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Newe Zeitung /

VOn Brodt / das
zum Stein worden / Vnd ei-
nem Poltergeist / der sich zu Preßburgk in Vngern /
in dem Barfüsser Kloster den 24. vnd 25. Au-
gusti dieses nechst abgelauffenen Som-
mers hat hören vnd sehen
lassen.

Vnter dem
Dato deß 26. Augusti / Anno 1607. auß
Preßburgk von Benedictus Teich-
man
von Colbitz.

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Zu Magdeburgk: / Bey Levin Braunß /
Buchführern / Gegen der Lawenburgk.

WIewol Ich Freundlicher vielge-
liebter Herr Vetter / in Meinem verpit-
schirten Brieff / den Ich Herrn David
Berns
an Euch gegeben / gedacht / das ich
euch der VngernPropositiones vnd begehren an Ihr
Keys. May. zuschickte / waren sie doch bey Mir belie-
gen blieben / So habe Ich sie hiemit sub titulo B. be-
zeichnet / euch noch vbersenden wollen.

Inliegendt hat der Herr auch einen Stein /
welcher gar schwartz / vnd drey Meilen von Preßburgk
auß schönen Brodt / dessen ein gantzer Wagen voll
gewesen / also verwandelt worden.

Es haben sich auch ohne das allhie Sachen zu-
getragen / deren gleichen so newlich nicht gehöret
worden / die Ich hiemit euch auch wollen zu wissen
thun.

Den 24. Tag dieses Monats Augusti in der
Nacht vmb eilff Vhr / ist vngewöhnlicher weise in vn-
serm Barfüsser MünchsKloster / von einem Polter-
Geist / ein solch Tumult vnnd Wesen angefangen /
das die Münche für Furcht nicht gewust / wohin sie
bleiben / oder was sie anfangen solten. Vnd ob sie
[] Woll Ihr Pater noster, weihe waßer / Creütz vnd
ander Segen fleissig gebraucht / Hatt Ihnen doch
solches nichts geholffen / sondern seind von demsel-
bigen Geist / mit steinen verjagt vnd zerstrewet
worden. Deß folgenden morgendes hat man auff
dem tisch / da die Münchessen / diese Shrifft gefun-
den. Sinite me. Inwendig in der Thüer des Gemachs /
da sie essen: Væh vobis. Im Fenster: Væh mihi. Da die-
se Sachen fur den Ertzbischoff alhie auff den Mor-
gen Komen sein / ist er Zur vesper Zeit / Neben andern
Geistlichen / Prælaten Vnd pfaffen jns Kloster gan-
gen / sein Gebet verrichtet. vnd den Exorcismum
solchen Geist zu vertreiben gebraucht / alle Munch
gebenedeyt / vnd gefraget ob sie nicht wüsten / daß sich
Jehmandt jhm Kloster verborgen hette. Mir befehl
sie solten die Kunfftige Nacht / als den 25. Augusti.
alle mit ein ander wachen / vnd beten / vielleicht
würde solch Gespenst nachlassen.

Wiewol aber sie alle mit ein ander an jhren
eussersten fleiß nichts erwinden lassen / vnd die
gantze nacht mit ein ander gebetet / viel kertzen /
fackeln / vnd lampen angezündet ist doch solch ge-
spenst in bey sein aller munche wider kommen. Vnd
erstlich in gestalt einer Saw. Darnach in gestalt
eines Wolffes vnd Beeren. Endtlich in gestalt eines
schwartzen Ochsen erscheinen. Hatt jhr gebet nichts
[] geachtet ist zwischen jhnen eingetretten / vnd gleich-
sam jm ring gestanden.

Da nun ein behertzter Munch zu dem Geist
gangen vnd gefraget / was er begere / woher er kom-
me? Hatt derselbe etliche wort geredet / die man
nicht hatt vernehmen können / vnd ist damit ver-
schwunden.

Waß sich nun ferner begeben wird / gibt die
zeit. Diese geschicht hatt sich warhafftig als bege-
ben / denn es nicht allein in diese gantze stadt kundt
vnd offenbar / sondern die Munche ob sie gleich
vnser Religion nicht sein / sagens selbst. Ich bin auch
deßwegen jns Kloster gangen vnd habe mich der
sachen gnugsam erkundet / den da jch einen
Munch dauon gefraget / obs sichs jhn der Warheit
also verhielte / als die rede ginge / antwortet er:
Verè ec plusqam verè sic se habent res jllæ: Et ego ec
fratres omnes viderunt spiritum ipsum aliquoties.

Vber daß hat man auch solchen Geist / da die
munche das holtz liegen haben gesehen / Daß er ei-
nen grossen klotz verschlungen. Daher derselbige
Munch zu mir sagte. Siue jlle spiritus sit bonus siue
malus, malum aliquod nobis, ec damnum jngens prædi-
cere tentat. Quod fortaßis breuj experièris.

Waß weiter erfolgen wird / schreib ich hernach.
Zu besorgen ists / weil vnser Landtag von tag zu
[] tage auffgeschoben wirdt vnd der Friede mit dem
Turgken / so wol als den Vngern schwer hergehet / es
möchte solch Indicium etwas böses bedeuten Vnd
durffte alhie einekleine Parisische hochzeit gehalten
werden. Vornemlich weil die Papisten den vnserigen
spinne feindt sein. Gott wende alles zum besten
hiemit sey der Herr sampt seiner Haußfrawen vnd
Söhnlein / Gott dem HERRN getrewlich befohlen
Datum Presburgck jhn Vngern / den 26 Augusti.
Anno 1607.

Deß Herren Williger Vetter.

Benedictus Teichman
Von Colbitz.


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Zu Magdeburgk Gedruckt
Bey Jacob Heyder.


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CC-BY-4.0
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2025). Anonymous. Newe Zeitung. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bhdg.0