Dichter-Charaktere
Hermann Conradi und Karl Henckell.
Verlag von Wilhelm Friedrich,
K. R. Hofbuchhändler.
[][]
Wir rufen dem kommenden Jahrhundert!
Der Geiſt des Künſtlers wiegt mehr als das Werk ſeiner Kunſt.’
(J. M. R. Lenz.)
[][[I]]
Unſer Credo.
Einleitung von Hermann Conradi.
‘„Die Geiſter erwachen.“’
(Hutten.)
„Unſer Credo!“
Wir wiſſen, daß dieſer Titel etwas kühn und ſtolz klingt. Es werden
mit der Zeit ſogar genug Stimmen laut werden, die ihn anmaßend ſchelten,
womöglich noch härtere Ausdrücke dafür haben. Man wird uns in allen
Farben und Tönen, die ganze prismatiſche Farbenkarte, die ganze Tonſcala
hinauf und hinunter, „heimleuchten“ und uns unſere Unbeſcheidenheit, unſere Ver-
meſſenheit parlamentariſch und — unparlamentariſch ad oculos demonſtriren.
Ob wir aber zerknirſcht ſein werden?
Ob wir büßen werden in Sack und Aſche?
Ich glaube kaum.
Warum auch?
Wir wiſſen ganz genau, was wir in dieſer Anthologie ausgeben.
Wir ſind uns, um dieſen Punkt hier gleich zu erwähnen, ihrer Schwächen
vollkommen bewußt.
Wir machen nicht den Anſpruch, Vollkommenes, Makelloſes nach Form
und Inhalt zu bieten.
Wir begreifen vollkommen, daß manches Poem, das wir aufgenommen,
nicht originell iſt; daß es in tauſendmal angeſtimmte Weiſen einfällt; daß
es, abſolut genommen, vielleicht nicht einmal werthvoll iſt.
Und doch erheben wir den Anſpruch, endlich die Anthologie geſchaffen
zu haben, mit der vielleicht wieder eine neue Lyrik anhebt; durch die vielleicht
wieder weitere Kreiſe, die der Kunſt untreu geworden, zurückgewonnen und
zu neuer, glühaufflammender Begeiſterung entzündet werden; und durch die
alle die Sänger und Bildner zu uns geführt werden, um mit uns zu
Schöpfern einer neuen Lyrik zu werden, die bisher abſeits ſtehen mußten,
weil ſie kein Organ gefunden, durch das ſie zu ihrem Volke in neuen, freien,
ungehörten Weiſen reden durften, weil nur das Alte, Conventionelle, Bedingte,
Unſchuldige oder das Frivole, Gemeine, Schmutzige — nie aber das Intime,
[II]Einleitung
das Wahre, das Natürliche, das Urſprüngliche, das Große und Begeiſternde,
offene Ohren und gläubige Herzen findet.
Wir brechen mit den alten, überlieferten Motiven. Wir werfen die
abgenutzten Schablonen von uns. Wir fingen nicht für die Salons, das
Badezimmer, die Spinnſtube — wir ſingen frei und offen, wie es uns um’s
Herz iſt: für den Fürſten im geſchmeidefunkelnden Thronſaal wie für den
Bettler, der am Wegſtein hockt und mit blöden, erloſchenen Augen in das
verdämmernde Abendroth ſtarrt …
Das iſt es ja eben: Wir haben wohl eine Cliquen-, eine Partei-
litteratur, aber keine Litteratur, die aus germaniſchem Weſen herausgeboren,
in ſich ſtark und daſeinskräftig genug wäre, um für alle Durſtigen, mögen
ſie nun Söhne des Tages oder der Nacht ſein, Stätte und Zehrung zu haben.
Wir ſind eigentlich recht arm. Was ſollen wir’s uns verhehlen? Scheinbar
zeitigt unſere Litteratur fortwährend die edelſten Früchte — wieder und
wieder neue Triebe, neue Blüthen, neue Erzeugniſſe: aber iſt nur der dritte
Theil von dem, was — und noch dazu in unabſehbaren Maſſen! — unſere
Poeten ſchaffen und bilden, auch exiſtenzberechtigt? — Exiſtenzberechtigt, weil
es lebenswahr, weil es national, weil es auch wirklich Künſtlerwerk iſt und
nicht fein und ſauber polirtes, zierlich gedrechſeltes und gefeiltes und bei
aller Peinlichkeit doch roh und geiſtlos gebliebenes Stümperwerk — gleißende,
aber in ſich morſche und haltloſe Fabrikarbeit?
Das iſt es ja eben: Unſere Litteratur iſt überreich an Romanen, Epen,
Dramen — an ſauber gegoſſener, feingeiſtiger, eleganter, geiſtreicher Lyrik — —
aber ſie hat mit wenigen Ausnahmen nichts Großes, Hinreißendes, Impoſantes,
Majeſtätiſches, nichts Göttliches, das doch zugleich die Spuren reinſter,
intimſter Menſchlichkeit an ſich trüge! Sie hat nichts Titaniſches, nichts
Geniales.
Sie zeigt den Menſchen nicht mehr in ſeiner confliktgeſchwängerten
Gegenſtellung zur Natur, zum Fatum, zum Ueberirdiſchen. Alles philoſophiſch
Problematiſche geht ihr ab. Aber auch alles hartkantig Sociale. Alles
Urewige und doch zeitlich Moderne. Unſere Lyrik ſpielt, tändelt. Wie geſagt:
mit wenigen Ausnahmen. Zu dieſen rechne ich u. A. Dranmor, Lingg,
Groſſe, Schack, Hamerling. Vor allen Dranmor. Er iſt eigentlich der
Einzige, der in ſeinen Dichtungen einen prophetiſchen, einen confeſſionellen
Klang anſchlägt. Bei ihm fließt jede Strophe aus einer ernſten, tiefen, ge-
waltigen, vulkaniſchen Dichternatur. Aus ihm ſpricht ein großartig erhabener
Dichtergeiſt. Dranmor darf mit ſeiner hinreißenden Intimität, ſeiner macht-
[III]Einleitung.
vollen Bildnerkraft, ſeiner lebendigen Künſtlerwahrheit, ſeiner freien, kosmo-
politiſch-germaniſchen Weltanſchauung, uns jüngeren Stürmern und Drängern,
die wir alles epigonenhafte Schablonenthum über den Haufen werfen wollen,
weil in uns ein neuer Geiſt lebt, wohl Meiſter und Führer ſein.
Aber wir brauchen nicht blindlings ſeiner Spur zu folgen. Der Geiſt,
der uns treibt zu ſingen und zu ſagen, darf ſich ſein eigen Bett graben.
Denn er iſt der Geiſt wiedererwachter Nationalität. Er iſt germaniſchen
Weſens, das all fremden Flitters und Tandes nicht bedarf. Er iſt ſo reich,
ſo tief, ſo tongewaltig, daß auf unſerer Laute alle Weiſen anklingen können,
wenn er in ſeiner Unergründlichkeit und Urſprünglichkeit uns ganz beherrſcht.
Dann werden wir endlich aufhören, loſe, leichte, leichtſinnige Schelmenlieder
und unwahre Spielmannsweiſen zum Beſten zu geben — dann wird jener
ſelig-unſelige, menſchlich-göttliche, gewaltige fauſtiſche Drang wieder über uns
kommen, der uns all den nichtigen Plunder vergeſſen läßt; der uns wieder
ſehgewaltig, welt- und menſchengläubig macht; der uns das luſtige Faſchings-
kleid vom Leibe reißt und dafür den Flügelmantel der Poeten, des wahren
und großen, des allſehenden und allmächtigen Künſtlers, um die Glieder
ſchmiegt — den Mantel, der uns aufwärts trägt auf die Bergzinnen, wo
das Licht und die Freiheit wohnen, und hinab in die Abgründe, wo die
Armen und Heimathloſen kargend und duldend hauſen, um ſie zu tröſten
und Balſam auf ihre bluttriefenden Wunden zu legen. Dann werden die
Dichter ihrer wahren Miſſion ſich wieder bewußt werden. Hüter und Heger,
Führer und Tröſter, Pfadfinder und Weggeleiter, Aerzte und Prieſter der
Menſchen zu ſein. Und vor Allen die, denen ein echtes Lied von der Lippe
ſpringt — ein Lied, das in die Herzen einſchlägt und zündet; das die Schläfer
weckt, die Müden ſtärkt; die Frevler ſchreckt, die Schwelger und Wüſtlinge
von ihren Pfühlen wirft — brandmarkt oder wiedergeboren werden läßt!
Vor Allen alſo die Lyriker!
In dieſer Anthologie eint ſich ein ſolcher Stamm von Lyrikern, die ſich
das Gelübde auferlegt, ſtets nur dieſer höheren, edleren, tieferen Auf-
faſſung ihrer Kunſt huldigen zu wollen.
Keiner legt ſich damit eine Widernatürlichkeit auf — zieht damit ein
Moment in ſein Schaffen, das ſeiner Individualität fremd wäre. Schranken-
loſe, unbedingte Ausbildung ihrer künſtleriſchen Individualität iſt ja die
Lebensparole dieſer Rebellen und Neuerer. Damit ſtellen ſie ſich von vorn-
herein zu gewiſſen Hauptſtrömungen des modernen ſozialen Lebens in
Contraſt. Und doch ſteht der Dichter auch wieder, eben kraft ſeines Künſtler-
[IV]Einleitung.
thums, über den Dingen — über Sonderintereſſen und Parteibeſtrebungen
und repräſentirt ſomit nur das reine, unverfälſchte, weder durch raffinirte
Uebercultur noch durch paradieſiſche Culturloſigkeit beeinflußte Menſchenthum.
Gleich ſtark und gleich wahr lebt in Allen, die ſich zu dieſem Kreiſe
zuſammengefunden, das grandioſe Proteſtgefühl gegen Unnatur und Charakter-
loſigkeit; gegen Ungerechtigkeit und Feigheit, die auf allen Gaſſen und Märkten
gepflegt wird; gegen Heuchelei und Obscurantismus; gegen Dilettantismus
in Kunſt und Leben; gegen den brutalen Egoismus und erbärmlichen Parti-
cularismus, die nirgends ein großes, ſtarkes Gemeingefühl, ein lebendiges
Einigkeitsbewußtſein aufkommen laſſen!
In mannigfachen Tönen und Farben, bald leiſer, bald lauter, bald milder,
bald greller, erhebt die Phalanx dieſe Anklagen. Sie verſchleiert und verwäſſert
ſie nicht — ſie iſt ſogar ſo kühn, ſie offen und deutlich in ihrem „Credo“
anzudeuten. Ich ſage bewußt: anzudeuten.
Denn das „Credo“ ſoll nicht nur dieſe Seite der dichteriſchen Indi-
vidualitäten bezeichnen — es ſoll den Modus charakteriſiren, in dem die
neue Richtung ſich ausgiebt: Sie will mit der Wucht, mit der Kraft, mit
der Eigenheit und Urſprünglichkeit ihrer Perſönlichkeiten eintreten und wirken;
ſie will ſich geben, wie ſie leben will: wahr und groß, intim und confeſſionell.
Sie proteſtirt damit gegen die verblaßten, farbloſen, alltäglichen Schablonen-
naturen, die keinen Funken eigenen Geiſtes haben und damit kein reiches
und wahrhaft verinnerlichtes Seelenleben führen. Sie will die Zeit der
„großen Seelen und tiefen Gefühle“ wieder begründen.
Darum hat dieſe neue Anthologie nicht nur einen litterariſchen — ſie
hat einen culturellen Werth!
Und darum iſt ſie in ſich und durch ſich lebenskräftig, mögen ihr auch
verſchiedene Schwächen anhaften, die ſpäter getilgt werden können.
Charles Bandelaire ſagt; „Tout homme bien portant peut se passer
de manger pendant deux jours; de poésie — jamais!“
Iſt unſere Lyrik wieder wahr, groß, ſtarkgeiſtig, gewaltig ge-
worden, dann werden die Geſunden und Kranken wieder zu ihren Quellen
pilgern.
Dann wird Bandelaire’s „de poésie jamais!“ zur lauteren Wahrheit
werden! — „Groß iſt die Wahrheit und übergewaltig.“
Wir ſiegen, wenn wir dieſes Wort nicht vergeſſen.
Und wir werden es nicht vergeſſen!
Berlin, November 1884.
Hermann Conradi.
[[V]]
Die neue Lyrik.
Einleitung von Karl Henckell.
Freudigen Herzens ſpreche ich der folgenden Sammlung jüngſter Lyrik
ein Wort des Geleites. Freilich — ſie muß und wird für ſich ſelbſt ſprechen,
doch iſt es in dieſem Falle nicht nur nicht überflüſſig, ſondern ſogar ge-
boten, Weſen und Abſicht des Dargebrachten etwas eingehender zu be-
leuchten. Denn nicht eine neue Anthologie nach tauſend anderen ſchleudern
wir in die Welt, die ebenſo, wie jene, der buchhändleriſchen Speculation
dienen und ſich vielleicht nur durch Titel und Auswahl von ihren Vorgän-
gerinnen unterſcheiden würde, nein, unſer Zweck iſt ein anderer, höherer,
rein ideeller. Die „Dichtercharaktere“ ſind — ſagen wir es kurz her-
aus — beſtimmt, direkt in die Entwickelung der modernen deutſchen Lyrik
einzugreifen. Was das heißt, ſei für weitere Kreiſe kurz erörtert.
Moderne deutſche Lyrik — wer nennt mir drei andere Worte unſerer
Sprache, bei denen eine gleich tiefe Kluft gähnt zwiſchen dem wahren Sinne
derſelben und dem Dinge, zu deſſen Bezeichnung ſie herabgeſunken ſind? In
Wahrheit, es iſt ein trauriges Bekenntniß, aber wir haben in den letzten
Dezennien weder eine moderne, noch eine deutſche, noch überhaupt eine Lyrik
beſeſſen, die dieſes heiligen Namens der urſprünglichſten, elementarſten und
reinſten aller Dichtungsarten nur entfernt würdig wäre. Wie auf allen
übrigen Gebieten der Poeſie ohne Ausnahme hat auch auf dem der Lyrik der
Dilettantismus jeder Form das unrühmliche Scepter erobert. Und zwar hat
der feine, geſchickte und gebildete Dilettantismus wirklich oligarchiſch geherrſcht
und thut es noch, während ſich ſein gröberer, ungeſchickter und ungeſchliffener
Mitſproß mehr denn je raupenartig fortgepflanzt hat und unheimlich wimmelnd
das ganze liebe deutſche Land von Morgen bis gen Abend unſicher macht.
Der Dilettantismus erſter Sorte iſt der wirklich gefährliche, denn weil er
herrſcht und ſich für wahre Kunſt ausgiebt, verbildet er den Geſchmack des
Publikums, das ihm blind dient, und untergräbt das Verſtändniß echter
[VI]Einleitung.
Poeſie, ohne welches die Cultur eines Volkes nichts als Narrethei und Lumpereii
iſt. Der feine Dilettantismus beſticht und betrügt, denn er iſt eitel Praſe
und Schein. Er gebraucht bunte und leuchtende Tünche, denn ſein Matrial
iſt wurmſtichig, urväteralt und überall löcherig wie faules Holz. Er ſinkt
auch nicht wie der gemeine Dilettantismus, ſondern er hat Parfüm. Er iſt
ein getreues Abbild der Toilette ſeiner Zeit. Ja, liebes Publikum, die an-
erkannteſten und berühmteſten Dichter unſerer Zeit, die vortrefflichſten und
bedeutendſten Autoren, wie die kritiſchen Preßwürmer ſie zu beſpeicheln pflegen,
ſind nichts weiter als lyriſche Dilettanten!
Von einem Phraſendreſcher und Reimpolterer, wie Albert Träger, ließeſt
du dich übertölpeln und machteſt ſeinem Verleger — Gott ſei’s geklagt! —
bald an die zwanzig Auflagen möglich, und dem gewandten Verſifex Julius
Wolff, der ſein glattes Perſönchen maleriſch in das bunte Coſtüm des fahren-
den Sängers gehüllt hat und ſeine Leier ohn’ Erbarmen malträtirt wie ein
kleiner Bengel ſein Glasklavier, küſſeſt du achtungsvoll und entzückt die ſchreib-
ſeligen Fingerlein. Der liebenswürdige Mann amüſirt dich ja auch ſo gut
und ſchmeichelt deiner geiſtigen Faulheit, wie ſollteſt du ihm nicht von Herzen
dankbar ſein? Daß ein Dichter begeiſtern, hinreißen, mit ein paar herrlichen
aus den unergründlichen Tiefen einer geiſtes- und ideentrunkenen Seele her-
vorſtrömenden Worten dich machtvoll zu erhabener Andacht zwingen und
dir ſüßmahnend gebieten ſoll, dich zu beugen vor der Urkraft, die in ihm
wirkt und ſchafft, wer in aller Welt hat dich jemals darauf aufmerkſam ge-
macht? Der Berliner Journaliſt Paul Lindau jedenfalls nicht, und auf dieſen
Mann der Gegenwart ſchwörſt du doch in Nord und Süd unſeres theuren
deutſchen Vaterlandes? Oder darf ich mich verbeſſern und ſagen: haſt du
geſchworen? Iſt es wahr, daß die Reue in dein allzu ausgetrocknetes Herz
eingekehrt iſt und daß du endlich, endlich einſiehſt, wie der Witz — nach
Schillers Wort — auf ewig mit dem Schönen Krieg führt, und wie ein
Mann, der fähig iſt, die glühender Lava gleichenden, und ganz naturgemäß
auch Schlacke mit ſich führenden Jugenderuptionen des erhabenſten und heiligſten
Dichters ſeines Volkes behufs Verwerthung ſeines Witzes zu verhöhnen, wie
ein ſolcher Mann — Schmach über ihn! — nie und nimmer die Führer
auf den Pfaden der Dichtkunſt und Litteratur ſein und bleiben darf? Nun
ſo wollen wir denn darauf vertrauen, daß die Herrſchaft der blaſirten Schwätzer,
der Witzbolde, Macher und litterariſchen Spekulanten, die der materialiſtiſche
Sudelkeſſel der ſiebziger Jahre als Schaumblaſen in die Höhe getrieben hat,
ein für alle mal vernichtet und gebrochen ſei, wir wollen vertrauen auf die
[VII]Einleitung.
unzerſtörbare Empfänglichkeit unſeres Volkes für alles wahrhaft Große, Schöne
und Gute, und in dieſem Sinne mit dem Pfunde, das uns verliehen, zu
wirken und zu wuchern ſtreben. Wir, das heißt die junge Generation
des erneuten, geeinten und großen Vaterlandes, wollen, daß die Poeſie wiederum
ein Heiligthum werde, zu deſſen geweihter Stätte das Volk wallfahrtet, um
mit tiefſter Seele aus dem Born des Ewigen zu ſchlürfen und erquickt, ge-
leitet und erhoben zu der Erfüllung ſeines menſchheitlichen Berufes zurück-
zukehren, wir wollen uns von ganzem Herzen und von ganzer Seele der
Kunſt ergeben, deren Triebkraft in uns gelegt, und wollen unſere nach beſtem
Können gebildete und veredelte Perſönlichkeit rückſichtslos, wahr und unein-
geſchränkt zum Ausdruck bringen. Wir wollen, mit einem Worte, dahin
ſtreben, Charaktere zu ſein. Dann werden wir auch des Lohnes nicht er-
mangeln, den wir erſehnen: eine Poeſie, alſo auch eine Lyrik zu gebären, die,
durchtränkt von dem Lebensſtrome der Zeit und der Nation, ein charakteriſtiſch
verkörpertes Abbild alles Leidens, Sehnens, Strebens und Kämpfens unſerer
Epoche darſtellt, und ſoll ſein ein prophetiſcher Geſang und ein jauchzender
Morgenweckruf der ſiegenden und befreienden Zukunft.
. . . . . . . . Unſere Anthologie ſoll ſich, wenn irgend möglich, zu einem
dauernden Jahrbuch geſtalten, das ſich aus ſchwachen Anfängen zu immer
größerer Bedeutung entwickeln möge. Die Idee dieſes jüngſten Eröffnungs-
bandes iſt ſchnell entſtanden und ebenſo ſchnell durch die thatkräftige und
opferwillige Liberalität unſeres Freundes und Dichtgenoſſen Wilhelm Arent
in’s Leben gerufen worden; die große Eile, mit der wir vorgehen mußten,
um das Werk noch vor Weihnachten herauszubringen, möge es entſchuldigen,
wenn die Vollſtändigkeit, Vielſeitigkeit und Auswahl noch nicht ganz nach
Wunſch ausgefallen. Der Weg zur Vollendung iſt eben ſchwer, und der
Herausgeber würde vollkommen befriedigt ſein, wenn von Seiten der guten
und verſtändnißvoll Urtheilenden anerkannt würde, daß die erſten Schritte,
die auf dem Wege geſchehen, keine „verlorene Liebesmühe“ geweſen ſind.
Noch manchen der Jüngeren hätten wir gern geladen, aber die Friſt war zu
kurz; immerhin hoffen wir, daß es erſichtlich wird: auf den Dichtern des
Kreiſes, den dieſes Buch vereint, beruht die Litteratur, die Poeſie der Zukunft,
und wir meinen, eine bedeutſame Litteratur, eine große Poeſie. . . . . . . .
Hannover, Mitte November 1884.
Karl Henckell.
[]
Inhalt.
- Seite
- Unſer Credo, Einleitung von Hermann Conradi I
- Die neue Lyrik, Einleitung von Karl Henckell V
- Wilhelm Arent (Berlin) 1
- Oscar Linke (Berlin) 25
- Julius Hart (Berlin) 46
- Fritz Lemmermayer (Wien) 76
- Friedrich Adler (Prag) 80
- Hermann Conradi (Berlin) 91
- Johannes Bohne (Berlin) 111
- Karl Auguſt Hückinghaus (Remſcheid) 124
- Arno Holz (Berlin) 136
- Oskar Jerſchke (Straßburg i. E.) 163
- Heinrich Hart (Berlin) 171
- Oskar Hanſen (Wien) 197
- Erich Hartleben (Celle) 201
- Alfred Hugenberg (Berlin) 207
- Georg Gradnauer (Magdeburg) 210
- Richard Kralik (Wien) 217
- Joſef Winter (Wien) 228
- Hermann Eduard Jahn (Leipzig) 235
- Ernſt von Wildenbruch (Berlin) 240
- Wolfgang Kirchbach (München) 257
- Karl Henckell (Hannover) 271
- Nachtrag zu Jerſchke 290
- Biographien, zuſammengeſtellt von Eugen Düſterhoff 297
- Bibliographie der „Dichtercharaktere“ für das Jahr 1884 304
Wilhelm Arent.
Des Jahrhunderts verlorene Kinder.
Originalbeitrag.
Weiheſtunde.
Originalbeitrag.
1
[2]Wilhelm Arent.
[3]Wilhelm Arent.
Fragment.
Originalbeitrag (1882.)
Im wallenden Aether.
„Reinhold Lenz“ S. 34.
1*
[4]Wilhelm Arent.
Abenddämmern.
Gedichte 1883, S. 43.
[5]Wilhelm Arent.
Süße Gottestrunkenheit.
Gedichte 1883 S. 44.
Verrauſcht.
Lieder des Leides 1882 S. 34.
[6]Wilhelm Arent.
Thaufriſcher Mai.
Originalbeitrag (1882.)
Das Ziel.
Aus tiefſter Seele S. 65.
die Schlacht,
[7]Wilhelm Arent.
Zum Ort des Todes …
Aus tiefſter Seele S. 70.
Weicht von mir …
Aus tiefſter Seele S. 73.
[8]Wilhelm Arent.
Im Zecherkreis.
Aus tiefſter Seele S. 60.
Fragment.
Aus tiefſter Seele S. 59.
[9]Wilhelm Arent.
Nie wieder …
Aus tiefſter Seele S. 58.
Kind aus dem Volke.
Aus tiefſter Seele S. 61.
[10]Wilhelm Arent.
Frühlingsandacht.
Aus tiefſter Seele S. 49.
Zum Eingang.
Aus tiefſter Seele S. 1.
[11]Wilhelm Arent.
An * * *
Aus tiefſter Seele S. 2.
[12]Wilhelm Arent.
Strahlen wie Sterne duftig klar …
Componirt.
O laſſ’ mich küſſen dein Gewand …
Gedichte 1883 S. 89.
[13]Wilhelm Arent.
Seh’ ich dein Aug’ in Starrheit ſüß verloren …
Gedichte 1883 S. 66.
Meine Gottheit biſt du in Ewigkeit.
Original-Beitrag.
[14]Wilhelm Arent.
Fragment.
Originalbeitrag.
[15]Wilhelm Arent.
Die Heilige, Einzige, Göttliche.
„Reinhold Lenz“ S. 47.
[16]Wilhelm Arent.
[17]Wilhelm Arent.
Meiner Seele Seele.
Originalbeitrag.
2
[18]Wilhelm Arent.
À la Makart.
Originalbeitrag.
[19]Wilhelm Arent.
À la Gabriel Max.
Originalbeitrag.
2*
[20]Wilhelm Arent.
[21]Wilhelm Arent.
Mondnachtzauber.
Originalbeitrag.
[22]Wilhelm Arent.
Fata morgana.
„Reinhold Lenz“ S. 51.
[23]Wilhelm Arent.
[24]Wilhelm Arent.
Fieberglut.
Originalbeitrag.
[[25]]
Oscar Linke.
Dichterſtolz.
Originalbeitrag.
[26]Oscar Linke.
Notturno.
Originalbeitrag.
[27]Oscar Linke.
Gebet.
Originalbeitrag.
Die Todtenuhr.
Originalbeitrag.
[28]Oscar Linke.
[29]Oscar Linke.
Von Liebe etwas.
Originalbeitrag.
[30]Oscar Linke.
Hohe Minne.
An die Prinzeſſin * * *
Capriccio.
Originalbeitrag.
[31]Oscar Linke.
Hadrian.
Originalbeitrag.
[32]Oscar Linke.
Ein goldner Kaiſertraum.
Originalbeitrag.
[33]Oscar Linke.
Gralworte.
Originalbeitrag.
3
[34]Oscar Linke.
Atlantis.
Originalbeitrag.
[35]Oscar Linke.
Pallas lunatica.
Originalbeitrag.
3*
[36]Oscar Linke.
[37]Oscar Linke.
Omphale.
Originalbeitrag.
[38]Oscar Linke.
[39]Oscar Linke.
[40]Oscar Linke.
[41]Oscar Linke.
Ixion.
Originalbeitrag.
Audiatur et altera pars.
[42]Oscar Linke.
[43]Oscar Linke.
[44]Oscar Linke.
Kaiſer Nero.
Originalbeitrag.
[45]Oscar Linke.
[[46]]
Julius Hart.
Gewitter.
1876.
Aus „Sanſara“. Ein Gedichtbuch Bremen 1878.
[47]Julius Hart.
Aus Zeitſchriften, Sammelwerken u. ſ. w.:
Die heilige Eliſabeth.
1879.
[48]Julius Hart.
[49]Julius Hart.
Abſchied.
1880.
4
[50]Julius Hart.
[51]Julius Hart.
4*
[52]Julius Hart.
In der Oſternacht.
1881.
[53]Julius Hart.
[54]Julius Hart.
Champagnertropfen.
1881.
[55]Julius Hart.
Auf der Fahrt nach Berlin.
1882.
[56]Julius Hart.
[57]Julius Hart.
Am Morgen.
1884.
Originalbeitrag.
[58]Julius Hart.
[59]Julius Hart.
Dunkle Stunden.
Originalbeitrag.
[60]Julius Hart.
[61]Julius Hart.
[62]Julius Hart.
[63]Julius Hart.
Zu Gott!
1884.
Originalbeitrag.
[64]Julius Hart.
[65]Julius Hart.
5
[66]Julius Hart.
Der Seele Tod.
1884.
Originalbeitrag.
[67]Julius Hart.
Hört ihr es nicht? …
1884.
Originalbeitrag.
5*
[68]Julius Hart.
[69]Julius Hart.
Anna.
Originalbeitrag.
[70]Julius Hart.
[71]Julius Hart.
Nachtwache.
1884.
Originalbeitrag.
[72]Julius Hart.
In der Einſamkeit.
1884.
Originalbeitrag.
[73]Julius Hart.
[74]Julius Hart.
[75]Julius Hart.
[[76]]
Fritz Lemmermayer.
Lebensergebniß.
Originalbeitrag.
[77]Fritz Lemmermayer.
Loos.
Originalbeitrag.
[78]Fritz Lemmermayer.
Menſchenopfer.
Originalbeitrag.
[79]Fritz Lemmermayer.
Entſchluß.
Originalbeitrag.
Wolkenbild.
Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.
[[80]]
Friedrich Adler.
Am Morgen.
Originalbeitrag.
[81]Friedrich Adler.
Mein Nachbar.
Magazin für die Litteratur des In- und Auslandes.
6
[82]Friedrich Adler.
Pythagoras.
Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.
[83]Friedrich Adler.
6*
[84]Friedrich Adler.
Lied der Klotho.
Originalbeitrag.
[85]Friedrich Adler.
Das leſende Kind.
Originalbeitrag.
[86]Friedrich Adler.
Frühlingsgebet.
Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.
[87]Friedrich Adler.
Ade!
Originalbeitrag.
[88]Friedrich Adler.
Nach dem Strike.
Originalbeitrag.
[89]Friedrich Adler.
Blüthenregen.
Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.
Den Deutſchen in Oeſterreich.
Originalbeitrag.
[90]Friedrich Adler.
[[91]]
Hermann Conradi.
(Arminius Costo.)
Pygmäen.
Originalbeitrag.
[92]Hermann Conradi.
„Licht den Lebendigen!“
Originalbeitrag.
[93]Hermann Conradi.
Empörung.
Originalbeitrag.
[94]Hermann Conradi.
[95]Hermann Conradi.
Müde.
Originalbeitrag.
[96]Hermann Conradi.
Purgatorio.
Originalbeitrag.
[97]Hermann Conradi.
Verlaſſen!
Originalbeitrag.
7
[98]Hermann Conradi.
Das verlorene Paradies.
Originalbeitrag.
[99]Hermann Conradi.
Haſt du des Daſeins …
Originalbeitrag.
7*
[100]Hermann Conradi.
Wiedergeburt.
Originalbeitrag.
Anathem!
Originalbeitrag.
Was geſtern noch geblühet …
Originalbeitrag.
[101]Hermann Conradi.
Das war ein luſt’ges Feiern …
Originalbeitrag.
[102]Hermann Conradi.
Entlarvung.
Originalbeitrag.
[103]Hermann Conradi.
Wie iſt der Tag ſo weit . . . .
Originalbeitrag.
[104]Hermann Conradi.
Todtenſang.
Originalbeitrag.
[105]Hermann Conradi.
[106]Hermann Conradi.
Es liegt die Welt in Sünden.
Originalbeitrag.
[107]Hermann Conradi.
[108]Hermann Conradi.
[109]Hermann Conradi.
Oſterpſalm.
Originalbeitrag.
[110]Herrmann Conradi.
[[111]]
Johannes Bohne.
Sang der Lebendigen.
Originalbeitrag.
[112]Johannes Bohne.
[113]Johannes Bohne.
Gebet an den Sturm.
Originalbeitrag.
8
[114]Johannes Bohne.
Gloria.
Originalbeitrag.
[115]Johannes Bohne.
Genrebilder.
Der Bettler.
Originalbeitrag.
8*
[116]Johannes Bohne.
Der Spielmann.
Originalbeitrag.
[117]Johannes Bohne.
Viſionen.
Originalbeitrag.
I.
[118]Johannes Bohne.
[119]Johannes Bohne.
[120]Johannes Bohne.
II.
[121]Johannes Bohne.
[122]Johannes Bohne.
Melpomene.
Originalbeitrag.
[123]Johannes Bohne.
[[124]]
Karl Auguſt Hückinghaus.
Dem Gott der Schönheit.
„Deutſches Herz u. deutſcher Geiſt.“
[125]Karl Auguſt Hückinghaus.
Geſicht.
Originalbeitrag.
[126]Karl Auguſt Hückinghaus.
[127]Karl Auguſt Hückinghaus.
[128]Karl Auguſt Hückinghaus.
Sehnſucht.
Originalbeitrag.
[129]Karl Auguſt Hückinghaus.
Chriſtus-Prometheus.
Originalbeitrag.
9
[130]Karl Auguſt Hückinghaus.
Memnous Lied.
Originalbeitrag.
[131]Karl Auguſt Hückinghaus.
Felſenmeer.
Deutſche Romanzeitung.
9*
[132]Karl Auguſt Hückinghaus.
[133]Karl Auguſt Hückinghaus.
Maria.
Originalbeitrag.
Sühne.
Originalbeitrag.
[134]Karl Auguſt Hückinghaus.
Sonett.
Originalbeitrag.
Herbſtgefühl.
Originalbeitrag.
[135]Karl Auguſt Hückinghaus.
[[136]]
Arno Holz.
Oſterbitte.
Deutſche Weiſen.
[137]Arno Holz.
Frühling.
(Frühling 1884.)
Originalbeitrag.
I.
[138]Arno Holz.
II.
[139]Arno Holz.
[140]Arno Holz.
[141]Arno Holz.
[142]Arno Holz.
[143]Arno Holz.
Samſtagsidyll.
1884.
Original-Beitrag.
[144]Arno Holz.
[145]Arno Holz.
10
[146]Arno Holz.
[147]Arno Holz.
10*
[148]Arno Holz.
Berliner Schnitzel.
1884.
Original-Beitrag.
1.
2.
3.
[149]Arno Holz.
4.
5.
6.
7.
[150]Arno Holz.
8.
9.
Ein Tagebuchblatt.
1885.
Original-Beitrag.
[151]Arno Holz.
[152]Arno Holz.
[153]Arno Holz.
[154]Arno Holz.
Ein Bild.
1884.
Originalbeitrag.
[155]Arno Holz.
Ein Andres.
1884.
Originalbeitrag.
[156]Arno Holz.
[157]Arno Holz.
Meine Nachbarſchaft.
1884.
Deutſche Romanzeitung.
[158]Arno Holz.
[159]Arno Holz.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Deutſche Weiſen.
[160]Arno Holz.
[161]Arno Holz.
11
[162]Arno Holz.
[[163]]
Oskar Jerſchke.
Spruch.
Originalbeitrag.
Aus den „Italiſchen Liedern“.
Originalbeitrag.
11*
[164]Oskar Jerſchke.
Gebet.
Originalbeitrag.
[165]Oskar Jerſchke.
Wechſel der Welt.
Originalbeitrag.
[166]Oskar Jerſchke.
Für die Zukunft.
Originalbeitrag.
[167]Oskar Jerſchke.
Aus den „Elſäſſiſchen Liedern“.
Originalbeitrag.
[168]Oskar Jerſchke.
An die oberen Zehntauſend.
Originalbeitrag.
[169]Oskar Jerſchke.
Gedankenflüge.
Deutſche Weiſen.
[170]Oskar Jerſchke.
[[171]]
Heinrich Hart.
Das Lied der Menſchheit.
Vorgeſang.
Originalbeitrag. 1883.
Dieſe Dichtung bildet den Vorgeſang zu einem Epos: „Das Lied der Menſchheit“, das in
einer Reihe von ideal zuſammenhängenden Geſängen, deren jeder eine in ſich abgeſchloſſene Erzählung um-
faßt, die Entwicklung der Menſchheit von ihren erſten Anfängen bis zur Gegenwart herauf, darſtellt.
[172]Heinrich Hart.
[173]Heinrich Hart.
[174]Heinrich Hart.
[175]Heinrich Hart.
[176]Heinrich Hart.
[177]Heinrich Hart.
12
[178]Heinrich Hart.
[179]Heinrich Hart.
Müde.
1882.
Peſſimiſten-Geſangbuch u. a.
Alleins.
1881.
Deutſche Romanbibliothek u. a.
12*
[180]Heinrich Hart.
Fluch dieſem Leibe.
1880.
Muſenalmanach für 1883 u. a. a. O.
[181]Heinrich Hart.
An das 20. Jahrhundert.
1878. Deutſche Monatsbl. u. a.
[182]Heinrich Hart.
[183]Heinrich Hart.
[184]Heinrich Hart.
Die letzte Nacht.
1874. „Weltpfingſten“.
[185]Heinrich Hart.
[186]Heinrich Hart.
Gott.
1884.
Originalbeitrag.
[187]Heinrich Hart.
Meinem Bruder Julius.
1880. Muſenalmanach für 1881.
[188]Heinrich Hart.
Cäcilie.
1883.
Deutſches Herz und deutſcher Geiſt.
[189]Heinrich Hart.
Abendgang zur Geliebten.
1884.
Originalbeitrag.
[190]Heinrich Hart.
Märznacht.
1884.
Originalbeitrag.
[191]Heinrich Hart.
[192]Heinrich Hart.
Wacht auf.
1876. „Weltpfingſten“.
[193]Heinrich Hart.
13
[194]Heinrich Hart.
Geſpräch mit dem Tode.
1884.
Originalbeitrag.
Wer biſt Du Mondesleuchtender?
Der Tod,
Den Deiner Seele dumpfer Schrei entbot;
Ich ſah wie Dich der Erde Noth umdrängt,
Auf, folge mir, ich löſe was Dich zwängt.
Wohin? wohin? Dein Weg iſt dunkle Nacht,
Ich liebte ſtets des Tages goldne Pracht.
Was weiß Dein blindes Auge von dem Licht,
Das tiefrem Schoß, als Sonnenglanz entbricht!
Tauch in die eigne Seele Du hinein,
Fühlt ſie nicht andren Lichtes Widerſchein?
So keimte neues Sein aus dieſem Sein
Und es verfaulte nur dies morſch Gebein?
Sieh dort den Rauch, der im Gewölk verſchwebt,
Weil er kein Rauch mehr, hat er ausgelebt?
Wenn das Gewölk grauregnend niederſprüht,
Iſt’s nicht der Rauch, vor dem das Feld erblüht?
Was gilt die Welt mir, wenn mein Ich zerfällt!
Weh dem, der für den Fuß die Krücke hält;
Ein Traum vom Ichthum, voller Fieberpein,
Ein Kranken an dem Ich iſt euer Sein.
Schlepp weiter, weiter Dein armſel’ges Ich
Und Hölle wird die Ewigkeit für Dich.
Das Ich iſt eurer Sünden Quell allein;
Was in euch flach, was ekel, was gemein,
Das Ich gebiert es; eurem Ich zu lieb
Verhurt ihr eures Geiſtes Gottestrieb,
[195]Heinrich Hart.
Verhurt den Leib und kriecht in Koth und Staub
Und ſteht wie Tiger über einem Raub
Euch lauernd gegenüber, jeder wägt,
Wie er den andren rückwärts niederſchlägt.
Und dennoch ſcheidet edel und gemein
Und bös und gut ihr, ſcheidet groß und klein —
Das Große iſt die Liebe, die uns eint,
Das Mitleid, das den Weinenden beweint,
Der Glaube, daß kein ander Wirken lebt,
Als Treue, die im Dienſt der Menſchheit ſtrebt —
Das iſt das Große, ihr verhehlt’s euch nicht,
Das iſt es, was den Bann des Ichs durchbricht.
Dein Wort wühlt wie mit Flammen durch mein Herz,
Sag’, was mich rettet von des Daſeins Schmerz.
Blick auf zu mir und frage; was Du ſiehſt,
Verkündet Dir, wie Du dem Ich entfliehſt.
Was deutet dieſer Stern Dir überm Haupt?
Selig der Mann, deß Sinne nie beſtaubt.
Und was der Tropfen Bluts auf Deiner Bruſt?
Selig, wem Wunden ſchlug der Erde Luſt.
Und was der Schein, der kränzend Dich umwebt?
Selig, wer lebend ſtirbt und ſterbend lebt.
So iſt das Leben Tod, Du aber biſt
Der Keim, in dem des Lebens Fülle iſt.
Ich war’s, der beim Gekreuzigten einſt ſtand,
Der ihn mit Gott, dem Kern des Alls verband,
Die Liebe hatte aufgezehrt ſein Ich,
Drum verſchmolz mit Gott ſein Ewiges ſich.
13*
[196]Heinrich Hart.
Ich würgte den, der Alexander hieß,
Ich war’s, der ihn vom goldnen Prunkbett ſtieß,
Weil er ſein Ich nicht ſättigen konnte hier,
Gab ich ihm neues Ichthum, neue Gier.
Und ich und ich! Die Hände ſtreckt’ ich aus
Nach Dir, zu führen mich ins Nichts hinaus,
Eh ich Dich kannte; ach ich wollte fliehn,
Eh mir im Kampf des Lebens Sieg verliehn,
Eh ich dies Ich getödtet oder mich
Zu neuem Kampf und Sein verdammt das Ich.
Doch jetzt erkenn’ ich klar und fühl’ es tief,
Ich bliebe krank und wenn ich ewig ſchlief’,
Geſunden muß ich von des Ichthums Noth,
Zum Leben zu geſunden durch den Tod.
Was zauderſt Du? Blaß wird Dein Angeſicht,
Die große Stunde flieh’ ſie länger nicht,
Wirf ab den Leib!
Nein, hebe nicht Dein Schwert,
Laß von mir Tod, noch bin ich Dein nicht werth.
[[197]]
Oskar Hanſen.
Eingang.
Originalbeitrag.
[198]Oskar Hanſen.
Das Lied.
Originalbeitrag.
[199]Oskar Hanſen.
Morgenandacht.
Originalbeitrag.
Manfred.
Originalbeitrag.
[200]Oskar Hanſen.
Komm Bruder Manfred …
Originalbeitrag.
Frage.
Originalbeitrag.
O ſchilt mich nicht …
Originalbeitrag.
[[201]]
Erich Hartleben.
Opferdampf ſtieg …
Originalbeitrag.
[202]Erich Hartleben.
Alte Zeiten …
Originalbeitrag.
Es lebt ein Gott …
Originalbeitrag.
[203]Erich Hartleben.
Sträuben ſollen wir uns …
Originalbeitrag.
[204]Erich Hartleben.
Schuld und Schickſal …
Originalbeitrag.
Wohin Du horchſt …
Originalbeitrag.
[205]Erich Hartleben.
Weiße Roſe.
Originalbeitrag.
[206]Erich Hartleben.
[[207]]
Alfred Hugenberg.
Im Himmel.
Originalbeitrag.
[208]Alfred Hugenberg.
[209]Alfred Hugenberg.
Frühlingsmorgen.
Originalbeitrag.
14
[210]Alfred Hugenberg.
Andacht.
Originalbeitrag.
Es tagt …
Originalbeitrag.
[[211]]
Georg Gradnauer.
Meſſiaspſalmen.
Originalbeitrag.
I.
14*
[212]Georg Gradnauer.
II.
[213]Georg Gradnauer.
[214]Georg Gradnauer.
III.
[215]Georg Gradnauer.
IV.
[216]Georg Gradnauer.
[[217]]
Richard Kralik.
Tarantella.
Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.
[218]Richard Kralik.
[219]Richard Kralik.
[220]Richard Kralik.
[221]Richard Kralik.
[222]Richard Kralik.
[223]Richard Kralik.
Wie liegt die Welt …
Originalbeitrag.
Uebermuth an allen Ecken …
Originalbeitrag.
Warum nur mich?
[224]Richard Kralik.
Begegnung.
Wahn und Wirklichkeit.
[225]Richard Kralik.
15
[226]Richard Kralik.
Zu ſpät.
[227]Richard Kralik.
Erwachen.
Der nur kann ſich wiſſend nennen …
Originalbeitrag.
[[228]]
Joſeph Winter.
Abend im Prater.
Deutſches Dichterbuch aus Oeſterreich.
[229]Joſeph Winter.
[230]Joſeph Winter.
Frühling.
Originalbeitrag.
Schlummerlied.
Originalbeitrag.
[231]Joſeph Winter.
Abſchied.
Originalbeitrag.
Hätt ich wollen ſein ein Weiſer.
Originalbeitrag.
[232]Joſeph Winter.
[233]Joſeph Winter.
Flucht.
Originalbeitrag.
[234]Joſeph Winter.
Kein Ende.
Originalbeitrag.
[[235]]
Hermann Eduard Jahn.
Das All.
„Verwehte Blätter“.
Märchenglaube.
„Verwehte Blätter“.
[236]Hermann Eduard Jahn.
An meine Mutter.
„Verwehte Blätter“.
Der Arme.
„Verwehte Blätter“.
[237]Hermann Eduard Jahn.
Die welke Roſe.
„Verwehte Blätter“.
Sphinx.
„Verwehte Blätter“.
[238]Hermann Eduard Jahn.
[239]Hermann Eduard Jahn.
Sie.
„Verwehte Blätter“.
[[240]]
Ernſt von Wildenbruch.
Allvaters Anrufung.
(Deutſch-Oeſterreichiſch.)
Originalbeitrag.
[241]Ernſt von Wildenbruch.
Daniel in der Löwengrube.
16
[242]Ernſt von Wildenbruch.
[243]Ernſt von Wildenbruch.
(Das Löwengebrüll verſtummt.)
(Er entſchlummert.)
Homer.
16*
[244]Ernſt von Wildenbruch.
[245]Ernſt von Wildenbruch.
Das Hexenlied.
[246]Ernſt von Wildenbruch.
[247]Ernſt von Wildenbruch.
[248]Ernſt von Wildenbruch.
[249]Ernſt von Wildenbruch.
[250]Ernſt von Wildenbruch.
[251]Ernſt von Wildenbruch.
[252]Ernſt von Wildenbruch.
[253]Ernſt von Wildenbruch.
Der Emir und ſein Roß.
[254]Ernſt von Wildenbruch.
[255]Ernſt von Wildenbruch.
[256]Ernſt von Wildenbruch.
[[257]]
Wolfgang Kirchbach.
Die todten Götter.
17
[258]Wolfgang Kirchbach.
Vom Brüderlein und Schweſterlein.
[259]Wolfgang Kirchbach.
17*
[260]Wolfgang Kirchbach.
[261]Wolfgang Kirchbach.
Kornmuhme.
[262]Wolfgang Kirchbach.
Das Butterbrod.
[263]Wolfgang Kirchbach.
Die Roſen von Florenz.
[264]Wolfgang Kirchbach.
Auf der Piazza Michelangelo.
[265]Wolfang Kirchbach.
Pſalm der Trauer.
Reſignation.
[266]Wolfgang Kirchbach.
Aus der Ferne.
[267]Wolfgang Kirchbach.
[268]Wolfgang Kirchbach.
Pſalm der Freude.
[269]Wolfgang Kirchbach.
Rieſenprügelei.
[270]Wolfgang Kirchbach.
[[271]]
Karl Henckell.
In vollen Zügen.
Originalbeitrag.
[272]Karl Henckell.
Gebet.
Poet. Skizzenbuch.
[273]Karl Henckell.
Natur.
Skizzenbuch.
18
[274]Karl Henckell.
So leb’ denn wohl, du Stätte —
[275]Karl Henckell.
Sonnenlied.
Deutſcher Geiſt und deutſches Herz. S. 558.
18*
[276]Karl Henckell.
Genius.
Deutſche Romanzeitung.
[277]Karl Henckell.
Der Väter werth.
[278]Karl Henckell.
Morgengruß.
Originalbeitrag.
Berliner Abendbild.
[279]Karl Henckell.
[280]Karl Henckell.
Das Lied vom Arbeiter.
[281]Karl Henckell.
Wunſch.
[282]Karl Henckell.
Gott ſegne dich.
[283]Karl Henckell.
Wir.
Originalbeitrag.
[284]Karl Henckell.
Schwankend ragen …
Originalbeitrag.
[285]Karl Henckell.
Gebet.
Originalbeitrag.
[286]Karl Henckell.
Reif iſt die Frucht und muß geſchnitten ſein.
Originalbeitrag.
Pſalm.
Originalbeitrag.
[287]Karl Henckell.
Meiner Mutter.
Originalbeitrag.
[288]Karl Henckell.
Ruhe, meine Seele!
Originalbeitrag.
[289]Karl Henckell.
Es iſt ein Kampf …
Originalbeitrag.
19
[290]Karl Henckell.
[[291]]
Oskar Jerſchke.
Nachtrag zu Seite 193.
Das Forſthaus in den Vogeſen.
19*
[292]Oskar Jerſchke.
[293]Oskar Jerſchke.
[294]Oskar Jerſchke.
[295]Oskar Jerſchke.
[296]Oskar Jerſchke.
[[297]]
Biographien.*)
Zuſammengeſtellt von Eugen Düſterhoff.
Wilhelm Arent.
Wilhelm Arent, 1864 geboren. Autor von: „Lieder des Leides“ 1882 (ein-
geſtampft). „Gedichte“ 1883 (Auflage vergriffen). „Aus tiefſter Seele“ mit Ein-
leitung von Hermann Conradi, 1885. War von Juli bis Dezember des Jahres 1884
ſtändiger kritiſcher Mitarbeiter der Revue „Auf der Höhe“ und der Wochenſchrift
„Deutſches Dichterheim“, ſchrieb auch ſonſt vielfach für Zeitungen, namentlich für ſüddeutſche
Tagesblätter. Die verlegeriſche Thätigkeit, der ſich A. zweitweilig hingegeben hat, brachte
ihn mit dem jungen, inzwiſchen (am 26. October) zu Darmſtadt verſtorbenen jungen
Schauſpieler Karl Ludwig zuſammen. Dieſer nahm leider ſeiner Zeit irrthümlicher
Weiſe einige freie Rhythmen A’s. in ſein Werk „Reinhold Lenz, Lyriſches aus dem
Nachlaß“ auf.
Karl Henckell.
Karl Friedrich Henckell, geboren am 17. April 1864 zu Hannover, beſuchte
zuerſt die Vorklaſſen der dortigen Realſchule, ging aus Neigung in das dortige
Lyceum 1. über, trat im Jahre 1875 in das neugegründete Kaiſer-Wilhelm-Gymnaſium,
dem er bis zur Prima angehörte, und abſolvirte ſeinen Gymnaſialkurſus auf dem
Lyceum Friedricianum zu Kaſſel, wo er im Hauſe eines Oheims die Studien jüngerer
Verwandten überwachte. Nach halbjährigem Aufenthalte an der Berliner Univerſität,
der H. indeß mehr zur Erkenntniß modernen Lebens und Treibens förderlich war,
als daß er ſeinen philologiſchen Fachſtudien in beſonderem Maße gedient hätte, wurde
H. im Frühjahr 1884 in ſeiner Vaterſtadt von einer ſchweren Krankheit, vorzugsweiſe
des Kopfnervenſyſtems, ergriffen, von der er nach überſtandener Kriſis in der herr-
lichen Umgebung Heidelbergs Geneſung ſuchte und auch ganz allmählich fand. Im
October trat H. als Einjährig-Freiwilliger in das 1. Hannov. Inf.-Regt. Nr. 74, um
durch Ertragung militäriſcher Strapazen die Widerſtandsunfähigkeit des Körpers ent-
ſchieden zu bekämpfen. — Sehr früh produktiv, trat Henckell zuerſt doch nur wenig,
zerſtreut in Zeitſchriften und Anthologien auf. Im Auguſt 1884 ließ H. ſein ſociales
Nachtſtück „Umſonſt“, erſcheinen und veröffentlichte im Herbſt desſelben Jahres ſein
bereits längere Zeit druckfertiges „Poetiſches Skizzenbuch“. Unter der Preſſe befindet
ſich „Im Schachte der Zeit. Deutſchland. Zwei Viſionen.“
19**
[298]Biographien.
Heinrich Hart.
Heinrich Hart, geboren am 30. Dezember 1855 zu Weſel, verlebte ſeine
Jugendzeit in Münſter in Weſtfalen, beſuchte das dortige Gymnaſium und ſpäter die
Univerſitäten zu Münſter, Halle und München. Mehrere Jahre war H. als Redacteur
politiſcher Blätter in der Provinz thätig, lebt aber ſeit 1881 in Berlin (N. W. Paulſtr. 32 I.),
wo H. gegenwärtig die „Berliner Monatshefte für Litteratur und Theater“ begründet
hat. (Nr. I. erſcheint am erſten Januar 1885.) Von H.’s litterariſchen Arbeiten ſind
erwähnenswerth: der „Allgemeine deutſche Litteraturkalender“, den H. in Gemein-
ſchaft mit ſeinem Bruder Julius geſchaffen und in ſeinen erſten vier Jahrgängen
herausgegeben hat, ſowie die „Kritiſchen Waffengänge“, von denen die Stücke
„Wozu, Wogegen, Wofür?“ „Offener Brief an den Fürſten Bismarck“, „Für und
gegen Zola“, „Ein Lyriker à la mode“, „Graf Schack als Dichter“ und „Friedrich
Spielhagen und der deutſche Roman der Gegenwart“ auf ihn entfallen. Außerdem
veröffentlichte H. mehrere Sammelwerke und zahlreiche Aufſätze in Tagesblättern.
Die Dichtungen, die bisher von H. erſchienen, ſind: „Weltpfingſten“, Gedichte eines
Idealiſten, und „Sedan“, eine Tragödie in 5 Akten; unter der Preſſe befinden ſich:
„Das Lied der Menſchheit“, ein Epos, in ſeinen beiden erſten Geſängen: „Tul
und Nahila“, „Babel“, und der Roman: „Der Menſchenſucher“.
Julius Hart.
Julius Hart, geboren am 9. April 1859 zu Münſter in Weſtfalen, beſuchte
das dortige Gymnaſium und ſpäter die Akademie daſelbſt, ſowie die Berliner Univerſität.
Bald wandte H. ſich der Schriftſtellerlaufbahn zu und gab in Gemeinſchaft mit dem
Vorigen die „Deutſchen Monatsblätter“, Organ für das litterariſche Leben der Gegen-
wart (Bremen), ſowie den „Allgemeinen deutſchen Litteraturkalender“ (ebenda) heraus,
der ſpäter von den Begründern Joſef Kürſchner übertragen wurde. Eine Zeitlang war
H. feuilletoniſtiſch und journaliſtiſch in Bremen, Dresden und anderen Städten thätig
Seit 1881 lebt H. zu Berlin ganz ſeinen dichteriſchen Arbeiten. Außer einigen antho-
logiſchen Werken: „Blüthenleſe aus ſpaniſchen Dichtern“ (Stuttgart, Spemann), „Eng-
land und Amerika“ (Minden i. Weſtf., J. C. C. Bruns), „Orient und Occident“
(ebendaſelbſt) und dem in Gemeinſchaft mit ſeinem Bruder herausgegebenen „Buch der
Liebe“ (Leipzig, Wigand), veröffentlichte Julius mit Heinrich Hart die „Kritiſchen Waffen-
gänge“ und ſelbſtſtändig „Sanſara“, Ein Gedichtbuch (Bremen, 1878), „Don Juan
Tenorio“, eine lyriſche Tragödie (Roſtock), „Der Rächer“, eine Tragödie (Leipzig,
Mutze). Unter der Preſſe befindet ſich ein Roman: „Das ſechſte Gebot.“
Hermann Conradi (Hermann Coſto).
Hermann Conradi (Hermann Coſto), geboren zu Jeßnitz i. Anhaltiſchen am
12. Juli 1862, beſuchte erſt die Volksſchule in ſeiner Vaterſtadt, ſpäter, nach mehrjähriger,
Krankheit halber eingetretener Unterbrechung die Gymnaſien zu Deſſau und Magdeburg.
Bevor C. ſein Abiturientenexamen machte mußte er wiederum aus Geſundheits-
[299]Biographien.
rückſichten ein Jahr pauſiren. C. ſah ſich während dieſer Zeit im Buchhandel um. Augen-
blicklich ſtudirt C. in Berlin Philoſophie und Litteratur, iſt daneben, (was übrigens
ſchon ſeit ſeinem 16. Jahre der Fall iſt) litterariſch vielfach productiv. Auch arbeitete C.
an einer Reihe von Zeitſchriften und Zeitungen mit. (Blätter für litterariſche Unter-
haltung, Magazin, Deutſche Romanzeitung u. ſ. w.) Bisher erſchien von C. eine neue
Ausgabe von Daniel Leßmanns „Wanderbuch eines Schwermüthigen“ mit biogra-
graphiſch-kritiſcher Einleitung. Demnächſt kommen „Lieder eines Sünders“ heraus und
— abgeſehen von mehreren anthologiſchen Werken — die Romane „Pfryne“ und „Die
Frau von fünfzig Jahren“.
Johannes Bohne.
Johannes Bohne, geboren am 28. April 1862 zu Magdeburg. Abſolvirte
das Gymnaſium des Kloſters U. L. Frauen daſelbſt. Seit 1884 in Berlin zur
Vollendung ſeiner Studien.
Georg Gradnauer.
Georg Gradnauer, geboren 1866. Ein moderner Geiſt durch und durch!
Freie Ausbildung jedes Einzelnen gemäß ſeiner Eigenart zur vollen Entfaltung der
individuellen Lebenskräfte! iſt ſeine Parole! — Ihm perſönlich iſt die Kunſt ſein Ein
und Alles, ſie allein macht ſein Leben lebenswerth. Dem Künſtler gehört die Welt!
G. iſt Feind aller derer, die mit kritelnden Regeln moraliſcher Afterweisheit dem
freien Künſtlerfluge Zaum anzulegen ſich vermeſſen! Der Künſtler darf, muß alles
ausſprechen, was in ihm ruht, und iſt es noch ſo unerhört, noch ſo toll! Die Leidenſchaft
hat ſtets Recht, ſie darf nie eingezwängt werden; wird ſie es, ſo iſt ſie ihrer Würde,
ihrer Heiligkeit beraubt, verrathen und verkauft! — In ſeiner kritiſchen und publiziſtiſchen
Thätigkeit iſt G. ein unerbittlicher Gegner aller Halbheit, aller phraſenhaften Pedanterie,
jeglicher verlogenen Heuchelei, jeglichen Dunkelmännerthums! — Als Poet wird G.
vorzüglich im Roman thätig ſein, wo er einem herzhaften, kühnen Realismus huldigt. Das
echte Dichterblut will über die Dinge nicht philoſophiren und räſonniren, ſondern ſie
von innen heraus verſtehen! Als Lyriker verdammt G. alles Einſeitige und dringt
darauf, daß der Dichter jeder Gefühlsrichtung ihr Recht werden läßt; die ganze
Töneſcala muß er zu handhaben wiſſen, das ganze Univerſum in all ſeinen Be-
reichen in ſich tragen!
Arno Holz.
Arno Holz, geboren am 26. April 1863 zu Ruſtenberg in Oſtpreußen als
Sohn eines Apothekers, ſiedelte im zwölften Jahre nach Berlin über, beſuchte mehrere
Gymnaſien und trat mit achtzehn Jahren in die Redaction einer Lokalzeitung ein.
Nach einjähriger Thätigkeit legte H. ſeine Functionen nieder. Seit 1882 privatiſirt
H. in Berlin. Für ſein Weihnachten 1882 erſchienenes Erſtlingswerk „Kling ins
Herz“ erhielt Holz den Preis von 200 Mark, welchen die Augsburger Schiller-
19*
[300]Biographien.
Stiftung alljährlich ertheilt. Im Verein mit ſeinem Freunde Oskar Jerſchke gab H.
die „Deutſchen Weiſen“ heraus. Dieſelben enthalten faſt nur Jugendſchöpfungen.
Allein edirte Holz das „Geibelgedenkbuch“ zu dem Schriftſteller und Dichter aus allen
Gauen des deutſchen Vaterlandes pietätvoll Beiträge geliefert haben. Demnächſt
erſcheint: „Das Buch der Zeit, Lieder eines Modernen.“
Oskar Jerſchke.
Oskar Jerſchke, geboren am 17. Juli 1861 zu Lähn, Kreis Löwenberg, Schle-
ſien. Stammt aus einer Zimmermannsfamilie. Seinen erſten Unterricht erhielt er
von ſeinem mütterlichen Oheim, dem Paſtor (jetzt Superintendent) Dihm zu Spiller
(Dorf bei Lähn). Die erſten dichteriſchen Verſuche ſtammen aus dem Jahre 1870.
Die glorreichen Waffenthaten des deutſchen Volkes regten den für das Vaterländiſche
ſchon früh begeiſterten Knaben zu allerlei Kriegsgeſängen, Oden und Balladen an. Im
Jahre 1872 ſiedelte der Vater nach dem Tode der Mutter Maria Dihm, mit den
Geſchwiſtern nach Straßburg i. Elſ. über. In Straßburg abſolvirte J. das Abitu-
rienten-Examen, um dann die Univerſität als Student der Rechts- und Staatswiſſen-
ſchaft zu beziehen. Zu dieſem Studium hatten J. alle andern Gründe, nur nicht die
Neigung beſtimmt, da er im Gegentheil ſeit früheſter Kindheit eine große Luſt und
Liebe für die Wunder der Natur und ihre Wiſſenſchaft hegte. J. ſtudirte in Straß-
burg und Berlin 6 Semeſter. In Berlin befreundete J. ſich mit Arno Holz gelegentlich
der Redaction der „Kyffhäuſer-Zeitung“. Die Chef-Redaction dieſes ſtudentiſchen
Organs führte J. während ſeines Berliner Aufenthalts. Im October 1883 beſtand
J. in Colmar i. Elſ. das Referendar-Examen. Gegenwärtig iſt J. als Referendar am
Landgericht zu Straßburg i. Elſ. thätig. Ebenda dient J. als Freiwilliger zur Zeit
ſein Jahr ab. Im Manuſcript liegen abgeſchloſſen vor „Elſäſſiſche und Italieniſche
Lieder.“
Fritz Lemmermayer.
Fritz Lemmermayer. Der Autor des großen hiſtoriſchen Romans der „Alchy-
miſt“ (abgedruckt in der Revue: „Auf der Höhe“) iſt am 26. März des Jahres 1857
als Sohn eines Porträtmalers zu Wien geboren. Als L. 8 Jahr alt war, ſtarb
ſein Vater, ſeine Mutter Anna Lemmermayer, geb. Geißler, mit vier unmündigen
Kindern, unter denen L. das jüngſte, in Armuth zurücklaſſend. L’s. Mutter, eine
durch ſeltene Eigenſchaften des Geiſtes und Gemüthes ausgezeichnete Frau, brachte
ſich und die Ihrigen in der Folgezeit durch, ſo gut es eben ging. Keiner wie immer
gearteten Unterſtützung durfte ſie ſich erfreuen; doch muß hier der Güte gedacht werden,
mit welcher ihre Eltern, brave, tüchtige, aus Bayern eingewanderte Leute, ihre Lage,
die ſchwierig genug war, erleichterten. Lemmermayer’s Mutter gab Clavier-Unterricht
und verrichtete verſchiedene feine weibliche Handarbeiten. Die Natur hat ihr Ausdauer
verliehen und die Gabe, Alles ſchnell aufzufaſſen. Wir könnten noch viel Gutes über
die vortreffliche Frau ſagen, doch müſſen wir uns mit dieſen geringen Andeutungen
begnügen. Sicher iſt, daß ſie der Lebensſtern ihres Sohnes war. Nach Vollendung
der Volksſchule trat L. in die Realſchule ein. Nach glücklicher Abſolvirung der Mittel-
[301]Biographien.
ſchule entdeckte L. jedoch mit Schrecken, daß ihm jeder Sinn zu techniſchen, handels-
wiſſenſchaftlichen Studien und zu einem darauf beruhenden Lebensberufe fehlte. Was
ihn anzog, waren die ſogenannten Humaniora. Raſch bereitete L. ſich zum Uebertritt
auf die Univerſität vor, welche er denn auch 1876 bezog. Schon während ſeiner
Mittelſchulzeit gab L., wie ſo viele andere Studenten, Unterricht; er ſetzte ihn auch
während der Univerſitätsſtudien nach beſten Kräften fort. Mit Eifer betrieb L. litera-
riſche, hiſtoriſche und philoſophiſche Studien. Am meiſten intereſſirte ihn die Meta-
phyſik Franz Brentano’s, obwohl er ſchon als Student im Stillen der theologiſchen,
den Lehren Kants, Darwin’s und Schopenhauer’s widerſprechenden Weltanſchauung
dieſes Philoſophen eine gewiſſe Oppoſition entgegenbrachte. Mächtig wirkte auf ihn
zuerſt der Pantheismus Spinoza’s, ſpäter die Philoſophie Schopenhauers. L. war
gewiſſermaßen ſchon als Kind in ſeiner abgeſchloſſenen Weiſe und ſeinem vereinſamten,
weltfremden Thun Schopenhauerianer und iſt es geblieben bis zum heutigen Tage.
In ſeiner Kindheit, die, abgeſehen von dem ſchönen Verhältniſſe zur Mutter, nichts
Freudiges hatte, machten auf ihn unter den ihm damals bekannt gewordenen Dichtungen
Schillers „Räuber“ den erſten mächtigen Eindruck, welcher auch nimmer verwiſcht
wurde. Etwas ſpäter wirkten Shakeſpeare und Leſſing auf ihn, ganz ſpät erſt Goethe.
Seine geiſtige Bildung verdankt L. keiner fremden Perſon, keinem Lehrer oder ſonſt
Jemandem, ſondern lediglich ſich ſelbſt, oder richtiger geſagt den großen Dichtern und
Denkern. Sein Studiengang iſt, wie bereits mitgetheilt, kein regelrechter geweſen,
nicht derjenige, der zum Unverſitätskatheder führt. Er grämt ſich indeſſen nicht darüber,
ſondern freut ſich vielmehr, daß er mehr oder weniger Authodidakt war. L. ſtudirte,
was ihm Vergnügen machte, und was ihn langweilte, ließ er fahren. So war er
ſchon in der Mittelſchule. Während der Mathematikſtunde las er „Wallenſtein“.
Anſtatt mit peinlicher Sorgfalt ſein engliſches Schulpenſum zu erledigen, ſtudirte L.
auf eigene Fauſt Italieniſch. Eigentlich iſt es überraſchend, daß L. bei ſeinem gegen
den Schulzwang und die pädagogiſchen ſpaniſchen Stiefeln ſich auflehnenden Naturell
doch allemal ein ſehr gutes Zeugniß erhielt.
Glücklich war L. während ſeiner Studienzeit nie, und von den ſtudentiſchen Ver-
gnügungen genoß L. Nichts. L. hat damals gekämpft und gelitten, was inſofern gut
war, als L. ſich innerlich feſtigte und an ſeeliſcher Erfahrung allen ſeinen Alters-
und Studiengenoſſen überlegen war. Hat er auch keinem Lehrer das zu danken, ſo
darf nicht unerwähnt gelaſſen werden, daß er dem Wiener Burgtheater den größten
Theil ſeiner Bildung verdankt. Lenkte es ihn doch zuerſt auf die Bahn des Schönen
und erſchloß es ihm doch die Geheimniſſe der Poeſie! L. machte manche Schlacht vor
den Thoren des Burgtheaters mit, und wenn er ſein Plätzchen oben im vierten Stocke
erobert hatte, machte ihm das tauſendmal mehr Freude, als eine gute Cenſur in der
Schule. Es war, abgeſehen vom Leſen — und was las er als Knabe nicht Alles
durcheinander! — ſeine einzige Freude. Aber auch das Träumen liebte L. über Alles.
Beim offenen Fenſter ſitzen und in’s Unendliche hineinſchauen — war ihm lieber als
das Spielen mit den Kindern, es gewährte ihm manche unvergleichlich ſchöne Stunde.
Als Schriftſteller verſuchte L. ſich früh. Das Erſte war ein Drama frei nach
Schiller’s „Räuber“, doch gedieh es nicht weit, und der Himmel allein mag wiſſen,
wohin das Manuſcript des zehnjährigen Knaben gerathen iſt! Auch Gedichte entſtanden.
Auch Novellen wurden verfaßt. Als die erſte, eine „Dorfgeſchichte“ in der Wiener
„Hausfrau“ — ich glaube im März 1878 — im Drucke erſchien, war der junge Autor
unendlich ſtolz und glücklich. Er trug die Zeitung in der Hand durch die Straßen,
und ihm war es, als ſähen alle Leute auf ihn, ſagend: Seht, ein Dichter! Nun ver-
[302]Biographien.
öffentlichte L. Gedichte, Recenſionen und andere Aufſätze. Gute Blätter eröffneten ihm
ihre Spalten, z. B. die „dramatiſchen Blätter“ in Leipzig, die „deutſchen Monatsblätter“
in Bremen; der „Salon“ in Leipzig, die „Literariſche Correſpondenz“ in Leipzig ꝛc. Bald
kam L. zur Ueberzeugung, daß die Schriftſtellerei ſein Beruf ſei und widmete ſich ihr
mit völliger Hingebung. Seine literariſchen Verbindungen erweiterten ſich; wenn auch
nicht Förderung, ſo fand L. doch Entgegenkommen bei Schriftſtellern und Redacteuren.
Manche Aufmunterung gewährte ihm ſowohl mündlich als ſchriftlich Robert Hamerling.
Erfolg und Anerkennung fand er bisher vornehmlich auf dem Felde der ernſten litera-
riſchen Kritik, welcher er die größte Läuterung verdankt. Feuilletons, Kritiken, Eſſays
literariſchen und äſthetiſchen Inhalts erſcheinen nunmehr in Blättern wie: Kunſt-Chronik
(Wien), Voſſiſche Zeitung und National-Zeitung (Berlin), Allgemeine Zeitung
(München), ferner „Magazin für die Litteratur“, „Bayreuther Blätter“, „Deutſche Wochen-
ſchrift“ (Wien), „Gartenlaube“, „Schorers Familienblatt“, in den Monatsſchriften „Auf der
Höhe“, „Die Neue Zeit“ (Stuttgart), „Oeſterreichiſche Rundſchau“ (Wien) und Roſegger’s
„Heimgarten“ (Gratz), Weſtermann’s „Monatshefte“ ꝛc. Bei dieſer Verbindung mit
Zeitungen erſten Ranges darf L. wohl mit einiger Genugthuung auf ſeine noch kurze
litterariſche Laufbahn zurückblicken. Auch in der Novelle hatte er einigen Erfolg. Seine
im Jahrgang 1883 der „Dioskuren“ (Wien k. k. Staatsdruckerei) erſchienene Novellette
„Das Bettelconcert“ erfuhr ſehr günſtige Beſprechungen. Der Roman „Der Alchy-
miſt“ iſt L’s. erſtes größeres Werk. Vor Jahren hat L. und zwar im Hörſaal
der Univerſität die Fabel deſſelben erfunden, jahrelang trug er den Stoff mit ſich
herum, ehe er an die Ausführung ſchritt. Nur die beiden erſten Kapitel wurden ſchon
damals niedergeſchrieben, das dritte Kapitel entſtand im Vorjahre und bald darauf
die übrigen dreizehn Kapitel im Laufe von zwei Monaten. Jetzt beſchäftigt L. ein
Roman, welcher in Wien im Zeitalter der Babenberger ſpielt und „Minneſang’s Frühling“
heißen wird.
Auf Fritz Lemmermayer, den Malersſohn, übte die Malerei allzeit eine große
Wirkung, doch hat ihn Muſik — in ſeiner Familie immer in hervorragendrr Weiſe
gepflegt, noch viel mehr beeinflußt. Zu den Perſonen, denen er nach ſeiner Mutter
den größten Dank ſchuldet, gehört ſeine Schweſter Marie, in Wien an einen
Muſiker glücklich verheirathet, zu der Familie grenzenloſem Unglück im Oktober 1884
geſtorben …
Erich Hartleben.
Erich Hartleben, geboren am 3. Juni 1864 zu Clausthal, ſtammt aus einer
Harzer Bergbeamtenfamilie. Als Knabe verlor er ſeine Eltern, doch erſetzte ihm dieſen
Verluſt ſein Großvater mütterlicherſeits. Wohnort Hannover.
Oscar Hanſen.
Oscar Hanſen, geboren 1860 zu Hildesheim; beſuchte das dortige Königl.
Andreanum und widmete ſich dann in Hannover dem Buchhandel. Lebt zur Zeit
in Wien.
[303]Biographien.
Alfred Hugenberg.
Alfred Hugenberg. Nennt Hannover ſeine Vaterſtadt. Lebt zur Zeit in
Berlin. Studirt Jura. Hat bisher gleich Hartleben und Hanſen noch nichts durch
den Druck veröffentlicht.
Oscar Linke.
Oscar Linke, geboren am 15. Juli 1854 zu Berlin, ſtudirte daſelbſt Archäologie,
Philoſophie und Aeſthetik. Lebt als Privatgelehrter. Erſchienen ſind von ihm
folgende Werke: „Blumen des Lebens“, „Jeſus Chriſtus“, „Mileſiſche
Märchen“ „Bild des Eros“, erſter Theil, „66 Präludien“, „Leukothea“,
ein Roman aus Alt-Hellas, „Aus dem Paradieſe“ Berliner Idyllen; „Eros und
Pſyche“, eine Dichtung.
Karl Auguſt Hückinghaus.
Karl Auguſt Hückinghaus. Aus Weſtphalen gebürtig. Diente 1883 ſein
Jahr in Berlin ab. Von Beruf Kaufmann.
Hermann Eduard Jahn.
Hermann Eduard Jahn. Lebt zur Zeit in Gohlis bei Leipzig. Nennt
Mecklenburg ſeine Heimath, ſpeciell Roſtock ſeine Vaterſtadt. Die mitgetheilten Stücke
ſind der letzten Publication des Dichters: „Verwehte Blätter“ (Leipzig 1883) ent-
nommen.
[]
Bibliographie der „Dichtercharaktere“
für das Jahr 1884.*)
- Arent, Wilhelm. Gedichte. (Berlin, Kamlah’ſche Buchhandlung.) Aus
tiefſter Seele. (Berlin, Kamlah’ſche Buchhandlung.) Morgen-
dämmerung (Manuſcript.) - Linke, Oskar. Im Paradieſe, Berliner Idyllen. (Minden J. C. Bruns).
- Hart, Julius. Das ſechſte Gebot, Roman. (Manuſcript.) Gluth, Gedichte.
(Manuſcript.) - Hart, Heinrich. Das Lied der Menſchheit, Epos: Prolog und erſter Geſang.
(Minden, J. C. Bruns.) Der Menſchenſucher, Roman. (Manuſcript.) - Conradi, Hermann. Leßmann’s Wanderbuch eines Schwermüthigen.
Neudruck. (Berlin, Kamlah’ſche Buchhandlung.) Welt und Menſchen,
Rapſodiſche Skizzen. (Manuſcript.) Lieder eines Sünders. (Manuſcript.)
Faſchingsbrevier. (Berlin und Leipzig, Franz Thiel.) - Bohne, Johannes. Faſchingsbrevier. (Siehe Conradi.)
- Gradnauer, Georg. Pſalmen. (Manuſcript.)
- Hückinghaus, Karl Auguſt. Gedichte. (Manuſcript.)
- Holz, Arno. Emanuel Geibel, ein Gedenkbuch. (Berlin, O. Parriſius.)
Deuſche Weiſen. (Berlin, O. Parriſius.) Das Buch der Zeit.
Lieder eines Modernen. (Manuſcript) - Jerſchke, Oskar. Deutſche Weiſen. (Siehe Arno Holz.) Italieniſche und
elſäſſiſche Lieder. (Manuſcript.) - Hartleben, Erich. Oden. (Manuſcript.)
- Lemmermayer, Fritz. Der Alchymiſt, Roman. (Wien, Guſtav Engel.)
- Kralik, Richard. Roman: Gedichte. Büchlein der Unweisheit. (Wien,
Carl Konegen.) - Adler, Friedrich. Gedichte. (Manuſcript.)
- Winter, Joſef. Gedichte. (Manuſcript.)
- Jahn, Hermann, Eduard. An Hanka, ein Liedercyclus. (Revue: „Auf der
Höhe“, Dezember-Heft.) - Wildenbruch, Ernſt v. Dichtungen und Balladen. Chriſtopher Marlow,
Tragödie. - Henckell, Karl. Poetiſches Skizzenbuch. (Minden, J. C. Bruns.) Im
Schachte der Zeit. Deutſchland. Zwei Viſionen. (Minden, J. C. Bruns.)
Appendix A
Druck von Julius Bahlke, Berlin, Stallſchreiberſtr. 4.
[[1]]
Appendix B Anhang.
Appendix B.1 Carl Bleibtreu.*)
Appendix B.1.1 Erinnerung.
Originalbeitrag.
20
[2]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.2 Phaëton.
Original-Beitrag.
[3]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.3 Bei der Hexe von Endor.
Original-Beitrag.
Wer hat in meinem Schlummer mich geſtört?
Weß Stimme habe ich im Grab gehört?
Biſt du es, Fürſt der Juden? Schaue her!
Es fleußt kein Blut in dieſen Adern mehr
Und morſch und kalt wie Eis iſt mein Gebein —
Wohl, alſo, König, wirſt du morgen ſein.
Dein Herz, das ſtets von Siegen nur geträumt,
Das wider Gott ſich frevelnd aufgebäumt,
In dem das heiße Blut der Sünde gährt —
Es wird durchbohrt von deinem eignen Schwert.
Fallen? In Staub zerfallen? Könnt’ ich leibhaft
Dich packen, Tod! Doch ach, ſo iſt’s: den Löwen
Zu Boden ringen kann der Sohn der Steppe,
Doch dem Simum, dem körperloſen Schatten,
Der übers Land ſtreift wie des Todes Schatten,
Dem Weſenloſen — dem erliegt das Weſen.
O reichte meine wildgeballte Fauſt
Zu dir empor, Huld-lächelnder Tyrann!
Beraubt der ſtolzen Selbſtgerechtigkeit,
Steh ich vor dir betäubt, doch nicht geſtürzt.
Weg reiß ich erſt die Scheidemauer, die
Uns trennt, den Schleier und den Vorwand: David!
Und hab’ ich dich, dann hebe an das Ringen
Gott wider Menſch, wie einſt an Jaboks Furth.
Und ſelbſt mich krümmend unter deiner Sohle,
Zudonnern werde ich dir immer noch
Den Schlachtruf, den ich jetzt gen Himmel ſchleudre:
Sei du ein Gott! Du ſtehſt nur über mir,
Wie der Gewaltherr auf dem blutigen Thron
Herabſchaut auf den Freien, den er foltert.
Sei du ein Gott — ich neide dir es nicht:
Mein Geiſt iſt frei und mächtig, wie der deine —
Bleib du ein Gott, ich bleibe doch — ein Menſch!
20*
[4]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.4 Davids Pſalmen.
Appendix B.1.4.1 I.
[5]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.4.2 II.
Appendix B.1.4.3 III.
[6]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.5 Weisheit des Orients.
Original-Beitrag.
Appendix B.1.5.1 1.
[7]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.5.2 2.
[8]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.5.3 3.
Appendix B.1.5.4 4.
Appendix B.1.5.5 5.
[9]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.5.6 6.
Appendix B.1.5.7 7.
Appendix B.1.5.8 8.
Appendix B.1.5.9 9.
[10]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.5.10 10.
Appendix B.1.6 Unraſt.
Original-Beitrag.
[11]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.7 Dichtermiſſion.
[12]Carl Bleibtreu.
[13]Carl Bleibtreu.
[14]Carl Bleibtreu.
Appendix B.1.8 Schutzengel.
Originalbeitrag.
[15]Carl Bleibtreu.
[16]Carl Bleibtreu.
Appendix C
Druck von Julius Bahlke, Berlin, Stallſchreiberſtr. 4.
[][][]
keit. Ueber Friedrich Adler, Richard Kralik, Joſef Winter, findet der Leſer in dem „Deutſchen Dichterbuch aus
Oeſterreich“, herausgegeben von Emil Franzos, Notizen.
geſchloſſenen Werke.
des „Lyriſchen Tagebuchs“ die nachfolgenden Originalbeiträge, „aus Intereſſe für das
bedeutſame Unternehmen“ ein. W. A.
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-
CC-BY-4.0
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- Citation Suggestion for this Edition
- TextGrid Repository (2025). Anonymous. Moderne Dichter-Charaktere. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bhff.0