das Böse meide. Hilf mir, daß ich
in der Uebung der christlichen Tugenden
verharre und nach deinem Beispiele im-
merdar von Gottesliebe entflammt bete,
arbeite, dulde und kämpfe. Das erbitte
mir durch Maria, unsere himmlische Mut-
ter, bei Jesus Christus, unserm Herrn.
Amen.

Gebet zum heiligen Antonius.

[186]

Zu dir, o mächtiger Wundertäter,
nehme ich meine Zuflucht. Du warst so
entflammt von Liebe zu Gott und den
Armen, daß du gewürdigt wurdest, das
Kindlein Jesus, das in Armut geboren
werden wollte, auf deinen Armen zu tra-
gen. Voll Vertrauen wende ich mich des-
halb an dich, damit du den gütigen Heiland
bittest, sich meiner in der gegenwärtigen
Trübsal zu erbarmen. Erflehe mir die
Gnade, um die ich demütig bitte...
Wenn du sie mir erwirkst, o glorreicher
heiliger Antonius, werde ich dir für die
Armen, die du so sehr auf Erden geliebt
hast, eine Unterstützung darbringen.

Vater unser... Gegrüßet...

100 Tage Ablaß einmal täglich. (11. Mai 1897.)

Gebet zur heiligen Barbara um einen
guten Tod.


O Herr, du hast die heilige Barbara
zum Troste für die Lebenden und Ster-
benden auserwählt, verleihe uns auf ihre
Fürbitte, allzeit in deiner göttlichen Liebe
zu leben und alle unsere Hoffnung auf
die Verdienste des schmerzvollen Leidens
deines Sohnes zu setzen, auf daß wir nicht
eines unglückseligen Todes sterben, son-
dern vielmehr durch die heiligen Sakra-
mente der Buße, des Altars und der letz-
[187] ten Oelung gestärkt, ohne Furcht den Weg
zur ewigen Herrlichkeit antreten können.
Darum bitten wir dich inständig durch
denselben Jesus Christus, unsern Herrn.
Amen.

100 Tage Ablaß einmal täglich (21. März 1879.)

Gebete für die armen Seelen.


Vergiß nicht, viel für die armen Seelen im Feg-
feuer zu beten, besonders für deine verstorbenen
Verwandten. Sie leiden im Reinigungsorte große
Schmerzen und können sich selber keine Linderung
verschaffen. Sie sind ganz und gar auf die Hilfe der
Lebenden angewiesen. Bete daher für sie, opfere
häufig die heilige Messe und die heilige Kommunion
für sie auf und bemühe dich, ihnen viele Ablässe zu-
zuwenden. Die Liebe verlangt es von dir. O wie
dankbar sind die armen Seelen für das Geringste,
das du zu ihrem Troste tust. Sie begleiten und um-
schirmen dich mit ihrem Gebete, und wenn du einst
selber im Fegfeuer leiden wirst, werden sie auch dir
zu Hilfe kommen.

Gebet für verstorbene Verwandte und
Freunde.


Barmherziger Gott, Schöpfer und Er-
löser aller Gläubigen, ich bitte dich demü-
tig, erbarme dich der mir so teuren Seele
meines (meiner)... und befreie sie bald
aus den Peinen des Fegfeuers, wenn sie
noch darin leiden muß. Vater der Er-
barmungen und Gott alles Trostes, er-
barme dich ihrer und tröste sie in ihrer
[188] traurigen Lage. Gedenke nicht mehr ihrer
Sünden und Nachlässigkeiten, sondern
siehe auf deine unendliche Güte und
Barmherzigkeit. Um deines lieben Soh-
nes Jesus Christus willen, an den diese
Seele geglaubt und auf den sie gehofft
hat, erlasse ihr die verdienten Strafen
und erlöse sie aus ihrer Pein. Ja, befreie
sie recht bald aus den Flammen des Feg-
feuers und nimm sie zu dir in den Him-
mel, damit sie dort in deiner beseligenden
Nähe sich freue und dich mit allen Aus-
erwählten preise in Ewigkeit. Amen.

Gebet zum leidenden Heiland für die
armen Seelen.


O Jesus, um jenes reichen Blut-
schweißes willen, den du im Garten ver-
gossen hast, erbarme dich der Seelen mei-
ner nahen Verwandten, die im Fegfeuer
leiden.

Vater unser... Gegrüßet... Herr,
gib ihnen die ewige Ruhe. Und das ewige
Licht leuchte ihnen.

O Jesus, um jener grausamen Geiße-
lung willen, die du gebunden an der
Säule erduldetest, erbarme dich der Seelen
meiner Freunde und Bekannten, die im
Fegfeuer leiden.

Vater unser... Gegrüßet... Herr,
gib ihnen...

[189]

O Jesus, um jener Krone von scharfen
Dornen willen, die deine heiligsten Schlä-
fen durchbohrten, erbarme dich der Seele,
die am verlassensten und ohne Fürsprecher
ist, und jener Seele, die am weitesten da-
von entfernt ist, aus den Qualen des Feg-
feuers befreit zu werden.

Vater unser... Gegrüßet... Herr,
gib ihnen...

O Jesus, um jener schmerzhaften
Schritte willen, die du mit dem Kreuze
beladen machtest, erbarme dich der Seele,
die am nächsten daran ist, das Fegfeuer
zu verlassen; und um der Schmerzen
willen, die du mit deiner heiligsten Mut-
ter erlittest, als sie dir auf dem Wege zum
Kalvarienberg begegnete, befreie die See-
len, die eine besondere Andacht zu deiner
Mutter hatten, von den Peinen des Feg-
feuers.

Vater unser... Gegrüßet... Herr,
gib ihnen...

O Jesus, um deines heiligsten Leibes
willen, der am Kreuze ausgespannt war,
um deiner mit harten Nägeln durchbohr-
ten Hände und Füße willen, um deines
bitteren Todes und deines von der Lanze
geöffneten Herzens willen habe Mitleid
und Erbarmen mit jenen armen Seelen,
befreie sie von den harten Qualen, die sie
erleiden, rufe sie zu dir und laß sie zu dei-
[190] ner süßen Umarmung im Paradiese
kommen.

Vater unser... Gegrüßet... Herr,
gib ihnen...

O ihr von den heftigsten Schmerzen
gefolterten Seelen, ich bin euch in Wahr-
heit zugetan; darum verspreche ich, euch
niemals zu vergessen und beständig Gott
im Himmel um eure Befreiung anzurufen.
Für dieses Versprechen, das ich euch mache,
erlanget mir von Gott, bei dem ihr zum
Heil der Menschen auf Erden so viel ver-
möget, Befreiung von allen Gefahren der
Seele und des Leibes. Ich flehe euch an
für mich, für alle meine Verwandten,
Freunde. Wohltäter und Feinde um die
Verzeihung der Sünden, die Rettung der
Seele und die Beharrlichkeit im Guten.
Bewahret uns vor allem Unglück, Elend,
Krankheit, Not und Mühsal. Erwirket
uns den Frieden des Herzens. Stehet uns
bei in allen Handlungen. Kommt uns zu
Hilfe in allen geistigen und leiblichen
Nöten. Tröstet uns und verteidigt uns
in allen Gefahren. Bittet für den Papst,
für die Erhöhung der heiligen Kirche, für
den Frieden der Nationen und der christ-
lichen Fürsten, für die Ruhe der Völker
und machet, daß wir dereinst vereint im
Paradiese uns erfreuen. Amen.

100 Tage Ablaß einmal täglich. (14. Dez. 1889.)

Verschiedene Gebete.

[191]

Gebet christlicher Eheleute.


Gott, himmlischer Vater, der du durch
das heilige Sakrament der Ehe uns un-
auflöslich miteinander verbunden hast, daß
wir nicht mehr seien zwei, sondern eins:
verleihe uns die volle Erkenntnis der
Pflichten unsers Standes und eine treue,
heilige Liebe, damit wir leben wie Kinder
der Heiligen, ein reines Bild der Vereini-
gung Jesu mit seiner makellosen Braut,
der Kirche, darstellen und der Gnade dieses
Sakramentes stets teilhaftig bleiben. Laß
uns, o Vater, vor deinem heiligen Auge in
aller Frömmigkeit und Ehrfurcht mitein-
ander leben, und uns gegenseitig durch
gute Beispiele erbauen. Gib uns Sanft-
mut und Nachgiebigkeit, daß dein Friede
unter uns walte. Sendest du uns Be-
schwerden und Leiden, so gib auch die
Gnade, sie in Ergebung und Geduld mit-
einander zu tragen. Laß nicht Leiden-
schaften über uns herrschen, damit wir
den Ehestand nicht zum Deckmantel von
Unerlaubtem mißbrauchen, sondern die
heiligen Zwecke desselben immer vor
Augen halten. Segne gnädig die Ar-
beiten unsers Berufes und laß uns von
den irdischen Gütern einen weisen Ge-
[192] brauch machen. Gib uns reiche Gnade,
unsere Kinder und Pflegebefohlenen als
dein uns anvertrautes Eigentum durch
Lehre und Beispiel, durch milde, aber
ernste Zucht für dich und den Himmel zu
erziehen, eingedenk der strengen Rechen-
schaft, die wir einst ihretwegen vor dir
abzulegen haben. So laß uns in allem
Guten treu zusammenhalten und Hand in
Hand den Weg zum Himmel wandeln,
der du lebst und regierst von Ewigkeit zu
Ewigkeit. Amen.

Gebet christlicher Eltern für ihre
Kinder.


O Vater der Barmherzigkeit, der du
nach deinen ewigen Ratschlüssen das
menschliche Geschlecht zu deiner Ehre und
zu seiner Seligkeit erschaffen hast, wir
danken dir für die Kinder, die deine gött-
liche Vorsehung uns anvertraut hat, daß
wir sie für dich erziehen, dessen Eigentum
sie sind. Segne sie, o Herr, an Leib und
Seele, und beschütze sie in den vielfältigen
Gefahren und Versuchungen des Lebens.
Erhalte sie im wahren Glauben und führe
sie auf den Wegen der Frömmigkeit und
Tugend zur Seligkeit, wozu du sie berufen
hast. Sieh an, o Herr, unsere Schwäche
und Kurzsichtigkeit und nimm du selbst
als Vater dich dieser deiner Kinder an.
[193] Erleuchte sie bei der Wahl ihres Berufes
und führe sie zu jenem Stande hin, in
dem sie dir am besten dienen und ihr Heil
am sichersten wirken können. Halte, wenn
es möglich ist, zeitliche Leiden und Trüb-
sale von ihnen fern; wenn du ihnen jedoch
ein Kreuz auflegen willst, dann stärke sie
in der Geduld und frommen Ergebung in
deinen heiligen Willen. Mit uns aber,
o Herr, sei deine Gnade immerdar, und
hilf uns in der Erziehung unserer Kinder
die heilige Pflicht erfüllen, die du uns
auferlegt hast, damit wir in deinem Ge-
richte bestehen und einst im himmlischen
Vaterlande mit unsern Kindern dich ewig
anschauen und preisen mögen.

O Maria, Mutter der göttlichen Gnade,
nimm dich unserer Kinder an, die auch die
deinen sind. Halte in den Gefahren des
Lebens deine barmherzigen Augen auf sie
gerichtet und zeige ihnen nach diesem
Elende Jesum, die gebenedeite Frucht dei-
nes Leibes.

Ihr heiligen Engel, die der Herr un-
sern Kindern als Schutzengel beigesellt hat,
wachet über sie, wo unser Auge sie nicht
überwachen kann; sprechet zu ihren See-
len, wo unsere Warnungsstimme sie nicht
mehr erreicht; schützet sie in allen Ge-
fahren des Leibes und der Seele, wo wir
zu ihrem Schutze ohnmächtig sind; führet
sie durch das Dunkel dieses Lebens zu
[194] einem seligen Tode und zu eurer ewigen
Gemeinschaft im Himmelreiche. Amen.

Gebet um die Gnade der Beharrlichkeit
und einen seligen Tod.


Guter Jesus, mein Gott und Heiland,
im Vertrauen auf die Verdienste deines
bitteren Leidens und Sterbens bitte ich
dich, schenke mir die Gnade der Beharr-
lichkeit im Guten, damit ich bis zum letzten
Augenblicke im Stande der Gnade ver-
bleibe und durch einen heiligen Tod zu
deiner beseligenden Anschauung gelange.

O Jesus, um deiner Verlassenheit und
Schmerzen willen, die du bei deinem Tode
erduldet, flehe ich inständig, verlaß mich
nicht in jenem wichtigen, alles entscheiden-
den Augenblicke meines Hinscheidens, son-
dern hilf mir, daß ich, siegreich gegen alle
Hindernisse meines Heiles, in die ewigen
Freuden des Himmels eingehe.

Heilige Maria, du Zuflucht der Sünder
und Hilfe der Sterbenden, erlange mir in
der Stunde des Todes eine vollkommene
Reue, die Nachlassung der Sünden, den
würdigen Empfang der heiligen Wegzeh-
rung und die Stärkung durch das heilige
Sakrament der letzten Oelung. Nimm
mich dann in deine mütterliche Obhut und
geleite mich durch ein gnädiges Gericht
zur beseligenden Anschauung Gottes. Amen.

Ergebung in Gottes heiligen Willen für
die Todesstunde.

[195]

Herr, mein Gott, schon jetzt nehme ich
den Tod, in welcher Weise er auch immer
nach deinem Gutbefinden mich treffen
mag, mit all seinen Aengsten, Peinen
und Schmerzen aus deiner Hand gleich-
mütig und willig entgegen.

1. Vollkommener Ablaß für die Sterbestunde,
wenn man nach würdigem Empfang der heiligen
Sakramente einmal im Leben an einem belie-
bigen Tage mit wahrer Liebe zu Gott obiges Gebet
spricht. – 2. 7 Jahre und 7 Quadragenen Ablaß
einmal im Monat, wenn man dieses Gebet spricht.
(9. März 1904. – 16. November 1916.)

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II. Teil.
Belehrungen.

[197]
[198]

Diene dem Gott deines Vaters mit voll-
kommenem Herzen und willigem Gemüte,
denn alle Herzen erforschet der Herr,
und alle Gedanken der Gemüter versteht
er.

(1. Chron. 28, 9.)

Betrachte allzeit die Gebote des Herrn,
und beschäftige dich eifrig mit seinen
Vorschriften, so wird er dich gelehrig
machen, und das Verlangen nach Weis-
heit wird dir gegeben werden.

(Sir. 6, 37.)

Wer meine Gebote hat und sie hält, der
ist es, der mich liebt.

(Joh. 14, 21.)

Gedanken und Ratschläge
fürs Leben.

[199]

Oft zu lesen.


Nur eins ist notwendig auf Erden:
die Rettung deiner unsterblichen
Seele. Seele verloren, alles ver-
loren; Seele gewonnen, alles ge-
wonnen: den Himmel gewonnen, Gott ge-
wonnen, gewonnen auf immer. Das Leben
ist kurz. Gleich einem Schatten eilt es
vorüber. Der Abend kommt schneller, als
du es erwartest. Zudem umlauern dich
tausend Gefahren. Tückische Feinde sinnen
auf dein Verderben. Sei darum auf dei-
ner Hut. ‘„Wandelt auf den Wegen der
Klugheit.“’
(Spr. 9, 6.) Erwäge oft diese
Gedanken und befolge getreu die Rat-
schläge, die dir hier geboten werden.
Wirke, solange es noch Tag ist; gar bald
kommt die Nacht, in der du nicht mehr
wirken kannst.

Es spricht der Tor in seinem Herzen: Es
gibt keinen Gott. (Ps. 13, 1.)


Dein heiliger Glaube sagt dir klar und
bestimmt, daß es einen Gott gibt. Auch
dein Verstand sagt es dir. Woher alle
[200] Dinge, die dich umgeben? Woher die
Bewegung in der Welt? Woher das
Leben? Woher der mit Vernunft begabte
Mensch? Wer hat die wunderbare Ord-
nung und Zweckmäßigkeit in der Welt her-
vorgebracht? Ist das alles von selbst ent-
standen? Nein, wo es etwas Ent-
standenes
gibt, da muß es auch eine
Ursache für dieses Entstehen geben. Nur ein
unendlich weises und vollkommenes Wesen,
nur Gott konnte die Welt erschaffen. ‘„Die
Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes
und das Firmament verkündet seiner
Hände Werke.“’
(Ps. 18, 2.) – Es gibt einen
Gott, so sagt dir auch die Stimme des
Gewissens, diese Stimme, die dich fort-
während ermahnt, das Gute zu tun und
das Böse zu meiden, die dir Lohn verheißt,
wenn du deine Pflicht treu erfüllst, und
Strafe androht, wenn du sie vernachlässigst,
selbst dann, wenn deine Tat allen Men-
schen unbekannt bleibt. Diese Stimme des
Gewissens ist der Hinweis der Natur auf
eine höhere, gesetzgebende Macht, auf
Gott, der dadurch seinen Willen dir kund-
gibt und sein Richteramt ausübt. – Es
gibt einen Gott, die ganze Menschheit ist
von seinem Dasein überzeugt. Diese Ueber-
zeugung beruht auf Wahrheit, denn die
Stimme der ganzen Menschheit kann nicht
trügen, sonst müßte die Zuverlässigkeit der
menschlichen Vernunft ins Wanken geraten.
[201] Das Wort der heiligen Schrift ist und
bleibt wahr: ‘„Es spricht der Tor in sei-
nem Herzen: Es gibt keinen Gott.“’
(Ps.
13, 1.) Gott hat auch dich erschaffen. Ihm
verdankst du jede Faser deines Wesens, dei-
nen Leib und deine Seele mit all ihren
Fähigkeiten. Gott erhält dich auch. Ohne
ihn würdest du ins Nichts zurücksinken.
Darum gehörst du ihm an mit Leib und
Seele, mit all deinen Kräften. Ihm muß
dein ganzes Leben geweiht sein; ihn mußt
du lieben, ihm dienen bis zum letzten
Atemzuge. ‘„Fürchte Gott und halte seine
Gebote, denn darin besteht jedes Menschen
Aufgabe.“’
(Pred. 12, 13.) ‘„Suchet zuerst
das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit.“’

(Matth. 6, 33.)

Bei allem, was du tust, denke an dein
Ende, so wirst du in Ewigkeit nicht sün-
digen. (Sir. 7, 40.)


Mit dem Tode ist nicht alles aus. Der
heilige Geist sagt es dir aufs bestimmteste:
‘„Der Mensch wird eingehen in das Haus
seiner Ewigkeit.“’
(Pred. 12, 5.) ‘„Gott hat
den Menschen unsterblich erschaffen.“’

(Weish. 2, 23.) Unzählige Male spricht
auch der Heiland von ewiger Belohnung
und ewiger Strafe im Jenseits: ‘„Die
Bösen werden eingehen in die ewige Pein,
die Gerechten aber in das ewige Leben.“’

[202] (Matth. 25, 46.) Darum bekennt die hei-
lige Kirche laut und feierlich: ‘„Ich glaube
an ein ewiges Leben.“’
– Auch deine Ver-
nunft tritt dafür ein. Die menschliche
Seele kann nach dem Tode, d. i. nach
der Trennung vom Leibe, ewig fortleben,
weil sie ein geistiges Wesen ist. Ein
Geist ist einfach und nicht aus Teilen zu-
sammengesetzt wie der Leib, darum kann
sich die geistige Seele auch nicht in Teile
auflösen, kann nicht sterben. Die Seele
wird auch nach dem Tode ewig fortleben.
Das war immer die allgemeine Ueberzeu-
gung der Menschen. Und diese Ueber-
zeugung hat ihre guten Gründe. Das er-
hellt sofort, da sie sonst nicht so allgemein
wäre, trotz der Verschiedenheiten der
Völker und Zeitalter. Dann aber wird
unsere Seele hienieden von einem nie
ermüdenden Wahrheitsdrange beherrscht,
doch dieser Drang wird in diesem Leben
nicht erfüllt. Noch größer ist der Drang nach
Glück, doch auch dieser wird auf Erden nicht
gestillt. Höchst entsprechend ist es daher
der Weisheit und Güte Gottes, daß diese
Sehnsucht nach der vollen Wahrheit, nach
vollkommener Glückseligkeit in einem jen-
seitigen Leben befriedigt wird. – Auch Got-
tes Gerechtigkeit und Heiligkeit bürgen für
das Fortleben der Seele in der Ewigkeit.
Gott muß das Gute belohnen und das Böse
bestrafen, sonst wäre er nicht gerecht und
[203] heilig. Die Vergeltung aber ist hienieden
meist sehr mangelhaft. Es muß darum ein
Fortleben nach dem Tode geben, wo der
Gerechte seinen Lohn, der Böse aber seine
Strafe empfängt. – O, denke oft an die
Ewigkeit! Vielleicht bald schon mußt du
diese Welt verlassen, mußt eintreten in das
Haus deiner Ewigkeit und vor dem Rich-
terstuhl Gottes Rechenschaft ablegen über
dein ganzes Leben. ‘„Bei allem, was du
tust, denke an dein Ende, so wirst du in
Ewigkeit nicht sündigen.“’
(Sir. 7, 40.)

Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt,
wird ausgehauen und ins Feuer geworfen.
(Matth. 3, 10.)


Es gibt eine Hölle, d. i. eine ewige
Strafe für alle, die im Stande der Tod-
sünde in die Ewigkeit hinübergehen. Gott
selber hat es gesagt. Der Heiland spricht
wiederholt von dem unauslöschlichen
Feuer, wo der Wurm nicht stirbt, und das
Feuer nicht erlischt. (Mark. 9, 42–47.) Er
verkündet zum voraus seinen Richterspruch
über die Bösen, der lauten wird: ‘„Weichet
von mir, ihr Verfluchten, ins ewige Feuer,
das dem Satan und seinen Engeln bereitet
ist.“’
(Matth. 25, 41.) Die Kirche hat von
jeher an dieser furchtbarsten aller Glau-
benswahrheiten festgehalten und sie den
Gläubigen ausdrücklich als Dogma hin-
[204] gestellt. Darum kann und darf ein Katho-
lik nicht daran zweifeln. – Die Peinen
der Hölle sind unbeschreiblich groß. Die
Verdammten leiden dort eine dreifache
Strafe: Die Strafe des Verlustes, die
Strafe der Empfindung und die Qual des
Gewissens. Die Strafe des Verlustes, d. h.
die Verbannung vom Angesichte Gottes als
des letzten Zieles ist für die Verdammten
um so schmerzlicher, je klarer sie jetzt Gott
als ihr letztes Ziel erkennen, je heftiger,
wenn auch unwillkürlich, sie zu ihm empor-
streben, und je weniger sie in den ge-
schaffenen Dingen, wie ehemals während
des irdischen Daseins, Zerstreuung und Be-
friedigung finden. Die Strafe der Emp-
findung wird verursacht durch die ab-
stoßende Gesellschaft der Teufel und Ver-
dammten, besonders aber durch das Feuer,
das die Seele, und später nach der Auf-
erstehung auch den mit der Seele wieder
vereinigten Leib, auf geheimnisvolle Weise
quält. Zu diesen Strafen gesellt sich
die Qual des Gewissens, die innere Zer-
rissenheit, die beständige Selbstanklage der
Verdammten, daß sie das über sie herein-
gebrochene Verderben selbst verschuldet
haben, obwohl sie es so leicht hätten ab-
wenden können. – Alle diese Strafen der
Hölle dauern ewig: nie und nimmer wer-
den sie ein Ende nehmen. – Danke Gott,
daß er dich in seiner übergroßen Barm-
[205] herzigkeit bis jetzt verschont hat und dich
nicht in einer Todsünde hat sterben lassen.
Fasse den festen Entschluß: Lieber sterben,
als in Zukunft noch einmal eine schwere
Sünde begehen. Bringe dein Gewissen
sobald wie möglich in Ordnung, damit der
Tod dich nicht überrasche. Denke oft an das
Wort der heiligen Schrift: Jeder Baum, der
keine gute Frucht bringt, wird ausgehauen
und ins Feuer geworfen. (Matth. 3, 10.)

Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn
ist groß im Himmel. (Matth. 5, 12.)


Nach dem Tode gelangen die vollkom-
men Reinen sofort in den Himmel und
werden einer ewig dauernden Glückseligkeit
teilhaft. Auch der Leib wird nach seiner
Auferstehung an dieser Glückseligkeit teil-
nehmen. ‘„Die Gerechten werden eingehen
in das ewige Leben.“’
(Matth. 25, 46.)
Die ewige Seligkeit besteht vor allem in
der unmittelbaren und klaren Anschauung
Gottes und dem daraus hervorgehenden
liebenden Genusse Gottes, seiner Schönheit
und Vollkommenheit. ‘„Jetzt sehen mir durch
einen Spiegel rätselhaft, alsdann aber von
Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich
stückweise, dann aber werde ich erkennen,
sowie ich erkannt bin.“’
(1. Kor. 13, 12.)
Mit der Anschauung und dem liebenden
Genusse Gottes ist für ewige Zeiten auch
eine ungehemmte geistige Tätigkeit ver-
[206] bunden, sowie die innigste Gemeinschaft
mit Christus, den Engeln und Heiligen,
Freiheit von körperlichen und seelischen
Uebeln wie Schmerz, Krankheit, Tod, Un-
wissenheit, Sünde und Versuchung. ‘„Kein
Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es ge-
hört, in keines Menschen Herz ist es ge-
drungen, was Gott denen bereitet hat,
die ihn lieben.“’
(1. Kor. 2, 9.) Wie ein
Tropfen im Weltmeer, so gehen die Se-
ligen in Gott auf. Ihr Herz fließt über
von unsagbarer Freude und grenzenlosem
Glücke. – O, wie wahr ist das Wort der
heiligen Schrift: ‘„Was nützt es dem Men-
schen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an
seiner Seele aber Schaden leidet.“’
(Matth.
16, 26.) Sorge, daß der Himmel mit seinen
Freuden dir nicht entgeht. Es steht bei
dir. Treue Beobachtung der Gebote Got-
tes und der Kirche, gewissenhafte Pflicht-
erfüllung, sündenreines, tugendhaftes Le-
ben führen sicher hinauf zu den ewigen
Freuden des Paradieses. ‘„Freuet euch und
frohlocket, denn euer Lohn ist groß im
Himmel.“’
(Matth. 5, 12.)

Wenn jemand unsern Herrn Jesus Christus
nicht liebt, der sei ausgeschlossen.
(1. Kor. 16, 22.)


Nicht bloß wahrer Mensch ist Christus,
er ist auch wahrer Gott. ‘„Wahrlich, ich
[207] sage euch“’
, sprach er zu den Juden, ‘„ehe
Abraham ward, bin ich.“’
(Joh. 8, 58.)
‘„Ich und der Vater sind eines.“’ (Joh.
10, 30.) Und als der Hohepriester ihn zur
eidlichen Erklärung aufgefordert hatte, ob
er Christus, der Sohn Gottes, des hoch-
gelobten, sei, antwortete er klar und be-
stimmt: ‘„Ich bin es.“’ (Mark. 14, 62.) Für
seine Gottheit zeugen die bis in die klein-
sten Einzelheiten in Erfüllung gegangenen
Vorbilder und Weissagungen des Alten
Bundes. Auch die Heiligkeit seines Le-
bens und die Weisheit seiner Lehre, sowie
die vielen Wunder, die er gewirkt,
sprechen laut dafür. Der schlagendste Be-
weis für seine Gottheit ist seine Aufer-
stehung aus dem Grabe. Nur ein Gott
kann aus eigener Kraft vom Tode er-
stehen. Daß Christus Gott ist, bezeugt auch
der Einfluß, den er seit 1900 Jahren auf
die Welt ausübt. Er ist zum Mittelpunkt
der Weltgeschichte, zum König der Geister
und der Herzen geworden. – Beuge auch
du voll Demut und Glauben dein Knie
vor ihm und unterwirf dich seiner Herr-
schaft: ‘„Im Namen Jesu soll sich beugen
jedes Knie, im Himmel, auf Erden und
unter der Erde.“’
(Phil. 2, 10.) Liebe
Jesus mit der ganzen Kraft deiner Seele.
Für dich ist er am Kreuze den bittersten
Tod gestorben; ohne ihn wärest du ewig
verloren gegangen. Grenzenlose, selbstlose
[208] Liebe verlangt auch grenzenlose, selbstlose
Gegenliebe. ‘„Wenn jemand unsern Herrn
Jesus Christus nicht liebt, der sei aus-
geschlossen.“’
(1. Kor. 16, 22.)

Wer die Kirche nicht hört, der sei dir wie
ein Heide und öffentlicher Sünder.
(Matth. 18, 17.)


Bevor Christus in den Himmel auffuhr,
hat er die heilige Kirche gegründet, damit
sie nach seinem Heimgange das Werk der
Erlösung fortsetze, allen Menschen bis zum
Ende der Zeiten die frohe Botschaft un-
verfälscht verkünde und die Erlösungs-
gnade vermittele. In diese Kirche müssen
alle Menschen eintreten, ihren Lehren
müssen sie glauben und ihren Geboten ge-
horchen. Wer aus eigener schwerer Schuld
nicht in die Kirche Christi eintritt oder
von ihr abfällt, geht verloren, falls er nicht
reumütig zu ihr zurückkehrt. – Welches
ist aber die von Christus gestiftete Kirche?
Einzig und allein die römisch-katholische
Kirche. Sie allein trägt die Merkmale der
wahren Kirche an sich. Christus wollte
nur eine Kirche stiften, wie er auch nur
einen Glauben gelehrt und nur ein Ober-
haupt eingesetzt hat. Der Zweck seiner
Kirche war, alle Menschen zur Hei-
ligkeit
zu führen. Und er hat seine
Kirche auf Petrus und die übrigen
[209]Apostel gegründet. Darum muß seine
Kirche einig, heilig, katholisch
(allgemein) und apostolisch sein. Diese
vier Merkmale der wahren Kirche Christi
kann aber keine andere Religionsgemein-
schaft aufweisen, als nur die römisch-
katholische Kirche. Sie allein ist darum
die wahre Kirche. Zwar wird sie stets
befeindet und verkannt, wie ihr göttlicher
Stifter es vorausgesagt hat, doch nie
wird sie besiegt werden. ‘„Die Pforten der
Hölle werden sie nicht überwältigen.“’

(Matth. 16, 18.) Aus allen Verfolgungen
geht sie stets verjüngt und gestärkt hervor.
– Das unsichtbare Oberhaupt der Kirche
ist Jesus Christus selbst, das sichtbare der
Papst in Rom, der Nachfolger des heiligen
Petrus, zu dem Christus gesprochen: ‘„Du
bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich
meine Kirche bauen.“’
(Matth. 16, 18.)
Damit die Kirche in Sachen des Glaubens
und der Sitten nicht irren kann, hat Chri-
stus ihr den Beistand des Heiligen Geistes
verliehen. Infolgedessen ist das kirchliche
Lehramt unfehlbar. Auch der Papst ist
unfehlbar, so oft er als oberster Hirt und
Lehrer der Kirche in Sachen der Glau-
bens- und Sittenlehre eine Entscheidung
gibt, die für die ganze Kirche bindend
ist. – Danke Gott jeden Tag, daß du ein
Kind der heiligen Kirche bist. Sei stolz
darauf! Liebe sie mit der ganzen Glut
[210] deines Gemütes! Halte treu all ihre Vor-
schriften! Ehre die Priester und unterstütze
sie in ihrem Wirken! ‘„Wer die Kirche
nicht hört, sei dir wie ein Heide und öffent-
licher Sünder.“’
(Matth. 18, 17.)

Wer glaubt, wird selig werden.
(Matth. 16, 16.)


Glauben heißt alles für wahr halten,
was Gott gesagt hat, und zwar deshalb,
weil Gott es gesagt hat. Der wahrhaftige
und heilige Gott kann weder irren noch
andere in Irrtum führen; deshalb bist
du streng verpflichtet, seinen Worten zu
glauben, auch dann, wenn du sie nicht be-
greifst. Darum sagt auch der Heiland:
‘„Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet.“’
(Joh. 3, 18.) ‘„Wer nicht glaubt, der wird
das Leben nicht sehen, sondern der Zorn
Gottes bleibt über ihm.“’
(Joh. 3, 36.)
‘„Wer nicht glaubt, der wird verdammt
werden.“’
(Mark. 16, 16.) – Was Gott ge-
offenbart hat, lehrt dich die heilige katho-
lische Kirche. Darum ist es deine strenge
Pflicht, den heiligen katholischen Glauben
anzunehmen. – Der Glaube allein genügt
aber nicht, um selig zu werden; du mußt
auch die Werke verrichten, die der Glaube
vorschreibt. ‘„Wie der Leib ohne Geist tot
ist, so ist der Glaube ohne Werke tot.“’

(Jak. 2, 26.) Lebe deshalb nach den Vor-
[211] schriften des Glaubens. Halte die Gebote
Gottes und der Kirche recht gewissenhaft.
‘„Willst du zum Leben eingehen, so halte
die Gebote.“’
(Matth. 19, 17.) Meide
auch alles was den Glauben gefährden
könnte. Lies keine glaubensfeindlichen
Zeitungen und Bücher. Verkehre nicht mit
Menschen, die den Glauben verspotten.
Suche dich in deinem Glauben immer mehr
zu unterrichten durch gute Lektüre und
durch Anhören des Wortes Gottes. Lieber
alles verlieren, als den heiligen Glauben.
Bete stets, daß Gott dich im Glauben er-
halte und stärke. Der Glaube ist eine
Gnade, die du von Gott erflehen mußt.
Er ist eine der größten Wohltaten, die dir
hier auf Erden zuteil werden, die Quelle
deines zeitlichen und ewigen Glückes. ‘„Wer
glaubt, wird selig werden.“’
(Mark. 16, 16.)

Wer nicht glaubt, wird verdammt werden.
(Mark. 16, 16.)


Der bewußte Unglaube ist eine der
schwersten Sünden. Das Wesen der Sünde
besteht ja in der Abkehr des Menschen von
Gott: je größer diese ist, desto schwerer ist
die Sünde. Nun gibt es aber selten eine
größere Abwendung von Gott, als der
bewußte Unglaube, der Gott selbst weg-
leugnet, von ihm überhaupt gar nichts
mehr wissen will. Die meisten übrigen
[212] Sünden greifen bloß die sittlichen Güter
der Menschheit an, der Unglaube ver-
sündigt sich gegen Gott selbst. Durch
die meisten übrigen Sünden lehnt sich
der Mensch gegen dieses oder jenes gött-
liche Gebot auf; im Unglauben dagegen
widersetzt er sich allem, was Gott gesagt
hat, widersetzt sich ihm selbst. – Der
Unglaube entspringt nicht dem vernünf-
tigen Denken, denn die Vernunft führt zu
Gott. Die Wurzel des Unglaubens liegt
daher mehr im Willen. Bequemlichkeit
und Vernachlässigung der religiösen Pflich-
ten, Stolz und Wissensdünkel, Menschen-
furcht und lasterhaftes Leben sind meist
die Ursachen des Unglaubens. Weil der
Glaube Pflichten auferlegt, die den Lei-
denschaften zuwider sind, darum will man
nicht glauben. – Der Unglaube führt ins
zeitliche und ewige Unglück. Er verkehrt
die Wahrheit in Lüge, die Sittlichkeit in
Laster, die Ruhe in Unfrieden, die Ord-
nung in Auflösung aller Verhältnisse und
wirft den Menschen in die Nacht des
ewigen Todes. ‘„Wer nicht glaubt, wird
verdammt werden.“’
(Mark. 16, 16.) –
Schätze und liebe darum deinen heiligen
Glauben über alles. Sei sorgfältig be-
dacht, daß du nie daran Schiffbruch leidest.
Lebe so, daß du von Gott keine Strafe zu
fürchten, sondern nur Gutes zu hoffen hast,
so wird dir der Glaube nie schwer fallen.
[213]‘„Bewahre dir ein gutes Gewissen, das
einige von sich gestoßen und so im Glauben
Schiffbruch gelitten haben.“’
(1. Tim. 1, 19.)

Stehe fest im Glauben, handele mannhaft
und sei stark. (1. Kor. 16, 13.)


Die Gleichgültigkeit gegen die Religion
ist eine große Torheit. Die Religion
allein gibt dir Aufklärung über die wich-
tigsten Lebensfragen, sie allein spendet dir
Kraft und Mut in allen schweren Stunden,
sie allein beglückt und erfreut deinen
Lebensweg. Wie töricht wäre es, wolltest
du gar kein oder nur wenig Interesse für
die Religion haben! – Die religiöse
Gleichgültigkeit ist auch eine Beleidigung
Gottes. Ohne Gott wärest du nicht. Er
hat dich erschaffen und erhält dich bis auf
diese Stunde. Du bist darum Gottes
Eigentum; ihm mußt du dienen, ihn lie-
ben alle Tage deines Lebens. Wolltest du
dich gleichgültig dieser Pflicht entziehen,
so würdest du ein schweres Unrecht gegen
Gottes Herrschergewalt begehen. Gott ver-
dankst du es, daß du in der wahren Re-
ligion geboren wurdest, daß du ein Kind
der unfehlbaren Kirche bist. Wolltest du
dich um diese unschätzbare Gnade nicht
kümmern und gleichgültig in den Tag
hineinleben, du würdest dich eines schwar-
zen Undankes schuldig machen. – Die re-
[214] ligiöse Gleichgültigkeit gefährdet dein
Heil. Durch die Gleichgültigkeit gegen
die Religion erlischt nach und nach dein
Glaube, gerade wie ein Licht, das keine
Nahrung erhält. Dann erfüllt sich das
Wort des Herrn: ‘„Wer nicht glaubt, wird
verdammt werden.“’
(Mark. 16, 16.) Ohne
treue und gewissenhafte Erfüllung deiner
religiösen Pflichten ist es unmöglich, in
den Himmel zu kommen. ‘„Nicht jeder, der
zu mir sagt: ‘„Herr, Herr! wird ins Him-
melreich eingehen, sondern wer den Wil-
len meines Vaters tut, der im Himmel
ist, der wird ins Himmelreich eingehen.“’

(Matth. 7, 21.) ‘„Stehe darum fest im
Glauben, handele mannhaft und sei stark.“’

(1. Kor. 16, 13.)

Wenn ich noch Menschen gefallen wollte,
wäre ich nicht Christi Diener. (Gal. 1, 10.)


Eine der schlimmsten Gefahren für dein
religiöses Leben ist die Menschenfurcht.
Sie schlägt deine geistige Freiheit in
Fesseln, erstickt deine guten Grundsätze und
führt dich auf verderbenbringende Irr-
wege. Menschenfurcht ist Torheit. Ist es
nicht Torheit, wenn du dich deiner Ueber-
zeugung zuwider schämst, deine Pflicht zu
tun und dich zu Fehlern hinreißen läßt, die
du an jenen, denen zulieb du sie tust, nur
verachten kannst? – Menschenfurcht ist
[215] eine Schande, denn sie ist eine Verleug-
nung der menschlichen Würde und Ver-
nunft, der männlichen Kraft und Selbstän-
digkeit. Sie beraubt dich der Freiheit
und besseren Einsicht, also dessen, wodurch
du dich von den unvernünftigen Wesen
auszeichnest; sie leitet dich, wie Tiere ge-
leitet werden. – Menschenfurcht ist Skla-
verei. Wenn du dich von Menschenfurcht
leiten läßt, hast du wie der Sklave keinen
Willen, keine Freiheit und keine Ruhe
mehr; du bist unter dem Joche nicht eines
einzigen, sondern so vieler, als du fürch-
test; du bist ein Sklave der Sünde und des
Lasters, der Laune und der verkehrten An-
sichten der andern. – Menschenfurcht ist
Verleugnung Gottes. Was sollte es anders
sein, wenn du es nicht wagst, dich für einen
Diener Gottes zu bekennen? Wenn du
das bei der Taufe gegebene Versprechen
so feige brichst? Wenn du die Fahne ver-
lässest, zu der du so oft geschworen hast?
Wenn du die heilige Sache dessen preis-
gibst, den du zu deinem Herrn und König
erwählt hast? Vergiß nie das Wort der
Schrift: ‘„Wer sich meiner und meiner
Worte schämt, dessen wird sich der Men-
schensohn schämen, wenn er in seiner und
des Vaters und der heiligen Engel Herr-
lichkeit kommt.“’
(Luk. 9, 26.) ‘„Wenn ich
noch Menschen gefallen wollte, wäre ich
nicht Christi Diener.“’
(Gal. 1, 10.)

Fliehe vor der Sünde wie vor einer
Schlange. (Sir. 21, 2.)

[216]

Die Sünde ist das größte, ja das ein-
zige Uebel. Sie ist ein Frevel gegen Got-
tes Oberhoheit, denn sie kündet Gott, dem
Herrn des Himmels und der Erde, den Ge-
horsam und setzt sich dreist über seine Ge-
bote hinweg. – Die Sünde ist ein schwar-
zer Undank gegen Gott. Verdankst du ihm
nicht alles, was du hast, sowohl die na-
türlichen als auch die übernatürlichen
Gaben? Und trotzdem wolltest du ihn
durch eine Sünde beleidigen, ja sogar seine
Gaben zur Sünde mißbrauchen? Gäbe es
einen schwärzeren Undank! – Die Sünde
ist eine fluchwürdige Treulosigkeit gegen
deinen Heiland. Wie oft schon hast du
ihm Treue gelobt, bei der Taufe, bei der
ersten heiligen Kommunion, bei der Fir-
mung, beim Empfange der heiligen Sa-
kramente! Und du wolltest durch die
Sünde dieses Treugelöbnis brechen! – Die
Sünde ist die Quelle jeglichen Unglücks.
Eine einzige schwere Sünde beraubt dich
der heiligmachenden Gnade und aller
Verdienste für den Himmel. Sie zieht
Gottes Strafe schon hienieden nach sich
und führt dich dem Abgrund der Hölle zu.
Denke an die Strafe der gefallenen Engel
und an die der Stammeltern: betrachte
das grenzenlose Elend in der Welt: alles
[217] Folgen der Sünde. Blicke auch hin auf
den Heiland am Kreuze. Voll Blut und
Wunden hängt er am schmachvollen Holze:
ein Sühnopfer für die Sünden der Welt. –
Darum nie und nimmer eine Sünde, vor
allem keine schwere Sünde! Meide jede
nächste Gelegenheit zur Sünde, die schlechte
Lektüre, die gottlosen Menschen, die sitten-
losen Schauspiele, den allzu freien Verkehr
mit Personen des andern Geschlechtes.
Bete und ringe in allen Versuchungen.
‘„Bei allem, was du tust, denke an dein
Ende, so wirst du in Ewigkeit nicht sün-
digen.“’
(Sir. 7, 40.) ‘„Fliehe vor der
Sünde wie vor einer Schlange.“’
(Sir. 21, 2.)

Diene dem Herrn in Wahrheit und von
ganzem Herzen. (1. Kg. 12, 24.)


Ohne Tugend ist es unmöglich, ein christ-
liches Leben zu führen. ‘„Jeder Baum, der
keine guten Früchte trägt, wird umgehauen
und ins Feuer geworfen werden.“’
(Matth.
7, 19.) Sei deshalb klug, gerecht, mäßig
und stark; sei demütig und freigebig, keusch
und liebevoll, sanftmütig und hingebend,
voll Eifer im Guten. – Die Uebung der
Tugend verlangt Selbstüberwindung und
Selbstverleugnung, doch ein Schüler Jesu
Christi, ein Erbe des Himmels darf davor
nicht zurückschrecken. ‘„Wer mir nachfolgen
will“’
, sagt der Heiland, ‘„nehme sein Kreuz
[218] auf sich und folge mir.“’
(Matth. 16, 24.)
Laß dich darum durch kein Opfer und
keine Schwierigkeit abschrecken, treu und
gewissenhaft deine Pflichten zu erfüllen
und die Tugenden zu üben. Sei ein
Charakter! Fort mit aller Unentschie-
denheit, mit aller Unbeständigkeit und
Launenhaftigkeit! Hinweg mit aller Mut-
losigkeit und Verzagtheit! Halte deine
Leidenschaften mit männlicher Kraft im
Zügel und laß dich keinen Fingerbreit
vom geraden Weg der Pflicht ablenken!
Sei auch in kleinen Dingen treu und ge-
wissenhaft. ‘„Wer im Kleinsten treu ist, der
ist auch im Größeren treu.“’
(Luk. 16, 10.)
‘„Diene dem Herrn in Wahrheit und von
ganzem Herzen.“’
(1. Kg. 12, 24.) Diene
ihm nicht mißmutig und verdrießlich, son-
dern gern und freudig, denn ‘„einen fröh-
lichen Geber liebt Gott“’
. (2. Kor. 9, 7.)

Ohne mich könnt ihr nichts tun. (Joh. 15, 5.)


Aus eigener Kraft kannst du weder
glauben, noch die Gebote halten; aus dir
allein kannst du unmöglich alle Sünden
meiden, noch viel weniger die Tugenden
üben. Du bedarfst dazu der Gnade Gottes.
‘„Ohne mich könnt ihr nichts tun“’, sagt der
Heiland (Joh. 15, 5), und der Apostel
schreibt: ‘„Das Gute zu wollen liegt mir
nahe, aber es zu vollbringen, vermag ich
[219] nicht.“’
(Röm. 7, 18.) Die Gnade erlangst
du unfehlbar von Gott durch das Gebet
und die heiligen Sakramente. Darum
‘„mußt du immer beten und nicht nach-
lassen“’
. (Luk. 18, 1.) Bete morgens, bete
abends, bete vor und nach dem Essen, vor
wichtigen Unternehmungen, bei der Arbeit
und besonders in der Stunde der Ver-
suchung. Dein ganzes Tagewerk sei durch
die gute Meinung ein beständiges Gebet.
Bete besonders zum göttlichen Herzen Jesu
und zur allerseligsten Jungfrau. Empfange
auch oft die heiligen Sakramente. Sie sind
unerschöpfliche Gnadenströme, in denen du
wunderbar gestärkt wirst zu allem Guten.
Gehe daher oft zur heiligen Beichte. Emp-
fange auch häufig und mit großer Andacht
die heilige Kommunion. Sie ist das Brot
der Starken. ‘„Wer von diesem Brote ißt,
wird leben in Ewigkeit. Wer mein Fleisch
ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige
Leben, und ich werde ihn am jüngsten
Tage auferwecken.“’
(Joh. 6, 52, 55.)

Sei getreu bis zum Tode, so werde ich dir
die Krone des Lebens geben. (Offenb. 2, 10.)


Ohne Beharrlichkeit und Ausdauer im
Guten kannst du nicht selig werden. ‘„Wer
ausharrt bis ans Ende, wird gerettet
werden.“’
(Matth. 10, 22.) ‘„Niemand, der
seine Hand an den Pflug legt und wieder
[220] zurücksieht, ist tauglich für das Reich Got-
tes.“’
(Luk. 9, 62.) Nur in der Beständig-
keit und Treue liegt das Wesen einer
jeden Tugend. Nur die Ausdauer drückt
den Auserwählten die Krone der Herr-
lichkeit aufs Haupt. Magst du auch noch
so gut angefangen haben, wenn du nicht
gut endest, wird dir alles nichts nützen.
Sei darum standhaft und beharrlich in
allem Guten. Mögen auch zahllose Feinde
dir nachstellen, mögen Sinnlichkeit und
Lauheit. Unbeständigkeit und Unlust dich
erdwärts ziehen, verzage nicht, durch be-
ständiges Gebet und unermüdliches Kämp-
fen wirst du alle verderblichen Einflüsse
überwinden und treu im Guten ausharren.
Gott wird deinen guten Willen sicher
unterstützen. Bete auch viel zu Maria um
die Gnade der Beharrlichkeit. ‘„Sei stand-
haft, unerschütterlich, voll des Eifers im
Werke des Herrn, wohl wissend, daß die
Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn.“’

(1. Kor. 15, 58.) Die Zeit eilt schnell da-
hin. Der Kampf ist kurz, der Sieg ist ewig.
‘„Sei getreu bis zum Tode, so werde ich dir
die Krone des Lebens geben.“’
(Offb. 2, 10.)

Standespflichten der Männer.

[221]

Der Mensch ist ein gesellschaftliches
Wesen. Um ein menschenwürdiges Dasein
zu führen und seine Aufgaben zu lösen, ist
er in vielen Stücken geradezu auf die Ver-
bindung mit andern angewiesen. Drei
uralte, höchst wichtige und unentbehrliche
Gesellschaften bestehen nach Gottes Willen
in der Welt: die religiöse Gemeinschaft
oder die Kirche, die häusliche Gemein-
schaft oder die Familie, die bürger-
liche Gemeinschaft oder der Staat.
Haupt dieser Gesellschaften ist der Mann:
Segen und Gedeihen, Fluch und Unheil
Hannen großenteils von ihm ab.

Was nun den Mann in seiner bevor-
zugten Stellung auszeichnen soll, ist die
Treue
. Treue ist eine gewissenhafte,
unentwegte Pflichterfüllung aus Pflicht-
bewußtsein und Ueberzeugung. Der treue
Mann läßt sich nicht beeinflussen weder
durch entgegenstrebende Leidenschaft und
hemmende Trägheit im Innern, noch durch
Drohungen und verlockende Vorurteile
von außen; er ist zu jedem, auch dem
schwersten Opfer bereit und mit dem Lohne
eines guten Gewissens zufrieden. Sei
darum treu! Sei ein treuer Ka-
tholik! Sei ein treuer Gatte
und Vater! Sei ein treuer
Staatsbürger
!

Sei ein treuer Katholik!

[222]

Während Männer es sind, die das
Vaterland zu Kriegszeiten verteidigen
und im Frieden die Völker regieren, wäh-
rend Männer die Wissenschaften und
Künste betreiben, Männer die Erfindun-
gen und Entdeckungen machen, Männer,
mit Verstand. Mut, Kraft und Taten-
drang ausgestattet, auf allen Gebieten des
Lebens schaffen und wirken, wird ein Ge-
biet leider Gottes vielfach von ihnen ver-
nachlässigt: das religiöse Gebiet. Gerade
in der Männerwelt herrscht die größte
Glaubenskälte, die kläglichste Glaubens-
übung; in der Männerwelt zählt sogar
der Unglaube seine meisten Opfer und
Apostel. Woher diese Erscheinung? Vier
Quellen der religiösen Gleichgültigkeit
und des Unglaubens will ich dir auf-
decken.

1. Die Unwissenheit, die mangelhafte
Schulung in der Wissenschaft des Glau-
bens.
Was ich nicht weiß, macht mich
nicht heiß. Wer seine Religion, ihre
Schönheit und ihren wohltätigen Einfluß
nicht gründlich kennt, kann sich auch im
praktischen Leben nicht dafür erwärmen.
Unkenntnis in den Dingen des Glaubens
ist in unsern Tagen der wissenschaftlichen
Forschung und des Fortschrittes durchaus
keine Seltenheit, selbst bei solchen, die auf
[223] vielen andern Gebieten gründliche Fach-
kenntnisse besitzen.

2. Trägheit und Bequemlichkeit. Die
Religion verlangt Opfer. Doch wie manche
Männer schrecken vor diesen Opfern zurück.
Angeborene Langsamkeit, Steifheit, Ge-
mütlichkeit oder Kälte hält sie zurück, ihren
religiösen Pflichten nachzukommen, ohne
daß sie sonst übler Gesinnung wären: sie
lassen andere in Ruhe und wollen selbst
nicht behelligt sein, alles ist ihnen zuviel.

3. Leidenschaft und lasterhaftes Leben.
Ein wahres Wort sagt: Niemand haßt die
Religion, wenn er nicht ein Interesse
daran hat, daß sie nicht bestände. Religion
ist keine bloße Verstandessache; Religion
ist Leben und verlangt ein praktisches
Leben nach ihren Lehren und Vorschriften:
‘„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr,
wird ins Himmelreich eingehen, sondern
wer den Willen meines Vaters tut.“’

(Matth. 7, 21.) Wie oft aber stehen sich
die Forderungen der Religion und der
Leidenschaft schnurstracks entgegen! Jede
nicht abgetötete Leidenschaft ist eine Fein-
din der Religion. Durch Zugeständnisse an
die Leidenschaft, durch Sünde, Habsucht,
Stolz, Sinnlichkeit, kurz durch irdischen
Sinn stumpft das religiöse Empfinden ab,
denn ‘„der tierische Mensch begreift nicht
mehr, was des Geistes Gottes ist“’
. (1. Kor.
2, 14.) Schließlich kommt er dazu, in der
[224] Religion eine lästige Mahnerin, eine un-
bequeme Schranke zu erblicken und die Re-
ligion selbst zu hassen. Die Erfahrung
lehrt es allzu oft: erst unsittlich, dann un-
gläubig. Mit dem leidenschaftlichen Her-
zen fing das Verderben an.

4. Menschenfurcht. Manche kennen den
Wert der Religion und ihre Notwendigkeit
zu einem christlich sittlichen Leben. Sie
möchten auch ihren Glauben offen bekennen
und ausüben. Aber die falsche Rücksicht
auf ihre Umgebung, besonders auf ihre
Vorgesetzten, läßt den Wunsch nicht zur Tat
werden. Sie fürchten die Urteile der Men-
schen, ihren Spott, ihr Gerede, eine kleine
Zurücksetzung oder einen zeitlichen Verlust.
Sie sind Sklaven der Menschenfurcht und
darum lau und gleichgültig in ihrem hei-
ligen Glauben. Christlicher Mann! Ist
das männlich? Männer sollen Gott fürch-
ten und sonst niemand. Männer sollen
keine Windfahnen sein, die sich nach jedem
Lüftchen drehen, keine Schilfrohre, die vor
jedem Hauche sich beugen. Tue recht und
scheue niemand. Christus sagt: ‘„Wer mich
vor den Menschen verleugnet, den will
auch ich vor meinem himmlischen Vater
verleugnen.“’
(Matth. 10, 32.) Sei darum
ein treuer Katholik!

Achte und schätze deinen Glauben,
denn die Religion ist deineerste
und heiligste Pflicht.
Nicht in süßlichen
[225] Andachtsgefühlen oder frommen Herzens-
rührungen besteht die Religion, sondern in
der Anerkennung unserer Abhängigkeit
von Gott und in der Uebung der Pflichten,
die daraus entspringen. Bist nun nicht
auch du von Gott geschaffen? von Gott be-
vorzugt? von Gott zum Haupte deiner
Familie aufgestellt? Gerade als Familien-
vater sollst du an der Spitze stehen und
deines heiligen Amtes walten, wenn die
Familie Gott dem Herrn ihre Anbetung
darbringt und ihre Bitten vorträgt. Als
Familienvater sott dein Beispiel bekräf-
tigen, was der Mund deiner Frau die
Kinder lehrt. Lieber Mann, überlasse das
Beten nicht deiner Frau und deinen Kin-
dern allein. Fürchte die Verantwortung,
falls deine Kälte die Kinder ansteckt und
dein schlechtes Beispiel niederreißt, was
die Frau aufgebaut hat.

Achte und schätze deinen Glauben,
denn die Religion ist deinebeste
Freundin und größte Wohltäterin.
Sie
adelt und veredelt dein ganzes Wesen; sie
vermittelt dir die klarsten, sichersten, be-
friedigendsten Kenntnisse des Heils; sie
gibt Grundsätze zum Handeln, Mut zum
Dulden in Kreuz und Leid, Gnade zum
Kampf mit den Leidenschaften und Ver-
suchungen, Kraft zum Schaffen und Wirken.

Suche deine Glaubenskenntnisse zu
vertiefen.
Wie notwendig ist das in un-
[226] serer Zeit, um seine Ueberzeugung ver-
treten und verteidigen zu können und sich
durch die sogenannten religiösen Schlag-
wörter nicht irre machen zu lassen! Mit
dem heiligen Paulus sollst du sprechen kön-
nen: ‘„Ich weiß, wem ich geglaubt habe.“’
(2. Tim. 1, 12.) Nur mit der Unwissenheit
und dem Vorurteil steht der Glaube im
Widerspruch: wahre Wissenschaft führt zum
Glauben. Wohne darum gerne der Pre-
digt bei und höre aufmerksam das Wort
Gottes an. Versäume keinen Sonntag die
Predigt. ‘„Der Glaube kommt vom Hören.“’
(Röm. 10, 17.) Lies auch gern in guten
Büchern und Zeitschriften.
Sei womöglich
Mitglied des Borromäusvereins oder der
St. Josephs-Bücherbruderschaft oder sonst
eines Vereins, der dir für wenig Geld
gute Bücher verschafft.

Meide die freiwilligen Gefahren des
Glaubens, vor allem den
unnötigen
Umgang mit glaubenslosen Menschen, die
ihren Unglauben nicht für sich behalten,
sondern durch Reden und Nörgeln, durch
Hohn und Spott andere zu verführen
suchen. Gar leicht bleibt etwas hängen,
wenn du solche Reden mutwillig anhörst,
zum wenigsten erkaltet deine Glaubens-
freudigkeit, und die Keime der Zweifelsucht
senken sich in dein Herz.

Gefahren des Glaubens sind auch glau-
benslose Bücher und Zeitungen.
Sie sind
[227] oft noch gefährlicher als die Reden. Bei
wie vielen ist das schlechte Buch, die gott-
lose Zeitung zum Glaubensräuber und
Glaubensmörder geworden! Wie viele sind
damit auf die Verbrecherbahn, in ihr zeit-
liches und ewiges Verderben geraten! Lies
darum nie ein Buch oder eine Zeitung, die
den Glauben angreifen. Dulde sie nicht
in deinem Hause. Verbanne auch die soge-
nannten farblosen Zeitungen. Farblos
kann keine Zeitung auf die Dauer sein.
Wo es darauf ankommt, ist die farblose
Zeitung stets gegen die Kirche. Halte dafür
eine ausgesprochen katholische Zeitung und
ein Sonntagsblatt. An der Zeitung er-
kennt man heute die Gesinnungen eines
Mannes.

Gefahren des Glaubens sind
ganz besonders die von der
Kirche
verbotenen Vereine und Gewerk-
schaften.
Das Wort: Religion ist Privat-
sache, dient ihnen vielfach nur zum Aus-
hängeschild. In Wirklichkeit sind sie dem
Glauben sehr gefährlich. Die Kirche er-
füllt nur ihre Mutterpflicht, wenn sie den
Beitritt zu solchen Gesellschaften verbietet.

Uebe praktisch deinen Glauben. Der
Glaube ist wie ein Licht; soll es nicht er-
löschen, so muß ihm Oel zugeführt werden.
Der Glaube ist wie eine Pflanze; soll sie
nicht absterben so muß sie Luft und Nahrung
haben. Oel, Luft und Nahrung für deinen
[228] Glauben sind Gebet, Kirchenbesuch und Sa-
kramentenempfang. Versäume darum nie
deine täglichen Gebete. Versäume nie
Sonntags deine heilige Messe. Schäme
dich nicht in der Kirche oder bei Prozessio-
nen den Rosenkranz öffentlich zu beten.
Nahe dich oft dem Tisch des Herrn. Dort
findest du das Himmelsbrot, das alle
Süßigkeit in sich enthält. Höre auf die so
dringende Einladung der heiligen Kirche,
die gerade die Männer durch die öftere
heilige Kommunion gegen die vielen
Feinde, die in der heutigen Zeit ihr
Seelenheil bedrohen, wappnen und stärken
möchte. Schließe dich dem Eucharistischen
Männerapostolat
an, dessen Mitglieder sich
zur monatlichen Kommunion verpflichten,
oder sei ein treues Mitglied eines andern
katholischen Vereins (Verein der heiligen
Familie. Marianische Sodalität, Bürger-
verein, Arbeiterverein. Kaufmännischer
Verein), um dir durch Anschluß an gleich-
gesinnte Freunde die Erfüllung deiner
katholischen Pflichten zu erleichtern und die
Menschenfurcht zu besiegen. ‘„Wer ist es,
der die Welt überwindet? unser Glaube.“’

(1. Joh. 5, 4.)

Sei ein treuer Gatte und Vater!


Christlicher Mann! Du kennst das
Wort des Apostels: ‘„Der Mann ist das
Haupt des Weibes, wie Christus das
[229] Haupt der Kirche ist.“’
(Eph. 5, 23.) Chri-
stus ist darum dein besonderes Vorbild,
Christus, der die Kirche, seine Braut, so
zärtlich liebt, daß er selbst sein Herzblut
für sie dahingegeben hat. Folge seinem
Beispiel! Das Familienglück hängt zum
großen Teil von deiner treuen Pflicht-
erfüllung ab. Es wäre wahrlich um manche
Familie besser bestellt, wenn der Vater
seinen heilig versprochenen Verpflichtun-
gen nachkäme.

Achte darum deine Frau! Die Frau
steht dir persönlich ganz gleich. Sie ist
kein Geschöpf zweiter Klasse. Auch sie ist
aus Gottes Schöpferhand hervorgegangen,
auch sie hat eine unsterbliche Seele, auch
sie ist durch Christi Blut erlöst und zur
ewigen Seligkeit bestimmt. In der Fa-
milie steht sie allerdings unter dir; sie
schuldet dir Gehorsam in den häuslichen
Angelegenheiten, und auf eine nach Ver-
nunft und Glaube
geregelte Er-
füllung der ehelichen Pflicht ihrerseits hast
du ein Recht. Keineswegs also darfst du
dich ihr gegenüber als Tyrann aufspielen.
Ein verständiger Mann achtet seine Frau
und gibt ihr Beweise dafür. Er schenkt ihr
Vertrauen, beratschlagt mit ihr die häus-
lichen und geschäftlichen Anliegen. Wie
traurig, wenn Auswärtige besser in Haus
und Hof Bescheid wissen als die eigene
Frau. Ueberlade deine Frau auch nicht
[230] mit Arbeit, tritt ihrer Würde nicht zu
nahe durch Zumutungen, die nicht nur
ihrer Gesundheit Schaden bringen können,
sondern auch ihr Gewissen verletzen. For-
dere nie etwas von ihr, was sie
ohne Sünde nicht gewähren
kann
. Beschimpfe sie nicht, vor allem
nicht in Gegenwart der Kinder; zanke
nicht mit ihr; habt ihr Meinungsverschie-
denheiten, dann tragt sie unter vier
Augen aus!

Sorge für deine Frau! Das fordert
nicht bloß die Liebe, sondern die Gerech-
tigkeit und dein Gelöbnis am Altare.
Deine Frau hat Vater und Mutter ver-
lassen, Heimat und Namen aufgegeben,
dafür sich dir angeschlossen in der Erwar-
tung, an deiner Seite Schutz und Beistand.
Hilfe und Stütze zu finden. Für dich und
deine Kinder bringt sie so viele Opfer und
setzt ihr Leben der Gefahr aus. Du hast
ihr versprochen, für alle ihre berechtigten
Bedürfnisse zu sorgen, für sie zu arbeiten
im Schweiße deines Angesichtes. Halte
dein Versprechen als Ehrenmann. Sorge
getreulich für deine Frau, nicht bloß in
den ersten Wochen und Jahren, solange
Schönheit und Reize fortbestehen, solange
sie gesund ist und deinen Ansprüchen ge-
nügen kann. Deine sorgende Liebe darf
auch nicht erkalten, wenn deine Frau alt
oder krank geworden; im Gegenteil, sie
[231] soll sich gerade dann auf dem Höhepunkte
zeigen. Scheue keine Auslagen, keine
Opfer, wo es sich um das Wohl deiner
Frau handelt. Nichts darf dir zuviel
sein, und wenn du es dir am eigenen
Munde absparen mußt. Wie bedau-
ernswert sind die Frauen
, die
sich in ihren Männern getauscht haben!
Die sich vernachlässigt, zurückgesetzt sehen,
die rohe, rücksichtslose Behandlung er-
fahren müssen, deren Männer nicht ar-
beiten wollen und so die Familie darben
lassen, deren Männer den verdienten Lohn
nicht abgeben, sondern in Trunkenheit und
Vergnügungssucht verschwenden, deren
Männer durch gewohnheitsmäßiges, langes
nächtliches Ausbleiben Kummer und Er-
bitterung hervorrufen, deren Männer
durch sinnliche Ausschreitun-
gen schuld sind am Ruin der
Gesundheit und des Lebens
ihrer Frauen
. Christlicher Mann!
Könntest du eine solche Verantwortung
tragen? Hieße das nicht der Mannes-
treue ins Gesicht schlagen? Der heilige
Paulus sagt: ‘„Wer für seine Hausgenossen
nicht Sorge trägt, der hat den Glauben
verleugnet und ist schlimmer als ein
Heide.“’
(1. Tim. 5, 8.)

Ertrage die Fehler deiner Frau in Ge-
duld!
Ein Lot Liebe, sagt der heilige
Franz von Sales, ist mehr wert, als ein
[232] ganzer Haufen Recht. Ertraget einander
in Geduld. Diese Tugend hat ein voll-
kommenes Werk, d. h. sie ist unter Um-
ständen die schwierigste, darum auch die
verdienstlichste. Ein Geduldiger ist besser
als ein Starker. Dem Geduldigen gehört
schließlich doch die Welt. Unser Herrgott
muß auch dich in so manchen Punkten er-
tragen, und deine Frau muß auch mit dir
oft Nachsicht üben; ertrage darum auch
du die Fehler deiner Frau. Vergiß nicht,
daß auch sie ein Mensch und kein Engel ist.
und daß auch sie ihre Fehler hat. Habt
ihr eine Meinungsverschiedenheit, ein Zer-
würfnis untereinander gehabt, so laßt es
nicht sitzen, sprecht euch in Ruhe unter vier
Augen aus und haltet nichts nach. Manches
Zerwürfnis beruht auf einem Mißver-
ständnis. Die Liebe wird gefestigt, wenn
man sich etwas verziehen hat.

Bleibe treu deiner Frau! Warum?
Gott will es.
Er hat den Treubruch in der
Ehe aufs strengste verboten, und zwar so,
daß nicht bloß die sündhaften Werke, son-
dern auch die sündhaften Begierden unter
dieses Verbot fallen. Ein eigenes Gebot
ruft dir zu: Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Weib! Also nicht bloß äußerlich
darfst du dir nichts zuschulden kommen
lassen, auch in deinem Herzen mußt du
deiner Frau die Treue bewahren. Ein
überlegter begierlicher Blick auf ein frem-
[233] des Weib, ledig oder verheiratet, ist Ehe-
bruch im Herzen. Dasselbe gilt von un-
keuschen Berührungen, leidenschaftlichen
Umarmungen, widernatürlichen Sünden
mit sich allein, mit Personen desselben Ge-
schlechtes oder mit unvernünftigen Ge-
schöpfen. Vergiß nie das Wort des
Apostels: ‘„Täuschet euch nicht, weder Un-
züchtige, noch Ehebrecher werden das Reich
Gottes besitzen.“’
(1. Kor. 6, 9, 10.)

Bleibe treu deiner Frau! Warum?
Du hast es versprochen.
Der Ring an
deinem Finger erinnert dich an das hei-
lige Gelöbnis, das du am Altare in die
Hand deiner Frau abgelegt hast. Wolltest
du dieses Gelöbnis brechen? Deine Un-
treue wäre ein schmählicher Wortbruch,
eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ge-
gen deine Frau. Auf seinen Trauring
zeigend, pflegte der heilige König Ludwig
zu sagen: ‘„Außer diesem Ringe kenne ich
keine Liebe.“’
Rührend schön ist auch das
Wort Ludwigs, des Gemahls der heiligen
Elisabeth von Thüringen. ‘„Wahrhaftig“’,
rief er einst einer Verführerin zu, ‘„wenn
der Ehebruch auch keine Sünde vor Gott
und keine Schande vor den Menschen wäre,
so würde ich doch meiner lieben Elisabeth
zulieb mich davon enthalten, um sie nicht
zu betrüben und im Gemüte irre zu
machen.“’
So mußt auch du allzeit sprechen.

Bleibe treu deiner Frau! Denke an
[234] die schlimmen Folgen der Untreue!
Die
Untreue steht selten allein, meist ist sie von
vielen andern Sünden umgeben. Hat der
Ehebruch Folgen, so muß den rechtmäßigen
Kindern ein Teil dessen entzogen werden,
was ihnen zukommt; wird wirklich Herz
und Neigung verschenkt, so schreckt der un-
treue Ehemann mitunter vor Greueln und
Freveln, ja vor Kindesmord und Meineid
nicht zurück. Daher die schweren Strafen,
womit bei Juden und Heiden der Ehebruch
geahndet wurde. Todesstrafe sollte meist
vor diesem Verbrechen zurückschrecken und
die Schuldigen, als Verwüster der gesell-
schaftlichen Ordnung, unschädlich machen.
Erst mit dem Umsichgreifen des Unglau-
bens und mit der Erschlaffung der sittlichen
Begriffe sind Milderungen in den welt-
lichen Strafgesetzbüchern eingeführt wor-
den. Daher aber auch die betrübende
Wahrnehmung, daß die moderne Welt aus
der Verletzung der ehelichen Treue sich
nichts macht, ja geradezu aller Sittlichkeit.
Ehrbarkeit und Frauenehre zum Hohne ein
Recht auf Befriedigung sinnlicher Triebe
außerhalb der Ehe geltend macht. Weise
du, katholischer Mann, solche Anschauungen
und Zumutungen weit von dir. Danke
Gott, daß deine Kirche keine Nachgiebigkeit
und kein Zugeständnis an die Wankel-
mütigkeit und Leidenschaftlichkeit des Men-
schenherzens kennt, keine Vorrechte den
[235] Männern vor den Frauen zugesteht, son-
dern ein Recht und ein Gesetz für alle ver-
langt. Nichts entschuldigt oder berechtigt
die Untreue, nicht Alter, Krankheit, Eigen-
sinn des andern Eheteils, nicht Unglück in
der Wahl deiner Lebensgefährtin, nicht die
Wahrnehmung, daß viele andere es auch
so machen. Denke auch an die
schlimmen Folgen, die die Un-
treue oft für die Gesundheit
hat
. ‘„Wie mancher hat sich infolge seiner
Treulosigkeit eine ansteckende Krankheit
zugezogen! Mit Recht ruft ein Arzt aus:
‘‚Wie viel Fluch und Unsegen ist aus einem
einmaligen Verkehr mit einer Dirne ent-
standen!‛’
Ja, ein Kuß, eine Umarmung
hat unzählige Male schon genügt, um die
Keime der Ansteckung weiterzupflanzen.
Könnte so ein Unglücklicher selbst dir seine
Leiden, seine Schmerzen schildern! Mir
klingt noch immer in den Ohren, was einst
so ein armer Mensch mir sagte: O, hätte
ich es gewußt, hätte ich nur geahnt, was
diese Tat für Folgen nach sich zieht, ich hätte
sie nie begangen – nie, nie. Aber wenn
die eigene Erfahrung uns belehrt, dann ist's
zu spät. Glaubst du, ich übertreibe, dann
laß dir vom Arzte sagen, wie viele Krank-
heiten die eine nach sich zieht, wie viele
Krankheiten sie nährt und fördert; laß ihn
dir berichten, wie oft ein früher Tod die
Sünde straft. Frag ihn, ob's wahr ist –
[236] und es ist entsetzliche Wahrheit –, daß diese
Krankheit und ihr Gefolge auf Kind und
Enkel sich vererbt. Bleibe darum treu!
Denke an deine Gattin! Denke an deine
Kinder!“’

Sei treu, sei ein Mann! Schwimme
gegen den Strom der Zeit!
Widerstehe den
vielen Verführungen, die er mit sich wälzt.
Vertraue nicht zu sehr auf deine Tugend.
Wenn der König David einst der Ver-
suchung nicht widerstand, was gibt dann
dir die Sicherheit, daß dich keine Ver-
suchung, keine verlockende Gelegenheit zu
Falle bringen kann? Meide darum ge-
wissenhaft alles, was dich zur Sünde reizen
könnte. Meide freie Blicke, besonders
bei der heutigen leichtfertigen und reizen-
den Kleidermode. Meide vertrauten
Umgang
mit entfernteren Verwandten,
früheren Bekannten. Nachbarinnen, Haus-
leuten und Dienstmädchen, selbst mit deiner
Schwägerin. Meide die gefährlichen
Straßen
der Städte bei Reisen und aus-
wärtiger Arbeit. Meide anstößige
Lektüre
. Weise eine Verführerin zurück,
wie ein ägyptischer Joseph Putiphars
Weib und benimm dich stets so, wie du
wünschest und verlangst, daß deine Frau
sich in der Versuchung benehme. Das ist
Mannestreue.

Hier möchte ich dich noch warnen, lieber
Mann, vor einem Uebel, das der Pflicht-
[237] treue gegenüber deiner Frau die größten
Gefahren bereitet, es ist das Laster der
Trunksucht, überhaupt der übermäßige Al-
koholgenuß.
Keinen schlimmeren und ver-
derblicheren Feind gibt es für dich. Un-
mäßigkeit erniedrigt dich in den Augen dei-
ner Frau und Kinder, entstellt in dir das
Ebenbild und den Stellvertreter Gottes.
Unmäßigkeit verleitet dich zu kostspieligen
Ausgaben, entfremdet dich dem Familien-
leben, läßt dich deine heilig beschworenen
Pflichten gegen Frau und Kind vergessen,
und ruft so den Fluch der Deinen auf dich
herab. Du untergräbst deine Gesundheit
und wirst nicht minder zum Totengräber
der Gesundheit und des Lebensglückes dei-
ner Frau durch Mißhandlung. Vernachläs-
sigung deines Geschäftes und deiner Arbeit,
durch Verlust deiner Stellung und deines
Amtes. Unmäßigkeit nimmt dir Klarheit
und Ruhe des Denkens, macht dich gereizt
und widerspruchsvoll, hat meist Zänkereien
und Streitigkeiten, ja die widerlichsten
Auftritte zur Folge und bereitet so dem
ehelichen Frieden auf die Dauer unfehlbar
den Untergang. Unmäßigkeit erhitzt das
Blut, weckt die Leidenschaft, hindert die
Ueberlegung und entnervt die Willens-
kraft. So wird sie zum Vorboten der ehe-
lichen Untreue und zum Anlaß schwerer
sittlicher Verfehlungen. Aus dem Wirts-
haus hat schon mancher Mann den Weg
[238] eingeschlagen zum schlechten Haus, ja den
Weg zum Zuchthaus. Die meisten Sünden
gegen die Treue und Keuschheit kommen
im angetrunkenen Zustande vor, und bei
der Ernüchterung sagt sich der Mann: Wie
war es möglich!

Darum, lieber Mann, sei auf deiner
Hut! Laß dich nicht umstricken vom Dä-
mon Alkohol.
Sei klug und merke dir, was
Aerzte und Naturforscher von
den geistigen Getränken sagen, den ge-
brannten sowohl, wie den gegorenen:
Alkohol nährt, stärkt und heilt nicht; was
ihm an guten Wirkungen zugeschrieben
wird, ist meist Täuschung, Vorurteil oder
Einbildung. Trinken ist ein kostspieliger
und dazu gefährlicher, tückischer Genuß.
Uebermäßiges Trinken rächt sich an Kin-
dern und Kindeskindern. Es kann die
schlimmsten Krankheiten nach sich ziehen,
sogar Irrsinn und plötzlichen Tod. Ka-
tholischer Mann, wolltest du
eine
solche Verantwortungdir und
deiner Familie gegenüber auf
dich laden?
Wolltest du schuld sein an
deinem körperlichen und geistigen, zeit-
lichen und ewigen Unglück? Wolltest du
lebenslängliches Siechtum vielleicht dei-
nen Kindern mit auf die Welt geben?
Wolltest du ihnen den Stempel der all-
seitigen Minderwertigkeit und das Brand-
mal deiner Sünde aufdrücken? Denke an
[239] deine Sterbestunde und an das Gericht
vor dem allwissenden Richter!

Du weißt, daß Kirche und Staat
in unsern Tagen eifrig bestrebt sind, den
Mißbrauch der geistigen Getränke mög-
lichst einzudämmen und namentlich die
Trunksucht mit ihren unseligen Folgen zu
bekämpfen. Du weißt, daß sich große Ver-
bände auch auf katholischer Seite gebildet
haben, deren Mitglieder entweder voll-
ständig dem Genüsse aller geistigen Ge-
tränke entsagen (Totalabstinenten, Kreuz-
bündnis), oder wenigstens vom gefähr-
lichsten, dem Branntwein, sich enthalten,
im übrigen aber streng in den Grenzen
der Mäßigkeit zu bleiben versprechen
(Mäßigkeitsbund). Bringst du es nicht
fertig, ganz enthaltsam zu leben, so schränke
den Genuß der geistigen Getränke auf ein
Mindestmaß ein. Genieße Branntwein
gar nicht, oder doch höchst selten und nur
in geringer Menge. Trinke niemals
Wein, Bier und Branntwein durchein-
ander; nötige niemanden zum Trinken.
Suche deine Freude in der Familie und
nicht im Wirtshaus. Kehre auf jeden
Fall stets zeitig heim. Meide die rein
weltlichen Vergnügungs- und
Sportvereine
, die eine regelmäßig
wiederkehrende Trinkgelegenheit dar-
stellen. Mache keine Trinkschulden. Soll-
test du ein Opfer der Trunkenheit bisher
[240] gewesen sein, dann brich die Fesseln und
besinne dich auf deine Würde. Ist es dir
Ernst mit der Lebensbesserung, dann wirst
du gern vollständige Enthaltsamkeit üben
und die Trinkgelegenheiten meiden. Beides
ist unumgänglich notwendig zu deiner Be-
harrlichkeit. Bleibe nicht auf halbem
Wege stehen. ‘„Die Trinker werden
das Reich Gottes nicht besitzen
.“’

(1. Kor. 6, 10.) Weiteres über deine
Pflichten als Gatte und Vater findest du
in dem Abschnitt über die Ehe und die
Kindererziehung.

Sei ein treuer Staatsbürger.


Christlicher Mann! Du kennst das
Wort des Heilandes: ‘„Gebet dem Kaiser,
was des Kaisers ist.“’
(Luk. 20, 25.) Das-
selbe wiederholt der heilige Paulus:
‘„Jedermann sei untertänig der obrigkeit-
lichen Gewalt, denn es gibt keine Gewalt
außer von Gott.“’
(Röm. 13, 1.) Auch der
Staat und die Staatsgewalt sind notwen-
dig auf der Welt; sie sollen dich schützen in
deinem Besitz und in deinen Rechten und
dich fördern und unterstützen in deinen
Bestrebungen, in Bildung und Fortschritt.
Bringe darum auch der irdischen Autorität
Achtung entgegen, bringe sie wenigstens
der Würde und dem Amte entgegen, das
Gott den Vorgesetzten anvertraut hat zur
[241] Erhaltung des Friedens und der Wohl-
fahrt. Ein treuer Katholik ist
auch immer ein treuer, echter
Patriot
. Gute Katholiken waren noch
immer feste Stützen des Vaterlandes; sie
haben noch nie versagt, wo des Vater-
landes Ehre und Wohl auf dem Spiele
stand, und sie sind auch noch heute ein
zuverlässiges Vollwerk gegenüber staats-
vernichtenden Umwälzungen. Katholiken
ehren die rechtmäßige Regierung und
folgen ihrem Rufe ‘„um Gottes und des
Gewissens willen“’
. Erfülle darum deine
Pflichten gegen den Staat und gegen alle
weltlichen Vorgesetzten und Arbeitgeber
mit gleicher Treue, wie gegen Gott und
die Kirche.

Lasse das ewigeNörgeln und Ta-
deln;
unser Herrgott kann es auch nicht
allen recht machen. Bezahle gewissenhaft
deine Steuern- ohne Mittel kann der
Staat seinen Aufgaben und Verpflichtun-
gen nicht nachkommen. Halte dich fern
von allen Gesellschaften und Ver-
einen
, die auf Umsturz der bestehenden
Staatsverhältnisse ausgehen. Ein treuer
Katholik kann nicht Sozialdemokrat sein.
Man verspricht dir goldene Berge und
den Himmel auf Erden, Freiheit und
gute Tage; man glaubt, alle Unzufrie-
denheit und allen Unmut mit einem
Schlage bannen zu können. Aber man
[242] übersieht die Erbsünde mit ihren Folgen
für Geist und Herz, man rechnet nicht mit
Menschen, die immer selbstsüchtig und
leidenschaftlich bleiben werden und unzu-
frieden sind, solange sie auch nur einen
sehen, der mehr hat als sie. Der große
Kenner unserer Zeit und ihrer Schäden,
Bischof Ketteler von Mainz, sagt: ‘„Ein
Arbeiter, der keine Religion
hat, wird niemals zufrieden
werden; religiös gesinnte Ar-
beiter sind für die Sozial-
demokratie nicht zu haben
.“’

Bekenne Glauben und Vaterlandsliebe zu-
gleich, indem du bei Wahlen für Gemeinde
und Parlament stets so wählst, wie dein
katholisches Gewissen es dir vor-
schreibt, und nur dem Manne deine
Stimme gibst, der deine und deiner
Kinder heiligsten Rechte
und
kostbarsten Güter verteidigt und für die
Freiheit und Rechte deiner Kirche in der
Schule und im öffentlichen Leben ein-
tritt. Laß dich in diesem Bekenntnisse
deines Glaubens und deiner Vaterlands-
treue durch keine Menschenfurcht einschüch-
tern, aber auch durch keine Trägheit und
Gleichgültigkeit davon abhalten. Sei
katholisch überall, auch im Wirtshaus und
auf der Arbeitsstätte, und mache aus dei-
nen Grundsätzen kein Hehl. Suche auch als
Staatsbürger Anschluß an Gesinnungs-
[243] genossen durch Zugehörigkeit zum Volks-
verein
, zu einem von der Kirche gut-
geheißenen Standes- oder Gewerk-
verein
. – Lebst du im Abhängigkeits-
verhältnis von Vorgesetzten oder Arbeit-
gebern, so erfülle auch diesen gegenüber
deine Pflichten: sei fleißig, gewissenhaft,
treu und ehrlich. Lebe nicht über deinen
Stand hinaus, mache keine Schulden. –
Bist du selbst Vorgesetzter, dann behandle
deine Arbeiter und Untergebenen gut,
mache dich nicht himmelschreiender Sünden
schuldig durch Ausbeutung, herzloses Be-
nehmen und Vorenthaltung des gerechten
Lohnes. Gib ihnen Zeit und Gelegenheit
zur Erfüllung ihrer religiösen Pflichten,
überwache die Jugendlichen und verführe
sie nicht zur Sünde.

Standespflichten der Frauen.


Christliche Frau! Ueberaus wichtig ist
die Aufgabe, die Gott der Herr dir zuge-
dacht hat. Folgenschwer ist der Beruf, den
er dir gegeben. Dein Arbeitsfeld ist die
Familie, die älteste und ehrwürdigste, not-
wendigste und segensvollste aller rein
menschlichen Gesellschaften. Was die Sonne
in der großen Welt ist, das bist du und
sollst du sein in der kleinen Welt deiner
Familie. Der Heilige Geist selbst sagt:
[244]‘„Wie die aufgehende Sonne an Gottes
hohem Himmel, so gereicht ein gutes Weib
ihrem Hause zur Zierde.“’
(Sir. 26, 21.)
Die Sonne ist der Mittelpunkt der ganzen
Welt; sie spendet Licht, Wärme und Frucht-
barkeit; die ganze Natur trauert und ver-
kümmert, erstarrt in Eis und Schnee,
wenn die Sonne gar nicht oder wenig
scheint. So geht auch in der Familie Liebe
und Leben, Friede und Freude aus von
der geistigen Sonne, der Mutter. Wie ein
Tag ohne Sonne ist eine Familie, wo keine
Mutter mehr waltet.

Christliche Frau! Vergiß darum deine
Pflichten nicht, die Pflichten, die du hast
als Christin, als Gattin und
als Mutter
.

Die Frau als Christin.


Christliche Frau! Sei stets eine fromme
Christin! Schätze und übe deine heilige
Religion. Du kennst das erste und größte
aller Gebote: ‘„Du sollst den Herrn, deinen
Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen
und aus deiner ganzen Seele und aus
allen deinen Kräften.“’
(5. Mos. 6, 5.) Die-
ses Gebot gilt für alle Menschen, besonders
aber für dich. Vier Stimmen rufen dir
zu, einen besondern Eifer im Glauben, ein
lebendiges Christentum wachzuerhalten.

1. Die Stimme der Dankbarkeit. Wer
hat größeren Anteil an den Wohltaten
[245] des Christentums als du? Im Heidentum
war die Frau der Entwürdigung verfallen.
Sklaverei, Vielweiberei und Ehescheidung
hatten ihr Los unerträglich gemacht; nicht
einmal die Kinder wurden ihr zur Er-
ziehung überlassen; sie war der Willkür
und Laune und Gewalt des Mannes preis-
gegeben, sie wurde als ein Werkzeug zur
Befriedigung seiner Sinnlichkeit ange-
sehen. Wer hat mit solch unwürdigen, em-
pörenden Anschauungen und Zuständen
aufgeräumt? Das Christentum. Der Hei-
land hat jedem Menschen die persönliche
Freiheit zugesichert, er hat der Ehe ihre
ursprüngliche Bedeutung zurückgegeben;
er hat sie zur Würde eines Sakramentes
erhoben und dadurch die christliche Frau
geadelt und sie als ebenbürtige Lebens-
gefährtin an die Seite ihres Mannes ge-
stellt. Wie könntest du dich besser dankbar
und erkenntlich zeigen für alles, was deine
Religion für dich getan, als dadurch, daß
du deine Religion liebst, schätzest und übst,
eine ganze Christin bist!

2. Die Stimme der Natur. Das Herz
einer Frau hat von Natur aus einen Zug
nach Frömmigkeit. Ein edles Frauenherz
schlägt himmelwärts. In der Religion,
die uns mit Gott und dem Himmel ver-
bindet, findet die Frau etwas Geistesver-
wandtes, ein Herzensbedürfnis. Christ-
liche Frau! Gott selbst ist es, der dein
[246] Herz so gebildet und diesen frommen Zug
ihm eingeprägt hat. Widerstrebst du die-
sem Drange, dann versündigst du dich
gegen die Natur selbst. Hältst du es mit
jenen, die sagen: Nur nicht zuviel Reli-
gion, nur nicht zuviel nach außen offen-
baren, – setzest du dich leichtfertig über
die Pflichten der Religion hinweg, dann
machst du deinen Charakter zu einem
Zerrbilde.

3. Die Stimme der Leiden und Prü-
fungen.
Von den Leiden und Opfern, die
seit dem Sündenfall auf der Menschheit
lasten, fällt ein besonders großer Anteil
der Frau zu. Kommt es nicht vor, daß
eine Frau in einem Monat mehr durchzu-
machen hat, als ein Mann während seines
ganzen Lebens? Wo findest du nun Kraft
und Trost in schweren Leidensstunden?
Wo findest du wirksame Aufmunterung
zur Geduld und Ergebung in allen Prü-
fungen? Nur in deiner Religion. Ver-
schließest du dir diese Quelle des Trostes,
dann kannst du unmöglich dein Kreuz und
Leiden mit Geduld und Ergebung tragen.
Du wirst hadern mit Gott und deinem
Lose, du wirst verbittert und entmutigt,
friedlos und freudlos deinen Lebensweg
wandeln. Sei darum stets eine fromme
Christin!

4. Die Stimme deines Berufes fordert
dich auch dazu auf. Dein Beruf ist es,
[247] Priesterin und Hüterin der Religion in
deinem Hause zu sein. Durch dein Bei-
spiel, deinen Einfluß, deine klugen Mah-
nungen sollst du deinen Mann vor Lau-
heit, Gleichgültigkeit und Unglauben
schützen und auf den rechten Weg zurück-
führen, wenn er vielleicht auf Irrwege ge-
raten wäre. Christliche Frau! Große
Hoffnungen baut der heilige Petrus auf
dich. ‘„Die Frau“’, sagt er ‘„sei dem Manne.
Untertan, damit der Mann, der dem Evan-
gelium nicht glaubt, bekehrt werde durch
den Wandel seiner Frau.“’
(1. Petr. 3, 1.)
Dein beharrliches, kluges Beispiel hält
der Apostelfürst unter Umständen für wirk-
samer, als die Predigt der Priester und
Missionäre. Große Erwartungen hegt
auch die Kirche von dem religiösen Eifer
der Frauen in unserer Zeit der religiösen
Kälte und des Unglaubens. Da sollst du die
Predigt zu Hause unterstützen. Glücklich
der Mann, der nach einer vielleicht leicht-
fertigen teilweise gottvergessenen Jugend
eine christliche Frau findet, die das Pflicht-
bewußtsein in ihm wachruft und ihn wie-
der zur praktischen Uebung seines Glau-
bens bringt! Die Bekehrung der Männer
ist der schönste Lohn ihrer Gebete, ihrer
Geduld und beharrlichen Liebe. Eine solche
Frau ist für den Mann ein wahres Him-
melsgeschenk. Bedauernswert aber
ist die Frau und bedauernswerter noch die
[248] Familie, in der die Mutter keinen oder
nur einen kalten Glauben hat. Da wird
der religiöse Geist bald geschwunden sein.
Nur eine fromme Mutter kann fromme
Kinder erziehen, denn was sie selbst nicht
hat, kann sie andern nicht geben. Eine
solch glaubensarme und glaubensfrostige
Mutter nennt Alban Stolz einen Eisblock
im Frühlingsgarten. Welche Verant-
wortung ladet eine Mutter auf sich, die
ihren Kindern wohl das leibliche Leben
vermittelt, das geistige aber verkümmern
läßt! Vor Gott ist und bleibt sie die
erste, geborene, unabsetzbare Religions-
lehrerin ihrer Kinder.

Höre also, christliche Frau, auf die
Stimme deines erhabenen Berufes und
schütze sorgfältig die Religion in deiner
Familie. Von deinem Eifer und deiner
Klugheit wird es abhängen, ob die ge-
meinschaftlichen Gebete bei
Tisch und am Abend
verrichtet wer-
den. Halte deine Kinder, groß und klein,
zum fleißigen Besuch der Kirche
an. Sorge, daß dein Mann und deine
Kinder einem religiösen Verein
sich anschließen, dem Arbeiterverein, der
Marianischen Kongregation, dem Verein
der heiligen Familie usw. Dadurch wer-
den sie zum regelmäßigen Emp-
fange der heiligen Sakramente

angeleitet werden. Gehe du selbst mit
[249] gutem Beispiel voran und sei ein treues
Mitglied des so segensreich wirkenden
Müttervereins oder sonst einer
kirchlichen Bruderschaft. Dulde auch keine
leichtfertigen Reden, keine glau-
benslosen Bücher und Zeit-
schriften
, keine farblosen Blätter.
Achte und ehre die Kirchengebote,
die Heiligung des Sonntags,
die Fast- und Abstinenztage.

Bist du Witwe, so liegt die Sorge für
den religiösen Geist in der Familie allein
in deiner Hand und die Verantwortung
ist um so größer. Dann sollst du dich noch
mehr an Gott halten und Trost suchen in
den Uebungen der Religion, damit du
Gott und den Himmel dir zu Freunden
machst in der Erziehung deiner Kinder, in
den Versuchungen, die an dich herantreten,
in den Opfern, Sorgen und Schwierig-
keiten, die auf deinen Schultern lasten.
‘„Eine Witwe, die trostlos und verlassen
ist, hoffe auf den Herrn“’
, sagt der heilige
Paulus, (1. Tim. 5, 5.) Eine Witwe aber,
die nicht fromm ist, läuft große Gefahr
und bietet keine Gewähr für ihre Tugend.
Sei darum allzeit eine fromme Christin.

Die Frau als Gattin.


Christliche Frau! Als Jungfrau hast
du die Werbung deines Bräutigams an-
[250] genommen; du hast ihm vor dem Priester
und der Kirche dein feierliches Jawort ge-
geben; du hast Vater und Mutter ver-
lassen, und nun lebst du mit deinem Ehe-
mann in einem so innigen Verhältnis,
daß ihr alle eure leiblichen und geistigen
Güter mitsammen teilet, in einem Ver-
hältnis, das nur in der unzertrennlichen
Verbindung Christi mit seiner heiligen
Kirche ein Gleichnis findet. Ein ganzer
Ring von Pflichten knüpft dich jetzt an
deinen Gatten: freiwillig hast du sie über-
nommen nach eigener Wahl, darum halte
sie. Du schuldest ihm ehrfurchtsvolle
Unterwürfigkeit, unverbrüch-
liche Treue, wahre Liebe
.

1. Ehrfurchtsvolle Unterwürfigkeit. Der
Mann ist das Haupt und der Vorsteher,
der König und Herrscher in der Familie.
Darum schulden nicht bloß die Kinder,
sondern auch die Frau ihm Ehrfurcht und
Gehorsam. Gott verlangt sie ausdrücklich
von dir. Du kennst das Wort, das er zu
Eva gesprochen, und das für alle Evas-
töchter gilt: ‘„Du sollst unter der Gewalt
deines Mannes stehen, er soll über dich
herrschen.“’
(1. Mos. 3, 16.) Dieses Straf-
urteil Gottes ist zwar im Christentum ge-
mildert, aber nicht aufgehoben worden.
‘„Wie die Kirche Christo unterwürfig ist“’,
sagt der Apostel, ‘„so sei die Frau dem
Manne Untertan.“’
(Eph. 5, 24.) ‘„Die
[251] Frau fürchte den Mann“’
(Eph. 5, 33).
freilich nicht mit sklavischer und knechtischer
Furcht, sondern mit jener Furcht, die sich
auf Liebe gründet. Die Frau ist nicht die
Magd des Mannes, sondern gleichsam
seine Schwester. Sie ist seine ebenbürtige
Lebensgefährtin, die Mutter seiner Kin-
der. Sie darf mitreden und mitraten,
sie hat ein Recht, gefragt und gehört zu
werden. Dem Manne steht allerdings die
Entscheidung in häuslichen Angelegen-
heiten zu, und bei Meinungsverschieden-
heiten muß die Frau schweigen und dem
Manne folgen, auch wenn sie recht hätte.
Vergiß es nicht, in dieser ehrfurchtsvollen
Unterwürfigkeit liegt das Geheimnis dei-
nes Einflusses auf deinen Mann. Selbst
ein rohes Mannesgemüt wird dem Ein-
flüsse einer klugen und in Liebe und
Sanftmut sich verleugnenden Frau auf die
Dauer sich nicht entziehen können. Be-
fleißige dich deshalb allzeit demütiger
Unterwürfigkeit
. Achte deinen
Mann im Herzen. Wo die Achtung fehlt,
ist alles andere nur Heuchelei und Aeußer-
lichkeit. Verachte deinen Mann nicht
wegen seiner Fehler. Lege äußerlich nie
ein Zeichen der Geringschätzung gegen ihn
an den Tag, vor allem nicht in Gegenwart
deiner Kinder. Mache ihm keine bitteren
Vorwürfe und sprich nicht schlecht über ihn
bei andern. Sei nicht rechthaberisch und
[252] zänkisch, trotzig und eigensinnig. Wolle
nicht immer das letzte Wort haben; lerne
schweigen und den Kopf beugen. Wenn
alle Frauen dies beobachteten, dann stände
es besser um so manchen fried- und freud-
losen Ehestand. Empfange deinen Mann
vor allem freundlich, wenn er abends
müde von der Arbeit heimkommt. Tadel
und Vorwürfe, harte und bittere Worte
haben schon manchen Mann der Familie
entfremdet und ins Wirtshaus geführt.
Vermeide aber nicht bloß Schimpf- und
Zankreden, hüte dich auch vor dem kalten,
eisigen Schweigen. Eheleute sollen nicht
tagelang nebeneinander hergehen, ohne
sich ein freundliches Wort zu sagen; sie
sollen vielmehr nach der Mahnung des
Heiligen Geistes die Sonne nicht unter-
gehen lassen über ihren Zorn, und Miß-
verständnisse oder Verstimmungen sobald
als möglich durch eine Aufmerksamkeit oder
Zärtlichkeit aus dem Wege räumen.

Sei deinem Manne auch gehorsam in
allen Angelegenheiten des Haus-
haltes
, denn auch hierin ist keine völlige
Gleichberechtigung möglich. Eine Frau,
die ausschließlich in der Familie herrschen
und den Mann bevormunden will, denkt
und handelt unchristlich. Unterwirf dich
vielmehr dem Manne in allem, was
Hausordnung und Hausgeschäfte angeht.
Richte dich nach dem Willen deines Man-
[253] nes in Nahrung, Wohnung und Kleidung,
in der Wahl deiner Freundinnen, bei Be-
suchen und Reisen, bei größeren An-
schaffungen und Ausgaben für Küche und
Keller. Wolle in diesen Stücken nicht
immer deinen eigensinnigen Kopf durch-
setzen, dann vermeidest du Zank und Un-
einigkeit. Mache keine Schulden
hinter dem Rücken deines Mannes. Gib
keine größeren Almosen ohne sein Wissen
und hüte dich, durch Verschwendung,
Luxusausgaben und Trägheit
deinen Mann zu reizen und Einkommen
und Vermögen zu vergeuden. Was end-
lich den sogenannten ehelichen Gehorsam
angeht, so findest du darüber Belehrung
in dem Kapitel über die Ehe. Lies dieses
Kapitel aufmerksam durch und bezeige dei-
nem Manne allzeit ehrfurchtsvolle
Unterwürfigkeit
.

2. Unverbrüchliche Treue. Diese Pflicht
entspringt der Ehe schon als einem rein
natürlichen Vertrag. Durch die Ehe
werden die Eheleute mit einem unlös-
lichen Bande für die ganze Dauer ihres
Lebens verknüpft. Die unter Christen ge-
schlossene Ehe ist aber dazu noch ein Sa-
krament
, das den Eheleuten die not-
wendigen Gnaden zur Bewahrung der ge-
lobten Treue vermittelt und so die Ver-
pflichtung zur Treue noch heiliger und
strenger macht.

[254]

Mögest du darum niemals des Augen-
blickes vergessen, in dem du an den Stufen
des Altares deinem Manne vor Gott und
seinen Engeln, vor dem Priester als Stell-
vertreter der Kirche und vor Zeugen die
Treue geschworen hast. Euer Schwur
wurde besiegelt durch den Empfang des
Leibes und Blutes des Herrn. Das Sinn-
bild eurer Verbindung ist der Trauring
an deiner Hand, und wie der Ring, so soll
auch deine Treue kein Ende haben.

Du weißt, christliche Frau, Einheit
und Unauflöslichkeit
sind die
Pfeiler, die nach Gottes Anordnung die
Ehe unter Christen stützen und tragen
sollen. Daran darf und kann niemand
rütteln. Selbst der Papst kann eine gültig
unter Christen geschlossene und vollzogene
Ehe nicht mehr lösen. Was Gott verbun-
den hat, soll der Mensch nicht trennen.
Noch viel weniger vermögen dies irdische
Gewalt und bürgerliche Gesetze. Selbst
dann, wenn das Gericht eine Scheidung
ausspricht, oder wenn Eheleute aus
schwerwiegenden Gründen selbst mit
ausdrücklicher Erlaubnis der
Kirche
die eheliche Gemeinschaft auf-
geben, wird das Eheband nicht gelöst,
bis ein Eheteil stirbt, auch wenn nicht
beide Eheleute katholisch sind. Wenn
eine geschiedene Frau eine neue Ver-
bindung anstrebt oder eingeht, lebt sie
[255] in einem ehebrecherischen Verhältnis und
kann nicht zu den heiligen Sakramenten
zugelassen werden.

Die Verpflichtungen, die dir die ehe-
liche Treue auflegt, erstrecken sich aber noch
weiter. Jede Sünde gegen das sechste
Gebot, begangen mit einem andern, Ver-
heirateten oder Ledigen, ist für eine im
Ehestand lebende Frau Treubruch
und Ehebruch. Es ist dazu gar nicht
notwendig, daß die Sünde in allerschlimm-
ster Form begangen wurde und Folgen
getragen hat. Ehebruch liegt sogar schon
in der überlegten Begierde des Herzens,
besonders wenn die begierliche Absicht
durch Blicke, Küsse, Umarmungen usw. nach
außen kundgetan wird. Für dich übersetzt,
lautet das Wort des Heilandes in der
Bergpredigt: ‘„Wer einen Mann anschaut
mit Begierde, hat im Herzen die Ehe ge-
brochen.“’
– Die dem Manne versprochene
Treue macht auch bei einer verheirateten
Frau die Sünde mit sich selbst schwerer,
als bei einer ledigen Person.

Christliche Frau! Bewahre darum
deinem Manne unverbrüchliche
Treue
, besonders in unsern Tagen, in
denen die Achtung vor Treue und Eid so
bedenklich im Schwinden begriffen ist, und
in denen es so viele böse Menschen gibt,
deren Leidenschaft selbst vor den Schranken
des Ehestandes und der feierlich gelobten
[256] Treue nicht halt macht. Sie geben heuch-
lerisch vor, die Ehe in dieser Beziehung
verbessern und unsern Zeitbedürfnissen an-
passen zu wollen. Christliche Frau, eine
solche Verbesserung schafft nur Trüm-
mer und unglückliche Herzen
und Ehen
. Halte darum dein Ohr stets
verschlossen vor allen verführerischen Zu-
mutungen und Anträgen, selbst dann,
wenn dein eigener Mann dir
treulos ist
oder dich vernachlässigt.
Solltest du daher selbst unter diesen
Umständen in der Verblendung eines
schwachen Augenblickes den Zuflüsterungen
eines Schmeichlers unterliegen, so wäre
deine Schuld und Sünde groß und be-
klagenswert; dein Trauring hätte eine
Makel, die auch die heißesten Reuetränen
nicht abwaschen könnten. Wie aber erst,
wenn dein Mann dir gut ist, wenn
du liebe Kinder hast! In Angst und
Bangen müßtest du leben, dein Gatte
könnte es erfahren: es ist ja nichts so fein
gesponnen, es kommt doch ans Licht der
Sonnen. Und wenn die Verfehlung an
den Tag kommt, welche Beschämung, welche
Schande, welche Gefahr, durch harte Be-
handlung seitens des Mannes, durch Quä-
lereien und Martern, vielleicht sogar durch
Verstoßung die Schwachheit büßen zu
müssen! – Am schlimmsten aber würde
eine Frau gegen die eheliche Treue fehlen,
[257] wenn sie wirklich ihr Herz und ihre Nei-
gung einem andern schenkte; sei es, daß
sie in der Wahl ihres eigenen Mannes
sich getäuscht hat, sei es aus reiner Leiden-
schaft. Welch unselig traurige Folgen
zieht diese Treulosigkeit nach sich! Mann,
Kinder und Haushalt werden vernachläs-
sigt, Geld und Waren aus dem Hause ge-
schleppt, manchmal wahre Greueltaten, wie
Gatten- und Kindesmord versucht, Reli-
gion und Glaube über Bord geworfen,
schließlich die eigene Familie aufgelöst,
unmündige Kinder hilflos zurückgelassen
und Weh und Schande über die Familie
des Mitschuldigen gebracht. Ehebruch
kann zu einer Quelle unheimlicher Sünden
und Verbrechen werden; der Heiland
selbst verurteilt ihn als eine Untat zu-
gleich mit Mord, Gotteslästerung, Gott-
losigkeit. (Vergl. Markus 7, 21.) Der
heilige Paulus zählt ausdrücklich die Ehe-
brecher unter denen auf, die, wenn sie
nicht aufrichtige Buße tun, das Reich
Gottes nicht erwerben werden. (Vergl.
1. Kor. 6, 9–10.) Der Ehebruch ist eine
schwere Verfehlung gegen das Wohl und
den Bestand der Familie und deshalb
auch gegen den Staat und die Kirche.
Nach dem mosaischen Gesetz des Alten
Bundes wurde daher auch die Ehebrecherin
mit ihrem Sündegenossen zu Tode ge-
steinigt (vergl. Lev. 20, 10. Deut. 22, 22
[258] und Joh. 8, 5). Das römische und ger-
manische Recht strafte Ehebruch ebenfalls
mit dem Tode; viele ältere Kirchensynoden
ließen ihn mit schweren Kirchenbußen
sühnen. Davon sieht nun heute die Kirche
als weise, gütige Mutter ab wegen der
veränderten Zeitumstände und verhängt
nur noch in bestimmten Fällen Strafen
über den Ehebruch; das weltliche Recht
beurteilt dies Vergehen heute sehr milde,
entschieden zu milde. (Vergl. deutsches
Strafgesetzbuch § 172.) Die innere Schuld
und Straffälligkeit vor Gott und dem
Gewissen bleibt jedoch unwandelbar die-
selbe zu allen Zeiten.

Christliche Frau! Damit du niemals
auch nur im geringsten gegen die ehe-
liche Treue fehlst, erinnere dich allzeit
an das Wort des Herrn: Seid wach-
sam und betet
. (Mark. 14, 38.) Sei
wachsam
über deine Gedanken,
deine Einbildungskraft, deine
Neigungen. Sei wachsam in deiner
Lektüre, vorsichtig in deinem Um-
gang
und Verkehr. Sei niemand,
auch keinem Verwandten und Verschwä-
gerten gegenüber, zu vertraut und
vertrauensselig. Freundlichkeit ge-
paart mit Ernst, Bescheidenheit und Ent-
schiedenheit, fern von Gefallsucht und
Schwärmerei, von Leichtfertigkeiten im
Reden, Schmeicheleien und Tändeleien,
[259] sollen Schmuck und Zier einer treuen Frau
sein. Gib deinem Manne in keiner Weise
Anlaß zur Eifersucht. Vertraue deine Strei-
tigkeiten mit dem Manne nicht Fremden
an, vor allem nicht Hausgenossen, Kost-
gängern oder Gesellen. Höre auch keine
Klagen fremder Männer über ihre Frauen
an, und merkst du schlechte Absichten, tritt
ein Verführer dir zu nahe, dann zeige ihm
das erstemal schon, daß er sich in dir
versehen hat, wenn nötig in fühlbarer
Weise!

Christliche Frau! Hat der liebe Gott
dir deinen Lebensgefährten genommen,
bist du Witwe geworden, dann bist du
nach des Apostels Wort ‘„frei“’; von ehe-
licher Treue im eigentlichen Sinne kann
keine Rede mehr sein; du hast das Recht,
eine neue eheliche Verbindung einzugehen.
So lange du das aber nicht getan hast,
kämpfe männlich gegen alle etwa in dir
selbst sich regende Begierlichkeit; verschließe
dein Herz vor den Schmeicheltönen der
Verführer, von denen Witwen, besonders
jüngere, nicht selten belästigt werden, und
hüte dich noch mehr, jemals zur Verfüh-
rerin anderer zu werden. Unterhältst du
eine ernstgemeinte Bekanntschaft, dann
zeige dich auch als ernste Frau und nicht
als leichtfertiges Mädchen. Meide die
Gelegenheiten, damit du nicht zum Anstoße
und zum Aergernis der Gemeinde werdest.
[260] Sei eine ‘„wahre“’ Witwe, wie der heilige
Paulus sie wünscht und beschreibt, dann
bist du geachtet in den Augen Gottes und
der Kirche. Vergiß es nicht: Christliche
Gottesfurcht und eine gediegene Frömmig-
keit sind die beste Bürgschaft für deine Tu-
gend, für unverbrüchliche Treue.

3. Wahre Liebe. Gehorsam und Treue
legen dir Pflichten auf und fordern Opfer.
Beides aber wird versüßt und erleichtert
durch die wahre Liebe. Der Ehestand
ist der Stand der innigsten, ungeteilten
und unzertrennlichen Lebensgemeinschaft,
die undenkbar ist ohne gegenseitige Liebe.
Auf Liebe soll das eheliche Verhältnis auf-
gebaut sein: denn die Liebe hat Braut
und Bräutigam zusammengeführt. Die
Liebe muß auch als Band die Herzen der
Ehegatten umschlungen halten. Darum
hat der Schöpfer selbst die geheimnisvolle
Zuneigung zum Manne der Frau ins Herz
gelegt und sie zum stärksten aller Triebe
gemacht, so daß die Frau Vater und Mutter
verläßt und ihrem Manne anhängt, ihren
elterlichen Namen aufgibt und den des
Mannes annimmt, um zu zeigen, daß beide
eines Herzens und Sinnes, zwei in einem
Fleische sein wollen. Als Vorbild dieser
Herzensverbindung stellt die Kirche den
Eheleuten ihre eigene, denkbar innigste
Verbindung mit Christus, ihrem himm-
lischen Bräutigame, vor Augen. Die
[261] wahre eheliche Liebe darf darum auch keine
rein sinnliche Zuneigung sein,
die nur auf äußere Schönheit und Reize,
Vermögen und Auskommen schaut. Das
wäre Selbstsucht. Die natürliche, auch von
Gott gewollte Neigung muß unter Christen
Zur Grundlage einer höheren Liebe
gemacht werden, die auch über die Flitter-
wochen hinaus dauert und später nicht in
das Gegenteil, in Haß und Abneigung um-
schlägt. Hüte dich auch vor Eifersucht,
jener Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was
Leiden schafft. Christliche Frau! Offen-
bare Fehler deines Mannes brauchst du
nicht zu übersehen, und es darf dir nicht
gleichgültig sein, wenn du Zeichen der Un-
treue deines Mannes wahrnimmst. Aber
sei nicht argwöhnisch, leichtgläubig und
empfindlich. Lege nicht jede Kleinigkeit
als Zurücksetzung aus, und mache dem
Manne darob keine Vorwürfe. Eifersucht
verbittert das Leben, zerstört den ehelichen
Frieden und kann deinen Mann erst recht
auf schlechte Gedanken bringen. ‘„Ein eifer-
süchtiges Weib ist eine Herzensqual, die
Ursache der Trauer, und ihre Zunge ist wie
eine Geißel.“’
(Sir. 26, 8, 9.)

Habe darum stets für deinen Mann
eine wahre, d. h. eine tätige, sorgsame
Liebe,
die aufgeht in Hingabe für den
Mann und die Familie, die Freud und
Leid mit ihm teilt, in Aufmerksamkeiten
[262] sich erschöpft, für Essen und Trinken, Ord-
nung und Reinlichkeit liebend sorgt und so
dem Manne das Heim gemütlich gestaltet
und ihn ans Haus fesselt. – Sorge, daß
deine Liebe eine opferfreudige Liebe sei.
Trotz inniger Zuneigung bleiben auch Ehe-
leute Menschen, empfindsam und anspruchs-
voll, mehr oder minder selbstsüchtig, Men-
schen mit eigenem Willen, von verschie-
denem Charakter und entgegengesetzten
Anschauungen. Christliche Frau! Im
Ehestande mußt du dich den Verhält-
nissen, den persönlichen Neigungen, ja
manchmal selbst den Launen deines Man-
nes anbequemen. Glücklich, wenn
du es verstehst, deine Wünsche

und Ansprüche zurückzudrän-
gen
! Dann hast du das Geheimnis
des Eheglücks gefunden. Opferfreudige
Liebe gilt es besonders zu üben, wenn
Unglück, Sorgen und Krankheiten her-
einbrechen. Dann soll die Frau dem
Manne eine Stütze sein und das Kreuz
tragen helfen. Sie soll nicht durch Klagen,
Unzufriedenheit und mürrisches Wesen ihm
das Herz noch schwerer machen. Wo opfer-
freudige Liebe herrscht, da wird das Her-
zensband immer fester geschlungen, die
Freuden verdoppelt, die Verdrießlichkeiten
aber und Leiden, womit auch der glück-
lichste Ehestand reichlich gesegnet ist, auf
vier Schultern verteilt.

[263]

Deine Liebe sei sodann eine geduldige
Liebe,
die die Fehler des Mannes erträgt.
Der heilige Johannes schreibt: ‘„Wer
sagt, er sei ohne Fehler, der be-
lügt sich selbst und die Wahr-
heit ist nicht in ihm
.“’
(1. Joh. 1, 8.)
Fehler bringt jeder Mann und jede Frau
mit in den Ehestand, auch wenn sie im
Brautstand noch so sorgfältig verdeckt und
von der Liebe übersehen wurden. Da heißt
es, aus der Not eine Tugend machen und
des Apostels Wort befolgen: ‘„Der eine
ertrage des andern Last.“’
(Gal. 6, 2.) Hast
du einen Mann mit trägem Charakter,
der nicht arbeiten will, keine Ordnung
kennt, für die Kinder nichts übrig hat und
dir allein die Last der Erziehung und der
Arbeit überlädt: ertrage ihn in Geduld.
Hast du einen Mann mit herrischem
Charakter, dem nichts recht zu machen ist,
der in allem zu nörgeln und zu tadeln hat:
ertrage ihn in Geduld. Hast du einen
Mann mit aufgeregtem, jähzor-
nigem
Charakter, der bei jeder Kleinig-
keit schimpft und poltert: ertrage ihn in
Geduld. Hast du einen Mann mit rohem
Charakter, der dich und das Hauswesen
vernachlässigt, seinen Lohn ins Wirtshaus
trägt, die Kinder darben läßt, im Zustand
der Trunkenheit wie halbmild sich ge-
bärdet, dich mit allen Schlechtigkeiten der
Welt beschimpft, dich schlägt und mißhan-
[264] delt: christliche Frau, ertrage ihn in Ge-
duld. Eine Kleinigkeit ist es nicht, es ver-
langt manchmal Heldenmut, besonders
wenn die Leidenschaft des Mannes Jahr
um Jahr anhält. Aber was zu retten ist,
kann nur gerettet werden durch Beten,
Schweigen und Dulden. Vorwürfe,
Schimpfworte, Zank und Streit gießen nur
Oel ins Feuer und verschlimmern das
Unglück. Mache die Probe, es ist wahrlich
der Probe wert. Nützt auch die Geduld
nichts, so hast du dich doch wenigstens der
fremden Sünden nicht schuldig gemacht.
Sollte aber wirklich ohne deine Schuld ein
Zusammenleben nicht mehr möglich und
menschlich sein, dann tue den Schritt der
Trennung nicht übereilt oder im Zorn,
nicht ohne Beratung mit deinem Seel-
sorger.

Hier möchte ich dir auch die Geduld dei-
ner Schwiegermutter gegenüber ans
Herz legen. Woher die vielen Klagen über
das weder glückliche noch friedliche Verhält-
nis zwischen Schwiegermutter und Schwie-
gertochter? Die Schuld liegt vielfach aus
beiden Seiten. Die Schwiegertochter ist
lieblos, frech im Auftreten, läßt es die
Schwiegermutter fühlen, daß sie im Hause
nichts mehr zu sagen hat, gönnt ihr das
Essen kaum, hetzt den Mann gegen sie auf,
so daß auch er sich gegen das vierte Gebot
versündigt. Die Schwiegermutter hingegen
[265] ist ungerecht gegen die Schwiegertochter,
behandelt sie als Magd, sät Zwietracht
durch Klatschsucht und Verleumdung,
mischt sich in Dinge ein, die sie nichts an-
gehen, macht der Schwiegertochter manch-
mal Vorstellungen und Vorwürfe wegen
der vielen Kinder. Gegenseitige Geduld
und Nachsicht allein wirken auch hier ver-
söhnend, und durch wahre, zuvorkommende,
aufmerksame Liebe soll die Schwieger-
tochter es der Schwiegermutter entgelten,
daß ihr ein guter Teil der Liebe des
Sohnes durch die Ehe entzogen ist.

Deine Liebe sei endlich eine heilige
Liebe.
Liebe deinen Mann, wie Christus
die Kirche geliebt hat und fort und fort
liebt. Durch den Ehestand sollt ihr an-
einander Stütze und Halt finden, sollt euch
ergänzen und behilflich sein im Streben
nach Tugend und nach der ewigen Selig-
keit. Nicht bloß für die flüchtigen Jahre
des Erdenlebens sollt ihr verbunden sein,
sondern so leben, daß ihr Aussicht aus
ewiges Zusammenleben im Himmel habt.
Dazu verhilft euch die heilige Liebe, das
gegenseitige gute Beispiel und die Ge-
wissenhaftigkeit, einander nicht Anlaß zur
Sünde zu werden. Du mußt, christliche
Frau, darum Gott mehr fürchten und lie-
ben als deinen Mann, und verlangt er
etwas von dir, was du ohne Sünde nicht
tun kannst: eine Lüge, einen Diebstahl,
[266] einen Betrug, eine Brandstiftung, eine
Übertretung der Kirchengebote, einen
Mißbrauch der ehelichen Rechte und Pflich-
ten, dann darfst du ihm nicht gehorsam
sein, sondern mußt ihm standhaft wider-
stehen. – Ueber den letzten Punkt, die
Versündigung gegen die Ehestandspflicht,
siehe Weiteres in dem Abschnitt über die
Ehe. Dort und im Abschnitt über die
Kindererziehung findest du auch Näheres
über deine Pflichten als Mutter.

Zwei Fragen für Männer und Frauen


1. Wie lebt ihr in der Ehe?

Christliche Eheleute! Achtet euren
Ehestand!
Der heilige Paulus ruft euch
zu: ‘„Dieses Geheimnis ist groß, ich aber
sage, in Christus und in der Kirche.“’

(Eph. 5, 32.)

Euer Stand hat nämlich Gott
zum Urheber. Als das erste Weib, Eva,
aus der Rippe Adams geschaffen wurde,
sprach Gott: ‘„Es ist dem Menschen nicht
gut, daß er allein sei; laßt uns ihm eine
Gehilfin machen, die ihm ähnlich ist.“’

(1. Mos. 2, 18.) Seitdem ist das Menschen-
geschlecht in zwei, fast gleiche Hälften ge-
teilt; seitdem ist der Mann auf das Weib
und das Weib auf den Mann angewiesen.
Ihre körperlichen und geistigen Anlagen
sind verschieden, beide sollen einander er-
[267] gänzen, und was dem einen mangelt, soll
durch die Vorzüge des andern ersetzt
werden.

Euer Stand hatChristus zum
Wohltäter.
Ein Mann sollte nach Got-
tes Absichten mit einem Weibe in un-
zertrennlichem Ehebund verbunden sein,
gerade wie die Glieder eines Leibes, deren
Trennung unnatürlich, ja Verstümmelung
wäre. Doch zur Zeit unsers Heilandes war
die Ehe bei den Juden und noch mehr bei
den Heiden allen Verirrungen menschlicher
Leidenschaften mit ihren traurigen Folgen
verfallen. Der Heiland stellte sie in ihrer
Würde wieder her und gab ihr die gott-
gewollten Eigenschaften der Einheit und
Unauflöslichkeit zurück. ‘„Was Gott ver-
bunden hat, soll der Mensch nicht trennen.“’

(Luk. 16, 18.) Der Heiland tat noch mehr
für euch. Kraft seiner Anordnung ist die
Ehe im Neuen Bunde ein Sakrament.
Ihr wißt, was Großes und Erhabenes es
ist um ein Sakrament. Gegenstand des Ehe-
sakramentes ist euer gegenseitiges Recht
auf einander: Ausspender dieses Sakra-
mentes seid wiederum ihr selbst, wenn ihr
euch die Hand zum Lebensbunde reicht.
Große Gnaden hat das Sakrament im Ge-
folge: es ist und bleibt für euch eine
immerwährende Quelle der Gnade, ein
Mittel zur Heiligung, eine Kraft zum
Guten. ‘„Geheiligt wird der Mann durch
[268] das Weib, und das Weib durch den Mann.“’

(1. Kor. 7, 14.) Insbesondere erhaltet ihr
die Gnade, einander stets treu und er-
geben zu bleiben, die Lasten des Lebens
zu tragen, die eheliche Keuschheit zu be-
wahren und die euch von Gott geschenkten
Kinder zum zeitlichen und ewigen Glücke
zu erziehen.

Euer Stand hatden Himmel zum
Zweck.
‘„Wachset und mehret euch“’, sprach
Gott zum ersten Menschenpaare im Pa-
radiese und in ihnen zu all ihren Nach-
kommen, ‘„und erfüllet die Erde.“’ (1. Mos.
1, 28.) Dieser Zweck der Ehe gibt euch
das Recht auf die hohe Elternwürde. Got-
tes Stellvertreter sollt ihr sein, indem ihr
Kindern das Leben schenkt und sie er-
ziehet nach seinem Willen. So sollt ihr
mithelfen, nicht bloß das Menschengeschlecht
vor dem Aussterben zu bewahren, sondern
der Kirche stets neue Kinder und dem
Himmel stets neue Bürger zuzuführen.

Euer Stand hatdie Kirche zur
Hüterin.
Die Kirche verwirft und ver-
urteilt die Ehe nicht. Sie betrachtet sie
auch nicht als ein notwendiges Uebel,
wenngleich sie den jungfräulichen Stand
höher schätzt, ‘„Heiraten ist gut“’, sagt der
heilige Paulus, ‘„nicht heiraten ist besser.“’
(1. Kor. 7, 28.) ‘„Wer es fassen kann, der
fasse es.“’
(Matth. 19, 12.) Die Kirche
hat stets die höchsten Güter der Ehe, Ein-
[269] heit und Unauflöslichkeit, mit aller Zähig-
keit selbst königlichen Wüstlingen gegen-
über verteidigt und duldete lieber den
Abfall ganzer Länder, als daß sie den von
Christus ihr anvertrauten Lehren und
Aufgaben untreu geworden wäre. Seid
dankbar dafür und ertraget gern die
Bürde, die der Würde eures Standes ent-
spricht.

Heiligt darum euren Ehestand! Hal-
tet die Sünde fern von eurer Gemeinschaft
und bedenkt, was der heilige Paulus sagt:
‘„Die Ehe sei ehrbar in allem, und unbe-
fleckt das Eheleben.“’
(Hebr. 12, 4.) Ueber-
aus betrübend ist es, daß Eheleute unserer
Zeit diese Mahnung des Apostels nicht
mehr verstehen wollen, ja schon mit un-
christlichen Anschauungen in die Ehe ein-
treten, meinend, im Ehestande gebe es
kein Gebot und keine Keuschheit, da sei
alles erlaubt, und niemand habe ihnen
etwas zu sagen. Nein, christliche Eheleute,
Gott, der Rechte gibt, legt auch Pflichten
auf. Zunächst legt er jene Pflicht auf, von
der der Völkerapostel an die ersten christ-
lichen Eheleute schreibt: ‘„Das Weib hat
nicht Gewalt über ihren Leib, sondern der
Mann; gleicherweise aber bat auch der
Mann nicht Gewalt über seinen Leib, son-
dern das Weib. Entziehet euch darum ein-
ander nicht..., damit Satan euch nicht ver-
suche.“’
(1. Kor. 7, 4, 5), d. h. zu Sünden ge-
[270] gen die eheliche Treue und Keuschheit ver-
leite. HartnäckigeVerweigerungdes
ehelichen Gehorsams
aus Laune, Trotz
oder Bequemlichkeit, aus Furcht vor den Be-
schwerden und Gefahren des Kindersegens,
ist schwere Sünde. Der Ehestand ist ein
Wehestand, und was manche Eheleute vor
der Ehe als den Himmel auf Erden an-
sahen, wird für sie vielfach später zu einer
Quelle bitterer Enttäuschungen und hel-
denmütiger Opfer.

Ferner legt Gott euch die heilige Pflicht
auf, euren Stand nicht zumißbrauchen.
Dem Rechte des Ehestandes müßt ihr so
nachkommen, wie es dem Zwecke eures
Standes und den Absichten Gottes bei sei-
ner Einsetzung entspricht. Eheleute, die
anders handeln, begehen, wie die heilige
Schrift sagt, eine verabscheuungswürdige
Tat, die Gott schon mit plötzlichem Tode
gestraft hat. Sie machen die Quelle des
Lebens zum Grab, und weil sie den Segen
Gottes nicht wollen, wird seine Strafe sie
treffen. Der Erzengel Raphael sprach zum
jungen Tobias: ‘„Diejenigen, die ihren
Ehestand so antreten, daß sie Gott von sich
und ihrem Geiste verbannen, um ihrer
Begierde zu frönen wie unvernünftige
Tiere, die keinen Verstand haben, über diese
hat der böse Geist Gewalt.“’
(Tob. 6, 17.)
Bedenkt, daß ihr am Tage des Gerichtes
zur Rechenschaft gezogen werdet über die
[271] Kinder, die ihr habt, aber auch über die,
die ihr haben solltet. Keine Ent-
schuldigung wird der ewige Richter gelten
lassen, weder Nahrungssorgen, noch teure
Zeiten, weder Kränklichkeit noch ärztlichen
Rat, am wenigsten aber Scheu vor Opfern
und Beschwerden. Erinnert euch stets an
die ernsten Worte, die die deutschen
Bischöfe
in ihrem Hirtenschreiben vom
20. August 1913 an euch richteten: ‘„Schwere
Sünde ist es“’
, so heißt es darin, ‘„die Ver-
mehrung der Kinderzahl dadurch verhüten
zu wollen, daß man die Ehe zu bloßer
Lust mißbraucht
und dabei mit
Wissen und Willen ihren
Hauptzweck vereitelt
. Dies ist
schwere Sünde, sehr schwere Sünde, mit
welchen Mitteln und auf welche Weise
immer es geschehen mag. Keine Not kann
so drückend, kein Vorteil so groß, keine
Macht der Begierde so zwingend sein, daß
dadurch eine solche Verletzung des natür-
lichen, göttlichen Sittengesetzes gerecht-
fertigt würde. Die ungläubige Welt mag
das als Klugheit und Lebensweisheit an-
preisen, aber auch hier trifft das Wort des
Apostels Jakobus zu: ‘„Das ist keine Weis-
heit, die von oben kommt, sondern irdische,
sinnliche, teuflische Weisheit“’
(Jak. 3, 15);
ja, es ist so recht eine Erfindung des Teu-
fels, des Menschenmörders von Anbeginn,
wie der Heiland ihn nennt.’
(Joh. 8, 44.)
[272] Wehe den Eheleuten, die sich mit ihm ein-
lassen, die nach dem Wort des Propheten
einen Bund schließen mit dem Tode und
einen Vertrag eingehen mit der Hölle.
(Is. 38, 15.) An ihnen wird wahr das
Psalmenwort: ‘„Sie haben den Fluch ge-
liebt, und der Fluch wird über sie kommen,
sie haben den Segen von sich gewiesen und
der Segen wird ihnen fern bleiben; sie
haben den Fluch umgetan wie ein Ge-
wand, und er ist wie Wasser in ihr. Inne-
res gedrungen und wie Oel in ihr Gebein.“’

(Ps. 108, 18.) Wie furchtbar wirkt oft
dieser Fluch sich aus in solchen Familien!
Da ziehen oftmals statt der Kinder, die
man nicht wollte, finstere Mächte wie
Rachegeister ein: körperliches Siechtum,
Geistes- und Gemütskrankheit, eheliche
Zerwürfnisse, die Qualen des bösen Ge-
wissens, und auf dem ganzen Familien-
leben lastet schwer die schwarze Wolke des
Fluches, des Fluches der Todsünde.“

Der eheliche Umgang mit über-
legter, frei gewollter
Verhütung
des Kindersegens ist nämlich in sich
schlecht
, also nicht etwa durch ein
bloßes Kirchengesetz verboten, das die
Kirche wegen zu großer Schwierigkeit
der Erfüllung aufheben könnte. Ist es
doch eine Umkehrung der vom
Schöpfer gewollten Ordnung

bei diesem Verkehre die Sinnenlust
[273] zum eigentlichen und aus-
schließlichen Zweck
zu machen, den
natürlichen gottgewollten
Zweck
aber, die Kindererzeugung, ab-
sichtlich positiv zu verhindern
.
Das kann nie und nimmer gestattet sein,
ebensowenig wie Lüge, Gotteslästerung
oder Meineid.

Christliche Eheleute! Sorget, daß die-
ser Fluch nicht auf eurer Familie ruhe!
Vertrauet auf Gott und auf seine Hilfe!
Er verlangt nichts Unmögliches. Er, der
die Lilien des Feldes kleidet und die Vögel
des Himmels unterhält, er wird den Ehe-
leuten, die seinen Absichten dienen und
lieber Opfer und Entbehrungen auf sich
nehmen und Gefahren sich aussetzen, als
ihr Gewissen mit Sünde beladen, seinen
Vatersegen nicht vorenthalten. ‘„Viele
Binder, viele Vaterunser.“’
Auf jeden
Fall: lieber Enthaltsamkeit
üben als schwersündigen
. Hört
nicht auf die gewissenlosen Verführer, die
euch als rückständig verspotten, die euch
Bücher und Schriften zur Aufklärung und
andere Artikel anpreisen. Habt ihr aber der
Sünde euch schuldig gemacht, dann klagt es
demütig und reumütig in der Beichte an
und bittet den Beichtvater um Aufschluß.

Anmerkung. Weil die Ehe ein Sakra-
ment
ist, die Sakramente aber der Verwaltung der
Kirche unterliegen, so bat auch nur die Kirche allein
über die Ehe zu verfügen, über ihre Abschließung,
[274] über Ehehindernisse usw. Den Staat berühren nur
die bürgerlichen Folgen, und er bestimmt und ordnet
nur die Ansprüche und Rechte der Ehegatten und
ihrer Kinder auf Vermögen und zeitliche Güter, ge-
währt der Familie den öffentlichen Rechtsschutz usw.
Die sogenannte Ziviltrauung aber darf von Katho-
liken nicht als gültige Ehe betrachtet werden.

Die von der Kirche nämlich festgesetzte Form der
gültigen Eheschließung ist diese: die Brautleute er-
klären vor dem Diözesanbischof oder Ortspfarrer oder
vor einem durch einen der beiden hierzu bevollmäch-
tigten Priester und vor mindestens zwei
Zeugen
, daß sie sich zur Ehe nehmen. (Neues
Kirchl. Gesetzbuch can. 1094.)

Dieses Gesetz gilt auch sowohl für die Misch-
ehen
wie für die rein katholischen Ehen im
deutschen Reiche
. Mischehen also vor dem
nichtkatholischen Religionsdiener

sind auch in Deutschland (ab 19. Mai 1918) un-
gültig
; ebenfalls ungültig sind Ehen mit
bloßer Ziviltrauung
, auch wenn nur ein
Teil katholisch ist.

Zudem verfallen ohne weiteres der Strafe des
Kirchenbannes jene Katholiken, welche die
kirchliche Trauung vor einem nichtkatho-
lischen Religionsdiener
vollziehen, oder
welche ihre Kinder einer nichtkatholischen
Religionsgemeinschaft zuführen
,
oder welche mit Vorbedacht ihre Kinder
akatholisch taufen
oder erziehen
lassen
oder bei Eingehung der Ehe die akatho-
lische Kindererziehung
ausdrücklich oder
stillschweigend vereinbaren. (Neues Kirchl.
Gesetzbuch can. 1102 § 2.)

Nur bei wahrer Reue wird diese Strafe nach-
gelassen, nachdem das Aergernis möglichst wieder
gutgemacht ist. Eine bewußt ungültige
Ehe
aber mit Ausübung der ehelichen Rechte stellt
ein schwer sündhaftes Verhältnis dar, und der
Katholik kann nicht zu den Sakramenten zugelassen
werden, bis er eine solche Ehe vor seiner Kirche in
Ordnung gebracht hat.

2. Wie erzieht ihr eure Kinder?
[275]

Christliche Eheleute! Die Erziehung
der Kinder ist eure erhabenste Pflicht.
Durch die gute Erziehung eurer Kinder
sollt ihr mitwirken an der Erhaltung und
Ausbreitung des Reiches Gottes auf
Erden, ihr sollt dadurch in gewissem Sinne
Mitarbeiter Jesu Christi werden am Er-
lösungswerke. Die Erziehung der Kinder
ist auch eure wichtigste Pflicht; denn von
der Erziehung hängt zum großen Teil das
leibliche und geistige Wohl eurer Kinder
für Zeit und Ewigkeit ab. ‘„Hat der Jüng-
ling sich an seinen Weg gewöhnt“’
, sagt die
heilige Schrift (Spr. 22, 6), ‘„dann weicht
er auch nicht davon ab, wenn er alt ge-
worden.“’
Das lehrt uns die tägliche Er-
fahrung. Die Kindesseele ist weich wie
Wachs, biegsam wie ein junges Bäumchen.
Gebt ihr die rechte Form, sie wird sie bei-
behalten; streckt sie nach oben, sie wird sich
selbst überlassen in derselben Richtung
weiterwachsen. Viele ewig unglückliche
Kinder werden in der Hölle ihre Eltern
und die verfehlte Erziehung als Ursache
ihres Unterganges anklagen und ver-
fluchen. Welch ein Glück hingegen und
welch eine Wohltat für ein Kind sind gute,
körperlich und geistig gesunde, kluge und
wachsame, fleißige und sparsame, religiöse
und gläubige Eltern! Niemals kann ein
[276] Kind solchen Eltern gegenüber seine
Dankesschuld abtragen.

Christliche Eltern! Befolget darum
immer die Mahnung des Apostels: ‘„Er-
ziehet eure Kinder in der Lehre und Zucht
des Herrn.“’
(Eph. 6, 4.)

Sorget für das leibliche Leben,für
Gesundheit, Entwicklung, Be-
ruf und Fortkommen des Kin-
des
. Das Leben ist die Grundlage aller
andern Güter und Gnaden. Gesundheit ist
die Vorbedingung für ein ersprießliches
Wirken zum Wohle der menschlichen Ge-
sellschaft, ja vielfach auch die Voraus-
setzung für ein geordnetes Seelenleben und
eine gottgewollte Charakterentwickelung.
Sorget darum nach Kräften, daß ihr euren
Kindern gesundes Blut und gesunde Glie-
der mit auf die Welt gebet. Die Sünden
der Unmäßigkeit und Unlauterkeit sind es
vor allem, die sich nicht bloß am eigenen
Körper rächen, sondern vielfach auch an
den Nachkommen. Gott läßt seiner nicht
spotten und die Naturgesetze nicht straflos
übertreten. Eine Tatsache der Erfahrung
ist es, die besonders von Erziehern und
Lehrern beobachtet wird, daß die Mehr-
zahl der von Trinkern abstammenden Kin-
der die offenbarsten Zeichen körperlicher
und geistiger Minderwertigkeit und Zer-
rüttung an sich tragen, ja nicht selten in
immerwährendem Siechtum sich durchs
[277] Leben schleppen müssen. Noch schlimmere
Folgen für die Nachkommen kann es
haben, wenn Vater oder Mutter durch
Ausschweifungen sich ansteckende Krank-
heiten zugezogen haben. Hier gilt das
Wort der Schrift: ‘„Kinder des Fluches
sind die Kinder der Sünder. Ihr Erbe
verlieren sie und ihre Nachkommen werden
die Schmach nicht los. Jammern werden
sie über den ruchlosen Vater, denn ihm
verdanken sie ihr Elend.“’
(Sir. 41, 8–10.)
Haltet darum die Sünde, besonders Un-
mäßigkeit und Unlauterkeit, von eurem
Leben und eurem Ehestande fern, wenn
euch die Gesundheit eurer Kinder am Her-
zen liegt. Wendet dann dem Ehesegen,
den Gott euch schenkt, alle Sorge und Auf-
merksamkeit zu. Die Mutter vor allem
soll vor der Geburt des Kindes sich wohl
hüten, durch Unvorsichtigkeit und Nach-
lässigkeit Schaden anzustiften, der nicht
mehr gut gemacht werden kann.

Christliche Mutter! Schwer würde es
dein Gewissen belasten, wenn durch deine
Fahrlässigkeit ein Leben nicht oder elend
zur Welt käme, mehr aber noch, wenn frei-
willige Schuld oder Absicht vorläge. Du
kennst das fünfte Gebot: Du sollst nicht
töten! Jeder Angriff auf das Leben eines
Kindes ist Mord, auch wenn das Leben
erst seit kurzer Zeit besteht. Schon der
Versuch ohne Wirkung ist schwer sündhaft,
[278] und nichts kann ihn entschuldigen, weder
Armut und Not, noch Kinderreichtum und
Krankheit, am wenigsten aber Bequemlich-
keit und Opferscheu. Auch du, christlicher
Vater, darfst niemals zulassen, beistimmen
oder mitwirken, daß so etwas von deiner
Frau getan wird oder von Aerzten ge-
schieht. Gottes Gebot und die Kirche tre-
ten mit allem Ernste für das Kind und
seine Rechte ein.

Ueber die Pflege und Wartung des
neugeborenen Kindes findest du, christliche
Mutter, wenn es nötig ist. Belehrung beim
Arzte oder andern erfahrenen Personen.
Deine Mutterliebe wird dich antreiben,
keine Opfer zu scheuen, wie ein Schutzengel
dein Kind zu überwachen, damit es nicht
durch Feuer, Wasser, Messer, Gift usw.
Schaden leide. Laß das Kind nicht bei dir
in demselben Bette schlafen, um der Ge-
fahr der Erstickung vorzubeugen. Verab-
reiche ihm die gesündeste Nahrung, die die
Natur selbst ihm bestimmt hat. Ueberlaß
die ganze Sorge für das Kind nicht solchen,
die selber noch Kinder sind. Verwöhne
dein Kind nicht durch übermäßigen Schlaf,
häufiges Naschen von Süßigkeiten, sondern
leite es von früh auf zur Entsagung und
Ueberwindung an. Gib auch Kindern
niemals geistige Getränke. Halte
bei den Mädchen auf eine ehrbare, Gesund-
heit und Wachstum nicht schädigende
[279]Kleidung. Der körperlichen Entwick-
lung des Kindes ist es auch sehr dienlich,
es von klein auf an Arbeit zu gewöhnen,
wie sie seinem Alter entspricht. Ganz
falsch aber ist es, die Kinder durch über-
mäßige oder gar gefährliche Arbeit in
ihrer Entwicklung zu hemmen und sie der
Gefahr körperlicher und geistiger Ver-
krüppelung auszusetzen. Entwickele auch
früh den Sinn der Kinder für Spar-
samkeit, Ordnung, Reinlichkeit

und Fleiß, gib ihnen gesunde, aber keine
üppige Nahrung.

Die Sorge für das Zeitliche erstreckt
sich auch auf den Beruf und die zu-
künftige Lebensstellung
der
Kinder. Hier gilt das Sprichwort: Jeder
ist seines Glückes Schmied. Die Neigung
zu einem bestimmten Berufe ist von der
göttlichen Vorsehung jedem Menschen weise
ins Herz gelegt; die tatsächlichen Verhält-
nisse, die Umgebung und Erziehung reden
hierbei mit. Die Eltern sollen ihre Kinder
vor allem nicht drängen zum Priester-,
Ordens- oder Ehestande, umgekehrt aber
auch aus Geiz und Herrschsucht der Nei-
gung der Kinder kein Hindernis in den
Weg legen und sie mit Gewalt, ohne sach-
liche Gründe, vom Ziele ihres Strebens
nicht zurückhalten: in beiden Fällen tragen
sie die Verantwortung des zerstörten Le-
bensglückes und der verfehlten Laufbahn.

[280]

Sorget für die Seele des Kindes! So
hoch die Seele über dem Leibe steht, so hoch
steht die Sorge für die unsterbliche Seele
der Kinder über der Sorge für den Leib
und das irdische Fortkommen. Die Eltern
müssen das Kind erziehen, seine geistigen
Kräfte zur Entwicklung bringen, vor allem
den Verstand und die Auffas-
sungsgabe
wecken, den Willen stär-
ken und gewöhnen, nach Grundsätzen und
nicht nach Launen zu handeln; sie müssen
das Gemütsleben in die richtigen
Bahnen lenken und mit edlem Inhalte an-
füllen: kurz, das Kind zu einem brauch-
baren Gliede der menschlichen Gesellschaft
heranbilden, mehr aber noch zur Er-
reichung seines ewigen Zieles führen, es
dem Himmel zurückgeben, der es geschenkt
hat. Diese Aufgabe der Erziehung umfaßt
zwei wichtige Arbeiten: das Aus-
reißen und das Aufbauen
. Das
Ausreißen geschieht durch Wachsam-
keit, Zurechtweisung
und Be-
strafung
, das Aufbauen durch Beleh-
rung
und gutes Beispiel.

Ausgerissen muß werden auf dem
Acker des Kindesherzens das Unkraut
der Leidenschaften
, die bösen
Triebe und Anlagen, die das Kind nach
der heiligen Schrift und der Lehre der
Kirche mit auf die Welt bringt als Folgen
der Erbsünde. Sinn und Gedanken des
[281] Menschen sind auf das Böse gerichtet von
Jugend auf. Die sieben Hauptsünden sind
ihrer Wurzel nach schon im Kinde vor-
handen. Das leugnen, hieße die Erbsünde
leugnen und der Erfahrung spotten. Wie
töricht darum, wenn Eltern in blinder
Voreingenommenheit an ihren eigenen
Kindern nichts Fehlerhaftes finden und
sehen wollen, wenn sie es übelnehmen, daß
sie auf die Unarten ihrer Kinder aufmerk-
sam gemacht werden. Kluge Eltern suchen
die Neigungen und den Charakter der
Kinder zu erforschen und etwaige bösen
Eigenschaften auszurotten, damit sie später
nicht so viel Kreuz und Wehe an ihren
Kindern erleben. Auch hier kann man
sagen: Wer nicht sehen will, muß fühlen.

Seid darum wachsam, liebe Eltern,
über eure Kinder, klein und groß. Seid
wachsam und aufmerksam auf die Regun-
gen der Leidenschaften.
Entdeckt ihr an
ihnen eine Neigung zum Ungehorsam, zum
Trotz und zur Widerspenstigkeit, zum Neide
und zur Rechthaberei, zur Falschheit. Bos-
heit und Lügenhaftigkeit, zum Naschen und
Stehlen, zum Stolz und zur Eitelkeit, eine
Neigung zur Sinnlichkeit und Trägheit,
einen Zug, an geheimen Orten sich aufzu-
halten, dann laßt ihnen alles das nicht
durchgehen. Mahnt sie, belehrt sie, haltet
sie an, sich selbst zu überwinden und zu
ihren Wünschen und Launen ‘„nein“’ zu
[282] sagen. Fangt früh damit an, ehe die Lei-
denschaften sich festgesetzt haben und zur
Gewohnheit geworden sind.

Seid wachsam nicht minder über die
Umgebung. Wie vielen bösen Einflüssen
sind die Kinder oft ausgesetzt! Wie viel
Böses sehen und hören sie oft schon in den
ersten Jahren! Wie manchem Kinde wer-
den schon in früher Jugendzeit Seelen-
wunden geschlagen, die nie mehr heilen!
Christliche Eltern, seid Schutzengel
eurer Kinder und behaltet sie nach Mög-
lichkeit unter euren Augen, beobachtet sie
selbst beim Spiel. Ueberrascht sie hin und
wieder plötzlich und haltet sie, soviel es
geht, vom Straßenleben fern. Ueberaus
wichtig ist es, daß Kinder verschiedenen
Geschlechtes, sobald eines schulpflichtig ist,
nicht mehr in demselben Bette schlafen.
Nirgends sollte man weniger sparen, als
in den Schlafstätten, und jede Mutter
sollte sich öfter die Frage vorlegen: Wo
schlafen meine Kinder? Unvorsichtigkeit
und Vertrauensseligkeit der Eltern kann
schuld sein, daß Kinder schon früh verdorben
werden. Uebersehet auch nicht, wie die
älteren Geschwister sich gegen die jüngeren
verhalten, und machen die jüngeren auch
nur eine Andeutung, dann kann die
Strenge nicht groß genug sein. Sind
Dienstboten, Kostgänger im Haus, so ver-
traut ihnen eure Kinder nicht an, wenn sie
[283] nicht durchaus zuverlässig sind. Auch sollen
nur gute Zeitungen, ehrbare Bilder den
Kindern zu Gesicht kommen. Das Trau-
rigste für ein Kind wäre es aber, wenn
es durch die das übernatürliche und ewige
Leben verlöre, die ihm das zeitliche Leben
gegeben haben, wenn die Eltern selbst den
Paradiesesgarten der Kinderseele ver-
wüsteten, z. B. durch unvorsichtige Reden,
deren Verständnis dem Kinde später auf-
dämmert, durch Leichtfertigkeit im gegen-
seitigen Verkehr, im An- und Auskleiden,
oder dadurch, daß sie die Kinder mit sich in
demselben Bette und sogar, wenn dieselben
schon heranwachsen, in demselben Zimmer
schlafen lassen. Wehe dem, durch den
Aergernis kommt; doppeltes und drei-
faches Wehe, wenn es von den Eltern aus-
geht!

Seid wachsamüber die schulent-
lassenen Kinder
. Begleitet auch
diese allzeit mit eurer elterlichen Wach-
samkeit. Ihr müßt wissen, mit wem sie
umgehen, welche Freunde und
Freundinnen sie haben; ihr müßt
wissen, wo sie ihr Vergnügen und ihre
Erholung suchen und wann sie heim-
kommen. Ihr dürft gefährlichen Um-
gang
, leichtfertige Gesellschaften,
Besuch anstößiger Vergnügungslo-
kale
, zweifelhafter Wirtschaften
und Kinos nicht zugeben. Besonders
[284] vorsichtig müht ihr sein in bezug auf
Tanzvergnügen. Läßt sich der Besuch
solcher Vergnügen das eine oder andere
Mal im Jahre nicht vermeiden, dann geht
selbst mit, führt die Aufsicht und nehmt
die Kinder zeitig mit nach Hause. Sorgt,
daß die Gefahren im Dienst und auf der
Arbeitsstätte nach Möglichkeit ver-
hütet werden. Schaut darum nicht auf ein
paar Pfennige. Laßt die Kinder, wenn
möglich, nicht zu Andersgläubigen in den
Dienst gehen; bedingt euch aber auch bei
katholischen Herrschaften aus, daß die Kin-
der ihren religiösen Verpflichtungen nach-
kommen können. Seht euch ihre Schlaf-
stätten an und gebt den Mädchen die Mah-
nung mit auf den Lebensweg, immer und
überall nachts ihr Schlafzimmer zu ver-
schließen.

Eure Wachsamkeit endlich muß sich ver-
doppeln, wenn die Kinder, besonders die
Mädchen, in das heiratsfähige Alter ein-
treten. Euer Verstand und eure Liebe
sollen ergänzen, was die Kinder in der
Verblendung und Leidenschaftlichkeit dieser
Jahre außer acht gelassen. Duldet
darum keine absichtslose, früh-
zeitige, jahrelang sich hinzie-
hende, aussichtslose
Bekanntschaft.
Duldet kein Verhältnis unter dem Stand,
mit einem arbeitsscheuen, leichtsinnigen,
kränklichen, dem Trunke ergebenen
[285] Menschen. Duldet kein Verhältnis gegen
die Gesetze der Kirche mit Verwandten oder
Andersgläubigen; schiebet hier von vorn-
herein einen Riegel vor und wartet nicht,
bis es zu spät ist. Ihr kennt die Beweg-
gründe, warum die Kirche so entschieden
gegen die gemischten Ehen sich aus-
spricht und aussprechen muß. Mutterpflicht
und Muttersorge für die Bewahrung und
Reinheit des Glaubens, für Eintracht in den
Familien und eine gedeihliche Erziehung
der Kinder nach den katholischen Grund-
sätzen drängen sie dazu. Ihr wißt, daß
ihr euch schwer versündigt, wenn ihr ohne
die wichtigsten Gründe eure Zustimmung
zu einer gemischten Ehe gebet; zu einer
Trauung gar, die nicht in der katholischen
Kirche stattfindet, sollt ihr nie zustimmen.
Handelt da nie, ohne euch mit dem
Pfarrer oder dem Beichtvater beraten zu
haben.

In einer einwandfreien Bekanntschaft
aber laßt die jungen Leute nicht allein
unter vier Augen
und an Orten
verkehren, wo sie nicht beobachtet werden
können. Laßt sie nicht allein reisen oder
zu einem Vergnügen gehen. Denkt nicht,
sie sind brav; sorgt vielmehr, daß sie brav
bleiben. Wie traurig endlich wäre es,
wenn wegen Mangel an Ueberwachung das
elterliche Haus zur Stätte würde, wo die
Schande vorbereitet wird, während die be-
[286] rufenen Wächter, die Eltern, sorglos schlafen.
Christliche Eltern, denkt an den Tag der
Rechenschaft, wo Gott die Seelen eurer
Kinder aus eurer Hand fordern wird!
Steht treu zu eurer Pflicht und laßt euch
nicht einschüchtern, weder durch die Unzu-
friedenheit und die Tränen eurer Kinder,
noch durch den leichtfertigen Zeitgeist und
die schlechten Beispiele so vieler. Ueber-
zeuget die Kinder von eurer Liebe und
eurer Sorge um ihr Bestes. Sie werden
es euch später danken, wenn ihr ihnen eine
makellose Jugend gesichert und Schande
und Unglück im Ehestande erspart habt.
Ihr selbst aber könnt dann einst getrost
euer Haupt zum Sterben niederlegen.

Christliche Eltern! Die beste Wach-
samkeit wird nicht alle Fehler verhüten
können; ihr muß sich, in bestimmten
Fällen wenigstens, die Bestrafung bei-
gesellen. Das Recht dazu gibt euch Gott
selbst. ‘„Wer die Rute spart“’, sagt die
heilige Schrift, ‘„haßt seinen Sohn;
schlägst du aber deinen Knaben mit der
Rute, so wird er davon nicht sterben, seine
Seele aber wirft du von der Hölle retten.“’

(Spr. 13, 24; 23, 13, 14.) Eine vernünf-
tige Strafe ist oft der beste und letzte Er-
weis der Liebe. Merket euch in bezug auf
das Strafen folgende Regeln der Erzie-
hung: 1. Strafet frühzeitig! Die heilige
Franziska von Rom pflegte zu sagen:
[287] Sind die Kinder auch noch zu jung, die
Strafe zu begreifen, so sind sie doch alt
genug, sie zu fühlen. 2. Strafet gerecht!
Darum nur bei wirklichen Fehlern strafen,
z. B. bei einer Lüge, bei Eigensinn, Dieb-
stahl, Unverträglichkeit, Unlauterkeit,
Trägheit, nicht aber bei natürlichen Ge-
brechen der Kinder, bei Unbeholfenheit
oder Unvorsichtigkeit. 3. Strafet selten!
Erst mahnen, dann strafen. Das erstemal
weniger als beim Rückfall in denselben
Fehler. Das Kind darf sich nicht an die
Strafe gewöhnen. 4. Strafet ohne Zorn
und Aufregung,
ohne Schimpf- und Fluch-
worte, sonst überschreitet ihr leicht das
richtige Maß, und der blinde Eifer schadet
mehr als er nützt. 5. Strafet klug, ohne
das Vertrauen des Kindes zu erschüttern.
Laßt es auch in der Strafe einen Beweis
eurer Liebe sehen. Strafet, ohne das
Schamgefühl der Kinder zu verletzen.
6. Strafet in Einigkeit, ohne euch einander
zu hindern und das Kind in Schutz zu
nehmen. Eine so erteilte Strafe wirkt
mehr als hundert andere. So sollen
kluge Eltern durch Wachsamkeit, und
wenn es nötig ist, durch Strenge, das
Böse ausreißen, nicht aber sich an den
späteren Sünden der Kinder und ihrem
Unglück mitschuldig machen durch Ver-
zärtelung, Verhätschelung und ‘„alles
durchgehen lassen“’
.

[288]

So irrig die Auffassung ist, das Böse
komme nur von außen in das Kind hinein,
so verhängnisvoll ist aber auch der andere
Irrtum, im Kinde sei, wie im Menschen
überhaupt, nichts Gutes und keine An-
lage zum Guten. Dann wäre Gott ein
unweiser und grausamer Schöpfer. Die
Erbsünde hat den Verstand nur verdun-
kelt, den Willen nur geschwächt und die
guten Anlagen nur gebunden: durch die
Erziehung, durch Belehrung und Beispiel
müssen sie geweckt und entwickelt werden.
Das ist die edelste Aufgabe der Eltern,
dabei sind sie Gottes und der Kirche
Stellvertreter. Euer Vorbild sei der
fromme Vater Tobias, der seinen Sohn
von Kindheit an Gott fürchten lehrte.
Grundlage der christlichen Erziehung
eurer Kinder ist die heilige Taufe. Durch
sie wird die Erbsünde getilgt, die heilig-
machende Gnade mit den göttlichen und
übernatürlichen Tugenden eingegossen,
ein himmlisches Leben verliehen und eine
Empfängliches für das Göttliche, eine
Richtung nach oben vermittelt. Laßt
darum eurem Kinde so früh als möglich
die heilige Taufe spenden. Erzählt ihm
auch frühzeitig von Gott und dem Him-
mel, vom Jesuskinde und seiner heiligen
Mutter, vom Schutzengel und den Hei-
ligen. Nach dem süßen Namen Vater und
Mutter lerne das Kind die heiligsten
[289] Namen Jesus und Maria sprechen, das
Kreuzzeichen machen, die kleinen Gebete
eines Kindes verrichten. Das soll man
nicht erst der Schule überlassen. Gebt
dem Denken und Wollen des Kindes eine
religiöse Richtung durch die Hausordnung,
durch das gemeinschaftliche Fa-
miliengebet
, durch den religiösen
Schmuck der Zimmer, durch Miterleben
und Mitfeiern des katholischen Kirchen-
jahres und seiner Feste. Vergeßt nicht,
was die erfahrensten Erzieher sagen, daß
nämlich ein Kind für gewöhnlich später
sich religiös so weiter entwickelt, wie es
mit sieben oder acht Jahren durch die
Eltern geworden ist.

Die eigentliche religiöse Belehrung
übernimmt später an eurer Statt die
Schule und die Kirche, desgleichen soll da
die Erziehung fortgeführt werden. Beides
wird aber nur dann ersprießliche Erfolge
aufweisen, wenn Schule, Kirche und
Elternhaus Hand in Hand gehen. Eltern
dürfen darum den Lehrpersonen und dem
Geistlichen nicht entgegenarbei-
ten
, nicht geringschätzig über Schule,
Unterricht und Lehrpersonen sprechen, die
Kinder nicht in Schutz nehmen, wenn sie
Strafe erhalten haben. Glauben die
Eltern Anlaß zu berechtigter Klage zu
haben, so sollen sie das unter vier Augen
mit dem Lehrer oder der Lehrerin ab-
[290] machen. Die Kinder aber aufhetzen oder
ihnen recht geben, heißt das eigene An-
sehen schädigen, den Ast absägen, auf dem
sie selbst sitzen. Die traurigsten Beispiele
bestätigen es, welch böse Früchte es trägt,
wenn Eltern Partei ergreifen für ihre
Kinder gegen Lehrer und Priester. Ihr
dürft der Schule nicht nur nicht entgegen-
arbeiten, ihr sollt vielmehr den Unterricht
und die Tätigkeit der Schule auf alle
Weise unterstützen. Lehrt die Kinder
die Wohltat einer guten Schule schätzen,
helft ihnen bei den häuslichen Schul-
arbeiten, überhört den Katechismus und
die biblische Geschichte, belohnt sie wegen
guter Zeugnisse und Leistungen, erkundigt
euch nach ihnen bei den Lehrpersonen.
Sollte aber aus irgendeinem Grunde die
Schule die religiöse Belehrung und Er-
ziehung vernachlässigen oder sogar unter-
graben, so ist es eure Pflicht, um so ge-
wissenhafter durch Wort und Beispiel und
durch Unterstützung der kirchlichen Tätig-
keit euren Kindern das Kleinod des Glau-
bens zu erhalten.

Die schwierigste Aufgabe der reli-
giös-sittlichen Erziehung fällt aber in die
Zeit nach der Schulentlassung
.
Manche Eltern denken mit Schrecken an
diese Jahre, wo der Uebergang des Kna-
ben zum Jüngling, des Mädchens zur
Jungfrau vor sich geht, wo neue heftige
[291] Leidenschaften und Neigungen erwachen,
wo unzählige Gefahren und Verführungen
durch schlechte Kameraden. Bücher und
Vergnügen an die Jugend herantreten.

Vater, Mutter, sorget, daß euer Kind,
Knabe oder Mädchen, nicht achtungs-
los den sittlichen Gefahren
fremden Umganges
, namentlich
auf der Arbeitsstätte, in der
Fabrik, in der Großstadt
usw.
ausgeliefert werde. Sorget, daß ihm in
ernster züchtiger Rede
Belehrung
zuteil werde über das, was es in ge-
schlechtlichen Dingen wissen muß, um nicht
wehrlos gewissenloser Verführung zum
Opfer zu fallen. Vor dem Eintritt
ins Leben
soll der werdende Jüng-
ling, die werdende Jungfrau im Lichte der
Vernunft und des Glaubens belehrend
gewarnt
werden, dadurch wird der
heftige Reiz des Unbekannten herabgesetzt
und ein unverdorbenes Menschenkind mit
Ehrfurcht vor sich selber erfüllt.

Wichtiger aber noch als die Aufklärung
des Verstandes ist religiöse Kräf-
tigung des Willens
. Nur ein
religiös gefestigter Charakter wird im
Sturme der Leidenschaften standhalten. Tut
darum nach euren Kräften alles, um die
Kinder im Glauben und in der Uebung
ihrer Pflichten zu erhalten. Bittet,
mahnt, straft.
Die Sonntagsmesse
[292] genügt nicht, die Jugend muß auch das
Wort Gottes hören, um sich gegenüber
den Angriffen und Verhöhnungen des
Glaubens zu schützen. Die Jugend muß
sich den segensreich wirkenden Jugend-
vereinen
anschließen, um dadurch vor
allem zur öfteren Kommunion angeleitet
zu werden. Die Jugend muß endlich
durch gute Bücher das Lesebedürfnis be-
friedigen, muß durch anständige Erholung,
am besten an der Seite der Eltern, von den
schlechten Vergnügen ferngehalten werden.

Da seht ihr, christliche Eltern, eure
Aufgabe angedeutet. Eure Bemühungen
zum Wohle eurer Kinder werden aber
dann erst auf Erfolg rechnen können, wenn
ihr selbst ihnen in treuer, allseitiger
Pflichterfüllung vorangeht und das gute
Beispiel
gebet. Worte belehren. Beispiele
ziehen an; das gilt vor allem bei Kindern,
deren Nachahmungstrieb so groß ist. Die
schönsten Worte und besten Mahnungen
der Mutter werden wenig fruchten, wenn
das schlechte Beispiel des Vaters nieder-
reißt, was die Mutter aufgebaut hat. Die
Predigt des Vaters sei darum vor allem
eine Predigt der Tat, ein arbeitsames,
nüchternes, häusliches, friedfertiges, reli-
giöses Leben. Geht euren Kindern be-
sonders mit dem Beispiel voran in der
Beobachtung der Kirchengebote und
bleibet euch stets der furchtbaren Verant-
[293] wortung bewußt, durch Glaubenskälte,
Gleichgültigkeit und Trägheit euren Kin-
dern Kirche, Gebet und Glaube zu ver-
leiden. Wirksamer als alle Worte ist das
Beispiel.

Um aber euer Erziehungswerk mit dem
Tau göttlicher Gnade zu befruchten, ver-
geßt auch nicht, für eure Kinder zu beten.
Sprecht zu euren Kindern von Gott, und
sprecht nicht weniger zu Gott von euren
Kindern. Empfehlet sie oft der heiligen
Familie von Nazareth, eurem schönsten
Muster und Vorbild, empfehlet sie dem
heiligen Schutzengel, dessen Gehilfen ihr
seid, und suchet im Gebete Trost und
Stärke, wenn die Last der Erziehung und
das Andenken an die Rechenschaft euch
drückt. Die Rechenschaft ist groß, es han-
delt sich um die Menschenseele, den
Preis des Blutes Christi. Wollt ihr
Dank ernten bei euren Kindern, wollt ihr
eure Mühe belohnt und gekrönt sehen
durch eine glückliche Kinderschar, die euch
Verdruß, Kummer und Angst erspart,
euch im Alter hegt und pflegt, auf dem
Sterbebette euren letzten Seufzer aufnimmt,
euch die Augen zudrückt und in der Ewig-
keit eure Ehren- und Freudenkrone bildet,
dann befolget die Mahnung des Apostels:
‘„Erziehet eure Kinder in der Lehre und
Zucht des Herrn.“’
(Eph. 6, 4.)

Anhang.

[294]

1. Erzbruderschaft der hl. Familie
Jesus, Maria, Joseph.


Ursprung.


Der fromme Verein dieses Namens wurde im
Jahre 1845 in der Redemptoristenkirche
zu Lüttich
durch P.Dechamps, den nach-
maligen Kardinal-Erzbischof von Mecheln, und den
Pionier-Ofizier H. Belletable ins Leben ge-
rufen. Anfänglich für die Männerwelt besonders der
arbeitenden Stände bestimmt, ward er auch bald für
die Frauenwelt organisiert und umfaßt somit Männer
und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen in vier
verschiedenen Abteilungen (Männer-, Frauen-, Jüng-
lingsverein, Jungfrauenbund).

Zweck.


Die Erzbruderschaft der heiligen Familie Jesus,
Maria, Joseph will die einzelnen Stände gegen
die Angriffe der Gottlosigkeit und gegen Sittenver-
derbnis schützen, zum Streben nach wahrer christlicher
Frömmigkeit und zu treuer Erfüllung ihrer Standes-
pflichten anleiten. Bei der Männerwelt bezweckt sie
noch besonders die Bekämpfung der Menschenfurcht
durch das gegenseitige gute Beispiel. Die vorzüg-
lichsten Mittel, die die Erzbruderschaft zur Erreichung
dieses Zweckes in Anwendung bringt, sind besondere
Verehrung der heiligen Familie Jesus, Maria, Jo-
seph, gemeinschaftliches Gebet, regelmäßige Anhörung
des Wortes Gottes und öfterer gemeinschaftlicher
Empfang der heiligen Sakramente.

Vorteile.


1. Die Mitglieder der Erzbruderschaft der hei-
ligen Familie stehen unter dem besondere
[295] Schutz der drei heiligen Personen

von denen der heilige Alfons sagt: ‘„Solange wir
die drei heiligen Namen Jesus, Maria, Joseph an-
rufen, werden wir nie in eine Sünde einwilligen.
Die Verehrung der heiligen Familie wird den Mit-
gliedern des Vereins zu einem Unterpfand der Be-
harrlichkeit im Guten, eines seligen Todes und der
ewigen Herrlichkeit.’

2. Die Mitglieder des Vereins bilden unter sich
eine heilige Gebetsgemeinschaft, die Gottes
Segen auf sie und ihre Familien herabzieht.

3. Sie finden in den Vorträgen Belehrung,
in den gemeinschaftlichen Kommunionen Stär-
kung
, im gegenseitigen Anschluß und guten Bei-
spiel Ermunterung zu einer christ-
lichen Lebensführung
.

4. Sie haben Gelegenheit, reiche Ablässe
zu gewinnen.

Vollkommene Ablässe können sie gewinnen am
Tage der Aufnahme, an allen hohen Festtagen des
Herrn und der allerseligsten Gottesmutter, am Feste
des heiligen Joseph, der heiligen Apostelfürsten Pe-
trus und Paulus, des heiligen Alfonsus (2. August).
Allerheiligen und Allerseelen, an den Festen der hei-
ligen Erzengel Michael und Gabriel, sowie am
Schutzengelfest; – desgleichen viele unvollkommene
Ablässe.

5. Alle Mitglieder des Vereins erhalten nach
ihrem Tode eine heilige Messe, je nach den
besondern Statuten.

Pflichten.


Wer dem Verein der heiligen Familie beitritt,
verpflichtet sich:

1. Durch ein christliches Leben seiner
Umgebung und der ganzen Pfarrei zur Erbauung zu
gereichen, insbesondere in der Achtung und im Ge-
horsam gegen die Eltern, in der Beobachtung der
Keuschheit, in der Meidung der Gefahren und Ge-
legenheiten zur Sünde (schlechte Lektüre, sündhafte
Lustbarkeiten, leichtfertige Bekanntschaften) andern
zum Vorbild zu dienen.

[296]

2. Eine innige Andacht zur heiligen
Familie von Nazareth
zu tragen und sie
in ihren Tugenden nachzuahmen. – Täglich sollen
die Vereinsmitglieder beim Morgen- oder Abend-
gebet drei Gegrüßet seist du, Maria zu ihrer Ehre
beten um die Gnade einer allseitigen treuen Pflicht-
erfüllung mit dem Zusatz:

Jesus, Maria, Joseph, euch schenke ich mein Herz
und meine Seele!

Jesus, Maria, Joseph, stehet mir bei in meinem
letzten Todeskampfe!

Jesus, Maria, Joseph, laßt meine Seele mit euch
in Frieden scheiden!

300 Tage Ablaß jedesmal. (28. April 1807.)

3. Wenigstens an den Generalkommu-
nionen
des Vereins teilzunehmen und an den in
der Pfarrei üblichen Beichttagen die heiligen Sakra-
mente zu empfangen. – Allen aber wird der Emp-
fang der heiligen Kommunion
an den
Ablaßtagen des Vereins, ja die monatliche Kommu-
nion an den für die einzelnen Stände festgesetzten
Sonntagen dringend empfehlen.

4. Wenn möglich, bei keiner Vereins-
andacht
zu fehlen.

Einrichtung.


Mitglied der Erzbruderschaft der heiligen Fa-
milie kann jeder unbescholtene Christ werden. Die
feierliche Aufnahme findet am Hauptpatronsfest oder
bei andern Gelegenheiten statt. An der Spitze des
Vereins steht der Ortspfarrer, der sich aber auch durch
einen andern Priester vertreten lassen kann.

Sollte es sich in größeren Pfarreien empfehlen,
den Verein in einzelne Sektionen einzuteilen (nach
Straßen, Revieren), so stellt der Leiter für jede
Sektion eine Vertrauensperson auf, die ihm in der
Besorgung der Vereinsangelegenheiten zur Seite
steht. Hauptpflicht einer Vertrauensperson ist, mit
gutem Beispiel den übrigen Mitgliedern voranzu-
leuchten. Bei besondern Anlässen ruft der Vereins-
leiter die Vertrauenspersonen zu einer Besprechung
zusammen.

[297]

Verfügt der Verein über eine Kasse, die aus
freiwilligen Beiträgen (Kollekte an den Tagen der
Generalkommunionen) besteht, so werden daraus die
Unkosten des Vereins bestritten, z. B. für das
Seelenamt beim Tode eines Mitgliedes, für Fahnen,
Medaillen, Vereinsdiplome, Büchlein usw.

Wo es angebracht erscheint, kann der Verein
auch eine Leihbibliothek einrichten, oder charitative
Bestrebungen, Krankenbesuche, Unterstützung bedürf-
tiger Mitglieder usw. in seine Statuten aufnehmen.

I. Gewöhnliche
kirchliche Versammlung.


Vor der Ansprache.

Fromme Anrufungen zur heiligen Familie.

1. Vorsänger: Jesus, Maria, Jo-
seph! Alle: Wir alle rufen zu euch!

2. V. Jesus, Maria, Joseph, würdig
unserer höchsten Verehrung und Liebe! –
A. Wir alle rufen zu euch!

3. V. Jesus, Maria, Joseph, allzeit als
die heilige Familie verherrlicht! –
A. Wir alle rufen zu euch!

4. V. Jesus, Maria, Joseph, der aller-
heiligsten Dreifaltigkeit erhabenstes Bild
auf Erden! – A. Wir alle rufen zu euch!

5. V. Jesus, Maria, Joseph, keuschester
Bräutigam, reinste Braut und göttliches
Kind! – A. Wir alle rufen zu euch!

6. V. Jesus, Maria, Joseph, Wieder-
hersteller und Beschützer der christlichen
Familie! – A. Wir alle rufen zu euch!

[298]

7. V. Heilige Familie, mit
himmlischen Tugenden geschmückt und ge-
heiligt! – A. Wir alle rufen zu dir!

8. V. Heilige Familie, mit den schwer-
sten Prüfungen heimgesucht! – A. Wir
alle rufen zu dir!

9. Heilige Familie, zu Bethlehem ge-
nötigt. Herberge in einem Stalle zu
suchen! – A. Wir alle rufen zu dir!

10. V. Heilige Familie, durch den
himmlischen Gesang der Engel begrüßet!
– A. Wir alle rufen zu dir!

11. V. Heilige Familie, besucht von
den Hirten und den heiligen drei Kö-
nigen! – A. Wir alle rufen zu dir!

12. V. Heilige Familie, im Tempel
vom frommen Greise Simeon gepriesen!
– A. Wir alle rufen zu dir!

13. V. Heilige Familie, von Herodes
in ein fremdes Land vertrieben! – A. Wir
alle rufen zu dir!

14. V. Heilige Familie, verborgen und
unbekannt im armen Hause zu Nazareth!
– A. Wir alle rufen zu dir!

15. V. Heilige Familie, deren Haupt
ein Muster väterlicher Wachsamkeit ge-
wesen ist! – A. Wir alle rufen zu dir!

16. V. Heilige Familie, deren Braut
ein Beispiel mütterlicher Sorgfalt bietet!
– A. Wir alle rufen zu dir!

17. V. Heilige Familie, deren Kind
ein Vorbild vollendeter Bescheidenheit
[299] und vollkommenen Gehorsams darstellt!
– A. Wir alle rufen zu dir!

18. V. Heilige Familie, arm an zeit-
lichen Gütern, reich an himmlischen
Schätzen! – A. Wir alle rufen zu dir!

19. V. Heilige Familie, die ihr täg-
liches Brot im Schweiße des Angesichtes
erworben! – A. Wir alle rufen zu dir!

20. V. Heilige Familie. Sitz des Frie-
dens und häuslicher Eintracht! – A. Wir
alle rufen zu dir!

21. V. Heilige Familie, erhabenstes
Vorbild in der Beobachtung der Gebote
Gottes! – A. Wir alle rufen zu dir!

22. V. Heilige Familie, unsere Zu-
flucht im Leben, unsere Hoffnung im Ster-
ben! – A. Wir alle rufen zu dir!

23. V. Heilige Familie, Patronin und
Beschützerin unsers Vereins! – A. Wir
alle rufen zu dir!

24. V. Jesus, Maria, Joseph!
– A. Wir alle rufen zu euch!

Gebete.

O Gott der unendlichen Güte und
Barmherzigkeit, der du uns in den Verein
der heiligen Familie berufen hast, ver-
leihe uns die Gnade, Jesus, Maria und
Joseph recht zu verehren, anzurufen und
nachzuahmen, damit wir, nachdem wir
ihnen auf Erden wohlgefällig geworden,
[300] dereinst im Himmel ihrer seligen Anschau-
ung teilhaftig werden, durch Jesus Chri-
stus, unfern Herrn. Amen.

Gedenke, o gütigste Jung-
frau Maria
, daß es von Ewigkeit her
nicht erhört worden, daß jemand, der zu
dir seine Zuflucht genommen, deinen Bei-
stand angerufen, oder um deine Fürbitte
gefleht, von dir verlassen worden sei. Be-
seelt von diesem Vertrauen nehme ich
meine Zuflucht zu dir, o Jungfrau aller
Jungfrauen. Maria, Mutter Jesu Christi.
Zu dir komme ich, zu dir eile ich, vor dir
stehe ich als sündiger Mensch seufzend und
zitternd da. O Gebieterin der Welt,
Mutter des ewigen Wortes, verschmähe
doch nicht meine Worte, sondern höre mich
gnädig an und erhöre mich. Stehe mir
bei in allen Nöten und Gefahren, jetzt
und allzeit, besonders aber in der Stunde
meines Todes. Amen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (11. Dezember 1846.)

Pr. Bitte für uns, o heiliger Joseph.
A. Auf daß wir würdig werden der Ver-
heißungen Christi. – O Gott, der du den
heiligen Joseph zum Bräutigam der aller-
seligsten Jungfrau Maria und zum
Pflegevater deines eingeborenen Sohnes,
unsers Herrn Jesu Christi, erwählet hast,
wir bitten dich, du wollest uns auf seine
Fürbitte die Reinheit des Leibes und der
[301] Seele gnädig verleihen, damit wir der-
einst, mit dem hochzeitlichen Gewande be-
kleidet, zu deiner himmlischen Freude ein-
gehen mögen. Durch denselben Christus,
unsern Herrn. Amen.

Pr. Bittet für uns, alle heiligen
Schutzpatrone unsers Vereins. A. Auf daß
wir würdig werden der Verheißungen
Christi. – O Gott, der du uns aus väter-
licher Liebe deine Engel und Heiligen zu
Beschützern und Fürsprechern gegeben hast,
verleihe uns die Gnade, daß wir alle,
unsere Eltern und Verwandten, unsere
Freunde und Feinde, dieser mächtigen
Fürsprache und dieses kräftigen Schutzes
teilhaftig werden. Durch Jesus Christus,
unsern Herrn. Amen.

Nach der Ansprache.

Sei gegrüßt und angebetet, o liebstes
Jesuskind, du Lehrer und Heiland der
Welt. Und du, o unbefleckte Jungfrau
und Gottesmutter Maria, wie auch du,
reinster Bräutigam und treuester Pflege-
vater, heiliger Joseph, seid mir von gan-
zem Herzen gegrüßt! Im Vertrauen auf
eure wunderbare Güte komme ich zu euch,
um meinen heiligen Bund mit euch zu
erneuern und mich eurem besondern
Schutze zu empfehlen.

In Gegenwart des ganzen himm-
lischen Hofes bekenne ich dich, o liebstes
[302] Jesuskind, als meinen Gott und Selig-
macher. Dich, o Maria, erwähle ich als
meine liebreichste Mutter und Für-
sprecherin, und dich, o heiliger Joseph, zu
meinem besondern Beschützer in aller Ge-
fahr des Leibes und der Seele, besonders
in der Stunde meines Todes. O ihr drei
hochheiligen Personen, Jesus, Maria und
Joseph, ich bitte euch um der Liebe willen,
dir ihr zueinander traget, nehmet mich
auf in eure Gemeinschaft unter die Zahl
eurer besondern Pflegekinder. Habet acht
auf meine Schritte, daß ich nie den Fuß
an einen Stein der Sünde stoße; unter-
stützet mich, daß ich in all meinen Gedan-
ken. Worten und Werken eurem Beispiel
folge. Stärket mich in allen Leiden, be-
schützet mich in allen Versuchungen, da-
mit ich in eurer Gemeinschaft lebe und
sterbe und mich dereinst in Gott erfreue
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Jesus, Maria, Joseph, euch schenke ich
mein Herz und meine Seele!

Jesus, Maria, Joseph, stehet mir bei
in meinem letzten Todeskampfe!

Jesus, Maria, Joseph, laßt meine
Seele mit euch in Frieden scheiden! Amen.

300 Tage Ablaß jedesmal. (28. April 1807.)

Für die verstorbenen Mitglieder der Erz-
bruderschaft: Vater unser...

Zum Schlusse Segen und ein passendes Lied.

II. Feierliche Aufnahme neuer
Mitglieder.

[303]

1. Zu Anfang kann: Veni Creator Spiritus ge-
sungen werden. Dann nimmt die gewöhnliche monat-
liche Andacht ihren Fortgang bis nach der Ansprache.

2. Nach der Ansprache verliest der Vereinsleiter
die Namen der Neugemeldeten, die sich vor dem
Vereins- oder Muttergottes-Altar, oder im Chor der
Kirche aufstellen und brennende Kerzen empfangen.
Alsdann knien alle nieder und wiederholen die
Worte des Weihegebetes an die heilige Familie, die
der Vereinsleiter in kurzen Absätzen vorbetet.

Weihegebet.

Jesus, Maria, Joseph, – euch
erwähle ich heute – in Gegenwart aller
Auserwählten und aller seligen Geister
des Himmels – als meine Beschützer und
Helfer. – Euch übergebe und weihe ich
in diesem Vereine – meinen Leib und
meine Seele, – mit allem, was ich bin
und was ich habe. – Ich verspreche, –
als ein wahrer Christ leben zu wollen, –
um dereinst mit froher Erwartung der
ewigen Seligkeit – meinen Geist in eure
Hände übergeben zu können. – O welch
ein unaussprechliches Glück für mich, –
beim Scheiden aus diesem irdischen Leben
– den Lohn des ewigen Lebens – aus
euren Händen zu empfangen, – und durch
eure Vermittlung – in den Himmel auf-
genommen zu werden. – Dort werde ich
[304] in alle Ewigkeit – mit euch den drei-
einigen Gott loben und verherrlichen, –
den Vater, Sohn und Heiligen Geist. -
Amen.

3. Während der Vereinsleiter darauf die Me-
daillen weiht, kann ein Lied gesungen werden. Die
Medaillen werden den einzelnen übergeben, worauf
der Leiter betet:

Nehmet hin das Zeichen der Erzbruder-
schaft der heiligen Familie Jesus, Maria,
Joseph zum Schutze des Leibes und der
Seele, damit ihr durch die Gnade Jesu
Christi, durch die Hilfe Mariens und ihres
Bräutigams, des heiligen Joseph, die
ewige Glückseligkeit erlangen möget. Im
Namen des Vaters † und des Sohnes
und des heiligen Geistes. Amen.

Sogleich fährt der Vereinsleiter fort:

Und ich, im Namen der allerheiligsten
Dreifaltigkeit und kraft der mir verliehe-
nen Vollmacht, nehme euch auf in die
Erzbruderschaft der heiligen Familie
Jesus, Maria und Joseph, die in dieser
Kirche kanonisch errichtet ist. Ich erkläre
euch teilhaftig all der Gnaden und Ab-
lässe, die von unserm heiligen Vater, dem
Papste, dieser Erzbruderschaft verliehen
sind.

Gleichzeitig ermahne ich euch, als wür-
dige Mitglieder der Erzbruderschaft der
heiligen Familie ein wahrhaft christliches,
[305] erbauliches Leben zu führen und eure
Pflichten als Mitglieder dieser Erzbruder-
schaft fleißig und beharrlich zu erfüllen.

Ich bitte Gott, daß er euch dazu seine
Gnade verleihen wolle, durch die Ver-
mittlung der heiligen Familie Jesus,
Maria und Joseph. Amen.

Zum Schlusse Magnifikat, Segen und Lied.

2. Das Eucharistische Männer-
apostolat.


Im Dezember 1905 und im August 1910
erschienen die Aufsehen erregenden Kom-
muniondekrete des hochseligen Papstes
Pius X. Dadurch ist überall eine eucha-
ristische Bewegung in Fluß gekommen.
Gefördert wurde sie vor allem durch eine
Reihe von eucharistischen Kongressen (Metz
1907, London 1908, Köln 1909, Mon-
treal 1910, Madrid 1911, Wien 1912),
die sich alle in den Dienst der prak-
tischen Ausführung der Kommuniondekrete
stellten. Ganz besonders suchte man nach
Mitteln und Wegen, um den edelsten Teil
der Menschheit, die Männerwelt, in die
Bewegung hineinzuziehen und auch sie für
die öftere Kommunion zu gewinnen. Als
[306] bestes und wirksamstes Mittel wurde ein
Ausbau des Vereinswesens nach dieser
Seite hin erkannt. Durch die katholischen
Männervereine (Marianische Kongrega-
tion, Arbeiterverein, Verein der heiligen
Familie, Eucharistische Ehrengarde), sowie
durch andere Vereine und Bruderschaften,
in denen Gläubige beiderlei Geschlechtes
eingeschrieben sind (Sakraments- und
Herz-Jesu-Bruderschaft, Erzbruderschaft
vom eucharistischen Herzen, Gebetsaposto-
lat), sucht man den öfteren Empfang der
heiligen Kommunion auch unter den
Männern zu organisieren, indem man
vielfach in diesen Vereinen eine soge-
nannte Eucharistische Abteilung
einführt, deren Mitglieder sich zur mo-
natlichen Kommunion
verpflich-
ten. So ist es der dringende Wunsch der
Diözesanbehörden, die vielfach in alle
neue Vereinsstatuten die Aufnahme einer
Bemerkung über die öftere Kommunion
verlangen. Ganz besonders widmet sich
der Verbreitung der Uebung der monat-
lichen Kommunion das Eucharistische
Männerapostolat
, das entweder
als eigene selbständige Gründung unter
den katholischen Männern der Pfarrei
eingeführt wird oder als eucharistische
Sektion eines schon bestehenden Vereins.

Katholischer Mann, was könnte es
Zeitgemäßeres, Praktischeres für dich geben
[307] als das Eucharistische Männer-
apostolat
! Es sucht auch dir die un-
endlichen Schätze, die in der Andacht zum
heiligsten Sakramente und in der öfteren
Kommunion verborgen liegen, zu er-
schließen. Auch du sollst dich nicht mit einer
Kommunion ein-, zwei-, höchstens dreimal
im Jahre begnügen, nein, auch du mußt
öfter gehen, denn die häufige Kommunion
ist nicht allein Sache der Frauen, sondern
in hervorragendem Maße auch Sache der
Männer.
Vor Männern hat Christus die
heilige Kommunion einst angekündigt,
hat die Entscheidung zwischen dem Brot
des Lebens und dem ewigen Tod in ihre
Hand gelegt, Männer mußten den Abend-
mahlssaal ihm bereiten, im Kreise der
Männer feierte er das erste heilige Meß-
opfer und legte auf Männerlippen die
erste heilige Kommunion.

Katholischer Mann, willst du nicht dein
Recht auf den ersten Platz am Tische des
Herrn behaupten?

Du mußt öfter kommunizieren, denn
mehr als je braucht heute der Herr Män-
ner des Glaubens,
glaubensfreudige, glau-
bensstarke, glaubensmutige Männer, die,
wo so viele Christus verlassen, wie Petrus,
der Felsenmann, auf die Frage: ‘„Wollt
auch ihr gehen?“’
offen und furchtlos
ihren Glauben an ‘„das Geheimnis des
[308] Glaubens“’
immer wieder an der Kommu-
nionbank anbetend bekennen. Da holst du
dir auch Bekennermut, wo die Märtyrer
der Katakomben sich täglich gestärkt haben
zum qualvollsten Tod.

Du mußt öfter kommunizieren, denn
vor allem bedarfst du der göttlichen Gnade.
Du mußt hinaus ins feindliche Leben, du
hast den schweren Kampf zu bestehen wider
den Satan und seine Helfershelfer, du
weißt es aus Erfahrung, je länger du
wartest mit dem Empfang dieses ‘„Brotes
der Starken“’
, um so mehr erlahmt deine
Kraft. In der öfteren heiligen Kommu-
nion wirst du ‘„die Kraft schöpfen, über
die Begierlichkeit zu siegen und dich vor
der schweren Sünde zu bewahren
“’
. (Papst
Pius X.) Der monatlichen Kommunion
gegenüber wird schließlich keine Leiden-
schaft standhalten. Wenn dir wahrhaft
etwas liegt an der Freundschaft Gottes,
an einem glückseligen Tode und an deiner
ewigen Seligkeit, dann muß dir auch
etwas daran liegen, dich vor der schweren
Sünde zu bewahren, dann muß dir auch
etwas daran liegen, hierzu das wirksamste
Mittel zu gebrauchen, – die öftere hei-
lige Kommunion.

Du mußt öfter kommunizieren, denn du
mußt einen Freund haben, der ganz gut,
ganz rein, ganz heilig ist, der in innigem
[309] Verkehr dich immer wieder emporhebt,
wenn die Aergernisse der Welt wie ein
Bleigewicht dich nach unten ziehen, einen
Freund, der das im eisigen Hauch der
Welt erkaltete Herz immer wieder ent-
zündet, wenn er zu dir redet, einen Freund,
der dir süßen, inneren Trost gibt in herben
Stunden äußeren und inneren Leidens. –
Einen solchen Freund findest du in der
heiligen Kommunion, wenn du in Liebe
dich oftmals mit Jesus innig vereinst.

Du mußt öfter kommunizieren, denn du
bist Vater und willst doch, daß auch deine
Kinder all ihren Halt und all ihren Trost
in Jesus lebenslang finden. Nun, dann
laß sie dich recht oft an der Kommunion-
bank sehen. Das wirkt mehr als alle guten
Lehren. Dann sehen sie auch eher auf
deiner Stirn den Widerschein göttlicher
Autorität, dann nehmen sie lieber deine
Worte an, weil sie aus einem geheiligten
Herzen kommen.

Sage nicht:Die Kirche verlangt
doch nur die Osterkommunion
.
Gewiß, die Kirche verlangt nur sie in einem
strengen Gebot. Durch seine Erfüllung
jedoch tust du nur das, was streng ge-
fordert wird, allein du gehst nicht ein auf
den Wunsch des Herzens Jesu und der
heiligen Kirche, du machst deiner Mutter
keine Freude, zeigst dich nicht dankbar
[310]
gegenüber der unendlichen Liebe deines
Gottes, der sich dir in diesem Himmels-
brote geschenkt hat, du sorgst schlecht
für deine unsterbliche Seele
.
Stirbst du im Laufe des Jahres eines
plötzlichen Todes im Zustande der
Todsünde, dann kann die Osterkommunion
dir nicht helfen. Die monatliche Kom-
munion aber ist eines der zuverlässigsten
Mittel, dich vor der schweren Sünde und
der schweren Verletzung deiner Standes-
pflichten zu bewahren.

Sage auch nicht:Ich habe keine
Zeit
. Diese Ausrede ist nicht männlich
und ehrlich. Zeit hast du zu so mancher
Stunde im Wirtshaus und beim Vergnü-
gen, und kein Halbstündchen hast du mo-
natlich für die Beicht und Kommunion?
Wenn du Sonntagsmorgens nur eine
halbe Stunde Schlaf opfern wolltest oder
sonst deiner Bequemlichkeit eine Entsagung
aufzuerlegen dich entschließen könntest, du
hättest die schönste Zeit. Nicht Mangel an
Zeit und Gelegenheit ist es, die so manche
Männer von der Kommunionbank zurück-
hält, sondern es ist Mangel an lebendigem
Glauben, der selbst die schönste Blüte un-
serer Religion, die Kommunion, nicht
mehr wertet und schätzt; es ist Mangel an
Opfergeist und Mangel an innerer Frei-
heit, weil man mit einer Leidenschaft, mit
einer unchristlichen Anschauung über die
[311] Heiligkeit des Ehestandes, mit einer skla-
vischen Gelegenheit zur Sünde nicht brechen
und das Rettungsmittel, die öftere Kom-
munion, nicht gebrauchen will. Bedenke
doch, katholischer Mann, welch ein ungün-
stiges Zeugnis du dir selbst ausstellst, wenn
du heute, in der eucharistischen Bewegung,
kalt und teilnahmlos abseits stehen bleibst.
Nur Unverstand oder Menschenfurcht oder
innere Feigheit kann dich zurückhalten.

Sage auch nicht:Die öfters ge-
hen, sind nicht besser als ich
.
Katholischer Mann, Mißbrauch kann mit
dem Heiligsten getrieben werden, wird aber,
Gott sei Dank, nur ausnahmsweise getrie-
ben. Ausnahmen sind es, wenn Männer,
die öfters gehen, schlecht bleiben. Aber
auch Ausnahmen, wenn Männer, die
nur Ostern gehen oder jahrelang den
Sakramentenempfang aussetzen, gut blei-
ben. Halte nur Rundschau in deiner Um-
gebung! Besieh dir näher alle, die gar
nicht mehr, oder nur noch Ostern kommu-
nizieren! Möchtest du zu ihrer zweifel-
haften Gesellschaft gehören?

Sage auch nicht:Das war früher
unter Männern nicht Brauch
.
Manches Gute war früher nicht Brauch.
Gab es früher eine Arbeiter- oder In-
validenversicherung? Gab es früher Eisen-
bahnen, Dampfmaschinen, Elektrizität. Te-
[312] lephon und Telegraph? Möchtest du sie
heute entbehren? Etwas Gutes – und
das ist doch offenbar die öftere heilige
Kommunion – darf man immer zum Ge-
brauch machen. Uebrigens war es früher
wohl Brauch. Die ersten Christen, die
heiligen Blutzeugen, unter denen wir doch
so viele Männer bewundern, gingen täglich
zur heiligen Kommunion. Das Beispiel lauer
Zeiten verdient aber keine Nachahmung.

Sage endlich auch nicht:Wozu soll
ich öfters gehen, ich tue ja nichts
Böses
? Nun, mein Freund, sind wir
denn nur auf der Welt, um das Böse zu
meiden und nicht um auch das Gute zu
tun? ‘„Meide das Böse und tue das Gute.“’
Erst das Gute bringt uns Verdienst und
Lohn für die Ewigkeit. Das Verdienst
aber ist um so größer, je höher der Gna-
denstand deiner Seele ist. Eine würdige
Kommunion vermehrt und steigert die
heiligmachende Gnade, vermehrt das
Grundkapital, womit du die himmlischen
Zinsen dir erwerben sollst. Mehr also als
irdisches Brot, mehr als klingendes Gold
und Silber bringt dir eine würdige Kom-
munion. Und du zögerst noch?

Schließe auch du dich darum dem
Männerapostolat an. Beginne mit
der monatlichen Kommunion, empfange sie
als Sühne-Kommunion am ersten Sonn-
[313] tag des Monats zu Ehren des göttlichen
Herzens Jesu. Vielleicht bekommst du
dann Geschmack, noch öfter zu gehen, denn
du weißt, auch

du darfst jeden Tag kommunizieren.

Das wünscht die Kirche, das wünscht
Jesus Christus selbst. In erster Linie hat
er dies heiligste Sakrament eingesetzt nicht
zum Lohne für tugendhaften Wandel, son-
dern als Heilmittel zur Tilgung der täg-
lich vorkommenden läßlichen Sünden und
zur Bewahrung vor Todsünden. Um täg-
lich kommunizieren zu dürfen, mußt du
nur „frei von Todsünden sein und in
rechter Absicht“
hinzutreten. Du darfst
also jeden Tag kommunizieren, auch wenn
du läßliche Sünden begangen hast.
‘„Nicht
die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern
die Kranken.“’
(Matth. 9, 12.)

Du darfst jeden Tag kommunizieren,
auch wenn dir einmal die sonst übliche
Zeit
zur Vorbereitung und Danksagung
fehlen sollte. Benutze gut die wenige Zeit,
und dann nimm deinen Heiland mit an
dein Tagewerk und handle nach dem
Grundsatz: ‘„Die Hand bei der Arbeit, das
Herz bei Gott.“’

Du darfst jeden Tag kommunizieren,
auch wenn du keine fühlbare Andacht emp-
findest. Wird jemand, der wirklich Hunger
[314] hat, deshalb kein Brot essen, weil er keinen
Honig dazu bekommt?

Du darfst jeden Tag kommunizieren,
auch wenn du nicht im Festtagsgewand
hinzutreten kannst. Jesus sieht vor allem
aufs Herz. Es genügt eine einfache, an-
ständige Kleidung.

Du darfst jeden Tag kommunizieren,
auch wenn du nicht jede Woche beichten
kannst. Nur dann ist man nach der Lehre
der Kirche streng verpflichtet, vor
der heiligen Kommunion zu beichten,
‘„wenn man sicher ist, eine schwere Sünde
begangen zu haben“’
. Was hindert dich
also, nach der Beichte öfters zu kom-
munizieren, wenn du im Stande der
Gnade bist? Zweifelst du jedoch, ob
du eine schwere Sünde begangen hast, so
ist es ratsam zu beichten; wenigstens
sollst du nie kommunizieren, ohne vorher
von Herzen die Akte des Glaubens, der
Hoffnung, der Liebe und wahrer Reue zu
erwecken. Ist das aber so schwer?

Katholischer Mann! Wirst du also jetzt
noch behaupten: Ich kann nur drei-, vier-
mal im Jahre oder gar nur einmal im
Jahre zum Tische des Herrn gehen?

Ueberlege es dir deshalb, wie oft du
in Zukunft kommunizieren willst, aber
überlege es dir nicht mit lauen Menschen,
die keine Liebe zu Jesus haben, überlege
[315] es dir mit Jesus selbst, denn vor ihm mußt
du und vielleicht gar bald in der Ewigkeit
erscheinen. Mit welcher Zuversicht wirst
du dann deinem Richter ins Angesicht
schauen können, wenn du auf Erden dich
mit deinem Erlöser oftmals in dankbarer
Liebe und heiliger Freude durch die hei-
lige Kommunion vereinigt und dir dadurch
zugleich die notwendige Kraft zu einem
gottgefälligen Leben geholt hast!

Auf denn, katholischer Mann, ins Män-
nerapostolat!
Trag dein Scherflein bei,
daß auch in deiner Pfarrkirche dem Him-
mel und der Erde das Schauspiel geboten
werde, zahlreiche Männer monatlich und
noch öfter am Tische des Herrn zu sehen.
Wirke mit, daß der Segen der öfteren
Kommunion sich über deine Familie, deine
Gemeinde, ja die ganze heilige Kirche er-
gieße und so der Wunsch des Papstes
Pius X., des großen Seelenhirten, sich
mehr und mehr erfülle: ‘„Alles zu erneuern
in Christo.“’
(Eph. 1, 10.)

Statuten.


Das Männerapostolat ist noch kein
streng kirchlicher Verein oder Bruderschaft,
sondern eine freie Vereinigung edler Män-
ner, die, durchdrungen von der Bedeutung
der Eucharistie – Gott zur Ehr, dem Näch-
sten zur Lehr und sich selbst zur Wehr –
[316] eine besondere Andacht zum heiligsten Sa-
kramente üben.

Folgendes sind die Statuten des Män-
nerapostolates:

1. Mannhaftes Eintreten für die Sache
Gottes, Christi und der heiligen Kirche.

2. Die täglichen Gebete, Arbeiten und
Leiden dem göttlichen Herzen Jesu weihen.

3. Eifrige Teilnahme an der monat-
lichen Männerkommunion am Herz-Jesu-
Sonntag mit Erneuerung der Weihe an
das heiligste Herz Jesu.

Weihegebet Seite 141. – Sühnegebet Seite 143.

3. Der Verein (Erzbruderschaft)
der christlichen Mütter.

[317]

Ursprung.


Im Jahre 1850 traten zu Lille in
Frankreich christliche Frauen zu einem Ge-
betsverein zusammen. Ihr Vorhaben be-
zweckte, in unsern gefährlichen und der
religiös-sittlichen Erziehung der Kinder so
feindseligen Zeiten durch gemeinschaftliches
Gebet von Gott die Gnade einer gedeih-
lichen Kindererziehung zu erlangen, die sa-
kramentalen Gnaden der heiligen Ehe
immer wieder aufzufrischen und sie durch
treue Mitwirkung, durch Wort und Bei-
spiel, durch gemeinsame Erbauung und
Fürbitte zu vermehren. Die christlichen
Mütter wollten so in eine Gemeinschaft
ihrer Anliegen, Sorgen, Werke und Ge-
bete treten. Da dieser Verein einem wah-
ren Bedürfnis entsprach, verbreitete er sich
schnell, auch über Frankreich hinaus. Der
Verein zu Regensburg in Bayern (gegrün-
det 1868 unter dem Titel der schmerzhaften
Jungfrau Maria) wurde im Jahre 1871
durch Papst Pius IX. zur Erzbruderschaft
erhoben und mit reichen Ablässen ausge-
stattet. Zugleich erteilte der Papst die
Erlaubnis, daß dem Regensburger Verein
die in Deutschland errichteten Mütter-
[318] vereine angegliedert werden und an seinen
Ablässen teilnehmen. In der Regel er-
wählen die Müttervereine die schmerzhafte
Mutter zu ihrer Patronin (wesentlich zur
Gewinnung der Ablässe ist es nicht),
schließen sich innigst an das heiligste und
reinste Herz der liebreichsten aller Mütter
an und suchen durch ihre Fürbitte die Fülle
des göttlichen Segens für sich und ihre
Familien zu erlangen.

Zweck.


Die Erzbruderschaft will:

1. der einzelnen Mutter und Gattin
helfen, ihren schweren heiligen Beruf treu
und segensreich zu erfüllen und sie so zu
einem christlichen Leben anleiten;

2. den Kindern durch ihre Mütter
eine gute Erziehung im Geiste der katho-
lischen Kirche sichern und ihnen so für ihr
zeitliches und ewiges Glück die beste Bürg-
schaft geben;

3. über die Familien, über die
Gemeinden, über die ganze mensch-
liche Gesellschaft
durch Heranbil-
dung berufstüchtiger, braver Menschen
wahres Heil und Gottes Segen verbreiten.

Verpflichtungen.


Die Verpflichtungen, die die christlichen
Mütter übernehmen, bestehen im treuen
Gebrauch der Mittel, die der Verein an-
[319] wendet, um seine Zwecke zu erreichen. Im
einzelnen verpflichten sie sich:

1. einen unbescholtenen Le-
benswandel
zu führen und ihre Kin-
der im Geiste Jesu Christi
und sei-
ner heiligen Kirche durch Wort und Bei-
spiel zu erziehen (gemeinschaftliches
Familiengebet, Besuch der heiligen Messe
an Werktagen, Vermeidung von Flüchen
und unreinen Reden, einfache und ehrbare
Kleidung);

2. regelmäßig teilzunehmen an
den Versammlungen und An-
dachten
, die der Verein hält (monatlich);

3. womöglich an diesen Tagen auch die
heilige Kommunion zu empfan-
gen
; desgleichen an den besondern Ablaß-
und Patronatstagen des Vereins (Fest der
schmerzhaften Mutter, der heiligen Schutz-
engel, der heiligen Anna und Monika).
Ist der Empfang der heiligen Sakramente
an diesen Tagen selbst nicht möglich, dann
soll er an dem in die Oktav einfallenden
Sonntag nachgeholt werden;

4. alle lebenden und verstorbenen Mit-
glieder des Vereins und deren Kinder in
ihr tägliches Gebet einzuschließen;

5. die leiblichen und geistlichen
Werke der Barmherzigkeit
zu
üben, besonders kranken und dürftigen
Müttern, sowie deren Kindern gegenüber;
[320] am Begräbnis verstorbener Mitglieder
teilzunehmen;

6. das tägliche Vereinsgebet
zu verrichten.

Tägliches Vereinsgebet.


O Maria, unbefleckte Jungfrau und
schmerzenreiche Mutter, empfiehl unsere
lieben Kinder dem anbetungswürdigen
Herzen Jesu, der seiner Mutter nichts ab-
schlägt. Bitte für sie!

Heilige Schutzengel, bittet für sie!

Heiliger Joseph, du mächtiger Be-
schützer, bitte für sie!

Heiliger Johannes, du vielgeliebter
Jünger des Herrn, bitte für sie!

Heiliger Augustinus, bitte für sie!

Heiliger Aloisius, bitte für sie!

Heilige Anna, du Mutter Mariens,
bitte für sie!

Heilige Monika, bitte für sie und für
uns! Amen.

Vorteile.


1. Die christliche Mutter, die der Erz-
bruderschaft angehört, steht unter dem
Schutz der schmerzhaften Mut-
ter
. Sie ist ihr gewissermaßen ins Herz
geschrieben; sie hat durch den treuen Dienst,
den sie Maria erweist, Anspruch auf eine
besondere Gegenliebe der himmlischen
Mutter und findet bei ihr Hilfe in allen
[321] Anliegen, Trost in allen Leiden und Mut
in allen Kämpfen. Die besondere Andacht
zur Mutter Gottes gilt dem heiligen Al-
fons als ein Unterpfand der Beharrlichkeit
im Guten und der ewigen Seligkeit.
Glückselig die Dienerinnen dieser gütigen
und mächtigen Königin!

2. Sie hat Anteil an den vielen
heiligen Messen
, die bei der wei-
ten Verbreitung des Vereins für die Mit-
glieder der Erzbruderschaft gelesen werden.

3. Sie steht in heiliger Gebetsge-
meinschaft
mit allen gutgesinnten und
wohlmeinenden christlichen Müttern.

4. Sie findet in den Vorträgen des
Vereins Belehrung, in den gemein-
schaftlichen Kommunionen Erhebung,
im Anschluß und guten Beispiel Ermun-
terung
zur treuen Erfüllung ihrer
Pflichten.

5. Sie hat Gelegenheit, reiche Ab-
lässe
zu gewinnen.

Ablässe der Erzbruderschaft.


a) Vollkommene Ablässe.

Die Mitglieder gewinnen, wenn sie nach Empfang
der heiligen Sakramente eine Kirche besuchen und
daselbst nach Meinung des heiligen Vaters kurze Zeit
beten, einen vollkommenen Ablaß:

1. am Tage der Aufnahme;

2. in der Todesstunde, wenn sie wenigstens mit
dem Munde oder, falls dies nicht möglich, im
Herzen den heiligsten Namen Jesus andächtig
anrufen;

[322]

3. an folgenden Festen:

am 6. Januar (Fest der Erscheinung des Herrn),

am 2. Februar (Maria Lichtmeß),

am 19. März (Fest des heiligen Joseph),

am Freitag vor der Karwochen (Fest der
Schmerzen Mariä),

am 4. Mai (Fest der heiligen Monika),

am 21. Juni (Fest des heiligen Aloisius),

am 26. Juli (Fest der heiligen Anna),

am 28. August (Fest des heiligen Augustinus),

am Fest der sieben Schmerzen Mariens
(15. September),

am 2. Oktober (Fest der heiligen Schutzengel),

am 1. November (Fest Allerheiligen),

am 2. November (Gedächtnis Allerseelen),

am 8. Dezember (Fest der Unbefleckten Emp-
fängnis Maria). Diese vollkommenen Ablässe
können entweder am bezeichneten Feste selbst
oder an einem der folgenden sieben Tage ge-
wonnen werden.

4. in jedem Monate einmal an dem Tage, an dem
die Mitglieder zur gemeinsamen Andacht sich
versammeln.

b) Unvollkommene Ablässe.

Die Mitglieder gewinnen 1. einen Ablaß von
einem Jahre, so oft sie ein gutes Werk für die
Vereinszwecke tun, 2. einen Ablaß von sechzig Tagen
an jedem Tage, wenn sie das Vereinsgebet ver-
richten.

Alle Ablässe können den armen Seelen zuge-
wendet werden.

Aufnahme.


Es werden nur katholische Frauen und
Witwen aufgenommen, die einen christ-
lichen Lebenswandel führen und den
Vereinsverpflichtungen nach Kräften nach-
zukommen entschlossen sind. Binden die
[323] oben genannten Pflichten (mit Ausnahme
von Nr. 1) auch nicht unter Sünde, so
würde sich ein Vereinsmitglied, das ihnen
nicht nachkommt, doch vieler Gnaden be-
rauben. Zum Wesen der Aufnahme ge-
hört nur, daß die Neueintretenden von
einem dazu bevollmächtigten Priester in
das Vereinsregister eingetragen werden.

Einrichtung.


An der Spitze des Müttervereins steht
der geistliche Vorsteher (der Ortspfar-
rer oder ein von ihm ernannter Priester),
der vom Bischof bestellt werden muß. Ihm
steht zur Seite ein aus den Mitgliedern
des Vereins gebildeter Rat, der die
Verbindung des Vorstehers mit den ein-
zelnen Mitgliedern herstellt (besonders
bei Krankheits- und Sterbefällen), sich
zur Besprechung der Vereinsangelegen-
heiten von Zeit zu Zeit versammelt, in
allen Stücken aber von den Wünschen und
Anordnungen des geistlichen Vorstehers
abhängt. Der Rat setzt sich zusammen aus
der Vorsteherin und ihrer Stellver-
treterin, den Assistentinnen und der
Kassiererin, die zugleich alles, was
den Verein betrifft, für einen Jahres-
bericht sammelt. Die Zahl der Assisten-
tinnen richtet sich nach der Größe des
Vereins. Zweckmäßig wird den einzelnen
ein abgegrenztes Revier (Straße) ange-
[324] wiesen. Der Rat ergänzt sich von Zeit
zu Zeit durch Neuwahl.

Je nach Umständen kann der einzelne
Verein noch besondere Statuten aufstellen,
besonders hinsichtlich der charitativen Be-
tätigung (Unterstützung kranker oder dürf-
tiger Kinder, Mütter oder Wöchnerinnen).
Alles unterliegt der Bestätigung des
Diözesanbischofs.

Monatliche Vereinsandacht.


1. Zu Beginn wird ein Lied zum Hei-
ligen Geist
oder zur Mutter Gottes gesungen.

2. Dann beten alle gemeinsam und laut:

O Gott, himmlischer Vater, der du nach
deinem heiligen Willen bei der Erschaf-
fung der ersten Menschen die Familie ge-
gründet und gesegnet hast, schaue gnädig
auf uns herab, die wir hier versammelt
sind, um deinen göttlichen Segen für un-
sere Familienglieder und unser Hauswesen
zu erflehen.

. Daß du unsere Familien segnen und
vor allem Uebel bewahren wollest.

. Wir bitten dich, erhöre uns!

O Sohn Gottes, Jesus Christus, du
wahrer Kinderfreund, siehe in Gnaden
herab auf uns alle, die wir hier vor dei-
nem heiligen Angesichte erschienen sind,
um deine Gnade zu erflehen für die Kin-
der, die du uns geschenkt hast.

[325]

. Daß du, o Jesus, unsere Kinder
schützen und bewahren wollest.

. Wir bitten dich, erhöre uns!

Gott Heiliger Geist, von dir sind wir
mit dem Gewande der heiligmachenden
Gnade bekleidet, lehre uns dieses kostbare
Gut stets schätzen. Du Geist der Kraft und
Stärke, verlaß uns nicht in Versuchungen!

. Daß du uns erleuchten und vor aller
Sünde bewahren wollest.

. Wir bitten dich, erhöre uns!

Vater unser...

Alle fahren fort:

Jungfrau, Mutter Gottes mein,
Laß mich ganz dein eigen sein.
Dein im Leben und im Tod;
Dein in Unglück, Angst und Not;
Dein in Kreuz und bitt'rem Leid;
Dein für Zeit und Ewigkeit.
Jungfrau, Mutter Gottes mein,
Laß mich ganz dein eigen sein.
Mutter – auf dich hoff' und baue ich!
Mutter! – zu dir ruf' und seufze ich!
Mutter! – du Gütigste! steh mir bei!
Mutter! – du Mächtigste! Schutz mir verleih.
O Mutter! – so komm, hilf beten mir!
O Mutter! – so komm, hilf streiten mir!
O Mutter! – so komm, hilf leiden mir!
O Mutter! – so komm, und bleib' bei mir!
[326]
Du kannst mir ja helfen, – o Mächtigste!
Du willst mir ja helfen, – o Gütigste!
Du mußt mir nun helfen, o Treueste!
Du wirst mir auch helfen, – Barmherzigste!
O Mutter der Gnade! der Christen Hort!
Du Zuflucht der Sünder! des Heiles Port!
Du Hoffnung der Erde, des Himmels Zier!
Du Trost der Betrübten, ihr Schutzpanier!
Wer hat je umsonst deine Hilf' angefleht?
Wann hast du vergessen ein kindlich Gebet?
Drum ruf ich beharrlich im Kreuz und im
Leid;
‘„Maria hilft immer! – sie hilft jederzeit!“’
Ich ruf' voll Vertrauen im Leben und Tod:
‘„Maria hilft immer! – in jeglicher Not!“’
So glaub' ich, – und lebe und sterbe darauf:
‘„Maria hilft mir in den Himmel hinauf.“’
Amen.

3. Lied zur Mutter Gottes und Vortrag.

4. Nach demselben wird das heiligste Sakra-
ment
ausgesetzt und ein sakramentales Lied ge-
sungen.

5. Darauf beten wieder alle gemeinsam und
laut:

1. Wir bitten dich, o Gott, verleihe uns
die Gnade, unsere Kinder deinem heiligen
Willen gemäß zu erziehen. Erleuchte uns,
daß wir stets die hohen Pflichten unsers
Berufes erkennen. Laß nicht zu, daß wir
von falscher Liebe zu den Kindern geblen-
det, ihre Fehler übersehen. Hilf uns, die-
[327] selben zu deiner Ehre und zu ihrem und
unserm Heile erziehen.

. Heilige Gottesmutter Maria,

. Bitte für uns!

Gegrüßet seist du Maria...

2. Heilige Schutzengel, eurem Schutze
befehlen wir uns und alle die Unsrigen.
Schützet besonders die Kinder, die fern von
den Eltern weilen. Behütet sie an Leib
und Seele.

. Alle Heiligen Gottes,

. Bittet für sie!

Gegrüßet seist du Maria...

3. Auch unsere schwachen und kranken
Kinder befehlen wir deiner besondern Für-
sorge, o Jesus. Du hast dereinst auf die
Bitten der kananäischen Mutter ihre Toch-
ter geheilt, erhöre auch unser Flehen und
gedenke in Gnaden unserer kranken Kinder.

. Heilige Maria, du schmerzenreiche
Mutter und Heil der Kranken!

. Unterstütze unsere Bitten bei deinem
göttlichen Sohne.

Gegrüßet seist du Maria...

4. Wie könnten wir aber unserer
Schmerzenskinder vergessen, o Jesus, die,
auf Abwege geraten, sich von dir fern hal-
ten! Sieh, o göttlicher Heiland, auf un-
sern Schmerz und laß dein Blut, das du
für sie vergossen, an ihnen nicht verloren
sein. Du hast die Bitten deiner treuen
[328] Dienerin Monika erhört und ihren Sohn
Augustinus bekehrt, erhöre auch unsere
Bitten.

. Heilige Maria, du fürsorgliche
Mutter!

. Unterstütze unsere Bitten bei Gott.

Gegrüßet seist du Maria...

Litanei von der schmerzhaften Mutter.


Herr, erbarme dich unser!

Christus, erbarme dich unser!

Herr, erbarme dich unser!

Christus, höre uns!

Christus, erhöre uns!

Gott Vater vom Himmel – Erbarme dich
unser!

Gott Sohn, Erlöser der Welt,

Gott Heiliger Geist,

Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott,

Du schmerzhafte Mutter, – Bitte für uns!

Du Vorbild der Bedrängten,

Du Trösterin der Betrübten,

Du Stärke der Kleinmütigen,

Du Zuflucht der Sünder,

Du Heil der Kranken,

Du Hoffnung der Sterbenden,

Du Hilfe in aller Not,

Durch deinen Schmerz bei der Weissagung
Simeons,

Durch deine Drangsale bei der Flucht nach
Aegypten.

[329]

Durch dein angstvolles Suchen nach dem
verlorenen Kinde, – Bitte für uns!

Durch dein tiefes Weh bei der Begegnung
auf dem Kreuzwege,

Durch die Marter deines Herzens bei der
Kreuzigung Jesu,

Durch das Schwert des Schmerzes, das
beim Verscheiden Jesu deine Seele durch-
bohrt hat.

Durch die Qual deines Herzens bei der
Abnahme deines Sohnes vom Kreuze,

Durch deine Verlassenheit am Grabe Jesu,

Durch das Meer deiner Schmerzen,

Durch deine vollkommene Ergebung in
Gottes heiligen Willen,

Durch deine wunderbare Geduld und
Standhaftigkeit in allen Leiden,

Du Königin der Märtyrer,

In allen unsern Trübsalen,

In Krankheit und Schmerzen,

In Elend und Verlassenheit,

In Kleinmut und Verzagtheit,

In Versuchung und Gefahren,

In der Stunde unsers Todes,

Am Tage des Gerichtes,

O du Lamm Gottes, das du hinwegnimmst
die Sünden der Welt, – Verschone uns,
o Herr!

O du Lamm Gottes, das du hinwegnimmst
die Sünden der Welt, – Erhöre uns, o
Herr!

[330]

O du Lamm Gottes, das du hinwegnimmst
die Sünden der Welt, – Erbarme dich
unser, o Herr!

Christus, höre uns!

Christus, erhöre uns!

Herr, erbarme dich unser!

Christus, erbarme dich unser!

Herr, erbarme dich unser!

. Bitte für uns, o schmerzhafte Mutter
Maria,

. Auf daß wir würdig werden der
Verheißungen Christi.

Gebet. O Gott, bei dessen Leiden
nach der Weissagung Simeons das Schwert
der Schmerzen die heiligste Seele der glor-
reichsten Jungfrau und Mutter Maria
durchdrungen hat, verleihe gnädig, daß
wir, die wir ihrer Leiden in frommer Ver-
ehrung gedenken, durch ihre glorwürdigen
Verdienste und die Fürbitte aller jener
Heiligen, die in liebevoller Treue bei dei-
nem Tode am Kreuze standen, die segens-
reiche Wirkung deines Leidens erfahren
mögen; der du lebst und regierst mit dem
Vater und dem heiligen Geiste, Gott von
Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Lasset uns beten sieben Gegrüßet seist du
Maria zu Ehren der sieben Schmerzen für
unsere verstorbenen Mitschwestern.

Lasset uns beten drei Vater unser für
unsere Kranken und für alle uns emp-
fohlenen Anliegen.

[331]

6. Sakramentaler Segen und Schluß-
lied
je nach dem Kirchenjahr.

Feierliche Aufnahme neuer Mitglieder.


(Am Patronsfest oder bei sonstiger Gelegenheit:
Exerzitien, Mission usw.)

1. Zu Anfang kann feierlich das ‘„Veni
Creator
“’
gesungen werden (Seite [...])

2. Dann nimmt die Andacht ihren gewöhnlichen
Fortgang, wie die monatliche Vereinsandacht bis
nach der Predigt.

3. Unmittelbar nach der Predigt wird ein
Mutter-Gottes-Lied gesungen, während
dessen begeben sich die Neuaufzunehmenden vor den
Vereinsaltar.

4. Der geistliche Vorsteher wendet sich an sie und
redet sie an etwa in folgender Weise:

Christliche Mütter, ich sehe euch hier
versammelt, von dem Wunsche beseelt, euch
in unsere Erzbruderschaft aufnehmen zu
lassen. Ich freue mich von Herzen über
euren Entschluß und wünsche euch Glück
dazu. Eure besondere Ehre wird es in
Zukunft sein, in unserm Vereine der
schmerzhaften Mutter zu dienen und durch
ihre Fürsprache alles zu erlangen, dessen
ihr zu eurem persönlichen geistigen Fort-
schritte und zu einer gedeihlichen Erziehung
eurer Kinder bedürft. Vergesset darum
niemals, was ihr in dieser Stunde dem
Himmel versprechet, und beobachtet allzeit
treu die Verpflichtungen, die ihr heute frei-
willig übernehmet. Nehmet täglich zu in
der Liebe. Andacht und Verehrung der
allerseligsten Gottesmutter, und euer und
[332] eurer Kinder Heil wird gesichert sein.
Stehet eurem Hause vor in christlicher
Zucht und Sitte, geht allen mit Wort und
Beispiel voran und helft so nach Kräften
mit, die Familien dem Christentum zu
retten und den täglich mehr eindringenden
Schäden der Unbotmäßigkeit, der Genuß-
sucht und der Glaubenskälte zu steuern.
Bevor ich euch nun unter die Zahl der Mit-
glieder unserer Erzbruderschaft aufnehme,
sollt ihr eure Weihe an die hehre Patronin
unsers Vereins, die schmerzensreiche Jung-
frau, erneuern; ich bitte euch darum,
niederzuknien und mir Wort für Wort das
Weihegebet nachzusprechen, das ich euch
vorbete.

Weihegebet.


O schmerzhafte Mutter Maria, * Vor-
bild und Patronin der christlichen Mütter,
* siehe uns hier zu deinen Füßen. * Wir
stehen im Begriffe, * uns der Schar deiner
besondern Dienerinnen anzuschließen. *
Wir wollen in der Erzbruderschaft der
christlichen Mütter * deine erhabenen Tu-
genden nachahmen, * uns auszeichnen
durch christlichen Lebenswandel. * unsere
Kinder zu Ehren deines Sohnes, des gött-
lichen Kinderfreundes, erziehen * zum
Wohle der heiligen Kirche und zum Besten
unserer Familien. * Wir wollen die reichen
Gnadenmittel, * die die Erzbruderschaft
[333] uns darbietet, * besonders die öftere Kom-
munion * und die monatliche Vereins-
andacht eifrig gebrauchen. * O schenke un-
serm Vorhaben deinen mütterlichen Segen!
* Stehe uns bei mit deinem mächtigen
Schutze * in allen Leiden. Kämpfen und
Gefahren! * Laß uns stets der Verantwor-
tung eingedenk sein, * die die Erziehung
unserer Kinder uns auferlegt. * Erleuchte
uns, * stärke uns, * heilige uns. * Nimm
unsere Familien unter deine Obhut. * Dir
weihen wir heute alles, * was wir sind
und haben, * dir wollen wir dienen alle
Tage unsers Lebens. * und von dir hoffen
wir einst als Lohn unserer Pflichttreue *
das ewige Leben. Amen.

5. Wo es Brauch ist, eine geweihte Medaille
zu tragen, kann hier die Weihe derselben vorge-
nommen werden. Währenddessen singt der Verein
ein Marienlied.

Medaillenweihe.


. Adjutorium nostrum in nomine Domini.

. Qui fecit coelum et terram.

. Domine, exaudi orationem meam,

. Et clamor meus ad te veniat.

. Dominus vobiscum,

. Et cum spiritu tuo.

Oremus. Omnipotens, sempiterne Deus,
qui Sanctorum tuorum effigies sculpi aut pingi
non reprobas, ut quoties illas oculis corporis
[334] intuemur, toties eorum actus et sanctitatem ad
imitandum memoriae oculis meditemur: has
quaesumus imagines, in memoriam beatis-
simae Virgines Mariae, matris Domini nostri
Jesu Christi adaptatas, bene
dicere et
sanctitficare digneris, et praesta, ut qui-
cumque coram illis beatissimam Virginem
suppliciter colere et honorare studuerit, illius
meritis et obtentu a te gratiam in prae-
senti et aeternam gloriam obtineat in futu-
rum. Per Christum Dominum nostrum.

. Amen.

Deinde aspergrat aqua benedicta.

Darauf wird den einzelnen die Medaille über-
reicht. Sind der Aufzunehmenden nicht viele, so
kann bei jeder die nachstehende Formel gesprochen
werden, sonst genügt es auch, etwa von Reihe zu
Reihe die Formel in der Mehrzahl zu beten.

   Accipe (accipite; sig-
num Archiconfraterni-
latis ad corporis et ani-
mae defensionem, ut di-
vinae bonitatis gratia
et ope Mariae matris
tuae (vestrae) aeternam
beatitudinem consequi
merearis (mereamini).
In nomine Patris
et
Filii et Spiritus sancti.
Amen.
   Nimm (nehmet! hin das
Zeichen der Erzbruderschaft
der allerseligsten Jungfrau
Maria zum Schutze des
Leibes und der Seele, da-
mit du (ihr) durch die
Gnade des Allgütiqen und
die Hilfe deiner (eurer)
himmlischen Mutter die
ewige Glückseligkeit er-
langen mögest (möget).
Im Namen des Vaters †
und des Sohnes und des
heiligen Geistes Amen.

6. Alsdann wendet sich der Vorsteher zu allen
Aufzunehmenden und spricht etwa:

Zur größeren Ehre des dreieinigen
Gottes, zum Ruhme der allzeit unbefleckten
[335] und schmerzenreichen Jungfrau und Gottes-
mutter Maria, kraft der Gewalt, die mir
der heilige Vater übertragen hat, nehme
ich euch aus in die Erzbruderschaft der
christlichen Mütter, die hier an unserer
Pfarrkirche unter dem Titel (der schmerz-
haften Mutter, des reinsten Herzens Ma-
ria, der Mutter von der immerwährenden
Hilfe, der Trösterin der Betrübten...)
kanonisch errichtet ist, und erkläre euch
aller Gnaden, Segnungen und Ablässe teil-
haftig, die der heilige Stuhl der Haupt-
Erzbruderschaft zu Regensburg verliehen
hat, im Namen † des Vaters, des Sohnes
und des Heiligen Geistes.

Cantando prosequitur:

. Confirma hoc, Deus, quod operatus
es in nobis.

. A templo sancto tuo, quod est in
Jerusalem.

. Salvas fac servas tuas,

. Deus meus, sperantes in te.

. Mitte eis, Domine, auxilium de sancto,

. Et te Sion tuere eas.

. Domine exaudi orationem meam,

. Et clamor meus ad te veniat.

. Dominus vobiscum,

. Et cum spiritu tuo.

Oremus. Adesto, Domine, supplicationi-
bus nostris, et has famulas tuas, quas Archi-
[336] confraternitati B. V. Mariae aggregavimus,
† benedicere dignare, et praesta, ut statuta
nostra per auxilium gratiae tuae sancte,
pie, et religiose vivendo valeant observare
et observando vitam promereri aeternam. –
Per Christum Dominum nostrum.

. Amen.

7. Zum Dank kann feierlich das Magnificat
gesungen werden. Währenddessen wird das heiligste
Sakrament ausgesetzt und der Altar inzensiert.

8. Segen und Schlußlied: Großer Gott, wir loben
Dich.

[figure]

Appendix A Inhalts-Verzeichnis.

[337]
  • Vorwort 3
  • Erster Teil.
    Gebete und Andachtsübungen.

    • Kurze Belehrung über das Gebet7
      1. Notwendigkeit des Gebetes 7. – 2. Kraft des
      Gebetes 8. – 3. Eigenschaften des Gebetes 10
    • Morgengebet (Belehrung) 12
    • Heiligung der täglichen Handlungen
      (Belehrung) 16
      Kleine Schußgebete 19
    • Abendgebet (Belehrung) 23
    • Kurze Belehrung über die Betrachtun[a-z]27
    • Meßandachten (Kurzer Unterricht über die
      heilige Messe) 31
      • Erste Meßandacht (Zu Ehren des bitteren
        Leidens) 36
      • Zweite Meßandacht (Zum Troste der
        armen Seelen) 55
    • Von der Anhörung des Wortes Gottes
      (Belehrung) 66
    • Beichtandach[a-z]68
      Einsetzung und Wirkungen des heiligen
      Bußsakramentes 68. – Die Gewissenser-
      forschung 70. – Gebet vor der Gewissens-
      erforschung 72. – Beichtspiegel73. –
      Reue und Vorsatz 77. – Reuegebet 81. –
      Erwägung über die Todsünde. Gebet 82. –
      Erwägung über Gottes Wohltaten. Gebet 84.
      – Erwägung über die Liebe des gekreu-
      zigten Erlösers. Gebet 85
      • [338]Die Beichte86
        Was muß man beichten? 86. – Wie muß
        man beichten? 87. – Die Lossprechung 89.
        Die Genugtuung 90. – Gebet nach der hei-
        ligen Beichte 92. – Wie oft soll man
        beichten? 93
      • Die Generalbeichte95
        Für wen ist eine Generalbeicht schädlich? 95.
        – Für wen ist die Generalbeicht nütz-
        lich? 95. – Für wen ist die Generalbeicht
        notwendig? 96. – Wie hält man eine
        Generalbeicht? 99
      • Kurze Belehrung über die Ablässe102
        Ablässe bei einer Mission oder bei geist-
        lichen Uebungen der PP. Redemptoristen
        104. – Ablässe beim Besuche des Missions-
        kreuzes 105
    • Kommunionandacht (Belehrung) 105
      • Erste Kommunionandacht113
      • Zweite Kommunionandacht (Für Kranke
        und für solche, die bei der heiligen Kom-
        munion nicht längere Zeit auf die Vorbe-
        reitung und Danksagung verwenden können) 126
    • Andachten zum göttlichen Heiland (Be-
      lehrung) 128
      Litanei vom heiligsten Namen Jesu 129
      • Andacht zum heiligsten Herzen Jesu
        (Belehrung) 136
        • Litanei vom heiligsten Herzen Jesu 137
        • Tägliche Aufopferung an das heiligste Herz
          Jesu 140
        • Weihegebet an das heiligste Herz Jesu 141
        • Anderes Weihegebet 142
        • Sühnegebet 143
      • Kreuzwegandacht145
        • Gebete für den heiligen Kreuzweg 147
    • [339]Andachten zur allerseligsten Jungfrau
      Maria
      (Belehrung) 162
        • Lauretanische Litanei 165
        • Gegrüßet seist du Königin 169
        • Das Memorare oder Gedenke 169
        • Tägliches Gebet zur allersel. Jungfrau Maria 169
      • Der Rosenkranz171
      • Das Skapulier173
    • Gebete zu den Engeln und Heilige[a-z]176
      • Gebet zu allen heiligen Engeln 176
      • Gebet zum heiligen Schutzengel 176
      • Andacht zum heiligen Joseph177
        • Litanei zum heiligen Joseph 177
        • Das Memorare zum heiligen Joseph 179
        • Gebet zum heiligen Joseph um die Tugend
          der Reinheit 180
        • Gebet zum heil. Joseph für die Sterbenden 180
      • Gebet zum heiligen Namenspatron 181
      • Gebet zum heiligen Kirchenpatron 181
      • Gebet zum heiligen Alfons 182
      • Gebet zum heiligen Klemens Maria Hofbauer 183
      • Gebet zum heiligen Gerard 184
      • Gebet zum heiligen Antonius 186
      • Gebet zur heiligen Barbara um einen guten Tod 186
    • Gebete für die armen Seele[a-z]187
      • Gebet für verstorbene Verwandte und Freunde 187
      • Gebet zum leidenden Heilande für die armen
        Seelen 188
    • Verschiedene Gebet[a-z]191
      • Gebet christlicher Eheleute 191
      • Gebet christlicher Eltern für ihre Kinder 192
      • Gebet um die Gnade der Beharrlichkeit und
        einen seligen Tod 194
      • Ergebung in Gottes heiligen Willen für die
        Todesstunde 195
  • [340]

    Zweiter Teil.
    Belehrungen.

    • Gedanken und Ratschläge fürs Lebe[a-z]199
    • Standespflichten der Männe[a-z]221
    • Standespflichten der Fraue[a-z]243
      • Zwei Fragen für Männer und Frauen 266
        • Wie lebt ihr in der Ehe? 266
        • Wie erzieht ihr eure Kinder? 275
    • 1. Erzbruderschaft der heiligen Familie
      Jesus, Maria, Josep[a-z]
      294
      • I. Gewöhnliche kirchliche Versammlung 297
      • II. Feierliche Aufnahme neuer Mitglieder 303
    • 2. Das Eucharistische Männerapostolat305
    • 3. Der Verein (Erzbruderschaft) der
      christlichen Mütte[a-z]
      317
      • I. Gewöhnliche kirchliche Versammlung 324
      • II. Feierliche Aufnahme neuer Mitglieder 331
[interleaf][interleaf][interleaf][binding_verso]
Notes
*)

Du kannst die Betrachtung auch über die Ge-
danken und Ratschläge Seite 199 anstellen, indem du
jedesmal über den einen oder andern Punkt nach-
denkst und dabei betest und gute Vorsätze fassest.


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CC-BY-4.0
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2025). Anonymous. Führer zum Himmel. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bhht.0